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Full text of "Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie"

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AUSFUHRLICHES  LEXIKON 


DER 


GRIECHISCHEN  UND  RÖMISCHEN 

MYTHOLOGIE 

IM  VEREIN    MIT 

TH.  B1RT,  L.  BLOCH,  0.  CRUSIUS,"  F.  CUMONT,  W.  DEECKE (f),  F.  DENEKEN, 
W.  DREXLER,  R,  ENGELMANN,  A.  FURTWÄNGLER  (f) ,  0.  GRUPPE,  0.  HÖFER, 
J.  ILBERG,  0.  IMMISCH,  A.  JEREMIAS,  G.  KNAACK(f),  MAX.  MAYER,  0.  MELTZER, 
ED.  MEYER,  R.  PETER,  A.  PREUNER(f),  A.  RAPP(f),  B.  SAUER,  J.  SCHMIDT, 
TH.  SCHREIBER,  K.  SEELIGER,  H.  STEUDING,  L.  v.  SYBEL,  E.  THRÄMER, 
K.  TÜMPEL,    P.  WEIZSÄCKER,    L.  WENIGER,    G.  WISSOWA,    E.  WÖRNER   U.  A. 

HERAUSGEGEBEN  VON 


W.  H.  RÖSCHER. 


DRITTER  BAND,  ZWEITE  ABTEILUNG. 
PASIKRATEIA  PYXIOS 

NEBST  SCHLTJSS  VON  PALLADION  UND  PHOINIX. 
MIT   335   ABBILDUNGEN   IM  TEXT. 


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LEIPZIG, 

DRUCK    UND   VERLAG  VON    B.  G.  TEUBNER. 
1902  —  1909 


loloOZt 


7: 


-9 


Pasikrateia(Ha<j/.oiear£za),  Name  einer  Göttin  Pasiphae    (nuaupdri),    Tochter    des    Helios 

auf  einer  im  Apollotempel  zu  Selinus  gefundenen  (Apollon.  Bhod.  3,  999;  Paus.  5,25,9;  Antonin. 

Inschrift.     Es  werden   erwähnt  Zeus,   Phobos,  Lib.  41;  Libanii  narr.  15.  16  bei  Westermann, 

Herakles,  Apollon,  Poseidon,  die  Tyndariden,  Mythogr.  379,  25.  34)    und    der    Perseis    oder 

Athena,  Malophoros  (s.  d.)  und  Pasikrateia.  Perse  (Apollod.  bibl.  1,  9,  1,  6;  3,  1,  2,  4;  Cicero 

Benndorf,  Die  Metopen  von  Selimvnt  27;  Col-  de  not.  deor.  3,  19,  48;   Hygin.  p.  31,  0  Bunte 

litz,   Samml.  d.  griech.  Didl.-Inschr.  3,  3046;  =  p.  12,  12  Schmidt;    Tzetzes    zu   Lykophron 

Kaibel,  Inscript.    Graec.   Siciliae   268.    Bitten-  17 4   —   s.   Art.   „Hekate"   Bd.  2   Sp.    1898/99, 

berejer,  Sylloge  22,  734  p.  612.    Michel,  Bccueil  „Helios"   Bd.  2   Sp.  2016,  Boscher,  Sehne  und 

d'inscr.  grecques  1240  p.  860.     Sauppe,  Nachr.  10  Verwandtes  S.  98),   Schwester  des  Aietes  und 

d.    Gatt.    Gesellsch,    1871,   609.      Holm,  Bhein.  der  Kirke,    nach  Diodor.   4,   60   Tochter   des 

Mus.   27,   368.      Usener,   Götter namen    224,    14  Helios  und   der  Krete;    Gemahlin    des   Minos, 

beziehen  Ua6iY.Qdx£te£   entschieden    mit   Recht  Königs  von  Kreta  (Apollod.  3,  1,  2,  4;  Hygin. 

auf  Koqw,  die   den  Beinamen  Aianoiva  führt;  fab.  40;  Diodor.  4,  77).     An  ihrer  Ste^'e  nennt 

auch   die  Verbindung  mit  Malophoros  (=  De-  Asklepiades  bei  Apollod.  3,  1,  2,  4   als   Gattin 

meter)  spricht  für  diese  Ansicht.    Dittenberger  des  Minos   die  Krete.     Kinder   des  Minos  und 

a.  a.  0.  vergleicht  Hom.  Hymn.  in  Cer.  366  f.,  der  Pasiphae   sind  {Apollod.  3,  1,  2,  4;   Diod. 

wo     es    von    Persephone    heilst:     Siaitößang  4,  60):  Androgeos,  Deukalion,  Glaukos,  Katreus, 

itdvxeov    imöau    Scott,  ts    xczl   Sq-xsl,  rt^iug   de  Akalle,  Ariadne,  Phaidra,  Xenodike.  Äkesandros 

ap'jOvGÜ'cc  psv'  a&uvätoiGi  ^syiaxag.    Vgl.  auch  20  txbqI  Kve>rjvr\g  frg.  3   (Schol.   Bind.  Byth.  4,  57 

Bind.  Nem.  1,  13 f.     [Höfer.]  =  Fragm.  hist.  Gr.  4  S.  285)  bezeichnet  Sterope, 

Pasios  (Tldatog),  ein  sonst  unbekannter,  auf  die  Gemahlin  des  Eurypylos,  als  Tochter  des 
der  Insel  Kos  verehrter  Heros;  sein  Kultus  Helios  und  Schwester  der  Pasiphae.  Vgl. 
scheint  mit  dem  der  Moiren  in  gewisser  Ver-  Studniczka,  Kyrene  S.  119. 
bindung  gestanden  zu  haben:  &vovxeo  Ss  reo  Der  Name  „die  allen  leuchtende"  weist 
Tlcioicp  Y.ai  xexlg  MoiQcttg  und  reo  TLexaiep  dg  darauf  hin,  dafs  Pasiphae  von  Hause  aus  eine 
ftvalctv  dQccniag  navxriv.ovxa ,  rexig  dh  Moigextg  Lichtgöttin  ist.  Flexa  tepccrig  ist  sonst  Beiname 
r£6GaQÜY.ovxa,  Boss,  mscr.  med.  3,  311,  p.  52  des  Helios  (Orph.  hymn.  8,  14,  vgl.  IJaLLepdrjg 
=  Baton-Hicks,  The  inscr.  of  Cos  36 d  p.  73,  Bind.  Nem.  10,  49  und  Wide,  Lakonische  Kulte 
der  vermutet,  dai's  Pasios  =  Zsvg  Tldatog,  30  S.  217),  der  Aphrodite  (Io.  Lydus  de  mens.  4 
Tldatog  aber  (vgl.  itäatg-  xxfjaig,  Hesych.)  ==  p.  117,  12  Wünsch:  ■xecltixca  7iolla%ov  %al  JTccai- 
Kxrjmog  (s.  d.  und  Panktesios)  sei.  Ditten-  <pdr\,  r\  Tt&aiv  iitaeptBiacc  xr\v  fjdovijv;  TIccaL- 
berger,  Sylloge  22,  734  p.  584  neigt  mehr  zu  der  epdsaacz  heilst  Aphrodite  in  der  Inschrift  aus 
Ansicht,  dafs  Pasios  lieros  quidam  res  fami-  dem  Lande  der  Ainianen,  Arist.  Mirab.  auscult. 
Maris  tutor''  gewesen  sei.  Eine  interessante  133  =  Breger,  Inscr.  graecae  metr.  95,  wohl 
Parallele  zu  dem  koischen  Pasios  bietet  sich  4.  Jahrh.),  der  Artemis  (Orph.  hymn.  36  (35),  3), 
auf  einer  Inschrift  aus  Golgoi  bez.  Idalion  im  ■jrexuepByy^g  heilst  der  Mond  Maneth.  dnox.  6,  330 
epichorischen  Alphabete,  die  nach  O.Hoff  mann,  (TtaLtepsyyrjg  Mi]vi]),  7cexLiepav6eov  Kaibel,  Epigr. 
Die  griech.  Dial.  1,  143  S.  76  (vgl.  161)  lautet:  gr.  1046  (=  C.  L  Gr.  6280)  v.  27,  %a6iyavr\g 
to  ti  o  —  .  .  .  to  i  pa  se  o  ni  =  reo  triebt  xeoi  40  Maximus  txzqI  -/.axaQ%.  146.  Vgl.  Boscher,  Selen e 
UccaicovL,  wozu  Hoffmann  a.  a.  O.  76  bemerkt:  S.  7  Anm.  22.  Ähnlich  EvQvepdnaaa  als  Mutter 
cIst  mit  dem  6  &£og  6  TLaaieov  vielleicht  der  der  Selene  Hom.  hymn.  31,  4  (Boscher,  Selene 
Zsbg  Kxijcjiog  gemeint?'  So  sind  die  Heraus-  S.  95),  Trfkiepexaaa  und  Tr\l£cpdr]  als  Mutter  der 
geber  der  koischen  Inschriften  und  Hoffmann  Europa  (s.  d.  und  Boscher,  Selene  S.  128).  In 
unabhängig  von  einander,  jeder  nur  von  der  Pasiphae  wird  eine  ursprüngliche  Mondgottheit 
ihm  vorliegenden  Inschrift  ausgehend,  auf  die-  zu  erkennen  sein,  wie  schon  Baus.  3,  26,  1  sagt: 
selbe  Deutung  zugekommen.  Ich  weifs  nicht,  Zslrivng  i%lyCkr\aig  .  .  .  iaxtv  r\  Tlexaiepdri.  Boscher, 
ob  es  angängig  ist,  die  kypriseke  Inschrift  zu  Selene  S.  99  möchte  TLaatepdri  mit  der  Helios- 
lesen xtb  ftnCoi  rebi  Haaieo  (wie  der  Oscbt  vor-  tochter  Kiqkw  gleichsetzen,  in  der  eine  Be- 
ausgehende Artikel  ohne  Jota,  vgl.  darüber  50  Zeichnung  des  Vollmondes  zu  erkennen  sei, 
Hoffmann  a.  a.  O.  185,  84  Anm.)  und  das  fol-  und  hält  S.  135  auch  Pasiphae  und  Europa 
gende  vi  als  Anfangssilbe  des  nächsten  Wortes  für  ursprünglich  gleichbedeutend.  Wenn  Pa- 
zu  betrachten.     [Höfer.]  siphae   auch   als  Kuh  gedacht  wurde,  so  ent- 

Roscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  53 


1667                       Pasiphae  Pasiphae                       1668 

spricht  auch  dies  den  von_  der  Mondgottheit  angegeben,  dafs  Minos  alle  Jahre  seinen  schön- 
geltenden Vorstellungen.  Über  den  Mond  als  sten  Stier  dem  Poseidon  opferte;  als  aber  ein- 
Stier  oder  Kuh  vgl.  Röscher  S.  30/31.  Evqv-  mal  ein  besonders  schöner  vorhanden  war, 
cpdtGGcc  heifst  ßoanig  Hom.  hymn.  31,  2  Wenn  nahm  er  an  seiner  Stelle  einen  geringeren  und 
sich  also  Pasiphae  (in  Kuhgestalt)  mit  dem  zog  sich  dadurch  den  Zorn  des  Gottes  zu.  — 
Stier  verbindet,  so  wird  dies  ein  altes  Bild  für  Per  Stier  ist  Zeus,  Epiphanius,  Ancyrot.  105 
die  Vereinigung  (avvoSog)  von  Sonne  und  Mond  p.  108  C.  Nonni  narr,  ad  Gregorii  invect.  1,  91 
sein.  Über  diese  cvvoSog  s.  Röscher  S.  76 ff.  p.  158  ( Westermann,  Mythogr.  S.  369,  1).  Schol. 
Den  zugehörigen  Sonnenstier  auf  Kreta  möchte  Clem.  Alexandr.  p.  114.  —  Nach  Mythogr. 
Wide,  Lakon.  Kulte  S.  18,  216,  250  in  Talos  10  Vatic.  1,  43  und  3,  11,  6  zürnt  Aphrodite  dem 
erkennen,  der  nach  Apollod.  1,  9,  26  als  Stier  Helios,  weil  er  ihre  Liebe  zu  Ares  verraten 
aufgefafst  werden  konnte  und  von  Hesychios  hat,  und  erregt,  um  sich  zu  rächen,  in  seinen 
s.  v.  mit  TjXiog  gleichgesetzt  wird.  Also  ge-  Töchtern  verderbliche  Liebesglut.  Ähnlich 
hörten  möglicherweise  Talos-Helios  und  Pasi-  Schol.  Eurip.  Hippol.  47  und  Libanii  narr.  15 
phae  als  Stier  und  Kuh  in  Kreta  ebenso  zu-  (Westermann  379,  25);  bei  Serv.  zu  Verg.  buc. 
sammen  wie  Helios  und  Pasiphae  in  Lakonien  6,  47  hat  Helios  Aphrodites  Liebe  zu  Anchises 
(s.  unten).  oder  Ares  verraten.    Bei  Hygin.  f.  40  hat  Pa- 

Die  kretische  Sage  hat  sich  nun  folgender-  siphae  selbst  die  Aphrodite  vernachlässigt  und 
mafsen  ausgebildet:  Pasiphae,  die  Gemahlin  wird  von  ihr  durch  die  Liebe  zu  dem  Stier 
des  Königs  Minos,  verliebt  sich  absonderlicher-  20  bestraft.  Vielleicht  war  bei  Euripides  eben- 
weise in  einen  Stier;  um  diesen  für  sich  zu  falls  Pasiphae  die  Schuldige;  so  nimmt  Körte 
gewinnen,  läfst  sie  von  dem  auf  Kreta  weilen-  an,  während  Kuhnert  es  für  wahrscheinlicher 
den  kunstreichen  Daidalos  (s.  d.)  eine  hölzerne  hält,  dafs  dem  Minos  die  Schuld  zugeschoben  war. 
Kuh  anfertigen,  die  einer  wirklichen  täuschend  Des  weiteren  erzählt  Diodor  4,  77:  Als 
ähnlich  sieht,  zumal  sie  auch  mit  einer  Kuh-  Daidalos  hernach  den  Zorn  des  Minos  fürchten 
haut  überzogen  wird.  In  diesem  Holzgestell  mul'ste,  war  ihm  Pasiphae  behilflich,  indem 
verbirgt  sie  sich  und  wird  von  dem  Stiere  be-  sie  ihm  ein  Schiff  zur  Abfahrt  verschaffte, 
gattet.  Sie  bringt  ein  stierköpfiges  Wesen  zur  Nach  anderer  Überlieferung  wurden,  während 
Welt,  A  terios  oder  Minotauros  (s.  d.)  genannt.  Pasiphae  den  Daidalos  verborgen  hielt,  alle 
Apollod.  3,  1,  4;  Diod.  4,  77;  Libanii  narr.  15  30  Fahrzeuge  durchsucht  und  beobachtet,  damit 
(Westermann 379,30);  Schol.  Eurip.  Hippol.  887 ;  er  die  Insel  nicht  verlassen  könne.  Da  ver- 
Hygin.  f.  40;  Mythogr.  Vatic.  1,  43.    Vgl.  auch  fertigte  Daidalos  Flügel. 

Philo  de  spec.  leg.  7;  Bio  Chrysost.  dephüosophia  Von  der  Zauberkunst  der  Pasiphae  be- 
(71)  p.  626  M. ;  Philostephanos  in  Schol.  11.  2,  richtet  Apollod.  3,  15,  1:  tcpctoiiäxsvosv  avxöv 
145;  Agatharchides  de  muri  Erythr.  frg.  7.  —  (den  Minos),  y.u.1  onöxs  ally  cvvr\vvü&ro ,  dg 
Vergil  buc.  6,  46 — 60  und  noch  mehr  Ovid  ars  tu  äo&Qcz  £q>iti  &r}Qicc,  y.ou  ovxcog  cntoAlvvro. 
am.  1,  289  —  326  malen  die  Liebesschmerzen  Durch  den  Zauber  der  Pasiphae  schüttete  Minos 
der  Pasiphae  und  ihre  Sehnsucht  nach  dem  anderen  Weibern,  wenn  er  mit  ihnen  Umgang 
Stiere  aus.  Nach  Ovid  finden  sie  sich  auf  dem  pflegte,  Tiere  in  den  Schofs,  wovon  sie  starben. 
Ida,  nach  Servius  zu  Verg.  ecl.  6,  57  ist  es  das  40  Prokris  aber  bezwang  den  Zauber,  indem  sie 
Diktegebirge ,  wo  es  zur  Vereinigung  kommt.  dem  Minos  die  Kirkäische  Wurzel  (n)v  Kigncciav 
Die  älteste  Quelle  der  Sage  ist,  soweit  wir  qi£ccv)  zu  trinken  gab,  und  wohnte  ihm  unge- 
sehen, die  Tragödie  des  Euripides  „KgfJTSg",  fährdet  bei  (Röscher,  Rh.  Mus.  N.  F.  53  p.  180  f. 
deren  geringe  lieste  bei  Nauck,  Frgm.  trag.  u.  ob.  Bd.  3  Sp.  460).  Antoninus  Liberalis  41  er- 
Gr.  S.  505 f.  zusammengestellt  sind.  Das  Stück  zählt  den  Hergang  anders:  Minos  konnte  keine 
ist  behandelt  und  sein  Verlauf  in  grofsen  Zügen  Kinder  zeugen,  denn  er  gab  Schlangen,  Skor- 
vermutungsweise  festgestellt,  gröfstenteils  mit  pionen  und  Asseln  (?)  von  sich,  sodafs  die 
Hilfe  der  unten  zu  erwähnenden  etruskischen  Weiber,  denen  er  sich  zugesellte,  starben 
Aschenkistenreliefs,  von  G.  Körte  in  den  Histo-  (ovQS6%bv  öysigxcä  oxoQTtlovg  v.al  Gy.oloTttvdQtxg); 
Tischen  u.  philol.  Aufsätzen  für  Ernst  Curtius  50  nur  Pasiphae  kam  davon,  die  als  Tochter  des 
1884  S.  195 ff.  In  etwas  abweichender  Weise  Helios  unsterblich  war.  Da  half  Prokris,  die 
äufsert  sich  darüber  E.  Kuhnert  in  seinem  vor  Kephalos  flüchtend  zu  Minos  gekommen 
Aufsatze  „Daidalos"  (Jahrb.  f.  klass.  Philol.  war.  Sie  bildete  die  Scham  eines  Weibes  aus 
15.  Supplbd.  1887),  S.  192  ff.  Euripides  wird  der  Blase  einer  Ziege,  Minos  gab  an  diese 
der  Pasiphaegeschichte  ihre  Gestalt  gegeben  das  Ungeziefer  ab  und  ging  dann  zu  Pasiphae, 
haben;  namentlich  die  Verknüpfung  mit  Dai-  von  der  er  nun  Kinder  bekam.  Hier  liegt  also 
dalos  und  das  Hilfsmittel  der  hölzernen  Kuh  eine  Auffassung  vor,  nach  welcher  der  Zauber 
wird  seine  Erfindung  sein  (Kuhnert  S.  190).  nicht  von  Pasiphae  herrührt,  sondern  sie  selbst 

Der  Stier  ist  von  Poseidon  gesandt,  den  belästigt. 
Minos  um  ein  Zeichen  bat,  dafs  die  Götter  60  Antike  Versuche,  das  Wunderbare  aus  der 
ihn  zum  Herrscher  von  Kreta  wünschten.  Dafür  Pasiphaesage  wegzudeuten,  liegen  mehrere  vor. 
gelobte  er  dem  Poseidon  dieses  Tier  als  Opfer.  Nach  Palaephatus  de  incredib.  2  hatte  Minos 
Weil  er  das  Versprechen  nicht  hielt,  wurde  ein  Leiden  an  seinen  Geschlechtsteilen,  welches 
zur  Strafe  für  ihn  Pasiphae  von  ihrer  unnatür-  von  Prokris  geheilt  wurde.  Während  die  Hei- 
lichen Neigung  befallen.  Apollod.  3,  1,  3.  4;  lung  noch  im  Gange  war,  wurde  Pasiphae  von 
vgl.  2,  5,  7  und  Diod.  4,  13.  Bei  Myth.  Vat.  Liebe  zu  einem  schönen  Jüngling  im  Gefolge 
1,  47  kommt  der  Stier  von  Zeus,  und  diesem  des  Minos,  namens  Tauros,  ergriffen,  gab  sich 
soll   das  Opfer  gelten.     Bei  Diod.  4,  77  wird  ihm    hin    und    gebar    einen    Sohn.      S.    unter 


1669                       Pasiphae  Pasiphae"                       1670 

„Minotauros".  Heraclitus  de  incredib. 6.  (Wester-  Oleom.  7  gleichfalls  ein  Orakel  der  Pasiphae 
■mann,  Mythogr.  graeci  S.  314):  Pasiphae  soll  (avvißri  twi»  icpogcov  tva  xo//t«ft8i>ov  iv  TLaßi- 
den  Tauros,  nicht  einen  Stier,  sondern  einen  (päccg  övag  Iöhv  Q-av\i,aaxov).  Nach  Pausanias 
jungen  Kreter  geliebt  haben.  Uni  mit  ihm  3,  26,  1  befand  sich  auf  dem  Wege  von  Tha- 
zusammenzukommen,  bediente  sie  sich  der  Ver-  lamai  nach  Oitylos  ein  Heiligtum  und  Traum- 
mittelung des  Daidalos.  Ihren  Sohn  von  Tauros  orakel  der  Ino.  Im  Tempelhofe  standen  Bild- 
nannten die  Leute  zwar  Minos,  fanden  ihn  aber  säulen  der  Pasiphae  und  des  Helios.  2Jth]vr]g 
dem  Tauros  ähnlich;  dadurch  entstand  der  dh  iiiiy.h]Gig  xcci  ov  Gala^dxcag  iTtL%mQtog  Sai- 
Doppelname  Minotauros.  Ein  Anonymus  de  [icov  icxlv  i]  JIa6icpdr\,  setzt  Pausanias  hinzu. 
incredib.  7  (Westermann  S.  322)  erzählt  nur,  io  Cicero  de  divin.  1,  43,  96  berichtet  ebenfalls, 
dafs  Pasiphae  einen  einheimischen  Jüngling  dafs  die  Männer,  welche  an  der  Spitze  des 
liebte  und  sich  der  Hilfe  des  Daidalos  bediente,  spartanischen  Staates  standen ,  im  Heiligtum 
zu  dem  sie  auch  sonst  zu  gehen  pflegte,  um  der  Pasiphae  ein  Traumorakel  einzuholen 
seine  Kunst  zu  sehen;  jetzt  besuchte  sie  ihn,  pflegten,  und  gebraucht  dabei  den  Ausdruck 
während  er  gerade  eine  Kuh  von  grofser  Natur-  in  Pasiphaae  fano,  quod  est  in  agro  propter 
Wahrheit  bildete,  und  traf  bei  ihm  häufig  mit  urbem.  Gemeint  ist  wohl  in  allen  diesen  Stellen 
ihrem  Geliebten  zusammen,  bis  es  an  den  Tag  ein  und  dasselbe  Heiligtum  auf  dem  Wege  von 
kam.  Auch  die  Atthidographen ,  aus  denen  Thalamai  nach  Oitylos.  Bei  Cicero  wird  es 
Plutarch  im  Theseus  schöpft,  kannten  schon  sich  nur  um  eine  ungenaue  Angabe  handeln, 
einen  Kreter  Tauros  (c.  16).  Nach  Philochoros  20  Erwähnt  wird  ein  oraculum  Pasiphaae  in  La- 
leugnen  die  Kreter,  dafs  in  dem  Labyrinth  conica  bei  Tertullianus  de  anim.  46,  und  das- 
der  Minotauros  gehaust  und  Menschen  gefressen  selbe  ist  wohl  bei  Apollon.  Dysc.  Hist.  mirab.  49 
habe;  die  von  den  Athenern  gesandten  Jung-  gemeint,  wo  statt  TIo>6ixpLXr\g  (s.  d.)  jeden- 
linge  und  Jungfrauen  seien  immer  den  Siegern  falls  mit  Meursius  und  anderen  II(x6icpär}g 
in  den  zu  Ehren  des  Androgeos  veranstalteten  zu  lesen  ist.  Über  dieses  Orakel  handeln 
Wettkämpfen  zu  eigen  gegeben  worden,  und  Sam  Wide,  Lakonische  Kulte  S.  246  ff.  und 
in  den  früheren  Spielen,  vor  Theseus'  Ankunft,  Poscher,  Selene  S.  6  f.  Nachtr.  dazu  S.  3.  Wide 
habe  Tauros,  ein  Feldherr  des  Minos,  gesiegt  S.  247  neigt  zu  der  Annahme,  dafs  sich  in  der 
und  also  die  Sklaven  bekommen,  die  er  frei-  Nähe  von  Sparta  ein  zweites  Orakel  der  Pasi- 
lich  nicht  gut  behandelt  habe.  Weiter  erzählt  30  phae,  eine  Tochteranstalt  des  anderen,  befand, 
Philochoros  (c.  19),  dafs  Tauros  bei  Minos  nicht  folgert  damit  aber  wohl  aus  der  Cicerostelle 
beliebt  war,  zumal  er  im  Verdacht  stand  mit  zuviel.  Was  die  Erwähnung  der  Ino  anlangt, 
Pasiphae  zu  verkehren.  Daher  gestattete  Minos  so  wäre  denkbar,  dafs  das  Orakel  von  Hause 
dem  Theseus  gern  mit  ihm  zu  kämpfen,  wobei  aus  der  Pasiphae  geheiligt  war  und  später 
Theseus  siegte.  Bei  Malalas  O  106  (und  Ino  an  ihre  Stelle  getreten  ist.  Vgl.  Welcher, 
Georgios  Kedrenos  1,  122  P,  S.  214/15  Bekker)  Kl.  Sehr.  3,  92  A.  11;  Pohde,  Psyche  S.  188 
ist  Tauros  der  voxÜQiog  der  Pasiphae,  mit  Anm.  5.  2.  Aufl.  Die  Pasiphae  in  Lakonien 
dem  sie  Ehebruch  trieb,  wobei  Daidalos  und  von  der  in  Kreta  zu  trennen  haben  wir  keinen 
Ikaros  halfen.  Von  Tauros  gebar  sie  den  so-  Grund.  Im  Altertum  aber  mochte  manchem 
genannten  Minotauros.  Minos  schlofs  die  Pa-  40  bei  der  Verbreitung  der  kretischen  Sage  die 
siphae  mit  zwei  Dienerinnen  in  ihrem  Schlaf-  daneben  vorhandene  lakonische  Pasiphae  rätsel- 
gemach ein,  liefs  ihr  Nahrung  geben,  zeigte  haft  erscheinen.  Um  sie  zu  erklären,  kam  man 
sich  ihr  aber  nicht  mehr.  Vor  Schmerz  über  auf  den  Einfall,  sie  mit  der  trojanischen  Seherin 
den  Verlust  ihrer  königlichen  Würde  wurde  Kassandra  gleichzusetzen  (Plnt.  Agis  9:  xivlg 
sie  krank  und  starb.  Dem  Ikaros  gelang  es,  ds  KocöävdQav  xi]v  IlQiä\iov  x&Xsvxrjoaoccv  iv- 
aus  dem  Gefängnis  zu  entfliehen,  aber  auf  der  xav&a  xal  did  xb  Tt&oi  (pcciveiv  xcc  [iccvxaia  TLaat- 
Fahrt  übers  Meer  ertrank  er.  Daidalos  wurde  yanv  rtQooctyoQsv&tißuv).  Immerwahr,  Die 
hingerichtet.  Auch  der  Myth.  Vatic.  2,  126  Lakonika  des  Pausanias  S.  128  vermutet,  dafs 
(=  3,  11,  7)  nennt  einen  Taurus  notarins,  aber  z.  B.  Sosibios  dieser  Meinung  war.  Oder,  wie 
Minois  regis.  Pasiphae  gebar  Zwillinge,  einen  50  Plutarch  an  derselben  Stelle  angiebt,  sie  wurde 
von  Minos,  einen  von  Tauros,  daher  sagte  man,  für  dieselbe  Person  wie  Daphne  angesehen  (so 
sie  habe  den  Minotauros  zur  Welt  gebracht.  Phylarchos).  Eine  dritte  Auffassung  machte 
Nach  Myth.  Vatic.  3,  11,  6  verwirrt  Aphrodite  sie  zu  einer  Tochter  des  Atlas  und  zur  Mutter 
die  fünf  Sinne  des  Menschen,  das  sind  die  des  Ammon  von  Zeus  (Plut.  ebenda).  Diese 
fünf  (!)  Heliostöchter  (Pasiphae,  Medea,  Phaedra,  Anschauung  könnte  in  Kyrene  entstanden  sein, 
Circe  und  Dirce),  welche  sie  mit  unheilbarer  wo  Ammon  Hauptgott  war.  Vgl.  Wide  S.  249 
Leidenschaft  erfüllt.  Pasiphae  ist  der  Gesichts-  und  Studniczka,  Kyrene.  Ein  Fragment  des 
sinn  (Pasiphae,  id  est  Omnibus  apparens,  ut  Akesandros  tisq\  KvQr\vi]g,  in  welchem  Pasi- 
visus).  Von  dem  Ende  der  Pasiphae  verlautet  phae  erwähnt  wird,  s.  ob.  Sp.  1666,  19  ff. 
aufser  bei  Malalas  a.  a.  0.  nichts.    Bei  Euri-  60 

pides  wird  sie  sich  wohl  selbst  den  Tod  ge-  ..  Kunstdarstellungen, 
geben  haben.  Antoninus  Liberalis  41  (s.  0.)  Über  Darstellungen  der  Pasiphaesage  han- 
nennt sie  unsterblich.  dein  0.  Jahn,  Archäol.  Beiträge  S.  237—247; 
Aufser  auf  Kreta  hören  wir  von  Pasiphae  G.  Körte  in  den  Historischen  u.  philol.  Auf- 
in  Lakonien.  Plutarch  Agis  9  erwähnt  ein  sätzen  f.  E.  Curtius  1884  S.  195ff.  und  Bilievi 
Orakel  in  einem  Heiligtum  der  Pasiphae  zu  delle  urne  etrusche  2,  1  S.  79 — 85;  Robert,  Der 
Thalamai  (hgbv  äh  Tlacixpäag  y.ccl  ^avxslov  Pasiphae  -  Sarkophag  (14.  Hall.  Winckelmanns- 
i]v    iv    @ald\Lv.ig  xi^tm^svov).     Derselbe   nennt  programm   1890)   und  Antike  Sarkophagreliefs 

53* 


1671                     Pasiphae  Pasiphae                     1672 

3,  1  S.  47ff.;  Pollak,  Revue  archeol.  3.  ser.,  t.  33  (1890)  S.  261.     Daidalos  sitzt  in  seiner  Werk- 

(1898)  S.  12 — 14.  statt   auf  einem  Gerüst,   in  der  R.  auf  einem 

Eine  Statue  der  Pasiphae  von  Bryaxis  er-  Brett  eine  kleine  Kuh  haltend.    Pasiphae  tritt 

wähnt    Tatianus    itqbg  "ElXrivag    54    (bei   Ed.  in  nachdenklicher  Haltung  vor  ihn.     Er  zeigt 

Schwarte  S.  35,  14 — 16);   bei  der  völligen  Un-  ihr  also  wohl  ein  Modell  der  von  ihr  gewünsch- 

zuverlässigkeit  Tatians  in  diesen  Dingen  (vgl.  ten  Arbeit. 

Kalkmann,  Rhein.  Mus.  42  S.  489  ff.)  ist  aber  7)  Relief  im  Palazzo  Spada,  Heibig,  Führer 
nichts  darauf  zu  geben.  Philostratus  1,  16  be-  990  (2.  Aufl.),  ahgeb.  bei  Schreiber,  Hellenist. 
schreibt  ein  Gemälde,  welches  die  Anfertigung  Relief  bilder  Taf.  8  und  auch  ob.  Art.  „Daidalos" 
der  hölzernen  Kuh  darstellte.  Eroten  helfen  10  Bd.  1  Sp.  935.  Daidalos  sitzt  vor  seinem  fertigen 
dem  Daidalos.  Pasiphae  sieht  draufsen  nach  Werke.  Hinter  der  Kuh  steht  Pasiphae  in 
dem  Stier,  vermag  aber  seine  Blicke  nicht  auf  schweren  Gedanken.  Eine  Hand  legt  sie  der 
sich  zu  ziehen.  Ihn  fesselt  eine  Kuh  der  Herde.  Kuh  auf  den  Rücken,  ähnlich  wie  in  nr.  1). 
Bei  Vergil  Aen.  6,  24  ff.  wird  die  angeblich  8)  Relief  einer  etruskischen  Aschenkiste  in 
von  Daidalos  an  einer  Tempelthür  angebrachte  Volterra,  Körte,  Rilievi  2,  1  Taf.  28,  1.  An- 
Darstellung geschildert,  von  der  die  Liebe  der  fertigung  der  Kuh.  In  der  Mitte  Daidalos,  der 
Pasiphae  zu  dem  Stier  und  der  Minotauros  als  mit  Pasiphae  spricht;  sie  ist  gekommen,  um 
Frucht  dieser  Liebe  einen  Teil  bildete  (amor  sich  von  dem  Fortschritt  der  Arbeit  zu  über- 
tauri  siippostaque  furto  Pasiphae,  mixtumque  zeugen.  Vier  Arbeiter  sind  in  Thätigkeit. 
genus  prolesque  biformis  Minotaurus).                  20  Taf.  28,  2    (Leyden)    zeigt   Daidalos    mit   vier 

Auf  uns  gekommen   sind  folgende   Stücke  Arbeitern  ohne  Pasiphae. 

(mit  Ausnahme  von  12):  9)  Sarkophag  im  Louvre,  Salle  des  Saisons 

1)  Ein  Wandgemälde  aus  der  Villa  bei  Tor  (2239),  abgeb.  b.  Robert,  D.  Pasiphaesarkophag 
Marancio,  jetzt  in  der  vatikanischen  Bibliothek:  und  Antike  SarJcophagrel.  3,  1  Fig.  35.  Die 
Heibig,  Führer  (2.  Aufl.)  1001,  abgeb.  b.  Raoul-  Vorderseite  enthält  drei  Scenen:  a)  In  ihrem 
Rochette,  Peintures  ant.  ined.  pl.  2:  Pasiphae  Gemache  sitzt  die  liebeskranke  Pasiphae;  die 
steht  neben  der  Kuh,  auf  die  sich  ihr  rechter  auf  dem  Schofs  ruhenden  Hände  sind  ver- 
Arm  lehnt.  schränkt  (ein   Zeichen  gewaltsam  bekämpfter 

2)  Wandgemälde  in  Pompeji,  Heibig  1205.  Aufregung).  An  ihre  Knie  schmiegt  sich  ein 
In  einem  Felsenthale  steht  ein  weifser  Stier  30  Eros.  Vor  ihr  steht  Daidalos,  mit  dem  sie 
und  sieht  sich  nach  Pasiphae  um,  welche  auf  sich  berät,  b)  Die  hölzerne  Kuh  ist  fast  fertig; 
einem  Steine  sitzt  und  mit  der  Rechten  auf  drei  Arbeiter  sind  mit  ihr  beschäftigt.  Wie 
den  Stier  deutet.  Daidalos  steht  neben  ihr.  üblich,  steht  sie  auf  einem  Brett  mit  Rollen. 
Er  wird  also  von  ihr  auf  den  Stier  aufmerk-  c)  Meister  Daidalos  steht  neben  seinem  fertigen 
sam  gemacht.  Sonst  ist  noch  eine  Dienerin  Werke,  unter  dem  bereits  die  Treppe  an- 
anwesend und  ein  Satyr  schaut  zu.  Bull.  nap.  gebracht  ist,  um  der  Pasiphae  das  Einsteigen 
(a.  s.)  4  S.  92;  Rochette,  Clioix  de  peint.  de  P.  zu  erleichtern.  Auf  dem  Rücken  der  Kuh  ist 
S.  315.  eine     Öffnung    mit    Klappdeckel     angegeben. 

3)  Pompejanisches  Wandgemälde,  Heibig  Daidalos  hob  wohl  den  Deckel  (jetzt  nicht  mehr 
1206.  Auf  einem  Lehnsessel  sitzt  Pasiphae,  40  erkennbar),  unter  welchem  ein  kleiner  Eros 
den  Blick  auf  Daidalos  gerichtet,  der  mit  dem  aus  dem  Innern  der  Kuh  herausstieg,  wie  es 
Hammer  in  der  Hand  vor  ihr  steht.  Im  Hinter-  scheint ,  mit  einer  einladenden  Geberde  zu 
gründe  ein  Tempel  und  die  hölzerne  Kuh  auf  Pasiphae  hin.  Diese  schreitet,  noch  etwas 
einem  mit  Rollen  versehenen  Brette;  an  ihrem  zögernd,  heran,  von  einem  zweiten  Eros  am 
Bug    ist  eine  Thür    geöffnet.     Abgeb.    Museo  Gewände  gezogen. 

Borb.    14,  1 ;   Zahn,  Die  schönsten    Ornamente  10)  Aschengefäfs  aus  Marmor,  in  der  Gegend 

2,  60,  1;    Rochette,   Choix  de  peint.   13.     Das  von  Tivoli  gefunden,  jetzt  in  Rom  im  Museo 

Gemälde  Heibig  1207  (zerstört)  war  gleich  1206.  nazionale  in  den  Diokletiansthermen,  veröffent- 

4)  Nur  zum  Teil  erhalten  ist  das  Gemälde  licht  von  Pollak,  Rev.  arch.  33  (1898)  S.  13 f. 
Heibig  1208,  desselben  Inhaltes  wie  1206.  50  mit  Taf.  10.  Unter  der  dem  C.  Volcacius 
Abgeb.  Mus.  Borb.  7,  55.  Artemidorus  geltenden  Inschrift  sieht  man  in 

5)  Wandgemälde  im  Hause  der  Vettier  in  plumper  Arbeit  wohl  des  2.  Jahrh.  Daidalos 
Pompeji,  abgeb.  und  beschrieben  von  Mau,  vor  der  für  Pasiphae  gefertigten  Kuh  sitzen, 
Mut.  d.  arch.  Inst.,  röm.  Abt.  11  (1896)  S.  49 — 51.  welche  an  der  Seite  geöffnet  ist.  Pasiphae 
Die  hölzerne  Kuh,  auf  einem  mit  Rädern  ver-  steht  dabei,  den  Blick  auf  Daidalos  gerichtet, 
sehenen  Brette  ruhend,  ist  fertig.  Daidalos  Beide  haben  Porträtzüge,  jedenfalls  Daidalos. 
steht  in  seiner  Werkstatt  vor  Pasiphae,  die  Rechts  wird  der  Kopf  -eines  Stieres  sichtbar, 
linke  Hand  redend  erhoben;  mit  der  rechten  zwischen  ihm  und  Pasiphae  ein  Amor,  der  an- 
lüftet er  den  Deckel,  der  im  Rücken  der  Kuh  scheinend  mit  der  einen  Hand  den  Stier,  mit 
angebracht  ist.  Pasiphae,  hinter  der  zwei  60  der  anderen  die  Pasiphae  um  den  Hals  fafst 
Dienerinnen  stehen,  sitzt  auf  einem  Lehnsessel,  und  sie  also  einander  zuzuführen  bemüht  ist: 
die  Kuh  betrachtend.  Zwei  goldene  Arm-  die  kühnste  vorhandene  Darstellung  der  Sache, 
spangen  in  ihrer  leicht  erhobenen  linken  Hand  Der  Zweck  des  Bildes  ist  jedenfalls  der,  auf 
will  sie  vielleicht  dem  Künstler  zum  Lohne  die  Tüchtigkeit  des  Volcacius  im  Holzschnitzen 
überreichen.     Anwesend  ist  noch   ein  Gehilfe  hinzuweisen. 

des  Daidalos,  bei  der  Arbeit  sitzend.  11)    Schale    im    Cabinet    des   medailles   zu 

6)  Pompejanisches  Wandgemälde,  von  Mau  Paris,  abgeb.   Gazette  archeol.  5  pl.  3 — 5.    Das 
veröffentlicht,  Mut.  d.  arch.  Inst.,  röm.  Abt.  5  Innenbild   ist   eine    sitzende    Frau   mit   einem 


^ 


1G73                      Pasiphaes  Pasparios                      1674 

stierköpfigen  Kinde  auf  dem  Schofse.    Gemeint  Pasiphaiies  (TI<xoicpc:v7Jg),  Beiname  der  'Aqstcc 

ist  wohl  Pasiphae  mit  dem  Minotauros.     Vgl.  (s.  d.),  Bakchylides  12,  176  Blafs.     [Höfer.] 

Heydemann,  7.  Hall.  Winckelmannsprogr.  S.  18;  Pasiphile  (naaicpilrj).    Bei  Apollonios,  Hist. 

Körte,  Aufs.  f.   E.  Ourtius  S.  207;    Hartwig,  mir. 49  (Paradoxogräphi ed.  Westermann p.  115) 

Archäol,  Jahrb.  7  (1892)  S.  163.  wird  an  einer  auch  sonst  nicht  unversehrt  über- 

12)  Ein  Marmorrelief,  welches  Thiersch  im  lieferten  Stelle  ein  \iavrtlov  rijs  nccaicpilvg  er_ 
Palazzo  Grimani  zu  Venedig  sah  (Reisen  in  wähnt.  Meursms,  dem  Wide,  Lok.  Kulte  246,  1 
Italien  1  S.  257),  stellte  die  Geburt  des  Mino-  zu  folgen  geneigt  ist,  liest  Uaaixf,är\g  statt  Hußi- 
tauros  dar,  das  Kind  vor  der  sitzenden  Pasi-  qpi'I?js  (s.  ob.  Sp.  1670,  23),  und  allerdings  hatte 
phae  am  Boden  liegend,  daneben  die  Amme  10  Pasiphae  ein  Traumorakel,  Plut,  Ag.  9.  Oleom.  7. 
und  noch  zwei  Frauen,  welche  ihren  Schrecken  Cic.  de  div.  1,  43,  96;  aber  warum  soll  man  die 
äufsern.  Das  Relief  scheint  verschollen.  Vgl.  überlieferte  Lesart,  die  einen  vortrefflichen 
Jahn,  Arch.  Beitr.  S.  239f.,  Körte  a.  a.  0.  S.  207.  Sinn  giebt,  fallen  lassen?    Ilaoicpilri  „die  allen 

13)  Etruskisches  Relief  in  Volterra,  Körte,  freundlich  Gesinnte"  ist  eine  der  vielen  euphe- 
Ril.  2,  1  T.  28,  3.  Baoul-Bochctte,  Mon.  ine'd.  mistischen  Bezeichnungen  für  eine  chthonische 
67a,  1  (abgeb.  unter  „Minos"  Sp.  3005).  Links  Gottheit  (über  die  Orakel  der  %&6vtoi  s.  Bohde, 
Pasiphae  zu  einem  Altar  geflüchtet  uniklam-  Psyche  l2,  118  ff.  2,  58);  am  nächsten  kommt 
mert  das  Götterbild.  Am  rechten  Ende  des  der  Pasiphile  die  'Erricpila  und  die  ftzcci  Ezi\- 
Reliefs  Minos  mit  der  R.  wie  zum  Hiebe  aus-  (pilca  (s.  d.  Art.  Karissai);  identisch  mit  der 
holend  in  Abscheu  und  Wut.  Ihm  zunächst  20  'Evrjcplla  ist  die  von  Hesych,  erwähnte  'Erat  .  . 
eine  Frau  mit  dem  neugeborenen  Minotauros.  cplln"  UnQOscpövn.  Auch  der  Hetaerenspitzname 
Zwischen  dieser  und  Pasiphae  steht  Daidalos,  Ilecaupiln  (Ar ■civil 'ochos  bei  Athen.  13,  594  c  d 
die  R.  in  verlegener  Geberde  zum  Munde  er-  =  frg.  19  p.  388  Bergk4;  vgl.  Eust.  ad  Hom. 
hoben.  Od.  1713,  46)   gewinnt  eine  noch  beziehungs- 

14)  Etruskisches  Relief  Körte  29,4  (Volterra).  reichere  Bedeutung,  wenn  Tlaaixpilri  ursprüng- 
Vor  Minos  hat  sich  Ariadne  für  Pasiphae  lieh  Name  einer  Göttin  ist.  [Höfer.] 
bittend  zu  Füfsen  geworfen.  Daneben  steht  Pasithea  (Jl<xaift£cc).  1)  Tochter  des  Nereus 
wieder  die  Sklavin  mit  dem  Minotauros,  dann  und  der  Doris,  Hes.  Tiieog.  247;  Schoemann, 
Pasiphae;  am  linken  Ende  des  Reliefs  sitzt  Op.  Ac.  2  p.  166  (Conspicua,  Schol.  Hes.  a.  a.  0.); 
Daidalos  mit  auf  den  Rücken  gebundenen  30  Braun,  Gr.  Götterl.  §  78  (Allgöttin).  Lehrs, 
Händen.  Hinter  ihm  erscheint  die  von  ihm  Popul.  Aufsätze  S.  120.  Tlccaij&sci^)  mit  Galene, 
gezimmerte  Kuh.  Rechts  von  Minos  ein  Leib-  Kynio,  Glauke,  Triton,  Kymathea,  Thetis  und 
Wächter  und  eine  Furie.  Peleus   auf  einer  Kylix  aus  Kameiros,   Smith, 

15)  Etruskisches  Relief  Körte  29, 5  (Volterra).  Greek  ras.  Brit.  Mus.  3  nr.  73  p.  98.  —  2)  Eine 
Ebenfalls  Minos,  hier  mit  gezücktem  Schwert,  der  jüngeren  Chariten  (s.  d.),  welche  Hera  dem 
vor  ihm  kniet  Ariadne;  ferner  die  Frau  mit  Hypnos  zur  Ehe  versprach,  damit  er  den  Zeus 
dem  Minotauros,  dann  Pasiphae,  zu  welcher  einschläfere,  _Z7.  14,  269;  Paus.  9,  35,  1.  Daher 
dieser  gleichsam  schutzsuchend  sich  hinüber-  heifst  sie  bei  Quint.  Sm.  5,  403  Tochter  der 
lehnt.  Rechts  sitzt,  von  zwei  Kriegern  bewacht,  Hera ,  Gemahlin  des  Hypnos ,  bei  Nonnos 
gebunden  Daidalos,  neben  ihm  steht  Ikaros.  40  Tochter  des  Dionysos  und  der  Hera,  Gemahlin 
Am  rechten  Ende  steht  die  Kuh.  Dieselbe  des  Hypnos,  Nonn.  Dion,  15,91;  31,  121  ff. ; 
Darstellung  ist  auf  einem  anderen  Relief,  gleich-  31,186;  33,40;  47,278.  Die  Bakchen  nannten 
falls  in  Volterra,  abgekürzt  und  unvollständig  sie  Chalkomede,  Nonn.  D.  34,  45.  Dionysos 
erhalten,  Orerbeck,  Gatt.  her.  Bildtc.  Taf.  5,  1.  nennt  Nonn.  Dion.  47,  280   die  Ariadne  Pasi- 

16)  Etruskisches  Relief  Körte  30,  6  (Perugia).  thea,  IJreller,  Gr.  Myth.  1,396.  Vgl.  auch 
Minos  mit  erhobenem  Schwert.  Eine  Frau  Fränkel,  Inschr.  v.  Pergamon  111  S.  64.  — 
flüchtet  vor  ihm  zu  Pasiphae,  der  sie  den  3)  Eine  Najade,  Gemahlin  des  attischen  Erich- 
Minotauros  übergiebt.     Ariadne  wie  oben.  thonios,    welchem     sie     den    Pandion    gebar, 

17)  Etruskisches  Relief  I-iörte  30,  7  (Mann-  Apollod.  3,  14,  6;  Heyne,  welchem  Bekker  folgt, 
heim).     Minos  sitzt,  von  seinen  Getreuen  um-  50  schlägt  hier  Praxithea  vor.     [Stoll.] 

geben,  Daidalos   thut  einen  Ful'sfall  vor  ihm.  Pasitheos  (IlaoLd-tog),  ein  Troer,  von  Neopto- 

Pasiphae  ist  hier  nicht  anwesend.  lemos  getötet,   Quint.  Sm.  10,  86.     [Stoll.] 

18)  Sarkophagrelief  in  Messina,  Bobert,  Ant.  Pasithoe  (TIa6i%6ri),  Tochter  des  Okeanos 
Sarkophagreliefs  3,  1  Taf.  10.  11  nr.  37.  Die  und  der  Tethys,  Hes.  Theog.  352;  Hyg.Praef. 
Vorderseite  zeigt  die  Geschichte  von  Daidalos  p.  28  Bunte;  Schoemann,  Op.  Ac.  2  p.  149.  166 
und  Ikaros.     In  der  linken  Eckscene  ist  Dia-  (Omnivaga);  Braun,  Gr.  Götterl.  §  152. 

dalos  damit  beschäftigt,  einen  Flügel  zu  arbeiten.  [Stoll.] 

Eine  hinter  ihm  stehende  Frau  mit  einem  Dia-  Pasparios  (TIu6itäQiog),  Beiname  des  ApoÜon 

dem  im  Haar  berührt  mit  der  R.  seinen  Arm.  naga  üagiotg  xal  üsgya^rivoig,  Hesych.    Gegen 

Es  ist  wohl  Pasiphae,  welche   die  Flucht  des  60  Welckers  Götterl,  1,  484  und  Wentzeh  'Enmlriasig 

Künstlers  begünstigt.     [Türk.]  7,  47   Annahme,    dafs   Tlccgioig    auf  Paros   (so 

Pasiphaes    (Tlaßicpccrig).      1)    Beiname    des  auch  Usener,  Götternamen  66)  zu  beziehen  sei, 

Apollon,  Orph.  hymn.  8,  14.  —  2)  der  Artemis,  hat  mehr  Wahrscheinlichkeit  die  Ansicht    von 

ebend.  36,  3.   —   3)   der  Selene,    Maxim.  Kat.  O.  Müller,  Borier  l3,  220,    der  Wemicke  bei 

146;   Usener,  Götternamen  57.     [Höfer.]  Pauly-Wissoica  s.  v.  Apollon  S.  63  beitritt,  dafs 

Pasiphaessa    (TIaai.cpcc86aa),     Beiname     der  IJagioig  auf  Parion,   wo   auch   sonst  Apollon- 

Aphrodite  ( J.n'sfo*.),  Mirab.  133;  Usener,  Götter-  kultus  nachzuweisen  ist,  zu  beziehen  sei.    Den 

namen  58.    Vgl.  Pasiphae  ob.  Sp.  1666.   [Höfer.]  Namen  P.    selbst  leitet  Wemicke  a.  a.  O.   von 


1675                     Passalos  Pataikoi                      1676 

Ttu6Tia.Qr\  (=  7taanci.lv  'feinstes  Mehl')  ab,  und  unförmlichem  Kopf,  mit  Gesichtszügen,  die  bis 

sieht  in  dem  A.  P.    den   Schützer  des  Kornes  auf  die   ausgestreckte  Zunge  nicht  selten  den 

und  seiner  Produkte,   dem   der  Apollo   Smin-  Charakter    eines   Gorgoneions    haben,    oft    die 

theus,    der  Verderber    der    schädlichen    Feld-  langen    Kopf-    und    Barthaare    in    künstliche 

mause,  zu  vergleichen  sei.    Nach  Usener,  Mhein.  Locken  gelegt,  mitunter  auch  mit  einem  Kopf- 

Mus.  49,  461  ff . ;  Götternamen  a.  a.  0.  bedeutet  schmuck  von  aufrecht  stehenden  Federn,  eine 

P.,  von  der  Wurzel  cnao  abgeleitet,  den  ' alles  Mifsform,  die  stehend  mit  etwas  eingeknickten 

mit   seinem  Lichte  durchtanzenden  Gott',  den  Beinen  dargestellt  wird,  stets  von  vorn,  oft  mit 

'alles     flimmernd     beleuchtenden'.       Dagegen  auf  die    Schenkel  gestützten  Händen,   ist  ge- 

Wernicke  a.  a.  0.  82  Amn.     [Höfer.]                     10  eignet,    uns  von   dem  Aussehen    der  Patäken 

Passalos    (TIdaoulog),    einer    der    Kerkopen  eine    Vorstellung    zu    geben.     Sie    findet    sich 

(s.  d.),  Myihogr.  Graec,  Westermann  S.  375,  12.  auch    in    der    etruskischen    und    griechischen 

Böttiger,  Amalthea  3,  328.    Lobeck,  Aglaopham,  Kunst    sowie    häufig    in    der    späteren    römi- 

1298  c.     [Höfer.]  sehen,  und  zwar  besonders  als  Amulett  (().  Jahn, 

Passiros   (üdaaigog),   ein  Hyperboreer,   der  Berichte    der    Königl.    sächs.    Gesellschaft    der 

die  Insel  Eirene    (vgl.    K.  Giesen,    Philol.   60  Wissensch.  1855  S.  91  f.    E.  Renan,  Mission  de 

[1901],  451  f.),  das  spätere  Kalauria  oder  Pela-  Phenicie,  Paris  1864,  S.  836, 1.  Stephcmi,  Compte- 

gussa,  besiedelt  haben  soll,  Hesych.    Herodian  rendu  1865  S.  195,  Atl.  Taf.  6,  9;  1869  S.  145, 

ed.   Lentz  1,   564,    16.     Nach    Usener,   Götter-  Atl.  Taf.  1,  31.    Bullet,    dell'    inst.    1879  S.  6. 

namen  66   ist  üdaaioog  =   Tluvaioog,  und  im  20  Langbehn,    Flügelgestalten    der    öltest,    griech. 

zweiten     Bestandteile    ist     die     Wurzel     svar  Kunst  S.  123  ff.  Myth.  Lex.  1,  1705  f.).    Aller- 

'leuchten'  enthalten  wie  in  Ztioiog.    Vielleicht  dings  wird  dabei  der  ausgesprochne  Besatypus 

hängt  mit  dem  Hyperboreer  Passiros  der  Name  (Perrot  u.  Chipiez,  a.  a.  0.  3  S.  65  Fig.  21.  22, 

des  Hauptortes  der  Molosser  TLaaGagmv  {Flut.  S.  423    Fig.  296;    Ed.    Meyer,    Gesch.    d.    alt. 

Pyrrh.  5)  zusammen,  der  nach  P.  Kretschmer,  Aegypt.  S.  236;  Drexler  oben  Bd.  1  Sp.  2893) 

Einleit.   in  d.    Gesch.   d.    Griech.   Sprache   257  zu   scheiden   sein  von  dem   auf  embryonen- 

von  einem  (illyrischen)  Namen  auf  -ccoog,  also  hafte  Darstellung  des  Ptah  (Perrot  a,  a.  0. 

Iltcaoapog  abgeleitet  ist.    Pyrrhos-Neoptolemos  3  S.  420  Fig.  293)  zurückgeh  enden,  s.  die  Terra- 

wird  mit  zu  den  Hyperboreern  gezählt,  Paus.  kotte  von  Cypern  bei  Perrot  a.  a.  0.  3  S.  78 

1,  4,  4.  10,  23,  2,  und  in  Nordgriechenland  hat  30  Fig.  27  und  das  Amulett  von  Sardinien  ebend. 

Crusius  s.  v.  Hyperboreer  Bd.  1  Sp.  2823  Spuren  S.  237  Fig.  178.     Jedenfalls   ist  kein    Zweifel, 

der  Hyperboreerlegende  nachgewiesen.  dafs    die    Darstellungsform    der    dämonischen 

[Höfer.]  Zwerggestalten    von    Ägypten    her  den  Phö- 

Pastophoros  (TTaffrocpöpog),  rdas  Brautlager  niziern  vermittelt  worden  ist,   wie   zahlreiche 

bringend',    Beiname    der    Aphrodite    (JTorqpiTj),  andere   Typen,    und    dafs    dem  Herodotisehen 

Hermes  bei  Stob.  Eclog.  5,  14,  176  p.  45   Mei-  Vergleiche  der  Patäken  mit  dem  Idole  des  Ptah 

neke  =  Anth.  app.  40,  4.    Über  die  naatocpoQOL  eine  thatsächliche  Abhängigkeit  zu  Grunde  liegt, 

genannten  Priester  vgl.    Wesseling  zu  Diod.  1,  Dieses     Abhängigkeitsverhältnis     hat     Ph. 

29;    Meister,   Abhandl.   d.   Je.   Sachs.  Gesellsch.  Berger  (Mem.  de  la  Societe  de  ling.  1881.  Bd.  4. 

d.   Wiss.  13  (1893),  7 14 ff.     [Höfer.]                       40  353  f.)  durch  die  Gleichsetzung  Ptah  =  Hdxai- 

Pataikoi  (Tlard'Cxoi  Gloss.  Herodot.  p.  455,  xog  auch  mit  etymologischer  Begründung 
7  St. ;  IlaTcc'Cxoi  Hesych.  s.  v. ;  Hdxaiyioi  Suid.,  zu  stützen  gesucht,  während  man  früher,  eben- 
so auch  der  griechische  Eigenname,  vgl.  Hero-  falls  auf  Grund  lautlicher  Übereinstimmung, 
dian.  1,  151,  9;  2,  424,  18  Lentz\  Lobeck,  Pathol.  den  Kult  der  P.  umgekehrt  aus  Phönizien  nach 
dem.  319;  Benseier,  Griech.  Eigenn.  u.  d.  W.),  Ägypten  einwandern  liefs  (s.  Mocers,  Art.  fPhoe- 
zwergartige  Gottheiten  der  Phönizier,  die  am  nizier'  bei  Ersch  u.  Gruber  3,  24  S.  390; 
Vorderteil  ihrer  Kriegschiffe  angebracht  waren,  Schwende,  Myth.  d.  Aegypter  S.  81;  ders.  Myth. 
vermutlich  aus  Holz  und  bemalt.  Am  Hinter-  d.  Semiten  S.  215.  281  ff. ;  Georgii  in  PauVys 
teil  der  Schiffe  befanden  sie  sich  dagegen  nach  Beal-Encykl.  5,  1587).  —  Im  Zusammenhang  mit 
Gloss.  Herod.  a.  a.  0.,  Hesych.  u.  Suid.  u.  d.  W.  50  dieser  Annahme  sind  eine  Anzahl  von  Etymo- 
P.  am  Vorderteil  finden  sich  auf  sidonischem  logieen  aufgestellt  worden,  die  wir  uns  begnügen 
Münztypus  (s.  Herodot  ed.  Grenze r-Baehr  Bd.  2  dürfen  zu  registrieren.  Munter,  Bei.  der  Kar- 
S.  77);  vgl.  die  Arados  zugeschriebne  Silber-  thager  (1821)  S.  87  leitete  das  Wort  von  nra 
münze  des  Pariser  Kabinets  bei  Perrot  u.  vertrauen  ab;  Mocers,  Phoenizier  1,  653  stellte 
Chipiez,  Hist.  de  l'art  3,  419  Fig.  292,  wo  das  es  mit  itardaaco  hämmern,  derselbe  bei  Ersch 
Idol  einen  Tierkopf  zu  haben  scheint.  u.  Gruber  a.  a.  0.  S.  390  mit  nrs  eröffnen  zu- 
Nach  Herod.  3,  37  hatte  der  Patäke  Pyg-  sammen.  Ebenso  Schivenck,  Mythol.  der  Ägypter 
mäentypus  (itvy(icäov  ävdobg  ^,i^r]6ig  iati);  85.  Mythol.  der  Semiten '.281  ff.,  der  die  Patäken 
als  ganz  ähnlich  schildert  er  das  von  Kambyses  als  „Eröffner"  auffafst,  d.  h.  als  Zeitgötter, 
verspottete  Idol  des  Ptah  von  Memphis  und  60  welche  die  den  Himmel  eröffnenden  sieben 
die  seiner  Söhne,  der  (,Kabeiren,)  wie  denn  Tage  der  Woche  darstellen.  Georgii  bei  Pauly 
auch  das  Komikerfragment  äyakuara.  %qvoov  a.  a.  0.  S.  1588  brachte  eine  astrologische  Deu- 
'ar  ciTticp&ov,  tolg  Tiaxccinoig  i[irpEQT]  (4,695  tung  auf  die  Zukunft  und  Schicksal  eröffnenden 
Mein.;  3,  488  Nr.  423  Kock)  auf  fratzenhafte  sieben  Planeten  in  Vorschlag,  erklärte  dem- 
Gestalt  schliefsen  läfst.  Die  von  Baoul-Rochette  nach  die  Patäken  als  Weissagegötter,  während 
Mcmoires  d'archeol.  comparee  (Paris  1848)  schon  Seiden,  de  dis  Syris  syntägmata  (Lips. 
1,  323 — 374  ausführlich  besprochne  Gestalt  1662)  die  Übersetzung  c*ri'"E  tv.TVTTÖxitig  ge- 
eines  nackten  Zwergs  mit  dickem  Bauch  und  geben,    also   einfach  an  r~,t  sculpere  gedacht 


1677                        Patana  Patareus                      1678 

hatte.      Endlich    schliefst    Eman.    Hoffmann,  Gottheiten  (die  Namen   stehen   im   Dativ)   er- 
Kronos  u.  Zeus   S.  41  ff.    aus   der  Erwähnung  scheint    zweimal    Patanai   Piistiai   (=  %i6xiu, 
von    TlätuiKoi    irtiTQCiTit&oi    bei    Hesych.    s.  v.  B.  S.  Conway,  The  italic  dialects  2,  640.  645). 
Tiyyowv    und    EvcpQudrjg,    die    Patäken    seien  Walters,  Catal.  of  the  bronzes  in  the  Brit.  Mus. 
„schützende  Dämonen  überhaupt,  die  man  so-  nr.  888  S.  166   Z.  14.  42.     Gegen  die  gewöhn- 
wohl  im  Hause  wie  aufserhalb  desselben  wirkend  liehe  Erklärung  von  Piistia   als   Lehnwort  = 
dachte    nach    Art    der    italischen    Lares".     Er  griech.  JliGx'ia  bemerkt  B.von  Planta,  Grammut. 
bringt  den  Namen  mit  Divi  Potes  (Varro,   de  der  osk.-umbr.  Dial.  1,  103,  4,  dafs  osk.  ii  =  I 
ling.  lat.  5,  58),  [Sea-~\Tt6xr]g,  skr.  pati  und  ata  unerklärt    bleibe;    J.   Zvetaieff,    Sylloge  Inscr. 
in    Verbindung    und    übersetzt:     rErdherren',  10  Oscar,   erklärt  S.  130   Piistiai  gleichfalls  = 
'Landesherren'.     Lewy,  der  gleichfalls  Tiaren-  Ui6xlu  und  giebt  es  im  Text  der  Inschrift  S.  7 
xos  =  Ptah  setzt  (Semit.  Fremdwörter  im  Griech.  durch  Fidiae  (vgl.  Dius  Pidius)  wieder.     Den 
S.  226,  2),    bringt    damit    Tii&r]y.og    (TtL&ni,-    6  Namen  Patana  erklärt  Comvay  a.  a.  0.  identisch 
ßga^vg  ctv&pcoTtog  Suidas)  in  Verbindung.  mit  Panda   (s.   B.  Peter  Bd.  2    Indigitamenta 
Ob    diese    häfslichen    Fratzengeister    nach  S.  210 f.),   Zvetaieff  a.  a.  0.   verwandt  mit  Pa- 
ägyptischeni     Muster     ursprünglich     nur     als  tella,   Patellana    (B.  Peter  a.  a.  0.   212);   vgl. 
Apotropaion    dienten    —    Perrot  a.a.O.  3,  auch  von  Planta  a.  a.  0.  1,  395:  cdem  o.  Patanai 
423   meint,    die   schlauen  Handelsleute   hätten  würde  wohl  1.  *PatYnae   entsprechen  .  .,  wozu 
absichtlich     damit      fremde     Küstenbewohner  1.   Patella-Patellana  umbr.   Padellar  (s.   Bd.  2 
schrecken  wollen  —  oder  ob  sie  auf  einen  be-  20  Sp.  212,  47)  das  Deminutiv  sein  kann.' 
stimmten  Götterkreis  beschränkt  waren,   läfst  [Höfer.] 
sich   schwer   entscheiden.     Herodots  Vergleich  Patareus  1  TlaxuQtvg),  Apollon  als  Stadtgott- 
mit  den  ägyptischen  fKabeiren',   den   Söhnen  heit  von  Patara  in  Lykien,  wo  die  Verehrung 
des  Ptah,   hat   dazu  geführt,   in  den  Patäken  des   Gottes   überhaupt  eine  weite  Verbreitung 
die    phönizischen    Kabirim    zu    erblicken  gefunden    hatte    (s.    darüber,    sowie    über    die 
(Movers   bei    Ersch   u.  Gruber  S.  390  ff. ;    vgl.  etymologische  Deutung  des  Stadtnamens  und  die 
Gerhard,    Griech.    MytJwl.    2,    336;     Duncker,  Gründungslegenden  die  Nachweise  von  Treuber, 
Gesch.  d.  Altert.  I4,  278;  dagegen  Wiedemann,  Geschichte  der  Lykier  48.  68).     Das  Orakel  des 
Herodots  2.  Buch  S.  236).    In  der  That  wurde  Apollon    von    Patara,    das    in    einem  heiligen 
schon  im  Altertum  den  acht  als  Sydykskinder  30  Haine  gelegen  war  (Serv.  zu  Verg.  Aen.  4,  377), 
gemeinsam    verehrten     grofsen    Bundes-    und  war    das    angesehenste     des    ganzen    Landes. 
Landesgöttern  auch  die  Erfindung  des  Schiffes  Herodot  1,  182  berichtet,  dafs  in  der  Zeit,  da 
zugeschrieben  (Phil.  Bybl.  fragm.  2,  11  F.  H.  G.  das  Orakel  thätig  war,  die  ngonarxig  des  Gottes 
3,  567;   vgl.   Pietschmann,    Gesch.  d.   Phoeniz.  Nachts  im  Tempel  sich  einzuschliefsen  pflegte. 
S.  190).     Als    Schiffsgötter    berühren    sie    sich  Das  Amt  eines  TtQocp^tvg  ist  erwähnt  in  einer 
mit  den  Dioskuren  und  erscheinen  deshalb  auf  Inschrift  aus  der  römischen  Kaiserzeit;  Journ. 
Münzen  von  Tyros,  Berytos,  Tripolis,  Orthosia  ofhell.  stud.  10,  1889,  76:  TIo1vg7(£q%ovxu  xbv  ccq- 
u.  a.  in  deren  Tracht  (Felbel,  Doctr.  num.  vet.  %ttQ£<x  dicc  ßiov  ftsmv  iitiqxxvcov  FtQwuvinov  ncd 
3,  354  f.  375  f.).    Insbesondere  galt  Chusor,  der  Aqovgov(1)  .  .  .  xccl  7iqo^>r\xr\v  xov  ituxQÖov'Aitol- 
erste  im  Kreise  der  Kabirim,  als  Erfinder  und  40  leovog.     Die    von   Herodot   überlieferte    Bevor- 
Schutzherr  der   Schiffahrt   (Phil.   Bybl.   fragm.  zugung  des  weiblichen   Geschlechts  wird  von 
2,  9  F.  H.  G.  3,  566;    Movers,   Die  Phoenizier  BoucM-Leclercq,  hist.  de    la  divin.  3,  255   mit 
1,  653;    Dimcker   a.  a.  0.    I4,  277).      Mit    den  dem  in  Lykien  geltenden  Mutterrecht  in  einen 
pelasgischen  Kabeiren  haben  phönizische  Gott-  gekünstelten   Zusammenhang    gebracht.      Eine 
heiten  im   Grunde   nichts   zu   thun  (s.  Crusius  bestimmtere  Angabe  über  die  Zeit  der  Orakel- 
bei    Ersch   u.    Gruber   fKabiren'    2,  32   S.   24),  befragung  findet  sich  bei  Serv.  zu   Verg.  Aen. 
was  natürlich  nicht  hinderte,  dafs  jene  später  4,   143,    der    den   Gott    in    den   sechs  Winter- 
mit   den  Patäken  verbunden  werden,  wie   die  monaten  in  Patara  und  in  den  sechs  Sommer- 
oben  Bd.  2  Sp.  2533    beurteilte    Inschrift    von  monaten  in  Delos  weissagen  läfst,   eine  Über- 
Inibros  aus  römischer  Zeit  beweist.     Dafs  das  50  lieferung,   die   an  die   delphische  Legende  er- 
Fest  der  JJaxcily.sta   auf  Delos  nicht  nach  den  innert  und  in  ihrer  Übereinstimmung  mit  He- 
Gottheiten,   sondern  nach  einer  Persönlichkeit  rodot    die   thatsächliche   Kultübung  zum  Aus- 
Namens  näxcxixog    genannt    ist,    hebt   Ditten-  druck  bringt.    Diese  Verteilung  der  göttlichen 
berger,  Syllog.   zu  Nr.  367,  54  gegen   Homolle  Wirksamkeit,  die  in  den  natürlichen  Verhält- 
mit  Recht  hervor.     Die  Namen  vom  Stamme  nissen  des  Klimas  eine  hinlängliche  Begründung 
IJcncax-    sind    gesammelt    von    Beeiltet ',    Die  findet,   scheint  z\igleich  auf  einen  Kompromifs 
einstäm.   mänril.  Personennam.   im   Griech.,  die  der  Ansprüche  beider  Orakelstätten  hinzuweisen 
aus  Spitznamen  hervor  geg.  sind  (1898)  S.  11.  83;  (Bouche-Leclercq  3,  19).     Das  Orakel  war  sehr 
dazu  IIuxaiKtt  C.  I.  A.  4,  3722  b.  Vgl.  ü.  Herzog,  alt  und  selbständig  (s.   Treuber  a.  a.  0.  gegen 
Koische  Forschungen  u.  Funde  (1899)  S.  51.  —  60  Bouche-Leclercq,  der  in  allen,  auch  den  klein- 
Uber  Schiffsidole,  auch  phönizische,  vgl.  noch  asiatischen,  Orakeln  delphische  Filialen  sieht). 
Muhmken,  de  tutelis  et  insignibus  navium  (Opusc,  Der  Einflufs    des   Heiligtums    wird    zwar   von 
Lugd.  Batav.   1807,   S.  257  ff.);    TJsener,  Sint-  Pomp.    Mela    1,    15    sehr    gerühmt:    delubrum 
flutsagen  S.  248  ff. ;  Hoernes,  JJrgesch.  der  bild.  Apollinis,  quondam  opibus  et  oraculi  fide  Del- 
Kunst  in  Europa  S.  385.     [J.  Hberg.]  phico    simile;    er    scheint    aber,    jedenfalls    in 
Patana.     Auf  der  oskischen  Weihinschrift  historischer  Zeit,  die  Grenzen  Lykiens  nie  über- 
von   Agnone  mit  einem  Verzeichnisse   der  im  schritten  zu  haben;  in  der  hellenistischen  und 
Cerestempel  befindlichen  Statuen  verschiedener  römischen    Zeit    hatte    das    noch    von   Luhian 


1679                        Pataros  Pater  (griech.)                  1680 

Bis  acc.  1  und  Maximus  Tyrius  14,  1  gekannte  qsvgiv    .  .  .    &sov    itaxQwov   'Anollavog,    insl 

Orakel  keine  Bedeutung-  mehr  (vgl.  Servius  zu  xqovco  aiyiiaccv  xb  \iavxtTov  avtov  itdhv  ijg^ccxo 

Verg.  Aen.   4,  377   und  Treuber  83).     Die  An-  irsanigsiv.    Zu  den  Münzen  mit  der  Darstellung 

wendung  eigentümlicher,  unblutiger  Opfergaben  des    Apollon    Patareus    s.    Lenormant,    Noiir. 

(Gebäck  in  Form  einer  Lyra,  eines  Bogens  oder  gal.  myth.  pl.  45,  12;   Denk  in.  d.  a.  K.  2,  135; 

Pfeils)    ist    aus    der  von   Alexander  Polyhistor  Overbeck,  Sachs.  Ber.  38  (1886),  20.  Corr.  hell.  17 

(Müller  fr.  h,  g.  3,  235,  fr.  81)   bei  Stephanus  (1893),  559.     Den  Namen    Patara    selbst    will 

Byz.    s.  v.    IldxuQu   überlieferten    Gründungs-  H.  Leivy,   Semit.   Fremdwörter  237    aus    dem 

sage    der    Stadt    zu    erschliefsen    (s.  Eust.    ad  Hebräischen  ableiten  rpätar'  =  'deuten'.    Vgl. 

Dionys.  Per.  Vers  129,  Creuzer,  Symbolik  2, 139.  10  auch  Georg  Meyer,   Bezzenberger  Beiträge  10 

Annal.  Inst.  1850,  p.  63).    Eine  Sehenswürdig-  (1885),    197.    54,    der    skr.    patara    ''fliegend' 

keit  des  Tempels  bildete  ein  eherner  Krater,  vergleicht.  Auch  Tomaschek  a.  a.  0.  131  (1894), 

der  für  ein  Weihgeschenk   des  Telephos  und  l,  18 f.  leitet  Pataros  von  Wz.  skr.  pat-  ab  und 

eine  Arbeit  des  Hephaistos  galt  (Paus.  9,  41,  1),  erklärt  es   =  cpinnatus,  impetuosus,  alacer'; 

und  Clemens  Alex.  Protrept.  4,  S.  41  Potter  er-  dazu  die  Kurzform  Tlaxäg  C.  I.  G.  2,  2143. 

zählt  von  berühmten,   bald   dem  Phidias  bald  [Höfer.] 

dem  Bryaxis    zugeschriebenen  Bildsäulen    des  Patella        1         T     i  •    • , 

i.    •••    x.       tj    °       n   »      n          -AT-  t>  i.  ii           i    s.  lndigitamenta. 

pataraischen  Zeus  und  Apollon  mit  Löwen,  von  Patellana    J                  ° 

denen     keine    Nachbildungen     erhalten     sind.  Patellarii  Dil.    Bei  Plaut.  Cistell.  2,  1,  46: 
Apollon  Patareus  auf  Münzen:  Eckhel  d.  n.  20  Di  nie  omnes   magni  minutique  et  patellarii 

3,  5  (Schlange  und  Rabe   als  mantische  Attri-  faxint  sind  (vgl.  Schol.  Pers.  3,  26)  unter  den 

bute),   Imkoof- Blumer,   Monnaies  grecqu.  327.  letzteren  die  Laren  gemeint,  denen  in  kleinen 

Catalogue  of  greek  coins  19,  75.  77.  286.  V.I.G.  Schüsseln    (patellae)  Anteil    an    der    Mahlzeit 

3,  4293 :  Inschrift  eines  Pataräers,  in  der  Apollon  gespendet  wurde,  vgl.  Lares  Bd.  2  Sp.  1877, 18 ff. 

genannt  ist.     Als   dichterisches  Epitheton   er-  Preller- Jordan,  2,  108.     Wissoiva,  Bei.  u.  Kult 

scheint  Patareus  endlich:   Lykojjhr.  Alex.  920.  d.  Körner  149.     [Höfer.] 

hymn.  Orph.  34,  7.    Horaz  Carm.  3,  4,  64   (mit  Pater  (TJccxtiq).    1)  Dafs  der  höchste  Gott  der 

Schob),  Ovid  Met.  1,  515,  Statins  Thebais  1,  696.  Ursprung  alles  Lebens,  der  Vater  aller  Götter 

[Eisele.]  und  Menschen  sei,  ist  ein  allen  Völkern  ge- 
Pataros  (TlccxccQog),  Hypostase  des  Apollon,  30  meinsamer  Glaube.  So  ist  der  ägyptische 
Heros  Eponymos  der  Stadt  Patara  in  Lykien,  Ptah  in  Memphis  rder  Vater  aller  Götter,  der 
Sohn  des  Apollon  und  der  Lykia,  der  Tochter  von  Anfang  war,  der  die  Menschen  gebaut, 
des  Xanthos,  Stej)h.  Byz.  s.  v.  näxccQa;  Hero-  die  Götter  gemacht,  die  Erde  gegründet,  den 
dian  ed.  Lentz  1,  386,  6.  194,  21;  Eust.  ad  Himmel  ausgebreitet  hat',  E.  Meyer,  Gesch. 
Dionys.  Per.  129.  504;  Strabo  14,  666.  Nach  d.  Altert.  1  S.  84,  vgl.  Brugsch,  Bei.  u.  Myihöl. 
Eust.  a  a.  0.  129  waren  Pataros  und  Xan-  d.  alt.  Aegypt.  85;  in  Babylonien  ist  Ba'al  cder 
thos  zwei  Räuber,  Söhne  des  Lapeon,  die  sich  Vater  der  Götter' ,  an  dessen  Seite  Bebt  fdie 
nach  Erwerbung  grofser  Reichtümer  in  Lykien  Mutter  der  Götter'  steht,  E.  Meyer  i.  d.  Lex. 
ansiedelten;  Xanthos  gab  dem  gleichnamigen  Bd.  1  Nachtr.  s.  v.  Bacal  S.  2877,  29  ff.  Der 
Flul's  und  der  gleichnamigen  Stadt  seinen  40  indische  Himmelsgott  wird  als  Diaus  pitar 
Namen,  Pataros  der  Stadt  Patara.  Auch  als  c Vater  Himmel'  in  Verein  mit  der  prthivi 
Ktistes  von  Tios  in  Paphlagonien  galt  Pataros,  mätar  der  'Mutter  Erde'  angerufen,  P.  Kretsch- 
Demosthenes  iv  Bl&vvlcoioIs  bei  Steph.  Byz.  mer,  Einleit.  in  d.  Gesch.  der  Griech.  Spr. 
s.  v.  Tiog,  und  nach  Arrian  bei  Eust.  ad  79  f.  90.  E.  Meyer,  Forsch,  zur  alt.  Gesch. 
Dionys.  Per.  322  soll  er  mit  Thrakern  aus  2,  524.  Gesch.  d.  Altert.  2,  46.  Fick-Bechtel, 
Europa  nach  Asien  gekommen  und  sich  in  Die  griech.  Personennamen  436.  Dieselben  zwei 
Bithynien  nach  Vertreibung  der  Kimmerier  Gottheiten  sind  gemeint,  wenn  der  Skythen- 
niedergelassen haben.  Über  die  geschichtliche  könig  Idanthyrsos  bei  Herod.  4,  127  sagt: 
Grundlage  dieser  Überlieferung  vgl.  Thraemer,  dsGTtöxctg  öh  i^ovg  iyco  Aia  vo[ü£to  xbv  ipbv 
Pergamos  329  Anm.  1.  P.  Kretschmer ,  Einleit.  50  TtQÖyovov  v.al  'l6xir\v  xr\v  Sxv&zojv  ßaöiXsiav 
in  d.  Gesch.  der  griech.  Sprache  211.  E.  Meyer,  novvovg  tlvca,  vgl.  Herod.  4,  59  u.  d.  Art. 
Gesch.  des  Altert.  1  S. 544.  Die  aus  Brixia  (CLL.  Papaios,  das  bei  den  Skythen  wie  bei  den 
5,  4206)  stammende  Weihinschrift  eines  Bi-  Bithyniern  und  Phrygern  Papas  (s.  d.)  Water' 
thyniers  Tryphon :  Dis  paternis  Surgasteo  (s.  d.)  bedeutet.  Bei  den  Epeiroten  in  Stymphaia 
Magno  Patro  wird  mit  Tomaschek ,  Abhandl.  heilst  der  höchste  Gott  Jhi-TiäxvQog  {Hesych. 
d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  130  (1893),  Preller- Bobert  1,  116,  8),  in  seinem  Namen 
2,  49  Surgasteo  Magno  Pataro  zu  lesen  und  und  Wesen  dem  lat.  Dies-piter,  Iuppiter  (vgl. 
auf  unseren  Pataros  zu  beziehen  sein.  Zum  Aust  oben  Bd.  2  Sp.  619  ff.  s.  v.  Iuppiter) 
Kultus  des  Apollon  in  Patara  s.  d.  Art.  Pata-  entsprechend.  So  ist  auch  der  griechische 
reus  und  die  Inschriften  vom  Heroon  zu  Rho-  60  Zeus  der  ' ttccxtiq  avdowv  xs  fttav  xs\  oft  ein- 
diapolis  in  Lykien,  wo  eine  navrjyvQtg  &tov  fach  nur  ' ' ■itaxr\g'>  genannt,  Belegstellen  aus 
■naxoäov  'A7t6klcDvog  in  Patara  erwähnt  wird,  Dichtern  bei  Bruchmann,  Epith.  Deor.  137  ff. 
Petersen- Ljiischan,  Meisen  in  Lykien  p.  111;  [vgl.  auch  Wilh.  Schulze,  Götting.  Gel.  Anz. 
Heberdey ,  Opramoas,  Inschr.  vom  Heroon  zu  1S97,  888,  7|;  vgl.  Julian  or.  4,  153 d  =  p.  199 
Bhodiai>olis-p.38,13C.  Z.  11  p.  49,  18  F.  Z.  10.  Hertlein:  Zevg  6  nävxcov  -xccxijq  v^vovusvog  ; 
Zum  Apollo-Orakel  s.  Heberdey  a.  a.  O.  p.  41,  vgl.  Arrian.  Epictet.  Diss.  1,  3  p.  13  Schenkl. 
14  E.  Z.  15  und  besonders  p.  47,  17  E.  Z.  10  f.  Sext.  Empir.  adr.  math.  8,  547  p.  390,  479 
(=  Petersen  -Luschan  a.  a.  0.   p.  113):    n<xxu-      Bekker.    Cornut.   de  not.  deor.  9  p.  26  Osann 


1681  Pater  (grieeh.)  Pater  (grieeh.)  1682 

Philodem,  tceqI  svg.  19  Gomperz.  Menand.  in  Ramsay,  Joum.  of  hell.  stud.  1882,  123;  ver- 
Rhct,  Graeci  ed.  Spengel  3,  342.  Bio  Chrys.  mutlich  ist  mit  dieser  Inschrift  die  von  Koerte, 
or.  4  p.  67,  26  Bindorf.  Tzetz.  im  Schol.  Ar.  Athen.  Mitt.  25  (1900),  442,  rir.  74  publizierte, 
Nub.  2.  vgl.  Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  16  (1888),  gleichfalls  aus  Nakoleia  stammende  Inschrift 
585.  Wie  volkstümlich  die  Anrede  Zsv  itäxsQ  AI  ßgovxüvxi  sv%i]v  xcd  Ttaxql  &£&>  identisch, 
war,  zeigt  die  Beischrift  einer  sf.  Vase  des  Aus  den  höchst  beachtenswerten  Ausführungen 
Vatikan,  durch  die  der  Ölverkäufer  bittet:  m  von  Koerte  a.  a.  0.  442 f.  ergiebt  sich,  dafs 
Zsv  TtäxtQ,  cc't&s  nlovaiog  ytv[oiuav,  Kretsehmer  Ramsay  a.  a.  0.  irrt,  wenn  er  den  7iuxi]Q  &sög 
a.  a.  0.  79,2.  Grieeh.  Vaseuinschr.  S.  80  nr.  48.  und  den  Zeus  Bronton  als  eine  Gottheit  an- 
Der  ursprünglich  durchaus  wörtlich  zu  ver-  10  sieht,  da  ja  durch  das  xcd  beide  als  gesondert 
stehenden  Bedeutung  von  7taxriQ  als  Vater  geschieden  werden;  damit  fällt  auch  die  Fol- 
und  Erzeuger  und  Ahnherr  (vgl.  E.  Meyer,  gerung  Ramsays,  dafs  der  Zeus  Bronton  mit 
Forsch,  a.  a.  0.)  wird  später  ein  ethischer  Sinn  Papas  (s.  diesen)  identisch  ist;  wir  haben 
untergelegt,  wie  ihn  auch  das  Christentum  noch  demnach ,  falls  in  der  Kopie  von  Ramsay  das 
heute  mit  der  Bezeichnung  Gottes  als  Water'  Wort  8v%rjv  nicht  aus  irgend  welchem  Ver- 
verbindet, vgl.  Justin.  Mart.  Apol.  2,  6  p.  212  sehen  weggefallen  ist,  zwei  gesonderte  Götter, 
Otto:  xb  3h  itaxi]Q  xcd  &sog .  .  .  ovx  6v6(iaxd  den  Zeus  Bronton  und  den  Pater  Theos.  Zu 
taxiv,  all'  ix  xeov  simoiicöv  xcd  h^ycov  izqog-  der  von  Koerte  mitgeteilten  Inschrift  macht 
Qj]6Eig.  So  sagt  Aristot.  Etil.  Nik.  8,  10,  3:  dieser  die  Bemerkung,  dafs,  wenn  Ztvg  ßoov- 
7]  .  .  7taxQÖg  TtQÖg  vitig  xoivcovicc  ßccailtiag  %%zl  20  xCov  und  IJaxi]Q  &tog  als  zwei  Götter  neben 
6%f][icc.  xwv  xixvcov  ya.Q  xa>  TtaxQi  piltt.  iv-  einander  ständen,  tipfv  am  Schlüsse  stehen 
xtv&tv  3h  v.al  "OurtQog  xbv  Aia  tmxxeqcc  ttqog-  würde,  da  nun  mit  svyr\v  öfter  die  Weihung 
ayoQS'dsL-  naxgixri  (aber  nicht,  wie  im  weiteren  an  den  Gott  abgeschlossen  wird  und  mit  xal 
folgt,  TVQavvixrj)  yuet  ccQ%i}  ßovltxca  i]  ßaßiltia  der  Tote  hinzugefügt  wird,  der  an  der  Weihung 
tlvcci,  vgl.  Aristot.  Pol.  1,5:  r\  xüv  xixvcov  Anteil  hat  (z.  B.  Jil  ßqovxcbvxi  sv%T]v  xcd 
tcQ%i]  ßaGihv.rj-  xb  yu.Q  ytvvi]ßat  xal  xaxk  qpt-  Ämtv  6vvßicp,  Athen.  Mitt.  a.  a.  0.  442  nr.  71), 
Itav  kqiov  xal^  xaxä  itQtößtiav  icxiv,  07tSQ  so  vermutet  Koerte,  dafs  dieser  Fall  auch  hier 
iaxl  ßaGilixbv  tl3og  &Q%fjg'  Stb  xcdüg  "OuvQog  vorliegt,  nur  dafs  der  Vater  nicht  mit  Namen 
xbv  Aia  7tQ06vyoQtv6tv ,  tiitcov  'itaxijQ  ävÖQav  genannt,  sondern  nur  als  das,  was  er  durch 
xt  &£üv  vs',  xbv  ßaailia  xovxcav  ctTtdvxcov.  30  den  Tod  geworden  ist,  als  Gott  bezeichnet 
Anstid.  or.  1  p.  lOf.  Bindorf:  Ztvg  itävxav  werde;  eine  dem  Glauben  der  Phryger  ent- 
7taxi]Q  xcd  ovqcxvov  xcd  yijg  xcd  frtwv  xal  av-  sprechende  Ansicht,  vgl.  die  Inschrift  Götting. 
Q-Qwittov . .  .  ccTtdyxcov  tvtQyixvg  KC(i  %<poQog  xal  Gelehrt.  Anz.  1897,  411  nr.  61,  die  von  einer 
TtQ06xäxr\g  .  .  .  ovxog  ilsv&ipiog,  ovxog  nsitt%iog,  Toten  sagt:  rf  &ta  yiyovig  (=  yiyovag);  vgl. 
tixoxag,  äxt  xal  Ttaxi'iQ.  Eust.  ad  Hom.  H.  auch  lat.  deus  parens  (s.  Parentes  Di).  Wer 
147 ,  26 :  Ztvg  . . .  iiaxi]Q  ccvSqüv  xt  fttcov  xt ,  (wenn  Pater  Theos  als  wirklicher  Gott  aufzu- 
ijxoi  xr]3t^av .  .  uvdQüv,  vgl.  ad  Hom.  Od.  fassen  ist)  darunter  zu  verstehen  ist,  läfst 
1606,31.  II.  1057,  27 f.  Bio  Chrys.  or.  1  sich  mit  Bestimmtheit  nicht  feststellen.  Viel- 
p.  9,  4.  10  =  or.  12  p.  237,  8.  13:  Ztvg  pövog  leicht  ist  mit  ihm  identisch  der  Zsvg  diog 
ftiebv  xaxiiQ  .  .  iiiovo[LaQEX(xi .  .  .  7taxi]Q  dz  ol\iui  40  (oder  Jlog)  einer  Inschrift  aus  Dorylaion  : 
öiä  xs  xi]v  Hvdtiioviav  %al  xb  TtQuov.  ebend.  or.  4(i)i  Jtco  sv%riv,  Koerte,  Gott.  Gelehrt.  Anz. 
2  p.  37,  17:  y.wd£u,6jv  xat  7t(xxi}Q  y.oivbg  ccv&qw-  1897,  409  nr.  55,  in  dem  wir  möglicherweise 
Ttcov  xcu  &£ä)v  Zsvg.  den  uralten  Himmelsgott  Alog  (Usener,  Götter- 

2)  Beiname  des  Poseidon  in  Eleusis,  wo  namen  70 f.  Kretsehmer,  Einleit.  in  die  Gesch. 
ein  vabg  TLooTtvluiccg  'ÄQxt)iid'og  xcel  TIo6Ei§üvog  d.  grieeh.  Sprache  241)  zu  erblicken  haben, 
IlaxQÖg  stand,  Paus.  1,38,6.  IlaxQbg  will  der,  wie  Koerte,  G.  G.  A.  a.a.O.  vermutet, 
Lobeck,  Aglaoph.  771  v  in  Ilaxgcpov  ändern.  von  dem  thrakisch-phrygischen  Stamme  zäher 
Nach  Toepffer,  AU.  Geneal.  30  (vgl.  Hitzig-  festgehalten  sein  mag  als  im  eigentlichen 
Bluemner  zu  Paus.  a.  a.  0.  S.  357)  steht  der  Griechenland.  Nach  Koerte  soll  hier  Zeus 
Beiname  des  P. ,  IlaxriQ,  mit  der  Thatsache  50  Dios  dem  Zeus  Bronton  entsprechen;  m.  E. 
im  Zusammenhang,  dafs  die  Eumolpiden  den  würde  er.  vorausgesetzt  dafs  der  LTaxi]g  &s6g 
P.  als  ihren  Ahnherrn  verehrten.  Über  den  ein  wirklicher  Gott  ist,  sich  in  seinem  Wesen 
Tempel  selbst  vgl.  Hitzig-Bluemner  a.  a.  0.  mit  diesem  decken;  vgl.  auch  7tccxrJQ  als  Be- 
Bursian,  Geogr.  v.  Griechen!.  329.  Nach  Sie-  Zeichnung  des  &s 6g  bei  Porphyr,  deabst.  2,  46.  50. 
belis  zu  Paus.  a.  a.  0.  heifst  Poseidon  7tcm;p  4)  Beiname  des  Asklepios,  Herondas  4,  11 
als  Vater    der    mit  ihm    zusammen  verehrten  {%üxsq  TIaii<ov). 

Artemis  (vgl.   Paus.   8,  37.   1.  6.  9),   eine  An-  5)    Als    '-noa^ov    %axi]p    (über    die    Triaden 

sieht,    der   sich    auch  Rubensohn,    Mysterien-  7caxr]Q,  dvva^iig  und  vovg  in  der  ^orphischen' 

Heiligtümer  S.  34.  S.  210  Anm.  35  (vgl.   S.  107)  Theogonie  s.  Gruppe,  Grieeh,  Kulte  u.  Mythen 

anschliefst.     C.  Boetticher,  Philologus  22  (1865),  60  1,  633ff.)  werden  bezeichnet  Ba'Cx  (unbekannte 

231  bezieht  den  Beinamen  darauf,  dafs  Posei-  aigyptische    Gottheit ,    die    auch    'A&wq    und 

don  Vater  des  Skiros  (s.  d.),  cdes  Schirmherren  'Axcoqi  heifst,    C.  I.   G.   4971      Kaibel ,   Epigr. 

der  eleusinischen  Heiligtümer'    war.     Preller-  4971  —  Helios,  Hymn.  mag.  4,  24  Abel;  ähn- 

Robert    586,    3    vergleicht    den    Poseidon    Ge-  lieh  heifst  Sarapis  Ttccti]Q  Ttävxcav,  Anth.  ap>pd. 

nethhos   (s.  d.  nr.  3)  und  naxQoyivtiog    (Flut.  7,21,1    Cougny;    der   Chor    der    Wolken    bei 

Quaest.  conv.  8,  8,  4);  vgl.  auch  Genesios.  Arist.  nub.  569  ff.  ruft  an  ^isyaXmvvuov  rjusxsQov 

3)  Die  s.  v.  Papas  erwähnte  Inschrift  aus  7taxsQ',  Al&SQa  üs[lvoxccxov.  Proteus  heifst 
JNakoleia  lautet  du  ßoovxavxi  xcd  UccxqI  Qsm,  Ttaxr\Q,    weil    ■jtävxcc    iv    IlQcoxal  Ttqäxn    cpvaig 


1683                   Pater  (röm.)  Patrioi  Theoi                  1684 

iyxux&rwxsv,  Orph.  Hymn.  25,  9 f.   Die  Physis  mal  des  Patreus.     Vgl.  auch  Wide,  Lakonische 

ist  Ttävxcav  TtccxrjQ,   j.irjxr]Q,  xgoybg  i]ds  xt&ijvr],  Kulte  348,  1.     Höfer.]      [Stoll.] 

ebend.   10,  18,    Okeanos    der   7taxr]Q    äcp&txog,  Patria  s.  Patris. 

ebend.    83,    1.      Vgl.    d.    Art.    Okeanos    oben  Patrii   (li,   von    den   Vätern  verehrte    Gott- 

Sp.  809,  Z.  56  ff.  Sp.  813,  Z.  22  ff.      [Höfer.]  heiten,    Schutzgötter    des   Gemeinwesens    oder 

Pater  (röm.)  Vgl.  das  reichhaltige  Programm  eines  Hauses.     Cn.  Pompeii  liberi  .  .  repetebant 

v.  A.  Zinzoiv,  D. Vaterbegriff  b.  d.  röm.  Gottheit.  .  .  deos  patrios,  aras,  focos,  larem  sxmm  fami- 

Pyritzl887  (vgl.  Berl. Phü.Wochschr.  1888 S.21  f.).  Harem,  Cic.  Philipp.  2,  30,  75;  Di  patrii,  pur- 

Preller,  B.  M.3 1,  56.  Wissowa,  B.  u.  K.  d.  B.  23.  gamus  agros,  purgamus  agrestes,  Tibull.  2, 1,  17. 

Patereios  (Ua-r^paog) ,    Beiname    des    Zeus,  10  Constat  omnes  in  periculis  suis  deos  patrios  in- 

wohl  gleich  Tlargiog  (vgl.  Patrioi  Theoi),  Ano-  vocare  et  ideo  Ulis  vota  solrere,   quorum  fami- 

nym.    Laurent,    in    Anecd.    var.    ed.    Schoell-  liarius  mimen  opitulari  sibi  credunt,  Serv.  ad 

Studemund  1,  266.     [Höfer.]  Aen.   12,  768.     Patrii    dii  sunt,    qui  praesunt 

Paternae  (Matres).    Zu  diesem  Beinamen  der  singulis  civitatibus ,  ut  Minerva  Athenis,  Inno 

keltischen  Mütter  vgl.  den  Artikel  Matres,  Ma-  Carthagini,  ders.  ad  Georg.  1,  498. 

tronae    Bd.  2    Sp.  2474;    ferner    Ihm,    Bonner  Insbesondre    werden     patrii     genannt     die 

Jahrb.   83   p.  70,  71    und  Siebourg  ebend.    105  Penaten   (z.  B.  Cic.   in   Verr.  4,  8,  17;   patrii 

p.  96 f.     [M.  Ihm.]  penates   familiaresque ,    qui   huic   urbi    et   rei- 

Paterni  di  s.  Patrii  di.  publicae  praesidetis,  de  domo  sua  57, 144;  Verg. 

Pathos   (Tlä&og).     Über   die  Personifikation  20  Aen.  2,  717  vgl.  702;  5,  62  f.),  wie  denn  Dionys. 

der    seelischen    Affekte    im    allgemeinen    vgl.  Halic.  Ant.  1,  67,  3  (vgl.  Macrob.  Sat.  3,  4,  13) 

Philodem,  nsgi  zvosß.  p.  79  Gomperz:  kuI  neu-  die  &tol   Ttaxoäoi   mit  den  Penaten  vergleicht. 

dapicodwg  Ityso&ctt,  xccl  yQuq>£6&ca  xcci  itläxxs-  Häufig  ist  die  Verbindung  patrii  penatesque  di 

G&txi&sovg  Kv&QcoTrottdtig,  ov  XQÖitov  v.al  itolsig  (Cic.   de  harusp.   respons.  17,  37)   oder  penates 

v.al  7toto!iiovg  jcca  xönovg  -aal  Ttu.%r\.   J)io  Chry-  patriique  dei  (pro  Sest.  20,  45;  vgl.  Liv.  1,  47,  4) 

sost.  or.  4   p.  80    Dindorf:   itläxaiv   %al  acpQo-  oder  di  patrii  ac  penates,   qui  huic  urbi  atque 

(ioiovv     rovg    TQÖnovg.      Vgl.    auch    Dumont,  huic   reipublicae  praesidetis  (pro  Süll.  31,  86). 

Melanges    d'archeol.    et    d'epigr.    60  ff.      Körte,  Ferner  erhalten   die   Laren   das  Beiwort   (sed 

Über  Personifikationen  psychologischer  Affekte  patrii  servate  Lares,    Tibull.  1,  10,  15;    meto- 
m    der    späteren    Vasrnmalerei    (Berlin    1874).  30  nymisch  ferre  ad  patrios  praemia    dira    lares 

Usener,  Götternamen  365  ff.     [Höfer.]  Propert.  2,  30,  22;  expulisti  saucios  patrio  lare 

Pathr  (pa^r),  etr.,  Abkürzung  für  pa^rucle,  Trag,    fragm.    ine.    199    Bibb.).      Sodann    die 

siehe  unter  Patrucle.     [C.  Pauli.]  Indigetes,    nach    alter  Ansicht    die    Schutz- 

Patientia.      Eine    Inschrift   von    Lambaesis  götter    Roms:    Di  patrii    indigetes    et  Bomule 

aus   der  Zeit  des   Antoninus  Pius   trägt    über  Vestaque  mater,   Verg.  Georg.  1,  498  sowie  die 

den  drei  erhaltenen  Schriftkolumnen  die  Büsten  sonstigen    oben   2,  132  f.    angeführten   Stellen, 

dreier  Frauengestalten  mit  den  Unterschriften  Als  Genius  der  Kolonie  erscheint   deus  pa- 

Patientia,  Virtus,  Spes:  C.  I.  L.  8,  2728  p.  323.  trius  auf  Inschriften  von  Puteoli  (C.  I.  L.  10, 

Auf  Münzen  des  Hadrian  (Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  1553.  1805.  1881)  und  Cumae  (C.  I.  L.  10,  3704). 
5,  506.     Cohen,  Adrien  vol.  2  p.  190  nr.  1010;  40        Strafend   stehen   die   di  patrii   den   Vätern 

ältere  Litteratur   bei   Basche ,    Lex.    univ.  rei  bei  wegen  Frevels  an  den  Söhnen  Cic.  in  Verr. 

num.  3,  2   p.  630)  mit  der  Legende  Patientia  2,  1,  3,  7;    vgl.    patrios    lacessere    diros    Grau. 

Aug.  bez.  Patientia  Augusti  Cos.  ni  erscheint  P.  Cyneg.  453;    während    paterni    di   als   Schutz- 

fzur  Kennzeichnung  der  geistigen  und  körper-  götter  des  Vaters  genannt  werden  Liv.  40,  10,  2. 

liehen    Abhärtung  und    Ausdauer,   deren    sich  Dis  patris  =  fttoig  [Tr^cttoiotg  in  der  zwei- 

der  Kaiser  rühmte',  Wissoiva,  Belig.  u.  Kultus  sprachigen    Inschrift    von    Aspendos    C.   I.  L. 

der  Bömer  279,  7.     Vgl.  Karteria.     [Höfer.]  3,  1  Nr.  231;  dis  patris  ebend.  N.  3668  (Prefs- 

Patmia  (TIcctiiicc),  Beiname  der  Artemis  auf  bürg);    dis   redueibus  patriis    ebend.  Nr.  3429 

einer  Inschrift  von  Patmos,  'Erpv^t.  c:q%.  2  (1863),  (Pest).    Nach  der  oben  2,  244  f.  u.  2,  319  f.  ver- 
261  nr.  2S0;  Dittenberger,  Sylloge22,  785  p.  630.  50  tretenen  Ansicht   sind  die  di  patrii  hier  noch, 

Ein  Monat  'AgtiiiiGimv  in  Patmos,  Dittenberger  wie  die  di  penates  meum  parentum  bei  Plaut. 

a.  a.  0.  681  p.  504.     Vgl.    Kaibel,    Epigr.  872  Merc.  834  und   die   dei  (divi)  parentum  über- 

u.  d.  Art.  Orestes  Bd.  3  S.  1000  Z.  18  ff.    [Höfer.]  haupt    als   vergöttliehte    Ahnenseelen    gedacht 

Patrensis.     Beiname  der  Artemis  auf  einer  (s.  Preller-Jordan,  Rom.   Myth.s  2,  98;  Bohde, 

Inschrift  aus  Aquincuni  in  Pannonien:  J.  0.  31.  Psyche2 1,  254  Anm.  1).    Vgl.  Patrioi.  [J.  Uherg.] 

et  Dianae  Patr.  sacr.  C.  Jul.  Artemo,  C.  I.  L,.  Patrioi  Theoi  (tuItoloi  &soi.).    Dieser  Artikel 

3,  3455;  Mommsen  a.  a.  0.    ergänzt  richtig  zu  dient    unter    steten  Verweisen   als   Ergänzung 

Patr[ensi  =  Laphriae  (s.  d.) ;   andere   dachten  zu   dem  Artikel  Patrooi  Theoi.     Er  enthält  so- 

an  Patr[onae  oder  Patr[iae.     [Höfer.]  wohl  die  dort  nicht  verzeichneten  Belegstellen 

Patreus  (IlttTQZvg),  Sohn  des  Preugenes,  der  60  für    Ttatgöwg    als    auch    zugleich   für   Trätpiog; 

zur  Zeit  des   spartanischen   Königs  Agis,   des  doch  ist  jedesmal  kurz  angegeben,  ob  an  der 

Sohnes  des  Eurysthenes,  mit  lakedämonischem  betreffenden  Stelle  neexocoog  oder  Ttüroiog  steht. 

Volke  aus  Amyklai  kommend,  die  Stadt  Patrai  Diese  Epitheta  sind  nachweisbar  für  folgende 

in  Achaia  gründete,  Paus.  3,  2,  1;  7,  18,  3.  4;  Götter  bezw.  göttlich  verehrte  Heroen: 

Steph.  Byz.   v.   Hüxqcci.      Er  wurde  in  Patrai  1)    Aglibolos:    'AyXißmlco  yaxl  Mcclcc%ßrjl(p 

als  Heros  verehrt  und  hatte  daselbst  Grab  und  itaxgcöotg  ftsolg    ("Weihung    eines    Palmyreners 

Bildnis,  Paus.  7,  20,  2.  3.  5.    [Auf  Münzen  von  aus    Rom),    Kaibel,    Inscr.    Graec.    Sicil.    971. 

Patrai  erkennt  Head,  Hißt.  num.  349  das  Grab-  F.  Bäthgen,  Beiträge  zur  sentit.  Belig ionsgesch. 


1685                  Patrioi  Theoi  Patrioi  Theoi                  1686 

83  f.     Vgl.  unten  Malbachos  u.  d.  Art.  Malach-  (AnöXXavi      II[a]tQioco[i],     Heberdey  -  Kaiinka , 

belos  S.  2294  Z.  57  ff.  Eeisen  im  südwestl.   Kleinasien   (=  Benkschr. 

2)  Aineias:  'IXisig  rbv  itäxgiov  %tbv  d.  Kais.  Äkad.  d.  Wiss.  45  [1897],  I)  S.  18 
Aiveiav  (Neu-Rion),  C.  J.  6r.3606 ;  Jahrb.  d.  österr.  nr.  58;  aus  Rhodiapolis,  die  neben  einem 
arch.  Instit.  1  (1898),  188.    Vgl.  auch  Liv.  40,  4.  Priester   rov  koivov   fttov  Tlargmov  AnöXXavog 

3)  Alsenos:  IJargicp  [ftsä]  'Alar}v<a(?),  In-  (Petersen - Luschan ,  Meisen  in  Lykien  103  f.; 
schrift  aus  Rom,  Kaibel,  Inscr.  Graec.  Sicil,  etc.  Heberdey,  Opramoas,  Inschr.  vom  Heroon  zu 
958.  —  Kaibel  a.  a.  ü.  denkt  an  Apollon  Alsenos,  Rhodiapolis  9,  2  B.  Z.  10;  12,  3  E.  Z.  17)  auch 
dem  der  König  Kotys  die  Statuen  seiner  Vor-  den  Apollon  Patroos  von  Patara  nennen, 
fahren  weihte  durch  eine  in  Heraklitza  gefun-  10  Petersen- Luschan  a.  a.  0.  111,  113;  Heberdey 
dene  Inschrift:  ArtdXXwvi  AXarjvm  ftsco it poy 6v co  a.  a.  0.  38,  13  C.  Z.  11;  47,  17  E.  Z.  10;  49, 
ßaaiXsvg  Kötvg  .  .  0soig  Ttargaoig^  Eev.  arch.  18  F.  Z.  10;  Journ.  of  hell,  stud,  10  (1889),  76. 
17  (1868),  464;  Eangabe,  Ant.  Hell.  2,  1236.  Eine  Weihung  an  Apollon  Patroos  aus  Assar 
Bumont-Homolle ,   Melang.  d'arch,  62  a  p.  365.  Tirmisini  in  Lykien,  Petersen- Luschan  a.  a.  0. 

4)  Apollon  s.  d.  Art.  Patrooi  Theoi,  ferner  nr.  99  S.  54.  —  h)  In  Thrakien,  Th.  Beinach, 
a)  in  Athen:  Aristid,  or.  11  p.  131,  13,  p  157;  Apollon  Kenclrisos  (vgl.  d.  Art.  Kendreisos)  et 
Schol,  Bemosth.  Mid.  (or.  21,  578)  p.  649  Bin-  Apollon  Patroos  en  Thrace,  Revue  des  etudes 
dorf;  Aristid.  1  p.  181  Hindorf.  Schol.  Aristid,  grecques  1902,  32  ff.  --  i)  Vgl.  Alkiphr.  2,  4,  14  : 
p.  28.  86  Hindorf;  Lexikon  Ehetor.  Cantabrig.  xQri6TrlQuxa^'ä^8v  £'S  AsXcpovg  Tte^iipavrsg-  itä- 
bei  Nauck,  Lex.  Vindob.  344,  7.  Psellos  de  act.  20  rpiog  rjulv  iari  ftsög.  Vgl.  auch  Sero,  ad 
nom,  39  Migne  Patrol.  122,  1017.  Menand.  in  Verg.  Aeu.  3,  332.  —  k)  s.  oben  Alsenos.  Vgl. 
Ehet.    Graec.    ed.  Spengel   3,   445.     Ein    hpbv  auch  unter  Zeus  gegen  Ende. 

AnöXXavog     Ttargcpov     cpgccTplug      ©tggtxtadwv,  5)   Ares:   a)  Elis:    s.  d.   Art.  Patrooi  Theoi 

C.  I.  A.   2,  1652-  Schoell,  Sitzimgsberichte  der  und   dazu    Thraemer ,  Pergamos  55.   —  b)  'Ag-n 

Kgl,    bayr.    Äkad.   1889,   2   S.  25,    1;    Bitten-  dzw  TtatQaxa  t%rix6n,  Inschrift  aus  Rom,  wohl 

berger,   Sylloge  22,  442   S.  47;     v.  WilamomtZ,  Weihung  'eines  Bosporaners    (vgl.  C.  L  G.   2, 

Aristoteles  und  Athen  2,  268,  9.     Ein   rifisvog  2108b.    2132 e.   add.   p.    1009),    Kaibel,    Inscr. 

ÄitöXXoavog    Jlorrproov    'MamS&v    (vgl.    Elasos,  Graec.   Sicil.   962.     Vgl.    d.    Art.    Malachbelos 

Paus.  10,  26,  4);  'Eev.  archeol.  14  (1889),   104;  S.  2299  Z.  7  ff. 

C.  I.  A.  4,  1074e  p.  244;    Bittenberger,  Sylloge  30        6)  Artemis:  s.d.  Art.  Patroa, Patriotis ;  vgl. 

22,  444  p.  47;    Priester    des    Apollon    Patroos,  auch  Parthenos  II A.,  7.     Die  Ttätgiog  fttog,  der 

C.  I.  A.  3,  279.  456.  647.  687.  707.  720  a  add.  Kyros   nach   seinem  Siege  über  die  Saker  das 

p.  501;  Weihungen   an  Apollon  P.,  C.  I.A.  2,  Fest  Zav.aia  stiftet  (Strabon  11,  512;  Eust.  ad 

1518;   3,  116.  176;    ein  Altar  des    Apollon  P.,  Bionys.  Per.  749),   ist  nach    Steph.   Byz.  s.  v. 

C.  I.  A.  3,  175;    v.  Sybel,  Katalog  der  Skulp-  ZijXa Artemis,  d.i.  Anaitis;  vgl. Bd.  lSp. 333, 12 ff. 

turen  zu  Athen  189  nr.  2527;  vgl.  auch  C.  LA.  7)  Asklepios:  s.  d.  Artikel  Patrooi  Theoi 

2,  1657;   Apollon  Patroos  (?)   auf  Münzen  von  In    den  Weihungen    fttotg    nocrgcooig    aus    Kos 

Athen, Head^Hist.n um. 321;  Beule, Lesmonnaies  (Paton-Hicks,  Lnscr.  of  Cos  nr.  76—80.  84—90. 

d'Athenes  272.   —   b)   in  Epidauros:   AnoXXwvt  95—98)    sind    mit    Hauvette-Besnault,    Corr. 
nv&icp    TJ(XTQc6cp,    Baunack,    Aus    Epidauros;  40  hellen.  5,  229,  die  auf  Kos  hochverehrten  Gott- 

Cavvadias,  Fouilles  d'Epidaure  nr.  48   p.  46.  heiten  Asklepios  und  Hygieia  zu  verstehen. 

c)    Delos:    ara  Apollinis    Genitoris,     Censorin.  8)  Atargatis:  s.  d.  Art.  Malachbelos  S.  2296 

de    die   natali  2,3.    —    d)    Nysa    in    Lydien,  Z.  10 f.     Bäthgeu  a.  a.  O.  69. 

Münzlegende  Apollon  JTarpcoog,  Head,Hist,num.  9)  Athena:  a)  Anaphe:  Zr\vbg  natgiov  xat 

552.  --  e)  Kaisareia  (Mazaka)  in  Kappadokien :  A&rjväg  natglag,   Corr.  hellen.  16  (1892),  143, 

Tempel    des  Apollon  -xcctgäog,   Sozomen,    hist.  27;  H.  v.  Gaertringen,  Inscr.  Graec.  insul.  mar. 

eccles.  5,  4  (Migne  Bd.  67' S.  1224).    Eamsay,  Aeg.   fasc.  3   nr.  262.           b)   Assos   s.  d.  Art. 

Histor.    Geogr.   of  Asia   Min.   304.    —    f)  Die  Parthenos  II A.,  7. 

Legende  TTÄTPßOC  auf  Münzen  von  Tarsos  in  10)  Belos:  ©soig  Ttarpaoig  ByXco  'Iagißw^Xa, 
Kilikien  bezieht  Hill,  Catal.  of  the  greek  coins  50  Weihung  eines  Palmyreners  aus  Rom,  Kaibel, 

of    Lycaonia,    Isauria,    and    Cilicia,    Introd.  Inscr.  Graec.  Sicil,  972.     BütJigen  a.  a.  O.  86. 

p.  89  mit  mehr  Wahrscheinlichkeit  auf  Apollon  Cumont  bei   Pauly -Wissowa   s.  v.   Baal   Bd.  1 

als   Imhoof- Blumer,  Journ,   of  Hell.  Stud.   18  Sp.  2649;  vgl.  auch  E.  Meyer,  Forschung,  zur 

(1898),  172,    177   auf  Perseus.     Eine  Inschrift  alten  Gesch.  1,  81,  3. 

aus  Kilikien   ohne  nähere   Ortsangabe  ist  ge-  11)  Dionysos:  a)  Megara  s.  d.  Art.  Patrooi 

weiht  'AitölXtovi  II<xrg\ü\ai.  Heberdey-WMelm,  Theoi  und  Maafs,  Hermes  23  (1888),  75  Anm.  2. 

Eeisen  in  Kilikien  (=  Benkschr.  d.  Kais.  Akad.  —  b)   Sagalassos   in  Pisidien:   hgevg  rov  Ttct- 

d.  Wiss.  44  (1896],  VI)  S.  4  nr.  7.  —  g)  Weit-  tqojov  Alovvcov,    Lanckoronski ,    Städte    Pam- 

verbreitet  war  der  Kultus  des  Apollon  Patroos  in  phyliens  u.  Pisidiens  2,  229.   212.  —  c)  0  itur- 
Lykien,  wo  er  oft  in  Kultgemeinschaft  mit  Arte-  60  QLmxr\g  &sbg  Aiovvaog  heilst  D.  im  Gegensatz 

mis  und  Leto,  oft  auch  mit  den  Kaisern  erscheint,  zu  dem  Gotte  der  Hebräer,  Plut.  Quaest.  4,  6,  1 

Treuber, Gesch.  der  Lykier  69.  226;  vgl.  die  In-  p.  671  c;  vgl.  fr.  adesp.  Bergk  34,  131  S.  730. 

Schriften  aus  Oinoanda    (hpavg  &tov  TtatQcoov  12)  Eumelos:  Ev^r\Xov  Q-tbv  tkxtqcoov  cpgi]- 

AnöXXcovog  Avhicov  tov  koivov),  Corr.  hellen.  10  toqglv  Ev^7]Xstdä)v,  Inschrift  aus  Neapel,  Kaibel, 

(1886),  225;  aus  Balbura  (Ispccaäiievog  .  .  .  Av-  Inscr.   Graec.  Sicil.  715. 

y.i(ov    rov    kolvov    &sov    nargomv  ATZÖXXcovog),  13)  Hekate:  nach  Tlieopompos  bei  Porphyr. 

Waddin gton,  Inscr.  d' Asie  Mineure  1221;  Cousin-  de  abst.  2,  16  p.  91,  16  Nauck,  mit  Hermes  zu- 

Biel,   Corr.   hellen,   1886,   54  f.;    aus   Apollonia  sammen  genannt,  vgl.  Eohde,  Psyche  2 2,  82.  2. 


1687                  Patrioi  Theoi  Patrioi  Theoi                  1688 

14)  Helios:  'HXicp  itaxQacp  -nal  irnq-noco  &ta>  32)  Selanianes:  s.  oben  Malbachos. 
(Palmyra),  Waddington  2576.'  Bärtige»  a.a.'0. 88.  33)  Suchos  (s.d.  u.  Petesuchos) :  xov  -Ha- 
lb) Hera:  a)  Amastris  inBithynien  bezw.Pa-  xqomv  tj^lsIv  fttov  \v.QOY.oötiX]io7iog  Zov%ov  \lz- 
phlagonien:  £v%txca  Au  ZQaxrjycp  xccl  "Hga  ydlov  u.£ydlov  (Papyrusfragnient),  Wilcken, 
xolg  TtatQioig  &eolg  nal  7tQoiarü)ai  xfjg  n6l8cog,  Zeitschr.  f.  aegypt.  Spr.  u.  Altertumskunde  22 
Hirschfeld,  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1888,  876,  27.  (1884),  139. 

Zeus   Strategos  mit  Hera   auf  Münzen,   Head,  33 b)  Surgasteus  (s.  d.  Art.  Pataros). 

Hist.   num.  433.    —    b)   Bostra  im   Lande  der  34)  Tbeandrios:   &ta  Ovct6säQ-ov   ttkxqüko 

arabischen  Nabataier:    Au   <pqcctqico  %al  "Hga  0£kvSqL<p   (syrische  Inschrift   aus   Athila  [Ba- 

ftaolg  naxgcöoig,   Waddington  1922.'                   '   io  tanee]),    C.  I.  G.  3,  4609  und   Boeckh  z.  d.  S. 

16)  Herakles:  s.  Patrooi  Theoi.  Waddington   2374a  und   zu  2046.  2374.  1965. 

17)  Hercules:  auf  Münzen  des  Septimius  Mordtmann,  Ztschr.  d.  deutsch,  morgenl.  Gesell, 
Severus  s.  d.  Art.  Hercules,  Nachträge  zu  Bd.  1  31  (1887),  97.  Bäthgen  a.  a.  0.  102;  vgl.  auch 
S.  2992,  44  ff.  die  Bd.  2  s.  v.  Manalphus  mitgeteilte  Inschrift: 

18)  Hermes:  a)  s.  d.  Art.  Patrooi  Theoi.  -  Bis  patris  Manalpho  et  Theandrio.  Auch 
b)  Pselci  (Pselchi)  am  westlichen  Ufer  des  unter  dem  &zbg  Ttccxoaog  einer  Inschrift  aus 
Nils:  'EpfMJ  7C<xtqcö£  (metrische  Weihinschrift ),  dem  syrischen  Kanatha  (Arch.  Epigr.  Mitt.  aus 
C.  I.  G.  3,  5083 ;  vgl.  Hekate.  Österr.  8, 184,  8)  versteht  Mordtmann  a.  a.  0.  den 

19)  Heros:    Inschrift    eines   Marmorblocks  Theandrios. 

aus  Halikarnassos :    ?;pa>  Ttargäco,  Corr.  hellen,  so  35)  Theoi:  s.  Patrooi  Theoi  und   W.    Ca- 

4,  401,  11;  Arch.  Jahrb.  2  (1887),  32,  29.  land,  Über  Totenverehrung  bei  einigen  der  indo- 

20)  Hestia:  s.  d.  Art.  Patroa.  germ.     Völker,     Verhandel,    d.    koninkl.   Akad. 

21)  Hygieia:  s.  oben  unter  Asklepios.  van    Wetenschapen ,    Afdeeling  Letterkunde   17 

22)  Iaribolos:  s.  oben  unter  Belos.  (1888),  4,  S.  69 ff.,    nach    dem    der    Kult    der 

23)  Köre:  Nysa:  Koqv  xa.1  IJlovxmvi  &solg  &£ol  tuxxqwoi  als  Vorfahren  und  Stammväter 
TtaTQcpoig,  Corr.  hellen.  10,  520,  18.  Vgl.  Corr.  der  Familie  das  Primäre  ist.  Die  &£ol  ita- 
hell.  14,  227.  Vgl.  auch  die  athenische  Inschrift  xqwoi  sind  die  weiter  entfernten  und  nicht 
k'&vaev  .  .  xi]  t£  Ar\\Lr\XQi  v.a.1  xfj  Koqv  xeel  totg  mehr  beim  Namen  gekannten  Vorfahren  der 
alloig  &£olg  olg  -xdxQiov  r\v  v%£Q  rov  SrjfLOV  einzelnen  Familien;  hieraus  erst  haben  sich 
xwv  'A&rivccLcov,  C.  I.  A.  4,  2,  614b  p.  154.  30  der  Kult  der  &£ol  n.  als  Stammgötter  eines 
Michel,  Becueil  606  p.  515.  Volkes    entwickelt.      Als    solche    sind    wohl 

24)  Malbachos:  Ad  Mcclßd%w  %ccl  Zsla-  sämtliche  folgende  —  mit  Ausnahme  von  f  — 
pavEL  &Eoig  rtttzpcpoig  (Beroia  in  Syrien),  C.  I.  G.  aufzufassen:  a)  s.  Alsenos.  —  b)  s.  Askle- 
3,  4449.  4450.  4451.  Vgl.  oben  Aglibolos  u.  d.  pios.  —  c)  &£Olg  TtaxQioig  (Isthmos  von  Korinth), 
Art.  Malachbelos  S.  2297  Z.  19 ff.  Nach  einer  C.  I.  G.  1,  1104.  —  d)  xolg  &£otot,  xolg  TraxQcoL- 
Mitteilung  in  der  Berl.  Philol.  Wochenschr.  22  oiöl  (Methymna),  Paton,  Inscr.  Graec.  mar. 
(1902),  28  trägt  eine  Temenosmauer  des  Berges  Aeg.  2  nr.  502  Z.  4,  nr.  503  Z.  5.  —  e)  6vv  xolg 
Skekh  Berckät  bei  Haleb  die  Inschrift  Au  naxQioig  fteotg  (Mytilene),  ebend.  nr.  58  a  Z.  16. 
Madßd%a>  Kai  2J£lcc[idv£i,  &eoig  -jtaxQWOig.  Nach  —  f)  &£olg  TiaxQcoioig  v.al  ^(xxQmiotg  (Insel 
Litt  mann  a.  a.  O.  stehen  diese  Namen  mit  den  40  Telos),  H  v.  Gaertringen ,  Inscr.  insiil.  mar. 
syrischen  Worten  c  madbakh '  =  Altar  und  Aeg.  3  nr.  39.  —  g)  xä  &£<i  xk  'AxuQyäxsi  y.ctl 
f  seläm '  =  Frieden  in  Beziehung.  Ist  die  xeo  xoivw  rov  fi-idaov  xwv  itaxQicov  &£wv  (Asty- 
Lesung  der  Inschrift  und  die  Erklärung  Litt-  palaia),'  ebend.  nr.  178.  —  h)  itaxQcpoi  &eoi 
manns,  die  durch  eine  Inschrift  auf  dem  eine  (Lesbos),  Athen.  Mitt.  10,  122.  —  i)  TtdxQiot 
Tagereise  südlicher  gelegenen  Berge  Barisha  Q-toi  (Sagalassos  in  Pisidien),  Lanckoronski 
empfohlen  wird  (Au  Ba^co  iisydXw,  Berl.  a.  a.  O.  2,  224,  188;  228,  205.  k)  &£olg  aw- 
Phil.  Wochenschr.  a.  a.  O.),  richtig,  so  dürfte  xS]qgiv  w.ca  7t[arQiotg]  (Termessos),  ebend.  2, 
auch  in  den  oben  angeführten  Inschriften  198,  16.  —  1)  Isoöcpocvxig  xwv  TtaxQiwv  &£wv 
Mcc «5 ßd%co  statt  Malßdxa  zu  lesen  sei.  Vgl.  jetzt  (Sillyon  in  Pamphylien),  ebend.  1,  177.  60.  — 
auch  Preutice,  Hermes  37  (1902),  117  ff.  Atner.  50  m)  aQ%L£Q£vg  x&v  tkxxqIcdv  &£&v  (Magnesia  am 
Journ.  of  archaeol  1902,  27  f.  Maiandros),  Corr.  hellen,  12  (1888),  328;  Athen. 

25)  Mamas  ist  unter  dem  ndxQiog  ftsbg  Mitt.  14  (1889),  317;  Bittenberger,  Sylloge  l2, 
von  Gaza  (Inschrift  aus  Ostia,  C.  I.  G.  5892;  371  S.  578.  O.  Kern,  Bie  Inschr.  von  Magnesia 
Kaibel,  Inscr.  Graec.  Sicil.  926)  zu  verstehen.  113,  5  S.  101.  —  n)  dycovo&sxrig  x&v  7taxgäcov 

26)  Men:  Antiochia  Pisidiae:  fragmentierte  -focov  (Pydnai  in  Lykien),  Benndorf- Pinna n u , 
Inschrift  rov  tcuxqiov...  frzov  Mrjv6[g,  Papers  Meisen  in  Lykien  und  Karien  nr.  96  S.  123. 
of  the  amer.  school  2,  135  p.  151.  —  0)  fttoig  Ttaxowoig  y.<xl  TtQod-vQccLoig  (Pinara 

27)  Parthenos:  s.  d.  IIA.,  8.  in  Lykien),  ebend,  nr.  24  S.  55.     Patara  in  Ly- 

28)  Pataros  (s.  d.).  kien  und  von  da  nach  Attalia  in  Pamphylien 

29)  Pluton  s.  oben  Köre.                                  60  verschleppt:   &soig   ^zßocaxolg  %al  xolg  itaxQio- 

30)  Poseidon:  a)  Athen  s.  d.  Art.  Patrooi  01g  %zolg  v.<A  xf]  ylvxvxdxy  TtaxQiSi  xf]  IJuxaQScov 
Theoi.  —  b)  Eleusis,  ebend.  —  c)  Korinthos,  Ttolsi,  Sterrett,  Papers  2,  224  nr.  252.  Berl, 
Schal.  Nikand.  Alex.  605.  Philolog.   Wochenschrift  1889,  23.  —   p)    faolg 

31)  Sabazios.  Auch  für  Sabazios  ist  in  ituxQwoig  xcci  'AnoXliovi  'AQ%r]y£xy  (Myndos), 
Kappadokien  der  Beiname  TtaxQomg  anzunehmen,  Corr.  hellen.  12  (1888),  281.  —  q)  L)ie  Tv%r\ 
da  sein  Kult  und  er  selbst  TtccxQOTtccQddoxog  xwv  Esßaaxwv  und  die  TtdxQiot  fttoi  werden 
genannt  wird,  Fränkel,  Bie  Inschr.  von  Per-  um  Segen  für  das  Volk  von  Klazomenai  an- 
gamon  nr.  248  S.  166  Z.  49  f.  gerufen  Mova.   xul   ßißl.  xfjg  svayy.  G%ol. 


1689                  Patrioi  Theoi  Patris                        1(390 

1  (1873/75),  110  nr.  1.  -  -   r)  üäxpioi  &soi  der  'AQxi[irjaG<xv)  zeigt,  C.  I.  G.  3,  6014b.  —  k)  Au 

Tyrier  auf  einer  Inschrift  aus  Puteoli,  Kaibel,  tkxxpioo;   Ex  oraculo,  Weihinschrift  aus   Rom, 

Inscr.  Grraec.  Sicil.  830  Z.  9  S.  221  =  C.  I.  G.  G.  I.  G.  3,  593(5.           1)   Ad   UcczQam   xai  "Hga, 

5853.  — ,s)  TtdxQioi  &zoi  (Rom),  Kaibel  a.  a.  0.  "Weihinschrift  aus  der  Umgegend  von  Pautalia, 

924.   —  t)  &solg  naxpäoig  (Olbia),  Latyschev,  Arch.  Epigr.  Mitt.  aus  Österr.    14   (1891,    160 

Inscr.  ant.  orae  sept.   Pont.  Eux.  1,  97  p.  128.  nr.  51.  -  -  m)  Anaphe  s.  Athena  a.  —  n)  Ama- 

—  u)  itätQioi  fttoL  (Akraiphia),  Corr.  hellen.  stris  s.  Hera.  —  o)  fttä  [7t]axp(p(p  All  Bovi- 
12  (1888),  510;  Dittenberger ,  Sylloge  l2,  376  xnvco  (Meireh  in  Paphlagonien,  eine  Tagesreise 
p.  596.     Inscr.  Graec.  Sept.   2713  Z.  51  S.  479.  von' Amastris   entfernt),    Corr.   hell.   13   (1889), 

—  v)  Alexander  opfert  den  Göttern,  booi  te  10  312,  20.  —  p)  Zevg  üatgiog  Münzlegende  von 
TtüxQioi  i\  uavxEvxol  avxw,  Arrian,  Ind.  18.  -  Saitta  in  Lydien,  Heeid,  Hist.  num.  562.  lmhoof- 
w)  Der  König  Antiochos  von  Kommagene  bittet  Blumer,  Griech.  Münzen  (Abhandl.  el.  philos.- 
für  diejenigen,  die  seinen  Kultsatzungen  nach-  philol.  Öl.  d.  Je.  bayr.  ATcad.  d.  Wiss.  18  [1890]) 
kommen,  die  nocxpami  aituvxtg  &eol  iv.  IlEpoldog  721  nr.  613.  Vgl.  auch  Malbachos  und  Sa- 
xs  neel  Ma-AExidog  yijg  Ko^iay7]vf]g  xs  hoxiccg  um  bazios.  — ■  Dafs  der  ältere  Kyros  den  Zeus  als 
ihren  Segen,  Humatin -Puchstein,  Reisen  in  jcaxpcoog  verehrte,  berichtet  Xenophon  (Inst. 
Kleinasien  und  Nordsyrien  S.  277,  5a  Z.  17  u.  Cyri  1,  6,  1;  8,  7,  4).  Ein  interessanter  in- 
dazu  S.  341.    Michel,  Recueil  735  p.  632  Z.  225  schriftlicher    Beleg     für    die    Verehrung    des 

—  x)  &8otg  7ta[xQcpoig  xai  N~\sil(p  avvh]7txoQi  Apollon  als  itecxpcbog  durch  die  Perserkönige 
=  Die\is]  patrieis  et  N[ilo  adiuto]ri  (in  der  20  ist  der  Brief  des  Dareios,  S.  des  Hydaspes, 
trilinguen  Inschrift  von  Philai),  Acad.  des  der  einen  Satrapen  tadelt,  weil  dieser  dem 
inscr.  et  belies  lettres  24  (1896),  108.  —  Die  Apollon  nicht  die  gebührende  Ehre  erwiesen 
TtdxQiot  oh-ot  stehen  im  Gegensatze  zu  den  habe  *ccyvowv  i^öav  (des  Dareios)  ixpoyovmv 
£svl%oI  &8oi,  Herod.  1,  172.  —  y)  =  Penates:  üg  xbv  &tbv  vovv\  Corr.  hell.  13  (1889),  531 
s.  Patrii  di  und  Ael.  v.  h.  3,  22.  Z.  26  ff. ;  vgl.  aber  auch  oben  Artemis.    [Höfer.] 

36)  Theos:  s.  oben  Theandrios.  Patriotis  (IJaxQiwxig).     1)  Beiname  der  Ar- 

37)  Tyche  Thaimeios:  s.  d.  Art.  Malach-  temis  in  Pleiai  {GurUus,  Peloponues.  2,291; 
belos  Bd.  2  Sp.  2296  Z.  lOff.  Vgl.  Astarte  327,71)  in  Lakonien,  GIG.  1,1444.  Eine 
Bd.  1  Sp.  651  Z.  64.  Weihung   an  diese  Artemis  nach   Treu,   Arch. 

38)  Xanthos  (Gott  des  gleichnamigen  30  Zeit.  40  (1882),  148  auf  einem  aus  Pleiai 
lykischen  Flusses):  Priester  xov  naxQciov  ftsov  stammenden  Relief  (abg.  Arch.  Zeit.  a.  a.  O. 
Bdv&ov,  GIG.  3  add,  4269c  p.  1125.  Taf.  6,  1).     Vgl.   Wide,   Lakonische   Kalte  129, 

39)  Zeus:  s.  Patrooi  Theoi  und  Find. (?)  bei  348,  1.  —  2)  In  Amyklai  nach  der  Ergänzung 
Flut.  adv.  stoie.  14  p.  1085;  (Aristot.)  de  mundo  von  Tsuntas,  'Ecprm.  &q%.  1892,  24  Z.  20: 
6,  34  =  Stob.  Eclog.  1,  2.  36  p.  22  Meineke;  'Aqxtwixog  [TtaxQico\xidog.  Vgl.  Patroa. 
Cornut.  de  nat.  deor.  9  p.  29  Gsann;  Hesych.  [Höfer.] 
■jtaxQomg  Zsvg;  Eudocia  315  p.  550.  Bezeugt  Patris  (IlaxQig).  Dafs  bei  der  weitverbrei- 
ist  ein  Kultus  für  a)  Chios:  s.  d.  Art.  Patrooi  teten  Sitte  der  Personifikation  von  Ländern 
Theoi.  -  -  b)  Aibg  sqxsio  itaxQmio  (Grenzstein  und  Städten  auch  die  Ilaxplg,  das  Vaterland 
von  Pangaion),  F.  Ferdrizet  (zu  Corr.  lullen.  40  oder  die  Vaterstadt  (vgl.  Polis) ,  auch  ohne 
18  (1884),  441)  a.  a.  0.  442;  Dittenberger,  Syl-  Hinzufügung  des  jeweiligen  Namens  (als  Bei- 
loge  22,  576  S.  276.  Michel,  Recueil  774  p.  638.  spiel  für  diese  diene  die  Bd.  2  Sp.  2088  Z.  51  an- 
Diese  Inschrift  widerlegt  zusammen  mit  der  geführte  Inschrift)  als  Person  vorgestellt  er- 
Klytideninschrift  aus  Chios  (oben  nr.  a)  Piatons  scheint,  ist  selbstverständlich.  Mit  Recht  sind 
(EutJiyd.  302  d)  Behauptung,  dafs  die  Ionier  Bd.  2  Sp.  1758  Z.35ff.  s.  v.  Kyria  gegen  Franz 
den  Zeus  P.  nicht  kennten.  — ■  c)  Delphoi,  zu  G.  I  G.  3673  die  Stellen,  wo  zu  IlaxQig 
Eid  der  Phratrie  der  Labyadai  vitia^ouai.  itol  das  Epitheton  tcvqlcc  hinzutritt,  auf  die  P.  als 
xov  Aibg  xov  itaxponov,  Dittenberger,  Syl-  Göttin  bezogen  worden.  Einen  weiteren  Be- 
loge  22,  438  S.  27,  vgl.  29.  36.  —  d)  Tegea:  weis  für  die  Richtigkeit  dieser  Annahme 
Au    naxpduG),    Corr.  hellen.  17  (1893),  24,  29.  50  bilden    die    Weihungen,     die     entweder    der 

—  e)  Halikarnassos;  xuidair  v. a %■  ä-it so  nai  Patris  allein  oder  in  Gemeinschaft  mit  anderen 
ol  Ttoöyovoi  Aia  UaxQüiov  %al  6(oxijpix,  Newton,  Göttern  dargebracht  werden;  z.  B.  wird  der 
Halicar it.,  Cnidus  and  Branchidae  2,  695  nr.  6.  Patris  eine  Statue  der  Athena  (Smyrna,  C.  I  G. 
Anc.  inscr.  Brit.  Mus.  4,896  p.  69;  Dittenberger,  2,  3154.  Dittenberger,  Sylloge  22,  873  p.  723) 
Sylloge  22,  641  S.  443;  Au  naxgepica,  Benn-  oder  des  Eros  (Nysa,  Anz.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss. 
dorf -Niemann ,  Reisen  in  Lykien  und  Karlen  zu  Wien  1893,  93  nr.  1)  geweiht,  vgl.  die  In- 
11,  2;  Michel,  Recueil  des  inscr.  grecques  1197  schriften  aus  Troizen,  Corr.  hell.  17  (1893),  93 
p.  851.  ■ —  f)  Aphxodisias:  Aia  Ttaxpwov,  An-  nr.  8,  Akmonia,  Ramsay,  Cit.  .  .  .  of  Phrygia 
zeiger  d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  30  (1893),  103.  651    nr.    561.     —    'Aitöllcavi    TvpLuva    xai    xy 

—  g)  Rhodos:  iv  Nsxxelcc  iv  xeo  hpca  xov  Aibg  60  Uaxpidi  (Kenes  in  Lydien),  Corr.  hell.  11  (1887), 
xov  IIciXQOMv,  H.  v.  Gaertringeu,  Inscr.  insul.  453,  14.  @solg  ctßaavolg  -accI  xf]  HuxpLSl  (Ped- 
mar.  Aeg.  1,  890  S.  144;  Dittenberger,  Sylloge  nelissos  in  Pisidien),  Papers  of  amer.  school 
22,  450  S.  52.  Michel,  Recueil  d'inscr.  grecques  3  (1888),  409  p.  288.  422  p.  301.  0eolg  öe- 
nr.  432.  —  h)  Attaleia  in  Lydien:  itaxpiov  ßccaxolg  nat.  Ali  uayiaxco  üapdmdi  xai  xfj  ita- 
i]{L&v   &eov   Aiog,    Corr.  hellen.  11  (1887),  400.  xpidi  elend.  421  p.  30C)'.      @solg   osßccoxolg   kcxi 

—  i)  All  rtaxpicp  y.u.1  ApxiUTKxoa,  Weihinschrift  xoig  Ttaxpcaoig  ftsolg  nal  xy)  ylmivxdxn  necxpiSi 
aus  Rom,  wohl  die  eines  Skythen,  wie  der  xf]  naxapäcov  tzoXei  (Adalia),  ebene! .  2,  250 
zweite  Name  (vgl.  Herod.  4,  59;   Hesych.  s.  v.  p.    222.           Auch    im    Lateinischen    wird  das 


1691                           Patro  Patroklos  (Abkunft;  Bund  m.  Achill)      1692 

Vaterland    persönlich   gedacht;   es   genügt   an  dem  jungen  Patroklos    erschlagene   Sohn  des 
Cic.  Catil.   1,  18    zu  erinnern,   wo   die   Patria  Amphidamas  wird  bald  Kleitonymos  oder  Kleiso- 
redend  eingeführt  wird.    [Höfer.]  nymos  genannt  Apd.  3,  13,  8,  bald  Aias  oder 
Patro  {II(xrQd>),  Tochter  d.  Thespios,  von  Hera-  Aianes,  Strabo  425;  vgl.  d.  Art.  Kleitonymos  und 
kies  Mutter  des  Archernachos,  J.^d.  2,7,8.  [Stoll.]  besonders  Hellanikos  frgm.  57  Müller  ■=  Schol. 
Patroa   (üatgaKc).     1)   Beiname    der   Hestia  IL  12,  1  IläxQoxXog  ö  Msvolzlov  xgtcpö^trog  iv 
auf  einer   Weihinschrift   aus   Rom,    C.  I.  G.  3,  'Oitovvn  tfjg  Aoy.Qidog  nsgiiitsosv  aKOvaim  nxai- 
5952  =  Kaibel,  Inscr.  Graec.  Sic.  etc.  980.    Vgl.  a^iaxi.    TLalda  yäg  rfkiY.iäytT\v  Ay.cpidduavxog  ovx 
den    Schwur    der   Chrysothemis     bei   Soph.  Jtßl.  äorj^LOV  KXr\GÖ>vv[iov  i)  toGntQ  xivsg  Aiävi]v  rrti/i 
881:  {ia  xi]v   7tccxQaav   toxiocv    (oder  'Eatiav ?) ;  10  aGxouyüXav    ÖQyto&tlg   ärcty.rtivtv.     'EttI   tovtco 
vgl.  Preuner  oben  s.  v.  Hestia  Bd.  1  Sp.  2611  dh   cpvywv   tig  <P&Lccv   ucpiv.Exo  ymml  v.uxä  avy- 
Z.  45 ff.  und  ebenda  Sp.  2627  Z.  27 ff.  —  ÜiKult-  yivtiav  nip.ia>g  A%iXXti  Gvvfjv.    <I>iXiav  dt   irnsq- 
beiname    der    Artemis   in   Sikyon,   wo   sie   ein  ßäXXovcuv  diacpvXd^avxtg  üllov  inl  "IXiov  ioxQÜ- 
pfeilerförmiges    Idol    besafs,     Paus.    2,   9,   6;  zsvaccv.    'H  Igxoqik  -kccqu  'EXXavUco. 
E.   Curtius,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.   1887,  Seine  Berühmtheit  verdankt  Patroklos  dem 
1172;  Wide,  Lakonische  Kulte  348, 1.   Overbeck,  innigen  Freundschaftsbund  m.  Achilleus, 
Sachs.   Ber.    16   (1864),    158.      Maxim.    Mayer  mit  dem  er  in  Phthia  erzogen  wird,  IL  23,  85  ff. 
oben  s.  v.  Kronos    S.    1520  Z.  55 ff.     Eine  In-  und  von  dem  er  die  Heilkunst  erlernt,  IL  11, 
schrift  aus  Thrakien  ist  geweiht  Kvgia  'Aqxb^ibi  830  ff. ,  wie   er  auch  dessen  fernere  Schicksale 
rfj  naTQcpa  ■aal  inri'AÖcp,   Arch.  epigr.  Mitth.  a.  20  teilt.     Nicht  ganz  dazu  stimmen  will  es,  dafs 
Öest.  18  (1895),  109,  10.    Vgl.  Patriotis,  Patrioi  er   Apollod.    3,   10,   8    unter    den    Freiern    der 
Theoi,  Patroos.     [Höfer.]  Helena  genannt  wird  und  demnach  den  troja- 
Patrokles  =  Patroklos  1  u.  2  (s.  d.  u.  vgl.  nischen  Krieg  gemäi's  der  eidlichen  Verpflich- 
Batos  b.  Schol.  Bind.  1.  3  [4],  104).  tung  der  abgewiesenen  Freier  mitmachen  mufs. 
Patroklos  (IIärQoy.Xog)  1)  Sohn  des  Herakles  Sonst  folgt  er  einfach  als  Freund  dem  Achilleus, 
und   der  Pyrippe,   Thestios1  Tochter,  Apollod.  als  dieser  von  Nestor  und  Odysseus  zum  Kriege 
2,  7,  8,  6.    —    2)    Der    berühmte    Freund    des  abgeholt  wird,  IL  11,  765  ff. 
Achilleus,  Sohn  des  Menoitios  und  der  Sthenele  Eine  hübsche  Schilderung  des  Freundschafts- 
oder Periapis  oder  Polymele,  der  Mtvoittädr]g.  bundes  giebt  Philostr.  Heroic.  19,  9.    Die  Innig- 
Über  seine  Abkunft  s.  Art.  Menoitios,  oben  30  keit    dieses    Bundes    war    sprichwörtlich    und 
Bd.  2  Sp.  2795  ff.     Bei    Homer    erscheint    als  unter  den  berühmten  Freundespaaren  nehmen 
Aufenthaltsort  des  Menoitios  beim  Auszug  des  Achilleus  und  Patroklos  nicht  die  letzte  Stelle 
Patroklos  Phthia,  B.  9,  252  f.,  11,  765  f.     Dort  ein.     In   späterer  Zeit  wird   dieses  Verhältnis 
lebt  er  auch  noch  nach  27.  16,  13,  und  Patro-  als    ein    erotisches    gedacht,     so     schon    von 
klos  selbst  wird  Myrmidone  genannt  IL  18,  10 f.  Aeschylos    nach    Athen.    13,    601  A. ,   vgl.  Plat. 
(eine  Stelle,  die  von  Bhianos  verworfen  wird).  Symp.    180  A. ,    Apollod.  3,  13,  8,    wobei    bald 
Wenn  ihn   jedoch  hier  Achilleus   den    besten  der  eine,  bald  der  andere  als  igaarr^g  betrachtet 
der  Myrmidonen  nennt,    so  ist  er  damit  nicht  wird,  vgl.  A.  Hug  zu  Blato  a.  a.  O.    Schon  im 
notwendig  als  geborener  Myrmidone  bezeichnet,  Homer  wollte  man  angesichts  der  leidenschaft- 
sondern  nur  unter   die  mit  Achill    gezogenen  40  liehen  Klagen  des  Achilleus  um  den  Gefallenen 
Myrmidonen  gerechnet.    In  einer  andern  Stelle  Anspielungen  darauf  finden,  und  Zenodot  und 
(18,  326)  sind  Menoitios  und  Patroklos  Lo  kr  er  Aristarch   strichen   die   Verse  B.  16,  97  — 100, 
aus  Opus,   und  diese  Auffassung  scheint  die  weil  sie  dieses  erotische  Verhältnis  anzudeuten 
herrschende   geblieben   zu   sein.     Sie  ist   auch  schienen.    Dazu  gehört  freilich  die  verdorbene 
durch  die  Stellen,  nach  denen  Menoitios  längere  Phantasie  eines  späteren  Geschlechts,  die  sich 
Zeit  bei  Peleus  wohnt,   nicht   ausgeschlossen.  ein   reines  Freundschaftsverhältnis  nicht  mehr 
Den  Widerspruch   sucht  zu   vermitteln   IL  23,  vorzustellen   vermag,   vgl.  Aeschin.  1,  142,    der 
84  ff.,  wo  die  Seele  des  Patroklos  den  Achilleus  meint,  Homer  verstecke  xbv  '£qcoxcc  xca  ri]v  iitco- 
daran    erinnert,     dafs    sie    vereint    in    Phthia  vv^iiav   avxutv   xi~ig  cpiXiag,   aber  die  Tttncadsv- 
,, ferne  von   Opus"   aufwuchsen,  wohin   er  von  50  \Ltvoi  xäv  axQouxätv  würden  es  schon  merken! 
seinem  Vater  schon  als  Knabe  gebracht  wurde,  Eher  könnte  man  in  IL  23,  97 — 100  eine  der- 
weil er  den  Sohn  des  Amphidamas  unvorsätz-  artige  Andeutung  finden,  aber  Männer  von  so 
lieh    im    Zorne    beim    Würfelspiel    erschlagen  gesunder  Sinnlichkeit,  wie  sie  11.  9,  664 — 667 
habe   (Hellanikos  fr.  57  Müller;  s.  u.).    Strabo  und  sonst  im  Homer  uns   entgegentritt,   sind 
p.  425  berichtet  mit  Berufung  auf  Homer,  dafs  keine  Päderasten. 

Patroklos    aus   Opus    in  Lokris    gebürtig  war  Bemerkenswert  ist  und  gegen  die  erotische 

und   zu  Peleus   floh,   sein  Vater  aber  in  Opus  Auffassung  bei   Homer   spricht   auch,    dafs   in 

blieb;  König  der  Lokrer  sei  nicht  er,  sondern  älteren   Quellen    durchweg   Patroklos    als    der 

Aias  der  Lokrer  gewesen;   vgl.   Orid,  Pont.  1,  ältere  Freund  erscheint,   IL  11,  787.  24,  11  u. 

3,  73:   caede  puer  facta  Patroclus  Opimta  reli-  60  Aristarch    ■/..  d.  Stellen,    was    für    das    höhere 

quit  Thessaliamgue  adiit,  hospes  Achülis,  h/wmu m.  Alter    der  Genealogie   spricht,    in    der  Peleus 

Die  verschiedenen   späteren  Erzählungen    über  und    Patroklos    Bruderssölme   sind,   vgl.  Pind. 

Patroklos1  Genealogie  sind  alle  veranlafst  teils  Ol.  9,  1<»4    Schol.,    Hellanikos  fr.  57   und   Art. 

durch   die   doppelte   Überlieferung    über   seine  Menoitios   Bd.  2    Sp.  2797  Z.  7  ff.     Dazu  vgl. 

Heimat,    teils    durch   sein   Verhältnis   zu   dem  das  Innenbild  der  Sosiasschale  i.s.  u.),  wo  Patro- 

Aiakiden  Achilleus,   mit  dem  er  auf  verschie-  klos    bärtig.    Achilleus    viel    jugendlicher    er- 

dene  Weise  in  Verbindung  zu  setzen  versucht  scheint.     Erst    die    spätere  Kunst  zeigt  beide 

wird,   s.  Seeliger  in  Art.  Menoitios.     Der  von  Freunde  unbärtig. 


1693      Patroklos  (teuthrant.  Krieg;  vor  Ilion)  Patroklos  (Aristeia;  Tod)  1694 

Abholung  zum  Kriege.    Beim  Ausbruch  Aristeia    des    Patroklos.     Der    16.  Ge- 

des  Krieges  kommen  Nestor  und  Odysseus   zu  sang  ist  dann  ganz  dem  Heldenkampf  und  Tod 

Peleus,  und  dieser  und  Menoitios,  der  bei  ihm  des  Patroklos  gewidmet.     In  der  alten  Patro- 

weilt,   lassen  ihre  Söhne  willig  mitziehen,  IL  kleia  tritt   er,   der  mit   Schmerz   die  Not  der 

11,  782,  um   für   die   dem  Menelaos  und  Aga-  Achäer  bemerkt  hat,  weinend  zu  Achilleus,  er- 

memnon    widerfahrene   Beleidigung  Rache    zu  zählt  ihm  die  Verwundung  der  ersten  Helden 

nehmen,  11.  1,  152  u.  bes.  158  f.,  wobei  freilich  und  bittet  ihn  um  die  Vergünstigung,  mit  den 

die  Verpflichtung  des  Patroklos  als  Freier  mit  Myrniidonen    den  Danaern    zu  Hilfe    kommen 

ins   Gewicht  fallen  konnte,   wenn   auch  nicht  und   selber  die  Waffen   des  Freundes   anlegen 

davon  die  Rede  ist.  io  zu  dürfen,  um  die  Troer  zu  täuschen.    Achilleus 

Teuthr antischer  Krieg.  Nach  den  Ky-  willigt  ein,  doch  soll  Patroklos  die  Feinde 
prien  landen  die  Griechen  zuerst  in Mysien.  Hier  nur  von  den  Schiffen  treiben,  sich  aber  nicht 
trat  nach  Find.  Ol.  9,  70  Patroklos  mit  Achill  in  weiteren  Kampf  einlassen  oder  gar  das 
allein  dem  Telephos  entgegen,  vgl.  Welcher,  Heer  vor  die  Mauern  Trojas  führen,  v.  90. 
Ep.  CyM.  2,  138,  Overbeck,  Die  Bildwerke  des  Dieser  Mahnung  widerspricht  es  einigermafsen, 
theb.  u.  tro.  Sagenkr.  296  f.  Patroklos  wird  dafs  Patroklos  die  Rosse  des  Achilleus  an  den 
hierbei  mit  einem  Pfeil  verwundet  und  von  Streitwagen  spannen  läfst,  v.  145  ff.  Nach 
dem  heilkundigen  Achilleus  verbunden.  Diese  Apollod.  Epit.  4,  5  schickt  Achilleus  von  selbst 
Scene,  dargestellt  auf  dem  Innenbild  der  Sosias-  den  Patroklos  aus  und  giebt  ihm  seine  Pferde, 
schale  (s.  u.),  findet  nur  in  dem  Kampf  am  Ka'ikos  33  Voll  Kampfeslust  stürzen  sich  die  lang  zurück- 
eine Stelle,  mufs  also  den  Kypr.  entnommen  sein,  gehaltenen  Myrniidonen,  von  Patroklos  und 
obgleich  in  Proklos'  Auszügen  nichts  davon  steht.  Automedon    geführt,    auf   die    Troer,    die    ins 

Patroklos  vor  Ilion.  Während  der  Kämpfe  Wanken  geraten,  da  sie  Achilleus  zu  ei'kennen 
vor  Ilion  nimmt,  gleichfalls  nach  den  Kyprien,  glauben,  Apd.  Epit.  4,  6.  Patroklos  tötet  den 
Achilleus  des  Priamos  Sohn  Lykaon  gefangen,  Pyraichmes  (v.  287)  und  treibt  die  Troer  von 
und  Patroklos  bringt  ihn  nach  Lemnos  und  den  Schiffen  langsam  zurück  (v.  305),  in  mör- 
verkauft  ihn  an  Euneos  {Kinkel,  Epic.  Gr.  derischem  Kampfe  Mann  gegen  Mann.  Er  tötet 
fragm.  S.  20),  von  wo  er  nach  allerlei  Wechsel-  dann  den  Areiolykos  (v.  308)  und  auch  die 
fällen  nach  Troja  zurückkommt,  um  Tags  darauf  achäischen  Helden  dringen  nun  erfolgreich  vor. 
von  Achilleus  getötet  zu  werden,  11.  21,  35  fi*.  30  Hektor  entflieht  über  den  Graben,  v.  368  f., 
23,  746  ff. ;  s.  Art.  Lykaon.  —  Gleichfalls  der  Patroklos  setzt  ihm  mit  seinem  schnellen  Ge- 
Zeit vor  der  Handlung  der  llias  gehören  die  spanne  nach  (380  ff.),  doch  da  er  ihn  nicht  er- 
übrigen Kämpfe  an,  in  denen  Patroklos  den  reicht,  schneidet  er  die  Trojaner  ab,  drängt 
Freund  begleitet  Strabo  p.  584  f.,  so  der  um  sie  zu  den  Schiffen  zurück  und  tötet  viele  (395  ff.); 
Lyrnessos,  wo  die  Briseis  erbeutet  wird,  11.  den  Pronoos  399,  Thestor  401,  Eryalos  411 
19,  295,  und  um  Skyros,  die  Veste  des  Enyeus,  und  noch  neun  weitere  415  ff.  (Erymas,  Ampho- 
die  Strabo  in  seiner  Aufzählung  a.  a.  O.  merk-  teros ,  Epaltes ,  Echios ,  Pyris ,  Tlepolemos, 
mürdigerweise  übergeht,  und  wo  Patroklos  die  Ipheus,  Euippos,  Polymelos).  Da  tritt  ihm 
Iphis  als  Siegesbeute  erhält,  11.  9,  668  f.  Sarpedon   entgegen   419  ff.,    der  Lykierfürst, 

In  der  Pias  erscheint  Patroklos  zuerst  1,  307  40  des  Zeus  geliebter  Sohn.    Zu  Fui's  kämpfen  sie 

als   Begleiter    des  Achilleus,   wie    dieser    sich  mit    einander.     Patroklos    tötet    zuerst    seines 

vom   Streit  mit  Agamemnon  zurückzieht.     Er  Gegners  Wagenlenker  Thrasymelos,  dann  die- 

führt   dann  auch  auf  des  Freundes  Befehl  die  sen  selbst.     Blutigen  Regen   sandte   Zeus   zur 

Briseis  den  Herolden  Agamemnons  zu,  v.  337  ff.,  Erde,  seinem  gefallenen  Sohne  zu  Ehren.    Nach 

s.  das  pompejanische  Wandgemälde  b.  Engel-  wildem  Kampf  um  die  Leiche,  die  von  Schlaf 

mann,    Bilderatlas    zu    Homer  T.  4,  10.  —  In  und  Tod  in  die  lykische  Heimat  getragen  wird, 

der  Presbeia,  9,  202  bedient  er  die  Gesandten,  667 — 683,  weichen  die  Troer.     Patroklos  läfst 

pflegt   den  Phoinix,  9,  620  ff.  658  f.,  und  zieht  sich  nach  diesem  Siege  zu  weiterer  Verfolgung 

sich  dann  zur  Ruhe  mit  Iphis  zurück  666  ff.  —  hinreifsen,  tötet  neun  weitere  Troer:  Adrastos, 

11.  11,  602   sendet  ihn  Achill  zu  Nestor,   um  50  Autonoos,   Echeklos,   Perimos,   Epistor,  Mela- 

zu  erfahren,  wer  der  Verwundete  sei,  den  dieser  nippos,   Elasos,   Mulios,  Pylartes,   und   dringt 

aus  dem  Kampfe   zurückführt.     Patroklos  ver-  bis    vor  Trojas    Mauern   702,    wird    aber    von 

weilt  bei  Nestor  und   dieser  benützt   die   Ge-  Apollon  selbst  zurückgetrieben,   das  viertemal 

legenheit,  ihn  für  die  Lage  der  Achäer  zu  er-  weicht    er   dem    drohenden   Zuruf  des   Gottes, 

wärmen,   damit  er  Achilleus  wieder  zur  Teil-  um  nicht  seinem  Zorn  zu  verfallen.   Darstellung 

nähme  am  Kampfe  berede,  oder  wenigstens  dieser  Scene  auf  einer  Paste  in  Berlin  (s.  u.). 
selber    mit    den  Myrmidonen    ihnen    zu   Hilfe  Letzter    Kampf    und    Tod.      Den    noch 

komme.     Von  Nestor  weggehend  trifft  Patro-  am  skäischen  Thore  zaudernden  Hektor  treibt 

klos    den    verwundeten    Eurypylos    11,  806  ff.  v.   712  ff.    Apollon    in    Gestalt    seines    Oheims 

Dieser  nimmt  ihn  als  Arzt  in  Anspruch,  weil  60  Asios   zum  Kampf  mit  Patroklos,   den  er  nun 

er    die    Heilkunde    von    Achill    gelernt    habe,  allein  aufsucht  v.  732,  während  Apollon  unter 

11,  830,  und  Machaon  selber  verwundet,  Poda-  die  Achäer  grause  Verwirrung  sendet.    Patro- 

leirios    noch    im  Kampfe   sei.     Patroklos  ver-  klos   springt   vom  Wagen    und    tötet  Hektors 

bindet  ihn  eilig,  um  dann  seine  Meldung  dem  Wageiilenker    Kebriones    mit    einem    Stein- 

Achilleus    zu    überbringen.      Erst    77.    15,  392  wurf;    nun   springt   auch  Hektor   ab,    und   sie 

tritt  er  dann  wieder  hervor;  wie  er  die  wachsende  kämpfen    um    den    Gefallenen,    um    den    sich 

Bedrängnis  der  Achäer  sieht,  eilt  er  zu  Achilleus,  wildes  Getümmel   erhebt,   bis  es  den  Achäern 

um  ihn  zum  Kampfe  zu  bewegen.  gelingt,   ihn   den  Troern-  zu   entreifsen.     Aufs 


1695  Patroklos  (letzt.  Kampf  u.  Tod;  Charakt.)  Patroklos  (Totenklage,  Bestattung)      1696 

neue   dringt  Patroklos   grimmig  vor;    in   drei-  ersehlagen,  tritt  er  später  überall  als  ein  hin- 

maligem  Anlauf  erschlägt    er  jedesmal   neun  gebender  Freund,  als  ein  Maiin  von  gewinnender 

Helden  v.  785,  so  dafs  selbst  Homer  die  Namen  Liebenswürdigkeit  und  Menschenfreundlichkeit 

nicht  mehr  aufzählt.     Aber  beim  vierten  An-  hervor.    Sie  treibt  ihn  in  Kampf  und  Tod,  sie 

stürm     tritt    ihm    Apollon     selber    entgegen  rühmt  Menelaos   noch  besonders,    da    er    den 

„gehüllt  in  nächtliches  Dunkel'1,  so  dafs  jener  Leichnam  der  Verteidigung    der  beiden  Aias 

ihn  nicht  gewahr  wird.     Von  hinten   versetzt  überlassen  mufs,  17,  670  ff.,  und  Briseis  beklagt 

er    ihm    einen   Streich,    dafs    ihm    die  Augen  19,  288  ff.    den    „freundlichen,    ihr    vor    allen 

schwindeln,   schlägt  ihm  dann  den  Helm  vom  teuren"  Mann,  der  sie  am  Tag  ihres  Unglücks 

Kopf,  ja  völlig  wehrlos   macht  ihn   der  Gott,  10  nicht  wollte  weinen  sehen,  sondern  durch  frohe 

zerbricht   seinen  Wurfspeer;    der   Schild    fällt  Verheifsungen  tröstete. 

ihm  von  den  Schultern,  der  Panzer  löst  sich  Totenklage  und  Bestattung.  Noch 
unter  des  Gottes  Händen  und  Euphorbos  während  des  Kampfes  um  die  Leiche,  in  dem 
bohrt  dem  Entwaffneten  von  hinten  die  Lanze  sich  Menelaos  besonders  hervorthut,  bringt 
zwischen  die  Schultern  und  den  Rücken,  wagt  Antilochos,  nach  Patroklos  der  liebste  Freund 
aber  doch  nicht  weiter  mit  ihm  zu  kämpfen.  des  Achilleus,  diesem  die  Todesbotschaft  (18,  2), 
Da  gewinnt  Patroklos  Luft  zum  Rückzug  v.  817,  der  mit  banger  Ahnung  die  Achäer  sich  fliehend 
und  jetzt  erst  geht  Hektor  wieder  auf  ihn  den  Schiffen  zuwälzen  sieht.  Er  giebt  sich 
los  und  bohrt  ihm  die  Lanze  in  den  Unterleib,  den  wildesten  Schmerzausbrüchen  hin  (ßQv%ü>- 
höhnende  Worte  dem  Sterbenden  zurufend,  der  20  (isvog,  Philostr.  im.  2,  2)  und  will  sich  das 
nicht  im  offenen  Kampf  Stirn  gegen  Stirn  be-  Leben  nehmen,  18,  32,  Philostr.  imag.  2,  7; 
siegt,  sondern  meuchlings  hingemordet  dem  Thetis  eilt  mit  den  Nereiden  herbei,  ihn  zu 
Sieger  sein  nahes  Ende  durch  die  Hand  des  trösten.  Achill  verzichtet  aufs  Leben  und  ge- 
Achilleus  voraussagt.  Hektor  mifsachtet  in  lobt  den  Freund  zu  rächen,  obwohl  er  weifs, 
seinem  Siegesübermut  die  Drohung  des  Ster-  dafs  dann  ihm  ein  früher  Tod  gewifs  ist,  18, 
benden  und  sucht  noch  den  Autoniedon  zu  88  ff.,  Pluto  Symp.  179  E.  Der  Leichnam,  noch- 
töten, der  aber  mit  den  Rossen  des  Achilleus  mals  von  Hektor  gefährdet,  v.  155,  uud  nur 
entkommt.  Unrühmlich  ist  nach  unserem  Ge-  durch  Achills  Erscheinen  und  drohenden  Zuruf 
fühl  der  Sieg  des  Hektor;  die  Alten  dachten  vom  Graben  aus  gerettet,  wird  ins  Lager  ge- 
nickt so,  Zeus  und  Apollon  verleihen  ihm  den  30  bracht,  und  Achill  erneuert  seine  Klagen  und 
Sieg  über  Patroklos  v.  844,  wie  Athena  dem  Gelübde,  v.  334  ff.,  läfst  den  Leichnam  waschen 
Achilleus  im  Kampfe  mit  Hektor,  Hephäst  im  und  einbalsamieren  v.  343  ff.  —  Thetis  beschützt 
Kampfe  mit  Skamandros  beisteht.  Der  Dichter  bis  zu  deren  Vollzug  den  Leichnam  vor  Ver- 
aber  erhöht  den  Ruhm  seines  Helden,  indem  wesung,  19,  29 ff.  Nachdem  Achill  von  Hephäst 
er  ihn  nicht  Sterblichen,  die  nur  die  letzten  seine  Waffen  erhalten,  beginnt  er,  zuvor  jede 
Werkzeuge  sind,  sondern  Göttern  erliegen  läfst.  Speise  und  Trank  verschmähend  19,  307  ff., 
Dafs  aber  Zeus  von  Achills  Gebet  für  Patro-  aber  von  Athene  auf  Zeus1  Befehl  mit  Nektar 
klos  16,  241 — 249  den  zweiten  Teil  um  glück-  und  Ambrosia  gestärkt  (19,  341  ff.),  den  Rache- 
liche  Heimkehr  nicht  erhört  v.  252,  erscheint,  kämpf.  Im  Skamandros  nimmt  er  zwölf  Troer 
obwohl  nirgends  direkt  ausgesprochen,  wie  40  gefangen  zum  Totenopfer  für  Patroklos  21, 
eine  Rache  für  die  Tötung  seines  Sohnes  Sar-  27;  vgl.  18,  334.  Nachdem  er  den  Hektor  ge- 
pedon,  wenigstens  scheint  das  auch  Patroklos  tötet,  läfst  er  23,  6  ff.  die  Myrmidonen  dreimal 
zu  empfinden,  wenn  er  v.  844  f.  sterbend  zu  die  Leiche  des  Freundes  umfahren  und  giebt 
Hektor  sagt,  Zeus  und  Apollon  hätten  ihm  ihnen  dann  ein  Mahl;  dafs  er  selbst  dabei  den 
den  Sieg  verliehen,  während  doch  Zeus  nirgends  Leichnam  Hektors  mit  herumschleift,  ergiebt 
direkt  gegen  ihn  auftrat.  Anders  erscheint  sich  aus  dem  Zusammenhang  und  v.  21 ,  ob- 
der  Hergang  und  die  Auffassung  II.  17,  bes.  wohl  es  nicht  ausdrücklich  gesagt  ist.  Diese 
201  ff.,  wonach  Hektor  selbst  wider  den  Willen  Schleifung  wiederholt  er  nach  der  Bestattung 
des  Zeus  dem  Patroklos  die  Wehr  von  Haupt  24,  14  ff.  um  das  Grab  des  Patroklos.  Bild- 
uud  Schultern  rifs,  und  v.  268  ff.  schirmt  Zeus  50  liehe  Darstellungen  der  letzteren  Schleifung 
sogar  die  Achäer  im  Kampf  um  Patroklos,  mit  dem  Eidolon  und  Tumulus  des  Patroklos 
weil  er  diesen  früher  liebte.  s.  u.  In  der  Nacht  nach  der  Besiegung  Hektors 
Charakteristik  des  Patroklos.  Mit  erscheint  dem  Peliden  die  Seele  des  Freundes 
Patroklos'  Tod  schliefst  die  eigentliche  Patro-  23,  65  und  bittet  um  Beschleunigung  der  Be- 
kleia,  aber  bei  keinem  Helden  beschäftigt  die  stattung,  verkündigt  ihm  sein  baldiges  Ende 
Sage  so  sehr,  wie  bei  ihm,  auch  das  Schicksal  und  ermahnt  ihn.  ihrer  beider  Gebeine  in  der 
des  Toten.  Um  keinen  Gefallenen  werden  so  goldenen  Urne  zu  bestatten,  die  einst  ihm 
erbitterte  Kämpfe  geführt,  wie  um  ihn.  Sie  Thetis  geschenkt,  23,  91,  ein  Werk  des  Hephäst 
füllen  den  ganzen  siebzehnten  Gesang  der  und  Geschenk  des  Dionysos,  Od.  24,  74  f.  Achill 
Pias,  um  keinen  erheben  sich  so  rührende  60  läfst  den  Holzstofs  errichten  und  legt  in  die 
Klagen,  keinem  werden  solche  Totenopfer  und  Hände  des  Toten  seine  Locken,  die  er  einst 
Ehren  erwiesen,  wie  ihm.  Denn  er  erscheint  im  im  Falle  der  bückkehr  dem  Gott  Spercheios 
Heldenlied  nicht  nur  als  ein  alles  bezwingender,  gelobt  hatte,  23,  141  ff.  (Daher  Achill  mit  ge- 
unwiderstehlicher Held,  der  nur  einem  Gotte  schorenem  Haar  auf  dem  Bild  PhiloStr.  imag. 
erliegt  (LirjarcoQu  tpößoto  nennt  ihn  der  Freund  2.  7;  nicht  berücksichtigt  ist  dieser  Zug  in 
23,  16),  sondern  es  fehlen  ihm  auch  nirgends  der  Darstellung  der  Leichenspiele  auf  der 
die  Züge  edler  Menschlichkeit.  Nachdem  er  Francoisvase.  wo  Achill  seinen  vollen  Haar- 
ais Knabe  im  Zorn  einen  Freund  unvorsätzlich  sehmuck   trägt.)     Er  vollzieht  das   Totenopfer 


1097      Patroklos  (Kult  u.  Aufenth.  n.  «1.  Tode)       Patroklos  (Kult  u.  Aufenth.  n.  d.  Tode-      1698 


an  den  zwölf  gefangenen  Trojanern  23,  175 
und  verbrennt  diese  mit  einer  Menge  anderer 
Gaben.  Nachdem  der  Scheiterhaufen  abge- 
löscht ist.  trifft  er  Anordnung,  dafs  seine  Ge- 
beine mit  denen  des  Patroklos  vermischt  bei- 
gesetzt werden  23,  239 — 248,  liifst  das  Grabmal 
aufschütten  und  veranstaltet  dann  grofsartige 
Leickenspiele,  23.  257—879,  Apd.  Epit.  4,  8. 
Vgl.  die  von  der  epischen  vielfach  abweichende 
I  ►arstellung  auf  der  Francoisvase,  Weizsäcker 
X.  Rhein.  Mus.  32.  58.  Luckenbach,  Fleckeisens 
Jahrbb,   11   Suppl.  495  ff. 


Kult  und  Aufenthalt  nach  dem  Tode. 
Nach  Achilleus'  Tod  wurde  beiden  Freunden 
am  Hellespont  ein  mächtiges  Grabmal  errichtet 
(Od.  24.  80)  und  die  Griechen  bestatteten  beider 
Gebeine  gemischt;  dafs  dies  „auf  der  Insel 
Leuke"  geschah,  Apollod.  Epit.  5,  5,  ist  nicht 
zutreffend.  Dieser  Zusatz  scheint  ein  Glossem 
zu  dem  nachfolgenden  iv  Maxägcov  vtjooig  zu 
sein.  Es  wurde  ihnen  am  Hellespont  ein  Heroen- 
dienst geweiht,  Strabo  p.  596.  Clem.  Rom, 
Recogn.  1.  Als  Lokrer  wurde  Patroklos  auch 
in    Opus    verehrt,     (lern.    Rom.    Homil.    6,   22: 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III. 


2 

3 


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3 


54 


3)  Patroklos  von  Achill  verbunden,  Sosias-Schale 
(nach  Baumeister,  Denkmäler  1  S.  8). 


1699      Patroklos  (Kult  u.  Aufenth.  n.  d.  Tode)       Patroklos  (Kult  u.  Aufenth.  n.  d.  Tode)      1700 

otcov  "Ehtoqk  iv  'Illco  Kai  'Aplliu  iv  Aevxfj  ry       Aias    sein    Preller,    Gr.    MytJh.    23,   433    A    3. 

vqßw  ol  iv.sl  7ZQooy.vvovvrca.  ndrQoy.lov  'Otcovv-       Nach  Paus.  3,  19,  13   lebte  Patroklos  mit  Anti- 

lochos  bei  Achilleus,  dem  lokrischen 
Aias  und  Helena  auf  der  Insel 
Leuke.  Die  Odyssee  versetzt  beide 
Freunde  wie  die  llias  in  den  Hades. 
Dort  siebt  sie  Odysseus  11,  467 
vereint  mit  Antilochos  und  Aias 
dem  Telamonier  und  in  dieser  Ge- 
sellschaft stellt  sie  auch  Polygnot 
in  seinem  Unterweltbild  in  der 
Lesche  in  Delphi  dar  (Paus.  10,'30,  3); 
nur  ist  Aias,  der  eine  andre  Stelle 
hat,  durch  Protesilaos  ersetzt. 

Epitheta.  Das  vorherrschende 
Epitheton  des  Patroklos  bei  Homer 
ist  iTtTtsvg,  II.  16,  21;  744;  843  oder 
'ntTtov.bliv&og,  16,  124;  die  sonstigen 
sind  mehr  allgemeiner"Art  wie  dio- 
ytvijg,  [izyd&vLiog,  äuinimv,  oder  ver- 
einzelt wie  iiijoTcoQ  cpoßoio,  23,  16. 
An  jenes  Epitheton  knüpft  Ptole- 
maios,  Nov.  hist.  1  (Westermann, 
Myihogr.  Gr.  p.  183,  18  ff.)  die  An- 
gabe ,  die  sich  aus  ihrem  Zusammen- 
hang als  Ergebnis  etymologischer 
Spielerei  ergiebt,  der  Beiname  rühre 
daher,  dafs  Patroklos  der  iocoLLZvog 
des  Poseidon  (iviitEvg)  gewesen  sei 
und  von  ihm  die  Kunst  des  Rosse- 
lenkens gelernt  habe. 

Patroklos  in  der  Litteratur. 
In  dem  Sänger  der  llias  hat  Patro- 
klos den  Herold  seiner  Thaten  und 
seiner  menschlichen  Liebenswürdig- 
keit gefunden.  Auch  in  den  Ky- 
prien  tritt  Patroklos  neben  Achilleus 
mehrfach  hervor,  vgl.  Welcher,  Ep. 
Cykl.  2,  138.  Pindar  deutet  auf 
seine  Heldenthaten  in  Teuthranien 
hin  Ol.  9,  75  und  wohl  auch  Ol. 
10,  19.  In  der  späteren  Dichtung 
erscheint  er  meist  in  Verbindung 
mit  Achilleus,  sonst  nur  gelegent- 
lich. Ob  in  Sophokles'  Satyrspiel 
'A%illtoi$  tQaßxai  Patroklos  eine 
Rolle  spielt,  wissen  wir  nicht. 
Aeschylos  scheint  ihn  nach  Aristo- 
phcmes,  Frösche  1041,  wo  von  Hä- 
tqoxIoi  die  Rede  ist,  in  einer  Tragö- 
die behandelt  zu  haben  und  auch 
der  Titel  MvQiitdövs e  weist  auf  eine 
Achill-  und  Patroklostragödie  hin, 
von  der  Bruchstücke  auf  Aussen- 
dung und  Tod  des  Patroklos  be- 
züglich erhalten  sind,  vgl.  Achilleus 
Bd.  1  Sp.  40.  L.  Aerius  dichtete  mit 
Benutzung  dieses  Vorbilds  gleich- 
falls Myrmidon.es  ähnlichen  Inhalts, 
Eibbeck,  Eöm.  Dichtung  1,  178.  Sein 
Freundschaftsbund  mit  Achill  wird 
viel  erwähnt,  bei  Xenophon,  Sympos. 
8,  11;  Aeschin.  1,  33;  Hyyiu,  Flut, 
amic.  mult.  2;  Philostr.  Heroic.  19, 
9  u.  a. 

Patroklos   in  der  bildenden 

rtoi.     Der    bewaffnete   Heros   auf  opuntischen       Kunst.     A)  Litterarisch  überlieferte  bildliche 

Münzen   kann   also   ebensowohl    Patroklos    als       Darstellungen.  1)  Polygnots  Gemälde  der  Unter- 


4)  =  Text  Rp.  1704.     Patroklos'  Auszug  zum  Kampfe  u.  Iphis,  Innenbild 
einer  Schale  des  Duris  in  Wien  (nach   Wiener   Vorlegebl.  Ser.  7  Taf.  1). 


1701      Patroklos  (in  d.  Kunst:  Auszug;  Briseis)       Patroklos  (in  d.  Kunst:  Auszug;  Briseis)      1702 


weit  in  der  Lesche  in  Delphi,  Paus.  10,  30,  3. 
Eobert,  Nekyia,  16.  Hall.  Winckelmannspr.  1892. 
Th.  Schreiber,  Die  Nekyia  des  Pol/ygnot,  Fest- 
schrift für  Johannes  OverbecJc,  Lpz.  1893,  S.  184. 
Weizsäcker,  Pölygnots  Gemälde  in  der  Lesche 
etc.  Stuttg.  1895.*  —  2) 
Weihgeschenksgruppe 
der  Pharsalier  in  Del- 
phi, Aehilleus  zu  Pfer- 
de, Patroklos  neben- 
herlaufend, Paus.  10, 
13,  5.  —  3)  Gemälde 
des  Kalliphon  von  Sa- 
mos  im  Artemision  zu 
Ephesos:  Frauen  dem 
Patroklos  die  yvccla 
des  Panzers  anlegend, 
Paus.  10,  26,  6.  —  4) 
Giebelgruppe  des  Sko- 
pas  am  Tempel  der 
Athena  in  Tegea, 
Kampf  des  Telephos 
o-eg-en  Aehilleus  in 
der  Ka'ikosebene.  vgl. 
b.  3. 

B)  Erhaltene. 
1)  Schwarz-fig.  atti- 
scher Kantharos 
ausVulci,  in  Berlin 
1737,  Abb.  1:  Achills 
und  Patroklos'  Aus- 
zug   (beide    unbärtig) 

in  Anwesenheit  von  Thetis,  Menelaos  (statt  des 
Nestor  der  Pias).  Odysseus  und  Menestheus. 
Unter  Menestheus  dem  Athener,  der  in  der  Jlias 
nicht  dabei  ist,  steht  odl,  womit  der  Vasenmaler 
seinem     attischen     Patriotismus     Luft     macht. 


und  Menoitios  auf  einem  Krater  in  London, 
Mülingen,  Anc.  mied.  Mon.  1,  pl.  21.  Overbeck, 
Bildic.  des  theb.  u.  tro.  Sagenkr.  S.  277,  Abb.  2.  — 
3)  Innenbild  einer  rot-fig.  Schale  aus  Yulci, 
Berlin  2278,  „Sosiasschale":  Patroklos  (bär- 


I   \  "AT£P".*  '  ®^^ll^OA\5Z^AX//VAEYX  TTATPQKA0j£ 


5)  Tabula  Iliaca  A,  zu  IL  TT,  2,  P.     Unten  Patroklos'  Auszug  und  Kampf  mit  Sarpedon, 
Mitte:  Kampf  um  Patroklos'  Leiche  und  ihre  Kettung,  oben:    Totenklage  um  Patroklos. 


tig)  im  Kampf  am  Kaikos  verwundet,  wird  von 
Achill  (unbärtig;  verbunden.  Gerhard,  Trink- 
schalen Tat".  7.  Ocerbeck,  Gatt.  her.  Bildic.  13,  8 
S.  297.  Müller,  I).  a.  K.  1,  45,  210a,  nach  Mon. 
d.  Inst.  1,  tav.   24.     Baumeister,   Denkmäler  1, 


Klein ,    Eaph ron  ins 

deutlich,  sonst  möchte  man  an  Menesthios,  den 
Sohn  des  Spercheios  und  der  Polydora,  der 
Tochter  des  Peleus  denken,  der  II.  16,  173  unter 
den  Führern  der  Myrmidonen  erscheint.  Abg. 
Gerhard,  Etr.  u.  camp.  Vasenbilder  Taf.  13,  2. 
Fehlt  bei  Overbeck.  Luckenbach ,  Fleckeisens 
Jahrb.  11.  Suppl.  S.  595.  -  -  2)  Zweifelhaft: 
Achills    und    Patroklos1   Abschied    von    Peleus 


S.8,  s.Abb. 3.  —  4)  Wegführung  der  Briseis. 
Pompejanisches  Wandgemälde,  Heibig, 
Wandgem.  nr.  1309.  Patroklos  führt  die  Briseis 
nach  Achills  Befehl  den  Herolden  Agamemnons 
zu  11.  1,  337  f.  Abgeb.  Mus.  Borbon.  %  58. 
R.  Bochette,  Mon.  Ine'd.  19.  75.     Ternite  3.  Abt. 

54* 


1703      Patroklos  (in  der  Kunst:  Ilias) 


Patroklos  (in  der  Kunst:   Ilias)       1704 


1.  7.  8.  Engelmann,  Homeratlas  1.  l<>.  Röscher, 
Lexikon  Bd.  l  Sp.  820  unter  Briseis;  vgl.  Over- 
beck,  Die  Bildwerke  S.  389  nr.  lö.  -  5  Patro- 
klos bei  dem  leierspielenden  Achill,  pompeja- 
nisches  Wandgemälde,  Helhig  1315.  Abgeb. 
Mus.  Borb.  13,  37.  Engelmann,  Homeratlas 
10,  49;  vgl.  //.  9,  185—191.  Overbeck. 
Bildwerke pp.  409;  vgl.  HeZfo'gi  1404.  In 
den  Presbeiabildern  läfst  sich  Patro- 
klos nirgends  mit  Sicherheit  nach- 
weisen; vgl.  besonders  Robert, 
Arch.  Ztg.  1881  S.  l:J>7  ff.  Ein 
jetzt  zerstörtes  pompejan.  Wand- 
gemälde dieses  Gegenstandes 
erwähnt  Heibig,  Wandgem. 
p.  46-2,  abgeb.  Steinbüchel, 
gross,  ant.  Atlas  8  C  1.  Der 
Neapler  Krater  Overbeck, 
Gallerie  hero.  Bildw.  Taf. 
16,  18  S.  410,  wo   Om--  &?'■< 

beck   Patroklos  erken-         / 
neu    will,    läfst    eine 
sichere  Deutung  auf 
die  Presbeia  nicht 
zu ,     ebensowenig 
die  Amphora  ebd. 
Taf.  17,  1,    wo-  ( 

hei  die  Waffen- 
überbringung 
an      Achill 
dm  Haupt - 


i 


stand  bil- 
det.   — 


7)  Gruppe  des  Meneluns  und  Patroklos  in  der  Loggia  dei  Lanzi  in    Florenz 


6)  Patroklos  lieht  den  Achilleus  an,  ihm  zu 
gestatten,  den  Achäern  beizustehen,  Bronzerelief 
an  einer  Tensa  in  einem  (.'vklns  von  Scenen  aus 
dem  Mythos  Achills.  Koni,  Konservatorenpalast, 
Hilbig,  Fährer  la  nr.  568.  Abb.  Bull,  della 
comm.  archeöl.  comunale  5  (1877)  Taf.  11—16 
p.  lli) — 134.    Baumeister,   Denkmäler  d.  Mass. 


Altert.  3,  Taf.  90,  fig.  '2325,  sehr  klein.  Viel- 
leicht stellt  diese  Scene  auch  dar  das  schöne 
pomp.  Wandgemälde  Heibig  Nr.  1389b  vgl. 
Welcker  A.  J).  4,  121  ff'.,  abgeb.  Mus.  Borb. 
5,  17  (47?),  Ternite  3.  Abt.  1,  5,  p.  21. 
Patroklos'  Auszug  zum  Kampfe  a)  auf  einer 
Vase  des  Epigenes  .1//;*.  d.  Inst.  22 
1850),  Tav.  J  p.  143  ff.  {L.  Schmidt), 
anwesend  Nestor,  Antilochos,  Patro- 
klos gerüstet,  unbärtig,  Thetis  mit 
Kanne  und  Schale,  von  L.  Schmidt, 
a.  a.  0.  und  Overbeck,  Bildwerke  280 
für  aufsermythisch  erklärt,  weil  der 
Vorgang  in  der  Hin*  nicht  geschildert 
ist,  abg.  Art.  Nestor  Bd.  3  Sp.  295.  - 
b)  Schale  des  Duris  aus  Caere,  j.  in  Wien, 
abg.  Wien.  Vorlegebl.  Serie  7  Taf.  1. 
Schreiber,  Kulturhistor.  Bilderatlas  1 
Taf.  35,  1 — 3.  Engelaut  n  H  Homeratlas 
Taf.  13,  71,  (Abbild.  4),  stellt  auf  dem 
Aufsenbild  eine  Anzahl  sich  wappnen- 
der Männer  und  Jünglinge,  innen  einen 
gewappneten  bärtigen  Helden  dar.  dem 
ein  Mädchen  eine  Spende  in  eine  Schale 
giefst.  Obwohl  Namensbeischriften  feh- 
len, giebt  es  doch  keine  andere  Erklä- 
ung  des  Vorgangs,  als  nach  IL  16, 
55  ff.  an  den  Aufbruch  der  Myrmi- 
onen  zu  denken,  nachdem  Achill  die 
Einwilligung  zu  ihrem  Ein- 
greifen  in  den  Kampf  ge- 
geben. Das  frische  heben. 
m  das  in  dem  ganzen  Bilde 
herrscht,  stimmt  vortrefflich 
zu  der  lebhaften  Schilderung 
des  Eifers,  mit  dein  bei 
Ho.ner  die  Myrmidonen  dem 
iufe  ihres  Führers  folgen. 
Dann  kann  das  Mittelbild  nur 
den  Abschied  des  Patroklos 
von  seiner  Geliebten  Iphis 
(vgl.  9,  666 1  darstellen,  bezw. 
seine  Spende  vor  dem  Auf- 
bruch, wozu  ihm  Iphis  den 
Wein  eingiefst.  Verloren  ist 
das  Bild  A  3:  Patroklos  von 
Frauen  zum  Auszug  gewapp- 
net. --  c)  Den  Aufbruch  des 
P.  und  zugleich  die  Sorge  des 
Achill  um  den  Ausziehenden, 
der  bekümmert  auf  seiner 
Kirne  sitzt  und  von  Phoinix 
und  Diomede  (vgl.  //.  9,  664) 
beruhigt  wird,  zeigt  die  tabula 
Tliaca  A,  Jahn,  Griechische 
Bilderchroniken  nr.  29  u.  30 
S.  17  ==  Abb.  5  unterer  Strei- 
fen. Irrtümlich  wollte  man 
in  der  Scene  3U  früher  (s.  Orer- 
beck,  Bildw.  425)  eine  Dar- 
stellung der  Presbeia  sehen. 
weil  man  Diomedes  statt  Diomede  las,  und 
der  eiste  Zeichner  (Fedor)  den  um  Achill  be- 
schäftigten Gestalten,   von   denen   eine   sicher 


Zi 


weiblich  ist.  Helmbüsche  gab. 


Die  Presbeia  ge- 


hört gar  nicht  in  den  Streifen  IT,  sondern  m 
I.  --  8)  Derselbe  Streifen  JJ  der  tabula  lliaca  A 
enthält  auch  in  seiner  rechten  Hälfte  die  einzige 


1705      Patroklos  (in  der  Kunst:   llias) 


Patroklos  (in  der  Kunst:  llias)      1708 


i j  1  unserem  Denknitilervorrat  vorhandene  Dar- 
stellung von  Patroklos1  Heldenkampf  mit 
den  Troern,  Jahn,  Gr.  Bilderchr.  S.  18  nr.  31, 
Abb.  5  unterer  Streifen,  und  zwar  ohne  Zweifel 
nicht  die  Begegnuug  des  Patroklos  mit  Hektor, 
16,  731,  nachdem  er  ihm  den  Kebriones  getötet, 
wie  Jahn  erklärt,  sondern  nach  Michaelis  rich- 
tiger Bemerkung  zu  der  Stelle  die  auch  im 
Text  auf  dem  Pfeiler  hervorgehobene  Be- 
siegung des  Sarpedon.  Diese  Scene  ist  in 
der  bildenden  Kunst  völlig  verdrängt  worden 
durch  den  analogen  Kampf  Achills  mit  dem 
Sohne  der  Eos,  Memnon,  der  gleichfalls  nach 
seinem  Tode  von  Hypnos  und  Thanatos  ent- 
führt wird.  vgl.  Memnon  in  Bd.  2  Sp.  2677.  - 
9)  Patroklos  durch  Apollon  vom  Sturm  auf  die 
Mauer  zurückgewiesen  (IL  16,  702)  auf  einer 
geschnittenen  Paste  in   Berlin,   Tölken  4,  348. 


2261,  Abb.  6;  abg.  Overbeck,  dal.  her.  Bildic. 
18,  3,  S.  427,  besser  Engelmann,  Homeratlas 
14,  76.  Müller -Wieseler,  D.  «.  K.  1,44,  207, 
die  Mittelgruppe  verkleinert  und  ungenügend 
im  Artikel  Aineias  Bd.  1  Sp.  151);  über  dem 
Gefallenen  kämpfen  1.  Aias  und  Diomedes.  r. 
Aineias  und  Hippasos,  keiner  in  der  llias  vor- 
kommenden Kampfscene  entsprechend,  wo  Dio- 
medes überhaupt  nicht  am  Kampf  teil  nimmt. 
IC  Andere  Darstellungen  von  Kämpfen  um  einen 
Gefallenen  (z.  B.  Berliner  Vasenb.  nr.  2288)  sind 
.  nicht  mit  Sicherheit  auf  Patroklos  zu  beziehen, 
ebenso  unsicher  ist  es,  ob  die  Westgiebel- 
gruppe von  Aigina  gerade  den  Kampf  um 
Patroklos  darstellt.  In  a — c  liegt  der  um- 
strittene Leichnam  am  Boden.  --  d)  Den  Cameo 
Ludovisi,  (ial.  omer,  2.  158,  Overbeck  Taf.  17, 12 
S.  420  nimmt  dieser  für  den  Kampf  um  P.  in 


■•y,v    .     •        .•  ■  r_±_i_  ±  -.     ,-  •■/  v/-v.y-  v  v  ■■■    ■<    y  -<    ■     .  :._^/W 


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Odysseus  Achill  Aias  ?  Phoinix 

8)  Totenklage  um  Patroklos,  Silbergefäfs  aus  Bernay  (nach  Baumeister  1,  740). 


Overbeck,  Gallerte  her.  Bildw.  T.  17,  13,  S.  425.  50 

■  10)  Der  Kampf  um  die  Leiche.  Charakte- 
ristisch ist  dabei,  dafs  die  Leiche  entsprechend 
der  llias  immer  der  Waffen  beraubt  ist. 
a)  Kylix  archaisch,  unbekannten  Aufbewahrungs- 
orts irgendwo  in  England,  Overbeck,  Bildwerke 
S.  425  nr.  55:  Patroklos,  der  Rüstung  beraubt 
von  Hektor  und  Aias  und  je  drei  weiteren 
Kämpfern  umstritten;  abg.  Gerhard,  Auserles. 
Vasenbilder  3,  190,  191;  vgl.  A.  Schneider,  Der 
troische  Sagenkreis  S.  22.  Ein  ähnliches  Vasen-  60 
bild  in  München  nr.  53,  der  Name  der  Leiche 
ist  auch  hier  nicht  angegeben;  fehlt  bei  Over- 
beck. —  b)  Kylix  des  Exekias  abg.  Gerhard, 
Auserl.  Vaseid).  1,  49,  Overbeck,  Gal.  her.  Bildw. 
18,  1  ohne  Namensbeischriften.  Das  wie  im 
Epos  stark  hervorgehobene  Zerren  an  der  Leiche 
begünstigt  die  Deutung  auf  Patroklos.  — 
c)  Rotfig.  Schale  des  Oltos  und  Euxitheos,  Berlin 


Anspruch  wegen  des  aus  der  Bias  bekannten 
Motivs,  dafs  ein  Troer  ein  Seil  um  den  Ge- 
fallenen wirft,  um  ihn  herzuziehen.  Doch  ist 
der  Gefallene  hier  nicht  völlig  der  Waffen  be- 
raubt. Bei  andern  dort  aufgezählten  Steinen 
ist  die  Deutung  völlig  unsicher.  —  e)  Eine 
andere  Phase  des  Kampfes  zeigt  die  berühmte 
Gruppe  des  Menelaos  und  Patroklos,  von 
der  zahlreiche  mehr  oder  weniger  gut  erhaltene 
Wiederholungen  vorhanden  sind,  besonders 
zwei  in  Florenz  und  eine  in  Rom,  diese 
bekannt  unter  dem  Namen  des  Pasquino, 
vgl.  Friedrichs -Walters  nr.  1397/98,  Anielung, 
Führer  durch  die  Antiken  in  Florenz:  cc)  S.  8 f. 
Gruppe  in  der  Loggia  dei  Lanzi.  Gute  Abbil- 
dung bei  Furtwängler-TTrlichs,  Denkm.  gr.  röm. 
Sculptur,  Handausgabe  S.  111,  Taf.  34,  s  Abb.  7, 
von  vorteilhafterem  Standpunkt  Springer-Micha- 
elis, Haiallmdi  der  Ktmstgesch.  I5,  fig.  371.  — 


1707      Patroklos  (in  der  Kunst:  Ilias) 


Patroklos  (in  der  Kunst:  Ilias)      1708 


ß)  S.  134  Gruppe  in  Pal.  Pitti,  abg.  Baumeister, 
DenJcm.  d.  kl.  Altert.  1,  731.  Der  Pasquino 
abgeb.  bei  Amelung  S.  8.  Schlechte  Abb.  der 
florent.  Gruppe  bei  Overbeck,  Gral.  her.  Bildir. 
23.  5  (als  Aias  und  Achill)  und  darnach  Röscher, 
Lexikon  unter  Menelaos,  Bd.  2  Sp.  2783  und 
unter  Aias  Bd.  1  Sp.  126,  hier  als  Aias  mit 
der  Leiche  des  Achill.  Dafs  nur  Menelaos  und 
Patroklos   gemeint  sein   können,    ergiebt   sich 


der  Waffen  beraubt).  —  f)  Eine  ähnliche  Situa- 
tion des  Kampfes  zeigt  der  Streifen  P  der 
tabula  Iliaca  A,  dem  leider  die  Unterschriften 
fehlen.  Jahn,  Griech.  Bilderchron.  S.  18  nr.  33, 
s.  Abb.  5,  Mitte.  Während  die  1.  Hälfte  des 
Streifens  nr.  32  die  Verteidigung  der  Leiche 
durch  Aias  gegen  Hektor  darzustellen  scheint, 
hat  in  der  Mitte  (nr.  33)  ein  behelmter  Krieger 
den   halbaufgerichteten  Leichnam  mit  beiden 


neben 
seinen 


dem  Fehlen  der  Waffen  des  Toten  aus  10  Händen  beim  r.  Arm  und  unter  der  1.  Achsel 


Wunden,    die   ganz  mit  den   Angaben 
der    Bios    übereinstimmen.      Die    Florentiner 


mmmmMmmm 


.._ iCAYgfE  n  A.T  Po_5_Ap      '  £  n  ITA  jiio^Ar 

9)  Patroklos'  Leichenfeier,  Tab.  Iliaca  A,  zu  Ilias  llJ. 


Exemplare  geben  den  Kopf  des  Menelaos  zu 
sehr  nach  vorn  gebeugt,  der  Pasquino  und  ein 
Kopf  des  Menelaos  im  Büstenzimmer  des  Vati- 
kanischen Museums,  Heibig,  Fahrer  l2  nr.  246 
zeigen  ihn  mehr  aufgerichtet  und  zur  Seite 
gewendet,  wodurch  der  gewählte  Moment  besser 
zum  Ausdruck  kommt.  Menelaos  schleppt  näm- 
lich   nicht    den  Leichnam  weg,    sondern  legt 


gefafst.  ähnlich  wie  in  der  Pasquinogruppe.  — 
llj Bergung  der  Leiche,  tab.  ILA  StreifenP, 
rechts  =  Scene  34,  s.  Abb.  5, 
mittlerer     Streifen :      Zwei 
Krieger,   nach    //.    17.   717 
Meriones     und     Menelaos, 
tragen     die    Leiche     sorg- 
sam   zum  Wagen.     Dieses 
Motiv,  daJ's  Patroklos  zum 
Lager  gefahren  wird,   ent- 
spricht    nicht     der     Ilias. 
Auch  begegnet  diese  Scene 
sonst  nirgends  in  den  Denk- 
mälern; eine  ähnliche   auf 
einer  etrusk.  Aschenkiste,  Overbeck,  Gall.  her. 
Bildw.  22.  12  könnte  nach  Analogie  der  ilischen 
Tafel   auf  Patroklos  bezogen  werden,   da   der 
Tote  waffenlos   ist;   gewöhnlich  wird  sie  ohne 
genügenden  Grund  für  die  Bergung  des  toten 
Antilochos  erklärt.  —  12)  Achills  Klage  um 
Patroklos    a)    tabula    Iliaca  A,    Streifen   S, 
Jahn  S.  18  nr.  35:  Achill  (s.  Abb.  5,  oben),  hinter 
dem  1.  noch  ein  Mann  steht,  sitzt 
1.  auf  dem  Fufsende  des  Bettes, 
auf  dem  Patroklos  ausgestreckt 
liegt,  der  1.  Arm  hängt  herab, 
zu  Häupten  steht  Thetis,  hinter 
dem  Bett  eine  klagende  Frau 
(Iphis  ?),  da  Briseis  erst  im  19. 
Gesang  T  dem  Achill  zurück- 
gegeben wird  und  ihre  Klage 
um  Patroklos  erhebt.    Auf  die 
Entlehnung   dieser   Scene   aus 
andern  Prothesisscenen und  die 
Unabhängigkeit    der    Darstel- 
lung der  ilischen  Tafel  von  der 
Rias,  die  eine  derarartige  Pro- 
thesis  nicht  enthält,  weist  hin 
Brüning,    Arch.    Jahrb.    1894, 
151.  —  b)  Achill  von  den  Grie- 
chen umgeben  den  erschlage- 
nen Freund  betrauernd,  schö- 
nes Relief  auf  der  Vorderseite 
einer  Silberkanne  aus  Bernay, 
R.   Röchelte,    Mon.    in.  pl,  52, 
Baumeister,  DenJcm.  d.  kl.  A.  1, 
7  10  nr.  793,    ÖVerb.,  dal.  her.  Bildw.  20,  12  S.481, 
-  s.  Abb.  8)  Rückseite  (unter  dem  Henkel)  die  Los- 
kaufung Sektors;  im  Art,  Odysseus(Bd.3Sp.660, 
digen,   mit  freier  Anlehnung  an   //.  17.  105  ff.  60  21)  ist  der  von  den  Griechen  betrauerte  Leichnam 


f  C(  i  i  { ( ( f f  f  f f  /  ( ff  f  ( ( f  f  f  f  (.(.(.(.( (.( (.(.( f  üf  f  U  (.(.( (ff  ff 


e —  -         w> " — " — JF" — ~ — "ITffi M? "~ 


10)  Totenopfer  für  Patroklos  (anwesend:  Agamemnon,  Achilleus, 
Schatten  des  Patroklos,   Todesdaimon  (?),   Charon,  Aias  I  u.  11),   etrusk 
Wandgemälde  aus  dem  Francois-Grah  in  Volci  (nach  Monum.  d.  I.  (>,  ;il) 


ihn,  nach  den  Verfolgern  umblickend,  behut- 
sam zu  Boden,  uin  ihn  gegen  die  mächtig 
nachdrängenden   Feinde   aufs   neue   zu    vertei- 


bes.  109.  113.  114.  So  zuerst  Kekule,  Akad. 
Kunstmus.  z.  Bonn  S.  60,  s.  Friederichs-  Wolters 
und  Heibig  a.  a.  O.  Eine  günstige  Ansieht  der 
Gruppe  mit  dieser  Kopfhaltung  des  Menelaos 
s.  bei  Heibig  a.  a.  O.  Wiederholungen  <\f\- 
Gruppe  auf  Gemmen  z.  B.  Overbeck,  Gal. 
her.  Bildw.  17.  10  u.  23,  4  S.  553  (hier  für 
Aias  und  Achill  erklärt,  aber  Achill  war  nicht 


irrtümlich  als  Hektor  bezeichnet.  •  13)  Die 
Bestattung  des  Patroklos  a)  tabula  Biaca 
./  Streifen'/'',  Jahn  S.  24  (s.Abb. 9).  .Unterschrift 
xavote:  narg6xXo[v,  unter  dem  Scheiterhaufen; 
1. Achill  spendend,  r.  iitvtäcpioq  ccy\mv  Wagen- 
rennen.  b)  Das  Totenopfer,  Wandgemälde 
im  Fnineois-iirah  [n  Vulei.  Monum.  d.  Just.  6.31 
nr.  I.  II.  Annalil859,  353  ff.  Springer,  Kunst- 


1709      Patroklos  (in  der  Kunst:  Ilias) 


Patroklos  (in  der  Kunst:  Ilias)      1710 


geschickte  l6  235  flg.  402.  Heibig,  Führer  22 1250. 
(Kopien  imMiiseoEtrusco  im  Vatican(s.  Abb.  10) : 
,,In  Gegenwart  von  Agamemnon  (Achrnemrun) 
stöfst  Achilleus  (Achte)  einem  gefangenen  Tro- 
janer (Truials)  das  Schwert  in  die  Brust;  der 
Schatten  des  Patroklos  (hinthial  Patrucles),  in 


und  Aias,  Sohn  des  Oiileus  (Aiuas  Tlanwnwb 
und  Vilatas)  schleppen  jeder  noch  einen 
nackten  Gefangenen  zur  Schlachtung  herbei." 
S.Sp.  1717, 43  ff.  —  c)  Dasselbe  auf  einer  praenest. 
Cista,  JR.  Muehette,  Mon.inerl.pl.  20.  Inghirami, 
Gall.  omer.  215.    Overbeck,  Grill,  her.  Biklw.  19, 


Erscheinung  und  Ausrüstung  von  einem  Leben- 
den nicht  verschieden,  ist  anwesend ;  neben  ihm 
ein  weiblicher  Dämon  mit  ausgebreiteten  Flü- 
geln (Vanth,  eine  Todesgöttin?),  während  auf 
der  andern  Seite  von  Achilleus  der  etruskische 
Charon  (Cham)  mit  dem  Hammer  auf  der 
Schulter  sein  Opfer  erwartet;  Aias  der  Telamonier 


13  S.  484.  Baumeister,  Henkln,  d.  kl.  Altert.  1, 
790.  —  d)  Dasselbe  auf  einer  Prachtvase  aus 
Canosa,  Monumenti  9,  32.  33.  Michaelis,  Annali 
1871,  166  ff.  JEngelmann,  Bilderatlas  zu  Homers 
Ilias,  T.  17,  96  (s.  Abb.  11);  rechts  unten  wird 
Hektor  um  das  Grab  geschleift.  Über  das  Ver- 
hältnis der  drei  Darstellungen  b — d  zu  einander 


171L      Patroklos    in  der  Knust:  Ilias) 

s.  G.  Kurte,  Arch.  Jahrb.  1897,  67.  Dieser  sieht  in 
b  u.c  polygnotische  Einwirkung  und  vermutet  ein 
genieinsames  griechisches  Original.  -  e  Auf 
etruskischen  Aschenkisten  Schlie,  Die  Darstel- 
lung ehr  troi.  Sage  auf  etrusk.  Aschenk.  S.  120ff. 
14  Hektors  Schleifung  um  das  Grab- 
mal des  Patroklos  mehrfach  in  archaischen 
Vasenbildern,  vgl.  Överbeck,  Bildw.  d.  theb.  u. 
tro.Sagenkr.  4 5 : 5 — 459.  A.Schneider,  Der  troische 
Sagenkreis  S.  -J5  ff.  Diese  Schleifung,  die  //.'io 
24,  14  ff.  erwähnt  ist.  nicht  die  erste  um  Patro- 
klos1 Leiche  II.  23,  (>  ff. ,  bei  der  dieser  noch 
unbestattet  liegt,  unterscheidet  sich  von  der 
letzteren  und  von  derjenigen  um  die  Mauern 
Trojas  durch  den  grofsen  omphalosartigen 
Gegenstand,  auf  den  eine  Schlange  gemalt  ist 
(einmal  erscheint  auch  die  Schlange  als  Grab- 
und  Erdsymbol  ohne  den  Hügel),  und  durch 
das  darüber  schwebende  Eidolon  des  Patroklos, 


Patron 


1712 


schwellt    über 


Schlange. 


vgl. 


Bildw.  19,  6;  besser  Baumeister,  Denkm.  1. 
rir.  789.   Im  Wagen  ein  Langbekleideter  Lenker 

mit  Schild  auf  dem  Rücken,  ein  Gerüsteter 
Läuft  nebenher.  Pas  Eidolon 
der  den  Tumulus  andeutenden 
Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  A.  1,  S.  735.  Etwas 
abweichend  hiervon:  --  d)  Amphora,  abg.  Ger- 
hard, Auserl.  Vasenb.  3,  L99.  Överbeck,  Gall.her. 
Bildw.  19,  8.  Engelmann,  Homeratlas  :.  Ilias 
Tai'.  18,  104  (s.  Abb.  12  .  Bemerkenswert  ist  die 
Anwesenheit  des  Odysseus  und  eines  geflügelten 
weiblichen  Dämons  Kovioog  (?),  Personifikation 
des   Staubs;  vgl.    0.  Jahn.    Anh.  Ileitr.   133.  - 

e)  Berliner  Amphora  Nr.  18i>7.  abg.  Gerhard, 
Auserl.  gr.  Vasenb.  3,  198,  :>.  4.  Överbeck,  Bild- 
werke  des  theb.  u.  tr<>.  Sagenkr.  458,  nr.  118. 
Der  Leichnam    Hektors    am  Wagen    fehlt. 

f)  Hektors  Schleifung  mit  dem  Totenopfer  an 
Patroklos  verbunden  auf  der  Vase  aus  Canosa 


L2)  Pas  Eidolon  des  Patroklos  bei  der  Schleifung  Hektors  um  den  Grabhügel  auf  einer  Amphora  des  brit.  Museums 
(anwesend:  Achilleus  u.  Odysseus,  eine  weibliche  Flügelgestalt,  Wagenlenker);   vgl.    Arch.   Anzeiger  1900  S.  '.'lä. 


klein,  gerüstet,  meist  auch  geflügelt.  Inkon- 
sequent ist  es  dabei,  wenn  einmal  —  a  i  auf  einer 
Lekythos  aus  Sicilien  Överbeck,  Gull.  her.  Bildw. 
19,  7;  darnach  im  Artikel  Hektor  Bd.  1  Sp.  1923. 
E.  Eochette,  Mon.  ined.  1  pl.  18,  2.  Müller, 
/>.  a.  K.  1,  19,  '.)7.  Geil  omer.  2,  210  u.  218 
unter  dem  Gespann  ein  gefallener  Krieger  an- 
gebracht ist,  wodurch  dieScene  auf  das  Schlacht- 
feld verlegt  erscheint,  während  zugleich  Tumulus 
und  Eidolon  angebracht  sind.  Achill  lenkt 
hier  selbst  gerüstet  den  Wagen,  ein  Bewaffneter 
läuft   nebenher.  b)    Lekythos    ans    Sicilien, 

abgeb.  E.  Eochette,  Mon.  in.  1  pl.  18,  1  Gal. 
omer.  2,  208.  Överbeck  S.  455  nr.  108:  Achill 
mit  Automedon  auf  dem  Wagen,  das  Eidolon 
ungeflügelt  über  dem  Tumulus.  Auch  hier 
weisen  zwei  entgegenstürmende  Krieger  zu- 
gleich auf  das  Schlachtfeld  hin.  ---  c)  Amphora 
im  3.1ns.  Nationale,  /.'.  Eochette,  Mon.  ined.  1 
pl.  17.    dal.  omer.  '2.  '211     Överbeck,  Galt  her. 


oben  Abb.  11.  l.">i  Die  Leichenspiele  zu 
50  Ehren  des  Patroklos.  Aul'ser  der  schon  er- 
wähnten Darstellung  auf  dem  Streifen  *¥  der 
ilischen  Tafel  .1  findet  sich  dieser  Gegenstand 
nur  noch  auf  einem  Streifen  der  Francois-Vase. 
mit  mannigfachen  Abweichungen  von  der  ho- 
merischen Schilderung,  bei  Överbeck  und  Engel- 
mann nicht  erwähnt,  vgl.  Luckenbach,  TUck- 
eisens  Jahrb.  11  Suppl.  S.  495  ff.  Weizsäcker, 
X.  Ehem.  Mus.  32,  S.  58.  Amelung,  Florentiner 
Führer  215  4.  Schneider,  Der  i roisehe  S<i<)en- 
60  kreis  S.  lt.     Vgl.   Patrucle.     [Weizsäcker.] 

Patron  (Ildvoav).  1  Ein  Akarnane  aus  der 
Stadt  Thurion,  der  sich  dem  Aeneas  auf  seiner 
Irrfahrt  anschlofs  und  in  Sizilien  sich  in  der 
Stadt.  Alontion  niedergelassen  haben  soll, 
Dion.  ll<d.  .1.  /,'.  t,  51.  Bei  Verg.  Aen.  5,  298 
beteih'e't  er  sich  bei  den  Leichenspielen  des 
Anchises  am  Wettlauf.  2)  Ein  Arkader,  der 
mit  Euandros   nach   Latiurrj  kam.     Da  er  sich 


1713                  Patrooi  theoi  Patrooi  theoi                   171-1 

gerne  der  Schwächeren  annahm,  soll  der  rö-  yzvaiag  xcd  Y.r\ötoxiag  xul  txcupiag  Xenoph.  Hell. 
mische  Patronatus  nach  ihm  den  Namen  er-  2,  4,  21.  Gebet  zu  den  ysvi&Xioi  und  naxpmoi 
halten  haben,  Plut.  Romul.  13.  [Immisch,  De  &toi  am  Geburtstage  bezeugt  Ps.-Aristid. 
glossis  lex.  Hesych.  Ital.  338f.  —  3)  Pflege-  Genethl  in  Apell  a.  .1.  (Bd.  2  p.  201,  1(3  K.  . 
vater  des  Sirnerus  (Smicrus?),  des  Sohnes  des  Grofser  Wert  wird  gerade  um  der  inga  naxomu 
Olus  und  Vaters  des  Branchos  (s.  d.),  Varro  willen  auf  die  Fortsetzung  des  Geschlechtes 
im  Schal.  Stat.  Hieb.  8,  19s.  Das  Haupt  gelegt.  Ismus  de  Menecl.  hered.  1  u.  4(3.  Doch 
des  oben  unten  nr.  1  erwähnten  Patron  erkennen  ist  der  Einfall  Ch.  Petersens  {Hausgottesdienst 
Head,  Hist.  mim.  111.  Paede,  Gatal.  of  greek  b.  d.  alt.  Griech.,  Cassel  1851,  S.  71)  abzu- 
coins  Sirihj  30,  4.  5.  6.  Eckhel,  Doctr.  num.  io  weisen,  dafs  das  Vasenbild  Monum.  delV  inst, 
vet.  1.  197  auf  Münzen  von  Alontion,  abgeb.  4.  24,  auf  dem  ein  Jüngling  einem  sitzenden 
Macdonald,  Catal.  of  greek  coins  in  the  Hun-  Mädchen  einen  Kasten  darreicht,  die  Übergabe 
terian  collection  pl.  12.  7  p.  1(37,  3.  Vgl.  auch  der  &toi  tkxxqovji  an  eine  Braut  darstelle.  Von 
Anh.  Zeit.  43  (1885;,' 112.  Höfer.]  [Stoll.]  Dionys.  Hai.  'antig.  1,  67,  3  werden  zwar  die 
Patrooi  theoi  (naxpaoi  &hoi<.  nuxpaog,  Penaten  den frsol TtaxQ&oi,  xzrjßioL,  (iv%ioi,  §qxsZoi 
TtdTQOKc  ist  ein  vielen  Göttern  gemeinsames  verglichen,  doch  tritt  bei  den  letzteren  die  Ver- 
Beiwort. Die  &tol  TtatQaoi,  denen  die  Isgä  wandtschaft  mit  den  Geistern  des  Hauses  mehr 
TtocTQcbx  zukommen,  werden  vom  Vater  auf  zurück  als  in  der  römischen  Auffassung,  vgl. 
den  Sohn  forterbend  gedacht:  tö  d'  uqgev  Bohde,  Psyche  l2,  254,  1. 

htttjx'  iv  doaotg  ccsl  yivog  ftsüv  ituTQcp<av  %al  so        Nicht     nur    einzelne    Geschlechtsgenossen- 

xäcpav    riuäoQov    Eurip.    fr.  320,  3.     Dagegen  schatten,    sondern    auch   die    des    gesamten 

die    heiratenden   Töchter:    md,ov(is&'    £'£w    xal  Staates  verehrten  eine  Gottheit  als  -naxpüog. 

ditunoXömtO-a  &eä)v  naxpcooiv  Soph.  fr.  521,  7.  (EinejetztrevisionsbedürftigeZusammenstellung 

An  die  Ahnengötter  biudet  den  Bürger  wie  an  bei  Th.  Bader,  De  dis  Ttaxpmoig,  Progr.  Schleu- 

die   Ahnengräber   die    heiligste   Verpflichtung.  .singen   1873.)     Im  Dionysostempel  zu  Megara 

Deshalb  läfst  Aeschyl.  Pers.  40()ff.  die  Griechen  sah  Pausanias  ein  altertümliches  Holzbild  des 

bei   Salamis    sich    zurufen:    co   iraidtg    EXXrjvcov  Gottes.    aiTOY.sxpvuutvov    icp'    jjitcüi'    7iXi]v    xov 

ixt,  iXsv&sgovrs  Tt<xxpid\  iXev&SQOVts  dtTTcddag,  TtQOOÖmov  .  .  .  xovxov  yh>  6i]  IJarQojov  xalovötv. 

yvvttlxag,   &£üv  rt  nccxQmiov  tdi],   &r'j'/.ag  xk  Nach  Entsühnung   des   Alkathoos   vom   Morde 

TTQoyöviov  vvv  vnsQ  nävxcov  ceymv,  vgl.  Lycurg.  so  seines  Sohnes  Kallipolis  habe  es  der  korinthische 

ii  Leoer.  8;  Aeschiu.  de  fals.  legat.  317;  tioXiv  Seher  Polyeidos  errichtet  {Paus.  1,  43,  5).  Auch 


de  cpiXcaxtpav  [iridsig  äXXrjv  7Toitia&oi  x>)g  avrov  Artemis    ist    Ttaxpoia    zu    Sikyon,    evv    xi^vy 

TTatQidog    wg   fttcöv   Tictxpoxov    vtytomvxiov  Stob.  TtBTtoiriyivi]  ovdtyiu  .  .  xlovi  eixaGytvr}  (Paus.  2, 

floril.   2,  164,  31  Mein.     Den   Polyneikes    soll  9,   6).     Gemeinsam    war    allen    athenischen 

noch  im  Tode  der  Fluch  der  väterlichen  Götter  Bürgern  der  Kultus  der  Zeus  Herkeios  und 

treffen,  während  Eteokles  gepriesen  wird  isgäv  des    Apollon     Patroos     als    fttol    nocxpaioi. 

TtaxQckov    oaiog   «r,    Aesch.   Sept.    1001  f.  994;  Demosth.  advers.   Eubulid.  (37.  54  (de  coron.  141; 

dagegen    beruft    sich  Antigone  bei  Soph.  839  Plut.  Alcib.  2);  Schümann,  Opusc.  acad.  1.  186 f.; 

ihrerseits  dem  Chore  gegenüber  auf  dieselben  Toepffer,  Attische  Genealogie^.  6  f. ;  M.Wilbrandt, 

Götter.    Lykurg  macht  es  dem  Leokrates  zum  40  Die  att.  Geschlechter  cor  Salon  iphilal.  Suppl.  6 

schweren  Vorwurf,    dafs  er  nach  der  Schlacht  [1898]    S.   136  ff.).      Aufser    den    Privataltären 

von  Chaironeia  tu  Uoa  zu  naxpepu.  a  xoig  .  .  dieser  Gottheiten  im  Hofe  der  einzelnen  Häuser 

voiiLuoig  xca  nuxpioig  etT£6ii>  ol  irpöyovoi  nagt-  gab  es  einen  öffentlichen  Altar  des  Zeus  Her- 

doaav  avxco  iSpvßdybvoi,  darunter  Athena.  aus  keios  im  Pandroseion  auf  der  Akropolis,  Philo- 

Athen  nach  Megara  überführte.  Lyc.  in  Leoer. 25;  chor.  fr.  146  M.  {Dionys.  Halle,  de  Dinarch.  13); 

vgl.    38.    56.      Im    allgemeinen    wird    indessen  Curtius,  Stadtgesch.  r.  Athen,  S.  38.    Im  Dipylon 

die    Übertragung   der  naxpom    &toi  nicht  be-  ein  Rundaltar  Jtbg   tpxtiov  'Equov  'Axdwccvxog 

anstandet  und  ist  natürlich  z.  B.  bei  Kolonisa-  C.  I.  A.  2,  1664,  Curtius  a.  a.  0.  S.  202.  292.  - 

tionen  gebräuchlich.  Der  Tempel   des  Apollon  Patroos  befand 

Die   Verehrung    der    &tol    imxxqwqi    war   in  50  sieh    im    Kerameikos;    im    Innern    stand    eine 

Athen    Privatsache    der    einzelnen    Familien  Statue  von  Euphranor  {Paus.  1,  3,  4;  Schümann. 

und    Geschlechter    {Schoemann    ad   Isaeum  Opusc.  acad.  1,318;  Curtius,  Stadtgesch.  S.  208; 

p.  201.  218,    de  orgeonibus  p.  5  {Opusc.   acad.  Furtwängler,   Meisterwerke  S.  589  f.,    der    den 

1,  185  f.),    de   Apolline   custode    Atheuar.    p.  3  Typus  wiederzugewinnen  sticht),  davor  eine  von 

{Opusc.    acad.  1,  318).    Griech.  Altert.  I4,  386;  Leochares.     Seit  Bofs  hat  eine  Reihe  von  Ge- 

23,  548),   wie   der  Kultus   der  Familienheroen,  lehrten   das   Theseion   für  diesen  Tempel    ge- 

der    damit    in    Zusammenhang    stand    (s.    den  halten  (s.  Br.  Sauer,  Das  sogen.  Theseion  S.  10 f.), 

Art.    Heros    oben    Bd.  1  Sp.  2474).      Aus    der  ohne  dafs  sich  diese  Ansicht  allgemeine  Geltung 

tiefen  Empfindung,  die  die  mannigfachen  Fami-  verschafft  hätte.     Doch  fängt  sie  neuerdings  an 

lienscenen    der    attischen    Totenreliefs    zeigen,  60  Boden  zu  gewinnen  (s.  zuletzt  Bobert,  23.  Hall. 

darf  man  schliefsen,  welche  Andacht  auch  den  Winckelmannsprogr.  1899  S.  33f.).  Dort  pflegten 

Idoviiaxcc  l'dia  itaxomov  Q-tCov  naxu  vouov  ooyiei-  die  Knaben  nach  Einschreibung  in  die  Phratrie 

£6ytvu   (Plat.   Leg.   4,  8   p.  717  B)    in   gemein-  dem  Gotte  dargestellt  zu  'werden;  vgl.  Ditten- 

sarner  Verehrung  oder  bei   besonderem  Anlaf's  berger.  Sylloge  S.  500;  A.  Mommsen,  Feste  der 

geweiht  wurde,     'ii  &sol  Ttaxpäoi,   avyyävia&s  Stadt  Athen  S.  324  f.    Apollon  Patroos  auf  dem 

7'    älla   vvv   ruft  Elektra   bei  Sophokles  (411)  Ostfries    der   Cella   des  Parthenon,    3Iichaelis, 

an  bedeutsamer  Stelle.   Vgl.  xpbg  &tä)v  nuxpcpcov  Der  Parth.  S.  258  Taf.  14,  6,  39. 

xal  {Lr}xpaxov  (diese  auch  Cyneg.  1,  15)  xcä  avy-  Vor  Amtsantritt  wurde  jeder  der  gewählten 


1715                   Patrooi  theoi  Patrooi  theoi                   1716 

Archonten    gefragt .    tl    Igxiv    ciixco  AitoXXcav  gegen    sich   niemals   auf  diesen   gemeinsamen 

7tccTQcoog  Kai   Zsvg   &QKSlog,   xccl  ttov  xctvxa.  xa.  Ahnen   zurück:    die  Masse  des  Volkes  stammt 

isgd  tGTir.   Aristot.,  resp.  Athen    55;   auch   im  von  ihm  ab.    Der  Stammbaum  der  alten  Adels- 

Heliasteneide  wurde  Apollon  Patroos  angerufen,  geschlechter  Attikas  läfst  jedenfalls  an  seinem 

Polin. t  8,  122;  Schoemann,   Opusc.  acad.  1.  186.  Ursprung    oft    einen    Gott    erkennen.      So   bei 

319;   Welcher,  Götterl.  1.  492;  2,  204.     Es  ver-  den   Eumolpiden   Poseidon,    bei   den    Keryken 

bürgte    nämlich    Zeus   Herkeios.    der   Schützer  Hermes  ('wie  denn  von  dem  Keryken  Andokides 

von  Haus  und  Hof.  die  Ansässigkeit,  Apollon  ausdrücklich  bezeugt  ist,  dafs  er  den  Hermes 

Patroos  die  echt  athenische  Abstammung;  vgl.  als  itaxgung  verehre,  Lysias  in  Andoc.  11;  vgl. 
Harpöhrat.  s.  v.  taxi-tog  Ztvg-,  Schot.  Aristoph.  10  Toepffer  a.  a.  0.  S.  83  f.),  bei  den  Eteobutaden 

Nub.  1468,  Av.  1527;  Hermann- Thumser,Griech.  Poseidon-Ereehtheus.   bei   den  Phytaliden  Po- 

Staatsältert.  §  60  S.  332.    Denn  als  mythischen  seidon-Phytalos,  bei   den  Kephaliden  Apollon 

Stammvater    betrachteten    ihn    die   Athener  u.  s.  w. 

und     dann     die    Ionier    überhaupt.     'AnoXXoav  Als  himmlische  Ahnherrn  führen  Götter 

TtaTQowg  dtct  ri]v  rov"Icovog  y?vs6iv  Pl<(t.  Euthyd.  an  verschiedenen  Orten  den  Beinamen  Patroos, 

p.  302  D;     Aristot.    fr.   343   Pose;    Ttaxoöwg    neu  wie  auch yavao%rig.  ytvt&Xiog,  ysvitvg,  TTQoyovog 

TTQoyovog  Diod.  16,  57,  4;    Hermann- Thumser,  u.  s.w.  Über  die  Synonymik  dieser   inivlriasig 

Griech.    Staatsaltert.    §  56  S.  301.      Er   genofs  s.    Tii.    Bader,    de   graecis   guibusdam    deorum 

als  Hypakraios  in  einer  Grotte  an  der  Nordwest-  appellationibus,   Vrogr.  Seilte  Usingen  1867.    Ein 
ecke  des  Burgfelsens  (Michaelis.  Der  Parthenon  20  Tempel  des  Poseidon  TtuxriQ  (-ituxQonv  Lobeck, 

Taf.  1.  4.  1)  Verehrung,  wo  er  mit  der  Erech-  Aglaoph.  771  v)  stand  in  Eleusis;  der  Gott  wurde 

theustoehter   Kreusa  Ion.    den   Eponymos    der  dort    wohl     als    Vater    des    Hippothoon     oder 

Ionier.  gezeugt  hatte.  —  Gelehrte  Mythographen  Eumolpos  verehrt;  ein  Heiligtum  des  Poseidon 

erklärten  das  Beiwort  TcaxQojog  bei  Apollon  in  ysvi&Xiog  in  Sparta.  Paus.  3.  15.  10.    Den  Kult 

andrer  Weise.  So  Philochoros,  der  Ge  und  Helios,  des    Poseidon    TtccxQoytvtiog    erklärt    Plutarch, 

d.   i.  Apollon  (Macrob.  1.17,42)   als  Ureltern  quaest.  conv.  8,  8,  4  mit  dem  Glauben  an  die  Ent- 

des   Menschengeschlechts    ansah,    Suiel.    s.    v.  stehung    des    Menschengeschlechts     aus    dem 

xQixonäxoQtg.     Ähnlich  Apollodoros  ttsqI  artav;  Feuchten.      Ares    Patroos    war    Ahnherr    der 

vgl.  Mimzel,  He  Apöllodori  %.  d-ß&v  libris,  Bonn  Eleer    als    Vater    des   Oinomaos,    Schal.  Pirat. 
1883,  S.  17.    Ferner  bezeichnet  eine  bei  Cicero,  so  Olymp.  13,  148.     Vgl.    patrius    stat    cuspide 

de  not.  deor.  22,  55;  23,  57  und  Clemens  Alex.,  Mavors,  Stat.  Theb.  4,  11  als  Stammvater  des 

Protrept.  2,  28  erhaltne  Tradition  den  Apollon  Tydeus.     In  übertragnem   Sinne   versteht  sich 

Patroos    als    Sohn     des    Hephaistos    und    der  das    Beiwort,    wenn    Athena    und    Hephaistos 

Athena.  Auf  Grund  derselben  schritt  Schoemann  TToöyovoi  x&v  STuitovQy&v  heifsen,  Plat.  Leg.  11 

zu  der  Annahme,  er  sei  ursprünglich  mit  Erich-  p.  920  D;  es  beruht  auf  ähnlicher  Auffassung, 

thonios  identisch  gewesen.  Opusc.  acad.  1,347 ff.  dafs  z.  B.  die  Kyniker  in  Herakles,  dem  Ideale 

Abweichend  urteilten  O.  Midier,  Darier  1,  239,  entsagungsvollen    Ringens    nach    der   Tugend, 

und    Welcher,  Arch.  Ztg.  1852  S.  490,  vgl.   (ir.  von     dem     ein     Standbild    in    der    Nähe     des 

Götterl.  1,  491  ff.,    man   habe   ihn   zur   Verein-  Kynosarges   erwähnt  wird,    ihren  Patroos   und 
barung  der  Kulte  aus  politischen  Gründen  zum  40  Schutzpatron    verehrten,     Diog.    Laert.    6,    1; 

Sohne    der   Athena    Polias    gemacht.     Athena,  Lucio n,    de  rnorte  Peregr.  4.     Indessen    galten 

mit  Stolz  ihre  Kinder  Erechtheus  und  Apollon  die  Angehörigen   des  berühmten   Geschlechtes 

Patroos  umfassend,  erkannte  Gerhard  auf  der  der  Asklepiaden   in   der  That  für  die  leib- 

schwarzfig.  Amphora  Auserl.  Vasenbild.  Taf.  55,  liehen    Nachkommen     des    göttlichen    Arztes, 

Athena  mit  Apollon  Patroos  auf  dem  schwarzfig.  Plat.  respubl.  10  p.  599  C;  vgl.    üsener,  Götter- 

Skyphos   ebend.  Taf.  56,  1;  vgl.  Text  S.  183  f.  na  inen  S.  350  f.      Thraemer  in  Pauly-Wissowas 

Mit  dieser  Auffassung  des  Apollon  Patroos  als  Rerdenc.  2  Sp.  1683 f.  P.  Herzog,  Koische Forsch. 

Bruder    des   Erechtheus    hängt    es    zusammen,  u.  Funde  S.  200.   Für  Zeus,  den  nax7]Q  civdocov 

dafs  der  Gott  am  Apaturienfeste  und  bei  den  sich  rt  ftzCov  rs,  liegt  natürlich  das  Epitheton  am 
anschliefsenden  Bräuchen  gefeiert  wurde,  wo-  50  nächsten.     Wie    er    ysvt&Xiog    der  Blepsiaden 

bei  sich's  um  die  echte  Abstammung  handelte.  von  Aigina    ist  durch  Herakles    oder  Aiakos, 

Auch    die  Thargelien    wurden    zu    Ehren    des  ebenso    der  Aioliden   Iason   und  Pelias   (Piial. 

Apollon    Patroos    begangen;    s.    A.   Mommsen,  Olymp.  8,  16;    Pyth.   4.  161).    oder    TtQondxaQ 

Feste  der  Stadt   Athen  S.  341.   347.  486.     Über  genannt   wird   (Theophil,  ad  Aittolyc.  1  p.  44), 

ihn  vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  438 ff. ;  Pauty- Wissowa,  so  heifst  er  7taxpmog  z.  B.  als  Stammvater  des 

Beälencyhlop.  1  Sp.  63.  Tantalidengeschlechtes(Vb'.xY7^//.  Niob.  fr.  157 N., 

Die    Verehrung    Apollons    als    väterlichen  vgl.  Plat.  res/i.  4,  391  E),  das  ihm  auf  der  Höhe 

Schutzherrn     aller     athenischen    Staatsbürger,  des   Ida   einen  Altar  geweiht  hatte.     Deshalb 

wie    sie    Plat.    Euthyd.    p.    302    vorausgesetzt  ruft  ihn  auch  Orestes  mit  Elektra  an:    ro  Zsv 
wird,  war  in  älteren  Zeiten  auf  den  Geschlechts-  60  iraxQcpt  kccI   xqü-ttki'    tyirniov  ifi&v,  ■  ■  ■  o'i'xxiqs 

adel   beschränkt,    wie    Toepffer,    Att.    Geneal.  Sfixa  aovg  ys  (pvvxwg  i%y6vovg,  Eur.  Elektr.  671. 

S.   6  f.  darlegt,  und  vor  der  Zentralisation  der  673.      Ferner   als   Stammherr   der   Dorier.   von 

attischen   Landschaft    auch    bei    diesem    nicht  denen    ihm    nach    ihrem    Eindringen    in    den 

allgemein.   Nach  Ed.  Mn/crs  Auffassung  (Gesell.  Peloponnes  drei  Altäre  gestiftet  werden ;  darauf 

d.  Altert.  2  S.  87.  308),    der   in   den  Forsch,  z.  opfern    sie   vor  Verlosung    des   neuerworbenen 

alt.   Gesch.  2  S.  520 ff.   in   dieser   Angelegenheit  Gebietes,  Apollod.  2,  8,  4.   Die  Verbindung  war 

gegen    Wilamowüz,    Choeph.    S.   15    und     sonst  geschaffen     durch     Herakles,     der    dem     Zeus 

polemisiert,    führen   die  Adelsgeschlechter  da-  Patroos  z.   B.  auf  dem   euboischen  Vorgebirge 


1717                       Patrucle  Pautaliotes                     17  13 

Kenaion  nach  der  Einnahme  von  Oichalia  Opfer  Francois-Grabe  dargestellte  Scene  stellt  die 
einsetzt.  Soph.  Trach.  753;  vgl.  288,  wie  er  auch  Opferung  der  dem  Patroklos  als  Totenopfer 
seinerseits  unter  den  dorischen  ituxpüoi  er-  dargebrachten  Trojaner  (II.  23.  175  sq.)  dar. 
scheint.  Paus.  4,  8,  2.  Dafs  Zeus  in  diesem  Im  Mittelpunkte  ist  a^le  (Achilleus) ,  wie  er 
Sinne,  als  auctor  gentis,  zu  Athen  und  über-  eben  einem  am  Boden  liegenden  Trojaner 
haupt  bei  den  Ioniern  nicht  als  Patroos  ver-  (truials)  den  Hals  durchschneidet.  Hinter  dieser 
ehrt  wurde  (bemerkenswert  Zsvg  tccctq&os  auf  Gruppe  ist  die  Todesgöttin  van#-  und  der 
Cbios,  Ditteriberger ,  Syll.  Nr.  360,  36),  will  Totenfährmann  jjarun.  Links  von  der  van-fr 
Sokrates  in  einer  mehrfach  mifsverstandnen  steht  die  Wv%r]  IlcczpoitXfiog  (hinoHal  :  patru- 
Stelle  des  Platonischen  Euthydemos  (p.  302  C)  10  cles)  und  noch  weiter  links  als  Zuschauer 
sagen;  s.  die  Erklärer  und  besonders  Lobeck,  apemrun  (Agamemnon).  Rechts  bringen  die 
Aglaoph.  770  ff.  beiden  Aiax  (aivas  :  tlamunus  und  aivas  :  vila- 
In  andrer  Bedeutung  wird  Zeus  auch  in  tas)  einen  zweiten  Trojaner  (truials)  heran. 
Athen  necrpaog  genannt:  als  »Schützer  der  Auf  der  Gemme  nimmt  der  zum  Kampf  ge- 
väterlichen Gewalt.  Strepsiades  ruft  seinem  waffnete  Patroklos  Abschied  von  Achill.  Das 
Sohne  zu:  vccl  vccl  ■xccraidea&riti  Ttcctpüov  Jicc  &  in  pa^r  kommt  auf  Rechnung  des  r.  wie 
(Aristoph.  nub.  1468),  wo  es  doch  sehr  künst-  z.  B.  in  se<9re  aus  Sertor:  Liquida  und  Nasale 
lieh  sein  würde,  Parodie  einer  Tragödienstelle  aspirieren  im  Etruskischen  oft  eine  vorher- 
anzunehmen, an  der  die  Bezeichnung  im  vorher  gehende  Tenuis  [C.  Pauli.] 
besprochnen  Sinne  gebraucht  wäre.  Wer  denen  20  Patulcius  s.  Ianus. 
nicht    beisteht,    die    von    ihren   Kindern    oder  Paupertas  s.  Penia. 

Enkeln  gemifshandelt  werden,  wird  Fiat.  Leg.  Pausileon    (Hav6iXimv),    Name    eines    Teil- 

9  p.  881  D  bedroht:    ccqcc   £vs%£ofto)   Jtbg   öuo-  nehmers   an   der  kalydonischen  Jagd   auf  der 

yviov  %al  itatoäov  kcctcc  vopov.   Vgl.  Arr.  Epict.  Francois-Vase,  C.  L.  G.  4,  8185  a.    Arch.  Zeit.  4 

3,  11,  5  ov  uoi'  &eutg    TtaTto'    cctiafjaac    irpbg  (1846),  327.    Kretschmer,  Die  gr.Vaseninschr.  85. 
yuo  Jiög  tlßtv  aTtavrtg  rov  tkxtqcoov,  Liban.  t.  S.  Beinach,  Pe'pert.  du  vases  1,  134.     [Höfer.] 

4,  751  R.  iyco  7tpbg  ireerpepov  xcel  ysvs&Xiov  (Aiög),  Pausilypos    (LTccvoilvnog),    poetisches    Epi- 
rbv  ifibv  iteafoa  SisxQ^ßafiriv',   Plut.  aniat.  16.  theton    des    Zeus,     Soph.    frgm.    392  Nauck* 

Allgemeineren   Sinn   als  itcccowog  hat    nä-  (=  fr.  375  Dind.).     Vgl.  Zeus  als^rcop,  Soph. 

tQiog  (s.  d.V    Philon  wird  unpatriotischen  Ver-  30  Oed.  Cot.  143,  &Xs^r\xriqiog,  Aesch.  Sept.  8,  ccXs£L- 

haltens  bezichtigt,  og  f'pyra  rovg  Ticcrpiovg  ftsovg  xccxog,  Orph.  L^ap.  1.     Nonn.  Dionys.  13,  280. 

ttqovSg>y.£v,  Lys.  contr.  Phil.  31;  Galen  6,  41 K.  44,   86.      Zauberplättchen   aus  Kreta,   Götting. 

spricht  von  itürpiog  inimv  &z bg  Aßxlw7ii 6g  in  Er-  Nachr.  1899,  131  v.  3.     [Höfer.] 

innerung  an  das  Asklepieion  seiner  Heimatstadt  Pausiinaclios  (~n.av6iuci%og).     Den  Personen- 

Pergamon.    Amnion,  p.  111:  itatQÜa  gsv  rä  iv.  namen  P.  sucht  Usener,  Götternamen  362  ebenso 

Ttaregcav    tig    viovg   %coqovvt<x'    itccrpiy.ol    öl    1)  wie  den  Personennamen  navoiarpccrog  und  den 

cplloi   1)  %ivoi  ■   Ttärpia   ds  ri]g  Ttolscog  s&v  und  fingierten  Personennamen  Avolarpccrog  (Ar.  Lys. 

Schoemann,  Opusc.  acad.  1, 185,  8  (vgl.  323):  'ita-  1105)   als   Namen   oder  Beinamen   einer  Gott- 

TQtäog  ad  gentern  et  familiam,  Ttürpiog  ad  vetusta  heit  zu  erweisen.     [Höfer.] 

civitatis  instituta  pertmef.     Vgl.  K  Fr.  Her-  40      Pausi Stratos  s.  Pausimachos. 

mann,  Gottesdientl.  Altert.  §  7,  5;  Ellendt,  Lex.  Pauson  (LTavacov).  Nach  Eudoxos  von  Rhodos 

Sophod.  2.  Aufl.  613  ff.  und  oben  unter  Patrioi  im  Etym.  31.  19,  1  =  fr.  2  F.  H.  G.  4,  407  f. 

theoi.     [J.  Ilberg.]  sollen   das   adriatische  Meer  (kdolus)  und  die 

Patrucle  (patrucle)  ist  die  etruskische  Form  Stadt    Adoioc    genannt    sein    emb    Ädoiov    rov 

für  griech.  Patrokles  oder  Patroklos  (Deecke  in  Mn66<xitiov  Tlavacovog. —  Poscher  Bd.  1  s.v.  Adrias 

Bezzenbergers  Beiträgen  169,  nr.  80);  für  wel-  und    s.   v.   Auson   Sp.  735,  2  ff.    und    Procksch 

che    von    beiden,    das    läfst    sich    nicht    ent-  Sp.  734,  58 f.  vermuten,  dafs  dafür  zu  lesen  sei 

scheiden,    da   sowohl   die  Endung   -os  wie   -es  Adpiov  rov  MeG6cc7tov  rov  Avßovog  —  oder  ist 

etruskisch  beide  zu -e  werden.   Der  Name  ist  be-  Ms6acc7t(ov  v)lov  n(o)ß(s['yd'ä>vog  zu  schreiben 

legt   auf  einer  der  Grabwände   des   Francois-  50  nach  Verg.  Aen.  7,  691:  Messapus  .  .  Neptunia 

Grabes  (ob.  Sp.  1707  Fig.  10  u.  Sp.  1709 f.)  in  proles?     Sonst   heifst    der    Vater    des    Adrias 

der  obigen  vollen  Form,  und  zwar,  wie  weiter  "lav.  Schol.  Dionys.  Per.  94   oder  'Iccav,  Eust. 

unten  gezeigtwerden  wird,  als  Genetiv  patrucles.  ad  Dionys.  Per.  92;  bei   Tzetz.  Lyk.  630 — 632 

Die  Inschriften   dieses   Grabes  s.  bei  Noel  des  p.  705  nennt  Theopompos  den  'Iönog  (=  "hov, 

Vergers  L'Etrurie  et  les  Etrusques  (mit  Abbild.  'läav)  Sohn  des  Adrias;  vgl.  auch  Strabo  7,  317 

der  Gemälde    auf  pl.  XXI — XXX);    Bull,  dell'  u.  d.  A.  Ionios  und  dazu  Eust.  a.  a.  O.  389. 

Inst.  1857,  13  sqq.;  Garrucci  Tavole  fotografische  [Höfer.] 

delle  pitture  tndeenti  etc.  (Roma,  1866\  tav.  "VTI;  Pausns  wird  von  Arnob.  1,  28    neben  Bel- 

Bmnn.    Ann.    dell'    Inst.  1859,    352 — 367    (mit  lona  genannt,  wahrscheinlich  eine  Personifika- 

Abbild.  in  den  Mon.  ined.  VI/VH.  tav.  XXXI  sq.);  eo  tion  des  Friedens,  des  Aufhörens  (itavca)  kriege- 

Fabretti CLL  nr.2162  (mit  Abbild,  auf  Taf.  XL,  rischer  Thätigkeit,   Schivenck,  Myihol.  d.  Böm. 

ob.  Sp.  1707   Fig.  10).  "  Aufserdem  kommt  der  S.  305.     [Stoll.] 

Name    in    der  Abkürzung    pa^r    noch    einmal  Pantalia   {navxcdici).      Die  Stadtgöttin   von 

auf  einem  Skarabäus  unbekannten  Fundortes  Pautalia  erscheint  auf  Münzen  von  P.  sitzend 

vor,  in  der  Sammlung  des  Herzogs  von  Blacas  dargestellt   mit   modius,    Erdkugel    mit  Nike, 

befindlich  und  von  Braun  im  Bull,  dell'  Inst.  Füllhorn,  Catal.  of  Tauric.  Chersonese  .  .  Thrace 

1839,  102  nr.  34;  Cades  Cent.  5  nr.  34;  Fabretti  141,  2.     [Höfer.] 

C.  I.  I.  nr.  2524  bis   veröffentlicht.    —   Die   im  Pautaliotes  (LTccvtahwr^g),  Beiname  des  As- 


1719                       Paventia  Pax                           1720 

klepios  und  der  Hygieia  auf  einer  Weihinschrift  Peip.  Prudent.  psychom.  631ff.).    In  den  öffent- 

aus  Epidauros  'A6HX\_r}ittco]  rTyi,£[icc]  TtXtöyöncot  liehen  Kult  trat  die  Göttin  ein,  als  am  4.  Juli 

UccvTaXimtcag  'HQaxXKxvbs  d  i£QSvg%  Kawadias,  des  J.  741   d.  St.  =  13  v.  Chr.    der   Senat    aus 

'£qp.  6lq%.  1884,23,63;  Fouilles  d'Epidaure  82;  Anlafs   der  Rückkehr  des  Kaisers  von   seinem 

Wide,  De  sacris  Troezeniorum  etc.  54;  Baunack,  Feldzuge  in  Hispanien  und  Gallien  die  Errich- 

Studien   auf  dem    Gebiete  des  Griechischen  etc.  tung  einer  ara   Pacis  augustae  auf  dem  Mars- 

1,  99  nr.  63 ;  Dumont,  Melanges  p.  482  nr.  11706;  felde  beschlofs,  deren  Einweihung  am  30.  Januar 

Kabbadias,  Fouillesetc.  zu  nr.  82  (vgl.  zu  nr.  54)  745  =  9  v.  Chr.  erfolgte  (Monum.  Ancyr.  2,  37  ff. 

bringt  den  Namen  mit  dem  Thrakischen  Pau-  [cujm  ex  Hfispajnid   Galßiaque,  reim*  in  his 
talia    in   Verbindung,    das,  wie    aus    der   In-  10  pjrovincis pivspfejre  [gestjifsj,  Bfomam  rediij 

schritt  bei  Dumont  a.  a.  0.  p.  566  =  Ditteu-  Ti.  Nefrjone   P.  Quifntilio   consulibujs,   dram 

berger,  Sylloge  l2,  418  S.  631  hervorgeht,  warme  [Pacis  A]ug[u]s[tae  senatur  pro]  redi[t]ü  med 

Quellen  nicht  nur  tvqo?  tQvrpr'iv,  sondern  auch  cofnsacrari    censuit]    ad    camfpum    MartiumJ 

TtQÖg  vyslav  7ial&i:QCi7tkiav  6co^idrcovhesa[s.    Die  [die  Ergänzungen  sind   durch   den  griechischen 

in    dieser   Inschrift   öfter   erwähnte   TtavrjyvQig  Text  gesichert |;  vgl.  Cass.  Dio  56,  25,  3.    Ovid. 

ist  mit  Dittenberger  a.  a.  0.  not.  42  vielleicht  fast.   1,  709 BF. ;    und    namentlich    die    Kalenda- 

auf  den   Kult  der   oben   genannten  Götter  zu  rien   zu  beiden    Tagen  mit   den  Bemerkungen 

beziehen.    Panofka,  AsMepios  u.  d.  Asklepiaden,  Mommsens  C.  I.D.  I2  p.  320);  beide  Tage,  so- 

Abh.  d.  /.-.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  1845.  314  wohl  der  der  constitutio  (fast.  Amit.  z.  4.  Juli: 
meint,  die  Stadt  Pautalia  habe  den  Asklepios  20  feriae  ex  s(enatus)  c(onsulto)  q(uod)  cto)  dt  in 

als  Schutzgott  und  Namengeber  verehrt,  und  ara  Pacis  aug(ustae)  in  camp(o)  Mar(tio)  con- 

übersetzt  Tlcivrcüia  mit  fLeidenfrei'  (nav-raXUa.  stiiuta    est   Nerone  et   Varo  cos.)    als    der    der 

vgl.  Hesych.  TaXiov  a&Xieov  TdXag-  a&Xtog-  %a-  dedicatio    (fast.   Praen.    z.    30.   Jan.:    feriae   ex 

Xkittcoqo?.  Pautaliotes  wäre  also  =  navaiXvnog,  sfenatus)    c(onsulto)   quofd  eo]   die   ara    Pacis 

vgl.  Isyllos  20,   wo  Asklepios   vöcmv  itavaroiQ  Augustafe    in    campo]    Martio    dedicata    [ejsi 

heilst  und  die  Inschrift  aus  Epidauros  'A6y,Xi]ttlo)  Drnso   et    Crispino    cfos.J)    wurden    unter    die 

^Tyiticc  TtXtGyoQcp  aXs'gntövoig,  'Ecprut.  ccqx-  feriae  publicae  aufgenommen,  wenn  auch  jeden- 

1886,  249;    Baunack,   Aus  Epidauros  21   und  falls  der  Dedikationstag  der  Hauptfesttag  war ; 

d.  Art.  Lysiponoi.     Auch   TTsener,  Göttemamen  die  Angabe  des  Monum.  Ancyr.  2,  40ff. ,  dafs 
312,  31  sieht  in  IIctvTaXidnaig  kein  Ethnikon,  30  alljährlich  an  diesem  Tage  die  Ücamten,  Priester 

sondern  leitet  das  Wort  gleichfalls  von  necvtti<  und  vestalischen  Jungfrauen  an  der  Ara  Pacis 

und  taXicc   ab.      Vgl.    Tomaschek,   Sitzungsber.  zu   opfern   hatten,    wird   durch   die  Protokolle 

d.kais.  Akad.  d.  Wiss.  z.  Wien  131  (1894),  1,  63.  der    Arvalbrüder    bestätigt,    nach    denen    am 

Asklepios     auf    Kaisermünzen     von    Pautalia.  30.  Januar  38  n.  Chr.  der  Promagister  der  Ar- 

Mionnet  S.  2  p.  377.  1035.  1036  p.  378.  1038;  valen  im  Namen  des  Collegiums  in  campo  ad 

Catcd.  of  greek  coins  Brit.  Mus.  Thrace  141,  1.  aram  Pacis  opfert  (CLL.  6,  2028  b  UM.     Von 

146,   44.     Hygieia   auf  Münzen   von  Pautalia,  der  äufseren  Ausstattung  des  Prachtbaues  kön- 

L.  Müller,  Mann.   ant.    au  Musee   Thorvaldsen  neu    wir    uns    insofern    noch    eine  Vorstellung 

258,  84.     [Höfer.]  machen,  als  sich  von  dem  reichen  Reliefschmuck 
Paveutia,  -ina  s.  Indigitamenta.                 40  der  den    Altar  umgebenden  Marmorschranken 

Pavor  s.  Pallor.  sehr  bedeutende  Bruchstücke  (in  Villa  Meclici, 

Pax,  Personifikation  des  Friedens  und  seiner  Vatican  und  Palazzo  Fiano   in  Rom,    Uffizien 

Segnungen,    in  Rom    erst    seit    dem  Ende    der  in  Florenz,   Louvre   in  Paris),   einen  Opferzug 

Bürgerkriege    göttlich    verehrt.      Ihr   Kopf  er-  darstellend,  erhalten  haben  (abgebildet  Monum. 

scheint,   mit  der  Beischrift  PAXS,  zuerst  auf  d.   Ins/.    11,  34 — 36,  dazu   F.   r.   Duhu.   Miscel- 

den   Denaren   des   L.  Aemilius   Buca  aus   dem  lauen  Capitolina  1879,  11  —  16;  Annali  d.  Inst. 

J.   710   d.  St.  =   44  v.  Chr.    (Babelon,    Monn.  1881,    302  —  342.     E.   Petersen.    Dom.    Mitteil. 

republ.  2,  23),  dann  wird  die  Göttin  in  der  auf  9,   1894,  171—228.     10,    1895,    138—145);    die 

die  Entscheidungsschlacht  bei  Actium  folgenden  Fundstätte  dieser  Denkmäler,  in  der  Nähe  der 
Zeit   von    den  Dichtern    mit  Vorliebe   verherr-  50  Kirche  San  Lorenzo  in  Lucina  am  Corso,  gibt 

licht,  vor  allem  bei  Tibull.  1,  10,  45  ff.  und  bei  auch   über   die  Lage   der   Ara  Pacis  Auskunft. 

Horaz  carm.  saec.  57ff. :   iam   Fides  et   Vax  et  Welche  Bedeutung  ihr  zukam,  läfst  sich  daraus 

Honos Pudorque  priscus  et neglecta redire  Virtus  erkennen,   dafs  andere   Städte  Nachbildungen 

audet  adparetque  beata  pleno  Copia cornu  (diese  des  Altars   errichteten,    so   Praeneste  (C.  I.  L. 

Stelle    hat   auf  die    spätere  Poesie    stark    ein-  14,  289s:   Päd  august(ae)  sac/rum.     Decuriones 

gewirkt,  vgl.  z.  B.  ('arm.  de  hello  cir.  249 ff.  bei  populusque  coloniae  Praenestin(ae) ,  dazu  Dessau 

Petron.  124:   Pax  prima  ante  alias  niecos  put-  ebd.  p.  494)  und  Narbo  (CLL.  12,  4335).     An 

sota  lacertos  dbscondit  palla  victum  capui  atque  einer    anderen    Stelle    verehrte    Augustus    die 

relicto  orbe  fugax  Ditis  petit  implacabile  regnum.  Friedensgöttin  im  J.  744  =  10,  wahrscheinlich 
huic  emucs   il   suhmissa    Fides  et   eriue  soluto  60  in  Verbindung  mit  der  damals  beabsichtigten 

luslitia  ae  niaereus  laeera  Co  ueord  i  a  palla.  Schliefsuntr  des  Ianiistempels  iCuss.Dio  54, 36,  2; 

luven.  1.  115f. :   ut  colitur  Pax  atque  Fides  dazu   Mommsen,   lies  gestae  Diei  Aug.-  p.  50), 

Victoria,  Virtus  quaequesalutatocrepitatCon-  indem   er  Bilder  der  Salus  publica  p- R. ,   der 

cardio,    nido.    ('Uiudian.    paneg.   Maul.    Theod.  Concordia  und  der  Pax  aufstellte  (kixövag  .  .  . 

160ff. :  nonne  vides  ut  nostra  soror  dementia  sccvxov  yhv  ovSs^iiav,  'Tyisiag  dh  drtuo6Lccg  v.al 

tristes   nhtuiidal    gladios  fratresque  ample.ru  se-  TTnoatn  xal  'Opovoiccg  Elqrjvrig  ts  Hßrrjßsv,  Cass. 

renos  adsurgat  Pietas  .  .  .  exultat  cum    Pace  Dio  64,  35,  2);  Ovid.  fast.  3,  881f.  (Ianus  ado- 

Fides;  vgl.  auch  Auson.  technop.  50  p.  161,  7  randus  cumque  hoc  Concordia  mitis  et  Bomana 


n 


1721                         Pax  Peeheis                      1722 

Salus  araque  Paris  erit)  führt  ein  ständiges  Victoriae  Pari,  (Brambach,  C.  I.  Ehen.  55;  vgl' 
Jahresopfer  dieser  Gruppe  von  Gottheiten  ebd.  484  =  Buecheler,  Carm.  epigr.  nr.  20,  7  ff. 
(bei  ihm  tritt  Ianus  hinzu)  am  30.  März  an.  aram  dicavii  [sjospiti  Concordiae,  Granno, 
Auch  als  Nero  im  J.  66  den  Ianus  geschlossen  Camenis,  Martis  et  Pacis  lari  quifvi  ejt  deo- 
hat  (Suet.  Nero  14),  opfern  die  Arvalbrüder  rum  stirpe  genito  Caesari),  die  den  Frieden  als 
u.  a.  auch  Paci  vaccam  [C.  I.  L.  6,  2044,  1,  12;  das  Ergebnis  des  siegreichen  Krieges  erscheinen 
vgl.  über  die  Münzen  des  Nero  mit  der  Auf-  lä Ist ;  es  palst  dazu,  dal's  die  Gottin  im  Bilde 
schrift  Ära  Paris  S.  C.  Eckhel,  Doctr.  num.  neben  dem  ihr  speziell  zukommenden  Ölzweige 
ti.  268f.),  wie  die  naheliegende  Verbindung  von  (Verg.  Georg.  2,  425  pinguem  et  plaritam  Paci 
Ianus  und  Pax  auch  der  Poesie  sehr  geläutig  10  nutritor  olivam)  auch  den  Lorbeer  als  Kenn- 
ist (z.  B.  Hör.  epist.  2,  1,  255  claustraque  custo-  zeichen  führt  (Ovid.  faxt.  1,  711:  frondibus 
dem  pacis  cöhibentia Ianum.  Stat.  silv.  4, 1, 13ff.  Actiacis  comptos  redimita  capillos  Pax  ades, 
grates  .  .  .  Ianus  <(git,  quem  tu  virina  Paee  li-  vgl.  Petersen,  Rom.  Mittheü.  9,  200)  oder  auch 
gatum  omnia  iussisti  componere  bella.  Claudian.  mit  der  Lanze  ausgerüstet  auftritt  (Münz- 
de  sexto  cons.  Honor.  638f.  Ianus  bella  bilder,  z.  B.  Eckhel  a.  a.  0.  7,  321.  372);  ver- 
premens  Inet«  sub  imagine  pugnae  armorum  einzelt  erscheint  sie  auf  Münzen  des  Claudius 
innocuos  Pari  largitur  honores).  Den  höchsten  und  Vespasian  wie  Victoria  geflügelt,  zugleich 
Aufschwung  des  Friedenskultes  aber  bezeichnet  mit  dem  sonst  der  Nemesis  eigenen  Motiv  des 
die  Stiftung  des  prachtvollen  Templum  Pacis  von  der  Brust  gehobenen  Gewandzipfels  und 
durch  Vespasian  im  J.  75  (Cass.  Bio  66.  15,  1;  -20  mit  den  Symbolen  von  Schlange  und  Ca- 
vgl.  Suet.  Vesp.  9.  Vict.  Caes.  9,  7;  epit.  9,  8.  duceus  (Eckhel  a.  a.  0.  6,  236  f.  334),  eine  Ver- 
Martial.  1.  2.  8)  zur  Feier  des  Sieges  über  die  mengung,  die  in  der  interessanten  Inschrift  vom 
Juden  -  loseph.  b.  lud.  7.  158);  dieser  Bau,  dessen  Hadrianswall  C.  I.  L.  7,  759  =  Buecheler  a.  a.  0. 
Ruhm  nachher  Domitian  sich  anzueignen  suchte  nr.  24,  4  ergo  eudem  Muter  divum,  Pax,  Vvrtus, 
(Stat.  silv.  4,  3,  17  mit  Vollmers  Anmerkung,  Ceres,  dea  Syria  lanee  vitam  et  iura  pensitans 
vol.  auch  4,  1,  13),  war  eines  der  gröfsten  eine  gewisse  Parallele  findet.  Das  gewöhn- 
Wunderwerke  der  Hauptstadt  (ptyictov  xccl  lichste  Attribut  der  Göttin  auf  den  Münzdar- 
Y.u/.hoxov  ytvö^svov  tüv  iv  rij  xölti  toycov,  Stellungen  (s.  die  Übersicht  bei  Stevenson,  Dic- 
Herodian.  1, 14,  2;  vgl.  Ammian.  Marc.  16. 10, 14)  tionary  of  Roman  Coins  S.  613f.)  ist  aufser  dem 
vor  allem  wegen  der  unvergleichlich  reichen  30  Ölzweig  und  dem  Caduceus,  der  wohl  hier  die 
Ausstattung  mit  griechischen  Kunstschätzen  friedliche  Vermittlung  anzeigen  soll,  das  Füll- 
(iidvra  yao  ti*  ixslvov  xbv  vsä)  6vvr']yßn  aal  hörn,  das  auch  Seneca  Med.  62 ff.  der  Göttin 
xaT8Ttdrh  di"  vir  rijv  &tccv  avQ-Qcoitoi  tiqÖxsqov  giebt:  et  asperi  Martis  sanguineas  quae  cohibet 
7ttgl  7Tü6ca>  tnlavcbvro  xr\v  oiy.ovutvi]!',  loseph.  manus,  quae  dat  belligeris  foedera  gentibus  et 
a.  a.  0.16(h.  deren  sehr  viele  namhaft  gemacht  cornu  retinet  divite  copiam,  donetur  teuera  mi- 
werden  (Plin.  n.  h.  12,  94.  34.  84.  35,  74.  102.  tior  hostia;  der  zu  Grunde  liegende  Gedanke, 
109.  36,  27.  58.  102.  luven.  9.  23.  Pausan.  6,  9,  3.  dai's  nur  im  Frieden  Ackerbau  und  Wohlstand 
Procop.  b.  Groth.  4.  21  u.  a.  | ;  auch  eine  Bibliothek  gedeihen,  ist  deutlich  und  wird  in  etwas  anderer 
war  mit  dem  Tempel  verbunden  (Gell.  5,  21,  9.  Form  z.  B.  auch  von  Tibutt.  1,  10,  67 f.  at  uobis 
16,  8,  2.  Galen.  13,  362  K.  Mist.  aug.  trig.  tyr.  <o  Pax  alma  veni  spicamque  teneto perfluat  et  jiomis 
31,  10;  vgl.  M.  Ihm,  Centralbl.  f.  Bibliothels-  candidus  ante  sinus  und  Ovid.  fast.  1,  704  pax 
wesen  10,  1893,  520f.).  Nach  der  Zerstörung  Cererem  nutrit,  pacis  alumna  Ceres  ausgespro- 
durch  die  grofse  Feuersbrunst  des  J.  192  {Cass.  chen.     [Wissowaj. 

Bio  72,  24,  1.  Galen,  a.  a.  0..   Heroelian.  1,  14,  2)  Paytnuphis  (UavTvovcpig,  einmal  auch  Jlaor- 

wiederhergestellt,    war   er   zu   Procops   Zeiten,  [vovcpig,  C.  I.  G.  3,  5073)  wird   auf  Inschriften 

durch  Blitzschlag  zerstört,  ein  Trümmerhaufen  von   Pselkis    (Dakkeh   am    linken   Nilufer)   als 

(Proc.  b.  Goth.  4,  21;  vgl.  auch  Marcell.  Com.  rvQiog  (C.  I.  G.  3,  5096  vgl.  5087)  oder  ptyiOTOs 

chron.  z.   J.   408    bei    Mommsen,    Chron.   min.  (C.  I.  G.  5097)  bezeichnet.   Die  Inschrift  nr.  5100 

2,  69).  Erinnerungen  an  diese  hochbedeut-  lautet  Q-tco  ^tyiara)  cEp[ft?;J  (=  Thoth)  TJavt- 
same  Tempelgründung  oder  überhaupt  an  50  vovcpidi  und  nr.  5073  nach  Ergänzung  [<foa 
Wspasian  als  Friedensfürsten  treten  uns  nicht  iityiaroj  'Epfif;  ra]  x{cc]i  Jlaox^vovcpidi.  über  die 
nur  auf  den  Münzen  dieses  Kaisers  entgegen  Bedeutung  des  Namens  s.  Franz  zu  C.  I.  G. 
(Eckhel  a.  a.  0.  6,  334),  sondern  mehrfach  3,  5073  und  die  dort  angeführte  Litteratur, 
auch  auf  Inschriften,  so  namentlich  in  den  wonach  es  entweder  bedeutet  cbona  animo 
beiden  grofsen  stadtrömischen  Inschriften  der  praeditus'  oder  den  "Herren  von  Pnups'  (einer 
trib(us)  Suc(usana)  iunior(um)  bezw.  der  cura-  von  Ptolem.  4,  7,  18  erwähnten  Stadt);  vgl. 
totes  tribiiis)  Sucfusanae)  iunior(um)  an  Pa.r  auch  Drexler  Bd.  2  unter  Kyrios  Sp.  1761,  37  ff. 
august(a)  bezw.  Pax  aeterno  domus  imp.  Vespa-  und  die  dort  verzeichnete  Litteratur. 

siani  Caesaris  Aug.  (C.  I.  L.  6,  200.  199;  die  [Höfer.] 
erste  schon  vom  21.  Nov.  70  n.  Chr.),  aber  auch  eo  Pecheis  (Hifosts),  die  allegorischen  Binder- 
in Spanien  (C.  1.  L.  2,  3349  aus  Vespasians  gestalten,  die  als  Personifikation  der  Nilellen 
Zeit:  Augusto,  Paci  perpetuae  et  Concordiae  auf  den  Kunstdarstellungen  des  Neilos  er- 
augustae  u.  s.  vr.  2.  3732:  [Caesari]  T(ito)  imp.  scheinen;  vgl.  Luc.  Rhet.  Praee.  6:  i]  nov  rbv 
Vespasiano  Aug.  Vespasiaui  f(ilio)  conserratori  Nzllov  tiSng  ypaqpj/  (i£(ii(Lri(idvov  .  .  .  uiy.ou  dt 
Pacis  äugt  iistaej).  Sonst  sind  Weihinschriften  ziva  Ttaidlcc  tisqI  avxbv  Ttai^orrcc  —  Tti'iysig 
an    Pax    nicht    sehr    häufig   (C.  I.  L.   2,   1061.  8s   avtovs   oi  AlyvTtrioi    xuXovai.           Philostr. 

3,  3670.  8,  6957.  8441),  für  die  Auffassung  Imag.  5  p.  383  =  2  p.  300  Kayser:  rn*-s?i  rbv 
interessant  ist  die  gemeinsame  Weihung  Marti  NslXov   oi    %r\%£ig  ä&vQOvoi    Ttaidia  $i\ufi£T^o: 


1723                       Pechet  Pediakrates                   1724 

xca  övo^icctl,  und  dazu  Friederichs,  Die  Philostr.  und  im  Journal  des  Savants  1834,  290.  711  und 

Bilder  43.   —  Plin.  Bist.   not.  36,  58  sedecim  1843,  680;    Inghwami    Gall.   unter.  3,  28    uud 

liberis  circa  ludentibus,  per  quos  totidem  cu-  Storia  della   Toscana  tav.  XLIII  nr.  2;    Micali 

bita  summi  incrementi  augentis  se  amnis  eins  Storia  etc.  tav.  XL VIII;    Gerhard.  Etr.  Spiegel 

intelleg  untur;  vgl.  auch  Gregor  Naz.  or.  39,  5  3,   219   Taf.  CCXXXV  nr.  2;    Fabretti  C.  I.  I. 

p.  680  =   Migne  36,  340:  xbv  Nstlov  rbv  y.ag-  nr.  2492  gloss.   1343.     Auf  dem  Spiegel  haben 

Ttodoxr]v,    tag  avvybvovGiv   avrov,   ■nal  8vctc<%vv,  wir   in   der  Mitte   das   Pferd   selbst,    eben   als 

nul  jiiTQOvvta  ri]v  svdcci[iovlav  rolg  Ttjjfttotv.  pecse   bezeichnet.     Links  von   ihm   ist  se-trlans 

—  Über  Darstellungen  und  Zahl    der  nfyeis  (Hephaistos),  rechts  hinter  ihm  etule  (Aitolos). 
s.  d.  A.    Neilos    Bd.  3   Sp.  95,   41  ff.    Sp.    98  f.  10  Lanzi  und  Gerhard  deuten  den  pecse  auf  das 

Sp.  100,  56 f.  Sp.  101,  15 ff.  53.62.  Sp.  102,29h'.  trojanische   Pferd,   indem   sie   den  Aitolos  für 

[Höfer.]  seinen  Bruder  Epeios   nehmen.     Ob  die  ganze 

Pechet    (vielfach    auch    mit    anderer,    aber  Deutung    richtig    sei,    ist    nicht  sicher.      Vgl. 

durch      nichts     gerechtfertigter     Vokalisation  s.  v.  Paks.     [C.  Pauli.] 

P  ach  et  genannt),  ägyptische  Göttin;  sie  wurde  Pecunia.     1)   Die  Göttin  des  Geldes;  s.  In- 

in  einer  bei   dem  heutigen  Dorfe  Beni-Hasan  digitamenta  Bd.  2  Sp.  213.  Ihr  zu  vergleichen  ist 

(auf  dem  östlichen  Nilufer,    südlich   von   der  der  &zbg  Oiqaccvoog,  von  dem  Georg.  Codinus  de 

Provinzialhauptstadt  Minje)  am  Ausgang  eines  signis  Const.   p.  57   ed.  Bonn,    berichtet,    dafs 

Wüstenthaies  gelegenen  Örtlichkeit,  welche  die  er  in  Arabien,  besonders  in  Petra  verehrt 
älteren  Texte  Set  ('?;,   spätere  Inschriften  Pe-  20  worden   sei.     Man   opferte   ihm  und   liefs  das 

c  he  t  (wohl  aus  Per -Pechet  „Haus  derPechetu  Blut  der  Opfertiere  vor  einem  Bilde   fliefsen, 

verstümmelt)    nennen,    als    Schutzheilige    ver-  das,  in  Gestalt  eines  unbehauenen,  viereckigen 

ehrt.      Ihr    Fetisch    war    eine    Löwin;    daher  Steines,   sich   auf  einer  goldgetriebenen  Basis 

wurde   sie   als   liegende  Löwin  _S£äi   oder  als  befand.     Auch   bei   Luc.    Timon  29.  39.  40.  41 

Frau    mit    Löwenkopf    dargestellt.      Wie    die  erscheint  Thesauros  als  Diener  des  Plutos  (s.  d.) ; 

meisten    ägyptischen    Göttinnen    ist    auch   sie  —  2)  Beiname  des  Iuppiter;  s.  d.  Bd.  2  Sp.  658 

frühzeitig    als   Himmelsgöttin   aufgefafst  wor-  Z.  44 ff.     [Höfer.] 

den  und  führt   als   solche   in   den  Inschriften  Pedaios    (Il7Jdcaog),    ein    iniehelicher    Sohn 

des  neuen  Reichs  vielfach  die  Beinamen  „Herrin  des  Troers  Antenor,  welchen  dessen  Gemahlin 
des  Himmels",  Herrin  der  Welt",  „Beherrscherin  30  Theano   aufzog  gleich  ihren  eigenen  Kindern, 

der  Götter";  vgl.  Ghampollion,  Notes descriptives  vor  Troja   erlegt  von  Meges,   II.  5,  69;    Tzetz. 

2,  323  ff.     Aufserdein   wurde   sie  mit  anderen,  Hom.  59.     [Stoll.] 

als  Katzen  oder  Löwinnen  gedachten  Göttinnen,  Pedanasseus  {IJsdavccaasvg).  Ein  Grenzstein 
z.  B.  der  Sechmet  von  Memphis,  der  Baste-  aus  der  Nähe  von  Milet  trägt  nach  Haussoullier, 
Bubastis,  der  Lokalgöttin  des  unterägyptischen  Her.  de  Phil.  20  (1896),  95  (vgl.  Bev.  des  etud. 
Bubastis  (s.d.),  zusammengeworfen  und  geradezu  grecques  10  [1897],  93.  Blichet,  Becneil  d'inscr. 
von  den  Griechen  als  Artemis  (vgl.  Untog  grecques  808  p.  641)  die  Inschrift  OQog  rtiitvov[g) 
^QTtpidog)  bezeichnet.  Später  wurde  dieser  knöllcavog  ntöavaoasag.  Haussoullier  a.  a.  Ö. 
Synkretismus  noch  weiter  getrieben  und  P.  vergleicht  die  Inschrift  aus  Branchidai  (C.  I.  G. 
auch  mit  Isis  und  Hathor  identifiziert;  so  40  2,  2862)  kn6ll\covi  IIidavaotT,  wozu  Boeckh  be- 
nennen Texte  der  Ptolemäer-  und  Kaiserzeit  merkt :  'conieci  UiaQuatV  \Ill&QCi6u  Stadt  in 
Hathor  „die  Herrin  von  Pechet",  also  des  der  Karien,  Steph.  Byz.).  Nach  Cousin-Deschamps, 
P.  gehörigen  Bezirks.  Das  Heiligtum  der  P.  Corr.  hell.  10  (1894),  19  nr.  6  steht  in  obiger 
ist  ein  noch  gut  erhaltener  Felsentempel  bei  Inschrift  knoXlavog  rEVANASSLrßS,  also  IIsv- 
Beni-Hasan,  von  den  Griechen  Uniog  ylgre^udog  ccvacatcog  und  so  auch  bei  Barfeld,  Bursians 
genannt;  er  wurde  wohl  an  Stelle  eines  alte-  Jahresber.  87  S.  313.  Interessant  ist  es,  dafs 
reu  Heiligtumes,  das  in  der  Hyksoszeit  zer-  neben  dem  hochberühmten  Didymaios  in  Milet 
stört  worden  war,  durch  die  Königin  Makere  (vgl.  d.  Art.  Milesios)  sich  dieser  Apollo  findet, 
(um  1520  v.  Chr.)  angelegt  und  später  von  dessen  Beiname  wohl  gleichfalls  ein  lokaler 
Sethos  I.  restauriert;  vgl.  Baedeker,  Ägypten  50  ist,  obwohl  ein  Ort  n^Sdvaaa  oder  ähnlich 
5.  Aufl.  S.  200 f.  Wie  der  Löwengöttin  Sech-  nicht  bezeugt  ist.  Bei  Hesgch.  wird  itndccvög 
met  waren  auch  der  P.  die  Katzen  heilig;  u.  a.  erklärt  durch  6  reo  \idvxsi  dido^tvog 
ein  grofser  Katzenfriedhof  liegt  bei  Beni-Hasan  (iL6&6g.  Wäre  es  denkbar,  dafs  irgend  wel- 
unweit  des  Felsentempels;  vgl.  Baedeker  a.  a.  O.  eher  Zusammenhang  zwischen  beiden  Worten 

[Steindorff.  |  besteht?     [Höfer.] 

Peese  (pecse)  ist  die  etruskische  Umformung  Pedasa  s.  Peisidike  Ib. 

des   griech.   Pegasos   (Deecke  in   Bezzenhergcrs  Pedasis  s.  Pegasis  4. 

Beitr.  2,  269  nr.  81).  Der  Name  ist  nur  ein-  Pedasos  illrjdaaog).  1)  Sohn  des  Bukolion 
mal  belegt,  und  zwar  auf  einem  Bronzespiegel  (eines  Sohnes  des  trojanischen  Königs  Lao- 
von  nicht  überlieferter  Herkunft,  der  sich  im  60  medon)  und  der  Nymphe  Abarbaree,  Zwillings- 
Pariser  Museum  befindet.*)  Er  ist  veröfi'eut-  bruder  des  Aisrpns;  fällt  zugleich  mit  dem 
licht  von  Lanzi  2,  223  =  177  nr.  19  tav.  12  Bruder  vor  Troja  durch  Euryalos,  B.  6,  21: 
nr.  3;  Miliin  dal.  mytTiol.  2,  251  sqq.,  pl.  Tzetz.  Hom.  115.  -  -  2)  Ein  Rofs  des  Achilleus, 
CXXXVHbis;  Baoul-Bochette  Monum.  ined.  83  11.  16,  152.  467.  Hesgch.  Fick-BechteL  Die 
„  ^     ,     „  .            „  ,                      ..    T     .  .^  griech.  Personennamen  433.   Anqermanu.  Fleck- 

*)  Da   der  Spiegel   auf    der  Gegenseite   die   Jnsciirift  a .            T  ,    7      .,  _  „    /Jf)rw,v     _,,        r"f,.    ln  -. 

WiL  tragt    {GerLd  3,  220),   „eiche   „Grabgerät«   W-  ets^s  Jahrb.   153   (1890),   51.      [Stoll.] 

deutet,  so  stammt  er,  wie  alle  Oegenstimde,  die  diese  Tediakrates   (ilidfaxpaT^s) ,    einer    der  von 

Widmung  tragen,  aus  Orvieto.  Herakles    getöteten   sechs   sikanischen  Haupt- 


1725                        Pedias  Pegasis                        1726 

linge,     welche    u£%qi    rov    vvv    ygmitfig   tififjg  phar  —  denen  Damaskos   seine  Fruchtbarkeit 

Tvy%avovGiv ,    Diodor.  4,  23,  5,    dessen    Quelle  und  landschaftliche  Anmut  (coq&v  simccigia  %ccl 

wohl    Timaios  ist,     Bohde,    Psyche  l2,  179,  3;  itrflwv   aylata    nal    tiotccilüv    Tiliföog   tial   yyg 

Joh.  Geffcken,  Timaios'  Geographie  des  Westens  ticpogiu,   Iulian  Ep.  24)   verdankte,    sind  mit 

55  und  Amn.  2.    Identisch  mit  Pediakrates  ist  der  Legende  JTrjyca  auf  Münzen   dieser   Stadt 

wohl  der  von  Xenagoras  bei  Macrob.  5,  19,  30  dargestellt,   Eckhel,   Doctr.   num.  vet.  3,  332 f. 

=  frgm.   3    in  Frgm.    Hist.   Graec.   4  p.  526  4,   317.      De   Saulcy ,    Numism.    de    la    Terre- 

genannte  Heros  risdio-/.Qdtr]g,  dem  auf  Anord-  Sainte  p.  42.      Macrinus  nr.  2  pl.  2,  8;  p.  47. 


nuno-   des  Orakels  der  Palikoi  die  Sikuler  bei  Otacilia   nr.  9.     Catäl.  Greau  p.  210  nr.  2541. 

einer    Unfruchtbarkeit    opferten,    worauf    die  io  Read,    Hist.    num.    022    u.    fig.    348.      Wroth, 

Fruchtbarkeit  zurückkehrte.  Diesen  Pediokrates,  Catal.  of  the  greek  coins  of  Galatia,  Cappadocia, 

cden    Flurenherr',     fden    Herrn     des    Feldes'  Syria,   Introd.   p.  75.          Eckhel  a.  a.  0.  332 

möchte   31.  Mayer   in  Boschers    Lexikon   s.  v.  vergleicht  die  Münzen  mit  der  Legende:  f Aqua 

KronosBd.2  Sp.  i491mitdem  phoinikischenMel-  Traiani'  (Eckhel  a.  a.  0.  6,  425.    Cohen,  Descr. 

karth  identifizieren,  wogegen    Usener ,    Götter-  des  medaüles  imper.  2  p.  19  nr.  20 ff.),  die  einen 

namen  145  und  Anm.  59  Einspruch  erhebt;  s.  in  einer  Höhle  gelagerten  Flufsgott  mit  Schilf- 

auch  Bloch  Bd.  3  s.  v.  Palikoi  Sp.  1287,  30 ff.  röhr  und  Urne  zeigen,  und  meint  ferner  a.  a.  0. 

Vgl.  Pedio.     [Höfer.]  333,   dafs  die  Darstellung  des  Pegasos  (s.  d.) 

Pedias  (TlsSidg),  Tochter  des  Lakedaimoniers  auf  Münzen  von  Damaskos  eine  Allegorie  auf 

Mynes,  Gemahlin  des  attischen  Königs  Kranaos,  20  diese  Ttr\yai   sei.      Der   Singular  Hr\yr\  findet 

dem   sie   die  Kranae ,   Kranaichme  und  Atthis  sich  einer  Quellnymphe  auf  Münzen  von  Phila- 

gebar,   Apollod.   3,    14,    5.     Fick-Bechtel,  Die  delphia  in  Lydien  beigeschrieben  (Eckhel  a.  a.  0. 

griech.  Personennamen  405.     [Stoll.]  3,   111.    4,    317.      Head    a.    a.  0.   552),    Ilvyu 

Pedio  (üsSiö}).    Auf  zwei  Schalen  aus  einer  Zovviäg  einer  anderen  Quellnymphe  auf  Mün- 

sicilischen     Stadt     chalkidischen     Ursprunges  zen  von  Soloi  (Pompeiopolis)  in  Kilikien,  Eckhel 

findet  sich   die  Widmung  töSs   öüqov  Tltdiot,  3,  69.  4,  319.     Head  612.     Hill,   Catal.   of  the 

Boehl,  I.G.A.  519.  520;  Kaibel,  Inscr.  Graec.  greek  coins  of  Lycaonia,  Isauria,  and  Cüicia, 

Sicil.  et  Pal.  595.  596.     0.  Hoffmann,  Griech.  Introd.    75   p.  154   nr.  58  pl.  27,  6.     Babelon, 

Dial.   3  S.  8  nr.  11.  12.     Nach  v.   Wüamowüz  Invent.   Wadd.  4522  pl.  11,  17.     Der   sonst  als 

(vgl.    Joh.    Geffcken,     Timaios'    Geographie    d.  30  Beiname  der  Athene  in  Attika  oder  als  Neben- 

Westens  55,  2)  ist  Pedio  =  Hera  ('Hq<x  iv  n^dlm,  form  für  Sunion  bezeugte  Name _Sunias  findet 

s.  En  Pedio  nr.  1),  während  Usener,  Göttern  amen  seine    Erklärung   wohl    in    der    Überlieferung, 

145    unter    Pedio    eine    eigene   Göttin,    'Flur-  dafs  Soloi  eine  Gründung  der  Athener  Pha- 

göttin'  (ähnlich  Maafs,  Arch.  Jahrb.  11  [1896J,  leros  und  Akamas  (Strabon  14,  683)  oder  sogar 

105),  versteht,  und  Boehl  a.  a.  0.  519  in  Pedio  des  Solon  (Diog.  Laert.  1,  2,  4,  51.  Steph.  Byz. 

den  Namen  einer  Sterblichen,  der  Empfängerin  s.  v.   Eölot.     Eust.   ad  Dionys.  Per.  875)   ge- 

der  Schalen,  erblickt.  Fick,  Göttin  g.  Gel.  An  zeig.  wesen  sein  soll.    Vgl.  auch  0.  Hoffmann,  Griech. 

1883,  127.  liest  IJsdiou  und  erkennt  in  üsäiog  Dial.  1,  142.     [Höfer.] 

den  Kurznamen  zu  JJtdioyiQccrrig  (s.  d.).  Pegaia  (Tlriycdci)  s.  Iatroi,  Ionides  (und  dazu 

[Höfer.]      40  v.  Wüamowüz ,   Herakles  1,   261,  5.     Toepffer, 

Ea  Pedio  (iv  Ilzdtcp)   Beiname  1)  der  Hera  Att.  Geneal.  268 f.    E.  Meyer,  Forschung  zur  tdt. 

auf  einer  Inschrift,  die  auf  einer  ehernen  Beil-  Geschichte  1,  136,    1.    148,   1.      Usener,   Göthr- 

schneide   aus   Santa  Agata    (Calabria   citerior)  namen  169),  Nymphen  Bd.  3  Sp.  512,  56  ff. 

steht:  T&gr,HQccg  i<xQÖg  £[il  rag  iv  Ttsduo,  Boehl,  [Höfer.] 

Inscr.    Gr.    ant.    543.      Imag.    inscr.   Graec.  9  Pegaiai     (rhjyaica),    Quellnymphen    (Ttrjywv 

p.  37.      Kaibel,    Inscr.    Graec.    Sicil.    nr.   643.  TtQosGtwoai),    Porph.    antr.   nymph.    13.     Orph. 

Daremberg-Saglio  s.v.  Donarium  p.  377  fig.  2548.  Hymn.  51,  6,  mit  hinzugefügtem  %6qc>i,  Eur. 

Dittenberger,  Hermesl3(18),  391  f.  H.B.Walters,  Bhes.  929.     Vgl.  Pegasis  2.     [Stoll.] 

Catal.  of  the  bronzes  .  .  .  in  the  Brit.   Mus.  Pegasis,  idis  (IIr\yu6is,  -idog),  1)  von  Pegasos 

nr.  252  p.  27  —  2)  sonst  unbekannter  Heroen  50  herrührend,    daher   üayaölg  xquvcc   Mosch,  id. 

auf  einer  attischen   Opfervorschrift:   tJqoow  i{i  3,  78  für  Hippokrene.    Pegasides  undae  Ov. 

TtsSia  tiltov,  Hicks,   Anc.    greek  inscr.   in  the  Trist.  3,  7,  15;  Pegasis  unda  Martial.  9,  59,  6; 

Brit.   Mus.  1,  73  p.  135.     C.  I.  A.  4  Suppl.  1,  1  TJriyaolg  iiriyi]  Noun.  Dionys.  7,  234  vgl.  Authol. 

p.  5   nr.  3.     de  Prott,  Leges  Graec.   sacr.  1,  5  Pal.  9,  225,  1;   11,  24,  6.  -  -  2)  Pegasides,   die 

nr.  2.     Bohde,    Psyche   1",   173,  2.  —  v.  Prott  Musen  als  Quellnymphen  der  Hippokrene  und 

a.  a.  0.  7  möchte  diese  Heroen  zu  der  grofsen  anderer  begeisternder  Quellen  Verg.  Catal.  11,2; 

Zahl  der  attischen  r'jQasg  ayvco6toi  (Diog.  Laert.  Propert.  4,  1,  19;    Ps.-Orid.  Sapph.  27;    Colu- 

1,  10,  3.    Paus.  1,  1,  4.  Pollux  8,  118f.)  zählen,  mella,  De  re  rast.  10,  263;  Paulus  p.  212.  8. 

wozu  man  auch  vgl.  Hitzig-Bluemner  zu  Paus.  Als   Quellnymphen   führen  ferner  den   Namen 

a.  a.  0.  S.  124.     [Höfer.]  '                                      60  Pegasis:  —  3)  Oinone,  die  Tochter  des  Flui's- 

Pediokrates  s.  Pediakrates.  softes  Kebren  in  der  Troas  Ovid.  Heroid.  5,  3 


" 


Pedios(?)  s.  Pedio.  s.  0.  Jahn,  Archäolog.  Beitr.  330  ff.,  sowie  —  4) 

Pegai    (tliiyai).      Die    Quellen    des    Flusses  die  Mutter  des  am  Granikos  geborenen,  durch 

Chrysorrhoas  und  eines  seiner  Nebenflüsse  —  Odysseus    getöteten  Atymnios    Q.   Smym.  3, 

es   sind  wohl  mit  diesen  identisch  die  Buch  300  (Hr\Saaig  Heyne  ad  Apollod.  3,  12,  4  p.  301, 

der  Könige  2,  5,  12  genannten  ""Wasser  Amana  dagegen  Creuzer,  Symbol.  2,  667,  3).  —  5)  Name 

und  Pharphar  zu  Damaskus',  De  Saulcy,  Diction.  einer  bekleideten  Frau,  mit  einer  Leier  in  der 

topogr.  de  la  terre  sainte  s.  v.  Abana  und  Phar-  Linken    (TTErAZIZ)    auf   einer    merkwürdigen 


1727      Pegasos  (Etymologie  u.   Ursprung) 

rotfig.  Hydria  zu  Florenz  El.   ceramogr.  2,  80, 

derselben  um  ihrer  musischen  Beschäftigung 
willen  gegeben;  s.  Th.  Panofka,  Archäol.  Zei- 
tung 1850,  •_'-'.">  f.  0.  Jahn.  Archäol.  Beiträge 
S.   332  f.  G)    Dafs    Pegasis    von    Neptunus 

Mutter  des  Pegasus  wurde,  wie  Paulus  p.  101  be- 
richtet, ist  wohl  spätere  Erfindung.    |J.  Ilberg.  j 

Pegasos  i  TJriyaaog,  etr.  pecse  [s.  d.h.  I)  ein 
Flügelrofs  göttlicher  Herkunft,  mit  Wunder- 
kräften begabt.  Es  gehört  zu  jener  Gattung  von 
Mischwesen  griech.  Kunst,  die  einen  Organis- 
mus unverändert  liel's  und,  ihn  nur  um  Teile 
eines  anderen  vermehrte.  Über  die  Ableitung 
des  Namens  von  Ttr\y6g  {ytr\yvo\Li)  vgl.  Kahn. 
Ztschr.  1.  4til  f..  also  das  'starke'  Rofs,  das 
fKraftrofs ';  s.  Hom.  11.  9,  124  <  iititoi  m]yoi '. 
Von  Tti)yvviii  unmittelbar  Hermann.  Creuzer, 
Völcker  u.  a.  Weitere  ältere  Deutungen:  Hes. 
theog.  282  ox  uq'  'SIv.edi.vov  thqI  nry/ag  yirar'; 
Schwende,  Etymolog,  myiholog.  Andeutungen 
p.  204,  als  Pols  der  begeisternden  Quelle,  Pe- 
gasos  mit  «lern  schmückenden  Beinamen  Chrysaor 
p.  232.  Gewifs  aber  war  bei  Bildung  des  Na- 
mens das  musische  Element  noch  nicht  wirk- 
sam, Asklepiades  '  üxi  i-ATtt7fr]8r)yie i ' ;  Schot 
ABU  ad  11.  ('),  155  ort  iv."XSitT\8,t\Y.si  top  tf\g 
FoQyövog  tQec%rj'kov;  Tzetzes  Lykophr.  p.  298; 
physisch  to  ^(xqvteqov  näXiv  xäxco  mqyä^siv 
■aal  %£e6&<xl,  als  das  Schiff  des  Bellerophon  299, 
diu  TTriya'^övTcov  vduxcov ,  vgl.  Eist.  7  v.  422: 
' iTCTtog  jrTjtfTjTixog ' ,    Etymol.   Gud.    v.   'Agystog. 

Wie  die  Geschichte  verwandter  Wesen,  z.  B. 
des  Greifen  oder  der  Sphinx,  so  beginnt  auch  die 
des  Pegasos  fern  im  Orient.  Wenn  Milchhöfer, 
Anfänge  d.  K.  in  Griechenland,  Leipz.  1883 
p.  70  (vgl.  ib.  16  p.  81,  Pig.  52)  meint,  dafs 
das  Flügelpferd  echtestes  und  ältestes  Er- 
zeugnis griechischer  Technik  sei,  das  in  erster 
Linie  auf  indogermanischen  Ursprung  zurück- 
gehe, so  ist  seinen  Ausführungen  hierin  eben- 
sowenig- zu  folgen,  wie  wir  mit  ihm  die  Ge- 
stalten  der  'Inselsteine'  und  des  Bildes  von 
Phigalia  auf  indogermanische  Zeiten  zurück- 
führen können.  Freilich,  der  Glanz  der  myke- 
nischen  Kulturperiode  fiel  auf  unseren  Pegasos 
nicht,  die  symbolische  Kunst  Ägyptens  kennt 
ihn  nicht  {Knoll,  Sttid.  z.  alt.  K.  in  Griechen- 
land, Band).  Progr.  1890,  p.  21  ff.),  und  auch 
bei  den  syrischen  Völkern,  in  deren  Kunst 
ägyptische  und  babylonisch -assyrische  Ele- 
mente sich  in  oft  so  wunderlicher  Weise  ver- 
schmolzen haben  (s.  Knall  a.  a.  '  ►.  p.  34),  suchen 
wir  vergebens  nach  dem  Pegasos.  Wohl  aber 
findet  er  sich  unter  der  grofsen  Menge,  von 
geflügelten  Wesen  in  der  assyrischen  Kunst 
(s.  unten),  und  als  zur  Zeit  der  grofsen  Wan- 
derungen die  vorderasiatische  Gesamtkultur 
mit  ihrer  Unzahl  orientalisierender  Typen  auf 
dem  Seewege  durch  Phönikien,  zu  Lande  über 
Kleinasien  den  europäischen  Völkern  ver- 
mittelt wurde  (E.  Meyer,  Gr.  Gesch.  l  p.  237), 
da  wanderte  auch  der  Kunsttypus  des  Pegasus 
an  die  Küsten  von  Hellas.  Auf  den  indischen 
Thongefäfsen,  die  uns  auf  eine  an  Flügel- 
gestalten reiche  Zeit  schliefsen  lassen,  tritt 
uns  jetzt  auch  das  Flügelpferd  entgegen.  Lange, 
Mel.  Th.  pl.  4;  ebend.  Textvignette  =  Ardh. 
Ztg.  1854   pl.  62;    wir   sehen    Flügelpferde   vor 


Pegasos  (in  d.  Orient.  Kunst)       1728 

dem  Wagen  Apollons.  Eine  andere  Vase  von 
Melos,  mit  Flügelpferden  dem  Wagen  vorge- 
spannt, in  'AMOOPEYI  TTHAINOI  b'K  MHAOY 
MYAQNA'  1895  niv.  2:  vgl.  die  Steine  von 
Melos  aus  dem  7.  Jahrh.  bei  Furtwängler,  Die 
ant.  Gemmen  pl.  5,  10.  11.  12.  13.  16.  17;  pl.61,5. 
Bald  beobachten  wir  dann,  wie  die  dichterische 
Volksphantasie  mit  der  ausländischen  Gestalt 
einen   einheimischen   Sagenstoff  verbindet. 

10  Eins  muf's  zunächst  betont  werden:  dafs 
Pegasos  und  das  Flügelpferd  in  ihrer 
Entstehung  scharf  zu  trennen  sind.  Der  Ur- 
typus  des  Pegasos  ist  ungeflügelt  anzu- 
nehmen, wie  er  z.  B.  auf  einem  am  Schlüsse 
der  archaischen  Periode  stehenden  Terrakotta- 
relief von  Melos  in  Verbindung  mit  Bellerophon 
sich  findet,  s.  Millingen,  anc.  mied.  Man.  2  pl.  3, 
auch  Bd.  1  Sp.  1;  vgl.  Bd.  1  Sp.  770  s.  v.  Bellero- 
phon Abb.   Andererseits  aber  erscheint  er  schon 

20  geflügelt  auf  den  archaischen  Münzen  vonKorinth. 
Das  griechische  Flügelpferd  tritt  uns 
bereits  in  der  orientalischen  Kunst  entgegen. 
Dasselbe  findet  sich  rein  dekorativ,  ohne  wei- 
tere tiefere  Bedeutung  unter  der  zahllosen 
Menge  von  Flügelwesen  der  babylonisch-assy- 


1)  Flügelrosse  der  babylon.-assyr.  Kunst 
(aus  I.ayard,  Mon.  uf  Nlneveh  1849,  1  pl.  -14  nr. 


1). 


rischen Kunst,  Layard,  man.  ofJS'in.  1849  pl.  44 
Abb.  1  u.  pl.  50  Abb.  6.  -  -  So  auch  auf  einer 
kyprischen  Vase,  Ferra!,  hist.  de  t'art  3,  Fig.  517, 
in  sehr  bizarrer  Zeichnung:  im  ganzen  aber  ist 
es  nicht  sehr  häufig,  und  Spuren  einer  weiteren 
Verbreitung  von   dem  genannten  Zentrum  aus 

50  lassen  sich  nicht  nachweisen.  Wir  dürfen  ui  s 
also  den  Kunsttypus  des  Flügelpferdes  keines- 
wegs als  direkte  Herübernahme  eines  fertigen 
Schemas  aus  der  orientalischen  Kunst  denken. 
Der  einfache  Pferdekörper  erscheint  ja,  wie 
allbekannt,  bereits  auf  den  Vasen  des  jüngeren 
geometrischen  Stiles,  vgl.  Conze,  S.-Ber.  d. 
Wien.  Akad.  d.  W.  1870,  p.  619,  und  verrät 
dort  deutlich  selbständige  Versuche  im  Gegen- 
satze  zu   dem  entlehnten  <  Irnament.     Als   das 

ihi  Schema  der  Beflügelung  von  Osten  her  in 
Griechenland  eindrang,  wurde  dies  auch  auf 
das  einheimische  Mdeblingsgetier  der  geome- 
trischen Kunst'    angewandt   und  übertragen*). 

*)  Die  natürliche  Gestalt  des  Bosses,  welche  die 
griech.  Mythologie  überhaupt  häufig  und  glücklich  ver- 
wendet hat  —  man  bedenke  die  grofse  Zahl  der  Götter- 
uud  Heroenrosse,  Servius,  Georg.  1, 12;  vorzüglich  begabte: 
Oppian  Kyneg    1,226 ff.,  unter  ihnen  Pegasos.    Die  Flügel- 


1729      PegaSOS  (Herkunft  d,  Flügelattributs)       Pegasos  (Verhalte,  d.  Kunst  z.  Mythos)      1730 


Doch  unterscheidet  sich  das  Flügelpferd  von  Greif  zu  suchen  ist,  sondern  allein  künstlerische  Tra- 
um 1  Sphinx,  die  auf  den  ältesten  Darstellungen,  dition  rnafsgebend  war.  In  ähnlicher  Weise  sind 
wieaufdenDodwellgefäfsen(z.B.ilf;mc7f.Fs.211)  auch  die  griechischen  Flügelpferde  selbstän- 
und  den  tyrrhenischen  Amphoren,  nur  eine  de-  dige  Analogiebildungen  nach  gegebenen  Mustern 
korative  Bedeutung  haben,  dadurch,  dafs  es  von  (s.  KnoU,  Studien  z.  alt.  K.  i.  Gr.  p.  46;  vgl. 
vornherein  in  bestimmten  Funktionen  auftritt ;  die  bereits  angeführten  melischen  Gef äfse,  die 
auch  erscheint  es  nicht  als  Einzelfigur  mit  den  Flügelrösse  an  dem  Wagen  des  Pelops  und 
genannten  importierten  Flügeltieren.  der  Nereiden,  am  Kypseloskasten,  Paus.  5,  17,  7 
Bei  der  Frage  nach  der  Herkunft  des  Flügel-  und  5,  19,  8,  sowie  die  gleichfalls  schon  er- 
attributs,  wie  wir  es  beim  griech.  Flügelpferd  10  wähnten  Gemmen  (s.  Sp.  1739  Fig.  3 f.);  s.  dazu 
in  seiner  ältesten  Gestaltung  vorfinden,  kann  die  gravierten  Goldringe  aus  Etrurien  (ca.  600) 
es  nur  die  eine  Antwort  geben,  dafs  hierfür  bei  Furtwängler,  Die  ant.  Gemmen  pl.  7  nr.  1 : 
einzig  die  Produkte  der  phöniki sehen  Kunst-  geflügeltes  Viergespann,  nr.  7:  zwei  galoppie- 
industrie  rnafsgebend  sind;  als  sicheres  und  rende  geflügelte  Rosse,  nr.  9:  ebenso). 
untrügliches  Kennzeichen  gilt  uns  die  formale  So  erscheint  also  die  mythische  Substanz 
Behandlungsweise  in  Einzelkonstruktion  und  des  Flügelrosses  ursprünglich  gering,  seine 
Ansatz  der  Flügel  in  der  ältesten  griechischen  typische  dagegen  um  so  gröfser  und  geschlos- 
Kunst.  Diese  mehr  oder  minder  geschwungenen  sener.  Dies  zeigt  sich  schon  darin,  dafs 
Formen,  die  Biegung  der  oberen  Begrenz ungs-  das  ihm  eigene  Schema  sich  gleichmäfsig  bis 
linie  nach  innen  mit  der  dem  Kopfe  zuge-  20  in  die  späteste  Zeit  der  griechischen  Kunst  er- 
wandten Spitze  weisen  alle  altgriechischen  hält  (während  z.  B.  das  der  Harpyien  einem 
(wie  auch  etruskischen)  Flügelgestalten  auf.  Wechsel  unterworfen  ist).  Der  Typus  gehört 
Wir  haben  Umbildungen  des  ägyptischen  demnach  zu  einer  Kategorie  von  Darstellungen, 
Flügelschemas  vor  uns,  mit  anderen  Worten:  welche,  auf  dem  Wege  des  Handels  oder 
eine  einfache,  man  darf  sagen  wortgetreue  anderweitig  nach  Griechenland  eingeführt, 
Nachahmung  überkommener  Formen  (vereinzelt  dort  Gelegenheit  zur  Mythenschöpfung  gaben, 
fand  auch  die  assyrische  Flügelkonstruktion  während  im  allgemeinen  umgekehrt  die  Kunst- 
Verwendung,  vgl.  z.  B.  das  Flügelpferd  auf  der  erzeugnisse  den  Mythen  entstammen;  vgl. 
Vase  bei  Perrot  a.  a.  0.  157;  ib.  3,  347  sind  die  Milchhöfer,  Mitt,  p.  56  ff.;  Semper,  Styl  2  p.  139 
Aufsenfedern  an  dem  phönikisch  gezeichneten  30  Anm.  i;  Citrtiits,  Nuove  Mem.  d.  1  (1865)  p.  376; 
Flügel  assyrisch,  s.  KnoU  a.  a.  O.).  Sicherlich  Langbehn,  Flügelgest.  p.  4,  7  f. ;  KnoU  a.  a.  0. 
war  vom7.  Jahrh»  an  die  Münztypik  von  Einflufs  So  ward  das  einfache  Flügelpferd,  das  wir  in 
auf  die  künstlerische  Verbreitung  des  im  Orient  verschiedenster  Weise  verwendet  sehen,  Muster 
so  beliebten  Schemas  der  Beflügelung  (auch  und  Grundlage  des  Pegasostypus.  Das  Schema 
die  jüngeren  der  sog.  Inselsteine  scheinen  von  wurde  entlehnt  von  den  bereits  auf  den  ältesten 
ihr  beeinflufst);  Flügelwesen,  namentlich  ge-  Denkmälern  vorhandenen  Flügelrossen  nicht- 
flügelte  Tiere,  fanden  auf  den  Münztypen  schon  mythischen  Ursprungs.  Während  aber  die  son- 
der ältesten  Zeit  sehr  häufige  Verwendung.  stigen  Flügelrosse  auf  älteren  griechischen 
Wie  aber  die  Münzprägung  selbst  den  Griechen,  Denkmälern  ihre  Existenz  allein  der  Kunst  ver- 
zunächst  den  kleinasiatischen,  erst  von  Lydien  40  danken,  die  jenes  Attribut,  wie  sehr  alte  Bei- 
aus überliefert  wurde  [in  Lydien  prägten  die  spiele  lehren,  zur  Versinnlichung  des  Gedan- 
Mermnaden  sicherlich  seit  Mitte  des  7.  Jahrh.  kens  übernatürlicher  Schnelligkeit  (Paus.  5, 
Geld,  vgl.  Head  1,  94;  Borelt l,  num.  chron.  2,  17,  7  am  Wagen  des  Pelops)  oder  als  Unter- 
84;  Lenormant ,  mon.  roy.  de  Lydie;  Head,  scheidungszeichen  von  gewöhnlichen  Rossen 
coinage  of  Lydia  and  Persia  in  num.  1  (1877)J,  an  Göttergespannen  verwendet  (Paus.  5,  19,  8; 
so  bewegen  sich  auch  die  Typen  der  ältesten  Conze,  Mel.  Thongef.  pl.  4;  Arch.  Ztg.  1854 
und  älteren  Münzen  der  kleinasiatischen  Städte,  pl.  62  f.),  würde  man  hinsichtlich  des  Pegasos 
der  Inseln,  Thrakiens  und  Makedoniens  ganz  entschieden  zu  weit  gehen,  wollte  man  die 
im  Kreise  der  Vorbilder,  welche  die  orienta-  Mythologie  ganz  und  gar  zur  Abhängigkeit 
lische  Kunst  kennt.  Infolge  der  weiteren  Ver-  50  verdammen.  Dafür  spricht  ja  schon  der  Um- 
breitung,  die  naturgemäfs  die  Münze  findet,  stand,  dafs  wir  in  Kunstwerken  gerade  der 
kam  auch  das  Schema  der  Beflügelung  zu  älteren  Zeit  den  Pegasos  des  Mythos  auch  un- 
allgemeiner Kenntnis  und  Verbreitung.  Wichtig  geflügelt  dargestellt  finden.  (Vgl.  das  schon 
ist  hierbei  die  Analogiebildung  geflügelter  angeführte  Terrakottarelief  von  Melos  unten 
Wesen,  wie  des  geflügelten  Fisches  ('?,  Elektr.),  Sp.  1738  Fig.  2,  Steph.  C.  B.  1864  p. 20 ff.;  Ann ali 
des  geflügelten  Hirsches  (Kyzikos;  s.  Fellows,  1874  p.  5 ff. ;  Fischer,  Bell.  Lpz.  1851.)  Für  die 
Discov.  in  Lye.  14,  6),  vielleicht  auch  des  ge-  Entwicklung  des  Pegasos  ist  demnach  eine  Art 
flügelten  Ebers  (Klazomenai,  Chios,  Rhodos  etc. ;  Wechselwirkung  zwischen  Kunst  und  Mythus 
s.  Aelian,  N.  A.  12,  38;  vgl.  Brandts,  Milnzw.  das  Wahrscheinlichste,  so  dafs  also  beide  seine 
von  Vorderasien  p.  229),  welche  uns  sämtlich  60  Ausbildung  gegenseitig  gefördert  hätten.  Man 
lehren,  dafs  für  den  ersten  Ursprung  der  Be-  würde  den  Begriff  des  Pegasos  entschieden  zu 
flügelung  nicht  nach  litterarischen  oder  im  eng  fassen,  wenn  man  in  ihm  nur  ein  Glied  der 
Mythus  unmittelbar  gegebenen  Anhaltspunkten  Gorgonen-  und  Beilerophonsage  sähe. 

rosse  des   Pelops:  Pherekyd.  p.  84  Sturz;   Voss,  Myth.  Br.  1  PegaSOS  jll  LitteratlU'  1111(1  MjtllUS  der  Griechen. 

p.  203  —  wird  später  auch  in  die  der  Kentauren,  Hippo-  t-cT.        ,     ,            ,  .      ,      .                  ,-,     ,    ,    •,                       •. 

kampen  und  ähnlicher  Bildungen  umgewandelt  (die  ge-  TT    Wir     haben    hierbei    nur    Entstehung    und 

flügelten  Neptunrosse  h.  piaton,  Kritiasv-  H6  E;  EcHei  d.  n.  Herkunft    des   landläufigen  Pegasostypus  ver- 

Vol.  2  p.  457;  Voss,  Myth.  Br.  2  Br.  go ;  KnoU  a.  a.  o.)  folgt,    weil    den   Griechen    das   Flügclrofs   als 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     III.  55 


1731        Pegasos  (nicht  b.  Homer)  Pegasos  (b.  Hesiod)              1732 

ein  Kunsttypus,  nicht  als  ein  mythisches  Pegasos  zugleich  mit  dem  „grofsen"  Chrysaor 
Wesen  überliefert  worden  ist.  Wann  sich  die  aus  dem  Rumpfe  der  Medusa  empor,  als  Per- 
sagenbildende  Volksphantasie  zuerst  mit  ihm  seus  diese  enthauptete  (V.  280/81;  vgl.  Ovid 
beschäftigt  hat,  wissen  wir  nicht.  Homer  er-  met.  4,  785;  797;  5,  259;  6,  119;  die  späteren 
wähnt  den  Pegasos  nicht.  IL  5,  155  ff.  voll-  Schriftstellen,  welche  sich  mit  der  wunderbaren 
zieht  Bellerophon  dieselben  Thaten,  die  ihm  Geburt  des  P.  beschäftigen,  s.  im  Zusammen- 
später beigelegt  werden,  doch  ohne  den  ge-  hang  behandelt  bei  Hannig,  De  Pegaso,  Bresl. 
üügelten  Gefährten.  Daraus,  dafs  Homer  den  Diss.  1901  p.  9  ff.).  Pegasos  wurde  es  genannt, 
Pegasos  nicht  erwähnt,  folgt  mit  Sicherheit  weil  es  an  den  Quellen  des  Okeanos  (tteqI  -uriyäg 
das  eine,  dafs  der  Pegasos  im  Bellerophon-  10  'Sl^sccvoii)  geboren  ward.  Esflog  auf  und  gelangte 
Mythus  zu  seiner  Zeit  noch  nicht  allgemein  zu  den  Unsterblichen;  hier  wohnt  Pegasos  im 
die  charakteristische  und  bestimmende  Bedeu-  Hause  des  Zeus  und  trägt  diesem  Blitz  und 
tung  hatte  wie  später;  denn  Homer  würde  Donner  {ßpovrriv  xs  ßTSQonrjv  re  cptQtav  Au  ftrjnd- 
seiner  wohl  gedacht  haben,  wenn  ihm  die  ivxi);  V.  325  erwähnt  er  dann  noch,  dafs  Pe- 
Sage  in  so  charakteristischer  Verschmelzung  gasos  mit  dem  tapferen  Bellerophon  die  Chi- 
mit  der  Figur  des  Pegasos  bekannt  gewesen  maira  erlegt  habe.  Hier  haben  wir  also  schon 
wäre.  Das  hindert  freilich  nicht,  dafs  der  die  Grundlage  des  ganzen  Mythus,  die  auch 
Pegasos  im  Mythus  überhaupt  schon  vorhan-  bei  den  Umbildungen  der  späteren  Dichter 
den  war.  Die  religiösen  Vorstellungen  der  unverändert  geblieben  ist.  —  Eine  andere 
Griechen  sind,  wie  erwiesen  ist,  aus  sehr  ver-  20  Frage  ist  die,  ob  bereits  Hesiod  den  Pegasos 
schiedenen  Quellen  gespeist  worden;  den  Grund-  sich  geflügelt  vorstellte.  Die  Flügeltypen  er- 
stock  bildet  die  indoeuropäische  Erbschaft,  scheinen  überhaupt  erst  bei  Hesiod  in  der 
dazu  kommen  aber  allerhand  bunte ,  orienta-  Litteratur,  und  da  findet  sich  allerdings  schein- 
lische  Einflüsse  [wie  Herodot  das  ebenfalls  bar  gleich  ein  ganzes  Heer  von  Flügelwesen: 
(2,  52  u.  53)  schon  angeführt  hatte].  In  diese  Nike,  Eros,  Erinys,  Hypnos,  Boreas  u.  a.  m. 
Wildnis  griff  der  unvergleichliche  Homer  mit  Bei  näherer  Betrachtung  reduziert  sich  aber 
der  souveränen  Machtvollkommenheit  des  frei-  diese  grofse  Menge  bedeutend  (s.  Langbehn 
schöpferischen  Genies,  entwirrte  den  Knäuel  a.  a.  0.  p.  10),  und  nur  ein  echthesiodischer 
populärer  Mythen  und  wob  aus  dem  planlosen  Typus  tritt  uns  als  sichere,  bemerkenswerte 
Durcheinander  volksmäfsiger  Sagen,  die  von  30  Ausnahme  entgegen:  die  Harpyie.  Auch  Pe- 
Gau  zu  Gau  anders  lauteten,  auf  künstlerischem  gasos  wäre  nach  theog.  284  als  zweite  sichere 
Wege  eine  neue  Welt.  Möglich  also,  dafs  der  Ausnahme  anzuführen  (hier  wird  von  Pegasos 
Pegasos  schon  zu  Homers  Zeit  oder  vor  ihm  mit  der  Ausdruck  'äiio'jtxä^svog''  gebraucht,  tiqo- 
Bellerophon  verbunden  war;  doch  hatte  er  dann  Xntcbv  %&6va  /xrjrgpo:  [ir\iwv);  doch  erschien  die 
offenbar  nur  lokale  Bedeutung.  Sicherlich  be-  Stelle  manchen  nicht  ohne  Grund  als  spätere 
safs  diese  Verbindung  noch  keine  panhellenische  Zuthat(zum  mindesten  drückt  die  Stelle  aus,  dafs 
Geltung  und  bildete  in  jener  Zeit  noch  keinen  die  Fähigkeit  sich  emporzuschwingen  erst  später 
integrierenden  Bestandteil  der  Bellerophonsage.  eintrat  und  nicht  von  Anfang  an  dem  Peg.  eigen 
Wer  aber  die  Art  Homers  kennt,  die  Mythen  war,  Knoll,  Stiid.  p.  44  A.  3).  Auch  theog.  325 
und  Sagen,  die  ihm  bekannt  sind,  künstlerisch  40  gelegentlich  der  Erwähnung  des  Chimäraaben- 
frei  aus  eigenem  Geiste  zu  gestalten  und,  wo  teuers  ist  eines  Flügelattributes  bei  Peg.  nicht 
er  kann,  zu  verwerten  und  ihnen  so  volks-  gedacht.  Quellen  des  Hesiod  in  Bezug  auf  seine 
tüniliche  Haltung  zu  verschaffen,  der  wird  zu-  Verwendung  der  Befiügelung  festzustellen  ist 
geben,  dafs  ihm  die  Verbindung  des  Pegasos  nicht  mehr  möglich,  wir  sind  behufs  etwaiger 
und  des  Bellerophon  noch  völlig  fremd  ge-  Aufklärung  auf  den  Mythus  selbst  angewiesen, 
wesenseinmufs.  [Yg\. Langbehn,  'Flügelgestalten  Erst  bei  Pindar,  Ol.  13,  86;  Isthm.  6,  44  ist  die 
etc.'  p.  9,  wo  ausgeführt  wird,  dafs  der  Periode  Befiügelung  des  Peg.  in  der  Litteratur  ganz  sicher 
des  Homer  die  Flügelgestalten  überhaupt  noch  nachweisbar  (vgl. Ißwrip. Ion. 202  iTntogTtxsQÖsLg; 
nicht  angehören  können.  In  der  That  findet  Apollod.  2,  3,  2;  Strab.  8  p.  379  %xr\vög;  Palaeph. 
sich  bei  Homer  die  Befiügelung  bestimmt  an-  50  29  vTtömtQog;  Schol.  H.  Z  155  7tx£Qcox6g).  Pindar 
gedeutet  nur  bei  der  Iris  (' '  xQvaonxtQog'  U.  8,  läfst  in  seinem  Sänge  zum  Ruhme  Korinths  Ol.  13, 
398  =  11,  185),  sonst  weder  in  der  Wirklich-  60  ff.  dem  Bell  erophon  nach  langem  vergeblichem 
keit  noch  an  beschriebenen  Kunstwerken].  Bemühen,  den  Peg.  zu  bändigen,  dies  mit  der 
Anders  wird  die  Sache  bei  dem  unmittelbaren  Hilfe  der  Athena  Kvavaiyig  (V.  70),  also  der  Ge- 
Nachfolger und  Nachahmer  Homers,  Hesiod:  wittergöttin,  gelingen.  Die  Göttin  erscheint  ihm 
er  macht  Lokalsagen  populär  und  zum  Eigen-  im  Traume  und  übergiebt  ihm  den  Zaum  mit 
tum  aller  Hellenen.  Von  Hesiods  Zeit  an  be-  dem  Gebot,  seinem  Vater  Poseidon  zlcciicciog 
kommt  für  uns  auch  der  Pegasos  eine  andere  zu  opfern.  Beim  Erwachen  findet  Bellerophon 
Bedeutung.  Hatte  er  bis  zu  Hesiod  oder  den  Zaum  neben  sich  und  errichtet  auf  Geheifs 
besser  bis  vor  Hesiod  lediglich  lokale  Geltung,  60  des  Sehers  Polyidos  der  Athena  Hippia  einen 
so  erhält  er  jetzt  panhellenische  Bedeutung.  Altar.  fSo  fing  der  starke  Bellerophon  das 
Das  älteste  bestimmte  Zeugnis  für  das  Vor-  Flügelrofs,  den  sanften  Zauber  um  das  Kinn 
handensein  des  Pegasos  findet  sich  Hesiod,  ihm  spannend.'  Vgl.  die  hierher  gehörigen 
theog.  276  ff. ,  und  zwar  bringt  der  Dichter  Kunstdenkmäler  bei  Engelmann,' Annali  dell' 
gleich  beide  Mythen,  sowohl  den  von  Perseus  Inst.  1874  p.  9  nr.  5 — 12.  Die  Sage  selbst  ist 
und  der  Medusa  als  auch  den  von  Bellerophon.  offenbar  in  Korinth  entstanden.  (Nach  der  später 
Von  Poseidon  und  der  Gorgo  Medusa  an  den  in  Korinth  erzählten  Version  erhielt  Bellerophon 
Quellen  des  Okeanos  gezeugt,  sprang  das  Rofs  dagegen  den  Pegasos  durch  die  dortselbst  ver- 


ö 


1733      Pegasos  (b.  Pindar,  Euripides)  Pegasos  (hn  Mythus)             1734 

ehrte  Athens,  Xcchvlti .g,  die  das  Rofs  selbst  durch  Hannig  p.  17  p.  6  u.  p  3  f.  [s.  Perseus].  --  Über 

Anlegung  des  Zaumes  gebändigt  hatte ,  Paus.  die  Quellen  des  Okeanos,  welche  als  Schauplatz 

2,  4,  1;  nach  Strabo  8,  6,  21   fing  sich  Belle-  dieser  wunderbaren   Geburt    genannt    werden, 

rophon  den  Pegasos,   als  dieser  eben  aus  der  s.  Gorgone$;yg\.  Voss,  Myth,  Br.l-p.92i'.;Völcker, 

Quelle  Peirene  trank;  Schol.  11.  Z,  155  erwähnt,  Myth.  d.  Jap.  &escMp.213;  Sturz, Pherek. p. 95ff. 

dafs  sein  Vater  Poseidon  ihm  denselben  über-  ed.  2;  Boscher,  Gorgonen  etc.  p.  23  ff. ;   Hannig 

geben  habe).    Nach  der  glücklichen  Bändigung  p.  29  ff.  Über  Libyen  u.  Äthiopien  als  Heimat  der 

schwingt  Bellerophon  sich  auf  das  Rofs    (Ol,  Gorgo  vgl.  die  Stellen  b.  Koscher  a.  a.  0.  S.  27 

13,  86)  und  erlegt  in  der  Folge  nicht  blofs  Anm.  50;  Tümpel, Aethiopenländ., Fleckeis.  Jahrb. 
die   Chimaira    aus    der  Höhe    herab,    sondern  10  Suppl.  16  p.  160ff. ;  Hannig  p.  31.    Einstimmig 

bekämpft  auch  die  Amazonen  (V.  88) ,   herab-  erklärt  sich  die  Sage  für  die  poseidonische  Ab- 

schiefsend  cd&tQog  ipv%Qßg  ccTtb  y.6X%(hv  igr^icav.  stammung  des  Pegasos;  seit  Hesiod  wird  denn 

Vom  Anfang  seiner  Erdenlaufbahn  an  steht  ihm  auch  stets  als  Mutter  des  Pegasos  die  Medusa 

Pegasos  zur  Seite,  bis  zuletzt,  da  er  mit  seiner  genannt;  vgl.  Ocid,  met.  4,  784 ff. ;  6, 119;  Hesych, 

Hilfe  in  den  Himmel  zu  dringen  sucht,  Tsthm.  v.  yoQysh]v  K£cpaX7]v;   Voss,  myth.  Br.  1  p.  273; 

6,  44.     Nachdem  P.  aber  seine  irdische  Lauf-  nur  Festus  v.  Hippius  p.  101,  11  (Müller)  nennt 

bahn  in  Verbindung  mit  Bellerophon  vollendet  eine  gewisse  Pegasis  (s.d.)  als  Mutter  des  Pegasos 

hat,    nehmen    fdie  uralten  Krippen  des   Zeus  (vgl.  Hannig  p.  lf.),  offenbar  auf  Grund  einer 

im  Olynipos'  ihn  auf,  Ol.  13,  92,  damit  er  unzuverlässigen  hellenistischen  Quelle;  nach 
wieder  wie  zuvor  dem  Zeus  Blitze  bringe  und  20  Potter,  Spanheim,  Beyer  u.  a.  sollte  er  ein  Sohn 

einen  Donnerwagen  ziehe  (vgl.  Eurip.  Belleroph,  der  Eos  sein  (wohl  nach  Eurip.  Orest.  1005 ;  Schol. 

frg.  30:    vcp'    aQ^at'    iX&ä>2>    Zr]vbg    &6rQUTtr\-  Hom.  11.  6, 155;  Tzetz.  Lyk.  17  u.  a.};  doch  ist  der 

cpoQtt).  —  Das,    was  uns  noch  Euripides,  Ion  e2««MS  «teshier offenbar  nichtPeg.,  sondern  der Ze- 

V.  988  ff.  (ihm  folgen  Euhemer.  bei  Hyg.  astr.  phyrus,  vgl.  Voss,  myth.  Br.  1  p.  271  u.  276.  Über 

2, 12 ;  Heyne  zu  Apollod.  bibl.  2,  4,  3  §  9)  von  der  Peg.  alsVater  der  Kentauren  s.  Schol.  B  (L)  zu  11. 1, 

Geburtssage    giebt,    ist    offenbar    keine    neue  266;  Voss  a.  a.  O.  p.  251;  Boschers  Lex.  s.v.  Ixion 

mythologische  Umbildung  der  Sage,   sondern  u. Kentauren;  Hannig  p. 8.  —  Den gröfsten Raum 

lediglich  eine  kosmische  Deutung  des  philoso-  nimmt  offenbar  Pegasos  im  Bellerophonmythus 

phisch  angelegten,  gerne  reflektierenden  Dich-  ein;   über  diese   charakteristische   Verbindung 

ters.  Nach  ihm  schlägt  Athena  selbst  der  Gorgo  so  des  Pegasos  mit  dem  korinthischen  National- 

das  Haupt  ab,   und   aus   ihrem   Halse  quellen  helden    s.    das  unter  Bellerophon    Gesagte, 

zwei    Blutstropfen  hervor,    ein   heilsamer  und  Ebenda  ist  das  Verhältnis  des  Pegasos  zu  Zeus 

ein  giftiger.    Spätere  liefsen  den  Pegasos  nicht  und   seine  besonders  nahe  Beziehung  zu  Po- 

aus  dem  abgeschnittenen  Halse  emporspringen,  seidon  Damaios   und   zur  Athena  Chali- 

sondern  aus  dem  herunterrinnenden  Blute  ge-  nitis,   auch  Hippia  und  Hello tis  genannt, 

boren  werden:  Ovid.  met.  4,  785/86.  5,  259;  auf  genügend  gewürdigt.    Die  zahlreichen  Darstel- 

diesen  gehen  zurück  Schol.  Juvenal  3, 118;  Fulg.  lungen  des  Chimairakampfes  (Bellerophon  auf 

Myth.  1,26.3,1;  auf  letzterem  wiederum  beruhen  dem  Pegasos,  hoch  in  den  Lüften  reitend,  von 

einige  Stellen  des  unzuverlässigen  Myth.  Vat.  1  dort  aus  die  Chimaira  erlegend)  auf  Gemmen, 

u.  2,  z.  B.  Myth.  2,  131:  miseratione  deorum  de  40  Münzen,  Reliefs  und  Vasenbildern,  wobei  aucb 

sanguine  Gorgonae  natus  (vgl.  über  diese  Rede-  Pegasos  erscheint,  s.  zusammengestellt  b.  Fischer, 

wendung  und  ihre  Bedeutung  für  die  Sage  Hannig  Beller.  p.  66 — 80;  Engelmann,  Annali  dell'  Inst, 

a.  a.  0.  p.  13  f. ;  natürliche  Geburt  nimmt  an  Serv.  1874  nr.  36 — 73 ;  Mon.  d.  Inst.  2,  50  u.  9,  32 ;  auch 

Dan.  ad  Verg.  Aen.  2,  616;  „Lactant."  narrat.  Denkmäler  aus  Lykien  kommen  hinzu,  bes.  Mün- 

fabul.  4,  7;  daraus  Myth.  Vat,  2, 112  utero  exiit).  zen  und  Basreliefs:  s.  Fellows  discov.  in  Lycia 

So  erscheint  die   Szene   auch   dargestellt  und  p.  136.  181.  152;  Mitt.  d.  arch.  Inst,  in  Athen  2 

aufgefafst    auf   der    bekannten   Selinuntischen  pl.  10;  vgl.  auch  die  Reliefs  am  Heroon  von  Gjöl- 

Metope:   Die  Harpe  des  Perseus  (s.  d.)  durch-  baschi,  Bcnndorf,  Bericht  üb.  zwei  ö'sterr.  arch. 

schneidet  eben  den  Hals  der  Medusa,  und  diese  Exped.nach  Kleinasien,  Wien  1883;  Arch.-epigr. 

hält  schon  das  Füllen  an  ihrer  Seite  (möglich  50  Mitt.  aus  Österr.  6,  2.    Pegasos  beim  Abschiede 

allerdings,  dafs  das  'Nacheinander*'  der  Dich-  Bellerophons  von  Proitos  dargestellt  s.  Fischer 

tung  hier  in  der  bildlichen  Darstellung   zum  a.  a.  O.;  Engelmann  a.  a.  O.  nr.  13 — 23;  Arch. 

'Nebeneinander'  geworden  ist!);  vgl.  damit  die  Ztg.  34,  91.    Der  Sturz  des  Bellerophon  vom  Pe- 

Darstellung     auf    den     über     hundert     Jahre  gasos  erscheint  nur  auf  einigen  späteren,  zum 

jüngeren    Terrakottareliefs    jonischer    Kunst-  Teil  unsicheren  Kunstwerken   als   Gegenstand 

Übung  von  Melos   (Ed.  Mülingen,  Anc.  uned,  der  Darstellung,  s.  Engelmann  nr.  70 — 80.    Die 

mon.  2,  2);  ob  in  dem  seltsamen  altrhodischen  zwei  vereinzelt  dastehenden  Kunst-  und  Litte- 

Vasenbilde  des  6.  Jahrh.  (C.  Smith,  Journ,  ofhell.  raturdenkmäler ,  in  denen  Perseus    auf  dem 

stud.  5,  1884  p.  221  ff.  pl.  43):  Perseus  (s.  d.)  mit  Pegasos  reitend   sich    findet,   sind  zusammen- 

Athena   und  Hermes   vor   den   Gorgonen,    von  60  gestellt  und    besprochen   bei   Hannig  p.  35  ff. 

denen   Medusa   statt   des   eigenen  ein  Pferde-  sowie  im  Art.  Perseus.  — 

haupt  hat  —  die  ganz  ähnlichen  Darstellungen  Nach  dem  oben  über  das  assyrische  Flügel- 
einer wenig  jüngeren  Schale  aus  Nola  in  Berlin,  rofs  Gesagten  wäre  es  unrichtig  zu  behaupten, 
einer  rf.  Amphora  in  Neapel,  einer  etruskischen  dafs  die  Heimat  des  Pegasos  der  Orient 
Ciste  s.  zuletzt  dargestellt  bei  Hannig  p.  16 ff.  —  sei;  weder  litterarisch  noch  für  die  Kunst  läfst 
ein  Hinweis  auf  Pegasos  zu  sehen  ist,  lasse  ich  sich  das  behaupten  (vgl.  Langbehn  p.  46  f. ;  über 
dahingestellt;  die  bisherigen  Ansichten  über  Lykien,  das  „Lichtland",  „Götterland"  s.  Usener, 
die  Darstellung  der  Medusa  als  Halbrofs  s.  bei  Götternam.  1896  p.  202  ff. ;  über  den  asiatischen 

55* 


1735      Pegasos  (Beziehungen  zu  Korinth)  Pegasos  (Bezieh,  z.  d.  Musen  u.  Apoll)      1736 

Bestandteil  der  Pegasossage,  die  Hinzufügung  echten,  alten  Mythus  durchaus  keine  selbständige 
der  Figur  des  ursprünglich  karischen  Chrysaor,  Gestalt,  er  ist  nichts  ohne  Bellerophon;  hier  aber 
urteilt  im  allgemeinen  richtig  H< innig  a.  a.  0.  tritt  Pegasos  plötzlich  ganz  selbständig  auf. 
p.  26  ff,).  Auch  für  die  Annahme  Creuzers,  dafs  Unmittelkar  nach  dem  Sturze  des  ßellero- 
die  Fabel  vom  Pegasos  aus  der  orientalischen  phon  schwang  Pegasos  sich  zum  Himmel  auf; 
Tiersymbolik  stamme,  ist  der  Nachweis  nicht  da  liel'sen  die  Dichter  ihn  noch  einmal  auf 
geliefert,  Symb.  T.  4  p.  65  ff.  Vaterland  des  dem  Helikon  aufsetzen  und  mit  einem  gött- 
Pegasos  scheint  vielmehr  die  Gegend  des  nörd-  liehen  Hufe  die  Hippukrene  schlagen,  damit 
liehen  Peloponnes,  speziell  Korinth  zu  sein,  dem  korinthischen  Pegasos  auch  noch  der 
die  durch  Waffenthaten,  Spiele,  Seehandel  10  schönere  Ruhm  musischer  Künste  nicht  fehle 
und  Kunst  blühende  Heimat  Bellerophons.  Auch  (Strabon  8,  6,  21  p.  379;  Paus.  9,31,3;  Kallim. 
die  Kunstdenkmäler,  die  uns  den  Pegasos  hymn.  5;  Ovid,  met.  5,  256  ff. ;  sicherlich  ging 
zeigen,  stehen  der  Mehrzahl  nach  mit  Korinth  auch  der  musische  Ruhm  des  Pegasos  von 
in  Verbindung.  Der  Mythus  weist  uns  sogar  Korinth  aus).  NiJcandros  bei  Anton.  Lib.  c.  9 
mit  durchschlagender  Sicherheit  auf  Korinth;  scheint  den  älteren  Gehalt  der  Sage  zu  er- 
denn  Pegasos  gilt  zunächst  nur  als  eine  Gestalt,  zählen.  Die  Töchter  des  Pieros  kämpften 
welche  die  innige  Gemeinschaft  des  korinthi-  mit  den  Musen  im  Gesänge.  Als  die  Musen 
sehen  Heros  Bellerophon  mit  Poseidon  und  sangen,  hemmten  Gesteine  und  Flüsse  ihren 
Athena  noch  enger  vermitteln  soll.  (In  korin-  Lauf  und  der  Helikon  wuchs  vor  Entzücken 
thischen  und  attischen  Sagen  ist  die  Bändigung  20  bis  in  den  Himmel  empor.  Da  gab  ihm  Pe- 
des  Bosses  Hauptsache;  daher  in  Korinth  die  gasos  auf  Geheifs  des  Poseidon  einen  Schlag 
Verehrung  des  Poseidon  Damaios  neben  der  und  hemmte  sein  Steigen.  Auf  diese  Weise 
Athena  Chalinitis).  Von  argivischen  Kolonisten  ward  Pegasos  der  Schöpfer  der  berühmten 
wurde  dann  die  Sage  nach  Kleinasien  gebracht  Quelle  Hippukrene  auf  dem  Helikon.  Ver- 
(vgl.  Mannig  p.  28  u.  34);  dort  spielen  alle  übri-  gessen  wir  aber  hierbei  nicht  die  uralte  Vor- 
gen von  P.  handelnden  Sagen,  in  denen  er  mit  Stellung,  vermöge  deren  Rosse  in  engste  Ver- 
Bellerophon  verbunden  erscheint,  dort  wurde  bindung  mit  Quellen  gebracht  werden,  sodafs 
auch  Chrysaor  in  die  Geburtsage  eingefügt.  Nach  das  Rofs  geradezu  als  Symbol  der  Quelle  galt, 
Korinth  selbst  aber  ist  der  Pegasos  möglicher-  und  des  weiteren  Unistandes,  dafs  der  Haupt- 
weise durch  die  Kreter  gelangt  (vgl.  hierzu  0.  30  gott  des  Berges  Helikon  höchstwahrscheinlich 
Gruppe  p.  122 f.);  wenigstens  lassen  sich  an  der  ursprünglich,  gleichwie  in  Anthedon,  der 
Westseite  des  Isthmus  ihre  Spuren  verfolgen.  Von  später  hier  verschollene  Poseidon  war,  Gruppe 
den  korinthischen  Kulten  und  Mythen  scheinen  p.  74.  Genaueres  wissen  wir  vom  Musendienste 
indes  die  des  Glaukos  und  der  Athena  Hellotis,  am  Helikon ;  er  blühte  bis  in  die  späteren 
mit  deren  Hilfe  Glaukos'  Sohn  Bellerophon  den  Zeiten  des  Griechentums.  Die  Göttinnen  wurden 
Peg.  bändigt,  ebenfalls  aus  Kreta  eingeführt.  Von  in  einem  Haine  verehrt,  in  dessen  Nähe  sich 
Glaukos  sowohl  wie  von  Athena  erzählte  man  die  Musenquelle  Aganippe  befand,  während 
aber  schon  in  uralter  Zeit  auch  an  der  Euböa  die  durch  den  Hufschlag  des  Pegasos  ent- 
gegenüberliegenden Küste  (Athen.  7  p.  296;  standene  Hippukrene  nicht  weit  vom  Gipfel 
Müller,  Orchom.  p.  264),  und  wahrscheinlich  ist  40  des  Berges  gezeigt  ward.  Die  erste  Erwäh- 
unter  dem  Einflufs  der  dortigen  Kultlegende  die  nung  der  r'Iitnov  %Qiqvr}  sieheheiHesiod,  theog.  6, 
ältere  Überlieferung  nachträglich  umgestaltet;  doch  ohne  die  Erzählung  von  der  wunderbaren 
der  Seher  Poly(e)idos,  der  dem  Bellerophon  Entstehung  derselben;  gewifs  hatte  damals 
das  Traumorakel  jener  Athena  erklärt  und  die  Sage  ihrer  Entstehung  mit  dem  wunder- 
daher  wohl  in  der  Stiftungslegende  vorkam,  baren  Rols  des  Bellerophon  noch  nichts  zu 
scheint  ja  auch  auf  ursprüngliche  Beziehung  zu  thun;  erst  durch  die  Hippukrene  ward  Pegasos  in 
Kreta  hinzuweisen  (Gruppe  a.  a.  0.).  Auf  die  der  Zeit  der  Alexandriner  zum  Musenrol's,  nicht 
Kreter  folgten  eben  in  den  Isthmusländern  Kauf-  umgekehrt  durch  ihn  die  Hippukrene  zum  Muscn- 
leute  aus  den  euböischen  Kolonialstaaten  und  quell.  Maafs,  Herrn,.  31,  1898p.375 — 428  unter- 
ihren  festländischen  Besitzungen.  Diese  An-  50  scheidet  zwei  von  Pegasos  geschlagene  Musen- 
siedelungen  verraten  sich  insbes.  durch  die  Kulte.  quellen  auf  dem  Helikon :  die  Quelle  der  Tochter 
Nach  dem  Muster  des  anthedonischen  Glaukos  des  Permessos,  Aganippe,  im  Musenhain,  und  auf 
ist  vielleicht  der  korinthische  umgeformt  etc.  dem  Gipfel  die  Hippukrene.  Andere  ähnlich  ent- 
„Aus  einer  boiotischen  Kultstätte,  wahrschein-  standene  Quellen  bei  Anton.  Lib.  4,  16,  8;  TzetS. 
lieh  ebenfalls  aus  Anthedon,  scheint  auch  Pe-  Lyk.  835  f.  Als  dritte  Quelle,  mit  der  Pegasos 
gasos  in  den  korinthischen  Kult  gekommen  zu  in  besonderen  Zusammenhang  gebracht  wurde, 
sein"  (s.  0.  Gruppe  a.  a.  ü.  p.  123).  galt  vor  allem  auch  die  Peirene  (s.  d.)  in  Korinth. 
Erst  als  der  heroische  Mythus  hier  bereits  Pegasos  heilst  geradezu  UiiQi]valog  nialog 
abgeschlossen  war,  ging  Pegasos  noch  eine  Eurip.  El.  476;  s.  Jacobs,  Anthol.  Gr.  Vol.  13 
neue,  letzte  Verbindung  ein,  die  mit  Apollon  60  p.  32;  Bio  Chrys.  2  p.  95  (Beiske)\  Statins  Th. 
und  den  Musen.  Diese  Verbindung  des  Pe-  4,  60.  Vgl.  eine  korinthische  Münze,  welche 
gasos,  unzweifelhaft  die  jüngste  der  um  die  den  Akt  selbst  darstellt,  Vaillanb,  Num.  Aer. 
Figur  des  Wunderrosses  entstandenen  Legenden-  Jin/i.  T.  1  p.  108).  Gewifs  ist,  für  den  Pegasos 
bildungen,  stammt  wohl  erst  aus  der  hellcni-  wenigstens,  die  korinthische  Sage  die  ursprüng- 
stischen  Zeit  und  fand  besonders  Anklang  bei  liehe,  welche  dann  auf  die  Hippukrene  ange- 
den  römischen  Dichtern.  Für  die  Jugend  dieser  wandt  wurde;  denn  auch  die  Peirene  war  be- 
Ertindungjspricht  schon  der  Charakter  des  ganzen  geisternd,  Stat.  s.  1,  4,  27  (vgl.  2,  7,  4);  Pers.prol. 
Bellerophon-  und  Pegasosmythus.     Peg.  ist  im  4,  6.    Vgl.  auch  die  troizenische  Sage  Paus.  2, 


Pegasos  (Entwickelung  des  Typus)      173S 

=  Fig.  2),  wo  die  Erlegung  der  Medusa  durch 
Perseus  und  die  Darstellung  des  Belleropkon- 
abenteuers  mit  der  Chiniaira  sich  in  der  glei- 
chen Weise  entsprachen,  wie  dies  auch  schon 
früher  wohl  auf  den  Reliefs  des  arnykläisehen 
Thrones  (ca.  550;  vgl.  Paus.  3,  18,  11)  und 
später  auf  den  Thronreliefs  des  Asklepios  zu 
Epidauros  (ein  Werk  des  Thrasyrnedes  im 
4.  Jahrh. ;  vgl.  Paus.  2,  27,  2)  der  Fall  war; 
Pegasos    zu     den    Musen     beziehen    (Pegasos  io  auch  hier  Avird  Pegasos   nicht  gefehlt  haben. 


17)37      Pegasos  (Entwickelung  des  Typus) 

31,  12  und  ib.  2,  3,  5  die  Beschreibung  des 
Reiterstandbildes  des  Bellerophon  zu  Korinth 
bei  einer  Quelle,  wo  das  Wasser  aus  dem 
einen  Hufe  des  Pegasos  strömte.  So  hatte  also 
die  Begeisterung,  welche  die  Dichter  aus  den 
heiligen  Quellen  schöpften,  seit  der  Spätzeit 
des  Griechentums  ihren  Grund  in  dem  Huf- 
schlag des  göttlichen  Flügelrosses.  Darstel- 
lungen,   welche    sich  auf  das   Verhältnis   des 


von  den  Nymphen  gepflegt  und  gebadet, 
Schauplatz  der  Szene  ist  wohl  der  Helikon 
oder  der  Olymp),  s.  bei  Engelmann  a.  a.  0.  p.  8 
nr.  1 — 4.  Bald  erhielten  denn  auch  Dichter 
und  Dichterinnen  von  ihm  jenes  Symbol  ihrer 
musischen  Begeisterung;  siehe  die  Münzen  bei 
Eckhel  5  p.  100,  vgl.  5  p.  325  Sappho,  Titius 
d.  Dichter.  Wie  glücklich  aber  diese  neue 
Wendung  des  Mythus  war,  zeigt  der  unbe- 
grenzte Gebrauch,  den  sofort  die  Dichter  von  20 
Kallimachos  an  bis  auf  den  heutigen  Tag  von 
dem  helikonischen  Musenrosse  gemacht  haben, 
vgl.  z.  B.  die  reiche  Fülle  poetischer  Phrasen, 
die  dieser  Dichtung  ihre  Entstehung  verdankt, 
s.  Festus  v.  Hippius,  Ovid,  Trist.  3,  7,  15; 
Martial.  9,  59,  6;  Columella,  De  rericst.  10,  263; 
Ovid,  Heroid.  15,  27  u.  a.  m. ;  die  Nymphen 
selbst  aber  werden  nicht  selten  selbst  Pega- 
sides  (s.d.)genannt  (vgl.  Quint.  S 
Ooid.  heroid.  5, 3 ;  Vergü.  Catal. 
11,  2;  Propert.  4,  1,  19). 

Ein  Trug'  des  Pegasos  je- 
doch, wodurch  der  Dichter  der 
gemeinen  Wirklichkeit  ent- 
rückt wird,  ist  im  Altertum  noch 
nicht  zu  finden ;  diese  Idee  blieb 
den  Griechen  völlig  fremd,  ihre 
Dichter  berauschen  sich  nur 
in  den  pegasischen  heiligen 
Quellen.  Jenes  bedenklichen 
Mittels  des  Aufschwunges  (aus 
dem  Altertum  lassen  sich  viel- 
leicht die  geflügelten  Musen, 
Dissen,  Pind.  Isthm.  5,  66; 
der  Musenwagen,  Creuzer, 
X>ltub.  3  p.  288,  als  verwandte 
Bilder  heranziehen),  d.  h.  eines  Rittes  auf  dem 
Pegasos,  waren  erst  die  neueren  Poeten  bedürftig ; 
sie  gelangten  zu  dem  Bilde  infolge  einer  Ver- 


Durch  Eurip.  Ion  V  501  aber  wissen  wir, 
dai's  in  der  Lesche  des  delphischen  Tempels 
Bellerophon  auf  dem  beschwingten  P.  reitend 
dargestellt  war  —  also  auf  einem  grofsen 
Wandgemälde.  Dazu  kommen  noch  die  gleich- 
falls nicht  besonders  zahlreichen  Vasendar- 
stellungen, die  sich  mit  der  Figur  des  Pegasos 
beschäftigen  (s.  diese  ob.).  Und  doch  können  wir 


2)  Bellerophon,  die  Chimaira  erlegend,  Terracottarelief  von  Melos 
(nach  Müller- Wieseler,  D.  a.  K.  1,  52). 


sagen:    wohl  keine  Gestalt  läfst  sich  in  ihrer 
Entwickelung  durch  alle  Epochen  der  griechi- 
schen Kunst  so  leicht  verfolgen  wie  eben  der 
mengung  der  Sagen  von  Bellerophon  und  von  50  Pegasos.     Die  Erzeugnisse  der  Kleinkunst  und 


der  Hippukrene.  Zuerst  soll  Bojaräo  in 
seinem  Orlando  innamorato'  (s.  Lenz  a.  a.  ü. 
Ende)  diese  moderne  Weise  in  Gang  gebracht 
haben.  Immer  aber  bildet  die  Quelle  die  Ver- 
mittelung  für  pegasische  Begeisterung. 

Entwickelung  des  Pegasostypus  in  der  Kunst. 

Was   die  künstlerische  Darstellung  der  Pe- 
gasosfigur  betrifft,  so  findet  sie  sich,  der  Natur 


hier  vor  allem  die  Münzen  bieten  ein  reiches 
Material.  Die  Münzen,  diese  neben  den  In- 
schriften wichtigste  Quelle  für  die  Erforschung 
der  Lokalkulte,  verdienen  deshalb  bei  Be- 
trachtung unserer  Figur  besonderes  Augenmerk. 
Vgl.  darüber  Imhoof- Blumer  und  Keller,  Tier- 
gestalten und  Pflanzenbilder  auf  antiken 
'Münzen;  Mann,  gr.  (Imhoof- Blumer),  1883; 
Griech.  Münzen  (Imhoof- Blumer),  Mchn.  1890; 


des  Gegenstandes  entsprechend,  in  der  grofsen,  60  Brit.  Mus.  Cot.  Corinth  (Head);  Num.  Ztschr 


monumentalen  Kunst  selten.  Aus  älterer  Zeit 
kennen  wir  die  schon  erwähnte  Metope  von 
Selinunt  (ca.  600  v.  Chr.),  ferner  die  Darstellung 
der  Geburtsage  auf  einem  kyprischen  Sarko- 
phag (Ende  des  6.  Jahrb.,  s.  Perrot-Chipiez,  Hist. 
de  l'art  3,  612  flg.  419).  Wir  finden  ihn  auf  den 
beiden  melischen  Reliefs  des  Brit.  Mus.  (ca.  470 
v.  Chr.;  s.  Millingen,  Ane.  uned.  man.  2,  2  u.  3 


Wien  1887,  Zur  Münzkunde  Grofsgriechenlands, 
Siciliens  u.  s.  w.  f Imhoof);  Num.  Chrou,  1891 
bis  1892,  Syracusan  Med.  (A.  Evans).  Vor 
allem  sind  es  Korinth  und  seine  Kolonieen,  die 
uns  den  Pegasos  durch  alle  Perioden  der  Kunst, 
in  der  Zeit  der  Anfänge  einer  nationalen 
griechischen  Kunst,  in  den  Zeiten  der  Blüte 
und  denen  des  Verfalls  in  lückenlosen  Reihen 


1739      Pegasos  (auf  Münz.  v.  Korinth  etc.) 


Pegasos  (auf  Münz.  v.  Korinth  etc.)      1740 


auf  ihren  Münzen  vorführen.  Die  tiefe  histo- 
rische Bedeutung,  welche  der  Mythus  von 
Bellerophon  und  dem  Pegasos  für  Korinth 
gewann,  ersieht  man  vor  allem  daraus,  dafs 
die  Korinther  aus  diesem  Sagenkreise  die 
Typen  für  ihre  Münzen  nahmen  (tc&Xoi  heifsen 
diese  Münzen  nach  Pollux,  weil  auf  ihnen 
Pegasos  geprägt  war).  Der  Typus  der  Mutter- 
stadt wanderte  dann  auch,  wie  dies  sehr  häufig 
war,  in  alle  korinthischen  Kolonien  hinüber;  10 
wir  dürfen  sagen,  von  allen  Grofsstädten 
Griechenlands  hat  Korinth  den  mit  seinen 
Kolonien  am  meisten  übereinstimmenden  Münz- 
typus. Daher  kommt  es,  dafs  es  keinen  Münz- 
typus giebt,  der  so  verbreitet  wäre  wie  diese 
Gestalt  aus  dem  Bellerophonsagenkreise,  die 
hier  als  ein  Symbol  der  Herrschaft  Poseidons 
über  Korinth  und  seine  Tochterstädte  er- 
scheint. Hauptsächlich  finden  wir  den  korin- 
thischen Stater  in  den  Städten  der  akarnanischen  20 
Küste,  des  korinthischen  Golfs,  in  Grofsgriechen- 
land  und  Sizilien.  Der  Typus  stimmt  mit  dem 
korinthischen  vollkommen  überein;  Leukas, 
Anaktorion,  Ambrakia,  Epidauros  und  eine  Reihe 
anderer  Städte  setzten  einfach  an  Stelle  des 
korinthischen  9  den  Anfangsbuchstaben  ihres 
Stadtnamens  unter  die  Figur  des    P.,  so  z.  B.  auf 


3)  Stein  von  Melos 

(nach  Furtwängler,    D.  ant. 

Gemmen  1901  pl.  V,  17). 


4)  Stein  von  Melos 
(nach    Furtwängler,  Die 
ant.  Gemmen  pl.  LXI,  5). 


Münzen  von  Dyrrhachion  (Griech.  Mm.  p.  550), 
von  Leukas  (a.  a.  0.  p.  553);  der  fliegende  P.  bei 
Leukas  (Monn.  gr.  p.  144),  Anaktorion  (a.  a.  0. 
p.  144),  Ambrakia  fa.  a.  U.  p.  137,  Griech.  Mzn. 
p.  550),  Korkyra  (Monn.  gr.  p.  144,  Griech.  Mzn. 
p.  553),  Dyrrhachion  (Griech.  Mzn.  p.  549),  Argos 
(Monn.  gr.  p.  144),  Medeon  (Gr.  Msn.  p.  549), 
Rhegion  (Monn.  gr.  p.  10),  Terina  (a.  a.  0.  p.  11), 
Syrakus  (a.  a.  0.  p.  30),  Eryx  (a.  a.  0.  p.  18),  50 
Potidaea  (a.  a.  0.  p.  91);  Pegasos,  durch  Bel- 
lerophon zurückgehalten,  Leukas  (Monn.  gr. 
]>.  145).  Auf  die  Sage,  dafs  Pegasos  beim 
Sturze  sich  auch  den  Fufs  gebrochen  habe, 
deuten  Eckhel,  Böttiger,  Mionnet  u.  a.  eine 
ambrakische  Münze,  auf  welcher  eine  vor 
Pegasos  sich  beugende  Figur  (nach  einigen  ein 
Faun)  den  Fufs  des  Rosses  aufhebt;  Baoul- 
Bochette  hält  (p.  320  ff.  a.  a.  0.)  diese  Figur, 
gewifs  mit  Recht,  für  die  Quellnymphe  Pei-  60 
rene.  --In  Syrakus  erscheint  der  korinthische 
Typus  auf  Münzen  zur  Zeit  Timoleons ,  des 
Agathokles  und  später;  so  z.  B.  aus  der  Zeit 
Timoleons  Eckhel,  D.  N.  Vol.  1  p.  128,  bes. 
Baoul-Bochette ,  Ann.  de  Vinstit.  de  corr.  arch. 
1829  p.  334,  oder  die  Münze  des  Agathokles 
in  Bev.  num.  1895  pl.  8,  16.  Das  Vorderteil 
des  Pegasos  im  archaisierenden  Stile  auf  syra- 


kusanischen  Münzen  des  3.  Jahrhunderts  s. 
Monn.  gr.  p.  31  nr.  61,  pl.  B  17,  vgl.  Mionnet 
1,  311.  309  und  Torremuzza  pl.  80,  3  (Vorder- 
teil des  Pegasos  auch  auf  Münzen  von  Leukas, 
s.  Griech.  Mzn.  p.  551).  — *  Schliefslich  finden 
sich  die  korinthischen  Typen  auch  sogar  auf 
Münzen  des  keltischen  Spaniens,  in  Tarra- 
conensis,  freilich  hier  in  barbarischer  Verzerrung. 
Es  ist  eine  reiche  Fülle  von  Material,  das 
uns  diese  Münzen  in  schier  ununterbrochener 
Folge  an  die  Hand  geben.  Leider  ist  es  eine 
Tierfigur,  deren  künstlerische  Entwickelung 
nur  verhältnismäfsig  gering  sein  kann;  in 
erster  Linie  ist  es  das  Attribut  der  Flügel, 
das  die  jeweilige  Veränderung  des  Stiles  zeigt 
(dann  freilich  auch  Motiv,  Haltung  etc.).  Die 
archaische  Form  der  griechischen  Flügel  ist 
auf  älteren  Denkmälern  eine  breite,  ziemlich 
kurze,  die  Federn  sind  durch  einfach  ge- 
schnittene, parallele  Linien  angegeben  (vgl. 
die  ältesten  Münzen  Korinths  bis  weit  in  die 
Zeiten  der  doppelseitigen  Prägung;  vgl.  Salz- 
mann, necrop.  de  Cam.  pl.  23,  ib.  pl.  31;  Ger- 
hard, ale.  Äbh.  pl.  12,  4.  5);  eine  schmalere, 
mehr  gestreckte  Flügelfonn  zeigen  die  stili- 
stisch verschiedenen  Pegasostypen  der  sehr 
archaischen  thrakisch-makedonischen  Münzen, 

Monn.  gr.  p.  105  f.  pl.  D  3. 4. 
Die  Flügel  sind  zunächst 
nur  symbolisches  oder 
dekoratives  Attribut,  das 
Tier  ist  nicht  imstande, 
von  den  Schwingen  Ge- 
brauch zu  machen.  Be- 
reits in  der  früharchai- 
schen Periode  aber  macht 
sich  das  Bestreben  be- 
merkbar, dem  stilistisch 
überkommenen  Flügel  die 
reine  Vogelschwinge  ent- 
gegenzusetzen, s.  Knoll, 
Stud.  p.  49  f.  Die  Flügelwesen,  die  in  ihrem  ersten 
Auftreten  nur  die  fremde,  stilisierte  Form  kann- 
ten, erhalten  nach  und  nach  die  einheimische, 
natürliche.  Sehr  deutlich  läfst  sich  diese  Um- 
wandlung am  Flügelpferd  auf  den  korinthi- 
schen Münzen  verfolgen  (vgl.  z.  B.  Imhoof,  Choix 
de  monn.  2,  47  u.  48).  Doch  sind  die  schönen, 
grofsen  Schwingen  erst  eine  Errungenschaft 
des  entwickelten  Stiles.  Die  phön.  Form  ver- 
schwand nicht  durchaus  mit  der  natürlichen 
Neuerung,  sondern  hielt  sich  besonders  in 
dekorativer  Verwendung  selbst  in  der  klassi- 
schen Kunstepoche;  allerdings  erhalten  die 
Flügel  öfter  ein  freieres  Schema,  vgl.  den 
Pegasos  bei  Imhoof,  Die  Münzen  Akarnaniens 
pl.  2, 1,  oder  die  Flügelpferde  an  den  Schmuck- 
sachen aus  dem  Grabe  der  Demeterpriesterin 
mit  phön.  Flügeln,  s.  Stephani,  C.  B.  1865, 
Atlas  3,  16.  Auch  auf  den  Denkmälern  späte- 
ster Kunst,  und  natürlich  in  den  archaisieren- 
den kam  das  phön.  Schema  mitunter  zur  Gel- 
tung, s.  Knoll  a.  a.  0.  p.  51  A.  9. 

Dieselben  Typen,  wie  sie  uns  bei  den  korin- 
thischen Kolonien  begegneten,  finden  sich  auch 
auf  kleinasiatischen  Münzen  verschiedener 
Gegenden  sehr  häufig.  Der  Mythus  macht  ja 
Kleinasien    zum    Schauplatze    der    hauptsäch- 


5)  Korinth.  Stater 

(nach   Brit.  Mus.  Cat. 

Cor.  pl.  I,  5). 


1741      Pegasos  (auf  Münzen  und  Gemmen)  Pegasos  (auf  Münzen  und  Gemmen)      1742 

liebsten  Thaten  des  Bellerophon.    Zugleich  aber  Bellerophon,  und  auch  davon  geben  die  Münzen 
sehenwir,dafs  überhaupt  Flügeltypen,  wie  Greif,  Kunde;  Pegasos  verlor  hier  bei  dem  unglück- 
Sphinx,  geflügelter  Löwe,  geflügelter  Steinbock,  liehen  Aufschwung  gen  Himmel  entweder  einen 
geflügeltes  Seepferd  etc.  gerade  in  jenen  Ländern  Huf  oder   eine   Feder,    oder   brach   gar   einen 
schon  in  den  ältesten  Zeiten  der  griechischen  Pufs    (über   die    Gründung    von   Tarsos    durch 
Kunst  sehr  beliebt  sind,  vgl.  die  Gemmen  bei  Bellerophon,  Perseus   oder  Pegasos    s.  Dionys. 
Furtwängler  „Die    ant.    Gemmen"   1901  pl.  5,  Perieg.  869  mit  Eustath.  II.  Z  200.  Schol  Z  155; 
die  Münzen  im  Brit.  Cat.,  die  rhodischen  Teller  Priscian  angeführt  von  Burmann,  Rutil.  Itin. 
und   melischen  Thongefäfse.     Unter   der   Zahl  1,  449;    Iuvenal.  3,    118  und  Schol;    Nonnus, 
dieser  Typen  findet  sich  also  auch  der  Pegasos,  10  Dionys.  2,  28 ff. ;  Mich.  Glycas  Ann.  T.  2  p.  264; 
namentlich    auf   den    Münzen    von    lykischen,  Hannig  p.  37  f.).    In  der  Nähe  von  Tarsos  lag 
kilikischen    und    karischen   Städten,    auch    in  das  aleische  Feld,    auf  dem  Bellerophon  nach 
Pontus  und  Phrygien  zerstreut,  vgl.  z.B.  Monn.  dem    Sturze     umherirrte    (Hom.    II.    6,    200 f. 
gr.  p.  466  nr.  43,  pl.  J  nr.  22  das  Silbermünz-  ,,'Alriiov    itsdiov",   das  von   Herodot   6,   95   in 
chen,    dessen  A7    das    Vorderteil    eines    Löwen  Kilikien  gesucht  wird);  daher  die  Stadt  Alai, 
und  eines  Flügelpferdes,  umgekehrt  aneinander  Eckhel,  D.  N.  Vol.  3  p.  40;  nach  Eurip.  fragm. 
gefügt,  zeigt   (Coli.  Six  du  Cat.  Whittall  1867  p.  329  (Mattlviae)  stürzte  Bellerophon  allerdings 
nr.  249  und  250).     Vielleicht  nach  Alinda  ge-  bei   Korinth   ins  Meer.      Auch  befand   sich  in 
hört  ein  anderes  Stück,  Monn.  gr.  nr.  44  pl.  J,  der  Nähe    der  Kaysterquellen    ein   Stagnum 
20:    Pegasosvorderteil    mit   aufwärtsgebogenen  20  Pegaseum,  dessen  Namen  Plinius  nennt,  n.  h. 
Flügeln  (auch  im  Berl.  Mus.).    Vgl.  mit  diesen  5,  115.    —   Ferner  sind  zu  beachten  die  Mün- 
Münzen    die    melischen    Steine    (ca.  7.  Jahrh.)  zen  des  Mithradates   Eupator  VI.  (Brit.  Mus. 
bei  Furtwängler  „Die  ant.  Gemmen"  pl.  5,  10  Cat.  Pont.  pl.  8  nr.  2,  3,  4,  6,  7);  hier   ist  Pe- 
(Arch.   Ztg.  1883  pl.  16,  13  p.  238):   zwei   ge-  gasos  dargestellt,  wie  er  eben  aus  der  Peirene 
flügelte  Pferdekörper  miteinander  verbunden;  trinkt,   das  rechte   Bein    etwas    gehoben,    die 
pl.  5,  11  (Arch.  Ztg.  1883  pl.  16,  14):    Vorder-  Flügel    häufig    in   archaisierender  Weise    auf- 
teil   eines    geflügelten    Steinbocks     mit    dem  gebogen,  vgl.  nr.  4.    Der  Stil  der  Münzen  ist  der 
eines  geflügelten  Pferdes  verbunden.     PI.  5,  16  natürliche  freie  wie  der  des  bekannten  Reliefs 
ist  besonders  interessant,  da  der  Stein  (Steatit  in  Pal.    Spada,   wo  Bellerophon,   den  Pegasos 
von  Melos  im  Brit.  Mas.  cat.  nr.  25,  s.  Milch-  30  tränkend,   in   so   anmutiger  Weise  dargestellt 
höfer,  Anfange  der  gr.  K.  p.  81  Fig.  22)  dop-  ist,    Abb.    s.    oben    i.    Art.   Bellerophon  Bd.    1 
pelseitig  graviert  ist  und  offenbar  in  die  Zeiten  Sp.  761  f.     Denselben  Münztypus   zeigen  auch 
der  entwickelteren  Münztypik  herabreicht  und  die  Münzen  Ariarathes'  X.,  Monn.  gr.  p.  420;  bei 
dieser    mit    A    und    I^r    nachgebildet    zu    sein  Stratonikeia   finden  wir  um  dieselbe  Zeit  den 
scheint.     Die   eine   Seite   zeigt   dieselbe   Dar-  Typus   des   fliegenden  Pegasos,    Griech.  Mzn. 
Stellung  wie  pl.  5,  10,    auf  der  anderen  sehen  p.  316,    und    des  vorwärtsstürmenden  Pegasos, 
wir    die    Chimaira    in    dem   orientalisierenden  den  Bellerophon   zurückzuhalten  sucht  (ibid.). 
Motiv    der    erhobenen    rechten    Vorderpranke.  —   Mustert   man   die    schönen  Tetradrachmen 
Die    gemeinsame    Darstellung    von    Chimaira  des  Mithradates,  so  erstaunt  man,  auf  dem  ß' 
und  Pegasos  auf  dem  Steine  ist  offenbar  keine  40  demselben  Pegasos   zu  begegnen,   wie  wir  ihn 
unbewufste     und    zufällige.      Vgl.    noch    die  auf  Münzen   von  Athen  in  den  Jahren  88 — 86 
Steine   bei   Furtwängler  pl.  5,  12    (Ath,    Mitt,  v.  Chr.    als  Beizeichen   neben    der  Eule  des  R* 
1886   Taf.  6,  6  p.  122):    Flügelpferd    mit    ge-  auftreten  sehen;    das  Motiv  des  Trinkens,    die 
bogenem  Steinbockhorn,  sowie  die  Flügelpferde  Stellung,  der  Stil,  alles  ist  ähnlich:  der  athe- 
nach  rechts  pl.  5,  13   (Brit.  Mas.  nr.  24,  vgl.  nische    Typus    ist   vollkommen    von    dem    des 
cat.  nr.  22)  und  pl.  5,  17   (Ath.  Mitt.  1886  pl.  Mithradates    kopiert,    s.   Beule,  monn.    d'Ath. 
6,  1  p.  171).     An  die  früharchaischen  Darstel-  p.  216 — 218,  vign.     Es   ist  der  lebendige  Aus- 
lungen wie  Furtwängler  pl.  5,  12  erinnern  noch  druck  des  allmächtigen  Einflusses,  den  Mithra- 
zahlreiche    späte  Münzen   von  Skepsis    in    der  dates  drei  Jahre  lang  auf  Athen  ausübte.  — 
Troas ,    die    das    Vorderteil    des    Pegasos    mit  50  Seit  der  hellenistischen  Zeit  ward  die  Ver- 
Horn  zeigen  (vgl.  Imhoof,  Griech.  Mzn.  p.  628  wendung    des    Pegasos    eine    mannigfaltigere 
nr.  229;  auch  Monn.  gr.  p.  267  A.  50).     Nach  und   vielfach   genrehafte.     Werke    der  statua- 
Skepsis    gehören   auch    Typen    des    fliegenden  rischen   Kunst,    wie    das   treffliche   Werk    der 
Pegasos,    s.  Griech.  Mzn.  p.  627  A.  128.    Vgl.  älteren  Ptolemäerzeit  aus  Alexandrien,  Bellero- 
ferner die  Pegasosdarstellungen  in  der  Numis-  phon  auf  dem  Pegasos   reitend,    s.  Arch.  An- 
matik  von  Amisos    (Griech.    Münzen    p.  562),  Zeiger   1896  p.  93  Abb.  3,  oder    das    bekannte 
Chabakta  (ib.   p.  562),   Lampsakos,  Alabanda,  Relief  von  Pal.  Spada  sind  selten.    In  der  Klein- 
Bargylia    u.     a.    m.,    Eckhel,    D.    N.    Vol.    2  kunst  wird  dafür  der  Pegasos  eine  um  so  be- 
p.  346.  351.     Zu  Bargylia  in  Karien   (vgl.    die  liebtere  Dekorationsfigur;  hier  ist  Pegasos  im 
Münzen  Monn,  gr.   p.  306    und    Griech,    Mzn.  60  Gegensatz    zur    grofsen    Kunst    auch    vielfach 
p.  670,    Vorderteil    des  Pegasos    oder  der  lau-  allein   dargestellt:   die   Quelle   schlagend,   aus 
fende  Pegasos,  von  Bellerophon  bestiegen)  ging  der   Peirene   trinkend    (vgl.   Anth.    Bat.    T.    1 
die    Sage:    Pegasos   hatte    den  Bargylos,    den  p.  53),  von  Nymphen  gewaschen  und  gepflegt, 
Freund  des  Bellerophon,  erschlagen,  als  dieser  ergriffen  von  Bellerophon,   während    er  in  der 
ihn    einfangen  wollte;    zum  Ersatz   gab  Belle-  Peirene  trinkt  (Winckelmann,  storia  3,  14),  Pe- 
rophon    der  Stadt   von  ihm  den  Namen.     Vor  gasos  einfach  nach  links  galoppierend  als  Innen- 
allem aber  verdankt  die  Stadt  Tarsos  in  Kili-  bild   einer    italischen  Vase    (Jahrb.  d.  Inst.  11 
kien   ihre  Gründung   dem   Pegasos    oder   dem  (1896)  p.  194  nr.  45)  u.  s.  w. 


1743     Pegasos  (a.  Dekoration  v.  Gräbern  etc.)  Pegasos  (Litteratur)             1744 

Diese  Darstellungen  zeigen,  dafs  Pegasos  Vgl.  hier  die  griech.-römischen  Steine  in  Furt- 
längst  seine  Bedeutung  als  dämonisches  Rofs  wänglers  ' Antike  Gemmen'  pl.  45  nr.  43  (zwei 
verloren  hatte  und  nur  noch  zu  niedlichen,  geflügelte  Pferde  in  zartem,  feinem  Stil) 
hübschen  Szenen  verwendet  wurde  (die  Ver-  und  nr.  44  (Flügelpferd,  an  der  Felsenquelle 
bindung  mit  der  Quelle,  mit  Amor  etc.  ergab  Peirene  trinkend).  —  Die  Fabel,  dafs  Pegasos 
sich  als  ganz  natürlich).  Ernsteren  Charakters  nach  dem  Sturze  des  Bellerophon  zu  den 
ist  vielleicht  noch  die  Verwendung  des  Pegasos  Wohnungen  des  Zeus  zurückgekehrt  sei,  ist 
als  Verzierung  von  Grabdenkmälern.  Hier  die  Veranlassung  geworden,  dafs  man  sich 
findet  sich  das  Flügelrofs  nicht  ungewöhnlich,  schliefslich  des  Pegasos  auch  bei  Darstellungen 
abwechselnd  mit  geflügelten  Hippokampen,  10  von  Apotheosen  als  eines  bedeutungsvollen 
Montfaucon  T.  5  p.  52.  150;  es  scheint  also,  Vehikels  bediente  (so  bei  der  schon  oben  er- 
als  habe  man  in  dem  Pegasos  ein  Symbol  der  wähnten  Consecrationsmünze  der  Faustina, 
Unsterblichkeit  gesehen.  —  Als  Waffenzierrat —  vgl.  Spanheim  a.  a.  0.  p,  82);  berühmt  ist  die 
wie  es  scheint,  nie  ohne  mythische  Beziehung  Apotheose  des  Kaisers  Tiberius  auf  dem  grofsen 
zu  dem  Inhaber  —  tritt  uns  der  Pegasos  schon  Pariser  Cameo,  s.  Furtwängler,  Die  antiken 
früher  entgegen.  Wir  kennen  ihn  von  dem  glänz-  Gemmen  pl.  60.  Hier  erscheint  rechts  oben 
vollen  Helmschmuck  der  Athena  Parthenos  (vgl.  —  wie  Furtwängler  darlegt  —  Marcellus  auf 
die  Varvakion statuette,  die  Goldmedaillons  dem  Flügelpferd;  nach  demselben  Autor  ist  es 
aus  der  Krim,  das  attische  Neusilber  mit  dem  allerdings  nicht  Pegasos,  den  wir  hier  erblicken, 
Athenakopfe ,  die  Gemme  des  Steinschneiders  20  sondern  das  Rofs  ist  lediglich  mit  Flügeln  aus- 
Aspasios,  s.  Overbeck  flg.  94  u.  96  —  98)  her  gestattet  zum  Zeichen,  dafs  die  Figuren  als  Selige 
und  von  den  unzähligen  Athenatypen  der  Mün-  sich  in  der  Luft  bewegen.  —  Noch  ist  eines 
zen  grofsgriechischer  Städte.  Für  alle  die  ge-  Reiterstandbildes  aus  Konstantinopel  zu  ge- 
flügelten Hippokampen,  Greife,  Skyllen  etc.,  denken,  von  dem  Niketas  Choniatas  (p.  848  n.  858) 
die  sich  am  Helme  der  Athena  hier  schliefs-  berichtet  und  welches  einige  als  ältere  Belle- 
lich finden,  bildete  der  Pegasos  das  Muster  rophonstatue  erklärten.  In  dem  einen  Hufe 
und  Urbild.  Auf  dem  Schilde  des  Akamas  war  ein  mystisches  Bild,  an  welches  sich 
sehen  wir  den  Pegasos  in  Mon.  ined.  delV  in-  allerhand  Aberglaube  knüpfte,  sorgfältig  ver- 
stit.  di  corr.  arch.  T.  2  pl.  25;  s.  Annali  T.  7  steckt;  die  Statue  selbst  war  von  Holz.  Die 
p.  243  (Panofka  „Acamas  V  Inf  atigable").  Dafs  30  Franken  warfen  sie,  ohne  des  mystischen 
Pegasos  auch  als  Panzerverzierung  schon  in  Bildes  zu  achten,  ins  Feuer.  Abbildungen  und 
früherer  Zeit  sich  fand,  davon  zeugt  der  Be-  Beschreibungen  der  noch  vorhandenen  Dar- 
rieht eines  Augenzeugen  in  der  Elektra  des  Stellungen  sind  reichlich  vorhanden  (aufgezählt 
Enripides,  wo  von  der  Darstellung  des  peire-  b.  Böttiger,  Thorlacius  u.  Müller,  Arch.  p.  571). 
näischen  Füllens  im  Kampfe  mit  der  feuer- 
schnaubenden Chimaira  auf  dem  Panzer  des  Neuere  Litteratur  und  Deutung-  des 
Achilleus  die  Rede  ist.  —  In  der  römischen  Pegasos-Mytlius. 
Zeit  ist  die  Verwendung  des  Pegasos  eine  Lenz,  Über  die  Fabel  des  Pegasus,  Neuer 
gleich  mannigfaltige,  meist  bedeutungslose,  teutsch.  Merkur  (1796),  2  p.  263 ff.  •  Welcher, 
die  dem  Zwecke  der  Verzierung  von  Gemälden,  40  Über  die  geflügelten  Gottheiten  (Rhein.  Mus.  6 
Schmucksachen  und  Gerätschaften  dient.  Das  p.  579  ff.  =  Kleine  Schriften  5  p.  189  ff.).  — 
Flügelpferd  erscheint  auf  Münzen  sowohl  als  Die  rhetorisch -kritiklose  Arbeit  von  Döring, 
das  Symbol  Afrikas  (ein  einfaches  oder  ge-  De  alatis  imag.  apud  vet.  In  F.  G.  Dörings 
flügeltes  Rofs  ist  ja  auch  das  Zeichen  puni-  commentt.  etc.  ed.  Wuestemann  p.  52 — 85.  — 
scher  Schiffe,  doch  gehört  es  als  solches  wahr-  Thorlacius,  De  Pegaso  etc. ,  Opp.  T.  4  p.  65  ff. 
scheinlich  unter  die  symbolischen  Figuren  der  —  Voss,  mythol.  Briefe,  Bd.  1.  2  passim.  — 
Phöniker)  wie  auch  als  Insigne  röm.  Legionen,  E.  Gerhard,  Über  die  Flügclgest.  d.  alt.  Kunst, 
Vaillant,  Num.  Aer.  Imp.  2  p.  370;  Eckhel  Vol.  7  Abhdlgn.  der  Berl.  Ak.  d.  W.  1839  p.  193  ff. 
p.  402  {Gallien).  Auf  röm.  Münzen  findet  sich  der  =  ak.  Abhdlgn.  1  p.  157  ff.  —  Ersch  und 
Pegasos  von  früherer  Zeit  an  (wo  vielleicht  auf  50  Gruber,  Allg.  Encykl.  14.  Bd.  p.  455 — 463  unt. 
die  korinthische  Abstammung  des  Tarquinius  Pegasus  (Krahner).  -  H.  Fischer,  Belleröphon, 
Priskus  durch  den  Peg.  hingedeutet  werden  soll,  Lps.  1851.  -  Engelmann,  Bellerophonte  e  Pe- 
Beger,  Thes.  Brand.  3  p.  77)  bis  auf  späte  Kaiser.  gaso,  Ann.  dell.  inst.  46  (1874)  p.  1 — 37.  — 
So  ziert  er  z.  B.  die  Münzen  der  Faustina  und  E.  Wilisch,  Die  Sagen  von  Korinth  nach  ihrer 
solche  mit  dem  Bildnis  des  Antinous  (Antinous  geschichtl.  Bed.,  Philol.  Jb.  117  (1878)  p.  721 
s.  Eckhel  Vol.  6  p.  532;  Faustina  als  Diana  Luci-  bis  746.  —  J.  Langbehn,  Flügelgestalten  d. 
fera  vom  Pegasos  emporgetragen,  Vaillant,  Num.  ältest.  griech.  Kunst,  Mchn.  1881.  — Milchhöfer, 
Aer.  Imp.  1  p.  198;  Spanheim,  De  Usu  etc.  T.  1  Die  Anfänge  d.  I\.  in  Grieche  nid. ,  Lpz.  1883. 
p.  237  ed.  2);  ebenso  treffen  wir  das  Flügelpferd  E.  Knall,  Untersuchungen  über  d.  Attribut 
auf  Kaisermünzen  des  Cäsar,  Augustus,  Tiberius,  00  d.  Beflügelung  i.  d.  ölt.  gr.  K.,  Manch.  Diss. 
Claudius,  Caligula,  der  Antonine,  des  Septimius  1888.  v.  PrittwitS  und  Gaffron,  Belleroph. 
Severus,  des  Valerian  und  Gallien,  Alexanders  in  d.  ant.  Kunst  1888.  — ■  E.  Knoll,  Stud.  z. 
etc.  als  Symbol  Apollons  (bes.  oft  natürlich  ältest.  Kunst  in  Griechenland,  B'amb.  Progr. 
auf  den  Münzen  der  Kolonie  Corinthus,  Vau-  1890.  F.  Knatz,  Quomodo  Persei  fabulam 
laut  a.  a.  O.  1  p.  2.  181  u.  oft;  Brit.  Mus.  Cat.  artiflces  Graeci  et  Romani  tractavermt ,  Diss. 
Cor.  p.  86  nr.  653  u.  654  pl.  21,  15  u.  16  etc.;  1893.  —  Preller-Robert,  Griech.  Mythol.  1884/94. 
auch  auf  röm.  Familienmünzen,  wie  der  Aemilia,  —  0.  Gruppe,  Griech.  Mythol.  und  Religions- 
Caecilia,  Maria,  Petronia,  Popilia  Titia  u.  a.).  geschickte  1,  1897.  -  -   Franciscus  Hannig,  De 


1745             Pegasos  (Deutungen)  Pegasos  (Deutungen;              174B 

Pegaso.  Breslauer  Diss.  1901;  auch  in  Brest.  Areion.  So  bezeichnet  es  0.  Gruppe  a.  a.  0. 
pliilol.  Abhandl.  vol.  8.  [Die  Schrift  behandelt  p.  123  als  das  Tluchrofs',  auf  dem  der  Dämon  des 
den  P.  lediglich  als  mythisches  Wesen,  nicht  Fluches,  Leophontes,  d.  i.  Töter  des  Volkes, 
als  Kunsttypus,  und  beschränkt  sich  vornehm-  oder  Bellerophon(tes)  oder  Ellerophontes  id.  i. 
lieh  auf  eine  eingehende  Betrachtung  der  Ge-  fsllsQocf. ovtss),  wie  Zenodot  schrieb,  der  fTöter 
burtsage;  ein  zweiter  Teil,  P.  in  seiner  Ver-  der  Frevler',  wie  schon  die  Alten  deuteten, 
bindung  mit  Bellerophon,  wird  demnächst  in  reitet.  Vom  Fluchrofs  hat  sich  eine  Spin- 
den Brest,  philol.  Äbhdl.  8  fasc.  4  erscheinen].  darin  erhalten,  dafs  das  Rofs  seinen  Reiter 
Die  früheren  Ansichten  über  die  Bedeutung  des  Bellerophon  selbst  und  vielleicht  auch  die 
Pegasos  findet  man  ausführlich  dargestellt  in  10  buhlerische  Stheneboia  dem  Untergange  weiht, 
der  Abhandlung  von  Krahner  in  Ersch u.  Grubers  —  Der  dem  Mythus  zugrunde  liegende  Begriff 
allg.  Encyklop.  Bd.  14  p.  461  f.  Neuere  Er-  stürmischer  Schnelligkeit  wird  bei  dem  einen 
klärungen  s.  zunächst  unter  Gorgones  und  Dichter  durch  die  Gestalt  des  Rosses,  bei  dem 
Bellerophon.  Von  den  zahllosen  Deutungs-  anderen  durch  das  aus  der  Vogelwelt  herüber- 
versuchen der  Mythengestalt  des  Pegasos  führen  genommene  Attribut  der  Flügel  angedeutet, 
wir  an:  a)  Symbolische  Deutungen,  die  schon  Wir  haben  also  in  Pegasos  eine  cSturmnatur' 
im  Altertum  verbreitet  waren :  Lukian,  de  astrol.  vor  uns,  ähnlich  der  der  Harpyien.  Der  Ge- 
c.13:[t. BtXX.] ilg  ovqccvov  ov%l  xcoiifitco  araßTivai,  danke  an  Schnelligkeit  über  menschliches  Mals 
cdlurfj Siavoir) ;  Fulgent.Myih.  3, 1 :  aetemiis  fons  hinaus  und  an  eine  höhere  Machtfülle,  besonders 
(sapientiae).  Mr\8sv  ayav,  Anih.  Gr.  T.  3  p.  127  20  als  Bewohner  des  Luftraumes,  liegt  jeder 
und  Jacobs  T.  10  p.  233;  Horat.  ca.  4,  11,  26;  Flügelfigur,  soweit  sie  nicht  lediglich  eine 
Fidgent.  Myth.  1,26:  Feg.  in  figureun  Famae  con-  dekorative  Analogiebildung  der  Kunst  ist,  zu- 
stitutus;  Voss, Myth.Br. 2p. 47;  Mytliogr. 3p. 251  gründe.  Der  Grund,  Tiere  zu  beflügeln,  lag 
(ed.  Bode).  Nach  Tzetzes  stellt  der  Sturz  des  vielleicht  nur  darin,  dafs  das  Tier  ursprüng- 
Bellerophon  den  Hafs  der  Götter  und  das  Unheil  lieh  lediglich  ein  Bild  war,  unter  dem  eine 
selbst  dar,  welches  ihn  traf,  Ghü.  12  v.  430;  vgl.  göttliche  Eigenschaft  sinnlich  dargestellt  war, 
dagegen  Eurip.  im  Bell,  und  Aelian,  hist.  anim.  dem  dann  auch  das  den  Göttern  zukommende 
5,34.  —  AlsBild  der  Schnelligkeit :  Eustath.Hom.  Attribut  zugeteilt  wurde. 

Od.  1477,  56.  Auf  Münzen  des  Kaisers  Gallien:  b)  Physikalische  Deutungen.  Über  die 
Alacrüati  x  Fegas.  volans,  Eckhel,  D.  N.  Vol.  7  30  physikalische  Bedeutung  des  Mythenkreises 
p.406;  Catüll. 55,24;  Cic.pro  Quinctio 25 ;  Seneca  von  Bellerophon  und  Perseus  s.  Müller,  Proleg. 
Troad.  394;  (Voss,  myth.  Br.  1  p.  276);  Auson.  p.  314  ff. :  Terseus  befreit  die  Athene  von 
Grat.  act.  p.  375,558,  vgl.  p.  84,  33,  9  (Peiper);  ihrem  Gegenbilde  Gorgo;  da  wird  der  Göttin 
Alexis  iv  TLvgavvtp:  xcaUriyÜGoa  i)  si'  xt &äxxov  ihre  volle  Macht  gegeben,  —  da  springen  die 
hi  tq£%si.  Athen.  6  p.  244  e.  Daher :pegasarii=  klaren,  lebendigen  Quellen  auf,  deren  Symbol 
Postboten;  Bhodig.  Lectt.  Ant.  p.  976.  —  Aus  das  Rofs  ist,  besonders  Pegasos.'  An  dieser 
neuerer  Zeit  sind  hier  zu  nennen:  Völcker  a.  a.  O.  Erklärung  stört  uns  hauptsächlich  der  eine 
p.  227:  „Areion  und  Feg.  identisch"  (dies  kann  Zug,  dafs  Pegasos  dem  alten  Mythus  zufolge 
wenigstens  nicht  aus  der  verdorbenen  Stelle  nach  seiner  Geburt  sich  sogleich  zum  Himmel 
Hesych.  v.  Umtsiog  gefolgert  werden,  wo  das  40  aufschwingt.  Schon  G.  J.  Voss  denkt  an  Wolken 
Kcd  schon  wegen  iititovg  einzuschieben  ist;  vgl.  (vapores),  sodafs  also  Pegasos  der  poetische 
Tzetz.  Lykophr.  155.  766;  Philargyr.  Z.  Verg.  Ausdruck  dieser  Vorstellung  wäre,  und  meint 
Georg.  3,  122;  Ovid,  Met.  6,  118;  über  die  Ab-  mit  Ulrici,  dafs  sich  der  Ursprung  des  Mythus 
kunft  des  Areion  von  Poseidon  und  Demeter-  in  den  Märchen  fabelnder  Schiffer  verlöre 
Erinys  vgl.  auch  0.  Gruppe  a.  a.  0.  p.  74),  mit  (Ulrici,  Gesch.  d.  ep.  Poesie  p.  355  Anni. ;  Voss, 
den  Poseidongeschaffenen  Rossen  überhaupt  myth.  Br.  1  p.  94).  Auch  Beide  (movm.  d'Ath. 
p.  132;  als  Bild  des  neptunischen  Reiches  p.  217)  meint,  die  Alten  hätten  nicht  ohne  Ab- 
p.  166;  Bellerophon  mit  Pegasos  ein  vollkom-  sieht  den  Pegasos  in  die  Nähe  der  Quellen  und 
mener  Poseidon-Hippios  p.  119;  Pegasos,  das  Brunnen  gestellt:  „er  stellte  in  ihren  Augen 
poseidonische  Segensrofs  Areion,  das  Rofs  des  50  das  feuchte  Element  dar,  das  sich  zur  Sonne 
Bellerophon  p.  234.  237  und  öfter.  So  er-  erhebt,  die  Wolken,  die  gegen  den  Himmel 
scheint  Pegasos  als  Symbolnamen  poseidonischer  aufsteigen".  Preller- Robert  (a.  a.  0.  119)  hält 
Kraft,  die  sich  in  Bellerophon  darstellte,  oder  sich  an  das  Bild  des  Pegasos  als  Blitzträger 
als  die  göttliche  Kraft  des  Bellerophon  selbst.  des  Zeus  und  stellt  ihn  als  solchen  gleich  mit 
Jedenfalls  wurde  er  sehr  frühe  als  poseido-  den  Kyklopen  der  Theogonie,  düsteren  Wolken, 
irisches  Rofs  genommen  und  als  solches  an-  welche  aus  dem  Schofse  der  Erde  mit  funkeln- 
gewendet und  gedeutet.  Bei  D/o  CJirys.  2  den  Feueraugen  zum  Himmel  emporsteigen, 
p.  95  (Beiske)  stellen  die  Magier  die  r\vi6%r\Gig  Pegasos  wäre  also  ein  ähnliches  Bild,  nur  dafs 
xov  £,v(i7iavTog  als  gewaltiges  Viergespann  dar;  die  Wolke  hier  als  geflügeltes  Rofs  erscheint, 
das  erste  Rofs  ist  das  des  Zeus,  das  zweite  60  das  bei  Zeus  wohnt  und  seinen  Blitz  und  Donner 
das  des  Helios,  das  dritte  das  des  Poseidon,  trägt,  Hcs.  theog.  285:  Zrp>bg  8'  iv  dwuaai  vuisi 
rovrov  ds  nv&oXoyovai  ei'dcolov  oi  Ttoir\xcu  ys-  ßQovTiqv  rs  gtsqottiJv  rs  cpsQcov  jdd  \L7\tiosvTi. 
vso&cu  tkxq'  <xv&Qmiioig,  §nol  donsiv,  ovxivcc  Andere  gehen  aus  von  der  Gorgonensage :  Die 
övo[lccSovgl  Ur\yciGov.  drei  Gorgonenschwestern  werden  als  die  drei 
Andere  betrachten  den  Pegasos  als  furcht-  Nachtwachen  gefafst,  von  denen  die  letzte  sterb- 
bares Bild  für  die  Schnelligkeit  der  Flüche,  lieh  ist.  Pegasos,  der  aus  ihrem  Blute  hervor- 
gleich dem  von  Poseidon  und  Erinys  an  der  springt,  wird  Pferd  der  Morgenröte,  Tzetz.  Li/k. 
Quelle  Thilphussa  (Schot.  77.23,  316)  gezeugten  16  ff.,  Schul  Hom.  II.  6, 155 ;  Eustafh .  p.  826  f. ;  vgl. 


1747           Pegasos  (v.  Eleutherai)  Pegasos  (Sternbild)              1748 

0.  Gruppe  a.a.O.-  sein  Bruder  ist  Chrysaor,  hier  erfinder  Pegasos,  d.  i.  der  Quellenniann ,  nach 
wohl  Helios.  —  Doch  lassen  sich  nach  der  Athen  gewandert  und  dort  mit  seinen  Heilig- 
ausführlichen Beweisführung  Boschers  (Gor-  tümern  vom  König  Amphiktyon  freundlich 
(jonen  p.  5  ff.)  alle  älteren  Vorstellungen  von  aufgenommen  worden  sei^  Paus.  1,  2,  5;  20,  3; 
den  Gorgonen  (s.  d.)  direkt  auf  die  Anschauung  38,  8;  Schol.  Aristoph.  Acharn.  243.  Diese 
der  Gewitterwolken  zurückführen  (dagegen  Sage  vom  Pegasos  wird  wohl  im  6.  Jahrh.  ent- 
allerdings  örnsius  im  Piniol  N.  F.  1,  1891  p.  94,  standen  sein,  als  das  alte  Kultbild  des  Dionysos 
vgl.  Hannig  p.  32).  Halten  wir  also  die  Be-  Eleuthereus  von  Eleutherai  nach  Athen  Über- 
ziehung des  Pegasos  zu  Poseidon  und  der  geführt  und  in  einem  am  Südfufse  der  Akropolis 
Gorgo,  die  das  Bestimmende  in  dem  Mythus  10  damals  erbauten  Tempel  aufgestellt  wurde, 
des  Pegasos  zu  sein  scheint,  fest,  so  werden  3)  Pegasos,  Sternbild  der  nördlichen 
wir  gleich  Preller  a.  a.  0.  p.  192  im  Chrysaor  Halbkugel.  Dadurch,  dafs  er  in  die  himmlischen 
und  Pegasos,  die  aus  dem  Rumpfe  der  von  Per-  Wohnungen  des  Zeus  aufgenommen  (slg  tu 
seus  enthaupteten  Medusa  hervorspringen,  den  äatQa,  Mythogr.  Gr.  ed.  Westermann  p.  251) 
zuckenden  Lichtstrahl  des  Blitzes  und  und  Blitzträger  des  Zeus  wurde,  war  eine  An- 
die  geflügelte  Donnerwolke  erkennen.  wendung    der  Fabel   auf  das  uralte  Sternbild 

c)  Naturgeschichtliche  Deutung  bei  "Imtog  sehr  nahe  gelegt.  Der  Äther  nährt  die 
Plin.  10,  136:  ' Pegasos  equino  capite  rolucres  Gestirne,  die  Tierbilder  weiden  auf  den  himm- 
in  Scythia'  (vgl.  8,  72);  Solin.  c.  30,  29  bei  der  lischen  Auen,  Voss,  myth,  Br.  1  p.  276;  und 
Beschreibung  Äthiopiens:  'Blius  caeli  ales  est  20  so  erkannte  man  in  jenem  Sternbilde  leicht 
Pegasus;  sed  haec  ales  equinwm  nihil  praeter  den  Pegasos  an  den  aQ%cdca  cpütvcci  des  Zeus. 
aures  habet;  derartige  Deutungen  sind  sicher  Die  Beschreibung  des  Sternbildes  s.  zuerst  bei 
nicht  älter  als  die  Alexandrinerzeit  und  sind,  Arat,  Phänom.  205  ff. ;  Eratosth.  catast.  18; 
ebenso  wie  z.  B.  Ovid.  met.  6,  119/120,  ur-  vgl.  Germ.  Caes.  Arat.  216ff.  510.  638.  283. 
sprünglich  gewifs  nichts  anderes  als  miss-  694  (Breysig);  Hygin.  poet.  astr.  2,  18  equus. 
glückte  physikal.  Erklärungsversuche  für  das  Arat  fügt  der  Beschreibung  des  Sternbildes 
Attribut  der  Beflügelung  (vgl.  Hannig  p.  7  f.).  hinzu,  dies  sei  das  Pferd,  das  auf  den  Höhen 
Rasches  Pferd  in  Afrika  oder  sonst,  Bidymus  des  Helikon  jene  Quelle  geschlagen  habe, 
ap.  Syncell.  1  p.  306  (Dindorf) :  iititog  6£,vg  y.rfjua  welche  die.  Hirten  zuerst  als  Hippukrene  ge- 
Tfjs  yvvaivög,  vgl.  Nonn.  Dionys.  38,  402.          30  priesen     hätten     (distp^fiißav);     zum     Schlüsse 

d)  Auch  moralische  Deutungen  finden  sagt  er  von  dem  Pferd:  £v  diog  silsnui  Kai  xoi 
sich  bei  den  Alten.  Manchmal  wird  Belle-  itäga  &r\ri6aa^ai.  Arat  nennt  also  den  Pega- 
rophon  als  Tugendheld  im  Kampfe  gegen  sos  nicht  ausdrücklich  und  sagt  auch,  ebenso- 
aphrodisische Begierde  gefafst  (vgl.  das  Vb.  wenig  wie  Hipparch,  von  den  Flügeln  noch 
bei  Böttiger  1  p.  136).  Kaiser  Alexander  zu  nichts  (dagegen  nennen  Ovid  [Fasti  3,  449  ff.], 
Rofs  im  Kampfe  mit  der  Chimaira,  d.  i.  mit  Germanicus  [207 ff.]  u.  Manilius  [5,  364]  das 
der  Nichtswürdigkeit  der  Regierung  Elagabals.  himmlische  Pferd  ausdrücklich  geflügelt,  und 
Masche,  Lex.  num.  v.  Chimaera  p.  511;  vgl.  bei  Ptolemaios  sind  aixch  Sterne  in  die  Flügel 
Dio  Chrys.  1  p.  666 f.  (Beiske).  —  Anaxilas  in  der  verlegt);  vgl.  Fr.  Boll,  Sphaera,  Neue  gr.  Texte 
Neotttsh.  Athen.  13p. 558;  Horat.carm.  1,27,24).  -10  u.     Untersuch,    z.    Gesch.    d.    Sternbilder    1903 

Endlich  e):  Pragmatische  Deutungen:  p.  117ff.  s.  "Imtog  Erst  nach  Arat  scheint 
Böttiger  deutet  die  Fabel  auf  die  Erfindung  man  also  seiner  unbestimmten  Erklärung  zu- 
der  Rofszügelung  und  Reitkunst;  nach  ihm  folge  den  Glanz  des  alten  Sternbildes  Imtog 
kam  das  Pferd  aus  Libyen  (vgl.  Non».  auf  den  Pegasos  übertragen  zu  haben:  ,,zur 
Dionys.  38,402  „Aißvg  {'mtog"),  dagegen  Völcker  Augusteischen  Zeit  stellte  man  sich  das  himm- 
(p.  133  ff.),  dessen  weitere  Folgerungen  Nitzsch  lische  Pferd  ganz  allgemein  geflügelt  vor,  und 
(Anm.  zu  Homer  1  p.  303)  bezweifelt.  Auf  Er-  so  geht  es  durch  Ptolemaios  —  vielleicht  so- 
findung  der  Schiffahrt  ums  Jahr  4100  Syncellus  gar  schon  vor  ihm  —  auch  in  die  wissen- 
a.  a.  O.,  vgl.  die  Scholiasten  zu  den  angeführten  schaftliche  Astronomie  über"  (Boll  a.  a.  0. 
Stellen  des  Homer,  Pindar,  Lykophron,  Plutarch,  50  p.  118).  Umgekehrt  lag  der  Versuch  nahe,  in 
de  virt.  »ml.  247  F  u.  a. ;  Creuzer,  über  Hom.  u.  der  besonderen  Stellung  des  Sternbildes  am 
Hes.  p.  181.  Seit  den  Tragikern  wurden  nämlich  Himmel  den  Grund  für  die  Quellenfabel  auf 
die  Phrasen  vom  Reiten  und  Fahren  auf  die  dem  Helikon  zu  finden,  Dupuis,  Origine  de 
Schiffahrt  übertragen;  so  macht  Palaeph.  de  fous  les  cultes  1  p.  640.  Hug  erklärte  das 
fncred.  29  in  seiner  rationalistischen  Erklärungs-  Sternbild  als  Symbol  der  egyptischen  Krieger- 
weise den  Pegasos  zu  einem  Schiff,  auf  dem  käste  a.  a.  0.  p.  310.  Beschreibung  des  alten 
Bellerophon  nach  Lykien  kam;  ähnlich  Apost.  Sternbildes  bei  Ideler,  Untersuch,  über  d.  Urspr. 
14,  28;  Arist.  or.  3,  44.  Doch  wäre  es  un-  u.  d.  Bedeut.  d.  Sternnamen  p.  114;  Dupuis 
richtig,  mit  Burmann  direkt  zu  sagen  fdas  a.  a.  0.  6.  T.  2.  P.  p.  395.  Über  den  Pegasos 
Pferd  ist  ein  Symbol  des  Schiffes'  zu  Val.  Flacc.  60  der  Perseussage  als  Sternbild  unter  den  Fresken 
Argon.  5,  184;  Nitzsch  a.  a.  0.  p.  304.  Raffaels    in    der   Galateahalle    der  Villa  Far- 

2)  Pegasos  von  Eleutherai:   s.  Preller-  nesina    und    über    die    antiken    Quellen    des 

Bobert  a.  a.  0.  p.  667,  2.      Zwei    attische  Ort-  Künstlers   s.   F.  Maass,  „Aus  der  Farnesina" 

Schäften,  Ikaria  und  Eleutherai,  rühmten  sich  1902  p.  18 ff.     [W.  Lermann.] 
der   ersten   Mitteilung   des  Weinstockes.     Der 

letztere    Ort    war   ursprünglich   nicht    attisch,  Nachtrag. 

sondern  wurde  es  erst  zur  Zeit  der  Herakliden-  Anhangsweise   folgt   auf  Ersuchen  der  Re- 

rückkehr.     Daher   die  Sage,    dafs   sein  Wein-  daktion  die  Angabe  der  Resultate  meiner  Unter- 


1749     Pegasos  (Nachtrag:  Geburtsage  etc.)  Pegasos  (Bellerophon  u.  Hippukrene)      1750 

suchung  De  Pegaso,   Breslauer  Philolog.  Abli.  Bellerophonsage    gebildete    sekundäre  Verbin- 

8,  4  (1902),  sowie  einigen  von  L (ermann)  nicht  düng  (S.  35  ff.). 

angeführten  wichtigen  Materials.  Die    ältere    Version    der    in    Korinth    ent- 
Nach   der  ältesten  Sage  hatte  Medusa  als  standenen  Sage  von   der  Bändigung   des  Peg. 
Mutter  des  Peg.  volle  Rofsgestalt  (S.  3  ff.).   Dies  an  der  Peirene  ist  nicht  die  von  Pausan.  (2,  4, 1) 
läfst  sich  erstens  schliefsen  aus  der  Darstellung  etc.   erzählte ,    wonach  Athena   den  Peg.  bän- 
einer  boiotischen  Reliefamphora  des  7.  Jahrb.,  digte  und  dem  Bellerophon   übergab,   sondern 
wo  Perseus   (s.  d.)   im   Begriff  ist,  das  Haupt  die  zuerst  von  Pindar  {Ol.  13,  63 ff.)  berichtete, 
der  Medusa  abzuschneiden,  deren  menschlicher  dafs   Bellerophon   selbst,  aber    mit    Hilfe    der 
Oberkörper    in   einen    Rofsrumpf   verläuft    (s.  10  Athena,  den  Peg.  bezwang.     Sie  soll  den  Kult 
de  Bidder,  Bull,  de  Corresp.  hellen.  21  t.  4—5;  der  in  Korinth   als  'Imtia  und  Xulivlxig  ver- 
p.  448 ff.,  das  Frgm.  einer  ganz  gleichen  Dar-  ehrten  Athena  erklären  (S.  44 ff.).    Der  Schau- 
stellung ebd.  p.  457  Fig.  7;  vgl.  auch  den  Art.  platz  aller  übrigen  für  Peg.  wichtigen  Sagen, 
Perseus),  zweitens  aus  den  analogen  Sagen  von  in    denen    er  mit  Bellerophon    verbunden   er- 
Arion,  Hippothoos,   Melanippe  etc.     Reminis-  scheint,  ist  Asien.     Aber  die  Verbindung  von 
zenzen  sind  vielleicht  die  von  L.  kurz  ange-  Rofs  und  Reiter  ist  nicht  auf  asiatischem  Boden 
deuteten  Darstellungen,  wo  die  Halsgeburt  des  sondern  im  griechischen  Mutterlande  entstan- 
Peg.  so  dargestellt  ist,  dafs  Medusa  selbst  einen  den  (S.  57  ff.).     Homer  nennt   den  Peg.   nicht, 
Rofskopf   zu   haben    scheint.     Auch   Poseidon  das  beruht  weder  auf  Absicht,   noch  darauf, 
als   Vater   des  Peg.   hatte  ursprünglich   einen  20  dafs    Peg.    mit    Bellerophon    anfänglich    gar 
Rofsleib  (S.  6 f.).  nicht  zusammenhing,  sondern  darauf,  dafs  jener 
Die  älteste  Form   der  wunderbaren  Geburt  in    der   lykisehen    Sage    allmählich    vergessen 
des  Peg.  ist  die  Halsgeburt.     Die  genaue  Be-  wurde  (S.  59  ff.).    Bei  der  Tötung  der  Chimaira 
handlung  der  litterarischen  Zeugnisse  s.  S.  9  ff.  hatte  Peg.   nach   der    älteren   Sage   eine  weit 
Die  betreffenden  Denkmäler  zeigen  zur  Hälfte  wichtigere  Rolle,  als  im  allgemeinen  überliefert 
nur  die  Geburt  des  Peg.  (die  von  L.  öfter  er-  wird,  er  nahm  thätigen  Anteil  daran  (S.  63  ff.), 
wähnte  Metope  von  Selinunt,  eine  sf.  rhodische  Nicht  minder  wichtig  ist  seine  Rolle  bei  dem 
Schale    im   Brit.   Mus.;   vgl.   Journ.   of  hellen.  Bellerophons  Auffluge    folgenden   Sturz,   Peg. 
stud.   5   t.  43,    eine  ganz   ähnliche   in   Berlin;  ist  es  ursprünglich,  der  den  Verwegenen  her- 
vgl.  Furtw.  1753,  eine  rf.  Amphora  in  Neapel;  30  unterstürzt,    später    ist   die  Version,    wonach 
vgl.  Hey  dem.  1767,  eine  etruskische  Cista,  vgl.  Zeus  den  Peg.  durch  eine  Bremse  wild  macht 
Bencker,  Rom.  Mitt.  7,  225),   zur  Hälfte   auch  und  so  den  Sturz  herbeiführt,  noch  später  die, 
die  zugleich  erfolgende  des  Chrysaor  (das  von  dafs  Bellerophon  aus  Furcht  von  der  schwinde- 
L.  angeführte  melische  Relief,  ein  kyprischer  ligen    Höhe    herabfiel    (vgl.    oben    Bd.  1    s.  v. 
Sarkophag,  vgl.   Perrot- Cliipiez,  hist.   de  Vart  Bellerophon),   geradezu  umgekehrt  ist  das  ur- 
3,  612  Fig.  419,  eine  rf.  Amphora  in  München,  sprüngliche  Verhältnis  bei  Pseudo-Kallisthenes 
vgl.    0.  Jahn   910,    eine   etrusk.    Gemme,   vgl.  (S.  150  Mutter).     Die   bildende  Kunst  hat  den 
Furtw.,  Gemmen  1  t.  20,  37,  ein  kleines  Gefäfs  Sturz  nicht  dargestellt  (S.  67  ff.), 
aus  Nola  im  Brit.  Mus.,  vgl.  Monum.  dell'  Inst.  Nach  dem  Sturz  des  Bellerophon  soll  Peg. 
1855  t.  2).     Jene  gehen   auf  eine  griechische,  40  in  die  Behausung  des  Zeus  emporgeflogen  und 
diese  auf  eine  kleinasiatische  Version  zurück.  ihm  dienstbar  geworden  sein.    Es  ist  dies  wie 
Die  Mehrzahl  der  Darstellungen  von  Medusas  die  folgenden  Versionen  nur    eine   sekundäre 
Tötung    zeigen    die    Geburt    überhaupt    nicht  Ausgestaltung    der   Sage  und   sollte  erklären, 
(S.  15 ff).     Aber  die  Halsgeburt  ist  überhaupt  was  denn  aus  Peg.  geworden  sei.    Später  wird 
nicht    die   ursprüngliche,    denn    es   läfst   sich  berichtet,  Eos  habe  den  Peg.  erhalten  für  ihre 
durch  mehrere  Argumente   darthun,    dafs   die  tägliche    Fahrt.     Diese  Version    dürfte    ihren 
Tötung  der  Medusa  durch  Perseus  anfänglich  Ursprung  in   der  Kunst  haben.     Seit   alexan- 
mit  der  Geburt  des  Peg.  nichts  zu  thun  hatte  drinischer  Zeit    findet  sich    häufig  die   durch 
(S.   23 ff.).      Auch    Chrysaor   war   ursprünglich  Arat.  Phaen.  205 ff.   veranlafste  Angabe,  Peg. 
der  Sage  fremd,  er  ist  in  die  Geburtssage  erst  50  sei  unter  die  Sterne  versetzt  worden.    Ebenso 
hineingekommen,  als   diese  aus  ihrer  griechi-  wenig  hat  die  Verbindung   des  Peg.  mit  dem 
sehen  Heimat,   dem  Nord-Peloponnes,   durch  cilic.  Tarsos  Anrecht  als   alte  Sage   zu  gelten 
dorische  Kolonisten  nach  Asien  gebracht  wor-  (S.  76  ff.).     Die  älteste  Sage  ist  also  die  Ver- 
den war,  und  ist  identisch  mit  dem  karischen  bindung  des  Peg.  mit  der  Chimairabezwingung 
Chrysaor   (S.  26 ff.).      Als    allerälteste    Gestalt  und   dem  Aufflug  und  Sturz  des  Bellerophon, 
der  Sage  ergiebt  sich  also,  dafs  Peg.  auf  natür-  Peg.  wird   auch  mit  einer  Anzahl  Quellen 
liehe  Art  aus  der  Verbindung  der  rofsgestaitigen  in  Beziehung  gebracht,  am  frühesten  mit  der 
Medusa    und    des    gleichgestalteten    Poseidon  helikonischen  Hippukrene.  Deren  Namen  nennt 
hervorging.  Diese  Sage  ist  rein  genealogischen  schon  Hesiod,   nachher  taucht   er  erst  wieder 
Charakters  und  darf  eine  Deutung  nicht  auf  60  Und    zwar   nicht   zufällig   in    alexandrinischer 
ihr  allein  fufsen.  Zeit  auf.     Der  Grund  ist   der,   dafs  erst  seit- 
Dafs  nun  Pegasos  sofort  zur  Wohnung  des  dem,    und    zwar    höchstwahrscheinlich    durch 
Zeus   aufgeflogen    sei,   wird    mit  Unrecht  aus  Kallimachos,  die  Hippukrene  ihre  Geltung  als 
Hes.    Ttieog.  284 ff.  geschlossen  (S.  79  f.).    Dafs  Dichterquelle    hat.      Zwischen    dieser  Fiktion 
nach    erfolgter    Geburt    Perseus    den    Pegasos  aber  und  der  Erwähnung  des  Ursprungs  jener 
geritten  habe,  ist  eine  nur  durch   zwei  Zeug-  Quelle  besteht  bis  ins  Mittelalter  hinein  eine 
nisse,    das    schon    genannte    melische    Relief  innige  Verbindung,  die  gleichfalls  Kallimachos 
und    Ovid,    Amor.  3,  12,  24,  belegte,  nach  der  zum  Vater  haben  dürfte.   Indessen  wird  gerade 


1751                      Pegasos  Peiraieus                     1752 

von    den    ältesten    alexandrinischen    Zeugen,  Sp.  1746  f.).    Die  ältesten  Sagen,  die  von  Gorgo 

Kallimachos    und    Arat,    nicht    Peg.,    sondern  und   Bellerophon,  sprechen   dafür,  dafs  er  als 

überhaupt  ein  Rofs   als  Schöpfer  der  Hippu-  dämonisches    Rofs    anzusehen    ist,    von    dem 

krene    genannt.      Erst    bei    späteren   Autoren,  Glück   und    Unglück    seines   Herren   abhängig 

Nikander  etc.  wird  Peg.   als  solcher  genannt.  ist  (S.  152 — 162).     [F.  Hannig.] 

Zugleich  wurde   diese  That  des  Peg.  mannig-  Pege  s.  Peo-ai. 

fach  mit  anderen  Peg.-  und  Helikon -Sagen  Pegeus  (TTrjysvs),  Sohn  des  Inachos  und  der 
verknüpft.  Doch  ergiebt  sich  daraus  nichts  Melia,  Bruder  des  Phoroneus,  Schol.  Eur.  Or. 
für  die  echte  Sage  (S.  92  ff.).  —  Dafs  Peg.  1)20.  Bei  Apollod.  2,  1,  1  heifsen  die  beiden 
nach  älterer  Sage  auch  die  Aganippe  geschlagen  io  Söhne  des  Inachos  und  der  Melia  Phoroneus 
habe  (Maafs,  Hermes  31,  381  ff.),  lä ist  sich  und  Aigialeus:  dieser  aber  ist  in  dem  Schol. 
nicht  halten.  Nur  die  ebenda  nicht  angeführte  Eur.  a.  a.  0.  Sohn  des  Phoroneus.  [Stoll.] 
Stelle  des  Solin  (7,  22/23)  bezeugt  es.  Der  Peiöles  (JTstmXrjg),  Beiname  des  Zeus,  Ano- 
Ursprung  der  Hippukrene  ist  auf  die  gleich-  nym.  Law.  in  Anecd.  rar.  ed.  Schoell-Stude- 
falls  auf  dem  Helikon  liegende  Rofsquelle  muiid  1,  266,  74;  Anonym.  Ambros.  ebend.  265, 
Agan-ippe  übertragen  worden  (S.  113ff.).  —  86,  wo  ics&Xtis  stellt.  Das  Wort  bedeutet  nach 
Das  gleiche  gilt  von  der  Kastalia,  die  erst  in  Suhl.  Etym.  M.  668,  36.  Etym.  Gud.  459,  51  ff. 
römischer  Zeit  als  Dichterquelle  erscheint,  Phrynichos  bei  BeMeer,  Anecd.  1,  72,  27  (vgl. 
dann  auf  den  Musenberg  Helikon  verlegt  wird  Eust.  1684,  29.  Luc.  Lexiph.  12,  wo  es  mit 
und  schliefslich  in  sehr  sehr  späten  Stellen  20  noc&cov  verbunden  wird),  finit  einem  starken 
(Myth.  Vat.  1,  130.  2,  112.  Albric.  de  deor.  wog'  oder  noQvog,  -dvocidog,  soll  also  wohl  den 
imag.  21)  als  von  Peg.  geschaffen  gilt  (S.  118  ff.).  Zeus  als  Gott  der  Fruchtbarkeit  bezeichnen, 
—  Dafs  die  korinthische  Peirene  (s.  d.)  von  Peg.  wenn  es  nicht  christlich -apologetischen  Ur- 
geschlagen sei,  ist  gleichfalls  nicht  alt,  sondern  Sprunges  ist.     [Höfer.] 

übertragen    von    der    Hippukrene    (S.   120 ff.).  Peion    (Tlslav),     Gott     des     gleichnamigen 

Die  Entstehung  der  Aganippe  wie  der  Peirene  Berges    (Jlicov,    Paus.   7,  5,  10)    bei    Ephesos, 

und  Kastalia   durch  Peg.    sind    keine   eigent-  durch    Inschrift     bezeugt,     auf    Münzen    von 

liehen  Sagen,  sondern  gehören  nur  der  Litte-  Ephesos,  Wieseler,  Götting.  Nachr.  1876,  53  ff. ; 

ratur    an.      Endlich    soll    die    Hippukrene    in  Imhoof- Blumer ,  Jahrb.  d.  K.  d.  arch.  Inst.  3 
Trözen  von  Peg.  geschaffen  sein.  -  -  Die  Ver-  30  (1888),   295;    Poole,    Catal   of  greek  coins  of 

bindung    des    Peg.    mit   Quellen   hat   ihn  den  Ionia  Brit.  Mus.  79,  237  pl.  13,  9;    Pick,  Die 

Nymphen  und  Musen  näher  gebracht,  Dichter-  antiken  Münzen  von  Dacien  mid  Moesien  342, 

rofs  in  modernem  Sinne  ist  Peg.  im  Altertum  5.     Früher  anders  gedeutet,  vgl.  Hicks,  Anec. 

jedoch  _  nicht    geworden    (S.  126 ff.).      Ist  nun  greek  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3  p.  71  und  die 

Peg.  mit  der  Hippukrene  auf  dem  Helikon  und  dort  verzeichnete  Litteratur.     [Höfer.] 

der  in  Trözen  ursprünglich  verbunden  gewesen?  Peiraides  (Ustpcaifrjs),  Peiraios-Sohn  (Hesych. 

Auch  das  ist  aus  einer  Reihe  von  Gründen  zu  s.  v.  TIsiQaidcco.    Eust.    ad    Hom.   Tl.   465,   39) 

verneinen.      Für    eine    Deutung    ist    also    die  heifst  Ptolemaios,   der  Vater  des  Eurymedon, 

Verbindung    des   Peg.    mit    Quellen    nicht   zu  des  Wagenlenkers  Agamemnons,  Hom.  II.  4,228. 
verwenden.                                                                  40  Der  Vers  ist  nach  Friedländer,  Jahrb.  f.  Mass. 

Was   die  Beflügelung  des  Peg.  betrifft,   so  Phil,  Suppl.   3   (1857—1860),   821   eine  Inter- 

kommt   diese  dem  vom   ausländischen  Kunst-  polation.     [Höfer.] 

typus  unabhängigen  mythischen  Peg.  von  An-  En  Peivaiei  (Ev  HeiQcasi),  Beiname  1)  des 
fang  an  zu.  Ein  paar  Ausnahmen  monumen-  Dionysos  auf  der  Ephebeninschrift  C.  I.  A.  2, 
taler  Art  (zu  den  von  L.  angeführten  vgl.  470  Z.  12  S.  266:  tö»  iv  üsigaisl  Jiovvßcp  &v- 
Athcn.  Mitt.  26,  54),  durchaus  nicht  die  frühe-  aavrsg.  Über  das  Fest  dieses  Dionysos '(ho- 
sten Denkmäler,  vermögen  die  Gegengründe  vvaice  ra.  iiu  IIziQcaH,  C.  I.  A.  2,  741  Frg.  a 
bei  weitem  nicht  aufzuwiegen.  Wohl  aber  hat  Z.  6  S.  102.'  Frg.  c  Z.  15.  Frg.  d  Z.  7  S.  103 
die  griechische  Kunst  den  Peg.  nach  dem  oder  ra.  Jiovvgicc  ra.  Hu^ai-AÜ,  C.  I.  A.  2,  164 
Muster  des  orientalischen  Flügelpferdes  und  50  Z.  33;  vgl.  2,  589  f]  itou7ti]  .  .  .  reo  Jiovvaco  iu 
zwar  des  ihr  durch  die  Phönizier  zugekomme-  TIsiqcusZ,  Psephisma  bei  Dem.  21,  10)  sowie 
nen  Typus  gebildet.  Flügelpferd  und  Peg.  über  seinen  Tempel  s.  Milchhöfer,  Karten  von 
sind  sehr  scharf  von  einander  zu  trennen.  Auch  Attika  1,  39.  Wachsmuth,  Stadt  Athen  2,  136  f. 
die  Flügelrosse,  welche  öfters  mit  Poseidon  Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  349.  369 ff.  — 
verbunden  erscheinen,  und  die  am  Helm  etc.  2)  des  Zeus  Soter:  IsQsvg  tov  Jibg  rov  2Jio- 
der  Athena  dürften  keine  Beziehung  zu  Peg.  trjQog  rov  ip  HelquisZ,  ^'Q'^vcciov  9,  234. 
haben  (S.  137 ff.).  —  Der  Name  des  Peg.  ist  Wachsmuth  a.  a.  0.  143.  [Höfer.] 
griechisch,  hängt  aber  nicht  mit  %r\yr],  Quelle,  Peiraieus  (TIi-iQcaevg).  1)  Den  Namen  P. 
zusammen,  sondern  mit  dem  Stamm  Ttr\y-,  der  ist  E.  Curtius,  De  portubus  Athenarum  23  ge- 
in  Ttrjyog  etc.  vorkommt.  Derselbe  bedeutet  00  neigt,  nach  Analogie  von  Munychos-Munychia, 
entweder  gedrungen,  stark,  oder  weifs,  oder  Phaleros-Phaleron,  von  einem  gleichnamigen 
schwarz.  Erstere  Bedeutung  ist  vorzuziehen,  Heros  abzuleiten.  -  -  2)  Im  Peiraieus  standen 
da  sie  mit  den  ältesten  Sagen  am  besten  in  hinter  der  clangen  Halle'  Z&bg  %c.l  Jfj^og,  ein 
Einklang  steht  (S.  148 ff.).  —  Deutungen  sind  Werk  des  Leochares,  Paus.  1,3,  2;  dem  Stand- 
im  Altertum  seit  dem  5.  vorchristl.  bis  ins  punkte  nach  ist  JfjiLog  wohl  mehr  als  Per- 
5.  nachchristl.  Jahrh.  nicht  wenige  aufgestellt  Bonifikation  des  Demos  des  Peiraieus,  als  des 
wurden.  Von  den  Neueren  wurde  er  als  Quell-,  Demos  von  Athen  aufzufassen,  Orerbeck,  Gesch. 
Gewitter-,  Sonnen-Rofs  etc.  gedeutet  (vgl.  ob.  d.   gricch.   Plast.  22,  62.     Baumeister,   Denkm. 


1753                       Peiraios  Peiren                         1754 

12981;  vglt  Hitzig- Bluemner  zu  Paus.  a.  a.  0.  gar  nichts  (?)  zu  thuu  hat,  der  Vater  des  Pei- 

S.  122.    Wächsmuth,  Stadt  Athen  1, 588,  2,  124.  ras,   nach    argivischer   Sage   Sohn    der  Niobe, 

[Höfer.]  Niobe   aber  nach  Plin.  4,  17    eine  bei  Argos 

Peiraios    (nsioatog).      1)    s.    Peirai'des.    —  gelegene  Qnelle  ist;  vgl.   auch   die  von  En- 

2)  Sohn   des  Klytios   (s.  d.  nr.  5)   aus  Ithaka,  mann  Bd.  3  Sp.  377,  53  herbeigezogene  Glosse 

Freund    und   Begleiter    des    Telemachos   nach  des    Hesych.    vißcc     %ibvcc     itccl    v.qr\vr\v, 

Pylos,  Rom.  Od.  15,  539f.  544.  17,55.  71.  74.  78.  also  Schneewasser,   wie  bekanntlich  auch  das 

20,   372.     Friedländer,  Jahrb.    f.    Mass.   Phil.,  Wasser  der  Styx,   deren  Nymphe   des  Peiras 

Suppl.   3    (1857—1-860),   828   Anm.  435.     Fiele-  Gattin  ist,  war.    Bei  der  Dürftigkeit  der  Über- 

Bechtel,  Die  griecli.  Personennamen  421.  10  lieferung  ist  es  nicht  möglich,  eine  Sicherheit 

[Höfer. J  über  die  Bedeutung  des  Peiras  zu  gewinnen. 

Peiranthos  (nsiQttv&og)  s.  Bd.  2  Sp.  1)30, 35 ff.  Interessant  ist   es,   dafs  E.  Meyer  a.  a.  0.  73, 

s.  Kallirrhoe  nr.  5.    Bd.  2  Sp.  935,  51  ff.  s.  Kalli-  der,  wie  wir  sahen,   den  Argos  Panoptes  und 

thoenr.  2.  Jessen  Bd.  3  Sp.  1542, 63 &.E. —  Meyer,  den  Argos,  den  Sohn  der  Niobe,  streng  schei- 

Forschungen  zur  alt.  Gesch.  1,  90,  3   schreibt  det,   über  ersteren  folgendes  sagt:  cDie  Sage 

Hyg.  f.   145:    ex    Pirantho    Callithoe,    Argus  von  der  Tötung  des  Argos  durch  Hermes  mag 

Arestorides  (das  Patronymikon  stammt  aus  Ov.  ursprünglich  in  Pheneos   (vgl.  oben  Z.  38)   zu 

Met.   1,  624),   Triopas.      Dafs  Peiranthos  mit  Hause    sein    .  .  .;    vielleicht    ist    sie    aus    den 

Peiras,  Peirasos,  Peiren  identisch  ist,  ist  längst  eigenartigen  Be was serungs Verhältnissen  des 

erkannt,    A.  F.  Pott,    Jahrb.  f.  Mass.   Philol.  20  pheneatischen    Beckens   erwachsen.      Dasselbe 

Suppl.  3  (1857 — 1860),  311.      Usener,  PJi.  Mus.  mag    einmal  wie    andere  Thäler   den   Namen 

23   (1868),   346  f.      M.   Mayer,    Giganten    und  Argos  getragen  haben.     Der  Name  gab  dann 

Titanen   66.      E.    Meyer    a.   a.   0.  91.     Jessen  die  Veranlassung,  den  Argos  nach  Argolis  zu 

a.  a.  0.      Maafs,  Ind.   schol.  Greif sw.  1890/91  versetzen.'  Vgl.  Peiras,  Peirasos, Peiren.  |  Höfer.] 

p.  31.     Die  Namen  Peiranthos,  Peiras  u.  s.  w.  Peiras   (rhiQug,   -avtog),    s.  Peiranthos  und 

sind  nach  Fick-Beclitel,  Die  griecli.  Personen-  Peiren  nr.  2.     Er  setzte  zuerst  den  Dienst  der 

namen  431  und  E.  Meyer  a.  a.  0.  91  lokal  und  argivischen  Hera  ein  und  machte  seine  Tochter 

stehen  mit  dem  Namen  der  korinthischen  Quelle  Kallithyia    oder    Kallithoe   (=  Io)    zur    ersten 

Peirene     (vgl.    Uziqtjvi]    anb    üsiQfjvog    nvog  Priesterin  derselben,  Plut.  b.  Euseb.  Praep.  ev. 

Etym.  Gud.  457,  35.     Etym.  M.  668,   5),   des  30  3,  8.    Chron.  377.    Phoronis  b.  dem.  AI.  Strom. 

Baches  üsigog  bei  Dyme  in  Achaja  (Paus.  7,  1  p.  418.    Protr.  p.  41.  Aristid.  Bhet.  p.  3  Dind. 

18,  1.  22, 1),  der  Stadt  IJsiQui  in  Achaja  (Paus.  Syncell.  283.     [Stoll] 

7,  18,  1)  in  Zusammenhang;  freilich  ist  eine  Peirasos  (üsipaoog),  1)  Sohn  des  Argos 
entsprechende  Örtlichkeit  in  Argos  nicht  nach-  s.  Peiranthos  und  Peiren  nr.  2.  —  2)  Ein  Troer, 
weisbar.  Crusius,  Beiträge  zur  griecli.  Mythol.  von  Philoktetes  verwundet  und  von  irgend  einem 
25,  4  glaubt  einen  Zusammenhang  mit  ttsiqco,  andern  Griechen  getötet,  Quint.  Sm.  11,  52. 
7t8Qccco  u.  s.  w.  annehmen  zu  können.  Pott  [Stoll.] 
a.  a.  0.  und  Kuhns  Zeitschr.  6,  336  übersetzt  Peiren  (IIsLQrjv)  1)  Sohn  des  Glaukos  von 
TIsiQav&og  fragweise  mit  'rings  blühend',  hält  Korinth,  ein  Bruder  des  Bellerophon,  welcher 
aber  auch  die  Ansicht  Prellers  für  beachtens-  40  ihn  unabsichtlich  tötet  und  deshalb  Korinth 
wert,  dafs  üsi-q^v  in  der  ältesten  griechischen  verlassen  mufs ;  Apollod.  2,3, 1, 1;  Tzetz.Lyk.il; 
oder  in  einer  ausländischen  Sprache  'Wasser,  Plut.  prov.  AI.  16;  Zenob.  2,  87;  Schol.  Diogen. 
Flut,  Quelle'  bedeute;  vgl.  JTsiQi'jvr]^  den  Flufs  5,45;  Proverb.  cod.  Bodl.  528  Gaisford.  Andere 
IltiQog  (s.  oben)  und,  worauf  M .  Schmidt  auf-  nannten  diesen  Bruder  des  Bellerophon  Deliades 
merksam  macht,  Hesych.  s.  v.  IIzLqi}&oi  (die  oder  Alkimenes.  Sein  Name  hängt  zusammen 
Reihenfolge  bei  Hesych.  verlangt  Ihlgiftoi)-  mit  der  Quelle  Peirene.  —  2)  Vater  der  Io 
vvpqica  iv  KvTtQio  (also  wohl  Wassernymphen).  bei  Hesiod  fr.  4  (Apollod.  2,  1,  3,  1;  Herodian 
Damit  würde  vortrefflich  übereinstimmen,  dafs  7r.  pov.  Af£.  p.  17.  2,  923  Lentz)  und  Akusilaos 
nach  Epimenides  bei  Paus.  8,  18,  2  Peiras,  fr.  18  (Apollod.  a.  a.  0.).  Nach  Maafs,  Ind. 
über  dessen  Person  schon  Pausanias  im  Un-  00  schol.  Gryphisiv.  1890/91  p.  25  ff.  stammt  das 
klaren  war,  oatig  §i]  b  HtiQag  iati,  Gatte  der  Hesiod  -  Fragment  aus  den  Katalogoi  und  giebt 
Okeanostochter  Styx,  der  Nymphe  des  gleich-  speziell  eine  mykenische  Version  wieder.  — 
namigen  Wassers  bei  Pheneos  in  Arkadien  Dieser  Peiren  ist  derselbe  wie  Peiras,  der 
war,  die  ihm  die  Echidna  gebar,  vgl.  E.  Meyer  Vater  der  Kallithyia,  der  nach  Plut.  de  Daedal. 
a.  a.  0.  72,  91,  1;  denn  auch  dieser  Peiras  fr.  10  bei  Euseb.  praep.  ev.  3,  8  den  Kult  der 
wird  von  Peiras  (Apollod.  2,  1,  2)  oder  Pei-  Hera  in  Argos  stiftete  und  seine  Tochter  zur 
rasos  (Schol.  Eur.  ür.  932.  Paus.  2,  16,  1.  ersten  Priesterin  dieser  Göttin  machte;  denn 
17,  5),  dem  Sohne  des  Argos  und  der  Stry-  Kallithyia  bezw.  Kallithoe  (s.  ob.  Bd.  2  Sp.  935) 
montochter  Euadne,  nicht  zu  trennen  sein;  ist  ihrerseits  auch  identisch  mit  der  zur  Hera- 
nach M.  Mayer  a.  a.  0.  ist  Peiras,  der  Gatte  m  priesterin  gewordenen  Io-Kallithyessa. — Weitere 
der  Styx,  allerdings  identisch  mit  Perses  (s.  d.),  Nebenformen  desselben  Namens  sind  Peiranthos 
wozu  man  auch  Usener  a.  a.  0.  347  vergleiche,  (vgl.  Maafs  a.  a.  0.  31,  der  an  Formen  wie 
der  in  tthiq-  denselben  Stamm  wie  in  ntga-  Melas  neben  Melanthos  erinnert),  Vater  der 
leuchten'  erkennen  will.  Für  die  angenom-  Kallirhoe  nach  Hygin  fab.  145  (wo  vermutlich 
mene  Bedeutung,  dafs  IJsiQag  und  seine  Syno-  Kallithoe  zu  lesen  ist)  und  Peirasos ,  von  dem 
nyme  die  Bedeutung  'Wasser'  haben,  dürfte  Paus.  2, 16,  1.  17,  5  erzählt,  er  habe  das  älteste 
auch  anzuführen  sein,  dafs  Argos,  der  nach  Herabild  nach  Tiryns  gestiftet,  von  wo  es 
E.  Meyer  a.  a.  0.  90  mit  dem  Argos  Panoptes  später  nach  Argos  kam  (vgl.  Förster,  Über  die 


1755                        Peirene  Peireue                        1756 

ältesten  Herabilder  p.  6  ff.).  In  die  argivischen  Spitze  stand  der  Tempel  der  Aphrodite,  etwas 
Genealogieen  wird  dieser  Peiren,  Peiras,  Pei-  östlich  unterhalb  desselben  bemerkt  man  noch 
rasos,  Peiranthos  eingereiht  als  Sohn  des  Argos  jetzt  das  alte  Brunnenhaus  der  Quelle  Peirene, 
und  der  Euadne  und  Bruder  des  Kriasos,  zu  dessen  tempelähnlicher  Facade  ein  mit 
Ekbasos,  Epidauros  (Apollod.  2, 1,  2, 1 ;  Hygm.  polygonen  Steinen  ausgemauerter,  jetzt  mit 
fäb.  145;  Maafs  a.  a.  0.  p.  32  hält  dies  für  einem  modernen  Gewölbe  bedeckter  Gang,  in 
hesiodeisch)  und  Tiryns  {Schol.  Eurip.  Or.  932  welchen  man  ursprünglich  auf  einer  Felstreppe 
vgl.  Paus.  2,25,8)  oder  als  Sohn  des  Argos  hinabstieg,  führt" :  Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl. 
und  Bruder  des  Phorbas  {Paus.  2,  16,  1,  Seeliger  2,  17.  Man  glaubte,  dafs  die  Quelle,  die  oben 
Alkathoos  30  A.,  zitiert  bei  Hitzig -Blümmer,  10  keinen  sichtbaren  Abflufs  hat,  unten  in  der 
Pausanias  2,  555,  schlägt  eine  Änderung  vor,  Stadt  wieder  zum  Vorschein  komme:  Paus. 
nach  welcher  es  nicht  Bruder  des  Phorbas,  2,  5,  1.  Strab.  8,  6,  21.  Die  untere  Quelle  be- 
sondern des  Kriasos  hiefse)  oder  als  Sohn  des  schreibt  näher  Paus.  2,  3,  2  f. :  das  Wasser  flofs 
Argos  und  Vater  des  Triopas  {Hygin.  fab.  124).  aus  mehreren  künstlich  angelegten  Grotten  in 
Dafs  Peiren  nach  einer  Örtlichkeit  in  Argos  einen  offenen  Brunnen,  bei  welchem  sich  ein 
benannt  sei,  vermutet  Plew ,  Jahrb.  f.  Philol.  heiliger  Bezirk  mit  einer  Bildsäule  des  Apollon 
101,  666.  [Jessen.]  befand.  Dort  safsen  die  Alten  bei  Gespräch 
Peirene  {IIslqiivv,  Pirene),  1)  Tochter  des  und  Brettspiel  {Eur.  Med.  69)  fand  auch  Apelles 
Acheloos,  von  Poseidon  Mutter  des  Leches  und  die  Lais  als  Jungfrau  wassertragend  {Athen.  13, 
Kenchrias,  der  Eponymen  von  Lechaion  und  20  588  C);  künstlerischer  Schmuck  Athen.  13,  605  E. 
Kenchreai,  der  Häfen  Korinths;  nach  den  Das  amerikanische  Institut  in  Athen  hat 
grofsen  Ehoien  jedoch  Tochter  des  Oibalos  Paus.  neuerdings  (1S98)  dieses  Quellhaus  der  Peirene 
2,  2,  3;  vgl.  2, 24,  7  (hier  A'ty^pads).  DenKenchrias  in  der  Nähe  des  Apollotempels  mit  der  Um- 
tötete wider  Willen  Artemis,  worauf  Peirene  fassungsmauer  und  einer  einst  mit  Bildsäulen 
vor  Schmerz  in  Thränen  zerflofs  und  zur  Quelle  geschmückten  Terrasse  wiederentdeckt  und 
wurde,  die  sich  in  Korinth  in  der  Nähe  der  ausgegraben,  wobei  die  Inschrift  PIREP  ge- 
Strafse  nach  Lechaion  befand  Paus.  2,  3,  2.  funden  wurde.  Es  liefert  noch  jetzt  den  Be- 
Wenn Diodor  4,  72  sie  Tochter  des  Asopos  wohnern  Wasser;  im  Innern  soll  es  ein  Bau 
nennt,  der  sich  in  Phleius  mit  Metope,  der  Perianders  sein,  doch  ist  es  in  römischer  Zeit 
Tochter  Ladons,  vermählte,  so  ist  dies  wohl  mit  30  erneuert.  Darin  fanden  sich  sechs  grofse 
der  von  Paus.  2,  5,  1  (vgl.  Schal.  Eurip.  Med.  69)  Sammelbecken  von  5  m  Tiefe  und  ca.  8  m 
über  die  gleichnamige  Quelle  auf  Akrokorinth  Länge ;  vor  den  Sammelbecken  war  eine  aus 
überlieferten  Notiz  zu  verbinden,  wonach  diese  dem  Felsen  herausgearbeitete  Front  mit  Säulen 
von  Asopos  dem  Sisyphos  geschenkt  worden  und  vor  dieser  Facade  ein  kreisförmiges  Bassin 
sein  sollte  (Ruinen  des  Sisypheions  unterhalb  auf  einem  viereckigen,  mit  drei  Absiden  ver- 
der  Peirene  kennt  Strab.  8,  6,  21)  aus  Dank-  sehenen  Hofe,  zu  dem  Stufen  hinaufführten, 
barkeit  dafür,  dafs  er  ihm  den  Raub  seiner  Vgl.  Americ.  Journ.  of  archaeol.  See.  Series  vol.  2 
Tochter  Aigina  durch  Zeus  angezeigt  hatte;  (1898)  S.  235 f.  499 ff.  pl.  XI;  vol.  3  ^1899) 
'Aaco7tlg  Y.Qr\vr]  heilst  sie  deshalb  Anthol.  Palat.  S.  682  ff.  (mit  Grundrifsj ;  Journ.  of  Hellen,  stud. 
9,  225  und  noTccpov  öüqov  TtodooQuyes-  Ander-  40  vol.  18  (1898)  S.  333;  vol.  19  (1899)  S.  324. 
selben  Quelle  fing  Bellerophon  den  Pegasos  (s.  d.)  Das  klare,  wohlschmeckende  Wasser  der 
ein  Strab.  8,  6,  21;  vgl.  Pind.  Olymp.  13,  63  ff.  Peirene  wird  oft  gerühmt :  HtiQr\vTi]g  alcptöipoiov 
Eustath.  ad  II.  p.  290,  41,  der  von  Eurip.  vöcoq  Alex.  Aetol.  bei  Partheu.  14,  Aatdct  .  .  . 
Electr.  475  TLtiQTivalog  nwlog  genannt  wird.  HsiQrjviig  Xsvxmv  cpcadpoTtpcxv  lißäöcov  Antipat. 
Dafs  sie  durch  den  Hufschlag  des  Pegasos  ent-  Sidon.  83,  4  {Anth.  Pal.  2  S.  29  Jac.)  =  Suid. 
standen  sei,  bezeugen  erst  Stab.  Theb.  4,  60  s.v.  UsiQrjvr].  Es  galt  für  das  leichteste  in  ganz 
Silv.  2,  7,  4  und  Bio  Chrysostom.  2  p.  95  Beiske.  Griechenland  Athen.  2  p.  43  B;  vgl.  4  p.  156  E. 
Bellerophon  den  Pegasos  an  der  Quelle  Peirene  Man  pflegte  das  glühende  korinthische  Erz 
tränkend  auf  einem  berühmten  Marmorrelief  hineinzutauchen,  wodurch  dieses  seine  Farbe 
im  Pal.  Spada  zu  Rom:  Braun,  Zwölf  Basreliefs  50  erhalten  haben  soll,  infolge  0 cker artiger  Be- 
Taf.  1 ;  Schreiber,  Beliefbilder  3  (s.  o.  Bd.  1  standteile  des  Wassers,  wie  Göttling  vermutet. 
Sp.  761  f.);  vgl.  die  korinthische  Bronzemünze  Begeisternd  zur  Dichtung  erscheint  es  erst  bei 
des  Septimius  Severus  Cot.  of  Greek  coins  in  späteren,  besonders  römischen  Dichtern  {O. 
the  Brit.  Mus.,  Corinth  S.  86  Nr.  653  (PI.  21,  Jahn  ad  Persium  p.  75).  Wegen  der  Berühmt- 
15);  der  trinkende  Pegasos  vor  der  sitzenden  heit  seiner  Quelle  heilst  Korinthos  äarv  JIsi- 
Quellnymphe  Peirene  ebend.  Nr.  654  (PL  21,16);  gävag  Pincl.  Olymp.  13,  61;  Ephyre  Pirenis 
s.  auch  Imhoof-Bl unier  and  Percy  Gardner,  Ovid.  Met.  7,391;  vgl.  Herod.  5,  92;  G.  I.  G.  1, 
A  numism.  comm.  on  Pausan.  S.  13;  Frazer,  1212,  4  u.  sonst;  die  sitzende  Quellnymphe  er- 
J'ausauias  Bd.  3  S.  24.  scheint  deshalb  in  der  Kaiserzeit  auf  seinen 
Wie  erwähnt,  unterschied  man  im  Altertum  i;o  Münztypen,  s.  z.  B.  die  der  Plautilla  und  des 
die  Quelle  Peirene  in  der  Stadt,  welche  von  Septiinius  Severus  bei  Basche,  Pexie,  univ.  rei 
Pausanias  an  erster  Stelle  genannt  wird,  von  numar.  3,  2  p.  1361,  die  des  Marc  Aurel  bei 
derjenigen  auf  der  Burg.  Letztere  liegt  Mionnet  Supplem.  4,  99  Nr.  676  (4,  414  Nr.  780 
aul  Akrokorinth  vnb  rfj  xoQvcpji  Strab.  8,  6,  21;  Se})t.  See);  vgl.  Itnhoof- Blumer  and  Percy 
vgl.  Plin.  n.  h.  4,  4,  5;  Eustath,  ad  Iliad.  2,  570  Gardner,  A  numismatic  comm.  on  Pausan.  S.  23; 
p.  290,  am  südlichen,  von  der  Stadt  abge-  Head,  Hist.  num.  S.  340;  Cat.  of  Greek  coins  in 
wandten  Abhänge  des  Berges,  jetzt  Dragonera  the  Brit.  Mus.,  Corinth  S.  85  f.  PI.  21,  14 — 18.  — 
(Diachenbrunnen;  genannt.    „Auf  der  höchsten  Dafs  Peirene   cenb  ntiQnvdg  rivog  genannt  sei 


1757 


Peire(o)s 


(Etymöl.  Magn.s.v.  nsiQrjvr};  Et.  Gudian.),  ist 
Autoschediasma;  Schwende,  Mythol,  d.  Gr.  302, 
444  erklärt:  „Durchstofserin",  der  den  Boden 
durchstoi'sende  Quell  {iztiQco),  Usener  ,, Licht- 
quell" von  der  Wurzel  *perj  i.  d.  Abh.  Kallone 
{Eh,  Mus.  23,  316—377)  S.  347. 

Litteratur:  Leake,  Irarels  in  the  Morea  3, 
242  f.;  Blätter  für  Uterar.  Unterh.  1833  Nr. 
183  S.  755;  C.  Gattung,  Die  Quelle  Eirene  auf 
Akrokorinth  und  das  Kraneion  unterhalb  Korinth  io 
in  Arch.Ztg.  1844,  326  ff.  (Gesammelte  Abhandl. 
1851  1,  130  ff.);  E.  Curtius,  Peloponnesos  2, 
525.  528  f.  1,  51;  W.  Vi  scher,  Erinnerungen  und 
Eindrücke  aus  Griechenland  S.  259  ff.,  und 
neuerdings  besonders  die  oben  erwähnten, 
vorläufigen  Berichte  über  die  Ausgrabungen 
der  Amerikaner  von  1898  und  1899  denen  eine 
ausführliche  Publikation  folgen  soll. 

2)    Danaide,    dem    Agaptolernos    vermählt 
Apollod.   2,  1,    5.      Nach    Hygin.   /'.    170    mit  20 
Dolichos  vermählt.     [J.  Ilberg.J 

Peire(o)s  (IlaiQsoig,  ndQr\g),  ein  Thraker, 
dessen  Sohn  Rhigmos  (s.  d.)  vor  Troja  auf 
Seiten  der  Troer  fällt,  E.  20,  484  und  Schal. 
Etym.  31.  138,  4.  Ob  identisch  mit  Peiroos 
(s.  d.)?     [Stoll.j 

Peirethoi  (IEiQrftoL),  s.  Peiranthos  Sp.  1753 
und  Engel,  Kypros  2, 127.  — Schmidt  zu  Hesych, 
nsigriQ'OL  erinnert  an  das  hebräische  "J?2, 
'Brunnen'.  Usener,  Rhein.  Mus.  23  (1868),  347  30 
und  Anm.  91  leitet  das  "Wort  vom  Stamme 
TcsiQ-  =  7t£QC-,  leuchten'  ab.  E,  Meister,  Die 
griech,  Dial.  2,  228 ff.  übersetzt  tiziqi&oI,  wie 
er  schreibt,  d.  h.  'die  zur  Vermählung  eilen- 
den'; %hqi  geht  nach  Meister  auf  tzsLqk),  für 
das  er  die  Bedeutung  'futuere'  aufstellt,  zurück; 
-&og  stehe  für  -&oJ~og,  vgl.  IIsiQiQ-oog  cden  zur 
Vermählung  (mit  Persephone)  eilenden'  (?). 
Inhaltlich  soll  sich  das  Wort  nach  Meister 
mit  Aphrodite  Ilgagig  (s.  d.),  der  'vermählen-  10 
den'  Liebesgöttin  decken.  Zum  Vergleiche 
für  diese  wenig  wahrscheinliche  Etymologie, 
gegen  die  auch  0.  Hoffmann ,  Götting.  Gel. 
Jim.  1889,  898  Einspruch  erhebt,  hätte  Meister 
inhaltlich  auch  auf  die  römische  Perfica  oder 
Pertunda  (Bd.  2  Sp.  213  Indigitamenta)  ver- 
weisen können.     [Höfer.] 

Peireus  (IIiiQsvg),  Vater  der  Autonoe,  welche 
dem  Herakles  denPalaimon  gebar,  Apollod.  2,7,8. 
Heyne  Obss.   z.  d.  St.  und    Gerhard,  Gr.  M.  2  50 
S.  236  Stammtafel  L,  3,  nehmen  ihn  für  riaQSvg. 
S.  aber  Weizsäcker  Bd.  3  Sp,  1256,  3  ff.    [Stoll.[ 

Peirinthos  (IlaiQiv&og),  Geliebter  des  He- 
rakles, an  dessen  Namen  sich  eine  ähnliche 
Erzählung  wie  an  den  Namen  des  Abderos 
(s.  d.)  knüpfte;  er  wurde  von  Herakles  bestattet 
und  der  Ort  nach  ihm  Pe(i)rinthos  benannt, 
Schol.  Giern.  Alex.  Protr.  p.  787  Migne.  Diese 
Erzählung  soll  offenbar  den  späteren  Namen 
der  Stadt  'HQäxlucc  (Eust.  ad  Diouys.  Perieg.  üo 
142)  —  sie  hiefs  auch  Heraclea  Perinthus,  Am- 
mian.  22,  2  —  mit  dem  früheren  Namen  Pe- 
rinthos  in  Verbindung  bringen.  Im  Schol.  Apoll. 
Ehod,  1,  1207,  wo  unter  den  von  Herakles 
geliebten  Jünglingen  riagidoug  genannt  wird, 
ist  mit  v.  Wilamoivitz  (vgl.  W.  Michaelis,  He 
origine  indicis  deorum  cognominum)  IIzqiv- 
\rog  herzustellen.    [Höfer.] 


Peirithoos  (Eltern,  Kentaurom.  Hadesf.)     1758 

Peirithoos  (ntiQi&oog  und  nnQi&oog),  ein 
Lapithe,  Sohn  des  Zeus  und  der  Gattin  des 
Lapithen  Ixion.  daher  auch  Sohn  des  Ixion 
genannt. 

Älteste  Nachrichten:  Nestor  erwähnt 
E.  1,  262  ff  unter  den  Helden  der  Vorzeit,  mit 
denen  er  noch  in  seiner  Jugend  verkehrte,  den 
Peirithoos,  der  im  Bunde  mit  Dryas,  Kaineus, 
Exadios,  Polyphemos  und  Theseus,  des  Aigeus 
Sohn*),  mit  den  wilden  Bergungetümen,  den 
(frfjQtg,  kämpfte,  in  denen  man  die  Kentauren 
erkennt.  Er  ist  also  dadurch  in  Thessalien 
lokalisiert,  und  ebenso  Theseus,  wenn  der  Vers 
265  echt  ist.  Sein  Vater  ist  nach  Homer  E. 
2,  740;  14,  316  f.  Zeus,  seine  Mutter  die  Gattin 
Ixions,  deren  Name  bei  Homer  nicht  genannt 
wird.  Ihr  Name  Dia  kommt  erstmals  im  5. 
Jahrhundert  vor,  bei  Pherekydes  im  Schol,  Apoll, 
Ehod.  3,  62,  wo  die  Gattin  Ixions  eine  Tochter 
des  Eioneus,  also  eines  Lapithen,  genannt 
wird,  vgl.  Art.  Ixion.  —  Die  Gattin  des  Peiri- 
thoos ist  bei  Homer  E.  2,  741  Hippodameia 
aus  Atrax,  bezw.  Tochter  des  Atrax  {Ov.  Her. 
16,  248;  Stat,  Hieb.  1,  106),  mithin  Landsmännin 
oder  Schwester  des  Kaineus,  der  nuch A)itou. 
Lib.  17  gleichfalls  Sohn  des  Atrax  war;  nach 
Diod.  4,  70  und  Schol.  V  Od.  21,  303  Tochter 
des  Butes  (corrig.  aus  Buciv),  ihr  beider  Sohn 
Polypoites,  E.  2,  741,  ferner  12,  129  und  182. 

Die  einzige  in  der  Eias  dem  Perithoos  zu- 
geschriebene Heldenthat  ist  die  Besiegung 
der  $fiQsg  (1,  267;  2,  742)  oder  die  Kentauren- 
schlacht. Diese  erfolgt  nicht  bei  der  Hoch- 
zeit des  P.  und  der  Hippodameia,  wie  in  der 
späteren  Überlieferung  allgemein,  sondern  ,,an 
dem  Tage,  wo  ihm  Hippodameia  den  Polypoites 
gebar".  Da  verjagte  er  sie  vom  Pelion  und 
trieb  sie  zu  den  Aithikern.  Der  Anlafs  zum 
Kampf  kann  also  nicht  die  Ungebühr  eines 
der  Ungetüme  (Eurytion)  beim  Hochzeitsfest 
gewesen  sein;  das  ist  spätere  Erfindung.  In 
der  Kentauromachie  der  Francoisvase,  ja  selbst 
im  Theseionfries  fehlen  noch  die  Frauen 
vollständig.  Auch  in  der  Odyssee  21,  295  ff. 
ist  der  Anlafs  zum  Kentaurenkampf  ein  anderer, 
als  in  der  späteren  Überlieferung.  Diese  Stelle 
setzt  allerdings  ein  zunächst  freundschaftliches 
Verhältnis  zwischen  Lapithen  und  Kentauren 
voraus.  Eurytion  kommt  zu  den  Lapithen  zu 
Gaste,  verübt  aber  im  Weinrausch  Unfug  im 
Palaste  des  Peirithoos,  wird  hinausgeworfen 
und  man  schneidet  ihm  Ohren  und  Nase  ab. 
So  kommt  er  geschändet  nach  Hause  und 
darüber  entspinnt  sich  dann  der  blutige  Kampf. 
Der  Besuch  des  Eurytion  bei  Peirithoos  ist 
also  nichts  als  ein  Versuch  des  Epikers,  die 
nicht  mehr  verstandene  natürliche  Feindschaft 
zwischen  ävdQsg  und  $)~]Q£g,  die  jetzt  Kentauren 
heifsen,  zu  motivieren,  ein  Versuch,  der  später 
noch  in  andrer  Weise  ausgesponnen  wurde. 
Als  förmliche  Schlacht,  nicht  als  Gelegenheits- 
rauferei erscheint  die  Kentauromachie  auch 
bei  Hesiod,  Schildbeschr.  178—190. 

Die  Hadesfahrt  des  Perithoos  und 
Theseus   scheint  dem  homerischen  Epos  noch 

*)  Töpfer,  Ans  der  Anomia  S.  31  hält  an  der  Echtheit 
des  Verses  265  fest,  da  er  auch  schon  hei  Hesiod,  Asp. 
182  wörtlich  gleich  wiederkehrt. 


1759      Peirithoos  (Amazonenkampf)  Peirithoos  (Raub  d.  Helena  etc.)      1760 

fremd  zu  sein,  da  sich  nirgends  eine  bestimmte  Attika  Paus.  1,  2,  1;  7,  2,  7;  Strdb.  p.  544; 
Andeutung  findet.  Wenn  sie  nach  Od.  11,  631,  Wel Icke r,  Ep.  CyU.  1,  315;  vgl.  Flut.  Thes.  26f. 
die  Echtheit  des  vielleicht  mit  Unrecht  ange-  Einige  ..ältere-  Vasen  aus  Vulci  stellen  die 
fochtenen  Verses  vorausgesetzt,  im  Hades  sich  Entfuhrung  der  Antiope  durch  Theseus  und 
befanden,  so  fordert  dies  nicht  notwendig  die  Peirithoos  dar.  Welcher;  Alte  Denhm.  3,  357. 
Annahme,  dal's  schon  Homer  ihre  vMtaßecoig  Lassen  sich  die  Kentauroinachie  des  Peiri- 
sig  Züöov  gekannt  habe,  denn  alle  übrigen  thoos.  seine  Hadesfahrt  und  sein  Amazonen- 
Heroen,  die  Odysseus  dort  unten  sieht,  sind  kämpf  in  der  älteren  epischen  Poesie  und 
als  bereits  Gestorbene  im  Hades  vereinigt,  so  teilweise  auch  in  archaischen  Bildwerken*) 
selbst  Herakles.  Dagegen  soll  es  nach  Paus.  10  nachweisen,  so  ergiebt  sich  als  älteres  Sagen- 
9,  31,  5  eine  Hadesfahrt  der  beiden  Helden  von  gut  auch  noch  der  Raub  der  Helena  durch 
Hesiodos  gegeben  haben,  und  sicher  war  die-  Peirithoos  und  Theseus  durch  die  Dar- 
selbe  in  der  Minyas  enthalten.  Paus.  10,  28,  2;  Stellung  dieser  Scene  auf  dem  amykläischen 
Epicor.  Grate,  fr.  I  ed.  Kinkel  S.  215,  vgl.  Thron  des  Bathykles:  Paus.  3,  18,  15;  vgl. 
Apollod.  Epit.  1,  24;  Welcher,  Ep.  Cyhl.  1,  258;  Apollod.  Epit.  1,  23.  Da  auf  dem  noch  älteren 
die  erhaltenen  Verse  Kasten  des  Kypselos  (Ende  des  7.  Jahrh.)  die 
„  .,  „  ,  ,  0  „  «  <  Befreiung  der  Helena  durch  die  Dioskuren  und 
%v&  ipoi  via :  wsv  v8Kv*gßazov,Vv  o  yspaios  We  fühl?  der  Aithra  aus  Aphidna**)  darge- 
TtoQ^vgrjyeXaQcoViOvxaiußovtvdo&svoQiLov.  ^    war?s  die    den    Raub    der    Helena    zur 

lassen    nach    Welcher   die   Annahme    zu,    dafs  20  Voraussetzung  hat,  so  gehört  auch  dieser  Sagen- 

Theseus  und  Perithoos,  als  sie  Persephone  ent-  zug  mindestens  dem  7.  Jahrhundert  an.    Dabei 

führen  wollten,    von  Hades    zurückgeschlagen  lernen  wir  auch  eine  Schwester  des  Peirithoos, 

und  verfolgt,  dem  Kahne  zueilten,  um  sich  zu  Phisadie   oder  Thisadie  (Hyg.  fab.  7'J.  92) 

retten,   ihn  aber  am  Ankerplatz  nicht  fanden,  als  Begleiterin  der  Aithra,  also  als  in  Aphidna 

eingeholt,  zurückgebracht  und  gefesselt  wurden,  heimisch,    kennen.     IL   3,  144  heilst   die  Be- 

wie  dies   auf  einer  Vase  aus  Ruvo  dargestellt  gleiterin    der   Aithra    in    der    Gefangenschaft 

ist,  Arch.  Ztg.  1844,  Taf.  15;  Müller- Wieseler,  Klymene,    was   wohl   als   der  epische  Name 

D.  a.  K.  2,  862;    Baumeister,    Denkm.    d.    kl.  der  Schwester  des  Peirithoos  zu  betrachten  ist, 

Altertums  3,  1795  Fig.  1879  (s  u.).  v.   Wilamowitz ,  mt  Hom.    Unters.    222;  _  Töpffer, 
Noch    dem    epischen    Cyklus,    wenn    anch  30  Anomia  41, 1.    Über  die  sonstigen  Beziehungen 

einem  späteren  Triebe  des  alten  Stammes,  ge-  des  Peirithoos    zu  Attika  s.  u.     Eine    attische 

hört  wohl  auch  die  Teilnahme  des  Perithoos  an  rotfig.  Hydria  strengen  Stils  aus  Etrurien  (Ber- 

Theseus'  Amazonenkrieg  an.    Nach  Phere-  lin  nr.  2175)  zeigt  auf  dem  Bauchbild  die  Ent- 

hydes,  Hellanihos  und  Herodor  bei  Flut.  Thes.  führung  einer  Frau  durch  einen  Jüngling,  der 

26    unternahm    Theseus    mit    Peirithoos    nach  sie  einem  Wagen  zuträgt,  welchen  ein  bärtiger 

seinem  Zug  mit  Herakles   einen  zweiten  Zug  Mann    eben    besteigt;    wahrscheinlich   Helena, 

gegen  die  Amazonen,  auf  dem  er  die  Antiope  Theseus  und  Peirithoos,  Inschriften  fehlen.    Ist 

entführt  und   der  dann  den  Einfall  der  Ama-  diese  Deutung  richtig,   so   haben  wir  in   dem 

zonen  in  Attika  herbeiführte :  Pausan.  1,  41,  7 ;  Vasenbild   eine   Bestätigung,   dafs   diese   Sage 
Plut.  Thes.  27;  Lykopin :  1335  ff.    Diese  Kämpfe  40  in   der  ersten  .Hälfte   des  5.  Jahrh.  wohl  auch 

bildeten  den  Gegenstand  der  Amazonia  oder  durch  epische  Überlieferung  noch  lebendig  war. 
Atthis  des  Hegesinoos :  Paus.  9,  29, 1 ;  Welcher,  So  viel  läfst  sich  also  aus  älterer  Zeit,  bis 

Ep.  Cyhl.  1,313  ff.  u.  33  ff.    Dagegen  0.  Jahn,  ins    5.   Jahrhundert    herein,    über    Peirithoos' 

Arch,  Beitr.  272.     Auf  der  Borgia'schen  Tafel  Heimat  und   Thaten   aus   dem  Epos  und   den 

(Welcher  a.a.O.,  0.  Jahn,  Griech.  Bilderchro-  Bildwerken  erkennen:  Peirithoos,  Sohn  des  Zeus 

niken  K2  S.  8  u.  76  f.),  die  auf  der  Rückseite  und  der  Dia,   bekämpft  mit   seinen   Lapithen 

Stücke  des  epischen  Cyklus  aufzählt,  ist  zwar  und  Theseus  die  Kentauren  als  wilde  Bergtiere, 

die    Ergänzung    der   Amazonia    nur    aus    dem  ftyQtg  ögtoxöm,  freit  die  Hippodameia,  die  als 

Zusammenhang  erschlossen ,    aber  doch  höchst  Bewohnerin  von  A tr a x  sich  als  echte  Lapithin 
wahrscheinlich.      Auch    auf    der    albanischen  50  erweist,  während  ihre  Bezeichnung  als  Tochter 

Tafel  J  (0.  Jahn,  Bilderchr.  S.  6—8  u.  68—75)  des   Butes    schon   auf  Verbindung  mit  Attika 

findet  sich  S.  73,  2  (112  ff.)  allerdings  inmitten  oder,  wenn  sie  wirklich  alt  ist,  auf  ursprüng- 

einer    Aufzählung    der    Thaten    des    Herakles,  liehe  Heimat  des  Butes   in  Thessalien   deutet, 

aber    aufser    Zusammenhang    mit    ihnen,    der  raubt  mit  Theseus   die  Amazone  Antiope  und 

Einfall  der  Amazonen  in  Attika  und  des  The-  bekämpft  die  Amazonen,  entführt  mit  ihm  die 

seus  und  Perithoos  Sieg  über  sie,  in  dorisie-  Helena    und    will    die    Persephone    entführen, 

rendem  Dialekt,   also  wohl  als   Episode   einer  wird  aber  dabei  ergriffen  und  mit  Theseus  in 

Heraklee  zu  betrachten,  aber  immerhin  ein  Be-  der  Unterwelt  gefesselt.     Dagegen  findet  sich 

weis   einer  alten   epischen  Behandlung  dieses  noch  keine  Spur  von  einer  Verwandtschaft  des 
Gegenstandes.      Antiope    wird    hier    nicht    in  60  Peirithoos    mit    den    Kentauren    oder    davon, 

Themiskyra  erbeutet,   sondern   in  Attika   und  dafs    Hippodameia    eine    Kentaurin    gewesen, 
heilst  eine  Tochter  der  Hippolyte  und  Mutter 

des  Hippolytos.  Immerhin  berechtigen  diese  *)  In  der  Kentauromachie  der  Prangoisvase  (s.  „Ken- 
Nachrichten  dazu,  den  Amazonenkampf  des  ta^'  Bd;  2  ?p.  1037)  fehlt peirithoos  vieUeicht  nur 
_,  .  .,,  ,  .  V11  ■•  1  i  -ix  ■  ••  r  ■  „ta„  ,  zufalliy:  wir  wissen  nicht,  welcher  Lamme  in  der  Lncke 
PemthOOS  als  ein  Stuck  verhältnismäßig  alten  ^  *d'arg6gtellt  war>  waWscheinlich  eben  Peirithoos. 
Sagenguts  ZU  betrachten.  Auch  Pmdarer-  **)  'Aytöva&BV  ist  zu  lesen  statt  des  metrisch  un- 
wähnt  die  Entführung  der  Antiope  durch  The-  möglichen  'A&&v«&t>v,  Töpffer,  Ans  der  Aqomia  S.  36,  1; 
seus    und    Peirithoos    und     ihren    Zug    gegen  strabo  i>.  396. 


1761      Peirithoos  (Beziehungen  zu  Attika)  Peirithoos  (Beziehungen  zu  Attika)      1762 

Aber  bald  zog  man,  wie  Welcher,  Ep.  Cyklus  hier  ein  Butes  Sohn  des  Pandion  als  Stamm- 
1,  326  treffend  sagt,  mythischer  Poesie  in  vater  des  Priestergeschlechts  der  Butaden  oder 
homerischer  Entfaltung  den  pragmatischen  Un-  als  Eponym  des  Demos  Bovxädcci  der  Phyle 
sinn  und  das  Fabelgewirre  vor.  Dieses  macht  Aigeis  bekannt  ist.  Allein  es  ist  sehr  frag- 
sich  auch  in  zahlreichen  Scholienstellen  breit,  lieh,  ob  nicht  auch  dieser  Name  aus  Thessalien 
die  für  Feststellung  des  ursprünglichen  Sagen-  nach  Attika  übertragen  ist;  denn  einen  Butes, 
bestandes  aufser  Betracht  bleiben  mufsten.  Sohn  des  Boreas  und  Stiefbruder  des  Lykurgos 
Nicht  zu  diesen  gehört  auch  die  Beteiligung  (ein  auch  im Butadengeschlecht wiederkehrender 
des  Peirithoos  am  Argonautenzug  und  an  Name),  finden  Avir  auch  dort,  Diod.  5,  50;  er 
der  Kaly donischen  Eberjagd,  zwei  Sagen,  10  zwingt  im  Phthiotischen  Achaja  die  Pflegerin 
die  im  Lauf  der  Zeit  immer  mehr  Helden  an-  des  Dionysos  Koronis  zur  Ehe,  ein  Name,  der 
zogen,  ohne  dafs  in  der  alten  Überlieferung  gleichfalls  auf  lapithischen  Zusammenhang  hin- 
selbst  über  diese  nachträglichen  Teilnehmer  weist,  wird  aber  von  Dionysos  mit  Wahnsinn 
Einigkeit  herrschte.  bestraft  und  stürzt  in  einen  Brunnen.  Der 
Beziehungen  des  Peirithoos  zu  At-  Kentaur  Butes  als  Vater  der  Hippodameia 
tika.  Theseus  wurde  erst  im  6.  Jahrhundert  Schol.  V.  Od.  21,  303  kommt  hier  nicht  in  Be- 
zum  attischen  Nationalheros  als  Gegenbild  des  tracht.  Sogar  der  angebliche  Vater  kion  er- 
dorischen Herakles  herausgebildet  und  gehörte  scheint  in  Attika  als  Sohn  des  Antion  und 
ursprünglich  gar  nicht  nach  Athen,  sondern  in  Enkel  des  Periphas,  Aischyl.  Fr.  T.  G.  89; 
das  östliche  Bergland  Attikas,  Marathon,  20  Pherekyd.  Schol.  Ap.  Bhod.  3,  62;  Diod.  4,  69; 
Aphidnai  (z.  B.  Eurip.  Heraklid.  32),  wo  sich  Ov.  Metam.  Th.  444.  Periphas  ist  sowohl 
frühzeitig  Ortssagen  über  ihn  bildeten.  Wahr-  attischer  Autochthon  als  ein  Lapithe ;  vgl.  Anton. 
scheinlich  ist  er  aber  auch  hierher  erst  aus  Lib.  6;  Diod.  4,  69.  Dasselbe  gilt  von  Phorbas, 
Thessalien  gekommen, vgl.Theseus.  Töpffer,  der  auf  der  Kodrosschale  im  Kreise  des  Aigeus 
Aus  der  Anomia  S.  30  ff.  hat  mit  Glück  den  und  Theseus  erscheint,  von  Phaleros,  Deioneus 
Vers  11.  1,  265,  wo  Theseus  als  Teilnehmer  des  und  Mopsos.  Man  kann  sich  daher  der  An- 
alten thessalischen  Kentaurenkampfes  genannt  nähme  nicht  entziehen,  dafs  alle  diese  Namen 
wird,  zu  retten  gesucht.  Ist  Peirithoos  dem  infolge  einer  Wanderung  eines  thessalischen 
Sänger  der  llias  ein  Sohn  des  Zeus  und  Stief-  Stammes,  der  Lapithen  selbst  oder  der  mit 
söhn  des  Ixion,  wie  so  viele  Helden  der  Vor-  30  ihnen  vielleicht  identischen  Dryoper  (vgl.  den 
zeit  als  Göttersöhne  mit  sterblichen  Stief-  oder  Lapithen  Dryas),  über  Euboia  nach  Nordost- 
,, Nährvätern"  erscheinen,  und  so  auch  der  attika,  und  von  hier  auf  dem  Seeweg  auch 
„Aigeide"  Theseus  dort  wohl  als  Sohn  des  nach  der  südlichen  Argolis  gekommen  sind, 
Aigeus  =  Poseidon  und  als  Lapithe  zu  fassen,  wo  wir  Theseus  und  Peirithoos  gleichfalls  früh- 
so  fehlt  uns  jeder  Grund,  in  Peirithoos  und  zeitig  begegnen.  Des  Peirithoos  Mutter  Dia 
seinen  Genossen  bei  Homer  etwas  anderes  zu  erscheint  mit  dem  in  Troizen  heimischen 
sehen,  als  die  mythischen  Stammväter  lapi-  Pittheus  verbunden  als  dessen  Mutter,  die  auch 
thischer  Geschlechter,  die  ihren  Stammbaum  in  Troizen  als  Ortsnymphe  verehrt  wurde,  Schol. 
in  der  auch  sonst  weit  verbreiteten  Manier  an  Pind.  Ol.  1 ,  144.  In  Troizen  und  Hermione 
hohe  Götter  anknüpften.  Eine  natursymbolische  40  scheint  auch  nach  einigen  Spuren  (Töpffer, 
Deutung  des  Peirithoos,  wie  sie  aus  den  spä-  Anomia  40)  die  Hadesfahrt  der  Freunde  loka- 
teren  Fabeln  von  seiner  Verwandtschaft  mit  lisiert.  Der  Raub  der  Helena  weist  durch  den 
den  rofsleibigen  Kentauren  abziüeiten  versucht  Namen  Aphidnai  (Acpiövcc&nv  bei  Paus.  5,  19,  3 
wird,  ist  bei  diesem  reinmenschlichen  Heros  statt  A&dvci&z v  schon  wegen  des  Metrums  zu 
unbedingt  abzulehnen.  Dies  ergiebt  sich  eben  lesen,  s.  Töpffer,  Aus  der  Anomia  36,  1 ;  Herod. 
aus  der  gut  bezeugten  alten  Überlieferung  von  9,  73;  Hellanikos  im  Seh.  zu  77.  3,  144;  Strab. 
seinen  Beziehungen  zu  Attika.  Nach  Ephoros  9,  396;  Plut.  Ihes.Sl-  Paus.  1,17,6)  auf  Nord- 
bei  Phot.  s.  ntQt&oidou  ist  Peirithoos  der  ostattika.  Die  Verbindung  des  Peirithoos  mit 
Eponymos  des  attischen  Demos  Perithoidai,  Theseus  erfolgt  {Plut.  Thes.  30)  in  der  Gegend 
indem  die  Athener  mit  Vorliebe  Thessalier  in  50  von  Marathon.  Dort  raubt  jener  diesem  Rinder- 
ihr  Land  aufnahmen  wegen  der  Freundschaft  h erden,  um  dessen  berühmte  Stärke  und  Tapfer- 
des  Peirithoos  und  Theseus.  Das  ihnen  zuge-  keit  auf  die  Probe  zu  stellen,  und  tritt  ihm, 
wiesene  Gebiet  habe  man  Perithoidai  genannt.  als  er  erfährt,  dafs  er  ihn  verfolge,  gegenüber, 
Peirithoos  heifst  hier  Sohn  des  Ixion.  Der  nicht  als  Feind,  sondern  um  mit  ihm  Freund- 
Historiker  sucht  eine  natürliche  Erklärung  des  schalt  und  Waffenbrüderschaft  zu  schliefsen. 
Namens  jenes  Demos,  läfst  uns  aber  über  die  Hiernach  scheint  sich  die  Sache  so  zu  ver- 
Entstehung der  cpilo^svia  im  Stich.  EinScholion  halten:  Nachdem  die  Theseussage,  jedenfalls 
zu  11.  1,  263  macht  den  Peirithoos  einfach  zum  schon  im  7.  Jahrhundert  (Rückführung  der 
Athener,  der  aber  mit  den  Kentauren  be-  Helena  am  Kypseloskasten),  im  Nordosten  von 
freundet  gewesen  sei.  IltiQi&oos  0  'l'giovog  60  Attika  heimisch  geworden  war,  mufste  sie  die 
yivzi  \l\v  tjv  AQ-t[vccTos'  (axtLcoro  ds  roTg  Ksv-  Peirithoossage  nach  sich  hierher  ziehen.  Der 
rccvQoig]  Damit  wird  das  richtige  Verhältnis  Kentaurenkampf  gehört  noch  ganz  der  thessa- 
gerade  auf  den  Kopf  gestellt.  Und  wenn  seine  lischen  Urheimat  an  und  hat  ursprünglich 
Gattin  Hippodameia  eine  Tochter  des  Butes  nichts  mit  der  Hochzeit  des  P.  zu  thun;  The- 
heifst  (Diod.  4,  70.  Schol.  Hes.  Asp.  178,  wo  seus  beteiligt  sich  dabei  als  Stammesgenofs. 
sie  aber  irrtümlich  den  Namen  der  Mutter  des  Die  späteren  Thaten  des  Theseus  sind  an  Attika 
Peirithoos,  Dia,  trägt),  so  kann  das  allerdings  geknüpft,  und  so  mufs  auch  Peirithoos  dorthin 
auf  Attika    als   deren  Heimat    hinweisen,    da  wandern,  es  wird  zu  ihrer  Verbindung  in  einer 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  in.  56 


1763      Peiritlioos  (Weiterbildung  der  Sage)  Peirithoos  (u.  Hippod.,  Abkunft)      1764 

Zeit,    wo    man    das    ursprüngliche   Verhältnis  des   Butes,   -wobei   die  Kentauren  im  Rausche 

nicht   mehr   kannte,    die  Sage  von  Peirithoos'  sich  an  den  Frauen  vergriffen.    Darob  entspann 

Rinderraub   erfunden.     Seine  Ehe  mit  Hippo-  sich  die  berühmte  Kentaurenschlacht,   aus  der 

dameia  gehört  ursprünglich  dem  Stammlande  nur  wenige  nach  Pholoe  und  Malea  entkamen, 

an,  denn  am  Tag  der  Kentaurenschlacht  gebiert  Soweit  Diodor.    Die  cvyyivsioc  machte  offenbar 

sie  ihm  Polypoites  und  dieser  führt  die  Völker  den  Köpfen  viel  zu  schaffen.    Das  Schol.  V.  Od. 

von  Argissa  und  Gyrtone  etc.  dem  Heere  Aga-  21,  303    weifs    mit  Berufung    auf  Pindar  fol- 

memnons  zu,  IL  2,  738  ff.    Aber  in  Attika  wird  gendes   zu   erzählen:   rov  IIsiqL&oov,  iitiY.lr\aiv 

Peirithoos   der   Eidam   des  Attikers   Butes,   ja  'I^iovog  viöv  övrcc  Xapßävsiv  i^ilm^vy  yvvaiov 

er    wird    schliefslich ,    nachdem    Theseus    zum  10  naqa    t&v    avyytvüv   Ksvravgcov    xr\v  f  BAZIN 

Gründer    Athens    geworden,     selbst    auch    ein  (1.    Bovrtx)    rov    itQOv%ovrog    avrav    7taQ&8vov 

Athener,  s.  o.  'ImtoSdiitiav.    Darnach  wäre  Hippodameia  eine 

Schon  der  Raub  der  Helena  setzt  aber  Kentaurin  gewesen!  Auf  die  Berufung  auf 
voraus,  dafs  Peirithoos  unverheiratet  oder  ver-  Pindar  darf  nicht  so  viel  Gewicht  gelegt  wer- 
witwet  gedacht  wird.  Denn  dieses  Unternehmen  den,  wie  Bd.  2  Sp.  1036  geschieht,  denn  wir 
steht  in  engem  Zusammenhang  mit  der  Hades-  wissen  aus  Pyth.  2,  42  ff,  was  Pindar  über  die 
fahrt.  Da  sich  die  Freunde  in  den  Kopf  ge-  Geburt  des  Kentauros  glaubte,  vgl.  frgm.  147 
setzt  und  verabredet  haben,  Töchter  des  Zeus  Bbckh.  Danach  ist  es  nicht  wahrscheinlich, 
zu  heiraten,  Apd.  Epit.  1,  23  (ein  echt  epischer  dafs  er  den  Peirithoos  eine  Kentaurin  freien 
Zug) ,  so  entführen  sie  zuerst  die  Helena  und  20  läfst,  er  müfste  denn  Peirithoos  selbst  für  einen 
bergen  sie  in  Aphidnai  (Plut.  Thes.  31  u.  a.  Kentauren  gehalten  haben.  Das  macht  aber  das 
s.  o.).  Dann  steigen  sie  bei  Kolonos  Hippios,  Scholion  selbst  durch  den  Zusatz  %az  iiti->di]6iv 
Schol.  Soph.  0.  Col.  159!);  vgl.  Soph.  0.  Col.  57  'I^iovog  vibv  övra  höchst  unwahrscheinlich, 
und  Schol.  Ar "ist.  Equ.  185 —  oder  in  Troizen  oder  Nun  wird  aber  in  der  That  aus  Schol.  A 
Hermione  (Töpffer,  Aus  der  Anomia  40)  oder  in  IL  1,  263  (vgl.  Bd.  2  Sp.  1034)  geschlossen,  dafs 
Tänarum  (Hyg.  fr.  7'J)  in  den  Hades,  um  für  die  Mutter  des  Peirithoos,  Dia,  eine  Kentaurin 
Peirithoos  die  Persephone  zu  rauben  (Minyas),  gewesen  sei,  1)  weil  Zeus  sich  ihr  in  Rofsge- 
werden  aber  ergriffen  und  gefesselt  im  Hades  stalt  genähert  habe,  2)  weil  Dia  nach  dem 
festgehalten,  bis  Herakles  den  Theseus  befreit,  unglücklichen  Lapithenkampf  mit  den  Ken- 
während Peirithoos  als  der  Hauptfrevler  im  30  tauren,  der  aber  NB.  bei  der  Hochzeit  des 
Hades  verbleiben  mufs.  Erst  Euripides  dich-  Peirithoos  stattfand!  nach  Malea  geflohen  sei 
tete  im  Peirithoos,  dafs  beide  gerettet  wurden,  und  von  dort  umkehrend  mit  Zeus,  der  sich 
s.  Hyg.  f.  79,  Damit  ist  in  der  älteren  Sagen-  in  ein  Pferd  verwandelt  habe,  den  Peirithoos 
form  die  Laufbahn  des  Peirithoos  abgeschlossen.  erzeugt  habe.    Das  sind  Märlein,  ersonnen,  und 

Spätere  Weiterbildungen.  1)  Abkunft  zwar  ungeschickt  ersonnen,  um  den  Namen 
des  Peirithoos  und  des  Hippodameia.  Minde-  Perithoos  zu  erklären,  Peirithoos  habe  nämlich 
stens  seit  der  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  seinen  Namen  erhalten  cctiö  rov  TitQi&tiv  innco 
ist  die  Ansicht  herrschend,  dafs  der  Kampf  der  öiioico&svru  rov  Aiu,  iv  reo  iiLyvvo&ca  rf]  jx?jt(h 
Lapithen  und  Kentauren  sich  bei  der  Hochzeit  ccvrov,  vgl.  Eustath.  B.  1,  265  p.  100,  45;  Et. 
des  Peirithoos  mit  Hippodameia  entsponnen  40  M.  668,  16,  und  es  ist  unbegreiflich,  wie  selbst 
und  dafs  dabei  Theseus  als  Freund  des  Peiri-  der  besonnene  Töpffer  (Aus  der  Anomia  32) 
thoos  anwesend  gewesen  sei  und  sich  hervor-  darin  eine  hochaltertümliche  Sagenfassung 
ragend  ausgezeichnet  habe.  In  der  alten  finden  kann.  Er  sieht  selbst  S.  33  in  dem 
thessalischen  Sage  beruhte  der  Kampf  auf  der  Zusatz  uitb  rov  tisqiQ'sIv  nur  einen  etymolo- 
natürlichen  Feindschaft  der  avdQsg  und  der  gischen  Deutungs versuch  des  Namens  Peiri- 
cpf]Q8g.  In  der  Odyssee  21,  296  erscheint  der  thoos;  aus  diesem  geht  aber  eben  hervor,  dafs 
Kentaur  Eurytion  als  Gast  im  Hause  des  Pei-  die  ganze  Geschichte  nur  zu  diesem  Zweck 
rithoos,  aber  nicht  bei  der  Hochzeit.  Und  erst  erfunden  ist.  In  der  Bias  14,  317  ist  keine 
nachträglich  entspinnt  sich  der  Kampf  der  Spur  davon  zu  finden,  dafs  die  'I^ioviv  älo%og 
beiden  Stämme  infolge  der  nicht  unverdienten  50  eine  Kentaurin  gewesen  sei;  wie  könnte  Zeus 
Mifshandlung  des  Eurytion.  Man  empfand  in  der  dortigen  Situation,  wo  er  die  lieb- 
offenbar bald  das  Bedürfnis  nach  einer  Er-  reizende  Hera  den  andern  Liebschaften  gegen- 
klärung  der  freundschaftlichen  Beziehungen  überstellt,  an  eine  andere  als  an  die  Mens  che n- 
zwischen  Peirithoos  und  Eurytion,  und  sie  bot  gestalt  derselben  denken?  Natursymbolische 
sich  in  der  anscheinenden  Verwandtschaft.  Deutungsversuche  des  Wesens  des  Peirithoos, 
Peirithoos  ist  Ixions  Sohn,  wenn  auch  nur  die  sich  auf  solche  Scholienangaben  stützen, 
v.ar  iTt'iY.lr\Giv  (Schol.  V.  Od.  21,  303),  und  heifst  scheinen  daher  auf  ziemlich  schwachen  Füfsen 
so  auch  gewöhnlich  in  der  späteren  Litteratur;  zu  stehen.  Denn  selbst  wenn  Ixion  ein  Sonnen- 
so  z.  B.  Apd.  1,  8,  2,  4;  Ovid  passim.  Die  Ken-  heros  ist,  so  kann  auf  Perithoos  diese  Deutung 
tauren  sind  Söhne  des  Ixion  und  der  Nephele,  60  keine  Anwendung  finden,  weil  er  eben  in  die- 
direkt  oder  indirekt,  also  ist  die  ßvyyivsta  ser  Version,  so  gut  wie  sonst,  nicht  Sohn  des 
fertig,  Pirithous  Ixionis  füius,  frater  Gentau-  Ixion,  sondern  des  Zeus  ist.  Schon  Pott,  Zeitschr. 
rorum:  Hyg.  fab.  14.  Nach  Diod.  4,  70  ver-  /'.  vgl.  Sprachf.  7,  92  wollte,  wenn  auch  fragend, 
langten  die  Kentauren  von  Peirithoos  einen  in  Perithoos  den  Herumläufer,  den  sich  schein- 
Teil  des  väterlichen  Erbes;  darüber  entspann  bar  herumdrehenden  Himmel  oder  Wirbelwind 
sich  ein  Streit.  Nach  der  Aussöhnung  lud  u.  dergl.  erkennen;  besonders  E.  H.  Meyer, 
Peirithoos  die  Kentauren  und  den  Theseus  zu  Gandharven —  Kentauren  190.  198;  M.Mayer, 
seiner  Hochzeit  mit  Hippodameia,  der  Tochter  Giganten   und    Titanen  91 ;    Tümpel    zu    Ken- 


1765      Peirithoos  (in  Athen;  Kentaur. -Kampf)  Peirithoos  (kalyd.  Eberjagd,  Argonaut)      17.66 

tauren  Bd.  2  Sp.  1088  Anm.  sehen  in  Perithoos  den  Jägern  erwähnt,  Paus.  8,  45,  7,  allerdings 

einen    Sonnenheros.      Aber   speziell   für   Peiri-  in  einer  Giebelecke,  so  dafs  es  fraglich  ist,  ob 

thoos  liegt  doch  die  Sache   so,    dafs   aus   der  wir  die  Benennung   der  Jäger  nicht  blofs  den 

älteren  Überlieferung  sich  keine  Anhaltspunkte  tegeatischen    Exegeten    zu    verdanken    haben, 

für  eine  solche  Deutung  finden  lassen,  sondern  und  wahrscheinlich  ist  er  auch   in   einer  der 

nur  aus  der  trüben  Quelle  der  Scholienlittera-  Figuren   des   Reliefs  von  Gjölbaschi  mit  Dar- 

tur,  mit  überdies  vierfach  verderbten  Texten.  Stellung  der  Eberjagd,  das  auf  ein  vermutetes 

Wenn  man   auch   den  Namen  der  Gattin   des  malerisches  Vorbild    aus    dem  polygn.   Kreise 

Peirithoos  Hippodameia  für  die  Rofsnatur  die-  zurückgeführt  wird,   sowie  in   einigen  Vasen- 
ses  Heroen  ins  Feld   führt,    so   vergifst  man,  10  bildern  dieses  Gegenstandes   zu   erkennen,   da 

dafs  dieser  Name  auch  sonst  vielfach  vorkommt.  in  diesen  auch  Theseus  unter  den  Vordersten 

wo   von   solchen  Beziehungen  keine  Rede  ist,  erscheint,  vgl.  d.  Art.  Meleager  Bd.  2  Sp.  2612. 

und  dafs  sie  auch  Deidamia  (Plut.  Thes.  30)  Daraus  würde  sich  ergeben,  dafs  die  Teilnahme 

Laodameia  auf  einer  Vase  Ann.  e  Mon.  1854  des  Peirithoos  an  der  kalydon.  Eberjagd  schon 

t.  16,   Arch.  Ztg.  29,   159,  Ischomache,   La-  im  5.  Jahrb.  wenigstens  in  Attika  geläufig  war. 

pithae  genus  heroine  (Propert.2,  2,  9)  genannt  5)  Unter  den  Argonauten  erwähnt  den  Pei- 

wird.    Ihre  Abkunft  von  dem  Kentaurenhäupt-  rithoos  nur  Hygin  fab.  14,  während  Ap.  Ehod. 

ling  Butes    in   Schol.  V.  Od.   21,   303,    dessen  1,  101  ff.  ihn  um  die  Zeit  dieses  Zugs  mit  The- 

Name    aber  nach   Diod.  4,  70  hergestellt  ist,  seus  im  Hades  festgehalten  sein  läfst. 
wird   eben  nur  an   dieser  Stelle  behauptet;  in  20        6)    In    dem    Amazonenkampf   des    Theseus 

dem  Schol.  zu  Hes.  Asp.  178,  das  nicht  mehr  tritt  auf  Bildwerken  (s.  u.)  Peirithoos  als  Mit- 

und  nicht  weniger  Autorität  als  das  Odyssee-  streiter  auf  und  wird   als  solcher  erwähnt  im 

scholion  beanspruchen  kann,  heifst  sie  Dia  und  Text  der  Tabiüa  Albani  O.  Jahn,  Gr.  BUderehr. 

Tochter    des    Atheners,    bezw.    Thebaners  S.  73:    'A\ial6v£g  8'    ig   xav  AxxiyMv    ioißcdov. 

Butes,  korrig.  aus  Butates.  @7]6tvg  ö'h  xcci  üiQi&oog  ccvxug  iviv.a<sav.    Man 

2)  Die  Verpflanzung  des  Peirithoos  nach  wird  daher  auch  in  den  grofsen  Denkmälern  des 
Attika  bezw.  Athen,  die  sich  am  natürlichsten  attischen  Amazonenkampfs  aus  dem  5.  Jahrh. 
aus  der  Wanderung  eines  thessalischen  Stam-  und  späteren  Darstellungen  überall  auch  den 
mes  nach  Attika  erklärt,  wird  von  Plutarch,  Peirithoos  unter  den  Hauptkämpfern  annehmen 
Utes.  30  aus  dem  Wunsch  des  Peirithoos  er-  30  dürfen,  auch  wo  er  nicht  namentlich  bezeugt 
klärt,  den  berühmten  Helden  Theseus  kennen  ist,  da  er  eben  der  unzertrennliche  Gefährte 
zu  lernen.    Das  Hesiodscholion  (Asp.  178)  läfst       des  Theseus  geworden  ist. 

ihn  infolge  eines  Verwandtenmords  nach  Athen  7)    Die    Verbrüderung    des    Peirithoos    mit 

(korrig.  aus  Theben)  kommen,  um  sich  reinigen  Theseus  wird  teils  an  den  Anfang   seiner  und 

zu    lassen;    hier    habe   er  dann  ein  Weib   ge-  an  das   Ende  von   Theseus1  Laufbahn   verlegt, 

nommen,  Dia,  die  Tochter  des  Butes  (Butates).  Plut.   Thes.  30,  wo  Peirithoos,  von  dem  Ruhm 

3)  Der  Kentaurenkampf  des  Peirithoos  ist  des  Theseus  herangezogen,  in  die  Gegend  von 
immer  in  Thessalien  lokalisiert  geblieben.  The-  Marathon  kommt,  ihm  seine  Rinder  forttreibt, 
seus  kommt  dann  als  Freund  zur  Hochzeit  und  sich  dann  seinem  Richterspruch  unterwirft  und 
steht  den  Lapithen  als  ov^iicc^og  bei,  Plut .  Thes.  40  ihm  eine  ewige  Freundschaft  schwört ,  die 
30.  Die  Litteratur  des  5.  Jahrhunderts  läfst  dann  ihre  erste  Bethätigung  in  dem  Kentauren- 
uns  im  Stich.  Wie  weit  gerade  des  Peirithoos  kämpf  bei  seiner  Hochzeit  findet,  teils 
Anteil  bei  Pindar  und  vielleicht  in  Aischylos'  wird  erzählt,  dafs  sie  vor  der  gemeinsamen 
Perrhaibidai  hervortrat,  entzieht  sich  unserer  Entführung  der  Helena  und  Persephone  in  oder 
Kenntnis,  vgl.  den  Artikel  Kentauren  Bd.  2  bei  Athen  noch  einen  besonderen  Vertrag  ge- 
Sp.  1035  ff.  Einen  Nachklang  davon  haben  schlössen  hätten.  Hier  gehen  die  Nachrichten 
wir  vielleicht  in  der  lebensvollen  Schilderung  sehr  auseinander.  In  Athen  wurde  nach  Paus. 
Ovids  Met.  12,  210  ff,  Dagegen  tritt  in  den  1,  18,  5  beim  Sarapeion  der  Ort  des  Vertrags  ge- 
grofsartigen  Bildwerken  dieses  Zeitraums  (s.u.)  zeigt,  den  sie  vor  dem  Zug  nach  Lakedaimon 
in  der  Regel  Theseus  als  Protagonist  hervor,  50  und  in  die  Unterwelt,  bezw.  hier  nach  Thes- 
und  es  ist  überhaupt  nicht  möglich,  unter  den  protien,  schlössen.  Paus.  1,  30,  4  berichtet  so- 
übrigen  Kämpfern  den  Peirithoos  immer  heraus-  dann  von  dem  Heroon  der  Freunde  im  Kolonos 
zuerkennen.  Bei  Orid  treten  Theseus  und  Kai-  Hippios,  verbunden  mit  dem  des  Oidipus  und 
neus  besonders  hervor,  gerade  bei  der  Abwehr  Adrastos.  Dieselbe  Stelle  nennt  schon  Sopho- 
des  Angriffs  des  Eurytos  (so)  auf  Hippodameia  kies,  Oed.  Col.  1590  ff.  und  spricht  dabei  von 
fehlt  auffallenderweise  Peirithoos  und  tritt  erst  einem  xoilog  xQctxrJQ,  oü  xcc  &r]6Ecog  ütQi&ov 
sehr  spät,  nach  mehr  als  100  Versen  in  den  xe  xslxcci  ni6x'  usi  ^vv&r^iccxa,  wonach  die 
Kampf  ein.  Auch  bei  Apollodor  Epit.  1,  21  Freunde  hier  in  die  Unterwelt  hinabstiegen  und 
fällt  der  Hauptruhm  dem  Theseus  zu,  offenbar  zum  Andenken  dessen  ein  Mal  errichtet  wurde, 
unter  dem  Einfluls  der  attischen,  Theseus  be-  60  Erscheint  das  avv&rnicc  hier  erst  vor  der  Hades- 
vorzugenden Litteratur.  fahrt  geschlossen,  so  wird  es  sonst  gewöhnlich 

4)  Als  Teilnehmer  an  der  Kalydonischen  vor  die  Entführung  der  Helena  und  diese  mit 
Eberjagd  nennen  den  Peirithoos  Apollod.  1,  8,  der  Hadesfahrt  in  enge  Beziehung  gesetzt 
2,  4;  Ovid  Met.  8,  303  (cum  Pirithoo,  felix  eon-  Apd,  Epit.  1,  23;  Plut.  Thes.  31.  Nach  Apollo- 
cordia,  Tlteseus)  u.  404.  Auf  archaischen  Bild-  dor  a.  a.  O.  verabredeten  sie,  Töchter  des  Zeus 
werken  fehlt  er  und  Theseus  noch  bei  diesem  zu  heiraten,  und  entführten  zuerst  für  Theseus 
Vorgang.  Aber  schon  in  der  Giebelgruppe  des  die  Helena,  die  dann  nach  Athen  (nach  Hyg. 
Athenetempels  zu  Tegea  wird  Peirithoos  unter  79  Athenas  in pagum  Atticae  regionis)  in  Shher- 

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1767      Peirithoos  (u.  Theseus;  im  Hades)  Peirithoos  (Bedeutung  des  Namens)      1768 

heit  gebracht,  aber  während  der  Hadesfahrt  Die  Kehrseite  dieser  Wendung  ist,  dafs  beide 
von  den  Dioskuren  samt  Theseus'  Mutter  wieder  im  Hades  bleiben  mufsten,  so  nach  Virg.  Aen. 
geraubt  wird,  dann  steigen  sie  in  den  Hades,  6,  017  im  Widerspruch  mit  6,  122.  Ha 
wo  sie  von  dem  Gotte  eingeladen  werden,  sich  übrigens  in  ersterer  Stelle  Theseus  von  Peiri- 
auf  den  Thron  der  Lethe  zu  setzen,  aber  an  thoos  v.  601  getrennt  erscheint  und  nach 
diesen  anwachsen  und  mit  Schlangengewinden  v.  122  aus  dem  Hades  wiedergekehrt  ist,  so  ist 
festgehalten  werden,  während  in  der  älteren  bei  v.  017  an  seine  Bestrafung  nach  seinem 
Sage  ein  Kampf  anzunehmen  ist,  in  dem  sie  Tode  zu  denken,  die  gegenüber  der  der  übrigen 
in  die  Flucht  geschlagen  und  dann  gefesselt  Büfser  noch  mild  genug  ist.  Peirithoos  ist  001 
werden.  Nach  Hygin  fab.  79  werden  sie  von  io  mit  Ixion  und  den  Lapithen  zusammenge- 
Zeus  aufgefordert,  sich  von  Pluton  für  Peiri-  nommen.  Aus  Polygnots  Unterweltsbild  Paus. 
thoos  die  Persephone  als  Gemahlin  zu  erbitten;  10,  29,  9  läfst  sich  nichts  Sicheres  schliefsen. 
sie  gehen  rper  insulam  Taenariam'  hinab,  wer-  —  Vorherrschend  ist  die  Sagenwendung  ge- 
ilen aber,  wie  sie  ihr  Anliegen  vorbringen,  von  blieben,  dafs  Peirithoos  aus  der  Unterwelt  nicht 
den  Furien  niedergeworfen  und  lange  ge-  mehr  zurückgekehrt  ist.  Denn  auch  die  weni- 
peinigt.  Plutarch,  Thes.  31  läfst  beide  ihren  gen,  die  seine  Wiederkehr  annehmen,  wissen 
Vertrag  erst  nach  der  Entführung  der  Helena  von  ihm  nach  derselben  nichts  mehr  zu  berichten, 
schliefsen,  nachdem  sie  der  Verfolgung  ent-  Bedeutung  des  Namens  und  der  Sage, 
gangen  sind;  sie  losen  um  diese  und  geloben  Der  Name  IltiQi&oos  ist  gleichbedeutend  mit 
sich,  dafs  der,  der  sie  erhalte,  dem  andern  zu  20  IltQL&oog,  der  sehr  häufigen  Nebenform,  und 
einer  andern  Gemahlin  behilflich  sein  solle.  wird  erklärt  entweder  als  der  Herumläufer, 
Die  kühne  Höllenfahrt  wird  aber,  wie  auch  oder  als  der  Überschnelle,  der  sehr  Schnelle. 
Paus.  1,  17,  4.  18,  5,  wo  Thesprotien  genannt  Die  Erklärung  des  Homerscholion  11.  1,  203, 
wird,  ganz  rationalistisch  in  einen  Zug  nach  dafs  er  seinen  Namen  davon  habe,  dafs  sein 
Epirus  umgewandelt,  wo  der  Molosserkönig  Vater  in  Rofsgestalt  die  Mutter  vor  der  Be- 
Aidoneus,  der  seine  Frau  Persephone,  seine  gattung  umkreist  habe  (s.  0.),  ist  nicht  ernst 
Tochter  Köre  und  seinen  Hund  Kerberos  ge-  zu  nehmen.  Wohl  aber  hat  man  daraus,  dafs 
nannt  habe,  den  Freiern  seiner  Tochter  diese  um  Vater  und  Mutter  nach  dieser  Nachricht  als 
den  Preis  des  Kampfes  mit  dem  Hunde  zugesagt  Rosse  bezw.  als  Kentauren  gedacht  sind,  so- 
habe.  Als  er  hörte,  dafs  Peirithoos  und  Theseus  30  wie  aus  der  Bedeutung  seines  angeblichen 
die  Tochter  rauben  wollten,  habe  er  sie  ergreifen  Vaters  Ixion  als  aiolischen  Sonnengottes 
und  den  Peirithoos  von  dem  Hund  zerreifsen  schliefsen  wollen,  dafs  auch  P.  ein  Sonnenheros 
lassen,  den  Theseus  aber  in  Gewahrsam  gehalten.  oder  eine  Art  Sonnengott  sei,  vgl.  Tümpel,  Anm. 
8)  Das  fernere  Schicksal  des  Peirithoos  im  zu  Art.  Kentauren  Bd.  2  Sp.  1088;  M.  Mayer, 
Hades.  Mehrfach  wird  wie  bei  Plut.  Thes.  31  Gig.  und  Tit.  91;  über  die  Verknüpfung  von 
berichtet,  Peirithoos  als  der  Hauptfrevler  sei  Kentauren  mit  Heliosheroen  und  Heraheroiden 
vom  Kerberos  gefressen  worden,  Schol.  Tzetz.  vgl.  die  Litteratur  bei  Tümpel  a.  a.  O.  Pott, 
Chil.  in  Anecd.  Oxon.  3  p.  359,  22;  Tzetz.  Arist.  Zeitschr.  f.  vgl.  Sprach/'.  7,  92  sah  in  dem 
Frösche  142.  Nach  der  Hypothesis  des  pseudo-  „Umläufer",  der  ihn  lebhaft  genug  an  das  Bad 
euripideischen  Peirithoos  wurde  nur  dieser  ge-  40  des  Ixion,  einer  Abart  des  Zeus  inybalog  erinnert, 
fesselt,  und  Theseus  blieb  freiwillig  bei  ihm,  „den  sich  von  Ost  nach  West  umdrehenden 
Horat.  carm.  4,  7,  28.  Die  geläufigste  Fassung  Himmel"  oder  „Wirbelwinde  und  dergL"  Ähn- 
ist die,  dafs  die  Frevler  gefesselt  im  Hades  lieh  Mannhardt,  W.  F.  K.  84 ff.  Gruppe,  Gr. 
(resp.  in  Epeiros)  bleiben,  bis  Herakles  er-  Myth.  114,  dem  der  Kampf  der  Lapithen  mit  den 
scheint,  um  den  Kerberos  zu  holen.  Da  flehen  Kentauren  das  von  thessalischen  Dichtern  aus 
sie  ihn  um  Erlösung  an,  aber  nur  den  Theseus  der  Gegenwart  als  That  mythischer  Ahnen 
bringt  er  wieder  auf  die  Oberwelt,  Apd.  2,  5,  in  die  Vergangenheit  projizierte  Bild  des  Kampfs 
12,  5  ff. ;  Epit.  1,  24;  Diod.  4,  26.  Schon  Pan-  thessalischer  ßittergeschlechter  (Lapithen)  mit 
yasis  erzählte  nach  Paus.  10,  29,  9,  dafs  sie  den  Patriziern  der  Küstenstädte  (Kentauren) 
auf  ihren  Thronen  nicht  wie  gefesselt  ausge-  50  ist,  glaubt,  dafs  der  Hauptheld  Peirithoos  „der 
sehen  hätten,  sondern  an  den  Steinsitz  ange-  Überschnelle"  eigentlich  nach  einem  hölli- 
wachsen  gewesen  seien.  Nach  Apd.  2,  5,  12,  6  sehen  Rachegeist  genannt  sei,  weshalb  ihn 
mufste  Herakles  den  Peirithoos  in  der  Unter-  Zeus  nach  dem  bekannten  Scholion  IL  1,  203 
weit  zurücklassen,  da  bei  dem  Versuch,  ihn  in  der  Gestalt  eines  Rosses  zeuge,  bald  aber 
loszumachen,  die  Erde  erbebte.  Nach  Diod.  auf  die  Wettrennen  bezogen  worden  sei,  die 
4,  63  und  wohl  schon  bei  Euripides  wurde  an  dem  thessalischen  Heiligtum  (der  chironi- 
Theseus  auf  Bitten  des  Herakles  freigegeben.  sehen  Grotte)  gefeiert  zu  sein  scheinen,  und 
Den  Komikern  gab  jene  Losreifsung  Veran-  daher  Gemahl  der  Hippodameia  sei,  bei  deren 
lassung  zu  spafshaften  Erfindungen :  Schol.  Arist.  Hochzeit  eben  der  Kampf  ausbreche.  Viel 
Bitter  1368;  in  den  Diegemata,  Westerm.  tfü  natürlicher  ist  die  Erklärung  der  Lapithen  und 
Mythogr.  gr.  p.  380  wird  erzählt,  Herakles  Kentauren,  die  in  jenen  die  Vertreter  eines  in 
habe  zwar  den  Peirithoos  losgerissen,  das  Ge-  mythische  Zeiten  zurückreichenden  histori- 
säfs  sei  aber  am  Felsen  hängen  geblieben,  da-  sehen  Volkes  und  im  Kampf  mit  den  tosen- 
her  der  Name  ThiQi&oog  anvyog.  Nun  dichtete  den  Wildbächen  den  Sieg  der  menschlichen 
allerdings  schon  Euripides  oder  Kritias  in  Kultur  über  die  entfesselte  Naturgewalt  der 
seinem  Peirithoos,  dafs  Herakles  beide  befreit  Wildwasser  sieht,  Boscher,  Göttinger  Gel.  Anz. 
habe,  ebenso  berichtet  Diodor  4,  26  u.  63  1884  nr.  4  u.  Artikel  Kentauren  und  Lapithen. 
„nach    einigen  Mythographen",    Hyg.   fab.  79.  Peirithoos    führt   daher   auch  wie  die  übrigen 


1769      Peirithoos  (Bedeutung  der  Sage) 

Lapithen  einen  menschlichen  Namen,  er  ist 
der  überaus  Schnelle,  ein  Name,  der  zu  einem 
religiösen  Deutungsversuch  weniger  als  irgend 
ein  anderer  nötigt.  Es  findet  sich  auch  aufser 
dem  gemeinsamen  Heroon  des  Peirithoos,  The- 
seus,  Oidipus  und  Adrastos  bei  dem  Erdmal 
im  Kolonos  Hippios  Paus.  1,  30,  4  keine  Spur 
einer  göttlichen  Verehrung.  Er  war  den  Grie- 
chen in  der  Zeit  der  Blüte  des  Epos,  der 
Tragödie  und  der  bildenden  Kunst,  ehe  grü-  10 
belnde  Gelehrsamkeit  sich  durch  Erfindung  von 
allerlei  Zeugungs-  und  andern  Sagen  die  Be- 
ziehungen des  Helden  zu  den  Kentauren  zu 
erklären  suchte,  der  kühne  Vorkämpfer  der 
Männer,  d.  h.  der  Menschen,  gegen  die  f&fjQtg, 
die  mit  tierischer  Wildheit  die  menschliche 
Kulturarbeit  verwüstenden  Wildbäche;  das 
spricht  sich  schon  in  der  Wahl  der  Waffen 
aus,  da  bei  Hesiod  Asp.  78  ff.  wie  später  fast 
durchweg  die  Lapithen  mit  richtigen  Waffen,  20 
sagen  wir  Artefakten,  die  Kentauren  mit  Steinen, 


Peirithoos  (Bedeutung  der  Sage)      1770 

Am  ehesten  könnte  man  noch  die  Hades- 
fahrt für  eine  mythische  Deutung  des  Peiri- 
thoos als  ursprünglichen  Sonnengottes  an- 
führen, da  auch  andere  Heroen,  die  mit  mehr 
oder  weniger  Wahrscheinlichkeit  als  ursprüng- 
liche Sonnengötter  gedacht  wurden,  wie  Hera- 
kles, Odysseus,  ihre  Hadesfahrt  machen,  oder, 
wie  Ixion,  in  der  Unterwelt  als  Frevler  büfsen. 
Aber  es  ist  ein  äufserst  schwankender  Boden, 
auf  den  man  sich  mit  solchen  Deutungen  wagt, 
und  man  thut  besser,  sich  bei  den  Vorstellungen 
zu  bescheiden,  welche  ein  phantasievolles  und 
immer  neuer  Erfindungen  fabelhafter  Helden- 
thaten  frohes  Geschlecht  sich  von  den  Helden 
seiner  Vorzeit  machte.  Und  diesem  ist  Peiri- 
thoos ein  wagemutiger  Held,  der  nach  kühnen 
und  segensreichen  Kämpfen  mit  so  gefährlichen 
Feinden,  wie  den  Kentauren,  den  Amazonen 
(dem  kalydonischen  Eber),  selbst  vor  dem  Zug 
in  den  Hades,  der  dem  Kühnen  in  Hellas  an 
verschiedenen  Orten  offen  stand,  nicht  zurück- 


1)  Peirithoos  im  Kentaurenkanipf,  Lapithinnen  zum  Kultbild  einer  Göttin  flüchtend. 
Vom  Fries  des  Tempels  in  Phigalia  (nach  Baumeister,  Denfon.  d.  kl.  Altert.  Taf.  43). 


Fichtenstämmen  u.  dergl.  kämpfen.  Als  solcher 
Vorkämpfer  der  Kultur  ist  er  Sohn  des  Zeus, 
wie  so  mancher  andere  Held  dioytvrjg  genannt 
wird,  und  der  Dia,  in  der  nach  dem  Epos  (27. 
14,  317)  weder  eine  Herahypostase  noch  eine 
Kentaurin,  sondern  eben  die  Gattin  des  Ixion  zu 
verstehen  ist.  Durch  diese  Genealogie  des  Peiri- 
thoos wird  eben  jede  Verwandtschaft  mit  den 
Kentauren  ausgeschlossen,  denn  Ixion,  der  Vater 
der  Kentauren  von  der  Nephele,  ist  nicht  Vater 
des  Peirithoos,  und  Dia,  die  Mutter  des  Peirithoos 
von  Zeus,  ist  nicht  die  Mutter  der  Kentauren. 
Die  Verbindung  des  Peirithoos  mit  Attika 
aber,  die  gewifs  ursprünglich  schon  in  Thessa- 
lien bestand,  erklärt  sich  aus  der  offenbar  nicht 
rein  sagenhaften  Einwanderung  thessalischer 
Geschlechter,  der  Perithoiden,  der  Koroniden, 
Philaiden,  ünd-elg,  unter  denen  das  des  The- 
seus  selbst  auch  war,  in  Attika  in  Zeiten,  wo 
Athen  noch  nicht  der  politische  Mittelpunkt 
dieser  Landschaft  war.  Vgl.  Töpffer,  Aus  der 
AnomiaS.  30 ff. bes.  39;  Preller,  Gr.  Myth.  23, 14. 


scheut.  Gerade  dafs  Herakles  und  Odysseus 
von  dort  zurückkehren,  weil  sie  nicht  als 
frevelnde     Eindringlinge     kommen,     während 

50  Peirithoos  sein  frevelndes  Beginnen  mit  ewigem 
Gefängnis  büfst,  spricht  wieder  gegen  seine 
Auffassung  als  Sonnenheros.  Einem  späteren 
Geschlecht,  dem  er,  der  Sohn  des  Zeus,  zum 
Ixioniden  und  Hadesstürmer  geworden  ist,  er- 
scheint er  auch  bei  Lebzeiten  schon  als  deorum 
spretor  mentisque  ferox  Ixione  natus  (Ovid  Met. 
8,  602  f.),  während  die  alte  Sage  aufser  dem 
Helenaraub  und  der  Hadesfahrt  keine  Züge 
von  besonderer  ferocia  (vßgig)  kennt,  sondern 

60  ihn  im  Gegenteil  als  Bekämpfer  schädlicher 
Gewalten,  als  Wohlthäter  der  Menschheit  und 
treuen  Freund  erscheinen  läfst. 

In  der  erhaltenen  Litteratur  erscheint 
Peirithoos  nirgends  im  Mittelpunkt  einer  eige- 
nen Dichtung.  Dafs  er  in  der  Minyas  und 
vielleicht  auch  in  den  Theseiden  eine  hervor- 
ragende Rolle  spielte,  ist  anzunehmen.  Die 
Tragödie  hat    ihn  mehrfach   zum  Gegenstand 


1771  Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in   der   Kunst)         1772 


genommen,  so  vielleicht  Aeschylos  in  den 
Perrhaibiden,  Euripides  oder  Kritias  im  Peiri- 
thoos s.  Nautik,  Euripides  trag.  Bd.  3,  Athen. 
11,  4116  B.  und  Aristophon,  Äth.  7  p.  303  A.; 
über  die  Komiker  s.  o. 

Peirithoos  in  der  bildenden  Kunst. 
1)  Der  Kentaurenkampf,  a)  Die  Lapithen 
als  Hopliten  im  Kampfe  mit  den  Baumäste  und 
Steine     schwingenden    Kentauren     auf    einem 

Streifen  der  Francois- 
vase.  Am  linken  Ende 
Theseus  nur  zum  Teil 
erhalten,  aber  inschrift- 
lich bezeugt,  gegen  die 
Mitte  die  Kaineusgruppe, 
in  der  grofsen  Lücke 
rechts  ist  wohl  Peirithoos 
anzunehmen.  Es  ist  eine 
förmliche  Schlacht  in 
Einzelkämpfen,  kein  zu- 
falliger Streit  bei  einem 
Feste,  darum  fehlen  die 
Frauen,  entsprechend  der 
älteren  Auffassung.  Ähn- 
liche Darstellungen,  aber 
ohne  Inschriften  auf  den 
schwarzfig.  Vasenbildern 
Berlin  1754  u.  2047.  — 
b)  Polygnots  Gemälde 
im  Theseion  in  Athen, 
Paus.  1, 17,  2,  vgl.  Robert, 
Marathonschlacht,  18. 
Hall.  Winckelmannspr . 
S.  48  f.  Obwohl  wir  über 
dieses  Bild  nichts  weiter 
wissen,  als  dafs  erst  The- 
seus einen  Kentauren 
getötet  hatte,  der  Kampf 
im  übrigen  aber  noch 
unentschieden  war,  so 
scheint  doch  schon  hier 
das  unterbrochene  Hoch- 
zeitsfest des  Peirithoos 
dargestellt  gewesen  zu 
sein,  da  die  im  folgenden 
aufgezählten  Bildwerke, 
die  dieseScene  darstellen, 
zum  Teil  mehr  oder  weni- 
ger unter  dem  Einflufs 
dieses  grofsen  Gemäldes 
stehen,  wie  ein  solcher 
auch  von  andern  poly- 
gnotischen Gemälden  auf 
späteren  Darstellungen 
nachzuweisen  ist.  —  c) 
Robert,  vermutet  einen 
derartigen  Einflufs  schon 
bei  der  westl.  Giebel- 
gruppe des  Zeus- 
tempels in  Olympia, 
angeblich  von  Alkamenes,  abgeb.  u.  a.  Arch. 
Jahrb.  1888,  Taf.  5/6,  2,  vgl.  Paus.  5,  10,  8. 
Nach  Pausanias  Aväre  die  Mittelfigur,  die  ge- 
wöhnlich für  Apollo  erklärt  wird,  Peirithoos, 
und  der, Verteidiger  der  Hippodameia,  links  von 
"er  Mitte,  Kaineus.  Ist  die  Mittelfigur  nicht 
Peirithoos,  so  kommt  dieser  Name  dem  von 
Taus.   Kaineus    genannten    Lapithen  zu,   wäh- 


1773         Peirithoos  (in  der  Kunst) 

rend  der  entsprechende  Kämpfer  rechts  The- 
seus  ist,  kenntlich  an  der  charakteristischen 
Waffe  des  Beils  oder  Hammers.  Ein  zwingender 
Grund,  an  der  Benennung  des  Pausanias  zu 
zweifeln,  ist  nicht  vorhanden,  und  Brunn  hat 


Peirithoos  (in  der  Kunst)  1774 

Mitte  ein.  Seine  Ruhe  ist  dadurch  motiviert, 
dafs  er  eben  erst  auf  den  Lärm  herbeikommt 
(wie  er  ja  auch  in  andern  Darstellungen  nicht 
bei  der  Hauptaktion,  dem  Raub  der  Hippoda- 
meia,  zugegen  ist)  und  im  ersten  Staunen  zu- 


3)  Peirithoos  (?)  im  Kentaurenkampf.     Florentiner  Krater. 
(3.  Sali.   Winckelmannsprogramm  Taf.  3,  1). 


dieselbe  nachdrücklich  verteidigt,  Sitzungsber. 
der  k.  bayer  Äkaä.  d.  Wissensch.  1888,  2,  2 
S.  187 — 197,  weniger  glücklich  Sauer,  Arch. 
Jahrb.  1891,    S.  92  ff.,   vgl.    ebd.   Treu  p.  108. 


nächst  wie  versteinert  stehen  bleibt,  nur  mit 
Blick  und  r.  Hand  dem  Vorgang  zugewandt, 
der  ihn  zunächst  angeht.  In  der  L.,  die  einen 
nicht  ganz  leichten  Gegenstand  gehalten  haben 


r  c  i  pio  002 


4)  Peirithoos  und  Theseus  befreien  Laodameia.     Tarentiner  Krater  im  Brit.  Mus.     Unterer  Streifen 

(nach  Annali  e  Monum.  del'  Inst.  1854  Taf.  16). 


Apollo  erscheint  als  solcher  nicht  genügend 
charakterisiert,  der  Bogen,  den  ihm  der  Er- 
gänzer in  die  L.  giebt,  ist  in  dieser  Haltung 
kaum  sichtbar.  Peirithoos  dagegen,  der  doch 
die  Hauptperson  ist,  nimmt  ganz  passend  die 


mufs,  trug  er  wohl  einen  Becher,  womit  dann 
auch  angedeutet  wäre,  dafs  er  vom  Festmahl 
im  Innern  des  Palastes  kommt.  Dafs  Pausa- 
nias mit  der  Benennung  des  jetzt  gewöhnlich 
für  Peirithoos  gehaltenen  Lapithen  K  als  Kai- 


1775         Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in  der  Kunst)  1776 


neus  Recht  hat,  dafür  spricht  der  Umstand, 
dafs  dieser  Lapithe,  der  sonst  in  diesem  Ken- 
taurenkampf nie  fehlt,  hier  nicht  in  der  sonst 
üblichen  Art  dargestellt  werden  konnte  und 
doch  bei  seiner  nahen  Beziehung  zu  der  Braut 
—  sind  ja  doch  beide  Atraciden  —  nicht  fehlen 
durfte;  er  ist  der  erste,  der  ihr  Hilfe  bringt, 
bis  Peirithoos  einschreitet.  Die  Übereinstim- 
mung dieser  Giebelgruppe  mit  Vasenbildern, 
die  von  Polygnots  Gemälde  abhängig  sind, 
beschränkt  sich  also  auf  die  Entlehnung  ein- 
zelner Motive,  auf  die  E.  Curtius,  Arch.  Ztg. 
1883  ganz  treffend  hingewiesen  hat,  als  Kom- 
position im  Ganzen  ist  sie  ein  völlig  selbstän- 
diges Werk.  —  d)  In  dem  Kentaurenkampf  am 
Friese    des    sog.   Theseion    fehlen  die  Weiber 


nicht  mehr  ermitteln,  welche  Metope  den  Pei- 
rithoos darstellte.  Auch  an  den  Sohlen  der 
Statue  des  Parthenos,  also  von  Phidias  selber, 
war  der  Kampf  der  Lapifhen  und  Kentauren 
angebracht,  Plin.  n.  hist.  36,  18.  —  f)  Von 
Polygnots  Gemälde  beeinflufst  ist  nach  0.  Benn- 
dorf,  Gjölbaschi  Trysa  S.  18(5  auch  der  Ken- 
taurenkanipf  am  Fries  des  Heroon  von  Gjöl- 
baschi. —  g)  In  Phigalia  ist  zweifellos  der 
10  Kampf  bei  der  Hochzeit  dargestellt,  vgl.  Bau- 
meister, Beul; m. d.M.  Altert.  3Tf.42u.  43 (s.  Abb.l). 
Hier  wird  der  Lapithe,  der  die  an  einem  Götter- 
bild hingesunkene  Frau  von  einem  Kentauren 
befreit,  Platte  10,  bei  Baumeister  Nr.  1469, 
wegen  des  an  einem  Baume  hängenden  „Löwen"- 
felles  für  Theseus  erklärt.    Dieses  Fell  ist,  wie 


■ 


1 


5)  Peirithoos  befreit  Hippodameia  von  Eurytion.     Marmorgemälde  aus  Herculaneum 
(nach  Robert,  22.  Haitisches    Wi nckelniannsprogramni  1898  Taf.  1). 


und  damit  die  Andeutung  der  Hochzeit,  die 
Lapithen  sind  behelmt  und  beschildet,  die 
Kentauren  kämpfen  mit  Steinen  und  Bäumen, 
der  Künstler  folgt  also  in  seiner  Komposition 
noch  der  älteren  Auffassung  einer  förmlichen 
Lapithenschlacht.  Peirithoos  ist  durch  nichts 
kenntlich  gemacht.  Dasselbe  gilt  von  einem 
Vasenbild  freiesten  Stils  im  Mus.  borbonico 
(nazionale)  zu  Neapel,  Mon.  d.  Inst.  6,  tav. 
38,  wo  auch  der  Kanrpf  mit  regulären  Waffen 
geführt  wird  und  die  Frauen  fehlen,  so  dafs 
nichts  auf  die  Hochzeit  hinweist.  —  e)  Die 
Kentaurenmetopen  des  Parthenon  dagegen 
haben  die  Vorstellung  von  dem  Weiberraub 
und  damit  von  dem  Vorgang  bei  der  Hochzeit 
zur  Voraussetzung.     Doch  läfst  sich  auch  hier 


Robert,  Kentaurenkampf  etc.  S.  13  richtig  be- 
merkt, kein  Löwen-,  sondern  ein  Pantherfell 
und  gehört  zu  dem  Kentauren.  Es  ist  daher 
hier  wohl  eher  Peirithoos  zu  erkennen,  der 
seine  Frau  befreit,  und  die  Benennung  Theseus 
wird  demjenigen  gebühren,  der  auf  Platte  5 
allein  bereits  einen  Kentauren  überwunden  hat 
60  wie  in  dem  polygnotischen  Gemälde.  —  Mit 
mehr  Recht  als  bei  verschiedenen  von  den 
plastischen  Werken,  bei  denen  doch  Künstler 
von  selbständiger  Bedeutung  in  Betracht  kom- 
men, werden  Einwirkungen  des  Polygnotischen 
Gemäldes  auf  Vasenmaler  anzunehmen  sein; 
hierher  gehört  namentlich  —  h)  ein  Stamnos 
in  Berlin  nr.  2403,  abgeb.  Arch.  Z'g.  1883  Taf. 
17;   es  sind  nur  wenige  Bruchstücke  erhalten, 


1777  Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in  der  Kunst  I 


1778 


die  aber  Motive  zeigen,  welche  in  der  olym- 
pischen Giebelgruppe  wiederkehren.  In  dem 
Hammerschwinger  ist  wohl  Theseus,  in  dem 
nach  entgegengesetzter  Richtung  kämpfenden 
Lapithen,  von  dem  nur  das  r.  Bein  und  ein 
Stück  des  Arms  erhalten  ist,  Peirithoos  zu  er- 
kennen. Der  zwischen  beiden  erscheinende 
König  wird  von  Furtwängler  als  Vater  der 
Braut,  Atrax,  bezeichnet.  —  i)  Krater  in  Wien, 


beteiligt,  sondern  erst  im  Begriff,  helfend 
einzugreifen.  -  -  k)  Die  Münchener  Schale  nr. 
368,  ohne  Inschriften,  zeigt  die  Lapithen  in 
voller  Rüstung,  die  Kentauren  mit  Baum- 
stämmen bewaffnet,  also  nicht  die  Hochzeit. 
—  1)  Florentiner  Vase,  Heydemann,  3.  Hall. 
Winckelmannsprogr.  Tat'.  3,  1;  Engelmann, 
Bilderati.  z.  Ovid  22,  132;  Amelung,  Fuhrer 
durch  d.  Antiken  r.  Florenz  S.  233  nr.  232,  s.  Abb. 3. 

r7^ 


6)  Scene  aas  dem  Kentaurenkampf  auf  dem  Grabstein  des  Metrodoros  aus  Chios  (nach  Ath.  Mill/i.  1888   Taf.  3). 


Arch.  Ztg.  1883  Taf.  18,  s.  Abb.  2.  Im  Palast 
wird  eine  zum  Thalamos  fliehende  Frau,  die 
Hippodameia  zu  benennen  ist,  von  einem  Ken- 
tauren angegriffen,  den  ein  geschürzter  Diener 
von  hinten  mit  einem  Feuerbrand  bekämpft: 
Peirithoos    (Hsqi&o<s)  ,    bärtig   und   unbekränzt, 


Hier  scheint  der  nach  r.  gewandte  Lapithe, 
zu  dessen  Füfsen  das  von  einem  Kentauren 
bedrohte  Mädchen  niedergestürzt  ist,  Peiri- 
thoos zu  sein,  Bobert,  Kentaurenkampf  (22. 
Hall.  Winckelmannsprogr)  S.  10.  —  m)  Taren- 
tiner  Krater   der  Sammlung  Jeröme  Napoleon, 


7)  Theseus  und  Peirithoos  die  Antiope  raubend,  Amphora  aus  Vulci,  im  Louvre  (nach  Mon.  d.  Inst.  1,  55). 


nur  mit  Schwert  und  lose  hängendem  Mantel 
ausgestattet,  eilt  in  grofsen  Schritten  aus  dem 
Thalamos  nach  der  entgegengesetzten  Richtung 
dem  aufserhalb  des  Palastes  entbrannten  Kampfe 
zu;  die  Kränze  der  übrigen  Lapithen,  ein  umge- 
stürzter Krater  und  das  Feuer  auf  dem  Altar 
deuten  an,  dafs  ein  Fest  durch  das  Verhalten 
der  Kentauren  unterbrochen  ist.  Peirithoos 
ist  hier,  wie  in  Olympia,  am  Kampf  noch  un- 


jetzt  Brit.  Mus.  F.  272;  Ann.  Monum.  dell'  Inst. 
1854,  tav.  16;  Engelmann,  Bilderati.  z.  Hom. 
Odyssee  15,  93  und  zu  Ovid  21,  130;  Schreiber, 
Die  Wandgemälde  des  Polygnotos  2, 104;  Bobert, 
Kentaurenkampf  etc.  S.  11  (unterer  Streifen),  s. 
Abb.  4:  In  der  Mitte  istLaodameia  (inschr.) 
von  ihrem  Thron  aufgesprungen,  von  einem  Ken- 
tauren von  r.  gepackt;  dieser  wird  r.  von  ®r\- 
6svg  mit  einer  Keule   angegriffen,  während  1. 


1779         Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in  der  Kunst)         1780 


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von  Laodameia  IltiQi&oos  mit  Schwert 
und  flatterndem  Mantel  (unbärtig)  her- 
beieilt; zu  beiden  Seiten  fliehende  Mäd- 
chen. Die  Scene  im-  oberen  Streifen  des 
Bildes  scheint  die  Wirkung  des  Angriffs 
im  Thalamos  darzustellen.  Bei  diesem 
Vasenbild  ist  nicht  zu  übersehen,  dafs 
der  eigentliche  Kentaurenkampf,  der  sich 
aus  Anlafs  des  Angriffs  auf  die  Braut  ent- 
spann, nicht  dargestellt  ist,  sondern  nur 
die  Abwehr  dieses  Angriffs;  alle  übrigen 
kämpfenden  Kentauren  und  Lapithen  feh- 
len. Das  Bild  läfst  an  eine  Tragödien- 
scene  als  Vorbild  denken.  —  n)  Marmor- 
gemälde aus  Herculaneum  Robert, 
Kentaurenkampf  etc.  22.  Hall.  W.-Progr. 
1898  Taf.  1,  s.  Abb.  5,  wahrscheinlich  Kopie 
eines  Gemäldes  aus  der  Schule  des  Zeuxis. 
Ein  Kentaur  hat  die  nach  r.  fliehende 
Hippodameia,  die  ihn  von  sich  zu  halten 
bemüht  ist,  bei  der  r.  Schulter  ergriffen, 
wird  aber  selbst  von  einem  Lapithen  bei 
den  Haaren  gepackt,  der  ihm  das  linke 
Knie  auf  den  Rücken  setzt,  so  dafs  seine 
Hinterbeine  zusammenknicken,  und  ihn 
mit  dem  Schwerte  bedroht.  Die  Dar- 
stellung hat  viel  Ähnlichkeit  mit  der 
Scene  im  Fries  von  Phigalia,  wo  Hippo- 
dameia an  dem  Götterbild  hingesunken  ist. 
In  dem  herculanischen  Gemälde  kann  der 
Befreier  wohl  niemand  andres  sein  als 
Peirithoos ;  er  hat  keines  der  Attribute,  die 
sonst  Theseus  kennzeichnen  (Keule,  Ham- 
mer, Löwenfell),  sondern  das  auch  in 
den  oben  beschriebenen  Vasenbildern  ihm 
gegebene  Schwert.  —  o)  Diesem  Typus  des 
Raubes  und  der  Befreiung  der  Hippo- 
dameia entspricht  die  Darstellung  auf  drei 
etruskischen  Graburnen,  deren  eine  Körte, 
Urne  etrusche  2,  71,  11,  Robert  a.  a.  0.  S.  12 
unten  abbildet:  Eurytion  nach  r.  trägt 
hier  die  Hippodameia  im  1.  Arm,  unter  ihm 
liegt  ein  gefallener  Krieger,  von  1,  her 
kommt  Peirithoos  mit  dem  Schwert  in  der 
R.  und  packt  ihn  mit  der  L.  am  Haar, 
hinter  ihm  erscheint,  gerüstet,  aber  mit 
einem  Beil  bewaffnet,  Theseus*)  Diesem 
entspricht  rechts  ein  gleichfalls  gerüsteter 
Krieger.  —  p)  Mehr  dem  Typus  des  Vasen- 
bildes m  entspricht  das  Relief  Körte,  Urne 
etrusche  2,  71,  10,  Robert  S.  12  oben: 
Eurytion  nach  1. ,  der  die  völlig  nackte 
Braut  mit  dem  r.  Arm  erhoben  hat  und 
in  der  L.  einen  Baumast  trägt,  wird  von 
hinten  von  Theseus  mit  dem  Beil  ange- 
griffen, während  auf  der  andern  Seite 
Peirithoos  ihm  die  Braut  entreifst.  Hier- 
her gehört  endlich  auch  noch  die  Dar- 
stellung des  Kentaurenkampfs  vom  Grab- 
stein des  Metrodoros  aus  Chios.  Ath.  3Iitt. 
1888  S.  368,  Taf.  3,  etwa  aus  der  Mitte 
des  3.  Jahrhunderts  v.  Chr.,.  s.  Abb.  6.  Der 
Künstler  arbeitet  zwar  offenbar  nur  nach 
ihm  geläufigen  guten  Mustern,  aber  da 
nur     eine     einzige     weibliche     Figur     in 

*)  Robert  sagt,  Theseus  fehle;  mir  scheint  der 
Krieger  1.  eben  durch  sein  Beil  als  Theseus  ge- 
kennzeichnet zu  sein. 


1781  Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in  der  Kunst)         1782 


der  Mitte  der  Vorderseite  erscheint,  so  kann  kein 
Zweifel  sein,  dafs  es  sich  um  die  Befreiung  der 
Hippodameia  handelt; 
der  Kämpfer  rechts  von 
ihr  zeigt  grofse  Ähn- 
lichkeit mit  dem  Peiri- 
thoos des  herculani- 
schen  Marmorgemäldes 
und  des  Kraters  Jeröme 
Bonaparte,  und  die 
Gruppe  der  Frau  und 
der  beiden  Kämpfer 
zusammen  nimmt  sich 
aus  wie  eine  Abkürzung 
der  Gruppe  vom  Phi- 
galiafries  nr.  1469;  der 
den  Kentauren  wür- 
gende Lapithe  links 
von  der  Mitte  kehrt  in 
dem  Wiener  Krater  und 
der  Florentiner  Vase 
wieder,  so  dafs  die 
zwei  Kämpfer  wohl  mit 
Becht  als  Peirithoos 
und  Theseus  zu  be- 
zeichnen sind.  Jeden- 
falls ist  dieses  Denk- 
mal ein  lehrreiches  Bei- 
spiel von  dem  Fortwirken  einmal  geschaffener 
typischer    Darstellungen    eines    Gegenstandes. 


2)  Der  A  m  a  z  o  n  e  n  k  a  m  p  f.  In  älteren  Vasen- 
bildern begegnet  die  Entführung  der  Amazone 


0)  Theseus  und  Peirithoos  mit  der  geraubten  Helena,  Üinochoe  in  Berlin  nr.  1731 
(nach  Genick,  Griec/t.  Keramik  T.  34,  1) 

Antiope  durch  Theseus  in  Begleitung  des  Pei- 
rithoos, auch  des  Phorbas  mehrfach,  vgl.  Welcher, 


umiiemi^  ffzi  [pH  fpzi  n^in^in^i[Piii^i[?^iiT^i[T^iPiii^iii^iP 


10)  Fesselung  des  Theseus  und  Peirithoos  im  Hades  (anwesend:  Hades,  Persephone,  Erinys). 
Vase  aus  Buvo  (Jatta)  (nach  Arch.  Ztg.  1844  T.  15). 


1783         Peirithoos  (in  der  Kiinst) 

Alte  Denkmäler  3,  357.  a)  Masee  Etr.  de  Luc. 
Bonaparte  nr.  520  ANTIOFTEIA,  4>OPBAI. 
TTEIPI0OZ.  Vgl.  De  Wüte,  Descr.  d'une  coli, 
de  Vases  peints  nr.  115;  0.  Jahn,  Arch.  Aufs. 
S.  184.  Theseus  führt  mit  Phorbas  und  Peirithoos 
die  Antiopeia  davon.  —  b)  Mon.  d,  Inst.  1,  55, 
AnnaliS,  152;  5.  240ff.,s.Abb.  7 :  sog. tyrrhenische 


Amphora 
aus   dem 
Cabinet  Du- 
rand,   jetzt 
im    Louvre, 
aus       Yulci 
stammend ; 
die  Kehrseite 
trägt  das  be- 
kannte Bild  des 
Kroisos  auf  dem 
Scheiterhaufen, 
vgl.  Welcher,  A.  D. 
3,  481  Anm.  1  u. 
486:  ANTIOTTE,  OE 
ZEYZ,     TTEPI0OZ: 
Theßeus    trägt   Antiope 
davon,  sein  Freund  steht 
ihm,   Verfolger   abweh- 
rend, zur  Seite.—  c)  Mus. 
Etr.  nr.  1614;  Gerhard, 
Auserl.     Vasenbilder    3, 
44,    not.    52:     Theseus 
und  Antiope  auf  einem 
Wagen,    den   eben   ein 
Waffengefährte  desThe- 
seus  besteigt,  Poseidon 

wehrt    einen  nachsetzenden   Krieger    ab,    vgl. 
München  Nr.  7.  Der  beigeschriebene  Name  TTO- 
ZIAAZ  oder  Pokidas  gehört  entweder  zu  diesem, 
und  ist  dann  vielleicht  für  JJiQid'og  verschrieben, 
oder  zu  dem  Verfolger.  Doch  macht  die  Anwesen- 
heit eines  männlichen  Verfolgers  die  Deutung       des  Amazonen- 
der   Geraubten    als  Amazone    verdächtig.     Bei       kampfs      an      der 
den  weiteren  von  Welcher  angeführten  Vasen-  60  Westseite  des  Metopen 
fragmenten    ist    teils    die    Deutung,    teils    die       frieses    am   Parthenon  (arg 
Gegenwart  des   Peirithoos  nicht   gesichert.  — 
d.  e)  In   den  berühmten   Gemälden   der  Ama- 
zonenschlacht in  Athen  von  Polygnot  im  The- 
aeion  (Amazonen  zu  Fufs)    und  von  Mikon    in 
der    Poikile    (Amazone    zu    Pferd)     in    Athen, 
Paus.  1,  17,  2  u.  1,  15,  2;    Robert,    Marathon- 
schlacht S.  48,   über   die  uns   sonstige  Einzel- 


11)  Peirithoos  in.  der  Unterwelt, 
von  Dike   bewacht   (anwesend : 

Aiakos  und  Triptoleinos). 
Vasenfragment  in  Karlsruhe 
(nach  Arch.  Ztg.  1884  Taf.  19). 


Peirithoos  (in  der  Kunst)  1784 

heiten  nicht  bekannt  sind,  wird  Peirithoos 
neben  dem  Haupthelden  Theseus  nicht  gefehlt 
haben.  Reminiscenzen  an  diese  Gemälde  finden 
sich  in  zahlreichen  Aniazonenkämpfen  auf 
rotfig.  Vasen,  sowie  in  dem  entsprechenden 
Relief  des  Heroon  von  Gjölbaschi,  0.  Bevmdorf, 
Taf.  14  f.  S.  139.     Das  wundervoll  feine  Bild 

auf  dem  Aryballos  von 
Cumae  mit  beigeschrie- 
benen Namen,  abgeb. 
Baumeister,  Denkm.  d. 
kl.  Altert.  3  S.  2000,  das 
von  Robert  mit  Recht 
auf  Polygnots  Gemälde 
im  Theseion  zurück- 
geführt wird,  nennt  Pei- 
rithoos nicht.    Dagegen 

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ist  er  mit  Phorbas  neben 
Theseus  im  Kampfe  mit 
Andromache,  Hippolyte 
und  anderen  Amazonen" 
dargestellt    auf    einem 
sehr      schönen      rotfig. 
Vasenbild  aus  Agrigent, 
jetzt    in    engl.    Privat- 
besitz,    abg.    Gerhard, 
Auserl.  griech.    Vasenb. 
4,  329/30,  2,  s.  Abb.  8. 
—    f)    Die    Amazonen- 
schlacht in   Athen  war 
ferner    dargestellt    auf 
dem  Schild  der  Athene 
Parthenos,  Paus.  1,  17, 
2;  Plin.n.h.  36,  18  und 
g)  auf  dem  Schemel  des 
olympischen    Zeus, 
Paus.  5,  11,  7   „die 
Schlacht  des  The- 
seus    gegen     die 
Amazonen,     die 
erste   Grofsthat 
der      Athener 
gegen  Nicht- 
stammver- 
wandte".— 
Bei     den 
Reliefen 


zerstört)  wird  wohl  der  atti- 
sche Kampf  gemeint  sein,  während  bei  dem 
Fries  von  Phigaleia  wohl  eher  an  den  Kampf 
des  Herakles  zu  denken  ist.  In  den  späteren 
Darstellungen,  z.  B.  am  Maussoleum,  am  Fries 
von  Magnesia,  auch  in  dem  Amazonenkampf 
des  attalischen  Weihgeschenks   auf  der  Akro- 


1785  Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in  der  Kunst)  1786 


polis  läfst  sich  überhaupt  nicht  mehr  ent- 
scheiden, welcher  Kampf  gemeint  ist,  und  auf 
den  Amazonensarkophagen  ist  der  Amazonen- 
kampf vor  Troja  dargestellt;  für  bildliche  Dar- 
stellungen des  Peirithoos  kommen  also  diese 
Bildwerke  nicht  in  Betracht. 

3)  Die  kalydonische  Eberjagd.  Die 
ältere  Kunst  kennt  die  Teilnahme  des  Peiri- 
thoos an  dieser  Jagd  noch  nicht.  Auf  dem 
Fries  von  Gjölbaschi,  abg.  Art.  Meleager  Bd.  2  10 
Sp.  2614,  ist  Theseus  sicher  zu  erkennen,  daher 
bei  der  grofsen  Zahl  der  Teilnehmer  auch 
Peirithoos  mit  Wahrscheinlichkeit  anzunehmen, 
ebenso  wahrscheinlich  auf  der  grofsen  Ber- 
liner Vase  3258,  abg.  Gerhard,  Apul.  Vasenb. 
Taf.  9.  Ein  aus  gewissen  verwandten  Zügen 
beider  Darstellungen  erschlossenes  Gemälde 
grofsen  Stils  aus  dem  Kreise  polygnotischer 
Kunst  ist  in  der  Litteratur  nicht  nachzuweisen. 
Dagegen  war  Peirithoos  unter  den  Jägern  in  20 
der  Giebelgruppe  des  Tempels  der  Athena  Alea 
zu  Tegea  von  Skopas,  Paus.  8,  45,  6  f.;  vgl. 

d.  Art.  Meleagros  Bd.  2  Spr.  2616:  die  ge- 
fundenen Reste  sind  äufserst  spärlich. 

4)  Theseus  und  Peirithoos  als  Freunde, 
Gemälde  des  Panainos  an  den  Thronschranken 
des  Zeus  in  Olympia:  Paus.  5,  11,  5.  Über  den 
Inhalt  der  Darstellung  giebt  Pausanias  nichts 
an.  Die  Analogie  der  übrigen  Bilder  giebt 
keinen  sicheren  Aufschlufs,  doch  hat  Trendelen-  30 
bürg,  Arch.  Anzeiger  1897  S.  24  ff.  aus  der  Be- 
stimmung des  Raumes  vor  dem  Zeusbild  eine 
sinnreiche  Erklärung  der  Bedeutung  der  aus- 
gewählten Gegenstände  erschlossen,  wonach  es 
sich  bei  Theseus  und  Peirithoos  nicht  sowohl 
um  ihre  Bestrafung  im  Hades ,  an  die  man 
denken  könnte,  als  um  ihre  Persönlichkeiten 
schlechthin  in  ihrer  vorbildlichen  Freundestreue 
bis  in  den  Tod  handelt.  Demnach  war  wahr- 
scheinlich, da  doch  wie  in  den  übrigen  Bildern  40 
eine  Aktion  anzunehmen  ist,  die  Beschwörung 
ihres  Freundschaftsbundes  der  Gegenstand  des 
Bildes. 

5)  Der  Raub  der  Helena,  a)  Auf  dem 
amykläischen  Thron  des  Bathykles  von 
Magnesia,  Paus.  3,  18,  15:  IliiQi&ovs  rs  Kai 
0ri6£vs  riQnazoTtg  elßlv  'EXsvt^v,  also  genauer 
P.  und  Th.  mit  der  geraubten  H.  Diese  Scene 
erkenne  ich  dargestellt  in  der  -  -  b)  Berliner 
Oinochoe  nr.  1731,  vielleicht  von  Amasis,  50 
vgl.  Adamek,  Unsignierte  Vasen  des  Amasis, 
Prager  Studien  etc.  Heft  5,  1895  S.  35,  abgeb. 
ebd.  S.  39  u.  40.  Genick,  Griechische  Keramik 
Taf.  34, 1, s.Abb. 9.  Furticängleru.  Adamek  sehen 
darin  die  Rückführung  der  geraubten  Helena 
durch  die  Dioskuren  oder  der  Aithra  durch  ihre 
Enkel,  Engelmann  Art.  Helena  Bd.  1  Sp.  1957 
die  erstere;  doch  ist  weit  wahrscheinlicher  die 
Scene  des  Raubes  in  dem  vorgeschrittenen 
Stadium  wie  am  amykläischen  Thron  anzu-  eo 
nehmen,  wo  nach  der  Beschreibung  nicht  der 
Raub,  sondern  die  Freunde  mit  der  geraubten 
Helena  dargestellt  waren.  Die  Frau,  die  von 
beiden  Männern  sehr  energisch  an  den  Armen 
gepackt  wird,  scheint  widerwillig  zu  folgen. 
Ihre  Bekränzung  erklärt  sich  daraus,  dafs  sie 
vom  Opfer  der  Artemis  weggeraubt  wurde, 
Hijg.  fdb.  79;    Plut.   Thes.  31.    —    c)    Berliner 


Hydria  nr.  2175,  rotfig. ,  strengen  Stils,  ohne 
Nameninschriften,  daher  Deutung  nicht  völlig' 
gesichert.  Auf  einen  Wagen  nach  1.  steigt  in 
derselben  Richtung  ein  bärtiger  Mann,  Peiri- 
thoos, den  Kopf  nach  r.  umwendend,  wo  ein 
nackter  Jüngling,  Theseus,  weit  nach  1.  aus- 
schreitend eine  Frau  (Helena)  dem  Wagen  zu- 
trägt,   die   jammernd  beide  Arme   ausstreckt. 


lü)  Peirithoos  und  Theseus  in  der  Unterwelt,  Ruveser 
Vase  in  Karlsruhe  (nach  Ed.  1  Sp.  1809). 

Abgeb.  Genick,  Keramik  Taf.  29.  —  d)  Schwarzfig. 
Vasenbild  ohne  Inschriften,  abg.  Gerhard,  Aus- 
erles.  Griech.  Vasenb.  3,  167  unten.  —  Weitere 
unsichere  Darstellungen  dieser  Scene  sind  auf- 
gezählt Bd.  1  Sp.  1956,  46  ff.  -  -  e)  Münchener 


13)  Peirithoos  von  I)ike  bewacht.    Aus  der  Unterweltsvase 
von  Santangelo  in  Neapel  (nach  Arch.  Ztg.  18-4  Taf.  18). 

Vase,  abg.  Gerhard,  Auserl.  Griech.  Vasenb.  3, 
168b  und  darnach  im  Art.  Helena  Bd.  1  Sp. 
1933/4;  die  Namen  sind  beigeschrieben,  nur 
die  der  Helena  und  Korone  verwechselt;  auch 
hier  ist  Peir.  bärtig,  Theseus  unbärtig. 
f)  Reliefvasenbild  aus  Tanagra  Ephein.  arch. 
1884,  Taf.  5,  s.  Bd.  1  Sp.  1956  Z.  61. 

6)  Peirithoos  im  Hades,     a)  Die  Fesse- 


1787  Peirithoos  (in  der  Kunst) 


Peirithoos  (in  der  Kunst)       1788 


lung  der  Frevler:  Vase  aus  Ruvo  (Jatta)  Ar  eh. 
Ztg.  1844  Taf.  15;  Müller,  B.  a.  K.  2,  68  nr.  862; 
Baumeister,  Benkm.  d. kl.  Alt.  3,  1765  (s.Abb.  10). 
In   der  Mitte  Persephone   nach  r.    sehend  mit 


14)  Peirithoos  und  Theseus  in  der  Unterwelt  von  Tuchuleha  bewacht. 
Etruskisch.  Wandgemälde  aus  Corneto  (nach  Mon.  d.  Inst.  9  Taf.  15). 


2  Fackeln,  1.  neben  ihr  sitzt  Hades  unter  einem 
Baum,  auf  der  andern  Seite  wird  Theseus,  nach 
r.,  aufs  1.  Knie  gesunken  von  einer  Erinys  ge- 


15)  Heraklos,  Peirithoos,  Theseus  in  der  Unterwelt. 
Relief  aus  Villa  Albani,  jetzt  im  Museo  Torlonia., 

fesselt;  zwischen  ihr  und  Persephone  liegen 
Theseus1  Mantel,  Hut  und  Keule;  im  Vorder- 
grunde 1.  unter  Hades  und  Persephone  liegt 
schon  gefesselt  Peirithoos,  r.  Speere,  Hut  und 


Chlamys  desselben,  Scene  aus  der  Minyas,  s.  o. 
—  b)  Peirithoos  und   Theseus   in   dem   Unter- 
weltbild des  Polygnot  in  Delphi  Paus.  10, 
29,  9.     Pausanias  sagt  nur:  Theseus  und  Pei- 
rithoos   sitzen    auf  Thronen,   jener 
halte  in  beiden  Händen  Schwerter, 
das   des   P.   und   sein  eigenes,    auf 
die     Peirithoos    traurig,     dafs    sie 
ihnen    nichts    geholfen,    hinblicke. 
Wenn  auch  Polygnot  die  Minyas  als 
Quelle  benutzt  hat,  indem  er  aufser 
anderen  diese  beiden,  die  er  in  der 
Nekyia  der  Odyssee  vielleicht  noch 
nicht  fand  (vgl.  Od.  11,  631),  daraus 
entnahm,  so  können  wir  ihm  doch 
als    athenischem    Bürger   nicht  zu- 
trauen,  dafs   er  die  Rückkehr    des 
Theseus  nicht   gekannt  habe,   und 
als  Künstler,  der  die  naraßaatg  des 
Odysseus    malen    wollte,    mufste 
er  sich,  auch  wenn  er  die  Minyas 
benutzte,  doch  Theseus    in    diesem 
Fall    als    gestorben,    also    wieder 
im    Hades    befindlich    denken,    wie 
auch  den   Orpheus.     Dafs   er  dann 
im  Hades   mit    dem  Freunde   wie- 
der vereinigt  wird,  erscheint  ebenso 
natürlich,    als   es  unwahrscheinlich 
ist,    dafs    der    in   Athen    als  Heros 
Verehrte    von    einem    Athener    als 
Büfser    dargestellt  wurde,  während  Peirithoos 
allerdings  als  Büfser  gedacht  sein  kann  wie  in 
den  Vasenbildern  e)  u.  1).  Dieses  Verhältnis  deu- 
ten   die    beiden   Schwerter    in    den 
Händen  des  Theseus  und  der  trau- 
rige Blick  des  Peirithoos  an:  er  ist 
noch   immer  gefesselt,    der    andere 
frei,  Pausanias  aber  hielt  beide  für 
gefesselt  mit  unsichtbaren  Banden, 
daher  sein  Zitat  aus  Panyasis.     So 
löst  sich  vielleicht  das  Rätsel,  vgl. 
Robert,  Nekyia  S.  '65.   Mit  Recht  ist 
man    davon    abgekommen,    in    den 
grol'sen  unteritalischen  Vasenbildern 
Nachbildungen    des  Polygnotischen 
(Temäldes   finden    zu  wollen;    mehr 
als  einzelne  Motive  daraus   sind  in 
dieselben  nicht  übergegangen.    Viel- 
leicht gehört  dazu  das  des  Peirithoos 
und  Theseus,  obwohl  dieses  in  den 
Unterweltvasen  selbst  mehrfach  will- 
kürlich variiert  ist,  indem  bald  Peiri- 
thoos allein,  gefesselt  und  von  Dike 
mit  dem  Schwert  bewacht,  bald  mit 
dem  Freunde  vereint  oder  von  ihm 
sich  verabschiedend  erscheint  (c — f). 
—  c)  Die  schönste  und  wohl  älteste 
aller  Unterweltvasen,  den  Inschriften 
nach  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr.,  ist 
die  nur  in  wenigen  Stücken  erhal- 
tene in  Karlsruhe,  abg.  Areh.  Ztg. 
1884  Taf.  19,  Text  von  P.  Hartwig, 
s.  Abb.  1 1 .  Hier  ist  das  ursprüngliche 
Motiv  des  in  den  Hades  eingedrun- 
genen, dafür  gefesselten  und  an  seinen  Sitz  ge- 
bannten  Frevlers,    der  von  Dike  mit  dem  ge- 
zückten  Schwert   bewacht  wird,    am   reinsten 
bewahrt.     Ob  hinter  Dike  noch  Theseus  folgte, 


1789         Peirithoos  (in  der  Kunst)  Peiro                           1790 

ist  nicht  mehr  festzustellen,   aber  nicht  wahr-  22,  64  mit  Litteratur,  abg.  Zoeya,  Bassirel,  tav. 
scheinlich,   obwohl   auf  der  entsprechenden   1.  103;     Baumeister,   1).    d.   kl.  Alt.    3,    S.  179G; 
Seite  des  Palastes  des  Hades  3  Personen  gewesen  besser:    Monumenti  del  Museo  Torlonia  T.  93 
zu  sein  scheinen.    Denn  unter  Dike  deutet  das  nr.  376;  Monum.  antichi  pubbl.  per  lacura  della 
Fragment  des  nach  1.,  also  nach  innen  gerichteten  r.  Accademia  dei  Lincei  1  1892  tav.  2;  Petersen, 
Totenrichters  Triptolemos  einen  Abschlufs  auf  Aus  d.  alten  Born  S.  118  nr.  100  (s.  Abb.  15).   Die 
dieser  Seite  an.  Auch  auf  —  d)  der  andern,  voll-  Deutung  als  Peirithoos,  in  der  Mitte  sitzend,  1. 
ständigen  Karlsruher  Unterweltvase  (aus  Ruvo,  Herakles,  der  den  Theseus  befreit  hat,  r.  The- 
die  beiden   obern  Streifen   abgebildet  im  Art.  seus,  der  trauernd  den  Freund  zurückläfst,  ist 
Hades  Bd.  1  Sp.  1809/10,  daraus  Abb.  12)  sind  r.  10  vielfach    angefochten,    vgl.    bes.    Friederichs- 
vom  Palast  nur  2  Jünglinge  dargestellt,  gegen  Wolters,  Gipsabg.  nr.  1201,  und  Petersen,  Arch. 
3  Figuren  auf  der  1.  Seite.    Aber  hier  ist  die  ße-  Ztg.  1877.  S.  119,  doch  spricht  für  sie  die  Ähn- 
deutung der  Gruppe  bereits  ganz  verblafst:  es  lichkeit  der  Haltung  beider  Freunde  mit  der 
fehlt  Dike;  die  Freunde  sind  in  vertrautem  Ge-  Vase  von  Canosa  (f),  wo  auch  Peirithoos  den 
sprach  begriffen,  Peirithoos  sitzend,  ohne  jede  Kopf  von  Theseus  abwendet,  und  ein  Fragment 
Andeutung  der  Fesselung,  mit  2  Speeren;  die  eines   ähnlichen  Reliefs    im   Berliner  Museum 
Kopfhaltung  deutet  allerdings  auf  eine  schmerz-  mit  dem  Kopf  des  OEIEYZ,   Heibig  a.  a.  O. 
liehe  Gemütsbewegung;  aber  Theseus,  mit  Keule  Das  Material  des  albanischen  Reliefs  ist  grie- 
und   aufgestütztem  rechten  Fufs,  macht  nicht  chischer  Marmor;   es   scheint  eine  Kopie  eines 
den    Eindruck    eines    eben    Weggehenden;    es  20  der  Zeit  des  Phidias  nahestehenden  Originals 
sind  einfach  die  im  Hades  vereinigten  Freunde.  zu  sein.  —  Eine  ähnliche  Scene,  aber  im  ein- 
—  e)   Inhaltlich,    aber  nicht   stilistisch  näher  zelnen   vielfach    abweichend,    zeigt  ein  Relief 
als  d)  steht  dem  Fragment  c)  die  entsprechende  in  Ince  Blundel  Hall,  Arch.  Ztg.  1877,  Tat'.  12, 
Gruppe    der    Vase    von    Santangelo    Neapel  oben.     Dazu    Michaelis,    Arch,  Ztg.   1874,  32. 
nr.  709,  abg.  Arch.  Ztg.  1884  Tat'.  18,  s.  Abb.  13.  nr.  310:  Doch  spricht  hier  gegen  diese  Deutung 
Auch  hier  sind  dem  Peirithoos  die  Hände  auf  der  Umstand,   dafs   das  Relief   rechts  unyoll- 
den  Rücken  gebunden,  und  überdies  die  Waffen  ständig  ist,  und  hier  noch  eine  weitere  Figur 
abgenommen.     Die  Bannung  an   den   Sitz  ist  anschlofs,    auch    fehlt   jede   Charakterisierung 
nicht  ausgedrückt,   aber  eine  Frau   mit  einem  der  einzelnen  Figuren  und  die  Köpfe  sind  alle 
Schwert  in  der  L.  sitzt  neben  ihm,  die  offenbar  30  neu.  —  i)  Eine  ziemlich  genaue  Wiederholung 
der  Dike    in   c)   entspricht,    aber  diese   Figur  des    albanischen    Reliefs    (erhalten    Peirithoos 
sehr   abgeschwächt   wiedergiebt;    sie   hat   das  fast  ganz  bis   auf  den  Kopf  und  1.  Arm,  von 
Schwert  nicht  entblöfst  und  nicht  die  drohende  Theseus    die    Beine)     findet    sich    im    Louvre, 
Haltung  wie  in  c);    auch    hier  fehlt  Theseus  Clarac,  202,  761,    wo    Theseus    fälschlich    zu 
neben  Peirithoos    und    tritt   dafür    im    untern  einer  Athena  ergänzt  und  Herakles  1.  wegge- 
Streifen  neben  Hermes   auf,   der  ihn  und  den  brochen  ist,  vgl.  Robert,  Arch.  Ztg.  1882  S.  80. 
Herakles    aus   der  Unterwelt  führt;    vielleicht  —  k)  Vasenscherbe  veröffentlicht  von  Stephani, 
dürfen  wir  für  den  untern  Streifen  von  c)  das-  Compte-Bendu  1869  Taf  4.  2,  von  Petersen,  Arch. 
selbe  Motiv  voraussetzen.  -  -  f)  Die  Unterwelt-  Ztg.  1877,  123  als  Peirithoos  und  Theseus  ge- 
vase  von  Canosa  in  München,   Müller,  I).  a.  k.  40  deutet;   zwei  Jünglinge,   gleich  gekleidet,   be- 
Taf.  56,   gröl'ser   Baumeister,   Denkm.  d.  Mass.  kränzt,   mit  langen  Stäben,  im  Gespräch,  der 
Altert,  3,  Taf.  87,  kleiner  Engelmann,  Bilder-  eine  (1.)  sitzend,  der  andere  stehend.    Zwischen 
atlas  zu  Odyssee  11,  59  und  zu  Ovid.  18,  114,  beiden  die  Inschrift  ßtywug;  links  ist  eine  Figur 
zeigt    in    der    links    neben    Peirithoos    sitzen-  weggebrochen,   von   deren  Namen   noch  Reste 
den   Frau  wieder  schärfer  den  Charakter  der  vorhanden  sind,  die  in  ihm  Herakles  erkennen 
Dike,   indem  sie  mit  entblöfstem   Schwert   in  lassen.     Petersen  sieht  darin  einen  Wettstreit 
der  R.  auf  Peirithoos  sieht.    Dieser  sitzt,  ohne  der  Freunde  über  die  Rückkehr. 
Andeutung  der  Fesselung,  nach  r.,  die  L.  auf  2)   Peirithoos,    Sohn    des    Aipytos,    eines 
eine  Keule  gestützt,   den   darauf  ruhenden   r.  arkadischen    Heros,    Bruder    des    Tlesenor    in 
Arm  nach  r.  ausgestreckt,  den  Kopf  nicht  so-  50  Hesiods  Katalog,  frgm.  138  Bzach  aus  Apollon. 
wohl   der  Dike  zu-,   als   von  dem  r.  vor  ihm  lex.  Homer,  v.  Alnvriov.   Welcher  Aipytos  ge- 
stehenden Theseus  schmerzlich  abwendend,  wie  meint  ist,  wird  sich   kaum  ausmachen  lassen, 
auf  dem  albanischen  Relief  (h),  der  zum  Gehen  Jedenfalls  ist  es  von  Wichtigkeit  zu  erfahren, 
bereit  ihm  die  L.  darbietet;  hier  scheint  also  dafs   der  Name  Peirithoos    auch    noch    einem 
der  Abschied   des  befreiten  von  dem  gefesselt  anderen,  und  zwar  arkadischen,  Heroen  zukam, 
zurückbleibenden  Freunde    dem  Maler   vorge-  Die  Schluf'sfolgerungen ,   die  man  aus  der  an- 
schwebt zu  haben.     Auf  der  Vase  von  Alta-  genommenen  Bedeutung  des  Namens  „der  Um- 
rnura  endlich  ist  an  Stelle  des  Freundespaars  läufer"  für  die  Vorstellung  von  P.  als  Sonnen- 
Pelops  und  Myrtilos,  und  an  die  der  Dike  eine  heros   gezogen   hat,  verlieren  dadurch  wesent- 
stehende  Frau  ohne  Attribut,  wohl  Hippoda-  60  lieh   an   Gewicht,  dafs   der   Name   auch   sonst 
meia,    getreten.    —    g)   Theseus    (inschr.)    und  gebraucht  wird,  wo  von  keiner  Beziehung  zur 
Peirithoos    in    der    Unterwelt    von    Tuchulcha  Sonne  und  keiner  Verwandtschaft  mit  Rossen 
(inschr.)  bewacht  und  mit  Schlangen  gepeinigt,  und  Roiskentauren  die  Rede  ist.    [Weizsäcker.] 
auf  einem  etrusk.  Wandgem.  aus  Corneto  Peiro  {IIstQm),  Tochter  des  Kodriden  Neleus 
Mon,  d.  Inst.  9  Taf.  15;    Engelmann,  Homer-  =  Pero   (s.  d.),   auch   Elegei's   (s.  d.)  genannt, 
atlas,  Odyssee  11,  60,  c;  Springer,  Kunstgesch.  I5,  Etym,  M.  327,12.     Eudocia   339  p.  145  (252 
fig.  403  (s.  Abb.  14).  —  h)  Relief  einst  in  der  Villa  Flach);  vgl.  Lykophr.  1385  u.   Tzetzes  a.  a.  O. 
Albani,  jetzt  im  Museo  Torlonia  Heibig,  Führer  Immisch,  Klaros  129,  6.     Usener,  Altg.  Versbau 


1791                       Peiroos  Peisidike                      1792 

113.    v.  Wüamowitz,  Euripides1  Herakles  1, 57f.  Peisenor  (IltiGijvcoQ),    1)  Troer,   Vater   des 

u.  Anm.  18.  Nach  Fick-Bechtel,  Die  griech.  vor  Troja  kämpfenden  Kleitos,  II,  15,  445.  — 
Personennamen  431  ist  üsigm  die  ionische  Form,  2)  Lykier,  Vater  des  vor  Troja  kämpfenden 
die  äolisch  JTfpp«)  lauten  würde,  zu  TJr\QÜ>,  dies       Chlemos,    Quint.   Sm.   8,101.    —  3)  Herold  in 

selbst  aber  wieder  Koseform  zu  dorischem  UriQi-  Ithaka,  Od.  2.  38.  JEust.  ad  Od.  1432,  46.  — 
tpovtia  (Persephone).    Dem  entsprechend  stellt       4)  Vater  des  Ops,  Grofsvater  der  Amme  Eury- 

Fick   a.  a    0.  430   den  Namen   des  Poseidon-  kleia,  Od.  1,  429.  --5)  Sohn  des  Neleus,  Schol. 

sohnes  NrjXsvg,  des  Vaters  der  bekannten  Pero,  II,  11,  092.  -  -  6)  Ein  Kentaur  auf  der  Hoch- 

(nachzutragen  zu  Bd.  3  s.  Neleus  Sp.  110,  50 ff.)  zeit  des  Peirithoos,  Ov.  Met.  12,  303.     Gerhard, 

mit  v-ijksrjg  'mitleidlos'    zusammen  und  weist  10  Gr.  Myth.  1  §  666,  2  h.   —    7 )  Freier  der  Pe- 

auf  den  Hadeskult  von  Pylos  hin,  worauf  auch  nelope,  Apollod.  Epit.  7,  28.      Wagner,  Bhein. 

v.  Wüamowitz,  Herakles  2,  131.     Toepffer,  Aus  Mus.  46,  419.     [Stoll.] 

der  Anomia  44,  1  aufmerksam  machen.    Auch  Peisides?  (IIbi6idr}g?).    Nach  Tzetz.  Lyk.  838 

des  Neleus  Sohn,   der  Bruder  der  Peiro-Pero,  p.  824  (Eudocia  256  p.  180  Flasch)  wagte   die 

Periklymenos   führt    einen    Namen,    der   nach  Gorgo-Medusa,  Tochter  oder  Gattin  (die  Hand- 

Hesych.  zugleich  Beiname  des  Hades  ist,  Bohde,  schritten  schwanken  zwischen  yvvr\  und  Q-vydrno) 

Psyche  1-,  207,  3.     Vgl.  Pero.     [Höfer.]  ovaa  IIsioLdov,  mit  der  Athena  sich  an  Schön- 

Peiroos   (TLsLaoog,   IJtiQcog,  über  die  Schrei-  heit  zu   vergleichen,  infolge  dessen  diese  den 

bung  des  Namens  s.  Bergk,  Poet.  lyr.  2*,  354  Perseus  gegen  sie  aussendete.    Den  Wettstreit 

zu  Arist.   Pepl.    56),   Sohn    des    Imbrasos    aus  20  der  Medusa  mit  Athena  um  die  Schönheit  kennt 

Ainos ,    mit  Akamas    (s.  d.   nr.  2)   Führer   der  auch  Apollod.  2,  4,  3,  8 ;  doch  tötet  hier  Athena 

Thraker,  Bundesgenosse   der  Troer,  tötet  den  selbst    die  Rivalin,    und   es    fehlt  der  Vater- 

Diores   (s.  d.   nr.  1),   fällt   aber  selbst  von  der  bez.  Gattenname  Ilsioldrjg.     Tümpel,  Jahrb.  /'. 

Hand   des   Aitolers    Thoas,    Hom.    II,    2,    844.  Mass.    Phil.    Suppl.    16    (1888),    192    übersetzt 

4,  520.  525 ff.  Arist.  a.  a.  O.  Tzetz.  Hom.  42.  n£i6idr\g  mit  cder  Pisider'  und  meint,  diese 
Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  948;  vgl.  Strabon  7,  331  Genealogie  stamme  von  Rhodiern,  welche  von 
fr.  58.  Auch  bei  Hom.  P,  17,  73  Kmovcov  Perge  oder  Tarsos  aus  nach  Amandra-Ikonion 
i)yr]xoQi  Mivtrj  lasen  nach  Schol,  V.  manche  vorgedrungen  seien  und  dort  das  auf  einer 
lltiocp statt  MeVri?,  vgl. Friedländer, Jb. f.kl. Phil,  Stele  befindliche,  als  Fratzenmaske  gebildete 
Suppl.  3(1857— 1860), 822  Anm.  425.  Zur  Deutung  30  Gorgoneion  (vgl.  Furtwängler  Bd.  1  Sp.  1705) 
des  Namens  s.  Fick-Bechtel,  D.  gr.  Personennam.  gesehen  hätten,  das  nach  Johann.  Antioch.fr. 
431 :  'üsiQoog  und  IltLprjg  könnte  man  als  llsp-  6,  18.  F.  H.  G.  4,  544  (vgl.  Malalas  41) 
000g  (=  IIsQi-QQoog)  und  üepp-ng,  d.  h.  als  Voll-  Perseus  dorthin  gebracht  hatte.  Wenn  aber 
und  Kosenamen  zusammenstellen;  vielleicht  Johann.  Antioch.  das  Gorgonenhaupt  ausdrück- 
sollen sie  jedoch  blofs  an  wirklich  thrakische  lieh  als  häfslich  bezeichnet,  wie  ist  es  dann 
Namen    anklingen.  Vgl.  Peire(o)s.'     [Höfer.]  denkbar,  dafs  seine  einstige  Trägerin  sich  mit 

Peiros  (ntiocog),  Sohn  des  Phoinix  und  der  Athena    in    Schönheit    messen    konnte?      Der 

Telephe,    Schol,    Für.   Phoen,    5.      Vgl.   Asty-  Auffassung  von  Tümpel  steht  ferner  die  besser 

palaia.     [Stoll.]  bezeugte  Lesart  Utißidrig  —   nach  seiner  Er- 

Peisaios  s.  Pis(s)aios.  40  klärung  müfste  es  riißidrjg  heifsen  —  entgegen. 

Peisandros  (Ilsi6ccv&Qog) ,  1)  Sohn  des  Mai-  Möglicherweise    ist  eine    Textkorruptel    anzu- 

malos,  einer  der  fünf  Unteranführer  des  Achilleus  nehmen  und  statt  üziaidov  zu  schreiben  JTft- 

vor    Troja,     nach    diesem    der    beste    Lanzen-  ff/d<(('x)ot;,  ein  Name,   der  für  den  Vater  der 

kämpfer  unter  allen  Myrmidonen  TZ.  16,  193.  -  für  ihre  Überhebung  bestraften  Medusa  (s.  das 

2)  Sohn  des  Antimachos,  Troer,  von  Agamemnon  über    die   Bedeutung    von    Peisidike    Gesagte) 

erlegt  II,  11,  122.  -  -  3)  Ein  anderer  Troer,  von  vorzüglich  passen   würde.     Ein  Personenname 

Menelaos  getötet  II,  13,  601  vgl.  Paus.  3,  3,  8  nttaiditiog    begegnet    auf    einer   Inschrift   aus 

Schal.  IL  13,  643.  --  4)  Vater  des  von  Odysseus  Thera,  Inscr.  Gr.  Ins.  Mar.  Aeg.  3,  710  p.  150, 

getöteten  Mainalos  aus  Abydos    Quint.  Smyrn.  TLieiSiviog   in   Orchomenos,    Fick-Bechtel,   Die 

3,  298  (die  Angabe  unter  Mainalos  4)  ob.  Bd.  2  50  griech.   Personennamen  262.      [Oder    steckt  in 

Sp.  2283   ist  irrig).   -  -  5)   Sohn   des  Polyktor,  üsiaidov  der  Name  des  IloatiSüv  (=  IJo6tidfjg, 

ein  Freier  der  Penelope,  vom  Rinderhirtenge-  -iSfjg'?),  des  Geliebten  der  Medusa?  R.]    [Höfer.] 

tötet  Odyss.  18,  299.  22,  243,  268  Ovid  Her.  1,  91.  Peisidike  {IIsi6iSUr}).    Der  Name  nsißiSUri, 

—  0)  Lakonier,   Vorfahr   des  von  Pindar  be-  den  Pape- Benseier  s.  v.   von  Tm'afro  ableitend 

sungenen  Aristagoras  von  Tenedos,  nahm  von  mit  fzur  Gesetzlichkeit  ratend  oder  überredend' 

Amyklai    aus   mit   Orestes    an    der    aiolischen  übersetzt   (ähnlich  F.  A.  Pott,  Jahrb.  f.  Mass. 

Kolonisation  von  Lesbos  teil  Pind.  Nem,  11,  33  Phil.,  Suppl.  3   [1857 — 1860],   329:    füre   con- 

mit  d.  Schol.    Dafs  ihn  Gerhard,  Gr.  Myth.  2  fidens'  oder  'vom  Rechte  überzeugend'),  hängt 

5.  195  mit  Nr.  1  identifiziert,  ist  unbegründet  nach  v.  Wüamowitz,  Lectiones  epigr.  (Ind.  lect. 
(Welcher,  Der  ep.  Cykl.  2,  41).  Vgl.  d.  Art.  60  Gott,  1885/86)  S.  14,  dem  sich  Fick-Bechtel, 
Teisandros  und  Teisamenos.  —  7)  Einer  der  Die  griech,  Personennam.  262.  405.  W.  Schulze, 
sieben  Archegeten  von  Plataiai,  welchen  die  Götting.  Gel.  Anz.  159  (1897),  909  anschliefsen, 
Athener  vor  der  Schlacht  von  Plataiai  auf  Befehl  vielmehr  mit  aeol.  nti-,  nsiotg  =  att.  tst-, 
des   Orakels  opfern    sollten  Plut.  Aristid.  11.  xtLatg  fbüfsen,   zahlen'   (O.  Hoffmann,  Griech, 

Auf  einer  Verwechselung  beruht  es,    dafs  Dial.  2,  498,  224.     Brugmann,  Sachs.  Ber.  47 

bei   Strabo    12,  8,  5.    13,  4,  16    der   homerische  [1895],  37)  zusammen,  also  =  fj)  Siv.riv  httosv', 

Isandros,  Sohn  des  Bellerophon  (P.  6,  203.  197),  eine    sprachliche    Erklärung,     die     inhaltlich 

Peisandros  genannt  wird.     [J.  Ilberg.]  wenigstens  auf  einige  der  folgenden  Heroinen 


1793 


Peisidike 


Peismatie 


1794 


vortrefflich  pafst.  la)  Nach  Parthen.  21,  der 
als  seine  Quelle  den  Dichter  der  Asßßov 
xt  La  ig  {Apollo  n  ios  Bhodios  nach  Müller,  F.H.G. 
4,  314.  Sakölowski  Proleg.  zu  Parth.  3,  2  S.  25) 
anführt,  eine  Königstochter  von  Methymna, 
nach  v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  Tochter  des  Le- 
petyrnnos  und  der  Methymna,  was  jedoch  nach 
den  von  Parthenios  angeführten  Versen  der 
yltaßov  kt  iß  ig  nicht  mit  Notwendigkeit  an- 
zunehmen ist;  vgl.  auch  Meineke,  Anal.  Alex. 
324.  Als  Achilleus  die  Stadt  belagerte,  wurde 
P.,  die  den  Helden  von  der  Mauer  aus  ge- 
sehen hatte,  von  Liehe  zu  ihm  ergriffen  und 
schickte  ihre  Amme  zu  ihm  mit  dem  Anerbieten, 
die  Stadt  in  seine  Hände  zu  spielen,  wenn  er 
ihr  die  Ehe  verspräche.  Achilleus  ging  auf 
den  Vorschlag  ein,  liefs  aber,  nachdem  er 
durch  den  Verrat  der  P.,  die  ihm  die  Thore 
öffnete,  sich  der  Stadt  bemächtigt  hatte,  die 
Jungfrau  steinigen.  Vgl.  die  Sage  von  Minos 
und  Skylla,  Tarpeia  u.  s.  w.  Dieselbe  Sage 
hatte  --  lb)  nach  den  Schollen  zu  Hom.  II.  6,  35 
schon  Hesiod  (fr.  105  Bzach)  und  nach  ihm 
Demetrios  von  Skepsis  (Gaede,  Demetr.  Sceps. 
34.  v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  Homer.  Unters. 
412  und  Anm.  17)  behandelt,  nur  fehlt  das 
tragische  Ende  der  Jungfrau,  die  bei  der  Be- 
lagerung der  troischen  Stadt  Monenia  (Pedasos) 
dem  Achilleus,  in  den  sie  sich  verliebt  hatte, 
einen  Apfel  mit  der  Aufschrift  pi]  67ttvd' 
ÄplXsv,  ttqIv  MovrjvLccv  iXslv  vdcoo  yäg  ov% 
ZvtöTf  diipaaiv  xctxag,  zuwarf.  Schol.  Vict. 
Li [is.  Towl.  Venet.  B.  nennen  die  Jungfrau 
Peisidike;  sonst  heilst  es  nur  si'aa  xüv  xsi%ü)v 
ov6ccv  xlvcc  tkxq&svov;   vgl.  Eust.  ad  Hom.  B. 

023,  17  nccQ&ivog  .  .  .  ioto  x£l%cöv  oüffa;  ein 
Codex  schreibt  TtccQ&svog  -TtridrJGccod  xig  (ob 
etwa  die  Worte  iitl  xb  xü%og  ausgefallen  sind? 
Daher  stammt  der  Irrtum  von  Pape-Benseler 
s.  v.  üriädaa,  f Jungfrau  aus  Pisidice' (!)).  Doch 
mufs  wegen  der  folgendenWorte  des  Scholiasten : 
(Achilleus)  itbQUitivag  vitidsi^s  xr\v  noh-v,  xccl 
Ilijdaoov  6}v6\La6£  diu  xi]v  7CaQ&£vov,  irgend 
welcher  Zusammenhang  zwischen  dem  Namen 
der  Stadt  und  dem  überlieferten  7ir\di]6ccaa. 
bestehen.  Möglich  scheint  es  auch,  dafs  der 
Name  Peisidike  aus  der  lesbischen  Sage  auf 
die  parallele  troische  übertragen  worden  ist.  — 
2)  Eine  der  Töchter  des  Pelias  und  der  Ana- 
xibia,  der  Tochter  des  Bias,  oder  der  Philo- 
mache,  der  Tochter  des  Amphion,  Apollod. 
1,  9,  10.      Tzetz.   Byk.   175  p.  434.     Hygin.  f. 

24.  -  -  3)  Tochter  des  Aiolos  und  der  Enarete, 
Schwester  des  Sisyphos,  des  Salmoneus  u.  s.  w., 
Gemahlin  des  Myrrnidon,  dem  sie  den  Anti- 
phos  und  Aktor  gebar,  Apollod.  1,  7,  3.  H.  D. 
Müller,  Mythol,  d.  griech.  Stämme  1,  222  Anm. 
—  4)  Tochter  des  Nestor  und  der  Anaxibia, 
der  Tochter  des  Kratieus,  Apollod.  1,  9,  9.  — 
5)  Gemahlin  des  Periklymenos,  Mutter  des 
Boros,  Hellanikos  fr.  10.     F.  H.  G.  1,  47  aus 

'  Schol.  Fiat.  Sympos.  208  d  p.  259  Hermann.  Vgl. 
Toepffer,  Att.  Geneal.  226  Anm.  1.  —  6)  Toch- 
ter des  Leukon  (s.  d.  nr.  1),  Mutter  des  Boio- 
ters  Argynnos  (das  Nähere  Bd.  1  s.  v.  Ar- 
gennos, wozu  man  vgl.  den  boiotischen  Eigen- 
namen kQ-yovvuov,  C.  I.  Gr.  Sept.  1,  2781  Z.  34), 
Steph.   Byz.   s.  v.  'Äqyvvvog.  «)  Mutter  des 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III. 


Thestios  von  Ares  (Flut.)  de  fluv.  22,  1.     Das 
Nähere  s.  Kalydon.     [Höfer.] 

Peisinoe  (Tltioivöri),  1)  eine  der  Seirenen, 
Apollod,  Epit.  7,  18  in  Mythogr.  Gr.  1,  231  TP. 
Tzetz.  L.  712.  Schol.  Od.  12,  39.  Hyg.  f.  praef. 
p.  12  Schmidt,  Nach  (Aristoteles)  Pepl,  bei  Lyd. 
de  mens.  frg.  4  ed.  Wuensch  p.  179  heifst  sie 
n<x(?)6iv6n.  — ■  2)  Eine  Jungfrau  in  Samo- 
thrake  zur  Zeit,  wo  Kadrnos  dorthin  kam  und 

10  die  Harmonia  gewann,  Nonn.  Dion.  4,  72;  vgl. 
d.  Art.  Kadrnos  Bd.  2  Sp.  877,  4 f.     [Stoll.] 

Peisimis  (IIsi6ivovg).  Eine  Inschrift  aus 
Knidos  ist  geweiht  UtLOivom,  Newton,  Hali- 
carnassus,  Cnidus,  and  Branchidae  2,  749  nr.  30. 
Die  Lesart  ist  sicher;  Newton  a.  a.  O.  sieht  in 
Hsiaivovg  ein  Epitheton  des  Hermes  =  Xöytog. 
Hermeskult  in  Knidos  ist  bezeugt  durch  andere 
Inschriften  Newton  a.  a.  0.  747  nr.  29.  749  nr.  31. 
714   nr.  14  vgl.  15.     Der  Name   stellt  sich  zu 

20  HsiGivöri,  wie  üpovovg  zu  ügovor},  'Icpivovg  zu 
'IcpLvorj  u.  s.  w.  Vgl.  Ficl-Bechtel,  Die  griech, 
Personennamen  402.  Ein  Personenname  Hsi- 
aivoog  in  Hermion,  Fick-Bechtel  a.  a.  0.  220.  233. 

[Höfer.] 
Peision  (JIziolcov),  Vater  des  Ixion  (s.  d.), 
Pherekydes  im  Schol.  Find.  Pyth.  2,  40  = 
fr.  103  in  F.  H  G.  1,  96,  und  nach  Wesseling 
zu  Diod.  4,  69  p.  314  not.  54  auch  im  Schol, 
Apoll,  Bhod,  3,  62,  wo  zu  schreiben  sei  ^>sq8- 

30  KvSvg  de  <^TJei6oivog  (sie!),  Aic%vXogy  'lvxicovog, 
vgl.  auch  Sturz,  Pherecyd,  frgm.  p.  204.  — 
Müller,  F.  H  G.  a.  a.  0.  dachte  früher  daran, 
üsiaiavog  im  Schol.  Find,  in  Ai'&covog  zu  ändern. 
Wie  Wesseling  schreibt  auch  Boscher  Bd.  2 
s.  v.  Lapithen  Sp.  1858,  52  ff.  ütLocov,  erklärt 
den  Namen  durch  itlaog  =  wasserreiche  Nie- 
dexmng  und  erinnert  an  die  Ortsnamen  ni6cc 
(Uffco:)  u.  s.  w.  Über  Welckers  Ableitung  von 
rtd&co    s.   d.  Art.   Ixion   Bd.  2    Sp.  769,    61  ff.; 

40  nach  Wilamowitz  (s.  d.  A.  Peisidike  Sp.  1792) 
ist  Ileißicov  abzuleiten  von  nsiai-  =  xstot-,  also 
fBüfser'.     [Höfer.] 

Peisis  i^LTf/c/g),  eine  gefangene  Troerin  auf 
dem  Gemälde  des  Polygnotos  in  der  Lesche 
zu  Delphi,  Paus.  10,  26,  1.     [Stoll.] 

Peisistratos  (neioiGxoccxog),  1)  Sohn  des 
Neleus,  mit  seinen  Brüdern  von  Herakles  er- 
schlagen, Schol,  B.  11,  692.  —  2)  Jüngster 
Sohn  des   Nestor    und   der  Anaxibia,   Freund 

50  und  Begleiter  des  gleichaltrigen  Telemachos 
nach  Sparta  zu  Menelaos,  Od.  3,  36.  400.  415. 
482.  15,  4ff.  Apollod.  1,  9,  9.  Paus.  4,  1,  3. 
Strab.  8,  350.  367.  Nach  ihm  war  der  athe- 
nische Tyrann  Peisistratos  benannt,  der  zu 
dem  Geschlechte  der  Neleiden  gehörte,  Herodot. 
5,  65.  —  3)  Sohn  des  Nestoriden  Peisistratos, 
von  den  Doriern  aus  Messenien  vertrieben, 
Paus.  2,  18,  7.     Bd.  3  s.  Neleus  Sp.  111,  50ff. 

[Stoll.] 

go  Peisithoe  (nstaL&öri),  v.  1.  statt  nuoi&or]  bei 
Hes.  TJieog.  352,  wozu  vgl.  Bzach  z.  d.  St. 
Man  vgl.  auch  das  Schwanken  in  der  Lesart 
Tlaaivor]  und  Hsiglvot]  (s.  d.  nr.  1).     [Höfer.] 

Peismatie  (Hua^axir\),  Beiname  der  Rhea, 
der  die  Argonauten  zum  Danke  für  glückliche 
Fahrt  bei  Kyzikos,  dort,  wo  7tsl6[Lax'  toyopi- 
vr\g  Ivftzv  'AQyovg,  einen  Altar  errichteten,  Orph. 
Arg.  631 ;  vgl.  Schol.  Apoll.  Bhod.  1, 985.  [Höfer.] 

57 


1795                          Peison  Peitho  (u.  Pandora;  u.  Aphrod.)      1796 

Peison  s.  Peisiou.  Gemahlin     des    Phoroneus    jene    Peitho    vor- 

Peisos  (Jlsfffos),  Sohn  des  Aphareus  und  der  schwebte,   die  unter  Nr.  5a  besprochen  wird. 

Arene,  Bruder  des  Idas  und  Lynkeus,  Apollod.  3)  Peitho,  eine  Göttin,  die  im  Verein  mit 

3,  10,  3;  s.  Pisos.     [Stoll.]  den  Chariten  das  von  Hephaistos  geschaffene, 

Peithiaiiassa  (nsi&iävaooa;  nach  Lob.  Path.  von  Athene  und  anderen  Göttinnen  geschmückte 

518  IleLOiävaoott  zu  lesen),  eine  Tyrierin,  Die-  erste  Weib  (Pandora;  mit  goldenen  Halsketten 

nerin  der  Semele,  Norm.  Dion.  8,  193.    [Stoll]  ziert,    Hes.,    Werke  u.  Tage  73.     Hier   scheint 

Peitho  (Iltiftm,  ovg)  ist  zunächst  ein  Appel-  die  nörvicc  IltiQ-m  nur  ein  andrer  Name  oder 
lativum,  das  wie  das  lateinische  Suada,  Sua-  Beiname  für  Aphrodite  zu  sein,  der  in  v.  (55 
dela,  die  überredende,  überzeugende,  ein-  10  von  Zeus  eben  die  Aufgabe  zugewiesen  wird, 
schmeichelnde  oder  hinreifsende ,  bezwingende  die  v.  73  Peitho  vollzieht  (s.  nr.  4).  Gleichfalls 
und  bezaubernde  Gewalt  der  Rede  über  das  mit  Charis  verbunden  erscheint  Peitho  Pind. 
Herz  des  Hörers  bezeichnet,  aber  frühzeitig  Fragm.  88  Böckh  =  Aih.  13,  601E:  iv  &  äoct  xal 
auch  schon  von  den  ähnlichen  Wirkungen  einer  TsvtSto  Ilsi&m  r  'ivccisv  -aal  Xuoig  vibv  'Ayr\6ila. 
Naturerscheinung,  z.B.  des  Wassers  mit  seinem  Mit  Recht  weist  0.  Jahn,  Peitho,  S.  11,  darauf 
verführerischen  Reiz,  oder  eines  Naturtriebs,  hin,  dafs  Charis,  wo  sie  in  der  Einzahl  er- 
z.  B.  der  Liebe,  gebraucht  wurde  und  daher  scheint,  eine  weit  umfassendere,  tiefere  Be- 
ebenso  wohl  als  Frauenname,  wie  als  Beiname  deutung  hat,  als  sie  in  den  Gefährtinnen  der 
verschiedener  Gottheiten,  wie  endlich  als  selb-  Aphrodite,  den  Göttinnen  holder  Anmut,  her- 
ständig-e  Personifikation,  als  Göttin  erscheint.  20  vortritt.  Neben  Peitho  ist  Charis  die  Ge- 
Ein  völlig  entsprechendes  Wort  für  alle  Seiten  Währung,  Plut.  erat.  5  p.  721 D:  XaQtg  yccQ  ovv 
dieses  Begriffs  giebt  es  im  Deutschen  nicht:  rj  rov  ftrjXtog  vitEi^g  rä  cxqqsvi  y.£v.h]Tca  ■nQog 
Siegmund  würde  etwa  dasselbe  besagen,  wenn  xihv  7tccXcciäv,  also  die  Liebesgunst,  wogegen 
dieses  Wort  nicht  von  ahd.  niunt,  fem.,  =  Peitho  die  Macht  ist,  die  die  freundliche  Ge- 
Schutz, herkäme,  sondern  die  siegende  Kraft  Währung  bewirkt,  also  die  sanfte  Über- 
des  Mundes,  d.  h.  der  Rede  bedeuten  würde.  redung  von  seiten  des  Mannes,  Böttiger, 
Bei  Homer  kommt  das  Wort   noch   nicht   vor.  Aldobr.  Hochzeit  39  f.  Kunstmyth.  2,  257. 

Als   Name    begegnet    Peitho    in    folgenden  Peitho    wird    aber  nicht  blofs   neben   den 

Fällen:  Chariten,  sondern  auch  als  eine  der  drei  Cha- 

1)  Peitho,  die  Tochter  des  Okeanos  und  der  30  riten  genannt,  und  zwar  zuerst  von  Hermesianax, 
Tethys,  Hes.  Theog.  349,  s.  Art.  Okeaniden,  Paus.  9,  35,  1,  dann  von  Proklos,  Hes.  Op.  73: 
Bd.  3,  Sp.  806,  Z.  49  u.  807,  Z.  19 iL  Nach  Phere-  XaQixig  slat  rotig  Hsiftw  'AyXal'a  EvcpQ06vvr}; 
kydes  (Schol.  Eurip.  Phoen.  1123)  war  sie  die  Schot.  Arist.  Wolken  773:  rmv  tqicov  Xaglzcov 
Gemahlin  des  Argos  1  (Bd.  1,  Sp.  537)  IIsi&ovg'AyXaiag  xul QaXtlag.  Orph. Hyrrm. &,13. 
eines  Enkels  des  Phoroneus.  Sie  gehört  zu  Nonn.  24,  263  f.:  IlaaL&iri — Ilsifrm — AyXatn. 
jenen  sieben  Okeaniden,  die  nicht  wie  die  O.Jahn,  Peitho  9,40.  Kalkmann,  Pausanias  203. 
übrigen  in  ihrem  Namen  auf  Eigenschaften  des  4)  Peitho  in  Verbindung_m.it  Aphro- 
Wassers  hinweisen,  wiewohl  dieser  Hinweis  in  dite:  die  Peitho  als  Macht  der  Überredung  in 
ihrem  Namen  noch  am  ehesten  gefunden  werden  der  Liebe.  Hier  ist  zu  beobachten,  dafs  Peitho 
kann,  sondern  z.  T.  geistige  und  ethische  Mächte  40  bald  als  Beiname  der  Aphrodite,  bald  als  eine 
bezeichnen,  wie  die  mit  ihr  auch  sonst  eng  ver-  Göttin  ihrer  Umgebung  und  als  ihre  Gehilfin 
bundene  Tyche.  Sie  ist  wie  diese  als  eine  oder  Dienerin  erscheint.  Obwohl  es  nun  in 
Göttin  bürgerlicher  Ordnung  zu  betrachten.  der  Wirkung  auf  dafselbe  herauskommt,  ob 
Diese  sieben  Okeaniden  wollen  sich  in  den  der  Liebesgöttin  selbst  die  Macht  der  Über- 
Okeanidenkatalog  nicht  recht  einfügen,  und  redung  zugeschrieben  oder  aus  dieser  ihrer 
sind  in  denselben  durch  eine  von  der  gewöhn-  Macht  eine  besondere  Gottheit  gebildet  wird, 
liehen  abweichende  Auffassung  des  Okeanos  so  ist  es  doch  als  Thatsache  zu  verzeichnen, 
als  des  Ursprungs  aller  Dinge,  also  auch  aller  dafs  Peitho  nicht  blofs  als  Beiname  der  Aphro- 
in  der  Welt  waltenden  Gottheiten,  hinein-  dite,  sondern  auch  als  Göttin  neben  ihr,  ja 
gekommen.  Diese  Peitho  ist  daher  wohl  mit  50  sogar  als  selbständig  verehrte  Göttin  vorkommt, 
der  bürgerlichen  oder  politischen  Peitho  (nr.  5)  Trotzdem  ist  der  griechische  Götterglaube  bei 
gleichzusetzen.  So  wurden  auch  Adrasteia  und  dieser  Göttin  nie  über  den  Appellativbegriff  völlig 
Nemesis  Töchter  des  Okeanos  genannt,  s.  Bd.  3,  hinausgekommen,  ist  ihm  Peitho  nie  zu  einer 
Sp.  807,  Z.  65 ff.  solchen    Persönlichkeit    geworden,     bei    deren 

2)  Peitho,  die  Gemahlin  des  Phoroneus  und  Verehrung  er  den  Grundgedanken  des  Appel- 
Mutter  des  Aigialeus  und  des  Apis,  Schol.  Eurip.  lativbegriffs  völlig  vergessen  hätte.  Sie  behält 
Orest.  1239  (fropcovsvg  —  i6%£i  öh  naldccg  s'x  Hsi-  auch  als  Eigengöttin  immer  nur  die  Bedeutung 
&ovg  AlyiaXia,  Aniv,  EvQco7tr\v,  Nioßvv.  Andere  einer  überredenden,  durch  Zuspruch  zwingenden 
nennen  die  Gemahlin  des  Phoroneus  Kerdo,  Macht,  sei  es  nun  in  Anwendung  auf  die  Liebes- 
d.  h.  die  Gewinnende,  die  Kluge  (Paus.  2,  21, 1)  60  leidensehaft  oder  auf  politische  Verhältnisse 
oder    Telodike,    die   Rechtverbreitende,   Schot.  (nr.  5). 

Plat.   Tim.  22,    Tzetz.  Lykophr.   177,    Apollod,  a)  Peitho  als  Beiname  der  Aphrodite.     Eine» 

2, 1, 1,  3.   Da  Phoroneus  als  der  erste  Begründer  Aphrodite  Ilzi&io  begegnet  auf  einer  Inschrift  in 

der   Kultur   des   Landes   und   der  Stadt  Argos  Pharsalos:    I.  G.  A.  327,  Preller- Robert,  Gr. 

galt,  und  auch  die  Namen  Telodike  und  Kerdo  Mi/th,  1,  349,  1 ;  508,  2,  in  Lesbos  Keil,  Philol. 

auf  die   von  Phoroneus    begründete   staatliche  Suppl.  2,  580,  Conze,  Lesbos  4,  3,  Preller- Robert 

Ordnung   hindeuten,   so  ist   anzunehmen,   dafs  a.  a.  O.,  in  Korinth:  Pind.  Erg.  122  =  Athen. 

dem  Scholiasten   bei  seiner  Namengebung  der  13,  573 E,   Preller- Robert  1,  377,  1.     Hier  nennt 


1797         Peitho  (Bein.  d.  Aphrod.)  Peitho  (im  Gefolge  d.  Aphrod.)      1798 

der  Dichter  die  Hierodulen  der  Aphrodite  &(i-  dite  neben  dem  alten  elfenbeinernen  Kultbild  der 
cpiTtolot  nsi&ovg,  wozu  Welcher,  Gr.  Götterlehre  Göttin,  die  hier  den  Beinamen  IlQä^ig  führte, 
3,  204  bemerkt,  dafs  er  dies  thue,  weil  hier  die  Statuen  der  Peitho  und  einer  andren  Göttin 
„Dienerinnen  der  Aphrodite"  zweideutig  und  namens  Paregoros  von  Praxiteles,  und  von  Skopas 
nicht  schmeichelhaft  gewesen  wäre.  Sind  die  die  Bilder  von  Eros,  Himeros  und  Pothos,  Paus. 
Mädchen  thatsächlich  Dienerinnen  der  Aphro-  1,  43  6.  Den  Beinamen  Praxis,  d.  i.  Ausführung 
dite  und  werden  doch  Dienerinnen  der  Peitho  der  Umarmung,  erklärt  Welcker,  Gr.  G.  2,  203 
genannt,  so  ist  klar,  dafs  er  sie  nicht  gerade-  zutreffend  als  nichtursprüngliche  Bezeichnung 
wegs  Dienerinnen  der  Aphrodite  nennen  will;  für  das  Hauptbild,  sondern  als  durch  den  Gegen- 
ob  er  aber  mit  Peitho  nur  eine  Seite  des  Wesens  10  satz  zu  den  später  hinzugekommenen  Statuen 
der  Aphrodite  oder  die  Göttin  Peitho  bezeichnen  entstanden.  Auch  die  Erklärung  der  sonst 
will,  bleibt  ungewifs.  Jedenfalls  kann  aus  nicht  vorkommenden  Paregoros  als  der  „Liebe, 
dieser  Stelle  keine  Verehrung  der  Peitho  neben  die  tröstet  und  bindet,  erfahrenes  Leid  ver- 
Aphrodite in  Korinth  erschlossen  werden.  Aber  wischt",  mag  vielleicht  richtig  sein,  aber  nicht 
da  auch  in  andern  Pindarstellen,  wo  Peitho  er-  erschöpfend  ist  die  Deutung  der  Peitho  als 
wähnt  wird,  hiermit  kein  Beiname  der  Aphrodite,  derjenigen,  welche  das  Leben  verschönt.  Dafs 
sondern  eine  Gehilfin  derselben  gemeint  ist,  zu  Aphrodite  und  Peitho  die  sonst  nicht  be- 
eine Personifikation,  bei  der  die  Grundbedeutung  kannte  Paregoros  hinzugefügt  wird,  erklärt  sich 
des  Worts  überall  durchsichtig  ist,  so  dürfen  aus  dem  Bestreben,  gegenüber  dem  männlichen 
wir  auch  in  unsrer  Stelle  Peitho  zwar  nicht  20  Dreiverein  des  Eros  auch  der  Aphrodite  nicht 
als  reines  Appellativ,  aber  doch  nur  als  Per-  ihre  gewöhnliche  Begleiterin  Peitho  allein  bei- 
sonifikation  der  überredenden  Macht  der  Liebe,  zugeben,  sondern  jenem  männlichen  einen  weib- 
nicht  als  Beinamen  der  Aphrodite  fassen.  So  liehen  Dreiverein  gegenüberzustellen,  wobei 
steht  auch  in  PytJi.  9,  39  u.  4,  219  Peitho  trotz  Eros  der  Aphrodite  Praxis,  Himeros  der  Peitho, 
stark  anthropomorphischen  Anflugs  hart  auf  Pothos  der  Paregoros  entspricht.  Die  „Göttin" 
der  Grenze  der  Appellativbedeutung.  Aphrodite.  Paregoros  bezeichnet  dem  Wortsinne  nach  die- 
selbst  wird  als  IIzL&di  angeredet  im  orphischen  selbe  Seite  im  Wesen  der  Aphrodite,  die  in 
Hymnus  55,  9.  Sind  somit  die  Zeugnisse  für  11.  14,  217  ndQtfaaig  heifst,  das  schmeichelnde, 
Peitho  als  Beinamen  der  Aphrodite  ziemlich  ermunternde  Zureden,  während  Peitho  ent- 
vereinzelt, und  kann  nach  3)  nur  vielleicht  30  sprechend  der  Grundbedeutung  des  Wortes 
noch  Hesiod,  Werke  und  Tage  73  für  diese  nicht  sowohl  den  lockenden  Zuspruch,  als  die 
Gleichsetzung  angesprochen  werden,  so  be-  überzeugende,  die  Bedenken  und  den  Wider- 
gegnet uns  um  so  häufiger  stand  oder  die  Abneigung  der  geliebten,  viel- 
b)  Peitho  als  Eigengöttin  im  Gefolge  leicht  schon  verliebten,  aber  noch  zögernden 
und  in  engster  Verbindung  mit  Aphro-  Person  überwindende  Rede  bedeutet,  wie  Pindar, 
dite,  als  Personifikation  der  durchs  Wort  über-  Pyth.  4,  219  sie  schildert,  wenn  er  sagt,  Aphro- 
wältigenden  Macht  der  Liebe,  a)  So  wurde  sie  dite  habe  den  Iason  Bitten  und  Zaubergesänge 
nach  Paus.  1,  22,  3  in  Athen  am  Südfufs  der  gelehrt,  und  das  ersehnte  Hellas  habe  die  im 
Akropolis  neben  Aphrodite  Pandemos  ver-  Herzen  glühende  Medeia  mit  der  Peitsche  der 
ehrt,  s.  Hitzig-Blünuier,  Paus.  1,  S.  240  f.  Der  40  Peitho  getrieben.  Das  setzt  eben  ein  anfäng- 
Kult  soll  nach  Pausanias  und  nach  Apollodor  liches  Widerstreben  voraus,  das  überwunden 
bei  Harpokr.  s.  v.  Ttdvdrjuog  'AcpQ.  von  Theseus,  werden  mufs,  und  insofern  kann  füglich  in 
nach  Nikander  und  Philemon  bei  Harp.  a.  a.  0.  jener  Zusammenstellung  von  je  drei  Liebesgott- 
und  bei  Athenäus  13,  5(39  D  von  Solon  aus  dem  heiten  im  Tempel  zu  Megara  ein  beabsich- 
Ertrag  der  von  diesem  eingeführten  Hetären-  tigter  strenger  Parallelismus  gesehen  werden: 
häuser  gestiftet  worden  sein.  Aus  Inschriften  Eros  bedeutet  dabei  wie  Aphrodite  die  Liebes- 
ist jedenfalls  so  viel  sicher,  dafs  ndvSrmog  leidenschaft  überhaupt  in  allen  ihren  Graden 
schon  im  sechsten  Jahrhundert  Kultname  bis  zur  „Praxis",  dem  erreichten  Ziel  der  Liebes- 
dieser  Aphrodite  in  Athen  war,  vgl.  Preller-  mühen;  Himeros,  die  Liebessehnsucht,  bedarf, 
Robert  1,  348,  A.  5;  508,  3.  Die  Zurückführung  50  um  an  das  Ziel  seiner  Wünsche  zu  gelangen,  der 
der  Stiftung  auf  Theseus  wäre  dann  spätere  starken,  bezwingenden  Peitho,  Pothos,  der 
Erfindung  zur  Erklärung  des  Namens  üdvörjaog  Wunsch  oder  das  Verlangen,  der  Hilfe  der 
(„inel  A&i]vcdovg  Qipsvg  sig  \iiav  i]yccysv  ceno  Paregoros  oder  Parphasis,  des  ermunternden 
tüv  §ri{iü>v  7t6hvu,  Paus.  a.  O.  —  ,'Anoll6-  Zuspruchs.  In  der  Pindarstelle  zum  Beispiel 
Scogog  itdv§i]u.6v  <pt]Giv  A&rjvr}6i  xlrj&fjvca  xi]v  hat,  wenn  wir  diese  Unterscheidung  auf  sie 
dyidQvQ-tiaav  Ttsgl  xr\v  &Q%cdav  dyoQuv  diu  xö  anwenden,  Aphrodite  durch  Iasons  Liebesreden, 
ivxav&a  itdvxoc  xbv  8i)[lov  6vvdy£6ö-c:i,",  Harpocr.  also  als  Paregoros  „Zusprechende",  in  Medeia 
a.  0.).  Dafs  der  Kult  nicht  erst  dem  5.  Jahrh.  Tto&og  erweckt  (die  „nodsivi]  'EXldg"  treibt  die 
angehört,  wie  man  aus  der  Identifizierung  Glühende  um  und  Hellas  ist  ihr  ersehnt,  weil  sie 
der  Aphr.  Pandemos  mit  der  ^qp'  *  l-ifxolvxa  60  bereits  Iason  liebt),  aber  es  bedarf  noch  der 
schliefsen  wollte,  lehrt  auch  die  Bemerkung  \idßxit,  IltiQ-ovg,  der  zwingenden  Überredung, 
des  Pausanias,  die  alten  Kultbilder  seien  zu  um  alle  Bedenken,  die  der  erweckten  Liebes- 
seiner Zeit  nicht  mehr  dagewesen,  die  zu  seiner  Sehnsucht  entgegenstehen,  namentlich  die  Scheu 
Zeit  vorhandenen  stammten  von  nicht  unbe-  vor  den  Eltern,  aus  ihrem  Gemüte  zu  bannen, 
deutenden  Künstlern.  Der  bildenden  Kunst  um  so  der  Aphrodite  und  dem  Eros  zum  Siege 
des  5.  Jahrhundert  ist  die  Gestalt  der  Peitho  zu  verhelfen.  Mit  dieser  Auffassung  des  Wesens 
neben  Aphrodite  bereits  ganz  geläufig,  s.  u.  —  der  Peitho  gewinnt  diese  die  bedeutungsvollste 
ß)  In  Megara  standen  im  Tempel  der  Aphro-  Stellung  im  Kreise  der  Liebesgottheiten,  indem 

57* 


1799 


Peitho  (u.  Aphrodite) 


Peitho  (u.  Aphrodite) 


1800 


sie  die  Überwindung  aller  den  Werken  der 
Aphrodite  und  des  Eros,  den  verschiedenen 
Abstufungen  des  Liebesverlangens  im  Wege 
stehenden  Hindernisse  bedeutet,  und  somit  die 
stärkste   Gehilfin   dieser  mächtigen  Gottheiten 


1)  Marmorrelief  in  Neapel    Peitho,  Helena,  Aphrodite, 
(nach  Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Altert.  1   Fig 

ist.  So  erscheint  sie  in  a)  einem  schönen 
Marmorrelief  des  Museo  Nazionale  in  Neapel 
(Friederichs- Wolters,  Gipsabgüsse  d.  Berl.  Mus. 
nr.  1873),  abg.  u.a.  bei  Overbeck,  Grill,  her.  BiJdir. 


Borna  7,  Taf.  6 — 8),  wo  sie  in  kleiner  Gestalt 
auf  einem  Pfeiler  über  der  noch  zögernden 
Helena  sitzt,  die  mit  leiser  Gebärde  der  Ab- 
wehr die  Zurede  Aphroditens  anhört,  während 
Eros  den  gegenüberstehenden  Alexandros  zu 
beruhigen  scheint.  Noch  hat 
selbst  Aphrodites  Zureden  die 
Bedenken  der  doch  schon 
liebevoll  auf  Paris  blicken- 
den Helena  nicht  überwun- 
den, aber  die  Anwesenheit 
der  Peitho ,  sagt  Wolters, 
„versichert  den  Betrachten- 
den des  günstigen  Erfolgs 
von  Aphrodites  Bemühungen, 
den  die  zögernde  Haltung 
Helenas  in  Frage  zu  stellen 
scheint".  Der  Vogel,  auf  den 
Peitho  ihre  rechte  Hand  legt, 
ist  wohl  der  Vogel  des  Liebes- 
zaubers, Iynx,  s.  u.  a.  O.Jahn, 
Peitho  S.  20.  Peitho  selbst 
ist  verschleiert  und  trägt 
einen  Kalathos.  Das  Original 
scheint  frühestens  der  Mitte 
des  vierten  Jahrhunderts  an- 
zugehören, die  hier  zum  Aus- 
druck kommende  Bedeutung 
Peithos  ist  aber  sicher  viel 
älter,  ß)  Auch  auf  einem 
Vasenbild  des  Hieron, 
gemalt  von  Makron,  Gaz. 
Arch.  1880  pl.  8,  Baumeister, 
Denkm.  Fig.  709,  s.  Abb.  2, 
das  die  Entführung  der  Helena  darstellt,  tritt 
Peitho,  nachdem  sie  ihre  Aufgabe  gelöst,  im 
Gefolge  der  Aphrodite  auf.  y)  Im  ähnlichen 
Sinne  ist  Peitho  auf  dem  schönen  attischen 


Eros,  Alexandros 
708). 


2)  Entführung  der  Helena,  anwesend:  Aineias, 
Alexandros,  Helene,  Aphrodite,  Peitho,  ein  Knabe 
(nach  Baumeister,  Denkm.  d.  kl.  Altert.  1  Fig.  709). 


13,  2,  Text  S.  268j;  und  darnach  Boscher,  Lex. 
Bd.  1  Sp.  1938  ungenügend;  s.  Abb.  1,  besser  bei 
Baumeister,  Denkmäler  nr.  708;  über  Wieder- 
holungen vgl.  Michaelis,  Ancient  Marbles  S.  511, 
36.  Bullet,  della  commissione  archeol.  commun.  di 


Vasenbild  Mus.  Gregor  2,  Taf.  5,2  a,  Boscher, 
Lex.  Art.  2  Sp.  1946,  Helena,  Overbeck,  Gull. 
Taf.  26,  12,  Text  S.  631,  Michaelis,  Parthenon 
S.  139,  Baumeister,  Denkm.  1,  746,  s.  Abb.  3^ 
zu   fassen,    das    die   Begegnung  des   Menelaos 


1801 


Peitho  (u.  Aphrodite) 


Peitho  (u.  Aphrodite) 


1802 


mit  Helena  bei  der  Zerstörung  Ilions  darstellt. 
Diese  hat  sich  nach  rechts  hin  vor  dem  ver- 
folgenden Menelaos  zum  Palladion  geflüchtet. 
Menelaos  stürmt  ihr  von  links  hernach,  zwischen 
beiden  steht  in  ruhiger  Haltung  Aphrodite,  und 
von  ihr  fliegt  ein  kleiner  Eros  mit  einem  Kranze 
Menelaos  zu.  Dieser  läfst  das  Schwert  fallen 
und  scheint  zu  stutzen.  Hinter  ihm  steht, 
gleich  Aphrodite  in  ruhigster  Haltung,  von 
vorn  gesehen,  aber  das  Haupt  nach  links  ab-  10 
gewendet,  in  der  Linken  eine  Blumenranke 
haltend,  Peitho.  Dafs  sie  von  der  Scene  weg- 
blickt, hat  der  Erklärung  immer  Schwierig- 
keiten bereitet.  Dieselbe  Scene  begegnet  in 
zwei  Metopen  des  Nordfrieses  am  Parthenon 
(Michaelis  a.  a.  0.),  aber  ohne  Peitho,  die  also 
ein  Zusatz  des  Vasenmalers  ist.  Overbeck  a.  a.  0. 
meint,  die  Gegenwart  der  Peitho  solle  aus- 
drücken, dafs  das  Gefühl  des  Menelaos,  der  an 
ihr  vorbeigestürmt  sei,  schon  einmal  geschwankt  20 
habe,  wie  es  jetzt,  durch  der  gröfseren  Göttin 
Begegnen,  vollends  umgewandt  sei.  Allein  da- 
mit ist  die  Abkehr  der  Peitho  nicht  erklärt. 
Sie  wendet  sich  ab,  weil  es  sich  bei  dem  er- 
zürnten Menelaos  überhaupt  nicht  um  TtsiQ-w, 
sondern  um  ßia  handelt.  Nicht  überreden, 
sondern  bestrafen  will  er  das  treulose  Weib. 
Erst  vor  der  höheren  Macht  der  Aphrodite  und 
des  Eros  selbst  hemmt  er  seine  Schritte.  So 
erscheint  in  diesem  Bilde  Peitho  als  Göttin,  30 
deren  Hilfe  von  Menelaos  gar  nicht  begehrt 
wird  und  die  sich  daher  beleidigt  abwendet, 
weil  sie  hier  machtlos  ist.  0.  Jahn,  Peitho 
S.  22.  A.  97 ,  nimmt  eine  gedankenlose  Ver- 
setzung der  Peitho  von  ihrem  ursprünglichen 
Platz  in  der  vorbildlichen  Komposition  an. 
Auch  sonst  erscheint  aber  ihre  Macht  nicht 
unbegrenzt:  wie  sie  hier  gegen  den  Zorn  nichts 
vermag,  so  flieht  sie  (s.  u.)  bei  dem  Raub  der 
Leukippiden;  wo  Gewalt  bei  Liebeswerken  ge-  40 
braucht  wird,  hat  sie  keine  Stätte.  Aber  deut- 
lich ist  sie  in  allen  diesen  Fällen  als  eine 
eigene  Göttin  zu  erkennen,  und  zwar  eben 
nicht  als  Liebesgöttin,  sondern  als  Göttin  der 
Überredung  im  Dienste  der  Liebe,  wo  sie  das 
reichste  Feld  ihrer  Thätigkeit  hat. 

Die  Verbindung  der  Peitho  mit  Aphrodite, 
die  im  Kult  bis  ins  sechste  Jahrhundert  hinauf 
zu  verfolgen  ist,  kehrt  in  erhaltenen  Bild- 
werken auch  aufser  den  erwähnten  seit  dem  50 
Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  mehrfach 
wieder.  Zwar  kann  die  Nachbarin  der  Aphro- 
dite im  Ostfries  des  Parthenon,  so  ansprechend 
diese  Auffassung  an  sich  sonst  ist,  unmöglich 
Peitho  sein:  denn  die  zwölf  auf  Thronen 
sitzenden  Gestalten  müssen  als  Hauptgötter 
gefafst  werden;  so  wenig  als  Nike  (oder  Iris) 
neben  Hera,  und  Eros  neben  Aphrodite  sitzen, 
so  wenig  könnte  die  Peitho  neben  Aphrodite 
sitzend  dargestellt,  also  als  den  übrigen  rang-  60 
gleich  bezeichnet  werden;  auch  würde  Aphro- 
dite durch  zwei  Begleiter  ein  ungebührliches 
Übergewicht  über  die  übrigen  Götter  erhalten, 
und  endlich  würde  eine  Hauptgottheit,  Artemis, 
fehlen;  die  vermeintliche  Peitho  kann  nur 
Artemis  sein:  mit  derselben  Haube  erscheint 
sie  auf  einem  griechischen  Vasenbild,  Sfackel- 
berg,  Gräber  Taf.  32,  Müller,  D.  a.  K.  2,  182. 


8)  Dagegen  hatte  Phidias  in  der  Götterversamm- 
lung am  Fufsgestell  des  Throns  des  Zeus  zu 
Olympia  Peitho  dargestellt,  wie  sie  die  aus 
dem  Meer  aufsteigende  von  Eros  empfangene 
Aphrodite  bekränzt,  Paus.  5,  11,  3.  Und  in- 
schriftlich beglaubigt  ist  ihre  Darstellung  auf 
der     obenerwähnten    Vase     des    Makron    und 


Hieron  mit  der  Entführung  der  Helena  und 
s)  auf  einem  athenischen  Aryballos 
(Millingen,  Ancient  unecl.  mon.  pl.  A.  1,  Overbeck, 
Heroen-Galerie  Taf.  8,  1,  S.  191  ff.)  Abb.  4,  wo 
sie  hinter  Aphrodite  stehend  mit  dieser,  Eros 
und  Pan  dem  Kampfe  des  Peleus  mit  Thetis 
zuschaut.     Hier   ist   ihre  Anwesenheit   für   die 


1803        Peitho  (u.  Aphrodite  etc.) 

Scene  etwa  von  derselben  Bedeutung,  wie  auf 
dem  Relief  mit  Helena  und  Paris,  s.  o.,  sie  ver- 
bürgt den  Sieg  der  Liebe  in  diesem  Liebes- 
kampfe,  in  dem  sich  Thetis  dem  Sieger  doch 


4)  Peitho,  Aphrodite,  Eros,  Pan:  Aryballos  aus  Athen 
(nach  Oeerbeck,  Her.  Gall.  T.  8,  1). 

zuletzt  willig  ergiebt.  So  ist  sie  auch  zweifellos 
in  der  Begleiterin  der  Aphrodite  auf  der  schönen 
Vase  von  Kameiros  zu  erkennen,  die  den  Uber- 


5)  Peitho,  Aphrodite,  Eros:  Wandgemälde  aus  der  Casa  Tiberüia  in  Rom, 
Thermonmuseum  (nach  Mon.  d.  Inst.  12  T.  il). 


fall  der  Thetis  durch  Peleus  beim  Bade  dar- 
stellt, abg.  Art.  Nereiden,  Bd.  3  Sp.  219.  —  Von 
besonderer  Wichtigkeit,  weil  wahrscheinlich  auf 
eine  Kultgruppe  aus  perikleischer  Zeit  zurück- 


Peitho  (u.  Aphrodite  etc.)        1804 

gehend,  ist  g)  ein  Wandgemälde  aus  der 
casa  Tiber ina  bei  der  Farnesina,  jetzt  im 
Thermenmuseum  in  Rom  (Heibig,  Führer  2  2. 
1131;  abg.  Mon.  d.  Inst.  12,  Taf.  21,  dazu  Ann. 
d.  Inst.  1885,  311  f.,  Rom.  Mitteil.  7  (1892),  60; 
Robert,  Votivgemälde  eines  Apobaten;  19.  Hall. 
Winckelmannprogr.  7  A.  17)  Abb.  5:  Aphrodite 
thronend,  von  Peitho  und  Eros  bedient.  Robert 
a.  a.  0.  und  bei  Preller,  Gr.  Myth.  I4,  508  A.  3 
will  das  Bild  geradezu  als  freie  Wiedergabe 
der  Kultgruppe  aus  dem  Tempel  der  Aphrodite 
Pandemos  in  Athen  betrachtet  wissen. 

Von  zahlreicherer  Gesellschaft  umgeben  er- 
scheinen Aphrodite,  Eros  und  Peitho  in  einigen 
schönen  Vasenbildern  freiesten  Stils.  So  rj)  auf 
der  schönen  attischen  Vase  D.  a.  K.  2,  296  d 
(nach  Stackeiberg,  Gräber  der  Hellenen  Taf.  29; 
dazu  O.  Jahn,  Ar  eh.  Beitr.  214  ff.,  derselbe 
Peitho  S.  27),  wo  Peitho  im  Kreise  einer  ganzen 
Schar  von  Dienerinnen  der  Liebesg-öttin :  Eu- 
daimonia,  Paidia  und  Eunomia,  in  einer 
nicht  recht  verständlichen  Aktion  erscheint,  und 
eine  weitere  am  linken  Bildwerke  erscheinende 
Frauengestalt,  Kleopatra,  einer  sicheren  Er- 
klärung   noch    heute    harrt.     Ferner  Q)  i)   auf 

zwei  eich  eiförmigen  atti- 
schen Lekythen  in 
athenischem  Privatbesitz, 
mit  fast  genau  überein- 
stimmender Darstellung, 
beschrieben  von  Körte, 
Arch.  Zeity.  37  (1879) 
S.  95  f.,  auf  deren  einer 
die  Namen  beigeschrieben 
sind:  Tyche,  in  der 
Mitte  auf  einem  Stuhl 
ohne  Lehne  sitzend  und 
zu  einem  auf  ihrer  er- 
hobenen Hand  hockenden 
Eros  emporblickend,  der 
sie  bekränzen  will,  von 
links  her  mit  einem  Zweig 
auf  sie  zutretend  Peitho 
mit  lang  herabfallenden 
Locken,  und  hinter  ihr 
mit  einem  Kästchen  Hy- 
gieia;  rechts  von  Tyche 
ein  stehendes  Mädchen: 
Harmonia.  Wenn  hier 
nicht  Tyche  der  Aphro- 
dite substituiert  ist,  was 
nicht  unmöglich  wäre,  so 
hätten  wir  in  diesen  bei- 
den Bildern  bereits  Peitho 
losgelöst  von  Aphrodite, 
wenn  auch  nicht  von 
ihrem  Kreise.  Doch  be- 
schreibt x)  Uhden,  Arch. 
Intelligbl.  1836  S.  35  (wei- 
teres über  diese  weibliche 
Umgebung  der  Aphrodite 
s.  O.  Jäfm,  Sachs.  Berichte 
1854  S.  243  ff.)  eine  Vase 
mit  den  Inschriften  Acpgo- 
dirw,  Ilei&w,  Tv%rj.  Wir  finden  in  diesen  Bildern 
ein  freies  Spiel  der  Phantasie  mit  den  geläufigen 
Gestalten  des  aphrodisischen  Kreises,  in  dem  ein 
tieferes  Verständnis  oder  eine  tiefere  Auffassung 


1805     Peitho  (Bedeutung;  T.  d.  Ate  etc.)  Peitho  (Genealogie  etc.)           1806 

des  Wesens  der  Peitho  nicht  mehr  vorhanden  Zugehörigkeit  zu  der  Liebesgöttin  die  fast  allein 
und  daher  auch  nicht  daraus  zu  gewinnen  ist,  herrschende  geworden  ist,  und  dafs  namentlich 
wie  aus  den  zuerst  besprochenen.  Darum  ist  es  bei  Dichtern  „jeder  Reiz,  der  gewinnt  und 
auch  nutzlos,  die  pompejanischen Wandgemälde,  fesselt,  als  Offenbarung  ihrer  Macht  und  als 
die  einen  Erotenverkauf  darstellen  {Selbig,  ihr  Geschenk"  erscheint,  0.  Jahn,  Peitho  7; 
Wandgemälde  nr.  824  f.),  heranzuziehen,  da  Ibyc.  fr.  4,  Sehn.  Anth.  Pal.  5,  144,  4;  137,  1; 
in  keinem  die  Peitho  mit  Sicherheit  zu  er-  12,163,2.  Diese  enge  Verbindung  mit  Aphro- 
kennen  ist.  Nur  über  Hygieias  Verbindung  mit  dite  tritt  auch  zu  Tage  in  der 
Peitho  findet  sich  eine  späte  Überlieferung,  Genealogie  der  Peitho  als  Gefährtin  der 
wonach  jene  eine  Tochter  der  Peitho  und  des  10  Aphrodite.  Ist  diese  in  der  Theogonie  eine 
Eros  heifst,  Prodi,  in  Plat.  Tim.  3,  158  E  =  Tochter  des  Okeanos  und  der  Tethys,  und  da- 
Orph.  fr.  272  ed.  Abel:  o't  fttoloyoi  rrjv  Sh  7tQo  durch  insofern  der  Aphrodite  verwandt,  als 
'Aoydr]7tiov  'Tytiav  ytvvwot  xr\  8r\\iiovqyia  avve-  auch  diese  dem  Meere  entstammt,  so  wird  sie 
cps6Tä)6c(v  xwv  TTQay^dzcov,  r\v  itccodyovGiv  ciitb  mit  der  Zeit  in  noch  engere  Verwandtschaft 
hst&ovg  %al  "EQcotog.  gesetzt,  indem  sie  ihre  Tochter  genannt  wird, 
Bezeichnet  nun  Peitho  im  Kreise  der  Aphro-  (Sappho  fr.  57  A.  u.  135,  Aeschyl.  Hiket.  1039 
dite  diejenige  Macht,  die  dem  Liebesverlangen  &fly.rcoQ  nu&co),  während  freilich  Aeschylos  ein 
durch  den  löyog,  durch  bezaubernde  Rede  andermal  sie  Tochter  der  Ate  nennt,  Agam.  386. 
[daher  &£1y.twq,  Aesch.  Hiket.  1007  (1040),  &el-  Eine  spätere  Zeit  setzt  auch  die  mit  Aphrodites 
^Lvovg  Christod.  eephr.  25,  &el^icpQa>v  Nonn. 46, 45,  20  Wirken  eng  verbundene  Iynx  zu  P.  in  einVer- 
vgl.  &slxzi]Qiog  {iv&og  Aesch.  Eumen.  81,  Hiket.  wandtschaftsverhältnis,  indem  sie  diese  Nymphe, 
447;  Eurip.  Hippol.  478,  inmSri  dslxt.  ibid.  u.  die  in  den  Vogel  Wendehals  verwandelt  als 
Plut.  Erot.  c.  16],  über  die  letzten  Bedenken  Liebeszauber  verwendet  wird,  zur  Tochter 
hinweghilft,  eine  Bedeutung,  die  nur  im  Laufe  der  Peitho  und  des  Pan  macht.  Suid.  v.  i'vy£, 
der  Zeit  allmählich  sich  abschwächte,  so  dafs  Phot.  lex.  ed.  Pors.  118,  11  =  Naber  1,  300; 
sie  zu  einer  der  zahlreichen  Dienerinnen  der  Schol.  Theokr.  id.  2,  17;  Schol.  Pind.  Nem.  4,56. 
Liebesgöttin  herabsank,  so  ist  auch  verstand-  Bei  Pindar  sl.O.  selbst  und  Pyth.  4, 216,  sowie  bei 
lieh,  warum  sie  zuweilen  rälaiva  und  gar  Theokrit  a.  0.  ist  hiervon  noch  keine  Rede,  aber 
Tochter  der  Ate  heifst  (Aeschyl.  Agam.  385  f.) ;  auf  dem  ob.  (Fig.  4)  erwähnten  athenischen  Ary- 
denn  sie  kann  durch  ihr  Wirken  nicht  blofs  30  ballos  (Overbeck,  Her.  Gall.  Taf  8,  1  und  Text 
Freude  bringen,  sondern  auch  Unheil  anstiften,  S.  194)  erscheint  in  der  Gesellschaft  der  Aphro- 
wie  bei  Iason  und  Medeia,  Paris  und  Helena,  dite  bei  dem  Liebeskampf  des  Peleus  neben 
„als  ie  diu  liebe  leide  z'aller  jungeste  gitu.  —  Eros  und  Peitho  auch  Pan,  der  hier  zwar  ge- 
Wir  verstehen  aus  jener  Bedeutung  aber  auch,  wohnlich  als  Lokalbezeichnung  des  Pelion  ge- 
warum  z.  B.  in  den  zahlreichen  Darstellungen  fafst  wird,  oder  nach  Robert  bei  Preller,  Gr. 
der  Hippolytossage  wohl  Eros  erscheint,  aber  Myth.  I4,  508  A.  3,  wegen  der  Nachbarschaft 
niemals  Peitho.  Diese  Beobachtung  bestätigt  der  Heiligtümer  des  Pan  und  der  Aphrodite 
zugleich  auch  die  oben  gegebene  Auffassung,  Pandemos  am  Fufs  der  Akropolis  in  dieser 
dafs  Peitho  die  Überredung  des  Weibes  durch  Gesellschaft  angebracht  ist,  dessen  Anwesen- 
den Mann  bedeutet:  Phaidra  will  den  Hippo-  40  heit  in  dieser  Gruppe  aber  vielleicht  doch  als 
lytos,  nicht  dieser  jene  gewinnen.  Ebenso  ist  ein  Zeichen  anzusehen  ist,  dafs  die  Verbindung 
bei  dieser  Auffassung  das  Fliehen  der  Peitho  von  Pan  und  Peitho  schon  etwa  bis  ins  fünfte 
beim  Raub  der  Leukippiden  auf  der  X)  Mei-  Jahrhundert  hinaufreicht.  Peitho  als  Mutter 
diasvase(6re>7i«?-rf, Vased.  M idias Taf.  1)  Abb.  6,  der  Hygieia  von  Eros  bei  Prodi,  in  Tim.  3,  158E 
das   den   meisten  Erklärern  unverständlich  ist,  s.  obeu  Sp.  1805,  8  ff. 

ganz  ihrer  Bedeutung  angemessen.  Mit  Ge-  Als  Göttin  der  Überredung  im  Dienste  der 
walt  werden  hier  die  Leukippiden  von  den  Aphrodite,  aber  ohne  diese,  findet  sich  Peitho 
Dioskuren  zur  Liebe  gezwungen.  Treffend  sagt  noch  dargestellt  auf  zwei  Vasenbildern  u)  u.  v) 
O.  Jahn,  Peitho  S.  24:  „vor  ihnen  eilt  Peitho  B.  a.  K.  2,  nr.  727  u.  728.  Auf  dem  einen, 
fort,  als  wolle  sie  von  dem  Schauplatz  dieser  50  728  =  Musee  Blacas  22 B;  O.  Jahn,  Peitho  S.  25 
Gewaltthat  entfliehen".  Wo  die  ßia  (avdynrf)  steht  TTEIOQ  iu  einfacher  Kleidung  vor  IMEPO?, 
herrscht,  kommt  Peitho  =  löyog  nicht  zur  Gel-  der,  auf  einem  Felsen  sitzend,  in  der  Rechten 
tung.  Beide  stehen  in  einem  oft  hervor-  einen  Spatel  zum  Herausnehmen  und  Auf- 
gehobenen Gegensatz:  Herodot  8,  111,  Plut.  streichen  der  Salbe  hält.  Peitho  hält  ein  Salb- 
Themist.  21,  Plut.  qu.  symp.  9,  14,  5;  O.  Jahn,  gefäfs  unter  eine  Öffnung,  aus  welcher  Salböl 
Peitho  S.  7,  A.  30.  Doch  vgl.  auch  Robert,  in  dasselbe  fliefst.  Der  Vorgang  ist  wohl  auf 
Marathonschlacht  (18.  Hall.  Winckelmannprogr.)  Peithos  und  Himeros'  Beteiligung  bei  Vermäh- 
S.  60.      Peitho    ist    eben    niemals    selbst    die  hingen   zu  beziehen  (Müller- Wieseler ;  O.  Jahn 

Göttin  der  Liebe  (trjv  &'  igariKriv  iiaviav a.  a.  0.;  Böttiger,  Aldobr.  Hochzeit  42  ff.).    Auf 

ov  Movoä  ttg,  ovy.  iTUoSi]  ftslurrjoiog xa-  60  727  steht  TTEI0Q  mit  rednerischer  Gebärde  vor 

Q-lar-naiv,  Plut.  Erot.  16),  sondern  behält  auch  einer  sitzenden  Frau,  die  ein  Kästchen  in  den 

in    der  Verbindung    mit    dieser    stets    die_  Be-  Händen  hält  und  einen  Arbeitskorb  neben  sich 

deutung    der    zwingenden    Macht    der    Über-  stehen  hat.    Hinter  ihr  steht  eine  zweite  Frau, 

redung,    wie    sie   uns    auch    in    ihrer  Rolle  in  nur     teilweise     erhalten,     mit     vorgestreckten 

andern    Lebensverhältnissen    als    in    dem    der  Händen.      Unter     der     sitzenden    Frau     steht 

Liebe  entgegentritt  (s.  u.).    Aber  da  diese  doch  ?YKAEtA.      Der  Ort  der  Inschrift  weist   diesen 

die    allgemeinste    aller  Leidenschaften    ist,    so  Namen   anscheinend   der  Sitzenden  zu,    allein 

erklärt  sich  hieraus,  dafs  die  Vorstellung  ihrer  er   gehört  wahrscheinlich    der  links  stehenden 


1807 


Peitho 


Peitho 


1808 


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1809      Peitho  (Bedeutung  f.  d.  staatl.  Leben)  Peitho  (Ehegöttin  etc.)            1810 

Frau  und  bezeichnet  diese  dann  als  Eukleia,  b)  Ist  nach  diesen  Zeugnissen  Peitho  ver- 
die  Göttin  des  guten  Rufs,  genauer  als  Artemis  ehrt  als  eine  göttliche  Macht,  die  die  bürger- 
Eukleia,  die  gleich  Peitho  auch  eine  Hochzeits-  liehe  Eintracht  mit  begründen  hilft,  so  kann 
göttin  ist,  Plut.  Arist.  20,  0.  Jahn,  Peitho  26.  sie  auch  nicht  fehlen  unter  den  Gottheiten,  die 
Da  beide  Göttinnen  auch  eine  politische  Be-  eine  der  Hauptsäulen  der  bürgerlichen  Ord- 
deutung  im  Sinne  eines  wohlgeordneten  Staats-  nung,  die  Ehe,  befördern  und  beschützen.  Als 
wesens  haben,  so  führt  uns  dieses  Bild  hinüber  zu  Gehilfin  der  Aphrodite  hilft  sie  dem  Manne 
o)  Peitho  in  ihrer  Bedeutung  für  das  die  Liebesgunst  der  Frau  (%dpig)  gewinnen, 
staatliche  Leben.  Auch  hier  ist  sie  durch-  Als  Ehegöttin  hat  sie  die  Aufgabe  die  Ein- 
weg die  Göttin  der  überzeugenden  Rede,  des  10  tracht  unter  den  Ehegatten  zu  pflegen  und  zu 
gütlichen  Zuspruchs  im  Gegensatz  zu  der  Ge-  erhalten,  die  Ehe  als  xotveovia  xov  ßlov  zu  ge- 
walt  oder  Nötigung.  Als  Genossin  der  Tyche,  stalten,  wie  sie  Xenophon,  Oikon.  7  ff . ,  ohne 
Eunomia,  Eukleia  ist  sie  uns  schon  im  Kreise  Peitho  zu  nennen,  so  schön  schildert;  wie  hier 
der  Aphrodite  begegnet,  a)  Schwester  der  Ischomachos  seine  junge  Frau  in  die  Pflichten 
Tyche  und  Eunomia  und  Tochter  der  der  Hausfrau  einführt,  sehen  wir  ihn  so  recht 
Prometheia  nennt  sie  Alkman  bei  Plut.  de  im  Dienste  der  Peitho  handeln,  wie  sie  die 
fort.  Born.  4  p.  318 B.  In  diesem  Zusammen-  Alten  sich  dachten.  ,,Denn  die  Alten,  sagt 
hang  kann  sie  nur  eine  politische  Bedeu-  Plut.  conjug.  praec.  prooem.,  haben  die  Aphro- 
tung  haben,  in  dem  Sinne,  dafs  sie  ,,die  durch  dite  dem  Hermes  beigesellt,  da  die  eheliche 
weises  Zureden  und  wohlmeinende  Verstän-  20  Freude  hauptsächlich  der  Rede  bedarf,  und 
digung  den  guten  Gesetzen  von  den  Vorstehern  die  Peitho  und  die  Chariten,  damit  die  Ehe- 
geleistete Hilfe  bedeutet",  Welcher,  Gr.  Götterl.  gatten  durch  nsi&ziv,  durch  gütlichen  Zu- 
3,  204.  Wie  die  guten  Gesetze  (Eunomia)  und  spruch,  nicht  durch  Streit  und  Zank  ihre 
die  Wohlfahrt  des  Staates  (Tyche)  aus  der  Wünsche  bei  einander  durchsetzen."  Also  auch 
weisen  Vorsicht  der  Lenker  des  Staates  (Pro-  hier  der  Gegensatz  von  7tei&cb  und  ßicc,  der 
metheia)  hervorgehen,  so  auch  Peitho,  die  Per-  Parallelismus  von  Ttsifra  und  loyog,  auch  hier 
sonifikation  des  milden,  überzeugenden  Zu-  die  Zusammenstellung  von  Peitho  und  Charis 
spruchs,  der  die  Unterthanen  durch  „suaso-  im  Wechselvei-kehr  der  Geschlechter.  Deshalb 
risches  Verfahren",  nicht  ßia  oder  avdyxv  wird  auch  Peitho  zuweilen  geradezu  die  Ge- 
(Herod.  8,  111;  Plut.  Tfiem.  21),  sondern  löyco  30  mahlin  des  Hermes  (Xoyiog)  genannt,  Nonn.  Dion. 
zur  Annahme  der  Gesetze  bringt,  sie  von  deren  5,  574  f. ;  8,  220  (vgl.  auch  den  Hermes  itsiül- 
Zweckmäfsigkeit  überzeugt.  So  sind  auch  in  vovg  in  Knidos,  Newton,  Halicarn.  Inscr.  nr.  30, 
dem  Wunsche  des  Königs,  Aesch.  Hiket.  523:  Preller- Robert  l4,  418  A.  4).  So  gehört  Peitho 
Tln&cb  x  iTtotro  kccI  Tv%r\  -jTQcaixrjQiog  Peitho  auch  unter  die  fünf  Hauptehegötter,  ,, deren 
und  Tyche  verbunden.  In  diesem  Sinne  ist  die  yccuovvxeg  bedürfen:  Zeus  xplziog,  Hera 
wohl  auch  Peitho  dem  Phoroneus  zur  Gattin  xslsia,  Aphrodite,  Peitho  und  vor  allen  Artemis", 
gegeben  worden  (s.  0.  2).  In  demselben  Sinne  Ph<t.Quaest.Rom.2,Bött)f/er,Aldobr.Hochzeitl38. 
ist  vielleicht  (doch  s.  0.)  auch  im  Kulte  der  Darum  heilst  sie  auch  &alcqi7}Tt6log  TT.,  Nonn. 
Aphrodite  TIccv§rtuog  an  der  Akropolisin  Athen  3,  84,  ya^ioaxolog  Tl.,  Nonn.  42,  530;  xsXsaßi- 
Peitho  zu  dieser  gesellt,  wenn  die  Überliefe-  40  yafiog  Tl.,  Nonn.  48,  232.  Andere  Epitheta,  die 
rang  richtig  ist,  dafs  die  TIävdr\uog  von  der  sie  zum  teil  mit  andern  Göttinnen  teilt,  be- 
Vereinigung der  dfjuot  durch  Theseus  ihren  ziehen  sich  auf  ihre  Schönheit  und  ihren  Lieb- 
Namen  habe,  Paus.  1,  22,  3.  Es  wurde  der  reiz,  viele  speziell  auf  ihrer  Rede  Zaubermacht 
Peitho  in  Athen  auch  ein  jährliches  Staats-  (s.  0.  und  Brachmann,  Epitheta  deorum).  In  der 
opfer  mit  andern  Göttern  dargebracht,  Demosth.  Anthol.  Pal.  6,55  opfert  ein  junger  Ehemann 
prooem. 54  p.  1460:  iQ-iaa^sv  xä  Jtt  x(p6coxijpi  ko>1  der  Aphrodite  und  Peitho.  Mit  dem  Hochzeits- 
xfi  'A%r\vä  xal  xfj  Nikt]  —  i&vßa^sv  8s  neu  xfj  kränze  erscheint  sie  bei  der  Hochzeit  des  Pe- 
TIsi&oT  y.<xl  xfj  Mnxgl  x&v  &e&v  %ccl  xm'Anöl-  leus  und  der  Thetis,  Kolluth.  28: 
Icovi  (wobei  zu  beachten,  dafs  am  Markte  das  %al  ßxscpog  aaxTjaccßa  yix.\Ly\%iov  ijlv&e  TIsi&m. 
Kyulficx  des  Zeus  Soter  und  Eleutherios,  der  50  Darum  ist  auch  auf  manchen  Bildwerken 
Tempel  des  Apollon  Patroos,  und  der  der  Götter-  mit  Hochzeitsdarstellungen  unter  den  anwe- 
mutter  bei  Pausanias  unmittelbar  nach  einander  senden  Frauengestalten  Peitho  anzunehmen, 
genannt  werden),  und  Isokr.  7C£qI  kvxiö.  249 :  xrjv  auch  wo  ihr  Name  nicht  begeschrieben  ist,  so 
/di'  Tlst&co  (ilav  x&v  dsmv  voili£ov6iv  elvcci  nal  |)  auf  dem  schönen  Vasenbild  mit  der  Hoch- 
xi]v  rroliv  oQwoiv  xccd-'  zY.tt6xov  xov  £vi(xvxbv  zeit  des  Herakles  mit  der  Hebe,  Gerhard,  Apid. 
d-valav  ccvxfj  Tioiov{i£vr\v.  Einen  Kultus  der  Vasenb.  Taf.  15,  abgeb.  Boscher  Bd.  I  Sp.  1870 
Peitho  ohne  Aphrodite  findet  man  ferner  in-  unter  Hebe,  wo  die  beiden  Frauen  zwischen 
schriftlich  erwähnt  in  Mylasa,  Preller-Bobert,  Hebe  und  Aphrodite  wohl  nur  Peitho  und  Charis 
Gr.  M.  I4,  536 8  =  Bull,  de  corresp.  hellen.  5  sein  können,  so  0)  auf  der  sog.  Aldobrandi- 
(1881)  39,  wornach  dort  ein  Priester  der  Peitho,  60  nischen  Hochzeit,  wo  die  Göttin  neben  der 
Menippos,  mit  seiner  Frau  Artemisia,  Priesterin  Braut  entweder  einfach  als  Peitho  oder  als 
der  Nemesis  „dieser  und  dem  Volke"  eine  Aphrodite-Peitho  zu  ^betrachten  ist. 
Statue  und  ein  ßfj[ux  weihen,  woraus  jedoch  c)  Als  Macht  der  Überredung  überhaupt  end- 
eine Verbindung  des  Kultus  beider  Göttinnen  lieh  wurde  allerdings  nicht  erst  in  der  Zeit,  wo  die 
nicht  zu  erschliefsen  ist.  Einen  Tempel  der  Beredsamkeit  zu  einer  hohen  Kunst  ausgebildet 
Peitho  gab  es  auf  Thasos,  Bull,  de  corr.  hell.  war,  aber  in  dieser  Zeit  mit  besonderem  Nach- 
6  (1882)  443,  ferner  in  Sikyon  im  Heiligtum,  druck  Peitho  als  Personifikation  hauptsächlich 
Paus.  2,  7,  7;  über  dieses  s.  am  Schlufs  (c).  der  politischen  und  gerichtlichen  Beredsamkeit 


1811      Peitho  (Göttin  der  Überredung) 

gedacht.  In  diesem  Sinne  konnte  der  Komiker 
Eupolis  von  Perikles  sagen: 

nei&w  xig  tiisxä&ifev  inl  xoig  %sll£6iv. 

ovxog  £xT]lti   y.al  uovog  xcöv  qijxoqojv 

tl  y.tvtQOV  iyy.«Tiiii7t£  xoig  <x-/.QOcou£voig, 

was  Cicero,  Brut.  15  plump  wiedergiebt,  wenn 
er  sagt:  in  Pericii  labris  scripsit  Eupolis  sessi- 
tavisse  üi-i&co  deam  uel  suadam  (vgl.  auch  Cic. 


Peitho  (Göttin  der  Überredung)      1812 

das  Heiligtum  der  Artemis  mit  dem  Beinamen 
Peitho  habe  „ebenfalls"  Hypermnestra ,  die 
Tochter  des  Danaos,  gestiftet,  als  sie  von  dem 
Gericht  der  Argiver,  vor  das  sie  ihr  Vater 
wegen  der  Verschonung  ihres  Verlobten  Lyn- 
keus  stellte,  freigesprochen  wurde.  Nach  Paus. 
2,  19,  6  weihte  Hypermnestra  auch  der  Aphro- 
dite Mkephoros  eine  Statue  im  Tempel  des 
Apollon  Lykios.    Man  glaubte  also,  beide  Göt- 


de  orat.  3,  138),  denn  das  rig  läi'st  eben  trotz  10  tinnen  hätten  ihre  Freisprechung  herbeigeführt, 


geredet 
Gedanke 


der  anthromorphischen  Vorstellung  des  Aus- 
drucks doch  die  Grundbedeutung  des  Wortes 
zur  vollen  Geltung  kommen,  so  dafs  von  einer 
eigentlichen  Göttin  der  Beredsamkeit  kaum 
werden  darf.  Dafs  dem  Dichter  der 
an  die  Göttin  vorschwebte,  verrät 
allerdings  der  Ausdruck  inrjXsi ,  er  bezauberte 
die  Hörer,  wie  die  ftslt-ivovg  Uti&to.  Ähnlich 
mischt  sich  Grundbedeutung  und  religiöse  Auf- 
fassung, ja,  stehen  beide  hart  nebeneinander 
bei  Aischylos,  Humen.  885:  sl  uhv  ccyvov  iaxi 
6oi  üsi&ovg  Gsßag,  yXw6Ci]g  i[ir]g  (lttXiyiia  %al 


7)  Peitho,  Atalante,  Eros,  Meleager,  Vasenbild  aus  Ruvo 
(nach  Engelmann,  Arch.  Studien  zu  den  Tragikern  S.  80). 


und  demnach  hätte  auch  Aphrodite  den  Bei- 
namen Peitho  verdient,  aber  bei  dieser  wäre 
dieser  Name  wegen  ihrer  sonstigen  Verbindung 
mit  Peitho  mifsverstanden  worden;  man  nannte 
daher  diese  Nikephoros.  Gab  man  aber  der 
Artemis  den  Beinamen  Peitho,  so  konnte  er 
nicht  in  erotischem  Sinne  mifsverstanden  werden, 
sondern  bedeutete  blofs,  dafs  Artemis  der  Hy- 
permnestra die  Überzeugungskraft  der  Rede 
20  vor  Gericht  verlieh,  durch  die  sie  freigesprochen 
wurde.  Der  jungfräulichen  Artemis  aber  schrieb 
die  Stifterin,  bezw.  die  Legende,  diese  Huld  zu, 
weil  Hypermnestra  in  jener 
Nacht,  wo  sie  Lynkeus  ermor- 
den sollte,  ihre  Jungfräulich- 
keit bewahrt  hatte,  Sehol. 
Pind,  Nem.  10,10.  Einen  Kul- 
tus der  Artemis  Peitho  in 
irgend  welchem  andern  Sinne 
oder  weiterer  Ausdehnung  hat 
es  demnach  nicht  gegeben. — 
Bei  dem  Kult  der  Peitho  auf 
dem  Markte  in  Sikyon  (Paus. 
2,  7,  7)  handelt  es  sich  um  eine 
Stiftung  für  eine  Gebetser- 
hörung.  Bei  einer  Epidemie 
in  Sikyon,  die  durch  denWeg- 
gang  des  Apollon  und  der  Ar- 
temis nach  Kreta  verursacht 
war,  sandten  die  Sikyonier 
sieben  Knaben  und  sieben 
Mädchen  an  den  Flufs  Sythas, 
um  die  Rückkehr  der  beiden 
Götter  zu  erflehen,  und  von 
ihnen  überredet  seien  die  Göt- 
ter in  die  damalige  Burg  ge- 
kommen, und  der  Ort,  wo  sie  zuerst  hinkamen,  sei 
das  Heiligtum  der  Peitho :  alljährlich  gehen  seit- 


ftsXwcriQiov.    Aber  schon  bei  Euripides  liegt  der 

Gedanke  an  eine  Göttin  der  Beredsamkeit  völlig 

fern,  wenn  er  sagt  Hek.  814  ff. :  her  am  Feste  des  Apollon  die  Kinder  an  den  Sy 

xi  dfjxa  Q-vrixol  xaXXcc  fiiv  ^cc&r]uata  50  thas  und  bringen  dann  die  Götter  in^las  Heilig 


uo%&ovu&v  cog  XQV  itccvrcc  nccl  uaaxtvouEV 
IIsL&a)  ds,  x i]v  xvqccvvov  <xv&nwTtOLg,  \LOvr\v 
oi)8iv  xi  \i&XXov  £g  riXog  ßnovöd^oiisv 

und  vollends  Antig.  fr.  2D.  =  170  Nauck: 

ovy.  ^6xi  Tlsi&ovg  Iqov  aXXo  TtXr\v  Xöyog, 
xccl  ßco(.ibg  avxi)g  idx    iv  ävQ'Qwitcov  tpvßii. 

Nur  zwei  Fälle  von  göttlicher  Verehrung  der 
Peitho  im  Sinne  der  Überredung  vor  Gericht 
oder  der  Überredung  von  Göttern  =  Gebets- 
erhörung  sind  überliefert,  aber  bezeichnender- 
weise ist  sie  in  jenem  Falle  nur  ein  Beiname 
der  Artemis,  in  diesem  eine  Huldigung  für 
Apollon  und  Artemis,  Paus.  2,  21,  1  und  2,  7,  7. 
Dafs  in  jenem  Falle  nicht  von  einem  eigent- 
lichen Kultus  der  Artemis  als  Peitho  in 
Argos  gesprochen  werden  kann  (Preller-Mobert 
l4,  508,2),  ergiebt  sich  aus  der  Stiftungslegende : 


tum  der  Peitho  und  von  da  in  den  Tempel  des 
Apollon  zurück.  Nach  Pausanias  war  in  dem 
Heiligtume  der  Peitho  kein  Bild,  aber  der  Zu- 
sammenhang macht  es  wahrscheinlich,  dafs  es 
nur  zu  seiner  Zeit  nicht  mehr  da  war.  Wie  dem 
auch  sein  mag,  jedenfalls  haben  wir  hier  ein  Zeug- 
nis von  der  Verehrung  der  Peitho  als  einer  selbst 
Götter  überredenden  Macht,  weder  in  dem  ge- 
wöhnlichen erotischen  und  nuptialen,  noch  im 
60  politischen  Sinn,  sondern  rein  im  eigentlichen 
Wortsinn,  hier  sogar  in  ihrer  Wirkung  auf 
Götter.  Das  beweist  eben,  dafs  Peitho  den 
Alten  trotz  ihrer  vorherrschenden  Bedeutung 
als  Fürsprecherin  der  Liebesgöttin  und  als 
Ehegöttin  stets  auch  ihren  allgemeinen  Sinn 
behalten  hat,  der  nur  durch  jene  überwuchert 
und  verdunkelt  worden  ist.  —  Als  Verleiherin  ■ 
der  sieghaften   Beredsamkeit    vor   Gericht    er- 


1813  Pelagaios  Pelagios  1814 

scheint  Peitho  auch  über  Odysseys  auf  der  genden  von  der  heiligen  Pelagia  =  Marina  (vgl 
Strog-anoffschen  Silberschale,  die  den  Streit  um  Venus  Marina)  u.  s.  w.  die  Namen  ihrer  Hel- 
die  Waffen  Achills  darstellt,  Boscher  Bd.  3  Sp.  662.  dinnen  von  Attributen  der  Aphrodite  entlehnt. 
Die  bildliche  Darstellung  der  Peitho  -  2)  der  Isis  in  Korinth,  Paus.  2,  4,  6;  in 
unterscheidet  sich  in  nichts  von  der  andrer  Mytilene,  C.  I.  G.  2,  2174  =  Inscr.  Gr.  Insul. 
jugendlicher  Frauengestalten.  Nur  auf  dem  Mar.  Aeg.  2,  113.  Mehr  über  Isis  Pelagia 
Neapler  Relief  hat  sie  einen  Kalathos  auf  dem  s.  Bd.  2  s.  Isis  Sp.  481.  Usener  a.  a.  0.  24. 
verschleierten  Haupte,  wodurch  sie  wohl  als  Hitzig-Bluemner  zu  Paus.  a.  a.  0.  (S.  508 f.).  - 
Ehegöttin  bezeichnet  ist.  vgl.  0.  Jahn,  Peitho  3)  der  Selene  (vgl.  Art.  Mondgöttin  Bd.  2 
S.  20  A.  86.  Ob  aber  darum  das  einen  Kalathos  10  Sp.  3149),  Wessely,  Griech.  Zauberpap.  v.  Paris 
tragende  Idol,  auf  das  sich  Aphrodite  in  manchen  u.  London  p.  101  v.  2272.  [Höfer.] 
Statuen  stützt,  und  das  gewöhnlich  als  Spes  Pelagikos  (IJslayixog).  Die  Götter  des  Meeres, 
bezeichnet  wird,  als  Peitho  erklärt  werden  auch  frzoltvälioi,  d-aXätnoi,  £v&cilcc-cTioi(Pollux 
darf,  ist  zweifelhaft  (vgl.  Clarac,  Musee  de  1,  23;  vgl.  Artemid.  2,  34)  genannt,  heifsen 
sculpt.  pl.  632  A.  B,  nr.  1422  A— G,  Beinach,  nslccymol  ftsol  bei  Flut.  Mor.  685  f.  (Quaest. 
Bepert.  1,  341  und  Beinach  2,  378  nr.  2,  5,  7).  conv.  5,  10,  4).  Vgl.  Pelagios  nr.  3.  Eine  Ver- 
Einen  förmlichen  Peithotypus  hat  die  griechi-  wünschungsformel  auf  einer  in  Hadrurnetum 
sehe  Kunst  nicht  ausgebildet.  -  -  Während  ich  gefundenen  Bleiplatte  lautet:  Adiuro  te  demon 
mit  Ausnahme  des  römischen  Wandgemäldes  quieunque  es  ...  .  Adiuro  te  per  eum,  qui  te 
£)  und  der  Aldobrandinischen  Hochzeit  grund-  20  resolvit  temporibus,  deum  pelagicum,  aerium, 
sätzlich  vermieden  habe,  die  zahlreichen  Bild-  Jan.  Jasdaö,  O-orio ,  Aeia,  Acad.  des  inscr.  et 
werke,  in  denen  überall  Peitho  neben  Aphro-  belles-lettres  20  (1892),  231  f.  [Höfer.] 
dite,  mit  oder  ohne  Eros,  wegen  der  fehlenden  Pelagios  (TLsläyiog),  Beiname  1)  des  Posei- 
Beischrift  nur  mit  einiger  Wahrscheinlich-  don  a)  in  Athen,  wo  eine  aus  der  Nähe  des 
keit  zu  erkennen  ist,  anzuführen,  möchte  ich  Dionysostheaters  stammende  Inschrift  einen 
doch  ein  solches  besonders  herausheben,  das  Priester  noattStovogrov  Tislayiov  nennt,  C.  I.  A. 
erst  neuestens  durch  Engelmann,  Ar  chäol. Studien  4  Suppl.  2,  184  b.  Z.  17  p.  58;  Michel,  Becueil 
zu  den  Tragikern  S.  80,  erstmals  veröffent-  d'inscr.  gr.  680  p.  585.  Martha.  Sacerd.  Athen. 
licht  worden  ist,  erwähnt  im  Artikel  Meleager  p.  177.  •  b)  auf  einer  Inschrift  aus  Thera, 
oben  Bd.  2  Sp.  2620,  it)  ein  jetzt  in  Bari  befind-  30  Weihung  des  Artemidoros  aus  Perge  Berl. 
liches  Vasenbild  aus  Ruvo,  Abb.  7,  Meleager  Phil.  Wochenschr.  19  (1899),  1276;  Arch.  Am. 
derAtalantedieEberhautüberreichend;zwischen  1899,  192,  16.  —  c)  in  Patrai,  s.  Pelagaios.  - 
beiden  schwebt  von  ihr  zu  ihm  Eros,  d.  h.  sie  2)  des  Dionysos  in  Pagasai  nach  der  Emen- 
erfüllt  ihn  mit  Liebe;  aber  sie  ist  spröde  gegen  dation  von  Maafs,  Hermes  23  (1888),  70,  der 
ihn,  deshalb  erscheint  hinter  ihr,  und  auf  sie  bei  Theopomp,  in  Schol.  Vict.  Hom.  Tl.  24,  428 
einredend  eine  weibliche  Figur,  die  nur  Aphro-  Aiqvvgov  tbv  iv  n<xy<x6cüg,  '6g  i%cclelto  itslä- 
dite  oder  Peitho  sein  kann;  für  jene  ist  sie  yiog  für  das  überlieferte  Tttlwog  (wofür  man 
nicht  genügend  charakterisiert,  aber  für  Peitho  TCtlsHvg  und  anderes  vermutete)  schreibt,  und 
pafst  alles :  hier  handelt  es  sich  um  Überredung  aus  den  Mythen  des  Dionysos  und  Kunstdar- 
der  spröden  Jungfrau  durch  den  Mann,  die  40  Stellungen  den  Dionysos  iteläyiog  für  die 
eigentliche  Bedeutung  der  Peitho;  und  das  thrakische  und  thessalische  Küste  und  die 
Instrument  in  ihrer  Linken  unterstützt  diese  Ufer  des  Euripos  erweist.  Die  von  Maafs  vor- 
Deutung :  sie  hält  an  einer  Schnur  das  be-  geschlagene  Lesart  hat  allgemeine  Zustimmung 
kannte  Zauberrädchen  (tvyi  Find.  Pyth.  4,  380,  gefunden,  vgl.  Bach  bei  Bursian  66  (1892), 
Engelmann  ob.  Bd.  2  Sp.  772),  das  unwidersteh-  354.  Drefsler,  Triton  1,  14,  7.  (Progr.  Würzen 
liehen  Liebeszauber  auf  die  Widerstrebende  aus-  1892.)  Toepffer,  Att.  Geneal.  114,1.  Kretschmer, 
übte.  Gerade  wegen  dieses  Zauberrades  dürfen  Einl.  in  d.  Gesch.  d.  griech.  Sprache  243,  6. 
wir  hier  ein  gesichertes  Bild  der  Peitho  auch  Crusius,  Der  homer.  JDionysoshymn.  und  die 
ohne  die  Beischrift  erkennen.     [Weizsäcker.]  Legende    von  der    Verwandlung  der   Tyrsener, 

Pelagaios  (miayatog),   Beiname  des  Posei-  50  Piniol.  48  (1889),  193 ff.  bes.  210.  215.    Tümpel 

don  in  Patrai,  Paus.  7,  21,  8;   Zacher,  Dissert.  Jiövvaog  Älisvg,  Philol.  a.  a.  0.  681ff.  (wo 

Hall.  3  (1878),  86.    Vgl.  Pelagios  nr.  1.   [Höfer.]  der  Kult  des  Meer-Dionysos  für  klisTg  [lllUrj] 

Pelagia  (Tlslccylc:),  Beiname  1)  der  Aphro-  in  Argolis  nachgewiesen  wird).  Tümpel,  Philol. 
dite,  Artemid.  2,  37.  Nach  Lyd.  de  mens.  4,  51  (1892),  401,  wo  vermutet  wird,  dafs  der 
44,  2  p.  117  Wuensch  opferte  man  der  Aphro-  Dionysos  itsluyiog  eine  Form  des  fpelasgischen 
dite  Gänse,  ort  roTg  vdetot  xcäoovai, —  Tti-layia  Kabeiros'  (s.  Bd.  2  Megaloi  Theoi  Sp.  2537, 
8s  i]  ÄcpQo8itr\,  vgl.  KalJcmann,  Arch.  Jahrb.  32 ff.)  sei.  Des  weiteren  sucht  Maafs,  Parerga 
1  (1888),  235.  Eine  Inschrift  aus  Schwarz-  Att.  (Ind.  Schol.  Gryph.  1889),  9  nachzuweisen, 
Korkyra  (Curzola)  erwähnt  einen  im  Jahre  dafs  der  Dionysos  P.  von  Pagasai  auch  in  dem 
193  n.  Chr.  Veneri  Pelagiae  errichteten  60  Dionysos  Mslavaiylg  von  Eleutherai  zu  er- 
Tempel, C.  I.  L.  3,  3066  p.  392;  Usener,  Le-  kennen  sei,  und  ebenso  (Gott.  Gel.  Anz.  1889, 
genden  der  heiligen  Pelagia  21,  wo  auch  die  803  f.)  in  dem  Dionysos  Mslccvaiyig  von  Her- 
übrigen Kultnamen  der  Aphrodite  als  Göttin  mione,  dem  zu  Ehren  ein  Wetttauchen  (Paus. 
des  Meeres  verzeichnet  sind,  vgl.  Bd.  1  Aphro-  2,  35,  1)  stattfand;  zugleich  wird  an  die  Be- 
dite  Sp.  402,  31  ff.  Preller- Jordan  l3,  447.  deutung  von  ulyeg  =  ^Wellen'  erinnert;  auch 
Kult  der  Aphrodite  Pelagia  in  Tiryns  nimmt  der  lemnische  Kult  des  Dionysos  P.  stammt 
an  Tümpel,  Philol.  1892,  394 ff.  Wie  Usener  aus  Thessalien  (G.  G.  A.  a,  ä.  O.  809 f.).  In 
a.  a.  O.    ausführt,   haben  die  christlichen   Le-  Athen  soll  Dionysos  Melpomenos  (s.  d.)  =  Pe- 


1815                       Pelagon  Pelanor                        1816 

lagios  sein,  Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio  9  (s.  d.).  —  5)  Führer  der  Pylier,  Gefährte   des 

(Ind.  Schol.  Gryph,  1891/92).     In   der  jugend-  Nestor,  Harn.  U.  4,  295.  —  6)  Lykier,  Genosse 

liehen  schwimmenden  Gestalt  auf  derFrancois-  des  Sarpedon,  Hom.  Tl.  5,  695.     Faesi  zu  Hont. 

vase,    die    von    Gaedechens    Bd.  1    s.    Glaukos  11.  5,  677;  Friedländer,  Jb.  f.  II.  Phil.  Suppl.  3 

Sp.  1685,  lff.   auf  Glaukos   gedeutet  wird,  er-  a.a.O.  822;  vgl.  aber  auch  Schol.  Hom.  Tl.  5,  695. 

blickt  0.  Wulff,  Zur  Iheseussage  183,  138  den  —  7)  Kalydon.  Jäger,  Ov.  Met.  8,  360.  [Höfer.] 

Dionysos  TtsXäyiog.  —  3)  der  Götter  des  Meeres  Pelagones  s.  Pelagon. 

im  allgemeinen,  Flut,  mor.  p.  161  d  (Sept.  sap.  Pelagos    (TltXuyog),    das   Meer   als    Gottheit 

conv.  18).     Vgl.  Pelagikos.     [Höfer.]  (=  Pontos  [s.  d.]),  Sohn  der  Gaia,  Hes.  Theog. 

Pelagon  (TlriXaycov),  nach  Suid.  s.  v.  JJrjXa-  10  131.     Mit    Chthon   und  Aither    zusammen  bei 

yovog-   ovoilcc   riyccvxog.      Bei   Kallim.   Hymn.  Meleagr.    in    Anlh.  Pal.  5,  177.     Vgl.    Pontos, 

in  Iov.  3  heifst  Zeus  TliqXayövojv  iXaxtjo,  wozu  Thalassa.     [Höfer.] 

das  Schol.  und   Etym.    M.   669,   51   bemerken  Pelaia?  (UriXaial).    Nach  (Dicaearch)  Descr. 

TIi]Xayövsg  oi  yiyavxbg  tkxqcc  xb  ix  TtrjXov  (wie  Gr.  2,  7  in  Geogr.   Graec.    min.  Müller  1,  107 

auch  ein  Gigant  selbst  JJi]lbvg  heifst,    Tzetz.  =  Dicaearch.  Mess.   quae  supersunt  ed.  Fuhr 

Theog.  94  und   dazu    M.  Mayer,  Gig.   u.   Tit.  408  flofs  der  vom  Pelion  herabströmende  Bach 

259 f.)  ysyovivai,  xovxtcxiv  f'x  yfjg,  also  =  yr\-  Brychon  an  dem  aXßog  xfig  n.i]Xaic(g  vorbei  ins 

ysvstg,  M.  Mayer  a.  a.  0.  28.     Über  Strabo  7,  Meer;  vgl.  Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl,  1,  97. 

331  fr.  40:  kcci  oi  Ttxävsg  (Verwechslung  mit  den  Nach  Osann  bei  Fuhr  a.  a.   0.   419   ist  unter 

Giganten)  inlrjd-rjaav  TlriXayoveg  s.  Mayer  a.  a.  0.  20  TTrjXctLu   ealiqua   Dea  in  Pelio   imprimis  culta 

28.  82 f.;  vgl.  78,  59.     Bei  Hesych.  ri-nXayövtg-  et  inde  denominata'   zu  verstehen.     Bei  dieser 

ytgovxsg,'  Ttalcaol,    ynytvüg    vermutet    Schmidt  m.  E.  inhaltlich  richtigen  Erklärung  stört  nur 

Ili]luy6v£g  riyccvxsg    TltXXaloi.    etc.    vgl.    auch  die  Form  TlriXcäa;   wir   kennen   als   Beinamen 

0.  Abel,  Makedonien  32,  2.    0.  Schneider,  Ph Hol.  der    Hera    TlrjUcc   (s.  d.);    es    wird    an   beiden 
6  (1851),  495.     Callimachea  1,  136.     [Höfer.]  Stellen  TlrjUct  zu  schreiben  und  beidemal  Hera 

Pelagon   (TlsXdyojv),    1)    Freier    der   Hippo-  zu  verstehen   sein.     Vielleicht  hängt  der  Bei- 

dameia,   (Hesiod)   in   den   Eoien  bei  Paus.   6,  name  mit  der  Argonautensage  zusammen;  das 

21,  11  =  frgm.   165  Bzach.     Darnach   ist  auf  Holz  zur  Argo   stammte  aus   den  vditai  Ur\- 

der  Amphora  aus  Ruvo  (abg.  Bd.  2  s.  v.  Oino-  Xiov  (Für.  Med.  3)   oder  nach  Ennius  (Auct. 

maos  Sp.  775;  vgl.  Sp.  776,  28)  der  Name  neben  30  ad  Herenn.  2,  22,  34.     Quintil.  5,  10,  84)  aus 

dem  Kopf  des  getöteten  Freiers  nicht  nsXag(yog)  dem  nemus   (vgl.    oben   äXoog)   Pelium;    bei 

zu    lesen,    sondern    TlsXccy(ojv),    zumal   da   der  der  wichtigen  Rolle,  die  Hera  als  Beschützerin 

fünfte  Buchstabe  nach  Cec.  Smith  bei  Kretschmer,  des  Jason  spielt,  liegt  die  Wahrscheinlichkeit 

Die  griech.  Vaseninschr.   215,  10*  und  Anm.  5  nahe,    auch   die   Stiftung    dieses    Haines   dem 

sicher  ein  Gamma  ist,   Walters,  Catal.   of  the  Iason  zuzuschreiben,  der  nach  Hesiod  im  Schol. 

greek   and,   etruscan  vases  in  the  JBrit.  Mus.  4  Pind.  Nem.  3,  92  (fr.  40  Bz.)   auf  dem  Pelion 

165  nr.  331.  0.  Kramer,  De  Pelopis  fab.  (Diss.  auferzogen  worden  war.    Auch  Zeus  ward  auf 

Lips.  1887)  12.  —  S.  Beinach,  Bepert.  des  vases  dem  Pelion  verehrt   (Dicaearch)   a.  a.  0.  fr.  2. 

1,  261  liest  TIsXciq  .  .  .,  während  er  a.  a.  0.  1,  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  2  S.  94.  [Höfer.] 
377,  6  TItXixy(cov)  angiebt.  TIsX<xQ(y6g)  steht  auch  40  Pelanor  (TIsXävojQ)  bieten  sämtliche  Codices 
noch  C.  T.  G.  4,  8422,  TTEAAP  .  .  bei  Newton-  (auch  der  von  Wagner  entdeckte  Vaticanus)  des 
Hicks,  Anc.  greek  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3  Apollodoros  (2,  1,  4)  für  den  sonst  reXcivag  (s.  d.) 
zu  nr.  600.  —  2)  Vielleicht  Kämpfer  auf  einer  gelesenen  Namen  des  argivischen  Königs.  Diese 
fragmentierten  Vase  aus  Naukratis  mit  der  Lesart  TJsXö.v(üq  scheint  beachtenswert,  und  es 
Darstellung  einer  Amazonenschlacht  nach  der  fragt  sich,  ob  man  dafür  mit  Hercher  rsXävcog 
Ergänzung  von  Walters  a.  a.  0.  2,  273  nr.  601,,,,  korrigieren  soll;  auch  A.  Ludivich,  Textkritische 
der  allerdings  auch  Ts'jXa^cov  aus  der  Bei-  Untersuchungen  über  d.  mythol.  Schol.  zu  Hom. 
schrift  MOAA>/  zu  ergänzen  für  möglich  hält.  Was  (Ind.  Lect.  Königsb.  S.  S.  1900)  1,  21 
—  3)  Sohn  des  Amphidamas  (fehlt  Bd.  1),  ein  schreibt  TIsXävcoQ.  Der  Name  könnte  mit  JIsX- 
Rinderhirt,  von  dem  Kadmos  das  ihm  vom  50  cgrau,  alt'  (vgl.  Fick - Bechtel,  Die  griechisch. 
Orakel  bezeichnete  Rind  kaufte,  Schol.  Für.  Personennamen  405  und  den  Art.  Peleiades 
Phoen.  638  und  Orakel  ebend.  (s.  den  Art.  3  a.  E.)  und  -rivcag  (-üvcoq)  zusammenhängen 
Kadmos  Bd.  2  Sp.  834,  41  ff.).  Apollod.  3,  4,  1  und  dieselbe  Bedeutung  haben,  die  Pape- 
(s.  d.  Art.  Kadmos  Sp.  835  Anm.  1).  Paus.  9,  Benseier  für  rsXävcoQ  flak.  Äfürp,  also  =  rsocc- 
12,  1.  Schol.  Hom.  Tl.  2,  494.  —  4)  Sohn  des  vag  'Oldermann')  annimmt;  denn  an  das  ka- 
Asopos  und  der  Metope  (s.  d.  nr.  1)  Apollod.  rische  yiXav  (s.  unten)  zu  denken,  wie  Stoll 
3,  12,  6,  den  Diod.  4,  72  (vgl.  Wesseling  z.  d.  s.  v.  Gelanor  thut,  ist  wohl  kaum  möglich. 
St.),  IJsXaayog  nennt.  Nach  Tümpel,  Philol.  Zu  dem  Art.  Gelanor  (Bd.  1  s.  v.)  ist  zu  be- 
1890,  714f.  (vgl.  d.  Art.  Kombe  Bd.  2  Sp.  1277)  merken,  dafs  von  den  dort  angeführten  Stellen 
ist  dieser  Pelagon  Eponymos  der  TIsXuyövsg  60  folgende  nicht  die  Lesart  rsXävcoQ  haben: 
=  TLsXa-G-yoi  (=  -yovoi);  vgl.  auch  E.  Meyer,  Apollod.  (s.  oben),  —  Eust.  ad  Hom.  II.  37,  32 
Forsch,  z.  alt.  Gesch.  1,  32,  4.  —  F.  A.  Pott,  CEXXccvcoq)  -  -  Schol.  Hom.  TZ.'  1,  42  (EXccvag, 
Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  3  (1857  —  1860),  'EXXdvag  s.  Ludwich  a.  a.  0.  22)  --  Steph.  Byz. 
311  erklärt  den  Namen  dieses  Asopossohnes  s.  v.  HovdyyEXcc,  wo  nur  die  Notiz  steht:  ncc- 
=  fwie  ein  Meer  austretend',  nach  Analogie  Xov6i  .  .  ol  Kägsg  .  .  yiXav  .  .  xbv  ßaaiXta..  - 
von  noxccubg  -jttXctyL&i  (Herod.  1,  184),  Fick-  Nach  E.  Meyer,  Forsch,  z.  a.  Gesch.  1,  89  stammt 
Bechtel,  Die  griech.  Personennamen  421  fassen  Gelanor  vielleicht  aus  der  Phoronis  und  kam 
TlsXäycov  (überhaupt)  als  Ethnikon  =  TlriX^ycov  möglicherweise  schon  bei  Hesiod  vor.     [Höfer.] 


1817                       Pelarge  Pelasgos                      1818 

Pelarge  (üi-XciQyri)  s.  Isthmiades  u.  Megaloi  andern  Teilen  von  Griechenland  als  Vorgänger 

Theoi  Bd.  2  Sp.  2536  Z.  49  ff. ;  Bd.  2  Sp.  2539  der  Hellenen  genannt  werden,  so  kommt  natür- 

Z.  51  ff.     Schümann- Lipsius,  Griech.  Altert.  24,  lieh    Pelasgos    als    Name    des   Stammgründers 

115.      Ein    Kult    der    Pelarge    in   Ephesos    ist  auch   in   verschiedenen   andern  Gegenden   vor. 

anzunehmen,  falls  die  Ergänzung  von  Newton-  Der    arkadische  Pelasgos    trägt  so   wenig   wie 

Hicks,   Anc.    greek   inscr.    in  the  brit.  Mus.  3,  jeder  andre  irgendwelche  individuelle  Züge;  er 

600  p.  221  Il]ilaQ[yf]<s  das  Richtige  trifft.   Doch  war  aber  der  erste  Mensch  und  der  erste  König 

ist  die  von  Hicks  a.  a.  0.  vermutungsweise  auf  seines  Volkes  [wobei  Pausanias  die  kluge  Be- 

Pelarge  bezogene  Inschrift  einer  Vase  im  brit.  merkung  macht,  es  seien  wahrscheinlich  noch 

Museum  zu  Pelagon  (s.  d.  nr.  1)  zu  ergänzen.  10  andre    mit    dem  Pelasgos   gewesen    und  nicht 

[Höfer.]  er  allein;   denn  über  wen  hätte   er  sonst  ge- 

Pelasgia  (HsXo:ßyia),  Beiname  der  Hera  auf  herrscht?  —  woher  bekamen  Adams  Söhne  ihre 

Samos,   das   n^Xotayiäog  eögccvov  "Hqag  (Dion.  Frauen?];  er  begründet  die  ersten  Anfänge  der 

Per.  534)  heifst,  Eust.  ad  Dionys.  Per.  533  und  Kultur,  erfindet  Hütten  zum  Schutz  gegen  Kälte, 

Paraphrase  p.  383  Bernhardy.     [Höfer.]  Regen  und  Hitze,  die  Kleidung  aus  Schweins- 

Pelasgikos  (TItXa6yi%6g),   Beiname  des  Zeus  (Schaf- ?)fellen    und    lehrt   die   Unterscheidung 

in    Dodona    (ob    im    pelasgischen    Thessalien  von    nützlicher   und    schädlicher   Pflanzenkost, 

oder  Epeiros,    ist    zweifelhaft,    Litteratur    bei  besonders  den  Genufs  der  Eicheln,  der  bei  den 

Robert- Preller    123,    3    und     dazu     besonders  Arkadern  noch  in  historischer  Zeit  gebräuchlich 

E.  Meyer,  Forsch,  z.  alt.  Gesch.  1,  37  ff.),  Hom.  20  war,  und  nach  ihm  erhält  Arkadien  den  Namen 

II.  16,  233;    Strabo   5,  221;   7,   327;   Eust.   ad  Pelasgia.    Dieser  Pelasgos  ist  auch,  obwohl  hier 

Dion.  Per.  347;  ad  Hom.  11.  1057,  42.  51;  Ano-  Sohn  des  Triopas  genannt,    bei  Hyg.  fab.  225 

nym.  Ambros.   in   Anecd.  rar.  ed.   Schoell  und  gemeint,  wenn  ihm  der  erste  Bau  eines  Zeus- 

Studemund  1,  265,  85;    Anonym.   Laur.   ebend.  tempels  in  Arkadien  zugeschrieben  wird.     Die 

266,    75.      Kaibel,    Epigr.   995,    9.      Über  die  Arkader  wollten  mit  diesem  ihrem  Autochthon 

Lesungen    üeXagyL-nog    oder    TL£la6Tiy.6g    statt  offenbar  ähnlich  wie  andre  Stämme  den  ihrigen 

Yli:lucyiY.6s  s.    E.  Meyer  a.  a.  Ü.  50,  4.     Vgl.  als   den   ältesten  darstellen,   vgl.  'AgKädsg  FLs- 

Pelasgia,  Pelasgis.     [Höfer.]  Xaayoi  Herod.  1,  146.     Sie  werden   darin  frei- 

Pelasgis  (TlaXaGyLg),  1)  Beiname  der  Hera  in  lieh    von    den  Phliasiern  überboten,    die  ihren 

Thessalien,  Apoll.  Bhod.  1,  14  und  Schol.  z.  d.  30  Autochthon  Aras,  den  Zeitgenossen  des  Prome- 

St.   Dion.  Per.  534;  vgl.  Hera  Bd.  2  Sp.  2082  theus,  noch  drei  Menschenalter  älter  als  den  Arka- 

Z.  12  ff.   und  Pelasgia.    —   2)   der  Demeter  in  der  Pelasgos  und  die  Athenischen  Autochthonen 

Argos,  Paus.  2,  22,  1;  s.  Pelasgos  nr.  4;  ferner  ansetzten,    Paus.  2,  14,  4.     Den    arkadischen 

Bd.  2  Kora  Sp.  1294,  41  ff.     E.  Meyer,  Forsch.  Pelasgos  nennt  dafür  ein  pindarisches  Fragment 

z.  alt.  Gesch.  1,  98.  101,  2  und  dazu  Enmann  (Frgm.  ine.  nr.  84,  8)  älter  als  den  Mond  „TtQ06t- 

Bd.  3  Niobe  Sp.  378.     [Höfer.]  Xccvcäov  'AQuadla.  TLtlacyov,  und  auch  die  Arka- 

Pelasgos  (TJsXaayog),  Name  mehrerer  sagen-  dier  selbst  wurden  nQOßsXnvaioi  und  die  älte- 

hafter  Stammväter  pelasgischer  Stämme.  sten  Bewohner  des  Peloponnes,  üsXaaylg  %&mv, 

1)  Nach  der  Sage  der  Arkader  soll  Pelasgos  vor  der  Herrschaft  der  Deukalionen,  d.  h.  der 
der  erste  Mensch  in  ihrem  Lande  gewesen  sein,  40  Hellenen,  genannt,  Apoll.  Bhod.  4,  263  ff.  und 
Paus.  8,  1,  4,  und  das  Land  von  ihm  den  Schol.  Wenn  Akusilaos  bei  Apd.  2,  1,  1,  5  den 
Namen  Pelasgia  erhalten  haben,  ibid.  6.  Er  galt  arkadischen  Pelasgos  zum  zweiten  Sohn  des 
für  einen  Autochthonen.  Pausanias  beruft  sich  Zeus  und  der  argivischen  Niobe  neben  Argos 
hierfür  auf  Asios  {Frgm.  8):  avtLd-zov  de  Tis-  macht,  so  ist  damit  dasselbe  ausgedrückt,  wie 
Xccßybv  iv  vtyiy.6uoiGiv  öqzgci  yccla  [LtXaiv  cevt-  mit  der  Autochthonie,  denn  Niobe  ist  zweifels- 
dcoxzv,  i'vcc  Q-vvr&v  yivog  £ir\,  worin  zugleich  ohne  Erdgöttin,  wenn  sie  auch  hier  als 
die  Bestimmung  des  göttergleichen  Erdensohns  Tochter  des  Phoroneus  und  Schwester  des  Apis 
zum  Stammvater  des  Menschengeschlechts  mit  erscheint:  es  kommt  nur  neben  der  Auto- 
aller Deutlichkeit  ausgesprochen  ist.  Aber  auch  chthonie  noch  die  Vaterschaft  des  Zeus,  die  die 
schon  Hesiod  nennt  Pelasgos  einen  Auto-  50  Autochthonie  nicht  ausschliefst  (vgl.  die  Geburt 
chthonen  Frg.  70  Mzach,  bei  Apollod.  2,1,  1,5  der  Erichthonios,  und  die  nahe  Verwandtschaft 
und  3,  8,  1,  Serv.  z.  Verg.  Aen.  2,  83,  während  des  Urarkaders  Pelasgos  und  des  Urargivers 
er  nach  Akusilaos  bei  Apoll,  a.  a.  O.  ein  Sohn  Argos)  zu  bestimmtem  Ausdruck;  über  Niobe 
des  Zeus  und  der  Niobe,  der  Tochter  des  Pho-  als  Erdgöttin  s.  Thrümer ,  Pergamos  28  —  30, 
roneus,  und  Bruder  des  Argos  war,  nach  dem  Enmann,  Niobe,  oben  Bd.  3  Sp.  388  ff. 
die  Bewohner  des  Peloponnes  Pelasger  genannt  Als  Gattin  des  Pelasgos  wird  genannt  die 
worden  seien.  Auch  Ephoros  folgte  nach  Okeanide  Meliboia,  Apollod.  3,  3,  1,  oder  die 
Strabon  5,  p.  221,  dem  Hesiod,  indem  er  die  Nymphe  Kyllene,  ibid.  u.  Schol.  Eurip.  Orest. 
Pelasger  aus  Arkadien  stammen  läfst  mit  Be-  1642,  die  als  arkadische  Bergnymphe  besser  zu 
rufung  auf  Hesiods  Angabe,  dafs  Lykaon,  der  60  ihm  pafst,  oder  endlich  Deianeira,  Dion.  Halik. 
söhnereiche  Bevölkerer  Arkadiens,  ein  Sohn  des  Arch.  1,  13,  nach  Pherekydes.  Als  Sohn  des 
P.  gewesen  sei,  Hes.  Frg.  71  Bzach.  Darnach  Pelasgos  erscheint  einstimmig  Lykaon,  doch  ist 
galten  die  Pelasger  als  Urbevölkerung  von  Arka-  nach  Pherek.  a.  O.  Kyllene  die  Gattin  des  Ly- 
dien  (Hesiod,  Ephoros,  Pausanias), na,ch  andern  kaon,  und  seine  Mutter  heifst  Deianeira. 
auch  vom  ganzen  Peloponnes,  bes.  von  Argos  Dieser  arkadische  Pelasgos  scheint  trotz 
(Akusilaos  a. a.  0.,  Euripides  im  Archelaos  frgm.  abweichender  Genealogieen  mit  dem  argivischen 
230  N.,  Strabon  5,  p.  221,  Aeschyl.  Hiket.  254).  (s.  u.  Nr.  4)  ursprünglich  identisch  zu  sein,  und 
S.   oben   Sp.    1348  f.     Da  die  Pelasger  auch  in  so  sehr  man  sich  versucht  fühlt,  in  ihm,  wie  in 


1819                      Pelasgos  Pelasgos                      1820 

Argos,  nichts  als  rein  genealogische,  vorn  Ur-  Pelasgos  mit  Pelasgos  4  bis  auf'  den  Vater- 
heber des  Stammbaums  erfundene  Gestalten  namen  identisch  erscheint,  so  liegt  in  der  Ver- 
zu  sehen,  so  weist  doch  in  Argos  Verschiedenes  schiedenheit  des  Vaternamens  entweder  ein 
auf  eine  altertümliche  Heroenverehrung  hin,  Irrtum  oder  eine  bestimmte  Absicht  vor.  In 
vgl.  Art.  Niobe,  oben  Bd.  3  Sp.  378,  Grab  eines  der  Notiz  der  Schal.  Find.  Ol.  3,  28:  die  Hyper- 
Pelasgos  in  Argos,  Paus.  2,  22,  1.  In  Arkadien  boreer  hätten  ihren  Namen  von  Hyperboreos, 
dagegen  ist  an  Stelle  des  Stammheros  Pelasgos  dem  Sohne  des  Pelasgos,  Sohnes  des  Phoroneus 
später  als  Eponymos  sein  Urenkel  Arkas,  der  und  der  Perimele,  wird  Pelasgos  zum  Vater 
Sohn  des  Zeus  und  der  in  eine  Bärin  verwan-  des  Hyperboreos  gemacht,  und  dadurch  dieser 
delten  Kallisto,  getreten.  Statt  eines  Grabes  des  10  letztere  an  den  Peloponnes,  nicht  Pelasgos  an 
Pelasgos,  wie  in  Argos,  finden  wir  hier  ein  Grab  Thessalien  geknüpft,  obwohl  auch  diese  Wen- 
des  Arkas  beim  Altar  der  Hera  in  Man t in eia,  düng  sich  findet  bei  Philostephanos  in  Schol. 
Paus.  8,  9,  4,  und  nicht  die  Statue  des  Pelasgos,  Pind.  Ol.  3,  28,  der  den  Hyperboreos  zu  einen 
sondern  die  der  Kallisto,  des  Arkas  und  seiner  Thessaler  macht,  vgl.  Crusius,  Art.  Hyper- 
Söhne  weihen  die  Tegeaten  nach  Delphi  nach  boreer,  oben  Bd.  1  Sp.  2817  u.  2809. 
ihrem  Sieg  über  die  Spartaner,  369  v.  Chr.,  6)  Sohn  des  Palaichthon,  König  von  Argos 
Paus.  10,  9,  5.  Pomtoiv,  Athen.  Mitteil.  1889  zur  Zeit  der  Ankunft  des  Danaos  und  seiner 
S.  15  ff.  Xenoph.  Hell.  7,  1,  23  ff.  Diese  Er-  Töchter,  Aesch.  Hik.  250,  1010,  vgl.  Waser, 
setzung  des  Pelasgos  durch  Arkas  hängt  vielleicht  Arch.  f.  Belig.  Wiss.  2,  51.  Der  Name_  des 
eben  damit  zusammen,  dafs  Pelasgos  auch  von  20  Vaters  ist  durchsichtig  genug,  und  zum  Über- 
den  Argivern  als  einer  ihrer  Stammheroen  in  flui's  heilst  er  auch  noch  yrjysvrig.  In  diesem 
Anspruch  genommen  wurde.  Stück  tritt  ganz  klar  zutage,  dafs  Pelasgos  als 

2)  Pelasgos,  Sohn  des  Zeus  und  der  Niobe,  Name  des  Königs  nur  gewählt  ist,  um  da- 
Bruder  des  älteren  Argos;  nach  Apoll.  2,  1, 1,5.  durch  ihn  als  Vertreter  der  alten  pelasgischen 
Dion.  Hai.  1,  11  =  Pelasgos  1.  Bevölkerung  von  Argos  gegenüber  Danaos  und 

3)  Pelasgos,  aus  Argos  nach  Arkadien   aus-  den  Danaern  zu  kennzeichnen, 
gewanderter  Sohn  des  Arestor,  Enkel  des  Ek-  7)  Sohn  des  Agenor,  Hyg.  fdb.  124,  König 
basos,  Urenkel  des  Argos,  Gründer  des  arka-  von  Argos,  Nachfolger  des  Triopas. 

dischen  Parrhasia,    Charax  bei  St.  Byz.,  s.  v.  8)    Sohn    des    Inachos,    Schol.  Ap.  Bhod. 

IlaQQccaicc,    Bruder    des    Argos    Panoptes,    der  30  1,  580;  wenn  auch  Argos  Panoptes   nach  As- 

nach  Pherekydes  bei  Schol.  Eurip.  Phoen.  1116  klepiades  bei  Apd.  2,  1,  3,  3  ein  Sohn  des  Ina- 

und  Apollod.  2,  1,  3,  3  Sohn  des  Arestor,  aber  chos  heilst,  so  hätten  wir  hier  wieder  ein  Brüder- 

Apd.  2,  1,  2,  2  Sohn  des  Agenor  heilst.  paar  Pelasgos,  Argos,  wie  jenes  der  Gründer  des 

4)  Pelasgos,  Sohn  des  Triopas  und  der  Soi's,  arkadischen  und  argivischen  Stammes,  nur  dafs 
Schol.  Eurip.  Orest.  920  Toio-ncc  d'lv.  HcotÖog  dieses  von  Zeus  und  des  Phoroneus  Tochter 
tytvovtoäidviioi  ^hvIIslcc6ybg-nccl"Ia6og,vsmx£Qoi  Niobe  abgeleitet  wird.  Da  nun  auch  Inachos 
dh'AyrjvcoQ  xui  Edv&og,  Hyg.  fdb.  145,  Enkel  des  (Apollod.  2, 1,  1,  2,  Tzetz.  ad  Eye.  178,  Hyg.  fdb. 
Pborbas,  Urenkel  des  alten  Argos,  Paus.  2,22, 1  143  u.  145)  selbst  Vater  des  Phoroneus  ist  und 
(2,  16, 1  wird  er  unter  den  Söhnen  des  Triopas  so  dieser  zum  Bruder  des  Pelasgos  und  Argos 
neben  Iasos  und  Agenor  nicht  genannt).  Er  40  wird,  deren  Grofsvater  er  anderweitig  heilst, 
nimmt  die  Demeter,  als  sie  nach  Argos  ge-  so  haben  wir  hier  nur  ein  weiteres  Beispiel 
kommen,  in  sein  Haus  auf,  wo  Chrysanthis,  die  der  grenzenlosen  Willkür,  die  in  diesen  Genea- 
um  den  Raub  der  Köre  wufste,   ihr  denselben  logieen  herrscht. 

erzählt,     Paus.    1,    14,  2;     und     erbaut     das  9)  Sohn  des  Poseidon  und  der  Larissa  {Dion. 

Heiligtum  der  Demeter  Pelasgis,  in  dessen  Nähe  Halik.  1,  17,  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  580),  Bruder  des 

sein  eigenes  Grab  gezeigt  wurde,  Paus.  2,  22,  2.  Achaios  und  Phthios.     Diese  drei  Brüder  ver- 

Chrysanthis  scheint  des  Pelasgos  Schwester  ge-  liefsen  nach  Dionys.  sechs  Menschenalter  nach 

wesen  zu  sein;  vgl.  Hyg.  / ab.  145,  wo  nach  Tri-  Pelasgos  1    den   Peloponnes,  vertrieben  die  in 

opas  statt  ex  hoc  Eurisabe   Anthus  Pelasgus,  Hämonien  und  Thessalien  ansässigen  Barbaren 

Agenor  zu  lesen  ist  Iasus  Chrysanthis  Pelasgus,  50  und  teilten  sich  in  das  Land,  dessen  drei  Teile  sie 

Agenor,  indem  deutlich  in  dem  unverständlichen  nun  Pelasgiotis,  Achaia  und  Phthiotis  nannten. 

Eurisabe  Anthus  der  selten  vorkommende  Name  Die  sechs  Menschenalter  stimmen,  wenn  wir  nach 

Chrysanthis  mit  dem  häufigen  Iasus  zusammen-  Paus.  2,  22,  1  (oben  nr.  4)  die  Reihe  aufstellen : 

geflossen  ist.    Seine  Tochter  Larissa  giebt  der  Phoroneus 
von  ihm  erbauten  Burg  von  Argos  den  Namen, 

Paus.  2,  24, 1 ;  Hellanik.  fr.  37,  Strabon  p.  370.—  Niobe 

Strabon  bemerkt  p.  369  bei  der  Aufzählung  der  '^--~^ 

verschiedenen    Benennungen    von   Argos,    dafs  Pelasgos-Argos       1 
nicht   blofs    das  achäische,    sondern    auch  das 

thessalische    Argos    das    pelasgische    genannt  60  Phorbas     2 
worden   sei:   Dieser  Pelasgos  erscheint  als  Be- 
gründer des  Ackerbaues  und  der  Stadtbefestigung  Triopas      3     ' 
in  Argos,  und  scheint  ursprünglich  kein  andrer 
als  Pelasgos  1  zu  sein.  Pelasgos     4 

5)  Pelasgos,     Sohn     des    Phoroneus    und 

Gründer    von  Larissa,    Bruder    des  Iasos    und  Larissa      5 

Agenor,  Hellanik.  b.  Eustath.  zu  II.  3,  75,  p.  385  | 

=  Kinkel,    Ep.  gr.  fr.  1,    p.  209.     Da    dieser  Pelasgos,  Phthios,  Achaios     6. 


1821  Pelates  Pele  1822 

10)  Yater  des  Chloros,  Grofsvater  des  Hai-  255.  Früher  schrieb  man  Belates.  S.  Bd.  2 
mon,  Steph.  Byz.  s.  v.  Ai^ovia.  Lapitheu  Sp.  1858,  57  ff.     [Stoll.] 

11)  Vater  des  Haimon,  Grofsvater  des  Thes-  Peldekeitis  (IltlSs-Auris),  Beinarne  —  wohl 
salos,  Bhian.  b.  Schol.  Ap.  Bhod.  3,  1089,  Strab.  lokaler  —  der  Artemis  auf  einer  Inschrift  aus 
9,  443  f.,  JDion.  Halik.  1,  17;  vgl.  oben  Bd.  1  dem  Tempel  des  Zeus  Panamaros  bei  Stratoni- 
Sp.  1815  Art.  Haimon.  keia,  Corr.  hell.  12  (1888),  269,  54.     [Höfer.] 

12)  Bei  Schol.  IL  2,  681  ist  Pelasgos,  wie  Pele  (pele)  ist  die  etruskische  Umformung 
Achaios  und  Phthios,  ein  Sohn  des  Haimon  des  griech.  Peleus  [Deecke  in  Bezzenb.  Beitr. 
und  der  Larissa,  Enkel  des  Thessalos  und  2,  119  nr.  82).  Die  Form  ist  belegt  auf -einer 
Gründer  des  thessalischen  Argos.                          10  clusinischen    Gemme    in    Skarabäusform    (ver- 

13)  Vater  des  Kranon,  Steph.  Byz.  s.  v.,  des  ötfentlicht  im  Bull,  dell'  Inst.  1859,  5.  82  und 
Eponymen  der  thessalischen  Stadt  Kranon.  von    Fabretti,    C.  I  I.   nr.  484  bis),    auf   zwei 

li)  Vater   des   Dotos,   des  Eponymen   des  Gemmen   unbekannter  Herkunft,   aus   Uarneol 

dotischen  Gefildes,  Steph.  Byz.  s.  v.  Jmxiov.  und   in  Skarabäenform   (die  eine  veröffentlicht 

15)  Vater   des   Phrastor  von  Menippe,   der  von  Caylus  7,  pl.  XXHI ;   Winckelmann,  Monum. 

Tochter  des  Peneios,  Hellanil',  bei  Dion.  Halik.  'med.   166   nr.  125;   Lanzi  2,   tav.  IX  und  von 

1,  28.  Fabretti    C.  I.  I    nr.    2539;    die    andere    von 

10)    Sohn    des    Asopos    in   Phlius    und    der  Lanzi  2,  155  =  124  nr.   13  tav.  IX,  nr.  2   und 

Tochter  des  Ladon,  Diod.  Sic.  4,  72.  von  Fabretti  C.  I  I.  nr.  2540);  ferner  auf  vier 

17)  Ganz   allgemein   als  Vertreter  (König?)  20  Bronzespiegeln,  nämlich  einem  des  Florentiner 

der  Pelasger  in  Thessalien   wird  Pelasgos  von  Museums,   wahrscheinlich  unbekannten   Fund- 

Baton   v.  Sinope    genannt    bei    Athen.   Deipn.  ortes  (veröffentlicht  von  Dempster  2,  tav.  LXXXXI, 

14,  659  E.  F.,  vgl.  Plut.  Pyrrh.  1,  wo  Pelasgos  dazu  Bonarr.    19;    Lanzi   2,  217  =  172,   tav. 

nach  der  deukalionischen  Flut  nach  Epirus  ge-  XII  nr.  1;  Baoul-Bochette,  Monum.  ined.  1,  4  sqq. 

kommen  sein  soll.  pl.  HI  nr.  2;   Gerhard,  Ftr.  Spiegel  3,  213  tat'. 

Es  lassen  sich  in  dieser  Menge  von  Trägern  CCXXVI;  Conestabile  Iscr.  etr.  195  tav.  LIX 
des  Namens  Pelasgos  deutlich  zwei  Gruppen  nr.  206  bis;  Fabretti  C.  I.  I.  nr.  109;  einem 
unterscheiden,  die  peloponnesische  und  die  zweiten  bei  Perusia  gefundenen,  veröffentlicht 
thessalische,  und  in  jener  wieder  eine  arkadische  von  Vermiglioli  im  Giorn.  scient.  lett.  di  Perusia 
und  argivische,  die  aber  vielfach  durcheinander  30  1846  (mit  Abbildung)  und  von  Fabretti  C.  1. 1. 
gehen.  Die  Unterscheidung  so  vieler  Pelasgos  nr.  1068;  einem  dritten,  zu  Volci  gefundenen 
ist  das  Werk  der  Genealogen,  die,  wo  das  Auf-  und  jetzt  imVatikanischen  Museum  befindlichen, 
treten  von  Pelasgern  einen  Eponymos  erforcier-  veröffentlicht  von  Gerhard,  Ftr.  Spiegel  3,  212 
lieh  machte,  ihn  in  eine  ihnen  passend  er-  Taf.  CCXXIV;  von  Brunn  im  Bull,  dell'  Inst. 
scheinende  Genealogie  einzureihen  wufsten.  1837,  130.  214;  im  Mus.  etr.  Vatic.  1,  tav.  XXXV, 
Ursprünglich  dachte  man  sich  natürlich  nur  nr.  1  und  von  Fabretti  C.  I.  I.  nr.  2158;  und 
einen  Pelasgos  als  Stammheros  der  Pelasger.  endlich  einem  vierten  etwas  verdächtigen  un- 
Dieser  trat  in  Arkadien  hinter  Arkas,  in  Argos  bekannten  Fundortes ,  in  der  Sammlung  des 
hinter  dem  jüngeren  Pelasgos  zurück,  dem  Vicomte  de  Jansee  und  veröffentlicht  von 
Gründer  des  Demeterkults,  dem  Erbauer  des  40  Conestabile  im  Bull,  dell'  Inst.  1862,  25  und 
argivischen  Larissa,  der  dadurch  vor  den  übrigen  von  Fabretti  C.  1. 1.  nr.  2519  bis.  Einige  weitere 
ausgezeichnet  ist,  dafs  in  Argos  sein  Grab  bei  Belege  sind  unsicher.  So  ist  in  der  Lesung 
dem  Heiligtum  der  Demeter  Pelasgis  lag,  er  nicht  gesichert  das  j:>ele  zu  Anfang  einer  In- 
aiso offenbar  eine  Art  Heroenkult  genofs.  Aber  schritt  auf  dem  Architrav  eines  Grabes  zu 
da  der  Name  der  Pelasger  nicht  nur  am  Pelo-  Bomarzo,  veröffentlicht  von  Vittori  Mem.  storiche 
ponnes,  sondern  auch  an  der  thessalischen  sulla  cittä  di  Polimarzo  oggi  Bomarzo  46  (vgl. 
Ebene,  der  Pelasgiotis,  dem  ■jtslaayiv.bv  "Ag-yog  Bull,  dell  Inst.  1831,  6  und  Vermiglioli  Iscr. 
haftete,  so  tauchen  auch  in  Thessalien  ver-  Perug.  248  not.  4),  sofern  Fabretti  (C.  I.  I  nr. 
schiedene  Pelasgos  auf,  von  denen  der  Eponym  2430)  meint,  es  könne  vielleicht  vele,  ein  be- 
von  Pelasgiotis,  als  Sohn  des  Poseidon  und  der  50  kannter  Gentilname,  zu  lesen  sein.  So  ist  in 
Larissa,  durch  diese  auf  den  argivischen  Pe-  der  Deutung  unsicher  das  a-  pele  ||  ellan  at  auf 
lasgos  zurückgeführt  wird,  während  die  übrigen  einem  cylindrischen  Gerät  von  Stein,  welches 
eben  schlechtweg  als  Ahnherren  der  Eponymen  bei  Perusia  ans  Licht  kam  und  veröffentlicht 
verschiedener  thessalischer  Städte  und  Gegenden,  ist  von  Conestabile  im  Bull,  dell'  Inst.  1866,  82 
Kranon,  Dotion,  ja  Haimonia  und  Thessalia  und  von  Fabretti  C.  I  I.  nr.  1920  bis.  Auf 
selbst  figurieren  und  diese  dadurch  als  pelas-  Lesung  und  Deutung  dieser  Inschrift  werde 
gische  bezeichnet  werden.  ich  unten   zurückkommen.     Gefälscht    endlich 

Litteratur:  Ed.  Meyer,  Forschungen  z.  alten  ist  das  von  Orioli  Ann.  dell'  Inst.  1854,  53  und 

Gesch.  1;  Busolt,  Griech.  Gesch.  1,  27  ff.;  Preller-  Fabretti  C.  1. 1.  nr.  1073  veröffentlichte  Bruch- 

Bobert,   Gr.  Myih.  I4,  79  f.,  83,  129  u.  ö.  bes.  60  stück  einer  bleiernen  Aschenkiste, 
die  Artikel  Argos,  Agenor,  Arestor,  Chrysan--  Die  Darstellungen   des   pele   sind    die    fol- 

this,  Ekbasos,  Iasos,  Inachos,  Haimon,  Hyper-  genden:  1.  Die  clusinische  Gemme  hat  nur  die 

boreer,  Larissa.  ^  [Weizsäcker.]  Figur    des    Peleus    mit    der    Beischrift    pele; 

Pelates   {üuldr-ng),    1)   ein  Libyer,   auf  der  2  und  3:   Die  beiden  anderen  Gemmen  haben 

Hochzeit  des  Perseus,  zu  dessen  Partei  er  ge-  ebenfalls  nur  die  Figur  des  Peleus,  wie  er  sich 

hörte,  von  Korythos  verwundet  und  von  Abas  das  Wasser  aus  den  Haaren   ringt,   auch  hier 

getötet,    Ov.  Met.   5,  124.   —   2)  Ein  Lapithe  mit    der    Beischrift    pele;    4.    der    Florentiner 

auf  der  Hochzeit  des  Peirithoos,  Ov.  Met.  12,  Spiegel  zeigt  die  Entführung  der  Thetis  (<8-e<9is) 


1823                       Pele  .  .  Peleiades                     1824 

durch  Peleus   (pele),    links    davon   eine   dritte  ddzg  xug  ögvsig  cpigsiv  vo\ligx£ov  to.  Au  xr\v 

Figur  mit   den  Geberden   des  Schreckens,    die  ä^ßgoaLav,  cog  oi  itoXXoi  do'gd^ovciv  (&6s\l- 

als  parsura  oder  tarsura  (vgl.  s.  v.  tarsura)  be-  vov    ydg),    diiec    tag    nXsidSag,    Athen.    11 

zeichnet  ist;   5.  auch  der  Perusinische  Spiegel  p.  490  d;    vgl.    491  d    492 d,    und    nach    Athen. 

bringt  die  #e#is  und  den  pele,  jedoch  ohne  die  a.  a.  0.  490  e  stammte  diese  Deutung   der  %i- 

tarsura;  6.  der  Spiegel  von  Volci  zeigt  uns  den  Xsiai  von  der  Dichterin  Moiro  und  war   auch 

Peleus  (pele)  und  die  Atalante  (atlnta)  im  Ring-  von    Krates    von    Mallos    angenommen.      Das 

kämpf  (s.  Peleus);  7.  dieselben  beiden  Figuren,  Hinwegraffen  der  einen  it&Xeuz  bezog  man  auf 

auch  mit  den  gleichen  Beischriften,  jedoch  mit  den  Umstand,  dafs  von  den  Pleiaden  nur  sechs 

etwas  verdächtigen  Buchstaben,  zeigt  auch  der  io  am  Himmel  hell   sichtbar  sind,    während   der 

Spiegel  der  Sammlung  Jansee.  An  diese  letzteren  siebente   Stern  verdunkelt   ist,    Athen.  a.a.O. 

beiden  Spiegel   schliefst  sich   auch   das  Stein-  492  d.     Gegen    diese    auch    von    den    Neueren 

gerät  von  Perusia  an,   das   angeblich   die  In-  (F.  D.  Gerlach,  Dodona  S.  31.    Ameis,  Anhang 

schritt   a-  pele  ||  ellan  at  trägt'*     Hierzu  macht  zu  Hom.  Od.   12,  62.     Boscher,  Nektar  u.  Am- 

Deecke   (in  Bezzenbergers  Beiträgen  2,  172   nr.  brosia    10.    28    Anm.    52.,    vgl.    Bd.    1    S.  281, 

133)  die  Bemerkung:   „verrät  sich  als  Grieche  40 ff.  282,  30.  2754,  51  ff.    Lorentz,  Die  Taube 

durch   den  Zusatz   ellanat".     Die  Inschrift  ist  im    Altertume   [Progr.   Würzen   1886]   S.    32  ff.) 

in  Wirklichkeit  verlesen  und  enthält  die  beiden  angenommene   Deutung    erhebt  Einspruch    H. 

Namen     pele     und     atlan.ta.      Letzterer,     als  Küentzle,     Über    die    Sternsagen    d.     Griechen 

HAsU3   überliefert,   ist  vielmehr  hA-JNA,   und  20  (Diss.  Heidelberg  1897)  S.  9  mit  dem  Bemerken, 

-+-A                                                        KA  dafs   schon   die  Namensform  itiXuai  eine  Be- 

dies   ist  bustrophedon  zu  lesen  (vgl.  z.  B.   sub  Ziehung  auf  die  nXniddsg  ausschliefse.  — 

palmfi^e)  als   atlan  ta.     Unter   dieser  Voraus-  3)    Die    von    dem    Dichter    der    Patrokleia 

setzung  ist  die  Inschrift  für  echt   zu    halten.  (Hom.  B.  16,  234  ff.)  entweder  nicht  gekannten 

Wir  haben  also,  wie  man  sieht,  insgesamt  drei  oder,    was    E.    Meyer,    Forschungen    zur    alt. 

Typen:    1.    den  Peleus    allein;    2.  Peleus    und  Gesch.     1,    44    wahrscheinlicher    findet,    blofs 

Thetis;  3.  Peleus   und  Atalante.     Vgl.  Peleus.  nicht  erwähnten  (nach  Apollodor  bei  Strabo  7 

[C.  Pauli.]  ,  p.  329  sollen  sie  erst  hinzugekommen  sein,  als 
Pele  .  .  {TIsls  .  .  .).     Eine  Münze  von  Arno-  Dione    dem    Zeus   in   Dodona    ßvvvaog  wurde) 
rion    in    Phrygien    wird    von    Imhoof- Blumer,  30  weissagenden    Priesterinnen    zu    Dodona,    vgl. 
Kleinasiat.  Münzen  1,  200,  18  folgend ermafsen  Hesijch.:   niXsiai   Tttgißtsgccl   xal   cd   iv   Jco- 
beschrieben:  [AM]OPlAN^N  links,  .  .  .  Unis  \  .  .  .  Swvn  ftsortlgovcai  [idvxsig.  —  Etym.  Gud. 
auf  zwei  Zeilen  in  Abschnitt.    Bärtiger  Flufs-  458,  25f.:  niXsiäf    itsgiaxtgai    Xiyovxai    xal 
gott    mit    nacktem    Oberkörper    linkshin    am  \iavrsloci.  -  -  Als  die  Kalydonier  infolge  der 
Boden  sitzend  und  den  Kopf  zurückwendend;  spröden   Zurückweisung   des   Dionysospriesters 
mit  der  Rechten  hält  er  einen  Zweig  und  eine  Koresos  (s.  d.  nr.  1)  durch  Kallirrhoe  (s.  d.  nr.  7) 
auf    dem    rechten    Knie    liegende    Urne ,    der  von  Dionysos  mit  Wahnsinn  geschlagen  worden 
Wasser    linkshin    entfüefst;    im    linken    Arm  waren,   schickten   sie,   wie   Paus.    7,    21,  2  be- 
Füllhorn.     Die    Darstellung    des    Flufs-    oder  richtet,  nach  dem  Orakel  in  Dodona:  rolg  ydo 
Quellgottes  ist  nicht  die  gewöhnliche.    Leider  40  zrjv    fasigov   xavxnv   olxovßi,  xolg  xs  Alxcolotg 
ist  nicht  zu   entscheiden,  ob  die  Inschrift  des  xal     xoig     7i(>06%mQ0ig     avxav     'Av.cx.QvaGi    kccI 
Abschnittes    den  Namen  des  Flusses   gab  oder  'H-itHQmxaig,  ai  niXsicaL  xai  xcc  ix  Sgybg  fiocv- 
ob  etwa  [Eni]  TTEAE  ...  zu  lesen  sei.   [Höfer.]  xsv^axcc    ^sxi%uv    n&Xioxa    icpcävexo    cdi]&siag. 
Pelegoii    (nvXsymv),    Sohn    des    Flufsgottes  Nach   Paus.  10,  12,  10,   der  hier  kurz  hinter- 
Axios  in  Makedonien  und  der  Periboia,  einer  einander    die    Formen    niXsicci    und    ntUiddtg 
Tochter  des  Akessamenos.     Er  war  der  Vater  gebraucht,  waren  sie  älter  als  Phemonoe  (s.  d.), 
des   Asteropaios,   der  als   Führer   der  Paioner  weissagten    wie    die    Sibyllen    i%    &tov,    und 
vor  Troja  für  Priamos  focht  und  von  Achilleus  sollen  zuerst  die  Verse  verkündet  haben:  Zsvg 
getötet  wurde.    Nach  ihm  sollen  die  Pelagoner,  i)v,  Zsvg  toxi,  Zsvg  Zgosxcu-  rä  {LsyäXs  Ztv.  Fä 
ein  Zweig  der  Paioner  in  Makedonien,  benannt  50  xccgTtovg  dvist,  Sib   xfo'j&xs  ^iccxeqo:  yalav.    Die 
sein,   II.  21,  141  ff.     Strab.  7,  331   fr.   38.  39.  Zahl  der  Peleiaden  betrug  in  geschichtlicher 
Exe.   Strab.   7,   79   (Müller    Geogr.   gr.   min.  2  Zeit,  wie  Herodot  (2,  55)  berichtet,   drei;   die- 
p.  580).    Steph.  B.y.  nnXayovi.cc.    Iustin.7,1,5  selbe   Zahl  wird  bezeugt   durch  Euripides  im 
(wo  Pelegonus).     Eust.  ad  Hom.  B.  1228,  13.  Schol.  Soph.   Trach.  172.   Apollod.  bei  Strabo  7 
Müller  Proleg.  351.     Dorier  1,  33.     Deimling,  p.  329  und  läfst  sich  erschliefsen  aus  Strabo  7 
Beleger  S.  85.     0.  Abel,  Makedonien  33.     Vgl.  fr.  la  p.  453    Meineke    (al    xQElg    nsQiaxsQa) 
Pelagon.     [Stoll.  |  iitixovxo).     Nach  Soph.    Trach.   172    waren    es 
Peleiades,  Peleiai  (ntXtidötg,  niXsiai).     1)  (in  mythischer  Zeit)  zwei,  nach  Serc.  ad  Verg. 
Dichterische  Bezeichnung  für  nXticcdeg;  s.  Plei-  Am.  3,  466  eine.     Was   die  Namen   der  Pe- 
acles,  —  2)  Bei  der  Schilderung   der  von   den  60  leiades  betrifft,  so  lassen   die  Worte  Herodots 
niayxxai    genannten    Felsen    drohenden    Ge-  (a.  a.  0.),  der  seinen  bei  den  Priesterinnen  in 
fahren  heilst  es:  xfj  \l£v  x'  ovdh  noxr\xu  naq^Q-  Dodona    selbst    eingeholten    Bericht    mit    den 


Ttaxr\Q  ivaQiQ'^iov  slvca,  Hom.  Od.  12,  62 ff.  NmdvdQrj,  Üsyov  rcräro:,  nur  die  Annahme 
Schon  im  Altertume  war  man  über  das  Wesen  zu,  dafs  dieses  die  Namen  der  bei  Herodots 
dieser  niXnai  im  Zweifel:  ov  yag  rag  nsXsi-       Anwesenheit  amtierenden  Priesterinnen  waren. 


1825                      Peleiades  Pelethronios                    1826 

Wenn  E.   v.   Lasaulx  (Das  pelasgische  Orakel  einer  Eiche,  an  deren   Ästen   Eicheln  sichtbar 
des  Zeus  zu  Dodona  S.  8)  behauptet,  jene  drei  sind,  eine  Taube  sitzt,  während  am  Fufse  des 
seien  die  stehenden  Namen  der  Priesterinnen  Stammes    zwei    andere    sich    gegenüberstehen, 
gewesen,  so  widerspricht  er  sich  selbst,  indem  Ob    mit    Lorentz  a.  a.  0.  37,  13    auf   Münzen 
er  a.  a.  0.  9  Anm.  82  Lanassa  (Justin  17,  3,  4)  von  Halikarnal's  (Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  2,  582) 
als    eine    der  Peleiades    bezeichnet.     Ausführ-  der  Dodonäische  Zeus  zwischen  zwei  Bäumen, 
lieh    berichtet    Herod.  2,  54 ff.    über    den    Ur-  auf  denen  je   eine  Taube    sitzt,    zu   erkennen 
sprung  der  Peleiades:    Nach  der  Überlieferung  ist,    scheint    fraglich,    vgl.     Overbeck,    Kunst- 
der  ägyptischen  Priester  seien   aus  Theben  in  Mythologie    Zeus    210.    Head,   Hist.    num.   527 
Ägypten  zwei  yvvar/.sg  ligsiai  von  Phoinikern  io  fig.  309.    Catal.   of  greek    coins    of   Curia    etc. 
geraubt,  und  die  eine  nach  Libyen,  die  andere  pl.  19,  2;  vgl.  p.  110  nr.  83.  85.  p.  111  nr.  87, 
nach  Griechenland  verkauft  worden;  diese  zwei  wo  dieser  Zeus  als  Zeus  Askraios  (?)  bezeichnet 
Frauen  seien  die  Stifterinnen  des  Orakeldienstes  wird.     Strabo  (fr.  la  p.  453  M.  und  bei  Eust. 
in    Libyen    bez.    Griechenland.      Nach    dodo-  ad    Hom.    Od.    1760,   42)    erklärt    den    Namen 
näischer    Tempellegende    dagegen    seien    zwei  Peleiai  daraus,  dafs  die  Priesterinnen  aus  dem 
schwarze  Tauben  aus  dem  ägyptischen  Theben  Fluge    der    Tauben    prophezeit    hätten.      Aus 
aufgeflogen;    die    eine    sei    nach    Dodona    ge-  ägyptischer    Anschauung    erklärt    den    Namen 
kommen,  habe  sich  auf  einer  Eiche   niederge-  Creuzer,  Symbolik  4,  181:    fsie  waren  Witwen, 
lassen  und  mit  menschlicher  Stimme  die  Stif-  d.  h.    Frauen,    die   nach    ägyptischer  Priester- 
tung  eines  Zeusorakels  anbefohlen;  die  zweite  20  regel  keine   zweite  Heirat  schlössen,    sondern 
sei  in  gleicher  Weise  die  Stifterin  des  libyschen  nun  ganz  dem  Gottesdienste  lebten,  wofür  die 
Ammonorakels    geworden.     Von    dem    Bericht  schwarze  Taube  (nbXeiäg)  das  symbolische  Bild 
Herodots  sind  abhängig  Sil.  Ital.  3,  677.    Serv.  war  (Horapollo  2,  32)'.    Maspero  bei   Bouche- 
ad  Verg.  Aen.  3,  466,  und  auch  Pindar  (frg.  58  Leclercq  a.  a.  0.  283,  2  verweist    auf   die    als 
Bergk*   aus   Schol.   Soph.    Trach.  a.  a.  0.)  mag  Tauben  gebildeten  Isis  und  Nephthys  (s.  Bd. 
ähnlich  erzählt  haben,  vgl.  PreWer-i?oöeril,  125,1.  2,  463f.  s.  v.  Isis);  nach  Le  Moyne  bei  Arneth 
Nach  Herodots  eigener  Ansicht   ist  die  ägyp-  a.  a.  0.   17    bedeutet  Haura  sowohl  Priesterin 
tische  Sklavin,  die  in  Erinnerung  an  den  hei-  als    Taube,    wie    auch    im   Griechischen    nach 
mischen    Dienst    des    thebanischen    Zeus    den  dem  Zeugnis  des  Servius  (ad   Verg.  Ecl.  9,  13) 
Orakeldienst  in  Dodona  eingeführt  haben  soll,  30  linguä  Thessala  Peliades  et  columbae  et  va- 
von  den  Dodonaiern   deshalb   7ibXuäg   genannt  t  ici uatrices  rocantur.     Dies  scheint  die  ein- 
worden,  weil  sie    als   Ausländerin    von    ihnen  fachste  Erklärung  zu  sein,  doch  verdient  auch 
zuerst  nicht  verstanden  wurde  und  ihnen  da-  die  Deutung  Beachtung  cpccal  de  nai  xaxä  xi]v 
her    wie    eine    Taube    zu    girren   schien;    erst  x&v    MoXoxrüv    nai    QbGnQOiröyv    yXüxxav    xag 
später    habe    sie     mit    menschlicher    Stimme  yQcciag  tisX  Lag   vMXtia&ou   xul   xovg   ysQovxccg 
d.  h.   verständlich   gesprochen;    schwarz   heifse  mXiovg.    -aal   toiog   ovx  oqvscc  jjoav  ai  ftgvXov- 
die  fTaube'  als  Ägypterin.     Über  die  Bedeu-  y.bvca  ntXtiädsg,  ccXXä  yvvcclxsg  ygalcti  xQtig 
tung  der  Peleiades  und  ihren  Dienst  hat  man  tisqI  xb  isqov  6%oXä£ovoca,  Strabo  1fr.  la.  Eust. 
in    alter    und    neuer    Zeit    viel   vermutet,   vgl.  ad  Hom.  Od.  1760,  43   ygcciccg  ngotp^xidag, 
Lorentz,     Die     Taube     im     Altertume    (Progr.  40  ag  itsXsLag    KaXtio&ca    yXwocw   MoXoxx&v,    vgl. 
Würzen    1886),    35  ff.    mit    älteren    Litteratur-  Schol.  Soph    Trach.  a.  a.  0.    Abel,  Makedonien 
angaben,   ferner  Bouche-Leclercq,    Histoire    de  32,  2.  Lorentz  a.  a.  0.  40.    Noch  andere  (v.  La- 
la divination   dans  l'antiquite  2,  280 ff.  Ludw.  saulx  a.  a.  0.  9.  Stein  zu  Herod.  2,  57.    Wiede- 
Hopf,   Tierorakel  und  Orakeltiere.  156 ff.    Wiede-  mann  a.  a.  0.)  nehmen  den  Namen  P.  für  eine 
mann,  Herodots  zweites  Buch  248.    Stützle,  Das  symbolische  Bezeichnung,  die  von  der  späteren 
griechische  Orakelwesen  u.  bes.  die  Orakelstätte»  Sage  wörtlich  aufgefafst  und  demgemäi's  ratio- 
Dodona  u. Delphi  (Progr. Ellwangen  1887)  1,19  ff.  nalistisch    erklärt   wurde,    und   verweisen    auf 
Prophezeiung  durch  die  Tauben  selbst  nehmen  den   analogen   Gebrauch   des  Namens  MiUßßoc 
fdie  einen'    nach  Schol.  So2)h.   Trach.  a.  a.  0.  (s.  Weniger  s.  v.  Melissa  Bd.  2  S.  2639 f.;   vgl. 
an;  darauf  weisen  auch  hier   die  Erzählungen  50  auch  imtoi,  n&Xoi,  uqkxqi).    Auch  als  Wolken- 
von   Mandylas  (s.  d.),   von  Helios  (8.  d.  nr.  2),  wesen  hat  man  die  Peleiades  deuten  wollen; 
dem    eine    Taube    das    Orakel    gezeigt    haben  Lorentz  a.  a.  0.  38  f.   Stützle  a.  a.  0.  27  f.  [Höfer.] 
soll  (Find.  fr.  59.  60  Bergk*  aus  Schol.  Hom.  Peleides,  -eiades,  -eion,  -eios  =  Achilleus 
77.  17,  234),    von  Deukalion,    dem  in   Epeiros  s.  d.  u.  Peleus. 

eine  Taube  Orakel  gegeben  haben  soll,   Thra-  Pelekys  (WXtxvg),  angeblicher  Beiname  des 

sybulos    und    Äkestodoros   im    Schol.   Hom.   11.  Dionysos;  s.  Pelagios  nr.  2.     [Höfer.] 

16,  233.    Eudocia  108  p.  187  Flach.  200  p.  316.  Pelethronios    (IlBXe&QÖvLog),    1)    Lapithe   s. 

Etym.    M.    293,  6.    Steph.  Byz.   s.  v.   Jmdmvi].  Bd.  2  Sp.  1858,  62ff.  s.  v.  Lapithen.  M. Kremmer. 

Eudocia  127  p.  219;  vgl.  auch  Philostr.  Imag.  De  catalogis  heurematum  (Diss.  Lips.  1900)  67. 

2,  33  p.  387  Kayser.  Dionys.  Halic.  1,  14,  41.  60  Zum  Namen  vgl.  Bezzenberger  u.  Fick,  Bezzenb. 

Auch  kann,  wofern  die  Darstellung  nicht  sym-  Beiträge  16,  254.  282.    Fick-Bechtel,  Die  griech. 

bolisch  zu  deuten  ist,  hierher  bezogen  werden  Personennamen  421.    Osann,  Ehein.  Mus.  1833, 

eine    Bronzemünze    der    Epeirpten    im    Stifte  411  ff.     W.  Schulze,  Gott.  Gel.  Anz.  159  (1897), 

St.  Florian  (abg.  Jos.  Arneth,  Über  das  Tauben-  909.    —    2)    IJtXt&Qoviog    6    XsLqcov ,    etnö    xov 

Orakel  von.  Dodona  [Titelblatt].   Imhoof- Blumer  flaXb&Qoviov,  iv  a>  ixodcpi]  •   oi  dl  TtoXvcpccQ^ccKog 

u.  Keller,  Tier-  und  Pflanzenbilder  auf  Münzen.  \ \gl. ebend. TTbXs&QÖviov  7ioXvcpuQua-nov), Hesycli. 

u.  Gemmen  des   kluss.  Altert.  Taf.   5,   28;   vgl.  Vgl.  Bd.  1  Sp.  889,  46  ff.  s.  v.  Cheiron.    Osann 

S.  33  nr.  28),  auf  deren  Revers  auf  dem  Gipfel  a.  a.  0.  415.     [Höfer. ] 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     III.  58 


1827      Peleus  (Name  u.  Etymologie)  Peleus  (Geschlecht)               1828 

Peleus  (nr\Xsvg,  etrusk.  Pele;  s.d.).  Auch  die  allegorisierende  Deutung  der  späten 

,  „          .     .  Zeit  geht    von   irriXög    aus,   wenn   sie  in  dem 

1.  Namen  und  Etymologie.  Helden  die  Erde  sieht,  die  sich  mit  dem  durch 

Äolische  Naniensforrn  ist  ürjXsvg  wie  ßccßl-  Thetis    personifizierten    Wasser    verbindet, 

Xsvg,  'Äxobvg  u.  a.,  Herodian  ed.  Lentz  1,  241;  Fulgentius,  Mythöl.  2,  7;   Tzetzes,  Antehom.  67. 

2,  628  u.  ö;    Etym.    Magn.    189,   46;  575,   53;  An  letzterer  Stelle  sind  Peleus  und  Thetis  so 

Ghoirob.  in  Bekker,  Anecd.   gr.    1237;     Schol.  durchaus   kosmogonische  Potenzen    geworden, 

Iheocr.  7,  3  u.  a.  m.;   vgl.   Ahrens,  De  graec.  dafs  als  ihre  gemeinsamen  Eltern  die  Urmächte 

ling.  dial.  1  S.  13;    Meister,  Die  griech.  Dial.  Chaos  und  Erebos  angenommen  werden. 

1  S.  34;  "Brugmawn,  Griech.  Gramm.  S.  159;  10  Im  Gegensatz  zu  der  gebräuchlichen  Ety- 
0.  Hoffmann,  Die  griech.  Dial.  2  S.  526.  544 f.  mologie  wird  Etym.  M.  669,  54  der  Name  von 
ILsXtg  findet  sich  auf  einer  attischen  schwarz-  7tdXX(o  =  v.iv&  abgeleitet,  offenbar  unter  Be- 
figurigen  Vase  (München  380;  Gerhard,  Auserl.  zugnahme  auf  die  palästritischen  Qualitäten 
Vaserib.  227)  ähnlich  Upo/u^fs,  'OXvrrsg,  vgl.  des  Helden.  Der  Zusammenhang  mit  TtrjXög 
Kretschmer,  Vaseninschr.  S.  191;  Meistern,,  a.  0.  ist  insofern  gewahrt,  als  ebenda  670,  32  itr]Xog 

2  S.  60.  110;  Ehrlich,  Nomina  auf  -svg  S.  6  von  derselben  Wurzel  abgeleitet  wird.  Von 
(weitere  Litteratur  bei  Brugmanu  a.  a.  O.S.  185).  Neueren  hat  Preller,  Griech.  Myth."'  2  S.  395 
Vgl.  auch  den  Art.  Pele  (etrusk.).  diese  Etymologie  aufgenommen  und  in  Peleus 

Wie  Eustath.  ad  Hom.  1043,  4  mit  Recht  den  „Schwinger  der  furchtbaren  Todeslanze" 
behauptet,  ist  Peleus  der  Heros  Eponymos  des  20  erkennen   wollen.      Das  Verhältnis   ist  natür- 

Peliongebirges  in  Thessalien  (vgl.  H.  D.  Müller,  lieh  das  umgekehrte,  und  Peleus  verdankt  seinen 

Mythol.  d.  griech.  St.  1  S.  69  f.  Manrihardt,  W.  u.  Ruhm  als  Ringkämpfer  gerade  seinem  Namen. 
F.  K.  53;  vgl.  jedoch  auch  ebenda  S.  207)  und 

der  (nach  Herodian  1  S.  359.    Steph.  Byz.  s.  v.)  "'  <*escnlecnt. 

dort  liegenden   Stadt  ÜjjXiov  oder  nvXia,  des  Wo  von  der  Abstämmling  des  Peleus  die 

späteren  De me tri as,  deren  Einwohner  LLnXittg  Rede  ist,   erscheint  er  stets   als  der  Sohn  des 

oder    auch    geradezu   LlwXelg  cenb   tov   LLvXtvg  äginetischen  Heros  Aiakos,  so  bereits  in  einer 

trLKOv  genannt  werden.     Mit  dem  Namen  steht  der   ältesten   Partieen    der   Ilias,   in    welcher 

vielleicht  auch  im  Zusammenhange  das  thessa-  auch  Achilleus    mehrfach    als   AiayJdrig   be- 

lische  Pella,  wo  nach  einem  sonst  nirgends  30  zeichnet  wird,  TL  15.  140.  854.  865;  vgl.  Robert. 

erwähnten    Paradoxographen    Monimos     oder  Studien   zur  Ilias   S.  357.     Aiakos  selbst  ist 

Mönymos    dem    Peleus    und    dem    Cheiron  erst  verhältnismäfsig  spät  in  Ägina  lokalisiert 

Menschenopfer    gebracht    sein    sollen,   Müller,  worden.  Seine  Heimat  ist  ursprünglich  Tb  es  sa- 

F.  H.  G.  4  S.  454;  freilich  nennt  eine  Form  der  lien    (Steph.   Byz.    s.  v.   Ata;    Interpol.    Serv. 

Überlieferung  (Müller  a.  a.  0.)  statt  dessen  das  Verg.   Aen.  4,  402),    aber  nicht  Lokris,   wie 

thrakische  Pellene.   Den  Namen  mit  Manu-  Gruppe,  Gr.  Myth.  S.  90.  112  behauptet.    Über 

hardt,  Ant.   Wald-  u.  Feldl:   S.  53    als  Hypo-  die     mythologischen     Beziehungen     zwischen 

koristikon    von    Peliarchos,    Peliokrates  Aigina    und    Thessalien    vgl.    K.    0.    Müller, 

oder     gar     von     Ur\ls-nliag,     der     Weithin-  Aeginetica   S.  12ff.     Thessalierin  ist  auch  die 

berühmte   (ebend.   S.  207)   aufzufassen,   liegt  40  Gattin  des  Aiakos,  End eis,  nach  der  Version, 

kein  Grund  vor.  welche    sie  zur  Tochter  des    Cheiron    macht 

Nur  durch  die  Vermittelung  des  Bergnamens  (Hygiu.  fdb.  14;  Schol.  Find.  Nem.  5, 12;  Schol. 
hängt  aber  Peleus  mit  Ttr\X6g  Lehm  zusammen.  Hom.  TL  14);  nach  einer  offenbar  jüngeren 
Dafs  er  an  sich  der  Lehmmann  wäre,  der  Version,  die  mit  der  Verpflanzung  des  Aiakos 
griechische  Adam,  wie  Welcher,  Prometheus  nach  Aigina  zusammenhängt,  ist  sie  die  Tochter 
S.  87  annahm  und  neuerdings  noch  Preller-  des  megarischen  Skiron  (Apollod.  3,12,  6,  7; 
Robert,  Griech.  Myth.  1  S.  81,  hat  H.  D.  Müller,  Paus.  2,  29,  9,  vgl.  ebenda  1,  39,  6).  Auch  des 
Mythol.  d.  griech.  Stämme  1  S.  70  mit  Recht  Aiakos  Mutter,  die  Eponyme  Aigina,  ist  aus 
bestritten.  Der  Name  des  Gebirges  kommt  Thessalien  eingewandert.  Nach  Hesiod  bei 
freilich  von  irvlog  her,  so  dafs  dem  antiken  50  Eustath.  zu  Hom.  112,  45  {fr gm.  84  Rzach*)) 
Ohre  der  Anklang  nie  verloren  ging.  Daraus  und  Pindar.  Ol.  9,  104  ist  sie  die  Gattin  des 
erklären  sich  auch  die  mannigfachen  Wort-  Aktor  und  Mutter  des  Menoitios,  was  in 
witze  mit  diesem  Namen.  So  wird  schon  in  dem  Schol.  z.  d.  St.  durch  eine  auf  die  Geburt 
Hom.  Batrachom.  19  ein  Frosch  nnlsvg,  v.  209  des  Aiakos  folgende  Versetzung  der  Heroine 
ein  anderer  Tlnlsiojv  genannt.  Später  braucht  nach  Thessalien  erklärt  wird,  vgl.  Bd.  2  Sp.  2796  f. 
Philetairos  bei  Athen,.  11,  474  D  IJr]lsvg  als  In  dem  Flusse  Asopos,  dessen  Tochter  sie 
redenden  Namen  für  einen  Töpfer  (IlnXsvg;  ist,  erkennt  H.  D.  Müller  a.  a.  O.  S.  77  den 
6  Ur\Xsvg  §'  iatlv  ovo{ia  ntQcc^ecog),  offenbar  melisch-trachinischen  Flufs  dieses 
Eur.  Iph.  Aul.  701  parodierend  (Vgl.  Meineke,  Namens  (Hdt.  7,199;  Sirabo  8,  382  u.  ö).  Diese 
Com.  graec.  fragm.  5  S.  191).  nr\Xtidr\g  in  diesem  00  mythologischen  Anknüpfungen  scheinen  auf 
Sinne  aus  einer  Homertravestie  des  Euboios,  einer  Tradition  des  äginetischen  Geschlechts 
Polem.h.  Ath.  15,  69d  A;  s.  Poes.ej). graec.  ludib.  der  Budidai  zu  beruhen  (Didym.  in  Schol. 
1  S.  52  Brandt.  In  ähnlicher  Weise  hörte  man  Pind.  Nem.  6,  53),  die  sich  hierdurch  jedenfalls 
aus  demNamenO  in  eu  s  olvog  heraus  und  machte  aus  dem  thessalischen  Budeion,  der  Stadt 
dann  den  Witz:  ^  itolu  xbv  Oivta  nr\X£cc  d.  h.  des  Myrmidonen  Epeigeus  (Hom.  TL 572),  her- 
mache  den  Wein   dir  nicht  durch  Zusatz  von  leiten  wollten,  wenn  auch  ihr  Ahnherr  B  u  d  i  o  n 

Gewürzen  dick  oder  lehmig;  S.  Demetr.  TZtpitQll.  *)   Die     Mesiodtragmeute    werden     nach     der     J.euei] 

171;  Athen.  9,  383C:    Eustath.  ad  Hom.  772,  37.  grofsen   Ausgabe  von  Rzach  (Leipzig  1902)  zitiert. 


1829      Peleus  (Telamon  u.  Phokos)  Peleus  (u.  Eurytion)              1830 

bei    Didymos   und   Pythainetos    in    dem    betr.  Ps.-Plut.   a.  a.  0.    ist    Telamon    der  Tbäter, 

Pindarscholion  und  bei   Tzetz.  z.  Lyc.  175   als  wäbrend  Peleus   nur  an   den  Vorbereitungen 

Einbeimischer  erscheint.  und    an    der  Bergung    der  Leiche    teilnimmt. 

Als  Bruder  des  Peleus,  und  zwar  als  alte-  Das  Mordwerkzeug  ist  nach  den  meisten  Quellen 

reu  nach  Ovid.  Met.  7,  476,  kennt  das  spätere  der  Diskos,   mit  welchem   sie  um    die  Wette 

Altertum  allgemein  Telamon;  bei  Homer  und  werfen;   nach   Paus.  a.  a.  0.   hätten   sie   statt 

Hesiod   wird    dieses    Verhältnis    nie    erwähnt,  des  Diskos  den  li&og  tQaxvg  benutzt,  der  auf 

vgl.    besonders    Wilamowüz,    Homer.    Unters.  dem  Grabe  des  Ph.  lag.    Nach  der  Alcmaeonis 

S.  245 ff.     Der  älteste  Zeuge  ist  Pindar.  Pyth.  trifft  Telamon  mit  dem  Diskos  Ph.  am  Kopfe 

8,  140ff,  während  nach  Pherekydes  b.  Apollod.  10  und  Peleus  schlägt  ihn   mit    der  Axt  in  den 

a.  a.  0.  (Müller,  F.  H  G.    1   S.  72  frgm.  15)  Nacken;  nach  Tzetzes  a.  a.  0.  hätte  umgekehrt 

Telamon    und  Peleus    nur    Freunde,    nicht  Peleus   zuerst   den  Ph.   mit   dem  Diskos  ge- 

Brüder  sind,  ersterer  ein  Sohn  des  Aktaios  und  troffen   und  Telamon   ihm  nachher  mit  dem 

der  Salaminierin  GTauke,  T.  des  Kyckreus.  Schwerte    den  Rest  gegeben.     Nach  Ps.-Phtl. 

Angekindet  wurde  T.  dem  Aiakos  jedenfalls  wird  Ph.  auf  der  Jagd  durch  einen  Speer  ge- 

erst  nach  seiner  Versetzung  nach  Aigina.    Seine  tötet. 

Gestalt  ist  aber,  wie  Wilamowüz  a.  a.  0.  treffend  Peleus  und  Telamon  werden  infolge  des 

bemerkt,  erst  aus  einem  dichterischen  Beiworte  Mordes   durch   Aiakos   aus   Aigina   verbannt, 

seines  Sohnes  Aias  hervorgegangen,  der  gleich-  Telamon,  der  vergeblich  seine  Teilnahme  in 

falls  seine  Wurzeln  in  Thessalien  hat,  in  der  20  Abrede  stellte  (Paus.  2,  29,  10),  ging  nach  allen 

Stadt  A  i  a  n  t  e  i  o  n  (Plin.  N.  H.  4,  32),  vielleicht  Versionen    nach    Salamis.      Über    Peleus' 

auch  in    dem  Flusse   Aias   (Steph.   Byz.  s.  v.  spätere  Schicksale  geht  jedoch  die  Überliefe- 

Aäz^cov).  rung  mehrfach  auseinander.    Jedoch  stimmen, 

abgesehen  von  einer  ganz  späten,  auf  etymo- 
111.  rllOKOS.  logischer  Spielerei   beruhenden  Version,   dafs 
Als  dritter  Sohn  des  Aiakos  gilt  allgemein  er  nach  der  Stätte  des  ägyptischen  Pelusium 
Phokos  (Apollod.  3, 12,  6,  8;  Ovid.  Met.  7,  477),  gekommen,  dort  Entsühnung  gefunden  und  die 
offenbar  der  Eponym  von  Phokis;  vgl.  H  I).  Stadt  gegründet  habe  (Amin.  Marceil.  22,  16), 
Müller  a.  a.  0.  S.  82.    Seines  Namens  (Robbe)  alle   anderen  Berichte   darin   überein,   dafs  er 
wegen  erhielt  er  zur  Mutter  die  Nereide  Psa-  30  sich    nordwärts    nach    Thessalien    gewandt 
mathe    (Hesiod.    Theog.    1003f. ;    Pind.    Nem.  habe.    Auf  der  Flucht  begleiten  ihn  die  Myr- 
5,  25;   Nicand.  bei  Ant.  Lib.  38  u.  a.  in.;  vgl.  midonen,  die  Ameisenmenschen  des  Aiakos, 
H.  D.  Müller  u.  Wilamowüz  a.a.O.).    Phokos  die   auf  diese  Weise  wieder  in  ihren  homeri- 
wurde  von  seinen  Brüdern  ermordet.  Die  älteste  schon  Wohnsitz  zurückgelangen,  aus  dem  sie 
Quelle  hierfür  ist  die  Älkmaionis  (frgm.  1  Kinkel  durch  die  Aiakossage  entführt  waren  (Str ab. 
=  Schol  Eur.   Andr.  087).     Auch  Pind.  Nem.  9,  433).     Als   Ziel  der  Flucht  wird  ganz   all- 
5,  25  spielt  darauf  an,  vgl.  Schol.  z.  d.  St.    Als  gemein  Phthia  angegeben  bei  Apoll.    Rhod. 
Grund  hierfür  giebt  Nicander  a.  a.  0.  Bevor-  1,  94    und    Hyg.   fab.  14.     Daselbst  findet  er 
zugung  des  Phokos  durch  Aiakos   an,   ebenso  Entsühnung  durch  Eurytion  oder  Eurytos, 
Ps.-Plut.  Parall.   min.  25   unter  wenig   zuver-  40  den  Sohn   des  Aktor  (Pherecyd.  bei   Tzetz.  zu 
lässiger  Berufung  auf  Dorotheos,  Metamorph.  1.  Lyc.  175;  Apollod.  3,  13,  1,  1;  Schol.  Ar.  Nub. 
Nach  Apd.  3, 12,  6,  1 1  war  es  Neid  auf  die  Über-  1063),  während  Nicand.  bei  Ant.  Lib.  a.  a.  0. 
legenheit  des  Ph.  in  den  Wettkämpfen,  ebenso  seinen  Vater  Iros  nennt.    Aktor  selbst  nimmt 
nach  Schol.  Eur.  Andr.  a   a.  0.  —  Pausanias,  den  Peleus  auf  nach  Diodor  4,  72  und  Eustath. 
der  das  Grabmal  des  Ph.  in  Aigina  beschreibt,  zu   Hom.   321,   1.     Letzterer   giebt   unter   Be- 
führt die  That  auf  die  Eifersucht  der  Endeis  rufung    auf   ältere   Quellen   an,    Aktor    habe 
zurück.      Nur  bei   Diodor.   4,    27     erfolgt    die  nach  Vertreibung  seiner  Kinder  von  der  Poly- 
Tötung  a'xouffi'ojg.   Die  Tendenz  des  Mythus  liegt  boia   P.    als   Schwiegersohn  und  Erben  ange- 
auf  der  Hand.    Als  Aiakos  nach  Ägina  über-  nommen.      Philosteph.    im    Schol.    Hom.   TT  14 
tragen  wurde,  hätte  Peleus   gleichfalls   zum  50  läfstP.  nach  Magnesia  zum  Che iron  fliehen. 
Ägineten  werden  müssen.     Da  er  aber  bereits  Ausführlicher    stellt   diesen   Mythus    in   seiner 
zu  fest  mit  seiner  Heimat  verknüpft  war,  be-  Weise     Ovid.     Met.    11,    266  —  409    dar;    hier 
durfte   er   einer  Gelegenheit    zur  Rückwände-  kommt  P.  zunächst  nach  Trachis  zum  Key x; 
rung,   und   diese  kleidete  man   in   eine   durch  Entsühnung  findet  er  aber  erst  später   durch 
einen    Mord    veranlafste    Landflucht.      Darum  Akastos  im  Magnetenlande,  s.  auch  Ov.  Fast. 
erscheint  auch   in   fast  allen  Überlieferungen  2,  40  f. 

Peleus   als   der  Hauptschuldige,   der   eigent-  jy    p<ni,v«nil 

liehe   oder  sogar  der  alleinige  Thäter,   so  bei  '    J     "'  ' 

Callim.  im  Schol.  Pind.  Nem.  5,  25  (frgm.  136  Auf  seiner  Flucht  verfolgt  P.  der  Zorn  der 
Schneider);   Philosteph.   im  Schol.   Hom.  TL  14;  60  Psamathe,  die  den  Tod  ihres  Sohnes  an  ihm 

Lycophr.  AI.  175  mit  Schol.  vet.  z.  d.  St.;  Strab.  rächen  will.      Sie   sendet   einen  Wolf,   der  in 

9,433;  Ovid.  Met.  11,  268 ff.;  Schol.  Eur.  Andr.  seine  Herde  fällt,  den  sie  aber   selbst  auf  die 

a.  a.  0.;  Paus.  2,  29,  9;  10,  30,  4;  Amm.  Ma reell.  Bitten   der  Thetis   in   einen   Stein   verwandelt 

22,16.  Gemeinsam  haben  beide  Brüder  die  That  (Ovid.  a.  a.  0.  346 ff.;   Tzetz.  zu  Lyc.  175.  901). 

ausgeführt  nach  der  Alkmaeonis  und   Pindar  Diese    Erzählung    scheint    ätiologisch    an    das 

a.  a.  0.;  Apoll.  Rh.  1,  90ff. ;   Nicand.  a.  a.  0.;  Steinbild  eines  Wolfes  auf  der  Grenze  zwischen 

Hyg.  fab.    14;    Schol.    Ar.   Nub.    1063;    Tzetz.  Phokis    und    Lokris     anzuknüpfen.      Nach 

z.  Lyc.   AI.    175  u.  901.     Nach   Apollod.   und  Nicander  a.  a.  0.  wäre  der  Wolf  in  die  Herde 

58* 


1831               Peleus  (u.  Akastos)  Peleus  (u.  Akastos)               1832 

gefallen,  welche  Peleus  dem  Iros  für  die  deutuug  ist  es,  wenn  sie  bei  Said.  a.  a.  0. 
unfreiwillige  Tötung  seines  Sohnes  Eurytion  Atalante  genannt  wird.  Da  Peleus  ihr  An- 
zutrieb, welche  dieser  aber  nicht  annahm;  die  erbieten  zurückweist,  rächt  sie  sich  an  ihm  wie 
Versteinerung  des  Wolfes  hätte  Thetis  selbst  Anteia  oder  Stheneboia  an  Bellerophon, 
bewirkt.  Ähnlich  ist  auch  eine  weitere  von  indem  sie  sich  bei  ihrem  Gatten  über  Ver- 
Tzetzes  a.  a.  0.  angeführte  Version,  nur  dafs  führungsversuche  von  seiner  Seite  beklagt, 
der  Getötete  hier  Aktor  und  sein  Vater  Zugleich  sendet  sie  an  seine  Gattin  Antigone 
Akastos  heifst.  die    falsche   Nachricht,   dafs   Peleus    im   Be- 

Dafs  Peleus  den  Eurytion  auf  der  Jagd  griffe  stehe,  sich  mit  Sterope,  der  Tochter 
getötet,  wird  abgesehen  von  Nicander  noch  mehr-  10  des  Akastos,  zu  vermählen,  worauf  Antigone 
fach  bezeugt.  Pindar  (bei  Aristid.  Rhet.  2,  168  sich  erhängt,  jedenfalls  nach  einer  Tragödie, 
Bind. ==  frgm.  17)  ist  wiederum  der  älteste  Zeuge,  Apollod.  3,  13,  3,  2;  vgl.  Tzetz.  zu  Lyc.  175.  — 
während  Pherekydes  (Schot.  Hom.  71175;  Tzetz.  Akastos  scheut  sich  den  zu  töten,  den  er 
zu  Lyc.  175)  diesen  Zug  nicht  zu  haben  scheint.  von  Blutschuld  entsühnt  hat;  Apottod.  a.  a.  0. 
Bei  Pindar  war  nach  dem  Schot.  Aristid.  z.  d.  St.  Schot.  Ar.  Nub.  1063.  Er  lockt  ihn  auf  den 
Eurytion  ein  Sohn  des  Iros  und  Enkel  des  Pelion,  um  ihn  dort  in  einer  Einöde  zu  ver- 
Aktor, dessen  Tochter  Polymele  Peleus  lassen,  in  der  Hoffnung,  dafs  er  so  den  Kentau- 
zur  Gattin  hatte.  Erfolgt  soll  diese  Tötung  ren  (s.  d.)  oder  wilden  Tieren  zur  Beute  werden 
auf  dem  Argonauten zuge  sein,  s.  auch  würde.  Ihn  rettet  aber  ein  von  Hephaistos 
Tzetzes  a.  a.  0.,  nach  Apottod.  1,  8,  2,  4;  3, 13,  1  20  gearbeitetes  Jagdmesser  (ftc^capa),  über  das 
und  Schot.  Ar.  Nub.  1063  dagegen  gelegent-  freilich  die  Überlieferung  auseinander  geht, 
lieh  der  kaly donischen  Jagd.  Abweichend  Nach  Hesiod  in  Schot.  Find.  Nem.  4,  95  (frgm. 
hiervon  erzählen  Pherekydes  und  Apotlodor  79)  mufs  er  dies  schon  vorher  besessen  haben, 
a.  a.  0.,  dafs  Peleus  die  Tochter  des  Eury-  Dafs  er  es  bei  den  Leichenspielen  des  Pelias 
tion,  Antigone,  geheiratet  und  mit  dieser  gewonnen,  sagt  eine  Schot.  Ar.  Nub.  a.  a.  0. 
den  dritten  Teil  des  Reiches  erhalten  habe.  angeführte  Version.  Akastos  aber  versteckte 
Als  ihre  Tochter  nennen  Homer  und  Hesiod  es,  um  ihn  wehrlos  zu  machen.  Apottod.  a.  a.  0. 
übereinstimmend  Polydora,  während  sie  erzählt,  A.  und  P.  hätten  zuerst  im  Gebirge 
nach  Zenodot  Kleodora  geheifsen  haben  soll,  um  die  Wette  gejagt;  P.  hätte  den  von  ihm 
s.  Hom.  II  175  und  Schot,  z.  d.  St.  Nach  dem-  30  erlegten  Tieren  die  Zungen  ausgeschnitten  und, 
selben  Hotnerschotion  gab  Staphytos  ihr  zur  als  er  von  den  Begleitern  des  A.  wegen  seiner 
Mutter  dieEurydike,  die  Tochter  des  Aktor,  vergeblichen  Jagd  verlacht  wurde,  ihnen  diese 
andere  die  Laodameia,  die  Tochter  des  Alk-  Zungen  gezeigt.  Als  er  darauf  eingeschlafen 
maion.  Gatte  der  Polydora  war  nach  Hom  er  war,  hätte  A.  sein  Jagdmesser  in  Kindermist 
a.  a.  0.  Boros,  der  Sohn  des  Perieres,  ihr  versteckt  und  ihn  verlassen.  Peleus  wäre 
Sohn  Menesthios,  einer  der  Führer  der  dann  erwacht  und  von  den  Kentauren  über- 
Myrmidonen  vor  Troja.  Es  ist  darum  äugen-  fallen  worden.  Aber  Cheiron  hätte  ihn  ge- 
scheinlich  eine  Verwechslung,  wenn  Apottod.  rettet  und  ihm  das  von  ihm  gefundene  Messer 
3,  13,  4,  1  Peleus  zum  Gatten  der  Polydora  zurückgegeben;  vgl.  auch  Pind.  Nem.  4,  94 ff. 
und  zum  Vater  des  Menesthios  gemacht  4)  und  die  Parallelsagen  b.  Mannhardt ,  W.  u. 
wird.     Dabei    ist  sowohl  bei   Homer  wie  bei  F.  K.  53  ff. 

Apoitodor  Menesthios    eigentlich    der    Sohn  Nach  anderen  Berichten  ist  ihm  das  Jagd- 

des  Flufsgottes  Spercheios;  der  menschliche  messer  erst  in   seiner   Verlassenheit   von    den 

Gatte  der  Polydora  ist    nur   angeblich  sein  Göttern    zu    seiner  Rettung    gesandt    worden, 

Vater.  und  zwar  hätte  nach  Schot.  Pind.  Nem.  4,  88 

v     41     ,+  Hephaistos  es  selbst  ihm  überbracht.    Einen 

V .  Akastos.  Ausgleich  sucht  eine  der  im  Schot.  Ar.  Nub.  1063 

Nach    der    Tötung    des    Eurytion    flieht  angeführten  Versionen  herzustellen;  Akastos 

Peleus  nach  Iolkos  zu  Akastos,  dem  Sohne  führt  den  Peleus  in  die  Einöde,   nimmt  ihm 

des  Pelias,  der  ihn  entsühnt,  Nicand.  a.  a.  0. ;  50  seine    Waffen    ab    und    verläfst    ihn    mit    den 

Apottod.  3,  13,  2;  Schot.  Ar.  Nub.  1063.    Hier  Worten:  si  dUcaog  al,  6co&T]6y.     Als  dann  die 

stellt   ihm    des   Akastos   Gattin    mit  Liebes-  wilden  Tiere   auf  ihn  losstürzen,  senden  ihm 

antragen  nach,   was   zuerst  Hesiod  in   grofser  die  Götter  durch  Hermes  das  von  Hephai- 

Ausführlichkeit  behandelt  hat  (frgm.  78,  s.  Schot.  stos  verfertigte  Jagdmesser,  mit  dessen  Hilfe 

Ven.  B.  Hom.  Z  164).     Pindar  spricht   davon  er    sich    rettet.       Ganz    abweichend    erscheint 

Nem.  4,  89;   5,  4  ff. ;   vgl.  aufserdem  Nicander  diese   Sage  bei  Pind.  Nem.  4,  94  ff. :   xä  Jai- 

a.  a.  0.;  Nicot.  Dam.  frgm.  56  (F.  H.  G.  3,  389)  dciXov  Ss  ^a^aiga  cpvrsvi  J-01  %dvaxov  iv.  16%ov 

=  Suidas  s.  v.  jixalävxri;  Apjottod.  3,  13,  3,  lf. ;  IltXicco  Ticcig'  aXaltib  äh  XtiQcov  ncci  xb  iiÖqgiuov 

Schol.  Ap.  Rhod.  1,  224;  Schot.  Ar.  Nub.  1063;  Jtö&tv  TttitQcouEvov  $xq>SQ£v.     In  sehr  gezwun- 

Lyd.  de  mens.  163  (Wunsch).     Der  Name  der  00  gener  Art  sucht  das  Schot,  z.  d.  St.  diese  Worte 

Frau  ist  nach  Pind.  Nem.  4,  92;  5,  48  Hippo-  mit  der  verbreiteteren  Version  in  Einklang  zu 

lyte,    Tochter    des    Kretheus,    woraus    das  bringen.      Das   Jagdmesser   des   Peleus   wurde 

Schot,   zu  4,  88    eine    Kretheis    Tochter    des  sprichwörtlich  für  Hilfe  in  höchster  Not,  Zenob. 

Hipp oly tos  und  das  Schot.  Ap.  Rhod.  a.  a.  0.  5,  20;    in   späterer   Zeit  wurde   P.   sogar  zum 

Kretheis  oder  Hippolyte  macht.    Ganz  ab-  Erfinder  dieser  Waffe  gemacht,  Serv.  Verg.  Aen. 

weichend   hiervon  lautet   ihr  Name  Astyda-  9,  505. 

meia  bei  Apotlodor,  Schot.  Ar.  Nub.  und  Lydus  Die   Folge   dieses   Abenteuers   ist  Peleus' 

a.  a.  0.    Hesych.   s.  v.    ^axvdäuti«.      Ohne  Be-  Rache,  indem  er  Iolkos  erobert  und  das  Weib 


1833 


Peleus  (u.  Thetis) 


Peleus  (u.  Thetis:  Ringkampf       1834 


des  Akastos  tötet,  nach  einigen  auch  den 
Akastos  selbst,  s.  Schal.  Apoll.  Bhod.  1,  224. 
Ein  kürzlich  gefundenes  Papyrusfraginent 
(Beitzenstein  im  Hermes  35  S.  78 f.;  Wilamoiritz 
in  Sitzungsber.  d.  preu/'s.  Akad.  1900  S.  849 
mit  Taf.  V;  Hesiod  ed.  Bzach  frgm.  81),  von 
welchem  zwei  Verse  nach  Tzetz.  Prol.  ad  Lye. 
p.  261  Hesiods  'ETTiftocXäiti-ov  slg  rirfita  ange- 
hörten, ist  uns  von  der  Hesi-odischen  Behand- 
lung dieses  Mythus  geblieben.  Dafs  dieses 
Fragment  aber  nicht  einem  besonderen  Epi- 
thalamium  angehörte,  sondern  höchstwahr- 
scheinlich den  Katalogen  bezw.  Ehoien,  be- 
haupten WUamowitz  und  Bzach  a.  a.  0.  mit 
Recht.  Nach  diesen  Versen  kommt  Peleus 
nach  der  Zerstörung  der  Stadt  beutebeladen 
von  Iolkos  nach  Phthia,  seine  von  Zeus 
ihm  verliehene  Gattin  mit  sich  führend,  und 
wird  von  der  Bevölkerung  mit  einem  Jubel- 
Hede  empfangen.  Pindar  Nem.  3,  57  betont 
ausdrücklich,  dafs  er  allein,  ohne  Heer,  Iolkos 
erobert,  dagegen  nennt  Pherekydes  im  Schol. 
z.  d.  St.  (vgl.  auch  Nicöl.  Damasc.  frgm.  56 
=  Suid.  s.  v.  'Aralävrr\  und  Apollod.  3,  13,  7  i  als 
seine  Genossen  Iason  und  die  Tynd.arid.en. 
Apollod.  a.  a.  0.  spricht  sogar  in  bestimmten 
Worten  von  einem  Heere ,  das  Peleus  zwi- 
schen den  Stücken  der  zerhackten  Asty- 
dameia  hindurch  in  die  Stadt  geführt  haben 
soll.  Mit  dem  berühmten  Jagdmesser  hätte  er 
sie  getötet  nach  Schol.  Apoll.  Bhod.  a.  a.  0. 
Nach  der  Eroberung  übergab  er  die  Stadt  den 
Haimoniern  (Pind.  Nem.  4,01;  &s ßßaXots  Schot 
z.  d.  St.). 

VI.  Thetis. 

Die  in  Bild  und  Lied  am  meisten  gefeierte 
Peleus  sage  ist  die  von  seiner  Liebesverbindung 
mit  der  Nereide  Thetis  (vgl.  besonders  Mann- 
hardt,  Wald-  und  Feldk.  60ff.  Graf  im  Jahrb. 
d.  archäol.  Inst.  1  S.  196  ff. ;  Beitzenstein  im 
Hermes  35  S.  73ff.  und  den  Artikel  Thetis), 
aus  der  der  thessalische  Nationalheld  Achil- 
leus  hervorgegangen.     So   einig  auch  die  ge- 

•  •  O      Ö  Ö  CT  CT 

samte  Überlieferung  in  den  beiden  Haupt- 
thatsachen,  in  der  Ehe  und  in  der  Geburt  des 
Achilleus,  ist,  so  geht  sie  doch  in  den  Einzel- 
heiten wesentlich  nach  zwei  Richtungen  aus- 
einander. In  der  einen  Tradition  sucht  der 
Herr  des  Peliongebirges  die  Göttin  der  nahen 
Meeresküste  trotz  ihres  Widerstandes  sich  zu 
gewinnen  und  bezwingt  sie  im  Ringkampfe. 
In  der  Entstehung  dieser  Legende  hat  jeden- 
falls der  Anklang  von  Hijiswg  an  Ttdln  einen 
bedeutsamen  Einnufs  ausgeübt.  Diese  Sagen- 
form wird,  gewifs  mit  Recht,  Schol.  Pind.  Kern. 
3,  58  als  die  volkstümliche  bezeichnet.  Dem 
gegenüber  steht  die  Version,  dafs  Peleus 
die  Thetis  infolge  eines  umständlich  moti- 
vierten Götterbeschlusses  zur  Gattin  erhalten 
habe;  diese  Sagenform  ist  unverkennbar  aus 
der  systematischen  theologischen  Kunstdichtung 
hervorgegangen.  In  der  Natur  der  Sache  ist 
es  begründet,  dafs  uns  das  Epos  und  zwar 
sowohl  das  „homerische"  wie  das  „hesiodeische" 
gerade  die  letztgenannte  Version  überliefert, 
während  die  lyrische  und  dramatische  Dichtung 
mit  Vorliebe   an  die  volkstümliche  Sagenform 


anknüpfte,  wobei  freilich  die  Ignorierung  der 
epischen  Version  nicht  immer  gelang.  Die 
Unvereinbarkeit  beider  Versionen  hat  Graf 
a.  a.  0.  schlagend  nachgewiesen;  vgl.  auch 
Beitzenstein  a.  a.  0.  S.  77.  Erst  in  der  helle- 
nistisch-römischen Mythographie  sind  sie,  so 
gut  es  eben  ging,  zusammengeschweifst  worden, 
s.  Apollod.  3,  13,  5 f.;  Ovid.  Metam.  11,  221  ff. 
Die  Sage  von  Thetis'  Überwältigung  durch 

10  Peleus  im  Ringkampfe  ist  bei  Homer  nirgends 
erwähnt.  Auch  die  Verse  H  432 — 5,  in  wel- 
chen Beitzenstein  a.  a  0.  S.  78  nach  dem  Vor- 
gange von  Schol.  Pind.  Nem.  4,  101  eine  nach- 
träglich hineininterpolierte  Anspielung  darauf 
sehen  wollte,  stellen  diese  Ehe  durchaus  als 
ein  Werk  des  Zeus  hin;  sie  besagen  nur,  dafs 
diese  Verbindung  nicht  nach  Thetis'  Sinne 
beschlossen.  Ebensowenig  darf  man  mit  Bobert, 
Studien  zur  Pias  S.  354  aus  der  Trennung  der 

20  Ehegatten  schliefsen,  dafs  der  Dichter  der  sog. 
Urüias  auch  die  Sage  von  dem  Ringkampfe 
gekannt  habe,  da  ja  das  Motiv  dieser  Trennung 
nirgends  angegeben  wird.  Eine  epische  Fixie- 
rung dieser  Version  ist  dagegen  vielleicht  in 
einer  Episode  des  Aigimios  erfolgt.  Hier  war 
nämlich  (vgl.  Schol.  Ap.  Bhod.  4,  816  =  frgm. 
185  Bzach)  von  einer  Wasserprobe  die  Rede, 
durch  welche  Thetis  die  göttliche  Natur 
ihrer  Kinder  prüfen  wollte  --  die  spätere  Dich- 

30  tung  machte  daraus  eine  Feuerprobe  -  -  und 
wegen  welcher  sie  von  ihrem  Gatten  hart  an- 
gefahren wurde.  Da  sich  nun  der  gleiche  Zug 
bei  Sophokles  findet  (jt%tM4ag  ioaßrcd  frgm. 
155  Nanck2),  und  da  dieser  im  gleichen  Drama 
sowie  im  Troilos  sich  der  Version  vom  Ring- 
kampfe angeschlossen  hat  (s.  ebend.  frgm.  154), 
so  liegt  es  nahe,  beide  Züge  derselben  Sagen- 
form zuzuweisen. 

Das  früheste  direkte  Zeugnis  für  den  Liebes- 

40  kämpf  ist  seine  Darstellung  an  der  Lade  des 
Kypselos  in  Olympia  (Paus.  5,  18,  5).  Man 
sah  Peleus  die  Thetis  ergreifend  und  auf  ihrer 
Hand  eine  gegen  Peleus  andringende  Schlange. 
Diese  Schlange  ist  nach  Analogie  der  litte- 
rarischen und  monumentalen  Überlieferung 
aber  Thetis  selbst,  in  verwandelter  Gestalt, 
wie    sie    als    Meergöttin    gleich    Proteus    die 

•  TT 

Verwandlungsgabe  besitzt,  über  die  \  äsen- 
bilder,   die  besonders   häufig  in   der  Zeit  der 

50  schwarzfigurigen  Technik  diesen  Mythus  dar- 
gestellt haben,  sowie  über  die  anderen  hierher 
gehörigen  Kunstwerke  vgl.  die  letzte  Zu- 
sammenstellung von  Graf  a.  a.  0.  S.  200 ff.  und 
den  Artikel  Thetis.  Hier  genüge  der  Hin- 
weis, dafs  die  grofse  Mehrzahl  der  Darstellungen 
P.  und  Th.  im  Ringkampfe  zeigt.  Die  Ver- 
wandlungen sind  wie  auf  der  Kypseloslade 
meist  durch  Tiere  angedeutet,  welche  schein- 
bar der  Thetis  zu  Hilfe  kommen;  am  häufig- 

60  sten  sind  es  Sehlangen  und  Löwen,  nächstdem 
Panther;  zuweilen  sieht  man  auch  mehrere 
Tiere  derselben  Art.  Den  Delphin  (De  Witte, 
Cab.  etrusque  132)  hält  Graf  (a.  a.  0.  77)  nur 
für  ein  Nereidenattribut,  nicht  für  Andeutung 
einer  Verwandlung.  In  vereinzelten  FäUen 
findet  man  auch  fabelhafte  Mischwesen  und 
Flammen,  durch  welche  die  Verwandlung  in 
Feuer   ausgedrückt   werden    soll.     Zweifelhaft 


183cr     Peleus  (u.  Thetis:  Ringkampf)  Peleus  (erhält  Thetis  v.  d.  Göttern)      1836 

ist,    ob    auf   einer    späten    Pelike    mit    Gold-  loszulassen;   sie  wird  bald  zu  Feuer,  bald  zu 

schmuck    aus   Kamiros    (Salzmann,    Camiros  Wasser,  bald  zu  einem  Tiere;  er  läfst  sie  aber 

Taf.  58  =  Wiener  Vorleyebl.  2  Taf.  6,  2)  durch  nicht  los,  bis   sie   ihre   alte   Gestalt   annimmt 

das  Wasser  eine  Verwandlung  angedeutet  sein  (vgl    Menelaos  und  Proteus   S  414ff.).     Die 

soll,   oder  ob  man  sich  Thetis   als   im   Bade  Hilfe  des  Cheiron  erwähnt  auch  Tzetz.z.  Lyc 

überrascht    denken    soll.    —   An  Nebenfiguren  178,  Verwandlung  in  Feuer  und  Tiere  Schol. 

kennt  die  ältere  Vasenmalerei,  abgesehen  von  Pind.  Nem.  3,  58.     In  der  dichterischen  Aus- 

den  nächsten  Angehörigen   der  Thetis:  Ne-  schmückung    des    Liebeskampfes    durch    Omd. 

reus,    Doris,    Triton  und   den  Nereiden,  Met.  a.  a.  0.  überrascht  P.  die  Th.  im  Schlafe; 

nur  Hermes  (in  zwei  Fällen)   und   Cheiron,  10  sie    verwandelt    sieh    in    einen    Vogel,     einen 

der  als   Freund   und  Berater    des   Feleus   in  Baum,  eine  Tigerkatze.    (Vgl.  auch  die  analogen 

einigen  Darstellungen  anwesend  ist,  in  einem  Sagen  b.  Mannhardt  a.  a. 0.  S.  60ff.)   Erschreckt 

Falle  (München  380;  Gerhard,  Auserl.  Vaserib.  läfst  P.  sie  los  und  wendet  sich  an  die  Meer- 

'227;    Graf  a.  a.  0.  53)    sogar   thätlich   einzu-  götter  um  Hilfe.    Proteus  steigt  auf  und  rät 

greifen   scheint.     Auch   in   den   späteren  Dar-  ihm  Th.  im  Schlafe  zu  fesseln  und  sie  in  keiner 

Stellungen  sind  Erweiterungen  dieses  Zuschauer-  Gestalt  loszulassen.     P.   befolgt  den  Rat  und 

kreises  ganz  vereinzelt,  so  einmal  durch  einen  erreicht   sein   Ziel.     Bemerkenswert    ist,    dal's 

nicht    näher    benennbaren    Jüngling  —  einige  in    der   ovidischen  Version   für   die   feierliche 

Erklärer  schlugen  die  Bezeichnung  Telamon  Hochzeit  kein  Raum  bleibt. 

vor  (Overbeck,  Gäl.  her.  Bildw.  Taf.  7,  8;  Greif 94)  20        Dem  gegenüber  steht  nun  die  zweite  Version, 

und    einmal    durch  Poseidon,  Athena,  nach   welcher   Peleus    seine    Gattin  von   den 

Aphrodite,  Eros,  Peitho  und  Pan  (Overb.  Göttern  erhalten   hat.     Diese  allein  kennt  die 

a.  a.  0.  Taf.  8,  1;  Graf  95).  llias  E  84ff.  Sl  537.     Hera   schreibt  sich  ein 

Der    älteste    litterarische    Zeuge    für   diese  besonderes    Verdienst    darum    zu    Sl  59,   wenn 

Version  ist  Pindar  Nem.  4,  101,    während    er  auch  Thetis   diese  Verbindung  als  ihrer  un- 

Isthm.  8,  28  sich  der  anderen  anschliefst.    Doch  würdig  empfindet  (vgl.    Graf  a.  a.  0.  S.  197). 

auch   an   der   erstgenannten   Stelle   konnte    er  Ein  Grund  für  diese  Degradation  wird   nicht 

die  andere  durch  das  Epos  adoptierte  Version  angegeben,  höchstens  dafs  Peleus  den  Göttern 

nicht  ganz   eliminieren   (anders    Graf  S.  198).  besonders   lieb   gewesen  (Sl  61).     Dafs  £1  59  ff. 

Peleus  erringt  sich  hier   die  Thetis  itvg  dz  30  ,,mit  direkter  Beziehung1'  auf  die  Kyprien  ge- 

7tayxQccrhg    &Qaav^,a^dvcov    rt    Xtoincov    övv%ccg  dichtet   ist,   erkannte   schon  Robert,  Bild  und 

o^vtdrovg  axpäv  rs  Ssivoxütcov  6%ä6ccig  odovteov.  Lied  S.  125.    Bestätigt  wird  es  durch  das  Frag- 

Zweifelhaft  mufs  bleiben,  ob  die  ersten  Worte  ment  einer  Rolle  aus  Herculanum  (Beitzenstein, 

gleichfalls  mit  Xtovroiv  zu  verbinden  sind  oder  Rostocker  Index   1891/2   S.  12   und  Hermes  35 

auf  die  Verwandlung  in  Feuer  hindeuten.    In  S.  73 f.),   nach  welchem  Thetis    sich   in    den 

den  unmittelbar  vorausgehenden  Versen :  alcäxz  Kyprien  und  ähnlich  bei  Hesiod  Hera  zu  Liebe 

dh  Xslqcov  xcel  rb  iloqgiuov  Jto&sv  7t£7tQcou.£vov  der  Liebeswerbung  des  Zeus  entzieht  und  da- 

txepbQi-v,  erscheint   aber  Cheiron    mit    seiner  für    von    diesem    zur  Vermählung    mit  einem 

Hilfe   als  Vollstrecker  des  göttlichen  Willens.  Sterblichen  verurteilt  wird;  Hera  wacht  nun- 

In  v.  106  ff.  scheint  auf  die  feierliche  Hochzeit  40  mehr  darüber,  dafs  dieser  Sterbliche  dieser  Ver- 

und  die  Geschenke  der  Götter  angespielt,  wenn  bindung  würdig   ist.     Ausgesponnen  hat  dies 

auch    der    Sinn    dieser   Stelle    durchaus    nicht  Motiv    im    engen    Anschlufs    an    die    Kyprien 

zweifellos  klar  ist  (vgl.  Schol.  z.  d.  St.).     Eine  Apoll.  Rhod.  4,  790  ff.  (vgl.  Beitzenstein  a.  a.  0. 

weitere    Erwähnung    des    Liebeskampfes    bei  S.  75).       -  Anders   stellt  Find.    Isthin.  8,  58  ff. 

Pind.    Nem.    3,    60  f.     (y.ari\iciQil}Sv     iyxovrjTi).  den   Hergang    dar:    Zeus   und   Poseidon   - 

Sophokles   a.   a.    0.    (Schol.   Pind.  Nem.    3,  58)  die  Hinzufügung   von  Apollo n  bei  Tzetz.  zu 

spricht  von  Verwandlungen  in  Löwe,  Schlange,  Lyc.    178   beruht    auf  Irrtum    —    streiten   um 

Feuer  und  Wasser  und  bezeichnet  im  Troüos  Thetis.     Da  verkündet  ihnen  Themis,  dafs 

die  Hochzeit  ausdrücklich  als  eine  stille  (acpQ-öy-  Thetis'    Sohn    stärker    sein    werde    als    sein 

yovg   yäfiovg).      Herodot   7,   191    erzählt,    dafs  50  Vater;  sie  sollten  sie  darum  einem  Sterblichen, 

die  Perser  an  einem  Sepia s  genannten  Punkte  dem    frommen  Peleus   geben.      Sie   sollen   es 

der   Küste    von   Magnesia    der    Thetis    ge-  dem  Cheiron   melden,  in    dessen  Höhle  zum 

opfert,  weil  sie  an  dieser  Stelle  von  Peleus  Vollmond    die    Hochzeit    stattfinden    soll;    die 

geraubt  sein  sollte;  hierauf  beruht  wohl  auch  Götter  fügen  sich  diesem  Rate;  vgl.  dazu  Apd. 

Eur.   Andr.    1265  f.    (vgl.    Tzetz.   zu  Lyc.  178),  ?,,  13,5;  Schol.  Hom.  JV350;  Tzetz.  z.  Lyc.  178.  In 

wenn    auch    Iph.    Aul.    702f.    der  Dichter   die  die  Version  der  Kyprien  verflicht  das  Themis- 

andere  Version    (Beschlufs   des   Zeus)    als   die  motiv  Ap.  Rhod.  4,  800  ff.     Dafs  Pindar  hier 

glaubwürdigere  hinstellt.     In  späterer  Zeit  be-  an   eine   ältere  epische  Darstellung  anknüpft, 

hauptete  man  dann,  dafs  Thetis  sich  in  einen  ist  recht  wahrscheinlich.    —   Aiscitylos  macht 

Tintenfisch  (orptia)  verwandelt  hätte,  um  ihrem  60  Prometheus    zum    Verkünder    des    Orakels, 

Verfolger  zu  entgehen  (Schol.  Apoll.  Rhod.  1,582;  Prom.  768  und   Prom.   /.ro/i,£voc  (Philod.   «fpi. 

Etym.  M.  s.  v.  Zernag;   Tzetz.  zu  Lyc.  175.  178).  svesß .  41,  vgl.  Hermes  35  S.  73;  Apd,  und  Tzetz. 

Den  Liebeskampf  mit  Verwandlung  sig  Sitxcpo-  a.  a.  0.;  Schol.   Hom.  A  519;   N  350;   Quint. 

Qovg  idiag  erkannte  Euripides  auch  sonst  noch  Smyrn.  5,  338 ff.).  --  Ovid  a.  a.  ü.  erteilt  diese 

in  (frgm.   1093  Nauck*  =   Tzetz.  zu  Lyc.  175).  Bolle  dem  Proteus,  Liban.  narr.  21  der  Nyx; 

Näheres  über  den  Hergang  berichtet  Apollod.  Hyg.  fäb.  54   nennt   keinen  Namen.    —  Nach 

3,  13,  5:  Cheiron  rät  dem  P.  die  Th.   zu  er-  Pind,  Nem.  5,  62ff.  hätte  Zeus   dem  Peleus 

greifen  und   trotz   aller  Verwandlungen  nicht  die  Thetis  zum  Lohne  für  seine  Standhaftig- 


1837       Peleus  (u.  Thetis:  Hochzeit)  PeleuS  (u.  Thetis:  Hochzeit)       1838 

keit  der  Hippolyte  gegenüber  gegeben,  nach  Nautik?.     Weiter   ausgeführt  hat  dieses  Motiv 

Neu.    Cyneg.    1,  8    auf   seinen    ausdrücklichen  dann  Quint.  Smyrn.  3,  98  ff.    Nach  Pind.  Nem. 

Wunsch;    mit    letzterem   stimmt    auch    Catull.  5,  41  begleitet  der  Musenchor  sein  Spiel  mit 

68,  21  überein.  Gesang,    und  bei   Eur.    Iph,   Aul.    1040 ff.   ist 

Nur  wenn   Thetis    durch   göttlichen   Rat-  ausschliefslich  von  dem  Musenliede  die  Rede, 

schlufs  zur  Ehe  mit  einem  Sterblichen  bestimmt  Auf  der  Frangoisvase    erscheinen    die    Musen 

wird,  ist  die  feierliche  Anwesenheit  der  olym-  gleichfalls  und   zwar  in   der  vollen  Neunzahl 

pischen  Götter  bei  der  Hochzeit  zu  verstehen,  mit  ihren  hesiodischen  Namen  (nur  Stesichore 

wenn  diese  auch  in  späterer  Zeit  auf  die  Er-  statt  TerpsichoreV    Dasselbe  Motiv  findet  sich 

Zählung  vom  Liebeskampfe  aufgepfropft  wurde.  10  auch  in  der  euhemeristischen  Beschreibung  der 

Nach  den   Kyprien  (Procl.  Exe;  Schol.  Hom.  Hochzeit  bei   Dictys  6,   7.    —    Bei  Catull.  (34 

II 140  =  frgm.  2  Kinkel)  hätten  sich  die  Götter  299 ff.    bleiben    gerade   Apoll   und    Artemis 

zum  Pestmahle  auf  dem  Pelion  eingefunden,  der  Hochzeit  fern,  während  die  Moiren  das 

und  wie   Hom.   Sl  62  f.,    wahrscheinlich    nach  Hochzeitslied  singen,  doch  wohl  mit  Rücksicht 

den  Kyprien  (vgl.  Robert,  Bild  u.  Lied  S.  125;  auf  den  im  Liede  erwähnten  Tod  des  Achil- 

Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  76),  berichtet  wird,  hätte  leus,  vgl.  Reitzenstein  a.  a.  0.  S.  88f. 

Apollon  durch  sein  Spiel   auf  der  Phorminx  Die  flochzeitsgeschenke  der  Götter  werden 

das  Fest  verschönt.     Den  Pelion  nennen  als  in   späterer  Zeit  vielfach  hervorgehoben;  ihre 

Ort  Pind.  Nem.  5,  41;  Eur.  Iph.  Aul.  1040 ff. ;  erste  Erwähnung  geschah  in  den  Kyprien  (Schol. 

Apollod.  3,  13,  5;   Tzetz.  z.  Lyc.  178.    Genauer  20  Hom.   II  140  =  frgm.  2);    die    zweite   könnte 

geben  an  die  Höhle  des  Cheiron  Eur.  Iph.  Aul.  Pind.  Nem.  4,  106    sein;    doch  ist   dies   nicht 

705  ff ;   Xen.   Cyneg.  1,  8;    Schol.   Pind.   Pyth.  sicher.    In  späterer  Zeit  wurde  es  dann  üblich 

3,  160;  Nem.  3,  93;  Schol.  Hom.  Sl  59;  Staphylos  in  den  Waffen  und  den  Rossen,  die  später  auf 
im  Schol.  Apoll.  Rhod.  4,  816  =  Müller,  F.H.  G.  Achilleus  übergingen,  Geschenke  und  speziell 

4,  505  (euhemerisiert).  Dafs  die  Hochzeit  bei  Hochzeitsgeschenke  der  Götter  zu  erblicken. 
Cheiron  stattfindet,  scheint  mit  der  mehrfach  Auf  der  Frangoisvase  erscheinen  die  Götter 
verbürgten  Überlieferung  zusammenzuhängen,  ohne  Geschenke;  das  Wildbret  des  Cheiron 
dafs  Thetis  Cheirons  Tochter  ist  (Suidas,  und  der  Weinkrug  des  Dionysos  können  als 
Aristot.  Euboica,  6  xovg  <&Qvyiovg  loyovg  ygee-  solche  nicht  bezeichnet  werden.  Wenn  man 
rpag,  Dionys.  Chalcid.  bei  Schol.  Ap.  Rhod.  1,  30  in  ihnen  mehr  als  Attribute  sehen  will,  darf 
558).  Hierzu  stimmt  es,  wenn  auf  einer  streng  man  sie  höchstens  als  Spenden  zum  Hochzeits- 
rotfigurigen  Amphora  aus  Chiusi  (Overbeck,  mahle  betrachten.  Apollod.  3,  13,  5  nennt 
Gal.  her.  Bildic.  Taf.  8,  6)  in  einer  Höhle  die  als  Geschenke  nur  die  eschene  Lanze  von 
Ankunft  des  Peleus  bei  Cheiron  und  Thetis  Cheiron  und  die  Rosse  Balios  und  Xan- 
dargestellt  ist.  Dagegen  sehen  wir  auf  der  thos  von  Poseidon.  Bei  Homer  stammt 
Frangoisvase  (Amelung,  Führer  d.  d.  Antiken  nur  die  Lanze  von  Peleus  her  (II  143  f.  = 
in  Florenz  nr.  223;  Wiener  Yorlegebl.  1888  T  390 f.);  auch  hier  ist  sie  ein  Geschenk  des 
Taf.  2 ff. ;  Furtwängler- Reichhold,  Grietih.  Vasen-  Cheiron,  aber  nicht  ausdrücklich  ein  Hoch- 
malerei  Taf.  1.  2)  Thetis  in  einem  Hause,  zeitsgeschenk,  während  das  Kyprienfr&gmeat 
vor  dessen  Thür  Peleus  die  Gäste  empfängt;  40  sie  als  solches  betrachtet.  Den  Zusatz  Ä&i]väv 
an  der  Spitze  derselben  erscheint  neben  Iris  usv  £,toui  avrö,r'Hrpai6xov  Ss  v.ccza6y.tväa<xi.  darf 
hier  Cheiron.  Der  Ort  mufs  also  hier  der  man  aber  dem  Epos  kaum  zuschreiben.  Po- 
Palast  des  Peleus  sein  —  nicht  das  Theti-  seidons  Rosse  nennen  auch  Schol.  Pind.  Pyth. 
deion,  wie  Amelung  a.  a.  O.  behauptet.  Litte-  3,  170;  Quint.  Smyrn.  4,  759;  Tzetz.  Lyc.  178, 
rarisch  ist  dieser  als  Ort  der  Hochzeit  sonst  die  beide  noch  das  durch  die  Akastosepisode 
nicht  nachzuweisen  vor  Catull.  64  (vgl.  Reitzen-  berühmte  Jagdmesser  hinzufügen.  Erweitert 
stein  a.  a.  O.  S.  86),  später  noch  Lucian.  Dial.  wird  dieses  Motiv  dann  bei  Ptol.  Heph.  6 
marin.  5;  Interpol.  Sero.  Verg.  Aen.  1,  27.  Da-  (Westerm.  S.  196),  auf  den  Eustuth.  ad  Hom. 
nach  darf  man  jedenfalls  nicht  mit  Schlie,  Zu  p.  1090,  43  zurückgeht;  da  brachte  Aphro- 
den  Kyprien  S.  23  und  A.  Schneider,  Der  troische  50  dite  eine  goldene  Schale,  Hera  ein  Gewand, 
Sagenkreis  S.  78  dies  Bild  zur  Rekonstruktion  Athena  Flöten,  Hephaisto  s  das  oft  erwähnte 
der  Kyprien  benutzen,  vgl.  Lutikenbach  in  Jagdmesser,  Nereus  endlich  ein  Heilsalz  itoog 
Fleckeisens  Jahrb.  11.  Supplbd.  S.  589.  Eine  Ttolv^ayluv  xal  oqe'&,iv  ncci  nsipiv,  vielleicht 
besondere  Quelle  für  diese  Variante  anzunehmen  ein  der  Komödie  entlehnter  Zug.  Auf 
ist  bei  der  Natur  der  monumentalen  Tradition  einem  Sarkophagrelief  der  Villa  Albani 
nicht  geboten.  (Heibig,  Führer2  nr.  841 ;  Robert,  Sarkophagrel 

Den   Glanzpunkt  der  Hochzeit  bildete  die  2 Taf.  1)  überreicht  Hephaisto s  demP.  Schwert 

Anwesenheit  der  Götter,  die  vielfach  erwähnt  und  Schild,  Athena  bringt  einen  Helm,  Hören 

wird.    Aufsei  den  oben  genannten  Stellen  zuerst  und  Feldgötter  nahen  mit  Tieren  und  Früchten, 

bei   Pittdar  Pyth.  3,  153;    Nem.   3,  93.     Hera  60  --  Catull  geht  auch  hier  seine  eigenen  Wege, 

hat    sie    geladen    nach   Apoll.   Rhod.  4,  807 f.,  Nur    Cheiron    und    der    Flufsgott    Peneios 

was   ganz  im  Sinne    der  Kyprien    gesagt   ist,  bringen   Gaben   (v.    279 ff.    288 ff.),    der   erstere 

nach  späteren  Zeus  (Hyg.fab.  92;  Fulg.Mythol.  duftende  Blumen,  der  zweite  ausgerissene  Bäume, 

2,  7).   —   Apollo ns   Spiel    auf  der  Phorminx  mit  denen  er  das  Hochzeitshaus  schmückt, 

treffen  wir  auf  einer  schwarzfigurigen  Hydria  Der  Hochzeit  auf  dem  Pelion  schliefst  sich 

in  Florenz  (Amelung  a.  a.  O.  nr.  224).    Das  Hoch-  die  Fahrt  des  Paares  zur  Residenz  des  Peleus 

zeitslied,  das  er  gesungen,   erwähnt  Aeschylus  an.     Von  ihr  spricht   das    oben  erwähnte  von 

bei    Plat.    Republ.    2    p.   383  B  =  frgm.  350  Reitzenstein   publizierte    HmoeZfragnient,    mit 


1839       Peleus  (u.  Thetis:  Hochzeit) 

dem  Pherec.  frgm.  16  (Schol.  Pind.  Nem.  4,  81; 
Tzetz.  zu  Lyc.  175)  übereinstimmt.  Denigemäfs 
sehen  wir  auf  einer  schwarzfigurigen  Hydria 
in  Florenz  (Amelung  a.  a.  0.  224)  Peleus  und 
Thetis,   inschriftlich    bezeichnet,    auf   einem 


1)  Peleus  und  Hippalkiraos  auf  einem  korinthischen 
Deinos  (nach  Mon.  d.  I.  10  Taf.  4.  5). 

Wagen  von  Göttern  geleitet;  anwesend  sind 
Dionysos  und  Thyone,  Apollon  die  Leier 
spielend,  Herakles  und  Athena,  Hermes, 
Aphrodite  und  Ares,  Poseidon  und  Am- 
phitrite  (vgl.  Heydemann,  Mitt.  a.  d.  Antiken  - 


Peleus  (ringt  m.  Hippalk.  u.  Atalante)      1840 

stets  Anteil.  In  seinen  Aufenthalt  bei  Ak asto s 
fallen  die  Leichen  spiele  für  Pelias.  Das 
älteste  Zeugnis  ist  der  berühmte  korinthische 
Deinos  BerliulGbb  (Jfow.d.  J.10Tf.4.5,s.Abb.l). 
Unter  einem  Henkel:  Peleus  und  Hippal- 
kimos  sich  zum  Beginne  des  Ringkampfes  an 
den  Vorderarmen  erfassend.  Dafs  P.  hier  im 
Ringkampfe  den  Preis  gewonnen,  berichten 
Apollod.  3,  9,  2,  6;  3,  13,  1;  Hygin.  fah.  273.  — 

io  Schol.  Ar.  Nid).  1063  wird  erzählt,  dafs  P.  bei 
diesen  Spielen  diu  6a<pQ0Gvvr]v  das  berühmte 
Jagdmesser  erhalten  habe.  Als  Gegner  im 
Ringkampfe  nennt  Apollod.  a.  a.  0.  die  Ata- 
lante, für  deren  Teilname  an  den  Leichen- 
spielen weitere  Zeugnisse  nicht  vorhanden  sind. 
Dagegen  ist  der  Ringkampf  mit  ihr  mehrfach  in 
der  schwarzfigurigen  Vasenmalerei  dargestellt 
worden  (Immerwahr ,  De  Atalanta  S.  68 ff.), 
wenn  auch  ohne   sichere  Bezugnahme  auf  die 

20  Leichenspiele.  Am  bemerkenswertesten  ist  eine 
Hydria  in  München  (Jahn  125;  Gerhard,  Auserl. 
Vasenb.  237,  s.  Abb.  2).  Der  Tisch  im  Hinter- 
grunde mit  dem  Eberkopfe  weist  deutlich  auf 
einen  Zusammenhang  mit  der  kalydonischen 
Jagd.  —  Dagegen  erscheint  in  einem  anderen 
Vasenbilde  gleichfalls  in  München  (Jahn  584; 


2)  Peleus  und  Atalante;  anwesend:  Mopsos  und  Klytios  (nach  Gerhard.  Auserl.    Vasenb.  237). 


samml.  Ob.-ltal.  S.  88,  26).  —  Das  Fragment 
einer  rotfigurigen  Schale  (Jahrb.  d.  arch.  Inst.  50 
3  Taf.  2;  nach  Winter  ebend,  S.  66  f.  von 
Ewphronios)  zeigt  Peleus  die  Thetis  an  der 
Hand  zum  Wagen  führend.  Von  anderen  Fi- 
guren ist  wegen  eines  langen  Lanzenschaftes  aut 
Athena  zu  schliefsen.  —  Auch  dem  Liebes- 
kampfe liefs  man  die  Fahrt  nach  Phthia  folgen; 
So  sind  Reste  eines  Wagens  bei  einer  Dar- 
stellung des  auflauernden  Peleus  zu  erkennen 
(Jahrb.  d.  arch.  Inst.  1  Taf.  10,  2.  Kuhnerts 
Widerspruch  ebenda  2  S.  271  ist  verfehlt).         60 

Über  Peleus1  und  Thetis1  weiteres  Zu- 
sammenleben, Geburt  und  Erziehung  des 
Achilleus  s.  die  Art.  Achilleus  und  Thetis. 

VII.  Teilnahme  an  den  grofsen 
Unternehmungen  der  Heroenzeit. 

An  den  grofsen  gemeinsamen  Unterneh- 
mungen der  Helden  seiner  Zeit  nimmt  Peleus 


Gerhard  a.  a.  O.  177)  dieser  Kampf  ganz  im 
Gewände  der  palästrischen  Genrodarstellungen ; 
ähnlich  Micali,  Mon.  ined.  Taf.  41 ;  München 
886  u.  a.  An  die  Peliasspiele  wird  man  höch- 
stens durch  die  beiden  Dreifüfse  erinnert,  zwi- 
schen welchen  in  einem  schwarzfigurigen  Ber- 
liner Vasenbilde  (nr.  1837^)  der  Kampf  ohne  Zu- 
schauer stattfindet.  -  Von  besonderer  Schön- 
heit ist  die  Zeichnung  eines  etruskischen 
Spiegels  (Museo  Gregor.  1  Taf.  35,  1;  Gerhard, 
Ktnisk.  Spiegel  Taf.  224;  Heibig,  Führer  1344; 
s.  Abb.  3,. 

Kalydonische  Jagd.  Auch  hier  sind  die 
ältesten  Zeugnisse  die  monumentalen.  Auf  der 
Frangoisvase  und  auf  der  Münchener  Kylix  des 
Archikles  und  Glaukytes  (Jahn  333;  Mon.  </. 
Inst.  4  Tf.  59  ;  (ierhard,  Auserl.  Vasenb.  Taf.  235  f. ; 
Klein,  Meistersign.  S.  77)  sehen  wir  Peleus 
an  hervorragender  Stelle,  unmittelbar  neben 
Meleagros.     Auf  der  stark  verkürzten  Dar- 


1841      Peleus  (kalydon.  Jagd;  Argofahrt) 

Stellung  einer  schwarzfigurigen  Cornetaner  Am- 
phora erscheint  er  neben  Melanion,  Kastor 
und  Ankaios  (Mon.  d.  Inst.  12  Taf.  10;  vgl. 
Annali  1884  S.  269).  Ferner  war  er  dargestellt 
in  der  SkojMsischen  Giebelgruppe  des  Tempels 
der  Athena  Alea  in  Tegea  (Paus.  8,  45,  6). 
Als  Teilnehmer  an  dieser  Jagd  nennen  ihn  u.  a. 
Apöttod.  1,  8,  2,  4;  3,  13,  1;  Ovid.  Met.  8,  309; 
Hyg.  fab.  173;  Schol.  Ar.  Nub.  1063.  Darüber, 
dafs  er  auf  der  Jagd  das  Unglück  hatte,  seinen 
Wohlthäter  Eurytion  oder  Eurytos  zu  töten 
8.  oben  Sp.  1830  f.  Sein  nahes  Verhältnis  zu 
Meleagros  wird  auch  später  noch  betont.  In 
dem  unteritalischen  Vasenbilde,  das  Melea- 
gros1 Tod  darstellt  ( Neapel  -  Santangelo  11; 
Arch.  Ztg.  1867  Taf.  220;  Engelmann,  Atlas 
zu  Ovid99),  sitzen  unter  dem  Hauptbilde  inTrauer 
versenkt  Peleus  und  Theseus.  Eine 
Reminiscenz  an  Peleus1  Rolle  in  der  kaly- 
donischen  Jagd  bewahrt  auch  das  schöne 
rotfigurige  Vasenbild  Berlin  2538  (Ger- 
hard, Auserl.  Vas.  327);  als  Pendant  zu 
Meleagros  auf  der  Eberjagd  sehen  wir 
P.  mit  drei  Jünglingen  einen  Hirsch  er- 
legend (P.  nackt,  bärtig  mit  Pilos,  um- 
gehängtem Schwert  die  Keule  schwingend), 
s.  Abb.  4.     Der  bildlichen  Tradition   zn 

tun.  Imag. 

stehen  zu- 

6VV, 


Peleus  (Trojazug  etc.;  im  Alter)      1842 

Lemnos  war  P.  im  Diskuswurf,  Speerwurf, 
Lauf  und  Sprung  der  Zweite,  im  Ringkampf 
der  Erste,  sodafs  er  im  Fünfkampf  den  Preis 
gewann,  Philost r.   Gytnn.  3. 

Herakles'  Trojazug.  Auch  in  diesem 
Zusammenhange  wird  Peleus  zuerst  von  Pindar 
und  Euripides  a.  a.  O.  genannt,  vgl.  auch  Pind. 
Ol.  8,  60.  —  Zenodot  (Schal.  Hom.  Sl  487)  schlofs 
daraus,  dafs  Peleus  älter  gewesen  sein  müsse 
10  als  Priamos,  der  damals  noch  ein  Kind  war. 
Doch  war  Peleus1  Teilnahme  nicht  unbestritten. 
Schol.  Pind.  Ol.  8,  60.  Auch  nach  Dar.  PJvryg.  3 
zog  P.  mit;  ebenda  7  wird  erzählt,  dafs  An- 
ten or  im  Auftrage  des  Priamos  zu  ihm  ge- 
kommen sei,  um  dieHesione  zurückzufordern, 
aber  abgewiesen  wurde. 

Ebenso  wie  Telamon  hilft  er  Herakles 


T1]V 

das 

der  Hand 


Jagd- 


folgen scheint  auch  Philostr 
15:  Meleagros  und  Peleus 
sammen     als     die    y.ecfrt/^ovrsg 
Peleus    im   Purpurgewande 
messer    des   Heph aistos   in 
Man  wäre  nach  dieser  Angabe  versucht, 
das  oben  abgebildete  Vasenbild,  München 
125,   so    zu   erklären,   dafs   Peleus   und 
Atalante  um  die  Ehre  dieser  Jagd  mit 
einander    ringen.      Auffallend    ist    auch, 
dafs   die  Verbindung  von  Theseus  und 
Peleus    auf  der  Vase  Santangelo  11  bei 
Philostr.  Hernie.  19,  1  wiederkehrt:    Als 
Jagdgenosse  wird  Peleus  der  Gastfreund 
des   Theseus,   und   als   dieser   von  Ly- 
komedes  getötet  war,  schickte  P.  seinen 
Sohn  Achilleus  nach  Skyros,  um  den 
Freund  zu  rächen. 

Argofahrt.        Ältester     Zeuge     für 
Peleus1  Teilnahme  ist  Pindar  fr  gm.  158 
(Schol.  Eur.  Andr.  798),  während  er  Pyth. 
4,  303  ff.   nicht  genannt   wird,  demnächst 
Eur.  Andr.  793  f.,  s.  auch  Apollod.  Bibl. 
1,  9,  16,  7;     Hyg.   fab.    14;     Izetz.    Lyc.    174 
u.  a.;  vgl.  Bd.  1  Sp.  507  ff.  Aus  Hygin.  "a.  a.  O. 
ersieht    man,     dafs     seine    Rolle  '  in    Hygins 
Quelle     ausführlicher     behandelt     war.       Bei 
Apoll.   fiJiod.   Arg.   tritt  Peleus    ganz    in    den 
Hintergrund ;  er  spricht  den  Genossen  Mut  ein, 
als    sie    verzagen    (2,  12,  16)    und  rät  in  ähn- 
licher Lage  zur  Weiterfahrt  (4,  495ff.).    Eben- 
sowenig weifs  Valerius  Flaccus  besonderes  von 
ihm  zu  berichten.    In  den  orphischen  Argonau-  60 
tica  besucht  Peleus  auf  der  Fahrt  seinen  bei 
Cheiron  weilenden  Sohn  Achilleus  (v.  376 ff.); 
bei  den  Leichenspielen  für  den  von  Herakles 
getöteten  Kyzikos  siegt  er  im  Laufe  und  er- 
hält   einen    von    Athena    gestickten   Purpur- 
mantel (v.  580ff.);  schliefslich  rettet  um  seinet- 
willen Thetis  das  Schiff  aus  Gefahr  (v.  1259 ff.). 
—  Bei  den  Kampfspielen  der  Argonauten  auf 


3)  Peleus  und  Atalante  (nach  Gerhard.  Etr.  Spiegel  T.   224). 


im  Kampfe  gegen  die  Amazonen,  Pind.  frgui. 
158;  Schol.  Pind.  Nern.  3,  64.  Nach  Hellanikos 
(Schol.  Pind.  a.  a.  0.)  hätten  sich  alle  Argo- 
nauten an  diesem  Kampfe  beteiligt.  —  Eur. 
Andr.  791  behauptet  endlich  —  freilich  mit 
dem  seltsamen  Zusätze  -itti&oybcii  —  dafs  P. 
auch  mit  den  Lapithen  gegen  die  Kentauren 
gekämpft. 

VIII.  Pelens  im  Alter. 

Dafs  Peleus  ein  hohes  Alter  erreichte,  wird 
bereits  im  Epos  mehrfach  betont.  Die  Ilias 
kennt  ihn  an  mehreren  Stellen  als  lebend.  Ob- 
wohl er  am  troischen  Kriege  nicht  teilgenommen, 
finden  wir  ihn  —  und  ihm  entsprechend 
Neoptolemos  —  anwesend  bei  der  Rüstung 
Achills  mit  den  Waffen  des.  Hephaistos 
(Heydem.,  Vasenb.  6, 4 ;  Wien.  Vorlegebl.  2,6,1;  s. 


1843 


Peleus  (im  Alter) 


Peleus  (Charakteristisches  etc.)      1844 


Abi).  5).  Die  Nostoi  (Prodi.  Exe.)  berichten,  dafs 
N  e  o  p  t  o  1  e  m  o  s,  in  das  Molosserland  gelangt,  von 
Peleus  anerkannt  wurde.  Der  durch  die  Ab- 
wesenheit und  den  Tod  des  Sohnes  schutzlose 
(ireis  wurde  ein  beliebtes  Sujet  der  Tragödie, 
sodafs  Horaz  Arspoet.  95  f.  den  „Peleus  pauper 
et  exul"  dem  Telephos  in   dieser  Beziehung 


den  und  sei  daselbst  gestorben.  Eur.  Andr. 
1128  ist  es  Akastos  selbst,  der  ihn  vertrieben 
hat,  während  Apollod.  epit.  22,  8  seine  Söhne 
nennt,  jedenfalls  nach  einer  tragischen  Quelle. 
Seinen  Tod  in  Kos  berichtet  auch  Kallimachos 
(Schol.  Find.  Pyth.  3,  1(37).  Ob  Enripides  in 
seinem  Peleus  (s.  Nauck  a.  a.  0.  S.  554 f.)  diese 


4)  Peleus  auf  der  Jagd  (nach  Gerhard,  Auserl.    Vasenb.  327). 


an  die  Seite  stellt;  vgl.  auch  Pacuv.  Herrn. 
b.  Non.  116,  15.  Sophokles  zeigte  ihn  in  seinem 
Peleus  (Nauck*,  T.  G.F.  S.  238  ff.)  als  gebrech- 
lichen Greis  von  einem  Weibe  gepflegt.  Allem 
Anscheine  nach  bezieht  sich  auf  dieses  Drama 
die    Schol.   Eur.    Tro.    1128    überlieferte,    von 


5)  Peleus,  Thotis  und  Neoptolenios  Ijei  der  .Rüstung  dos 
Aehilleus  (nach  Heydemann,    Vasenb.  6,  4) 

Ev/ripides  abweichende  Version.  Nach  dieser 
ist  Peleus  von  den  Söhnen  des  Akastos, 
Archandros  und  Architeles,  gerade  als  die 
Griechen  von  Troja  zurückkehrten,  vertrieben 
nach  der  Insel  Kos  gekommen;  dort  sei  er  mit 
Neoptolemos  zusammengekommen,  habe 
Aufnahme  bei  einem  Abanten  Molon   gef un- 


Schicksale des  P.  geschildert  hat  oder  sein 
Abenteuer  mit  Astydameia-Hippolyta  (s. 
Sp.  1831),  ist  nicht  festzustellen,  da  wir  nicht 
wissen,  aus  wessen  Munde  frgm.  010  kommt. 
Dagegen  sehen  wir  den  greisen  Peleus  in 
seinem  freilich  ganz  anders  gearteten  Unglücke 
in  der  Androiiiachc ,  als  ihm  die  Leiche  des 
Neoptolemos  gebracht  wird  (v.  1173ff.).  Doch 
erscheint  Peleus  immer  in  diesem  Drama  in 
dem  Glänze  der  königlichen  Macht  und  des 
königlichen  Ansehens,  sodafs  er  Andromache 
kräftigen  Schutz  zu  gewähren  vermag.  Auf 
diese  Erscheinung  des  P.  kann  sich  jedenfalls 
Ar.  Man.  8G3   nicht  beziehen.  Romanhaft 

ausgeschmückt  sind  die  späteren  Schicksale 
des  Peleus  bei  Dictys  6,  7 ff. ;  hier  befreit  ihn 
Neoptolemos,  indem  er  die  Söhne  des  Akastos 
hinterlistig  tötet.  Auch  hier  überlebt  P.  seinen 
Enkel  (6,  13). 

Peleus  mit  Kadmos  auf  den  Inseln  der 
Seligen  nach  Pind.  Ol.  2,  141,  im  Hause  des 
Nereus  für  ewig  mit  Thetis  vereint,  Eur. 
Andr.  1254  ff. 

IX.  Verschiedenes. 

Genealogisches.  Durch  seine  Tochter 
Polymele  ist  Peleus  nach  Phüolcrates  bei 
.  Ipollod.  3,  13,  8,  4  (F.  H.  G.  4  S.  477)  der  Grofs- 
vater  des  Patroklos.  Auf  Peleus   führten 

die  epi rotischen  Könige  ihren  Stammbaum 
zurück  nach  Paus.  2,  29,.  4.  Das  gleiche  be- 
richtet von  dem  Dichter  Epicharmos  der 
freilich  unzuverlässige  Ptol.  Heph.  1  (Westerm. 
S.  183). 

Charakteristisches.  Seine  Fertigkeit  in 
den  ritterlichen  Künsten  hat  Peleus,  wieviele 
andere  Helden  seiner  Generation  und  dann 
auch  sein  Sohn  Aehilleus',   durch  die  Erzie- 


1845                        Pelia  Peliades                     1846 

hung  bei  Cheiron  sich  erworben,  Xenoph.  Cyneg.  Es  dürfte  kaum  eine  andere  Ergänzung  mög- 

1,  2;  Philostr.   Heroie.  p.  808.     Ein  Heros  der  lieh  sein,  als  die  zu  kXxdvdgcc,  wie  A.  Schultz, 

Gymnastik  ist  er  neben  Theseus  und  Hera'-  Annali  a.  a.  0.  43  vorschlägt.     Über   die  Pe- 

kles,   Philostr.    Gymn.   1.     Zum  Erfinder   des  liaden  als  unfreiwillige  Mörderinnen  ihres  Vaters 

Pentathlon  macht  ihn  Schal  Find.  Nein.  8,  9  s.  Bd.  2  Sp.  2491  f.  u.  Pelias.    Nach  Dioä.  4,  52 

(vgl.  Philostr.  Gymn.  3),  zum  Erfinder  des  Jagd-  und  Excerpt.  6  p.  223   nahm  Alkestis    an   der 

messers  Interpol.  Sero.  Verg.  Aen.  9,  505.  Zerstückelung  des  Vaters  keinen  Anteil,  nach 

Gerühmt    wird  auch  Peleus'   milder   Sinn  Hygin.  f.  24  sträubte  sie  sich  lange  und  liefs 

Flüchtlingen  gegenüber.     Phoinix   findet  bei  sich  erst  durch  die  Zauberkünste   der  Medeia 

ihm  Aufnahme,  Hom.  I  478 ff.    Nach  einer  spä-  10  dazu    bewegen,    während    nach    Palaeph.    41 

teren  Version  führt  er  diesen,  der  von  seinem  (Eudocia  a.  a.  0.  p.  36  Flach)  ihre  Schuld  die 

Vater  geblendet  ist,  zu  Cheiron,  wo  er  Heilung  gleiche  wie  die  der  Schwestern  ist.    Über  das 

findet,  Apollod.  3,  13,8,  3;  Tzetz.  Lyc.  421  (mit  fernere  Schicksal  der  Peliaden,  über  das  Apollod. 

allegorischer    Deutung);  Schal.   Fiat.   Leg.  11,  1,9,27.  Omd.  Met.  7,  347 ff.  schweigen,  berichtet 

931  B.     Die  Stadt  Ktimene  überweist  er  ihm  Hygin.  f.  24   (nach  den  JltXidSsg  des  Euri- 

nach    Steph.    Byz.    s.  v.      Als    Beispiel    treuer  piaes,  s.  Bd.  2  Sp.  2492  und  Wecklein,  Einleit. 

Freundschaft  erscheinen  Peleus  und  Phoinix  zu  Eur.  3Ied.3  12.     Nauck,  Eur.  frgm.2]).  1G3): 

bei  Hyg.  fab.  257.    Im  gleichen  Falle  befindet  Peliades   .  .  .   cum  se  deeeptas  esse  viderent.  a 

sich  nach  Hom.  TL 571  ff.  Epeigeus,  der  frühere  .     patria  fugerv/nt.    Ergänzend  lautet  der  Bericht 

Herrscher  von  Budeion,  der  nach  einem  Morde  20  des  Pawanias  (8,  11,  lff.),   dafs  die  Peliaden 

zu   Peleus   und   Thetis   geflohen   war.     Erst  xd.  inl  xtp  ftccvdxcp  xov  necxgbg  ovsiSr}  cpsvyovaca 

später  wurde   auch   Patroklos1   Anwesenheit  nach  Arkadien  gekommen  seien,  und  dafs  ihre 

bei  Peleus   durch   die  unfreiwillige   oder  im  Gräber  sich  in  der  Nähe  des  Poseidontempels 

Jähzorn    begangene  Ermordung    des   Kleito-  von     Mantineia     befänden.       Nach     Palaeph. 

nymos  motiviert  Apollod.  3,  13,  8, 3;  Philosteph.  a.  a.  0.    Eudocia  p.  36  Flach  verfolgte  Akastos, 

im  Schol.  Hom.  H  14;  Schol.  Hom.  U  574.  des  Pelias  Sohn,   seine  Schwestern  wegen   der 

[Bloch.]  Ermordung  des  Vaters,  konnte  sie  jedoch  nicht 

Pelia  (IlijXid,  sie!),  Beiname  der  Hera,  Ano-  einholen;  er  belagerte  Pherai,  wohin  sich  Al- 
nym.  Laur.  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-Stude-  kestis  in  den  Schutz  des  Admetos,  der  als  ihr 
mund  1,  269.  Der  Beiname  deutet  wohl  auf  30  dvsipiög,  nicht  als  ihr  Gatte  bezeichnet  wird, 
Kult  auf  dem  Pelion,  und  dadurch  wäre  ein  nimmt  den  Admetos  bei  einem  Ausfall  ge- 
Nachweis für  den  von  Boscher  s.  v.  Hera  Bd.  2  fangen  und  droht  ihn  zu  töten;  um  den  Ad- 
Sp.  2082  Z.  7  ff.  angenommenen  thessalischen  nietos  zu  retten,  liefert  sich  Alkestis  freiwillig 
Herakultus  erbracht.     S.  Pelaia.     [Höfer.]  dem  Bruder  aus,   wird  aber  von  Herakles  be- 

Peliades   (IltXiddeg),   Telias-Töchter',  Eur.  freit  und  dem  Admetos   zurückgegeben.     Eine 

Med.  504;  vgl.  9  (IlsXtdSsg  xogca).    Arist.  Mor.  ältere  Version  der  Sage,  welche  die  Peliaden 

Eudem.  2,  9.     Agatharch.   de  rnari  Erythr.   7  für  schuldlos  ansah,  läfst  sie  an  den  d&Xa  i%l 

in  Geogr.  min.  ed.  Mütter  1, 115.    Strabon  1,45.  Ilslla  (Stesichoros  fr.   lff.     Bergk  34,    205  ff.) 

Phaedr.  fab.  4,  6(7),  16.     Hygin.   f.  24.     Ihre  teilnehmen,    Paus.   5,    17,   11    (Kypseloslade) ; 

Namen    sind    nach    Hygin.   a.  a.  0.    Alkestis,  40  auch  bei  Diodor.  4,  52  f.  schimmert  diese  Version 

Pelopia,  Medusa,  Peisidike,  Hippothoe.     Die-  durch,  indem  Iason  die  verzweifelnden  Peliaden, 

selben  Namen,  mit  Weglassung  von  Medusa,  die  Hand  an  sich  legen  wollen,  tröstet,  mg  ix 

begegnen  bei  Apollod.  1,  9,  10.      Tzetz.   LyJc.  xeexiag    uhv    ovSsv    r,gccgxov,    dxovßuog    8s    St 

175  p.  434.    Bei  Diodor.  4,  53  werden  Alkestis,  u-xdxr\v  i]rvp]Cciv,  für  sie  Sorge  zu  tragen  ver- 

Amphinome,     Euadne     genannt.       Pausanias  spricht  und  ihnen   Gatten  verschafft,  der  Al- 

(8,  11,  3)   erzählt,   dafs   der  Maler  Mikon   auf  kestis  den  Admetos,  der  Amphinome  den  An- 

Geniälden   der  Peliaden   zweien   derselben  die  draimon,  den  Bruder  des  Leonteus,  der  Euadne 

Namen  Asteropeia  und  Antinoe  beigeschrieben  den  Kanes.     Und  wenn  bei    Eur.  Med.  502 ff. 

habe;  wenn  er  aber  weiter  bemerkt:  ovöuaxcc  (vgl.  Ennius  Med.  fr.  10)  Medeia  ausruft:  vvv 

ccvxcüg  (den  Peliaden)  7toti]xi]g  uhv  %&£TO  ovdsig,  50  Ttol  XQd7tco[mi ;    tiÖtsqu   nQog  -itixxQbg  ööuoi^g  .  .  . 

06a  ya  iitsls'gdus&u  i]UBlg,  so  gilt  dies  nur  mit  ?}   itQog   xalaivag   IJsliddag;    xuliog   y'    av  ovv 

Einschränkung,  da  aufser  der  von  Apoll.  Bhod.  dfgaivxo  u'   ohoig,    5>v  Ttaxsga   xaxtxxccvov ,  so 

1,  326  genannten  Pelopeia  schon  von  Hom.  II.  kann  man  auch  hieraus,   falls   man  nicht  nur 

2.  715  AlxrjGxig,  IJsliao  &vyaxpüv  niSog  dgioxr}  rhetorische  Fiktion  annehmen  will,  schliei'sen, 
erwähnt  wird,  die  überhaupt  von  den  Pelias-  dafs  die  Peliaden  nach  ihres  Vaters  Tode  un- 
töchtern  -  -  als  solche  wird  sie  noch  erwähnt  behelligt  im  Vaterhause  geblieben  sind,  bez. 
Eur.  All:  37.  82.  435.  Plato  Com,.  7  p.  179b.  im  Hause  ihrer  Gatten  leben.  Die  bildlichen 
Hygin.  f.  50.  51.  243.  251.  Ov.  Trist.  5,  5,  55.  Darstellungen  der  Peliaden  sind  Bd.  2  Sp.  2505f. 
Eust.  II.  p.  326.  Hypothes.  Eur.  Alk.  =  Schol.  s.  Medeia  behandelt.  Ich  trage  folgendes  nach: 
Plato  a.  a.  0.  p.  256  Hermann.  Eudocia  21  eo  Sp.  2505,  40f.:  Gerhard,  A.  V.  3,  157,  1,  abge- 
p.  20f.  (p.  35f.  Flach)  —  am  meisten  hervor-  bildet  auch  Engelmann,  Bilderatlas  zu  Ovid 
tritt,  wie  sie  auch  an  der  Kypseloslade  von  Taf.  12,  79.  Baumeister,  Denkm.  nr.  1394  S.  1201. 
den  als  Zuschauerinnen  bei  den  Leichenspielen  Sp.  2506,  33 ff.:  Die  vielerörterte  Echtheit  des 
ihres  Vaters  dargestellten  Peliaden  die  einzige  Berliner  Peliadenreliefs  (Litteratur  bei  Kehule 
durch  Namensbeischrift  ausgezeichnete  war,  von  Stradonüz,  Arch.  Jahrb.  12  [1897],  96 
Paus.  5,  17,  11.  Ein  unvollständiger  Name  Anm.  1.  Abg.  Museen  Berlins.  Beschreibung 
einer  Peliade  'Alx  .  .  .  gec  findet  sich  auf  einem  der  antiken  Skulpturen  nr.  925  S.  376),  die 
Vasenbilde  von   Corneto,   Annali  1876  tav.  F.  neuerdings  wieder  von   E.  Loewy ,  Bull,  della 


1847                       Peliadgs  Pelias  (spät.  Sage  b.  Apollodor)      1848 

Commiss.  Arch.  di  Borna  1897,  42ff.  in  Zweifel  einem  Sockel,  und  zum  Überflufs  trägt  sie  auf 

gezogen   worden   ist.    scheint   nach    einer    er-  eben    diesem   Sockel    das  Wort    flere.     Es    ist 

neuten  Prüfung  durch  K.  v.  Stradonitz  a.  a.  0.  somit  die  Bildsäule   der  Here.    in  deren  Hain 

96  ff. ;     vgl.     Arch,     Am.     a.    a.    0.     137     in  (nach   Apollodor.  1,  9,  8)    Pelias    die    Feindin 

der  Art  erwiesen  zu  sein,  dafs  das  Relief  alt,  seiner  Mutter  Tyro.    die    Sidero.    tötete.     Auf 

aber    von    einem    geschickten    Bildhauer    der  diese  Tötung  bezieht  sich  natürlich  die  geheime 

Renaissance  nicht  nur  geputzt,  sondern  stark  Verabredung.     [C.  Pauli.] 

überarbeitet  worden  ist.     Über  das  Verhältnis  Pelias  (JltlLa?.  Usämjs).    1)  Zwillingsbruder 

des  Relieftypus   zu  den  Peliadenvasen,  insbes.  des  Neleus,  Sohn  des  Poseidon,  oder  des  Flufs- 

zu  der  Schale  im  Mus.  Gregor,  (s.  d.  A.  Medea  in  gottes  Enipeus,  und  der  Tyro,  Tochter  des  Sal- 

Bd.  2   Sp.   2505,  57 ff.    und    Brunn,   Vorlegebl.  moneus    und  nachherigen   Gemahlin   des   Kre- 

16  c.  17  [zusammen  mit  dem  Peliadenrelief  ab-  theus,  dein  sie  den  Aison,  Amythaon  und  Pheres 

gebildet])  vgl.  Milchhöfer,  Arch.  Jahrb.  9  (1894),  gebiert.      Über    die    Kindheits-    und    Jugend- 

75 f.     Das  Relief  selbst  steht  nach  E.  Beisch.  Schicksale   des  Pelias  vgl.  Neleus  oben  Bd.  3, 

Griech.  Weihgeschenke  130ff.  138f.  in  unmittel-  Sp. 104  — 107.   Er  herrscht  über  das  herdenreiche 

barer,  äufserer  Beziehung  zum  Drama  und  ist  Iolkos,   Hom.  Od.  11,  256,  und    ist  der  Vater 

eine  Stiftung  gelegentlich   einer  dramatischen  der  schönen  Alkestis,  der  Gattin  des  Admetos, 

Aufführung  aus  den  Jahren  450 — 430;   ausge-  Hom.  B.  2,  715. 

schlössen    sind    des    Euripides    üshädsg    (vgl.  1)    Die   später  herrschende  Form  der  Sage 

hierüber  d.  Art.  Medeia  Bd.  1  Sp.  2492)  aufser  20  nach  Apollodor:  Nach   der  Wiederfindung   der 

durch  ihr  frühes  Aufführungsjahr  (455)  haupt-  Mutter  Tyro  tötet  der  junge  Pelias  deren  böse 

sächlich   durch   den   Umstand ,   dafs   sie  nicht  Stiefmutter  Sidero  am  Altare  der  Hera,  zu  dem 

den   Sieg   gewonnen  haben.     Es    ist   also   ein  sie  geflüchtet,  und  fährt  auch  später  immer  fort, 

anderes    Drama    anzunehmen,    das    denselben  Hera  zu  verachten:  s.  Pelias  etr.  u.  Ap.  1,  9.  8,  3. 

Stoff,  der  überhaupt  öfters  behandelt  worden  Die  Brüder  geraten  nachher  in  Streit,  Neleus  wird 

ist  (vgl.    das  Didaskalienfragment  vom  Jahre  vertrieben,  kommt  nach  Messene  und  gründet 

342/41,   das  u.   a.   TleXiddzg  erwähnt,  C.  I.  A.  Pylos:  1,  9,  9.     Pelias  aber  wohnte  in  Thessa- 

2,  973  p.  398),  zum  Gegenstande  hatte.  lien,  heiratete  die  Anaxibia,  des  Bias  Tochter, 

[Höfer.]  oder   Phylomache,    die  T.  des   Amphion,    und 

Peliades  (nrjltdd'sg),  die  Nymphen  des  Pelion,  30  erzeugte   den  Akastos  und  vier  Töchter:    Pei- 

Apoll.  Bhod.  1,  550  =  Etym.M.  479,  52.   Tzetz.  sidike,Pelopeia,Hippothoe  und  Alkestis:  1,9,10: 

Ly~k.  355.     Eudocia  746  p.  322  (534  Flach).  oderAlkestis,Amphinome,Euadne:D/od.4,53,2; 

[Höfer.]  oder  Asteropeia   und  Antinoe   auf  einem   Ge- 

Pelias  (etr.)  ist,  wie  sich  von  selbst  versteht,  mälde    des   Mikon:    Baus.  8,  10,  3.      Die   ver- 

das  griech.  Pelias  (s.  d.).    Bemerkenswert  an  der  einzelt    vorkommende    Nachricht,    dafs    Pelias 

etruskischen  Form    ist   die   Erhaltung  des   -s.  keine   männlichen  Nachkommen   gehabt  habe, 

während  sonst  das  nominativische  -s  abzufallen  Diod.  4,  40  und  Moses  von  Khorene,  verdient 

pflegt,  sowohl  bei  den  entlehnten  griechischen  keine   weitere   Beachtung,    zumal    da    sie    bei 

Götternamen,  wie  bei  den  den  italischen  Spra-  T)iodor     sein    Verhalten    gegen    Aison    völlig 

chen   entnommenen  Personennamen  (s.  Schäfer  40  unmotiviert  erscheinen  läfst,  nachdem  er  Iason 

in    Pauli,   Altital.  Studien  2,  72).     Der   Name  durch  seine  Entfernung  für  sich  völlig  ungefäbr- 

ist    nur    einmal  belegt,    und   zwar   auf  einem  lieh  gemacht  zu  haben  glaubt.     Für  wen  will 

Perusinischen  Bronzespiegel,    der   ehedem    im  er  denn  seinen  Thron  erhalten,  wenn  er  keinen 

Palazzo  Graziani  in  Perugia  war.   sodann  im  Sohn  hat?     Sein  Stiefvater  Kretheus,  heifst  es 

Museo  Borgiano  in  Velletri,   und  der  jetzt  im  weiter  bei  Apollodor,  gründet  Iolkos,  heiratet 

Nazionalmuseum  zu  Neapel  sich  befindet  (Finati,  die  Tyro  und  erhält  von  ihr  die  Söhne  Aison, 

Guido,  al  mus.  Borhon  3,  11).    Er  ist  veröffent-  Amythaon  und  Pheres :  1,  9,  11,  1.  Amythaon 

licht  von  Basseri  in  Gori  Mus.  etr.  in,  cl.  IV.  wandert    nach  Pylos   aus,  1,  9,  11,  2,    Pheres 

tab.  XIX  ("daraus  Lanzi  2,  212  =  168  tav.  IX.  gründet    Pherai    in   Thessalien    und   bekommt 

nr.  5.     Visconti   Mus.   Bio -Clement.  6,   tav.  A.  50  zwei  Söhne  Admetos  und  Lykurgos.     Admet 

nr.  3.   Miliin  Gal.  myth.  2,  248,  pl.  CXXV  nr.  wird  noch  zu  Lebzeiten  des  Pheres  König  von 

415*  und  Vermiglioli  Iscr.  Berug.  47  nr.  VI2  =  Pherai,    und    wirbt    um    Alkestis,    des    Pelias 

54  nr   6.  tav.  HI  nr.  1);  von  Inghirami  Mon,  elf.  Tochter.  1,  9,  14  u.  15.    Ob  dieser  damals  schon 

tom,  II  (—vol.  HT),    633  sqq.  tav.  LXXYI;  von  oder  noch  König  von  Iolkos  war,  ist  nicht  er- 

Gerhard,  üb.  d,  Gottheit,  d,  Etrusk.  Taf.  HI  nr.  5  sichtlich.     Die   ganze   Geschichte  von  Admets 

und  Etr.  Sp.  3, 164  Taf.  CLXX  und  von  Fäbretti  Werbung  und  Alkestis'  freiwilligem  Tode  und 

C.  I.  I.  nr.  1069  gloss.  493/4.    S.  Neleus  Abb.  2.  ihrer  Wiederkehr  mufs  wohl  erst  nach  der  Rück  - 

Die  Darstellung  ist  die,  dafs  Pelias  (pelias)  und  kehr  des  Admet  vom  Argonautenzug  angesetzt 

Neleus   (nele),    beide    nackt  und    mit  Speeren  werden,    da   Admet   als    Sohn    eines  jüngeren 

bewaffnet,  ihrer  Mutter  Tyro  (turia)  begegnen.  <;o  Bruders    von    Iasons  Vater  Aison    doch    wohl 

Diese  macht  mit  der  Rechten  dem  Pelias  die  jünger  ist  als  Iason.     Aison   hatte  von   Poly- 

Geberde  des  Schweigens,  so  dafs  man  deutlich  mede  (al.  Alkimede),  der  Tochter  des  Autolykos, 

sieht,   es  handelt  sich  um   eine  Verabredung.  einen  Sohn,  Jason.    Dieser  (Aison  oder  Jason?) 

Welcher  Art  diese  sei,  lehrt  uns  die  äufserste  wohnte  in  Iolkos,  in  Iolkos  aber  herrschte  nach 

Figur  links.     Seit  wir  wissen,   dafs   das  Wort  Kretheus  nicht,  wie  man  erwarten  sollte,  Aison. 

fleres  „Bildsäule"  heifst  (s.  Bauli,  Etr.  Studien  sondern  Pelias,  der  das  Orakel  über  seine  Herr- 

3.  73),  ist  die  Deutung  dieser  Figur  nicht  mehr  schaft   befragte   und    die   Antwort   erhielt,    er 
zweifelhaft.     Es    ist   deutlich    eine    Büste    auf      solle  sich  vor  dem  Einschuhigen  in  acht  nehmen. 


1849      Pelias  (spät.  Sage  b.  Apollod.  etc.)  Pelias  (Spuren  alt.  ep.  Sage)      1850 

ein  Spruch,  den  er  anfangs  nicht  verstand,  1,  9,  räuber  als  ganz  kleines  Kind  für  tot  ausgegeben 
16,  1  —  also  keine  Spur  von  einer  gewaltsamen  und  in  der  Ferne  und  Verborgenheit  aufgezogen 
Verdrängung  des  Aison.  Einst  veranstaltete  wurde  und,  zum  kraftvollen  Jüngling  heran - 
er  ein  Poseidonfest  und  lud  dazu  auch  den  gewachsen,  unerwartet  vor  Pelias  erschien,  um 
lason,  der  aus  Liebe  zur  Landwirtschaft  auf  sein  väterliches  Reich  zurückzufordern, 
dem  Lande  weilte;  dieser  kommt,  verliert  unter-  -In  der  apollodorischen  Fassung  verrät  Pelias 
wegs  im  Flusse  Anauros  einen  Schuh  und  wird  deutlich  seine  Absicht,  den  Jason  durch  die 
nun  von  Pelias,  dem  alsbald  sein  Orakelspruch  Entsendung  nach  Kolchis  zu  verderben,  es  ist 
einfällt,  gefragt,  was  er  thun  würde,  wenn  er  daher  ungereimt,  dafs  sein  Sohn  Akastos  mit- 
eine Weissagung  hätte,  dafs  er  von  einem  seiner  10  zieht,  wenn  nicht  angenommen  wird,  wie  das 
Unterthanen  ermordet  werden  würde.  Sei  es  nun,  bei  Apollonios  v.  Rhodos  in  den  Argonautika 
dafs  es  ihm  selbst  so  einfiel,  oder  durch  Ein-  geschieht,  dafs  er  wider  Willen  des  Vaters 
gebung  der  Hera,  die  dem  Pelias  grollte,  weil  mitgezogen  sei;  er  verrät  sie  ferner  durch  die 
er  sie  nicht  ehrte,  und  die  ihm  durch  Medeia  Ausrottung  des  Hauses  des  Aison  nach  der 
Verderben  bringen  wollte,  sagte  lason,  er  würde  Abfahrt  der  Argonauten.  Jetzt  scheint  ihm 
ihm  auftragen,  das  goldene  Vlies,  das  in  Kolchis  seine  Herrschaft  neu  gefestigt.  Da  kommt 
von  einem  schlaflosen  Drachen  bewacht  wurde,  nach  Apollodor  lason  schon  nach  vier  Monaten 
zu  holen.  Und  alsbald  befahl  ihm  P.,  dies  zu  zurück,  liefert  das  Vliess  ab  und  wie  er  hört, 
thun,  Ap.  1,  9,  16,  2 — 5,  natürlich  um  ihn  zu  was  ihm  Pelias  inzwischen  Leids  angethan, 
verderben.  —  lason  mufs  nun  doch  wohl,  ob-  20  beschliefst  er  sich  bei  gelegener  Zeit  zu  rächen, 
gleich  Apd.  nichts  davon  sagt,  die  Absicht  des  Die  Aussendung  nach  Kolchis  scheint  er  unter 
P.  gemerkt  haben,  er  zieht  aber  gutwillig  aus,  die  ccdiM]\uxxci  nicht  zu  rechnen,  sondern  nur 
wobei  seltsamerweise  Akastos,  der  Sohn  des  P.,  die  Vernichtung  seiner  Angehörigen.  Er  be- 
mitgeht, und  kommt  schon  nach  vier  Mona-  giebt  sich  zunächst  an  den  Isthmos  und  be- 
ten wohlbehalten  zurück,  1,9,  26, 6.  Pelias  aber,  stimmt  nach  seiner  Wiederkehr  Medeia,  auf 
der  die  Rückkehr  der  Argonauten  aufgegeben  Mittel  zur  Rache  zu  sinnen.  Diese  geht  in 
hatte  (ob  von  Anfang  an,  wie  nach  dem  Vorher-  den  Palast  des  Pelias,  überredet  seine  Töchter, 
gehenden  wahrscheinlich,  oder  erst  nach  längerer  den  Vater  zu  zerstückeln  und  zu  kochen,  mit 
Zeit,  geht  aus  dem  aitoyvovg  nicht  hervor),  dem  Versprechen,  ihn  durch  Zaubermittel  zu 
wünschte  nun,  d.  h.  nachdem  er  den  lason  los  zu  30  verjüngen.  Nach  dem  Probestück  mit  einem 
sein  glaubte,  auch  den  Aison  zu  töten,  verstattete  alten  Bock  vollbringen  die  Töchter  die  That,  ent- 
ihm  aber  auf  seinen  Wunsch,  sich  selbst  durch  fliehen  aber  nicht,  wie  anderweitig  überliefert 
Genufs  von  Stierblut  bei  einem  Opfer  zu  töten  wird  (s.  Peliades).  Akastos  bestattet  seinen  Vater 
[Apollon.  lex.  Hom.  156,  18  lies  Aiaovog;  s.  feierlich  und  vertreibt  den  lason  mit  Medeia 
Tz.  Lyk.  175.  R.].  Aisons  Witwe  erhängt  sich  aus  Iolkos.  Apollod.  1,9,  27,  3 — 5.  —  Hier, 
nun  in  der  Verzweiflung  unter  Verfluchung  des  d.h.  nach  der  Rückkehr  der  Argo,  sind  Er- 
P.  (ähnlich  Diod.  4,  50);  das  von  ihr  hinter-  eignisse,  die  oti'enbar  weit  auseinander  liegen, 
lassene  unmündige  Söhnlein  (vyittog),  das  den  in  einer  Weise  zusammengedrängt,  die  auf  ein 
bedeutungsvollen  Namen  Promachos  führt,  dramatisches  Vorbild  dieses  Teils  der  Sagen- 
wird nun  von  P.  auch  noch  getötet,  Apd.  1,9,  40  fassung  schliefsen  lassen.  Noch  stärker  ist  diese 
27,  lf.,  Diod.  ibid.  Diese  ganze,  von  vorn  herein  Zusammenziehung  in  den  Stücken,  denen  Hygin 
so  harmlose  Geschichte  bei  Apollodor  hat  doch  fab.  24  und  Diodor  4,  50 ff.  folgen,  wo  Medeia 
nur  dann  einen  Sinn,  wenn  man  auch  das  Un-  zuerst  allein,  schon  vor  der  Landung  der  übrigen 
ausgesprochene  herausliest:  Pelias,  der  Bankert,  die  Argo  verläfst,  um  das  Rachewerk  auszu- 
hat nach  Kretheus'  Tode  dem  ältesten  der  legiti-  führen,  worauf  die  Peliaden  (s.d.)  fliehen,  Akastos 
men  Söhne  die  Herrschaft  entrissen  und,  weil  aber  die  Herrschaft  zum  Lohn  für  seine  Teil- 
er  widerrechtlich    herrscht,    das   Orakel    über  nähme  am  Zuge  erhält. 

seine  Herrschaft  befragt,  und   zwar  gleich  im  2)  Spuren  älterer  epischerWendungen 

Anfang.    Das  ruhige  Verhalten  des  Aison,  die  der  Sage. 

gemütliche  Liebe  des  lason  zum  Landleben,  seine  so  Die  Leichenspiele   zu  Ehren   des   Pelias   bil- 

Einladune;     zum    Poseidonfeste     durch    Pelias  deten  einen  beliebten  Gegenstand   der   archai- 


*s 


reimen    sich    allerdings    mit    dieser    Annahme  sehen  Kunst,  woraus  sich  entnehmen  läfst,  dafs 

sehr   schlecht  zusammen,    aber   da   die   wahre  sie    ein  Hauptstück    in    einem    oder   mehreren 

Natur   des  Pelias  zum  Schlufs  doch  zum  Vor-  alten  Epen,  wahrscheinlich  auch  in  der  Lyrik 

schein  kommt  —  er  hofft  nicht  auf  die  Rück-  gebildet  haben,  wie  denn  von  Stesichoros  eine 

kehr  der  Argonauten,  er  treibt  den  Aison  und  poetische  Behandlung  dieses  Stoffes  vorhanden 

seine  Gattin   in   den  Tod   und  läfst  auch   den  war.     In   der  Darstellung    am   Kypseloskasten 

jüngsten  Sohn  dieser  Ehe  ermorden — ,  so  mufs  in    Olympia    (Paus.  5,  17,  10f.,    über   die    am 

eine  Fassung  vorhanden  gewesen  sein,  in  der  amykläischen   Thron    fehlen   nähere  Angaben) 
zwischen  Pelias  und  der  Familie  des  Aison  keine  60  waren  unter  den  Teilnehmern  an  den  Spielen 

Feindschaft  besteht,    und    doch   daneben    eine  lason    im  Ringkampf  mit  Peleus,    und  unter 

andere,  in  der  Pelias  als  Usurpator,  Aison  als  den  Zuschauenden  die  Töchter  des  Pelias,  Al- 

zunächst   ungefährlicher,   weil   unthätiger   und  kestis  mit  Namensinschrift,  abgebildet.     Deni- 

anscheinend  kinderloser,   rechtmäfsiger  Thron-  nach  müssen  nach  der  älteren  Überlieferung  lason 

kandidat  hervortrat,    und  in   der  lason  nicht  und  die  Peliaden  an  dem  Tode  des  Pelias  un- 

aus  Liebhaberei  vom  Hofe  fern  blieb,  nicht  auf  beteiligt    gewesen    sein.     Es    kann    überhaupt 

Einladung  des  Pelias  nach  Iolkos  kam,  sondern  zwischen  lason  und  Pelias  zunächst  keine  oflene 

von  seinem  Vater  zum  Schutz  vor  dem  Thron-  Feindschaft    bestanden   haben,   die  Ermordung 


1851      Pelias  (Spuren  alt.  ep.   Sage)  Pelias  (ursprüngliche  Sage)       1852 

Aisons,  der  dadurch  herbeigeführte  Selbstmord  gegeben  haben  mufs,  die  unter  dem  Einflui's 
seiner  Frau  und  die  Ermordung  eines  spät-  der  Logographen  und  der  freieren  Behandlung 
geborenen  Promachos  haben  in  dieser  Version  des  Stoffes  in  der  Lyrik  und  Tragödie  von 
keinen  Platz  und  gehören  offenbar  späterer  späteren  Mythographen  und  Dichtern,  wie  Or/W, 
Erfindung  an;  und  in  der  That  lebt  nach  Ovid.  durch  einander  geworfen  wurden.  Auch  legen- 
Met.  7,  IGOff.,  der  hier  offenbar  einer  alten  darisch  ist  der  Stoff  umgestaltet  worden,  wie 
epischen  Quelle  folgt,  Aison  noch  bei  der  Heim-  Patisamas  8,  11,  lf.  berichtet.  Darnach  hatten 
kehr  der  Argonauten  als  abgelebter  Greis,  den  die  Mantineer  die  Sage,  dafs  die  Peliaden  nach 
die  Zauberkünste  der  Medeia  auf  Bitten  Iasons  dem  Tode  ihres  Vaters  nach  Arkadien  geflohen 
verjüngen.  Bei  dieser  Wendung  der  Sage  wird  io  seien,  um  der  Schmach  wegen  dieser  That  zu 
es  möglich,  zwischen  der  Rückkehr  der  Argo-  entgehen,  und  zeigten  in  der  Nähe  ihrer  Stadt 
nauten  und  dem  Tod  des  Pelias  einen  längeren  5  Stadien  vom  Poseidonheiligtum  die  Gräber 
Zeitraum  anzusetzen,  als  nach  der  gewöhnlichen  der  Unglücklichen.  Den  Hergang  des  Ereig- 
Überlieferung  angeht,  wo  die  Ermordung  des  nisses  scheint  übrigens  Pausanias  nach  seiner 
Pelias  bald  oder  sofort  nach  der  Ankunft  er-  eigenen  Bemerkung  nicht  der  Mantineischen 
folgt.  Diese  Beobachtung  bestätigt  die  An-  Legende,  sondern  den  „Dichtern"  entnommen 
nähme,  dafs  dort  bei  Ovid  eine  ältere,  epische  zu  haben  und  dabei  derselben  Quelle  wie  Ovid. 
Fassung  der  Sage  vorliegt.  Dadurch  wird  die  gefolgt  zu  sein,  da  die  Eingangsworte  mit  Aus- 
Möglichkeit gewonnen,  auch  die  Geschichte  nähme  des  „sogleich"  (sc.  nach  ihrer  Ankunft 
■  von  der  Werbung  des  Admet  um  Alkestis,  die  20  in  Iolkos)  genau  mit  Ovid  7,  297 f.  überein- 
in  der  an  die  Erwerbung  der  Tochter  geknüpften  stimmen.  Hiernach  erscheint  es  kaum  möglich, 
Bedingung  des  Pelias,  dafs  der  Werber  einen  die  älteste  Form  der  Sage  zu  ermitteln.  Doch 
Löwen  und  einen  Eber  in  ein  Gespann  zwinge,  hilft  dazu  vielleicht  die  ausführliche,  leider 
echt  epische  Färbung  zeigt  (Apd.  1,  9, 15),  hier  unvollständige  Behandlung  des  Stoffes  durch 
einzureihen.     Sie   ist   sonst   nirgends    unterzu-  Pindar. 

bringen  und  von  Apollodor  nur  deshalb  vor  3)  Ursprüngliche  Form  der  Sage.  Pelias 
dem  Argonautenzug  berichtet,  weil  er  die  Ge-  war  ein  Sohn  des  Poseidon  oder  Enipeus  und 
schichte  des  Hauses  Pheres  vor  der  des  Hauses  der  Aiolide  Tyro.  Diese  erhält  von  ihrem  Ge- 
Aison  erzählt.  Was  dann  freilich  die  eigent-  liebten  den  Auftrag,  die  Kinder  aufzuziehen 
liehe  Veranlassung  des  Todes  des  Pelias  ist,  30  und  zu  ernähren,  Od.  11,  237 — 250.  Von  Aus- 
ist schwer  zu  sagen.  Nach  Pherekydes  Schol.  z.  setzung  keine  Rede!  Denn  in  der  Odyssee  hat 
Pimä.  Pyth.  4, 133  wäre  es  Hera,  die  aus  Rache  Tyro  als  Frau  (offenbar  jung  verheiratete  Frau) 
für  die  Vernachlässigung  durch  Pelias  dem  ihres  Oheims  Kretheus,  von  Liebe  zum  Enipeus 
Iason  den  Gedanken ,  den  Pelias  zum  Argo-  ergriffen,  Umgang  mit  dem  in  Enipeus"  Gestalt 
nautenzug  zu  raten,  eingiebt,  <hg  ti&oi  i)  Miq-  sie  umarmenden  Poseidon  und  gebiert  in  der 
Ssia  r»  UblLct  y.av.6v.  Auch  dies  dürfte  wohl  Ehe  die  Zwillinge  Pelias  und  Neleus,  die  dem- 
ein epischer  Zug,  aber  etwas  anderer  Art  sein,  nach  für  legitime  Kinder  des  Kretheus  gelten  und 
ein  solcher,  der  auf  Kultgegnerschaft  beruht.  denen  nachher  als  echte  Söhne  des  Kretheus 
Ferner  finden  wir  in  der  Erzählung  Ovids  Met.  Aison,  Pheres  und  Amythaon  folgen.  Noch  in 
7,  297ff.  wenigstens  noch  einen  abgeblafsten  <io  den  dn\yr\\t,axa.  c.  70  (Westermann,  Mytkogr. 
Rest  epischer  Überlieferung.  Hier  ist  freilich,  gr.  p.  385)  klingt  diese  richtige  alte  Sagenform 
entgegen  seiner  eigenen  Darstellung  v.  160ff.,  nach:  tyxvog  d'  oiaa  iycc^Tq&r\  vtio  KQri&tcag 
wonach  Iason  nicht  den  Tod  Aisons  zu  rächen  xkj  vgxzqov  Ztsksv  t)  Tvqco  rä  [isv  doutiv  iv. 
hat,  Iason  der  thatsächliche  Urheber  der  Tötung  A'^^^etag,  ry  ob  alr}&8i,a  iv.  TJoGstdavog.  Dieser 
des  Pelias.  Aber  indem  Medeia  unter  dem  Sachverhalt  wird  schon  früh  getrübt.  Die  Sage 
Vorwand  eines  Verdrusses  mit  ihrem  Gatten  von  der  Mifshandlung  der  Tyro  durch  ihre 
zu  Pelias  kommt,  die  Töchter  unter  dem  be-  Stiefmutter  Sidero  hat  hier  gar  keinen  Raum 
kannten  Versprechen  zur  Tötung  ihres  Vaters  und  gehört  entweder  der  peloponnesischen  Sage 
überredet  und  alsbald  auf  ihrem  Drachen-  (Strabon  p.  356)  oder  späterer  dichterischer  Er- 
wägen entflieht,  um  sich  der  unvermeidlichen  50  findung  (der  Tragiker)  an.  Pelias  wird  als  der 
Bestrafung  zu  entziehen,  nimmt  sie  thatsäch-  älteste  Sohn  des  Kretheus  König  von  Iolkos. 
lieh  die  Schuld  auf  sich,  Iason  und  die  Peliaden  Sein  Bruder  Neleus  geht  nach  Messene,  ob  gut- 
erscheinen unschuldig  und  können  also  wohl,  willig  oder  nach  einem  Zwist  (Homer  spricht 
diese  mit  aufrichtiger,  jener  mit  erheuchelter  von  keinem  solchen),  mufs  dahingestellt  bleiben. 
Trauer  an  den  Leichenspielen  des  Ermordeten  Aison  fügt  sich  gutwillig  in  die  Herrschaft  des 
teilnehmen.  Aber  eine  so  künstliche  Ver-  älteren  (Stief-)  Bruders,  Amythaon  geht  nach 
kettung  ist  doch  wohl  kaum  in  dem  Geiste  des  Pylos,  Pheres  gründet  Pherai  in  Thessalien, 
alten  Epos,  entweder  ist  Iason  der  Rächer  Aber  nun  beginnen  die  Schwierigkeiten:  Was 
seines  Rechts  und  seines  Hauses,  und  dann  ist  hat,  wenn  alles  so  glatt  liegt,  Pelias  nötig, 
er  es  offen,  oder  er  verträgt  sich  mit  Pelias  60  das  Orakel  über  seine  Herrschaft  zu  befragen? 
auch  nach  der  Rückkehr,  und  dann  ist  er  an  Was  bedeutet  die  Warnung  des  Orakels  vor 
dfi-  That  der  Medeia  unschuldig,  und  nur  als  dem  Einschuhigen?  und  noch  mehr  die  Pro- 
wirklich Unschuldiger  kann  er  an  den  Leichen-  phezeiung:  Pelias  werde  einst  durch  die  Hand 
spielen  teilnehmen,  wieeres  nach  der  Darstellung  von  Aioliden  oder  durch  unentfliehbare  Listen 
am  Kypseloskasten  thut;  ein  Drittes  giebt  es  umkommen?  Pind. .Pyth.  4,72.  Hier  liegt  schon 
nicht.  Wenn  nun  in  der  Überlieferung  beides  eine  Spaltung  der  Überlieferung  vor.  Also  das 
durcheinander  läuft,  so  erklärt  sich  dies  nur  älteste  Epos  scheint  einen  Zwist  zwischen 
daraus,  dafs  es  mehrere  Wendungen  der  Sage  Poseidoniden  und  Aioliden  (=  Kretheiden)  noch 


1853        Pelias  (ursprüngliche  Sage)  Pelias  (epische  Weiterbildung  d.  Sage)      18541 

nicht  zu  kennen.  Was  war  dann  aber  der  An-  Stücken  der  Litteratur  und  aus  Kunstdenk- 
lafs  zur  Aussendung  Iasons?  Die  Antwort  malern  herstellen  läfst.  Die  Sage  vorn  Zwie- 
o-iebt  Pindars  vierte  pythische  Ode.  Zwar  kennt  spalt  der  Häuser  des  Pelias  und  Aison  kann 
auch  Pindar  schon  den  Pelias  als  Poseidon-  erst  zur  Zeit  der  genealogischen  Epen  ent- 
sohn  und  Eindringling  in  die  Rechte  des  Hauses  standen  sein ,  denn  sie  hat  die  Betonung 
der  Aioliden,  aber  er  legt  dem  Pelias  einen  der  Genealogie  beider  Heroen  zur  Voraus- 
Grund  zur  Entsendung  des  Iason  in  den  Mund,  setzung.  Aber  es  ist  nicht  zu  leugnen,  dai's, 
der  bei  Pindar  zwar  nur  ein  Vorwand  ist,  im  wenn  auch  unter  Verwischung  des  ursprüng- 
ursprünglichen Epos  aber  der  wahre  Grund  liehen  Zwecks  des  Argonautenzuges,  an  Stelle 
o-ewesen  sein  mufs:  Phrixos',  des  nächstver-  10  des  durchaus  nobeln  Charakters  der  Gestalten 
wandten  Vetters,  Schatten  verlangt  von  Pelias  der  alten  Fassung,  wo  nur  Medeia,  die  Fremde, 
im  Traume,  mit  dem  goldenen  Mies  heim-  allein  die  Unheilstifterin  ist,  in  der  Weiter- 
geholt zu  werden,  und  Apollon,  darüber  be-  bildung  der  Sage  individuellere,  lebensvollere, 
fragt,  weist  diesen  an,  ein  Schiff  zur  Fahrt  zu  schroffere  und  schlimmere  Charaktere,  Menschen 
rüsten.  Das  ist  wahrlich  ein  vollwichtiger  eines  eisernen  Zeitalters  an  Stelle  solcher  eines 
Grund  zu  einem  grofsen,  gefahrvollen  Unter-  silbernen  treten.  In  dieser  Weiterbilduug  erst 
nehmen.  Geht  nun  Iason  nicht  gleichsam  als  erscheint  Pelias,  der  Poseidonssohn,  als  Ein- 
Todeskandidat des  Pelias  auf  die  Fahrt,  son-  dringling  in  das  Thronfolgerecht  des  legitimen 
dem  als  Vollstrecker  einer  Aufgabe  der  Pietät,  Aioliden ,  des  Kretheus  -  Sohnes  Aison :  und 
an  Pelias  Statt,  der  selbst  sich  zu  alt  fühlt  zu  20  damit  erhält  alles  eine  andere  Beleuchtung, 
solchem  Unternehmen,  so  hat  auch  die  Betei-  Schon  Pindar  im  vierten  pythischen  Gesang 
ligung  seines  Sohnes  Akastos  am  Zuge  gar  kennt  diese  Wendung  und  folgt  im  ersten  Teil, 
nichts  Befremdliches  und  braucht  nicht  als  wenn  auch  mit  Umbildung  ins  Lyrische,  sicht- 
gegen  des  Vaters  Willen  erfolgt  betrachtet  zu  lieh  einer  epischen  Quelle.  Nach  dieser  Dar- 
werden. Bedeutungsvoll  ist  in  den  Argonautila  Stellung  raubte  Pelias,  des  Poseidon  Sohn 
des  Valerius  Flaccus,  der  überhaupt  manches  (PytJi.  4,  v.  138),  der  als  gewaltthätig  und 
bringt,  was  über  seinen  Vorgänger  ApoUonios  hinterlistig  geschildert  wird,  dem  rechtmäfsigen 
in  ein  höheres  Alter  hinaufweist,  dal's  beim  Erben  Aison,  aus  Aiolos'  Hause,  den  Thron, 
Abschiedsgelage,  1,  496 ff. ,  Orpheus  von  der  v.  109;  Aison  bleibt  in  Iolkos,  giebt  aber  seinen 
Flucht  des  Phrixos  und  der  Helle  singt.  Nach  30  ersten  Sohn,  kaum  geboren,  aus  Furcht  vor 
der  Abfahrt  der  Argonauten  fällt  in  dieser  Pelias'  Nachstellungen,  für  tot  aus  und  läfst 
Fassung  für  Pelias  jeder  Grund  zur  Ausrottung  ihn  zu  Cheiron  ins  Gebirge  bringen.  Pelias 
der  Familie  des  Aison  weg,  Aison  lebt  noch  ist  nun  im  unbestrittenen  Besitz  der  Herrschaft, 
bei  der  Rückkehr,  zu  einer  Rache  Iasons  an  aber  es  wird  ihm  geweissagt,  er  werde  durch 
Pelias  fehlt  jeglicher  Anlafs.  In  der  ersten  Zeit  die  Hand  der  Aioliden  oder  durch  unabwend- 
nach  der  Rückkehr  bis  zur  Ermordung  des  Pelias  bare  Listen  umkommen,  v.  115.  Er  befragt 
werden  die  verschiedenen  von  Medeia  berich-  hierüber  das  Orakel  und  erhält  den  Bescheid, 
teten  Zaubereien,  vielleicht  auch  die  Hochzeit  er  solle  sich  vor  dem  Einschuhigen  hüten, 
des  Admetos,  anzusetzen  sein,  überhaupt  wird  Nach  zwanzig  Jahren,  v.  104,  kommt  Iason, 
jetzt  Medeia  eine  zeitlang  den  Mittelpunkt  des  40  der  inzwischen  zum  kräftigen  Jüngling  heran- 
Interesses  beansprucht  haben,  bis  infolge  der  gewachsen  ist,  unerkannt  nach  Iolkos.  Fremd 
nationalen  Verschiedenheit  bald  eine  Entfrem-  und  doch  in  der  einheimischen  Tracht  der 
düng  zwischen  Iason  und  seiner  Verwandt-  Magneten,  und  dazu  mit  einem  Pantherfell,  un- 
schaft  einer-  und  Medeia  andererseits  eintrat,  geschornen  Hauptes,  in  lang  hinabwallenden 
und  diese  auf  einem  Schlangenwagen  zu  fliehen  Locken,  schrecklich  anzusehen,  wie  ein  Otos, 
beschliefst,  nachdem  sie  zuvor  das  hochgeehrte  Ephialtes  oder  Tityos  v.  79  ff.,  so  erscheint  er 
Haupt  des  Hauses ,  den  König  Pelias ,  durch  auf  dem  volkreichen  Markt  und  erregt  die  Neu- 
seine eigenen  Töchter  hat  zerstückeln  lassen,  gier  der  Männer.  Wie  ihn  Pelias  erblickt,  ent- 
lediglich  um  Rache  zu  nehmen  an  dem  Ge-  deckt  er  alsbald,  dafs  er  nur  einen  Schuh  hat, 
schlecht,  das  in  ihr,  der  Barbarin,  undankbar  50  verbirgt  listig  seinen  Schrecken  und  fragt  den 
nie  die  ebenbürtige  Verwandte  anerkennen  Jüngling  nach  seiner  Herkunft.  Offen  bekennt 
wollte.  Dann  folgen  die  glänzenden  Leichen-  dieser  sich  als  Sohn  des  Aison  und  erklärt 
spiele,  an  denen  alle  Verwandten  des  Hauses,  seine  Absicht,  seines  Vaters  alte  Herrschaft  an 
meist  zugleich  Teilnehmer  des  Argonauten-  sich  zu  nehmen,  die  nicht  nach  Gebühr  Ver- 
zuges, auch  die  Töchter  des  Pelias  nach  Paus.  waltet  werde,  da  Zeus  sie  dem  Aiolos  und 
5, 17,  9  ff.  als  Zuschauerinnen,  teilnehmen.  Unter  seinem  Stamme  gegeben  habe.  Dann  läfst  er 
den  Kämpfern  in  den  Spielen  nennt  Pausanias  sich,  ohne  sich  weiter  um  Pelias  zu  kümmern, 
in  dem  Bild  am  Kypseloskasten  auch  den  von  den  Bürgern  seiner  Väter  Königshaus  zeigen. 
Iason  im  Ringkampf  mit  Pelias,  und  als  Kampf-  Aison  erkennt  ihn  gerührt  und  frohlockend, 
richter  Akastos.  Das  ist  einfach  unmöglich,  60  und  die  Verwandten  stellen  sich  ein,  und  feiern 
wenn  zwischen  den  Häusern  des  Pelias  und  ein  fröhliches  Fest  fünf  Tage  lang.  Am  sechsten 
Aison  eine  Rivalität  bestand,  wenn  der  Argo-  fordert  er,  begleitet  von  seinen  Magen,  in  freund- 
nautenzug  ein  Anschlag  auf  Iasons  Leben  und  liehen  Worten,  aber  bestimmt,  von  Pelias  die 
wenn  Iason  am  Tode  des  Pelias  mitschuldig-  Herrschaft  zurück,  die  ihm  als  Sohn  des  Po- 
war.  seidon  nicht  zustehe;  aber  als  naher  Verwandter, 
4)  Epische  Weiterbildung.  Dies  wird  in  weil  Aison  und  Pelias  Söhne  einer  Mutter 
den  Hauptzügen  die  ursprünglichste  Form  ge-  sind,  will  er  nicht,  dafs  Blut  wider  Blut  sich 
wesen    sein,    wie    sie    sich    aus    versprengten  in    offenem   Kampfe   kehre;   alles   will   er  dem 


1855          Pelias  epische  Quellen)  Pelias  (Bedeutung  der  Sage)       1856 

Pelias  lassen,  was  er  dem  Vater  geraubt,  „nur  Geschlechter    zurückzuführen    ist,    denn    ver- 
Scepter  und  Thron  gieb  uns  gutwillig  zurück;  schiedene     Geschlechter     haben     verschiedene 
es  könnte  dir  sonst  daraus  schweres  Leid  ent-  Kulte;  diese  Stellung  der  Hera  entspricht  ganz 
stehen".     Und    der    schlaue   Pelias    zeigt   sich  der  in   den  alten  Epen  beliebten  Parteinahme 
bereit.     Nur  bittet  er  Iason,   da   er  selber  zu  der  Götter  für  gewisse  Schützlinge,  deren  Ur- 
alt sei,  alte  Schuld  zu  sühnen  und  des  Phrixos  sache  in  unserem  Falle   sich   unserer  sicheren 
Seele    samt  dem  goldenen  Ylies    heimzuholen  Kenntnis  entzieht,  aber  ohne  Zweifel  eben  die 
von  Kolchis;   ein   Traumgesicht  und  Apollons  ist,  dafs  Hera  die  Hauptgöttin  des  Geschlechts 
Orakel  hätten  ihm  diese  Pflicht  auferlegt.  Nichts  der  Aioliden    war;    denn    aus    den    auf   Iason 
Arges  ahnend  rüstet  sich  Iason  zur  Fahrt  und  10  zurückgeführten  Gründungen  von  Heratempeln 
entbietet  die  besten  der  Minyer  zur  Teilnahme.  (Strabon  p.  252.  Paus.  7,  4, 4.  Od.  12,  72)  ist  auf 
Akastos'  Name  findet  sich  unter  den  von  Pindar  einen    altthessalischen    Herakultus    mit    ziein- 
Genannten  bezeichnenderweise  nicht.  Weiterhin  lieher  Sicherheit  zu  schliefsen,  vgl.  Boscher  unter 
läfst  uns  Pindar  im  Stich,  nur  v.  250  sagt  er,  HeraBd.l,Sp.20»2.  Sehr  naheliegend  ist  es  in  der 
Iason   entführte   Medeia,   des  Pelias  Mörderin.  That,  dafs  in  Thessalien  zwischen  den  Ackerbau 
Im  weiteren  Verlauf  wird  nun  erzählt  gewesen  und  Viehzucht  treibenden  Binnenlandbewohnern, 
sein,    wie    Pelias,    des   gefährlichsten   Gegners  vertreten  durch  die  Aioliden,  und  den  seefahren- 
Rückkehr  für  unmöglich   haltend,    den  Aison  Strandbewohnern,   vertreten  durch  Pelias,   ein 
und    seine   Frau    in    den    Tod    trieb   und   den  Kultgegensatz   entstand,   indem  jene  mehr  die 
jüngsten    Sohn,    Promachos,    töten    liefs,    wie  20  Hera,  diese  mehr  den  Poseidon  verehrten,  und 
Iason     aber    unverhofft    zurückkam    und    nun  dieser  Gegensatz   dann  im  Epos  die  Form  an- 
durch  Medeia  schreckliche  Rache  nahm.     Ein  nahm,   dafs  Hera,  durch  Pelias  zurückgesetzt, 
Streit  zwischen  Akastos  und  Iason  mufs  diese  diesen  hafst  und  verfolgt  und  ihre  alten  Ver- 
Erzählung  beschlossen   haben,    etwa    so,    dafs  ehrer,  die  Aioliden,  begünstigt. 
Iason     zunächst    vertrieben    wird    (wobei    die  6)  Bedeutung  des  Mythos.    In  der  spä- 
Leichenspiele  des  Pelias  ihren  Platz  behaupten  teren    Prosa-    wie    epischen    Litteratur    (Apol- 
können,  nur  ohne  Iason)  —  dafs  er  aber  später  lonios  Rhodios,  orphische  Argonautika)  bis  auf 
im  Bunde  mit  den  Dioskuren  und  Peleus  wieder-  Valerius  Flaccus  herab,  spielt  Pelias  im  ganzen 
kam  und  lolkos  eroberte  und  zerstörte;  Phere-  nur  eine  nebensächliche  Rolle  in  der  Argonauten- 
kydes  im  Schol.  Pind.  Nem.  3,  55.  Apd.  3, 13,  7.  30  sage.    Bei  Apollodor  laufen  verschiedene  Wen- 
Dafs  gerade  Pherekydes,  der  Verfasser  von  Ge-  düngen  durcheinander,  für  die  Erkenntnis  der 
nealogien,  so  berichtet,  spricht  für  die  Ansicht,  ursprünglichen  Gestaltung  der  Heldensage  koin- 
dafs  gerade  durch  ein  genealogisches  Epos  die  inen  ihre  Angaben  nur  sekundär  in  Betracht, 
Veränderung    in    den    ursprünglichen    Mythus  wie   auch   die  Umgestaltungen  durch  die  Dra- 
kam.  matiker.     Die   Erzählung  des   Diodor  4,  40  ff., 
5)  Epische  Quellen.  Von  den  alten  Epen,  die  alle  möglichen  Ausschmückungen  und  Zu- 
in  denen  Pelias  vorkam,  haben  sich  nur  Trümmer  thaten   enthält  Und  im  allgemeinen   die   Sage 
erhalten.      Die  Theogonie,  v.  993 ff.,  kennt  Pe-  rationalistisch    behandelt,    in    der   Hauptsache 
lias    als    iifyccs    ßccoLltvg    vnsQrjvaQ ,    vßpiotijs,  aber,   was  Pelias  betrifft,    die   zweite   epische 
aräo&alos,  6ßQi^iotQy6g,  der  dem  Iason  schwere  40  Version    von    der  Feindschaft    des   Pelias   und 
Kämpfe    auftrug,    und    es    hat    den    Anschein,  Aison   am  Schlufs   mit  derjenigen  des  Dramas 
dafs  Hesiod  annimmt,  Iason  habe  nach  seiner  vereinigt,  nach  welcher  Akastos  zum  Lohn  für 
Rückkehr   den  Pelias   gestürzt,   da  er  ihn  als  seine    Teilnahme    am    Argonautenzuge    lolkos 
„Hirten  der  Völker"   mit  Medeia   den  Me-  erhält  und  Iason  freiwillig  geht,   diese  Erzäh- 
deios  erzeugen  läfst.     Als  Epen,    in  denen  die  lung    hat    ihren    Hauptwert    in    einigen    An- 
Peliassage  behandelt  war,  können  angenommen  deutungen,    die    die   auch   sonst   zu  machende 
werden  Hesiods  Katalogos,  wegen  Aiolos  (frg.  27  Beobachtung  bestätigen,  dafs  in  den  Sagen  von 
Rzach)  und  wegen  Tyro   {frg.  39  Rzach;    vgl.  Phrixos    und    Helle,    Iason    und    Medeia    alte 
frg.  30  und  40),  die  Naupaktia,,  aus  denen  zu  Naturmythen   stecken.     Aber  wenn  man  auch 
erschliefsen  ist,  dafs  Iason,  da  er  nach  Pelias'  50  für  Pelias   nach    einem   Göttermythus    forscht, 
Tod  lolkos  verläfst  (Paus.  2,  3,  9),   an  diesem  so    findet    man    hier    so    wenig    als    irgendwo 
schuldig  ist,     Kinaithons  "Enr]    (Paus,    ibid.),  sonst  eine   blasse   Spur  eines  solchen.     Pelias 
vielleicht   auch   die   Korinthiaka   des   Eumelos  ist  nicht    mehr    und    nicht    weniger    als    ein 
oder  ein  anderes   die   Argonauten   behandeln-  alter    Sagenheld,    der  Poseidons    Sohn    heilst, 
des    Epos    des    korinthischen     Dichterkreises,  weil    er    ein     seefahrendes    Volk     beherrscht, 
endlich    vielleicht     auch    die    Minyas,    nach  Wenn    man    in    der    Zerstückelung    und    dem 
Robert,   Die    Nekyia    des  Polygiiot,    IG.   Hall.  Kochen    in    einem    Kessel    durch    die    Mond- 
Winckelmannsprogramm  S.  80.     Die   Sage  von  göttin   Medeia   eine   Naturbedeutung   des   Zer- 
Pelias'   Wiedererkennung    seiner  Mutter  Tyro  stückelten   und  Wiederbelebten    als    des    nach 
und  der  Ermordung  von  deren  grausamer  Stief-  60  dem  Absterben  und  Verschwinden  wieder  neu 
mutter  Sidero   am  Altar   der  Hera  kann   auch  auflebenden  Mondes   sehen  will,    so   mag   das 
nicht  der  zweiten    epischen   (jlestaltung  ange-  für  Aison  noch  angehen,  Stecke,  Mythol.  Briefe 
hören  und  tritt  erst  im  Drama  zutage,  dagegen  158  u.  1(57  f.     Aber    „dem    Pelias    versagt    die 
ist  wohl  die  öfter  erwähnte  gegenseitige  Feind-  Mondhexe  ihre  Gunst"  —  „aus  Bosheit",   und 
schaft  zwischen  Hera    und  Pelias,    die   später       so  versagt  auch  diese  Deutung,   da  nach  dem 
gern  aus  der  Ermordung  der  Sidero  am  Altare  Symptom    der  Zerstückelung  auch  Pelias   den 
der  Hera  durch  Pelias  abgeleitet  wurde,  älteres  Mond  bedeuten  müfste  und  es  von  der  Mond- 
Sagengut,  das  auf  einen  Kultgegensatz  zweier       hexe  doch  höchst  sonderbar  ist,  wenn  sie  den 


1857      Pelias  (im  Drama  u.  i.  d.  bilcl.  Kunst)  Pelias  (in  d.  bild.  Kunst)          1858 

Mond  „aus  Bosheit'1  nicht  wieder  „aufkocht".  Unterweltsbild  in  der  Lesche  der  Knidier  zu 
Denn  er  kommt  trotz  ihrer  Bosheit  immer  Delphi  hatte  ihn  Polygnot  dargestellt  auf  einem 
wieder.  Auch  der  Name  Pelias  giebt  keinen  Throne  sitzend,  Paus.  10,  30,  8.  Seine  Be- 
Anhalt für  einen  Naturmythus.  Denn  —  von  deutung  in  diesem  Bilde  ist  auch  durch  Robert, 
der  Erklärung  des  Namens  aus  den  Umständen  Nekyia  des  Potygndt,  S.  80,  nicht  völlig  auf- 
bei  der  Auffindung  des  Ausgesetzten,  blutunter-  geklärt,  wenn  auch  wahrscheinlich  gemacht 
laufenes  Gesicht  infolge  eines  Huftritts,  ist  ab-  wird,  dafs  er  in  der  der  Minyas  angehörigen 
zusehen,  weil  die  Sage  der  Aussetzung  nicht  xardßaaig  ig  "AiSov  eine  Stelle  hatte.  —  Im 
die  ursprüngliche  ist  —  warum  sollte  ein  Neu-  Dioskurenheiligtum  in  Athen  war  ein  auf  die 
geborenes,  zumal  ein  Sohn  des  Poseidon  kvuvo-  io  Argonauten  bezügliches  Gemälde  von  Mikon 
Xcclrrjg,  n£l<xy%cätr]g,  nicht  der  „Schwarze"  ge-  zu  sehen,  entweder  die  Rückkehr  oder  wahr- 
tauft werden  können?  Der  Name  seines  Zwil-  scheinlicher  die  Ausfahrt  von  Iolkos  darstellend, 
lingsbruders ,  Neleus,  hat  ja  eine  ähnliche  s.  Robert,  Marathonschlacht  S.  61,  Weizsäcker, 
Bedeutung.  Die  Nachkommen  des  Neleus  sind  Philölogus  57  (1898),  519  ff.  In  letzterem  Falle 
alte  Poseidonverehrer:  daher  stammt  die  Zu-  noch  eher  als  im  ersteren  ist  ohne  Zweifel  auch 
rückführung  ihrer  Abkunft  auf  Poseidon.  Wie  Pelias  dargestellt  gewesen.  Pelias,  begleitet 
alt  diese  ist,  wer  vermag  es  zu  ermessen?  Die  von  zwei  Töchtern  auf  den  Stufen  eines  Tem- 
alten  Minyer  um  den  malischen  Meerbusen  pels  stehend  und  den  Iason  als  iiovoaccvSalog 
waren  auch  Seefahrer,  darum  ist  einer  ihrer  erblickend,  ist  auf  einem  pompejanischen 
sagenhaften  Könige  ein  Sohn  des  Poseidon.  20  Wandgemälde  dargestellt,  abg.  Wörmann, 
Wahrscheinlich  spiegelt  sich  in  der  Sage  von  Gesch.  d.  Kunst  1,  442;  vgl.  Art.  Iason  Bd.  2 
der  Erzeugung  des  Pelias  und  Neleus  durch  Sp.  87.  Eine  Kopie  von  Gülieron  im  Arch. 
Poseidon  die  Erinnerung  an  den  Übergang  der  Museum  zu  Halle  b.  Robert,  21.  Hall.  Winckel- 
Südthessalier  vom  vorwiegenden  Landbau  zur  mannsprogramm  S.  16  A.  36.  Unter  den  Ereig- 
Seefahrt,  und  aus  diesem  erklärt  sich  ja  auch  nissen  nach  dem  Argonautenzug,  die  der  bil- 
weiterhin  die  angebliche  Mifsachtung  der  Hera  denden  Kunst  Stoff  zu  Darstellungen  gegeben 
durch  Pelias  am  einfachsten.  Jener  Übergang  haben,  ist  gerade  die  Rückkehr  selbst  wegen 
kann  sich  sehr  wohl  im  Anfang  friedlich  voll-  der  grofsen  Schwankungen  der  Überlieferung 
zogen  haben  und  der  Gegensatz  zwischen  beiden  am  wenigsten  zu  künstlerischer  Behandlung 
Richtungen,  der  sich  episch  in  der  Feindschaft  30  geeignet,  vielmehr  nehmen  die  verschiedenen 
des  Pelias  und  der  Aioliden  ausdrückt  und  in  Darstellungen  des  Todes  des  Pelias  durch  seine 
der  Feindschaft  der  Hera  gegen  Pelias  zu  Tage  Töchter  und  Medeia,  sowie  die  Leichenspiele 
tritt,  sich  erst  in  der  Folge  entwickelt  haben.  zu  seinen  Ehren  das  vorwiegende  Interesse  in 
Müssen  nicht  die  Anhänger  der  bisherigen  Anspruch.  Für  jenen  Vorgang  ist  auf  die 
Lebensweise,  die  ihre  Hera  verehrten,  in  dem  Artikel  Peliaden  und  Medeia,  Bd.  2  Sp.  2505 f. 
Übergang  zur  Seefahrt,  der  Domäne  des  Po-  zu  verweisen;  ich  erwähne  nur  einige  Bild- 
seidon, mit  der  Zeit  eine  Zurücksetzung  ihrer  werke,  in  denen  Pelias  selbst  sichtbar  ist: 
Göttin  empfunden  haben?  Dafs  nun  Iason  a)  Vasenbild  von  Corneto,  Annali  d.  Inst.  1876 
gerade  als  Seefahrer  den  Herakult  weiterträgt,  tav.  F:  Pelias  (inschr.)  alt,  vorgebeugt  und 
widerspricht  dem  durchaus  nicht,  denn  er  tritt  40  auf  einen  Stab  gestützt,  folgt  zögernd  einer 
auch  in  der  ältesten  Fassung,  die  wir  ge-  Tochter  Äk%  . .  .  q<x,  die  in  der  R.  ein  Schwert 
funden  haben,  nicht  aus  eigenem  Entschlufs,  hält  und  ihn  mit  der  L.  nach  links  führt;  auf 
sondern  auf  Wunsch  des  Pelias  und  aus  eigener  der  andern  Seite  eine  Jungfrau  mit  ausge- 
Abenteuerlust  die  Seefahrt  an.  In  der  Todesart  streckten  Armen,  die  jene  zu  erwarten  scheint; 
des  Pelias  aber  eine  Andeutung  eines  Natur-  Andeutungen  der  bevorstehenden  Handlung 
mythus  zu  finden,  geht  deswegen  nicht  an,  weil  aufser  jenem  Schwert  sind  nicht  vorhanden, 
dann  der  Tötung  notwendig  eine  Wiederbe-  b)  Schale  im  Vatikan.  Arch.  Ztg.  1846  Taf.  40. 
lebung  folgen  müfste.  Pelias  wird  in  dem  Epos  Heibig,  Führer  22  nr.  1273:  Innen  links  der 
bezw.  der  Heldensage  von  den  eigenen  Töchtern  greise  Pelias  nach  rechts  auf  einem  Klappstuhl 
zerstückelt  und  gekocht,  weil  ihm  für  seine  50  sitzend,  vor  ihm  eine  stattliche  Frauengestalt 
Missethaten  ein  möglichst  grausiges  Ende  zu-  in  griechischer  Tracht,  die  ihm  zuredet,  eher 
teil  werden  soll.  Die  Sage  von  Pelias  ist  also  eine  seiner  Töchter,  als  Medeia  (s.  Robert, 
kein  Mythos,  sondern  epische  Ausgestaltung  Arch,  Ztg.  1874  S.  136  A.  8),  rechts  eine  Thüre. 
einer  Erinnerung  an  frühe  historische  Vor-  Aufsen  einerseits  vier  Frauengestalten,  drei 
gänge.  mit  Geräten,   eine,   wohl  Medeia,    die   den   zu 

7)  Drama.  Für  die  Erklärung  der  Pelias-  verjüngenden  oder  schon  verjüngten  Widder 
sage  kommt  demnach  ihre  Behandlung  im  führt,  andererseits  links  Pelias,  hinter  dem  eine 
Drama  nicht  in  Betracht.  Denn  in  den  ver-  nachdenkliche  Frauengestalt  steht;  er  wird  von 
lorenen  Tragödien ,  in  denen  Pelias  vorkam,  einer  zweiten  unter  einigem  Widerstreben  einem 
war  er  überall  nicht  die  Hauptperson,  sondern  60  grofsen  Kessel  zugeführt,  an  dem  eine  dritte 
entweder  seine  Mutter  Tyro  oder  die  Peliaden  ihn  mit  einem  Schwert  erwartet,  c)  Altertüm- 
und  Medeia,  weshalb  diese  Artikel  zu  ver-  liehe  Vase  bei  Gerhard,  Auserl.  Vasenb.  157, 
gleichen  sind,  Medeia  oben  Bd.  2  Sp.  2491  f.  1  u.  2.  Der  Widder  kommt  unter  den  staunenden 
Dafs  Pelias  auch  Gegenstand  eines  mimischen  Gebärden  dreier  Frauen  aus  dem  Kessel  ver- 
Tanzes gewesen,  erwähnt  Lukian  Salt.  c.  52.  jungt   hervor;    links    sitzt    der    altersschwache 

8)  Bildende  Kunst.  Einige  Bildwerke,  die  Pelias.  Abg.  Engelmann,  Bilderatlas  zu  Ovid 
die  Wiedererkennung  der  Mutter  Tyro  durch  ihre  T.  12,  79.  d)  Vasenbild  bei  Gerhard,  A.  V. 
Söhne  darstellen,  s.  Art.  Neleus.  In  dem  grofsen  157,  3.   4:    Vorderseite    drei    Frauen    um    den 

Koscheh,  Lexikon   der  gr.  u.   rüm.   Mythol.    Ifl.  59 


1859         Pelias.(in  d.  bild.  Kunst) 

Kessel  mit  dem  Widder.  Rückseite  Pelias 
sitzend  zwischen  Medeia  und  den  Peliaden. 
Über  diese  Darstellungen  handelt  Minercini. 
bullet,  arch.  napolit.  6,  7  p.  53,  Pyl,  de  Medeae 
fäbula  p.  57,  Robert,  Arch.  Ztg.  1874  S.  134 ff. 
e)  Friesgemälde  aus  Pompeji  Heibig,  nr.  1261  b, 
AtlasTa£.  19,  Engelmann,  Atlas  zw  Ovid.  12, 80.  - 
Die  Leichenspiele  des  Pelias  waren  schon 
am  amykläischen  Thron  des  Bathykles  von 
Magnesia  und  am  Kasten  des  Kypselos  in  10 
Olympia  dargestellt.    Von  letzterem  Bild  giebt 


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Pausanias  5,  17,  9 — 11  eine  ziemlich  ausführ- 
liche Beschreibung.  Sie  schliefst  sich  an  die  des 
Auszugs  des  Amphiaraos  auf  demselben  Kasten 
an.  Dieser  Kypseloskasten  ist  ein  korinthisches  60 
Weihgeschenk.  Ganz  dieselbe  Zusammenstel- 
lung begegnet  auf  einer  Caeretaner  Vase  Berlin 
nr.  1655,  Mon.d.  1. 10, 4.  5;  Wien.  Vorlegebl.  1889 
tar.  10.  Engelmann, Bihlcratlasz.JB.om.  11.  18,98 
(s.  d.  Abb.  ob.  Sp.  1839  u.  Abb.  1  Sp.  1860).  Robert, 
Ainiali  1874  S.82,  die  gleichfalls  korinthischen 
Ursprungs  ist.  Den  auffallenden  Ähnlichkeiten 
zwischen  jener  Beschreibung  und  diesem  Vasen- 


1861                        Pelina  Pelopeia                      1862 

bild  stehen  ebenso  groi'se  Verschiedenheiten  Hesych.  Nach  Bernhardy  ad  Dionys.  Per.  p.  671 
o-eo-enüber,  sodafs  Abhängigkeit  des  einen  vom  ist*Elldviog  zu  lesen,  da  Hesych.  das  anlautende 
andern  ausgeschlossen  ist,  wohl  aber  beide  aus  Digamma  mit  H  verwechselt  habe.  Möglicher- 
einer gemeinsamen  poetischen  Quelle  schöpften,  weise  ist  aber  auch  Zusammenhang  mit  der 
und  zwar  natürlich,  wie  gewöhnlich,  nicht  lakonischen  Stadt  üsXXävcc  (Paus.  3,  9,  4.  21,  2) 
direkt,  sondern  indirekt  aus  der  durch  die  und  der  dort  befindlichen  Quelle  TLsllavlg  {Paus. 
epischen  Dichtungen  in  eine  gangbare  Form  3,  21,  2)  anzunehmen.  Über  die  Beziehungen 
gebrachten  Volksüberlieferung,  bei  der  Ab-  vonKyrene  zu  Lakonien  vgl.  Studniczka,  Kyrene 
weichungen  im  einzelnen  leicht  möglich  waren.  108  ff.  Eine  andere  Epiklesis  des  Poseidon  in 
Auf  der  Vase  ist  im  Ringkampf  nicht  Iason,  io  Kyrene  ist  'A\Lq>i§caog,  Lyk.  749  und  Schol.  u. 
wie  auf  dem  Kypseloskasten,  sondern  Hippal-  Tzetz.  z.  d.  St.     [Höfer.] 

kimos  der  Gegner  des  Peleus,  in  andern  Ueber-  Pellas  (IlÜXccg),  1)  Freier  der  Penelope, 
lieferungen  ringt  mit  diesem  Atalante,  Apollod.  Apollod.  Epit.  7,  29  (Mythogr.  Graeci  1  p.  235 
3,  9,  2.  Der  Künstler  des  Kypseloskastens  hat  Wagner).  -  -  2)  Ktistes  von  Pella  in  Makedo- 
sich ,  wie  die  gröfsere  Vollständigkeit  seines  nien,  Steph.  Byz.  Uilla.  Nach  Ahrens,  Philol. 
Bildes  zeigt,  enger  an  die  poetische  Quelle  ge-  23  (1866),  200  Anm.  16  ist  richtiger  IlsUäg 
halten,  als  der  Vasenmaler.     Er  hat  auch  die  zu  schreiben.     [Höfer.] 

Peliaden  als  Zuschauerinnen,    die  bei   diesem  Pellen  (nttlrjv),  Argeier,  Sohn  des  Phorbas, 

fehlen.  Trotzdem  giebt  uns  das  Vasenbild  Enkel  des  Triopas,  von  welchem  nach  argivi- 
wenigstens    eine    annähernde  Vorstellung    von  20  scher  Sage   Pellene    in   Achaia    benannt    sein 

dem    entsprechenden    Teil   jenes    alten  Weih-  sollte,  Paus.  7,  26,  5,  wohl  identisch  mit  Pelles 

geschenks.  —  Endlich  sollte  man  die  Anwesen-  (s.  d.).     [Stoll.  | 

heit  des  Pelias  auch  auf  Bildwerken  erwarten,  Pelles  (Ilillr\g),  Vater  des  Hyperasios  (s.  d.), 

die    die    Werbung    des   Admetos    um   Alkestis  Grofsvater  der  Argonauten  Asterios  und  Am- 

darstellen:    die    Vorführung    des    Löwen-    und  phion,  Gründer  von  Pellene  in  Achaia,  Apoll. 

Ebergespanns    vor    dem  künftigen   Schwieger-  Ehod.  1,  177.     Eudocia   221  =   p.  355  Flach. 

vater  ist  doch   ein  geeigneter  Gegenstand  für  Vgl.  Pellen.     [Stoll.] 

die  bildende  Kunst.    Am  Apollothron  zu  Amy-  Pellonia  s.  Indigitamenta  Bd.  2  Sp.  213  und 

klai  war  nach  Paus.  3,  18,  9  Admet  abgebildet,  Usener,  Götternamen  310,  der  den  Iuppiter 
wie    er   den   Löwen   und    Eber   anspannt;    die  30  Depulsor  und  die  di  depellentes  bei  Pers.  5,  167 

Vorführung    des    Gespanns   ist   auf  einem    rö-  vergleicht.     [Höfer.] 

mischen  Stuckrelief  dargestellt,  wo  Pelias  auf  _  Pelopeia  (iltloTtsKx),  auch  Pelopia  (Htlo-xla). 
einem  Throne  sitzend  und  die  neben  ihm  Über  die  Beziehungen  des  Namens  vgl.  Thra einer, 
stehende  Alkestis  den  Ankommenden  erwarten,  Pergamos  83 u.  oft.  1)  Tochter  des  Thyestes,  wel- 
l/o«, d.  Inst.  6,52.  Annal.  d.  Inst.  1860  p.  227,  eher  der  eigene  Vater  blutschänderisch  bei- 
abgeb.  Baumeister,  Denkmäler  1,  45  Fig.  51,  wohnte,  Hyg.  f.  253.  Ovid.  Ib.  359  und  Schal. 
danach  die  Abb.  2.  Die  Seltenheit  der  Darstel-  p.  66  ETlis.  Seneca  Agamn.  293.  Aus  dieser 
lungen  dieses  Vorgangs  erklärt  sich  wohl  daraus,  Verbindung  entsprang  ein  Knabe,  Schol.  in 
dafs  derselbe  auch  im  Epos  gegenüber  andern  Plat.  Leg.  8,  839c  p.  382  Hermann.  Schol. 
zurücktrat,  indem  er  in  die  gröfsere  Sagenkom-  40  Eur.  Or.  14.  Dio  Chrys.  or.  64  p.  221  Bind. 
Position,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  sich  Claudia u.  in  Eutrop.  1,  289.  291,  den  die 
schwer  einfügte.  —  Vgl.  Pelias  etr.  Sp.l847f.  Mutter  aussetzte,  den  aber  Hirten  fanden  und 

2)   Pelias,   der  Sohn  des  Aiginetes,   Paus.  mit   Ziegenmilch   (daher   der  Name  Aigisthos; 

7,  18,  5,  ein  Glied  in  der  Ahnenreihe  des  Epo-  andere    Etymologieen    bei    Fick-Bechtel,    Die 

nymos  von  Patrai.     [Weizsäcker.]  griech.   Personennamen  425)   aufzogen,    Hygin. 

Pelina.     Eine    Inschrift   von    Superaequum  /'.  87.  88  S.  85,  16  Schm.  f.  252.     Lact.  Placid. 

aus    dem  Jahre   271   n.  Chr.    nennt   eine    Dea  ad  Stat.   Theb.  4,  306.     Ael.  v.  h.  12,  42.    Als 

Pelina,  Orelli-Henzen  1,  1856.    C  I.  L.  9,  3314.  anderer  Name    der  Pelopeia  wird  von    Tzetz. 

Die  Echtheit  einer  zweiten  Inschrift  aus  Anxa-  Chil.  1,  453  Mnesiphae  überliefert.  Als  Grund 
num:   Pelinae  Beneficae,    Orelli  a.  a.  O.  1855,  50  zu  dem  Incest  wird  ein  Orakelspruch  angegeben, 

der  die  Pelina   als  &sa   iiziiwQiog  bezeichnet,  der   dem  Thyestes   in  dem  Sohne,  den  er  mit 

wird  von  Henzen  a.  a.  O.  3.    Indices  p.  36  s.  v.  seiner  Tochter  Pelopeia    zeugen   würde,  einen 

Pelina  bezweifelt.     [Höfer.]  Rächer    an    seinem    Bruder    Atreus    verhiefs, 

Pelinnaios  (IlsXivvcciog),  Beiname  des  Zeus  Apollod.   Epit.    Vat.   10,   5    (Mythogr.    Graec. 

in  Chios,  Hesych.,  nach  seiner  Verehrung  auf  1,  186  Wagner).     Schol.   Eur.  Or.  14.     Hygin. 

dem  Berge  Uslivvulov.     [Höfer.]  f.  87.   Serv.  ad  Verg.  Aen.  11,  262.  Lact.  Placid. 

Pelinos  (üsUvog),  Gründer  der  Stadt  Pelinna  a.  a.  O.  1,684.     Senec.  Ag.  29f.     Das   Orakel 

in  Thessalien,  aus  dem  (thessalischen)  Oichalia  war  wohl  schon  von  Sophokles  (fr.  227  N.  und 

stammend,  Steph,  B.  v.  Yliliwa.     [Stoll.]  dazu    0.   Boßbach,    Philol.    Abhandl.    Martin 

Pelis  (HfjUg),  ein  Troer,   dessen  Leiche  auf  60  Hertz  ....   dargebracht  155, _,2)  erwähnt.    Da- 

dem   polygnotischen  Gemälde  von   der  Erobe-  neben   bestand   eine  zweite  Überlieferung,  die 

rung  Trojas  in  der  Lesche  zu  Delphi  zu  sehen  bei   Hygin.   f.   88    vorliegt  und   von  Petersen, 

war,  Paus.  10,  27,  1.     [Stoll]  De  Atreo  et  Thyesta  (Dorpat,  Progr.  1877)  auf 

Pella  (Ililla).  Die  Stadtgöttin  von  P.  er-  des  Sophokles  &vt6xr\g  iv  Zizvcbvi  zurück- 
scheint auf  römischen  Kaisermünzen  dargestellt,  geführt  wird.  Auch  Ro/'sbach  a.  a.  O.  154  führt 
Cohen  4,  466   nr.  026.  629.  630.    5,  153  nr.  89.  die  Erzählung  bei  Hygin.    auf  einen  Tragiker 

|  Höfer.  ]  zurück,  der  daran  Anstois  nahm,  dafs  die  Gott- 

Pellanios  (JIsU.et.vios),  HoesiS&v  iv  KvQrjvy,  heit    selbst    das    entsetzliche    Verbrechen    an- 

59* 


1863                      Pelopeia  Peiopides                     1864 

befahl,  und  daher  den  Thyestes  wenigstens  morden,  sendet  Atreus  den  Aigisthos,  seinen 
von  der  Schuld,  seine  Tochter  gekannt  zu  vermeintlichen  Sohn,  dem  unterdessen  Pelo- 
haben,  befreite,  vielleicht  in  Anlehnung  an  den  peia  das  einst  dem  Thyestes  entrissene  Schwert 
Parallelmythos  von  Herakles  und  Auge.  Die  geschenkt  hatte.  Thyestes  erkennt  das  Schwert, 
Fabel  lautet  bei  Hygin.  a.  a.  0.  folgender-  durch  die  herbeigerufene  Pelopeia  wird  die 
mafsen:  Nach  dem  schrecklichen  Mahle  bei  Wahrheit  enthüllt,  voll  Verzweiflung  stöfst 
seinem  Bruder  Atreus  flieht  Thyestes  zum  König  sich  die  Unselige  das  Schwert  in  die  Brust, 
Thesprotos,  übi  locus  Avernus  die  Hur  esse:  inde  und  Aigisthos  eilt  mit  der  vom  Blute  der  Mutter 
Sicyonem  pervenü,  ubi  erat  Pelopia  filia  Thyestis  noch  roten  Waffe  zu  Atreus  und  erschlägt  ihn. 
dejjosita.  Aus  dieser  kurzen  Erzählung  scheint  10  Den  Selbstmord  der  Pelopeia  *propter  scelus 
hervorzugehen:  1)  Dafs  Thyestes  sich  wohl  bei  patris'  erwähnt  Hygin.  auch  noch  an  anderer 
dem  vstiQO^avtHov  (Herod.  5,  92.  Paus.  9,  30,  6.  Stelle  (/'.  243).  Es  scheint  nach  dieser  Variante 
Bohde,  Psyche  1",  213,  1),  das  sich  zu  Ephyre  also,  als  habe  Thyestes  den  Incest  unwissent- 
am  Flusse  Acheron  in  Thesprotien  befand,  ein  lieh  begangen.  Aus  Hygin.  f.  254  mit  der  Über- 
Orakel holen  wollte.  Denn  bei  dem  lacus  schrift:  Quae  piissimae  fuerunt,  wo  u.  a.  er- 
Avernus  mit  A.  Werth,  De  Hygini  fdbularum  wähnt  wird  Pelopeia,  Thyestis  filia  in  patrem. 
indole  (Progr.M.-Gladbachl901)  28  (vgl.  auch  31)  ut  eam  vindicaret  schliefst  Bofsbach  a.  a.  0.  255 
an  den  See  bei  Cumae  zu  denken ,  verbietet  höchst  ansprechend  noch  auf  eine  dritte  Über- 
schon die  Erwähnung  des  Königs  Thesprotos.  lieferung,  die  das  Orakel  wohl  auch  beibehielt, 
2)  Dafs  das  Orakel  ihn  nach  Sikyon,  wo  seine  20  die  Schuld  aber  wenigstens  teilweise  von 
Tochter  Pelopeia  untergebracht  war,  zu  gehen  Thyestes  abwälzte  und  den  tragischen  Kon- 
befahl. Über  den  näheren  Inhalt  des  Orakels  flikt  zwischen  dem  Abscheu  der  Jungfrau  vor 
sind  nur  Vermutungen  möglich;  unwahrschein-  dem  Verbrechen  und  der  Liebe  der  Tochter 
lieh  ist  es,  dafs  darin  der  Incest  direkt  an-  zum  Vater  darstellte,  in  dem  die  Kindesliebe 
befohlen  wurde.  In  Sikyon  kommt  Thyestes  Siegerin  blieb.  —  Nach  Luc.  de  sali.  43  wurde 
gerade  dazu,  wie  Pelopeia  nachts  der  Athena  ntloneiag  ycluog  im  Pantomimus  dargestellt, 
opfert;  um  das  Opfer  nicht  zu  stören,  verbirgt  Das  Bild  einer  apulischen  Vase  (abg.  Wiener 
er  sich  in  einem  Haine.  Beim  Chortanze  gleitet  Vorlegebl.  B.  4,  1.  Eranos  Vindobouensis  S.  272 
Pelopeia  aus  und  befleckt  sich  ihr  Gewand  mit  flg.  2)  bezieht  E.  Eoeicy,  Eranos  a.  a.  0.  272 f. 
dem  Blute  der  Opfertiere;  um  es  zu  reinigen,  30  (daselbst  weitere  Litteraturangaben  und  andere 
geht  sie  zum  nahen  Flufs  und  legt  das  Gewand  Deutungen)  auf  den  verbrecherischen  Umgang 
ab.  Da  stürzt  Thyestes  verhüllten  Hauptes  des  Thyestes  mit  Pelopeia  nach  der  obigen 
aus  dem  Haine  hervor,  überwältigt  die  Jung-  Erzählung  bei  Hygin.  f.  88 ,  wobei  als  Ab- 
frau,  läfst  aber  sein  Schwert,  das  ihm  Pelo-  weichungen  hervorzuheben  sind,  dafs  die  Scene 
peia  während  der  Umarmung  entreifst,  in  ihren  in  einem  Heiligtum  des  Apollon  (bei  Hygin. 
Händen.  Pelopeia  kehrt  zum  Tempel  zurück  der  Minerva;  spielt,  und  dafs  Thyestes'  das 
und  verbirgt  das  Schwert  unter  der  Basis  der  Schwert  noch  selbst  trägt.  Die  aufsteigende 
Statue  der  Athena.  Am  nächsten  Tage  bittet  Erinys  soll  auf  die  unheilvollen  Folgen  des 
Thyestes  den  König  von  Sikyon,  ihn  heim-  Liebesumganges  hinweisen.  Über  eine  zweite 
wärts  zu  entlassen,  ut  sc  in.  patriam  Lydiam  40  auf  Thyestes  und  Pelopeia  bezogene  Darstel- 
(man  vgl.  die  Notiz  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  ®vcc-  hing  s.  d.  A.  Pannychis  nr.  3.  —  2)  Tochter 
rtiQcc-  nölig  Avdiccg,  7}  ■jtqöxeqov  nsloTtsict)  des  Pelias  und  der  Anaxibia,  der  Tochter  des 
remitieret.  Dabei  bleibt  manches  dunkel.  Ahnt  Bias,  oder  der  Philomaehe,  der  Tochter  des 
Thyestes,  dafs  die  Überfallene  seine  Tochter  Amphion,  Apollod.  1,  9,  10.  Tzetz.  Byk.  175 
ist?  Wufste  er  überhaupt,  dafs  dieselbe  in  p.  434.  Apoll.  Bhod.  1,  326.  Hygin.  f.  24,  von 
Sikyon  sich  aufhielt?  Warum  suchte  er  sie  Ares  Mutter  des  Kyknos  (s.  d.  nr.  1),  Apollod. 
nicht  auf,  oder  hatte  er  sie  aufgesucht,  wurde  2,  7,  7.  Nicol.  Bamasc.  fr.  55  (F.  H  G.  3,  389). 
aber  von  ihr  nicht  erkannt,  da  er  sie  verhüllten  Argum.  Soph.  Brach,  p.  282  med.  Nauckr'. 
Hauptes  überfallen  hatte?  Auch  die  Fort-  Eudocia  p.  210  =  p.  334  Flach.  —  3)  Tochter 
setzung  der  Erzählung  bietet  Schwierigkeiten.  50  der  Niobe,  Bhcrckydes  u.  Hello uikos  im  Schal. 
Atreus  erhält  vom  Orakel  den  Bescheid,  den  Eur.  Phoen.  159.  Apollod.  3,  5,  6.  Schol.  Stat. 
Thyestes  in  sein  Reich  zurückzuführen.  Er  Theb.  3.  161.  Tzetz.  Chiliad.  4,  141.  Vgl.  Bd.  3 
kommt  zu  Thesprotos,  weil  er  den  Bruder  hier  Niobe  Sp.  375,  47  ff.  Sp.  376  Anm.  1.  Sp.  379,  60. 
vermutet,  erblickt  die  Pelopeia,  die  nach  der  Stark,  Niobe  96.  v.  Wilamoiritz ,  Hermes  26 
vorhergehenden  Erzählung  sich  in  Sikyon  auf-  (1891),  219  ff.  [Höfer.] 
hielt,  bittet  den  Thesprotos,  für  dessen  Tochter  Pelopia  s.  Pelopeia. 

er  sie  hält,  um  ihre  Hand.     Thesprotos  giebt  Pelopides   {nsloitiSr\g),    Sohn  (TLsloitiSris  6 

ihm  die  Pelopeia,  die  von  Thyestes  schon  mit  rov  niloitog,  Said)  oder  Nachkomme  des  Pe- 

Aigisthos  schwanger  ist,  zur  Frau,  um  keinen  lops  (s.d.);  vgl.  Eudocia  757  p.  332  (551  Flach): 

Verdacht  zu  erregen.     Als  Gattin   des  Atreus  60  itävrs-g  .  .  .  ol  a-jtb  rov  iBXonog  (vgl.  Bio  Chrys. 

gebiert    sie   den  Aigisthos,    den    sie   aussetzt;  or.  11  p.  185,  11  Bind.  Strabo8,35fi)  HcdovvTai 

das  Kind  wird   von  Hirten  gefunden  (s.  oben),  nzlonid ai ■.,  olov 'Atotvg,  ®v£Gxr\g,  'Aya^iivuv 

von    Atreus    angenommen    und    als    leiblicher  xcu    tsluvxalog  'Ooiotrig.      Als    ilsLoirldai    im 

Sohn  erzogen.     Nach  Jahren  wird  Thyestes  in  engeren   Sinne,   d.  h.    als   Kinder    des    Pelops, 

Delphoi,  wo  er  sich  Rat  wegen  der  RacMe  an  werden  im  Schol.  Eur.  Or.  4  genannt:   Atreus 

Atreus  holen  will,  von  den  Atriden  Agamemnon  (Apollod.   Epit.  2,  11  p.  185    Wagn.  Pelopeius 

und  Menelaos  ergriffen,  vor  Atreus  geführt  und  Atreus,  Or.  Heroid.  8,  27),   Thyestes  (Apollod. 

ins  Gefängnis  geworfen.     Um   den  Bruder  zu  a.  a.  0.),  Dias,  Kynosuros,  Korinthos,  Hippalk- 


1865                       Pelopis  Pelops  (Name  u.  Genealogie)      1866 

mos,    Hippasos,    Kleonos,    Argeios.    Alkathus,  Apoll.  Ehod.  1,  637.    Egenolff,  Philol.  61  (iy<>-_;  . 

Heleios,  Pittheus.   Troizen,   Nikippe,   Lysidike  116,  27.     Auch  als  Personennamen  ist  Pelopis 

und   als   vo&og  Chrysippos.     Von  den  entfern-  bezeugt  auf  einer  Vase  in  Florenz,  Lenormant- 

teren    Nachkommen    des    Pelops    werden    als  De  Witte,  Elite   des    mon.   ceramogr.   2   T.  80 

UsXoTtlSäi  bezeichnet  —  1)  Agamemnon,  Herod.  S.  246.   Wolters,  Arch.  Jahrb.  11  (1896),  9  Anm.  26. 

7,  158.  Eust.  ad  Bion.  Per.  680;  vgl.  Hesych.  [Höfer.] 

s.  v.  IleXoTtiSag.     Pelopeius  Agamemnon,  Pro-  •  Peloponnesos    (TIsXoTCÖvvriaog),    Personifika- 

/jert.  5.  6,  33   Pelopeius  her'os,  Pias  Lat.  131.  tion  der  Peleponnes  auf  einem  attischen  Relief 

739.  —  2)  Menelaos,  Dio  Chrys.  or.  11  p.  179,  nach   der  Deutung  von  Köhler,  Athen.  Mitth. 
31.    Bei  Eur.  Troad.  711  sind  unter  JlsloTiLdcci  10  1,   197.     C.  I.  A.  2,    576    p.  403;    abg.    Arch. 

Agamemnon  und  Menelaos   zu  verstehen;   vgl.  Zeit.  35  (1877),  Taf.  15,  1  und  v.  Duhn,  ebend. 

auch  Eur.  Hei.  1242.  1264.  1429  Iph,  T.  1415.  171;   Corr.   hell.    2   (1878)  pl.  11  und  Bumont, 

—    3)    Pelopeius   Orestes,    Luc.   Phars.  7,  778  ebend.   559.     v.  Sybel,  Katalog  der  Skulpturen 

vgl.    Aesch.    Choeph.    503    (aitsQua    TltloTiidäiv  zu  Athen  285  nr.  3989  dargestellt  als  mädchen- 

rods)  =  Orestes  und   Elektra.           4)  Pelopeia  haft  gekleidete  Figur,  vor  Zeus  stehend,  hinter 

virgo,    Ov.    Trist.   4,    4,    67    =   Iphigeneia.  -  ihr   Athena.   —  Über    eine    andere    auf   Pelo- 

5)  Theseus  als  Enkel  des  Pelopssohnes  Pittheus,  ponnesos  gedeutete  Darstellung  s.  Bd.  2,  Kreta 

Plut.    Thes.   3.   —    6)   Tisamenos,   des   Orestes  Sp.  1422  Z.  17.     [Höfer.] 

Sohn,   Paus.   2,  18,  7.            7)    Agorios,   Enkel  Pelops   (Iltloip).      Eine    ernstgemeinte  Ety- 

des  Orestessohnes  Penthilos,  Paus.  5,  4,  3;  vgl.  20  mologie  des  Namens  aus  dem  Altertume  wird 

ob.  Bd.  3  Oxylos  Sp.  1235,  55  f.  —  Die  Pelopiden  nirgends  "überliefert.    Unter  den  Etymologieen 

hiefsen  avco^ioi  Suid.  s.  v.  ävoiiog.  ävcouog,  und  des  Platonischen  Kratylos  bezeichnet  ihn  eine 

waren  an  ihrer  elfenbeinernen  Schulter  kennt-  (395  C)    als   xbv  xä   iyyvg  ÖQüvxa,    weil   er  in 

lieh,    Themist.   or.   6   p.  77b.   or.   21   p.  250b.  seiner    Leidenschaft    für    Hippodameia    das 

Julian,  or.   2    p.  81c.     Nonn.    narr,   ad   Greg.  Unglück  nicht  voraussah,  das  durch  die  Tötung 

invect.  1.  7  p.  130.    Mythogr.  Gr.   Westermann  des  Myrtilos  über  sein  Haus  kommen  würde ; 

387   nr.  75.     Eudocia   390  p.  391   Flach;   vgl.  aufgenommen  wird   sie  von  Euseb.  Praep.  ev. 

die  ähnliche   Sage  von  der  Lanze  als  Mutter-  11,  6.  21.     Aus   neuerer  Zeit  ist  der  Versuch 

mal  bei  den  Sparten  Bd.  2   Kadmos  Sp.  846,  H.  D.  Müllers   (Mythol.   d.  griech.   Stämme   1 

12  ff.     Das  Haus   der  Pelopiden   (r\  IltloTtiSüv  30  S.  99)  bemerkenswert.     Dieser  will  in  WXoty 

oinia,   Dio   Chrys.    or.    11    p.  181,    18.    or.    66  dieselbe  Wurzel  wie  in  den  Ortsnamen  TliXXa, 

p.  221,    16.      Pelopia    domus,    Senec.   Ag.   167.  UiXXr\vr\,  HiXivva  und  wie  in  nöXig  erkennen. 

Thyest.  22.  xb  yivog  xb  UsXonidCov  Isokr'.  10,  62)  Unter    Vorbehalt    findet    er    Zustimmung    bei 

war  berüchtigt  durch  seine  Greuelthateu,  daher  Thrämer,  Pergamos  S.  83,  nach  welchem  IltXoty 

nennt  es  Sophokles  {El.  10;  vgl.  Eust.  ad  Hont.  dann  der  „Burgbauer"  (01p  =  opus)  oder  der 

P.  674,  63.  461,  10)  7ioXvcp&oQov   ä&fia  IleXo-  „Burgbewohner"    bedeuten    würde.      Doch 

rti&äv,   ähnlich   heilst  es  bei  Hör.  Od.  1,  6,  8  weder     steht    die    Zusammengehörigkeit     des 

(vgl.  Propert.  4,  19,  20)   saeva  Pelopis  domus.  Namens  mit  der  Wurzel  nsX  fest,  noch  dürfte 

Diese    Greuelthaten    der  Pelopiden  (xa  IltXo-  man  bei  der  Erklärung  desselben  ohne  weiteres 

Ttidwv    y.ay.ä    Soph.    El.    1498;    xct    TJaXo-itiSCov  Jo  die  in  izöXig  enthaltene  sekundäre  Bedeutung 

nädi]   Plato,   de  republ.  2,  380  a,    xä  tizqI  xbv  zu    Grunde    legen.      Eine    wirklich    zufrieden- 

0v86xrtv    y.ca    xbv  'Axq£u    %ccl    xovg    U^XoniSag  stellende  Erklärung  des  Namens  ist  noch  nicht 

Dio  Clirys.  or.  11  p.  168,  20)  wurden  litterarisch  gefunden. 

(Themist.  or.  6  p.  74c)  aufser  von  Aischylos,  Bei  Homer  wird  Pelops  ein  einziges  Mal 
Sophokles  u.  s.  w.  behandelt  von  Lykophro» ,  erwähnt  und  zwar  B  104  f.  als  Ahnherr  des 
der  eine  Tragödie  HtXoTtidui  geschrieben  hat,  Agamemnon,  aber  ohne  dafs  seiner  Abstam- 
Suid.  s.  v.  Avv.öcpQcov.  Ihre  Geschichte  stellte  mungvonTantalos  dabeigedacht  würde.  Zeus 
d&r  Dositheos  tv  LTaXoTiideugl?],  Plut.  Parall.  33;  giebt  das  von  Hephaistos  verfertigte  Scepter 
vgl.  Hyg.  fab.  86  u.  Schmidt,  Praef.  XXIII.  an  Hermes,  dieser  an  Pelops  und  von  ihm 
Auch  im  Pantomimos  wurden  xa.  TLsXoitidcöv,  r>0  kommt  es  über  Atreu s  und  Thyestes  an 
und  zwar  'AxQtvg  v.ctl  Gvtaxtjg  zccl  'AsQOTtij,  xccl  Agamemnon.  Die  homerische  Reihe  über- 
xb  %qv6ovv  ccqvIov  v.ccl  IliXoitsiag  yäiLog  y.ccl  nimmt  Paus.  9,  40,  11,  der  den  Kult  dieses 
'Ayccui^vovog  ßcpixyr}  Kai  KXvxatuvrjazQag  xäcpog  Scepters  in  Chaironeia  erwähnt,  während  in 
dargestellt,  Luc.  de  salt.  43.  Als  Herrscher-  dem  Tragikerzitate  bei  Quint.  Inst.  9,  3,  57  der 
geschlecht,  dessen  Reichtum  berühmt  war  Vulgärmythologie  zufolge  Tantalos  einge- 
(Strabo  14,  680),  stehen  die  Pelopiden  zwischen  schoben  und  Thyestes  ausgeschaltet  ist;  aller- 
den Perseiden  (s.  d.)  und  Herakleiden,  Thuk.  dings  soll  hier  die  direkte  Abstammung  her- 
1,  9,  2.  Plato  leg.  3,  685b.  Strabo  8,  372.  377.  vorgehoben  werden;  vgl.  ferner  das  Zitat  ebd. 
Plul.  Mar.  1.  Dio  Chrys.  or.  11,  p  180,  16.  9,  4,  140.  Auch  X  582ff.,  wo  von  Tantalos 
p.  206,  27.  or.  61,  197,  16.  0.  Müller,  Dorier  oo  die  Rede  ist,  wird  sein  Verhältnis  zu  Pelops 
1,  57.  Gesch.  d.  griech.  Litt.  1 2,  51,  1.  Bu-  nicht  erwähnt,  ebensowenig  ß  602 ff.  das  zu 
solt,  Griech.  Gesch.  I2,  205.  Thraemer,  Pergamos  Niobe.  Hesiod  erwähnt  in  den  erhaltenen 
66.  Bei  PinJ.  Nein.  8,  12  (21).  Theokr.  15,  142  Resten  weder  Tantalos  noch  Niobe  in  ihren 
steht  die  Form  TIsXoTiriiädai.  [Höfer.]  Beziehungen  zu  P.  Pelops  mufs  in  den  Großen 
Pelopis  (TleXonig),  v.  1.  für  UsXoTtia  (s.  Pelo-  Ehoien  vorgekommen  sein:  s.  frgm.  147  (Paus.  6, 
peia  nr.  1),  woraus  fälschlich  Exkönig  gebildet  21,  10;  Schol.  Pind.  Ol.  1,  127);  ob  seine  Her- 
worden ist,  Schol.  Eur.  Or.  14  und  äaziiSchwartz.  kunft  erwähnt  wurde,  ist  ungewifs. 
Zu  IliXoTtig  vgl.  auch  Etym.  31.  659,  47.  Schol.  Der  früheste  Zeuge  für  Pelops'  Abstammung 


1867       Pelops  (Genealogie,  Heimat) 

von  Tantalos  ist  Kyprien  frgm.  9,  4;  danach 
Pindar  Ol.  1,  59;  Pherekydes  in  Schol.  Eur.  Or. 
11  (F.  H  G.  1  S.  93  nr.  93)  u.  Eur.  Tph.  Taur.  1. 
Als  seine  Mutter  nannte  Pherehydes  a.  a.  0. 
Klytia,  die  Tochter  des  Amphidamas. 
Andere  nennen  sie  Euryanassa,  Eurystha- 
nassa,  Eurythemiste,  Euryto  avccacu. 
Euryprytane  und  machen  sie  zur  Tochter 
eines  phrygischen  Flufsgottes,  des  Xanthos 
oder  des  Paktolos  (s.  Bd.  1  Sp.  1420  s.  v.  10 
Euryanassa).  Dagegen  nennt  Hygin.  fäb..  82 
eine  Dione.  Eine  populäre  Version  über 
Pelops1  mütterlicheAbstammungbestand  jeden- 
falls nicht. 

Altweichend  von  der  allgemeinen  Genealogie 
wird  Schol.  L.  Hom.  B  104  als  Vater  des  P. 
Hermes,  als  seine  Mutter  Kalyke  bezeichnet. 
Das  Scholion  ist  stark  verstümmelt,  doch  ist 
diese  Angabe  unantastbar.  Die  Kalyke  erkennt 
Kramer,  De  Pelopis  fabula  S.  5  in  der  Tochter  20 
des  Aiolos  wieder,  der  Gattin  des  Aethlios, 
des  nach  Paus.  5,  13  ältesten  elischen  Königs, 
s.  Apollod.  1,  7,  5;  Schol.  Ap.  Bhod.  4,  5,  7; 
nach  Apd.  a.  a.  0.  wäre  freilich  nicht  Aeth- 
lios der  erste  eleische  König,__sondern  erst  sein 
Sohn  Endymion,  der  mit  Äolern  aus  Thessa- 
lien dort  einwandert,  nach  Paus.  5,  8,  1  den 
Klymenos  entthront  und  seine  Söhne  öq6[ko 
um  die  Herrschaft  kämpfen  läfst,  s.  auch  Euseb. 
Chron.  1  S.  191  (Schöne).  Hermes  als  iva-  30 
ymviog  ist  dem  Aethlios  nahe  verwandt.  Es 
ist  leicht  möglich,  dafs  auch  für  Hom.  B  104 
Hermes  als  Vater  des  Pelops  gegolten  hat. 
Das  Scepter  des  Zeus  kann  er  nicht  wohl  als 
Göttex-bote  oder  Geleitsgott,  sondern  nur  als 
der  alte  Landesherr,  als  Stammvater  der  Pelo- 
[>iden  geführt  haben.  Wenn  nicht  die  Ab- 
stammung des  P.  von  Tantalos  späterhin  die 
Geltungeines  unerschütterlichen  mythologischen 
Dogmas  erhalten  hätte,  würde  man  nach  B  104  f.  40 
unbedingt  Hermes  an  die  Spitze  des  Ge- 
schlechtes stellen.  Mit  Recht  sieht  daher 
Thrämer  a.  a.  0.  S.  78  in  dem  Scholion  ein 
Bruchstück  der  älteren  Pelops  sage,  welche 
den  Eponym  der  Halbinsel  zum  Sohne  ihres 
Hauptgottes  macht. 

Als  Heimat  des  Pelops  galt  fast  allgemein 
Kl  ein- Asien.  Dem  widerspricht  ausdrücklich 
nur  ein  sonst  nicht  bekannter  Autor  Autesion  im 
Schol.  Pind.  Ol.  1,  35;  9,  8  (F.  H  G.  4  S.  435),  50 
der  ihn  zu  einem  Achäer  aus  Olenos  macht. 
Pindar  Ol.  1,  35;  9,  8  nennt  ihn  einen  Lyder, 
Bakchyl.  7,  53  Phryger,  ebenso  Herod.  7, 8u.  11, 
während  Thukyd.  1,  9  allgemein  Asien  als 
seine  Heimat  bezeichnet.  In  späterer  Zeit  gehen 
die  Begriffe  Phryger,  Lyder,  Paphlagonier 
durcheinander,  s.  Schol.  Pind.  a.  a.  0.  Euphor. 
in  Schol.  Ap.  Bhod.  2,  359;  Athen.  14,  652  E; 
Tzetz.  z.  Lyk.  150.  158.  'Evsxriiog  heilst  er  bei 
Ap.  Bhod.  2,  358,  Dardanius  Sen.  Herc.  für.  60 
1172.  Als  Grund  für  seine  Einwanderung  nach 
Europa  wird  mehrfach  angeführt,  dafs  sein  Vater 
Tantalos  ihn  dorthingesandt,  als  er  von  Ilos 
im  Kriege  bedrängt  wurde:  Nie.  Damasc.  frei.  1 7 
(F.  H.  G.  3  S.  367);  Diodor  4,  74;  Norm,  bei 
Westerm.  Myth.  S.  380,  57,  3.  Nach  Paus. 
2,  22,  3   war  Tantalos  bereits   tot,  als  Ilos 


gegen   P. 


zu    Fehle   zog. 


Nach   anderen   galt 


Pelops  (Heimat:  Asien  od.  Hellas)      1868 

sein  Auszug  der  Werbung  um  Hippodameia 
(Paus.  5,  13,  7),  zu  der  ihn  sein  Gönner  Posei- 
don trieb,  Tzetz.  z.  Lyk.  158.  Pelops  soll 
bei  seiner  Einwanderung  von  seinem  Volke, 
den  Lydern  bezw.  Phrygern  begleitet  wor- 
den sein,  Strab.  7,  321;  Nie.  Damasc.  a.  a.  0.; 
Tac.  Ann,  4,  55;  Paus.  6,  22, 1;  Athen.  14,  625  E. 
Bei  dieser  Gelegenheit  sollen  die  dürftig  leben- 
den Einwohner  Griechenlands  mit  den  Schätzen 
des  Ostens  bekannt  geworden  sein,  so  schon 
Thukyd.  1,  9.  —  Strab.  14,  680  berichtet,  dafs  die 
Quelle  dieser  Schätze  die  phrygischen  Berg- 
werke am  Sipylos  gewesen  sind;  s.  ferner 
Tacit.  und  Norm.  a.  a.  0.  Der  Reichtum  des 
Tantalos  und  der  Pelopiden  war  in  späte- 
rer Zeit  sprichwörtlich.  Als  Beweise  für  die 
asiatische  Herkunft  des  Pelops  zeigte  man 
allenthalben  in  der  Peloponnes,  vornehmlich 
aber  in  Lakonien  xäqtovg  xwv  iitxa  Utlonog 
d>Qvya>v,  Athen,  a.  a.  0.  Als  ihre  Stiftung  galt 
in  Olympia  das  Heiligtum  der  Artemis 
Kordaka,  weil  sie  dort  der  Göttin  nach  dem 
Siege  den  am  Sipylos  heimischen  Kordaxtanz 
aufgeführt  haben  sollen,  Paus.  6,  22,  1.  Auf 
die  Begleiter  des  Pelops  führte  Telestes  bei 
Athen,  a.  a.  0.  auch  das  Eindringen  der  lydi- 
schen  und  phrygischen  Musik  zurück.  —  Von 
Lokalitäten  Asiens  ist  mit  Pelops  speziell 
verbunden  ein  Steinthron  auf  dem  Sipylos, 
benachbart  dem  Tantalos  grabe  und  dem 
Niobefelsen,  Paus.  5,  13,  7;  vgl.  Frazer  z.  d. 
St.,  der  auch  die  Litteratur  über  diese  Örtlich- 
keit giebt;  besonders  hervorzuheben  Bamsay 
im  Joum.  of  hell.  stud.  1882  S.  33  ff. ;  Humann 
in  Mitt.  d,  ath.  Inst.  S.  22  ff.  Jenseits  des 
Herrn os  zeigte  man  ein  Bild  der  Aphrodite 
aus  Myrtenholz,  das  P.  geweiht  haben  soll,  ehe 
er  auszog  die  Hippodameia  zu  erringen,  Paus. 
a.  a.  0.  —  Die  Stadt  Thyateira  am  Lykos 
soll  in  älterer  Zeit  Pelopia  oder  Euhippia 
geheifsen  haben,  Plin.  not.  hist.  5,  115;  Ste^h. 
Byz.  s.  v.  0vüt£iqcc.  —  Von  ihm  ist  ferner  ge- 
stiftet der  Tempel  des  killäischen  Apollon 
zu  Killa  in  der  Troas,  Theopomp,  in  Schol. 
Hom.  A  38  (F.  H  G.  1  S.  332);  Strab.  13  p.  613, 
wie  es  heilst  zu  Ehren  seines  dort  gestorbenen 
Wagenlenkers  Killas  oder  Killos,  s.  Bd.  2 
Sp.  1185  s.  v.  —  Die  spätere  Kunst  charakteri- 
siert P.  durch  die  phrygische  Mütze  und  die 
sonstige  Kleidung  als  Asiaten,  s.  z.  B.  die  Vasen- 
bilder oben  Sp.  775ff.  und  Philostr.  Imag.  1, 17. 
Durch  Pelops'  Verknüpfung  mit  Tantalos 
und  Asien  ist  die  Überlieferung  von  seinem 
echtgriechischen  Ursprünge  bis  auf  geringe 
Reste  ausgemerzt  worden.  Gleichwohl  niuls 
diese  als  die  ältere  betrachtet  werden.  Abge- 
sehen von  der  oben  angeführten  Angabe  des 
Autesion,  dafs  er  ein  Achäer  aus  Olenos  ge- 
wesen, sprechen  hierfür  indirekt  auch  die  An- 
gaben des  Sfruhon,  dafs  er  Boioter  (8  p.  360) 
oder  Achaier  aus  der  Phthiotis  (p.  365)  in  die 
Peloponnes  geführt,  nach  welchen  die  Halb- 
insel und  speziell  Lakonien  das  „achäische 
Ar  gros"  genannt  wurde.  Wenn  es  auch  an 
Pelopssagen  sowohl  in  Boiotien  als  in  Thessa- 
lien fehlt,  so  haben  doch  H.  D.  Müller  a.  a.  0. 
S.  99  und  Thrämer  a.  a.  0.  S.  83  mit  Recht 
an  den  in  Thessalien  mehrfach  vorkommenden 


1869     Pelops  (Beziehungen  z.  Peloponnes)  Pelops  (Mythus)                 187*) 

Heroinennanien  Pelopeia  (s.  d.)  erinnert,  wäh-  Eine  Anzahl  peloponnesischer  Städteeponymen 

rend  der  Opunti er  Pelops,  Schol. Pind.  Ol.  1,144  gilt  auch  als  Söhne  des  P.,  so  Trozen:  Apd. 

in  der  Liste  der  von  Oinoniaos  getöteten  Freier  3,  15,  7,  1;   Strab.  8,  374;   Epidauros:  Paus. 

aufgeführt,    freie    mythographische  Erfindung  2,  26,  2;    Letreus:  Paus.  6,22,  8;  Dyspon- 

zu  sein  scheint.   Zu  erinnern  ist  hier  auch  an  die  tos:    Tryphon  b.  Steph.  Byz.  s.v.  Avontövriov. 

täglichen,  dem  Pelopidenscepter  inChai-  Die   Sage,   dafs  Pelops  von  seinem  Vater 

roneia  dargebrachten  Opfer  (Paus.  9,  40,  11).  Tantalos    in    Stücke    geschnitten    und    den 

Die  Peloponnes  gilt  allgemein  als  das  Göttern  gekocht  zum  Mahle  vorgesetzt  worden 
Reich  des  Pelops,  so  Pind.Nem. 2,32;  Bakchyl.  sei,  berichtet  als  erster  Pind,  Ol.  1,  40 ff.,  frei- 
frgm.  28  (=  Schol.  Pind.  Ol.  13,  1);  Herodot  10  lieh  mit  dem  Bestreben  ihre  Glaubwürdigkeit 
7,  8,  11;  Thukyd.  1,9;  Eur.  Meleagr.  frgm.  515  zu  erschüttern,  worin  sich  Eur.  Iph.  Taur.  387  ff. 
(Nauck,  T.  G.  F.*)  und  bei  vielen  späteren.  anschliefst.  Nach  Pindar  beruhte  sie  auf  bös- 
Doch  ist,  nach  der  Form  zu  urteilen,  hier  der  willigem  Klatsch  der  Nachbarn,  als  nach  dem 
Ländername  jünger  als  der  Hei-oenname.  Man  Mahle  der  Götter  der  von  Poseidon  seiner 
glaubte  auch  mehrere  ältere  Namen  der  Halb-  Schönheit  wegen  zum  Olymp  entführte  P.  nicht 
insel  zu  kennen.  Steph.  Byz.  s.  v.  IleXoitövvriaog  mehr  aufzufinden  gewesen.  Trotzdem  blieb 
nennt  als  solche  nach  Nico!.  Damasc.  frgm.  32  diese  Sage,  der  sich  u.  a.  BaJcchylides  im  Schol. 
(Müller,  F.  H.  G.  3  S.  374)  kreia  (Aischyl.  Suppl.  Pind.  Ol.  1,40  anschlofs,  populär,  sodafs  bei 
777.  Ag.  256;  Soph.  Oed.  Col.  1303;  Strab.  8,  Luhian,  De  sali.  54  unter  den  beliebten  Dramen- 
371;  Apollod.  2,  1,  1,  4;  Plin.  nat,  Iiist.  4,  4;  20  Stoffen  fj  Utlo-xog  xQsovQyia  xul  b  tlscpävtcvog 
Paus.  2,  5,  7;  Plut.  Quaest.  gr.  51;  Athen.  14,  m^og  avtov  erscheint.  Von  den  Motiven,  welche 
650  B),  nslaayla  (Ephor.  b.  Strab.  5,  221;  Plin.  Tantalos  zu  dieser  That  verleiten,  sprechen 
a.  a.  O.  Tzetz.  Lyk.  156)  und  "Agyog  (Aristarch  nur  ganz  späte  Quellen.  Als  ein  Akt  opfer- 
in Schol.  Rom.  J  171;  Strab.  8  p.  365.  369ff.).  williger  Frömmigkeit  wird  sie  aufgefafst  bei 
Der  Individualname  Ileloty  scheint  aber  hervor-  Schol.  ret.  Lyk.  152;  Niket.  Narr,  bei  Westerm. 
gegangen  aus  einem  Geschlechts-  oder  einem  Mythogr.  Gr.  S.  380.  Ähnlich  heifst  es  Serv. 
Stammesnamen  ähnlicher  Bildung  wie  dovonzg  Verg.  Aen.  6,  603,  dafs  T.,  hier  Corinthiorum 
oder  döloitng,  so  schon  Krähner  in  Ersch  u.  rex  genannt,  cum  quodam  tempore  de- 
Gruber  s.  v.  Pelops  S.  293f.;  Ihrämer  a.  a.  O.  fuissent  epulae,  den  Göttern  seinen  Sohn 
S.  83,  während  H  I).  Müller  a.  a.  0.  S.  99  einen  30  vorgesetzt;  doch  wurde  hier  sein  Handeln  als 
älteren  Lokalnamen  Tlsloitia  oder  ähnlich  vor-  schändlich  empfunden  und  mit  seiner  Höllen- 
aussetzt,  der  zu  der  Namensbildung  IliXoij)  ge-  strafe  geahndet.  Dagegen  wird  anderwärts 
führt,  auf  welcher  dann  wieder  der  spätere  (Serv.  Verg.  Georg.  3,  7;  Fulgent.  Mythol.  2,  15) 
Name  Peloponnes  beruhe.  Der  Stammesname  die  That  auf  Vorwitz  zurückgeführt;  T.  hätte 
ist  aber  im  Laufe  der  Zeit  ganz  auf  das  die  Allwissenheit  der  Götter  auf  die  Probe 
Herrschergeschlecht  beschränkt  worden.  Da  stellen  wollen.  Alle  Götter  erkennen  aber  den 
sich  nun  diese  Pelopidenherrschaften  auch  Leichnam  und  lassen  ihn  unberührt,  bis  auf 
aufserhalb  der  Peloponnes  finden  auf  Lesbos,  Demeter,  welche  ein  Schulterstück  verzehrt, 
Tenedos  und  in  der  Aeolis  (vgl.  Thrämer  Eye.  AI.  152 ff.  (vgl.  Schol.  vet.  u.  Tzetz.  z.  d.  St.) ; 
a.  a.  0.  S.  66),  so  ergiebt  sich  hieraus  der  Zu-  to  Hygin.  fab.  83;  Schol.  Pind.  Ol.  1,  40;  Serv. 
sammenhang  zwischen  dem  asiatischen  und  Verg,  Aen.  6,  603;  Georg.  3,7 ;  Niket.  u.  Nonn. 
dem  helladischen  Pelops.  Die  Heimat  beider  bei  Westermann,  Myth.  gr.  S.  380.  In  anderen 
ist  in  Nordgriechenland,  in  Thessalien  zu  Berichten  trat  Thetis  an  Stelle  Demeters, 
suchen.  Dafs  die  asiatische  Version  das  Über-  Schol.  Pind.  Ol.  1,  40,  nach  Sext.  Empir.  ade 
gewicht  erlangt  hat,  läfst  sich  aus  den  kultur-  Math.  1,  12  Ares.  Der  Zerstückelung  folgt 
geschichtlichen  Verhältnissen  unschwer  er-  die  Wiederbelebung,  wiederum  zuerst  durch 
klären.  Der  asiatischen  Sagenform  gehört  auch  Pind.  Ol.  1,  40  bezeugt,  der  auch  die  Ver- 
seine  Abstammung  von  Tantalos  an.  zehrung  der  Schulter  kannte,  aber  weder  De- 

Von    Einzelorten    ist    Pelops1    besonderes  rneters  Namen  noch  sonst   einen  nennt.    Die 

Gebiet  die  Landschaft  Elis,  das  er  im  Wett-  50  Stücke    Averden    in    einem    Kessel    zusammen- 

kampfe  mit  0 in omaos  erringt:  s. unten.  Ferner  gekocht,   aus    welchem    ihn   Klotho   iXecpavn 

wird    ihm    die   Gründung    einiger    lakonischer  fpuLdig,ov   wgov   Y.ty.a§uivov   heraushebt.     Nach 

Städte:   Leuktron,   Charadra  und  Thala-  Bakchyl.  a.  a.  0.   hätte  Rhea  ihn   zusammen- 

maia  zugeschrieben,  Strab.  8,  360.    Die  letzt-  gekocht,    ebenso    nach    Schol.   Aristid.   p.  216 

genannte    führt    den    Beinamen   Botcoroi  nach  (Fromme!),  Hermes  nach  Schol.  Pind.  Ol.  1,  40, 

den   P.   begleitenden  Boiotern,  während  der  während  es  bei  Serv.  Verg.  Aen.  6,  603  heifst, 

Hauptteil  seines  Lakonien  besetzenden  Heeres  dafs  dieser  ihn  wieder  aus  der  Unterwelt  heran  f- 

aus  phthiotischen  Achäern  bestand,  Strab.  8,365.  geholt.      Die   verzehrte   Schulter   wurde   durch 

In   die   hiermit   bezeugte    kriegerische    Erobe-  eine  von  Elfenbein  ersetzt;  s.  Pind.  a.  a.  0.  und 

rung  des  Peloponnes  mufs  auch  sein  Feldzug  60  Schol.  z.  d.  St.;  Hygin, Lukian, Servius,  Niketas, 

gegen  den  arkadischen    König  Stymphalos  Nonnos a.  a.O.;  Verg.  Georg.  3,7; Plin.  Nat. hist. 

gefallen  sein;  da  er  ihn  nicht  besiegen  kann,  28,  34;   Dio  Chrys.   8,  p.  157;    Philostr.    Tmag. 

heuchelt  er  Frieden,  ermordet  ihn  hinterlistig  1,  30.    Diese  Schulter  wurde  nach  Plin.  a.  a.  0. 

und  zerstückelt  seine  Leiche.     Deswegen  tritt  in  Elis   als   Reliquie  gezeigt.     An   die   elfen- 

eine  Dürre  in  Griechenland  ein,  welcher  durch  beinerne  Schulter   ihres  Ahnherrn   soll   ein  im 

Aiakos   abgeholfen  wird,  Apollod.  3,  12,  9 f.  Geschlechte  der  Pelopiden  erbliches  Mal  er- 

Vielleicht  gehen  hierauf  die  Epitheta  infidus  innern.     Über  seine  Gestalt  schwankten  nach 

Hör.  Epod.  17,  65  und  saevus  , SV«.  Troad.  865.  Schol.   Pind.   a.  a.  0.   die   Angaben:   nach  der 


B 


1871      Pelops  (Mythus,  Verh.  z.  Poseidon)  Pelops  (Kinder)                   1872 

einen  war  es  ein  weifser  Fleck,  nach  der  ande-  Oinomaos  in  einigen  Vasenbildern  erklärlich, 

ren   eine  Lanze   auf  dem  Arme   oder  ein  Gor-  so  Arch.  Zeit.  1853   Taf.  55;    Mel.  d'urche'ol.  1 

goneion  auf  dem  linken  Arm,  oder  endlich  ein  Taf.  13.     Poseidon  hatte  P.  zur  Fahrt  nach 

Dreizack  auf  der  Schulter  zur  Erinnerung  an  Elis  angestiftet  nach  Lyk.  AI.  158 f.  u.   Tzetz. 

Poseidons    Liebe;    s.   auch    Lucian.,   Niket.,  z.  d.  St.     Die  Kunst  des  Rosselenkens  wies  er 

Norm.  a.  a.  0.,  Iulian,  Or.  816.    Nach  Kedren  ihm  nach  Schal  Pind.  Ol.  1,  139.   Tzetz.  a.  a.  0. 

1   p.  236    soll    an    diesem   Male  Iphigeneia  156  erklärt  rationalistisch,  dafs  die  Liebe  Po- 

den  Orestes  erkannt  haben.  seidons    ihn   als   ccvÖQtlog   und   ftviunog  dar- 

Eine  rationalistische  Erklärung  dieses  My-  stelle;    die    Flügelrosse    seien    nur    eine    Um- 

thus  versucht  Tzetz.  zu  Lyk.  152  u.  156.    Nach  io  Schreibung  für  Segelschiffe.  —  Bei   den  engen 

ihr  ist  Pelops  der  kranke  Sohn  eines  frommen  Beziehungen  Poseidons  zu  P.  wäre  Gruppes 

Priesters   gewesen.     An  seinem  Leibe  werden  Annahme,  dafs  TLiloip  ein  alter  Kultname  des 

mittels  Schneidens  und  Brennens  die  verschie-  Gottes  gewesen  (Griech.  Myth.  S.  145)  sehr  ver- 

densten  Operationen  vorgenommen,  von  welchen  lockend,    wenn    nicht    die    Hypostasentheorie 

an  der  Schulter  sichtbare  Spuren  zurückbleiben.  überhaupt  so  sehr  an  Wahrscheinlichkeit  ver- 

Ein    Stück    der    Schulter    habe    man    heraus-  loren  hätte. 

schneiden    und    vergraben  müssen,    das    hiefs  Die  in  Dichtung  und  Kunst  am  meisten 

dann,  Demeter  habe  sie  verzehrt.  —  Ähnlich  gefeierte  Begebenheit  im  Leben   des  Pelops, 

war  schon  Demeters  Verhalten  von  Serr.  Verg.  seine  Erringung  der  Hipp  od  am  ei  a  durch  den 

Aen.  6,  603.  Georg.  3,  7  erklärt  worden:  quia  20  Wettkampf    mit    Oinomaos,    ist    in    diesem 

ipsa    est  terra,    quae   Corpora  universa  Lexikon  bereits    mehrfach   behandelt   worden, 

consumit,   ossa  tantum  reservans,  wäh-  sodafs   es   genügt   auf  die  Artikel  Hippoda- 

rend  Hermes  durch  die  Zusammensetzung  des  meia,    Myrtilos    und    Oinomaos    zu    ver- 

P.   als   deus  prudentiae  bezeichnet  werden  weisen;  daselbst  sind  auch  die  hierher  gehörigen 

soll,  per  quem  philosophi    deprehende-  Kunstwerke  aufgeführt  und  besprochen, 

runt  (7t(xlLyy£vs6icev)  vel  il£tw\\>v%(ügiv.  Aus  der  Ehe  mit  Hippodameia  entstamm- 

Zum  Verständnisse  dieses  Mythus  ist  von  ten  nach  Pind.  Ol.  1,  144  sechs  Söhne,  als 
H.  D.  Müller  a.  a.  0.  S.  Ulf.  mit  Recht  die  welche  das  Schol.  z.  d.  St.  nennt:  Atreus, 
arkadische  Sage  vom  Lykaon  herangezogen  Thyestes,  Pittheus,  Alkathoos,  Plei- 
worden,  der  ein  Kind,  nach  einigen  seinen  30  sthenes,  Chrysippos.  Ebendaselbst  wird 
Sohn,  dem  Zeus  zum  Opfer  darbringt  und  zur  eine  andere  Version  angeführt:  Atreus,  Thyestes, 
Strafe  in  einen  Wolf  verwandelt  wird,  s.  Bd.  2  Alkathoos,  Hippalkmos,  Pittheus  von  der 
Sp.  2171f.  Aber  nicht  sind,  wie  er  annimmt,  Dia  oder  Chrysippos  von  der  Axioche  und 
beide  Mythen  Heroisierungen  des  Zeus-  Pleisthenes  von  einem  anderen  Weibe;  schliefs- 
Kronosmythus,  sondern  es  soll  schwerlich  lieh  noch  eine  dritte,  welche  den  Alkathoos 
etwas  anderes  in  ihnen  enthalten  sein,  als  die  und  den  Chrysippos  der  ersten  durch  Hippalk- 
Zurückweisung  des  Menschenopfers  durch  die  mos  und  einen  jüngeren  Pelops  ersetzt.  Hygin 
Götter,  ganz  im  Sinne   des  Opferung  Isaaks.  fab.  84  anerkennt  als  Söhne  der  Hippodameia 

An  die  Wiedererstehung  des  P.  nach  seiner  nur  Atreus,  Thyestes  und  Hippal[kim]os.  Dafs 
Zerstückelung  schlofs  sich  nach  Pind.  Ol.  1,  38  40  Chrysippos  von  einer  anderen  Mutter  abstammt, 
die  Liebe  des  Poseidon  zu  ihm;  in  Wahr-  steht  schon  bei  Hellanikos  in  Schol.  Hom.  B  105; 
heit  freilich  habe  man  mit  der  Märe  von  der  Aristoph.  Byz.  in  Hypoth.  Eur.  Phoen.;  [Plut.] 
Zerstückelung  nur  sein  Verschwinden  erklären  Par.  min.  33  (Dositheos).  —  Der  Kinderreich- 
wollen. Im  Olymp  habe  er  dem  Gotte  als  tum  des  P.  hat  nach  Aristot.  bei  Plut.  Thes.  3 
Mundschenk  gedient.  Seine  Rücksendung  zur  Müller  (F.  PL.  G.  2,  136)  seinem  sprichwört- 
Erde  sollte  eine  Strafe  für  seinen  Vater  sein,  liehen  Reichturne  an  Schätzen  nicht  nachge- 
der  Nektar  und  Ambrosia  entwendet  und  an  standen  itollkg  [dv  £v.öö\i£vog  ftvyattQag  xolg 
Sterbliche  gegeben  hatte.  Erwähnt  wird  dieses  aQiatoig,  Ttollovg  öh  xeäg  nolixsiaig  vlovg  iy- 
Liebesverhältnis  Lyk.  AI.  156  f.  mit  Schol.  vet.  v.axaan£iQag  aQ%ovxccg  vgl.  hierzu  auch  Strab. 
u.  Tzetz.  z.  d.  St.  Lukian.  Charid.  7,  9;  Schol.  50  8  p.  356.  Unbestimmt  läfst  ihre  Zahl  Epit. 
Hom.  A  38;  Philostr.  Imag.  1,  17.  Dagegen  Apollod.  Bibl.  2,  10:  Pittheus,  Atreus, 
stellt  das  Vasenbild  bei  Gerhard,  Trinksch.  u.  Thyestes  xca  sxtQoi.  Die  beiden  letzteren 
Gef.  T.  22,  das  vom  Herausgeber  und  anderen,  auch  Apd.  2,  4,  6,  5,  Pittheus  in  Troizen  3,  15, 
zuletzt  von  Overbeck,  Kwnstmythol.  3  S.  348,  7,  1.  Aufser  diesen  nennt  Apollodor  noch  den 
auf  die  Entführung  des  P.  durch  einen  Schwan  Alkathoos,  den  Vater  der  Periboia,  der 
im  Auftrage  Poseidons  gedeutet  wurde,  eine  Mutter  des  Aias  (3,  12,7,2)  und  den  Skeiron 
Scene  des  Adonismythus  dar.  Bronzene  Genre-  (Epitome  1,  2),  dessen  Vater  nach  anderer 
figuren  in  Gestalt  von  unter  Dreifüfsen  stehen-  Version  freilich  Pelops1  Schutzgott  Poseidon 
den  Mundschenken  wurden  nach  Phil.  Vit.  gewesen  sein  soll.  Von  Töchtern  des  P.  erwähnt 
Apoll.  3,  27  ravviiiqSsig  oder  Ilzlo-jitg  genannt.  60  Apollod.  2,  4,  5,  2  eine  Astydameia,  welche 
Auch  nach  Pelops1  Rückkehr  zu  den  Menschen  nach  einer  nicht  unbestrittenen  Version  zur 
blieb  Poseidon  sein  Gönner.  Zum  Kampfe  Mutter  des  Amphitryon  gemacht  wird.  Eben- 
mit  Oinomaos  sendet  er  ihm  auf  sein  Gebet  daselbst  wird  von  einer  anderen  Tochter  Hipp  o- 
einen  goldenen  Wagen  mit  geflügelten  Rossen,  thoe  erzählt,  welche  von  Poseidon  geraubt 
Pind.  Ol.  1,  115;  s.  auch  Cic.  Tusc.  2,  67  (vgl.  wird  und  diesem  den  Taphios,  den  Eponym 
Bibbeck,  Böm.  Trag.  S.  440);  Schol. Hom.;  Tzetz.  der  Insel  Taphos,  gebiert;  auch  hier  ist  wieder 
a  a.  0.  Hierdurch  ist  auch  Poseidons  An-  die  nahe  Verbindung  mit  Poseidon  bemer- 
wesenheit   bei   dem   Wettkampfe   des   P.   und  kenswert,  wie  die  Tendenz,   einen  Eponymen 


1873      Pelops  (Kinder;  Sage  v.  Olympia)  Pelops  (Sage  v.  Olympia)            1S74 

aus   dem  Geschlechte   des  P.  herzuleiten.     An  dem  Zuge  der  Sieben  gegen  Theben,  neun  Jahre 

Poseidon  erinnert  es  auch,  wenn  (Apd.  2,  4,  nach   dem  Raube  der  Helena,   400  Jahre  vor 

5,  5)  von  einer  anderen  Pelopstochter  Ni kippe  der  Rückkehr  der  Herakliden  und  461  vor  der 

und   von   Sthenelos,   dem  S.    des   Perseus,  Olympiade  des  Iphitos.    Die  Thatsache  auch 

die   Töchter  der  Medusa  und  Alkyone  ab-  bei  Bionys.  Hai.  5,  17.      Nach    Aristoteles  im 

stammen,    zu    denen    später    noch    als    Sohn  Schol.  Aristid.   p.  105  (Frommel)   steht  in   der 

Eurystheus   hinzukommt,    in    dessen  Person  Tafig  xäv  äymvcov  der  von  Herakles  inl  HiXoTti 

Perseiden  und  Pelopiden  verschmolzen  werden.  begründete    'Olv\ntta%6g    an    siebenter    Stelle, 

Anderwärts  werden  als  seine  Söhne  genannt  nach  Hygi)i.  fab.  273  an  achter.     Die  Erneue- 

die  Eponymen:   Epidauros,    Paus.  2,  26,  2;  10  rung  durch  Herakles  auch  bei  Pind.  Ol.  10,  30; 

dieser  elischen  Version  widersprachen   aber  Apollod.  2,  7,  2,  5  und  Paus.  5,  8,  2,  jedoch  ohne 

die   Grofsen   Ehoien,   die  ihn  zu  einem  Sohn  das  Verhältnis  der  Spiele  zu  P.  zu  betonen.  — 

des  Argos  machten,  und  die  Lokalsage,  nach  Zweifelhaft  ist  es,   ob  man   Bacchyl.  7,  53  (iv 

welcher  er  ein  Sohn  des  Apoll on  war.    Ferner:  Tliloitog  4>Qvylov  nlaivoig  cd&Xoig)   P.    als  den 

Troizen  Strab.  8,  374;  Steph.  Byz.  s.v.  Tooi&'iv.  Stifter  der  Spiele   oder  als   den   durch  sie  ge- 

Argeios  Pherekyd.  in  Schol.  Ambros.  ad  Hom.  feierten  ansehen  soll. 

S  22;  sein  Weib  ist  Hegesandra,  die  Tochter  In  der  Altis  von  Olympia  besafs  P.  ein  be- 

des  Amyklas.     Letreus   (Letrinoi  in  Elis)  sonderes  Temenos,  dessen  Lage  Pausanias  ge- 

Paus.  6,  22,  8.     Dyspontos   Steph.  Byz.  s.  v.  nau  beschreibt  (5,  13,  1):   tßxiv   ovv  xov   vaov 

Seine   Beziehungen   zur  Aiolis    zeigen   sich   in  20  xov  Atbg  xaxa  Ss^iav  xov   ioödov  itQog  avt[iov 

der  Genealogie   der  Eponyme  Mytilene,   die  Bogiav  xb  ütlÖTtiov,  acpsGxrjxbg  iiev  xov  vaov 

entweder  des  Makar  oder  des  Pelops  Tochter  xoaovxov   aig   asxa^v   %al   ccvSpiävtag  xal  ava- 

sein  soll;  s.  Hekataios  Europ.  1  bei  Steph.  Byz.  ftrmaxa   alla   avayialG&ai ,   tkxqijxsi   de    ag   iiti 

s.  v.    Mvxih'jvr].      Über    die    Anknüpfung    der  rbv  OTtL6&6Sojiov  aitb  [lißov  \iäli6xa  uo£,ä\i£vov 

dortigen  Pelopiden  (Penthiliden  u.  a.)  an  tov  vaov,  nal  ll&av  xs  &Qiyxa>  -jisQi£%sxai  xal 

die  helladischen  s.  die  Belege  bei  Busolt,  Griech.  SsvSqcc    ivxbg    Tizcpvxoxa    xal    avdoiävxtg  tioiv 

Gesch.  1  S.  273 ff.  avaxsiiisvoi.    goodog    Ss   ig    ccvtb   itQog    öva^iav 

Pausanias'  Behauptung,    dafs  auch  Hera-  iativ  i]Xiov.      Dieser  Beschreibung   entspricht 

kies   von  P.   abstamme  und   zwar  im  vierten  ein  von  einer  Mauer  eingefafster  Bezirk  in  Form 

Geschlecht,   wird   gestützt   durch  Diodor  4,  9.  30  eines  unregelmäfsigen  Fünfecks,  zwischen  Zeus- 

Hier    erscheint    Alkmene    als    Tochter    des  und  Heratempel  gelegen,  zu  welchem  man  von 

Perseiden     Elektryon     und     der     Pelopidin  Südwesten  her  durch  ein  dorisches  Hallenthor 

Eurydike.     Die  Tradition  war  sehr  schwan-  gelangte,    vgl.    Olympia    1    Taf.    13    und    die 

kend.     Nach  Plut.    Thes.   7;    Schol.   Pind.  Ol.  Kommentare  von   Frazer  und  Hitzicj-Blümner 

7,  49  hätte   sie  Lysidike  geheifsen,   wie  die  z.  d.  St.;  daselbst  auch  die  Litteratur.    Pelops 

oben  erwähnte  Pelopstochter,  welche  als  Mutter  wurde  in   Olympia  unter   den  Heroen    so   ge- 

der    Hippothoe    galt;    nach    Paus.   8,   14,   2  ehrt,  wie  Zeus  unter  den  Göttern,  Paus.  a.  a.  O. 

existierte  sogar  eine  Version,  welche  Lysidike  Gestiftet   soll  sein  Kult  von  seinem  Abkömm- 

zur  Mutter  des  Amphitryon  machte.     Hera-  ling  im  vierten  Geschlechte,   von  Herakles, 

kies'    Verbindung    mit    den   Pelopiden    wurde  40  worden   sein,    der    ihm  iQ-vßsv  ig  xb   ßo&oov. 

aber  bestritten,  indem  man  Alkmene  zur  Toch-  Auch  nach  Apollod.  2,  7,  2,  5  und  Schol.  Pind. 

ter  der  Perseidin  Anaxo  machte:  s.  Apollod.  Ol.  1,  149    hätte    Herakles    den    Altar   des    P. 

2,  4,5;  Schol.  Hom.  £323;    Tzetz.  z.  Lyk.  923.  gestiftet.     Im  Pelopion  von  Olympia  hat  sich 

Über  die  verschiedenen  Pelops  und  Chry-  auch   eine   Opfergrube  gefunden,  mit  dunkler 

sippos  betreffenden   Sagen   s.   d.  Art.  Chry-  Erde  und   alten  Weihgaben  gefüllt.     Jährlich 

sippos.  brachten   ihm    dort    die   Beamten    Opfer   dar; 

Am  wichtigsten   sind   die  Beziehungen  des  Pind.  Ol.  1,  146  ff.     Paus.  a.  a.  O.    Das  Opfer- 

P.    zu  Olympia  und    den  Festspielen.     Seiu  tier  war  ein  schwarzer  Widder,  von  welchem 

Wettkampf  mit  Oinomaos  galt  als  das  Proto-  der    'gvltvg   den    Hals    erhielt,    während    sonst 

typ  derselben,  sodafs  Pind.  Ol.  1,  155  die  Bahn  50  niemand  von   diesem   Opfer    geniefsen    durfte, 

dp6[ioi  IliloTtog  nennt.     Spätestens  eine  Gene-  wenn  er  den  Zeustempel  besuchen  wollte.    Das 

ration  nach  Endymion  soll  nach  Paus.  5,8,2  Pelopion  galt  auch  als  Grab  des  P.  (Pind.&.n.  O.), 

P.  dem  olympischen  Zeus  zu  Ehren  die  Spiele  und  auf  ihm  liefsen  sich  die  peloponnesischen 

eingesetzt  haben;   aber  als  nach  seinem  Tode  Epheben  jährlich   mit  Geii'seln    schlagen,   um 

sich   seine   Söhne  über  die   ganze  Peloponnes  ihm  ihr  Blut  als  eine  Art  Totenspende  darzu- 

zerstreut  hatten,    sei    die   Leitung   wieder    an  bringen,  Schol.  rec.  z.  d.  St.     Nach  dem  Schol. 

das   Geschlecht  des  Endymion   zurückgefallen  vet.  "hingegen    hätte  das  Grab  im  Stadion  ge- 

und  erst  später  sind  sie  durch  Herakles  an  legen  und  wäre   dort   sogar  der  Wendepunkt 

die  Person  des  Pelops  wieder  angeknüpft  wor-  für  die  Läufer  gewesen. 

den.     Nach  Phlegon  Irall.  (s.  Keller,  Per.  nat.  60        Nach  Paus.  6,  22,  1    aber  wurden   die   Ge- 

scr.  S.  95)  hätte  ein  pythisches  Orakel  die  Stif-  beine  des  P.  in  einem  ehernen  Schrein  in  einem 

tung  der  dem  Zeus  heiligen  Spiele  dem  Epo-  kleinen   Gebäude    nahe    bei  dem  Tempel  der 

nymen    Peisos    zugeschrieben;    Pelops    hätte  Artemis  Kordaka  aufbewahrt  s.  Sp.  1868,  20. 

sie   dann   aufgenommen   als  Leichenspiele  für  Die   Gebeine   des   Pelops   lassen   die   Griechen 

Oinomaos.     Zu  Ehren  des  Pelops   hatte   sie  auf  ein  Orakel  des  Helenos  hin  holen,  weil 

denn  Herakles  erneuert  und  zwar  nach   Thra-  davon    die    Eroberung    Trojas    abhängig    ist, 

syllos    bei    Clem.   Alex.   Strom.    1  p.  335   Pott.  Apollod.  Epit.  5,  10.     Das  älteste  Zeugnis  für 

(Müller,  F.  H  G.  3  p.  503)    drei   Jahre    nach  diesen  Zug   ist  Lykophr.  AI.   53 ;    vgl.    Schol. 


1875                        Pelor  Pelorios                      1876 

z.  d.  St.;   Tzetz.  Lyk.  911.    Posthorn.  537,  wäh-  Spercheios  sprang  und  von  Poseidons  Dreizack 

rend   die  kleine  Pias  nach   dem  Excerpte   des  durchbohrt  seinen  Tod  fand;  nach  Schol.  Hom. 

Proklos  hiervon  noch  nichts  zu  wissen  scheint.  a.  a.  0.   galt  er  nach   einigen   auch  als  Vater 

Nach  Paus.  5,  13,  4  hatte  es  sich  nur  um  das  des  Menesthios   (s.  d.   nr.  2)    von   der  Peleus- 

Schulterblatt  des  P.  gehandelt,  vgl.  Sp.  1870,  tochter  Polydora  (s.  d.).     Bei  Hygien.  f.  praef. 

das  auch  von  Pisa  nach  Troja  gebracht  wor-  p.   10  Schm.    und   Claudian,    Gigantomach.   79, 

den   sei.     Auf  der  Rückfahrt    aber  scheiterte  wo  er  von  Ares  getötet  wird,  heifst  er  üsXaQog. 

das  Schiff  bei  Euboia;  viele  Jahre  daraufhat  Vgl.  auch   die   angeblich  nach   dem  Sparten 

dann  ein  Schiffer  Damarmenos  den  Knochen  Pelor  (s.  d.)    benannte   Stadt    in   Achaia   d.  i. 
in   seinem  Netze  heraufgezogen    und  ihn   auf  10  wohl  Phthiotis;  es  scheint  daher  bei  Steph.  Byz. 

Rat  des   delphischen   Orakels   den  Eleern   zu-  eine  Vermengung   von   Sparten  und  Giganten 

gestellt,   die  dadurch   von    einer  Pest    befreit  stattgefunden  zu  haben.     Vgl.  Pelor,  Peloros. 

wurden.     Unter   anderen  Belohnungen  wurde  Auch  auf  der  Vase  Collignon,  Catal.  des  vases 

dem  Damarmenos  und  seinen  Nachfolgern  die  232  =  'Eqp?;/x..  &q%ccioI.  1886,  23  =  M.  Mayer, 

Aufbewahrung     dieser     dort     hochgehaltenen  Giganten  u.  Titanen  Taf.  1  liest  Mayer  a.  a.  U. 

Reliquie  (s.  Plin.  not.  hist.  28,  34)  anvertraut,  302;  vgl.  252  den  Gigantennamen  ZV3SOV3[TT 

die  übrigens    zu   Pausanias'    Zeit    schon    ver-  =  ilsXcoosvg.     [Höfer.] 

schwunden  war.     Die  Behauptung,    dafs    das  Pelorias  (nzlcooiäg),  die. Nymphe  des  nord- 

troische  von  Diomedes  geraubte  Palladion  östlich  von  Messana  gelegenen  Kaps  Pelorias, 
von  Hephaistos  aus  Pelops'  Schulterknochen  20  durch  Beischrift  kenntlich,  erscheint  auf  Münzen 

hergestellt    war    (Schol   Hom.    Z   92;    Dionys.  von  Messana,  auf  deren  Revers  öfters  Pherai- 

Bhod.  bei  Clem.  AI.  Protr.  4  =  Müller,  F.  H.  G.  mon    (s.  d.)    dargestellt    ist,    Poole,    Catal.   of 

2  S.  10),  sucht  zwei  Vorbedingungen  für  Trojas  greek   coins   brit.    Mus.    Sicily  106,  58.  59  (da- 

Fall,  die  ursprünglich  nichts  mit  einander  zu  selbst  auch  abgebildet)  107,  70  ff. :  Macdonald, 

thun  haben,  künstlich  zu  vereinigen.    [Bloch.]  Catal.   of  greek  coins  in  tlw  Hnnterian  Collec- 

Pelor  (IIsXojq,  Kurzname  zu  Peloreus  [s.  d.]  tion   University   of  Glasgow  199,  15  pl.  14,  18; 

und  Peloros,   Maafs,   Hermes  23   [1888],  617;  199,  20  pl.  14,  20.    Ältere  Litteratur  bei  Eckhel, 

zur  Bedeutung   s.   Pelorios)   1)  einer  der  fünf  Doctr.  uum.  ret.  1,  222.     [Höfer.] 

übrig    gebliebenen   Sparten,    als    die  überein-  Pelorios   (IIsXtaoLog),   1)   Beiname   des   Zeus 
stimmend  noch  Chthonios  (s.  d.  nr.  4),  Udaios,  30  in  Thessalien,    worüber  Baton  von  Sinope  bei 

Hyperenor  (s.  d.  nr.  1)  und  Echion  (s.  d.  nr.  2)  Athen.  14,  639  e  —  640  a  (und  aus  Athen,  wieder 

genannt  werden,  denen    Timagoras  im  Schol.  Eust.  ad  Hom.  B.  1101,  12—24)  folgendes  be- 

Eur.  Phoen.  670   noch  den  Kreon  (s.  d.  nr.  2)  richtet:  Als  Pelasgos  (s.  d.  nr.  17)  mit  seinem 

hinzuzählte,  Aischylos  (fr.  376  Nauck*  S.  110;  Volke  ein   gemeinsames  Fest  feierte,  meldete 

vgl.  aber  auch  Spiro,  De  Eur.  Phoen.  9)  im  Schol.  ihm    ein    Mann,    mit    Namen    Peloros,    den 

Ea r.  Phoen.  942,  Lysimachos,  Hellanikos,  Phere-  durch    Erdbeben    erfolgten    Durchbruch    (vgl. 

kydes  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  1179  (=  Eudocia  515  hierüber  Kriegk,  Das  thessal.  Tempe  35.  Wentzel, 

p.  248  [p.  405  Flach]) ;  vgl.  1180.  Apollod.  3, 4, 1, 5.  Aus  der  Anomia  141  f.)  des  Tempethals  und  den 

Hygin.  f.   178.      Paus.   9,  5,  3.      Schol.   Find.  Abflufs   des  Wassers,   welches    das   Land  wie 
Isthm.  1,  41.     Nach  Steph.  Byz.   s.  v.  'Ä&axog  10  ein  See  bedeckt  hatte.    Voll  Freude  über  diese 

war  IJsXojQicc  der  Name  einer  Stadt  in  Achaia  frohe  Nachricht  bewirtete  Pelasgos  den  Boten 

(wohl  Phthiotis  s.  Peloreus)  anb  r&v  SiTtccQt&v  auf  das  freigebigste  und  nach  Besitznahme  der 

tvbg  HhXcoqov,  nach  seinem  Sohne  "A^coxog  hiefs  nunmehr    erschlossenen    fruchtbaren    thessali- 

sie   später  Azotos.     M.  Mayer,   Gig.  u.   Titan.  sehen    Ebene    setzte    er    dem    Zeus    UtlwQiog 

252  weist  darauf  hin,  dafs  Namen  von  Sparten  (Athen.,    IlttcoQog,    Eust.)   zu   Ehren    ein   Fest 

als   Namen    von    Giganten  wiederkehren;   von  ein,  die  IleXwQta,  an  denen  auch  Fremde  teil 

den  oben  genannten  Spartennamen  finden  sich  nehmen    durften    sowie    Sklaven,    denen    die 

als  Gigantennamen  Cthonios,  Echion,  Udaios,  Herren  an  diesem  Tage  aufwarteten.  Der  Name 

Pelor   (s.  Peloreus).      Vielleicht    ist    der    oben  des  Boten,  Peloros,  in  dem  Preller,  Arch.  Zeit. 
genannte   Sohn   des  letzteren,  Azotos,   in  dem  50  3  (1845),  106  den  Zeus  selbst  erkennt,  ist  er- 

Gigantenverzeichnis  bei    Tzetz.    Theog.   92   für  funden  zur  Erklärung  des  Beinamens  des  Zeus 

das  überlieferte  AacoXog  (andere  Versuche  bei  und  des  Festes  n&XcoQta,  vgl.  31.  Mayer  Bd.  2 

M.  Mayer  a.  a.  O.    259 f.)   einzusetzen,   zumal  s.  Kronos  Sp.  1538.  -  -  Athenaios  a.  a.  O.  ver- 

da  als  Nebenform  der  homonymen  Stadt  "igcorog  gleicht  das  Fest  der  Pelorien  mit  den   rönii- 

in    Palästina     sich    auch    'Accotog    findet.    —  sehen   Saturnalien    wegen    der    beiden   Festen 

2)  Gigant  s.  Peloreus.     [Höfer.]  gemeinschaftlichen    Sitte    der    Bewirtung    der 

Peloreus  tTIil]o)Qsvg),  Gigant  vom  Altarfries  Sklaven  u.  s.  w.,  vgl.  auch  H  D.  Müller,  Ares 

in    Pergamon,    Fränkel,    Die   Inschriften    von  129,3.    Orerbeck,  Ahhandl.  d.K.  S.Ges.  d.Wiss. 

Pergamon    1,  70  b   S.  66;    Puchstein,   Beschrei-  4  (1865),  43.  80.     Preller,  Ber.  d.  K.  S.  Ges.  d. 
hang  der  Skulpturen  von  Pergamon,  I.  Giganto-  60  Wiss.  7  (1855),  198.     Nach  M.  Mayer,  Gig.  u. 

machte   S.  9    Taf.   3;    als    Gigantennamen    ist  Titan.  132,  185  sind  die  TltXöjQia  vielleicht  mit 

Peloreus    auch   bei    Nonn.    Dionys.  48,  39  be-  den    Tixdvta    (Schol.    Eur.    Or.   89.      Theodos. 

zeugt,  wo  er  gegen  Dionysos  den  Berg  Pelion  Griiininat.   p.  6t)  Göttling)    identisch,    und   die 
schwingt.    Er  ist  hiernach,  wie  Maafs,  Hermes       Bewirtung  der  Sklaven  durch  ihre  Herren  er- 

23  (1888),  74,  1   bemerkt,   in   der  Phthiotis  zu  klärt  er  (Bd.  2  Sp.  1537  f.)  daraus,  dafs  in  der 

Haus,  wohin  ihn  auch  die  Erzählung  im  Schol.  Zeit,    aus   der  die  Berichte  über  dieses   Fest 

Townl.  Hom.  II.  1«,  176   weist,   nach  der  der  stammen,  die  Pelasger,  deren  Nationalfest  die 

Gigant   IUIcoq   von  Poseidon    verfolgt  in   den  HtlöjQia  gewesen  waren,   unterworfen  waren, 


1877 


Pelorios 


Pemphredon 


1878 


dafs  ihre  Bezwinger  aber  aus  abergläubischem 
Respekte  vor  den  Göttern  der  Unterworfenen 
diese  Konzession  machten.  Als  Beiname  des 
Zeus  findet  sich,  soviel  ich  sehe,  itsXwQiog  nur 
noch  bei  Quint.  Smyrn.  11,  273,  aber  ohne 
Beziehung  auf  obige  Legende,  nur  in  der  Be- 
deutung, c  gewaltig' :  AIgcc  (=  Moira)  .  .  .  u&xo 
d'  ovxa  Zfjva  7ttlwQtov,  ovxs  xiv  aXXov  ä&avd- 
ron>.  Beachtenswert  ist,  dafs  sich  Zeus  Pelo- 
rios inhaltlich  vollständig  mit  Poseidon  Petraios  lu 
(s.  d.  nr.  3)  bez.  Lytaios  deckt,  M.  Mayer  aa. 
aa.  Oo.  Vielleicht  kann  man  noch  einen  Schritt 
weiter  gehen  und  unter  dem  'riesigen  Gott' 
(Zsvg  =  Gott,  vgl.  Bohde,  Psyche  1 2,  204 :  den 
„generellen  Sinn  der  Bezeichnung  des  'Gottes' 
überhaupt  hat  in  Verbindung  mit  näher  be- 
stimmenden Beiwörtern  der  Name  cZeus'  in 
vielen  Lokalkulten  bewahrt")  den  Poseidon*) 
selbst  verstehen.  Der  Beiname  TltXöiQiog  läfst 
sich  für  Poseidon  vielleicht  auch  für  Messana  20 
erschliefsen.  Nach  Hesiod  bei  Diod.  4,  85 
(frgm.  18  Rzach)  soll  der  Poseidonsohn  (s. 
Orion  Bd.  3  Sp.  1034)  Orion,  der  bei  Hom.  Od. 
11,  572  (nachgeahmt  von  Euphorion  in  dem 
neuen  Fragment  in  Comment.  in  Arat.  [ScJiol. 
324]  reliquiae  ed.  Muafs  406,  19)  selbst  TtsXm- 
Qiog  heifst,  7TQ06%wGai  tÖ  xatä  xi]v  UeXa- 
Qlda  %&l\lkVOV  CCHQ(aX7]QlOV  -accI  xb  xi\ibvog 
xov  UoGtid&vog  xttxccGKkvdoai ,  xifub^svoi' 
(Küentzle  unt.  Orion  Bd.  3  Sp.  1036  Z.  29  bezieht  so 
xi[i(i>iievov  auf  den  vorausgehenden  Accusativ 
'SIqlcovcc,  aber  auch  die  Beziehung  auf  rsfisvog 
ist  möglich)  imb  x&v  iy%iopiav  ötaqjtpovxoog. 
Nach  anderer  Überlieferung  bei  Diodor  a.  a.  0. 
vgl.  Aeschyl.  bei  Strabon  6,  258.  Verg.  Aen. 
3,  414ff.  Plin.  3,  8,  14.  Pomp.  Mela  2,  7,  14. 
Ov.  Met.  15,  290.  Sic.  Ital.  14,  11  ff.  Eust. 
ad  Dion.  Per.  340.  Schol.  ad  Dion.  Per.  80. 
lustin.  4,  1  sollte  umgekehrt  Sicilien  durch 
Erdbeben,  also  nach  antiker  Auffassung  durch  40 
Poseidon,  am  Vorgebirge  Pelorias  von  Italien 
losgerissen  worden  sein.  Vgl.  auch  Etym.  Gud. 
458,  42 ff.  s.  v.  IJslcoQa'  .  .  TtcxQÜysxai  8h  rtapci 
xb  TtQOGTtsld^siv  xa>  'SIq icovi,  a>g  Xtyst,  ö  Ttoirj- 
xrjg  iv  xä  X,  öxe  oidsv  (1.  sidsv)  6  nplauog 
xbv  kpXXtcc,  nun  folgen  die  Verse  11.  22,  26  —  29; 
vgl.  Küentzle,  Über  die  Sternsagen  der  Griechen 
1,  6.  Wir  müssen  uns  bei  der  Dürftigkeit  der 
Überlieferung  begnügen  festzustellen,  dafs  auf 
Pelorias  ein  Kult  des  Poseidon  und  zwar  in  50 
seiner  Eigenschaft  als  Erderschütterer  existierte. 
Vielleicht  ist  auch  das  von  Strabon  1,  10  er- 
wähnte üelwQov  [ivtjilcc  hierher  zu  ziehen,  das 
nach  Strabon  a.  a.  0.  Pomp.  Mela  a.  a.  0. 
Sali,  bei  Serv.  ad  Verg.  Aen.  3,  411  und  Isidor. 
Etym.  14,  7,  3.  Val.  Max.  9,  8  ext.  1  an  den 
Steuermann  Hannibals  Peloros,  nach  dem  so- 
gar das  Vorgebirge  Pelorias  benannt  sein  sollte, 
erinnerte,  der  hier  seinen  Tod  gefunden  haben 
sollte.  Dafs  der  Name  Pelorias  viel  älter  ist,  t;o 
beweist  schon  sein  Vorkommen  bei  Tliuc.  4,  25. 
Nach  Hohn,  Gesch.  Sicil.  1,  9  f.  (vgl.  56,  332) 
ist  es  nicht  unmöglich,  dafs  sich  das  [ivf^a 
IlslcoQov   auf  Orion  bezieht,    nach   dem   auch 

*)  Ebenso  ist,  wie  ich  nächstens  ausführlich  darzu- 
legen gedenke,  der  2'9sviog  Zeig  in  Troizen  (Paus.  1,  32,  7. 
34,  (i)  =  Poseidon,  eine  Bezeichnung,  die  wahrscheinlich 
in  dem  Aigeus  des  Sophokles  vorkam. 


Pelorias  selbst  benannt  sein  mag;  zugleich 
hebt  Holm  a.  a.  0.  10  die  Eigentümlichkeit 
hervor,  dafs  wie  hier,  wo  die  Meerenge  durch 
einen  gewaltsamen  Durchbruch  des  Wassers 
entstanden  sein  soll,  so  auch  in  Thessalien 
(s.  oben),  wo  der  Durchbruch  der  Gewässer  das 
Land  trocken  legte,  sich  in  der  Sage  der  Name 
Peloros  in  den  Vordergrund  stellt. 

2)  Die  Beinamen  irslöjQiog  bez.  -Tttlcooog,  in 
denen  H  I).  Müller,  Ares  57  ff.  Mythol.  1,  157  ff. 
2,  43  ff.  unbeschadet  ihrer  allgemeinen  Be- 
deutung rriesig,  gewaltig'  Symptome  chthoni- 
schen  Wesens  erkennt,  führen  unter  den  Göttern 

a)  Hades,  Hom.  H.  5,  395.  Thedkr.  25,  271. 
—  b)  Ares,  Hom.  11.    7,  208.     Quint.  Smyrn. 

I,  189.  —  c)  Gaia,  Hes.  Theog.  159.  173.  479. 
505.  731.  821.  858.  861.  Tzetz.  Hom.  467.  Orac. 
Sibyll.  ed.  Rzach  3,  646.  8,  33.  -  d)  Boreas 
vgl.  Apoll.  Rhod.  2,  1102. 

Von  anderen  hauptsächlich  chthonischen 
Wesen : 

e)  Echidna,  Hes.  llicog.  295;  vgl.  299. 
Rohde,  Psyche  l2,  213,  1. 

f)  Typhoeus,  Hes.  Theog.  845.  S56. 

g)  Python,  Hom.  Hi/mn.  in  Apoll.  374. 
Eur.  Iph.   Taiir.  1247.     Apoll.  Rhod.  2,  706. 

h)  Giganten  (vgl.  Peloreus),  Plut.  Mor. 
341  e  (De  Alex.  fort.  2,  10). 

i)  Kyklop  Polyphemos,  Hom.  Od.  9,187; 
vgl.  257. 

Auch  die  ßpirrj,  mit  der  Kronos  seinen 
Vater  entmannte,  heifst  ntlmpiog,  Hes.  Theog. 
179.  Schliefslich    führen    auch    gewaltige 

Helden  das  Epitheton  itilwoiog,  so  Agamem- 
non (Hom.  II.  3,  166),  Achilleus  (ebenda 
21,  527),  Aias  (ebenda?.,  229),  Hektor  (ebenda 

II,  820),  der  Aitoler  Periphas  (ebenda  5,  842. 
847).     [Höfer.] 

Peloros.  1)  Gigant  s.  Peloreus.  —  2)  Sparte 
s.  Pelor.  —  3)  S.  Pelorios. 

Pelteuos  (nelxvvog),  lokaler  Kultbeiname 
des  Zeus  in  der  phrygischen  Stadt  Peltai  (isgov 
xov  Aibg  xov  IIslxr]vov),  C.  I.  G.  3568  f.  Z.  21. 
Ramsay,  Cities  .  .  .  of  Phrygia  1,  241.  Michel, 
Recueil  d'inscr.  grecques  542  p.  407.  Über  Zeus 
auf  Münzen  von  Peltai  s.  Ramsay  a.  a.  0. 
Head,  Hist.  num.  567.  Imhoof-Blumer,  Klein- 
asiatische  Münzen  1,  283  nr.  3 ff.     [Höfer.] 

Pelusion  s.  Lokalpersonifikationen  und 
Froehner,  Ann.  de  la  Soc.  de  Num.  1890  p.  21. 

Pelusios  (TlrilovGLog),  Sohn  des  Malkandros, 
Königs  in  Byblos,  nach  welchem  die  ägyptische 
Stadt  Pelusion  benannt  sein  sollte,  Plut.  1s. 
et  Os.  15.  17.  Scyl.  106.  Wiedemann,  Herodots 
zweites  Buch  89.     [Stoll.] 

Pemphredon  (n^^cpQvöcov),  eine  der  Graiai 
(s.d.),  neben  TT6PC0)  und  6NY03  inschriftlich  auf 
einem  Thongefäfs  des  archäol.  Museums  in 
Halle,  Robert,  Hermes  36  (1901),  159  f.  Damit 
ist  zu  vergleichen  die  Bd.  1  Sp.  1249,  21  f.  s.  v. 
Enie  erwähnte  etruskisierte  Namensform  Pem- 
phetru  (pemqpetru)  und  die  Bd.  1  Sp.  1730,  38. 
40  s.  v.  Graiai  angeführten  Formen  IIsiLcpQriSm 
bez.  MB^cpQrjäw.  Zu  den  Bd.  1  Sp.  1737  er- 
wähnten Darstellungen  der  Graien  tritt  aufser 
der  auf  unserem  Becher,  der  die  Graiai  jung 
und  schlank  zeigt,  die  ähnliehe  auf  einer 
attischen    Pyxis,    Boehlau,    Athen.     Mitt.     11 


1879     Penates  (Name  u.  Bedeutung)  Penates  (Name  u.  Bedeutung'      1880 

(1886),    367  ff.    Tat'.    10,    auf    der    die    Grraiai  ist,  läist  über  den  Gesichtspunkt  der  Zusaininen- 

gleichfalls  jugendlich  und  mit  vollen  schwarzen  fassung  keinen  Zweifel  aufkommen:  es  sind  die 

Haaren  gebildet  sind.   Puchstein,  Beschreibung  im  penus   wohnenden    und  waltenden   Götter, 

der  Skulpturen,  aus  Pergamon,   Gigantornachie  und  ebensowenig  wie  es  einen  penus  schlechthin 

5.  36  vermutet,  die  Graiai  seien  auch  in  der  giebt,  sondern  nur  den  eines  bestimmten  Hauses 
Gigantornachie  dargestellt  gewesen:  ,, ihre  Dar-  oder  einer  bestimmten  Gemeinschaft,  ebenso- 
stellungen  sind  bis  auf  den  letzten  Rest  ver-  wenig  giebt  es  di  penates  schlechthin,  sondern 
schwunden;  nur  auf  einem  Gesimsbruchstück  stets  nur  mit  Beziehung  auf  ein  bestimmtes 
wird  die  eine  [E]vvm  (—  ob  aber  nicht  die  Haus  oder  eine  bestimmte  Gemeinde.  Die  Ab- 
Kriegsgöttin  damit  gemeint  ist?  — )  genannt.'1  10  leitung   des  Namens   ist  auch    von  den  Alten 

[Höfer.]  nicht  verkannt  worden,  wenn  sie  ihn  auch  viel- 

Penates.  fach    statt  mit  penus   mit    den  weiteren  Bil- 

I.  Name  und  Bedeutung.  düngen  penitus  und  penetrare  (penetralia)  zu- 

Im  älteren  und  technisch  korrekten  Sprach-  sammenbrachten.      Cic.  de  not.  deor.  2,  68  nee 

gebrauche,   der  in   der  Prosa,   soweit   es  sich  longe  absunt  ab  hac   vi  —   der  Vesta,   deren 

nicht  um   die  metonymische  Verwendung  von  vis  ad  aras  et  focos  pertinet  —  di  penates,  sive 

penates  für  „Haus"    oder   „Heimat"  (s.  unten)  a  penu    dueto    nomine  (est   enim    omne,    quod 

handelt,   stets   der  herrschende  geblieben  ist,  veseuntur  liomines,  penus)  sive  ab  eo,  quod  pe- 

ist  nie  von  Penates  schlechthin,  wie  etwa  von  nitus  insident:  ex  quo  etiam  penetrales  a  poetis 
Lares    oder  Genius,    die  Rede,    sondern    stets  20  vocantur  (penetrales  di  bei  Seneca  Phoen.  340; 

von  di  penates  (divi  penates  Hör.  sat.  2,  3,  176  Ocdip.  265.     Tac.  ann.  2,  10;  vgl.  Paul.  p.  208 

quare  per  divos  rogatus  uterque   penates;    bei  penetralia  sunt  penatium  deorum  sacraria;  Ovid. 

Catull.    64,    404    ist    die    Überlieferung    dicos  met.  15,  34  f.  braucht  patrium  penetrale  gleich - 

scelerare  par ente. s  zu  halten),  z.  B.  Plaut.  Merc.  bedeutend  mit  patrios  penates,  foci  penetrales 

834  ff.  di  penates  vieum  parentum,  familiai  Lar  Cic    har.  resp.  57.     Catull.  68,102.    Verg.  Aen. 

pater,   vobis  mundo  meum  parentum  rem  bene  5,  660);   danach  Firm.  Mat.  de  err.  pro  f.  rel. 

ut  tutemini;  ego  mihi  alios  deos  penates  per-  14,  1  (qui  nihil  aliud  putanty   esse  vitam  nisi 

sequar,   alium  Larem.      Ter.  Phorm.   311   ego  vescendi  et  potandi  licentiam,  hos  sibi  deos  ex 

deos  penates  hinc  salutatum  domum  devertar.  cupiditatis  suae  humilitate  fhixerunt,  nutrimenta 
Trag.  ine.  frg.  243  Bibb.  (=  Mar.   Vict.  G.  L.  30  corporis,  quae  ex  cottidianis  epulis  comparantur, 

6,  135  K.)  deos  penates,  qui  parentes  Thestii.  hoc  nomine  pro  salute  hominum  cousecrantes .  . 
Varro  de  l.  I.  5,  144  ibi  di  penates  nostri.  Cic.  nam  omne,  quod  veseuntur  homines,  penus  vo- 
de  rep.  5,  7  sanetis  penatium  deorum  Larumque  catur,  hinc  et  cella  penaria,  hinc  et  dii  penates 
familiär ium  sedibus;  de  har.  resp.  37  patrii  ab  abiectis  et  prostratis  hominibus  misera  sunt 
penatesque  di;  de  nat.  deor.  2,  68;  pro  Quinct.  cogitatione  eompositi.  Die  Ableitung  von  jieui- 
83;  pro  Bosc.  Am.  23;  pro  rege  Deiot.  15;  Phil.  tus  bei  Macr.  8.  3,  4,  8  sed  qui  diligentius 
2,75;  de  domo  106.  108.  142.  143  (aber  ebd.  eruunt  veritatem,  penates  esse  dixerunt,  per  quos 
144  patrii  penates  familiäre sque;  Catil.  4,  18  penitus  spiramus,  per  quos  habemus  corpus,  per 
vobis  arcem  et  Capitolium,  vobis  aras  penatium,  quos  rationem  animi  possidemus  (ebenso  Serv. 
vobis  illum  ignem  Vestae  sempiternum,  vobis  40  Aen.  2,  296;  qui  penitus  nos  regant  ratione, 
omnium  deorum  templa  atque  delubra  .  .  .  com-  calore  ac  spiritu  Arnob.  3,  40);  vgl.  Serv.  Aen. 
mendat).  Sallust.  hist.  frg.  1,  77,  16.  20;  2,  47,  3,  12  quos  Bomani  penitus  in  eultu  habent,  quos 
3.4.98,1  Maurenbr.  u.  s.  w. ;  die  Eidesformel  nisi  sacerdoti  videre  fas  nulli  sit;  qui  ideo  pe- 
(s.  unten)  lautet  per  Iovem  deosque  penates  nates  appellantur,  quod  in  penetralibus  aedium 
(vgl.  Hör.  epit.  2,  7,  94  quod  te  per  genium  coli  soleant  (daher  Isid.  orig.  8,  11,  99  penates 
dextramque  deosque  penatis  obsecro  et  obtestor),  dicti  quod  essent  in  penetralibus ,  id  est  in  se- 
der Tempel  (s.  unten)  heifst  nie  anders  als  cretis);  nam  et  ipsum  jtenetral  penus  dicitur,  ut 
aedes  deum penatium,  ebenso  kennt  der  Kalender  hodie  qnoque  penus  Vestae  claudi  rel  aperiri 
(sacrificant  dis  penatibus,  Menol.  rust.  C.  I.  L.  dicitur.  Da  der  penus,  der  für  den  Verbrauch 
l2  p.  280)  und  die  erdrückende  Mehrzahl  der  50  des  Jahres  aufgespeicherte  Vorrat  an  Lebens- 
Weihinschriften  nur  diese  Bezeichnung.  Aus  bedürfnissen  (über  die  Bedeutung  s.  Klausen, 
ihr  und  aus  dem  Fehlen  der  Singularform  Aeneas  u.  d.  Penaten  636  ff.),  die  Existenz  des 
Penas  oder  Penatis  (Fest.  p.  253  Penatis  sin-  Hauses  sichert  und  einen  wesentlichen  Teil 
gulariter  Labeo  Antistius  2)osse  dici  putat,  quia  seines  Vermögens  darstellt,  so  sind  es  eben  die 
pluraliter  penates  dicantur,  cum  patiatur  pro-  Götter  des  Penus,  von  denen  die  Erhaltung 
portio  etiam  penas  dici,  ut  optimas,  primas,  des  Hauses  und  seines  Wohlstandes  in  erster 
Antias)  geht  hervor,  dafs  es  sich  hier  nicht  Linie  abhängt  (vobis  mando,  meum  parentum 
um  einen  Individualnamen  handelt,  sondern  rem  bene  ut  tutemini  sagt  Charinus  Plaut. 
um  die  Bezeichnung  einer  Götterklasse,  eine  Merc.  835  zu  den  di  penates  meum  parentum). 
Zusammenfassung  einer  Mehrzahl  verschieden-  60  Darauf  beruht  die  seit  dem  1.  Jahrh.  v.  Chr. 
artiger  Gottheiten  unter  einem  bestimmten  Ge-  immer  geläufiger  werdende  metonymische  Ver- 
sichtspunkte ,  analog  den  Benennungen  di  in-  wendung  des  Wortes  penates  im  Sinne  von 
digetes,  di  novensides,  di  agrestes  u.  s.  w.  Die  ,,Haus,  Heimat",  zunächst  in  solchen  Verbin- 
vollkommen  durchsichtige  Bildung  des  Namens,  ■  düngen,  die  noch  eine  persönliche  Auffassung 
der  mittels  des  die  lokale  Zugehörigkeit  be-  des  Penatenbegriffes  zulassen  (z.  B.  pulsi  li- 
zeichnenden  Suffixes  -ati-  (vgl.  nostras,  infer-  quere  penates  Tarquinii  patrios  Verg.  Catal. 
nas,  Arpinas  u.  s.  w.)  von  dem  in  penus  und  9,  35,  vgl.  Hör.  c.  3,  27,  49;  qualis  et  unde 
seiner  Sippe   vorliegenden   Stamme  abgeleitet  genus,  qui  sint  mihi,  Tülle,  penates  Prop.  1,22,1; 


1881     Penates  (Name  u.  Bedeutung)  Penates  (häusliche  Verehrung)     1882 

Umbria  te  notis  antiqua  penatibus  edit,  ebd.  Georg.  4, 155  von  den  penates  der  Bienen  spricht, 
4,  1,  121;  ancora  te  teneat,  quem  non  tenuere  4,  43  ihnen  zu  sub  terra  fovere  Larem,  den 
penates,  ebd.  3,  7,  33;  repetit  penatis  Hör.  c.  3,  certi  penates  Verg.  Georg.  4,  155;  Aen.  8,  39 
14,3;  Ithacam  revehi  patriosque  penatis  aspicere  entspricht  der  Lar  certns  Hör.  epist.  1,  7,  58; 
Hör.  sab.  2,  5,  4;  sparsos  fraterna  caede  pena-  vgl.  auch  Lucan.  5,  528  o  vitae  tuta  facultas 
tes  Verg.  Aen.  4,  21  =  Prop.  2,  30,  21  spargere  pauperis  angustique  Lares  —  537  angustos  opi- 
et  alterna  communes  caede  penates,  vgl.  Liv.  bus  subitis  implcre  penates;  Martial.  11,  82,  2 
1,  48,  7),  dann  ganz  allgemein  und  unein-  conduetum repelens  nocte  inbente Larem  -^8,75,1 
geschränkt  im  Sinne  von  domus  (häufig  domus  dum  repetit  sera  conduetos  nocte  iienates  u.  a., 
und  penates  verbunden,  z.  B.  Catull.  9,  3  veni-  10  zuweilen  innerhalb  desselben  Gedichtes  wech- 
sle domum  ad  tuos  penates.  Liv.  30,  13,  13  selnd,  z.  B.  Martial.  9,  18,  2  parvi  sunt  et  in 
in  omnium  harn  in  um  inimicissimi  sibi  domum  urbe  Lares,  ebd.  v.  7  quam  dederis  nostris 
ac  penates  eandem  pestem  ac  furiam  transisse.  Auguste  penatibus  undam;  9,  61,  5  totos  am- 
Ovid.  met.  7,  574 f.  fugiuntque  penates  quisque  plexa  penates  stat  platanus,  ebd.  v.  15  atque 
suos,  sua  cuique  domus  funesta  videtur;  trist.  oluere  Lares  comissatore  Lyaeo.  Die  Griechen 
4,  8,  9  et  parvam  celebrare  domum  veteresque  geben,  entsprechend  der  sehr  häufigen  Ver- 
penates.  Lucan.  10,479  inque  domum  iam  tela  bindung  patrii  penates  (Cic.  Verr.  4,  17;  pro 
cadunt  quassantqiie  penates;  intra  domesticos  Sulla  86;  de  domo  144;  de  har.  res}).  37;  pro 
penates,  Colum.  12  praef),  sodafs  Wendungen  Sest.  45;  Phil.  2,  75.  Verg.  Aen.  2,  717.  4,  598. 
wie  penatibus  succedere  {Verg.  Aen.  8, 123  nostris  20  5,  62.  Tibull.  1,  3,  33.  Prop.  4,  1,  91.  Hör.  c. 
succede  penatibus  hospes),  intrare  penates  (Ovid.  3,  27,  49;  sat.  2,  5,  4.  Ovid.  her.  3,  67;  met.  1, 
fast.  6,  529.  Martial.  8, 1, 1 ;  inire  penates,  Verg.  773.  9,447;  fast.  6,  603.  Lucan.  1,  353.  9,  230 
Aen. 4,531. 6, ß03;  subire penates, Ovid. met.  5,650.  u.  a.)  den  Begriff  gewöhnlich  durch  &sol  Ttäxoioi 
Stat.  Hieb.  1,  481),  tangere  penates  (Ovid.  met.  8,  (Mon.  Anc.  gr.  18,  24)  oder  TtcctQaioi  (Hygin. 
637;  trist.  1,  5,  81),  implere  penates  (Lucan.  2,  bei  Macr.  S.  3,  4,  13.  Bion.  Hai.  1,  57.  67. 
331.  5,537),  complecti i penates  (Verg.  Aen.  2,514  Plut.  Coriol.  29)  wieder,  doch  finden  sich  da- 
laurus  .  .  .  umbra  complexa  penates,  danach  neben  noch  eine  Reihe  anderer  Übertragungen, 
Martial.  9,  61,  5  totos  amplexa  penates  stat  pla-  wie  &toi  ■n.aTotY.lSioi  (Mon.  Anc.  gr.  10,  12), 
tanus),  reparare  penates  (quod  lieuit  Iunianos  &sol  kttjgioi  (Dion.  Hai.  8,  41,  3)  u.  a.;  vgl. 
reparare  penates,  C.  I.  L.  10,1114  =  Buechcler,  30  Bion.  Hai.  1,  67,  3  oi  §s  i^QiLvvsvovteg  ig 
Anth.  epigr.  nr.  258),  aperire  penates  (Paneg.  n)i'  'ElldSa  ylwaaccv  tovvo^icc  oi  y,sv  -jtatQcaovg 
in  Pison.  218),  habitare  penates  (Martial.  10,  &7tocpccivovaiv,  oi  Ss  ysvs&Xiovg,  siel  d'  oi 
28,3.  12,3,11;  vgl.  auch  Seneca  Phoen.  502  Ktr\6iovg,  alloi  ds  ^v%iovg  (=  penetrales),  oi 
te  p>rofugum   solo  patrio  penates  regis  externi  8h  tQxsLovg. 

tegunt)g&nz  geläufig  sind  und  man  den  Penaten  hänsliehp  Verel™«-  der  Penaten 

alle  Beiworte  giebt,  die  dem  Hause  nach  seinen  n'  me  ,l^usllclie  veieiirung  der  renalen. 

Eigenschaften  und  Schicksalen  zukommen,  z.  B.  Im  ältesten  römischen  Hause  und  unter  den 

parvi  (hinc  anni  labor,  hinc  patriam  parvosque  einfachsten  Lebensverhältnissen  der  Urzeit  be- 

penatis  sustinet,   Verg.  Georg.  2,  514;  vgl.  Aen.  anspruchte  die  Aufbewahrung  des  penus  keinen 

8,  543.  Ovid.  met.  8,  637;  fast.  4,  531),  angusti  10  eigenen  Raum  (die  spätere  cella  penaria),  son- 
(Lucan.  5,  537),  exigui  (Martial.  10,  28,  3),  dem  die  Vorräte  des  Hauses  befanden  sich 
modici  (Tac.  arm.  2,  84),  magni  (Lucan.  2,  384),  ebenso  wie  der  Herd,  auf  dem  die  Speisen  be- 
vasti  (ebd.  10,  483),  certi  (Verg.  Aen.  8,  39  hie  tibi  reitet,  und  der  Tisch,  an  dem  sie  genossen 
certa  domus,  certi,  ne  absiste,  penates),  condueti  wurden,  im  Hauptwohnraume,  dem  Atrium,  und 
(Martial.  8,  75,  1),  privati  (Seneca  de  dem.  1,  zwar  in  dessen  hinterem  Teile.  Hier  haben 
iö,  3  venu  in  privatos  penates)  u.  s.  w.;  man  auch  die  Penaten  ihre  Kultstätte,  der  Herd  ist 
spricht  in  diesem  übertragenen  Sinne  von  der  spezielle  Ort  ihrer  Verehrung  (Serv.  Aen. 
penates  nicht  nur  mit  Beziehung  auf  die  An-  11,  211  cum  focus  ara  sit  deorum  penatium, 
gehörigen  fremder  Nationen,  bei  denen  von  vgl.  3,  178;  ebenso  Porph.  zu  Hör.  epod.  2,  43), 
Penaten  im  römischen  Sinne  streng  genommen  50  der  vor  dem  Herde  stehende  Speisetisch  nimmt 
keine  Rede  sein  kann  (z.  B.  Verg.  Aen.  1,  527  auch  die  ihnen  dargebrachten  Opfergaben  auf 
non  nos  aut  ferro  Libycos  populäre  penates  (sacra  in  mensa  penatium  online  ponuntur, 
rvnimus.  Martial.  4,  64,  29  credas  Alcinoi  Naer.  b  Pun.  frg.  3  Bachr.  =  Prob,  zu  Verg. 
pios  penates.  luven.  14,  320  quantum  Socratici  Lei.  6,  31;  sacras  facitis  mensas  salinornm 
ceperunt  ante  penates),  sondern  auch  auf  Götter  appositu  et  simulacris  deorum,  Arnob.  2,  67); 
(z.  B.  Ovid.  met.  1,  173  f.  a  fronte  potentes  caeli-  als  der  Herd  aus  dem  Atrium  verschwindet, 
colae  clarique  suos  posuere  penates.  5,  496 :  hos  wandert  die  Kultstätte  der  Penaten  mit  ihm 
nunc  Arethusa  penates,  haue  habeo  sedem.  in  die  Küche  (singida  cnim  domus  sacrata 
Martial.  10,  28,  3  von  Ianus:  pervius  exiguos  sunt  dis  ut  culina  penatibus,  Serv.  Aen.  2,  469, 
habitabas  ante  penates)  und  sogar  auf  Tiere  60  vgl.  Martial.  7,  27,  5  pinguescant  madido  laeti 
(Verg.  Georg.  4,  155  von  den  Bienen:  et  pa-  nidore  penates  flagret  et  exciso  festa  culina  iugo), 
triam  solae  et  certos  novere penates;  Stat.  Theb.  zuweilen  bleibt   sie  auch,   namentlich    in  vor- 

9,  360  von  den  Seevögeln  fluctivagam  domum  neBmen  Häusern,  vom  Herde  losgelöst  als  be- 
madidosque  penates).  Dieser  Sprachgebrauch  sonderes  sacrarium  im  Atrium  erhalten  (com- 
deckt  sich  vollständig  mit  der  gleichartigen  pluvium  deorum  penatium,  Suet.  Aug.  89);  der 
Verwendung  der  Worte  Lar  und  Lares  (s.  da-  Grundvorstellung  nach  aber  gehören  Penaten  und 
rüber  oben  Bd.  2  Sp.  1878 f.),  wie  zahlreiche  Herd  so  untrennbar  zusammen,  dafs  Vergil  sogar 
l'nrallelstellen   zeigen;   so  schreibt   Vergil,  der  ebenso  wie  Vesta  (ter  liquido  ardentem  perfudü 


1883     Penates  (häusliche  Verehrung)  Penates  (häusliche  Verehrung)    1884 

nectare    Vestam,   Georg.   4,   384)    auch  penates  uatibus  (Iure  . . .  suecinctis  Laribus,  quia  Gdbino 
einfach  appellativisch  im  Sinne   von  focus  ge-  cinctu  di  penates  farmabantur;  Serv.  Aen.  3, 302 
braucht,  Aen.  1,  703  f.   quinquaginta   intus  fa-  manes  piorum,  qui  Lares  viales  sunt  ~  3,  168 
mulae,  quibus  ordine  longam  cura  penwm  sintere  deos  qui   vocantur    animales,    quod   de   animis 
et   flammis   addiere  penates   (nachgeahmt  von  fiant;  hi  autem  sunt  dii  penates  et  viales;  ebd. 
Macr.  S.  1,  24,  22   cui  cura  vel  adolendi  pena-  6,  152  apud  maiores,  ut  supra  diximus,  omnes 
tes  vel  struendi  penum),  wo  zwar Servius  addiere  in  suis  domibus  sepelicbaidur,   unde  ortum  est, 
durch    edlere   erklärt,    die    gegebene  Deutung  ut   Laves    colerentur    in    domibus  ~   5,  64  = 
aber   durch    den  Vergleich    mit  Sil.   Ital.  11,  Mythogv.  Vat.   3,  6,  27    sciendum    quin   etiam 
275f.  posuissc  dapes  bis  addita  cura,  his  ado-  10  domi  sitae  sepeliebantur,   unde  orta  est  consue- 
lere  focos  und  Stat.  Theb.  1,  514  udolere  focos  tudo,  ut  di  penates  colantur  in  domibus.     Auf 
epulasque  vecentes   instaurare   iubet  sicher  ge-  einer  solchen  Vermengung  von  Laren  und  Pe- 
stellt  wird.    Am  Herde  treffen  die  Penaten  mit  naten  beruht  es,  wenn  die  letzteren  das  speziell 
der   spezifischen  Herdgöttin  Vesta    zusammen  den    Laren    zukommende    (s.  Bd.  2   Sp.  1876  f. 
und  treten    mit    ihr  in    so   enge   Verbindung,  1886)  Beiwort  familiäres  erhalten  (Cic.  de  domo 
dafs  die  Frage  aufgeworfen  werden  konnte,  ob  143  di  Uli  penates  ac  familiäres  mei\  144  patrii 
Vesta  neben  den  Penaten  stehe  oder  in  ihren  penates  familiaresque.     C.  I.  L.  9,  4776.     Orelli 
Begriff  mit  eingeschlossen  sei  (Serv.  Aen.  2,  296  2118),  wenn  die  von  Aeneas  aus  Troia  nach  Rom 
hie  ergo  quaevitur,   utnon    Vesta  etiam  de  nu-  gebrachten  Götter  (s.  unt.)  statt  als  Penaten  viel- 
mero  penatium  sit  an  comes  eorum  aeeipiatur.  20  mehr  als  Laren  bezeichnet  werden  (z.  B.  Tibull. 
Macv.  S.  3,  4,  11);   später  hat  auch   der  Kult  2,  5,  20  [Aeneas]   paventem    dicitur    et    raptos 
des   Lar  familiaris    (seit  Augustus    der  Laren  sustinuisse  Laves  <~  Verg.  Aen.  1,  378  sum  pius 
in  der  Zweizahl)  und  weiterhin  auch  der  des  Aeneas  raptos  qui  ex  hoste  penates  classe  reho 
Genius  seinen  Platz   am  Herde   erhalten  (über  meciim)  oder  wenn  die  Bauernkalender  (C.  I.  L. 
den   Larenkult   s.  Bd.  2  Sp.  1877),   sodafs   wir  l2  p.  280)  zum  Januar  notieren  saevificant  dis 
in  historischer  Zeit  einen  ganzen  Komplex  von  penatibus,  womit  zweifellos   das  Larenfest   der 
Herdkulten  in  jedem  römischen  Hause  finden,  Compitaiia  gemeint  ist;   in   der  römischen  In- 
die   in    der  Weise    eine  Einheit    bilden,    dafs  schrift  C.  I.  L.  6,  582  sacrum  Silvano  P.Aelius 
namentlich    Lar    (bezw.    Lares)    und    Penaten  Philetus  et  P.  Aelius  Philetianus   couser(ris)  et 
nicht    nur   an    zahlreichen    Stellen    zusammen  30  Larum  penatium    (sodalibus?)   scheint  penates 
genannt  werden    (z.  B.   Plaut.  Merc.  834  ff.  di  geradezu   attributiv  zu  Lares  gestellt  zu  sein. 
penates  meum par •entum,  f dmiliai Luv pater,vobis  Es  ist  unter   diesen   Umständen  sehr  schwer, 
mando  meum parentum  vem  beneut  tutemini,  ego  festzustellen,  an  die  Adresse  welcher  Gottheit 
mihi  alios  deos  penates  per sequar,  alium  Larem.  im  speziellen  sich  die  einzelnen  Akte  des  häus- 
Tibull.  1,  3,  33  f.    ut  mihi  contingat  patvios  ce-  liehen  Gottesdienstes  wenden,  da  bei  demselben 
lebrare    penates    reddeveque    antiquo    menstrua  Anlasse  bald  diese  bald  jene  Gruppe  genannt 
tura  Lavi.      Vevg.   Aen.   8,    543    hestevnumque  wird    und    die    Darbringungen    allewege    die 
Larem  pavvosquc  penates  laetus  adit.    9,  258 f.  gleichen  sind;  so  gebraucht  z.  B.  von  der  Be- 
per  magnos,  Nise,  penates  Assaracique  Larem  grüfsung  der  Hausgötter  bei  der  Ankunft  Cato 
et  canae  penetralia    Vestae.     Cic.  de  vep.  5,  7  40  die  Wendung  Larem   familiärem   salutavit  (de 
sanetis  penatium  deovum  Lavumque  familiarium  agr.  2,  1),  Tevenz  (Pharm.  311)  ego  deos  penates 
sedibus;  Phil.  2,  75  deos  penates  patvios,  aras,  hinc  sdlutatum  domum  devevtar,  Plautus  (Stiel/. 
focos,   Larem,   in  quae   tu  inrasevas.     Pvop.  2,  534)   deos  sdlutatum  .  .   intvo   devortor  domum, 
3o,  21  f.    spargere   et   alterna    communes  caede  und  dasselbe  Schwanken  findet  sich  bei  ande- 
penates  et  ferve  ad  patvios  praemia  dira  Lares.  ren  Anlässen,  z.  B.  bei  der  Weihung  der  Waffen 
Liv.  1,  29,  5    Larem    ac  penates    teetaque,  in  nach   der  Rückkehr  aus    dem   Kampfe   (Pvop. 
quibus  natus  quisque  educatusque  esset,  Velin-  4,  1,  91    non  p>osse  ad  patvios  sua  pila  referre 
qiientes.     Ovid.  trist.  1,  3,  43  ff.  illa  etiam  ante  penates  ~  Orid.  trist.  4,8,22  ponit  ad  antiquos, 
Lares  sparsis  adstvata  capillis  contigit  exstinetos  quae  tulit,  avma  Lares),  oder  bei  der  Anrufung 
ore  tremente  focos  multaque  in  adversos  effudit  50  ita   mihi   deos  penates   pvopitios,    ut   ego    hoc 
verba  penates.    Lucan.  7,  394  Albanosque  Laves  monimentum    non  riolabo,  C.  I.  L.  11,  1286  ~ 
Laurentinosque  penates  u.  s.  w.),  sondern  sehr  habeas  proptitios   deos    tuos   tres  (d.   h.   Laren 
häufig  auch  einer  von  beiden  Begriffen  für  den  und  Genius)  C.  I.  L.  4,  1679.     Wir  sind   also 
anderen  oder  zusammenfassend  für  den  ganzen  für  die  Entscheidung  über  den  ursprünglichen 
Kreis  der  Herdkulte  gebraucht  wird  (vgl.  auch  Anteil  der  einzelnen  Gattungen  von  Hausgott- 
die    oben    Bd.  2   Sp.  1876,   32 ff.    angeführten  heiten  an  den  üblichen  Darbringungen  auf  Er- 
stellen); so  heifst  es  bei  Horaz  c.  3,  23  inner-  wägungen    allgemeiner    Art    angewiesen,    und 
halb  derselben  Situation  v.  3  f.  si  ture  placavis  diese  lassen  keinen  Zweifel  daran  aufkommen, 
et  horna  fruge   Lares  avidaque  porca,    v.  13  f.  dafs  die  wichtigste  an  die  Penaten  gerichtete 
parvos  covonantem  marino  rare  deos  fragilique  eo  häusliche  Kulthandlung  die  regelmäfsige  Dar- 
myrtö,  v.  19  f.  mollivit  aversos  penates  farre  pio  bringung  eines  Anteils  von.  der  täglichen  Mahl- 
et  saliente  mica;   vgl.  ferner  Cato  de  agr.  2,  1  zeit  ist,  der  ihnen  als  den  Schützern  der  Speise- 
pater  familias  ubi  ad  villam   venu,  ubi  Latcm  Vorräte  zukommt,  denen  man  es  verdankt,  dafs 
familiärem  salutavit  ^  Colum.  1,  8,  20   sed.  et  der  Tisch  mit  Speisen  besetzt  ist:    dafür  ist 
illud  meminerit,  cum  e  ciritate  vemeaoevit,  deos  der    Terminus    mensae    adhibeve    deos   penates 
penates  adorare;  Pers.  5,  31  bull aque  suecinctis  (Verg.  Aen.  5,  62 f.  adhibete  pönales  et  patrios 
Laribus  donata  piependit  ~  Schal.  ■/..  d.  St.  bulla  epuUs  et  quos  coUl  hospes  Acestes;  vgl.  Hör.  c. 
.  .  quam  solent  pueri  deposita  pitcritia  dis  pe-  4,  5,  32  alteris  te  mensis  adhibet  deum),  und  der 


1885     Penates  (häusliche  Verehrung) 

Brauch  vollzog  sich  in  der  Weise,  dafs  man 
bestimmte  Nahrungsmittel,  in  älterer  Zeit  nur 
Mehl  und  Salz  (farre  pio  [vgl.  Verg.  Aen.  5,  745] 
ac  saliente  mica,  Hör.  c.  3,  23,  20,  vgl.  Li/gd. 
4,  10  farre  pio  placant  et  saliente  sale),  nach- 
her auch  ein  Stückchen  Fleisch  (Varro  Menipp. 
frg.  205  Busch.:  quocirca  oportet  bonum  cioem 
legibus  purere,  deos  edlere,  in  patellam  dare 
(imq6v  xQtag)  in  einem  Schüsselchen  (patella, 
vgl.  Liv.  2(3,  36,  6  salinum  patellamque  deorum 
causa  habere.  Yal.  Max.  4,  4,  3  patellam  deo- 
rum et  salinum  habuit.  Pers.  3,  25  f.  est  tibi 
far  modicum,  purum  et  sine  labe  salinum  .  .  . 
eultrixque  foci  secura  patella ;  daher  di  patellarii 
Plaut.  Cist.  522)  für  die  Götter  aufstellte  oder 
auch  in  das  Herdfeuer  warf  (Serr.  Aen.  1,  730). 
Wenn  Ovid.  fast.  2,  634  nutriat  incinetos  missa 
patella  Lares  (vgl.  auch  fast.  6,  310  fert  missos 
Vestae  pura  patella  eibos)  bei  dieser  Gelegen- 
heit statt  der  Penaten  die  Laren  nennt,  so  ist 
das  nur  ein  Beispiel  mehr  für  die  zu  seiner 
Zeit  geläufige  Yermengung  der  Begriffe  oder 
die  Zusammenfassung  aller  Herdgottheiten 
unter  dem  Namen  der  einen  oder  der  anderen 
Gruppe;  die  den  Laren  und  dem  Genius  vor 
dem  Auftragen  des  Nachtisches  dargebrachte 
Weinspende  (ob.  Bd.  2  Sp.  1885)  ist  von  jenem 
Speiseopfer  auf  der  patella  durchaus  verschie- 
den (Serr.  Aen.  1,  730  scheint  beide  Akte  zu 
vermengen).  Dagegen  hängt  mit  dem  Speise- 
opfer zweifellos  zusammen  der  Brauch,  den  bei 
Tisch  zur  Erde  gefallenen  Bissen  ins  Herd- 
feuer zu  werfen:  in  dem  Berichte  des  Plinius 
it.  li.  28,  27  eibus  etiam  e  manu  prolapsus 
reddebatur  utique  per  mensas  cetabautque  mundi- 
tiarum  causa  deflare  .  .  .  in  mensa  utique  id 
reponi  adolerique  ad  Larem  piatio  est  bedeuten 
die  Worte  adoleri  ad  Larem  nicht  mehr  als 
in  focum  dari  und  bezeugen  keineswegs  einen 
speziellen  Zusammenhang  dieses  Brauches  mit 
dem  Larendienste  (damit  erledigen  sich  die 
von  E.  Samter,  Familienfeste  der  Griechen  und 
Römer,  Berlin  1901,  S.  108 ff.  daran  geknüpften 
Kombinationen). 

Bei  dem  abstrakten  Charakter  und  der 
Bildlosigkeit  der  ältesten  römischen  Religion 
versteht  es  sich  von  selbst,  dafs  man  sich  die 
Penaten  ursprünglich  nicht  in  bestimmt  fafs- 
barer  Gestalt  dachte,  sondern  ganz  allgemein 
und  verschwommen  als  nicht  näher  definier- 
bare zum  Wohle  des  Hauses  und  seiner  Vor- 
räte wirkende  göttliche  Mächte;  als  unter 
griechischem  Einflüsse  die  Verehrung  der  Götter 
in  menschlicher  Gestalt  auch  in  den  Hauskult 
eingedrungen  war,  mufste  man  den  unklaren 
Begriff  der  Penaten  präzisieren,  um  ihn  im 
Bilde  fassen  zu  können,  und  so  bildete  sich 
die  Vorstellung  heraus,  dafs  als  Penaten  in 
jedem  Hause  diejenigen  Götter  aus  dem  Kreise 
der  staatlich  anerkannten  und  im  Bilde  fixier- 
ten Gottheiten  anzusehen  seien,  denen  man 
ein  besonderes  Interesse  und  eine  besondere 
Fürsorge  für  dieses  Haus  zuschreiben  zu  dürfen 
meinte:  Auswahl  und  Zusammenstellung  dieser 
Gottheiten  war  also  in  jedem  Hause  eine  andere 
und  wurde  bestimmt  durch  die  Erfahrungen 
und  Anschauungen  der  das  Haus  bewohnen- 
den   Familie.     Reiche  Belehrung   über   diesen 


Penates  (häusliche  Verehrung)     1886 

Anschauungskreis  gewähren  uns  die  Ergeb- 
nisse der  Ausgrabungen,  insbesondere  der  pom- 
pejanischen  (A.  Mau,  Pompeji  in  Leben  und 
Kunst,  Leipzig  1900  S.  251  ff.,  vgl.  auch  A. 
De-Marchi,  Quito  privato  1,  81  ff.  und  oben 
Bd.  2  Sp.  1884):  die  Kultstätten  der  Hausgötter 
liegen  meist  in  der  Küche,  häufig  (namentlich 
in  besseren  Häusern)  auch  im  Atrium,  ver- 
einzelt auch  in  anderen  Bäumen  des  Hauses; 
10  sie  bestehen  aus  einfachen  Wandnischen  oder 
aus  mehr  oder  minder  reich  ausgestatteten, 
manchmal  auch  durch  Thüren  verschliefsbaren 


1)  Aedicula  der  Laren  in  Pompeji 
(nach  Schreiber    Kulturhistor.  Bilderatlas  18,  6). 

aediculae,  beide  mit  einem  davorstehenden  ge- 
mauerten Altar ;  die  Bilder  der  Götter  sind  teils 
im  Hintergrunde  der  Nische  oder  des  Tempel- 
chens auf  die  Wand  gemalt  (so  namentlich 
60  oft  die  Laren  und  der  Genius  vgl.  Jordan. 
Annali  d.  Inst.  1862,  300  ff.  1872,  19  ff.  A. 
Beifferscheid,  ebd.  1863,  121  ff.),  teils  stehen  sie 
in  Gestalt  kleiner  Bronzefigürchen  (seltener  aus 
Marmor  oder  anderem  Material ;  vgl.  Suet.  Nero 
32  simulacraque  ex  auro  vel  argento  fabricata 
couflarit,  in  iis  penatium  deorum,  quae  mox 
Galba  restituit)  gruppenweise  in  der  aedicula: 
die  Ausdehnung  des  ganzen  Brauches  illustrieren 


1 887     Penates  (häusliche  Verehrung)  Penates  (Staatskult)              1888 

am  besten  die  vielen  Tausende  von  Götter-  rem  militarem  C.  1.  L.  11,  1920;  pro  se  et  suis 
figürchen  aus  Bronze,  die  unsere  Museen  füllen  C.  I.  L.  5,  514)  nicht  nur  gegenüber  den  An- 
und  die  durchweg  aus  solchen  Lararien  (dieser  gehörigen  des  Hauses  (die  Weihungen  dis  pe- 
Name  findet  sich  erst  in  der  Hist.  aug.  M.  natibus  ohne  weiteren  Zusatz  C.  I.  L.  5,  514. 
Ant.  phil.  3,  5;  Alex.  Sev.  29,  2)  stammen.  2802.  0,  560.  561.  9,  4776.  10,  5164,  oft  auch 
Dies  sind  die  Penaten  des  Hauses,  deren  Zahl  ohne  Angabe  des  Weihenden,  gelten  stets  den 
bald  gröfser  bald  geringer  ist  (si  qtiis  in  aedi-  Penaten  desjenigen  Hauses,  in  dem  sie  auf- 
cula  dexis  unicus,  Iuvenal.  8,  111),  und  unter  gestellt  sind;  ein  Sklave  weiht  den  kleinen 
ihnen  finden  wir  alle  Gottheiten  vertreten,  oft  Altar  C.  I.  L.  6,  561  diis  penatibus  Hermes 
mit  Beziehung  auf  den  Beruf  des  Hausherrn  10  disp(ensator)  d.  d.,  vgl.  regium  certe  genus  et 
(Mercurius  im  Hause  eines  Kaufmannes,  Vesta  penatis  maeret  iniquos  von  der  Sklavin  Hör.  c. 
in  der  Bäckerei,  Volcanus  in  der  Schmiede  2,  4,  15  f.  o  utinam  ad  vestros  sedeam  captira 
u.  s.  w.),  sehr  häufig  namentlich  Iuppiter,  Her-  penates,  Prop.  4,  4,  33),  sondern  auch  nach 
cules,  Fortuna,  Venus  (in  Pompeji  in  der  be-  aufsen  hin,  sodafs  sie  auch  von  Fremden,  die 
sonderen  Form  der  Venus  Pompeiana  als  Stadt-  dem  Hause  eine  besondere  Achtung  und  Ver- 
göttin),  Mars  u.  s.  w.  Der  Kunstausdruck  für  ehrung  zollen,  Weihungen  erhalten;  so  weihen 
die  Aufnahme  einer  Gottheit  in  das  Haus-  die  Augustales  von  Atina  einen  Altar  Iovi  et 
tempelchen  lautet  inter  penates  sacrare  (Ovid.  dis  penatibus  P.  Nanoni  Diophanti  (C.  I  L. 
mct.  15,  864  Vestaque  Caesareos  inter  sacrata  10,  331),  und  am  11.  Sept.  59  opfert  der  Ma- 
penates),  wofür  gleichbedeutend  inter  Lares  20  gister  der  Arvalbrüder  pro  salute  et  reditu  Ne- 
colere  vorkommt  (Suet.  Aug.  7 ;  Vitell.  2).  Übri-  ronis  u.  a.  [ante  domjum  Domiftjianam  dis 
gens  finden  in  dem  Haustempelchen  nicht  nur  penatibus  vaecam  (C.  I.  L.  6,  2042,  1,  38),  wo- 
solche  Bilder  Platz,  die  direkt  Objekte  der  mit  natürlich,  wie  schon  Marini  sah,  die  Pe- 
Adoration  bilden,  sondern  auch  solche,  die  man  naten  der  domus  Domttiana  gemeint  sind 
aus  anderen  Gründen  besonders  wert  hält,  so  (Henzen,  Acta  fratr.  Areal,  p.  85).  Da  nach 
hervorragende  Kunstwerke  (in  dem  von  Verres  dem  den  Arvalenopfern  zu  Grunde  liegenden 
ausgeplünderten  sacrarium  des  C.  Heius  in  altrömischen  Ritual  das  Geschlecht  des  Opfer- 
Messana,  über  das  Cic.  Verr.  4,  3  ff.  ausgiebig  tieres  mit  dem  der  Gottheit  übereinstimmt, 
handelt,  standen  an  Statuen  ein  marmorner  so  werden  wir  aus  dem  Kuhopfer  zu  schliefsen 
Eros  von  Praxiteles,  ein  bronzener  Hercules,  30  haben,  dafs  in  der  domus  Domitiana  aus- 
zwei  ebensolche  Kanephoren  und  ein  altes  schliefslich  oder  überwiegend  weibliche  Gott- 
Holzbild  der  Bona  Fortuna;  als  deos  penates  heiten  als  Penaten  verehrt  wurden  (diis  deabus 
patrios  bezeichnet  Cicero  die  geraubten  Statuen  penatibus  familiaribus  Iovi  ceterisque  diibus, 
ausdrücklich  a.  a.  O.  §11;  17  und  2,  13;  die  Orelli  2118,  vgl.  G.  I.  L.  5,  514  dis  deabus  et 
Ausführungen  von  O.  Bofsbach,  Bhein.  Mus.  deis  penatibus;  7,  237  I(ovi)  O.  M.  dis  deabus- 
54, 1899,  277  ff.  treffen  nur  teilweise  dasRichtige)  que  hospitalibus  penatibusq(ue)).  In  dieser  Auf- 
oder Bilder  besonders  lieber  und  verehrter  fassung  hat  die  Penatenverehrung  bis  zum 
Menschen  (so  weiht  P.  Vitellius  die  Bilder  des  Ende  der  alten  Welt  bestanden;  Tertullian 
Narcissus  und  Pallas,  Suet.  Vit.  2,  Marc  Aurel  und  Laetanz  erwähnen  sie  als  etwas  noch  in 
die  seiner  Lehrer,  Hist.  aug.  M.  Ant.  phil.  40  Übung  Befindliches  (Tert.  ad  nat.  1,  10  p.  76, 
3,  5,  viele  noch  später  das  des  Marc  Aurel,  14  Vindob.  privatos  enim  deos,  quos  Lares  et 
ebd.  18,  6;  auch  die  bekannte  Thatsache,  dafs  penates  domestica  consecratione  perhibetis,  do- 
Al exander  Severus  die  Bilder  von  Apollonios  mestica  et  licentia  inculcatis  venditando,  pig- 
von  Tyana,  Christus,  Abraham,  Orpheus  u.  a.  nerando  pro  necessitate  ac  voluntate.  Lact.  inst, 
in  larario  aufstellte,  Hist.  aug.  Alex.  Sev.  29,  2,  div.  epit.  23,  3  adhaerent  ergo  \daemones]  sin- 
gehört  hierher).  In  dieser  Weise  bezeichnet  gulis  et  sub  nomine  geniorum  aut  penatium 
der  Name  di  penates,  sei  es,  dafs  man  ihn  im  domos  oecupant;  his  sacraria  constituuntur,  his 
eigentlichen  und  engeren  Sinne  fafst,  oder  so  cottidie  libatur  ut  Laribus,  his  bonos  datur 
ausdehnt,  dafs  er  die  Laren  und  den  Genius  tamquam  malorum  depidsoribus),  und  erst  im 
mit  einschliefst,  gewissermafsen  einen  denVer-  50  J.  392  verbot  die  bekannte  Konstitution  des 
hältnissen  des  Einzelhauses  angepafsten  Aus-  Theodosius  miilus  omnino  .  .  secretiore  piaculo 
schnitt  aus  dem  grofsen  Götterkomplex  der  Larem  igne,  mero  Gcnium,  penates  odore  ve- 
Staatsreligion ,  die  Gesamtheit  der  für  dies  neratus  accendat  lumina,  imponat  tum,  serta 
eine  Haus  bedeutsamen  Gottheiten  (penates  suspendat  (Cod.  Tlieod.  16,  10,  12);  aber  noch 
sunt  omnes  di  qui  domi  coluntur,  Serv.  Aen.  2,  3.Jahre  später  verordnet  ein Dekurionenbeschlufs 
514,  daraus  Isid.  orig.  8,  11,  99):  sie  verkörpern  von  Genusia  de  cooptaudo  patrono  Fl(avio) 
daher  auch  die  Gastlichkeit  des  Hauses  (Cic.  Sucesso  (C.  I.  L.  9,  259):  placet  igitur  lade 
Verr.  4,  48  patella  .  .  .  illud  insigne  pciudium  tabula [m /  aere  incisfajm  per  viros  [p]ri[u]ci- 
hospitaliumque  deorum;  pro  rege  Deiot.  15  in  pales  offerri  et  aput  [pjeitates  domus  huius 
couspectu    deorum  penatium   necare    hospitem.  60  dedicari. 

Verg.   Aen.  3,  15    hospitium    antiquum    Troiae  tit    n-     p       +       •  *  c+    +  .1    u 

soeiique  penates.    Macr.  S.  1,  24,  25  ut  sequente  UL  me  v enaten  im  Maatskult. 

die  penates  mei  beari  se   tanti  coetus   hospitio  Ebenso   wie  das  Privathaus,    so  hat  auch 

glorientur;  eine  Weihung  I(ovi)  O.  M.  dis  dca-  die  Gemeinde  als   solche  ihre  Herdstätte  und 

b%{,squel\ospiUüibuspe)iati\msq(ue)  ausEburacum  dabei  ihren  pentis.     Im  innersten  Winkel  (j>e- 

G.  I.  L.  7,  237)  und  seine  schützende  und  segens-  netral)   des  römischen  Forums,   an  der  Stelle, 

reiche  Bedeutung  (Weihungen   ob  conservatam  die    der    Herdstätte    des    Atriums    entspricht, 

s/t  In  fr»)   suam   suorumq(ue)    C.  1.  L.  7,  237;  ob  liegt  die    resta  publica  populi  Romani  Quiri- 


1889 


Penates  (Staatskult) 


Penates  (Staatskult) 


1890 


tium,    der    Staatsherd ,    mit  dem   zugehörigen 
Vorrat,   dem  penus    Vestae,   beides  zusammen 
eingeschlossen  in  den  Rundbau,   der  als  älte- 
stes römisches  Sakralgebäude   die  Feuerstelle 
bedeckt  und  die  von  den  Vestalinnen  für  den 
Opfergebrauch  hergestellten  Vorräte  von  Salz- 
lake (muries)  und  Speltschrot  (mala)  und  andere 
sakrale  Ingredienzien   schützt.     Der  Kult  der 
di  penates  publici  p.   B.    Q.    war    daher_  hier 
ebenso  mit  dem  der  Vesta  verbunden,  wie  am 
Herde   des  Privathauses,    und   beide    sind    zu 
allen  Zeiten  im  Tempel  der  Vesta  gemeinsam 
in  der  alten  bildlosen  Weise  verehrt  worden, 
sodafs  Tacitus  noch  beim  neronischen  Brande 
ganz   zutreffend   sagen    kann   delubrum   Vestae 
cum  penatibus  p.  B.  exusta  (ann.  15,  41).    Wie 
aber  im  Hause  später,  seit  man  gewohnt  war 
die  Penaten   in  Form  von  Götterbildern  auf- 
zustellen, die  Penatennische  vielfach  von  dem 
(aus    dem    Atrium    in    die    Küche    versetzten) 
Herde  getrennt  wurde,  so  haben  im  Laufe  der 
Zeit    auch    die    Staatspenaten    einen    eigenen 
Tempel  erhalten,  der  nicht  allzuweit  vom  Vesta- 
tempel   entfernt  an  der  Velia  (Tullum  Hosti- 
liitm  in  Velis,  ubi  nunc  est  aedis  deum  pena- 
tium,   Varro  de  vita  pop.  Born.  b.  Non,  p.  531 
=  Solin.  1,  22   Julius  Hostilius  in   Velia,  ubi 
posteu  deum  penatium  aedcs  facta  est)  gelegen 
war    und  Bilder    der   Götter  einschlofs.     Das 
Gründungsjahr  dieses  Tempels  ist  nicht  über- 
liefert, erwähnt  wird  er  zuerst  in  der  Argeer- 
urkunde    (über  deren  Alter  s.  Wissoica,  Beal- 
Encyklop.   2,   690  f.)    bei    Varro   de   l.   I.  5,  54 
(Veliense  sexticeps  in  Velia  apud  aedem  deum  pe- 
natium), dann  bei  Gelegenheit  von  Prodigien  in 
den  Jahren  587  =  167   (Liv.  45,  16,  5   aedes 
deum  penatium  in  Velia   de   caelo  facta  erat) 
und   589   =   165   (Obseq.    13  [72]   in   aede  pe- 
natium vulvae  nocte  sua  sponte  adapertae),  end- 
lich   unter    den    von    Augustus    restaurierten 
Tempeln  (Mon.  Anc.  lat.  4,  7  aedem  deum  pe- 
natium in  Velia  .  .  feci,  vgl.  6,  33).     Eine  aus- 
führliche Beschreibung  des  Tempels  und  seiner 
Götterbilder  giebt  Diou.  Hai.  1,  68,  lf. :  vsag 
iv  'Pä>[ir]  Ssixvvxoci  Tjjg  ayoQäg  ov  ngoGco  xaxu 
xr\v  inl  Kaoivag  q>£QOvGav  tnitoiiov  öSöv  (hier- 
her gehören   wohl   die  von    Varro  bei  Donat. 
zu   Ter.  Eun.  2,  2,  25  erwähnten  scalae  deum 
penatium)  vTtsoo%ij  Gx.oxhivbg  iSov^svog  ov  [izyccg' 
Xiysxai    Sh    Y-ara    xr\v    i-jnimqiov    yXäxxav    vri 
Elcciccg   xb    %(üqLov.    iv    Sh    xovxa   %üvxai   xchv 
Tqüukü)v  fteojv  tlxovzg,  ag  ancxaiv  oq&v  fripig, 
imyQctcpijv  t^ovGai    SnXovGccv  Stovg  (so  Sauppe, 
=   deos,   xobg   Hss.)    Ttsvdxag'    siel   Sh   vsccvica 
Svo  nad"q(i£voi  Söquxcc  SitiXncpöxeg  (diese  meint 
offenbar  auch  Sero.  Aen.  2,  325   alii  hastatos 
esse  et  in  regia  positos  tradunt ;  anders  Jordan, 
Topogr.  2,  272),  xfjg  naXcaug  %oyu  x£ivr\g-  noXXä 
Sh  %al  äXXcc  iv  izQolg  ccQ%cäoig  8iS(aXcc  xwv  &£wr 
xovxcov    £fr£a6ä[i£&<x,    v.a.1    iv    u%aoi    vsa.viGv.oi 
Svo    GXQCixuoxiKU    6)ft](iccxa    s%ovxsg    qjaivovxcu; 
ein  Zeugnis   des   Varro   (bei  Serv.  Aen.  3,  12) 
giebt  dazu  noch  die  Ergänzung,  dafs  die  Basis 
der  Götterbilder   die   Aufschrift  MAGNIS  DIS 
trug.    Dieser  Umstand,  sowie  die  Beschreibung 
des   Dionysios    lassen    keinen    Zweifel    daran, 
dafs  in  diesem  Tempel   die  römischen  Staats- 
penaten  unter  dem  Bilde  der  Dioskuren  dar- 

Roscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III 


2)  Denar  des  C. 
Antius  Restio 
(nach  Babelon, 


gestellt  waren,  und  das  wird  bestätigt  durch 
die  Denare  des  C.  Antius  Restio  (aus  den 
Jahren  705—709  =  49—45  v.  Chr.),  auf  deren 
Vorderseite  zwei  Jünglingsköpfe  mit  der  Bei- 
schrift DEI  PENATES  erscheinen  {Babelon, 
Monn.  de  la  re'publ.  Born.  1,  155  nr.  2);  nach 
ihrer  Analogie  haben  dann 
Borghesi  und  Mommsen  auch 
die  Beischriften  auf  den  eben- 

10  falls  zwei  Jünglingsköpfe  zei- 
genden Denaren  des  C.  Sulpi- 
cius  C.  f.  (Babelon  a.  a.  O.  2, 
471  nr.  1.  Mommsen,  Böm. 
Münzives.  S.  576  nr.203)  D.P.P. 
und  des  M\  Fonteius  (Babelon 
a.  a.  O.  1,  503  nr.  8.  Mommsen 
a.  a.  0.  S.  572  nr.  198)  P.  P.  zu  Monn-  de  la  r^ub 
d(i)  p(ublici)  p(enates)  oder  Rom-  z  155  nr' 2)' 
p(enates)  p(ublici)  ergänzt  (die 

20  abweichende  Ergänzung  A.  Klügmanns  Wien, 
numism.  Ztschr.  10,  1878,  218  ff.  hat  mit  Recbt 
keinen  Anklang  gefunden);  auf  den  Denaren 
des  M'.  Fonteius  sind  die  Köpfe  durch  die 
übergesetzten  Sterne  unverkennbar  als  Dios- 
kuren bezeichnet.  Die  Römer 
haben  also  etwa  seit  der  Mitte 
des  3.  Jahrh.  einen  Staatskult 
der  di  penates  publici  unter 
dem  Bilde  der  Dioskuren  ge- 

30  habt,  ganz  ebenso  wie  sie  in 
der  gleichen  Zeit  auch  die 
Lares  praestites  unter  dem- 
selben   Bilde     verehrten     (s.         3)  Denar  des 

Oben    Bd.  2    Sp.  1872).      Aber      M'-  Fonteius  (nach 

diese     jüngere     Penatenauf-      Babe*™  **a  J 
fassung   hat  die   ältere,  all- 
gemeine Vorstellung,  welche 
an  den  penus  Vestae  anknüpft,  keineswegs  ver- 
drängt (daher  leitet  Dion.  Hai.  1,  57,  4  zur  Be- 
40  Schreibung  des  Tempels  an  der  Velia  und  seiner 
Bilder  mit  folgenden  Werten  über:  iyca  Sh  öoa 

(ISV   OQäv   UTICtGlV   OV  &£(Ug,   OVX£  TtCHQU  XÜV   OQWV- 

X03V  axovsiv  ovxs  uvayQcxpsLV  oiouat  Szlv,  vtusGat 
Sh  xccl  xoig  ccXXoig,  ogol  TtXslco  x&v  Gvy%(ogov- 
aivcav  vitb  vö\iov  £r\TSlv  ■>)  ytvaGxsiv  a^iovGtv. 
a  Sh  ccvxog   xe   IScbv    inlGTa\wi   ncci  S£og  ovShv 

ttTtOKCöXvSl    flS    7tBQl    CCVXcbV   yQCXpElV,    xÜSb    BGXLv), 

sondern  spielt  neben  ihr  nur  eine  ganz  unter- 
geordnete Rolle  (schon  dadurch  widerlegt  sich 

50  die  neuerdings  von  E.  Petersen ,  Ära  Pacis 
S.  57  f.  vorgetragene  Deutung  des  auf  dem 
Friese  der  Ära  Pacis  in  einem  Tempel  dar- 
gestellten Götterpaares  [a.  a.  O.  Taf.  IH  nr.VIII] 
auf  die  Penaten  des  Tempels  an  der  Velia). 
Wenn  es  bei  Cic.  Catil.  4,  18  heifst  vobis  arcem 
et  Capitolium.  vobis  aras  'penatium,  vobis  illum 
ignem  Vestae  sempiternum,  vobis  omnium  deo- 
rum  templa  ataue  delubra  .  .  .  commenilat,  so 
zeigt  bereits   die   Zusammenstellung  mit  dem 

60  ewigen  Feuer  der  Vesta,  dafs  hier  nicht  die 
Penaten  des  Tempels  an  der  Velia  gemeint 
sind,  und  noch  deutlicher  tritt  dies  hervor, 
wenn  Liv.  3,  17,  3  nach  den  Worten  luppiter 
optimus  maximus  Inno  regina  et  Minerva  alii 
dii  deaeque  obsidentur  fortfährt  castra  servorum 
publicos  vestros  penates  tenent  (bei  der  Be- 
setzung des  Kapitols  durch  Ap.  Herdonius), 
sowie  an  den  zahlreichen  Stellen,  wo  die  Zu- 


60 


1891              Penates  (Staatskult)  Penates  (Staatskult)              1892 

sainmenstellung  di  penates  privati  püblicigue  im  Rom.  Inschriften  des  Mainzer  Museums,  Mainz 
Sinne  von  „Haus  und  Heimat"  gebraucht  (z.B.Lir.  1897  nr.  2   Nwmmib(us)    Aug(ustorum)    I(ovi) 
45,  24,  12  relictis  penatibus  publicis  priratisque  o(ptimo)    m(aximo)    Fortufnae]    Vfestjae    .  .  . 
Romam  reniemus.    3,  17,11.  22,  1,6.  25,18,10;  Laribus  penatibus,  wo  freilich  penatibus  viel- 
vgl.  Oi-id.  met.  8,  91  tibi  trado  patriaeque  meos-  leicht  als  Attribut  zu  Laribus  gedacht  ist,  s. 
que  penates)   und   das  Wort  penates    (nämlich  ob.  Sp.  1884,  27  ff.).    Dieser  Kollektivbegriff  der 
publici)  ebenso  metonymisch  für  patria  gesetzt  Penaten  war  natürlich  im  Bilde  nicht  darstell- 
wird,  wie   sonst  (im   Gedanken   an  die  Haus-  bar,  aber  man  versetzte  ihre  Kultstätte  an  den 
penaten)   für  domus  (z.  B.   adversum  deos  pe-  Staatsherd,  zum  ewigen  Feuer  der  Vesta,  und 
nates  manus  armare,  Sallust.  hist.  frg.  1,  77,  20  10  nahm  an  (Dion.  Hai.  2,  66,  2 f.   xivlg  [ihv  ovv 
Maur.,   arma  contra  patriam   ac  deos  penates  ov&sv   e£,co   rov   (pctvepov   Ttvobg   dvai   cpaa   tö 
exercuisse,  Tac.  ann.  11,  16;   in   diesem  Sinne  rnooviiivov  .  .  .  siel  di  nvzg  ol'  cpu6iv  t£,a  rov 
wird  nie  Lares  gebraucht).     Überall  stellt  hier  Ttvobg  anÖQQrircc  roig  TtoXXolg  Isoä  y.H6&ai  nva 
der  Begriff  di  penates  den  Inbegriff  oder  die  iv  reo  rspivsi.  ri]g  &s&g,  av  oi'  rn  hpoydvrai  n)v 
Quintessenz  der  staatlich  anerkannten  und  den  yväaiv  %%ov6i  %al  al  Ttag&ivoi),  dafs  sich  dort 
Staat  beschützenden   Gottheiten   dar  (Cic.  pro  gewisse    geheimnisvolle    Symbole    der   Schutz- 
Sulla  86  vos  di  patrii  ac  penates,  qui  huic  urbi  götter    des   Staates    befänden ,    über    die    eine 
atque  huic  rei  publicae  praesidetis,  qui  hoc  im-  sichere  Kunde  unmöglich  war,  weil  aufser  für 
perium,  qui  hanc  libertatem ,   qui  popidum  Ro-  die  vestalischen  Jungfrauen  und  den  Pontifex 
manum,  qui  haec  teeta  atque  templa  me  con-  20  maximus   der  penus  Vestae  für  jedermann  un- 
siüe    restro  numine    auxilioque    servastis;    vgl.  betretbar  war  und  die  Rücksicht  auf  das  Staats- 
Calp.  ecl.  1,  87  nee  prius  ah  meritis  defunetos  wohl  strenge  Geheimhaltung  alles  dessen  gebot, 
Roma  penates  censeat,  occasus  nisi  cum  respexerit  was    sich    auf    seinen    besonderen    göttlichen 
ortus  und  dazu  die  Erklärung  von  H.  Scheull  Schlitz  bezog.     Unter   diesen  sacra  oder  Uqci, 
in  der  Vorr.  s.  Ausg.  p.  LXH),  und  nach  Ana-  von  deren  Rettung  bei  den  verschiedenen  Brän- 
logie  der  von  den  Hauspenaten  gegebenen  De-  den   des  Vestatempels  berichtet  wird   (Liv.  5, 
finition   als   omnes  di  qui  domi  coluntur  (oben  40,  7;  epit.  19.    Val.  Max.  1,  1,  10.    Dion.  Hai. 
Sp.  1887,  55)  kann  man  in  dieser  Auffassung  die  2,  60,  4.    Flut.  Camill.  20)  und  die  neben  dem 
Staatspenaten  erklären  als  omnes  di  qui  publice  heiligen    Feuer    als    ein    besonders    wichtiges 
coluntur  (dafs  penates    sich    geradezu    zu    der  30  Unterpfand    für    Bestand    und    Gedeihen    des 
allgemeinen  Bedeutung  di  verflüchtigen,  kann  römischen  Staates  gelten  (Liv.  26,  27,  14  Vestae 
[über  ähnliche   Verwendung  des   Wortes  Lar  aedem  petitam  et  aeternos  ignes  et  conditum  in 
s.  Wissoica,  Relig.  u.  Kultus  der  Römer  S.  153  penetrali  fatale  pignus  imperii  Romani.  Augiist. 
A.  2],  zeigt  die  metrische  Grabschrift  C.  I.  L.  c.  d.  3,  18  sacra  fatalia),  wird  seit  der  Zeit  des 
3,   423   =    Buecheler,    Anihöl.    epigr.    1168,    1  Cicero   (pro  Scauro  47   eripuit  flamma   Pallu- 
quid   superos  potuit    iuvenis   laesisse   penates;  dium  illud,   quod  quasi  pignus  nostrae  salutis 
vgl.  auch  Seneca  de  vita  beata  25,  4  iura  reges  atque  imperii  custodiis   Vestae  continetur,   vgl. 
penatium   petant;    me    hominem    esse    maxime  Philipp.  11,  24)    besonders    häufig    ein    Palla- 
cogitabo,  cum  deus  undique  consalutabor).    Erst  dium  genannt  (die  Zeugnisse   bei  A.  Rreuner, 
so  wird  es  verständlich,   warum   der  römische  40  Hestia-  Vesta  S.  425  A.  3),  welches  zuerst  beim 
Beamteneid    auf    luppiter    optimus    maximus  Brande  des  Tempels  unter  Commodus  profanen 
(neben  den  in  der  Kaiserzeit  noch  der  Genius  Blicken  preisgegeben  wurde  (Herodian  1,  14,  4). 
des  regierenden  Kaisers  und  die  Divi  impera-  Dieser  Kult  von  Vesta  und  den  Penaten  steht 
tores  treten)  und  die  di  penates  (selbstverständ-  im  Centrum  des  gesamten  Staatsgottesdienstes 
lieh  publici  p.  R.  Q.\  im  Privatleben  entspricht  (vgl.  noch  Prudent.  c.  Symm.  1,  195  sie  Vesta 
der   Schwur  per  Genium   .  .  .  deosque  penates,  est,   sie  Palladium,   sie    umbra   penatimx)    und 
Hör.  epist.  2,  7,  94)   gestellt  ist  (Lex  tat.  tab.  bildet  darum  den  Gegenstand  besonderer  Ob- 
Bant.  C.  I.  L.  1,  197,  17    iouranto   per    Torem  hut  für  die  höchsten  Staatspriester,  die  Ponti- 
deosque  [penateis].    Lex  col.  Iul.  Genet.  C.  I.  L.  fices    (de    deorum    penatium    Vestaeque    matris 
2,  5439,  2,  3,  19  ius  mrandum  adigito  per  Iovem  50  caerimoniis  beraten  sie  u.  a.  bei   Cic.  de  har. 
deosque  penates.      Cic.  acad.  pr.  2,  65  iurarem  resp.  12;  der  in  den  Grabschriften  des  Volusier- 
per  Iovem  deosque  penates.  Lex  Salpens.  C.  I.  L.  grabmals  zweimal  vorkommende  sacerdos  deum 
2,  1963,  1,  31.     Lex  Malacit.  ebd.  1964,  3,  17,  penatium,  C.  I.  L.  6,  2266f.  =  7283.  7283a,  kann, 
vgl.    Mommsen,    Stadtr.    v.    Salp.    u.    Malaca  da  es  beidemal  Sklaven  sind,  kein  Staatspriester 
[Abhandl.  d.  säehs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  3,  1855]  sein,  wahrscheinlich  gehört    er  dem  in   dem- 
460f. ;  Staatsr.  2,  783):  der  Vergleich  mit  der  selben  Grabmal,  C.  I.  L.  6,  7281,  vorkommen- 
Eidesformel  der  lusitanischen  Aritienser  (C.  I.L.  den    conleg(ium)    castriense    an).      Als    daher 

2,  172),  die  bei  luppiter  optimus  maximus  ac  Augustus  am  6.  März  742  =  12  die  Würde 
dirus  Augustus  ceteriq(ue)  omnes  di  immortales  des  Pontifex  maximus  übernahm,  wurde  nach 
schwören,  läfst  die  kollektive  Bedeutung  des  60  dem  Zeugnisse  des  Festkalenders  von  Cumae 
Penatenbegriffes  deutlich  hervortreten.  Indem-  (C.  I.  L.  10,  8375,  vgl.  örid.  fast.  3,  41 7  ff.) 
selben  Sinne  sind  auch  die  Weihungen  zu  ver-  die  Erinnerung  daran  alljährlich  durch  eine 
stehen,  welche  in  den  Provinzen  dem  luppiter  supplicatfilo  Vestae  dis  pub(licis)  p(enatibus) 
O.  M.  und  den  Penaten  gemacht  werden  (C.  I.  L.  p(opuli)  R(omani)  Q(uiritium)   begangen,  und 

3,  1081.  5,  5726.  7,  237.  Orelli  356;  zuweilen  der  Kaiser  selbst  begründete  bei  derselben 
längere  Reihen,  so  C.  I.  L.  2,  4076  I(ori)  Gelegenheit  einen  neuen  Kult  der  Vesta  (die 
o(ptimo)  mfaximo)  lunoni  Minervae  Genio  Weihung  der  [aediculja  et  [araj  Vestae  in 
praetorii  consularis  diis  pfenatjibus.     Körber.  domu  imp(eratoris)   Caesaris  Augusti   erfolgte 


1893         Penates  (aufserröm.  Kult) 


am  28.  März 
Ovid.  fast.  4, 
Hauses  (Ovid. 
inier    sacrata 


742   =    12,    G.  I.  L.  I2   p.  317. 

949  ff.)  mit  den  Penaten  seines 
met.  15,  864  Vestaque  Caesareos 
penates)    und    dem    Palladium 


(darauf  weist  der  praepositus  Palladii  Palatini 
auf  einer  Inschrift  des  4.  Jahrh.  aus  Privernum, 
C.  I.  L.  10,  6441,  und  das  Palladium  auf  der 
Hand  des  Vestabildes  der  Kaisermünzen,  vgl. 
Premier  a.  a.  0.  S.  326  A.  7)  in  seinem  Palaste 
auf  dem  Palatin  (vgl.  Hülsen,  Rom.  Math.  10 
1895  S.  28  ff.),  um  dadurch  zum  Ausdruck  zu 
bringen,  dafs  der  Mittelpunkt  des  Staatskultes 
nunmehr  in  das  Kaiserhaus  verlegt  ist  und 
die  Götter  des  letzteren  auch  die  des  Staates 
sind  (Wissowa,  Hermes  22,  44.  E.  Norden,  Neue 
Jahrb.  f.  Mass.  Altert,  7,  1901  S.  275 f.). 

IV.  Aufserrömisclier  Penatenkult. 

Wie  der  Dienst  der  Yesta,  so  ist  auch  der 
der  Penaten,  soweit  unsere  Zeugnisse  reichen, 
durchaus  auf  Latium  beschränkt  gewesen. 
Denn  wenn  P.  Nigidius  Figulus  im  16.  Buche 
seines  Werkes  de  dis  und  ihm  folgend  (s.  dazu 
A.  Swoboda,  P.  Nigidii  Figuli  operum  reliquiae 
p.  30)  Varro,  sowie  ein  sonst  unbekannter 
Caesius  von  etruskischen  Penaten  redeten 
(Amol).  3,  40,  vgl.  Sero.  Aen.  2,  325),  so  unter- 
liegt es  keinem  Zweifel,  dafs  sie  willkürlich 
einen  römischen  Namen  auf  einen  Begriff  der 
etruskischen  Theologie  übertragen  haben,  wo- 
bei das  Tertium  comparationis  in  erster  Linie 
das  Geheimnisvolle  und  Verborgene  des  Wesens, 
in  zweiter  der  Charakter  als  Schutzgottheiten 
war.  Solcher  von  Nigidius  als  Penaten  be- 
zeichneter Schutzgötter  kannte  die  Ftrusca 
disciplina  vier  Klassen,  geschieden  nach  den 
drei  Weltreichen,  zu  denen  als  viertes  die 
Menschenwelt  kommt:  genera  esse  penatium 
quattuor  ei  esse  Iov's  ex  his  alios,  alios  Neptuni, 


Penates  (aufserröm.  Kult)  1894 

zeichnete  als  Penaten  nach  etruskischer  Lehre 
Fortuna,  Ceres  und  den  männlichen  Pales  (Arn ob. 
3,  40  Palem,  sed  non  illam  feminam,  quam  vul- 
garitas  accipit,  sed  masculini  nescio  quem  generis 
ministrum  Iovis  ac  vilicum;    Mart.   Cap. 

1,  50  nennt  Iovis  filii  Pales  et  Favor;  daher 
war  in  der  Quelle  des  Arnobius  wahrschein- 
lich Pales  als  Genius  Iovialis  bezeichnet  und 
diesen   nennt  nun  Arnobius  irrtümlich  neben 

10  Pales  als  vierten  Penaten,  während  Serr.  Arn. 

2,  325  nur  die  drei  genannten  kennt),  ohne 
dafs  wir  im  Stande  wären  zu  ermitteln,  worauf 
sich  diese  Hypothese  gründet. 

In  Latium  haben  wir  Penatenkult  wahr- 
scheinlich überall  dort  anzunehmen,  wo  Vesta- 
dienst  nachweisbar  ist ;  bezeugt  ist  er  für  Prae- 
neste  durch  die  Epistyl-Inschrift  C. 1.  L.  11,  2900 
[dis  pjenatibus  sacrarium  ....  anus  pontif(ex) 
min(or)  patro[n(us)  .  .  .  fecijt  reiq(ue)  publicae 

20  dofnavitj,  die  wohl  kaum  anders  als  auf  die 
Staatspenaten  von  Praeneste  gedeutet  werden 
kann,  aufserdem  in  direktem  Zusammenhange 
mit  dem  römischen  Gottesdienste  für  die  alten 
Städte  Lavin ium  und  Alba.  Die  Anschau- 
ung, dafs  Lavinium  die  Mutterstadt  Roms  sei 
(liriTQÖitolig  Dion.  Hai,  5,  12,  3.  8,  49,  6),  kam 
nach  antiker  Denkweise  durch  die  Annahme  zum 
Ausdrucke,  dafs  das  Feuer  auf  dem  römischen 
Staatsherde   an   dem  von  Lavinium  entzündet 

30  sei,  also  auch  die  römischen  Herdkulte  von 
Vesta  und  den  Penaten  Filialgottesdienste  der 
entsprechenden  lavinatischen  Kulte  darstellten 
(Varro  de  l.  l.  5,  144  oppidum,  quod  primum 
conditum  in  Latio  stirjjis  Bomanae,  Lavinium; 
nam  ibi  di  penates  nostri.  Plut.  Coriol.  29 
Aaoviviov  onov  xca  &twv  Isqcc  Pcoiuxiois  na- 
tqojcov  avtxziTO  %ccl  rov  yivovg  ifiuv  avrotg 
ccQ%ai.  Val.  Max.  1,  8,  8  urbis  e  qua  primordia 
civitas  nostra  traxit.    C.  I.  L.  10,  797  sacrorum 


inferorum  tertios,  mortaliam   hominwm   quartos  40  principiorwm    p(opuli)    jR(omani)    Quirit(ium) 


(vgl.  dazu  Klausen,  Aeneas  und  die  Penaten 
S.  659),  und  die  erste  Gruppe  von  ihnen,  die 
penates  Iovis,  identifizierte  Nigidius  mit  den 
di  consentes  der  Römer  und  verstand  unter 
ihnen  diejenige  Gruppe  von  Gottheiten,  welche 
nach  der  etruskischen  Blitzlehre  Iuppiter  als 
Beirat  heranziehen  mufste,  wenn  er  die  stärkste 
und  verderblichste  Art  von  Blitzen  schleudern 
wollte;  dem  Nigidius  folgend  (Wissoiva,  Hermes 
22,  55 f.  Swoboda  a.  a.  0.  29")  bezeichnet  sie  5' 
Martian.  Gap.  1,  41  als  senatores  deorum,  qui 
penates  ferebantur  Touautis  ipsius  quorumque 
nomina  quouiam  publicari  secretum  eaeleste  non 
pertulit,  nomen  eis  consensione  perfecit  (nach- 
her 1,  45  di  consentes  penates),  und  dieselbe 
Ansicht  hat  offenbar  auch  Varro  vertreten,  wenn 
auch  seine  Meinung  von  Arnob.  3,  40  arg  ent- 


Wissowa  a.  a.  0. 
Suppl.  21,  1898 
den  Begriff  Pe-  60  sacrificium 
zugleich    nach 


von 
stellt  wiedergegeben  wird  (vgl. 
54.  B.  Agahd,  Jahrb.  f.  Philol. 
S.  188 f.);  jedenfalls  wendet  er 
naten  an  auf  Götter,  die  er 
etruskischer  Lehre  als  summi  Joris  consiliarios 
ac  participes  bezeichnet  und  mit  den  consentes 
und  complices  di  gleichsetzt.  Im  Gegensatze 
zu  Nigidius  und  Varro,  die  übereinstimmend 
betonen,  dafs  man  die  Namen  dieser  etruski- 
schen Penaten  nicht  kenne,  wufste  jener  un- 
bekannte   Caesius    diese    zu    nennen    und   be- 


nominisquc  Latini,  quae  apud  Laurentis  colun- 
tur):  eine  Anerkennung  dieses  Verhältnisses 
lag  in  dem  Staatsopfer,  das  alljährlich  am 
Beginne  des  Amtsjahres  von  den  höchsten 
Beamten  (consules  praetores  seu  dictatores 
Macr.  S.  3,4,  11.  Serv.  Aen.  2,  296,  vgl.  Schol. 
Veron.  Aen.  1,  239;  imperatores  in  provincias 
ituri  Serv.  Aen,  3, 12)  unter  Assistenz  der  Staats- 
priester (pontifices  cum  consulibus  Schol.Veron. 
0.,  flamines  Serv.  Aen,  8,  661)  der  Vesta 
und  den  Penaten  von  Lavinium  dargebracht 
wurde  (Lavini  .  .  .  penatibus  pariter  et  Vestae, 
Macr.  a.  a.  0.  Serv.  Aen,  2,  296;  sarra  publica 
popiüi  Bomaui  deum  penatium  quae  Lavini 
fierent,  Ascon.  p.  18 f.;  Beispiele  aus  den  Jahren 
617  =  137,  Val.  Max,  1,  6,  7,  und  639  =  115, 
Ascon,  a.  a.  0.;  auf  Numa  führt  den  Brauch 
zurück  Lucan,  7,  :i96;  Liv.  1,  14,  2.  Dion.  Hai 
2,  52,  3.  Plut,  Born,  23  erwähnen  das  sollemne 
an  die  &toi  tkxtqojol  in  Lavinium 
schon  unter  König  Titus  Tatius);  das  dortige 
Heiligtum  war  wahrscheinlich  dem  römischen 
Vestatempel  ähnlich  (von  einer  noch  zu  seiner 
Zeit  existierenden  nalidg,  welche  die  Lavina- 
ten  TOts  alloig  äßatov  cpvlärrovTsg  Isqccv  vo- 
(ilfyvßi  spricht  Dion.  Hai.  1,  57,  1;  vgl.  auch 
Serv.  Aen.  3,  12  cum  ambae  virgines  in  templo 
deorum  Lavini  simul  dormirent,  ea  quae  minus 

60* 


1895         Penates  (aufserröm.  Kult)  Penates  (Bedeutung  u.  Herkunft)      1896 

easta  erat  fulmine  exanimata  alteram  nihil  sen-  gebenen  Daten  waren.    Indem   die  einen  von 
sisse),  auch  hier  gab  es  ein  immer  brennendes  der    Deutung    des    Namens,    andere    von    den 
Herdfeuer  (ein  solches  setzt  die  Geschichte  bei  Bildern  des  Tempels  an  der  Yelia,  noch  andere 
Dion.  Hai.  1,  59,  4  voraus;  vgl.  Lucan.  9,  991  ff.  von   dem  bildlosen   Kulte   im   römischen    oder 
quos  nunc  Lavinia  sedes  servat  et  Alba  Lares  lavinatischen     Vestatempel      ausgingen      und 
et  guorum  hicet  in  aris  ignis  adhuc  Phrygius)  aufserdem,   da  man   in   den  Penaten   die   ur- 
und  ein  Palladium  (Strabo  6,  264,  vgl.  Lucan.  sprünglichen  Schutzgötter  der  Stadt  sah,  jede 
9,  993  f.),   sowie   anikonische   Symbole  der  Pe-  der   verschiedenen    Hypothesen   über    die    Ur- 
naten,  von  denen  zuerst  Timaios  unter  Berufung  Sprungsgeschichte  Roms   auch  eine  bestimmte 
auf  Mitteilungen  der  einheimischen  Bevölkerung  10  Ansicht  über  Heimat  und  Herkunft  der  römi- 
sprach  (Dion.  Hai.  1,  67,  4  xrjQviau  6i8r\Q&  Kai  sehen    Penaten    im    Gefolge    hatte,    entstand 
%al%&   Kai   KtQtt[iov    Tqcüikov   slvai  rec    iv  xolg  eine   bunte  Mannigfaltigkeit  von  §6h,ai ,  deren 
aSvxoig  xolg  iv  Aaovivia}  Ktiiitva  Isqu,  nv&ea-  wesentlichste  in  der  Zeit  des  Augustus  C.  Iulius 
&at  8h  avxbg  xavxa  naQa.  x&v  i7ri%G>Qi(av.  Varro  Hyginus  iu   einer  Monographie  de  dis  penati- 
bei  Schol.  Veron,  Aen.  2,  717   deos  penates  lig-  bus  (Macr.  S.  3,  4,  13)  und  im  3.  Jahrh.  Cornelius 
neis  sigillis  vel  lapideis  terrenis  quoque  Aenean  Labeo  in  seiner  Schrift  de  dis  animalibus  (s. 
(umeris  extulissey,  vgl.  auch  Serv.  Aen.  1,  378.  darüber  Wissoica,  Real-Encykl.  4,  1351  ff.)  zu- 
3,  148;  worauf  die  Notiz  des  Serv.  Aen.  3,  174  sammenstellte :    auf  letzteren  gehen  die   Dar- 
nam    di   qui    erant    apud   Laurolavinium  non  legungen  bei  Arnob.  3,  40.  Macrob.  S.  3,  4,  6  ff. 
habebant  velatum  caput  geht,   ist  nicht  mehr  20  und    in    den    Vergilscholien    des    sog.    Servius 
zu  erkennen;  dafs  es  auch  in  Lavinium  Dios-  amplior  (Aen.  1,  378.  2,  296.  325.  3,  119.  148) 
kuren-Penaten  gegeben  habe,  darf  man  daraus  zurück  (ausführlich  darüber   Wissoira,  Hermes 
mit  Rubino,  Beitr.  z.  Vorgesch.  Italiens  S.  190  22,    1887    S.   29 ff.).      Danach    hatte    Timaeus 
nicht  schliefsen);  mit  diesen  lavinatischen  Pe-  unter    Berufung    auf    die  Aussagen    der    Ein- 
naten  mufsten  die  des  römischen  Vestatempels  heimischen  erzählt,  dafs  die  lavinatischen  Pe- 
der  Sache  nach  identisch  sein.     Der  Penaten-  natensymbole    aus    Troia    stammten    und    von 
dienst  von  Alba  Longa,  der  jedenfalls  mit  dem  Aeneas  nach  Italien  gebracht  worden  seien  (Dion. 
dortigen  häufig  erwähnten  Vestakulte  (Liv.  1,  Hai.  1,  67,  4;  vgl.  Lykophr.  1262.  P.  Günther, 
20,  3.     Ascon.  p.  35.     luven.  4,  61.    Symmach.  De   ea   quae   inter   Timaeum   et  Lycophronem 
epist.  9,  147  f.     C.  I.  L.  6,  2172.    14,  2410)   ver-  30  intercedit  ratione,    Diss.   Lipsiae   1889   p.  68  f. 
buiiden  war,  wurde,  seit  man  in  der  Urgeschichte  J.  Geffcken,   Timaios'   Geographie    des  Westens 
der  Stadt  Alba   zwischen  Lavinium  und   Rom  [Philol.  Untersuchungen  13,  1892]  S.  46f.);  ihm 
einzuschieben  gewöhnt  war,  ebenfalls  von  dem  folgend    hat    dann  Nigidius  Figulus  (frg.    69 
lavinatischen  abgeleitet,  und   es   knüpfte   sich  p.  83  f.  Swoboda)  die   römischen  Penaten  ohne 
daran  die  Erzählung,  dafs  die  Götter  nach  ihrer  weiteres  mit  den  troischen  Schutzgöttern  Apollo 
Überführung  nach  Alba  zweimal  von  dort  nach  und  Poseidon,    den  Erbauern  der  Mauern  von 
Lavinium   zurückgekehrt  seien   (Dion.  Hai.  1,  Ilion,  identifiziert.  Dagegen  leitete  der  Annalist 
67,  lf.      Val.  Max.  1,  8,  7.     Aur.    Vict.   origo  Cassius  Hemina  (frg.  6  p.  69  Peter),   dem  sich 
17,  2f.     Cass.  Dio  frg.  3,  8  Melb.     Serv.  Aen.  noch  Atticus  in  seiner  Chronik  anschlofs  (frg. 
1,  270.    Augustin.  c.  d.  10,  16;  wenn  Serv.  Aen.  40  1  p.  215 f.  Peter),  die  römischen  Penaten   aus 
3,  12  dieselbe  Geschichte  von  der  Übertragung  Samothrake  her  (vgl.  H  Nissen,  Mhein.  BIiis. 
der  lavinatischen  Penaten  nach_Roin   erzählt,  42,    1887  S.  61   „Es   wird    im  Verlaufe    dieser 
so    ist    das    nicht    eine    eigene   Überlieferung,  Untersuchungen    nachzuweisen   sein,   dafs   die 
sondern  Entstellung),  worauf  man   sie  in  La-  gröfsten    Theologen    Roms    mit   gutem    Grund 
vinium     belassen,     zur    Walirnehmung     ihres  den  Ursprung  ihrer  Religion   auf  jenem  thra- 
Dienstes  aber  eine  besondere  Gruppe  von  An-  kischen  Eiland  gesucht  haben"),  wobei  er  von 
Siedlern  aus  Alba  nach  Lavinium  zurückgeschickt  den  Götterbildern  des  Tempels  an  der  Velia  aus- 
habe  (Dion.   Hai.  a.  a.  0.     Serv.  Aen.  1,  270  ging  und  mit  der  dortigen  Inschrift  MAGNIS  DIS 
datis  qui  sacris  praeessent  agroque  eis  adsignato  (s.  ob.  Sp.  1889,  64)  die  Bezeichnung  der  samo- 
quo  se  alerent) :  das  ist  wahrscheinlich  ein  Ver-  50  thrakischen  Götter  als  &tol  {ityäloi  (&eol  %qt]- 
such  zur  historischen  Erklärung  der  Thatsache,  axoi,  &sol  Svvaxoi)  verglich  (s.  Bd.  2  Sp.  2525 ff.); 
dafs  die  Sacra  von  Lavinium  von  dem  -  -  hier  wahrscheinlich    erzählte    er,    einem    bei   Fest. 
als  Rechtsnachfolgerin  Albas  gedachten  —  Rom  j>.  329  angeführten  griechischen  Historiker  Kri- 
aus  durch  das  römische  Staatspriestertum  der  tolaos  folgend,  dafs  Aeneas  auf  der  Fahrt  von 
sacerdotes    Laurentes    Lavinates    (über    sie    G.  Troia    in    Samothrake    gelandet    sei    und    die 
Wilmanns,   De  sacerdotiorum  p.  p.  P.  quodam  dortigen  Penaten  mit  sich  nach  Westen  fort- 
genere,  Berolini  1868  S.  27  ff.  Dessau    C.  I.  L.  geführt  habe  (Serv.  Aen.  7,  207.  8,679).    Beide 
14  p.  187  f.     Wissowa,  Religion  und  Kultus  der  Versionen  hat   dann    Varro  im   2.  Buche    der 
Römer  S.  447  f.)  wahrgenommen  wurden.  Antiqu.  rerum  human,  (frg.  2,  8.  9  bei  Mirsch, 
v    „       ,,            ..,       D   ,     ,               .  „     .       „,  eo  Leipz.  Stud,  5,  88 f.,  vgl.  Dion.  Hai.  1,61  f.  68 f.) 
V.  Hypothesen  über  Bedeutung  und  Herkunft  in  der  Weige  vereinigt,  dafs  er  die  römischen 
der  römischen  Penaten.  Staatspenaten  zwar  ebenfalls  aus  Samothrake 
Das  Geheimnis,  das  über  Wesen  und  Namen  stammen,  aber  nichtvon  dort  direkt,  sondern  auf 
der  römischen  Penaten  lag,  zu  ergründen,  war  dem  Umwege  über  Troia  nach  Italien  kommen 
natürlich  für  die  griechischen  und  römischen  liefs,  indem  Dardanos  sie  aus  Samothrake  nach 
Historiker  und  Theologen  eine  lockende  Auf-  Phrygien  und  Aeneas  von  Troia  nach  Lavinium 
gäbe,  und  ihre  Ansichten  gingen  um  so  weiter  gebracht    habe    (vgl.    dazu    auch    Thrämer   in 
auseinander,  je   geringfügiger   die    sicher  ge-  Paidy-Wissoivas  Real-Eneyklopädie  4,  2174 f.). 


1897      Penates  (Bedeutung  u.  Herkunft)  Peneios                         1898 

Diese  sainothrakisck-troisch-röniischen  Penaten  Kästchen,  das  die  Sacra  birgt;  das  ist  offenbar 

waren  aber  für  ihn  nicht  die  Dioskuren-Penaten  die  Vorstellung  des  Varro,  der  ja  dem  Timaeus 

des  Veliatempels   (vgl.  de  l.  I.  5,  58),    sondern  folgend  (s.  ob.  Sp.  1895,  8  ff.)  erzählte  deos  pena- 

die    im    Vestatempel    aufbewahrten    Symbole  tes  ligneis  sigillis   vel   lapideis  terrenis  quoque 

samt  dem  Palladium  (s.  ob.  Sp.  1892,  6  ff.),  und  (quaedam  lignea  vel  lapidea  sigilla,  Serv.  Aen. 

indem   er  den  Glauben   an   den   troischen  Ur-  3,  148,    quaedam  sigilla   lignea  vel  marmorea, 

sprung  dieser  Heiligtümer   sowie    des  ganzen  ebd.  1,  378)  Aeneam  (umeris  extulissey,  Schal. 

Vestakultes  zur  allgemeinen  Geltung  brachte,  Veron.  Aen.  2,   717.     In   eine  Erörterung   der 

leistete  er  der  cäsarisch-augusteischen  Politik  Frage,  auf  welche  Götter  diese  Penatensymbole 
kräftig  Vorschub,  indem  diese  troischen  Götter  10  zu  deuten  seien,  war  Varro  bei  dieser  Gelegen- 

ja  eben  die  Hausgötter  des  iulischen  Geschlechts  heit  nicht  eingetreten  (Meter.  S.  3,  4,  7),  wohl 

waren  (Phrygiique  penates  gentis  Iuliae,  Lucan.  aber  hatte  er  in  dem  de  dis  incertis  handeln- 

1,  196  f.)  und  damit  die  Götter  des  Staates  und  den   15.  Buche   der  Antiqu.   rer.  divin.   (frg.  3 

der  Dynastie  zusammenfielen:  darum  steht  auch  bei  R.  Agahd,  Jahrb.  f.  Philol.  Suppl.  24,  187  f.) 

in  Vergils  Aeneis  die  Überführung  der  troischen  eine  Deutung    der  römischen  Penaten    vorge- 

Penaten    nach    Latium    als    Hauptbestandteil  tragen:  er  sah  in  ihnen  (unter  Festhaltung  an 

der  Mission  des  Aeneas  (penatiger  Aeneas,  Ovid.  der    Gleichsetzung    mit    den    samothrakischen 

met.  15,  450)  im  Vordergrunde  (E.  Norden,  N.  Göttern)  die  Trias  Iuppiter,  Iuno,  Minerva,  die 

Jahrb.  f.  Mass.  Altert.  7,  1901  S.  275 ff.).    Was  er  für   die    ältesten   Gottheiten  hielt  (Tertull. 
diese  von   Aeneas    nach  Rom   gebrachten  pe-  so  ad  nat.  2,  12)  und   auf  dem  Wege  der  physi- 

nates  (Aen.  1,  68.  378.    2,  747.    4,  898.    5,  632.  kaiischen  Erklärung  als  Repräsentationen  der 

7,  121,   gleichbedeutend   5,  744  Pergameumque  Luft  in  ihren   drei  Schichten  (medium  aetkera 

Larem  et  canae  penetralia   Vestae,    vgl.    auch  lovem,  Iunonem   vero   imum  aera  cum  terra  et 

9,  258  f.  per  magnos,  Nise,  penates  Assaracique  Miner  mm  summum  aetheris  cacumen.    Macr.  S. 

Larem  et  canae  penetralia   Vestae)  und  Sacra  3,  4,  8  =  Serv.  Aen.  2,  296,  vgl.  August,  c.  d. 

(Aen.  2,  293  sacra  mosque  tibi  commendat  Troia  4,  10)  erklärte.    Da  nach  der  von  Varro  aeeep- 

penates.  320  sacra  manu  victosque  deos  parvum-  tierten    stoischen    Lehre    die    Seele    Luft    ist 

que   nepotem  ipse  trahit.      717  tu  genitor  cape  (Lact,  de  opif.  Dei  17,  8),  so  pafst  diese  Deutung 

sacra  manu  patriosque  penates;  danach  Seneca  zur    Etymologie    der    Penaten    als    derjenigen 
de  benef.  3,  37,  1   complexus  sacra  ac  penates  30  Götter,  qui  penitus  nos  regant  ratione  calore  ac 

deos)   waren,   wird   aus   der  Darstellung  nicht  spiritu  (Arnob.  3,  40,  vgl.  Macr.  Serv.  aa.  OO.), 

deutlich;   man  könnte   bei  den   sacra   an   das  welche  wahrscheinlich  eben  die  varronische  ist 

Palladium  oder  an  das  heilige  Feuer  und  irgend-  (das   Nähere   bei   Wissowa,  Hermes   22,  40  ff.), 

welche  sonstige  Symbole  denken  (2,  296  f.  heifst  VT    .. 

es  vittas  Vestamque potentem  aeternumque  adytis  Lineraiiu . 

effert    penetralibus    ignem    nach    dem    vorher-  /.  A.  Härtung,  Religion  d.  Römer  (Erlangen 

gehenden  sacra   suosque  tibi  commendat  Troia  1836)  1,  71  ff.    R.  H.  Klausen,  Aeneas  und  die 

penates  v.  293;,   aber   3,  148    erscheinen    dem  Penaten  (Hamburg  u.  Gotha  1839/40)  S.  620  ff. 

Aeneas  im  Traume  effigies  sacrae  divom  Phry-  Gu.  A.  B.  Hertzberg,  De  dis  Romanorum  patriis 
giique  penates  (Beschreibung  ebd.  v.  173  f.  coram  -to  sive  de  Lamm  atque  Penatium  tarn  publicorum 

agnoscere  roltus  velatasque  comas  praesentiaque  quam  privatorum  religione  et  eultu  (Halae  1840) 

ora  videbar),  wo  doch  die  effigies  sacrae  di com  S.  62  ff.     L.  Krähner,   Penates,   in  Ersch   und 

den  sonst  neben  den  penates  erwähnten  sacra  Grubers  Allg.  Encykl.  d.  Wissensch.  u.  Künste 

entsprechen  müfsten;  und  3,  12  tritt  für  sacra  3.  Sect.   Bd.  15   S.  409  ff.  (1841).     A.  Premier, 

et  penates  noch  eine  dritte  Wendung  ein,  indem  Hestia-  Vesta  (Tübing.  1864)  S.  232  ff.  J.  Rubino, 

Aeneas  ausfährt  cum  soeiis  gnatoque  penatibus  Beiträge   zur    Vorgeschichte    Italiens    (Leipzig 

etmagnisdis  (derselbe Versausgang  auf Augustus  1868)  S.  196  ff.     Preller-Jordan,  Rom.  Mgthol. 

übertragen  8,  679   cum  patribus  populoque  pe-  2a,  155ff.  J.  Marquardt,  Rom.  Staatsverwaltung2 

natibus  et  magnis  dis,  das   Vorbild  ist  Enn.  S.  121  ff.  252 f.     A.  De-Marchi,  R  eulto  privato 
<tnn.  frg.  143,  8  Baehr.   dono  ducite  doque  vo-  50  di  Roma   antica   1    (Milano   1896)  S.  55 ff.     G. 

lentibus  cum  magnis  dis),  wo  die  Bezeichnung  Wissowa,  Die  Überlieferung  über  die  römischen 

magni  di  doch  offenbar  auf  die   samothraki-  Penaten,  Hermes  22,1887  S.  29 ff.;  Religion  und 

sehen  Götter  bezw.  auf  die  mit  ihnen  gleich-  Kultus  der  Römer  (München  1902)  S.  145  ff. 

gesetzten  Penaten  des  Veliatempels  weist.    Die  [G.  Wissowa.] 

ganze  Aporie,   an  der  sich  bereits   die   alten  Peneios    (nr]vsi6s),     Flufsgott    des    gleich- 

Erklärer  vergeblich  abgemüht  haben  (Serv.  Aen.  namigen   Hauptflusses   in  Thessalien.      Er   ist 

3,  12.  8,  679),  ist  unlösbar,  weil  sie  auf  einer  der  Sohn   des  Okeanos  und    der  Tethys.     So- 

beim  Dichter  selbst  liegenden  Unklarheit  und  wohl  Hesiod  (Theog.  337  ff.)  als  Diod.  Sic.  (4,  69) 

Unbestimmtheit    der    Auffassung    beruht  (vgl.  zählen  viele  Namen  von  Kindern  des  Okeanos 
auch  W.  Kroll,  Jahrb.  f.  Philol.  Suppl.  27, 164  f.).  60  und    der  Tethys   auf,    die    alle   Eponyme  von 

Auf  der   aus   zahlreichen  Repliken  bekannten  Flüssen  wurden,  und   beide  nennen   in  diesen 

statuarischen    Darstellung    des    seinen    Vater  Listen  auch   den  Peneios.     Er  war  der  Gatte 

Anchises  auf  den  Schultern  tragenden  Aeneas,  der  Kreusa,  mit   der  er  den  Hypseus  und  die 

deren  Vorbild    wahrscheinlich    die   von    Ovid.  Stilbe  zeugte,  welch  letztere  von  Apollon  die 

fast.  5,  563   erwähnte   Statue  vom  Forum   des  Mutter  des  Lapithes  und  des  Kentauros  wurde, 

Mars  Ultor  gewesen  ist  (vgl.  die  Litteratur  bei  sodafs   P.   als   Stammvater   der   Lapithen   und 

31.   Ihm,  Jahrb.    d.    Ver.    d.    Altertumsfr.    im  Kentauren   erscheint   (Diod.   Sic.   4,  69);  nach 

Rheinl.  93,  1892   S.  66ff),    hält    Anchises    ein  Schol.  R.  1,  266   (ed.  BeJcJcer)  ist  nur  Lapithes 


1899                        Peneios  Peneleos                       1900 

Sohn  der  Stilbe,  nicht  aber  Kentanros,  ebenso  Einschlagfaden    im    Gewebe    abgeleitet    wird, 
Schul.   II.  12,  126.     Nach  Dioä.  Sic.  6,  61  war  weil  er  wie  ein  schöner  Faden  durch  die  thessa- 
der  Sohn  des  Lapithes  Triopas  (nach  anderen  lische  Landschaft    seinen   Lauf   nimmt.     Von 
Sohn    des   Helios    und   der  Rhodos,    oder  jder  cprjvög  —   leuchtend,    weifs,    leitet    Pape   (im 
Kanache  und  des  Poseidon\  der  von  Thessalien  Lexik,  d.  griech.  Eigennamen)  den  Namen  ab. 
nach  Knidos  floh  und  dort  die  Stadt  Triopion  Zosimos,  hist.  4,  35  erzählt,  ursprünglich  habe 
gründete.  -  -  Auch  nach  Find.  Pyth.  9,  26  ist  es   keinen   Bildkult   für    die    Götter   gegeben; 
Kreusa   die    Gattin    des   P.,    ebenso  bei    Ovid.  die  ersten  Götterbilder  seien  in  Thessalien  ge- 
(i »t.  3,  6,  31,  während  andere  Schriftsteller  auch  fertigt  worden,  und  da  man  noch  keinen  Tempel 
andere   Namen    für    sie    kennen;    so   wird   sie  10  kannte,    so    habe    man    diese  Bilder    auf   der 
Schal.  Find.  Pyth.  9,  27  nach  Pherekydes  Nai's,  Peneios-Brücke   aufgestellt.     Ob   da  auch   ein 
nach  Äkesandros  aber  Philyra  genannt.   Jedes-  Abbild   des  Flufsgottes   dabei  war,   geht  aus 
mal  ist  sie  ebenfalls  Mutter  des  Hypseus.  Paus.  der  Stelle  nicht  hervor.   Jedenfalls  scheint  aber 
9,  34,  6   nennt  noch  Andreus   als  Sohn  des  P.  danach    in    historischer    Zeit    die    Erinnerung 
Töchter  des  P.  sind  die  Iphis  (Schal.  Plat.  conr.  daran,    dafs    die    ersten    Götterkulte    sowohl 
208)    durch     Aiolos    Mutter    des     Salmoneus;  bild-  als  tempellos  waren,  lange  wach  gewesen 
Menippe  (Hella)),   bei  Dion.  Hai.  1,  28).     Sie  zu   sein   (vgl.    dazu  M.  Reichet,  Vorhellenische 
ist    die   Gattin   des   Pelasgos    und  Mutter   des  Götterkulte),     [v.  Lichtenberg.] 
Phrastor:   vgl.    auch   Eustath.    Schal,  zu  Dion.  Peiieleos  (ni]vilscog),   Et.  M.  670,  50   -rectou 
Perieg.  347.     Daphne   (Ov.  met.  1,  452;    Servii  20  tö  it&vto  Hbv elaog  xat  n^viksag  ktrixag,  Sohn 
rinn  ment.  in  Verg.  Aen.  3,  91;  Hygin  fab.  203);  des  Hippalkimos   (Diod.  4,  67;    Hygin.  f.  97; 
Kyrene    (Schal.    Apoll.  Rhod.  2,  502,  wo   auch  Hippalmos,  wohl  entstellte  Form,  Apollod.  1,  9, 
die  Larissa  als  Schwester  der  K.,  also  ebenfalls  16,  9;  desgl.  Hippalkmos  Schol.  11.  2.  494)  und 
Tochter   des  P.  genannt  wird).     Nach   Hygin.  der  Asterope  (Hygin.  f.  97),  Freier  der  Helena 
fab.  161   und    Verg.  Georg.  4,  355   ist  Kyrene  Apollod.  3,  10,  8,  2  (hier  ist  überliefert  Hr]vilh(og 
Tochter  des  Peneios  und  Mutter  des  Aristaios.  Ar\irov    anstatt   Hrivtlsag  'Inircalxi^ov,    Arjizog 
Dagegen  ist  nach  Diod.  Sic.  4,  81  Kyrene  Toch-  u.  s.  w.);  Hygin.  f.  81,  Argonaut  bei  Apollod. 
ter  des  Hypseus,  also  Enkelin  des  P.  —  Trikke  1,  9,  16,  9   wohl  nach   alter  boiotischer  Sage, 
und  Atrax,  zwei  Städte  in  Thessalien,  sind  nach  vgl.   Jessen,  Prolegomena  in  catalogum   Argo- 
den  gleichnamigen  Töchtern   des  P.   benannt:  30  nautarum  (Berliner  Dissertat.  1889)  S.  14.     Im 
Steph.  Byz.  s.  v.  "Atoctf;  und  Toiwr].     Hier  ist  Kampfe  vor  Troja  ist  er   einer  der  Anführer 
Atrax    das   Kind    des   P.   und    der  Bura.     Bei  der    Boioter    (B  494),   nach   Hygin.  f.   97    mit 
Kallimachos,    Hymn.    in   Del.    109    erscheinen  12  Schiffen.     Er  wird   erwähnt  N  92,   wo  Po- 
die    W>fi,qp«r    ©saaalidsg,    Ttoraiiov    yivog,    als  seidon  einige  griechische  Anführer  zur  mutigen 
Töchter   des   P.      (Vgl.    dazu    auch    die  Verse  Teilnahme    am   Kampfe    auffordert.      Er  tötet 
105 — 148.)   —   Dieser  mit  Peneios  beginnende  den  Ilioneus,  den  Sohn  des  Phorbas  E  487 — 498, 
Stammbaum  scheint  eine  dreifache  Bedeutung  den  Lykon  TL  335,   wird  von   der  Lanze   des 
zu  haben.    Einmal  können  wir  in  Kyrene  und  Polydamas   an    der   Schulter   gestreift.     Nach 
Menippe  sowie   in   den  von  P.  abstammenden  Pausan.  9,  5,  15 ;  Quint.  Smyrn.  7,1  (»4 f.;  Dictyx 
Lapithen  und  in  Triopas  Erinnerungen  an  alte  40  4,  17    fällt  Peneleos   vor    Troja    durch    Eury- 
Wanderungen  von  Stämmen,   die  von  Thessa-  pylos,  den  Sohn  des  Telephos.     Den  Griechen 
lien   ausgingen,   erblicken;   sodann   scheint  in  gelingt  es  seine  Leiche  zu  retten:  Quint.  Smyrn. 
Daphne  die  Natur  und  Schönheit  der  Peneios-  7,  123 — 158.    Er  wird  von  allen,  welche  Eury- 
ufer  gepriesen  zu  sein,   während   die  anderen  pylos  erschlug,   am  meisten  beklagt  und  ihm 
Namen  geographisch  als  Eponymen  von  Städten  ein  besonderes  Grabmal  errichtet,  während  für 
in  Thessalien   aufzufassen   sind;  vgl.  den  Art.  die  übrigen   ein  Massengrab   hergestellt  wird. 
Lapithen  Bd.  2  Sp.  1865 f.  Anm.*).  Nach  dem  angeblich  von  Aristoteles  verfafsten 
Wie    vielen    anderen   Flufsgöttern   wurden  Peplos,  Epigr.  21  (=  Frgm.  596,   in  der  Aus- 
auch  dem  P.  Opfer  dargebracht.    Aelian.  var.  gäbe   der  Berliner  Akademie  Bd.  5   S.  1576  a, 
hist.  3, 1  erzählt,  dafs  die  umwohnenden  Völker  50  16 — 18)  haben  die  Boioter  den  Peneleos  in  der 
an   seinen  Ufern  Zusammenkünfte  und  Trink-  Heimat  am  Kephissos  beigesetzt  (&tl  ThiviXsw 
gelage  veranstaltet  und  dabei  geopfert  hätten;  xsiuivov  iv  Botcorla-  ToV<f  iiti  Kvcfiaam  noraua 
und  Max.  Tyr.  diss.  38  erläutert  die  verschie-  &h6civ    coxv    gtovri,    Ttcüdsg    Botcotcov    owcpoovcz 
denen  Gründe,  warum  die  Flüsse  durch  Opfer  TLnvtlscov).    Der  Tod  des  Peneleos  durch  Eury- 
geehrt  werden,  und  erwähnt  als  Grand  für  den  pylos  ist  dem  des  Thersandros,  des  Polyneikes 
P.  seine  Schönheit  (vgl.  Preller,  Griech.  Myth.  Sohn,   durch   Telephos  parallel,   von   dem  die 
neue  Ausgabe  von  Robert   1 ,   547),    und    das  Kyprien  erzählen.    Peneleos  ist  der  Nachfolger 
stimmt  auch  mit  Aelian  überein,  der  gleich-  des  Thersandros  Paus.  9, 5,  15.  Vgl.  Wilamoioitz, 
zeitig  mit  den  Opfern  des  Schattens  der  Wälder  Isyllos    S.   48;     Immisch.    Klaros    S.    132    (im 
und   Haine    an   den  Ufern    dieses  Flusses    ge-  60  17.  Supplbd.  der  Jahrb.  f.  Mass.  Philol.).  Pene- 
denkt;  man  denke  an  das  hochberühmte  Tempe-  leos    ist    einer  von   den    im  hölzernen  Pferde 
thal  (Bursian,    Geogr.  v.  Gr.   1,   58 f.).     Auch  versteckten  Griechen  bei  Try}>hiadaros  180,  von 
andere    Schriftsteller    heben    seine    Schönheit  dem  Tzetzes,  Posthorn.  648  abschreibt,  und  ge- 
besonders    hervor.      Harn.  11.  2.    752f  ;    Eur.  hört  hier  zu  den  nicht  aus  Quintus  Sntyruarus 
Her.  f.   368.      Die    Klarheit    seines    Wassers  entnommenen  Namen,   während  sich  Tryphio- 
preist  Plinius  nat.  hist.  4,  18,  15.     Mit  dieser  doros  sonst  hauptsächlich  an  Qjiiulus  anleimt. 
Schönheit   mag   auch   der   Name   Peneios    zu-  Vgl    Noack,   Die   Quellen  des   Tr.,  Hermes  27 
sammenhiingen,  der  zumeist  von  -jir\viov  —  der  S.  452 — 463,  insbes.  S.  455.    Bei   Verg.  Aen.  2, 


1901      Penelope  (in  der  Odyssee)  Penelope  (in  der  Odyssee)      1902 

424    erschlägt    er    im    nächtlichen   Gatüniniel,  so  schmerzlicher  ist  für  Penelope  das  Erscheinen 

nachdem  die  Griechen^  in  Troja  eingedrungen  derFreier,  die,  mit  zehnDienern  einhundert- 

sind,   den  Koroibos.     Das   stimmt  zu  der  bei  achtzehn   an  der  Zahl  {%  247  t'.),   das  stand- 

Tri/phiocloros   vorliegenden  Annahme,   dafs  er  hafte  Widerstreben   des  treuen  Weibes  gegen 

nicht  vor  der  Eroberung  Trojas  fällt.  Plutarch,  eine  neue  Verheiratung   durch   tägliches   Ver- 

Quaest.  Graec.  37   erzählt,   Peneleos  habe  den  prassen    des   Königsgutes    zu    brechen    suchen 

Poimandros   von   Blutschuld  entsühnen   helfen  (a  245  f.;  ß  50  f.;  it  122  f.;  x  130  f.).     Dafs  sie 

(vgl.  d.  Artikel  ,,Elpenor").   Zum  Danke  sei  ihm  zur  List  ihre  Zuflucht  nimmt,  hilft  ihr  wenig. 

nebst  Tlepolemos  und    Achilles    bei    Tanagra  Allerdings  weifs  sie  drei  Jahre  lang  die  Freier 

ein  Heiligtum  (xsLievog)  gestiftet  worden.  10  schlau  hinzuhalten  mit  dem  Vorgeben,  sie  wolle 

Als  sein  Sohn  wird  Opheltes  genannt  Paus.  einen  von  ihnen  ehelichen,  wenn  sie  nur  erst 

9,  5,  IG.     Schal.    Townl.  II.  13,  92   kennt  eine  dem  greisen  Laertes  ein  Leichengewand  gewebt 

Tochter  des  Peneleos  mit  Namen  Anaktor(i)a,  habe.     Endlich    aber  wird  Penelope    auf  den 

welche  an  den  Thoas  vermählt  war.     Panelos  Verrat  der  Mägde  hin  dabei  ertappt,  wie   sie 

(Stepk.  Byz.  s.  v.),  Gründer  der  gleichnamigen  das   am  Tage  gesponnene   Gewebe  bei  Nacht 

Stadt    am  Pontos,  wird    als   Nachkomme   des  wieder  auflöst  (ß  88  f.;  x  139  f.;  co  127  f.).    Die 

Peneleos  bezeichnet,  wohl  wegen  der  Namens-  Beschwerden   der  Freier   sowie    ihr  Ansinnen, 

ähnlichkeit.      Philotas,    ein    Nachkomme    des  Penelope   zu   einer  Ehe  mit  einem   von  ihnen 

Peneleos,   ist  der  Gründer  von  Priene,   Paus.  zu  nötigen,  weist  Telemach  in   der  Volksver- 

7,  2,  3  und  7,  2,  10.     [Türk.]  20  Sammlung  aus  Pietät  gegen  die  Mutter  zurück 

Penelope  (niiV^XoTtr},  Huvtlöitcc,  bei  Homer  (ß  130  f.),    versetzt  jedoch   diese    selbst  durch 

stets  Jlrivtlö-nsicc,  über  den  Namen  s.  u.),  Tochter  seine  Reise  nach  Pylos  und  Sparta,  so  sorgsam 

des  Ikari os,  Gattin  des  O dys seus  und  Mutter  er  sie  ihr  auch   zu  verheimlichen  bestrebt  ist 

des  Telemachos  (s.  die  betr.  Artikel).     Über  (ß  357  f.;  374  f.),  in  die  schwerste  Bekümmernis 

ihre    sonstigen   Familienverhältnisse  wie    über  (#703 f.;  716  f.;  787  f.;  «331  f.),  obwohl  sogar 

ihre  Schicksale  geht  die  Überlieferung  ziemlich  Athena  sie  durch  ein  Traumgesicht  und  süfsen 

weit  auseinander.     Bei  Homer  wird  von  ihren  Schlummer  zu  trösten  sucht  (d  795  f.).     Grofs 

Angehörigen  noch  eine  Schwester,  Iphthime  ist  daher  ihre  Freude  bei  der  glücklichen  Heim- 

(s.    d.),   genannt  (S   797.   810);  Brüder  werden  kehr    des    Sohnes    (it   130  f.;    q   36  f.).      Nach 

ohne  Namensnennung  nur  erwähnt  (o  16).  Über  30  Frauenart  verläfst  sie,  wie  aus  ß  374  zu  schlie- 

Penelopes  Leben  vorder  Verheiratung  erfahren  fsen  ist,  ihre  Gemächer  oft  lange  nicht;  hafst 

wir  in  der  Odyssee  nichts.  Auf  die  reiche  Mit-  sie  doch   die  Freier  sämtlich,    besonders   den 

gift,  die  sie  dem  Gatten  zugebracht  hat,  deutet  Antinoos,  bitter  (p  499  f.);  höchstens  Amphi- 


<-> 


das   Beiwort  TtoXvdcoQog  (co  294)  hin;    wegen  nomos  findet  mit  seinen  Reden  Gnade  vor  ihr 
ihrer  Schönheit  wird  sie  mit  Artemis  und  (it  397  f.).     Gleichwohl  betritt  sie,  verschleiert 
Aphrodite    verglichen    (q   37;    r  54;    vgl.  und  von  zwei  Dienerinnen  begleitet,  mehrmals 
6  246  f.),   steht  jedoch   hinter  Kalypso   zurück  den  Männersaal,  wo  die  Gäste  schmausen:  bald 
(g  215  f.);    ihrer    Klugheit    (ß  121  f.;    X  445)  bittet    sie    den    Phemios,    der    die    traurige 
gelten    die    Epitheta    i%£tpQcov   (S  111  u.  ö.),  Heimfahrt  der  Griechen  besingt  (cc  326  f.),  um 
TtSQicpQcov  (a  329  u.  ö.)  und  TtLvvxrj  (X  445;  40  ein  andres,  sie  weniger  betrübendes  Lied  (328  f.); 
v    131;    qp    103).      Die    Gesamtheit    ihres    un-  bald  macht  sie  den  Freiern  wegen  ihrer  Mord- 
tadeligen  Wesens,    namentlich    ihre    edle  anschlage     auf    Telemach     heftige     Vorwürfe 
Gesinnung  (ciyoc&ocl  cpQevsg),  wird  bezeichnet  (^409  f.;  421  f.);  bald  reifst  sie  durch  schlaue 
durch  das  Attribut  ulivllcov  (co  194).   Zu  ihrem  Vorspiegelung    einer    baldigen    Hochzeit    wie 
tiefen   Schmerze   (ff  250  f.)    zieht   ihr  geliebter  durch   die  Anmut  ihres  Auftretens   die  Hebe- 
Gatte,    von    Agamemnon    und    Menelaos    nur  glühenden    Jünglinge    zur    Bewunderung    hin 
schwer  überredet  (co  115  f.),   mit  gegen  Ilion,  und   bestimmt  sie,    ihr   huldigend  reiche   Ge- 
als    dem   jungen  Paare    erst  vor    kurzem    ein  schenke   darzubringen  (ff  197  f.;  250  f.;  290  1'.); 
Söhnlein,  Telemachos  (s.  d.),  geboren  worden  bald  wieder  sitzt  sie  lauschend  und  beobach- 
ist  (d  112.  144;  X  447  f.).     Während  Odysseus  5o  tend,    aber  stumm,    im    anstofsenden    Gemach 
seinem  alten  Freunde  Mentor  (s.  d.)  die  Sorge  (v  38  7  f.);  oder  sie  nimmt  sich  endlich  mit  Ent- 
für das  Hauswesen  anvertraut  (ß  226  f. ;  co  456),  schiedenheit  des  noch  unerkannten  Fremdlings 
empfiehlt    er    seiner    Gattin    vornehmlich    die  an  und  gewährt  ihm  die  erbetene  Beteiligung 
Pflege  seiner  Eltern  und,    wenn   er  selbst  in  am    Bogenschufswettkampf   (qp  311  f.;    334  f.). 
dem  Kriege  fallen  sollte,  Telemach  aber  heran-  Telemach  freilich  ist,  im  Gegensatz  zu  Athene 
gewachsen   sei,   eine  zweite  Vermählung,   vor  (ff  158 f.;  qp  1  f.),  mit  dem  Erscheinen  der  Mutter 
der  jedoch  Penelope  zurückbebt  (ff  265  f.).    Ihre  unter    den    wüsten   Schlemmern    nicht   einver- 
mütterliche  Aufopferung  rühmt  der  Sohn  standen  und   verweist  sie  wiederholt  ziemlich 
später  selbst  (ß  131);   ihr  hingebendes,  wenn-  ernst  in  ihr  Frauengemach  (a  356 f.;  qp  350 f.). 
schon  gestrenges   Walten   unter  dem   Gesinde  60  Einen  selbständigen,   klugberechneten,  ja  ent- 
wie    in    der    Schatzkammer    läfst    in    ihr    die  scheidenden  Schritt,  dessen  ganze  Tragweite  sie 
tüchtige  Hausfrau  erkennen  (ff  314  f.;  321  f.;  selbst  noch  gar  nicht  ahnt  und  ermessen  kann, 
x  89  f.;   96  f.;   317  f.;   qp  5  f.;   42  f.).     Der  Für-  thut  sie  mit  dem  Vorschlag  des  Wettschiefsens 
sorge  um  die   Schwiegereltern  wird   sie    zwar  (x  570  f.;  qp  57  f.).   Denn  nachdem  bereits  Theo - 
mit  der  Zeit  überhoben,  indem  Antikleia  vor  klymenos  (s.  d.)  ihre  Hoffnung  auf  die  Rück- 
Kummer um  den  Sohn  stirbt  (X  197  f. ;  o  356  f.),  kehr  des  Gatten  belebt  hat  (q  151  f.),  wird  sie  in 
Laertes  aber  sich  aufs  Land  zurückzieht,  um  dieser    Zuversicht    durch    dessen    persönliche 
hier  sein  Alter  zu  vertrauern  (X  187  f.).     Um  Nähe  wie  durch  die  längere  Unterhaltung  mit 


1903           Penelope  (in  der  Odyssee)  Penelope  (i.  d.  spät.  Litter.)       1904 

ihm,  namentlich  durch  seine  wennschon  er-  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  642  f.),  mannigfache  Einbufse. 
dichteten  Erzählungen  (x  102  f.),  nur  bestärkt.  Äufserlich  wird  allerdings  der  Kreis  der  An- 
Daher  ihre  ahnungsvolle  Sorge  um  den  Fremd-  gehörigen  wie  der  PMebnisse  hie  und  da  auch 
ling  (x  349  f.),  aber  auch  ihre  Bereitwilligkeit,  erweitert.  Dies  gilt  zunächst  von  der  Ahnen- 
ihn  an  dem  Bogenschiefsen  teilnehmen  zu  lassen  reihe,  deren  Überlieferung  namentlich  in  den 
(qp  311  f.).  Zu  ihrem  Glücke  hat  sie  sich  vor  Personennamen  vielen  Schwankungen  unterliegt, 
dessen  Beginn  auf  des  Sohnes  Geheifs  (s.  o.)  Im  Einklang  mit  Homer  nennen  zwar  die 
wieder  in  ihr  Gemach  zurückgezogen  (354  f.);  Quellen  Penelopes  Vater  Ikarios  (s.  d.),  wobei 
so  bleibt  es  ihr  erspart,  das  nun  folgende  blutige  die  abweichenden  Lesarten  Ikarion  (Apollod. 
Schauspiel  mit  anzusehen.  Erst  als  das  Morden  io  3,  10,  4,  3)  und  Ikaros  (Hermesianax  bei  Athen. 
geendet  hat.  wird  sie  von  Eurykleia  aus  tiefem  13,  597  f;  Hygin.  fab.  130;  schol.  Yen.  II.  B 
Schlafe  geweckt  (ip  1  f.).  Lange  verhält  sie  581;  Eustath.  p.  203,  10;  schol.  Ew.  Or.  457) 
sich  bei  der  Erzählung,  Odysseus  sei  heimge-  wenig  ins  Gewicht  fallen  (über  die  Namens- 
kehrt, ungläubig  (10 f.;  58 f.)  und  bewahrt  auch  form  Ikadios  bei  Aristot.  Poet.  25  s.  u.).  >#  Da- 
ihm  selbst  gegenüber  zunächst  noch  zweifelnde  gegen  herrscht  über  Ekarios'  Eltern  wenig  Über- 
Zurückhaltung (88 f.),  sodafs  Telemach  sie  ernst-  einstimmung  (s.  Ikarios).  Der  Vater  ist,  wie 
lieh  tadelt  (96  f.).  Es  bedarf  erst  unwider-  er  auch  heifsen  mag,  König  von  Sparta  oder 
leglicher  Beweismittel,  ehe  sie  völlig  traut  Amyklai;  aufser  Ikarios  sind  dessen  Söhne 
(164  f.;  183  f.);  um  so  ergreifender  ist  die  Tyndareos  und  Hippokoon  (s.  die  betr. 
Wiedererkennung  (205  f.).  Von  Schmerz  und  20  Artikel).  Nach  dem  Tode  des  Vaters  bemächtigt 
Freude  bewegt,  verplaudert  sie  sodann  mit  sich  Hippokoon  der  Herrschaft  und  vertreibt 
dem  Gatten  die  von  Athene  noch  überdies  ver-  beide  Brüder  aus  Sparta  (Apollod.  3,  10,  5,  1). 
längerte  Nacht  (241  f.;  344  f.),  erzählt  ihm  die  Als  Verbannte  finden  diese  bei  Thestios,  dem 
eigenen  Leiden  (302  f.)  und  vernimmt  den  Be-  Könige  von  Aitolien,  gastliche  Aufnahme; 
rieht  seiner  Reiseabenteuer  (310  f.).  Als  Odysseus  während  Tyndareos  dessen  Tochter  Leda  hei- 
am  nächsten  Morgen  zu  Laertes  auf  das  Land  ratet,  vermählt  sich  Ikarios  mit  der  Najade 
eilt,  empfängt  sie  für  die  Bewachung  des  Periboia  und  zeugt  mit  ihr,  aufser  fünf 
Hauses  genaue  Verhaltungsbefehle  (349  f.).  Söhnen,  die  Penelope  (Apollod.  3,  10,  6,  vgl. 

Neben  Penelopes    anziehenden    und   rühm-  schol.    Yen.   B  581).      Nachdem    aber    Herakles 

liehen   Eigenschaften,    auf   die  bereits   hinge-  30  auf  einem  Kriegszuge  den  Hippokoon  gestürzt 

wiesen  wurde  (s.  0.),   erscheint  bei  Homer  in  hat,  kehren  die  Brüder  Tyndareos  und  Ikarios 

besonders  hellem  Lichte  die  keusche  Treue,  in    die    Heimat    zurück    (Apollod.   3,  10,  5,  2: 

mit  der  sie  an  ihrem  Gatten  hängt.    Nicht  y.axeQx°  vxoci,  nach  Heyne  sing.   yMxiQ%sxa.i), 

nur,    dafs    der  Abschied   von   ihm   sie   tief  be-  und  Tyndareos  übernimmt  die  Königsherrschaft, 

trübt  (s.  0.),    sie   harrt   auch  in  der  ihm  erge-  Anders  lautet  der  Bericht  bei  Strcibon  (10,  452. 

benen    Gesinnung    fast    zwei    Jahrzehnte    aus  461):   während   Tyndareos    allein   zurückkehrt, 

(cc   342f.;    3631'.;    dllOl;    X181L;    i>336l;  verbleibt    Ikarios    im    Acheloosgebiet, 

379  1";  |  172;  p  102 f.;  x  136.  213.  513.   602  f. ;  nimmt  an  Thestios'  Eroberungszügen  teil   und 

v  57  f.).    In  vollem  Gegensatz  zu  Klytaimestra,  zeugt    in  Akarnanien  mit  Polykaste,  der 

die     den    Lockungen    des    Lasters    unterliegt  40  Tochter  des  Lygaios,  zwei  Söhne  sowie  Pene- 

(y  265f. ;  14101;  429f.;  co  197 f.),  widersteht  sie  lope    (vgl.  schol.  Ewr.   Or.  457).     Strdbon  be- 

den  Werbungen  der  Freier  und  behauptet,  von  kräftigt  Ikarios'  dauernden  Aufenthalt  fern  von 

ihnen  mit  Bitten  bestürmt,  zugleich  mit  dieser  Sparta  mit  dem  Hinweis  auf  Homer:  als  näm- 

ablehnenden  Haltung  eine  wahrhaft  hoheitliche  lieh  Penelope  von  den  Freiern  umworben  wird, 

Würde.   Zwar  wird  ihr  dies  dadurch  erleichtert,  ist  er  noch   am  Leben  (ß  52  1;    1331;   0  16); 

dafs    sie    in    Odysseus    das    Muster    aller  in  Sparta  findet  jedoch  Telemach   den   Grofs- 

männlichen    Tugend     erblickt    (<$'   724  f.;  vater    nicht    anwesend;    wenigstens    geschieht 

6   204  f.);    aber    ihre    Beharrlichkeit    verdient  seiner    bei    des    Jünglings    dortigem    Besuche 

namentlich  deshalb  Bewunderung,  weil  sie  die  nirgends  Erwähnung,  die  doch  sehr  nahe  läge 

Hoffnung  auf  die  Rückkehr  des  Gatten  50  (Strob.  10,  462;    schol.  o  16).      Zur    Erklärung 

längst  aufgegeben  hat  (ß  96;   d  724.  814;  hierfür  trifft  der   ebengenannte   Scholiast  den 

x  313;  ip  671).     Schliefslich   glaubt  sie  aller-  Ausweg,  dafs  er  behauptet,  Ikarios  sei  gar  nicht 

dings,    nicht    länger   sich   weigern   zu    dürfen,  Spartiat   oder   Lakonier,    sondern   stamme   aus 

wenn     nicht    ihr    Familiengut    völlig    ruiniert  Ithaka  (I&axrjoios  o  'Ixäoiog,  ov  ZituQxiäxr\g), 

werden  soll.    Indem  aber  gerade  an  dem  Tage,  oder  wenn    nicht   aus  Ithaka    selbst   -  -   denn 

wo  sie  sich  schweren  Herzens  entschliefst,  dem  hier  werde  seine  Anwesenheit  nicht  erwähnt  — , 

Sieger  in  dem  Bogenschufswettkampf  die  Hand  so  doch  aus  dem  kephallenischen  Messene. 

zu  reichen,  Odysseus  unerwartet  erscheint,  wird  Vielleicht    geht  diese  Bemerkung   zurück   auf 

die  poetische  Gerechtigkeit  auf  das  beste  be-  Aristoteles:  nach  der  Tradition  der  Kephallenen 

friedigt;    und    wenn    selbst    die    Schatten    der  60  berichtet  er  gelegentlich  (Poet.  25),   Odysseus 

Unterwelt  Penelopes  Keuschheit  rühmen   und  habe   seine  Gattin   aus   deren   Mitte,    also   aus 

sie  als  das  Ideal  der  Gattentreue  verherr-  dem   eigenen   Volke,   geholt;   Penelopes   Vater 

liehen,  ja  ihr  die  Unsterblichkeit  prophezeien  heifse  Ikadios  (s.  0.)   und   dürfe   also  mit  dem 

(l  1811;  4441;  oj  1911),  so  findet  hierin  das  Lakonier    Ikarios    nicht    verwechselt    werden, 

treffliche  Weib  den  schönsten  Lohn.  Nur  schade,  dafs  andere  Zeugnisse  dazu  nötigen, 

Das  lebensvolle  Bild  der  homerischen  Pene-  Penelopes   Vater   mit    dem   Spartiaten  Ikarios 

lope  verblafst  in   der  späteren  Litteratur  zu   identifizieren.     Im  Gegensatz   zu  Apollodor 

erheblich  und  erleidet,  wie  das  des  Odysseus  (s.    0.)    erzählt    nämlich    Pausanias    (3,    1,   4), 


1905     Penelope  (b.  d.  Mythographen  etc.)  Penelope  (im  Drama  etc.)         1906 

Hippokoon  habe  im  Bunde  mit  Ikarios  nur  schwankenden  Namen,  genannt;  die  Zahl  der 
den  Tyndareos,  nicht  beide  Brüder  zugleich  Brüder  endlich  schwillt  auf  ungefähr  sieb- 
verbannt, Ikarios  sei  demnach  in  Lakedai-  zehn  an.  Über  ein  abenteuerliches  Erleb- 
mon  verblieben.  Hier  spielt  ferner  auch  nis  Penelopes  in  der  Kindheit  s.  u.  In  der 
Odysseus1  doppelte  Brautwerbung  (s.  Bd.  3  Geschichte  von  Odysseus'  verstelltem 
Sp.  614  f.).  Er  gehört  zu  den  zahlreichen  Wahnsinn  tritt  Penelope  auffallend  zurück. 
Freiern  der  Helena  und  schlägt  deren  Vater  Kaum  dafs  Weib  und  Kind  und  Häuslichkeit 
Tyndareos  zur  Vermeidung  drohender  Feind-  hie  und  da  als  Gründe  für  des  Helden  Abnei- 
seligkeiten  vor,  er  möge  jene  sämtlich  durch  gung  gegen  den  Krieg  angeführt  werden  (Ov. 
einen  Schwur  verpflichten,  den  von  Helena  10  Met.  13,  301;  Georgias  bei  Walz,  Bhet.  Gr. 
Erkorenen  gegen  etwaige  Anfeindungen  sicher  1,  552;  Append.  Narrat.  in  Westerm.  Mythogr. 
zu  stellen.  Tyndareos  aber  verspricht  zum  378),  oder  dafs  Apöllodor  berichtet,  Palamedes 
Danke  hierfür,  bei  seinem  Bruder  Ikarios  für  habe  den  kleinen  Telemach  der  Mutter  aus 
Odysseus  um  Penelope  zu  werben.  Nach  dem  dem  Schofse  gerissen  (epit.  3,  7  p.  189  Wagner). 
Bericht  des  Pherekydes  (schul  o  IG)  thut  dies  Die  Entlarvung  des  Odysseus,  die  den  Anfang 
nicht  Tyndareos,  sondern  Odysseus1  Vater  Laertes.  und  Anlafs  bildet  zu  dessen  späterer  Tod- 
in dem  Wettlauf,  den  Ikarios  für  die  Freier  feindschaft  mit  Palamedes,  wird  nicht  nur 
seiner  Tochter  veranstaltet,  trägt  Odysseus  den  für  diesen,  sondern  mittelbar  auch  für  Pene- 
Sieg  davon  und  stiftet  dafür  der  Athene  ein  lope  verhängnisvoll.  Für  dessen  Tötung  rächt 
Heiligtum;  eine  Strafse  in  Sparta,  Namens  20  sich  nämlich  der  trauernde  Vater  Nauplios 
Apheta'is,  bezeichnete  die  Stelle,  wo  der  Lauf  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  20  f.)  dadurch,  dafs  er  in 
begonnen  hatte  (Paus.  3,  12,  1.  5).  Ungern  Griechenland  die  Kunde  vom  Tode  des  Odysseus 
giebt  Ikarios  die  Tochter  hin  und  sucht  des-  verbreitet,  was  seine  Mutter  Antikleia  zum 
halb  den  Schwiegersohn  zum  Verbleiben  in  Selbstmord  treibt,  und  die  Penelope  ins 
Sparta  zu  überreden,  ja  sogar,  als  dieser  sich  Meer  wirft,  aus  dem  sie  durch  Enten 
dessen  weigert,  Penelope  zum  Verzicht  auf  den  (itrivilonsg)  gerettet  wird  (Didymos  bei 
Geliebten  zu  bestimmen.  Die  Neuvermählten  Eustath.  p.  1422,  7  u.  schol.  d  797).  Ob  Pene- 
brechen  jedoch  gemeinsam  auf.  Als  Ikarios  lope  in  den  Nauplios  betitelten  Dramen  irgend- 
sie  auf  ihrer  Flucht  einholt  und  die  Entschei-  welche  Rolle  gespielt  hat,  steht  dahin;  doch 
düng  der  Tochter  überlassen  wird,  bleibt  sie  30  sei  hierbei  zugleich  bemerkt,  dafs  die  phanta- 
dem  Gatten  treu  (Paus.  3,  20,  10  f.).  Übri-  stische  Sage,  Penelope  sei  ins  Meer  geworfen, 
gens  hat  Odysseus  wegen  seiner  Ehe  mit  der  aber  gerettet  worden,  auch  selbständig  auftritt 
Lakonierin  Penelope  in  Sparta  ein  Heiligtum  (Tzetz.  Lycophr.  792;  schol.  Find.  Ol.  9,  85): 
(Plutureh.  Quaest.  Gr.  48).  Mit  Ikarios1  Ver-  darnach  suchen  die  eigenen  Eltern  sie  bereits 
bannung  in  die  Acheloosländer  (Aitolien  oder  als  neugeborenes  Kind  zu  töten,  weil  sie  wäh- 
Akarnanien,  s.  o.)  läfst  sich  Odysseus'  Braut-  rend  Periboias  Schwangerschaft  das  zweideutige 
Werbung  in  Sparta  nur  dann  in  Einklang  Orakel  erhalten:  Ala%og  t^ti  nsoißoicc  xltog 
bringen,  wenn  man  annimmt,  Ikarios  sei  mit  %'  iv  «/ccctqI  yvvccixwv  (Natal.  Com.  8,25).  Die 
Tyndareos,  der  ja  bei  Odysseus1  Brautfahrt  Verwandtschaft  beider  Fassungen  ergiebt  sich 
König  in  Sparta  ist,  dorthin  zurückgekehrt  40  aber  schon  aus  der  Ähnlichkeit  der  Namen, 
(vgl.  Apollod.  3,  10,  5,  2:  Y.uztQiovTai,  s.  0.).  die  Penelope  vorher  gehabt  haben  soll:  bei 
Da  dies  jedoch  wieder  mit  der  Odyssee  nicht  Didymos  a.  a.  O.  hiefs  sie  Ameirake  oder 
stimmt  (s.  0.).  so  ist  der  Mangel  an  Har-  Arnakia,  bei  Tzetzes:  Arnaia  (von  &.QVH6&ai, 
monie  der  Quellen  einfach  zuzugeben.  weil  der  Vater  sich  zuerst  weigert,  sie  zu  er- 
—  Auch  sonst  waltet  ja  über  Penelopes  Fami-  ziehen);  nach  den  hilfreichen  Seevögeln  (itrrvi- 
lienverhältnissen  viel  Unklarheit.  Neben  Periboia  Xo?tsg,  s.  u.)  wird  ihr  in  beiden  Fällen,  also  in 
und  Polykaste  (s.  0.)  wird  als  Gattin  des  Ikarios  ganz  verschiedenem  Lebensalter,  der  Name 
und  Mutter  Penelopes  noch  genannt:  einmal  Penelope  zuteil  (s.  u.).  Über  die  Ente  auf  bild- 
Dorodoche,  von  der  wohl  zugleich  die  beiden  liehen  Darstellungen  Penelopes  s.  u. 
hier  erwähnten  Söhne  abstammen  1  schal,  o  16);  50  Erst  bei  Odysseus1  Rückkehr  ins  eigene 
dann  aber  auch  Aster odia  oder  Ast erodeia,  Haus  begegnen  wir  ihr  wieder.  Mit  Aischylos' 
die  aufser  fünf  Söhnen  und  Penelope  noch  eine  Satyrspiel  'Ocxolöyoi ,  in  dem  das  ausge- 
Tochter  gebiert  (schol.  ^  797);  diese  führt  neben  lassene  Treiben  der  Freier  geschildert  war  (fr. 
anderen  Benennungen  dort  auch  den  Namen  179.  180  Nckr),  gehörte  wahrscheinlich  die 
M)]()i}  und  ist  wohl  identisch  mit  Penelopes  Tragödie  Penelope  zu  einer  und  derselben 
Schwester  Medr],  die  von  dem  Epiker  Asios  Tetralogie  (r.  Wilamowitz,  Hermes  32,  390). 
erwähnt  wird  (Kinkel,  fr.  epic.  Gr.  p.  205);  In  diesem  Drama  stellte  sich  Odysseus  seiner 
dagegen  erscheinen  anderwärts  als  Asterodias  Gattin,  ganz  wie  \>ei  Homer  (rl72f.),  als  Kreter 
Kinder  neben  Penelope  nur  zwei  Söhne  und  vor  (fr.  187  Nek.-).  Hierauf  bezieht  sich  Avohl 
die  Laodike  (schal,  a  275).  Die  Mutter  von  60  auch  der  herrenlose  Dramentitel  'Odvoßsvg 
Iphthime,  einer  bei  Homer  erwähnten  Tochter  Wsvdäyyslog.  Den  gleichen  Stoff  behandelte 
des  Ikarios  ($  797  mit  schol.;  s.  0.),  sowie  die  vielleicht  Achaios'  Satyrspiel  Aühon  (vgl.  t  183 
seines  Sohnes  Elatos  (schol.  Apoll.  Bliod.  1,  102)  und  E.  Midier,  de  Aeth,  satyr.,  Ratibor  1837). 
ist  unbekannt.  Während  demnach  nur  Ika-  Eine  Tragödie  Penelope  dichtete  auch  Ph Hohles, 
rios  alsVater  Penelopes  feststeht, schwan-  eine  gleichnamige  Komödie  aber  Theopompos, 
ken  die  Angaben  über  die  Mutter  zwischen  dessen  'OSvaas ig  möglicherweise  mit  diesem 
vier  Namen  hin  und  her;  von  Schwestern  Drama  identisch  ist  (s.  u.).  Ob  im  Laertes  des 
werden   drei,   darunter  eine  mit  vier  offenbar  Ion    von    Cfiios    sowie    in    Timotheos'    gleich- 


1907      Penelope  (Charakter  i.  d.  spät.  Litt.)  Penelope  (Abweichungen  v.  Homer)      1908 

namigem  Dithyrambus  der  Penelope  eine  Rolle  der  Klytaimestra  vor  ihr  den  Vorzug  gaben: 
zugeteilt  war,  bleibt  ungewifs.  Einen  ganzen  Philodem.  d.  rhetoric.  4  column.  36a  (1  p.  217 
Katalog  der  129  (?)  Freier  Penelopes  bietet  Sudhaus.  Kaum  nennenswert  ist  der  Er- 
uns  Apollodor  (epit.  7,  26 — 30  p.  233  f.  W.);  doch  trag,  den  man  für  Penelopes  Lebensbild  aus 
giebt  er  uns  mit  seinen  Abweichungen  von  den  noch  vorhandenen  Leistungen  von  Rhetoren 
der  homerischen  Aufzählung  (?t  247 f.,  s.  o.)  wie  Ailios  Aristeides  und  Libanios  gewinnt; 
und  mit  der  kritiklosen  Wiederholung  einzelner  hier  kann  als  Abweichung  von  der  homerischen 
Namen  ein  ebenso  unlösbares  Rätsel  auf  (Wagner,  Sagenfassung  in  des  ersteren  ÜQiioßsvTixbg  Ttobg 
Mein.  Mus.  46,  418  f.)  wie  Biet,  Cret.  6,  6  'Aiiklia  (Dindorf  2  p.  584  f.)  etwa  auffallen, 
mit  der  Erwähnung  von  nur  30  Freiern.  io  dafs  sich  Odysseus  dem  Peliden  gegenüber 
Die  bisher  besprochene  Litteratur  steht,  mit  rühmt,  er  habe  um  der  guten  Sache  willen 
Ausnahme  einiger  genealogischer  oder  mytho-  Weib  und  ,, Kinder"  (Ttcädag)  daheim  zurück- 
graphischer Auswüchse,  zweifellos  unter  dem  gelassen.  Doch  ist  wohl  durch  eine  leichte 
Einflüsse  Homers;  gewifs  ist  dieser  auch  sonst  Textverbesserung  (itatScc)  auch  hier  das  Gleich- 
meistens  mafsgebend  für  das  Charakterbild  gewicht  mit  Homer  wiederherzustellen.  Man 
Penelopes  als  fleifsiger,  wennschon  die  müfste  denn  jene  Notiz  auf  die  Telegonie  zu- 
eigene Arbeit  schlauwie  de  rauflösender  rückführen  wollen,  wo  Penelope  ihrem  Gatten 
Weberin  (Plat.  Phaed.  34;  Cic.  Acad.  2,  95;  aufser  Telemach  noch  den  Arkesilaos  schenkt 
Ov.  Herold.  1,  77  f.;    Pont.  3,  1,  113;   Iuvenal,  (Eustath,  p.  1796,  47,  vgl.  Kinkel  a.  a.  0.  58), 

2,  56;  Lucian.  Fugitiv.  21;  Philostrat.  iim.  20  denn  es  bleibt  hier  unklar,  ob  dieser  schon 
Imag.  2,  28;  Claudian.  29,  31;  Aristaenet.  u.  am  Leben  war,  als  sein  Vater  gegen  Troja 
Theophylact.  in  Hercher.  Epistölogr.  p  157  u.  zog;  doch  ist  es  wahrscheinlicher,  dafs  Arke- 
780),  als  liebevoller  Mutter  (Catull.  61,224:  silaos  nur  ein  Doppelgänger  des  in  der  The- 
mater  optima;  (Je.  Heroid.  1,  98  f.),  und  nament-  sprotis  (des  Musaios?  vgl.  dem.  Alex.  Strom. 
lieh  als  keuscher,  unwandelbar  treuer  6,  266  Sylb.)  erwähnten  Ptoliporthes  oder 
Gattin  (Theogn.  1126:  ■x.ovgtdtn  alo%og;  Ar.  Poliporthes  ist,  den  Penelope  dem  Odysseus 
Thesm.  547 f.  u.  Eur.Troad.  422 f.:  yvvi]  aäcpQcov;  erst  nach  seiner  Heimkehr  gebiert  (Apollodor. 
l-lnr.  Or.  588  f.:  vyihg  8vvati]Qiov;  Eubul.  bei  epit.  7,  35  p.  236  W.;  Pausan.  8,  12,  6; 
Athen.  13,  559c,  Com.  2  p. 205 Koch;  Aelian.  v.  h.  Kinkel  218). 

14, 45;  Hifgin.fhb.2h6:  Quae  castissimae  fuerunt.  30        Gerade  in  der  nachhomerischen  Sage,   der 

Penelope  .  .  .;    Verg.    Cid.  265  f. ;    Hör.  Sat.  2,  diese  Berichte   über  weitere  Nachkommen  des 

5,  77:    tarn    frugi    tamque   pudica,  vgl.  Carm.  Königspaares   von    Ithaka    angehören,    häufen 

1,  17,  19;  3,  10,  11;  Propert.  2,  6,  23;  2,  9,  3f.:  sich  die  ungewöhnlichen  Erlebnisse  Penelopes 

tarn    multis    femina    digna    procis;    4,   11,  23:  und  lassen,  wie  bereits   bemerkt,    auch   ihren 

miranda  coniux,  v.  37:    casta  uxor;    4,  12,  24:  Charakter  in  anderem  Lichte  erscheinen.     In 

pia  Penelope;  Ov.  Heroid.  1,  81  f. ;  Am.  2,  18,  29:  der  ebengenannten    Telegonie    des   Eugammon 

Candida  Penelope;  vgl.  3,  4,  23  f.;  9,  30;  A.  A.  ersteht  ihr  als  Nebenbuhlerin  die  Thesproter- 

3,  15,  vgl.  1,477;  Metam.  13,  301:  pia  coniux;  königin  Kallidike;  mit  ihr  zeugt  Odysseus, 
vgl.  14,  671;  Trist.  5,14,  36:  Penelopeafides;  vgl.  der  Gattin  daheim  uneingedenk.  einen  Sohn. 
1,  6,  32;  5,  5,  44;  Pont.  3,  1,  107  f.;  Senec.  Epist.  40  Als  er  später  nach  seiner  Heimkehr  von  seinem 
88,  8;  Troad.  707f.:  coniux  saneta;  Lucian.  und  Kirkes  Sohne  Telegonos  getötet  worden 
Imagin.  20:  6wcpQcov,vg\.  Athen. li,6lha>;  Achill.  ist,  wird  Penelope  dessen  Gattin  und 
Tat.  in  Hirschig.  Erotic.  p.  32,36;  Dion.  Ghrys.  siedelt  mit  ihm  nach  der  Insel  der  Kirke 
or.  7  p.  115;  or.  15  p.  236;  Crat. ,  Julian  .  u.  über,  die  sich  mit  Telemach  vermählt  und  den 
TJieophyl.  in  Herchers  Epistölogr.  p.  209. 345. 786;  neuen  Ehemann  ebenso  wie  Telegonos  und 
Claudian.  29,  25;  Biet.  Cret.  6,  6:  de  Penelope  Penelope  unsterblich  macht  (Proklos  nach 
eiusquepudicitia2^'aeclarafama).  Auch  das  Mit-  Eugammon  bei  Kinkel  58;  vgl.  Apollodor.  epit. 
leid  mit  ihr  wegen  der  langjährigen  7,  37  p.  236  TP.).  Die  Doppelhochzeit  war  auch 
Abwesenheit  des  Gemahls  klingt  bisweilen  erwähnt  in  den  Nosten  des  Hag  ins  (Proklos  bei 
nach:  Plaut.  Stich,  1;  Or.  A.  A.  2,  355.  Rare  50  Kinkel  56);  ihrer  wird  sonst  noch  gedacht  bei 
Tugenden  wurden  überdies  gefeiert  in  beson-  Hygin.  f'ab.  127,  wo  als  Sohn  von  Telegonus 
deren  Lob  schritten,  so  angeblich  von  Iso-  und  Penelope  Italus  genannt  wird;  nach 
krates  (iyaö^iiov  TIr]vtl6%rig,  vgl.  vit.  Isoer.  bei  ihm  ist  Italien  benannt,  und  er  gilt  als  Vater 
Sauppe,  Or.  Att.  p.  5  a  31);  wahrscheinlich  lief  der  Roma.  Wahrscheinlich  ist  diese  Genea- 
auch  Anlislhenes'  verlorene  Schrift  ntol  'EX^vrjg  logie  erst  aus  des  römischen  Dichters  Pacu- 
xal  TlrivsXoTtrig  (Mullach  2  p.  273)  auf  eine  Ver-  vius  Niptra  geflossen  (Ribbeck,  R.  Tr.  279); 
herrlichung  der  treuen  Gattin  des  Odysseus  doch  läfst  sich  über  Penelopes  Rolle  in  diesem 
hinaus,  die  bisweilen  sogar  wegen  ihrer  Schön-  Stück  wie  in  der  für  Pacuvius  gewifs  sonst 
heit  über  Helena  gestellt  wird  (schol,  o  16),  als  Vorlage  dienenden  gleichnamigen  Tragödie 
während  seine  Abhandlung  tisqi  'Odvaaicog  xul  60  des  Sophokles  nichts  ermitteln.  Dasselbe  gilt 
TIr]vbl6Ttr]g  Kai  rov  nvvög  (Mullach  a.  a.  O.)  von  den  übrigen  einschlägigen  Dramen,  Tra- 
eine  rhetorisch-philosophische  Wiedergabe  der  gödien  wie  Komödien  (s.  Odysseus  Bd.  3  Sp.  629). 
einschlägigen  Bücher  der  Odyssee  (q  r  ip)  ge-  Da  der  Komiker  Tlieopompos  eine  Penelope 
wesen  sein  mag.  Übrigens  nimmt  Dikaiarch,  gedichtet  hat  (s.  o.),  der  wohl  nur  als  andrer 
vermutlich  im  Biog  'Ellddog,  an  Penelopes  Auf-  Name  der  Dramentitel  'OövßGtvg  zuzuweisen 
treten  unter  den  Freiern  Anstofs  (schol,  a  332).  ist  (TJlix.  Com.  in  Fleckeisens  Jahrb.,  Suppl. 
Getadelt  worden  ist  Penelope  wahrschein-  16,  378),  so  könnte  auf  dieses  Stück  die 
lieh   auch  von  manchen  Sophisten,   die   sogar  seltsame  Wendung  der  Sage  zurückgehen,  dafs 


1909      Penelope  (Abweichungen  v.  Homer)  Penelope  (Abweichungen  v.  Homer)       1910 

sich  Odysseus,  als  er  bei  seiner  Heimkehr  aus  vgl.  auch  schol.  Theoer.  1,  3;  Sero.  Aen.  2,  44; 
dem  Kriege  von  Penelopes  Lage  hörte,  wieder  gewifs  ist  hier  eine  geschmacklose  Etymologie 
aufgemacht  und  in  Tyrsenien  angesiedelt  habe  im  Spiele,  die  den  Namen  Tläv  mit  itävxsg  ol 
(s.  Odysseus  Bd.  3  Sp.  630);  doch  bleibt  es  (tvn6TfJQSg  zu  erklären  sucht,  und  ihn  zugleich 
unsicher,  ob  der  Gewährsmann  nicht  vielmehr  mit  dem  dorischen  TI  et  vs \6%a  in  einen  äufser- 
der  Historiker  Tlxeopomp  ist  (so  Müller-  liehen  Zusammenhang  bringt  (Hascher  a.  a.  0. 
Deecke,  Etrusker  2,  281;  anders  Müller,  fr.  hist.  53,  370).  An  der  Fundstelle  des  Zhfmfragments, 
Gr.  1,  296).  Tzetz.  Lycophr.  772,  wird  man  aber  auch  über 
Schon  in  der  Telegonie  verliert  Penelope  Pans  Herkunft  eines  besseren  belehi't:  er  stamme, 
als  Gattin  von  Odysseus1  unehelichem  Sohne,  10  heifst  es  da,  vielmehr  von  Hermes  und  einer 
ja  seinem,  wenn  auch  unfreiwilligen,  Mörder  anderen  Penelope  (Equov  kcci  Uy\vtXÖTtr[  g 
an  hoheitlicher  Würde  ein  Beträchtliches,  was  allr\g)  ab,  also  nicht  von  der  Gemahlin  des 
durch  ihre  Versetzung  unter  die  Unsterblichen  Odysseus.  Dafs  bei  dieser  Genealogie  die 
oder  durch  die  Überführung  nach  den  Inseln  Mythographen  gleichwohl  gerade  die  letztere 
der  Seligen  (s.  o.,  Proklos  nach  Eugammon  bei  im  Sinne  hatten,  geht  schon  aus  der  zitierten 
Kinkel  58;  Apollodor.  epit.  7,  37)  kaum  aufge-  . ipollodorateUe  (epit.  7,  38  p.  237  TP.,  s.  o.) 
wogen  wird.  Auch  in  der  Sage  von  Euryalos,  hervor;  auch  bei  Herodot.  2,  145  läfst  es  sich  aus 
die  von  Sophokles  dramatisch  bearbeitet  worden  dem  Zusammenhang  schliefsen  (s.  die  übrige 
ist  (Partiten.  Erat.  3  in  Westerm.  Mythogr.  Litteratur:  JJlix.  Posth,  43;  Boscher  a.  a.  0. 
154  f.;  Eustath.  p.  1796,  52;  v.  Wilamowitz,  20  368  A.  32;  Preller,  Gr.  Myth.  1\  745);  hingegen 
Homer.  Unters.  190  f.;  vgl.  auch  Apollodors  lehrt  Nonnos  (Dionys.  14,  92  f.)  ausdrücklich, 
Tragödie  Tsy.voy.r6vog  bei  Welcher,  Trag.  1046),  Pan  sei  der  Sohn  des  Hermes  und  der  arka- 
erscheint  sie  eifersüchtig  und  niedrig-  dischen  Nymphe  Penelope,  die  dann  also 
denkend,  indem  sie  anfangs  dem  Euryalos,  erst  mit  dem  treuen  Weibe  des  Odysseus  iden- 
einem  unehelichen  Spröfsling  des  Odysseus  tifiziert  wurde;  dies  lag  um  so  näher,  als  auch 
und  der  Epeirotin  Euippe  (s.  d.),  ihr  Ohr  dieser  selbst  zu  Arkadien  als  Stifter  von  Heilig- 
leiht und  dann  auf  seine  böswilligen  Ein-  tümern  in  Pheneos  und  Asea  Beziehungen 
flüsterungen  hin  den  heimkehrenden  Gatten  hatte  (s.  Odysseus  Bd.  3  Sp.  628.  676.  680); 
überredet,  den  ihm  noch  unbekannten  eigenen  überdies  hat  er  ja  mit  Hermes  vielleicht  ur- 
Sohn umzubringen.  Bleibt  in  den  bisher  be-  30  sprünglich  eine  Einheit  gebildet  (s.  Sp.  653). 
sprochenen  Sagenstoffen  immerhin  der  Ruhm  -  In  derselben  Weise  erledigt  sich  für  die 
von  Penelopes  ehelicher  Treue  noch  unan-  berühmte  Penelope  die  Nachrede,  es  sei  Pan 
getastet,  so  wird  er  durch  andre  Erzählungen  aus  einem  Liebesverhältnis  zwischen  ihr 
um  so  schwerer  beeinträchtigt.  Unverfänglich  und  Apollon  hervorgegangen  (Pindar.  fr.  100 
ist  allerdings  noch,  wenn  im  schol.  Theoer.  1,  123  Bgk.*  bei  Serr.  Georg.  1,  16;  Etiphorion.  fr.  164 
Odysseus  und  Penelope  Eltern  des  Pan  in  schol.  Bhes.  36;  Mein.  Anal.  Alex.  158),  weil 
(s.  d.)  genannt  werden.  Doch  ist  dies  nur  eine  Pans  Geburt  hier  auf  dem  Lykaion  erfolgt,  es 
künstliche  Korrektur  einer  anderen  Genealogie  sich  also  auch  hier  um  eine  arkadische  Lokal- 
(s.  u.),  „lediglich  ersonnen,  um  Penelope  von  sage  handelt,  mit  der  eigentlich  die  Königin 
dem  Vorwurf  des  Ehebruchs  freizusprechen"  40  von  Ithaka  gar  nichts  zu  thun  hat  (Boscher 
(Boscher,  Geburt  des  Pan,  Philölogus  53,  376).  a.  a.  0.  370).  Gleichwohl  bleibt  durch  die 
Dafür  lernen  wir  jedoch  in  einer  verwandten  Schuld  dieser  Kontamination  etwas  auch  an 
Sage,  die  zu  der  vorerwähnten  erst  den  Aus-  Odysseus'  Gattin  hängen;  namentlich  in  Lyka- 
gangspunkt  gebildet  haben  mag,  den  Pan  als  phrons  Alexandra  erfährt  sie  den  Vorwurf, 
Sohn  der  Penelope  und  ihrer  Freier  wollüstig  die  Freier  ins  Haus  gelockt  und 
kennen.  Es  gehört  dies  in  das  unerfreuliche  damit  nicht  nur  die  eheliche  Treue  gröblich 
Kapitel,  nach  welchem  sie  mit  einigen  von  verletzt,  sondern  auch  das  Familiengut  leicht- 
ihnen  oder  sogar  mit  allen  in  unzüchtigem  fertig  ruiniert  zu  haben  (v.  768  f.;  791  f.).  So 
Verkehr  gestanden  oder  sie  doch  wenigstens  erhält  sie  denn  hier  Prädikate  wie  ßaaaäQcc 
angelockt  habe.  Auf  letzteres  Vergehen  50  (v.  771)  und  Aäncuvu  ctivo§ä%%£vxog  (792). 
scheint  sich  ihre  Schuld  zu  beschränken  bei  Am  weitesten  geht  ja  in  der  Verunglimpfung 
Pausan.  8,  12,  6:  sie  wird  deshalb  gleichwohl  Penelopes  Duris  (s.  o.),  der  ihr  den  Umgang 
von  Odysseus  verbannt,  gelangt  nach  mit  sämtlichen  Freiern  zur  Last  legt.  Aber 
Sparta,  siedelt  aber  später  nach  Manti-  auch  in  einem  der  Priapea  betitelten  Gedichte 
neia  über,  wo  sie  stirbt  und  ihr  Grabmal  (68,  27  f.)  ergeht  sie  sich,  obwohl  schon  be- 
steht. Von  einem  Umgang  Penelopes  mit  jährt  (vetula),  unter  den  Freiern  in  schmutzigen 
Antinoos,  ihrer  Heimsendung  zum  Vater  Reden,  wie  sie  nur  einer  Buhlerin  zukommen. 
Ikarios  und  ihrem  Aufenthalt  in  Mantineia,  wo  Da  ist  es  verhältnismäfsig  noch  unbedenklich, 
sie  von  Hermes  den  Pan  gebiert,  redet  wenn  uns  erzählt  wird,  es  sei  Homer,  dessen 
Apollodor.  epit.  7,  38  p.  237  W,  bemerkt  aber  60  Besuche  auf  Ithaka  mit  verschiedener  An- 
zugleich,  nach  anderen  sei  Penelope  wegen  gäbe  des  Zwecks  auch  sonst  erwähnt  werden 
Ehebruchs  mit  Amphinomos  von  Odys-  (Heracl.  Pont,  bei  Müller,  fr.  hist.  Gr.  2,  222; 
seus  getötet  worden  (epit.  7,  39).  Die  höchst  Philostr.  Heroic.  18,  3),  um  der  verständigen 
phantastische  Anekdote,  Penelope  habe  sich  Penelope  willen  (mvvxfjg  sivs-na  Tlrivelöitrig) 
mit  allen  Freiern  eingelassen  und  den  nach  der  Insel  des  Odysseus  gezogen  (Herme- 
bocksfüfsigen  Pan  geboren,  berichtet  sianax  bei  Athen.  13,  597  e) ;  zwar  hören  wir  hier 
schon  Duris  ran  Samos  (Müller,  fr.  hist.  Gr.  nichts  von  einem  Liebesverhältnis  des  Dichters, 
2,  479),  möglicherweise  nach  eigener  Erfindung,  der  doch  vielmehr  sonst  bisweilen  als  Telemachs 


1911 


Penelope  (Etymologie) 


Sohn,  aber  allerdings  von  Nestors  Tochter 
Polykaste  oder  Epikaste,  erscheint  ( Wester m . 
Biogr.  34,  24;  35,  31  f.;  Suhl.  rÖ{ir}Qog);  ja  es 
wird  sogar  Telemach  mit  Homer  identifiziert 
(Tzetz.  Alleg.  Homer,  bei  Mütter  a.  a.  0.  2, 
10,  10);  immerhin  ist  schon  die  Vorstellung 
von  jenem  Besuch  Homers  bei  Penelope  ziem- 
lich auffällig  und  mit  dem  Gedankenkreise 
der  Odyssee  unvereinbar.  Über  das  von  Welcher 
(A.  D.  2,  217  f.;  348)  hierher  bezogene  Relief  10 
s.  u.  Und  wenn  endlich  Lucian  bei  seiner 
Heimkehr  aus  der  Unterwelt  von  Odysseus 
hinter  dem  Rücken  Penelop es  (Xd&Qu  rtfg 
nrjv£l6itr}g)  einen  Liebesbrief  zur  Bestellung 
an  Kalypso  erhält  und  ihr  auf  Befragen,  ob 
Penelope  wirklich  so  schön  und  keusch  sei, 
„nach  dem  Munde  redet",  d.  h.  also  doch,  sie 
ihrer  ogygischen  Nebenbuhlerin  zuliebe  herab- 
setzt (ver.  hist.  2,  28  f. ;  35  f.),  so  beweisen  Brief- 
wechsel und  Liebesbote  gleichfalls,  dafs  Pene-  20 
lope  bei  solch  läppischem  Spiel  der  Sage  viel 
von  ihrer  homerischen  Frauenwürde  einge- 
büfst  hat. 

Ableitungen    des   Namens   TLr\vhlöitr\ 
(Jlavikö-xa)  wie  die  von  Tlav  oder  von  %r\vi- 
lonsg  (s.  o.)  müssen  auf  sich  beruhen,  obwohl 
letzteres   Wort  wegen   des   auffälligen   Gleich- 
klangs   seiner  Hauptbestandteile  immerhin   in 
einem  gewissen  Zusammenhang  mit  jenem  weib- 
lichen   Eigennamen    zu    stehen    scheint.     Nur  30 
läfst  sich  ein  solcher  nicht  nachweisen.    Aller- 
dings hat  man   sprachlich  wie  sachlich  die 
beiden  Wörter  7tr\vtloip  und  TlrivtloTti]  zu  ver- 
knüpfen gesucht.     Nach  Benseier,   Wörterb.  d. 
griech.   Eigennamen  3.  Aufl.,   unter  TIr\vi:l6-iir\, 
ist  Ttr\vA-  eine  Sprofsform  von  (pr\v6g  (?)  =  la\i- 
itQog,  und  nrjvsloip  heifst  der  Vogel  von  glän- 
zendem Aussehen,  wofür  der  auch  von  AUuiios 
(fr.  84  Bgk.4),  Aristoteles  (Histor.  anim.  8,  5,  8) 
und  Ion  (Tzetz.  Lycophr.  702)  erwähnte  Feder-  40 
schmuck  sprechen  würde;  Hr[vil6itr\  bedeutete 
darnach  die  Glänzende.    Diese  Etymologie  läfst 
sich  jedoch  linguistisch  nicht  begründen,  weil 
höchstens  umgekehrt,  aber  auch  da  selten  am 
Anfang  der  Wörter,   qp  aus  it   sich   entwickelt 
i ( 'wrtius,  Gr.  Etymol5  510  f. ;  vgl.  508f.).    Sach- 
lich hat  man  die  Wörter  zu  vereinigen  sich  be- 
müht durch  eine  seltsame  Deutung  des  Wesens 
der  Penelope.    Darnach  ist  sie  selbst  die  Tauch- 
ente, die  hervortauchende  Erd-  und  (?)  Mond-  50 
göttin;  ihre  118  Freier  und  deren  Diener  (s.  o.) 
bilden,  mit   drei  multipliziert,  das  Mondjahr. 
Odysseus  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  653  f.)  ist  darnach  der 
Sonnengott,   der  mit  seinem  Schufs  durch  die 
zwölf  Äxte,  d.  h.  mit  seinem  Vordringen  durch 
die    zwölf  Monate  oder  die   zwölf  Bilder    des 
Tierkreises,   über   die  Freier  siegt  und  so  die 
Erdgöttin   erlöst,    sich   dann   aber  wieder  mit 
dieser  vereinigt.    So  Alteribwrg,  Progr.  v.  Schleu- 
singen    1835.    1837.      Es    bewegt    sich    diese  60 
allegorisch  -  astronomisch  -  physikalische   Erklä- 
rung   in    dem    Gedankenkreise    der    Symbolik 
Creuzers,    hat    aber,    namentlich    in   der  Auf- 
fassung des   Odysseus   als   einer  apollinischen 
Jahresgottheit,  viel  Beifall  gefunden  (s.  Odysseus 
Sp.    654;.       Odysseus     und    Penelope    würden 
darnach  nichts  Geringeres  bedeuten  als  Sonne 
und  Erde.    Ob  von  dieser  Auffassung  die  früher 


Penelope  (Etymologie)  1912 

erwähnte  Sage,   nach   der  Apollon   und   Pene- 
lope den  Pan,  d.  i.  das  Weltall,  erzeugen  (s.  o. 


1)  Archaisches  Relief:  Trauernde  Penelope 

(nach  Studniczka,  Antike  Denkmäler  des  Arch.  Inst. 

1888  T.  31  B). 

Sp.  1910),  etwa  noch  ein  Rest  ist,  bleibt  unge- 
wifs;    namentlich    aus    Homer    wird    sich    die 


2)  Statue:  Trauernde  Penelope 
(nach  Studniczka,  Ant.  Denkm.  d.  Arch.  Inst.  1888  Taf.  31  A) 

überzeugende  Begründung  einer  solchen  phan- 
tastischen   Mythenbildung     schwer     erbringen 


1913 


Penelope  (Etymologie) 


lassen.  Der  linguistische  wie  der  genealogische 
Zusammenhang  zwischen  TtwvtXoip  und  Pene- 
lope ist  also  zweifelhaft;  Fick  und  Bechtel, 
Griech.  Personennamen  (1894)  S.  418,  die  ihn 
festhalten,  wissen  ihn  auch  nur  mit  dem  Hin- 
weis auf  die  Analogie  von  alnvcov  und  Alkyone 
zu  bekräftigen;  vgl.  Aristoph.  Av.  298.  Je 
weiter  sich  aber  diese  Etymologie  von  der 
homerischen  Vorstellung  von  Penelope  entfernt, 
umsomehr  stimmt  eine  andre  mit  deren  Bild 
in  der  Odyssee  überein.  Man  hat  nämlich  den 
Eigennamen  abzuleiten  von  nfjvog,  das  zu 
■KTqvsl-  erweitert  ist  wie  vscpog  zu  vscpil-i],  und 
zwar  bedeutet  es  in  der  Zusammensetzung  mit 
6?r-  (vgl.  skr.  äp-as,  lat.  op-us):  die  Gewebe- 
arbeiterin,     Kleidwirkerin    (Curtius,    Gr. 


Penelope  (in  der  Kunst)  1914 

seier  a.  a.  0.);  denn  dieses  Verbum  bedeutet 
abschälen,  nicht  auftrennen,  kann  sich  also 
nicht  auf  die  Wiederauflösung  des  erst  ge- 
webten Leichentuches  beziehen.  Die  von  Pott 
und  Curtius  entwickelte  Auffassung  Penelopes 
als  Weberin  (s.  o.)  entspricht  dagegen  den 
Gesetzen  der  Linguistik  wie  den  Anschauungen 
der  Mythologie  und  stimmt  überdies  zu  ihrer 
häufigen  Zusammenstellung  mit  Webgeräten  in 
10  der  bildenden  Kunst. 

Auch  hier  nimmt  Penelope  eine  wenn  nicht 
hervorragende,  so  doch  beachtenswerte  Stellung 
ein;  namentlich  hat  sich  eine  Gestaltung,  in 
der  sie  am  häufigsten  veranschaulicht  wird, 
offenbar  schon  früh  zu  einem  Typus  fixiert. 
Fraglich  ist  nur,  ob  dieser  von  Anfang  an  ge- 


O 


3)  Rotfigurige  attische  Vase: 
Trauernde  Penelope  und  Telemach  (nach  Mon.  d.  I.  !•,  42,  1). 


Etymöl.B  276 ;  vgl.  auch  Pott,  Et i/mol. Forschungen 
21,  261;  Welcher,  KyM.  22,15;  Götterlehre  1,659; 
Poscher,  Phüölogus  53,  369),  wobei  die  Sage, 
falls  sie  den  Namen  zuerst  der  berühmten 
Königin  von  Ithaka  gegeben  hat,  vornehmlich 
an  die  Verfertigung  des  Leichengewandes  für 
Laertes  gedacht  haben  mag.  Über  die  bei 
Homer  stehende  Endung  -sia  vgl.  Et.  31.  676,  3;  60 
Lobeck,  Pathot.  Eh  2,  139.  Andere,  wennschon 
gleichbedeutende  Etymologien  verbieten  sich 
doch  aus  Gründen  des  Vokalismus,  wie  die 
Ableitung  von  nivsaQ-ai,  arbeiten,  und  XcbTtog, 
Gewand  (Damm,  lex.  Hom),  da  die  Form 
üsveXom]  nicht  bezeugt  ist.  Ebensowenig  zu- 
lässig ist  die  Annahme  einer  Zusammensetzung 
von   nf]vog   oder  Ttrjvn  (s.  o.)  und  Xiitmv  (Ben- 


rade  der  Gattin  des  Odysseus  oder  etwa  über- 
haupt dem  Ideal  des  trauernden  Weibes  ge- 
golten hat.  Jedenfalls  ist  er  bereits  in  der 
Periode  des  archaischen  Stils  auf  andere  Frauen- 
gestalten, so  in  einem  melischen  Thonreliet 
(Mon.  d.  I.  6,  57,  1)  auf  Elektra,  später  sogar 
auf  männliche  Personen,  namentlich  auf  den 
grollenden  oder  den  um  Patroklos  trauernden 
Achill  (Arch.  Zeitung  1881  Taf.  8,  1;  Ann.  d.  I. 
1849  Taf.  J),  angewendet  worden.  Wie  dem 
auch  sei,  die  einsam  trauernde  Penelope 
hat  früh  eine  bestimmte  Form  und  Fassung 
erhalten,  die  mehrmals,  namentlich  in  verschie- 
denen Museen  Roms,  wiederkehrt.  Als  echt 
archaische  Arbeit  erscheint  sie  in  dem  Relief 
des    Museo    Chiaramonti    (Heibig,  Saturn- 


1915  Penelope  (in  der  Kunst) 

hingen  Roms'*  nr.  94):  schon  die  Verwendung 
hymettischen  Marmors  deutet  hier  auf  die 
frühe  Entstehungszeit  hin;  vgl.  Studniczka, 
Antike  Denkmäler,  herausg.  von  Areh.  Inst. 
1888  S.  17  f.,  Taf.  31  u.  32,  wo  auch  die  wich- 
tigsten Repliken  besprochen  sind;  vgl.  auch 
Overbeck,  Her.  Gull.  S.  805.  807  f.,  Taf.  33; 
Engelmann, Homeratlas,  Odyssee  nr.  78;  s.  Abb.  1. 
Penelope  sitzt  in  trauriges  Nachdenken  ver- 
sunken, mit  übergeschlagenem  linken  Beine, 
das  Haupt  auf  den  rechten  Arm  gestützt,  auf 
lehnenlosem  Sessel,  unter  dem  ein  Wollkorb 
steht;  nur  an  dem  einen  stark  verstümmelten 
Exemplar  in  der  Statuengallerie  des  Vati- 
kan ist  der  weggebrochene  Stuhl  falsch  er- 
gänzt und,  was  von  ihm  noch  vorhanden  ist, 
in  einen  Felsensitz  umgewandelt  worden 
(Studniczka  S.  17;  Heibig  a.  a.  0.  nr.  195;  Bau- 
meister, Denkmäler  S.  1036 f.;  s.  Abb.  2).  Allen 
diesen  plastischen  Darstellungen  (vgl.  aufser- 
dem  Heibig  nr.  (310.  1104)  scheint  ein  maleri- 
sches Vorbild  zu  Grunde  zu  liegen.  Nun  ist 
es  allerdings  verlockend,  den  wichtigen  Typus 
der  berühmten  Heroine  auf  den  grol'sen  Etho- 
graphen  Polygnotos  zurückzuführen,  vgl.  Du  min- 
ier, Jahrb.  d.  Arch.  Inst.  2,  171.  Aber  einmal 
wissen  wir  gar  nichts  Sicheres  über  eine  Pene- 
lope Polygnots  und  müfsten  sie  erst  vermutungs- 
weise als  Seitenstück  zu  dessen  „Freiermord-1 
im  Athenetempel  zu  Plataiai  (Pausan.  9,  4,  2) 
ansetzen;  dann  aber  nötigt,  wie  gesagt,  der 
archaische  Charakter  namentlich  des  Chiara- 
montischen  Reliefs  dazu,  in  der  chronologischen 
Fixierung  über  die  kanonisch -polygnotische 
Zeit  noch  hinaufzugehen.  Die  Frage,  ob  die 
erhaltenen  Statuenreste  sämtlich  die  Königin 
von  Ithaka  bezeichnen  oder  manche  von  ihnen 
als  Grabdenkmäler  idealisierte  Porträts  treuer 
Gattinnen  haben  sein  sollen  (Pervanoglu,  Grab- 
steine 47  f.;  Overbeck,  Plastik  l4,  257  f.  298;, 
darf  hier  dahingestellt  bleiben.  —  Schon  der 
Übergangszeit  nach  der  Marathonschlacht  ge- 
hört die  rotfig.  attische  Vase  von  Chiusi 
an  (Gonze,  Ann.  d.  1.  1872  S.  187  f.;  Mon.  d.  I. 
9,  42,  1;  Engelmann  a.  a.  O.  nr.  11;  s.  Abb.  3): 
Penelopes  Haltung  ist  auf  dem  Gemälde  der- 
jenigen in  der  plastischen  Einzeldarstellung 
sehr  ähnlich;  als  fleifsige  Hausfrau  aber  wird 
sie  an  Stelle  des  hier  nicht  vorhandenen  Arbeits- 
körbchens dadurch  charakterisiert,  dafs  sie  zur 
Seite  des  Webstuhls  sitzt,  der  den  ganzen 
Hintergrund  des  Bildes  ausfüllt.  Noch  wich- 
tiger ist,  dafs  sie  hier  zuerst  nicht  mehr 
allein  erscheint:  ihr  gegenüber  steht  Tele- 
mach  mit  zwei  Speeren  in  der  Linken;  auf 
eine  bestimmte  Scene  ist  zwar  nicht  hinge- 
deutet (Luckenbach ,  Fleckeisens  Jahrb.,  Suppl. 
11,  512  f.);  doch  erkennen  wir  in  der  Begeg- 
nung zwischen  Mutter  und  Sohn  ein  Ereignis, 
das  der  Rückkehr  des  Odysseus  und  seinem 
auf  der  Rückseite  der  Vase  abgebildeten  Ful's- 
bad  vorausgeht  oder  mit  ihm  gleichzeitig  ist. 
Denn  auch  sonst  ist  die  trauernde  Penelope 
das  Gegenstück  zu  Odysseus'  Fufswaschung. 
so  auf  einer  der  beiden  Terrakottaplatten 
des  Kircherschen  Museums  in  Korn 
(Heibig  nr.  145(3;,  wo  hinter  der  in  hoffnungs- 
lose Betrübnis  versunkenen   Herrin  die    preise 


Penelope  (in  der  Kunst)  19 IG 

Schaffnerin  Eurykleia  steht,  während  auf 
einem  anderen  Relief  der  Königin  gegenüber 
noch  zwei  Dienerinnen  sichtbar  sind  (Orerbeck, 
Her.  Gall.  Taf.  33,  15).  —  Gehören  die  vorge- 
nannten Abbildungen  Penelopes  trotz  mancher 
Abweichungen  im  Einzelnen  sämtlich  dem- 
selben Typus  an,  der  auf  die  früher  besprochene 
archaische  Originalschöpfung  zurückgeht,  so 
bleibt  es  dagegen  ungewifs,  wie  man  sich  die 
10  Darstellung  Penelopes  durch  den  Erzbildner 
Thrason  zu  denken  hat,  zumal  seine  Lebens- 
zeit nicht  genau  bekannt  ist  und  sich  aus  der 
Reihenfolge  der  bei  Strabon  (14,  641)  aufge- 
zählten Künstler  etwa  nur  schliefsen  läi'st.  dafs 
er  dem  4.  Jahrh.  angehört;  vgl.  auch  Brunn. 
Ivünstlergesch.  1,  422;  ebensowenig  wissen  wir, 
ob  die  von  Thrason  gleichfalls  veranschaulichte 
Eurykleia    einzeln   oder    mit    ihrer    Herrin    in 


4)  Ponipej.  Wandgemälde :  Odysseus  als  Bettler 
und  Penelope  (nach  Overbeck,  Her.  Gall.  33,  16). 

50  einer  ähnlichen  Verbindung  wie  auf  jenen 
Thonplatten  dargestellt  war.  Aus  derselben 
Zeit  stammt  Avahrscheinlich  ein  erst  kürzlich 
veröffentlichtes  thessalisches  Marmor- 
relief (Robert,  Athen.  Mitteil.  1900  S.  325  f.), 
bemerkenswert  deshalb,  weil  es  dicht  neben 
der  Fufsbadscene  in  stattlicher  Figur  Pene- 
lope darstellt,  wie  sie  mit  einer  Spule  das 
Gespinst  am  Webstuhl  wiederauf- 
trennt (S.  332  f.).    ■       Auf  einem   von   Philo- 

eo  stratos  d.  J.  beschriebenen  Gemälde  (Imag.  2,  28) 
war  Penelope  mit  aBerlei  Webergeräten  und 
in  Thränen  zerfliefsend  vor  Augen  geführt;  ob 
Brunn  (a.  a.  O.  2,  87)  recht  hat,  wenn  er  dieses 
Bild  mitZeuxis  in  Verbindung  bringt,  lassen  wir 
dahingestellt  sein;  Plinius  (35,  63)  berichtet  nur 
kurz  von  dessen  Penelope,  in  qua  pinxisse 
mores  videtur,  sodafs  sie  also  gleichsam  eine 
Verkörperung  der  Sittsamkeit  darstellte. 


1917  Penelope  (in  der  Kunst) 

—  Die  bekannte  schöne  Statuengruppe  des 
Bildhauers  Menelaos  im  Museo  Buoncompagni 
in  Rom  ist,  unter  anderen  Deutungen,  von 
Schulz  und  Burkhardt  auf  Penelope  und  Tele- 
mach  bezogen  worden,  vgl.  Schreiber,  Villa 
Ludovisi  S.  92;  die  neueste  Erklärung  ist  je- 
doch zu  der  Auffassung  Winckelmanns  zurück- 
gekehrt, der  in  den  beiden  Gestalten  Orestes 
und  Elektra  am  Grabe  Agamemnons  erkannte 
(Schreiber  S.  91;  Heibig  nr.  932).  —  Penelopes 
Begegnung  mit  Odysseus,  der  zunächst 
unter  der  Bettlermaske  noch  unerkannt 
bleibt,  ist  mehrfach  dargestellt.  Eines  ver- 
lorenen kunstvollen  Tellers  gedenkt  ein  Epi- 
gramm in  der  Anthol.  Pal.  9,  816:  In  Gegen- 
wart Telemachs  winkt  Odysseus  ängstlich  der 
Eurykleia,  ihn  der  anwesenden  Gattin  nicht 
zu  verraten,  was  sich  mit  der  bekannten  Fufs- 
badscene,  der  bei  Homer  allerdings  Telemach 
nicht  beiwohnt  (t  47  f.),  wenigstens  berührt. 
Zwei  pompejanischeWandgemälde(Äe/6/^ 
Wandgem.  nr.  1331.  1332)  zeigen  ferner  Penelope 
im  Gespräch  mit  Odysseus;  auf  beiden  sitzt 
dieser,  als  Bettler  gekennzeichnet;  neben  ihm 
steht  Penelope,  die  namentlich  auf  dem  zweiten 
Bilde  (nr.  1332;  (herbeck,  Her.  Gall.  33.  16  u. 
S.  808;  Engelmann  a.  a.  0.  nr.  99;  s.  Abb.  4) 
überaus  schön  und  grofsartig  erscheint;  Spin- 
deln (nicht  Mohnköpfe)  in  ihrer  Linken  be- 
weisen, dafs  sie  unmittelbar  aus  dem  Frauen- 
gemach von  der  Arbeit  kommt;  eine  Dienerin 
schaut  forschend  von  hinten  durch  ein  Fenster; 
auf  dem  ersten  Bilde  wohnen  der  Unterredung 
noch  Eurykleia  und  zwei  Mägde  bei.  Dagegen 
bemerken  wir  die  Ehegatten  allein,  aber  sonst  in 
ähnlicher  Haltung  auf  zwei  geschnittenen 
Steinen (Orerbeck  S.809,  dereine  abgebildet 33, 
14);  sodann  auch  auf  dem  Bilde  einer  Spiegel- 
kapsel (Man.  ä.  I.  8,  47,  1),  wo  Odysseus,  mit 
aufgestütztem  Fufse,  durch  den  Knotenstock  als 
Bettler  bezeichnet,  vielleicht  unter  dem  Namen 
Aithon  (t  183),  in  einem  phantastisch  ausge- 
schmückten Gemache,  in  dem  auch  ein  Hund 
(Argos?)  sichtbar  ist,  der  Gattin  erdichtete  Er- 
lebnisse berichtet,  vgl.  Heibig,  Ann.  d.  I.  1867 
S.  326  f.;  Brunn,  Troische  Miscellen  1868  S.  78. 
Auch  hier,  wie  auf  den  vorgenannten  Bild- 
werken, widmet  die  Königin  dem  Fremdling 
aufmerksame  Teilnahme,  die  seltsam  absticht 
von  ihrem  Verhalten  auf  zwei  etruskischen 
Urnen  (Brunn,  U.  E.  1,  99,  1  u.  2):  auf  beiden 
ist  sie  mit  dem  Putz  beschäftigt,  wobei  ihr 
hier  eine,  dort  zwei  Dienerinnen  behilflich 
sind;  um  so  prüfender  schaut  der  unbeachtet 
zur  Seite  sitzende  (oder  stehende)  Odysseus  der 
reizvollen  Gattin  zu.  Andere  einst  von  Gerhard, 
Arch.  Zeitg  1846  S.  285,  und  von  Welcher,  A. 
D.  5,  229  f. ,  auf  diese  Begegnung  bezogene 
Denkmäler  (s.  auch  C.  I.  G.  7699.  7700)  sind 
vielmehr  der  Gesandtschaft  an  Achill  zuzu- 
weisen, vgl.  schon  Panofka,  Ann.  d.  I.  1849 
S.  255  f.  -  -  Penelope  unter  den  Freiern 
erkennt  Petersen  auf  einem  rotfig.  Krater 
aus  Chilevi(i?Jw.  Mitteilungen  1892  S.  181  f.): 
sie  sitzt  in  stolzer  Haltung  auf  einem  Sessel, 
während  sich  ihr  einige  Freier  mit  Ge- 
schenken nahen  (a  290  f.).  Gewifs  beziehen 
sich    auf   den   gleichen  Vorgang    die    Bilder 


Penelope  (in  der  Kunst)  1918 

zweier  etruskischer  Sarkophage  (Brunn, 
U.  E.  1,  95,  1  u.  2),  nur  dafs  die  Scene  bei 
einem  Mahle  der  Freier  sich  abspielt,  die  an 
den  Tisch  gelagert  sind;  auch  beschränken 
sich  hier  die  Gaben  auf  ein  Kästchen,  das 
wohl  Geschmeide  enthält.  Die  Anwesenheit 
des  Odysseus,  neben  welchem  auf  dem  einen 
Relief  eine  geflügelte  Furie  steht,  deutet  schon 
hin  auf  den  nahen  Freiermord.  Zu  dem  ihm 
10  vorangehenden  Wettschiefsen  bringt  Pene- 
lope Bogen  und  Pfeil  herbei  (qp  58  f.) 
auf'  einem  Wandgemälde  aus  Stabiae  von 
gröfster  Schönheit  (Heydemann,  Arch.  Zeitung 
1872  S.  63,  nach  der  Deutung  O.  Jahns; 
Heibig,  Wandgem.  nr.  239 ;  Zahn,  Pomp.  Herc.  u. 
Stab.  3,  46;  s.  Abb.  5).  —  Auch  nur  auf  einem 
der  Sarkophagreliefs,  welche  die  Tötung 


5)  Wandgemälde  aus  Stabiae :  Penelope  mit  Pfeil 
und  Bogen  (nach  Zahn,  Pomp.,  Herc.  u.  Stab.  3,  46). 

der  Freier  darstellen  (Brunn  a.  a.  O.  96  f.), 
oder  etwa  auf  einer  Berliner  Vase  ans  Corneto 
(Mon,  d.  1. 10,  53;  Eurtwängler  nr.  2588;  Engel- 
mann a.  a.  O.  nr.  95),  Penelope  erkennen  zu 
wollen,  ist  gewagt;  die  weiblichen  Gestalten 
sind  gewifs  Mägde.  Dafs  bei  Homer  die  Fürstin 
das  blutige  Strafgericht  durch  göttliche  Fügung 
süfs  verträumt  (qp  357  f.;  fy  1  f.),  ist  freilich  kein 
Beweis  gegen  ihr  dortiges  Vorhandensein.  Denn 
60  auf  dem  Relief  von  Gjölbaschi-Trysa 
sehen  wir  sie  während  des  Gemetzels  still  und 
hoheitsvoll  wie  eine  Gottheit  im  Kreise  der 
Lirigen  walten,  von  höherem  und  völligerem 
Wüchse,  den  Athene  ihr  verliehen  (a  195), 
ganz  wie  Homer  sie  malt,  wenn  er  sie  den 
Freiern  gegenüberstellt  (Benndorf  und  Niemann 
100  f.  mit  Taf.  7  u.  8;  Engelmann  a,  a.  O.  94b); 
so  vollzieht  sie  im  Frauengemach  mit  Eurykleias 


1919         Penelope  (in  der  Kunst) 


Penetrales 


1920 


Hilfe  eine  Scheidung  der  treuen  Dienerinnen 
von  den  buhlerischen  Mägden,  denen  dem- 
nächst die  Hinrichtung  bereitet  werden  soll 
(s.    Abb.    6).  Ein    Bild    mit    der    Wieder- 

erkennung der  beiden  Ehegatten  vermifst  man ; 
um  so  mehr  kann  es  auffallen,  dafs  ein  antikes, 
übrigens  auch  rückläufig  lesbares  Epigramm 
(Anthol.  Pal.  6,  314)  ein  Zeugnis  enthält  für 
die   einst  vorhandene  Darstellung  eines  ziem- 

10  lieh  äufserlichen  Vorgangs,  der  überdies  nicht 
einmal  von  Homer  berichtet  wird:  hier  sah 
man  nämlich,  wie  Odysseus  seiner  Gre- 
in ahlin  die  von  deu  Phaiaken  erhaltenen 
Geschenke  (v  lOf.)  überreicht. 

Eine  Anzahl  Bildwerke  steht  aufserhalb 
des  Sagen-  und  Gedankenkreises  der  Odyssee 
und  bezieht  sich,  sofern  ihre  Deutung  klar 
und  sicher  ist,  auf  die  oben  erörterten  nach- 
homerischen     Erzählungen     von     Penelope. 

20  Eine  Ente  (7ti]vsloip),  die  mit  ihr  vom  späteren 
Mythus  um  des  Namens  willen  in  Verbindung 
gebracht  wird  (s.  o.),  hält  man  auf  Gemälden 
bisweilen  geradezu  für  ein  Merkmal,  an  dem 
man  jene  erkennen  zu  dürfen  meint;  vgl. 
Panofka,  Ann.  d,  1.  1841  S.  261  f.;  Welcher, 
A.  I).  5,  231  f.  Gewagt  ist  dies  freilich  bei 
dem  einen  Vasengemälde  (Taf.  J):  eine  auf 
einem  Lehnstuhl  sitzende  Frau  wirft  mit  den 
Händen    Wollknäuel    hin    und    her    (die    aber 

30  ebensogut  auch  Bälle  sein  können);  ihr  gegen- 
über steht  ein  in  ein  langes  Gewand  gehüllter, 
auf  einen  Stab  sich  stützender  Jüngling  (Tele- 
mach?  Hermes?);  zwischen  beiden  Personen 
die  Ente.  Etwas  mehr  beweist  diese  auf  dem 
andern  Bilde  (Taf.  K):  eine  verhüllte  edle 
Frauengestalt  trägt  hier  den  ziemlich  ansehn- 
lichen Vogel  unter  dem  Arme,  ist  aber  als 
Penelope,  falls  sie  es  sein  soll,  noch  durch 
einen    vor    ihr    stehenden    Wollkorb     gekenn- 

40  zeichnet.  —  Über  etwaige  Darstellungen  einer 
Verbindung  Penelopes  mit  Hermes  s. 
Panofka,  Über  verlegene  Mythen,  Abhandlungen 
der  Berl.  Akad.  1840  S.  12;  Welcher,  Götterl.  2, 
658,  15;  Boscher,  Philologus  53,  368  A.  32.  - 
Das  Deckelbild  eines  korinthischen  Spie- 
gels zeigt  uns  ferner  Pan,  der  eine  ver- 
schleierte Frau  auf  dem  Rücken  trägt,  während 
Eros  oder  Hesperos  mit  einer  Fackel  voran- 
fliegt: Dilthey,  Arch.  Zeit.  1873  S.  73,  Taf.  7,  1; 

50  in  der  weiblichen  Gestalt  erkennt  Ddthey  Selene, 
vgl.  Röscher,  Selene  S.  4;  nach  anderer  Auf- 
fassung ist  es  Penelope,  vgl.  Preller,  Gr. 
Myth.  I4,  445.  --  Endlich  bezieht  Welcker,  A.  D. 
2,  217  f.,  348,  mit  Taf.  11,  18,  auf  die  Begeg- 
nung Penelopes  mit  Homer  (Hermesianax 
bei  Athen.  13,  597  e,  s.  o.)  ein  schönes  Relief: 
auch  hier  ist  sie  durch  den  unter  ihrem  Sessel 
stehenden  Arbeitskorb  gekennzeichnet;  hinter 
ihrem  Rücken   ist  in  naiv  kindlicher  Stellung 

«o  Telemach  eingeschlafen;  ihr  gegenüber  sitzt 
der  Dichter;  zwischen  beiden  hält  ein  Knabe 
eine  Lanze,  ein  nackter  Jüngling  aber  eine 
tragische  Maske  empor,  die  sich,  wie  Welcker 
vermutet,  auf  den  Ausspruch  des  Aischylos  be- 
zieht, seine  Tragödien  seien  Brosamen  von  dem 
reichen  Mahle  Homers.     [Johannes  Schmidt.] 

Penetrales,  poetischer  Name  für  Penates  (s.d.); 
vgl.    Cic.   nett.  deor.   2,   27,   67:    Di  Penates  .  . 


1921                         Penia  Penthesileia                    1922 

ab  eo,  quod  penitus  insident:  ex  quo  etiam  Pentasila  (peutasila)  erscheint  zweimal  als 
Peneträles  a  poetis  oocantur,  wie  z.  ß.  Seneca  etruskische  Umformung  des  griech.  Penthesileia 
Oed.  265.  Phoen.  340.  Genau  dieselbe  Be-  (Deecke  in  Bezzenbergers  Beiträgen  2,  169  nr.  84). 
deutung  haben  die  ilv%loi  &soi  (s.  d.),  die  im  In  dieser  Form  ist  der  Name  zweimal  belegt, 
Innern  des  Hauses  walten;  vgl.  auch  Sero,  ad  auf  einem  Krater  von  Volci  und  auf  einem 
Verg.  Aen.  3,  12  penates  ideo  appellantur,  quod  Spiegel  unbekannten  Fundortes.  Der  erstere 
in  penetralibus  aedium  (vgl.  Horat.  Ep.  2,  2, 114.  ist  veröffentlicht  von  Inghirami  Vasi  fittili  tav. 
Martial.  10,  51,  13. )  coli  solebant;  vgl.  pene-  CCCXCIX  und  Storia  della  Toscana  tav.  LXXIV 
trale  sacrificium,  Festus  p.  250  Müller;  pene-  nr.  2/3;  von  Raoul  -  Rochette  in  den  Ann.  delV 
tralia  sunt  penatium  deorum  sacra,  ebend.  10  Inst.  1834,  274  sq.  und  den  Manum.  ined.  2 
p.  208  Preller-Jordan  2,  157,  4.  Nach  Festus  tab.  IX;  von  See.  Gampanari  in  den  Atti  delV 
p.  101  ist  Herceus  Iuppiter  (Ztvg  "EQxtLog)  =  Accad.  rom.  d'archeol.  7,  11  tav.  II;  von  De 
deus  penetralis;  vgl.  Bd.  1  s.  v.  Herkeioi.  S.  Witte,  Catal.  Beugnot  54 — 56;  von  Fabretti, 
Penates  Sp.  1880  Z.  20 ff.  [Höfer.]  C.  I.  I.  nr.  2147.  Auf  dem  Spiegel,  der  von 
Penia  (Ilevici),  die  Armut  als  Gottheit,  besafs  Gerhard,  Etr.  Spiegel  3,  218  Tat".  CCXXXIH 
ebenso  wie  Tt%vr\  (s.  d.),  durch  die  sie  fern-  und  Fabretti,  C.  I.  I.  nr.  2519  veröffentlicht 
gehalten  werden  sollte,  einen  Altar  in  Ga-  ist,  sieht  man  links  neben  der  Figur  bei  Ger- 
deira,  Aelian  bei  Eust.  ad  Dion.  Per.  453.  hard  nur  penta  und  auf  dem  Schilde  la,  so 
Philostr.  vit.  A2J0II.  Tyan.  5,  4  p.  167  Kayser.  dafs  wir  nur  penta  la  haben,  aber  es  ist  wohl 
Der  Bericht  bei  Herod.  8,  111  (vgl.  Plut.  20  anzunehmen,  dafs  das  fehlende  si  unter  dem 
Them.  21),  Themistokles  habe  von  den  Be-  Fufs  der  Figur  in  dem  umrahmenden  Blätter- 
wohnern  von  Andros   Geld  gefordert  mit  dem  Ornament  gestanden  habe  und  nur  undeutlich 


n 


Hinweis,  die  Athener  kämen  mit  zwei  groi'sen  geworden   sei.     Es   ist  daher  mit  Recht   auch 

Göttern,  üsiftm  und  'Avd.yxn  (Blcc,  Plut.),  wor-  hier  penta[sijla  zu  lesen.     Ob  auch  die  Form 

auf  jene  geantwortet  hätten,  auch  sie  besäfsen  panfrsil  auf  einer  Tonpatera   von  Chiusi   (ver- 

zwei    Götter,    TJtvia    und   'Aar\%ccvia    (AtioqIk,  öffentlicht  von  Micali  Storia  tav.  CH  nr.  5  und 

Plut.),    kann  natürlich  als   Zeugnis   für  einen  in  dem  Mus.  chius.  227  nr.  70  tav.  XCH,  und 

Kultus   nicht  verwertet  werden.     Nach   Euri-  darnach  von  Fabretti,  G.  1. 1.  nr.  803  tab.  XXXH) 

pides  (fr.  250  aus  Stob.  Flor.  96,  4):    ovx  hn  den  Namen  der  Penthesileia  wiedergeben  solle, 

Iltviag  Isqöv  aioii6zni  {ix&iarr]g,  Bergk)  fttov  30  ist  ganz  unsicher,  und  sie  bleibt  daher  besser 

gab   es   überhaupt  keinen  Tempel   der  Penia.  aus    dem    Spiel.     Mir   persönlich    scheint   eine 

Als  Gottheit  (&tög)  wird  ritvlcc  auch  bezeichnet  Wortform    echt    etruskischer   Herkunft    vorzu- 

bei   Alkiphr.   Fpit.  1 ,  23,  2  a.  E.     Als  Person  liegen,  die  vielleicht  nicht  einmal  ein  Name  ist. 

tritt   Penia    in    dem   Plutos   des   Aristophanes  Die  Darstellungen  der  peutasila    sind    die 

(v.    415  —  618;    vgl.     Hypoth.    2.    6)     auf    als  folgenden.     Auf  dem  Krater  haben  wir  „eine 

Schöpferin  des  dürftigen,  arbeitsamen,  kräfti-  Gruppe  von  vier  Gestalten  in   der  Unterwelt, 

gen  und  besonnenen  Mittelstandes,  und  ebenso  worin  man   eine  Darstellung  des  Urteils  über 

bei  Luc.   Timon  31  ff.,   wo    sich  Ilövog,  Kccq-  die  tote  Penthesileia  findet"  (Bugge  in  Deeckes 

rtQicc,  Zotpia  und  'Avdqsiu  in   ihrem  Gefolge  Etr.  Fo.  u.  Stu.  4,  33;.     Die    peutasila    steht 

betinden.     Von  der  gleichen  Anschauung  aus-  40  rechts,  iu  anscheinend  sehr  geknickter  Haltung, 

gehend    mag  Demokritos   bei  Fust.   ad  Hom.  vor  ihr,    doch   von  ihr  abgewandt,    steht  die 

Od.  1784,  61  (=  Eudocia  p.  160  p.  279  Flach)  Seele  der  Turmuca  (hiniHa  turmucas),  über  die 

dem  trefflichen  Eumaios  (s.  d.  nr.  1)  die  Penia  s.    v.    turmuca    gehandelt    werden    wird.      Sie 

zur  Mutter  gegeben  haben.    Der  Gedanke  von  spricht  zu  den    beiden  Personen  links,   einem 

der  erzieherischen  Kraft  der  itsvicc  bez.  Iltvia  Mann  und  einer  sich  abwendenden  Frau.    Auf 

findet    sich    oft    variiert,    vgl.    Herod.    7,    102.  dem  Spiegel  stehen  sich  Achill  (a^le)  und  Pen- 

Theokr.  21,   1   und    die  reiche   Sammlung   bei  thesileia,  beide  in  voller  Waffenrüstung,  gegen- 

Stob.  ilor.  95 ff.  (Meineke  3,  197 ff.).    Im  Latei-  über.    Achill  hat  die  Penthesileia  um  den  Leib 

nischen  entspricht  der  Penia  die  Egestas  (s.  d.),  gefafst  und  ist  im  Begriff,  ihr  das  Schwert  in 

Paupertas   (Plaut.   Stich.    1,   3,   23.     Hör.    Od.  50  die  Brust  zu  stofsen.  —  Was  die  lautliche  Form 

1,  12,  43.    Epist.  2,  1,  51.    Publ.  Syr.  191  p.  273.  von  pentasila  neben  Penthesileia  betrifft,  so  wird 

Bibb.  Petron.  Sat.  84)   und   die  Inopia  (Plaut.  letzteres  zunächst  etr.  ^entsilea,  dann  zieht  ea 

Trin.   Prol.).      Über    den    Mythos    des    Plato  sich  in  a  zusammen,  wie  z.  B.  alle  Genetive  auf 

(Conviv.    203b  ff.;    vgl.  Plut.   Is.    et    Osir.    57.  -eal    zu   -al    werden;    in    das    so    entstandene 

Maxim.   Tyr.  10,  4  p.  172 f.   Reiske.     Themist.  pentsila  aber  entwickelt  sich  dann    ein  Hilfs- 

or.  13  p.  162  b.  c.  Orig.  adv.  Gels.  4,  39.  Plotin.  vokal,  und  so  bekommen  wir  dann  schliefslich 

Ennead.  3,  5,  5  ff.  9.     Menand.  in  Rhet.  Graec.  pentasila.     Vgl.  Penthesileia.     [C.  Pauli.] 

ed.  Spengel  3,  341.  334.  342.  Euseb.  Praep.  ev.  '   Penteteris  (nsvtstriQis),  In  dem  Festzug  des 

12,  11.  Eyd.  de  mens.  4,  154  p.  172  Wuensch),  Ptolemaios    Philadelphos    stellte    eine    schöne, 

nach   dem  Penia  von  IIÖQog  Mutter  des  Eros  60  reich  geschmückte  Frau,  die  in  der  einen  Hand 

ist,  s.  Bd.  1   Eros  S.  1349,  44  ff.   S.  1345,  64  ff.  ein   Kreuz   von  Persea,   in   der   anderen  einen 

und   aufser   der  dort  verzeichneten   Litteratur  Palmenzweig  trug,  die  Penteteris  da;  ihr  vor- 

C.  Fortlage,   Philos.  Meditationen  über  Piatos  aus    schritt   zwischen  zwei  Seilenen  ein  Mann 

Sympos.   180  ff.     M.   Koch,  Die  Bede  des  So-  als  Personifikation   des  Jahres  (s.  Eniautos  u. 

krutes  in  Plat.  Symp.  u.  d.  Problem  d.  Erotik  Panofka,  Rhein.  Mus.  2  [1828],  449  f.),    Kal- 

(Progr.  Luisenst.  Gymn.  Berlin  1886),  4  ff.  lixenos  bei  Athen.  5,  198  a.  b.     [Höfer.] 

[Höfer.]  Penthalidai  =  Penthilidai  s.  Penthilos. 

Penitis  s.  Panatis.  Penthesileia  (Iltv&i-Gllticc).    Nach  Arktinos 

Koschbe,  Lexikon  der  gr.  u.  rom.  Mytliol.  LH.  61 


1923 


Penthesileia 


Penthesileia 


1924 


Tochter  des  Ares  und  Thrakerin  von  Geschlecht. 
Ihre  Mutter  Otrere  wird  in  der  Sage  von 
Ephesus  genannt,  wo  auch  Kaystros  ihr  Sohn, 
Ephesos  ihr  Enkel  heifst.  Hygin.  f.  112.  Tzetz. 
Posth.  8.  Schol.il.  3, 189.  Etym.  M.  v.  KdvGtgog. 
[Nach  Steph.  Byz.  s.  v.  'ÄkoTti\  stammte  sie  aus 
dem  pontischen  Alope  (vgl.  Alope  =  Ephesos: 
Bursian  in  Paulys  Bealencykl.  unter  Alope.  R]). 
Sie  kommt  Priamos  nach  Hektors  Tode  zu  Hilfe, 
kämpft  zuerst  siegreich,  tötet  Podarkes,  wird 
dann  aber  von  Achill  besiegt.  Er  empfindet 
Liebe  für  die  sterbende  Feindin  und  läfst  sie 
von  den  Troern  bestatten,  Proclus  bei  Photius. 
Jahn- Michaelis,  Bilderchr.  Taf.  1, 3.  Q.  Smyrn.  1. 
Tzetz.  Posth.  7  ff.  Dictys  Cretens.  4,  2.  Malala  5 
p.  125.  —  Nach  Serv.  ad.  Arn.  8,  803.  Nicol. 
Progymn.  2,  12.  Euseb.  Chron.  ad  ann.  831 
(vgl.    Vergil  Aen.  1,  489)  kommt  sie  erst  später 


Teles  bei  Eudocia  p.  85  tötete  sie  zuerst  den 
Achill ,  der  aber  wieder  auflebt  und  sie  als- 
dann erlegt;  nach  Dio  Chrysost.  11, 183 ff.  Daves 
Phryg.  33.  Anthol.  tat.  nr.  861  Biese  wird  sie 
selber  erst  von  Neoptolemos  erschlagen.  Achill 
verwundet  sie  an  der  rechten  Brust;  Q.  Smyrn. 
1,  245.  292.  Tzetz.  Posth.  172.  Verg.  Aen.  11,  803. 
Achills  Gefühl  für  sie  ist  viel  gefeiert  worden; 
vgl.  Q.  Smyrn.  1,  (555.  Schal  11.2,220.  Nonnus 
10  Dionys.  35,  27  und  zahlreiche  Stellen  der  Rhe- 
toren  z.  B.  Libaniusi  p.  967,  8.  1026f.  u.  s.  w., 
deren  Gedanken  kurz  schon  Propert.  a.  a.  0. 
ausspricht,  vgl.  auch  die  von  B.  Bochette,  Mon. 
ined.  p.  104  n.  3  gesammelten  Epigramme. 
Da  Thersites  von  Achill,  den  er  wegen  seiner 
Liebe  höhnte,  erschlagen  wird,  zürnt  Diomedes 
und  wirft  die  noch  nicht  völlig  tote  Penthesileia 
in    den    Skamandros:    Tzetz.  Posth.    199.    206. 


Achüleu8  bestrebt,  die  eben  von  ihm  verwundete  Penthesileia  zu  stützen,  Sarkophag  von  Saloniki, 
s.  Bd.  1  Sp.  279  (nach  Stoll,  Sagen  </.  kl.  Altert.  II  S.  184). 


als  Memnon  nach  Troja.  Sie  hatte  ihr  Land 
meiden  müssen  wegen  unfreiwilligen  Tod- 
schlages (Diodor  2,  46.  Q.  Smyrn.  1,  21,  der 
damit  eine  Ableitung  des  Namens  von  niv&og 
in  Verbindung  bringt;  vgl.  Pott  Ztschr.  f.  vergl. 
Sprachf.  8  p.  431);  ein  anderes  Motiv  ihres 
Kommens  b.  Tzetz.  Posth.  14  nach  Hellanicus  und 
Lysias.  Die  Namen  ihrer  12  Gefährtinnen  bei 
Q.  Smyrn.  entsprechen  abgesehen  von  Thermo- 
dosa  den  kriegerischen  Phgenschaften  der 
Amazonen,  Tzetzes  entnimmt  sie  direkt  den 
Waffen.  In  ihrer  Rüstung  häuft  Q.  Smyrn.  1, 
141 — 170  die  Waffen  der  Heroen  und  Barbaren. 
Vergil  Aen.  11,  661  erwähnt  ihren  Streitwagen; 
sonst  ist  es  allgemeine  Überlieferung,  dafs  sie 
reitet.  Ihrer  Aristeia  gedenken  auch  Diodor  2, 46. 
Tryphiod.  38.  Propert.  3,  11, 13.  Nach  Eustath. 
ad  Odyss.  11  p.  1697  kam  ihr  der  Kyparisseer 
Chalkon  zu  Hilfe.     Nach  Ptolem.  Reph.  6  und 


50  Eine  Bestattung  durch  Achill  bei  Tryphiod.  39. 
Serv.  Verg.  Aen.  1,  491.  Grabinschrift  bei  Ps.- 
Aristot.  epigr.  nr.  61:  Bergk,  P.  lyr."2  p.  516.  — 
Die  länger  bekannten  Monumente  finden  sich 
vereinigt  bei  Overbeck,  Her.-Gall.  Tf.  21.  Pen- 
thesileias  Ankunft  und  Rüstuno-  ist  dargestellt 
auf  einem  Sarkophagdeckel  sowie  auf  einer  Ala- 
basterurne aus  Volterra  bei  Brunn,  Urne  etr. 
Taf.  67,  1.  Auf  einer  schwarzfig.  Vase  Gerhard, 
A.  V.  3,  205    kämpft   sowohl  Penthesileia   als 

60  Achill  zu  Pferde,  auf  zwei  anderen  mit  Bei- 
schriften versehenen  (Gerhard,  A.  V.  3,  206  = 
Baumeister,  Denkm.  Fig.  2123.  Monum.  10,  9 
=  Beinach,  Bcpert.  1,  201  ist  der  Kampf  mehr 
in  typischer  Weise  dargestellt,  das  gleiche  gilt 
von  den  späteren  Monumenten.  Die  Deutung 
der  berühmten  Schale  in  München]  Orerbeck 
a.  a.  O.  17,  3  ist  nicht  sicher.  Achills  Sorge 
und  Liebe  für  die  sterbende  Feindin  hat  immer 


1925        Pentheus  (in  der  Tragödie) 

mehr  Interesse  in  der  Kunst  gefunden,  vgl.  selbst 
die  Bilderchroniken.  Auf  einer  schwarzfig. 
Hydria  Brit.  Mus.  nr.  472  trägt  er  ihre  Leiche 
wie  diejenige  eines  Genossen  auf  seinen  Schul- 
tern aus  der  Schlacht,  aber  schon  Panainos 
stellte  an  den  Schranken  des  Thrones  in  Olympia 
dar,  wie  er  die  Sterbende  aufrecht  hält  [Paus. 
5,  11,  6),  ein  Motiv,  welches  im  allgemeinen 
in  allen  erhaltenen  Darstellungen  wiederkehrt. 
Die  berühmtesten  derselben  sind:  Vasenbild 
bei  Tischbein,  Bec.  de  Hamilton  2,  5  =  Beinach 

2,  294.  Statuenfragment  in  Wien  Sacken,  Ant. 
Sculpt.  Tat'.  1,  Spiegel  in  Berlin  Gerhard  Tai'. 
333;  vgl.  Baliet.  1880  p.  9,  Terracottafriesplatte 
Campana  Op.  in  plast.  74,  Sarkophag  aus  Sa- 
loniki Overbeek,  Galt.  21,  8  (=  Baum.  Fig.  66; 
s.  d.  Abb.),  aufserdem manche  andere  Sarkophage, 
geschnittene  Steine,  Lampen.  Dem  späteren  Stile 
entsprechend  wird  die  Gruppe  geschlossener, 
Achills  Sorge  zärtlicher,  Penthesileias  Körper 
entblöfster.  —  Auf  Polygnots  Bilde  der  Unterwelt 
war  Penthesileia  als  Gegenstück  von  Paris  gemalt 
(Pausan.  10,  31,  «),  neben  Oharon  sieht  man  sie 
auf  einer  etruskischen  Vase  Monum.  2,  9  = 
Beinach,  Bepert.  d.  vases  1  p.  88.  —  Die  von 
Festus  p.  1«9  Malier  zitierte  Penthesilea  war 
nach  Bibbeck,  Trag.  lat.  reliq.  p.  234,  6  eine 
Tragödie;  die  Worte  „formiddbant  obj untre" 
könnten  mit  der  Erzählung  bei  Tzetz.  Posth. 
14  in  Verbindung  stehen.     Vgl.  Pentasila. 

[Klügmann.J 
Pentheus,   IIsv&svs,   gen.  gewöhnlich  Iltv- 
&£tog,  selten  Htv&fjos  oder  Iltv&tvg  (Anth.  P. 

3,  1),  bedeutet  der  Schmerzensreiche,  von  itiv- 
&os,  worauf  öfter  angespielt  wird:  Kur.  Bacch. 
v.  367.  508;  Ghairem.  fr.  4;  Theokr.  Id.  26,  26; 
Opp.  Gyn.  4,  305;  Nonn.  5,  555.  46,  73.  Er 
war  der  Sohn  der  Kadmostochter  Agaue 
und  des  Echion,  eines  der  aus  den  Drachen- 
zähnen entstandenen  Sparten  (Ev/r.  Bacch. 
229.  507.  540  u.  a.;  Apollod.  3,  5,  2;  Hyg.  f. 
184.  239;  tichol.  ad  Kur.  Phoen.  942; ,  und 
König  von  Theben,  da  ihm  nach  der  herr- 
schenden Überlieferung  sein  (irofsvater  Kadmos 
bei  Lebzeiten  die  Herrschaft  über  Theben  über- 
gab, vgl.  Kur.  Bacch.  43.  213;  Apollod.  a.  a.  0.; 
Hyg.  f.  76;  Sero,  ad  Aen.  4,  469,  während 
Pausanias  9,  5,  2  den  Polydoros  auf  seinen 
Vater  Kadmos  folgen  und  Pentheus  nur  eine 
angesehene  Stellung  in  Theben  einnehmen  läi'st. 
Erst  bei  Nonnos  5,  210  findet  sich  die  beides 
verbindende  Wendung,  dafs  Pentheus  den 
Polydoros  vom  Thron  gestofsen  habe,  um  selbst 
König  zu  werden.  Ein  Sohn  des  Pentheus 
namens  Uklastos  wird  nur  Schol.  Eur.  Phoen. 
942  genannt  und  daselbst  als  Grofsvater  des 
Kreon  aufgeführt. 

Der  Mythos  von  Pentheus  erhielt,  wie  es 
scheint,  die  Gestalt,  welche  die  litterarische 
Überlieferung  darbietet,  durch  die  Tragödie, 
für  welche  der  Stoff  vermöge  seines  auf  die 
Verherrlichung  des  Dionysos  gerichteten  In- 
halts sowie  durch  das  demselben  innewohnende 
Pathos  vorzüglich  geeignet  war,  und  zwar 
blieb  die  Darstellung,  welche  Euripides  von 
Aischylos  übernommen  hat,  in  allen  Haupt- 
zügen für  das  gesamte  Altertum  mafsgebend. 
Dafs  die   Bakchen   des  Euripides  im  Wesent- 


Pentheus  (in  der  Tragödie)        1926 

liehen  auf  dem  Pentheus  des  Aischylos  beruhen, 
ist  in  der  Hypothesis  des  Aristophanes  zu  den- 
selben ausdrücklich  bezeugt  und  durch  die  An- 
gabe des  Inhalts  jener  äsehyleischen  Tragödie 
nach  seinen  wesentlichsten  Zügen  ebendaselbst 
dargethan.  Dies  bestätigen  auch  die  wenigen 
Einzelheiten,  die  aus  dem  Pentheus  des  Aischylos 
überliefert  sind,  die  Warnung  an  Pentheus, 
sich  an  den  Bacchen  nicht  zu  vergreifen,  Aescli. 

lu  frgm.  143  Nauck~,  verglichen  mit  Eurip.  Bacch. 
837,  und  das  von  Aischylos  Eum.  28  für  den 
grausamen  Tod  des  Pentheus  im  Waldgebirge 
angewendete,  vielleicht  aus  dem  Mythos  ge- 
schöpfte Bild  der  Jagd,  welches  sich  mit  so 
grofsartiger  Wirkung  durch  die  Bacchen  des 
Euripides  hinzieht  und  auch  von  Späteren  be- 
nutzt wurde  (Philostr.  im.  1, 18 ;  Propert. 4, 22, 33 ; 
Nonn.  46,  202;  s.  unten  Kunstdarstellungen). 
In  welchem  Verhältnis  der  Pentheus  des  Aischylos 

•m  zu  seinen  anderen  Stücken  aus  demseloen 
Sagenkreis  stand  und  ob  diesem  auch  die 
Bclvxquxl  angehörten,  ist  nicht  sicher,  vgl. 
Welcker,  Die  Aischylische  Trilogie  S.  327  f., 
Nachtrag  S.  122  f. ;  Wecklein,  Eiul.  zu  Eurip. 
Bakchen  S.  7  und  zu  Aischylos'  Eumenideu  v.  26. 
Auf  der  von  Aischylos  und  Euripides  ge- 
schaffenen Grundlage  beruhen  offenbar  alle 
späteren  Darstellungen  der  Sage,  besonders 
weitgreifend  zeigt  sich  der  Einfiuls  der  Bakchen 

ao  des  Euripides  (vgl.  namentlich  Theokr.  Id.  26), 
deren  Kuhm  sich  durch  das  ganze  Altertum 
erhielt  {Hor.ep.  1,16,74;  Plut.  Grass.  33;  Luc. 
adv.  indoct.  19).  Tragödien  desselben  Inhalts, 
von  welchen  jedoch  nicht  viel  mehr  als  der 
Name  bekannt  ist,  haben  geschrieben  lophon 
(s.  Trag.  Graec.  fr.  ed.  Nauck-  p.  761;,  Ghaire- 
mon  (ib.  p.  783),  ein  Pseudo-  Thespis,  in  welchem 
man  den  Herakleides  vermutet  (ib.  p.  832),  und 
der    alexandrinische    Tragiker    Lykophron;    s. 

40  Suidas.  Auch  die  Bearbeitungen  des  Stoffs 
für  die  römische  Bühne,  der  Pentheus  des 
Pacuvius  {Serv.  ad  Aen.  4,  469)  und  die  Bakchen 
des  Accius  (s.  die  frgm.)  schlössen  sich  in  den 
Hauptzügen  an  Euripides  an,  nur  dafs  Pacuvius 
statt  des  Dionysos  einen  aus  seinem  Gefolge 
mit  Namen  Acötes  durch  Pentheus  gefangen 
nehmen  läi'st,  worin  ihm,  wie  auch  in  anderen 
Einzelheiten,  Gvid  folgt  (s.  Bibbeck,  Böm.  Tra- 
gödie S.  280  f.),  wiewohl  auch  dieser  entschieden 

5o  den  Euripides  vor  sich  gehabt  hat,  trotz 
mancher  Abweichungen  von  ihm  (s.  unten). 
Manches  Eigentümliche,  das  z.  T.  schon  aus 
früher  Zeit  überkommen  war,  findet  sich  auch 
in  den  späteren  Darstellungen  der  Sage  bei 
Oppiau  Gyneg.  4,  233  f.  und  bei  Nonnos  l.  45.  46. 
Die  Beliebtheit  des  Gegenstandes  zeigt  sich 
auch  in  seinem  späteren  Fortleben  in  mimischen 
Tänzen  Athen.  14  p.  631  B\  Luc.  de  saltat.  41; 
Brunck,  Anal.  3  p.  225.  353. 

60  Die  Pentheussage  hat  nach  einstimmiger 
Überlieferung  das  Kadmeische  Theben  und  den 
Kithairon  zum  Schauplatz;  in  betreff  des  Kithai- 
ron vgl.  auch  Paus.  9,  2,  3  und  titrab.  p.  408, 
der  die  Gegend  genauer  durch  das  Dorf  Skolos 
bezeichnet.  Die  dem  Aiscliylos  vom  Scholiasten 
zuii'MMt.26  zugeschriebene  Verlegung  des  Schau- 
platzes auf  den  Parnassos  beruht  auf  einer 
falschen  Interpretation,  s.  Wecklein  in  Aschylos' 

61* 


1927     Pentheus  (Sage  b.  Euripides)  Pentheus  (Sage  b.  Theoer.  Ovid,  Opp.)     1928 

Orestie  z.  d.  St.    Nach  der  Darstellung  in  Euri-  den  Fufs   stemmend,  reifst   sie  ihm   den  Arm 

pides'  Bukehen,   mit  welcher  von   den  übrigen  samt  der  Schulter  aus,  Ino  ebenso  den  rechten 

litterarischen  Quellen  Theokr.  Id.  26  und  Paeu-  (bei  Ovid  Met.  3,  721  ebenso  Ino  und  Autonoe, 

vius    nach    Serv.    ad    Aen.  4,  469    last    ganz,  nachdem  ihn  Agaue  zuerst  durch  einen  Wurf 

Apollod.  3,  5,  2,  Paus.  2,  2,  5.  6  und  Hygin.  fab.  mit  dem  Thyrsos  verwundet  hat).    Nun  dringt 

184.    239     sowie     auch     die    Schilderung    bei  Autonoe    und    die   ganze  Schar   schreiend    auf 

Philostr.  im.  1,  18  vollständig  übereinstimmen,  ihn  ein,  die  eine  ergreift  einen  Fufs,  die  andere 

hat  die  Pentheussage   folgende  Gestalt.     Dio-  einen  Arm,  und  sie  werfen  sich  die  abgerissenen 

nysos,    der  Sohn    des   Zeus   und    der  Kadinos-  Glieder  wie  Bälle  zu.     Sein  Haupt   aber  fafst 

tochter   Semele,    ist  mit  seinem    Thiasos    aus  10  seine  Mutter,   steckt   es,  wie  das  Haupt  eines 

Asien    nach    seiner    Geburtsstadt    Theben    ge-  Berglöwen,    auf  die   Spitze    des   Thyrsos    und 

kommen,   um  hier  seinen  Dienst  einzuführen.  trägt    es    über   die   Höhe   des  Kithairon   nach 

Schon    hat    er  die   Schwestern    seiner  Mutter,  Theben,  frohlockend  über  den  Fang  des  Wildes 

Agaue,  Ino  und  Autonoe,   welche  seine  gött-  (vgl.  auch  Sen.  Oed.  fr  gm.  15).    Zugleich  kommt 

liehe  Abkunft  geleugnet  hatten,  zur  Strafe  mit  Kadmos   vom  Kithairon  her,   dem  die   Stücke 

dem  orgiastischen   Wahnsinn   erfüllt  und    ge-  von  Pentheus'  Leichnam  nachgetragen  werden, 

zwungen,  mit  den  übrigen  Frauen  von  Theben  Im   Zwiegespräch  mit  ihm    kommt  Agaue   zur 

auf    den  Bergen    zu    schwärmen.     Aber    noch  Erkenntnis  ihrer  That.     Mit  ihrer  Klage  und 

widersetzt  sich   der  König  Pentheus   der  Ver-  mit    Prophezeiungen     des    Dionysos     schliefst 

ehrung  des  Gottes,  nennt  ihn  einen  Gaukler  20  das  Stück. 

und  Betrüger  und  befiehlt  trotz  der  Warnungen  Aus  den  Darstellungen  anderer  Schriftsteller, 
des  Teiresias  und  seines  Groi'svaters  Kadmos,  welche,  wie  schon  bemerkt,  in  der  Hauptsache 
welche  sich  dem  neuen  Dienst  angeschlossen  mit  Euripides  übereinstimmen,  sind  folgende 
haben,  den  Gott  zu  ergreifen.  Dieser  läl'st  sich  Abweichungen  von  demselben  in  einzelnen 
in  der  angenommenen  Gestalt  eines  seiner  Zügen  zu  verzeichnen.  Bei  Theokrit.  Id.  26 
Diener  gefesselt  dem  Pentheus  vorführen.  Trotz  bringen  die  Kadmostöchter  dem  Dionysos  und 
der  wunderbaren  Vorgänge,  welche  dem  Pen-  der  Semele  ein  regelrechtes  Opfer  dar.  Pen- 
theus berichtet  werden,  wozu  auch  die  Be-  theus  belauscht  sie  nicht  von  der  Fichte,  son- 
freiung  der  ebenfalls  gefangenen  Mainaden  dem  von  einem  Felsen  aus,  indem  er  sich  in 
gehört,  verspottet  er  den  Dionysos  wegen  seiner  30  einem  Mastixbaum  birgt.  Als  Autonoe  ihn 
weibischen  Gestalt,  und  durch  seine  selbst-  erblickt,  schreit  sie  auf  und  stöfst  die  Opfer- 
bewufsten  Antworten  gereizt  befiehlt  er,  ihn  gerate  um  (vgl.  hierüber  Grusius,  Rhein.  Mas. 
in  den  Pferdestall  einzuschliefsen.  Aber  Dio-  45,  268),  die  kein  Ungeweihter  schauen  darf, 
nysos  verläfst  frei  seinen  Kerker,  während  der  Pentheus  flieht  erschreckt,  von  den  Frauen  ver- 
Palast von  Flammen  ergriffen  in  Trümmer  fällt.  folgt,  worauf  die  Zerreifsung  erfolgt.  Bei  Ovid 
Allein  weder  hierdurch  noch  durch  die  gemel-  Met.  3,  511 — 733  fehlen  die  Mainaden  als  Ge- 
deten  Wunderthaten  der  schwärmenden  Frauen  folge  des  Dionysos,  womit  auch  die  Erzählung 
auf  dem  Kithairon  bekehrt  bietet  Pentheus  von  ihrer  Gefangennahme  und  Befreiung  weg- 
seine  Heeresmacht  gegen  diese  auf.  Jetzt  greift  fällt.  Agaue  und  ihre  Schwestern  sind  bei  dem- 
Dio nysos  ein,  um  seinen  Untergang  herbeizu-  40  selben  nicht  zur  Strafe  in  Wahnsinn  versetzt, 
führen.  Er  beredet  den  Pentheus,  in  weib-  sondern  beteiligen  sich  an  dem  allgemeinen 
licher  bakchischer  Tracht  (den  Gewändern  sei-  Schwärmen  des  ganzen  Volkes.  Ferner  geht 
ner  Mutter  Vol.  Flacc.  7,  303;  Norm.  Dion.  bei  Ovid  Pentheus  selbständig,  weder  auf  den 
46, 106),  mit  welcher  auch  der  bakchische  Wahn-  Antrieb  des  Dionysos  noch  von  ihm  begleitet, 
sinn  über  ihn  kommt  (vgl.  Verg.  Aen.  4,  470),  auf  den  Kithairon,  auch  nicht  in  Mainaden 
in  welchem  ihm  Dionysos  als  Stier  erscheint  tracht  und  mit  verwandeltem  Sinn,  wie  auch 
(vgl.  Vol.  Flacc.  Arg.  7,  302),  mit  ihm  auf  den  die  Schilderung  des  Treibens  der  schwärmenden 
Kithairon  zu  gehen,  wo  die  Frauen,  darunter  Frauen  und  die  Besteigung  der  Fichte  wegfällt, 
auch  seine  Mutter  Agaue,  Ino  und  Autonoe,  Diese  Verkürzungen  wie  auch  die  Einführung 
sich  der  Bakchosfeier  hingeben.  Um  ihm  Ge-  50  des  Acötes  (nach  Pacavius  s.  0.)  erklären  sich 
legenheit  zu  geben,  ihr  Treiben  zu  belauschen,  daraus,  dai's  dem  Ovid  die  Erzählung  von 
setzt  ihn  Dionysos  auf  eine  Fichte  und  ruft  der  Verwandlung  der  tyrrhenischen  Seeräuber 
dann    die    Mainaden    herbei.     Von    dem   Gott  Hauptzweck  war. 

mit  Wut  und  übernatürlicher  Kraft  erfüllt  (vgl.  Eigentümliche  Züge  enthält  auch  die  Dich- 

auch  Theokr.  Id.  26,  15;  Apollod.  3,  5,  2;  Hyg.  tung  des  Ojapian  Cyuegetica  4,  233  f.    Hiernach 

/'.  184;  Philostr.  im.  1,  18  oIoxqov  TtQ06{iay.%kv-  wurde    der  Dionysosknabe   von    den  Kadmos- 

aug  xalg  yvvca^Lv;  Diod.  3,  65)  und  von  Agaue  töchtern  Ino,  Autonoe  und  Agaue   aus  Furcht 

angefeuert,  die  ihren  Sohn  für  ein  wildes  Tier  vor  Hera  und  Pentheus  auf  dem  Waldgebirge 

hält  (Ovid.  Met.  3,  714  Eber,    Vol.  Flacc.  Arg.  aufgezogen,  wo  sie  ihn  in  einem  Kasten  bargen. 

3,  266  Stier;  Philostr.  im.  1,  18  und  Norm.  46,  uo  Mit    dem    sprossenden   Frühling    brachten    sie 

177.  219  Löwe;   Myth.    Vat.  2,  83  Hirschkalb),  den  Knaben   zu  Aristaios   nach  Euböa,  wo   er 

entwurzeln    die    rasenden    Frauen    die    Fichte  aufwuchs.    Als  dann  Dionysos  auf  seinem  Zug 

und  stürzen  sie  samt  dem  Pentheus  um.    Die-  nach  Theben  kam  und  Pentheus   sich   seinem 

ser  erkennt  nun  sein  Schicksal  und  fleht  seine  Dienste  widersetzte,  baten  (v.  304)  die  Kadmos- 

Mutter  (bei  Ovid  Met.  3,  718  Autonoe)  um  Er-  töchter  den  Gott,  den  Pentheus  in  einen  Stier 

barmen  an.   Aber  Agaue,  mit  wutschäumendem  zu  verwandeln,   sie   selbst  in  wilde  Tiere,  um 

Mund  und  rollenden  Augen,  fafst  seinen  linken  den  Pentheus  zu  zerreifsen.     Der  Gott  erhörte 

Arm  mit  beiden  Händen  und  gegen  seine  Seite  sie  und  verwandelte  sie  in  Panther,   die   nun 


1929      Pentheus  flb.  Nonnos;  Charakter)  Pentheus  (Bedeutung  der  Sage")      1930 

Pentheus  in  Stiergestalt  (wie  schon  bei  Val.  orgiastischen  Dionysoskultes .  der  aus  Thra- 
Flace.  Arg.  3,  264)  zerrissen.  kien  stammte  und  durch  einen  thrakischen,  den 
Die  epische  Darstellung  des  Nonnos  (Dionys.  Griechen  näher  verwandten  Volksstamm  nach 
1.  44 —  46)  ist  im  wesentlichen  eine  aus-  Mittelgrieehenland  gebracht  war.  Die  Geburt 
schmückende,  steigernde  und  ins  Wunderhafte  des  Dionysos  in  Theben  als  Sohn  der  Kadmos- 
ausmalende  Erweiterung  der  euripideischen  tochter  Semele  und  des  Zeus  bedeutet  die  Ein- 
Tragödie, deren  Scenen  unter  Einlegung  zahl-  fiigung  des  thrakischen  Gottes  in  das  grie- 
reicher  Episoden  so  ziemlich  beibehalten  wer-  chische  Göttersystem  (s.  o.  Bd.  1  Sp.  1044V 
den.  Abweichend,  aber  doch  auf  der  auch  bei  Während  Homer  nur  den  Dionysos  der  thra- 
Ewripides  (Bacch.  v.  618)  vorkommenden  Vor-  io  kischen  Sage  kennt  (Z  130;  £?  325  kommt 
Stellung  des  Stierdionysos  beruhend  ist  die  nicht  in  Betrachts  ist  der  in  Theben  geborene 
seltsame  Dichtung  (45.  246  f.).  wonach  der  Gott  Sohn  des  Zeus  und  der  Semele  der  Theogonie 
in  Gestalt  seines  Dieners  dem  Pentheus  einen  des  Hesiod  (v.  940")  wohl  bekannt,  und  daher 
Stier  als  Dionysos  vorführt,  wie  überhaupt  auch  ohne  Zweifel  der  ganze  thebanische 
während  der  wunderbaren  Vorgänge  häufiges  Sagenkreis  des  Dionysos,  wie  auch  in  der 
Stiergebrüll  die  Luft  erfüllt.  Um  den  Pen-  Theogonie  (v.  975)  die  Kadmostöchter  ganz  ebenso 
theus  in  Wahnsinn  zu  versetzen,  nimmt  Dio-  wie  in  der  Pentheussage  benannt  sind.  Der 
nysos*  die  sinnbethörenden  Dämonen  Lyssa,  Einflufs  des  benachbarten  Thebens  auf  die 
Mene  (Selene)  und  Oistros  zu  Hilfe  (46,  97  f.).  hesiodische  Dichtung  ist  ebenso  natürlich,  wie 
Auf  dies  hin  legt  Pentheus  weibliche  Kleidung  20  andrerseits  der  thrakische  Dionysos,  welcher 
und  zwar  von  seiner  Mutter  Agaue  (ebenso  auch  nach  Kleinasien  gedrungen  ist,  der  Hei- 
sehon Val.  FJacc.  Arg.  7,  303)  an  und  begiebt  mat  der  homerischen  Gesänge  näher  lag.  Der 
sich  auf  den  Kithairon.  Mit  dem  Thyrsos  in  thebanischen  Sage  von  der  Zerreifsung  des 
der  Hand  tanzt  er  wie  eine  Bakche  und  wirft  Pentheus  durch  seine  eigene  Mutter  im  bak- 
die  Haare  in  die  Luft.  Dann  folgt  die  Scene  einsehen  Wahnsinn  entsprechen  die  ebenfalls 
mit  der  Fichte  und  die  Zerreifsung  wie  bei  mit  der  Einführung  des  Dionysoskultes  in  Ver- 
Ewipides.  Über  die  Klagen  des  Kadmos  wei-  bindung  gebrachten  Sagen  von  den  Minyaden 
nen  der  Kithairon  (46.  240  f.V  indem  er  seine  ('s.  d.)  in  Orchomenos,  den  Proitiden  (s.  d.)  und 
Quellen  fliefsen  läfst.  und  die  Naiaden,  und  Dio-  Frauen  in  Tiryns  und  den  Frauen  in  Argos 
nvsos  giebt  aus  Mitleid  mit  Kadmos  der  Agaue  30  (Apollod.  3.  5.  2),  von  welchen  übereinstimmend 
die  Besinnung  wieder.  Sie  erkennt  das  Haupt  berichtet  wird,  dafs  sie  in  der  höchsten  Stei- 
des  Pentheus,  fällt  sprachlos  zu  Boden,  wälzt  gerung  des  bakchisehen  Orgiasmus  ihre  Säug- 
sich  im  Staub  und  küfst  die  Augen  des  Sohnes.  linge  zum  Opfer  brachten  und  zerstückten. 
Mit  der  Bestattung  des  Pentheus  durch  Agaue  Damit  verlassen  sie  ihre  Bestimmung  als  Frauen 
schliefst  die  Erzählung.  Dagegen  sollen  seine  und  Mütter  und  treten  über  in  den  beseligenden 
Überreste  nach  Parthen.  narr.  amat.  32  von  der  Zustand  der  Mainade ,  die  sich  ganz  dem 
Echionstochter  Epeiros.  welche  mit  Kadmos  ekstatischen  Dienst  des  Gottes  und  der  Ver- 
und  Harmonia  (vgl.  Eur.  Bacch.  1332)  aus  einigung  mit  der  allwaltenden  Natur  hingiebt 
Theben  ausgewandert  sei,  nach  Chaonien  in  (vgl.  Eur.  Bacch.  114.  135  f.).  deren  Schauer 
Epirus  gebracht  worden  sein.  Von  einer  Flucht  40  ihr  vertraut  sind  und  deren  Lebenskraft  sie 
der  Agaue   nach  Blyrien   spricht  Hyg.  f.  184.  mit  dem  Blut  ihres  Opfers  einsaugt  (s.  o.  Bd.  1 

Nach  seiner  Persönlichkeit  wird  Pen-  Sp.  1037  f.).  Für  das  sittliche  Gefühl  aber 
theus  bei  Euripides  als  jugendlicher  Herrscher  konnte  eine  solche  Verletzung  aller  mensch- 
geschildert, dem  der  erste  Flaum  um  das  Kinn  liehen  Ordnungen  nur  in  einem  Zustand  gott- 
sprofst  (Bacch.  1185);  ebenso  bei  Aerius  fr.  8;  gesandten  Wahnsinns  begangen  sein,  zu  dessen 
Nonn.  46.  201 ;  mit  lieblichen  Locken  ebendas.  Erklärung  die  dichtende  Sage  eine  Schuld  er- 
v.  280.  Nach  Phüostr.  im.  1,  18  war  er  noch  finden  mufste,  die  in  einem  vorangegangenen 
glatt  um  das  Kinn,  von  blondem  Haar.  Aber  Widerstand  der  Frauen  gegen  die  Wirkung 
als  Echionssohn  von  gigantischem  Wesen  war  und  den  Dienst  des  neuen  Gottes  gefunden 
er  eigenwillig,  leidenschaftlich  und  jähzornig,  50  ward.  Andrerseits  aber  verlangte  die  im  Wahn- 
wie  sein  wilder  Blick  verriet;  vgl.  Eur.  Bacch.  sinn  begangene  schreckliche  Handlung  auch 
v.  537 f.  670;  Orid  Met.  3,  567.  577.  707.  So  eine  Sühne,  und  diese  sah  man  in  einer  auf 
zeigt  er  sich  ebenso  gegenüber  den  Seinigen  ein  ursprüngliches  Menschenopfer  hinweisenden 
wie  bei  dem  trotzigen  und  hartnäckigen  Wider-  Kulthandlung,  welche  in  den  angeführten 
stand  (als  ftsoiiuxog  s.  Nestle,  Philologus  1899  Städten  Agrionia  genannt  und,  da  z.  B.  in 
S.  374)  gegenüber  dem  Gott,  den  er  in  seiner  Ver-  Orchomenos  die  Flucht  und  Verfolgung  der 
blendung  hart  und  höhnisch  behandelt,  weshalb  Frauen  durch  den  Priester  des  Dionysos  den 
ihn  auch  die  schreckliche  Strafe  für  seine  vßgig  Mittelpunkt  derselben  bildete  (s.  0.  Art.  Minya- 
ereilt.  Deshalb  wird  er  im  ganzen  Altertum  als  den),  nach  dem  äufseren  Anschein  auch  als 
Frevler  gegen  die  Götter  genannt,  Paus.  2,2,5;  60  ccyöav  oder  Sq6[lov  &ymv  bezeichnet  wurde.  So 
Anth.  Pal.  3.  1:  Nonn.  5.  210  &Q-^i6rog;  44,  133  auch  in  Theben  vgl.  Hesych.  'AyotSvicc  vsKvaia 
aräöftcdog  und  daher  mit  Lykurgos,  seinem  -xccoa  Aoyeioig  %eu  aywvsg  iv  @r\ßccig  und  die 
thrakischen  Gegenbilde,  zusammengestellt.  Inschrift    in    den    Mitt.   des    arch.   Instituts  in 

Die  Bedeutung  der  Pentheussage  ergiebt  Athen  7,  349. 
sich  aus  dem  Schauplatz   derselben   sowie  aus  Die  Verbreitung  des   dionysischen  Frauen- 

der  Vergleiehung  ihres  Inhalts  mit  verwandten  dienstes  ging  von  Delphi  aus  (vgl.  Bhein.Mus. 

Sagen  mit  hinreichender  Deutlichkeit.    Theben  27  S.  6  f  Bibbert-    Anfang  u.  Entu-irtlung  des 

und    der  Kithairon  'war    der  Mittelpunkt    des  Dionysoskultes  in  AttiJca  S.  1.  2),  und  dorthin 


1931 


Pentheus  (in  der  Kunst) 


Pentheus  (in  der  Kunst)  1932 


weist  auch  die  Legende  (Paus.  2.  2,  5.  6),  wo- 
nach die  zwei  altertümlichen  Kultbilder  des 
Dionysos  Lysios  und  Bakcheios  in  Korinth  von 
dem  Holz  der  Fichte  gefertigt  waren,  von 
welcher  herab  Pentheus  die  Mainaden  belauscht 
haben  sollte  (Eur.  Bacch.  1064,  vgl.  oben  Bd.  1 
Sp.  1054  Z.  60;  1093  Z.  42)  und  welche  die 
Korinthier  auf  Befehl  von  Delphi  vom  Kithai- 
ron nach  Hause  holten.  Derselbe  Gedanke, 
die  Opferung  des  Sohnes  als  Wahrzeichen  der 
völligen  Hingabe  an  den  Dienst  des  Gottes, 
zugleich  aber  als  Strafe  für  den  anfänglichen 
Widerstand  gegen  den  Gott  aufgefafst,  liegt 
der  Sage  von  Lykurgos  (s.  d.)  zu  Grunde.  Des- 
halb wurden  Pentheus  und  Lykurgos  als  Frevler 
an  der  Gottheit  und  als  Beispiele  für  die  stra- 
fende Macht  des  Dionysos  vielfach  im  Altertum 
zusammengenannt,  Dioä.  3,  65.  4,  3;  Hör.  carm. 
2,  19,  14;  Oviä.  Trist.  5,  3,  40,  und  auf  Bild- 
werken zusammengestellt,  s.  d.  folgenden  Ab- 
schnitt. 

Von  Darstellungen  des  Pentheusmythos   in 


Frauen  für  einen  Löwen  gehaltenen  Pentheus 
auf  dem  Kithairon  im  Beisein  des  ihre  Wut 
anstachelnden  Gottes  dar.  Die  andere  hat  zum 
Schauplatz  Theben  und  den  Palast  des  Kadmos 
und  zeigt  die  Klage  um  Pentheus ,  dessen 
jugendliches  Haupt  zu  sehen  ist,  und  die  Ver- 
zweiflung der  Frauen,  die  jetzt  zur  Erkenntnis 
ihrer  That  gekommen  sind.  Die  Übereinstim- 
mung dieser  Schilderung  mit  Ewripides  wurde 

10  oben  erwähnt. 

Die  erhaltenen  Denkmäler  beziehen  sich 
mit  wenigen  Ausnahmen,  die  am  Schlufs  be- 
sprochen werden  sollen,  auf  den  Untergang 
des  Pentheus  durch  die  Mainaden,  doch  boten 
die  verschiedenen  Stufen  der  Handlung  mannig- 
fache Abwechslung  der  Situation.  Während 
in  der  Blütezeit  der  Kunst  die  vorbereitenden 
Handlungen  der  Entdeckung  und  Verfolgung 
des  Pentheus   durch  die  Mainaden  vorgezogen 

20  wurden,  schreckte  die  ältere 
Vasenmalerei  und  die  spätere 
Plastik  nicht  vor  der  Wieder- 
gabe  der   grausigen    Scene   der 


1)  Pentheus  von  Galene  und  anderen  Mainaden  zerrissen,  Vasenbild  in  Neapel  (nach  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7  Taf.  5). 


der  Kunst  sind  nur  wenige  aus  dem  Altertum 
litterarisch  überliefert  und  nur  eine  derselben 
kann  auf  unzweifelhafte  Realität  Ansprach 
machen:  unter  den  Gemälden  im  Dionysos- 
tempel am  Theater  in  Athen,  welche  die  Thaten 
des  Gottes  verherrlichten,  war  auch  die  Be- 
strafung des  Pentheus  neben  derjenigen  des 
Lykurgos  zu  sehen  (Paus.  1,  20,  3).  Dieselbe 
Zusammenstellung  der  beiden  Mythen,  ebenfalls 
ohne  nähere  Angaben,  findet  sich  unter  den 
ohne  Zweifel  imaginären  Gemälden  an  einem 
Dionysostempel  bei  Longos  Fast.  4,  3.  Höchst 
anschaulich  und  mit  reicher  Scenerie  ausge- 
stattet, aber  ebendeshalb  wohl  mehr  den  Dich- 
tern als  der  Wirklichkeit  entnommen  ist  die 
Schilderung  des  in  zwei  Scenen  zerfallenden 
Gemaides  bei  Philostr.  imag.  1,  18.  Die  eine 
derselben  stellt  die  Zerreifsung  des  vergeblich 
um   Gnade  flehenden    aber  von    den  rasenden 


Zerreifsung  zurück.  Dabei  lag  den  Denkmälern 
der  Kunst  nicht  so  ausschliefslich  wie  den 
litterarischen  die  Euripideische  Fassung  des 
Mythos  zu  Grande. 

Auf  einem  streng  rotfig.  attischen  Vasen- 
bild der  Sammlung  Bourguignon  in  Neapel, 
welches  um  die  Wende  des  6.  und  5.  Jahrh. 
anzusetzen  ist,  s.  Hartwig,  Jahrb.  <J.  arch.  Bist.  7 
S.  157  Taf.  5,  ist  die  Zerreifsung  des  Pentheus 
durch  die  Mainaden  dargestellt  (s.  Abbild.  1). 
60  Von  Pentheus  (Inschr.,  hier  dem  Alter  der  Vase 
gemäfs  bärtig),  welcher  sterbend  mit  geneigtem 
Haupt  und  brechendem  Auge  zwischen  zwei 
heftig  ausschreitenden  Mainaden  niedersinkt, 
von  welchen  jede  einen  seiner  Arme  gepackt 
hat,  ist  nur  noch  der  blutende  Oberkörper  vor- 
handen. Eines  der  abgerissenen  Beine  hält 
eine  dritte  Mainade  frohlockend  empor.  Ohne 
Waffen,  nur  mit  der  ihnen  von  dem  zürnenden 


1933  Pentheus  (in  der  Kunst) 

Gott  verliehenen  übermenschlichen  Kraft  der 
Hände  vollziehen  sie  das  schreckliche  Strafge- 
richt. Dies  alles  stimmt  mit  der  litterarischen 
Überlieferung,  wie  sie  später  vornehmlich  durch 
Euripides'  Bakchen  (um  410  v.  Chr.)  ausgeprägt 
worden  ist,  überein.  Aber  der  Name  Galene, 
welcher  der  Mainade  links  von  Pentheus  bei- 
geschrieben ist,  hindert,  in  den  die  Zerreißung 
ausführenden  Frauen  der  litterarischen  Über- 
lieferung   gemäfs    die    Kadmostöchter  rzu    er- 


Pentheus  (in  der  Kunst)  1934 

der  göttlichen  Herkunft  des  Dionysos  in  Mai- 
naden verwandelt  wurden,  und  so  in  ihrem 
Wahnsinn  zu  ihrer  eigenen  Bestrafung  in  Pen- 
theus den  Sohn  und  Anverwandten  töteten,  als 
eine  Weiterbildung  der  Sage  durch  das  Drama 
zum  Zweck  der  Steigerung  des  tragischen 
Effektes  anzusehen  wäre.  In  gleicher  Weise 
wäre  dann  ein  Vasenbild  aus  derselben  Zeit 
von  der  Sammlung  Campana  im  Louvre,  ab- 
10  gebildet  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7  S.  162,  aufzu- 


2)  Pentheus  von  den  Mainaden  (Kadmostöchtern)  ergriffen,  Pyxisdeckel  im  Louvre 
(nach  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7  S.  156). 


kennen.  Galene  ist  ein  auch  sonst  vorkom- 
mender Mainadenname  (s.  oben  Bd.  1  Sp.  1590). 
Deshalb  vermutet  Hartwig  a.  a.  0.  hierin  nicht 
ohne  Grund  eine  ältere  und  einfachere  Form 
der  Sage,  wonach  Pentheus  zur  Strafe  für  sei- 
nen Widerstand  gegen  die  Verehrung  des 
Dionysos  durch  die  den  Gott  ständig  beglei- 
tenden Mainaden  zerrissen  worden  sei,  wogegen 
die  Übertragung  dieser  Handlung  an  die  Kad- 
mostöchter,  welche  wegen    ihres   Zweifels    an 


fassen,  mit  4  schwärmenden  Mainaden,  von 
welchen  zwei  die  abgerissenen  Beine,  eine 
einen  Arm  des  Pentheus  in  der  Hand  tragen. 
Ebenso  scheinen  Mainaden  mit  den  abgerissenen 
Gliedern  des  Pentheus,  welchen  Satyrn  als 
Gefährten  beigegeben  sind,  nur  die  ständigen 
Begleiterinnen  des  Gottes  bedeuten  zu  können, 
nicht  aljer  die  Kadmostöchter  nach  dem  Drama 
des  Euripides ,  in  welchem  keine  Satyrn  auf- 
traten.   Dahin  gehören  die  von  Hartwig  a.  a.  0. 


1935 


Pentheus  (in  der  Kunst') 


Pentheus  (in  der  Kunst") 


1936 


S.  162  beschrie- 
bene fragmen- 
tierte Schale  im 
Museo  di  Papa 
Giulio  in  Rom 
vom  Ende  des  5. 
■Tahrh.  (Mainade 
mit  Schwert  in 
der  R.  und  einem 
jugendlichen,  ge-  10 
lockten  Haupt  in 
der  L.\  vgl.  auch 
die  Vase  der 
Sammlung  Spi- 
nelli  in  Cancello. 
Hartwig  a.  a.  0. 
S.  163.  Tind  eine 
späte  unteritali- 
sche Schale  im 
Cabinet  des  me-  20 
dailles  in  Paris. 
Gazette  archeölog. 
5  pl.  4 — 5  unter 
dem  Titel :  scenes 
d'omophagie  ver- 
öffentlicht, auf 
deren  beiden  Sei- 
ten zwischen  zwei 
Satyrn  je  eine 
Mainade  mit  ei-  30 
nem  menschlich. 
Fufs.  bezw.Unter- 
arm  zu  sehen  ist. 
Im  übrigen 
wird  an  der  bis- 
herigen, von  0. 
Jahn ,  Pentheus 
u.  die  Mainaden 
S.  15  begründeten 
Annahme  festzu-  40 
halten  sein,  wo- 
nach unter  den 
die  Strafe  an  Pen- 
theus vollziehen- 
den Frauen  auf 
den  Vasenbildern, 
namentlich  wo  sie 
in  der  Dreizahl  er- 
scheinen, im  An- 
schlufs  an  dieTra-  5i 
gödie  die  Kad- 
mostöchter  zu 
verstehen  sind,  an 
welche  sich,  dem 
Bedürfnis  der 
Ausfüllung  des 
!  Raumes  entspre- 
chend, wie  in  den 
litterarischen 
Schilderungen  60 
(vgl.  Ewipides 
Bacch.  v.  1130) 
beliebige  Maina- 
den anschliefsen 
können.  Soist'die 
Darstellung  auf 
dem  Deckel  einer  Pyxis  im  Louvre  aufzufassen, 
Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7  S.  156  (s.  Abb.  2),  welche  um 


die  Wende  des  5.  u.  4.  Jahrb..  somit  bald  nach 
der  Aufführung  von  Euripides'  Häkchen  entstan- 
den ist.  Zwei  der  rasenden  Frauen  ohne  Waffen 
haben  den  jugendlichen  Pentheus  an  beiden 
Annen  und  dem  linken  Bein  ergriffen,  so  dafs 
er  in  der  Luft  schwebt;  zwei  weitere  eilen 
heran  in  Anwesenheit  des  Dionysos,  welcher 
ruhig  der  von  ihm  verhängten  Bestrafung  zu- 
sieht, wie  er  auch  bei  Euripides  in  der  Nähe 
weilt.  Wenn  aber  auch  die  durch  das  Drama 
überlieferte  Situation  im  allgemeinen  festge- 
halten ist,  so  stimmt  doch  die  Darstellung  im 
einzelnen  mit  der  Schilderung  in  Euripides' 
Bakchen  wenig  überein.  was  ganz  der  Wieder- 
gabe dramatischer  Stoffe  in  der  Vasenmalerei 
der  Blütezeit  entspricht,  hier  aber  um  so  mehr 
begründet  ist.  da  auch  Euripides  die  Zer- 
reifsung  des  Pentheus  nicht  auf  die  Bühne 
bringt,  sondern  durch  einen  Diener  berichten 
läfst.  Ebenso  hat  auch  der  Vasenmaler  den  der 
wirklichen  Zerreifsung  vorangehenden  Augen- 
blick vorgezogen  und  die  Darstellung  der 
grauenhaften  Verstümmlung  vermieden. 

Noch  weiter  rückwärts  in  der  Handlung 
versetzt  uns  das  dem  guten  Stil  noch  näher 
stehende  Vasenbild  aus  Unteritalien  in  München 
nr.  807,  abgebildet  bei  Millingen ,  peint.  de 
ras.  5  u.  0.  Jahn ,  Pentheus  u.  d.  Mainaden  Taf.  2.  a 
(s.  Abb.  3V  Es  stellt  den  Augenblick  dar.  in 
welchem  Pentheus  auf  dem  Kithairon  von  den 
schwärmenden  Mainaden  entdeckt  wird.  Als 
bartloser  Jüngling,  nur  mit  dem  boiotischen 
Hut  und  der  Chlamys  bekleidet,  die  er  um 
den  linken  Arm  geschlungen  wie  einen  Schild 
vorhält,  sucht  er  zwischen  zwei  Bäumen,  die 
das  Waldesdickicht  vorstellen,  in  welchem  er 
sich  birgt,  dem  drohenden  Angriff  in  kniender 
Stellung,  das  gezückte  Schwert  in  der  Rechten, 
zu  begegnen.  Die  ihn  auf  beiden  Seiten  um- 
gebenden Mainaden,  welche  ganz  das  auf  Vasen- 
bildern übliche  Bild  des  bakchischen  Thiasos 
wiedergeben,  setzen  ihren  wohl  abgemessenen 
Tanz  fort  (wie  bei  Eurip.  Bacch.  1056);  nur 
eine  Mainade.  mit  der  Fackel  in  der  Hand, 
hat  ihn  entdeckt  und  eilt  auf  ihn  zu.  Ein 
Ruf  von  ihr.  und  die  heitere  Scene  wird  sich, 
wie  bei  Eurip.  Bacch.  1090.  in  ein  Bild  er- 
barmungsloser Rache  verwandeln. 

Die  späteren  unteritalischen  Vasen  stellen 
den  vollen  Angriff  der  Mainaden  auf  Pentheus 
dar.  Auf  einer  Schale  von  Ruvo.  Sammlung 
Jatta  Cat.  1617,  abgeb.  Jahn,  Pentheus  imä  die 
Mainaden  Taf.  I  a;  Müller -Wies.  2.  37,  436, 
mit  feiner  aber  flüchtiger  Zeichnung,  sehen 
wir  Pentheus  mit  Chlamys,  Jagdstiefeln,  zwei 
Spiefsen  auf  der  Schulter  und  einem  kurzen 
Schwert  in  erregter  Stellung  zwischen  zwei 
ihn  bedrängenden  Mainaden,  zu  welchen  noch 
eine  dritte  herbeieilt.  Er  ist  im  Begriff,  sich 
auf  die  eine  Mainade.  welche  mit  ausgestreckter 
Hand  nach  seinem  Haupte  greift,  zu  werfen, 
sieht  sich  aber  an  dem  mit  dem  Schwert  aus- 
holenden Arm  von  der  anderen  Mainade  mit 
der  Hand  ergriffen.  Obgleich  diese  mit  dem 
Schwert,  die  erstere  mit  dem  Thyrsos  bewaffnet 
ist,  so  ist  doch  durch  die  Handbewegungen 
der  beiden  'deutlicher  ab;  durch  ihre  Waffen 
die  schreckliche  Gefahr,  die  ihm  droht,   ange- 


1937 


Pentheus  (in  der  Kunst") 


Pentheus  (in  der  Kunst") 


1938 


deutet.  Da  die  Dreizahl  der  Frauen  hier 
wiederum  auf  die  Kadmostöchter  hinweist,  so 
wird  unter  der  mit  dem  Schwert  bewaffneten 
Agaue  zu  verstehen  sein  (s.  u.).  Eine  ähnliche 
Scene  läfst  das  Vasenfragment  aus  Avellino, 
Bullet.  Nap.  -4  tav.  2,  3,  vgl.  Minervini  ib.  p.  HJ. 


Körper  und  anmutigen  Zügen,  auch  hier  die 
Chlamys  um  den  linken  Arm  gewunden,  den 
Speer  in  der  Rechten,  sinkt  auf  einen  Stein- 
haufen nieder,  welcher  zusammen  mit  einem 
Baume  das  Waldgebirge  (Kithairon)  bezeichnet. 
Von    beiden   Seiten    dringt  eine  Mainade   auf 


c    o      C       c       o 


■i)  Pentheus  von  den  Mainaden  angefallen    Vase  in  Neapel  nr.  2ü62  (nach  Mus.  Borb.  16,  11). 

erkennen,  auf  welchem  Pentheus  (Inschr.)  von  ihn  ein,  die  eine  mit  Schwert  und  Fackel,  die 

einer    Mainade    bedroht    den   Speer    schwingt.  andere    unbewaffnet,    mit    der   Linken    seinen 

Über  ihm  erscheint  eine  nur  zum  Teil  erhaltene  Speer  fassend .  um  mit  der  Rechten  nach  ihm 

erinyenartige  Gestalt  mit  kurzem  Chiton,  Jager-  zu  greifen:  eine  dritte  eilt,  Schwert  und  Scheide 


5)  Pentheus  von  den  Mainaden  zerrissen,  Sarkophagrelief  (nach  Jahn,  Pentheus  und  die  Mainaden  Taf.  III,  b), 


stiefeln  und  Schlangen  um  den  Arm.  welcher 
wir  unten  wieder  begegnen  werden. 

Schon  dem  Unterliegen  nahe  sehen  wir 
Pentheus  auf  einer  Neapler  Vase  derselben  Her- 
kunft und  Gattung,  wie  die  Vase  Jatta,  bei  Heyde- 
mann,  Mus.  Nazion.  nr.  2562  (wo  auch  die  Litte- 
ratur)  abgebildet  Mus.  Borb.  16,  11  (s.  Abb.  4). 
Pentheus   (Inschr.)    mit   jugendlich    schlankem 


schwingend  (deshalb  für  Agaue  gehalten), 
im  Tanzschritt  herbei.  Gegenüber  der  Vase 
Jatta  ist  die  Komposition  dramatischer,  aus- 
drucksvoller. Ganz  dieselbe  Situation  zeigt  die 
von  Düthey,  Arch.  Ztg.  31  Taf.  7,  3  veröffent- 
lichte Calenische  Trinkschale,  in  deren  ge- 
prefstem  Bodenstück  der  stürmische  Angriff, 
den  eine  thyrsosbewehrte  und  rebenbekränzte 


1939  Pentheus  (in  der  Kunst) 


Pentheus  (in  der  Kunst)  1940 


Frau,  die  zugleich  durch  den  hochgeschürzten 
Chiton,  Löwenfell  und  Jagdstiefel  als  Jägerin 
gekennzeichnet  ist.  auf  Pentheus  ausführt,  als 
Rundbild  eingezeichnet  ist.  Pentheus  ist  in 
derselben  Weise,  wie  auf  der  Neapler  Vase, 
auf  steinigen  Grand  niedergesunken,  auch  hier 
mit  jugendlichen  Zügen  und  schöngeformtern 
Körper.  An  dem  Angriff  der  Frau  beteiligt 
sich  aber  hier  ein  Panther,  das  bakchische 
Tier  (vgl.  die  Bestrafung  des  Lykurgos  Bd.  2 
Sp.  2201),  indem  er  Pentheus  grimmig  in  die 
Seite  fällt,  wogegen  dieser,  auf  den  Schild  ge- 
stützt, vergebens  sich  mit  dem  Schwert  zu 
wehren  sucht.  Dafs  hier  der  Untergang  des 
Pentheus  unter  dem  aus  der  Tragödie  be- 
kannten Bild  der  Jagd  dargestellt  sei,  hat 
Dilthey  a.  a.  0.  S.  80  f.  einleuchtend  erwiesen, 
doch  glaubte  er  die  Angreiferin  nicht  als 
Mainade  bezeichnen  zu  können,  weil  Mainaden 
in  Jägertracht  nicht  vorkämen,  und  nannte 
sie  eine  dionysische  Erinys  oder  schüefslich 
Lyssa,  nach  Aischylos'  JLantrien.  Da  jedoch 
Mainaden  mit  Jägertracht  nicht  selten  sind 
(s.  o.  Art,  Mainade  Bd.  2  Sp.  2251),  durch 
welche  dieselben  die  Züge  der  nahe  verwandten 
Erinys  (s.  d.  Bd.  1  Sp.  1325)  annehmen,  so 
wird  man  bei  der  Bezeichnung  jener  Frau  als 
einer  Mainade  mit  den  Zügen  einer  Erinys 
stehen  bleiben  können. 

Die  Plastik  bietet  nur  Denkmäler  grie- 
chisch-römischen und  römischen  Ursprungs  für 
diesen  Gegenstand  dar.  Wegen  der  Überein- 
stimmung mit  der  oben  beschriebenen  Vase 
Jatta  (Müller -Wies.  2,  37,  436)  mag  hier  zu- 
nächst ein  neuerdings  unter  der  via  Portuense 
in  Rom  gefundenes  Relief,  dem  Anschein  nach 
aus  dem  1.  Jahrh.  der  Kaiserzeit,  veröffentlicht 
im  Bulletino  della  commissione  archeol.  di  Roma 
1887  tav.  13  p.  215,  erwähnt  werden.  Pentheus 
hält,  von  der  Chlamys  nur  wenig  bedeckt,  in 
derselben  erregten  Stellung  wie  dort  zwischen 
den  auf  ihn  eindringenden  Frauen,  das  Schwert 
gezückt,  dagegen  hat  er  hier,  statt  der  beiden 
Lanzen  auf  der  Vase,  eine  Schwertscheide  in 
der  Linken.  Sodann  kehrt  auf  dem  Relief  die 
eine  Mainade  der  Vase,  welche  den  Thyrsos 
wie  eine  Lanze  gegen  ihn  schwingt,  nicht  nur 
auf  der  einen,  sondern  auch  auf  der  anderen 
Seite,  hier  in  umgekehrter  Stellung,  wieder, 
so  dafs  sich  die  beiden  Angreiferinnen  durch- 
aus symmetrisch  gegenüberstehen,  und  da  der 
andere  gegen  Pentheus  ausgestreckte  Arm  bei 
jeder  von  beiden  mit  einer  gegen  sein  Gesicht 
züngelnden  Schlange  umwunden  ist,  so  er- 
innert die  Darstellung  in  solcher  Weise  an  den 
Angriff  der  Erinyen  auf  Orestes  auf  dem  Vasen- 
bild bei  B.  Bochette  Mon.  ined.  36  (abgeb. 
oben  Bd.  1  Sp.  1331),  dafs  hier  eine  Über- 
tragung des  Orestestypus  auf  die  Pentheussage 
vorzuliegen  scheint,  wenn  man  nicht  mit 
Hartwig,  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7  S.  154  Anm.  4 
die  Arbeit  für  modern  halten  will.  Zu  einer 
Darstellung  der  Verfolgung  des  Pentheus  durch 
Mainaden  gehört  vielleicht  auch  ein  Relief- 
fragment vom  Theater  in  Capua  im  Museo 
Nazionale  in  Neapel  mit  2  nach  rechts  schrei- 
tenden, thyrsosschwingenden  Frauen,  veröffent- 
licht von  Alvino,  Anfiteatro  Campano  tav.  11, 


2  b.    vgl.   Dilthey,   Archäol.  Zeitung  31   S.   79 
Anm.  5. 

Im  übrigen  hat  sich  die  Plastik  die  Dar- 
stellung der  Zerreifsung  des  Pentheus 
nach  der  Schilderang  der  Dichter  zum  Gegen- 
stand genommen,  wofür  eine  grofsartige.  die 
unwiderstehliche  Gewalt  der  rasenden  Mainaden 
zur  Anschauung  bringende  Komposition  existiert 
hat,  von   der  mehrfache  Wiederholungen  vor- 

10  handen  sind.  Die  einfachste  und  klarste  Vor- 
stellung von  derselben  giebt  trotz  der  mangel- 
haften Erhaltung  das  Sarkophagrelief  im  Campo 
Santo  in  Pisa,  abgebildet  bei  Lasinio,  raccolta 
t.  122  u.  bei  0.  Jahn,  Pentheus  u.  d.  Mainaden 
Taf.  DJb  (s.  Abb.  5).  Pentheus,  nackt,  in  jugend- 
licher Bildung,  liegt  ohne  Widerstand  zu  leisten 
am  Boden.  Auf  der  einen  Seite  hat  eine  Mai- 
nade, indem  sie  ihm  mit  einem  gewaltigen 
Schritt  den  Fufs  auf  den  Nacken  setzt,  seinen 

20  linken  Arm,  auf  der  andern  eine  zweite  knieend 
und  mit  einem  Fufs  sich  gegen  ihn  stemmend 
(vgl.  Eurip.  Bacch.  1126),  sein  rechtes  Bein 
erfafst.  um  ihm  die  Glieder  auszureifsen.  In 
der  Mitte  führt 
eine  dritte,  mit 
einem  Baum- 
stamm ausho- 
lend, einen  ge- 
waltigen Schlag 

30      gegen  Pen- 
theus'    Haupt, 
DieWucht  ihrer 
Bewegungen 
läfst    keinen 
Zweifel,      dafs 
im    nächsten 
Augenblick 
Pentheus  unter 
ihren      Händen 

40  sein  Leben  aus- 
hauchen   wird. 
Auf    die    Drei- 
zahl  scheint 
sich    die    eng- 
geschlossene 
Komposition 
ursprünglich 
beschränkt  zu  haben;   die  vierte,  auch  ander- 
wärts vorkommende   Figur  (s.  Jahn  a.  a.  O.  S. 

50  17)  scheint  auf  dem  Sarkophag  mehr  zur  Aus- 
füllung des  Raums  hinzugefügt,  Dieselbe  Grund- 
scene,  Pentheus  am  Boden  liegend  und  von  zwei 
Mainaden  rechts  und  links  in  derselben  Weise 
wie  dort  an  den  Gliedern  gefafst,  aber  mit  viel- 
fachen Zuthaten,  bietet  das  Marmorrelief  Gall. 
Giustiniani  2.  104,  bei  Matz  u.  Duhn,  Bildw.  in 
Born  Nr.  2266,  früher  (auch  bei  Jahn  a.  a,  0. 
Taf.  HI  a)  umgekehrt  abgebildet ,  richtig  bei 
Müller-  Wieseler  2,  37,  437.  jedoch  auch  hier  viel- 

60  fach  ungenau,  vgl.  Michaelis  Bull.  d.  Inst. 
1858  p.  170.  Aufser  zwei  weiteren  Mainaden  im 
Hintergrund  beteiligen  sich  an  dem  Rachewerk 
der  Panther,  der  wie  auf  der  Calenischen  Trink- 
schale (s.  o.)  Pentheus  anfällt,  der  sich  an 
einen  Baumstamm  anklammert,  und  eine  Erinys 
in  Jägertracht  (beide  auch  bei  der  Bestrafung 
des  Lykurgos  s.  Bd.  2  Sp.  2201);  weiterhin 
folgen  auf  der  einen  Seite  eine  trauernde  Dirke, 


6)  Agaue  mit  dem  Haupt  des 

Pentheus,  Eelief  (nach  Jalin, 

Pentheus  u.  d.  Mainaden  Taf.  i  1 1,  c). 


1941  Pentheus  (in  der  Kunst) 


Pentheus  (in  der  Kunst)  1942 


auf  der  anderen  (abgebrochenen)  der  Kentauren- 
wagen des  Dionysos  mit  einem  Satyr  (oder 
Dionysos,  s.  Michaelis  a.  a.  0.).  Eine  Wieder- 
holung hiervon  bildet  das  unvollständige  Relief- 
fragment im  Park  Chigi  in  Aricia,  bei  Matz 
u.  Duhn,  Bildir.  Nr.  2267,  auf  welchem  nament- 
lich die  Erinys  ganz  so  wiederkehrt,  s.  Michaelis 
a.  a.  0.  p.  170.  Ob  das  Marmorrelief  zu  Turin. 
Marmor.  Taur.  1.  9,  bei  Jahn  a.  a.  0.  Taf.  Hb, 


höchsten  Taumel  bakchischer  Begeisterung  dar- 
gestellt, vgl.  die  ganz  ähnliche  Figur  einer 
Mainade  Bd.  2  Sp.  2274,  weshalb  man  nicht 
zu  der  Annahme  genötigt  ist,  dafs  diese  Figur 
für  Agaue  erfunden  worden  sei.  Ferner  eben- 
falls auf  einem  kleinen  Marmoraltar  bei  Conibe, 
Ancient  marbles  1,  5,  1  =  Baumeister,  Denkm. 
nr.  1398;  weitere  Denkm.  bei  Jahn  a.  a.  0. 
S.  22.     Eine   ähnliche  Darstellung  findet   sich 


eben  dahin  zu  rechnen  (nach  Welcher  zu  Phil lostr.  10  sodann  auf  einem  Marmorrund,  abgebildet  bei 
p.  315).  oder  als  eine  Übertragung  der  ge-  Welcher,  A.  Denkm.  2  S.  123,  Taf.  VI,  11,  und 
dachten  Komposition  auf  den  Tod  des  Orpheus       auf   einer    vierseitigen  Basis    in  England    bei 

Caraceppi,  raccolta  d'antiche  statue 
1,  tav.  50;    Barbault,    mon. 
ant.    pl.  91 ,    beidemale 
jedoch  mit  der  Eigen- 
tümlichkeit,    dafs 
das  menschliche 
Haupt     einer 
Altarflamme 
übergeben 
wird,  wo- 
durch 
dieBe- 


anzusehen    ist.    hängt  von    der 
noch      zu      untersuchenden 
Echtheit    des    unteren 
Bruchstücks  ab,  vgl. 
Jahn     a.     a.    0. 
S.   19. 

Aber  auch 
der  Augen- 
blick nach 
der  Zer- 
reifsung 
wurde 
in  ei- 
nem 
ein- 


zie- 
mg 
auf 


hung 


zigen, 
den 

schreck- 
lichen Vor- 


menfassenden- 
Bild   dargestellt: 


Agaue , 

Schwert  bewaffnet,  wie 
sie  frohlockend    im  bak- 
chischen  Wahnsinn  das   ab- 
getrennte Haupt  des  Sohnes 
als  Siegeszeichen  dahinträgt 
(vgl.  das  Epigramm  der  latein. 
Anthologie  n.  45  Biese:  fert 
miseranda  Caput,  domino  quod  momstret,  Agaue, 
sölum,  quoddoleat,  fert miseranda caput).  Hiervon 

sind  mehrere  Darstellungen  auf  Marmorreliefs       zusammenfassende  Darstellung  auf  der  Bronze- 
erhalten:   auf  der  Vorderseite   einer  Ära   mit  60  platte   im  Collegio  Romano,  veröffentlicht  von 


7)  Scenen  aus  einer  Pentheustragödie. 

Bronzeplatte  (nach  Arnold,  Festgrufs  zur 

26.  Philologenversammlung  1868). 


Agaue 
zweifel- 
haft wird. 
Hierher  ge- 
hören   auch 
die  Figuren  auf 
geschnittenen 
Steinen    s.     Cades, 
Grofse    Abdrucksamm- 
lung 9,  89.  90   (vgl.  Müller- 
Wies.  2  nr.  438),  andere   bei 
Jahn  a.  a.  0.  S.  22  Anm.  55 
und  Stephani,  Campte  rendu 
1867,  S.   183  Anm.  7. 

Von  besonderem  Interesse 
ist  endlich  eine  die  Hauptscene  des  Pentheus- 
mythos  nach   der  Überlieferung  der  Tragödie 


noch  anderen  bakchischen  Figuren  in  der 
Oalleria  di  Firenze  bei  Zaunemi  4,  16  =  Jahn, 
Pentheus u.  d.  Mainad.  Tf.  HI,  c  (s.  Abb.  6).  Agaue 
hält  das  abgeschnittene  Haupt  des  Pentheus 
an  den  Haaren  gefafst,  womit  die  Kunst  auch 
hier  einer  anderen  Tradition  (vgl.  Hör.  Sat. 
2,  3,  303)  folgt,  als  der  Euripideischen  Tragödie. 
Agaue  ist  hier  übrigens  ganz  als  Mainade  im 


Jahn,  Arch.Ztg.  25  (1867)  Taf.  225  und  genauer 
von  Arnold,  Festgrufs  d.  philolog.  Gesellsch.  zu 
Würzburg  z.  26.  Philologenversamml.  1868  S. 
142—157  (s.  Abb.  7);  vgl.  Schlie,  Bullet,  dell'  Inst. 
1869  p.  33  und  Bibbeck,  Die  römische  Tragödie 
S.  575.  Die  der  Kaiserzeit  angehörige  gravierte 
Zeichnung  enthält  3  unmittelbar  der  Bühne 
entnommene    und    mit    deren   Apparat   ausge- 


1943  Penthilos  Pepromene  1944 

stattete  Scenen  einer  Pentheustragödie.  Die  Zur  Bedeutung  des  Namens  vgl.  Ficlc-Bechtel, 
oberste  Scene  stellt  den  gefangenen  Dionysos  Die  griech.  Personennamen  373.  406.  Maafs, 
dar.  wie  er  von  dem  gebieterisch  auftretenden  Orpheus  156,  55.  —  Ob  Penthilades  (?)  Lycur- 
Pentheus  einem  Szepterträger  zur  Bestrafung  gus  bei  Ov.  Ibis  607  mit  Penthilos  zusanimen- 
überwiesen  wird.  Auf  der  mittleren  wird  Pen-  hängt  (Ellis  z.  d.  St.  164.  187 f.).  ist  höchst 
theus  in  Bakchentracht  hilflos  die  Arme  aus-  fraglich.  —  2)  Einer  der  Neleiden:  Neleus — 
streckend  (oder  sich  dem  bakchischen  Taumel  Periklymenos  —  Boros  (Gemahlin  Lysidike)  - 
überlassend?)  von  fackeltragenden  Mainaden  Penthilos  (Gemahlin  Anchirrhoe)  —  Andropom- 
umringt  und  bedroht;  die  linksstehende  Figur  pos  —  Melanthos —  Kodros,  HeUanikos  (fr.  10 
mit  nur  einer  Fackel  wird  von  Arnold  a.  a.  0.  10  F.  H  G.  1,  47)  im  Schol.  Fiat.  Conv.  208  d 
S.  152  unter  Beiziehung  der  Xantriai  des  p.  259  Hermann;  bei  Paus.  2,  18.  8  ist  die 
Aischylos  für  Lyssa  erklärt.  Denn  während  Reihenfolge:  Periklymenos  —  Penthilos  —  Boros 
die  obere  Scene  genau  mit  Eurip.  Bacch.  509  u.  s.  w.  Toepffer,  Att.  Geneal.  226,  1.  Busölt 
übereinzustimmen  scheint,  läfst  sich  die  mittlere  a.  a.  O.  274,  5.  [Höfer."| 
schon  aus  dem  Grunde  nicht  auf  Euripides  Pentbos  (Iltv&osK  das  personifizierte  Leid, 
zurückführen,  weil  bei  diesem  die  Zerreifsung  9alp,(ov  genannt,  von  dem  nach  Plut.  Consol. 
des  Pentheus  nur  erzählt,  nicht  auf  der  Bühne  ad  Apoll.  19  ein  Philosoph  der  Königin  Arsinoe, 
dargestellt  wird.  Die  Bedeutung  der  unteren  die  den  Tod  ihres  Sohnes  betrauerte,  folgendes 
Scene  ist  nicht  ganz  klar.  Sie  scheint  Agaue  erzählt  und  dadurch  ihren  Schmerz  gestillt 
darzustellen  (sofern  die  beiden  Fackeln  sie  als  20  haben  soll:  Als  Zeus  einst  den  daiuovzg  jedem 
Teilnehmerin  an  der  vorangegangenen  Scene  seine  besondere  Ehre  und  Auszeichnung  ver- 
des  Mittelbildes  bezeichnen),  wie  sie  eben  durch  lieh,  war  das  Leid  nicht  zugegen.  Als  es  nun 
Kadmos  zur  Erkenntnis  ihrer  gräfslichen  That  endlich  kam  und  auch  um  sein  Teil  bat. 
gebracht  (vgl.  Eur.  Bacch.  1233^1  sich  vor  ihm  schenkte  ihm  Zeus,  da  er  alles  andere  verteilt 
niederwirft,  während  er  vor  Schmerz  sich  ver-  hatte,  als  Gabe  die  Ehren,  die  man  den  Toten 
hüllend  sich  von  ihr  abwendet.  Auch  bei  Philostr.  erweist,  Trauer  und  Thränen.  "Wie  nun  die 
im.  1,  18  sitzen  die  Kadmostöchter  in  der  Er-  andern  Daimonen  diejenigen  Menschen,  die 
kenntnis  ihrer  That  trauernd  am  Boden,  und  ihnen  Ehre  erweisen,  liebevoll  behandeln,  so 
bei  Nonn.  46.  240  f.  bricht  Kadmos  über  das  liebt  auch  das  Leid  diejenigen,  die  ihm  seine 
Unglück  seines  Hauses  in  solche  Klagen  aus,  30  Ehrengaben.  Trauer  und  Thränen,  zollen,  und 
dafs  der  Kithairon  mitweint  und  Dionysos  ge-  giebt  ihnen  immer  neue  Ursache  zum  Klagen 
rührt  die  Agaue  zur  Besinnung  ihrer  That  und  Weinen,  um  immer  wieder  von  neuem 
kommen  läfst,  wobei  sie  sprachlos  zu  Boden  geehrt  zu  werden;  denjenigen  aber,  die  nicht 
stürzt  und  sich  im  Staube  wälzt.  jammern  und  klagen  und  weinen,  bleibt  es 
Mit  Unrecht  wurden  auf  den  Pentheus-  ferne.  —  In  gewisser  Hinsicht  kann  man  unsere 
mythos  bezogen  die  Vasenbilder  R.  Röchelte,  Sage  vom  Thränenkrüglein  vergleichen.  [Höfer.] 
Mon.  med.  4.  1  und  Bullet.  Napol.  3  tav.  6,  Pephredo  s.  Pemphredo. 
vgl.  O.  Jahn,  Pentheus  und  die  Mainaden  S.  12  Pepromene  (Tlsixgcofiivr])  —  eigentlich  nicht 
und  Dilthey,  Arch.  Ztg.  31  S.  79;  höchst  zweifei-  in  die  Mythologie  gehörig  —  wie  Eiitagnivv 
haft  ist  die  Beziehung  auf  denselben  bei  der  40  ursprünglich  das  Schicksal»  in  passivischem 
Gemme  des  Mus.  Borbonico  s.  Jahn  a.  a.  0.  Sinne,  wobei  tioiga  zu  ergänzen  ist,  dann  die 
Taf.  1,  d  S.  13.  [Rapp.]  Schicksalsmacht  selbst  (nach  Eustath.  zu  77.  T 
Penthilos  (TTtv&llog).  1)  Sohn  des  Orestes  128  p.  1200,  15  ort  Ttävra.  stg  ntgag  cp£Q£i,  viel- 
und  der  Erigone,  der  Tochter  des  Aigisthos,  mehr  von  Wrz.  7tog  in  Aor.  irögov  „geben, 
Kinaithon  bei  Paus.  2,  18,  6.  Tzetz.  Lyk.  1374  verleihen").  Bei  Homer  findet  sich  neben  dem 
p.  1017;  vgl.  Apollod.  Epit.  6,  28  p.  226  Wag-  unpersönlichen  Tt^gcorat  (77.  18,  329)  das  Par- 
ner.  VeJl.  Pat.  1,  1,  4.  Euseh.  Chron.  1,  180.  tizipium  in  der  Verbindung  ftaväroio  rilog 
181  Schöne.  Als  seine  Söhne  werden  genannt  itmgaiiivov  ictlv  (17.  3,  309)  sowie  in  der 
Damasios  (Paus.  5,  4,  3.  7,  6,  2)  und  'E%flaog  Formel  7tt7tgco^4vog  ai6v  „dem  Schicksal  zu- 
(Plut.  Sept.  sap.  conv.  20  =  'E%eXag.  Paus.  3,  50  gesprochen,  verfallen"  (27.  15,  209;  16,  441). 
2,  1  —'Aox&ccog  Strabo  13,  582).  Er  und  seine  Pindar  betont  die  Unabwendbarkeit  der  Schick- 
Nachkommen,  die  lesbischen  Penthiliden  (Hsv-  salsbestimmung  (fr.  256  Bgl".) :  tö  nsTtga^ivov 
&ccUdai<  Arist.  Pol.  5,  10  p.  1311b.  27,  Tlsv&i-  ov  itvg,  ov  ctdägtov  Gir\cu  rsT%og.  Herr  über 
liScii,  Plut.  de  soll.  an.  36  p.  984 e;  vgl.  O.  Müller,  das  Schicksal  ist  ihm  Zeus  (Nem.  4,  60) :  al<xlv.£ 
Horier  1,  65.  Gesch.  d.  gr.  TJtter.  1 2,  51,  1.  Sh  Xelgon'  |  v.al  tö  fiogat-iiov  Ji6&sv  irtiirQcousvov 
Tümpel,  Piniol.  48  [1889],' 119 ff.  Busolt,  Griech.  Vxcpsgi-v  (vgl.  Ol.  2,  21).'  Bei  Aischylos  werden 
Gesch.  1  *,  273 f.  vgl.  199,  8.  O.  Gruppe,  Griech.  Moiren  und  Erinyen  als  &vdyxr)s  oiaKoargocpoi 
Kulte  und  Mythen  1,  163,  9)  gründeten  auf  über  Zeus  gestellt,  welcher  der  itsitgcofiivri 
Lesbos  und  dem  kleinasiatischen  Festlande  nicht  entfliehen  könne  (Prom.  515ff.).  Bekannt 
aiolische  Kolonieen,  Strabo  9  p.  402.  10  p.  447.  60  ist  die  entschuldigende  Antwort  der  Pythia 
13  p.  582.  Paus.  3,  2,  1  Schol.  Eur.  Blies.  251.  an  die  Lyder  bei  Herodot  (1,  91):  rrjv  Ttsnga- 
Der  Name  der  lesbischen  Stadt  Tlsv&ili],  die  h4vt\v  uoTgav  aSvvaxä.  iati  aitocpvyhLv  kkI 
nach  dem  ausdrücklichen  Zeugnis  des  Steph.  &sw,  wo  es  weiter  heilst,  dafs  Apollon  ver- 
Byz.  nach  Penthilos  benannt  war,  lebt  in  dem  geblich  von  den  Moiren  einen  längeren  Auf- 
heutigen Ortsnamen  TizvxGiln  noch  fort,  Petros,  schuh  iler  Katastrophe  begehrt  habe.  Auf- 
N.  Papageorgiu,  TJnedierte  Inschr.  von  Mytilene  fällige  Verbindung  ri]v  nsregcafi^vriv  Tv%r\v  von 
S.  24.  Auch  als  Personenname  findet  sich  der  vorausbestimmten  Zeit  des  Todes  Eurip. 
IIsv&LXog  auf  Lesbos,  Diog.  Laert.  1,  4,  8,  81.  Alkest.695.  —  Als  Schicksalsmachterscheint 


1945  Peragenor  Perdix  1946 

Pepromeue  bei  Ps.-Demosthenes,  Epitaph.  23:  Wilhelm,  Meisen  in  Kilikien  (—  Denkschr.  d, 

insidi]    yovv    i]    lltnQcoiievr]    xovxovg    ccvsllsv,  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  44  [1896]  VI)  S.  27  nr.  59. 

ovdslg  avxiaxrj  xcbv  lomätv.     Als  Gottheit   auf  Münzen    mit     der     Darstellung    der    Arterais 

einer  Grabstele  von  Athen,  die  möglicherweise  und  der  Legende,  die  man  früher  zu  IIsQaaicc 

vorhadrianisch  ist  (Amer.  Journ.  of  archeol.  10,  ergänzen   wollte    (Th.   Beinach,  Bev.   uumism. 

1895  S.  4781'.,  vgl.  474):   Ti  ansvcag,  'Alan,  xbv  1886,  467;  Imhoof- Blumer,  Zeitschrift  f.  Nwmis- 

[vVptiov  ijQrtuoas  ijfiwi',  |  xbv  yXvHSQÖv  xs  26-  matik  10,  271  f.;    Griech,  Münzen  in  Abhandl. 

/.cava    %utriycxysg    ov%   iUijaccg,  |  xb    ßQtcpog    2£  d.  philos.  philol.  Kl.   d.    Münchener  Akad.   18 

anvcov,    xb    nciXbv   ßQscpog;    wg    ttly.qov    dlyog  |  (1890;,    184.    708.      Hicks,    Catal.   of  the  greek 

d£il<xLoigyov££(>6i,,n.£7tQion4v7i,i&TÜ£OGccg.  Eben-  10  coins  of  Lycaonia  etc.     Introd.    102),   zeigen, 

so  als  Gottheit  bei  Pausanias  4,  19,  4:  „Wenn  wie   Imhoof- Blumer  (Lydische  Stadtmünzen  5. 

ein  Mensch  sich  zu  einer  Handlung,  und  vor-  Kleinasiat.  Münzen  2,  447)  nun  endgültig  fest- 

nehmlich  wenn  er  sich  zu  einer  uneigennützigen  gestellt  hat,  die  sog.  persische  Artemis  (s.  Per- 

That  entschliefst,   so   verhüllt   die  Pepromeue  sike).   Vgl.  auch  Wernicke  bei  Pauly-  Wissowa 

nicht  selten  den  anderen  seine  Motive,  gleich-  s.  v.  Artemis  1374  nr.  8.     [Höfer.] 
wie   des  Flusses   Schlamm  die  Kiesel  tief  im  Peratos  (HeQocxog),   Sohn   des  Poseidon  und 

Grunde  verbirgt"  (Pfundtner,  Des  Beisebeschr.  der  Kalchinia  (s.  d.),  einer  Tochter  des  Königs 

Paus.  Lebens-  und  Glaubensanschauung,  Progr.  Leukippos  in  Sikyon,  von  dem  Grofsvater  auf- 

Königsb.  Kneiphöf.  Gymn.  1868  S.  131'.).    Pau-  erzogen  und  zum  Erben  seiner  Herrschaft  ein- 

sanias  sagt  ijtrjyaysv  i)  nsTtQcoiitvv  ebenso  wie  20  gesetzt,   Paus.  2,  5,  5.     Sein   Sohn    ist    Plem- 

inriyaybv    6    dai^cov.       Von    Olens    Delischem  naios  (s.  d.).  [Stoll.J 

Hymnos  auf  Eüeithyia  berichtet  er   (8,  21,  3):  Percernes,  Beiname  der  Nymphae,  wohl  sicher 

sülivöv  xa  avxiyv  ccvav.altl  und  fügt  mit  Bezug  topischer  Art.    Inschrift  aus  Crestet  bei  Vaison 

auf   dieses   Beiwort  „schön  spinnend"    hinzu:  (jetzt  verschollen;,  C.  I.  L    12,  1329  Nymphis 

difiov   mg  xfj  IIsTCQcoiisvn  xr\v  ctvxrjv.     Bei  Er-  Aug(ustis)  Percernibus  T.  Gingetius  (ob  (Jinge- 

wähnung   eines   Zeusbildes  in  Athen   (1,40,3  tius?,  vgl.  Holder,  Altcelt.  Sprachschatz  s.  Cin- 

vithf»  de  xfjg  y.scpcckfjg  xov  Aiog  siaiv  r£l(>ca  xai  getius  und  Gingetius)    Dionysius^ex  voto. 

MoIqcu)  giebt  er  die  Deutung:   dificc   dh  Ttäai  Vgl.  Bonner  Jahrb.  83  p.  93 f.     Die  Überliefe- 

xtjv  n.£TtQ(a^ivr]v  y.6vcp  oi  7t£i%-£G&ca.     Wie  aber  rung  scheint  sicher  zu  sein  (wenn  auch  Suaresius 

Pausanias    auch    wieder   von    der    Macht    der  30  im  cod.  Vat.  PEB^EENIB  bietet),  so  dafs  eine 

Tyche   spricht,    ohne   diese  von  dem  Daimon  Änderung  in  perennibus  zu  gewagt  wäre, 
scharf  zu  unterscheiden  (8,  33,  1),  so  verbindet  [M.  Ihm.] 

Cassius  Bio  (53,  30)  rä  ts  rf]g  Tv%7\g  ucci  xä  Perdix   (Il£Qdi$).      Litteratur :    L.  Merckliu, 

xfjg  HsnQcoybtviig  £Qycc.      Und   ähnlich  Prokop  Die    Talos-Sage   und   das  sardonische   Lachen, 

(Bell.  Vandal.  2,  7  p.  439):  ov%  ccv  ccvxixdvonii  Memoires  de  l'acad.  des  sciences  de  St.  Peters- 

xy  Tv%7]  ovdh  nQog  xi]v  n.£TtqcoiLivT\v  £vyoua%olr]v.  bourg,  Memoires  des  saoants  etrangers  7  (1854), 

[Heinrich  Lewy.]  37—125  bes.  52  ff.  68  ff.  E.  Kuhnert,  Daidalos, 

Peragenor  s.  Indigitamenta.  Jahrb.  f.  klass.  Philol.  Suppl.  15  (1887),  187 ti'. 

Peraithos  (IIsQcu&og),  ein  Sohn  des  Lykaon,  192.    219  ff.      Toepff'er,    Attische    Geneal.    1661'. 

von  welchem  die  Stadt  IltQai&slg  in  Arkadien  40  Bobert    bei    Pauly  -  Wissowa    s.    v.    Daidalos 

gegründet  war,  Paus.  8,  3,  4.    Usener,  Götter-  S.  19961'.    B.  Holland,  Die  Sage  von  Daidalos  u. 

namen  207.  [Stoll.J  Ikaros  (Progr.  Lpzg.  Thomasschule  1902)  S.  2011'. 

Peras  {Iltgag),   das  Ende,  personifiziert,   als  1)   Tochter   des  Eupalamos,   Schwester  des 

Gottheit    zusammen    mit    ^.Q%n,    Orph.    hymn.  Daidalos.   Mutter  von    nr.  2,    Phot.   413,   11  ff. 

prooim.  42.  [Höfer.J  Suid.  Apost.  14,  17  S.  610  s.  v.  iHQdixog  Isqov. 

Perasia  (IIsQuoict).  Beiname  einer  in  Kasta-  Apollod.    3,    15,    9    (wo    Heyne   TUqSi%og    als 

bala  in  Kilikien  hochverehrten  der  griechischen  Glossem  tilgt,    doch    steht  lUctdiKog    auch    im 

Artemis  gleichgesetzten  Göttin,  deren  Prieste-  frg.  Sabb.,    dafür    in    der  Epit.    Vat.   und  bei 

rinnen   mit    nackten    Füfsen    unversehrt    über  Tzetz.  Chil.  1,  493  n£Q8iY.ccg).    An  den  meisten 

glühende  Kohlen  schritten.     Die  Namen  IIs-  50  der    unter  2    zitierten    Stellen    wird    sie   auch 

euaiu    leitete    man    in  Anschlufs    an    die  Le-  erwähnt,   aber  ohne  Nennung    ihres   Namens, 

gende  von  Orestes,  der  hierher  wie  nach  vielen  Nach  Phot.  Suid.  Apost.   a.  a.  O.   erhängte  sie 

anderen  Orten  (s.  d.  Art.  Orestes  Bd.  3  Sp.  998  ff.)  sich  aus  Schmerz  über  den  Tod   ihres  Sohnes 

das    Bild    der    taurischen    Artemis    gebracht  und  genofs  bei  den  Athenern  heroische  Ehren ; 

haben  sollte,  ab  diu  xb  7t£Qa&tv  %on,i6fti]vui,  ihr    isgbv    befand     sich    nagä    xfj    av.QU7t6ksi. 

Strabon  12,  257 ;  Steph.    Byz.  s.v.  Kaaxdßala ;  Näheres   s.   unter  2,   doch   sei  hier   gleich    er- 

vgl.  E.  Meyer,  Gesch.  des  Alt.  1,  298.  302;  Th.  wähnt,  dafs  Kuhnert  192,  21  es  als  eine  späte, 

Beinach,    Mithridate  Eupator   243.  —  Usener,  durch  das  Genus  tj  negötl-  veranlafste  Spielerei 

Bhein.  Mus.  23,  351  will  die  Artemis  Perasia,  bezeichnet,    dafs    Perdix    für    die    Mutter    des 

in   der  er  die   glänzende  Lichtgöttin  erkennt,  60  unter  2   Behandelten   ausgegeben  wurde;    vgl. 

mit  der  Artemis  Pergaia  (s.  d.)  identifizieren,  auch    Mercklin    72 f.      Hinweisen    möchte    ich 

wogegen    Wernicke   bei   Pauly -Wissowa   s.  v.  darauf,  dafs  an  allen  den  Stellen,  wo  letzterer 

Artemis    1397    Z.    13  f.    sich    erklärt.      Weih-  Perdix  genannt  wird,  die  Mutter  stets  namen- 

inschriften    aus    Hieropolis    Kastabala  nennen  los  ist.  2)    Der  Neti'e    des    Daidalos,    als 

die  Göttin  ©ta  IIsQcxaLa,  Qscc  TLzqucIcc  intri^oog,  dessen    Mutter    an    den    unter    1    angeführten 

Bent,    The   Athenaeum   1890    nr.  3273   S.  105.  Stellen    Perdix    genannt    wird.      Was    seinen 

Bev.  archeol.  17  (1891),  264,  28.    Hicks,  Journ,  Namen    betrifft,    so    nennen    ihn  Wcidit,   So- 

ofhell.stud.  11(1890),  247,  17.  246, 16.  Heberdey-  phokles  bei  Phot.  Suid.  Apost.  a.  a.  O.  (Zocpo- 


1947                       Perdix  Perdix                       1948 

xXfjg  iv  Kau.ix.olg  xbv  vnb  JaiddXov  avai^e-  die  Kinnlade  einer  Schlange  (Apollod.  3,  15,  9. 
ftivxa  nigdixa  tlvat,  xovvoua  mit  den  Be-  Diod.  4,  76.  Tzetz.  Chil.  1,  414)  oder  eine  Fisch- 
nierkungen  von  Bobert  S.  1996,  56 ff.);  vgl.  gräte  (Ov.  Met.  8,  it&.JByg.  f.  274.  Serc.  Aen. 
Athen.  9,  388 f.  (öovi&og  i]X&'  inwvvjiog  7t£Q-  6,  14.  Isidor.  a.  a.  0.)  diente,  ferner  des  Zirkels 
dixog  iv  xXeivolg  'A&nvalcov  itdyoig).  Ov.  (Ov.  Diod.  Sidon,  Apoll.  Epist.  a.  a.  0.  Hyg. 
Metam.  8,  255;  vgl.  237.  Hygin,  f.  39  p.  69  /'.  274.  Serv.  Aen.  6,  14.  Georg.  1,  143)  und 
Schm.  244  p.  137,  8.  274  p.  7  50,  21.  Serv.  ad  der  Töpferscheibe  (Diod.  a.  a.  0.;  vgl.  O.Jahn, 
Verg.  Aen.  6,  14.  Georg.  1,  143.  Sidon.  Apoll.  Sachs.  Berichte  6  |_1»54],  29).  —  Diodor,  der 
Epist.  4,  3,  5.  Schol.  Galean.  u.  Phil.  Ov.  Ibis  einzige,  der  alle  diese  drei  Erfindungen  zu- 
498  (wo  er  nepos  [=  Neffe]  Daedali  heilst).  10  saniinen  nennt,  erwähnt  auch  noch  stsqcc  xiva 
Isidor.  Orig.  19,  19,  9.  Lact.  Blac.  Narrat.  cpiXoxtxvrjuaxa  (alia  instrumenta,  Schol.  Gal. 
fab.  8,  3,  lezterer  mit  der  singulären  Angabe:  Ov.  Ib.  a.  a.  0.).  Aus  Neid  (Apollod.  Diod.  Ov. 
Perdix  Calai  (Cali  Mieyllus)  fiiius  Atheniensis,  Serv.  Hyg.  244.  Tzetz.  Schol.  76)  tötet  {Baus. 
die  nach  Mercklin  73  lediglich  auf  Irrtum  be-  1,  21,  4.  26,  4.  7,  4,  5)  Daidalos  den  Neuen, 
ruhen  soll.  Bei  Eidgent.  3,  2  =  Mythogr.  indem  er  ihn  nach  Apollodor  u.  Ovid  (Tzetzes 
Bat.  1,  232.  2,  130,  wenu  diese  Stellen  hierher  1,  492.  Serv.  Georg.  1,  143)  von  der  Akropolis 
gehören,  steht  Perdiccas  (vgl.  ob.  Sp.  1946  Z.  49);  herabstürzt.  Diese  Version  vom  Tode  des  Per- 
bei  Myth.  Bat.  3,  7,  3  der  Accusativ  Perdicem.  dix  möchte  Holland  18  schon  für  Sophokles  in 
Die  übrigen  Quellen  nennen  ihn  KdXcog  oder  Anspruch  nehmen,  indem  er,  in  dem  Sp.  1947  Z. 4 
TdXcog;  für  den  Wechsel  von  %  und  x  verweist  20  angeführten  Verse  ^robfu/xog  in  inävvuov  ändert, 
Mercklin  55  auf  Schol.  Soj)h,  Oid.  Kol.  1320  dem  Sinne  nach  xxaväv  ergänzt  und  die  Worte 
(die  Stelle  ist  Bd.  3  s.  v.  Parthenopaios  Sp.  1652,  dem  Minos  in  seiner  Anklage  gegen  Daidalos 
5 ff.  abgedruckt).  KdXcog  steht  bei  Suid.  Phot.  von  Kokalos  in  den  Mund  legt:  Daidalos  kam 
Apost.  a.  a.  0.  Baus.  1,  21,  4.  26,  4;  viel-  (nämlich  zu  mir),  weil  er  den  Perdix  getötet 
leicht  (Holland  21)  gebrauchte  auch  schon  hatte  auf  dem  hochberühmten  Hügel  Athens. 
Hellanikos  (fr.  82  E.  H.  G.  3,  375  aus  Schol.  Bei  Hyg.  f.  39 :  summo  tecto  deiecit  nimmt  Max. 
Eur.  Or.  1648)  die  Form  KdXcog  (Schivartz  Wellmann,  De  Istro  Callimach.  72  ccompilatoris 
schreibt  Tdlcog)  und  ebenso  H.  Kulhner,  Jahrb.  neglegentiam'  an,  Bobert  1996,  33  ff.  meint,  es 
f.  Philol.  Suppl.  27  [1902],  621.  Im  Schol.  Eur.  liege  die  auf  alterTraditionberuhendeVorstellung 
Or.  a.  a.  0.  haben  die  codd.  MA:  JaiddXov  .  .  30  zu  Grunde,  dafs  Daidalos  als  Enkel  des  Erech- 
xaXoaocpiug  (T:  udXXog  aocpiag)  TttQiayo^ivov  theus  seine  Wohnung  auf  der  Burg  gehabt 
ddsXcpidovv  dnoxxkivavxog,  wofür  Kirchhoff,  habe  (so  auch  schon  Mercklin  56).  Die  An- 
Hermes  8  (,1874),  189  schreibt:  TdXco  aocpiag  gäbe  des  Schol.  Gal.  Ov.  76:  praecipitavit  in 
TikQi  aycivt^oiLtvov  xbv  ddeXcpidovv,  und  Schivartz  mari,  auf  die  nach  Holland  22,  2  kein  Gewicht 
ihm  folgend:  TdXco  xbv  dStXcpidovv  aocpiag  tibql  zu  legen  ist,  kann  den  Sinn  haben,  für  Perdix 
dycovi^o^kvov.  Holland  21  dürfte  B,echt  haben,  und  Ikaros,  in  dessen  Absturz  man  eine  Strafe 
dafs  in  dem  korrupten  xaXooocplag  nicht  TdXcog  für  den  Mord  des  Perdix  erblickte,  dieselbe 
sondern  KdXcog  steckt.  Doch  möchte  ich  zur  Todesart  zu  erweisen.  Bei  Ovid  (251 :  lapsum 
Erwägung  stellen,  ob  das  überlieferte  aocpiag  mentüus)  giebt  Daidalos  an,  Perdix  sei  —  aus 
7tkQtixyo^£vov  nicht  anstatt  in  aocpiag  nigi  dyco-  40  Versehen  oder  Unachtsamkeit  —  herabgestürzt; 
vi£6[Ltvov  in  aocpia  itbQiykvö^tvov  zu  ändern  ist,  nach  Diodor,  der  den  Ausdruck  öoXocpovklv 
was  paläographisch  und  auch  inhaltlich  sich  (vgl.  Hellanikos  a.  a.  0.  dnoKTsivag  doXoevxt 
empfiehlt,  da  von  einem  Wettstreite  zwischen  ira vdxco)  gebraucht,  wird  Daidalos  dabei  be- 
Daidalos  und  seinem  Neffen  nichts  überliefert  troffen,  wie  er  den  Leichnam  heimlich  be- 
ist.  KdXcog  ist  nach  Eöschcke,  Die  Enneakrunos-  stattet;  auf  die  Frage,  wen  er  da  begrabe, 
episode  bei  Bausanias  25.  Holland  21  die  giebt  er  zur  Antwort:  Eine  Schlange.  'Wun- 
richtige und  ältere  Form,  TdXcog  (Hellanikos  derbar  ist  es  nun,  fährt  Diodor  fort,  dafs 
[?  s.  ob.  Z.  26]  Schol.  Eur.  Or.  1651.  Diod.  4,  durch  dasselbe  Tier,  it,  ov  xov  ngiovog  ivt- 
76.  Luc.  Biscat.  42.  Apollod.  3,  15,  9.  Tzetz.  &v(iT]&ri  xi]v  yiaxaa%kvr\v  (als  Subjekt  scheint 
Chiliad.  1,  493;  an  den  zwei  letzten  Stellen  50  Perdix-Talos*)  zu  ergänzen  zu  sein),  die  Ent- 
aber  nur  durch  Konjektur,  s.  unt.)  die  jüngere,  deckung  des  Mordes  herbeigeführt  wurde.' 
während  Hitzig  -  Bluemner  zu  Baus.  1,21,4  Auch  die  Worte  bei  Apollodor:  cpcooa&sv- 
S.  236  sie  als  die  üblichere  bezeichnen.  Der  xog  xov  v£kqov,  weisen,  wie  Holland  22  be- 
Name Circinus  (ToQvog),  den  Perdix  nach  merkt,  auf  eigentümliche  Umstände  hin,  unter 
Serv.  ad  Verg.  Aen.  6,  14  geführt  haben  soll,  denen  die  Entdeckung  des  Mordes  und  des 
ist  von  der  ihm  zugeschriebenen  Erfindung  Leichnams  erlolgt  ist.  Bei  Ovid  (vgl.  Lact. 
abstrahiert.  Denn  Perdix,  seinem  Oheim  in  Blac.  a.  a.  0.)  wird  Perdix,  bevor  er  herab- 
jugendliehem  Alter  (zwölfjährig,  Ov.  Met.  8,  stürzend  die  Erde  erreicht,  von  Athene  in  ein 
243)  von  der  Mutter  in  die  Lehre  gegeben,  #)  0der  DaidalüS>  der  nach  Posidonius  bei  seneca  Ep. 
gilt  für  den  Erfinder  einer  Anzahl  von  Hand-  60  90(  u  Ulld  nach  Plin_  hist  nat  7>  5G>  198  (vgl>  Kremmer 
Werksgegenständen  (Vgl.  Mercklin  77.  Kuhnert  a.  a.  O.  4)  gleichfalls  die  Säge  erfunden  haben  soll? 
220.  M.  Kremmer ,  De  CatalogiS  heurematum  Merkwürdig  ist  es,  dafs  wie  hier  die  Entdeckung  des 
74  f.  88.  Eng.  Betersen,  Kr  it.  Bemerk.  Z.  Öltest.  Mordes  indirekt  durch  eine  Schlange  herbeigeführt  wird, 
Gesch.  d.  gr.  Kunst   [Progr.  Ploen    1871]    S.  20),  Daidalos  selbst  nach  Alexander  Polyhistor   bei   Xtep/t.  Byz. 

und  zwar  der  Säge  (Hyg.  f.  39.  Serv.  ad  Verg.  s:  V* 'S*  "^  T°f  durCÜ  A?  ^T*  S  Y^0 

r,              _,      .  .  „       ,P7    }     /*     ',        ,,_       r       .     -ra  m     der    Nahe    der    spateren    Stadt    llaidala    in    Lykien 

Georg     1     143.     Schol,   Ov.    Ib.    498.     Bad.    Blac.  ftndet      Auch  eine  Stadt  r/^Vx,«  gab  es  nach  Ä^/,  fi^-. 

8,  3.    Isid.   Orig.  19,  19,  9.    Mythogr.  Bat.  1,  232.  s    v    ^  Lykien;  doch  ist  ein  Zusammenhang  mit  Perdix 

2,  130.  3,  7,  3),  wozu  ihm  als  Muster  entweder  wohl  kaum  anzunehmen. 


1949                        Perdix  Perdix                         1950 

Rebhuhn  (perdix)  verwandelt.  Gerland,  Über  Vogelgestalt  davonfliegt.  —  Die  Verwandlung 
die  Perdixsage  und  ihre  Entstehung  (Progr.  in  ein  Rebhuhn  war  durch  den  Namen  nigdig 
Stadtgymnas.  Halle  1871)  sieht  in  dem  Vogel  bedingt.  Das  oben  unter  nr.  1  erwähnte  IUq- 
perdix  nach  der  Schilderung  Ovids,  ohne  auf  dmog  izgöv,  das  nach  Phot.  Suid.  ttccqu  xjj 
die  Sage  selbst  einzugehen,  den  Kiebitz,  und  äxQOTtölsi*)  lag,  und  nach  dieser  berlieferung 
leitet  den  Namen  vom  Stamme  fkard,  skard'=  der  Mutter  des  Perdix  gehörte  (dies  nehmen 
'springen,  laufen,  schwingen,  hin-  und  herbe-  an  Toepff'er  166,  nach  dem  hierfür  die  Atthis 
wegen'  ab  (S.  16).  Nach  seiner  Verwandlung  Quelle  ist,  Holland  22,  Bötticher,  Philol.  Suppl. 
sieht  Perdix  voll  Schadenfreude  dem  Daidalos  3  (1878),  291,  vgl.  Robert  1996,64  0'.),  gehörte  nach 
zu,  als  er  den  Ikaros  bestattet.  Holland  20  10  Mercklin  54.  73  sowohl  der  Mutter  als  dem 
macht  auf  den  Widerspruch,  der  sich  in  dieser  Sohne,  nach  Kuhnert  192,  entsprechend  seiner 
Schilderung  Ovids  rindet,  aufmerksam:  einer-  obigen  Ansicht  (s.  nr.  1),  dem  Perdix.  Mercklin 
seits  läfst  Üvid  die  Bestattung  auf  der  Insel  53  u.  73  identifiziert  nun  weiter  das  IltQdixog 
Ikaria  (v.  235)  erfolgen,  andererseits  ist  durch  Ieqov  mit  dem  Grab  des  Kalos-Talos  (Paus. 
v.  256  (non  tarnen  haee  alte  volucris  sua  cor-  1,  21,  4:  lovxcov  'AQ-r^vvGiv  ig  xr\v  ccxqotioIiv 
pora  tollii)  eine  Wanderung  des  Verwandelten  anb  xov  irsdxQov  xi&anxai  KccXcog.  Luc.  Pis- 
nach  jener  Insel  ausgeschlossen.  Holland  ver-  cat.  42:  Tdlco  xdcpog,  gleichfalls  nahe  der 
mutet  daher  eine  Form  der  Sage,  nach  der  Akropolis  gelegen,  Hitzig-Bluemner  zu  Paus. 
Ikaros  (identisch  mit  Ikarios,  Holland  28  und  1,  21,  4  S.  236  und  die  dort  verzeichnete  Lit- 
die  dort  verzeichnete  Litteratur)  im  attischen  20  teratur,  Baumeister,  Denkm.  1941),  eine  An- 
Demos Ikaria  bestattet  wurde,  wodurch  sich  sieht,  der  sich  Wachsmuth,  Stadt  Athen  1, 
die  Anwesenheit  des  verwandelten  Perdix  am  244,  3  anschliefst,  während  Holland  23  sich 
leichtesten  erklären  würde.  Als  Quelle  für  der  Meinung  Böttichers  zuneigt,  dafs  das  Grab 
Ovid  ist  Holland  22  geneigt,  des  Boios  'Oqvl-  des  Kalos  und  das  Heiligtum  der  Perdix  (ist 
froyovla  (vgl.  darüber  auch  Holland,  Heroen-  es  Versehen  oder  stillschweigende  Korrektur, 
vögel  22)  anzunehmen.  Auch  Sophokles  scheint  dafs  bei  Bötticher  a.  a.  0.  steht:  'das  Heroon 
schon,  wie  sich  aus  dem  Sp.  1947,  4  angeführten  der  Perdix',  im  Index  rerurn  aber  [zweite 
Vers  schliefsen  läfst,  die  Verwandlung  gekannt  Abteil.  S.  238]:  f Perdix,  hieron  des'?J  nahe 
zu  haben  (Holland,  Daidalos  23).  Mercklin  bei  einander  gelegen  hätten,  „so  dafs  dies 
74  f.  führt  eine  Art  Parallele  aus  historischer  30  dem  Sophokles  eine  Vermengung  zu  Gunsten 
Zeit  an:  Beim  Bau  der  Propyläen  stürzte  einer  der  Vogelmetamorphose  erleichterte".  M.  E. 
der  tüchtigsten  Arbeiter  von  der  Akropolis  ist  eine  Gleichsetzung  des  iHodiKog  I&qöv 
herab;  dem  darüber  bekümmerten  Perikles  und  des  Tälco  xdtpog  schon  wegen  der  ver- 
zeigte Athene  im  Traume  ein  Heilmittel  schiedenen  Bezeichnungen,  hier  itoov,  dort 
(Plut.  Per.  13),  durch  dessen  Anwendung  der  xdcpog  (vgl.  Deneken  Bd.  1  s.  v.  Heros  Sp.  2496), 
Mann  genas;  dies  Heilmittel  aber  war,  wie  erschwert,  wenn  man  nicht  eine  Nachlässig- 
Plin.  h.  n.  22,  20,  43  ergänzend  berichtet,  das  keit  oder  Ungenauigkeit  der  Überlieferung 
Kraut  perdicium  (m-gdlxiov  Theophr.  1,  6,  annehmen  will.  Die  Angabe  im  Schol.  Lucian 
11),  das  seitdem  nccQfreviov  hiefs  und  der  a.  a.  0.  (Jacobitz  IV,  98):  6  phr  Tdlcog  rjQag 
Athene  heilig  war,  J.  Murr,  Hie  Pflanzenwelt  40  nalaibg  iv  xfj  <xy.qoti61£l  xk&a^ivog  beruht  wohl 
in  d.  griech.  Mythol.  233.  Es  läfst  sich  nicht  auf  Ungenauigkeit,  vgl.  Mercklin  53.  Grofse 
in  Abrede  stellen,  dafs  in  dieser  Erzählung  Schwierigkeit  bereitet  der  doppelte  Name  Perdix: 
eine  Reminiscenz  an  den  Sturz  des  Perdix  Kalos  (Talos).  Mercklin,  53 ff.  59.  Kuhnert  192. 
und  seine  Rettung  durch  Athene  zu  erkennen  212.  219  identifizieren  den  attischen  Talos  mit 
ist.  Ja,  bedenkt  man,  dafs  die  Propyläen  in  dem  kretischen  Talos  (s.  d.),  dem  Sonnen-  und 
den  Jahren  436  —  431  erbaut,  des  Sophokles  Lichtgotte  (vgl.  auch  Tümpel,  Philol.  50  [1891 J, 
Kocpi-Aol  aber  (vgl.  unt.  Sp.  1951)  wahrschein-  620.  M.  Mayer,  Hermes  27  [1892J,  503),  der 
lieh  um  430  aufgeführt  sind,  so  liegt  die  Ver-  über  Kreta  in  sehr  alter  Zeit  seinen  Einzug 
mutung  eines  direkten  Zusammenhanges  zwi-  in  Athen  gehalten  habe.  Kuhnert  192  läfst 
sehen  der  von  Plutarch  und  Plinius  erzählten  50  es  unentschieden,  ob  in  Athen  nur  der  Name 
Thatsache  und  der  Perdixepisode  bei  Sophokles  des  kretischen  Gottes  geändert  worden,  oder 
sehr  nahe ;  letztere  kann  sogar  erst  direkt  durch  ob  der  von  Kreta  kommende  Taloskultus  auf 
das  Aufsehen  erregende  Wunder  veranlafst  wor- 
den sein.     Vielleicht  liegt  aber  unserer  Ver  tvand-  *)  Apostol.  a.  a.  O.,  der  sonst  wörtlich  mit  Phot.  Suid. 

lungssage  auch  der  allgemein  indogermanische  übereinstimmt,  hat  statt  na^ä  xf]  hx^onöln:  inl  tüv 

Glaube    ZU    Grunde,    dafs    die    Seelen    von   Ver-  icvdqsimv,    das   nach   Holland  22,  3   auf  Versehen  beruht. 

storbenen  und  Ermordeten   als  Vögel  gedacht  Wie  aber  erklart  sich  ^  Ijesart  ini  ™r  <i"¥'w  statt 

werden,     Grimm,     Deutsche     Mythol.     2\     690 f.  *af  */  **«°«M*"     Einen   Fingerzeig   bietet   vielleicht 

Tr-     ,                     tt              ■•     7           ., -i       _,,         ti       T-      71  Ael.  nat.  an.  4,  1,  wo  von  der  Sitte   berichtet  wird,  Wett- 

Kinder-     U.     HaUSmarchen    3S,     78.       L.     Knoll,  kämpfe  zwiscnen    männlicken  Rebbübnern   in  Gegenwart 

Studien   Zur  ältesten  Kunst  in  Griechenland  44.  60  der  Weibchen   zu   veranstalten,   weil   deren  Anwesenheit 

Vgl.     G.     Weicher,     Der    Seelenvogel    in    der    alt.  den  Mut   der  Kämpfenden   wunderbar   belebt:    oi)   yüo  tl 

Litterat.  u.  Kunst  20 ff.  Bernh.  Schmidt,  Griech.  nou  tjtxdi/tevog  iparijvai  ij  x>\  i^cu^usvij   lj  tfj  yauitfi  ü 

Märchen    242;    Rohde,    Psyche    22,   372   Anm.  JtigöiS  öxofievet.  tsSn^stai dk /xäXXov  ttaiöfievog  ^.6fi6as 

Für  Attika,  das  vor  allem  reich  an  Vo°-elnieta-  x^™**«;  bitootQatpel?  ld*iv  toX^aei  taitrp  &aXW6vwg, 

morphosen     (Mercklin    70)     ist,     wird     dieser  «af  jf.  ^ TL  ^"T?"    D^ul^  steht  *u  vermuten, 

Glaube    erwiesen    durch    die    Bd     2    Sp    1001/2  dafs  ^e  feteUe  bex  ^o,o^,,  wie  wir  sie  jetzt  lesen,  aus 

i        i-ii            tt                                                         r-   •»•  ""■■■/  Ä  zwei  Sprichwortern  kontaminiert  ist;  etwa  fltodixog  ruu- 

abgebüdete    Vase    (um    500  v.  Chr.),    auf    der  nov  ^xlo9ar  ini  t&v  fotysiarv.  Uiodixog  hq&v  na^ 

die    Seele    der  tödlich  getroffenen  Prokris   in  -crt  äy.(jon6Xei  xtX, 


1951                       Perdix  Perdix                       1952 

einen    ähnlichen    Perdixkultus    gestofsen    und  an    den    makedonischen    und    pergamenischen 
mit    diesem    verschmolzen    sei;    Sophokles    sei  Königsnamen     Attalos     verursachte    Korrupte! 
der  erste  gewesen,  der  die  ursprüngliche  Iden-  an.     Auf    diese    Variation    des    Namens    wäre 
tität  des  Daidalosschülers   und  des  kretischen  auch    in.    E.    kein    Gewicht    zu    legen,    käme 
Talos     aufgehoben     und    jenem    den    Namen  nicht  ein  anderer  Umstand  hinzu.    Tzetzes  bei 
Perdix     gegeben,    diesem    den    gewöhnlichen  Gramer,  Auecd.  Ox.  3,  316,  17  ff.  hat  folgende 
Namen   Talos   gelassen  habe  (vgl.   auch  Kuh-  Verse    des    Hipponax    (fr.    15    Bergk   24,  467) 
nert    189,    9).      Wenn   Petersen  a.  a.  0.  31  be-  erhalten  .  .  .  xi]v  iitl  S^/6qvt\s  Kfa   diu  Avdätv 
merkt:  'Derselbe  Talos  (der  kretische)  hat  aber  nagu   xbv  AxxuXtca   xvpßov  kui  af](ia  riysca 
auch  wieder  mit  dem  Neffen  und  Schüler  des  io  x.  x.  X.     Mit  Recht  weist  Bergk   die  Korrektur 
Daidalos  den  Namen  gemein;  und  wie  dieser,  Schneidewins  AXvuxxtco    statt  AxxüXsta    zurück 
so  wird  auch  jener  schliefslich  durch  List  ge-  mit  Hinweis  auf  den  Bericht  des  Lyders  Xan- 
tötet  und   vom  Felsen  herabgestürzt',  so  ver-  thos    (fr.     19  b)     bei    Nikol.    Damasc.    fr.    63 
mag    ich    für    diese    Todesart    des    kretischen  (F.  H.  G.  1,  40  b),  dafs  der  Lyderkönig  Sady- 
Talos    keine    litterarische    Quelle    anzugeben.  attes    aus    seiner    Ehe    mit    zwei    Schwestern 
Robert  1997,  8  ff.   hält    es   für   ausgeschlossen,  zwei   nicht   ebenbürtige   Söhne,  "ASgu^vg    und 
dafs  Perdix  der  ältere,  durch  Talos  verdrängte  AxxüXng    (Attalis    schreibt    ohne    Grund    Rud. 
Name    gewesen    sei,    da    Hellanikos    (s.   oben  Schubert,   Könige  von  Lydien  43;  vgl.  Maafs, 
Sp.  1947)    bereits    den    Namen   Talos   gekannt  Comm.    myth.    2    (Grfsw.    1894)   S.    9,    11)    ge- 
habe.    Doch  ist  dieser  Einwand  bei   der  Un-  io  habt  habe.     Ob  dieser  Attales,  von  dem  sonst 
bestimmtheit    der    Chronologie  von    Sophokles'  nichts    bekannt    ist,    identisch    ist    mit    dem 
Kuiiixoi    (vor  430    setzt    Holland  25   sie   an)  Attales,  dessen  xvpßog  Hipponax  erwähnt,   ist 
nicht  zwingend.  Holland  21,  1  nimmt  mit  der  nicht    zu    ermitteln,    sogar    unwahrscheinlich, 
Tradition  drei  verschiedene  Personen  an,  den  da  die  Erwähnung  des  letzteren  neben  Gyges 
kretischen  Talos  und  die  Daidalosschüler  Talos  eine  bekannte  Persönlichkeit  zur  Voraussetzung 
und  Perdix,  während   Kuhnert   221  nicht  nur  hat.     Dafs   die  lydischen  Namen   Sady attes, 
die    Identität    des    attischen    und    kretischen  Aly attes,    My attes    mit    dem    Götternamen 
Talos  behauptet,   sondern  auch  aus   dem  Um-  Attes    (Attis)    zusammenhängen,    ist    wahr- 
stand, dafs  Ikaros,  des  Daidalos  Sohn,  und  Talos  scheinlich,  P.  Kretschmer,  Einleit.  in  d.  Gesch. 
beflügeltsind(Talos  als  Flügelgestalt  auf  Münzen  so  d.    griech.    Sprache    387;    das    gleiche    ist    für 
von  Phaistos,  Mercklin  88 f.  Tat*.  I,  I — IV.    Arch.  Attales    anzunehmen,    der    den    Namen    des 
Zeit.  5  (1853),  Taf.  58,  5.    Head,  Hist.  num.  402  Gottes    in    der    ersten    Hälfte    seines    Namens 
Fig.  256.  Gardner,  Types  of  greek  coins  Taf.  9,9  trägt,   vgl.   Kretschmer  a.  a.  0.  350.  355,   der 
p.  163.  Catal.  of  greek  coins  brit.  Mus.  pl.  16,  6.  auch  darauf  hinweist,  dafs  die  lydische  Stadt 
Macdonald,  Cat.of  greek  coins  in  the  Hunter.  Coli.  AxxäXvdu,    die    nach    Steph.    Byz.    s.    v.    von 
univ.  of  Glasgow  pl.  42,  15  p.  194),  dafs  beide  Attys  gegründet  sein  soll,  als  nxi6xr]g  vielmehr 
durch    einen    Sturz    in    die    Tiefe    ihren    Tod  "AxxuXog    QLxxälng)    voraussetzt.     Und  wie   der 
finden  und  in  engem  verwandtschaftlichen  Ver-  Mythos  vom  Tode  des  Attes   noch  in   der  Er- 
hältnis  zu  Daidalos  stehen,  den  Schlufs  zieht,  Zählung  vom  Tode  des  lydischen  Königssohnes 
dafs  die  Sage  von  Talos  und  Ikaros  nur  zwei  40  Atys    (Herod.    1,   43)    in    historisierender   Um- 
verschiedene Versionen  desselben  Mythos  seien:  bildung  (E.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  1  S.  309, 
das   eine  Mal  bleibe   das   Verhältnis    zu   Dai-  Stein  zu  Herod.  a.  a.  0.)  uns  entgegentritt,  so 
dalos  ein  durchaus  freundliches,  und  der  Sturz  dürfen  wir  vielleicht  annehmen,    dafs  sich   an 
erfolge   ohne   dessen   Mitwirkung,   das    andere  den  AxxäXsco  xv\ißog  eine  ähnliche  Sage  knüpfte. 
Mal  schlage  die  frühere  Freundschaft  in  Hafs  Woher  hat  ferner  Lactant.  Plac.   a.  a.  0.   die 
um,   und   der   Sturz    erfolge    durch    die   Hand  von  jeder  anderen  Überlieferung   abweichende 
des  Meisters.  Angabe  Perdix  Calai  filius  Atheniensis?    Ge- 
Zum    Schlufs    sei    mit    aller    Reserve    eine  wifs,   er  nennt  in  Anschlufs  an  Ovid  den  Ge- 
Vermutung   geäufsert.     Bei   Apollod.   3,    15,   9  töteten    einen    Athener    und    giebt    ihm    den 
bietet,  wie  schon  oben   erwähnt,   keine  Hand-  50  ovidianischen   Namen   Perdix;    aber  der  filius 
schrift  das  seit  Aegius  allgemein  aufgenommene  Calai    bleibt    bestehen,    und    die    Änderung 
TüXco,  vielmehr  haben  die  meisten,   auch   das  von    Calai    in    Cali,    die    Micyllus    vorschlug, 
frgm.  Sabb.   (s.   Biels,   Rhein.    Mus.  46  [1891J,  wohl  in  Erinnerung    an   den   anderen  Namen 
618)  AxäXa;    die    Epit.     Vat.    bietet    kxäXnv,  des  Perdix,  KäXiog,  fügt  neue  Schwierigkeiten 
Tzetz.  Chil.  1,  493  AxxuXco.     Bei   letzterem   ist  hinzu,   indem  sie  den  Perdix   sich  selbst  zum 
die  Änderung  von  AxxuXco  in  TccXco  durch  das  Vater    giebt.     Darf   man    unter    der    Voraus- 
Metrum  ausgeschlossen.    Diese   Formen  setzen  setzung,     dafs    die    bisherigen    Ausführungen 
einen     Nominativ    Ax(x)dXag     oder     Ax(x)dXr}g  nicht    trügerisch    sind,    und    auf   Grund    der 
voraus.     Mercklin  551".  erklärt  das  doppelte  x  Identität  von  Perdix:  Kalos-Talos  den  Bericht 
für    einen    Schreibfehler    oder,    was    irrig    ist,  60  bei    Paus.    7,    17,    9    heranziehen,     dafs    der 
durch    den  Einflufs   des  Verses   veranlafst;  im  Elegiendichter  Hermesianax  erzählt  habe,  dafs 
übrigen   ist    nach   ihm   AxuXag  etc.  =  TüXag  Attes    der    Sohn    des    Phrygers    KuXuög    ge- 
mit  vorgeschlagenem  u;  vgl.  A-xv(iv(i)og:  Tvy,-  wesen  und  aus  Phrygien  nach  Lydien  gewan- 
v(i)og.     Kuhnert  192,  21  nimmt,  zumal  da  bei  dert  sei,   wo   er  den  Dienst  der  Meter  einge- 
Apollod.   Epit.    Vat.   u.    Tzetz.   die   fehlerhafte  führt    und    durch    den  Zorn    des   Zeus   seinen 
Form  IhqdUag  (Genet.)  steht  (aber  die  übrigen  Tod  gefunden  habe?    In  diesen  Zusammenhang 
Handschrr.  Apollodors,  auch  frgm.  Sabb.  haben  würde    sich   dann   weiter    eine   allerdings    erst 
WQdixogl),    eine    durch    dunkele    Reminiscenz  durch  späte  Gewährsmänner  überlieferte  Sage, 


1953                       Perdix  Perdix                       1954 

die  aber  deutlich  Spuren  alter  Überlieferung  Formen  Axxdlr\g,  -ag,  Tdlag,  Kdlcog  nicht 
enthält,  einreihen  lassen  und  die  nach  den  mehr  auseinander  gehalten  worden  sind. 
Mythogr.  Dat.  1,  232.  2,  130.  3,  7,  3  (Fidg.  Mit  Recht  m.  E.  erklärt  Holland  (s.  ob.  Sp.  1947) 
3,  2  p.  ülf.  Helm;  vgl.  auch  Ullis  zu  Schot.  Kdlag  für  die  ältere,  richtige  Form;  den 
Ov.  Ibis  362),  wo  Fenestella  als  (Quelle  an-  Hauptgrund  hierfür  sehe  ich  in  dem  Schwan- 
geführt wird,  lautet:  Ein  Jäger  Perdicca(s)  ken  der  Form,  das  bei  dem  kretischen  Talos 
oder  Perdix,  ein  Jagdgenosse  des  Aktaion,  nicht  vorkommt;  dieser  wird  übereinstimmend 
Adonis,  Hippolytos  —  man  beachte,  dafs  nur  Tdlcog  genannt;  in  Athen  scheint  es,  als 
diese  alle  in  Jugendblüte  dahinsterbende  Jung-  wehre  sich  die  Form  Kdlcog  gegen  das  von 
linge  sind!  —  verzehrt  sich  in  Liebe  zu  io  Kreta  eindringende  Tdlcog.  Denn  dafs  Tdlcog 
seiner  Mutter  Polykaste  oder  Polykarpe,  ein  spezifisch  kretischer  Name  ist,  beweist  der 
rquod  (seil.  Polycarpen)  nos  Latiue  multifriic-  kretische  Beiname  des  Zeus,  Talaiög  oder 
tarn  dieimus,  id  est  terram';  und  am  deut-  Tallalog  (s.  d.),  ferner  der  Name  der  öqj]  Tal- 
lichsten  beim  Mythogr.  2,  130,  wo  es  heilst,  lala,  Mercklin  48  f.  Preller- Möbert  130,  3;  be- 
dafs  Perdicca(s) ,  Polycastae  ftlius,  matris  achtenswert  ist  es  auch,  dafs  einer  der  Söhne 
deum  amore  correptus  gewesen  sei.  Also  des  von  Kreta  nach  Chios  eingewanderten 
deutliche  Beziehungen  zur  Attis  -  Adonissage  Oinopion  (s.  d.  Bd.  2  Sp.  791.  68)  Tdlog  heilst, 
(vgl.  auch  Bd.  1  unt.  Erinona  [=  Eurynome,  Ion  bei  Paus.  7,  4,  8.  Mercklin  50.  Bei  den 
Preller- Bobert],  wo  vielleicht  S.  1310,  11  statt  vielen  Beziehungen  Kretas  zu  Attika  (Stephani, 
Taleus,  der  dort  Sohn  des  Adonis  heifst,  mit  20  Der  Kampf  Theseus'  m.  Minotaur  26.  Mercklin 
Vofs  u.  Mercklin  118,  401  Talus  =  Tdlag  50.  52.  Kuhnert  219f.  Toepffer  167;  vgl.  Pe- 
[Tamus?  Preller- Bobert  a.  a.  0.]  zu  lesen  ist),  tersen  18)  war  die  Anknüpfung  des  Talos  an 
der  Claud.  Carm.  min.  8  p.  289  in  Monum.  Kalos  und  damit  die  allmähliche  Gleichsetzung 
German.  Hist.  10  (De  Polycaste  et  Perdice)  beider  (denn  dafs  beide  ursprünglich  ver- 
noch  näher  kommt,  indem  bei  ihm  die  Mutter  schieden  waren,  glaube  ich  mit  Hock,  Kreta 
als  die  Liebende  erscheint:  Pectore  dum  niveo  2,  72  Anm.  c  [vgl.  231  Anm.  1]  annehmen  zu 
■puerum  tenet  anxia  nutrix,  Illicitos  ignes  iam  dürfen)  gegeben.  Busolt,  Gr.  Gesch.  la,  330,  1 
fönet  ipse  parens.  Dafs  dieser  Jäger  Perdicca(s)  weist  als  bemerkenswert  für  die  Beziehungen 
von  Perdix -Talos  nicht  verschieden  ist,  geht  Attikas  und  Kretas  auf  das  Vorkommen  eines 
daraus  hervor,  dafs  ihm  von  den  Mytho-  30  Demos  Zvßqidai  in  Attika  und  einer  Stadt 
graphen  übereinstimmend  die  Erfindung  der  LvßQita  in  Kreta  hin.  Aber  auch  ein  my- 
Säge  zugeschrieben  wird,  vgl.  Mercklin  76.  thischer  Name  ist  Athen  und  Kreta  gemeinsam, 
Ich  meine  also,  dafs  man  an  den  Attales,  der  Heros  'Avdyvqog,  und  diese  bisher  (Hiller 
dessen  Grab  Hippouax  erwähnt,  eine  Sage  in  Satura  philol.  H  Sauppio  oblata  92 ff. 
knüpfte,  in  der  jener,  wie  der  Gott,  dessen  Tümpel  bei  Pauly-  Wissowa  s.  v.  Avayvcidaiog 
Name  in  seinem  Namen  enthalten  ist,  mit  daiyuov.  Bohde,  Psyche  l2,  191;  vgl.  Bd.  1  s.  v. 
dem  man  ihn  vielleicht  schliefslich  identifizierte,  Anagyros  Sp.  330,  s.  v.  Heros  Sp.  2478,  57  ff.) 
eines  frühzeitigen,  tragischen  Todes  starb.  übersehene  —  Kgrjg  ist  Anagyros  in  dem  zu 
Nun  klang  aber  'Axxdlng  unverkennbar  einer-  Zenob.  2,  55  ad  not.  8  und  bei  L.  Cohn,  Zu 
seits  an  den  kretischen  Tdlag,  andererseits  an  w  den  Paroimiographeu  (Brest.  Phil.  Abhandl.  2) 
den  attischen  Kdlcog -  Tdlcog  an  (vgl.  auch  die  S.  59  abgedruckten  Paroimion  —  Überein- 
Ausführungen  von  Tümpel  Bd.  3  Omphale  Stimmung  bietet  eine  treffliche  Parallele  zum 
Sp.  874,  57  ff.  Sp.  880,  36  ff.  über  die  Anpassung  kretischen  Talos  und  attischen  Kalos -Talos. 
von  Ayelaog  an  den  lydischen  A^tlr}g-Ayislr]g),  Wahrscheinlich  beruht  das  Vorkommen  eines 
zugleich  war  das  Schicksal  dieser  drei  Heroen,  athenischen  und  eines  kretischen  Anagyros 
wenn  wir  in  Attales  eine  dem  Attis  ähnliche  auf  dem  gleichen  Vorgang  wie  bei  jenen,  auf 
Persönlichkeit  sehen  dürfen,  aufs  engste  ver-  einer  Namens-  und  Wesensähnlichkeit.  Ein 
wandt,  und  wie  ein  solcher  Anklang  verbunden  merkwürdiger  Zufall  will  es ,  dafs  in  dem 
mit  Wesensgleichheit  und  Schicksalsähnlich-  Anagyros  des  Aristophanes  (Kock  1,  402  ff.) 
keit  der  Persönlichkeiten  zu  einer  Gleichsetzung  50  fr.  53  der  Uigdi^  %colog,  ein  lahmer  Kn'eip- 
führt,  hat  G.  Knaack,  Zur  Sage  von  Daklalos  wirt  mit  dem  (an  manchen  Stellen  zum  nomen 
u.  Ikaros,  Hermes  37  (1892),  599 f.  gezeigt:  proprium  gewordenen)  Beinamen  nsqdih,  er- 
Nach  Aristobulos  bei  Arrian  7,  20,  4 f.  liefs  wähnt  wird,  derselbe  wie  in  den  Vögeln 
Alexander  eine  Insel  im  persischen  Meerbusen  (v.  1292 f.:  TtSQÖi^  lisv  slg  xdnrjlog  ojvofid^sro 
Ikaros  umnennen,  einerseits,  wie  Knaack  aus-  %alög).  Über  Perdix  bei  den  Komikern  handelt 
führt,  weil  der  einheimische  Namen  'I%uqu  Holland  241'.,  der  vermutet,  fdai's  etwa  in  einer 
(Ptolem.  6,  7,  47)  an  den  Namen  "Ixagog  an-  Komödie  die  Geschichte  von  Daidalos  und 
klang,  ferner  weil  auf  jener  (Strabo  16,  766)  Perdix  persifliert  und  aus  dem  durch  den 
wie  auf  dieser  (Strabo  14,  639)  sich  ein  Kult  Sturz  von  der  Akropolis  verunglückten,  aber 
der  Arteniis  TavQonölog  befand,  hauptsächlich  go  nicht  getöteten  Kunstjünger  ein  lahmer  Kneip- 
aber  deshalb,  weil  sich  auf  der  neuentdeckten  wirt  wurde;  indessen,  fügt  Holland  hinzu,  kann 
Insel  eine  Sage  vorgefunden  haben  niufs  des-  man  sich  die  Entstehung  auch  ohne  mytholo- 
selben  Inhaltes,  den  die  vom  Sohne  des  Dai-  gischen  Zusammenhang  denken',  und  so  er- 
dalos  zum  Gegenstande  hatte.  In  unserem  klärt  Mercklin  74  den  Spitznamen  dadurch, 
Falle  scheint  mir  zunächst  der  lydische  Attales  dafs  sein  Träger  seine  Lahmheit  und  den  Namen 
an  den  kretischen  Talos  angeknüpft  zu  sein,  Perdix  von  einem  unglücklichen  Sturz  erhalten 
und  dieser  wieder  (s.  ob.  S.  1949  f.)  an  den  habe.  Kock  zu  Ar  ist.  av.  a.  a.  0.  verweist  auf  den 
attischen  Kalos-Talos,   so  dafs  schliefslich  die  schwerfälligen  Flug  des  Rebhuhnes  (Xen.  Anab. 

Roschek,  Lexikon  der  gr.  u.  röm,  Mythol.     III.  62 


1955                       Perelaos  Pergaia                        1956 

1,  5, 3);  noch  näher  liegt  es,  zur  Erklärung  heran-  Zeitschrift  für  Numismatik  5,  300;  Hill, 
zuziehen  Aristot.  p.  287  B.  {=  Athen,  9,  389  b),  Catal.  of  the  greek  coins  of  Lykia,  Pamphylia 
ora v  äs  yva (das  Rebhuhn),  öxi  ftnQbvbxui,  ngobl-  p.  122,  15 — 20  pl.  24,  7  p.  290;  Bezzenberger 
■iräv  tfjs  vboxxiag  xvltvSslxat  TtaQcc  xä  bei  Collitz  1,  36(3,  1265;  Deecke  bei  0.  Müller, 
axaln  xov  &r]Qtvovxog,  ilnida  i^Ttoioov  xov  Etrusker  22,  251;  Gardner und  Ramsay,  Jon m. 
6vllr\<p&riGi;G%oa  x.x.X.  Von  den  von  Holland  ofhell.  stud.  1,  2&7]  Ramsay,  Cities  . .  of  Phrygia 
a.  a.  0.  aufgezählten  Sprichwörtern  sind  IHq-  1,  90.  382;  vgl.  auch  Mionnet  3,  460;  Stippt.  7, 
Smog  axtXog,  HioSiKog  novg  etc.  ohne  weiteres  44;  Waddington,  Revue  numism.  1853,  31  ff. 
verständlich.  Was  aber  bedeutet  bei  Suid.  Artemis  selbst  heilst  JAsgyalcc  bei  Strabo  14, 
ntgSUsiog  KttQa,  wozu  auch  Suidas  selbst  10  667;  Artemidor  2,  35;  Steph.  Byz.  s.  v.  HbQyn; 
keine  Erläuterung  giebtV  Ist  %&qoc  richtig  Hesych.  s.  v.  ribQyuicc  itbög;  Pomp.  Mel.  1, 
überliefert,  so  rnülste  es  üb^öi-nbiov  heifsen;  14  79;  Phot.  72, 19.  Über  ihren  Tempel  und  ihr 
m.  E.  ist  vielleicht  FlbQdUbi-og  %cciiQd  {==  Geil-  Kultbild,  ursprünglich  einen  mit  Gold  ge- 
heit)  zu  lesen,  und  das  Sprichwort  bezieht  schmückten  Kegel  rohne  Basis,  welcher  in 
sich  auf  die  sprichwörtliche  {xb  dh  £<pov  [seil.  seinem  unteren  Teil  von  zwei  bis  vier  Friesen 
ntQÖit,]  inl  Xayvbiccg  avpßoXixibg  TtccQblXnTtxcu,  mit  undeutlichen,  wohl  geflügelten  Gestalten 
Athen.  9,  389a;  vgl.  Kock  zu  Phrynichos  fr.  53  (Sphinxen)  umzogen  wird,  während  der  obere 
S.  384  Mercklin  71)  Geilheit  der  Rebhühner,  sich  abrundet  und,  ganz  von  Verzierungen  um- 
hat also  mit  dem  nomen  proprium  nichts  zu  geben,  sonst  ohne  Andeutung  eines  Halses, 
tbun.  —  Die  auf  den  Perdixmythos  bezogenen  20  einen  altertümlichen  Kopf  in  Vorderansicbt 
Darstellungen  sind  im  höchsten  Grade  unsicher.  zeigt'  (0.  Rofsbach,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass. 
Auf  einem  Marmorrelief  im  Lapidarium  zu  Altert.  4  [1901],  405  Tafel  [zwischen  392/3J 
Verona,  das  sonst  gedeutet  wurde  fHephaistos,  nr.  15.  Gerhard,  Ant.  Bildw.  Taf.  30 ;,  ob. 
bärtig  mit  einem  Künstlercbiton ,  dahinter  Üverbeck,  Sachs.  Ber.  16  [1864J,  137.  Imhoof- 
Architektur,  breiter  Pilaster  mit  Geländer;  er  Blumer,  Kleinas.  Münzen  2,  330,  22  Taf.  11,7; 
ringt  gegen  einen  fast  unbekleideten  Jüngling,  vgl.  326,  2.  3.  327,  5.  328,  14.  329,  16.  17),  später 
der  zu  unterliegen  scheint',  erkennt  Panofka,  ein  der  hellenischen  Jägerin  Artemis  ähnliches 
Arch.  Zeit.  5,  6  (1848),  386  den  Daidalos,  der  Idol  fin  kurzem  oder  langem  Gewände,  rubig 
seinen  Neffen  von  der  Akropolis  herabstürzt,  dastehend,  mit  Fackeln  und  Szepter,  oder  in 
und  auf  einem  pompeiamischen  Wandbild  ao  eiligem  Laufe  auf  der  Jagd  von  einem  Hirscbe 
(abg.  Arch.  Zeit.  8  [1850]  Taf.  17)  wollte  Ger-  begleitet'  (Bofsbach  a.  a.  Ü.),  oder  stehend  mit 
hard,  Arch.  Zeit.  1848,  387  den  Daidalos  sehen,  neben  ihr  stehendem  Hirsch  (Imhoof- Blumer, 
der  vor  der  Leiche  des  getöteten  Talos,  durch  Kleinas.  Münzen  2,  326,  1),  oder  mit  beiden 
dessen  Kopf  ein  Nagel  geschlagen  ist,  steht,  Händen  die  Fackel  schwingend  mit  Mondsichel 
s.  dagegen  Heibig,  Wandgemälde  Campaniens  an  der  Schulter  (ebend.  327,  6),  mit  Köcher  an 
1480  S.  359.  Robert  2006,  50 ff.     [Höfer. |  der   r.    Schulter,   mit   der  R.  Fackel  senkend, 

Perelaos  (IIi-Qeluog)  v.  1.  im  Schol.  Ambros.  in  der  L.  Bogen  {ebend.  327,  8),  und  dazu  noch 

Hom.  Od.  17,  207  für  Pterelaos  (s.  d.  A.  Itha-  um  das  Haupt  Strahlenkrone  und  Diskus,  am 

kos,  Neritos).                                         [Höfer.]  Halse  Mondsichel   {ebend.  328,  12   Tal.  11,  4; 

Pereimis.   Wie  bei  Schriftstellern  aqua,  fons  40  vgl.  331,  25),   von  Athena  (Nike,  Hill  a.  a.  U. 

perennis,  so  kommt  auch  auf  Votivinschriften  135,  80)  bekränzt  {ebend.  330,  24);  vgl.  aufser 

dieses  Epitheton  vor.    So  begegnen  wir  auf  der  den  citierten  Stellen  und  den  unten  erwähnten 

Mailänder  Inschrift,  CLL.  5,5766,  der  Widmung  Münzen  Cic.  Verr.  1,  20,  54;  Philostr.  vit.  soijJi. 

Fonti  perenni.   In  Päty  bei  Ofen  wurden  Nym-  p.  250  =  p.  82  Kayser;  Skylax   101;   Kallim. 

phae  perennes  verehrt,  C.  L  L.  3,  3382  (rep.  eo  Hymn.    in  Dianam  187.     Münzlegende:  'ÄQtb- 

ipso   loco,  ubi  adhuc  est  puteus  quem  vicus  is  [iidog  üegycciccg,  Eckhel,  LJoctr.  num.  vet.  3, 12 f.; 

habet  unicumj.     Vgl.  den  Artikel  Nymphae  in  Mionnet  3,  459,  70.  71;   460,    72.  74.  75;  461, 

diesem  Lexikon;  ferner  Preller- Jordan,  Myth.  78 — 80.  83;  462,  90 ff. ;  Head  a.  a.  0.  585;    Hill 

2,  125,  3;  Bonner  Jahrb.  83  p.  94.  S.  auch  den  a.  a.  Ü.  p.  119—121  pl.  24,  1—6;  p.  123—124 
Artikel  Percernes.     [M.  Ihm.J                                 50  pl.  24,  8.  15;  p.  290;    Lmhoof- Blumer,  Monn. 

Pereus  {IltQtvg)  Sohn  des  Elatos  (s.  d.  nr.  2)  grecques  333,   54;   Kleinas.  Münzen  2,  326,  1. 

und   der   Laodike,   einer  Tochter   des  Kinyras,  327,  6  f.  ÄQxe^ig  Ilagyala  Mionnet  3,  466;  Corr. 

Enkel  des  Arkas,  Bruder  des  Aipytos,  Kyllen,  hellen.  10  (1886),   160.     Diana  Pergensis   oder 

Ischys   u.    Stymphalos.     Seine   Tochter  Neaira  Diana  Pergaea,  Eckhel  a.  a.  0.  3,  13;  6,  410. 

gebar  dem  Aleos   die  Auge,    Apollod.  3,  9,  1.  444;  Head  a.a.O.  585.    Weihungen  an  Artemis 

Paus.   8,   4,   3.     Völcker,  Japet.  Geschl.  S.  181.  Pergaia,  C.  L.  G.  4342  b  p.  1160  =  Lanckoronski 

Gerhard  2  S.  236.  Stammtfl.  L,  3.      [Stoll.]  168,  39.     Weihung  des  aus  Perge  stammenden, 

Periica  s.  Indigitamenta  Sp.  213.  aber  in  Thera  lebenden  Artemidoros   an   die 

Pergaia    {IJtQyaicc),   1)   eine    in    Perge    in  'ÄQxs^ig ribQyaia  2wxbiQ<x,Arch.Anz.  1899, 191,2; 

Pamphylien  hochverehrte,  mit  der  griechischen  60  ferner   Lanckoronski   167,  36.      Eine    Inschrift 

Artemis    identifizierte    Göttin    {o.    Gutschmid,  aus  Perge  nennt  einen  Priester  (C.  L  G.  4342 

Kleine  Schriften  5,  132;    Lanckoronski,  Städte  =  Lanckoronski  a.  a.  O.  166,  33),  eine  Priesterin 

PamphyliensundPisidiensM;  H.v.Gaertringen,  —  nach  Bekker,  Anecd.  1,  212,  27  und  Hesych. 

Arch.  Anz.  1899,   188;     Wernicke   bei   Pauly-  führte    die  Artemispriesterin  in  Perge  die  Be- 

Wissowa    s.    v.    Artemis    1374   Z.  62  ff. ;     1397  Zeichnung  ccyög  =  7)yb[u»v    —    xfjg  %^ob6X(oor\g 

Z.  1  ff.),     die    auf    älteren     Münzen    Vanassa  xfjg    -itölbag    tj^lüv    &büg    'ÄQXb^iÖog    ccovlov, 

Preija  (Legende:  MANAVAI  TTPEIIAI;  genannt  Waddington ,    Inscr.    d'Asie    Mineure    1373  = 

wird,     Head,  Hist.    num.    585;     Friedländer,  Corr.    hellen.   10    (1886;,    159;    vgl.    dazu    die 


1957  Pergamene  Pergamos  1958 

Münzlegenden  IIsQyaiccg  'AQttyudog  Aßvlov,  y.lrpiico  n£Qy<xwi]vä)  ^Tyeicc  TtXt-otpoQiojvL  (sie!). 
Eckhel  a.  a.  0.  3,  14.  Imhoof- Blumer,  Kleinas.  — ■  3)  aus  Col.  Ulpia  Traiana  in  Dacien,  CLL. 
Münzen  2,  331,  25.  'Agrifiidog  Ihgycclccg,  üsgy.,  3,1417  a:  Aescul.  Pergam.  et  Hygiae.  Welches 
IIsQyai(av ,  'ÄGvlog,  AavXov,  Aavlicc,  Head  hohe  Ansehen  der  pergamenische  Asklepios 
a.  a.  O.  585.  Alljährlich  fand  der  Göttin  zu  überall  genol's,  zeigt  der  Umstand,  dal's  man 
Ehren  eine  Panegyris  statt,  Strabon  a.  a.  0.  als  Schwurformel  ebenso  wie  fbei  der  Artemis 
Von  v[ivoi,  ovg  ig  rr\v  'Agre^iiv  rhv  rtegyalav  in  Ephesos'  oder  cbei  dem  Apollo  in  Delphoi' 
aäovoi,  berichtet  Philostr.  vit.  Apoll.  1,  30  sagte  pä  xbv  iv  IIsQyäy,a>  AGvlrptiöv ,  Grälen. 
p.  32  Kayser.  Ihre  Priester  durchzogen  bettelnd  13  p.  272  Kühn.  [Höfer.] 
das  Land,  Hesych.  Said.  Phot,  72,  19;  r\  IIsq-  io  Pergamides  (risQycciiidrig),  Beiname  des  Lao- 
ycäa  "iQzs^ig  Ttxaastai  inl  vöav  ccyvQT<bv  xcu  medon,  Arist.  Pepl.  45  (43).  [Höfer.J 
nXccvritav,  -nag'  öaov  i]  &sbg  ccvrn  vo^i'Qsrai  PergaillOS  (Jlt'^yafioj),  1)  Heros  Eponymos  von 
uyvQttveiv  (äytigniv,  die  Paroimiographen  s.  Pergamos,  über  den  ausführlich  handelt  Thrae- 
L.  Cohn,  Zu  d.  Paroemiographen,  Brest,  philol.  mer,  Pergamos  241  ff.  Nach  Paus.  1,  11,  1.  2 
Abhdl.2,77)  asl  Hoclnlccvüati'ca.  Neben  Artemis  (vgl.  3,  20,  8)  war  Pergamos  der  jüngste  Sohn 
ward  in  Perge  auch  ihre  Mutter  Leto  verehrt,  des  Neoptolemos  und  der  Andromache;  er  zog 
Corr.  helle>i.  1883,  263;  Bamsay,  Cities  1,  90.  mit  seiner  Mutter  nach  Asien,  tötete  im  Zwei- 
Her  Kultus  der  Artemis  P.  fand  weitere  Verbrei-  kämpfe  den  Herrscher  der  Stadt  Teuthrania 
tung;  bezeugt  ist  er  für  —  2)  Halikarnassos:  (Ihraemer  a.  a.  0.  217),  Areios  (s.  d.),  und 
i£(37]T£ta  rfjg  Agriwiöog  xf)g  TLtQyaiag,  C.  LG.  20  nannte  letztere  nach  sich  Pergamos;  hier  er- 
2,  2656;  Aue.  greek  inscr.  in  Brit.  Mus.  4,  895  hielt  seine  Mutter  Androruache  nach  ihrem 
p.  66.  Michel,  Recueil  d'inscr.  gr.  453  p.  336.  Tode  ein  Heroon.  Nach  Eaphorion  bei  Serv. 
Dittenberger,  Sylloge  22,  601  S.  373.  —  3)  Rho-  ad  Verg.  Ecl.  6,  72  (fr.  46  Meineke,  Anal. 
dos:  Uquo.  AgräyLixog  n\£]Qy[ccl\ug,  Athen.  Mut.  Alexand.  p.  78)  rief  ihn  der  von  seinen  Grenz- 
16  (1891),  119,  4;  Archaeol.  Jahrb.  9  (1894),  nachbarn  bedrängte  Grynos  (s.  d.),  der  Sohn 
28,  3;  H.  v.  Gaertringen,  Lnscr.  Graec.  Ins.  1,  des  Eurypylos  und  Enkel  des  Telephos,  zu 
66.  —  4)  Lindos:  AgTa^itti.  TltQyaica,  Foucart,  Hilfe  und  nannte  zum  Danke  dafür  eine  Stadt 
lnscr.  ined.  de  Bhodes  nr.  67;  Athen.  Mitt.  Pergamos.  Lysimachosgiehtim.ISchol.Eur.Andr. 
a.  a.  0.  120;  H.  v.  Gaertringen  a.  a.  0.  784. —  24  (vgl.  32)  an,  dafs  Proxenos,  der  Zeitgenosse 
5)  Andeda  in  Pisidien,  Münzlegende:  'Aqtshiö.  30  des  Königs  Pyrrhos  von  Epeiros,  und  Akanthios 
risQyu.,  Head  a.  a.  0.  589.  Vgl.  Imhoof -Blumer ;  aus  Nikomedia  dem  Pergamos  die  Leonassa, 
Kleinas.  Münzen  2,  356,  1.  —  6  u.  7)  Pedne-  die  Tochter  des  Herakleiden  Kleodaios,  zur 
lissos  und  Pogla  in  Pisidien,  Head&.a,. 0.591.  Mutter  gegeben  haben.  Auf  Münzen  von  Per- 
Imhoof- Blumer,  Kl.  ikf.  2,  389,  2.  3.  —  8)  Atta-  gamos  erscheint  das  Haupt  des  P.  mit  der 
leia  in  Pamphylien,  Eckhel  a.  a.  0.  3,  11.  —  Legende  TLiQyauog  oder  ILi^ya^og  %xlatr\g, 
\))  Sillyon  in  Pamphylien,  fragmentierte  In-  Mionnet  2,  588  nr.  492.  Thraemer  a.  a.  0.  242, 1. 
schritt:  MANAIIA,  Lanckoronski  a.  a.  0.  54. —  Head,  Bist.  num.  464.  Poole ,  Catal.  of  greek 
10)  Vielleicht  Naukratis,  woher  wahrschein-  coins  of  Mysia  136  pl.  28, 1.  Vgl.  Eurtwängler, 
lieh  die  im  Museum  zu  Gizeh  befindliche  In-  Arch.  Jahrb.  4  (1889),  74.  Die  geschnittenen 
schritt  AgtE^idog  HiQyccir\g  stammt,  Journ.  of  40  Steine,  auf  denen  man  den  Kopf  des  P.  er- 
hell.  stud.  21  (1901),  285  nr.  8.  —  11)  Ariassos  kennen  wollte  (Brunn,  Gesch.  d.  griech.  Künstler 
in  Pisidien,  Kultbild  der  Artemis  P.  auf  Mün-  2,  573),  sind  modern,  Eurtwängler,  Arch.  Jahrb. 
zen,  Imhoof -Blumer,  Klein.  Münz.  2,  365,  1.  —  2,  134  f.  Vermutungsweise  bezeichnet  Poole 
12)  Selge  in  Pisidien,  dieselbe  Darstellung,  a.  a.  ü.  165  die  zwei  auf  der  pl.  33,  5  ab- 
Imhoof -Blumer  a.  a.  ü.  2,  406,  25.  408,  35.  gebildeten  Münze  dargestellten  Heroen  als  Per- 
Gegen  die  Gleichsetzung  der  Artemis  P.  mit  gamos  und  Androklos.  Einen  offiziellen  Kultus 
der  Artemis  Perasia  (s.  d.),  die  Usener,  Bhein.  des  P.  in  Pergamon,  den  Thraemer  a.  a.  0.  392 
Mus.  23,  351  befürwortet,  erhebt  Wernkke  Anm.  1  zu  S.  391  (vgl.  245,  2)  für  unwahrschein- 
a.  a.  0.  1397,  12  f.  Einspruch.  —  Nachtrag:  Zu  lieh  hielt,  bezeugt  die  Inschrift  r'H.Q](oi  Il8Q[yd- 
den  oben  nr.  1  angeführten  Münzen  von  Perge  50  jach  (Fränkel,  Hie  Inschr.  v.  Pergamon  2,  289 
s.  auch  Th.  Rhode,  Münzen  Aurelians  252,  3  f.  S.  219),  deren  Ergänzung  sicher  ist  nach  der 
Usener,  Bhein.  Mus.  58  (1903;,  26  nr.  22.  Vgl.  Inschrift  eines  in  Smyrna  befindlichen,  in 
Pergasia.     [Höfer.]  Pergamon  gefundenen  Reliefs  vzaxÖQog  Atr7][v&g 

Pergamene   (Tlsgya^rivi]),  Beiname  der  Ky-  Nix,r](p6Q]ov    yjqwi    IlsQyäuio[i ,     Bert.     Piniol. 

bele  auf  der  Weihinschrift  eines  Reliefs,  das  Wochenschr.  1884,  286.    Journ.    of  hell.  stud. 

die  Göttin  in  der  bekannten   Darstellung  mit  5,  261.     Archaeol.    Zeit.    44    (1884),    71.      Das 

zwei  Löwen    zeigt    (Mtjttiq   ftsüv   Jltpyaftrjvjj),  Resultat,    zu    dem    Thraemer    a.   a.    0.    243 f. 

C.I.G.  4,  6835.     Hütschke,  Bildw.  Oberital.  5,  über    Pergamos    kommt,    ist    kurz    folgendes: 

806  S.  316.     Zum  Meterkultus  in  Pergamon  s.  'Der  epirotische  Heros  P.  ist   zum  Eponymos 

Bd.  2  Sp.  1653,   42  ff.    Sp.  2852,  40  ff.  Sp.  2858,  60  von    Pergamon    geworden     aus    Schmeichelei 

40  ff.      [Höfer.]  gegen  Alexander  den  Grofsen  und  seinen  Sohn 

Perganieuos     (niQya^rivög) ,     Beiname     des  Herakles.    Pergamos  in  seiner  Wanderung  nach 

Asklepios  auf  Weihinschriften  1)  aus  Epidau-  der  Stadt  des  Kaikosthaies  ist  ein  mythischer 

ros,  J.  Baunack,   Aus  Epidauros  S.  14  zu  70.  Reflex  der  geschichtlichen  Thatsache,  dafs  das 

Cavvadias  Fouilles  d'  Epidaure  137  S.  58.    —  Blut  der  Aiakiden  mit  dem  Sohne  des  Make- 

2)  unbekannter  Herkunft,  doch  nach  Thraemer  donierkönigs  in  Pergamos   seinen  Einzug  ge- 

bei  Pauly-Wissoioa  1,  1679,  41   vielleicht  aus  halten  hat.'     Vgl.   auch  Eick-Bechtel,  Griech. 

Epidauros   verschleppt,    C.  1.  G.   3,  6753:    ka-  Personennamen  423.     Auch   auf  Aigina  wurde 

62* 


1959                      Pergasia  Peribaso                      1960 

Pergamos  verehrt,  wenn  die  Inschrift  eines  Herod.  5,  92  das  unschätzbare  Zeugnis  über- 
Altars "Hqcov  "1EPAIIS2I  von  Fräukel,  Inner.  liefert,  dafs  Eetion,  der  Vater  des  Kypselos 
Graec.  Pelopon.  1  nr.  10  p.  7  richtig  zvl"Hqcov  und  Grofsvater  des  Periandros,  sein  Ge- 
IIsQ{y)(x[ii]cot  ergänzt  wird.  Fränkel  nimmt  schlecht  auf  den  Poseidon  söhn  Kaineus 
an,  dafs  das  y  durch  Versehen  des  Steinmetzen  zurückführte:  so  kehrt  ein  Beiname  des  gött- 
weggelassen  worden  sei,  und  dafs  Pergamos  liehen  Ahnherren  als  Name  eines  seiner  JSiach- 
als  Enkel  des  Aiakiden  Achilleus  wohl  auf  kommen  wieder.  Vgl.  Podaleirios  (s.  d.)  als 
Aigina  einen  Kult  haben  konnte.  Sollte  aber  Beiname  des  Apollon  und  Name  seines  Enkels, 
für  "Hqcov  nicht  rjgcoL  oder  "i]q(ovl  (vgl.  hier-  [Höfer.j 
über  d.  Art.  Plutodotes  nr.  5)  zu  lesen  sein,  10  Periapis  (IltQLuTiig) ,  wie  fast  alle  Hand- 
wie  auch  auf  den  beiden  oben  angeführten  In-  Schriften  bei  Apollod.  3,  13,  8  bieten  und  auch 
schriften  Pergamos  beidemal  durch  i'jQcog  be-  Bd.  2  s.  Menoitios  Sp.  2797,  43.  Bd.  3  s.  Pa- 
zeichnet  wird?  —  2)  Die  Stadtgöttin  von  Per-  troklos  Sp.  1691,  29  angegeben  ist,  der  Name 
gamos  erscheint  mit  Mauerkrone,  langem  Chi-  der  Tochter  des  Pheres,  die  dem  Menoitios 
ton  und  Peplos,  auf  ein  Scepter  gestützt,  der  den  Patroklos  gebar,  ist  falsche  Lesart  statt 
als  Amazone  dargestellten  Stadtgöttin  von  IJtQLcoTtig,  das  der  cod.  Paris.  2722  bietet. 
Smyrna,  die  Hand  zum  Bunde  reichend  auf  Diese  Periopis  ist  wohl  identisch  mit  der 
Münzen  von  Smyrna  mit  der  Legende  £[wq-  Eriopis  (s.  d.  nr.  3)  genannten  Tochter  des 
veciav  'O^övoia  IltQycc^rivwv,  Poole,  Catal.  of  Pheres,  der  Gemahlin  des  Oileus  (s.  d.  Bd.  3 
the  greek  coins  of  Ionia  pl.  39,  9  p.  305,  501  f.  20  Sp.  749,  38  ff.).  Periopis  verhält  sich  zu  Eriopis 
Macdonald,  Catal.  of  greek  coins  in  the  Hun-  wie  Periboia  zu  Eriboia.  Über  Apollodors 
terian  collection  2,  391,  287.     [Höfer.]  Quelle  s.  H.  Kullmer,  Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  27 

Pergasia  (Jlfpyaöio;),  Beiname  der  Artemis=  (1902),   555,    der    hier  UBQidiTag,    im   Register 

Pergaia  (s.  d.),  Steph.   Byz.  517,  11   und  dazu  S.  799  Periapis  schreibt.     [Höfer.] 

Lobeck,    Path.  425.     Usener,    Rhein.    Mus.  23  PeriandosV  (iJtQltxvöog'?),  Vater  des Daskylos, 

(1868),  351  mit  Anm.  106.      Vgl.  Pergasos.  des  Gründers   der  karischen   Stadt  Daskylion, 

[Höfer.]  Steph.  B.  v.  AccgxvIlov;  s.  Meineke  z.  d.  St.:  '  Ut- 

Pergasides  s.  Pergasos.  Qiavdov,  nomen  suspectum'.                  |  Stoll.J 

Pergasos    (IleQyaoog),    Vater    des   Deikoon  Peribasie  s.  Peribaso. 
(IIsQyccaidrig),    Hom.    II.  5,  535.     Tzetz.    Alleg.  30      Peribaso   (UtQißaoö})    f]    ÄcpQodLx)],    Hesych. 

5,  74.    Man  darf  wohl  kaum  mit  Fick-Bechtel,  Auch    bei   Clem.   Alex.  Protr.   2,   39   p.  33   P. 

Die  griech.  Personennamen  421    zur  Erklärung  kcpQodlzw  IltQißaaly  yitv  oi  kqytloi,  'Exkiqu  dt 

den  Namen  des  attischen  Demos  ütQyccar]  her-  Ä&rjvuloi    ncci  KaXlntvyco   ftvovßi  £vqccxov6ioi, 

anziehen    Nach  Usener,  Rhein.  Mus.  23  (1868),  r\v    NixccvdQog    (Schneider ,    Nikandrea    fr.    23 

351  f.   ist  Zusammenhag  mit   dem  Namen   der  S.    32)    6  Ttoir\xi]g   KalXiylovxov   -xov   %iv.h]v.tv 

Artemis,  UtQyaGia  (Steph.  Byz.  p.  517,  11;  vgl.  wird  für  IltQißaöLy   mit  Dindorf  im  Thesaur. 

Lobeck,  Path.  Prol.  425 f.),  anzunehmen.  s.    v.     IlsQißccaw    und    Lobeck,    Rhemat.    322 

[Höfer.]  Aglaoph.  733  HsQLßixooi  zu  lesen  sein.    Ob  die 

Perge  (üi^yr]).     Die  Stadtgöttin  von  Perge  von  Clemens  Alex,  und  dem  Scholiasten  (FIsqi- 
in  Pamphylien  erscheint  (inschriftlich  bezeugt)  40  ßaaa>  =  aoxrjuoTtoiog)   sowie  von   Welcher ,  Gr. 

mit    Mauerkrone    und    umschleiertem    Haupte  Götterl.    2,    714.    Preller-Robert    379,   2    ange- 
auf  einer  Münze   dieser   Stadt,    Hill,   Cat.   of      nommene    obseöne    Bedeutung    die    ursprüng- 

the  Greek  coins  of  Lycia,  Pamphylia  etc.  129.  liehe    ist,    ist   fraglich.      Tümpel   bei   Pauly- 

Vgl.  Imhoof- Blumer,   IUeinas.  Münzen  2,  330,  Wissowa  s.  v.  Aphrodite  Sp.  2738  erklärt  11t- 

23;  andere  Darstellungen  mit  Füllhorn,  Steuer-  Qißccam    von    TttQißaivttv   =    c  cc^vvta&ai '     als 

rüder  etc.   ebeud.   333,   35   Taf.  11,  8.  329,  19.  ■n.QÖazaxig,    äuvvrttQcc   =   f  Stadtverteidigerin ' 

331,  26.  332,  31,  33.      [Höfer.]  und  weist  auf  den  von  Telesilla  der  Aphrodite 

Perialkes  (ntpi.a;ix7js),  Sohn  des  Bias  u.  der  in    Argos    errichteten    Tempel    hin,    den    die 

Pero  (s.  d.),  der  Tochter  des  Neleus,  Bruder  des  Dichterin  der  Göttin  zum  Danke  für  die  liet- 
Aretos  u.  der  Alphesiboia,  Pherekyd.  im  Schol.  50  tung    der    Stadt    vor  den  Lakedämoniern  ge- 

Od.  11,  287.     Fustath.  p.  1685,  46;  Vater  des  stiftet    haben    soll,    Paus.   2,   20,   8.     Möglich 

Talaos,  Schol.  U.  2,  565.                        [Stoll.]  scheint    mir    auch,    den    Namen    P.    auf    eine 

Periallos  (IltQLullog),  Freier  der  Penelope,  Statue    der   Aphrodite    zu    beziehen,    die    im 

Apollod.    Fpit.    7,    29    p.    235,    nach    Wagner  Gegensatz  zu  dem  archaischen  Typus  mit  ge- 

a.  a.  O.  an  einer  interpolierten  Stelle  und  aus  schlossenen     Füfsen     (xolg     itod     avußtßrjHwg 

nÜQulog  (Apollod.  a.  a.  O.    7,  27  p.  234)   ent-  Apollod.  3,  12,   3.     Pollux  3,  91  Hesych.  s.  v. 

standen.                                                     [Höfer.]  Alytivtxiiiä   %Qyec.     Philostr.   vit.   Apoll.   Tyan. 

Periandros  (IltQiavdQog),   Beiname  des  Po-  4,28.  6,  4)  die  Göttin  mit  gekreuzten  (TttQißccörjv 

seidon,    Anonym.    Law.    in    Anecd.    var.    ed.  iaxl  xb    inaXkd^ai  xovg  itodccg,    Pollux  3,   90) 
Schoell-Studemund  1,  267.    Es  ist  dies  ein  neues  60  oder  schreitend   getrennten   Füfsen  (vgl.  Plut. 

schönes  Beispiel  für  die  von    Usener,   Götter-  Artax.  9)   darstellte,  wofür  allerdings   der  ge- 

uamen  361   aufgestellte  Behauptung,   dafs   oft  bräuchlichste  Ausdruck   diaßtßt]%wg  ist,   Plut. 

hinter  alltäglichen  Namen  alte  Götter  stehen.  Mor.  779 e.      Philostr.  Imag.  1,  16.     Oder  hat 

IltQLccvdQog    fder    Ubermann'    ist    ein   bezeich-  P.  einen  ähnlichen  Sinn  wie  jjtQOCpolxig,  ovqu- 

nender  Name  für  Poseidon,    an   dem   oft  die  vovpoixog  etc.   und  bezeichnet  die  am  Himmel 

gewaltige  Körperkraft  (vgl.  die  Epitheta  tvQva-  herumwandelnde  Lichtgöttin,  oder  lautete  die 

■iftvrig,     tVQvßlug,     iityaloa&tv^g,     ^tyaa&tvTqg  ursprüngliche  Form   gar  nicht  ILtgißctoü),  son- 

u.  s.  w.)   hervorgehoben   wird.      Nun   hat  uns  dem    barg  in   ihrem  zweiten   Bestandteil   die 


1961  Peiiboia  Periboia  1962 

Wurzel  qpa,   qpar   'leuchten',    wozu    man   vgl.  soll   von   ihrem  Vater  als  Tribut  mit  Theseus 

Usener,  Rhein.  Mtis.  23  (1868),  353?     [Höfer.]  nach  Kreta  gesandt  worden  sein,  woraus  Pau- 

Periboia  (risgißoici,  vgl.  Hesych.  s.v.  nsgi-  sanias  (1,  42,  2)  auf  eine  Abhängigkeit  Megaras 

ßotog'  vmgriaog)  1)  Na, jade,  von  Ikarios  Mutter  von  Athen   schliefst.      Minos   liebt   sie,    stöfst 

des    Thoas,    Damasippos,    Imeusimos,   Aletes,  jedoch  auf  den  Widerstand  des  Theseus,  dem 

Perileos  und  der  Penelope  (Apollod.  3,  10,  6  ;  er  dann  im  Zorne   die  Abstammung  von   Po- 

Tzetz.  zu  Lyk.  511.  792).  seidon    bestreitet    (Paus.    1,  17,  3).      Theseus 

2)  Jüngste  Tochter  des  Gigantenkönigs  heiratet  Periboia,  die  Mutter  des  Aias  (Plut. 
Eurymedon,  von  Poseidon  Mutter  des  ersten  Thes.29).  Nach  den  Attika  des  Istros  (Athen.  13, 
Phaiakenkönigs  Nausithoos  (Odyss.  7,  56 ff.).      10  557a,  vgl.  Stat.  Silo.  3,5,  48)  heifst  die  von 

3)  Älteste  Tochter  des  Akessamenos,  von  Theseus  geheiratete  Mutter  des  Aias  Meliboia. 
«lern  Flufsgott  Axios  Mutter  des  Pelegon  (11.  21,  Sonst  heifst  die  Mutter  des  Aias  Eriboia  (s. 
1 41  ff.).  Periapis),  Tochter  des  Alkathoos  (s.  d.  A.,  woselbst 

4)  Mutter  der  am  Ufer  des  Sangarios  ge-  nachzutragen  Diod.  4,  72  mit  der  Nennung 
borenen  Zwillinge  Keltos  und  Eübios,  von  Athens  als  ihrer  Heimat)  oder  Phereboia. 
Meges,  dem  Sohne  des  Dymas  (Qu.  Smyrn.  7,  Die  Ableitung  des  Aias  von  der  megarischen 
610  f.).  Königstochter  kann   erst  in  einer  Zeit  erfolgt 

5)  Okeanide,  von  dem  Titanen  Lelantos  sein,  als  Salamis  in  politische  Abhängigkeit 
Mutter  der  Aura  (Nonn.  Dion.  48,  241  ff.).  von  Megara  geraten  war  (Töpffer,  Att.  Geneal. 

6)  Bei  Nonn.  Dion.  40,  146 ff.  sagt  die  um  20  271).  Der  attischen  Sage  kam  es  bei  der  Ver- 
ihren  Vater  Deriades  und  ihren  Gemahl  Orontes  bindung  Periboias  mit  Theseus  nur  darauf  an, 
klagende  Protonoe:  ov  ybhv  iyä>  TtoQ-iovcu  nag-  den  Helden  Aias  für  Athen  zu  gewinnen 
tQXO^ica  i]dvv  'Ogovrr}v,  \  olcc  cpvycc  g  Tis  gl-  (Fleischer  ob.  Bd.  1  Sp.  121;  Töpffer  a.  a.  0.  274). 
fioia.  ual  ov  Ttots  na^ntvXov  vScog  |  clip  ccva-  — Dargestellt  ist  Periboia  auf  einer  schlanken 
6tigä£ov6a  cpvXd£onai  vygbv  uY.oixr\v.  apulischen  Amphora  (Orerbeck,  Gallerie  1,276; 

7)  Eine  der  6  Töchter  —  neben  6  Söhnen  Taf.  13  Nr.  7):  mit  der  Geberde  tiefster  Trauer 
—  desAiolosundder  Telepatra  (Schol,  Od.  10,  6).  steht    der    kahlköpfige    Telamon    auf    seinen 

8)  Eine  der  beiden  ersten,  durchs  Los  be-  Krückstock  gestützt  vor  Aias,  der  sich  noch 
stimmten  lokrischen  Jungfrauen,  welche  auf  einmal  zum  Vater  und  zu  der  Mutter  ernst  zu- 
ein  Orakel  während  eines  tausendjährigen  30  rückwendet.  Letztere,  welche  ebenfalls  kahl- 
Zeitraums  nach  Troja  geschickt  wurden,  um  köpfig  scheint,  das  Haar  in  Trauer  geschoren, 
die  dortige  Athena  zu  versöhnen,  und  welche  erhebt  das  Gewand  vor  das  Gesicht,  um  die 
das  Heiligtum  ausfegen  und  besprengen  mufsten  Thränen  zu  verbergen. 

mit  geschorenem  Haar,  in  blofsem  Chiton  und  11)  Tochter  des  Hipponoos,   Gemahlin  des 

unbeschuht    (Apollod.   epit,   6,  20  f.).      Hervor-  Oineus,  Mutter  des  Tydeus  (Schol.  Eur.  Phoin, 

gerufen  war  der  Zorn  Athenas  dirrch  den  Frevel  133).     Nach  der  Thebais  erhält  sie  Oineus  bei 

des  Aias  gegen  Kassandra  (Plut.  de  ser.  num.  der  Eroberung  von  Olenos   als  Ehrengabe  (so 

vind.  557  Z),   wo   die   angeführten  Verse  nach  auch  Hyg.  fab.  69.  70);  nach  Hesiod  sendet  ihr 

Herwerden    aus   der  Iliu  Persis  des   Arktinos  Vater  sie,  nachdem  sie  "von  Hippostratos  ver- 
stammen; Schol.  II.  13,  66,   wo   die  Aitia  des  40  führt  worden  ist  (Hes.  fr.  126  6r.),  zu  Oineus, 

Kallimachos   zitiert  werden).     Die  Jungfrauen  der  sie  _töten   soll  (Apollod.  1,  8,  4  f.).     Nach 

wurden  aus  100  Häusern  erlost  (Polyb.  12,  5).  andrer  Überlieferung  behauptet  sie,    von  Ares 

Vgl.  auch  Tzetz.  zu  Lyk.  1141.  schwanger  zu  sein;  Oineus,  der  kürzlich  seine 

9)  Gemahlin  des  Königs  Polybos  von  Korinth.  Gattin  Althaia  verloren  hat,  vermählt  sich  mit 
Dessen  Hirten  bringen  ihr  den  auf  dem  Ki-  ihr  und  zeugt  den  Tydeus  (Diod.  4,  35).  Wieder 
thairon  gefundenen  kleinen  Oidipus,  der  später  eine  andre  Sage  berichtet,  dafs  Hipponoos  sie 
vergebens  von  ihr  Auskunft  begehrt,  als  seine  zu  Oineus  schickte,  weil  sie  von  diesem  ge- 
Genossen ihn  ein  untergeschobenes  Kind  schelten  schwängert  worden  war  (Apollod.  a.  a.  0.). 
(Apollod.  3,  5,  7).  Nach  andrer,  und  zwar  Schliefslich  lautet  eine  Version,  Oineus  habe 
alter  Sage  nimmt  sie  selbst  das  ausgesetzte  50  sie  vergewaltigt  und  ihr  Vater  sie  dann  mit 
Kind  auf,  als  sie  am  Meere  wäscht  (Hyg.  fab.  66);  dem  Knäblein  Tydeus  Schweinehirten  über- 
später kommt  sie  nach  Theben  und  teilt  dem  geben  (Plut.  Prov.  1,  5).  —  Pacuvius  schrieb 
Oidipus  mit,  dafs  er  untergeschoben  sei  (fab.  67,  eine  Periboea,  von  welcher  eine  Anzahl  Bruch- 
ältere Fassung).  In  dieser  Überlieferung  gilt  stücke  erhalten  ist  (Ribbeck,  Trag.  Latin. 
sie  als  Königin  von  Sekyon  (vgl.  Schol.  Eur.  S.  93 ff.),  ohne  dafs  jedoch  Inhalt  und  Gang 
Phoin.  26;  Bethe ,  Tfieb.  Heldenl.  67  A.  38).  —  der  Handlung  sich  feststellen  liefse  (vgl.  Welcker, 
Eine  Thonschale  mit  geprefsten  Figuren  und  Gr.  Trag.  1222ff;  Ribbeck  a.  a.  0.  297ff.).  - 
Namensbeischriften  aus  Tanagra  im  Louvre  In  der  herbeieilenden  Frau  auf  der  Vorder- 
(Monum.  grecs  publ.  par  l'assoc.  pour  Vencourag.  seite  einer  in  Armento  gefundenen  Amphora 
1885—88  pl.  8  p.  48  =  Benndorf,  Vorlegebl.  60  wollte  0.  Jahn  (Arch.  Zeit,  25,  33 ff.)  Periboia 
1889,  8,4  =  Robert,  Homer.  Becher  76)  zeigt  erkennen,  welche  dem  Tydeus  zur  Seite  stehe, 
in  zwei  Scenen  Periboia,  wie  sie  den  eben  in  wie  Deianeira  ihrem  rechten  Bruder  gegen  den 
einem  Körbchen  angeschwemmten  Oidipus  auf-  Stiefbruder.  Doch  billigt  er  später  selbst  die 
nimmt  und  wie  sie  ihn  als  eignes  Kind  dem  Deutung  von  Kekule  auf  den  Tod  des  Meleagros 
Polybos  übergiebt    (vgl.   Bethe   a.  a.  0.  68 ff).  (ib.  120;  Forchhammer,  ib.  101,   wollte  in  der 

10)  Tochter  des  Alkathoos,  Gemahlin  des  Frau  die  zweite  Schwester  Gorge  erkennen). 
Telamon  (Xen.  Kyneg.  1,  9)  und  Mutter  des  12)  Die  Schlangen,  welche  dem  Laokoon 
Aias  (Apollod.  3,  12,  7;  Paus.  1,  42,  4).~#Sie  und  seinen  Söhnen  Verderben  bringen,  nennt 


1963                       Peridea  Perigune                      1964 

Lysimachos  (Serv.  Verg.  Aen.  2,  211)  curifin  et  Eine  Tochter  des  Perieres  De'idameia  war  von 

Periboeam,  nach  andrer  Lesart  Porcen  et  Chart-  Thestios    Mutter    der    Althaia  und   des  Argo- 

boeam.     [Heinrich  Lewy.]  nauten    Iphiklos,    Schol.   Ap.   Bhod.  1,  201.  — 

Peridea, -dia  (UsqiSbk,  -diu),  1)  Von  Kleo-  Deimling,  LelegerS.  118ß.  Müller,  Orchom.  139. 

dotos    (Kleodaios).     dem    Sohne    des    Kyllos,  Ourtius,  Peloponn.  2,  124.    Preller.    Gr.   Myth. 

Mutter  des  Temenos,  Tzetz.  Byk.  804  (Ilegi-dta).  2,  90.  1.     Gerhard.    Gr.    Myth.   2   8  653,  1.  3. 

—  2)  Gemahlin  des  Lelex  (s.  d.),  dem  sie  den  S36.  838.  S.  239 f.  Stamnitfl.  P.  1  u.  2.    Thrae- 

Myles,  Polykaon,  Boniolochos  (?)  und  die  The-  mer,  Pergamos  135,  1.  136.  138 f.  Etymologische 

rapne  gebar,  Schol.  Eur.  Or.  626,  wo  Schwartz  Deutungsversuche  b.  Pott,  Studien  z.  gr.  Myth. 

TlsgiSUri  schreibt  mit  Schol.  Vat..  während  die  10  Jahrb.  f.  Philol.  1859   Suppl.  3,  326 f.     Usener, 

übrigen    Handschriften    Tl^giSla    haben.     Den  fih     Mus.   23   (1868).    352.            2)    Vater    des 

Ausschlag   zu  geben   scheint  mir  -  -  3)   Verg.  Mantineers    Halirrhothios ,    den    ihm    Alkyone 

Aen.  12,  515   zu  geben:   Der  von  Aineias  ge-  gebar,   Schol.   Pind.    Ol.   10.  83.    —    3)  Vater 

tötete  Thebaner  Onites  (fehlt  s.  v.)  heifst  matris  des   Boros,   des   Gemahls    der  Polydore,    einer 

genus  Peridlae:   also  ist  für  alle  drei  Namen  Tochter    des  Peleus,  II.   16,   177.    Apollod.   3, 

dieselbe  Form  Tlspidzict   fdie  Furchtsame'  an-  13,  1.     Nach   den   Schol.   P.  1.  1.  war  er  Sohn 

zunehmen.     [Höfer.]  des    Dioplethes,     Enkel     des     Myrmidon.     — 

Perieres  (IIsQLriQr}g,  über  die  Form  LTtpinog  4)  Wagenlenker  des  Thebaners  Menoikeus,  der 

bez.  JTfpi'rjp  bei  Alkman  fr.  149  Bergk4  (—  Et.  zu  Onchestos   den   Minyerkönig  Klymenos  von 

M.  663,  53)   s.  Lobeck.  Prol.  Patli,  282.   Bergk  20  Orchomenos  durch  einen  Steinwurf  verwundete, 

a.  a.  0.),    1)    Sohn    des    thessalischen    Aiolos  dafs    er    starb.     Dadurch    entstand    ein    Krieg 

und    der    Enarete,   Enkel    des  Hellen,   Bruder  zwischen    Orchomenos    und    Theben,    und   die 

des   Kretheus,   Sisyphos,  Athamas,   Salmoneus,  Thebaner  wurden  zu  einem  Tribut  verpflichtet, 

De'iou,  Magnes,  Hesiod  (fr.  25  Bz)  b.   Tzetz.  L.  von    welchem    später    Herakles     sie    befreite, 

284.  Schal,  Pind,  Pijth,  4,  252.  Apollod.  1,  7,3;  Apollod.  2,  4,  11.     [Stoll.] 

Stammvater    der    messenischen    Aioliden.      Er  Periergos  (TIsQisQyog),   Bruder  des  Phorbas 

machte  sich  zum  König  in  Messenien,  wo  An-  ('s.  d.),  wahrscheinlich  Sohn  des  Triopas,  der  von 

dania  seine  Residenz  war  (Paus.  4,  3,  4),  und  Thessalien    nach   Karien    gewandert   war   und 

heiratete    die    Argiverin    Gorgophone,    Tochter  Triopion  gegründet  hatte  (Diod.  5,  61);  Phorbas 

des  Perseus  (Apollod.  2,  4,  5),  welche  ihm  den  30  wenigstens  heifst  Sohn    des   Triopas  b.    Hot». 

Aphareus  u.  Leukippos  gebar,  Paus.  4,  2,  2.  3.  Hymn.  2.  33.     Hyg.    P.  A.   2.    14.     Nach    des 

Diesen  zwei  Söhnen  des  Aioliden  Perieres  fügt  Phorbas   Tod   entstand  unter  seinen  Genossen 

Apollod,  1,  9,  5   noch   den  Tyndareos  u.  Ika-  Streit.     Die   einen    zogen  nach   dem  dotischen 

rios  hinzu,   sagt  aber,   dafs  viele  den  Perieres  Gefield  in  Thessalien  zurück;   Periersros  nahm 

nicht  als  Sohn   des   Aiolos,   sondern   als  Sohn  mit  seinen  Begleitern  Kameiros  in  Rhodos  in 

des  Kynortas  und  Enkel  des  Amyklas  angeben.  Besitz.     Unterwegs   fluchte    er   seinem    Bruder 

Diese    letzte    Sagenform     ist    die    lakonische.  Phorbas,    Avovon    die    Inseln   'Agceiai    zwischen 

Stesichoros  fr.   61    Bergk*    226    b.    Apollod.  3,  Knidos     und    Syme    ihren    Namen    erhielten. 

10,  3  u.   Tzetz.  L.  511  sagt,  dafs  Perieres,  der  Phorbas  litt  mit    seiner    Schwester    Parthenia 

Sohn  des  Kynortas,  mit  Gorgophone,  der  Toch-  40  Schiffbruch,    und   beide    kamen    nach    Ialysos 

ter    des    Perseus,    den    Tyndareos    u.    Ikarios,  auf  Rhodos.     Dieuehidas  b.   Athen.  6  p.  262 e 

Aphareus  u.  Leukippos   gezeugt  habe.     Andre  u.  f.     Mehr  s.  unter  Phorbas.     [Stoll.] 

behaupteten,    der    Aiolide   Perieres    sei    Vater  Perigeioi    Daimones    (TIzoLysioi    Saifiovss), 

des  Aphareus  u.  Leukippos  (messenische  Sage),  Origines  adv.    Celsum  8,   54.   60.  62.     —    Von 

dagegen  Perieres,  der  Sohn   des  Lykortas,   sei  Eust.  ad  Hom.  77.  16,  233   Zsv  avu  JaScovaT?, 

Vater  des  Oibalos  gewesen,  Oibalos  aber  habe  TIslaayiy.i  wird  Ilsloccyniög  u.  a.   durch   crspi- 

mit  der  Nymphe  Bateia   den  Tyndareos,  Hip-  yttog  erklärt.     THöfer.] 

pokoon  u.   Ikarion   gezeugt  (lakonische  Sage),  Perigune    (IlsQiyovvri),    Tochter    des    Sinis 

Apollod.   3,   10,   4;    vgl.    Schal,   Eur.    Or.   447.  (s.  d.),  die  von  Theseus   den  Melanippos  (s.  d. 

Nach  Paus.  3,  1,  3.  4   war   Oibalos   des   lake-  50  nr.  4)   gebar   -      über  den  im  Geschlecht  des 

daimonischen  Kynortas   Sohn  und  zeugte    mit  Melanippos  üblichen  Kult  bestimmter  Pflanzen, 

Gorgophone  den  Tyndareos,  welcher,  von  Hip-  der    im    Zusammenhang    mit    der   Ahnmutter 

pokoon  und  Tkarios  vertrieben,  nach  Messenien  Perigune  (O.   Wulff,  Zur  Theseussage  191,  146) 

zu  Aphareus,    dem    Sohne    des   Perieres,   floh.  steht,  vgl.  d.  A.  Ioxos  — .  Später  gab  Theseus 

Aphareus  war  durch  die  Mutter  Gorgophone  ein  sie  dem  Deioneus  (s.  Deion  nr.  2),  dem  Sohne 

Bruder  des  Tyndareos;  denn  Gorgophone  war  des    Eurytos    aus    Oichalia    zur    Gattin,    Flut, 

zuerst    Gemahlin    des    Aioliden    Perieres    und  Thes.  8;  vgl.  Paus.  10,  25,  7.  Athen,  13,  557  a. 

dann  nach  dessen  Tode  Gemahlin  des  Oibalos  "Wenn   Hyg.   f.  118:    Nisus    Martis   ßlius   sive 

gewesen,  Paus.  2.  21,  8.     So   sind   die  messe-  ut  alii  dicunt  Deionei  fdius  richtig  überliefert 

nische  und  lakonische  Sage  vielfach  vermischt  fio  ist,   wäre  Perigune  Mutter   des  Megarerkönigs 

worden,   doch   heifst  Hippokoon   nie  Sohn   des  Nisos   (s.    d.).      Über  die  Annahme    einer  Er- 

Perieres  und  der  Gorgophone,  dagegen  Apha-  wähnung  der  Perigune  in  der  Heimle  des  Kalli- 

reus    und    Leukippos    nie    Söhne    des    Oibalos  machos  s.  F.  A.  Naeke,  Opusc.   Philol,  2,  175. 

und   der  Bateia;   Tyndareos  und  Dcarios   sind  Schneider,   Calliwachea  2,  186.     Nach  Lobeck, 

durch  Gorgophone  immer  Brüder  des  Aphareus  Pathol.   Prol,   226  ist    der    zweite  Bestandteil 

und    Leukippos,    diese    aber    nie    Brüder    des  des  Namens  nsQiyovvrj  derselbe  wie   in  Msh- 

Hippokoon.  —  Ein  Sohn  des  Aioliden  Perieres  yovvig  (s.  d.);  Namen  wie  'PoSoyovvrj ,    <I>qcctcc- 

war  Pisos,   Gründer  von  Pisa,  Paus.  6,  22,  2.  yovvr\  gehören  wohl  nicht  hierher.   Pott,  Kuhns 


1965 


Perikastor 


Perikionios 


1966 


Ztschr.  f.  vgl,  Sprach  f.  6,  133  leitet  HaQiyovvr\ 
von  TtSQiylyvofiat  im  Sinne  von  'siegreich,  be- 
siegend' ab.  Darstellungen  der  Perigune 
werden  angenommen  von  Panofka,  Arch.  Zeit. 
8  C1850),  231.  Schuh,  Die  Amazonenvase  von 
Furo  7.  Jahn,  Arch.  Beitr.  35f.  Heydemann, 
Vasens.  d.  Mus.  Naz.  zu  Neapel  S.  295.  298,  3. 

[Höfer.l 

Perikastor  (ZIspijtaffToap),  Vater  der  Andro- 
fchoe,  s.  Peristhenes  nr.  2 ;  Pherekyd,  b.  Schol. 
Par.  Ap.  Bhod,  4,  1091  S.  516,  1;  v.  1.  Kastor. 

[Stoll.l 

Perikionios     (nsgixtöviog) ,     Beiname     des 
Dionysos,  Orph.  hymn.  46  (Bax%ov  ttzqi-aiovLov 
friwiaiici .  .  y.h'ulrjCY.co  Bdv.%ov  ■negixiöviov),  Schol. 
Eur.  Phoen.  649  (s.  u.).     0.  Müller,  Handb.  d. 
Arch.    d.    Kunst.2    S.    45    §    66,    1.     Creuzer, 
Symbol.  3,  109.    F.  A.   Voigt,   oben  Bd.  1  Dio- 
nvsos    Sp.    1047,    30  ff.      E.    Thraemer    ebend, 
Sp.  1090,  60f.  Maafs,  Hermes  26  (1891),  187,  2. 
Kaibel  ebend.   27   (1892),   257,  1.    Kern,  Arch, 
Jahrb.  11  (1896)  113 ff.  und  bei  Pauly-Wissoira 
s.   v.   Baumkultus   S.  161.    Preller- Robert  661. 
715,   3.     Zu   Eur.   Phoen.    651  ff.    Bgouiov   .  .  . 
xtGGog  ov  Tt£Qi6T£cpi)g   e'Xixrog  8v&vg  £tl  ßg?(pog 
XXortcp6gotGir      Hgvsßiv      •ActTCiGv.ioiGiv      bXßiGag 
tvmTißsv   lautet    das    Schol.:    4i6waov    xtaabg 
f^cod'iv  TtsgnrXctxflg   'tri    ßgtcpog   övra   xcctä   xov 
vmrov     ixccXvipsv.     iGTOQSi    yag     MvctGtag,     ort 
tüv  Kaduzicov  ßaciXsuov  KtgccvvaiTfvToov  xiGGog 
■n  8  gl    xovg     xtovccg     cpvtlg     txäXvibsv    ctvtöv, 
oTTcog    iii]   av&rititgbv   y.ccl   iv    iiwStvl   to   ßgtcpog 
diacp&agf]    \xc<Xvcp&iv    v.iggco].    Stb    xal     tcsqi- 
k  1,0 v  10 g  6  fttbg  ixXrjQr\  itctga  ©rjßcdoig.    Nach 
Eiitripides  also   schützt  kühlender  Epheu  um- 
rankend   den    neugeborenen     Gott     vor     dem 
Schicksal    seiner    Mutter,    und    Mnaseas  läfst 
diesen    Epheu    rregl    rovg    v.iovag    des    vom 
Blitze    getroffenen    Palastes    wachsen,     dessen 
Trümmer  Dionysos  selbst  später  a^ntlov  Ttigii, 
ßorgvdoSsi  %Xov  (Eur.  Bakch.  41  f.)  umwachsen 
liefs.       Creuzer     sieht     in     Dionysos     P.    den 
„Säulengott"    oder    „den    von    der    Säule    Be- 
schatteten" und  vergleicht  die  Säule  des  Mal- 
kandros    (Plut,    Is   et    Os.    15  f.),    die    aus    der 
Erikastaude  verfertigt  war,   die  den   Sarg  des 
Osiris  iimwachsen  hatte.     Gegen    Maafs,   der 
in  Perikionios  den  „rankenden  Gott",  ungefähr 
gleichbedeutend     mit     Dionysos     TIlaravtGtrig 
(s.  d.)  oder  "EvSsvSgog.   erkennt,   erhebt  m.  E. 
mit  Recht  Einsprach  Kaibel,  ohne  leider  eine 
positive  Ansicht  zu  äufsern.     Voigt  und  Thrae- 
mer   glauben    mit    Bezug    auf    den    Dionysos 
KiGGog  in  Acharnai  (Paus.  1,  31,  6),   dafs   die 
Thebaner  den  Gott  unter  dem  Bilde   des  um- 
rankenden Epheus  verehrt  hätten.     Kern   hat 
die  schon  von  O.  Müller  (vgl.   auch   Panofka, 
Abhandl.  d.  Berliner  Äkad.  1852,  384  [vgl.  382]! 
C.  Bö'tticher,  Baumkultus  der  Alten  228.  Over- 
beck,  Sachs.  Ber.  16  |~1864],  136,  53.    Newton- 
Birch,   Arch.   Zeit.  11  [1853],  125)    geäufserte, 
wie    es    scheint,    ihm    unbekannt    gebliebene 
Vermutung',  dafs  der  thebanische  Dionysos  P. 
eine  mit  Epheu  umrankte  Säule  gewesen   sei, 
von  neuem  vorgebracht.     Er  weist  mit   Over- 
beck,   Sachs.   Ber.  1864,  153    auf   das   Orakel 
bei    Clem.   Alex.  Strom.  1  p.  418   GtvXog   ©rj- 
ßaioiGi     AimvvGog     noXvyri&ijg ,     identifiziert 


dieses  Kultsymbol  mit  dem  Dionysos  KccSpog 
auf  der  Burg  von  Theben,  einem  Stück  Holz, 
das  angeblich  zugleich  mit  dem  in  das  Gemach 
der  Semele  schlagenden  Blitz  vom  Himmel 
herabgefallen  und  auf  Geheifs  des  Polydoros 
mit  Erzbekleidung  versehen  worden  war  (Paus. 
9,  12,  4),  und  zieht  zum  Vergleich  die  Dar- 
stellung auf  zwei  attischen  Lekythen  heran: 
in  der  Mitte  befindet  sich  eine  Säule,  von  der 

10  zwei  (bez.  eine)  grofse,  bärtige  Masken  herab- 
hängen; von  beiden  Seiten  nahen  sich  je  zwei 
Frauen  mit  Epheuranken,  um  die  Säule,  welche 
durch  die  Maske  als  der  lebendige  Gott  selbst 
charakterisiert  wird,  zu  bekränzen,  also  um 
dasselbe  zu  thun,  wie  der  ßovxoXog  bei  Eur. 
fr.  202  (Clem,  Alex.  a.  a.  O.)  tvdov  dh  &aXänotg 
ßovxöXov  .  .  .  Kouävra  KiGGcb  GtvXov  sviov  &eov. 
Aber  an  dieser  Stelle  ist  von  einer  Bekränzung 
gar    nicht    die    Rede,    sondern    nur  von   einer 

20  Säule  des  Gottes,  die  von  Epheu  prangt 
(nou-üv  -aiggo),  vgl.  Gruppe  bei  Bursian  102 
(1899),  198,  und  es  liegt  absolut  kein  Grund 
vor,  für  ■xou&vrcc  mit  Toup  etwa  tioGuovvTa  zu 
lesen.  Die  Schwierigkeit,  den  Namen  P.  zu 
erklären,  hat  die  Veranlassung  gegeben,  dafs 
Kreufsler  ihn  bei  Passow,  Handwörterbuch  d. 
griech.  Spr.B  s.  v.  Hsgixi öviog  'von  einer  uns  un- 
bekannten Örtlichkeit'  abzuleiten  geneigt  ist, 
und    Chr.    G.    Schwärs,    Miscellanea  politioris 

30  humanit.  ("Nürnberg  1721)  p.  67  hält  es,  da 
kuov,  movig,  GtacpvXri  wie  das  lat.  columella 
uva,  uvula  den  '  Zapfen '  im  Schlünde  nach 
der  Ähnlichkeit  einer  am  Stiele  sitzenden 
Weinbeere  bedeutet,  für  möglich,  dafs  -xicov 
die  Weinbeere  selbst  bedeute,  und  übersetzt 
TIsgi-ALoviog  durch  'uvis  circumdatus'.  M.  W. 
de  Visser,  der  Verfasser  von  De  Graecorum 
diis  non  referentibus  speciem  humanuni,  teilt 
mir  gütigst  mit,  dafs  er  in  der  zweiten,  dem- 

io  nächst  erscheinenden  deutschen  Ausgabe  in 
Addend.  zu  §  214  (JiovvGog  KiGGog)  sich  in 
folgendem  Sinne  äufsern  werde:  Der  Name  P. 
scheint  nicht  einfach  genug,  um  ein  alter 
Kultname  zu  sein  wie  D.  KiGGog.  „Der  die 
Säulen  umschlingende  —  ähnlich  Bö'tticher 
a.  a.  O.  'der  die  Säule  umfängt'  —  ist  gekünstelt, 
und  es  ist  eher  zu  glauben,  dafs  der  Name 
einem  vielleicht  thebanischen  Dichter  entlehnt 
ist,    der    den    Epheu    und    zugleich    den   Gott 

50  damit  bezeichnete.  Euripides  spricht  nicht 
von  Säulen;  vielleicht  hat  Mnaseas  die  Säulen 
clem  alten  Mythos  hinzugefügt,  um  eine  Er- 
klärung des  Namens  zu  geben."  Dies  letztere 
ergiebt  sich  mit  Bestimmtheit  aus  den  oben 
Sp.  19fi5, 31  gesperrt  gedruckten  Worten,  die  nur 
zu  deutlich  verraten,  dafs  sie  zur  Erklärung  der 
dem  Mnaseas  selbst  nicht  mehr  bewufsten  ur- 
sprünglichen Bedeutung  von  P.  konstruiert 
sind.  Dagegen  ist  m.  E.  die  Annahme  einer 
m  aktivischen  Bedeutung  von  Trsgmioviog  'die 
Säulen  umschlingend'  nicht  möglich.  Ilsgixi- 
öviog  ist  doch  ebenso  aufzufassen  wie  Ttsgixlcov 
und  das  synonyme  nsgiGtvXog  (vgl.  Pollux  1, 
78:  etitoig  d'  av  rbv  TtsgiGrvXov  xönov  xecl  itF- 
giKiovcc  —  nal  yccg  GtvXog  xccl  Y.lav  <>vo\iäts- 
tca  — ),  und  diese  bedeuten  stets  'mit  Saiden 
umgeben',  und  in  dieser  Hinsicht,  in  der  pas- 
sivischen    Auffassung     von    TIsgtKiöviog,     hat 


1967                      Periklos  Perilaos                       1968 

Schwarz  a.  a.  0.  trotz  seiner  sonst  verfehlten  Grausen  vor  dem  grimrnicren  Tydeus  zu  ver- 
Erklärung (vgl.  auch  oben  die  Creuzemche  mehren.  Dagegen  mit  Recht  Bobert,  Bild 
Definition)  Recht.  So  steht  jr?pnuW  passivisch:  und  Lied  21:  die  Ermordung  erfolgt  im  Ge- 
TtSQixiovsg  vaoi  Eur.  Jph.  T.  405.  IIi:Qiy.iovsg  mach  der  (nackt  dargestellten)  thebanisehen 
9-äla^oi  Eur.  fr.  370,  5;  vgl.  Soph,  Ant,  285  Königstochter,  deren  Liebhaber  Periklymenos 
(aiicpixioveg  vaoi)  u.  Eust.  ad  Hom.  II,  706,  22:  ist;  vgl.  die  Hypothesis  des  Salustios  zu  So- 
ä{iq)iidoveg  vaoi  ol  nioai  %vy.Igi  nsQisßxvla-  phokles'  Antigone:  Miuvfouog  df'  qprjöi  zt]v  uhv 
\i£voi;  ferner  avli]  rtsgiorvlog,  Herod.  2,  148.  'I6ur\vr\v  7tQ06ouilovaav  0so-nlvuev(p  virb  TvSsag 
153.  Musonios  bei  Stob.  Floril.  1,  84  p.  38,  17  yiaTa'A&vväg  iyniUvaiv  rslsvrTjüai,  wo  Qsonlv- 
M.  Tlepiatvloi  douoi  Eur.  Andr.  1099.  Man  10  usvco  nicht  eine  Variante,  sondern  eine  Ver- 
kann also  m.  E.  den  Dionysos  P.  nur  als  den  derbnis  des  wirklichen  Namens  nsoixlvyfvw 
fvon  Säulen  umgebenen'  D.  interpretieren  d.  h.  sein  wird,  wie  schon  Preller  23,  363  an- 
den  Gott,  dessen  Kultbild  in  besonders  äugen-  genommen  zu  haben  scheint.  Die  unter  Mi- 
fälliger  "Weise  von  Säulen  oder  von  einer  säulen-  mnermos1  Namen  überlieferte  Gestalt  der  Sage 
artigen  Brustwehr  oder  säulenartigen  Gittern  darf  auf  die  Thebnis  zurückgeführt  werden, 
umgeben  war.  Als  ähnliche  von  dem  Stand-  4")  Sohn  des  (Poseidonsohnes-)  Neleus  und 
punkt  der  Kultbilder  abgeleitete  Epikleseis  der  Chloris,  der  Tochter  Amphions,  Pylier 
lassen  sich  anführen  Xaltiioixog  (XalnoTtvlog),  (Od.  11,  281  ff.;  Diod.  4,  68;  Hyg.  fab.  14; 
TIoo&VQaia,  LTgonvlaia,  ÜQOvaog,  Hgovaia  Apollod.  1,  9,  9;  patre  Neptuno  gentium,  Sen. 
u.s.w.     [Höfer.]  20  Med.    635),    und     zwar    der    älteste    (Apoll. 

Periklos  (WetxXog),  Kodride  auf  Teos,  von  Bhod,   1,  157;    Diod,   a.  a.  0.),    hervorragend 

wo    ihn    die    Phokaier    holten    und    zu    ihrem  tapfer  (ApöU.  Bhod.  1, 158 f.;  Apollod.  2,  7,  3, 1; 

Könige    machten,    Paus.    7,    3,    10.      Dibbelt,  Valer.  Flacc.  1,  388 ff. ,    wo   der  caestus  als 

Quaest.   Coae  myth.   37.      Gruppe,   Bursian  85  seine  Waffe  genannt  wird,  vielleicht  weil  die 

(1895),  276;  vgl.  Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  316,  5;  um  Hände  und  Arme  gewickelten  Riemen  an 

vgl.  311.    [Höfer.]  die  rankende  Pflanze  7r£pncfo'ifi£i'os  erinnerten), 

Periklymene    (Tl£QiM.lviitvr\) ,     Tochter     des  Herr  über  Methone,    Elis  und  Aulon    (Valer. 

Minyas  u.  der  Klytodora,  Gemahlin  des  Pheres,  Flacc.  a.  a.  0.),  Argonaut  (Pind,  Pyth.  4,  310; 

Mutter  des  Admetos,  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  230.  Apoll.  Bhod,  a.  a  0.;  Orph.  Arg.  155;  Apollod. 

Hyg.  f.  14   (wo    fälschlich   Minos    für  Minyas  30  1,  9,  16,9;  Hyg.  a.  a.  0.;  Valer.  Flacc.  a.  a.  0.). 

gelesen   ward\     Andre    nennen    sie    Klymene,  Sein  Grofsvater  Poseidon  hat  ihm  die  Gabe  der 

wie   Schol,  Eur.  Ale.  17.    Buttmann,   Mythol.  Verwandlung  verliehen  (Hesiod  bei  Schol,  Apoll. 

2,  200.    216.     Müller,    Orchom.  138.  141.  256 f.  Bhod,   1,   156    und  bei  Eust.   zu   Od.   11,  285 

Proleg.  306.   Deimling,  Leleger  S.  134;  vgl.  oben  p.  1685,  61;  Apoll.  Bhod.  a.  a.  0.;  Schol.  dazu, 

Bd.  2  Sp.  3019.  3.     [Stoll]  wo  auch  Euphorion  zitiert  wird;  Apollod,  1,  9,  9; 

Periklymenos  (nsoiy.Xvysvog)  1)  Beiname  des  Ov.  Met,  12,  556 f.;  Sen,  Med,  635),  und  zwar 

Pluton  (Hesych,).  —  Vgl.  Klymenos.  kann  er  nicht  nur  Tier-   sondern  auch  Baum- 

2)  Ein  Freier  der  Penelope  (Apollod.  epit.  gestalt  annehmen   (Hesiod  bei  Eust.  a.  a.  0. ; 
7,  29).  Euphorion  a.  a.  0.  vergleicht  ihn  mit  Proteus, 

3)  Sohn  des  Poseidon  (Eur.  Phoin.  1156 f.;  40  s.  Od,  4,  458).  Als  Herakles  gegen  Pylos 
Schol.  Pind.  Nem,  9,  57 ff.;  Hyg.  fab.  157*)  und  kämpft,  verwandelt  Periklymenos  sich  in  eine 
der  Chloris ,  der  Tochter  des  Teiresias  (Schol,  Biene,  um  ihn  anzugreifen,  wird  aber  von  ihm 
Pind,  a.  a.  0. ,  anerkannt  von  Bethe ,  Theb.  getötet  auf  Weisung  Athenas  (Hesiod  bei 
Heldenl.  60 ;  bei  Hygin  ist  der  Name  der  Mutter  Schol,  Apoll,  Bhod.  a.  a.  0.;  Apollod.  1,  9,  9, 
ausgefallen) ,  einer  der  Verteidiger  Thebens  nach  welchem  er  vorher  Löwen-  und  Schlangen- 
gegen die  Sieben,  der  den  Parthenopaios  gestalt  angenommen  hat;  Schol.  77.  2,  336; 
tötete  (Thebais:  Paus.  9,  18,  6)  indem  er  ihm  Eust,  a.  a.  0.;  Nonn.  Dion.  43,  247ff.\  Oder 
einen  Felsblock  von  der  Mauerzinne  aufs  er  verwandelt  sich  zuletzt  in  einen  Adler  und 
Haupt  warf  (Eur.  Phoin.  1157 ff.),  am  Krenai-  wird  als  solcher  durch  einen Pfeilschufs  tödlich 
ischen  Thore  ( Aristodemos :  Schol.  Eur.  Phoin.  50  verwundet  (Ov.  Met.  12,  558ff.).  Nach  andrer 
1156).  Er  jagte  den  Amphiaraos  vor  sich  her  Überlieferung  rettet  er  sich  in  Adlersgestalt 
und  würde  ihn  von  hinten  durchbohrt  haben,  (Hyg.  fab.  10).  —  Sein  Sohn  ist  Penthilos 
wenn  nicht  Zeus  mit  dem  Blitze  die  Erde  ge-  (Paus.  2,  18,  8)  und  nach  einigen  Erginos 
spalten  hätte,  so  dafs  der  Seher  mit  seinem  (Hyg.  fab.  10).  —  Gegen  die  Behauptung  von 
Gespann  hinabfuhr  (Pind,  Nem.  9,  57  ff.  ;  0.  Seeck ,  Quellen  der  Odyssee  328  ff. ,  dafs 
Apollod,  3,  6,  8,  4;  über  die  Quellenfrage  vgl.  kleinasiatische  Ionier  ihre  Gründer  auf  Peri- 
Wilamowitz,  Herrn.  26,  225  A.  3  und  dagegen  klymenos  zurückgeführt  hätten,  wendet  sich 
Bethe,  Theb.  Heldenl.  60  A.  22).  -  -  Auf  einem  mit  Recht  Töpffer,  Att,  Geneal,  237 f. 
altertümlichen  Vasenbild  aus  Cäre  mit  bei-  Ursprünglich  ist  Nr.  4  mit  Nr.  3  gewil's 
geschriebenen  Namen  (Mon,  d.  Inst,  1858,  6,  <;o  identisch  (so  Bobert,  Bild  und  Lied  21  A.). 
tav.  14),  welches  die  Tötung  der  Ismene  durch  [Heinrich  Lewy.] 
Tydeus  darstellt,  flieht  der  ungerüstete  Peri-  Perilaos  (TIsQilaog.  ntpilscog),  1)  Sohn  des 
klymenos ,  indem  er  auf  Tydeus'  Beginnen  zu-  Ikarios  und  der  Nymphe  Periboia,  Bruder  der 
rückschaut.  Welcher,  Alte  Denkm.  5,  253  ff,  Penelope  (s.  d.),  Apoll.  3,  10,  6.  Schol.  Od,  4,  797. 
verlegt  die  Scene  an  den  Bronnen  (vgl.  Phere-  Die  Kinder  sowie  die  Gemahlin  des  Ikarios 
Icydes,  Schol,  Eur.  Phoin.  53)  und  glaubt,  dafs  werden  sehr  verschieden  angegeben;  vgl.  Schol. 
Periklymenos  sich  wie  zufällig  aufserhalb  der  Od,  15,  16.  1,  275.  277.  Heyne,  Obss.  zu  Apol- 
Mauern   befinde,   um   durch   seine  Flucht  das  lod.  1.  1.  s.  Ikarios   nr.  2   Bd.  2   Sp.  112,  67  ff. 


1969                       Perimede  Perinthos                       1970 

Nach  peloponnesischer  Sage  trat  Perilaos  statt  (s.    die    ähnliche    Erzählung     von     Ares     als 

seines  schon  verstorbenen    Oheims   Tyndareos  &ebg  yvvavx&v   in   Argos,   Luc.   Amor.  30  vgl. 

gegen  den  von  den  Erinyen  verfolgten  Orestes  mit  Paus.  2,  20,  8),  Busolt  a.  a.  0.  Furtwänqler 

als    Kläger  auf,    Paus.    8,    34,   2;'  vgl.    Bd.    3  Bd.  1  Ares  Sp.  485,  14 ff.  Sp.  486,  48.    Immer- 

Orestes  Sp.  989,  lff.  —  2)  Sohn  des  Leleger-  wahr.    Kulte   u.    Myth.    Ärkad.    1,    166.     Der 

königs   Ankaios,    der  die   Leleger   von    Samos  Beiname  Perimede  soll  wohl   das  kluge,   ent- 

(Kephallenia)  nach  der  jonischen  Insel  Samos  schlossene  Wesen  der  Herrscherin  bezeichnen, 

geführt    haben    sollte,    und    der    Samia,    einer  [Höfer.] 

Tochter  des  Flufsgottes  Maiandros,  Asios  bei  Perimede*    (üegifiridrig^,    1)    Phoker,    Vater 

Paus.  7,  4,  2.    —    3)  Troer,  von  Neoptolenios  io  des  vor  Troja  von  Hektor  erlegten  Sehedios, 

erlegt,  Quint.  Sm.  8,  294.     [Stoll.]  II,  15,  515;   vgl.  Schol.   z.   d.  St.   u.   11.  2,  517 

Perimede  (TJegiuijSrD    1)    Eine   nach    Schol.  nebst  Schol.  —  2)  Gefährte  des  Odysseus,  Od. 

Theokr.   2,  16  mit  Aganiede  (s.  d.  nr.  1)' und  11,  23.  12,  195;   abgebildet  auf  dem  polygno- 

also  wohl   auch    (vgl.   Bd.  2  Medeia  Sp.  2843,  tischen  Gemälde  des  Hinabgangs  des  Odysseus 

60  ff.)   mit  Medeia    (die    Nebenform    Mridrj    zu  in   die  Unterwelt,   Paus.   10,   29,   1,  und   dar- 

Medeia  verhält  sich  zu  üngiui]^  wie  Klyme-  nach  wohl  auch  auf  der  Vase   Monumenti  4, 

nos  —  Periklymenos,    Klymene  —  Periklymene,  19.    Bull.  Nap.  1  (1843)  tav.  6.    Arch.  Zeit.  2 

Kastor — Perikastor)    identische    zauberkundige  (1844),  Taf.  18,  2.    Gerhard,  Arch.  Zeit.  a.  a.  0. 

Heroine,  Theokr.  a.  a.  O.;  vgl.  Propert.  2,  4,  18.  294.     Welcker,  Annali  1845,  211.  -  -   3)  Troer, 

Pott,   Kuhns  Zeitschr.  f.   vergl.  Sprach  f.  6,  99.  20  von  Neoptolemos  getötet,    Quint.   Sm.   8,   291. 

E.    Wilisch,  Jahrb.   f.  Mass.   Phil,  117   (1878),  4)    Sohn    des    Eurystheus,    von    dem    ge- 

730.     Zielinski,    Philo! .    50    (1891),     148    und  kränkten   Herakles   bei   einem   Opfermahl    mit 

Anm.  136.    —    2)   Schwester   des  Amphitryon,  zwei    Brüdern     erschlagen,    Antikleides   fr.    6 

Gemahlin    des    Likymnios,    Apollod.    2,    4,    6.  p.  148.    Script,  rer.  Alex.  Magn.  ed.  Müller  b. 

Die    Angabe    von    Wagner    im    Index   p.    304:  Athen,  4,  158  a;   oder  er  fiel  mit  vier  Brüdern 

'nzQiurjdri   Creontis   ffilia)'   scheint  auf  einem  in    der    Schlacht    des    Eurystheus    gegen    die 

Irrtum  zu  beruhen.  —  3)  Tochter  des  Oineus,  Athener  und  Herakliden,  Apollod.  2,  8,  1.    — 

Gemahlin    des    Phineus,    Mutter    der    Europe  5)   Ein  mythischer   Sänger  aus  Argos,  Lehrer 

und    Astypalaia    fs.   d.),    Asios   frg.   7   Kinkel  vieler  anderen,   Demetr.  Phaler.  b.  Schol.    Od. 

S.  204  aus  Paus.  7,  4,  1.  ,4.  F.  Pott,  Jahrb.  f.  30  3,267.  Eustath,  p.  1466,58.  Censor.  fr.  10  p.  64 

klass.    Phil,    Suppl,   3   (1857—1860),   295.   310.  Hultsch;    vgl.    Lobeck,    Aglaopham,    328r. 

4  a)   eine   der  Töchter  des  Aiolos  und  der  fi)  Kentaur,  Sohn  des  Peukeus,  Hes.  Scut.  187. 

Enarete  (s.  d.)  bez.  Einarete  (s.  d.),  von  Acheloos  Gerhard,  Gr.  Myth.  2  §  666,  2.     —     7)  Freier 

Mutter  des  Hippodamas   (s.  d.  nr.  1)  und  des  der    Penelope,    Apollod.    Epit.    7,    28    p.    234 

Orestes    (s.   d.   nr.  5),   Apollod.   1,    7,   3.     Pott  Wagner.     [Stoll.] 

a.  a.  0.  329.  —  4b)  Vielleicht  ist  nach  4a  mit  Perimele  (n?giinjXr}),    1)    Tochter  des   Ad- 

Müller  bei  Hekataios  von  Abderafr.S  F.  H.  G.  metos,    Schwester    des    Eumelos,    von    Argos, 

2,  38  aus  Schol.  Pirna.  Ol,  3,  28  zu  lesen   Tlt-  dem   Sohne   des   Phrixos.   Mutter  des  Magnes, 

giliriArtg    tov     AioXoi'     statt    Iltgiu^Arig,    die  der  sich  in  der  Nähe  Thessaliens  in  der  von 

hier  als  Gattin   des  Phoroneus   erscheint;  vgl.  40  ihm  benannten  Landschaft   Magnesia   nieder- 

Bd.   3  Pelasgos  Sp.  1820,  8.  —  Crusius   Bd.  1  liefs,    Anton.    Lib.   23.    Schol.    Eur.    Ale.  269. 

Hyperboreer  Sp.  2817,  60  (vgl.  auch  Sp.  2809,  Tzetz.  Chiliad.  2,    787;    vgl.   Perimede  nr.  4b. 

20)  behält  das  überlieferte  liegt urjlri   bei  und  Ihre  Abbildung  auf  dem  Sarkophagrelief  Bd.  1 

hält  diese  für  identisch  mit  Perimele  nr.  1  (s.  d.).  s.   v.    Alkestis    Sp.   233f.    —    2)    Tochter   des 

—    5)  Auch   in  der  Erzählung   Ovids  (Metam.  Amythaon,  zeugte  mit  Antion,  dem  Sohne  des 

8,  590  ff. ;  vgl.  Lactant.  Plac.  Narr.  fab.  8,  6),  Periphas,   den  Ixion,   Diod.   4,  69;   vgl.   Schol. 

nach   der  die  Tochter  des  Hippodamas,  Peri-  Find.  Pyth.  2,  39.    —    3)  s.  Perimede  nr.  4  b. 

mele,    wegen    ihrer    Liebe    zu    Acheloos    von  —  4)  s.  Perimede  nr.  5.                        [Stoll.) 

ihrem  Vater    ins  Meer  gestürzt  und  von  Po-  Perimelides     (IlsgtiiriXidsg) ,     Beiname     der 

seidon   auf  Bitten  des   Acheloos   in  eine  Insel  so  Nymphen,  Serv.  ad  Verg.  Ecl.  10,  62;  s.  Bd.  3 

verwandelt  wird,  möchte  ich  glauben,   hat  in  Nymphen  Sp.  526,  5  ff.                          [Höfer.] 

der  griechischen  Vorlage  JItgi\ir\Jr\  gestanden,  Perimnestos  (JIsgi\ivrfirog),  ein  Troer,  dessen 

da  es  wohl  nicht  nur  Zufall  ist,  dafs  oben  4a  Sohn  Eurykoon  bei   der  Eroberung  von  Troja 

dieselben  Namen,   Acheloos,   Hippodamas,   ev.  durch  Diomedes  fiel,  Quint.  Sm,  13,  210. 

Perimede,   wenn  auch  in  anderem  Zusammen-  [Stoll.] 

hang,   wiederkehren.     —     6)    Mythisch  (Niese  Perimos  (Jltp/fio?),  Troer,  Sohn  des  Megas, 

bei  Pauly-Wissowa  s.  v.  Charillos.  Busolt,  Gr.  von    Patroklos    erlegt,    II.    16,    695.    Et,    M. 

Gesch.  ls,  603,  4),  nicht  historisch  (0.  Müller,  p.  594,  35.    Usener,  Rh.  Mus.  23  (1868 \  7. 

Doricr  2, 418, 2)  ist  auch  die  Königin  der  Tegeaten  [Stoll.] 

Tlegiiiridci.  die  sonst  Marpessa  oder  auch  Choira  60      Perineike   dlsQivsinri),   Tochter   des  Hippo- 

(Xoipcc)  hiefs,  an   der  Spitze   der  tegeatischen  machos,  von  Naubolos  Mutter  des  Argonauten 

Frauen   ein  Heer  der  Lakedaimonier  besiegte  Iphitos  aus  Phokis;  Schol.  Ap.  Bh.  1,  207. 

und   die  gefangenen   Feinde    zu    Frondiensten  [Stoll.] 

zwang,  Deinias  bei  Herodian  nsgl  [tov.  %s%.  8  Perinthos  (IIsgivQ-og),  1)  ein  Epidaurier,  der 

Bind.     Gramer ,    Anecd.    Oxon.    3,    263,    18  ff.  mit  Orestes  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  1013,  33  ff.)  auszog, 

Paus.  8,  47,  2.  48,   4  ff. ;    vgl.  8,  5,   9.    Her  od.  Eponymos  des  thrakischen  Perinth,  Steph,  Byz. 

1,  66.     Die   Sage    ist  gebildet    zur    Erklärung  s.  v.  ntgtvftog;   nach    Usener,   Bhein.  Mus.  23 

des  Kultus  des  Ares  rvvocixo&olvag  in  Tegea  (1868),  346 f.  363,  147  ist  der  Name  Perinthos 


1971                     Periopis  Periphetes                    1972 

eine    blofse    Variante    für   nsipav&og   (s.    d.V  Met.  12,  449,  nach  Epaphroditos  bei  Steph.  Byz. 

Vgl.    auch  Peirinthos.    —    2)   Die   Stadtgöttin  s.  v.  AaniQ-ri  Vater*),  nach   Diod.  4,  69    Sohn 

von  Perinthos  mit  Mauerkrone,  im  linken  Arm  des  Lapithes  von  der  Orsinome,  zeugt  mit  der 

ein  Ruder   tragend,  reicht  der    als    Amazone  Hypseustochter  Astyagyia   acht   Söhne,   unter 

gebildeten    Smyrna    die    Rechte    zum    Bunde  ihnen  den  Antion,  durch  den  er  Grofsvater  des 

auf   Münzen    von    Smyrna    mit    der    Legende  Ixion  ist.   Nach  Toepffer,  Aus  der  Anomia  34.  45 

Zpvpv.  'OilÖvoik  IlfQLv&i.,  Poole,  Oatal.   of  tlie  (vgl.  auch  d.  Art.  Peirithoos  Sp.  1762)  ist  Peri- 

greek   coins    of  Ionia    pl.    39,  6    p.  302,  487 f.  phas  ebenso  wie  Peirithoos,  Phorbas,  Phaleros 

Macdonald,  Catal.  of  greek  covns  in  the  Htm-  u.  s.  w.  von  der  attischen  Lokalsage  annektiert 

terian  collection  2,  390,  280.    Auf  Münzen  von  10  und  zu   einem   autochthonen  Athener  gemacht 

Perinthos  erscheint  sie  mit  modius,   auf  jeder  worden,  also  identisch  mit  dem  folgenden.  — 

Hand  einen  Tempel  tragend;  zu  ihren  Füfsen  12)  Attischer  Autochthone  und  König  vor  des 

befindet    sich    ein    flammender    Altar,     Catal.  Kekrops  Zeit,  der  gerecht  und  fromm  vor  allen 

Tauric  Chersonese  .  .   Thrace  153,  41  (mit  Ab-  Göttern  den  Apollon  verehrte;  gern  gehorchten 

bildung)      [Höfer.]  ihm  die  Menschen,  übertrugen  die  Ehren  des 

Periopis  s.  Periapis.  Zeus    auf   ihn,    errichteten    ihm   Tempel    und 

Perios  s.  Perius.  nannten  ihn  Zzvg  -!a>ti]Q,'E7(6^)iog und M£ili%iog. 

Periphantos   (7Tf(Hqp«i'ro?\   1)  Beiname   des  Darob  ergrimmte  Zeus  und  wollte  des  Periphas 

Zeus;  s.  Periphas  nr.  12  a.  E.  —  2)  Nebenform  Haus  mit  seinem  Blitzstrahl  zerschmettern ;  aber 

für  Hspi<j>r)T7\g  (s.  d.  nr.  5),  Suid.  s.  ©rj6iiot6iv.  20  auf  Apollos  Fürsprache  mildert  Zeus  die  Strafe ; 

[Höfer.]  er  kommt  zum  Hause  des  Periphas,  wo  er  diesen 

Periphas   (nspiyag),    1)   ein   Grieche,    Sohn  'biuXovvra   rf]   yvvainl'   trifft,   drückt   (7tif^iv') 

des   Ochesios,   der  tapferste   der   Aitoler,  von  ihn  mit  beiden  Händen  und  verwandelt  ihn  in 

Ares  getötet,  Hom.  11.  5,  842.  847;  vgl.  Schol.  einen  Adler.  Zum  Lohne  aber  für  seine  Frömmig- 

und  Ameis  z.  d.  St.  —  2)  Ein  anderer  Grieche,  keit  macht  er  ihn  zum  Könige  der  Vögel,  der 

bei    der    Eroberung    von    Troja    Genosse    des  sich  auf  des  Zeus  Scepter  niederlassen  und  zu 

Neoptolemos,    Verg.  Aen.  2,  476,    "mgens'  ge-  seinem  Throne  fliegen  darf.   Ebenso  verwandelt 

nannt.  wie  nr.  1  an  beiden  Stellen  (7t8lcbptog,  Zeus  des  Periphas  Gattin  auf  ihre  Bitte  in  einen 

heifst.    —   3)  Ein  Troer  (vgl.  über   die  Homo-  Vogel,  rpr\vri  (faleo  ossifragus  Linn.)  — ■   daher 

nyniien    von   Personen    verschiedener  Parteien  30  nennt  Ov.  Met.  7,  399  die  Gemahlin  des  Peri- 

bei  Homer  Friedländer,  Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  phas  Phene —  dessen  Erscheinen  den  Menschen 

3,  819),    Sohn   des  Epytos,   Herold   der  Troer,  als   glückverheifsend   gilt.  Anton.  Lib.  6;  vgl. 

in   dessen    Gestalt  Apollon    den    Aineias    zum  Ov.  a.  a.  O.  400.    Läctant.  Plae.  Narr.  fab.  7,  20. 

tapferen  Kampfe  anfeuert,  Hom.  77.  17.  323  ff.  Quelle  für  diese  Sage  ist  nach   Usener,  Ehem. 

Nach  Enst.  77.  110,  5.  1108,  35  heifst  er  TJ^i-  Mm.   23   (1868),    357    Boios,   nach    Wellmann, 

cpctg  *<bg  Ttspirt&g  cpcav&v\  —  4)  Anderer  Troer  Hermes   26   (1891),   507,   2    Nikandros.      Nach 

auf  einer  Amphora    mit  der  Darstellung   der  Usener  a.  a.  0.   ist  Periphas   ein   Sonnenheros, 

Rüstung  der  Troer,  C.  7.  G.  4,  7381,  abg.  Ger-  Gott   des   leuchtenden   Himmels   (Wurzel   7Tspi 

hard,  Auserl.  gr.  Vas.  Taf.  190.  191.    Beinach,  etc.  =  'leuchtend'    etc.   und    'cpar'),   und    es 

Bepert.  des  vas.  2,  95.     Nach  Gerhard  a.  a.  0.  40  schimmert    durch    diese   Sage  noch   hindurch, 

S.  86   soll  hier  7Ifptqpor?  =  ' THQixpavrtg  =  der  dafs  Periphas  einmal  als  Zeus  selbst  galt;  für 

glänzende  und  erlauchte  Held'  Bezeichnung  des  letztere  Annahme  hätte  auch  auf  das  Epitheton 

HektorC?)   sein.    —   S)  Vater    der    Euryganeia,  des   Zeus    nspiqxxvrog    bei    Orph.    hymn.   20,  1 

der  Gemahlin  des  Oidipus  ('s.  d.  Bd.  3  Sp.  726,  verwiesen  werden  können.     Aufser   den  unter 

48 ff.),  Pherekydes  fr.  48  aus  Schol.  Eur.  Phoen.  3)  i)  12)   erwiihnten  Ableitungen   vgl.   Lobeck, 

53,  wohl  mit  nr.  11  identisch.  Vgl.  auch  Weck-  Pathol.  prol.  40  nr.  45,  der  Periphas  von  ypäco, 

lein,  Sitzungsber.  d.  phil.-philol.  Kl.  d.  k.  bayr.  rppdfo  ableitet  und  es  zu  n^Qicpijt^g  fso  auch 

Akad.  zu  München  1901,  681.  —  6)  Sohn  des  Gerhard   a.   a.   0.   86,  26.     Fick  -  Bechtel,    Die 

Aigyptos  und   der  Gorgon,   vermählt  mit  der  griech.  Personennamen  374.  406)  stellt. 

Danaide  Aktaie,  Apollod.  2,  1,  5.  —  7)  Freier  so                                                                 [Höfer.] 

der  Penelope,  Apollod.  Epit.  7,  29.  —  8)  Freier  Periphemos    (Tlspicpriuog),    ein    alter   Heros 

der    Hippodameia,    dessen    Haupt    auf    einer  auf  Salamis.     Ihm  und  dem  Kychreus  brachte 

Amphora   aus  Ruvo   mit  der  Darstellung   der  Solon    auf    Geheifs     des    delphischen    Gottes 

Vorbereitung  zur  Wettfahrt  zwischen  Oinomaos  Opfer   dar,   bevor   er  die  Eroberung   der  Insel 

und  Pelops  erscheint,  abg.  Bd.  2  s.  Oinomaos  unternahm,   Plut.   Solon  9;   vgl.    Toepffer,  Att. 

Sp.  775;    vgl.    aufser    der  dort  Sp.  776,   12 ff.  Geneal.  272,  2.  Bnhde,  Psyche  ls,  178,  3. 

angegebenen  Litteratur  Beinach,  Bepert.  1,261.  [Stoll.] 

377,  6.     Walters,  Cot.  of  vas.  Brit.  Mns.  4,  331  Periphetes  (TleptcpriTrig,  zum  Namen  s.  Peri- 

S.  164.      Kretschmer,   Die  griech.   Vaseninsclir.  nhas  nr.  12  a.  E.)   1)   Sohn   des  Kopreus,   des 

215,  10*.     C.  I.  G.  4,  8422,  wo  auf  den  Namen  60  Heroldes  des  Eurystheus,  TtciTpbg  ttoXv  x^ipovog 

dt's   Rosses  des    gleichfalls   von  Oinomaos   ge-  vlbg  &[ieIvwv,  von  Hektor  getötet,  Hom.  77.  15, 

töteten    Freiers    Marmax,    'Epiqpo;?     verwiesen  638 ff.  -  -  2)  Myser,  von  Teukros  getötet,  Hom. 

wird.  --9)  Einer  der  fünf  Söhne  des  Arrhetos.  77.  14,  515,  vielleicht  mit  dem  Hom.  B.  13,  791 

Genosse  des  Deriades,  Nonn.  Dionys.  26,  257.  „  „         m  .,        „  B 

1A\  Q^l,^   Ar.„   f\:„n„r.  f„    A    T>Z     o  b       uka     KfW  *)  Krahnor  hei   F.rtsrh  u.  Gruber   Sekt.    3  Teil    17  S.  80 

—  lO)  ^ohn  des  Omeus  (s.  d.  Bd.  3  bp.  754,  50)  '     .                                                   ,    .,  .  .„  .    . 

j    j         »ii.i      •       j»»hj.        -i        •            r>    ..i                   i  s.  v.  Periphas  nr.  2    will   mit  Stur;.    Phprekyd?  ?>,  121  hei 

T     «JerAlthaia,  fallt  mit  seinen  Brüdern  nach  S(eph  Byz   ,„,  jani9ou  ro!-  mQUpavtoS  nach  mgttpar- 

des     MeleagrOS     Tode     im     Kampfe     gegen     die  t0,  ergänzen   natnf);,    um    mit  Diodor  Übereinstimmung 

Kureten,   Anton.  Lib.   2.   —   11)  Lapithe,  Ov.  herzustellen. 


1973 


Periphetes 


Periphetes 


1974 


genannten  noXv(pr,rr}g  identisch,  Friedländer, 
Jahrb.  f.  Phil.  Suppl  3,  823.  Ebeling,  Lex. 
Hom.  s.  v.  TloXvcprirr]?.  —  3)  Sohn  des  Nykti- 
mos  (s.  d.  nr.  11,  Vater  des  Parthaon  (Porthaon), 
Paus.  8,  24,  1.  —  4)  König  von  Mygdonia, 
einer  der  Freier  der  Pallene  (s.  d.  nr.  1).  von 
deren  Vater  Sithon  im  Kampfe  getötet,  Kanon 
narr.  10.  U.  Hoefer,  Kanon  54.  —  5)  Peri- 
phetes-Korynetes.  Wichtigste  Litteratur:  W. 
Gurlitt,  Das  Älter  der  Bildwerke  und  die  Bau-  10 
zeit  des  sog.  Theseion  in  Athen  1875.  Liiigi 
Milani  im  Museo  ital.  di  antich.  class.  3  (1888), 
209 ff.  Osk.  Wulff,  Zur  Thesenssage.  Archäol. 
Untersuch,  n.  mythol.  Beiträge  (Dissert.  Dorpat 
1892).  Km.  Sarnow,  Die  cycl.  Darstell,  aus  d. 
Thesenssage  in  d.  ant  Kunst  n.  ihre  liter.  Quelle 
(Diss.  Leipzig  1894).  Die  Arbeiten  von  Walth. 
Müller,  Die  Theseusmetopen  vom  Theseion  zu 
Athen  in  ihrem  Verhältnis  zur  Vasenmalerei 
(Dissert.  Göttingen  1888)  und  Jane  Harrisson,  2) 
Mythology  and,  monuments  of  ancient  Athens 
kenne  ich  nur  aus  den  Ausführungen  von  Wulff 
und  Sarnow. 

nsQiqniTwg  heifst  der  räuberische  Riese  bei 
Paus.  2,  1,  4.  Apolld.  Frqm.  Sabb.  im  Bhein. 
Mus.  46  (1891),  183,  17  (s.  unten).  —  Uegi- 
cprjxwg-Kogvvrjxrig  bei  Apollod.  3,  16,  1  (s.  unten"). 
Plut.  Thes.  8.  Hesych.  s.  v.  Tlegicprixvg.  Suid. 
s.  v.  ©nGeioiGiv  (hier  mit  der  Var.  Ilegicpctvxog). 
Nicet.  Choniat.  De  Manuele  Comn.  4  a.  E.  p.  195  30 
ed.  Bonn.  —  nur  Kogvvrjxtjg.  Diod.  4,  59.  Plut. 
Thes.  et  Born,  compar.  1.  Hyg.  f.  38  p.  68 
Schm.  f.  158  p.  14.  Schal.  Gal.  Phil.  Solu.  Ov. 
Ibis  405;  vgl.  Ov.  Met.  7,  436  (claviger).  Wie 
Kallimachos  in  der  Hekale  die  Sage  von  Peri- 
phetes behandelte,  ist  ungewifs,  A.  F.  Naeke, 
Opusc.  Phil.  2,  166.  Sehneider,  Callimach.  2, 
186.  Als  Vater  wird  Hephaistos  genannt 
(Paus.  Apollod.  an  beiden  Stellen.  Ovid.  Met. 
u.  Ibis.  Hyg.  158);  abweichend  lautet  Hyg.  38:  4r> 
(Theseus)  Corynetem ,  Neptuni  fdium,  armis 
oeeidit;  Pityocamptem,  qui  etc.  Bunte  stellt 
die  Worte  Neptuni  filium  nach  Pityocamptem, 
m.  E.  ohne  zwingenden  Grund,  da  für  alle 
der  von  Theseus  auf  seinem  Wege  nach  Athen 
getöteten  Räuber  Poseidon  als  Vater  nachweis- 
bar ist:  Sinis  (Bakchylid.  17  [18],  20 ff.;  vgl. 
d.  Art.  Petraios  nr.  3),  Skeiron  (Apollod.  Epit. 
1,  2),  Kerkyon  (s.  d.  nr.  1,  wo  auch  das  Schwan- 
ken zwischen  Hephaistos  und  Poseidon  her-  51 
vortritt),  Prokrustes  (Hyg.  f.  38).  Die  Mutter 
wird  nur  an  einer  Stelle  (Apollod.)  genannt. 
Antiklei a.  Dafs  diese,  wie  Heyne  zu  Apollod. 
und  Schirmer  Bd.  1  Antikleia  Sp.  374,  57  ver- 
muten, mit  der  gleichnamigen  Tochter  des 
Autolykos  und  Mutter  des  Odysseus  identisch 
sei,  erscheint  unwahrscheinlich;  eher  könnte 
man  an  die  Tochter  des  Diokles  (s.  Antikleia 
nr.  3)  denken,  die  mit  Machaon,  dem  Sohne 
des  Asklepios,  verbunden  erscheint;  dies  könnte  go 
nach  Epidauros,  dem  Schauplatz  des  Kampfes 
zwischen  Theseus  und  Periphetes  (Paus.  Plut. 
Apollod.  Ovid.  an  beiden  Stellen),  weisen.  Den 
Beinamen  Kogvvrjxrig  führte  Periphetes  von 
seiner  Keule  (Plut.  r)  TtgoGayogevouevv  xogvvrj, 
Diod.),  nach  Paus,  war  sie  %cditfj,  nach  Apollod. 
aiSrjQß.  Eine  z.  T.  wörtliche  Übereinstimmung 
herrscht  zwischen  Diodor  (xovg  Ttagiövxocg  uno- 


xxeivavxcc)  und  Apollod.  (Si'  rjg  xovg  TtdQlÖvTdg 
iativxsivs),  vgl.  Wagner,  Cur.  mythogr.  122  f., 
der  für  Apollod  or ,  Diodor  und  auch  Hyg  in. 
(zu  Diodor  und  Hygin. ;  vgl.  auch  Bethe,  Quaest. 
Diodor.  myth.  62)  dieselbe  Quelle  annimmt. 
Merkwürdig  ist  die  abweichende  Überlieferung 
über  Periphetes  in  der  Biblioth.  des  Apollod. 
und  im  Fr  gm.  Sabb.  An  ersterer  Stelle  heifst 
es:  7TQWTOV  (isv  yug  Uegixprjxr\v  xbv  'Hcpcdarov 
xcel  Avxixlelag,  og  Ccitb  vf}g  %ogvvrtg  rjv  ecpögei 
xoQvvrjTwg  insxccXsZro ,  %-Kthivsv  er  'Eiridccvga*) 
■jroSag  de  aa  frsvstg  e%cov  ovxog  icpögei 
xogvvrjv  Gtdng&v,  8i  rjg  rovg  rtctgiövxag  %kisive' 
Tccvtrjv  cccpelouevog  ©rjGevg  e'cpogei.  Dagegen 
lautet  das  Fr  gm.  Sabb.:  ©noevg  .  .  .  j]7ieiyexo 
eig  rag  A&rjvctg'  Ttodccg  yäg  £%<av  ßgiagovg 
ovxog  (also  Theseus)  iyogei  xogvvnv  6idr\Q&v, 
r]v  ccTtb  xbv  'Hqxxiaxov  negiytjxwv  'e"kaßev. 
ektsivs  öe  Ttdvrag  xal  Y.axexgoncaGaxo  rovg 
avxmgdxxovxccg  rjgioag  xal  nävxag  rovg  IvGxgt- 
■nbv  (isTiovrag  ßiov.  Wagner,  Bhein.  Mus.  a.  a.  0. 
392  äufsert  sich  hierüber  folgendermafsen :  Die 
auffällige  Abweichung  nodag  yuo  e%cov  ßgia- 
govg statt  uG&eveig  fällt  wohl  dem  Excerptor 
zur  Last,  der  durch  Einsetzen  seines  gleich 
darauf  wiederkehrenden  Lieblingswortes  ßgiagög 
den  Sinn  zu  bessern  glaubte,  während  Apollodor 
offenbar  hervorheben  wollte,  dafs  der  dicht  am 
Wege  den  Wandernden  auflauernde  Bösewicht 
trotz  seiner  körperlichen  Schwäche  durch  seine 
furchtbare  Waffe  ein  gefährlicher  Gegner  war: 
andernfalls  hätte  der  sich  nur  auf  seine  Füfse 
beziehende  Zusatz  keinen  Sinn,  und  ebenda 
383,  5  meint  Wagner,  dafs  der  Satz  iqv  ccnb 
xbv  'HcpctiGxov  nsQi(piqxr]v  h'Xaßsv,  wozu  Bücheier 
a.  a.  0.  183,  17  bemerkt:  nota  strueturam  novi- 
ciam.  aus  den  Worten  der  Bibliothek  negKprjxvv 
xbv  "HqxxiGxov  abgeleitet  sei  und  die  mangel- 
hafte Kenntnis  des  Verfassers  im  Griechischen 
bekunde.  Wulff  192  weist  darauf  hin,  dafs 
durch  die  Worte  der  Bibliothek  Periphetes 
durch  seine  Eisenkeule  und  seine  schwachen 
Füfse  als  echter  Hephaistossohn  (über  die 
Lahmheit  des  Hephaistos  s.  Bd.  1  Sp.  2050,  lff.) 
charakterisiert  werde,  während  er  zugleich 
S.  144  in  den  Worten  des  Frgm.  Sabb.  itöSag 
e%iav  ßgiagovg  altüberlieferten  Wortlaut  er- 
kennt, sie,  wie  die  Struktur  notwendigerweise 
erfordert,  auf  Theseus  bezieht  und  darin  einen 
Zug  seines  lapithischen  Charakters  erkennt. 
Eine  Entscheidung,  ob  Versehen  und  Unkennt- 
nis des  Epitomators  oder  ob  Kontamination 
zweier  verschiedener  Berichte  vorliegt,  läfst 
sich  nicht  treffen ;  m.  E.  aber  machen  die  Worte 
r\v  ecrtb  xbv  'HcpaiGxov  nspiyrjxwp  h'lußev  eher 
den  Eindruck,  als  klängen  sie  an  eine  epische 
Vorlage  (eine  der  ©nGvidea?;  vgl.  darüber 
Bobert,  Bild  und  Lied  32  f.  Wulff  190  ff. 
Sarnoio  24 f.)  an  (etwa  7]V7tso  eeep'  'HcpaiGxov 
liegt (prix-nv  eilexo  ncäSci).  In  der  Reihen- 
folge der  Abenteuer  des  Theseus  auf  seinem 
Wege  von  Troizen  nach  Athen  (vgl.  darüber 
im  allgemeinen  0.  Müller,  Darier  1,  238 f.) 
nimmt  der  Kampf  mit  Periphetes,  wie  es  die 

*)  Bis  hierher  stimmt  die  Epit.  Vat.  überein,  die  aber 
nun  fortfährt:  y.al  xtjv  aidrjgäv  xogvvijv  dt*  ^  rovg  rtec- 
giivra;  ixtTvnz  i<p6vsvev  &<p?Z<Uifro;  @);aevc  ?(p6nti,  also 
den  auf  die  Füfse  bezüglichen  Zusatz  wegläfst. 


1975                     Periphetes  Periphetes                    1976 

geograjmische^  Lage  der  mit  den  Abenteuern  rend  die  fünf  anderen  in  der  gewöhnlichen 
verknüpften  Ortlichkeiten  mit  sich  bringt  Reihenfolge  (Sinis,  Sau,  Skeiron,  Kerkyon,  Pro- 
(F.  A.  Naeke,  Opuse.  Phil.  2,  56.  Wagner,  Cur.  krustes)  folgen.  Der  Schlufs  Roberts  erscheint 
myth.  120.  Sarnow  27,  2),  fast  stets  die  erste  zwingend,  dafs  der  Kampf  mit  Periphetes  erst 
Stelle  ein  (Plut.  Thes.  Diod.  Apollod.  Ov.  Ibis  später  dem  Cyklus  angegliedert  worden  sei, 
Hyg.  f.  38);  bei  Plut.  Comp.  u.  Suid.  erscheint  vielleicht  um  die  vor  die  Ankunft  in  Athen 
er  an  vierter  Stelle,  bei  Ov.  Met.  geht  dem  Peri-  fallenden  Thaten  zu  einem  halben  Dodekathlos 
phetesaben teuer  der  Kampf  mit  der  krommyo-  (vgl.  auch  Wagner,  Cur.  myth.  120)  abzurunden, 
nischen  Sau  voraus,  nach  der  richtigen  Be-  Denn  es  erscheint  doch  kaum  denkbar,  dafs 
obachtung  von  Wagner,  Cur.  myth.  120.  Sarnow  10  Bakchylides,  der  die  fünf  anderen  Abenteuer 
27,  2  deshalb,  weil  Ovid  den  Kampf  mit  dem  aufzählt,  gerade  dieses  eine  unerwähnt  gelassen 
marathonischen  Stier  als  Veranlassung  für  seine  haben  würde.  So  dürfen  wir  denn  annehmen. 
Erzählung  voranstellt  und  daran  sofort  die  Er-  dafs  das  Periphetesabenteuer  ungefähr  etwas 
legung  der  Sau  schliefst,  um  die  Kämpfer  mit  vor  der  Mitte  des  5.  Jahrhundei'ts  dem  Cyklus 
den  Tieren  einerseits  und  den  menschlich  ge-  der  Theseusthaten  hinzugefügt  worden  ist, 
bildeten  Unholden  andererseits  zusammen-  worauf  auch  die  Münchener  Schale  (s.  unten") 
zustellen.  Bei  Paus,  werden  die  Kämpfe  nicht  hinweist,  die  Robert  um  450 — 440  ansetzt  und 
zusammenhängend  aufgezählt:  Skeiron  (1,3,1.  auf  der  unser  Abenteuer  zum  ersten  Malesich 
44,  8),  Kerkyon  (1,  39,  3),  Prokrustes  (1,  38,  5);  dargestellt  findet.  Da  in  der  älteren  Über- 
auf die  Erwähnung  der  krommyonischen  Sau  20  lieferung  als  erstes  Abenteuer  der  Kampf  mit 
(2,  1,  3)  und  des  Sinis  (2,  1,  4)  folgt  gewifser-  Sinis  figurierte,  lag  es  bei  der  verhältnismäfsig 
mafsen  nachholend  oder  anschliefsend  (Hitzig-  grofsen  Entfernung  von  Troizen  bis  zumlsthnios 
Bluemner  zu  Paus.  a.  a.  O.  S.  484):  ixd&rjgs  nahe,  gerade  auf  dieser  Strecke  die  örtlich- 
yao  Oiqßsvg  .  .  .  xr\v  oSbv  ti]v  ig  ]4&r']v<xg  iv.  keit  für  das  neue  Abenteuer  zu  fixieren,  und 
Tooi£f]vog,  ovg  ts  71q6t£qov  yteiTrjQL&uriGci  aveXmv,  dafür  war  Epidauros  das  nächst  liegende, 
-xa/  tv  'TLttiöccvqco  .  .  HsQwpr(VT\v .  Ob  diese  Vielleicht  entlehnte  man  für  den  neuen  Gegner 
Reihenfolge  bei  Pausanias  etwa  anzuführen  des  Theseus  den  Zug,  dafs  er  ein  Keulenträger 
ist  für  die  gleich  zu  besprechende  Annahme,  war,  von  dem  Koovvrjrrig  'iorii&oog  (Hom.  II. 
dafs  der  Kampf  mit  Periphetes  erst  7,  9.  138.  Paus.  8,  11,  3").  der  eine  "aoqvvtj 
später  dem  Cyklus  der  Theseusabenteuer  hin-  30  ai8r,Qsir}  (B.  7,  141.  144)  trug,  wie  Periphetes 
zugefügt  sei,  bleibe  dahingestellt.  Schon  (s.  oben  Sp.  1973),  und  dessen  Grab  südöstlich 
Wulff'  128  (vgl.  133)  hatte  auf  den  Umstand  von  Mantinea  unweit  der  argivischen  Grenze 
aufmerksam  gemacht,  dafs  der  strenge  Vasen-  sich  befand,  Paus.  a.  a.  0.  Bursian,  Geogr. 
stil  Periphetes  nicht  kenne,  da  er  auf  den  alte-  Griech.  2,  216.  Dafs  man  dem  Periphetes  den 
ren  cyklischen  Darstellungen  fehle,  und  die  Hephaistos  zum  Vater  gab,  kann  mit  dem  für 
Einführung  dieses  Unholdes  auf  einen  'Bilder-  Epidauros  bezeugten  Hephaistoskult  (C.  I.  G. 
fries'  (vgl.  Sarnow  77)  als  malerische  Urquelle,  1,  1179.  Wide,  De  sacris  Troezen.  39)  zusammen- 
dessen  Zeit  nach  480  (S.  136 ff.  190,  44;  vgl.  hängen.  Rapp  Bd.  1  Hephaistos  Sp.  2066,  43 ff. 
Gurlitt  38)  anzusetzen  sei,  zurückgeführt;  s.  vermutet,  dafs  Periphetes  den  in  Hephaistos 
dagegen  Sarnow  30,  2.  Letzterer  selbst,  der  40  enthaltenen  Unhold  zur  Anschauung  bringe, 
für  die  bildlichen  Darstellungen  der  Theseus-  Böttiger,  Griech.  Vasengem.  1,  2  S.  138  findet 
abenteuer    im    allgemeinen    Übereinstimmung1  eine    auffallende    Ähnlichkeit    zwischen    Peri- 


e 


mit  unseren  litterarischen  Quellen  (S.  73  f.)  in  phetes  und  Cacus  (gleichfalls  Sohn  des  He- 
einer  bereits  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  phaistos  nach  Or.  Fast.  1 ,  554),  den  er  an 
5.  Jahrhunderts  feststehenden  charakteristischen  anderer  Stelle  wieder  (Ideen  zur  Kunstmyth. 
Form  nachweist,  kommt  für  Periphetes  im  be-  360 f.  387)  mit  dem  Minotauros  vergleicht.  Über 
sonderen  zu  dem  Resultat,  dafs  die  Überliefe-  den  Kampf  des  Theseus  mit  Periphetes  wird 
rung  von  der  Aneignung  der  Keule  des  Peri-  nichts  Näheres  berichtet;  nach  Plut.  griff  P. 
phetes  durch  Theseus  erst  als  einer  späteren  den  Theseus  an  und  wollte  ihn  am  Weiter- 
Zeit  angehörend  angesehen  werden  müsse.  50  ziehen  hindern,  worauf  ihn  Theseus  tötete; 
'Dagegen',  fährt  er  fort,  'vermag  ich  keine  Be-  letzteres  berichten  übereinstimmend  auöh  die 
rechtigung  zu  erkennen,  das  ganze  Abenteuer  anderen  Quellen,  ohne  etwas  über  die  Todes- 
überhaupt  dem  5.  Jahrhundert  abzusprechen  art  hinzuzufügen;  auch  aus  Hygin.  f.  38 
-  wie  es  J.  Harrison  CXVI  thut  —  und  als  Corynetum  armis  occidit  läfst  sich  nichts 
einen  neuen  Zuwachs  der  Sage  zu  behandeln .'  schliefsen;  bezeichnend  ist  es,  dafs  Hygin 
Verstehe  ich  Sarnow  recht,  so  gehört  das  Aben-  auch  von  dem  Ende  des  Kerkyon  dasselbe  be- 
teuer mit  Periphetes  noch  dem  5.  Jahrh.  an,  richtet:  Gercyonem  Vulcani  filium  armis 
die  Aneignung  seiner  Keule  durch  Theseus  occidit.  Sarnow  33,  5.  58  hält  die  bei  Er- 
aber  einer  späteren  Zeit.  Aber  schon  bei  wähnung  der  Abenteuer  des  Theseus  oft  wieder- 
Euripides  in  den  Supplices  (aufgeführt  um  421  60  kehrende  Angabe,  dafs  dieser  den  einen  oder 
oder  kurz  nachher)  finden  wir  (v.  714 f.)  die  anderen  Unhold  getötet  habe,  für  eine  Kürze 
Keule  des  Periphetes  onlia^c:  tovniS av-  des  Ausdrucks  und  für  eine  knappe  Fassung 
qiov  .  .  SsivTjg  xopvvrjg  in  den  Händen  des  des  Ausgangs  des  Kampfes.  Nach  Analogie 
Theseus.  Ergiebt  sich  hieraus  ein  terminus  des  Kampfes  mit  den  übrigen  Wegelagerern, 
ante  quem,  so  läfst  sich  aus  Bakchylides  17  die  denselben  Tod  finden,  den  sie  früher  ihren 
(18),  19  ff.  mit  Robert,  Hermes  33  (1898),  149  Opfern  bereitet  hatten  (@r\6svg  xoXcc£cov  rovg 
auch  der  terminus  post  quem  bestimmen:  bei  novrjQOvg  in^fiX^sv ,  olg  usv  ißtaSorto  zovg 
Bakchylides  fehlt  das  Periphetes?.,benteuer,  wäh-  alXovg,  im   txsivov  ■nccxaßiato^ivovg,  iv  ds  zolg 


1977                    Periphetes  IUqiqo«                       1978 

TQ07iois  tf]g  iccvxwv  ccdixiccg  xu  diKcucc  näa%ov-  die  swf.  Lekythos  aus  Vari  Theseus  und  Mino- 
rat, Plut.  11;  vgl.  Sarnow  73.  62f.  34),  könnte  taur;  daneben  Theseus  und  Periphetes'  {Heyde- 
man  schliefsen,  wie  es  Gurlitt  und  Wulff'  94  mann,  Griech.  Vasenb.  S.  8  Anm.  3  h.  Gurlitt 
thun  und  wofür  die  Münchener  Schale  (s.  unt.)  37),  und  die  swf.  Amphora  in  Würzburg  'Theseus 
spricht,  dal's  Theseus  dem  Räuber  die  Keule  .  .  .  die  Keule  in  der  R.  erhoben,  die  L.  durch 
entrissen  und  ihn  damit  erschlagen  habe.  Doch  die  Löwenhaut  geschützt,  kämpft  gegen  einen 
spricht  eine  scharfe  Interpretation  der  litte-  bärtigen  Mann  (Periphetes)  ohne  Helm,  welcher 
rarischen  Quellen  gegen  diese  Annahme:  JUiQi-  .  .  .  bärtig  ist,  mit  der  L.  den  Schild  erhebt, 
<$r\xr\v  .  .  .  6vußaXd>v  ccTtt'xxsivsv.  ijG&üg  dh  die  erhobene  R.  ohne  Waffe'  (L.  Urlichs, Ver- 
xf]  xoQvvy  Xccßcov  unlov  tTtoLijcccxo  %ocl  dis-  io  zeichnis  der  Antikensamml.  Würzburg  3  S.  8 
xilsi  %Qw[i£vog  {Plut.  8,  und  in  demselben  Sinne  nr.  81)  sind  auszuscheiden,  Milani  271.  Sarnow 
äufsern  sich  auch  Apollodor  u.  Suidas)  und  IC,  2,  ebenso  wenig  bezieht  sich  eine  Dar- 
weiter: Theseus  .  .  xr\v  ■koqvv^v  insdsLKvvsv  Stellung  auf  der  Dreifufsbasis  von  Nabulus 
r\xxy\\iivr\v  [lsv  vri  avxov,  {isx'  avxov  dh  (abg.  Zeitschrift  des  deutschen  Palästinavereins 
ui]xxr]xov  ovauv.  Aus  den  letzten  Worten  könnte  7  [1884]  Tat".  3),  wie  Th.  Schreiber  a.  a.  0.  6 
man  sogar  schliefsen,  dafs  Theseus  dem  Räuber  [1883],  231  zuerst  annahm,  auf  den  Kampf  des 
im  Kampfe  die  Keule  entwunden  oder  mit  dem  Theseus  und  des  Periphetes,  sondern  vielmehr 
Schwerte  aus  der  Hand  geschlagen  habe;  mög-  auf  Herakles  und  Acheloos.  Auch  auf  einem 
lieh  wäre  es  dann  immer  noch,  dafs  er  den  älteren  römischen  Terrakottarelief  (abg.  Cam- 
nun  Wehrlosen,  der  durch  seine  schwachen  20  pana,  Antiche  opere  in  plastica  tv.  118)  erkennt 
Püfse  gehindert  war,  die  Waffe  schnell  wieder  K.  B.  Stark,  Arch.  Zeit.  18  (1860),  124  in  den 
zu  erlangen ,  mit  der  Keule  niederschlug,  iv  zwei  männlichen  Gestalten,  die  sich  um  eine  Art 
xolg  XQÖnoig  xfjg  kavxov  cedimag  xu  dCxata  Stecken  streiten,  nicht  wie  Campana  Sinis  und 
Ttüo%ovxa.  So  stellt  die  Münchener  Schale  Theseus,  sondern  Periphetes  und  Theseus;  der 
{Jahn  nr.  372  S.  119.  Gurlitt  S.  43  nr.  f.  angebliche  Periphetes  trägt  hier  eine  Löwenhaut; 
Milani  S.  235/236  nr.  0.  Wulff'  46  nr.  0.  Sarnow  vgl.Sarnoiv29.  Auf  welcher  von  den  Metopen  des 
4  nr.  8.  Baumeister,  Denkmäler  1786,  wo  die  sog.  Theseions  der  Kampf  zwischen  Theseus  und 
Angabe  der  Abbildung  irrig  ist.  Robert  a.  a.  0.;  Periphetes  dargestellt  war,  ist  mit  Sicherheit 
abg.  Gerhard,  Auserl.  gr.  Vas.  Taf.  232.  233  nicht  festzustellen.  Zwar  wird  man  nicht  mehr 
nr.  2.  Beinach,  Bepert.  des  vases  2,  117;  den  30  mit  Gwrlitt  54  die  das.  Sinisabenteuef  {Müller  36. 
Theseus  dar,  der  mit  ausgestreckter  L.,  in  der  Sarnow  20 ,  3.  Wulff'  83  f.  02)  darstellende 
R.  die  Keule  gegen  den  nackten,  bärtigen  Peri-  dritte  Metope  der  Südseite  (abg.  Monum.  ined. 
phetes  schwingt,  der  beide  Arme  flehend  aus-  10,43,3)  auf  Periphetes  beziehen;  aber  zweifel- 
streckt und  aus  einer  Wunde  blutet.  Diese  haft  bleibt  es  noch  immer,  ob  die  erste  Metope 
Wunde  dürfte  für  die  obige  Vermutung  sprechen,  der  Nordseite  (abg.  Monumenti  10,  44,  1.  Bau- 
dafs  Theseus  den  Räuber  zuerst  mit  dem  Schwerte  meister,  Denkm.  nr.  1863),  oder  die  vierte  der 
angegriffen  und  verwundet  habe  und  ihm  nun  Südseite  {Monumenti  43,  4)  hierher  gehört, 
mit  der  Keule  den  Todesstreich  versetzt.  Gerhard  Overbeck,  Gesch.  d.  gr.  Plastik  l2,  260.  Pur  die 
a.  a.  O.  S.  153  erkennt  in  dem  Gegner  des  Theseus  erstere  Annahme  entscheiden  sich  Julius,  Annali 
den  Kerkyon,  De  Witte,  Monum.  grecs  12  d  (vgl.  40  49  (1877),  94;  Müller  42;  Sarnow  29,  1;  für  die 
Sarnoiv  28,  2)  den  Periphetes  oder  Sinis.  Dafs  letztere  Wulff'  92  ff. ;  Bobert,  Hermes  a.  a.  O. 
das  Schwert,  das  wir  am  Boden  liegend  er-  Nach  Wulff'  erhob  Theseus  die  Keule  gegen 
warten  möchten,  fehlt,  kann  dadurch  erklärt  den  beide  Arme  ausstreckenden  Räuber,  wäh- 
werden,  dafs  eben  schon  die  Wunde  des  Peri-  rend  er  sich  auf  der  anderen  Metope,  die  von 
phetes  zur  Genüge  den  vorausgegangenen  An-  Sarnow  u.  s.  w.  auf  Prokrustes  bezogen  wird, 
griff  mit  dem  Schwert  andeutet.  Auf  der  Schale  als  Waffe  des  Hammers  (nach  anderen  der 
im  Brit.  Mus.  824*  (jetzt  Cec.  Smith,  Cot.  of  the  Lanze)  bediene.  Auch  auf  den  Metopen  der 
greek  .  .  vases  in  the  brit.  Mus.  3,  84  p.  111),  Südseite  des  Schatzhauses  der  Athener  zu 
die  auf  der  Aufsen-  und  Innenseite  je  'sechs  Delphoi  will  Homolle,  Corr.  hell.  18  (1894),  182. 
andere  Abenteuer  (auf  der  Innenseite  aufserdem  50  Acad.  des  inscr.  et  bell,  lettres,  Compte-rendu 
noch  den  Minotauros)  zeigt,  erkennt  C.  Smith,  22  (1894),  357  den  Kampf  des  Theseus  mit 
Journ.  of  hell.  stud.  1881,  62  f.  unter  Zustim-  Kerkyon,  Periphetes,  Skeiron  und  Sinis  (?)  er- 
mung  von  Sarnow  28  u.  Anm.  4  in  der  Lanze  kennen.  —  Sprichwörtlich  scheint  des  Peri- 
und  Keule,  die  auf  beiden  Seiten  angebracht  phetes  aveddaice  gewesen  zu  sein,  Nicet.  Choniat. 
ist,  eine  durch  Raummangel  bedingte  abgekürzte  a.  a.  0.     [Höfer.] 

Darstellung  des  Kampfes   mit  Periphetes;  vgl.  Periphron  {IlzQicpQojv),  Freier  der  Penelope, 

jedoch   auch   Wulff'  108,  99.     Die  übrigen  auf  Apollod.   Epit.  7,  27  p.  234   Wagn.,   wohl   ge- 

unser  Abenteuer  bezogenen  Darstellungen  sind  bildet  nach  der  nsQicpQnv  IlTivhlÖTtsiu   {Od. 

zum  mindesten  sehr  zweifelhaft:  So  stellt  nach  1,  329.  16,  435  oft.).     [Höfer.] 

Wulff  86  und  Sarnow  6  nr.  12  die  Schale  der  60  Peripoltas    {IltQirtölxccg),     Seher,    der    die 

vente    Canino    {Gurlitt   43  g    vgl.    53.      Milani  Boioter    unter    ihrem    König    Opheltes,    dem 

235/236  p)  nicht,  wie  De  Witte,  Not.  d'une  collect.  Ahnherrn   der  'Ocpslziüöai   {Plut.  de  sera  num. 

de  vases  peints  p.  23  nr.  75  angiebt,  den  Theseus  vind.  13),  aus  Thessalien  nach  Boiotien  geführt 

(auf  zwei  Wurfspeere  gestützt,  die  Rechte  am  haben  soll,   Plut.   Cim.  1.    Toepffer,  AU.  Gen. 

Schwerte)  vor  dem  auf  einem  Felsen  sitzenden,  256,  5.  Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  255,  2.  [Höfer. J 

mit  der  Keule  bewaffneten  Periphetes,  sondern  JJeQiQoq  (?),  6  'Indotov  ['?]  TtccTg,  xov  Aiölov, 

vor  Sinis   (über  Sinis  mit  der  Keule  s.  Wulff  kam,    aus    einem    Schiffbruch    errettet,    nach 

86.  108,  99.     Sarnow  29,  3.  33,  5)  dar.     Auch  Epirus  und  gründete  in  Dodona  das  Heiligtum 


1979 


Peristera 


Pero 


1980 


des  Zeus  Naios  (Retters  aus  Wasseruöten), 
Bekker  Anecd.  1,  283,  23.  Statt  Ikastos  ist 
Iokastos  zu  schreiben,  der  ein  Sohn  des  Hippo- 
taden  Aiolos  war,  Gründer  von  lihegion  (Tzetz. 
L.  45.  738.  Schol.  Od.  10,  2.  Diod.  5,  8),  nicht 
Akastos,  woran  Gerhard  denkt,  auch  nicht 
Ikarios  (Deimling).  üi-QlQQoog  6  'loxäetov  liest 
Jahn,  Leipz.  Ges.  8,  303.  Arch.  Ztg.  6,  303. 
Gerhard,  Gr.  Myth.  1  §  190,  4.  2  §  639,  2. 
653.  3.  Deimling,  Leleger  S.  121,  7.  Nach 
Lasaulx,  Das  pelasg.  Orakel  des  Zeus  zu  Do- 
dona  6,  49  ist  Ißgigog  Nebenform  zu  Il8QLrjQr}g, 
"Ixaarog  zu  'Ikccqlos,  wobei  aber  immer  noch 
das  genealogische  Verhältnis  beider  umge- 
kehrt ist.     [Stoll.J 

Peristera  (nsQiarnQcc).  Als  einst  Aphrodite 
und  Eros  im  Scherze  um  die  Wette  Blumen 
sammelten,  und  Aphrodite  zu  unterliegen 
drohte,  eilte  eine  Nymphe,  Peristera,  herbei 
und  verschaffte  durch  ihre  thätige  Hilfe  der 
Göttin  den  Sieg,  wurde  aber  von  dem  erzürnten 
Eros  in  eine  Taube  (Ttsgißtsga)  verwandelt; 
seitdem  steht  die  Taube  unter  dem  besonderen 
Schutze  der  Aphrodite,  Myth.  hat.  1,  175. 
2,  33.  _  Usener,  Rhein.  Mus.  23  (1868),  362, 
141.  Über  die  Taube  im  Kultus  der  Aphrodite 
s.  Bd.  1  Sp.  395.  409,  Bd.  3  Pandemos  Sp.  1506, 
59  ff.  Loreutz,  Die  Taube  im  Altert.  (Prgr. 
Würzen  1886),  25 ff.     [Höfer.J 

Peristhenes  (nsQLaftsvrig),  1)  Sohn  des  Ai- 
gyptos,  vermählt  mit  der  Danaide  Elektra, 
Apollod.  2,  1,  5.  —  2)  Sohn  des  Daniastor, 
Nachkomme  der  Amymone  und  des  Poseidon; 
zeugte  mit  Androthoe,  einer  Tochter  des  Pe- 
rikastor,  den  Diktys  u.  Polydektes  auf  Seriphos, 
Pherekyd.  b.  Schol.  Ap.  Rhod.  4,  1091  S.  515, 
32.  516,  1,  vgl.  Eudoc.  p.  32  sq.  Phavorin,  v. 
kugiciog.     [Stoll.J 

Peritanos  (IJsQiravog).  Eine  nach  der  Ver- 
mutung von  Lehrs,  Populäre  Aufsätze  26  von 
der  Komödie  erdichtete  mythologische  Person, 
die  erfunden  wurde  zur  Erklärung  des  arka- 
dischen Wortes  nsgltccvoi  =  £vvov%oi:  Ein 
Arkader  Peritanos  verführte  die  Helena,  als 
sie  mit  Paris  in  Arkadien  (Ptolem.  Heph. 
p.  14!) a,  24  Bekker.  Lehrs  a.  a.  O.  27)  weilte; 
zur  Strafe  dafür  entmannte  ihn  Paris,  und 
daher  nennen  die  Arkader  die  Verschnittenen 
7i£(>iTccvoi,  Ptolem.  Heph.  a.  a.  0.  147  a,  14. 

[Höfer.j 

Perithoas  s.  Peirinthos. 

Peritkus  =  Peirithoos  (s.  d.). 

Perius  (?),  Sohn  des  Aigyptos,  von  der 
Danaide  Hyale  ermordet,  Hyg.  fr.  170  p.  33,  3 
Schmidt;  nach  Bunte  ist  Pierum  zu  lesen. 

[Höfer.J 

Perkos  (IltQxog),  1)  wohl  einer  der  atheni- 
schen Jünglinge,  in  deren  Gegenwart  Theseus 
den  Minotauros  tötet  auf  einer  sf.  Amphora, 
CmI.  G.  4,  7719  mit  weiteren  Litteraturangaben. 
—  2)  Rofs  des  Herakles,  Reinach,  Repert.  des 
vases  1,  399;  weitere  Litteraturangaben  s.  Bd.  2 
unt.  Leukos  nr.  6  Sp.  2011,  32  ff.     [Höfer.] 

Perkote  (Ut^xan:^),  1)  von  Dionysos  Mutter 
des  Priapos  (s.  d.),  Hesych.  s.  v.  IlQL7}7tldog; 
vgl.  Bergk,  Poet.  lyr.  34,  693  fr.  19.  Michaelis, 
Arch,  Epigr.  Mitth.  a.  Oest.  1  (1877),  87.  — 
2)  l»ie  Angabe  bei  Pape- Benseier  s.  TlsQv.wx-n  2: 


fT.  des  Merops,  Et.  M.  518,  2'  ist  irrig,  da 
dort  mit  Bezug  auf  ein  Scholion  zu  Apollonios 
Rhodios  (1,  974)  Kleite  als  Tochter  des  Merops 
aus  Perkote  bezeichnet  wird.     [Stoll.J 

Permessis  (IhQiir{OoLg).  Unter  der  Permessis 
nuda  bei  Mart.  1,  76,  11  versteht  Eriedlaender 
z.  d.  St.  cdie  Nymphe  des  Permessus  am  Heli- 
kon' ;  doch  ist,  wie  Mart.  8,  70,  3  (siccare  sacram 
Permessida)  zeigt,  die  Nymphe  der  Quelle  Aga- 
10  nippe  gemeint.     S.  Permessos.     [Höfer.J 

Perinessos  {UiQ^riaadg),  Gott  des  gleich- 
namigen Flusses  (ilfpfi/jöög,  Hesych.  Schol.  Hes. 
Theog.  5.  risQ^iriaadg  Hes.  a.  a.  0.  Strabo  9, 
407.  411.  Orph.  Arg.  124),  Vater  der  Aganippe, 
der  Nymphe  der  gleichnamigen,  den  Musen 
geheiligten  Quelle,  Kallimachos  {fr-  100e,  4 
Schneider  p.  328)  bei  Serv.  ad  Verg.  Ecl.  10,  12. 
Paus.  9,  29,  5,  wo  er  TtQiii]6Ög  heilst;  vgl. 
Claudiun,  Laus  Serenae  8  (p.  289  Mon.  Germ. 
2j  Hist.  Auetor.  ant.  X):  Eons  Aganippea  Per- 
messius  educat  umbra.  Vgl.  Bursian,  Geogr.  von 
Griechenl.  1,  233.     S.  Permessis.     [Höfer.J 

Perminuudeoii  Apollou  {Ili-Q^Lvovvdhwv 
ÄTtollttv).  Weihinschriften  auf  einem  Pels- 
tempel  aus  dem  dfi^iog  IlhQ^i-vovvdscov  in  Pi- 
sidien  lauten  Anöllavi  11£q^lvovvÖ£ojv  bez. 
knoll.  U.  iny]%6(p  sv%rjv,  Ramsay,  Athen.  Mitth, 
10  (1885),  341.  ' Smith,  Journ.  of  hell.  stud.  8 
(1887),  2281.  Auch  die  Weihinschrift  eines 
30  lieiterreliefs  aus  Smyrna  lautet  'Anolliovi  kv%i]v 
IlbQ^LvovvÖiav,  Athen.  Mitth.  12  (1887),  250  f. 
Nach  Kretschmer,  Einl.  in  d.  Gesch.  der  griech. 
Sprache  310  von  einem  lydischen  Urte  llhQiJU- 
vovvda  abzuleiten.  Hinfällig  sind  die  Ver- 
mutungen von  Leemanns,  Grieksche  Opschriften 
uit  Klein-Azie,  Verhand.  der  kon.  Akad.  van 
Wetenschapen,  Afdeel.  Letterkunde  19  (1890),  7 
nr.  4  und  Naber  ebenda  8  Anm.  3,  die  für 
Ili-Qiiivovvdtav  ntQi[io[g\  [ajyvdtcov  bez.  [ujjrip 
40  Mivovvdtav  lesen  wollten.  Ähnlicher  Bildung 
ist  Mijv  Toli]6f:(üv,  Ramsay,  Cities  of  Phrygia 
1,  308  nr.  99,  Zt-ug  'OxcoQxovdtcov  (s.  d.)  u.  s.  w. 

[Höfer.J 
Perna,  oskische  Göttin  auf  der  Weihinschrift 
von  Agnone,  Pernai  herriiai  (Dativ)  =  Prae- 
stiti  cereali.  Perna  (vgl.  urnbr.,  cperne'  =  lat. 
fante')  bedeutet  die  '''vorn  Befindliche"  — Por- 
rima,  Prorsa,  Antevorta,  vgl.  das  umbrische 
Prestata  (Buecheler,  Umbrica  98),  die  Lares 
50  Praestites  (Bd.  2  Sp.  1871,  41  ff.),  die  griech. 
Artemis  Prothyraia  (s.  d.).  Vielleicht  bezeichnet 
der  Name  wie  Antevorta  (s.  Indigitamenta 
Bd.  2  Sp.  192),  Porrima  (ebend.  Sp.  216),  Prorsa 
(ebend.  Sp.  218)  eine  Geburtsgöttin,  s.  Walters, 
Catal.  of  the  bronzes  in  the  Brit.  Mus.  nr.  888 
S.  166  Z.  22.  Zvetaieff,  Inscr.  Pal.  inf.  dial. 
87a  p.  33.  Sylloge,  Biscr.  Oscar  7.  129.  von 
Planta,  Gramm,  d.  osk.-umbr.  Dial.  2,  699  (vgl. 
448,  2).  Grafsmann,  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl. 
üo  Sprachf.  16,  116.  Conway,  The  Italic  dial.  2, 
642.     Vgl.  auch   Wöfflin,  Archiv  8,  452  ff. 

[Höfer.J 
Pero  {IlriQw,  auch  IhiQot  Etym.  M.  327,  12, 
Suidas,  Pem.  v.  ntigotg)  1)  Die  Tochter  des 
Königs  Neleus  von  Pylos  und  der  Chloris,  und 
dadurch  auch  die  Schwester  des  Nestor,  Chro- 
mios  und  Periklymenos  (Hom.  Od.  11,  281—287). 
Durch    wunderbare    Schönheit    ausgezeichnet, 


1981                        Peroe  Perse                         1982 

war  sie  allgemein  umworben;  ihr  Vater  Neleus  'SIhqoti   und   giebt   auch   Praef.  p.  XVI   IIbqöi] 

aber  wollte  sie  nur  dem  zur  Gattin  geben,  der  nicht  als  Variante   an.      Peroe    schreibt  Pott, 

ihm  die  Kinder  des  Iphiklos  brächte.     Diesem  ileckeisens  Jahrb.  Suppl.  3,  311  u.  Kuhns  Zeit- 

gefährlichen  Abenteuer  unterzog  sich  der  Seher  Schrift  f.  vergl.  Sprach}.  9,  203,   indem  er  den 

Alelampus,  seinem  Bruder  Bias   zu  Liebe  {Od.  Namen  für  identisch  mit  Pero,  dem  Namen  der 

11,291.  15,  232 f.;  Eustath.  z.  Od,  pag.  1685, 10;  Mutter  des  Asopos,  hält.     [Höfer.] 

Sturz- Pherekydes  pag.    124  f.;    Paus.   4,36,3;  Perpendybri»  (IltQ7t£vdvßQig).   Eine  Inschrift 

Apollodor  1,  9,  12;  Schol.   zu  Theokiit  3,  43).  aus  Arykanda  in  Lykien  lautet  nach  der  Er- 

Ais  Melampus  die  Kinder  brachte,  gab  er  Pero  gänzung  von  Franz  im  C.  I.  G.  3,  4316b  add. 

dem  Pias  zur  Gattin.    Nach  Eustathius  (z.  Od.  lo  p.  7150:  .  .  ,  Uqslccv  di\bg  FLtQiitvdvßQiog  (wohl 

p.  1685,  40  und  1779,  60)  gab  es  noch  andere  lokales    Epitheton)    xov   [fisydXov    &tov\. 

Berichte,   nach   denen  Neleus   die  Pero  trotz-  [Höfer. J 

dem  nicht  hergeben  wollte,  da  er  nicht  wünschte,  Perpherees  s.  Hyperboreer, 

dafs    Bias    sie    besitze.      Als    er   dann   in   der  Perrhaibos  (ntQQutßog),   Sohn   des  Illyrios, 

Schlacht  von  den  Amythaoniden  besiegt  wurde,  von  welchem  die  Perrhaiber  abstammten  (Ap- 

gab  er  sie  unfreiwillig  heraus.     Der  Ehe   von  pian.  lllyr.  2;,  Vater  des  Kyphos,  des  Gründers 

Pero   und  Bias    entsprangen    nach  Eustathius  der    perrhaibischen    Stadt   Kyphos,    Steph.    B. 

(p.  1685, 40)  Perialkes,  Aretos  und  Alkesiboia  [V] ;  u.  Kvcpog.     [Stoll.] 

Pherekydes  (Sturz  p.  125;   nennt  sie  Perialkes,  Perrhauios   (llEQQuuog),   äolische  Form  für 
Aretos   und   Alphesiboia;    ebenso   ist  letzterer  20  ngiccwog.    Belege    bei    Ahrens,  De  graec.  ling. 

Name  im  Schol.  zu  Theokrit  (3,  45)  geschrieben;  dial.  1,  56 f.    O.  Hoffmann,  Ghriech.  JLJial.  2,  321. 

Apoll.   Bhod.    (Argon,    1,    118;    nennt    Talaos,  Zu  Hesych.  [JtQQa^og'  ßuailtvg  s.  Schmidt  z.  d. 

Areios  und  Leodokos;  Apollod.  nennt  nur  den  St.;  vgl.  Sonne,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachf.   10, 

Talaos   (1,  9,  13;    und   dessen  Kinder  Adrast,  178.     Usener,  Rhein.  Mus.  23  (1868),  349 f. 

Parthenopaios,  Pronax,  Mekisteus,  Aristomackos  [Höfer.] 

uud  Eriphyle  (3,  6,  3),   vgl.  Heyne  ad  Apollod.  Perrhephatta  =  Persephone  s.  Kora. 

p.  67.      Über  die  weiteren  Schicksale  der  Pero,  Perrlieus   (nbQQsvg)   ijQcag  k&ijvnoi   xtuäxai, 

als  Melampus    und  Bias    nach    Argos    gingen  Hesych,      Er    ist    wohl    der    Heros    Eponymos 

und  Töchter  des   Proitos   heirateten   (Apollod.  der  flsQQidui,  Hesych.  s.  v.  Steph.  Byz.  518,  11. 

2,  2,  2;,  ist  nichts  überliefert.     Ganz  verderbt  ao  Nikand.    von    Thyateira    bei    Harpokr.   99,    9, 

scheint  die  Überlieferung  bei  Tzetzes  (Chil.  4,  wo  IJtQOLdat.  steht.  —  O.  Müller,  Kleine  Schriften 

137;,  wo  die  Tochter  des  Neleus  Prote  genannt  2,  71.     Usener,   Rhein.    Mus.   23   (1868),    3 15  f. 

wird,    deren   Kinder  aus   der  Ehe  mit  Helios  Kirchner,   Attica   et   Pelop.   43 ff.    und   wie    es 

Phaethon  und  die  Heliaden  sind.  Dazu  bemerkt  scheint,     Toepffer,    Att.    Geneal.    31,    der    auf 

Kie/'sling:   Nomen   IIqwxi]  videtur  depravahim.  Paus.  2,  18, 1  (nag'  'i&r}vccioig  IleQOtcog  xtutvog, 

J7?](?cb  fuit  Nelei  filia.     At  alia  quoque  'Tzetzes  vgl.    O.   Müller,   Prolegomena   311.    434;    ver- 

inaudita  hie  refert.   Vgl.  unt.  Pero  2.  weist,  identifizieren  Perreus  {Kirchner  a.  a.  Ü. 

Uschold  {Vorhalle  zur  griech.  Mythol.l  p.47 4;  43,  9   nimmt   aufserdem   noch   die  Nebenform 

fafst    die    ganze    Sage    als    Naturrnythos    auf.  FLsQQng   an)  mit  dem  Gorgotöter  Perseus   und 

tüchtiger  erkennen  O.  Müller  (Orchumenos  364;  40  dem  Titanen  Perses.      Usener  a.  a.  0.  346,  88 

und  Buttmann  {Mythvl.  213 f.)  darin  Stammes-  citiert  als   weiteren  Beleg  für    die   Gleichheit 

sagen  der  Minyer  über  ihre  Wanderungen  nach  IJ^QQtvg — UsQOtvg  Steph.  Byz.  519,  8:  lltQOsvg- 

der  Peloponnes.    Vgl.  Preller  {Griech,  Mythol.).  nölig  llxxnti]   xcel  A6(aiji>   öumvv^og,   ov   axtiaav 

Von  künstlerischen  Darstellungen  erwähnt  Pau-  Ä&nvaioi,    oi    itolixcti    FLsQOslg,    wo    man    ja 

sanias  (10,  31,  9),  dafs  Pero  von  Polygnot  auf  nicht  mit  Meineke  an  TliiQaitvg  denken  dürfe, 

der  linken  Seite  der  Lesche  zu  Delphi  zusammen  Die    Form    JltQtvg    (RsQQSvg)  =  IltQCtvg    auf 

mit  Kallisto  und  Nomia  über  der  Gruppe  Paris  einer   schwarzfig.    Vase    (Annali    1866    tav.   K 

und  Penthesileia  abgebildet  gewesen,  ohne  aber  p.    285.     Masner,   Samml.    ant.    Vasen   im   (ist. 

eine  genauere  Beschreibung  zu  geben.  Mus.    nr.    221)    und    auf  einer    Schüssel    von 

2)  Tochter  des  Neleus  aus  Attika,  Be-  00  Aigina  (Arch.  Zeit.  1882  T.  9).  Ein  Zusammen- 
gründers von  Milet.  Wegen  ihres  ausschweifenden  hang  mit  Pereus  (s.  d.),  an  den  man  denken 
Lebenswandels  erhielt  sie  den  Beinamen  Elege'is  könnte,  ist  nicht  nachweisbar.     [Höfer.] 

(s.  d.),   und  niemand  in  Athen  wollte  sie  hei-  Perrhidai  s.  Perrheus. 

raten,  Etym.  M.  327,  10.     Als  Erfinderin   der  Persaios  s.  Perseis  nr.  3.    Perses  nr.  1  Z.  7. 

Unsittlichkeit  wird  sie  genannt  Etym.  M.  152, 50.  Perse  (ÜEQari).  Die  etymologische  Herleitung 

3)  Apollodor.  3,  12,  6,  5  erwähnt  eine  bleibt  zweifelhaft;  kaum  richtig  ist  die  von 
Pero,  die  nach  Akusilaos  durch  Poseidon  nsgä,  tisqüco:  Eust.  z.  Od.  10,  139  (p.  1651,  52 ff), 
Mutter  des  Flui'sgottes  Asopos  sei,  während  vgl.  auch  Pape3-  Benseier,  Wb.  d.  gr.  Eigen». 
Paus.  2,  12,  5  sie  Keglusa  [V]  nennt  und  sie  s.  v.  und  Peppmüller,  Hesiodos  S.  39.  49;  anders 
bei  anderen  Schriftstellern  auch  andere  Namen  t;o  Sonne,  Kuhns  Ztschr.f.  q//..S;jrac/i/'.  10(1861),  104. 
bat  (vgl.  Asopos).      [v.  Lichtenberg.]  Gewöhnlich  wird  Perse  im  Zusammenhang  mit 

Peroe  (JTe^drj)  nach  Pape-Benseler  fv.  1.  für  Perses  und  Perseus  erklärt  als  die  „Glänzende" 

Bsq6v,  Tochter  des  Asopos,  Schol.  II.  2,  517';  (vgl.  pulcherrima:    Ov.   met.   4,  205);   s.  Bd.  1 

doch   steht  hier,    wenigstens   in   der  Ausgabe  Sp.  2016,  vgl.  Usener,  Rhein.  Mus.  23  (1868)  352 

von  Bekker :  n.Qov6r\.   Nach  Jacobi,  Hand Wörter-  und  Göttern.  11  f.;   das  Zusammengehörige  ist 

buch  d.  Myth.  soll  auch  bei  Paus.  9,4,4  Jltpdr]  auch  zusammengestellt:  Fick,  Hie  griech.  Per- 

für  die   sonst   Oeroe   (s.  d.)  genannte  Tochter  sonennamen    (1874)   S.  69.  204.     Fick1  -  Bechtel 

des  Asopos  stehen;  doch  schreibt  Schubart  dort  S.   461.    —    Homer   kennt   Perse    als    Tochter 


1983 


Perse 


Perseides 


1984 


des  Okeanos,  Gemahlin  des  Helios  und  so- 
mit Mutter  von  Kirke  und  Aietes:  Od.  10, 
136  ff.  {ßchol.  z.  v.  139).  Apd.  epit.  7,  14  W. 
Tzetz.  Chil,  4  (hist.  137;  358;  auch  bei  Apoll. 
Bhod.  4,  588  f.  ist  Perse  durch  Helios  Mutter 
der  Kirke,  sowie  nach  Schal,  z.  3,  200  Kirke 
die  Schwester,  nach  einigen  aber  die  Tochter 
des.  Aietes  [und  zwar  des  Aietes  und  der  He- 
kate  nach  Dionysios  von  Milet  (?)  im  1.  Buch 
seiner  'ÄQyovavzixcc,  vgl.  auch  Schul,  z.  3,  242 
[frg.  hist.  Gr.  2,  8,  4;J.  Offenbar  ist  IltQori 
eine  alte  Benennung  der  Hekate,  die  ja  bei 
Homer  noch  nicht  genannt  ist,  und  ihre  Ver- 
bindung mit  Helios  erklärt  sich  ohne  weiteres 
als  die  Ehe  von  Sonne  und  Mond ;  Selene  seibot 
ist  ja  bei  Homer  auch  noch  nicht  persönliche 
Gottheit  wie  Helios.  Mit  dem  Kult  der  dem 
Helios  verbundenen  Selene  steht  alles  Zauber- 
wesen in  engstem  Zusammenhang;  daher  stam- 
men die  Zauberinnen  der  griechischen  Sage, 
Kirke  und  Medeia,  von  Perse  bezw.  Hekate 
ab,  und  wie  Kirke  des  Helios  Tochter  ist,  so 
sind  Medeia  und  die  mit  ihr  wesensgleiche 
Agamede  (Periniede  bei  Theokr.  id.  2,  16)  die 
Töchter  zweier  Heliossöhne,  d.  h.  Hypostasen  des 
Sonnengottes,  des  Aietes  und  des  Augeias  [ob. 
Bd.  2  Sp.  3200].  —  Bei  Hesiod  heilst  die  Tochter 
desOkeanos  undderTethys,  des  Helios  Gemahlin 
und  die  Mutter  von  Kirke  und  Aietes  LLtgoriig, 
wie  in  der  Folge  auch  Hekate  selbst  (vgl.  Perse'is 
nr.  3):  Theog.  356.  956  ff.,  und  ebenso  findet  sich 
Perse'is  für  Perse:  Apd.  1,  83  u.  3,  7  W.  Hyg. 
fab.  156  (p.  13,  11  Seh.)  Cic.  N.  D.  3,  19,  48. 
Vielfach  erscheint  der  Kreis  der  Kinder  er- 
weitert, zumal  durch  Pasiphae:  vgl.  Apd.  1,83. 

3,  7  W.  Tzetz.  z.  Lyk.  174.  798.  Hyg.  fab. 
praef.  p.  12,  12  Seh.  und  fab.  156  (p.  13,  11;. 
Cic.  N.  B.  3,  19,  48.  Dem  Aietes  wird  als 
Sohn  des  Helios  und  der  Okeanostochter  Perse 
A 1  o  e  u  s  beigesellt  und  als  Schwestern  der  beiden 
oder  doch  als  Heliostöchter  werden  genannt: 
Kirke,  Pasiphae  und  selbst  Kalypso,  vgl. 
Tzetz.  z.  Lyk.  174.  Endlich  wird  Perses  mit- 
aufgeführt, der  ja  gemeinhin  als  Bruder  des 
Aietes  gilt:  Hyg.  fab.  praef.  p.  12,  12  Seh.  Mit 
Unterdrückung:  des  Namens  figuriert  unter  den 
Geliebten  des  Helios  auch  die  überaus  schöne 
Mutter  der  Kirke:  (Je.  met.  4,  205.  Vgl.  noch 
zu  Perse-Persels :  Creuzer,  Symb.  u.  Myth.  1,  734. 

4,  18  ff.  109  f.  Warr,  Class.  Bei:  9  (1895)  391  f. 
Peppm üller ,  Hesiodos  S.  39.   49.   51.     [Waser.j 

-Perse  (perse)  ist  die  etruskische  Umformung 
des  griech.  Perseus  {Deecke  in  Bezzenbergers 
Beitr.  2,  169  nr.  85).  Der  Name  ist  in  dieser 
Korni  nur  einmal  belegt,  nämlich  auf  einem 
Spiegel  vom  Orbetello.  Daneben  aber  finden 
sich  noch  drei  andere  Belege,  in  denen  der 
Anlaut  aspiriert  ist:  zweimal  ist  qperse  ge- 
schrieben, und  zwar  auf  zwei  Skarabäen  von 
Carneol,  deren  einer  in  Cortona  gefunden  ist, 
während  der  andere  unbekannten  Fundortes 
ist;  einmal  haben  wir  die  Schreibung  qperse, 
und  zwar  auf  einem  im  Florentiner  Museum 
aufbewahrten  Bronzespiegel  unbekannter  Her- 
kunft. Der  Spiegel  von  Orbetello  ist  ver- 
öffentlicht von  De  Witte  im  Bull,  dell'  Inst. 
1858,  103;  Monum.  ined,  6  tav.  XXIV  nr.  3 
mit  den  Ausführungen  von  Brunn.  Ann.  dell' 


Inst.  1858,  386  sq.,  und  von  Fabretti,  C.  I.  I. 
nr.  296  ter  a.  Den  Skarabäus  von  Cortona 
haben  Lanzi  2,  145  =  116  tav.  VHI  nr.  5  und 
Fabretti,  C.  I.  I.  nr.  1022  veröffentlicht,  den 
anderen,  der  aus  der  Stöschischen  Sammlung 
ist,  Winclcelmann,  Monum.  ined.  nr.  84  (tav.  CIN 
nr.  262  ed.  Brat.);  Lanzi  2,  145  =  116  nr.  VI 
tav.  VHI  nr.  6;  Miliin,  Gal.  myth.  2,  5  pl.  XCV 
nr.  387;    Hancarcille,    Antiq.   etr.   gr.    et   rom. 

10  IV,  24  pl.  13  nr.  1;  lnghirami  Monum.  etr. 
tom.  VI  (=  vol.  IX)  tav.  Z4  nr.  1  und  Fabretti, 
C.  I.  I.  nr.  2550.  Den  Florentiner  Spiegel  end- 
lich haben  herausgegeben  B.  Fabr.  cap.  VII. 
542  nr.  391;  Dempster  tav.  V;  Gori,  Mas.  etr. 
3  pag.  V  (cf.  2,  247);  Lanzi  2,  212  =  168  tav. 
Vli  nr.  4;  Miliin,  Gal.  myth,  2,  5  pl.  XCVI 
nr.  386;  lnghirami  Monum.  etr.  tom.  2  (=  vol. 
HI),  390 sqq.  tav.  XXX VHI;  Gerhard,  Etr.  Spiegel 
3,  122  Tai'.  CXXIH;  Conestabile,  Inscr.  etr.  193 

2j  tav.  LVIH  nr.  205  und  Ar.  Fabretti  C.  I.  1. 
nr.  107.  —  Auf  dem  Spiegel  von  Orbetello  sehen 
wir  drei  Figuren:  links  den  Hermes  (turms;, 
in  der  Mitte  den  Perseus  (joerse),  der  die  rechts 
sitzende,  anscheinend  schlangenhaarige  tarsu 
beim  Schopf  gepackt  hat,  in  der  Rechten  eine 
Sichel  haltend,  mit  der  er  ihr  augenscheinlich 
den  Kopf  abschneiden  will.  Der  Skarabäus 
von  Cortona  zeigt  uns  nur  die  Figur  des  Per- 
seus, mit  Flügebi  an  den  Füfsen  und  der  Bei- 

30  schrift  <perse.  Auf  dem  Stöschischen  hingegen 
sehen  wir  den  Perseus  mit  der  Sichel  in  der 
Linken,  den  Schild  über  die  rechte  Achsel  ge- 
worfen und  in  der  Rechten  selbst  das  Gorgonen- 
haupt;  auch  hier  ist  die  Beischrift  qperse.  Auf 
dem  Florentiner  Spiegel  sind  zwei  Personen, 
Perseus  (qperse)  selbst,  auch  hier  mit  der  Sichel. 
und  Minerva  (menerva);  am  Boden  liegt  das 
abgeschlagene  Haupt  der  Gorgo,  welches  Mi- 
nerva  vorsichtig  mit  der  Lanze    umzuwenden 

40  bemüht  ist,  um  es  zu  besichtigen.  Da  griech.  p 
im  Etruskischen  bald  durch  p,  bald  durch  qp 
wiedergegeben  wird,  so  sind  die  drei  Schrei- 
bungen perse,  qperse  und  qperse  gleich  berechtigt. 
Vgl.  Perseus.     [C.  Pauli.) 

Perseia  1;  s.  Perse'is  nr.  3.  —  2;  s.  Persike. 

Perseidai  s.  Perseides. 

Perseides  (nsQ68iSrjg;  bei  Bakchylid,  12,  48 

p.  103  Blafs:  nitidus;  bei  Hom.  II.  19,  116. 

123.     Orph.  Lith.  505:   IItQ6r(iädi]g;   im  Schol. 

50  Aristid.}).  72  Bind.:  üsgaldrig),  Sohn  oder  Nach- 
komme des  Perseus  (s.  d.)  heilst  1)  Sthenelos, 
Hom.  a.  a.  O.  —  2)  Herakles,  Bakchylid.  Orph. 
Schol.  Aristid.  a.  a.  0.  —  3)  Auch  der  Gaukler 
Alexandras  aus  Abonuteichos,  der  sein  Ge- 
schlecht mütterlicherseits  auf  Perseus  zurück- 
führte, heifst  IIsQOsidiig  in  dem  Orakel  bei 
Luc.  Alex.  11.  —  4)  IIsQösldca  =  Sthenelos, 
Eurystheus,  Thuk.  1,  9,  2.  Isokr.  6,  18.  Paus. 
2,  18,  7;  vgl.  Steph.  Byz.  s.  v.  "Agyog.  0.  Müller, 

60  Darier  1,  57.  Thrämer,  Bergamos  37  ff.  112  f. 
Im  Schol.  Eur.  Or.  4,  wo  O.  Müller  a.  a.  0. 
57,  2  statt  Il£Xo7TiSag:  üsgadSag  schreibt,  sind 
nach  Hiller  bei  Th.  Voigt,  De  Atrei  et  Thyestae 
fab.  (Dissert.  phil.  Hai.  6)  p.  417  unter  den 
Persiden  die  Herakliden  zu  verstehen.  —  5)  Über 
die  angeblichen  üsgasldai  des  persischen  Königs- 
geschlechts s.  Stein  zu  Herod.  7,  61.  150;  vgl. 
1,  125.     Xenoph.  Qyr.  1,  2,  1.     Said.  u.  Kvgug 


1985                        Perse'is  Perseus  (Sage  b.  Pherekycles)          1986 

p.  472  Beruh.     Vgl.  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt.  Hesiod,  Theog.  375  ff.  Des  Koios  und  der  Phoibe 

1,  466  S.  559.     [Höfer.]  Tochter,  Asterie,  gebar  ihm  die  Hekate,  409  ff., 

Perse'is  (JIsßffTjjfg),  1)  =  Perse  (s.  d.).  —  2)  =  Apollod.  1,  2,  2,  4;  der  Hymnus  auf  Demeter  24 

Kirke  als  Tochter  der  Perse:   Val.  Fl.  7,  238;  bietet  die  Namensform  Persaios,  Lykophronlllb 

ebd.  5,  581   heifst   auch  Aietes   als   Sohn  der  Perseus.    Vgl.  Schümann,  opp.  2,  243  ff;  Mayer, 

Perse  „proles  Perseia  (z.  TIsQoriiog)  Solisu.  —  Gig.  u.  Tit.  56  u.  58.  —  Kirchner,  Att.  et  Pelop. 

3)    als   Beiname    der    Hekate,    da    diese    die  1890  S.  43 ff.  identifiziert  ihn  mit  dem  attischen 

Tochter  des  Per s es  und  der  Asteria  ist:   vgl.  Heros  Perres  (vgl.  Perrheus). 

Hes.  Th.  409  ff.  (Schol.  vet.  u.  Tzetz.  z.  Lyk.  1175).  Bei  Apollodor  1,  9,  1,  6  und  1,  9,  28,  5  sind 
Apd.  1,  9   W.     Diod.  S.  4,  45,  1.     Ihr  Vater  io  Perses  und  Aietes   Söhne   des  Helios  und   der 

heifst  IlsQOcciog:   Hom.  H.  auf  Dem.  (4)  24,  Perseis,   Kirke  und  Pasiphae  ihre  Schwestern. 

und    da   ja    IIsQentg    auf   ein    Masc.    IlzQOsvg  Perses  beraubte  seinen  Bruder  der  Herrschaft 

zurückweist,  so  hat  Lykophron  für  Hekate  die  und  wurde  von  der  unerkannt  zurückkehrenden 

Umschreibung:    HnQOtcog    Sh    nccgQ-tvog    Bqi^ü)  Medeia  getötet;  Hygin.  (fab.  26;  27;  244)  läfst 

T^'ftopqpos,   vgl.  AI.  1175  f.   und    Tzetz.  z.  St.;  ihn  durch  Medos,  des  Aigeus  und  der  Medeia 

ebenso  Perseus  statt  Perses:  Dionys.v.Milet(?)  Sohn,  seinen  Tod  finden.    Dionysios  von  Milet 

im   1.  Buch    seiner  'AQyovavniici   (Schol.  Apoll.  (Schol.  Apoll.  Rhod.  3,  200)   nannte  im  ersten 

Rhod.  3,  200  =  frg.  hist.  Gr.  2,  8,  4).    Apoll.  Buch   der  Argonautica  ebenfalls   Helios  Vater 

im    Et.  Mg.   p.  515,  12;    s.   Bd.  1    Sp.  1898  f.  des  Aietes  und  Perses,  der  in  Taurien  herrschte; 
IltQOrj't'g  als  Beiname  für  Hekate  bei  Hesiod  (?)  20  von  einer  einheimischen  Frau  oder  einer  Nymphe 

nach  Schol.  und  Eilst,  z.  Od.  10,  139;    ferner  liefs  er  ihm  Hekate  geboren  werden,  die  ihren 

Apoll.  Rhod.  3,  467.  478.  1034.  4,  1018.    Nonn.  Oheim  Aietes   heiratete   und    von    ihm  Mutter 

Dion.  13,  401,   wo  Zerynthos   bezeichnet  wird  der  Kirke    und   Medeia  wurde;    offenbar  eine 

als  im'fffi«   IliQOrfidog,    vgl.    dazu    Steph.  Byz.  Zauberinnengenealogie,    die    von    Medeia    als 

s.  ZrjQ.  (Lyk.  AI.  77),  s.  Bd.  1  Sp.  1893;  ferner  Tochter  des  Aietes  ausging.    Dieselbe  Sage  bei 

Ov.  met.  7,  74.  Sen.  Med.  814.  Stat.  Theb.  4,  482.  Diodor  4,  45,  der  Hekate  ihren  Vater  vergiften 

Daher  auch  nsQOsln:  C.  I.  G.  (3)  5950.  Val.  Fl.  läfst.  —  2)  Sohn  des  Perseus  und  der  Andromeda, 

6,  495;  vgl.  auch  Nikom.  b.Phot.  bibl.  p.  144b,41;  vgl.  unt.  Art.  Perseus  Sp.  1991.     [E.  Kuhnert.] 

IltQGzitt:  Orph.  H.l,  4;JTfp<>io:  (Jlfpfftirj?) :  Hymn.  Perseus  (n^Q6£vg).*)    Die  älteste  zusammen- 
aaf  Hekate  v.  2  (Miller,  Mel.  de  litt.  gr.  p.  442 ;  30  fassende  Darstellung  der  Perseussage  stand  im 

Ddthey,  Rhein.  Mus.  N. F.  27  (1872)  392;  Orph.  zweiten  Buch  der  Genealogien  des  Pherekydes; 

rec.  Abely.  289).  —  4)  Adj.  =  zauberisch:  „Per-  ein  Auszug  daraus  ist  uns  in  den  Schoben  zu 

sei'des   herbae"   bei   Ov.  rem.  am.  263,    ebenso  Apollon.  Rhod.  4,  1091  und  1515  erhalten.    Die 

„Perseae  vires"  bei   Val.  Fl.  7,  451.    Vgl.  auch  Sage  lautet  danach  folgendermafsen.    Akrisios, 

„Medeides    herbae'1,    bei    Ov.  ars  am.    2,    101;  vermählt  mit  des  Lakedaimon  Tochter  Eurydike, 

„(malae)   Medeae    herbae"    bei    Tib.  1,  2,  51;  hatte    eine  Tochter  Danae.     Er  befragte    das 

„venena    Medeae"    bei    Hör.  epod.    5 ,    62.   —  Orakel  zu  Pytho  wegen  eines  männlichen  Nach- 

5)  =  Alkmene  als  Tochter  des  Elektryon,  so-  kommen   und  erhielt  zur  Antwort,   ihm  selbst 

mit    Enkelin    des  Perses:    Eur.  Herakles  801;  würde  kein  Sohn  geboren  werden,  wohl  aber 
vgl.    Usener,   Rhein.   Mus.   23   (1868)   339,   66.  40  seiner  Tochter,  und  der  würde  ihn  töten.    Mit 

343,  82.     [Waser.]  diesem  Bescheid  zog  der  König  (von  Delphi) 

Persepolis,  Perseptolis  (UsQCtnohg,  TIzQGt-  nach   Argos    zurück    und    liefs,    um  dem  ihm 

TtxoXig),  1)  Sohn  des  Telemachos  und  der  Poly-  vorausgesagten  Schicksal  zu  entgehen,  auf  dem 

käste,  der  Tochter  des  Nestor,  Hesiod  b.  Eust.  Hof    seines    Palastes    unter    der    Erde    einen 

ad  Hom.  Od.  1716,  39;  vgl.  Schol.  Hom.   Od.  ehernen    Thalamos    bauen,    in    dem    er   seine 

16,  118.     Eudocia  77  p.  131  Flach.  394  p.  664.  Tochter  mit  ihrer  Amme  gefangen  hielt  und 

Step>h.   Byz.  s.  v.     Dagegen   geben   Hellanikos  bewachen  liefs.     Zeus  aber,    der  in  Liebe  zu 

und  Aristoteles  bei  Eust.  (Eudocia)  a.  a.  O.  als  der  Königstochter  entbrannt  war,   kam  durch 

Mutter  die  Nausikaa  an;  mehr  s.  bei   Wörner  die  Decke    des  Kuppelgemachs    (das  wir   uns 
Bd.  3  s.  Nausikaa  S.  32  f.,  der  m.  E.  mit  Recht  50  wie  die  mykenischen  Schatzhäuser  vorzustellen 

in  Perseptolis   nur  einen   anderen  Namen   des  haben)  zu  ihr  in  Gestalt  eines  goldenen  Regens ; 

sonst  Ptoliporthes,  -os  genannten  Sohnes  des  Danae  giebt  einem  Sohne  Perseus   das  Leben 

Telemachos  und  der  Nausikaa  sieht.  Während  und   zieht  ihn  mit  ihrer  Amme  heimlich  vor 

Wörner  die  Überlieferung  bei  Hellanikos  auf  ihrem  Vater  auf.   In  seinem  dritten  oder  vierten 

ein    späteres    Epos   zurückführen    möchte,    ist  Lebensjahr  rief  der  Knabe  beim  Spiel  einmal 

H.  Kullmer,  Jahrb.  f.  Phil.  Sitppl.  27,  590  ge-  so  laut,  dafs  es  der  König  hörte;  er  liefs  Danae 
neigt,  sie  dem  Hellanikos  selbst  zuzuschreiben. 

Vgl.    Ptoliporthos.    —   2)   Beiname    der   Athena,  *)Von  der  Litteratur  über  P.  hebe  ich  hervor:  Fedde, 

7  „,,,„,.^7.7^0   ir.Ar.      tu          ■  r.        s      na  Tr     7    j-      <  De  Perseo  et  Andromeda,  Berol.  1860     Johne,  Andromeda  d. 

JMHinroktes  (oder  Phrx  nichos  fr.  < 2  Rock  fr.  1)  ~    .  .,     T      •,  ,        ,oa„    m-      ,    --,. .       ,••  _>      r  ,  , 

i     •     tj        7      Ti     .i     7-          nd     "k/jj            -"-w"'"  / '     *j  Euripides,  Landskron  1883.    Tümpel,  Aähiopenlander,  Jahrb. 
bei   Bergk,   Poet.   Lyr.   34,    5541.,    WO    auch    die  G0  f_  PhiloL  Supplementbd.  16.     Wernicke,  Andromeda  in  Pauly- 

Übrigen  auf  dies  Fragment  bezüglichen  Stellen  Wissowas  Realencykl.  Wecklein,  Sitzungsber.  Bayr.  Akad.  1888, 

zusammengetragen  sind  (fehlt  bei  Bruchmann,  l,  87  ff. ;  io9ff.  Jahn,  Piniol.  27,  lff.  Robert,  Archäoi.  Zelt. 

Epith.  deor.  14);  ferner  AHst.  nub.  967.     Callim.  1878  S.  16  ff.    Knatz,  quomodo  Persei  fabulam  artifices  trac- 

hymn.   5,  43.      Orph.   Lith.   679   (v.  1.   tltTtrolig).  taverint,  Bonnae   1893.      Das  unglaublich  weitschweifige 

Vfl     Ptolinorthos       THöferl  Buch   von   Hartland,   the   legend   of  Perseus  1 — 3,  London 

tr»„_„„„     itt          \      -i\       •       ci    i          t        m-j.  1894, — 9G  bietet  nicht  den  geringsten  Aufschlufs  über  die 

Perses   (Tlsgang).    1)  ein  Sohn   des  Titanen  griechiBChe  Sage.    Eg  bewegt  *ch  in  ganz  allgemeinen 

KriOS   und  der  H,urybie,  og  TtuCl  ^riTCQBTCSV   ld-  anthropologischen    Betrachtungen     einzelner,     für     die 

^oavvVGlV,     Bruder     des     Astraios     und     Pallas,  Perseussage  nicht  einmal  charakteristischen  Züge. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III.  63 


1987     Perseus  (Sage  b.  Pherekydes)  Perseus  (Sage  b.  Pherekydes)     1988 

und  ihre  Amme  holen  und  die  letztere  sofort  um  ihnen  das  Medusenhaupt  zu  zeigen,  und 
töten,  seine  Tochter  aber  führte  er  zum  Altar  versteinert  alle  Versammelten.  Dann  giebt  er 
des  Zeus  Herkeios  und  fragte  sie  nach  dem  Athena  das  Medusenhaupt,  die  es  auf  der 
Vater  des  Kindes.  Sie  schwur,  dafs  es  Zeus  Aigis  befestigt;  die  Kibisis  giebt  er  dem  Her- 
sei; Akrisios  aber  glaubte  ihr  nicht,  liefs  sie  mes  wieder  (?  'Eg^iy  cMoSidcoaC) ,  die  Flügel- 
mit  dem  Kleinen  in  eine  Kiste  verschliefsen  schuhe  und  die  Kappe  den  Nymphen  (4,  1515). 
und  ins  Meer  werfen.  Die  Kiste  ward  von  den  Nach  der  Versteinerung  des  Polydektes  und 
Wellen  nach  der  Insel  Seriphos  getrieben  und  seiner  Umgebung  (4,  1091)  läfst  Perseus  den 
dort  von  Diktys ,  dem  Sohn  des  Peristhenes,  Diktys  als  König  der  übrig  gebliebenen  Seriphier 
in  einem  Netz  gefangen.  Auf  Danaes  Flehen  10  zurück  und  geht  selbst  nach  Argos  mit  den 
öffnete  er  die  Kiste,  erkannte  in  ihr  eine  Ver-  Kyklopen,  Danae  und  Andromeda,  um  seinen 
wandte  (i]6av  yag  6  zJlxxvg  xccl  6  Uolv8hKxr\g  Grofsvater  Akrisios  zu  suchen  Der  aber  war 
'AvdQo&6r}g  zr)g  UsQiv.daxoQog  xecl  TJboiG&ivovg  aus  Furcht  zu  den  Pelasgern  nach  Larisa  ge- 
xov  4a[LcccTOQog  xov  Navnliov  xov  TIo6£i8u)vog  flohen.  Danae  blieb  nun  bei  ihrer  Mutter 
■xccl  'A\LV{Lmvrig  cog  <f>8Q£xvdrig  iv  TtQmxay),  nahm  Eurydike  in  Argos,  desgleichen  die  Kyklopen 
sie  mit  ihrem  Sohn  in  sein  Haus  auf  und  und  Andromeda;  Perseus  aber  geht  nach  Larisa, 
unterhielt  sie  (4,  1091).  Als  Perseus  schon  zum  trifft  dort  seinen  Grofsvater  und  überredet  ihn, 
Jüngling  herangereift  war,  erfafste  den  König  zurück  nach  Argos  zu  kommen.  Vor  der  Ab- 
der  Insel,  Polydektes,  den  Bruder  des  Diktys,  reise  aber  nahm  er  an  einem  Wettkampf  von 
(6^o(i7]XQiog),  eine  heftige  Leidenschaft  für  Danae  20  Jünglingen  Teil;  er  warf  dabei  einen  Diskos 
(4,  1515);  er  wufste  aber  nicht,  wie  er  des  so  unglücklich,  dafs  er  seinen  Grofsvater  am 
jungen  Helden  Mutter  in  seine  Gewalt  bringen  Fufs  tödlich  verletzte.  Perseus  und  die  Larisäer 
sollte.  Da  bereitete  er  ein  Gastmahl  und  lud  bestatten  ihn  vor  der  Stadt,  und  die  Umwohnen- 
dazu  viele  Gäste,  unter  ihnen  auch  Perseus;  den  (iTti%wQioi)  errichten  ihm  dort  ein  Heroon. 
als  dieser  fragte,  tnl  xivi  6  %Qccvog  evca^slxat,  IIzQGzvg  de  ava^coQÜ  xov  'ÄQyovg. 
d.  h.  welche  Gabe  der  König  beanspruche  (vgl.  Aus  diesen  beiden  grofsen  Schoben  lernen 
Welcher,  Äschyl.  Trilogie  381  A.  648),  und  zur  wir  die  wesentlichsten  Bestandteile  der  Phere- 
Antwort  erhielt,  ein  Pferd  (inl  ititko),  ent-  kydeischen  Überlieferung  kennen.  Leider  er- 
gegnete  Perseus:  ini  xy  rogyovog  xstpcdy,  fahren  wir  nichts  über  Andromeda;  nur  als 
eine  Äufserung,  die  den  Sinn  haben  mufs,  dafs  30  Gemahlin  des  Perseus  wird  sie  erwähnt  (4,  1091), 
er  alles  bringen  würde,  selbst  das  Gorgonen-  die  mit  ihm  von  Seriphos  in  seine  Heimat 
haupt,  wenn  es  von  ihm  verlangt  würde.  Als  Argos  geht.  Die  ganze  Erzählung  trägt,  wie 
am  nächsten  Tag  die  Teilnehmer  des  Mahles  es  bei  Pherekydes  selbstverständlich  ist,  epischen 
jeder  ein  Pferd  brachten,  wies  der  König  Per-  Charakter;  auch  die  märchenhaften  Züge  darin 
seus  mit  dem  seinen  zurück  und  forderte  von  liegen  ganz  im  Geiste  des  Epos.  Aber  über 
ihm  seinem  Versprechen  gemäfs  das  Haupt  die  bekannten  Epen,  in  denen  wir  eine  Er- 
der Gorgo,  mit  der  Drohung,  sich  seiner  Mutter  wähnung  unserer  Sage  voraussetzen  dürfen, 
bemächtigen  zu  wollen,  falls  er  es  nicht  er-  können  wir  nicht  hinausgehen.  Es  ist  wohl 
hielte.  Traurig,  sein  Schicksal  beklagend  ging  kein  Zweifel,  dafs  es  einst  ein  besonderes 
Perseus  auf  die  äufserste  Klippe  der  Insel;  40  Perseuslied  gegeben  hat;  zu  dieser  Annahme 
dort  erblickt  ihn  Hermes ,  fragt  ihn  nach  sei-  zwingt  die  feste  Gestalt  unserer  Sage,  die  keine 
nem  Kummer,  spricht  ihm  Mut  zu  und  führt  gewöhnlichen,  auch  sonst  geläufigen  Züge  oder 
ihn  zuerst  unter  Athenas  Leitung  (A&rjv&g  Gestalten  enthält.  Einzig  steht  unser  Mythos 
(p&aaäaiqg)  zu  den  Graien,  des  Phorkys  Töch-  neben  allen  übrigen  da,  ohne  Zusammenhang 
tern,  Pemphredo,  Enyo  und  Deino.  Perseus  mit  ihnen;  Medusa  spielt  nur  hier  eine  Rolle, 
entreifst  ihnen  das  eine  Auge  und  den  einen  abgesehen  davon  dafs  Poseidon  zu  ihrem  Buh- 
Zahn,  als  eine  Schwester  sie  der  anderen  weiter-  len  gemacht  wurde ;  von  den  Graien  ist  nur 
gab,  und  zwingt  sie  so,  ihm  den  Aufenthaltsort  hier  erzählt;  auch  des  Helden  Ausstattung, 
der  Nymphen  anzugeben,  die  die  Kappe  des  die  Kibisis  und  die  Hadeskappe  kehren  sonst 
Hades,  die  Flügelschuhe  und  die  Kibisis  (Tasche)  50  nirgends  wieder.  Und  das  alte  Perseusepos 
besitzen.  Als  Perseus  ihn  erfahren,  giebt  er  hat  schon  eine  reich  ausgebildete  Sage  ent- 
den  Alten  Auge  und  Zahn  zurück  und  geht  halten;  aus  ihm  stammt  der  Eranos  des  Poly- 
mit  Hermes  zu  den  Nymphen,  von  denen  er  dektes,  eine  echt  epische  Motivierung  des 
die  drei  Gegenstände  erbittet  und  erhält.  Er  Gorgonenabenteuers ;  in  ihm  ist  auch  die  Fahrt 
legt  die  Fufsflügel  an,  hängt  die  Tasche  um,  des  Perseus  zu  den  Gorgonen  schon  reich  aus- 
setzt die  Hadeskappe  auf  und  fliegt  unter  Be-  gestattet  gewesen,  denn  Pindars  Erzählung, 
gleitung  von  Hermes  und  Athena  bis  an  den  dafs  Perseus  bis  zu  den  Hyperboreern  ge- 
Okeanos  zur  Wohnung  der  Gorgonen,  die  er  kommen  sei  und  bei  ihnen  geschmaust  habe, 
schlafend  findet.  Die  Götter  belehren  ihn,  wie  kann  nur  auf  ein  altes  Perseuslied  zurückgehen, 
er  mit  abgewandtem  Antlitz  der  Medusa,  die  60  das  ausführlich  des  Helden  Abenteuer  schilderte, 
allein  von  den  drei  Schwestern  sterblich  war,  Sehr  altertümlich  ist  der  märchenhafte  Zug, 
das  Haupt  abschneiden  soll.  Er  vollführt  das  dafs  der  Held  nicht  ohne  weiteres  zu  den 
Abenteuer  geschickt,  steckt  das  Haupt  in  die  Gorgonen  gehen  kann;  er  mufs  sich  erst  seine 
Kibisis  und  entflieht.  Die  Schwestern  der  ge-  Rüstung  erwerben,  aus  den  Händen  der  Nym- 
töteten  verfolgen  ihn,  können  aber  dem  (durch  phen  mufs  er  sie  entgegennehmen.  Aber  diese 
die  Hadeskappe)  Unsichtbaren  nicht  beikommen.  sind  nicht  leicht  zu  finden;  er  mufs  ein  Vor- 
Perseus  aber  begiebt  sich  nach  Seriphos,  be-  abenteuer  mit  den  drei  alten  Graien  bestehen, 
fiehlt  Polydektes   das   Volk   zusammenzurufen,  und  erst  als  er  diese  überlistet  hat,  erfährt  er 


1989      Perseus  (b.  Homer  u.  Hesiod)  Perseus  (b.  Pindar)  1990 

die  Wohnung  der  Nymphen.    Auch  diese  um-       wie  sie  späterhin  bleibt,  nur  dafs  das  Schwert 
ständlichen  Abenteuer  zeigen,  wie  ausgebildet       schliefslich  in  eine  Sichel  oder  ein  Sichelschwert 


schon  in  ältester  Zeit  die  Perseussage  gewesen  umgewandelt  wird, 
ist;  denn  uralt  sind  diese  Mythen,  die  ganz  Ausführlichere  Erwähnung  noch  läfst  Pin- 
an  unsere  Volksmärchen  anklingen,  in  denen  dar  unserer  Sage  zu  teil  werden,  zunächst  in 
der  Held  auch  erst  so  und  so  viele  Abenteuer  der  12.  Pythischen  Ode  auf  den  Sieger  im 
bestehen  mufs,  bis  er  zu  dem  eigentlichen  Flötenspiel  Midas  von  Akragas.  Aus  fliefsendem 
kommt.  Und  echter  Volkssage  gehören  die  Golde  (anb  %qvoov  ccvtoqvtov)  soll  der  Danae 
Gestalten  der  Nymphen  an,  die  Tarnkappe,  Sohn  entsprossen  sein  (17);  mit  Hilfe  seiner 
Flügel  und  Tasche  schenken;  sie  stehen  auf  10  Schützerin  Athena  (19)  tötete  er  die  schön- 
gleicher Stufe  mit  unseren  Feen.  wangige   Medusa,    eine   der  drei  Töchter   des 

Es   ist  sehr   zu  bedauern,   dafs   wir   dieser  Phorkos;  Athena  aber  erfand  damals  die  Flöte, 

Urgestalt   unseres   Mythos    nicht  weiter  nach-  indem  sie  die  Laute  der  klagenden  Schwestern 

gehen    können.     Homer   gedenkt    des  Perseus  nachahmte  (8  ff.,  20  f.).   Nonnos  (23,  622  Ußvv 

nur  ganz  flüchtig;  llias  19,  116  und  123  wird  rvitov  ccvl&v)  läfst  die  Flöte  in  Libyen  erfunden 

Sthenelos   des  Perseus  Sohn   genannt  (JIsq6r[C-  werden,     das    schon    früh    als    Vaterland    der 

ccSng);  14,  319  gesteht  Zeus  der  Hera,  die  ihn  Gorgonen   galt  und  wo  Athena   beim  Tritoni- 

im  Besitz  des  Gürtels  der  Aphrodite  bezaubert  sehen  See  verehrt  wurde  (vgl.  Paus.  2,  21,  6  ff.), 

hatte,  dafs  ihn  noch  niemals  die  Liebe  zu  einer  Pindar  indes  scheint  die  Erfindung  in  Boiotien 

Frau  so  mächtig  erfafst  habe,  selbst  nicht  zur  20  lokalisiert    zu    haben;    auch    der  Scholiast    zu 

Danae  xccXliocpvQov  'AxQioiwvr]g,  rj  vins  IIsQ6f]ce,  Vers  31  läfst  die  beiden  Gorgonen  den  Perseus 

Tidvrcav  agidsiKsrov  &vSq(öv.   Eine  höchst  ehren-  bis  nach  Boiotien  verfolgen.  Müller  (Orchomenos 

volle  Erwähnung,  aber  man  kennt  nicht  einmal  S.  356)  und  ihm    folgend    Boeckh    haben    eine 

ihr  Alter1.    Eine  Reihe  von  Geliebten  des  Zeus  Übertragung  der  libyschen  Sage  vom  boiotischen 

werden  aufgeführt;    da  konnte  jede   beliebige  Tritonüufs  und   dem   Kopaissee   angenommen; 

zugefügt  werden.    Homer  kennt  die  Gorgo  und  dort  gab  es  das  beste  Flötenrohr  im  Altertum, 

ihr  schreckliches  Antlitz  an  der  Aigis  des  Zeus  Von  Perseus  erzählt  Pindar  weiter,  dafs  er 

und  der  Athena  oder  am  Schild  seiner  Helden  über  das  im  Meer  liegende  Seriphos  und  seine 

und  in  den  Händen  der  Persephone,  vgl.  Uias  Bewohner    das    Schicksal    verhängte   (12,   vgl. 

5,  740  ff.;    8,  349;    11,  36;    Od.  11,  634.     An  30  Pyth.  10,  47.  48),   das  heifst  Land  und  Leute 

Perseus  denkt  er  dabei  nie ;  unser  Heros  ist  eine  versteinerte ;   dem  Polydektes   aber  wurde  das 

dem  homerischen  Epos  offenbar  fremde  Gestalt,  Gastmahl  verhängnisvoll,  wie  die  Knechtschaft 

fern  dem  Kreise  der  dort  handelnden  Helden.  und   die  gezwungene  Ehe,   in  der  er  des  Per- 

Der    hesiodischen    Poesie    ist    Perseus    um  seus  Mutter  gehalten  hatte  (14,  15). 

so  bekannter.   In  der  Theogonie  276  ff.  wird  die  Wir  haben  hier  im  einzelnen  noch  genauere 

Tötung  der  Medusa  erwähnt,  der  allein  sterb-  Angaben,    als    sie   der  Auszug  aus  Pherekydes 

liehen    der  drei   Gorgonenschwestern   (Z&stvoo,  bietet.     Danae   lebt  hier   in  gezwungener  Ehe 

EvQvccXr}) ,    die    neben  Poseidon    geruht   hatte.  mit  Polydektes ;  offenbar  liefs  auch  die  epische 

Als  Schwestern  der  drei  Gorgonen  —  wo  sollte  Überlieferung  bei   Pherekydes   ihr  Gewalt   ge- 

man    sie    sonst    unterbringen?    —    galten    die  40  schehen,   nicht  blos  gedroht  werden;   das   ist 

zwei  Graien,  Pemphredo und  Enyo,  lauter  Töch-  wohl  nur  in  dem  Auszug  übergangen.     Einen 

ter  von  Keto  und  Phorkys.    Die  Gorgonen  hau-  ganz  neuen  Blick  in  die  alte  Sage  bietet  die 

sen  jenseits  des  Okeanos,  am  äufsersten  Ende  merkwürdige  Notiz  Pyth.  10,  50  ff. ,    dafs    der 

der  Welt,  bei  Beginn  der  Nacht,  wo  auch  die  Herrscher  (Xayttag)  Perseus  einst  bei  den  Hy- 

Hesperiden  wohnen.     Als  Perseus  der  Medusa  perboreern  in  ihren  Palästen   schmauste.    Als 

das  Haupt  abschlug,   entsprang  ihrem  Rumpf  sie  gerade  dem  Apollo  Eselshekatomben  opfer- 

der  mächtige  Chrysaor  und  das  Rofs  Pegasos  ten  (vgl.  Journal  of  Hell.  Stud.  14  S.  88),  kam 

(s.  d.).  Dies  hatte  seinen  Namen  davon,  dafs  es  an  er  auf  dem  Weg  zu  den  Gorgonen  unter  Athenas 

der  Quelle   des  Okeanos   entstand,  jener  trug  Führung    zu    ihnen    (45).      Das    Land    ist    als 

ein  goldenes  Schwert.    Pegasos  flog  gen  Hirn-  50  Wunderland   geschildert,   es   ist  das   Elysium, 

mel  und  wohnt  im  Hause   des  Zeus,    dem  er  in  dem  die  iidxagsg  uvdQsg  wohnen. 

Donner  und  Blitz  trägt;  Chrysaor  erzeugte  mit  Das  Perseusepos,  dem  Pindar  diesen  Zug  — 

der    Okeanos  -  Tochter    Kallirrhoe     den     drei-  wenn  auch  vielleicht  nicht  direkt  —  entnahm, 

köpfigen  Geryoneus.  ist  schon  früh  verloren  gegangen.    Den  Aufent- 

Auf  dem  Schild  des  Herakles  war  Perseus,  halt  bei  den  Hyperboreern  erwähnt  nur  noch 
dem  der  Dichter  den  Beinamen  imtöra  giebt,  Simmias  von  Bhodos  (Brauch,  Anal.  2  S.  525); 
nach  der  Überwindung  der  Medusa  dargestellt;  dieser  hat  seine  Kenntnis  davon  sicher  nur 
die  Flügelschuhe  an  den  Füfsen,  um  die  Schul-  aus  dieser  Pindarstelle.  Dafs  eine  spätere  Zeit 
tern  das  Schwert,  flog  er  wie  ein  Gedanke  (222/.  von  der  alten  Perseusreise  nichts  weiter  wufste, 
Um  seine  Schläfen  lag  die  Ssivi}  'Ä'Cdog  Kvvfj  co  können  wir  aus  der  Ratlosigkeit  der  Pindar- 
töcpov  cclvbv  tyovca  (226/27),  in  der  silbernen  schollen  (zu  Vers  72)  schliefsen. 
Kibisis  trug  er  das  Hatipt  des  schrecklichen  ImScholion  ABJD  zu  B.  £7319  (vgl.  Apollodor 
Ungetüms.  Barn  nach  eilten  die  beiden  Schwe-  2,  4,  1,  2)  wird  auf  Pindar  die  Version  zurück- 
stern,  jede  zwei  Schlangen  an  ihrem  Gürtel,  geführt,  dafs  Danae  von  ihrem  Oheim  Proitos 
und  suchten  ihn  zu  erreichen  (229 — 234);  die-  verführt  sei  und  daher  die  Feindschaft  der 
selbe  Scene  werden  wir  später  als  die  gewöhn-  beiden  Brüder  stamme.  Hat  Pindar  das  wirk- 
lichste der  archaischen  Kunst  kennen  lernen.  lieh  so  erzählt,  so  darf  man  darin  doch  nichts 
Die  Ausstattung  des  Perseus  ist  hier  völlig  so,  weiter    als   eine    der   Sagenänderungen    sehen, 

63* 


1991      Perseus  (b.  Simonid.,  Hekataios  etc.)  Perseus  (b.  d.  Tragikern:  Aischylos)      1992 

wie  sie  ihm  sein  religiöses  Gefühl  auch  sonst  Perser  des  Perseus  und  der  Andromeda  Sohn 
einmal  eingab,  nicht  etwa  alten  Mythus;  dem  Perses  für  ihren  Stammvater  hielten,  somit 
ist  er  in  der  12.  Pythischen  Ode  und  Nem.  10,  11  also  Abkömmlinge  der  Argeier  wären;  so  soll- 
gefolgt. Es  ist  zum  mindesten  gewagt  von  ten  die  Stammverwandten  in  dem  Kampf  nicht 
Usener,  auf  diese  Tradition  eine  Auffassung  als  Gegner  auftreten  (Herod.  7,  150). 
des  Proitos  als  Zeus  Agetor  (nooixog  =  prae-  Wir  wenden  uns  jetzt  zur  tragischen  Dich- 
itor)  zu  gründen  (Beligionsgesch.  Unters.  3,  84).  tung,  die  unsere  Sage  gern  und  viel  behandelt 

Von  Simonides  ist  uns  durch  Dionys.  Hui.  hat;  alle  Teile  derselben  finden  wir  dramatisch 

de  comp.  verb.  26   aus   einem  Threnos  in  ganz  bearbeitet.   Eine  Andromedatragödie  des  Phry- 

freien  Rhythmen   die  rührende  Klage  der  mit  10  nichos    beruht    wohl    auf   einem    Irrtum,    vgl. 

ihrem  Kind    auf  dem   stürmischen   Meer  trei-  Robert,   Arch.  Zeit.  1878  S.  16,    Tümpel  oben 

benden  Danae  erhalten  (Poetue  lyr.  Gr.  3 4  fr.  37).  Bd.  2  Sp.  989.     Nur  den  Titel  einer  Tragödie 

Aus  Hekataios  besitzen  wir  die  kurze  Notiz:  Perseus  von  Aristias  kennen  wir  aus  dem  Ar- 

Zuvs  [Licytrui  xä  Aavä,  die  uns  Herodian  der  gument    der    Sieben    gegen    Theben;    Aischylos 

Merkwürdigkeit  der  kontrahierten  Namensform  siegte  Ol.  78,  1  (467)  mit  Laios,  Oidipus,  Sie- 

halber  aufbewahrt  hat  (Fr.  Hist.  Gr.  358).  ben   gegen    Theben   und    der  Sphinx;    zweiter 

Bei  Hellunikos  finden  wir  zum  ersten  Mal  war  Aristias  mit  Perseus,  Tutitalos  und  den 
unsern  Heros  genealogisch  mit  dem  Fürsten-  Paluistai  seines  Vaters  Pratinus.  Möglicher- 
haus der  Perser  verbunden,  eine  Verbindung,  weise  geht  das  bei  Athenuios  überlieferte  Frag- 
die  Tümpel  (Jahrb.  f.  Philol.,  Supplbd.  16,  155)  20  ment  iivkuigi  d'  oiQfy&tirb  Xaivov  TtiSov  (Nauck, 
auf  Skylux  zurückzuführen  sich  bemüht;  Steph.  Fr.  Trug}  S.  727  nr.  6)  auf  den  Perseus  zurück 
Byz.  'Agzalcf  HtQ6t%i]  %ü>qcc,  i)v  inöXias  TIsqosvs  und  enthält  eine  Etymologie  von  Mvxi]vai,  vgl. 
ö  IltQaecog  xalAvdQoiitdcxs'  'EXXävmog  iv  IJtQai-  Paus.  2,  16,  3. 

xüv  TtQwtr/.    Der  Name  des  Sohnes  ist  sicher  in  Die  Trilogie  des  Aischylos,  die  Welcker  kon- 

Perses  zu  ändern  (vgl.  Herodot  7,  61 ;  Apollodor  struiert  hat  (Aischyl.  Tril.  S.  378  ff.),  ruht  auf 

2,  4,  5;    Tzetzes  zu  Lyk.  838).     Nun  liegt    im  falschen  Voraussetzungen.    Eine  Danae  ist  nur 

Scholion  zu  Dionys.  Perieg.  1053  folgende  Über-  aus  Hesych.  Tia&aiQo^at  yfiQug  konjiziert;    die 

lieferung   vor:    Perseus  hatte   von   Andromeda  Glosse    stand    aber    sicher    in   den    Dunuiden, 

einen  Sohn,    den  sein  Grofsvater  Kepheus  bei  Nauck,  Fr.  Trug.*  nr.  45.     Und  die  Phorkiden, 

sich  behielt,  Perses  nannte,  und  dem  er  nach  30  die  Welcker  als  Mitteldrama  auffafste,  werden 

seinem  Tode  die  Herrschaft  über  die  Kephenen  in  der  Didaskalie  C.  I.  A.  2,  973,  31  als  Satyr- 

hinterliefs.     Die   Chaldaier  vertrieben  ihn;    er  drama    bezeichnet;    des    Dichters    Name    fehlt 

aber   ging   mit   einer   grofsen   Zahl  Kephenen  zwar,    doch   kann  wohl  nicht  zweifelhaft  sein, 

8  ig  xb  AQyzlcov  Z&vog,  unterwarf  die  Uneinigen  dafs   des  Aischylos  Drama  damit  gemeint  ist, 

und  nannte   sie  Perser.     Er  hatte  einen  Sohn  ein   zweites   unter  diesem  Titel  ist  jedenfalls 

Achaimenes,  nach  dem  die  Perser  Achaimeniden  nicht  bekannt.    Sein  Inhalt  ist  durch  den  Titel 

genannt  wurden.     In  'Apyticov   steckt  natürlich  genügend   gekennzeichnet.     Perseus,    der  eine 

ein  Fehler;    Müller  hat  überzeugend  'Aqxu'hov  stählerne    Harpe    von    Hephaistos    empfangen 

verbessert  (Fr.   Hist.    Gr.  3  S.  365   zu  fr.  13),  hatte,    kam  zu   den  Phorkiden,    die   die   Gor- 

und   da  bei  Steph.   Byz.   XccXScäoi   Hellanikos  40  gonen  als  Wächterinnen  gebrauchten  (Erutosth. 

im  ersten  Buch  der  Persika  die  Chaldaier  nach  Kutust.  22,   Nauck  fr.  262);    Mv  d'  ig  ocvxqov 

des  Kepheus  Tod  aus  Babylon  ausziehen  und  a.6iid(OQog  mg,  gleich  einem  wilden  Eber  drang 

die  früheren  Kephenen   nun  Chaldaier  heifsen  er   in    die  Höhle   (fr.  261):    zu    den   Gorgonen 

läfst,  so  hat  Müller  die  Überlieferung  des  Scho-  natürlich.     So    kennt   die    Sage    auch    Nonnos 

Eons  zu   Dionys.  Per.   auf  Hellanikos  zurück-  (31,  16  ff.)  «Popxidog  ccyQvnvoio  Xaßcov  öcp&ccX- 

geführt.    Nach  Hellunikos  wären  dann  die  Ke-  \lov  aXr\xr\v  Svaßaxov  avxQov  Mvvs,  -nal  ä^imcov 

phenen  nicht  derselbe  Stamm  gewesen  wie  die  nagä  %8xqv  Xr\icc  avQi&vxcc,   ftaXvaia  Xo^ä  v.o- 

Artaier,  sondern  deren  Unterdrücker.  [idav,  roQyovog  ojSivovxcc  dit&Qiatv  ccv&8Qeä>vcc. 

Herodot  überliefert  im  Gegensatz  dazu  7,  61,  Silen  oder  einer  der  Satyrn  könnte  das  bei 

dafs   die  Perser  früher  von   den  Griechen  Ke-  50  Aischylos  mit  jenen  Worten  beschrieben  haben; 

phenen    genannt    worden    seien,    während    sie  die   Satyrn  galten    vielleicht  wie   im   Kyklops 

selbst    sich    den    Namen    Artaier    gaben.     Als  und   sonst  als  Gefangene,   hier  der  Gorgonen, 

Perseus,  der  Sohn  der  Danae  und  des  Zeus,  zu  die  von  den  Graien  bewacht  und  von  Perseus 

des  Belos  Sohn  Kepheus  kam  und  dessen  Toch-  dann  erlöst  wurden ;  der  komischen  Scenen  gab 

ter   Andromeda    heimführte,    zeugte    er   einen  es   da  genug.     Eine  Änderung  gegenüber  der 

Sohn  Perses,   den  er  dort  zurückliefs,   da  Ke-  alten    bei    Pherekydes    vorliegenden    Sage    hat 

pheus    keinen   männlichen  Erben   besafs;    von  hier  die  Stellung  der  Phorkiden  erfahren.    Dort 

diesem  erhielten  die  Perser  ihren  Namen.    Im  dienen  sie  nur  dazu,  um  Perseus  den  Weg  zu 

Grunde  hat  diese  genealogische  Verbindung  in  den  Nymphen   zu  weisen,    von   denen  er  sich 
der  Namensähnlichkeit  ihren  Ursprung;  sie  steht  60  seine  Ausrüstung  holt;    Aischylos  wirft   diese 

auf  derselben   Stufe,   wie   die  Umtaufung  der  umständliche  Tradition  beiseite,    läfst  Perseus 

Arier  in  Meder,  die,  wie  Herodot  im  folgenden  seine    Waffe    von   Hephaistos    empfangen   und 

Kapitel  erzählt,   erfolgte,    als  Medeia  auf  der  macht  die  Graien  —  die  einäugigen,   die  nur 

Flucht  aus  Athen  zu  ihnen  kam;    so  erzählen  abwechselnd   sehen  konnten,    deren  eine  also 

die  Meder  selbst  von  sich.    Die  Perseusgenea-  stets  wach  war  —  zu  Wächterinnen  der  Gor- 

logie  suchte  sich  Xerxes  zu  nutze  zu  machen;  gonen.      Nachdem    Perseus    sie    überwunden, 

vor  seinem  Zug  soll  er  einen  Herold  nach  Argos  dringt   er   bei   den   schlafenden   Gorgonen   ein 

gesandt   haben    mit   der  Mitteilung,    dafs   die  und  überrascht  die  sich  sicher  fühlenden. 


1993            Perseus  (b.  Sophokles)  Perseus  (b.  Sophokles)           1994 

Im  Verzeichnis  der  Dramen  des  Aischylos  geschieh te  teilt  Eratosth.  Katast.  16  mit,  dafs 
ist  uns  noch  der  Titel  Polydektes  erhalten;  den  Kassiepeia,  der  Andromeda  Mutter,  schöner  als 
Inhalt  bildete  also  die  Bestrafung  des  Königs  die  Nereiden  zu  sein  sich  rühmte,  worauf  Po- 
von  Seriphos.  Welcher  zieht  dazu  die  ganz  seidon  ein  Meerungeheuer  sandte,  das  den  Be- 
alleinstehende Überlieferung  Hygins  63  und  273  wohnern  grofsen  Schaden  zufügte,  bis  ihm  die 
heran,  nach  der  Perseus  dem  plötzlich  gestor-  Jungfrau  zur  Sühne  dargebracht  wurde.  Als 
benen  Polydektes  als  seinem  Ernährer  aus  Dank-  Scene  denkt  sich  Robert  (Arch.  Zeit.  1878  S.  17) 
barkeit  in  Seriphos  Leichenspiele  veranstaltete  den  Palast  des  Kepheus;  Andromeda  könnte 
und  dabei  den  Akrisios  tötete.  Diese  Über-  zuerst  auftreten,  wie  sie  zum  Felsen  geführt 
lieferung,  auf  die  wir  noch  einmal  bei  Euri-  10  wird,  und  dann  mit  ihrem  Befreier  Perseus 
pides  zurückkommen,  giebt  sich  so  deutlich  als  zurückkehren;  Fr.  123  iTt%oi<siv  t)  v.v\L$aiGi 
eine  jammervolle  Entstellung  alter  Sage  zu  er-  vavarolaig  %Q-6va  ist  eine  an  Perseus  —  ver- 
kennen, dafs  man  sich  wundern  mufs,  dafs  sie  mutlich  von  Kepheus  —  gerichtete  Frage,  aus 
immer  wieder  ernste  Beachtung  findet.  der  mit  Notwendigkeit  folgt,  dafs  der  Fragende 

Ganz  unbekannt  ist  uns  der  Inhalt  der  zJixrv-  Perseus  nicht  fliegend  gesehen  hatte,   ebenso- 

ovlxoi,  unter  denen  Hermann,  Aischylos  1  S.  320  wenig  irgend  einer  der  bei  dieser  Scene  An- 

— 322  die  Seriphischen  Fischer  verstehen  will,  wesenden,    also   dafs  Perseus  nicht  wie  später 

die  Danae  und  Perseus  in  ihren  Netzen  fingen.  bei  Euripides  auf  der  Flugmaschine  erschien. 

Weitere    Gedanken   über   dies    Drama   hat    er  Das  ist  verständlich,  wenn  das  Stück  vor  dem 

nicht  verlauten  lassen.  20  Palast   spielt   und   Perseus    erst   nach    Tötung 

Auch  über  die  Stellung,    die  Soj)hokles   zu  des    Meerungeheuers    vom    Strande    kommend 

unseren  Mythen  genommen  hat,   sind  wir  nur  auftritt.     So  Robert. 

wenig  unterrichtet.     Vier  Dramentitel   weisen  Dafs  die  Frage  an  Perseus  gerichtet  ist,  ist 

auf  unsern  Sagenkreis :  Akrisios,  Danae,  Lari-  wohl   zweifellos;    an   einen  Fremden   geht  sie, 

saioi  und   Andromeda.     Dafs   im  Akrisios  die  und  wer  könnte  da  anders  gemeint  sein?   Ko- 


6 


Vorgeschichte  des  Mythos  behandelt  war,  er-  misches  kann  auch  ich  ebensowenig  wie  Robert 
geben  die  Fragmente;  61  enthält  einen  Verweis  (S.  17  A.  2)  in  ihr  finden:  kommst  du  zu  Land 
des  Königs  an  seine  Tochter:  kurze  Rede  zu  oder  übers  Wasser  —  weiter  liegt  nichts  in 
den  Eltern  gezieme  den  Kindern,  insonderheit  den  Worten.  Ein  Versprechen  des  Kepheus 
einem  Mädchen,  dessen  Schmuck  Schweigen  30  für  die  Rettung  der  Tochter  ist  bei  Roberts 
und  wenige  Worte  seien.  Und  Fr.  63  und  64  Annahme  ausgeschlossen;  der  König  war  nicht 
-rö  fcrjv  Y&Qi  <*>  Trat,  Ttavxbg  ijÖLorov  ytpccg-  &cc-  gebunden  und  konnte  schwanken  zwischen  der 
vüv  yeco  ovx  %£sgti  xolg  avrolai  öig  werfen  Liebe  zum  Kinde  und  dem  Dank  gegen  dessen 
Licht  auf  den  Gegenstand  ihrer  Unterredung.  Retter;  auch  für  Euripides  nimmt  Robert  das 
Wenn  Akrisios  wiederholt  das  Leben  als  das  an  (S.  19).  Alt  ist  die  Überlieferung  von  dem 
höchste  Gut  preist,  hat  er  mit  seiner  Tochter  Versprechen  des  Königs  und  dem  früheren  Ver- 
über den  Orakelspruch  des  Apollon  gesprochen  löbnis  der  Andromeda  auf  jeden  Fall,  das  ist 
und  seine  Härte  begründet,  also  bevor  er  Danae  keine  spätere  Erfindung;  die  Dramatiker  müfs- 
in  den  Thalamos  einsperren  liefs.  ten  sie  also   aufgegeben  haben,    und    das    ist 

Aus  der  Danae  ist  charakteristisch  Fr.  168:  40  ja  wohl  möglich.    Aber  noch  eine  andere  Mög- 

hv   d'    iniöTcqica-    tov    itaiSbg  övtog  rovS'  iyco  lichkeit  läfst  sich  denken.     Die  schöne  Hydria 

diölXv^ica.    Auch  dies  können  wohl  nur  Worte  des  Brit.  Mus.  (Arch.  36  pl.  6  =  Abb.  1  Sp.  1995/6) 

des   Akrisios    sein ,    die    sich    auf  den  jungen  zeigt  uns  die  Vorbereitungen  zur  Fesselung  der 

Perseus  beziehen;  der  Stoff  beider  Dramen  ist  Andromeda;  zwei  Aithiopen  sind  mit  dem  Ein- 

also  der  nämliche  gewesen.     Ob  die  Schwierig-  lassen   zweier  Pfähle  in   die  Erde  beschäftigt, 

keit  nun  so  zu  lösen  ist,    dafs  Danae  nur  als  drei  Dienerinnen  bringen  der  auf  zwei  Aithiopen- 

ein  den  Inhalt  mehr  treffender  Titel  dem  alten  kinder  sich  stützenden  Königstochter  Schmuck- 

Akrisios   untergeschoben    ist,    woran    Welcher  gegenstände  und  einen  Sessel.    Finster  brütend 

denkt  (Gr.  Tr.  1,  349),  oder  ob,  wie  Meineke  sieht  dem  der  König  zu;  doch  hinter  ihm  steht 
annimmt,  die  Danae  ein  Satyrdrama  war,  mufs  50  ein  jugendlicher  Held  mit  einer  Flügelkappe, 

dahingestellt  bleiben.  der   die   rechte  Hand    an    die   Stirn  legt   und 

Der  Inhalt  der  Larisaier  ergiebt  sich  aus  verwundert  diesen  Vorbereitungen  zuzuschauen 

der  Pherekydeischen  Überlieferung:    nach   La-  scheint.    Auch  hier  ist  Perseus  noch  niemandem 

risa  am  Peneios  hatte  Akrisios  aus  Furcht  vor  sichtbar  geworden,  wie  aus  seiner  Stellung  und 

dem   Orakel  sich   zurückgezogen;    hier  suchte  der  Haltung  des  Kepheus  klar  hervorgeht;  die 

Perseus   ihn   auf.     Nach  Pherekydes  fand  dort  eifrig  Beschäftigten  und   der  brütende  König 

ein  Wettkampf  von  Jünglingen  statt  (die  Lei-  haben  ihn  nicht  wahrgenommen,    er  ist  unbe- 

chenspiele   des  Teutamios   sind   spätere   Über-  merkt  herangetreten.     Eine  Frage  des  Helden 

lieferung);  bei  Sophokles  (Fr .  348)  läfst  Akrisios  —  und  man  glaubt  die  Gegenfrage  zu  hören: 

einen  Wettkampf  ausrufen,  für  den  er  120  gol-  go  iti%oi.giv    r\    y.v\i$o.igi    vavatolslg    %fr6va;     Die 

dene  und   silberne  Becher  als  Preise  aussetzt.  dramatische  Wirkung,    deren   diese   Komposi- 

Vom  Diskoswettkampf  spricht  Fr.  349:   beim  tion  fähig  ist,    mufs  uns  doch  die  Erwägung 

dritten  Wurf  kam  mir  nahe  ein  Mann  Elatos  nahe  legen,    ob  sie  nicht  eine  Tragödienscene 

aus  Dotion;  vielleicht  sind  das  Worte  des  Per-  wiedergiebt.    In  Frage  kommen  könnte  nur  die 

seus   selber.     Auf  des  Akrisios  Tod  mag  sich  Sophokleische  Andromeda,  wie  wir  später  sehen 

Fr.  350  beziehen.  werden.    Sie  hätte  dann  wie  die  Euripideische 

Den  mittleren  Teil  des  Mythos  hatte  Sopho-  am  Meer  gespielt  und  mit  der  Fesselung  der 

kies  in  der  Andromeda  behandelt.    Aus  der  Vor-  Andromeda    (vgl.  Fr.  125)    begonnen,    die    in 


1995 


Perseus  (b.  Sophokles) 


Perseus  (b.  Euripides) 


1996 


wirkungsvoller  Weise  durch  das  unbemerkte 
Erscheinen  des  fremden  Helden  unterbrochen 
wurde.  Das  Kostüm  der  Andromeda,  ihr  ß<xp- 
ßctQtxbg  %ixo>v,  war  von  Sophokles  odgriTov  ge- 
nannt (Fr.  131);  es  wird  also,  wie  auf  dieser 
Vase,  von  der  üblichen  Theatertracht  abge- 
wichen sein. 

Über  das  in  Fr.  122  erwähnte  Kronosopfer 
Iäfst  sich  leider  nichts  aussagen.  Tümpel  (die 
Ailhiopenländer,  Jahrb.  f.  Philol.,  Supplbd.  16 
S.  159)  nimmt  an,  die  Barbarenstadt,  in  der 
Kronos-  und  Nereidenopfer  zusammenfielen,  sei 
ursprünglich  Rhodos  gewesen,  für  das  Porphyr, 
de  abstin.  2,  54  ein  Kronosopferfest  bezeuge; 
Sophokles  aber  habe  die  Sage  mit  dem  Zwei- 
stromland in  Verbindung  gebracht,  da  das 
ßäg-ntov  nach  Ktesias  als  ein  barbarisches,  be- 
sonders persisches  Kleidungsstück  galt  (S.  132, 
vgl.  oben  Bd.  2  Sp.  989).    Die  letzte  Folgerung 


Mythogr.  Unters,  üb.  griech.  Sternsagen  1896 
S.  43  vertretenen  Ansicht,  dafs  der  Erfinder 
oder  Phnführer  des  Sternbildes  eine  ihm  fertig 
vorliegende  Sage  benutzt  habe,  die  Benen- 
nungen also  alle  derselben  Zeit  angehören. 
Dafs  die  Andromedasage  dem  nicht  wider- 
spricht, werden  wir  später  sehen. 

Auch  unsere  Tragödie  ist  natürlich,  wie  fast 
alle,  von  denen  das  Gegenteil  nicht  bestimmt 
lo  überliefert  ist,  für  ein  Satyrspiel  erklärt  wor- 
den; bis  aber  bessere  Gründe  dafür  angeführt 
werden  können,  als  dafs  Sophokles  in  ihr  Si- 
lene  und  Pane(!)  in  der  Mehrzahl  erwähnte 
(Fr.  132),  können  wir  diese  Meinung  auf  sich 
beruhen  lassen. 

Von  der  Andromeda  des  Euripides,  die  zu 
den  berühmtesten  Tragödien  des  Altertums  ge- 
hörte, können  wir  uns  ein  besseres  Bild  als 
von  den  anderen  nicht  erhaltenen  machen  durch 


ist  ebenso  unwahrscheinlich  wie  schwach  be- 
gründet. 

Eratosthenes  Katast.  36  erwähnt  nach  kur-  50 
zer  Angabe  des  Mythos,  dafs  das  Ketos  zum 
Andenken  an  die  That  des  Perseus  unter  die 
Sterne  versetzt  wurde:  Ictogsl  dh  tccvtcc  Socpo- 
xlfjg  ö  rüv  TQCtyadiäv  otoitjtjjs  iv  rrj  Avöqo^e^oc. 
Welcher  hat  nur  die  voraufgehende  kurze  An- 
gabe des  Mythos,  nicht  auch  die  Verstirnung 
auf  das  Drama  beziehen  wollen  (Gr.  Tr.  2,  350); 
aber  man  fragt  sich  doch,  welchen  Sinn  es 
haben  soll,  dafs  die  Sternbücher  ihren  ganz 
kargen  Mythenberichten  die  Namen  der  Tra-  60 
giker  anfügten,  wenn  nicht  eine  Verstirnung 
in  den  betreffenden  Tragödien  die  Veranlassung 
dazu  gab.  Dafs  die  Bezeichnungen  wenigstens 
des  Perseus  und  der  Kassiepeia  in  dem  Stern- 
bilde schon  sehr  alt  sind,  hat  Robert  (Eratosth. 
Katast.  246)  dargethan,  der  die  Namen  Andro- 
meda, Kepheus  und  Ketos  für  später  ange- 
gliedert hält.     Ich   neige   zu   der   von   Behm, 


die  Parodie,  die  ihr  Aristophanes  in  den  Thes- 
mophoriazusen  zu  teil  werden  liefs.  T&v  y.al- 
Xiatcov  EvoiTtidov  §Qcciiccton>  heilst  sie  im  Scho- 
lion  zu  Aristoph.  Fröschen  53,  und  dort  wird 
auch  angegeben,  dafs  sie  Olymp.  91,  4  (412) 
aufgeführt  wurde.  Das  Stück  begann  nach 
Boberts  Vermutung,  die  mir  trotz  Engelmanns 
Widerspruch  (Archäol.  Studien  zu  d.  Tragikern 
1900  S.  65)*)  ebenso  fein  wie  gut  gegründet 
erscheint,  mit  einem  Prolog  der  Echo  (Arch.  Zeit. 
1878  S.  18 ;  vgl.  Bethe,  Prol.  191  ff.) ;  an  ihn  schlofs 
sich  die  Klage  der  Andromeda,  wie  langsam 
die  entsetzliche  Nacht  dahinschleiche  (Fr.  114). 
Sie  klagt  mit  ihren  Freundinnen  gemeinsam, 
und  Echo  in  der  Höhle  hallte  ihre  Klagen 
wieder,  eine  ungemein  wirkungsvolle  Situation, 

*)  Erst  bei  der  Korrektur  kann  ich  auf  F.n'jelmanns 
Buch  Rücksicht  nehmen.  Genaueres  Eingehen  darauf 
mufs  ich  mir  darum  versagen;  meine  abweichenden  An- 
schauungen habe  ich  an  den  betreffenden  Stellen  kurz 
begründet. 


1997     Perseus  (in  Eurip.  Andromeda) 

die  Aristophanes  zu  verspotten  nicht  unterlassen 
hat.  Die  Scenerie  ist,  wie  allein  schon  aus 
dem  Hereinziehen  der  Echo  folgt,  ein  Fels- 
gestade und  Andromeda  also  am  Felsen  an- 
geschmiedet zu  denken.  Die  Mehrzahl  der 
Vasengemälde  freilich,  deren  Darstellungen 
man  durch  das  Theater  beeinflufst  glaubt, 
stellt  Andromeda  an  zwei  Pfahle  auf  ebener 
Erde  gefesselt  dar;  und  da  Mnesilochos  in  der 
Parodie  des  Aristophanes  an  eine  ouvig,  ein  10 
Brett,  gefesselt  wird,  so  hat  Trendelenburg  die 
Fesselung  an  Pfahle  auch  für  die  Andromeda 
des  Euripides  in  Anspruch  genommen,  Annali 
1872  S.  115/16.  Ebenso  Vogel,  Scenen  Euripid. 
Trag.  43/44,  der  diese  Fesselung  noch  dazu  ko- 
misch findet.  Ich  glaube  nicht,  dafs  die  Dar- 
stellung der  Vasenbilder  einen  solchen  Eindruck 
in  jemand  hervorrufen  darf;"  wer  sie  aber  ko- 
misch findet,  durfte  sie  dem  Euripides  für 
diese  Tragödie  gewifs  nicht  zutrauen.  Das  20 
Brett  der  aristophanischen  Parodie  beweist 
natürlich  gar  nichts ;  solche  Schlüsse  darf  man 


Perseus  (in  Eurip.  Andromeda)     1998 

Andromeda  bei  Euripides  wieder  auf  die  spä- 
teren unter  italischen  Vasenbilder  zurück- 
greifen kann,  wie  es  Watzinger  (de  vasculis 
pictis  Tarentinis  Darrnst.  1899)  S.  42  thut,  ist 
mir  unverständlich.  Engelmann  nimmt  zwar 
für  das  euripideische  Drama  die  Fesselung  an 
einen  Felsen  an  (S.  9  ff.),  gleichwohl  bringt  er 
auch  die  Darstellung  der  an  Baumstämme  oder 
Säulen  gefesselten  Jungfrau  mit  dieser  Tragödie 
in  Verbindung;  Provinztheater,  die  sich  den 
Luxus  eines  Felsens  nicht  erlauben  konnten, 
hätten  sich  mit  Pfählen  oder  den  Säulen,  die 
das  Proskenion  bot,  begnügen  müssen.  Aber 
welchem  Provinztheater  soll  denn  das  schöne 
attische  Vasengemälde  (Abb.  1),  das  der  letzten 
Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  entstammt,  seine 
Anregung  verdanken?  Bei  zwei  nahezu  gleich- 
zeitigen Gemälden,  von  denen  nur  das  eine 
Andromeda  am  Felsen  gefesselt  zeigt  wie  die 
euripideische  Tragödie,  spricht,  sollte  ich 
meinen,  schon  der  Augenschein  dafür,  dafs  das 
zweite    auf   eine    andere   dichterische  Vorlage 


2)  Perseus  und  Andromeda  (anwesend:  Kepheus,  Hermes),  Krater  des  Berl.  Mus.  (nach  Arch.  Jahrb.  11,  1897  Taf.  1). 


aus  Parodieen  nicht  ziehen.  Wenn  Perseus 
Fr.  127  die  Jungfrau  bemitleidet  %QS[La^8vr]v 
oqwv,  so  pafst  doch  dieser  Ausdruck  nicht  auf 
die  an  Pfähle  gebundene,  sondern  nur  auf  die  50 
am  Felsen  schwebende;  und  wenn  dieselbe  Be- 
zeichnung von  Aristophanes  (Thesmoph.  1027, 
1053)  verwertet  ist,  so  erkennt  man  eben  hier 
die  Parodie,  abgesehen  davon,  dafs  bei  Mnesi- 
lochos, dem  beide  Hände  an  einem  Brett  wohl 
über  dem  Kopf  befestigt  waren,  das  KQ^aa&cci 
noch  eine  weit  natürlichere  Bezeichnung  war. 
Entscheidend  ist  die  Darstellung  des  1892  für 
das  Berliner  Museum  erworbenen  Andromeda- 
kraters  aus  dem  Ende  des  fünften  Jahrhunderts ;  60 
hier  ist  im  Theaterkostüm  Andronieda  am  Felsen 
gefesselt  dargestellt  (=  Abb.  2),  und  mit  vollem 
Recht  hat  Bethe  (Arch.  Jahrb.  11  S.  295  ff.)  diese 
Darstellung  mit  dem  Euripideischen  Drama  in 
Verbindung  gebracht.  Hier  haben  wir  eine 
dem  412  aufgeführten  Drama  gleichzeitige  Dar- 
stellung vor  uns.  Wie  man  nach  Bekannt- 
werden  dieses   attischen   Gemäldes   für   die 


zurückgeht,  die  über  so  grofsartige  Darstellungs- 
mittel noch  nicht  verfügte. 

Perseus  naht  sich  der  Jungfrau  durch  die 
Luft  auf  der  Flugmaschine  (vgl.  Pollux  4,  128); 
er  glaubt  erst  ein  Marmorbild  am  Felsen  zu 
erkennen  (Fr.  124,  125);  als  er  sieht,  dafs  er 
sich  getäuscht,  fragt  er  die  Jungfrau  nach 
ihrem  Schicksal,  worauf  sie  zuerst  schweigt 
(Fr.  126),  dann  ihm  Rede  steht  und  auf  seine 
Frage,  ob  sie  ihm  Dank  wissen  werde,  wenn 
er  sie  rette  (Fr.  129),  sich  ganz  ihm  zu  eigen 
giebt,  ihm  folgen  will  als  Gattin  oder  Magd 
(Fr.  132).  Mit  einem  Gebet  an  Eros  (Fr.  136) 
schliefst  diese  Scene. 

Ob  im  folgenden  das  Seeungetüm  auf  der 
Bühne  sichtbar  wurde,  mufs  dahingestellt  blei- 
ben. Robert  hat  eine  Maskengruppe  eines  1872 
ausgegrabenen  Hauses  zu  Pompeji  herange- 
zogen; dafs  auf  ihr  der  Andromeda,  ihrer  El- 
tern und  des  Perseus  Maske  (mit  Hadeskappe, 
Harpe  und  Kibisis)  sowie  das  Ketos  dargestellt 
war,  ist  evident  (Arch.  Zeit.  1878  Taf.  3);  dafs 


1099      Perseus  (in  Eurip.  Andromeda)  Perseus  (in  Eurip.  Danae)         2000 

die  Felsenscenerie  am  Meeresufer  auf  Euri-  Hochzeitsmahl  überfällt.  Und  wird  nun  Phi- 
pides  weist,  ist  ebenso  zuzugeben.  Aus  dieser  neus  auf  der  Bühne  versteinert  oder  erstochen? 
Darstellung  des  Ketos  aber  schliefsen  zu  wollen,  Nein,  so  weit  geht  Wecklein  nicht;  auf  S.  98 
dafs  es,  wenn  auch  nur  für  Augenblicke  (S.  15),  läfst  er  die  Worte  nicht  mehr  Phineus  spre- 
bei  Euripides  auf  der  Bühne  sichtbar  wurde,  chen,  sondern  aus  einem  Botenbericht  stam- 
scheint  mir  zu  weit  zu  gehen.  Fr.  145  ögw  men!  Es  sind  zweifellos  Worte  des  Perseus, 
öh  itQÖg  rfjg  TtccQ&i'vov  &oivä[Laxa  Y.f]xog  ftoägov  mit  denen  er  sein  unerhörtes  Wagnis  gegen 
££  'ArlccvTixfjg  äXög  ist  jedenfalls  dafür  nicht  die  Meduse  erklärt;  wir  müssen  uns  mit  dem 
in  Anspruch  zu  nehmen,  denn  wie  Wecklein,  Geständnis  begnügen,  dafs  wir  weder  das  Auf- 
Sitzungsb.  d.  Bayr.  Ak.  1888  1  S.  19  bemerkt,  10  treten  des  Phineus  bei  Euripides  noch  das 
citiert  Tiberios  Wieb.  8  p.  576  den  ersten  Vers  Gegenteil  nachweisen  können, 
als  Beleg  für  eine  Vertausch ung  der  Tempora:  Mich  wundert,  dafs  niemand  auf  den  Ge- 
ÖQä>  .  .  .  ccvxi  xov  dSov  Die  Verse  stammen  danken  gekommen  ist,  das  Zwiegespräch,  dem 
also  aus  einem  Botenbericht.  einige  Worte  des  Kepheus  sicher  entstammen 
Unentschieden  ist,  ob  Phineus  in  unserer  (Fr.  143,  144),  mit  Kassiepeia  in  Beziehung  zu 
Tragödie  eine  Rolle  spielte.  Aus  Eratosth.  bringen,  die  selbstverständlich  in  unserem 
Katast.  17  gco&sigcc  vnb  xov  Tlsgoeag  ov%  ei'-  Drama  vorkam  und  als  Mutter  doch  in  erster 
Xzxo  nccTQi  Gv\niivuv  ovSs  xf]  firjrpi,  aXV  av-  Linie  über  ihrer  Tochter  Schicksal  sich  äufsern 
ftcäpsxog  Big  xb  Agyog  ccvfjX&s  fitr'  ixsivov  sv-  mufste.  Die  Fragmente  141 — 144  würden  sich 
yeveg  xi  (pqovr\GaGa.  Aiyu  äs  neu  EvQnti$r\g  20  erklären  lassen,  wenn  die  beiden  ersten  der 
Gccywg  iv  xco  nsol  ccvxfjg  ysypctmiivm  doäyLccxi  Kassiepeia,  die  letzteren  dem  Kepheus  gehörten, 
schliefst  Robert  (S.  19),  dafs  von  einem  frü-  Der  Mutter  ist  der  fremde  Eidam  nicht  genehm, 
heren  Verlöbnis  der  Andromeda  nicht  die  Rede  sie  will  die  Tochter  nicht  dem  Mann  mit  dunkler 
gewesen  sein  könne;  der  Schwerpunkt  des  Herkunft  geben,  die  auf  ihre  Schätze  stolze 
psychologischen  Konflikts  müsse  in  diesen  Wor-  Fürstin  achtet  den  armen  nicht;  Kepheus  An- 
ten enthalten  sein.  Aber  die  wenigen  Worte  det  kein  Glück  in  seinen  Reichtümern,  die  das 
geben  sich  doch  nicht  als  präcise  Inhaltsangabe  Unheil  nicht  haben  verhüten  können,  und  weist 
des  Euripideischen  Dramas,  sondern  besagen  seine  Gattin  (144)  bestimmt  zurück:  er  will 
nur,  dafs  auch  Euripides  so  dichtete,  dürfen  allein  seinen  Entschlufs  fassen.  Im  Munde  der 
also  unmöglich  in  dieser  Weise  geprefst  wer-  30  Mutter  ist  das  ovx  £&>  des  Fr.  141  verständlich; 
den.  Wecklein  (S.  89/90)  macht  andererseits  der  Plural  ncäSag  würde  darauf  hindeuten, 
auf  eine  Reihe  von  Übereinstimmungen  des  dafs  sie  als  Mutter  mehrerer  Töchter  galt: 
Ovid  mit  Euripides  aufmerksam  und  schliefst  meine  Kinder  sollen  keine  vöftoi  heiraten, 
daraus,  dafs  Phineus  wie  bei  Ovid  auch  hier  Aus  einem  Botenbericht  nach  dem  Sieg 
auftrat  und  den  Kepheus  zu  überreden  suchte,  des  Perseus  stammt  wie  145  so  auch  Fr.  146, 
dem  Fremden  die  Hand  seiner  Tochter  zu  ver-  in  dem  geschildert  wird,  wie  die  Hirten  alle 
weigern,  Kepheus  aber  ihn  zurückwies  und  sich  mit  ihren  Gaben  zu  dem  Helden  eilen,  um  ihn 
für  Perseus  erklärte.  Aber  die  von  Wecklein  nach  den  Mühen  des  Kampfes  zu  erquicken, 
gefundenen  Anklänge,  die  sich  sogar  auf  die  vgl.  Philostr.  Im.  1,  29.  Auf  das  Hochzeits- 
Frage  nach  dem  Namen  des  Landes  erstrecken,  40  mahl  könnte  man  Fr.  147  beziehen,  und  wenn 
genügen  für  eine  solche  Folgerung  nicht;  vol-  ein  solches  geschildert  wurde,  würde  das  für 
lends  mifslungen  ist  die  von  ihm  versuchte  das  Auftreten  des  Phineus  sprechen.  Doch  ge- 
Rückführung einiger  Fragmente  auf  Phineus.  nügen  die  wenigen  Worte  nicht  zu  einem  be- 
Das  vielumstrittene  Fr.  141  stimmten  Urteil. 

,„   ,    ~,        _-         >      >~      /q.        -,    o  .  Viel  undeutlicher  ist  das  Bild,  das  wir  uns 

Eyco  Ss  natfas  ovzjco  vo&ovg  Xaßnv.  yQn  dm  beideQ  &nderen  Tra  ödie      die  Euri. 

xmv  yvrpwy  yaQ  ovdev  ovxeg  ivdeng  -^  diegem  s     enkreia  entnommen  hat,   ma- 

voiuü  vogovgiv  0  G8  cpvXataG&ccL  mo>v  '?hen  können)  de?Danae  und  dem  DiMys     über 

führt  Wecklein  auf  eine  Mahnung  des  Phineus  ihren  ungefähren  Inhalt  freilich  kann  kein  Zwei- 

an   Kepheus    zurück;    dem   Phineus   vor   allen  50  fei  bestehen.     Dafs   der  Chor   der  Danae  aus 

käme  die  Rede  von  Bastarden   zu,  wie  Ovid  Frauen     bestand,     berichtet    Pollux    4,    111; 

5,  11  beweise  (nee  mihi  te  pennae  nee  falsum  Euripides   hat   in   ihm    nach    Art    der   Para- 

versus  in  aurum  Iuppitcr  eripiet) ;  übrigens  be-  base  der  Komödie  seinem  Herzen  Luft  gemacht, 

ziehe  sich  nalSag  vo&ovg  auf  die  zu  erwartenden  Dafs    der   im    Codex   Palatinus   287    erhaltene 

Enkelkinder  (!)  des  Kepheus,  nicht  etwa  direkt  Prolog  (Nauck  fr.  1132)  ein   spätes  Machwerk 

auf  Perseus.    Solche  Deutungen  kann  man  nicht  ist,   ist  zweifellos;    Welcker  hat  ihn  trotzdem 

ernsthaft  erörtern.    Auch  Fr.  142  läfst  sich  nur  zur  Rekonstruktion   der  Tragödie  benutzt,    in 

höchst  gezwungen  mit  Phineus  in  Verbindung  der  Voraussetzung,    dafs   er  nach   dem  echten 

bringen;    ganz   und   gar   nicht   149    vtoxrjg  ;t'  Drama  gearbeitet  sei  und  der  Verfasser  viel- 

infjQS  Kai  Q-QÜGog  xov  vov  TtXiov,  Worte,    die  go  leicht  auch   die  in   der  Hypothesis  genannten 

Phineus    als   Reuebitte    sprechen    soll,    wie  er  Personen    nach   Überbleibseln    der    wirklichen 

im    letzten  Augenblick    um    sein    Leben    fleht  sich  vorgezeichnet  habe  (Gr.  Trag.  1  S.  636 — 38). 

(Wecklein  S.  91).     Abgesehen  davon,   dafs  der  Diese  Überlieferung  steht  ganz  allein  da:  Akri- 

Oheim  der  Andromeda  doch  nicht  gerade  mit  sios  fragt  in  Delphi  wegen  männlicher  Nach- 

va6xr\g    sich    entschuldigen    kann,    wäre    auch  kommenschaft  an  und  erhält  zur  Antwort,    er 

ftoÜGog  eigentümlich  im  Munde  des  perfiden  Ge-  werde  nur  eine  Tochter  zeugen  und  diese  ihr 

seilen,  der  mit  dem  Seeungeheuer  zu  kämpfen  selbst  geheim  einen  geflügelten  Löwen  gebären, 

nicht  wagt  und   den  Sieger  hinterlistig   beim  der  über  dieses  und  vieles  andere  Land  herr- 


2001      Perseus  (in  Eurip.  Danae  u.  Diktys)  Perseus  (in  Eurid.  Danae  u.  Diktys)      2002 

sehen  werde  (Vers  11 — 16).  Darauf  enthielt  weisen,  die  der  Anklage  listigen  Betruges  ent- 
sich  der  König  der  Heirat,  zeugte  aber  heim-  gegenhält,  dafs  die  Künste  das  Gebiet  der 
lieh  von  Lust  besiegt  eine  Tochter,  die  er  Frauen  seien,  der  Kampf  das  der  Männer; 
Danae  nannte,  weil  lange  Zeit  bis  zur  Geburt  denn  besäfsen  die  Frauen  siegreiche  List,  so 
des  Kindes  verflossen  war  (20,  21).  Im  Jung-  würden  sie,  nicht  die  Männer  herrschen.  322 
frauengemach  läfst  er  diese  eingeschlossen  von  scheint  den  Gedanken  auszusprechen,  dafs  der 
argivischen  Mädchen  erziehen.  Zeus  verliebte  Verführer  der  Danae  kein  armer,  sondern  ein 
sich  in  sie  und  wollte  sich  ihr  nähern,  da  er  reicher  Jüngling  sei.  Und  wenn  323  mit  der 
auf  andere  Weise  sie  aber  nicht  bewegen  konnte,  Anrede  tcütsq,  also  von  Danae  gesprochen,  be- 
verwandelte er  sich  in  Gold,  von  dem  erwufste,  10  schreibt,  wie  ein  Kind  in  ihren  Armen  und 
dafs  es  ein  ersehnter  Besitz  für  die  Menschen  an  ihrer  Brust  spielen  und  küssend  ihre  Seele 
sei  (31),  und  flofs  durch  des  Zimmers  Dach  in  erwerben  würde,  so  müssen  wir  daraus  schlie- 
der  Jungfrau  Hände ,  die  ohne  Ahnung  der  fsen ,  dafs  Perseus  noch  nicht  geboren  ist. 
List  das  Gold  in  ihrem  Busen  barg.  Als  sie  Fr.  324,  das  die  Gewalt  des  Goldes  schildert, 
nach  einiger  Zeit  ihren  Zustand  bemerkte,  ge-  ist  sicher  im  Zusammenhang  mit  322  zu  ver- 
riet sie  in  grofse  Angst  (36)  und  suchte  heim-  stehen;  Akrisios,  der  von  Danae  die  wunder- 
lich zu  entfliehen.  Als  der  Vater  das  erfuhr,  bare  Mär  vom  goldenen  Regen  erfahren,  legt 
liefs  er  sie  voll  Zornes  in  ein  dunkeles  Ge-  sich  die  Sache  so  zurecht,  dafs  sie  durch  Goldes 
mach  einschliefsen  (39.  40)  und  wollte,  wenn  Glanz  geblendet  einem  reichen  Jüngling  zum 
die  Wahrheit  sich  herausstellen  würde,  Mutter  20  Opfer  gefallen  sei. 

und  Kind  dem  Meer  übergeben  (43.  44).    Dies  Werfen  wir  nun  einen  Blick  auf  den  Pro- 

erzählt  Hermes,  der  von  Zeus  abgeschickt  ist,  log  zurück,  so  mufs  die  Übereinstimmung  von 

um  Danae  zu  trösten.    Der  Chor  spricht  seine  Fr.  317  mit  Vers  20/21  frappieren;  noch  mehr, 

Verwunderung  über  die  über  seine  Herrin  ver-  dafs  nach  Fr.  323  Perseus  noch  nicht  geboren 

breiteten  Gerüchte   aus   und   erklärt,    er  wäre  ist,  wie  nach  Vers  35 — 41  des  Prologes.     Ein 

schnell  herbeigeeilt,   um  zu  sehen,   was  wahr  Zusammenhang  scheint  da  doch  sicher  zu  be- 

daran    wäre.     Akrisios   tritt   dann    zornig   auf  stehen;^  es  fragt  sich  nui ,  ob  man  auf  Grund 

und  spricht  einen  heftigen  Tadel  wegen  seines  dieser  Übereinstimmungen   die  ganz  von  aller 

&Qccaog  gegen  den  Chor  aus ;  damit  bricht  das  antiken  Tradition  abweichende  Sagenform  dem 
65  Verse  lange  Fragment  ab.                                 30  Euripides  zumuten,  dem  Verfasser  des  Prologs 

Die  breite   Behandlung  von  Jacobs  (Verm.  also  eine  Kenntnis  des  Euripideischen  Dramas 

Sehr.  5,  607  ff.)    überhebt   uns   jeden    näheren  zugestehen  oder  nicht  vielmehr  annehmen  will, 

Eingehens    auf  die   Unechtheit   dieses   Bruch-  dafs   der  Prolog  nur  auf  diese  auch    uns    er- 

stücks,   das  Wünsch  neuerdings  dem  Musuros  haltenen  Fragmente   aufgebaut  sei.     Ich  kann 

zuzuweisen  sich  bemüht  hat  (Rhein.  Mus.  51,  mich    dieser    letzteren    Vermutung    nicht    er- 

1896,  S.  138  ff.).      Aber    auch    nur    die  Sagen-  wehren.     Der  Dichter  des  Prologs  hat  gegen- 

version  für  euripideisch  zu  halten,  wie  Welcher  über   den  Fragmenten   seine  Phantasie  walten 

thut,  geht  unter  keinen  Umständen  an,  ob  auch  lassen  und  aus  ihnen  falsche  Schlüsse  gezogen, 

manches  auf  einen  Zusammenhang  mit  Furt-  Auch  aus  323;  denn  diese  Worte  der  Danae 
pides  hinzuweisen  scheint.__  Wünsch  glaubt,  dafs  40  lassen  sich  auch  erklären  ohne  jeden  Gedanken 

in   der  Pherekydeischen  Überlieferung  nahezu  speziell  an  Perseus,  als  ganz  allgemeine  Klage, 

sämtliche  Elemente  der  diesem  Prolog  im  Cod.  dafs  sie  nach  ihres  Vaters  Willen   davon  aus- 

Pcdat.    vorausgeschickten   Hypothesis   (abgedr.  geschlossen  sein  sollte,  ein  Kind  in  ihren  Ar- 

bei  Nauck  S.  716)  beisammen  lägen;  auffallend  men  und  an  ihrer  Brust  zu  halten, 

ist  nur,  dafs  die  Hypothesis  die  fundamentalen  Auch  der  Diktys  des  Euripides  ist  uns  fast 

Abweichungen  des  Prologes  gar  nicht  enthält,  nur  aus   bei   Stobäus  aufbewahrten   Sentenzen 

sondern    nur    die    gewöhnliche    Überlieferang  bekannt.    Dafs  das  Drama  auf  Seriphos  spielt 

bietet.  und  Danaes  Verhältnis  zum  König  Polydektes 

Die  Fragmente  sind  zwar  zahlreich,  ergeben  den   Konflikt  bildet,   ist  aus   dem   Titel  ohne 
aber  wenig,   da  sie   nur  aus  bei  Stobäus  ge-  50  weiteres    klar.     Fr.  332    ist    bei   Plutarch,   de 

retteten  Sentenzen  bestehen.  Fr.  316  giebt  dem  Consol.  8  p.  106  A  überliefert;   es   gehört  dem 

Gefühl  des  Glückes  Ausdruck,  das  die  Kinder-  Diktys  an,  der  die  um  ihren  verloren  geglaubten 

losen  ergreift,  wenn  sie  endlich  im  Hause  einen  Sohn  trauernde  Danae  tröstet:  Hades  wird  sich 

Spröfsling  sehen.     317  enthält  den  Rat,    jung  um   deine  Klagen  nicht  kümmern  und  deinen 

zu  heiraten,  damit  mit  einem  jungen  Vater  der  Sohn  heraufsenden;  halt  ein,'  sieh  auf  anderer 

Sohn  seine  Jugend  verlebe.    318  schildert  den  Unglück  und  suche  darin  einen  Trost.    Fr.  338 

Vorzug  des  Sohnes  vor  der  Tochter;  diese  ge-  enthält  eine  Warnung,  neue  Kinder,  d.  h.  mit 

höre  nicht  den  Eltern,    sondern   dem  Manne,  einer  anderen  Frau  zu  zeugen,  da  in  ihnen  den 

der  männliche  Sprofs  aber  stehe  fest  im  väter-  vorhandenen  die  gröfsten  Feinde  entstünden; 
liehen  Hause.    Auf  die  Verhältnisse  des  Akri-  oo  selbstverständlich   lichtet  sich  diese  Warnung 

sios  wollen  diese  Sentenzen  nicht  recht  passen  an  Polydektes.   Fr.  331 

und   doch   können   sie  wohl  nur  darauf  Bezug1  ,.          <      t                  ,      ,  «         «, 

genommen  haben;  vielleicht  liegt  ihre  Seltsam-  ^0ff,  ?"?  ^  t"*>  ™}  *,   *?"*  ?X°l  nmf 

Seit  nur  darin,    dafs  sie  aus  efem  Zusammen-  ov*  is  T0  ^ov  oväsf    ds  Kv7CQtV  rpjW 

hang  gerissen  sind.    320  gehört  jedenfalls  dem  legt  Wecklein  —  unter  Änderung  von  tloi    in 

Akrisios;  er  hat  von  Danaes  Zustand  erfahren  sllsv  —  der  Danae  in  den  Mund  (a.  a.  O.  S.  111), 

und  behauptet,   nichts  sei   schwerer  zu   hüten  indem  er  ein  edles  Verhältnis  zwischen  ihr  und 

als   ein  Weib.    321  möchte  ich  der  Danae  zu-  ihrem  Schützer  Diktys  annimmt,   wobei  er  an 


2003         Perseus  (in  Eurip.  Diktys)  Perseus  (b.  Kratinos  u.  Lykophron)      2004 

das  Verhältnis  der  Elektra  zum  Landmann  in  keit  machen.  Sicher  war  bei  Euripides  der 
des  Euripides  Elektra  erinnert.  Unter  dem  Zug  gegen  die  Gorgo  nicht  mit  dem  naiven 
Greis,  an  den  die  Mahnung  gerichtet  wird,  epischen  Versprechen  inl  roQyövog  xscpalfj  be- 
keine  Feindschaft  zwischen  den  Herrschern  zu  gründet;  auf  eine  schmachvoll  ungerechte  Weise 
säen  (Fr.  337),  versteht  er  Diktys,  der  dann  wird  Polydektes  den  Helden  des  Landes  ver- 
natürlich hier  nicht  Bruder  des  Polydektes,  wiesen  haben,  indem  er  seine  Herkunft  herab- 
sondern ein  einfacher  Fischer  wie  in  der  63.  zog  (svysvsia);  Fr.  333  könnte  er  gegen  Perseus 
Fabel  Hygins  gewesen  wäre.  Für  Fr.  339,  345,  aussprechen,  indem  er  die  Abstammung  von 
346,  in  denen  von  einem  herzlichen  Verhältnis  Zeus  gleichwie  Akrisios  für  ein  Märchen  er- 
von  Vater  und  Kindern  die  Rede  ist,  das  ihm  10  klären  und  als  seinen  Vater  irgend  einen  ehr- 
auf  Polydektes  nicht  zu  passen  scheint,  bleibt  losen  Verführer  hinstellen  würde, 
ihm  nur  König  Akrisios  übrig  (S.  114),  der  eben-  Unter  den  koiqccvoi  des  Fr.  337  möchte  ich 
falls  auf  die  Hyginsche  Fabel  führt;  Akrisios  Polydektes  und  seinen  Bruder  Diktys  verstehen ; 
hat  seine  Tochter  von  Seriphos  nach  Argos  von  dem  alten  Seriphier  können  wir  natürlich 
zurückholen  wollen.  Ihm  mufs  auch  Fr.  347  nichts  aussagen.  Wenn  es  in  Fr.  339  heifst, 
angehören,  in  dem  eine  herbe  Verurteilung  der  Vater  müfste  seine  Kinder  in  ihrer  Liebe 
eines  Mannes  ausgesprochen  wird,  der  sein  bereitwillig  gewähren  lassen  und  die  Kinder 
Vaterland  geringschätze  und  eine  andere  Stadt  den  Vater,  da  die  Liebe  nicht  im  Willen  der 
rühme;  und  dieser  Mann  könne  nur  Diktys  Menschen  stehe,  so  kann  sich  das  bei  Gegen- 
sein, der  also  ursprünglich  aus  Argos  stamme  20  überstellung  von  Fr.  338  nur  auf  Polydektes 
und  dort  zum  Schein  mit  Danae  verheiratet  beziehen.  Dann  liegt  aber  mehr  als  Phrase 
gewesen  sei  (S.  115).  Will  nun  Akrisios  die  darin:  es  gab  einen  erwachsenen  Sohn  des 
Tochter  nach  Argos  zurückholen,  so  kann  er  Königs  und  an  ihn  sind  diese  Worte,  vielleicht 
vorgeben,  dafs  er  sie  mit  einem  reichen  Mann  vom  Vater  selbst,  gerichtet.  Ihm  wäre  dann 
verheiraten  wolle;  und  dieser  Situation  ent-  Fr.  345  und  346  zuzuweisen,  die  die  gegen- 
spreche das  Papyrusfragment  953  bei  Nauck,  seitige  Liebe  von  Eltern  und  Kindern  als  das 
das  man  bisher  auf  die  Temenidai  zurückge-  Höchste  preisen;  das  hält  er  dem  Vater  vor, 
führt  habe.  um    ihn    von    seinem    Vorhaben    abzubringen. 

Aus  den  Fragmenten  allein  wäre  Wecklein  Auch   unter   dem   vsog  des  Fr.  344   könnte  er 

nie  zu  dieser  Reihe  von  Folgerungen  gekommen ;  30  gemeint  sein.     Die  Vorwürfe  in   347   auf  ihn 

die  63.  Fabel  Hygins  war  sein  Ausgangspunkt,  zu   beziehen   wäre   bei   Mangel    aller   näheren 

sie  hat  er  einfach  dem  Euripideischen  Drama  Kenntnis  zu  gewagt.  — 

zu  Grunde  gelegt  und  nun  darauf  los  gebaut.  Den  Komikern  hat  unsere  Sage  fern  gelegen. 
Es  ist  leicht,  dies  Gebäude  einzureifsen.  Aus  Die  Existenz  einer  Andromeda  des  Phrynichos 
Vers  25—30  des  fr.  953  folgt,  dafs  der  Gatte  (Schol.  Ar.  Wolken  556)  ist  höchst  unwahr- 
der  Redenden  einst  reich  gewesen  ist  und  dann  scheinlich,  vgl.  Robert,  Arch.  Zeit.  1878,  16; 
seine  Güter  verloren  hatte;  wie  pafst  das  auf  Tümpel  oben  Bd.  2  Sp.  989;  Wernicke  in  Pauly- 
den  greisen  Fischer  Diktys?  Es  liegen  hier  Wissowas  Bealencycl.  1,  2155.  Wenige  Frag- 
offenbar auch  von  Weckleins  Tragödie  ganz  mente  nur  sind  aus  des  Kratinos  Seriphiern 
verschiedene  Verhältnisse  vor.  Von  einem  Greis  40  erhalten.  Als  komische  Tradition  allgemein 
Diktys  hört  man  sonst  nie.  Fr.  337  kann  sicher  nennt  Strabo  (10,  487)  die  Erklärung  des  Fels- 
nicht  auf  ihn  bezogen  werden;  wer  sind  denn  gesteins  der  kleinen  Insel  durch  die  Wirkung 
die  Y.oiQavoi,  zwischen  denen  dieser  Greis  Un-  des  Gorgonenhauptes.  Des  Perseus  Flug  in  die 
frieden  stiften  will?  Zu  Matthias  Deutung  wunderbarsten  Teile  der  Welt  parodieren  die 
(Eurip.  9  S.  190),  dafs  in  Form  einer  Sentenz  Fragmente  207  und  208  (bei  Kock,  Fr.  Com.  1, 
auf  den  einen  König  Polydektes  gewiesen  S.  76).  216  heifst  Andromeda  Stlscc6tQa;  da- 
würde,  scheint  mir  der  Ausdruck  vstnog  zl&ov  nach  ist  anzunehmen,  dafs  von  einem  Meer- 
nicht  recht  zu  passen.  Wenn  endlich  331  auf  ungeheuer  entweder  gar  nicht  die  Rede  war, 
die  Liebe  der  Danae  zu  ihrem  Gemahl  Diktys  oder  es  nur  vorgeschoben  wurde,  und  Andro- 
Bezug  haben  soll,  wie  darf  sie  dann  sagen  50  meda  nur  um  des  Perseus  Aufmerksamkeit  zu 
epilog  yaQ  r\v  fiot?  Sie  ist  ihm  doch  wohl  noch  erregen  am  Felsen  angekettet  war,  als  Lock- 
zugethan.  mittel.    Doch  können  diese  Dinge  nur  gestreift 

Bis  bessere  Gründe  beigebracht  werden,  sein,  denn  den  Hauptinhalt  der  Komödie  mufs 
müssen  wir  versuchen,  die  Fragmente  im  we-  nach  dem  Titel  natürlich  die  Bestrafung  des 
sentlichen  nach  der  bei  Pherekydes  überlieferten  Polydektes  und  die  Versteinerung  der  einst 
Version,  die  wir  mit  geringen  Abweichungen  blühenden  Insel  (JFV.  211)  gebildet  haben, 
auch  bei  Apollodor  finden  werden,  zu  verstehen.  Aus  der  Alexandrinerzeit  hören  wir  von 
Das  über  die  Liebe  331  macht  Schwierigkeiten,  einer  Andromedratragödie  des  Lykophron,  de- 
wird sie  aber  stets  machen,  da  man  für  sein  ren  Titel  allein  uns  bei  Suidas  AvY-öyocov  über- 
Verständnis auf  Konjekturen  angewiesen  ist.  60  liefert  ist  (vgl.  Wernicke  a.  a.  O.  2156).  In  der 
An  sich  wäre  es  nicht  ausgeschlossen,  dafs  Alexandra  weicht  Lykophron  nur  darin  von  der 
Polydektes  dem  für  Danae  eintretenden  Diktys  gewöhnlichen  Version  ab,  dafs  er  Perseus  von 
vorwürfe,  dafs  er  selbst  nach  ihr  trachte  und  dem  Ungeheuer  verschlungen  werden  und  ihm 
Danae  des  Einvernehmens  mit  ihm  bezichtigte.  dann  das  Innere  zerschneiden  läfst  (Vers  838  ff. ; 

In    336   fällt    die   Hyperbel    nciv   a\LBlvovog  vgl.   Tümpel  oben  Bd.  2  Sp.  991). 

7tatQog  Zr\vbg  mcpvxrj  auf.  Sie  erklärt  sich  unter  Die  römischen  Tragiker,  die  wir  gleich  hier 

Beziehung  auf  den  Zeussohn;    Perseus  könnte  im  Anschlufs    an    das    griechische  Drama  be- 

Polydektes  hier  den  Vorwurf  der  Ungerechtig-  trachten  wollen,  haben  sich  auch  unserer  Sage 


2005      Perseus  (b.  d.  röm.  Dramatikern)  Perseus  (b.  d.   Alexandrinern)      2006 

mit  lebhaftem  Interesse  zugewandt.     Aus   des  nehmen;  das  würde  zu  dem  stimmen,  was  ich 

Limits  Andronicus  Andromeda  ist_  uns  nur  ein  oben  über  das  Auftreten  der  Mutter  bei  Euri- 

Vers   erhalten,    der  sich  auf  die  Uberschwem-  pides  angenommen  habe.     Weiteres  für  Euri- 

mung  des  Aithiopenlandes  durch  Poseidon  be-  pides   können    wir    aus    den    Fragmenten    des 

zieht.     Ebenfalls   nur  einen   Vers   kennen   wir  Ennius  nicht  entnehmen;  Ribbeck,  Hörn.  Trag. 

aus  seiner  Danae:  etiam  minitas?  mitte  ea,  quae  162 — -176    erzählt    eigentlich    nur    das    euripi- 

tua  sunt  magis  quam  mea.   Ribbeck  denkt  unter  deische  Drama  wie  er  es  sich  denkt  und  flicht 

Berufung  auf  Apollodor  2,  4  an   einen  Wort-  dann  die  Verse  des  Ennius  zur  Erklärung  ein- 

wechsel  des  Akrisios  und  Proitos :  Proitos  würde  zelner  Stellen  ein. 

Vorwürfe  des  Bruders,    die  früher  begangene  10  Ganz   anders   in   ihrer  ganzen  Anlage  war 

Feindseligkeiten  beträfen,  zurückweisen  (Rom.  die  Andromeda  des  Accius.    Sie  setzt  nicht  ein 

Trag.  S.  32).  mit  dem  letzten  Moment  vor  Perseus'  Ankunft, 

Mehr  Bruchstücke  sind  uns  von  der  Danae  sondern  viel  früher;  wir  haben  Reste  einer 
des  Naevius  erhalten,  doch  auch  sie,  weil  zum  Unterredung,  in  der  ihr  erster  Verlobter  ihr 
Teil  Sentenzen,  ermöglichen  eine  genauere  Vor-  zu  helfen  aufgefordert  wurde.  Aus  Fr.  6  nam- 
stellung  vou  diesem  Drama  nicht.  Sicher  wohl  que  ut  dicam  te  metu  aut  segnitate  adiuvere 
kann  man  Fr.  8:  indigne  exigor  patria  inno-  dubitarc,  haut  meum  est  geht  das  ganz  un- 
cens  der  Danae  zuweisen;  Fr.  4  wenigstens  zweifelhaft  hervor,  und  danach  wird  man  die 
mit  Wahrscheinlichkeit  dem  Akrisios.  Auch  Fr.  3,  4  und  7  wohl  mit  Recht  in  diesen  Wort- 
dafs  Iuppiter  in  Fr.  10  angerufen  sei,  scheint  20  Wechsel  mit  einbezogen  haben.  Viele  Opfer 
mir  wahrscheinlich;  weiter  ist  von  einem  Zei-  hat  das  Ungeheuer  schon  vor  der  Königstochter 
chen,  das  er  gab,  die  Rede  (Fr.  11)  und  im  gefordert,  ein  Wall  von  Knochen  umgab  sie  (10); 
Zusammenhang  mit  der  Erzählung  Danaes  sie  klagt  über  Hunger  und  Kälte  und  den  Ge- 
steht Fr.  9,  auf  Semeies  Tod  bezüglich.  Fr.  2 :  ruch  der  unbeerdigten  Leichenteile  (Fr.  8,  9). 
contempla  placide  formam  et  fadem  virginis  Ein  grausiges  Bild.  Die  übrigen  Fragmente 
legt  Ribbeck  Iuppiter  in  den  Mund,  der  Mer-  entstammen  der  Scene  nach  dem  Kampfe;  ihr 
curius  auf  die  Schönheit  der  Jungfrau  auf-  Vater  bittet  das  Paar,  bei  ihm  zu  bleiben: 
merksam  macht:  „dann  dürfte  man  schliefsen,  alui,  educavi;  id  facite  gratum  ut  sit  seni 
dafs  Danae  am  Anfang  des  Stückes  noch  frei  (Fr.  11).  Andromeda  preist  Perseus  als  ihren 
war  und  im  Hause  des  Akrisios  von  den  un-  30  Retter,  als  niemand  ihr  helfen  honnte  (Fr.  13); 
erkannten  göttlichen  Gästen  gesehen  wurde'1  und  zu  welcher  Leidenschaftlichkeit  diese  Scene 
(Ribbeck  S.  55).  Man  erinnert  sich  dabei  des  sich  gestaltete,  können  wir  aus  Fr.  14,  das  ich 
pseudoeuripideischen  Danaeprologs.  ihr   ebenfalls    zuschreiben  möchte,   lernen,    in 

Genauer  sind  wir  über  die  Andromeda  des  dem  sie  eine  Trennung  als  ihrer   beider  Tod 

Ennius   unterrichtet.      Sie    begann    mit    einer  bezeichnet. 

Klage  an  die  Nacht  (Fr.  1)  und  schon  hieraus  Aus  der  Alexandrinerzeit  haben  wir  die  Er- 

ist  es  völlig  klar,    dafs   sie  sich  an  das  euri-  wähnung  des  Lykophron  schon  oben  besprochen, 

pideische   Drama    angeschlossen    hat.     Andro-  Nur  der  Gebrauch  eines  Wortes  hat  uns  über- 

meda  war    an   einen  Felsen  gefesselt.     Fr.  2  haupt  die  Kenntnis  vermittelt,  dafs  auch  Eu- 

(liberum    quaesundum   causa   familiae    matrem  40  phorion  unserer  Sage  gedacht  hat.    Er  hat  von 

tuae)  erklärt  sich  aus  Euripides  Fr.  132,  setzt  Dionysos  erzählt,  dafs  er  mit  seinem  Weiberheere 

also   wieder  dieselbe  Scene  voraus.     Die  mei-  die    Stadt    des    Eurymedon    niedergeworfen 

sten  Fragmente  beziehen  sich  auf  den  Kampf  habe,    oxi  talg  ywamalcag  rd^saiv  iy-nslsvad- 

mit  dem  Meerungeheuer;    sein  Aussehen  wird  fisvos  ingrivi^e  xr\v  EvQv^dovrog  itöliv  Etym. 

beschrieben,  die  Gewalt,  mit  der  es  das  Wasser  M.  687,  26.    Diesen  Namen  des  Perseus  kennt 

einzieht   und   heraussprudelt   (Fr.  4);    Perseus  auch    Hesychios   EvQviihöav    6   IIsQGevs,   und 

betrachtet  es,  um  zu  erspähen,  wo  er  es  ver-  auch  ein  Fragment  eines  Epikers  (Euphorion'} 

wunden  kann  (Fr.  5);   nachdem  er  es  getötet,  fragt   Meineke)   bei    Orus,   Etym.    M.   665,  45 

treiben  einzelne  Teile  desselben   auf  der  Flut  setzt  ihn  voraus 

umher   und    das  Meer   färbt  sich  von   seinem  50  <        <      ^                      .  ,..          >.        > 

Blut,     Diese  Beschreibung,    so  wenig  von  ihr  tof  *"*  ?W  ^xX^aaav  Ä%aioi 

auch  erhalten  ist,  macht  es  doch  deutlich,  dafs  ovv^v  tt6T8a  ne^sv  ^l^^v  ccv&gamnv. 

von   einer  Versteinerung    des   Seetieres    durch  Einen  anderen  ganz  verderbt  überlieferten  Vers 

das  Medusenhaupt  wie  bei  Orid  nicht  die  Rede  des  Euphorion  hat  Lobeck  in  ö&velov   üsogv 

war.     Fr.  6  beschreibt,  wie  Perseus  ein  Loch  xalicav   ydpov   EvQv^iidovtL  verbessert   (Agl.  1, 

gräbt,  das  Haupt  hineinlegt  und  mit  Erde  be-  573). 

deckt;  das  hat  er  also  vor  dem  Kampf  gethan,  Meineke    vermutet,    das    erstere    Fragment 

denn  benutzte  er  es  nicht,  so  hat  er  es  natür-  stamme  aus  dem  Teile  des  Dionysos,  in  dem 

lieh  auch  nicht  im  Kampf  bei   sich  getragen.  der  Dichter  den  Gott  gegen  Mykenai  kämpfen 
Fr.  3  endlich,   a  filiis  propter  te   obieeta  sum  60  liefs  (Anal.  Alex.  50  ff.).    Im  Dionysos  scheint 

innocens  Nerei  scheint  mir  nicht  an  den  An-  Euphorion  den  ganzen  Kreis  der  Bakchischen 

fang   zu  gehören,    sondern  in  die  Scene  nach  Mythen   umfafst   zu    haben,   und    Nonnos   hat 

dem    Siege    des  Perseus;    Ribbeck   nimmt    das  ohne   Zweifel   sehr   viel   aus    dieser  Quelle   in 

Röm.    Trag.   172    auch    an,    hat    aber    in    der  sein  ungeheures  Sammelepos  herübergenommen 

3.  Ausg.  der  Fragm.  Trag.  1897  das  Fragment  (Meineke  S.  21).      Wir    kommen    zum    Schlufs 

am  Anfang  stehen  lassen.    Die  Mutter  will  die  noch   einmal  darauf*  zurück  und   wenden  uns 

Tochter  nicht  mit   dem  Helden   ziehen  lassen  wieder    zu    den    Historikern,    die    wir    bis 

und   mufs   nun   von   ihr   diesen  Vorwurf  hin-  Herodot  oben  behandelt  haben. 


2007         Perseus  (b.  d.  Historikern)  Perseus  (b.  d.  Historikern)        2008 

Deinias  von  Argos  wahrscheinlich  (Aga-  Pausanias  Damascenus  erzählte  in  seiner 
tharchides  de  mari  rubro  bei  Photius  250  p.  Geschichte  von  Antiochia  nach  Malalas  S.  37, 17 
443  a,  13  ed.  Beklier  überliefert  oi  negl  KXn-  ed.  Bonn.  (==  Fr.  Hist.  Gr.  4,  467  Fr.  3),  dafs 
viccv;  die  Verbesserung  ist  von  Beinesius)  er-  Perseus,  als  er  lange  Zeit  über  die  Perser  ge- 
zählte in  den  Argolika,  dafs  Perseus  von  Argos  herrscht  hatte,  in  Erfahrung  brachte,  dafs  in 
nach  Aithiopien,  das  damals  Kephenia  hiefs,  Syrien  aus  Argos  stammende  Ioniten  lebten, 
ging,  um  des  Kepheus  Tochter  zu  befreien,  Er  ging  zu  ihnen  als  zu  Stammesbrüdern  ins 
von  dort  zu  den  Persern.  Von  einem  seiner  Silpiongebirge  und  wurde  mit  grofsen  Ehren 
Nachkommen  erhielten  diese  ihren  Namen  empfangen  und  gefeiert.  Als  einst  ein  Un- 
(IltQöccg  ftEv  ktto  rivog  x&v  iyyovcov  n)g  vlr\-  10  wetter  entstand  und  der  Flufs  Drakon  (jetzt 
ßscog  (istadovvai)]  nach  einem  andern  Sohn  Orontes)  stark  anschwoll,  hiefs  er  die  Ioniten 
Erythros  benannte  er  das  rote  Meer.  beten;    da   kam    ein   Kugelblitz    vom   Himmel 

Bei  Nikolaos  von  Damaskos  im  2.  Buch  der  herab,  der  Sturm  hörte  auf  und  der  Flufs  trat 
Geschichten  (Etym,  M.  180,  43  =  Müller,  Fr.  zurück.  Voll  Verwunderung  zündete  Perseus 
Hist.  Gr.  3,  365  Fr.  13)  ist  überliefert,  der  an  dem  himmlischen  Feuer  ein  irdisches  an, 
Heros  Achaimenes  sei  ein  Sohn  des  Perseus  bewahrte  es,  brachte  es  nach  Persien  in  seinen 
gewesen  und  habe  diesen  Namen  empfangen,  Palast  und  lehrte  es  verehren;  noch  bis  jetzt 
weil  sein  Grofsvater  aus  Achaia  stammte.  Es  lassen  ihm  die  Perser  göttliche  Ehre  ange- 
ist IHqgov  zu  ändern  und  der  Sohn  des  Per-  deihen.  Den  Ioniten  gründete  er  ein  Heilig- 
seus,  Perses,  zu  verstehen;  Perseus  ist  der  Grofs-  20  tum  des  ewigen  Feuers,  ein  anderes  in  Persien, 
vater  wie  bei  Hellanikos.  In  Fr.  20  (S.  369)  zu  dessen  Dienst  er  eifrige  Männer  einsetzte, 
wird  die  gewöhnliche  Genealogie  EvQva&svg  6  die  er  Magier  nannte. 
^J&tveXov  rov  TIsQOzcag  gegeben.  Dieselbe  Überlieferung  steht  in  der  Chronik 

Nach    Thr  asyllos   von    Mende    giebt    Clem.  des  Johannes  Antiochenus,  hier  mit  italischer 

Alex.  Strom.  1  p.  145  (=  Fr.  Hist.  Gr.  3,503  Sage    (vgl.    Servius   zu    Aen.    7,    372;    8,   345) 

Fr.  3)    folgende    chronologische   Notizen:    Die  verschmolzen    (Fr.    Hist,    Gr.    4,    544    Fr.    6 

ysvsal  zu  33ys  Jahren   gerechnet  sind   es   seit  nr.  18).    Picus-Zeus  hatte  von  Danae  einen  Sohn 

dem  Raub  des  Ganymedes  bis  zum  Kriegszug  Perseus,  den  der  Vater  seine  mystischen  Phan- 

des  Perseus,  als  auch  Glaukos  die  isthmischen  tasien  lehrte;  dieser  wollte  sich  ein  Königreich 

Spiele  stiftete,  15  Jahre;  seit  Perseus'  Zug  bis  30  gründen,   durchzog  viele  Länder,   sah   (in  Li- 

zur    Gründung    Hions    34    Jahre;    von    da    bis  byen,  wie   Kedrenos   1,   22    und    Malalas    41 

zur  Ausfahrt  der  Argo   64  Jahre;   danach  bis  angeben)    eine   rauhe   und   häfsliche  Jungfrau 

auf  Theseus  und  den  Minotaurus  32;  dann  bis  mit  Namen  Medusa,  ergriff  sie  und  schnitt  ihr 

zu  den  Sieben  gegen  Theben  10  Jahre;  bis  zum  das  Haupt  ab,  weihte  es,  wie  er  gelehrt  war, 

Olymp.  Agon,  den  Herakles  auf  Pelops  stiftete,  und  trug  es  umher,  indem  er  Schrecken  und  Tod 

3  Jahre;    danach    bis    zum    Amazonenzug   und  allen,  die  es  sahen,  brachte;  wegen  seiner  ge- 

zum  Raub   der  Helena  durch  Theseus  9;    von  waltigen  Wirkung   nannte   er  es   Gorgo.     Die 

da  bis   zur  Apotheose   des  Herakles  11  Jahre.  folgende  Lücke  ist  aus  Malalas  so  zu  ergänzen : 

Zwischen   dem  Zug  des  Perseus  und  der  Stif-  [Er  ging  darauf  nach  Aithiopien,  wo  Kepheus 

tung   des    Agons    durch    Herakles   liegen    also  40  herrschte,    der    seine    Tochter    Andromeda    in 

143  Jahre;  unklar  ist,  wie  Thrasyllos  die  Ge-  einem    Tempel    des    Poseidon    (als    Priesterin 

nealogie  des  Perseus  sich  zurechtgelegt  hatte;  Kedrenos   1,  22)    hielt;     diese    nahm    er    zum 

nach  der  üblichen  ist  Herakles  nur  drei  yeveai  Weibe.     Darauf  zog   er   weiter,    besiegte   mit 

jünger  als  Perseus.  Hilfe  des  Gorgonenhauptes  die  Lykaonier  und 

Kephalion   hat   in   seiner   Geschichte    auch  machte   aus  ihrem  Dorf  Amandra]  eine  Stadt, 

über  Perseus  berichtet.     640  Jahre  nach  Ninos  in    der   er   eine   Stele  für  das   Gorgonenhaupt 

herrschte  Belimos   über  die  Assyrier;    da  kam  errichtete,   woher  die  Stadt  bis  heute  Ikonion 

Perseus,  der  Sohn  der  Danae,  auf  der  Flucht  genannt  wird.     Er  kämpfte  mit  den  Isauriern 

vor  Dionysos  mit  hundert  Schiffen  in  sein  Land,  und  Kilikiern  und  gründete  infolge  eines  Trau- 

Fr.  1  bei  Müller,  Fr.  Hist.  Gr.  3,  626.  Über  diese  50  mes  die  Stadt  Tarsos  (vgl.  Nonnos  Dionys.  18, 

Chronologie  vgl.    Müller  in    der  Ausgabe   des  294).    Auch  die  Meder  besiegte  er,  nannte  ihr 

Kastor  (hinter  dem  Paris.  Herodot  1844)  S.  166/67.  Land  Persis  und  lehrte  viele  Perser  die  Wei- 

Eine  eigentümliche  Sage  berichtet  Chry-  hen  der  Gorgo.  Zu  dieser  Zeit  kam  ein  Kugel- 
sertnos  von  Korinth  im  ersten  Buch  seiner  blitz  vom  Himmel  herab,  von  dem  Perseus  Feuer 
Peloponnesiaca  (Ps.-Plut,  de  flur.  18,  7,  Fr.  Hist,  nahm  und  es  verehren  liefs.  Später  geriet  er 
Gr.  4,  361  Fr.  1).  Als  Perseus  durch  die  in  Zwist  mit  seinem  Schwiegervater  Kepheus, 
Luft  flog  und  sich  am  Hügel  Apaisantos  be-  der  vor  Alter  blind  geworden  war;  er  hielt 
fand,  entfiel  ihm  vom  Griff  des  Schwertes  der  ihm  das  Medusenhaupt  vor,  aber  dem  nicht 
jiiuxrjff,  der  Beschlag.  Dem  König  der  Epi-  Sehenden  fügte  es  keinen  Schaden  zu.  Perseus, 
daurier  aber,  Gorgophonos,  der  sein  Reich  ver-  (;o  erstaunt  darüber,  glaubte,  es  habe  seine  Wir- 
loren hatte,  war  von  einem  Orakel  befohlen,  kung  verloren,  sah  es  selbst  an  und  starb, 
die   argolischen  Städte   zu  durchwandern  und,  Nach  ihm  herrschte  über  die  Perser  sein  Sohn 


6 


wo  er  den  Beschlag  eines  Schwertgriffes  fände,  Merros,    der   das    schreckliche   Corgonenhaupt 

dort  eine   Stadt  zu   gründen.     Als  er  xktc;  to  verbrannte. 

"loytov  ögog  kam  und  den  elfenbeinernen  Griff  (?)  So  haben  die  byzantinischen  Historiker  die 

sah,  gründete  er  die  Stadt,  die  er  davon  My-  Perseussage   gekannt;    die    sehr   ausführlichen 

kenai  nannte.    Hier  ist  von  Perseus  sogar  ein  Schilderungen  bei  3talalas  und  Kedrenos,  die 

besonderer  Gorgophonos  abgelöst.  aufser  anderem  noch   die  Tötung   des   Sarda- 


2009        Perseus  (b.  d.  Mythographen)  Perseus  (b.  Apollodor)           2010 

napal  durch  Perseus  und  dessen  Herrschaft  übrigen  Pferde;  von  Perseus  aber  wies  er  diese 
über  die  Assyrier,  die  seitdem  Perser  genannt  Gabe  zurück  und  forderte  das  versprochene 
wurden,  hinzufügen,  geben  genau  dieselbe  Medusenhaupt.  Unter  Führung  von  Hermes 
Sagenform  wieder.  Für  die  Erzählung  über  und  Athene  kommt  Perseus  zu  den  Phorkiden 
Picus-Zeus  beruft  sich  Malalas  (2,  40)  auf  den  Enyo,  Pemphredo,  Deino,  die  ein  Auge  und 
Historiker  Buttios;  für  die  Ionitensage  nennt  einen  Zahn  hatten;  beides  entreifst  er  ihnen 
er  als  Quelle  den  Chronographen  Pausanias  und  verspricht  Rückgabe,  wenn  sie  ihm  den 
(2,  44).  Weg  zu  den  Nymphen  wiesen,  die  die  Flügel- 
in den  historischen  Überlieferungen  begeg-  schuhe,  Kibisis  und  Hadeskappe  besafsen.  Das 
nen  uns  aufser  genealogischen  Notizen  natur-  10  geschieht.  Von  Hermes  erhält  er  noch 
gemäfs  fast  nur  Lokalsagen;  alle  Überlieferun-  eine  stählerne  Harpe,  fliegt  zum  Okeanos 
gen  knüpfen  an  bestimmte  Orte,  an  griechische  und  findet  die  Gorgonen  Stheno,  Euryale, 
und  aufsergriechische;  an  Argos,  Persien,  Ly-  Medusa  schlafend.  Athena  lenkte  seine 
kaonien  und  Syrien,  wo  offenbar  einheimische  Hand;  er  stand  ab  gewandt  und  blickte 
Legenden  auf  Perseus  übertragen  sind.  Es  ist  in  einen  ehernen  Schild.  Aus  dem 
erstaunlich,  wie  lange  und  in  welcher  Umge-  Rumpf  der  getöteten  entsprangen  Pe- 
bung  die  alten  Heldengestalten  der  griechischen  gasos  und  Chrysaor,  Kinder  des  Posei- 
Sage  ihr  Leben  gefristet  haben;  einige  hervor-  don.  Perseus  steckt  das  Haupt  in  die  Tasche 
stechende  Züge  des  alten  Mythos  lassen  sie  und  entflieht,  die  Gorgonen  verfolgen  ihn, 
deutlich  erkennen,  mögen  sie  uns  sonst  auch  20  können  ihn  aber  nicht  erblicken.  Im  wesent- 
wie  ganz  fremde  Sagengestalten  anmuten.  Was  liehen  stimmt  die  Erzählung  also  mit  Phere- 
wir  hier  bei  den  Byzantinern  kennen  gelernt  kydes  überein;  hinzukommt  die  TJberliefe- 
haben,  ist  nicht  etwa  auf  litterarischem  Wege  rang,  dafs  Proitos  die  Danae  verführt  haben 
entstandene  Entstellung;  Münzen  werden  uns  sollte,  ferner  die  Angabe,  dafs  Polydektes 
später  zeigen,  dafs  bis  in  späte  Zeit  in  den  die  Geschenke  zur  Hochzeit  mit  Hippodameia 
verschiedensten  Gegenden  Kleinasiens  Perseus  erbat  und  dafs  er  von  Hermes  die  Harpe 
eine  lebensvolle  Gestalt  war.  erhielt;  auch  die  Spiegelung  beim  Kampfe 
Die  Kriegszüge,  die  von  diesen  Lokalsagen  und  die  Geburt  des  Pegasos  und  Chrysaor  feh- 
unzertrennlich waren,  haben  den  rationalisti-  len  bei  Phetekydes.  Auf  der  anderen  Seite  aber 
sehen  Mythendeutungen  Vorschub  geleistet,  die  30  ist  der  Auszug  der  Apolloniosscholien  aus  Phere- 
auch  die  Gorgonensage  ganz  in  diesem  Sinne  kydes  in  manchen  Punkten  viel  ausführlicher 
behandeln;  und  so  ist  es  auch  darum  nicht  als  Apollodor;  keineswegs  ist  die  Annahme  ge- 
wunderbar, wenn  wir  die  späteren  historischen  stattet,  dafs,  was  Apollodor  mehr  bietet,  nicht 
Berichte  ganz  vom  Rationalismus  durchsetzt  auch  bei  Plierekydes  gestanden  haben  könnte, 
finden.  Ganz  fehlt  in  dem  Scholienauszug  die  nun  bei 
Es  erübrigt  uns  noch,  die  mythographi-  Apollodor  folgende  Andromedaepisode  (2,  43): 
sehe  und  die  von  ihr  abhängige  poetische  Perseus  kam  auf  seinem  Flug  nach  Aithiopien, 
Überlieferung  der  späteren  Zeit  zu  verfolgen.  Mit  wo  Kepheus  herrschte,  dessen  Tochter  Andro- 
Pherekydes  haben  wir  begonnen;  nach  ihm  bie-  meda  infolge  eines  Ammonorakels  an  einen 
tet  die  ausführlichste  Darlegung  unserer  Sage  40  Felsen  gebunden  und  einem  Untier  zum  Frais 
Apollodor  2,  4,  1  ff.,  dessen  Abweichungen  von  preisgegeben  war.  Dies  hatte  Poseidon  ge- 
Pherekydes  durch  gesperrten  Druck  kenntlich  sandt,  weil  die  Königin  Kassiepeia  sich  ge- 
gemacht sind.  Akrisios  befragt  das  Orakel  rühmt  hatte,  schöner  als  die  Nereiden  zu  sein, 
und  erhält  zur  Antwort,  seine  Tochter  Danae  Perseus,  von  Liebe  zu  der  Jungfrau  ergritten, 
(von  Eurydike,  der  Tochter  des  Lakedaimon  verspricht  dem  Kepheus  das  Tier  zu  töten, 
2,  2,  2)  werde  einen  Sohn  gebären,  der  ihn  wenn  er  ihm  die  Tochter  zur  Gemahlin  geben 
töten  würde.  Aus  Furcht  davor  sperrte  er  die  wolle;  der  König  schwört  sie  ihm  zu,  Perseus 
Tochter  in  einen  ehernen  Thalamos.  Sie  wurde  tötet  das  Ungeheuer  und  löst  die  Jungfrau, 
nach  einer  Überlieferung  von  Proitos  Des  Kepheus  Bruder  Phineus  aber,  dem  Andro- 
ver führt  und  damit  der  Kampf  der  Brü-  50  meda  vorher  versprochen  war,  stellt  ihm  nach; 
der  erklärt  (2,  4,  2,  vgl.  oben  Pindar);  nach  Perseus  zeigt  ihm  und  seinen  Genossen  das 
anderer  Sage  von  Zeus,  der  ihr  in  Gold  ver-  Haupt  der  Gorgo  und  versteinert  sie.  Dafs 
wandelt  durch  die  Decke  nahte.  Als  Akrisios  Plierekydes  die  Andromedasage  kannte,  ist 
später  erfuhr,  dafs  sie  einem  Sohn  das  Leben  selbstverständlich  und  durch  die  Erwähnung 
gegeben,  wollte  er  nicht  glauben,  dafs  Zeus  der  Andromeda  als  Gemahlin  bezeugt.  Bei  der 
der  Vater  sei,  setzte  Mutter  und  Kind  in  eine  wesentlichen  Übereinstimmung  mit  dem  apollo- 
Kiste  und  warf  diese  ins  Meer.  Sie  landete  dorischen  Bericht  werden  wir  auch  diese  land- 
in Seriphos;  Diktys  nahm  die  Verstofsene  auf  läufige  Tradition  für  Plierekydes  voraussetzen 
und  erzog  den  Kleinen.  Des  Diktys  Bruder  dürfen.  Für  das  folgende  haben  wir  seinen 
aber,  der  Herrscher  der  Insel,  Polydektes,  liebte  60  Bericht  wieder  zum  Vergleich. 
Danae  und  da  er,  weil  Perseus  schon  heran-  Nach  Seriphos  gekommen  findet  Perseus 
gewachsen  war,  sie  nicht  in  seine  Gewalt  be-  Danae  und  Diktys  zum  Altar  geflohen, 
kommen  konnte,  berief  er  seine  Freunde,  unter  weil  Polydektes  der  Mutter  Gewalt  anthun 
ihnen  auch  Perseus,  und  erbat  von  ihnen  ein  wollte;  er  geht  in  den  Palast,  ruft  des  Poly- 
Geschenk zur  Hochzeit  mit  des  Oino-  dektes  Freunde,  zeigt  ihnen  mit  abgewandtem 
maos  Tochter  Hippodameia.  Als  Perseus  Haupt  die  Gorgo  und  versteinert  sie  (2,  4,  3,  6). 
darauf  antwortete,  auch  das  Haupt  der  Gorgo  Diktys  setzt  er  zum  König  der  Insel  ein. 
würde  er  darbringen,  erbat  der  König  von  den  Flügel,    Tasche    und    Kappe    giebt    er    dem 


o 


2011                Perseus  (b.  Ovid)  Perseus  (b.  Ovid  u.  Hygin)       2012 

Hermes,  der  sie  wieder  den  Nymphen  zurück-  dieser  Zug  der  Metamorphosenlitteratur  ange- 
stellt; das  Gorgohaupt  erhält  Athena,  die  es  hört.  Nur  als  Erzählung  des  Perseus  beim 
auf  ihrem  Schild  befestigte.  Als  andere  Sa-  Gastmahl  wird  die  Vorgeschichte  kurz  berührt: 
genversion  wird  erwähnt,  dafs  Athena  das  Abenteuer  mit  den  zwei  nur  ein  Auge  be- 
die  Medusa  enthauptete,  weil  sie  an  sitzenden  Phorkiden  (775),  nachdem  der  Held 
Schönheit  mit  ihr  sich  zu  vergleichen  auf  langem  und  gefahrvollem  Weg  der  Gor- 
wagte (2,  4,  3,  8).  gonen  Wohnung  erreichte.    Wozu  er  den  Phor- 

Perseus  geht  darauf  mit  Danae  und  Andro-  kostöchtern    das    Auge    entrifs ,    ist   nicht   an- 

meda  nach  Argos,  um  Akrisios  zu  sehen;    der  gegeben;     Ovid    läfst    sie    am    Eingang    einer 

aber   war   aus   Furcht   vor   dem   Orakelsjjruch  io  gewaltigen  Felsmauer  unterhalb  des  Atlas  woh- 

von  dort  nach  dem  Pelasgerland  geflohen.    Als  nen;   das   kann  nur  bedeuten,   dafs  er  sie  als 

der  König  von  Larisa,   Teutamidas,   ge-  Wächterinnen  auffafste,  wie  es  zuerst  Aischylos 

rade   Festspiele   zu  Ehren   seines   verstor-  gethan    hat.     Im    Spiegel    seines    Schildes    er- 

benen  Vaters   abhielt,   kam  Perseus,   nahm  blickte  Perseus  der  Meduse  Haupt  und  tötete  die 

daran  teil,   traf  im  Pentathlon  den  Akrisios  Schlafende,  aus  deren  Haupt  Pegasos  und  sein 

mit  dem  Diskus  am  Fufs   und  tötete  ihn   da-  Bruder    (Chrysaor)    entsprangen,    Kinder    Po- 

durch.     Als    er    so    das    Orakel    erfüllt    hatte,  seidons. 

begrub  er  den  Grofsvater  aufserhalb  der  Stadt.  Dann   kommt  er  auf  dem  Fluge   nach  Ai- 

Hier   bricht    der   Auszug    aus    Pherekydes    ab.  thiopien,   zum  Land  des  Kepheus,   wo  Andro- 

Apollodor  berichtet  weiter,    dafs  Perseus  nach  20  meda  für  den  Stolz   ihrer  Mutter  nach  einem 

Argos    in    das   Erbe    des    Getöteten   zurückzu-  Orakel   des  Ammon  büfsen  mufste.     An  einen 

kehren  sich  scheute,  nach  Tiryns  ging  und  mit  Felsen  gebunden  sieht  sie  der  Held  und  fängt 

Megapenthes,  dem  Sohn  des  Proitos,  tauschte.  sofort  Feuer;    von   den  Eltern  bedingt  er  sich 

Dieser  herrschte  nun  über  Argos,  Perseus  über  die  Hand  der  geretteten  Tochter  aus  (704)  und 

Tiryns,  Mykenai  und  Mideia,  die  er  mit  Mauern  tötet  dann  mit  dem  Sichelschwert  das  Unge- 

umgab.    Von  Andromeda  wurde  ihm,  bevor  er  heuer  (720).    Die  Eltern  begrüfsen  ihn  als  Eidam 

nach    Griechenland    zurückkehrte,    Perses    ge-  und  preisen  ihn  als  Retter  ihres  Hauses  (736). 

boren,   den  er  bei  Kepheus  liefs  und  der  spä-  Beim  Hochzeitsmahl  aber  dringt  plötzlich  Phi- 

ter  den  Persern  den  Namen  gab;    in  Mykenai  neus,  der  Bruder  des  Königs  (5,  13),  ein,    der 

aber  gebar  ihm  Andromeda  den  Alkaios,  Sthe-  30  aus  Rache  für  die  ihm  entrissene  Braut  Per- 

nelos,  Heleios,  Mestor,  Elektryon  und  eine  Toch-  seus  töten   will   und   Mahnung   und  Vorwürfe 

ter  Gorgophone,  die  Perieres  heiratete.  des  Königs  nicht  achtet.    Mit  ermüdender  Aus- 

Die  Überlieferung  ist  auch  hier  oft  bis  auf  führlichkeit  beschreibt  der  Dichter  den  darauf 

den  Ausdruck  die  gleiche.    Im  pherekydeischen  folgenden    Kampf,    dem    Perseus    endlich    ein 

Auszug    ist    nicht    erwähnt,    dafs    Danae    und  Ende  macht,  indem  er  das  Gorgonenhaupt  er- 

Diktys   zum  Altar   geflohen  waren;    unklar  ist  hebt  und   seine  Feinde  versteinert  (180),   dar- 

die    Überlieferung,   dafs  Perseus   dem  Hermes  unter    auch    den    zuletzt    sein    Erbarmen    an- 

die  Tasche  wieder  giebt  (cbrod/dW/),  von  dem  flehenden  Phineus  (216 — 235). 

er  sie  ja  gar  nicht  erhalten  hat,   und  Flügel-  Perseus    geht   darauf  mit  seiner  Gemahlin 

schuhe  und  Kappe  den  Nymphen;  offenbar  hat  40  nach  Argos  und  versteinert  dort  seinen  Oheim 

hier  Apöllodor  das  Richtige,  das  vielleicht  nur  Proitos,  der  seinen  Bruder  Akrisios  vertrieben 

in    den    Schölten    entstellt   ist.     Bei    Apöllodor  und  sich  der  Herrschaft  bemächtigt  hatte  (236 

fehlt   die  Angabe,   dafs  Perseus   aus   Seriphos  — 241).     Dann  erst  geht  er  nach  Seriphos,  des- 

aufser  Danae   und   Andromeda   auch    die  Ky-  sen  König  Polydektes   seinen  Hafs   und  Zorn 

klopen    mitnahm;    mit    dieser    altertümlichen  gegen   ihn  weiter  bewahrte  (ein  Grund  dafür 

Überlieferung  wufste  die  spätere  Mythographie  ist  nicht  angegeben)  und  sogar  behauptete,  der 

offenbar  nichts  anzufangen;  sie  ist  uns  nur  bei  Medusa  Tod  wäre   erlogen;   da   erhob  Perseus 

Pherekydes  erhalten.  ihr  Haupt  und  versteinerte  auch  ihn  (242 — 249). 

Auch    die   bei    Ovid   vorliegende  Tradition  Die  Tradition,  dafs  der  Held  mit  dem  Gorgonen- 

hält   sich  _  im  wesentlichen   an   die  mythogra-  50  haupt  gleich  nach  Argos  ging,  finden  wir  auch 

phische  Überlieferung.     Er   beginnt   mit    dem  im   123.  Fragment    der    euripideischen    Andi-o- 

Flug  des  Pei'seus  über  Libyen,  das  durch  her-  meda  n^Qötvg  ngög  'Agyog  vavatoX&v  xb  Toq- 

niederfallende  Tropfen   des  Gorgonenblutes  zu  yövog  v.<x.qdc  xo^itcov;  die  Vertreibung  des  Akri- 

einem  der  schlangenreichsten  Länder  geworden  sios    durch  Proitos   und   dessen  Versteinerung 

sei  (Metam.  4,  617  ff. ;  eine  Überlieferung,  die  ist   späte   und    schlechte   Überlieferung;    sonst 

sich   auch  bei  Alex.   Polyhistor,  Schol.   Apoll.  gilt   des  Akrisios  Furcht  vor   dem  Enkel   als 

Rhod.  4,  1515  findet;  vgl.  Herodot  4,  191)  und  Motiv   seiner   Flucht.     Für  Eiiripides   können 

berichtet  dann  ein  bisher  unbekanntes  Aben-  wir  diese  Wendung  nicht  annehmen;  vielleicht 

teuer  mit  dem  gewaltigen  Atlas.    Dieser  hatte  liegt  in  dessen  iiQbg  'Äoyog  nur  ein  ungenauer 

ein  Orakel  erhalten,    dafs   einst  sein  goldener  60  Ausdruck  vor,    der  das  letzte  Ziel  des  Helden 

Apfelbaum  von   einem  Sohn  des  Zeus  geplün-  bezeichnen  sollte,  wie  es  auch  bei  Eratosthenes 

dert  werden  würde,  und  wies  den  um  gastliche  Katast.  17  deutlich  der  Fall  ist. 

Aufnahme  bittenden  und   seine  Herkunft  von  Ganz    abweichend    von    aller    übrigen    im 

Zeus  rühmenden  Perseus  ab  (649),  ja  wollte  sich  ganzen,  wie  wir  gesehen  haben,  so  festen  Über- 

sogar  an  dem  zürnenden  vergreifen.    Da  erhob  lieferung    ist    die    bei    Hygin  63    vorliegende. 

Perseus  das  Medusenhaupt  und  versteinerte  den  Danae  heifst  hier  Tochter  der  Aganippe,  wird 

Riesen,  der  nun  als  gewaltiger  Berg  das  Hirn-  bei  Seriphos  von  dem  Fischer  Diktys  gefunden 

melsgewölbe  trägt  (657  ff.).     Es  ist  klar,   dafs  und    mit   ihrem    Sohn    zum   König  Polydektes 


2013              Perseus  (b.  Hygin)  Perseus  (b.  Lukian,  Paus.,  Tzetz.)     2014 

geführt;  dieser  ehelichte  sie  und  liefs  Perseus  so  die  Wächterinnen  blind  gemacht,  gelang  es 

im    Athenetempel    erziehen.     Als    Akrisios    in  ihm  leicht,  die  vom  Schlaf  gefangene  Medusa 

Erfahrung   brachte,    dafs    Tochter  und   Enkel  zu  töten. 

bei  Polydektes  weilten,  machte  er  sich  auf,  Lukian  streift  in  einem  Zwiegespräch  der 
um  sie  zurückzuholen.  Polydektes  bat  für  sie,  Nereiden  mit  Triton  (Dial.  mar.  14)  unsere 
und  Perseus  versprach  seinem  Grofsvater,  dafs  Sage.  Die  Meerjungfrauen  hatten  zur  Strafe 
er  ihn  nie  töten  würde.  Durch  ein  Unwetter  für  Andromedas  Mutter,  die  sich  schöner  als 
wird  dieser  an  der  Rückreise  verhindert;  in-  sie  zu  sein  rühmte,  das  Meerungeheuer  ge- 
zwischen  stirbt  Polydektes.  Bei  den  zu  seinen  schickt;  die  am  Felsen  angekettete  Andromeda 
Ehren  veranstalteten  Leichenspielen  (vgl.  273)  10  wurde  von  Perseus  erblickt,  als  er  nach  Tötung 
warf  Perseus  einen  Diskus;  der  Wind  führte  der  Gorgo  in  Libyen  (bei  der  ihm  Athene  half, 
ihn  vom  Ziele,  er  traf  des  Akrisios  Haupt  und  indem  sie  in  ihrem  Schild  dem  Helden  der 
tötete  ihn.  So  erfüllte  sich  der  Götter  Wille.  Schlafenden  Spiegelbild  zeigte)  über  Aithiopien 
Perseus  aber  begrub  ihn,  reiste  nach  Argos  flog;  er  tötete  das  Untier,  indem  er  es  aus  der 
und  nahm  das  Erbe  des  Grofsvaters  in  Besitz.  Luft  herab  mit  der  Harpe  traf  und  ihm  gleich- 
Alles  ist  hier  verkehrt,  vor  allem  des  Poly-  zeitig  das  Gorgonenhaupt  zeigte.  Die  Verstei- 
dektes  Verhältnis  zu  Danae  wie  zu  Perseus.  nerung  des  Ketos  begegnet  hier  zum  ersten  Mal ; 
Das  hat  Wecklein  gar  nicht  bedacht,  als  er  sie  findet  sich  weiter  bei  Philostratos,  Achilleus 
aus  dieser  fragwürdigen  Überlieferung  den  Tatios,  Libanios  und  Tzetzes,'  vgl.  Tümpel, 
euripideischen  Diktys  rekonstruierte;  denn  das  20  Jahrb.  f.  Philo!.  Supplbd.  16  S.  129  A.  4.  Im 
steht  fest,  dafs  sich  dort  Danae  der  Gewalt  übrigen  liegt  bei  Lukian  nur  die  landläufige 
des  Königs  zu  entziehen  suchte.  Aber  man  mythologische  Überlieferung  vor;  hier  und  da 
kann  doch  aus  einer  solchen  Fabel  nicht  die  ist  eine  Wendung  eingestreut,  die  zeigt,  dafs 
eine  Hälfte  nehmen  und  die  nicht  passende  dem  Rhetor  auch  Kunstwerke  vorschwebten, 
andere  beiseite  lassen.  Die  ganze  Überlieferung  wie  bei  der  Schilderung  der  vom  Felsen  ge- 
ist  nichts   wert  (so  urteilt  auch  Tümpel  oben  leiteten  Andromeda. 

Bd.  2  Sp.  1112);  nicht  nur  ist  dies  friedliche  Pausanias  kommt  öfter  auf  unsere  Sage  zu 
Verhältnis  von  Danae  und  Perseus  zu  Poly-  sprechen.  Ursprünglich  hatte  nach  ihm  Proi- 
dektes  unmöglich  —  weshalb  hätte  der  Held  tos,  des  Perseus  Oheim,  das  Heraion,  Mideia, 
dann  die  Gorgo  getötet?  —  auch  die  Reise  des  30  Tiryns  und  die  nach  dem  Meere  gelegenen 
Akrisios  nach  Seriphos  ist  nichts  als  eine  Ver-  Teile  von  Argos  im  Besitz;  als  aber  Perseus 
drehung  seiner  Flucht  nach  Larissa.  Dort  fällt  seinem  Grofsvater  Akrisios,  der  vor  ihm  nach 
der  König  bei  einem  Agon;  Leichenspiele  für  Larisa  am  Peneios  entflohen  war,  mit  dem  von 
Polydektes  kennt  die  alte  Sage  nicht.  Und  ihm  erfundenen  Diskus  getötet  hatte,  scheute 
die  Verletzung  des  Akrisios  am  Kopfe  ist  un-  er  sich,  dessen  Erbe  in  Argos  anzutreten,  und 
erhört;  stets  heifst  es,  dafs  er  am  Fufs  ver-  tauschte  mit  des  Proitos  Sohn  Megapenthes 
wundet  wurde.  Sein  Grab  endlich  kennt  nur  (vgl.  Apollodor  2,  4,  4,  3).  Er  gründete  My- 
diese  Fabel  in  Seriphos;  nach  guter  Sage  lag  kenai;  vier  verschiedene  Etymologien  erfahren 
es  in  Larisa.  wir  dabei  (2,  16,  2;  vgl.  Blümner  S.  556),  dar- 
in der  Andromedafabel  (64)  kennt  Hygin  40  unter  auch  die  oben  bereits  erwähnte  vom 
die  gewöhnliche  Sage  von  der  Versteinerung  Schwämme  (Sp.  19lJ2).  In  den  Trümmern  My- 
des  Polydektes;  der  dem  König  zugeschriebene  kenes  zeigte  man  noch  in  später  Zeit  eine 
Versuch,  den  Perseus  mit  List  zu  töten,  ist  nach  Perseus  benannte  Quelle,  kqtJvt]  %alov- 
aus  der  Phineussage  herübergenommen.  Ab-  ^vrj  IIsQatLcc  (2,  16,  6).  Andere  lokale  Über- 
weichend führt  hier  der  Oheim  der  Andromeda  lieferungen ,  wie  die  Legenden  vom  Kampf 
den  Namen  Agenor,  und  Kepheus  will  mit  ihm  gegen  Dionysos,  besprechen  wir  später  im 
den  Perseus  hinterlistig  ermorden,  weshalb  auch  Zusammenhang.  Des  Helden  Tochter  Gorgo- 
beide  in  Stein  verwandelt  werden.  phone  galt  als  Gemahlin  des  Messenierkönigs 
Unter  der  Rubrik  qui  cognatos  occiderunt  Perieres,  dem  sie  zwei  Söhne,  Aphareus  und 
figuriert  auch  Megapenthes,  des  Proitos  Sohn,  50  Leukippos,  gebar  (4,  2,  4);  später  heiratete  sie 
der  Perseus  tötete  propter  patris  mortem  {fab.  den  Oibalos,  mit  dessen  Tochter  Arene  sich 
244);  dafür  ist  die  ovidische  Wendung  von  Aphareus  vermählte.  Auch  die  Andromeda- 
des  Akrisios  Vertreibung  durch  Proitos  Vor-  sage  erwähnt  Pausanias  kurz;  zu  Ioppe  in 
aussetzung.  einer  Quelle,  deren  Wasser  fast  die  Farbe  des 
In  den  Astronomica  (2,  12)  wird  nur  auf  das  Blutes  hatte,  sollte  Perseus  nach  der  Besie- 
Medusenabenteuer  Bezug  genommen,  zu  dem  gung  des  Ketos  sich  gereinigt  haben  (4,  35,  9 
Perseus  von  Polydektes,  dem  Sohn  des  Magnes,  vgl.  B.  Smith,  Bei.  d.  Semiten  üb.  v.  Stube 
ausgesandt  war.     Von  seinem  Helm  heifst  es,  1899  S.  134/35). 

dafs   er  seinen  Träger  im  Rücken  unsichtbar  Gute    alte    Tradition    hat     Tzetzes,    Schol. 

machte,   daher  hätten  ihn  die  Griechen  uidog  go  Lykophr.  838  benutzt.    Des  Akrisios  Gemahlin, 

galea  genannt,  d.  h.  unsichtbarer  Helm,  nicht  die  Tochter  des  Eurotas  genannt  wird,    heifst 

galea  Orci:  quae  res  nemini  docto  potest  pro-  wie  bei   Pherekydes  und   Apollodor   Eurydike. 

bari.     Unter   Berufung   auf  Aischylos   werden  Ihm  eigentümlich  ist  die  Genealogie  Polydektes 

dann  die  Phorkiden  als  Wächterinnen  der  Gor-  Sohn  des  Poseidon  und  der  Kerebia  (vgl.  Natal. 

gonen  aufgefafst,  die  beide  nur  ein  Auge  hatten  Comes   7,    18  p.   814;    Eurybia?);    desgleichen 

und  damit  wechselseitig  Wache  hielten.     Per-  die  Angabe,    dafs  Athena  dem  Perseus  vorher 

seus   entrifs    es  ihnen  bei   der  Übergabe   und  die  Gorgo  im  Bilde  bei  einer  Stadt  auf  Samos 

warf  es  in  den  tritonischen  See;   nachdem  er  zeigte,   die   davon  Deikterion   genannt  wurde. 


2015     Perseus  (b.  Eukeni.  ü.  Diod.)  Perseus  (b.  Deinarchos  etc.)       2016 

Die  Gorgonen  werden  lokalisiert  am  Okeanos,  bat  also  bier  die  ihm  sonst  zugeschriebene 
bei  Tartessos  in  Iberien.  Pindar  citierend  be-  furchtbare  Wirkung  nicht  verloren, 
richtet  Tzeizes  auch  Athenas  Erfindung  der  Andromeda-  und  Gorgosage  erscheinen  ver- 
Flöte. Das  aithiopische  Abenteuer  lautet  ganz  bunden  in  der  rationalistischen  Sage  bei  Konon 
wie  in  der  guten  Tradition;  seinen  Sohn  Per-  (40);  die  Deutung  des  Palaiphatos  (32)  identi- 
ses  läfst  der  Held  bei  Kepheus,  er  selbst  geht  fiziert  Gorgonen  und  Graien  und  nimmt  auch 
mit  Andromeda  nach  Seriphos.  Danae  war  auf  die  Versteinerung  von  Seriphos  Rücksicht, 
dort  mit  Diktys  vor  Polydektes  zum  Tempel  Bis  zum  Unsinn  ausgeartete  rationalistische 
geflohen;  Perseus  bestraft  den  König,  indem  Deutungen  finden  sich  bei  Fulgentius  (1,  21: 
er  ihn  und  die  Seinen  versteinert;  Diktys  setzt  10  Gorgo  quasi  Georgigo)  und  den  aus  gleicher 
er  zum  Herrscher  ein.  Quelle  schöpfenden  Mythographi  Vaticani  I,  2, 

Ebenso    lautet   richtig   die  Erzählung  vom  130;  II,  112;  bei    letzteren   kommen   dazu   Irr- 

Tod   des  Akrisios   zu  Larisa,   bei  den  Spielen,  tümer,    wie  das  Zusammenwerfen  von  Perseus 

die  Teutamidas   zu  Ehren   seines  Vaters   gab;  mit  Bellerophon  (I,  1,  71;   2,  157),    Versteine- 

nach  seiner  Rückkehr  tauscht  Perseus  mit  des  rung  des  Akrisios  u.  a. 

Proitos  Sohn  Megapenthes  Tiryns  gegen  Argos  Ganz  abweichend   ist  des  Herakleitos  (rttgl 

ein  und  gründet  Mideia  und  Mykenai.     Apol-  ccniörcov  1)    Deutung  der  Medusa  als   schöner 

lodors  Bericht  ist,    abgesehen  von  den  hervor-  Hetäre,   deren  Anblick   bezaubere  olov  anoAi- 

gehobenen  Abweichungen,  die  Grundlage  dieser  &o  \>6&ca ;  sie  ist  vom  Schönheitsideal  der  Me- 

Darstellung.  20  dusa  ausgegangen. 

Wir  wollen  noch  kurz  die  rationalistischen  Als  drittes  Abenteuer  des  Perseus  gilt  end- 
Behandlungen  der  Sage  überblicken.  Euhemeros  lieh  der  Kampf  mit  Dionysos.  Nach  Eusebios 
liefs  die  Gorgo  von  Athena  getötet  werden  Chron.  Jahr  720  und  Cyrillus  c.  Iul.  10,  341 
(Hygin,  Astronom.  2,  12);  die  landläufige  Er-  hatte  der  Dichter  Deinarchos  die  Thaten  des 
klärung  des  Rationalismus  war  das  nicht.  Diese  Dionysos  erzählt,  den  Kampf  in  Indien,  des 
bietet  uns  Diodor  3,  52  ff.  aus  dem  Roman  des  Aktaion  und  Lykurgos  Tod  und  endlich  auch 
Dionysios  Skytobrachion ;  danach  waren  die  ausführlich  das  Ende  des  Gottes  selber;  Per- 
Gorgonen,  gleich  den  Amazonen,  ein  streitbares  seus  habe  ihn  getötet,  und  neben  dem  goldenen 
Weibervolk  in  Libyen.  Die  Amazonen  unter  Apollon  (zu  Delphi)  liege  er  begraben.  Welcher 
ihrer  Königin  Myrina  zogen  gegen  sie;  es  kam  30  Dichter  Deinarchos  gemeint  sei,  ist  nicht  sicher 
zu  einer  grofsen  Schlacht,  in  der  die  Amazonen  (vgl.  Lobeck,  Agl.  1,  573  Anm.  p);  der  Inder- 
wohl im  Vorteil  waren  und  eine  Masse  Gor-  zug  weist  natürlich  auf  die  Zeit  nach  Alexander 
gonen  erschlugen,  aber  keinen  entscheidenden  dem  Grofsen.  Vom  Tod  des  Dionysos  im  Kampf 
Sieg  davontrugen  (54,  7).  Später  vermehrten  mit  Perseus  spricht  auch  Augustin.  deCiv.  17, 12; 
sich  die  Gorgonen  wieder  und  wurden,  als  aus  Schol.  11.  &  31Ü  erfahren  wir  weiter,  dafs 
Medusa  über  sie  herrschte ,  von  Perseus  be-  Perseus,  obwohl  er  gröfsere  Thaten  als  Herakles 
kämpft  (55,  3) ;  vernichtet  wurden  die  beiden  vollbracht,  dennoch  keinen  Ruhm  davongetragen 
Weibervölker  schliefslich  von  Herakles.  Auf  habe,  weil  er  den  Dionysos  tötete,  indem  er  ihn 
dieselbe  Quelle  hat  Bethe  {Hermes  25,  311 — 12)  in  den  lernäischen  See  warf;  eine  Lokalsage, 
zweifellos  mit  Recht  die  Überlieferung  bei  Pau-  40  die  ohne  Zweifel  in  Zusammenhang  mit  den 
sanias  2,  21,  5  zurückgeführt.  Auch  hier  ist  Mysterien  von  Lerna  steht  und  von  hohem 
Medusa  Königin  der  Umwohner  des  Tritonsees ;  Alter  ist. 

im  Kampf  gegen  Perseus,  der  mit  einer  Kriegs-  Aber  auch  der  Kampf  mit  dem  Gefolge  des 
macht  aus  der  Peloponnes  herangezogen  war,  Bakchos  ist  keine  junge  Überlieferung ;  bereits 
wurde  sie  nachts  durch  List  getötet.  Perseus  auf  zwei  schwarzfigurigen  Vasengemälden,  die 
aber  bewunderte  noch  an  der  Toten  ihre  Schön-  nur  wenig  von  einander  abweichen,  finden  wir 
heit,  schnitt  ihr  Haupt  ab  und  brachte  es  Perseus  dargestellt,  wie  er  eine  Mainade  im 
zig  ini&ti^iv  nach  Hellas.  Von  der  furchtbaren  Nacken  packt  und  mit  dem  Schwert  zu  durch- 
Wirkung desselben  ist  hier  nicht  mehr  die  bohren  sich  anschickt.  Eine  zweite  läuft  nach 
Rede.  50  der  andern  Seite   davon.     Kretschmer  hat  die 

Dafs  des  Perseus  Zug  bei  Dionysios  Skyto-  Darstellung  zuerst  richtig  gedeutet,  Archäol. 
brachion  zu  einer  an  Schauer  und  Spannung  Jahrb.  7,  1892,  S.  33.  Das  sechste  Jahrhundert 
reichen  Schilderung  benutzt  war,  ist  fraglos;  hat  also  den  Dionysoszug  und  sein  tragisches 
dafs  aber  den  Haupteffekt  die  Scene  brachte,  Ende  in  Argos  bereits  gekannt;  und  das  An- 
wie  Perseus  von  der  Schönheit  der  getöteten  denken  daran  ist  nicht  untergegangen:  in  Ar- 
Medusa  ergriffen,  wohl  in  Liebe  entbrannte,  gos  zeigte  man  ein  Massengrab  der  AXitxi,  der 
möchte  ich  aus  den  Worten  des  Pausanias  Begleiterinnen  des  Gottes,  die  mit  ihm  von  den 
nicht  schliefsen.  Ein  solcher  Zug  würde  sicher  Inseln  des  Aigaiischen  Meeres  gekommen  waren 
nicht  von  dem  Romanschreiber,  wie  Bethe  auch  und  davon  den  Namen  erhalten  hatten  (Paus. 
sogleich  bemerkt,  erfunden  sein,  sondern  müfste  60  2,  22,  1)  und  unweit  davon  das  Grab  einer 
auf  einen  alexandrinischen  Dichter  zurückgehen.  besonders  ausgezeichneten  Mainade  Choreia, 
Aber  dann  würde  es  doch  auffallen,  dafs  wir  die  ebenfalls  in  dem  Kampf  gegen  Perseus  ihr 
sonst  nie  wieder  etwas  davon  hören;  Ovid  kann  Ende  gefunden  hatte  (2,  20,  4). 
für  eine  solche  Version  gar  nicht  in  Frage  Die  argivische  Lokalsage  also  kannte  einen 
kommen  und  in  das  Wandgemälde  (Heibig  entschiedenen  Sieg  des  Perseus;  Euphorion  in 
1182)  mufs  man  sich  hüten,  eine  solche  Auf-  der  oben  besprochenen  Stelle  hat  umgekehrt 
fassung  hineinzutragen.  Auf  ihm  wendet  Per-  den  Dionysos  triumphieren  lassen,  wie  aus  dem 
seus   sein  Antlitz   zurück;    der  Meduse  Haupt  Ausdruck    ht^vf£,B    xt\v    EvQvutdovrog    nöliv 


2017          Perseus  (b.  Nonnos  etc.)  Perseus  (Lokals,  v.  Argos  u.  Mykenae)     2018 

folgt.     Nonnos   hat    also    in   ihm   einen  Vor-  Dionysos  durch  Perseus  zur  Voraussetzung  zu 

ganger.      In    seinem    Dionysosepos    tritt    alles  haben.  — 

gegen  die  Person  seines  Helden  in  den  Hinter-  Die  Gestalt  unseres  Helden  wurzelt  fest  in 
grund;  25,  31  ff.  wird  auf  des  Perseus  Aben-  der  Argolis,  einem  der  Brennpunkte  der  ältesten 
teuer  eingegangen,  und  sie  werden,  wie  bald  griechischen  Geschichte.  In  Argos  fanden  sich 
darauf  die  des  Herakles,  gegen  die  des  Dio-  Erinnerungsmale  an  den  Kampf  des  Perseus 
nysos  herabgesetzt;  nichts  Grofses  sei  an  seinen  mit  Dionysos;  da  zeigte  man  noch  in  später 
Thaten  gegen  die  Phorkiden .  die  Medusa  in  Zeit  das  Grabmal  der  Mainade  Choreia  und  das 
Libyen  und  dem  Kampf  mit  dem  Meer-  Massengrab  der  anderen  Frauen,  die  mit  Bak- 
ungeheuer;  er  habe  es  ja  nur  mit  dem  Medusen-  10  chos  wider  ihn  zu  Felde  gezogen  waren.  Ein 
haupt  versteinert  (81)  ebenso  wie  den  Poly-  anderer  Erdhügel  auf  dem  Markte  der  Stadt 
dektes.  Ebendort  105  ff.  wird  dann  auf  des  erinnerte  an  des  Helden  berühmteste  That,  er 
Perseus  Kampf  mit  Dionysos  Bezug  genommen,  sollte  das  Haupt  der  Medusa  bergen,  Paus.  2, 
und  den  erzgepanzerten  mykenischen  Kriegern  21,  5;  einen  Mythos  fand  Pausanias  darüber 
werden  die  Satyrn  gegenübergestellt;  der sichel-  in  seiner  Quelle  nicht  vor.  Neben  diesem  Hü- 
tragende Perseus  mufste  dem  thyrsustragenden  gel  lag  das  Grab  der  Perseustochter  Gorgo- 
Bromios  weichen,  und  nur  die  wehrlose  Ariadne  phone  {Paus.  2,  21,  7).  An  die  Argeier  wandte 
konnte  sein  Speer  töten  (110 — 112).  sich  Xerxes   vor  seinem  Zug  gegen  Griechen- 

Die  grofse  Schilderung  des  Kampfes  steht  land,  indem  er  auf  ihre  Stammverwandtschaft 
im  47.  Buch.  Dionysos  ist  nach  Argos  ge-  20  mit  den  Persern  durch  ihren  Heros  Perseus  er- 
kommen  (499)  und  wird  dort  zurückgewiesen;  innerte  (vgl.  ob.  Sp.  1991).  Interessant  ist  das 
es  entbrennt  ein  regelrechter  Kampf,  ganz  wie  Ehrendekret  der  Phyle  der  Dymanen  zu  Argos 
im  Homerischen  Epos.  Hera  in  Gestalt  des  (O.  /•  G.  1,  1123),  das  dem  Tib.  Claud.  Diodotos, 
Sehers  Melampus  (535)  wappnet  die  argivischen  der  sich  durch  Üllieferangen  für  Gymnasien 
Kämpfer  und  feuert  Perseus  zum  Kampf  an  und  Bäder  hervorgethan  hatte,  bestimmt  tag 
(536  ff.);  von  allen  Seiten  strömen  die  Kam-  Tlsgcsog  xccl 'Hounltog  xi^ag  ucä  %pvaocpoQ£lv 
pfer  zusammen,  Perseus  mit  dem  Sichelschwert  pstä  ■jtöQcpvoug.  Worin  diese  Ehren  bestanden, 
legt  seine  Flügelschuhe  an  und  ergreift  das  wissen  wir  nicht,  dafs  sie  als  die  höchsten 
Haupt  der  Medusa  (586).  Dionysos  stellt  da-  galten,  lehrt  auch  der  auf  den  äufseren  Prunk 
gegen  sein  Weiber-  und  Satyrnheer  auf  (587  ff.).  30  bezügliche  Zusatz.  Man  sieht,  dafs  bis  in  die 
Perseus  spottet  und  eröffnet  den  Kampf  (607),  spätesten  Zeiten  das  Andenken  an  Perseus  in 
Hera  wirft  eine  glänzende,  einem  Blitz  glei-  Argos  lebendig  war  und  er  neben  Herakles 
chende  Lanze  auf  Dionysos,  der  darüber  lacht  seinen  Platz  behauptet  hatte, 
und  nach  einer  längeren  Rede  auch  den  Kampf  Weiter  haben  sich  Erinnerungen  an  ihn 
beginnt  (654).  Perseus  schwingt  sich  in  die  besonders  in  Mykenai  erhalten;  hier  hatte 
Luft;  aber  Dionysos  reckt  seine  Gestalt  in  die  er  auf  dem  Weg  nach  Argos  sogar  ein  Hei'oon, 
Höhe,  bis  er  den  Himmel  berührt;  Perseus  ge-  %%si  [ibv  dt]  kuX  ivravd'cc  rißäg  tkxqcc  t&v  kqog- 
rät  in  Furcht,  wendet  sich  gegen  die  Bakchen  %6}qcov,  Paus.  2,  18,  1.  Vielleicht  steht  mit 
und  versteinert  mit  dem  Medusenhaupt  die  sich  diesem  Kult  in  Zusammenhang  die  kürzlich 
rüstende  Ariadne  (666 ;  abweichend  davon  hatte  40  in  den  Trümmern  Mykenes  gefundene  Basis- 
der  Dichter  sie  25,  110  durch  einen  Speerwurf  inschrift  ('Ecpiq^.  6cQ%caoL  1892  Sp.  67/68),  auf 
den  Tod  finden  lassen).  Da  geriet  Bakchos  in  der  von  lego^ivd^ovEg  ig  JJnQ6fi  die  Rede  ist, 
noch  gröfseren  Zorn,  und  er  hätte  Argos  und  die  für  die  Eltern  Richter  sein  sollten;  Tsuntas 
Mykenai  zerstört,  Hera  verwundet  und  Perseus  schliefst  daraus  auf  einen  Dienst  von  Kindern, 
getötet,  wenn  ihn  nicht  Hermes  von  hinten  die  vielleicht  Reigentänze  zu  Ehren  des  Heros 
zurückgehalten  und  besänftigt  hätte  (674);  er  aufführten.  In  den  Trümmern  der  alten  Stadt 
entschuldigt  Perseus,  der  nicht  von  selbst,  son-  zeigte  man  eine  Quelle,  die  nach  dem  Heros 
dem  von  Hera  getrieben,  den  Kampf  begonnen,  Perseia  hiefs  (Paus.  2,  16,  6).  Die  Gründung 
tröstet  den  Gott  und  sagt  ihm  voraus,  dafs  der  Stadt  wird  vorzugsweise  dem  Perseus  zu- 
Ariadne  unter  die  Sterne  kommen  werde.  Hera  &0  geschrieben.  Euripides  Iph.  Aulid.  1500  nennt 
nimmt  ihre  wahre  Gestalt  an  und  eilt  zum  sie  tcoIigilcc  TIsQßtag  Kv-nlaitiav  itovov  %eqüv; 
Olymp  zurück;  der  alte  Melampus  aber  fordert  man  erinnert  sich  dabei  der  Kyklopen,  die 
die  Argeier  auf,  dem  Bakchos  %älK£u  qotvtqcc  nach  Pherekydes  Perseus  mit  Danae  aus  Seri- 
GEvbiv  xul  Emu  xv\LTtuvcc  Pslr^g;  sie  sollten  so-  phos  mitnahm,  und  wird  auch  bei  dem  Logo- 
wohl dem  Perseus  als  dem  Dionysos  einen  Rei-  graphen  Perseus  als  Gründer  der  alten  Achaier- 
gen  aufführen.  stadt  voraussetzen  dürfen.    Gründungslegenden 

Auch  in  andere  als  dichterische  Überliefe-  gab  es  mehrere :  die  bei  Ktesias  im  ersten  Buch 
rung  ist  die  Version  vom  Unterliegen  des  Per-  der  Persika  erzählte  (Pseudoplut.  de  fluv.  18,  6) 
seus  gedrangen;  Kephalion  läfst  Perseus  vor  leitet  den  Namen  von  dem  [Lvnr\Q,ybbg  der  Gor- 
Dionysos  fliehen  und  mit  hundert  Schiffen  ins  60  gonen  her,  die  den  Perseus  bis  hierhin  ver- 
Land der  Assyrier  kommen  (ob.  Sp.  2007).  Mit  folgten.  Die  Sage  vom  Schwertgriff  ([ivxrig) 
der  Dionysoslegende  ist  endlich  auch  die  auf  haben  wir  verschieden  variiert  kennen  gelernt 
Apollodors  Chronik  zurückgeführte  chronolo-  (vgl.  ob.  Chrysermos  Sp.  2007  u.  Paus.  2,  16,  3), 
gische  Notiz  bei  Clem.  Alex.  Strom.  1 ,  139  die  vom  Pilz,  unter  dem  ein  Quell  hervorspm- 
(vgl.  Euseb.  Praep.  Evang.  10,  12)  in  Zusammen-  delte  (Paus.  2,  16,  3),  zur  Erklärung  eines  Frag- 
hang zu  bringen,  dafs  Dionysos  im  32.  Jahre  ments  aus  dem  Perseus  des  Aristias  herange- 
der  Herrschaft  des  Perseus  unter  die  Götter  zogen.  Ich  erwähne  noch  den  Baum  tisqoeiu, 
versetzt  wurde;  sie  scheint  wieder  den  Tod  des  dessen  Fracht  zu  Heilzwecken  gebraucht  wurde 

Röscher,  Lexikon  d.  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  64 


2019     Perseus  (Lokals,  v.  Seriphos,  Athen  etc.)  Perseus  (Sagen  v.  Aithiopien  u.  Ioppe)      2020 

(Theophrast.  hist.  plant.  2,  2,  10,  vgl.  3,  3,  5);  stelle   ist   entweder  verderbt  oder  lückenhaft, 
während  als  seine  Heimat  gewöhnlich  Ägypten  Kirchner  (a.  a.  0.  S.  43  ff.)  hat  0.  Müller  fol- 
bezeichnet  wird  (Plin.  15,  46),  hatte  Nikander  gend   Perseus  mit  dem  Eponymos  des  Demos 
ihn    von  Perseus   in  Mykenai   pflanzen   lassen  IltQQidcci   identifiziert,    fufsend  auf  der  Glosse 
(Callimachea  ed.  Schneider  fr.  139).  des  Hesychios:   TltQQSvg-   ijgcog,  'A%i]vrfii  xi\l&- 
Noch   Statins  in   der  Thebais  7,  417   weifs  rca.    Dafs  Perrheus  (s.  d.)  die  attische  Fonn  des 
von   zwei   Bildern   der  Hera   und   des  Perseus  Namens  war,  lernen  wir  aus  der  Schüssel  von  Ai- 
in    Mykenai,    deren   Aussehen    Unheil   voraus-  gina  (Arch.  Zeit.  1882,  Taf.  9)  und   einer  an- 
verkündete;   neben   der  Göttin   Hera  galt  der  deren     schwarzfigurigen    Vase     (Annali    1866 
Heros  Perseus  als  der  vornehmste  Schützer  der  10  tav.  R);    sprachlich   ist  nichts   dagegen  einzu- 
Stadt.  wenden.     Aber  ist  es   wirklich  denkbar,    dafs 
Nördlich  von  Mykenai,  oberhalb  Nemeas  lag  eine  hohe  Verehrung  (jityiorca  r^iai)   des  He- 
der Berg  Ap  es  as;  auf  ihm  sollte  Perseus  nach  ros    in  Attika   so    gar  keine   anderen   Spuren, 
Paus.  2,  15,  3  zuerst  dem  Zeus  geopfert  haben  nicht   einmal   im    Mythos    einen   Niederschlag 
(vgl.  v.  Wilamoicitz,  Hermes  33,  513).    Auch  an  hinterlassen  haben  sollte?    Wie  stimmt  das  zu 
diese  Tradition  knüpft  Statius  an;  von  diesem  der    euripideischen   Variante    (Ion  991),    dafs 
Berg    aus    läfst    er    den   Helden    sich    zu    den  Athen a  die  Gorgo  getötet  haben  sollte,  eine 
Wolken  erheben  (Theb.  3,  464);   ebendort  633  That,  die  sonst  überall  als  die  vornehmste  des 
spricht    er   von    den    Persei   secreta   culmina  Perseus  galt?    Gab  es  in  Attika  wirklich  einen 
montis  und   5,  640  ist  von  einem  Opfer  des  20  Perseushain  mit  einem  Altar  des  speziell  Se- 
Priesters    Lykurgos    an   Zeus    auf   dem    vertex  riphos  angehörenden  Diktys,  so  ist  das  sicher 
sanctus  Persei  montis  die  Rede.  eine  künstliche  Gründung,  ein  später  Kult,  der 
Auch  Lerna  besafs   wie  Argos   eine  Erin-  den  Beziehungen  von  Seriphos  und  Athen  ver- 
nerung  an  den  Dionysoskampf;  nach  Schol.  B.  dankt   wird;    eine    attische    Heroengestalt    ist 
a  319  sollte  Perseus  den  Dionysos  in  den  Ler-  der  Gorgotöter  nicht  gewesen, 
naiischen    See    geworfen    haben    (vgl.   Preller-  Die  Andromedasage  wird  an  zwei  Stel- 
Bobert  1,  691,  3).     Das  ist  ohne  Zweifel   alte  len  lokalisiert,  in  Aithiopien  und  in  Ioppe  an 
Kultsage.  der  philistaiischen  Küste.    Man  hat  diese  Sage 
Steph.  Byz.    hat    endlich    überliefert,    dafs  früher    stets    als    nichtgriechischen    Ursprungs 
Mideia  früher  den  Namen  üngcecog  itokig  ge-  30  aufgefafst,  bis  herab  auf  E.  Meyer:  „der  Kult 
führt  haben  sollte ;  Apollodor  2,  4,  4,  4  nennt  der  Fischgottheiten  an  der  philistaiischen  Küste 
es  mit  Mykenai  zu  sammen  als  Gründung  des  hat  zu  der  griechischen  Sage  von  Perseus  und 
Perseus  (7tQ06T£L%i6ccg  MiSulccv  neu  Mvinqvccg).  Andromeda,    die    speziell   in  Ioppe  lokalisiert 
So  reiche  Erinnerungen  an  Perseus  wie  die  wird,  Veranlassung  gegeben"  (G.  d.  Altert.  1, 
argolische   Landschaft    hat  keine    andere   auf-  321).   Wie  etwas  derartiges  möglich  sein  könnte, 
zuweisen.      In   Lakonien    kennen    wir    einen  wie   eine  Sage   aus  Barbarenland   so   fest  sich 
Sohn  des  Helden   als  Gründer  von  Helos    (vgl.  an   den  argivischen  Heros  hätte  heften  sollen, 
Kirchner,  Attica  et  Peloponnes.  1890  S.  46);  und  dafs  die  fremde  Königstochter  stets  als  einzige 
wenn     eine    späte    spartanische    Inschrift    von  Gemahlin   des  Perseus  und   Stammmutter  der 
einem   unöyovog  ^Hga-aliog  neu  üsgaeog  redet  40  Herrscher  von  Argos   gelten  konnte,    darüber 
(Bull,  de  Corr.  Hell.  1,  386),  so  sehen  wir  dar-  hat  niemand  Auskunft  zu  geben  versucht.     Bo- 
aus  wenigstens,   wie  hoch  man  auch  hier  den  bert  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,    dafs  der 
alten  Heros  stellte.  Andromedamythos  erst  in  verhältnismäfsig  jun- 
Eine  Hauptrolle  im  Mythos  spielte  das  arme  ger  Zeit  unter  die  Abenteuer  des  Perseus  auf- 
Felseneiland  Seriphos,  wo  ihm  nach Pausanias  genommen   sei,    da  der  Held,    ganz   dem  Ge- 
2,  18,  1  die  höchsten  Ehren  zu  teil   wurden;  brauch  alter  und  ursjsrünglicher  Sage  zuwider, 
Münzen  vom  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  ab  eigentlich    keine   Waffe    zur   Bekämpfung   des 
bestätigen   die  Verehrung  des  Perseus.     Erin-  Meerungeheuers  besitze;  die  Harpe  könne  ihm 
nerungen  an  ihn  auf  der  Insel  hat  uns  Ailian.  beim   Kampf  gegen    das   Ketos   wenig  nützen 
nat.  animal.  3,  37  aufbewahrt:  die  Stummheit  50  und   es   sei   daher  bezeichnend,    wenn  auf  der 
der  Frösche  dort  wurde  auf  eine  Bitte  des  Per-  ältesten  erhaltenen  Darstellung  der  Sage  Per- 
seus  an  Zeus   zurückgeführt,   da  ihn  die  qua-  seus    nach    dem    Meerungeheuer    mit    Steinen 
kenden    Tierchen    in    seiner    Ruhe    nach    dem  wirft,  die  ihm  Andromeda  herbeischleppt  (Arch. 
Kampf  mit  der  Gorgo  störten.     Wäre  das  nur  Zeitung  1878  S.  16).     Diese  Beobachtung  und 
ein  Komikerwitz,   so  würde  Theophrast  seiner  der  daraus   gezogene  Schlufs  hat  grofsen  An- 
Erklärung aus  der  kalten  Temperatur  des  Was-  klang  gefunden.     Ich  finde  es  nur  wunderbar, 
sers   eine   andere  Form  gegeben  haben.     Von  dafs  man  in   den   Steinen  keine  Waffe   sehen 
denselben  Seriphiern  erzählt  Ailian  13,  26,  dafs  will,   und  möchte  wohl  wissen,   welche  Waffe 
sie  den  xixxi\  ivdliog  nicht  essen,  seinen  Tod  man  denn  zur  Bekämpfung  eines  Seetieres  vom 
beklagen    und  ihn   ein   Spielzeug  des  Perseus  60  Ufer  aus  geeignet  finden  würde,    wenn  nicht 
nennen;   also   ein  Zug  aus  der  Jugendlegende  die  Steine.     Soll  man  auch  den  Drachenkampf 
des  Heros.  des  Kadmos  deshalb  für  nicht  alt  halten,  weil 
Endlich  soll  Athen  nach  Pausanias  2,  18,  1  der  Held  das  Tier  durch  einen  Steinwurf  tötet 
dem    Perseus    die    höchste    Verehrung    gezollt  und  keine  eigentliche  Waffe  für  diesen  Kampf 
haben;  bei  den  Athenern  soll  sich  ein  Temenos  besitzt?    Hellanikos  nennt  den  Stein,  Pherekydes 
des  Perseus   und   darin   ein  Altar   des   Diktys  das   Schwert  als  Waffe   (oben  Bd.  2  Sp.  827); 
und  der  Klymene  befunden  haben,  die  Retter  welche  Überlieferung  die  ursprüngliche  ist,  be- 
des  Perseus  genannt  wurden.     Die  Pausanias-  darf  keines  Beweises.    Auch  bei  Perseus  ist  an 


2021          Perseus  (Sage  v.  Ioppe)  Perseus  (Genealogie)             2022 

Stelle  des  Steines  in  der  jüngeren  Überlieferung  Andromedasage  hier  einen  Ursitz  gehabt  habe, 

das    Schwert    oder    die    Harpe    getreten,     die  von   dem   aus   sie  weiter  östlich  wandern  und 

Waffe,    die    er    in    dem    unzähligemal    darge-  jüngere  Wohnsitze  suchen  konnte  (S.  157 — 59). 

stellten    Gorgonenkampf  trag;    das    giebt   uns  Eine   Bestätigung  dafür  findet  er  in   der  Be- 

kein  Recht,    das  Alter  des  Ketoskampfes  mit  obachtung,    dafs  für  die  griechische  Sage  das 

dem  Stein  herabzudrücken.  Aithiopengebiet  stets  am  Saum  des  aigaiischen 

Die  altertümliche  korinthische  Vase  aus  dem  Meeres  liegt  und  auch  später  noch  im  nächsten 
sechsten  Jahrhundert  mufs  uns  vielmehr  be-  Umkreis  von  Rhodos  gesucht  wurde  (S.  171). 
stärken  in  der  Annahme,  dafs  die  Andromeda-  Griechischen  Boden  hätten  wir  damit  ge- 
sage  von  alters  her  zu  Perseus  gehörte;  und  io  funden,  wenn  Tümpels  Folgerungen  das  Rechte 
dann  dürfen  wir  ihren  Sitz  nur  auf  griechi-  treffen  sollten;  aber  ihren  Ursitz  kann  die 
schein  Boden  suchen.  Von  dieser  Forderung  Andromedasage  auch  in  Rhodos  nicht  gehabt 
ist  auch  v.  Wilamoicitz  stillschweigend  ausge-  haben.  Wenn  sie  in  Korinth  schon  am  An- 
gangen, indem  er  den  Vater  der  Andromeda  fang  des  sechsten  Jahrhunderts  bekannt  war 
mit  dem  Tegeaten  Kepheus,  dem  Athena  zum  und  zur  Vasendekoration  benutzt  wurde,  also 
Schutz  seiner  Stadt  eine  Locke  der  Medusa  auch  beliebt  und  verbreitet  war,  so  mufs  sie 
geschenkt  hatte  (Paus.  8,  47,  5),  identifizierte  aus  dem  griechischen  Mutterland,  aus  der  Hei- 
(Homer.  Unters.  152,  vgl.  Robert,  Eratosth.  mat  des  Perseus  stammen.  Sie  hat  sogar  eine 
Katast.  246);  von  Tegea  aus  seien  Kephenen  Nachbildung  in  der  Sage  von  Herakles  und 
nach  Ioppe  verpflanzt.  Bedenken  dagegen  hat  20  Hesione  aufzuweisen,  denn  welcher  Mythos  ur- 
Tümpel  (Jahrb.  f.  Piniol.  Supplbd.  16  S.  131,  7)  sprünglich  ist,  darüber  ist  kein  Zweifel  mög- 
erhoben, der  dies  Problem  in  umfassender  Weise  lieh.  Andromeda  ist  unzertrennlich  und  allein 
zu  lösen  sucht.  Er  stellt  fest,  dafs  Aithiopien  mit  Perseus  verbunden,  Perseus  hat  keine  an- 
als  Wohnort  des  Kepheus  und  der  Kassiepeia  dere  Gemahlin  als  sie;  aber  was  bedeutet  die 
zuerst  bei  Eiiripides  (nach  Eratosth.  Katast.  17)  troische  Königstochter  im  Leben  des  Herakles? 
nachweisbar  ist  und  diese  Überlieferung  wahr-  Auch  v.  Wilamoicitz  (Eurip.  Heraides  1,  281) 
scheinlich  auf  Pherelydes  zurückgeht.  Das  Zwei-  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,  dafs  asiatische 
stromland  gilt  als  Lokal  der  Sage  in  der  oben  Dorer,  die  aus  der  Argolis  stammten,  die  argo- 
angegebenen,  bei  Hellanilcos  und  Herodot  zu-  lische  Geschichte  von  Perseus  und  Andromeda 
erst  auftauchenden,  wohl  historisch-geographi-  30  auf  Herakles  und  Hesione  übertragen  hätten, 
sehen  Relation  (S.  132  A.  15),  der  auch  Sopho-  Näheres  aussagen  kann  man  über  die  alte 
kies  zu  folgen  scheine ,  wofür  ich  freilich  in  Sage  nicht.  Die  korinthische  Vase  kennt  keine 
dem  angeblich  persischen  6(XQr}tov  keinen  Be-  Fesselung  der  Andromeda,  wie  sonst  alle  übri- 
weis  erblicken  kann.  Beifälliger  noch  ist  in  gen  Darstellungen;  die  Jungfrau  hilft  dem  Hel- 
den Kreisen  der  Historiker  und  Geographen  den  sogar  bei  dem  Kampf  mit  dem  Meer- 
die  Überlieferung  von  Ioppe  aufgenommen,  die  ungeheuer,  indem  sie  ihm  Steine  herbeiträgt, 
zuerst  in  dem  sogenannten  Periplus  des  SJcylax  Man  denkt  zunächst  an  eine  andere  Sagen- 
vom  Jahre  338  erscheint  und  die  Tümpel  auf  form;  indessen  die  Anwesenheit  der  Andro- 
Theopomp  zurückführt  (S.  133  ff.,  vgl.  oben  Bd.  2  meda  bei  dem  Kampf  weist  doch  wohl  darauf 
Sp.  294j.  Es  gab  hier  keine  alte  einheimische  40  hin,  dafs  sie  der  Preis  desselben  war,  ihr  Be- 
Andromedasage  (S.  140  ff.);  über  Tlieopomp  zu-  sitz  also  dem  Ketos  abgerungen  werden  mufste. 
rück  führt  keine  sichere  Spur  nach  Ioppe.  Die  Resultate,  die  wir  aus  der  Betrachtung  der 

Es  ist  zweifellos,  dafs  es  argivische  Aus-  Lokalsagen  gewonnen  haben,  wollen  wir  jetzt  an 
wanderer  gewesen  sind,  die  die  Perseussage  den  genealogischen  Verbindungen  prüfen, 
nach  Kleinasien  gebracht  haben.  In  Milet  Die  argivische  Genealogie  (die  übliche,  die  wohl 
war  Perseus  schon  um  die  Mitte  des  siebenten  auch  bei  Pherekydes  stand,  Bertsch,  Pherek.  Stud. 
Jahrhunderts  bekannt;  die  griechischen  _Söld-  1898  S.  16)  giebt  Paus.  2,  16,  1  ff.  Auf  das  Ge- 
ner des  Psammetich  gründeten  damals  in  Agyp-  schlecht  des  Phoroneus,  das  mit  Gelanor  ausstarb, 
ten  das  MilTqoiov  rü%o<s  und  die  nsoaecog  a%o%r\  folgte  Danaos ;  nach  seinem  Tod  übernahm  sein 
(Tümpel  S.  143;  Strabo  17,  801;  vgl.  Herodot  50  Eidam  Lynkeus  die  Herrschaft  und  von  diesem 
2,  15,  Eurip.  Hei.  769);  und  über  Milet  ist  un-  geht  es  in  gerader  Linie  bis  auf  Herakles, 
ser  Heros  um  dieselbe  Zeit  auch  nach  Kyzikos 

gekommen,  das  bereits  im  fünften  Jahrhundert  Lynkeus-Hypermnestra 

mit  seinem  Bild  Münzen  prägte.    Fest  wurzelte  '                    j' 

Perseus  weiter  in  der  Stadt  Tarsos,  deren  Name  Abas 

von   seiner  Sohle  herrühren  sollte   (O.  Müller,  , , 

Prolegomena  S.  233,  vgl.  die  ägyptische  Legende  I                         I 

von  Chemmis  Herodot  2,  91 ;  Wiedemann,  Philol.  Akrisios            Proitos 

N  F.  4,  189).    In  Ikonium  spielen  die  Medusa-  J^        Magap'enthes 

legenden   der   byzantinischen  Historiker;    hier  60  °  ^ 

wie  in  einer  ganzen  Reihe  von  Städten  in  Pon-  Perseus-Andromeda 

tos  bezeugen  auch  die  Münzen  seine  Verehrung.  , - ' 


Rhodos  ist  für  diese  Verbreitung  des  Kultes  I                      I                    I                      I 

eine    wichtige    Zwischenstation    gewesen    (O.  Alkaios       Elektryon  Sthenelos        Mestor 

Müller  a.  a.  O.),   wie   sich   auch   aus   anderen  .       ,'..             A11   '      „  ^      ',,           tt-     '  ±1 

,,                     i_          i-fi         i           1  t   p  j.  n--        7  Amphitryon    Alkmene  Eurystheus    Hippothoe 

sagen  entnehmen  laist;  und  so  schneist  Tümpel  r       J ,  J  rr 

aus  der  Verehrung,   die  Kassiepeia  in  Rhodos  j                                                      | 

genofs,  dafs  auch  ihr  Gemahl  Kepheus  und  die  Herakles                                       Taphios 

64* 


2023             Perseus  (Genealogie)  Perseus  (Deutungen)            2024 

Akrisios  hat  seine  Herrschaft  in  Argos,  doch  ros  von  Mykenai  fast  ein  fremder.  Die  Hera- 
weisen bei  ihm  noch  manche  altertümliche  Züge  klidengenealogie  ist  dagegen  ganz  in  die  des 
der  Sage  auf  eine  Verbindung  mit  Thessalien,  Perseus  aufgegangen;  Amphitryon  sowohl  wie 
vor  allem  das  Heroon,  das  ihm  bei  Larisa  er-  Alkmene  gelten  als  Enkelkinder  des  alten  Hel- 
richtet  war  und  das  einen  Kult  zur  Voraus-  den  und  stets  haben  die  Herakliden  mit  Stolz 
setzung  hat  (Pherekyd.,  Schöl.  Ajwllon.  PJiod.  auf  den  alten  Urahn  geblickt;  Herakles  und 
4,  1091).  Auch  von  Seriphos  her  finden  wir  Perseus  werden  oft  in  einem  Atem  genannt, 
diese  Verbindung  mit  Thessalien,  wenn  bei  Der  fünfte,  jüngste  Sohn  des  Perseus,  He- 
Apollodor  1,  9,  6  Diktys  und  Polydektes  als  leios,  ist  der  Eponym  der  lakonischen  Stadt 
Söhne  des  Magnes  gelten,  vgl.  Bursian,  Geogr.  10  Helos  {Paus.  3,  20,  6);  Kynuros  betrachteten 
Griechenl.  2,  477.  die  Kynurier,    die  von   alters  her  Argeier  zu 

Perseus  hat  dann  nach  dem  Tode  seines  sein  sich  rühmten,  ebenfalls  als  einen  Sohn 
Grofsvaters  auf  die  Herrschaft  in  Argos  ver-  des  Perseus,  Paus.  3,  2,  2,  Stejih.  Byz.  Kv- 
zichtet  und  ist  mit  seinem  Oheim  Megapenthes  vovqcx.  Die  Perseustochter  Gorgophone  end- 
einen Tausch  eingegangen;  er  hat  Mykenai  lieh  weist  nach  Messenien;  sie  heiratete  den 
gegründet,  die  Stadt,  in  der  wir  auch  die  mei-  König  des  Landes,  Perieres,  und  später  den 
sten  Erinnerungen  an  seine  Person  gefunden  Oibalos;  von  ihr  stammen  Aphareus,  Leukippos 
haben.  und  Arene,    die    der   messenischen   Stadt   den 

Söhne  des  Perseus  nennt  Apollodor  fünf,  Namen  gab. 
Alkaios,  Mestor,  Elektryon,  Sthenelos  und  He-  20  Wir  haben  also  in  Perseus  einen  alten  ar- 
leios;  Herodor  bei  Schol.  Apoll.  Rhod.  1,  747  givischen  Heros  vor  uns,  der  weit  in  der  Pelops- 
vier:  Heleios  fehlt.  Alkaios  heiratet  des  Pe-  insel  Verehrung  genofs  und  dessen  Ansehen 
lops  Tochter  Astydameia  (oder  des  Guneus  so  festgewurzelt  war,  dafs  den  dorischen  Er- 
Tochter Laonome  oder  die  des  Menoikeus,  oberern  nichts  übrig  blieb,  als  ihr  Geschlecht 
Hipponome)  und  zeugt  mit  ihr  Amphitryon  einfach  an  ihn  anzugliedern.  In  der  histo- 
und  Anaxo.  rischen    Zeit   ist   er   bedeutungslos    geworden; 

Mestor  heiratet  des  Pelops  Tochter  Lysi-  aufser  in   dem   alten  Hain  bei  Mykenai  hatte 

dike:  ihre  Tochter  ist  Hippothoe,  die  dem  Po-  er    nirgend    mehr    einen    Kult;    aber    in    aller 

seidon  den  Taphios  gebar.  Munde  lebten  die  alten  Mythen  von  dem  furcht- 

Elektryon  heiratet  seine  Nichte  Anaxo  30  losen  Helden,  der  die  Medusa  tötete  und  der 
und  zeugt  mit  ihr  Alkmene  und  mehrere  Söhne,  einem  anderen  Ungeheuer  sein  Weib  abrang, 
unter  ihnen  einen  Gorgophonos  und  einen  vo-  Auch  diese  Mythen  weisen  in  eine  graue  Vor- 
wog AiKviiviog  von  einer  Phrygerin  Mideia.  zeit  zurück.  Sie  enthalten  Gestalten,  die  sonst 
Beziehungen  des  Perseus  zur  Stadt  Mideia  ha-  der  griechischen  Mythologie  fremd  sind:  die 
ben  wir  oben  kennen  gelernt;  damit  steht  diese  Graien  begegnen  uns  nur  hier  und  ebenso  die 
Genealogie  natürlich  in  Verbindung.  Vielleicht  Gorgonen.  Das  Medusenhaupt  führen  auch 
stammt  sie  erst  aus  einer  Zeit,  die  Mideia  als  Athena,  Zeus,  Persephone;  das  mag  so  gute 
barbarischen  Namen  empfand  (vgl.  oben  Bd.  2  alte  Tradition  sein  wie  bei  Perseus;  als  le- 
Sp.  2963).  bendige  Gestalten,  als  die  drei  Schwestern,  die 

Auch  Sthenelos  heiratet  wie  die  beiden  40  jenseits  des  Okeanos  hausen,  kommen  die  Gor- 
ältesten Brüder  eine  Pelopstochter,  Nikippe,  gonen  nur  in  der  Perseussage  vor.  Ganz 
die  ihm  aufser  zwei  Töchtern  den  Eurystheus  märchenhaft,  an  unsere  alten  Heldensagen  er- 
gebar, der  in  Mykenai  herrschte.  Vor  des  He-  innernd,  ist  der  Zug  des  Mythos,  dafs  der 
rakles  Geburt  hatte  Zeus  den  Nachkommen  des  Held  vor  dem  eigentlichen  Abenteuer  erst  ein 
Perseus  als  Herrscher  von  Mykenai  bezeichnet  Vorabenteuer  bestehen  mufs ;  und  für  die  Über- 
(Apollod.  2,  4,  5,  5);  da  hatte  Hera  die  Eilei-  lieferung,  dafs  Nymphen  ihm  die  Waffen  zum 
thyia  bewogen,  die  Geburt  der  Alkmene  hin-  Kampfe  bringen,  haben  wir  oben  schon  unsere 
zuhalten  und  den  Eurystheus  vorzeitig  zur  Welt  wundermächtigen  Feen  als  Parallele  herange- 
kommen zu  lassen.  Die  Mache  in  dieser  Er-  zogen.  Als  Nri'C&eg  sind  sie  auf  der  alten 
Zählung  erkennt  man  schon  daraus,  dafs  He-  50  chalkidischen  Vase  bezeichnet;  neugriechische 
rakles  um  eine  Generation  jünger,  der  Neffe  Sagen  verraten  uns,  dafs  die  Nereiden  auch 
des  Eurystheus  ist.  in   der  antiken  Volksüberlieferung   eine   ganz 

Diese  genealogischen  Beziehungen  machen  andere  Rolle   gespielt  haben,   als  wir  aus  der 

es  völlig  klar,  dafs  wir  in  Perseus  einen  alten  Litteratur  ahnen  können.     Ein  Nachklang  da- 

vordorischen  Heros  mit  dem  Sitz  in  Mykenai  von   ist  auch   in   der  Achilleussage   enthalten; 

und  Argos  zu  erkennen  haben,  an  den  sich  die  wenn   dort  die  Nereiden   dem  Helden  die  von 

dorischen  Eroberer,  die  Herakliden,  anschlössen.  Hephaistos  gefertigten  Waffen  bringen,  so  läfst 

Eurystheus  ist  der  König  geblieben,  er  safs  zu  sich  vermuten,   dafs  sie  auch  ursprünglich  als 

fest  in   der  argivischen  Sage;    aber  er  wurde  die  Huldinnen  galten,  die  den  Helden  mit  der 

zum    Schacher    gegen    den   Heros    der  Dorier,  60  wunderbaren  Wehr  ausrüsteten;  ist  doch  auch 

Herakles,  vgl.  v.  Wilamowitz,  Eurip.  Her.  1,  296.  seine  Mutter  eine  Nereustochter.    Hephaistos 

Die    Zusammenhänge    mit    dem    Pelopidenge-  ist  hier  ebenso   spät,   wie  in  der  Perseussage 

schlecht  scheinen  künstliche,  späte;  die  Namen  Hermes  und  Hades  mit  der  Kappe  und  den 

der  drei  Pelopstochter  Astydameia,   Lysidike,  Flügelschuhen. 

Nikippe  machen  alles  andere   als  einen  alter-  Grusius  und  ihm  folgend  Tümpel  (a.  a.  O. 

tümlichen  Eindruck,    und    die   Pelopiden   be-  210  ff.)  haben  unseren  Heros  als  Nachkommen 

tonen  auch  nie  ihren  Zusammenhang  mit  Per-  des  Abas  bis  nach  Thrakien  verfolgen  wollen, 

seus;    dem  homerischen  Epos  ist  der  alte  He-  Damit  verlassen  wir  den  festen  Boden:  für  uns 


2025             Perseus  (Deutungen)  Perseus  (Deutungen)             2026 

mufs  Perseus  Argiver  bleiben,  darüber  hinaus  in   der  Erscheinung  der  Athena  .  .  .  die    my- 

können   wir  nicht.     Wenn  die  Harpe  für  den  thische  Erinnerung  aber  an  jenen  Konflikt  blieb 

thrakischen    Ursprung    des    Helden    angeführt  in  der  Sage  vorn  Gorgotöter  Perseus  bewahrt." 

wird,  so  werden  wir  später  sehen,  dafs  sie  eine  Eine  Methode,   die  Dionysos  und  Perseus   als 

junge  Waffe  ist;    die  alte  ist  das  Schwert  so-  Todfeinde  zu  betrachten  und  in  demselben  Satz 

wohl  in  der  Kunst   wie   in   der  litterarischen  zu  identifizieren  erlaubt,  müfste  eigentlich  durch 

Überlieferung.    Und  die  Hadeskappe  wird  nach  solche  Resultate  schon  vor  sich  warnen.     Und 

unserer  Erklärung   gewifs   niemand   mehr    als  wie  wenig  übersieht  Voigt  die  geschichtlichen 

thrakisch  in  Ansprach  nehmen  {Tümpel  S.  212)  Verhältnisse,    wenn    er   Perseus   mit   Dionysos 

und  die  Nymphen  für  rätselhaft  erklären.  10  zugleich   von  einem  Stamme  nach   Argos  ge- 

Gedeutet   ist   Perseus    als    Sonnengott;    so-  bracht  werden  läfst!    Dort  der  alteingesessene 

wohl  Preller,  der  in  der  Gorgo  den  Mond  er-  Heros   von   Argos   und    Mykenai,    der    in    der 

kennen    will    (2 3,  59  ff.)    sieht    in    ihm    einen  historischen    Zeit    ganz    gegen    die    modernen 

Sonnenheros,  als  auch  Voigt,  M.  Müller  (Con-  griechischen  Gottheiten  zurückgetreten  war  und 

tributions    to    the    science    of  mythology   525  6)  wenig  mehr  als  ein  sagenhaftes  Dasein  führte: 

und   ganz   neuerdings   Usener.     „Die   Fahrt  in  hier  der  Gott,  dessen  spätes  Eindringen  in  den 

der  Truhe  und   die   Landung  in  Seriphos   ge-  hellenischen    Götterkreis    fast    von    geschicht- 

nügt,    um   in  ihm   den  aufgehenden  Lichtgott  licher  Deutlichkeit  ist. 

zu  erkennen."  ( Usener,  Beligionsgeschichtl.  Unters.  Dies  ganze  System  der  mythologischen  Deu- 

3,  85/86).  Eine  Bestätigung  dieser  Auffassung  20  tung  hält  nie,  was  es  verspricht  oder  was  man 
findet  Usener  in  der  Überlieferung,  dafs  Per-  von  ihm  fordern  mufs.  Woraus  wird  die  Licht- 
seus  am  Berg  Apesas  zuerst  dem  Zeus  ge-  natur  der  Götter  erschlossen?  In  der  Regel 
opfert  haben  soll;  Aniaag  leitet  er  von  £'£<a  aus  mythisch-poetischen  Bildern,  wie  z.  B.  bei 
ab,  es  bedeute:  der  die  Truhe  absetzt  und  Perseus  aus  der  Fahrt  in  der  Truhe.  Aber 
zum  Stehen  bringt  (S.  232).  Die  späte  Sage,  müssen  denn  diese  Bilder  stets  dieselbe  Be- 
dafs  Deukalion  auf  der  Höhe  über  Nemea  nach  deutung  haben?  Schon  ihre  Häufigkeit  schliefst 
seiner  Rettung  aus  den  Wassern  dem  Zeus  das  aus;  es  ist  sicher  nur  Zufall,  wenn  es  bei 
'Acp^aog  geopfert  habe,  sei  nur  an  Stelle  einer  einem  Volk  von  Seefahrern  einen  Gott  geben 
alten  Perseussage  getreten;  nach  alteinheimi-  sollte,  der  nicht  in  irgend  einer  Sage  einmal 
scher  Sage  war  es  nicht  Deukalion ,  der  das  30  übers  Meer  gefahren  wäre  —  auf  seine  Sonnen- 
Opfer  brachte,  sondern  Perseus;  wenn  aber  natur  darf  man  doch  daraus  nicht  schliefsen. 
Perseus  dem  Apesas  opfert,  so  ist  er  eben  der  Und  was  hat  man  denn  mit  der  Deutung  Licht- 
Gerettete;  und  nach  der  dortigen  Sage  kann  gott  erreicht?  Klärt  die  Bezeichnung  Licht- 
er nicht,  wie  es  sonst  heifst,  an  die  Insel  Se-  gott  das  Wesen  des  Perseus  irgendwie  auf? 
riphos  getrieben  sein,  sondern  auf  die  Höhe  Zeus,  Apollon,  Herakles,  Bellerophon  bis  herab 
über  Nemea.  Diesen  Schlüssen  vermag  ich  auf  Gestalten  wie  Diktys  (Usener,  Götternamen 
nicht  zu  folgen.  Es  ist  doch  nicht  Perseus,  41)  sind  ja  bei  diesen  Deutungen  auch  Licht- 
der  in  die  Truhe  gesperrt  wird,  sondern  vor  götter  —  wir  sind  rettungslos  in  diesem  Licht- 
allem seine  Mutter  Danae;  darf  man  sie  bei  meer  verloren,  keine  greifbare  Gestalt  tritt  uns 
solchen  Deutungen  einfach  streichen?  Bei  dem  40  entgegen.  Licht  sind  eben  alle  Gottheiten, 
Apesasopfer  (Paus.  2,  15,  3)  steht  kein  Wort  das  gilt  in  gewissem  Sinne  selbst  für  Hades, 
von  einer  Trahe;  und  warum  mufs  denn  dieses  Das  Wesen  eines  Gottes  beruht  nicht  in  diesen 
Opfer  gerade  ein  Rettungsopfer  gewesen  sein?  Äufserlichkeiten,  sondern  in  dem  Eindruck,  den 
Die  Überlieferung  besagt,  dafs  Perseus  der  Heros  er  auf  Geniüth,  Phantasie  und  Charakter  eines 
war,  der  den  Zeuskult  hier  begründete,  nichts  Volksstammes  oder  einer  Nation  ausübt;  ihre 
weiter,  und  stellt  sich  damit  zu  vielen  ahn-  Kultur,  ihr  ganzes  inneres  Leben  spiegelt  der  Gott 
liehen,  bei  denen  der  Gedanke  an  ein  Rettungs-  wieder;  nur  im  Zusammenhang  mit  denen,  die 
opfer  in  diesem  Sinne  ganz  ausgeschlossen  ist.  zu  ihm  beten,  wird  es  eines  Gottes  Wesen  und 

Auch   Voigt  hat  in   den  Leipziger  Studien  seine  Geschichte  zu  erfassen  gelingen.    So  hat 

4,  1881,  S.  268  ff.  Perseus  als  einen  Sonnen-  50  v.  Wilamowitz  den  Herakles  zu  erkennen  ver- 
und  Jahresgott  aufgefafst  und  in  seinem  Ar-  sucht,  und  als  letztes  Ziel  mufs  uns  diese  For- 
tikel  Dionysos  (oben  Bd.  1  Sp.  1057)  dieselbe  derung  für  jede  Gottheit  vorschweben. 
Auffassung  vertreten.  Perseus  stellt  nach  ihm  Bei  unserem  Heros  müssen  wir  uns  be- 
zunächst  die  dem  Dionysos  feindliche  Jahres-  scheiden.  Ihn  ganz  zu  begreifen  wird  bei  der 
hälfte  dar,  die  todbringende  Naturmacht,  die  Trümmerhaftigkeit  unserer  Überlieferung  nie 
zerstörende  Gewalt  des  Hochsommers  (S.  268.  gelingen;  man  ahnt  nur,  dafs  etwas  von  der 
269);  zugleich  aber  ist  er  mit  dem  Frühlings-  Heraklesnatur  auch  in  dem  Gorgotöter  steckte, 
gotte  Dionysos  identisch  (!  S.  269.  282).  S.  273  Er  verkörpert  eine  unbesiegbare  Kraft,  einen 
glaubt  Voigt  in  Gorgo  die  ursprüngliche  Ge-  vor  nichts  zurückschreckenden  Mut;  es  ist  ein 
mahlin  des  Perseus  zu  erkennen  und  fährt  274  60  reckenhaftes  Geschlecht  gewesen,  das  seinen 
fort:  „Wie  der  Stamm,  der  den  Perseus-Dionysos-  Ahnherren  solche  Züge  zu  verleihen  vermochte, 
kult  nach  Argos  verpflanzte,  seine  selbständige  und  die  einstige  Macht  der  Danaer  spiegelt 
Nationalität  einbüfste  und  mit  den  Danaern  der  „ältere"  Name  seines  Heros,  Eurymedon, 
und  Achaiern  verschmolz,  so  überwand  auch  wieder.  Das  Gorgonenhaupt  haben  viele  Gott- 
der  im  einheimischen  Boden  gewurzelte  Dienst  heiten  und  Heroen  getragen,  wie  auch  die 
der  Athena  den  fremdher  eingedrungenen.  Aus  menschlichen  Krieger  diese  Verkörperung  des 
den  Elementen  jener  finsteren  Religion  blieb  Entsetzens  und  Grauens  auf  ihre  Schilde  hef- 
das  Gorgoneion   als   charakteristisches  Symbol  teten;    nur  bei  Perseus  aber  hat  sich  ein  My- 


2027            Perseus  (zur  Deutung)  Perseus  (in  der  Kunst)            2028 

thos  daraus  gestaltet;  und  ob  auch  attische  Alexander  von  Trolles  erwähnt.  Wir  kennen 
Sage  das  Gorgoneion  der  Athena  zuerkannte,  einen  ähnlichen  mit  dem  löwenwürgenden  He- 
sein  altes  Anrecht  darauf  zeigt  Perseus  da-  rakles:  $vys  XoXrj,  to  &tov  (wohl  6  Jiög)  öe 
durch,  dafs  er  allein  unter  allen  Heroen  als  dirnnsi,  Hernie  archeol.  3,  1846,  S.  510.  Aus 
der  Gorgotöter  galt.  Niemand  kann  seiner  einem  Manuskript  de  sculpturis  lapidum  hat 
Kraft  widerstehen,  die  Schreckgestalt  der  Me-  Wright,  Archaeologia  30,  1844,  S.  450  folgenden 
duse  so  wenig  wie  das  alles  verwüstende  Meer-  Passus  ediert:  Si  inveneris  lapidem,  in  quo  sit 
gesehöpf;  und  wie  Dionysos  gegen  ihn  zieht,  Perseus  Tiabens  in  dextra  manu  ensem  et  in  si- 
mufs  selbst  der  sonst  alles  besiegende  Gott  nistra  Caput  Gorgonis,  ille  lapis  Deo  disponente 
vor  ihm  weichen.  Dieser  Mythos  kann  nur  10  reddit  se  ferentem  a  fulmine  et  tempestate  et  in- 
dex Niederschlag  einer  historischen  Thatsache  cursu  daemonum  securnm.  Und  vom  löwen- 
sein  (vgl.  Preller- Robert  1  S.  691,  3),  die  in  den  würgenden  Herakles  erfahren  wir  auch,  dafs 
Dionysischen  Mythos  so  verwebt  wurde ,  dafs  er  dem  Fufs-  und  Faustkämpfer  wirksame  Hilfe 
man  des  Gottes  Tod  als  eine  Gewaltthat  des  leiste.  Wright  S.  449.  Also  auch  hier  erscheint 
Perseus  auffafste;  in  der  Feier  zu  Lerna  be-  neben  Herakles  wieder  der  alte  argivische  He- 
klagte  man  seinen  Sturz  in  den  Lernaiischen  ros  als  Unheilabwender;  sie  beide  sind  die  Vor- 
See  durch  den  argivischen  Heros.  Die  Lan-  ganger  des  Salomon  und  der  Erzengel,  die  in 
düng  der  Truhe  mit  Danae  und  Perseus  an  späterer  Zeit  die  antiken  Heroen  ablösen.  Und 
dem  Felseneiland  Seriphos  ist  ein  gebrauch-  so  mag  Fredrieh  (Gott.  Nachr.,  Philol.-hist.  Kl. 
liches  Bild  für  die  Übertragung  eines  Kultes,  20  1895  S.  81)  recht  haben  mit  der  Vermutung, 
das  in  ähnlicher  Form  in  Apollo-  und  Dionysos-  das  Bild  des  Perseus,  der  aus  dem  Kampf  mit 
sagen  wiederkehrt;  Argeier,  die  auf  dem  Wege  dem  schrecklichen,  Tod  verbreitenden  Unge- 
nach  Rhodos  an  der  Insel  vorüber  mufsten,  heuer  als  Sieger  hervorgeht,  habe  als  ein  Glück 
haben  den  Seriphiern  die  Verehrung  der  Danae  verheifsendes  und  Unheil  abwendendes  gegolten 
und  des  Perseus  vermittelt.  Der  Kult  ist  auf  und  sei  aus  diesem  Grunde  besonders  oft  se- 
der einsamen  Felseninsel  festgewurzelt  wie  pulkral  gebraucht  worden.  Nur  an  dem  be- 
irgendwo,  und  auch  im  Mythos  hat  sie  ihre  sonders  oft  möchte  ich  Anstofs  nehmen;  von 
Stelle  behauptet;  herrschend  war  die  Sage,  Sarkophagen  wenigstens,  auf  denen  Perseus 
dafs  der  Held  seine  Kindheit  auf  der  Insel  mit  dem  Gorgoneion  dargestellt  ist,  ist  mir 
verlebt  hatte  und  mit  dem  Gorgonenhaupt  zu-  30  nur  der  alte  von  Golgoi  und  ein  später  aus 
erst  dorthin  zurückkehrte;  erst  dann  gehörte  Drvno  (Arch.-epigr.  Mitt.  17,  1894,  S.  28)  be- 
er seiner  alten  Heimat  wieder.  Unklar  bleibt  kannt;  eine  Scene  der  Andromedasage  bietet  der 
der  Ursitz  und  die  älteste  Gestalt  der  Andro-  bei  Matz-Duhn  4105  (vgl.  2894)  beschriebene, 
medasage;  dafs  aber  die  Heroine  mit  dem  gut- 
griechischen Namen  auch  eine  echte  Griechin  1  ersens  in  der  Kunst. 
war,  das,  hoffe  ich,  wird  man  nicht  mehr  in  Die  Maske  der  Gorgo  nicht  nur,  sondern 
Zweifel  ziehen.  auch    die    Gorgonen    in    ganzer   Gestalt   sowie 

Mit  Perseus  hat  man  aufser  dem  attischen  andere  ihnen  verwandte  und  von  ihnen  oft 
Heros  Perseus  auch  den  Titanen  Perses  (s.  d.)  nicht  zu  unterscheidende  Dämonen  sind  be- 
ilud die  Hekate  TIsQaaicc  in  Verbindung  bringen  40  liebte  Darstellungen  der  älteren  Kunst;  auch 
wollen  (Schümann,  opusc.  2,  243  ff. ,  Kirchner,  der  Tod  der  Medusa  ist  einer  der  beliebtesten 
Attica  43,  vgl.  Usener,  Götternamen  11,  12).  Vorwürfe  der  Kunst  des  siebenten  und  sechsten 
Aber  mehr  als  eine  Ähnlichkeit  oder  Gleich-  Jahrhunderts.  Auf  der  Lade  des  Kypselos, 
heit  des  Namens  läfst  sich  nicht  feststellen,  jenem  alten  Denkmal,  das  eine  Art  zusammen- 
und  da  es  eine  sichere  Deutung  für  ihn  noch  fassender  Übersicht  der  seither  beliebten  und 
nicht  giebt,  sind  solche  Beziehungen  von  ganz  durchgebildeten  Kunstdarstellungen  giebt,  fehlte 
zweifelhaftem  Wert.  Wir  können  weder  von  auch  diese  Sage  nicht;  hier  waren  die  geflü- 
dem  Titanen  noch  von  dem  Eponymos  des  gelten  Schwestern  der  Meduse  dargestellt,  wie 
attischen  Demos  irgend  etwas  aussagen,  was  sie  den  fliegenden  Perseus,  dem  allein  der  Name 
eine  Identifikation  desselben  mit  dem  argi-  50  beigeschrieben  war,  verfolgten  (Paus.  5,  18,  5). 
vischen  Heros  rechtfertigte.  Wo  wir  eine  klar  Nicht  der  Moment  der  Tötung  also  war  dar- 
erkennbare Gottheit,  wie  Persephone,  vor  uns  gestellt,  sondern  ein  späterer,  die  Verfolgung 
haben,  deren  Namen  doch  ebenso  stark  an  des  Helden,  der  das  Haupt  der  Medusa  bereits 
Perseus  anklingt,  da  giebt  es  nicht  die  Spur  in  seiner  Tasche  trug,  durch  ihre  beiden  Schwe- 
einer  Beziehung  zu  unserrn  Heros;  und  so  stern;  diese  Scene  war  auch  auf  dem  hesio- 
wollen  wir  von  ihm  den  Perres  und  Perses  dischen  Heraklesschild  dargestellt,  die  einzige 
ebenso  fern  halten,  wie  den  etruskischen  Toten-  mythische  beiläufig:  Perseus  mit  der  Hades- 
dämon Phersu  (s.  d.)  in  der  Tomba  degli  Auguri  kappe  und  Flügelschuhen ,  das  Medusenhaupt 
zu  Corneto.  in  der  Kibisis   auf  dem  Rücken,    das  Schwert 

Noch  einer  eigentümlichen  Verwendung  des  60  um  die  Schultern  gehängt,  flog  dahin  wie  ein 

Perseus  mufs  ich  gedenken.     Auf  einem  Sar-  Gedanke    (216  ff.),    verfolgt    von    den    beiden 

donyx  zu  Petersburg  (KnatzK  35;  Reime  archeol.  schrecklichen    Schwestern    der    Getöteten.     So 

3,  Ser.  19,  1892,  S.  55)  ist  er  mit  dem  Medusen-  wie  das  altertümliche  Kunstwerk  und  die  alte 

haupt  in  der  1. ,   der  Harpe  in  der  r.  fliegend  Dichtung   diese   Scene    darstellen,    ist   sie    die 

dargestellt;    auf  der   Rückseite   steht    die   In-  gebräuchlichste  in  der  alten  Kunst,  dieser  Mo- 

schrift:  <&vye  TLoöäyQu,  UsQatvs  ae  SimKsi.    Der  ment  ist  der  am  liebsten  dargestellte.   Nur  pflegt 

Stein   gehört  also  in  die  zahlreiche  Reihe  der  er  etwas  ausführlicher  behandelt  zu  sein;    des 

Anmiete  gegen  Krankheiten,  die  unter  anderen  Perseus  Schützerin,  Athena,  die  ihm  in  der  Sage 


2029            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus    (in  der  Kunst)            2030 

treu  zur  Seite  steht,  pflegt  hier  nicht  zu  fehlen,  in  der  L.,  darauf  eine  verfolgende  Gorgo,  die 
auch  Hermes  ist  meistens   zugegen,    der    den  in  ihren  Händen  eine  gewaltige  Schlange  hält; 
Helden  den  gefahrvollen  Weg  geleitet  hatte.  hinter  ihr  eine  nicht  zu  deutende  Frau.    Zwei 
Mit  diesen  und   den  zwei  Gorgonen,    also  im  Sphinxe  rahmen   das   ganze   ein;    sinnlose  In- 
ganzen sechs  Figuren,  ist  die  Scene,  die  in  der  Schriften  sind  in  den  leeren  Stellen  verstreut, 
archaischen  Kunst  stets  in   der  Richtung  von  Medusa  fehlt,  wie  auch  auf  der  Londoner  Am- 
1.    nach    r.    dargestellt   wird,    vollständig.      So  phora;  desgleichen  auf  der  von  Löscheice,  Arch. 
sehen  wir  auf  einer  sf.  ehemals  in  E.  Brauns  Z.  1881,  29  A.  2  beschriebenen  Hydria  Buspoli: 
Besitz  befindlichen  Vase  (Annali  1851,  tav.  P)  Perseus    ohne    Waffe    und    Attribut    nach    r., 
hinter  der  zusammenbrechenden  Schwester,  aus  10  Athena,  Hermes,  zwei  Gorgonen;  zwischen  den 
deren  Hals   ein  Blutstrom  sich   ergiefst,   zwei  Beinen    des  Perseus    eine   Schlange.     Auf  der 
Gorgonen  mit  Schlangen  an  den  Schultern,  die  Münchener  Vase  (Gerhard,  A.  V.  216)    finden 
Zähne  fletschend  und  ihre  Zunge  herausstreckend  wir  nur  rechts   von   der  niedersinkenden   Me- 
in eiligem  Flug  die  Verfolgung  beginnen;  wie  duse  den  entfliehenden  Perseus,    links  Athena 
schützend  steht  Athena,  die  r.  Hand  erhebend,  dargestellt,  die  den  1.  Ann,  an  dem  die  Aigis 
vor  dem  Heros,  der  hier  ohne  Waffe  und  Tarn-  hängt,    wie  in  heftiger  Freude   emporstreckt; 
kappe,   nur  mit   der  Tasche   am   1.   Arm,   auf  sonst  pflegt  Perseus  sich  nicht  unmittelbar  ne- 
seine   Verfolgerinnen    zurückblickend    nach    r.  ben    der    Meduse    zu    befinden,    meist    stehen 
davonfliegt;  vor  ihm  steht  Hermes,  in  der  Hai-  Athena   oder   auch    noch  Hermes    dazwischen, 
tung  Athena  gleichend;  auch  er  drückt  seinen  20  Die  Verfolgerinnen  fehlen,   die  Rückseite   des 
Anteil   an   des   Helden  That  durch   die  Bewe-  Gefäfses    stellt   des    Aineias   Flucht   dar.     Ein 
gung  seiner  r.  Hand  aus.    Die  Schilderung  ist  attischer,  in  Tanagra  gefundener  Dreifufs  (Arch. 
aufserordentlich  lebendig  und  packend.  Z.  1881  Taf.  3)  bietet  auf  der  oberen  Bildfläche 
Weniger    geschickt    komponiert,    doch    im  seiner  Füfse  Darstellungen  aus  unserem  Mythos ; 
einzelnen  sorgfältiger   ausgeführt  ist  das   Ge-  auf  dem   einen  sehen  wir  die  niedersinkende 
mäkle    einer    Münchener    Amphora    (Gerhard,  Meduse  und  eine  ihrer  zur  Verfolgung  eilenden 
A.  V.  2,  88) ,    das  uns  auf  der  Vorderseite  r.  Schwestern,  auf  dem  anderen  die  zweite  Schwe- 
von  der  niedersinkenden  Medusa  Hermes  ruhig  ster,  auf  dem  dritten  Bild  Perseus  dahinfliegend, 
fortschreitend  zeigt,  neben  ihm  Athena  zurück-  inschriftlich  bezeichnet,   mit  spitzem  Hut,  die 
blickend  und  die  L.  hoch  erhebend,  nächst  ihr  30  Kibisis    auf  dem  Rücken.     Eine  sf.   Amphora 
in  eiligem  Fluge  Perseus.    Auch  hier  trägt  der  aus  Gela  im   Brit.    Mus.   (Walters  Catal.  2,  B 
Held  keine  Waffe;    sein  Haupt  deckt  ein  Hut  281)  zeigt  auf  der  Vorderseite  die  getötete  Me-r 
genau  wie  der  Petasos  des  Hermes,  so  dafs  die  duse  und  eine  verfolgende  Gorgo,  auf  der  Rück- 
beiden  bärtigen  Gestalten  völlig  einander  glei-  seite  Athena  und  Perseus,   beide  in  derselben 
chen.     Eine  eigenartige  Fonn  hat  die  Kibisis;  Haltung  entfliehend. 

ein    breiter    Sack ,    in    zwei    Tragbänder    aus-  Ohne   Zweifel   enthält   auch    die  Kylix   im 

laufend,  die  auf  beiden  Schultern  hängen,  liegt  Mus.    Gregor.  2,  92  nr.  4.  5   eine  Darstellung 

sie  wie  ein  Rucksack  auf  seinem  Rücken,  wie  dieses   Vorganges,    wenn  auch  eine  in  vielen 

in   der  hesiodischen   Schildbeschreibung.     Die  Beziehungen  ungewöhnliche ;  in  der  r.  von  einer 
beiden  Perseus  verfolgenden  Medusen  sind  auf  40  Gorgo    enteilenden    Frau    ohne  Attribute    (wie 

der  Rückseite,  des  Gefäfses  im  üblichen  Schema  auf  der  Schüssel  von  Aigina)  müssen  wir  Athena 

dargestellt.    Übereinstimmend  mit  dieser  Vase  erkennen,    vor   ihr  Perseus  mit  einer  kleinen 

bis   auf  das  Fehlen   der  Meduse  ist  die  Lon-  Tasche   am  1.  Arm  und   vor  ihm  Hermes;    die 

doner  Amphora   Walters  Catal.  2  B  248.    Per-  Rückseite    zeigt   eine    zweite    Gorgo    zwischen 

seus  trägt  die  Harpe;    die  Verfolgerinnen   er-  zwei  erstaunten  Silenen  fliegend.  Medusa  fehlt, 

scheinen    ebenso    auf    der    Rückseite;    hinter  Genaueres  zu  erkennen  erlaubt  die  kleine  Zeich- 

Perseus  sind  Berge  angedeutet.  nung  nicht. 

Ähnlich  diesen  Darstellungen  ist  vermutlich  Nur  die  niedersinkende  Meduse  und  r.  von 
die  einer  Schüssel  aus  Aigina  gewesen,  von  der  ihr  in  eiligem  Flug  ihre  beiden  Schwestern 
uns  ein  Bruchstück  erhalten  ist  (Arch.  Z.  1882  50  zeigt  die  sf.  Vase  Antike  Denkm.  1,  57.  Die 
Taf.  9).  Rechts  fliegt  Perseus  (IIsQsvg)  mit  Scene  ist  am  Meeresstrand  gedacht,  Delphine 
spitzer  Mütze,  bewaffnet  mit  einem  Schwert,  sehen  wir  im  Wasser  schwimmen, 
auf  dem  Rücken  die  mit  gekreuzten  Schulter-  Einige  ebenfalls  diesem  Kreis  angehörige 
bändern  befestigte  Tasche;  links  von  ihm  schrei-  Vasenbilder  haben  wir  noch  nicht  erwähnt, 
tet  seine  Schützerin  Athenaia  in  schwerem  auch  weil  sie  noch  ein  neues  Moment  enthalten, 
das  Hinterhaupt  verhüllendem  Mantel,  ohne  Während  die  bisher  beschriebenen  dem  Hals 
Attribut;  von  Hermes  ist  nur  ein  Fufs  erhalten,  der  niedersinkenden  Meduse  nur  einen  Blut- 
der  nach  der  entgegengesetzten  Richtung  ge-  ström  entströmen  lassen,  finden  wir  hier  ein 
wendet  ist,  wo  wir  die  Verfolgerinnen  des  He-  Pferdehaupt  ihrem  Rumpf  entsteigend  darge- 
ros  und  vielleicht  auch  deren  getötete  Schwe-  60  stellt.  So  auf  der  Berliner  Schale  (1753,  Le- 
ster  voraussetzen  dürfen.  vezow,  Gorgonenideal  2,  24);  sie  zeigt,  ebenfalls 
Demselben  Darstellungskreis  mit  mehr  oder  in  der  Richtung  von  1.  nach  r. ,  die  nieder- 
weniger Kürzungen  und  Verschiedenheiten  im  sinkende  Meduse,  aus  deren  Rumpf  ein  Pferde- 
einzelnen gehören  an:  das  Schulterbild  einer  köpf  emporwächst  (die  Flügel  gehören  nicht 
jetzt  in  Wien  befindlichen  Hydria  (Annali  1866  zu  ihm),  dann  die  beiden  verfolgenden  Schwe- 
tav.  R),  das  den  fliehenden  Perseus  (IIsQsvg)  stern,  vor  diesen  fliehend  Hermes  und  den  sich 
mit  Schwert,  Tasche  am  1.  Arm  und  Petasos  umblickenden  Perseus  mit  Kibisis.  Perseus  fehlt 
zeigt,  nach  ihm  Athena  mit  Lanze  und  Kranz  auf  dem   sehr  ähnlichen  Bild   einer  Amphora 


2031 


Perseus  (in  der  Kunst) 


Perseus  (in  der  Kunst) 


2032 


aus  Caere  im  Louvre  (M.  d.  I.  8,  34,  Annali 
1866  S.  447);  das  zwischen  den  Flügeln  der 
Meduse  erscheinende  schöne  Mädchenhaupt  ist 
Ergänzung    (vgl.  Dumont  -  Chaplain ,  Ceram.  1, 


10 


20 


V     ■TW»«' 


3)  Medusa  (mit  Chrysaor  und  Pegasos)  u.  Perseus, 

Sarkophagrelief  von  Golgoi  (nach  Cesnola,  Cyprus  PL  X 

S.  110  ff.). 

133;  2,  116,  1).     Vermutlich   befand   sich  hier 
ehemals  der  Pferdekopf.     Am  ausführlichsten  30 
stellt  eine  attische  Schale  aus  Rhodos  (J.  Hell. 
Studies  5  pl.  43,  Brit.  Mus.  Catalogue  2  B,  380) 


4)  Perseus  die  Medusa  tötend  (anwesend  Athena) : 
Metope  von  Selinunt  (nach  Benndorf,  Met.  v.  Sei.  Taf.  1). 

diese  Scene  dar;  auch  Athena  erscheint  hier 
vor  Hermes  und  Perseus  in  eiliger  Flucht.  Links 
von  Medusa  und  zwischen  den  beiden  ver- 
folgenden Schwestern  steht  je  ein  Jüngling  mit 


Geberde  des  Erstaunens.  In  ihm  Chrysaor  zu 
sehen,  wie  es  im  Katalog  des  Brit.  Mus.  ge- 
schieht, ist  natürlich  ganz  verfehlt;  ich  glaube, 
dafs  diese  Gestalten  nur  die  Empfindungen  des 
Beschauers  bildlich  vorwegnehmen  und  dazu 
dienen  sollen,  die  Lebendigkeit  der  Darstellung 
zu  erhöhen.  Auf  sf.  Vasengemälden  begegnet 
Chrysaor  nicht;  das  älteste  Denkmal  ist  das 
Sarkophagrelief  von  Golgoi  (Abb.  3)  (Cesnola, 
Cyprus  pl.  10),  das  zwar  nicht  vor  das  fünfte 
Jahrhundert  fällt,  aber  noch  altertümliche 
Typen  wie  die  Gorgo  mit  vier  Flügeln  zeigt. 
Hier  entspringen  dem  Rumpf  der  Meduse  Pegasos 
und  der  kleine  Chrysaor,  wie  wir  ihn  später 
auf  rf.  Vasen  wiederfinden  werden. 

So  mannigfaltig  auf  allen  diesen  Darstel- 
lungen im  einzelnen  auch  der  Vorgang  be- 
handelt ist,  die  Hauptsache  pflegt  die  Ver- 
folgung zu  bilden;  die  Verfolgerinnen,  mögen 
sie  auch  auf  die  Rückseite  geraten  sein,  fehlen 
aufser  auf  der  Münchener  Vase  nie;  alle  an- 
deren Personen  sehen  wir  häufiger  fortgelassen, 
Medusa  nicht  nur,  sondern  sogar  Perseus.  Aber 
noch  einen  zweiten  Moment  stellte  bereits  die 
älteste  Kunst  dar,  den  Augenblick,  in  dem 
Perseus  der  Meduse  das  Haupt  vom  Rumpf 
trennte.  Das  älteste  Denkmal  ist  die  bekannte 
Metope  von  Selinunt  (Abb.  4).  Nach  r.  ist  auch 
hier  alles  gewendet;  aber  der  veränderten  Hand- 
lung entsprechend  steht  nun  1.  Athena,  dann 
folgt  Perseus,  der  die  1.  Faust  auf  dem  Haupt 

der  Meduse  hält, 

als  packte  er  sie  — r— ^"^T- 
bei  den  Haaren ; 
mit  der  Rechten 
schneidet  er  mit 
dem  Schwert  ihr 
Haupt  ab.  Ne- 
ben sich,  an  der 
r.  Hüfte  hält  die 
knieende  Me- 
duse ein  kleines 

Flügelpferd- 
chen;  der  Künstler  hat  in  naiver  Weise  seine 
Darstellung  um  ein  erst  später  eintreten- 
des Ereignis  vermehrt.  Einen  noch  früheren 
Moment  stellt  das  Aufsenbild  einer  grofsen  in 
Tarquinii  gefundenen  Schale  dar  (jetzt  in  Bonn, 
Ärch.  Z.  1881  Taf.  5,  2;  Knatz  J  5);  hier  hält 
Perseus  die  Meduse  mit  beiden  Händen  um  den 
Hals  gepackt,  in  der  R.  aufrecht  sein  Schwert; 
der  nächste  Moment  wird  der  auf  der  Metope 
dargestellte  sein.  Auf  einem  Cylinder  aus  Cy- 
pern  (in  Berlin,  B.  Corr.  Hell.  12,  1898  S.  452 
fig.  4,  hier  nach  einer  Originalzeichnung  Lübkes 
abgebildet  Abb.  5)  hält  Perseus  abgewandten 
Hauptes  die  Meduse  am  r.  Arm  gepackt;  die 
Darstellung  ist  dadurch  ungeschickt  geworden, 
dafs  diese  sich  auf  Perseus  zu  bewegt,  statt 
vor  ihm  zu  fliehen. 

Eine  Vase  des  Amasis  (Wiener  Vorlegebl. 
1889  Taf.  4,  Brit.  Mus.  Cat.  2  B  471)  zeigt  in 
aufserordentlich  sorgfältig  ausgeführter  Zeich- 
nung ebenfalls  natürlich  in  der  Richtung  nach 
r.  Medusa  im  alten  Laufschema  mit  vier  ge- 
waltigen Flügeln,  vier  ganz  ornamental  ge- 
bildeten Schlangen  am  Haupt  und  zwei  an  der 
Taille,  über  dem  Gewand  noch  mit  einem  Fell 


5)  Cylinder  in  Berlin. 
Originalzeichnung  Lülickes. 


2033  Perseus  (in  der  Kunst) 

bekleidet;  Perseus,  ebenfalls  mit  einem  Fell 
geschmückt,  eine  gewaltige  Tasche  auf  dem 
Rücken  tragend,  hat  sie  mit  dem  1.  Arm  im 
Nacken  gepackt  und  sein  Schwert 
bereits  an  ihren  Hals  gesetzt.  Sein 
Haupt  hat  er  zurück  gewandt;  er 
trägt  einen  flachen  Hut,  genau 
wie  Hermes,  der  r.  von  der  Me- 
duse stehend  allein  der  That  zu- 
sieht. Medusa  ist  in  diesen  Dar- 
stellungen stets  in  Bewegung  ge- 
bildet; sie  ist  also  gelaufen,  Per- 
seus hat  sie  verfolgt;  auch  bei  der 
anderen  Typenreihe  ist  das  Vor- 
aussetzung. 

Ich  erwähne  nur  beiläufig  die 
bei  Micali  Mon.  22  abgebildete 
etruskische  Buccherovase  (Knatz 
J  6) ,  auf  der  Athena  des  Perseus 
Arm  zum  todbringenden  Streich 
gegen  die  fliehende  Gorgo  lenkt: 
eine  neue  Variation,  die  der 
etruskische  Künstler  sicher  nicht 
erfunden  hat.  Welcher  Moment 
auf  dem  amyklaiischen  Thron  von 
Bathykles  dargestellt  war,  läfst 
sich  aus  des  Pausanias  wenigen 
Worten  ÜSQGsag  tb  %q*/ov  itiitolrixai  tö  ig 
MeSovaccv  (3,  18,  11)  nicht  entnehmen. 

Perseus  ist  auf  allen  diesen  Vasengemälden 
im  wesentlichen  gleich  dargestellt;  ein  bärtiger 


Perseus  (in  der  Kunst)  2034 

auf  dem  Rücken,  bald  eine  kleine  Tasche,  die 
er  am  Arm  oder,  wie  auf  dem  kyprischen  Sar- 
kophag, an  einem  Stock  über  der  Schulter  trägt 


6)  Perseus  die  kentaurenartig  gebildete  Medusa  tötend,  theban.  Keliefvase 
(nach  Bull,  de  Corr.  Hellen.  22,  1898  pl.  5). 


Nicht  auf  Perseus  beziehe  ich  mit  Knatz  den 
Jüngling  auf  dem  Teller  von  Kameiros  (Salz- 
mann pl.  55  =  Berlin  3917).  Perseus  wird  in 
der  Regel  bärtig  gebildet  und  trägt  einen  Hut; 


7)  Perseus  bei  den  Neides,  hinter  ihm   Athenaie,  schwfig.  Vasenb.  (nach  Gerhard,  A.  V.  4,  323). 


Mann,  mit  spitzem  Hut  (der  Hadeskappe),  aber 
auch  mit  einem  gewöhnlichen  Petasos  beklei- 
det, ein  Schwert  tragend;  nur  auf  einer  Vase 
(Brit.  Mus.  2  B  248)  scheint  es  eine  Harpe  zu 
sein,  die  ihm  sonst  erst  seit  dem  fünften  Jahr- 
hundert gegeben  wird,  s.  Knatz  S.  44 — 45.  Die 
Kibisis  ist  bald  ein  grof'ser  Sack,  den  der  Held 


hier  sehen  wir  eine  knabenhafte  Gestalt  un- 
bedeckten Hauptes  dahineilen,  die  am  1.  Arm 
ein  Gerät  trägt,  das  von  den  sonstigen  Darstel- 
lungen der  Kibisis  ganz  abweicht.  Ebenso  wenig 
ist  Perseus  zu  erkennen  in  den  beiden  Gemälden 
Br.  Mus.  2  B  G3  u.  16;  der  Heros  erscheint  nie 
mit  Flügeln  an  den  Schultern  oder  Hüften. 


2035 


Perseus  (in  der  Kunst') 


Perseus  (in  der  Kunst") 


2036 


Für  Medusa  und  die  Gorgonen  genügt  es 
auf  Furticänglers  ausgezeichnete  Darstellung 
oben  zu  verweisen.     Stets  zeigen  sie  das  ver- 


lung  auf  einer  thebanischen  Reliefvase  bekannt 
geworden  (Abb.  6).  Eine  Kentaurin  sehen  wir 
hier  vor  uns  (vgl.  Art.  Onokentaura  u.  Onoskelis) ; 


8  a)  Vase  dos  Brit.  Mus.  Catal.  £  ¥  490.     Fälschlich  auf  Perseus  bei  den  Nymphen  gedeutet. 


8b)  Desgl:  Die  ganze  Vase. 

zerrte  Gesicht;  im  übrigen  sind  sie  menschlich 
gebildet  und  mit  gewaltigen  Flügeln  ausge- 
stattet. Erst  vor  wenigen  Monaten  ist  eine  andere 
völlig  von  der  bekannten  abweichende  Darstel- 


undeutlich  ist  die  Bekleidung  ihres  Oberkörpers, 
von  den  Hüften  hängt  ein  wolliges  Gewand  hei'- 
unter  und  in  derselben  Weise  ist  auch  der 
Pferdeleib  gezeichnet.  Das  en  face  gebildete 
Gesicht  ist  völlig  menschlich,  nur  die  ge- 
fletschten Zähne  erinnern  an  das  Gorgoneion. 
Dies  Geschöpf  hat  der  nach  r.  schreitende,  sein 
Haupt  zurückwendende  Perseus  an  einer  Haar- 

50  strähne  gepackt,  mit  der  R.  ist  er  im  Begriff, 
ihm  den  Kopf  vorn  Rumpfe  zu  trennen.  Der 
Heros  trägt  einen  niedrigen  Hut  und  nach  vorn 
etwas  seitlich  hängend  die  Kibisis.  Die  Pferde- 
bildung der  Meduse  steht  natürlich  im  Zu- 
sammenhang mit  ihren  Beziehungen  zu  Poseidon 
und  der  Geburt  des  Pegasos;  während  wir  sie 
aber  sonst  nie  so  kennen,  war  diese  Bildung 
eine  Zeit  lang  in  Theben  die  herrschende ;  denn 
ein  Yasenfragment  derselben  Gattung,  das  uns 

60  Perseus  in  genau  derselben  Haltung  zeigt,  ist 
offenbar  der  Rest  einer  gleichen  Darstellung. 
Der  Eindruck  ist  zunächst  ein  hochaltertüm- 
licher; doch  kann  das  Täuschung  sein,  die  auf 
den  Unvollkommenheiten  dieser  Technik  be- 
ruht. Dafs  die  Meduse  dargestellt  werden  sollte, 
folgt  absolut  sicher  aus  dem  abgewandten  Haupt 
des  Perseus  und  der  Kibisis;  wir  haben  hier 
also  einen  lokalboiotischen,   von   dem   andern 


2037            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)            2038 

durchaus   abweichenden  Typus  vor  uns.     Von  ein  kleiner  Knabe  aus  der  Meduse  Hals  hervor, 

einem  besonderen  Interesse  der  Boioter  an  un-  Der  glockenförmige  Krater  hat  auf  jeder  Seite 

serer  Sage  wissen  wir  nichts;    wir  können  es  nur   eine   Gestalt,    die  Meduse   und   den   eilig 

für  die   ältere   Zeit  nur   aus  Pindars  Angabe,  sich  entfernenden  Perseus;  unter  den  Henkeln 

dafs  die  Gorgonen  den  Perseus  bis  nach  Boiotien  trennen  beide   eine  dreiköpfige   Schlange  und 

verfolgt  hätten,  erschliefsen  (s.  ob.  Sp.  1749).  die  Chimaira,  die  wir  beide  nur  als  Ornamente 

Noch  eine  Darstellung  aus  diesem  Kreise  aufzufassen  haben.  Ebenfalls  noch  eine  Nach- 
bat die  älteste  Kunst  hervorgebracht,  Perseus  Wirkung  der  altertümlichen  Darstellungen  er- 
bei  den  Nymphen,  die  ihm  die  zu  seinem  Aben-  kennen  wir  in  der  rf.  Hydria  strengen  Stils 
teuer  nötigen  Gegenstände  überbringen.  Eine  10  des  Brit.  Mus.  Catal.  3  E  181,  die  aber  die 
chalkid.  Vase  (Gerhard,  A.  V.  4,  323  [Abb.  7])  Richtung  nach  links  zeigt:  in  der  Mitte  Me- 
zeigt  uns  den  Heros,  hinter  dem  Athena  ohne  dusa,  nach  1.  gefallen,  1.  von  ihr  Perseus,  nach 
Attribut,  nur  durch  Beischrift  bezeichnet  steht;  1.  fliegend  und  sich  umblickend;  hinter  der 
von  1.  kommen  auf  ihn  die  NviSsg  bezeichneten  Meduse  Athena,  nach  1.  eilend.  Desgleichen 
Nymphen  zu,  die  ihm  die  Flügel,  die  Kappe  in  der  teilweise  ergänzten  etruskischen  Am- 
und  die  Tasche  überbringen.  Auf  die  Bedeu-  phora  Gerhard,  A.  V.  89,  3.  4:  auf  der  einen 
tung  dieser  Darstellung  ist  schon  oben  hinge-  Seite  die  enthauptete  Meduse,  aus  deren  Hals 
wiesen.  Eine  ähnliche  von  der  Hand  des  Gi-  Pegasos  und  Chrysaor  emporspringen,  1.  von 
tiadas  fand  sich  im  Tempel  der  Athena  Chal-  ihr  eine  ihrer  Schwestern  mit  Schlangen  in 
kioikos  (Paus.  3,  17,  3);  Nymphen  (hier  zwei  20  den  Händen;  auf  der  anderen  Seite  Athena 
wie  es  scheint)  brachten  dem  Helden  Helm  und  und  Perseus;  die  Richtung  der  Figuren  geht 
Flügelschuhe.  Auch  auf  dem  späten  barba-  hier  ebenfalls  nach  links.  Und  in  der  gleichen 
rischen  Vasenbild  des  Brit.  Mus.  Catal.  4  F  490,  Richtung  sehen  wir  Perseus  mit  Sichelschwert 
von  dem  eine  Zeichnung  bereits  für  das  Lexikon  von  einer  Gorgo  verfolgt,  dahinter  sitzend  die 
angefertigt  war,  die  ich  daher  hier  einfüge  enthauptete  Meduse,  deren  Rumpf  ein  geflü- 
(Abb.  8),  hat  man  diese  Scehe  erkennen  wollen.  geltes  Pferd  entsteigt,  darauf  die  zweite  ver- 
Mit  Unrecht,  wie  der  Augenschein  lehrt;  es  folgende  Schwester  und  einen  erstaunt  zu- 
gehört zu  dem  Kreise  der  Abschiedsscenen,  schauenden  Satyr  auf  einer  Amphora  aus  Pli- 
bei  denen  dem  scheidenden  Kämpfer  seine  stia  (Mus.  Boro.  13,  59,  Knatz  K  22).  Den 
Ausrüstung  gebracht  und  ein  Trunk  dargeboten  30  nach  1.  fliegenden  Perseus ,  ihm  folgend  eine 
wird.  Auf  Perseus  ist  man  natürlich  nur  durch  Flügelgestalt,  die  aber  eher  wie  eine  Bittende 
das  Schildzeichen  gekommen,  ein  Umstand,  als  wie  eine  Verfolgerin  die  Hände  nach  ihm 
der  höchstens  gegen  die  Deutung  geltend  ge-  ausstreckt,  r.  sitzend  die  enthauptete  Meduse 
macht  werden  könnte.  Man  kannte  in  spä-  zeigt  eine  unteritalische  Amphora  im  Brit.  Mus., 
terer  Zeit  die  Nymphen  in  solcher  Situation  Cat.  4  E  500  (pl.  14,  2).  Nur  Teile  gröfserer 
nicht  mehr;  da  galt  entweder  Hermes  als  Spen-  Darstellungen  bieten  die  nolanischen  Gefäfse 
der  des  Hutes  und  der  Flügelschuhe  (Eratosth.  Philol.  27,  1868  Taf.  1,  1,  Hermes  und  Perseus 
Katast.  22;  Hygin  Astron.  2,  12;  Artemidor  4,  fliehend,  zwischen  ihnen  den  erstaunt  auf  Per- 
63 ;  Suidas  MovonQrjitidi),  oder  Athena,  wie  auf  seus  blickenden  Poseidon  und  Abh.  Berl.  Äk. 
der  Vase  des  Brit.  Mus.  4  F  83,  wo  sie  dem  40  1839  Taf.  2,  den  nach  1.  eilenden  Perseus  zei- 
Perseus  die  Harpe  überreicht.  gend,    vor  dem  in  ruhiger  Haltung  ein  nicht 

Von  dieser  Darstellung  des  Perseus  bei  den  zu  benennender  Jüngling  steht.  Eine  unver- 
Nymphen  abgesehen  hat  die  alte  Kunst  also  kürzte,  wenn  auch  recht  eigentümliche  Dar- 
nur  zwei  Momente  aus  dem  Bereich  der  Gor-  Stellung  bieten  noch  eine  Reliefvase  des  Brit. 
gonensage  verwertet;  da  ihr  Bestreben  aus  Mus.  (Catal.  4  G  90)  und  eine  ihr  fast  gleiche, 
Gründen  der  Deutlichkeit  auf  möglichst  um-  nur  in  der  Form  verschiedene  aus  Nola  (Mon. 
fassende  Darstellung  gerichtet  ist,  so  hat  sie  Ann.  Bull.  1855  Taf.  2  S.  17  ff.).  Rechts,  unter- 
vorwiegend den  gewählt,  der  alle  bei  der  Hand-  halb  einer  von  einer  Sphinx  gekrönten  ioni- 
lung  beteiligten  Personen  zugleich  darzustellen  sehen  Säule  sinkt  die  enthauptete  Meduse  zu- 
erlaubte.  In  der  Folgezeit  treten  diese  Scenen  50  sammen;  neben  ihr  hockt  der  kleine  Chrysaor, 
mehr  und  mehr  zurück.  Ganz  im  alten  Typus,  hoch  über  ihr  schwingt  sich  Pegasos  in  die 
auch  in  der  Richtung  nach  r.,  finden  wir  noch  Luft.  Ihre  beiden  Schwestern,  geflügelt  wie 
auf  einer  streng  rf.  Amphora  (Micali  Mon.  sie,  eine  Schlange  in  der  R.  verfolgen  den  vor 
ined.  44,  3)  auf  einer  Seite  den  fliehenden  Per-  ihnen  fliehenden  an  den  Füfsen  geflügelten 
seus  mit  krummem  Schwerte,  wie  es  nun  immer  Perseus ,  der  ein  krummes  Schwert  in  der  L. 
gebildet  wird,  und  Kibisis  auf  der  Schulter,  und  in  der  R.  vor  der  Brust  ein  Beutelchen 
auf  der  anderen  eine  im  alten  Flugschema  ihn  trägt,  in  dem  die  Kibisis  zu  erkennen  ist;  vor 
verfolgende  Gorgo  (Knatz  K  15).  Nur  Athena  ihm  enteilt  Hernies,  auf  Athena  zu,  die  ruhig 
und  vor  ihr  ebenfalls  nach  r.  Perseus  mit  dem  dasteht,  die  Aigis  mit  dem  1.  Arm  vorstreckend, 
frei  getragenen  Medusenhaupt  zeigt  die  sf.  60  in  der  R.  eine  Lanze.  Unverständlich  ist  mir 
Amphora  aus  der  ersten  Hälfte  des  fünften  die  Bedeutung  der  hinter  ihr  aufgebauten  drei 
Jahrhunderts  Annali  1851  tav.  O.,  Berlin  872.  Flügelpaare;  auf  der  Vase  im  Brit.  Mus.  ist 
Und  diese  Richtung  nach  r.  behalten  auch  die  Scene  auf  jeder  Seite  durch  eine  Säule 
noch  die  Vasen  schönen  Stils  bei,  die  die  ent-  mit  Sphinx  eingerahmt.  Endlich  bezieht  sich 
hauptete  Meduse  zusammenbrechend  und  vor  von  Vasenbildern  auf  diesen  Moment  unserer 
Perseus  fliehend  zeigen,  Panoßa,  Musee  Sage  noch  das  barbarische  Gefäfs  Gerhard,  A.  V. 
Blacas  11  (Knatz  K  18)  und  Stackeiberg,  Grä-  2,  89,  das  einen  Hirschkopf  aus  dem  Rumpf 
ber  d.  Hellenen  Taf.  39;    auf  letzterer  springt  der  Meduse  emportauchen  läfst.     Ob  hier  mo- 


o 


2039            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)            2040 

derne  mifsverständlicke  Ergänzung  vorliegt  oder       ständige  Komposition  wird  zum  mindesten  die 

der   antike  Maler  nicht  mehr  wufste,   was   er  niedersinkende   Meduse,   ihre   Schwestern  und 

darstellte,   läfst  sich   aus  Gerhards  Abbildung  Athena  enthalten  haben. 

und  Beschreibung  nicht  erkennen;  wahrschein-  In  zwei  Repliken,  die  auf  ein  Original  aus 
lieh  ist  das  letztere,  denn  auch  die  der  Me-  der  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  weisen,  ist 
duse  abgewandte  Flügelgestalt  ist  ganz  un-  uns  ein  Perseuskopf  erhalten;  die  Deutung  ist 
verständlich ;  sie  wird  wohl  mit  den  den  Perseus  gesichert  durch  die  enganliegende  Kappe  mit 
verfolgenden  Schwestern  in  unverstandenem  Flügeln,  wie  sie  sonst  niemand  trägt  aufser 
Zusammenhang  stehen.  Perseus,  der  auf  einer  kyzikenischen  Münze 
Gleichfalls  seinem  Kopisten  unklar  ist  das  10  des  fünften  Jahrhunderts  mit  derselben  Kopf- 
Bild  der  capuanischen  Amphora  zu  Berlin  bedeckung  versehen  ist.  Einen  Perseus  des 
(3022,  M.  d,  I.  8,  34,  1,  Knatz  K  23)  gewesen.  Pythagoras  erwähnt  Bio  CJirysost.  37,  10  wie 
Teils  liegend ,  teils  sitzend  in  wunderbaren  ein  allbekanntes  Werk ;  sonst  hören  wir  nichts 
Stellungen  schlafen  drei  Gorgonen  rechts  unter  davon.  Wohl  aber  erfahren  wir  durch  PI  in. 
einem  mit  Früchten  reich  behangenen  Baum;  34,  19,  3  und  Paus.  1,  23,  7  von  einem  be- 
links  sitzt  darunter  Medusa,  bereits  enthauptet  rühmten  Perseus  des  Myron  auf  der  Burg  von 
aber  in  ruhiger  aufrechter  Haltung.  Mit  schlei-  Athen:  Mvqojvos  UsQßia  rö  stg  Mtdovoav  tgyov 
chendem  Schritt  eilt  Perseus,  mit  Flügeln  an  doya.C[dvov.  Ich  zweifle  nicht,  dafs  Furt- 
der  Kappe  und  an  den  Füfsen,  in  der  L.  das  wängler  (Meisterwerke  S.  382)  recht  hat  mit  der 
Medusenhaupt ,  in  der  R.  eine  Sichel  haltend,  20  Vermutung,  dafs  Dio  sich  im  Namen  des  Künst- 
auf die  Gruppe  wieder  zu;  sein  Blick  ist  nach  lers  geirrt  und  auch  den  Perseus  des  Myron 
oben  auf  die  Früchte  gerichtet.  Knatz  schliefst  gemeint  habe.  Von  diesem  myronischen  Per- 
aus der  Vierzahl  der  Schwestern  auf  irrtüm-  seus  sind  die  beiden  uns  erhaltenen  Köpfe  Re- 
liche  Verquickung  zweier  Scenen,  auf  die  Be-  pliken;  Furticängler  stellt  sich  den  Helden 
schleichung  der  schlafenden  Meduse  durch  Per-  stehend  vor,  in  der  R.  das  abgeschlagene  Me- 
seus  und  auf  seine  Entfernung  nach  ihrem  Tode.  dusenhaupt  haltend  und  den  Kopf  mit  Abscheu 
Aber  dabei  ist  die  unverkennbare  Beziehung  und  Grausen  nach  der  anderen  Seite  wendend 
zu  dem  Baum  nicht  berücksichtigt;  es  ist  kein  (S.  386).  Dasselbe  Motiv  bietet  der  Perseus 
Zweifel,  dafs  der  Maler  vielmehr  den  Tod  der  einer  Vase  des  fünften  Jahrhunderts  (vgl.  unten 
Gorgo  mit  dem  Hesperidenabenteuer  des  He-  30  Sp.  2044)  und  auch  der  knieende  einer  kyzike- 
rakles  in  ungeschicktester  Weise  verquickt  hat;  nischen  Münze  (Num.  Cliron.  1887  pl.  3,  26); 
an  eine  Parodie  und  gar  an  einen  Atellanen-  in  der  Kaiserzeit  kehrt  der  Heros  in  diesem 
stoff  mit  Baumeister  (Denkm.  2  S.  1291)  zu  Typus  auf  Münzen  von  Argos  und  Asine  (auch 
denken  ist  natürlich  ganz  ausgeschlossen.  Die  Ikonion)  wieder.  Furtivängler  erinnert  dabei 
Perseusdarstellungen  sind  bis  in  Kreise  ge-  an  die  Beziehungen  von  Argos  zu  Athen  um 
drangen,  die  von  der  Sage  keine  oder  nur  eine  die  Mitte  des  fünften  Jahrhunderts  und  nimmt 
ganz  unzureichende  Vorstellung  besafsen.  eine  Kopie  des  myronischen  Perseus  für  Ar- 
Relief  dar  Stellungen  besitzen  wir  zwei  gos  an. 
aus  dem  fünften  Jahrhundert.  Ein  Thonrelief  Wie  in  der  ältesten  Kunst  neben  der  Dar- 
aus Melos  (Baumeister  Abb.  1438)  zeigt  über  40  Stellung  der  Verfolgung  des  Perseus  der  Mo- 
der die  Arme  ausbreitenden  Meduse,  aus  deren  nient  der  Tötung  selbst  dargestellt  war,  so 
Hals  der  kleine  Chrysaor  sich  erhebt,  Perseus  finden  wir  diesen  auch  bis  in  die  späteste  Zeit 
auf  einem  Pferd  dahinsprengend ;  sein  Haupt  beibehalten.  Die  erhaltenen  Monumente  gehen 
ist  zurückgewandt,  nach  den  Verfolgerinnen  zum  Teil  auf  ein  Gemälde  vom  Ausgang  des 
werden  wir  annehmen  dürfen,  seine  L.  hält  das  fünften  Jahrhunderts  zurück ,  wie  Lö'schcke 
Medusenhaupt,  die  R.  das  gekrümmte  Schwert.  (Enthauptung  d.  Medusa,  Festschr.  /'.  Brunn 
Sein  Gegenstück  bildete  Bellerophon  zu  Pferd,  1893)  nachgewiesen  hat.  Am  nächsten  steht 
im  Begriff  die  Chimaira  zu  töten  (Baumeister  dem  Original  das  dem  Anfang  des  vierten  Jahr- 
Abb.  318);  aus  <i runden  der  Responsion  ist  hunderts  angehörige  schöne  Reliefbruchstück 
auch  Perseus  zu  Pferd  dargestellt,  wobei  der  50  eines  tarentinischen  Rhytons  zu  Bonn  (abgeb. 
Gedanke  an  den  dem  Rumpf  der  Meduse  ent-  dort  auf  d.  Tafel  nr.  2,  Knatz  J  8),  von  dem 
sprungenen  Pegasos  mit  eingewirkt  haben  mag.  Medusa  und  Perseus  erhalten  sind.  Die  Rich- 
Bruun  hat  in  diesen  beiden  Reliefs  Kopieen  tung  geht  nach  rechts.  Die  als  ideal  schönes  Mäd- 
nach  denen  des  Asklepiosthrones  zu  Epidauros  chen  mit  mächtigen  Flügeln  gebildete  Meduse, 
von  Thrasymedes  sehen  wollen  (Sitzungsbcr.  deren  Gewand  bis  auf  einen  über  den  1.  Arm 
Bayr.  Ali.  1872,  2  S.  535);  wir  wissen  jetzt  aus  hängenden  Zipfel  auf  die  Hüften  herabgeglitten 
Inschriften,  dafs  Thrasymedes  am  Anfang  des  ist,  ist  auf  die  Kniee  gesunken;  unter  ihr  be- 
vierten  Jahrhunderts  lebte  (vgl.  Paus.  hrsg.  v.  wegt  sich  eine  grofse  Schlange;  den  1.  Arm 
Hitzig-Blilmner  1,  2  S.  610),  und  sehen,  dafs  streckt  sie  weit  von  sich,  mit  dem  r.  fafst  sie 
der  Künstler  vielmehr  ein  lange  vor  ihm  ge-  60  die  R.  des  Perseus,  die  das  (verlorene)  Schwert 
schaffenes  und  beliebtes  Pendant  hier  verwertet  hielt.  Perseus ,  der  eine  spitze  Mütze  trägt, 
hat.  Das  Bruchstück  einer  Platte  vom  Heroon  packt  mit  der  L.  ihr  Haar,  das  unten  in  kleine 
zu  Trysa  (Benndorf  Taf.  19)  zeigt  einen  zurück-  Schlangen  ausläuft;  das  Haupt  wendet  er  rück- 
ge wandten  Hauptes  nach  1.  eilenden  Jüngling,  wärts.  Links  von  dem  Helden  haben  wir  uns 
die  R.  weit  ausgestreckt,  in  der  L.  ein  mensch-  seine  Schützerin  Athena  dem  Stil  der  Dar- 
liches  Haupt  tragend.  Ist  in  ihm  Perseus  zu  Stellung  entsprechend  ruhig  stehend  zu  denken, 
erkennen,  was  zweifellos  scheint,  so  war  auch  In  übertrieben  lebhafter  Bewegung  zeigt  die 
hier  die  Verfolgungsscene  dargestellt;  die  voll-  Scene  ein  herkulanisches  Wandbild  (Mus.  Borb. 


2041            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)           2042 

12,  48,  Löscheice  S.  8);  mit  Schild  und  erho-  (Monum.  grecs  1  nr.  7,  1878,  pl.  2;  Knatz  B.  2). 
bener  Lanze  ist  Athena  herbeigestürmt,  wie  Die  grofse  Schulterflügel  tragende  Meduse,  hier 
um  die  Meduse  zu  schrecken,  an  deren  Hals  mit  häfslichem,  negerartigem  Profil,  liegt  auf 
Perseus  bereits  sein  Schwert  gesetzt  hat.  Auf  einem  Felsen  unter  einem  Baum,  neben  ihr 
die  feinen  Bemerkungen  Löschckes  über  die  sitzt  schlafend  eine  Schwester.  Perseus  eilt, 
Haltung  der  Meduse  und  des  Perseus  begnüge  das  Haupt  zurückwendend,  den  Fels  hinauf; 
ich  mich  zu  verweisen.  Drei  späte  römische  hinter  ihm  schauen  Hermes,  Athena  und  Po- 
Reliefs  in  Österreich  {Ziehen,  Archäol.-epigr.  seidon  zu.  Alle  Figuren  sind  nach  r.  gerichtet. 
Mitt.  13,  1890,  S.  49 — 51)  und  eine  Münze  aus  Auf  dem  Madrider  Krater  (Museo  espaüol 
Sebaste  in  Galatien  (Löschcke  S.  9  Fig.  6)  gehen  io  de  Antig.  1,  22,  Knatz  H  1),  der  in  den  Anfang 
trotz  Verschiedenheiten  im  einzelnen  auf  das-  des  vierten  Jahrhunderts  gehört,  nimmt  der 
selbe  Original  zurück.  Auf  dem  einen  der  rö-  Körper  der  nach  1.  liegenden  Meduse  die  ganze 
mischen  Reliefs  hält  Athena  mit  beiden  Händen  Fläche  ein,  so  dafs  er  aller  anderen  Füfse  ver- 
ihren  Schild;  obgleich  Perseus  nach  oben  sieht,  deckt.  Auch  hier  hat  sie  noch  Flügel,  ihr 
war  die  Erfindung  dieser  Haltung  doch  offen-  Oberkörper  ist  auf  ein  Felsstück  gestützt.  Links 
bar  dem  Gedanken  entsprungen,  dafs  Perseus  steht  Hermes,  r.  Athena;  zwischen  beiden  springt 
im  Schild  der  Meduse  Spiegelbild  (vgl.  Apol-  von  r.  Perseus  heran,  zurückgewandten  Hauptes, 
lodor  2,  4,  2,  8)  erblickte,  eine  Darstellung,  mit  Flügelhut,  Kibisis  und  Sichel  am  1.  Arm. 
die  wir  aus  der  Beschreibung  eines  Gemäldes  Ähnlich  ist  das  Fragment  eines  Kraters  schönen 
durch  Lukian  (de  domo  25,  vgl.  dial.  mar.  14,  2,  20  Stils  aus  Katania,  dieselben  Personen  in  der- 
Löschcke  S.  9)  und  aus  einer  Gemme  (Miliin  selben  Situation  enthaltend  Brit.  Mus.  Cat.  3 
G.  31.  105,  386***,  Knatz  J  14)  kennen,  auf  der  E  493.  Aus  der  Zeit  feinsten  Stiles  stammt  die 
in  einem  frei  hängenden  Schild  die  Gruppe  re-  von  Gerhard,  Arch.  Z.  1846  Sp.  342  nr.  9  kurz 
flektiert  erscheint.  Nicht  beistimmen  aber  kann  beschriebene  Kylix,  die  nur  die  ruhende  Me- 
ich  Löschcke,  wenn  er  auf  dem  Rhyton  und  duse  und  dahinter  den  sich  ihr  nähernden  Per- 
danach   auf  dem  Originalgemälde  Perseus  der  seus  zeigt. 

Meduse  nicht  das  Haupt,    sondern,    wie   beim  Auf  unteritalischen  Vasen  ist  mehrfach  eine 
iphigenieopfer,    nur    eine    Locke    abschneiden  genreartige   Scene   dargestellt,    die  das   Motiv 
lassen   will;    die    ästhetische   Erwägung,    dafs  der  Spiegelung  auf  eine  friedlichere  Situation 
die   Ermordung    der   Meduse,    die    hier    nicht  30  übertragen  zeigt:  Perseus  sitzt  oder  steht  nach 
mehr  als  schreckliches  Ungeheuer,  sondern  als  vollbrachtem  Werk  an  einem  Brunnen  und  be- 
schönes wehrloses  Mädchen  vor  uns  kniet,  nur  trachtet  das  Bild  des  Medusenhauptes,  das  die 
als    eine    Abscheulichkeit    empfunden    werden  vor  ihm  stehende  Athena  in  der  R.  hält.     So 
kann,   ist  doch  wohl  mehr  modern  als  antik.  Annali  1850  tav.  A,  1851  tav.  N  (Knatz  M  3.  4). 
Und  es  handelt  sich  hier  nicht  um  ein  Opfer,  Die   auf  der  zweiten  Vase  hinter  Perseus  ste- 
wie  bei  der  achaiischen  Fürstentochter ,    son-  hende  Frau  mit  einem  Spiegel  ist  eine  der  auf 
dem  um  den  Besitz   des  Hauptes   mit    seiner  unteritalischen  Gefäfsen  so  häufig  begegnenden 
furchtbaren  Wirkung,  die  ja  auch  dem  ideal-  Gestalten,  die  innerlich  mit  der  Scene  gar  nichts 
schönen  Medusenhaupt  nicht  abgesprochen  ist.  zu  thun  hat;    auf  der  Schale  von  Ruvo   ent- 
Die  Richtung  ist  dem  Schwert  noch  nicht  ge-  40  spricht  ihr  eine  ein  Kästchen  tragende  Flügel- 
geben,   es   sitzt  noch  nicht  am  Hals   der  Me-  gestalt  (Miner vini  Mem.  accad.  1);  r.  sieht  hier 
duse;  erst  einen  Moment  später  wird  des  Hei-  der  Scene  voll  Erstaunen  ein  bärtiger  Satyr  zu. 
den  Hand  es  richtig  lenken.     Und  da  glaube  Hermes  und  ein  in  komischem  Abscheu   sich 
ich  doch  liegt  es  am  nächsten,  an  den  Schild  abwendender  Satyr  sind   auf  einer  in  Leipzig 
der  Athena  als  Spiegel  zu  denken.  Dazu  kommt,  befindlichen    Vase    zugegen    (Ber.   Sachs.    Ges. 
dafs  Perseus  auf  dem  Rhyton,  wenigstens  nach  1846/47  S.  287).   Auch  die  Etrusker  interessierte 
der  Abbildung  bei  Löschcke,  nicht  nach  oben  dieser    Moment;    auf   nicht    weniger    als    fünf 
blickt  wie  auf  dem  einen  römischen  Relief  und  etruskischen    Spiegeln    finden   wir   ihn   darge- 
der  Münze;  seine  Kopfhaltung  ist  der  Annahme,  stellt,  aufser  den  bei  Knatz  M  5 — 8  beschrie- 
dafs  er  in  den  Schild  blickte,  nur  günstig.        50  benen   s.    Brit.    Mus.    Cat.    of  Bronzes   (1899) 
Derb  geradezu   gegen  die  edle  Darstellung  nr.  620.     Auf  pompejanischen  Bildern  ist  die- 
auf  dem  Rhyton  wirkt  die  nicht  sehr  viel  spä-  sem  Motiv  eine  andere  Wendung  gegeben  (Jahn, 
tere  einer  Kertscher  Vase  (Ant.  du  Bosph.  Cimm.  Philol.  27  S.  12);  hier  zeigt  Perseus  der  Andro- 
63 a  nr.  3),  die  auch  nur  aus  drei  Figuren  be-  meda  das  Medusenhaupt;    ein  Teil  dieser  Mo- 
steht;  nur  ist  hier  nicht  Athena  zugegen,  son-  numente   (aufgezählt  bei  Knatz   S.  1  —  11)   ist 
dem  Hermes  eilt  von  r.  herbei.  abgebildet  in   Minervinis  Mem.   accad.   hinter 
Die  beiden  bisher  besprochenen  Scenen  ha-  S.  64.     Trotz   der  nie  ganz   gleichen  Stellung 
ben  wir  in   der  sf.  Vasenmalerei  bereits   vor-  der   Figuren,    die   sogar   den   Platz   wechseln, 
gebildet  gefunden;  die  zuletzt  erwähnte  Kert-  gehen  alle  diese  Gemälde  doch  offenkundig  auf 
scher  Vase  erinnert  ganz  an  das  alte  Bild  des  00  ein  Original  zurück.     Nur  auf  zwei  geschnit- 
Amasis.     Aber  auch  neue  spannende  Momente  tenen  Steinen,  die  später  (Sj».  2057)  mit  den  an- 
hat die  Kunst  des  fünften  und   der   späteren  deren  Gemmen   zusammen  besprochen  werden 
Jahrhunderte     dem    Gorgonenmythos    abzuge-  sollen,  finden  wir  Perseus  allein  das  Medusen- 
winnen  gewufst.    Zunächst  den  Augenblick  vor  haupt  betrachtend. 

der  Ermordung.     Aus    der   Sage   ist   bekannt,  Die  Überreichung  des  Gorgonenhauptes  an 

dafs   Perseus    die   Meduse    schlafend    überfiel ;  Athena  stellt  in  eigentümlicher  Weise  ein  Kra- 

diese   Scene   finden   wir   dargestellt   auf  einer  ter  reichen  Stils  aus  Plistia  dar  (Museo  Borb. 

weifsen  attischen  Pyxis  des  fünften  Jahrhunderts  5,  51,  Knatz  L).    Umgeben  von  Zeus,  Hera,  Pan, 


2043            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)            2044 

den  Dioskuren  und  einer  jugendlichen  Mädchen-  eine   Tasche    tragen    könne,    scheint    mir    der 

gestalt  sitzt  Athena  mitten  unter  einem  Baum  einer  ganz  mifsratenen  Perseusdarstellung  vor- 

und    erhält    von  ^Perseus    ein    winzig    kleines  zuziehen. 

Menschenhaupt.  Über  Athena  und  Zeus  schwe-  Sicher  dagegen  stellt  die  Scene  in  Seriphos 
ben  Niken  mit  Kränzen.  Jahn  (Philol.  27,  11)  das  Gemälde  schönen  Stils  auf  einem  Krater 
erklärt,  ihm  sei  der  Sinn  der  ganzen  Kompo-  aus  Katania  dar  (Miliin  Pevntwres  2,  3.  4,  Knatz 
sition,  dieser  so  zusammengestellten  Figuren  N  3).  Zurückgelehnt  auf  einem  Sessel  sitzt  König 
dunkel.  Auch  ohne  dafs  man  die  Vase  selbst  Polydektes  mit  dem  Scepter  in  der  R. ,  hinter 
gesehen  hat,  merkt  man,  dafs  viel  an  ihr  er-  ihm  r.  stützt  sich  ein  Jüngling  auf  einen  Knoten- 
gänzt  ist;  des  Perseus  Bewegung  ist  eine  in  io  stock.  Vor  dem  König  steht  abgewandten  Haup- 
dieser  Situation  auf  einem  antiken  Kunstwerk  tes  Perseus,  in  Vorderansicht  (vgl.  ob.  Sp.  2040); 
ganz  unmögliche.  Ehe  die  alten  Bestandteile  mit  der  L.  erhebt  er  das  ebenfalls  dem  Be- 
nicht  genau  festgestellt  sind,  kann  man  über  schauer  zugekehrte  Medusenhaupt;  der  König 
die  Vase  nicht  urteilen;  ist  Perseus  im  ganzen  bewegt  nur  leise  die  1.  Hand.  Auf  Perseus 
echt,  so  weist  seine  Haltung  eher  darauf  hin,  folgt  Athena,  auch  sie  in  völlig  ruhiger  Hal- 
dafs  die  Scene  der  Spiegelung  im  Brunnen  tung,  dann  auf  hohem  Felsstück  neben  einem 
dargestellt  war.  Wie  man  sonst  diese  nur  mit  Baum  sitzend  eine  jugendliche  weibliche  Ge- 
wenigen unbedeutenden  Zuschauern  darstellte,  stalt  mit  zackigem  Diadem,  die  ihren  feinen 
konnte  man  ja  auch  einmal  im  Kreis  der  Göt-  Chiton  leise  an  der  r.  Schulter  hebt.  Jahn  will 
ter  dies  Intermezzo  vor  sich  gehen  lassen.          20  hier   nicht   an    die  Versteinerung   des    Königs 

Auch  ein  etruskischer  Spiegel,  auf  dem  Eroli  denken,  weil  keins  der  charakteristischen  Mo- 
(Bidlettino  1881  S.  218)  die  Überreichung  des  tive,  deren  der  Künstler  sich  bedienen  konnte, 
Gorgoneions  an  Athena  erkennen  will,  scheint  zur  Darstellung  gebracht  sei  (Philol.  27  S.  13), 
eine  andere  Scene  darstellen  zu  sollen,  wie  man  sondern  meint,  das  Medusenhaupt  würde  nur 
aus  der  Beschreibung,  dafs  Perseus  das  Me-  als  Trophäe  gezeigt;  ebenso  urteilt  er  über  das 
dusenhaupt  an  den  Haaren  hoch  in  die  Höhe  Bild  auf  der  Rückseite  eines  nolanischen  Sky- 
halte,  schliefsen  mufs.  —  Ornamentalen  Cha-  phos  (a.  a.  0.  Taf.  1,  1).  Auch  hier  steht  Per- 
rakter  tragen  drei  Thonreliefs,  die  um  ein  seus  in  Vorderansicht  da,  wendet  das  Haupt 
kolossales  Medusenhaupt  gruppiert  r.  Athena,  nach  r.  und  hält  in  der  ausgestreckten  R.  frei 
1.  Perseus  zeigen;  Athena  erhebt  einen  Schild,  30  das  Medusenhaupt,  nach  der  Richtung  eines 
Perseus  legt  die  L.  auf  das  Gorgoneion  oder  bärtigen  ein  Scepter  haltenden  Mannes,  der  auf 
hält  sie  darüber  und  hat  in  der  R.  das  Schwert.  einem  Fels  sitzend  gespannt  darauf  hinsieht; 
Die  beiden  Exemplare  Bull.  Napol.  N.  S.  1  auf  der  anderen  Seite  sitzt  mit  vorgebeugtem 
tav.  5,  1  und  Gori,  Mus.  Etr.  1,  31  sind  ar-  Oberkörper,  die  Hände  gegen  Perseus  aus- 
chaisierenden  Stils,  wahrscheinlich  auch  das  streckend  ein  zweiter  bärtiger  Mann,  einen 
mir  nur  aus  Miliin,  Gal.  myth.  108 bi8,  386****  Krückstock  an  der  1.  Schulter.  Dafs  wir  in 
bekannte  Exemplar  des  Brit.  Mus.;  die  beiden  der  sceptertragenden  Gestalt  Polydektes  zu  er- 
letzteren sind  nur  fragmentarisch  erhalten,  aber  kennen  haben ,  kann  nicht  bezweifelt  werden 
nach  dem  Neapler  Exemplar  sicher  zu  ergänzen.  und  so  denkt  man  bei  dem  anderen  der  gan- 
Ein  viertes  Relief  zeigt  nur  Perseus,  der  mit  40  zen  Situation  nach  ohne  weiteres  an  Diktys. 
der  L.  eine  Locke  des  Gorgonenhauptes  fafst  Zwei  aus  der  Erde  ragende  Gegenstände  (Baum- 
(Knatz  J  19).  stumpfe?)   zu   beiden  Seiten   des  Perseus  fafst 

Nach  Seriphos  führt  uns  eine  andere  Reihe  Jahn  als  Grenzen  eines  Raumes,  innerhalb  de- 

von  Darstellungen.    In  der  Pinakothek  zu  Athen  ren  der  Held  das  Medusenhaupt  ohne  Schaden 

war  Perseus  dargestellt  ig  ZtQicpov  ■no^i^onsvog,  zeigen  konnte.    Ich  kann  mich  dieser  Annahme, 

IIolvdtxTr]   cptQwv  %r\v   Ktcpctlijv  tfjg  Mtdovcng  die  an  Stelle  einer  Schwierigkeit  eine  gröfsere 

Paus.  1,  22,  7;  wir  müssen  uns  den  Hei-os  da-  setzt,  nicht  anschliefsen.    Wir  hören  nie  etwas 

nach  wohl  im  Fluge  denken ;  vielleicht  soll  die  davon ,   dafs  man  das  Antlitz  der  Gorgo  ohne 

Berliner    Vase    2344    (=  Abh.  Berl.  Ak.   1839  Schaden  anstaunen  könne ;  welchen  Sinn  sollte 

Taf.  2,  vgl.  oben  Sp.  2038)  auch  diese  Situation  50  auch   eine   solche    Schaustellung  haben?     Der 

darstellen.     Gewöhnlich    bieten    die    Vasenge-  Held  selbst  kann  das  Schreckbild  nur  im  Wasser- 


■■&' 


mälde  einen  späteren  Moment.  Ein  Fragment  spiegel  betrachten  und  wendet  auch  hier  sein 
einer  sf.  Vase  (Arch.  Jahrb.  7  S.  38,  Knatz  N  2)  Haupt  ab.  Hätte  es  die  von  Jahn  vorausge- 
zeigt Perseus  in  der  L.  die  Kibisis,  in  der  man  setzte  Überlieferung  gegeben,  so  hätte  sie  sich 
das  Gorgonenhaupt  (Beischrift  roQyovg  xtcpccXt])  Ovid  bei  seiner  Schilderung  doch  gewifs  nicht 
erkennt,  auf  eine  stufenförmige  Erhebung  stei-  entgehen  lassen.  Wir  müssen  annehmen,  dafs 
gend;  1.  von  ihm  sitzt  ein  bärtiger  Mann;  Reste  hier  der  Moment  dargestellt  ist,  in  dem  Per- 
zeigen, dafs  eine  Versammlung  dargestellt  war.  seus  soeben  das  Medusenhaupt  erhoben  hat; 
Wir  befinden  uns  also  unter  den  Seriphiern;  die  versteinernde  Wirkung  wird  sogleich  er- 
Perseus  hat  den  König  und  seinen  Anhang  zu-  go  folgen.  Diese  Wirkung  dargestellt  finden  wir 
sammengerufen  (vgl.  die  Pherekyd.  Überliefe-  auf  dem  Krater  von  Bologna  (Annali  1881 
rung;  Kretschmer  a.  a.  O.  S.  40),  um  ihnen  das  tav.  F,  Knatz  N  4);  hier  ist  ein  kahlköpfiger 
Gorgonenhaupt  zu  zeigen  und  sie  zu  versteinern.  Alter,  dem  Perseus  das  Medusenhaupt  entgegen- 
Nicht  mit  unserer  Sage  vereinbar  ist  das  hält,  von  den  Hüften  ab  bereits  in  Felsen  ver- 
Vasenbild  des  Mus.  Greg.  2,  31,  2  (Knatz  N  1),  wandelt;  Athena,  mit  dem  1.  Fufs  auf  ein  Fels- 
auf dem  man  nur  auf  Grund  der  Tasche  Per-  stück  tretend,  das  Kinn  auf  die  1.  Hand  ge- 
seus  vor  Polydektes  hat  erkennen  wollen.  Die  stützt,  sieht  mit  Gleichmut  der  Versteinerung 
Annahme,  dafs  auch  ein  anderer  Heros  einmal  zu.    Auch  die  nachlässige  Malerei  der  Amphora 


2045            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)           2046 

bei  JuJni  a.  a.  0.  Taf.  3  wird  denselben  Vor-  schaffen;  das  folgt  schon  daraus,  dafs  kein  Sa- 
gang  darstellen  sollen,  und  dieselbe  Scene  dür-  tyr  eine  Waffe  trägt.  Man  sieht  deutlich,  dafs 
fen  wir  nach  der  Beschreibung  Authol.  Pal.  3,  11  diese  Bilder  derselben  Kategorie  angehören, 
auch  für  ein  Gemälde  im  Tempel  der  Apollonis  wie  die  Vasengemälde,  auf  denen  Herakles  den 
in  Kyzikos  voraussetzen.  diebischen  Satyrn  mit  Bogen  oder  Keule  droht. 

Die  sitzende  weibliche  Gestalt  auf  dem  Kra-  Sehr  viel  seltener  sind  die  Darstellungen 
ter  von  Katania  ist  bald  als  Andromeda,  bald  von  Ereignissen,  die  der  Enthauptung  der  Me- 
als  Danae  (von  Jahn  und  Knatz)  gedeutet  wor-  duse  vorangehen.  Zu  den  interessantesten  Ge- 
den.  Die  erste  Deutung  bedarf  heute  keiner  stalten  gehören  die  nur  in  unserer  Sage  vor- 
Widerlegung; der  zweiten  widersteht  das  ju-  io  kommenden  Graien.  Die  Kunstdarstellungen 
gendliche  Aussehen,  die  Haltung  und  die  ganze  beschränken  sich  bis  jetzt  auf  zwei.  Den  Deckel 
Umgebung  der  Gestalt.  Welcher  hat  ganz  rieh-  einer  attischen  Pyxis  des  vierten  Jahrhunderts 
tig  empfunden,  dafs  sie  nur  eine  Ortsgottheit  hat  Gaedechens  (Perseus  und  die  Nymphen,  Jena 
darstellen  kann;  der  Felsen  und  der  neben-  1879)  zuerst  herausgegeben  und  Bö'hlau  (Mitt. 
stehende  Baum  charakterisieren  sie  als  solche.  Athen.  Inst.  9,  365  ff.)  richtig  gedeutet.  Hier 
Auf  Vasengemälden  sind  diese  Gottheiten,  die  sitzen  drei  blinde  Frauen,  ihrer  Gesichtsbil- 
in  der  hellenistischen  und  römischen  Zeit  eine  düng  nach  natürlich  nicht  einäugig;  zwischen 
so  bedeutende  Rolle  spielen  sollten,  ungemein  zwei,  deren  eine  der  anderen  das  Auge  reicht, 
selten.  Aber  die  Flufsgötter,  die  man  im  fünf-  hat  sich  Perseus,  das  1.  Knie  gebeugt,  heran- 
ten  Jahrhundert  in  die  Ecken  der  Tempelgiebel  20  geschlichen  und  streckt  die  R.  aus,  um  ihnen 
lagerte,  sind  doch  im  Grunde  nichts  anderes;  den  kostbaren  Besitz  zu  rauben.  Perseus,  zwei 
wie  sie  betrachten,  was  an  ihren  Ufern  sich  er-  Speere  in  der  1.  Hand,  ist  durch  die  Fufsflügel 
eignet,  so  sieht  hier  die  Nymphe  von  Seriphos  gekennzeichnet;  auf  dem  Haupt  trägt  er  eine 
dem  Verhängnis  zu,  das  über  ihre  Insel  herein-  pilosartige  Mütze,  die  ihn  unsichtbar  machende 
bricht.  Eine  Parallele  bildet  die  Thebe  auf  Hadeskappe.  Die  drei  Schwestern  werden  ein- 
der  Kadmosvase  des  Assteas  (oben  Bd.  2,  gerahmt  durch  Athena  auf  der  einen  Seite,  die 
Sp.  829/30);  sie  sitzt,  mit  einem  Diadem  ge-  mit  Helm  und  Speer  in  den  Händen  heran- 
schmückt, ebenso  auf  einem  Felsen  und  hebt  schreitet,  und  durch  einen  abgewandt  sitzenden 
ihren  Chiton  mit  der  Rechten.  Aufser  ihr  Greis  mit  Scepter  auf  der  anderen  Seite,  mit 
schauen  hinter  einem  Hügel  noch  die  Quell-  so  dem  ohne  Frage  ihr  Vater  Phorkys  gemeint  ist. 
nymphe  und  Ismenos  dem  Ereignis  zu.  Zwischen  ihm  und  Athena  stehen  auf  dem  an- 

Auf  einem  Vasengemälde  des  vierten  Jahr-  dern  Teil  des  Rundbildes  Hermes  und  Poseidon 

hunderts  (Millingen- Beinach  23;   Wiener   Vor-  im  Gespräch  mit  einander;  drei  Fische  zeigen 

legebl.  B,  4,  1)  will  Knatz  (S.  55 — 57)  die  mit  an,    dafs  die   Scene   am  Meeresstrande   spielt. 

Diktys  zum  Altar  geflohene  Danae,  r.  den  Kö-  Die  Zeichnung  ist  flüchtig,  die  Darstellung  le- 

nig  Polydektes,   in   dem  1.  neben  einer  Palme  bendig  und  gut  komponiert.    Aufser  ihr  haben 

stehenden,  zwei  Speere  tragenden  Jüngling  Per-  wir  nur  noch   eine  sichere  auf  einem  etruski- 

seus  erkennen.    In  der  oberen  Reihe  erscheint  sehen    Spiegel    aus   Präneste    (Mon.  dell'  Inst. 

über  dem  König  eine  Lyssa,  über  den  Schutz-  9,  56,  2,   Annali  1873  S.  124),    auf  dem  zwei 

flehenden  Aphrodite  mit  Eros,  über  dem  Jung-  40  Graien,  inschriftlich  als  Enie  ('Evvio)  und  Peni- 

ling    eine    weibliche,    ihr   Gewand    an    der    1.  phretu  (üü^cpgriSdi)  bezeichnet,  als  alte  Frauen 

Schulter  hebende  Gestalt,  die  Knatz  als  Peitho  mit  runzligen   Gesichtern    gebildet  sind.     Die 

fafst.    Der  Jüngling  aber  hat  nichts  vom  Per-  sitzende  hält  über  der  rechten  Hand  das  Auge, 

seus  an  sich;  dafs  der  Heros  hier  deshalb  nicht  die  stehende  die  Hand  darunter,  um  es  in  Em- 

mit  den  ihm  sonst  eigenen  Attributen  darge-  pfang  zu  nehmen.     Perseus,  mit  Flügeln,  Ki- 

stellt  sei,  weil  er  von  Polydektes  nicht  erkannt  bisis  und  Harpe,  streckt  die  Hand  danach  aus, 

werden  wolle  (56),   scheint  mir  nicht  antiker  Athena   steht   erregt  hinter   ihm   und  bewegt 

Kunstübung  zu  entsprechen;    und  dafs  er  erst  unwillkürlich  die  Hand  in  derselben  Richtung, 

versöhnlich  mit  dem  König  unterhandeln  soll.  Die  Graien  sind  hier  völlig  menschlich  ge- 

bevor   er   Gewalt   anwendet,    ist   weder   über-  50  bildet.     Daraus   dürfen  wir  freilich   nicht  fol- 

liefert,  noch  in  dieser  gleichgiltigen ,   matten  gern,   dafs   auch   die   ältere  Kunst  sie   nur  so 

Gestalt  irgendwie  angedeutet.  dargestellt    habe ;    davor   mufs    des    Aischylos 

Aufser  der  Versteinerung  des  Polydektes  xvxvöpoQcpoi.  warnen.  Die  Vogelgeschöpfe  aller- 
kennt die  Kunst  noch  eine  Scene,  in  der  Per-  dings,  in  denen  man  sie  früher  zu  erkennen 
seus  das  Medusenhaupt  erhebt;  aber  hier  ge-  meinte,  haben  mit  ihnen  nichts  zu  thun ;  aufser- 
schieht  es  nicht  im  Ernst:  einem  vorwitzigem  halb  des  Perseusmythos  sind  sie  sicher  nie  dar- 
Satyr  wird  ein  Schrecken  damit  eingejagt  und  gestellt.  Aber  auch  das  von  Panofka  aufunsern 
es  ist  ergötzlich,  zu  sehen,  wie  er  entweder  vor  Mythos  bezogene  Gemälde  einer  Amphora  des 
Entsetzen  die  Augen  schliefst  oder  abgewandten  Brit.  Mus.  (Abh.  Perl.  Ak.  1846  =  verlegene 
Hauptes  in  die  Kniee  sinkt  (Jahn,  Philol.  27,  60  Mythen  Taf.  1,  1  S.  211  ff.)  gehört  nicht  hier- 
Taf.  1,  2.  3,  Knatz  0  3.  4.  5).  Sicher  hat  ein  her;  denn  die  Mittelfigur  dieses  Bildes  kann 
Satyrspiel  die  Anregung  zu  diesen  Darstellungen  nicht  Perseus  sein,  da  die  griechische  Kunst 
gegeben,   vielleicht  kam   eine  ganze   ähnliche  einen  Perseus  mit  Schulterflügeln  nicht  kennt. 


Scene    in    den    Phorkiden    des    Aischylos   vor;  Aus   der  Kindheit  des  Perseus   stellen  uns 

der  Held  erwehrt  sich   der  zudringlichen  Ko-  zwei  Vasengemälde  den  Moment  dar,   in  dem 

bohle,  indem  er  ihnen  die  eben  erworbene  Beute  Danae  mit  dem  kleinen  in   die  Truhe   einge- 

vor  Augen  hält.    Mit  dem  argivischen  Dionysos-  schlössen  werden  soll;  berühmt  ist  das  schöne 

kämpf  haben  diese  Darstellungen  gar  nichts  zu  Bild    der   Campanaschen   Vase,    deren    andere 


2047 


Perseus  (in  der  Kunst) 


Perseus  (in  der  Kunst)  2048 


Seite  Danae  zeigt,  wie  sie  den  goldenen  Regen 
in  ihrem  Schoi's  aufnimmt  (Gerhard,  Danae, 
1854;  Knatz  B  1).  Auf  dem  Petersburger  Kra- 
ter (Monum.  Ann.  dell'  Inst.  1856  tav.  8,  Knatz 
B  2)  ist  noch  eine  Frau  zugegen,  die  mit  Da- 
naes  Bitten  an  Akrisios  die  ihren  eint,  ver- 
mutlich ihre  Amme  oder  ihre  Mutter  Eurydike-. 
Auf  die  Landung  in  Seriphos  bezieht  Knatz 
(C  1.  2)  die  Darstellung  eines  nolanischen  Sky- 


wird,  ist  zu  auffällig,  als  dafs  man  bei  dieser 
Annahme  bleiben  dürfte.  Kann  nicht  auch 
Danae  nach  dem  auf  das  Gorgonenabenteuer 
gezogenen  Sohn  ausschauend  dargestellt  sein? 
Es  ist  ein  methodischer  Irrtum,  aus  dem  uns 
erhaltenen  Material  berühmte  Werke  grofser 
Künstler  rekonstruieren  zu  wollen  und  zu 
diesem  Zweck  der  Überlieferung  Gewalt  anzu- 
thun.     Artemon  pinxit  Danaen  mirantibus  eam 


phos  (Mus.  Borb.  2,  30,  4),  auf  dem  allein  Da-  10  praedonibus,  Plin.  35,  40,  32;  wir  kennen  aus 


nae  und  Perseus  stehend  in  der  geöffneten 
Truhe  dargestellt  sind,  und  die  eines  Vasen- 
bruchstücks, die  aufser  Mutter  und  Kind  in 
ähnlicher  Haltung  noch  einen  Mann  mit  Scepter 
zeigt.  Danae  ist  nicht  mit  dem  Gestus  einer 
Flehenden  dargestellt ;  es  liegt  also  näher,  hier  an 
ihr  Erscheinen  in  Seriphos  zu  denken  und  in  dem 
König  den  Herrscher  der  Insel  zu  erkennen. 
Pompej.  Gemälde  stellen  Danae  mit  dem  kleinen 


pompej.  Gemälden  die  von  Fischern  angestaunte 
Danae  ;  blofs  darum  dürfen  wir  die  Überlieferung 
aber  doch  weder  korrigieren  noch  anders  inter- 
pretieren (Jahrb.  f.  kl  Phil.  1887,  485 f.).  Und 
so  hat  es  wenig  Zweck,  sich  über  das  Ge- 
mälde des  Parrhasios  (pinxit  .  .  .  in  una  ta- 
bula quae  est  Bhodi  Meleagrum,  Herculem, 
Persea  Plin.  35,  36,  5,  vgl.  Knatz  S.  60)  und 
die  Danae  des  Nikias  (Brunn,  Künstler gesch. 


Perseus  im  Schofs  dar,  wie  sie  von  einem  oder  20  2,  200)  Gedanken  zu  machen,  die  über  das,  was 

die    Überlieferung   besagt,    hinaus- 
gehen. 

Die  Andromedasage  finden 
wir  in  der  älteren  Zeit  bisher  nur 
auf  einem  Vasengernälde ;  häufiger 
begegnet  sie  erst  in  der  unteritali- 
schen vom  Drama  beeinflufsten  Ma- 
lerei. Die  ältere  Zeit  interessierte 
das  Gorgonenabenteuer  des  Perseus 
so,  dafs  alle  anderen  Thaten  da- 
gegen in  den  Hintergrund  traten; 
die  spätere  Kunst  hebt  umgekehrt 
das  Liebesabenteuer  mehr  hervor, 
bis  auf  den  pompejanischen  Gemäl- 
den auch  der  Gorgosieg  in  die  Liebes- 
scene  hineingezogen  wird,  indem 
der  Held  der  an  ihn  sich  lehnenden 
Geliebten  im  Wasser  das  Schreck- 
bild zeigt. 

Das  Fragment  einer  korinthischen 
in  Caere  gefundenen  Amphora  (Berlin 
1652,   Abbild.  9)  zeigt  uns  Perseus 
mit    Petasos    und    Fufsflügeln,    die 
Kibisis  am  1.  Ann;  in  beiden  Händen 
hält  er  je  einen  Stein,  mit  der  R.  holt 
er  zum  Wurf  gegen  das  1.  herannahende  riesen- 
hafte Meerungeheuer  aus.    Unter  ihm  liegt  ein 
Häuflein  Steine;  weitere  hält  die  r.  hinter  ihm 
stehende  Andromeda  in  beiden  Händen  bereit, 


9)  Perseus  mit  Aridrom e das  Hilfe  das  Ketos  bekämpfend 
Korinth.  Amphora  in  Berlin  1652  (nach  M.  d.  I.  10,  52). 


mehreren    Fischern    betrachtet  wird   (Knatz  C 
3_8);  vgl.  Jahrb.  f.  kl.  Phil.  1887,  485 f. 

Verschiedene  Reliefs  oder  Gemälde  berühm- 
ter Künstler  hat  man  mit  einer  der  zuletzt  be- 
sprochenen Scenen  in  Verbindung  bringen  wol-  50  um  sie  ihrem  Retter  zu  reichen;  sie  erscheint 
len.    Mayer  (Athen.  Mitteil.  16,  1891,  S.  246  ff.)       hier  als  seine  Helferin,  nicht  als  das  gefesselte 


hat  des  Plinius  Worte  Perseum  et  pristas  zu- 
sammengefafst  und  daraus  für  Myron  eine  Re- 
liefdarstellung konstruiert,  Danae  und  Perseus, 
wie  sie  in  die  Truhe  von  zwei  Arbeitern  ein- 
geschlossen werden  sollen.  Auch  wenn  wir 
ganz  absehen  von  dem,  was  wir  jetzt  über 
den  myronischen  Perseus  wissen  (ob.  Sp.  2040), 
könnten   wir   eine    solche   Bezeichnung   dieser 


Opfer,  wie  auf  den  späteren  Darstellungen. 
Alle,  Perseus,  seine  Gefährtin  und  auch  das 
Tier  (xi)ros)  sind  inschriftlich  bezeichnet. 

Dann  hören  wir  lange  in  der  Kunst  nichts 
von  Andromeda;  und  wie  sie  uns  wieder  be- 
gegnet, am  Ausgang  des  fünften  Jahrhunderts, 
da  liegt  das  Interesse  nicht  mehr  auf  dem  Sieg 
des  Perseus  über  das  Meerungetürn,   sondern 


Scene  nur    als    äufserst  unwahrscheinlich   be-  60  Andromedas  trauriges  Schicksal  steht  im  Mittel- 


zi'ichnen. 

Zwei  Epigramme  der  Anthologie  (Pal.  6,  317, 
Planud.  4,  262)  beschreiben  eine  Marmorgruppe 
oder  ein  Relief  des  Praxiteles,  die  schöne  Da- 
nae, lachende  Nymphen  und  den  bocksfüfsigen 
Pan  mit  einem  Schlauch.  Man  denkt  wohl  zu- 
erst an  die  Landung  auf  Seriphos  (Mayer  a.  a.  O. 
247);  aber  dafs  beidemal  Perseus  nicht  erwähnt 


punkt.  Auf  der  oben  abgebildeten  Hydria 
des  Brit.  Mus.  (Abb.  1  Sp.  1995/96)  werden 
die  Vorbereitungen  zur  Aussetzung  der  Andro- 
meda getroffen;  drei  Aithiopen  sind  damit 
beschäftigt,  zwei  Pfähle  im  Erdreich  zu  be- 
festigen, an  die  die  Königstochter  gebunden 
dem  Ungeheuer  preisgegeben  werden  soll.  An- 
dromeda, mit  hellenischem  Gesichtstypus,  aber 


2049 


Perseus  (in  der  Kunst) 


Perseus  (in  der  Kunst) 


2050 


in  fremdartigem  Kostüm,  einem  Chiton  mit  ge- 
tüpfelten Ärmeln  und  ebensolchen  Hosen,  mit 
Schuhen  und  einer  Mütze  mit  auf  die  Schulter 
herabhängendem    Schleier    und    Klappen    ge- 


eine auf  einem  Felsstück  sitzende  Gestalt, 
ebenfalls  mit  griechischen  Gesichtszügen,  in 
feinem  Chiton  und  um  die  Hüften  und  Kniee 
geschlungenem   Himation   dem   Aufrichten  der 


schmückt,  steht  in  Vorderansicht  da,  zwei  Ai- 
thiopenkinder  umarmend,  die  liebkosend  ihre 
Hände  fassen;  drei  Negermädchen  bringen  da- 
hinter einen  Stuhl  und  Schmuckcrearenstände 
herbei.    Auf  der  anderen  Seite  des  Bildes  sieht 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III. 


Pfähle  zu.  Schuhe  und  dieselbe  Mütze,  wie 
sie  Andromeda  trägt  (vielleicht  ein  königliches 
Attribut?),  bezeichnen  den  Nichtgriechen.  Dü- 
ster starrt  der  Vater  der  unglücklichen  Jung- 
frau vor  sich  hin,  mit  den  über  Kreuz  gelegten 

65 


2051 


Perseus  (in  der  Kunst) 


Perseus  (in  der  Kunst) 


2052 


Händen  schwer  auf  einen  Stock  sich  stützend. 
Aber  so  trostlos  schliefst  die  Scene  nicht;  hin- 
ter dem  König  steht  ein  schöner  Griechen- 
jüngling mit  einer  Flügelkappe;  die  r.  Hand 
an  der  Stirn  schaut  er  wie  überlegend  vor  sich. 
Es  ist  Perseus,  der  von  niemand  bemerkt  her- 
angekommen ist  und  den  Entschlufs  fafst,  die 
schöne  Königstochter  zu  retten.  Die  Scene  ist 
trotz  der  Gemessenheit  der  Darstellung  voll 
tiefen  inneren  Lebens;  vielleicht  ist  sie  einmal 
im  wesentlichen  ebenso  über  die  Bühne  ge- 
gangen. 

Nichts  mehr  von  dieser  dramatischen  Kraft 
enthält  die  Hydria  des  Brit.  Mus.  Cat.  4  F  185 
pl.  7  (=  Engelmann  S.  8,  2  identisch  mit  Knote 
Q  8),  hier  abgebildet  nach  einer  früher  für  das 
Lexikon  angefertigten  Zeichnung,  die  in  einigen 
nebensächlichen  Kleinigkeiten  von  der  briti- 
schen Publikation  abweicht  (Abb. 10).  Andromeda 
ist  bereits  an  zwei  Säulen  gefesselt  und  sieht 
auf  eine  von  1.  herantretende  Dienerin,  r.  ist 
Perseus  im  Gespräch  mit  dem  auf  einer  Er- 
höbung sitzenden  Kepheus  begriffen ;  er  erbietet 
sich    offenbar    zum   Kampf   für  die  Jungfrau, 


10 b)  Desgl.:  Die  ganze  Vase. 


wenn  der  Vater  ihm  die  gerettete  zu  eigen 
geben  wolle. 

Auch  die  unteritalischen  Prachtgefäfse 
zeigen  uns  Andromeda  bereits  an  Pfähle  ge- 
fesselt. Auf  der  Amphora  aus  Canossa  (Minervini 
Mem.  accad.  1  tav.  2 — 4,  'Neapel  3225,  Knatz  Q  3) 
tritt  von  r.  in  reicher  Tracht  zu  der  Gefesselten 
der  greise  Kepheus,  von  einem  Jüngling  auf- 
recht gehalten;  hinter  ihnen  bedeckt  ein  Mäd- 
chen trauernd  die  Augen  mit  der  im  Mantel 
eingehüllten  1.  Hand.  Auf  der  anderen  Seite 
sitzt  Kassiepeia  trauernd  auf  einer  am  Boden 
liegenden  Hydria,  eine  Dienerin  hält  einen 
Schirm  über  sie.  In  der  unteren  Reihe  kämpft 
Perseus,  dem  ein  Eros  einen  Kranz  reicht,  mit 
der  Harpe  gegen  das  Seeungeheuer;  fünf  Ne- 
reiden, auf  verschiedenen  Seegeschöpfen  rei- 
tend, zeigen  durch  ihre  Geberden  ihre  Teil- 
nahme an  dem  Kampfe. 

Ähnlich  ist  die  Darstellung  auf  der  Vase 
Santangelo  708  (Mon.  delV  Inst.  9,  38,  Annali 
1872,  108  ff.,  Knatz  Q  4).  In  drei  Reihen  baut 
.sich  hier  die  Darstellung  auf;  in  der  mittelsten 
sehen  wir  Andromeda  an  zwei  oben  mit  Zwei- 


gen geschmückte  Pfähle  gebunden;  r.  von  ihr 
steht  neben  einem  Sessel  ihre  alte  Amme,  einen 
Zweig  in  der  R.  erhebend,  gestützt  von  einer 
amazonenhaft  gekleideten  Gestalt  mit  kurzem 
Ärmelchiton,  Hosen  und  grofser,  weifser  Mütze, 
die  oben  in  einen  Kamm  ausläuft;  es  ist  offen- 
bar ein  Jüngling,  da  die  neben  ihm  sitzende, 
ganz  gleich  gekleidete  Figur  zwei  Speere  in 
der  L.  hält  und  Pelta  und  Köcher  neben  sich 

io  hat.  L.  von  Andromeda  sitzt,  von  ihr  abge- 
wandt, auf  einem  Stuhl  eine  jugendliche  Frau, 
in  der  wir  trotz  ihrer  Jugend  die  Mutter  er- 
kennen müssen  (vgl.  die  Bemerkungen  Tren- 
delenburgs,  Annali  1872  S.  123  ff.);  ein  Mäd- 
chen hält  einen  Schirm  über  sie  und  einen 
Spiegel,  in  den  sie  hineinschaut,  ein  zweites 
bringt  eine  Tänie  herbei.  In  der  oberen  Reihe 
des  Gefäfses  sitzt  auf  der  1.  Hälfte  Aphrodite 
mit  einem  Schmuckkästchen,  Eros  legt  den  r. 

20  Arm  auf  ihren  Nacken,  Peitho  reicht  ihr  ein 
rundes  Gerät;  die  andere  Hälfte  nehmen  drei 
Jünglinge,  ebenso  wie  die  neben  der  Amme 
gekleidet,  teils  sitzend  teils  stehend  ein.  Im 
untersten  Streifen  holt  Perseus,  der  das  mon- 
strös gebildete  Seetier  mit  der  L.  am  Hals  ge- 
packt hat,  zum  Schlag  mit  der  Harpe  aus; 
aufser  einer  flatternden  Chlamys  trägt  er  eine 
spitze,  purpurne  Kappe  und  Stiefel,  an  denen 
je  zwei  Flügel  befestigt  sind.    Links  und  rechts 

30  am  Ende  schaukeln  zwei  Nereiden  auf  einem 
Seepferd  und  einem  Delphin;  zwischen  der 
letzteren  und  dem  Seeungeheuer  sieht  eine 
Skylla  dem  Kampfe  zu. 

Wie  hier,  so  erscheint  auch  auf  dem  bei 
Knatz  Q  7  angeführten  Vasenbild,  das  nur  aus 
einer  ungenügenden  Beschreibung  (Annali  1838 
S.  184)  bekannt  ist,  Andromeda  an  Baumstämme 
gefesselt;  ebenso  auf  der  Mon.  delV  Inst.  4,  40 
abgebildeten  etruskischen  Cista. 

40  Neben  diesen  Darstellungen,  die  die  Jung- 
frau an  Säulen  oder  Pfähle  gebunden  zeigen, 
gehen  nebenher  eine  Reihe  anderer,  auf  denen 
sie  an  einen  Felsen  gefesselt  erscheint.  Das 
älteste  Denkmal  ist  der  Berliner  Krater  (Abb.  2). 
Unter  der  mit  reichem,  bis  auf  die  Füfse  fallen- 
dem Gewände  und  hoher  Mütze  bekleideten 
Königstochter  sitzt  1.  Kepheus,  r.  steht  mit 
Kappe  bekleidet  und  ein  Sichelschwert  haltend 
Perseus,  dem  Aphrodite  einen  Kranz  aufs  Haupt 

50  zu  setzen  im  Begriff  ist.  Links  oben  steht  Her- 
mes, neben  ihm  sitzt  eine  jugendliche  Neger- 
gestalt in  reichem  Barbarenkostüm,  in  der  Bethe 
eine  Frau  aus  dem  Chor  der  euripideischen  Tra- 
gödie erkennen  will  (Arch.  Jahrb.  11 S.  299).  Dafs 
unser  Bild  diesem  Drama  seinen  Ursprung  ver- 
dankt, ist  zweifellos ;  es  ist  der  Tragödie  gleich- 
zeitig und  zeigt  Andromeda  an  eine  Felswand 
gefesselt.  Die  Felsenscenerie  steht  für  die  euri- 
pideische  Tragödie  fest ;  andererseits  können  wir 

60  aus  der  Reihe  der  eben  besprochenen  Darstellun- 
gen der  an  Pfähle  oder  Säulen  gefesselten  Andro- 
meda mit  Sicherheit  schliefsen,  dafs  ein  anderes 
Drama  die  Jungfrau  in  dieser  Weise  gefesselt 
vorführte.  Denn  hätte  die  alte  Sage  Andro- 
meda an  Pfähle  gebunden  gekannt,  so  würde 
wohl  irgend  eine  litterarische  Überlieferung 
uns  davon  Kunde  geben;  die  Annahme  liegt 
zu    nahe,    dal*    diese   Variation    auf   die   vor- 


2053 


Perseus  (in  der  Kunst) 


Perseus  (in  der  Kunst) 


2054 


euripideische  Tragödie  zurückgeht  und  lediglich 
scenischer  Unvollkoninienheit  entsprungen  ist. 
Erst  des  Euripides  Zeit  vermochte  das  Problem 
einer  am  Felsen  hängenden  Gestalt,  und  eines 
durch  die  Luft  ihr  nahenden  Heros  zu  lösen. 
Nur  noch  ein  Vasengemälde  kennen  wir  bis 
jetzt,  das  Andromeda  am  Felsen  zeigt;  es  ist 
das  Bild  einer  kampanischen  Hydria  zu  Berlin 
(Jnv.  3238,  kurz  beschrieben  Arch.  Am.  8,  1893 
S.  93  nr.  57),  das  ich  durch  gütige  Vermitte- 
lung  des  Herrn  Dr.  Pemice  zum  ersten  Mal  hier 
veröffentlichen  kann  (Abb.  11).  An  einem  ver- 
witterten Felsblock,  aus  dem  hier  und  da  ein 
Pflänzchen  hervorwächst,  ist  die  Königstochter 
angeschmiedet;  1.  sitzt  ihr  Vater  auf  einem 
Felsstück,  sein  Scepter  in  der  R.  haltend,  r. 
eine  ihrer  Gefährtinnen.  Unten  taucht  aus 
der  Flut  das  riesige  Meergeschöpf  empor,  auf 
das  sich  Perseus  mit  Lanze  und  Harpe  stürzt. 


sitzt  die  verhüllte  Andromeda,  zwischen  der 
zweiten  und  dritten  erscheint  Perseus  mit  dem 
Sichelschwert  und  dem  Gorgonenhaupt  (Körte, 
Urne  etr.  2,  1,  40,  3).  Einen  aus  Steinen  ge- 
fügten Bogen  über  der  sitzenden,  an  den  ihre 
Hände  gefesselt  sind,  zeigen  drei  andere  etrus- 
kische  Cisten  (ebenda  Taf.  39,  vgl.  S.  103);  auch 
diese  Darstellung  geht  auf  griechische  Vorbilder 
zurück.  Bruchstücke  einer  1875  inRuvo  gefunde- 
10  nen  Vase,  früher  in  Heydemanns  Besitz  (7.  Hall. 
W.-Pr.  S.  11  A.  30),  zeigen  dieselbe  Darstellung, 
und  hierher  gehört  auch  das  bei  B.  Bochette, 
Mon.  med.  table  41  abgebildete  Gefäfs.  Soviel 
an  ihm  auch  ergänzt  sein  mag,  die  Andromeda 
an  den  aufgetürmten  Steinpfeilern  wird  sicher 
nicht  dem  Restaurator  verdankt.  In  dem  Bo- 
gen ist  aber  natürlich  kein  Kompromifs  zwi- 
schen Fels  und  Pfählen  zu  erblicken,  wie 
Heydemann  will,  sondern  er  soll  eine  Felsgrotte 


11)  Perseus  das  Ketos  bekämpfend  (anwesend:  Andromeda,  Kepheus  u.  eine  Trau).     Hydria  im  Berl.  Mus.  (Inv.  3238). 


Ebenso  sehen  wir  die  Jungfrau  auf  dem 
schönen  kapitolinischen  Relief  (oben  Bd.  1  50 
Sp.  345/46)  auf  ihren  Retter  gestützt  von  einem 
Felsen  herabsteigen.  Auch  das  kleine  attische 
Thonrelief  (Arch.  Z.  1879  Taf.  11)  zeigt  Andro- 
meda am  Felsen  gefesselt;  Perseus,  eben  heran- 
gekommen, steht  links  unter  ihr,  auf  seinen 
Stab  gestützt,  in  der  L.  Schwert  und  Kibisis 
tragend;  er  fragt  die  Jungfrau  aus,  wie  bei 
Euripides.  Ebenso  an  einem  Felsen  zeigen  sie 
das  Relief  einer  Thonlampe  (Knute  Q  21)  und 
sämtliche  pompejanischen  Gemälde  (Q  11 — 14);  60 
auch  die  Maskengruppe  (Arch.  Z.  1878  Taf.  3) 
gehört  in  diesen  Kreis. 

Auf  einem  Felsen  sitzend  zeigen  Andromeda 
zwei  Lampenreliefs  (Knatz  Q  19  a.  b),  eine  Terra- 
kottagruppe zu  Neapel  (Heydemann,  7.  Hall. 
Winckelmannsprogr.  Taf.  3,  1)  und  eine  etrus- 
kische  Aschenkiste,  auf  der  drei  Palmen  den 
Hintergrund  bilden ;  zwischen  den  ersten  beiden 


bezeichnen,  wie  beispielsweise  auf  dem  Amal- 
thearelief  (oben  Bd.  1  Sp.  263).  An  die  Rück- 
lehne ihres  Sessels,  wie  es  scheint,  gefesselt 
zeigt  Andromeda  ein  zum  ersten  Mal  bei  Engel- 
mann S.  6  veröffentlichtes  unteritalisches  Vasen- 
bild, das  nur  noch  den  mit  Andromeda  reden- 
den Perseus  und  links  eine  Dienerin  der  Königs- 
tochter aufweist.  Engelmann,  glaubt,  dafs  auf 
einem  Provinztheater  ein  Stuhl  als  Ersatz  für 
die  ursprünglich  nötigen  Felsen  verwertet  sei. 
Eine  sehr  unwahrscheinliche  Annahme;  als  Er- 
satz hätten  Pfähle  oder  Säulen  doch  wohl 
näher  gelegen,  die  wir  auf  so  zahlreichen  Vasen- 
bildern  gefunden  haben  und  die  auf  jedem 
Theater  leicht  zu  beschaffen  waren.  Ich  glaube 
nicht,  dafs  wir  für  eine  solche  Darstellung  nach 
einem  Vorbild  auf  dem  Theater  suchen  müssen; 
der  unteritalische  Maler  wird  diese  gefühl- 
und  prunkvollere  Art  der  Fesselung  wohl  selbst 
ersonnen  haben. 

65* 


2055           Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)           2056 

Eine  andere  Scene  aus  der  Andromedasage  von  dem  etruskischen  Künstler  durch  Zufügung 

hat  Trendelenburg  (Arch,  Anz.  11,  1896  S.  204/5)  der  Flügel  in  eine  Furie  geändert  wäre  {Körte, 

auf    einer    apulischen    Vase     der    Sammlung  Urne  etr.  2,  1  S.  107  zu  Tav.  40,  4).    Wie  sich 

Santangelo   erkennen  wollen.      Zwischen   zwei  das   auch   verhalten   möge,    interessant    bleibt 

schlanken  Stämmen,  die  ganz  spitz  auslaufen  das  unschöne  Relief  dadurch,  dafs  es  eine  der 

und    oben    auseinandergehen,    schreitet    eine  wenigen    künstlerischen    Darstellungen    dieses 

Frau    mit    Schale    und    Tänie    nach    1.    einem  Kampfes  ist.    Ihn  zeigen  ferner  ein  pompejan. 

Jüngling  entgegen,  der  an  einer  Säule  lehnt;  Gemälde  (Heibig  1203)  und  wohl  auch  die  etrusk. 

im  Rücken  hängt  ihm  die  Chlamys,  sein  Haupt  Bronzecista  M.  d.  I.  6,  40.     Hier  haben  wir  r. 

ziert    eine  Mütze    mit    zackigem   Kamm,    mit  io  Andromeda  wie  auf  den  unteritalischen  Vasen 

hohen    Schuhen    sind    seine   Füfse    bekleidet.  an  Pfähle  gefesselt  (die  durch  einen  Querbalken 

Vor  ihm  kniet   ein  mit  Ärmelgewand,  Hosen  verbunden  sind),  neben  ihr  ihre  Amme  sitzend; 

und   phrygischer  Mütze  bekleideter  Jüngling,  1.  davon  kämpft  Perseus  mit  einem  Speer  gegen 

der  flehend  seine  Kniee  berührt.    R.  sieht  ein  das  sich  aufbäumende  Ketos,  unterhalb  dessen 

zwei    Speere    schulternder    und    einen    Kranz  1.  ruhig   ein  Silen  liegt,   den  1.  Arm   auf  eine 

tragender  Jüngling,  unterhalb  eine  mit  der  R.  wasserspendende  Urne  gestützt.  Daran  schliefst 

ihren  Schleier  hebende  Frau  dem  Vorgang  zu.  sich,    nach    der    entgegengesetzten    Seite    ge- 

Patroni  hat  hier  die  Wiederaufnahme  des  Paris  wendet,  eine  sitzende  weibliche  Flügelgestalt, 

im    Vaterhaus    erkennen    wollen;    mit    Recht  die  in  der  erhobenen  R.  einen  Kranz  hält;    1. 

weist     Trendelenburg    diese    Deutung    zurück.  20  vor  ihr  sehen  wir  einen  gepanzerten  Jüngling, 

Aber  seine  eigene,   dafs  hier  Andromeda  dem  der  an   der  L.  einen  Schild  trägt,   mit   einem 

Perseus  mit  der  Tänie  nahend  zu  erkennen  sei  Speer    anstürmend    gegen    einen    Krieger    zu 

und  König  Kepheus  knieend  dem  Retter  seines  Pferde;  das  Tier  unter  diesem  ist  wie  tödlich 

Kindes   danke,    scheint    mir  ebensowenig   der  verwundet  vorn  zusammengebrochen  und  steht 

Darstellung  gerecht  zu  werden.     Die  knieende  nur  noch   auf  den  Hinterbeinen,    eine  vorzüg- 

Gestalt  ist  bartlos,  ein  Jüngling;  nimmermehr  liehe  Komposition.     Perseus  im  Kampf  gegen 

kann  König  Kepheus  so  dargestellt  sein.    Und  das    Ketos    trägt   eine   phrygische   Mütze   und 

bei  Perseus  mufs   man   in   dieser  Scene   wohl  ist  nicht  weiter  charakterisiert;    es  ist   daher 

auch  die  Flügelschuhe  voraussetzen.    Zur  Deu-  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  der  Künstler  un- 

tung  auf  Andromeda  hat  nur  ihre  Umrahmung  30  ter  dem  Fufskämpfer  dieselbe  Person  verstand, 

verleitet;  aber  der  Augenschein  lehrt,  dafs  die  Aus  der  litterarischen  Überlieferung  kennen 

schlanken  biegsamen  Stämmchen  zu  allem  eher  wir  aus  dem  Roman  des  Achill.   Tat.  3,  6  ein 

als  zur  Fesselung  eines  Menschen  geeignet  sind.  Gemälde  eines  Malers  Euanthes  im  Tempel  des 

Die    einzige    statuarische    Gruppe    aus  Zeus  Kasios  zu  Pelusium,  Andromeda  am  Fel- 

diesem  Kreise,  die  wir  kennen  (vgl.  Knatz  R  18.  sen  gefesselt  und  Perseus  aus  der  Luft  das  Ke- 

19  u.  Anm.  1),   ist  die  zu  Hannover,    die  C.  F.  tos  bekämpfend.     Sein  Gegenstück  bildete  der 

Hermann   (Perseus  u.  Andromeda ,  Gott.  1851)  gleichfalls   an  einen  Felsen  gefesselte  Prome- 

veröffentlicht  hat.     Sie   erinnert  an  das   kapi-  theus,   den  Herakles  vom  Geier  befreite.     Von 

tolinische  Relief,  ohne  entfernt  dessen  Schön-  Nikias  nennt  Plin.  35,  132  grandes  picturas,  in 

heit  und  Anmut  zu  besitzen.     Perseus    stützt  40  quibus   sunt    Calypso    et    Io    et   Andromeda. 

die   Herabsteigende    unter    dem    erhobenen    1.  Brunn,  Künstlerg.  2,  199  stellt  sich   darunter 

Arm;  zu  seinen  Füfsen  liegt  das  getötete  Meer-  ein  grofses  Gemälde  nach  Art  des  bei  Philostr. 

ungeheuer.  1,    29     beschriebenen     vor;     eine    wenig    an- 

Auszuscheiden  aus   dem  Kreis   der  Andro-  sprechende  Vermutung,    da    man    eine   solche 

medadarstellungen  ist  das  von  Paucker,  Arch,  Z.  Darstellung  doch   kaum   als  Andromeda  hätte 

1852  Taf.  42  veröffentlichte  und  Sp.  449  ff.  be-  bezeichnen  können.    Auch   über  die  Annahme, 

sprochene  Vasenbild.     Eine  Situation  wie   die  Nikias  habe  die  vom  Felsen  von  Perseus  herab- 

hier  dargestellte  giebt  es  in  unserer  Sage  nicht;  geleitete  Andromeda  dargestellt  (Knatz  S.  59), 

auch  Knatz  hat  das  Bild   in  sein  Verzeichnis  kann  ich  nicht  günstiger  urteilen, 

nicht  aufgenommen.  50        Den  Kampf  mit   dem  bakchischen  Thiasos 

Eine  etruskische  Aschenkiste  zeigt  uns  1.  endlich  finden  wir  auf  drei  fast  übereinstim- 
von  dem  mit  dem  Medusenhaupt  enteilenden  menden  sf.  Vasengemälden,  die  zuerst  von 
Perseus,  der  mit  Fufsflügeln,  Flügelhut  und  Kretschmer  richtig  gedeutet  sind,  dargestellt, 
einem  Schwert  ausgestattet  ist  und  hinter  dem  Im  schnellen  Lauf  hat  Perseus,  der  die  Kibisis 
sogar  ein  offenbar  ihm  zugedachter  Schild  und  einen  Petasos  trägt,  eine  Mainade  einge- 
sichtbar  wird,  zwei  gepanzerte  mit  gezücktem  holt,  im  Nacken  gepackt  und  das  Schwert  ge- 
Schwert vorschreitende  Männer;  zwischen  ihnen  zückt,  um  sie  zu  durchbohren;  1.  von  ihm  wen- 
und  dem  Heros  eine  weibliche  Gestalt  mit  mäch-  det  sich  eine  zweite  zur  Flucht  (Arch.  Jahrb. 
tigen  Flügeln,  die  wie  vermittelnd  die  L.  auf  7,  S.  33;  Anzeiger  S.  74;  Knatz  O  1.  2).  Die 
die  Schulter  des  Perseus,  die  R.  auf  den  Schild-  60  Darstellungen  des  Perseus  und  der  Satyrn  sind 
rand  des  ersten  Kriegers  legt.  Unter  den  Krie-  als  in  keiner  Verbindung  mit  den  Thiasos- 
gern  können  nur  die  Anhänger  des  Phineus  kämpfen  stehend  bereits  oben  besprochen, 
verstanden  werden,  denn  sonst  kennt  die  Sage  Geschnittene  Steine  mit  Perseusdarstel- 
keinen  Kampf  des  Perseus  gegen  menschliche  lungen  sind  schon  gelegentlich  erwähnt.  Am 
Kämpfer.  Körte  setzt  für  diese  Darstellung  häufigsten  begegnet  der  Heros  stehend  mit  dem 
ein  figurenreiches  griechisches  Original  voraus,  Medusenhaupt  in  der  L.  und  der  Harpe  in  der 
auf  dem  zwischen  Perseus  und  seinen  Feinden  R. ;  so  bereits  auf  dem  alten  etruskischen  Skara- 
Andromeda  vermittelnd  aufgetreten  wäre,   die  bäus   aus   der  Mitte  des   fünften  Jahrhunderts 


2057            Perseus  (in  der  Kunst)  Perseus  (in  der  Kunst)             2058 

(Furtwängler,  Beschreib,  d.  geschnitt.  Steine  zu  einmal  der  Heros  in  ganzer  Gestalt  mit  Flügel- 
Berlin  201)  und  auf  einer  Reihe  von  Steinen,  heim,  Sichel  und  Gorgonenhaupt  tragend, 
die  Furtwängler  zwischen  das  erste  vor-  und  Auf  den  ob.  (Sp.  2023)  berührten  Zusammen- 
nachchristliche Jahrhundert  setzt,  Berlin  4233;  hang  der  Vorfahren  des  Perseus  mit  Thessalien 
4234;  4236;  4237;  4243;  1394.  Zuweilen  steht  wirft  ein  neues  Licht  eine  Münze  aus  Larisa 
neben  ihm  (3102;  4239)  oder  an  eine  Säule  Kremaste  in  der  Phthiotis  ca.  300  v.  Chr.,  die 
mit  Kugel  gelehnt  ein  Schild  (4240;  4241)  oder  den  Kopf  einer  Nymphe  und  auf  dem  Revers 
er  wird  von  Perseus  gehalten  (4235);  es  ist  Perseus  mit  Harpe  und  Gorgonenhaupt  zeigt; 
der  Schild ,  in  dem  der  Held  das  Spiegelbild  auch  die  Harpe  auf  einer  anderen  Münze  dieser 
der  Gorgo  erblickte.  Perseus,  der  schlafenden  10  Stadt  soll  natürlich  an  Perseus  erinnern  (Head 
Meduse   sich   nähernd,    zeigt   ein  etruskischer  255). 

Skarabäus  (Mon.  äelV  Inst.  6,  24,  3;  KnateH.5);  Unter   den  Inseln   des   aigaiischen   Meeres 

die  Tötung    der  Medusa   ebenfalls    ein   etrus-  finden    wir    ebenfalls    im    dritten    Jahrhundert 

kischer  Stein  (ebenda  4,  Knatz  J  15)  und  die  bei  Perseus  und  die  Harpe  des  Helden  auf  Münzen 

Mülin,  G.  M.  105,  386***  abgebildete  Gemme;  des  ionischen  Gj&ros  (Knatz  P  27,  Head  414), 

Perseus  die  Flügel  anlegend  der  etrusk.  Skara-  einen  Perseuskopf  mit  Flügelhelm  in  dem  do- 

bäus  ebenda  95,  386.     Brustbilder  des  Helden  rischen  Astypalaia  (P  28,  Head  534). 

mit  Greifenhelm  zeigen  Berlin  1827—1829  und  Von  den  makedonischen  Königen  hat  Per- 

4797.    Auch  mehrere  Momente  aus  dem  Liebes-  seus  mit  dem  Haupt  seines  Namensvetters  ge- 

abenteuer  finden  wir  dargestellt;  im  Gespräch  20  prägt  (P  39),   Philippos  V.    sein   Haupt  gleich 

mit  der  gefesselten  Jungfrau,  an  einen  Pfeiler  dem    des    alten   Helden    mit    Flügelhelm    und 

gelehnt,   zeigen  ihn  4244—4248;    auf  8479  ist  Geier  bedeckt  (Head  205)  bilden  lassen, 

der    Kampf   überstanden:    den    Fufs    auf   den  Auch    die   pontischen   Herrscher   Mithri- 

Drachen  setzend  reicht  der  Held   Andromeda  dates  Philopator  und  Eupator  liefsen  mit  Per- 

die  Hand  zum  Herabsteigen.    In  verschiedenen  seus  mit  Gorgonenhaupt  und  Harpe  und  dem 

Variationen  begegnet  die  Spiegelung  des  Me-  Kopf  des  Perseus  prägen  (Head  428,  KnatzF  37); 

dusenhauptes ;  allein  betrachtet  er  das  Schreck-  und   im  zweiten  vorchristl.   Jahrhundert   etwa 

bild  im  Wasser  auf  Berlin  11083;    auf  einer  weisen  die  Münzen  einer  ganzen  Reihe  pon- 

Florentiner  Gemme  steht  er  neben  einer  Athena-  tischer    Städte    ein  Gruppenbild    auf,    Perseus 

statue  und   spiegelt  das  Gorgoneion  in  einem  30  stehend,  mit  spitzem  Hut  und  Harpe,  das  Me- 

zu  seinen  Füfsen  liegenden  Schild  (Knats  P  12).  dusenhaupt    haltend;    hinter    ihm    liegt    quer 

Auf  3101  hält  er  das  Haupt  hinaus  und  läfst  der  Körper  der  Meduse.     So  kennen  wir  Mün- 

die    sitzende    Andromeda    das    Spiegelbild    in  zen  von  Amastris,   Amisos,  Cabira,  Chabakta, 

einem  Schild  auffangen,  auf  zwei  anderen  Stei-  Comana,  Sinope  (Knats  P  35a— e,  Head  426). 

nen  betrachtet  er  wie  auf  den  pompejan.  Ge-  Zweifellos    geht   auch    dies   Münzbild    auf  ein 

mälden    mit    Andromeda    zusammen    das    im  berühmtes  Rundwerk  zurück.    Amasia,  Amisus 

Wasser  sich  spiegelnde  Haupt  (Knatz  S  15.  16;  und  Sinope  zeigen  daneben  auf  anderen  Mün- 

Fedde  de  Perseo  S.  73,  9.  10).    Über  das  Peters-  zen    das    geflügelte   Haupt    des   Heros    (P  34, 

burger  Amulet  ist  schon  oben  (Sp.  2027)   ein-  Head  425). 

gehend  gehandelt.  40  Die  ältesten  Perseusmünzen  hat  Kyzikos 
Nach  den  Gemmen  müssen  wir  endlich  noch  geprägt.  Da  finden  wir  den  mit  einem  Flügel  - 
die  Münzen,  die  Perseus  zeigen,  einer  kurzen  heim  bedeckten  Kopf  des  Gorgotöters,  dahinter 
zusammenhängenden  Besprechung  unterziehen.  einen  Thunfisch  (das  Wappen  der  Stadt)  bereits 
Argos  hat  in  seinen  besten  Zeiten  mit  an-  im  Beginn  des  fünften  Jahrhunderts  auf  einem 
deren  Typen  geprägt  (vgl.  Head,  hist.  mim.  Londoner  und  Pariser  Exemplar  eines  Staters 
366  ff.);  erst  in  der  Kaiserzeit  auf  Münzen  des  (Knatz  P  29a;  Num.  Chron.  Ser.  3,  vol.  7,  pl.  3, 
L.Verus,  Hadrian,  Septimius  Sev.  und  Valerian  24.  25)  und  einer  Hekta  zu  Berlin  (P  29b);  ein 
begegnet  der  alte  Heros,  stehend,  das  Medusen-  etwa  um  400  geprägter  Stater  (P  30a;  Num. 
haupt  und  die  Harpe  haltend  (Knatz  P  16  a— d;  Chron.  ebenda  26)  zeigt  Perseus  mit  dem  Flügel- 
19),  ein  Typus,  den  Furtwängler  auf  den  50  heim  in  ganzer  Gestalt,  knieend,  in  der  L.  das 
myronischen  Perseus  zurückführt  (vgl.  Sp.  2040).  Medusenhaupt  haltend,  unter  ihm  einen  Thun- 
Auf  einer  Münze  des  Sept.  Sev.  hält  Perseus  fisch;  eine  Hekta  aus  Imhoofs  Sammlung  zeigt 
in  der  R.  Harpe  und  Chlamys,  in  der  L.  das  dieselbe  Darstellung  (P  30b).  Kyzikos  ist  von 
Medusenhaupt  über  einem  auf  einem  Altar  Milet  aus  um  die  Mitte  des  achten  Jahrhunderts 
stehenden  Schild  (P  18);  auf  einer  anderen  des-  kolonisiert  (vgl.  oben  Sp.  2021);  diese  Münzen 
selben  Kaisers  steht  1.  vom  Altar  noch  Athena  zeigen,  wie  hoch  man  dort  noch  bis  ins  vierte 
(P  17).  Das  beflügelte  Haupt  des  Helden  bietet  Jahrhundert  den  alten  argivischen  Heros  ver- 
eine Münze  des  Anton.  Pius  (P  20).    Eine  Münze  ehrte. 

von  A sine  (P  21)  aus  der  Zeit  der  Iulia  Domna  Aus  der  Kaiserzeit  kennen  wir  Perseus- 
zeigt  Perseus  mit  Flügelschuhen,  Harpe  in  der  60  münzen  einer  ganzen  Reihe  kleinasiatischer 
R.  und  dem  Medusenhaupt  in  der  Linken.  Städte.  Bekannter  durch  Löschches  Behand- 
'  .^Bereits  seit  300  v.  Chr.  bis  herab  in  die  lung  ist  die  Münze  des  Caracalla  von  Sebaste 
Kaiserzeit  hat  Seriphos  mit  dem  Bild  des  in  Galatien,  die  Perseus  im  Beisein  der  Athena 
Perseus  geprägt;  die  Münzen  zeigen  entweder  die  Gorgo  tötend  zeigt  (S.  2041;  Knatz  J  13). 
das  Haupt  des  Perseus  mit  dem  Flügelhelm,  Daldis  in  Lydien  hat  unter  Gordian  HI.  auf 
nach  r.  gewandt,  oder  das  blofse  Haupt  mit  dem  Revers  die  drei  Gorgonen  unter  einem  Baum 
und  ohne  Flügel  (P  22—26);  den  Revers  bildet  schlafend  geprägt,  denen  sich  Perseus  von  hin- 
eine Harpe  oder  ein  Medusenhaupt  oder  beides,  ten  r.  nähert;    über  der  Medusa  schwebt  eine 


2059           Perseus  (in  der  Kunst)  Persike                        2060 

Flügelgestalt,    wohl  Hypnos.     Links    von    der  abgeleitend     zeigt     eine    alexandrinische     bei 

Gruppe  sieht  man  ein  kleines  Pferd,  oben  dar-  B.  Bochette,  Choix  S.  315,  2  (Knuts  R  26)  ab- 

über  ein  Tempelchen  mit  dem  leierspielenden  gebildete  Münze.  Vgl.  Perse,  Perseutas,  Perrheus. 

Apollon  (Knatz  H  6;  Mionnet  4,  34,  178,  Abi).  [E.  Kuhnert.] 

Suppl.  7,  t.  11,  1;  Head  549).     Ikonion  in  Ly-  Perseutas     (IJtQasvxag),    vermutlich    Name 

kaonien  hat  als   Münzstempel   das  Haupt  des  eines    Heros    auf   drei    kyprischen    Inschriften 

Perseus    mit    Flügelhelm    und    Harpe    an    der  aus  Kourion  bez.  dem  in  der  Nähe  befindlichen 

Schulter   oder  Perseus   stehend  mit  dem  Gor-  Tempel    des    Apollon    Hylatas;     zwei     davon 

gonenhaupt  (Knatz  P  31.  32).  Koropissos  prägte  sind  in  gewöhnlichem  Alphabet  abgefafst  Jr\- 

auf  der  Rückseite  einer  Münze   des   Valerian  10  [to%äQt\g  Hsq6£vzi]i  av%Tqv  Cesnola  Cypr.  p.  425 

Perseus   mit   Harpe,   wie   er  Andromeda   vom  nr.    30  und  31;    0.   Hoffmann,  neue  Lesungs- 

Felsen    heruntergeleitet;    unten    glaubt   Sollet  vorschlage    zu    den   kypr.    Inschr.    in    Bezzen- 

(Z.  f.  Num.  13,  73)  deutlich  das  tote  Ketos  zu  bergers  Beiträge»  14,  274;  die   dritte,    in  epi- 

erkennen.      Die    Inschrift    lautet    KoQO-jtiaaäcov  chorischer  Schrift,  lautet  bei  Hoffmann  a.  a.  0. 

xi]g  A"[t]?]T<»j;  \n\XQ07t6Xsag.    Die  Ketoi  sind  die  nach  Hall,  Cypriote  inscriptions  of  the  Cesnohi 

Bewohner  der  Ketis  in  Kilikien  an  der  Grenze  Collection,    Journal  of  the    American    oriental 

von  Isaurien;  das  Ketos  fafst  Sollet  richtig  als  society  11   (1885)    nr.  2   p.  209  ff. ,  nr.  45:  'Aqi- 

gemeinsames  Abzeichen  der  Landschaft.     Per-  6xm%mv  xä>  'Ovaaljav.      Ev^duivog   nsQi  TtatSl 

seusmünzen    aus    dem    ebenfalls   in    der   Ketis  xg>l  nsQasvrcu  vviQ-r\yis.    i(v)  xv%ai.    Deecke  bei 

liegenden   Anemurion   und    aus   Iotape    nennt  20  Bezzenberger   a.  a.  0.   6,  141  f.    hatte    in  Per- 

Waddington,  Bevue  num.  3,  Ser.  1,  1883,  S.  36.  seutas  nicht  einen  Gott,  sondern  einen  Königs- 

Perseus   ist  hierhin  natürlich  über  Tarsos  ge-  söhn  erblickt,   wogegen    0.  Hoffmann,  Griech. 

langt,   das  viel  mit  seinem  Bild  geprägt  hat;  Dial.  1,  120  S.  63  (vgl.  auch  B.  Meister,  Griech. 

auf  drei  tarsischen  Münzen  führt  er  die  Be-  Dial.  2,  200.  292)  mit  Recht  bemerkt,  dafs  der 

Zeichnung  ßori&bg   und  TiaxQtoog.     Wir   finden  Artikel    vor  IltQOcvxai    auf   einen  Heros   hin- 

ihn  hier  mit  Harpe  und  Gorgoneion  dargestellt  weist.    Nach  Fick-Beclitel,  Die  griech.  Personen- 

(Imhoof -Blumer,  Journ.  Hehl.  Stud.  18,  S.  174  namen  431  ist  IIiiQOtvxag  ein  erweitertes  JTsp- 

nr.  40);  seine  Hand  zu  Apollon,  der  neben  ihm  ßtvg,  und  für  identisch   mit    dem   argivischen 

auf  tarsischen  Münzen  ebenso  häufig  begegnet,  Perseus  möchte  ihn  E.  Meyer,  Gesch.  d.  Alt.  2, 

ausstreckend   ebenda   auf  nr.  39;    Perseus  mit  30  144  S.  223  halten.    Nach  Mordtmann,  Ztschr.  d. 

Flügelhelm  und  Harpe,  auf  der  ausgestreckten  D.  morgenl.  Gesellsch.  32  (1878),  557  'stellt  der 

R.   das   Kultbild   des  Apollon   tragend    zeigen  ftebg  IIsQ6£vxrig  vermutlich  nur  eine  Variationder 

nr.  41,  42,  44;  auf  43  trägt  er  aufser  der  Harpe  übrigen  (kyprischen)  Apollotypen  dar'.  [Höfer.] 

noch  einen  Fischkorb.     Vor  dem  Kultbild  des  Persidicus,  Beiname  des  Mithras   auf  einer 

Apollon  ojffernd  zeigen  ihn  45 — 47.    Mit  Harpe  Inschrift  aus  Rom,    C.  I.  L.  6.  511  p.  98;  vgl. 

und   Bild   des  Apollon  in  der  L.,   neben  ihm  Bd.  2  Sp.  3031,  28  ff.    S.  Persithea.    [Höfer.] 

einen    bald    bärtigen,    bald  bartlosen   Fischer,  Persike  (TJsQ6iY.ri),  die  sogenannte  'persische 

der  einen  Fisch  unten  an  der  Angelrute,  oben  Artemis',  bei  Flut.  Luc.  24  üegaLa,  bei  Diod. 

einen  Korb  trägt,  zeigen  ihn  48 — 50.    Cavedoni  5,  77  TIsoatLa  (doch  will  v.  Gutschmid,  Kleine 

hat  bei  dem  Fischer  an  Diktys  gedacht;  Usener  40  Schriften  3,  363  auch  hier  IIsQoia  lesen,  s.  unten) 

(Beligionsgesch.  Unters.  3,  86,  1)  vermutet,  dafs  genannt,   ist  die  Bezeichnung  für  die  helleni- 

der  Fisch  von  Perseus  übernommen  und   frei-  sierte,    in   Lydien    und    hauptsächlich    in    der 

gelassen  vielleicht  eine  Rolle  bei  dessen  Fahrt  hyrkanischen  Ebene  verehrten  Anähita  (siehe 

zu  den  Gorgonen  zu  spielen  hatte  (vgl.  Abb.  5).  Bd.  1   s.    Anaitis).     Der    persische    Name    der 

Imhoof -Blumer  denkt  wohl  richtiger  an  eine  uns  Artemis   war  nach   Hesych.    Zagfjrtg,  worüber 

unbekannte  Lokalsage  (S.  178);  man  erinnert  man  vgl.  Lagarde,  Gesamm.  Abhandl.  157  (mit 

sich  dabei  der  wunderbaren  Erzählungen,   die  Litteraturangaben).    Als  Kultstätten  sind  nach- 

wir  oben   aus  byzantinischen  Quellen  kennen  weisbar: 

gelernt  haben.  1)  Hierokaisareia,  dessen  älterer  Name 

Eine    Harpe    auf   einer    Münze    von    Ioppe  50  nach  Buresch,  Aus  Lydien   66.  184.     Imhoof- 

(Head  678),  wo  schon  in  verhältnismäfsig  früher  Blumer,    Lydische    Stadtmünzen    8  f.     137,    2. 

Zeit  das  Andromedaabenteu er  lokalisiert  wurde,  'fegä  xcbftrj  (Polyb.  16,  1.  32,  5)  war,  führte  die 

soll  wie  die  auf  der  Larisäischen  Münze  zweifei-  Einführung  des  Kultes  der  fPersica  Diana'  und 

los  an  Perseus  erinnern.  des  damit  verbundenen  Asylrechtes  auf  Kyros 

Ich   erwähne  endlich  noch  eine  Münze  des  zurück,  Tac.  Annal.  3,  62.    Doch  hält  A.  Körte, 

thrakischen  Deultum  (Knatz  R  24),  die  Perseus  Athen.  Mitth.  20  (1895),  9,  1  diese  Angabe  für 

die  Andromeda  vom  Felsen  herabgeleitend  zeigt,  eine  Erfindung   der   Hierocaesarienser,    denen 

und  eine  Anzahl  Kaisemiünzen  von  Alexandreia,  es  darauf  angekommen  sei,  das  Asylrecht  ihres 

auf  denen   Drexler   ( Wochenschr.  f.  kl.  Piniol.  Heiligtumes  möglichst  alt  erscheinen  zu  lassen, 
13,  1896  Sp.  28 — 30)  Perseus  mit  dem  Medusen-  60  da    dieser  Angabe   das   Zeugnis    des  Berossos 

haupt  einen  Panisk  schreckend  erkennen  will.  (Bd.  1  Sp.  331,  53 ff.)  widerspreche,  dafs  Arta- 

Er    denkt    an    die   Wiedergabe    eines    grofsen  xerxes  H.  den  Kult  der  Anaitis  bei  den  Persern 

Kunstwerks    und    erinnert    an    die    Notiz    des  eingeführt  habe.    Bei  Pausanias  5,  27,  5  steht 

Aphthonios    (Bhet.  gr.  2  S.  48),    dafs    auf   der  (auch    noch    bei   Hitzig- Bluemner):    %6tt    ya.Q 

Akropolis   von  Alexandreia   to:  HtQGbcog  aQ-h]-  AvSolg    iTtiv.h\Giv    TLiQ6i%olg    (mehrere    Hand- 

fiKTo:   dargestellt  waren.     Den  a%~lr]uaxc<.  kann  Schriften   IIsQGixiig)    isgä    iv    xs  'IsQOKKiouQtia 

man   diese   Darstellung   freilich   nicht   gut   zu-  xaloviiivv   nölsi    v.ccl   iv  *TnaLitOLg,  iv  txaxtom 

zählen.     Perseus  Andromeda  vom  Felsen  hei--  ds   xä>v   isqüv    oi'xr}[iü   xt   Kai    iv  xm  oiy.rw.iaxi 


2061                        Persike  Persike                        2062 

(zu  diesem  oixrj^a  s.  F.  Thiersch,  Abhandl.  d.  2)  Hierakome  =  Hierakaisareia  (nr.  1). 
philos.-philol.  Kl.  d.  k.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  3)  Saritscharn,  fünf  Stunden  nördlich  von 
8,  435)  iaxtv  inl  ßcouov  xe<pqk  kxX.  Doch  hatte  Magnesia  am  Sipylos  im  nordwestlichen  Winkel 
schon  Buresch  a.  a.  0.  66  Anm.  3  darauf  hin-  der  hyrkanischen  Ebene  gelegen,  von  Buresch 
gewiesen,  dafs  1)  das  Wort  kpd  eine  nähere  a.  a.  0.  27 f.  vgl.  190 f.  mit  dem  von  Plin.  nat.  h. 
Bestimmung  verlange  und  2)  dafs  AvSoi  nie  5,  126  erwähnten  Hierolophos  identifiziert,  wäh- 
IIsQ6iY.oi  genannt  werden  könnten,  und  daher  rend  Badet,  Corr.  hell.  11  (1887),  391  ff.  (vgl.  La 
gestützt  auf  die  v.  1.  nsp6ixf]g  statt  üsoGiKoig  Lydie  et  le  monde  grcc  au  temps  des  3Iermnades 
vorgeschlagen:  egxl  yccp  Avdolg  (Apx£[iidogy  318)  fälschlich  Aigai  (Bohn-Schuchardt,  Altert. 
iiti%kr\Giv  IlsQGLxris  iepcc  xxl.  So  bestechend  10  v.  Aigai  58 f.  Buresch  30)  in  der  Nähe  von 
diese  Vermutung  erscheint,  ist  sie  doch  m.  E.  Saritscham  suchte:  Kultus  der  TIsoGiiti]  &tu 
nicht  nötig:  der  Ausdruck  hpd  findet  seine  (ohne  die  Bezeichnung  'ÄQts^ig),  deren  Tempel 
nähere  Bestimmung  durch  die  folgenden  Worte  das  Asylrecht  besafs,  das  durch  den  fragmen- 
iv  ehccteqg)  etc. :  in  Hierokaisareia  und  Hypaipa  tierten  Brief  eines  Seleukidenherrschers  be- 
befinden sich  Tempel  (oder  7i?Qißoloi'/),  in  stätigt  wurde:  &ßvXiav  rij?  nag  v\leiv  IIepgi- 
diesen  Tempeln  aber  wieder  cellae,  in  denen  nfj[g  &eäg]  iitl  xovxco  ßsßcaiö,  Mova.  %al  ßißl. 
die  nun  erzählten  heiligen  Handlungen  statt-  5,  28  nr.  cpg'.  Corr.  hell.  11  (1887),  81  f.  nr.  2. 
finden,  and  die  AvSoi  i%ivXr[ßiv  Uspgixoi  finden  Michel,  Bec.  des  inscr.  grec.  48  p.  61.  W.v.  Biest, 
ihre  Erklärung  durch  Strabo  13,  629:  xb  'Tp-  Von  Pergamon  über  den  Dindymos  zum  Pontus 
vidviov  Tisdiov,  IIeqgüv  inovonaGdvxojv  xccl  20  (==  Petermann,  Geogr.  Mitteil.  Ergänzungsheft 
inoi-aovg  ccyay 6vxav  ixn&sv.    Des  weiteren  be-  94  [1880])  S.  25  f. 

richtet  Pausanias  a.  a.  0.,  dafs  ein  Magier  in  4)   Mermere,    nach   Buresch  a.  a.  0.    184 

diesem   oi'x.ruia   trockenes  Holz   auf  den   Altar  zweifellos    auf   der   Stelle    eines    bedeutenden 

legte,  sich  die  Tiara  aufsetzte  —  einen  solchen  antiken   Ortes,    südöstlich   von   Hierokaisareia 

Magier  mit  Tiara  zeigt  eine  Münze  von  Hiero-  gelegen:   AgxEtiiSt   IIsQ6iy.\i   xai  xco  Srjpco  riv- 

kaisareia,    Imhoof-Blumer  a.   a.   0.    Taf.   1,  3  %cov  xul  'Alt^avdpog,  Movo.  a.  a.  0.  51  nr.  cplß'. 

S.  6 f.  10 f.     Monn.  grecques  Taf.  H  7.     Ztschr.  Corr.  hell.  11,  448,  5. 

f.  Num.  10  (1883)  Taf.  10,  9  S.  271,  21,  wo  der  5)  Silandos,  falls  die  Fundstätte  der 
Kopf  noch  als  der  eines  kappadokischen  Fürsten  folgenden  Inschrift,  Selendi  (Buresch  185.  199. 
bezeichnet  ist  — ,  in  barbarischer  Sprache  die  30  Imhoof- Blum  er,  Lyd.  Stadtm.  142)  mit  Silandos 
Gottheit  anrief  und  aus  einem  Buche  (nach  identisch  ist:  xi\v  Avaüxiv  rrjv  &%b  ieqov  vdarog 
Fräser  z.  d.  St.  aus  dem  Zend-Avesta)  las;  yiE%colcoiiivriv  £gst,  Buresch  S.  117  nr.  56.  S.  199. 
darauf  entzündete  sich  das  Holz,  ohne  dafs  Diese  Anaitis  'vom  heiligen  Wasser'  ist  eine 
Feuer  daran  gehalten  wurde,  und  die  helle  interessante  Parallele  zu  der  iranischen  Wasser- 
Flamme  schlug  hervor.  Zahlreiche  Münzen  von  göttin  Anähita  (Ed.  Meyer,  Boschers  Lex.  Bd.  1 
Hierokaisareia  zeigen  auf  dem  Revers  einen  Sp.  330).  Körte,  Athen.  Mitth.  20  (1895),  12 
flammenden  Altar,  auf  dem  Obvers  das  Brust-  Anm.  erkennt  in  ihr  die  Artemis  Kolor]vrj  (s. 
bild    der  Artemis   mit   der  Legende  I1EPCIKH.  unten  Sp.  2063,  66 ff.). 

Eckhel,  Doctr.  num.  3,  103.    Mionnet  4,  46,  209,  6)   Hypaipa    s.    die    unter    1)   angeführte 

Head,  Hist.  num.  550.     Cat.  of  greek  coins  of  40  Stelle  aus   Paus.  5,  27,  5.     Eine  südlich  von 

Lydia  102 f.     Imhoof-Blumer,  Lyd.  Stadtmünz.  Hypaipa  bei  Ödemisch,  das  nicht,  wie  Bamsay, 

14,  15  ff. ;  andere  Münzen  mit  derselben  Legende  Hist.  Geogr.  104.    Beinach,  Bev.  archeol.  1885, 

und  Darstellung  auf  dem   Obvers   zeigen   auf  II,   97 f.    wollten,   mit    Hypaipa    identisch    ist 

dem    Revers    das    Vorderteil    eines    liegenden  (s.  Buresch  a.  a.  0.  189.     G.  Weber,  Bev.  des 

Hirsches,    Imhoof-Blumer    a.   a.    0.    5,  1    oder  ctud.  grecques  1892,  8),  gefundene  Ehreninschrift 

einen   schreitenden   Hirsch,    ebend.    16,   22.    24  auf   einen   Einwohner   von   Hypaipa    erwähnt 

oder  einen  stehenden  Zebuochsen,  ebend.  14,  14.  xa  {isycclct  Aqxe^biglo:  AQXi^Etaiaßi   (nach   dem 

Eine  andere  Münze  stellt  die  Artemis  Persike  Herausgeber  Lokativ  zu   einer  Örtlichkeit  kq- 

dar,  welcher  der  Heros  Perseus  die  Hand  reicht,  rffiffff/asp],   eine  Ansicht,   die  hinfällig  wird 

Imhoof-Blumer,    Griech.    Münz.    594a    S.   193  50  durch  die  gleichfalls  in  der  Nähe  von  Ödemisch 

Taf.  11,  17.     Lyd.   Stadtmünz.   19;    auf  einer  gefundene  Inschrift:  A]QXE(ieiaidSog  £'  .  .  .  xbv 

andern  Münze  steht  die  Artemis  Persike  neben  ay&va  x&v  Aqxepeioicüv),  Bev.  archeol.  a.  a.  0. 

der  Tyche  von  Hierokaisareia   auf  einem  von  114,  14.     Auf  Münzen  von   Hypaipa   erscheint 

zwei  Pferden  gezogenen  Wagen,  dem  Perseus  wie  auf  denen  von  Hierokaisareia  (oben  nr.  1) 

(oder    Hermes?)    voranschreitet,    Lyd.   Stadtm.  der  flammende  Altar  innerhalb   einer  Tempel- 

19,  40.     Head,   Cat.   of  greek  coins  of  Lydia  front  mit  vier  Säulen,   Imhoof,   Lyd.   Stadtm. 

105,  20.     Weihungen:  fttoig  OEßctGxolg  xul  Aq-  84,  14  Taf.  4,  10;  oft  findet  sich  das  Kultbild 

TfftidY   IIeQ6iKf]   v.a.1   xa  dtffioa,  Mova.  xcnl  ßtßl.  der    Artemis    (Anaitis),    manchmal   auf  einem 

5  (1885/86),  35,  cpty'.    Corr.  hell.  11  (1887),  95,  17.  mit  zwei  Pferden  bespannten  Wagen  oder  auf 

Bohn-Schuchardt,  Altert,  v.  Aigai  25.     Spiele:  60  der    vorgestreckten    Rechten    der    Stadtgöttin 

to;  [ibyälcc  üzßaoxcc  kpxefiEiaia,  Mova.  a.  a.  0.  cpiö'.  oder  des  Apollon  stehend,  ebend.  77  ff.  Macdonald, 

Corr.  hell.  a.  a.  0.  96,  18.     Nach  Wernicke  bei  Catal.   of  greek  coins  in  the  Hunter.  coli.  .  .  . 

Pauly -Wissoiva    Bd.  2    s.  v.   Artemis    S.  1397  Glasgoiv   2,  453,   5  pl.  55,  19    oder  zusammen 

bezieht   sich   das  von   Paus.  7,  6,  7   erwähnte  mit  Asklepios   Head,   Cat.  ...  Lydia  112,  28. 

Isqov  ntpoiHTig  Apxziiidog,   vor  dem  die  Lyder  Imhoof-Blumer,    Kleinas.    Münzen    1,    174,    2 

die   Bildsäule    des    im  Lamischen   Kriege    ge-  Taf.  6,  6;    Anaitis   auf  Homonoiamünzen  von 

fallenen  Lyders  Adrastos  aufstellten,  ebenfalls  Sardes  und  Hypaipa,    Head,   Lydia   277,   218 

auf  den  Kult  in  Hierokaisareia.  pl.  41,  4. 


2063                      Persike  Persike                      2064 

7)  Gebiet  der  Kaystrianer,  Larisa  oder  Artemis  Kolor\vrj  eine  der  Demeter  [richtiger 
Teira:  Kultbild  der  Artemis  Anaitis,  Imlwof-  wohl  der  Göttermutter]  sehr  nahe  verwandte 
Blumer,  Lyd.  Stadtm.  54.   78.  Göttin)  identisch  (vgl.  ob.  unter  nr.  5).  Ein  inter- 

8)  Klannudda:  Kultbild  der  Artemis  essantes  bildliches  Zeugnis  für  die  schon  oben 
Anaitis;  wenigstens  gleicht  die  Darstellung  bis  erwähnte  Verschmelzung  der  Rhea-Kybele  mit 
auf  das  Attribut  in  der  R.  (rundlicher  Gegen-  Anaitis  in  Lydien  bietet  ein  aus  Kula  stam- 
stand)  derjenigen  der  Artemis  Anaitis  von  mendes  Marmorrelief  (Mova.  1880  S.  163)  mit 
Hypaipa,  Imhoof-Bl.,  Lyd.  Stadtm.  59;  vgl.  78.  der  Darstellung  dreier  Göttinnen:  AHMHTPA — 

9)  Maeonia  und  Umgebung  (Kula,  Gjölde):  HNIKH  —  APTEMIZ.  Die  letztere  sitzt  nach 
Die  zahlreichen  Inschriften  finden  sich  bei  10  Buresch  69  (vgl.  auch  Usener,  Bh.  Mus.  58 
Leemanns,  Griecksche  Opschriften  uit  Klein- Azie  [1903],  26,  20)  auf  einem  von  zwei  Löwen  ge- 
in  Verhandelingen  d.  Kon.  Akad.  van  Wetensch.  tragenen  Thronsessel  mit  Mauerkrone  auf  dem 
Afdeel.  Letterkunde  17  (1888)  S.  3 ff.  Polak,  Haupte,  einer  nach  oben  offenen  Mondsichel 
Mnemosyne  15  (1887),  251  ff.  Beachtenswert  auf  der  Mitra,  mit  einer  nach  unten  geöffneten 
ist  es,  dafs  die  Göttin  bald  als  "AQxsfiig  Avcclxig  darunter;  zu  ihren  Füfsen  windet  sich  ein  Tier, 
bald  als  Q-sä  Avcüxig  oder  als  MrjxnQ  Avcclxig  links  und  rechts  vor  dem  Thron  ist  je  ein 
erscheint,  ein  Umstand,  der  deutlich  auf  ihre  Stierkopf  angebracht;  an  den  Armlehnen  des 
Verschmelzung  mit  der  Rhea-Kybele  hinweist.  Thrones  links  und  rechts  richtet  sich  je  eine 
Es  sind  folgende  Inschriften:  a)  kgrefudi  grofse  Schlange  empor.  Dasselbe  Übergehen 
Avas[i]xt  Xccgirri  .  .  7t£QiTtX(o\ia  a%ovaa  nccl  20  der  beiden  Göttinnen  in  einander  zeigt  ferner 
££,a6&r]i6tt  vnb  xf\g  IsQSiag,  Leemans  3,  1.  Polak,  ein  Fragment  des  Tragikers  Diogenes  b.  Athen. 
252,  1.  —  b)  Aoxi^idi  AvccsLxi  .  .  vksq  vyeiag  14,  636a  (Nauck*  S.  776),  in  dem  die  zuerst 
Tool'  ocpd-aX^ätv,  Leemans  7,  2.  Polak  252,  2.  —  angerufene  phrygische  Kybele  durch  die  ly- 
c)  Äqx£[iiSi  Avazlxi  y.al  Mr\vl  Tiäuov  .  .  VTthg  dische  T[ibAia  &ebg  .  .  .  "Aqxs^lis  abgelöst  wird. 
xi)g  6lo%lr\Qiag  xwv  nodwv ,  Mova.  1880,  127.  Über  die  Verschmelzung  der  Göttermutter  und 
Bev.  archeol.  1885,  2,  107.  Leemanns  39.  Corr.  der  Anaitis  vgl.  Paris,  Corr.  hell.  8  (1884),  377. 
hell.  4  (1880),  128.  Boscher,  Sachs.  Ber.  43  v.  Gutschmid,  Kl.  Schriften  3,  191.  Milchhoefer, 
(1891),  124  a.  Diese  drei  Inschriften  zeigen  die  Anfänge  der  Kunst  in  Griechenland  87.  Cumont 
Anaitis  als  Heilgöttin,  die  ein  Hymnus  des  oben  s.  v.  Mithras  Bd.  2  Sp.  3043,  54  ff.  Koerte, 
Avesta  als  'heilkräftig'  preist  (K.  Geldner,  30  Athen.  Mitth.  20  (1895),  11.  12  mit  Anm.  1. 
Kuhns  Zeitschr.  25,  379,  1)  und  zu  der  man  um  Vgl.  auch  Kern,  Arch.  Anzeig.  1894,  123,  der 
fheilen  Leib'  betete,  ebend.  388,  53  —  d)  Qsä  die  Identität  der  Artemis  Leukophryene  d.  h. 
Avasixi  ■y.a.l  Mr\vl  Tiäuov  .  .  .  ccTtedcoxKv  xb  der  Göttin  des  unweit  von  einem  See  gelegenen 
isQOTtoiruLCi  sv^aQiaxovvxsg,  Leemans  8,  3.  Polak  Leukophrys  mit  der  Kybele  erweist. 

252,  3.  Class.  rev.  1889,  69,  1.  Athen.  Mitth.  10)  Sardes:  Priester  der  Anaitis  Artemis, 
12  (1887),  254,  19.  —  e)  @m  'Avccdxi  xal  Mrjvl  Bev.  archeol  1885,  2,  105  Mit  diesem  in- 
Tid[iov,  und  weiter  heifst  sie  in  derselben  In-  schriftlichen  Beleg  stimmt  überein  die  Nach- 
schrift Mrjxr}Q  Avanxig,  Mova.  1885,  54  nr.  vh/.  rieht  des  Berossos  fr.  16  aus  Clem.  Alex.  Protr. 
Leemans  10,  4  (wo  slXccac^iv  v^wxtQccv  ÄvasTxiv  5  p.  43  Potter,  dafs  Artaxerxes  H.  der  Aphro- 
statt  dlaaä\ibvv  [=  sllaad^svoi]  Mtix^qkv  Ä.  40  dite  (s.  unten)  Anaitis  aufser  in  anderen  Städten 
steht).  Polak  253,  4.  —  f)  Mt\xqI  Ävccdxi  Avq.  auch  in  Sardes  Statuen  errichtete.  Vielleicht 
Movaalog  avccSs^djisvog  xr\v  ccdtXcpijv  .  .  6xr\Xi]v  ist  die  HccQSiavi]  'ÄQXSiug  (C.  I.  G.  2,  3459)  mit 
a%ccixri&slg   arttdcoxci,   Leemans   11,    5.      Polak  unserer  Göttin  identisch.    Ein  seiner  Lage  nach 

253,  5.  Class.  rev.  1889,  70,  2.  Athen,  Mitt.  unbestimmbarer  Tempel  der  Artemis,  der  aber 
12,  254,  20.  —  g)  Mi\xqI  Ävatxi  Ä&oxxnvi]  durch  die  Erwähnung  die  Paktolos  und  des 
(k^ioxxvv^,  Buresch  a.  a.  O.),  Leemans  13,  7.  Tmolos  wohl  nicht  allzuweit  von  Sardes  an- 
Polak  253,  7.  Athen.  Mitt.  12,  254  Anm.  2.  —  zusetzen  sein  dürfte,  wird  von  Plut.  de  fluv. 
h)  Msydln  Ävccbixig,  Leemans  12,  6.  Polak  253,  6;  7,  5  erwähnt:  in  ihm  that  Tmolos,  der  König 
vgl.  Buresch  a.a.O.  67.  —  YAndlaog  ..  fttcöv  Aibg  von  Lydien,  einer  Jagdgefährtin  der  Artemis, 
Zccßcc£lov  xal  ÄQxt[itdog  Avasixtg,  Mova.  1880,  50  namens  Archippe,  Gewalt  an. 

164.     Leemans  39.     Bev.  archeol.  a.  a.  0.  107.  11)  Philadelphia:  Weihung  an  die  Mr\- 

Auf  Münzen  von  Maionia  erkennt  Imhoof.-Bl.,  xr}Q   Avalxig,   Corr.   hell.   8   (1884),   376.      Bev. 

Lyd.  Stadtm.  93,  3   die  Artemis  Ephesia  (vgl.  archeol,    a.  a.  0.    108.      Leemans  a.  a.  0.    39. 

unten  die  Münzen  von  Philadelphia),  dagegen  Athen.  Mitth.  14  (1889),  106,  56.    Spiele:  ybsyälct 

Head,   Cat.  of  greek  coins  of  Lydia   135,   75.  asßccaxu    Avatixia,    C.  I.   G.  2,  3424.     Le  Bas 

Macdonald,  Cat.  of  greek  coins  in  the  Hunter.  655.     Bev.  archeol.  a.  a.  0.   107.     Leemans  39. 

coli,  univers.  of  Glasgow  2,  454,  1  die  Artemis  Vgl.  6  tfjg  fttov  ccywv,  Ath,  Mitth.  20  (1895),  506. 

Anaitis.    Auch  die  Mr\xr\Q  (Pilsig  einer  Inschrift  Beachtenswert  für  die  ob.  9  a.  E.  erwähnte  Ver- 

aus  Kula  (Corr.  hell.  8,  378.  Journ,  of  hell.  Schmelzung  der  Anaitis  mit  Kybele  ist,  dafs 
stud.  10,  227,  23),  die  nach  Pierre,  Corr.  hell,  go  aus    Philadelphia    die    Weihung    an    die    &sä 

a.  a.  0.  379  =  Kybele  ist,  wird  von  Beinach,  Mccxvrivri  (s.  d.)  stammt,  ebenso  eine  Weihung 

Bev.   arch.  1885,   2,   109   und   Perdrizet,   Corr.  an  die  Mrjxnp  Q-z&v,  Leemans  16,  9.  Polak  253, 9. 

hell.  20  (1896),  89  Anm.  1  auf  Anaitis  gedeutet  Corr.  hell  7,  504,  9.     Vielleicht  stellt  der  von 

und  ist  nach  Wernicke  bei  Pauly-Wissoiva  s.  v.  Imhoof-Blumer,  Lyd,  Stadtm.  123,  32  (Mionnet 

Artemis  Sp.  1397  mit  der  am  gygaiischen  See  4,  102,  561)   als  Kultbild   der  Artemis  Ephesia 

verehrten  Artemis   Kolor\vrj   (s.  d.  Art.  Gygaia  bezeichnete  Typus  die  Anaitis  dar. 

und  Koloene  und   dazu  Buresch  66.  118  Anm.;  12)  Thyateira:  Die  hier  verehrte  Artemis 

nach  Stephani,  Compte-rendu  1865,  28   ist   die  BoQHxrjvrj  (C  I.  G.  2,  3477  [vgl.  3507.  3508,  wo 


2065 


Persike 


Persike 


2066 


Artemis  ohne  die  Epiklesis  BoQstti]vri  erscheint]; 
Ecktet,  Doctr.  n,  3,  121.  Mionnet  4,  152  f. 
Imhoof -Blumer,  Lyd.  Stadtm.  147.  Kleinasiat. 
Münz.  1,  185,  1.  Head,  Cat.  of  .  .  .  Lydia  295, 
19  ff.  297,  30.  300,  51.  321,  146fi.  pl.  41,  6)  ist 
von  Ecktel  a.  a.  0.  M.  Clerc,  De  rebus  Thyatir. 
78  wohl  mit  Recht  für  die  Anaitis  erklärt 
worden,  vgl.  aber  auch  Hiller  v.  Gaertrmgen, 
Woctenschr.  f.  Mass.  Phil  1893,  1388.  Auch 
in  dem  nnö.  von  Thyateira  gelegenen  Kirg- 
Agatsch  ist  eine  Inschrift,  die  eine  Priesterin 
der  Artemis  nennt,  gefunden  worden. 

13)  Attaleia:  Kultbild  der  Artemis  Bo- 
reitene,  Imhoof -Blumer,  Lyd.  Stadtm.  45  f. 

In  Karien  findet  sich  auf  Münzen  von 
Attuda  die  Darstellung  eines  Kultbildes  einer 
Göttin,  das  identisch  ist  mit  dem  der  Artemis 
Anaitis  von  Hypaipa,  Imhoof- Blum  er,  Kleinas. 
Münzen  1,  124,  8.  Lyd.  Stadtm.  78,  und  das 
von  Diod.  20,  27  erwähnte  Il£Q6ix.6v  bezeichnet 
nach  Ecktet,  D.  n.  v.  3,  103  locum  Dianae  Per- 
sicae  sacrum. 

Von  Städten  Phrygiens  haben  Münzen  mit 
dem  Kultbild  der  Artemis  Anaitis  geprägt  Apa- 
meia  {Imhoof -Blumer ,  Kleinas.  Münzen  207,  6. 
209,  13  a.  Macdonald,  Cat.  of  greek  coins  etc 
478,  11),  Kadoi  {Imhoof- Blumer,  Kleinas.  M. 
248,  2;  vgl.  Lyd.  Stadtm.  78).  Ob  der  von 
Plin.  n.  h.  16,  157  erwähnte  Anaiticus  lacus 
in  Phrygien  zu  suchen  ist  {Ramsay,  Cities  .  . 
Phrygia  1,  231),  ist  mindestens  zweifelhaft; 
nach  Baumgartner  bei  Pauly-Wissowa  Bd.  1 
s.  Anaitica  regia  lag  er  in  der  Landschaft 
Anaitis  in  Armenien.  Zu  den  Bd.  1  Sp.  332 f. 
von  E.  Meyer  angeführten  Kultstätten  der 
Anaitis  ist  ergänzend  nachzutragen: 

Armenien:  Litteratur  über  die  älteren  An- 
gaben und  Vermutungen  über  die  armenische 
Anahit  bei  P.  de  Lagarde,  Studien  in  Abh.  d. 
Tc.  Ges.  d,  Wiss.  zu  Göttingen  22  [1877]  S.  12 
nr.  105  S.  166.  Gesammelte  Abh.  15.  Kult- 
stätten in  Eriza,  dem  Hauptort  der  Land- 
schaft Akisilene,  Agathangelos  b.  V.  Langlois, 
Collect,  des  histor.  anc.  et  modern,  de  VArmenie 
1,  126.  167;  sie  heifst  Sianoiva  'Agts^ug  (S.  135), 
lieyccXt]  "Agre^ig  (S.  129),  uzyccln  SißTroivcc  "4q- 
Tfftig  (S.  128);  das  Bild  der  Göttin  war  von 
Gold  (S.  168).  Auch  Moses  v.  Chorene  2,  13. 
57  erwähnt  den  Kult  von  Eriza.  Kult  in  Ar- 
taxata,  Moses  v.  Ch.  2,  46.  Agathang.  S.  164, 
in  Armavira,  Moses  2,  11.  Ob  auf  den  Mün- 
zen einiger  Könige  von  Westarmenien  mit 
Babelon,  Les  rois  de  Syrie,  d'Armenie  et  de 
Commagene  Introd.  CXCI.  CXCVffl  Fig.  40. 
CC  Fig.  42  (vgl.  Head,  Hist.  mm.  635)  eine  Dar- 
stellung der  Anaitis  anzunehmen  ist,  bleibt 
fraglich,  vgl.  Imhoof- Blumer,  Porträtköpfe  auf 
antiken  Münzen  S.  81  (vgl.  41),  der  Kybele  er- 
kennt. 

Zela  in  Kappadokien  (Bd.l  Sp.  332, 40f.), 
vonWindischmann,  Hie  persische  Anahita,  Abh. 
d.  philos.-philol.  Kl.  d.  k.  bayr.  Akad.  d.  Wiss. 
8  (1856),  93 f.  mit  dem  pontischen  identifiziert: 
Nach  v.  Gutschmid,  Kl.  Schriften  3,  190  f.  ist 
die  Kaiserin  Alexandra  (Papebroch,  Acta  S.  S. 
April  III  p.  105),  die  auf  den  alten  Darstellungen 
dem  Kampf  des  hl.  Georgs,  der  nach  der  Legende 
ein  kappadokischer  Prinz  war,   zuschaut,   die 


ins  Christliche  übersetzte  Anaitis,  deren  Namen 
kls^tcvÖQa  'die  Männer  Abwehrende'  eine  sehr 
passende  Bezeichnung  für  die  rjungfräuliche' 
(Bd.  1  Sp.  330,  53)  Anahita  sei. 

Auf  Münzen  vom  pontischen  Zela  (s.  Bd.  1 
Sp.  333,  2 ff.)  erkennt  Head,  Hist.  mm.  427 
(vgl.  Wroth,  Cat.  of  greek  coins  Pontus,  Paphla- 
gonia  41,  3)  eine  Darstellung  des  Tempels  der 
Anaitis. 

10  Auch  Münzen  von  Amastris  in  Paphla- 
gonien  zeigen  wahrscheinlich  die  Anaitis, 
Head  a.  a.  0.  432  fig.  266;  Wroth  a.  a.  0.  84,  1 
1)1.  19,  2;  letzterer  schwankt  zwischen  Anaitis 
und_Aphrodite. 

Über  den  Kult  der  persischen  Artemis  bei 
den  Parthern  und  über  die  Darstellung  der 
Göttin  auf  Münzen  des  Partherkönigs  Gotarzes 
s.  v.  Gutschmid,  Kl  Schriften  3,  62.  89;  vgl. 
auch  Schneider icirth,  Hie  Parther  u.  s  w.  186  f. 

20  Über  den  Kult  der  A.  bei  den  Arabern 
handelt  E.  Blochet,  Le  culte  d' Aphrodite- Anahita 
chez  les  Arabes  du  paganisme  in  Rev.  d.  linguist. 
35  (1902),  1—26  [z.  Z.  noch  nicht  abgeschlossen], 
der  S.  12  in  der  bekannten  Stelle  bei  Herod. 
1, 131  (vgl.  E.  Meyer  Bd.  1  Sp.  332, 1)  naUovai .  . 
kgäßiot,  de  'Aliläx  (so  Seiden  nach  Herod.  3,  8 
für  das  überlieferte  "AIlttu,  das  Pott,  Ztschr. 
d.  d.  morg.  Ges.  13,  371  für  einen  nach  dem 
Gebären    benannten    semitischen   Namen,    wie 

30  rzvetvlllg,  hielt)  'Alldax  liest.  Zu  Alilat  s. 
Baumstark,  Pauly-Wissowa  Suppl.  1,  57 ff. 

Inbetreff  des  gewöhnlich  gebrauchten 
Namens  ""persische  Artemis'  sind  beach- 
tenswert die  Bemerkungen  v.  Gutschmid's  Kl. 
Sehr.  3,  263  f.,  dafs  die  Bezeichnung  "AQxt^ug 
HeQ6iY.r\  bez.  TlsQ6iy.ri  allein  nur  für  Hiero- 
kaisareia  (s.  oben  nr.  1)  bezeugt  ist.  Nun  ist 
allerdings  noch  die  oben  nr.  3  angeführte  In- 
schrift  aus    dem   ungefähr   20  Kilometer    von 

40  Hierokaisareia  entfernten"  Saritscham  (Hiero- 
lophos?)  hinzugekommen,  die  die  IIbqglii[i] 
&£cc],  wie  wohl  sicher  zu  ergänzen  ist,  nennt, 
sowie  die  oben  unter  nr.  4  mitgeteilte  Inschrift 
aus  dem  südöstlich  von  Hierokaisareia  gelegenen 
jetzigen  Mermere,  und  unter  den  #fot  Usqgimoi 
(s.  d.)  wird  von  Strabo  die  Anaitis  genannt  (vgl. 
die  analoge  Ausdrucksweise  niöidixi]  &tü  [s.  d.] 
und  nioidixoi  ftsoi  [s.  d.]),  aber  im  Verhältnis 
zu  den  viel  häufigeren  Bezeichnungen  der  Göttin 

50  als  Anaitis,  Anaitis  Artemis,  Artemis  Anaitis,  &ttx 
Anaitis,  MrjrnQ  Anaitis,  bleibt  doch  das  seltener 
vorkommende  und  lokal  begrenzte  IIsQCtm]  merk- 
würdig. Denn  bei  Plut.  Luculi.  24,  der  von  dem 
Kultus  im  Osten  ti£quv  EvcpQcctov  spricht,  heifst 
die  Göttin  TLsgalcc  'Aorsiug,  und  Diod.  5,  77  be- 
richtet, dafs  Artemis  wegen  ihres  häufigen 
Aufenthaltes  Ttsgl  ri]v  TltQßidci  '"Jltpff/o:'  ge- 
nannt worden  sei,  und  dafs  die  Perser  Äqxi- 
liiSi  Hsoßia  {nsQ6eicc   cod.  Vindob.)   Mysterien 

60  feierten.  In  dieser  IIsQGia  erkennt  v.  Gutschmid 
dieselbe  Göttin  wie  die  IltQccoLci  (s.  d.  u.  Cumont 
bei  Pauly -Wissoiva  s.  v.  Anaitis:  'Artemis 
nsQa6ia  wohl  =  persische  Göttin')  und  sieht 
in  TJtQßicc  einen  'orientalischen  Beinamen  (etwa 
altpersisch  Pärciya,  17  tfjg  neooidog?),  zu  dem 
sich  dann  die  Nebenform  nsoaGla  verhalten 
wird,  wie  sanskr.  Päraca  zu  altpers.  Pärca'. 
Usener,  Bhein.  Mus.  23  (1868),  351  erklärt  die 


2067                        Persike  Personifikationen  (Begriff  u.  Entstehung)  2068 

Beziehungen  von  Tltgcia  bez.  JleQßüa,  wie  er  Persikoi  Theoi  (Il£Q6i%ol  &soi),  Strabo  12, 
bei  Biod.  liest,  zu  dem  Volksstamrn  der  Perser  599.  15,  733;  namentlich  werden  als  solche 
für  durchaus  sekundär,  erklärt  den  Namen  (nsQGixol  daiuovzg)  genannt  Anaitis,  Omanos 
selbst  für  ursprünglich  griechisch  (vgl.  auch  (s.  d.)  und  XvdSarog  (k^idvöatog,  Bagarde,  Ges. 
Studniczka,  Kyrene  155  Anm.  81)  und  sieht  Abhandl.  154),  yt^ävSaxog  oder  yi^ä.Q8atog  = 
in  Persia  etc.  wie  in  der  ihr  gleichen  HeQycäa  Ameretät f  der  Herr  der  Bäume',  Windischmann, 
(s.  d.)  =  IIsQccaicc  (s.  d.)  die  in  Vorderasien  so  Abhandl.  d.  philos.-philol.  Gl.  d.  k.  bayr.  Akad. 
vielfach  verehrte  Mond-  und  Lichtgöttin  (vgl.  8,  120  f.;  vgl.  aber  auch  Ed.  Meyer  Bd.  1  s. 
auch  Persithea),  eine  Ansicht,  in  der  ihm  auch  Anaitis  Sp.  333,  4  ff.),  Strabo  11,  512.  [Höfer.] 
Furtwängler,  Sitzungsber.  d.  k.  bayr.  Akad.  d.  10  Persinoos  (nspolvoog),  ein  Grieche  vor  Troja, 
Wiss.,  philos.-philol.  Kl.  1899,  2,  607  Anm.  2  von  Penthesileia  getötet,  Quint.  Sm.  1,  227. 
beistimmt,  indem  er  sagt,  fdie  von  den  Griechen  [Stoll.] 
mit  ihrer  Urania  identifizierte  persische  Anaitis  Persithea  (negaifriu),  f]  kcpoodirr],  Hesych. 
ist  Sterngöttin ;  sie  erscheint  von  einem  grofsen  wozu  M.Schmidt  bemerkt  fImo  ÜSQoicc-  ftnä 
Strahlenkranze  umgeben  auf  einem  griechisch-  At  non  Venus  sie  dieta,  sed  Diana  etc.'  (vgl. 
persischen  Cylinder  des  4.  Jh.  (Stephani,  Gompte  d.  Art.  Persike  Z.  2).  Dafs  aber  TleQGid'tci 
rendu  1882/83  pl.  5,  3.  Furtwängler,  Antike  dieselbe  Göttin  wie  die  Anaitis  ist,  die  öfters 
Gemmen  3  S.  120)',  obwohl  E.  Meyer,  Ztschr.  der  Aphrodite  (Bd.  1  Sp.  331,  67 ff.)  gleich- 
et d.  morg.  Gesell.  1877,  721  aufs  Schärfste  da-  gesetzt  wird,  ist  offenbar,  vgl.  Cumont  bei 
gegen  Einspruch  erhoben  hatte,  die  eranische  20  Pauly-  Wissowa  s.v.  Anaitis  Bd.  1  Sp.  2031,  13, 
Quellgöttin  zu  einer  assyrisch-persischen  Mond-  und  Persithea-Anaitis  verhält  sich  wie  Persidi- 
göttin  (als  Mondgöttin  bezeichnet  auch  G.  Hoff'-  cus-Mithras.  Usener,  Rhein.  Mus.  23  (1868), 
mann,  Auszüge  aus  syrischen  Akten  persischer  352  sieht  in  Persithea  (Stamm  per)-  etc.  = 
Märtyrer,  Abhandl.  f.  die  Kunde  des  Morgen-  'leuchten')  diefLichtgöttin'  Aphrodite.  [Höfer.] 
landes  7,  3,  146  die  TJsQaia  "Aqts\iig  der  über-  Perso  (nfpccb),  eine  der  Graiai  (s.  d.  Bd.  1 
dies  S.  155f.  die  Göttin  Nava  [s.  d.]  für  iden-  Sp.  1731,  4),  Heraklit.  de  incred.  13  p.  78  Festa. 
tisch  mit  Anähita  hält)  machen  zu  wollen.  Vgl.   Tümpel,  Jahrb.   f.   Mass.   Phil.    Suppl.  16 

Über  das  Bild,  unter  dem  man  sich  Anaitis  (1888),  211.  H.  B.  Müller,  Ares  Ib.  Bei  Hygin. 
vorstellte,  s.  Bd.  1  Sp.  332,  21  ff.;  hinzugefügt  fab.  praef.  11,  1.  Schmidt  vermutet  Bursian  für 
möge  werden,  dafs  man  sich  die  Göttin  auch  30  den  überlieferten  Graiennamen  Chersis:  Persis, 
mit  goldenen  Schuhen  bekleidet  dachte,  Geldner  gebilligt  von  Robert,  Hermes  36  (1901),  159.  Über 
a.  a.  O.  391  f.,  78.  Eine  Darstellung  der  Anaitis  Darstellungen  der  Perso  s.  d.  A.  Pemphredon. 
findet  sich  auf  dem  Relief  mit  der  oben  [Höfer.] 
unter  9  a  angeführten  Inschrift  bei  Leemans  Personifikationen  abstrakter  Begriffe. 
a.  a.  0.  S.  3:  die  Göttin  trägt  wie  die  Kybele,  Personifikation  ist  in  Ansehung  des  Objekts 
Mauerkrone  und  Schleier,  aui'serdem  aber  auch  Beseelung  des  Unbeseelten,  in  Ansehung  des 
eine  Scheibe  mit  der  Mondsichel  hinter  dem  Subjekts  Hineintragen  des  Ich  in  das  Nicht- 
Haupte; bemerkenswert  sind  die  zahlreichen —  Ich.  Personifikation  oder  Persönlichmachung 
achtzehn  —  Brüste  (vgl.  die  Beschreibung  Bd.  1  ist  gleichzusetzen  mit  Beseelung,  weil  der  Be- 
Sp.  332,  28);  zu  beiden  Seiten  befindet  sich  ein  40  griff  der  Seele  untrennbar  verbunden  ist  mit 
Hirsch.  dem   der  Persönlichkeit.     Indem  ich    ein   un- 

Mit   dem  Namen  persische   oder  orien-  persönliches   Konkretum    oder  Abstraktum    zu 

talische     oder     asiatische     Artemis    (Ger-  persönlichem   Rang    erhebe,    mit   persönlichen 

hard,    Archäol.    Zeit.    12    [1854],    177  f.,     181.  Kräften  und  Eigenschaften  ausstatte,  setze  ich 

E.    Curtius,    Ges.   Abhandl.   2,    9  f.,    110.    269.  eine  Seele.     Personifikation  beruht   auf  einem 

Milchhoefer,  Bie  Anfänge  der  Kunst  in  Griechen-  Hineintragen  des  Ich  in  das  Nicht-Ich,  sofern 

land   86.     Be   Witte,   Gaz.  des  Beaux-Arts  21  das  persönliche  Subjekt,  in  dessen  Vorstellung 

[1866],  115.     CJiabonillet,  Cat.  gener.  des  camees  jene  Thätigkeit  vor  sich  geht,   keine  anderen 

125   nr.  781.     P.  Orsi,   Museo   Ital.  di  antich,  Elemente    besitzt,    um    diese    Thätigkeit    zum 

class.  2  [1888],  795 ff.   Bangbehn,  Flügelgestalten  50  Ausdruck   zu   bringen,    als    die,   welche  es   in 

in   (I.   öltest,  gr.  Kunst  66  ff.,   76.     Badet  und  seinem  eigenen  Selbstbewußtsein  vorfindet. 

Ouvre,  Corr.  hell.  1894,    134)  hat  man  die  auf  Den  Antrieb  zur  Personifikation  erhält  die 

Denkmälern    sehr    häufige    (Beispiele:    Bd.   2,  menschliche  Phantasie   durch   die  Vorstellung 

Sp.  1750,  63  ff.    Bangbehn  a.  a.  0.77  ff.    Curtius  einer  von   aufsen   wirkenden   Kraft.     Denn  da 

a.  a.  0.  2,   269.      Corr.  hell.  a.  a.  0.  pl.  4  t»8  =  der  Verstand   gemäfs    der    ihm    eigenen    Ver- 

Athen.  Mitth.  20  [1895]  Taf.  1.    Hitzig-Bluemner  anlagung  bei  jeder  Äufserung  von  Kraft  nach 

zu   Paus.   5,   19,   5   S.  413.      Athen.  Mitth.  24  der  Quelle  fragt,    aus  der  sie  stammt,  da  wir 

[1899],    356)    Darstellung    einer    tierhaltenden  andererseits  in  unserem  Selbstbewußtsein,  und 

Göttin  bezeichnet,  mit  Unrecht,  wie  Studniczka,  nur   dort,   Wirkung  und  Ursache  bei  einander 

Kyrene  154  f.  Boscher,  Bexikon  2  Sp.  1752  und  00  und   die   Äufserungen  unserer  eigenen  Kräfte 

A.  Koerte,  Athen.  Mitth.  20,  8  ff.  nachgewiesen  durch  einen  ganz  persönlichen  Willen  bedingt 

haben;    denn    alle    diese    Darstellungen,    die  finden,   so   werden   wir   durch    Analogieschlufs 

sich  weit  entfernen  von  der  für  Anaitis  anzu-  dahin   getrieben,    auch   bei    einer    von    aufsen 

nehmenden   Darstellung   (s.  oben),    bezeichnen  wirkenden   Kraft  einen   gleichen    persönlichen 

die  griechische  Artemis  als  TtoxvLcc  &r}Q(öv;  vgl.  Willen  als  Ursache  anzunehmen, 

auch  E.  Meyer  Bd.  1  Sp.  333,  27  ff.     E.  Knoll,  Das  Gesagte  gilt  für  den  zum  persönlichen 

Studien  zur  ältest.  Kunst  in  Griechodaud  (Progr.  Selbstbewufstsein  entwickelten  Intellekt.     Auf 

d.  Bamberg.  Studienanstalt  1890)  S.  60.  [Höfer.]  einer  primitiven   Kulturstufe,   wo   der  Mensch 


2069  Personifikationen  (Begriff  u.  Entstehung)  Personifikationen  (Begriff  u.  Entstehung)  2070 

sich  selbst  noch  nicht  Persönlichkeit  geworden  entsprechenden     göttlichen     Personifikationen 

ist,  kann  auch  die  Ursache  einer  Kraftäufserung  sind    die    wenigsten    männlichen    Geschlechts, 

nicht    persönlich    vorgestellt    werden.      Hinter  Es  verdient  in  diesem  Zusammenhang  Erwäh- 

der  Kraft  wird  nur  eine   Summe  von    Eigen-  nung,  dafs  der  Dämon  des  Hungers  (Ai^og)  auf 

schaffen  gefühlt,  die  den  Träger  wiederholter  einem  Gemälde  im  Apolloheiligtum  zu  Sparta 

Kraftäufserungen  bildet,  mit  anderen  Worten:  weiblich   gestaltet  war,   wie    auch    in   Smyrna 

eine  Macht,  und  diese  Macht  ist  naturgemäfs  und    auf   Sizilien    weibliche    Personifikationen 

göttlich.  des  Hungers  verehrt  wurden  (s.   Usener  zum  Ix. 

Die  Vorstellung  einer  wirkenden  Macht  ist  Theodosios  S.  144). 

nicht  die  erste,  an  die  sich  eine  religiöse  Be-  10  So  sicher  der  angedeutete  Hergang  für  den 

griffsbildung  ansetzt.     Schon   die  einzeln  wir-  gröfsten  Teil  der  im  griechischen  Kulte  wurzel- 

kende  Kraft  wird  als  göttlich  empfunden  und  haften    Abstrakta    ist,    so    sicher    ist   für    die 

drängt  in  der  Sprache  nach  Fixierung,  es  ent-  Mehrzahl   der  im  römischen   Kulte,  besonders 

stehen  die  Augenblicksgötter.    Ein  weiter  Weg  der  Kaiserzeit,   auftretenden   Personifikationen 

führt  von  hier  bis  zu  der  Ausgestaltung  wirk-  von    Begriffen    der    umgekehrte  Prozefs:    dafs 

lieh    persönlicher,    individueller    Götter,    seine  nämlich  die   Begriffe   zu   Göttern  wurden, 

letzte  Etappe   bezeichnet    die   Personifikation.  Wie  sehr  dieser  Vorgang  dem  römischen  Volks- 

Nicht  in  diesem   Sinne   sind   die  Personifi-  charakter   entspricht,    ist  einleuchtend:    wirk- 

kationen  Gegenstand  des  vorstehenden  Artikels.  liches    Leben    haben    jene    Gestalten    nie    ge- 

Die  persönlichen  Götter,   die   als  fertige  Indi-  20  wonnen. 

vidualitäten  vor  unsere  Augen  treten,  verraten  Beide  Arten  von  Personifikationen  müssen 

nicht  mehr  ohne  weiteres  den  Prozefs,  den  sie  uns    in    gleicher  Weise   beschäftigen,    obwohl 

durchgemacht    haben,    mit    ihnen    haben    wir  sie  ihrem  Wesen  nach  fundamental  verschieden 

uns    nicht    zu    beschäftigen.     Vielmehr   sollen  sind.    Das  äufsere  Kennzeichen  für  ihre   Zuge- 

diejenigen  göttlichen  Gestalten  den  Gegenstand  hörigkeit  zu  dem  hier  abzuhandelnden  Gebiet 

unserer  Betrachtung  bilden,  bei  denen  die  per-  von    Vorstellungen    bietet    die    Identität    des 

sonifizierende    Kraft    der    menschlichen  Phan-  göttlichen  Namens  mit  einem  in  der  Sprache 

tasie    sozusagen    ihr    Erstaunlichstes    geleistet  lebenden  Abstraktum.     Aber  innerhalb   dieses 

hat,    nämlich    die    Vergöttlichungen    ab-  Gebietes  müssen  wir  eine  Grenze  ziehen:  die- 

strakter  Begriffe.                                               30  jenigen  Göttergestalten,  die  eine  volle  persön- 

Soweit  die  abstrakten  Begriffe  das  Primäre  liehe  Geltung  erlangt  haben,  wie  Hebe,  The- 
und  die  göttlichen  Gestalten  aus  diesen  abge-  niis,  Hygieia  u.  a.,  scheiden  aus  dem  Kreise 
leitet  sind,  gehört  in  der  That  eine  bis  zum  unserer  Betrachtung  aus,  da  sie  verständlicher- 
Äufsersten  gesteigerte  Einbildungskraft  oder  weise  eine  isolierte  Behandlung  erfordern, 
die  ganz  aufserordentliche  Veranlagung  eines  Und  somit  mufs  die  paradoxe  Formulierung 
Volkes  dazu,  solche  Gebilde  zu  schaffen.  Aber  gewagt  werden,  dafs  wir  nur  diejenigen  gött- 
oft  genug  ist  das  Umgekehrte  der  Fall:  die  liehen  Personifikationen  in  unseren  Rahmen 
Götter  waren  früher  als  die  Abstrakta.  Gott-  hereinziehen,  die  unterhalb  der  Grenzlinie 
liehe  Macht  äufsert  sich  im  Handeln  oder  einer  wirklichen  Personifikation  verlaufen;  dafs 
in  bestimmten  Eigenschaften,  die  Abstrakta  40  mancher  diese  Grenze  anders  _  ziehen  würde, 
schliefsen  weder  das  eine  noch  das  andere  in  ist  ein  nicht  zu  vermeidender  Übelstand.  Für 
sich.  Erzählen  will  ein  Volk  von  seinen  Göt-  die  Behandlung  der  Personifikationen  in  Poesie 
tern,  darum  sind  die  ursprünglichen  Götter-  und  Kunst  ergiebt  sich  diese  Ausscheidung 
namen  prädikativisch,  adjektivisch.  Und  so  von  selbst,  denn  hier  mufs  es  darauf  ankommen, 
stellt  sich  bei  näherem  Zusehen  heraus,  dafs  die  einer  Dichtgattung  und  Kunstübung  eigen- 
eine ganze  Reihe  von  abstrakten  Götternamen  tümlichen  Gestaltungen  vorzuführen,  während 
ursprünglich  adjektivische  Kraft  gehabt  die  durchgebildeten  Gestalten  persönlicher 
haben  mufs.  Von  besonderer  Beweiskraft  sind  Götter  nur  als  bekannte  Gröfsen  in  die  Kom- 
in dieser  Hinsicht  solche  Abstrakta,  die  als  Bei-  position  eingesetzt  werden.  Eben  dieser  Ge- 
namen  übergeordneter  Götter  vorkommen,  wie  50  sichtspunkt  bringt  es  mit  sich,  dafs  vom  My- 
Nike  oder  Hygieia  als  Beinamen  der  Athena,  thos  für  unsere  Zwecke  wenig  anderes  übrig 
Peitho  oder  Praxis  als  Beinamen  der  Aphrodite,  bleibt  als  Genealogie,  denn  das  metaphorische 
Eukleia  als  Beiname  der  Artemis  oder  Aphro-  ins  Spiel  setzen  göttlicher  Kräfte  hat  ihre 
dite  u.  a.  Sie  sind  nur  als  Adjektiva  ver-  persönliche  Durchbildung  zur  Voraussetzung, 
ständlich.  So  ist  denn  auch  Dike  die  cWei-  wie  das  0.  Jahn  in  seiner  Abhandlung  über 
sende',  Lachesis  die  'Losende',  Nemesis  die  Peitho  ganz  ähnlich  empfunden  und  mit  Bezug 
f  Zuteilende'.  Usener  hat  das  in  dem  letzten  aufebea  diese  Göttin  ausgesprochen  hat  (S.  13). 
Kapitel  seiner  Götternamen  ausgeführt  und  Das  wichtigste  Material  für  das  Verständnis 
die  Frage  aufgeworfen,  ob  denn  die  Sprache  der  in  Frage  stehenden  religiösen  Bildungen 
überhaupt  ursprüngliche  Abstrakta  besitze,  gü  bieten  die  sehr  vereinzelten  und  weit  ver- 
Die  Antwort  ist,  dafs  eine  grofse  Zahl  von  streuten  Zeugnisse  ihres  Kultes.  Eine  noch- 
ihnen  schon  in  ihrer  Bildung  adjektivische  malige  Durchsprechung  sämtlicher  Personifi- 
Natur  verrät  und  gerade  erst  durch  das  Me-  kationen  in  alphabetischer  Reihenfolge  habe 
diuin  eines  Gottesbegriffs  die  abstrakte  Be-  ich  im  allgemeinen  für  überflüssig  befunden, 
deutung  erlangt  hat.  Es  ist  bemerkenswert,  da  sie  fast  ausschliefslich  in  Einzelartikeln 
dafs  gerade  die  weiblichen  Sprachformen  bei  behandelt  sind  oder  noch  behandelt  werden, 
der  Bezeichnung  abstrakter  Begriffe  weitaus  Wohl  aber  hielt  ich  es  für  wichtig,  die  Kultus- 
die    vorherrschenden    sind;    auch    unter    den  thatsachen    mit     den     Belegstellen     in     einer 


2071      Personifikationen  (Litteratur)  Personifikationen  (Kultus)        2072 

alphabetischen  Liste  zu  vereinen,  die  ich  an  bangenden  Menschenseele  offenbart,  wenn 
den  Schlufs  dieses  Artikels  setze;  ihr  folgt  diese  Macht  als  eine  übermächtige,  unbe- 
ein  Register,  das  eine  Übersicht  über  das  greif  liehe,  göttliche  auch  nur  dumpf  empfunden 
Ganze  gewähren  und  die  Auffindung  des  Ein-  wird,  so  ist  die  notwendige.  Folge,  dafs  man 
zelnen  erleichtern  soll.  Die  vorhergehenden  nach  Mitteln  sucht,  das  Übelwollen  dieser 
Abschnitte  über  Kultus,  Mythos,  Poesie  und  Macht  von  sich  fern  zu  halten,  ihr  "Wohlwollen 
Kunst  können  nicht  mehr  sein  als  Skizzen.  zu  gewinnen:  der  Kultus  ist  das  Korrelat  der 
Kultus  und  Mythos  spielen  in  die  Dichtung  Vorstellung  einer  göttlichen  Macht  schlechthin, 
herein,  Thatsacken  des  Kultes  werden  vom  Als  Scipio  den  nächtlichen  Angriff  auf  das 
Dichter  fingiert  oder  blofs  formelhaft  verwendet,  10  Lager  des  Hasdrubal  beschlossen  hat,  entläfst 
um  eine  gröfsere  Anschaulichkeit  der  Personi-  er  seine  Feldherren,  das  Heer  zu  wappnen,  und 
fikation  zu  erzeugen,  die  Denkfonnen  des  bringt  in  einsamer  Stille  der  Tolma  und  dem 
Mythos  werden  übernommen,  um  neue  Bilder  Phobos  ein  Opfer  dar,  damit  nicht,  wie  bei 
in  gangbarer  Vorstellungsweise  zu  vermitteln;  Nacht  zu  befürchten,  ein  panischer  Schrecken 
die  Dichtung  wirkt  auf  die  Kunst,  indem  sie  sich  ereigne,  sondern  das  Heer  mutig  vor  ibm 
Gestalten  schafft,  an  denen  sich  die  bildende  erscheine.  (Die  Belegstellen  für  diesen  Ab- 
Hand des  Künstlers  versucht,  und  was  der  schnitt  sind  in  der  unten  angehängten  Liste 
Phantasie  des  Künstlers  entsprang  und  im  der  Kultusthatsachen  zu  finden.)  Es  ist  klar: 
Bilde  hingestellt  wurde,  das  übte  einen  nicht  Tolma  soll  den  Wagemut  verleihen,  den  ihr 
minder  starken  Einflufs  auf  die  dichterische  20  Name  verkündet,  Phobos  den  Schrecken,  mit 
Vorstellung.  So  sind  die  Grenzen  überall  dem  er  die  Heere  schlägt,  von  den  Römern 
fliefsend,  und  eine  umfassende  Bearbeitung  fernhalten  und  gegen  die  Feinde  kehren.  Das 
des  Stoffes  müfste  sich  mit  eingehenden  Einzel-  Opfer  bezeugt  die  Macht  einer  fördernden 
analysen  befassen.  Wir  können  das  hier  nicht  und  einer  schadenden  Gottheit.  Wir  haben 
leisten.  Personifikationen  vor  uns,  die  weit  davon  ent- 

Litteratur:  F.  G.  Welcher,  Griechische  fernt  sind,  blutleere  Begriffe  zu  sein,  sie 
Götterlehre,  Göttingen  1857 — 1863  Bd.  1,  72  ff.  stammen  aus  griechischer  Anschauung,  und 
707  ff.  Bd.  3,  217  ff.  Hensc,  Poetische  Personi-  die  historische  Treue  der  Erzählung  ist  für  ihre 
fikation  in  griechischen  Dichtungen,  Halle  1868.  Wesenheit  gleichgiltig.  Auch  Theseus  opfert 
G.  Koerte,  Über  Personifikationen  psychologischer  30  dem  Phobos  vor  der  Schlacht  und  Alexander, 
Affekte  in  der  späteren  Vasenmalerei,  Berlin  1874.  dieser  unter  geheimnisvollen  Zeremonieen,  in 
K.  0.  Mueller,  Handbuch  der  Archaeologie  der  Beisein  eines  iiävtig.  Von  einem  Kultus  des 
Kunst,  3.  Aufl.,  besorgt  von  Welcker,  2.  Ab-  Phobos  ist  bei  Philodem  wahrscheinlich  die  Rede 
druck,  Stuttgart  1878.  H.  Heydemann,  Satyr-  gewesen,  für  Sparta  ist  er  bezeugt  und  vor  allem 
und  Bakchennamen,  5.  Hallisches  Winckelmanns-  für  Selinunt  durch  eine  wichtige  archaische 
Programm  1880.  R.  Engelhard,  De  personifi-  Inschrift  erwiesen,  in  der  Phobos  gleich  neben 
cationibus,  quae  in  poesi  atque  arte  Romanorum  Zeus  einen  hervorragenden  Platz  einnimmt. 
inveniuntur,  Gottingae  1881.  A.  Baumeister,  Dazu  kommt  eine  wichtige  Stelle  aus  den 
Denkmäler  des  klassischen  Altertums,  Bd.  3,  Sieben  des  Aeschylus,  wo  die  feindlichen  Heer- 
München  und  Leipzig  1888,  S.  1292—1304  s.  v.  40  führereinen  Stier  über  einem  schwarzen  Schilde 
Personifikationen  in  der  alten  Kunst.  H  Usener,  schlachten,  die  Hände  in  das  Blut  tauchen 
Götternamen,  Bonn  1896,  S.  364 ff.  G.  Wissoiva,  und  bei  dem  Ares  der  Enyo  und  dem  rblut- 
Religion  und  Kultus  der  Römer,  München  1902  liebenden'  Phobos  schwören:  Sieg  oder  Tod! 
(=  Wissoiva) ,S.  271  ff.  O.  Jahn,  Peitho,  die  Das  ist  ein  kapitales  Stück  uralten  Rituals, 
Göttin  der  Überredung,  Greifswald  1846.  K.  aber  man  kommt  über  das  Brockensammeln 
Lehrs,  Ate  in:  Populäre  Aufsätze  2.  Aufl.,  nicht  hinaus.  Lebendigen  Glauben  fühlt  man 
Leipzig  1875  S.  415  ff.  G.  Robert,  Thanatos,  fast  überall  durch,  wo  man  auf  griechischem 
39.  Winckelmanyisprogramm  Berlin  1879.  F.  Boden  steht,  aber  was  wir  vor  uns  haben, 
Wieseler,  Über  Eris,  namentlich  ihre  äußere  sind  zurückgedrängte  und  lokal  zerstreute 
Erscheinung  und  Darstellung  nach  Schrift  und  50  Kulte.  Es  bleibt  nichts  übrig  als  nach  be- 
Bild  in:  Nachrichten  der  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  stimmten  Gesichtspunkten  eine  Art  Gruppie- 
1885  S.  87  ff.  H.  Winnefeld,  Hypnos,  ein  rung  zu  versuchen,  ohne  indessen  alles  wieder 
(irehaeologi scher  Versuch,  Berlin  und  Stuttgart  aufzuführen,  was  die  Kultusliste  registriert. 
1886.  O.  Waser,  Demos,  die  Personifikation  Die  Athener  haben  einer  Reihe  von  ab- 
des  Volkes  in:  Revue  suisse  de  numismatique  7  strakten  Begriffen  Altäre  errichtet,  Pausanias 
(1897)  p.  313 ff.  Die  Einzelartikel  dieses  Lexi-  zählt  deren  vier:  Eleos,  Aidos,  Pheme  und 
kons  (=  EA).  Die  Einzelartikel  der  Real-  Horme.  Andere  nennen  neben  Aidos  Philia 
Encyklopaedie    von   Pauly  -  Wissoiva  (=  P  W).  oder  Apheleia,  von  denen  die  zweite  wohl  nur 

eine    Schreibervariante    der    ersten    ist.      Die 

I.  Kultus.  G0  Priesterin  der  Aidos  hatte  einen  Ehrensitz  im 

Die  Thatsache,   dafs   eine   Gottheit  Kultus  Dionysostheater.     Eleos  ist  nicht   ausschliefs- 

geniefst,  setzt  nicht  voraus,  dafs  ihre  Verehrer  lieh  hier  verehrt  worden,  wie  Pausanias  wollte, 

eine  klare  und  durchgebildete  Vorstellung  von  denn   in   Epidauros   ist  ein  Altar  auch  dieses 

ihrem  Wesen  haben.     Kultushandlungen   sind  Gottes    zum   Vorschein    gekommen;    vielleicht 

die   erste  Reaktion  des    primitiven    Menschen  ist    an    eine    direkte    Übertragung    des    athe- 

auf  einen  religiösen  Eindruck.  Wenn  im  nischen  Kultes  zu  denken.  —  Athen  eigen- 
Sturrne  des  Gewitters  und  im  Toben  der  Ele-  tümlich  ist  die  gemeinschaftliche  Verehrung 
mente  eine  unbekannte  Macht  ihre  Kräfte  der       der  Eukleia   und   Eunomia.     Ein   Tempel  der 


2073        Personifikationen  (Kultus)  Personifikationen  (Kultus)        2074 

Eukleia  allein  wird  bei  Pausanias,  ein  Heilig-  die     verwandte     Euthenia     in     Kilikien     und 

tum  beider  Göttinnen  in   der  grofsen  Restau-  Alexandria,  ein  Koros,  wie  es  scheint,  in  Ly- 

rationsurkunde  von    der    Akropolis    erwähnt;  dien.     Dike    ist    speziell  für   Gortyn    bezeugt, 

eine     Reihe     von     Inschriften     bezeugen     das  die  Stadt  des  berühmten  griechischen  Rechtes. 

Priestertum  beider:    der  Priester  war  lebens-  Die    Beisitzerin    des    Zeus     hat     auch    einen 

länglich  im   Amt   und  hatte    einen    Ehrensitz  düsteren    Charakter    und    steht    in    Beziehung 

im  Theater.     Wir  erkennen  bei  Eukleia  eine  zur  Unterwelt:    sie    wird    angerufen   in    einer 

weiter  reichende  Bedeutung:   man  feierte  ihr  Verwünschungsformel,     die    an    Hermes    und 

in   Korinth   ein   Fest,   der    nach  ihr   benannte  Persephone  gerichtet  ist;    als   Verwandte   der 

Monat  Eukleios   ist  für  mehrere   Orte  belegt.  10  Erinys   erscheint  sie    im   Schwur    der    Klytai- 

Ilire   nahe  Beziehung    zum    häuslichen    Leben  mestra.     Der    mit    dem    Kreise    der    Erdgott- 

verrät   die   bei  Plutarch   erhaltene  Nachricht,  heiten  verbundene  kretisch-eleusinische  Plutos 

dafs  in  Boeotien  und  Lokris  Braut  und  Bräutigam  wurde  auch   in  Athen  am  Thesmophorienfeste 

der  Eukleia  das  einleitende  Opfer  darbringen  angeraten,    an    dritter    Stelle    hinter    Demeter 

(■jiQO&vovatv)  und  ihr  Altar  wie  Kultbild   auf  und   Köre.     Die  Maniai    auf   dem  Wege    von 

jedem  Markte  zu  finden  sei.    Diese  Bedeutung  Megalopolis  nach   Messene    und    die  Ablabiai 

erklärt    ihre    Angliederang    an    Artemis,    wie  in  Erythrai   sind  gewifs   den  Eumeniden  ver- 

vielleicht  auch  an  Aphrodite:  beide  sind  Gott-  wandte    Bildungen,    man    braucht    deswegen 

heiten  des  Frauenlebens.  —  Ein  Heiligtum  der  nicht    zu  verkennen,    dafs   sie  selbständig   im 

Pistis,     das    Diogenian     für    Athen     bezeugt,  20  Volksgeiste  wurzeln. 

schliefst  sich  der  oben  erwähnten  Gruppe  von  Die  meisten  der  genannten  Gottheiten  sitzen 
Abstraktionen  an.  —  Sparta  verehrt  den  in  einem  lokalen  Kulte  fest  und  haben  nicht 
Phobos,  den  Thanatos  und  den  Gelos,  ein  mehr  als  lokale  Geltung;  Phobos  begegneten 
charakteristischer  männlicher  Dur- Akkord,  wir  wir  freilich  an  verschiedenen  Orten.  Dasselbe 
hören  nichts  Näheres.  Korinth  besafs  am  ist  noch  von  einigen  anderen  Personifikationen 
Aufgang  nach  Akrokorinth  ein  Heiligtum  der  zu  berichten.  Arete  finden  wir  in  Smyrna  und 
Bia  und  Ananke,  das  Betreten  dieses  Heilig-  Pergamon,  in  Karien  und  Lykien  verehrt,  und 
tums  war  verboten.  Wir  denken  an  das  geheim  es  ist  zweifelhaft,  ob  Wernicke  bei  P  W  Recht 
gehaltene  Kultbild  der  Soteria  in  dem  nicht  hat,  wenn  er  die  römische  Virtus  als  Vorbild 
weit  entfernten  Aigion,  wo  zudem  der  merk-  30  betrachtet:  Virtus  ist  zumeist  an  Honos  ge- 
würdige Brauch  bestand,  einheimisches  Opfer-  bunden,  und  die  pergamenische  Weihung  gilt 
gebäck  aus  dem  Tempel  der  Göttin  zu  nehmen  Arete  und  Sophrosyne,  einem  Paare,  das  ge- 
und  in  das  Meer  zu  werfen,   mit  der  Begrün-  rade    in    dieser    Verbindung    auch    sonst    in 


'S 


düng,  man  sende  es  der  Aretkusa  in  Syrakus.  griechischen   Vorstellungskreisen    nachweisbar 

Es  ist  nicht  durchsichtig,  welche  Beziehungen  ist:  so  wird  die  Priesterin  der  Arete  in  Aphro- 

und  Vorstellungen  hierbei  obwalten,  aber  man  disias   wegen   ihrer    acocpQoövvt}    geehrt,    Arete 

hat    es    zweifellos    symbolisch    als    Rudiment  und  Sophrosyne  erscheinen  neben  einander  in 

alten  Kultzusammenhanges  zu  verstehen,  nicht  dem  Grabepigramm  bei  Kaibel  n.  34  und  als 

anders    wie    das    Haupt,    das    alljährlich    von  Namen   zweier  Töchter   des   älteren  Dionysios 

Ägypten   nach  Byblos   geschwommen    kommt,  40  bei   Plutarch,   Dion   c.  6.  Dikaiosyne  ge- 

und   der  Brief  im  verpichten  Kruge,    den   die  niefst  in  Pergamon  Verehrung,   zu  Epidauros 

ägyptischen  Frauen  alljährlich  übers  Meer  den  ist  ein  Pyrphore  in  ihrem   Kult  thätig;   eine 

Frauen  von  Byblos  senden,  wo  es  nicht  nötig  Erweiterung    ihrer    Machtsphäre    beweist    ihr 

ist  in  thatsächlichen  Naturvorg-ängen  eine  Er-  mehrfach  bezeugter  Anschlufs  an  Isis.   Weitere 


o 


klärung  zu  suchen  (Wuensch,  Das  Frühlings-  Kreise    zieht   der   Kult    der  Peitho:    ihre  Ver- 

fest   der    Insel    Malta    S.  23,  4).     Ein    zweites  ehrung  in  Athen  wird  auf  Theseus   zurückge- 

Heiligtum   der  Soteria  befand   sich  in  Patrai,  führt,  jährliche  Opfer  erwähnt  Isokrates,   ihre 

eine  Weihung   aus  Epidauros  hat  der  soeben  Priesterin  hatte  einen  Sessel  im  Theater,  eine 

erschienene   1.  Band  der  peloponnesischen  In-  Basisinschrift    von    der    eleusinischen    Strafse 

schritten    gebracht.      Da    Aigion    und    Patrai  50  meldet    die  Weihung    einer    Statue;    ihr  Bild 

Küstenstädte   sind,   so  wird  man   an   eine  aus  stand  im  Aphroditeheiligtum  zu  Megara,   auf 

dem  Meere    r  rettende '    Gottheit    denken :    der  dem  Markt  von  Sikyon  hatte  sie  ein  Heiligtum 

erwähnte  Brauch  weist  in   dieselbe  Richtung.  und  stand  in  Kultverbindung  mit  Apollo  und 

—    Die  Bewohner    von   Gades,    die    nach   den  Artemis;  in  Mylasa  wird  ein  Priester  erwähnt, 

Worten  des  Philostratos  tisqitxoL  etat  tot.  &sia,  auf    Thasos    hatte    sie    einen    alten    Tempel, 

haben    dem  Eniautos,    dem   Geras,   der  Penia  Sie  ist  wie  Eukleia  Ehegöttin  und  wie   diese 

und  der  Techne  Altäre  errichtet.     Kairos  hat  an  Aphrodite  und  Artemis   angeschlossen, 

einen  Altar  in  Olympia,  Metameleia  wurde  zu  Ehegöttin  ist  auch  Homonoia,  die  starken  Ein- 

'Argos  verehrt,   Hypnos  erhielt  mit  den  Musen  flufs    der    römischen   Concordia    erfahren   hat, 

zusammen  Opfer  in  Troizen;  eine  Weihinschrift  60  wiewohl  er  im   einzelnen  nicht  leicht  zu  be- 

aus    Athen    nennt    ihn    neben    Asklepios    und  stimmen  ist.     Vor  ihrem  Tempel   erwartet  in 

Hygieia,   auch  in  Epidauros  haben   sich  zwei  Milet  der  Bräutigam  die  Braut;  sonstige  Heilig- 

Weihungen  gefunden :  der  Heilschlaf  erhält  in  tümer  sind  für  Tralles,   die  Insel  Thynias   (in 

ihm  einen  speziellen  Vertreter.   (Waram  D//te)i-  der    Argonautensage)    und    Kos    bezeugt;    für 

berger  behauptet,  im  Athener  Asklepieion  sei  Nikomedeia    ist    ein    Tempel    zu    erschliefsen. 

keine  Inkubation  geübt  worden,  ist   mir  un-  Einen    Altar    kennen    wir    aus    Olympia,    ein 

verständlich.)     Eubosia    (resp.    Euposia),     die  zweiter  aus    Athen    war   der  Homonoia  eines 

Göttin   der    Fülle,    ist  in    Phrygien   heimisch ;  Thiasos     geweiht.       Priester     der     Homonoia 


2075        Personifikationen  (Kultus)  Personifikationen  (Kultus)        2076 

räv  'ElXrjvcov  in  Lebadeia,  der  H.  Primigenia  Weihung  gemeinschaftlich  mit  Hora;  denn 
in  Ephesos  und  der  H.  Sebaste  in  Parnphylien  nichts  anderes  ist  hier  Hora  als  die  cgute 
werden  inschriftlich  erwähnt.  Weihungen  sind  Stunde',  der  günstige  Augenblick:  eine  Weih- 
zu  belegen  für  Theben,  Epidauros,  Mytilene,  ung  an  den  Dies  bonus  bietet  die  treffendste 
Iasos,  Kyzikos:  zum  Teil  ist  auch  hier  die  Parallele.  Die  religiöse  Phantasie  der  Griechen 
Göttin  spezialisiert.  Ihr  Name  und  Bild  tritt  hat  frühzeitig  das  Bedürfnis  empfunden,  die 
auf  Münzen  der  verschiedensten  Städte  auf;  freundliche  Seite  der  Gutes  und  Schlimmes  in 
durch  Concordia  beeinfiufst  und  dieser  gleich-  jähem  Wechsel  verleihenden  Glücksgöttin  zu 
gesetzt,  erscheint  sie  hier  auch  als  H.  des  einer  eigenen  Gestalt  zu  verdichten.  Die  gute 
Kaisers  und  des  Heeres;  ihre  Darstellung  ver-  10  Tyche  besafs  in  Lebadeia  mit  dem  guten 
bindet  sich  mit  der  der  Eirene  und  Demeter.  Dämon  ein  gemeinschaftliches  Heiligtum,  in 
Man  sieht,  die  Verbreitung  ist  weit,  aber  sie  dem  sich  die  Besucher  des  Trophonios-Orakels 
wird  zu  einem  grofsen  Teile  der  Identifikation  auf  den  Hinabstieg  vorbereiteten;  in  der  Altis 
mit  der  römischen  Concordia  verdankt.  von  Olympia  war  ihr  ein  Altar  errichtet;  in 
Eros  und  Nike  müfsten  hier  eine  Stelle  Athen  hatte  sie  ein  Heiligtum  und  empfing 
finden,  doch  darf  ich  wie  in  der  Liste  der  Opfer,  auch  von  den  Strategen;  im  Demos 
Kultusthatsachen  auf  Furtwänglers  und  Buttes  Kollytos  ist  ihr  Kult  belegt;  in  der  Götterver- 
Einzelartikel  verweisen.  Den  Abschlufs  dieser  Sammlung  des  didymäischen  Apolloheiligtums 
Reihe  bildet  eine  Gestalt,  die  eine  Art  Über-  nimmt  sie  einen  bevorzugten  Platz  ein;  in 
gang  zu  den  persönlich  entwickelten  Göttern  20  Mylasa  ist  ihr  Kult  mit  dem  des  Zeus  ver- 
darstellt und  doch  infolge  ihres  unbestimmten,  bunden;  ihr  Priestertum  begegnet  in  der  Ver- 
schillernden Charakters  niemals  eine  fest  um-  kaufsliste  von  Erythrai,  in  Smyrna  war  ein 
rissene  göttliche  Person  geworden  ist:  die  Ttvqyog  nach  ihr  benannt.  Weihungen  sind 
Göttin  Tyche.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  eine  aus  den  verschiedensten  Teilen  griechischen 
Entwickelung  der  Vorstellungen  von  ihrem  Sprachgebietes  bezeugt,  auch  in  spezieller 
Wesen  zu  geben,  worüber  man  das  Schönste  Verknüpfung  mit  einem  Kollegium  und  be- 
noch  immer  in  dem  bekannten  Abschnitt  von  stimmten  Personen  tritt  die  Göttin  auf.  — 
Rohdes  Griechischem  Roman  (S.  276  ff.)  findet,  Tyche  war  vermöge  der  Allgemeinheit  der 
aber  ein  Überblick  über  die  Stätten  ihrer  Ver-  ihrem  Begriff  zu  Grunde  liegenden  Vorstel- 
ehrung  ist  am  Platze.  Dem  götterfrohen  Athen  30  hingen  gewifs  schon  in  früher  Zeit  an  mehr 
ist  Tyche  fremd:  erst  zur  Zeit  des  Herodes  als  einem  Orte  als  besondere  Schutzgöttin  der 
Atticus  erhielt  sie  bei  Gelegenheit  des  Stadion-  Stadt,  die  sie  verehrte,  betrachtet  worden :  so 
baues  einen  Tempel;  dafs  es  die  Tyche  der  haust  sie  in  Sikyon  als  Akraia  auf  der  Akro- 
Stadt  (s.  u.)  war,  die  in  diesem  Tempel  verehrt  p'olis.  Diese  lokale  Bedeutung  (vgl.  schon 
wurde,  beweist  die  Inschr.  Dittenberger  Syll.2  Pind.  Ol.  12,  lf.)  steigert  sich  in  der  helle- 
397,  in  der  Regula,  die  Gattin  des  Herodes  nistischen  und  besonders  in  der  Kaiserzeit 
Atticus,  als  erste  Priesterin  der  Tv%r\  xf\g  716-  unter  dem  Einfiufs  der  römischen  Genius- 
Iscog  bezeichnet  wird.  Vgl.  auch  Waehsmuth,  Vorstellungen  zu  der  ganz  bestimmten  Spezies 
Athen.  Mitt.  9  (1884)  S.  95.  Heiligtümer  be-  der  Tv%n  nolscog.  Bekannt  ist  die  Tyche  von 
sitzt  Tyche  in  Megara  und  vielerorten  im  Pe-  40  Antiocheia  und  ihre  Darstellung  durch  Euthy- 
loponnes;  Pansanias  erwähnt  deren  eine  ganze  mides;  Weihungen  beispielsweise  aus  Myra 
Reihe,  so  in  Korinth,  Sikyon,  Argos,  Hermione,  (Lykien)  C.I.  G.  4303b  und  Neapel  /.  G.S.I.  720, 
Pharai,  Elis,  Aigeira  und  Megalopolis.  Weiter  vgl.  die  Weihung  [T]v%n  ©daov  Dittenberger 
sind  bezeugt  ein  Heiligtum  in  Theben,  Kult-  Sylt2  788.  Auch  hier  genügte  nicht  überall 
bild  in  Thespiai,  Heiligtum  m  Perinth,  Weih-  die  einfache  Tyche:  auf  Melos  verehrte  man 
ungen  aus  Epidauros,  Troizen  und  Sparta,  eine  'AyuQ-r)  Tv%r\  Mrjlov,  deren  Kultbild,  mit 
Tempel  und  Weihungen  auf  Thera,  Weihung  Plutos  auf  dem  Arm,  in  einem  späten  Relief 
aus  Nisyros,  Priester  und  Weihung  auf  Rhodos,  und  übereinstimmenden  Münztypen  der  Insel 
Kultbild  und  Tempel  in  Smyrna,  Priesterin  in  von  Wolters  erkannt  worden  ist  {Athen.  Mitt. 
Trapezopolis,  Heiligtümer  in  Syrien  und  Sy-  50  15  [1890]  246  ff.),  und  noch  weiter  geht  das 
rakus.  In  Elis  hat  Tyche  Kultgemeinschaft  Psephisma  der  Parier  in  Magnesia,  das  die 
mit  dem  knabengestaltigen  Sosipolis,  in  Aigeira  Worte  enthält  (tovg  öcyüvccg)  6vy%a\xa\oY.Ev- 
steht  ein  geflügelter  Knabe  neben  ihrem  Kult-  cc£[av  T]v%r]  ovqLv  äyccftf]  ti]g  rs  n6l[scog  rf;s 
bild,  in  Theben  trägt  sie  den  Plutos  auf  dem  fj^£rf\Qa[gyialrfjgMayv^to}v],  Inschr. v.Magnesia 
Arm.  Von  besonderem  Interesse  ist  die  lako-  nr.  50,  30  ff.  Doch  die  Tvyr\  ndlscog  steht 
nische  Inschrift  mit  der  Opferordnung,  in  der  schon  aufserhalb  des  Kreises  unserer  Betrach- 
Tyche  neben  Demeter,   Despoina,  Pluton  und  tung. 

Persephone,  also  lauter  chthonischen  Gottheiten,  Wir  müssen  noch   etwas  Nachlese    halten, 

erscheint:  sie  erhält  als  Opfergabe  ein  mann-  Die  Überlieferung  von   den  Altären   der  Anai-' 

liches    Ferkel    und    ein    Brot.     Aus    derselben  60  deia    und    Hybris    in    Athen    (Theophrast   bei 

Gegend  stammt  die  fragmentierte,  in  der  Ephe-  Zenobius  4,  36,    Clemens  Protr.  2,  26   p.  7,  46 

meris  arch.  veröffentlichte  Inschrift,  wo  Tyche  Sylburg,  vgl.  Cic.  de  leg.  2,  11,  28),   also   von 

innerhalb   eines  Götterkollegiums  mit  gemein-  Personifikationen    f schlimmer'    Eigenschaften, 

samem  Priester  'auftritt.    Dafs  Tyche  geradezu  beruht  auf  einem  offenbaren  Mifsverständnis, 

chthonischen    Charakter     besessen     habe,     ist  das   die  Existenz   der  beiden  Steine  Anaideia 

nicht   unwahrscheinlich :    man    denke    an    den  und  Hybris  auf  dem  Areopag,  die  vom  Kläger 

Fruchtbarkeitsdämon Tychon.    Tyche  als  Göttin  und    Beklagten    betreten    wurden,    zum    Aus- 

des   Zufalls    und   der  Gelegenheit  erhält  eine  gangspunkte    hat.      (Vgl.    auch     WilamowitZ, 


2077        Personifikationen  (Kultus)  Personifikationen  (Kultus)        2078 

Herakles  22  S.  129,  1).   Dafs  der  ruchlose  Dikai-  (Karieu),  'Exxfajff/a    in    Aigeai    (Kilikien)    und 

arch,  wo  er  mit  seinen  Schiffen  landet,  Altäre  die  hierhergehörige  'Elsv&EQia   bereits  in   der 

der  Asebeia  und  Paranomia  errichtet  und  opfert,  ersten   Hälfte    des   4.  Jh.   v.   Chr.   in    Kyzikos, 

hat  nur   den  Wert  eines  Bühneneffekts;   aber  später  in  Tion  (Paphlagonien)  und  Aphrodisias 

es  ist  ein  indirektes  Zeugnis  für  den  Kult  der  (Karien);   in   Ephesos   ist  ein  Priestertum   der 

Eusebeia   und  Eunornia  und  seine  Bedeutung.  Synkletos  direkt  bezeugt.    Von  einem  Tempel, 

Eine   Sonderstellung  nimmt    der  Kult    der  den  die  kleinasiatischen  Städte  dem  Tiberius, 

Eirene  in  Athen  ein,  sofern  er  einem  äufseren  der    Livia    und    dem   Senat    zu    errichten    be- 

Anlafs  seine  Einsetzung  verdankt,  ein  Vorgang,  schlössen    hatten ,    hören    wir    durch    Tacitits. 

der  auf  griechischem  Boden  so  ungewöhnlich,  io  Bei  dem  Wettbewerb  der  elf  in  Betracht  kom- 

wie   er  im  Rom   der  Kaiserzeit  die  Regel  ist.  menden  Städte  trug  Sniyrna  den  Sieg  davon. 

Nach  dem   Siege    des   Kimon   am  Eurymedon  Die  nicht  unbedeutende   Anzahl    von  Per- 

(anders   Isokrates  und  Nepos)   stiftete  man  zu  Bonifikationen     auf    alexandrinischen    Münzen 

Athen  der  Eirene  einen  Altar.     Man  brachte  der  Kaiserzeit  ist    im  wesentlichen    auf   Um- 

ihr  an  den  Synoikien  unblutige  Opfer  dar,  ein  bildung    römischer    Gestalten    zurückzuführen, 

Agalma  stand  im  Prytaneion,  die  Gruppe  des  so  Elpis,  Eleutheria,  Eirene,  Homonoia,  Pronoia. 

Kephisodot  ist  bekannt.    Dafs  die  Göttin  kein  Immerhin  sind  Personifikationen  wie  Dynamis, 

farbloser   Begriff,    vielmehr    im    Volksglauben  Kratesis  (bei  denen  man  an  Virtus  denkt)  und 

von   jeher    lebendig    war,    beweist    vor    allein  Semasia  völlig  vereinzelt, 

ihre  bereits  bei  Hesiod  vollzogene  Verbindung  20        Usener  hat  uns  gelehrt,    dafs  eine  grofse 

mit    Dike    und   Eunornia   zum  Dreiverein    der  Anzahl  göttlicher  Beinamen  ursprünglich  selb- 

Horen.     Eine   ihr   dargebrachte    Spende    wird  ständige  Gestalten  bezeichnete.    Einige  derart 

auf    einer    der  Musenbasen   von    Thespiai    er-  sind    uns    bereits    vor    Augen    gekommen;    zu 

wähnt,   ein  Priestertum   der  Eirene  nennt  die  erwähnen   sind  noch  Euploia  und  Praxis    als 

Verkaufsliste  aus  Erythrai.  Beinamen  der  Aphrodite,  Euporia  und  Eupraxia 

Auf  den  kleinasiatischen  Münzen  der  Kaiser-  als  solche  der  Artemis,  Pronoia  als  Beiname 
zeit  treten  in  grofser  Anzahl  Personifikationen  der  Athena.  Ob  die  Aufschrift  EVKAEIA 
des  Volkes  und  kommunaler  Körperschaften  auf  dem  Helm  der  Athena  auf  einer  bei 
auf.  Bare  Ausgestaltung  scheint  im  Anschlufs  Welcher  {Götterlehre  2,  297)  ohne  Quellenangabe 
an  die  von  der  servilen  Provinz  betriebene  30  erwähnten  Münze  von  Syrakus  dazu  berechtigt, 
Verehrung  des  römischen  Senats  (Evvy.lrixog)  er-  eine  Athena  Eukleia  anzunehmen  (Welcher 
folgt  zu  sein,  indem  man  diesem  ein  lokales  3,  221),  ist  fraglich.  Interessant  ist  der  Schlufs 
Gegenstück  gegenüberstellte.  Aber  dieselben  eines  Orgeonendekrets  aus  dem  Jahre  302/1 
Vorstellungen  finden  sich  früh  auf  griechischem  v.  Chr. ,  nach  dem  der  mit  einem  Kranz  be- 
Boden. Schon  Demokratia  gehört  hierher,  der  lohnte  Stephanos  av&hjxs  xr\v  Jrnir\XQcc  'Oftd- 
die  athenischen  Strategen  im  Boedromion  des  voiccv  xov  v.oivo{v).  Es  ist  möglich,  dafs  Ho- 
Jahres  332/1  opferten;  ihre  Statue  stand  an  monoia  hier  als  Beiname  der  Demeter  anzu- 
ausgezeichnetem  Platze,  und  selbst  eine  Athena  sehen  ist,  was  bis  jetzt  keine  Parallele  hat; 
Demokratia  kommt  vor.  Demos  war  dem  beide  Gottheiten  werden  nämlich  neben  ein- 
Publikum des  Aristophanes  eine  geläufige  Ge-  40  ander  dargestellt  auf  Münzen  des  Septimius 
stalt,  und  dafs  er  göttliche  Ehren  gemeinsam  Severus  und  Elagabal;  auf  anderen  Kaiser- 
mit  den  Chariten  genofs,  wissen  wir  aus  Jo-  münzen  erscheint  'O^oyoicc  asßaGtf}  direkt  im 
sephos  und  zahlreichen  Inschriften,  die  das  Typus  der  Ceres,  mit  Ähren  in  der  Hand,  ja 
Heiligtum  oder  den  Priester  dieses  Götterver-  auf  einer  des  Domitian  gar  mit  Fackel  in  der 
bandes  erwähnen.  Eine  Statue  des  Demos  stand  Linken  und  einer  Schlange  zu  ihren  Füfsen : 
in  Sparta,  einen  Tempel  besafs  er  mit  Homo-  das  ist  eben  nichts  anderes  als  eine  Demeter 
noia  in  Kos,  mit  den  c Göttern'  auf  Amorgos.  Homonoia;  ganz  entsprechend  ist  der  Athena- 
Auch  in  Magnesia  am  Maeander  gab  es  köpf  mit  Umschrift  Aa\ioY.Qa.x'iag  auf  einer 
Priester  des  Demos,  und  da  sich  eben  dort  Münze  von  Telos  als  Athena  Demokratia  zu 
Weihungen  an  Artemis  Leukophryene  und  den  50  deuten.  Aber  selbst  wenn  man  o^iovoiccv  an 
Demos  gefunden  haben,  so  ist  man  genötigt  obiger  Stelle  prädikativisch  zu  nehmen  und 
auch  bei  den  zahlreichen  Weihungen  aus  klein  zu  schreiben  geneigt  ist,  so  bleibt  uns 
anderen  Gegenden,  in  denen  der  Demos  neben  die  Inschrift  gleichwohl  ein  schätzbares  Do- 
einer  Gottheit  genannt  wird,  einen  Kult  vor-  kument  für  die  Genesis  göttlicher  Epitheta, 
auszusetzen,  wie  er  denn  für  Amorgos  und  Während  wir  in  griechischem  Bereich  auf 
Kos  direkt  bezeugt  ist.  Den  Ausgangspunkt  einen  weiten  Umkreis  verstreute,  vereinzelte 
für  die  Verehrung  des  Demos  bildet  ohne  Zeugen  vernehmen  durften  für  eine  Kultübung, 
Zweifel  der  Hort  der  Demokratie,  Athen  selbst.  die  in  den  meisten  Fällen  in  der  Vorstellung 
Vereinzelt  erscheinen  Demos  und  Bule  auf  einer  lebendig  wirksamen  Macht  ihre  Wurzel 
Münzen  von  Melos  und  Kos,  aufserordentlich  60  hatte,  sehen  wir  auf  römischem  Gebiete  die 
häufig  dagegen  ist,  wie  bereits  angedeutet  an  den  einen  Staatskult  gebundene  Heraus- 
wurde, das  Auftreten  der  politischen  Personi-  bildung  und  Neuschöpfung  göttlicher  Abstracta 
fikationen  auf  den  Kaisermünzen  Kleinasiens.  in  einer  ununterbrochenen  Entwicklungslinie 
Hier  begegnen  Ji^og  und  itQog  Afi\Log,  Bovlrj  vor  uns:  aber  diese  Personifikationen,  so  üppig 
und  Isqu  Bovlrj,  auch  Bovli]  Klccvdioc,  rtQOvaiu  sie  ins  Kraut  schiefsen,  kommen  zum  gröfsten 
und  hgä  rtQovalu,  Zvvx.lr\xog  und  itqa  Eivuly]-  Teil  nur  wenig  über  die  begriffliche  Sphäre 
xog,  fttbg  SvvAh]Tog,  %aä  UvvKlrjTog,  vereinzelt  hinaus,  in  der  sie  ihren  Ursprung  haben.  Die 
dupoxQccTiu  in  Knidos,  2waQ%L<x  in  Antiocheia  eigentümliche    Blässe    und            man    möchte 


2079        Personifikationen  (Kultus)  Personifikationen  (Kultus)        2080 

sagen  —  Charakterlosigkeit  dieser  Götterge-  Praeneste.  Das  Wesen  der  antiatischen  For- 
stalten, sowie  die  verhältnismäfsig  deutliche  tunen  ist  für  uns  nicht  mehr  deutlich  erkenn- 
Kontinuität  ihrer  Entwicklung  gestatten,  dafs  bar;  bei  der  praenestinischen  Göttin  tritt  der 
wir  uns  bei  ihrer  Darstellung  summarischer  mütterliche  Charakter  klar  zu  Tage:  sie  ist 
fassen;  zudem  kann  auf  das  ausgezeichnete  eine  y.ovQotQÖcpog  und  wird  von  den  Matronen 
Buch  Wissoicas,  ' 'Religion  und  Kultus  der  verehrt,  ihr  Tochterverhältnis  zu  Iuppiter  be- 
Römer,}  verwiesen  werden,  dem  sich  die  fol-  ruht  auf  fremden  Einflüssen.  Die  Fortuna 
genden  Auseinandersetzungen  im  wesentlichen  primigenia    von    Praeneste    erhielt    im    Jahre 


n 


anschliefsen.  194  a.  C.  einen  Tempel  in  Rom  auf  dem  Qui- 
Tum  autem  res  ipsa,  in  qua  vis  inest  maior  10  rinal  und  wurde  unter  dem  Namen  der  For- 
aliqua,  sie  appellatur ,  ut  ea  ipsa  nominetur  tuna  publica  populi  Romani  Quiritium  prirni- 
deus:  so  leitet  Cicero  (n.  d.  2,  23,  61)  seine  genia  zu  der  eigentlichen  Staats-Fortuna.  Mit 
kurzen  Bemerkungen  über  die  Vergöttlichung  ihr  verband  sich  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
abstrakter  Begriffe  ein;  wenige  Zeilen  weiter  die  Vorstellung  der  Glücksgöttin,  die  an  dem 
heifst  es:  quarum  omnium  verum  quia  vis  praenestinischen  Losorakel  einen  Anhalt  hatte 
erat  tanta,  ut  sine  deo  vegi  non  posset,  ipsa  und  durch  griechische  Ty che -Vorstellungen 
res  deorum  nomen  obtinuit.  Genannt  sind  genährt  wurde.  Das  Schwankende  des  Glücks- 
Fides,  Mens,  Virtus,  Honos,  Ops,  Salus,  Con-  Begriffs  einerseits  und  andererseits  die  den 
cordia,  Libertas,  Victoria.  Cicero  steht  auf  Römern  eigene  Art,  das  Thatsächliche  und 
demselben  absoluten  Standpunkt,  der  für  uns  20  Einzelne  im  Begriff  festzulegen,  führte  dazu, 
bei  der  stofflichen  Abgrenzung  mafsgebend  dafs  Fortuna  mit  einer  Unzahl  von  Beinamen 
war:  ihm  sind  die  aufgezählten  Gestalten  eben  ausgestattet  und  in  eine  entsprechende  Anzahl 
durchweg  Personifikationen  abstrakter  Begriffe.  von  Spezial-Fortunen  zerlegt  wurde ;  besonders 
Aber  diese  Personifikationen,  die  in  der  an-  charakteristisch  ist  die  F.  huiusce  diei.  In 
scheinend  gleichartigen  Reihe  so  unvermittelt  der  Kaiserzeit  gewinnt  neben  der  F.  augusta 
neben  einander  stehen,  sind  ihrer  Herkunft  eine  besondere  Bedeutung  die  F.  redux,  deren 
nach  sehr  verschieden.  Auch  hier  giebt  es  Kult  nach  der  glücklichen  Rückkehr  des 
Gottheiten,  die  einen  volleren  Inhalt  haben,  Augustus  aus  dem  Orient  eingesetzt  wurde: 
als  der  in  der  Sprache  abgeschliffene  Begriff,  zu  ihr  betete  man  auch  in  der  Folgezeit,  dafs 
so  vor  allem  Ops,  die  alte  Genossin  des  Con-  30  sie  den  in  der  Fern«  weilenden  Herrscher 
sus,  die  Göttin  des  Erntesegens.  Varro  (de  wohlbehalten  in  die  Heimat  zurückgeleite. 
I.  I.  5,  74)  schreibt  die  Gründung  eines  ihr  Späterhin,  als  die  Umrisse  der  alten  Götter- 
geweihten Altars  dem  Titus  Tatius  zu  und  gestalten  verschwimmen,  tritt  F.  in  Verbindung 
nennt  kurz  vorher  unter  den  Göttern  fsabi-  mit  Isis  oder  wird  als  F.  Panthea  ein  allum- 
nischen'  Ursprungs:  Salus,  Fortuna,  Fors  und  fassendes  Wesen. 

Fides.  Das  ist  in  der  Ordnung,  soweit  damit  Fides  ist  keine  selbständige  göttliche  Bil- 
ein  hohes  Alter  dieser  Kulte  bezeichnet  wird.  düng,  sondern  gehört  zu  der  Gruppe  abstrak- 
Wie  Ops  mit  Consus,  so  stand  Salus,  die  ter  Personifikationen,  die  aus  alten  Kultbei- 
alte Göttin  des  Staatswohles,  in  Kultverbindung  namen  höherer  Götter  abgeleitet  sind.  Der 
mit  Semo  Sancus  und  Dius  Fidius.  Ops  wurde  40  zu  Grunde  liegende  Begriff  der  Treue,  der  in 
später  der  griechischen  Rhea  angeglichen  und  dem  Namen  des  Dius  Fidius  adjektivisch  aus- 
Gattin des  mit  Kronos  identifizierten  Saturnus;  gedrückt  ist,  wird  von  dem  Gotte  losgelöst 
die  Gestalt  der  Salus  wurde  durch  die  der  und  in  einem  eigenen  numen  verselbständigt, 
griechischen  Hygieia  beeinflufst,  und  die  alte  Der  Tempel  der  Fides  ist  in  der  Mitte  des 
politische  Göttin,  nunmehr  zu  dem  körper-  3.  Jahrhunderts  a.  C.  auf  dem  Kapitol  in 
liehen  Wohlbefinden  der  Menschen  in  engere  nächster  Nähe  des  Iuppitertempels  geweiht 
Beziehung  gesetzt,  trat  dem  Heilgotte  Aescu-  worden,  aber  der  Kult  mufs  viel  älter  sein, 
lapius  zur  Seite.  Fortuna  und  Fors  Fortuna  wie  das  merkwürdige  Ritual  beweist,  von  dem 
brachte  man  mit  Servius  Tullius  in  Verbindung.  wir  Kunde  erhalten.  In  denselben  Kreis  ge- 
Fors  Fortuna,  am  rechten  Tiberufer  verehrt,  50  hört  Libertas,  die  in  der  zweiten  Hälfte  des 
war  ursprünglich  eine  ländliche  Gottheit;  ihr  3.  Jh.  einen  Tempel  auf  dem  Aventin  er- 
Fest  wurde  vom  niederen  Volke  mit  ausge-  hielt.  Sie  hat  sich  von  Iuppiter  Liber  (Liber- 
lassenem  Jubel  gefeiert.  Auch  Fortuna  auf  tas)  losgelöst,  der  gleichfalls  auf  dem  Aventin 
dem  Forum  boarium  hat  durchaus  nicht  von  verehrt  wurde,  und  feiert  ihr  Stiftungsfest  an 
vornherein  den  Charakter  der  Glücksgöttin;  den  Iden  des  April,  also  an  einem  dem  Iup- 
vielmehr  verraten  ihre  allerengsten  Beziehungen  piter  heiligen  Tage.  Ursprünglich  galt  ihr 
zu  der  benachbarten  Mater  Matuta,  dafs  sie  Wirken  der  persönlichen  Freiheit  des  einzelnen 
wie  diese  eine  Frauengottheit  war.  Die  Be-  Bürgers;  erst  als  die  Republik  der  Vergangen- 
deutung der  Fortuna  für  das  Frauenleben  heit  angehörte,  ward  sie  ein  Symbol  der  alten 
findet  ihren  Ausdruck  in  der  Existenz  eines  60  politischen  Freiheit.  Ein  anderer  Kultbeiname 
Heiligtums  der  F.  muliebris  an  der  via  Latina,  des  Iuppiter  ist  in  Victoria  verselbständigt: 
das  nur  von  einmal  verheirateten  Frauen  be-  sie  erscheint  in  den  Arvalprotokollen  an  Stelle 
treten  werden  durfte,  sowie  in  der  Schöpfung  des  Iuppiter  Victor;  294  a.  C.  wird  ihr  auf 
einer  F.  virilis,  deren  Kreise  sich  mit  denen  des  dem  Palatin  ein  Tempel  gestiftet.  Sie  tritt 
Venuskultes  berühren.  Vermutlich  ist  F.  von  in  ganz  persönliche  Beziehungen  zu  den  ein- 
den  Latinern  zu  den  Römern  gekommen:  zwei  zelnen  Feldherren  oder  zu  bestimmten  Truppen- 
berühmte Kultstätten,  an  denen  auch  Orakel  körpern  und  symbolisiert  die  ihnen  inne 
erteilt  wurden,   befanden  sich  in  Antium  und  wohnende   Siegeskraft.     Ihr   von   Augustus    in 


2081        Personifikationen  (Kultus)  Personifikationen  (Mythos)       2082 

der  Kurie  errichteter  Altar  ist  das  letzte  liebe  und  das  gute  verwandtschaftliche  Ver- 
Wahrzeichen des  Heidentums  im  Kampfe  gegen  hältnis;  ihr  wird  181  a.  C.  ein  Tempel  auf 
die  vordringende  christliche  Religion.  dem  Forum  holitorium  geweiht.  Aequitas  und 
Unter  den  altrömischen  Göttergestalten,  die  Copia  scheinen  niemals  Staatskult  genossen  zu 
einen  volleren,  nicht  blofs  rein  begrifflichen  haben;  ihnen  verwandt  sind  Iustitia,  die  seit 
Inhalt  haben,  sind  noch  einige  zu  erwähnen:  Tiberius  auftritt,  auf  Kaisermünzen  seit  Ela- 
Iuventas,  die  Göttin  der  heranreifenden  mann-  gabal  Abundantia  und  sjräter  Ubertas.  Privaten 
liehen  Jugend,  besafs  eine  Kapelle  im  Tempel  Charakters  sind  auch  die  Heiligtümer  der 
des  capitolinischen  Iuppiter,  in  der  Cella  der  Quies  und  Pudicitia;  Quies  scheint  die  Ver- 
Minerva, und  tritt  seit  218  a.  C.  als  Vertreterin  io  treterin  des  Ruhestandes  zu  sein,  Pudicitia 
der  griechischen  Hebe  auf.  Tutela  spielt  im  beschirmt  die  eheliche  Keuschheit  der  Frauen, 
häuslichen  Kulte  die  Rolle  eines  Genius  loci.  Die  ganze  Reihe  dieser  Personifikationen 
Felicitas  erhält  116  a.  C.  einen  Tempel  im  bis  hinauf  zu  der  alten  Erntegöttin  Ops  tritt 
Velabrum  und  gelangt  zu  besonderem  Ansehen  seit  dem  Beginn  des  monarchischen  Regiments 
in  den  Zeiten  des  Sulla,  der  die  Venus  Felix  mit  Annahme  des  Attributes  augusta  in  engste 
als  seine  Schutzgöttin  verehrte;  in  den  Arval-  Beziehung  zum  Kaiserkult.  Im  Anschlufs  da- 
protokollen  begegnet  sie  mit  Salus  verbunden  ran  entwickelt  sich  sodann  eine  Fülle  neuer 
an  hervorragender  Stelle  nach  der  capitoli-  Gestalten.  Die  glücklichen  Zustände,  die  der 
nischen  Trias.  Bonus  Eventus  war  Ursprung-  Herrscher  heraufführt,  die  verehrenswerten 
lieh  eine  Ackergottheit  und  waltete  über  dem  20  Eigenschaften,  die  er  besitzt,  die  Vorgänge  in 
Aufgehen  der  Saat,  wurde  aber  später  Gott  seiner  Familie  und  seinem  Hause,  auf  die 
des    glücklichen    Gelingens     schlechthin    und  aller    Augen    gerichtet    sind:    das    alles    wird 


5 


genofs  als  solcher  besonders  in  den  Provinzen  personifiziert  und  zu  göttlichem  Rang  erhoben; 

Verehrung,  während  er  im  Staatskulte  zurück-  speziell  im  Heere  laufen  den  dii  militares,  den 

tritt.    Annona,  der  personifizierte  Jahressegen,  vergöttlichten  Tugenden   des  Kaisers,   die  nu- 

erscheint  auf  Weihungen  und  Münzen.  mina    castrorum ,    die    Eigenschaftsgötter    der 

Griechischer  Einflufs  ist  in  dem  Kulte  des  Truppenkörper  parallel  (Domaszewski,  Religion 
Honos  nachzuweisen,  der  gemeinschaftlich  mit  des  römischen  Heeres  S.  44). 
Virtus  bei  Porta  Capena  ein  Heiligtum  besitzt.  Unter  den  Segnungen,  die  dem  kaiserlichen 
233  a.  C.  wurde  es  dem  Honos  geweiht,  205  30  Regiment  verdankt  wurden,  steht  obenan  der 
der  Kult  der  Virtus  damit  verbunden;  die  Friede,  den  Augustus  dem  Reiche  endlich 
Verehrung  des  Götterpaares  hat  ihren  Ursprung  wiedergegeben  hatte.  Im  Jahre  13  a.  C.  be- 
im Heer.  Das  griechische  Element  verrät  sich  schlofs  der  Senat  die  Errichtung  der  Ära  Pacis 
in  der  Darbringung  eines  Kuhopfers  durch  die  auf  dem  Marsfelde,  vier  Jahre  später  wurde 
Arvalen,  während  in  römischem  Ritus  das  Ge-  der  reich  geschmückte  Bau  eingeweiht;  Vespa- 
schlecht  der  Opfertiere  sich  nach  dem  Ge-  sian  baute  derselben  Göttin  einen  Tempel, 
schlecht  des  Gottes  richtet,  sowie  in  der  That-  Die  Sicherheit  des  öffentlichen  und  privaten 
sache,  dafs  man  dem  Honos  unbedeckten  Hauptes  Lebens,  sowie  der  Wunsch  nach  ewiger  Dauer 
opferte.  Ähnliches  gilt  von  dem  Kulte  der  der  kaiserlichen  Herrschaft  fanden  ihren  Aus- 
Mens  oder  Mens  bona,  der  217  a.  C.  gleich-  40  druck  in  der  Verehrung  der  Securitas  und  der 
zeitig  mit  der  griechischen  Venus  Erucina  ein  Aeternitas  imperii.  Hilaritas,  Laetitia  und 
Tempel  auf  dem  Kapitol  geweiht  wurde:  diese  Tranquillitas  auf  Münzen  sind  Variationen 
Weihung  wurde  durch  die  sibyllinischen  Bücher  auf  dasselbe  Thema.  Von  den  Tugenden  der 
veranlafst.  Kultgenossenschaften  der  Mens  bona  Herrscher  wurde  Caesars  Milde  als  dementia 
sind  für  Mittel-  und  Süditalien  bezeugt.  Ihre  in  einem  eigenen  Heiligtum  verehrt,  der 
Bedeutung  ist  nicht  ganz  klar;  doch  scheint  gleichen  Eigenschaft  Hadrians  galt  der  Kult 
sie  eine  Art  Hüterin  der  geistigen  Kräfte:  sie  der  Indulgentia.  Die  Providentia  der  Kaiser, 
verleiht  den  heranwachsenden  Knaben  die  der  man  bei  Abwendung  von  Gefahren  opfert, 
bona  mens,  neben  Salus  erscheint  sie  auf  einer  verschiebt  sich  zur  Pr.  deorum,  die  über  diesen 
Weihung  aus  Tibur,  und  in  der  Umgangs-  50  Herrschern  waltet.  Der  Fecunditas  werden 
spräche  wünscht  man  sich  bonam  mentem,  Ehren  erwiesen  bei  der  Niederkunft  der  Pop- 
bonam  vcüetudinem  (Petron  61).  paea,  der  Kult  der  Disciplina  knüpft  an   eine 

Neben  den  bisher  vorgeführten  Götterge-  Heeresreform  Hadrians  an,  ganz  persönliche 
stalten  treten  bereits  in  republikanischer  Zeit  Erlebnisse  des  Claudius  und  Hadrian  geben 
solche  auf,  die,  in  Anknüpfung  an  bestimmte  Anlafs  zur  Verehrung  der  Constantia  und  Pa- 
äufsere  Ereignisse  geschaffen,  keine  andere  tientia.  In  der  Häufung  der  Epitheta  wird 
als  eine  rein  begriffliche  Unterlage  haben.  die  spätere  Zeit  immer  schrankenloser,  die 
Dahin  gehört  vor  allem  Concordia,  der  bei  Grenzen  zwischen  Gottheit  und  blofsem  Ab- 
verschiedenen Gelegenheiten  Heiligtümer  ge-  stractum,  die  an  sich  in  der  letzten  Epoche 
stiftet  werden,  wenn  nach  Unruhen  und  Wirren  60  keine  scharfen  mehr  zu  nennen  waren,  ver- 
die  Eintracht  wieder  hergestellt  ist;  ihr  Haupt-  fliefsen  völlig.  Ciaritas  und  Nobilitas  sind  nur 
tempel  wurde  367  a.  C.  am  westlichen  Ende  noch  Titulaturen:  mit  ihnen  haben  wir  das 
des  Forums  geweiht  nach  Beendigung  der  Gebiet  des  Kultus  bereits  verlassen. 
Streitigkeiten     um     die    Licinischen     Gesetze. 

Spes  erhielt  ihren  Tempel  am  Forurn  holitorium  H«  Mythos. 

nach  dem  ersten  punischen  Kriege;   sie  ist  die  Bei  Gelegenheit  einer  Hungersnot  weihten 

Göttin,    die    Erfüllung    dessen    gewährt,    was  die  Athener  dem  Limos  ein  Stück  Landes  und 

man  erhofft.     Pietas  repräsentiert  die  Kindes-  nannten    es    Aipov    TtsSiov    (s.   Kultusliste    u. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III.  66 


2083       Personifikationen  (Mythos) 

Limos).  Solche  Bezeichnungen  enthalten  An- 
sätze mythischen  Denkens,  sofern  die  Angabe 
eines  Wohnorts  nicht  nur  die  dauernde  Existenz 
eines  göttlichen  Wesens  verbürgt,  sondern  be- 


1)  Geras  und  Herakles,  Vasenbild  (nach  Journ.  of  hell.  stud.  1S83  pl.  30) 


i-eits  die  Anfänge  und  Bedingungen  metapho- 
rischer Vorstellungen  in  sich  schliefst.  Diese 
Art  der  Metapher  kann  im  letzten  Grunde  die 
Bezeichnung    eines    Kultplatzes    sein,    wie    in 


ü)  Geras  und  Herakles,  Vasenbild  (nach  P/tilol.  50  T 


obigem  Falle,  sie  kann  aber  auch  rein  my- 
thischer Vorstellungsweise  entpringen,  wie  es 
besonders  deutlich  die  um  die  Behausung  der 
Lethe  gruppierten  esch atalogischen  und  Unter- 
weltsvorstellungen   zeigen.      Das    ntdlov    der 


Personifikationen  (Mythos)       2084 

Lethe  ist  aus  Plato  und  Aristoplianes  bekannt 
(s.  Preller- Robert  1,  827.  2),  ihm  gegenüber 
steht  ein  nnöiov  der  Aletheia  Plato  Phaedr. 
p.  248  5,  Studemiinä,  Anecd.  2,  121,  21;  xönog 

der  Lethe  heilst  der 
Schlund,  an  dem 
die  Seelen  sich 
sammeln  Plut.  ser. 
ii tan.  vind.  22  p. 
566  A,  vgl.  döpoi, 
ä6y.og  und  itvlcci 
der  Lethe  Preller- 
Robert  a.  a.  0., 
EA  2,  1957,  61, 
Wagner,  Epitoma 
Vaticana  S.  155  f; 
auf  dem  Throne 
der  Lethe  nehmen 
Theseus  u.  Peiri- 
thoos  Platz ,  als 
sie  in  den  Hades 
gelangt  sind,  und 
können  dann  nicht 
mehr  fort,  da  sie 
von  Schlangen  um- 
wunden werden 
Apollod.  epit.  6,  3 
(vgl.  den  Thron  der 
Dike  Herne  S.  148). 
Zum  rein  Poeti- 
schen führen  die  in  Grabepigrammen  vor- 
kommenden Bezeichnungen  lifirjv,  tdog,  x£v&- 
ftwv  oder  Zosßog  der  Lethe  hinüber  I.  G.  1.  3, 
107,  Petrie,  Naukratis  1,  63  pl.  31,  11,  4,  Mon. 
ant.  11  p.  477  sq.  nr.  3,  9 f.,  Oest. 
Jahresh.  5  (1902)  S.  15  nr.  4,  6,  vgl. 
das  dunkle  Haus  der  Ananke  I.  G.  1. 
3,  1065,  1,  3.  Der  teiiiäv  der  Ate 
bei  Empedokles  fr.  121  Diels  scheint 
nicht  mehr  zu  sein  als  eine  dichte- 
rische Bezeichnung  des  Jammer- 
thaies auf  Erden  (s.  PW  2,  1900), 
und  der  seit  hellenistischer  Zeit 
vorkommende  Name  vAxr\g  löyog  für 
den  Ilios -Hügel  {EA  1,  669  PW2, 
1901)  hat  gleichfalls  nicht  mehr  als 
poetischen  Hintergrund. 

Es  ist  in  den  einleitenden  Be- 
merkungen gesagt  worden,  dafs  für 
unseren  Artikel  vom  Mythos  nicht 
viel  übrig  bliebe  als  Genealogie. 
Die  wenigen  Mythen,  in  denen  uns 
Personifikationen  begegnen,  stelle 
ich  kurz  zusammen.  Dabei  mufs 
bemerkt  werden,  dafs  es  sich  um 
keine  eigentlichen  Abstraktionen 
handelt,  wie  begreiflich. 

Eris  1)  in  der  Vorgeschichte  des 
trojanischen  Krieges.  Den  Streit 
stiftet  sie  schon  in  den  Kyprien 
an,  das  Apfel-Motiv  ist  nicht  vor- 
alexandrinisch,  Preller- Plew  2,  411, 
Wieseler  S.  87  ff.,  Eraenkel,  Arcli.  Zg. 
31  (1873)  S.  38. 2)  von  der  erzürnten  Hera  zu  Aedon 
und  Polytechnos  gesandt,  weil  diese  sich  mehr 
zu  lieben  behaupteten,  als  selbst  Zeus  und  Hera: 
so  wird  Unfriede  und  Elend  ihre  Strafe,  Boios 
bei  Anton.  Liber.  11  p.  210,  25  ff.   West. 


2085        Personifikationen  (Mythos) 

Geras  von  Herakles  bezwungen,  ein  My- 
thos, der  uns  nur  durch  zwei  inschriftlich  ge- 
sicherte Darstellungen  auf  attischen  rotfigurigen 
Vasen  bekannt  ist:  1)  eine  Londoner  Amphora, 
Journ.  ofhell. stud.  1883  pl.  30 (s.  Fig.  1) :  G.,  durch 
einen  nackten  welken  Körper  charakterisiert, 
flieht  vor  Herakles,  der  mit  der  Keule  folgt. 
2)  eine  Pariser  Pelike,  Fhilol  50  (1891)  T.  1 
(s.  Fig.  2):  G.  ist  als  nacktes  kleines  altes 
Männchen  gebildet,  mit  grofser  Hakennase, 
in  der  L.  einen  Krückstock.  Herakles  hat  ihn 
im  Nacken  gepackt  und  bedroht  ihn  mit  ge- 
schwungener Keule,  vgl.  Loeschcke,  Arch.  Zg.  39 
(1881)  S.  40,  32,  Hartwig,  Fhilol.  a.  a.  0. 
S.  185  ff. 

Hypnos  läfst  den  Endymion  mit  offenen 
Augen   schlafen,   um   sich  seiner  Schönheit  zu 


Personifikationen  (Mythos)       2086 

Sagenform  und  Darstellung  auf  Monumenten. 
Rationalistische  Erklärung  und  Zurückführung 
auf  Genreszenen,  S.  Reinach,  Rev.  arch.  1903, 
184  ff. 

Pluto s  in  der  kretisch-eleusinischen  Sage: 
Demeter  gebiert  ihn  dem  Iasion,  der  sie  in 
Kreta  begattet  hat,  auf  dreimal  gepflügtem 
Brachland  Hes.  Theog.  969  ff.  Nach  dem  ho- 
merischen Hymnos  auf  Demeter  wird  P.  als 
10  icp£6rtog  in  das  (isycc  S&(ia  nach  Eleusis  ge- 
sandt 488  f.  Als  Mutter  des  P.  wird  Demeter 
in  einem  Skolion  bei  Athen.  15  p.  694  c  ange- 
rufen. Für  seine  Stellung  im  attischen  Thes- 
mophorienfeste  s.  die  Kultusliste.  Inmitten 
des  eleusinischen  Götterkreises  erscheint  er 
als  Jüngling  und  Knabe  auf  zwei  Vasenbildern, 
Gerhard,  Ges.  Abh.   T.    71,  2.   77,   als   Knabe 


3)  Plutos  im  Kreise  eleusinischer  Gottheiten  (Triptoleinos,  Köre,  Ge,  Demeter),  Vasenbild  (nach  Rev.  arch.  3G  [1900]  p.  93)- 


freuen,  Likymnios  bei  Athen.  13  p.  564c 
(fr.  SB.). 

Momos  1)  Berater  des  Zeus  in  den  Ky- 
prien,  Schol.  A  11.  A  5.  6.  2)  misbilligt, 
dafs  die  Hörner  des  Stieres  unpraktisch  an- 
gebracht seien,  Aesop.  b.  Aristot.  de  part.  an. 
3,  2  p.  663 a  35  (eine  ausführliche  Fassung 
bei  Babrius  f.  59 :  Zeus  schafft  den  Menschen, 
Poseidon  den  Stier,  Athena  das  Haus;  M., 
zum  Richter  gewählt,  findet  an  allem  etwas 
zu  tadeln).  3)  tadelt  den  Pantoffel  der  Aphro- 
dite, da  er  an  ihrer  Schönheit  nichts  aussetzen 
kann,  Aristides  28,  136  vol.  2  p.  184,  18 ff. 
Keil,  Philostr.  Epist.  37,  vgl.  Julian,  epist.  59 
p.  574,  16  ff.  Hertl. 

Oknos  sitzt  in  der  Unterwelt  und  flicht 
ein  Seil,  das  von  einem  Esel  immer  wieder 
aufgefressen  wird,  eine  der  Büfsergestalten 
mit  der  zwecklosen  Arbeit  ins  Unendliche. 
Näheres  s.  EA  3,  821  ff.  Ebd.  über  eine  ältere 


auf  einem  stadtrömischen  Sarkophag,  Gerhard, 
50  Ant.  Bildw.  T.  310,  1  (Litteratur  bei  OverbecJc, 
Kunstmytliologie  3,  510  b);  neuerdings  hat 
S.  Beinach  die  Geburt  des  Plutos  mit  grofser 
Wahrscheinlichkeit  auf  einer  in  Rhodos  ge- 
fundenen attischen  Vase  mit  Goldschmuck  er- 
kannt, Rev.  arch.  36  (1900)  p.  87—98  (s.  Fig.  3): 
von  den  anwesenden  Personen  sind  Tripto- 
lemos,  Köre  und  Demeter  gesichert,  P.  sitzt 
auf  dem  Füllhorn,  das  Ge  emporhält,  und 
streckt  seine  Arme  der  Demeter  entgegen. 
60  Po  ine  tritt  in  der  Linossage  (vgl.  Preller- 
Robert  1,  462,  6)  als  rächender  Dämon  auf: 
Psamathe,  die  Tochter  des  Königs  Krotopos 
von  Argos,  hatte  von  Apollon  einen  Sohn  ge- 
boren und  aus  Furcht  vor  dem  Vater  ausge- 
setzt. Hirtenhunde  töteten  das  Kind.  Da  sendet 
Apollon  die  Poine,  den  Müttern  die  Kinder  zu 
entraffen.  Koroibos  tötet  die  Poine,  mufs  aber 
zur  Sühne  nach  Delphi,  Paus.  1,  43,  7. 

66* 


2087       Personifikationen  (Mythos)  Personifikationen  (Mythos)       2088 

Thanatos   1)  von  Sisyphos  gefesselt,   von  {—Schol.  Od. fi  124 in Cramer,Anecd. Paris. 3,479); 

Ares  befreit,  Schol.  A  II.  Z 153,  Welcher,  Trilogie  nach  Apollonius  Rhotl.  4,  829  ist  Krataiis  mit 

S.  555.    2)  mufs,  von  Herakles  bezwungen,  die  Hekate    identisch,   die  bei  Semos   Mutter   der 

Gattin  des  Admet  aus  seiner  Gewalt  entlassen,  Krataiis  heifst.   Deimos,  Phobos  und  Kydoimos, 

Eur.  Alhestis.  die  Diener  des  Ares,  sind  Söhne   des  Polemos 

Es   ist  mehr    oder   weniger   deutlich,    dafs  Suid.    s.  v.   <dsi(ios   vxl.      Dike    erscheint    als 

die   aufgezählten    Gestalten    im    Volksglauben  Mutter  der    Nemesis   Preller-Robert   1,  536,  5. 

lebendige  Geltung  besitzen,   speziell  für  Tha-  Harmonia  ist  Mutter  der  Amazonen  von  Ares 

natos   mufs   es   betont  werden,   da  ihn  Robert  Apoll.  Rhöd.  2,  990,  Pherehydes  im  Schol.  zur 

(S.  32.  43)  gar  zu  sehr  auf  das  Niveau  dich-  10  Stelle.     Hybris   gleichzeitig  mit  Dionysos   ge- 

terischer  Fiktion  herabzudrücken  versucht  hat:  boren  Athen.  2  p.  36 d;   Hypnos  vermählt   mit 

das  Burleske  einerseits  und  die  rituellen  Züge  der    Charis   Pasithea   EA  1,   2846,   35;    Lethe 

anderseits  sprechen  durchaus  dagegen.  als    Mutter   der    Chariten  Schol.    T   11.  &  276, 

Die    bekannten    Fabeln    von    Momos    habe  des   Dionysos   Flut.   qu.   conv.  7,  5,  3  p.  705 B 

ich   in   die    vorstehende    Reihe    aufgenommen,  (wo   das   umgekehrte  Verhältnis   als  das  rich- 

da     zwischen    Volksfabel     und    Mythos     kein  tigere    bezeichnet    wird).      Metameleia    heilst 

Unterschied  des  Wesens  besteht.   Hinzuzufügen  Tochter  des  Epimetheus,  wie  Prometheia  Toch- 

ist  die  aus  jenen  Fabeln  abgeleitete  Redensart  ter   des   Prometheus   Schol.   Pind.  Pyth.  5,  35, 

werf     iir]d'     uv    töv     Mü[iov     l%i\ua\ir\6 uo&ai,  vgl.    Tzetzes  Chil.  6,  913  f.     Metis   als   Tochter 

Suid.  s.  v.  'EQtiüocg  =  Phot.  Bibl.  242  fDamasc.  20  der  Daidale  Schol.  T  11.  II  222.  Eust.  p.  1056, 

v.    Isidori]    p.    341 a    18    Bekh.,    ähnlich    z.  B.  53;  Peitho  als  Mutter   der  Iynx  Preller- Robert 

Plato  Rep.  6  p.  487  A;   bei  Suidas  folgen  die  1,  375,  2,  als  Gemahlin  des  Argos  (nach  Phere- 

Worte    ^7]d'    ccv    (iiörjöca    zbv    <&&6vov:     das  hydes)  Schol.  Eur.  Phoen.  1116,  des  Phoroneus 

scheint   auf  ähnliche  Dinge    zu  weisen.     Das  Schol.  Eur.  Orest.  932.  1246. 

sprichwörtliche  "Oxvov  nloy.ai  (z.  B.  Ar.    ran.  Loser    ist    das    Verhältnis,     wenn    irgend 

186),  wie  wohl  mit  Recht  aus  ovov  itönat  ver-  welche    Gestalten    in    der    Gefolgschaft    einer 

bessert  wird,  knüpft  an  den  Oknosmythus  an.  Gottheit    vorgestellt    werden,    so    Lethe    und 

Was   nach   diesem  übrig  bleibt,  ist  in  der  Siope  im  Hause  des  Pluton  Plut.  de  E  Delph. 

That  nichts  als  Genealogie.     Daran  schliefsen  p.  394  A,  die  Lyttai  =  Erinyen  als  Helferinnen 

sich  die  abstrakten  Potenzen   spätgriechischer  30  der  Dike   Herahlit  bei  Plut.  de  exil.   p.  604  A 

Spekulation,  die  auf  einer  breiteren  Basis  alter  de  Is.  et  Os.  p.  370  D,    Peitho   als    Begleiterin 

Volksüberlieferung  ruhen  und  daher  mit  Recht  der  Aletheia  Pannen,  fr.  4,  4D.,  Himeros  mit 

in  diesem  Abschnitt  ihren  Platz  finden.  Eros  im  Gefolge   der  Aphrodite    Hes.    Theog. 

Das  genealogische  Verhältnis  ist  nicht  das  201  f.,  mit  den  Chariten  bei  den  Musen  hausend 

einzige,   in    das   göttliche  Wesen    zu   einander  ebd.   [64  f.],    Peitho    neben   den   Chariten  Hes. 

gesetzt  werden,    auch   das   eheliche  kommt  in  O.  D.  73  f.,  Harmonia  mit  Hebe  und  Aphrodite 

Betracht  und   das   der  Amme   zu  ihrem  Pfleg-  verbunden  Hom.  Hymn.  2,  17  [195],  an  Stelle 

ling,    ein    Hinweis     auf    die    Bedeutung    der  der    Hebe    als    Mundschenkin    der    Götter    in 

TQocpog.    Oft  genug  ist  die  Verbindung  durch-  den  Erotiha  des  Alexandriners  Kapiton  Athen.  10 

sichtig,  und  dafs  die  Art  der  Verknüpfung  im  40  p.   425  c.     Alle   diese  Formen  des   Vorstellens 

wesentlichen  gleichgiltig  und  verschiedene  Ver-  finden  in  der  Dichtung  weitgehende  Verwen- 

hältnisse    aus   demselben   spekulativen  Grund-  düng,   und   die  Scheidung  zwischen  allgemein 

gedanken   entstehen  können,    zeigt  die   Stelle  Mythischem  und  persönlich  Dichterischem  ist 

des   Cornutus  21   itsol  dk  rrj?  'Evvovg   ol   per  sehr  oft  unsicher. 

mg  iirjTgög,  ol  6'  (hg  ftvyuTQÖg,  ol  §'  mg  ZQoepov  Eine  Reihe  von  Abstraktionen  hat  sich  zu 
"ÄQEcog  dicuj)t()OvTca,  diacpiQOvtog  ovöiv.  Enyo  festeren  Gruppen  zusammengeschlossen,  ohne 
kommt  nicht  nur  als  Mutter  (vgl.  Schol.  A  PI.  dafs  die  ursprüngliche  Selbständigkeit  dabei 
E  333),  Tochter  und  Amme  des  Ares  vor,  verloren  ging.  Am  bekanntesten  ist  der  Drei- 
sondern auch  als  seine  Gattin,  Schol.  Ar.  verein  der  Hören  Dike,  Eirene,  Eunomia,  die 
pac.  457  rivkg  dk  'Agscog  ucci  'Evvovg  xbv  'Evv-  50  insgesamt  selbständigen  Kult  geniefsen.  Seit 
üliov.  Ich  gebe  zunächst  Einzelheiten.  Als  Hesiod  ist  dieser  Bund  der  Zeustöchter  populär 
Amme  der  Athener  lernen  wir  Aidos  kennen,  {Theog.  901  f.),  vgl.  z.  B.  Pindar  Ol.  13,  6 ff., 
Schol.  Aesch.  Prom.  12,  PW  1,  942,  55,  als  Anth.  Lyr.  p.  314  Orusius  n.  80,  Apollodor 
Amme  des  Apollon  Aletheia  Plut.  qu.  conv.  1,  3,  1,  1,  Diodor  5,  72,  5,  Hygin  f.  183,  Gor- 
3,  9,  2  p.  657  E.  Dieselbe  Aletheia  als  Tochter  nutus  29,  Orph.  H.  43,  lf.  Variationen  kommen 
des  Kronos  Plut.  qu.  rom.  11  p.  266  E,  des  vor:  Dike,  Eunomia  und  Themis  nennt  zu- 
Chronos  (Tempus)  Gell.  12,  11,  7.  Ananke  als  sammen  Bakchyl.  fr.  29,  2 ff.  Eustasia  für 
Mutter  der  Adrasteia  Plut.  ser.  num.  vind.  22  Dike  tritt  ein  in  der  Inschrift  von  Pergamon 
p.  564  E,  der  Moiren  Plat.  Rep.  10  p.  617  C,  Fraenhel  nr.  324,  15.  In  dem  Epigramm  bei 
Schol.  5  p.  451  A,  Themist.  or.  32  p.  356b  (wo  60  Kaibel,  Ep.  gr.  1110  (2.  Jh.  a.  C),  das  sich  eng 
sie  mit  ihnen  der  Geburt  vorsteht,  wie  nach  an  Hesiod  O.T).  197  ff.  anlehnt,  erscheint  neben 
*  ägyptischer '  Lehre  bei  Macrobius  Sat.  1,  19,  17  Eunomia  Aidos  als  Höre,  der  Name  der  dritten 
mit  Daimon,  Tyche  und  Eros).  Anteros  (der  ist  nicht  erhalten.  Euporia  als  Höre  bei 
dritte  Cupido)  ist  der  Sohn  der  dritten  Venus  Hygin  f.  183.  Auch  neben  den  bekannten 
und  des  Mars  nach  Cic.  n.  d.  3,  23,  60;  Cele-  Namen  der  neun  Musen  finden  wir  andere 
ritas  die  Tochter  der  Sonne  Mythogr.  Vat.  Gruppierungen:  Pausanias  9,  29,  2  nennt  Me- 
3,  8,  17.  Deimos  und  Krataiis  zeugen  die  lete,  Mneme  und  Aoide;  Arat  im  5.  Buch  der 
Sky IIa  nach  Äemos  von  Delos  F.  H.  G.  4,  495,  18 a  Astriha  zählte   vier  Musen,    die  bei  Cic.  n.  d. 


r-i 


2089       Personifikationen  (Mythos)  Personifikationen  (Mythos)       2090 

3,   21,   54    als     Marne    primae    wiederkehren.  und  Phobos  und   der  Harmonia    Theog.  933 ff: 

Arche,  Melete,  Thelxinoe  und  Aoide,  die  Töchter  danach  hei   Hyg.   Harmonia  und  Formido  als 

des  Zeus  und  der  Plusia  Schal.  lies.  O.T).  p.  23  Kinder  des  Mars  und  der  Venus  p.  10  M.  (ebd. 

Gaisf.,  Gramer,  Anecd.  Oxon.  4,  424 f.    Polyraa-  Iuventus  und  Libertas  als  Kinder  des  Iuppiter 

theia   als   Musenname   Plut.  qa.  conv.  9,   14,  7  und  der  Iuno);  Harmonia  als  Arestochter  auch 

p.  746  E;   mancherorten  war  der  Gesamtnarne  bei  Comut.  21.    Metis  (eine  Tochter  des  Okeanos 

nicht  Musai  sondern  Mneiai  ebd.  14,  1  p.  743  D.  und  der  Tethys  Theog.  358,  wie  Peitho  349  und 

Zum  Verein  der  Chariten  gehört  Euphrosyne  Tyche  360)   ist  die   erste   Gemahlin    des    Zeus 

Preller -Robert  1,  481,  auch  Harmonia  erscheint  886ff. ;  als  die  Geburt  der  Athena  in  Aussicht 
später  als  Charis  Nonnos  13,  339.     Unter  den  10  steht,   verschlingt    sie    Zeus:    das   Gleiche   be- 

Moiren  wird  Aisa  an  Stelle   der  Atropos  ge-  richtet  Apollodor  1,  3,  6,  mit  dem  Detail,  dafs 

nannt    in    dem    Lyrikerfragment    Anth.    Lyr.  Metis    vielerlei    Gestalten    angenommen    habe, 

p.  314    Grus.   n.   80,    schon  bei   Homer  spinnt  um   der   Berührung  durch   Zeus   zu    entgehen, 

sie  mit  der  Klotho   zusammen  den  Schicksals-  Als  Genossin  des  Zeus  erscheint  sie  ebd.  1,  2,  1 : 

faden  r\  197 f.,  vgl.  T  127 f.    Als  Rachedämonen  sie  giebt  dem  Kronos    ein  Mittel  ein,   worauf 

sind   neben   Erinys   Poine  und  Dike    wirksam  er  Stein  und  Kinder  wieder  ausbricht, 

je    nach    dem    Grade    des    Vergehens :    Poine  Hypnos  und  Thanatos,  von  denen  der  erste 

straft  die  leichten,  Dike  die  schwereren,  Erinys  im  Anne  der  Nyx  begegnet  Theog.  756  f.,  hausen 

die    schwersten    Verbrechen,    Plut.    ser.    mim.  in  der  Unterwelt  758  ff. ;  ebendort  ist  auch  das 
vind.  22  p.  564  E.F;    vgl.   die   Poinai,    die    im  20  übrige   Geschlecht  der  Nacht  zu  denken,   das 

Tartarus  mit  Fackeln  die   Übelthäter    sengen  dann    durch    die    ganze    römische  Poesie    seit 

[PlatoJ  Axioch.  p.  372  A.,  dieselben  hohnlachend  Vergil  zum  Apparate  der  Unterwelt  gehört, 

über  das  Elend  der  Toten  in  dem  merkwürdi-  Neben  den  HesiodischenGenealogieen  sind  für 

gen   Unterweltsgedichte  Fayum  Papyri  nr.  2,  die  Verwendung  von  Abstraktionen  in  den  Spe- 

2,  27,  Arch.  f.  Papyrusforschung  2  (1903)  S.  358.  kulationen  der  Folgezeit  alte  Kosmogonieen  von 

An  der  Spitze  einer  genealogischen  Speku  -  Einflufs   gewesen,    in   denen   Chronos,   Ananke 

lation   gröfseren    Stils   steht  in  unserer  Über-  und  ähnliche  Potenzen  am  Anfang  aller  Dinge 

lieferung  die  Hesiodische   Theogonie.    Wie   sie  stehen.    Pherekydes  von  Syros  hatte  sein  Buch 

die  Summe  zieht  aus  dem  Schatze  uralter  Tra-  mit  dem  Satze  begonnen:    fZeus  und  Chronos 
dition,    so    reicht    ihre   Wirkung    bis    in    die  30  und  Chthon  waren  ewig'  Laert.  Diog.  1,  11,  119, 

letzten   Ausläufer    griechisch-römischer  Poesie  vgl.   Damasc.   de   princ.   p.  384   Kopp.      Nach 

hinein.      Von    besonderer   Wichtigkeit    ist    in  Parmenides  (und  Hesiod)    lenkte  Ananke    die 

dieser    Hinsicht    das    211  ff.    vorgeführte    Ge-  Urgeschicke  der  Götter,  Plato  Symp.  p.  195  C, 

schlecht    der    Nacht:    Nyx    gebiert    aus    sich  vgl.  Stob.  ecl.  1,  4,  7c,  p.  72  W.     Das  geht  in 

heraus     ohne     Vater    Moros,    Ker,    Thanatos,  ältere  Zeit  hinauf,    nicht  anders  als  die  Bolle 

Hypnos   und   die   Oneiroi,   sodann  Momos  und  der  Ananke  im  Unterweltsmythus,   Plato  Bep. 

Oi'zys,  endlich  Nemesis,  Apate,  Philotes,  Geras  p.  616 Cff. 

und  Eris.     Von    Eris    wiederum    stammen    ab  In  pythagoreischen  Kreisen  werden  wir  an 

Ponos,  Lethe,  Limos,  die  Algea,  Hysminai,  eine  spekulative  Verwendung  von  Abstrak- 
Phonoi,  Machai,  Androktasiai,  Neikea,  falschen  40  tionen    denken    dürfen,    wenn    das    Fragment 

Logoi   und  Amphilogiai,    Dysnomia,  Ate    und  bei  Stob.   1   p.  22  W.   einen   Schlufs  in  dieser 

Horkos    (vgl.  O.  D.  804).     Hier    tauchen    zum  Richtung  gestattet.     Hier  werden  die  Zahlbe- 

ersten  Mal  wirklich   abstrakte  Bildungen   auf,  griffe  mit  Götternamen  identifiziert,  und  unter 

und  gerade  diese  sind  es,  die  nachher  in  der  diesen    befinden    sich    einige    Abstracta :     so 

römischen  Poesie  eine   schrankenlose  Erweite-  heifst  die  Hexas   Gamos   oder  Aphrodite,    die 

rung    erfahren.     Direkt    von   Hesiod    sind    ab-  Hebdomas    Kairos    oder    Athena,     die    Dekas 

hängig    1)   Hygin    in   seiner  Liste   der  Kinder  Panteleia,  für  alle  drei  haben  wir  Kultbelege, 

von  Nox  und  Erebos  praef.   p.  lff.  Muncker:  Auch     den     Stoikern     sind     Abstraktionen 

Fatum,    Mors,    Letum,     Conscientia,    Somnus,  nicht  fremd.     Von  den   sieben   sidn  &£wv,   die 

Somnia,  Miseria,  Petulantia,  Nemesis,  Euphro-  50  sie  nach  [Flut.]  de.plac.  p.  880  A  unterscheiden, 

syne,    Amicitia,     Discordia,     Senectus,    Dolor,  beziehen  sich  das  vierte  und  fünfte  auf  Ttgccy- 

Dolus,   Ira,   Luctus,   Mendacium,    Ultio,    Iusiu-  paTa    und    Ttd&r};    für    die    %ä%"r\    sind    neben 

randum,  Intemperantia,  Altercatio,  Oblivio,  So-  Aphrodite  Eros  und  Pothos  angeführt,  für  die 

cordia,    Timor,    Superbia,     Incestum,    Pugna;  itQ<ky[icixcc  Elpis,  Dike  und  Eunomia  p.  880  C; 

2)   Cicero  in  der  entsprechenden  Reihe  n.   d.  unter    den    r  schadenden '    Göttern    erscheinen 

3,  17,  44:  Amor,  Dolus,  Metus,  Labor,  Invi-  ebd.  neben  den  Erinyen  und  Ares  die  Poinai. 
dentia,  Fatum,  Senectus,  Mors,  Tenebrae,  Mi-  Cormitus  13  nennt  an  hierher  gehörigen  Gott- 
seria,  Querella,  Gratia,  Fraus,  Pertinacia,  Som-  heiten  Aisa,  Ananke,  Tyche  und  Opis,  die 
nia,  wo  ebenfalls  Erebos  und  Nox  als  Eltern  strafende  Rücksicht.  Metis  hiefs  nach  einigen 
erwähnt  werden.                                                        60  Stoikern     das      im     Kopfe      lokalisierte     und 

Andere  Einzelheiten  der  Theogonie,   die  in  mit      der      ygovrieig      identische     i)ysiioviw.6v, 

der    späteren    Myelographie    fortwirken,    sind  Philod.  n.  sva.   p.  83,  9 ff.    Gomp.     Stoisch   ist 

folgende:    Styx  gebiert  dem  Pallas  Zelos  (der  auch  die  Gleichsetzung  nicht  nur  von  Thysis, 

die  unseligen  Menschen  des  eisernen  Zeitalters  Heimarmene    und  Ananke,   sondern   auch  Eu- 

verfolgt  O.  D.  195  f.)   und  Nike,  sowie    Kratos  nomia,    Dike,    Homonoia,     Eirene,    Aphrodite 

und  Bia,  die  ewig  neben  Zeus  thronen  (383 ff.):  und  rb  TiaqccTtlr\Giov  näv  ebd.  p.  79,  lff  Gomp. 

danach   Apollod.    1,  2,  4,   Hyg.  p.  8    Muncker.  Zeno  vergöttlichte  auch  die  Jahre,  Monate  und 

Aphrodite  wird  von  Ares  Mutter  des  Deimos  Jahreszeiten,    Cic.    n.    d.    1,    14,   36.     Chronos 


2091       Personifikationen  (Mythos)  Personifikationen  (Mythos)       2092 

wurde    dem    Kronos    gleichgesetzt,    vgl.    z.  B.  Aionos  192,  21;  als  grofser  Aion   wird   er  an- 

Corn.   6 f.     Hermes   galt  als   der  vom  Himmel  gerufen  203,  18,  vgl.  auch  S.  69.  — ''Rudi  uoi, 

gesandte   Logos,    Com.   16,    vgl.   [Plut.J  de  v.  IIqovohx   xort    Tv%r\   zu  Beginn   der  Einleitung 

et  p.  Hom.  126,   verwandte  Regionen   sind  es,  in    die    Mithrasliturgie    des    Pariser    Papyrus, 

wo    die   Anknüpfungspunkte    für    den    Johan-  Dieterich,  Bonn.  Jahrb.  108/9  (1902)  S.  38.   Eine 

neischen  Logos  liegen,  nicht  Philo,  vgl.  Wend-  wichtige  Reihe  in  der  Beschwörung  eines  Liebes- 

land,  Neue  Jahrb.  f.  d.  Jdass.  Alt.  5  (1902)  S.  7,  zaubers  in  demselben  Papyrus,  Wessely.  Griech. 

Beitzenstein,  Zivei  religionsgeschichtliche  Fragen  Zauberpap.  S.  56  f.  V.  1399  ff.  1448  ff. 

S.  84  ff.  Die  Gestalt  des  Aion  mischte  sich  in  Ägyp- 

Die  unter  dem  Namen  des  Orpheus  über-  io  ten  mit  Osirisvorstellungen,  vgl.  Suid.  s.  v. 
lieferten  Mythologeme  zeigen  uns  altbekannte  'Enicpäviog  p.  482  Beruh.,  wo  E.  als  i^ÜQ^ojv 
Gestalten.  Chronos  steht  hier  am  Weltanfang-  der  Osirismysterien  und  der  des  als  Aion  an- 
In  der  nach  Hieronymos  benannten  Theogonie  gerufenen  Gottes  bezeichnet  wird,  sowie  ebd. 
(fr.  36  Abel.  vgl.  fr.  48)  wird  er  erzeugt  aus  s.  v.  'Hgatoxog  p.  872 f.  B.,  wonach  der  Wun- 
den beiden  ersten  a.Q%ai,  Wasser  und  Erde.  dermann  H,  der  die  Fähigkeit  hatte,  die  be- 
Er  hat  die  Gestalt  eines  Drachen  mit  Stier-  seelten  und  unbeseelten  aydl^arci  zu  unter- 
und  Löwenkopf,  dazwischen  ein  Götterantlitz  scheiden,  bekundete,  dafs  die  geheimnisvolle 
und  an  den  Schultern  Flügel.  Er  heifst  Xgövog  Bildsäule  des  Aion  von  dem  Gotte  besessen 
ccyrjQarog  und  zugleich  Herakles,  mit  ihm  ver-  sei,  den  die  Alexandriner  als  Osiris  oder  Ado- 
bunden  ist  Ananke   (=  Adrasteia),    beide    zu-  20  nis  verehrten. 

sammen   bilden   die  dritte  ciQ%r\.     (Ananke  als  Nur  mit  einem  Worte   sei  der  gnostischen 

Genossin  des  Demiurgen  fr.  109.  110.)    Chronos  Aeonenlehre  gedacht,  wo  Aion  zum  Gattungs- 

wird    Vater    von    Aither,    Chaos,    Erebos    und  begriff   verallgemeinert    ist.      Eine    besondere 

zeugt   das   Weltei    (vgl.    auch  fr.   53).     In  der  Stellung  nimmt  bei   den   Ophiten   die   Ennoia 

sogenannten      rhapsodischen     Theogonie      war  ein,  das  zweite  Prinzip;   es  emaniert  aus  dem 

Chronos  die  erste  &Q%r\  fr.  36.  48,   vgl.  fr.  50.  Bythos,    der    mit  der  Materia  zusammen    das 

52  276;  Argon.  12ff.  Metis  bildet  mit  Phanes  und  erste  Prinzip  darstellt.     Aus  der  Ennoia  ema- 

Erikepaios    die    dritte    Trias  fr.  48,   alle    drei  niert    als    drittes    Prinzip    der    heilige    Geist, 

bezeichnen  eigentlich  ein  und  dasselbe  Wesen  Durch    Verbindung    des    dritten  Prinzips    mit 

fr.  56.     Metis    ist   männlich    gefafst,    er    trägt  30  dem    ersten    und    zweiten    entsteht    Christus, 

den   Samen   der  Götter  in  sich  fr.  61  und  er-  sowie   ein  unvollkommener  Aeon,   die   Sophia, 

scheint  als  erster  Erzeuger  neben  Eros  fr.  71.  Diese  erzeugt  einen  Lufthimmel   der  zwischen 

123,  11  vgl  69.    In  dem  orphischen  Pantheon,  Gott  und   der  Materie   steht  und  wacht  über 

von  dem  uns  die  Hymnen  einen  Begriff  geben,  das    Heil    der    Menschen.     Vgl.    Wetzer    und 

werden  verehrt  Physis,   die  Allgöttin,  10  (der  Weite,  Kirchenlexikon  s.  v.  Ophiten.   Ein  kunst- 

Dike  gleichgesetzt  v.  13,  der  Aisa  und  Pronoia  volles  Gebäude  hat   Valentin  mit   der  Abfolge 

v.  26:  das  ist  stoisch),  Dike  62,   Dikaiosyne  63,  seiner  Syzygien  aufgeführt,  in  denen  der  weib- 

Nomos  64    (der    den    nichtsnutzigen    Phthonos  liehe    Teil    durchweg    abstrakter    Natur    ist: 

verjagt  v.    6),    Tyche   72,    Hypnos   85   (Bruder  Bythos    besteht    mit    Sige    oder    Ennoia    als 

der  Lethe  und  des  Thanatos  v.  8),  Oneiros  86,  40  doppelgestaltiges ,     mannweibliches     Urwesen. 

Thanatos    87.      Die    den    Hymnen    vorgesetzte  Es  emanieren  zunächst  Nus  und  Aletheia,  aus 

hv%x\    nqbg    Movaalov    nennt    Dikaiosyne    und  diesen  Logos   und   Zoe,   aus   diesen   wiederum 

Eusebeia  14,  Eniautos  18,  Pistis  und  Dike  25,  Anthropos   und    Ekklesia   und   weiter  Bythios 

Aion  28,   Chronos   29,   Pronoia  30,   Arche  und  und  Mixis,   Ageratos  und  Henosis,  Autophyes 

Peras  42.  und  Hedone,   Akinetos  und   Synkrasis,   Mono- 

Von  den  Orphikern  ist  der  Weg  nicht  weit  genes  und  Makaria.     Aus  Anthropos  und  Ek- 

zu  den  Zauberbüchern  des  ausgehenden  Alter-  klesia  emanieren  sodann  folgende  Paare :    Pa- 

tums,  zu  den  Gnostikern  und  verwandten  my-  rakletos  und  Pistis,  Patrikos  und  Elpis,  Metri- 

stischen  Richtungen.  Auch  die  Personifikationen  kos   und   Agape,  Aeinus   und   Synesis,   Ekkle- 

sind  diesen  Weg  gegangen.     Als  Beispiel  der  50  siastikos  und  Makariotes,  Theletos  und  Sophia, 

magischen  Litteratur  sei  der  von  Dieterich  im  Sophia  steht  somit  an  letzter  Stelle;   sie  fällt 

Abraxas   bearbeitete    Leidener    Zauberpapyrus  infolge    ihrer    geringen    Wesenheit     aus    dem 

herangezogen,    dessen    kosmogonische   Einlage  Pleroma  heraus  und  gebiert  den  Aeon  Christus, 

mehrere    Personifikationen    vor    Augen    führt.  Nach   den  Dokumenten   der  italischen   Schule 

Sieben  Mal  lacht  hier  der  Gott,  und  es  ent-  wird  eine  doppelte  Sophia  unterschieden.    Sie 

stehen  die  Götter.    An  dritter  Stelle  (S.  17,  43)  bricht  als  jüngster  Aeon  die  Syzygie  mit  ihrem 

erscheint  Hermes— Nus   (r)  (frQtvsg),   an   vierter  Gatten  und  stürzt  sich  dem  Bythos  entgegen, 

(S.  18,  46)  Genna,  an  fünfter  (S.  18,  50)  Moira,  um  sich  mit  ihm  zu  vereinigen.    Es  droht  ihr 

die    mit    Hermes    in    Streit    gerät,    vgl.    dazu  die   Auflösung  in   die   gesamte   Weltsubstanz, 

S.  62  ff.    72  ff.    74  ff.     An    siebenter    Stelle    ent-  60  da  kommt  ihr  Horos  zu  Hilfe,  zieht  sie  zurück 

steht  Psyche  (S.  18,  75).    Durch  das  Schnalzen  und   vereinigt   sie   wieder   mit    ihrem   Gatten, 

des   Gottes   wird  der  gewappnete  Phobos  her-  Ihre  Begierde  bleibt  aber  als  selbständige  Mifs- 

vorgerufen  (S.  19,  92)  vgl.  S.  86  ff.    In  anderen  geburt  im  Pleroma,  woraus  weiterhin  die  Ab- 

Partieen    des    Papyrus    begegnet  Aion,    so    in  leitung  von   Materie  und  Welt    erfolgt.     Vgl. 

einer  inUlmcig  S.  176,  13,  wo  er  Aion  Aionos  Wetzer  und   Weite  s.  v.    Valentin.    Kaum  kann 

heifst  und  v.  17   Phobos   als    sein  Diener    ge-  solche    Konstruktion    mit    Mythos    verglichen 

nannt  wird,  in  einem  Spruche  Feuer  zu  löschen  werden,    vielmehr    ist  es   der  barocke  Aufbau 

191,  5,    in    einer    avoi'S,ig    wiederum   als    Aion  eines  spitzfindig  klügelnden  Geistes ;  aber  auch 


2093       Personifikationen  (.Mythos)  Personifikationen  (Dichtung)      2094 

in    diesen    Extravaganzen    lebt    ein    Rest   von  thagoras    und    alte    Orphiker     werden    solche 

alter  Denkform.  Marcus,  ein  Schüler  Valentins,  Personifikationen    reichlich    enthalten    haben, 

gründete    die   Sekte   der  Markosier,    in   deren  Durchscheinend    in    den    Überlieferungen    der 

Trinitätslehre  Aletheia  die  Stelle  des  heiligen  Stoa,  treten  sie  mit  stärkerem  Accent  hervor 

Geistes  vertritt,   Usener,  Rhein.  Mus.  58  (1903)  in    dem    begierig    zugreifenden    Synkretismus 

S.  42.  der  Jahrhunderte  nach  Christus,  in  den  Orphi- 

Nicht  weit  von  Orphischern  und  Gnostischem  kern   und    Gnostikern,   in    den    Zauberbüchern 

stehen  die  Kosmogonieen  des  Philo  von  Byhlos  und     hermetischen     Schriften;     ihren    letzten 

bei  Euseb.  pr.  ev.  1,  10,  lff.      vgl.    Dieterich,  Nachhall  verspüren  wir  im  Neuplatonismus. 
Abraxas    S.    73  f.      Pothos    erscheint    hier    als  10 

weltschöpfende  Kraft  (1),  Aion  und  Protogonos  "■*■•  Dichtung. 

stammen  vom  Winde  Kaipias  und  der  Baau,  Die  rege  Phantasie  des  griechischen  Volkes 

ihre  Nachkommen  sind  Genos  und  Genea,  die  hatte   eine   so   vielgestaltige  und  mannigfaltig 

Besiedler  Phoenikiens   (7)  (vgl.  die  Genea  der  abgestufte  Götterwelt  hervorgebracht,  dafs  es 

Naassener  Dieterich,  Abraxas  S.  73):  es  ist  ein  den  Anschein  gewann,    als  könnte    alles  und 

Hinabsinken  ins  Menschliche.  Hora  begegnet  2 3,  jedes    auf  dieser  Welt   ein    göttliches   Wesen 

Pothos  und  Eros  als  Söhne  der  Astarte  24.  in  sich  schliefsen.   Die  schöpferisch  gestaltende 

Aus    verwandten    Vorstellungskreisen    sind  Kraft  hatte  sich   selbst  an  Abstraktionen  ver- 

die  hermetischen  Schriften  erwachsen,  und  so  sucht,   zumal   die    aus    lebendig   empfundenen 
finden  wir  auch  in  ihnen  bekannte  Gestalten.  20  Mächten  abgeleiteten  und  in  der  Sprache  von 

Zum  Nus  im  Poimandres  13,  17  ff.  s.  Dieterich,  diesen  nicht  unterschiedenen  Begriffe  den  Ein- 

Abraxas  S.  67.     Wichtig  ist    die  Kosmogonie  druck  des  Primären  erwecken  und  damit  jene 

aus  der  K6qt\  y.6a^ov,   die  Stob.  ecl.  1,  49,  44  personifizierende  Kraft  zu  analogen  Bildungen 

aufbehalten    hat.      Gott    lächelt    und    schafft  antreiben  konnten.    Die  schaffende  Volksphan- 

durch  sein  Wort  die  Physis  p.  388,  13  Wachsin.  tasie    erzeugt    göttliche    Wesen,     mit     deren 

Diese  gesellt  sich  dem  Ponos  und  gebiert  eine  Macht  man  zu  rechnen  hat,  die  man  im  Kultus 

Tochter  mit  Namen  Heuresis   (388,  22).     Vor  verehrt;  der  Dichter,  der  dem  Volke  angehört, 

der  Erschaffung  des  Menschen  berät  sich  Gott  übernimmt  das  Erbe  und  wuchert  mit  einem 

mit    den    Göttern;    ein    jeder    soll    sich    mit  reichen  Schatze  poetischer  Motive.     Aber  die 
eigenen  Schöpfungen  beteiligen.    Selene  erklärt,  30  also  befruchtete  individuelle  Phantasie  bleibt 

sie    habe    Phobos,   Sige,    Hypnos   und    Mneme  dabei  nicht  stehen,  sondern  schafft  unablässig 

hervorgebracht;     Kronos    verkündet,    dafs    er  neue   Gestalten   nach   dem    eigenen  Bedürfnis. 

Vater    von    Dike    und  Ananke    geworden   sei;  Die  Personifikation  ist  eines  der  wesentlichsten 

Zeus  erklärt,   dafs   er  zur  Vermeidung  bestän-  Mittel  der  dichterischen  Darstellung,  denn  der 

digen  Krieges  Tyche,  Elpis  und  Eirene  gezeugt  Grad    der    Anschaulichkeit    hängt    davon    ab, 

habe;    Ares    nennt    sich    Vater    von    Agonia,  wie  weit  das  Unpersönliche  mit  persönlichem 

Orge  und  Eris;  Aphrodite  verspricht   Pothos,  Leben   erfüllt  wird;  ihren  Höhepunkt  erreicht 

Hedone  und  Gelos  den  Menschen  als  Gefährten  sie,  wenn  auch  abstrakte  Begriffe  zu  Personen 

zu    geben,    p.    393,    15  ff.     Als    die    Seelen    in  werden. 

Körper  geschlossen  werden,  jammern  sie:  da  40  Der  persönliche  Gottesbegriff  (ftsog)  war 
verkündet  ihnen  der  uovaQ%og,  auf  dem  Thron  einst  das  Höchste,  wozu  die  personifizierende 
der  Aletheia  sitzend,  dafs  Eros  und  Ananke  Kraft  gelangen  konnte,  aber  er  wird  bis  zu 
über  sie  herrschen  würden,  die  nächst  ihm  dem  Grade  entwertet,  dafs  er  bald  als  gang- 
aller Dinge  Herren  und  Führer  seien,  p.  397,  3  ff.  bare  Münze  in  der  Poesie  umläuft,  von  den 
Bei  der  Erschaffung  des  Menschen  tritt  auch  verschiedensten  Dingen,  selbst  mit  bcschrän- 
Momos  auf,  im  Gespräch  mit  Hermes,  p.  399,  kender  Relation,  prädiziert  wird  und  sogar 
10  ff.  seines  dynamischen  Charakters'  verlustig  geht, 
Mit  dem  Neuplatonismus  lebt  sich  das  wie  in  dem  bekannten  Verse  der  Earip ddeischen 
Griechentum  aus,  hier  finden  wir  noch  ein  Helena  &sbg  yccg  %ca  xb  yiyvdaaxsiv  (pilovg  (560). 
paar  letzte  Anklänge  an  die  betrachteten  Vor-  50  (Vgl.  auch  Menand.  n.  iniS.  p.  341  sq.  Sj>. 
Stellungen.  Die  alte  Ananke  erscheint  als  über  die  vpvoi  Ttsitlaoiiivoi.)  Dergleichen 
Gemahlin  des  Demiurgen  und  Mutter  der  sind  nur  noch  rhetorische  Pointen:  ihnen 
Heimarmene  bei  Procl.  in  Tim.  p.  323 C,  Aion  entspricht  keine  reale  Vorstellung,  und  für 
hat  seine  Bedeutung  noch  nicht  ganz  verloren  die  dichterische  Personifikation  geben  sie 
(vgl.  Zocga,  Abhandlungen  S.  188)  und  Chronos  nichts  aus.  Auch  da,  wo  der  Dichter  mit 
behauptet  ausdrücklich  seinen  Platz  als  Gott,  überkommenen  allgemeinen  Volksvorstellungen 
wie  aus  Procl.  in  Tim.  p.  251 A  hervorgeht,  arbeitet  und  solche  unverändert  in  seine  Werke 
wo  er  &ebg  a<pavT]g  xca  v.ax'  ovGiav  alwviog  einführt,  oder  mit  Benutzung  bekannter  Züge 
genannt  wird,  vgl.  ebd.  B.  und     Gestalten     neuerfundene     Begebenheiten 

So    sahen     wir     gleich     am    Beginn    der  60  vorträgt,  wie   es   durch   Robert  für  die  Sarpe- 

griechischen  Spekulation,   in  der  Hesiodischen  donepisode  der  Pias  nachgewiesen  ist  (Thanatos 

Theogonie,     die    Personifikationen    abstrakter  S.  5  f.),  gewinnen  wir  wenig  für  das  Verständnis 

Begriffe    eingeführt,    und    gleich    dort    auch  poetischer    Einbildungskraft.     Es    kommt    auf 

wirkliche   Abstrakta.      Die    alten    Urpotenzen  die  Gebilde  an,  die  der  Phantasie  des  Dichters 

der  Welt,  wie  Chronos  und  Ananke,  ragen  aus  mit  Absicht  auf  eine  ganz  bestimmte  poetische 

noch  ferneren  Zeiten  herüber  und  bleiben  in  Wirkung  entspringen.     Für  die  ältere  Zeit  ist 

Geltung    durch    alle   Spekulation    bis    an    das  es    freilich    nicht    möglich,     eine     Scheidung 

Ende   des  Hellenismus.     Alte  Lehren  des  Py-  zwischen   subjektiver  Erfindung  und  dem  all- 


2095      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Dichtung)      2096 

gemeinen    Inhalt    des    religiösen  Bewufstseins  Gestalten  in  der  allgemeinen  Volksvorstellung 

vorzunehmen,  und  bei  einer  Persönlichkeit  wie  durchgebildet  sind.    Auch  Hypnos  in  der  Zeus- 

Aischylos    ist    auch     die     spezifisch    religiöse  Hera-Episode   des   S1  (230  ff.)  bedurfte  für  den 

Phantasie  weiterbildend  thätig;   aber  es  mufs  Dichter  keiner  poetischen  Erfindung;   dafs  er 

der     Versuch     gemacht     werden,     bei    einem  auf   Lemnos    haust,    kann    Volksglaube    sein, 

schnellen  Überblick  über  die  litterarischen  Gat-  Der    ihm    verwandte   Oneiros    kommt    nur    zu 

tungen  zu  zeigen,   welche  Arten  von  Personi-  Anfang  des  B  vor,  aber  nicht  als  Person,  son- 

fikationen  eine  jede  bevorzugt:  denn  schaffend  dem    als    schattenhaftes    Gattungswesen;    das 

oder    nachschaffend    äufsert    sich    hierin    die  ihm  beigelegte  Adjektiv   ovXog  bedeutet    das- 
dichterische  Besonderheit.                                        io  selbe    wie    das    sonst    geläufige    ivanyrjg:    ein 

In  dem  Kampfgetümmel  der  llias  behaupten  klarer,    bestimmter,    bedeutungsvoller    Traum, 

die  Dämonen   des   Krieges    den    ersten    Platz.  aus  dem  man  seine  Schlüsse  zieht. 


6 


Deimos  und  Phobos   schirren   auf  Befehl    des  Auf   das    ethische    Gebiet    führt    uns    Ate: 

Ares  die  Rosse  an  (O  119 f.);  auf  dem  Schilde  die  Töne  der  Tragödie  klingen  an.    Ihr  Wesen 

des   Agamemnon   sind   sie,  wie  es   scheint,  in  hat  Lehrs  feinsinnig  zergliedert.     Als  die  all- 

effigie  dargestellt  zu  denken,  obwohl  man  trotz  gemein  geistesverwirrende  Macht  erscheint  sie 

wiederholten  Überlegens  die  Unklarheit  dieser  deutlich  U  805,  vor  dem  Ende  des  Patroklos: 

Stelle  nicht  überwindet  (A  37);  beide  mit  Eris  rbv   d'    aäxr\   cpoivag   dXs.    T  91  ff.    ist   sie   die 

im  Bunde   schüren    den  Kampfesmut    im   Ge-  hehre  Tochter  des  Zeus,  t)  Ttdvrccg  cc&zca;  nicht 
folge    des    Ares    und    der    Athena    (zf    439  f.)  20  auf   dem    Boden    stürmt    sie    einher,    sondern 

Phobos  heilst  der  kraftvolle  und  unerschrockene  leichten  Fufses    schreitet  sie  über    die  Köpfe 

Sohn   des  Ares,   der  die  zaghaften  Krieger  in  der  Männer   (anders   WernicJce   PW  s.  v.    Ate, 

die  Flucht  jagt  (£yoßr}es  N  300);   Eris  ist  die  vgl.   Aristid.  37,  7   vol.  2  p.  306,  1  Keil)   und 

unersättlich   anstürmende   Schwester   und   Ge-  stiftet    Schaden.      Zeus    selbst    geriet    in    ihre 


B' 


fährtin  des  männermordenden  Gottes:  klein  Fallstricke:  da  ergriff  er  im  Zorn  die  Hell- 
erhebt sie  sich  zu  Anfang,  aber  an  den  gelockte  an  den  Haaren  und  warf  sie  vom 
Himmel  stöfst  bald  ihr  Haupt,  während  sie  Himmel  herab,  nachdem  er  geschworen,  dafs 
doch  auf  der  Erde  dahinschreitet;  Zwietracht  sie  nie  wieder  den  Olymp  betreten  solle;  so 
sät  sie,  durch  die  Scharen  gehend,  und  mehrt  kam  sie  zu  den  Menschen.  Ate  schliefst  So- 
fias Stöhnen  der  Männer  (J  440  ff.).  Vgl.  T  48;  30  wohl  die  aus  einer  geistigen  Störung  hervor- 
E  518.  Wenn  die  anderen  Götter  ruhig  auf  gegangene  Unthat  wie  deren  schlimme  Folgen 
dem  Olymp  bleiben,  freut  sie  sich  allein  am  in  ihrem  Begriff  zusammen,  es  sind  notwendig 
Schlachtgetümmel  (A  73 f.);  am  Anfang  des  verbundene  Glieder  einer  Kette.  J  502  schiebt 
A  sendet  sie  Zeus  zu  den  Schiffen  der  Achäer,  die  Litai  dazwischen,  die  personifizierten  Bitten, 
mit  dem  Zeichen  des  Kriegs  in  den  Händen:  Die  hinkenden,  runzligen,  schielenden  Töchter 
auf  dem  Schiff  des  Odysseus  stehend  schreit  des  Zeus  folgen  der  Ate  auf  dem  Fufse.  Ate 
sie  laut  und  furchtbar  und  erfüllt  die  Krieger  ist  kraftvoll  und  hurtig,  sie  läuft  weit  allen 
mit  gewaltigem  Kampfesmut.  An  eine  wirk-  voran  und  trägt  Unheil  über  die  ganze  Erde, 
liehe  Darstellung  der  Eris  auf  der  Aegis  des  Die  Litai  kommen  und  machen  das  wieder 
Zeus,  zusammen  mit  Alke  und  Ioke,  ist  so  40  gut,  wenn  man  sie  mit  frommer  Scheu  ver- 
wie  die  Verse  (E  739  ff. )  lauten  kaum  zu  ehrt.  Wenn  einer  aber  störrisch  ist  und  trotzig 
denken  (vgl.  die  &eX%Ti]Qicc  des  Aphroditegürtels  beharrt,  dann  bitten  sie  Zeus,  dafs  die  Ate 
£216 f.);  dafs  %Qtg  auch  abstrakt  vorkommt,  ihm  folge  und  er  mit  Schaden  die  Bufse  be- 
beweist schon  V.  891  desselben  Buches,  wo  zahle.  Die  einheitliche  Ate- Vorstellung  in 
Zeus  den  Ares  schilt:  alsl  ydg  rot  tgig  rt  ihrer  schaurigen  Gröfse  ist  hier  durch  ein 
cplXr\  it6l£[ioi  t£  (id^cct,  tb.  Wohl  aber  ist  sie  gänzlich  fremdes  Element  unterbrochen.  Wer 
auf  dem  Schilde  des  Achill  personifiziert  vor-  das  machte,  verstand  das  Wesen  der  Ate  nicht, 
gestellt  mit  Kydoimos,  dem  Kampfeslärm,  dem  Wichtig  für  ihre  konkrete  Gestaltung  sind  die 
Begleiter  der  Enyo  (E  593  cf.  333),  und  Ker,  Worte  des  Dolon  K  391  TtoXX^oiv  [i  Attjöi 
der  Todesfurie,  die  an  den  Füfsen  die  Toten  50  nagex  voov  ijyaysv  "Extcdq. 
durch  die  Schlacht  schleift,  ein  blutgefärbtes  Ossa,  die  Botin  von  Zeus,  tritt  in  der  llias 
Gewand  um  die  Schultern,  uidXeov  heifst  es  nur  einmal  vorübergehend  auf:  sie  treibt  die 
drastisch  von  dieser  Gesellschaft  und  noch  Achäer  an,  zur  Volksversammlung  zu  eilen, 
einmal  U  539  nachdrücklich  a^ilXsov  ö'  rag  xs  aber  der  persönliche  Eindruck  wird  durch  das 
£a>ot  ßootol  ijds  ivä%ovto,  vsKQOvg  t'  cclli]-  Prädikat  dsdrisi  wieder  verwischt  (B  931'.). 
Xav  %qvov  HccTUTS&vijwTttg:  wie  Geier  beim  Unpersönlich,  als  Gerücht,  erscheint  sie  auch 
Leichenmahl.  in  der  Odyssee  a  282 f.  (ß  216 f.);  nur  im 
Thanatos  tritt  nur  in  der  später  eingeleg-  letzten  Buche  (ra  413  f.),  wo  sie  schnell  durch 
ten  Sarpedon-Episode  auf  (71  454.  672.  682),  die  ganze  Stadt  geht,  den  Tod  der  Freier  zu 
in  Verbindung  mit  Hypnos.  Beide  werden  in  i;o  verkünden,  gewinnt  sie  etwas  persönliche  Farbe, 
keiner  Weise  näher  charakterisiert,  nur  als  Ob  Krataiis,  die  den  Stein  des  Sisyphos  zu- 
Zwillinge werden  sie  zweimal  bezeichnet:  der  rückstöfst  X  597,  persönlich  zu  denken  ist, 
Dichter   führt    sie    ein    als    fertige    Gestalten,  bleibt  unsicher. 

deren    Namen    ganz    bestimmte    Einzelvorstel-  Hesiod    hat    in    seiner    Schildbeschreibung 

hingen  wachrufen,  wie  es  denn  überhaupt  Be-  die  homerischen  Verse  von  Eris,  Kydoimos  und 

achtung  verdient,   dafs  in   den   meisten  Fällen  Ker    übernommen     (156  ff.),     dQdxovrog    rpoßog 

die  Anschaulichkeit  dichterischer  Schilderung  (V  144)  kann  nichts  sein  als   qjoßsgbg  dodxwv 

um  so  geringer  ist,  je  klarer  die  geschilderten  und    die    toig   auf  seinem  Antlitz   (148)    kann 


2097      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Dichtung)      2098 

nur  geistig  verstanden  werden,  wie  schon  fr.  4,  5.  Demökrit  machte  Poena  und  Bene- 
Otfrid  Mueller  betonte  (Kl.  Sehr.  2,  619).  ficium  zu  Göttern,  Plin.  n.  h.  2,  14. 
Deimos  und  Phobos  tragen  die  homerischen  Vorwiegend  ethische  Personifikationen  be- 
Züge,  vgl.  195  f.  463  ff.  Eine  neue  Gestalt  ist  gegnen  in  der  Elegie.  Tyrtaios  hatte  ein  Ge- 
Achlys  (264 ff.):  sie  erscheint  neben  den  Keren,  dicht  Eunomia  betitelt,  mit  dem  er  den  in- 
schrecklich, fahl  und  dürr,  von  Hunger  ge-  folge  einer  Hungersnot  ausgebrochenen  Wirren 
krümmt,  mit  langen  Krallen  an  den  Händen;  entgegentrat  (fr.  1  B.).  Das  wohlthätige  Wirken 
;ms  der  Nase  fliefst  ihr  der  Rotz,  und  von  den  der  Eunomia  wird  bei  Solon  (fr.  4,  33  ff.)  aus- 
Wangen träufelt  das  Blut  zur  Erde;  mit  ge-  führlich  geschildert,  in  demselben  Gedicht 
fletschten  Zähnen  steht  sie  da,  thränenfeuchter  io  Dike  (14  ff.)  Ate  von  Zeus  gesendet  fr.  13,  75  f. 
Staub  deckt  ihre  Schultern.  Ein  widerlicher,  (vgl.  Archüochos  fr  73);  Koros  erzeugt  die 
gezwungener  Versuch,  homerische  Motive  zu  Hybris  fr.  8  (<^>  Theognis  153).  Theognis 
überbieten:  er  schlägt  aus  dem  Schaurigen  klagt,  dal's  nur  Elpis  den  Menschen  von  den 
ins  Ekelhafte  um.  guten  Göttern  geblieben  sei,  die  anderen  ent- 

Die  "Werke  und  Tage'  schildern  gleich  am  schwanden  zum  Olymp:  Pistis,  Sophrosyne 
Eingang  (11  ff.)  die  doppelte  Eris:  schrecklich  und  die  Chariten.  Ruchlos  ist  die  Welt  ge- 
ist  die  eine,  die  Krieg  und  Streit  erregt,  worden,  nur  die  Hoffnung  blieb:  ihr  soll  das 
segensreich  die  andere,  die.  zum  edlen  Wett-  erste  und  letzte  Opfer  gelten,  wenn  man  die 
eifer  anspornt;  auch  den  Trägen  inl  £pyo*  Götter  anruft  (1135  ff.);  bunte  Fittige  haben 
iysLQSt:  so  steht  sie  passend  in  dem  Proöm  20  die  Phrontides  der  Menschen  ebd.  729.  So- 
der "Eqy<x.  Das  Recht  ist  die  Grundlage  aller  phrosyne  mit  Eusebeia  verbunden  nennt  Kri- 
Kultur,  darauf  wird  Perses  nachdrücklich  hin-  tias  als  lacedämonisches  Ideal  (fr.  2,  22). 
gewiesen.  Horkos  folgt  im  Laufe  dem  gebeug-  Euteleia  wird  als  Tochter  der  Sophrosyne  von 
ten  Recht  und  auch  Dike  ist  schnell  zur  Stelle :  Krates  gepriesen  (fr.  2). 

weinend  und  in  Nebel  gehüllt  heftet   sie  sich  In  ähnlichen  Gedankenkreisen  bewegt  sich 

an  die  Stadt  und  bringt  Unglück  den  Menschen,  das  Melos.  Alkman  feierte  Tyche  als  Schwester 

die    sie    vertrieben    haben    (219  ff.).      Jungfrau  der    Eunomia    und    Peitho    und    Tochter    der 

ist  sie  und  Tochter  des  Zeus,   geehrt  bei  den  Prometheia  (fr.  62),  Sappho  forderte  Dike  auf, 

Göttern   des   Olymp;    wenn   einer  sie  verletzt,  sich  den  Kranz  aufs  Haar  zu  drücken  (fr.  78), 
setzt    sie    sich    nieder    beim  Vater    Zeus    und  30  Peitho  ist  ihr  die  Tochter  der  Aphrodite  (fr.  135, 

kündet  den  Frevel,  dafs  er  ihn  strafe  (256  ff.).  vgl.  57.4),  Simonides  sprach  von  den  scharfen 

Das  ist  der  Ausgangspunkt  für  das  verbreitete  Zähnen  des  Chronos,  die  auch  das  Gewaltigste 

Motiv  der  ncigsSgog  des  Zeus.     Nicht  weniger  klein  machen  (fr.    176),   er  besingt  die  Arete, 

hat  in  der  Folgezeit  die  Erzählung  von  Aidos  die   einst  auf  unzugänglichen    Felsen    hauste, 

und    Nemesis    nachgewirkt,    die    im    eisernen  nun   aber  der   Götter  heiliges  Land   bewohne 

Zeitalter    die   Erde    verlassen    und   in  weifsen  und    keines    Menschen    Auge    sich    zeige,   nur 

Gewändern    zum    Olymp    enteilen    197  ff.      An  dem,  der   das  Höchste   geleistet  (fr.  58).     Ion 

ihre    Stelle    tritt    später    vielfach    Dike    oder  von   CJiios  dichtete   einen  Hymnus   auf  Kairos 

Dikaiosyne  resp.  Justitia,  die  als  Jungfrau  unter  und    machte     ihn    zum    jüngsten    Sohne    des 
die  Sterne  versetzt  wird,  Preller- Robert  1,90,2;  40  Zeus  Paus.  5,  14,  9.    Bakchylides  schildert  die 

150,    2,    EA    2,    762.      Eine    Umkehrung    des  Segnungen  des  Friedens  in  dem  Liede  auf  die 

Motivs   schon  bei   Plato  Protag.  p.  322  C,  wo-  grofse  Eirene  (fr.  13),  die  den  Sterblichen  den 
nach  Zeus  durch  Hermes  Aidos  und  Dike  auf      Reichtum  schenkt  und  die  Blüten  der  Lieder, 

die    Erde    sendet.     Als    Gegenbild    zur   home-  Aristoteles  pries  wie  Simonides  die  jungfräu- 

rischen   Ossa  erscheint  Pheme  (760 ff.):    nimm  liehe  Arete,  für  die  zu  sterben  dem  Hellenen 

dich  in   acht   vor   ihr,    sie   ist   ein  schlimmes  ein  begehrenswertes   Los    sei  (fr.  6).      Pindar 

Ding,  leicht  erhebt  sie   sich,   aber  mühvoll  ist  hat    die    genealogische   Formel  besonders   ge- 

es  sie  zu  tragen  und  schwer  sie  los  zu  werden;  liebt:    Hybris    ist  umgekehrt    wie    bei  Solou- 

cpijur]  d'  ovtig  Ttd\niccv  aitollvrca,  i']v  nvcc  itollol  TJieognis  Mutter   des   Koros   (Ol.  13,  10);    An- 
laol    q>r\ui£ov6f   &eög    vv    xig    £gtl    kccI    avxr\.  50  gelia  Tochter  des  Hermes  (Ol.  8,  82),  Prophasis 

Hesiod    ist   schief,   unklar,    gezwungen,    durch  Tochter  des  Epimetheus   (Pyth.  5,   27  f.),    He- 

und   durch   unanschaulich,    er   putzt   sich   mit  sychia  Tochter  der  Dike  (Pyth.  8,  1  f.),  Aletheia 

homerischem  Gut,  und  das  ist  noch  das  Beste.  Tochter  des  Zeus  (Ol.  10,  4);   in  einem  Dithy- 

Dike,  die  vielstrafende,  erscheint  bei  Par-  rambus  (fr.  78  Sehr.)  wird  Alala  angerufen, 
menides  als  die  Schlüssel  führende  Priesterin  die  Tochter  des  Polemos,  das  Vorspiel  des 
am  Thore  des  Lichttempels  1,  11  ff.  Nach  Cicero  Lanzenkampfes,  der  die  Männer  geopfert  werden 
war  der  Philosoph  an  Personifikationen  gött-  in  heiligem  Tod.  Andere  Gestalten  sind  No- 
licher  Art  reich,  quippe  qui  bellum,  qui  discor-  mos,  der  Allkönig  fr.  169,  Chronos,  der  All- 
diam,  qui  cupiditatem  ceteraque  generis  eiusdem  vater  Ol.  2,  19  und  Herrscher  /)•.  33,  Pheme, 
ad  deum  revocet  (n.  d.  1,  11,  28).  Bei  Empe-  60  die  Poseidon  vom  Lager  scheucht  Isthm.  4, 19  ff., 
doJcles  begegnet  auf  der  irdischen  Welt  eine  Peitho  im  Liebeslied  fr.  123;  Euthymia,  als  Gott- 
ganze Reihe  dämonischer  Wesen,  die  ihre  heit  neben  Zeus  und  den  Musen  fr.  155,  Tyche  als 
Verwandtschaft  mit  den  hesiodischen  Abstrak-  Herrin  zur  See,  im  Kriege  und  im  Rat  Ol.  12,  1  ff. 
tionen  deutlich  verraten:  darunter  Phonos  und  Eine  ausführliche  Anrufung  an  Hesychia  (s. 
Kotos  fr.  121  _D.,  Asapheia,  Egersis  und  Sope  oben  und  fr.  109)  enthält  der  Eingang  von 
(=  Siope)  fr.  122  f.  Im  Proöm  zu  TteQi  cpvßscog  Pyth.  8:  c  Hesychia,  Tochter  der  Dike,  die  du 
bittet  der  Philosoph  die  Muse,  sie  möge  ihm  verständigen  Sinn  liebst  und  die  Städte  grofs 
von  Eusebeia  den  wohlgezügelten  Wagen  senden       machst,   die   du   die  Schlüssel   besitzt  zu  Rat 


2099      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Dichtung)      2100 

und  Krieg,   empfange    die   pythischen   Sieges-  Ate    heraufsenden,   den  Mördern  Agamernnons 

ehren  des  Aristomenes ;  du  verstehst  was  sanft  zur  Vergeltung   382  (378)  ff.,   und   am   Schlufs 

ist  zu  thun  und  hinzunehmen  zur  rechten  Zeit,  des  Stückes  klingt  die  Frage  von  den  Lippen 

und  wenn  einer  unbändigen  Groll  in  sein  Herz  des  Chors   not  8f]xcc  xQocvel,  nol  w.axcclr\t,si  ft£- 

pfianzt,   trittst   du   schroff  der   Feinde   Gewalt  tcckol(il6&ev   [isvog  "Axr}g;  &vii07tlr]&i]g  und  So- 

entgegen  und  machst  ihre  Hybris   scheitern.'  pi'fmpyos  wird  Ate   genannt  Sept.  686  (669) f.; 

Wir  kommen  zur  Tragödie.  Es  darf  ge-  ihr  Tropaion  steht  an  den  Thoren,  wo  Eteokles 
sagt  werden,  dafs  Aischylos  von  allen  Dichtern  und  Polyneikes  fielen:  xal  dvoiv  nQcxxijaag 
für  eine  Untersuchung  über  poetische  Personi-  Ulrfes  öaificov  956  (931)  ff. ;  der  Acker  der  Ate 
fikationen  weitaus  der  ergiebigste  ist.  Seine  10  trägt  nur  Todesfrucht  601  (584),  und  mit  ähn- 
titanische Phantasie,  der  die  Bilder  in  über-  lichem  Bilde  heifst  es  in  den  Persern,  dafs 
reicher  Fülle  entströmen,  handhabt  auch  die  Hybris,  wenn  sie  erblühe,  nur  die  Frucht  der 
Personifikation  als  geläufiges  Mittel  dichte-  Ate  zeitige  821  (812)  f.  Mit  freundlichen  Mienen 
rischer  Darstellung.  Es  ist  unmöglich,  hier  lockt  Ate  den  Menschen  ins  Netz,  aber  kein 
den  Stoff  zu  erschöpfen  und  etwa  zu  unter-  Sterblicher  kann  draus  entfliehen  Pers.  97  (108)ff. 
suchen,  wie  weit  die  verbildlichende  Kraft  In  den  Suppilices  betet  der  Chor  zu  Zeus:  cWende 
geht,  die  oft  genug  auch  dort  wirksam  ist,  die  Hybris  der  Männer  ab  von  uns  und  triff 
wo  wir  auf  den  ersten  Blick  blofse  Abstrak-  sie  mit  deinem  Zorn,  und  die  schwarze  Ate 
tion  sehen:  man  vergleiche  beispielsweise  stofse  hinein  in  die  purpurschimmernde  See' 
Ag.  1103  (1057)  'Alna  ö'  zxug  a7to6xccx£i.  Wir  20  528  (514)  ff.  Dike  begegnete  uns  schon  im 
müssen  uns  darauf  beschränken,  einiges  her-  Schwur  der  Klytaimestra.  Sie  stellt  den  frommen 
auszuheben  und  an  Gestalten  wie  Ate,  Dike  Melanippos  gerüstet  ins  Feld  Sept.  415  (398), 
und  Ära  die  aufserordentliche  Lebendigkeit  auf  dem  Schilde  des  Polyneikes  führt  sie  einen 
und  Beweglichkeit  der  Phantasie  zu  veran-  Mann,  und  die  Beischrift  besagt,  dafs  sie  ihn 
schaulichen.  in  seine  Vaterstadt   zurückgeleite  645  (629)  ff. 

Wir  hören  vom  Thron   der  Aischyne  Sept.  Sie  macht   durch  Schaden  klug  Ag.  250  (237), 
409   (392) f.,  von   der  Schwerter  schmiedenden  ihr  Grund   ruht  fest  Cho.  645  (635);    wer   den 
Aisa  Cho.  647  (637),   von  Dithyrambos  im  Ge-  gewaltigen   Altar  der  Dike  in  Nichts  zertritt, 
folge    des    Dionysos    fr.   355   iV2,    Tyche    auf  dem  wird  der  Reichtum  zum  Überdrufs  Ag.  381 
dem    Hause    Cho.   969  (963);    im    Meeressturm  30  (367)  ff. ;    laut    erschallt    der    Göttin    Stimme, 
rettet    sie   das   Schiff  des  Agamemnon,   indem  wenn  sie  die  Schuld  eintreibt  CIw.  310  (302)  f., 
sie  sich  als  Lenkerin  darauf  niederläfst  Ag.  664  sie  wetzt  das  Messer  zu  neuen  Thaten  Ag.  1535 
(642):  schon  hier  das  später  so  oft  wiederholte  (1483)  f.     Elektra   betet    zum   Vater,    er    möge 
Bild  der  steuernden  Tyche,  vgl.  z.  B.  Menand.  ihnen    Segen    heraufsenden    mit    den    Göttern 
fr.    483   K.      Tvyy\    xvßsovä    ndvxcc.      Phobos  und   Ge   und  der  Sieg  bringenden    Dike    Cho. 
steht     neben     dem     Wächter     statt     Hypnos,  147  (141)  f.,   und   zu   Orest  sagt   sie,   er  werde 
Ag.  14 f.,   der  scharfsichtige  Traumdeuter  32 ff.  das    Vaterhaus    wieder    gewinnen,    wenn    nur 
Die  freundlichen  Bilder  sind   selten,   aber   sie  Kratos,   Dike  und  Zeus   auf  ihrer  Seite  wären 
fehlen  nicht  ganz:  am  Ausgang  der  Supplices,  244  (236) f.     Orest  bricht  kurz  vor  der  Mord- 
wo  die  Gewalt  der  Aphrodite  gepriesen  wird,  40  that   in    die   Worte    aus  "Ag-qg  "Aqsl   gviißcdn, 
sind  mit   der  lieben  Mutter  zur  Stelle  Pothos  Ji'sta  iiKK,  eine  persönliche  Fassung,   ähnlich 
und  die  sanfte  Peitho,  der  nie  etwas  verweigert  wie  in  dem  Schwur  der  Klytaimestra  461  (448). 
wird,  und  auch  Harmonia  hat  teil  an  Aphro-  Die  Eumeniden  singen  vor  der  entscheidenden 
dites  Wirken  und  an  verweilendem  Liebesge-  Verhandlung  ein  Lied,   das  in  den   Preis  der 
flüster   1039   (1005)  ff.     Peitho  auch  sonst  ebd.  Dike  ausläuft.     Orest  mufs  verurteilt  werden, 
523  (506),  Eum.  885  (867).   970  (949);  von  Tha-  sonst  würde  alle  Ordnung  umgestofsen ;  niemand 
natos  mufs  sie  abstehen,   der  allein  unter  den  soll  mehr  Dike   anrufen   und    den   Thron    der 
Göttern  keine   Geschenke   liebt,  bei  dem  kein  Erinyen,  denn  das  Haus  der  Dike  fällt;  scheue 
<  »pfer  hilft,  der  keinen  Altar  hat  und  in  keinem  den  Altar   der   Dike   und    tritt  sie   nicht   mit 
Liede  gefeiert  wird,   Niobe  frg.  161  iV.2     Die  50  Füfsen,   denn    die   Strafe    folgt;    der  Gerechte 
Ate-Vorstellung    ist    bei    Aischylos    besonders  lebt  glücklich,  aber  des  Ungerechten  Gut  zer- 
reich entwickelt,  die  Hauptrolle   spielt  sie  im  schellt  an  den  Klippen  der  Dike,  und  er  geht 
Agamemnon.     öiloy%og    heifst    sie     643    (621),  zu   Grunde,    unbeweint   und    ungenannt    Eum. 
7TQcoTC(Q^og  1192  (1146)  xcc%sla  ist  sie  1124(1078);  490  (487)  ff.     Ära    begegnet    hauptsächlich    in 
vAtr\g  ftvsllca  £ä>6i  sagt  Agamemnon  mit  Bezug  den    Septem:     der    Fluch    des    Oedipus,    der 
auf  das  eroberte  Troja  819  (783);   isQsvg  "Axag  Fluch,   der  auf  dem  ganzen  Geschlecht  lastet, 
von   Gott    ist    der  Löwe,   der    in    die  Herden  ist  ja   das  Leitmotiv  der  Tragödie.     Die  Vor- 
fällt 735  (709) f.;  Peitho  scheint  an  einer  nicht  Stellung  der  Ära  ist  bei  Aischylos  von  einer 
ganz  sicheren  Stelle  Tochter  der  Ate  genannt  ganz     besonderen     Beweglichkeit.      Durchaus 
zu    werden    385  (371)  f.      Alte    Hybris    gebiert  oo  abstrakt  finden  wir  das  Wort  ccqcc  Sept.  946  (921), 
neue,   wenn  die  Zeit  erfüllt  ist,  und  den  un-  wo  von  Ares  gesagt  wird  agav  7taxQ(pav  xifttig 
bezwingbaren,  ruchlos  gewaltigen  Dämon,  die  ali^J].     Ära    ist    aber    weiter    der    Fluch    des 
schwarze  Ate  763  (735) ff.  Klystaimestra  schwört  Gemordeten,    der    Gestalt    gewinnt    und    als 
bei  der  fvollendenden'  Dike  ihres  Kindes,  der  rächender   Dämon    auf   die   Oberwelt    zurück- 
Ate    und    der  Erinys:    den  Gottheiten,   denen  kehrt.     So  sitzt  die  schwarze  Ära   des  Vaters 
sie    den    Gatten    geopfert    hat    1432  (1386)  f.  mit     trockenen     thränenlosen     Augen     neben 
Unbesiegbar   ist    Ära    Cho.  339  (330),    Elektra  Eteokles:  cpllov  yag  t%&QÜ  \lol  -jtaxqbg  [itlaiv 
betet    zu    Zeus,    er    möge    die    spät    strafende  'Aqcc   £r]Qolg  uHXavxoig   o^iaßiv  Ttqoci^ävtL  695 


2101      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Dichtung)      2102 

(678) f.;  in  feierlichem- Gehet  wird  sie  von  ihm  stumm  fr.  609,  Chronos  sieht  und  hört  alles 
mit  Zeus,  Ge  und  den  stadtschirmenden  Göttern  0.  B.  1213  fr.  280.  Auch  festere  Gestalten 
angerufen  5>  Zsv  xe  xccl  Tf\  v.a\  Ttoli66ov%oi  kommen  vor:  Peitho  fr.  781;  Tyche  0.  C.  1025 f., 
9sol  'AqÖl  t"Eqivv$  TtKTQÖg  7]  iLty<xo&bv7]s  xxX.69f.  Oedipus  nennt  sich  einen  Sohn  der  Tyche,  xf/g 
Pluralisch,  aber  noch  auf  eine  Person  bezogen,  ev  8i8ov6i]g  O.E.  1080  f.,  Horkos,  der  alles 
erscheinen  die  Arai  785  (768) ff.  rtxvoioiv  8'  hörende  Sohn  des  Zeus  O.  C.  1766 f.;  Thanatos 
Agag  (xixvoig  8'  agaiccg  die  Hss.)  icpfjxev  im-  im  Schlufsmonolog  des  Aias  854 f.;  Hypnos  im 
xoxovg  TQocp&g  (xQotpccg  die  Hss.),  alccl,  tukqo-  Philoktet  827  ff.  Pheme ,  Tochter  der  Elpis 
yXwoaovg  Agäg:  von  den  Arai  des  Oedipus  ist  O.  B.  157,  vgl.  473ff. ;  wenn  sie  El.  1066  an- 
die  Rede.  V.  893  (869)  f.  bezieht  sich  bereits  10  geraten  wird  m  %0-ovia.  ßgoxotai.  <fra^a,  -natu 
auf  die  Arai  der  beiden  Brüder  alccl  3'  avxi-  (ioi  ßöaaov  olxxpäv  '6tc<x  rolg  %vtQ&  AxQtiSaig, 
(pövcov  ftccvccxcov  'AqkL  Wiederum  eine  Erwei-  ccioqsvtcc  cpepova'  öveiSrj,  so  ist  %&ovia  <f>äyucc 
terung  findet  statt,  wenn  der  Chor  zu  Beginn  nicht  mit  Kaibel  als  die  <!>ä(i<x  aufzufassen, 
eines  Liedes  die  Ära  des  ganzen  Geschlechtes  die  zum  Hades  Zutritt  hat  (Kommentar  S.  235), 
anruft  w  ^LhXaiva  xul  xeIeicc  yeveog  OlSinov  x  was  die  gezwungene  Deutung  nach  sich  zieht, 
'Aqcc  832  (814) f.;  dieselbe  Ära  des  Geschlechtes  dafs  unter  den  ßpoxol  die  Menschen  im  Hades 
pluralisch  953  (928) ff.  xeXevxalai,  8'  iTtrfXä-  zu  verstehen  wären,  sondern  %&ovicc  heifst  hier 
Xa^av  'Aqccl  xbv  o^vv  vö^iov,  xsxga^nivov  itav-  rdie  auf  der  Erde  hausende'  im  Gegensatz 
xqotico  tpvyä  yevovg.  Freilich  ist  hier  der  auf  zu  der  vorher  genannten  0£{Lig  ovpccvicc.  So 
dem  Geschlechte  lastende  Fluch  zu  verstehen.  20  allein  ist  auch  das  K<xxaß6<xcov  xoig  svsqtt' 
Endlich  werden  die  Arai  der  Toten  noch  mehr  voll  verständlich ,  was  keinen  rechten  Sinn 
verallgemeinert  und  erscheinen  als  mächtige  hat,  wenn  $afto;  als  'unterirdische'  bezeichnet 
Herrinnen  der  Unterwelt.  Als  solche  ruft  sie  wird.  Dike  allein  nimmt  bei  Sophokles  einen 
Elektra  an,  den  Frevel  im  Atridenhause  zu  breiteren  Raum  ein.  Von  ihrem  goldenen 
schauen  nönoi  Sä,  vsqxsqcov  xvQccvridzg,  L'dexs  Auge  sprach  er  im  Lokrischen  Aias  fr.  11  N. 2, 
7toXvY.QaxtlgAQcu  <p&t ptvojv  %xX.  Cho.  405(393)ff.,  im  wesentlichen  ist  sie  die  rächende  Göttin, 
und  die  nunmehr  nahe  liegende  Gleichsetzung  vgl.  AI.  1389  ff. ,  El.  475  f.  528,  Track.  808  f., 
mit  den  Eumeniden  ist  vollzogen  in  dem  letz-  O.  B.  274.  Als  solche  gesellt  sie  sich  den 
ten  Stück  der  Orestie  V.  417  (413),  wo  der  Unterirdischen:  daher  heifst  sie  Ant.  451 
Chor  der  Rachegöttinnen  sich  selbst  mit  30  j-vvoixog  x&v  xäxco  Qswv;  sie  duldet  im  weite- 
Namen  nennt:  'AqccI  S'  iv  olnotg  yfjg  vnal  sten  Sinne  kein  Unrecht,  wie  Ant.  538 f.  zeigt, 
xsxXriiis&cc.  wo  Ismenens  Versuch  sich  als  Mitschuldige 
Bei  Sophokles  verblassen  die  Farben.  Ära  hinzustellen  und  mit  der  Schwester  Strafe  zu 
spielt  freilich  die  Rolle  des  rächenden  Dämons,  leiden  von  Antigone  zurückgewiesen  wird  mit 
O.B.  417f.  El.  llOff. ,  aber  eine  Stelle  wie  den  Worten  uXX'  ovk  idasL  xovxo  y'  17  Aiv.r\  a', 
O.  C.  1375 ff.,  wo  der  greise  Oedipus  Polyneikes  eitel  ovx'  7]&eXrjaag  ovx'  £ya>  'y.otv(a6ä^r]v.  Der 
verflucht,  zeigt  deutlich  den  Unterschied,  wie-  Ruchlose  ist  Älnccg  &cp6ßr\xog  ovöh  Sca^tovcov 
wohl  hier  eine  Anrufung  der  Arai  zusammen  edr}  ceßcov  O.  B.  885,  auch  Antigone  hat  sich 
mit  Tartaros  und  Ares  erfolgt  (1391  y.aXcä  de  nach  der  Meinung  des  Chors  an  dem  hohen 
xdads  dcdpovceg).  Ähnlich  steht  es  mit  Ate:  40  Thron  der  Dike  vergangen  Ant.  853 ff.  Die 
wohl  sagt  Odysseus  von  Aias,  dafs  er  'Ax-n  seit  Hesiod  geläufige  Vorstellung  von  der 
Gvvnaxi^evAxai  zcx^  Ai.  123  und  Kreon  erklärt  TtuosdQog  des  Zeus,  die  bei  Moschion  fr.  6,16  Ar.2 
in  seiner  Antrittsrede,  er  werde  nicht  schweigen  in  der  Schilderung  einer  unkultivierten  Zeit 
xt]v  'Axtjv  öqüiv  6xei%ov6(xv  aGxoig  Ant.  185 f.,  auf  Bia  variiert  wird,  tritt  in  dem  Fluche  des 
wohl  singt  der  Chor  der  Trachinierinnen,  dafs  Oedipus  auf  O.  C.  1382,  und  es  ist  nichts  als 
die  heranschreitende  Moira  die  listige  und  eine  effektvolle  Vorbereitung  dieses  Motivs, 
gewaltige  Ate  offenbare  851,  und  Herakles  wenn  kurz  vorher  Polyneikes  auch  Aidos  Bei- 
jammert, dafs  er  von  der  blinden  Ate  ver-  sitzerin  am  Throne  des  Zeus  nennt  (1267 f.): 
nichtet  wäre  1104,  indessen  genügt  es  Ant.  nicht  Aidos,  nein:  .Dike,  die  alte  und  unab- 
614.  624.  625  zu  vergleichen,  um  das  Schwin-  50  änderliche,  waltet  ihres  Amtes;  sie  wird  sorgen, 
den  des  persönlich  Dämonischen  deutlich  zu  dafs  der  Fluch  in  Erfüllung  gehe. 
spüren.  Eine  solche  Verallgemeinerung  liegt  Auch  bei  Euripides  trägt  Dike  im  wesent- 
auch schon  vor,  wenn  Kreon  das  Schwester-  liehen  dieselben  Züge,  vgl.  Med.  1389  f., 
paar  8v'  ccxcc  Kaitccvcxoxäeeig  9q6vcov  nennt  Hipp.  1171  f.,  fr.  979;  das  goldene  Antlitz  der 
Ant.  533  (mit  anderem  Ethos  O.  C.  532),  wenn  Dikaiosyne  Melan.  fr.  486  erinnert  an  Soph. 
der  Chor  von  Oedipus  singt,  dafs  die  schreck-  Aias  fr.  11  (s.  0.).  Theologische  Spekiilation 
liehen  axat  unaufhörlich  im  Wogenschwall  (XeyovGi)  nennt  Dike  Tochter  des  Zeus  Andr. 
auf  ihn  einbranden,  die  einen  vom  Untergang  fr.  151  oder  Chronos  Antiopc  fr.  222.  Chronos, 
der  Sonne,  die  andern  vom  Aufgang,  die  einen  der  alte  Vater  der  Tage  (Suppl.  787  f.),  der 
um  Mittag  und  die  andern  im  nächtlichen  M  von  niemandem  erzeugte  (Bell.  fr.  303),  hat 
Sturm  O.  C.  1243  ff.,  oder  wenn  es  in  einem  den  Aion  zum  Sohn  Heraklid.  900,  er  zer- 
Fragment des  Tereus  heifst  xccv  yüg  avQ-Qmnov  schmettert  den  dunklen  Wagen  übel  erwor- 
goav  Tioixilo^xidbg  axai  Ttr\\iaxav  näaccig  fif-  benen  Ruhms  Herc.  Ulf.  Simonides  hatte 
xaXXdaoovatv  mgeug  533  iV.2  Vereinzelte  An-  vom  Zahn  der  Zeit  gesprochen,  Euripides  sagt 
sätze  zur  Personifikation  sind  sonst  vorhanden:  Alex.  fr.  42  xccl  Xqovov  Ttoovßcavs  novg.  Aus 
zu  Artemis  fleht  der  Chor  eväita  Tteiiipov  AX-  spekulativen  Ideenkreisen  stammt  auch  das 
xäv  O.  B.  188,  ein  (peegog  AvaiSdag  im  Satyr-  Lied,  mit  dem  der  Chor  der  Alkestis  Ananke 
spiele    Inachos   fr.  269,    Lethe    ist    taub    und  besingt:  die  mächtigste  Göttin,  die  nicht  Altar 


2103      Personifikationen  (Dichtung  Personifikationen  (Dichtung)      2104 

noch    Kultbild    besitzt    und    auf   keine    Opfer  Aidos  C.I.A.  2,  2339   (=  Kaibä   34);    Tolma 

hört  962 ff.      Auch    volkstümlichere    Gestalten  A.  P.  7.  529;  Dikaiosyne  C.I.A.  4,  2,  2544b; 

worden  genannt:    Pheme  fr.  865.     Die  blonde  Homophrosyne  A.  P.  7,  551.     In  anderen  Elpis 

Harmonia,    die    Mutter    der    attischen    Musen,  und  Tyche  A.  P.  7,  420;  9,  49.  134  (vgl.  10,  67). 

und    die    der    Sophia    gesellten    Eroten    Med.  146.  172;  10,  70;  Harmonia  Kaibel  ebd.  888  a 

830ff.,    vgl.    Leo,    Hermes    15    (1880)    S.    307,  3f.,    Peitho  A.  P.  5,  195,  6,  vgl.  5,  70;   Kallos 

Aidos  Hippol.  78 ff.,    angerufen  Jph.  Aul.  821,  Anacreontea  19  (30);  Sophrosyne  und  Eros  im 

llippol.  fr.  437,   Lethe   desgleichen    Orest  213,  Kampf  A.  P.  9,  132;   Physis  und   Techne  im 

Eirene  Orest  1682 f.  Suppl.  488 ff.;  dazu  Bacch.  Wettstreit    bei    Ausführung    der    myronischen 

109  ff.,  wo  sie  als  segenspendende  Kurotrophos  10  Kuh  9,  738;  Aidos  2,  341;    Phrontis  App.  96; 

und  Freundin  des   Dionysos   in  der  pierischen  Momos  9,  356,   seine  Kinder   die  Grammatiker 

Grotte     verweilend     gedacht    wird     mit     den  11,  321;    Grammatike    11,  400;   Methe  6,  257. 

Musen,    Chariten,    Pothos,    Bakchos    und    den  Einiges  davon  verrät  deutlich  rhetorisches  Ge- 

Maenaden,    und    Kresphontes  fr.  453    mit  po-  präge. 

litisehem    Hintergrund.      Eris    ebd.    fr.    453,  Bei   Kallimachos   finden  wir  bekannte  Ge- 

Phoeniss.    798 ff.      Helena    als    Ate    für    Ilios  stalten  wie  Ananke  h.  4,  122,  Helene   als  Ate 

Andr.  103 f.,  wie    das   hölzerne  Pferd   für   die  der  Argeier  {cf.  Kur.  Andr.  103 f.,  s.  o.)  fr.  486 

Troer    Troad.   530.     Verwünschung   des   Geras  Sehn.,  Bia  und  Kratos  h.  1,  67,  Apollonius  Rho- 

Herc.  649  ff.,  Thanatos   Hippol.   1373.     Augen-  dius     unter    dem    Bilde    des    Phthonos    oder 

blickserfindungen  sind  es,  wenn   der  Chor  der  20  Momos  h.  2,  105  ff.  vgl.  fr.  70. 

Bacch.    Hosia,    die    hehre    Göttin,    anruft,    die  Späte     Orakelpoesie     operierte     mit     Ate 

mit    goldenem    Flügel    über    die    Erde    fliegt  (Kaibel   1033,    22),    Loimos    [Buresch,    Klaros 

370  ff.,  oder  wenn  Eteokles  vor  dem  Beginn  der  S.  10  B  8)  oder  Aisa  (Dicls,  Sibyll.  Bl.  S.  111, 

Schlacht  auffordert,  zur  Eulabeia  als  der  nütz-  vgl.    ebd.    S.  116),  nachdem  schon  bei  Herodot 

lichsten  Göttin  zu  beten,  dafs  sie  die  Stadt  erhalte  Pythia    vom    namenlosen     Sohn    des     Horkos 

Phnen.  782 f.    Nur  eine  Pointe  ist  es  wiederum,  geredet  (6,  867)  und  Bakis  prophezeit  hatte, 

wenn  Andromache  von  Helena  sagt:  ro  TvvSä-  dafs   Dike  Koros  vernichten  werde,  den  Sohn 

qslov  %Qvog,  oiinor'  £t  Aiög,  nollmv  8  s  natsgav  der  Hybris  (8,  77). 

qprjtu  ff'  £x7isrpvx£vca ,  'AläazoQog  (ihv  rtoütov,  Selbständige  Triebkraft  hat  die  Personifi- 
slrcc  8s  <&&6%>ov,  <&6vov  xs  ©avärov  &'  oacc  rs  30  kation,  durch  Spekulation  begünstigt,  in  den 
yf\  roiysi  Y.uy.ä  Tro.  766 ff.  Was  Euripides  spätorphischen  Dichtungen.  Dike  neben  Zeus 
neben  geläufigen  Vorstellungen  bietet,  ist  Spe-  fr.  33.  125.  126  ist  geläufig,  aber  daneben  er- 
kulation  und  Rhetorik.  Die  Einführung  dieser  scheint  Nomos  als  itäQsSoog  fr.  126  und  weiter 
Faktoren  in  die  Dichtung  ist  bezeichnend  für  Dike  als  Tochter  des  Nomos  und  der  Eusebeia 
den  Mann,  der  an  der  Wende  steht  zu  einer  fr.  109.  110.  Zelos  und  Apate  heben  die  neu- 
neuen Epoche  hellenischen  Geisteslebens.  geborene  Aphrodite   aus    den    Wogen   fr.  101 ; 

Die  für  uns  unter  dem  Worte  c  Personifika-  Eukleia,    Eustheneia    und    Philophrosyne    als 

tionen'    zusammenzufassenden   Gebilde,    deren  Schwestern  fr.  140,  Peitho  Mutter  der  Hygieia 

dichterische  Ausgestaltung  wir  mit  einem  kur-  von  Eros  fr.  272,  Chronos  als  Sohn  der  Selene 

zen   Blicke   überschauten,   hatten,   soweit  wir  40  h.   9,  5,    des    Herakles   h.  12,  3,    Tychen    und 

sahen,  ihren  Ursprung  in  allgemein  religiösen  Niken  neben  Moira  Festschr.  f.  Gomperz  S.  15, 

Vorstellungen  oder  einer  —  wenn  wir  so  sagen  3  f.,  Aidos  neben  Plutos,  dem  Sohn  der  Euthe- 

dürfen    —    religiös    erregbaren    dichterischen  mosyne  Philol.  54  (1895)  S.  374 f. 

Phantasie.     Der   dämonische  Charakter   dieser  Das  nachhomerische  Epos  lebt  ausschliefs- 

Gestalten    steht    durchaus    im    Vordergrunde,  lieh  von  alten  Motiven,  die  es  hin  und  wieder 

Personifikation    ist    zu    einem    Teile    Vergött-  zu  erweitern  sich  bemüht.  Zwei  Dichter  kommen 

lichung.     Das   spezifisch  Dichterische  liegt  in  hier    vor    allen    in    Betracht,    die    in    grofsem 

der  Ausführung  der  Bilder,  in  dem  lebendigeren,  Umfang  Personifikationen  verwenden:  Quintus 

auschaulichen  Erfassen  dessen,  was  die  Volks-  Smyrnaeus  und  Nonnos.     Bei  Quintus  spielen 

seele  nur  dunkel  fühlt,  während  mit  Hilfe  der  50  die  Dämonen  des  Krieges  die  Hauptrolle:  dafs 

genealogischen    Metapher    ganz    neue    Bilder  sie  von  Blut    und   Schweifs    triefen    oder    am 

aufgerollt    werden.      Mit    dem    fünften    Jahr-  Morden  sich  freuen,   sind   die  einzigen  zu  Ge- 

hundert  hat  sich  die  grofse  Poesie   ausgelebt.  böte  stehenden  Farben.     Eris,  Kydoimos,  Dei- 

Was    die    gröfsten    Geister    geschaffen,  wurde  mos  und  Phobos,  Enyo,  Alke,  Moros,  Olethros, 

einem    kleineren    Geschlecht    zum    bequemen  Thanatos,    die    Hysminai,    Aisa,    Ate,    Mania: 

Schema.      Die    Schwungkraft     der    Phantasie  das  tobt  und  wirbelt  durcheinander.    Daneben 

war  erschöpft,  die  Personifikation    sank  herab  Aion,    Himeros    uod    die  Litai.     Nonnos   geht 

zur  stilistischen  Formel.  noch    über    Quintus    hinaus:     aufser    den    Ge- 

Die  einzige  Dichtgattung,  die  in  der  Folge-  stalten   der  Schlacht   erscheinen  Dike,  Pothos, 

zeit  noch  eine  Art  selbständigen  Lebens   ent-  60  Harmonia,  Peitho,  Aion,  Chronos,  Physis,  Hören, 

faltet,  das  Epigramm,  macht  von  der  Personi-  Gamos,   Pheme,   Ate,   Apate,   Phthonos.     Noch 

fikation    immerhin     beträchtlichen    Gebrauch.  Tryphiodor  wird  nicht  müde,  das  Wirken  der 

In    den    Grabepigrammen    erscheinen    Chronos  Enyo  und  Eris   mit  längst    bekannten   Zügen 

Kaibel,    Ep.    Gr.   27   (=  Anth.    Pal    7,    245),  auszustatten  559  ff. 

.1.  P.  9,  499,  neben  Aion  A.  P.  9,  51;  Phtho-  Neben  die  spätgriechische  Poesie  tritt   ein 

nos    Kaibel  379;    Dike   ebd.    522,    12 f.;    Arete  anderer   Erbe   des    alten   poetischen    Schatzes, 

A.  P.  7,  145  f.  (vgl.  Ausonius  ep.  3  p.  73  Peiper)  die  römische  Dichtung.    Der  Schematismus  in 

App.  53,   neben   Sophrosyne,   der  Tochter    der  der  Verwendung  der  Personifikationen  ist  hier 


2105      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Dichtung)      210(3 

ein  vollkommener.  Von  Vergü  ab  kehrt  eine  tinos  bewegte  sich  in  mythischem  Bilde,  wenn 
Reihe  von  Typen  immer  wieder:  Fama,  Som-  er  die  hundsäugige  Kebse  Aspasia  von  Kata- 
nus, das  Gefolge  des  Mars  und  die  Gestalten  pygosyne,  der  Werhinterung',  geboren  werden 
der  Unterwelt.  Das  hesiodische  Geschlecht  liefs  (fr.  241  K.)\  aber  derlei  ist  ganz  verein- 
der  Nacht  wird  erst  hier  als  fester  poetischer  zeit,  und  Gottheiten  wie  Eirene  (vgl.  Ar.  Fax), 
Faktor  eingeführt;  es  mischt  sich  mit  dem  die  alles  Erstrebenswerte  darbietet  (JPhilemon 
Gefolge  des  Mars  und  erfährt  weitere  Ausge-  fr.  71  K.,  vgl.  Men.  fr.  719  K.),  Ananke,  die 
staltung,  indem  die  Dichter  neue  Abstrak-  über  die  Götter  herrscht  (ders.  fr.  31  K.), 
tionen  hinzufügen.  Tyche,    deren    alles    überragende    Macht    be- 

Es  verlohnt  sich  nicht  diese  Typen  im  10  sonders  in  der  neuen  Komödie  auf  das 
einzelnen  vorzuführen,  doch  seien  die  Stellen  Stärkste  hervortritt  (vgl.  für  PMlemon  und 
der  Dichter  kurz  zusammengestellt,  an  denen  Menander  die  Zusammenstellungen  bei  P. 
sich  die  Dämonen  der  Unterwelt  zu  gröfseren  Wendler,  Mediae  ac  recentioris  comoediae  at- 
Gruppen  zusammenballen:  Vergü  Am.  12,  ticae  poetae  quid  de  dis  senser int  p.  30 ff.  37 ff.) 
335 f.  6,  273 ff.  vgl.  die  Illustration  einer  vati-  sind  mehr  oder  weniger  allgemein  Gegenstand 
kanischen  Hs,  Wieseler,  Eris  S.  100  f.  Ovid  des  Glaubens  oder  Unglaubens.  Dafür  hat 
Met.  4,  483  f.  8,  781  f.  Seneca  Oed.  590  ff.  652  f.  aber  die  Komödie  auf  anderem  Felde  etwas 
1059  ff.  Herc.  für.  96  ff.  690  ff.  Herc.  Oet.  611  ff.  ganz  Neues  geschaffen :  die  Einführung  schlecht- 
Petron  124,  255 ff.  Valerius  Flaccus  2,  204  ff.  hin  abstrakter  Begriffe  als  dramatischer  Per- 
Silius  Italiens  2,  548 ff.  4,  325.  13,  581  ff.  Sta-  20  sonen.  Wenn  Kratos  und  Bia  im  Prometheus 
tius  Theb.  2,  286 ff.  3,  424 ff.  7,  47 ff.  8,  24 f.  des  Aischylos  auftreten,  oder  Lyssa  im  Hera- 
10,  89  ff.  Claudian  3,  29  ff.  28,  322  f.  Auch  kies  des  Euripides  und  in  den  Xantrien  des 
Mors  ist  eine  häufige  Gestalt  des  Epos,  sie  Aischylos  (fr.  169  N.2),  so  sind  das  eben  dämo- 
spielt  daneben  eine  grofse  Bolle  im  Grabge-  nische  Wesen  mit  dynamischen  Potenzen: 
dicht,  s.  E A  2,  3219f.  Geläufig  ist  der  rö-  Kratos  und  Bia  stammen  zudem  aus  der  Theo- 
mischen  Poesie  das  hesiodische  Motiv  von  den  gonie.  Welche  Gestalten  das  Drama  kannte, 
Tugenden,  die  die  Erde  verlassen,  s.  Verg.  zeigt  die  Liste  der  'iy.ay.ava  nQoacora  bei  Pollux 
Georg.  2,  473  f.  Ovid  Met.  1,  127  ff.  Fast.  1,  4,  142  Methe,  Oknos,  Phthonos,  Lyssa,  Oistros, 
249  f.  Fetron  124,  249  ff.  Juvenal  6,  19  f.,  vgl.  Dike,  Thanatos,  Hybris,  Peitho:  einige  davon 
Sen.  Ag.  79  ff.  In  umgekehrter  Anwendung  30  gehören  nach  der  Bemerkung  des  Pollux  der 
preist  iioraz  die  Bückkehr  jener  guten  Geister  Komödie  an.  Die  Komödie  erst  ist  es,  die  in  weite- 
unter der  Herrschaft  des  Augustus  carm,  saec.  rem  Umfang  die  Einführung  personifizierter  Be- 
57  ff.,  und  Claudian  schildert  mit  gleicher  griffe  zum  ökonomischen  Prinzip  erhebt.  Die 
Tendenz  ihr  Walten  auf  Erden  3,  52 ff.  17,  letzten  Aufzeichnungen  Kaibels,  die  Bobert 
166  ff.  dem   4.  Heft   des   36.   .Hermes-Bandes   vorge- 

Alles  in  allem  ist  die  persönliche  Erfindung  druckt    hat,    betonen    die    Wichtigkeit    dieses 

sehr  gering.    Den  Eindruck  gröfserer  Mannig-  Faktors  für  die  Entstehung  jener  litterarischen 

faltigkeit    macht    allein  Horas:    eine    Gruppe  Gattung.     Wo    die  Wurzeln  liegen,   bleibt   zu 

von    Tugenden    carm.   1,   24,   6  ff.,   c.    s.  57  ff,  untersuchen.     Man  wird  vielleicht  nicht  ohne 

Iustitia  2,  17,  16,  Fides  1,  35,  21   (ebd.  Spes);  40  Grand    mit    an    alte    Volksfabulistik    denken, 

4,  5,  20,   Virtus  3,  2,  17  ff. ;   24,  31  f.  44,   epod.  die  ihrer  Natur  nach  allegorische  und  drama- 

9,  25 f.,  Gloria  sat.  1,  6,  23,  ep.  2,  1,  177,  Copia  tische   Elemente    mit    einander  verbindet.     Es 

ep.  1,  12,  28  f.,  Faustitas  4,  5,  18,  Licentia  ca.  wird  kein  Zufall   sein,   dafs   gerade   eine    alte 

1,  19,  3,  locus  und  Cupido  1,  2,  34,  Cupido  Fabelfigur,  Momos,  der  ewige  Nörgler  (vgl. 
allein  2,  8,  14;  4,  13,  5,  epod.  17,  57,  Timor  Etym.  Magn.  p.  593,  16),  Hauptheld,  wenn 
und  Minae  3,  1,  37 f.,  Cura  ebd.  39 f.;  2,  16,  nicht  einer  Komödie,  so  doch  zweier  Satyr- 
11  ff.  21  ff.,  Poena  3,  2,  31  f.;  4,  5,  24,  Mors  1,  4,  spiele  war,  Soph.  fr.  386—391;  Achaios  fr.  29 
13f. ;  2,  1,58,  Necessitas  1,  35,  17 ff. ;  3,  1,  14f. ;  (häufiges  Auftreten  bei  Lukian:  Iupp.  trag. 
3,  24,  5 ff,  Triumphus  epod,  9,  21  ff.,  Fortuna  19 ff.,  deor.  conc,  dial.  deor.  20,  2,  Hermot,  20, 
ca.  1,  34,  15;  35;  3,  29,  49 ff.;  4,  14,  37 ff,  sat.  50  Nigrinos  32 f.,  de  hist.  conser.  33,  ver.  hist.  2,  3, 

2,  6,  49;  8,  61,  ep.  1,  11,  20;  12,  9.  Bei  libull  Itarom.  31).  Indessen  gewinnen  diese  in  ef- 
Decor  4,  2,  8,  Poena  1,  9,  4,  Fors  1,  5,  70,  figie  leibhaftig  auf  die  Bühne  gestellten  Begriffe 
bei  Lygdamus  Senecta  5,  16,  bei  Ovid  ausge-  kein  irgendwie  bedeutsames  persönliches  Le- 
führte  Schilderungen  der  Invidia  Met.  2,  760 ff.  ben:  was  wir  vor  uns  haben,  ist  nicht  so  sehr 
und  Farnes  8,  771  ff.,  bei  Persius  Avaritia  5,  dichterische  Personifikation,  als  dramatische 
132 f.,  bei  Lucan  das  Traumbild  der  Patria  1,  Allegorie.  Solcher  Art  sind  Komodia  in  der 
185 ff.,  bei  Statius  Pietas  und  Virtus  Theb.  10,  Flasche  des  Kratinos  Schol,  Ar.  Eq.  400,  die  vor 
780,  vgl.  Pietas  11,  457 ff.;  locus  Silv.  1,  6,  6,  Dikaiosyne  Klage  führende  Musike,  [Pherekr.J 
Aurufung  der  Vetustas  ebd.  37  ff. ;  4,  1,  28;  Cheiron  fr.  145  K.,  SUcaog  und  adiyoglöyog  Ar. 
Theb.  4,  32.  60  Nub.  889  ff.,  Plutos  und  Penia  Plut.  415  ff.,  Pole- 
So  haben  wir  die  oben  Sp.  2103  charakte-  mos  Pax  236ff.  (vgl.  Acharn,  979 ff.);  als  %cocpa 

risierte  Gruppe  von  Personifikationen  herunter  7tedffw7rc:diedreifsigjährigenSpondaiEVj'.138y  ff., 

verfolgt  bis  an   das  Ende   der   antiken  Poesie.  Diallage   Eys.    1114  ff.     (vgl.    Acharn.    989  ff.), 

Eine  Dichtgattung  ist  dabei  noch  gar  nicht  in  Theoria  und  Opora  Pax  520  ff.  706  ff.  Bealeren 

unser  Gesichtsfeld  getreten:  die  Komödie.    Ihr  Hintergrund  hat  Demos  Eq.  40 ff.  728 ff.  1335 ff. ; 

ist  jene  Art  von  Personifikationen  so  gut  wie  Kydoimos  als  ncüg  des  Polemos  Pax  255  ff.  ist 

fremd.     Wohl  redet  Diphilos  von  Chronos   als  homer.  Reminiszenz.  Geras  (vgl.  Herodas  1,  15  f. 

dem  Ttohös  xs%vixr\g  (fr.  83  _K.),  und    ein  Kra-  62 f.;  2,  71  f.)  wohnt   im  Himmel  Ar.  606,   Ba- 


2107      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Dichtung)      2108 

sileia  bewahrt  den  Blitz  des  Zeus  Av.  1536 ff.  Einflufs  auf  die  spätere  Entwicklung:  Ennius 

(s.  Schal,  zur  Stelle  und  weiter  unten),   Tgvcpfjg  hatte  in  einer  Satire  Mors  und  Vita  einander 

7iq66co71ov  als  Kosewort  Eccl.  974.    Ob  Anteros  gegenübergestellt  fr.  480  Baehr.  (Quint.  9,  2,  36), 

in    dem    gleichnamigen    Stücke    des   Anaxan-  Lukian  schildert  einen  Prozefs,  bei  dem  Dike 

drides  (vgl.  I.  G.  S.  I.  1098,  14)  auftrat,  ist  un-  zu  Gericht  sitzt:  Methe  contra  Akademie,  Stoa 

gewifs;  dasselbe  gilt   von   der  Methe  des  Me-  contra  Hedone,   Tryphe  contra  Arete  u.  s.  w.; 

nander   fr.   319 — 322.      Eine    ganz    besondere  Paideia  und  Techne  streiten  sich  im  Somnium 

Rolle    spielen    die    Personifikationen    in    den  des    Lukian  6 ff.    um    die    Gunst    des    Autors, 

Prologen  der  neuen  Komödie  (vgl.  Theon.  Tragoedia  und  Elegeia  um  Ovid,  am.  3,  1, 
progymn.    68,    21  sqq.    Sp.),    woher    sie    Flau-  10  Virtus  und  Voluptas  um  Scipio,  Sil.  Ital.  lö,  18  ff. 

tus   übernommen    hat.     Phobos,    der    sich    als  Der  barockste  Ausläufer    dieser  Richtung    ist 

häfslichster    der    Götter    vorstellte    adesp.    fr.  der  Kampf  der  Tugenden  und  Laster  um   die 

154  K.,   ist  ja  freilich   wieder  ein    wirklicher  menschliche  Seele   in   der  merkwürdigen  Psy- 

Dämon,  aber  Elenchos  als  Freund  von  Aletheia  chomaehie  des  Prudentius. 

und  Parrhesia  in  einem  Prologe  Menanders  Auch  als  blofse  Gegenstücke  werden  zwei 
fr.  545  K.  war  für  die  Rhetoren  ein  rechtes  Begriffe  personifiziert  und  mit  Gefolge  ausge- 
Musterbeispiel  der  TtQoamTtoTioua,  s.  Kocka,.  a.  0.  stattet,  wie  Basileia  und  Tyrannis  bei  Bio 
Bei  Plautus  erscheinen  Luxuria  und  Inopia  im  Chrys.  1,  70  ff.  (vgl.  Wilamowitz,  Beden  u.  Vor- 
Prologe des  Trimmmus,  Auxilium  in  der  Ci-  träge  S.  77 f.),  Nus  und  Akrateia  als  Mund- 
stellaria  149  ff.,  in  der  Sella  des  Afranius  trat  20  schenken  ebd.  30,  36  ff.  Das  Motiv  der  Diener- 
Sapientia  auf  mit  den  Worten :  Usus  me  genuit,  schaft  ist  äufserst  fruchtbar :  vgl.  beispielsweise 
mater  peperit  Memoria:  Sophiam  vocant  me  im  Gefolge  der  Philosophia  Lukian  Piscator 
Grai,  vos  Sapientiam  p.  241  Bibb.3  14 ff.   Arete,   Sophrosyne,   Dikaiosyne,  Paideia, 

Der  eigene  Anteil  des  Plautus  an  der  Ein-  Aletheia,  Eleutheria,  Parrhesia,  Elenchos,  Apo- 
führung  von  Personifikationen  ist  erkennbar:  deixis,  Syllogismos,  Dike.  Das  Gefolge  des 
die  abstrakten  Gottheiten  Roms,  daneben  eine  Limos  Lvk.  Timm  31,  die  Begleiter  des  Cha- 
Reihe  von  Augenblickspersonifikationen,  wie  rinus  Plaut.  Merc.  870,  des  Eutychus  ebd.  846, 
Commoditas,  Iniuria,  Servitus,  Perfidia,  Kese-  die  Insassen  der  Stadt  Pers.  555 ff,  Amor  und 
berg,  Quaest.  Plaid,  et  Ter.  ad  rel.  spect.  Genossen  Bacch,  115  f.  (ähnliche  Reihe  Gapt. 
p.  55 sq.,  eine  sancta  Saturitas  (Capt.  877)  weist  30  864),  Comoedia  trauert  mit  Rixus,  Ludus  und 
auf  göttliche  Sphäre.  Der  spezifisch  römische  locus  über  den  Tod  des  Plautus,  Epigramm 
Witz  zeigt  sich  im  komparativischen  Über-  bei  Gell.  1,  24,  3,  Mens  Bona  und  Pudor  als 
trumpfen  solcher  Abstrakta  durch  ein  Wort-  Gefangene  im  Triumphzuge  Cupidos,  seine  Be- 
spiel: Asm.  268  at  ego  Mos  lubentiores  faciam  gleiter  Blanditiae,  Error,  Furor  Ovid,  am.  1,  2, 
quam  Lubentia  est.    Vgl.  Pseud.  669 f.  Cas.  225.  31  ff.,  Personifikationen  der  Zeitabschnitte  und 

Noch  eine  dritte  Richtlinie  der  poetischen  Jahreszeiten  umgeben  Phoebus  in  seiner  Sonnen- 
Personifikation  haben  wir  zu  verfolgen:  ich  wohnung  Met.  2,  25 ff.  (die  Hören  auch  2,  118, 
möchte  sie  als  die  rhetorisch-allegorische  be-  vgl.  Nonnos  38,  297  f.),  Maiestas,  die  Tochter 
zeichnen.  Sie  berührt  vorzüglich  das  Gebiet  von  Honos  und  Reverentia,  nimmt  mit  Pudor 
des  Ethischen.  Ethische  Begriffe,  vor  allem  40  und  Metus  ihren  Sitz  auf  dem  Olymp  Fast. 
Tugenden  und  Laster,  werden  einander  als  5,  23 ff.,  die  Genossen  der  Fama  Met.  12,  43 ff., 
Personen  gegenübergestellt,  eine  Schar  gleich-  die  Begleiter  der  Virtus  und  Voluptas  Sil. 
artiger  Gefolgsleute  wird  ihnen  beigegeben,  Bai.  15,  96  ff.,  Consuetudo,  Sollicitudo  und 
das  alte  mythische  Motiv  der  Behausung  wird  Tristities  im  Gefolge  der  Venus  Apul.  Met. 
in  Aktion  gesetzt,  und  der  allegorische  Ap-  6,  8  f.,  Metus  und  Terror  in  dem  der  Minerva 
parat  ist  fertig.  Besonders  die  Kaiserzeit  hat  ebd.  10,  31,  die  Einwohnerschaft  des  Venus- 
auf griechischem  wie  römischem  Sprachgebiet  berges,  in  dem  mit  Venus  Luxuria  haust, 
diese  Art  der  Personifikation  in  weitestem  Claudian  10,  78  ff.  und  als  Schlufsstück  die 
Umfange  ausgebildet,  ihr  Anfangspunkt  liegt  Philologie  und  ihre  Sippschaft  in  dem  alle- 
viel  höher  hinauf:  das  Urbild  ist,  so  weit  wir  50  gorischen  Machwerk  des  Martianus  Capella 
sehen,  die  Erzählung  des  Prodikos  von  Herakles  (vgl.  besonders  das  2.  Buch;  in  der  auf  Varro 
am  Scheidewege.  Das  Motiv  des  Scheideweges  zurückgehenden  Regioneneinteilung  [Nissen, 
ist  natürlich  älter,  aber  die  Einführung  der  Templum  S.  184]  die  merkwürdigen  numina 
Arete  und  Eudaimonia  resp.  Kakia  kann  sehr  Salus,  Favor,  Favores,  Discordia,  Seditio,  Ce- 
wohl  eigenste  Erfindung  des  ke'ischen  Sophisten  leritas,  Fraus,  Fortuna,  Valitudo,  Pavor,  Pallor 
sein  (Hauptstelle  bei  Xen.  Mem.  2,  1,  21  ff.  1,  45 ff.).  Natürlich  gehören  auch  die  oben 
s.  auch  Philostr.  v.  soph.  1  prooem.  p.  3,  25  ff.  aufgezählten  Reihen  von  Unterweltsdämonen 
Kays.    Suid.   s.   v.    JIqoSimov    und  r£lQcu',    auf  hierher. 

etruskischen   Spiegeln  Minerva   an   Stelle    der  Philosophische    Richtungen    machten    sich 

Arete    Gerhard    155.  156,    PW  2,    678,    48  ff.,  go  diese  allegorische  Einkleidung  für  den  Vortrag 

Beteiligung  der  Eris   EA  1,  1338;   Erzählung  ihrer  ethischen  Lehren  zu  Nutze.     Bion  hatte 

der  Telesilla  Schol.  v  289;  Erweiterung  durch  die  Penia  redend  eingeführt,  wie  wir  aus  Teles 

Themistius  22,  280  a  ff.).    Welche  Wirkung  die  ttsq!  avtaQxeiag  p.  4 sq.    Hense    erfahren:    sie 

Erzählung    des    Prodikos    ausübte,    zeigt    ein  legt  die   Klagen   des   Armen  als  unberechtigt 

Satyrspiel    des    Sophokles,    betitelt    KqLgls,    in  dar.      Gewifs    hatten    sie    die    Kyniker    auch 

dem  Aphrodite  als  Hedone,  Athena  als  Phro-  gegen  Plutos    auftreten  lassen,  man  vgl.  noch 

nesis— Nus— Arete  auftrat,  fr.  334  N. 2  Buk-    Timon  32;    Palladas  Anth,  Pal.    9,   172. 

Besonders   das  Motiv   des  Agon   blieb   von  In     den     varronischen     Menippeenfragmenten 


2109      Personifikationen  (Dichtung)  Personifikationen  (Kirnst)         2110 

finden  wir  123  Infamia  als  tertia  Poenarum,  141  Die  Kunstfabel    wurde    in    gleicher    Richtung 

Veritas,    147  Existirnatio,    239   Metarnelos    als  beeinflufst:    Prometheus   schafft   Veritas,    sein 

Sohn   der  Inconstantia.     Kleanthes  pflegte  im  Diener  Dolus  das  Mendacium  Phaedrus  App.  4, 

Hinblick    auf    die    Philosophen,    die    an    den  Religio    redend    eingeführt   4,   11.      Besonders 

Wert  der  Tugend   den  Mafsstab   des    körper-  beliebt  war  die   ausführliche  Schilderung  der 

liehen  Wohlseins  legten,  mit  Worten  ein  Bild  allegorischen   Gestalten,  vgl.    als    ein   Muster- 

zu  entwerfen,  das  die  Hedone  (Voluptas)  thro-  beispiel  solcher  sucpQaoig  die  Beschreibung  der 

nend  darstellte  und  die  Tugenden   als  Diene-  Dikaiosyne     (Iustitia)     nach     Chrysipp,     dem 

rinnen  zu  ihren  Füfsen,  Cic.  de  fin.  2,  21,  69,  Schüler    des    oben    erwähnten    Kleanthes,    bei 
vgl.  August,  c.  d.  5,  20.     Die  Vorstellung  eines  10  Gell.  14,  4,  4.     Apate   bei    Bio    Cfmjs.  4,  114 

allegorischen    Bildes,    durch    solche    Vorläufer  Fronto  p.  243   Naber  (Tempel   der  Apate  und 

angeregt,  ist  dann  im  sogenannten  Pinax  des  Aletheia   auf  der    Insel    der  Träume  Luk.   de 

Kebes,     einem    Schriftchen    etwa    des    ersten  ver.    hist.   2,   33).      Die    Schilderung    der    vier 

Jh.   n.   Chr.    (vgl.   Kaibel  zu  I.  G.  S.  I.   1298,  Jungfrauenbilder    (Phronesis,    Ischys,    Sophro- 

Wageningen  in  dem  mir  unzugänglichen  Album  syne,  Themis)  auf  dem  Gartenzaun  im  Liebes- 

gratul.    in   honorem   Henrici    van   Her  werden,  roman  des  Eustathios  2,  2  ff.  p.  170  ff.  Hercher; 

Kroll,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1903  Sp.  141  f.),  ein  Epigramm    auf  das  Bild   der  Occasio  und 

bis  zur  Massenwirkung  gesteigert:  eine  Unzahl  Paenitentia  fingiert  Ausonius nach  griechischem 

allegorischer  Figuren   tritt  hier   auf  den  Plan.  Vorbild  19,  33  p.  323  Peip. 
Apate    reicht  den  ins  Leben  Tretenden  einen  20        Das  möge  genügen.    Von  den  drei  Gruppen, 

Trank.      Personifikationen     der     Verblendung  die    wir    geschieden    haben,    entsprechen    die 

führen   sie   zu  Tyche,   die   sie  beschenkt.     Die  erste    und    dritte    den    Perioden    der    grofsen 

Allegorieen  der   Unmäfsigkeit   locken   sie    zur  Poesie    und    der  Rhetorik,    deren  Trennpunkt 

Hedypatheia,   wo   sie  ihr  Gut  vergeuden.     Sie  am  Ausgang   des    fünften  Jahrhunderts    liegt, 

werden  der  Timoria  ausgeliefert.    Dann  nimmt  Wirkliche    Abstrakta   kennt    die    erste    dämo- 

sie  Kakodaimonia  in  Empfang,  und  Metanoia  nische  Gruppe  noch   nicht:   die  Gestalten   aus 

bringt  ihnen  eine  Doxa,  die  sie  an  der  Pseudo-  dem  Geschlecht   der    Nacht   blieben    zunächst 

paideia  vorbei   zur  wahren  Paideia  führt.     Es  ohne    Einflufs,    nur    Empedokles    scheint    von 

geht  einen    steilen  Berg    hinan,    oben  hausen  ihnen  angeregt.     Erst  in  der  römischen  Dich- 

die  Tugenden    und    Eudaimonia.      Nicht    alle  30  tung    treten    sie    hervor,    wo    sich    altes    und 

erreichen    das   Ziel:    manche    kehren  um    und  junges      in      tollem     Durcheinander      mischt, 

verfallen    den    Personifikationen    des    Elends.  Zwischen  die  erste  und  dritte  Gruppe  schieben 

Die  Schrift  des  Kebes  hat  als  Vorlage  für  ein  sich   die   allegorischen  Figuren    der  Komödie, 

verschollenes   Relief  gedient,  das  in  fraginen-  der  dritten  Gruppe  verwandt  und  doch  davon 

tiertem    Zustande    abgezeichnet    wurde.      Die  verschieden.     Sie   erfüllen   ohne  Nebenabsicht 

Zeichnung  befindet  sich  in  einem  Sammelbande  den  zu  Tage  liegenden  Zweck,  den  Inhalt  der 

des  Berliner  Kupferstichkabinetts  und  ist  von  Handlung  zu  verdeutlichen,  während  die  Rhe- 

K.  K.  Mueller,  Arch.  Zg.  42  (1884)  S.  115—128  torik  ihre  Personifikationen  in  den  Dienst  der 

publiziert  worden.   Nachahmungen  dieser  Alle-  Tendenz  und  Pointe  stellt, 
gorie    bei    Lukian   de   merc.    cond.    42;    rhet.  40 

praec.  5  f.  Das  Motiv  vom  Berge  der  Arete  !»•  Kunst. 
ist  alt:  wir  fanden  es  schon  bei  Simonides  Wenn  der  antiken  Kunstgeschichte  für  die 
(s.  o.  2098,33),  vgl.  Qu.  Smym.  5,  49  ff.  und  die  Behandlung  der  Personifikationen  ein  weniger 
hochragende  Burg  der  Sapientia  Ciris  14  ff.  Die  zerstreutes  und  lückenhaftes  Material  zu  Ge- 
Gestalten der  Tugenden  spielen  wie  bekannt  die  böte  stände,  so  würde  es  von  Interesse  sein, 
gröfste  Rolle  in  der  christlichen  Kirche.  Um  an  dem  einzelnen  Kunstwerk  die  Eigentüm- 
ihr  Auftreten  in  Masse  zu  geniefsen,  lese  man  lichkeit  der  künstlerischen  Phantasie  zu  er- 
Zeno  Tract.  1,  14,  5  (Migne,  Patr.  lat.  11  fassen,  die  Art,  wie  die  Probleme  gelöst  sind, 
p.  361).  näher  zu  analysieren  und  eine  vergleichende 
Wie  die  erste  rhetorische  oder  sophistische  50  Betrachtung  verwandter  Schöpfungen  anzu- 
Allegorie  des  Prodikos  im  Gewände  der  Fabel  stellen.  Allein  die  Umstände  der  Überlieferung, 
erzählt  wurde,  so  hat  man  auch  in  der  Folge-  die  uns  neben  dürren  Notizen  im  wesentlichen 
zeit  diese  Form  gerne  beibehalten,  vgl.  die  unbezeichnete  Monumente  darbietet,  weisen 
Geschichte  von  Porös  und  Penia  und  der  Ge-  solche  Gedanken  von  vornherein  ab.  Wir  müssen 
burt  des  Eros  Plato  Symp.  p.  203  B/C,  die  Fa-  uns  bescheiden,  das  Zusammengehörige  an  ein- 
bel  von  Eros  und  Anteros  bei  Themist.  24  ander  zu  rücken  und  ein  möglichst  übersicht- 
p.  304  d  ff. ,  die  Erschaffung  des  Hypnos  bei  liches  Bild  von  dem  Vorhandenen  zu  geben. 
Fronto  de  feriis  Alsiensibus  3  p.  228  ff.  Naber.  Auch  in  diesem  Abschnitt  haben  wir  eine 
Wenn  Overbecks  Deutung  von  Gemmendar-  Reihe  von  Gestalten  zu  behandeln,  die  keines- 
stellungen  auf  die  Bezwingung  des  Herakles  60  wegs  Abstraktioneu  im  eigentlichen  Sinne 
durch  Hedone  FA  1,  1875  das  Richtige  trifft,  sind,  sondern  volkstümliche  Wesen  dämonischen 
so  gehört  auch  das  hierher.  Überhaupt  führte  Charakters.  Auf  dem  Kypseloskasten,  einem 
man  handelnde  Personifikationen  ein,  vgl.  das  korinthischen  Kunstwerk  des  6.  Jh.,  waren 
Liebesverhältnis  des  Hermes  zur  Palaestra  unter  anderem  dargestellt:  1)  Thanatos  und 
Serv.  interp.  Aen.  8,  138  Et.  M.  s.  v.  Tldlr]  Hypnos  als  Knaben  im  Arm  der  Nyx,  schwarz 
p.  647,  56;  Cura  (d.  i.  Prometheia)  an  Stelle  der  erste,  weifs  der  zweite,  Paus.  5,  18,  1. 
des  Prometheus  bei  der  Erschaffung  des  Men-  2)  Dike  als  schönes  Weib,  mit  der  einen  Hand 
sehen,    Hijgin  f.  220,    s.  Preller  -  Robert  1,  82.  die  häfsliche  Adikia  würgend,  in  der  anderen 


2111  Personifikationen  (Kunst) 

die  gäßSog,  18,  2.  3)  Eris,  von  grofser  Häfs- 
lichkeit,  zwischen  Aias  und  Hektor  beim 
Zweikampf,  19,  2.  4)  Pkobos  mit  Löwenkopf 
auf  dem  Schilde  des  Agamemnon,  19,  4. 

Thanatos  erscheint  im  5.  und  4.  Jh.  als  Mann 
und  Jüngling  gebildet,  als  Knabe  wie  Eros  in 
der  römischen  Kuust,  Preller- Robert  1,  844  f. 
Robert,  Arch.  MärchenllüS.  175 ff.,  vgl.  H.  JJbell, 
Vier  Kapitel  vom  TJianatos,  Wien  1902.  Als 
Hypnos  ist  gedeutet  worden  ein  kleines  Flügel-  10 
wesen  (Ker?)  auf  Alkyoneusvasen  Winnefeld 
S.  3  (vgl.  die  Illustration  des  Utrechtpsalters 
zu  Ps.  75,  Graeven,  Repertorium  f.  Kunstwiss. 
21  [1898]  S.  31  f.),  jugendlich  tritt  er  auf  im 
Sarpedonschema  (S.  6)  und  in  der  nicht  vor- 
lysippischen  (EA  1,  2849)  Madrider  Statue, 
deren  Formengebung  die  spätere  Kunstübung 
beherrscht  (TU.  S.  13 ff.  Torso  einer  besonders 
schönen  Bronzestatuette  [hellenistisches  Ori- 
ginal] im  Berliner  Museum,   Arch.  Anz.  1903  20 


4)  Dike,  den  Peirithoos  bewachend,  Vasenbild 
(nach   Wien.  Vorlegebl.  E  6,  3). 

S.  33  nr.  jll).  H.  als  schlafender  alter  Mann 
S.  20  ff.,  als  Hüter  des  Schlafs  mit  dem  Schlum-  50 
mernden  im  Schofs  nicht  voralexandrinisch 
S.  24  ff.  Das  Schema  Thanatos  und  Hypnos 
um  die  Leiche  des  Sarpedon  geht  auf  das 
Schema  von  Kriegern  zurück,  die  einen  Ge- 
fallenen aus  der  Schlacht  tragen  (vgl.  Ann. 
1883  t.  Q),  indem  an  Stelle  der  Menschen  die 
aus  der  Ilias  bekannten  geflügelten  Dämonen 
getreten  sind:  so  unterscheidet  sich  das  schwarz- 
fig.  Vasenbild  Pottier,  Vases  du  Louvre  F  388 
nur  durch  den  Zusatz  der  Flügel  von  der  eben  60 
zitierten  Darstellung;  späterhin  wird  das  Schema 
auch  auf  Memnon  und  gewöhnliche  Sterbliche 
übertragen.  Die  Darstellung  variiert  bei  aller 
Gleichmäfsigkeit:  vgl.  die  drei  streng  rot- 
figurigen  Gefäfse,  Arch.  Anz.  1893  S.  86 
Fig.  20  beide  Dämonen  geflügelt,  bärtig  und 
gerüstet,  Wien.  Vlgbl.  D  3,  1  =  Gerhard 
A.   V.  221  (s.  Hartwig  Me ister schalen  S.  142  ff.) 


Personifikationen  (Kunst)         2112 

beide  geflügelt  und  gerüstet,  aber  unbärtig, 
Th.  durch  dunkles,  H.  durch  blondes  Haar 
charakterisiert,  Mon.  6,  21  beide  geflügelt, 
aber  unbärtig  und  ungerüstet.  Ebenso,  und 
zwar  mit  Rücken-  und  Fufsflügeln  auf  dem 
altrömischen  Terracottaaltärchen  Mon.  11,  10,  3 
(vgl.  Fwrtwimgler,  Ant.  Gemmen  3,  266).  Das- 
selbe Schema  auf  einem  etruskischen  Wand- 
gemälde der  tomba  d.  pulcella  (Corneto),  wo 
H.  und  Th.  eine  Leiche  zudecken,  Ant.  Derikm. 
2  T.  43,  sowie  auf  einem  Diptychon-Relief  des 
4.  Jh.  n.  Chr.,  wo  die  beiden  Dämonen  den 
vergötterten  Kaiser  Constantius  Chlorus  zum 
Himmel  emportragen,  Graeven,  Rep.  f.  Kanstw. 
21  (1898)  S.  32.  Ein  merkwürdiger  Ausläufer 
der  Lekythendarstellungen  auf  dem  Fragment 
einer  polychromen  Lekythos  in  Berlin,  wo  H.  und 
Th.  mit  der  Leiche  als  Bekrönung  einer  Grabstele 
verwendet  sind,  Arch.  Jahrb.  10  (1895)  86 ff. 
T.  2 :  der  Tote  ist  diesmal  eine  Frau,  Th.  allein 
ist  bärtig  und  trägt  hohe  Schuhe.  Auf 
einem  rottig.  Kantharos  schönen  Stils 
Arch.  Zg.  38  (1880)  S.  189  nimmt  Th. 
allein  den  Toten  in  seine  Arme.  Auch 
die  geflügelte  Jünglingsfigur,  die  auf 
einer  attischen  Statuettenvase  ein  hin- 
sinkendes Mädchen  auffängt  ( Ath.  Mitth. 
7  [1882]  T.  12)  ist  von  Furtwängler, 
Meisterwerke  S.  114,  1  mit  Wahrschein- 
lichkeit auf  Thanatos  gedeutet  worden, 
da  sie  die  Hadeskappe  trägt.  —  Statuen 
des  Hypnos  und  Thanatos  in  Sparta 
Paus.  3,  18,  1.  Liegender,  also  schlafen- 
der H.  im  Asklepieion  von  Sikyon,  ebd. 
eine  Statue  des  Oneiros  und  H.  einen 
Löwen  einschläfernd  Paus.  2,  10,  i. 
Weihung  zweier  Oneiroi  an  den  Askle- 
pios  zu  Lebene  Kaibel,  Ep.  gr.  839. 

Die  Gruppe  der  Dike  und  Adikia 
ist  zur  Geniige  durch  die  bekannte 
Nikosthenes-Amphora  illustriert  wor- 
den, die  zuletzt  Masner,  Sammlung 
antiker  Vasen  und  Terracotten  im  K. 
K.  Ost.  Mus.  S.  39  nr.  319  reprodu- 
ziert hat,  vgl.  E A  1,  1019.  Die  Häfs- 
lichkeit  der  Adikia  ist  nachdrücklich 
betont,  ihre  Beischrift  lautet  3»[I]AA 
=  adixn,  was  gegen  abstrakte  Auf- 
fassung spricht  und  vielleicht  geradezu  mit 
„die  Ungerechte"  übersetzt  werden  mufs: 
das  ist  bedeutsam.  Dike  schwingt  statt  der 
gäßSog  den  Hammer.  Mit  gezücktem  Schwert 
sitzt  D.  als  Wächterin  neben  dem  gefesselten 
Peirithoos  auf  dem  Fragment  der  Karlsruher 
Unterweltsvase  Wien.  Vlgbl.  E  6,  3  (s.  Fig.  4), 
dieselbe  Gruppe  ohne  Beischrift  auf  zwei  an- 
deren Vasen  gleichen  Charakters  ebd.  6,  1.  3. 
Das  Schwert  als  Attribut  der  D.  wurde  für 
Milchhoefer  die  Veranlassung,  eine  Frauen- 
gestalt mit  Schwert  auf  dem  borghesischen 
Lykurgossarkophag  (M.-D.  2269)  und  die  be- 
waffnete Aphrodite  von  Epidauros  für  D.  zu 
erklären,  Arch.  Jahrb.  7  (1892)  203 ff.  Gegen 
die  zweite  Erklärung  Robert  in  Prellers  My- 
thologie S.  871,  Nachtrag  zu  S.  479,  2.  Neuer- 
dings ist  die  epidaurische  Statue  von  Häuser, 
Rom.  Mitt.  17  (1902),  232  ff.  mit  grofser 
Wahrscheinlichkeit     auf    die    Aphrodite    von 


2113         Personifikationen  (Kunst) 


Personifikationen  (Kunst)  2114 


Aniyklai   (Pausanias  3,    18,    7)    zurückgeführt 
worden. 

Eris  ist  bei  Wertkämpfen  zugegen:  ge- 
flügelt auf  schwarzfigurigen  Vasen  zwischen 
Viergespannen,  Gerhard,  Ges.  Abh.  10,  5 
(=  Abb.  EA  1,  1338).  6  (IPIU  verschrieben), 
ungeflügelt  auf  jüngeren  attischen  Vasen  mit 
Darstellung  des  Parisurteils,  Compte  Bendu  1861 
T.  3,  2  =  Wien.    Vlgbl.   A  11    (neben    Themis 


sind  aber  in  einigen  Fällen  durch  Beischriften 
genauer  bezeichnet:  Mania  auf  der  Herakles- 
Vase  des  Assteas  Mon.  8,  10,  Oistros  auf  der 
Münchener  Medea- Vase  Arch,  Zg.  5  (1847)  T.  3, 
Apate  auf  der  Tereus-Vase  Monuments  ined. 
de  l'inst.,  sect.  franc.  1839  pl.  21  und  der  Darius- 
Vase  Mon.  9,  50.  51.  Im  übrigen  ist  es  ver- 
geblich, nach  Benennungen  zu  suchen,  viel- 
leicht darf  Lyssa  auf  einigen  Bildern  erkannt 


zwischen  Gespannen),    Gerhard,  Apid.    Vasenb.  io  werden    Koerte    S.   23  ff.,    wie    auf    Pentheus- 


und  Lykurgossarkophagen  (M.-D.  2266.  2269. 
2271  EA  2,  2214).  Die  dargestellten  mytho- 
logischen Szenen  gehen  auf  Vorbilder  zurück,  die 
unter  dem  direkten  Einflufs  der  Tragödie  ent- 
standen sind,  vgl.  zur  Darius-Vase  Koepp,  Arch, 
Anz.  1892  S.  127  f.  Über  das  Auftreten  dämoni- 
scher Gestalten  auf  der  Bühne  s.  ob.  Sp.2106,20ff. 
Zwei  Gruppen  von  c  dämonischen '  Personi- 


D  2  (Brustbild),  auf  etruskischen  Spiegeln  E  A 
1,  1338  f.    Kalliphon  hatte  ihre  Häuslichkeit  in 
seinem    ephesischen    Gemälde    hervorgehoben, 
Paus.  5, 19,  1:  sonst  wird  dies  Charakteristikum 
nicht  verwandt   (der  Berliner  Stein   [Wieseler 
S.  110]    zeigt   nicht   Eris,    sondern    einen    ge- 
wöhnlichen Jüngling,   Furtivängler,   Geschnitt, 
Steine  S.  261  zu  nr.  7013.    Nackt  ist  Eris  nach 
Wieseler  S.  100  (vgl.  S.  107)  auf 
dem  Knochenrelief  einer  späten 
Pyxis  mit  Darstellung  der  Hoch- 
zeit   von    Peleus    und    Thetis 
(Welcher,  Alte  Denkm.   5,   423 
nr.  81,  Graeven,  Monuments Piot 
5  [1900]  p.  160  Anm.  nr.  XI  u. 
p.  163).     Eris    und    Kydoimos 
bei  Philostr.  iun.  10  p.  408,  9 
Kays,  nach  Homer. 

Phobos  erkennt  Müchlioefer , 
Arch.  Zg.  39  (1881)  S.  286  im  An- 
schlufs  an  die  löwenköpfige  Dar- 
stellung des  Kypseloskastens 
auf  der  Amphora  (aus  Caere?) 
Musee  Napoleon  pl.  59,  Deimos 
ebd.  auf  einer  samischen  Am- 
phora aus  Kameiros.  Phobos 
auf  Münzen  von  Kyzikos  Hcad 
H.  N.  p.  452  flg.  276,  Imhoof- 
Blumer,  Monn.  gr.  p.  242  nr.  71, 
in  Bärengestalt,  durch  Bei- 
schrift gesichert,  auf  zwei  Thon- 
lampen  der  Kaiserzeit  (s.  Fig.  5), 
dazu  Deubner,  Athen.  Mut.  27 
(1902),  253  ff.  (S.  258  Abb.  1.  2). 

Wie  Dike  sind  auch  Ananke 
und  die  Poinai  auf  einer  Unter- 
weltsvase dargestellt,  Wiener 
Vlgbl.  E  2  =  Mon.  8,  9,  Koerte 
S.  79,  vgl.  ob.  Sp.  2089,   20  ff. 

Grofse  Gemälde  sind  als  die  Vorlagen  solcher  50  fikationen,  die  sich  zuweilen  berühren,  bleiben 
Darstellungen  zu  denken  von  der  Art,  wie  sie,  ins       übrig:   die  Thiasoten  des  Dionysos  und   der 


5)  Phobos  in  Bärengestalt  auf  einer  Thonlampe 
(nach  einer  Institutsphotographie,  vgl.  Athen.  Mitt.  27  [1902]  S.  2G8  Abb.  1). 


Allegorische  gezogen,  bei  [Demosth.]  in  Aristogit. 
25,  52  erwähnt  werden:  ns&'  atv  d'  oi  ^cnygä- 
qpoi  tovg  aosßslg  iv  "AiSov  yqäcpovGiv,  (isra  zov- 
rcov '  ft£t'  'Agäg  Kai  BXaacpruiiag  Kai  (fr&ovov  Kai 
Zttäazcog  Kai  Nelnovg  TtsqiSQ^rai  (Aristogiton). 
Limos  als  Frau  gemalt  im  Apollontempel 
zu  Sparta  Athen.  10,  452  b.  Statuen  des  Li- 
mos und   der  Euthenia   in  Byzanz,    Codin.  de 


Aphrodite.  In  gröfserer  Menge  erscheinen  sie 
auf  rotfigurigen  attischen  und  den  von  ihnen 
abhängigen  unteritalischen  Vasen.  Nicht  immer 
sind  es  Personifikationen,  die  wir  vor  uns 
haben:  besonders  die  Namen  der  Satyrn  und 
Mänaden  sind  vom  Vasenmaler  blofs  mit  der 
Absicht  gewählt,  den  Gestalten  seiner  Thiasos- 
darstellungen   ein  individuelleres   Gepräge    zu 


sign.    CP   p.    60,    3    Bekk.     Eine    Statue    der  60  verleihen.     Aber    eine    Gruppe    von    Dämonen 


Enyo  von  Kephisodot  und  Timarchos,  den 
Söhnen  des  Praxiteles,  im  Heiligtum  des  Ares 
zu  Athen  Paus.  1,  8,  4. 

In  der  uuteritalischen  Vasenmalerei  tritt 
eine  Reihe  von  Gestalten  dämonischen  Cha- 
rakters auf,  über  die  G.  Koerte  (s.  Litteratur) 
zusammenfassend  gehandelt  hat.  Sie  haben 
im    allgemeinen    das    Aussehen    von    Erinyen, 

Röscher,  Lexikon  der  gr.   u.  röm.  Mytbol.     III. 


bakchischer  und  aphrodisischer  Glückseligkeit 
mufste  dazu  bereits  vorhanden  sein.  Bereits 
auf  einer  chalkidischen  schwarzfig.  Amphora 
des  6.  Jhs.  Molpe  im  Tanz  von  sechs  Si- 
lenen  und  sechs  Mänaden  Heydemann  S.  28  w. 
Bei  weitem  die  häufigste  Figur  des  diony- 
sischen Thiasos  ist  Komos,  bald  erwachsen, 
bald    knabenhaft,    immer    als    Satyr    gebildet. 

67 


2115         Personifikationen  (Kunst) 


Personifikationen  (Kunst)         2116 


Dargestellt  Heydemann  S.  12  A,  die  Leier  spie- 
lend S.  15  J.  Dionysos  giebt  dem  Buben  zu 
trinken,  hinter  dem  Gotte  Tragodia  ebd.  K 
(s.  Fig.  6).  Komos  in  cbakchischer  Liebesver- 
folgung '   S.  20  W.     Himeros  reicht  dem  Dio- 


(nr.  2658),  wie  sie  an  den  Choen  verwendet 
wurden,  vier  knabenhafte  Gestalten:  voran 
Paian  mit  Fackel,  es  folgt  Komos  gestützt 
auf  einen  dritten  Knaben,  dahinter  ein  vierter. 
Alle    haben    Kannen    von    der   Form    des   Ge- 


^EL^lx]L^[x]L^[x]L^[g][^1[x]L^Bi^l[EI^1IE]L51[x]LSl[x]^1E]L51[aL^ 


6)  Komos  und  Tragodia  bei  Dionysos  (u.  Ariadne),  Vasenbild  (nach  Gerhard,  Auserl.  Vasenb.  T.  65,  2). 


nysos  einen  Kranz,  ringsum  je  vier  Satyrn  und 
Mänaden,  darunter  Komos,  Eirene  und  Opora 
ebd.  X.  Komos  mit  der  Doppelflöte  S.  21a.  b; 
mit  anderen  Thiasoten,  darunter  Eudia, 
'schwärmend',  während  Pothos  die  Doppelflöte 


7)  Dithyrambus  die  Leier  spielend,  Vasenscherbe 
(nach   Welcher,  Alte  Denkm.  3  T.  10,  2). 


bläst  S.  22  d;  auf  dem  Aufsenbilde  einer  Schale 
im  Thiasos,  auf  dem  Innenbild  mit  einer 
Bakchantin  S.  25  k,  die  Doppelflöte  blasend 
S.  27  s,  als  Diener  des  Dionysos  und  der  Ari- 
adne    ebd.    v.      Auf    einer     Berliner     Kanne 


fäfses   in  Händen,   Ärch.  Zg.  10  (1852)   T.  37, 
3.  4.     K.  als  schlafender  Knabe  (ovna  ¥(pr]ßog) 
ausführlich  beschrieben  bei  Phüostr.  Im.  1,  2; 
mit  Gelos  von   Silen   dem  Dionysos  zugeführt, 
ebd.    1,    25.      Komodia    mit    Kantharos    und 
Thyrsos     bei     der    Rückführung    des 
Hephaest  Heyd.  S.  16  L.   Tragodia  mit 
Satyr  auf  einer  neu  erworbenen  Oino- 
choe  (Ende  des  5.  Jhs.)  des  Ashmolean 
Museums   zu  Oxford  Arch.  Anz.   1901 
S.  165 a.    Philia  mit  Leier  und  Thyrsos 
hinter  Satyr  und  Mänade  Wien.  Vlgbl. 
E  12,  1.    Gelos  als  Kithara  spielender 
Jüngling    auf   einer    Amphora,    deren 
Rückseite  das  Bild  des  Dionysos  zeigt 
Gerhard  A.  V.  4,  319.      Dithyrambus, 
die  Leier  spielend  auf  einer  Scherbe, 
hinter    ihm    ein    Rest    des    Dionysos, 
Welcher,  Alte  Bim.  3,  10,  2  (s.  Fig.  7), 
Heyd,    S.    20  Y.     Paidia   mit  Thyrsos, 
Tigerfell   und    Stein    nebst   Satyr    im 
Kampf  gegen  Giganten  auf  einem  Frag- 
ment   S.    18  S.      Dionysos    im    Begriff 
Eirene  zu  umarmen,  um  ihn  der  Thia- 
sos, darunter  Pannychis ;  Pothos  schlägt 
das  Tympanon  S.  19  U.   Euthymie  mit 
Tympanon  und  Fackel  vor  dem  Panther- 
wagen des  Dionysos  bei  der  Hochzeit 
des     Herakles    und     der    Hebe;     vor 
einem  Thymiaterion  Eunomie  S.  17  Q.   Himeros, 
Sikiimos,  Opora  (Plinius  34,  70  nennt  nach  der 
Überlieferung    des    Riccardianus    eine    Statue 
der  Opora  unter  den  Werken   des  Praxiteles; 
ephoram  im  Bamb.,  von  Urlichs  in  eanex>horam 


2117         Personifikationen  (Kunst) 


Personifikationen  (Kunst)         2118 


verbessert),  Pothos,  Eudia,  Eros,  Eudai- 
monia  und  Hebe  S.  17  R  (s.  Fig.  8).  Sikinnos 
mit  Tkyrsos  und  Kanne  gegenüber  der  Krai- 
pale  mit  Tkyrsos  und  Kan- 
tharos  auf  der  von  Hartwig, 
Strena  Helbigiana  S.  111  ff. 
veröffentlichten  attischen  rot- 
figurigen  Kanne  (2.  Hälfte 
des  5.  Jhs.).  Eine  Gruppe  der 
Methe  (Ebrietas)  und  eines 
Satyrs  von  Praxiteles  Plin. 
34,  69.  Die  Methe  des  Pau- 
sias  in  der  Tholos  von  Epi- 
dauros  war  als  trinkendes 
Weib  dargestellt,  dessen  Ge- 
sicht durch  die  Schale  sicht- 
bar wurde,  Paus.  2,  27,  3.  Im 
Tempel  des  Silen  zu  Elis  be- 
fand sich  ein  Bild  der  Methe, 
wie  sie  dem  Dämon  Wein 
reicht,  Paus.  6,  24,  8.  Redend 
eingeführt  das  Bild  der  Methe 
auf  einem  geschnittenen  Ame- 
thyst Anth.  Pal.  9,  752. 

Wie  Dionysos  sammelt 
auch  Aphrodite  einen  Kreis 
dämonischer  Gestalten  um 
sich,  zum  Teil  begegnen  die- 
selben Namen.  Wie  dort 
Komos  nimmt  hier  etwa  Peitho 
den  ersten  Platz  ein:  mit 
Eunomia,  Paidia  und  Eudai- 
monia  um  Aphrodite  und  Eros 
gruppiert  El.  cer.  4,  62  = 
Stackeiberg,  Gräber  der  Hell. 
T.  29;  mit  Aphrodite  Eros, 
Harmonia,  Hebe  und  Himeros 
auf  dem  schönen  Athener  Onos 
Eph.  arch.  15  (1897)  T.  10 
(s.  Fig.  9);  mit  Harmonia 
Tyche,  Hygieia  auf  einer 
eicheiförmigen  Lekythos  mit 
Goldschmuck  Arch.  Zg.  37 
(1879)  S.  95 f.;  mit  Aphrodite 
und  Tyche  C.  I.  G.  8362;  mit 
Eukleia  ebd.  8364;  mit  Hime- 
ros ebd.  8365.  Auf  derMeidias- 
vase  beim  Raub  der  Leukip- 
piden  Wien.  Vlgbl.  4, 1,  mehr- 
fach beim  Ringkampf  des 
Peleus  und  der  Thetis,  Koerte 
S.  3;  bei  der  Entführung  der 
Helena  mit  einem  Zweig  in 
der  Hand  (s.  die  Paralleldar- 
stellungen Arch.  Zg.  40  [1882] 
S.  lff.)  Wien.  Vlgbl.  C  1  (vgl. 
das  bekannte  Neapler  Relief 
I.  G.  S.  I.  756  Fried.-Wolters 
nr.  1873),  bei  der  Begegnung 
von  Menelaos  und  Helena, 
mit  Blume  in  der  Hand  (in 
der  Regel  ist  sie  attributlos, 
Jahn  S.  28)  Ooerbeck,  Heroeng. 
8, 1.  Statue  des  Praxiteles  im 
megarischen  Aphroditeheilig- 
tum Paus.  1,  43,  6.  Himeros  mit  Eros  bei  der 
Hochzeit  von  Herakles  und  Hebe,  Heydemann 
S.17  Q,  s.  ob.  Sp.  2116,  31  ff.,  mit  Eros  und  Pothos 


beim  Parisurteil  Gerhard,  Apul.  Vasenb.  C,  am 
Lager  des  Dionysos  und  der  Ariadne  auf  der 
Neapler  Satyrvase  Mon.  3,  31,  mit  Zeus  Hera 


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und  Hermes  auf  einer  apul.  rotf.  Vase  C.  I.  G. 
8348b.  Statuen  des  Himeros  und  Pothos  von 
Skopas     im    Aphroditeheiligtum     zu     Megara 

67* 


2119         Personifikationen  (Kunst) 

Paus.  1,  43,  6.  Sarnothrakiscke  Kultstatue 
des  Pothos  von  demselben  Meister  Plin.  36,  25 
(haltlose  Kombination  mit  Repliken  eines 
Apollontypus,  Fiirtivängler,  Ant.  Gemmen  2, 
208  f.  Sitz.-Ber.  d.  Münch.  Ak.  d.  Wiss.  1901 
phil.-hist.  Kl.  783  ff.).  Pothos  neben  Hyper- 
mestra  und  Lynkeus  auf  einem  Krystallbecher 
aus  Köln,  I.G.S.I.  2576,  1.  Anteros  zu  Elis  in 
der  Palaestra  dargestellt,  wie  er  mit  Eros  um 
einen  Palmzweig  kämpft  Paus.  6,  23,  5;  zwei 
OKcccploc  (Trinkgefäfse  oder  ähnliche  Kultge- 
rätschaften, s.  Keil,  Hermes  25,  621)  hgcc  mit 
Bildern  des  Eros  und  Anteros  im  Inventar  des 
Amphiareion  von  Oropos  C.I.G.S.  1,  3498,  16. 
Harmonia,  Eukleia,  Eunomia  und  Pannychis 
neben  Aphrodite  auf  einer  Neapler  Schale 
Pull.  Nap.  nouv.  ser.  2  pl.  6.  Eunomia,  Paidia, 
Eudaimonia,  Himeros,  Harmonia,  Hygieia  um 
Aphrodite,  Pothos  mit  Hedylogos  kutschierend, 
Catalogue  of  vases  in  Br.  Mus.  3  pl.  20  (s. 
Fig.  10).  Eunomia  vor  Altar  und  Säule  mit 
Idol;  dahinter  sitzende  Göttin  (wohl  Aphrodite), 
Lekythos     mit     Goldschmuck    Bev.    arch.    30 


Personifikationen  (Kunst)         2120 

als  die  Worte,  mit  denen  der  Chor  in  den 
euripidcisclan  Baichen  seiner  Sehnsucht  nach 
den  dionysischen  Gefilden  Ausdruck  giebt: 
sxffo"'  ays  ftf,  Bqoiiib  BqÖuiz,  TTQoßaxpjit  dtxi- 
liov.  inst  Xägitsg,  ixsl  ös  TIöQ'og'  ixsi  de 
Bäx%(xs  fttutg  uQytdfetv.  6  Scci[iav ,  o  z//6j 
7taTg  %cciqbi  (isv  ftaliuioiv,  cpilsl  ö'  oXßoöörttQav 
Elgrfvccv,  KovQOtQÖcpov  %~säv  (412  ff.).  Es  ist 
dieselbe  Zeit,   in   der  Aphrodite  und  ihre  Ge- 

10  nossinnen,  zu  den  Sterblichen  herabgestiegen, 
auf  Erden  walten,  dieselbe  Stimmung  ist  es, 
aus  der  heraus  Euripides  den  Chor  der  Medea 
das  Lied  singen  läfst  von  der  blonden  Har- 
monia, der  Mutter  der  Musen,  und  den  Eroten, 
den  Gesellen  der  Sophia  (830  ff.). 

Wie  wir  in  der  Dichtung  eine  Reihe  Ge- 
stalten vorfanden,  die  eine  Art  Übergang  von 
den  rein  dämonischen  Wesen  zu  abstrakt  alle- 
gorischen  Figuren   darstellen  und  in  der  Ko- 

20  mödie  resp.  Fabel  auftreten,  so  auch  in  der 
Kunst.  Über  Darstellungen  des  Geras  s.  o. 
Sp.  2085,  lff.,  Statuen  des  Momos  als  Greis  schil- 
dern Epigramme  Anth.  Plan.  265  f.    Demos,  der 


7  <£&  s      »      ..      .       Äy    *„    f        «*       »       M      \      i.  "  ! 


9)  Gestalten  aus  dem  Kreis  der  Aphrodite  (Eros,  Harmonia,  Hebe,  Himeros),  "Vasenbild  (nach  F.ph.  arch.  15  [1897]  T.  10). 


(1875)  pl.  20.  Eudaimonia,  Pandaisia  und 
Hygieia  sitzend,  Jahn,  Vasen  mit  Goldschmuck 
T.  2,  1  (die  Dresdener  Replik  ebd.  nr.  3.  4  ist 
eine  Fälschung,  Furtwängler,  Arch.  Ztg.  38 
[1880]  S.  191).  Paidia  den  Himeros  schaukelnd 
EA  3,  1251/52.  Eutychia  beim  Parisurteil 
Gerhard,  Apul.  Vasenb.  D  2;  auf  einem  Wür- 
fel (?)  sitzend,  über  ihr  eine  Kugel,  hinter  ihr 
eine  Zielsäule,  vor  ihr  ein  nackter  Ephebe  mit 
Strigilis  Gl.  G.  8445  Plutos  und  Chrysos  als 
Knaben  1.  und  r.  von  einer  kindlichen  Nike, 
die  ein  Viergespann  lenkt,  Kännchen  mit  Gold- 
schmuck El.  cer.  1,  97.  Chrysos  als  Knabe 
mit  weifsgedecktem  Körper  auf  ähnlichem 
Gefäfs,  Bluemner,  Die  archäolog.  Sammlung  im 
eidgenöss.  Polytechnikum  zu  Zürich  S.  199  nr.  92. 
Phthonos  auf  der  Meleagervase,  Arch.  Zg.  25 
(1867)  T.  220. 

Die  Vorstellungen  des  dionysischen  Kreises, 
wie  sie  die  Vasenbildcr  vermitteln,  sind  im 
Athen  des  fünften  Jahrhunderts  auf  dem 
Höhepunkte  der  Lebensfreude  allen  geläufig 
geworden.     Es  giebt  keine  bessere  Illustration 


in  den  Bittern  des  Aristophanes  eine  so  be- 
lustigende Rolle  spielt,  hatte  an  verschiedenen 
Orten  Kult  und  wurde  häufig  dargestellt.  Er 
leitet  uns   zu   der  Gruppe  politischer  Personi- 

50  fikationen hinüber,  die  wir  schon  ob.  Sp.  2077, 26  ff. 
mit  Rücksicht  auf  den  Kultus  besprochen 
haben.  Wie  angedeutet,  wird  die  Gestalt  des 
Demos  in  Athen  zuerst  fest  geworden  _  und 
von  hier  weiter  verbreitet  sein.  Die  Über- 
lieferung berichtet  mehrfach  von  Bildern  des 
athenischen  Demos.  Bereits  Parrhasios  malte 
ihn  um  die  Zeit  des  peloponnesischen  Krieges, 
Plin.  35,  69,  Aristolaos,  ein  Sohn  und  Schüler 
des  Pausias,  gruppierte  ihn  mit  Arete  (Virtus) 

60  Plin.  35,  137,  Euphranor  stellte  ihm  auf  dem 
Theseusbilde  der  Athenischen  Stoa  Demokratia 
zur  Seite,  Paus.  1,  3,  3;  die  Statue  des  Leo- 
chares  befand  sich  im  Piraeus  Paus.  1,  1,  3, 
die  des  Lyson  im  Buleuterion  zu  Athen  Paus. 
1,  3,  5.  Besonders  grofs  von  Verhältnissen 
war  die  Statue  des  spartanischen  Demos  Paus. 
3,  11,  10.  Die  Aufstellung  einer  Gruppe,  dar- 
stellend den  Demos  der  Athener  bekränzt  vom 


2121         Personifikationen  (Kunst) 

Demos  der  Byzantier  und  Perinthier,  beschliefst 
das  Psephisma  [Bemosth.J  de  cor.  18,  91; 
Hieron  und  Gelon  liefsen  in  Rhodos  den  De- 
mos der  Rhodier  bekränzt  vom  Demos  der 
Syrakusaner  aufstellen  PoJyb.  5,  88 ;  der  Demos 
der  Magneten  wird  von  den  Larbenern  durch 
Errichtung  seiner  ehernen  Bildsäule  geehrt 
Iss.  v-  Magnesia  nr.  101,  22.  Von  erhaltenen 
Demosbildern  ist  inschriftlich  bezeichnet 
(A]HMOI)  der  Rest  eines  sitzenden  Mannes 
auf  dem  Relief  Arch,  Zg.  3  (1845)  T.  33. 
Auch  sonst  ist  er  auf  Reliefs  dargestellt,  be- 
sonders auf  Urkundensteinen,  s.  Dumont,  Me- 
langes  d'  archeol  pl.  13  (=  B.  C.  H.  2  [1878] 
T.  12)  aus  dem  Jahre  375  v.  Chr.,  B.  C.  H  ebd. 
T.  10  (398  v.  Chr.),  Schoene,  Griech.  Reliefs 
nrr.  71.  72;  vielleicht  auch  auf  nr.  63  neben 
Eutaxia,  der  personifizierten  staatlichen  Ord- 
nung, die  in  der  L.  ein  unklares  Attribut 
hält.  Mit  Demos  vereint  sahen  wir  Demokratia 
auf  dem  Gemälde  des  Euphranor,  eine  Gruppe 
der  Oligarchia,  mit  einer  Fackel  die  Demo- 
kratia sengend,  errichteten  die  Dreifsig  auf 
dem  Grabe  des  Kritias  nach  Schol.  Aesch. 
Timarch.  1,  39  p.  261  Schultz.  Ein  inschrift- 
lich gesichertes  Bild  der  Bule  zeigt  Schoene 
nr.  94  (s.  Fig.  11),  BOAH  als  Beischrift  eines 
jugendlichen  Kopfes  auf  einem  attischen  Pi- 
ombo  Mon.  8,  32,  281.  Die  Eirene  des  Ke- 
phisodot  gehört  gleichfalls  in  diese  Reihe, 
ebenso  Darstellungen  der  Homonoia  auf  Ge- 
mälden, Hermes  29  (1894)  626  f.  Ekecheiria 
den  Iphitos  kränzend  im  olympischen  Zeus- 
tempel Paus.  5,  10,  10;  26,  2.  Den  Senat 
malten  die  Römer  als  alten  Mann  im  Purpur- 
gewand, mit  einem  Kranze  geschmückt,  Cass. 
Bio  68,  5,  1.  Zahlreich  sind  die  Köpfe  poli- 
tischer Personifikationen  auf  Münzen,  aber 
diese  Münzen  gehören,  wie  ein  lehrreicher 
Überblick  im  Index  von  Head  zeigt,  fast  aus- 
schliefslich  nach  Kleinasien  (s.  ob.  Sp.  2077, 64  ff.) : 
Silbermünzen  von  Tarent  und  Rhegion  zeigen 
den  Typus  des  sitzenden  Demos  mit  verschie- 
denen Attributen,  Waser,  Bemos  p.  316 ff.,  auf 
kleinasiatischen  Münzen  ist  er  dargestellt 
1)  stehend,  2)  in  Kopf-  oder  Brustbild.  Demos 
von  Eleutheria  bekränzt  auf  einer  Münze  von 
Aphrodisias,  s.  Kultusliste  u.  Eleutheria;  die 
Bekränzung  des  Caracalla  durch  Demos  auf 
einer  Münze  von  Attaia  (Mysien),  Imhoof- 
Blumer,  Gr.  Münzen  S.  612  nr.  163.  Von 
Bildern  politischer  Personifikationen  finden 
sich  beispielsweise  auf  Kaisermünzen  von  An- 
tiochien  in  Karien  JfiiLog,  Bovltf,  'hgcc  Bovlrj, 
'Isqu  2vvxlr}Tog ,  'tegä  riQOVoia,  21vvccn%l<x 
Head  p.  520,  auf  solchen  von  Aphrodisias 
*l£Qog  Jf^iog,  'Iüqcc  Bovlrj,  'hpcc.  2vvy.lr\rog  ebd. 
Eirene  Lokron  auf  Münzen  der  epizephyrischen 
Lokrer  mit  Kerykeion,  auf  einem  quadratischen 
Cippus  sitzend,  Head  p.  86  fig.  58,  Eleutheria 
(EAEYÖEPI)  sitzend  auf  einem  Stater  von  Ky- 
zikos  aus  der  ersten  Hälfte  des  4.  Jhs.,  das 
früheste  Beispiel  derartiger  Münzbilder,  Green- 
icell,  Coiuage  of  Cyzicus,  Num.  Chron.  7  (1887) 
pl.  3,  3  p.  76  f.  Seitmann  ebd.  17  (1897)  p.  178, 
Homonoia  auf  Münzen  der  verschiedensten 
Städte,  s.  Kultusliste. 

Nahe     den     politischen     Personifikationen 


Personifikationen  (Kunst)         2122 


stehen  Darstel- 
lungen der  Arete, 
sofern  diese  die 
politische  Tüch- 
tigkeit eines  Vol- 
kes oder  Landes 
versinnbildlicht. 
Die  Gruppe  der 
Arete     und     des 

io  athenischen  De- 
mos, die  Aristo- 
laos     malte,     ist 

oben  erwähnt, 
entsprechend  ver- 
fertigte Euphra- 
nor Kolossalsta- 
tuen der  Arete 
(Virtus)  u.  Hellas 
(Graecia),     Plin. 

20  34,  78.  Vgl.  die 
Statue  der  Arete 
in  der  Festpro- 
zession des  Ptole- 
maios  Philadel- 
phos,  mit  golde- 
nem Olkranz  in 
der  Hand  neben 
dem  Bilde  des 
Fürsten,     Athen. 

30  5,  201  d;  ein  kqÖ- 
gcotiov  der  Arete 
am  Goldkranz, 
mit  dem  der  sy- 
rische Alexander 
den       Epikureer 

Diogenes  be- 
schenkte,  Athen. 
5,  211b.   Parrha- 
sios  hatte  Arete 

40     dem  Dionysos 
beigesellt,    Plin. 
35,  70. 

Arete  ist  be- 
reits eine  rein 
allegorische  Fi- 
gur. Ob  die  Be- 
nennung Actou 
für  das  Bildwerk 
des  Dionysios 

50  (Paus.  5,  26,  3) 
und  die  Relief- 
gestalt am  Kranz- 
tisch zu  Olympia 
(ebd.  20,  3)  ge- 
rechtfertigt    ist, 

unterliegt  ge- 
gründetem Zwei- 
fel,   vgl.    Reisch, 
PTT1,835.  Aber 

60     schon  Aristo- 

phon,  der  jüngere 

Bruder  des  Poly- 

gnot     (2.    Hälfte 

des  5.  Jh.),  malte 

Credulitas   und 

Dolus    in    einem 

Gruppenbilde 

mit  Priamos, 


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2123         Personifikationen  (Kunst) 

Helena,  Deiphobos  und  Odysseus,  Plin.  35,  138. 
Den  grofsen  "Wurf  tliat  in  der  Plastik  Lysipp 
mit  dem  Kairos  (s.  d.),  in  der  Malerei  Apelles  mit 
der  Verleumdung.  Benndorfs  Versuch  einen 
Kairos  des  Polyklet  zu  konstruieren  (Festgabe 
für  Springer  S.  255  ff.)  ist  nicht  glücklich 
Der  Kairos  des  Lysipp  ist  eine  ebenso  kühne 
wie  originale  künstlerische  Konzeption.  Stellen 
bei  Brunn,  Künstlergeschichte  1,  361  EA  2,  899 f. 
Zur  Entwickelung  der  Typik  auf  späteren 
Nachbildungen  Curtius,  Arch.  Zg.  33  (1875)  lff. 
Auf  dem  Relief  von  Torcello  (Schneider,  Serta 
Harteliana  S.  279  EA  a.  a.  0.)  steht  rechts 
von  der  Mittelgruppe  (Kairos,  alter  und  junger 
Mann)  die  bekümmert  abgewendete  Gestalt 
der  Metanoia  (vgl.  das  Epigramm  des  Ausonius 
ob.  Sp.  2110,  17  ff.),  links  Victoria  mit  Palme  und 


Personifikationen  (Kunst)         2124 

Augustus  am  belebtesten  Punkte  seines  Forum 
ausgestellt  wurde  (Plin.  35,  93)  und  nachweisbar 
die  augusteische  Dichtung  beeinflufste,  EA  1, 
777  ff.  (Bd.  2  Sp.  26  f.),  Aetion  malte  Tragödie  und 
Komödie,  Plin.  35,  78,  Habron  Amicitia  und 
Concordia  Plin.  35,  141 ;  Philostratos  berichtet 
von  Darstellungen  der  Aletheia  und  des  Onei- 
ros  auf  dem  Arnjmiaraosbilde  im.  1,  27,  eine 
Schilderung  der  Palaistra    als  Jungfrau    (vgl. 

10  die  Darstellung  auf  einem  römischen  Terra- 
cottamedaillon  Gaz.  arch.  14  [1889]  p.  56)  und 
der  Palaismata  als  umherspringender  Kinder 
ebd.  2,  32.  Ein  Bild  des  Ingenium  neben 
Kalliope  und  Homer  auf  dem  Trierer  Musen- 
mosaik, Ant.  Denkm.  1  T.  47f.,  Arch.  Jahrb.  1 
(1890)  S.   1. 

Aus  gelehrten  Kreisen  stammen  die  allegori- 
schen Gestalten  auf  der  sog.  Apotheose  Homers 
(Bd.  2  Sp.  3265/6).    Das  Belief  des  Archelaos  (s. 

20  Fried.-Wolt.  nr.  1629)  gehört  in  die  Zeit  um 
100  v.  Chr.  und  ist  in  Pergamon  entstanden,  wie 


11)  Bulo  (hinter  Athena)  auf  einem  attischen  Relief 
(nach  Schoene,  Griech.  Reliefs  T.  22,  94). 


12)  Euthenia,  Telete,  Epiktesis,  sakrales  Relief 
der  Kaiserzeit  (nach  Annali  1  [1829]  t.  C  1). 


Kranz.  Von  der  Verleumdung  des  Apelles  ist 
durch  Lukian,  de  cal.  5  eine  ausführliche  Be- 
schreibung erhalten:  rechts  ein  sitzender 
Mann,  auf  den  Diabole  zukommt;  um  ihn 
Agnoia  und  Hypolepsis.  Diabole  hält  in  der 
L.  eine  Fackel,  mit  der  R.  schleift  sie  einen 
Jüngling  an  den  Haaren.  Phthonos  führt  diese 
Gruppe,  Epibule  und  Apate  geleiten  Diabole 
und  sind  mit  ihr  beschäftigt.  Dahinter  folgt  go 
Metanoia  im  schwarzen  Gewände :  sie  wendet 
sich  weinend  der  herankommenden  Aletheia 
zu.  Das  ist  ein  allegorisches  Gemälde,  dessen 
Figuren  jener  dritten  Gruppe  von  "rhetorischen' 
Personifikationen,  die  wir  im  dritten  Abschnitt 
behandelt  haben,  auf  das  genaueste  entsprechen, 
also  Allegorie  im  engeren  Sinn.  Apelles  malte 
auch  ein  Bild  des  gefesselten  Bellum,  das  von 


schon  der  Buckelochsc  des  unteren  Streifens 
verrät,  s.  im  allg.  Er.-W.  a.  a.  O.  Die 
Hauptdarstellung  ist  ein  Opfer  an  Homer. 
Der  Dichter  thront  am  1.  Ende  des  unteren 
Feldes,  ihm  zur  Seite  kauern  Ilias  und  Odyssee, 
hinter  ihm  steht  der  geflügelte  Chronos  und 
Oikumene  mit  dem  Kalathos  auf  dem  Haupte 
(vgl.  die  Gestalten  des  Aion  und  der  Oikumene 
in  der  Illustration  des  Utrechtpsalters  zu  Ps.  89, 
Graeven,  Bepert.  f.  Kunstiv.  21  [1898]  S.  32 f.; 
der  Seismos  ebd.  S.  34).  Vor  ihm  vollzieht  sich 
die  feierliche  Handlung.  Mythos  fungiert  als 
Opferknabe,  rechts  vom  Altar  nahen  die  Ge- 
schichte, die  epische  Poesie,  Tragödie,  Komödie, 
Physis,  Arete,  Mneme,  Pistis  und  Sophia,  um 
ihre  Huldigung  darzubringen.  Die  Neunzahl 
der   weiblichen   Personifikationen    steht    wohl 


2125         Personifikationen  (Kunst) 

nicht  ohne  Absicht  in  Beziehung  zu  den  neun 
Musen  der  oberen  Felder,  die  um  Apollon  und 
Zeus  gruppiert  sind.  Zur  Gestalt  der  Oikuniene 
vgl.  die  Notiz  des  Duris  bei  Athen.  12,  536  a. 
Aus  der  Kaiserzeit,  wahrscheinlich  aus  der 
Villa  des  Herodes  Atticus,  stammt  das  Ann.  1 
(1829)  t.  C  1  (s.Fig.  12)  abgebildete  Relief  aus 
Luku  in  der  Thyreatis.  Seine  Bedeutung  ist  nicht 
aufgeklärt,  es  erscheint  als  wähl-  und  planlose 


Personifikationen  (Kunst)        2126 

auf  Münzen  s.   Müller,  Handbuch  der  Archä- 
ologie §  406,  2. 

Deutungsversuche  innerhalb  der  monumen- 
talen Plastik  sind  überall  unsicher,  eine  Reihe 
von  Bildwerken  bespricht  Engelhard  p.  56  ff. 
Bezeichnet  ist  allein  die  Statue  der  Spes  in 
der  Sammlung  Ludovisi  (s.  Kultusliste);  Bonus 
Eventus,  dessen  Typus  auf  den  praxitelischen 
'Aya&bg    Jat^tcov    [Plin.     36,    23)     zurückgeht. 


Kompilation   verschiedener,    unorganisch    ver-  10  wird  durch  Patera,   Mohn  und  Ähren  charak- 


bundener  Motive.  Links  auf  einer  Basis  steht 
Euthenia  mit  Fruchtschale,  rechts  sitzt  eine 
weibliche  Gestalt,  durch  die  Inschrift  ihrer 
Sitzlehne  als  Epiktesis  bezeichnet,  wenn  nicht 
die  im  Felde  stehende  Inschrift  TsXsri]  auf 
sie  bezogen  werden  mufs.  Diese  mit  der 
kleinen  Statuette  1.  oben  auf  der  Säule  in 
Verbindung  zu  bringen  geht  nicht  an.  Deutlich 
ist,  dafs  wir  uns  im  Kreise  göttlicher  Mächte 


terisiert  {Engelhard  p.  63),  s.  EA  1,  796,  24 ff., 
Petersen  erkennt  ihn  auf  der  Ära  Pacis  Rom. 
Mitt.  10  (1895)  T.  3  S.  138  ff.  Büsten  der 
Patientia,  Virtus  und  Spes  mit  Unterschrift 
über  den  drei  Kolumnen  einer  Inschrift  aus 
Lambaesis  (Numidien)  CLL.  8,  2728  (Zeit  des 
Antoninus  Pius).  Tutela  sitzend,  mit  Füllhorn 
in  derL.,  auf  einem  Weihrelief  Annali  38(1866) 
t.  K   4   (s.  Fig.  13).     Inschriftlich  bezeichnete 


befinden,    die    den    Wohlstand    fördern,    der  20  Darstellung    des    Cupido    neben    Venus    und 
sakrale  Charakter  des  Lokals  wird  durch  die       Victoria  auf  einem  Spiegel  C.  I.L.  1,  58. 
am    Baum    hängende    Tänie    betont.      Prott,  Eine  besondere  Ausbildung  gewannen  in  der 

Ath.  Mitt.  27  (1902)  S.  266  sieht 


in  dem  Relief  ein  Denkmal  der 
Verbindung  von  mystischem  Dio- 
nysos-, Demeter-  und  Kaiserkultus. 
Telete  war  im  helikonischen  Mu- 
senheiligtum neben  Orpheus  dar- 
gestellt, Paus.  9,  30,  4. 

Für  die  Kenntnis  der  römi- 
schen Personifikationen  kommen 
in  erster  Linie  die  massenhaften 
Münz  typen  in  Betracht.  Eine 
Menge  Material  ohne  viel  Methode 
bietet  Engelhard  in  seiner  Disser- 
tation (s.  Litteratur).  Im  allge- 
meinen ist  zu  bemerken,  dafs  auf 
den  Konsularmünzen  in  der  Regel 
nur  Köpfe  von  Gottheiten  er- 
scheinen, während  sie  auf  den 
Kaisermünzen  in  voller  Figur  dar- 
gestellt sind.  Individuelle  Cha- 
rakteristik darf  bei  diesen  blassen 
Gestalten  nirgends  gesuchtwerden. 
Allen  liegt  mehr  oder  weniger  der- 
selbe aus  griechischem  Kunstkreise  abgeleitete 
weibliche  Idealtypus  zu  Grunde,  Mannigfaltig- 
keit der  Typen  wird  nur  durch  Permutation  der 
Attribute  erreicht,  und  selbst  diese  würden  nicht 


13)  Weihrelief  an  Tutela  (nach  Annali  38  [1866]  t.  K  4). 


römischen  Kunst  die  Personifikationen  der  Zeit- 
abschnitte, speziell  der  Monate,  und  zwar 
kommen  hierbei  hauptsächlich  Mosaikdarstel- 
lungen in  Betracht.  Dafs  auch  auf  griechischem 
genug  Anhalt  bieten  eine  Gestalt  zu  benennen,  50  Gebiete  solche  P.  nicht  fremd  waren,  zeigen 
wenn   die   Beischriften    fehlten.      Denn    selbst       die  Gestalten  des  Eniautos  und  der  Pentaeteris 


eine  bis  zum  äufsersten  getriebene  Permutation 
sämtlicher  Attribute  würde  nicht  hinreichen, 
die  erforderliche  Anzahl  von  Typen  für  jene 
Abstrakta  zu  schaffen,  deren  Engelhard  p.  44 
nicht  weniger  als  42  zählt.  Somit  ergiebt 
sich  die  Notwendigkeit  nicht  blofs  der  Typen- 
mischung, sondern  auch  der  Typenableitung. 
Zudem    sind    die  Typen    einer   und    derselben 


im  Festzuge  des  Ptolemaios  Philadelphos, 
Eniautos  in  tragischem  Habitus  mit  goldenem 
Füllhorn,  Pentaeteris  mit  Kranz  und  Palm- 
zweig Athen.  5,  198  a  b.  Opora  fanden  wir  oben 
(Sp.  2116,  36  ff.)  im  Kreise  des  Dionysos.  Die 
Jahreszeiten  wurden  als  Frauen  oder  Knaben  ge- 
bildet, s.EA  Hören  1,  2729  ff.  Marx,  Rom.  Mitt. 
7  (1892)  S.  27.    Personifikationen  von  Wochen- 


P.     aufserordentlich     mannigfaltig:     so    zählt  60  tagen  treten   in  christlichem  Bereich   auf,   so 
Engelhard  p.  46   für  Felicitas   24  Typen,   für 
Pax    16,    für    Fortuna    und    Salus   je    17,    für 
Concordia   22,   für  Fides  16.     Als  Beispiel  für 


Typenableitung  diene  Felicitas,  die  der  Aeter- 
nitas  Szepter  und  Füllhorn  entlehnt,  der  Pax 
Ölzweig  und  Caduceus  oder  Caduceus  und 
Ähren  oder  Ölzweig  und  Szepter  oder  Ölzweig 
und  Füllhorn,  Engelhard  p.  47 f.     Über  Fama 


die  KvQtccxri  (Sonntag),  Tstgadn  (Mittwoch) 
und  naQccOY.tvr\  (Freitag)  in  einer  Apokalypse 
des  cod.  Par.  1631,  Annuaire  de  V  association 
pour  V encouragement  des  etudes  grecques  en 
France  5  (1871)  105  f.  Autumnus  in  Knaben- 
gestalt (vgl.  Marx  a.  a.  O.  S.  26  ff.)  auf  dem 
Trierer  Musenmosaik  Ant.  Denfon.  1  T.  49;  Novus 
Annus  (s.  d.)  auf  Münzen  und  dem  Mosaik  von 


2127         Personifikationen  (Kunst)  Personifikationen  (griechische)        2128 

Sentinum,  Arch.  Ztg.  19(1861)  T.  147;  85(1877)  Aidovg  ßo^og-  k&rjvyaw   iv  %%   ciKQonöXei  Al- 

T.  3,  vgl.  die  Jahre  als  nackte  Knaben  in  der  dovg  Kai  Siliag  eial  ßio\Lol  TtQog  ra  isQip,  Suid. 

Illustration     des     Utrechtpsalters     zu    Ps.    89,  s.  v.  AiS&  (=  Bekker  A.  G.  1,  355,  16).    Prie- 

Graeven,   Repert.   f.   Kunstw.   21   (1898)  S.  32.  Sterin    der    A.,    Sesselinschrift    des    Dionysos- 

Über  die  Darstellungen  der  Monate  hat  Strzy-  theaters  C.  I.  A.  3,  367  i[e]ge[i]a  Aidovg,    all- 

goivski  in   der  Publikation  der  Kalenderbilder  gemein  Demosth.  in  Aristogit.  25,  35  Kai  AiKvg 

aus    dem    Barberinischen    Codex   des    Chrono-  ye  Kai  JLvvo\iiag  Kai  Aidovg  slei  näßiv  av&Qtb- 

graphen  vom  Jahre  354  ausführlich  gehandelt,  itoig  ßco^ioi,  oi  (isv  KaXXioxoi   v.al   äyimxaxoi  iv 

Arch.  Jahrb.,  Ergänzungsheft   1    Berlin   1888.  avxjj  xfj  tpv%y  xjj  sxäatov   Kai  xfj   cpvoei,   oi  de 

Personifikationen  von   Monaten   gab   es   schon  10  Kai  koivjj  xolg  itäai  xi\lüv  iÖQVfiivoi.     ayaX\ia 

in  ägyptischen  Cyklen:   hier  steht  der  Monat  30  Stadien  von  Sparta  mit  daran  anknüpfender 

anbetend  vor  der  Gottheit,  der  er  geweiht  ist,  Penelope-Legende,  Paus.  3,  20,  10 f.;  vgl.  Xen. 

Strzygowski  S.  48.    Die  römischen  Bilder  zeigen  conv.  8,  35  &eäv   yug   oi)  tj]v  kvaideiav  dXXä 

die  Gestalt   des  Monats  umgeben  von  Tieren,  xfjv  AlS(ä  void£ov6i  (  sc.  oi  ylaKedaifiovioi). 

Pflanzen,    Gerätschaften    und    in    Situationen,  Aion   {Aimv),   Fest    am    5.  Januar,    Lydus 

die  für  die  betreffende  Zeit  des  Jahres   cha-  de  mens.  4,  1  p.  64,  13   Wuensch  Kai  yug  inl 

rakteristisch  sind.    So  die  Mosaiken,  die  Davis  xijg  7teintxvg  xov  \Lr\vbg  xovxov  (sc.  'IavovaQiov) 

in  der  Nähe  von  Karthago  fand,  jetzt  im  Bri-  eoQxfjv  Aiwvog  £vtsT&%ovv  oi  TtdXai.    Errichtung 

tish  Museum.    In  derselben  Gegend  fand  man  einer  Statue   in  Eleusis   Big  KQaxog  'Poöftrjs  Kai 

ein  zweites  Mosaik,  wovon  nur  der  Mai  übrig  20  dia^ovrjv    iivaxvQicov    Dittcnberger,    Syll.2    757 

blieb.     Beste   eines  dritten  Mosaiks  kamen  in  (nicht  später  als  Augusteische  Zeit). 

Rom  auf  dem  Esquilin  zu  Tage,  auch  hier  ist  An  ai  d  eia  (kvaideia),  Heiligtum  in  Athen  (?) 

nur  der  Mai  erhalten,  jetzt  im  kapitolinischen  Jstros  bei  Suid.  s.  v.  fi-eög  p.  1146,  6  B  ixip&xo 

Museum  (abg.    S.  68)    S.  50.      In    engem    Zu-  de    -aal    Ä&iqvwGiv    r)    kvaideia,    Kai    leobv    tjv 

sammenhang  mit   diesen  Mosaiken  stehen  die  avxfjg,  wg"lGXQog  iv  id'.    Über  die  Steine  der  Hy- 

Illustrationen  des  Chronographen  vom  Jahre  354.  bris    und    Anaideia    auf   dem    Areopag    Paus. 

Die  diesen  Illustrationen  beigeschriebenen  Te-  1,  28,  5  xovg  de  aQyovg  Xi&ovg,  i<p    mv  iaxäGiv 

trasticha  weisen  nach   der  Technik   des  Vers-  0601  öixccg  v-jte%ov6i  Kai   oi  diömovxeg,   xbv  (iiv 

baus   in   die   beginnende   Kaiserzeit;    sie    sind  "Tßgecog    xbv    de  Avaideiag    avxüv    ovo^ä^ova!. 

zur  Erklärung  eines  bildlichen  Cyklus  verfafst,  30  Vgl.   die  Redensart  &ebg  ij  Avaideia   bei   den 

und  eben  dieser  ist  als  Archetypus  der  späteren  Parömiographen.     Ein  %ü>Qog  Avaideiag  in  der 

römischen  Darstellungen  anzusehen.  Der  Arche-  Nähe  von  Troja,  Nicol.  Damasc.fr.  21  F.  H.  G. 

typus  fällt  also  in  das   1.  oder  2.  Jh.  n.  Chr.,  3,  370. 

es  folgen  die  Mosaiken,  den  Beschlufs  machen  Ananke   (Avd.yx.rj),    Heiligtum    beim    Auf- 

die    Kalenderbilder,    S.   103  f.      An    denselben  gang    nach   Akrokorinth    zusammen    mit    Bia, 

römischen   Cyklus    schliefst  sich    der   byzanti-  Paus.   2,  4,  6  'AvdyKtjg   Kai   Biag   iatlv   isoöv 

nische    an,    da    der    römische    Staatskalender  iaievai    de     ig    avxb     ov     vo[d£ov6iv.      Beide 

durch   Constantin   übernommen  wurde,   S.  S8;  Gottheiten    als    ivxeXelg    &eal    neben    Apollon 

über    die    byzantinischen    Darstellungen    vgl.  angerufen  in   der  pisidischen  Inschrift  C.I.G. 

Strzygowski,  Repertorium  für  Kunstivissenschaft  40  4379  O. 

1888  S.  23ff.  {Kalenderbilder  S.  52,  64).     Ganz  Anteros  (AvxeQcog),  Altar  mit  Legende  in 

abweichend    ist    die    Darstellung    der    Monate  Athen,  Paus.  1,  30,  1   xbv   de   iv  nöXei  ßca^ibv 

als  Brustbilder  in  Medaillons  auf  einem  Pavi-  KaXovfievov   'AvxeQcaxog  ävdQ-rjiia   elvai  Xiyovci 

ment  des   4.  Jhs.   n.   Chr.    aus  Tyrus,  jetzt  in  \lsxoikcov  kxX.     Altar  im  Gymnasion   von  Elis, 

Paris,    S.  51  f.,  vgl.   dazu   das    Trierer  Mosaik  Paus.   6,    23,  3   dal  de  Kai  &eä>v   iv  xm  yvp- 

a.  a.  0.  T.  47 — 49.     Über    einen    statuarischen  vaoicp   ßco^ioi,   .  .  .   Kai  "EQioxog  Kai   ov  'Hleioi 

römischen  Cyklus  s.  S.  50,  58.  Kai  A&ijvaioi    Kaxu    xavxu   'HXeioig   Avxeqaxa 

6voiid,£ov6i. 

Liste  der  Kultusthatsaehen.  Apheleia  (AcpiXeia),  Altar  auf  der  Akro- 

T    „  .    ,  .    ,  50  polis   von   Athen,    Eust.   R.   22,    451    p.    1279, 

I.  Griechisch.  39ff     g  Aidos 

Ablabiai   (AßXaßiai),  Priestertum    in    der  Ära  'A(qu),    Heiligtum    in    Athen,    Hesych 

Verkaufsliste  aus  Erythrai  ('medio  fere  saeculo  s.  v.  A(?ag  iegov  ieqov  'Ag&g  A&rjvr]6iv.  Aqi6xo- 

a.  C.  tertio''),  Dittenberger,  Sylt*  600,  67  Aßla-  q>ävr\g  "Slgaig.  ivioi  de  xi)v  ßldßr\v  Xiyeiv  avxbv 

ßiüv  HHHH,  inmviov  A.  ivö^iiöav.    Nacb drückliche  Anrufung  im  Gebet 

Adephagia  (Adr\cpay'ia),  Heiligtum  in  Si-  des  Eteokles,   Aesch.   Sept.  69 f.   S>  Zev  xe   Kai 

zilien,  Polemon  bei  Athen.  10,  416b    IIoli\i(ov  Fi)  Kai  Ttoli66ov%oi  fteolAgä  x'  'Egivvg  TiaxQog 

d'   iv  a'  xmv   TtQog    Ti^iaiov   itaqu    EiKeXitoxaig  f]  ueyaa&evrjg. 

qnqelv  Adrjcpayiag  Isqov   elvai   Kai   Zixovg  Ax\-  A'rete  (Aoexrj),    Heiligtum    mit    Garten    in 

(ir}XQ0g  äyaXiia;  vgl.  Aelian  v.  h.   1,  27  Xiyexai  60  Smyrna,   Philostr.  v.  soph.  1,  25  p.  54,  4  Kays, 

de  iv  SiKeXia  Adr\q>ayiag  iegov  elvai.  oi   (iev   yag   iv   xm  Kr\Tta>   xov  xfjg  Agexfig  legov 

Aidos  (Aidcbg),  Altar  in  Athen  Paus.  1, 17, 1  xacpf]vai  avxöv  (sc.  IIoXi(icova).     Priesterin  auf 

Kai   yccQ  Aidovg  6cpi6i   ßa\i6g   iaxi  Kai   <P?/jx?js  einer  Ehreninschrift  aus   Aphrodisias  (Karien) 

Kai  'ÖQtif]g.    Lokalisiert  auf  der  Akropolis  bei  C.I.G.  2786  ixei^r\Gev  rj  ßovh)  .  .  .   (PXaßiavijv 

Eust.  II.   22,  451  j>.   1279,  39  ff.    dib  Kaxa  xovg  iegeiav  Agexyg  .  .  .  ^[cojöaj'  KOO[iicog,  wg  fiaQXv- 

■jfaXaiovg    Ä&TJvrjGiv    Aidovg    Kai    XcptXeiag    r\v  oe loföai ]     vitb    nävxcov     inl    xfj    acoq>Qoavv\r]]- 

ßojlibg   71eqI   xbv    xfjg  IloXiddog   k&rjvag    vemv,  Priester    in    Balbura    (Lykien),    Petersen    und 

Ka&u  Kai  JJavßaviag  'iGxoQei;  vgl.  Hesych  s.  v.  v.   Duschan,    Reisen    im    südwcstl.    Kleinasien 


2129     Personifikationen  (griechische)  Personifikationen  (griechische)      2130 

2,    186   n.  242    KoCvxov    Ovt\q[ccviov    TocoiX]ov  3,  165  (=  2,  1672).    Athenakopf  mit  Umschrift 

v'ibv   KXovaxoviisiva    <I>iXayQov,   [ieoia  'AQJSTjjg,  AauoxQaxiag  auf  einer  Münze  der  Insel  Telos, 

yviivaoiaq%ov  XT^-   Altarinschrift  aus  Pergamon,  Imhoof- Blümer,  Griech.  Münzen  S.  678  nr.  459 

Fraenkel,    Inschriften    von    Pergamon    n.    310  (T.  10,  17). 

'Api-rfj  xal  EcocpQ06vvn'  'IovXia  Tlia  vtiIq  KXav-  Demos   (Aytiog),   Heiligtum    in   Athen    zu- 

oiov  HiXtavov  xov  avögög.  sanimen  mit  den  Chariten  seit  dem  2.  Jh.  a.  C. 

Asebeia  (A6ißsia),  Errichtung  von  Altären  bezeugt:   xiusvog  xov  Atjiiov  xal  xcov  Xaciixiov 

der    A.     und     Paranomia,     Darbringung     von  C.I.A.  2,  605,  5;  4,  2,  385c  ß  6f.  9;  432b  20, 

Opfern  und  Anbetung  durch  Dikaiarckos,  den  c  23,  d  3,   Ioscph.  Ant.  lud.  14,  153.    Priester 

Abgesandten    Philipps    III.    von    Makedonien,  io  beider  auf  einer  fragmentierten  Inschrift  des 

Polyb.  18,  54,  10    ob    yuq    6q^i6si£    xäg   vavg,  4.  Jh.  a.  C.   C.I.A.  2,  1655  (Ratio  tituli  obscu- 

8vo  xaxeaxuva^s  ßcoiiovg,  xov  lisv  Aasßslag,  xov  rior.    Ter  repetitum  fuisse  videtur  ' teoevg  Atjuov 

6e  IlaQavoiiiag,   xal   iTtl  xovxotg  t&vs  xal  xov-  xal  Xagixcov);    dieser    ist    an    dem   Opfer    be- 

xovg  TtQoasHvvei,  xafräneo  ccv  sl  daiLiovag.  teiligt,  das  die  Epheben  mit  ihrem  Kosmeten 

Asphaleia  (AßcpäXeia),   fragliche  Darstel-  darbringen,  C.I.A.  2,  [466,  5];  467,  7  f.;  [468,  6]; 

hing  der  A.  (=  Securitas)   auf   einer   alexan-  469,   6  f. ;   470,    6  f. ;   471,    7,   hat   seinen    Sessel 

drinischen  Münze   der  Iulia  Domna,   Catal.  of  im  Dionysostheater  C.I.A.  3,  265  IhQtcog  Jijuov 

gr.  coins  p.  185  nr.  1471  (pl.  7).  xal  XaQixcov  xal  'PwLir}g  und  fungiert  als  Ago- 

Ate  (Äxtf),  Schwur  der  Klytaimestra,  Aesch.  nothet  xcov  lle  yäXcov  KaißaQtjov  C.I.A.  3,661,2f. 

Aq.     1432    [La    xi]v    xiXaiov    xi]g    iicfig    itaidbg  'jo  Statue  des  D.  in  Sparta  Paus.  3,  11,  10.    Be- 

Aixvv,  "Axtjv  'Eqivvv  &',  alci  xovS'  ^cqpo:^'  iych.  schlufs  der  Chersonesiten,  der  Charis  und  dem 

Automatia  (Avxo[iaxia),  Heiligtum  beim  D.     der    Athener    einen    Altar     zu     errichten 

Hause  des  Timoleon  in  Syrakus,  Plut.  Tim.  36  [Demosth.J  18,  92.     Tempelweihung  fttoig  xal 

tTtl  de  xf/g  oixiag  Ieqov  idQvGcciitvog  Avxoiiaxiag  xco  Ar\[ico  aus  Amorgos  C.I.G.  2264  c;  Weihung 

k&vBv,   avxi]v   8s   xr\v   oixiav   iaocp  6'aiuovi   xa-  All  ScoxfjQi  xal  xco  Accuco  aus  Astypalaia  I.  G. 

&itQoj6sv.  I.  3,  194,   vgl.  195;    Weihung   eines   Tempels 

Bia  (Bia),  s.  Ananke.  Athena  Bia,  Lykophr.  und  einer  Statue  ['Oliov]oIoc  xal  xco  Actiico  aus 

520  und  Schol.  Kos,  Paton-Hicks,  Inscr.  of  Cos  61,   Weihung 

Bubrostis  (Bovßrjoicjxig) ,  Heiligtum  in  einer  Sonnenuhr  Tv%a  Aya&a  xal  Aya&clj  Aai- 
Smyrna,  Schwur  bei  der  B.  gegen  Feinde,  30  itovi  xal  xcoAüiicp  ebendaher  a.  a.  O  57.  Weihung 
Schol.  T  IL  24,  532  oi  Sl  Saiiiova  (sc.  i&St^avxo  an  die  Kaiser,  Artemis  und  D.  aus  Beioba 
BovßQcoaxiv),  rjVTteg  xaxnQcovxo  xolg  noXtiiioig,  (Lydien)  B.C.H.  11  (1887)  p.  95  nr.  17  &£olg 
hivat  Sh  avx))g  xb  Ieqov  iv  Elivqvw  Enst.  Zltßaoxolg  xal  ' Aqx£\iiSi  IJEQGixf]  xal  xco  Ar\iico 
p.  1364,  1  oi  öh  Bovßoco6xii>  cpacst  Saittova  .  .  .  ccvt&r]x[av  xi]v]  TtvXr\v\  an  Artemis  und 
'Twvcov,  7tap'  jj  xaxrjpavxo  xotg  TioXtLiiotg,  i]g  D.  aus  Mermereh  (Lydien)  ebd.  p.  448  nr.  5; 
Ieqov  cpacav  iv  Ulivqvw.  Holokaustisches  Opfer  an  Dionysos  und  D.  aus  Iasos  (Karien)  C.  1.  G. 
eines  schwarzen  Stieres,  Plut.  qu.  conv.  6,  8,  1  2681  xb  avdXniitia  xal  xr)v  in'  avxov  xEQxida 
p.  694  A/B  lgxoqeI  yag  (nämlich  Metrodor  in  xal  xb  ßfjaa  Aiovvßco  xal  xco  Atfucp,  an  Ho- 
den Ionika)  oxi.  SicvQvalot  xb  naXaibv  AioXelg  monoia  und  D.  ebendaher  Greek  inscr.  in  Ihr 
bvxeg  &vov6l  Bovßrjmoxsi  xavgov  iiiXava  xal  40  Brit.  Mus.  3,  62  nr.  443;  an  Hekate  und  D. 
xaxaxöipavxag  avxödoQov  öXoxavxovcsLv  (oben  aus  Lagina  (Karien)  B.  C.  H.  11  (1887)  p.  160 
Bd.  3  Sp.  461  f.  nr.  68  'Exäxrj  gojxhqi  xal  xco  ArjLico  xbv'EQLifjv; 

Bule  (BovXrj),  bezeichneter  Kopf  auf  späten  an    Nemesis     und    D.     aus     Mylasa     (Karien) 

autonomen    Münzen    von    Melos,    Head   H.  N.  B.  C.  H.  5  (1881)  p.  39  AQXiusicia  IIa[iicp]iXov , 

p.  415;   Brustbild   mit   Beischrift   ä  BovXä  auf  Uqria  NsLiiascog,   iinxa   xvqiov  xov   avÖQog   Ms- 

einer    M.    von    Kos,    Imhoof- Blumer,    Griech.  viititov  xov  MiXavog,  isQicog  Ileifrovg,  avi&nxbv 

Münz.  S.  678  nr.  458;  Kopf  mit  Beischrift  auf  xö  xs  ßi)u[a]   xal  xb   ayaXiia   xal  xa  avv  avxco 

kleinasiatischen  Münzen,  s.  Head  Index  p.  765,  NsLiicu  xal  xco   Ai)[lico\;   an  Zeus,   Hera  und 

als    isQä    BovXt]    ebd.   p.   768.      Brustbild    als  D.  aus   Panamara  (Karien)  B.  C.  H.  12  (1888) 
BovXi]  KXavSia  auf  Münzen   von  Tralleis,  Im-  50  p.  252  nr.  27 — 29   All  xal  "Hqcc  xal  xco  Ai'jucp: 

hoof -Blumer ,    Lydische    Stadt  münzen    S.     180  Priester  des    D.   in    Magnesia    am    Maeander, 

nr.  44,    vgl.    die    unbestimmte    M.    bei    dems.  Inschriften  von  Magnesia  nr.  208  (1.  Jh.  a.  C.) 

Griech.  Münzen  S.  771  nr.  815.  B.  mit  Demos  0s6cptlog  QtocpiXov  xov  QtoSöxov  6  Isqsvg  xov 

verbunden    auf    einer    M.    von    Philippopolis  Atjliov  aviQ-t]xav;   Basen    mit  Weihinschriften 

(Thrakien)    und    auf  kleinasiatischen  MM.,    s.  an    Artemis    Leukophryene    und    den    D.   ebd. 

Waser,  Demos  p.  324 f.  327.  nr.    205 f.    vgl.   nr.   207,    alle   aus   dem   1.   Jb. 

Demokratia(zft]/A05cpo;Tio:),  Opfer  der  Stra-  a.  C.   Weihinschrift  aus   Mopsueste   (Kilikien), 

tegen  im  Boedromion  C.I.A.  2,  741  (=  Bitten-  Froehner,  Inscr.  gr.  du  Louvre  nr.  17  fPiXoy.'/J,* 

berger,  Sylt-  620:  332/1  a.  C.)  A  c  10  [ix  xi~]g  $iXoxXtov[g  xov]   'IaxoXdov   aQx>xixxco[v]  'HXico 
&]vc;i\a]g    xfj    Ar\LioxQaxia[i    iraQCC    oxoaxtßycüv  60  xal  xco  Aiqiico,  aus  Hierapolis,  s.  Eubosia.  —  Aut- 

[HJHHH Ahbhi-Ill-   vgl.  ebd.  d  3  (331/0   a.    C.)  schritt    AOE  O   AEMOI  resp.   AO  O  AEM  auf 

mit  sicherer  Ergänzung.    Statue  der  D.  C.  I.  A.  den  drei  bei  Karystos  auf  Euboia  gefundenen 

2,  470,  62  avaycydtpai,   Sh   xb  ipr]cpi6Lia  .  .  .  xal  Tetradrachmen,  Zeitschr.  f.  Numism.  12  (1885) 

ßxfjaai  Ttaga  xt)v  AnfioxQaxiav.     Kopf  der   D.  S.  103;  13  (1885)  T.  3,  4,  die  Koehler  86/5  a.  C. 

mit  Beischrift  AaiioxQaxiag  auf   Münzen    von  datiert,  a.  a.  O.  12,  103  ff.    vgl.  dagegen   Selt- 

Knidos,    Imhoof- Blumer,     Monn.    gr.    p.    310  mann,  Num.  Chron.  17  (1897)  p.  175.     D.  auf 

nr.  49 — 51 a.  -  -  A&riväg  Ar\uoxQaxiag  auf  dem  Münzen    von    Tarent    und    Rhegium,     Waser, 

Fragment    einer    runden   Marmorbasis   C.I.A.  Demos    p    316 if.     Bezeichneter    Kopf   des    D. 


2131      Personifikationen  (griechische)  Personifikationen  (griechische)      2132 

auf    späten    autonomen    Münzen    von    Melos,  Schwur   der  Klytaimestra    Aesch.   Ag.    1432 f., 

Head,  H.  N.  p.  415;  6  d&iiog  auf  einer  M.  von  s.    Ate.      D.    in    einer    Venvünschungsformel, 

Kos,   Imhoof -Blumer,   Griech.   Münzen  S.  678.  Wuensch,    Defix.    tab.    nr.   103  a    c£p^[?]]    Kai 

Für  das  häufige  Vorkommen  auf  kleinasiatischen  $>sp6tip[6}i'[rj]    rrjvde    i-jti6To\X\r\v    u7io7ii[i[7i(o- 

MM.    s.  Head   H.  N.   Index  p.  765,    als   tegbg  6ti\6xs    xuvxa    (i)g  dv&pd>no(v)g  _ccficcQ[zo}Xo{v)g 

J)){iog  ebd.  p.  768,   Weiser,  Demos  p.  335.     Als  qpjejpco],  avto(v)s,   A'ikt\,  xv%hv   xiXo{v)g   ditnqg. 

spezielles  Beispiel  für  bezeichnete  Darstellung  Altäre  im  allgemeinen  s.  JDemosth.  in  Aristog. 

des   Demoskopfes   seien    die  lydiscken    Städte  25,  35  (vgl.  Aidos),  Athen.  12,  546  b  dittQ-tw&r] 

aufgeführt,  Imhoof -Blumer,  Lyd.  Stadtmünzen  de    Kai    avxb    xb    rfjg  Jixvg   bvopa-  rnaxs   izap' 
S.  20  nr.  41;  24,  9;  39,   7;  42,   1;  44,  2;  45.  5  10  ivioig   Kai    ßcopovg   Kai   ftvoLug   yivso&at    A'wn. 

(Brustbild);    52,  11;   143,  5;   153,  17.     D.   und  Dynamis   (Avvccfiig),   eine   alexandrinische 

Bule  verbunden  auf  Münzen  von  Philippopolis  Münze     der     jüngeren     Faustina     zeigt     eine 

(Thrakien)  und  Kleinasien,  Waser  p.  324 f.  327.  stehende  bekleidete  weibliche   Figur,    in    der 

Köpfe  der  Tyche   und   des  D.   auf  autonomen  R.  einen  Helm,   mit  der  L.   einen   Schild   auf 

Kupfermünzen  (111  a.  C.)  von  Sidon  ebd.  p.  326f.  eine     Säule     stützend,     der     die     Aufschrift 

dfjiiog  'Pco^iaicov  auf  Münzen  von  Synnada  AVN  AM  IC  trägt,  Catal.  ofgr.  coins,  Alexandria 

(Phrygien)undAlexandreia,  Waser  p.  321  f.  Über  p.  165  nr.  1345,  cf.  pl.  5. 

Namen  mit  D.  s.    Usener,  Götternamen   S.  354.  Eirene  (EipiJvTj),  unblutiges  Opfer  an  den 

Dikaiosyne    (dixcaoavvr)),    Pyrophore    in  Synoikien  in  Athen,  Schöl.  Ar.  Pac.    1020   iv 
Epidauros,    C.  1.  F.  1,    1060   (226   p.  C.)  'Ena-  20  ydp  xf)  x&v  gvvoikLiov  (s.  Wilamoicitz,  Kydathen 

cpQag      MdpKov      7tv[o\ocpoQrjGag      AiKai06vv7]g  S.  120,   36)  eoqxY]  ol  \iiv  epudv  ElQrjvv   &voiav 

(Fränkel  trennt   den   Namen   d.   Göttin   durch  xuXtta&ai,   r\g  6  ßco\ibg   ov%    al^axovxai.     ol  öh 

einen  davorgestellten  Punkt  ab).   Weihinschrift  ißziüaiv    wg  aoa.  xöxs  Gägexui.    Kai  idicog  uvai- 

aus  Pergamon,  Inschriften  v.  Pergamon  nr.  333 B  ^icotI  Eiqtjvv  ftvovoi;   Opfer  der   Strategen  im 

'IaiSoxog  .  .  .  hiiitj&T}  tjj  AiKaioavvv  (vgl.  dazu  Hekatombaion  G.  I.  A.  2,  741  (=  Dittenberger, 

Fränkel).     Weihung   aus   Alexandria   Arj\ir\xQi  Sylt*  620:  333/2    a.  C.)   Aa  30   in  xijg  &v6iag 

nal  Koqv  nal  Aikuioovvt],  Bull,  de  Vinst.  e'gypt.  xfj  Eipr\vr\  napu  6XQaxnyä>v  PHHHPÄAfhl-l-, 

1872/3  p.  161  n.  12,  Rh.  Mus.  58  (1903)  S.  26.  vgl.  c  6;'  C.  I.  A.  2,  457   (2.   Jh.   a.    C.)    vtisq 

■  Weihungen  an  Isis  D.  aus  Athen,  C.  I.  A.       t&v  [Q-v]oiä)v  mv  l\%v6zv  x Kai]  rsl  EIq^vv. 

3,  203  "l6id[i]  AiKaio6vv[r]];  auf  Delos  Daten-  30  Gründung  des  Altars  zu  Athen  nach  dem  Siege 

berger,  Syll.s  763  'Anaxovpiog  AioSmoov  MiXrj-  des    Kimon    am    Eurymedon,    Flut.    Kim.    13 

Giog  xu  ßij{iaxa  avift"r\K£v"l6idi  AixaioGvvn  kuxu  q>aal    dh    Kai    ßa^ibv    Eiprjvng    diu   Terato:    xovg 

itQoaxay^ia    C.  I.  G.    2295    rd'iog   ra'iov   'A%uq-  A&r]vaiovg  idovßaG&ai,  nach  der  Einnahme  von 

vnvg  ispEvg  ysv6\i£vog  .  .  .  Kai  ol  [isXavricpopoi  xal  Korkyra    und    der    Besiegung    der    Lakedai- 

ol  ftkQaiiavxul  vtibq   xov   d-i'^iov   xov  'AQ"r]vaiiav  monier  durch  Timotheos  Isokr.  nzpl  uvxid.  1091". 

Kai  xov  drftiov  xov  'Pco^iaiav  "Iaiöi  AiKuioovvr]  xavxrjv  TjvdyKuGsv   avxovg  avv&sc&ai  xi]v  siprj- 

idpvnuvxo.      Zur   Verbindung   von  Isis   mit   D.  vnv,  i]  xoaavxr\v  \iaxußoXr]v  tKaxipa  räv  nöXscov 

s.    Plut.    Is.    Os.    3   p.  352  B    Öib    Kai    xmv    iv  inoinßsv,  &>6&'  ij{iug  [ilv  an     ixtivng  trjg  7;ft£- 

Eq\lov  nölsi  Movg&v   xi]v   TtQOxiouv    Iaiv   afia  pag  &v£iv  avxf]  Ka&'   zkugxov   xov  iviavxbv  cog 
xal  AiKuio6vvr\v  kuIovöi.  —  Ein  Isptvg  Gißaaxfjg  40  ovdt\iiag   äXlng    ovxco    xfj   noXsi    6W£vsyK0V67\g 

JiKai[oavvrig]  (also  der  Iustitia  oder  Aequitas  Nepos   Tim.  2,  2   quae  victoria  tarda  fuit  At- 

augusta)  mit  nicht  ganz    sicherer    Ergänzung  ticis  laetitiae,  ut  tum  primum  arae  Päd  publice 

in    Athen    C.  I.  A.   3,   205.     D.    (=  Aequitas  sint  faetae  eique  deae  pulvinar  sit  institutum. 

oder    Iustitia)    mit    Beischrift    dargestellt    auf  Zur  Frage  s.    Wilam.   a.  a.  O.      Elfenbeinbild 

Kaisermünzen    von  Alexandria,    Catal.    of   gr.  der  E.  im  Inventar  von  der  Akropolis  G.  I.  G. 

coins    in    the    Br.    Mus.    p.    10    nr.    77,   p.    30  150  §  47  iv  ixigco  Kißaxico  Eipr\vr\   iltcpavxlvr\ 

nr.   245,    p.  36    nr.   290.     Der    Typus    überaus  Kaxa.%pv6og.       uyal^ia     im    Prytaneion     Paus. 

häufig,   s.  den  Index  p.  374.     Dieselbe   Göttin  1,  18,  3    nal    fteüv    Elprivr\g    ayak^axa    Kslxai 

erkennt  Imhoof- Blumer  in    der  Frauengestalt  kuI   'Eaxiag.     E.    des    Kephisodot    mit    Plutos 
mit  Wage  und  Szepter  resp.   Stab   auf  klein-  50  auf   dem    Arm    Paus.    1,    8,    2;    9,    16,   2.    — 

asiatischen    Münzen.      Stehend    erscheint    sie  Xoißal    an    E.   auf  einer   der  Musenbasen  von 

auf  einer  Geta-M.  von  Germanikopolis  (Paphla-  Thespiae    C.   I.    G.   S.    1,     1798    &aXX(s)i    in' 

gonien)    Griech.    Münzen   S.    593   nr.   107,   auf  (t)'iQi]vr]g  coqp/rjg  kuXü-  xoiyäp  ändaag  \  EiQ7]vn 

einer  Kaiser-M.  von  Tabai  (Karien)  ebd.  S.  677  Xoißdg   xäads,    ©äXsia,    %iio.     Priestertum    der 

nr.  456,  auf  einer  Augustus-M.  von  Prymnessos  E.   in  der  Verkaufsliste  von  Erythrai,  Ditten- 

(Phrygien)   S.  745    nr.  725.     Sitzend    zwischen  berger,  SylV  600,  140  (3.  Jh.  a.  C.)  Elpi)vr\  P, 

den    vier    Säulen    einer    Tempelfront   (wonach  inmiviov)    A.      Stein    neben    der    Kirche    der 

sie  ein  Heiligtum  besafs)  auf  einer  Gallien-M.  heiligen    Irene    zu    Mytilene    I.  G.   I    2,    130 

derselben    Stadt    S.    746    nr.    729,    auf   einer  Eijpdvag.    Weihung  einer  Statue  {xr\v  Eipr\vr[v 
gleichen   Münze   ebd.  nr.  730   sitzend  zwischen  60  av£&r\xav)     vtiIq     ao)xr}piag    Kai    veixri[g    xüv 

zwei  zufliegenden  Niken.  —  S.  Iustitia.  Kv^Qiiav    A\vxoxpax6Qoiv\     (Mark     Aurel     und 

Dike  (zlixj}),  Heiligtum  in  Nisaea  (Megara)  Lucius   Veras?    Bocckh)    aus   Missema    (Palae- 

G.  I.  G.  S.  1,  95  =  Kaibel,  Ep.  gr.  909   äficpl  stina)  C.  1.   G.  4545.  —  E.  mit  Beischrift  auf 

JiKTjg    xs[^iivti].      Aufstellung     einer     Statue  Münzen  der  epizephyrischen  Lokrer  und  solchen 

71Q0&VP0161    J'iKr\g    in    Gortyn,   Kaibel  a.  a.  O.  von  Mysa,   s.   Drexler  s.  v.   Irene  JE  A  2,  319; 

9(i."j,  5;   ebd.   eine  Statue  JiKt\g  niXag   Kaibel  auf   Kaisermünzen    von    Alexandreia    und    in 

a.  a.  O.  906,  3.      Statue  der   D.   selbst  Kaibel  Kleinasien  (=  Pax),    auch  als  Eipr\vr\  ctßaoxi) 

a.  a.  O.  831 b  (p.  XVIH)  elfd  6'  dyuXyLu  JUvg.  (=  Pax  augusta)  ebd.  317  ff. 


2133     Personifikationen  ('griechische)  Personifikationen  (griechische)     2134 

Ekklesia    ('EKKlnaia),    thronende    weibl.  die  mit  E.  zu  identifizierende  Bellona  bei  den 

Figur  auf  einer  Münze  von  Aigeai   (Kilikien)  Thrakern   Amm.   Marc.  27,  4,  4  Scordisci  .  .  . 

mit  Beischrift  Alysaiav  'Exjd7][ffi'o:?],  Journ.  of  saevi    quondam    et  truces,  ut  antiquitas   docet, 

hell.  stad.  18  (1898)  p.  161  nr.  1.  hostiis  captivorum  Bellonae   litantes  et  Marti. 

Eleos    ("Elsog),    Altar    auf'  der  Agora    zu  Ritualer    Schwur  der   Sieben   vor  Theben  bei 

Athen,  Paus.  1,  17,  1  iv  xf]  ayooä  .  .  .  iaxiv  .  .  .  Ares,    Enyo    und    Phobos,    Aesch.    Sept.    42 ff. 

Kai  'Eliov  ßcofiög,  a>  .  .  .  \i6voi   xiuag  'Elltjvcov  s.  Phobos.    —    Identifikation    der   E.    mit    der 

vs[lov6iv   A&r]vcüot,;   vgl.    Diodor   13,  22,  7    oi  Ma  von  Kommagene,  Strabon  12,  2,  3  p.  535. 

TtQwroi  ßco[ibv  'Eliov  Ka&tdovoüusvot  (sc.  Äxrr}-  Eris    ("Egig),    Verehrung    im     allgemeinen 

vaioi)  Philostr.  v.  soph.  2,  12,  2  p.  97,  9  Kays.  10  bezeugt  Hesiod  O.D.  15  f.  ov  xig  xrjv  ys  cpilel 

xig  6  nao'    '4&wvaioig  'Eliov  ßco[iog  Schol.  Luk.  ßooxog,  all'  vit'  ccvccyx,r\g  \  aftav&xcav  ßovlf/Giv 

2,  286,  13  p.  160  Jacob,    ort  'Eliov   ßcopbg  tjv  "Eqiv  xi^&ai  ßaoslav. 

nana    Ä&r\vaioig ,     nqbg    ov    oi    xaxacpsvyovxsg  Eros  ('Eoag),  s.  EA   1,  1340ff. 

iomgovxo    Schol.    Aesch.   2,    15    p.  286    Schultz  Eubosia  (Evßoaia),  verwandt  und  in  der 

iKSxwoia  Ss  ovxag  iyivsxo-  (jdßdov  Q-allcp  ilaiag  Darstellung  vermischt  mit  Euposia   (EvTtooia), 

axiipag  Hct&f]6T0  Kaxi%av  slg  xbv  'Elsov  ßcoaöv,  was   sprachlich    zu    trennen    ist  (vgl.   Inihoof- 

lit%Qig  ovxivog  sxv%s  xa>v  dtHcdcov;  von  Altäi'en  Blumer,  Lydische  Stadtmünzen  S.  182  f.),  Priester 

redet  Sext.  Emp.  9,  187  naoa   'A&r\vaioig  yovv  in  Akmonia  (Phrygien)    C.  I.  G.  3858   6   dfjuog 

'Elsov  ßcofioi  xtvig  sißiv.    Häufig  erwähnt  und  Kai  i]  ßovli]  ixsi\n\6sv    Nw\L\av   .  .  .    isgiu   as- 

als  rhetorischer  xöitog  verwendet:    Wachsmuth,  20  ßaßtyg  Evßoaiag  Sia  ßiov;  Weihinschrift  eines 

Stadt  Athen   2,  436,  3;   437,  1,   in   den   Sagen  Bildes  aus  Hierapolis  C.  I.  G.  3906b   xolg  -IV 

von  Adrast  und  den  Heraklideu  ebd.  S.  439,  2.  \ß]aßxoig    [Kai]    xm  A^yna   \fr\su\v\    Ei\ß]oaiav 

—  Altar  in  Epidauros  C.  I  P.  1,  1282  'Eliov  Zsv£i[g]   .  .  .   dvi4r]Ks.     'Eubosia  und  Euposia 

ßcoabv  'ItQoxlfjg  Kax'  bvao.                               <  auf  Münzen  von  Hierapolis  (Phrygien),  Imhoof  - 

Eleutheria    ('EIsv&sqlu)  ,     Weihinschrift  Blumer,   Monn.  gr.  p.  401f.  nr.  110  pl.  G26; 

aus    Kyaneai    (Lykien)    C.  1.  G.    add.    4303  h1  fraglich  E.  auf  einer  M.  von   Skepsis   (Troas), 

ftsco  [isyäloi  'Äqu  Kai  'Elsv&so[i]u  ('Elsv&iQa1?  ders.,  Griech.  Münzen  S.  630  nr.  236.  —  Über 

s.   K.  Keil,  Philolog.   23,   621    IJsener,   Götter-  die  Verehrung  und  Darstellung  von  Kaiserinnen 

namen  S.  372,  20)  aQi7\yiiiSi  imcpavel  ftsu  Kai  als  6sßa6xi]  Evßoaia  s.  dens.,  Lyd.  Stadtmünzen 

Jtl  Avxoxqcczoqi  KaioccQi  Tixco  Allia*  AÖQiavm  30  S.   108,  1. 

'Avxcovsivco  Usßaaxoj  EvasßsZ  7t(axoi)  7t(axgiSog)  Euergesia   (Evsoysoiu) ,    Hera    E.    Hesych 

Kvavsixüv    i]   ßovlt]   ncci  6  Sfjaog  xb  ßcclccvslov  EvsQysßicc  'Hqoc  iv  'Ägysi. 

cccftsQcoasv    kxI;    ein    xe^svog    'Elsv&SQing    in  Eueteria    (EvextiQia) ,    Tempel    auf    dem 

Sardes   erwähnt  Kaibcl,  Ep.  gr.  903.    Sitzende  Isthmos,  C.  I.  P.  1,  203  II(ÖTtliog)  Ai%iviog  .  .  . 

weibliche    Figur    mit    Beischrift     EAEY0EPI  (19)   xovg   vaovg  xfjg  EvsxvQiccg  xai  xfjg  KoQvg 

auf  Stateren  von  Kyzikos  aus  dem  Anfang  des  .  .  .   insatisvccasv.     Ein  nvQyog    xfjg   EvextiQLag 

4.  Jh.  Num.  Ghron.  7  (1887)  pl.  3,  3  p.  76f.;  in  Smyrna,  Dittenberger,  Sylt*  528,  EvsxrjQia 
eine  ähnliche  Figur,  mit  dem  Griffel  den  osßdaxa  auf  einer  Statuenbasis  von  Mytilene 
letzten   Buchstaben    der   Beischrift  'EIsv&sqik  I.  G.  I.  2,  262. 

schreibend,  auf  einer  autonomen  M.  von  Tion  40        Eukleia  (Evnlsia),  Tempel  in  Athen,  Paus. 

(Paphlagonien),  Imhoof- Blumer,  Griech.  Münzen  1,  14,  5    'ixi   8\  uihüxsqo]  vccbg   Ev-ulsiag,  uvä- 

5.  589  nr.  93.  Demos  von  Eleutheria  bekränzt  &r\iiu  %ai  xovxo  uno  Mrjdcov;  vgl.  C.  I.  A.  3,  61 B 
mit  Umschrift  Af^iog  'EIhv&üqlcc  AcpQoäißitojv  co'l.  II  33  7tQog  reo  EvY.\laiag  vcc]cp  ('?).  Heilig- 
auf einer  Münze  Gordians  HI.  aus  Aphrodisias  tum  der  E.  und  Eunomia  ebd.,  Eph.  arch. 
(Karien),  Waser,  Demos  p.  324,  Imhoof -Blumer  2  (1884)  S.  169/70, 53.  Priester  der  E.  u.  Eunomia 
a.  a.  0.  S.  666.  Darstellung  der  E.  (=  Libertas)  auf  der  Sesselinschrift  des  Dionysostheaters, 
mit  Beischrift  auf  alexandrinischen  Münzen  C.  I.  A.  3,  277  iegscog  Evxlsictg  %cci  Evvouiag, 
des  Galba  und  Otho,  Catal.  of  gr.  coins  p.  23  lebenslänglich  im  Amt,  C.  I.  A.  3,  623  (=  624) 
nr.  192  f.,  p.  25  nr.  207 f.  iegea   Evuleiag  %eci    Evvouiag    diu    ßiov,    dazu 

Elpis   ('Einig),   'Einig    6nß(x6xrj    (=    Spes  50  C.  I.  A.  3,  733   iEQccxsvaavxa   Evxlsicc   %ai   Ev- 

augusta)  auf  einer  Doniitianinünze  von  Alexan-  vo[n]ia,  ib.  738  'isqsk  Evulsiag    %cci    Eivo^iccg. 

dria  dargestellt,  Catal.  of  gr.  coins  p.  36  nr.  291,  Unsicher  ist  die  attische  Provenienz  von  C.I.A. 

vgl.    pl.   8.      Der   Typus    ohne    Beischrift    auf  2,   1598    .  .  .    isQaxevaccvxa   Ev%lbia   %ai   Evvo- 

alexandrinischen    Kaisermünzen     sehr    häufig,  [ft]t«  ccvE&rixsv.    Verehrung  der  E.  bei  Boeotern 

auch  in  Verbindung  mit  Harpokrates,   s.  den  und'    Lokrern,    Opfer    der    Brautleute,    Plut. 

Index  p.  375.  Arist.  20  xi]v  8'    Evy.lsiav   oi   (isv  nolloi   Kai 

Eniautos  ('Eviavxög),  Altar  in  Gades,  Ael.  ualovai  -nai  voiii£ovaiv  'Äqxe[ilv.  tvtoi  Si  cpuoiv 

fr.   19  p.  195  Herch.  iv  FaSsiQOig   ßca\ibg  'Evi-  .  .   .    7taQ&h>ov    l%uv    Ttaqu    xs    Boicovolg    Kai 

avxco  i'dgvxai   %ai  Mrjvi  ällog  ig  xt^rjv  %q6vov  AoxQOig   xiybdg.      ßeaabg   yaQ    avxjj    %ai   dyal^ia 

ßQK%vx£QOV  xs  Kai  waxQOXSQOv.  60  xaxa   näaav   äyoQav    i'dQVxai.    %ai   TtQO&vovoiv 

Enyo    ('Evvw),   Priester  in   Athen    C.  I.  A.  ai'ts    ya^iovasvai    v.ai    oi    yafiovvxeg.     —     Fest 

3,  2,  5 f.  isQSvg  'ÄQStog  'Evvaliov  xai  'Evvovg  Eukleia  in  Korinth,  Xen.  Hell.  4,  4,  2.  Monat 
xai  Jtbg  rsliovxog;  Statue  ebd.  im  Heiligtum  Eukleios  an  verschiedenen  Orten,  s.  Prcller- 
des  Ares,  Paus.  1,  8,  4  ivxavfta  xai  'Evvovg  Robert  1,  315,  2.  —  Heiligtum  der  Artemis  E.  in 
ayal[La  ioxiv.  Priestertum  in  der  Verkaufs-  Plataiai,  Plut.  Arist.  20  (vgl.  oben);  Tempel  mit 
liste  von  Erythrai,  Dittenberger,  Syllr  600,  34  Statue  des  Skopas  in  Theben,  Paus.  9,  17,  1 
(3.  Jh.  a.  C.)  ['Evv]ovg  Kai  'Evvaliov  HAA,  Verehrung  in  Boeotien  im  allgemeinen,  Schol. 
inwviov   P.     Opfer    der    Kriegsgefangenen    an  Soph.   O.   T.  161    EvKlsia  'ÄQXt^iig  ovreo   naQu 


2135     Personifikationen  (griechische)  Personifikationen  (griechische)     2136 

BotcoxoTg  xtuäxai;  Weihinschrift  von  Strategen  auf  einer  vermutlich  nach  Kleinasien  gehören- 

kcpQOÖirrj   Jil   k(pQo8i6ia)  'Egnfi   jigti^iSi    Ev-  den  Münze,   Imhoof-Blitmer,  Monn.  gr.  p.  471 

KXtiy  auf  Paros,  Lc  Bas-  Waddington,  partie  4  nr.  76.     Fragliche    Darstellung    auf   einer    M. 

p.  461  nr.  2062.    Nicht  sicher  ist  die  Herstellung  von    Skepsis    (Troas),    ders.,    Griech.    Münzen 

cinerDedikationsiuschrift  ausThespiai  C.I.  G.  S.  S.  630  nr.  236. 

1,  1812  l'-tgxifiiöi  Ev]y.Xtia  avi&r^av].  Euthymia  (Ev&vuia),  Statue  in  Herakleia 
Weihinschrift  an  Aphrodite  Eukleia  (?)  C.I.  G.  am  Pontos  vom  Tyrannen  Dionysios  nach  Alexan- 
5954  kcpQodirri  ftsm  7tavayä&co  Kai  acorf/QL  y.al  ders  Tode  errichtet,  Memnon  F.  H.  G.  3,  529. 
EvkXsLcc  svsgyixn  oi  Magcovlxai  ävi&i]Kav.  Weihung  aus  Eiythrai,  Le  Bas- Waddington  3 

Eunomia  (Evvo^ia),  s.  Eukleia.    Altar  im  10  (part.    5)    p.   24    nr.   45    (T)ni6ÖT\[iog    Ev&vfiia 

allgemeinen  Demosth.   in    Aristogit.   25,  35,   s.  av\i&r\Ksv\. 

Aidos.     Kopf  auf  Münzen    von   Gcla,   E  A  1,  Eutychia    {Eiixv%la),    Weihung    Evxv%ia 

1405  (4.  Jh.).  'Evodim   Kwxidt   Bevue  des  socie'te's  savantes  5 

Euphrosyne  (Evcpgoovvi]),  neben  anderen  (1858)  p.  787  nr.  27  (Dclacoidonche). 
Gottheiten  als  Urheberin  eines  Orakelspruches  Gamos  (Fa/xog),   als  Ehegott  bei  der  Hoch- 
in   dem    Würfelorakel    Kaibel,   Ep.   gr.   1038  zeit  angerufen  Liban.  vol.  1  p.  232,  3  B.  Kai  ä 
(2./3.  Jh.  p.   C.),  vgl.   Hermes  10,   193 ff.  Si]   xbv    Td\x,ov   vavslv   iv    ycqioig   nioj&a^isv  a>g 

Euploia    (EvrtXoia),    Ev7tloi(a)    auf    einer  övtcc  Ttaxiga  av&göntcov,  xä  xs  xovxov  xov  &£oi> 

Gemme   mit   Delphinreiter,    G.  I.  G.  7309   Ev-  xä  xs  %r\g   '4cpgodixrjg  [läxaia  av  i]v,  sl  jxrj  Äg- 

■xloia  auf  einer  Lampe  in  Schiffsform  mit  der  20  xeuig  #«(>«  iv  didlciv  mgsysv. 

Inschrift  Xaßi  as  xbv'HXiocigamv,  C.  I.  G.  8514  Gelos  (ttXcog),  Heiligtum  in  Sparta   Flut. 

-  Aphrodite  E.  bei  den  Knidiern,  Paus.  1,  1,  3  Oleom.    9    k'axi    Sh    AaKtdaiuovLoig    ov    <&6ßov 

vtdnatov  dh  (sc.   isgov)    i)v   Kvidiav    oi   TtoXXoi,  fiovov,     äXXu     Kai     Qaväxov    xal    riXoixog    Kai 

KviSiot    Sh    avxol   KaXovßtv   EvTtXotav.     Weih-  xotovxcav     aXXtov     7ta&rjiLäxcov     leget',     von     der 

inschrift  aus   der  Umgegend   von  Aigai  (Kili-  Weihung    einer    Statuette    durch    Lykurg    be- 

kien),  C.  I.  G.  4443   ^fcö  Eaßaoxü  Kaiaagi    Kai  richtet  Sosibios  bei  Plut.  Eye.  25  äXXa  Kai  xb 

Uoatidmvi   jiocpaXsicp   Kai    '4cpgoS£LXv    EvnXoiu;  xov     TiXmrog    äyaXaäxiov     IksIvov     idgvßa&ai 

vom  Piraeus,  Bangabc,    Antiquites    hellcuiques  Hcoaißiog    iaxogtl.     Jährliche    Spiele    in    Thes- 

2,  740  nr.  1069  kgyslog  slgytiov  TgiKo[gvatog]  salien  Apul.  Met.  3,  11,  193  nam  lusus  iste, 
öxQavny^Gag  inl  xbu  IJtiga[iä]  '4cpgoSix£t  Ev-  30  quem  publice  gratissimo  deo  Bisui  per  annua 
Ttloia  t[v]#[?7  äya&y?]  avk&i]K£v.  reverticula  solemniter  celebramus,  semper  com- 

Euporia  (EvitogLa),  Artemis  E.  auf  Rhodos,  menti  novitate  florcscit. 
Hesycli  s.  v.  EvitooLa-  i]  'Ägx^iig  iv  *Pödo).  Genos  Sebas ton  (Te vog  Zeßaaxwv), Tempel 
Belela  E.  im  Piraeus,  Erwähnung  eines  viivrj-  in  Hierapolis  (Phrygien),  Münze  der  jüngeren 
xi]g  xf)g  Ehitogiag  •9,[g]a?  BsXrjXag  Kai  xüv  ittgl  Agrippina  mit  Darstellung  eines  sechssäuligen 
avxi]v  &twv  G.I.A.  3,  1280  a  p.  519  (=  Ditten-  Tempels  und  Beischrift  rivsi  Stßaßxüv  Mi- 
berger,    Syll*    739,    4)    aus    dem    Anfang    des  onnet  4,  302  nr.  615. 

3,  Jh.  p.  C.  Geras   (rfjoag),  Altar  zu   Gades,   Philostr. 

Euposia  (Eimoaia),  Inschrift  mit  Füllhorn-  v.  Ap.  5,  4  p.   167,  1  [Kays,  rrfgcog  ovv  ßoniov 

Symbol  auf  einer Domitian-M.  aus  Nysa  (Lydien),  40  TSgvvxai;  als  Heiligtum  bezeichnet  Ael.  fr.  19 

Imhoof-Blumer,  Lyd.  Stadtmünzen  S.  108  nr.  12.  p.  195  Hercli.  Igxi  ds  Kai  rrjgwg  .  .  hgov  xolg 

—   S.  Eubosia.  iKSi  xi^lwGi  xy\v    i]XiKiav    xijv   (la&cvoav  noXXä. 

Eupraxia  (Eimga^ia),  Artemis  E.,  Weih-  Gerusia  (Fi-povci'or),  Darstellung  und  Bei- 

inschrift  bei  Tyndaris  (Sizilien),  I.  G.  S.  I.  375  Schriften    auf   Münzen   kleinasiatischer   Städte 

Ilgüxog  Kai  Msvirntn  )igxi^idi  Evitgat,ia.  E  A  1,  1629f.  hgu  rtgov(aia)   auf  einer  auto- 

Eusebeia   (Evoißsia),   Heiligtum    zu   Phi-  nomen  Münze  aus  Antiochia  (Karien),    xy   Ft- 

lippopolis    in    Syrien,    Kaibel,    Ep.    gr.    1055  govaia  auf  einer  Verus-M.    aus  Aizanoi  (Phry- 

EvGsßiiqg  xöitog  ovxog,  ov  tKXiGhv  iyyv&L  Xi{iv7}g  gien),  s.  a.  a.  0. 

i^o^og  iv  axgaxif]  k^mviog  kxX.     Zu  verstehen  Harmonia  (Ag^iovla),  göttliche  Verehrung 

die  römische  Pietas.    Typus  der  E.  (=  Pietas)  50  in    Theben,    Plut.    Pelop.    19    ög&chg    dh    7tgbg 

auf  alexandrinischen   Kaisermünzen,   s.    Catal.  xovxo   Kai  xr\v   e£  'Ägsiog   Kai   kcpgodlxrjg  ysyo- 

of  gr.  coins  Index  p.  376.  vivat  X£yo[Livr\v  ftsbv  xf]  noXsi  avvcpKtiaGav. 

Euthenia    (Ev&Tjvla) ,    Weihinschrift    von  Hegemonia  (Hyt^tovia),  Darstellung  ihres 

Anazarbos  (Kilikien),  Journ.  of  phil.  11  (1882)  Kopfes    und    Beischrift    mit    Kaisernamen    im 

p.  144  nr.  3  Ev&nvLa  &sa  .  .  .  Jr\wr]xgiog.  Büste  Genitiv    auf  Münzen    von   Perperene    (Mysien) 

der    E.    mit    Beischrift    auf    alexandrinischen  EA  1,  1877. 

Münzen  der  Livia  und  Agrippina,  Catal.  of  gr.  Himeros   ('Iiugog),   Statue  des  Skopas  im 

coins   p.  4  nr.  28,   p.  14   nr.  108—110.      Dar-  Tempel     der     Aphrodite     zu     Megara,    Paus. 

Stellung  der  ganzen   Gestalt  auf   solchen  des  1,  43,  6. 

Antoninus  Pius  und  Mark  Aurel,  Catal.  p.  138  60        Homonoia  (0[i6voia),  Tempel  1)  in  Milet, 

nr.  1162 — 1166  (1163  E.  xglxov,  1164  E.  ixovg  bei   dem   nach   alter   Sitte   der  Bräutigam   die 

xglxov),  p.  158  nr.  1303.     Der  Typus,   auch  in  Braut  empfing,  Chariton  erot.  3,  2,  16   pia   ds 

Verbindung   mit  Demeter   und    dem  Nil,    hau-  Ttüvxcav     j)v    irtiirvuia     Kaltggöi]v    &ndaa6&at, 

figer,  s.  den  Index  p.  376.     Ev&r}vla?  GcßaGxij  Kai  negl   xb    izgbv   xf/g  'Oiiovoiag    ij&goia&tj  xb 

auf    alexandrinischen    Münzen    des    Domitian,  TrXy&og,    onov    itdxgiov    rjv    xolg    ya\Lov6i    xäg 

Catal.    p.     36     nr.     292.      Vgl.     auch    pl.    22.  vv^epag  nagala[ißdv£iv.    2)  in  Tralles,  erwähnt 

Aufschrift    6T0HNIA     Q£{ßa6xr\vG>v'!     I.-BL,  von     Appian     Mithrid.     23     gelegentlich     des 

wohl     ßa6trj)     mit     Ähren  -  Trauben  -  Symbol  Römermordens.     3)   auf  der  Insel  Thynias  im 


2137      Personifikationen  (griechische)  Personifikationen  (griechische)      2138 

Pontos  Euxeinos  von  den  Argonauten  errichtet,  5,  14,  9  vrjg  taoöov  äs  xi)g  ig  xb  Gxddtov  tiatr 

Apollon.    lihod.    2,    717f.    Kai    %    slaixt    vvv   ys  iyyvxaxa    ßio(iol    Svo~    xbv    \isv    avxwv    'Eq[iov 

xixvKtai   ksio'   'O^iovoir\g   iqov   ivcpgovog,  6  qq'  KaXovßiv  'Evaycoviov,  xbv  äs  sxsqov  Kaigov. 

ixuiiovxo   avxoi.     4)    für    Nikoniedeia    zu    er-  Kledon  (KXrjdmv)^   Altäre  im  allgemeinen 

schliefsen  aus  einer  Münze  des  Verus,   die  H.  erwähnt  Aristides  29,  12  (40)  vol.  2,  195, 12  Keil 

in    einem   4 säuligen    Tempel   sitzend   darstellt  Kai  xolg  [it-v  xf]g  KXr\d6vog   ßco^iolg  itooßiövxtg 

mit     der    Umschrift     NIKOM  ■  N€ßKO[PQNJ  ßovXoi^is^'  av  a>g  svcpriftöxaxa  axovsiv.    Heilig- 

OMONOIA,    E  A  1,  2705,  18ff.     5)   auf  Kos  tum  der  Kledones    in   Snryrna  Paus.  9,  11,  7 

mit   Standbild   geweiht  \^O^iov\oia  Kai  xa  Ad-  'iaxi  yd.Q  Kai  Sy/vQvaioig  vnsQ  xr]v   tigXiv   Kaxu 

fico(j)  Paton-Hicks,  Inscriptions  of  Cos  n.  61.  —  10  xb  ixxbg  xov  xsl%ovg  KXijdövcov  Isqov. 

Altar  in  Olympia  Paus.  5,  14,  9,  Altarinschrift  Koros  (Kooog),  Garbe  mit  fünf  Ähren  und 

aus  Athen  (3.  Jh.  a.  G.)  C.  I  A.  2,  1663  'Ofto-  Beischrift  KOPOC  auf  einer  Münze  von  Nysa 

voiag  xov  &idaov.    Erwähnung  einer  dQ%ttQSia  (Lydien),    Imhoof-  Blumer,    Lyd.    Stadt  münzen 

xfjg  'O^iovoiag  xav  'EXXijvcov  TtaQcc  xa  Tgocpcovico  S.  109  nr.  13. 

in  Lebadeia  (3.  Jh.  p.  C.)  C.  I.  G.'S.  1,   3426,  Kratesis  {KQdxr\oig),   K.,   durch  Beischrift 

ein    Priester    der    '0[i.    asß.    in    Perge   (Pam-  bezeichnet,  als  stehende  Frauenügur  mit  Nike 

phylien)    C.  I.  G.  4342   ap[^i]fßf[a   xa>]v  2[s]-  und  Tropaion  dargestellt  auf  alexandrinischen 

ßc<6[xwv  j  xa\l  &säg  (oder  xfig,  s.  add.  p.  1160)  Münzen    des   Galba    und    Otho,    Catal.    of  gr. 

a\tß[aa]xTjg  'O^iovoiag,   Priesterverzeichnis    aus  coins  p.  23  nr.  194 — 196  (pl.  8),  p.  25  nr.  210. 

Ephesos  Greek  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3,  221  20  Lethe  (Arj&r}),  Altar  im  Erechtheion  Plut. 

n.  600,   19  £0][iovoi(ug)  IlQSi[i,iys[vr]g].    Schafs-  au.  conv.  9,  6  p.  741 B  (von  Poseidon)  ivxav&a 

opfer    auf  Kos    Inscriptions  of  Cos  n.   401,   4  yovv  Kai  vsco  koivcovsi  {isxa  xijg  A&nväg,  iv  ca 

'OJ^ovola    b'Cv.      Weihung    einer    Ehrenstatue  Kai  ßco^iög  toxi  ylr\Q-r\g  l8QV[isvog.    Im  Priester- 

durch  Platäer  in  Theben  naou  reo  'EXsv&SQicp  Verzeichnis  aus  Ephesos    Gr.  inscr.  in   the  Br. 

All  Kai  xy  'Opovoia  xwv  'EXXyvwv  (3.  Jh.  p.  C.)  Mus.    3,    221    nr.    600,    29     hat    man    ergänzt 

C.I.G.S.  1,  2510  \  vgl.  aus  Theben  ebd.  1784       Arj]&ng  AXs% 

'0[i6[vokx]  0t67tttcov  Kai  AQ-r}vaiwv.     Weihung  Limos  (Aip6g),  Weihung  eines  Stück  Landes 

eines  Asklepiospriesters  aus  Epidauros  C.  I.  P.  durch  die  Athener  aus  Anlafs  einer  Hungersnot 

1,    994   (258   p.    C.)     6    Isosvg    Kai    isgo^vy^icov  Hes.    s.   v.    Aiiiov    TtsSiov    xönog    xfjg    Axxiv.)^ 

xov    aaxfjQog    AßKXrptiov    ....    &sa   'Ouovoia  30  Zenob.    4,  93    Xiyovaiv    6x1    Xi^ioii    noxs    Kaxa- 

Kaxä  KsXsvßiv;  aus  Mytilene   (an   Artemis  H.?)  o%6vxog   %%QriG£v   6  ftsbg   iKSxnQiav   friß&ai  Kai 

I.  G.  I.  2,  108   \isydX\a  &£co  ÄQxi^idi   @s[q\i\U(  xbv  Ai(ibv  i^iXsmßaöd'cci.     ol  ds  A&rjvaTot   ccvfj- 

'O[iovoia     Ts[X]sacpoQog     Ziv^iqiOQco;     aus    Iasos  Kav   avxw  xb    oni6&tv   xov   tiqvxccvsLov   nsSiov; 

(Karien)  Inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3,  62  nr.  443  vgl.  BeJcker  A.  G.  1,  278,  4 ff.  Plut.  30.  Biogen. 

'Ouovoia  v.ul  xio  Ar\\L(a\  aus  Kyzikos  Athen.  Mut.  6,  13.  Apostol.  10,  69. 

6  (1881)  S.  130nr.  15  &säv  'Oy^ovoiav  xy  jiaxoldi  Maniai  (Mavicci),  Heiligtum   mit  Legende 

<&l(äßiog)  AQicxccyÖQag  vlbg  ÄQiaxayoQov  how-  auf  dem  Wege  von  Megalopolis  nach  Messene 

[izvog    xyg    Koorig.     Gemmeninschrift   *0\l6voici  Paus.  8,  34,  1  ix  ds  Msydlvg  nöltag  lövxi  ig 

'EXXijvcov  C.I.G.  7308.  —  Name  und  Bild  auf  Mt66rjvr]v,    -Aal    oxadtovg    [idXiaxcc    ■xqosX&Övxi 

Münzen    der    verschiedensten    Städte,    E  A  1,  40  t7txd,    Zgxiv    iv    uqigxsqu    xijg    Xtrcocpogov   fttüv 

2702ff.;  als  atßaaxi)  ebd.  2702,  67;  2704,  53.  66f. ;  hgöv  KccXovai   $h  xal  avxug   xug   ftsäg  x<xl  tr\v 

auf  zwei  bithynischen  Münzen  Journ.   of  hell.  %doQccv  xi]v   tcsqI   xb    Izqov   Mavlag'    Sokhv   di 

stud.  17  (1897)  p.  84  nr.  8f.,  vgl.pl.  2,  19;  als'O.  \ioi   &s&v   xwv   Ev^sviScav   iaxlv  i7tUXr]6ig,  "Aal 

Gxoaxi&g  EA  1,  2706,  38;  zusammen  mit  Eirene  'OqiGxr\v    inl   xca  cpövia   xfjg   (inxQog   cpaaiv   av- 

2703,  65  ff.  mit  Demeter  2704,  20  ff.  —   Statue  xo&i  [tavfivai. 

der  Demeter  H.  (?)  CIA.  4,  2  p.  153  nr.  611b  Metameleia  (Msrafiüsia) ,   Verehrung  in 

Schlufs    eines    Orgeonendekrets    302/1    a.    C:  Argos  Philodem.  tisqI  sva.  64  p.  35,  19 f.  Gomj). 

(Uxicpavog)   axscpavoiQ'tlg  vitb   xov   -noivov    dvi-  x)r\v  Mexa^iiXsiav  iv  "Äoysi. 

ftr\v.£    xr\v  Ar]y.r\xqa  'O^ovoiav    xov    koivov.   —  Mneia     (Mvsia),     Priesterverzeichnis     aus 

S.  Concordia.                                                              50  Ephesos    Greek  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3,  221 

Hora    C&oa),    Weihinschrift    aus    Verona  nr.  600,  28  [Mv]sia(g). 

I  G.  8.  I  2309  r'Slga  Kai  Tv%rj.  Nike  (JVi'xtj),  s.  E  A  3,  310 ff. 

Horme    (Oq^),    Altar    in    Athen    Paus.  Ochlos  (Ö%Xog),  Errichtung  von  Statuen  (?) 

1,  17,  1;    s.   Aidos.     '0[»ij   auf   einer  Elfen-  E  A  3,  599. 

beintessera  C.I.G.  8584.  Pantelie    (JIavxsXir\   =  üavxiXsia),    dop- 

Hybris  ('Tßgig),   Xi&oi  "TßQtcog  und  Ävai-  pelte  Weihung  eines  Hierophanten    aus    Epi- 

Ssiag  auf  dem  Areopag,  s.  Anaideia.  dauros  C.  I  P.  1,    1039  f.   IJavxsXiy   Bd%%co   xs 

Hypnos    ('Tnvog),    Altar    und    Opfer    zu-  Kai    avxf]    f&sQOscpovsiTj    teoocpdvxiqg    ua'    baiy 

sammen   mit   den   Musen   in   Troizen   Paus.  2,  ftsoit^Lfti-i)  yalcov. 

31,  3  xov  Movaiiov  Sh  ov   noQQco   ßcofiog  iaxiv  60  Paranomia  (JlaoavoiiLa),  s.  Asebeia. 

aQ%aZog   .  .  .    inl   Ss   avxto  Movoaig   Kai  "Tnvco  Peisis?  (JIslßis=  UsiÄrm  Suid.  S.  v.  IIslGiv), 

&VOVOI.    Weihinschrift  aus  Athen  an  Asklepio's  Weihinschrift  auf  dem  Bauch   eines  altertüm- 

Hygieia    und    H.     C.  I  A.    3,     132  a    p.    485  liehen  Bronzewidders  von  der  Akropolis  C.  I A. 

(=    Dittenberger,    Syll*     776)    ÄGKXrptiw    ko.1  4,  1  p.  41  nr.  373a  Tl£(i)Giäog  iKtaia. 

'Tyitia   Kai   xä  "Tnvio.     Weihungen    aus    Epi-  Peitho   (Uit-ihu) ,   Kult  in  Athen  Paus.  1, 

dauros  C.  I  P.  1,  1335  f.  "'Ttivcoi.     Statuen  des  22,    3   AcpQo8ixi]v    ds    xi\v    IIdvSri(iov,    i-Jisl    xs 

H.  und  Thanatos  in  Sparta  Paus.  3,  18,  1.  A&nvaiovg    @r\6svg    ig    piav    i']yaysv    anb    xwv 

Kairos  (Kaigog),   Altar   in   Olympia  Paus.  öi](icov    nöXiv,    avxiqv    xs    aißsaftai    Kai    Ilsid'w 


2139     Personifikationen  (griechische)  Personifikationen  ^griechische)      2140 

xaxicxrtas;  jährliche  Opfer  der  Stadt  Isokrates  Phobos  (<[>6ßog),  Heiligtum  in  Sparta  Flut. 

tisq!  dvxiS.  249   xrjv   psv   yug  IIsi&co  [üccv  x&v  Oleom.    8   (AyvXcciog)    sXcc&sv    si'g    xi    Scoudxiov 

&süv    vo[lL^ov6iv    sivcci    xccl    xijv    nöXiv    uqwgi  sidSQTtvGccg   iiixqov  ,  ö   3>6ßov  [isv  i]v  isoöv ,  &X- 

x<x&'   sxccaxov   xbv    iviccvxbv   ftvaiccv   ccvxf]    not-  lag  Ss  xsxXstß^ivov   ccsi.    ebd.    9    xi^coai    Ss    (oi 

ovitii'Tqv ,    vgl.    Demosth.    prooem.    54    p.    1460  Accxs8ca\i6vioi)  xbv  $>6ßov  ov%  &6tcsq  ovg  ccno- 

i&vocc^sv  Ss  xccl  xf]  üsid'ol  xccl  xf]  My\xq1   xcov  xqsttovxcci  SaiiLOvag,  ijyovusvoi  ßXccßsQÖv ,   aXXu 

ftsiov    xccl    xco    'ArtöXXcovL;     Sesselinschrift    des  xr)v   itoXixsiccv   {läXioxa.   6vvi%s6&cu    cpößco  vo\ii- 

Dionysostheaters     G.  I.  A.    3,     351     viivr}XQlccg       £ovxsg •xccl  %ccqc\  xb  xcov   icpOQcov   cva- 

Nvaa[g]  xgocpov TIsi&ovg',  Weihinschrift  aixiov  xbv  <&6ßov  i'Sqvvxcci  AccxsScci\iövtoi.  Ver- 
einer Marmorbasis  von  der  eleusinischen  10  ehrung  bei  den  Selinuntiern  1.  G.  A.  515 
Strafse  C.  I.  A.  4,  2,  15581  p.  262  IIei&oI  (=  Bittenlerger,  SylV  751)  [Si]ä  zag  frscbg 
KccXXiucc[%og]  xi]vS'  &vsQ"r\x.s  ZoXsvg.  Statue  To)[g]dg  vixcovxi  xol  £sXivw[vxioi'  St]ä  xbv 
der  P.  von  Praxiteles  im  Aphroditeheiligtum  Aia  vix[ca]usg  xccl  Sia  xbv  <&6ßov  [xccl]  S\ia] 
zu  Megara  Paus.  1,  43,  6.  Heiligtum  auf  'HqccxXscc  xxX.  (5.  Jh.  a.  C).  Kultus  wahr- 
dem    Markt    von    Sikyon    Paus.  2,  7,  7   ig  Ss  scheinlich   erwähnt  bei  Philodem  tisqI  sva.  64 

xijv    ayoQixv    iosX&ovai     nsi&ovg    iaxiv    Isqov,       p.  35,  21   Gomp (I>6ßov   xivsg   .  .  (vorher 

ovSs  xovxo  ayccliicc  %%ov,  eine  ätiologische  Le-  ist  von  MsxcxusXsi.a  die  Rede,  s.  diese).    Opfer 

gende  knüpft  sich  an   den  ebd.  7,  8   erzählten  des  Theseus   vor  der  Schlacht  mit  den  Ama- 

Brauch  v.ccl  yag  inl  xbv  üv&ccv  i'ccoiv  oi  7rcclSsg  zonen  Plut.    Thes.  27  xiXog  Ss  ©r\6svg  xccxd  xi 

xi/    toQxf]    xov   AnöXXcovog ,    xccl    ccyayovxsg     Si]  20  Xoyiov  xw  <l6ßco  6cpccyicc6d[LSvog  ßvvf]ipsv  avxcclg; 

xovg    ftsovg    ig   xb    xi]g    Usi&ovg    Isqov    av&tg  des    Alexander   vor   der    Schlacht    bei   Arbela 

ccTtdysiv    ig    xbv    vccov    cpcc6i    xov    'AnöXXwvog.  g6gen    Darius    Flut.    Alex.    31    'AXi^avSoog    Ss 

Priester    in    Mylasa    B.    C.   H.    5  (1881)  p.  39  xwv  MccxsSovwv  ccvccnccvoiisvwv   ccvxbg  jrpö  tfjg 

(s.  Demos).     Tempel   auf  Thasos  ebd.  6  (1882)  6xr}vf]g  iisxa.  xov  pdvxswg  AqigxÜvSqov  SiixQi- 

p.    443    (archaische   Inschrift)    nsi$ro(v)g  ir}QOv.  ßsv,    Isoovoyiccg    xivug    ccitOQQiqxovg    iSQOVQyov- 

(Das  Hippolcrates-Zitath.  Preller- Bobert  S.  508,2  [isvog  xccl  xco  cfrößco  ccpccyLcc^o^svog;   des   Scipio 

beruhtaufderniisverstandenenNotiz»S'..Re£Mac/jsJ,  vor   dem   nächtlichen    Angriff  auf  das    Lager 

B.  C.  H.  a.  a.  0.  und  ist  zu  streichen.)   P.  neben  des  Hasdrubal    Appian  Fun.   21   xccvx'    ditmv 

anderen  Ehegottheiten  genannt,  Plut.  qu.  B.  2  xctl  xovg  Tjysy.6vccg  ixitiinpccg  öitXloai  rbv  gxqcc- 

p.  264.B,  vgl.  das  Käse-  und  Honigopfer  eines  30  xbv   ccvxbg  i&vsxo  ToX^ltj  xccl  <&6ßcp,   [ir[8iv  ag 

Bräutigams   an  P.  und  Aphrodite  Anth.   Pal.  iv  vvxxl  Ttavixöv   oi   ysviß&ai,   ccXXa.  xbv  axgcc- 

6,    55.      Parodistisches    Opfer    der    Frauen    in  xbv  ccvxa  &qccovxccxov  fidXiGxa  öcp&fjvca.  Ritualer 

Ar.  Lys.  203 ff.  —  Aphrodite  P.  in  Thessalien,  Schwur'  der    Sieben    vor    Theben    bei    Ares, 

Weihinschrift  aus  Pharsalus  i.  G.A. 327  Aäfovv  Enyo  und   Phobos,    Aesch.   Sept.   42 ff.    uv§Q£g 

xaq>[Qo]dixa    xä    Il£i[&ol]\     Opferordnung    auf  yaQ   inxä  &ovqioi    Xo%ccy£xcci,   xccvQoacpccyovvxtg 

Lesbos    Conze,    Beise    auf   der    Insel    Lesbos  ig    \isXäv8sxov    cäxog    xccl    ftiyyävovxsg    %£qoi 

T.  4,  3    S.  11  =  Philol.   Suppl.  2,  579  f.    ö    xs  xccvQsiov  cpövov, 'Äqt}  t    'Evvco   xccl   (piXa'mccxov 

&iXrj  %-vr\v  iiti   xco    ßco[i[ca]   xäg  AcpQoS'ixag   xäg  <&6ßov  (boxcoiioxrißccv   ?)  noXst   xccxcc6xcccpäg  &iv- 

nti&cog    xccl    xw  "Eq^oc,    ftvixco    iQiqiov   oxxi   xs  xsg  Xocnd^stv  aaxv  Kad[islcov  ßia  t)  yfjv  ftccvövxsg 

&iXr\  xccl  'igosv  xccl  &fjXv  %.  .  .  xccl  üqvi&cc  ....  40  xr\v8s   cpvQdasiv    cpovco.     Phobos    als   Ortsname 

Heiligtum  der  Artemis  P.  in  Argos  Paus.  2,  21,  1  in  Sikyon  Paus.  2,  7,  7. 

tö  Ss  xijg  AQxi\ii8og   Isqov   iTtixXr\6iv   Ilsid-ovg,  Phonai  (f&covcd),    fragliche    Ergänzung  im 

*T%SQ[ivrj6XQcc  xccl  xovxo  dvs%"r\x£.  Priesterverzeichnis   aus   Ephesos    Gr.   inscr.  in 

Penia   (Ilsvicc),    Altar    zu    Gades   Philostr.  tlie  Br.  Mus.  3,  221  nr.  600,  16  [<Pco]vcbv. 

v.  Apoll.  5,  4  p.  167,  3  Kays.    ßco[Loi    Ss    ixsl  Pistis  (Iliaxig),  Heiligtum  in  Athen  Biogen. 

■xccl  Tlsviccg  xccl  Ti%vr\g  xccl  'HQaxXiovg  Alyvn-  prov.    2,   80    ISqv6ccvxo    yaQ    oi    'Axxixol    ispbv 

xiov  xccl  s'xsqol  xov  &7]ßcciov.   Ael.  fr.  19  p.  195  TIiGxscog.    Weihung  einer  Statue  97  a.  C.  durch 

Herch.  xccl  ßco^ibg  Si  cpr\6i  itccqa  xolg  ixsl  Tis-  delische  Kompitaliasten,  Ditteriberger,  Syll.-  322. 

vlag  xccl  Ti%vr\g,  xfjg  ybsv  i^ilsov^isvoig,  xfjg  Ss  — Bekränzung  der Fm\ia  durch  TLiaxig  (=  Fides) 

TiaQccXcc^ißdvovaiv  ig  ccxog  ixsivr\g.  50  auf  einer   Münze   der   epizephyrischen  Lokrer, 

Pheme   ($Tj'ft^),  Altar   in   Athen   Paus.   1,  Kluegmann,  L'effigie  di  Borna  nr.  1  der  Tafel 

17,  1,  s.  Aidos.   Aeschiues  1,  128    svqi]6sxs  xccl  cf.  p.  7ff.,   Wissoiva  S.  124,  1. 

xi]v  nöXiv  tjllcov  xccl  xovg  nooyovovg  $ri[ir}g  chg  Pluto s  (TlXovxog),  beim  Thesmophorienfeste 

&sov    ivsyiaxng   ßco^bv    iSQvpivovg   Schol.    dazu  neben    Demeter   und    Köre    angerufen,    s.    die 

A&ijvricLv  iaxi  ßcoiibg   ^^S-     ocXXcog-   Kiucovog  Aufforderung    des    Herolds    Ar.   Thesm.  295 ff. 

iv   Hcc^ufvXia   vixi]6avxog  vccvncc%Lccv  xccl  ns£o-  sv"%s6&s  xolv   ^sa^ocpoQOiv   xfj   JrnirixQi   xccl  xy 

[ia%iccv  ccv&rjiiSQbv  iyvcoßccv  Ä&r]v<xtoi   d>g  vaxs-  Koqv   xccl   xco  TIXovxco   xccl   xf]  KccXXiysvslcc   xccl 

qov  ccvxov  Sia.  yQuix^idxcov  xr\v  vixvv  ßi][ii]vccvxog~  xf]    KovQOXQocpcp    xf]    Pf]    xccl  xco  Eo^f]   xccl  Xcc- 

o&sv  7TQ(öxov  xccl  ßco[Lov  xf]  ^^v  chg  Q-sco  ccvi-  Qißiv.     Bild   des  Plutos   neben  Athena  Ergane 

Sqvcjccvxo-,    öffentliche    Opfer    Aeschines  2,  145  60  zu    Thespiai    Paus.   9,   26,   8   (lückenhaft)   xr\v 

xccl    xf]    [lsv    ^r]\iv    Srnioala    &vo\isv    cog    &sä>.  Ss  'A%r\väv  xr\v  'Eqydvr\v  xccl  avxrjv  xccl  TIXov- 

Weihung  auf  einem  in   Tusculum  gefundenen  xov  oi  TtccQS6xr\x6xcc  i%oir\6s.     P.  auf  dem  Arm 

Stein  I.  G.  S.  I.  1120  $ruLW  svccyyiXco.  der  Eirene,  s.  Eirene;  auf  dem  Arm  der  Tyche, 

Philia  (<I>iXLcc),    Altar    auf    der'  Akropolis  s.  Tyche. 

von    Athen,    Hesych.    s.    v.    AlSovg    ßcoiiog,    s.  Pothos    (Tlö&og),    Statue    des    Skopas    im 

Aidos;  Priesterverzeichnis  aus  Ephesos,    Greelc  Tempel  der  Aphrodite  zu  Megara  Paus.  1,  43,  6. 

inscr.    in    tlie    Brit.    Mus.   3,   221   nr.  600,   50  Kultstatue   von   demselben  Meister  auf  Samo- 

<PiX[iccg?].  thrake  Plin.  n.  h,  36,  25  (Scopas)  fecit  Vener  ein 


2141     Personifikationen  (griechische)  Personifikationen  (griechische)     2142 

et  Potfwn,   qui  Samothrace  sanctissimis   caeri-  Herch.  xui   Suvdxov  uXXo  (sc.  isqov)  ig  yeQug 

m  onus  colitur.  vfi  noivf]   ccvunuvXfj,   ijyovv  tw  TsXsvTaLcp  OQ^ia, 

Praxis  (TlQü^ig),  altes  Kulthilcl  der  Aphro-  vgl.    Philostr.   v.   Apoll   5,   4  p.  167,   2   Kays. 

dite  P.  in  Me^ara  Paus.  1,  43,   6   [isxcc  ds  xov  kui  xov  Qdvuxov  uovoi  uv&Qantcov  Ttuicovi^ovxut 

Jiovvaov  xb  IsqÖv  iaxiv  A(fQodixr\g  vuog,  uyuXuu  (die  Gaditaner).    Statuen  des  Hypnos  und  Th. 

äs  iXiyuvxog  'AyQoäLxwg  %moin\^ivov ,    ÜQÜ^ig  in    Sparta    Paus.    3,    18,    1.      Opfer    an    Mors 

l%ivlrfiiv    .  .  .    xovxö  iaxiv  uq%ui6xuxov   iv  reo  (aber    wohl    dichterisch    aufzufassen)    bei    den 

Leichenfeierlichkeiten    zu    Ehren    des    Pallas, 


vuio. 


Pronoia  (TIqÖvoiu),  Weihung  aus  Epidauros  Verg.  Aen.  11,  197  multa  boum  circa  mactantxr 

C.  I.  P.  1,  1318  TIqovoiui.  —  Tempel  der  Athena  io  corpora   Morti.     Noch  heute  wird   in   Sizilien 

P   in  Delos  Macrob.  Sat    1,  17,  55,  in  Prasiai,  bei  santa  Morte  geflucht,   Usener,  Götternamen 

von  Diomedes  gestiftet  BeJcker,  A.  G.  1,  299,  6  f.,  S.  368,  10. 

in  Delphi  Demosth.  25,  34  Paus.  10,  8,  6  Suid.  Tolma  (ToX^iu),  Scipio  opfert  ihr  und  dem 

s.  v.  Hqovoiu  u.  IIqovoicc  A&tjvu  p.  451,  13  ff.  Phobos   vor  der  Schlacht  Appian.  Fun.  21,  s. 

Beruh.  —   Darstellung  der  P.  (=  Providentia)  Phobos. 

mit   Beischrift    auf    alexandrinischen    Münzen  Tyche  {Tv%i\),   Tempel  in  Athen,  in  Ver- 

des  Hadrian  und  Commodus  Catal.  of  gr.  coins  bindung  mit   dem  Prachtbau   des  Stadion  an- 

p.  72  nr.  598—600,  p.  176  nr.  1417.    Umschrift  gelegt  von   Herodes   Atticus   Philostr.  v.  soph. 

IIqov.    veov    Zeßucxov     auf    alexandrinischen  2,  1,  5  p.  59,  10  Kays,    xö  dh  inl  ddxsQu  xov 

Münzen    des    Nero,    a.    a.    O.    p.   19    nr.   154  f.  20  axudiov  vscog  iTte%si  Tv%r\g  xul  uyuXpu  iXscpdv- 

Vo-1.  pl.   11.  xlvov    mg    %vßsQvco6r\g    itdvxu;     Heiligtum    in 

Semasia   (SruiaaLu) ,  galoppierende  weib-  Megara  mit  Bild  des  Praxiteles  Paus.  1,  43,  6 

liehe  Gestalt,  durch  Beischrift  als  S.  bezeichnet,  itlrpiov    dh    xov    xi]g   'AcpQoäixng    vuov    Tv%r\g 

auf  alexandrinischen  Münzen   des  Mark  Aurel  ißxlv     isqov     ÜQu^ixeXovg     nui     uvxn    xe%vr\; 

und   Lucius  Verus,    Catal.   of  gr.  coins  p.  157  Tempel    mit   Statue   in  Korinth    Paus.  2,  2,  7 

nr.    1293    (vgl.    1294),   p.    171    nr.   1381.      Vgl.  'eßxi  dh  kui  Tv%r\g  vuog-  uyuXpu  öq&ov  üuqiov 

pl.  ii.  Xl&ov;  Heiligtum  auf  der  Akropolis  von  Sikyon 

Sophrosyne   (ScocpQoßvvri),    Weihinschrift  Paus.   2,   7,   5   iv  dh  xfj   vvv  uy.qo%6Xsi  Tv%r\s 

aus  Pergamon,  Fraenkel,  Inschr.  von  Pergamon  isqov  ißxiv  AxQuiug,  [iexu  dh  uvxb  Jiooxovqwv 

nr.  310,  s.  Arete.                                                             30  £,öuvu    dh    ovxoi   xe   y.ul   xb   uyuXfiu   xrjg  Tv%r]g 

Soteria  (HcoxriQiu),  Heiligtum  und  Bild  in  iaxi,  Darstellung    der  T.  Axquiu   auf  Kaiser- 

Patrai   Paus.  7,  21,  7   unb   äs  xov  Ai6v\ivr\xov  münzen   Head  H.  N.  p.  347;    Weihungen  aus 

kuxcoxsqcö    iövxi   uXXo    Isqov   y.ui  ayuXpu  Xi&ov  Epidauros    G.  I.  P.    1,  1045.    1327.    1328.   1046 

■auXsixui    (isv    Zaxr\Qiug,    iäQv6uG&ui    ds    ccvxb  (3.  Jh.  p.   C.)   Tv%w  dcp&Lxco  1326   mit  Nemesis 

i£   &Q%fig  uitocpvyövxu   yuai  xr\v  [luviuv  Evqv-  verbunden:  4.  (5.)  Jh.  a.  C.   1536,  5  (168  p.  C.) 

TtvXov.     Heiligtum  in  Aigion  mit  geheim  ge-  Tv%uig  unter  einer  Weihung  an  Apollon  Ma- 

haltenem  Kultbild  Paus.  7,  24,  3  'iaxi  de  ayißi  leatas   aus   dem  Heiligtum   dieses  Gottes  vom 

%ul  ZiaxrjQiug  Isqov.     löelv   [isv    di]   xb   uyuX^u  Berge  Kynortion ;  Weihung  aus  Troizen  C.  I  P. 

oväevi    itXijv    xäv    isQoviievcüv    toxi,    dQ&6i    ds  1,     778     MevccvdQog    sv%i]v    xy    \cp\iXav&Q6>7ici3 

aXXa  xoiavxa-  Xa^ßdvovxsg  TtccQO.  xf\g  ftsov  Tts^i-  40  Tv%n',  Tempel  in  Argos  Paus.  2,  20,  3   itiQav 

uaxa   £iti%wQicc  dcpi&aiv  ig    &dXa66(xv,    ns[LTtsiv  dh  xov   Nstisiov   Aibg    Tv^r\g   ißxlv   in  itccXato- 

dh  xfj   iv   2JvQaK0v6aig  AQS&ovan   cpccalv   ecvxd.  xdxov   vccog,    sl   di]    IIc(Xaur]dr]g    xvßovg    svqcov 

Weihung    aus    Epidauros    C.    I.    P.    1,    1319  avs^nnsv    ig   xovxov    xov   vecov;    Heiligtum  in 

2cöxr\Qica.  Hermione  Paus.  2,  35,  3  xb  ds  Isqov  xfjg  Tv^g 

Synarchia  (2vv<xQ%i(x),  Bezeichnete  Dar-  vswxaxov    psv    Xsyovßiv   'EQjiiovslg    xav    TtctQcc 

Stellung   auf  Münzen   von    Antiochia   (Karien)  ßcpiaiv   slvcci,  Xl&ov   dh   TlaQiov  xoXoaabg  S6xr\- 

Head  H.  N.  p.  520.  y-sv;  Vorschrift  über  Opfer  an  Tyche  im  Verein 

Synkletos  {HvvKXr\xog),  Priesterverzeichnis  mit  chthonischen  Gottheiten   aus  Messoa  (La- 

aus  Ephesos  GreeJc  inscr.  in  the  Brit.  Mus.  3,  221  konien)  C.  I.  G.  1464  [z/Jafiarpt  [&]vast  [%\oiQidi- 

nr.  600,  24  [U]vv>iX(r]xov).    Für  die  zahlreichen  50  [ov]  (yel  [a]) |  .  .  üqosv,  uqxov  diu  ßud^cov, 

bezeichneten  Münzbilder  Kleinasiens    s.  Head  ov   ü  nuids  —  —  |  da.7cuvm6si,   &Q6r\g   de   ov- 

H.  N.,  Index  p.  772,    als  Isqu  Zvvv.Xr\xog  ebd.       dsl[g] |  Aeintoivu  %oiqov  &q6svu,  uqxov 

p.  768,  Imhoof -Blumer,  Griech.  Münzen,  Index  diu  |  aad^icov,  TlXovxcovi  %oiqov  uqcsvu,  \  uqxov 

S.  786,  als  &sbg  Z.  (auch  mit  der  Beischrift  ftsbv  TiQO%uQeu,  [TI]e Qaecpövu  %oiqov  \  uqgsvu,   uqxov, 

2vvkXt]xov)  Head  a.  a.  O.  p.  768.  Imhoof-Blumer  [T]vx[u]  %oiqov  uqcsvu,  |  uqxov.  xuvxu  uvx[ui  ?j 

a.    a.    O.  S.  745   nr.    727,    als   &su  X.  mit  ent-       axeq)uvov[u]evui  \ uiQexcoßuv    %co[Q]lg 

sprechendem  weiblichen  Brustbild  auf  einer  xu[g]  ds^iug  .  .  .;  Tyche  in  einem  Götterkolleg 
M.  von  Aizanis  (Phrygien)  ebd.  S.  728  nr.  644.  mit  gemeinsamem  Priester  genannt  auf  einer  In- 
Speziell  für  Lydien  s.  Imhoof-Blumer,  Lyd.  schritt  aus  der  Umgegend  von  Sparta,  Eph.  arch. 
Stadtmünzen,  Index  S.  203.  —  S.  Senatus.  60  10  (1892)  S.  24  nr.  6,  18,  vgl.  Z.  23,  Altar- 
Tech  ne  {Te%vr]),  Altar  zu  Gades  Philostr.  weihung  aus  Sparta  Tv^j]  inr]K6a>  Le  Bas- 
v.  Apoll.  5,  4  p.  167,  3  Kays.  Ael.  fr.  19  p.  195  Foucart,  Peloponn.  part.  2  nr.  163;  Tempel 
Herch.,  s.  Penia.  in  Pharai  mit  altem  Bild  Paus.  4,  30,  3   h'axi 

Telete  (TsXsxij),    Opfer   in   Epakria  Prott,  ds    v.ui    Tvxng    vubg    ^uQuidxuig    %ul    uyuX(iu 

Fasti    sacri  p.   48   n.    26  B    10    TsXsxjj    anvdiu  &q%uiov;  Heiligtum  und  Kultgemeinschaft  mit 

AAAA.  Sosipolis  in  Elis  Paus.  6,  25,  4  xolg  ds  'HXeloig 

Thanatos  (Odvuxog),  Heiligtum  in  Sparta  %ai    Tv%wg   Uqov   ißriv   iv   axou   ds  xov   Isqov 

Plut.  Oleom.  9,  s.  Gelos;  in  Gades  Ael.  fr.  19p.  195  ^isyi&ei   peyu    uyuXuu    uvdnsixui,    £6avov    iiti- 


21-13      Pei-sonifikationen  (griechische)  Personifikationen  (griechische)      2144 

ygvßov   Ttlijv   TtQOßwrtov   nal    %£iQa)v    xs    äxocav  ctvxoxQdxooog    [M.    Koubdov    'Avxavsivov]    Es- 

y.c(l    Ttoöwv    xccvxci    8s    oi'   ißxi    Xi&ov    Xsvaov.  ß(aßTOv)   .  .  .  'IovXiog-  rsQuccvbg  %(iXlaQ%og)  .  .  . 

ivxav&a    s%si    xt[idg   %al    6   EcoßiTtoXig   iv   ccql-  xbv  ßi\v.bv  aitb  rfjg   imyQtxcpyg   ßvvsxsXsßsv   xal 

atigä  rfjg  Tv%r\g,  iv  olxr'][i(xxi  ov  \isydX(p.  nccxcc  xb    Tv%ulov    cccpiiQcaßsv    Priesterin   4555    (friXco- 

8s    oibiv    dvsiQccxog    yQcccpfj     [isiii{ir}[iivog    ißxiv  valog    Kvvdyov    xov    Moqqov    isgüßag    Aö\ivav 

ü  &sog,   nötig    \iiv    fjXixlav,  ci^/ici^svai   8s   %Xcc-  &vyaxsQd   xov    vlov    ctvxov   xf]    Tv%7]   xovg   xiß- 

[ivdci   7t0fKtXr]v    vnb   aoxtQcov,   xjj   %siq\    8s  t%si  ßecQug  Xainta8r\cp6QOvg   ix   xütv   iSicov   uvb&r\Y.sv 

xi]  sxsqcc  xb  nigug  xf/g  ApuX&sictg;   Bild   in  Ai-  Statue  4556   QsöSoxog  .  .  .  xijv  Tv%sav   ßvv  xf] 

geira   Paus.  7,  26,  8   oiScc   Kai   oiktj^cc   iv   AI-  xov%7]  xf]  jcaxQidi  %qvgÜ)  iv.6ßu.r]ßsv  Priester  4557 

ysiQU   &saßd{isvog'    ayaX^icc   i]v   iv   xa>  oiyt.r\\iaxi  10  [Aa[i\aß[z]icov    KXrj[iis]vxog    xf]     ßs[^,vox\d[x^\r] 
Tv%wg,  xb  xtpug  cptQovGa  xb  AiitxX&siccg-    ticcqcc       T\v]%n  i[sQ]a[_ßd(i]svog  Zr]v6[ßiov  xbv  v]lbv  (?) 

8h   avxi]v  "Eocog  nxsQa  tr%cov  ißxiv;   Tempel  in  avi&rjxev.       Ein     isQSvg     Tv%r\g    GtßaGxfjg     in 

Megalopolis    Paus.    8,    30,   7    xüv  uqxsicov   8h  Troizen  C.  I.  P.  1,  799  (c.  2.  Jh.  p.  C),  Weihung 

U7TIG&S  vccbg  Tv'fj\g  v.a\  ayaXfia  Xi&ov  7tS7toii]xca  [  Tv^pj  in^tioco  [a]vxoy<,Q(dxoQog)  ....  £sß(ccßxov) 

itoöatv  Tttvxs  ovk  ditoötov ;  Heiligtum  und  Bild  xui  tfjg  XaintQ{oxdxrig)  THxxoiSog  aus  Pergamon, 

der  den  Plutos  tragenden  T.  in  Theben  Paus.  Inschr.   v.   Pergamon  376,    vgl.    die    Tv%n  xü>v 

9,  IG,  1  Kai  tcXt]g'iov  Tv%r\g  icxlv  lsqov   cpigsi,  ßaaiXicov     (nach     FränJcel     Mark    Aurel    und 

\ihv  8i]  TIXovxov  7tcädcc;  Bild  in  Thespiai  neben  Lucius    Verus)    C.  LP.  1,  948,  13.      Tv%r)   ßs- 

deni   des   Dionysos  genannt    in    einer    Kicken-  ßaax{r\)  mit    Bild    auf   einer    alexandrinischen 

haften    Stelle    des    Paus.   9,  26,  8;    Heiligtum  20  Münze desDomitianCntaZ. o/^r. comsp. 37 nr. 297 

in    Perinth    (Thrakien)    erwähnt    C.  I.  G.  2024  (pl.  11).  --  Agathe  Ty che  (Äycc&r)  Tv%r\),  Hei- 

Uq6y.Xov     xbv     xb     Tv%cciov     Kaxaßxevdßccvxa;  ligtum  in  Athen  Eph.  arch.  2  (1884)  S.  169/70,  44. 

Tempel    auf  Thera  I.  G.  I.   3,  326,  26   {vccbv  48;  Opfer  C.  I.A.  2,  741  (=  Dittenberger,  Syllr 

Tfjg  Tv%r\g),  Altaraufschrift  Tv^r]  inr\noog  ebd.  620:    334/3  a.  C.   im   Gamelion)    a  12  f.  i%  xf]g 

448,    zwei    Basis-Steine    mit    Aufschrift    Tv%a  %vßla.g    xi]\_i    'Aycc&]j]    Tv[%r]    ticcqu]    isQonoicäv 

ebd.    446 f.;    Weihung    aus    Nisyros    auf  einer  HHA,  vgl.  b  6 f.  d  11  f.  (Strategenopfer)  C.I.A. 

Basis  I.  G.  I.  3,  97   ^sydXrj   frm   Tv%r];   einen  2,  162  (335/4  a.  C.)  c  19    [norjlßaß&cu   8h   xcci 

isQctxEvßavxcc      Tv%ctg     aus     Rhodos      erwähnt  xjj   'Ayu&fj    Tv%r] ;    inißxdxai    des    Heiligtums 

/.    G.  I.    1,    67,    Weihung    'AXico    -Aal     T[v%a]  ebd.  Z.  20  [fitro;  xwv  i7ti]ßxaxcav  xov  Isqov  xf]g 

(nach  Hirschfelds  Ergänzung)  ebd.  1,  23  add.;  30  Aya&fjg  Tv[%r\g\     Kult  im  Demos  Kollytos  be- 

Kultbild  in   Smyrna  Paus.  4,  30,  6   BoimaXog  legt  durch  eine  fragmentierte  Opfer  (?) -Inschrift 

§£,    vccovg    xs    oiKo8o[Li]ßuß^ca     xal    £wa    dvi]Q  C.  I.   A.    2,    586,    14     —    s]iv   Ayu&f]    Tv^XJ]] ; 

dya&bg  TiXdßai,  SiivQvoüoig  dyccX^cc  iQya^ö^svog  Heiligtum  in  Lebadeia  beim  Orakel   des   Tro- 

Tv%r}g    7iQü)xog    iTT.oir\ßsv     (bv    i'ß^isv    itöXov    xs  phonios   Paus.  9,  39,  5    sTtsiSuv   dvÖQi    ig  xov 

'i^ovßav   iiil   xf]    xscpaXf]   y.<xi   xf]  ixsQcc  %£iQi  xb  Toocpcovlov    kuxisvcci    8öh,rj,    rtQÜxu   {ihv    xsxecy- 

%aXov^,svov    'A[i<xX&si(xg    KtQag     imb    'EXXtjvcov,  [itvcav  rjjiSQcbv  öiccixav  iv  olxrjiiixxi   i%sf    xb  8s 

Tempel    ebd.    für    Hadrianische    Zeit    bezeugt  ot'xrjfto;  Aocipovög  xs  'Aya&ov   ual    Tv%r\g  isqov 

C.  I.   G.    3148,    14    ZiiidQccy8og    Ttgvxavig    vabv  ißxiv  Aya&fjg  .   8icciX(a[isv6g  xs  ivxccv&cc     xd  xs 

Tv%rjg    Y.axaßy.svdßsiv    iv    xa   (Poivsixüvi    (vtts-  dXXcc  xcc&cxqsvsi  nccl  Xovxqüv   siQysxai    &SQ}iwv; 

ß%sxo),  vgl.  die  Münze  mit  Bild  und  Beischrift  10  Altar  in  der  Altis  von  Olympia  Paus.  5,  15,  6 

Tv%ti    ZiLVQvcäav   Eckhel  D.  N.    2,  545;    eine  ig    8s    ccvxbv    xbv    ^ßoXov    ißsX&ovxcov    Tv^^g 

üfjyjtfn-ici  xi)g  7tQO  7ioXsa>g  [isydXrjg  &säg  Tv%r\g  ißxiv  Aya&fjg  ßcofiog;  Priester  des  Zsvg  vtpißxog 

aus   Trapezopolis   (Phrygien)   erwähnt  C.  I.  G.  und    der    A.   T.    in    Mylasa    (Karien)    C.  I.  G. 

3953  d    (für    -jtQO    noXsoag   vgl.    C.  I.  G.    vol.   2  2693  e,  vgl.  die  bithynische  Weihung  B.  C.  H. 

p.  605);  Tyche  neben  Apollo  als  Helferin  ge-  25  (1901)    p.  25  nr.  163   [Aycc]&f]    Tv%r],   [&scp\ 

nannt    in    einem    Orakelspruch    auf   Stein    aus  vipißxca\  Kult  im  didymäischen   Apollonheilig- 

Pisidien    C.  I.   G.  4379  o    lf.    dnccvxcc    7tod£,ig  tum  zu   erschliefsen   aus   dem  Verzeichnis   der 

v.dv.xtXs ig  nox'  svxv%a}g,  ßorföbv  i'^ig  \isxcc  Tv%7\g  von   Seleukos    nach    Milet    geschenkten    Gold- 

xbv  Ilv&iov,  vgl.  die  unwesentlich  abweichende  sachen    C.  I.  G.    2852,    31    (an    erster    Stelle) 

Fassung    des     Orakels    aus    Limyra    (Lykien)  50  cpidXy]  nagvioxi]  Aya&fjg  Tv%rjg  pia;  ein  itvQyog 

C.  I.  G.  4310;  Heiligtum  in  Namara  Batanae-  xfjg   'Aya&fjg    Tv%rjg    in    Smyrna    Dittenberger, 

orum  (Syrien)  erwähnt  in  dem  Grabepigramm  Syll.*  528;    Priestertum    in    der   Verkaufsliste 

der  Stifter  Kaibel,  Ep.  gr.  440  (2./3.  Jh.  p.  O);  aus  Erythrai  ebd.  600,  88  [Ay]a&fig   Tvxns    H. 

in   Syrakus   Cic.    Verr.  2,  4,  53,  119   tertia  est  Weihungen  aus  Athen  C.  I.  A.  2, 1536  {=Ditten- 

urbs  (Syracusis),  quae  quod  in  ea  parte  For-  berger,  Sylt*  755)   xolg   8io8sv.a   %solg   %al   xf] 

tunae  fanum  anticum  fuit  Tycha  nominata  est,  Aya&fj  Tv%y,  ebd.  1566  [^ya^jefr]  T[v%si  dvi- 

vgl.    Steph.    Byz.    s.    v.    Tv%rf    noXig    UtxsXLag  &tjks'?],  C.  I.  G.  371  \Ayub~\i]g  Tv%7]g;  Epidauros 

TtXr]ßiov  £vQUY.ovßüv,  sowie  eine  Kupfermünze  C.  I.  P.  1,  1160  (3./4.  Jh.  a.  C.)  'Aycc&oSuiiiovog, 
von  Syrakus  bei   Eckhel  D.  N.  1,  246,   worauf      Aycc&äg  Tv%ag;  Troizen  C.  I.  P.  1,  765  (4.  Jh. 

midier    capite    turrito    stans    d.    guber tmcidum,  go  a.  C.)  \T-v\%ug 'Ayu.\%,üg~\;  Smyrna  C.  I.  G.  3171 

*.  hast  am.    —    Weihung  an  Hora  und  Tyche  'Aycc&fj  Tv%rj  'Povcpslvog  iSgvßaxo;  Kos  Paton- 

auf   einem    Stein    in   Verona   1.  G.  S.  I.  2309,  Hicks  Inscr.  of  Cos  57  Dedikation  einer  Sonnen- 

s.  Hora.  —  Weihinschrift  zu  Ehren  des  Perser-  uhr  an  A.  T.,  Agathos  Daimon  und  den  Demos, 

königs.  aus    Mylasa    (Karien)    C.  I.  G.  2093b  s.   Demos;    Kypros    C.  I.   G.    2642    xf]   'Aya&f] 

0  8)~](iog  Tv%r]  inKpccvst  ßccßtXicog.  —  Auf  For-  Tv%r];   Pergamon    Inschr.    von    Pergamon   341 

ttmenkult   in   Aere    (Palästina)    beziehen    sich  (=  Dittenberger,  Sylt.'2  756)  'Aysx&f]    Tv%n   kuI 

C.  I  G.  4554 — 4557:   Weihung  des  Heiligtums  Aya&ä)     Jcäpovi;      unbestimmter      Provenienz 

4554     vTtsq     ßcoxvQiKg    %al    vsinrig    xov     xvqiov  G.  I  G.   1950  dvt&[r]7itv]  'Aycc&f]  Tv%y  'l(ovXicc) 


2145       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       214G 

A9)]vü  ZvvTQocpov    v.axa    övcxQ.     Weihung    au  schlul's  an  griechische  Typen,   Wissowa  EA  1, 

die  A.  T.  der  ovvoSog  H^vQvasixcav  in  Magnesia  7(JGf.  Aust  P  W  3,  715. 

G.  I.  G.  3408.  Widderopfer  an  die  A.  T.  be-  Civitas,  Altarinschrift  C.  I.  L.  6,  88  Ge- 
stimmter Personen  in  einem  Familienkult  von  vitati  sacrum  A.  Aon  Hins  Artema  fecit. 
Halikarnaf's  Dittenberger,  SyM.*  641,  33 ff.  tjj  dementia,  Tempelgründung  zu  Ehren 
liev  ttLpJcöt^  (sc.  i)u£qcc)  ftvsiv  Tv%r]  'Aya&fi  Caesars  44  a.  C.  Flut.  üaes.  57  %al  xö  ya  xfjg 
naxQog  v.al  \ir\xqbg  Ilo0s[idco]vlov  [x\qiov  xai  'E7ti8i-Aülag  itgov  ovx  dnb  xqottov  Soxovai  %a- 
Aaiyuovi  'Ayaftco  FLoßsidcoviov  ..xat  \_ro\gyiSog  ql6xi']qiov  ini  xfi  71qu6xt]xi  ipncploaafrai  Appian 
kqiov,  x\]  dt  dsvxbQoc  %xl.  —  Über  die  T.  nö-  b.  c  2,  106  xai  vadig  txpt]cpLaavxo  Tiollovg 
Xt-cog  s.  Welcher,  Griech.  Götterlehre  2,  807  ff'.,  10  avxco  ytvta&ai.  xa&änsQ  &ta>  %ai  v.oivbv  avxov 
für  die  zahlreichen  einschlägigen  Münzbilder  xat  Eitisi-AtLag  cdlrjlovg  ds^Lovuevcov  Cass. 
vgl.  die  Indices  bei  Lmhoof- Blumer,  Monn.  gr.  Dio  44,  G,  4  vccbv  avxat  x(j  x'  '  Eititi%bia  avxov 
p.  495,  Griech.  Münzen  S.  795.  Über  T.  und  xEybsvKj&^vui  tyvcooav,  itQta  acplai  xbv  'Avxcoviov 
Isis  s.  EA  1,  1549.  mßTttQ    xivä    Aiakiov    nQo^stQt.ad^avoi,,    Münze 

mit    Tempelbild    Babelon,   Mona.   cons.   2,  29. 

,j    p..    .    ,  Altar  für  Tiberius  Tue.  ann.  4,  74,  s.  Amicitia. 

11.  KOmiSCÜ.  Münzen  mit  Clementiae  s.  c.   und  Moderationi 

Abundantia,   auf  Münzen   der  Kaiserzeit  s.   c.    bei    Eckhel   D.   N.    6,    187.      Jährliches 

von  Elagabal  bis   Galerius  Maximianus,   Aust  Opfer    an    die    C.    des    Caligula    beschlossen 

PW  1,  125.  20  39   a.  C.    Cass.   Dio   59,  IG,  10   Kai  rjj    $ilav- 

Aequitas,   Weihung   eines  Signum  Aequi-  ftqania  avxov  ßov&vxslv  %ax'    'ixog  %v  xs  ixsivn 

tatis    an    Fortuna    Primigenia    aus    Praeneste,  xf]  rj^itQa  .  .  .  iipi]cpLaavxo.     Kuhopfer  der  Ar- 

C.  I.  L.    14,    2860.      Alte    Gefäfsinschrift    aus  valen  vom  Jahre  66  p.  C.    C.  I.  L.  6,  2044,  1 

Vulci  CLL.  1,43  Aecetiai  pocolom  (Aecetiai=  cd  18/9.     C.    augusta  auf  Münzen  der  Kaiser- 

Aequitati?).     Als  Göttin  aufgeführt  bei  Arno-  zeit,   später  abgelöst   durch   die  C.  temporum, 

bius  4,  1.     Häufig  auf  Münzen  der  Kaiserzeit  die   seit  Gallien    ausschliefslich    vertreten    ist, 

von  Galba  bis  Maximianus  Hercules,  A.  publica  Peter  EA   1,   911,   s.  auch   Ouilling,  Zeitschr. 

auf    Münzen     seit    Septimius     Severus ,    Aust  f.    Num.    20   (1897),    208  ff.     Fiktiver  Kult  bei 

PW  1,  604 f.  —  S.  Dikaiosyne.  Stat.  Theb.  12,  481  ff.,   von   Wachsmuth,  Stadt 

Aeternitas,  Name  und  Tempelbild  schon  30  Athen  2,  439  f.  auf  den  Athener  Kult  des  Eleos 

auf   den    Münzen    der    beiden    ersten    Kaiser,  bezogen. 

Aust  PW  1,  694.     Kuhopfer  der  Arvalen   an  Concordia,  Heiligtümer:    1)   Tempel  auf 

die  A.  imperi  nach  Entdeckung  der  pisonischen  der  Westseite   des  Forums,  gestiftet  367  a.  C. 

Verschwörung   im   Jahre    66    p.  C.    G  I.  L.  6,  vom   Diktator  M.   Furius   Oamillus,  Ovid  fast. 

2044,  1  cd  5/6.  1,   637 ff.   Plut.    Cam.   42;    erneuert    121   a.    C. 

Amicitia,    Altar    zu   Ehren    des   Tiberius  von  L.  Opimius,   Plut.   C.    Gracch.  17   Appian 

28  p.  C.   Tae.  ann.  4,  74  ita  quamquam  diver-  b.  c.  1,  26  Augustin  c.  d.  3,  25;   10  p.  C.   von 

sis  super  rebus  consulerentur,  aram  Clementiae  Tiberius   der    0.   augusta    geweiht,    Ovid  fast, 

aram  Amicitiae  effigiesque  circum  Caesaris  ac  1,  645 ff.    Cass.   Dio   55,   8,   2;    56,  25,  1,  iStif- 

Seiani  censuere.  40  tungstag  am  16.  Januar,  fasti  Praen.  C.  L.  L. 

Annona,  Altar  mit  Inschrift  Annfonae  ?)  1 2  p.  308;  eine  späte  Restauration  meldet  der 

auf  einer  Gemme   C.  L.  L.  2,   4976,    1,    Altar-  anon.  Eins.  C.  L.  L.    6,   89.     Häufig   erwähnt, 

inschrift     Annonae    sanctae     C.   L.   L.    6,    22,  s.  EA  1,  914ff.  Aust  P  W  4,  832.    2)  Kapelle 

f  Anno] nam    aug.     C.   L.  L.    14,   51.      A.    auf  in  area    Vulcani  dediziert  vom  Aedil  Cn.  Fla- 

Münzen  der  Kaiserzeit  seit  Nero,  zunächst  mit  vius  304  a.  C.  Liv.  9,  46,  6,  aediculam  aeream 

Ceres  gruppiert,  dann  selbständig,  vgl.  Wissowa  fecit  in  Graecostasi  Plin.  n.  h.  33,  19.  3)  aedes 

EA  1,  360  f.  in  arce  vom  Prätor  L.  Manlius  gelobt,  geweiht 

Bonus   Eventus,    ursprünglich    Gott    der  216  a.  C.  Liv.  22,  33,  71'.;  23,  21,  7,  ötiftungs- 

agricolae,    Varro  de  r.   r.   1,    1,   6.     Kopf   auf  tag    am    5.   Februar,    fasti  Praen.   C.  I.  L.  1- 

Münzen  der  Republik,    Wissowa   EA   1,   796.  50  p.  309.     4)  eine  aedes  der  C.  weiht  Livia  am 

In   der  Kaiserzeit  Tempel   auf  dem  Marsfelde,  11.  Juni  in  der  nach  ihr  benannten  Porticus, 

Amm.  Marc.  29,  6,  19  porticum  excitavit  (Clan-  Ov.    fast.    6,    63 7  ff.     5)    erschliefst    Aust    bei 

dius    praefectus)    ingentem     lavacro    Agrippae  P  W  4,  833    eine    aedes   Sacra    aus   der  Notiz 

contiguam,  Eventus  Boni  cognominatam  ea  re,  der     fast.    Pinc.    zum    22.    Juli    Concor(diae) 

quod    huius    numinis  prope    visitur    templum.  aiilim  (=   militum?    Hirschfeld)    C.  L.   L.    I2 

Gott   des   glücklichen   Gelingens   in  jeder  Be-  p.  323.     6)  Senatsbeschlufs  vom  Jahre  44  a.  C. 

ziehung:  zahlreiche  Weihinschriften,  besonders  Cass.   Dio  44,  4,  5    vsmv    ts  'Üuovoiag   %atvi]g 

aus  den  Provinzen,    Wissowa  S.  216.     Hervor-  u>g    xal    di'    avroö    (sc.    Kaloaoog)   dqiivovvxtg 

zuheben    C.  I.   L.   2,  2412    deo   saucto   Evento,  oixodoufjaat.  Hai  jrav^yvQiv  avxy  ixrjßiav  aytiv 

ib.   4612    Bono    Event,    aug.,    6,  795    Evcutui  60  tyvcoaav.     —     Öffentliche     Aufstellung     einer 

aug.   .  .    Victoriis    aug.,    7,    97    [Forjtune    et  Statue    der    Concordia    durch    den    Censor   Q. 

Bono  Evento,  8  Suppl.  17213,  fBJono  Evfentui]  Marcius  Philippus  164  a.  C,  Cic.  de  domo  130. 

augufsto],  Orelli  1894   (B.    E.    zwischen    Fort.  Errichtung  von  Statuen  der  C,  Salus  und  Pax 

Caelestis  und  Felicitas).     Über  die  Verehrung  durch  Augustus  10  a.  C,  Cass.  Dio  54,  35,  2, 

des  B.  E.   im  Lagerkult   s.   Domaszewski,  Re-  dazu  Ovid  fast.  3,  881  f.  (30.  März)  Ianns  ado- 

ligion  des  römischen  Heeres,  Westd.  Zeitschr.  14  randus  cumque  hoc  Concordia  mitis  et  Borna  im 

(1895)  S.  44.     Häufig   auf  Münzen  der  Kaiser-  Salus  araque  Paciserit,  yg\.  Oest.Jahresh.5(l'J(>2) 

zeit  von  Galba  bis  Gallien  dargestellt  im  An-  S.  163.  Darbring-uncr  von  Geschenken  an  C.  neben 


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Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  68 


2147       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       2148 

Iuppiter  und  Mars  1 6  p.  C.  Tac.ann.  2,  32;  vgl.  G.  Lesung    Orelli    3,    5820    Honori    et    \AVORI 

I.  L.  6,  91 — 94.  3675.  [90.  3675  a].  Kuhopfer  der  Saturnfijnius  Lupulus  (Pavori?  Mommsen). 

Arvalen  57  p.  C.  am  Geburtstage  der  Agrippina  Fecunditas,    Tempel  63  p.  C.    nach    der 

C.  I.  L.  6,   2039,   10;    58  p.  C.   bei   derselben  Niederkunft   der   Poppaea   vom    Senat    dekre- 

Gelegenheit   ib.  2041,   17    {Concordiae   ipsius),  tiert    Tac.    arm.  15,  23    additae  supplicationes 

am  Geburtstage  des  Nero   ib.  2041,  31   (Con-  templ/umque  Fecunditati.    Darstellung  auf  Mün- 

cordiae  honoris  Agrippinae  aug(ustae) ;  60  p.  C.  zen  von  der  älteren  Faustina  an;  F.  temporum 

ib.   2042  f  6;    69    p.   C.     am    Geburtstage    der  auf  Münzen  der  Barbia  Orbiana  und  Otacilia, 

Galeria  ib.  2051,  2,  13.     Ansagung  des  Opfers  s.  EA  1,  1471  f. 

an  dea  Dia  durch  den  magister  der  Arvalen  lü  Felicitas,  Tempel  1)  am  Velabrum,  kurz 
im  Tempel  der  C.  für  eine  Reihe  von  Jahren  nach  146  a.  C.  von  L.  Licinius  Lucullus  ge- 
bezeugt, s.  Mensen,  Acta  Arval.  S.  5,  Eph.  weiht  Strabo  8,  6,  23  p.  381  Cass.  Dio  frg. 
epigr.  8,  332,  13.  Erwähnung  von  aeditui  75,  2  Melber,  id.  43,  21  (dazu  Suet.  Caes.  37).  Er- 
aedis  Concordiae  C.  I.  L.  6,  2204f.  aeditus  ab  wähnungen  s.  EA  1,  1473.  2)  an  Stelle  der 
Concordia  ib.  8703.  —  Auf  eine  gewisse  Be-  Curia  Hostilia  auf  Caesars  Veranlassung  von 
deutung  der  C.  am  Fest  der  Cara  cognatio  M.  Aemilius  Lepidus  gebaut  Cass.  Dio  44,  5, 
weist  Ovid.  fast.  2,  631  f.  Concordia  fertw  illa  lf.  Heiligtum  auf  dem  Kapitol,  fast.  Ant. 
praecipue  mitis  adesse  die.  —  Altar  in  Syrakus  zum  1.  Juli  Felicitati  in  Capfitjo(lio),  fast. 
Liv.  24,  22,  1;  aedes  curialis  Concordiae  in  Amit.  (vgl.  fast.  Arn.)  zum  9.  Oktober  Genio 
Gales  C.  I.  L.  8,  757 ;  Weihung  eines  signum  20  public(o),  faustae  Felicitati,  Vener(i)  viclr(ici) 
und  basis  aus  Cora  G.I.L.  1,  1154=10,6508;  in  Capitol(io) ;  auf  der  Höhe  des  Pompeius- 
Restauration  eines  signum  und  Dedikation  von  Theaters  zusammen  mit  Venus  Victrix,  Honos 
basis  gradus  ara  in  Casinum  C.  I.  L.  10,  5159.  und  Virtus*,  s.  Honos ;  auf  dem  Marsfelde  fast. 
Zahlreich  sind  die  Weihungen  an  C.  augusta  Urbin.  C.  I.  L.  1 2  p.  339  Felicitati  in  cam(po) 
oder  Augustorum,  s.  Wissowa  S.  273,  4.  Aust  Mart(io).  Opfer  der  Pontifices  etc.  zur  Feier 
P  W  4,  834.  Concordiae  augustae  Pietati  ist  des  Tages,  an  dem  Tiberius  einen  Altar  nu- 
das  Gebäude  der  Eumachia  in  Pompeji  dedi-  mini  Augusti  dediziert  hatte,  fast.  Praen.  zum 
ziert,  CLL.  10,  810.  Kultgenossenschaft  der  17.  Jan.  pontifices  afitgures  XVviri  s.  f.  VLIJ 
Concordiales  Augustales  in  Patavium,  s.  EA  vir(i)  epulonum  victumas  vmm[dl]ant  nfumini 
1,  922,  Mommsen  C  L.  L.  5  p.  268.  Über  die  30  Augusti  ad  aram  qjuam  dedicaint  Ti.  Caesar. 
Verehrung  der  C.  als  Schutzgöttin  ganzer  Be-  Feflicitatji,  qfuod  Ti.  Caesar  aram]  Aug. 
rufsklassen  s.  EA  1,,921  Aust  PW  4,  833 f.  patri  dedicavit.  Eine  mpplicatio  Felicitati 
Wissowa  S.  273,  6.  Über  ihre  Beinamen  auf  imperi  im  Cumanischen  Festkalender  zum 
Münzen  EA  1,  920  Aust  PW 4,,  834.  --  Kopf  15.  April  C.  L  L.  10,  8375.  Kuhopfer  und 
der  C.  auf  Münzen  der  Republik,  EA  1,  915 f.  Gelübde  an  die  F.  oder  F.  aug.  (auch  publica) 
Aust  P  W  4,  834.  Auf  den  Münzen  der  Kaiser-  begegnen  in  den  Arvalakten  wiederholt,  s. 
zeit  C.  augusta  dargestellt  mit  Nero,  EA  1,  Henzen,  Acta  Arvalium  p.  71  (F.  publ.).  72. 
917ff.  Aust  PTP4,  834f.  -  -  S.  Homonoia.  74.    84f.    121  (?).     168    (F.   aug.).     Aufstellung 

Constantia,  nur  auf  Münzen  des  Claudius  einer  Statue  der  F.  zu  Ehren   des  Tiberius   in 

und  seiner  Mutter  Antonia,  EA  1,  923 f.  40  dessen  Geburtsort  Fundi,  Suet.   Tib.  5.  Private 

Copia,    Weihinschrift    auf   einem    Cijjpus  Anrufungen  der  F.  zum  Wohl  des  kaiserlichen 

aus    Avignon    C.  L.  L.   12,  1023    Sex.   Veratius  Hauses,   s.  Wissowa  251,  8,   Strena  MeTbigiana 

Priscae  l.  PotJius  Copiae  v.  s.  l.m.    C.  als  Name  337  ff.           Über  Beinamen  der  F.  vgl.  EA  1, 

römischer  Kolonieen  in  Thurii  (193  a.  C.)  und  1474,  über  Darstellungen  auf  Münzen  ebd.  1475. 

Lugdunum    (43    a.    C),    sowie    entsprechende  —  Über  F.  als  Parole  s.  ob.  Sp.  1646,  4. 

Münzlegenden  EA  1,  929,  vgl.  Wissowa  S.  276.  Fides,  Tempel  auf  dem  Kapitol,  dem  des 

Dies    bonus,    Weihinschrift     auf    einem  Iuppiter  benachbart,   254   oder  250  a.  C.   von 

Cijipus  aus  Caesarea  (Mauretanien)  O.  L.  L.  8,  A.   Atilius   Calatinus    geweiht,    115   a.  C.   von 

9323    Die    bono    M.    Allecinus    Athictus    dedit  M.    Aemilius    Scaurus    wiederhergestellt,    Cic. 

libens  animo  d.  s.  50  n.  d.  2,  23,  61.  de  off.  3,  29,  104,  vgl.  de  leg.  2, 

Disciplina,   Weihungen  Disciplinae  mili-  11,  28;   legendarisch,   aber   auf  das   Alter  des 

tari  aus  Altava  (Mauretanien)  C 1.  L.  8,  9832  Kultus    weisend    Dion.    Hai.    2,     75    (Nunia) 

und   Bir   umm   Ali   (Gebiet    von    Theveste)    ib.  TTQcoTog  är&Qcoircov  isqov  IdQvoaTO  HiGTsag  dn- 

10657;    Discipulinae    flmp.     Caes.     Aug?]usti  nooLagxai&vGicig  ccvrf]  xazsaTTjOctro.  Plut.Nitma- 

C.  L.  L.  7,  896  (bei  Cambeckfort  in  Britannien  16  tiq&xov  $i  cpctoi  xa.1  niaztcog  xccl   TlQ\iovog 

[Petrianae?]),    vgl.  Domaszewski,  Rel.  d.  r.  H.  Isqov    idQvoao&ai.     v.cci   n)v  ^isv  Uißriv  oqxov 

S.  44,    191.    —    Disciplina  (resp.  Discipulina)  ccnoötlt,ca  'PcoiLcdoig  uiyiGtov,  ca  iQmwsvoi  ftf#p< 

aug.    als    Legende    auf   Münzen   des   Hadrian,  vvv    dtaxslovßiv.     Rein   fiktiv    wie    es    scheint 

Domaszeioski  a.  a.  O.  S.  44.  Stevenson,  Dictionanj  die  von  Agathokles  bei  Festus  p.  269,  8  be- 

of  roman  coins  p.  333.  60  richtete  Weihung  eines  tcmplum  Fidei  in  Pa- 

Fama,    Weihinschrift    aus    Köln    Famae,  latio  durch  Rhoma,  die  Enkelin  des  Ascanius. 

Orelli  3,  5817,  an  F.  augusta  aus  En  la  Alameda  Altertümliches   Ritual  Liv.    1,    22,    4    et    soli 

(Baetica)  C.  I.  L.  2,  1435  Famae  aug.  sacrum;  Fidei  sollemne  instituit  (Numa).    ad  id  sacra- 

s.  Pheme.  rium   flamines  bigis  curru   arcuato  vehi   iussit 

Fas,  Angerufen  in  der  feierlichen  Ankün-  manuque  ad  digitos  usque  inroluta  rem  divinam 

digung   des   Pater  patratus    der  Fetialen  Liv.  facere.   Serv.  Aen.  1,  292  ei  albo  panno   invo- 

1,  32,  6,  s.  Fines.  lata  manu  sacrificatur,  vgl.  ebd.  8,  636  Horaz 

Favor,  Weihung  aus  Köln  mit  unsicherer       carm.  1,  35,  21  f.     Fest  am  ersten  Oktober  fast. 


2149       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       2150 

Arv.  Amit.  Paul. :  Fidei  in  Ca/pitolio.     Auf be-  Topogr.  2,  559 ;  vgl.  S.  23.    3)  Erwähnung  einer 

wahrung  der  Veteranenurkunden    im    Tempel  aedes  Fortunae  ad  lacum  Aretis  C.  I.  L.  6,  9664. 

der  F.  Mammaen  C.  I.  L.  3  p.  916,  10.    Weih-  F.   aTtotQonaiog,  Heiligtum  dem  Servius 

inschriften    verhältnismälsig    selten,    Wissowa  Tullius     zugeschrieben     Flut.     qu.     Born.     74 

124,    3.      Fides    im    Volksglauben,    Keseberg,  p.  281  E. 

Quaest.  Plaut,  et  Ter.  ad  rel.  spect.  p.  56.  augusta,  s.  F  A  1,  1523 ff.  Weihungen 
F. -Kopf  auf  Münzen  der  Republik  FA  1,  14s2,  zahlreich,  Wissowa  S.  213,  1  EA  1524f.  Hei- 
ganze Darstellung  häutig  auf  Kaisermünzen,  ligtümer  aufserhalb  Roms  in  Pompeii,  Africa 
auch  mit  spezialisierenden  Beinamen,  a.  a.  0.  (Mustis),  Dakien  (Maros-Porti).  cultores  domnx 
1482  f.  F.  publica  oder  populi  Romani  ist  der  10  dioinae  et  Fortunae  aug.  in  Tibur  C.  I.  L.  14, 
volle  Name  der  kapitolinischen  Göttin,  Wissowa  3561.  Name  und  Bild  auf  Kaisermünzen 
123.  —  S.  Pistis.  häufig.      Weitere    Spezialisierung    in    F.    aug. 

Fines,     Soldatenweihung     am    Vinxtbach  respiciens  und  praesens  C.  I.  L.  6,  181.     Vgl. 

bei  Brohl  Finibufs]  et  Geuio  loci  et  I.  0.  M.  EA  a.  a.  0. 

C.  I.  Bhen.  649.  Anrufung  der  F.  in  der  balnearis,  auf  Inschriften,  vgl.  F.  bai- 
feierlichen Ankündigung  des  Pater  patratus  neorum;  s.  EA  1,  1523,  Wissowa  S.  212,  15. 
der  Fetialen  Liv.  1,  32,  6  audi  Luppiter  in-  barbata,  erwähnt  bei  August,  c.  d.  i,  11 
quit,  audite  Fines  —  cuiuscumque  gentis  sunt  (quae  adultos  barba  induat);  6,  1  Tertull.  ad 
nominat—audiat  Fas.  not.  2,  11  (C.S.E.L.  20,  1  S.  116,  2). 

Fors  Fortuna,  Tempel  1)  auf  dem  rech-  20        bona,   auf  Inschriften  und   Kaisermünzen, 

ten    Tiberufer,    Servius   Tullius    zugeschrieben  EA  1,  1511. 

Varro  de  l.  I.  6,  17   Dion,   Hol.  4,  27.     2)   in  br e vis,  Heiligtum  Serv.  Tüll,  zugeschrieben, 

der   Nähe   von    1),   293  a.  C.   vom  Konsul   Sp.  Plut.  qu.  B.  74  p.  281  D. 

Carvilius  gebaut  Fiv.  10,  46,  14.    Beide  Heilig-  conservatrix,  auf  Inschriften  EAl,  1522. 

tümer   schreibt   dem   Servius  Tullius  zu    Ovid  dubia,     Ortsangabe     der     kapitolinischen 

fast.  6,  783  f.    Das  eine  am  ersten,  das  andere  Basis  zur  13.  Region  (Aventin)   vico  Fortunae 

am     sechsten     Meilenstein     fast.    Amit.     zum  dubiae,  Jordan,  Topogr.  2,  586. 

24.  Juni:  dies  der  gemeinschaftliche  Stiftungs-  dux,    Rindopfer    der    Arvalen    214    p.    C. 

tag   Forti   Fortunae   trans    Tiber(im)    ad   mil-  CLL.  6,  2103  b  7  f.  Fortot  nae)  duci  b(ovem) 

liar(ium)  primnnnj  et  sext(um),  vgl.   ebd.  fast.  30  [f(eminam)    aittratamjj.      Weihinschrift    For- 

Ven.  Phil.:  Fortis  Fortunae,  f.  Bust.:  sacrum  tunae  duci  aus  Telesia  (Gebiet  der  Samniter) 

Fortis  Fortunae.     Zu  dem  Datum  stimmt  Ov.  C.  L.  L.  9,  2194.     Name  und  Bild  auf  Münzen 

a.  a.  0.  774.    Iunio  mense   Varro  a.  a.  0.    Auf  der  Kaiserzeit  s.  EA  1,  1528  f. 

2)    beziehen    sich  vermutlich   die   im    benach-  equestris,   Tempel   180  a.  C.   im   celtibe- 

barten  Hain  der  dea  Dia  gefundenen  archai-  rischen  Kriege  vom  Diktator  Qu.  Fulvius  Flaccus 

sehen    Weihinschriften   C.  L.  L.   6,   167  —  169,  gelobt  Liv.  40,  40,  10,  Baubeschlufs  ebd.  44,  9, 

s.  EA  1,  1502.     3)   aedes  Fortis  Fortunae  in  Weihung  173  a.  C.    ebd.  42,  10,  5;   nahe   dem 

hortis  (des  Caesar  auf  dem  r.  Tiberufer)  16  p.  C.  Marcellus-Theater     Vitruv    3,    3,    2;    erwähnt 

von    Tiberius    geweiht    Tac.    ann.   2,  41;    vgl.  Obsequens   113.    —    Tempel  bei  Antium    Tac. 

Plut.    Brut.  20    de   fort.    Born.  5  p.  319A.    —  40  ann.  3,  71. 

Fest  des   niederen   Volkes    und  Lustbarkeiten  svslTug,    Heiligtum    von    Serv.    Tüll,    ge- 

Ovid    a.  a.   0.    775 ff.    (781    plebs    colit   haue);  gründet,    Plut.    qu.    B.  74    p.  281 E,  Altar    de 

Anspielungen    darauf    Cic.    de   fin.    5,    24,    70  fort.  Born.  10  p.  323  A  (iv  rw  jxaxgcc»  atsvcoTta). 

Varro  bei  Nonius  p.  144.  425,  vgl.   Formt  zu  felix,  Darstellungen  auf  Kaisermünzen  EA 

Ter.    Phormio    841    Fors   Fortuna    est,    cuius  1,  1512. 

diem  festum  colunt  qui  sine  arte  aliqua  vivunt.  huiusce  diei,  Tempel  1)  auf  dem  Mars- 
Opfer  von  Garten-  und  Feldfrüchten  um  die  fehle,  Stiftungstag  am  30.  Juli,  fast.  Allif: 
Zeit  der  Ernte  Columella  10,  311  ff.  —  Eine  Fortunae  lutiusqfue  diei  ijn  campo,  cf.  Pinc: 
schola  Fortis  Fortunae  in  Veii  Orelli  3,  5791.  Fort(unae)  huiusque  diei.  Damit  wird  ver- 
Altar mit  Weihinschrift  Forti  Fortunae  und  50  bunden  werden  müssen  Plut.  Mar.  26,  wonach 
Darstellung  der   Göttin  aus  Aquileia    C.  I.  L.  Q.  Lutatius  Catulus   in  der  Schlacht  bei  Ver- 

5,  8219.  Weihung  eines  Soldaten  numini  cellae  101  a.  C,  die  gerade  am  30.  Juli  statt- 
Fortis  Fortune  aus  Rom  C.  1.  L.  6,  170.  Dar-  fand,  ein  Bild  dieser  F.  gelobte:  sv&zo  ds 
Stellung  auf  Münzen  EA  1,  1502.  Gleich-  %a\  Kdrlog  ouoicag  uva6%<ov  tag  %siQag  y.a&n- 
setzung  mit  Nemesis  ebd.  1503.  qwosiv    t>)v    Tv%r\v    %f\g    rj^tgeeg    £%dvr\g    und 

Fortuna,  Heiligtum  1)  Tempel  am  forum  weiter  unten:    &xs  di]  xai  [izta  rgoitäg  &SQovg 

boarium,    auf   Servius    Tullius    zurückgeführt  xf\g  (ta%?js  ytvousvng,  wg  (so  mit  der  Vulgata!) 

Ovid  fast.  6,  569 ff.  Dion.  Hai.  4,  27,  7;  40,  7  ayovoi  'Pcoiicüoi,  hiqo  tqlüv  i'j^sqüv  zTjg  vov[U]- 

Val.  Max.  1,  8,  11  Plin.  n.  h.  36,  163.    Kult-  viag  tov  vvv  aiv  Avyovarov,  rdrf  Si  ^£t,nliov 

beziehungen   zur  benachbarten  Mater  Matuta,  60  ^vog  (ag  ay.  'P.  =  mach  römischer  Zeitrech- 

gemeinsamer  Stiftungstag:  11.  Juni,  Ovid  fast.  nung'    Usener).    2)  vielleicht  auf  dem  Palatin, 

6,  569;  Wissowa  S.  207.  Über  die  verschieden  Zeugnis  der  kapitol.  Basis  für  die  10.  Region 
gedeutete  Kultstatue,  (Servius  Tullius,  Fortuna,  vico  huiusque  diei,  Jordan,  Topogr.  2,  585. 
Pudicitia)  s.  Peter  EA  1,  1509  ff.  Zu  der  Dort  standen  möglicherweise  die  von  P.  Ae- 
Identität  dieser  F.  mit  F.  Virgo  und  Virgi-  niilius  geweihte  Minerva  des  Phidias,  die  zwei 
nalis  (s.  diese)  vgl.  Wissowa  a.  a.  0.  2)  zu  von  Catulus  geschenkten  signa  pulliata  und 
erschliel'sen  aus  der  Angabe  der  Notit.  zur  die  Standbilder  des  Pythagoras  von  Samos, 
11.    Kegion    (circ.    max.)    Fortunium,    Jordan,  Plin.  n.  h.  34,  54.  60. 

68* 


2151        Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)        2152 

mala,    Altar  auf  dem  Esquilin   Cic.  n.  d.  (licet   'quondam    sacrata    est  colle   Quirini  hac 

3,  25,  63  de  leg.  2,  11,  28  Flin.  n.  h.  2,  IG.  Fortuna  die  publica'  verus  erit.     Einen  Tempel 

mammosa,  in  der  12.  Region  (piscina  pu-  xyg    Tv%r\g  zijg   dr^oaiag    %alov[L£vr\g    erwähnt 

blica)    verehrt,    kapitol.    Basis    vico   Fortunae  ohne  Ortsangabe  Cass.  Bio  42,  26,  3.  —  Weih- 

mammosae,  Jordan,  Topogr.  2,  586,    Curios.  u.  inschriften  aufserhalb  Roms  Wissowa  S.  212,  9. 

Not.:  Fortunam  mammosam  a.  a.  0.  p.  560.  —  s.  auch  das  folgende. 

manens,  Name  und  Bild  auf  Münzen  des  publica     populi    Romani    Quiritium 

Commodus,  EA  1,  1513.  primigenia,   Tempel   auf  dem   Quirinal   201 

memor,  Weihinschrift  in  Rom  Fortunae  a.  C.  vom  Konsul  P.  Sempronius  Tuditanus 
memori  C.  I.  L.  6,  190.                                            10  gelobt    Liv.    20,  36,    8,    194    eingeweiht    ebd. 

muliebris,    Heiligtum   am  4.  Meilenstein  34,  53,  5.  Stiftungstag  am  25.  Mai  fast.  Caer.': 

der  via  Latina    Val.   Max.    1,   8,   4   Fortunae  Fortunae   p(ublicae)  p(opuli)   JR(omani)    Q(ui- 

etiam    muliebris   simulacrum,   quod  est  Latina  ritiumj    in   colle  Quiriu(ali),  Esq.:   Fortun(ae) 

via  ad  quartum  miliarium,  Fest.   p.  242    item  puhlic(ae)  p(opidi)  R(omani)  in  coll(e),  Venus.: 

via  Latina  ad  miliarium   IUI  Fortunae  mu-  Fortun(ae)  prim(igeniae)  in  col(lej.     Ov.   fast, 

liebris  (sc.   Signum)   nefas   est  attingi,  nisi  ab  5,    729  f.    (populi    Fortuna    potentis    publica). 

ea,  quae  semel  nupsit.     Ausübung  des   Kultes  Zum  Namen  vgl.  Mommsen  C.  I.  L.  1 2  p.  319. 

nur  den  univiriae  gestattet  Fest.  a.  a.  0.  Dion.  Die   Gegend   des  Quirinals,  wo  dieser  Tempel 

Hol.  8,  56,  4   \lt\xh    axzcpdvovg  iTtixi&ivai  \lt\ts  und  die  der  F.  primigenia  und  publica  (s.  oben; 
%ttQag    TtQ06<p£QbLv    yvvai%ag,     oacci    dtvxiqav  20  standen,  hiefs  ad  tres  Fortunas,  Wissowa  S.  211, 

tTtbiQuQ-r]6av   ydu.cov,    xr\v   dh   xipriv  Kai  &£Qa-  1.  2.     —    Altarweihung  eines  Centurio  an  die 

Tttiav   avrov    it&cav    äytodtdoa&ca    ralg   vtoyd-  F.  p.  R.   aus  Britannien   G.  I.  L.   7,   702.    Dar- 

ftotg  {Wissowa  S.  208,  1  denkt  an  ^ovoyd^ioig),  Stellungen    auf  republikanischen    und    Kaiser- 

tierv.  Aen.  4,   l'J    (interpoliert)   Fortunam  mu-  münzen  EA  1,  1515 f. 

liebrem  non  coronabant  bis  nuptae,  Tertull.  de  redux,    Stiftung    eines    Altars    nahe    der 

monog.    17    Fortunae    muliebri    coronam    non  porta    Capena    und    Opfereinsetzung    19   a.  C. 

imponit,  nisi  univira,  sicut  nee  Matri  Matutae.  aus  Anlafs   der  Rückkehr  des  Augustus    vom 

Jährliche  Opfer  Dion.  Hai.  a.  a.  0.    Über  das  Orient,  Cass.  Bio  54,  10,  3    Mon.  Anc.  Gr.  6, 

Wunder    bei    der    Weihung    s.    EA  1,  1519 f.  7 ff'.;  auf  den  12.  Oktober,  den  Tag  der  Rück- 
Wissotva  S.  208,  2.     —     Faustina -Münze  mit  30  kehr,    fiel  die  Feier,  fast.    Am  it.:    fer(iae)   ex 

Darstellung  EA  1,  1520.  s(enatus)    c(onsulto),    q(uod)     e(o)    d(ie)     imp. 

obsequens,  Heiligtum  von  Serv.  Tüll.  Caes(ar)  Aug(ustus)  .  .  .  urbem  intracit  araq(ue) 
gegründet  Flut.  qu.  R.  74  p.  281 E  {w£iU%la)  Fort(unae)  reduci  constit(uta);  Dedikationstag 
de  fort.  Born.  10  p.  322  F.  Ortsangabe  der  war  der  15.  Dezember,  für  ihn  bezeugt  das 
kapitol.  Basis  zur  1.  Region  (porta  Capena)  Cumanische  Feriale  eine  supplicatio:  eo  die 
vico  Fortunae  obsequeidis,  Jordan,  Top.  2,  585.  a[r]a  Fortunae  reducis  dedicatast  .  .  .  suppli- 
Weihinschriften  aus  Rom  C.  I.  L.  6,  101  catio  Fortunae  reduci;  cf.  fast.  Amit.:  ara  For- 
Como  5,  5247  Cora  ('litteris  antiquis')  10,  tunae  reduci  dedic(ata)  est;  Spiele  divi  Augusti 
6509  =  1,  1153  (diese  Inschriften  sind  durch  et  Fortunae  reducis  traten  hinzu.  Vgl.  C.  I.  L. 
ein  Versehen  bei  Wissowa  S.  212,  7.  8  mit  40  1 2  p.  332.  Domitianischer  Tempel  auf  dem 
denen  der  F.  respiciens  vertauscht  worden).  Marsfeld  Martial  8,  65,  lf.  —  Opfer  der  Ar- 
Darstellung  auf  Münzen  des  Anton.  Pius  EA  valen  Henzen,  Acta  Arval.  p.  86.  122.  124. 
1,  1512.  collegium    salutare    F.    r.    und    Kultbeamtc    s. 

opifera,    Weihinschrift    aus    Tibur    Orelli  EA  1,  1527,  52 ff*.     Weihungen  EA  1,  1526f. 

1753    G.   Iulius  .  .  .   saltum  Fortunae  opiferae  Darstellung    auf   Münzen    der   Kaiserzeit    ebd. 

restituit.  1527  f.  —  Beinamen  augusta  ebd.  1526. 

Ttdvvav,   Tempel  von   Trajan   am   1.  Jan.  resj^iciens  (imarQtcpo^iv)]),   Tempel  Cass. 

gestiftet  Lyd.  de  mens.  4,  7  p.  70,  14  Wuensch  Bio  42,  26,  4  (ohne  Ortsangabe)  Flut,  de  fort, 

iv  xavrv  zf)  i)^qcc  Tqaiavbg  rf]  7cdvtcov  Tv%n  liom.    10    p.  323  A    (iv   AlßKvliaig)   qu.   li.    74 
xa&tSQcoai:  vaöv,  &t67tloag  kutu.   xbv   itQov   vö-  50  p.   2Sl  E.     vico   Fortunae    respicienti is)    in   der 

[lov  ,   imdiva   TiaQu  xbv  ftvßavxa   ysvsoftaL  xf]g  10.   Region    (Palatin),    kapitol.   Basis,    Jordan. 

ftvGiag.  Topogr.   2,   585   Fortunam   respicientem  in  der 

praesens,    Weihung    Fortunae    augustac  gleichen    Region,    Curios.    und    Notit.    Jordan 

praesenti  aus  Rom,  G.  I.  L.  6,  181b.  a.  a.  0.  p.  557.     Weihinschriften    (auch   an   F. 

primigenia,  Heiligtum   1)   auf  dem  Qui-  augusta  r.)    EA  1,  1513,     Wissowa    S.    212,  7 

rinal,  gestiftet  am  13.  Nov.  fast.  Arv.:  Fortunae  (verwechselt  mit  8). 

prim(igeniae)  in  cfollej,  s.    Wissowa  S.  211,  2.  salutaris,   Weihinschriften   EA   1,  1523; 

2)    auf   dem    Kapitol,    dem    Serv.    Tüll,    zuge-  dazu  Weihung  aus   Zalatna  (Ampelum)  Baeee 

schrieben,    Flut,    de   fort.    Rom.   10    p.  322  K;  Fortune  salutari,  Archaeologiai  Ertesitö  1902 
vgl.  liuecheler,  Carm.  epigr.  nr.  24'J.  -  •  Weih-  60  p.  8,  Reo.  arch.  41  (1902)  p.  432. 

Inschriften    aus    Rom,    Ravenna    und    Pisa   (?)  stabilis,    Weihung  Fortunae   stabili    aus 

Wissowa  S.  211,  4.  -  -  s.  auch  F.  publica  p.  R.  Celeia  (Noricum)  C.  I.  L.  3,  5156  a. 

privata  (idla),  Heiligtum  auf  dem  Palatin,  virginalis,    Darbringung    der    Mädcheu- 

l'lut.    du    fort.    Rom.    10    p.  322  F    qu.    R.    74  gewänder,  Arnob.  2,  67  (C.  S.  E.  L.  4,  102,  28) 

p.  281  E.  puellarum   togulas  Fortunam    defertis    ad   vir- 

publica,    Tempel    auf  dem   Quirinal,   ge-  ginalem. 

stiftet  am  5.  April,  fast.  Praen.:  Fortunae  pu-  virgo  (TtaQ&tvog),   Heiligtum   Flut.  <ju.  R. 

blicae  citeriofrij  in  colle,  Ov.  fast,  i,  375  f.  qui  74  p.  281  E   de  fort.    Rom.  10    p.  322  F    (nagu 


2153       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       2154 

T)p<  Movav.üGciv  Y.cdovuivT]v  xQrjvrjv),  vgl.  Varro  [hoc  biduo  sacrificijum  maximufm] ;  Fortunae 

bei  Non.  p.  189   (undulatum)   dicitur  esse  vir-  primfijgfeniae),  utro  eorum  die  oraclum  patet, 

ginis  Fortunae   ab   eo  quod  duabus   undulatis  Ilviri  vitulum  ifmmolantj.     Opfer  des  Prusias 

togis  est  opertum.  von    Bithynien     167    a.    C.    Liv.    45,    44,    8. 

virilis,  Heiligtum  Serv.  Tüll,  zugeschrieben  2)   Heiligtum  mit  Kultstatue  der  Fortuna,  die 

Flut.  qu.  B.  74  p.  281  E.    Von  Frauen  niederen  zwei  Kinder  an  ihrer  Brust  hält  und  von  den 

Standes  in   den   Bädern   verehrt,   fast.    Praen.  Matronen  verehrt  wird,  Cic.  a.  a.  0.,   s.    oben; 

zum   1.  April  (aus   Verrius  Flaccus)  frcquenter  vgl.  Wissowa  S.  209.  -  -  Zahlreiche  Weihungen 

midieres  supplicant  Fortunae  virili  humiliores  an  F.  pr.,    darunter    solche    von    Götter-    und 

etiam  in  balineis,  Ov.  fast.  4,  145 f.  discite  nunc,  10  Menschenstatuen,   s.   den  Index  zu  B.  14   des 

(jiiare  Fortunae  tura  virili  detis  eo,  calida  qui  C  I.  L.;  wichtig  2863  Orcevia  Numeri  nationu 

Jochs  umet  aqua.     Bild  der  F.  v.  neben  einem  gratia  Fortuna  Diovo  fdeia  primogenia  donom 

Altar  der  Aphrodite  initaldgios,  Plut.  de  fort.  dedi  =  Orcevia  Numerii  (uxor)  nationis  gratia 

Born.  10  p,  323  A.  Fortunae,  Iovis  filiae  primigeniae,  donum  dedi 

viscata  (?)  (l^svrrigLa),  Heiligtum  Plut.  qu.  2862    Fortunae    Iovis  puero  primigeniae   2868 

E.  74  p.  281  E  de  fort.  Born.  10  p.  322  F.  Fortunae  Iovi  puero  fpuer  =  fdia). 

Andere  Beinamen,    die    keinen   Sonderkult  Fortunae  von  Antium,    Heiligtum    mit 

voraussetzen,   FA  1,  1515,    vgl.   J.  B.  Carter,  Orakel  Macrob.  Sat.  1,  23,  13  ut  videmus  apud 

Transactions  and  Proceedings ofthe  Amer.  Piniol.  Antium  promoveri   simulacra   Fortunarum   ad 

Assoc.   31   (1900)  p.  60  ff.     Aus   den   zahllosen  20  danda  responsa,   Suet.    Cal.   57    monuerunt   et 

Weihinschriften   an  F.   einiges  herausgehoben  Fortunae  Antiates,   ut  a  Cassio  caveret,   Mar- 

bei  Peter  FA  1,  1529.     Über  Bildwerke  und  tial  5,  1,  3  seu  tua  veridicae  discunt  responsa 

Münzdarstellungen   ebd.  1503  ff.      Über  die  F.  sorores,  jüana  suburbani  qua  cubat  unda  freti. 

von  bestimmten  Korporationen,  Familien,  Per-  Erwähnung     eines     aeditus    Fortunarum     aus 

sonen  und  Örtlichkeiten  FA  1,  1521  f.    F.  im  Antium    C.  I.  L.    10,   6638 C    2,   28;    Weihung 

Heer   Domaszeicski,    Bei.    des   röm.   H.    S.  40;  Fortunis  Antiatibus  aus  Velitrae   C.  I  L.   10, 

im    Volksglauben    Keseberg    Quaest.   Plaut,    et  6555.      Senatdekret     nach     Niederkunft     der 

Ter.  ad  rel.  spect.  p.  48  ff.     Isis — Fortuna  FA  Poppaea    in    Antium    ut   Fortunarum    effigies 

1,    1530  ff.    1549  ff.   F.  Panthea   1534ff.    1555  ff.  aureae  in  solio  Capitolini  Iovis  locarentur,  Tac. 

F.  in  Verbindung  mit  anderen  Gottheiten:  30  ann.  15,  23.  Reichtum  und  Bedeutung  des 
Mercur,  Spes,  Fides,  Roma,  Mars,  Victoria  antiatischen  Tempels  Porf.,  [Acro],  comm.  Cruq. 
FA  1,  1536 ff.  Hervorgehoben  die  alten  zu-  zu  Horaz  carm.  1,  35,  1  (wo  nur  von  einer 
sammengehörigen  Weihinschriften  an  Mars  F.  die  Rede  ist)  Appian  b.  c.  5,  24.  -  -  Büsten- 
und  F.  CIL.  1,  63  f.  M.  Fourio  C  f.  tri-  darstellung  des  Paares  auf  Rustier-Münzen  FA 
bunos  militare  de  praidad  Fortune  (resp.  3Ianrte)  1,  1547    Wissoica  S.  209. 

dedet.     Gemeinschaftliches  Heiligtum  mit  Vic-  Sonstige  Zeugnisse  für  Kult  der  F.  in  Italien 

toria    am    6.    Meilenstein   der  via  Nomentana  aufserhalb    Roms    übersichtlich    zusammenge- 

Orclli  7032.     F.  auf  den  Viergötteraltären  der  stellt    FA    1,    1548.     Tempel    in    Ferentinum 

germanisch-keltischen    Länder    FA    1,    15401'.  Tac.  ann.  15,  53.  --  Aufserhalb  Italiens  neuer- 

Aufserrömische  Kulte:  40  dings  Tempel  der  F.  nachgewiesen  in  Vesontio 

Fortuna    Primigenia    von    Praeneste,  (heute    Besancon),    Gauthier,    Bull.    arch.    du 

1)    Tempel    mit    Losorakel    Cic.  de  div.  2,  41,  comjte  des  travaux  hist.  et  scient.  1897  p.  63 — 70. 

85  f.      Numcrium    Suffustium    Praencstinorum  —  Über  das  Verhältnis  zur  etruskischen  Nortia 

monumenta   declarant   .  .  . ,    somniis    .  .  .    cum  und    griechischen    Tyche    EA    1,    1549.     — 

iuberetur  certo  in  loco  silicem  caederc,  perter-  S.  Tyche. 

ritum  visis   .  .  .  id  agere  coepisse ;  itaquc  per-  Gloria,  Weihinschrift  aus  Cirta  (Numidien) 

fracto  saxo  sortis  erupisse  in  robore  insculptas  C.  I.  L.  8,  6949    Gloriae  aug.  sacrum.     Gloria 

priscarum    litterarum  notis.    is  est  hodic   locus  exercitus    genannt    und    dargestellt    auf   Me- 

saeptus  religiöse  propter  Iovis  pueri,  quilactens  daillons  Constantius  II.   und   Constantinus  H. ; 

cum  Iunone  Fortunae  in  gremio   seclens  mam-  50  zahlreiche  Kaisermünzen  mit  Aufschrift  Gloria 

mam    adpetens   castissime    colitur   a  matribus.  EA  1,  1691. 

eodemque  tempore  in  eo  loco,  tibi  Fortunae  nunc  Hilaritas,    Name   und   Bild   auf  Kaiser- 

est  aedes,  mel  ex  olea  fluxisse  dicunt,  haruspi-  münzen,    auch   H.   populi   Romani,    temponim, 

cesque    dixisse    summa    nobilitate    illas    sortis  aug.,  Augg.,   Stevenson,  Dictionary   of  Boman 

futuras,  eorumque  iussu  ex  illa  olea  arcam  esse  coins  p.  462  EA  1,  2659. 

factam,   eoque  conditas  sortis,  quae  hodie  For-  Honos  und   Virtus,  Heiligtümer    1)  des 

tunae    monitu    tolluntur.     quid    igitur    in    his  H.    vor    porta    Collina    Cic.    de  leg.   2,   23,   58 

potest  esse  certi,   quae  Fortunae  monitu  pueri  nostis  extra  portam   Collinam    aedem  Honoris; 

manu  miscentur   atque  ducuntur fani  aram  in  eo  loco  fuisse  memoriac  proditum  est; 

pulchritudo    et   vetustas  Praenestinarum    etiam  60  ad    eam   quom    lamina   esset   inventa   et  in  ea 

nunc  retinet  sortium  nomen,  atque  id  in  volgus.  scriptum  lamina  ' Honoris'' ,  ea  causa  ftiit,  [ut] 

Erwähnung    eines    sacerdos    Fortunae    primig.  aedis  haec  dedicaretur.     In  jener  Gegend  fand 

C  I.    L.  14,  3003,    eines    sortilegus    Fortunae  sich    die    Weihung    C.  I  L.   6,  3692    (litteris 

primigeniae    C.  I  L.    14,    2989.     Berühmtheit  valde  antiquis')   M.  Bicolcio   V.  I.  Honore  do- 

und   Reichtum    des    Heiligtums    EA    1,    1545,  nom  dedet  merito.    2)  Tempel  des  H.  vor  porta 

über     seine     Reste     Litteratur     bei     Wissoiva  Capena    von    Qu.    Fabius    Maximus    233   a.  C. 

S.  210,  1.     Fest  am    11.   April    zweitägig  mit  geweiht,   von   M.   Claudius  Marcellus   erneuert 

Kalbsopfer,    fast.    Praen.    C.  IL.   I2   p.   339  und   von    dessen    Sohn    zusammen  mit   einem 


2155       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)        2156 

neuen  Tempel  der  V.  205  a.  C.  dediziert,  Cic.  C  I.  L.  8,  7095 — 98  (vierfach)  statuam  aeream 

n.  d.   2,   23,   61   Liv.   27,   25,   7ff.   29,   11,  13;  Securitatis  saeculi  et  aediculam  tetrastylam  nun 

vgl.   Val.  Max.  1,  1,  8  Flut.  Marc.  28  de  fort.  statua  aerea  Indulgentiae  domini  nostri  .... 

Born.  5  p.  318  E.    Restauration  nnter  Vespasian  sua   pecunia  extruxü;  vgl.   nr.  6996.     Tempel 

Plin.  n.  h.  35,  120.    Kunstschätze  E  A  1,  2708  des  Mark  Aurel  auf  dem  Kapitol  (?)  Cass.  Dio 

Wissowa    S.  136,    1.     Ausgangspunkt    für    die  71,  34,  3  (von  M.  Aurel)   nlsTGxov   8s  iv  svsq- 

transvectio  equitum  Aitrel.    Vict.  de  vir.  ül.  32  ysaicc  Siijysv  6&sv  otov  xa\   vscov  avrfjg  iv  xöi 

(Q.     Fabius     Rutilius)     primus     instituit,    utl  Kcmixalim  ISQVßccro,  ovdjum  xivi  iSttoxäxco  xccl 

equites  Bomani  idibus  Quinctilibus  ab  aede  {irjTtco  aY.ov6&£vxi  TtQ06-aaXiaag  avxijv;  vgl. 
Honoris  equis  insidentes  in  Capitolium   trans-  10  Wissowa  S.  278/9.    Name  und  Bild  der  I.  aug. 

irent.     3)     Tempel    des    H.    und    der    V.    auf  (seltener   absolut)    auf  Kaisermünzen,    EA    2, 

einer    Anhöhe    erbaut    von    C.   Marius,   Festus  233  f. 

p.  344    summissiorem    aliis    aedem    Honoris   et  Iucunditas    aug.,    auf   einer  Münze    des 

Virtutis   C.    Marius  fecit,   ne  si  forte   officeret  Alexander  Severus  EA  2,  573. 

auspiciis publicis  augwres  eam  demoliri  coqerent,  Iustitia,   ein  sacerdos  Iustitiae  aus   Rom 

Elogium  auf  Marius  C.J.i.  I2  p.  195  XVm  16  bezeugt    CLL.   6,2250;    Weihinschrift    aus 

de  manubiis  Cimbric.  et  Teuton.  aedem  Honori  Ancona  C.  L.  L.  9,  5890  Lustfitiae]  augufstaej. 

et  Virtuti  victor  fecit,  vgl.   Wissowa  S.  136,  2.  "Weihung  einer  Statue    der   I.    aug.    12  p.   C. 

4)  Heiligtum  beider  auf  der  Höhe  des  Pom-  fast.  Praen.  zum  8.  Jan.  signum  Lustitiae 
peius -Theaters  fast.  Amit.  (vgl.  Allif.)  zum  20  augufstae  dedicatum  PlaneoJ  et  Silio  cos.; 
12.  August  Veneri  victrici,  Hon(ori)  Virt(uti),  [statua]  Lustitiae  augustae  geweiht  in  Aequi- 
Felicitati  in  theatro  marmoreo   (resp.  Pompei).  culi  C  L.  L.  9,  4133.    I.  aug.  auf  Münzen  seit 

5)  Heiligtum  der  V.  gestiftet  von  Scipio  Nu-  Tiberius,  Wissowa  S.  276.  —  In  der  Altar- 
mantinus  Flut,  de  fort.  Rom.  5  p.  318 D  weihung  Lustitiae  Nemesi  (F)atis  aus  Capua, 
kQStrjg  \iiv  ys  oxkq'  avtoTg  (sc.  'Pcoualoig)  oi/'£  Bueclieler,  Carm.  epigr.  867,  istl.  =  Dikaiosyne, 
Y.al  iisra  nolXovg  %Qovovg  Isqov   Iffgraaro  Zlxi-  vgl.  Kaibel,  Ep.  gr.  837. 

Ttlcov  6  NouKvtlvog.     —     Zum   29.  Mai   geben  Iuventas,   Heiligtümer   1)  Kapelle  in  der 

die  fast.  Phil,  die  undeutliche  Notiz  Honos  et  Cella   der  kapitolinischen  Minerva  Dion.  Hai. 

Virtus  Zinza,  s.  Mommsen  C.  L.  L.  1 2  p.  319.  3,  69,  5  6  <?'  s'reQog  (sc.  6  ßcoubg  rftg  Nsörr]- 
Auf  die  transvectio  equitum  bezieht  Mommsen  30  zog)  iv  <xvtg>  reo  6r\v.to  (sc.  rfjg  ÄQ-rjv&g)  ■nlr\aiov 

a.  a.  O.  die  Nachricht  des  Cass.  Dio  54,  18,  2  rov   f'Sovg  Plin.   n.   h.   35,  108    tabula    fuit    in 

(von  Augustus)  xr\v  rs  rf]g  Tiuijg  v.a.1  ri)g  'Aqs-  Capitolio  in  Minerrac  delnbro  supra  aediculam 

tfjg    ircivriyvQiv    ig    rag    vvv    i]{iigc(g    \iExi6xri6s  Luventutis.     Vgl.  Liv.  5,  54,  7  Flor.  epit.  1,  1, 

(17   a.  C).     Kuhopfer    der    Arvalen    66    p.    C.  7,  8  August,  c.  d.  4,  23.    Abgabe  der  Familie 

C.  I.  L.  6,  2044,  1  c.  d  5;   man   opfert    unbe-  für  jeden  herangewachsenen  Jüngling  an  die 

deckten  Hauptes  Plut.  qu.  B.  13  p.  266  F  Siä  Kasse  der  L,  von  Piso  auf  Servius  Tullius  zu- 

xi  ■neu  reo  leyofitva  *OvmQ£i    ftvovßiv   ccTTKQaxa-  rückgeführt,    bei    Dion.    Hai.    4,    15,   5    zig   dh 

Ivttxco  xrj  Ksyctlfi;   —   Eine  aedes  Honorus  für  xbv  xfjg  Nsoxiqxog  (sc.  &r}G<xvQOi>)   imeo   x&v  slg 

105  a.  C.  in  Puteoli  bezeugt  C  L.  Lj.  10,  1781  arSgag  aQXOfisvcav  avvxelsTv.  Jährliche  Opfer 
H   11;    ein    collegium    Honoris    et    Virtutis    in  40  Paul.    p.    104    Luventutis   Sacra  pro    iuvenibus 

Narbo    C  L.  L.  12,  4371;    ein    collegium     Vir-  sunt  instituta,  Cic.    ad    Att.    1,    18,   3   anniver- 

tutis    in    Nepet    C.  L.  L.   11.  3205.      Spiele    in  saria  sacra  Luventatis.     Anordnung   einer  sup- 

Tarracina   C  L.  L.  10,  8260    C   Paccius   C   f.  plicatio  Spei  et  Luvefntati)   zum    18.    Oktober, 

Xvir    ad    hasiam    ludos    Honoris    eft    Virtutis  an  welchem  Tage  Caesar  die   toga  virilis  an- 

fecitj  eqs;   für  Rom  misverstiindlich   aus    Cic.  legte,  im   cumani sehen  Festkalender    C  L.  L. 

Sest.  116  von  den  scJwl,  Bob.   p.  305,  1    Orelli  10,    8375.     2)    Tempel    der    I.   (=   Hebe)    von 

erschlossen,    Wissowa    S.    136,    2.      Zahlreiche  M.   Livius   Salinator   207  a.  C.   gelobt,  von   0 

Weihinschriften  aus  allen  Teilen  des  Reiches:  Licinius    Lucullus    191     eingeweiht     in    Circo 

häufig  H.  und  V.  verbunden;  H.  auch  häufig  maximo  Liv.  36,  36,  5;  erwähnt  Cass.  Dio  54, 
allein,  selten  V.,  s.  EA  2708 f.;  pluralisch  V.  in  50  19,  7   (Brand)   Mon.   Anc.   4,  8   (Restauration) 

einer  Weihung  aus  Apulum  (Dakien)    C  L.  L.  Plin.    n.  h.  29,  57.     Ansagung   eines    lectister- 

3,  988,  1  Virtutib(us)  dei  Aetern(i),  vgl.  ebdaher  nium    und    einer  supplicatio  nominatim  beim 

nr.    1128    Numini    et    Virtutibufs    Augusti?].  Tempel  des  Hercules  Liv.  21,  62,  9.  -  -  Weih- 

H.    spezialisiert    EA   2708,   66,    besonders    im  ungen    Jventuti     aus    Pax    Iulia    (Lusitanien) 

Heereskult  (Legionsadler),  s.  Domaszeivski,  Bei.  C  L.  L.  2,  45;  aus  Betriacum  C  L.  Lj.  5,  4088 

d.  r.  H.  S.  41  ff.     V.   im  Heer  ebd.  40 f.,    Vir-  Luventuti  Artanorum  posuit  collegium;   Luven- 

tufi  et  Honori   (mit   Beziehung   aufs    Fahnen-  tuti   aus  Brixia  ebd.  4244;   Luventuti  aug.   aus 

heiligtum)    nr.    71    Dom.  =  C.  L.  Lj.   3,  10285.  Alechipe   (Baetica)    C  L.  L.  2,  1935.     Häufige 

H.  und  V.  verbunden  und  getrennt  dargestellt  Erwähnung  eines  flamen  Luventutis  aus  Vienna 
auf  republikanischen    und   Kaisermünzen   EA  60  (und  Umgegend),  s.  den  Lndex  des  C  L.  L.  12 

1,  2709   Wissowa  S.  136,  4.  5.    V.  spezialisiert  p.     938.       Darstellungen     der     I.     (aug.)     auf 

in   Umschriften   späterer  Kaisermünzen   als  V.  Raisermünzen  EA  2,  766    Wissowa  S.  126,  2. 

Augusti,  Rornanorum  u.  s.  w.   Wissowa  S.  136.  Laetitia,   auf  Kaisermünzen,   auch  als  L. 

Identifikation   von  V.    und    Bellona,    Wissowa  fundata,   Augusti,   Augustae,  Augustorum,  pu- 

S.  292,  3.  blica,  temporum,  s.  EA  2,  1788if.    Besonders 

Indulgentia,   Kapelle  mit  Erzstatue   der  bemerkenswert  für  den  Kult  Münzen  mit  Auf- 

I.    domini    gebaut    in    Cirta    von    dem    Aedil,  schritt  Ljaetitiae,  vgl.  EA  2,  1791,  42  ff. 

Triumvir  und  Quinquennal  M.  Caecilius  Natalis  Liberalitas,  dargestellt  auf  Kaisermünzen, 


2157       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       2158 

auch  als  L.  aug.  EA  2,  2030 f.;  vgl.  Wissowa  consiva  dies  ab  dea  Ope  consiva,  quoius  in  regia 
S.  280.  sacrarium,  quo  de  sanctum  (so  Husctike,  rezipiert 
Libertas,  Tempel  auf  dem  Aventin  Paul.  von  Mommsen  C.  I.  L.  I2  p.  327:  übl.  quod 
p.  121  Libertatis  templum  in  Aventino  fuerat  ideo  actum),  ut  eo  praeter  virgines  Vestales  et 
constructum ;  geweiht  von  Ti.  Sempronius  sacerdotem  publicum  introeat  nemo,  is  cum 
Gracchus  Liv.  24,  IG,  19.  Auf  ein  Fest  am  eat  suffibulum  ut  habeat  scriptum,  Fest.  p.  186 
13.  April  bezog  sich  wahrscheinlich  die  Ov.  ideoque  in  regia  colitur.  praefericulum  im 
fast.  4,  623  f.  zu  Grunde  liegende  und  nicht  Kult  verwendet  Fest.  p.  249  (dazu  Paulus 
richtig  verstandene  Kalendernotiz,  EA  2,  2032  p.  248).  Fest  am  25.  August  fast.  Arv.:  feriae 
Wissotca  S.  126,  5.  Heiligtum  an  der  Stelle  10  Opi  in  regia,  vgl.  die  übrigen  Kalender, 
von  Ciceros  Haus  durch  Clodius  errichtet  Cass.  Mommsen  C.  I.  L.  I2  p.  327,  Varro  a.  a.  0. 
Bio  38,  17,  6  Plut.  Cic.  33  Cic.  de  domo  108  ff.  (Opeconsiva).  Tempel  auf  dem  Kapitol  er- 
131,  vgl.  de  leg.  2,  42.  Bau  eines  Tempels  be-  wähnt  seit  186  a.  C,  vgl.  Wissowa  168,  3 
schlössen  unter  Caesar  46  a.  C.  Cass.  Dio  43,  (weniger  bestimmt  Mommsen  a.  a.  0.).  Fest 
44.  1.  Aufstellung  eines  ayal^a  'Elsv&tQiag  fast.  Vall.  zum  25.  August  Opii  in  Capitolio. 
auf  dem  Markt  beschlossen  unter  Tiberius  Bei  diesem  Heiligtum  versammeln  sich  die 
Cass.  Dio  58,  12,  5.  —  Weihungen  von  Bildern  Matronen  und  Opferknaben  zur  Säkularfeier 
und  Altären  der  L.  restituta  oder  L.  publica  des  Augustus  Eplxem.  epigr.  8,  254;  die  Ar- 
populi  Romani  nach  dem  Sturze  von  Sejan,  valen  treten  am  7.  Dezember  80  p.  C.  hier 
Nero.  Domitian,  Commodus  s.  Wissotca  S.  127.  20  zusammen  C.  I.  L.  6,  2059,  11;  Aufbewahrungs- 
Darstellungen  auf  Münzen  der  Republik  ort  des  Staatsschatzes,  EA  3,  933,  42  ff.,  von 
und    der    Kaiserzeit    EA   2,    2033     Wissoiva  Militärdiplomen,  a.  a.  0.  Z.  55 ff. ;  Aichungsamt 

5.  127.  —  S.  Eleutheria  u.  ob.  Bd.  3  Sp.  1645.  vielleicht    nach    ihm  bezeichnet,   vgl.   die  Ge- 

Maiestas,  Weihinschrift  aus  Rom  CLL.  wichtaufschrift  templ(um)  Opis  aug(ustae) ■,  Fa- 

6,  254  Genio  ac  Maiestati  imp.  Antonini  Pii  bretti  .  Jnscr.  ant.  p.  524  nr.  369  f.  Der  0. 
L'clicis  Augusti  eqs.,  aus  Halikarnafs  C.  L.  L.  opifera  (nach  Jordans  Verbesserung)  wird 
3,  449  fLovi  0.  M.J  et  Gfenio  Majiestatiq.  zwischen  123  und  114  vom  Pontifex  L.  Cae- 
fdd.  nn.J  Diocletiani  et  Maximiani  sen.  Augg.  cilius  Metellus  Delmaticus  ein  Tempel  geweiht, 
et  Consta [utii  et]  Maximiani  forftiss.  et]  no-  Plin.  n.  h.  11,  174.  Opfer  an  den  Volcanalia 
biliss.  Caess.  eqs.  30  (23.  August)  fast.  Arv.:  Opi  Opifer(ae)  [in  .  .  .]. 

Mens,    Tempel    auf   dem    Kapitol,    gelobt  Hierher  zieht  Wissowa  S.  168  und  EA  3,  934, 

auf   Veranlassung    der    sibyllinischen    Bücher  IG  ff.   die  Notiz   der  fast.   Amit.   zum   19.  De- 

217  a.  C,  eingeweiht  von  T.  Otacilius  Crassus  zember  Opi  ad  forum.     Der   19.  Dezember  ist 

215  a.  C,  zugleich  mit  dem  benachbarten  der  der    Tag    der    Opalia    fast.   Maff.   Amit.,    vgl. 

Venus  Erucina  Liv.  22,  9,  10;  10,  10;  23,  31,9;  Varro    de  l.   I.   6,   22    Festus  p.   185    Macrob. 

vgl.    Ovid  fast.    6,   241  ff.     Lactant.    div.    inst.  Sat.    1,    10,    18  f.      Altar    der    0.    augusta    am 

1,  20,  13.  Wiederherstellung  vielleicht  um  10.  August  im  vicus  iugarius  gestiftet,  wahr- 
107  a.  C.  durch  M.  Aemilius  Scaurus  Cic.  n.  d.  scheinlich  7  p.  C,  fast.  Amit.:  feriae  quod  eo 

2,  13,  61  Plut.  de  fort.  Born.  5  p.  318  E,  vgl.  die  arae  Cereri  matri  et  Opi  augustae  ex  voto 
EA  2,  27#8f.  Wissowa  S.  259.  Stiftungstag  40  suscepto  constitutafe]  sunt  Cretico  et  Long(o) 
am  8.  Juni,  Ovid  a.  a.  0.  und  die  Kalender  cfos.J,  f.  Vall.:  feriae.  arae  Opis  et  Cereris  in 
Ven.  Blaff.  Minor.  6 :  Menü  in  Capitolio,  Tusc. :  vico  iugario  constitutae  sunt,  f.  Ant. :  feriae  Ce- 
MentfiJ.  —  Tempel  in  Paestum  zu  erschliefsen  reri  et  Opi  aug.  vgl.  C.  L  L.  I2  p.  324.  — 
aus  den  dortigen  Münzen,  die  eine  im  Tempel  Tempel  der  0.  in  Praeneste  erwähnt  0.  L.  L. 
sitzende  Frau  zeigen  mit  Beischrift  Mens  bona,  14,  3007  ([aedituus?]  aedis  Opis  fecit  eqs.) 
EA  2,  2799,  52  ff.  —  Kultgenossenschaften  der  Weihung  Opi  et  dibus  et  deabus  aus  Alba  Fu- 
M.  Bona  erwiesen  durch  das  Vorkommen  der  cens  C.  L  L.  9,  3912,  Opi  divinae  aus  Aesernia 
magistri  Mentis  Bonae  (resp.  Mentis)  auf  In-  C.  L.  L.  9,  2633  (verdächtig),  0p»  aug.  aus 
Schriften  von  Paestum  C.  L  L.  10,  472  Cora  Theveste  C.  L.  L.  8  Suppl.  16527;  mit  Be- 
C.  L.  L.  10,  6512—6514  Cales  C.  L  L.  10,  4636  50  ziehung  auf  epichorische  Gottheiten  (s.  EA 
Puteoli  C.  1.  L.  10,  1550  Tibur  14,  3564  vgl.  3,  935,  42  ff.)  aus  Lambaesis  C.  I.  L.  8,  2670 
aus  Alba  Fucens  C.  L  L.  9,  3910f.  Weihungen  (a.  212/17  p.  C.)  Saturno  domino  et  Opi  Be- 
einzelner  s.  Wissoiva  S.  259,  9.  Auf  einer  ginae  sac(rum),  templum  et  aram  et  porticum 
Pertinax-Münze  Darstellung  der  M.  mit  Bei-  fecerunt  eqs.  —  0.  augusta  dargestellt  auf 
schrift  Menü  Laudandae,  EA  2,  2800,  31.  Münzen  des  Antoninus  Pius  EA  3,  935,  19  ff. 

Moderatio,  Moder ationi  s.  c.  auf  Münzen,  Opi  divinae  mit  Bild  auf  Münzen  des  Pertinax 

Eckhel,  D.  N.  6,  187;  vgl.  dementia.  a.  a.  0.  Z.  23 ff.    —    0.  mit  Rhea  identifiziert 

Mors,  s.  Thanatos.  a.  a.  0.  Z.  51ff.    Wissowa  S.  168f.,  mit  Magna 

Natio,  Verehrung  im  Gebiet  von  Ardea  Mater  EA  3,  936,  64ff 
Cic.  n.  d.  3,  18,  47  Natio  quoque  dea putanda  60  Pallor  und  Pavor,  Heiligtümer  angeb- 
est, cui,  cum  fana  circumimus  in  agro  Ardeati,  lieh  von  Tullus  Hostilius  in  der  Schlacht 
rem  divinum  facere  solemus;  quae  quia  partus  gegen  die  Albaner  gelobt  Liv.  1,  27,  7  Tullus 
matronarum  tueatur,  a  nascentibus  Natio  no-  in  re  trepida  duodeeim  novit  Salios  fanaque 
minata  est.  Pallori  ac  Pavori.     Alle   übrigen  Stellen  von 

Ops,  Kapelle  der  0.  consiva  in  der  Regia,  Livius  abhängig,  s.  Wissoiva  S.  135,  EA3,  1342. 

die  nur  von  den  Vestalinnen  und  dem  Pontifex  Patientia,     auf    Münzen     des     Hadrian, 

Maximus    betreten    wurde;    dieser   mufste  ein  Wissoiva  S.  279. 

suffibiüum  tragen,    Varro  de  l.   I.   6,  21    Ope-  Pavor,  s.  Favor,  s.  Pallor. 


2159       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       2160 

Pax,  Ära  Pacis  augnstae  auf  dem  Mars-  gerät  mit  Umschrift  Pietas  Augusti  (oder  Au- 
feide, ihre  Errichtung  beschlossen  am  4.  Juli  gustorum)  auf  Kaisermünzen  seit  Antoninus  und 
13  a.  C. ,  eingeweiht  am  30.  Januar  9  a.  C,  Faustina,  Stevenson,  Dict.  of  rom.  coins  p.  626. 
s.  C.  I.  L.  1-  p.  320  fast.  Amit.  zum  4.  Juli  —  Weihung  aus  Rom  .Pietati  imp.  Caesaris 
feriae  ex  s(enatus)  c(onsulto),  q(uod)  c(o)  d(ie)  C.  I.  L.  6,  563.  Spiele  und  Schmaus  zu  Ehren 
ara  Pacis  aug(ustae)  in  campfo)  Marftio)  con-  einer  "Weihung  des  pontifex  perpetuus  domus 
stituta  est  Nerone  et  Varo  cos.,  vgl.  fast.  Ant.  Augnstae  in  Baetica  C.  I.  L.  2,  1663  Pietati 
Zum  30.  Jan.  s.  fast.  Praen.:  feriae  ex  s.  c.  aug(ustae)  L.  Lucretius  Fulvianus  .  .  .  t(esta- 
quofd  eoj  die  ara  Pacis  augustafe  in  campo]  mento)  pfoni)  ifussit)  .  .  .  Luer(etia)  L.  f. 
Martio  dedicata  fejst  Druso  et  Crispino  cfos.J,  10  Camparia,  flam(inica)  perpfetua)  domus  Au- 
vgl.  fast.  Caer.,  Man.  Anc.  2,  37  ff.  (Mommsen,  g(ustae).  editis  ad  dedicationem  scaenicis  ludis 
Fes  gestae  D.  Aug.2  p.  48)  fcujm  ex  Hfis-  per  guadriduum  et  circensibus  et  epulo  diviso 
pajnia  Galfliaque  rebus  in  Jris  pjrovincis  posuit.  Vgl.  ebd.  3265.  Soldatenweihung  eines 
prospfejre  fgestjifs]  Bfomam  redii]  Ti.  Ne-  Lageraltars  aus  Mainz  Pietati  leg.  XXTIprfim  i- 
frjone  P.  Quifntilio  consulibujs,  aram  [Pacis  geniae),  DomaszewsM,  Bei.  d.rö'm.H.  nr.  67  S.  41. 
ajufgjustfae  senatus  pro]  rediftju.  meo  cofn-  Sonstige  Weihinschriften  Wissowa  S.  275,  7.  — 
sacrari  censuit]  ad  camfpum  Martium,  in  qua  Darstellungen  der  P.  auf  Münzen  der  ausgehen- 
majgistratus  et  sacferdotes  et  virgines]  Vfestja-  den  Republik  und  der  Kaiserzeit  Wissowa  S.  275. 
fies  anniversarium  sacrificjium  facerfe  iussit],  —  S.  Ensebeia  u.  ob.  Bd.  3  Sp.  1645. 
Cass.  Bio  54,  25,  3,  Ovid  fast.  1,  709  ff.  20  Providentia,  Altar  der  P.  augusta,  an 
(30.  Jan.).  Jährliches  Opfer  des  Magistrats,  der  ihm  opfern  die  Arvalen  38  p.  C.  C.  I.  L.  6, 
Priester  und  Vestalinnen  Mon.  Anc.  a.  a.  O.,  2028  d  15,  vgl.  2033,  5;  Münzen  des  Caesar 
Opfer  der  Arvalen  am  30.  Jan.  38  p.  C.  G  I.  L.  und  Augustus  mit  dem  Bilde  eines  Altars 
6,  2028b  9 f.  Taurus  Statilius  Corvinus  pro-  unABehchrift Prnpidfentiac )  resp. Providentt im' ) 
magistefr  collegii  fatrum  ArvaliumJ  nomine  in  s.  c,  Eckhel  D.  N.  6,  12.  128.  Weihungen  und 
campo  ad  aram  Pacis  ....  [inmolavit].  ad-  Kuhopfer  der  Arvalen  nach  Abwendung  drohen- 
[fjaerunt  eqs.  Ovid  a.  a.  O.  719f.  tura,  sacer-  der  Gefahren,  Dessau  157.  158  C.  I.  L.  6, 
dotes,  pacalibus  addite  flammis,  albaque  per-  2042a  14.  2044, 1  cd  3 f.  2051,  1,  29f.  Son- 
fusa,  victima  fronte  cadat.  Kuhopfer  der  _ Ar-  stige  Dedikationen  s.  Wissowa  S.  279,  3.  — 
valen  66  p.  C.  G.  I.  L.  6.  2044  c,  d  12.  Über  30  Rindsopfer  der  Arvalen  an  die  P.  deorum 
das  Monument  jetzt  Petersen,  Ara  Pacis  183  p.  C.  Gl.  L.  6,  2099,  3,  18;  eben  diese 
aiigustae,  Wien  1902,  zu  den  Münzen  mit  Dar-  seit  Hadrian  auf  Münzen  Eckhel  D.  N.  6,  507. 
Stellungen     des     Bauwerks     Kubitschek,     Gest.  —  S.  Pronoia. 

Jaliresh.  5  (1902)  153ff. — Tempel  des Vespasian,  Pudicitia,    Heiligtum    und    Bild    der    P. 

geweiht   75   p.    C.    Cass.    Dio   66,    15,    1    Suet.  (patricia)    auf  dem   Forum   boarium,    Lir.   1<>, 

Vesp.  9  andere  Stellen  EA  3,  1721,  21  ff.   Über  23,  3  insignem  supplicationem  fecit  certamen  in 

seine   Bedeutung  ebd.  Z.  23  ff.    • —    Errichtung  sacello  Pudicitiae  patriciae,   quae  in  foro   bo- 

von    Statuen    der    Pax,    Salus    und    Concordia  vario  est  ad  aedem  rotundam  Hcrcidis,  ebd.  5 

durch  Augustus  10  a.  C.  und  damit  verbundener  patriciae  Pudicitiae  templum,  Fest.  p.  242  Pa- 

Kult,   s.   Concordia.    —    Altar  der  P.    aug.   in  40  dicitiae  Signum  in   foro   bovario  esf  .  .  .    eam 

Praeneste   G  I.  L.   14,   2898    Paci   august(ac)  quidam    Fortuna)»    esse    existimant.     Diese   P. 

sacrum  decuriones  populusque  coloniae  Praene-  scheint  mit  der  Fortuna  vom  Forum   boarium 

stin(ae),   in    Narbo    mit    Aufschrift  Paci  aug.  identisch,    Wissowa   S.  207,    5    Analecta   Rom. 

G   I.   L.    12,    4335.              Weihinschriften    an  topogr.    5 ff.     Altar    der    P.    plebeia    im    vicus 

P.  aug.,   P.   aeterna   domus  imp.,   P.  perpetua  Longus  mit  Stiftungslegende  Liv.  10,  23,  6 ff., 

in  Rom  und  sonst,  s.  EA  3, 1721,  54  ff.    Wissowa  erwähnt    bei    luv.   6,   308    Maura ,    Pudicitiae 

S.  278,  2.     P.    neben   Mars   und    Victoria    ge-  veterem  cum  praeterit  aram.    Hier  wie  bei  der 

nannt  in  der  Weihinschrift  G  I.  PJien.  55.  -  P.  patricia  nur   einmalig    verheiratete  Frauen 

Kopf  der  P.  schon   auf  Münzen   der  Republik  zum    Kult    zugelassen,    Liv.   10,    23,    9    eodem 

seit  44.  a.  C.    Darstellungen  und  Aufschriften,  50  ferme    ritu    et    haec    ara,    quo    illa    antiquior, 

auch  spezialisiert,  zahlreich  auf  Kaisermünzen.  culta    est,    nt   nuUa    nisi    spectatae    pudicitiae 

Vgl.  EA  3,  1719,  Stevenson,  Dictionary  ofrom.  matrona    et   quae   uni   viro   nupta  fuisset  ins 

coins  p.  613  f.  sacrificandi  haberet.   Münzen  derPlotina  zeigen 

Pietas,   Tempel   1)   auf  dem  Forum  holi-  einen    Altar    mit    Inschrift    ara    Pudic(itiae) , 

torium,  gelobt  191  a.  C.   vom  Konsul  M'.  Aci-  Eckhel,  D.  N.    6,  465,    Stevenson,   Dictionary 

lius  Glabrio,  eingeweiht   181  a.  C.   von  dessen  of  rom.  coins  p.  74.    Weihung  einer  Statue  der 

Sohn,   Liv.   40,  34,  4  ff. ;   44   a.  C.   wegen  Bau  P.  augusta  in  einem  Tempel  der  dea  caelestis 

des    Marcellustheaters    rasiert,    Cass.    Dio   43,  zu  Karpis   (Afrika),    den    eine  flaminica  divae 

49,  3  Plin.  n.  h.  7,  121.   Lokallegende  Wissowa  Plotinae    gelobt    hatte   und    deren    Gatte   und 

S.    275.    2.      2)    beim    circus    Flaminius,    Stif-  60  Sohn  dedizieren    C.  I.  L.   8,    993.          Häufige 

tungstag    1.   Dezember,    fast.    Amit.:   Neptuno  Darstellung  auf  den  Münzen   der  Kaiserinnen, 

Pietati  ad  circ(um)  Flamin(ium) ;  Erwähnungen  Wissowa  S.  277. 

Wissowa  S.  275,  5.  -      Ein  Altar  der  P.  wegen  Quies,    Heiligtum    an    der    via    Labicana, 

Erkrankung  der  Livia  22  p.  C.  vom  Senat  ge-  Liv.   4,    41,   8     iam     consul    via    Labicana    ml 

lobt    Tac   (tun.    3,  64,   dediziert  von   Claudius  fanum  Quietis  erat;   dies  wie  es   scheint  mis- 

43   p.  C.    C.  I.  L.  6,  562    Pietati    augustae    ex  verstanden    von    August,   c.   d.   4,    16    Quietem 

s.  c.   ...    Ti.    Claudius   Caesar  .  .  .    dedieavit.  vero  ...cum  aedem  haberet  extra  portam  Colli nam, 

Darstellung  von  Tempeln,  Altären  oder  Kult-  publice  illam  suseipere  noluerunt,  vgl.  Wissowa 


2161       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (römische)       2162 

S.  276,  6.  —  Aufschrift  Quies  Augustorum  mit  publica,  sed  ipsius  voti  fiduciam  ac  robur  ad- 

Bild  auf  Münzen  des  Diocletian  und  Maximian,  sumpserü,    natura    tarnen    eqs.     Kuhopfer    der 

Eckhel  B.  N.  8,  14.  Arvalen  am  10.  Januar  09  p.  C.  C.  I.  L.  6,  2051, 

Salus,   Tempel  1)  auf  dem   Quirinal,    ge-  1,  30f.     Weihinschrift  eines  Altars   aus  Prae- 

lobt   im    Samniterkriege,    geweiht    302    a.    C.  neste   C.  I.  L.   14,  2899  Securit.  aug.  sacrum. 

vom   Diktator  C.   Iunius  Bubulcus   Liv.  9,  43,  Stiftung    einer    Erzstatue    der    S.    saeculi    in 

25;  10,  1,  9    aedem    Salutis,   quam   consul   vo-  Cirta    C.   I   L.    8,    7095  —  98,    s.    Indulgentia. 

verat,  censor  locaverat,  dictator  dedicavü.    Stif-  Weihung    an    S.    perpetua    auf    einer    Grab- 

tungsfest  am  5.  August,  fast.   Vall:  Saluti  in  inschrift    aus    dem    Municipium    Viminacium 

colle  Quirinal e  sacrificiuiri publicum,  Amit.  Ant.:  10  (Serbien!      Österreich.     Jahreshefte     4     (1901) 

Saluti  in  colle,  Bust.:  sacrum  Saluti,  Phil:  na-  Beiblatt    S.  115    fT)(is)    m(anibus)]   e[t  pjer- 

talis  Salutis;  cfircenses)  mfissus)  XXIV;   Gic.  [pjeftuae]  Securfijtafti]  Cocceius  Gocceian[Us) 

ad  AU.  4.  1,  4   Brundisium  veni  nonis   Sexti-  eqs.     Darstellung    der    S.    auf   Kaisermünzen, 

libus  .  .  .  die,   qui  casu  idem  natalis  erat  .  .  .  auch  als  S.  aug.,  orbis,  publica, perpetua,  po- 

tuae    vicinae     Salutis.      Schmuck,     Prodigien,  puli  Romani,   temporurn,   imperii,  saeculi,  rei- 

Brand    Wissotra    S.  122,  5.      2)    nach   der  pi-  publicae    u.   s.  w.     Stevenson,    Bictionary    of 

sonischen  Verschwörung  unter  Nero  beschlossen  roman  coins  p.  726  ff.  -  -  S.  Asphaleia. 

Tac.   ann.  15,  74   templum   Saluti  exstrueretur  Senatus,  Tempel  für  Tiberius,  Livia  und 

eo  loci,  ex  quo   Scaerinus  ferrum  prompserat;  den    Senat    von    den    kleinasiatischen   Städten 

vgl.  dazu  ebd.  15,  53.  —   Errichtung  von  Sta-  20  23  a.  C.  beschlossen,   Tac.  ann.  4,  15  vgl.  55 f. 

tuen  der  Salus,  Pax,  Concordia  durch  Augustus  ■ —  S.  ^vvv.lr]xog. 

10  a.  C.  und  damit  verbundener  Kult,  s.  Con-  Spes,    Tempel    1)    am    Forum  holitorium, 

cordia;   Erwähnung  einer   ara  Salutis  bei  Ob-  gelobt  von  A.  Atilius  Calatinus  im  ersten  pu- 

sequens    38  [98].     —     Tempel    in    Ferentinum  nischen   Kriege,   nach   einer  Feuersbrunst  von 

scheint  bezeugt  durch   Tac.  ann.  15,  53,  eben-  31  a.  C.    wiederhergestellt    durch    Germanicus 

daher  eine  Weihung   Saluti  publicae   C.  I.  L.  17  p.  C.  Cic.  de  leg.  2,  11,  28   Tac.  ann.  2,  49 

10,   5821,    ara   Solutus   in   Praeneste   C.  I  L.  Cass.  Bio  50,  10,   3   Liv.   21,   62.  4;   25,  7,  6. 

14.  2892.    Cippus  aus  dem  Hain  von  Pisaurum  Stiftungstag  am  1.  Aug.    fast.    Vall.:   Spei   ad 

mit  der  Inschrift  Salute  C.  I.  L.  1,  179,  Inschrift  forum  holitorium,  Arv. :  [Spei]  in  foro  holitforio), 

einer  Patera  aus  Horta  Salutes  pocolom  G.  I.  L.  30  Ant.:  Spei,  Bust.:  sacrum  Spei.    2)  templum  vo- 

1.   49.     Anrufung    der   Salus    im    Privatleben,  mm    S})ei   erwähnt  ein  Nachtrag   der  Notiti« 

Keseberg,  Quaest.  Plaut,  et  Ter.  ad  relig.  spect.  zur   7.   Region,    Jordan,    Topogr.    2,   550   vgl. 

p.  54,  als  S.  publica  populi  Romani  Quiritium  ebd.  S.  23.     3)   Heiligtum   in   der  Gegend  der 

und    ähnlich    in    den    Arvalprotokollen    hinter  späteren    Porta    Labicana,    erwähnt    in    den 

der   kapitolinischen   Trias,    s.    den   Iudex    von  Kämpfen    gegen    die    Etrusker    Liv.    2,    51,   2 

Henzen,  Acta  Arvalium  p.  216,   in   den  Weih-  Bio».  Hai.  9,  24,  4,   danach  hiefs  die  Gegend 

ungen  der  equites  singulares.  Wissowa  S.  122,  9  ad  Spem  veterem,   s.  die  Inschrift   eines   areti- 

Strena    Helbigiana    S.    337 ff.      Weihung    aus  nischen    Gefäfses    C.  I.   L.    15,    5929    Tychiei 

Marchena   (Baetica)   G.  I.  L.  2,  1391   ara  Sa-  sutoris  a  Spem  vetere,  Front  in  de  aquis  öfter, 

liutis)   pro   redit(u)    L.  N.  P.   Gel [s Jus  f.    —  40  s.  den  Index  in  Buechelers  Ausg.   ■       Der  Cu- 

Altar  in  Forum  Claudii  Vallensium  (=  Octo-  manische  Festkalender  verzeichnet  zum  18.  Ok- 

durus,     heute     Martigny)     Bevue    epigr.    1899  tober,   dem   Tage   der  Anlegung  der  Toga  vi- 

p.  3  nr.  1268    Saluti   sacrum    Foroclaudieuses  rilis   durch   niigustus,   eine  supplicatio  Spei  et 

Vallenses  eqs.            Tempel   der  S.  augusta  in  IuvefntutiJ   G.  I.  L.    10,   8375.     Kuhopfer  der 

Urbs   Salvia    G.   I.  L.    9,    5530,    in  Ariminium  Arvalen   63  p.  C.    C.  I.  L.  6,  2043,  2,  10. 

G.  I.  L.  11,  361,    eine  sacerdos  Spei  et  Salutis  Tempel  der  Spes  in  Ostia  G.  I.  L.  14,  375,  32  f. 

aug.    in    Gabii    G.  I.   L.   14,  2804;    Altar   mit  Weihungen  an  S.  s.  Wissowa  S.  274,  4.    S.  im 

Beischrift   Salus   August i  auf  Münzen   des  Ti-  Volksglauben,  Keseberg,  Quaest.  Plaut,  et  Ter. 

berius,    Stevenson,    Bictionary    of  rom.    coins  ad  rel.  sp>cct.  p.  54 f.    —   Priesterin  der  S.  und 

p.  73,   mit  Beischrift  Saluti  aug.   auf  Münzen  50  Salus  aug.  in  Gabii  G.  I.  L.  14,  2804,  s.  Salus. 

Domitians,  Gest.  Jahresh.  5  (1902)  S.  162  (über  eultores  Sj)ei  augustae  in  Antium  G.  I.  L.   10, 

Münzen   angeblich    der   Kolonie  Ilici   s.  ebd.);  6645.      Sonstige  Weihungen  an   S.  aug.    Wis- 

Weihungen  s.    Wissowa  S.  123,  1.  -  -  Kopf  der  soiva  S.  274,  4.  Spes,  S.  aug.,  pop.  Rom.,  pu- 

S.  auf  Münzen  der  Republik,   Darstellung  auf  blica  u.  a.  auf  Münzen  der  Kaiserzeit,  Stevenson, 

Kaisermünzen,  auch  als  S.  augusta,  S.  generis  Bictionary    of  roman    coins    p.    756 ff.     Bonae 

humani,  S.  publica  u.  s.w.  Stevenson,  Bictionary  Spei  mit  Bild   auf  einer   Silbermünze   des  Pe- 

p.  713  ff.  —  Alter  Zusammenhang  d.  Salus  mit  seennius  Niger    ebd.  p.  756,    Eckhel   I).  X.   7, 

Semo  Sancus,   Wissowa  S.  122;  collis  Salutaris  154.             Dedikationen    von    Statuen    der    S., 

und    porta    Salutaris    ebd.    Vermischung    mit  Wissowa     S.     274,    5     (erhaltenes     Exemplar 

Hygieia  Wissowa  S.  254,  erster  FaU  dieser  Art  60  Schreiber,   Villa  Ludovisi  nr.  292,  Restitutions- 

180  a.  C.  Liv.  40,  37,  2  consul  Apollini  Aescu-  inschrift   C.  I.  L.   6,   757).            S.    auch  Elpis 

lapio  Saluti  dona  vovere  et  dare  Signa  inaurata  und  Fortuna  svslnig. 

(iussus  est).  Tranquillitas,     Bild     und     Name     auf 

Sanctitas,    Weihung   aus    Antiana    (Pan-  Kaisermünzen,  auch  als  T.  aug.,  Augg.,  beata 

nonia    Inferior)    G.  I.  L.    3,   3292    sacrum    dis  T.,  Stevenson,  Bictionary  of  roman  coins  p.  803. 

magnis  maiovibus  et  sanetissimae  Sanctitati.  Eckhel  B.  N.  7,  328 f.  497. 

Securitas,    im    allgemeinen    Tac.   Aejr.   3  Triumpus,  jugendlicher  lorbeerbekränzter 

(qaamquam)  nee  spem  modo  ac  votum  Securitas  Kopf   auf  einer  Münze    der   gens   Papia   mit 


2163       Personifikationen  (römische)  Personifikationen  (Register)       2164 

Trophäe  als  Beizeichen  und  Legende  Tr'nunpus,  oder  V.  mit  dem  Genitiv  eines  Kaisernamens, 

Stevenson,  Dictionary  p.  816.  Wissowa  S.  128.5;  Weihung  aus  Medjez  el-Bab 

Tutela,   Weihrelief  mit   Opferdarstellung,  (Afrika)    Victor  i 'is    aufgustis],    Bull,    arch.    du 

Bild    der   T.    und    Pedikationsinschrift    Tutete  com.  des  trav.  hist.  1902  p.  433,   Bev.  arch.  41 

sfnwte,AnnaU 38 (1866)t.K4:(s.  ob.  Sp. 2126,17 ff.).  (1902)  p.  435.  —  Spiele  zu  Ehren  derV.  Sullana 

Weihungen,    auch   mit    spezialisierenden    Bei-  26.  Okt.   bis  1.    Nov.,    fast.    Arv.   Sab.:    lud(i) 

namen,   Wissowa   S.  157,  1,   darunter  CLL.  Victf(oriae)]       Sull(anae)       cofmmfittuntur)], 

5,  4243  Lovis  Tutelae,  vgl.  12,  1837;  an  T.  loci  Maff.  Ant.   vgl.  C  L  L.  1 2  p.  333;   zu  Ehren 

C.  L  L.    3,    4445;    6,   216.    777;    an    T.    aug.  der    V.    Caesaris    20.  bis   30.  Juli    fast.    Pinc. 
C.  L  L.  2,  4056;  5,  4982;  eine  ministra  Tutelae  io  Allif.    Maff.    Am  it.:    lud(i)     Victor(iae)     Cae- 

augustae  aus  der  Tarraconensis  C  L.  L.  2,  3349;  s(aris)  divi  Lul(i)  commit(tuutur),   vgl.  C.L.L. 

zusammen   mit   den   Laren  verehrt  in  Tarraco  l2  p.  322  f.,    nachgeahmt  in  Iguvium  C  L.  L. 

C    L.   L.    2,    4082    Laribus  et   [Tujtelae    eqs.  11,  5820   in   ludos    Victoriae   Caesaris  August i 

vgl.   Hieron.   in   Esai.   57   (vol.  4  p.  672A  ed.  (sestertium   septem  milia  septingentos  quinqua- 

Vallarsii    et    Maffeii,    Venetiis    1767)    ipsaque  ginta);  zu  Ehren  der  V.  senati  fast.  Phil,  zum 

Borna  orbis   domina   in   singulis   insulis  domi-  4.   August    Vict(oria)   senati;    c(ircenses)   m(is- 

busquc   Tutelae  simulacrum   cereis  venerans  ac  sus)  XXLV.    Häufige  Opfer  der  Arvalen,  auch 

lucemis,  quam  ad  tuitionem  aedium  isto  appel-  an  V.  redux,   s.    den  Index  von  Henzen,  Acta 

laut   nomine,  ut  tarn    intrantes  quam   exeuntes  Arvalium  p.  217.    [supplijcatio    Victoriae  au- 
domos  suas  inoliti  semper  commoneantur  erroris.  20  gustae  verzeichnet  der  Cumanische  Festkalender 

Volkstümlich  die  Anrufung  bei  Petron  57   ita  zum    14.  April    C  L.  L.    10,   8375.     Im   Heere 

Tutelam  huius  loci  habeam  propitiam,  vgl.  105  wird  die  V.  der  Kaiser,  auch  als  aeterna,  ver- 

ut  Tutela  navis  expiaretur.  T.  Augusti,  Italiae  ehrt,  besonders  unter  Elagabal,  Domaszewski, 

auf   Kaisermünzen,    Stevenson,    Dictionary    of  Bei.   d.   röm.   H.   S.  37 ff. ;    desgleichen   die  V. 

roman  coins  p.  812.  legionis    und   ganz   speziell    die  V.   eines    be- 

Ubertas,   Darstellung   der   Ubertas    (auch  stimmten    Sieges,    Domaszewski   S.   39;    Kult- 

Uberitas)  aug.  und  U.  saeculi  auf  Kaisermünzen,  bilder   im    Fahnenheiligtum  ebd.    —    Darstel- 

Stevenson,  Dictionary  of  roman  coins  p.  843  f.  lungen  der  V.  auf  den  Yictoriati  der  republi- 

Ultio,  Altar   unter  Tiberius   20  p.  C.   be-  kanischen  Zeit  Stevenson,  Dictionary  of  roman 
schlössen  Tac.  ann.  3,  18  cum  Valerius  Messa-  30  coins  p.  875,  zahllos  auf  Kaisermünzen;  mannig- 

linus  signum  aureum  in  aede  Mortis  Ultoris,  fach    spezialisiert,    auch    mit   Bezug    auf  be- 

Caecina   Severus    aram    TJltioni    (so    die    Hss)  stimmte    Feldzüge     als    Germanica,     Gothica, 

statuendam  censuissent.  navalis,   Parthica  u.  s.  w.,    Stevenson  a.  a.  0. 

Valetudo,  Weihungen  aus  Tueffer  (Nori-  p.  865  ff.    V.  auf  Münzen  zusammen  mit  Roma, 

cum)  C  L.  L.  3,  5149,  Lecce  C  L.  L.  9,  3812 f.  s.  Klucgmann,  LJeffigie  di  Borna  nei  tipi  mo- 

Basisinschrift   aus   Manliana  (Mauretania  Cae-  netarii   piü   antichi ,    Wissowa   S.  282;    neben 

sariensis)    C.   L.   L.   8,  9610    bonae    Valetudini  Venus   auf  Denkmälern.    Wissoiva,  De   Veneris 

sacrum  ex  responso  Herculis.    Auf  dem  Revers  simulacris  Bomanis  p.  39. 

republikanischer    Münzen    im    Hygieia  -  Typus  Virtus,  s.  Honos. 

dargestellt  (Avers  mit  Kopf  der  Salus)  Babelon,  40        Vis,   Weihinschrift   aus   Aquileia   auf  drei 

Mann.  cons.  1,  106  nr.  8.  Seiten   eines   Altars  wiederholt  C  L.  L.  5,  837 

Victoria,    Tempel    am    Palatin,    an    dem  Vi  divinai  (resp.  divinae)  sacrum. 
nach  ihm  benannten  clivus  Victoriae,  geweiht 

294  a.  C.  vom  Konsul  L.   Postumius,  Liv.  10,  Register. 

33,    9   Vgl.    29,    14,    13    in   aedem    Victoriae    qiiae  Die  mit  einem  Sternchen  (*)  versehenen  Zahlen   beziehen 

est    in   Palatio,  Fest.    p.   262;    später   bekommt  sich  anf  die  Liste  der  Kultusthatsachen. 

V.   den  Beinamen   Gennaniciana,  Notitia  und  Ablabiai  2074,  16;    2127,  52*     Abundantia 

Curiosum  zur  10.  Region  Jordan,  Topogr.  2,  557  2082,  7;  2145,  18*    Achlys  2097,  5    Adephagia 

VictoricmiGermariicianavi(Germanianam.,Cur.).  2127,56*  Adikia  2110,  68;  2112,  39  ff.   Aequitas 
Kapelle  der  V  Virgo  in  der  Nähe  des  Tempels,  50  2082,  3;   2145,  21*     Aeternitas  2082,  41;   2125, 

geweiht  von  M.  Porcius   Cato    193  a.  C.    Liv.  64;   2145,  30*     Agape  2092,  49     Agnoia  2123, 

35,   9,   6    aedicidam    Victoriae    Virginis   prope  56  Agon  2122,  47   Agonia  2093,  36   Aidos  2072, 

aedem    Victoriae    M.    Porcius    Cato    dedicavit  56;  2087,  52;  2088,  62;  2097,  34;  2102,  47;  2103, 

birnnio  post   quam    vocit.     Altar   und   Kultbild  7;    2104,   1.  10.42;    2127,  62*      Aion  2091,  44. 

der  Victoria   in   der  Kurie    von   Augustus   am  64 ff.;  2092,  9.21;  2093,  11.53;  2102,  61;  2103, 

28.  August  29  a.  C.  eingeweiht,    Cass.  Dio  51,  65;  2104,  57.  60;  2124,  59;  2128, 15*    Aisa  2089, 

22,  lf.  fast.  Maff.:  h(oc)  dde)  ara  Victoriae  in  11;  2090,  58;   2091,  36;   2099,  28;   2104,  23.  55 

curia    dedic(ata)   est,    Vat. :    feriafe    hoc    die],  Aischyne  2099,  26    Akademia  2108,  5    Akrateia 

q(uod)     defae     Victoriae    ara]    defdjicata    est,  2108,19    Alala  2098, 54    Aletheia  2084,  3;  2087, 
vgl.  Eclhcl  D.  N.  6,  85;  über  die  Kämpfe  um  60  54f.;  2088,  32;  2092,  41;  2093,  4.42;  2098,  52; 

dieses  Wahrzeichen  des   ausgehenden  Heiden-  2107,  14;  2108,  24;  2110,  12;  2123,  62;  2124,  7 

tums  Wissowa  S.  87,  1.    Was  Dion.  Hai.  1,  32,  5  Algea  2089,  39    Alke  2095,  40;  2101,  66;  2104, 

von  einem  alten  Altar  und  Kult  der  V.  auf  dem  54     Altercatio   2089,    53     Amicitia  2089,    51; 

Palatin  erzählt,  beruht  auf  Fiktion  oder  sekun-  2124,  5;    2145,  36*     Amor  2089,  56;    2108,  28 

därer  Vertretung   einer   anderen  Göttin   durch  Amphilogiai  2089,  41    Anaideia  2076,  59;  2101, 

Victoria.  Wissowa  S.  128.    Zahlreiche  inschrift-  67;  2128,  22*    Ananke  2073,  27;  2084,  36;  2087, 

liehe  Zeugnisse  der  Kaiserzeit  über  Weihungen  57;    2090,    26  ff.  58.  64;    2091,  20 f.;  2093,  33, 

von  Tempeln  und  Altären  besonders  an  V.  aug.  42.  51;    2102,  67;   2104,  16;  2106,  7;  2113,   45; 


2165       Personifikationen  (Register)  Personifikationen  (Register)       2166 

2128,  34*  Androktasiai  2089,  40  Angelia  2123,  59  Epike  Poiesis  2124,  65  Epiktesis 
2098,  49  Annona  2081,  25;  2145,  41*  Annus  2125,  14  Eris  2084,  57;  2089,  38;  2093,  37; 
2090,67;  2126,68  Anteros  2087,  63;  2107,3;  2095,  18ff.;  2096,  65;  2097,  16ff.;  2103,15; 
2109,56;  2119,  8.  13;  2128,41*  Aoide  2088,  2104,  53.  63;  2107,  61;  2111,  1;  2113,  3ff.; 
67  ff.  Apate  2089,  37;  2104,  35.  61;  2109,  20;  2134,  9*  Eros  2075,  15;  2087,  64;  2088,  33; 
2110,  10;  2114,  5;  2123,  59  Apheleia  2072,58;  2090,  53;  2091,32;  2093,17.42;  2103,5;  2104, 
2128,49*    Apodeixis  2108,  24    Ära  2100,  54 ff.;  7.39;     2109,551;     2117,  1.  33ff.;     2119,  9 ff.; 

2101,  33 ff.;  2113,  55;  2128,52*  Arche  2089,  2 ;  2134,  13*  Error  2108,  34  Eubosia  2073,  67; 
2091,44  Arete  2074,  26;  2098,33.45;  2103,  2134,14*  Eudaimonia  2107,  54;  2109,  30;  2117, 
66;  2107,  54.  67;  2108,  6.  23;  2109,  41;  2120,  io  1.  32;  2119,  18.  46  Eudia  2115,  38;  2117,  1 
59;    2122,  2 ff.;    2124,66;    2128,59*     Asapheia  Euergesia  2134,  31*    Eueteria  2134,  33*  Eukleia 

2097,  65  Asebeia  2077,  3;  2129,  7*  Asphaleia  2072,  68ff;  2078,  27;  2104,37;  2117,46:  2119, 
2129,15*    Ate  2084,  37ff;  2089,  41;  2096,  13ff;  15:    2134,40*      Eulabeia   2103,  24      Eunomia 

2098,  10;  2099,  51  ff.;  2101,  40  ff. ;  2103,  16  f.;  2072,  6S;  2077,  6.  21;  2088,  49  ff;  2090,  54.  64; 
2104,    16.    21.    55.    61;     2129,    19*     Automatia  2098,  5 f.  27:    2116,64;    2117,32:    2119,  15 ff.; 

2129,  23*       Auturanus    2126,     65       Auxilium  2135,  10*     Euphrosyne  2089,  8.  50:     2135,  14* 

2107,  19     Avaritia  2105,  55.  Euploia  2078,  24;  2135,  18*     Euporia  2078,  25; 
Basileia  2106,  68;  2108,  17    Bellum  2123,  68  2088,  63;  2135,  32*    Euposia  2073,  67  ;  2135,  39* 

Beneficiuin  2098,  1      Bia  2073,  27;     2089,    66;  Eupraxia  2078,  25;  2135,43*    Eusebeia  2077,  6; 

2102,  44;  2104,  18;  2106,  20;  2129,  28*  Blan-  20  2091,43;  2097,68;  2098,21;  2104,34;  2135,46* 
ditiae  2108,  34  Blasphemia  2113,'  55  Bonus  Eustasia  2088,  57  Eustheneia  2104,  37  Eutaxia 
Eventus  2081,  19;  2126,  7 ff.;  2145,48*  Bub-  2121,18  Euteleia  2098,  23  Euthemosyne  2104,42 
rostis  2129,  30*  Bule  2077,  59;  2121,  26.  54f;  Euthenia  2074,  1;  2113,  59;  2125,  12;  2135,  53* 
2129,  43*.  Euthymia  2098,  61;  2116,  60;  2136,  6*   Eutychia 

Celeritas  2087,  65:  2108,  54     Chronos  2087,  2119,  51;  2136,  12*     Existimatio  2109,  2. 
57;    2090,  26.  68ff.;     2091,  12ff.;     2093,  55ff;  Fama  2105,  2;  2108,41;  2125,68;  2147,61* 

2098,  32f.  581;     2102,  11  58ff.;    2103,  63  ff.;  Farnes  2105,  55    Fas  2147,  65*    Fatum  2089,  491 

2104,  391  60:     2105,  671;    2124,  57      Cbrysos  Faustitas  2105,  43     Favor  2108,  54;    2147,  68* 

2119,  55  f.    Civitas  2146,  3*    dementia  2082,  44;  Fecunditas  2082,  50;    2148,3*     Felicitas  2081, 

2146,5*    Commoditas  2107,  28     Comoedia  2108,  30  13;    2125,611;    2148,10*     Fides  2079,  18.  36 ; 

30     Concordia  2074,  59;   2079,  18;   2081,  58ff;  2080,  36ff.;  2105,  40;  2125,  63;  2148,  45     Fines 

2124,  5;  2125,  63;  2146,  32*    Conscientia  2089,  2149,12*    Formido  2090,  2    Fors  2079,  35.  48ff. ; 

49     Constantia  2082,  55;  2147,  39*    Consuetudo  2105,52;     2149,19*      Fortuna  2079,  35.  48 ff.; 

2108,  43  Copia  2089,  4;  2105,  42;  2147,  41*  2105,  49;  2108,  55;  2125,  62;  2149,  55*  Fraus 
Credufitas  2122,65     Cupido  2087,64;  2105,44;  2089,  58;  2108,  55     Furor  2108,  34. 

2108,  33;  2126,  20     Cura  2105,  46;   2109,  66.  Gamos  2090,  45;  2104,  61;  2136,  15*    Gelos 

Decor  2105,  52    Deimos  2087,  67ff.;  2088, 4;  2073,23;     2093,38;     2116,38.47;     2136,21* 

2089,  68;  2095,  131;  2097,  3;  2104,  53;  2113,  34  Genea  2093,  13    Genna  2091,  58    Genos  2093,  13 

Demokratia  2077,  35 ff.;     2078,  48;     2120,  61;  Genos   Sebaston   2136,   33*      Geras    2073,    56; 

2121,  22;    2129,  57*     Demos  2077,  39ff.;    2106,  40  2085,1;  2089,  37;  2103,18;  2106,67;  2136,38* 

65;  2120,  23 ff.;    2121,  43 ff.;    2130,5*     Diabole  Gerusia  2077,  65;    2121,55;    2136,43*     Gloria 

2123,  4.  55 ff.     Diallage  2106,  63     Dies  bonus  2105,   42;     2154,   46*       Grammatike   2104,    12 

2076,  4;  2147,  47*     Dikaiosyne  2074,  40;  2091,  Gratia  2089,  58. 

37.42;    2097,39;    2102,55;    2104,2;    2106,58;  Harmonia  2088,  8.  36;     2089,9;    2090,  1  ff.; 

2108,  23;    2110,  8;    2131,  19*     Dike  2074,  31;  2099,  43;  2103,  4;  2104,  5.  60;    2117,  37;  2119, 

2077,  21;  2084,  28;  2088,  6.  30.  49 ff.;  2089,  16;  151;  2120,13;  2136,49*  Hebe  2088,  36;  2117, 
2090,54.65;  2091,36143;  2093,33;  2097,241  2.  37  Hedone  2092,  45;  2093,  38:  2107,  66; 
43.541;  2098,  10.52;  2099,  64;  2100,  20ff;  2108,  6;  2109,  7.  61  Hedypatbeia  2109,  24 
2102,  23  ff.  52;  2103,  66;  2104,  27.  311  59;  Hegemonia  2136, 53*  Henosis  2092,44  Hesychia 
2106,29;  2108,4.25;  2110,67;  2112,  39 ff.;  50  2098,  51.  64  Heuresis  2093,  27  Hilaritas  2082, 
2131,62*  Disciplina  2082,  52;  2147,  51*  Dis-  41;  2154,52*  Himeros  2088,  22;  2104,57; 
cordia  2089.  51;  2108,  54  Dithyrambos  2099,  2115,  5;  2116,  64ff.;  2117,  37.46.  66;  2118,  67; 
28;  2116,  50  Dolor  2089,  51  Dolus  2089,  52.  2119,  18.  50;  2136,  57*  Historia  2124,  64 
56;  2110,3;  2122,66    Doxa  2109,  27     Dynamis  Homonoia  2074,  68 ff.;  2077,46;  2078,  16.  35 ff.; 

2078,  17;  2132,  11*     Dysnomia  2089,  41.  2090,  65;  2121,  31.  66;  2136,  60*    Homopbrosyne 
Ebrietas  2117,  10     Egersis  2097,  65     Eirene  2104,  3    Honos  2079,  18;  2081,  28 ff.;  2108,  39; 

2075,  11;  2077,  8ff.;  2078,  16;    2088,  49;    2090,  2154,  56*     Hora  2076,  1;     2093,  16;     2104,  60; 

65;  2093,  35;  2098,  42;  2103,  9;  2106,5;  2115,  2108,  37;  2137,51*    Horkos  2089,42;  2097,23; 

36;   2116,  58;    2120,  8;    2121,  29.  58;    2132,  18*  2102,  5;    2104,  25     Horme  2072,  57;    2137,  53* 

Ekecheiria  2121,  32     Ekklesia  2078,  1;    2092,  60  Horos  2092,  60     Hosia  2103,  21     Hybris  2076, 

431;  2133,  1*    Elegeia  2108,9    Elencbos  2107,  60ff.;  2088,  10:  2098,  12.48;  2099,  60ff;  2100, 

14;  2108,  24    Eleos  2072,  561;  2133,  5*    Eleu-  12ff;    2104,28;    2106,29;    2137,56*     Hygieia 

theria  2078,  2.  16;  2108,24;  2121,47.60;  2133,  2117,  41;  2119,  18.  47    Hypnos  2073,  59;  2085, 

25*  Elpis2078,  16;  2090,54;  2092,48;  2093,35;  16:    2088,  11;    2089,  36;    2090,  171;    2091,  39; 

2098,  13;  2102,  8;  2104,3;  2133,50*    Eniautos  2093,  31;  2095,  60ff.;    2099,  36;    2102,  7;  2109, 

2073,56;  2091,43;  2126,51;  2133,57*    Ennoia  57;  2110,65:  2111,  10ff.;  2137,58*    Hypolepsis 

2092,  24 ff.     Enyo  2072,  42;    2087,  44 ff.;    2095,  2123,  56     Hysminai  2089,  39;  2104,  55. 
49;  2104,  54.  63;  2113,  61;  2133,  61*     Epibule  Ilias2124,56  Incestum 2089,  54  Inconstantia 


2167       Personifikationen  (Register)  Personifikationen  (Register)       2168 

2109,3   Indulgentia  2082, 47;  2155,66*  Infamia  32;  2119,  17.  50     Palaestra  2109,  64;  2124,  Off. 

2109,1     Ingenium  2124,  13      Iniuria  2107,  28  Palaismata  2124,  12    Pallor  2108,  55;  2158,  60* 

Inopia  2107,  18     Intemperantia  2089,  53     Invi-  Pandaisia  2119,  46  Pannychis  2116,  59;  2119, 15 

dentia  2089,  56    Invidia  2105,  54    Ioke  2095,  40  Panteleia  2090, 47 ;  2138,  55*  Paranomia  2077,  3 ; 

locus  2105,  44.  58;  2108,  31    Ira  2089,  52    Ischys  2138,60*    Paraskeue  2126,  62    Parrhesia  2107, 

2110,  14      Iucunditas  2156,  13*      Iusiurandum  15;    2108,  24     Patientia  2082,  55;     2126,  14; 

2089,  52     Iustitia  2082,   5:   2105,40;    2110,8;  2158,  66*      Patria  2105,  56      Pavor  2108,  55; 

2156,15*  Iuventa(u)s2081,7;  2090,  4;2156,  27*.  2158,60*    Pax  2082,  33 ff.:  2125,  62.  65;  2159,  1* 

Jahreszeiten  2090,  68;   2108,  36;  2126,  56ff.  Peisis  2138,  61*     Peitho  2074,  45ff;   2088,  21  ff. 

Kairos  2073,  57:    2090,  46;    2098,  38:    2123,  10  31.  35;  2090,  7:  2098,  27.  30.  61;   2099,  42.  58; 

3ff.;  2137,  68*    Kakai  2107,  54    Kakodaimonia  2102,  3;  2104,  6.  38.  60;   2106,  29;   2117,  30  ff.; 

2109,26    Kailos  2104,  6    Katapygosyne  2106,  2  2138,65*    Penia  2073,  56;  2106,  60;  2108,  62 ff.; 

Kledon  2138,  4*     Komodia  2106,  56;   2116,  39;  2109,  54;  2139,  44*    Pentaeteris  2126,  51    Peras 

2124,  4.  65     Koinos  2114,  67ff.;  2116,  3    Koros  2091,45    Perfidia  2107,  28    Pertinacia  2089,58 

2074,2;     2098,11.49;     2104,27;     2138.11*  Petulantia  2089,  50     Pheme  2072, 56;  2097, 45; 

Kotos  2097,  65    Kraipale  2117,  3    Krataiis  2087,  2098,  59;  2102,  8 ff.;  2103,  3;  2104,  61:  2139,  51* 

67ff;  2096,  61  ff.     Kratesis  2078,  18;  2138,  15*  Philia  2072,  57;  2116,45;  2139,64*    Philologia 

Kratos  2089,  65;  2100,38;  2104.  18;  2106,  20ff.  2108,  49     Philoplarosyne  2104.  37     Philosophia 

Kydoimos  2088,  4;  2095,  48;  2096,  65;  2104,  53;  2108,22    Philotes  2089,  37     Phobos  2072,  13 ff.; 

2106,  66;  2113,  26     Kyriake  2126,  61.                    20  2073,  23;  2088,  4;  2090,  1;    2091,  62.  66;  2093, 

Labor  2089,  56    Laetitia  2082,41;  2156,63*  31;  2095,  13ff;  2096,  66ff;  2099,35;  2104,54; 

Lethe  2083,  66ff.;  2088,  12.27;  2089,39;  2091,  2107,  11;  2111,3;  2113,  29ff;  2140,1*    Phonai 

40;  2101,  68;  2103,  8;  2138,  20*    Letum  2089,  49  2140,  42*    Phonos  2089,  40;  2097,  64;  2103,  30 

Liberalitas  2156,  68*     Liberias  2079,  19;  2080,  Phrenes  2091,  57    Phronesis  2107,  66;  2110,  14 

50ff.;    2090,   4;     2157,   3*      Licentia  2105,  43  Phrontis  2098,  20;  2104,  10    Phthonos  2087,  23; 

Limos  2082,  67;    2089,  39;    2108,  26;    2113,  57;  2091,  38;  2103.  30.  65;    2104,  19.  61;    2106,  28; 

2138,27*     Litai  2096,  34ff.;     2104,57     Logos  2113,  55;   2119,  62;   2123,  58     Physis  2090,  63; 

2089,41;  2091, 3ff.;  2092,42;  2106,59    Loimos  2091,35;  2093,25;  2104,8.60;  2124,66    Pietas 

2104,  22     Lubentia  2107,  37     Luetus  2089,  52  2081,  68;  2105,  58;    2159,  54*     Pistis  2073,  20; 

Ludus   2108,  30      Luxuria  2107,  18;     2108,  47  30  2091,43;  2092,48;  2098,15;  2124,66;  2140,45* 

Lyssa  2088,  29;  2106,  21.  28;  2114,  9.  Plutos  2074,  12;  2075,  54;  2086,  5ff.:  2104,  42; 

Machai  2089,  40  Maiestas  2108,38:  2167,24*  2106,  60:  2108,  66;  2119,  55;  2140,  53*    Poena 

Maius2127,  20ff.    Makaria  2092,  46    Makariotes  2098,1;   2105,47.52     Poine  2086,  60ff.;  2089, 

2092,  50  Mania  2074,  15;  2104,  55;  2114,  2;  16.  20ff;  2090,  56;  2113,  46  Polemos  2088,  5; 
2138,36*  Melete  2088,  66ff.  Memoria  2107,  22  2098,  55;  2106,  60.  66  Polymatheia  2089,  1 
Mendacium  2089,  52;  2110,3  Mens  2079,  18;  Ponos  2089,  39;  2093,  26  Porös  2109,  54  Pothos 
2081,  40ff.;  2108,  32;  2157,  31*  Metameleia  2090,  53;  2093,  10.  17.  37;  2099,  41;  2103,  13; 
2073,  58;  2088,  16;  2138,  46*  Metamelos  2109,  2  2104,  59;  2115,  39;  2116,  59;  2117,  1.  68;  2118, 
Metanoia  2109,  26;  2123,  16.  61  Methe  2104,  67;  2119,  2 ff.  19;  2120,  5;  2140,  65*  Praxis 
12;  2106,  28;  2107,  6;  2108,  5;  2117,  lOff.  40  2078,  24;  2141,  3*  Pronoia  2078,  16.  26;  2091, 
Metis  2088,  19;  2090,  6.  12.  59;  2091,  27ff.  36.44;  2092,3;  2141,9*  Prometheia  2088,  17; 
Metus  2089,  56;  2108,  40.  45  Minae  2105,  46  2098,  28;  2109,  66  Prophasis  2098,  50  Pro- 
Miseria  2089,  50.  57      Mixis  2092,  44     Mneia  videntia  2082,  47;     2160,  20*      Pseudopaideia 

2089,  7;  2138,  49*  Mneme  2088,  67;  2093,31;  2109,  27  Psyche  2091,  61  Pudicitia  2082,  9; 
2124,  66  Moderatio  2157,  56*  Molpe  2114,  64  2160,  34*  Pudor  2108,  32.  89  Pugna  2089,  54. 
Moira  2091,  58;  2101,46;  2104,41  Momos  Querella  2089,  58  Quies  2082,  9;  2160,  63*. 
2085,  51  ff.;  2087,  14ff.;  2089,36;  2093,46;  Religio  2110,  4  Reverentia  2108,  39  Rixus 
2104,  11.  20;     2106,  44 ff.;     2120,  22      Monate  2108,  30. 

2090,  67;  2126,  47 ff;  2127,  5 ff.  Moros  2089,  35;  Salus  2079,  18.  35.  38.  43;  2081,  17.  49; 
2104,  54  Mors  2089,  49.  57;  2105,  23.  47;  50  2108,  54;  2125,62;  2161,4*  Sanctitas  2161,  64* 
2108,  2;  2157,  58*  Musike  2106,  58  Mythos  Sapientia  2107,  21;  2109,  44  Saturitas  2107,  30 
2124,  63.  Securitas  2082,  40;  2161,  67*     Seditio  2108,  54 

Natio  2157,  59*    Necessitas  2105,  48    Neikos  Seismos  2124,  62     Semasia  2078,  19;  2141,  22* 

2089,  40;    2113,  56     Nike  2075.  15;    2089,  65;  Senatus  2077,  31;  2121,  34;  2162,  18*    Senecta 

2104,  41;  2119,  56;  2138,  52*    Nomos  2091,  38;  2105,53    Senectus  2089,  51.  57    Servitus  2107,  28 

2098,57;    2104,  33 f,     Nus  2091,  57;    2092,41;  Sige   2092,39;     2093,31      Sikinnos   2116,65; 

2093,  21:  2107,  67;  2108,  19.  2117,  2      Siope  2088,  28;     2097,  65      Socordia 
Oblivio  2089,  53     Occasio  2110,  17     Ochlos  2089,  53      Sollicitudo  2108,  43      Somnia  2089, 

2138,53*  Odysseia  2124,  56  Oüzys  2089,  37  50.58  Sornnus  2089,  49;  2105,  2  Sophia  2092, 
Oknos2085,  64ff.:  2087,25;  2106,28   Oikumene  60  31.50ff.;  2103,  5;  2107,  22;  2120,  15;  2124,  66 

2124,58;    2125,3      Oistros  2106,  28;    2114,3  Sophrosyne  2074,  32;  2098, 15;  2103,  68;  2104,7; 

Olethros  2104,  54     Oligarchia  2121,  22    Oneiros  2108,23;  2110, 14;  2141,28*    Soteria  2073,  29 ff.; 

2089,36;  2091,40;  2096,6;  2112,  35ff.;  2124,7  2141,31*    Spes  2081,  65;  2105,  40;  2126,  6.14; 

Opis  2090,  58     Opora  2106,  64;  2115,  36;  2116,  2162,22*      Spondai  2106,  62      Stasis  2113,  56 

65 ff.;  2126,  55     Ops  2079,  18.30.40;  2157,65*  Stoa  2108,  5     Superbia  2089,  54     Syllogismos 


* 


Orge  2093,  37     Ossa  209H,  51ff.  2108,25   Synarchia  2077,  68;  2121, 55;  2141, 45 

Paenitentia  2110,  18    Paian2116,  3    Paideia       Svnesis  2092,  49    Synkletos  2077,  31.  66f.;  2078, 
2108,7.23;    2109,28     Paidia  2116,  54;    2117,       6ff;    2121,55;    2141,48*     Synkrasis  2092,  45. 


2169                   Persophatta  Peteos                        2170 

Techne2073,  57;  2104,8;  2108,7;  2141,61*  Pergainon  stamme,  entscheidet  sich  K.  Kniper, 

Telete  2125, 15. 27 ;  2141,64*   Tenebrae  2080, 57  Mnemosyne  30  (1902),  277  ff   (nach  Bericht  in 

Terror  2108,  45     Tetrade  2120,  61     Thanatos  Wocheitschr.  f.  Mass.  Phil.  1902,  1353)  für  Per- 

2073,23;  2087,  1  ff.  8;  2089,35;  2090,17;  2091,  gamon;  erst  viele  Jahre  später  sei  der  Glaube 

40 f.;  2095,  58 ff. ;  2099,  46;  2102,  6;  2103, 19.  30;  befestigt  worden,  die  Göttemiutter  stamme  aus 

2104,  55;     2106,  29;     2110,  64;     2111,  5.  52ff.;  Pessinus.     [Höfer.] 

2141,  67*     Theoria  2106,  64     Timor  2089,  54;  Peta  s.  indigitamenta  Sp.  213. 

2105,  45  Timoria  2109,  25  Tolma  2072,  12 ff.;  Petaraios  (llsrccQalog),  Beiname  des  Zeus 
2104,  1;  2142,  13*  Tragodia  2115,3;  2161,41;  auf  einer  Votivinschrift  aus  Petara  im  Gebiete 
2124,  4.  65  Tragoedia  21U8,  9  Tranquiliitas  10  von  Nakoleia  in  Phryo-ien,  Rauisay,  Journ.  of 
2082,  42;  2162,  63*  Tristities  2108,44  Trium-  hell.  stud.  8  (1887),  501;  vgl.  Larfeld  bei  Bur- 
phus  2105,  49  Triumpus  2162,  67*  Tryphe  sian  66  (1892),  125.  Vgl.  Fetareus.  [Höfer.] 
2107,  2;    2108,  6      Tugenden    2105,   27ff.   39;  Petareus  {IJtraQsvg),  Beiname  des  Zeus  auf 

2107,  41;  2109,  8.  30.  45  Tutela  2081,  11;  einer  Weihinschrift  aus  Tschayül  in  Phrygia 
2126,17;  2163,3*  Tyche  2075,  24ff;  2087,63;  Paroreus,  du  lhraQi]i  (=  Petaraios),  Hogarth, 
2090,  8.  58;  2091,  39;  2092,  3;  2093,  35;  2098,  Journ.  of  hell,  stud,  11  (1890),  160,  6;  vgl.  Lar- 
26.  62;     2099,  29ff;     2102,  31'.;     2104,    4.  40;  feld  bei  Bursian  87   (1897),  384.     [Höfer.] 

2106,  9;  2109,  22;  2117,  41.  45;  2141,  16*  Petempaineiitis  (IZfcTf/xjra/xfWs,  ägyptischer 
Tyrannis  2108,  17.  Name  des  Dionysos  {Ilkti^na^iivxig  6  nal  Aiö- 

Ubertas  2082,  7;   2163,  26*     Ultio  2089,  52;  20  vvaog),  C.  I.  G.  3,  4893.     Strack,  Die  Dynastie 

2163,  29*     Usus  2107,  21.  der  Ptolemäer  256   nr.  108    (Inschrift  von  der 

Vale(i)tudo   2108,  55;     2103,  34*     Yetustas  Insel    Sehel    südlich    Assuan).     Strack  a.  a.  0. 

2105,59    Veritas2109,  2;  2110,  2   Victoria  2079,  251  nr.  95    (Inschrift  unbekannten   Fundortes), 

19;   2080,  61  ff.;   2123,17;   2126,21;    2163,42*  Nach    Letronne,    Recueil    des    inscr.    .  .  .    de 

Virtus  2074,  29;   2079,  1«;   2081,  29;   2105,  41.  l'Egypte  1,  396,    vgl.   Becherches  pour  servir  ä 

57;  2108,  10.42;  2120,  59;  2122,  18;  2126,  14;  l'histoire   de   l'Egypte   346.  359f.    bedeutet  Pe- 

2154,56*    Vis  2164, 40*    Vita  2108, 2    Voluptas  tempamentis    rqui    appartient   ä   Amentes,   ou 

2108,  10.  42;  2109,  7.  monde  inferieur;  also  =  chthonischer  Dionysos 
Zeitabschnitte  2090,  67 ff.;  2108,  35;  2120,  47  -  Osiris  (vgl.  Röhde,  Psyche  2",  13  Anm.  45,  1. 

Zelos  2089,  63;  2104,  35     Zoe  2092,  42.                30  391,    1).     Vgl.    auch    Pietschmann    bei  Pauly- 

[L.  Deubner.]  Wissowa  s.  v.  Amenthes.     [Höfer.] 

Persophatta  =  Kora  (s.  d.).  Petenseuis  (IJsrEvafjvig),  ägyptischer  Name 

Perta,    gallische  Göttin    auf  einer  1890  im  des    Hermes  (lhtsvar']v£[i\    tb   xca  'Eq^jj)    auf 

Bache  Vistre  bei  Nimes  gefundenen  Inschrift;  einer  Inschrift  von   der  Insel   Sehel,  Letronne, 

Pertae  ex  voto.  Alhner,  Reime  epigr.  1891  n.  879  Recueil    des    inscr.    ...    de    l'Egypte   1,   390. 

p.  131    (' ä   Vendroit   du   Vistre   et   dans   le   lit  Becherches  etc.   345.    C.I.Cr.  3,  4893.     Strack, 

meine    du    ruisseau  .  .   .  se   trouve  une  source;  Die  Dynastie  der  Ptolemäer  250  nr.  108.  Nach 

c'est  un  trouqu'en  patois  onappeUe  le  Pc'iroou,  Letronne,  Recueil  396  bedeutet  P.  cqui  appar- 

le  chaudrori).    Perta  findet  sich  auch  als  Orts-  tient  ä  Sene'.  —  Senes  (Snem,  Senem)  ist  in  den 

name,    vgl.    Holder,   Altceltischer  Sprachschats  40  Hieroglyphen  nach  ChampoUion,  Lettres  ecrites 

2  Sp.  970  f.     [M.  Ihm.]  d'Egypte  100    der    Name    der    bei    Philai    ge- 

Pertiuacia,    Tochter    des    Erebus    und    der  legenen  hochheiligen  Basel  Begeh  oder  Bageh. 

Nox,  Cic.  de  not.  deor.  3,  17,  44.     [Hüfer.]  Derselben  Gottheit  ist  eine  Inschrift  aus  Apolli- 

Pertunda  s.  Indigitamenta  Sp.  213.  nopolis  (Edfu)  geweiht:    Ilthvar'jvti    (sie!)    frsiö 

Pestis  1)   personifiziert  neben  Morbus,  Ma-  ^tyiGra»,  Letronne,  Recueil  1,  408.    C.  1.  G.  3, 

cies,   Dolor  bei  Sen.    Oed.  1060;   vgl.   Loimos,  4836.     [Höfer.] 

wo   nachzutragen  Soph.  Oed,  R.  27  f.  190.  215  Peteiisetis   {netuvafjrig),  ägyptischer  Name 

und  dazu  Nauck-  vgl.  auch  Schoemann-Lipsius,  des    Kronos    (HtTbvGijrsi.   reo  %cci    KqÖvoj)    auf 

Gr.  Alt.  24,  150,  2.  in  dem  Bettler,  den  Apollo-  derselben  Inschrift,  auf  der  Petenseuis  (s.  d.) 
nios  von  Tyana  in  Ephesos  zur  Reinigung  der  50  genannt^  ist  =  qui    appartient    ä    Setes    (Set, 

Stadt  von  einer  Pest  steinigen  läfst,  an  dessen  Seth).     Über    die    mit    Kronos    identifizierten 

Stelle  man  nach  Wegräumung  der  Steine  einen  ägyptischen   Gottheiten  vgl.    M.  Mayer  Bd.  2 

getöteten  Hund  fand,   erkennt  Rohde,  Psyche  S.  1543 f.  s.  v.  Kronos.     [Höfer.J 

22, 79,2  den  Pestdämon  selbst;  vgl.  auch  Röscher,  Peteos  (ÜSTtiag),  Vater  des  nachhomerischen 

Kynantliropie   32 ff.   u.  d.  Art.   Pharmakos.    —  attischen    Heerführers    Menestheus    (s.    d.   und 

2)  Bezeichnung  für  Unholde,  so  für  die  Dirae  Tliraemer,  Pergamos    110,  2.      O.   Wulff,    Zur 

(Puriae),   Verg.  Aen.  12,  845.  805;  für  den  teu-  Theseussage   195 ff.     Busolt,   Griech.  Gesch.  22, 

messischen   Fuchs,    Ov.  Met.  7,  764.      [Höfer.]  105,  1),    Hom.   11.  2,  552.  4,  327.  338.   13,  690. 

Pessinea,  -eia,  -untia,  -untis,  Beiname  der  Arist,   Pepl.   34  (5)    Bergk,    Anth.   lyr.    p.  105. 
Kybele  s.  Bd.  2  Sp.  1652,  48  fl'.  2850,  57  ff  28951'.  60  Apollod.  3,  10,  8.    Ael.  v.  h,  4,  5.     Wegen  des 

Vgl.    auch    Leemans,    Grieksche    Opschr.    uit  Anklanges  des  Namens  Peteos  an  TTtroiica  gab 

Klein-Azie,  Verhandl.  d.  Kon.  Ak.  v.  Wetensch.,  man    ihm    den    Orneus   (upvigl    s.  Urneus  und 

Afdeel.    Letterkunde    19   (1890),   3  ff.   24.     Neu  G.  L  A.  2,  844:    'Eqsx&sl   ^qvscdS   =  'ÖQveag 

kommt  hinzu   eine  Inschrift  aus  Pessinus,  die  [wie  ktQtvg  und  'OzQsvg  wechselt])  zum  Vater, 

einen    Priester    iir}TQÖg    dsüv    iisyulr\g    zijg    iv  Paus.  2,  25,  6.  10,  35,  8.    Plut,  Thes.  32.    Euseh. 

nt66ivovvxi%u\  (M)i-idccsl(ü  nennt,  Athen.  Mitth.  Chron.  1,186.  2,50.    Schöne.  Interpres  Armen. 

22  (1897),  39.    In  der  Frage  (Bd.  2  Sp.  2911, 1  ff.),  ebend,  Appendix  1  p.  11.    Pott,  Kuhns  Zeitschr. 

ob  die  Göttermutter  in  Koni  aus  Pessinus  oder  /'.  vergl.  Sprachf.  9,  173.    Düutser  ebend.  14,  210. 


2171                     Petesuchos  Petraios                       2172 

v.Wüamowitz,  Homer.  Untersuch.  24:9  vl.  Anm.  14.  von  den  Priestern  und  den  Fremden  mit  Brod, 

M.  Mayer,  Hermes  27  (1892),  493.   Toepffer,  Att,  Fleisch   und  Wein   oder  Honigtrank   gefüttert 

Geneäl.  257,  5.     Die   Bewohner  von  Steiris  in  wurde;  es  war  so  zahm,  dafs  es  sich  von  den 

Phokis   behaupteten ,   dafs   Peteos   von  Aigeus  Priestern  ruhig  das  Maul  aufsperren  liefs.    Nach 

vertrieben  mit   einer  Schar  Athener  aus  dem  Wilcken  a.  a.  0.  138  f.   ist  Petesuchos  =  rGe- 

Denios  Steiria  ihre  Stadt  gegründet  habe,  Paus.  schenk  des  Suchos ',  kein  ursprünglicher  Gott, 

10,  35,  8.  Nach  ägyptischer  Legende,  die  Athen  sondern  ein  heroisierter  König,  wie  denn  Pete- 

zu  einer  Kolonie  von  Sais  (vgl.  den  aigyptischen  suchos  als  Personenname  sehr  häufig  begegnet, 

Namen  der  Athene,  Sais)  machte,  war  P.  (Jlsrrjg)  Wessely  a.  a.  0.  129  f.   Vgl.  auch  d.  Art.  Sokno- 

ein  Aigypter,  der  nach  Athen  einwanderte  und  10  paios  und   Wiedemann,  Herodots  zweites  Buch 

dort  Konig  wurde,  Diod,  Sic.  1,  28.  IJsrtmg  ägyp-  303.     [Höfer.] 

tischer  Personenname,  Kenyon,  Oreek  papyri  in  Petes  s.  Peteos. 

the  Brit.  Mus.  (London  1893)  p.  155.  [Höfer.]  Petra  {lltTQoc),  der  als  göttlich  betrachtete 
Petesuchos  (Ilsre 6ov%og) ,  aigyptische  Gott-  und  verehrte  Fels,  aus  dem  Mithras  geboren 
heit,  bekannt  aus  einem  Berliner  Papyros,  auf  sein  soll,  Cumont  in  Bd.  2  s.  v.  Mithras  Sp. 
dem  ein  iSQfvg  Ui:T£6ov%ov  &sov  ptyälov  (it-  3047,  24 ff.  Neu  kommt  hinzu  die  Inschrift 
yäXov  äsl  gcövtog  erwähnt  wird,  Wilcken,  Aegypt.  vom  Mithräum  in  Pettau  a.  d.  Drau:  Petrae 
Zeitschr.  1884, 137.  31.  L.  Strack,  Athen.  Mitth.  genetrici,  mit  der  auf  der  Platte  des  Altars 
19  (1894),  215.  Ägypt.  Urkunden  aus  d.  legi.  sichtbaren  Nachbildung  der  Petra,  W.  Gurlitt, 
Museen  zu  Berlin,  Griech,  Urhund.  1  nr.  124  20  Jahreshefte  des  äst.  arch.  Inst.  2  (1899),  Beiblatt 
Z.  7 f.,  wo  cut^mov  für  asi  gebvrog  steht;  eine  94,  nr.  2.  C.  I.  L.  3,  14354. 30  Revue  archeol. 
Basis  aus  Granit  mit  der  Figur  des  Gottes  35  (1899),  184  nr.  75.  [Höfer.J 
nennt  ihn  Uex£Gov%ov  ftsöv  piyecv,  Wilcken  und  Petraeites  {Tltr  Qadtr\g) ,  Beiname  des  Men 
Strack  a.  a.  0.  Strack,  Die  Dynastie  der  Ptole-  (s.  d.)  Sp.  2702,  20 ff.  Gegen  Boschers  (Ber. 
mäer  270f.  nr.  154.  Häufig  wird  Petesuchos  d.  K.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  1891,  134)  Annahme, 
erwähnt  in  The  Tebtunis  Papyri  ed.  Grenfell-  dafs  der  Beiname  TltrQasitiig  mit  der  heiligen 
Hunt-Smyli  I:  Tliriaov^og  33,  13  p.  128.  Jlt-  Felsengrotte  des  Mithras  in  Zusammenhang 
rtoov%og  &sog  93.  55  p.  416.  93,  57  p.  417.  stehe,  erhebt  Einspruch  Buresch,  Aus  Lydieu 
93,  62.  67  p.  417.  98,  30  p.  432.  224  p.  532.  81  Anm.,  weil  1)  ein  cGrotten-Men'  M?>  Jlf- 
232.  TJi:X£Gov%og  &sbg  piyag  208  p.  530.  IIb-  30  tQcclog  heifsen  müsse;  2)  weil  man  in  einem 
x£6ov%og  &sbg  v.QOY,ödiXog  84,  73  p.  362.  84,  111  lydischen  Kultnamen  nicht  ohne  weiteres  grie- 
p.  374.  Il£T£6ov%og  arsbg  y.QOv,6diXog  ti)g  xwftijs  einsehe  Wurzeln  suchen  dürfe.  —  Buresch  selbst 
62,  14  p.  236.  63,  25  p.  252.  Petesuchos  (a.  a.  0.  82)  hält  den  Beinamen  für  einen  spe- 
ist identisch  mit  Suchos  (=  Sebek,  Sobk,  zifisch  maionischen  und  ist  geneigt,  ihn,  wie 
Brugsch ,  Religion  der  Aigypter  585 ff.),  dem  fast  die  meisten  Beinamen  des  Men,  als  Ethni- 
(iott  mit  dem  Krokodilskopf,  d.  h.  dem  gött-  kon  (von  einem  UtrQaiov  oder  IJtrQaia)  —  zu 
lieh  verehrten  Krokodil,  wie  wir  es  auf  einem  den  s.  v.  Men  Bd.  2  Sp.  2748  aufgeführten  Bei- 
altarähnlichen  Postament  gelagert,  eine  Krone  namen  kommt  neu  hinzu  das  gleichfalls  lokale 
tragend,  auf  einem  aus  Fayum  stammenden  Epitheton  AvdQcovr]v6g  auf  einer  Weihinschrift 
Belief  mit  der  Widmung  2ov%a>  frsä  pbyäXco  40  aus  Androna  in  der  Nähe  von  Ankyra,  The 
ptyäXco  sehen,  Athen.  Mitth.  a.  a.  0.  213  f.  annual  of  the  brit.  school  at  Athens  4  [1897/98], 
Eine  pantheistische  Darstellung  zeigt  einen  63  —  abzuleiten.  Hinzugefügt  mag  werden, 
mit  Flügeln  versehenen  Krokodilleib,  dem  zwei  dafs  sich  IJai (sie ])tQDCbixr\g  auch  als  Personen- 
Sperberköpfe  und  diesem  wieder  die  Hörner  name  auf  einer  Inschrift  aus  Telmessos  in  Lykien 
des  Gottes  Knuphis  aufgesetzt  sind,  Perrot-  findet,  Benndorf-Niemann,  Reisen  in  Lykien  u. 
Chipiez,  Aegypten,  he&rb.  v.  Pietschmann  809,  5.  Karlen  41  nr.  30.  Ähnlichen  Stammes  ist  wohl 
Die  Inschrift  einer  Terracotta-Vase  im  brit.  der  Beiname  des  Zeus,  Petareus  (s.  d.).  [Höfer.] 
Museum  (aus  Fayum)  lautet  'Isqov  Hov%[ov\  Petraia  (llbtQaia),  1)  Okeanine,  Hes.  Theog. 
Class.  Revieto  1888,  266.  297,  und  auf  einem  357.  Schoemann,  Op.  Ac.  2,  150  (Saxatilis). 
Papyrusfragment  im  Berliner  Museum  heilst  er  50  Braun,  Gr.  Götterl.  §  158.  —  2)  Beiname  der 
7tctTQox)g  Ti^siv  &£Ög  \%Q07toätiX\ix)il>  Eov%og  piyccg  Skylla,  fdie  Felsbewohnerin',  Od.  12,  231.  Vgl. 
pt'yag,  Wilcken  a.  a.  Ü.  139.  Ein  Isqov  Xoyi-  Aesch.  Ag.  1233 f.  [Stoll.J 
pov  rfjg  ini  v.wprig  Naßäv[rig\  "Iatd'og  Navcclag  Petraios  (IlsTQcäog),  1)  ein  Kentaur,  Hesiod, 
xcel  UagämÖog  kcci  liQitoy.QO.tov  xal  2Jov%ov  Seilt.  185,  von  Peirithoos  getötet,  Ov.  Met. 
ftb&v  [LzyLaxcüv  xal  twv  6vvvdcov  fttüv,  Wessely,  12,  327.  330.  Vgl.  Toepffer,  Anomia  42.  Pott, 
Karanis  und  Soknopaiu  Nesos  (=  Denkschr.  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachf.  7,  259.  — 
d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  47  [1902]  IV)  S.  66,  Bei  Norm.  Dionys.  14,  189  zieht  ein  Kentaur 
ein  isQevg  £ov%ov  ebend.  67,  %Qo<pr\xr\g  üov%ov  gleichen  Namens  gegen  die  Inder.  Darstel- 
-9-tov  [itydlov  {[isyülov)  ebend.  69.  74,  ein  Fest  hingen:  a)  Francois-Vase  (vgl.  C.  I.  G.  4,  8185c), 
Sov%ia  ebend.  76.  Vgl.  den  Zauberpapyrus  60  Monum.  delV  Inst.  4,  57.  Wiener  Vorlegebl. 
im  Museum  zu  Leyden  {Jahrb.  f.  Phil.  Sujjpl.  1888  Taf.  3.  Weizsäcker,  Rh,  Mus.  33  (1878),  370. 
16  [1888],  807,  241'.):  iyw  dpi  "OaiQtg  .  .  laig  W.  Klein,  Griech.  Vas.  m.  Meistersign.'2  S.  33.  — 
.  .  iyia  afu  döiaXog  rolg  y.ccr  aXrfötiav  wpua-  b)  Schwarzfig.  attisch.  Kantharos  (vgl.  C.  I.  G.  4, 
ptvog  Y.Qoy.odtilcp,  iym  dpi  6v%og  (sie!).  Sehr  7383),  Gerhard.  PArusk.u.  Camp.Vasoib.  Taf.  13. 
oft  findet  sich  Suchos  in  den  Tebt.  Papyr.  Furtwängler,  Berl.  Vas.  1737.  —  c)  Schwarzfig. 
s.  hidex.  Von  der  göttlichen  Verehrung  des  Oinochoe  aus  Kameiros,  Walters,  Catal.  ofgreek 
Krokodils  in  Arsinoe  berichtet  Strabo  17,  811  f.,  and  etrusc.  ras.  in  the  Brit,  31us.  2,  B  623 
dafs  es  dort  in  einem  See  gehalten  wurde,  wo  es  p.   286.      A    guidc    to    the    second   vase    roome 


2173                          Petta  Peukeus                        2174 

p.  5  ur.  6.  —  2)  Satyr  und  Begleiter  des  Dio-  Nach  Nikandr.  bei  Anton.  Über.  31   kommen 
nysos    auf  seinem  indischen  Feldzuge,   Norm.  er  und  seine  Brüder  Japyx  (s.  d.)  und  Daunios 
a.  a.  0.  14,  109.   17,  196.    —    3)   Beiname    des  (s.    d.)    nach   Italien,    vertreiben    die    Ausoner 
Poseidon    in    Thessalien,    Find.    Pyth.    4,  138  und  teilen  das  Land  unter  einander.    Vgl.  auch 
(245);  das  xi^svog  üooidävog  Tlixpciiov  erwähnt  Flui.  it.  h.  3,  16,  99  und  Serv.  ad  Verg.  Aeu.  8,  9: 
JBdkchylides  (14,  20  p.  137  Kenyon)  im  Epinikion  Messapiam  et   Peucetiam    a    duobus  fratribus 
auf  den  Thessalier  Kleoptolemos ;  Isqov  Iloasi-  dictam,  qui  illic  imperarunt.     [Höfer.] 
S&vog  TIsxqcciov,   Etym.  M.  437,  42.     Ihm  zu  Peukeus   (ütvxsvg),   1)   Kentaur,   Vater  der 
Ehren   wurden    auf  den  petraiischen  Gefilden  nzvxsldai    d.  h.    des   Perimedes    und   Dryalos, 
ritterliche  Spiele  (n£xpala,Bakch,  a.a.O.)  gefeiert,  10  Hes.   Scut.    187.     Boscher  Bd.  2   Sp.  1073,  16. 
Schol.  Apoll.  Bhod.  3,  1244;  vgl.  Schol.  Pind.  Murr,  Die  Pflanzemvelt  in  der  griech.  Myth. 
a.  a.  0.,  wo  der  Name  entweder  daraus  erklärt  120.   —   2)  Beiname   des  Herakles,  xov  Kr\pa- 
wird,  dafs  Poseidon  durch  Spaltung  der  Felsen  [ivvxov   üsvxscog  HaXaiaovog,  Byk.  663.     Eine 
die   das  Land  überschwemmenden   Stauwasser  Deutung  des  Beinamens  wird  nirgends  gegeben ; 
des  Peneios   durch   das  Thal  Tempe  habe  ab-  die   Paraphrase    giebt    nur  kurz   an:    xä  xpia 
fliefsen  lassen ,  oder  weil  aus  dem  Samen  des  inrnw^ia  HpaxXiovg.    Als  ITt vxtvg  wurde  Hera- 
auf einem  Felsen  eingeschlafenen  Gottes   das  kies  in  Abdera  verehrt  {Tzetz.  Byk.  663.     Et. 
erste  Rofs,  Skyphios  (s.  d.)  genannt,  entsprang  M.  511,  27),  und  zwar  ergiebt  sich  aus  Schol. 
oder  auch  von  dem  Orte  Petra,  in  dessen  Nähe  Marc.  Byk.  a.  a.  0.   UnvY.tvg  Ss  iv  'Ißrjpiix  xi- 
die    oben    erwähnten   Spiele   stattfanden,    vgl.  20  ii&xcci,  dafs  unter  Abdera  nicht  die  Stadt  Thra- 
auch  Servius  u.  Probus  ad   Verg.  Georg.  1,  12.  kiens,  sondern  Südspaniens  (Strabo  3,  157)  zu 
Philost r.  imag.  2,  14.     Der  Kult   des  Poseidon  verstehen   ist,   und  in  der  That   erscheint  auf 
Petraios  als  c  Felsenspalter'  (vgl.  Herod.  7,129)  Münzen  der  letzteren  Stadt,  einer  phoinikischen 
berührt   sich   eng  mit  dem  des   Zeus  Pelorios  Ansiedelung,  der  Kopf  des  Herakles,  Hübner 
(s.  d.),   M.  Mayer,    Giganten  u.    Titanen  132.  bei  Pauly-Wissoiua  Bd.  1,  27  s.v.  Abdera  nr.  2. 
Vergleicht  man  Bakchylides  18,  21,  wo   Sinis  Wenn  ferner  Apollod.  2,  5,  10   berichtet,  dafs 
Kpovtda  Avxaiov   o£toi%&oi>og  xixog  genannt  Herakles    nach   dem  Abenteuer  mit   Geryones 
wird,    mit  Steph.  Byz.    s.   v.    Avxa'f    8iä    xb  'Aßd^oicc   durchzogen  habe,   so   ist  eben  damit 
Ivaai  xu    TtiLTtrj    fioosid &va    xal    axsSäßui  das  Gebiet  derselben  Stadt  gemeint;  vielleicht 
xb  anb  xov  xccx ccv.lv a^ov  vSwq,  so  ergiebt  sich,  30  galt  Herakles  sogar  für  ihren  Gründer,  wie  er 
dafs   ütxQcdog  und  Avxatog  als   Epitheta   des  der    Gründer    der    gleichnamigen    thrakischen 
Poseidon    inhaltlich    wesensgleich    sind.      Im  Stadt  ist,  vgl.  Müller  zu  Ptolem.  Geogr.  2,  4,  7. 
allgemeinen  vgl.  auch   Wentzel,  'EitixXr'icaig  Was    den  Namen   IJevusvg   selbst  betrifft,    so 
7,  34  und  Aus  der  Anomia  134  ff.,   wo   er  das  hängt  er  nach  Murr  a.  a.  0.  121,  der  aber  keine 
Schol.  Pind.   a.  a.  0.   als   Quelle  für  das  Bild  nähere  Bedeutung  angiebt,  mit  ittvxr]  ''Fichte' 
Qsxxccllu  des  Philostratos  (2,  14)  erweist.    Vgl.  zusammen,  und  im    Thesaurus  wird   er   durch 
auch  den  in  Thessalien  so  häufigen  Personen-  ctaedifer' erklärt, während O.Bagercrautz, Kuhns 
namen  TLiXQcdog,  Belegstellen  bei  Pape-Benseler  Zeitschr.   34   (1897),   406    Hivv.£vg   von    einem 
s.  v.  0.  Hoff'maini,  Griech.  Dial.  2,  302.     Fick-  Vei'bum  *peuko   fsich  anstrengen,  streben'  ab- 
Bechtel,    Die   griech.    Personennamen    234.    —  40  leitet,  das  auch  in  £%h7T£vxr']g,  TttQtTtsvn'rjg,  Ttsv- 
4)  Im  Et.  M.  408,  10  Zäoaii,  (Berg  auf  Euboia)  xdli[iog  enthalten  sei,  und  in  Herakles  hsvxsvg 
mvö^LCiOxcci   cenb    Züpaxog  xov  TlbxoaLov    viov  die  Inkarnation   der  Mühe   und  Unruhe   sieht. 
Kapvaxov  kann  llhxpalog  als  nomen  proprium  Schon  Weizsäcker  hat  oben  s.  v.  Palaimon  Bd.  3 
(so  Pape-Benseler  s.  v.  Küpvcxog  und  Bursian,  Sp.  1258,  13  ff.  1259,  53  ff.    darauf  hingewiesen, 
Geogr.  v.  Griechenland  2,  465,  4)  oder  als  Eth-  dafs  Herakles   Keramyntes- Peukeus -Palaimon 
nikon  (so  Pape-  Benseier   s.   v.   Zdpaji,  3)    auf-  sich  eng  berührt  mit  Melikertes-Palaimon,  der 
gefafst  werden.     Bei  Tzetz.  Byk.  373  (vgl.  580  gleichfalls    ein   Abwehrer   gewaltsamen  Todes 
und  im  Schol.  Byk.  ebend.)  steht  nur  Zäpat,  anb  war,    in   dessen   Kultus   die  Fichte   eine  Rolle 
Zäpccxog  xov  viov  Kapvaxov.     [Höfer.]  spielte  und  bei  dessen  imxäcpiog  ceymv,  bei  dem 
Petta  s.  Nanos.  50  wohl  der  Ringkampf  eine  Hauptrolle   spielte, 
Pettalos,  eine  Genosse  des  Phineus  auf  der  eine   Fichtenkrone    der   Siegespreis    war,    und 
Hochzeit  des  Perseus,  wo  er  den  Sänger  Lam-  nimmt    eine    Vermischung    des    phoinikischen 
petides  tötete,  selbst  aber  von  Lykormas  sofort  Mekpartkultus  mit  dem  hellenischen  Herakles- 
erschlagen ward,  Oc.  Met.  5,  115  ff.    [Stoll.]  kultus  in  Böotien  an.     M.  E.  ist  es  nun  nicht 
I'etulautia,  Tochter  des  Erebus  und  der  Nox,  zufällig,   dafs  auch  in   elischer  Sage  Herakles 
Hygin.  fab.  praef.  p.  10,  6  Schmidt.     [Höfer.]  als  Tlalai^aiv  erscheint  und  in  Beziehung  zur 
Peuanasseus  s.  Pedanasseus.  Fichte  steht:   Buneus,    des   Menedemos   Sohn, 
Peukeidai  s.  Peukeus  nr.  1.  fällt  auf  Seiten  des  Herakles  im  Kampfe  gegen 
Peukesios     (TIsvah6iog),     Gegner     des    Hali-  Augeias    xal   ccvcxLps&tvxa   xatpf\vai   iv  AsTtpico 
medes  (s.d.  nr.  1),  Nonn.Dionys.  36,289.  [Höfer.]  60  napä  Ttevxng  dtvdpcp,  aymvcc  dh  &£tg  l-x   avr'iö 
Peuketios    itlsvxixiog) ,    Sohn    des    Lykaon  *Hpccv.lfig   iTtdlaias    &r]0£i  x.  x.  X.     In  dieser 
(s.  d.  Bd.  2  Sp.  2170),  der  mit  seinem  Bruder  Sage  tritt  Herakles   zu  der  Fichte  in   die  Be- 
Oinotros  (s.  d.)  nach  Unteritalien  auswanderte  ziehung,  dafs  er  unter  ihr  den  Buneus  begräbt; 
und  den  Peuketiern  den  Namen  gab,  Phere-  ein    hieraus    erschlossener    Beiname    IlevKtvg 
kydes  fr.  85  bei  Dion.  Hai.  1,  13;  vgl.  11  und  würde   also   gewissermafsen   aktivische  Bedeu- 
dazu  E.  Meyer,  Forschungen  zur  alt.  Gesch.  1,  tung  haben.     Wie  erklärt  sich  aber  Herakles 
54f.  120.    Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  383,  2.     Vgl.  IJtvxsvg  in  Iberien?    Vielleicht  ist  Zusammen- 
Apollod.   3,   8,    1.     Isidor.    Etymol.    15,    1,   57.  hang  mit  dem  Geryonesabenteuer  anzunehmen. 


21 7ö                       Phaenna  Phaethon  (Litteratur;  Sohn  d.  Eos)     2176 

Am  Grabe  des  Geryones  in  Gades,  einer  Haupt-  Die  aeschyleische  Trilogie  Prometheus  566 — 575. 

kultstätte  des  Herakles-Melquart,  standen  zwei  Dagegen  G.  Hermann,  De  Aeschyli  Heliadibus 

Bäume   'äsvögcc  .  .    rrjQvovsia,   TtaQaXXcctTovru  opiisc.  3, 130 — 141.  Fragmente  Trag.  Cfraec.  frgm. 

ix    TtLzvög    TS   xai  7tsv%rig   ig   tldog   s't£qov\  68 — 73  N. 2. 

die  blutige  Thränen  weinten,  Philostr.  vit.  Apoll.  D)   Die  euripideiscbe  Version.    G.  Her- 

Tyan.  5,  4;   vgl.   Paus.  1,  35,  8.     Tzetz.  Lyk.  mann,  Eurip.  frgm.  duo  Phaethontis  e  cod.  Cla- 

652  p.  719  Muller.     Chiliad.  4,  685  ff.    Sero,  ad  romantano  edita  Opusc.  3,  1  ff .     Goethe,  Sä  mtl. 

Verg.  Aen.  7,  662.     Zwar  ist  es  nirgends  über-  Werke  (Ausg.  in  40  Bänden)  33,  22 — 43.   Welcher, 

liefert,   dafs   Herakles   den    erlegten   Geryones  Aeschyl.  Trilogie  575 — 582,  wiederholt  Griech. 
bestattet  habe,  aber  es  ist  wohl  denkbar,  dai's  10  Trag.  2,  55)4  ff.     Bau,  Epistola  de  Eur.  Phaeth. 

derselbe  Herakles,  der  in  Agyrion  auf  Sicilien  Leyden   1832.     Härtung,   Eur.   restit.  2,   191  ff. 

einen   Tempelbezirk  für   Geryones   weihte  [xi-  Besonders     Wilamowitz,    Herrn.   18,    396—434. 

ptvog  TKx&itQcootv  ijQcoi  ri]Qvovv,  Diod.  4,  24),  Blafs,  De  Phaethontis  Euripideae  frg.  Ciarom. 

ihn    auch    bestattet    habe    und    zwar   bei    den  Kieler    Universitäts- Festschr.    1885.      Wecklein, 

beiden  Fichten  (vgl.  oben  die  Stelle  über  Buneus),  Sitzungsber.    der    Münch.    Akademie    1888,    1, 

und  so  könnte  man  für  Gades  einen  Kult  des  118—127.    Die  Bruchstücke  jetzt  Trag.  Graec. 

Herakles    Ilsvxsvg    (in   der    oben  für  Lepreon  frgm.  771 — 786. 

angenommenen  Bedeutung)   voraussetzen,   der  E)  Die  alexandrinische  Version,  q.  Ph. 

von  Gades   auch   nach  Abdera  gelangte.     Be-  c.  3.     Herrn.  22,    637  ff.     S.  Eurem,    Observatt. 
zeichnend  wenigstens  ist  es,  dafs  von  Apollod.  20  mythol.  maxime  ad  Ovidium  spectantes  Philol. 

a.  a.  0.   auf  der  ganzen  Strecke,  die  Herakles  N.  F.  12,  461  ff.  (unerheblich).    /.  Hopken,  Die 

von  Tartessos  bis  nach  Ligurien  durchwanderte,  Fahrt  des  Phaethon.  Ov.  met.  2,  1 — 400,  Progr. 

nur  AßdnQia  genannt  wird.     [Höfer.]  Emden  1899  (ganz  verfehlt).     Vollgraff  p.  45  ff. 

Phaenna     ($a£vva,     nach     Lobeck,    Pathol.  In   der   älteren  lateinischen  Poesie   ist  der 

Proleg.  190  Anm.  <&cc£vvcc),  eine  der  beiden  (die  Name   zweisilbig:    Varro  Atac.  bei  Quintilian. 

andere  heifst  Klijza  [s.  d.j)  lakonischen  Charites,  1,  5,  17  (frg.  9  ßaehr.  =  Apollon.  Bhod.  4,  597), 

Alkman  (fr.  105)   bei  Paus.  3,  18,  6.    9,  35,  1;  auch  bei  dem  antikisierenden  sog.  Manilius  1, 

vgl.  3,  14,  6.  18,  9.     Wide,  Lakon.  Kulte  1241'.  736  (dag.  dreisilbig  4,  834). 

214.    L.  r.  Schroeder,  Kuhns  Ztschr.  29, 222  Anm.  1)   Sohn   der  Eos   und   des  Kephalos, 

[Höfer.]       30  wird  als  zarter  Knabe  von  Aphrodite  geraubt  und 

Phaesiinbrotos   s.  Bruchmann,  Epith.  deor.  zu  ihrem  Tempelhüter  gemacht,  Hesiod.  Theog. 

p.  31  u.  212.  986—991.      Die   Schlufsverse    xai    uiv   £a&ioig 

Pliaespüoros  =  Phosphoros  (s.  d.).  ivl  vnolg  Ni]otc61ov  vv%iov  7tonqaa.ro  Öaiuova 

Phaetlia  ('Pa^fta),  eine  der  Töchter  der  Niobe,  Slov  lassen  verschiedene  Deutung  zu,  je  nach- 

Tzetz.  Chil.  4,  423.     Kurzname   zu  fDat&ovoa'?  dem  man  sich  für  vv%iov  (vgl.  noch  das  Rätsel 

[Höfer. J  Anth.    Pal.    14,    53    und    dazu    Berl.    philol. 

Phaethon  (®at&(ov).    Litteratur:    A)  All-  Wochenschr.  1887  Sp.  732)  oder  für  [ivxiov,  die 

gemeine,      abgesehen     von    den     bekannten  in    den    Schoben    erwähnte  Lesart    Aristarchs 

Handbüchern.  (A.Q%lloiog   die   Hss.  verb.   von   Buhnkcn),   ent- 
Veraltet  sind   Vofs,   Alte   Weltkunde,   Krit.  40  scheidet.    Doch  verdient  die  erstere  am  besten 

Bl.  2,  386ff.  und   Ukert,  Zeitschr.  f.  Altertums-  bezeugte    den    Vorzug    (vgl.    noch   Schoemann, 

wissensch.    1838   nr.   53   S.  432 ff.     Zu  nennen:  opusc.  2,  390,  A.  20).     Vgl.  Bohde,  Psyche  126 

Wieseler,  Phaethon,  eine  archäol.  Abhandlung,  A.  I1,  der  zur  Erklärung   wohl  mit  Recht  die 

Göttingen  1857   (vgl.  auch  Ersch  und   Gruber  Version  der  Erechtheussage  bei  Hom.  B  546 ff. 

21, 384tf.).  Müllenhoff,  Deutsche  Altertumskunde  heranzieht.      Nach    Pausanias   1,    3,    1    stand 

1,  212 ff.,  bes.    217 — 223   (über  den   Bernstein-  die    Sage    in    den   „hesiodeischen"  Katalogen: 

mythus  u.  a.).    Bangert,  De  fabula  Phaethontea,  cpteovaa  'HiiSQa   KscpaXov,    ov  xdXXiGxov  ys- 

Hallenser  Diss.  1885  (wenig  fördernd).   Kuaack,  v6[iev6v  cpaciv  vnb  'H^iiQag  iQao&siorjg 

(Juticstiones    Phaethouteae     (Philol.    Untersuch.  aQTtaa&fjvai  xai  oi  TtalÖa  y£Vh6&ai  <&atQ-ovxa 
hi-g.v.Kiefsling  u.  v.Wilamowitz-Moellendorff  8.  50  *  *  *    %al    cpvXaxa    tTtolrfit   rov    vaov.    raüra 

Berlin    1886),    nach    Wilamowitz'   Anregungen,  alloi  rt  %al  'HaioSog  hiQr\xsv  iv  bsffi  xolg 

im    folgenden   q.    Ph.    abgekürzt.      Unbekannt  ig  rag  yvvalxag.     Man   glaubt   in   der  oben 

ist  mir  geblieben  die  Abhandlung  von  Arbois  angeführten  Zudichtung  zu  der  Theogonie  (A. 

de  Jubavnville,  Sur  les  origines  de  l'ambre,  Phae-  Meyer,  de  compos.  theog.  Hesiod.  85  [Berl.  Diss. 

thon,  V Eridan,  les  Ligures  et  les  Celles  (Bullet.  1887jj  diese  Partie  noch  zu  besitzen,  so  Schoe- 

de  la  societe  nationale  des  antiquaires  de  France,  mann,  opusc.  2,  378  ff.  Bergk,  Griech.  Litterat ur- 

Paris  1876  p.  134—142).  gesch.  1,  977   (Wilamoicitz,  Herrn.  18,   416  A.). 

B)  Die  hesiodeische  Version.  Bobert,  Aber  die  überschiefsende  Angabe  über  den 
Eratosth.catast.reliq.'p.üliti'.  Die Phaethonsage  Raub  des  Kephalos  durch  Eos  (vgl.  Eurip. 
bei  Hesiod,  Herrn.  18,  434  ff.  Dagegen  M.  go  Hipp.  454  u.  a.),  die  man  von  dem  Nachfolgen- 
Mayer  ebd.  20,  135  ff.  q.  Ph.  1  — 16  (in  der  den  nicht  gut  trennen  kann  (willkürlich  Schoc- 
Hauptsache  unrichtig).  Wieder  anders  0.  mann  S.  380),  läfst  diese  Kombination  als 
Gruppe,  Aethiopetimythen  2,  Philol.  N.  F.  1,  keineswegs  gesichert  erscheinen.  Auf  die  Ver- 
328  —  343.  Vollgraf]',  De  Ovidii  mythopoeia  sion  in  der  Theogonie  geht  Clem.  Alex,  protrept. 
(Berlin.  Diss.  1901)  58  —  61.  Die  dürftigen  p.  29  P.,  wo  Th.  Cauter  unnötig  geändert  hat, 
Reste  jetzt  bei  Rzach,  Hesiodi  carmina  (Lpz.  vgl.  Arnob.  adv.  gent.  4,  27.  Nach  Analogie 
1902)  frg.  199  (ganz  von  q.  Ph.  c.  1  abhängig).  anderer  Entrückungssagen  erwartet  man,  dafs 

C)  Die  aeschyleische  Version.      Welcher,  der  Geliebte  Aphrodites  zu  seliger  Gemeinschaft 


2177       Phaethon  (Sohn  des  Helios)  Phaethon  (Sohn  des  Helios)       2178 

in  ein  von  der  Menschheit  abgeschiedenes  nach  Korinth  (wohl  auch  nach  Sikyon,  wo 
Land  entführt  wird  (Rohde,  Psyche  69 a);  dies  die  Asopostochter  Rhode  zu  Hause  zu  sein 
trifft  insofern  zu,  als  man  den  äctiucav  diog  als  scheint;  s.  Thrämer  Bd.  3  Sp.  1489.)  Dort 
Morgen- (resp.  Abend-)  stern  sich  an  den  Himmel  herrscht  Aietes  (Eumelos  frg.  2  K.  Epimenid, 
versetzt  dachte:  Schol.  B P.  Germanic.j).  103, 10  frg.  1),  dessen  Sohn  Absyrtos  auch  den  Bei- 
Br.  (=  Robert,  Eratosth.  catast.  reliq.  p.  19G  namen  Phaethon  führt.  Apöllonios,  der,  der 
mit  Wilamowitz's  Verbesserung)  und  besonders  verbreiteten  späteren  Sage  folgend,  Aietes  nach 
Hygin.  de  astron,  2,  42,  der  nach  *  Eratosthenes'  Kolchis  versetzt  (Argon.  3,  241  ff.),  weifs  als 
noch  von  einem  Wettstreit  Phaethons  mit  Grund  nur  anzuführen:  y.cci  {uv  Köl%ow  vhg 
Aphrodite  zu  berichten  weifs.  Diese  Sage  10  £%wvv\iir\v  <$<xt&ovTa  hxlsov,  ovvsxu  tt&6lv  {ist- 
braucht  nicht  als  Weiterbildung  der  Tempel-  i-n^iitv  i]i&toiaiv,  aber  damit  ist  nichts  er- 
legende aufgefafst  zu  werden,  sondern  kann  klärt.  Verständlich  wird  diese  Bezeichnung 
sehr  wohl  aus  derselben  Wurzel  wie  diese  ent-  erst,  wenn  man  Aietes  als  Hypostase  des 
sprossen  und  selbständig  entwickelt  sein;  um  Helios  auffafst,  dann  kann  sein  und  der  Aste- 
so bedauerlicher  ist  es,  dafs  bei  Hygin  kein  rodia  (=  Selene,  Paus.  5,  1,  4,  Apöllodor.  1, 
Gewährsmann  für  diese  vermutlich  alte  Sage  86,  Schöl.  Hom,  B  520,  Tzetz.  Lycoph.  939) 
angeführt  wird.*)  Ihre  Beliebtheit  in  helle-  Sohn,  dessen  Thätigkeit  als  Wagenlenker 
nistischer  Zeit  bezeugen  verschiedene  pompe-  Apöllonios  an  anderer  Stelle  (3,  1235  ff.,  vgl. 
janische  Freskobilder  (Heibig  964 — 968;  das  Schol.  <m  6  'Äipvgrog  xcä  f&ai&av  inalüro,  mg 
eine  in  dem  Atlas  Taf.  11  abgebildet),  die  zu-  20  q>r\oi  Ttuwraii,  iv  ß'  Hxv&lti&v)  ausdrücklich 
erst  Dilthey,  Bull,  dell'  inst.  1869,  152  gedeutet  hervorhebt,  kaum  etwas  anderes  sein,  als  der  der 
hat;  vgl.  Robert,  Erat,  cat.reliq.i.  Unzweifelhaft  Sonne  voraufeilende  Morgenstern  (Preller, 
jünger  ist  die  Genealogie  bei  Apollod.  3,  181:  Gr.  Mythol.  2,  335).  Die  nahe  Verwandtschaft 
Phaethon,  Sohn  des  Tithonos,  Enkel  des  mit  dem  Lichtgott  wird  auch  durch  eine 
Kephalos  und  der  Eos,  Ahnherr  des  Kinyras;  andere  Genealogie,  welche  diesem  Phaethon 
sie  stammt  nach  Roberts  wahrscheinlicher  Ver-  die  Nereide  Neaira  zur  Mutter  giebt  (Sophokles 
mutung  (Herrn.  18,  441)  aus  einer  Atthis  und  [frg.  503J  b.  Schol,  Apollon.  3,  242.  4,  223),  be- 
ist  erfunden,  um  die  Ansprüche  Athens  auf  stätigt:  ist  doch  diese  bereits  bei  Homer  \i  132 f. 
Kypros  mythisch  zu  begründen.  (auf  Thrinakie  =  Peloponnesos)   von  Helios 

2)  Sohn  des  Helios  und  der  Okeanide  30  die  Mutter  der  Heliaden  Phaethusa  und  Lam- 
Klymene.  A.  1.  So  die  gewöhnliche  Genea-  petie,  wonach  der  Name  Phaethon  für  ihren 
logie,  wie  es  scheint,  bereits  bei  'Hesiod":  Sohn  (so  wohl  schon  bei  Sophokles:  Fitch,  De 
Schol.  Strozz.  Germanic.  p.  174,  7  ff .  Br.  Hygin.  Argonaut,  reditu  quaestt.  sei.  p.  61 — 63  [Götting. 
fab. Iö2h (\g\. noch. dierGenealogie,Y>.l'2,li Schi».),  Diss.  1896])  von  vornherein  wahrscheinlich  ist. 
fab.  156  (Solis  filii;  interpoliert)  und  fab.  250.  Er  kehrt  dann  wieder  in  der  aus  sehr  guter 
Keinen  Glauben  verdient  die  dreiste  Erfindung  Quelle  geschöpften  Genealogie  bei  Ampelius 
des  Interpolators  fab.  IbiPhacthau  Clymeni  (sie)  9,  3  (Soles  fuere  quinque) —  quintus  Colchi  filius, 
Solis  filius  et  Meropes  (sie)  nymphae  filius,  will-  ex  quo  Circe  et  Medea  et  Phaethon  nati  sunt; 
kürlich  ist  die  Angabe  des  Tzetzes  (Chil.  3,  365),  vgl.  noch  Senec.  Med.  827.*)  Für  die  Bedeu- 
Phaethon  sei  nicht  Sohn  derKlymene,  sondern  40  tung  der  Sage  zeugen  auch  die  Bildwerke  auf 
der  Prote  (=  Proto),  Tochter  der  Neleus  (viel-  den  korinthischen  Propyläen,  Phaethon  und 
mehr  Nereus,  vgl.  Hom.  2  43  =  Hes.  Theog.  Helios  auf  Quadrigen  darstellend,  wenn  sie 
248).  Alter  scheint  die  Genealogie,  nach  der  er  auch  ziemlich  jungen  Ursprungs  sind  (Paus. 
Sohn  des  Helios  uud  der  Asopostochter  Rhode  2,  3,  2;  auch  auf  korinthischen  Münzen  s.  u.). 
(Schol.  Hom,  q  208)  ist;  Sohn  des  Merops  (und  der  3.  Dorische  Siedler  trugen  die  Sage  nach 
Klymene?)  nach  Hesych.  s.  utgonag  (verbessert  Rhodos,  wo  sie  bei  der  karischen  Urbevölkerung 
von  Wilamowitz).  Die  Grundzüge  der  bekannten  einen  epichorischen  Sonnensohn  Tenages  vor- 
Sage  von  diesem  Phaethon  sind  folgende.  Er  fanden,  den  sie  mit  ihrem  Heros  verschmolzen, 
erlangt  (sei  es  ohne  Wissen  seines  Vaters,  sei  Bereits  Hellanikos  (Schol.  Pind,  Ol.  7,  135) 
es  dafs  er  diesen  durch  seine  Bitten  bestimmt)  50  kennt  als  jüngsten  der  sieben  Söhne  des  Helios 
den  Sonnenwagen,  vermag  ihn  aber  nicht  zu  und  der  Rhodos  Phaethon.  Leider  ist  uns  die 
lenken.  Die  Rosse  gehen  mit  dem  jugend-  karische  Sage  nur  in  der  pragmatischen  Ge- 
liehen Fuhrmann  durch  und  richten  einen  stalt,  wie  sie  Zenon  von  Rhodos  (Diod,  5,  56  f.) 
grofsen  Brand  an.  Deshalb  wird  Phaethon  giebt,  überliefert;  vgl.  noch  Schol.  B  V.  Hom, 
vom  Blitze  des  Zeus  getroffen  und  stürzt  auf  61  544,  verbessert  von  Wilamowitz.  Danach 
die  Erde  (in  den  Eridanos).  Seine  Schwestern,  lautet  sie  also:  Von  Helios  und  Rhodos,  der 
die  den  Tod  des  Bruders  beweinen,  werden  in  Tochter  Aphrodites,  stammen  sieben  Söhne; 
Pappeln  verwandelt,  ihre  Thränen  in  Bernstein  der  jüngste  und  schönste  heifst  Tenages  (bei 
(sein  Freund  Kyknos  in  einen  Schwan).  den    Griechen    Phaethon)    und    eine    Tochter 

2.  Die  ältesten  Spuren  dieser  Sage  weisen  60  Elektryone,  die  als  Jungfrau  stirbt  und  gött- 
liche    Ehren     empfängt.       Tenages  -  Phaethon 

*)  Heosphoros  als  Sohn  des  Astraios  und  der  Eos  wird  von  seinen  neidischen  Brüdern  erschlagen, 

schon  bei  Hesiod.  Theog.  378 ff.,  also  als  Person  gedacht,  diese    müssen    aus    der    Heimat    fliehen    und 

was   selbst   //.  Küentzle,    Über   die  Sternsagen   der  Griechen 

(Heidelberger  Diss.  1897)  S.  9,   der   sich   sonst  anders  mit  .            *)   Absyrtus   {Axyrtus  bei  Pherekydes  ifrg.  63  Müll,  bei 

dem  Zeugnis  abfindet,  zugeben   mufs.     Dafs    man  in  den  Schol.   Eur.   Med.  167]),   über   dessen  Ableitung   man  ver- 

oben  angeführten  Versen  des  Theogonie  bereits  im  Alter-  schiedener  Meinung  sein   kann  (q.  Ph.  15  f.   Fitch  p.  64ff.), 

tum  an  den  Morgen- (Abend-) stern  gedacht  hat,  zeigt  das  ist   auch   sonst   mit   der    Sonne   verwandt:    Lijcophr.  811, 

Schol.  zu  990;  vgl.  Anth.  Pal.  14,  53,  4  (vvy.rmöXoi  G>ai&wv).  Fitch  p.  65. 

Roschek,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  in.  69 


2179        Phaethon  (Sohn  d.  Helios)  Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  'Hesiod')      2180 


o 


gründen    auf   Lesbos,    Kos    und    in    Ägypten  hie  amnis  a   Graecis  Eridanus    dicitur,    quem 

neue  Städte.     Mit  Recht  verlangt   Wüamowitz  Pherecydes    prhnus     (Padum?y     voeavit     aus 

(S.  429  f.)   entsprechend   der  Verklärung  Elek-  eigenen    Erfindungen    und    Ovidrerniniszenzen 

tryones   (s.  d.)    eine    solche   des  jüngsten  He-  schlecht  zusammengeflickten  Bericht  geliefert 

liaden  und  sucht  diese  aus  einer  Parallelversion  hat    (vgl.    Dietze,    quaestt.    Hygin.   6  f.     [Diss. 

des   Dionysios  Skytobrachion  (Diod.  3,  57)   zu  Kiel  1890]).     Erst  mit  den  Worten  horum  la- 

gewinnen;    da  jedoch    diese    rationalistischen  crimae,  ut  Hesiodus  indicat  u.  s.  w.  kehrt  er 

Erfindungen     schwer     zu     kontrollieren     sind,  zu  seiner  Vorlage  zurück.     Dafs  152 b  und  154 

bleiben  alle  Einzelheiten  unsicher.  ursprünglich    eine    einheitliche    Erzählung 

4.  Deutlicher  sind  die  Spuren  auf  der  ka-  10  bildeten,  zeigt  das  aus  einer  etwas  reineren 
rischen  Insel  Kos,  die  wieder  auf  Rhodos  zurück-  Textesrezension  geflossene  Schol.  Strozz.  Ger- 
weisen.  Denn  nach  Kos  soll  der  Heliossohn  manic.  p.  174,  6 ff.  Breys.,  wie  Robert,  Eratosth. 
Kandalos  ausgewandert  sein,  dessen  helle-  cat.  reliq.  214  ff.  und  Herrn.  18,  434  ff.  eingehend 
nischer  Name  wahrscheinlich  Merops  ist:  nachgewiesen  hat;  seine  Ergebnisse  sind  mit 
Hesych.  iitQ07tsg-  catb  MtQOTiog  rov  TtatQos  unzureichenden  Gründen  von  Gruppe,  Philol. 
(Wüamowüz:  ttqo)  (^at&ovros  Kcpov  [viov].  N.  F.  1,  329  ff.  und  neuerdings  von  Vollgraff' 
Dürfen  wir  diesem  Merops  Klymene,  die  doch  p.  58 — 60  bestritten  worden.  Bis  auf  einen 
wohl  mehr  als  eine  schattenhafte  Okeanide  ist  Zug,  die  Verknüpfung  des  Brandes  mit  der 
{Robert,  Herrn.  18,  441,  dagegen  Dibbelt  quaestt.  deukalioneischen  Flut,  s.  B  10,  darf  man  auch 
Coae  myihol.  p.  36  [Diss.  Greifsw.  1891]),  zur  Ge-  20  in  Einzelheiten  die  liyginischc  Version  für 
mahlin  geben,  worauf  verschiedene  Spuren  c  Hesiod '  in  Anspruch  nehmen.  Danach  lautete 
führen  (Dibbelt  p.  36  ff),  so  wäre  die  von  diese  Sage  also:  Phaethon,  der  Sohn  des  He- 
Euripides  benützte  Sagenversion  gefunden,  lios  und  der  Klymene,  besteigt  ohne  Wissen 
zumal  da  Kos  auch  den  Beinamen  Aithiopia  seines  Vaters,  aber  mit  Hilfe  seiner  Schwestern, 
geführt  zu  haben  scheint  (Dibbelt  p.  4).  Noch  den  Sonnenwagen,  fährt  zu  hoch  am  Himmel 
deutlicher  ist  das  ursprüngliche  Wesen  Phae-  empor  und  stürzt  in  den  Eridanos.  Vom 
thons  in  dem  kretisch-karischen  Atymnios  zu  Blitzstrahl  des  Zeus  getroffen,  entfacht  er 
erkennen,  der  wie  Phaethon  aus  dem  Sonnen-  einen  allgemeinen  Brand  auf  Erden;  diesen 
wagen  stürzt  (Norm.  Dion.  11,  130 f.  12,  217),  zu  löschen,  läfst  Zeus  alle  Flüsse  los.  Die 
und  den  die  Gortynier  unter  dem  Bilde  des  30  Heliaden,  welche  den  Tod  ihres  Bruders  be- 
Abendsterns  verehrten  (Solin.  11  p.  73,  8  weinen,  werden  zur  Strafe  für  ihre  Beihilfe 
Momms.2);  vgl.  q.  Ph.  15;  Tümpel,  Philol.  in  Pappeln  verwandelt,  ihre  Thränen  in  Bern  - 
N.  F.  3,  96,  A.  19  und  seinen  Artikel  rAtymnios'  stein.  Über  das  weitere  Geschick  Phaethons 
in  Pauly-  Wissowas  Realencyklop.  Von  anderen  erfahren  wir  näheres  nicht.  Eridanos  wird 
Wagenlenkern  beansprucht  noch  Myrtilos  ein  als  Sternbild  des  Flusses  an  den  (südlichen) 
besonderes  Interesse  wegen  seiner  Mutter  Phae-  Himmel  versetzt,  Kyknos,  der  Ligurerkönig, 
thusa  oder  Klymene  (Scliol.  Apollon.  1 ,  752)  der  seinen  Verwandten  unablässig  betrauert, 
oder  Klytia  (Hygin.  astron.  2,  13),  der  ebenso  in  einen  Singschwan  verwandelt.  Robert,  unter 
wie  Phaethon  als  Sternbild  des  Fuhrmann  an  dem  Banne  O.  Müllers  (Proleg.  z.  einer  wiss. 
den  Himmel  versetzt  worden  ist  (q.  Ph.  57).*)  40  Mythol.  199)    stehend,   hat  den   Katasterismus 

Der  Verbreitung  der  Sage   entspricht  ihre  des  Eridanos  dem  Hesiod   abgesprochen,   aber 

Behandlung    in    der    Litteratur.      Glücklicher-  der  Name   des   Sternbildes  rnufs   als   sehr   alt 


I-* 


weise  läfst  sich  von  den  wichtigsten  Versionen  gelten  (Thiele,  Antike  Himmelsbilder  5),  und 
noch  ein  allgemeines  Bild  gewinnen,  und  es  es  ist  nicht  abzusehen,  weshalb  die  Eingangs- 
wird—  unbeschadet  etwa  verlorener  Zwischen-  worte  im  Schol.  Strozz.;  Hesiodus  autem  di- 
glieder  —  erlaubt  sein,  diese  zu  scheiden  und  cit  (Eridanum)  inter  astra  colloccduin  (in  deut- 
ihrem  mutmafslichen  Einflufs  auf  die  Folgezeit  lichem  Gegensatz  zu  dem  vorhergeiiden:  ideo 
nachzugehen.  inter  astra  collocatuin  ferimt,  quod  a  meridianis 
B.  DiePhaethonsage  in  der  griechi-  partibus  cursum  dirigere  ad mare  cernitw)  einen 
sehen  Litteratur.  1.  Die  f  hesiodeische'  50  Irrtum  enthalten  sollen.  Bestätigung  giebt 
Version.  In  dem  alten  Index  der  fabulae  Hygins  Arat  360,  der  nach  Erwähnung  des  Uorcr/xo^ 
(p.  4  Schm.)  steht,  wie  Micyllus  ausdrücklich  <xothq6sis  diesen  genauer  als  Izlipccvov  'HqiSu- 
angiebt,  nach  fab.  153  (Deucalion  et  Pyrrha)  volo  tco1vx.Iccvtov  Ttoraiiolo  bezeichnet.  Das 
154  Phaethon  Hesiod(i),  was  Schmidt  ganz  ver-  ist  eine  unverkennbare  Bezugnahme  auf  eine 
kehrt  und  willkürlich  in  Phaethon.  Heliades  bestimmte  Sagenversion,  nämlich  auf  die  des 
geändert  hat.  Der  spätere  Interpolator,  dessen  hesiodeischen  Gedichtes.  Da  der  Flufs,  in  den 
verderbliche  Thätigkeit  sich  über  die  ganze  Phaethon  gestürzt,  von  dem  Blitze  mitgetroffen 
Sammlung  erstreckt,  hat  diesen  einheitlichen  war  (richtig  erklärt  vom  Scholiasten  p.  412,  20 
Bericht  in  zwei  Stücke  zerlegt,  von  denen  das  Maafs),  so  konnte  nur  das  r Überbleibsel'  an 
erste,  bis  zur  Verwandlung  der  Heliaden  60  den  Sternenhimmel  kommen;  Ttolvulavxov  geht 
reichende  an  das  Kap.  152  (Typhon)  angehängt  auf  die  Klagen  der  Heliaden,  deren  Verwand- 
ist, während  er  in  154  einen  bis  auf  die  der  hing  bei  Hesiod  noch  zum  Überflufs  durch  den 
ursprünglichen    Fassung    angehörigen    Worte  Comm.  Ovid.  met.  2  (Myth.  latin.  p.  796  Staveren) 

bezeugt  ist.  Vielleicht  bezieht  sich  darauf  Hesiod. 

*)   Neuerdings   hat  R  So lland.  Die  Sage  von  Daidalos  f        216   ^  ,         u&    d>    &Jlö      h     &p     Ssv$Qitav 

und   Ikaros   (Progr.    der  Thomasschule,   Lpz.  1Ü02)  S.  30«.  ',  J,                       „,.    .       ^.j     _,,      ,    ,™.     VV.    i  .      i          u 

aufser  Bellerophon  noch   Ikams   in  diese  Eeihe  gestellt,  ^vxa  fmut^  (q.  Ph.  10,  A.  9).   Nicht  ohne  Be- 

doch  scheiueu  mir  seine  Beweisgründe  nicht  durchweg  deutung  ist  ihre  Siebenzahl,  entsprechend  den 

zwingend.  sieben rhodischen  Heliaden.  Auch  die  Verwand- 


2181      Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  'Hesiod')  Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  'Hesiod')      2182 

luug  des  Kyknos,  dessen  Teilnabine  an  dem  Lose  vgl.     Robert,    Eratosth.    cat.    237 — 240).      Von 
Pbaethons  bier  noch  aus  rein  Verwandtschaft-  älteren    Sammlern    hat    bereits    Marckscheffel 
lichem    Interesse    entspringt,    wird    man    dem  (Hesiod.  frg.  184)  den  f  Phaethon  Hesiodi'  unter 
Gedichte    zuweisen    dürfen,    da    die    Ligurer  die     Fragmente     der    Astronomie     eingereiht, 
längst  im  Gesichtskreise    der   Hellenen   lagen  Sonstige    mit    Sicherheit  hierher    zu    ziehende 
(Hesiod.  frg.  55  Bz.2  Müllenhoff,  Deutsche  AI-  Citate  fehlen:  das  Schol.  Strozz.  p.  185,  4,  wo 
tertumsk.  I,  218 J).     Mit  dem   Eridanos   ist  der  zu    der    vulgären,     wörtlich     aus    den    Schot. 
Flufs  des  Westens  gemeint,  doch  trägt  er  noch  Sangerm.  (p.  228,  17  ff.)  ausgeschriebenen  Ver- 
immer  mythischen    Charakter   und    fliefst    für  sion    quia  .  .  .    a    Iove   fulmine  percussus    in 
den  Dichter  zusammen  mit  dem  sagenhaften  io  Eridanum   deciderit  fluvium    die  in   der    Vor- 
Strom am  Rande  der  Erde,  wie  die  Metamor-  läge  fehlenden  Worte  sie  Hesiodus  refert  hin- 
phose    der    Sonnentöchter   in    Schwarzpappeln  zugefügt    sind,    darf    man    als    Zusatz    (wahr- 
beweist,  die  Homer  v.  510   am  Eingange   der  scheinlich  Randnotiz)  des  Schreibers,  der  sich 
Unterwelt  im  Haine  Persephones  wachsen  läfst:  der  p.  174,  6  erzählten  hesiodeischen  Fassung 
q.  Ph.  11.    Über  Eridanos  als  Flufs  der  Unter-  erinnerte,  aufser  Spiel  lassen   (falsch  beurteilt 
weit  vgl.  Jahrb.  f.  kl.  Fhilol.  135,  319.  Dieterich,  q.  Ph.  5  und  danach  von  Bzach);  Eustath.  Od. 
Nekyia27,  ganz  anders  freilich  Gruppe  a.  a.  0.  I  325  p.  1689,  4  'HcioSog  d£  q>rjOt   TtQo^iyrn'cn 
340  ff.      Schwierigkeiten  machen   die   mit   der  aiiti]v   (trjv   Klv\Lhvr\v)    'HXicp   xcä    tmhv    Sas- 
Rezension  des  Frisingensis  übereinstimmenden  &ovra  beruht  auf  unrichtiger  Auffassung  des  zu 
Worte    des  Schol.   Strozz.   p.  174,  12   omneque  20  Grande    liegenden    Scholions    (Bobert,    Herrn, 
mortalium  genas  interiisse  praeter  Pyrrham  et  S.  437).     Endlich   nimmt  Hygin  in  der  Astro- 
Deucalionem.      Bobert    hat    auf   Grund    dieser  nomie  (2,  42,   Eratosth.  cat.  p.  195)  unter   den 
Angabe    die    Stelle    der    Phaethonepisode    bei  Planetensagen   auch  auf  diese  Version  Bezug: 
Hesiod  zu   ermitteln  versucht  und    diese  dem  de  quo  (Phaethonte)  complures  dixeru  ut .  ut 
ersten   Buche    der   Kataloge,    in   dem   die   Ge-  patris    i  nscienter    curru    vectus    incenderit 
schichte   von   Deukalion    und    Pyrrha    vorkam  terras;  quo  facto  ab  Iove  fulmine  percussus  in 
(Schol.    Apoll.   3,    1086),    zugewiesen.      Allein  Eridanum  deciderit  et  a  Sole  inter  sidera   sit 
diese  Verbindung  des  Weltenbrandes  mit  der  perlatus,   aber   so   verquickt  mit   der   Vulgata, 
Sintflut  kann  schon  deshalb  nicht  ursprünglich  dafs   man   aus   den    letzen   Worten   nichts    für 
sein,  weil  zwischen  beiden  Ereignissen  durch-  30  f  Hesiod''  gewinnen  kann.    Denn  unter  die  Pia- 
aus kein  Kausalnexus  besteht,  die  Sintflut  viel-  neten    (s.    Phaethon    nr.    'S)    konnte    der    alte 
mehr    stets     anders    motiviert    wird    (Usener,  Dichter    den    Heliossohn    nicht    versetzen,    da 
Sintflutsagen  42 f.).     So   oft  beide    neben    ein-  diese  noch  dem  Demokrit  selbst  der  Zahl  nach 
ander   erwähnt  werden,   erscheint,   wenn   man  unbekannt    waren    (Senec.    quaest.    nat.    7,    3. 
sie  überhaupt  in  Beziehung  zu  einander  setzt,  Wilamowitz  S.  407).     Thatsächlich  wissen  wir 
nur  ihr  Synchronismus  ohne  jeden  ursächlichen  also  über  das  Los  Phaethons  nach  seinem  Tode 
Zusammenhang.     Wie    die    ursprüngliche  Ab-  nichts.     Aber    es    wäre    wunderbar,    wenn    er 
folge  der  Kap.  153  und  154  ergiebt,  ist  es  im  nicht   ebenfalls   der  Ehre  einer   Werstirnung' 
echten   Hygin   nicht  anders   gewesen;  die  Er-  teilhaftig  geworden  wäre,  wie  der  vom  Blitze 
wähnung  der  von  Zeus  entfesselten  Flüsse  hat  40  mitgetroffene    Eridanos.     Man    hat    die   Wahl 
aber    bei    dem    späteren    Bearbeiter    den    Ge-  zwischen   dem   Sternbild   des  Fuhrmanns    und 
danken   an   die  Sintflut  erzeugt  und  die  oben  dem  Morgenstern.     Ersterer  scheint  freie  Er- 
angeführte Interpolation    (aus  Fab.  153)    ver-  findung    des    alexandrinischen    Dichters    (vgl. 
anlafst.     Damit  nicht  genug  fügte    der  Inter-  B  9),  während  auf  das  fhesiodeische'  Gedicht 
polator,  der  ganz  richtig  einen  Grund  für  das  keine  Spur  führt,  für  letzteren  spricht  die  im 
Eintreten  der  Flut  vermifste,  einen  solchen  aus  Volksmund  verbreitete  Sage  (vgl.  A  2.  3.  4).    So 
eigener    Erfindung    hinzu    (der   Schol.    Strozz.  mag  diese  bereits  früher  geäufserte  Vermutung 
scheint    an    dieser    Stelle    gekürzt   zu   haben:  (q.  Ph.  13),  die  auch  für  das  Verständnis   des 
Vollgraff  p.  60):  lovis  [ut  omne  genus  morta-  euripideischen  Dramas   (B  5)    eine  wesentliche 
lium  cum   causa   interf leeret,  simulavit   se  id  50  Stütze  bietet,   hier  wiederholt  werden,  wenn 
velle  extinguere]  e.  q.  s.  Gruppe,  der  diese  Zu-  sie  auch  einstweilen  noch  als  unerwiesen  gelten 
sätze   anders   beurteilt  (a.   a.    O.   331  ff.),    hält  niufs.     Trotz    der   lückenhaften    Kenntnis    der 
Fab.  154  und  152 b  für  zwei  verschiedene  Ver-  rhesiodeischen '     Sagenfassung    vermögen    wir 
sionen     der    Sagen    (ähnlich    Vollgraff),    aber  noch  in  manchen  Einzelheiten   ihren  Einflufs 
diese    Annahme    scheitert    an    der    durch   den  auf   die    Folgezeit    zu    ermessen.      Abgesehen 
Schol.   Strozz.    verbürgten    Einheitlichkeit    des  von  Arat   und    der    Hauptquelle    Ocids,    dem 
ursprünglichen  hy ginischen  Berichts,  der  seiner-  alexandrinischen  Dichter,  hat  —  vielleicht  nicht 
seits   wieder    auf  eine    griechische  Vorlage  allzulange    nach    dem    Erscheinen    der  Astro- 
zurückgeht  (Vollgraff  p.  59).    Ist  also  die  Ver-  nomie  -  -  Pannen ides  in  dem  Prooimion  seines 
bindung  der  Phaethonsage  mit  der  Geschichte  60  berühmten  Lehrgedichtes  mehrere  Züge  herüber- 
Deukalions  und  Pyrrhas  auszuscheiden,  so  ent-  genommen.  Man  erkennt  noch,  dafs  der  Prophet 
fällt  auch  die  Möglichkeit,  jene  in  den  Kata-  der  reinen  Vernunft,  der  auf  dem  Gespann  der 
loge>i  unterzubringen.     Vielmehr  weist  der  in  himmlischen  Rosse  im  Geleit  der  Heliaden  (V.  9 
der  erhaltenen  Rezension   der    Fabeln    ausge-  'HXidSsg  y.ovgai   ngolinovacci    Swuutcc   Nvxr6g) 
fallene    Katasterismus    des    Eridanos    auf   die  zur  Sonnenbahn   emporstrebende    Denker,   ein 
fhesiodeische'  Astronomie,  ein  verhältnismäfsig  Abbild  des  Heliossohnes  ist,    „aber  jeder  my- 
junges   Gedicht,   das   bereits   im  Altertum   für  thologische    Rückstand    ist    hier    in    der    rein 
unecht  erklärt  worden  ist  (frg.  177.  179  Bz.-  logisch  gedachten  Allegorie  verdampft"  (Diels, 

69* 


2183     Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  cHesiod')  Phaethon  (S.d. Helios b.Aeschyl.u.Eurip.)  2184 

Parmenides'  Lehrged.  griech.  n.  deutsch  S.  50).  aus  den  Thränen  der  Meleagriden  ultra  Indiam 

Wenn    ferner  Aristoteles  meteor.    1,   8   p.  345  a  versetzt  hat   (Plin.    n.   h.   37,   40;   q.   Ph.    12). 

5  ff.   als  die  Meinung   einiger  Pythagoreer  an-  Das  Citat  aus  Ktesias  wiegt  nicht  allzuschwer: 

führt,  die  Milchstrafse  sei  die  ehemalige  Bahn  vielleicht  hat  er   den  von  ihm  beschriebenen, 

eines  gefallenen  Gestirnes  nutu  rijv  Xeyo^viqv  angeblich  Bernstein  führenden  indischen  Flufs 

ini  (Pat&ovTog  (p&OQ<xv  (vgl.  Diels,  Doxogr.  gr.  Hypobaros    (Indica    §    19,    Plin.  n.  h.  37,   39. 

p.  304f.,  Diod.  5,  23),  so  mag  auch  diese  volks-  Tzetz.    chil.    7,    714)    mit    dem    Eridanos    ver- 

tümliche    Anschauung    auf  das    'hesiodeische'  glichen. 

Gedicht  zurückgehen,  zumal  da  der  alexandri-  4.    Die  Heliaden   des   Aeschylos.     Auf 

nische    Bearbeiter    der    Phaethonsage    diesen  10  den    Flufs    des    Westens    griff  Aeschylos,    der 

Zug  wieder   aufgegriffen   hat.     Endlich,  wenn  jüngere  Zeitgenosse   des  Choirilos,   zurück,  als 

Herodot  3,    115  in  einer  bemerkenswerten  Po-  er  die   Sage  in   seinen  '  Helhidvii '  dramatisch 

lemik  gegen  einen  unbekannten  Vorgänger  die  gestaltete  (frg.  68 — 73  N).    Über  den  Gang  der 

Nachrichten  über  den  äufsersten  Westen  und  Handlung    lehren    die    dürftigen    Bruchstücke 

Nordwesten    Europas    verwirft    und    Eridanos  nichts,    aber    recht    glücklich    scheint    Robert 

als    den    Namen    des    in   das    nördliche    Meer  (Herrn.  S.  439)   die  Worte   Plutarch    de  tranq. 

mündenden  Bernsteinflusses  nicht  gelten  lassen  an.  p.  466 e  o  ds  <£>ae&cov  ccvcxßag  tig  xbv  ovea- 

will,    denn   der   Name   sei   griechisch  und  von  vbv  fzlctfv,  sl  (ir\Sslg  avxm  rovg  tov  Ttccrgog 

einem    Dichter    erfunden,     so    kann    er    mit  i'nnovg  -nal   zu    uQ^ara    itapa&i&caeiv    auf  dies 

diesem    sehr    wohl    den  Verfasser    der  Astro-  20  Stück  bezogen    zu    haben.     Ist    diese  Vermu- 

nomie  gemeint  haben.*)  tung  richtig,  so  hat  sich  Aeschylos  an  die  hesio- 

2.  Rein  zeitlich  betrachtet  ist  die  soeben  deische  Version  angeschlossen.  Den  Eridanos 
skizzierte  die  älteste  erreichbare  Sagengestalt.  versetzte  er  nach  Iberien  und  nannte  ihn  Rho- 
Sie  setzt  aber  bereits  eine  ältere  Form  voraus.  danos,  scheint  ihn  also  mit  diesem  identifiziert 
Denn  dafs  Phaethon  vom  Blitze  getroffen  her-  zu  haben  (vgl.  Philostephanos ,  Schol.  Dion. 
niedergestürzt,  ist  doch  das  Ursprüngliche  und  Per.  289).  Danach  ist  Weichers  Annahme,  dafs 
Natürliche,  wogegen  die  fhesiodeische' Version  die  veränderte  Genealogie  im  Schal.  Hom. 
als  bewufste  Abweichung  erscheint.  Ferner  9  208  (Phaethon,  Sohn  des  Helios  und  der 
läfst  sich  selbst  noch  aus  den  dürftigen  Einzel-  Asopostochter  Rhode)  auf  die  Heliaden  zurück- 
heiten,  soweit  diese  feststehen,  ein  Schlufs  auf  30  geht,  nicht  unwahrscheinlich.  Auf  die  Ver- 
fremde Elemente  in  dieser  Darstellung  mit  Wandlung  der  Heliaden  bezieht  sich,  wie  es 
ziemlicher  Sicherheit  ziehen.  Die  Bernstein  scheint,  das  von  Reitzenstein  (Rostocker  Lek- 
weinenden  Sonnentöchter,  der  Singschwan  und  tionsverz.  1890/91  p.  5)  aus  dem  echten  Ety- 
vor  allem  der  c  Frühstrom '  sind  nämlich  höchst  mologikon  ergänzte  frg.  72  coqovöe  y.Qijv^g 
wahrscheinlich  der  Hyperboreersage  (vgl.  Bd.  1  ucp&ovtoTtoov  lißdg,  die  Bernsteinthränen  sind 
Sp.  2829)  entlehnt.  Für  den  Eridanos  folgt  durch  den  Gewährsmann  des  Pliiiius  n.  h. 
dies  aus  einer  merkwürdigen,  angeblich  kel-  37,  31  für  Aeschylos  bezeugt  (frg.  73).  Ferner 
tischen  Mythe  bei  Apollon.  Arg.  4,  611,  die  er  kam  in  dem  Drama  die  schwarze  Tracht  der 
von  seiner  im  Vorhergehenden  benützten  Quelle  Bewohnerinnen  des  adriatischen  Landstriches 
als  Zusatz  selbst  deutlich  sondert:  61g  äo'  40  zur  Sprache  (frg.  71),  welche  der  Dichter  aus 
'ATtölltovog  räd t  däxpvcc  (der Bernstein)  Ar\toi'Scco\  der  Trauer  um  den  Tod  Phaethons  begründet 
ilLcptphtai  8  Iva  ig  (des  Eridanos),  axs  (ivqLu  zu  haben  scheint,  wenigstens  rechnet  Polyb. 
%hvs  ttüqoi&sv  ,  j)tiog  'TTtepßootcov  ieoov  2,  16  (vgl-,  noch  Theopomp.  (?)  bei  Pseudo- 
yivog  tiaacpixavav  (vgl.  dazu  die  von  Fitch  Skymnos  395ff.  Phit.  mor.  557<1)  dies  zur  tqu- 
p.  72  wieder  hervorgezogenen,  sog.  Florentiner  yiurj  vlr\. 

Schollen  zu  611),  mag   auch  dieser  Bericht  an  5.  Die  euripideische  Version.    Wieder 

und  für  sich  ziemlich  jung  sein.  in  den  Osten  rückt  Euripides  in  seinem  Jugend- 

3.  Fraglich  ist  aber,  ob  Eridanos  Ursprung-  drama  Phaethon  den  Schauplatz  der  Fabel, 
lieh  nur  als  Strom  der  Hyperboreer  am  äufser-  In  Aithiopien,  am  Rande  des  Okeanos,  wo  die 
sten  Nordrande  der  Erde  gedacht  wurde.  Als  00  gemeinsamen  Stallungen  des  Helios  und  der 
f  Frühstrom'  gehört  er  nach  dem  Osten,  und  Eos  sich  befinden,  herrscht  König  Merops,  der 
da  ist  es  von  Wichtigkeit,  dafs  in  dem  aus  Gemahl  der  Okeanide  Klymene.  Ihr  Sohn 
sehr  gelehrter  Quelle  stammenden  Berner  Scho-  Phaethon  gilt  als  Sprofs  des  alten  Merops,  in 
Hon  zu  Verg.  georg.  1,  482  zwei  Zeugnisse  dafür  Wahrheit  ist  er  die  Frucht  eines  von  Klymene 
angeführt  werden:  Ctesias  hunc  in  India  ängstlich  verhehlten  Umganges  mit  dem  Sonnen- 
esse  affirmat  vel  Choerilus  in  Carmania,  gotte  vor  ihrer  Ehe  mit  dem  Sterblichen.  Der 
(cod.  Germania,  vgl.  Plin.  n.  h.  37,  39,  wo  irdische  Vater  will  den  hochstrebenden  Jüng- 
Detlefsen  denselben  Fehler  der  Überlieferung  ling  mit  einer  Göttin  vermählen,  dagegen  lehnt 
verbessert  hat)  in  quo  fluvio  Phaethon  extin-  Phaethon  sich  auf.  In  einem  Gespräch  erfährt 
ctus  est  (frg.  k  N.~)vel  Jon  in •  Achaia  (frg.  62  N.)\  60  er  seine  wahre  Abkunft  von  der  Mutter,  die 
Ein  eigenes  Drama  des  Choirilos  anzunehmen  ihn  auffordert,  zu  seinem  himmlischen  Vater 
scheint  unnötig;  die  Sage  konnte  beiläufig,  zu  gehen  und  zum  Zeichen  seines  göttlichen 
z.  B.  in  einem  Chorliede  (wie  bei  Eur.  Hipp.  Ursprungs  die  Erfüllung  eines  Wunsches,  die 
735  ff.)  erwähnt  werden.  Bemerkenswert  ist,  Helios  einst  der  Geliebten  zugesagt,  zu  ver- 
dafs  Sophokles   die  Entstehung   des  Bernsteins  langen.     Das   geschieht:    Phaethon   steigt  zur 

*\  ar,a»a.  i,„»  „,„„              i-    v  ■  *       j      t- •  1  Sonnenburg   empor   und  verlanget  den  Sonnen- 

*)    Später  hat  mau   sogar   die    l.xisteuz  des  Eridanos  j P           l      .                              p 

geleugnet,  so  strab.  5,  215  (wohl  nach  älterer  Quelle):  wagen.    Wahrend  im  Palaste  des  Merops  alles 

tlv  fiijöctfiov  yTjs  ovra.  zur    Hochzeit    vorbereitet    wird,    erdröhnt    ein 


2185      Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  Euripides)  Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  Euripides)      2186 

Donnerschlag:  vom  Blitze  getroffen  stürzt  sammenfliefsen  des  Po  und  der  Rhone  zuge- 
Phaethon  auf  die  Erde.  Den  rauchenden  Leich-  schrieben.  Hier  hat  wohl  bereits  der  Ge- 
nam  verbirgt  die  Mutter  im  Schatzhause  des  währsmann  des  Plinius  Verwirrung  gestiftet; 
Königs.  Dieser,  durch  einen  Diener  auf  den  kehrt  doch  diese  Meinung1  auch  bei  dem 
durchströmenden  Qualm  aufmerksam  gemacht,  Scholiasten  zu  Hipp.  736  in  anderer  Form 
entdeckt  den  Toten.  Soweit  läfst  sich  aus  wieder:  6  de  'ASgiag  Tt£Xay6g  iati  utyiorov  irgog 
den  Fragmenten  der  Gang  der  Handlung  tjj  'IraXlcc,  6  öh  'HgiSccvbg  Ttora^ibg  Kslri- 
einigermafsen  feststellen,  das  Weitere  hängt  xi)g.  Denn  ohne  Not  kann  und  darf  man 
mit  der  Frage  zusammen,  Avelche  Göttin  dem  den  Eridanos,  der  für  Euripides  bereits  Strom 
Phaethon  als  Gemahlin  bestimmt  ist.  Während  10  des  Westens  war,  in  seinen  Phaethon  nicht 
man  früher  auf  Eos  oder  Selene  (so  zuletzt  hineinbringen,  auch  die  Heliaden  mit  ihren 
noch  Wecklein)  geraten  hat,  nimmt  Wilamowitz  Bernsteinthränen  erscheinen  durch  die  ganze 
vielmehr  Aphrodite  an,  der  auch  das  Chorlied  Ökonomie  des  Stückes  ausgeschlossen.  Wo 
frg.  781,  14  ff.  gelte.  Diese  vielfach  bestrittene  und  wie  Euripides  sich  Phaethons  Sturz  ge- 
Annahme wird  durch  eine  späte,  aber  sichere  dacht  hat,  ist,  da  frg.  786  mehrere  Deutungen 
Anspielung  bestätigt.  Johannes  von  Gaza  hebt  zuläfst,  mit  Sicherheit  nicht  mehr  zu  ermitteln, 
in  seinem  Epithalamium  auf  einen  gewissen  vielleicht  auf  die  Erde  (vgl.  z.B.  Etym.  M.  p.  427, 
Anatolios  (nr.  3  Bergk,  P.  L.  G.  3,  344 3,  loann.  11,  d.  h.  ein  Schal,  zu  Dion.  P.  289).  Übrigens 
Gazaei  descr.  tab.  mund.  et  Anacreont.  rec.  E.  spielt  dieses  Stück  des  Euripides  mythogra- 
Abel  p.  57)  ausdrücklich  hervor:  or/  tijv  viav  20  phisch  keine  bedeutende  Rolle;  zwar  hat  der 
Kv&rjprt v  (fraeö'cov  vsog  mo[li£si.  In  der  That  weiter  unten  (B  9)  zu  besprechende  alexandri- 
löst  Aphrodite  als  Braut  die  Rätsel  des  Dra-  nische  Katasterismendichter  Rücksicht  darauf 
mas:  sie  wird  in  der  Exodos  aufgetreten  sein,  genommen  und  Ovid  in  seiner  bekannten  Er- 
den Eltern  Trost  gespendet  und  die  Versetzung  Zählung  einige  Züge  (jedoch  nur  mittelbar) 
Phaethons  unter  die  Sterne  verkündet  haben.  aus  ihm  entlehnt,  sonst  aber  begegnet  die 
Dem  Morgensterne  naht  sich  der  Abendstern,  euripideisehe  Version  verhältnismäfsig  selten, 
der  Stern  Aphrodites,  und  beide  vereinigen  Cic.  de  off.  3,  94  giebt  sie  mit  den  Worten: 
sich  in  Liebe:  Svo  qprarrqpopoig  (iiyslei  (loh.  Sol  Phaethonti  filio  .  .  .  facturum  se  esse  dixit, 
v.  Gaza  3,  10).  Ist  das  richtig,  so  hat  Euri-  quiequid  optasset ;  optavit,  ut  in  currum  patris 
pides  die  Sagen  von  Phaethon,  dem  Sohne  der  30  tolleretur;  sublatus  est;  atgue  is,  antequam 
Eos,  und  Phaethon,  dem  Sohne  des  Helios,  constitit,  ictu  fulminis  deflagravü  ziemlich 
sinnreich  verschmolzen:  an  jenen,  den  Aphro-  richtig  wieder,  nur  das  antequam  constitit  ist 
dite  wegen  seiner  Schönheit  raubte  (nr.  1),  ein  fremder  (aus  Hesiod  entlehnter?)  Zug;  vgl. 
erinnert  noch  frg.  781,  20  %&  re  veogvyi  am  auch  de  nat.  deor.  3,  76,  wo  Phaethon  neben 
(aol  Kaibel)  itcolm,  rbv  iv  ald-tgt  ngvitrsig.  dem  euripideischen  Hipjjolytos  erscheint.  Den 
Ebenso  nimmt  Euripides  in  Bezug  auf  die  Liebesbund  Klymenes  mit  Helios  vor  ihrer 
Abstammung  Phaethons  eine  eigentümliche  Vermählung  mit  Merops  hebt  Schal.  Hom. 
Stellung  gegenüber  seinen  Vorgängern  ein:  die  l  326  hervor;  unter  den  k'vioi  birgt  sich  ge- 
von  ihm  vertretene  Genealogie  ist  ein  Koni-  wifs  Euripides  (anders  urteilt  Vollgraff  p.  61). 
promifs  zwischen  der  hesiodeischen  Version  40  6.  Die  Darstellung  der  Sage  durch  Phi- 
und  der  koischen  Sagengestalt,  die  ihm  aus  loxenos,  den  der  Gewährsmann  des  Plinius 
irgend  einer  Bearbeitung  bekannt  gewesen  zwischen  Aeschylos  und  Euripides  aufführt, 
sein  mufs.  Natürlich  geht  er  auch  in  Einzel-  ist  für  uns  verschollen.  Nach  Chares  von  My- 
heiten  seinen  eigenen  Weg:  bezeichnend  für  tileue  (frg.  3  Müll,  aus  Plin.  )i.  It.  36,  33)  war 
ihn  ist  das  vom  Verfasser  der  Schrift  7rip/  Phaethon  in  der  Oase  des  Amnion  ums  Leben 
vtpovg  (15,  4)  mit  Recht  gepriesene  schöne  gekommen;  dort,  wo  sich  angeblich  auch 
Fragment  779,  in  dem  Helios  auf  dem  Lein-  Bernstein  fand,  soll  ihm  ein  orakelspendendes 
pferde  den  tollkühnen  Jüngling  auf  seiner  Heiligtum  geweiht  gewesen  sein.  Es  war  wohl 
Fahrt  begleitet.  Das  läfst  wieder  auf  den  ein  einheimischer,  barbarischer  Gott,  an  den 
Morgenstern  als  Vorreiter  des  Helios  schliefsen,  50  die  alte  Phaethonsage  angeknüpft  ist. 
und  diesen  kennt  Euripides  auch  sonst  (frg.  7.  Wichtiger  ist  der  Bericht  des  Timaios, 
929).  Vgl.  hierzu  oben  B  1  und  besonders  der  noch  in  den  pseudoaristotelischen  &ccv^iä- 
Wüamowitz  S.  431  f.  An  einer  anderen  Stelle  aicc  anovauata  81  (vgl.  StepK  Byz.  s.  'HXsx- 
{Hipp.  7321'.)  folgt  der  Dichter  der  verbrei-  rgldsg.  Sotion  c.  31.  fzetz.  Lycophr.  704.  Gefj- 
teten  hesiodeischen  (oder  aesehyleischen")  Ver-  clcen  Timaios  Gcagr.  d.  West.  93,  132)  vor- 
sion:  der  Chor  wünscht  sich  nach  der  Küste  liegt.  Hier  begegnen  an  der  Mündung  des 
der  Adria  zum  Eridanos,  wo  die  Heliostöchter  Eridanos-Po  die  'HlfxroiSzg  vijaoi  (diese  schon 
um  Phaethon  klagen  und  ihre  Timmen  als  bei  Skylax  21.  Theopomp.  b.  Ps.  Skymn.  374, 
glänzenden  Bernstein  ins  'Meer  rinnen  lassen.  bestritten  von  Strab.  5,  215.  Plin.  u.  h.  3,  152), 
Auf  diese  Chorpartie  beziehen  sich  die  Euripides-  60  und  nicht  weit  davon  entfernt  ein  See,  durch 
citate  bei  dem  Comm.  in  Ov.  met  2  fab.  2  (p.  796  dessen  giftige  Dünste  die  vorüberfliegenden 
Star.):  lacrimae  carum,  ut  Hesiodus  [s.  B.  1]  Vögel  getötet  werden;  in  diesen  See  sei  nach 
et  Euripides  indicant,  in  elcctrum  sunt  con-  der  Sage  der  Anwohner  Phaethon  gestürzt. 
versae  und  Plin.  u.  h.  37,  31,  wo  unter  den  Zahlreiche  Schwarzpappeln,  aus  denen  das 
plurimi  poetae  primique,  die  über  das  Elektron  Elektron  träufelte,  wüchsen  an  seinem  Rande, 
gehandelt  hätten,  auch  Euripides  erscheint.  Dabei  war  die  Phaethonsage  ausführlich  be- 
§  32  wird  ihm  gar  die  sonst  erst  von  Apollo-  sprochen  (ein  Auszug,  wie  es  scheint,  bei 
nius  Arg.  4,  627   vertretene  Ansicht   vom   Zu-  Diod.  5,  23,  1.  Geffckeu  S.  161),  denn  Polybios 


2187      Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  d.  Alexandr.)  Phaethon  (S.  d.  Helios  b.  d.  Alexandr.)      2188 

beschliefst   seine   kurze  Andeutung    über    den  Peitsche    zu   stark    gebraucht    (Nonn.),    wovor 

Sagenstoff  (s.  B  4)   mit  einem   Ausfall    gegen  ihn   Helios  gewarnt    hatte   (Ovid).     Bald    (als 

Timaios.       Entsprechend       dem      erweiterten  er    den    drohend    ausgestreckten    Stachel    des 

geographischen    Gesichtskreis     darf    man     in  Skorpions    erblickt:    Ovid)    entfallen    ihm    die 

diesem  See  wohl  die  erste   dunkle  Kunde  von  Zügel,  und  nun   entsteht  im  Himmel  und  auf 

der  Quelle  Aponüs  finden,  deren  Wunder  noch  Erden    ein    allgemeiner    Brand.     In    der   Ver- 

Claudian.   carm.    min.  26,  27  ff.   mit  ähnlichen  wirrung  suchen  die  Gestirne  zu  entfliehen,  die 

Farben  ausmalt.  Auf  Timaios  beruht  im  wesent-  Göttin  der  Erde  streckt  flehend  die  Hände  zu 

liehen  die  wunderliche  Schilderung  des  Apol-  Zeus  empor.     Da  greift  dieser  zum  Blitz  und 

lonios  Arg.  4,  596  ff.   (Geffcken  S.  93),   wo  der  10  zerschmettert  den  Jüngling.    Sein  Körper  stürzt 

rauchende  Leichnam   des  ijatdca)g  <&<xt&cor  im  in   den  Eridanos,   Klymene  und   die  Heliaden 

See  liegt,  während  zur  Nachtzeit  die  schrillen  beweinen  den  Toten.     Zeus  aber  (Nonn.)  oder 

Wehklagen    der    'HltäStg    tccvafiaiv    itl\iivca  Helios  (Claudian)  versetzt  Phaethon  als  Stern- 

('?  Konjektur  Gerhardts)   alytiQoißiv  erschallen.  bild   des   Fuhrmanns   an  den    Himmel.     Auch 

8.  Noch  vor  Apollonios  hatte  Phanokles  der  Eridanos  wird  als  himmlischer  Flufs  zu 
in  seinen  "Egcotsg  tj  KczloL  die  Sage  mindestens  den  Sternen  erhoben,  die  Heliaden  als  Hyaden, 
gestreift,  wie  die  äufserst  wertvolle  Notiz  des  Kyknos  als  gleichnamiges  Sternbild,  während 
Comm.  zu  Ov.  met.  2,  367  (p.  797  Stav.)  bezeugt:  von  Phaethons  Bahn  die  Milchstrafse  noch 
Phanocles  est  [so  die  Hs.|  in  Cupidinibus  Zeugnis  ablegt  (Claudian).  Vgl.  über  diese 
auetor.  Aus  Kyknos,  dem  Verwandten  Phae-  20  Katasterismen  die  ausführlichen  Darlegungen 
thons  (s.  B  1)  hat  er,  der  Tendenz  seines  Ge-  q.  Ph.  50  ff.  Bei  der  eigentümlichen  indirek- 
dichtes  entsprechend,  den  Geliebten  gemacht;  ten  Überlieferung  dieses  Gedichtes  ist  es  be- 
angedeutet ist  dies  veränderte  Verhältnis  von  greiflich,  dafs  über  zahlreiche  Einzelheiten  keine 
Ovid.  met.  2,  368,  deutlicher  ausgeführt  von  bestimmte  Antwort  gegeben  werden  kann. 
Vergil.  Aen.  10,  189  (und  Schol.),  der  aber  aus  Soviel  ist  klar,  dafs  der  Dichter  die  Sage  des 
anderer  Quelle  schöpft  (q.  Ph.  62  f.  Pitter  de  Ostens  mit  der  des  Westens  zu  vereinigen  ge- 
Varrone  Vergilii  ...  auetore  pars  1  p.  40  f.  [Diss.  sucht  hat,  ob  durchweg  mit  Glück,  läfst  sich 
Halle  1901 J).  Die  kurze,  aber  wichtige  An-  aus  den  Nachbildungen  nicht  mehr  erkennen, 
spielung  Arats  (Phaen.  360)  ist  bereits  B  1  be-  Die  Werstirnung'  des  Eridanos  stammt  aus  He- 
sj:>rochen  worden.                                                       30  siod,  vielleicht  auch  die  Entstehung  der  Milch- 

9.  Den  gröfsten  Einflufs  auf  die  Folgezeit  strafse,  wenn  hier  nicht  noch  ältere  Über- 
hat die  Darstellung  der  Sage  durch  einen  z.  Z.  lieferung  eingewirkt  hat.  Darf  man  den  allein 
noch  namenlosen  alexandrinischen  Dich-  von  Ovid  met.  2,  309  f.  berichteten  Zug,  dafs  Zeus 
t er  gewonnen,  die  zwar  im  Original  vollständig  wegen  des  Weltenbrandes  keinen  Regen  auf 
verloren  ist,  aber  in  den  Grundzügen  aus  die  Erde  hat  senden  können,  seiner  alexan- 
Ovid,  Lukian,  Philostratos,  Nonnos  u.  a.  sich  drinischen  Voidage  zuweisen,  so  läge  darin 
wieder  herstellen  läfst.  Der  Rekonstruktions-  allerdings  eine  Polemik  gegen  r Hesiod"1  (Bo- 
versuch  q.  Ph.  22 — 66  bedarf  natürlich  im  bert  S.  440),  dessen  xoTtinr]  iznvQoiaig  hier  bei- 
einzelnen gar  mancher  Korrektur,  hier  können  nahe  ins  Phantastische  gesteigert  erscheint, 
nur  die  hauptsächlichen  Züge  zur  Sjjrache  io  Doch  wird  man  gut  thun,  auch  in  der  Schil- 
kommen.  Was  die  Abstammung  Phaethons  derung  des  Weltenbrandes  manches  allein  auf 
betrifft,  so  ging  der  Verfasser  auf  die  fhesio-  Ovids  Rechnung  zu  setzen.  Gern  wüfste  man 
deische'  Version  zurück.  Klymene  ist  bei  ihm  auch,  ob  die  von  diesem  mit  ferunt  eingeleitete 
die  rechte  Gemahlin  des  Helios,  beider  Sohn  Sage  von  der  Entstehung  der  schwarzen  Haut- 
Phaethon,  der  im  Sonnenpalaste  unter  der  färbe  der  Aethiopier  (met.  2,  235)  bereits  bei 
Obhut  seines  Grofsvaters  Okeanos  aufwächst.  dem  alexandrinischen  Dichter  stand  (vgl.  Orac. 
Ein  Vorzeichen  verkündet  seinen  frühen  Tod  Sibyll.  5,  206 — 213,  dazu  Geffcken,  Sitzungsb.  d. 
(Nonn.  Dion.  38,  167—183).  Schon  als  Knabe  Berl.  Akad.  1899,  701;  Schal.  Dion,  Per.  291), 
hat  er  als  Spielzeug  einen  Sonnenwagen  ver-  -  in  der  angeblich  hesiodeischen  Version  bei 
fertigt  (vgl.  hierzu  q.  Ph.  58  und  Eur.  frg.  925);  50  Hggin.  fab.  154  ist  sie  aus  Ovid  interpoliert, 
als  er  herangewachsen,  bittet  er  seinen  Verbürgter  ist  der  Kampf  der  Sternbilder  gegen 
Vater,  von  jugendlichem  Ehrgeiz  getrieben  einander,  vgl.  Ov.  171 — 177 ~ Nonn.  354—409, 
(Philostr.,  Nonn.),  den  wirklichen  Wagen  be-  wo  das  Zusammentreffen  in  der  „sinnreichen 
steigen  und  lenken  zu  itürfen.  Helios  sucht  Erfindung,  dafs  der  grofse  Bär  vor  der  unge- 
ihn  von  dem  unklugen  Vorsatz  abzubringen  wohnten  Glut  in  das  Meer,  das  ihm  versagt 
(Ovid,  Lukian,  Nonn.),  bewilligt  ihm  aber  ist,  taucht"  (Haupt)  bei  Ovid  171  =  Nonn.  409 
schliefslich,  durch  sein  inständiges  Flehen  und  auf  die  gemeinsame  Quelle  beider  führt.  Da- 
durch die  Bitten  Klymenes  (Lukian,  Nonn.)  gegen  ist  wieder  fraglich,  ob  die  mehrfach 
erweicht,  den  Wunsch,  nachdem  er  ihn  in  einer  bezeugte  Verwandlung  der  Heliaden  und  des 
zweiten  Mahnrede  (Ovid,  Lukian,  Nonn.  vgl.  60  Kyknos  neben  ihrem  Katasterismus  erzählt 
Herrn.  37,  606,  3)  auf  die  Gefahren  des  Weges  war,  wie  aus  Claudians  Worten  hervorzugehen 
hingewiesen.  Mit  ahnungsvollen  Seufzern  läfst  scheint.  Über  das  Verhältnis  zu  Euripides 
er  den  Sohn  aufsteigen;  Klymene  schaut  mit  läfst  sich  leider  nichts  Näheres  ermitteln;  auch 
stolzer  Freude  dem  Beginnen  zu  (Nonn.).  die  Weisungen  des  Helios  erlauben  keinen 
Während  Phaethon  die  Wunder  des  Himmels  Vergleich  mit  Eur.  frg.  779.  Daneben  zeugen 
lustaunt  (eManiV),  gehen  die  Rosse  mit  ihm  wieder  andere  Einzelheiten  für  die  gemütliche 
durch,  sei  es  dafs  sie  die  Last  ihres  Lenkers  und  realistische  Kleinmalerei  des  gelehrten 
als  zu  leicht  empfinden,  sei  es  dafs  dieser  die  Dichters.   Breit  und,  wie  es  scheint,  im  rechten 


2189     Phaethon  (Sage  v.  Brand  u.  Flut)  Phaethon  (Vulgata  etc.)          2190 

Gegensatz  zu  Euripides,  war  im  Anfang  die  Poseidonios  schöpfende  Verfasser  der  pseudo- 
Liebe  des  Helios  zu  Klymene  ausgemalt  (vgl.  aristotelischen  Schrift  de  mundo  p.  400a,  29f. 
Nonn.,  Lukian  dinl.  deor.  12,  auch  wohl  zeigt  (vgl.  ferner  Censorin.  de  die  not.  J8,  11 
Makedonios  Anth.  Pal.  5,  223),  die  eine  merk-  [nicht  mehr  Aristoteles,  wie  Mayer  glaubt]), 
würdige  Parallele  in  seinem  Verhältnis  zu  der  Genaueres  lernen  wir  aus  dem  unter  dem 
wesensgleichen  Klytie  findet,  deren  Liebesge-  Namen  Manilius  bekannten  stoischen  Dichter 
schichte  Ovid  ebenfalls  nach  hellenistischer  der  ersten  Kaiserzeit,  dessen  Darstellung  der 
Vorlage  im  vierten  Buche  der  Metamorphosen  Phaethonsage  (l,735ff.  4,  834 ff.)  ebenfalls  durch 
behandelt  hat  (206  ff.,  vgl.  Vollgraff  S.  48  und  die  Vermittelung  des  Poseidonios  (Boll,  Fleckeis. 
oben  A  4).  Das  zertrümmerte  Gespann  des  10  Jahrb.  Suppl.  21,  226  f.  Sudhaus  Aetna  S.  72. 
Sonnenwagens  darf  in  den  allgemeinen  Wirren  210,  Moeller,  Studio,  Manu.  20f.  [Diss.  Mar- 
nicht  verloren  gehen:  deshalb  trägt  Tethys  bürg  1901])  auf  den  Alexandriner  zurückgeht 
das  eine  Rad  von  dannen  (so  auf  der  areti-  (q.  Ph.  38).  Ja,  es  scheint,  als  ob  dieser  auch 
nischen  Becherform  [s.u.  F  2].  übereinstimmend  für  die  stoische  Eschatologie  in  der  Darstellung 
mit  Taler.  Flacc,  5,  431  und'  Lukian).  Die  der  grofsen  Ekpyrosis  die  Farben  geliefert 
zitternden  Sonnenrosse  (Lucret.  5,  404,  Ovid)  hätte:  wenigstens  finden  sich  die  einzelnen  Züge, 
kommen  erst  zur  Besinnung,  als  sie  die  Stimme  das  Versinken  in  das  neue  Chaos,  der  Kampf 
ihres  gewohnten  Lenkers  wieder  hören  (Clau-  der  Gestirne  gegen  einander,  ihr  Hinabtauchen 
dian.  8  {de  IV  cons.  Honor.)  62  fi.).  Bemerkens-  in  das  Meer  (Manu.  a.  a.  O.  Senec.  ad  Marc.  26, 6. 
wert  ist  endlich  der  scharfe  Gegensatz  zwischen  20  de  benef.  6,  22.  Lucan.  1,  72 ff.)  bei  ihm  minde- 
Zeus  und  Helios,  angedeutet  von  Ovid  381  ff..  stens  angedeutet  (q.  Ph.  40ff).  Auch  in  der 
ausgeführter  von  Lukian  und  (kindisch  über-  eigentümlichen  Vision  am  Schlüsse  des  fünft*  u 
trieben)  von  dem  Dichterling  Q.  Sulpicius  Buches  der  sibyllinischen  Orakel  (512  —  531), 
Maximus  (s.  u.  B  12).  Der  Einflufs  dieses  das  etwa  zur  Zeit  Nervas  geschrieben  ist,  wird 
Epylls  kann  kaum  hoch  genug  veranschlagt  in  phantastischer,  bereits  an  Nonnos  erinnern- 
werden, da  seine  Spuren  in  der  ganzen  späteren  der  Weise  der  Kampf  der  Gestirne  gegen  ein- 
Litteratur  mindestens  bis  auf  Nonnos  begegnen.  ander  geschildert  (von  Geffcken  a.  a.  0.  S.  698 
Dem  gegenüber  kommen  die  von  Plinius  noch  als  fgnostisehe  Vision'  bezeichnet,  zurückge- 
erwähnten  Dichter  Satyros  und  Nikander  kaum  nommen  in  seiner  letzten  Schrift:  Komposition 
in  Betracht;  beide  scheinen  in  didaktischen  30  und  Entstehungszeit  der  Orac.  Sibyll.  S.  27,  4 
Gedichten  (Ai&ixd)  die  Sage  erwähnt  zu  haben  [Lpz.  1902])  —  vielleicht  noch  ein  Nachhall 
(q.  Ph.  21).  jenes  Gedichtes,  das  dem  aus  Ägypten  gebür- 
10.  Der  phaethonteische  Brand  und  tigen  Sibyllinisten  nahe  liegen  mochte  (s.  o.). 
die  deukalioneische  Flut.  Bereits  ziemlich  11.  Bei  der  grofsen  und  weiten  Verbreitung 
abgeblafst  erscheint  die  Phaethonsage  im  Ein-  der  Sage  ist  es  begreiflich,  dafs  sich  frühzeitig 
gange  des  berühmten  Atlantismythos  bei  Plat.  wohl  schon  unter  dem  Einflufs  der  Tra- 
Tim.  p.  22 c.  Unter  den  vielen  Vernichtungen  giker  -  -  eine  Art  von  Vulgata  bildete,  die 
der  Menschen  durch  Feuer  und  Wasser  wird  als  ihren  Niederschlag  in  mythographischen  Kom- 
Beispiel  für  den  ersten  Fall  der  durch  Phae-  pendien  gefunden  hat.  Bereits  Timaios  hatte 
thon  verursachte  Brand  angeführt,  für  den  40  mit  Berufung  auf  „viele  Dichter  und  Prosaiker" 
zweiten  die  deukalioneische  Flut  (vgl.  p.  22 a).  einen  solchen  zusammenfassenden  Bericht  ge- 
Schon  die  alten  Erklärer  haben  die  Gleich-  geben  (Diod.  5,  23).  Genaueres  bietet  der  Scho- 
zeitigkeit  beider  (historisch  gedachter)  Er-  Hast  zu  Hom.  q  208  (mit  der  Unterschrift  1) 
eignisse  in  Thessalien  und  Aethiopien  ange-  igtoqicc  itccoa  rolg  Tpayttiolg),  wo  die  Abstam- 
nommen  (Schol.  Plat.);  Geistes  (Origen.  coiitra  mung  Phaethons  aus  Aeschylos,  seine  Frage 
Gels.  1,  19  [p.  44  Lomm.J)  operiert  damit,  wie  nach  dem  wirklichen  Vater  aus  Euripides,  das 
mit  einer  ganz  bekannten  Thatsache  und  übrige  aus  dem  Alexandriner  zu  stammen 
scheint  sich  bereits  auf  Plato  berufen  zu  scheint;  alle  Differenzen  sind  ausgeglichen, 
haben,  den  Euseb.  chron.  2  p.  26  Seh.  (aus  Afri-  Vgl.  noch  Schol.  Dion.  Per.  291.  Etym.  M. 
canus)  citiert;  aus  ihm  schöpft  Oros.  1,  9  u.  10;  50  p.  427,  11  ff.  mit  der  trügerischen  Subskription 
vgl.  lustin.  martyr.  Apol.  2.  7.  Auch  chrono-  i]  iötopia  naga  Jiodwpco.  Prokl.  in  Plat.  Tim. 
logisch  hat  man  diese  Begebenheit  festzulegen  1  p.  33  f.  Philoponos  und  Olympiodor  zu  Aristot. 
versucht,  namentlich   spielt    sie    in    der  Zeit-  meteor.  1,  8. 

rechnung  der  christlichen  Schriftsteller  keine  12.  Auch  in  den  Rhetorenschulen  wurde  der 
unwichtige  Rolle:  Tatian.  orat.  ad  Graec.  60,  dankbare  Stoff  behandelt:  Nikol.prog.  '■>,  457  Sp. 
daraus  Giern.  Alex,  ström.  1  p.  380  und  401  P.  (=  2,  580  TU.,  dazu  die  Schol.  2,  14  TU.),  Isidor. 
Euseb.  praep.  ev.  10,  9,  21  (aus  Africanus).  de  rhet.  p.  520  H.  Doxopater  ^ir]-/t]u..  2,  202; 
Gern  werden  beide  Ereignisse  parallelisiert:  210,  14  W.  Georg.  Pachymeres  1,  553  TU.  (vgl. 
Lucret.  5,  394ff.  (aus  griech.  Quelle).  'Manilius''  Jacobs,  De  progymnasm.  stud.  mythogr.  p.  80 
4,  831  ff.  Ov.fast.  4,  793 f.  Lukill.  Anth.  Pal.  11,  60  [Diss.  Marburg  1899]).  Ein  solches  zu  einem 
131.  Lukian  Timon.  4.  Philostr.  her.  p.  287.  dichterischen  Wettkampfe  im  Jahre  94  n.  Chr. 
Lactant.  Phoenix  11  ff.  Claudian.  carm.  min.  27,  gestelltes  Thema:  riaiv  av  loyoig  xpiJGairo 
105  f.  loh.  Lydus  de  mens.  p.  115,  16  Bekk.  Vgl.  Zsvs  i-itiTi\i&>v  'HXico,  Zxi  zb  aoucc  sdoms  <Pec£\rovrl 
noch  Mayer  a.  a.  0.  137  ff.  Wieder  etwas  anders  (vgl.  Lukian,  dial.  deor.  25)  führt  in  un- 
gewandt erscheint  namentlich  der  phaethon-  gelenken  Hexametern  der  zwölfjährige  Wunder- 
teische  Brand  bei  den  Stoikern,  welche  die  knabe  Q.  Sulpicius  Maximus  (Kaibel,  Epigr. 
Lehre  von  der  Vernichtung  durch  Wasser  und  Gr.  618)  im  Anschlufs  an  Ovid  und,  wie  ein 
Feuer   weiter    gebildet    haben,    wie    der    aus  Vergleich    mit    Lukian    beweist,     auch    mit 


2191      Phaethon  (Sage  b.  Dio  Chrys.  etc.)  Phaethon  (Sage  in  d.  röm.  Litteratur)      2192 

Berücksichtigung     des    Alexandriners    (q.    Ph.  Per.  288 ff.  Michael  Akominatos  Bd.  I,  217,  25; 

47  ff.)  aus.  II,  331,  10  ed.  Lampros. 

13.  Dio  Chrysostomos  (orat.  36_[2  p.  96  B.,  C.  Die  Phaethonsage  in  der  römi- 
vgl.  or.  1  p.  58])  scheint,  nach  den  Ubereinstim-  sehen  Literatur.  1.  Bei  den  Körnern  be- 
mungen  mit  Ovid  zu  urteilen,  ebenfalls  auf  gegnet  die  erste  Anspielung  auf  Phaethon  in 
diesen  Anonymus  zurückgegriffen  zu  haben,  Catülls  „alexandrinischem"  Epyll  64,  290,  wo 
während  der  Sieg  Phaethons  auf  dem  Kenn-  Chiron  zur  Hochzeit  des  Peleus  und  der  Thetis 
pferde  bei  einem  von  Helios  und  Poseidon  unter  allerhand  Bäumen  non  sine  .  .  .  lentaque 
veranstalteten  korinthischen  Agon  wahrschein-  sorore  flammati  (=  KiQccvj'a&Evrog1?)  Phae- 
lich  nur  freie  Erfindung  des  Verfassers  der  37  sten  10  thontis  trägt.  Cicero,  der  in  seinen  philoso- 
Rede  (Favorins)  ist  (p.  107  i?.).  Plutarch,  der  in  phischen  Schriften  (vgl.  B  5)  ein  paarmal  auf 
den  Moralien  mehrfach  auf  die  Sage  anspielt  die  Sage  zu  sprechen  kommt,  sei  es  aus 
(p.  466 e.  s.  o.,  557 d,  607 f.,  l()94b),  hat  mehr  eigener  Lektüre  des  Euripides,  sei  es  durch 
die  älteren  (tragischen)  Versionen  im  Auge.  Vermittelung  seiner  griechischen  Quellen, 
Dionysios  der  Perieget  288  ff.  (dazu  Avien.,  hat  in  seinem  Jugendwerk  Arat.  145  ff. 
descr.  orb.  terr.  425  ff.  Priscian  perieg.  281  ff.)  die  bekannte  Stelle  der  Phainomena  wieder- 
ist durchaus  von  Apollonios  abhängig.  Lukian,  gegeben.  Ebenfalls  blofse  Übersetzung  von 
der  dial.  deor.  25  (und  12)  die  alexandrinische  Apollonios  4,  597  ist  frg.  9  des  Varro  von  Max 
Version  benützt,  erwähnt  de  sali.  55  kurz  die  (Frg.poet.  lat.  p.  334  Baehr.J.  Liierez  (5,  396ff.) 
Sage  deg  Westens,  über  die  er  sich  in  der  20  beruft  sich  auf  die  veter  es  Graium  poetae  405), 
kleinen  Schrift  ntQi  ijlixzQov  rj  t&v  xvxveov  d.  h.  wahrscheinlich  auf  den  Alexandriner 
lustig  macht.  Ebenso  führt  Pausan.  1,  4, 1;  30,  3  (Herrn.  22,  637  ff.).  Vergil  erwähnt  aufser  Aen. 
kurz  die  Sagen  von  Phaethon  und  Kyknos  an.  10,  189  noch  die  Verwandlung  der  Heliaden 
Quintus  von  Smyrna  redet  5,  625 — 630  von  in  Erlen  ed.  6,  62  (diese  gesuchte  Abweichung 
den  Klagen  der  Heliaden  naga  göov'HQidavoio  ist  wohl  auf  Cornelius  Gallus  zurückzuführen), 
und  ihren  Bernsteinthränen ;  10,  192  ff.  wird  Im  pseudovergilischen  Culex  (,'127  ff.)  erinnert 
eine  angebliche  Darstellung  auf  dem  Köcher  der  ambustus  Phaethon  an  den  Tjuid<xi]g  ffrat&iov 
des  Philoktet  beschrieben,  besonders  der  Sturz  des  Apollonios,  ohne  dafs  die  folgende,  ganz 
Phaethons  in  den  Eridanos  und  der  auf-  individuell  gefärbte  Schilderung  der  Metamor- 
steigende schwarze  Rauch  (vgl.  Ov.  met.  2,  295).  30  phose  der  Heliaden  auf  ihn  wiese  (vgl.  Leo  z. 
Endlich  hat  Nonnos,  der  auch  sonst  der  Sage  d.  St.).  Dieselbe  Bezeichnung  steht  auch  bei 
oft  gedenkt  (Dion.  2,  153  ff.  [hier  wie  38,93  Horaz  carm.  4,  11,  25 ff.,  wo  Phaethon  neben 
von  Apollonios  abhängig];  11,  324;  15,  380 f.;  Bellerophon  als  mythisches  Beispiel  wohl  aus 
19,  182  f.;  23,   89  f.  241  ff.  30,  112  ff.    39,   4  f.),  der  euripideischen  Tragödie  stammt. 

im  38.  Buche  der  Dionysiaca  nach  einer  kurzen  2.  Am  ausführlichsten  hat  Ovid  die  Sage 
Anspielung  (91  ff.)  den  Kslzolg  'Eönsgioiai  behandelt,  met.  1,  749 — 2,  400,  wesentlich  im 
(it^nqlöra  nv&ov  'OXv^nov  (dies  entweder  nach  Anschlufs  an  den  alexandrinischen  Anonymus. 
Schol.  Arat.  359;  vgl.  Maafs,  comment.  in  Arat.  Nur  der  Anfang  erinnert  noch  an  Euripides, 
reliq.  p.  LXV  oder  nach  Apollonios  4,  611)  von  abgesehen  von  den  Schmähreden  des  Epaphos, 
V.  109  an  ausführlich  erzählt,  im  wesentlichen  40  die  Ovids  Erfindung  zu  sein  scheinen  (0. 
nach  dem  alexandrinischen  Anonymus,  nur  Müller,  Proleg.  92);  wie  wenig  er  aber  von 
dafs  der  späte  Nachdichter  alles  ins  Mafslose  dessen  Tragödie  wufste,  erhellt  aus  dem  Um- 
gesteigert und  eigene  astrologische  Weisheit  stände,  dafs  er  es  gewagt  hat,  die  Heliaden 
(bes.  391  f.)  eingemischt  hat.  Vgl.  hierzu  B.  zu  Töchtern  des  Merops  zu  machen  (trist.  3, 
Koehler,  über  die  Dion.  des  N.  78 f.  (nicht  4,  29 f.).  Verschiedene  Unebenheiten,  wie  die 
richtig)  und  Vollgraff  p.  46 f.,  der  einige  in  Forderung  des  Sonnenwagens  auf  einen  Tag 
den  q.  Ph.  übersehene  Übereinstimmungen  (2,  48),  wozu  die  Weisungen  des  Helios  79  ff. 
zwischen  Ovid  und  Nonnos  nachträgt.  nicht    stimmen     (Vollgraff'   p.    55,     der    noch 

14.  Iohannes  Antiochenus  (Malalas)  frg.  2,  anderes  vorbringt;  geringfügiges  bei  Eitrem 
F.  H.  G.  4,  540  =  Cramer  An.  Par.  2,  232,  dazu  50  S.  461  ff.),  weisen  deutlich  auf  die  Benutzung 
äieF&ssungdes  cod.  Par.  Suppl.  682,  welche  Istrin  eines  mythographischen  Abrisses,  in  dem  die 
in  den  Memoires  de  Vacademie  de  St.  Peters-  verschiedenen  Sagenversionen  vereinigt  waren. 
bourg  1897,  Ser.  8,  hist.  phil.  Kl.  Vol.  1  nr.  3  Manches  hat  Ovid  gekürzt,  wie  die  Klagen 
Kap.  6  (S.  7  des  Separatabdrucks)  zusammen  Klymenes  (Vollgraff'  p.  48);  aus  Kompositions- 
mit  der  altslavischen  Übersetzung  herausge-  rücksichten  sind  sämtliche  Katasterismen  weg- 
geben hat,*)  führt  als  seine  Quelle  für  die  poe-  gelassen,  doch  kennt  er  Phaethon  als  j]vioiug 
tische  Darstellung  merkwürdigerweise  Ovid  amor.  3,12,37  (q.Ph.  67  A.  80).  In  der  Ausfuhrung 
an.  Tzeiz.  Chil.  4,  367  ff.  beruft  sich  für  die  ist  der  römische  Dichter,  Avie  immer,  seinen 
Vulgata  auf  iiv&oyoäyoi.  Sonstige  kurze  Er-  eigenen  Weg  gegangen,  so  in  der  weitläufigen 
wähnungen,  meist  in  Verbindung  mit  der  Me-  60  Angabe  der  durch  den  Weltenbrand  entflamm- 
tamorphose  der  Heliaden  noch:  Plutarch.  de  ten  Berge  und  Flüsse  und  in  vielen  spielend 
prov.  Alex.  43  'HhäScov  däxovcc  (=  Append.  ersonnenen  Einzelheiten.  Sonst  wird  die  Sage 
prov.  3,  8;  Macar.  4,  45),  (nach  0.  Crusius  auf  von  ihm  noch  kurz  erwähnt  met.  4,245.  12,  581  ff. 
den  alexandrinischen  Anonymus  zurückgehend).  trist.  1,  1,  79.  4,  3,  65.  Ib.  470  (wo  die  Schul. 
Aristid.    orat.    20    p.   428    Ddf.    Liban.  or.  9  auf  die  Metamorphosen  verweisen). 

p,  257b  Mor.   Hesych.s.  i]lfnxQog.  Eitstath.  Dion.  3     Ovids    »länzende  Darstellung  der   Sage 

ist  fast  für  alle  späteren  Dichter  mafsgebend 

*)  Nach  freundlicher  Mitteilung  /:.  Patziys.  gewesen,  wie  für  den  Verfasser  der  consolatio 


2193      Phaethon  (Sage  in  d.  röm.  Litteratur)  Phaethon  (Deutungen  etc.)        2194 

Liriae   111,    auch    für    Germanic.   363 ff. ,    der  Phaethon.    wie  es  scheint,    noch    hei   Venant. 

sonst  Amt  mit  Schoben  vor  Augen  hat,  nament-  Fortunat.  Vita  S.  Martini  2,  264. 

lieh  aber  für  Seneca,  der  wiederholt  in  seinen  6.    Auch    die    niythographische    Litteratur 

Tragödien  (Med.   599  ff.    Phaedr.  1090  f.   Herc.  ist    fast    ganz    durch    Ovid    beeinflufst.     Serv. 

Oet.    677 ff.    853  f.)     darauf    anspielt.      Lucan,  Verq.  ecl.  6,  62  (mit  den  älteren  Schölten').    Am. 

der    bereits    in    seinem    Biacon    über    (frei.   8.  10, 189  (=  Myth.  Tat.  2,  57.  1,  118.  vgl.  1,  204, 

Frg.  poet.    Born.  p.  367)   die   Schleifung  Hek-  p.  63,  33).     Lactant.   Plac.   Stat.    Theb.  1,  221. 

tors    mit    Phaethons    toller    Fahrt    vergleicht,  12,   415.      Vibius  Sequest.    Geogr.  lat.  min.  ed. 

berichtet  de   bell.   civ.  2,   410  ff.    die  bekannte  Biese  p.  148.     Myth.    Vat.   1,    118    verwechselt 

Sage  mit   dem  bemerkenswerten   Zusatz    über  io  im  Anfang  Phaethon  mit  Paeon  (!),  so  auch 

den    Eridanos:    hunc   habuisse   pares    Phoebeis  der  spätmittelalterliche  Erklärer  des  Theodulus 

ignibus  undas.    Damit  hängt  irgendwie  (durch  (zu  ecl.  93  ff.  246  Anspielung  auf  die  Phaethon- 

Mifsverständnis   dieser  Verse?)  zusammen   die  sage),  Alexander  de  Sancto  Albano  (v gl.  Theoduli 

späte   von   Serv.    Verg.  Aen.  6,  659  (=  Isidor.  ccloga  ed.  Beck  p.  27  [Marburg  1836]). 

orig.  13,  21,  26)   aufbewahrte   Geschichte   von  D.  Allegorische  und  rationalistische 

einem  Eridanos  Solls  filius,  auf  den  die  Phae-  Deutungen.     1.  In   Parallele  gesetzt  zu  dem 

thonsage  übertragen  ist:  fulminatus  in  Italiae  berühmten  Gleichnis  im  platonischen  Phaidros 

flumen  cecidit  et  tunc  a  luce  ardoris  sui  Phae-  und    allegorisch  gedeutet    erscheint   Phaethon 

(hon  appellatus   est  et  pristinum    iwmen    fluvio  bei  Clem.  Alex,  ström.  5  p.  678  P.  (wo  in  dem 

dedit.                                                                            20  Citat  iv  tw  ttsql  ipvp]g=  Phaidon  dieserDialog 

4.  Ganz  Eigentümliches  bietet  Valerius  mit  dem  Phaidros  verwechselt  ist).  Ähnlich 
Flacc.  Arg.  5,  429 ff. :  flebant  populeae  iuvenem  Julian  or.  2  p.  83d  (p.  107  Heril.),  der  or.  7 
Phaethonta  sorores  \  ater  et  Eridani  (repidum  p.  208b  (p.  269  H.)  gegen  die  skurrile  Behand- 
globus  ibat  in  amnern  |;  at  iuga  vix  Te-  lung  der  Sage  durch  den  Kyniker  Heraklios 
thys sparsumque  recolligit  axem  'et formi-  eifert  (E.  Weher,  de  LJioue  Chrysost.  ci/nic. 
dantem  patrios  Pyroenta  dolores.  Die  ^schwarze  seetatore,  Lpz.  Stud.  10,  114 f.).  Anders  Prokl.  in 
Kugel'  (anders  Ovid  320 f.;  mifsverstanden  von  Plat.  Tim.  1  p.  34e — 35 d,  der  p.  34b  eine  cpvaiyJ] 
Wieseler,  Phaethon  S.  19)  trifft  merkwürdig  mit  Ivßig  vorträgt  (vorher  wird  die  Möglichkeit  er- 
der rationalistischen  Erklärung  des  sog.  Pia-  wogen,  dafs  Phaethon  ein  Komet  gewesen  sei). 
tarch  (D  2)  zusammen,  während  das  Folgende,  30  2.  In  dem  Anhang  zu  Palaiphatos  ittol 
durch  die  Scene  auf  der  aretinischen  Becher-  ctTtiarcov  c.  52  (p.  72  ed.  Festa,  aus  einem  cod. 
form  (F  2)  bestätigt,  wohl  auf  die  alexandri-  Vallicell.  neu  hrgj  wird  erzählt,  dafs  Phaethon 
nische  Version  zurückgeführt  werden  darf.  im  Eridanos  ertrunken  sei;  sonst  enthält  dieser 

5.  Silius  erwähnt  einige  Mal  den  Phaethon-  Bericht  noch  Anklänge  an  die  alexandrinische 
titts  amnis  (7,  149.  17,  601  ähnlich  496).  Ganz  Version.  Im  sog.  Herakleitos  c.  22  (p.  81)  ist 
nach  Ovid  ist  die  Scene  bei  Stat.  Theb.  6,  298  ff.  die  rationalistische  Erklärung  der  sehr  kurz 
12,  413  f.  (Verwandlung  der  Heliaden,  vgl.  dazu  erzählten  Sage  ausgefallen.  Dem  Ps.  Lukian 
Lactant.  Placid.);  kurze  Anspielungen  finden  de  astrol.  19  gilt  Phaethon  als  ein  Astronom, 
sich  noch  Silv.  1,  2,  123.  2,  4,  9  (von  Cycnus:  der  die  Sonnenbahn  zu  erforschen  versucht 
Phaethontia  vulgi  fabula),  5,  3,  86.  Theb.  1,  219f.  40  habe:  ov  \hiv  ys  ccTpexecog,  (dl'  artUa  rbv  Xöyov 
Ironisch  empfiehlt  Martial.  5,  53  einem  schlech-  cdtohnav  a7ts&avsv  (=  Excerpt.  Vatic.  13  p.  94 
ten  Dichter,  einen  Deukalion  oder  Phaethon  Festa);  daran  schliefst  sich  die  Erzählung  der 
zu  schreiben  ('ähnlich  spottet  über  einen  schlech-  (vulgären)  Sage,  gegen  die  polemisiert  wird, 
ten  Maler  Lukillios,  Anth.  Pal.  11.  214).  Als  lohannes  Antiochenus  (Malalas  F.  H.  G.  4,  540, 
verbrauchten  Stoff  bezeichnet  die  Sage  Neme-  vgl.  Cramer,  An.  Par.  2,  232'  und  die  oben 
sian.  Ci/neg.  34  ff.  mit  Anklängen  an  Ovid,  (B  14)  erwähnte  slavische  Übersetzung)  weifs 
die  auch  bei  Avienus  (phaen.  785  ff.),  der  sonst  nach  Plutarch  ('?  wahrscheinlich  einer  pseudo- 
wieder  Arat  mit  Schoben  benützt,  nicht  fehlen.  plutarchischen  Schrift)  zu  berichten,  dafs  Gott 
Als  mythologisches  Beispiel  dient  Phaethon  zur  Zeit  der  Giganten  (Genesis  6,  2)  eine  Feuer- 
bei  Ausonius,  epist.  27,  18  Peip.  Alle  diese  50  kugel  (vgl.  die  %pv6icc  ßwlog  bei  Eur.  Phaeth. 
rnythographisch  unbrauchbaren  Erwähnungen  frg.  783)  in  das  Keltenland  habe  hinabfallen 
müssen  vor  den  Citaten  bei  dem  Alexandriner  lassen,  die,  nachdem  das  Land  verheert  und 
Claudianus  zurücktreten,  der,  wie  sein  Zeit-  die  Riesen  verbrannt  waren,  im  Eridanos  er- 
genosse  Nonnos,  wiederholt  auf  die  Sage  zu  loschen  sei.  Daraus  hätten  die  Griechen  die 
sprechen  kommt.  Aufser  kürzeren  Anführungen  Sage  von  Phaethon  geschaffen.  Tzetz.  Cliil.  4, 
und  Anspielungen  (1,  258.  5,  211.  7,  124.  carni.  367— -388,  der  (aus  lohannes  Antiochenus)  diese 
min.  27,  107)  wird  8  (de  IV  consul.  Honor.).  Xvotg  nach  'Plutarch'  angiebt  (385),  kennt  noch 
62  ff.  die  Besänftigung  der  wildgewordenen  eine  andere  '  allegorisch-rhetorische '  voll  von 
Sonnenpferde  durch  Helios  mit  individuellen  abgeschmacktem  Bationalismus.  Nicht  besser 
Zügen  geschildert,  die  wohl  auf  den  Anonymus  60  ist  die  physikalische  Deutung  des  Fulgentin* 
zurückgehen,    aus    dem    Clandian    28    (de    VI  mythol.  1,  16  (Myth.    Vat.  3,  8,  14). 

cons.  Honor.)  168 — 177  (vgl.  186  ff.)   sicher  die  E.  Sprichwörtliche  und  sonstige  Er- 

Katasterismen    entlehnt    hat.      Albern    genug  wähnungen.    1.  Sueton.Calig.il  (Bonmot  des 

wirft   Martian.    Capella  9,  918  (Eyssenh.)   den  Tiberius  über  Caligula).    Lukill.  Anth.  Pal.  11, 

Schwan    Ledas    mit   Kyknos,    dem    Liebhaber  104,  4  (=  Ps.  Auson.  p.  428  Peip.,  scherzhafter 

Phaethons,    zusammen.      Sidonhis    Apollinaris  Vergleich).      Lukian.    ver.   hist.  1,  12ff.  (Phae- 

(carm.  7,   405  ff.)  und    Corippus  (Joh.  1,  336  ff.  thon,    König    der  Sonne,    freie   Erfindung  des 

3,  39.  395  ff.)  folgen  Ovid.   Eine  Anspielung  auf  Schriftstellers).      Luxorius,    P.   L.    M.   4,    404 


2195  Phaethon  (in  der  Kunst) 


Phaethon  (in  der  Kunst)  2196 


Paehr.  (von  einem  unglücklichen  Wagenlenker, 
der  auch  mit  Ikaros  verglichen  wird). 

2.  Als  Eigenname:  a)  auf  Rhodos  (Inscr. 
Graec.  insul.  ed.  Hiller  v.  Gärtringen  760, 34  [aus 
Lindos]),  b)  eines  Freigelassenen  des  Q.  Tuliius 
Cicero  (Cic.  ad  Quint.  fratr.  1,  4,4.  ad  AU.  3,  8,  2). 

F.  Bildliche  Darstellungen.  1.  Aus- 
zuschliefsen  sind  dichterische  Beschreibungen 
{Valer.  Flacc.  Arg.  5,  429 ff.  [s.  o.  C  4],  Quintus 
10,  192,  angeblich  auf  dem  Köcher  des  Hera- 
kles [B 13];  Cht u (Hau.  rleVIcons.Honor.166S., an- 
geblich auf  der  palla  des  Eridanus  eingewirkt, 
vgl.  C  5),  die  nur  in  der  Phantasie  der  Schriftsteller 
existiert  haben.  Auch  das  angebliche,  von 
Philostrat.  iniag.  1,  11  beschriebene  Gemälde 
ist  als  solches  schwerlich  vorhanden  gewesen, 
da  der  Rhetor  die  Version  des  Anonymus 
wiedergiebt  und  seine  Quelle  durch  die  Be- 
rufung auf  die  aorpol  (Philosophen)  und  notrjTai 
(vgl.  I/ucret.  5,  392  ff.)  noch  verrät.  Die  älteste 
bekannte  Darstellung  gehört  vielleicht  erst  der 


durch  die  verschiedene  Art  der  künstlerischen 
Ausführung  gekennzeichnete  Hälften;  die  rechte 
trägt  in  der  äufsersten  Ecke  r.  die  Inschrift 
des  Fabriksklaven  BARGATE(s),  während  die 
linke  r.  den  Namen  des  Fabrikherrn  M. 
PERENfnius)  aufweist.  Auf  der  ersten  ist 
Phaethons  Sturz  dargestellt.  Er  liegt  mit  zer- 
schmetterten Gliedern  am  Boden;  hinter  ihm 
sieht    man   noch    ein  Rad   des   zertrümmerten 

10  Wagens.  R.  davon  sitzt  Zeus,  den  Blitzstrahl 
schwingend,  während  vor  ihm  Artemis  den 
Bogen  gegen  Phaethon  spannt.  Zwischen  beiden 
erscheint  oberhalb  eine  geflügelte  Frauengestalt, 
die  einen  bogenförmig  ausgebreiteten  Gegen- 
stand emporhält  (wohl  Andeutung  des  Himmels- 
gewölbes). R.  von  den  Göttern  trägt  Tethys 
(richtig  gedeutet  von  Hartwig),  geduckt  und 
ängstlich  sich  umschauend,  ein  Rad  des  Sonnen- 
wagens hinweg,  während  auf  der  andern  Seite 

20  1.  von  Phaethon  Helios  die  durchgegangenen 
Rosse  des  Viergespannes  zu  zügeln  sucht.    Da 


1)  Phaethons  Sturz  und  die  Verwandlung  der  Heliaden,  aretinische  Becherform. 
Anwesend:  Zeus,  Artemis,  Tethys,  Helios  (nach  Phttol.  N.  F.  12,  481). 


römischen  Kaiserzeit  an:  auf  den  korinthischen 
Propyläen  standen  zwei  vergoldete  Wagen, 
auf  dem  einen  safs  Phaethon,  auf  dem  andern 
Helios  (Paus.  2,  3,  2),  wie  noch  auf  erhaltenen 
korinthischen  Münzen  (vgl.  .die  Tafel  2,  9  f.  bei  50 
Hitzig-Bliinuier)  zu  sehen.  Ein  enkaustisches 
Gemälde  erwähnt  Martial.  4,  47,  einen  ge- 
schnittenen Stein  (Phaethon  mit  seinem  Ge- 
spann) Galen.  4,  361  ed.  Kühn  (anders  beurteilt 
von  Wiesehr  S.  14,  4).  Über  die  erhaltenen 
geschnittenen   Steine  s.  4b). 

2.  Unter  den  bis  jetzt  bekannten  erhaltenen 
Darstellungen  ist  die  älteste  auf  einer  areti- 
ni sehen  Becherform  aus  gebranntem  Thon,  die 
im  Jahre  1898  von  dem  Museuni  of  Fine  Arts  60 
zu  Boston  erworben  (Trustees  of  ihe  Museum 
of  Fine  Arts  XX 1 1 1  annual  Report  p.  89  nr.63), 
von  P.  Hartwig,  Philol.  N  F.  12,  481—497 
(dazu  der  Nachtrag  von  H  Goez  14,  478 f.) 
veröffentlicht  und  besprochen  worden  ist.*) 
Dieser  Bilderstreifen    zerfällt    in    zwei,    schon 

*)   Mit  gütiger  Erlaubnis  des  Verlegers  (Th.   Weicher) 
nach  einer  Durchzeichnung  der  Tafel  wiederholt. 


er  selbst  reitend  und  mit  einem  Beipferde  er- 
scheint, so  könnte  man  zunächst  an  die  euri- 
pideische  Darstellung  denken,  wenn  nicht  das 
mit  Yalerius  Flaccus  (C  4)  übereinstimmende, 
bedeutsame  Eingreifen  der  Tethys  auf  Einflufs 
der  alexandrinischen  Version  schliefsen  liefse, 
was  auch  durch  die  Entstehungszeit  der  Scha- 
lenform (kurz  vor  Ovid:  Hartwig  S.  496,  doch 
vgl.  494 f.)  nahegelegt  wird.  Auf  der  1.  Hälfte 
der  Reliefschale  ist  die  Verwandlung  der  He- 
liaden dargestellt.  Die  eine  ist  bereits  ganz 
in  eine  Pappel  (ai'yetQoc;)  verwandelt,  während 
erst  Zweige  aus  den  Köpfen  der  beiden  andern 
emporschiel'sen.  Auf  diese  drei  Figuren  schlagen 
drei  Jünglinge  los,  zwei  von  ihnen  mit  einem 
Winzermesser  in  der  Hand.  Nach  HeTbigs 
geistreicher  Deutung  {Hartwig  S.  490)  soll  hier 
gewissermafsen  proleptisch  auf  die  Gewinnung 
des  Baumharzes  ( i'jls ktqov),  der  goldenen  Thränen 
der  Heliaden,  angespielt  werden.  Hartwig,  der 
sich  diese  Vermutung  aneignet,  vergleicht  die 
Schilderung  Ovids  359  —  366  mit  der  Weih- 
rauchgewinnung der  Sabäer,  wie  sie  Theophr. 


2197  Phaethon  (in  der  Kunst) 

hist.  plant.  9,  4,  4  und  Pliit.  v.  h.'  12,  58 ff. 
berichten,  und  glaubt  noch  vielfach  „Zu- 
sammenhänge zwischen  Bernstein  und  Weih- 
rauch, zwischen  den  weinenden  Heliaden 
und  den  harzträufelnden  Bäumen  des  Ostens 
(Ovid  met.  4,  170 ff.)  hindurchschimmern"  zu 
sehen.  Das  würde  für  die  hellenistische 
Vorlage  (s.  o.  B  9)  wichtig  sein,  wenn  nicht, 
wie  zuletzt  H.  Goez  richtig  hervorgehoben 
hat,  der  Wert  dieser  Darstellung  durch  das 
äufserliche  Aneinanderschieben  mehrerer 
Stempeltypen  stark  gemindert  wäre.  „Der 
Töpfer  hat  durch  dreifachen  Eindruck  eines 
und  desselben  Stempels  die  Pappelzweige 
auf  den  Lorbeerblätter  tragenden  Weiden- 
stamm okuliert!"  Dieses  und  noch  andere 
Versehen  lassen  es  ratsam  erscheinen,  aus 
den  Bildern  des  1.  Reliefstreifens  keine  vor- 
schnellen Schlüsse  zu  ziehen. 

3.  Zahlreich  sind  die  Darstellungen  auf 
den    Sarkophagplatten    (q.  Ph.   71 — 77 
nach  dem  von  Robert  überwiesenen  Material 
zusammengestellt).     Sie    zerfallen    in    zwei 
Klassen:   Sarkophage   des  2.  und  3.  Jahrh. 
n.  Chr.;  von  Wert  sind  nur  die  der  ersten 
Klasse.     Zu  dieser  gehören :  A)  der  Sarko- 
phag  von  Ostia,  jetzt   in   der   Glyptothek 
C.  Jacobsens  (Ny  Carlsberg  bei  Kopenhagen), 
veröffentlicht  und  besprochen  Annal.   delV 
inst.  1869,  130 ff.  Taf.  F.    {Wieseler),  Ärch. 
Ztg.  1870,  113  (Matz);  Baumeister  Derikm. 
1305;    an    dieser  Stelle    nach   einer  neuen 
photographisch.  Aufnahme  wiedergegeben.*) 
B)    der    Florentiner    Sarkophag    (Wieseler, 
Phaethon  nr.  5),    C)  der  von  Ince  Blundell 
(Michaelis,  Ancient  Marbles  nr.  221  p.  374; 
Robert,  1).  L.  Z.  1884,  283),   D)  das  vatika- 
nische Fragment  (Wieseler  nr.  3).    Die  aus- 
führlichste,   dreifach    geteilte    Darstellung 
bietet  A.     L.    der    bittende  Phaethon    vor 
Helios,   den   die  vier  Hören  umgeben  und 
vor    dem    vier    Jünglinge    (Heliaden?    vgl. 
Hartwig  S.  489)  mit  den  Sonnenpferden  des 
göttlichen  Winkes  gewartig  stehen.    In  der 
Mitte  Phaethons  Sturz,  1.  und  r.  reiten  die 
Dioskuren.      Zu    Füfsen    des    1.    Dioskuren 
sitzt  die  Moira  im  aufgeschlagenen  Schick- 
saisbuche lesend  (vgl.   Nonn.  a.  a.  0.  217 
ccvtuq    o    (Helios)    &viico  j  Eftjrfdo:     yivwßxcov 
cc^srärQ07fa   vrniccra    MoiQT]g),   vor   ihr 
schreitet  der  auf  einen  Stab  gestützte,  greise 
Kyknos,  dessen  Verwandlung  durch  den  vor- 
auslaufenden Schwan   angedeutet  wird;  es 
folgen    die    drei    trauernden  Heliaden,    zu 
ihren  Füfsen  Eridanos.    Auf  dem  Himmels- 
gewölbe  (vgl.  Matz,  bull.   MV  inst.    1869, 
67)    sitzt    Helios    mit    traurigem    Gesichts- 
ausdruck,  das   Haupt  auf  die  R.  gestützt, 
Hermes    bringt    ihm    die    Trauerbotschaft. 
Ganz  in  der  r.  Ecke  eine  zuhörende  Frauen- 
gestalt.    Wahrscheinlich   war   in   der  Vor- 
lage nur  die  Bitte  Phaethons  und  sein  Tod 

*)  Herr  Jacobsen  hat  nicht  nur  die  Veröffent- 
lichung gestattet,  sondern  sogar  eigens  zu  diesem 
Zweck  eine  gröfsere  photographische  Aufnahme 
machen  lassen.  Für  diese  aufserordentliche  Liebens- 
würdigkeit sei  ihm  auch  an  dieser  Stelle  der  wärmste 
Dank  ausgesprochen. 


Phaethon  (in  der  Kunst)  2198 


2199 


Phaethon  (in  der  Kunst) 


Phaethon  (in  der  Kunst)  2200 


dargestellt,  die  Botschaft  ist  in  A  wohl  nur 
der  Deutlichkeit  halber,  zum  Teil  auch  aus 
künstlerischen  Rücksichten  hinzugefügt  worden 
(q.  Ph.  72  f.).  Kein  besonderer  Zug  weist  auf 
eine  der  drei  Hauptversionen;  zu  gründe  liegt 
also  wohl  auch  hier  ein  Kompendium,  in  dem 
die  besonderen  Eigenheiten  ausgeglichen  waren. 
4a)  Die  Sarkophage  der  zweiten  Klasse  ent- 
halten, abgesehen  von  manchen  für  die  Sagenge- 
schichte belanglosen  Zuthaten,  nur  die  Bitte  und 
den  Sturz  Phaethons.  Es  sind  zwei  in  Villa  Bor- 
ghese  (E  [vgl.  Winckelmann ,  Monum.  ined. 
43],  F),  einer  zu  Paris  (G),  Verona  (H),  Peter- 
hof (J),  Nepi  (K);  Genaueres  q.  Ph.  74 ff.  Der 
nicht  unwichtige,  ehemals  auf  dem  Schlosse 
zu  Chantillv  befindliche  Sarkophag  (J.  Chr. 
Jahn,  Neue  Jahrb.  f.  Philöl.  u.  Päd,  5  (1835) 
434  scheint  leider  verschollen  zu  sein.  Die 
eine  genauer  beschriebene  Scene  stellte  Phae- 
thon auf  dem  Sonnenwagen  dar:  „die  Hören 
halten  die  gekoppelten  Pferde,  ein  Greis  (?) 
mit  langem  Barte  sitzt  hinten  auf  dem  Wagen 
und  scheint  dem  tollkühnen  Jüngling 
Anweisungen  zu  geben,  und  Aurora  (?) 
neigt  sich  vom  hohen  Himmel  herab  und  be- 
trachtet   Phaethon    mit    wehmütigen    Blicken. 


3)  Phaethons   Sturz,  Gemme 
(nach  Furtwängler,  Die  antiken  Gemmen  1  Taf.  LVI1I,  2). 

Weiter  hinten  trägt  ein  Sklave  Früchte  und 
eine  Anaphora,  wahrscheinlich  um  den  Göttern 
ein  Opfer  zu  bringen." 

4b)  Geschnittene  Steine.  [„Vielleicht 
gehören  hierher  die  beiden  Ionischen  Gold- 
ringe archaischen  Stiles'  (Furtwängler,  Die 
antiken  Gemmen  1  Taf.  VII  nr:  7  u.  9)  mit  den 
galoppierenden  Flügelrössen,  von  denen  ein 
Knabe  herabstürzt.  Furtwängler  vermutet  hier 
(a.  a.  0.  3  S.  86)  eine  Darstellung  des  Phaethon, 
der  auf  den  Sonnenrossen  reitet.  Ebenso  ist 
F.  a.  a.  0.  auch  geneigt  den  Schwan  vor  dem 
Gespann  (Taf.  VII,  5)  als  Kyknos,  den  treuen 
Freund  des  Phaethon  und  diesen  selbst  in  dem 
Lenker  des  Wagens  zu  erkennen.  —  Sicher  ist 
dagegen  die  schöne  Darstellung  des  Sturzes 
des  Ph.  auf  dem  bei  Fwtwängler  Taf.  LVIII,  2 
abgebildeten  Sardonyx  in  Florenz  (ungenügend 
abgebildet  bei  Lenormant,  Nouv.  gal.  mythöl. 
pl.  41,  15.  Wieseler,  Phaethon  Taf.  nr.  10  S.  17; 
vgl.  Wieseler,  Ann,  d,  Inst,  1869,  134)*),  Fwrt- 
wängler  a.  a,  0.  2  S.  263  konstatiert  in  seiner 
Beschreibung  die  vollkommene  Übereinstim- 
mung   der  Komposition    mit    der  Haujitscene 

*)  Hier  mit  freundlicher  Bewilligung  der  Verlags- 
buchhandlung (Gieiecke  tu  Devrient)  wiederholt. 


auf  den  Sarkophagen  und  nimmt  als  gemein- 
same Quelle  ein  berühmtes  Gemälde  an.  Furt- 
tvä)iglers  Beschreibung  lautet:  ,.Ph.  stürzt  von 
Zeus'  Blitz  getroffen,  aus  dem  Wagen,  dessen 
vier  Rosse  in  Verwirrung  sind.  Von  1.  reitet 
ein  Jüngling  .  .  .  heran,  der  eine  Fackel  in  der 
R.hält  (ein  Dioskur.  der  Tagesdioskur,  identi- 
fiziert mit  Phosphoros  oder  Phosph.  im  Typus 
eines   Dioskurs).      .  .  .  Der  Flufs  Eridanos  ist 

10  unten  nur  durch  die  umgestürzte  Urne  ange- 
deutet. Daneben  der  Schwan,  der  Freund  des 
Ph.,  der  dessen  Unheil  klagend  besingt." 

Röscher.] 
5.  Zweifelhafte  und  unsichere  Dar- 
stellungen. Auf  einem,  jetzt  im  Thermen- 
museum befindlichen  Stuckrelief  eines  römi- 
schen Hauses  {Monument i  delV  inst.  Suppl. 
Taf.  32.  Lessing-Mau,  Wand-  und  Decken- 
schmuck    eines    römischen    Hauses    Taf.   12 ff.) 

20  sieht  man  einen  von  einem  Greise  begleiteten 
Jüngling,  beide  mit  grofsen  Wanderstäben, 
vor  einer  sitzenden  Gestalt,  die  beschwörend 
die  R.  erhebt.  Auf  dem  Gegenbilde  schirren 
zwei  weibliche  Wesen  drei  Rosse  an.  Petersen 
{Böm.  Mitt.  1895,  67  ff.  vgl.  Hartwig  a.  a.  0. 
481  f.)  hat  die  erste  Gruppe  auf  Phaethon  und 
Kyknos  vor  Helios  gedeutet;  auf  dem  andern 
Relief,  vermutet  er,  seien  ursprünglich  vier 
Pferde  gewesen,  der  sie  verdeckende  Vorhang 

30  sei  die  Schranke  (Ovid  met.  2.  155).  Abge- 
sehen von  anderen  Bedenken  befremdet  der 
Begleiter  des  angeblichen  Phaethon,  da  an 
Kyknos  kaum  zu  denken  ist.  Noch  unsicherer 
sind  die  Deutungen  einer  Zeichnung  des  Giulio 
Romano  nach  antikem  Vorbild  (Robert,  Über 
ein  dem  Michelangelo  zugeschriebenes  Skizzen- 
buch auf  Schlafs  Wolfegg,  Rom.  Mitt.  1901, 
224)  und  einer  megarischen  Becherschale 
(Wateinger,   Ath.   Mitt.  1901.  65). 

40  3)  Beiname  des  Helios:  Hom.  11.  A  735. 
Od.  s  479  (=  t  441).  X  16.  x  388  (an  allen 
Stellen  ist  der  Begriff  des  \>  er  so  n  liehen 
Gottes  bereits  abgeblafst);  hymn.  Hom.  (sie 
"HXlov)  30.  2.  Soph.  Fleet r.  825  N.  Für.  Electr. 
464  ("Beschreibung  des  achilleischen  Schildes) 
vgl.  noch  Suid.  (Phot.)  s.  Quiftaiv.  Später  - 
wohl  schon  in  alexandrinischer  Zeit,  wie  nach 
dem  Sprachgebrauch  der  römischen  Dichter 
zu   vermuten   ist   -       wird   Phaethon    geradezu 

50  für  Helios  gesetzt,  z.  B.  Hadriau  (?)  Auth.  Pal, 
9,  137.  3.  Orph.  frg.  152,  10  Ab.  und  besonders 
bei  Nonnm  (vgl.  den  Index  zu  Koechlys  Aus- 
gabe der  Dionysiacd)  und  seinen  Nachahmern 
(Johannes  r.  Gaza  u.  a.).  Auch  auf  andere 
Götter  übertragen,  z.  B.  nQcomyovog  (pat&cov 
(Örph.frg.  57  Ab.),'AoßvQiog  (Pcce'&mv  =  Mithras 
(Nonn.  ttion.  21.  249\  Bei  den  Römern  zuerst, 
wie  es  scheint,  bei  Vergil.  Aen.  5,  105  (vgl. 
Serr.),  dessen  Sprachgebrauch  dann  von  seinen 

(io  Nachahmern  Valer.  Flacc,  Arg.  3,  213.  Sil.  7, 
206.  10,  110.  540.  11,  369.  13,  458.  Stat.  TM). 
4,  716.  Martidl.  3,  67,  5  u.  a.  befolgt  ist.  Als 
Beiname  des  Planeten  Jupiter  z.  B.  bei  dem 
Verfasser  der  Schrift  itsol  nößtiov  p.  392 a  25, 
Älexand.  Ephes.  bei  Theon  Smyrn.  p.  139  Hill. 
Cic.  de  not.  deor.  2,  20,  52  ff.  Äet,  p.  344  Diels-, 
u.  a.,  während  Saturn  bei  diesen  &aivwv  heifst. 
Umgekehrt  Hygin.   astr.  2,  42:    seeunda   Stella 


2201      Phaethon  (in  der  Kunst;  Deutung) 


Phagros 


2202 


dicitwr  Solls,  quam  quidam  Saturni  putant, 
wo  zur  Erklärung  die  vulgäre  (hesiodeischej 
Version  der  Phaethonsage  gegeben  wird; 
mythologisch  ohne  Belang,  vgl.  WilamowitZ 
a.  a.  0.  S.  421  und  den  Artikel  'Planeten'. 

4)  Erster,  mythischer  König  der  Thesproter 
und  Molosser,  wandert  nach  der  (deukalionei- 
schen)  Flut  mit  Pelasgos  nach  Epiros  ein  (wahr- 
scheinlich aus  Eretria):  Phtt.  Pyrrh.  1  (über 
die  Quelle  [Akestodoros?  F.  H.  G.  2,  463]  vgl. 
U.  Koehler,  Satitr.  Sa  tippe  80).  Er  ist  Vater 
des  Eretrieus;  Steph.  Bg:.  s.  'EQtrQicc.  Schol. 
Hont.  B  537.    Mayer,  Gigant,   a.    Titan.    1231'. 

WilamowitZ,  Herrn.  18,  428  A.  2. 

5)  Pols  der  Eos:  Hom.  f  240  (=  Tzetz. 
Posthorn.  138),  vgl.  Apollon.  soph.  lex.  Hom. 
p.  101,  28  Bekkcr.  Unsicher  ist  die  Lesung 
auf  einem  rotfig.  Stamnos  im  Museo  Gregoriano 
(2  Taf.  XVIII  =  Gerhard,  Auscrl.  Vasenb.  2 
Taf.  79),  auf  dem  J.  Frau:  Corp.  inscr.  Graec. 
7529)  <PAEO<öN  zu  erkennen  glaubte.  Vgl. 
Heibig,  Führer  2,  268 \ 

G)  Der  schönste  unter  den  zwölf  heiligen 
Stieren  des  Helios:  Ps.  Theoer.  25,  139  (nach 
Apollon.  Arg.  3,  245?).  Vgl.  WilamowitZ, 
Herrn.  18,  422.  q.  Ph.  14. 

Deutung  der  Sagen.  Phaethon  2  wird  von 
vielen  als  Hypostase  der  Sonne,  die  Sage  selbst 
als  natursymbolische  Einkleidung  des  Sonnen- 
unterganges aufgefal'st;  Schwende, Ftym.  mytho- 
log.  Andeutungen  301,  ('.  Jlost  de  Hippohjto 
p.  9,  Wieseler,  Ersch  und  Gruher  a.  a.  0.  S.  389. 
Etwas  anders  Gruppe,  Berl.  phil.  Wochenschr. 
1883  Sp.  1537—1547  und  Gilbert,  Griechische 
Götterlehre  283 f..  Am  klarsten  ist  diese  Deu- 
tung von  Robert,  Herrn.  18,  440  formuliert 
worden:  „Allabendlich  stürzt  der  Sonnengott 
im  Westen  nieder  und  allabendlich  erglänzen 
das  Firmament  und  die  Berge  in  roter  Glut, 
als  sollte  die  Welt  in  Flammen  aufgehen.  Es 
brauchte  nun  blofs  dieser  regelmäfsig  wieder- 
kehrende Vorgang  als  einmaliges  Ereignis 
aufgefal'st  und  der  Sonnengott  Helios -Phae- 
thon zu  dem  Heros,  dem  Sonnenkind  Phaethon, 
hypostasiert  zu  werden  und  der  Mythus  war 
fertig-."  Bei  dieser  Auffassung  wird  ein  allzu- 
grofses  Gewicht  auf  den  sehr  durchsichtigen 
Beinamen  des  Helios  gelegt,  der  doch  nur  als 
ein  ziemlich  nichtssagendes  Epitheton  des 
Gottes  zu  gelten  hat.  Ferner  aber,  und  das 
fällt  am  schwersten  ins  Gewicht,  versagt  diese 
Deutung  völlig  für  den  von  nr.  2  nicht  wohl 
zu  trennenden  Phaethon  1,  den  Sohn  des  Ke- 
phalos  und  der  Eos.  Da  dieser  nun  bereits 
im  Altertum  als  Morgenstern  erklärt  worden 
ist,  dasselbe  aber  auch,  wie  die  unter  A  2.  4. 
angeführten  Sagen  zum  Teil  noch  erkennen 
lassen,  für  den  Heliossohn  zutrifft  (vgl.  auch 
nr.  5),  so  wird  man  die  zuletzt  von  WilamowitZ 
mit  Entschiedenheit  verfochtene  Deutung  (vgl. 
auch  Euripides  Hippejlgtos  griech.  u.  deutsch 
S.  32  A.  1)  mindestens  als  sehr  wahrscheinlich 
erklären  dürfen.  Von  verwandten  Sagen  ande- 
rer Völker  sei  nur  an  den  vielbesprochenen 
He'lel,  richtiger  Helal  (Deuterojesajas  14,12) 
erinnert,  der  aber  e.'-st  in  der  LXX  (tcoacpögog) 
und  der  Vulg.  (Lucifer)  als  Morgenstern  gedeutet 
ist    (vgl.   auch  Targum).      Nach   gütiger   Mit- 


teilung H.  Gunkels  wird  jetzt  die  Deutung  der 
Neumondsichel  (arab.  hiläl)  oder  Altmond- 
sichel vorgezogen;  in  letzterem  Falle  würde 
sich  sowohl  der  Zusatz  „Sohn  der  Morgenröte" 
(~nc~"|2),  wie  der  Gedanke  vom  Tode  Helals 
noch  weit  besser  erklären  (Zimmern,  Keil- 
inschriften und  das  AT.  565  A.  73  mit  weite- 
ren Literaturnachweisen).  Über  den  Mythus 
bei  Deuterojesajas  handelt  Gunkel,  Schöpfung 

10  und  CJtaos  132 ff. :  Helal,  Sahars  Sohn,  war 
ein  gewaltiger  Recke,  der  sich  in  seinem 
Übermute  vermafs,  es  'Eljon  gleich  zu  thun. 
Er  wollte  auf  Wolkenhöhen  zum  Himmel  hin- 
auf, höher  als  alle  die  andern  Gottessterne, 
auf  den  Versammlungsberg,  zum  äufsersten 
Nord;  dort  wollte  er  thronen  als  König  des 
Alls.  Aber  das  Ende  des  frevelhaften  Planes 
war:  er  mufste  tief  in  die  Seol  hinunter,  eine 
Leiche  über  Leichen  (letzteres  nach  Konjektur). 

•20  „Wir  müssen  ergänzen,  dafs  es  zu  einem  Kampfe 
gekommen  ist;  entgegengetreten  ist  ihm  doch 
wohl  derjenige,  dessen  Majestät  er  anzutasten 
wagt,  d.  h.  ;Eljon.  Dafs  er  in  der  Seol  — 
wenn  die  obige  Konjektur  richtig  ist  —  auf 
Leichen  liegt,  wird  sich  so  erklären,  dafs  er 
Bundesgenossen  gehabt  hat,  die  vor  ihm  herab- 
gestürzt worden  sind  und  auf  die  er  also  zu 
liegen  gekommen  ist."  „Ähnlich  ist  der  Etana- 
Mythus,    über    den    Zimmern    a.    a.    0.    564 ff. 

30  handelt;  über  andere  Traditionen  ist  noch  zu 
vergleichen  E.  T.  Harper,  Beitr.  z.  Assyriologie 
2,  405  ff."     [G.  Knaack.] 

Phaethontiades  (&a£ftovxiade<i),  Vergil.  ecl. 
6,  62  (dazu  Serv.),  Senec.  Herc.  Oet.  188.  Sidon. 
Apollin.  epist.  1,  5,  3,  oder  Phaethontides  (<&a£- 
&ovtidsg\  Germanic.  Arat.  366.  Avien.  Areit.  793. 
Serr.  Verg.  ecl.  6,  73.  Htjgin.  fab.  p.  12.  14 
Schm.,  heifsen  die  Schwestern  Phaethons.  Vgl. 
Heliades.    [Knaack.] 

40  Phaetluisa  (<I>asQ-ov6ci).  1)  Heliade,  Hüterin 
der  heiligen  Rinder  des  Helios  auf  der  Insel 
Thrinakia,  Hom.  y,  132  (T.  des  Helios  und  der 
Neaira),  Apollon.  Argon.  4,  971.  Nach  Schol. 
Hom.  q  208  T.  der  Rhode,  vgl.  ej.  Ph.  18  f. 
Schwester  Phaethons,  Ov.  met.  2,  346  (dazu  der 
Comm.  p.  790  Star.),  Anonym.  Westermann 
Mythogr.  345,  15.  Tzetz.  Clül.  4,  305.  Strr. 
Verg.  Aen.  10,  189  (Phaethusa  et  Lampetusa) 
=  Myth.  Tat.  1,  118.  2,  57.    Ihre  Verwandlung 

50  beschreibt  Ovid.  a.  a.  0. 

2)  T.  des  Danaos,  von  Hermes  Mutter  d<-s 
Myrtilos,  Schol.  Apollon.  Arg.  1,  752.  Schol. 
Für.  Or.  998.     Vgl.  q.  Ph.  57. 

3)  Angebliche  Hesperide,  Myth.  Tat.  3, 
13,  5  (p.  248,  43  Bode).  verdankt  ihre  Existenz 
nur  einer  falschen  Konjektur  des  Herausgebers, 
da  in  der  ausgeschriebenen  Stelle  des  Fulgen- 
tius,  Virgil.  continent.  (p.  97  ed.  Helm),  Aretusa 
oder   Eretusa   steht   (vgl.   Lactant.    Plac.   Stat. 

60  Theb.  2,  280),  was  aus  der  Korruptel  et  f<  rusa 
beim  Myth.  Vat.  herzustellen  ist. 

4)  Auf  ein  attisches  Schiff  übertragen: 
BoecKh,  Seeurkunden  S.  92.     [Knaack.] 

Phagle  .  .  .  tis  (^ccyXr]  .  .  .  rig),  unvollständig 
überlieferter  Beiname  der  Artemis  auf  einer 
Inschrift  aus  Lagina  Corr.  hellen.  12  (1888), 
268,  32  und  Deschavips- Cousin  a.  a.  O.    [Höfer.] 

Phagros    y'PdyQog),    Sohn    des   Apollon    und 


2203                         Phaia  Phaiaken  (in  d.  Odyssee)         2204 

einer  Nymphe  'O&Qrjtg,  Nikand.  bei  Ant.  Lib.  13.  6,  669  ff. ;  Kirchhoff,  „Komposition  der  Odyssee" 

Das    Nähere    unter    Meliteus    Bd.  2    Sp.  2644.  1869,  „Die  Homerische  Odyssee  und  ihre  Ent- 

Der  Name  Phagros   gehört  zur   Stadt   $äyQH}g  steh  u ng"  und  „Die  Homerische  Odyssee"  2.  Aufl. 

(Thuk.  2,  99),  Maafs,  Orpheus  137  Anm.  18.  1879  ;     Niese,    Entwickelung   der    homerischen 

[Höfer.]  Poesie  17 9  ff.  191;  von  Wilamowitz,  Homerische 

Phaia  («Paia,  nach  Herodian  b.  Steph.  Byz.  Untersuchungen;  Seeck,  Die  Quellender  Odyssee. 
s.v.  rfj  S.  207,7  <I>ai<x),  Name  1)  der  kromrnyo-  Hier  ist  nicht  der  Ort,  diese  Quellenanalyse 
nischen  Sau.  —  2)  Ihrer  Pflegerin,  worüber  weiterzuführen,  sondern  wir  müssen  uns  darauf 
siehe  Bd.  2  s.  Kromrnyon  Sp.  1450 ff.  Zur  Er-  beschränken,  lediglich  für  einzelne,  mytko- 
gänzung  bez.  Berichtigung  der  dort  angeführ-  io  logisch  bedeutsamere  Züge  auf  gewisse  Ver- 
teil Bildwerke  vgl.  Luigi  Milani,  Mus.  itnl.  di  schiedenbeiten  der  Vorstellungen  hinzuweisen. 
ant.  class.  3  (1888),  235/236.  Walth.  Midier,  Die  Phaiaken  heilsen  in  der  Odyssee  ccy%L- 
Die  Theseusmetopen  vom  Theseion  zu  Athen  &eoi  (5,  35  =  19,  279),  sie  sind  den  Göttern 
in  ihrem  Verhältnis  zur  Vasenmalerei  (Diss.  besonders  lieb  (6,  203),  und  während  kein  Sterb- 
Götting.  1888)  57  ff.  Osk.  Wulff,  Zur  Thesen s-  licher  ihr  Land  betritt  (6,  8.  205.  279),  schmausen 
sage.  Arch.  Unters,  u.  myth.  Beiträge  (Diss.  die  Götter  oft  bei  ihnen,  da  sie  den  Göttern 
Dorpat  1892)  45f.  117 ff.  Em.  Sarnow,  Die  ebenso  nahe  stehen  wie  die  Kyklopen  und  Gi- 
cycl.  Darstell,  a.  d.  Theseussage  i.  d.  ant.  Kunst  ganten  (7,  201  ff.).  Dieses  nahe  Verhältnis 
u.  ihre  lit.  Quelle  (Diss.  Lpzg.  1894)  3  ff.  39  ff.  iindet  mythologisch  auch  darin  seinen  Aus- 
Auf  der  Schale  aus  Vulci  (Brit.  Mus.  825)  ist  20  druck,  dafs  das  Königsgeschlecht  der  Phaiaken 
statt  der  Sau  ein  Eber  gezeichnet,  vgl.  Wulff  sowohl  Poseidon  wie  den  Gigantenkönig  Eu- 
118,  105.  Sarnow  3,  3.  40,  6  und  aucb  Hyg.  f.  rymedon  zu  seinen  Ahnherrn  zählt  (7,  56  ff.) 
38:  Aprum  qui  fuit  Cremmyone  interfecit.  und  dafs  Kyklopen  und  Phaiaken  einst  Nach- 
Von  litterarischen  Quellen  kommt  als  nunmehr  barn  gewesen  sein  sollen  (6,  5).  Daneben  werden 
älteste  hinzu  Bakchyl.  17  (18),  23 f.:  avv  r'  äv-  freilich  die  Einrichtungen  der  von  den  Sterb- 
8qoy.x6vov  iv  vcc7tcug  KQtmivwvog  . . .  ■ncctixtavsv.  liehen  nach  älterer  Auffassung  streng  ab- 
Über  das  Abenteuer  des  Theseus  mit  der  gesonderten  Phaiaken  als  rein  menschliche 
krommyonischen  Sau  in  der  Hekale  des  Kalli-  geschildert.  Wie  ein  Volk  von  gewöhnlichen 
machos  s.  A.  F.  Naeke,  Opusc.  Phil.  2,  175.  Sterblichen  haben  sie  eine  Stadt,  die  mit  hohen 
Schneider,  Callimachca  2,  186.  --3)  Bei  Diodor  30  und  starken  Mauern  geschützt  ist  (6,  9.  262. 
5,  52  werden  die  drei  naxischen  Erzieherinnen  7,  44 f.),  sie  haben  Tempel  (6,  10),  auf  der 
des  Dionysos  <&ilia,  KoQcovig,  Klsidr\  genannt,  Agora  ein  Poseidon-Heiligtum  (6,  266),  vor  der 
und  Tümpel  (Bd.  2  s.  Koronides  Sp.  1386,  60 ff.)  Stadt  einen  heiligen  Hain  der  Athena  (6,  291  f. 
bezeichnete  die  Namen  <f>iliu  und  KltlSn  als  321  f.),  sie  verehren  die  Götter  (7,  180.  190. 
auffallend.  Maafs,  Aratea  272,  43  vermutet  13,  25  u.  ö.)  und  weihen  z.  B.  auch  vor  dem 
für  QiAia:  <PAlcc  und  für  KlziJH:  KltiA  Schlafengehen  die  letzte  Spende  dem  Hermes 
(letzteres  hatte  schon  Wesseliug  zu  Diod.  a.  a.  O.  (7,  137;  vgl.  Preller- Robert,  Griech.  Mythol.  1 
angedeutet)  und  sieht  in  Phaia  die  Hyade  404).  Die  Schilderung  ihrer  Übersiedlung  von 
Phaio  (s.  d.).     [Höfer.]  Hypereia  nach   Scheria  (6,  8  ff.)   mit   der  Ver- 

Phaiaken  (t&cciaxtg,  ion.  (frai^Ktg,  bei  Hesych.  40  teilung  der  Äcker  etc.  liest  sich  wie  die  Dar- 
t&tuxeg).  Ursprünglich  wohl  als  hilfreiche  Stellung  einer  rein  historischen  Kolonisation. 
Götter  der  Seefahrer  verehrt,  wurden  die  Der  König  der  Phaiaken  ist  Alkinoos,  der 
Phaiaken  in  Schiffersagen  und  Märchen  zu  einem  Gemahl  der  Arete  (vgl.  d.  Art.  Alkinoos  und 
den  Schiffern  freundlich  gesinnten  Märchenvolk,  Arete).  Er  herrscht  über  alle  Phaiaken  (6,  12. 
das,  mit  der  Seefahrt  vertraut,  jedem  Seefahrer  197.  7,  lOf.  23.  11,  348ff.),  hat  sein  Besitztum 
schnelles  und  sicheres  Geleit  zu  seinem  Ziele  draufsen  vor  der  Stadt  (6,  293),  und  drinnen 
geben  konnte,  bis  dann  parallel  mit  der  in  der  Stadt  ist  sein  Haus  das  gröfste  (6,  299 ff.) 
allgemeineren  Anerkennung  des  Poseidon  als  und  von  fabelhaftem  Glanz  und  Reichtum 
des  Beherrschers  der  Meere  —  das  Epos  jenes  (7,  86 ff.).  In  diesem  prächtigen  Hause  des 
Märchenvolk  in  eine  ferne  Vorzeit  hinaufrückte  50  Alkinoos  pflegen  die  Angesehensten  der  Phaiaken 
und  offen  aussprach,  dafs  die  Lebenden  von  zu  schmausen,  die  sehr  verschieden  bezeichnet 
den  Phaiaken  keine  Hilfe  mehr  zu  erwarten  werden,  z.  B.  als  ägiotot  (6,  257),  ijyrJTOosg 
haben;  denn  Poseidons  Groll  habe  ihre  Macht  (7,  98),  ^yrjxoQig  i)ds  {isdovreg  (7,  136.  186. 
und  Hilfe  gebrochen.  Da  sich  dieser  Abschlufs  8,  97  u.  ö.),  ay.r\Ttrovioi  oder  diotQscpEig  ßaadfjsg 
schon  bei  Homer  findet,  dessen  Wiedergabe  (7,  49.  8,  41.  47).  Wenn  es  ernste  Angelegen- 
der Phaiakensage  für  die  griechische  Litteratur  heften  zu  beraten  gilt,  versammeln  sich  die 
mafsgebend  blieb,  sind  in  unsrer  Überlieferung  xieirot  ßaGilrjeg  oder  ngüroi  (6,  54.  60)  aufser- 
von  den  älteren  Volksvorstellungen  über  die  halb  des  Hauses  des  Alkinoos  zu  einer  engeren 
Phaiaken  nur  ganz  dürftige  Spuren  erhalten,  Yersaniinlung  (ßovirj  6,  55.  61)  oder  zu  einer 
mag  auch  der  griechische  Bootsmann  noch  60  Volksversammlung  auf  der  Agora,  zu  der  aufser 
lange  nach  Homer  in  der  Not  den  Beistand  den  Gästen  des  Alkinoos  noch  mehr  Greise, 
der  Phaiaken  erfleht  haben.  ytgovrsg,  hinzutreten  (7,  189),  desgleichen  aber 
t  i\-  m  •  1  •  i  auch  Jüngere,  hovqoi  (8,  40).  Die  Teilnehmer 
I.  Die  Phaiaken  111  der  Odyssee.  (Heser  v0^  Alkinoovs  gleiteten  größeren  Ver- 

Dafs    in    Homers    Odyssee    auch    bezüglich  Sammlung  werden  ebenso  wie  der  engere  Kreis 

der    Phaiakenepisode     verschiedene     Parallel-  der    Tischgenossen    des    Königs    als    i]yrjtoQsg 

Versionen  in  einander  verwebt  sind,  ist  oft  be-  rjds  ^tSovtng  angeredet  (8,11.  26).    Ein  staats- 

tont  worden;  vol.  besonders  Friedländer,  Ph Hol.  rechtlich  konsequentes  Bild  von  der  Verfassung 


2205         Phaiaken  (in  d.  Odyssee)  Phaiaken  (in  d.  Odyssee)         2206 

im  Phaiakenlande  wird  niemand  von  dem  Ziel  der  Fahrt,  sie  kennen  alle  Länder  und 
Dichter  fordern,  aber  wenn  auf  der  einen  Seite  Meere  und  fahren  schnell  dahin ,  in  Nebel  und 
Alkinoos  als  der  König  aller  Phaiaken  sowie  Wolken  gehüllt,  und  gehen  nimmer  zu  Grunde 
als  der  reiche  Gastgeber  erscheint  und  wenn  (8,  557  ff.)  Wunderbar  wie  diese  Nebelhülle 
Üdysseus  auf  der  Agora  den  König  und  das  ist  auch  die  zweite,  in  der  Odyssee  stets  fest- 
Volk  (ßccoiXfjcc  t8  Ttdvra  te  öt^iov)  um  Beistand  gehaltene  Auffassung,  dafs  derjenige,  den  die 
bittet  (8,  157),  so  ist  es  andererseits  doch  auf-  Phaiaken  als  getreue  kolmoL  oder  lioiiatijeg  ge- 
fällig, wenn  in  der  Scene  der  Geschenke  für  leiten,  alsbald  in  tiefen  Schlaf  verfällt  und 
Odysseus  die  präzise  Angabe  steht,  dafs  bei  schlafend  sein  Ziel  erreicht,  wie  dies  auch  bei 
den  Phaiaken  12  ßccailfjsg  ccqxoI  herrschen,  zu  10  Odysseus  der  Fall  ist  (7,  318.  8,  444.  13,  74  ff. 
denen  Alkinoos  als  der  dreizehnte  hinzukommt  119  ff.). 

(8,  390 f.),  wenn  13,  12 ff. ,  wo  auf  diese  Scene  Von  den  Namen,  welche  die  einzelnen 
Bezug  genommen  wird,  jene  Könige  als  ßovXr]-  Phaiaken  führen,  erfahren  wir  gelegentlich  der 
cpoQoi.  bezeichnet  und  scheinbar  als  verschieden  Athla  eine  ganze  Reihe  (8,  111  ff.):  Akroneos, 
von  den  Tischgenossen  des  Alkinoos  gedacht  Okyalos,  Elatreus  der  beste  Diskoswerfer  (129), 
sind  und  wenn  endlich  auch  13,205  mehrere  Nauteus,  Prymneus ,  Anchialos,  Eretmeus, 
gleichmächtige  Könige  der  Phaiaken  ange-  Ponteus,  Proreus,  Thoon,  Anabesineos,  Am- 
nommen  werden.  Hier  liegen  zweifellos  ver-  phialos,  Sohn  des  Tektoniden  Polyneos  und 
schiedene  Vorstellungen,  die  aus  getrennter  bester  Springer  (128),  Euryalos,  der  kriegerische 
Quelle  stammen,  vor,  und  der  Dichter,  welcher  20  und  beste  im  Ringkampf  (127),  der  nachmals 
an  12  Archonten  mit  einem  dreizehnten  ßctoi-  auch  den  Odysseus  höhnt  (140.  158 ff.)  und  ihn 
Isvg  dachte,  hat  dies  wohl  aus  der  Verfassung  später  zur  Versöhnung  mit  einem  kostbaren 
seiner  Heimat  herübergenommen  und  mag  auch  Schwerte  beschenkt  (396 ff.),  Naubolides,  der 
zu  der  zum  Reichtum  der  Phaiaken  schlecht  schönste  nächst  Laodamas,  dann  drei  Söhne 
passenden  Erörterung  über  die  Ersatzpflicht  des  Alkinoos:  Laodamas,  der  beste  Faustkämpfer 
des  Volkes  für  Repräsentationskosten,  die  den  (130),  der  im  Laufe  der  Dichtung  noch  wieder- 
Leitern des  Staates  erwachsen  (13,  14  f.),  durch  holt  genannt  wird  (7,  170.  8,  207.  370),  Halios, 
eine  Tagesfrage  seiner  Heimat  angeregt  worden  der  sich  mit  Laodamas  im  Reigen  und  Ball- 
sein, spiel  auszeichnet  (8,  370 ff.)  und  Klytoneos,  der 
Verschiedene  Vorstellungen  hat  man  auch  30  schnellste  Läufer  (8,  123).  Aufserdem  hören 
darin  gefunden,  dafs  die  Phaiaken  im  all-  wir  an  anderen  Stellen  der  Phaiakis  noch  von 
gemeinen  als  äufserst  gastfrei  und  hilfbereit  dem  berühmten  blinden  Sänger  Demodokos 
geschildert  werden  (vgl.  z.  B.  8,  31  ff.),  während  (s.  0.  Bd.  1  Sp.  987),  von  dem  Herold  Pontonoos, 
an  einigen  Stellen  ihr  Wesen  als  ungastlich  der  den  Wein  beim  Mahle  verteilt  (7.  179  ff. 
dargestellt  wird  (z.B.  7,  32 f.),  eine  Auffassung,  13,  50 ff.)  und  den  Demodokos  führt  (8,  62 ff.), 
von  welcher  auch  der  Dichter  der  Athla  (8, 100  ff.)  von  dem  ältesten  Phaiaken,  dem  weisen  Rat- 
ausging. Desgleichen  weisen  schon  die  Schöbe  11  geber  Echeneos  (7, 155 ff.  11,  342 ff.),  von  Dymas, 
darauf  hin,  dafs  in  der  Episode  der  Athla  die  dessen  Tochter  mit  Nausikaa  befreundet  war 
Phaiaken  ausgezeichnete  Faust-  und  Ring-  (6,  22),  von  dem  Verfertiger  eines  schönen 
kämpfer  etc.  sind  (8,  103.  126.  130),  während  10  Balles  Polybos  (8,  373)  und  von  der  alten 
Alkinoos  8,  246.  253  (vgl.  auch  6,  270)  sagt,  Amme  der  Nausikaa,  Eurymedusa  (s.  u.).  Dafs 
die  Phaiaken  seien  keine  Faustkämpfer  und  fast  alle  diese  Phaiakennamen  mit  Ausnahme 
Hinger.  sondern  nur  gewandt  in  Lauf,  Tanz,  von  Laodamas,  Thoon,  Demodokos,  Dymas, 
Spiel  und  Gesang,  eine  Auffassung,  welcher  Polybos  und  Eurymedusa  mit  dem  Schiffsruhm 
die  Agone  vor  den  neun  Aisymneten  (8,  258)  des  Volkes  zusammenhängen  und  frei  von  dem 
entsprechen.  Dichter  erfunden  sind,  ist  oft  betont  worden. 
Alle  Verschiedenheiten  verschwinden  je-  Was  das  Königsgeschlecht  der  Phaiaken 
doch  da,  wo  es  sich  um  das  eigentliche  Wesen  betrifft,  so  wird  als  ehemaliger  König  der 
der  Phaiaken  handelt.  Denn  ganz  überein-  Phaiaken  in  Hypereia  Nausithoos  genannt  (6,  7), 
stimmend  werden  sie  gerühmt  als  ravaixXvTot  50  der  Sohn  des  Poseidon  und  Vater  des  zu 
(7,  39.  8,  191.  13,  166),  cpiXi^srnoi  (5,  386.  Odysseus' Zeiten  herrschenden  Alkinoos  (8,  565), 
8,  96),  doh%rj(>t:Tuoi.  (8,  191.  13,  166),  als  die  und  7,  56 — 66  findet  sich  ein  genauer  Stamm- 
besten  Schiffer  (7,  108)  und  als  die  trefflichsten  bäum  (wiederholt  bei  Sehol.  Hont.  Od.  7,  56. 
Geleiter  der  Sterblichen  auf  der  Fahrt  übers  Eustath.  1567,  44):  danach  hatte  Poseidon  mit 
Meer  (8,  566.  13,  71).  Ihre  Schiffe,  deren  der  Tochter  des  Gigantenkönigs  Eurymedon, 
Lagerplätze  und  Häfen  genau  beschrieben  Periboia,  den  Nausithoos  gezeugt;  dieser  hatte 
werden  (6,  264 ff.  7,  43),  sind  die  schnellsten.  zwei  Söhne:  Rhexenor  und  Alkinoos;  Rhexenor 
die  man  sich  denken  kann.  Poseidon  selbst  starb  frühzeitig  und  hinterliefs  nur  eine  Tochter 
verlieh  ihnen  die  Kraft,  über  die  Meere  zu  Arete,  und  mit  dieser  seiner  Nichte  vermählt 
fahren  wie  ein  Ttxsqbv  r\s  v6r\\iu  (7,  34ff.)  An  üo  sich  Alkinoos.  Ihre  Kinder  sind  aufser  Nau- 
einem  Tage  fahren  sie  hin  und  zurück  nach  sikaa  (s.  d.)  nach  8,  119  Laodamas  (der  Lieb- 
Euboia  (7,  326)  oder  hin  und  zurück  nach  lingssohn  7,  171),  Halios  und  Klytoneos,  nach 
Ithaka  (13,  81  ff.)  und  ihr  Geleit  ist  stets  zu-  6,  62  zwei  verheiratete  und  drei  unvermählte 
verlässig  und  sicher  (7,  192).  Wunderbar  ist  Söhne.  Wie  in  dem  Stammbaum  7,  56  ff. ,  so 
die  Einrichtung  der  Schiffe:  sie  haben  zwar  heilst  Arete  auch  7,  146  Tochter  des  Rhexenor. 
Segel  und  Ruder  (8,  35.  48  zählt  52  Ruderer),  Allein  unmittelbar  vor  jenem  Stammbaum  findet 
aber  sie  brauchen  weder  Steuermann  noch  sich  die  Angabe,  dafs  Arete  von  denselben 
Steuer,  sondern  die  Schiffe   selbst  kennen  das  Eltern  —  ix  ös  roxiqoyv  twv  uvxäiv  —  stammte 


2207         Phaiaken  (in  d.  Odyssee)  Phaiaken  (Wohnsitz)             2208 

wie  Alkinoos  (7,  54 f.),  dafs  also  beide  Ge-  ein  Phaiakenschiff  auf  der  Rückfahrt  irn  Meere 
schwister  waren,  wie  auch  Schal.  Ho  in.  Od.  werde  scheitern  lassen  und  dafs  er  dann  die 
7,  54  mit  dem  Bemerken  betont,  dafs  gleich-  Stadt  der  Phaiaken  mit  einem  Gebirge  um- 
falls  Hesiod  (fr.  95  Mzach)  Alkinoos  und  Arete  geben  werde.  Und  13,  125  ff.  wird  erzählt, 
als  Geschwister  bezeichnete.  Der  Dichter,  wie  Poseidon  sich  von  Zeus  erbittet,  diese  alte 
welcher  an  dieser  Geschwisterehe  einer  älteren  Prophezeiung  ausführen  zu  dürfen;  Zeus  giebt 
Dichtung  Anstofs  nahm  und  sie  unter  künst-  ihm  die  Erlaubnis,  das  von  Ithaka  heimkehrende 
licher  Interpretation  von  roxfjtg  als  Ttooyovoi  Schiff  in  Stein  zu  verwandeln  und  einen  Berg 
durch  Beifügung:  des  ausführlichen  Stamm-  um  die  Stadt  zu  führen,  und  Poseidon  ver- 
baums  beseitigte,  ist  wohl  derselbe,  der  die  io  steinert  auch  wirklich  das  Schiff.  Dafs  gemäfs 
Rolle  der  Arete  auch  sonst  erheblich  modi-  der  alten  Prophezeiung,  dem  Willen  des  Po- 
fizierte.  Denn  wenn  es  7,  69 — 77  unter  an-  seidon  und  der  Erlaubnis  des  Zeus  in  der  ur- 
derem  heifst,  dafs  Arete  vom  Volk  gleich  sprünglichen  Dichtung  auch  der  zweite  Teil 
einer  Göttin  geehrt  wird,  dafs  sie  den  Streit  der  Strafe,  das  Verbergen  der  Stadt  hinter 
der  Männer  zu  schlichten  pflegt  und  dafs  es  grofsen  Gebirgszügen ,  in  Erfüllung  gehen 
von  ihr  abhängt,  ob  Odysseus  seine  Heimat  mufste,  ist  sicher.  In  unserer  Odyssee  bleibt 
wiedersieht,  wenn  demgemäfs  auch  Odysseus  dieser  Teil  der  Strafe  jedoch  unausgeführt; 
sie  zuerst  anflehen  mufs  (6,  305 — 315.  7,  53.  denn  die  Erzählung  schliefst  damit,  dafs  Po- 
142  ff.),  so  weist  dies  alles  auf  eine  ältere  seidon  sich  nach  der  Versteinerung  des  Schiffes 
Dichtung  hin,  in  welcher  Arete  eine  viel  ent-  20  entfernt  und  dafs  die  Phaiaken  unter  Opfern 
scheidendere  Rolle  geführt  hat,  als  in  unserer  und  Gebeten  flehen,  es  möge  jener  Berg  nicht 
jetzigen  Odyssee.  Und  ganz  zweifellos  gehörte  um  die  Stadt  herumgeführt  werden.  Aristo- 
zu  derselben  Dichtung  auch  die  Stelle  7,  phanes  bemerkte  bereits  die  Divergenz  und 
103 — 131,  die,  wie  Friedländer  Philol.  6,  669 ff.  suchte  durch  eine  Korrektur  zu  helfen,  wo- 
erwiesen  hat,  schon  durch  ihre  Präsenzform  gegen  Aristarch  Einspruch  erhob  (Schol.  Hom. 
aus  dem  jetzigen  Rahmen  herausfällt;  diese  Od.  13,  152);  nach  Apollod.  (fragm.  Sabbait.) 
berühmte  Stelle,  in  welcher  von  den  fünfzig  epitom.  7,  24 — 25  Wogner  wird  auch  dieser 
Sklavinnen  der  Arete,  von  den  geschickten  zweite  Teil  der  Bestrafung  vollzogen.  Zu  er- 
Arbeiten  der  Frauen  und  von  dem  wunder-  klären  ist  die  Änderung  lediglich  dadurch, 
baren  Garten  mit  immer  sanften  Winden,  mit  30  dafs  der  Dichter,  welcher  die  ursprünglich  in 
gleichzeitigem  ewigen  Frühling  und  ewigem  sich  abgeschlossene  Sage  änderte,  bei  der 
Herbst,  Blüte  und  Frucht,  die  Rede  ist,  stand  Phaiakenstadt  an  eine  historisch  bekannte 
einst  in  der  Rede  der  Athena  über  Arete  un-  Stadt  dachte,  die  eben  nicht  von  Bergen  ein- 
mittelbar zusammen  mit  7,  53 — 77  (unter  Alis-  geschlossen  war,  und  diese  Beobachtung  führt 
Schaltung  des  Stammbaums  von  56  bis  etwa  66;:  uns  zu  der  viel  umstrittenen  Frage  nach  der 
in  dem  Anfangsvers  103  itsvtfaovta  8i  oi  Heimat  der  Phaiaken. 
du.coccl  etc.   bezieht  sich  oi  auf  Arete,   gerade 

wie  der  zu  103—131   absolut  nicht  passende  H.  Wohnsitz  der  Phaiaken. 

Vers  132  rot'  ccq   iv  'Al-aivöoio  &tüv  Iguv  aylctu  Die   Odyssee   nennt   als   früheren  Wohnsitz 
ÖwQu  unmittelbar  an  Vers  102  anschlofs.    Man  40  der  Phaiaken  zur  Zeit  des  Nausithoos  Hypereia, 

sollte  daher  nicht  mehr  von  den   „Gärten  des  das   in  unmittelbarer  Nachbarschaft   der    Ky- 

Alkinoos",  sondern  von  den  „Gärten  der  Arete''  klopen  lag   (6,  4 ff.)      Diese   Angabe    und    die 

sprechen.  Art,  wie  sie  mit  der  sonstigen  Wendung,  dafs 

Wie  man  sich  im  übrigen  den  Gang  der  Scheria  die  Heimat  der  Phaiaken  war,  durch 
verschiedenen  Paralleldichtungen,  die  in  unserer  die  Annahme  einer  alten  Feindschaft  mit  den 
Odyssee  kombiniert  sind,  vorstellen  mufs,  ist  Kyklopen  und  einer  Auswanderung  von  Hypereia 
für  die  mythologische  Forschung  von  geringem  nach  Scheria  ausgeglichen  ist,  zeigt,  dafs  wohl 
Belang.  Wahrscheinlich  führte  in  der  einen  in  einer  älteren  Phaiakensage  —  sei  es  im 
Dichtung  Nausikaa  auf  Rat  und  mit  Hilfe  Zusammenhange  mit  Odysseus,  sei  es  in  einer 
der  Athena  den  Odysseus  zum  Haus  ihres  50  ganz  anderen  Sage  —  thatsächlich  Hypereia 
Vaters  Alkinoos,  nachdem  sie  ihn  am  Strande  an  Stelle  Scherias  als  einziger  Wohnsitz  der 
gebadet  und  gespeist  hatte,  während  in  der  Phaiaken  galt.  Ob  aber  in  jener  alten  Sage 
anderen  Dichtung,  in  welcher  Athena  selbst  Hypereia  ein  unbestimmtes,  märchenhaftes 
den  Odysseus  zur  Stadt  führte,  Arete  stärker  „Oberland"  imlo  ri]v  thliv  yiva>6v.o\iivr{v  (Schol. 
hervortrat  und  Odysseus  erst  in  ihrem  Hause  Hom.  Od.  6,  4)  war  oder  ob  darunter  eine  be- 
Speise und  Trank  fand.  In  der  einen  Dichtung  stimmte  Gegend  zu  verstehen  ist,  läfst  sich 
folgten  die  kriegerischen  Wettkämpfe  und  die  schwer  entscheiden.  Die  Angaben  der  Alten, 
Verhöhnung  des  Odysseus,  in  der  anderen  die  Hypereia  (bei  Hesych.  auch  'Titsgia  genannt; 
friedlichen  Agone  vor  den  Aisynmeten.  In  sei  das  spätere  Kamarina  auf  Sizilien  (Schol. 
beiden  folgten  Erzählungen  der  Abenteuer,  die  co  Hom.  Od.  6,  4;  Eustath.  1549,  12;  vgl.  auch 
jetzt  kombiniert  sind,  desgleichen  die  Ge-  Steph.  Byz.  'TTttQiqaicc)  oder  es  sei  Argos 
Währung  von  Geschenken  an  Odysseus  und  die  (Steph.  Byz.  s.  'Äoyos,  der  allerdings  nicht  mehr 
endliche  Heimbegleitung  des  Helden  nach  Ithaka.  wufste,    welches  Argos   gemeint    sei;   Eustath. 

Den  Abschlufs  der  Phaiakenepisode  bildet  Comm.  in  Diowys.  Perieg.  492)  oder  eine  Insel 
in  der  Odyssee  die  Erzählung  von  Poseidons  beim  Kyklopenland  (Schol.  Hom.  Od.  6,  4,  wo- 
Groll.  Nach  8,  564 ff.  wufste  schon  Nausithoos,  gegen  Eustath.  1549,  17  polemisiert;,  sind 
dafs  Poseidon  im  Zorn,  weil  die  Phaiaken  so  wertlose  Kombinationen,  die  je  davon  ab- 
sichere Geleiter  (-jto^Ttol  aitrj{iov£g)  sind,    einst  hängen,    ob   man    die  Kyklopen   nach   Sizilien 


2209        Phaiaken  (in  der  Odyssee)  Phaiaken  (in  der  Odyssee)         2210 

versetzte  oder  an  die  Kyklopen  von  Tiryus  und  die  landläufige  Anschauung  war  nicht  diese, 
Argos  dachte.  sondern  die  Annahme,  dai's  Elysion  und  die 
Als  Wohnsitz  der  Phaiaken  zu  Alkinoos  und  Inseln  der  Seligen  im  fernsten  Westen,  aufser- 
Odysseus  Zeiten  nennt  die  Odyssee  Scheria  halb  der  bekannten  Welt,  am  Okeanos  oder 
(2^£(>i7j,  5,  34.  6,  8.  7,  79.  13,  160),  und  diese  im  äufseren  Meer  lagen,  und  so  wird  auch 
Bezeichnung  ist  mafsgebend  geblieben;  denn  von  Scheria  behauptet,  das  es  ein  reines  Fabel- 
daneben findet  sich  nur  die  allgemeine  Be-  land  sei  £|<a  rfjg  xad'  rjiuxg  olxoviibvr\g,  Schol. 
Zeichnung  für  das  Phaiakenland  (buiccAicc  oder  u.  Eustath.  zu  Hom.  Od.  6,  8;  Schol.  Hom. 
(peciccxig.  Aber  über  die  Lage  Scherias  wird  Od.  6,  204  am  Ende.  So  urteilten  auch  Era- 
von  altersher  gestritten.  Die  Zeitangabe,  dai's  10  tosthenes  (vgl.  die  Fragmente  bei  Sträb.  1,7. 
Odysseus  von  Ogygia  aus  18  Tage  fuhr,  bis  15 — 28  u.  ö\,  Berger,  Geschichte  der  voissen- 
Scheria  in  Sicht  kam  (5,  279.  7,  268j,  bietet  schaftlichen  Erdkunde  der  Griechen  3,  61  ff.), 
für  die  Lage  keinen  Anhalt,  noch  weniger  die  Aptollodor  bei  Strab.  1,  44.  7,  299.  Krates  bei 
schnelle  Fahrt  nach  Ithaka  oder  Euboia  auf  Gell.  Noct.  Att.  14,  6,  3  (vgl.  Berger  a.  a.  0.  3, 
den  Wunderschifi'en  der  Phaiaken.  Konsequent  117 ff.),  Strab.  1,  26,  Schol.  Hom.  Od.  7,  321  u.  a. 
festgehalten  wird  nur  das  eine ,  dafs  das  Ahnlich  dachten  über  diese  Frage  wohl  auch 
Phaiakenland  so  fern  liegt,  dafs  Sterbliche  es  diejenigen,  welche  jede  Frage  nach  der  Realität 
sonst  nicht  erreichen.  Im  übrigen  schwanken  Scherias  ablehnen  oder  die  Frage  als  ungelöst 
die  Vorstellungen  der  einzelnen  Dichter,  deren  bezeichnen,  vgl.  z.  B.  Diogenes  bei  Mullach 
Lieder  in  unserer  Odyssee  zusammengeschmolzen  20  Fragm.  jiliilos.  Graec.  2,  307;  Bion  bei  Stob. 
sind.  Der  Dichter  der  fingierten  Erzählung  Flor.  4,  54;  Tibull  4,  1,  78;  Senec.  Epist.  88. 
19,  269 ff. ,  nach  welcher  Odysseus  trotz  des  Und  so  ist  auch,  zumal  mit  Bücksicht  auf  die 
Verlustes  seines  Schiffes  das  Geleit  der  Phaiaken  fabelhaften  Züge  der  Phaiakensage,  auf  das 
ablehnt  und  lieber,  um  noch  Schätze  zu  sammeln,  wunderbare  Klima  etc.,  in  neuerer  Zeit  das 
über  weites  Land  zieht,  bis  er  nach  Thesprotien  homerische  Scheria  zumeist  als  ein  Fabelland 
und  Dodona  kommt,  geht  wohl  von  der  Vor-  erachtet,  das,  vom  Dichter  in  eine  weite  Ferne 
Stellung  aus,  dafs  das  Phaiakenland  auf  dem  entrückt,  nicht  mit  einer  einzelnen  historisch 
Festland  nördlich  oder  nordwestlich  von  Thes-  bekannten  Gegend  zusammenhängt,  vgl.  z.  B. 
protien  liegt.  Da  man  gleichzeitig  darauf  Bursian,  Geogr.  Griechenlands  2,  358  f. 
hinweisen  kann,  dafs  das  Phaiakenland  in  der  30  Ob  im  Altertum  von  denjenigen  Gelehrten, 
Odyssee  niemals  als  vi~)6og  sondern  stets  als  die  im  Gegensatz  zu  den  bisher  genannten  die 
yccla  bezeichnet  wird,  und  da  man  ferner  den  Irrfahrten  des  Odysseus  in  das  mittelländische 
Namen  Scheria  nicht  nur  als  „festes  Land"  im  Meer,  um  Sizilien  und  Italien  herum  verlegten 
Gegensatz  zum  Meer,  sondern  auch  als  „Fest-  (z.  B.  Aristarch  bei  Gellius  14,  6,  3;  Polybios 
land"  im  Gegensatz  zu  Inseln  erklärt  hat  bei  Strab.  1,  20—25),  jemand  Scheria  speziell 
(ähnlich  schwankt  die  Bedeutung  von  i'iTitiQog  nach  Sizilien  versetzte,  ist  nicht  sicher.  Wahr- 
bei  Homer),  so  ist  die  Ansicht,  dafs  Scheria  scheinlich  waren  diese  Gelehrten  der  Ansicht, 
thatsächlifra  auf  dem  Festland  nordwestlich  dafs  Scheria  gleich  Korkyra  sei. 
von  Thesprotien  zu  denken  sei,  wiederholt  Diese  Ansicht,  dafs  Korkyra  der  Wohnsitz 
lebhaft  vertreten  worden;  vgl.  besonders  den  40  der  Phaiaken  gewesen  sei,  geht  in  alte  Zeit 
für  die  ganze  Phaiakensage  bedeutungsvollen  zurück.  Das  glaubte  man  auf  Korkyra  schon 
Aufsatz  von  Welcher,  „Die  Homerischen  Phäaken  vor  der  korinthischen  Besiedelung  der  Insel 
und  die  Inseln  der  Seligen"  im  Rhein.  Mus.  1,  (vgl.  v.  Wilamowitz ,  Homer.  Untersuchungen 
219 — 283  und  in  Kleine  Schriften  2,  lff.  Über  172),  und  wenn  die  oben  erwähnte  Beobachtung 
die  Etymologie  von  Z%tQir\  vgl.  Döderlein,  richtig  ist,  dafs  die  ursprüngliche  Dichtung 
Homer.  Glossar.  2,  224;  Kretschmer,  Einleitung  von  einem  die  Stadt  der  Phaiaken  verbergenden 
in  die  Geschichte  der  griechischen  Sprache  281.  und  sie  vom  Meer  abschließenden  Gebirge 
Wenn  dagegen  6,  204  Nausikaa  sagt:  schon  in  unserer  Odyssee  13,  180ff.  zu  Gunsten 
3   r          js.'    •     '       q.         ii'          '         >  einer    historisch    bekannten   Stadt    abgeändert 

v^              ,«,/         v         a       ~     ,     •  ,              „,i        50  ist,  so  darf  man  wohl   annehmen,    dafs   schon 

ha%aroi  ovSt  zig  am  ßgotav  imuioytrca  ccUog,  ^  DicMer  dieger  g^  Korkjra   für  Scheria 

so  wird  sich   (auch  im  Hinblick   auf   6,  354),  gehalten    hat.      Wie    v.    WilamMoitz,    Homer. 

wie  Bohde,  Psyche  98  bemerkt,   die  Phantasie  Untersuchungen    172 ff.    betont,    hatten    einst 

der  meisten  Leser  Scheria   als   eine  Insel  vor-  Chalkidier,    auf  die   auch   die    Sage    von    den 

stellen,    und    zwar    als    eine    Insel  im  fernen  Phaiaken  und  Rhadamanthys  (7, 323)  zurückgeht, 

Weltmeer.     Im  Einklang  mit  der  Vorstellung  Korkyra  in  Besitz  und  nannten  die  Insel  Makris. 

des  Dichters  dieser  Stelle  hat  man  daher  auch  Sie  waren   es   wohl   auch,   die   der  Insel  nach 

im  Altertum  Scheria  in   dieselbe  Gegend   ver-  ihrer   Gestalt    den    Namen    Drepane    „Sichel" 

legt  wie  die  Elysischen  Gefilde  oder  die  Inseln  gaben  {Hellanil-,  bei  Steph.  Byz.   <^cäu^)    und 

der  Seligen,   wobei  man  zugleich  darauf  hin-  60  dabei  diesen  Namen  entweder  von   der  Sichel 

wies,  dafs   Rhadamanthys,   den   die   Phaiaken  herleiteten,   mit  der  Kronos  oder  Uranos  ent- 

nach  Euboia  geleiteten  (7,  323),  nach  4,  563  im  mannt  wurde  (Timaios  bei  Schol.  Apoll.  Bhod. 

'HXvaiov    itsSiov    wohnte;    vgl.    Schol.    Eurip.  4,984;   Lykophr.   761  f.   nebst  Schol.   u.    Tzetz. 

Hippol.  750.  Schol.  Hom.  Od.  7,  324.     Wer  im  zu  761.  762.  869;  Apoll.  Bhod.  4,  985f.;  Schol. 

Anschlufs    an    Herodot    3,    26    die    Inseln    der  Hom.    Od.    5,  34;    Et.    Magn.  jQmdvn),    oder 

Seligen  in  Libyen  suchte,  mufste  freilich  sein  von   der   Sichel   der  Demeter   (Apoll.  Bhod.  4, 

(L>(xiix%ig  auch  dort  wiederfinden,  wie  Olympiodor  986  ff.   nebst  Schol.   984;    Tzetz.  Lyk.   a.a.O.; 

bei  Phot.  im  Corp.  bist.  Byzant.  1,  463.   Allein  Et.  Magn.  a.  a.  0.).     Als   die  Korinther  nach 

ftOBCHER,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   HI.  70 


2211      Phaiaken  (Kritik  d.  koiner.  Sage)  Phaiaken  (Kritik  d.  liomer.  Sage)      2212 

Korkyra    kaineu,    kielten    sie    die   bereits   auf  oder  anderen  Weise  kritisiert,  z.  B.  Theopomp. 

der  Insel    bestebende   Gleichsetzung  mit   dem  bei  Athen.  12,  531a    uud    Ael.  vur.  hist.  7,  2; 

Pbaiakenlande  bei,  wie  die  Verschmelzung  der  Herakleid.  Pont,  bei  Schol.  Hom.  Od.  13,  119; 

korinthischen  Medeasage  mit  der  Phaiakeusage  Plat.  Bep.  10,  614B  (mit  der  Gegenüberstellung 

(s.  u.)  und  jene  Genealogie  zeigt,  nach  welcher  von  Alxtvoog  und  aXxtiiog);   Polyb.  34,  9,  15; 

Phaias  der   Sohn    der   Asopostochter  Kerkyra  Athen.  1,  9a.  14c.  5,  192  c.  d.   8,  336b.,   Anth. 

und    des    Poseidon    seiu    sollte    (s.  u.).      Und  Pal.  11,  44.,  Suid.  nOnr}Qog,  Luk.  de  saltat.  13, 

durch    alle    Zeiten    haben    die  Bewohner   der  Eustath.    1549,  24  u.  a. ,    und    weit    über   alle 

Insel  daran  festgehalten :    das  lehren  der  Kult  homerischen    Schilderungen    hinaus    wird    das 

des    Alkinoos    (Thukyd.    3,  70),    Münzen    und  10  Phaiakenleben  als  ein  Faullenzerleben  mit  Schlaf 

Inschriften  (z.  B.  1.  G.  S.  3,  718.  873.  876.  884),  bis   in   den  hellen  Tag  hinein  erachtet  (z.  B. 

der    „Hafen    des    Alkinoos"    (Schol.    Dionys.  Horaz  epist.  1,  2,  28 ff.),  so  dafs  die  Bezeichnung 

Perieg.  493.  Eustath.  Dionys.  Perieg.  492)  und  „Phaiake"  gleich  „Schlemmer"  und,, Faullenzer" 

der    Glaube,    eine  nahe  Klippe    sei    das    ver-  wird   (z.  B.   Horaz  epist.    1,  15,  24).     Auf  der 

steinerte  Phaiakenschiff  (Plin.  4,  53;  Solin.  11,2;  anderen    Seite    finden    sich    aber  auch    einige 

Eustath.  1737,  36;  Procop.  bell.  Goth. 4,22),  sowie  Verteidiger,  wie  Ephoros  bei  Schol.  Hom.  Od. 

die  Herleitung  der  eigenen  Seetüchtigkeit  von  6,  244,   Eratosthenes  bei   Athen.   1,  16  d,  l)io 

den  Phaiaken  (Thukyd.  1,25).    Wie  man  dabei  Chrysostomos  Or.  7,  117  M.,  der  die  gute  Ver- 

auf  der  Insel  selbst  den  Wechsel  der  Namen:  wendung    des    Reichtums    (vgl.    Or.  2,  26.    79, 

Makris,  Drepane,  Scheria,  Korkyra  erklärte  und  20  663  M.)    und    die    (pilccv&QcoTticc    der    Phaiaken 

speziell  den  Namen  Scheria  etymologisch  zu  be-  preist. 

gründen    suchte,    zeigen    die    Fragmente    von  Ein    anderer    Punkt    der    homerischen    Er- 

Aristot.  itolix.  Kzqxvq.  bei  Steph.  Byz.  2%£qlcc,  Zählung,  der  mehrfach  kritisiert  wird,   ist  die 

Schol.  Ap.  Rh.  4,  984.    Schol.  Hom.  Od.  5,  34.  Wendung,  dafs  Odysseus  schlafend  auf  Ithaka 

Eustath.  1521,  32.    Dafs  Korkyra  das  Land  der  ausgesetzt  und  verlassen  wird;  vgl.  Aristot.  Poet. 

Phaiaken  sei,  geben  auch  alle  erhaltenen  Argo-  24;  Philostrat.  Heroic.  2,  19  p.  695,  Plut.  quom. 

nautendichtungen  zu  (s.  u.),  und  es  bleibt  dies  adulesc.  poetas  audire  deh.  27  C.  fi".     Im  Schol. 

später    die    verbreitetste    Ansicht,    vgl.    z.   B.  Hom.    Od.  13,   119    (vgl.    7,  318)    werden    die 

Dionys.    Perieg.   494  nebst  Schol.  u.  Eustath.;  Phaiaken,    zum    Teil    nach    Herakleid.    Pont., 

Strab.  6,  269;   Philostrat.  vit.  Apoll.  4,  20  p.  157;  30  nachdrücklich  gegen  alle  Vorwürfe  verteidigt, 

Palaiphat.  21;  Dio  Chrysost.  Or.  2,26 M.;  Suid.  die    man    ihnen   deswegen  machte:   eine   Ver- 

KtQKVQcc  und   (Pcuccmcc;   Schol.  Hom.  Od.   6,  3,  teidigung,   die  für   die  Sagenforschung  natür- 

195.   204;    Ovid.  Met.  13,  719;   Plin.  4,  52  f.  ;  lieh    ebenso    wertlos    ist,    wie    die   Vorwürfe; 

Juvenal  15,  25  u.  a.    Auch  in  neuerer  Zeit  hat  denn  wie  schon  Schol.  Hom.  Od.  8,  444.  13,  79 

Korkyra  noch  manchen  Verteidiger  gefunden  richtig  bemerken,   ist  der  Schlaf  dessen,   den 

(vgl.  Zimmerer,   Verhandl.  d.  41.  Versammlung  die  Phaiaken  geleiten,  unzertrennlich  von  der 

deutscher  Philologen  344 ff.)  und  man  hat  ins-  Wunderfahrt  und   ein  wesentlicher,  alter  Zug 

besondere  die  Sage  von  dem  versteinerten  Schiff  der  Volkssage.                                      % 

für  korkyräisch  gehalten,  da  der  Name  Korkyra  Oftmals  hingewiesen  wird  auch  auf  die  Art, 

mit    dem    Schiffe    xsqhovqos    zusammenhänge  40  wie   Homer    den   Odysseus    bei  den  Phaiaken 

(vgl.  Gruppe,  Gr.  Myth.  712,  1).     Allein  ganz  seine    Abenteuer    erzählen    läfst  und   welchen 

ganz  abgesehen  davon,  dafs  H.  Lewy ,  Jahrb.  Eindruck   die   Reden   hervorrufen   (vgl.    Theon 

für  Piniol.  1892,  179     Semit.  Fremdw.  209  auf  progymnasm.  4  in  Sjjeugels  Bhet.  Graec.  2,80; 

demselben  Wege  die  kleine  Felseninsel  Gaulos  Dio  Clirysost.  Or.    11,  160  31.;  Luk.   ver.   hist. 

von    dem    Schiffe   yuvlog   herleiten   und    dem-  1,3,   Nigrin.   35;    Lykophr.  764;    Juvenal   15, 

gemäfs  Malta  für  die  Phaiaken-Insel  erklären  14  ff.);  von  der  Länge  der  Reden  in  den 'Alxivov 

konnte,   ist  die    Sage   von    der   Versteinerung  änöloyoi  genannten  Büchern   Hom.  Od.  9 — 12 

des  Schiffes,  wie   oben  erwähnt,  ursprünglich  (vgl.  Aristot.  Poet.  16)  wird  das  Wort  Alnivov 

vereint  gewesen    mit   der   Sage  von  der  Ein-  anoloyog  seinerseits  zum  sprichwörtlichen  Aus- 

schliefsung  der  Stadt  mit  Bergen  und   somit  50  druck  für  „lange  Reden",  später  auch  für  „Ge- 

nicht  von  Korkyra,    sondern    nur    von    einem  schwätz",    vgl.    z.   B.   Plat.    Bep.    10,    614  B. ; 

Fabelland  zu  verstehen.  Aristot.  Bhet.  3,  16,  7;    Poll,   2,  118.  6,  120; 

T¥T     Tr                      ,,  .A.,         ,  „r  .,     ,  ., ,  Dioqen.  2,  86.  -  ■  Weitere  Verwertung  der  ho- 

III.   Verwertung,  Kritik  und  Weiterbildung  nrerischen  Darstellung  zu  verschiedenen  Lehren 

der  homerischen   Phaiakensage  im   Altertum.  imd  wissenschaftlichen  Fragen  finden  sich  u.  a. 

Wie  lebhaft  man  sich  im  Altertum  mit  dem  bei    Menand.    n.    imdsiKT.    bei    Spcngel   Bhet. 

von  Homer  entworfenen  Bilde  der  Phaiaken  be-  Graec.  3,  430;  Ps.  Plut.  vit.  Hom.  174;  Muson. 

schäftigte,    dafür  giebt  es  zahlreiche  Belege,  bei  Stob.  Flor.  40,  9;  Cic.  Brut.  18,  71. 

von  denen  hier  nur  ein  kleiner  Teil  angeführt  Irgend    eine   die   homerische    Überlieferung 

werden  kann.     Vor  allem  war  es  das  mühelose,  60  bereichernde  Wendung  erfahren   wir  aus   alle 

weichliche,    an   Tafelfreuden,    Tanz  und  Lied  dem    bisher    Erwähnten    nicht;    ebenso   wenig 

reiche    Leben    der    Phaiaken,    was    die    alten  aus  Mythographen,  die  sich  wie  z.  B.  der  Ano- 

Schriftsteller  so   oft,   insbesondere  unter  Hin-  nymus  de   Ulix.  erroribus  11  bei    Westermann, 

weis  auf  Hom.  Od.  8,  248  f.  10,  5f.  besprechen.  Mythogr.   344,  14   lediglich   an  Homer  halten. 

Man    schildert    die    Phaiaken    als   aßgodiairoi  Bei  Apollod.   (fragm.  Sabbait.)   epit.  7,  24 — 25 

und  zQvcpsQoi  (vgl.  Schol.  Hom.  Od.  6,  51.  65.  Wagner,  Mythogr.  Graec.  1  ist  im  übrigen  die 

244.    8,  100.  248.  265.  272);   ihr   ßiog  uitolav-  homerische  Erzählung  wiedergegeben,  jedoch, 

oziy.6g  und  ihre  cpilT]Sovia  werden  in  der  einen  wie    schon    oben   bemerkt,    der    ursprüngliche 


2213      Phaiaken  (in  d.  Argonauten  sage)  Phaiaken  (sonstige  Sagen)         2214 

Schlufs  wiederhergestellt,  dafs  Poseidon  nicht  verlangten  Medeas  Auslieferung ;  Arete  bestürmt 
nur  das  Schilf  der  Phaiaken  zu  Stein  macht,  ,  ihren  Gemahl  Alkinoos,  dieses  Verlangen  ab- 
sondern auch  ihre  Stadt  mit  Bergen  von  der  zulehnen,  Alkinoos  aber  teilt  ihr  mit,  dafs  er 
See  abschliefst.  Weiterbildungen  der  homeri-  folgenden  Spruch  fällen  werde:  werni  Medea 
sehen  Dichtung  finden  sich  nur  bei  Dietys.  Cret.  noch  Jungfrau  sei ,  so  werde  sie  den  Kolchern 
6,  5 — 6,  Suid.  Xdgvßdig,  Kedren.  133,  die  ausgeliefert,  sonst  gehöre  sie  dauernd  dem 
mit  unerheblichen  Variationen  erzählen,  dafs  Iason.  Heimlich  läfst  Arete  diesen  Entschlufs 
Odysseus  nach  seinen  Irrfahrten  zu  Idomeneus  des  Königs  dem  Iason  mitteilen,  und  es  wird 
nach  Kreta  gekommen  sei;  dieser  sendet  ihn  noch  in  derselben  Nacht  in  der  Grotte  der 
mit  zwei  Schiffen  und  reichen  Geschenken  zu  10  Makris  das  Brautlager  bereitet.  Infolge  dessen 
dem  König  der  Phaiaken  Alkinoos,  der  ihn  spricht  am  nächsten  Morgen  Alkinoos  die 
gastlich  aufnimmt  und  schliefslich  mit  nach  Medea  dem  Iason  zu;  den  Kolchern  aber, 
lthaka  fährt  und  am  Freiermord  teilnimmt ;  welche  aus  Furcht  vor  Aietes  nicht  nach  Kolchis 
den  Abschlufs  bildet  die  Heirat  zwischen  Tele-  zurückkehren  wollen,  gestattet  er,  auf  Korkyra 
machos  und  Nausikaa  und  die  Geburt  ihres  zu  bleiben.  Die  Grotte  des  Makris  heilst  von 
Sohnes  Ptoliporthos.  Letzteres  geht  auf  alte  jetzt  an  Grotte  der  Medea  und  bei  dem  Tempel 
Quellen  zurück;  denn  schon  Hellanikos  fr.  141  des  Apollon  Nomios  zeigte  man  Altäre  der 
und  Aristoteles  bei  Eustath.  Hom.  Od.  1796,  42  Moiren  und  der  Nymphen,  die  Medea  gestiftet 
kennen    die    Hochzeit    von    Telemachos    und  haben  sollte.     Als  die  Argonauten  nach  sechs- 


r^ 


Nausikaa;  vgl.  Bd.  3  Sp.  32.  —  Eine  andere  20  tägigem  Aufenthalt  von  Korkyra  schieden, 
Weiterbildung  giebt  noch  Hygin.  fab.  125.  126,  gaben  Alkinoos  und  Arete  ihnen  viele  Gast- 
wo  —  um  den  Anstofs  mancher  an  dem  Aussetzen  geschenke  mit,  dazu  auch  zwölf  Mägde,  letzteres 
des  schlafenden  Odysseus  zu  beheben  —  er-  eine  Wendung,  die  der  Dichter  braucht,  um 
zählt  wird,  Alkinoos  habe  den  Odysseus  von  späterhin  einen  Kuitbrauch  von  Anaphe  zu  er- 
der Phaiakeninsel  reich  beschenkt  entlassen,  klären  (4,  1722  ff.).  —  Ähnlich  wie  Apoll. 
da  habe  Odysseus,  weil  Hermes  ihm  zürnte,  Bhod.  hatte  auch  Timaios  (fr.  7.  8.  53.  54)  von 
nochmals  Schiffbruch  gelitten  und  sei  allein  der  Ankunft  der  Kolcher  auf  Korkyra,  von 
und  hilflos  nach  lthaka  gekommen.  -  Über  dem  ydjiog  daselbst  und  von  Kultgebräuchen 
den  Inhalt  der  oben  in  den  Artikeln  Nausikaa  erzählt,  die  man  auf  der  Insel  an  jenes  Braut- 
und  Odysseus  Bd.  3  Sp.  34 f.  625  zusammen- 30  lager  anknüpfte;  die  Altäre,  die  zum  Ge- 
gestellten, auf  die  Phaiakensage  bezüglichen  dächtnis  gestiftet  wurden,  waren  nach  ihm 
Werke  von  Sophokles,  Phityllios,  Eubulos,  Altäre  der  Nymphen  und  der  Nereiden,  und  bei 
Phormis,  Alexis  und  Tuticanus  wissen  wir  so  den  jährlichen  Opferfesten  wurde  dessen  ge- 
gut  wie  nichts.  dacht,    dafs    Medea    zuerst    in    dem    Apollon- 

tempel    Opfer  dargebracht    habe.      Schol.   Ap. 

IV.   Die  Phaiaken  und  die  Argonautensage.  ^0(j_  4)  12i8  fügt  hinzu,  dafs  man  das  Bei- 

Dafs     schon     die    älteste    Argonautensage  wort  des  Apollon   Nomios   auf  Korkyra   auch 

einen  Aufenthalt  Iasons  bei  den  Phaiaken  kannte,  dahin    erklärte,    dafs    Alkinoos    Entscheidung 

wie   gelegentlich   vermutet  wird    (vergl.   z.   B.  v.urcc  v6[iov  ausfiel.  —  Auch  Kallimachos  hatte 

Fleischer  oben  im  Artikel  Alkinoos  Bd.  l,Sp.  239,  40  in  den  Aitia  von  der  Ankunft  eines  Teiles  der 

Tümpel  bei  Paidy-Wissowa  1,  1547),  läfst  sich  Kolcher    auf  Korkyra    und  ihrem   Zusammen- 

nicht  erweisen.     Im   Gegenteil  ist  es,   da  die  treffen  mit  den  Argonauten  erzählt,  vgl.  fr.  38. 

Phaiaken    der  Argonautensage    durchweg  auf  336.  377.  554.  563  und  Schneider,  Callimachea 

Korkyra  wohnen,  weit  wahrscheinlicher,    dafs  2,  89 ff.  —  Philetas  (Schol.  Ap.  4,  1141)  verlegt 

die  ganze  Verbindung'  zwischen  Phaiaken  und  das    Brautlager    in,  das    Haus    des    Alkinoos. 


o 


Argonautensage  erst  eine  korinthisch-korky-  Apollodor.  1,  9,  25  und  Hygin.  fab.  23  folgen 
räische  Sage  ist  (vgl.  v.  Wilamowitz ,  Hom.  der  Darstellung  des  Apollonios.  Orpheus  Ar- 
Unters.  170).  Die  Korinther  brachten  den  Kult  gonaut.  1291  ff.  enthalten  einige  Abweichungen: 
der  Medea  nach  Korkyra  mit,  in  dessen  Mittel-  bei  der  Landung  opfern  die  Argonauten  dem 
punkt  der  hgbg  yäfiog  stand  und  die  Geburt  50  Zeus  Panomphaios  und  Apollon  Epaktios.  Als 
von  Kindern ,  die  frühzeitig  wieder  sterben  die  Kolcher  kommen ,  schlägt  Arete  ihrem 
mufsten.  Ursprünglich  hatte  diese  korinthisch-  Gatten  vor,  die  Auslieferung  von  der  Frage  ab- 
korkyräische  Sage  mit  den  Phaiakensagen  gar  hängig  zu  machen,  ob  Medea  noch  Jungfrau 
keine  Gemeinschaft  (vgl.  noch  Naupakt.  fr.  10).  sei.  Hera  selbst  teilt  dies  den  Argonauten 
Dann  aber  führte  der  Wunsch,  eine  besondere  mit,  worauf  Iason  schleunigst  auf  seinem  Schiffe 
Erklärung  dafür  zu  finden,  dafs  der  itQog  das  Brautlager  richten  läfst. 
yü^og   der  von  Kolchis   gemeinsam  mit  Iason 

kommenden  Medea  erst  auf  Korkyra  stattfand,  V.  Sonstige  Phaiakensagen. 

zu   einer  Verquickung  mit  der  Phaiakensage,  1)    Hom.    Od.    7,  323    berichtet,    dal's    die 

welche    die  Korinther,  wie   oben  gesagt,    auf  60  Phaiaken  einst  den  Rhadamanthys ,  da  erden 

Korkyra    schon  vorfanden;  jeder    tiefere    my-  Tityos  aufzusuchen  begehrte,  nach  dem  fernen 

tische,  zum  Wesen  der  Phaiaken  gehörige  Zug  Euboia    gebracht     und     auf    ihren    schnellen 

ist    bei    dieser    Verquickung    abgestreift ,    ein  Wunderschiffen  die  weite  Fahrt  hin  und  zurück 

weiteres  Zeugnis  für  die  späte  Entstehung  der  in  einem  einzigen  Tage  ohne  jegliche  Ermattung 

Sage.   —   Apoll.  Bhod.  4,  982 ff.   erzählt,   dafs  vollendet  haben.      Die    alten   Erklärer    (Schol. 

die    Argonauten    auf   Korkyra    von    Alkinoos  Od.    7,  323.  324;   Eustath.    1581,  45 ff. ;   Strab. 

und  den  Phaiaken  gastlich  aufgenommen  wurden;  9,  423  etc.)  bieten  nichts  Neues  und  wir  wissen 

bald  aber  kamen  die  verfolgenden  Kolcher  und  über  die   Sage  sonst  nichts.      Vermuten  läfst 

70* 


2215         Phaiaken  (sonstige  Sagen)  Phaiaken  (sonstige  Sagen)         2216 

sich   nur,   dafs  .der  Dichter   dieser  Stelle   den  weg    findet,    Phaiax  sei   schon  lange  vor  der 

Wohnsitz    der    Phaiaken   bei   dem    Elysischen  Uninennung  der  Insel  Scheria   in  Korkyra  ein 
Gefild    ansetzte,    wo    nach    Hom.    Od.    4,  564'      eingeborener  König  der  autochthonen  Phaiaken 

Rhadanianthys  wohnte.    Die  Sage  scheint  chal-  gewesen,  vgl.  Kanon  3.     • 

kidischen  Ursprungs  zu  sein;  vgl.  v.  Wüamoteitz,  5)  Apoll.  Rhod.  4,  538 ff.  berichtet:  Herakles 

Homer.   Untersuch.  172.  kam,  um  sich  von  dem  Mord  seiner  Kinder  zu 

2)  Hom.  Od.  7,  8 ff.  wird  von  der  Dienerin  reinigen,  nach  Makris  (=  Scheria,  Korkyra) 
Eurymedusa  erzählt,  einer  yqr}vg  AitsiQair],  zu  Nausithoos  und  gewann  dort  die  Liebe 
welche  einst  die  Phaiaken  zu  Schiff  ATtsiori&sv  der  Melite,  Tochter  des  Flufsgottes  Aigaios. 
brachten  und  als  Ehrengeschenk  dem  König  io  Diese  gebar  ihm  den  Hyllos.  Als  Hyllos  her- 
Alkinoos  zuwiesen,  in  dessen  Hause  sie  die  angewachsen  war,  wollte  er  nicht  unter  Nau- 
Nausikaa  aufzog.  Näheres  wissen  wir  hierüber  sithoos  Herrschaft  bleiben,  sondern  sammelte, 
nicht.  Schon  die  alten  Erklärer  (z.  B.  Schol.  von  Nausithoos  unterstützt,  einen  Teil  der  auto- 
Hom.  Od.  7,  8.  11,  Eustath.  1565,  35  ff.)  chthonen  Phaiaken  und  zog  mit  ihnen  fort 
schwankten,  ob  sie  'Aitupedri  und  AnsiQrj&tv  in  das  nach  ihnen  genannte  Hylleerland,  wo 
von  Epeiros  oder  von  einem  „unbegrenzten",  er  später  von  den  Mentores  erschlagen  wurde, 
„unbestimmten"  fernen  Lande  herleiten  sollten,  Schol.  Ap.  Rh.  4,524.  540.  1125.  1149;  Steph. 
und  in  neuerer  Zeit  hat  man  sich  ebenso  oft  für  Byz.  'TiltTg;  Etym.  Magn.  'Tfojcov,  Schol.  Soj/h. 
Epeiros  entschieden  wie  für  das  „unbegrenzte"  Track.  53  umschreiben  nur  die  Erzählung  des 
Fabelland  oder  für  das  „Festland"  rintiQog  im  20  Apollonios.  Das  Ganze  ist  ein  durchsichtiger 
allgemeinen.  Wenn  man  bedenkt,  dais  der  Versuch,  die  korkyräischen  Namen  zu  erklären 
Kriegszug  zu  dem  Wesen  der  Phaiaken,  wie  bezw.  zu  beleben:  den  bekannten  „Hyllikoshafen" 
es  die  ältesten  Teile  der  Odyssee  schildern,  {Thukyd.  3,  72;  Ap.  Rhod.  4,  1125  nebst  Schol. 
schlecht  palst,  und  wenn  man  zugiebt,  dafs  zu  1125 und  1149;  Schol.  Dionys.  Per.  493  etc.), 
der  Abschlufs  des  Phaiakenabenteuers  schon  in  das  öqog  MsUrrjiov  {Ap.  Rhod.  4,1150),  den 
unserer  Fassung  der  Odyssee   zu  Gunsten   der  Flufs  Aigaios  {Ap.  Rh.  4,  1149). 

Ansicht,   dafs  Korkyra  das  Phaiakenland   sei,  6)  Bei  dem  Mythogr.    Vat.  1,  56  findet  sich 

umgeändert  ist,   dann   hat  es  kein  Bedenken,  erzählt:   „Alkinoos,   der  König  der  Phaiaken, 

in  dem  Kriegszug  und  Raub  der  Eurymedusa  litt  unter  den  Harpyien.     Als  Herakles  zu  ihm 

eine    korkyräische    Sage    über    Feindschaften  30  kam  und  dies  vernahm,  lauerte  er  ihnen  auf. 

zwischen  Korkyra  und  Epeiros    zu    erblicken.  wie   sie   in  gewohnter  Weise   sich   dem   Tisch 

3)  Alkaios  fr.  116  und  Akiisilaos  fr.  29  bei  (mit  der  Mahlzeit)  näherten,  verwundete  und 
Schol.  Ap.  Rh.  4,  992  erzählen,  dafs  die  verjagte  sie."  Bemerkt  wird  dazu:  „Oviä 
Phaiaken  aus  dem  bei  der  Entmannung  des  nennt  sie  Stymphaliden",  eine  Verwechselung 
Uranos  auf  die  Erde  geträufelten  Blute  ent-  von  Harpyien  und  Stymphalischen  Vögeln,  die 
standen  seien.  Das  sind  natürlich  die  Phaiaken  sich  auch  in  der  Überschrift  von  Myih.  Vat. 
von  Drepane  (=  Korkyra),  dessen  Namen,  wie  1,  111  findet.  —  Hier  ist  Alkinoos  an  die 
oben  bemerkt,  wahrscheinlich  die  Chalkidier  Stelle  des  Phineus,  Herakles  an  die  Stelle  der 
von  der  Sichel,  die  Kronos  bei  der  Entmannung  Boreaden  getreten.  Möglich  dafs  die  ganze 
gebraucht  hatte,  herleiteten.  Mit  Recht  warnt  40  Version  auf  eines  jener  Argonautengedichte 
v.  Wilamowitz,  Hom.  Unters.  171  davor,  diesen  zurückgeht,  in  denen  aller  Ruhm,  in  den  sich 
Mythus  für  die  Erklärung  des  Wesens  der  home-  sonst  lason ,  die  Boreaden  und  andere  Helden 
rischen  Phaiaken  zu  verwenden.  teilen,  auf  Herakles  vereint  war. 

4)  Während  in  der  Odyssee  Nausithoos  der  7)  Die  unteritalischen  Sagen  von  Kroton 
Vater  des  Alkinoos  ist,  scheint  die  korinthisch-  und  Lokroi  Epizephyrioi,  die  z.  T.  an  die 
korkyräische  Sage  frühzeitig  dahin  gegangen  Phaiaken  von  Korkyra  anknüpfen,  behandelt 
zu  sein,  dafs  Poseidon  einst  die  Tochter  des  Ulrich  Hoefer ,  Kotion  85 ff.  mit  übersichtlicher 
Asopos,  Korkyra,  geraubt  und  sie  nach  der  Zusammenstellung  des  Materials.  Auf  die 
Insel  Drepane  =  Scheria  entführt  habe,  die  Gründung  von  Lokroi  Epizephyrioi  läuft  die 
nunmehr  von  ihr  den  Namen  Korkyra  erhielt ;  00  Erzählung  bei  Komm  3  hinaus :  Phaiax  auf 
auf  dieser  Insel  habe  sie  dann  dem  Poseidon  Scheria  =  Korkyra  hatte  zwei  Söhne ,  Alkinoos 
einen  Sohn  namens  Phaiax  geboren,  den  Vater  und  Lokros;  als  Phaiax  gestorben  war,  stritten 
des  Alkinoos  und  Eponymos  der  Phaiaken,  vgl.  die  beiden  Söhne  um  die  Herrschaft,  einigten 
HellaniJcos  fr.  45  bei  Steph.  Byz.  (frcda^;  Diod.  sich  dann  jedoch  dahin,  dafs  Alkinoos  über 
4,  72;  Schol.  Hom.  Od.  5,  35.  13,  130;  Eustath.  Phaiakis  herrschen  solle,  während  Lokros  mit 
1521,  35.  1736,  28;  Paus.  2,5,2.  5,22,  6;  Sehol.  einem  Teil  des  Volkes  nach  Italien  fuhr,  wo 
l'ind.  Ol.  6,  144.  Allerdings  entstand  bei  dieser  er  von  Lakinos  (Lakinios)  aufgenommen  wurde 
Sagenform  leicht  das  Bedenken,  dafs  dann  die  und  dessen  Tochter  Laurine  (Laure,  Laurete) 
Insel  zur  Zeit  des  Phaiax  und  Alkinoos  nicht  heiratete.  Konon  fährt  fort,  deswegen  hätten 
mehr  Scheria  hiefs,  sondern  schon  Korkyra,  60  die  Phaiaken  die  Lokrer  in  Italien  als  Ver- 
und  so  fand  Apoll.  Rhod.,  der  auch  den  ho-  wandte  angesehen,  und  erzählt  dann  weiter, 
merischen  Nausithoos  nicht  fallen  lassen  wollte  wie  Herakles  kam,  Lakinos  und  Lokros  tötete 
(vgl.  Ap.  Rhod.  4,  539),  den  Ausweg,  dafs  die  und  wie  die  Stadt  Lokroi  Epizephyrioi  ent- 
geraubte Asopostochter  von  Poseidon  nach  stand.  —  Ganz  dieselbe  Sage  giebt  es  für 
Korkyra  Melaina  gebracht  sei  {Ap.  Rhod.  4,  Kroton,  nur  heifst  hier  der  zweite  Sohn  des 
567  ff.),  während  sich  in  den  unteritalischen  Phaiax ,  der  Bruder  des  Alkinoos ,  nicht  Lokros, 
Sagen,  die  Phaiax  als  Vater  des  Alkinoos  und  sondern  Kroton  (Schol.  Theokr.  4,  32);  dieser 
Lokros  bezw.  Kroton  kennen   (s.  u.),   der  Aus-  kommt   zu   Lakinios  1  Lakinos),   heiratet   seine 


2217      Phaiaken  (Kunstdarstellungen)  Phaiaken  (Bedeutung  d.  Sage)      2218 

Tochter  und  wird  später  ebenso  wie  Lakinios  und  Odysseus,  Bd.  3  Sp.  36  ff.  und  674  be- 
von  Herakles  erschlagen,  worauf  die  Gründung  sprechen ;  sie  gehen  sämtlich  auf  Homers 
von  Kroton  folgt;  vgl.  Schal.  Theokr.  4,  33,  Schilderang  zurück.  Ferner  glaubt  man,  nach 
Diod.  4,  24,  7,  Iamblich.  de  vita  Pyth.  9,  50,  einer  Komödie  den  Empfang  des  Odysseus  bei 
p.  35  ed.  Nautik. ,  Lykophr.  856. 1007  nebst  Schol.  Alkinoos  und  Arete  dargestellt  zu  sehen  auf 
u.  Tzetz.  zu  1005 ff. .  Ovid  Met.  15,  12  ff. ,  einer  unteritalischen  Vase  (Mon.  d.  Tust.  6, 
Serv.  Verg.  Aen.  3,552,  Etym.  Magn.  541,13.  35,  2;  Wieseler,  Annali  d.  Inst.  1859,  384 ; 
555,  16,  Steph.  Bys.  Accklvlov.  Bemerkenswert  Heydemann,  Jahrb.  d.  Artih.  Inst.  1,  299),  wo 
ist  übrigens,  dafs  nicht  nur  Kroton  für  einen  ein  bartloser  Mann  mit  Pilos  vor  ein  Königs- 
Phaiaken  bezAv.  Korkyraeer  gilt,  sondern  dafs  10  paar  tritt;  und  ein  korinthisches  Relief  im 
gelegentlich  auch  Lakinios  (der  Eponymos  des  Nationalmuseum  zu  Athen,  das  mir  leider 
Aaxiviov  öpog)  ein  Korkyraeer  heilst  (Schot.  nicht  näher  bekannt  ist,  soll  angeblich  die 
TJieokr.  4,  33)  und  dafs  ferner  ein  Flufs  im  Ge-  Aufnahme  des  Odysseus  im  Hause  des  Alkinoos 
biete  von  Kroton  seinen  Namen  von  Arete,  der  und  die  Geschenkscene  (Odyss.  8,  424 — 460) 
Gattin  des  Alkinoos,  die  hier  ein  fivfj^ia  hatte,  wiedergeben,  Classic.  Reviere  1891,  340.  Endlich 
führen  sollte;  Etym.  Magn.  Aqsxccv  nach  Philo-  war  nach  Pausanias  3,  18,  11  am  amykläischen 
steph anos ,  wo  AXxivoov  statt  'Alxiuov  zu  lesen  Thron  der  Reigen  der  Phaiaken,  zu  dem  Pre- 
ist; vgl.  Höfer,  Konon  86  Anm.  90.  modokos  spielte,  dargestellt;  Klein,  Artih.  epigr. 

8    In  Attika  verehrte  die  Schifferbevölkerung  Mitt.  9,  153  glaubt,  dafs  diese  Deutung  falsch 
in  Phaleron  den  Nausithoos  und  Phaiax.     Die  20  sei  und  dafs  der  Künstler  an  den  Reigen  des 

attische  Legende  war,   Theseus   habe  sich  zur  Theseus    und    der    attischen    Kinder    gedacht 

Fahrt  nach  Kreta  von  dem  Salaminier  Skiros  habe,  und  hat  für  diese  Annahme  mehrfache 

als  Steuermann  den  Nausithoos  und  als  Vorder-  Zustimmung  gefunden  (vgl.   Bummler,  Jahrb. 

bootsmann  (jtQcaQsvg)   den  Phaiax   geholt,    da  d.  Artih.  Inst.  2,  22,  10;  Overbetik,  Ber.  d.sätihs. 

die  Athener  damals  noch  keine  Seefahrer  waren.  Ges.  d.W.  1892,  10;  Furtwängler,  Meisterwerke 

Nach  der  glücklichen  Heimkehr  habe  Theseus  703),  während  Bobert  bei  Pauly -  Wissowa   3, 

die  fjQcoa  Navat&oov  itou  t&cduyiog  im  Phaleron  129  die  Deutung  des  Pausanias  beibehält, 
beim  Tempel  des  Skiros  (im  Bezirk  der  Athena 

Skiras)  gestiftet,  und  ihnen  gelte  auch  das  VII.  Bedeutung  der  Phaiakensage, 
Kybernesiafest ;  vgl.  Philotihor.  bei  Flut.  Thes.  30  Zur  Erklärung  der  Phaiakensage  hat  man 
17.  Auf  diesen  Kult  hat  man  auch  bezogen  früher  angenommen,  dafs  dunkle  Erinnerungen 
den  Paus.  1,1,4  erwähnten  Heroenkult  im  an  fremde  seefahrende  Stämme,  wie  z.  B.  die 
Phaleron  und  gelegentlich  den  Giern.  AI.  protr.  Tyrrhener,  oder  an  nordische  Sagen  von  Fähr- 
2,  40  p.  35  P.  berührten  Kult  eines  tjQcog  y.ata  männern  des  Todes  eine  Rolle  spielten.  In- 
jiqv(ivccv,  den  allerdings  die  Scholien  unter  Hin-  dessen  liegt  kein  Grund  vor,  fremde  Einflüsse 
weis  auf  Kallim.  Aitia  (fr.  33  b)  für  einen  Kult  anzunehmen,  und  die  Deutung  auf  das  Toten- 
des Androgeos  erklären;  vgl.  Bobert,  Herrn.  land,  für  welche  neuerdings  auch  Seeck,  Ge- 
20,  355  f. ,  Preller- Bobert,  Grietih.  Myth.  1,  205,  2.  schichte  des  Untergangs  der  antiken  Welt  2,  376. 
629,  3,  Hitzig-  Blüm ner,  Pausanias  1,  124,  449  eingetreten  ist,  erscheint  ebenso  wenig 
Wagner  im  Art.  Nausithoos   ob.  Bd.  3  Sp.  42.  40  zwingend,  wie  die  Erklärung  der  Phaiaken  als 

Der  Kult    des  Nausithoos   und  Phaiax  ist  Personifikation  günstiger  Winde.     Jeder  grie- 

älter  als  seine  Verknüpfung  mit  der  Theseus-  chische  Schiffer  glaubte  an  hilfreiche  Götter,  die 

und   Skirossage.      Die  Namen    sind   zweifellos  ihm  schnelle,  glückliche  Fahrt  zu  verleihen  und 

der  Phaiakensage  entnommen.    Möglich  wäre,  die  Schiffer  mühelos  und  sicher  heimzugeleiten 

dafs  hier  ebenso  wie  bei  dem  Zusatz  Hom.  Od.  vermögen ;  man  sieht  die  Helfer  nicht,  sie  wirken 

7,  80  f.   ( Athena  geht  von  Scheria  direkt  nach  geheimnisvoll  und,  wie  in  so  vielen  Volkssagen, 

Marathon  und  Athen)    eine  gewisse  Rivalität  gerade  im  Dunkel   der  Nacht,   die  sonst  dem 

Athens    gegen   Korkyra    und    seinen    von  den  Schiffer  doppelt  gefährlich  ist;  die  Vorstellung, 

Phaiaken   hergeleiteten    Schiffsruhm    vorliegt.  dafs  der  Schiffer  ruhig  schlafen  kann,  während. 

Allein  noch  wahrscheinlicher  ist  es,   dafs   die  50  diese  Helfer  in  der  Nacht  sein  Schiff  geleiten, 

Schiffer,    welche    an  den  Altären  im  Phaleron  ist  der  Ausdruck  des  festen  Vertrauens  auf  ihren 

um  gute  Fahrt  und  glückliche  Heimkehr  beteten,  Beistand.      Möglich,   dafs   die  Herleitung   des 

jenen  hilfreichen  Göttern  die  Namen  Nausithoos  Namens  der  Phaiaken  von  yaiog  =  dunkel  das 

und  Phaiax  beilegten,  weil  sie  noch  selbst  an  Richtige   trifft:    in  den  Vorstellungskreis    der 

die  Phaiaken  glaubten.     Dann  hätten  wrir  hier  Schiffer  pafst  dies  gut.    Ebenso  leicht  entstand 

den   einzigen,  wertvollsten  Rest  jenes  Volks-  im  Kreise  der  Seefahrer,  denen  die  Sagen  von 

glaubens,   der,   wie  eingangs   des  Artikels   be-  Odysseus  Irrfahrten  überall  geläufig  waren,  die 

merkt,  wohl  noch   lange  nach  Abschlufs   des  Vorstellung,  dafs  auch  O.  seine  endliche  glück  - 

Homerischen  Gedichts  fortdauerte.  liehe  Heimfahrt  den  Phaiaken  verdanke.  Welcher 

60  griechische  Stamm  dies  zuerst  erzählte,  läfst  sich 

VI.    Kunstdarstellungen.  nicht  ausmachen:  da  wohl  überall  griechische 

Darstellungen  aus  dem  Kreis  der  Phaiaken-  Schiffer   an   die  helfenden  Phaiaken   glaubten 

sage   sind   selten;    vgl.   die   Zusammenstellung  und  von  O.  erzählten,  wird  man  weder  für  ioni- 

bei  Bolte,  de  monumentis  ad  Odysseam  perti-  sehen,    noch    für   thesprotischen    u.  s.  w.   Ur- 

nentibus,  Dissert.  Berlin  1882,  p.  36  f.     Soweit  sprang  der  Phaiakensage  überzeugende  Gründe 

sie  sich  auf  Nausikaa  und  ihr  erstes  Zusammen-  beibringen  können,  und  dasselbe  gilt  auch  für 

treffen  mit  Odysseus  beziehen,  finden  sich  die  den  Hinweis  auf  Anthedon  bei  Gruppe,  Grietih. 

Kunstwerke  oben  unter  den  Artikeln  Nausikaa  Myfhol.   398,  4.      Wir    wissen    nur    zweierlei : 


2219                         Phaiax  Phaidra  (Sage  v.  Troizen)         2220 

1)   dafs  das  Epos  die  Phaiaken-Odysseus-Sage  des  Minotauros,  Francoisvase,  C.  I.  G.  4,  8185  b. 

aufnahm    und    derart  ausgestaltete,    dafs    die  0.  Jahn,  Arch.  Beiträge  275.    W.  Klein,  Griech. 

Phaiaken  aus  dem  Kreise    der  Götter  herab-  Vasen  mit  Meistersign.*  S.  33,  abg.  Monumenti 

gezogen  wurden   zu   einem  Volk  mit  mensch-  4  Taf.  56.  57  oben  {Beinach,  Ee'pert.  des  vases 

liehen  Einrichtungen,   welches   in   der  Vorzeit  1,  135);    vgl.    Braun,   Avmali    20    (1848),    359. 

den  Helden  beistand,   aber   der  lebenden  Ge-  Weizsäcker,  Eh.  M us.  33  (1878),  379.  Osk.  Wulff, 

neration  nicht  mehr  helfen  kann;   —    2)   dafs  Zur  Theseussage  (Diss.  Dorpat  1892)  S.  24.  182 

unter  den  griechischen  Stämmen,   welche  die  Anm.  138.     Nach    Wulff  24  kehrt  der  Name 

Sage  kannten  und  pflegten,  auch  die  Chalkidier  <Pcciöiuog  möglicherweise  auch   auf  einer  Vase 

waren:  sie  haben  von  den  Phaiaken  und  Eha-  10  in  Leyden   (Boidez,    Ghoix  de  vases  peints  de 

damanthys    erzählt,    sie  haben   auch,    als   sie  Leyde  pl.  10)  wieder,  wo  (fruidmog  stehen  soll; 

nach  Korkyra  kamen,  daran  festgehalten,  dafs  doch  bieten  C.  I.  G.  4,  7719  und  Beinach  a.  a.  0. 

diese  Insel  das  homerische   Scheria   sei.     Die  2,  271  (frccivmog  (=  $aivucitog?).     [Höfer.] 

Verknüpfung  zwischen  der  Phaiaken-  und  der  Phaidra  (ß><xidpa),  Tochter  des  Minos  und 

Argonautensage     ist    unseres    Erachtens    erst  der  Pasiphae,  Gemahlin  des  Theseus.    Sie  wird 

später    vollzogen    worden,    als    die    Korinther  zuerst    in    der    Odyssee   X    321    zugleich    mit 

ihre  Herrschaft  auf  Korkyra  begründeten.    Die  Prokris    und    der    schönen    Ariadne    genannt 

übrigen    Phaiakensagen    (mit    Ausnahme    des  (vgl.    Verg.  Aen.  6,  445),  in  Versen,   die   man 

attischen    Kultrestes)    sind    teils    sehr    durch-  gewöhnlich    als    attisches  Einschiebsel    des   6. 

sichtigen  lokalen  Ursprungs,  teils   mythogra-  20  Jahrh.  betrachtet  (s.  aber   Wilamowitz,  Eurip. 

phische  Spielereien.     [Jessen.]  Hippolytos  S.  41).     Dafs  sie  in  den  NavTtduria 

Phaiax  (ß>uia£,),  1)  Heros  Eponymos  der  mn  vorgekommen  sei  (ittnoirndva  ig  yvvaiv.ug 
Phaiaken  (s.  d.),  ein  Sohn  des  Poseidon  und  Paus.  10,  38.  11),  wo  die  Auferweckung  des 
der  Korkyra,  welche  der  Gott  nach  Korkyra  ent-  Hippolytos  durch  Asklepios  erzählt  wurde 
führt  hatte.  Sein  Sohn  war  Alkinoos,  der  den  (Ps.- Apollod.  3,  121  W.),  ist  nur  Vermutung 
Odysseus  gastlich  aufnahm.  Diod.  4,  72.  (Barthold,  Ausgew.  Trag,  des  Eur.  4.  Bd. 
Hellanikos  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  Rectal.  Schol  S.  VII;  vgl.  Kalkmann,  Anh.  Ztg.  41  [1883] 
Od:  13, 130.  Er  war  König  in  Scheria,  das  später  S.  38).  Dagegen  schilderte  nach  Plutarchs 
Korkyra  hiefs,  und  hatte  aufser  Alkinoos  noch  ausdrücklichem  Zeugnis  die  Tlieseis  (6  tijg  &rj- 
einen  Sohn  Lokros,  der  nach  Italien  zog,  Kanon  3.  30  avidog  Ttoir\xr\g  Thes.  28),  wie  beim  Hochzeits- 
Häfer,  Kanon  85ff. ;  s.  ob.  Sp.  2215.  Auch  Kro-  mahle  des  Theseus  und  der  Phaidra  seine 
ton,  der  Gründer  von  Kroton,  war  sein  Sohn,  frühere  Gemahlin  Antiope  mit  ihren  Amazonen 
Schol.  Theoer.  4,  32.  —  2)  Untersteuermann  einen  Aufstand  machte,  bei  dem  sie  ihren 
des  Theseus,  welchen  dieser  zugleich  mit  dem  Tod  fand,  erschlagen  von  Herakles,  eine  Epi- 
Steuermann Nausithoos  von  dem  Salaminier  sode,  die  dem  Berichterstatter  so  fremdartig 
Skiros  erhielt,  als  er  nach  Kreta  fuhr;  denn  war,  dafs  er  sie  als  offenkundige  mythische 
damals  waren  die  Athener  noch  keine  See-  Erdichtung  ablehnt  (-jthQicpavwg  &ux£  (iv&m 
leute.  Nausithoos  und  Phaiax  hatten  zu  Pha-  y.cd  irläcnciri  Plut.  a.  a.  O.).  Indessen  war  sie 
leron  Kapellen  neben  dem  Tempel  des  Skiros,  auch  sonst  in  etwas  abweichenden  Versionen 
welche  ihnen  Theseus  gebaut  haben  sollte.  40  in  Umlauf,  wie  die  neu  entdeckten  Auszüge 
Auch  das  Fest  Kybernesia  wurde  ihnen  zu  aus  Apollodor  gelehrt  haben.  Vgl.  Apollod. 
Ehren  gefeiert.  Philochor.  b.  Plut.  Thes.  17.  biblioth.  ed.  E.  Wagner  (1894)  S.  179,  202; 
Mommsen,  Heortologie  S.  57.  269 f.;  s.  oben  dazu  derselbe  Epit.  Vatic.  (1891)  S.  139 f.  und 
Sp.  2217.  --  3)  =  Euryalos  (s.d.  nr.  4),  Aristid.  Die  Sabbait.  Apollodörfragm. ,  Rhein.  Mus.  46 
or.  45  p.  31  Dindorf;  vgl.  Schol.  p.  389.    [Stoll.]  (1891)    S.    394.     Dieselben    Auszüge    (Apollod. 

Phai(lime?($ca<hy?j),  vielleicht  Nereidennanie  ed.  Wagner  S.  179)  und  ausführlicher  Diodor 
auf  dem  Bortenmuster  eines  Sarkophagdeckels  4,  62  berichten,  Deukalion,  des  Minos  ältester 
Stephani,  Compte  rendu  1878/79,  129  und  Taf.  4;  Sohn  und  Nachfolger,  habe  ein  Bündnis  mit 
erhalten  sind  nur  die  Buchstaben  (Pcad  .  .  r\,  Athen  geschlossen  und  zu  dessen  Bekräftigung 
die  sich  auch  zu  f&uidor]  ergänzen  lassen,  50  seine  Schwester  Phaidra  dem  Theseus  vermählt, 
neben  dieser,  mit  langem  Gewand  und  Kopftuch  mit  der  dieser  zwei  Söhne,  Akamas  und  De- 
ausgestatteten    Frauengestalt    erscheint    eine  mophon,  erzeugte. 

andere,  Evliiiivw,   die   als  Nereide  auch    sonst  Die    Sage    von    Phaidras    verbrecherischer 

bezeugt  ist,  s.  Bd.  1  Sp.  1401  Z.  20 ff.     [Höfer.]  Liebe  zu  ihrem  Stiefsohn  Hippolytos  hat  sich 

Phaidiinos  (<Paldi(iog),  1)  König  der  Sidonier,  in  Trözen  entwickelt,  als  IsQog  löyog  für  die 

welcher  den  auf  der  Heimkehr  von  Troja  um-  göttliche  Verehrung  des  Hippolytos  (s.  ob.  Bd.  1, 

herirrenden  Menelaos  gastfreundlich  aufnahm,  Sp.    2682  f.).      Ihm    weihten    die    trözenischen 

Od.  4,  617.  15,  117.  —  2)  Einer  der  von  Apollon  Jungfrauen  das  Haupthaar  an  ihrem  Hochzeits- 

erschossenen  Söhne  des  Amphion  und  der  Niobe,  tage,  wobei  ein  Kultlied  gesungen  wurde,  das 

Apollod.  3,  5,  6.    Ov.  Met.  6,  239.    Hyg.  f.  11.  60  den   keuschen  Jüngling  betrauerte  und  jener 

I. Kcl mit.  ad  Stat.  Theb.  3,  198.     Mythogr.  Vat.  Liebe  Erwähnung  that.     Sie  stellt  sich  als  ein 

1,  156.  Tzetz.  Chil.  4,  421.  Stark,  Niobe  96.  uraltes,  auch  in  der  f ungeschriebenen  Litte- 
S.  Bd.  3  Sp.  384 f.  —  3)  Einer  der  Thebaner,  ratur',  wie  Wilamowitz  (Hippol.  S.  36)  sagt, 
welche  dem  aus  Theben  zurückkehrenden  Ty-  weitverbreitetes  Novellenmotiv  dar  (vgl.  Bohde, 
deus  einen  Hinterhalt  legten  and  alle  bis  auf  Der  griech.  Roman  S.  31  f.),  dessen  Übertragung 
Maion  von  ihm  erschlagen  wurden,  Stat.  Theb.  auf  den  trözenischen  Hochzeitsdämon  und  wei- 

2,  575.  [Stoll.]  —  4)  Einer  der  athenischen  tere  Ausgestaltung  im  Zusammenhang  mit  der 
Jünglinge  beim  Siegesreigen  nach  der  Erlegung  lokalen  Überlieferung  Wilamowitg  (a.  a.  O.,  be- 


2221      Phaidra  (athen.  Sagen;  b.  Eurip.)  Phaidra  (b.  Euripides)            2222 

sond.   S.  38 f.)    auf   das    Sinnigste    geschildert  Der  Schauplatz  des  Dramas  war  Athen  (Kalk- 

hat.     Derselbe  nimmt  als  Entstehungszeit  des  mann,  De  Hippolytis  Euripideis   S.  26);    dafs 

erwähnten  Kultliedes   vermutungsweise   das  7.  Theseus  bei  Beginn  mit  Peirithoos  in  der  Unter- 

Jahrh.  an.  weit  weilend  gedacht  wurde,   um    Persephone 

In  Athen  ist  Phaidra  mit  Sicherheit  nicht  zu  rauben,    ermöglichte    und   motivierte  viel- 

vor  dem  5.  Jahrh.  nachzuweisen.    Dort  konnte  leicht  die  freche  Schamlosigkeit  der  Phaidra 

Polygnot  die  Sage  kennen  lernen,  der  in  Delphi  und  veranlafste  sogar  ein  Anerbieten  an  Hippo- 

auf  seinem  Unterweltsbilde    die    Heroine    auf  lytos,    die    Königswürde    an    sich    zu    reifsen 

einer  Strickschaukel  dargestellt  hat;  wie  Paus.  (Wilamowitz,    Anal.    Eurip.    209  f. ,    Hippol. 

10,  29,  3    und    die    Neueren    (z.  B.    0.   Jahn,  10  S.  44.  225).    Allerdings  wird  diese  Abwesenheit 

Archäol.  Beitr.  S.  324 ff.)  richtig  erklären,  um  des  Theseus  bestritten  und  erst  als  Erfindung 

ihr  Ende  durch  den  Strick  anzudeuten;  Kall-  des  Sophokles  hingestellt   von   Wagner,   Curae 

mann,    Arch.    Ztg.    1883    S.   40    nimmt    ohne  mythogr.  S.  142  f.     In  ihrer  Leidenschaft  hatte 

Wahrscheinlichkeit  ein  frein  genrehaftes'  Motiv  die    Königin    bereits    zur    Zauberei    gegriffen 

des  Künstlers  an.     Ein  Aphroditeheiligtum  ist  (xalg  h'pcoxi  yiccxe%outv(xig  xi]v   6slr\vr\v  [lsxcc- 

es,    woran    sich    in    Athen    die    Phaidrasage  y.alzißQ'cci  avvv&sg ,   ä>g  v.a.1  Evpntl§r}g  Ttoisl 

knüpft.     Wie  in  Trözen  ein  Tempel  der  Aphro-  <I>aLdp<xv  Ttpäxxovöcxv  iv  xm  Y.alvTtxo\iiv(a  *Iinto- 

dite  Kaxaa-Aonia  sich  befand  mit  ^vrjfiatcc  der  Ivxco  Schol.   Theoer.  2,  10)  und  schritt  endlich, 

Phaidra  und  des  Hippolytos  (s.o.  Bd.  1,  Sp.  2682),  aller  Zucht  zum   Trotz,  in   einer  hochdrama- 

so  gab  es  zu  Athen  im  5.  Jahrh.  ein  Heiligtum  20  tischen    Scene    mit    Hippolytos    zum    offenen 

der  Aphrodite  icp'  ' htnolvta,  volkstümlich  der  Geständnis   ihrer  Wünsche,    bis    zum  wieder- 

'  iTCTiolvxla ,    und    ebenfalls    ein    Denkmal    des  holten  Fufsfall  vor  dem  Geliebten  sich  ernie- 

Theseussohnes,   dessen  Sage  von  drüben   ein-  drigend,    der    darauf   vor    Scham    das    Haupt 

gewandert  war  (vgl.  a.  a.  0.  Sp.  2683).  Es  lag  am  verhüllte  (daher  nalvTtxofitvog  nach   Toupius). 

Südabhang  der  Akropolis,    wie    meistens    an-  Tödlich  verletzt    durch    seine    Standhaftigkeit 

genommen  wird,   und   gilt  für  identisch  (wo-  liefs    sie    darauf  —    was  wenigstens    Wagner 

gegen  freilich  auch  Widerspruch  geäufsert  ist)  annimmt  —  die  Thüren  aufreifsen,  zerrifs  ihr 

mit  dem  der  Aphrodite  ndv8r\^,og.   Vgl.  Preller-  Gewand   und   verleumdete    den    Stiefsohn    bei 

Robert,    Griech.    Myth.    I4,   349;    Wachsmuth,  Theseus    wegen  versuchter  Gewaltthat  (%a.xa- 

Stadt  Athen  i.  Altert.  1,  373  ff. ;  Hitzig- Blümner,  30  6%iaaßcc  xccg  xov  &ctlcc[iov  ftvoug  %al  xccg  iad-fjxag 

Des    Pausan.    Beschr.    v.   Griechenl.    1,  240  f.  ;  aitccQd^ccaa  Kaxeipsvöecxo  ' I-jtnolvxov  ßiav,  fragm. 

Fräser,  Paus.  Descr.  of  Greece  2,  243  ff.;  Paidy-  Apollod.  Sabbait,  S.  180,  9  TP.).     Ohne  Zweifel 

Wissowa  1,  2733 f.  {Tümpel).      Der   von   Euri-  führte   sie   dabei  mit  kecker  Stirn   selbst  das 

indes,   Hipp.  24  ff.   mitgeteilten  Legende  nach  Wort  und  nahm  sich  erst  dann  das  Leben,  als 

gründete  Phaidra ,   von  Liebesleidenschaft  er-  Hippolytos  tot  war  und  ihre    Schandthat  ans 

fafst,    diesen   Tempel    an   der   Stelle,   von   wo  Licht    kam    (ytvoidvov    de  xov  ä'pojrog  TTEpicpa- 

man   nach    dem   trözenischen    Lande    hinüber-  vovg   savxijv   ävrjpxrios  'Paidocc,   ebend.    Z.  24; 

schaut;  denn  dorthin  waren  ihre  Gedanken  ge-  vgl.  Apoll,  epit.  a.  a.  O.). 

richtet,   seit    sie  den  Stiefsohn  erblickt  hatte,  Wesentlich    verändert    erscheint    Phaidras 

der     zur     Einweihung     in     die     eleusinischen  40  Charakter    in    dem    erhaltenen    Hippolytos 

Mysterien   herübergekommen   war;   vgl.    Schol.  (oxstpeeviag  oder  axscpavrjrpopog,    auch  (Pcddoa), 

z.  d.  St.;  Diod.  4,  62;  AsJclepiad.  in  Schol.  Odyss.  aufgeführt  Ol.  87,  4  (428).   Ihre  Liebe  erscheint 

l  321.   —   Zwei  Eileithyiabilder  aus  Kreta  in  hier  als  göttliches  Verhängnis,   sie    selbst   als 

Athen,   von   Phaidra  geweiht,   Paus.    1,  18,  5,  Werkzeug    Aphrodites,    die    ihren    Verächter 

s.  0.  Bd.  1  Sp.  1220  Z.  16.  Hippolytos    verderben    will    (vgl.    Hypothesis  : 

Erst  durch  die  Tragödie  erlangte  der  Stoff  ovx  äxoluaxog   ovßcc,    Ttlvgovaa    äs  'AtpooäLxrig 

seine  feinere  Ausbildung  und  weite  Berühmt-  tifjviv).    Dieses  Stück  spielt  in  Trözen,  Theseus 

heit,  sodafs  Paus.  1,  22,  1  sagen  konnte,  sogar.  ist  gerade  aufser  Landes  an  heilige  Stätte  ge- 

jedem  Barbaren,  der  Griechisch  gelernt  habe,  zogen.      Während  seiner  Abwesenheit  steigert 

sei   die  Liebe    der  Phaidra    und  das   Wagnis  5:)  sich    bei    Phaidra    die    lang    gehegte    Liebes- 

ihrer  Amme  bekannt.      Der    erste    Hippolytos  leidenschaft  für   den   Stiefsohn  bis   zu  krank- 

des    Euripides    (später  y.aXv7ix6^svog)   ist  ver-  haften  Erscheinungen;   da   sie   nicht  entsagen 

loren.     Er  mifsfiel  dem  athenischen  Publikum,  kann,    aber  vor  der  Schande   zurückschreckt, 

weil     Phaidra    darin    ihre    Leidenschaft    dem  beschliefst     sie    Hungers     zu     sterben.       Ihre 

Stiefsohne  selbst  bekannte  (ccnpETchg  v.ccl  Y.ccxr\-  Frauenehre,   die  Ehre  ihres  Gatten  und  ihrer 

yopiag  ci^iov  Hypoth.  Eur.  Hipp.  5;  vgl.  Ari-  Kinder  soll  unverletzt  bleiben.    Deshalb  rühmt 

stoph.    Bau.    1043 ff. ,    dazu    Wilamowits ,   Eur.  ihr  selbst  Artemis,   Hippolyts  Freundin,   eine 

Hippol.  S.  45,  47ff.).    Doch  hat  Ooid  im  vierten  gewisse    y£vvca6xr\g   nach    (1300f.).      Da    wird 

Heroinenbriefe  und  besonders  Seneca  in  seiner  ihr    durch    die    besorgte,    aber    gewissenlose 

Tragödie  Phaedra  dieses  Stück  benutzt;    dazu  ijo  Kammerfrau  das  Geheimnis  entlockt,  und   sie 

kommen  die  neuen,   auf  des  Asklepiadcs  Tra-  duldet  (ov%  txoveu  1305),  sich  selbst  betrügend, 

godumena  von  Wagner  zurückgeführten  Apollo-  dafs  diese  für  sie   handelt.     Aber  Hippolytos 

dorauszüge  (s.  dessen  (  Curae  mythographae'  in  weist  die  Kupplerin  entrüstet  zurück,  und  die 

Epit.    Vatic.  1891    S.  140  ff.   und   Bhein.   31ns.  Unglückliche,     Schmach     vor    Augen    (ovnh' 

Bd.  46    S.  394f),    sodafs    unter    Heranziehung  evxlssig  d-txvovps&a  687 f.),  schreitet  nun  wirk- 

der  20  erhaltenen  Fragmente  (Fr.  trag.  Graee.  lieh    zum    Selbstmord.      Um    der  Ehre   willen 

2.  Aufl.  nr.  428  ff.  Naucty  wenigstens  die  Haupt-  (ßat7    zvidsä    (ihv   Ttcaal    TCpoo&sivcct,    ßiov    v.x\ 

züge  des  l7t7iölvxog  xadwtrdfiEi'os erkennbar  sind.  717  ff. ;  vgl.  ?}  d'  evxXsrjg  n^sv  all'  6'ftwg  catollv- 


'2223     Phaidra  (b.  Sophokl.,  Ovid,  Sen.)  Phaidra  (Bedeutung  der  Sage)      2224 

xai    47),    zugleich    um    dem   jetzt    gehalsten  Verfasser    iu    erster    Linie    der    ucdvTCTÖiisvog 

Hippolytos    den    Untergang    zu    bereiten,    be-  des  Euripides   /.um  Vorbilde  diente,   worin  er 

festigt  sie,  bevor  sie  sich  erdrosselt,   an  ihrer  sich    mit    Ovidius    berührt.      Von   Anfang    an 

Hand  einen  Brief,  worin   sie   als  Grund  ihrer  macht  Phaidra  keinerlei  Hehl  aus  ihrer  frevel- 

Verzweiflung  vom  Stiefsohn  gewaltsam  erlittene  haften    Liebe ,    die    sie    mit    der  Untreue    des 

Blutschande  angiebt.     Vgl.  die  treffliche  Ana-  Theseus    entschuldigt    und    als    Erbteil    ihres 

lyse  dieses  komplizierten  Charakters  bei  Wila-  Stammes  betrachtet.     Die  Amme  weifs  bereits 

mowitz  a.  a.  0.  S.  48 ff.  Ältere  Litteratur  darüber  beim  Auftreten  Bescheid  und  sucht  ihre  Herrin 

in  Bartholds  Ausgabe  (Berl.  1880)  S.  XXXIV;  zuerst  auf  dem  Wege  der  Tugend  zu  erhalten, 
dazu  Kalkmann,  De  Hippolytis  Eurip.  S.  14 ff.;  io  Erst  als  sich  diese  zu  töten   droht,   in   immer 

Tuntoni,    De   Phaedrae    indole   et  moribus  in  verzweifelteren  Zustand  gerät  und  als  Jägerin 

Eurip.     Hippolyto     stephaneph . ,     Pisa,     1884  in   die   Wälder    stürzen    will,    entschliefst  sie 

(mir    nur    bekannt    aus    Bursians    Jahresber.  sich  widerstrebend,  den  Hippolytos  anzugehn, 

Bd.  46   S.  291).  und    sucht   ihn,    ohne    ihre  kupplerische   Ab- 

Aus  des  Sophokles  (Paidou  sind  nur  wenige  sieht  deutlich  auszusprechen,  zum  Liebesgenufs 
Bruchstücke erha\ten(Fr.trag.Graec.inr. 616 iL).  anzureizen.  Phaidra  stürzt  heraus,  und  es 
Die  Aufführung  des  Stückes  fällt  jedenfalls  folgt  in  Gegenwart  der  Amme  die  erniedrigende 
nach  der  des  ersten  Hippolytos  von  Euripides  Werbescene  (V.  589 — 718) ,  in  der  das  Original 
und  wahrscheinlich  vor  den  zweiten.  Welcker,  wohl  am  klarsten  hervortritt.  Die  Rache  der 
Griech.  Trag.  1,  394 ff.  meinte,  Phaidras  Cha-  20  Verschmähten  erfolgt  bei  Seneca  mit  Hilfe  der 
rakter  sei  darin  ähnlich  wie  im  cJää.  naXvTtro-  Amme,  die  das  von  Hippolyt  in  der  Entrüstung 
lisvog  geschildert  gewesen  (vgl.  dazu  Rohde,  gezückte  und  dann  weggeschleuderte  Schwert 
Griech.  Roman  S.  31).  Dem  widersprechen  mit  als  Zeugnis  versuchter  Gewaltthat  aufnimmt. 
Recht  Leo  (De  Senecae  trag,  observ.  crit.  174),  Phaidra  verleumdet  nach  Theseus' unvermuteter 
Kalkmann  {De  Hipp.  Eur.  44 ff.),  Wagner  Rückkehr  den  Stiefsohn,  wie  jene  geraten,  er- 
(Cur.  myth.  140f.  144):  Sophokles  wird  das  an-  sticht  sich  aber,  nachdem  seine  zerfleischten 
stöfsig  Aggressive  ihres  Auftretens  bedeutend  Glieder  zurückgebracht  sind,  nach  dem  Ge- 
gemildert haben.  ständnis  ihrer  Schuld   reuevoll  mit  demselben 

Das  Fortleben  der  Sage  in  der  griechischen  Schwerte.  S.  die  Untersuchungen  von  Leo 
und  römischen  Litteratur  hat  ausführlich  Kalk-  30  a.  a.  0.  S.  173  ff. ,  Kalkmann  a.  a.  0.  S.  24  ff. 
mann  a.  a.  0.  S.  55 ff.  behandelt,  ohne  dafs  es  (der  das  Schwertmotiv  auch  dem  Euripides 
ihm  jedoch  gelungen  wäre  den  Stoff  in  einem  zuteilt),  Wagner  a.  a.  0.  S.  140ff.  und  die  In- 
Gedichte des  Kallimachos  nachzuweisen  oder  haltsangabe  von  Ribbeck  a.  a.  0.  3,  59  f. 
sonst  wesentliches  über  seine  Gestaltung  in  Über  die  Bedeutung  der  Sage  s.  o.  unter 
hellenistischer  Zeit  mit  Sicherheit  zu  er-  Hippolytos  Bd.  1  Sp.  2683  f.  Vgl.  auch  Wie- 
schliefsen;  die  Spuren  sind  dafür  nicht  aus-  seier  in  der  Allgcm.  Encyklopädie  von  Ersch 
reichend.  Immerhin  mag  das  Motiv  der  brief-  u.  Gruber  unter  c  Phaedra'  S.  361:  'In  der 
liehen  Annäherung  Phaidras  an  Hippolytos,  Ph.  vereinigen  sich  die  auch  sonst  in  einer 
das  Leo  a.  a.  0.  S  178  auf  Grund  der  Sarkophag-  und  derselben  göttlichen  Person  verbundenen 
darstellungen  nicht  mit  Recht  schon  für  den  40  Eigenschaften  einer  Mond-,  Lust-,  Liebes-  und 
'Iti%.  xcdv7tz6usvos  vermutet,  alexandrinisch  Todesgöttin  (Venus)'.  Ph.  als  Hypostase  der 
sein.  Rohde!  Griech.  Rom.  36,  6  wirft  die  Aphrodite  auch  bei  S.  Wide,  De  sacris  Troe- 
Frage  auf,  ob  es  nicht  von  Lykophron  ein-  zeniorum  etc.  (Upsalae  1888).  Ein  Abbild  von 
geführt  sei,  der  ebenfalls  einen  Hippolytos  Aphrodites  Leidenschaft  für  Adonis  wird  in 
gedichtet  hat.  Verwendet  ist  es  von  Ovidius  der  Phaidrasage  erblickt  bei  Preller- Robert4 
im  vierten  Heroinenbriefe  Phaedra  Hippolyto.  1,  373  (vgl.  Puntoni,  Studi  di  mitologia  I). 
Hier  sind  beide  Stücke  des  Euripides  heran-  Die  'strahlende  Morgenröte'  bedeutet  Ph.  nach 
gezogen,  vorzugsweise  das  erste,  denn  Phaidra  Max  Müller,  Beitr.  zu  einer  wissensch.  Myth. 
wirft  sich  dem  Geliebten  ehrvergessen  an  den  (Lpz.  1899)  2,  203;  die  viel  vertretene  Auf- 
Hals,  wie  im  Y.alvTtx6[i£vog.  Nur  dafs  ein  50  fassung  der  Phaidra  (und  Pasiphae)  als  Mond- 
gutes Teil  Frivolität  auf  eigne  Rechnung  des  göttin  ist  wieder  vorgebracht  in  den  Hippolyt- 
römischen  Dichters  kommen  mag.  Vgl.  die  ausgaben  von  Barthold  (1880)  S.  VI  f.  und 
Besprechung  bei  Ribbeck,  Gesch.  d.  röm.  Dich-  Wecklein  (1885)  S.  1  f . ,  auch  von  Röscher, 
tung  2,  244  ff.  Ein  Brief  der  Phaedra  an  Selene  und  Verwandtes  S.  83  und  Siecke  im 
Hippolytus  von  dem  späten  Vincentius,  Anth.  Archiv  f.  Religionswissensch.  Bd.  1  S.  216.  — 
lat.  nr.  279  R.  Energisch  zieht  dagegen  zu  Felde  Wilamowitz, 

Auch  sonst  tritt  die  Sage  bei  Ovid  (Meta-  Eur.  Hipp.  S.  24.  35  ff.,  der  den  Novellen- 

morph.  15,  497  ff.,  Fast.  6,  737)  auf  und  natür-  charakter  der  Sage  in  den  Vordergrund  stellt 

lieh   auch  bei  andern  Römern,   wie   Vergilius,  und    jenen    Symbolismus    ablehnt.      Ähnliche 
Am.    7,  765 f.   und   Propertius  2,1,  51  f.:    Seu  60  Sagen  lassen   sich    in  gröfserer  Anzahl  nach- 

mihi  sunt  tangenda  novercae  pocula  Phaedrae,  weisen.     So  verleumdet  ihren  Stiefsohn  infolge 

Pocula    privigno   non   nocitura   suo,    wo    das  von  verschmähter    Liebe    das  Kebsweib   eines 

Motiv    des    Liebeszaubers    bemerkenswert    ist  Anagyrasiers ,    der  den  Zorn   des   Heros  Ana- 

(s.  Rothstein  z.  d.  St.).    Auf  die  Bühne  gebracht  gyros  (s.  d.)  auf  sich  geladen  hat;  was  Euripides 

wurde    sie  in  der  Phaedra  des   Seneca.     Das  zur  Ausgestaltung    der  Fabel    seines    Phoinix 

unerfreuliche   Stück  legt  auf   die   Charakteri-  (s.  d.)  benutzt  haben  wird.     Des  Kyknos'  (s.  d.) 

sierung    der   Heldin    besondern   Wert  und   ist  Sohn,  den  Tennes,  sucht  seine  zurückgewiesene 

für  uns  vor  allem  deswegen  wichtig,  weil  dem  Stiefmutter  Philonome  zu  verderben;  den  Phrixos 


!-> 


2225      Phaidra  (Bedeutung  der  Sage)  Phaidra  (in  der  Kunst)           2226 

seine  Stiefmutter  Demodike  (s.  d.).  Ebenso  West,  wie  in  der  älteren  Zeit,  bald  weit 
bandelt,  aus  gleichem  Grunde,  Anteia  (s.  d.)  nacb  dem  Osten  zurück,  wie  seit  der  helle- 
oder  Stbeneboia  (s.  d.)  an  Bellerophontes,  dem  nistischen  Periode,  um  später  wiederum  die 
Lehnsmann  ihres  Gatten  (s.  oben  1  Sp.  769)  ;  umgekehrte  Richtung  einzuschlagen, 
des  Akastos  Gemahlin  (1  Sp.  208f.)  an  dessen  Phaidra  in  der  Kunst.  Vgl.  ""Hippo- 
Gastfreund  Peleus;  Ochna,  ein  tanagräisches  lytos  in  d.  Kunst'  oben  Bd.  1  Sp.  2684 ff. 
Mädchen,  an  Eunostos  (s.  oben  Bd.  1  Sp.  832.  Die  bereits  erwähnte  Darstellung  von  Phaidra 
1406).  Das  Moment  der  verschmähten  Liebe  in  der  Unterwelt  auf  dem  Bilde  Polygnots  in 
fehlt  bei  Idaia,  der  zweiten  Frau  des  Phineus  Delphi  steht  vereinzelt.  Dafs  Ph.  auf  einer 
(s.  d.),  die  von  ihren  beiden  Stiefsöhnen  Ge-  10  Berliner  attischen  Hydria  (Arch.  An::.  1890 
walt  erlitten  zu  haben  vorgiebt.  Dieses  S.  88 f.)  vorkomme,  wird  bestritten.  Von  Wich- 
Motiv  der  Frau  Potiphar  hat  von  Homer  an  tigkeit  ist  ein  Marmorgemälde  von  Hereula- 
immer  neuen  Ausdruck  in  der  griechischen  neum  (Pitture  d' Ercolano  1,4)  aus  augusteischer 
Litteratur  gefunden ,  auf  Grund  ursprünglicher  Zeit,  nach  Robert,  22.  H allisches  Winclel- 
tjberlieferung  sowie  litterarischer  Fortbildung  mannsprogramm  (1898)  S.  14 — 37,  nichts  Ge- 
und  Übertragung.  Die  Versionen  reichen  her-  ringeres  als  die  Kopie  eines  Weihgeschenkes, 
ab  bis  auf  den  von  seiner  Stiefmutter  unnatür-  das  der  Chorege  des  Euripides  im  J.  428  nach 
liehen  Lasters  bezichtigten  schönen  Jüngling  der  preisgekrönten  Aufführung  des  zweiten 
Timasion  von  Naukratis,  mit  dem  Apollonios  Hippolgtos  gestiftet  hat.  Dagegen  sind  von 
von  Tyana  zusammengetroffen  sein  soll  (Phi-  20  A.  Körte,  Deutsch.  Lit.-Ztg.  1899  Sp.  1687 f. 
lostr.,  Vit.  Apoll.  6,3),  auf  Heliodors  Aethiopica  auf  Grund  des  Kostüms  Einwendungen  ge- 
fvgl.  Bohde,  Gr.  Born.  S.  458f.),  wo  Knemon  macht,  der  eine  Datierung  vor  Alexander  ab- 
von  der  Leidenschaft,  den  Bänken  und  dem  lehnt;  aber  Bobert  hält  seinen  Ansatz  mit 
Selbstmord  seiner  Stiefmutter  Demainete  be-  ausführlicher  Begründung  aufrecht  23.  Hell. 
richtet,  auf  Apulejus  (Metam.  10,  2  ff.),  der  Winclelinannsprogr.  (1899)  S.  17  ff  Das  Bild 
die  Unschuld  des  ungerecht  verklagten  Stief-  stellt  eine  Tragödienscene  dar.  rDie  Haupt- 
sohns noch  zu  rechter  Zeit  ans  Licht  kommen  figur  ist  eine  mit  Ober-  und  Untergewand 
läfst,  und  weiterhin.  Rohde  (ä.  a.  0.  S.  31,  4)  [sowie  einem  Kopftuch  aus  feinem  gelben  Stoff 
giebt  zu  bedenken,  ob  die  mannigfachen  Er-  S.  21]  bekleidete  Frau,  deren  langes  rötlich 
Zählungen  von  der  Liebe  der  Stiefmutter  zum  30  blondes  Haar  gelöst  bis  auf  die  Hüften  herab- 
Stiefsohne,  der  Verklagung  des  Tugendhaften  fällt.  Die  Augenbrauen  der  Maske  sind  im 
beim  Vater  u.  s.  w. ,  die  im  Orient  auftreten,  höchsten  Affekt  zusammengezogen.  Die  Ge- 
nicht  durch  die  nach  Osten  gewanderte  Phaidra-  stalt  steht  ganz  in  Vorderansicht ;  das  Gesicht 
sage  veranlafst  sein  könnten  (vgl.  Crusius,  ist  halb  der  rechts  stehenden  Alten  zugewendet, 
Bit.  Centralbl.  1886  Sp.  259 f.).  Dagegen  nimmt  an  die  sie  ihre  Rede  zu  richten  scheint.  Die 
Puntoni  das  umgekehrte  Verhältnis  an.  Er  ausgestreckte  Rechte  weist  gebieterisch  nach 
stellt  a.  a.  0.  S.  109 ff.  eine  Reihe  orientalischer  links,  während  die  nervös  fingernde  Linke  an 
Erzählungen  zusammen,  die  diese  oder  ahn-  dem  Leibe  liegt'  (Bobert  a.  a.  0.  S.  17).  Noch 
liehe  Motive  aufweisen:  das  Märchen  von  den  weiter  rechts  steht  eine  dritte  weibliche  Figur, 
beiden  Brüdern  Anepu  und  Bitau,  überliefert  40  cdas  Haupt  nach  links  gewandt  und  wie  in 
aus  der  Zeit  Ramses  H. ,  die  Geschichte  von  teilnahm  voller  Trauer  ein  wenig  geneigt'.  Dafs 
Josephs  Keuschheit  aus  der  Genesis  (vgl.  Phaidra,  die  Amme  und  die  Chorführerin  im 
Ebers,  Aegypten  und  die  Bücher  Moses  S.  314)  Theaterkostüm  dargestellt  sind,  ist  nicht  sicher, 
mit  ihren  Ausläufern  bei  Arabern,  Persernu.  s.w.,  aber  wahrscheinlich.  Feuerbuch  meinte,  Ph. 
die  Erzählung  vom  Königssohne  Sijawusch  verfluche  hier  die  Alte  nach  dem  abgewiesenen 
und  seiner  Stiefmutter  Sendabeh  aus  Firdusis  Antrag  (V.  682 ff.).  Hell) ig,  sie  sei  im  Abgehen 
Königsbuch,  die  aufserordentlich  verbreitete  begriffen  und  teile  dem  Chore  ihre  Absicht  zu 
indische  Rahmenerzählung  der  Sieben  weisen  sterben  mit,  Bobert,  sie  weise  die  Amme  von 
Meister,  die  in  später  Form  aus  dem  syrischen  hinnen  (V.  706 ff.).  Erst  in  der  Diadochen- 
Hierapolis  vorliegende  von  Kombabos  (Ps.-Ln-  50  periode  scheint  weiterhin  ihr  Schicksal  von 
cian,  De  dea  Syria  23:  Tor'Ellr]VEg  U&svsßoLvg  Künstlerhand  dargestellt  zu  sein;  anregend 
TtBQL  Isyovai  xal  <f>cci§Q7]s  tfjg  KvcoGa'nqg ,  und  mafsgebend  war  ohne  Zweifel  auch  hier 
tcovto  kccl  'AaavQioL  ig  £xQ<xToviy.r\v  [iv&oXo-  als  Lieblingsdichter  der  Zeit  Ku ripides.  Vasen- 
yiovßt)  u.  a.  Diese  zuletzt  erwähnte  Geschichte  bilder  sind  freilich  kaum  zu  verwerten.  Ein 
von  Kombabos,  meint  Puntoni,  hänge  mit  apulischer  Krater  aus  der  Sammlung  Fittipaldi 
dem  Mythos  von  Adonis-Tammuz  zusammen  (Monum.  Ann.  Bull.  d.  Inst.  1854  Taf.  16), 
ebenso  wie  die  ägyptische  von  den  zwei  jetzt  im  Brit.  Mus.  (F  272),  ist  zuerst  von 
Brüdern  und  die  meisten  anderen  orientalischen  Heydemann  (Arch.  Ztg.  1872  S.  158  ff.)  auf 
und  griechischen  dieser  Art.  Insbesondere  sei  unsre  Sage  bezogen  worden;  er  zeigt  nach  ihm 
der  semitische  Mythos  von  Adonis  und  Aphro-  60  1.  Phaidra  sitzend,  in  Gram  versunken,  auf 
dite  mit  dem  vom  trözenischen  Hippolytos  die  ein  Eros  zufliegt;  hinter  ihr  die  Amme  ihr 
verknüpft  worden.  Wir  halten  diese  Vermutung  zuredend,  vor  ihr,  in  der  Mitte,  zwei  Diene- 
nicht  für  erwiesen  und  vermögen  nur  Zu-  rinnen  vor  einer  Kline,  r.  eine  dritte  im  Ge- 
sammenhänge  des  in  der  Phaidrasage  hervor-  spräcb  mit  einem  älteren  Manne.  Doch  ist 
tretenden  Novellenmotivs  mit  dem  Orient  an-  entschiedner  Widerspruch  gegen  diese  Deutung 
zuerkennen.  Je  nach  den  wechselnden  Kultur-  erhoben  von  Bobert,  22.  Hallisches  M'iwl:rl- 
strömungen  der  Jahrhunderte  führt  der  Weg  mannsprogr.  (1898)  S.  11,  der  einen  Zusammen- 
auch    dieser    Erzählung    bald    von    Ost    nach  hang  mit  der  den  unteren  Streifen  bildenden 


2227  Phaidra  (in  der  Kunst) 


Phaidra  (in  der  Kunst)  2228 


Sarkophag  in  der  Ermitage  zu  St.  Petersburg.     Anwesend:  Phaidra 
Amme,  5  Mägde,  Eros  (nach  Monumenti  dell'  Institute  VI  tav.  2). 


2)  Sarkophag  im  Dome  zu  Oirgenti. 
Anwesend:  Phaidra,  Amme,  7  Mägde,  Eros. 


Hauptscene  (Peirithoos  befreit  seine  Braut 
von  dem  Kentauren)  für  zweifellos  erklärt. 
Dafs  die  Darstellung  einer  Vase  von  Adernb 
(Bevmdorf,  Griech.  n.  siz.  Vasenb.  Taf.  45, 1; 
vgl.   S.   98; ,    verhüllte    Frauengestalt    auf 
einem  Thronsessel ,   r.  eine  Frau,   die    der 
Bekümmerten  ein  halbgeöffnetes  Schmuck- 
kästchen hinhält,  1.  eine  jüngere  tröstende 
^  Genossin,     auf    die    liebeskranke    Ph.    zu 
deuten  sei,  ist  ebenfalls  unwahrscheinlich. 
Auf  verlorene  Kunstwerke 
der  hellenistischen  Zeit  weisen 
besonders     Wandbilder     und 
Sarkophage.   Von  den  erhalte- 
nen Wandgemälden,  die  in 
Betracht     kommen,     ist     das 
älteste  pompejanisch,  aus  der 
Zeit  des   dritten  Stiles  (publ. 
von  Sauer,  Hörn.    MM.    1890 
Taf.  2  S.  17 ff.;  vgl.  Kalkmann, 
elend.  1891  S.  246  ff.)    Es  stellt 
Ph.  unruhig  auf  ihrem  Sessel 
im  Zimmer  sitzend  dar,  wäh- 
rend die  Amme  mit  Schreib- 
tafel und  Griffel  1.  vor  ihr  steht, 
r.    eine   jugendliche  Dienerin 
mit  einem  Korbe    Die  übrigen 
Wandbilder    sind    aufgezählt 
bei  Jahn,  Arch.  Seitr.  316 ff.; 
Stephani,   Compte-rendu  pour 
l'annee    1863    S.   177;    Kalk- 
mann, Arch.  Ztg.  1883  Sp.  66. 
130  ff. ;    Puntoni,    Le   rappre- 
sentanze    fgurate    relative    al 
mito  dl  Ippollto  (Annall  della 
R.  Scuola  norm.  sup.  di  Pisa 
vol.  7,  1884)  S.  41  f.;  vgl.  59 ff. 
Das  figurenreichste  von  ihnen 
stammt  aus  den  Thermen  des 
Titus  in  Rom  (abgeb.  oben  Bd. 
1  Sp.  2686).   Es  entspricht  dem 
4.  pompejanischen    Stile    und 
zeigt  r.  Ph.  mit  Stephane,  thro- 
nend, das  Kinn  sehnsuchtsvoll 
auf  die  r.  Hand  gestützt,  von 
drei  Mägden   umgeben;  wäh- 
rend 1.  Hippolytos  im  Begriff, 
mit  drei  Gefährten,  Rofs  und 
Hunden  auf  die  Jagd  zu  ziehen, 
von  der  in  der  Mitte  auf  ihn 
zutretenden  Amme   angeredet 
wird.       Ein    flügelloser    Eros 
neben  ihr  verbindet  mit  spre- 
chender   Geberde    die    beiden 
Scenen.      Ein    anderes    römi- 
sches Wandgemälde  (&  Kalk- 
mann)   hat    nur    4    Personen, 
r.  die  traurige  Ph.,  das  Haupt 
auf  den  1.  Arm  gestützt,  ge- 
tröstet von  einer  Dienerin  hin- 
ter ihr.    Sie  richtet  den  Blick 
nach    1. ,    wo    mit    erhobener 
Linken  Hippolytos  die  Amme 
zurückweist;  zu  seinen  Füfsen 
liegt  die  von  ihm  weggeworfene 
geöffnete   Schreibtafel.     Wei- 
tere Bilder  aus  Pompeji  und 
Herculaneum  beschränken  die 


2229  Phaidra  (in  der  Kunst) 


Phaidra  (in  der  Kunst)  2230 


Antragsscene  fast  durchweg-  auf  die  drei 
Hauptfiguren .  In  verschiedener  Weise  giebt 
auf  ihnen  Ph.  ihrem  Schmerze  oder  ihrem 
Verlangen  Ausdruck;  die  Amme  überreicht 
den  Brief,  einen  diriffel  in  der  andern  Hand 
haltend  (c  Kalkm.),  oder  sucht  durch  Geberden 
den  Hippolytos  zu  überreden  oder  zurück- 
zuhalten, der  ablehnt  oder  auf  bricht.  Auf 
dem  ponipejanischen  Wandbild  Arch.  Ztg.  1883 
Taf.  9,  2  steht  Ph.  mit  schmerzlich  gesenktem  10 
Haupte  1.  dem  auf  einem  Felsen  sitzenden 
Hippolyt  gegenüber,  hinter  dem  sich  r.die  Amme 
befindet,  die  die  Linke  auf  seine  1.  Schulter  legt, 
während  sie  mit  der  Rechten  auf  Ph.  weist.  - 
Auf  dem  ponipejanischen  Gemälde  Nr.  253 
Heibig  ist  gewifs  nicht  die  dem  Geliebten  auf 
die  Jagd  nachgeeilte  Ph.  zu  erkennen,  wie 
Kalkmann  a.  a.  0.  Sp.  132  ff.  vermutet,  son- 
dern Artemis,  der  von  Hippolyt  Phaidras  An- 
sinnen im  Waldgebirge  mitgeteilt  wird,  Petersen,  20 
Rom.  Mut.  1899  S.  91  ff.  -  -  Aufserhalb  dieses 
Kreises  steht  die  zum  Selbstmord  entschlossene 
Phaidra  unter  den  Heroinen  des  Wandgemäldes 
von  Tor  Marancio  in  der  vatikanischen  Biblio- 
thek. Der  Cyklus  wird  von  Heibig,  Führer2 
2,  168  dem  3.  Jahrhundert  n.  Chr  zugeschrieben 
und  auf  ein  vortreffliches  alexandrinisches  Ori- 
ginal zurückgeführt.  FEDRA  ist  dargestellt, 
wie  sie  in  der  krampfhaft  geschlossenen  Hand 
das  Seil  hält,  mit  dem  sie  sich  erdrosseln  will  30 
(vgl.  Puntoni  a.  a.  0.  S.  79 f.).  S.  auch  Antonius, 
Id.  6,  32:  Respicit  abiectas  desperans  Phaedra 
tabellas :  Haec  laqueum  gcrit. 

Sehr  häufig  erscheint  die  Sage  auf  Sarko- 
phagen. Eine  auf  Kalkmanns  eingehenden 
Untersuchungen  beruhende  Gruppierung  der 
wichtigsten  Hippolytsarkophage  s.  o.  bei  Sauer 
Bd.  1  Sp.  2685.  Sauer  hat  später  gelegentlich  der 
Besprechung  eines  ponipejanischen  Wandgemäl- 
des eine  neue  Klassifikation  aufgestellt  (Rom.  40 
Mitt.  1890  S.  21),  wogegen  von  Kalkmann  mit 
Recht  Widerspruch  erhoben  ist  (ebend.  1891  S. 
246).  Bald  nach  den  früheren  Untersuchungen  des 
letzteren  veröffentlichte  unabhängig  davon  Pun- 
toni eine  sehr  ausführliche  Behandlung  des 
gesü>m.tenMa,terials(Rap2)resentanzefigurateetc), 
die  die  Anregungen  systematisch  feststellt, 
welche  die  einzelnen  Scenen  der  erhaltenen 
Tragödie  des  Euripides  den  Künstlern  bieten 
konnten,  und  vorzugsweise  die  Entwickelungs-  50 
geschichte  der  zahlreichen  römischen  Reliefs 
klarzustellen  sucht.  Vor  allem  mufs  aber  auf 
den  betr.  Band  der  Antiken  Sarkophag-Reliefs 
von  Robert  verwiesen  werden ,  dessen  Erscheinen 
demnächst  zu  erwarten  steht.*) 

Auf  den  beiden  schönsten  Exemplaren,  den 
Sarkophagen  in  der  Ermitage  zu  St.  Peters- 
burg und  im  Dome  zu  Girgenti  (AB  Kalkm.; 
vgl.  deren  ausgezeichnete  Erklärung  von  Brunn, 
Annali  1857  S.  36  ff.  =  Kl.  Schriften  1,  19  ff.  60 
und  die  nebenstehenden  Abbild.  1  u.  2),  die  zu- 
gleich am  meisten  an  griechische  Art  erinnern, 
ist  die  liebeskranke  Phaidra  unter  ihren  Die- 
nerinnen auf  der  rechten  Schmalseite  dar- 
gestellt, während  auf  der  Vorderseite  dem  in 

*)  Der  Verf.  ist  Herrn  Prof.  Robert  für  zeitweilige 
Überlassung  der  betr.  Tafeln  und  einige  Nachweisungen 
zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet. 


der  Mitte  seines  Jagdgefolges  stehenden  Hippi >- 
lytos  von  der  Amme  der  Antrag  gemacht 
wird.  Das  rätselhafte  Leiden  der  Herrin,  das 
durch  viele  feine  Züge  in  Ausdruck,  Stellung, 


Kostüm  u.  s.  w.  charakterisiert  ist.  sucht  die 
Umgebung  durch  Lüften  des  Schleiers,  Zu- 
fächeln von  Luft  oder  Stützen  des  Armes  und 
Lautenspiel  zu  lindern;  die  Amme  spendet  be- 


2231           Phaidra  (in  der  Kunst)  Phaino                         2232 

sorgten  Zuspruch  (auf  dem  Petersburger  Sar-  Stelle  erwähnten  pompejani sehen  Bildes  des 
kophag  ergänzt  sie  Sauer  mit  Diptychon).  3.  Stils  ein  berühmtes  Gemälde  rekonstruieren 
Auch  die  übrigen  Reliefs  zeigen  Ph.  sitzend,  zu  können,  das  die  Überredung  Phaidras  durch 
kummervoll,  z.  T.  in  Verzweiflung;  einige  die  Amme  zum  Gegenstand  gehabt  habe  und 
schildern  mehr  die  Königin  als  die  Leidende.  dessen  Einflufs  aufser  A  noch  eine  Reihe  von 
Sie  erscheint  auf  ihnen  mit  ihrer  Umgebung  Sarkophagen  erkennen  lasse ,  während  er  ander- 
nicht  auf  einer  Schmalseite,  sondern  in  der  seits  B  und  andre  Exemplare  auf  das  erste 
Hauptdarstellung,  in  einigen  Fällen  (C  L)  E)  Erscheinen  der  leidenden  Königin  im  erhaltenen 
an  der  rechten  Seite  derselben,  meistens  ganz  Hippolyt  des  Ewipides  zurückführen  wollte, 
links;  Gegenseite  und  Mitte  werden  von  Hippolyt  10  Von  Euripides  hängen  natürlich  im  letzten 
und  seinen  Begleitern  in  Anspruch  genommen.  Grunde  alle  diese  Werke  ab,  das  hat  schon 
Bei  dieser  Zusammenrückung  ist  die  Zahl  der  Jahn  a.  a.  0.  S.  322  ausgesprochen  (vgl.  Wila 
sie  umgebenden  Mägde  beschränkt  worden  :  mowitz  a.  a.  0.  S.  56).  Dafs  auch  der  'Imr. 
während  es  aufser  der  Amme  auf  A  5,  auf  zalv7tr6iii-vog  eingewirkt  habe,  woran  schon 
B  7  sind,  kommen  später  höchstens  3  vor;  Leo  glaubte  (a.  a.  0.  178 f.),  verteidigt  Kalk- 
meist  sind  es  2 ,  mitunter  nur  eine.  Auf  einem  mann,  De  Hipp.  Eur.  S.  38 ff.  Er  erblickt 
Neapler  Sarkophag,  dessen  Kenntnis  ich  C.  Robert  auf  der  rechten  Seite  der  Hauptdarstellung  von 
verdanke,  steht  ein  bärtiger  Mann  im  Mantel  FG  eine  Wiedergabe  der  Schlufsscenen  des 
hinter  Phaidras  Sessel.  Auf  I)  ist  die  Phaidra-  Stückes:  den  Botenbericht  an  Theseus  und  1. 
gruppe  rechts  noch  fast  selbständig;  auf  C  20  davon  eine  Dienerin  mit  einem  Kinde  Phaidras 
schauen  die  Herrin  sowie  die  um  sie  beschäf-  auf  dem  Arme  und  den  Pädagogen ,  die  Phaidras 
tigte  Dienerin  und  Amme  nach  1.  auf  Hippo-  soeben  erfolgten  Tod  zu  berichten  kommen 
lytos;  E,  ein  Sarkophag  in  Villa  Albani  (s.  die  (vgl.  Wagner,  Cur.  mythogr.  S.  144).  Freilich 
Abbild.  3),  bietet  eine  Doppelscene.  Hippolytos,  kann  die  Annahme  nicht  als  sicher  gelten;  auch 
von  dem  Liebesverlangen  der  Stiefmutter  in  diese  Gruppierung  kann  erst  der  bildenden  Kunst 
Kenntnis  gesetzt,  zeigt  sich  entsetzt  im  Kreise  angehören,  die  sich  bei  diesem  Stoffe  so  manche 
seiner  Jagdgenossen  ;  auf  E  wird  der  Antrag  Freiheit  erlaubt  hat.  —  Ein  von  einem  gewissen 
durch  die  Amme  noch  besonders  vorgeführt.  Timotheos  gestiftetes  Gemälde  will  Chorikios 
Die  zahlreichen  Exemplare,  auf  denen  Ph.  zur  in  Gaza  gesehen  haben  und  beschreibt  es  aus- 
Linken  thront,  verbinden  die  beiden  Scenen  30  führlich  (Mai,  Spicil.  Born.  5,  428 ff. ;  S.  156 ff. 
von  E ,  indem  sie  die  Amme  nur  einmal  dar-  ed.  Boissonade).  Das  Hauptbild  habe  aus  zwei 
stellen,  und  zwar  von  Ph.  weggewendet  mit  Scenen  bestanden:  1)  Phaidra  mit  Umgebung 
Hippolytos  verhandelnd ,  der  ruhig  vor  ihr  im  Palaste,  den  Liebesbrief  schreibend,  neben 
steht  (z.  T.  mit  Diptychon)  oder  mehr  oder  ihr  Theseus  Siesta  haltend,  2)  Antragsscene 
weniger  lebhaft  seine  Entrüstung  zu  erkennen  auf  der  Jagd,  die  Amme  wird  zur  Strafe  von 
giebt  oder  schon  zum  Abgang  bereit  ist.  Die  einem  jungen  Sklaven  geprügelt,  während  ein 
Königin  selbst  schaut  nach  der  entgegen-  alter  sie  schützen  will.  [J.  Iiberg.] 
gesetzten  Seite  auf  FG  und  auf  den  meisten  Phaidros  ((freadoog).  Bei  Lyk.  680  heilst  Her- 
Sarkophagen  (KHIO PM)  der  späteren  Gruppe,  mes  Kräpog  .  .  NcDvaxpidTTjg  Tgixeqxxlog  $ai- 
die  rechts  eine  architektonisch  abgetrennte  40  dpbg  d-tog,  nach  Tzetz.  und  Schal.  Marc.  z.  d. 
Jagdscene  haben,  etwas  mehr  nach  vorn  auf  St.  (p.  133  Kinkel)  ist  (PcaSoög  =  Asvnög,  Kult- 
dem  Exernplar  aus  dem  afrikanischen  Tripolis  name  des  Hermes  in  Boiotien;  vgl.  Bd.  1  Sp. 2349, 
in  Konstantinopel,  Bull,  de  corr.  hellen.  1889  60 f  Bd.  2  Sp.  2011,  24ff.  --  Holsinger  zu  Lyl: 
S.  328 ff.  pl.  4  (Lechat);  Joubin,  Monum.  fun.  a.  a.  0.  verweist  auf  den  Hermes  qxxidgog  bei 
du  Mus.  imp.  ottom.  (1893)  S.  18  Nr.  40.  Auf  Maneth.  3(2),  346  und  Maxim.  Philos.  541 
andern  Exemplaren  derselben  Gruppe  (LN)  (Poet,  bucol.  et  didact.  ed.  Köchly^.  113).  [Höfer.] 
blickt  sie  nach  dem  Geliebten  hin,  auf  einem  Phainarete  s.  Phartis. 

Sarkophag  in  Arles  (s.  darüber  Bobert,  Hermes  Phaini(p)pos  s.  Phaidimos  nr.  3  u.  Phanos 

29    [1894]    S.    430;    H    Bazin,    Arles    Gallo-  nr.  2. 

"Romain  1896  S.  101  Nr.  .19)  die  linke  Hand  50  Phaino  (<f>aivin),  1)  Okeanide,  Gespielin  der 
auf  die  Brust  drückend.  Über  den  griechischen  Persephone,  Hom.  Hymn.  5  (in  Cer.),  418.  Paus. 
Sarkophag  W  in  Konstantinopel  s.  o.  Bd.  1  4,  30,  3.  Braun,  Gr.  Götterl.  §  174  (das  Sinn- 
Sp.  2685  Z.  24;  Bull,  de  corr.  hellen.  1889  bild  der  Quelle).  [Stoll]  -  2)  Vielleicht  Bei- 
S.  319  ff.  pl.  5  (Lechat).  name  der  Artemis  auf  einer  ionischen  Elektron- 
Mehrfach  hat  man  versucht,  aus  den  Wand-  münze  des  7.  Jahrh.  im  Brit.  Museum,  auf 
bildern  und  Sarkophagreliefs  auf  Originalwerke  deren  Vorderseite  ein  weidender  Hirsch  mit 
zu  schliefsen  und  den  Zusammenhang  mit  der  der  linksläufigen  Umschrift  in  altionischen 
Tragödie  festzustellen.  Kalkmann  vermutete  Charakteren  <I>cavog  tut  avua  =  d>cavovg  siul 
als  Vorbild  ein  hellenistisches  Gemälde,  auf  afjficc  erscheint.  Vgl.  Fränkel,  Arch.  Ztg.  1879 
dem  die  liebeskranke  Ph.  und  der  Antrag  der  eo  (37)  S.  27  ff.  mit  weiteren  Litteraturangaben. 
Amme  getrennt  behandelt  gewesen  seien  (Arch.  [Weil,  Berl.  Piniol.  Wochenschr.  1898  Sp.  1337. 
Ztg.  1883  Sp.  138  u.  Böm.  MM.  1891  S.  246ff.;  0.  Hoffmann,  Gr.  Dial.  3  (1898),  78  nr.  175. 
vgl.  Conze,  Böm.  Bildw.  einheim.  Fundorts  in  Nach  Babelon ,  Bev.  numism.  13  (1895),  329 
Österr.  S.  9  ff.).  Die  Verschmelzung  beider  steht  auf  der  Münze  $avvovg,  vgl.  Hoff'mann 
Scenen  sei  unabhängig  auf  Wandbildern  (vgl.  a.  a.  0.  390.  S.  auch  Hill,  Handbook  of  greek 
das  der  Titusthermen  i  und  Sarkophagen  er-  and  romain  coins  (1899)  S.  79  Amn.  3.  Babelon, 
folgt.  Dagegen  hat  Sauer  gemeint  (Böm.  Trade  des  monn.  grecques  et  rom.  1,  382.  S.  aber 
Mut.  S.  17 ff.),   auf  Grund  des  oben  an  erster  auch  Head,  Hist.  nu/m.  526.  Höfer.J    |l*oscher-] 


2233  Phainops  Phakelitis  2234 

Phainops   (<&cclvoip,    -onog,    Suhl,    'kaivcoip),  wie   die  Münzen   mit  der  Legende  J0HAXA3D 

1)   Sohn    des  Asios    aus  Abydos,   Freund   des  Read,  Hist.  num.  401  Fig.  255.     Cat.  of  greek 

Hektor,  Vater  der  vor  Troja  kämpfenden  Xan-  coins,  Brit.  Mus.,  Crete  etc.  63,  18  pl.  15,  10, 

thos  und  Thoon,  II,  5,  152.  17,  583.    Tzetz.  Hom.  Macdonald,  Cat.  of  greek  coins  in  the  Htiuler. 

67.   —   "2)   Vater  des  Pkorkys,   des  vor  Troja  coli.  2, 193,  4)  — ,  abzuleiten  von  fsXx  'glänzen', 

kämpfenden  Anführers  der  Phryger,  77.  17,  312;  das  in  der  Form  J-Xsk   auch  in    dem   Götter- 

vgl.  H.  2,  862.     [Stoll.]  namen   'HfXtxTcoQ   'TiteoLav    und    in    'HXixtQu 

Phaiiiylios   ($uivvXiog),   nach   Hesych.   s.  v.  erscheine,    entspreche   lautlich   dem  ital.   Vol- 

uvou.a  ijQcoog.     Schmidt  z.  d.  St.  vermutet  $ca-  canus  =  Vulcanus,  dieser  aber  wieder  in  seinem 
vvXog.     [Höfer.]                                                          io  Wesen  dem  griech.  "H-cpcaorog,  das  zweite  Ele- 

Pliaio  (3>caa>),  eine  der  Hyades  (s.  d.),  Hesiod  ment  dieses  Götternamens  aber  bilde  den  Städt- 
er. 14  Bz.  im  Schol.  Arat.  Phaen.  254  (Comment.  namen  (I'caavog,  wo  der  sonst  r'H-(paiarog  ge- 
rn Arat.  reliquias  ed.  Mafs  p.  386).  Pherekydes  nannte  Gott  als  fsX%ccvog  =  Volcanus  verehrt 
bei  Hygiu.  poet.  astr.  2,  21.  Schol.  German.  worden  sei.  Gegen  diese  Auffassung  erhebt 
Arat.  ed.  Breysig  p.  75,  4  und  wohl  auch  im  Widerspruch  A.  Döhring,  Jahrb.  f.  Jclass.  Phil. 
Schol,  Hom.  11.  18,  486  (C.  Müller,  F.  H.  G.  1  153  (1896),  113  mit  der  richtigen  Bemerkung, 
p.  84.  Maafs  a.  a.  0.  389),  vgl.  Bobert,  Era-  dafs  es  doch  wunderbar  sei,  wenn  gerade  in 
tosthenes  108.  237.  0.  Müller,  Prolegom.  192 f.  derjenigen  Stadt,  die  nach  Hephaistos  benannt 
H.  Küentzele,  Über  die  Sternensage))  d.  Griechen  wäre,  dieser  Name  des  Gottes  durch  den  anderen 
1,  21ff.  Für  die  Bd.  1  Sp.  2752,  61ff  2756,  61f.  20  fiX^avog  verdrängt  sein  sollte;  auch  könne 
als  unrichtig  erklärte  Ableitung  des  Namens  der  Name  der  kretischen  Stadt  nicht  von  den 
'TdSsg  von  vg  tritt  neuerdings  wieder  mit  Ent-  übrigen  gleichnamigen  Städten  getrennt  werden, 
schiedenheit  ein  G.  Thiele,  Antike  Himmels-  und  andererseits  bedürfe  deren  Verhältnis  zu 
bildcr  2  u.  Anm.  2,  während  Usener,  Götter-  dem  Personennamen  (fralorog  ebenfalls  der  Auf- 
namen  45 f.  unter  Annahme  der  Ableitung  von  klärung,  was  jedoch  mit  unsern  Mitteln  nicht 
"T^g-Dionysos  (vgl.  Bd.  1  Sp.  1048,  51  ff.  2754,  mehr  möglich  ist.  —  2)  Sohn  des  Boros  aus 
58  ff.)  die  Hy ades  als  ^ccivdäeg,  ßd.K%ui  (vgl.  Bd.  2  Tarne  in  Maionien,  Bundesgenosse  der  Troer, 
Sp.  2243 f.)  deutet.  Auf  die  Nameusähnlichkeit  von  Idomeneus  getötet,  Hom,  II,  5,  43.  Tzetz. 
mancher  Hyaden  und  der  bei  Nonnos  Dionys.  Hom.  57.  Eust.  ad  Hom.  II.  520,  11.  Hero- 
vorkommenden  Bakeken  verweist  B.  Kölder,  30  dian  ed.  Lentz  1,  217,  9.  2,  36,  2.  47,  35. 
Über  die  Dionysiaka  des  Nonnos  49.  Über  die  [Höfer. J 
singulare  Sage  von  Lamos  als  Vater  der  Hya-  Phaisyle  (ß>aiavXr\  ),  Hyade.  Aufser  den  oben 
den  und  über  die  in  gehörnte  Kentauren  ver-  s.  v.  Phaio  benannten  Belegstellen  s.  Hyg.  f. 
wandelten  Söhne  der  letzteren  s.  Köhler  a.  a.  0.  192.  Bei  Pherekydes  im  Schol.  Hom.  11.  18, 
19.  48.     [Höfer.]  486.      Eust,   ad   Hom.   11.  1155,  62.     Eudocia 

Phaiokomes   (4>aio-/td(i?js),    ein  Kentaur   auf  407  p.  688  Flach  (und  dazu  A.  Belim,  Mythogr. 

der   Hochzeit    des  Peirithoos,    der   durch    den  Unters,  über  griech.  Sternensagen  [Progr.  Wilh.- 

Wurf  eines   gewaltigen  Klotzes   den   Lapithen  Gymn.  München  1896]  S.  14 ff.  47),  wo  AiavX)] 

Tektaphos,   Sohn   des  Olenos   (so  statt  Phono-  steht,   schreibt  Bobert,  Eratosth.  108  und  mit 

lenides),  tötete,  dann  aber  von  Nestor  mit  dem  40  ihm  C.  Luetke,  Pheresydea  (Diss.  Götting.  1893) 

Schwerte  erlegt  wurde,  Ov.  Met.  12,  431  ff.  S.  14  <frai6vXi],  während  Lobeck,  Pathol.  Proleg. 

[Stoll.]  124  (vgl.  aber  auch  Pathol,  Eiern,  1,  136)  jenes 

Phaistos    [ßcdOTog)    1)   Sohn    des    Herakles,  für  die  richtige   Form  zu  halten   scheint  und 

der  in  Sekyon,   wo  Herakles  bisher  als  Heros  von  ai'avXog  ableitet.     [Höfer.] 
verehrt  worden  war,  die  Bestimmung  traf,  ihm  Phake  (ß>axfj),  Schwester  des  Odysseus,  die 

als  Gott  zu  opfern,  Paus.  2,  10,  1;    sein  Sohn  nach  anderen  Kallisto  hiefs,  Mnaseas  (F.  H.  G. 

war  Rhopalos   (s.  d.),   Paus.  2,  6,  7,  während  3,  152 1  nach  Lysimachos  (ebend.  339)  bei  Athen. 

Steph.  Byz.  s.  v.  $caoz6g  (=  Eust.  ad  Hom,  Tl.  4,  158  c—d.     Eust.  Hom,  Od.  1572,  52 f.     Die 

313,    16)    ihm    diesen  zum   Vater  giebt.     Auf  Vermutung  von  Lehrs,  Bh,  Mus.  1869,  617  = 

Geheifs   des   Oi-akels    wanderte  er  nach  Kreta  50  Kleine  Schriften  327,  gebilligt  von  Kaibel,  Index 

aus  und  gründete  dort  Phaistos,  Paus.  2,  6,  7.  nom.  zu  Athen,  p.  773,  dafs  für  «Pa-jc//  zu  lesen 

Steph,  Byz.  a.  a.  O.;  vgl.  Hock,  Kreta,   2,  434.  sei  'I&uxrj,  läfst  den  Zusammenhang  bei  Atlieu. 

O.  Müller,  Dorier  1,  79  f.,  E.  Meyer,  Gesch.  d.  a.  a.  0.  aufser  acht.    Vgl.  den  Phöniker  Q>anäs 

Altert.   2,   170  S.  261.     Busolt,   Griech,  Gesch.  Bd.  2  Sp.  308,  34 ff.  und  <Pa%ri  als  Beinamen  des 

l2,   332,   2.     Der  Name    des   Heros    sowie   der  Hegemon  aus  Thasos,  Athen,  1,  5  b.  9,  406  e  f; 

der    Stadt   ((fruioxög    accentuiert),   zur    Wurzel  s.  auch  Murr,  Die  Pflanzenwelt  in  d.  gr.  Myth. 

tpcad-Qog  gehörig,  bedeutet  'glänzend',  Baunack,  168.     [Höfer.] 

Stud,  auf  d.  Gebiete  des  Griech.  289,  vgl.  E.  Cur-  Phakelitis  ($«Kilf«s\  Beiname  der  Artemis, 

tius,  Ges.  Abhandl.  1,  161.    Nach  Fick,  Bezzen-  abgeleitet  von   cptcKzXog  lat.  fascis  (vgl.  K.  F. 

berger  Beiträge  3   (1879),    167   soll   der  Stadt-  60  Johansson,  Kuhns  Zeitschr.  36  [1900],  362,  1), 

name  Phaistos  zusammenhängen  m\k"'H-(pca6tog  weil  Orestes  das  taurische  Idol  cfasce  lignorum 

(vgl.  Bezzenberger,  Bezzenb.  Beitr.  2,  155.    Fick  tectum'  fortgeschafft  und  entweder  in  Khegion 

ebend.  18,  141.  Fick-Bechtel,  Die  gr.  Personen-  {Pompouius  Sabinus  ad  Verg.  Aen.  2,  115;  vgl. 

namen  440):  der  Stadtgott  von  Phaistos,  fiX-  Probus  ad  Verg.  Bucol.  2  p.  348  Liou  und  dazu 

%uvog  (s.  Bd.  1   S.  1609    s.  v.   Gelchanos    und  Holm,  Gesch.  Sicil.  1,  354.    Tli.  Zielinski,  Neue 

dazu    Gerhard,    Ges.    akad.   Abh.   1,    315,   54.  Jahrb.  f.  d.  Mass.  Altertum  2.  Jahrg.  Bd.  3  (1899), 

Halbherr,     Monumeuti    antichi     1,     98,     100.  166  Anm.  2  zu  S.  165;   vgl.   auch  Thuk.  6,44. 

Keil,  Gott.  Gel.  Nachr.  1895,  361  Anm.  1,  so-  Hypoth.  Iheokr)  oder  in  Artemision  (Appian,  b.  c. 


2235                   Phakyllanios  Phalakros                      2236 

5,  116)  östlich  von  Mylä  am  Flusse  Phacelinus  Hiller  v.  Gaertringen,  Hermes  36  (1901),  452  ff. 

CVib.  Sequest.  p.  16  ed.    Oberl.   =   Geogr.  Lat.  dagegen  liest:  2Zoi,Kvq>c(Qi6cicpü  Kvllävtiu.  s.w. 

min.  ed.  Biese  p.  150;  in  den  von  ihm  gestifteten  im  Epigramm,  und  in  der  Widmung  [T]i[(iav 

Tempel   der  Artemis  weihte,  s.  aul'ser  obigen  Aiov]v[d]og     [Eppich]    Kv(paQtaa[tcpäi]     sv%dv, 

Stellen  Lucilius   Sat.    3,   91    p.  11    Lachmann  erkennt  also  eine  Widmung  an  Hermes  Kvlld- 

(=  Probus  a.  a.  0.)  Serv.  Praef.  ad  Verg.  Buc.  viog  mit  der  Epiklesis   Kvcpupi60icpüg,  das   er 

p.  95  Lion.     Sil.  Ital.  14,  260.      Holm  a.  a.  0.  als  Kurznamen  zu  einem  nicht  belegbaren,  aber 

1,  50.  345.    Auch  nach  Aricia  verlegte  man  den  sehr    wohl    denkbaren   Vollnamen    Kvnupiaoi- 

Kult  der  Artemis  Phakelitis,   indem  man   sie  cpdvng  f  der  in  der  Erpresse  erschienene'  deutet, 
mit  der  Diana  Nemorensis  (Bd.  1  Sp.  1004)  ver-  10  Als  Parallele  führt  er  den  Dionysos  Platanistes 

mengte,   Serv.  ad    Verg.  Aen.  2,  115.     Hyg.  f.  an:   ■nXaxdvov   xaru   trjv  ttöXlv  y,Xaa&8iaj]g  vti'o 

261    p.  144 f.  Sclim.;    an    diesen    Stellen    wird  ävt[iov    tvpt&t]   iv   ocvrjj   dcptlöpvuu   ^Jtovvaov, 

auch    die    Ableitung    des    Namens    Phakelitis  Kern,   Insckr.   r.  Magnesia  215,    und    in    dem 

°o  face  cum  qua  pingitur,  propter  quod  et  Luci-  Orakel    ebend.    heifst    es:    Bdu%og   &d{iva>    Ivi 

fera  dicitur''  erwähnt.     Die  oben  erwähnte  Ab-  ytti^isvog  äcp&r],    i^scpdvn   d'    'tri    uovpog.      Es 

leitung  von   cpdxtlog  =  fascis,  die  z.  B.  auch  handelt  sich   also  nach  Hiller  v.  Gaertringen 

Preller-Bobert  annimmt,   modifiziert  Stephani,  um   ein  Kultbild   aus  Kypressenholz,    rdas  an 

Compte  rendu  1865,  31.  1869,  16,  2.  dahin,  dafs  die  Stelle   eines  noch  älteren  Baumkultus  ge- 

nicht  das   ganze  Kultbild  mit  Weidenzweigen  treten  war,  indem  man  ursprünglich  die  Kypresse 
umwickelt  gewesen  sei,  sondern  dafs  der  Name  20  selbst  als  den  Sitz  des  Gottes  betrachtet  hatte'. 

Phakelitis   der  Göttin  mit  Bezug  auf  den  aus  Ohne  Zweifel    verdient    die    Lesung    und    Er- 

Weidengeflecht  bestehenden  Kalathos,  mit  dem  klärung,   die  Hiller  v.  Gaertringen   giebt,  den 

man  ihre  Statuen  schmückte,  gegeben  worden  Vorzug.    Bedenken  erregt  freilich  das  Metrum: 

sei;  vgl.  Photius:  ydnelog  (cpäni-llog,  Suid)  xb  denn  in  den  sonst  tadellosen  Versen  stört  die 

Ti)g  v.tcpcdfig  (pogr^cc  (<pdp£f«<:,  Suid.).   Vgl.  auch  Messung  Kvtpapioalya  [vgl.  jedoch  Boscher  in 

Lygodesma,   Orthia  (und  dazu  Ant.    Thomsen,  Curtius,   Stud.  .:.  griech.  u.  lat.  Gr.  1,  2,  124]. 

Orthia  in  Studien  fra  Sprog-og  Oldtidsforskning  Doch  wird  man  sich  mit  der  Deutung  Hillers 

nr.  55  und  zu  Lygodesrna-Orthia,  r.  Wilamoivitz,  v.  Gaertringen    einstweilen  begnügen  müssen, 

Gott.  Gel.  Nachr.  1895,  234  nebst  Anm.  38).  wenn  man  nicht  die  Lesung  von  Dragoumis, 
Der  unter  Orthia  nr.  7  (Bd.  3  Sp.  1210,  61  ff.)  er-  30  Corr.  hell.  24  (1900),  524  ff.  vorziehen  will  Hol 

wähnte,  bisher  nur  durch  Pseudo-Plutarch  be-  Kvcpaqig  ZLq>a  (d.  i.  Kypharis,  Sohn  des  Siphas), 

kannte  Kult  in  Mysien   wird  bestätigt  durch  6tu.vbv  ayal^a  xiami'  (Part.  Praes.)  lexactv  cäv 

eine   zwischen  Atarneus  und  Elaia  gefundene  y.ccxacpr^ioGvvav,  der  zugleich  die  vorausgehende 

Inschrift:  Jipxttud^iyog'Op&cooLag,  Athen. Mitth.  Widmung  ergänzt  zu  ['EQiifßi  \n]vXo\otQ6cpcp?] 

24  (1899),  202,  3.   Zu  Alkmans  Parthenion  v.  61  KvcpaQtg  Ei[cpa\   zvyr\v.     E.  Maafs,   Griechen 

(vgl.  Bd.  3  Sp.  1211,  61  ff.  Sp.  1212,  31  ff.)   ist  u.  Semiten   auf  dem   Isthmus  v.  Korinth  20,  2 

nachzutragen,  dafs  Berglc  das  überlieferte  'Op-  bezeichnet  KvTtaQiaaicpag  als  unerklärt.  [Höfer.] 

&Qia  cp&Qog  nach  dem  Schol.  oq&lou,  cpaQog  in  Phalaikos   (<Pülca%og),    ein   Tyrann    in   Am- 

'ÖQirla  cpuQog  geändert  hat,  worin  ihm  auch  brakia,  von  welchem  Artemis  die  Stadt  be- 
Diels  (Bd.  3   Sp.  1212,  32)  und  v.  Wilamoivitz,  40  freite.      Sie    führte  ihm    auf   der   Jagd    einen 

Hermes  32  (1897),  256  Anm.  1   (vgl.    255.   259.  jungen  Löwen  in  den  Weg.     Als  er  diesen  in 

Weil.  Journal  des  mcants  1897,516)  und  andere  die  Hände  genommen,  stürzte  die  Mutter  des- 

gefolgt  sind.    Dagegen  hält  Jurenka,  Der  ägypt.  selben   aus   dem  Dickicht  und  zerril's  ihm  die 

Papyrus  des  All  mau  (Sitzungsb.  d.  Wiener  Ak.  Brust.      Die    von    der    Knechtschaft    befreiten 

d.   W.  135)   S.  21   an   der  Lesart  'Oq&qioc  fest  Ambrakioten  sühnten  darauf  die  Artemis  Hege- 

und   sieht  in  'Oq&qicc  Artemis   als  'Göttin  des  mone   und    errichteten    der   Artemis   Agrotera 

Morgens',  wie  sie  bei  Alkman  a.  a.  0.  87  kmtig,  ein  Standbild,  neben  welchem  sie  eine  eherne 

und  oft  cpcoacpÖQog,   osluocpogog  genannt  wird.  Löwin  aufstellten.     Ant.   Lib.  4;   vgl.    Ov.  Ib. 

Alle  die  genannten  Gelehrten  aber  interpre-  503  und  Schol.  uv  Ullis  z.  d.  St.  Aelian,  N.  A. 
tieren  cpäpog  =  Pflug,  ebenso  Usener,  Bh.  Mus.  50  12,  40,  wo  der  Tyrann  Phaylos  heifst.    [Stoll.j 

53  (1898),  350  u.  Anm.  1.   -   ■   Crusius,  Philol.  Phalakraiai  (<PulaKoaiai).    Bei  Hesych.  s.  v. 

54  (1894)  Ergänzungsheft  S.  52  Anm.  65  ver-  <I?ccld%Qcci-  xöitog  tfjg"Iörtg,  -aal  vvpqxxi  ergänzt 
weist  aufs  neue  auf  seine  Vermutung,  'Og&icc  Schmidt  hinter  vvucpui  ((paluxpcclcay;  die  Form 
bei  Find.  Pytlt.  10,  36  (vgl.  Bd.  1  Sp.  2816  Anm.)  $alccy.Quiog  ist  durch  Lyk.  24  (Steph.  Byz.  s.  v. 
herzustellen.     [Höfer.]  $>ala-Aqu)  bezeugt   und   wird  von   Tzetz.   Lyk. 

Phakyllanios  ?  (^a-Avlläviogf).     Eine  Weih-  a.  a.  0.   durch  'lö'aiog  umschrieben.     Es  sind 

inschrift  aus  Kritsa  im  östlichen  Kreta  trägt  also   die  Nymphen   des  Ida  oder  vielmehr  der 

nach    Demargne,    Corr.    hell.  24   (1900),   241  f.  $>alÜY.Qcc  genannten  Spitze   des  Ida   gemeint, 

[vgl.  23  (1899),  636]  die  Widmung  [T]i[ftcov]  vlog  vgl.  Thcophr.  hist.  plant.  3,  17,  6.  Col.  rapt. 
Kv(pc(oL6o[i]     svxüv.      Das    darunter    stehende  go  Hei.  14.     Vielleicht  aber  ist  die  Überlieferung 

Epigramm  lautet  Hoi,  KvcpaoioGi^)  (fraxvlldvie,  richtig:    (pulcoipcä   als  Beiname   der  Nymphen 

Gtiivbv  dyal[La  \  Ti(ico[r]  laxaGbv  aav  v.axa  cpr\-  wäre  gewissermal'sen  das  weibliche  Gegenstück 

(lOGvvav  u.  s.  w.  Demargne  a.  a.  0.  243  erblickt  zu   der  für   Zeus  Phalakros  (s.  d.)  vermuteten 

in  KvcpaQi66i  den  Vokativ  zu  dem  Namen  eines  Bedeutung.     [Höfer.] 

Heros  resp.  Gottes  =  KvTtüniG6og  und  weist  auf  Phalakros  ((Valccxpog),  1)  Beiname  des  Zeus 

die  Version  der  Sage  hin,  nach  der  Kyparissos  in  Argos,    dem.  Alex.  Protr.  33  Potter  =  117 

(s.  d.   Bd.  2   Sp.  1711,  51  ff.)    ein   Kreter  war;  Migne.  -  -  Preller-Bobert  1,  135,  2  ist  geneigt, 

in  (PccnvXXävLog  sieht  er  ein  lokales  Epitheton.  diesen    'kahlköpfigen'    Zeus    als    einen    über- 


2237                      Phalanna  Phalanthos                      2238 

alten,    wie   sonst  Kronos   gedacht    wurde,    zu  Methydrion.     Paus.  8,  35,  9.  Steph.  By:.  s.  v. 

deuten,  wenn    nicht  vielleicht  Mifsverständnis  <l>dl<xv&og.  —  2)  Thoeniker ',  Beherrscher  der 

eines  alten  Kultbildes,  an  dem  die  Bernalung  Burg  Achaia,  des  späteren  Ialysos  auf  Rhodos, 

der  Haare  verblafst  war,  vorliege,   vgl.  Ocer-  von  dem  Dorier  Iphiklos  (s.  o.  Bd.  2  Sp.  208)  be- 

beck,  Kunstmyihol.  Zeit«  "268.    Nach  M.  Mayer,  lagert  und  vertrieben.  —  3)  Ein  Tanagräer  in 

Giganten  u.  Titanen  82,  70  hatte  man  vermut-  der  Ihebais  des  Statins  9,  127.    Über  seine  my- 

lich   dem   Bilde  seine  kostbare  Perrücke    ge-  thologische  Bedeutungslosigkeit  vgl.  Studniczka, 

stöhlen.     In  ähnlicher  Weise  erklärt  Wissoira,  Kyrene  191.    —    4)    Mythischer   Gründer    von 

Piniol.  Abhandl.,  M.  Hertz  .  .  dargebracht  158  f.  Tarent    und    Brentesion.      Er    gilt    als    Spar- 

die  Entstehung  der  Bezeichnung  Venus  Calva.  10  taner  (ÜTtaQxidxTqg  Paus.    10,  10,  3;   ex  Akhs- 

Doch  scheint  es  mir  auch  möglich,  dafs  <£a-  öaifiovog  ebend.   13,    10;    Laco    Hör.   carm.  2, 

IccxQog,   eigentlich    rmit  blanker  Spitze'  (Fick,  6,  11;  Mart.  28,  3),  als  Amykläer  Sil.  Ital.  7, 

Kuhns  Zeitschr.  22,  223.     Studniczka,   Kyrene  665,  vgl.  Dionys.  Perieg.  377:  (Tdpccg)  tfv  tcox' 

185  f.)    den    Zeus    als   Berggott    bezeichnet:  'A^ivkIkLcov  iTtoliacaxo  xapxtpbg  'Äor\g),  als  He- 

(pcddnpa    wird   nach    Steph.    Byz.    von    einem  raklide    (octavus   ab   Hercule   Serv.    ad    Georg. 

kahlen    Berg    gesagt,     <&aldxpa    (Belegstellen  4,  125,  ad  Aen.  3,  551.    Schol.    Cruq.  ad  Hör. 

bei  Pape-Benseler)  heilst  eine  der  Bergspitzen  carm.  2,  6,  11),    dagegen    auch    als    Sohn    des 

des    Ida,   ein    Vorgebirge    Euboias    <&oddxpca,  Poseidon,    wie  Taras  (Acro   ad  Hör.   carm.  1, 

^aXa-ngov  ein  Vorgebirge  auf  Korkyra  etc.    Erst  28,  29),   endlich   als   Sohn   des  Aratos    (Inst  in 

späteres,     unabsichtliches     oder    absichtliches  20  3,  4,  8).     Als   seine   Gemahlin,   die  ihm    nach 

Mifsverständnis    könnte     daraus    einen    kahl-  Italien  folgte,   nennt  Paus.    10,    10,  8  Aithra. 

köpfigen   Zeus   geschaffen   haben.    —   2)   einer  Der    Überlieferung    nach    war    er  Führer    der 

der  Söhne  des  Aiolos  und  der  Telepora  (Tele-  Parthenier  (über  diese  vgl.  Duncker,  Gesch.  d. 

patra),  Schol.  Hom.   Od.  10,6.     Apostol.  1,83.  Altert.   55,   428 ff.;    Busolt,    Griech.    Gesch.    1 '-', 

An  letzterer  Stelle  steht  Quo  anlog;  vgl.  Schol.  405  ff.    und    speziell    Doehle,    Gesch.     Tarents, 

Marc.  Lyk.  24,  wo   statt  (frcdäxpav   steht  $or-  Progr.   des  Strafsb.   Eye.  1877).     Er  beabsieh- 

gdxXav.      Nach   Nymphodoros,    Polyainos   und  tigte  einen  Handstreich  gegen  die  spartiatischen 

Panyasis  (vgl.   Tzschimer,  Panyasidis  fr  gm.  6  Vollbürger   an    dem   von   den   Achaiern   über- 

p.  45)  war  Phalakros  (v.  1.  <frvXd'iY.og,  <f>vXdv.iog,  nommenen  Feste  der  Hyakinthien  zu  Amyklai, 

<I>vXcciog)  Wächter  der  Rinder  des  Helios  {Schol.  30  der   jedoch    vereitelt    wurde.      Antiochos    von 

Hom.  Od.  12,  301.     Meineke,  Anal.  Alex.  370)  Syrakus  bei  Strab.    6,  3,  2.     Es  kam  endlich 

und  hatte  nach  Philostephanos  im  Schol.  Hom.  zur  Auswanderung  der  Parthenier  unter  seiner 

a.  a.  0.   in  Mylai   ein  Heroon.      Damit  stimmt  Führung;    drei   Versionen    eines    Orakels,    das 

die  Notiz  bei  Appian  b.  c.  5,  116  überein,  dafs  ihnen    das    Ziel    angedeutet    haben    soll,    sind 

bei    dem    unmittelbar    bei    Mylai    gelegenen  überliefert:    von  Antiochos  a.  a.  O.,   bei  Paus. 

Artemision  (Holm,  Gesch.  Sicil.  1,  50.  345)  die  10,  10,  6  und  Dionys.  Halte.  Exe.  17,  2  (vgl. 

Herden  des  Helios  geweidet  hätten.    Vielleicht  Eckermann  in  der  Allgem.  Enzyklopädie  3,  21 

errinnert    auch   das   ono.   von   Mylai   gelegene  u.  d.  W.   Phalanthos   S.  406 f.).     Zunächst   be- 

<Paldy.Qiov  (<&dXccxpov,  C.  Muller)  dv.pov  (Ptolem.  geben  sie  sich  nach  Tainaron,  von  dem  Hafen 

Geogr.  3,  4,  2.     Holm  a.  a.  O.  1,  13)  an  Pha-  40  Gytheion    aus    erfolgt    die    Abfahrt.      Aufge- 

lakros.     [Höfer.]  nommen    werden    sie    in    Tarent,    so   erfahren 

Phalanna   {<frdluwcc),   1)  Tochter  der  Tyro  wir  a.  a.  O.  aus  Antiochos,   von   den  Barbaren 

(TvQovg   0.  Müller,   Orchomenos  255   statt  des  und  kretischen  Begründern    der    Stadt.     Dafs 

handschr.  Tvqov),  Eponyme  der  gleichnamigen  Tarent  schon  bestanden  habe,   erwähnen  auch 

Stadt  in  Perrhaibia,  Steph.  Byz.  s.  v.  <Pdlccvvcc. —  andere,  wie  Pausan.  10,  10,  8;  lustin.  3,  4,  11; 

2)  Im  Schol.   Hom.  Od.  11,  235    Tvqco    i'd'ov]  Serv.  ad  Aen.  3,  551.  6,  773,  ad  Georg.  4,  126. 

TKvrrjs  i7rcovv{icog  ovra  HcdzlG&cä  (paqi  öid  ri]v  Von  harten  Kämpfen  bis  zur  Kolonisation  be- 

lEvy.6tr]ta-  Ikyta&at  dh  ol  phr  "Oaaav  (ob  iden-  richten   Ephoros  bei   Strab.    6,   3,   3;    Pausan. 

tisch  mitOssa  bei  Konon  Bd.  3  Sp.  1230, 40 ff.?),  10,  10,  7;  lustin.  a.  a.  O.    Innere  Zwistigkeiten 

oi   dh   2Jvlm,   ol   ds  'Padvrjv   (v.  1.   'Occdvr}v)  50  veranlafsten    später,    dafs    Phalanthos    in    die 

vermutet    W.  Eadtke,    Hermes  38   (1903),    150  Verbannung  nach  dem  feindlichen  Brentesion 

mit    Bezug    auf   Steph.    Byz.    (s.    oben    nr.    1)  ging,  wo  man  ihn  aufnahm  und  nach  seinem 

(paldvvr]v,  so  dafs  Mutter  und  Tochter  den-  Tode  hoch  in  Ehren  hielt  Strab.  6,  3,  6.    Wie 

selben  Namen  geführt  hätten.     [Höfer.]  er  aber  bis  zuletzt  um  die  Wohlfahrt  Tarents, 

Pkalaiitneus     ((Paluv&evg),     Beiname     des  der  berühmtesten   aller   lakedämonischen   Ko- 

Hermes   auf  einer  attischen  Inschrift,  C.  I.  G.  lonien,  besorgt  gewesen  sei,  erzählt  lustin.  3, 

2,  3,  1606  p.  91,   wozu   Koehler  bemerkt:    cDe  4,  13ff. :  er  habe  die  Brundisiner  seine  Asche 

origine   Attica   titidi   dübito'.     Bangabc,   Ant.  auf    den    Markt    von    Tarent    streuen    lassen, 

hellen.  2,  2371  p.  1016  leitet  den  Beinamen  von  weil  damit  das  delphische  Orakel  die  dauernde 

dem  arkadischen  oqog  ^dlav&ov  (Paus.  8,  35,  9 ;  60  Blüte   der  Stadt  verknüpft  hatte,   und  wurde 

vgl.  Steph.  Byz.)  ab,  und  in  der  That  ist  für  deshalb  in  Tarent  göttlicher  Ehren  teilhaftig. 

Methydrion,   in  dessen  Nähe  dieser  Berg  lag,  Auf  ihn  führten  die  Phalanthiaden  von  Tarent 

alter  Hermeskult  bezeugt,  Porphyr,  de  abst. 2, 16.  ihren  Ursprung   zurück:    ffraluvtiddai  (sie)   ol 

[Höfer.]  Tccpsvxlvoi     ilsyovto    dno    x&v    8itt6i]iioxdxcav 

Phalanthos  ($dlav&og,  Phalanthus  oder  -tus),  7tap'     avxolg    Steph.    Byz.    s.   v.   ji&fjvai.     Im 

1)  Sohn  des  Agelaos,  Enkel  des  Stymphalos,  Epo-  5.  Jahrh.  stifteten  die  Tarentiner  infolge  eines 

nymos  der  alten  arkadischen  Stadt  Phalanthos  Sieges  über  die  Peuketier  und  Japyger  Weih- 
auf dem  <&dletv&ov  öpog  zwischen  Trikolonoi  und       geschenke    nach    Delphi    von    der    Hand    des 


2239                   Phalanthos  Phalaritis                    2240 

Ouatas,   darunter  den  Japygerkönig  Opis,  tot  Dafs   der  gewöhnlich   als   Führer  der  Par- 

hingestreckt,   oi   &s   avrco  icpsar^yiotsg   6   yocog  thenier  aus  Lakedairnon  betrachtete  Phalanthos 

Tdpag   ißrl   v.cct    (PdXccv&og   6    in   AuksSuI-  ursprünglich    der   göttliche    Delphinreiter   Ta- 

povog,    -aal     ov     ttoppco     tov     <PccXdv&ov  rents    und    Brundisiums     gewesen,     ist    auch 

dsXcpig.     Vor  seiner  Ankunft  in  Italien  habe  Useners  Ansicht,  der  den  Delphinreitern  einen 

nämlich  Ph.  im  Krisäischen  Meerbusen  Schiff-  schönen  Abschnitt  seiner  cSintflutsagen'  (Bonn 

brach  gelitten  und  sei  von  einem  Delphin  ans  1899)   gewidmet   hat.     Er   findet  jedoch    viel- 

Land  getragen  worden,  Pausan.  10,  13,  10;  vgl.  mehr    Berührung     des     Ph.     mit    Dionysos 

ColMgnon-Thraerner,Gesch.d.griech.Pla,stikl,'2$&.  und  empfiehlt  etymologischen  Zusammenhang 

Deutung.       Die    ursprünglich    mythische  10  mit   cpdXtjg  (für  cpccXXög)   und  <&e<lfig,  d.  i.  Ithy- 

Natur  des  Phalanthos  und  das  Sagenhafte  der  phallos,    anzunehmen    mit    der    Begründung: 

Gründungsgeschichte  von  Tarent  ist  von  Boehle  c  Eine  Stadt  Arkadiens  und  ihr  gleichnamiger 

a.  a.  0.  und  von  Studniczka,  Kyrene  175ff.  er-  Heros    konnte    den    Namen    Phalanthos    nicht 

wiesen  worden.    Demnach  ist  Ph.  der  jugend-  tragen,  ebensowenig  das  binnenländische  Pha- 

liche,  fast  immer  nackte  Delphinreiter  der  lanthis  und  Phalanna,  wenn  Ph.  einfach  Meer- 

tarentinischen    Münzen,   der  rauf   den    älteren  gott  war'   (a.  a.  0.  S.  162).    —    Den  Apollon 

Exemplaren    eine  oder  beide  Hände   meistens  Delphinios  erblickt  in  Ph.  Maafs,  De  Lenaeo 

ohne  Attribute  ausstreckt  .  .,  später  sehr  ver-  et  Delphinio  (Ind.  Gryphisw.  1891/92)  S.  XIX f. 

schiedenartige    Gegenstände  hält,   aber  nichts  und    glaubt    für    ihn    den   Apollinischen    Bei- 
häufiger    als    Seetiere,    Delphin,    Tintenfisch,  20  namen    Hyakinthos     erschliefsen     zu     können 

Polyp,  Seepferd,  und  den  Poseidonischen  Drei-  (vgl.   auch   S.  Wide,  Lakon.  Kulte  S.  87 f.    — 

zack'.     Er  stellt  ursprünglich   die  Kultgestalt  Ett.  Pais,  I  Messapi  e  gli  Iapigi  (Studi  storici  1 

eines    Gottes   vor   —  nach   Doehles  und   Stud-  S.  15 f.,  Pisa  1892),   sucht   in   Ph.    einen  Heros 

niczkas    Vermutung    des    sacer    custps    Tarenti  der  aus  Mittelhellas,  namentlich  Lokris  einge- 

(Hor.    carm.    1,   28,    29)  Poseidon  — ,  der  in  wanderten    Messapier;    er    betrachtet    ihn    als 

Verknüpfung  mit  den  geschichtlichen  Anfängen  Eponymcs   der   messapischen    Stadt   Baletium, 

der   Stadt  allmählich    immer   mehr  als   Heros  auf  deren  Münzen   im  4.  Jahrh.  der  Delphin- 

und     historische     Person     aufgefafst     wnrde.  reiter  mit  der  Legende  fcds&ccg  oder  Bcdt&ag 

Bleibt   nun    auch    die    Thatsache    einer    lako-  vorkommt  (Heud,  Hist.  mim.  S.  42). —  0.  Keller, 
nischen    ßesiedelung    oder    vielmehr    Epoikie  30  Tiere  des  Idass.  Altert.  S.  225  hält  Ph.  für  den 

von  Tarent  bestehen,   so   ist  Phalanthos   doch  aramäischen  Beinamen  des  Baal-Melqart,  rder 

gewifs    nicht    dorischer    Herkunft.     Die    lake-  auf  dem  Atergatisdelphin  reitet', 

dämonischen  Ansiedler  der   Stadt  haben   sich  Darstellungen     des    Delphinreiters    auf 

vielmehr   den   Archegeten   der   nordpeloponne-  Münzen  sind  am  häufigsten  in  Tarent.     Es  ist 

sisch-achäischen  Gründer  der  älteren   Nieder-  hauptsächlich     eine    Didrachmenserie ,     deren 

lassung  zugeeignet,  der  wahrscheinlich  ebenso  Chronologie  von  Arth.  I.  Evans,  The  Jwrsemen 

wie  im  ältesten  Tarent  auch  bei  den  achäischen  of  Tarentum  (Lond.  1889;  festgestellt  ist;  vgl. 

Begründern  von  Brentesion  Verehrung  genofs.  Element,   Arion   S.  59 ff.,    der    den   Typus   auf 

Die  Überlieferung  von  der  Flucht  des  Phalan-  ein  altes  Relief  zurückführen  will,  das  sich  in 
thos    aus   Tarent  nach   Brentesion  wäre   dann  40  Tarent    befunden    habe    (in    mv/fticvpio    Taren- 

erfunden,   um    die    auffallende  Gemeinsamkeit  tinorum    hominis    effigies    in    delphino   sedentis 

des  Oikisten  zu  erklären   (Studniczka  a.  a.  0.  est.  Probus  ad   Verg.  Georg.  2,  197).    Beispiele 

S.  189;  dagegen  K.  Element,  Arion  (Wien  1898)  abgeb.   auch   bei    Usener,  Sintflutsagen    (Tafel, 

S.  57,  3).     Auch  in  den  oben   unter   nr.  1  und  nr.   15 — 20).     Aufser  in  Brundisium   (s.    Usener 

nr.  2    aufgeführten   Phalanthoi    von    Arkadien  a.  a.  0.   nr.  21;    Hülsen    bei    Pualg-Wissowa, 

und    Ialysos    glaubt   Studniczka   S.  192 f.    den-  Bealencykl.  3,  904)  kommt  dieser  Münzstempel 

selben    Gott    der    Seefahrt    zu    erkennen,    der  in   Baletium  (seit  ca.  350  v.  Chr.),   Butuntum, 

achäische     Kolonisten     nach    Rhodos     führte.  Teate,  Paestum  vor  (s.  die  Zusammenstellung 

Die  Deutung  von    <I>dXav&og  als   Beiname   des  bei   Element  a.  a.  0.    S.  58,  4).      S.    den  Art. 
Poseidon  wurde  etymologisch  von  DoeJde  S.  13  f.  50  Taras.     [J.  Ilberg.] 

und  Studniczka  S.  185 f.    durch  Ableitung  von  Phalanx  ($ccXccy!-) ,   ein  Attiker,  Bruder  der 

(pal-' schimmernd',     ''blank',    r  glänzend'     zu  Arachne.    Er  lernte  von  Athene  die  Kunst  des 

stützen  versucht  (vgl.  epcclaoög,  cpdXccv&og,  qpa-  Waffenkampfs  (ÖTtXo(icc^ia),  seine  Schwester  das 

XaKQÖg,  cpäh],  cpdiaivcc,  balaena  u.  s.  w.).     Der  Anfertigen    des    Webestuhls    (i6xo-xoiia).      Da 

anfänglich  den  Phalanthos  bezeichnende  Münz-  beide  Geschwister  sich  aber  fleischlich  mischten, 

typus    von   Tarent    ist    erst   später,  jedenfalls  wurden  sie  durch  den  Zorn  der  Göttin  in  krie- 

vor    Aristoteles,    als    Taras    erklärt    worden  chende  Tiere  (iQTtbxd)  verwandelt,   welche  von 

Pollux  9,  8  =  Aristot.  fragin.  590  Böse:    %al  ihren  eigenen  Kindern  aufgefressen  zu  werden 

'Api6T0T£lrig    iv    rj)    TaQKvrlvav    ttoXithicc    v.o.-  pflegen,   Theophilos  in  Schol.  Nicandr.  Ther.  11. 
Xtla&cd    cprfii    vo^ia^ia    neco'    avroig    vovppov,  (X)  <DdX<xy£,   war   eine   Art   Spinne,   Smd.   u.   Plwt. 

icp'   ov  ivTStviriboftKi,   TdpavTa  tov  Tloandcbvog  S.  v.    <I>dXccy$.     [Stoll.J 

dtXylvi     inoxovfisvov);      der      beigeschriebene  Phalaritis  {^aXaqlxig),  Beiname  der  Athena, 

Stadtname   Tdoccg  mag  zu   dieser  Umdeutung  Avie   W.  Dindorf  im  Stephanus  s.  v.  <J><xXo:QiTt± 

beigetragen  haben.  —  E.  Element  a.a.O.  S.  25  f.  erkannte,    in    dem    aus    Eallimachos    (fr.   503 

50  ff.  fafst  das  Verhältnis  umgekehrt  und  läfst  p.  658  Schneider)  angeführten  Verse  "Ila&L  poi, 

erst  in  späterer  Zeit  die  Geschichte  des  Taras  cpaXapTTi,  7rvXcau.d%t  im  Schol.  Hom.  Od.  3,  380. 

auf  Ph.  übertragen,  ohne  uns  indes  überzeugen  Bestätigt  wird  Dindorfs  Annahme  durch  tßtym. 

zu  können.  Gud.    549,   39 ff. :    ^aXa^irr^g   (sie!),    77    'A%r\v&- 


2241                       Phalas  Phalios                      2242 

• 

?}    Uno   x&v    rTjg    7t£Qiv.tcpalaiag  tpa.Xu.oav    v.a.1  nebst   Theseus    und    andern    attischen   Heroen 

ccTtb    <&aXdpov   xtofirjcr  rui6>6r\g  xbv   Scä^iova'  oi  im   Amazonenkampfe   (sämtliche  Figuren   sind 

äs  and  räv  tTtäit,£av,   äg   t-xdXow  tpaXuoa  tii-  durch  Beischrift  bezeichnet:  des  Phaleros  Geg- 

Tta&äg.     Von  diesen  Erklärungen  verdient  die  nerin  heilst  Klymene)  auf  einer  Vase  attischen 

erste  den  Vorzug:  Athena  (fraXaglTtg,  die  cHelm-  Ursprungs    aus   Cuinä,   jetzt    in    Neapel  (abg. 

geschmückte'     bezeichnet    neben    UvXai^iäiog  Fiorelli,    Bacc.    Cum.    8.     Bulkt.    Arch,   Nap. 

(=  die  Thorstürmerin)  die  Athena  als  Kriegs-  N.   S.   4   [1856]  tav.   8.     Mus.   Borb.    16,    18), 

göttin.     [Höfer.]  Minervini,  Bull.  Nap.  a.  a.  0.  76.    Arch.  Zeit. 

'  Phalas  (Phallas?  Pallas?),  Flottenführer  des  14  (1856),  136*.  181*.  15  (1858),  94*.     C.  I.  G. 

Memnon,    von   seinen  Leuten   auf  Rhodos   auf  10  4  p.  18,    7731.     Heydemaini,    Bacc.  Cum.  239 

Anstiften   der  Rhodier  gesteinigt,  Dicfys  4,  4.  S.  884;  vgl.  Taf.  21,  239.    Klügmann,  Die  Ama- 

6,    10.     Kurzform  zu  Phalanthos?     [Höfer.]  Zonen  u.  s.  w.  S.  50 f.     Stephan! ,  Compte  rendu 

Phalasarue  (<&aXu6äpvrf),  eine  Heroine,  nach  1866,    170.     Eine    zweite    fragmentierte    Vase 

welcher  die  kretische  Stadt Phalasarna  benannt  (Luynes,  Ghoix  de  yas.pl.  43.      Welcher,  A.D. 

sein  sollte,  Steph.  B.  v.  <PaXdaaQva.    [Stoll.]  3,  357,  15.     0.  Jahn,  Vasensamml.  p.  CXXVIII 

Phaleneus  {<PaXr}v8 vg),  ein  Kämpfer  im  Heere  nr.  861,  2.    Lebas,  E.rpe'd.  scient.  2  p.  15  nr.  66. 

des    Dionysos    gegen    die    Inder;    fiel    in    der  Klügmann   a.  a.  0.  47.     Annali  1867.    211,   3. 

Schlacht  durch  Korymbasos.    Nonn,  Dion.  28,  Minervini  a.  a.  0.  76.     Beinach,  Bep.  d.  vases 

46  ff.     [Stoll.]  peints  2   p.  264.     Stephani  a.  a.  0.  173)    zeigt 

Phalereus  (<PaXriP£vg),   einer  der  Söhne  des  20  gleichfalls  $aXfi[p]os  im  Amazonenkampf.    Den 

Ikarios  u.   der  Asterodeia,    einer  Tochter  des  Namen  Phaleros  deutet  0.  Müller  a.  a.  0.  197 

Eurypylos,  Bruder  der  Penelope,  Fherekyd.  b.  als  rSchildesleuchten'. —  2)  Troer,  von  Neopto- 

Schol.  Od.  4,  797,  vgl.  Schal.  Od.  15,  16.  lemos  getötet,  Quint.  Smyrn,  8,  293.     [Höfer.] 

[Stoll.]  Phales  (ftaXinq,  <&uXfig,  über  den  Accent  u.  s.  w. 

Phaleros   (^dXvQog) ,   1)  athenisch-euböisch-  vgl.  Schal.  Arist.  Ach.  263.    Herodian  ed.  Lentz 

thessalischer  Heros,  über  den  man  vgl.  Hillcr  1,  60,  22.  65,  10.  2,  94,  22.    Suid.  s.  v.  $cd%) 

r.  Gaertringen  bei  Pauly-  Wissowa  s.  v.  Alkon  1)  eine  aus  der  phallischen  Herme  des  Dionysos 

Bd.    1    Sp.    1577.      Toepffer,    Aus  der  Anomia  hervorgegangene  besondere  Gottheit,  gewisser- 

39,   3.     E.  Maafs,   Parerga  Attica   (Ind.  lect.  mafsen  Personifikation  des  Phalios,  haioog  und 
Gryphisw.  W.  S.    1889/90)   S.  8f.      Milchhöfer,  30  avyxa^iog  Baxyjov  genannt,  Arist.  Ach.  263.  271. 

Karten  von  Attica  1,  27.  -  -  Bei  Hes.  scut.  180  276.     Sophron   fr.   43   p.  10   Botzon  aus  Schol. 

erscheint  er  mit  Theseus    und    Peirithoos    im  Arist.  Ach.  263   (vgl.  fr.  42   und   dazu  Botzon 

Lapithen-  und  Kentaurenkampf;  als  Argonaut  a.  a.  0.   und  De  Sophrone  et  Xenarcho  mimo- 

wird    er   genannt  Apoll.  Bhejcl.  1,  96.    Hyg.  f-  graphis    22).     ('ohimella  10,  31.     Suidas    s.    v. 

14  p.  46,  1  Schm.  Paus.  1,    1,4.     Vol.  Flacc.  ^aXfjg.     Bei    Hesych.    s.  v.    $dXr}s    SsQ^dnvov 

1,  398.  4,  654.  6,  217.    Orph.  Argon.  144.    Sein  v.al  avÖQtlov  vermutet  Schmidt  ^älr\g  &sbg  xccl 

Vater  ist  der  Erechtheussohn  Alkon  (s.  d.  nr.  5),  dsQuccTtvov   avSatiov.     Vgl.  Zoega,   De  origine 

Apoll.  Bhod.   97.     Hyg.   Orph.   a.  a.  0.     Vgl.  et  usu  obeliscorum  213  ff.  (der  Phales  mit  Pales 

v.  Wilamoivitz,  Isyllos  v.  Epid.  190.    Die  irrige  [s.  d.]  vergleicht).    0.  Müller,  Hemdb.  d.  Arch. 
Angabe  bei  Eudocia  220  p.  354  Flach  <&dXi]oog  40  383,    3    p.    596.      Schoemann- Lipsius ,    Griech. 

TtXtoinog  erklärt  sich  aus  Apoll.  Bhod.  1,  96;  Altert.   24,  511.    Scherzhaft   läfst  Aristopham s 

auf  Versehen  beruht  die  Angabe  ■/  Alkon,  Phaleros  bei  Hesych.  s.  v.  inl  <fruXr\vLov  den  Alkibiades 

Sohn',    v.  Wilamoivitz ,    Isyllos  83,    58.     Nach  unter  dem  Zeichen  des  Gottes  Phales  geboren 

Vol.  Fl.  1,   399  ff.   wurde  Phaleros   als  Knabe  sein,   vgl.  Bücheier,   Eh,  Mus.  43  (1888),  135. 

im  Schlafe  von  einer  Schlange  umzingelt,  aber  Über    den  Phalios    im  Kulte   des   Dionysos   s. 

durch    den    glücklichen  Schufs    seines   bogen-  Bd.  1  S.  1057,  18  ff.  S.  1062,   54  ff.  und  ferner 

kundigen  Vaters  —  der  Name  wird  nicht  ge-  Plut.   de  cupid.   div.   8.     Said.  s.  v.  cpaXXiovsg. 

nannt  —  gerettet;   doch   liegt  möglicherweise  Hesych.  s.  v.  Qvoividug  und  dazu»il/om\s,  PJn'i- 

hier  eine  Verwechslung  mit  dem  Kreter  Alkon  nizier  1,  26.     Cornut.  de  not.  deor.   30  p.  181 
(s.  d.  nr.  3)  vor.     Als  Athener  wird  Phaleros  50  Osann.   Lud.   de   mens.  4,    51  p.  108    Wuensch. 

bezeichnet  bei  Apoll.  Bhod,  1,  95.   Hyg.  a.  a.  0.  C.  I.  A.  1,  31  p.  14.  2,  321  fr.  b.  Z.  7.  0.  Midier, 

Vol.   Fl,   6,   217.     Strabo   14,    683 /und  nach  Dotier    2,    347.      Mommsen,    Feste    der    Stadt 

Paus.   a.  a.  0.   genofs   er   im  Hafen  Phaleron  Athen >  440,   4.     Dierks,   Arch,  Zeit.   43  (1885), 

(als  Eponymos)  Heroenkult.     Nicht  undenkbar  37.     Über  die   vermutete   Berührung  des  Dio- 

wäre    es,    dafs    der    nach    dem.    Alex.   Prot)'.  nysos-Phales  mit  Phalanthos  s.  Phalanthos.  — 

p.  35  Potter  =  p.  124  Migne  im  Phaleron  ver-  2)   Bei  Luc.    Lupp.   trag.  42   KvXXi]vioi  ^dlrjtt 

ehrte  xarä  7tpvu,vav  ijQcog  mit  Phaleros  identisch  (Q-vovoiv)  ist  Phales  =  Hermes,  Zoega  a.  a.  0. 

ist.  Nach  Orph,  a.a.O.  ist  er  Gründer  von  Gyrton  215.  216.    Boscher  Bd.  1  S.  2342,  60  ff.   Scherer 

(in  Thessalien,  0.  Müller,  Orch.  197,  2),  wie  er  ebend.  S.  2392,  1  ff.     Overbeclc,  Sachs.  Ber.  16, 
wohl  auch  als Ktistes  vonPhaleron  am  Oita  (Steph.  60  165.     [Höfer.] 

Byz.  <&&XriQov.   Herodian  ed.  Lentz  1,  388,  16.  2,  Phalias  (<PaXiag),  Sohn  des  Herakles  u.  der 

597,    17)   zu  betrachten  ist  (Toepffer  a.  a.  0.),  Thespiade  Helikonis,  Apollod.  2,  7,  8.    [Stoll.] 

er   kommt   an    Alar\itoio   qoücov  ,   vgl.    die   von  Phalios  (<t>AVIOS),    beigeschriebener    Name 

Toepffer,   Quaest.   Pisistr.   (Diss.   Dorpat    1886)  des  Rosses  des  Akamas  auf  der  Berliner  Vase 

S.  67  ff.  besprochenen  um  den  Hellespont  loka-  nr.  1720   Furtw.,   abgeb.   b.    Gerhard,   Etr.   u. 

lisierten  attischen  Sagen.    Nach  Strabo  a.  a.  0.  camp.  Vasenb.  Taf.  XII  S.  15 f.     Ebenso  heilst 

gründete    er    mit    Akamas   Soloi    auf  Kypern,  ein  Maultier  auf  dem  attischen  Pinax  in  Berlin 

Toepffer,  Qu.  Pis.  77,  1.  Dargestellt  ist  Phaleros  nr.  1814  Furtw.     Vgl.   Kalliphora.     [Röscher.] 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  71 


2243 


Phalis 


Phallen 


2244 


Phalis  {$dXig)  1)  zweifelhafter  Name  eines 
Königs  von  Sidon,  Bictys  1,  18;  s.  Dederich 
z.  d.  S.  —  2)  Bei  Quint.  Smyrn.  10,  80  vermutet 
Friedemann  bei  Spitzner,  Be  vers.  Graec.  heroico 
3tf2  statt  (fräotg  aus  metrischen  Gründen  <DdXig. 
Als  Personennamen  ist  *PdXig  bezeugt  bei  Flut. 
praec.  reip.  (jer.  32.     [Höfer. J 

Phalkes  (<&dX%r\g),  1)  ein  Führer  der  Troer, 
fällt  durch  Antilochos,  II.  13,  791.  14,  513.  - 
2)  Fürst  der  sauromatischen  Coralli  in  dem 
Heere  des  gegen  seinen  Bruder  Aietes  kriegen- 
den Perses,  Vol.  Fl.  6,  88.  245.  554.  --  3)  Sohn 
des  Temenos,  Vater  des  Rhegnidas,  Heraklide, 
eroberte  in  der  Nacht  von  Argos  aus  die  Stadt 
Sikyon,  teilte  aber  mit  dem  bisherigen  König, 
dem  Herakliden  Lakestades,  die  Herrschaft. 
Der  Hera  Prodromia  baute  er  in  Sikyon  einen 
Tempel,  weil  sie  ihm  von  Argos  vorwandelnd 
den  Weg  dahin  gezeigt  hatte.  Paus.  2,  6,  4. 
2,  11,  2.  2,  13,  1;  vgl.  Scymn.  528.  Strab.  8, 
389  (die  Quelle  ist  Ephoros,  s.  Müller,  Fr. 
hist.  gr.  1  p.  237,  Ephor.  fr.  16).  Müller,  Bor. 
1,  79.  Curtius,  Pelop.  2,  484.  49G.  Busolt, 
Gr.  Gesch.  I2,  215.  Er  hatte  vorher  mit  seinen 
Brüdern  den  Vater  Temenos,  weil  dieser  seiner 
Tochter  Hyrnetho  u.  ihrem  Gemahl  Deiphontes 
die  Herrschaft  von  Argos  zuwenden  wollte, 
beim  Baden  überfallen  lassen,  so  dafs  er  in- 
folge seiner  Wunden  starb,  Nicol.  Dam.  fr.  38 
{Müller,  Fr.  hist.  gr.  3  p.  376).  Biod,  fr.  b  4. 
Müller,  Fr.  h.  gr.  2  praef.  8.  Paus.  2,  19,  1. 
Als  er  mit  seinem  Bruder  Kerynes  die  Schwester 
Hyrnetho  dem  Deiphontes  aus  Epidauros  ent- 
führen wollte,  tötete  er  sie,  während  er  mit 
dem  nacheilenden  De'iphontes  um  sie  rang, 
Paus.  2,  28,  3;  s.  Deiphontes.     [Stoll.J 

Phallen  (<&<xXXrjv).  Nach  der  Kultlegende 
von  Methymna  zogen  einst  Fischer  in  ihren 
Netzen  ein  Tioooomov  (s.  unten)  iXcciag  'E,vXov 
71£7toii}{l£vov  mit  einem  zwar  göttlichen,  aber 
fremdländischen  und  den  griechischen  Göttern 
nicht  eigenen  Ausdruck  aus  dem  Meere.  Auf 
Anfrage  beim  delphischen  Orakel  gebot  die 
Pythia  den  Methymnaiern ,  Jiövvaov  Ks- 
cpv.lli)vu  zu  verehren,  worauf  diese  das  im 
Meere  gefundene  Bildnis  behielten  und  ihm 
einen  Kult  weihten,  ein  ehernes  Abbild  aber 
nach  Delphoi  ostifteten,  Paus.  10,  19,  3.  Die- 
selbe Erzählung  von  der  Auffindung  des  Bildes 
findet  sich  auch  bei  Fuseb.  praep.  ev.  5,  36 
zugleich  mit  dem  Orakel  (dies  auch  bei  Theodor, 
graec.  affect,  cur.  p.  141,  34;  vgl.  Orac.  Graec. 
coli.  Hendefs,  Biss.  phil.  Hai.  4,  177  p.  92): 
'AXXd  y.n  Mijd~vuvrig  vutrccig  ttoXv  Xwiov  '^ßrai 
(I>c(llr}vbv  Ttjiwct  ziiavv6oio  v.dor\vov. 
Dann  fährt  Fusebius  fort:  ftvovai,  ydo  ai  nöXtig 
Kui  rtXsrdg  dyovßiv  ov  [iovov  (paXXr\volg 
zlicovvooio  ynxQrjvoig  %.  r.  X.  (das  folgende 
ist  nicht  heil  überliefert,  kommt  jedoch  hier 
nicht  in  Betracht).  Der  zliovvaog  KtcpuXXrjv 
war  schon  von  Zoega,  Be  origine  et  usu  obelis- 
corum  229,  15  beanstandet  worden.  Lobeck, 
Aglaopham.  1086 f.  (nb:  Die  Signatur  1086  u.  s.w. 
findet  sich  zweimal;  hier  ist  die  erste  gemeint l) 
erkannte  die  Übereinstimmung  des  Berichtes 
des  Pausanias  und  des  Fusebius  und  setzte 
an  beiden  Stellen  das  Epitheton  <I>ccXXi]v,  -ijvog 
ein,  das  sich  zu  «Pafojs,  -tjtos  verhält,  wie  tQTCijv, 


-i)vog  zu  tortrig,  -rpog,  also  bei  Paus,  Aiovv- 
cov  <PaXXfjvcc,  im  Orakel  (PaXXfjvog  TL[i&ßi, 
und  dann  weiter  ov  (iovov  $>aXXfivog  Jtco- 
vv6olo  KccQrjvoig.  Die  Emendation  Lobecks 
hat  allgemeine  Zustimmung  gefunden,  vgl. 
aufser  den  Ausgaben  und  Handbüchern  Welcker, 
Nachtr.  z.  Trilogie  189,  20.  Gerhard,  Hyperbor. 
röm.  Stud.  2,  270,  145a.  O.  Müller,  Handb. 
d.  Ärch.3  67  p.  46.  383,  3  p   595.    Newton  und 

10  Birch,  Ärch.  Zeit  11  (1853),  125.  G.  Bindorf 
im  Thesaur.  s.  v.  ^aXXriv.  F.  Back ,  Jidirb.  f. 
klass.  Phil.  135  (1887),  442,  17.  Rohde,  Psyche 
22,  54,  3.  Wenn  man  aber  bedenkt,  dafs  1)  bei 
Paus,  von  einem  it  QÖacoTtov  die  Rede  ist, 
also  von  einem  Antlitz,  Haupt  (»S*.  Beinach,  Corr. 
hell.  7  [1883],  40,  5  erklärt  allerdings  ttqooco- 
7iov  hier  als  t;6avov)  und  2),  dafs  bei  Fuseb. 
zweimal  von  einem  <f>uXXfjvog  Jiovvcov  v.d- 
qt\vov  die  Rede  ist,  so  läfst  sich  vielleicht  die 

20  Lesart  bei  Paus.  Jiovvcov  KscpccXXfjva  so  er- 
klären, dafs  ursprünglich  dastand  Aiovv6ov 
K8(paXi]v  <DaXXfjvog;  daraus  konnte  wegen  der 
unmittelbar  auf  einander  folgenden  Worte  xf- 
cpccXi]v  <I><xXXfivog  sehr  leicht  entstehen  Aio- 
vvgov  KtcpaXXfjvog ,  und  dann  mufste  der  so 
sinnlos  gewordene  Genetiv  in  den  Acc.  Aiövv- 
6ov  KicpaXXfjvcc  verwandelt  werden.  Die  auf 
dieser  Lesart  fufsenden  oberflächlichen  Behaup- 
tungen von  de  Gubernatis,  La  mythol.  des  plantes 

30  2,  260  und  Murr,  Bie  Pflanzenwelt  in  d.  griech. 
Mythol.  45,  dafs  die  Kephallenier  das  Bild  des 
Bakchos  aus  einem  Olivenstamm  gearbeitet 
hätten,  sind  zurückgewiesen  worden  von  H.  Ro- 
bert, Ber  zahme  Ölbaum  in  d.  relig.  Vorstell. 
(I.  Griech.  (Progr.  Maximilian-Gymn.  München 
1894)  S.  23,  1.  Mit  Wahrscheinlichkeit  bezieht 
Beinach  a.  a.  O.  40  die  auf  einer  Inschrift  aus 
Methymna  (ebend.  38)  an  den  Dionysien  er- 
wähnte aydXficcTog  TteoupoQd  auf  die  Prozession, 

40  in  der  das  Bild  des  Dionysos  Phallen  getragen 
wurde ;  über  weiteren  Dionysoskult  in  Methymna 
und  (dem  gleich  zu  erwähnenden)  Antissa  s. 
Maafs,  Hermes  23  (1888),  75  (74,  2);  vgl.  Corr. 
hell.  1880,  441.  Auf  Münzen  von  Antissa  mit 
der  Darstellung  eines  Hauptes  mit  Spitzbart, 
»He  Eckhel,  Boctr.  num.  vet.  2,  501  in  merk- 
würdiger Übereinstimmung  mit  der  (von  ihm 
nicht  herangezogenen)  Stelle  des  Pausanias 
(Idiav    Ttapgt^tTO    .  .  .    £,ivr\v)    folgendermafsen 

50  beschreibt:  caput  promissa  barba  in  cuspidem 
abeunte,  ceterum  peregrino  cultu  (abg.  Gardner, 
The  types  of  greek  coins  pl.  15,  12.  Wroth, 
Cat.  of  greek  coins  Brit.  Mus.  Aeolis  pl.  35,  11. 
13)  erkennen  Gardner  p.  79.  Head  Hist.  num. 
485.  Imhoof- Blumer,  Griech.  Münzen  633  das 
Haupt  des  Dionysos  Phallen,  während  Wroth 
a.  a.  O.  Introd.  LXXV1II  eine  solche  Bezieh- 
ung für  unsicher  hält,  Back  a.  a.  O.  lieber  den 
Hermes   erkennen   möchte.     Auch   auf  Münzen 

go  von  Methymna  findet  sich  der  Dionysos  Phallen 
nach  Lmhoof- Blumer,  Ztschr.  f.  Num,  20  (1897), 
285.  Back  a.  a.  O.,  vgl.  auch  Newton-Birch 
a.a.O.  Wroth,  Introd.  LXIX.  Eine  ansprechende 
Vermutung  von  O.  Gruppe,  Boschers  Lex.  3 
S.  1093,  68  ff.  sieht  in  der  oben  mitgeteilten 
Kultlegende  ein  Analogon  zu  der  Sage  von 
dem  schwimmenden  Haupte  des  Orpheus.  Vgl. 
I'hales.     |Höfer.J 


2245                    Phamenopli  Phanagoras                    2246 

Phameiioph  (^a^ivcotp) ,  Bezeichnung  des  weiter  links  steht  euturpa  (Euterpe),  diese  mit 
tönenden  Mernnon  im  ägyptischen  Theben:  Ausnahme  eines  von  der  linken  Schulter  herab- 
cdlä  yuQ  ov  Mifivovec  oi  &r\[iuloi  Xsyovai,  4>a-  fallenden  Gewandes  unverhüllt.  Rechts  von 
litvucpcc  Sh  nvcci  xäv  iy%Btq'uov,  Paus.  1,  42,  3.  qpamu  steht  die  ähnlich  der  euturpa  bekleidete 
Im  Epigramm  der  Balbilla  heilst  es  %%lvov  .  .  .  Göttin  alpnu.  Noch  weiter  rechts  befindet  sich 
ycavas  tag  ftdccg  Mtpvovog  t\  (Pcciizvmd;  G.  I.  G.  ein  bekleideter  Mann,  der  die  Beischrift  ar^aze 
3,4727.  Kaibel,  Epigrammeeta  988  p.  414.  Nach  trägt.  Sowohl  die  Beziehung  der  Szene  auf 
Wiedemann,  Ägyptische  Gesch.  386  findet  sich  den  Adonis  (Gerhard),  wie  auf  den  Thamyris 
neben  Phamenoth  und  Phamenoph  auch  die  (Bimsen,  Deecke)  ist  durchaus  abzuweisen:  die 
Form  Phamenos.  —  Phamenoph  und  Phamenoth  10  erstere  pafst  sachlich  nicht,  die  letztere  sprach- 
ist =  k^srmcpig  (Belegstellen  bei  Pietschmann  lieh  nicht,  weil  die  Beischrift  eben  nicht  ^amu, 
bei  Pauly -Wissoiva  Bd.  1  S.  1824  s.  v.  Arne-  sondern  cpaniu  lautet.  Nur  die  Analyse  der 
nophis,  S.  1825  s.  v.  Amenoth)  bez.  jtpsuwd-  Namen  kann  uns  den  richtigen  Weg  zeigen. 
(Mtfivov  .  .  .  t)  Antraft,  ßaailev  Aiyvnxis,  C.  Erwägen  wir  den  ccoiSbg  <&i'niiog  TtQ7tia.ör\g  bei 
I.  G.  3,  4731  und  addend.  p.  1203.  Kaibel  Homer  (Od.  22,  330),  erwägen  wir  die  mythi- 
a.  a.  0.  992  p.  417)  mit  vorgesetztem  ägypti-  sehen  Ahnherren  des  Homer  selbst,  Eixpruiog 
schem  Artikel  d.  h.  der  König  Amenophis  und  ^tloxiQTtvg,  so  kann  nicht  zweifelhaft  sein, 
(Amnhotp)  3.  Vgl.  aufser  der  Litteratur  bei  dafs  auch  hier  qpamu  (=  gr.  $äu<xv,  <t>Ti)uccv) 
Pietschmann  a.  a.  0.  auch  W.  Gurlitt,  Über  und  euturpa  (=  gr.  Evx£qtii})  dieselben  beiden 
Pausanias  88 f.  u.  Holland,  Röscher s  Lex.  Bd.  2,  20  Wortstämme  enthalten,  dafs  euturpa  wirklich 
2661  ff.  Ein  Monat  Quiisvcoft,  Plut.  Is.  et  Os.  die  Muse  Euterpe  sei,  nicht  blofs  eine  behag- 
43.  Lyd.  de  mens.  3,  22  p.  60  TP".  Corr.  hell.  liehe,  schöne  Frau  (Gerhard),  und  dafs  opamu 
26  (1902;,  117.     Index  zu  G.  I.  G.  p.  38.  ein  Sänger  sei,  obwohl  man  von  musikalischen 

[Höfer.]  Instrumenten    nichts   wahrnimmt.     Sind    somit 

Phamenoth  s.  Phamenoph.  diese   beiden  Namen   zweifellos  griechisch,   so 

Phamenos  (<I>ccu£v6g),  1)  Sohn  des  Teiresias,  sind  die  beiden  Namen  alpnu  und  eris  ebenso 
Soph.  fr.  360  Nauck  aus  Herodian  n.  \lov.  Xst,.  zweifellos  nicht  griechisch,  sondern  etruskisch. 
8,  35.  Darnach  hat  Schwarte  im  Schol.  Eur.  Erstere  erscheint  „als  eine  jugendlich-schöne 
Phoen.  834:  UsioavdQog  laxoQti,  öxi  Eäv&n  Göttin  dienender  Art,  mit  Chiton  und  Mantel 
yaiiifötloa  TziQsaicc  £%oii]6s  Tiuldag  xeoaccQag,  30  oder  mit  nacktem  Oberkörper,  den  Mantel  um 
<Pcaveri  (v.  1.  heavsv),  <fr£Q6i:Y.iQdr]v,  XIüqiv,  die  Hüften  geschlungen,  geschmückt  mit  Stirn- 
Mavtat  hergestellt:  Tt66uQccg,  ^a^vbv ,  <&tQt-  band,  kunstreich  geordnetem  Haar,  Ohrge- 
%v8r\v  Y..T.1.  Aus  diesem  Bericht  wird  erstens  hängen,  Halsband,  Schuhen,  auch  geflügelt 
der  Name  der  Mutter  der  Manto  (darnach  Bd.  2  schwebend,  in  den  Händen  Palmzweige  oder 
S.  2326,  38  zu  berichtigen)  gewonnen,  zweitens  einen  Apfelu  (Deecke,  Etr.  Forsch.  4,  63).  Da 
die  Bestätigung  der  Konjektur  Bergks,  De  com.  etr.  alpan  ,.da)poi>"  bedeutet  \ Pauli,  Etr.  Stud. 
ant.  129,  der  bei  Sophokles  a.  a.  0.  (govfrbg  3,  77),  so  ist  der  ohne  jeden  Zweifel  davon 
(fruusvbg  TtiQtaLov  nuig)  für  das  korrupte  ^ovQ-ög,  abgeleitete  Name  alpia/nu  einem  griech.  Dora 
wofür  Lehrs  und  nach  ihm  Lentz ,  Herodian  oder  Doris  gleichbedeutend.  Ja,  es  ist  nicht 
1,  180,  27.  2,  914,  1  'gvvaxög  las,  £,ccv&6g  vor-  io  unmöglich,  dafs,  wie  etr.  hindiat  die  Über- 
schlug, das  eben  mit  Bezug  auf  den  Namen  setzung  eines  griech.  Wvp]  ist  (Pauli,  Etr. 
der  Mutter  gesagt  sein  dürfte.  Ob  bei  Philetas  Stud.  3,  28  srp),  so  auch  alpnu  die  Übersetzung 
fr.  14  p.  53  Bach  aus  Antig.  Caryst.  23  p.  35  eines  griech.  Jcoqoc  oder  Jcoqig  sei  und  dafs 
Beckmann  ßovyEvtag  cpäusvog  itQ06bßi]6tt%o  [lccaqu  so  irgend  eine  griechische  dienende  Gottheit 
litliooccg  mit  Bergk,  Anth.  Lyr.  p.  115  <f>cni£v6g  geheimen  habe.  Der  Name  alpixa)nu  selbst  in- 
zu  schreiben  und  dieser  mit  dem  Teiresias-  dessen  ist  etruskisch.  Und  ebenso  etruskisch 
söhne  identisch  ist ,  läfst  sich  nicht  sagen.  —  ist  auch  der  Name  eris.  Zwar  hält  Deecke 
2)  s.  Phamenoph.      [Höfer.]  (Myth.  Lex.  s.  v.)  den  Zusammenhang  der  etr. 

Phamn  (qpamu)  ist  der  etruskische  Name  für  eris  mit  griech.  %Qig  aufrecht,  aber  diese  An- 
eine mythologische  Figur,  wie  sie  auf  einem  50  sieht  läfst  sich  nicht  stützen.  Auch  Deecke 
Spiegel  von  Bomarzo,  der  sich  jetzt  im  Vati-  selbst  neigte  früher  (Etr.  Forsch.  4,  45)  zu  der 
kanischen  Museum  befindet,  dargestellt  ist.  entgegengesetzten  Ansicht.  In  der  That  handelt 
Derselbe  ist  veröffentlicht  von  Bansen  in  den  es  sich  (vgl.  in  den  Nachträgen  s.  v.  eris)  um 
Ann.  delV  Inst.  1836,  282  sqq.  und  Monum.  eine  blofse  Namenähnlichkeit,  keine  sachlichen 
med.  2,  tav.  XXVHI;  im  Mus.  etr.  Vatic.  1,  Beziehungen.  Die  Form  ar^aze  endlich  wird 
tav.  XXV;  von  De  Witte  im  Bull,  dell'  Inst.  von  Deecke  als  'Aqxcc  erklärt,  „als  Zuhörer  die 
1842,  149  sqq.,  in  den  Ann.  dell'  Inst.  1845,  Örtlichkeit  andeutend".  Das  ist  sehr  unsicher, 
396  sqq.  und  den  Nour.  ann.  1,  507  sq.;  von  denn  einen  sachlichen  Anhalt  für  die  Deutung 
Gerhard  im  Bull.  delV  Inst.  1836,  180  und  haben  wir  gar  nicht,  und  sprachlich  kann  die 
Etr.  Spiegel  4,  58  sqq.,  Taf.  CCCXXIII;  von  60  Form  ebenso  gut  ein  griech.  'Aqy-  und  'Aq%- 
GennarelU  im  Giorn.  arcad.  LXXXV,  168  sqq.  wiedergeben,  wie  'Aqx-.  Da  alle  dreie  als 
und  von  Fabretti  C.  I.  I.  nr.  2412.  Die  Dar-  Namenstämme  verwandt  werden,  so  können  wir 
Stellung  ist  folgende:  In  der  Mitte  steht  cpamu  schlechterdings  nicht  wissen,  auf  welchen  von 
(so.,  und  weder  ^amu,  noch  qpanu,  noch  gar  ihnen  die  Form  ar^aze  zurückgeht.  [C.  Pauli.] 
cpaun,  lautet  die  Beischrift),  ein  schöner,  nur  Phanagoras  (^avayöqag),  Ktistes  und  Epo- 
halb  bekleideter  Jüngling.  Links  von  ihm  steht  nymos  von  Phanagoreia,  Hekataios  bei  Steph. 
eine  eris  genannte  bekleidete  weibliche  Gestalt,  Byz.  Herodian  1,  280,  8  Lentz.  Diels,  Hermes 
die   in    der  Linken    ein  Halsband  hält.     Noch  22  (1887),  442.     [Höfer.] 

71* 


2247                       Phanaios  Phanes  (Bruder  des  IpMklos  etc.)     2248 

Phanaios  (<&avalog),  1)  Beiname  des  Apollon,  ijxsig   bedeutet   cpavcciog   wohl    s.  v.  a.    'Licht 

unter  welchem   er  auf  dem  Vorgebirge  <L>dvai  (Rettung)    bringend'.      Vgl.    auch    K.   Zacher, 

auf  Chios  verehrt  wurde,   Achaios  bei  Hesych.  Diss.  phü.  Mal.  3  (1878),  255.     [Höfer.] 

s.  v.   Osann  zu  Gornut.  de  not.  deor.  p.  373  f.  Phanake  (?)  s.  Pharnake. 

Usener,  Götternamen  232  f.  Über  den  Tempel  Plianakes?  (^avdy.rig?).  In  dem  f  Liberi  Palris 
des  Gottes  s.  Sträbo  14,  645.  Serv.  ad  Verg.  signo  marmoreo  .  .  .  omnium  deorum  argumenta 
Georg.  2,  98.  Conze,  Philolog.  14  (1859),  157.  habenti'  gewidmeten  bilinguen  Epigramm  des 
Fustel  de  Goulanges,  Archives  des  missions  scient.  Ausonius  49  (29).  48  (30)  liest  Peiper  p.  330 f.: 
et  litter.  5  (1856),  50G.  Haussoullier,  Corr.  hell.  Ogygiae  me  Bacchum  rocant,  Osirin  Aegypti 
3  (1879),  323.  Nach  letzteren  stammt  die  In-  10  putant,  Mysi  Phanaeen  nominant  etc.  bez. 
schrift  Ändllcovog  Äyotxsa  (vgl.  Hesych.  ayqt-  AlyvTtxlcav  ilsv  "OaiQig  iyw,  Mvßüv  Sh  <&uvd- 
xav  rjys(i6va  fteov)  aus  dem  Apollotempel  von  v.7]g,  während  SchenJcl  (Monum.  Germ.hist.  auct. 
Phanai  (Corr.  hell.  a.  a.  0.  322  nr.  8),  so  dafs  antiquiss.  5,  2  p.  204)  statt  Mysi:  Mystae,  bez. 
neben  dem  Kult  des  Apollon  Phanaios  der  des  statt  Mva&v:  Mvaxüv  schreibt,  fälschlich,  da 
Apollon  Agretes  bestand.  Später  brachte  man  der  Zusammenhang  einen  Völkernamen  er- 
den Beinamen  (Pavcüog  mit  cpcävtiv  in  Zusammen-  fordert.  Blau,  Zeitschr.  d.  d.  morgen!.  Ges.  9,  88 
hang,  wie  Arfkiog  mit  8r\lovv,  Flut,  de  JE Delph.  will  Q>u.Qväyu\g  (vgl.  Mr\v  $>aovd%ov)  lesen,  was 
2.  Cornutus  a.  a.  0.  32  p.  196  Os.  (=  Eudocia  schon  durch  das  Metrum  ausgeschlossen  ist, 
p.  14  Flach.);  letzterer  leitet  ebenso  a.  a.  0.  andere  Phanates  oder  Phanetes,  s.  Creuzer, 
den  Beinamen  des  Apollon  Ävacpcäog,  der  zu  20  Symbolik  3,  306  Anm.  37,  der  selbst  Phanakes 
kväcprj  gehört,  von  &vacpcdvsiv  ab,  vgl.  auch  mit  Phanes  (s.  d.)  identifiziert;  vgl.  Lobeck, 
Flut,  de  Pyfh.  orac.  21  p.  404  d.  Aus  Steph.  Aglaopham.  478  i.  [Höfer.] 
Byz.  s.  v.  <tävai  =  Herodian  ed.  Lentz  1,  256,  Pkaiie  (^dvif),  eine  von  Usener,  Götternamen 
11:  UKQCüTrJQiov  xov  Xiov,  &itb  xov  ixsl&sv  233  aus  den  Eigennamen  $ccvuy6pug,  -yoQcc  etc. 
&vDccpfjvat  xfj  Ar]tol  xr\v  Ji)Xov  vermutet  Osann  erschlossene  Göttin,  die  an  den  Ortsnamen 
a.  a.  0.  374  einen  Zusammenhang  des  Apollon  $dvai  (vgl.  Phanaios)  anküpft.  Die  Legende 
<f?uvctlog  und  Arjliog,  wie  ja  Q>ccvcüog  und  Arfkiog  auf  Münzen  von  Coela  in  der  thrakischen  Cher- 
bei  Flut.  a.  a.  0.  verbunden  erscheinen.  Noch  sones  MVN.  PANE.  AEL.  (Eckhel,  Doctr.  vmn. 
anders  erklärt  Macröb.  1,  17,  34  den  Beinamen:  2,  50)  deutet  v.  Sollet,  Ztschr.  f.  Numism.  10 
'Puvsog  (sie!),  'intidi]  (paivsxcct  vtog,  cpiia  sol  30  (1882),  148 f.  nach  Bericht  von  Premier,  Bursian 
cotidie  renovat  sese'.  Apollokultus  auf  Chios  Jahresber.  25  (1891),  192f.  auf  Fane  =  <bävr\, 
bezeugen  auch  die  Münzen :. Mionnet  3,  278,  einen  Beinamen  der  Artemis,  indem  er  einer- 
123;  vgl.  276  f.  Catal.  of  greek  coins,  Brit.  Mus.  seits  auf  die  Legende  einer  anderen  Münze 
Ionia  342  f.  pl.  33,  7 ;  s.  auch  nr.  2.  -  -  2)  Von  aus  Coela  verweist,  auf  der  Artemis  mit  einer 
Grusius,  Die  delphischen  Hymnen  (Philol.  53  langen  Fackel  in  der  L.  dargestellt  ist,  AIANAE 
[1894]  Ergänzungsheft)  S.  16  Anm.  24  erschlösse-  AAVFEN  AEL  MVJSIICIPII  COELAN  und  dau- 
ner Beiname  des  Dionysos.  Ausgehend  von  den  (pr^vri  =  öuöcpccvog  ''fackelleuchtend'  (vgl.  auch 
Worten  des  Paian  des  Aristonoos  (a.  a.  0.  <&<xtvw  als  Beinamen  der  Artemis)  erklärt, 
S.  5  v.  37):  xQtsxtaw  ipavaTg  BQÖ^iog  d.  i.  Diony-  andererseits  auf  das  Wappen  eines  attischen 
sos  mit  seinen  trieterischen  (vgl.  dazu  auch  40  Beamten  f&avoxlfjg,  eine  fackeltragende  Arte- 
Poseidippos:  Bd%%a  rag  xQiixag  .  .  .  d-v^ielag,  mis,  verweist.  Drexler,  N.  Jahrb.  f.  Phil.  149 
Sitzungsber.  d.  k.  preufs.  Äk.  d.  W.  1898,  851  (1894),  325 f.  erkennt  dagegen  in  Daufena  eines 
v.  4)  Fackeln,  ausgehend  ferner  von  der  engen  der  häufigen  thrakischen  Lokalbeiwörter  auf 
Verbindung  des  dionysischen  und  apollinischen  -r\vög.     [Höfer.] 

Kultus  in  Delphoi  und  der  Vermischung^  apol-  Phaneos  (Quvsög  =  iDsvsog,  wie  $>ccvsäxcci 
linischer  und  dionysischer  Elemente  bei  den  b.  Flut.  Parall.  min.  16  statt  (frsvBüxui),  1)  Vater 
Dichtern  (Aesch.  fr.  391.  Eur.  fr.  477  Nauck2)  der  Stratia,  nach  welcher  die  gleichnamige 
vermutet  Grusius  einerseits,  dafs  Phanaios  als  Stadt  in  Arkadien  benannt  war,  Steph.  B.  v. 
Beiname  Apollos  sehr  wohl  von  den  xgisxioiv  Ex^axia.  S.  Pheneos.  —  2)  s.  Phanaios  nr.  1. 
cpavalg  des  Gottes  abgeleitet  sein  könne,  ande-  50  [Stoll.] 
rerseits,  dafs  Phanaios  als  Beiname  des  Dionysos  Phanes  (ß>ävr\g,  Genet.  gewöhnlich  <&ävj\xog, 
zu  erschliefsen  sei  aus  dem  Umstände,  dafs  wie  XaQi]xog,  Kgdxiqxog,  Telrjxog,  Mtvr\xog 
Phanai  wegen  seines  köstlichen  Weines,  der  gegenüber  'Apiozocpdvovg,  Ar\\LO%äQovg,  Lcoupä- 
bei  Verg.  Georg.  2,  98  rex  Phanaeus  genannt  xovg,  Ha.6ixilovg,  Av§QO[iivovg  u.  s.w.;  jedoch 
wird,  berühmt  war.  Es  wäre  auch  auf  die  finden  sich  wie  bei  vielen  dieser  Wörter  auch  Ab- 
unter nr.  1  erwähnte  Darstellung  des  Apollon  weichungen  und  Nebenformen:  der  Acc.  lautet 
und  Dionysos  auf  Münzen  und  auf  Serv.  a.  a.  U.  <&avf]  bei  Orph.  fr.  171,3,  wo  noch  Lobeck 
(Phanaeum  promuntorium  in  Chio  insula,  ubi  Agl.  74=2  und  Zeller  Phil.  d.  Gr.  I5  99,  3  für 
Liber  et  Apollo  maximo  honore  coluntur)  zu  $avf\  xs  gegen  den  Sinn  [u.  Sp.  2266,58]  $ävr\xu 
verweisen  gewesen.  Eine  Weihinschrift  aus  60  lesen;  den  Dat.  (Pdvrj  bietet  Hdt.  3,  11). 
Chios  ist  dem  Dionysos  Av.xa.iog  und  dem  Apollon  1)  Bruder  des  Iphiklos,  Polyphantes,  Eury- 
Etviog  gewidmet,  G.l.G.  2,  2214e  add.  p.  1030.  pylos,  Plexippos  und  der  Althaia  nach  Seh.  II. 

-  3)  König,  nach  dem  das  unter  1  erwähnte  9,  567 DL,  also  wahrscheinlich  S.  des  Thestios 

Vorgebirge    benannt    sein   soll,    Serv.   a.  a.  0.  und  der  Eurythemis,  s.  Bd.  1  Sp.  259,  54.    Vgl. 

Es    liegt    ein   Mifsverständnis    der   Worte    bei  die  aitolische  Burg  Phana,  die  nach  Paus.  10. 

Verg.  a.  a.  0.  vor,  s.  nr.  2.  —  4)  Bei  Eur.  Phes.  18,  lf.  von  den  Achaiern  erobert  wird. 

355,  wo  der  Chor  die  Ankunft  des  Rhesos  mit  2)  Eixtoaog  <&.  heifst  bei  Nonn.  Dion.  14, 192 

den   Worten    begrüfst:    av   fioi  Zfi>s   6  tpavalog  einer  der  12  Führer  der  Hyadensöhne,  die,  weil 


2249     Phanes  (b.  Nonnos;  v.  Sekyon)  Phanes  (orph.  Mythen)  2250 

die  Hyaden  den  jungen  Dionysos  gepflegt  haben,  j)er  orphische  Phanes. 

in  gehörnte  Kentauren  verwandelt  worden  sind. 

Vgl.  Bd.  2  Sp.  1034,  42.  Nonnos'  Quelle  läßt  a>  Mythen, 
sich  hier  nicht  ermitteln  (Köhler,  Norm.  Dion.  1)  Nach  dem  von  den  Neoplatonikern 
18  f.);  Phaunos,  der  N.  eines  anderen  Führers  gelesenen  grofsen  orphischen  Gedicht, 
dieser  Kentauren,  scheint  darauf  zu  deuten,  sehr  wahrscheinlich  der  von  Damaskios  381  K. 
dafs  der  Bericht  einmal  durch  die  Hände  eines  als  ovvij&rig  bezeichneten  'OQcpcxi]  fteoloyla  in 
Römers  gegangen  ist,  bevor  er  zu  Nonnos  ge-  Rhapsodien  (oben  Sp.  1139  ff.),  besteht  von  an- 
langte. In  letzter  Linie  liegt  dem  Mythos  fang  an  Xgovog  und  nach  ihm  -  -  wenigstens 
wahrscheinlich  eine  Lokalsage  vom  Helikon  io  nehmen  die  Neoplatoniker,  die  ihre  Lehre  von 
zu  Grunde';  dafs  dorthin  Lamos  (Norm.  14,  147:  der  Entwickelung  in  Triaden  in  diese  Theogonie 
ag  "TaSccg  ■x.aliovGi  Adpuov  7toTci(ir\idci  cpvrXr\v)  übertragen,  eine  Stufenfolge  an  (fr.  48  ff.)  - 
weise,  ist  schon  oben  Bd.  2  Sp.  1822,  28  hervor-  Al&rJQ  und  Xdog,  von  den  Neoplatonikern  als 
gehoben.  Einer  der  Führer  dieser  Kentauren  7t£Qag  und  oltiziqov  gefafst  (bei  Abel,  Orph. 
heißt  (v.  190)  Aisakos:  das  ist  die  Kurzform  S.  171  ff.).  Im  Aither  schafft  Chronos  ein 
zu  Aisiodos  (Gruppe,  Hdb.  d.  Myth.  u.  Bell-  Silberei  (fr.  53),  aus  dem  Phanes,  npcoToyovog 
gionsgeschichte  S.  90),  einer  alten  Bezeichnung  (Sp.  2257, 18  ff.)  oder  auch  Movoysvrjg  (theos.  Tub. 
des  Orakelgottes  vom  Helikon  (ebd.  75,20).  61  bei  Bureseh  Klaros  116,  wo  er  in  dieser  Eigen- 
Eben  dahin  weist  Amphithemis,  der  N.  eines  schalt  Christus  gleichgesetzt  wird),  genannt, 
anderen  Kentaurenführers  (v.  191):  der  zweite  20  hervorgeht.  Er  hat  viele  Köpfe  v.qiag,  ravQslccg, 
Träger  dieses  Namens  ist  dem  libyschen  Garamas  öcpiog,  %<xQOrtov  tu  Xiovxog  (Prokl.  Tim.  2,  1301'), 
angeglichen  und  Gemahl  der  libyschen  Tritonis  vier  Augen  werden  ihm  beigelegt  (fr.  64),  ferner 
genannt  worden  (oben  Bd.  1  Sp.  318,  2),  allein  goldene  Flügel,  mit  denen  er  hin  und  her  fliegt 
vor  dieser  Sagenverschmelzung  war  Anrphi-  (Lobeck,  Agl.  491 ;  fr.  65  Ab.).  Seine  Bildung 
themis  wahrscheinlich  ebenfalls  Bezeichnung  ist  mannweiblich  (Lobeck,  Agl.  490;  fr.  62  Ab.; 
des  Orakelgottes  auf  dem  Helikon,  auf  dem  vgl.  Prokl.  Fiat.  Tim.  2  S.  137b);  oft  wird  der 
der  sagenberühmte  Triton  entspringt.  Endlich  Glanz  seiner  Erscheinung  hervorgehoben  (fr. 
könnten  die  auf  ithyphallische  Eigenschaften  58  f.;  vgl.  theos.  Tubing.  61  bei  Buresch,  Klar. 
hinweisenden  Namen  Spargeus  (v.  187),  Orthaon  S.  116).  Er  wird  von  den  Neoplatonikern  ihrem 
(v.  190)  und  vielleicht  Kepeus  (v.  188;  vgl.  30  Sri^iiovQyög  gleichgesetzt  (Prokl.  Plat.  Tim.  2, 93b; 
JIpiWoc  -ariitovQog,  hortorum  custos),  die  aller-  335bu.  s.  w. ;  Lobeck,  Agl.  496;  fr.  74  Ab.;  theos. 
dings  bei  Kentauren  keinesfalls  überraschen  Tub.  61  bei  Bur.,  Klar.  117)  oder  wenigstens 
können,  dem  helikonischen  Priaposkult  (Paus.  akreiner  der  din-itovpyol  bezeichnet;  doch  scheint 
9,  31,2)  entnommen  sein.  Es  wäre  in  mehr  das  Gedicht  selbst  die  meisten  Hervorbringungen 
als  einer  Beziehung  wichtig,  wenn  erwiesen  des  Phanes  dem  Stil  der  Theogonie  entsprechend 
werden  könnte,  was  nach  dem  hier  Bemerkten  als  Zeugungen  bezeichnet  zuhaben.  Zuerst  (?  vgl. 
wenigstens  möglich  ist,  dafs  auch  der  Name  u.  Sp.  2252,  32)  bringt  er  die  Nyx  aus  sich  hervor 
Phanes,  dessen  berühmtester  Träger  als  Liebes-  (Lobeck,  Agl.  493 ;  bei  Abel  fr.  73,  vgl.  Daniask.  2, 
gott  (Sp.  2260,  66)  sowie  als  zweigeschlechtliches  116,  4  2?.);  Prokl.  Tim.  2,  137  hat  in  die  Wieder- 
Wesen (Sp.  2250,  25)  galt  und  wahrscheinlich  40  gäbe  der  Stelle  willkürlich  die  Triadenlehre  ein- 
auch  als  Priapos  bezeichnet  wurde  (Sp.  1140,  geführt,  indem  er  aus  dem  Ausdruck  utai]Nv^,  der 
12  f.),  auf  dem  Helikon  lokalisiert  war.  Es  hier  oder  vielleicht  sogar  erst  an  einer  späteren 
würde  dazu  stimmen,  dafs  Stelle  des  Gedichtes  (Prokl.  Tim.  2,  99a;  Lob. 
P  |  3)  der  sikyonische  Ph.,  der  zur  Zeit  Agl.  518;  fr.  120)  vorkam,  auf  das  Vorhanden- 
des Herakleiden  Aristomachos,  des  Sohnes  sein  dreier  Nyktes  (vgl.  fr.  60  Ab.)  schlofs.  Mit 
des  Kleodaios,  in  Sekyon  den  Tempel  des  Dio-  der  Nacht  zeugt  Ph.  dann  andere  Geschöpfe 
nysos  Lysios  gestiftet  haben  sollte,  als  Thebaner  (Lobeck,  Agl. i93 ; fr.  73  Ab. ;vgl.  Dam. 2, $2,22  B.). 
bezeichnet  wurde.  Der  Sage  liegt  wahrschein-  .  Nachdem  so  ein  grofser  Teil  des  Ph.  in  die 
lieh  die  Legende  des  thebanischen  Heiligtums  des  Welt  emaniert  war,  zog  der  von  ihm  noch 
Dionysos  Lysios  zu  Grunde,  von  dem  das  sekyo-  50  übrige  Teil  sich  an  den  Himmel  zurück,  wo 
nische  desselben  Gottes  abgeleitet  wurde;  kam  er  zwar  selbst  nur  von  der  Nacht  erschaut 
in  dieser  Legende,  wie  es  demnach  scheint,  wurde,  wo  er  aber  einen  Glanz  verbreitete,  den 
ein  Phanes  vor,  so  wird  dieser  kaum  einfacher  staunend  auch  die  übrigen  Götter  wahrnahmen 
zu  erklären  sein  als  aus  einem  Kultnamen  des  (vgl.  fr.  58  f.;  Lobeck,  Agl.  480  f.  und  dazu 
thebanischen  Gottes,  der  ihm  wahrscheinlich  Damask.  1,  291,18;  2,  12,  12  2?. ;  Kern,  Herrn. 
beigelegt  ist,  weil  die  Thebaner  nach  der  23,  481  f.;  Gruppe,  Hdb.  d.  gr.  Myth.  u.  Beli- 
Unterwerfung  der  helikonischen  Landschaft  den  gionsgesch.  431,  9).  Am  Himmel  scheint  Ph. 
dortigen  Ph.  ihrem  Dionysos  Lysios  gleich-  mit  Rossen  einherzufahren  [Orph.,  fr.  65),  was 
setzten.  —  Es  ist  dabei  freilich  zu  berück-  nach  Hermias'  falscher  Auslegung  bezeichnen 
sichtigen,  dafs  Ph.  auch  in  der  athenischen  60  soll,  dafs  er  zuerst  aus  den  eigenen  Anfängen 
Orphik  Dionysos  gleichgesetzt  wird  (Sp.  2260)  hervorgegangen  sei.  Vom  Himmel  aus  regierte 
und  dafs  eine  nachträgliche  Beeinflussung  des  Ph.  die  Welt,  nachdem  er  den  einzelnen  Göttern 
thebanischen  und  sekyonischen  Dionysoskultus  ihre  Funktionen  zuerteilt  (fr.  78  f.).  Da  unsere 
durch  attische  Orphiker  zwar  nicht  nachweisbar,  Theogonie  noch  einen  zweiten  Weltschöpfer, 
aber  auch  nicht  ganz  auszuschliefsen  ist.  Zeus,  kennt,  ist  es  nicht  sicher,  ob  die  die 
4)  Eine  der  vielen  Bezeichnungen  des  Ur-  Einzelheiten  der  Schöpfung  behandelnden  Verse, 
wesens  in  der  jüngeren  orphischen  die  die  Neoplatoniker  aus  O.  anführen  (Lob., 
Mystik.  Agl.  497  ff.;  fr.  79  ff.),  sich  alle  auf  Ph.  bezogen. 


2251                Phanes  (Mythen)  Phanes  (Mythen)                2252 

Als    dann  Zeus    die    ganze  Welt   auf  Rat    der  übrigens  jede  noch  in  weitere  Schwierigkeiten 

Nyx  verschlingt,   war  auch  Ph.  im  Leibe   des  verwickelt,  geht  die  Übereinstimmung  mit  Da- 

Zeus  (Lobeck,  Agl.  518 ff. ;  fr.  120  ff.):  es  entsteht  maskios,  die  den  Ausgangspunkt  der  Vermutung 

aus  ihm  Dionysos.  bildet,  wieder  verloren.    Es  kommt  hinzu,  dafs 

Was  wir  sonst  vom  orphischen  Ph.  erfahren,  äamuccrog,   wofür  Lobeck,   Agl.  487*,   dem   sich 

geht   teils   sicher   auf  andere  Quellen   als  die  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  I5,  92,  5;    Dieter  ich  Abrax. 

Rhapsodien,  teils   wenigstens  nicht  sicher  auf  48,  4  u.  Susemihl,  lud.  lect.,  Greifswald  1889  S.  V 

diese  zurück;  indessen  ist  die  Konstanz  inner-  mit  Recht  anschliefsen,  dtaö^itxtog  vorgeschlagen 

halb   der  orphischen  Litteratur  doch  so  grofs,  hat,  auch  bei  Damaskios  bedenklich  ist.     Aus 

dafs   die  weitaus  meisten,   auch  die  nachweis-  10  diesem  Grund  ist  auch  die  Vermutung  von  Diels 

lieh  aus  anderen  Quellen  stammenden  Angaben  bei  Kern,  Orph.  Epim.  Pherec.  theog.  25,  32,  der 

über  Ph.  sich   mit  denen  der  Rhapsodien  ver-  itxr\vbg  uGw^iaxog,  und  Kerns  eigene  Vermutung, 

einigen  lassen.    Eben  deshalb  hat  sich  aber  in  der  Mfjtig  aGcofiaxog  schreibt,   zurückzuweisen, 

diesen  Angaben  wenigstens  bis  jetzt  eine  Ent-  Andere  haben  vermutet,  dafs  yfj[i]  durch  dop- 

wickelung    nicht    nachweisen  lassen;   es  kann  pelte  Sehreibung   des  vorhergehenden  OJ  ent- 

daher  auch  im  folgenden  lediglich  eine  Über-  standen  und  einfach  zu  lesen  sei  —  was  Schwarte 


r* 


sieht    über    die    verschiedenen   Überlieferungs-  in  den  Text  gesetzt  hat  —  &eög  (xig)  8iGm}iaxog, 

gruppen  gegeben  werden.  d.  h.  fein  Gott  in  Zwittergestalt'.    Dieser  Ver- 

2)  die  sogen.  Theogonie  y.axa'EXldviv.ov  mutung  steht   dem  Sinne  nach  zunächst,  was 

y,aVl£Qwvv[Lov  und  die  orphischen  Fragmente  20  Susemihl   und  Zeller  a.  a.  0.    vermuten:    &ebg 

in  Athenagoras'  TipeGßeicc,  deren  Zugehörigkeit  nx-nvog  diampccxog.    Beides  ist  möglich.    Später 

zu  jenen  auch  jetzt  noch  sehr  wahrscheinlich  erfahren  wir  zwar  nur,   dafs  der  Orpheus  des 

ist  (oben  Sp.  1141,  18  ff.),  obwohl  nach  Lobeck,  Athenagoras    dem    Ph.    ß%f}(ia    Sgä-novrog    gab 

Agl.  493  Athenagoras  vielmehr  von  den  Rhapso-  (96  Otto  =  23,  18  Schw.):  damit  ist  aber  doch 

dien  abhängt.    —  Nach   dieser  Theogonie,   die  vielleicht    vereinbar,    dafs    auch    andere  Tier- 

ilvg  und  vlr\    an    den  Anfang    stellt,    ist   das  gestalten  in  Ph.  vereinigt  waren.     Ob  freilich 

Weltei,    das    den    Ph.    aus    sich    hervorgehen  ein    solches    Ungetüm,    wie    es    der    Ph.    der 

läfst,  durch  Herakles,  der  dem  Chronos  gleich-  hieronymianischen    Theogonie    war,     diGoyiccxog 

gesetzt  wird,    hervorgebracht.     Ph.  heifst  wie  genannt    werden    konnte,    mufs    dahingestellt 

in   den  Rhapsodien  Ttoonbyovog  und   soll  auch  30  bleiben.  —  Aus  der  letzteren  Stelle  ergiebt  sich 

Zeus  Diataktor  und  Pan  genannt  gewesen  sein  noch,  dafs  Ph.  cpoßepombv  t%iövav  zeugte,  wo- 

(fr.  36;  Lobeck,  m  Agl.  487).     Seine  Gestalt  wird  mit  nach  Lobeck,  Agl  493,  die  Nyx,  die  dann 

in  wesentlicher  Übereinstimmung  mit  den  Rhap-  nicht  die  erste  Zeugung  des  Ph.  sein  könnte 

sqdien,  aber  doch  mit  zum  Teil  etwas  anderen  (<xv  de  ^dvvg  dllr\v  yeverjv  xmvw6a.ro  detvijv), 

Zügen  beschrieben,  als  sie  wenigstens  in  deren  nach  0.  Kern,  Orph.,  Epim.,  Pherec.  theog.  29, 

Bruchstücken    erhalten    sind:    ftebg    aGw(iaxog  dem    sich    Zeller,  Phil.  d.  Gr.  I5,  96,  2    anzu- 

%xip vyag  inl  xmv  co^cov  i%av  %pvGüg,  '6g  iv  y,sv  schliefsen  scheint,  Echidna  gemeint  ist. 

talg    XayÖGi    7TQOG7i8cpvnvic(g   ei%e    tavocov  (hier  3)  Die  orphischen  Hymnen  nennen  den  Ph. 

vermutet  Lobeck,  Agl.  486*  den  Ausfall  mehrerer  nicht  mit  Namen,   aber  als  Ilptüxöyov og  (nicht 

anderer  Tiernamen  im  Genet.)   Keq>cddg  iitl  de  40  Ilporroyövog,  wie  Abel  drucken  läfst)  feiert  ihn 

xfjg  ■necpalijg    dpdxovxcc    7teld>picc,    ■jtccvxodctTttxlg  Hymn.  6,  dessen  Inhalt  in  dem  grofsen  Pariser 

[logcpcclg    &7}Qiaiv    Ivdallö^ievov    (Damask.,    u%.  Zauberpap.  v.  1747 ff.  (Dieterich  Abr.  132 ff.)  wie- 

381  K.;  Lobeck,  Agl  4S6;  fr.  37  Ab.).  In  der  derkehrt.  Die  Angaben,  die  hier  über  ihn  gemacht 
verstümmelten  Stelle  des  Athenag.,  7tQtaß.  86  0.  werden,  stimmen,  wie  namentlich  Kern,  Herrn. 
=  21,  1  Schw.  heifst  der  aus  dem  Ei  Geborene  24,  502  ff.  betont,  zu  den  Rhapsodien;  vgl.  v.  2 
9zbg  ;'rj[yT/<]  Si(a)  6m[iccxog,  wofür  Platt,  Joum.  %Qv6Er]aiv  äyallö^vor  TtTSQvy£66i  und  v.  7  Ttdvxr] 
of  phil.  26, 1899,230  &sbg  Tri  aöm^axog  schreiben  divv&slg  Ttxtovyoiv  gntatg  -naxd  KOCfiov  (Zauber- 
will. Letzteres  ist  unwahrscheinlich,  da  Athe-  papyrus:  xbv  Siaxtivavxa  ras  bocvxov  nxt'pvyag 
nagoras  96  Otto  —  23,17  Schw.  mit  denWorten  slg  xbv  Gvintavxa  y.ÖGiiov;  %QV60TtxtQvyt)  mit 
6  i~A  xov  <poi>  7tQo%v&tig  auf  ngof/lds  de  ncä  50  fr.  65  %pvGeiaig  7creQvyer,ai  cpopeviitvog  j-vfra  v.ccl 
Q-tög  zurückzuweisen  scheint,  der  demnach,  wie  ev&a.  Der  Name  cd&tQÖTtlciyy.xog  (v.  1)  läfst  sich 
auch  fast  allgemein  angenommen  wird,  den  mit  dem  fragm.  53  (Damask.  1,  111,  17  R. ;  Lob., 
hier  in  der  That  kaum  zu  entbehrenden  Ph.  be-  Agl.  475)  vergleichen,  wo  Xoövog  cd&ept  6ia>  webv 
zeichnet.  Gomperz  vermutete  %ebg  y  (xpixog)  äpyvcpeov  erschafft,  aus  dem  Ph.  hervorgeht. 
i]dt]  ctGmuurog,  da  es  in  dem  Bericht  des  Damask.  Auch  im  Hymnos  heifst  Ph.  aus   dem   Ei   ge- 

382  an  dieser  Stelle  der  hieronymianischen  Tlieo-  boren  (v.  2)  und  wie  in  fr.  167,  das  Macrob. 
gonie  heifst  y.al  xqLxov  inl  xovxoig  ftebv  aßm-  aus  einer  neoplatonischen  Quelle  geschöpft  hat, 
fiaxov.  Indessen  bezieht  sich  hier  xgixog  auf  AvxavyTqg  (v.  8).  (Im  Zauberpap.  v.  1795  heifst 
die  offenbar  erst  von  einem  Neoplatoniker  in  Ph.  auch  Vater  der  Nacht.)  Als  -yrolviiopcpog 
die  Stelle  hineingetragene  Triadenlehre,  die  60  wird  Ph.  im  Hymn.  14,  1,  als  Sicpvrjg  ebd.  6,  1 
Athenagoras'  Quelle  nicht  gekannt  haben  kann;  bezeichnet;  das  Epitheton  xccvpoßoug  ebd.  6,  3 
auch  sind  die  beiden  andei-en  Naturen,  die  stimmt  zu  den  Stierköpfen,  die  die  Rhapsodien 
Damaskios  der  dritten  gegenüberstellt,  wie  es  dem  Ph.  beilegen.  Allein  alles  dies  ist  für  die 
scheint,  die  männliche  und  weibliche  Kraft  des  Rhapsodien  nicht  charakteristisch;  ja,  mit  Aus- 
Ph.;  dagegen  müfste  sich  bei  Athenagoras  ugw-  nähme  des  Namens  Antauges  kam  alles  nach- 
[Laxog  entweder  auf  Himmel  und  Erde  oder  auf  weislich  auch  in  der  hieronymianischen  Theogonie 
zwei  andere,  früher  genannte  &eol  uGwuccxot  vor,  und  manches  scheint  dafür  zu  sprechen, 
beziehen.     Bei   beiden  Annahmen,    von    denen  dafs  die  Hymnen  zwar  vielleicht  nicht  geradezu 


2253                Phanes  (Mythen)  Phanes  (Namen)                 2254 

diese  letzteren  wiedergeben,  aber  ihr  doch  nahe  wieder,  sondern  eine  Ausdeutung  irgend  welcher 
stehen.  Der  Erzeuger  des  Eis,  aus  dem  Ph.  uns  vielleicht  nicht  bekannten  Angaben  des  Ge- 
geboren  wird,   ist   in   der  Theogonie   Tiara  rbv  dichtes. 

IsQcovimov    Chronos   oder   Herakles:    dem    ent-  6)  Lact.  1,  5   nennt   den   Ttgonoyovog  (Dclcvrjg 

spricht    es,     dafs    im    Hymn.   12,   3    Herakles  oder   ^ai&cov ,    den  3tSQL(ir)xsog  A\_l&~\tQog  viog 

%q6vov  TtarsQ   und    12,  G   Ttaiicpccyt ,  itayysviroQ  (fr.  57  Ab.),    den   Schöpfer   des   Himmelshauses 

angeredet  wird;  beide  Ausdrücke  erhalten  ihre  (fr.  75  Ab.).    Lobeck,  Agl.  480  vermutet  wegen 

Erklärung  durch   den  folgenden  Hymnos  (13),  ProJcl.   Tim.  2,  132b,  fr.  58  Ab.,   wo    Ph.   ntQi- 

in   dem  der  als   Chronos   gefafste  Kronos  v.  5  nalliog  AiQ-SQog  vlög  heifst,  dafs  Lactant.  auf 

aiüvog    TtayytvtxoQ    und    v.  3    og  danavüg  [lsv  10  dasselbe    orphische   Gedicht    anspielt    wie    die 

aTtavra    xai    avt,tig    t[ntaXiv    avtog    angeredet  Neoplatoniker. 

wird;  es  kann  demnach  nicht  bezweifelt  werden,  7)  Als  Vater  der  Nyx  erscheint  Eros,  ov  qa 
dafs  der  Dichter  der  Hymnen  den  Chronos-  (Ddvijra  07tl6r?ooi  HccXiovßt  ßgorol  •  TTQcozog  ydq 
Herakles  kannte,  von  dem  die  Exzerpte  aus  tcpäv&r]  bei  Orph.  Argon.  15 f.  All  diese  An- 
den Rhapsodien  nichts  wissen.  Es  kommt  hinzu,  gaben  sind  auch  anderweitig  bekannt  und 
dafs  Rheia,  welche  in  7?.  14,  1  Tochter  des  Pro-  lassen  sich  ebenso  leicht  in  den  Rhapsodien 
togonos  heifst,  nicht  wie  in  der  rhapsodischen  wie  in  der  hieronymianischen  Theogonie  unter- 
Theogonie  fr.    106   (vgl.   fr.  128   und   Damask.  bringen... 

2,  277,  6  R.)  der  Demeter  gleich  gesetzt  wird;  Die  Übersicht  über  die  Mythen  von  Ph.  hat 
denn  wenn  hier  auch  die  Erklärung  des  Proklos  20  ergeben ,  dafs  die  Überlieferung,  obwohl  litte- 
nicht  sicher  richtig  ist  und  die  eigentliche  rarisch  in  mindestens  zwei  Teile  gespalten, 
Meinung  des  Dichters  vielmehr  z.  B.  dahin  ge-  sachlich  in  der  Hauptsache  einheitlich  ist.  Eben 
gangen  sein  kann,  dafs  bei  der  Erneuerung  deshalb  vermögen  wir  nicht  festzustellen,  ob 
der  Welt  durch  Zeus  Rheia  als  Demeter  wie-  und  wie  weit  die  Rhapsodien  auch  aufserhalb 
dergeboren  wurde,  so  würde  doch  vermutlich  des  Kreises  der  Neoplatoniker,  von  denen  sie 
selbst  eine  derartige  Verbindung  in  den  Hym-  wahrscheinlich  so  oft  zitiert  werden,  gelesen 
nen  wie  bei  andern  Gottheiten,  so  auch  bei  worden  sind.  Nur  von  den  Hymnen  läfst  sich 
Demeter-Rheia  irgendwie  zum  Ausdruck  ge-  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  an- 
kommen sein,  wenn  der  Dichter  sie  gekannt  nehmen,  dafs  sie  eine  der  hieronymianischen 
hätte.  Schöpft  das  Hymnenbuch  wirklich  aus  der  30  Theogonie  näher  stehende  Entwickelungsphase 
hieronymianischen,  Theogonie,  so  gewinnt  die  festhalten. 
Vermutung,  dafs  Ph.  hier  diaw^iarog  hiefs,  eine 

gewisse  Bestätigung,  da  h,  6,1  Protogonos  dt-  b)  Die  Namen  des  Phanes. 

cpv-ng  genannt  wird.  1)  Der  Name  Phanes   selbst  ist,   wie  sich 

4)  Nonnos  nennt  Ph.  Ttparoyovog  (9,  141;  aus  dem  bisher  Bemerkten  ergibt,  den  ver- 
12,  34),  avxöyovog  (9,  157)  und  älter  als  Kronos  schiedensten  Zweigen  der  jüngeren,  mystischen 
(19,  205).  Vielleicht  eine  eigene  Erfindung  des  orphischen  Litteratur  bekannt.  Dafs  er  in  dem 
Dichters  ist  es,  dafs  die  weissagende  Hand  des  Auszug  der  hieronymianischen  Theogonie  von 
Ph.  das  Weltenschicksal  aufgezeichnet  haben  Damaskios  nicht  genannt  wird,  ist,  da  für  ihn 
soll  (12,  34).                                                                 .10  Athenagoras  (fr.  41)  und  auch  der  Hymnos  6,  8 

5)  Mehrere  Angaben  über  Ph.  finden  sich  eintreten,  wahrscheinlich  Zufall.  Da  Ph.,  wie 
in  den  Pseudoclementinen :  Homil.  6,  4  (die  von  wir  sehen  werden,  nur  theogonische  Bedeutung 
Nöldeke,  ZDMG  53,  1899,  501  f.  veröffentlichte  hat,  läfst  sich  vermuten,  dafs  er  durch  ein 
Übersetzung  des  Theod.Bar  Choni  bietet  nichts  theogonisches  Gedicht  in  den  Kreis  der  orphi- 
wesentlich  Neues),  recogn.  10;  vgl.  Lobeck,  Agl.  sehen  Vorstellungen  eingeführt  ist.  Dafs  er 
478.  Abel  (fr.  37  f.)  hat  diese  wenig  charak-  bereits  in  der  ältesten  krotoniatischen  Theogonie 
teristischen  Stücke  ohne  genügenden  Grund  vorkam  (Sp.  1124,  21),  konnte  früher  aus  dem 
unter  die  hieronymianische  Theogonie  gestellt.  Zeugnis  eines  der  Goldplättchen  aus  jener 
Sachlich  stimmen  sie  ebenso  gut  zu  den  Rhap-  Gegend  gefolgert  werden,  wo  jedoch  nach  der 
sodien.  Das  gewaltige  Ei  platzt  zur  rechten  50  neuen  Lesung  von  Dich,  Festschr.  f.  Gompcrz 
Zeit  (&micdov  liest  Lobeck  479  für  das  über-  14  überliefert  ist:  r\li£7tVQdi}uavraorr]ivra6rriv- 
lieferte  -nQa^aiov ,  was  Abel  wenigstens  hätte  iaaT07t8vixat\6r]dstvxc<ix£q>avij6na^iriatoi^oi(}ca, 
erwähnen  sollen);  Ph.  wantQ  iit  ccAQcoQtiag  was  Diels  a.  a.  O.  und  Fr.  d.  Vorsokrat.  495 
ovoavov  TTpoxaxrt&Tai  xai  iv  cirtOQQi]Toig  rbv  nr.  12  so  emendiert:  "HXi£  tivq  dia  -itccvr  äatn 
a%£iQOV  7ttQiläii7isi  alüva,  was  sich  mit  fr.  58  viascci,  ots  Nitiatg  \  fj&e  Tv%aig  icpdvng  \y.al 
der  Rhapsodien  gut  vereinigen  läfst.  Mit  den-  öfioö]  TtamnjaxoQi.  Moiqcc.  Wäre  diese  Deutung 
selben  stimmt  auch  die  Angabe,  dafs  Ph.  sicher,  so  fiele  der  Ph.  für  die  Thontafeln  und 
Himmel  und  Erde  geschaffen  (fr.  38),  und  der  dann  natürlich  auch  für  die  krotoniatische 
erste  Teil  des  folgenden  Satzes  (ebd.)  überein :  Theogonie  fort.  Nun  befriedigt  der  Herstellungs- 
hunc  etiam  Phaneta  nominarimt  ab  apparendo,  60  versuch  des  zweiten  Verses  zwar  weder  dem 
quia,  cum  tipparnisset,  inqunmt,  tunc  etiam  lux  Inhalt  nach  noch  hinsichtlich  der  palaeogra- 
effulsit,  et  ex  hoc  dieunt  progenitam  esse  sub-  phischen  Wahrscheinlichkeit;  immerhin  sind 
stantiam,prudentiam,motum,coitum;  der  zweite  wir  aber  gezwungen,  von  diesem  Zeugnis  ab- 
Teil  dieser  Angabe,  deren  eigentlicher  Sinn  zusehen.  Dafs  in  einem  alten  krotoniatischen 
erst  dann  verständlich  sein  wird,  wenn  es  ge-  Gedicht  der  Name  Phanes  vorkam,  wäre  an  sich 
lingt,  die  griechischen  Äquivalente  der  un-  nicht  unwahrscheinlich,  da  Kroton  den  Kultkreis 
bestimmten  lateinischen  Wörter  zu  gewinnen,  von  Helikon  übernommen  hat  (Hdb.  96,  2  ff.),  wo 
gibt   nicht   die  Angaben  des   Gedichtes    selbst  wir  Ph.  vermutet  haben  (Sp.  2249,  10).  -  -  Nach 


2255                Phanes  (Namen)  Phanes  (Namen)                2256 

fr.  61   Ab.    ov  TS  (Pdvrixoc  \  Ttpioxöyovov  uccxagsg  Endlich  scheint  auch  Nonn.  D  9,  143,  der  von 

xdlaov  xccxd  ilccxqov  "OXv(ncov  (wonach  Lobeck,  den   äxxlvtg  irpoGciiTtov  des  Ph.  spricht,  diesen 

Agl.  481  EM  <Ddvi]g  787,  31  =  fr. iO  Ab.  ergänzt:  als  Sonne  gefafst  zu  haben.  —  Ein  Teil  der  hier 

xov  §i]  xaliovai  $dvriTcc  |  ä&dvccxoi)  scheint  es,  genannten  Stellen  geht  übrigens  wahrscheinlich 

als  habe   die  rhapsodische  Theogonie  in  home-  nicht  auf  die  wirkliche,   sondern   auf  die  vor- 

rischer   Weise    zwischen    der    göttlichen    und  ausgesetzte  Ursonne,  auf  die  Sonne  der  ersten 

menschlichen  Benennung  unterschieden.     Um-  Schöpfung:  doch  läfst  sich  im  einzelnen  nicht 

gekehrt  heilst  es  Orph.  Arg.  15 f.  ov  qcc  tf>dvr\xu  \  nachweisen,     welche    der    Bedeutungen     dem 

OTtXöxiooi  xaliovat  ßQoroi  und  fr.  167,  3  ov  Dichter  vorschwebte. 

dr\   vvv   xccliovßi    <f>dvr\xcc.  —   Abgeleitet  wird  10  d)  dem  intelligibeln  Verstand  ('?  vovg  vor\xög) : 

der  Name  allgemein  von  qpcuVra,  jedoch  in  ver-  Prokl.  Tim.  4,  267d  öib  §i]  v.a.1  'Opcptbg  <&dvr]xd 

schiedenen  Fassungen:  xsxbv  fttbv  xovxov  Tipo6T\yöphv6ii\  wg  itKpalvovxa 

a)  passiv,  ort  -ito&xog  iv  ed&ipi  (pcivxbg  xag  vorjxag  ivccdccg  (fr.  119  Ab.).  Diese  Deutung 
iyiv(s)xo  (EM  <f>ävT\g  787,  31;  fr.  40  A.b.).  Vgl.  stammt  nicht  aus  dem  von  den  Neoplatonikern 
Orph.  Argon.  16  TToaxog  yup  icpdv&r}-,  Lact.  inst.  gelesenen  orphischen  Gedicht,  sondern  ist  neo- 
l,5(Orph.fr.57).  —  Macrob.Sat.l,  18,12 (fr.  167, 6  platonische  Ausdeutung  und  kann  daher  im 
itQöixog  3'  ig  cpdog  rjl&s)  und  auch  andere  Stellen  folgenden  unberücksichtigt  bleiben. 

führen  bereits   zu  der  aktiven  Bedeutung  hin-  Die  aktive  und  passive  Erklärung  des  Namens 

über.  —  Vgl.  auch  fr.  38 ;  58,  59.  Ph.   stehen    nicht  in   einem   unlöslichen   sach- 

b)  aktiv:  Orph.  h.  6,8  IccfntQov  aycov  cpdog  20  liehen  Widerspruch :  Ph.  konnte,  indem  er  sich 
äyvov,  äcp  öv  6s  <f>dvr]xa  xixXfjay.co.  Ebenda  v.  6  selbst  offenbarte,  zugleich  die  Welt  sichtbar 
heifst  es,  dafs  Protogonos  die  dunkele  Wolke  machen,  wie  ja  auch  die  Sonne,  indem  sie  er- 
von  den  Augen  genommen  habe.  Als  rder  scheint,  die  Welt  erscheinen  läfst.  So  findet 
Leuchtende'  wird  Ph.  gleichgestellt:  sich  denn 

a)    dem  Licht,   Matal.  1,74  Ddf  (Suid.,  c)    die    doppelte    (aktiv  -  passive)    Er- 

'Opqp.  2)  nach  der  später  (Sp.  2256,  51  ff.)  zu  be-  klärung  des  Namens  Ph.  an  mehreren  Stellen 

sprechenden  Etymologie;  von   Pseudoclemeiis  (fr.  38  Ab.)  z.B.   öxt  ccvxov 

ß)   dem  Tag  in  der  Tafel  der  vier  Gegen-  cpavtvxog  xb  itav   it,   ccvxov    eXuLiips  toj   (ptyyti 

sätze  bei  Theon  (fr.  171),  wo  Ph.  mit  der  Nacht  xov  SiaTtQe-jteaxdxov  xav  oxoi%£icov  7tvQog  iv  xeo 

gepaart  wird;                                                              30  vyQco  xzlscyoQovidvov  .  .  .  hunc  ctiam  Phaneta 

y)  der  Sonne.    Macr.  Sat.l,  18,13  erklärt  twminarunt  ab  apparendo,  quia  cum  apparuisset, 

<&dvr}xcc   dixit  Solem   dnb   xov    cpwxbg   xal    q>a-  inqniitnt,    tunc  etiam    lux   effulsit  u.  s.  w.     So 

vsqov;    die   Pythagoreier    sollen   die    Zehnzahl  nahe  die  Annahme  liegt,  dai's  diese  Kombina- 

<[>dv7]xa  xal  rfkiov  genannt  haben  (Zeller,  Phil.  tion    schon    in    der    orphischen    Quelle    selbst 

cl.  Gr.  I5,  90,  3).    Bereits  Diod.  1, 11  (vgl.  Theol.  vorkam,   dafs   also    diese   zwei  Deutungen   des 

Tubing.  8  bei  Buresch,  Klaros  96,  21)  setzt  die  Namens  bot,   von  denen  die  Exzerpenten  bald 

Auffassung  des  Ph.  als  Sonne  bei  seinen  Lesern  die  eine,  bald  die  andere  fortliefsen,  so  ist  sie 

als  bekannt  voraus.  Auf  diese  Auffassung  deuten  doch  nicht  sicher,  da  die  pseudoclementinischen 

auch   die  beiden  Umschreibungen  des  Namens  Orphika    sehr    abgeschliffen    und    auch    durch 

Ph.  Antauges  und  Phaethon  (Sp.  2257,  15).   Als  40  einzelne  fremde  Zuthaten  getrübt  sind,  sich  in 

yuiQcav  wird   oft  Helios  bezeichnet  (Sp.  2200,  diesem  Fall    auch    nicht    vollständig  mit   ein- 

40  ff.)  und  als  Ävxavyi)g  dQiSrilog  erscheint  Ph.  ander   decken.     Dafs   die    beiden   Erklärungen 

in  Versen  (fr.  167),    die    wahrscheinlich  nicht  des  Namens  Ph.  (a  und  b)  ui-sprünglich  in  ver- 

erst   Macrobius  1,  18,  13    auf   die    Sonne    be-  schiedenen  orphischen  Werken  standen,  ergibt 

zogen  hat.    Die  allerdings  in  ihrer  Zusammen-  sich  übrigens  auch  aus  der  oben  (Sp.  2255,_4ff.) 

hangslosigkeit  dunkelen  Verse  scheinen  zu  be-  hervorgehobenen    Verschiedenheit     der    Über- 

sagen,  dafs  Ph.  den  vorher  erstarrten  ('?  äxivrjxov),  lieferung    über    das    Alter    des    Namens;    wer 

wohl  von  Metall  gedachten  Himmel  zum  Schmel-  diesen    passiv    deutete ,    mufste    ihn    als    alte 

zen  brachte  und  ihn  (als  glühende  Masse  ?)  den  Götterbezeichnung,  wer  ihn  auf  die  Sonne  bezog, 

Göttern  sichtbar  machte :  das  ist  allerdings  eine  50  konnte  ihn  als  junge  Bezeichnung  fassen, 

seltsame,   sonst  nicht  bezeugte  Erklärung  für  Übrigens  macht,  wie  schon  Zoega,  Abh.  257 

das  Leuchten  des  Himmels,  läfst  sich  aber  ver-  hervorgehoben   hat,    weder   die  Erklärung  des 

stehen,  wenn  Ph.  als  Sonne  gedacht  war.    An  Namens  Ph.  als   des  'zuerst  Offenbarten'  noch 

einer   zweiten   Stelle   (Orph.  h.  6,  8)   heifst  Ph.  die   als   des  f Offenbarers'   den   Eindruck,    dafs 

'Avxavyrjg  ilixontog:  auch  das  scheint,  wie  dies  der  Dichter  den  Namen  aus  dem  angegebenen 

Lobeck,  Agl.  498  auch  von  ndvxr]  öivri&kig,  v.  7,  Grunde     wirklich      gewählt     habe;      vielmehr 

vermutet,  auf  die  Sonne  zu  zielen;  denn  obwohl  scheinen  sie  nachträglich  hinzugefügt,  um  den 

bei  Homer  ilixoity  bekanntlich  nur  die  Munter-  anderweitig  bereits   feststehenden   Namen   mit 

keit  des  Blicks  hervorhebt,  hat  der  gekünstelte  dem  Mythos  in  Einklang  zu  bringen.     Der  an 
Dichter    das    verwandte    Wort    wahrscheinlich  60  sich  gute  Gedanke,  dafs  das  Licht  erst  wahr- 

auf  die  Drehungen   des  Sonnenauges  bezogen.  nehmbar   geworden    sei,    nachdem   die  Nacht, 

Dafür,  dafs  der  Name  Antauges  von  der  Sonne  die  sich  hier  nicht  das  Licht  gebiert,  sondern 

gebraucht  werden  konnte,  spricht  auch  Empedokl.  aus  dem  Licht  geboren  wird,   und   damit  eine 

fr.  44  Diels,    der    (vielleicht    in    Nachahmung  Differenzierung  der  Helligkeit  der  Einzelerschei- 

eines   orphischen  Verses?)   sagt  dvxavysl  Ttpbg  nungen  geschaffen  war,   wird  durch  den  Satz, 

"OlvfiTtov    6cxccQßt]xoi6i    7tQocc»7totg ;    denn    nach  dafs   das  Licht   das   erste   sichtbar  Gewordene 

Plutarchs  (Pyth.  or.  12)  wahrscheinlich  richtiger  sei,  weniger  deutlich.     Auch  erklärt  ja  dieser 

Angabe  bezog  sich  dieser  Vers  auf  die  Sonne.  Satz    eigentlich    gar    nicht    den    Namen    Ph., 


2257                 Phanes  (Namen)  Phanes  (Namen)                2258 

sondern     die     formelhafte     Zusammenstellung  dora   heilst.     Diese  gehört  in   den  lokrischen 

ixpcoxoyovog  cfrävT]?.    Ist  das  richtig,  so  werden  Kultus:  wenn  nun  Pherekyd.  die  Tochter  Deu- 

wir   später    aufserhalb    des  Mythos    nach   dem  kalions  und  Pyrrhas  Protogeneia  nennt  (Schol. 

Grunde    des    Namens    Ph.    zu    fragen    haben,  Pind.   Ol.  9,  86),    während    bei   Hesiod,  fr.  24 

wobei   Zoegas  (260)  eigene  Erklärung  und  die  eine   Deukaliontochter   Pandora    erscheint,    so 

schlechte  Vermutung  Kaibels(G.  G.N.  1901,515),  ist  kein  Zweifel,  dal's  beide  Gottesnamen  auch 

dafs  Ph.  aus  Phales  (Sp.  2242)  verdreht  sei,  aufser  in  dem  altlokrischen   Kultus  vorkamen.    Eben 

Betracht  bleiben  können.  —  Nur  eine  Ausdeutung  von    diesem    hängt    nun    der  Götterkreis    von 

des  Namens  Ph.,  und  zwar  wahrscheinlich  in  der  Kroton  ab  (Hdb.  97,  14);  es  kann  demnach  kein 

unter  by  (Sp.  2255,  31  ff.)  hervorgehobenen  Be-  10  Zweifel  sein,   dafs  der  krotoniatische  Dichter, 

ziehung  auf  die  Sonne,  liegt  vor  in  den  beiden  der  Gaia  Protogonos  nannte,    einem  in  seiner 

folgenden  Bezeichnungen  des  Gottes  Vaterstadt    gebräuchlichen   Kultnamen    folgte. 

2)  Antauges  (Orph.  hymn.  6,  8  und  fr.  Dafs  die  Göttin,  welche  in  Phlya  der  Perse- 
167,  4)  und  phone  gleichgesetzt  wurde,   hier  als  Gaia   er- 

3)  Phaethon  bei  Lactant.  inst.  1,  5  (Lobeck,  scheint,  kann  bei  der  Freiheit,  die  sich  die 
Agl.  480,  fr.  57  Ab.)  Ttpaxöyovog  <I>as&cov  TtSQL-  Griechen  zu  jeder  Zeit  mit  solchen  Deutungen 
«?;xfog  *ctl&bQog  v'iög  Sp.  2254,  5).  erlaubten,  natürlich  nicht  befremden.  -  -  Fällt 

4)  Protogonos  ist  das  gewöhnliche  Bei-  demnach  auch  das  Zeugnis  für  den  Protogonos 
wort  des  aus  dem  Ei  geborenen  orphischen  der  krotoniatischen  Orphiker,  so  ist  doch  ein 
Urwesens.  Gewöhnlich  findet  sich  die  Bezeich-  20  Zusammenhang  zwischen  ihrer  Gaia  Protogonos 
nung  neben  dem  Namen  Phanes  (z.  B.  in  den  und  dem  Ph.  Protogonos  nicht  unwahrschein- 
Rhapsodieu  fr.  61,  2 f.  [vgl.  59];  ferner  bei  Athen.  lieh.  Nach  dem  Muster  der  krotoniatischen 
7tQ8oß.  20,  96  Otto  =  fr.  41  Ab. ;  Nonn.  D.  9,  141;  Epiklesis  wird  entweder  schon  der  dortige 
12;  34  u.  s.  w.);  Ph.  kann  in  freier  dichterischer  theogonische  Dichter  seinen  Urgott  Protogonos 
Abwandelung  des  bekannten  Epithetons  auch  genannt  oder  ein  späterer  Nachahmer  der  alten 
avxöyovog  genannt  werden  (Nonn.  I).  9,  157),  Theogonie  den  in  ihr  auf  Gaia  bezogenen 
wie  wir  andererseits  auch  den  zweiten  Bestand-  Namen  dem  Ph.  beigelegt  haben. 

teil  der  Formel  Ttpwxoyovog  $>äv)}g  frei  verändert  5)  Metis.  In  der  Rhapsodie  standen  die  auf 
gefunden  haben  (oben  Z.  16).  Bisweilen  steht  Ph.  bezüglichen  Verse  (fr.  61;  Lobeck,  Agl.  481) 
jedoch  nponöyovog  nicht  neben,  sondern  statt  30  tvd<xi[iov(x.  6tyv6v  \  Mijxtv  aTTEQ^a  epenorta  fttwv 
Phanes,  Orph.  h.  6,  1;  14,  1 ;  fr.  59,  1  (Lobeck,  y.lvx6v  und  (fr.  69,  1;  Lobeck,  Agl.  495)  äßobg 
Agl.  481);  solche  Stellen  wurden  von  den  Christen,  "Epcos  ncd  Myxtg  äzdo&ctlog,  und  als  Zeus  das 
die  überhaupt  die  Lehren  ihrer  Religion  in  den  All  in  sich  aufgenommen  hat,  heilst  er  Mfjtig 
Orphika  wiederfanden  und  in  sie  hineinfälschten  itQ&xog  ytvtxcop  %ai  "Epcog  TtolvxtQitrjg  (Stob., 
(Sp.  1152),  auf  ihren  Gott  bezogen,  vgl.  z.  B.  ekl.  1,  2,  11  31.,  Porph.  bei  Euseb.,  pr.  er.  3,  9). 
Lactant.  1,  5  deum  verum  et  magnum  tiqcoxo-  Ebenfalls  auf  die  rhapsodische  Theogonie  be- 
yovov,  primogenitum,  appellat,  quod  ante  ipsum  zieht  sich  die  Erwähnung  des  Namens  bei 
nihil  sit  genitum.  (Warum  Meineice  diese  Stelle  Damask.,  ccit.  380  K.  Bei  Malal.  4,  74  wird 
zu  Stcph.,  Byz.  123,  12 f.  "Aova  itolig  Avnlug  .  .  .  Metis  durch  ßovlrj  wiedergegeben.  Eine  ent- 
änb  'Aqvov  xov  Y.axa7Coltai]6avxog  Upmxöyovov  40  fernte  Anspielung  auf  den  Namen  enthält 
stellt,  ist  mir  dunkel.) — Der  Name  Ilpmxoyovog  endlich  vielleicht  Orph.  hymn.  6,10,  wo  Ph. 
wurde  von  üomparetti  auf  einem  der  Gold-  noXviirixt^ angeredet  wird.  Es  ergiebt  sich  aus 
plättchen  gelesen,  die  in  der  Umgegend  von  diesem  Überblick,  dafs  der  Name  Metis  nicht 
Kroton  gefunden  sind;  es  ist  daraus.  (Sp.  1124,  bezeugt  ist  in  den  Fragmenten  der  ganzen 
20  ff.)  geschlossen,  dafs  der  Name  bereits  in  älteren  Litteratur  und  aucli  in  denen  der  hie- 
ähnlichem  Sinne  wie  in  den  späteren  Orphika  ronymianischen  Theogonie  nicht  genannt  wird, 
(wenn  auch  wohl  noch  nicht  mit  Ph.  identi-  In  den  Bruchstücken  der  Rhapsodien,  denen 
fiziert;  vgl,  Rohde,  Ps.  22,  417)  in  der  ältesten  die  meisten  Erwähnungen  des  Metis  entstammen, 
orphischen  Theogonie,  die  eben  in  Kroton  ge-  erscheint  der  Name  an  zwei  Stellen  mit  Eros, 
dichtet  ist,  vorkam.  Dies  läfst  sich  nicht  mehr  50  Dafs  in  Brachst.  61  Metis  mit  {ilxog  in  Zu- 
aufrecht erhalten,  da  Diels,  Festschr.  f.  Gomp.  1  ff .  sammenhang  gebracht  sei,  ist  eine  üble  Ver- 
(vgl.  Fragmente  der  Vorsokr.  495  no.  12)  gezeigt  mutung  von  Kaibel,  G.G.N.  1901,  515.  Aber 
hat,  dafs  TtQoixöyovog  hier  vielmehr  Peiname  eine  gewisse  Beziehung  zwischen  dieser  Be- 
der  Ge  ist.  Diese  Epiklesis  der  Erde  ist  Zeichnung  des  Gottes  und  seiner  zeugenden 
allerdings  in  der  Poesie  sonst  nicht  bezeugt,  Kraft  scheint  allerdings  angenommen  werden 
aber  in  dem  mittelgriechischen  Kultus  scheinen  zu  müssen,  da  Metis  auch  iTQwxog  ysvixcaQ, 
neben  einander  zwei  Göttinnen,  Pandora  und  CTttpua  epsocov  angeredet  wird.  Freilich  ist 
Protogeneia  oder  Protogone,  gestanden  zu  bei  der  Bewertung  des  Zusammentreffens  zu 
haben.  Zwei  Töchter  des  Erechtheus  tragen  berücksichtigen,  dafs  die  Neoplatoniker,  welche 
den  Namen  Pandora  und  Protogeneie  (oben  60  diese  Zitate  geben,  Metis  als  den  die  Ideen 
Sp.  1529,  64);  von  ihnen  sind  die  Köre  Proto-  schauenden  Verstand,  axtPiia  aber  im  Sinne 
gonos  (Altarinschr.  des  Methapos,  Paus.  4,  1,  8)  der  platonischen  Ideen  fafsten  und  deshalb 
oder  Protogone  (Paus.  1,  31,  4)  und  Demeter  natürlich  solche  Stellen  besonders  hervorhoben, 
Anesidora  von  Phlya  (Hdb.  41)  um  so  weniger  in  denen  Metis  und  die  ontpuaxcx  zusammen 
zu  trennen,  als  auf  einem  Vb.  (oben  Sp.  1525,  6)  genannt  werden;  aber  es  wäre  doch  immerhin 
auch  das  von  Athena  und  Hephaistos  ge-  ein  schwer  erklärlicher  Zufall,  dafs  sie  für 
schmückte  Weib,  das  der  Pandora  des  Pro-  ihre  Erklärung  mehrere  Zeugnisse  beibringen 
metheusmythos   gleich    zu    stellen  ist,    Anesi-  konnten,   wenn   nicht   schon  in   der  Dichtung 


2259                Phanes  (Namen)  Phanes  (Namen)                 2260 

selbst  irgend  ein  Zusammenhang  bestand;  auch  hervorheben,  dafs  er  verschiedenen  anderen 
verbindet  schon  der  Hymnos  an  den  Protogonos,  Göttern  gleichgesetzt  wird  : 
der  sonst  --  wie  die  orphischen  Hymnen  über-  Dionysos.  Deutlich  ist  die  Ausgleichung 
haupt  —  keine  sicher  neoplatonischen  Elemente  dieses  Gottes  mit  Ph.  in  den  orphischen  Hymnen. 
enthält,  schwerlich  zufallig  Ttohbybt\xi  TtolvanoQs  52,  6  wird  Bakchos  itQorxöyov  'Hoinsncas  an- 
(v.  10).  Demnach  scheint  die  Beziehung,  in  geredet,  5»,  2  ontQua  7toXv^vnaxov,  TtoXvä>vv[is ; 
welcher  der  zeugende  Metis  bei  den  Neo-  42,  2  nennt  ihn  ont^uci  7toXi<nvnaxov,  noXvwvv- 
platonikern,  erscheint,  ebenso  an  die  Stelle  uov  EvßovXijog  (Evßovlfja?) ,  womit  sich  die 
einer  älteren  getreten  zu  sein,  wie  dies  hin-  Anrede  an  Ph.  onsQucc  TtolvuvrjOTov  6,  4  ver- 
sichtlich anderer  Ausdeutungen  dieser  Philo-  10  gleichen  läfst.  Da  demnach  Protogonos  hier 
sophen  bereits  gezeigt  ist.  Näher  steht  dem,  als  Dionysos  charakterisiert  wird,  ist  Lobecks 
was  unserem  Dichter  vorschwebt,  die  stoische  Vermutung  (Agl.  498  f.),  dafs  Hymn.6,1  itävxr\ 
Vorstellung  vom  GiriQ\iaxiv.bg  Xoyog,  nament-  Sivrj&etg  auf  die  Etymologie  Jtovvaog-  SLVsTa&ca, 
lieh,  wenn  'wir  ihn  als  den  die  übrige,  ge-  anspiele,  trotz  des  Widerspruchs  von  Kern, 
sonderte  Materie  durchdringenden  und  sie  Herrn.  24,  1889,  503  sehr  wahrscheinlich.  Diese 
befruchtenden  Weltgeist  fassen  dürfen,  in  den  Etymologie  findet  sich  in  orphischen  Versen, 
nach  31.  Aurel.  4,  14  die  Seelen  der  einzelnen  die  Macrob.  Sat.  1,  18,  12  f.  mitteilt  (Lübeck, 
zurückkehren.  Indessen  ist  es  unwahrschein-  Agl.  497;  Ab.,  fr.  167)  und  in  denen,  wie  wahr- 
lieh, dafs  die  Orphiker  die  stoische  Vorstellung  scheinlich  im  Protogonoshymnos,  Ph.  als  Sonne 
selbst  wiedergeben,  die  nach  einer  anderen  20  bezeichnet  wird.  Diese  Gleichsetzung  von  Ph.- 
Richtung  hin  ausgebildet  ist;  vielmehr  scheint  Dionysos-Helios  ist  aufserdem  in  dem  von  Macr. 
auch  in  diesem  Punkt  die  stoische  Physik  einer  Hat.  1,  18,  17  erhaltenen  Vers  (Ab.,  fr.  169) 
älteren  Lehre  nachgebildet,  deren  mythische  sowie  in  einem  anderen,  den  Diod.  1,  11  und 
Einkleidung  bei  den  Orphikern  vorliegt.  die  theosoph.  Tubing.  bei  Buresch,  Klar.  96,  21 

6)  Erikepaios  (Erikapaios,  über  das  (Ab,,  fr.  168,  1)  überliefern,  bezeugt.  —  Auch 
Verhältnis  der  beiden  Formen  s.  Jbb.  f.  Philo!.,  in  den  Rhapsodien  wurde  Ph.  als  Dionysos  be- 
Hupplemenibd.  17,  740, 1)  wird  in  der  jüngeren  zeichnet  (Prokl.  Tim.  2,  102e  avxög  xs  6  Aiö- 
orphischen  Mystik  allgemein  dem  Ph.  gleich-  waog  %al  ^dvrjg  nctl  'Hptxsncdog  avvs^&g  ovo- 
gesetzt;  wenn  Nonn.  Abb.  (Orph.  fr.  66  Ab.)  ^ccStxca;  vgl.  Lobeck,  Agl.  495;  Ab.,  fr.  71). 
zwischen  beiden  unterscheiden  will,  so  beruht  30  Indessen  wird  damit  nicht  der  Unterschied 
dies  auf  einem  Fehler.  In  der  gesamten  älteren  aufgehoben ;  in  Dionysos  lebt  nach  dieser  Dich- 
Litteratur  findet  sich  so  wenig  eine  Spur  von  tung  Phanes-Erikepaios  wieder  auf,  und  des- 
Erikepaios  wie  von  Phanes.  Dies  ist  schwer-  halb  werden  diese  Namen  auch  jenem  beigelegt, 
lieh  Zufall,  da  wenigstens  die  alte  Theogonic  Es  lassen  sich  daher  die  Stellen,  die  Proklos 
von  zahlreichen  Schriftstellern  gelesen  ist,  die  im  Auge  hat,  mit  den  früher  erwähnten  nur 
oft  auf  ihre  Lehren  hinweisen  und  manche  bedingungsweise  vergleichen,  zumal  die  Neo- 
Gelegenheit hatten,  auch  des  seltsamen  Namens  platoniker  die  Gleichsetzung  des  Dionysos  und 
zu  gedenken.  Weniger  ist  auf  das  Fehlen  des  der  Sonne  nicht  vorgefunden  zu  haben  scheinen. 
Erikepaios  in  den  hier  sehr  lückenhaften  Frag-  Eubuleus  wird  Ph.  bei  Macr.  Sat.  I,  18,  12 
menten    der    hieronymianischen    Theogonie    zu  40  (fr.  167  Ab.)  genannt. 

geben,  zumal  in  dem  ihr  sonst  nahe  stehenden  Zeus  konnte,  insofern  er  mit  Ph.  durch 
hymn.  6, 4  der  Name  sicher  herzustellen  ist. —  dessen  Verschluckung  eins  wird,  auch  mit 
Der  Name  selbst  ist  bisher  nicht  erklärt.  Man  dessen  Namen  bezeichnet  werden.  Vgl.  Ljobeck, 
hat  in  seinem  zweiten  Teil  v.u.%-  'schnappen',  Agl.  496  =  fr.  123,  11  Ab.  Dies  scheint  aus 
■"atmen',  und  dann  in  seinem  ersten  entweder  den  Rhapsodien  zu  stammen,  und  auf  sie  be- 
tKQ  'Frühling'  (Göttling,  de  Ericapaeo)  oder  zieht  Lobeck,  Agl.  486  f.  auch  das  Exzerpt  bei 
i]Qi-  'früh'  (Dicls  bei  Kern,  Orph.  Pher.  Epim.  LJamask. ,  cm.  382  K.  xavxrjg  de  tr/g  xpix-ng  xgiadog 
theog.  21  f.,  von  Kern  a.  a.  O.  gebilligt,  aber  rbv  tqItov  &ibv  %al  rjds  i]  ftsoXoyia  Ilpwxöyovov 
später,  Herin.  24,  1889,  503,  verworfen)  finden  ccvv[LV8l  -aal  Alu  kcxXeI  nävxojv  dtccxccxxopcc  xal 
wollen,  was  abgesehen  von  der  in  diesem  Falle  50  oXov  xov  y.öau.ov.  Abel  (zu  fr.  36  und  48)  denkt 
sehr  seltsamen  Endung  schon  deshalb  unwahr-  dagegen  mit  Recht  an  die  hieronyin ionische 
scheinlich  ist,  weil  dann  die  Form  'HoiKtTtedog  Theogonie,  von  der  im  Anfang  dieses  Abschnittes 
gar  nicht  erklärt  werden  kann.  Es  ist  auch  des  Damaskios  die  Rede  ist;  vgl.  Gruppe,  Gr. 
nicht  abzusehen,  warum  Erikapaios  nach  dem  Kulte  u.  Myth.  1.  633  ff.  — Dem  Dionysos  steht 
Trühlingshauch'  genannt  oder  als  'früh  ver-  in  den  orphischen  Hymnen 
schluckt' bezeichnet  sein  sollte;  die  Vereinigung  Adonis  nahe.  Auch  er  heilst  Eubuleus, 
des  Zeus  mit  Ph.,  d.  h.  die  Verschlingung  des  56,  3,  und  noXvörvv[iog,  56,  1;  er  wird  mann- 
letzteren findet  diu  nhGr\g'  xfjg  vvv.xbg  statt  weiblich  genannt,  56,  4,  umgekehrt  heifst  Bak- 
(fr.  120).  Andere  haben  an  phoinikischen  chos  7rccptdpog  der  Aphrodite,  55,  7,  die  ihm 
(Büchsenschütz,  de  hymn.  Orph.  26,  7;  anderes  60  den  Hermes  geboren  haben  soll,  57,  3f.  Dem- 
bei  Zeller,  Phil.  d.  Gr.  I5,  96,  1)  oder  an  ägyp-  nach  ist  auch  Adonis,  wenngleich  nicht  nach- 
tischen  (Zoega,  Abh.  261  ff.)  Ursprung  gedacht.  weisbar  geradezu  mit  Ph.  ausgeglichen,  so  doch 
Matal,  ehr.  4,  74  Ddf.  erklärt  'Hq.  als  gcoodoxrJQ,  jedenfalls  seinem  Kreis  nahe  gebracht  und  mit 
>s'^/V/.  'Oprp  2  als  tai];  ersteres  halte  ich  jetzt  aus  Vorstellungen  ausgestattet  worden,  die  ur- 
später zu  erörternden  (unten  Sp.  2267,'  28 ff.)  sprünglich  von  Ph.  galten. 
Gründen  für  richtig.  Eros.     Diese  Bezeichnung  des  Ph.,   die  in 

Schliefslich  müssen  wir,  um  die  Aufzählung  eigentümlicher  Weise    mit   dem   Namen  Metis 

der  Bezeichnungen  des  Ph.  zu  vervollständigen,  gepaart  zu  werden  pflegt  (ob.  Sp.  2258,53),  findet 


2261 


Phanes  (Deutung) 


Phanes  (Deutung) 


2262 


sich  wohl  in  allen  jüngeren  Teilen  der  orphischen 
Litteratur  (vgl.*  z.  B.  aufser  dem  schon  An- 
geführten fr.  58,  67  ff. ;  Argon.  14  f.)  Schon  die 
ältere  orphische  Theogonie  hatte  wahrscheinlich 
Eros  genannt,  und  zwar  ebenfalls  als  aus  dem 
Ei  geboren  (Sp.  1121,  40);  da  indessen  für  diese 
Dichtung  der  Name  Ph.  selbst  nicht  nach- 
weisbar ist,  kann  diese  für  die  Frage  nach 
der  Herkunft  der  einzelnen  Vorstellungen  von 
Ph.  wichtige  Stelle  hier  noch  nicht  berück-  10 
sichtigt  werden. 

Priapos  (HQir\Ttog  avcc%)  heifst  Protogonos 
Orph.  h.  6,  9. 

Pan  heifst  Ph.  bei  Damask.,  ä-jt.  382,  in  dem 
Exzerpte  einer  orphischen  Theogonie,  wahr- 
scheinlich der  hieronymianischen  (Ab.,  fr.  36 ;  48). 
Die  stoische  Deutung  des  Namens  Pan  als  des 
Allgottes  findet  sich  aufserdem  im  Hymn.  11, 
wo  er  auch  als  &Xr]&i]g  Zsvg  6  xsgcxaxtjg  be- 
zeichnet, d.  h.  dem  Zeus  als  Mischer  des  Welt-  20 
alls  gleichgesetzt  wird  (Philol.  Jl)b.  17.  Supple- 
mentbd.  1890,  735).  Dagegen  ist  dem  Hymnen- 
dichter die  Gleichung  von  Pan  und  Phanes 
nicht  bekannt  gewesen;  denn  unmöglich  geht 
auf  den  letzteren  das  Beiwort  Paus  epatoepopog, 
das  vielmehr  mit  der  auch  aus  einer  anderen 
Spur  zu  erschliefsenden  Ausgleichung  des  Pan 
mit  dem  Morgenstern  zusammenzuhängen 
scheint  (Röscher ,  Selene  u.  Verw.  162,  663). 
Überhaupt  findet  sich,  so  nahe  bei  dem  Namen-  30 
anklang  von  Phanes  und  Pan  die  Identifikation 
beider  lag,  keine  Spur  derselben  aufser  jener 
Damaskiosstelle;  insbesondere  haben  auch  die- 
jenigen Erklärer  des  Namens  Pan,  die  ihn  von 
epaivea  ableiten  (Sp.  1405,  35),  immer  nur  an 
den  Gott  der  Traumgestalten,  nicht  an  Phanes 
gedacht.  Indem  man  Pan  mit  cpaiva  etymo- 
logisch verband,  hätte  man  ja  auch  die  Be- 
ziehung zu  näv,  die  allein  den  Ausgangspunkt 
der  Gleichsetzung  von  Pan  und  Ph.  bilden  40 
konnte,  verloren.  Unter  diesen  Umständen  ist 
das  Zeugnis  des  Zhimaskios  nicht  einwandfrei: 
da  unmittelbar  vorher  Protogonos  auch  als 
Zeus  bezeichnet  ist,  so  sind  wir  nicht  sicher, 
dafs  das  Exzerpt  hier  eine  Stelle  des  über  Ph. 
selbst  handelnden  Abschnittes  des  Gedichtes 
wiedergibt:  wurde  im  weiteren  Verlaufe  der 
Dichtung  Zeus,  der  Verschlinger  des  Ph. ,  als 
Protogonos  und  Pan  bezeichnet,  so  konnte 
Damask.,  ohne  darum  den  Inhalt  der  von  ihm  50 
exzerpierten  Dichtung  willkürlicher  wieder- 
zugeben, als  er  es  nachweislich  an  vielen  an- 
deren Stellen  gethan  hat,  auch  den  Phanes 
Pan  nennen;  es  würde  dann  auch  in  dieser 
Beziehung  die  Hymnensammlung  zu  der  hierony- 
mianischen   Theogonie  stimmen. 

c)  Deutung  des  orphischen 
Phanesmythos. 

Dafs  der  orphische  Phanesmythos  einen  60 
philosophischen  Gedanken  ausdrücken  sollte, 
ist  zu  allen  Zeiten  mit  Recht  angenommen 
worden.  In  der  Hauptsache  ist  auch  der  Sinn 
des  Mythos  nie  zweifelhaft  gewesen  und  kann 
auch  nicht  zweifelhaft  sein:  es  soll  die  wieder- 
holte Emanation  der  geteilten  Welt  aus  dem 
einheitlichen  Urprinzip  dargestellt  werden.  Da 
aber  der  Dichter  nicht  blofs  eine  mangelhafte 


logische  Bildung  besitzt,  sondern  auch  aufser- 
dem, wie  wir  sehen  werden,  durch  ältere 
Mythen,  an  die  er  anknüpft,  behindert  war,  so 
ist  allerdings  der  zu  Grunde  liegende  Gedanke 
nur  unklar  zum  Ausdruck  gekommen;  und  es 
hat  dies  dazu  beigetragen,  dafs  die  Neoplato- 
niker  ihre  eigene  Weltauffassung  in  ihn  hinein- 
tragen und  ihn  so  zum  Teil  umbiegen  konnten. 
Sie  deuten  die  Emanationslehre  dieser  Orphiker 
im  Sinne  des  Übergangs  von  der  intelligibeln 
zur  körperlichen  Welt,  vgl.  z.  B.  Damask.,  ait. 
380  (fr.  4:8  Ab.):  iv  (isv  zoivvv  xalg  q>bQO\iivcag 
xccvraig  Qaipoidieag  'OQ(piy.cctQ  ftsoXoyicc  (xoiätdh 
(vgl.  zu  dem' Text  Kroll,  Rh.  M.  52,  1897,  289) 
rig  ioTtv  ?j  itspl  xb  vor\xöv  u.  s.  w.  Der  orphi- 
sche Ph.  ist  diesen  Neoplatonikern  der  &tbg 
vorixög,  Zeus  der  dsbg  vosoög:  was  Piaton  aus- 
drückt, indem  er  den  Demiurgos  auf  die  Ideen 
blickend  die  sichtbare  Welt,  den-Koagog  crio&rixög, 
schaffen  läfst,  soll  Orpheus  durch  die  Ver- 
schlingung des  Phanes  ausgedrückt  haben. 
Vgl.  besonders  Prokl.  zu  Plat.  Tim.  2,  99aff. 
Um  diese  Deutung  zu  erzielen,  scheinen  die 
Neoplatoniker  vor  willkürlichen  Interpretationen 
nicht  zurückgeschreckt  zu  sein;  so  zitiert  z.  B. 
Proklos  an  der  ebengenannten  Stelle  (99b)  den 
Vers  x&v  itävxcov  ds(i-ag  ei%£v  tfj  ivi  yaaxipi 
xoLXrj  so,  dafs  der  Leser  glauben  niufs  und 
wahrscheinlich  auch  glauben  soll,  dtgag  be- 
deute hier  tdtec.  In  Wahrheit  ist  natürlich 
Ttdvxcov  ötgag  Metaphrase  für  itdvxcc.  Der 
philosophische  Dichter  kennt  überhaupt  das 
Problem  nicht,  dessen  Lösung  die  Neoplatoniker 
in  ihn  hineingelesen  haben,  und  kann  es  nach 
seiner  ganzen  Weltauffassung  nicht  kennen. 
Man  pflegt  diese  als  Hylozoismus  zu  bezeichnen : 
das  ist  nicht  falsch,  aber  doch  insofern  nicht 
erschöpfend,  als  dabei  der  Unterschied  dieser 
primitiven  Spekulation  von  dem  stoischen  Ma- 
terialismus nicht  genügend  hervortritt.  Der 
Dichter  des  Mythos  betrachtet  nämlich  nicht 
allein  alles  Wirkende,  sondern  überhaupt  alles 
Wirkliche  als  materiell,  und  da  alle  Abstrak- 
tionen und  auch  die  Denk-  und  Anschauungs- 
formen auf  dieser  Stufe  natürlich  als  real 
angenommen  werden,  so  werden  auch  sie  körper- 
lich vorgestellt.  Man  darf  sagen,  dafs  die  Zeit, 
Chronos,  und  auch  das  Chaos,  das  hier  ent- 
weder den  nicht  von  der  Welt  erfüllten  Raum 
oder  vielleicht  sogar  geradezu  den  Gegensatz 
gegen  die  Welt,  das  Nichts,  bezeichnet,  diesem 
Denker  materiell  sind,  niufs  sich  dabei  aber 
bewufst  bleiben,  dafs  der  Begriff  der  Materie 
bei  dieser  Erweiterung  seines  Umfangs  natür- 
lich einen  z.  T.  anderen  Inhalt  bekommen  niufs. 
Der  Psmdoorpheus  ist  sich  des  Unterschiedes 
dieser  durch  Abstraktion  gewonnenen  Begriffe 
von  den  materiellen  Dingen  noch  nicht  bewufst 
geworden.  Er  steht  in  dieser  Begriffsunklarheit 
keineswegs  allein;  auch  der  Dichter  der  hesio- 
deischen  Theogonie  findet  keine  Schwierigkeit 
dabei,  aus  dem  %a.og  unmittelbar  die  Erde 
hervorgehen  zu  lassen.  Dem  Chronos  hatte 
wahrscheinlich  bereits  Pherekydes  nicht  allein 
Eigenschaften  beigelegt,  die  nur  Körpern  zu- 
kommen, sondern  ihn  sogar  wahrscheinlich 
geradezu  einem  vermeintlichen  Körper,  dem 
Fixsternhimmel    gleichgesetzt    (Gruppe,   Hdb. 


2263                Phanes  (Deutung)  Phanes  (Entstehung  d.  Mythus)    2264 

427,4).  Dieselbe  Identifikation  hat  sehr  wahr-  Phanesrnythos  älter  ist  als  Herakleitos.  Der  eben 
scheinlich  der  Dichter  des  Hymnos  13  in  seiner  ausgeführte  Widersprach  zwischen  dieser  Vor- 
Vorlage gefunden  (v.  4),  und  auch  die  ihm  nahe  Stellung  und  der  Lehre  von  dem  sich  periodisch 
stehende  hieronymianische  Theogonie'  scheint  wiederholenden  Weltprozefs  findet  sich  zwar 
mit  Rücksicht  auf  die  Sternbilder  dem  Chronos  auch  bei  einzelnen  späteren  Philosophen,  allein 
Löwen-  und  Stierkopf  beizulegen  (fr.  36;  3'JAb.).  bei  keinem  von  ihnen  steht  die  letztere  Lehre 
Selbst  für  die  rhapsodische  Theogonie  kommt  so  im  Mittelpunkt  des  ganzen  Denkens  wie 
diese  Deutung  wenigstens  in  Präge  (Gruppe,  bei  unserem  Dichter.  Dieser  ist  nun  zwar  kein 
Hdb.  431, 1).  -  -  Kbenso  wie  Chaos  und  Chronos  Bahnbrecher,  er  trägt  uns  vor,  was  er  von 
bedeutet  nun  auch  Ph.  zugleich  einen  voraus-  10  Gröfseren  gelernt  hat;  aber  dies  hat  er  richtig 
gesetzten  Stoff  und  eine  vorausgesetzte  Kraft.  verstanden  und  auch  trotz  der  bedenklichen 
Er  ist  ebenso  wohl  der  angenommene  Urstoff,  mythischen  Einkleidung,  die  ja  freilich  manches 
das  All-Eine,  als  die  potentielle  Vielheit,  die  undeutlich  machen  mufste,  im  ganzen  richtig 
er  in  sich  schliefet,  ja  auch  der  Entwickelungs-  wiedergegeben.  Wenn  er  die  Welt  entstehen 
reiz,  der  diese  Vielheit  zwingt,  sich  aus  dem  läfst,  so  thut  er  dies  wahrscheinlich  nicht  blol's, 
All-Einen  zu  entfalten  und  in  das  All-Eine  weil  dies  innerhalb  der  kosmogonischen  Lit- 
zuriickzukehren.  Dieser  Entwickelungsreiz  teratur  üblich  war,  sondern  weil  er  bei  seinen 
wiederum  kann  ganz  physisch,  als  Geschlechts-  Meistern  nichts  anderes  vorfand.  Da  aufserdem 
trieb  (Eros,  Priapos,  s.  Sp.  2260  f.),  oder  auch  solche  philosophische  Lehren  nur  so  lange  zu 
ganz  geistig  als  Denken  (Metis,  s.  Sp.  2258)  20  poetischer  Einkleidung  zu  reizen  jmegen.  als 
vorgestellt  werden;  denn  wenngleich  diese  sie  neu  sind,  kann,  wenn  auch  nicht  mit  völliger 
Namen  des  Ph.  vom  Dichter  des  Mythos  nicht  Sicherheit,  so  doch  ziemlich  wahrscheinlich  an- 
selbst  erfunden,  sondern  in  älteren  Überliefe-  genommen  werden,  dafs  der  Phanesrnythos 
rangen  vorgefunden  sind,  so  nötigten  sie  doch,  im  VI.  Jahrhundert  entstanden  ist.  Für  die 
nachdem  sie  einmal  angenommen  waren,  zu  Entstehungszeit  der  dem  späteren  Altertum 
einer  Erweiterung  der  Vorstellungen  nach  vorliegenden  Darstellungen  dieses  Berichtes 
dieser  Richtung  hin.  folgt  daraus  natürlich  nichts. 

Wenn  demnach  die  aus  Phanes  emanierte  Nun  findet  sich  allerdings  im  VI.  Jahrhundert 
Welt  nicht  intelligibel  sein  kann,  so  erhebt  in  Griechenland  die  Lehre  von  dem  Ausströmen 
sich  die  Frage,  wodurch  sie  sich  überhaupt  30  des  Alls  aus  dem  Einen  und  seiner  Wieder- 
von  der  aus  Zeus  herausgeströmten  Welt  unter-  Vereinigung  im  Einen  nicht;  allein  die  grofsen 
scheidet.  Ein  solcher  Unterschied  tritt  in  der  Denker  am  Ende  dieses  und  am  Anfang  des  folgen- 
Überlieferang  nirgends  hervor.  Trotzdem  könnte  den  Jahrhunderts  gehen  von  Voraussetzungen 
er  freilich  bestanden  haben,  da  die  Neoplato-  aus,  die  denen  unseres  Orphikers  ähnlich  sind, 
niker,  denen  wir  die  weitaus  meisten  auf  diesen  Verwandte  kosmologische  Vorstellungen  finden 
Teil  des  Mythos  bezüglichen  Angaben  verdanken,  sich  bekanntlich  im  Stoizismus,  in  der  älteren 
natürlich  keinen  Grand  hatten,  diese  ihrer  Gnosis,  welche  freilich,  indem  sie  die  Körper- 
eigenen Ausdeutung  widerstrebenden  Züge  mit-  lichkeit  des  Urwesens  aufgiebt,  nach  einer 
zuteilen.  Indessen  scheint  es  doch,  als  ob  der  anderen  Richtung  hinstrebt,  und  im  Mithras- 
Dichter  des  Mythos  in  der  Weltentwickelung  40  kult.  Die  Stoa  hängt  hier  offenbar,  wie  auch 
(d.  h.  in  der  Entstehung  der  Welt  des  Ph.  allgemein  angenommen  wird,  von  der  älteren 
aus  der  des  Zeus)  weder  —  wie  die  meisten  griechischen  Philosophie  ab;  durch  die  Stoiker 
älteren  theogonischen  Dichter  —  einen  Fort-  glaubte  man  früher  den  Parsismus  und  hält 
schritt  vom  Bösen  zum  Guten  noch  umgekehrt,  gewöhnlich  noch  jetzt  die  Gnostiker  beeinflufst. 
sondern  einfach  einen  sich  in  langen  Zeiträumen  Allein  der  erstere,  der  auf  griechischem  Kultur- 
immer  wiederholenden  Prozefs  des  Zusammen-  gebiet  nie  recht  Wurzel  gefafst  hat,  bewahrt 
fliefsens  und  der  Sonderang  angenommen  habe.  hier  sehr  wahrscheinlich  den  Niederschlag 
Diese  Vorstellung  findet  sich  bei  fast  allen  älterer  orientalischer,  wahrscheinlich  babyloni- 
griechischen  Systemen,  die  auf  dem  gleichen  scher  Spekulation;  und  auf  diese  sind  in  letzter 
Boden  stehen  wie  unser  Dichter.  Allerdings  50  Linie  auch  die  gnostischen  Systeme  mit  um  so 
enthält  diese  Lehre  der  periodischen  Welt-  gröfserer  Sicherheit  zurückzuführen,  je  deut- 
erneuerung  einen  starken  Hinweis  auf  die  quali-  lieber  sich  einerseits  das  Fortleben  der  Reste 
tative  und  quantitative  Unveränderlichkeit  der  altbabylonischer  Kultur  im  späteren  Vorder- 
Weit  als  Ganzes,  und  diese  Lehre  hätte  zu  der  asien,  andererseits  aber  das  späte  Auftreten 
Erkenntnis  von  der  Anfangslosigkeit  der  Welt  der  Mithrasreligion  daselbst  ergibt.  Vom 
führen  sollen,  die  in  der  That  ein  konsequenterer  Griechentum  ist  allerdings  schon  die  ältere 
Vertreter  dieser  Anschauung,  Herakleitos,  aus-  Gnosis  zum  Teil  beeinflufst;  aber  sie  hat  ihm 
gesprochen  hat,  die  aber  unserem  Orphiker  gerade  das  entnommen,  was  von  dieser  Lehre 
noch  nicht  aufgegangen  ist.  Allein  die  Gleich-  abführt:  die  platonische  Vorstellung  von  der 
gültigkeit  gegen  einen  solchen  Widerspruch  60  Realität  der  Idee.  Noch  hat  -  -  was  bei  der 
\viirdeselbstbeieinemgr(irsci('jiD('nker,alsunser  Seltenheit  der  Texte  aus  dem  VI.  Jahrhundert 
Dichter  sich  zeigt,  im  VI.  Jahrh.  nicht  befremden.  nicht  befremden  kann  —  keine  Keilschrift- 
urkunde die  Lehre  vom  All-Einen,  die  dem 
d)  Entstehung  des  orphischen  Phanesrnythos  zu  Grande  liegt,  enthüllt;  aber 
Phanesmythus.  durch  Vergleichung  der  eranischen  und  der  gnosti- 

Das   Fehlen    der  Vorstellung    von    der   An-  sehen  Lehren  läfst  sich  die  beiden  zu  Grunde 

fangslosigkeit    der    Welt    weist    zugleich    mit  liegende  babylonische  Lehre  in  der  Hauptsache 

einiger  Wahrscheinlichkeit  daraufhin,  dafs  der  rekonstruieren.  Darnach  stellten  sich  die  Weisen 


2265    Phanes  (Entstehung  d.  Mythus)  Phanes  (Entstehung  d.  Mythus)    226G 

des  Morgenlandes  vor,  dafs  das  All-Eine  die  Scheinwelt  gebannten  Teil  des  All-Einen  ver- 
gesonderte Welt  umschliefse ;  ferner,  dafs  be-  standen.  —  Indem  sich  aber  die  neue  Lehre  vom 
ständig  Teile  des  All-Einen  durch  die  sieben  All-Einen  in  Syrien  und  Kleinasien  verbreitete, 
Planetensphären  hindurch  in  das  Innere  der  traten  an  die  Stelle  von  Istar  und  Tammuz 
geteilten  Welt,  auf  die  Erde  herniedergleiten,  Lokalgottheiten,  die  in  der  damaligen Theokrasie 
wo  sie  gezwungen  sind,  eine  Zeit  lang  einge-  meist  wahrscheinlich  schon  längst  mit  jenen 
kerkert  zu  bleiben,  bis  sie  endlich  geläutert  beiden  assyrisch -babylonischen  Gestalten  und 
wieder  enrporschweben  und  sich  mit  dem  All-  auch  unter  einander  ausgeglichen  waren.  Solche 
Einen  vermischen;  endlieh,  dafs  dereinst  die  Gestalten  sind  in  Phönizien  die  cAphrodite' von 
ganze  gesonderte  Welt  mit  dem  All-Einen,  aus  10  Aphaka  bei  Byblos  und  Adonis,  in  Kleinasien 
dem  sie  ausgeströmt  ist,  wieder  zusammen-  die  Göttermutter  und  Attis.  Die  sich  an  diese 
fliefsen  werde.  Ein  Teil  dieser  Vorstellung  Wesen  knüpfenden  Mythen  wurden  im  Sinne 
bildet  die  Grundlage  des  Buddhismus ,  dessen  der  Lehre  vom  All-Einen  gedeutet,  die  in  dieser 
Wurzeln  demnach  in  Babylon  zu  suchen  sind;  mythischen  Einkleidung  abseits  von  dem  grofscn 
gerade  die  für  ihn  charakteristische  Bezeich-  Strome  der  Litteratur,  immer  weiter  entartend 
nung  des  üb  er  seien  den  All-Einen  als  des  bis  in  die  späteren  und  spätesten  Zeiten  des 
Nicht  seienden  findet  sich  —  allerdings  neben  Altertums  fortlebte  und  zuletzt,  als  die  edleren 
der  anderen,  die  in  Griechenland  herrschend  Zweige  der  Litteratur  verdorrt  waren,  noch 
wurde,  nach  der  das  Überseiende  das  wahr-  einmal  in  der  Mystik  des  ausgehenden  Alter- 
haft Seiende  oder  Lebendige  dem  schein  -  20  tums  aufblühte.  Eine  dieser  späteren  Misch- 
bar Seienden  oder  Toten  entgegengestellt  formen  ist  der  Mythos  von  Astronoe,  deren 
wird  —  innerhalb  der  Gnosis  und  stammt  sehr  Geliebter,  ein  schöner  Jäger,  der  sich,  um  sich 
wahrscheinlich  aus  der  babylonischen  Mystik.  ihren  Verfolgungen  zu  entziehen,  entmannt, 
Dieser  Vorstellungskreis  ist  es  nun  auch ,  von  stirbt,  aber  von  ihr  durch  die  lebenzeugende 
wo  aus  der  Phanesmythos  zu  verstehen  ist.  Frei-  Wärme  wieder  belebt  und  als  Paian  vergöttert 
lieh  wird  nicht  hervorgehoben,  dafs  Ph.  auf  und  von  den  Phoinikern  Esmunos  genannt 
der  äufsersten  der  ineinander  geschachtelten  wird:  iitl  xr\  &iQ{ir\  tyjgfccafjg'  oi  de  tbv"E6(iovvov 
Himmelssphäreu  thront  und  dafs,  auch  ab-  öydoov  ä'E,iov6iv  tQ^i] vsvelv,  oxi  oySoog  r\v  trä 
gesehen  von  der  grofsen  Wiedervereinigung  Hadvxco  iraig  (DamasTc.,  ßiog  'Ioid.  in  Pliot. 
des  geteilten  Alls  mit  dem  Einen,  ein  bestän-  30  biblioth.  242  =  352b,  15  B.).  Offenbar  ist  hier  der 
diger  Ausgleich  zwischen  beiden  stattfindet.  byblische  Adonis  einerseits  mit  dem  wahrschein- 
Indessen  haben  der  Dichter  oder  vielleicht  auch  lieh  berytischen Heilgott  Esmunos,  der  wegen  der 
nur  seine  Exzerpenten  diese  beiden  Vorstel-  Deutung  seines  Namens  als  c  des  Achten1  mit  den 
hingen  nur  deshalb  übergangen,  weil  sie  für  sieben  ebenfalls  berytischen  Kabiren  zusammen- 
ihre  unmittelbaren  Zwecke  unwesentlich  waren  :  und  aufserdem  dem  griechischen  lebenspen- 
die  zweite  derselben  hat  sicher  die  Orphiker  denden  Gott  Asklepios  -  Apollon  -  Paian  gleich- 
viel beschäftigt  und  von  der  ersten,  die  das  gestellt  ist,  andererseits  mit  dem  kleinasiatischen 
All-Eine  zur  allumschliefsenden  Weltgrenze  Attis  ausgeglichen;  in  diesem  gemischten  My- 
macht,  findet  sich  eine  Spur  in  einer  auch  in  thos,  von  dem  sich  übrigens  im  späteren  Altertum 
anderer  Beziehung  sehr  wichtigen  Stelle  über  io  auch  sonst  Spuren  finden  (Griech.  Kulte  u.  Mi/th. 
Ph.,  die  bei  Malal.  4,  74  Ddf.  und  vollstän-  1,  379  f.),  ist  Esmunos  der  in  die  gesonderte 
diger  bei  Suid.,  'Opqp.  2  erhalten  ist.  Hier  Welt  gebannte,  sie  mit  einer  Spur  von  Leben 
heilst  Ph.  tö  vntQtarov  ndvtcov  und  {Suid.)  rö  erfüllende  Teil  des  All-Einen:  das  ergibt  sich 
Ttävxa  it£Qit%ov.  zwar  nicht  aus  dem  Mythos,  aber  doch  aus 
Sehr  wahrscheinlich  hat  der  babylonische  den  Spekulationen  der  Gnostiker,  die  grofsen- 
Denker  so  wenig  als  der  Orphiker  seine  ab-  teils  die  Emanation  sich  in  Ogdoades,  deren 
strakten  Gedanken  in  abstrakter  Form  aus-  eine  häufig  ^iotj  heifst,  vollziehen  lassen,  und 
gesprochen,  sondern  wie  jener  in  einen  Mythos  die,  wenn  auch  nicht  gerade  an  den  von  ~Da- 
eingekleidet,  und  zwar  hat  vermutlich  schon  er,  maskios  überlieferten  Mythos,  so  doch  jedenfalls 
nicht  erst  einer  seiner  Nachfolger,  seine  Lehre  50  an  nahe  verwandte  mythische  Einkleidungen 
in  den  älteren  Mythos  hineingetragen,  in  dem  der  Emanationslehre  anknüpfen.  In  ähnlicher 
sie  auf  uns  gekommen  ist  (Matheiuatiei,  d.  h.  Weise  wie  Esmunos  erscheint  nun  aber  auch  Ph. 
Astrologen, Chaldaier,  beiServ.  Virg.Aen.6,714:):  in  einer  Ogdoas  (Orph.,  fr.  171,  3),  und  zwar  ist 
in  den  Mythos  von  Istars  Höllenfahrt.  Die  diese  —  wie  häufig  die  Ogdoas  bei  den  Gno- 
Teile  des  All-Einen,  die  durch  die  sieben  stikern  —  in  vier  Syzygien  zerlegt:  tivq  wxi 
Planetensphären  hindurch  in  die  gesonderte  vöcoq  yaidv  %s  xcci  ovqccvöv  rjds  6slr\vr\v  \  r\ih6v 
Scheinwelt  hinuntergleiten  und  bei  jedem  Pia-  zs  (freepfj  rs  yLiyav  xal  vv%xa  [itlaivav.  Denn 
netenthor  einen  Teil  der  Herrlichkeit  ihres  so,  nicht  ^dvr\xa  ist  zu  lesen;  man  kann  doch 
Uberseins  ablegen  müssen,  erscheinen  hier  unter  unmöglich  mit  Lobecl',  Agl.  743  annehmen,  dafs 
dem  Bilde  der  Istar,  die,  zur  Totenwelt  nieder-  60  der  Mathematiker  Theou ,  der  die  Verse  als 
steigend,  an  jedem  Hadesthore  eines  Teiles  Zeugnis  für  die  Götterogdoas  ansieht,  nicht 
ihres  Schmuckes  beraubt  wird  (Gruppe,  Hdb.  griechisch  verstand  oder  nicht  bis  acht  zählen 
1037).  Die  Göttin  steigt  nach  der  späteren  konnte.  Dieselben  vier  Paare  von  Gegensätzen 
und  stieg  wahrscheinlich  schon  in  der  älteren  (Feuer,  Wasser;  Himmel,  Erde;  Sonne,  Mond; 
Form  des  Mythos  in  den  Hades  hinab,  um  Licht,  Nacht)  erscheinen  bei  Zenob.  5,78.  nur 
ihren  dort  eingekerkerten  Geliebten  empor-  mit  dem  Unterschied,  dafs  das  Licht  nicht 
zuholen:  wahrscheinlich  hat  also  der  baby-  durch  Phanes,  sondern  durch  Mithras  (wofür 
Ionische    Dichter    unter   Tammuz    den    in    die  nicht  mit  Jdblonski  einzusetzen  ist  fyitQav)  ver- 


2267    Phanes  (Entstehung  d.  Mythus) 

treten  ist.  Nun  gibt  es  allerdings  ähnliche 
orphische  Aufzählungen  (bes.  fr.  123,  10;  Lübeck, 
Agl.  524),  in  denen  auch  Ph.  unter  dem  Namen 
Metis  oder  Eros  vorkommt;  allein  er,  in  dem 
alle  Gegensätze  aufgelöst  sind,  konnte  nicht 
als  ein  Glied  in  die  Tafel  der  acht  Gegensätze 
aufgenommen  werden,  solange  die  orphische 
Überlieferung  sich  rein  erhielt  und  verstanden 
wurde.  Nicht  aus  dieser,  sondern  aus  irgend 
welcher  anderen  Tradition  mufs  hier  wie  Mi- 
thras  so  auch  Ph.  stammen.  Für  diese_  von 
der  altorphischen  Dichtung  unabhängige  Über- 
lieferung über  Ph.  giebt  es  noch  eine  andere 
»Spur,  ebenfalls  aus  spätester  Zeit:  die  Deutung 
seiner  drei  Namen  Mfjrig,  $>üvi]g,  (H)Qtxs7tcüog, 
die  nach  Malal.  4,  74  Ddf.  und  Sit  id.,  'O-oqp.  2 
ßovh],  cpäg,  £o)oöoTtJQ  (Mal.)  oder  £a>Tj  (Suid.) 
bedeuten  sollen.  Die  Deutungen  MfjtLg-ßovXrj 
uod  $dvi]g-(pü)g,  welche  letztere  mit  dem  eben 
genannten  Gegensatz  <[>ccvt]g-Nv£,  zusammen- 
stimmt, konnten  allenfalls  aus  dem  Griechischen 
gewonnen  werden,  auffällig  ist  aber  schon  bei 
diesen  Worten,  dafs  der  Deuter  überhaupt  für 
nötig  hält,  das  zwar  poetische,  aber  allezeit 
gebräuchliche  (ifjTtg  zu  erklären.  Ganz  un- 
möglich ist  es  aber,  Erikepaios  oder  Erikapaios 
aus  dem  Griechischen  als  ^aoSorriQ  oder  £co?j 
zu  verstehen.  Da  auch  der  Mythos  diese  Deu- 
tung nicht  nahe  legte,  da  ferner  auch  nicht 
vorauszusetzen  ist,  dafs,  wie  ich  selbst  früher 
glaubte  {Kulte  u.  Myth.  658,  53),  diese  mit  der 
Deutung  des  Esmun  als  gcooyovog  &tQtiri  sich  zu- 
sammenscbliefsende  Erklärung  ganz  grundlos 
sei,  so  mufs  hier  eine  andere  Quelle  angenommen 
werden.  Bedenken  wir  nun,  wie  sehr  die  spätere 
Mystik  die  alten  nationalen  Überlieferungen 
des  barbarischen  Orients,  soweit  sie  noch  er- 
reichbar waren,  wieder  hervorgesucht  hat,  so 
wird  kaum  ein  Zweifel  sein  können,  dafs  diese 
Namen  einer  noch  im  späteren  Altertum  ver- 
ständlichen, nicht  griechischen  Sprache  an- 
gehören. Wenn,  wie  es  scheint,  Metis  und  Ph. 
nicht  griechisch  sind,  so  mufs  diese  Sprache, 
da  die  Übereinstimmung  mit  den  griechischen 
Worten  kaum  zufällig  sein  kann,  wohl  als  indo- 
germanisch betrachtet  werden.  Dann  ist  der  Ur- 
sprung dieser  Namen  vermutlich  in  Kleinasien  zu 
suchen:  Phanes,  Metis  und  Erikepaios  waren 
verschiedene,  im  Synkretismus  des  VI.  Jahr- 
hunderts wahrscheinlich  bereits  mit  einander 
ausgeglichene  Formen  des  jugendlichen  Gottes 
kleinasiatischer  Barbaren,  der  gewöhnlich 
Attis  genannt,  von  den  Griechen  oft  dem 
griechischen  Dionysos,  bisweilen  aber  auch 
anderen  Gottheiten,  z.  B.  Zeus  und  Apollon, 
öfters  auch  dem  Mithras  gleichgestellt  wurde. 
Metis  ist  wahrscheinlich  Vorbild  für  den  griechi- 
schen Zeus  oder  Dionysos  Eubuleus  (Buleus). 
Nach  Ph.  (dessen  Stammendung  -r}t-  sich  aus 
den  zu  Anfang  dieses  Artikels  hervorgehobenen 
Analogien  erklärt)  heifstPhanai  auf  Chios,  dessen 
Lichtgott  die  Griechen  als  Apollon  gedeutet  haben 
(Hsch.  (fravcctog;  Sp.  2247);  auch  als  Personen- 
bezeichnung begegnet  Ph.  in  Kleinasien,  z.  B.  in 
Halikarnassos  (Mdt.  3,4;  vgl.  (Pccvög  (fpavog?)  fyi 
ßf^icc  auf  Mz.  vonHal.,  Head  h.  n.  526)  Klazomenai, 
Smyrna  sowie  in  Eresos.  Auch  der  Name  Phana- 
goras  (vgl.  Sp.  2248,  24),  der  u.  a.  aus  Klazo- 


Phanes  (Entstehung  d.  Mythus)    2268 

menai  bezeugt  ist  und  nach  dem  eine  teische 
Kolonie  am  kimmerischen  Bosporus  heifst,  ge- 
hört hierher:  die  Griechen  haben  ihn  als  einen 
echt  griechischen  theophoren  Namen  empfunden 
wie  "Epfi-ccydporg,  sl&Tqv-uyoQcig;  aber  vielleicht 
ist  der  zweite  Namen  nur  volksetymologisch 
aus  einem  barbarischen  Namen  zurechtgemacht, 
wie  wahrscheinlich  Mavd'QtxyoQctg,  dessen  erster 
Bestandteil  ebenfalls  ein  kleinasiatischer  Gottes- 

io  namen  ist  (Hdb.  852,  6).  —  Was  nun  endlich 
Erikapaios  anbetrifft,  so  haben  sich  allerdings 
bisher  Spuren  seines  Kultus  in  Kleinasien  noch 
nicht  ergeben.  Dagegen  scheint  sich  in  der 
Litteratur  eine  Kurzform  zu  finden.  Piaton  er- 
zählt Ttol.  10,  13,  614b  ff.  den  Mythos  von  der 
Hadesfahrt  des  Pamphyliers  Er,  des  Sohnes  des 
Armenios.  Die  hier  entwickelten  kosmischen 
Ansichten  berühren  sich  nahe  (vgl.  z.  B.  das, 
was  C.  14,  616b  über  die  acht  Himmelssphären 

20  gesagt  ist)  mit  den  im  Vorstehenden  erörterten; 
in  neuerer  Zeit  ist  vielfach  die  Vermutung  aus- 
gesprochen worden,  dafs  Piaton  hier  orphische 
Vorstellungen  wiedergebe  (oben  Sp.  1126,  21  ff.): 
und  dafs  er  unmittelbar  oder  mittelbar  durch 
ein  orphisches  Gedicht  Anregungen  empfangen 
habe,  ist  möglich.  Aber  dann  sind  die  hier 
entlehnten  Züge  in  einen  kleinasiatischen  Mythos 
hineingetragen.  Der  wieder  zum  Leben  erweckte 
Er,  Armenios'  Sohn,  ist  von  Arä,  Ararns  Sohn, 

30  den  Semiramis  zum  Leben  erweckte,  nicht  zu 
trennen  (Geizer,  Sitzungsber.  d.  Sachs.  Ges.  d. 
Wiss.,  hist.-pliil.  Gl.  48,  1896,  128  ff);  und  da 
dieser  Semiramismythos  offenbar  eine  Parallel- 
form zu  dem  Istarmythos  ist,  in  welchen  dieser 
ganze  Vorstellungskreis  zuerst  gekleidet  wurde, 
so  gewinnen  wir  hier  einmal  einen  Einblick, 
in  welcher  Weise  sich  im  VI.  Jahrhundert  die 
babylonische  Kultur  nach  Griechenland  ver- 
breitete.    Zwar  hat  Piaton,   wie  die  Kurzform 

40  zeigt,  nicht  unmittelbar  dasselbe  Gedicht  nach- 
geahmt, wie  der  Orphiker;  aber  von  der  Art 
dieser  Litteratur,  die  im  vierten,  fünften  und 
wahrscheinlich  schon  im  sechsten  Jahrhundert 
aus  Ionien  nach  dem  griechischen  Mutterland 
übernommen  wurde,  erhalten  wir  hier  doch 
eineVorstellung.  —  Bedeutet  der  Name  des  zum 
Leben  erweckten  Er  wahrscheinlich  rLeben', 
so  mufs  xänaiog,  Kenalog  'Geber'  heifsen.  Ver- 
mutlich  liegt  derselbe  Name    in    dem  Namen 

50  des  Flusses  TLa.vTiY.cLTtr\g  und  der  an  ihm  ge- 
legenen milesischen  Kolonie  IlavTixdnaiov  vor, 
die  demnach  wohl  beide  nach  einem  klein- 
asiatischen Gottesnamen  heifsen. 

Nach  dem  Vorbilde  des  erschlossenen  klein- 
asiatischen Mythos  ist  der  Mythos  von  Ph.  ge- 
dichtet worden.  Es  ist  sehr  lehrreich,  dafs  wir 
in  diesem  Fall  verfolgen  können,  wie  ein  griechi- 
scher Dichter  den  barbarischen  Mythos  um- 
geformt hat.     Zunächst  wurde  der  mannweib- 

60  liehe  Metis  der  griechischen  Metis  gleichgesetzt ; 
indem  der  Mythos  von  deren  Verschlingung 
durch  Zeus  auf  Metis-Phanes  überging,  wurde 
eine  zweite  Vereinigung  des  Alls  im  Einen 
für  die  Vergangenheit  gewonnen.  Eine  noch 
wichtigere  Veränderung  erfuhr  der  Mythos 
durch  die  Gleichsetzung  des  Phanes-Erikapaios- 
Metis  mit  dem  Eros  der  alten  orphischen  Theo- 
gonie.     Ein   Grund    dieser  Gleichsetzung    war 


2269     Phanes  (Entstellung  d.  Mythus)  Phanes  (Entstehung  d.  Mythus)     2270 

»•eo-eben,  wenn  in  dieser  bereits  Ph.  vorkam,  was  kleinasiatische  Vorstellungen  verknüpft  worden 
allerdings  nur  erschlossen  (Sp.  2254,  47  ff.),  nicht  (Handb.  §308).     Eine  Spur  dieser  Theokrasie 
bewiesen  werden  kann;   es  lag  natürlich  sehr  ist  die  Einfügung  der  kleinasiatischen  Mise  in 
nahe,  den  kosmogonischen  Ph.  der  orphischen  den  Kreis  der  eleusinischen  Gottheiten,  die  wohl 
Theogonie  mit  dem  Ph.  des  neuen  theogonischen  nicht  in  Kos  (oben  Bd.  2.  Sp.  3025,  58),  sondern 
Mythos   zu  verbinden.     Wahrscheinlich   waren  eben  in  Alexandreia  erfolgte.     Wie   die  athe- 
beide  Gottheiten,  der  zu  vermutende  Ph.  vom  nischen  Orphiker  des  VI.  Jahrhunderts  an  die 
Helikon  und  von  Kroton  und  der  wahrschein-  eleusinischen  Kulte,  so  knüpften  2 — 300  Jahre 
lieh    aus  Kleinasien   stammende   der  jüngeren  später  ihre  hellenistischen  Nachahmer  an  deren 
orphischen  Theogonien,  von  Haus  aus  identisch.  10  Nachbildungen  an.    So  erscheint  Mise  in  dem 
Zahlreiche  Gottheiten  sind  in  der  Blütezeit  der  orphischen  Hymnos  42,  wo  sie,  wie  es  scheint, 
altboiotischen    Kultur    wie    von    Griechenland  als  Persephone  mit  Isis-Demeter  gepaart  (v.  9), 
nach  Kleinasien,  so  auch  umgekehrt  gewandert;  zugleich   aber   als  weiblicher  Teil   des  mann- 
so   kann    auch    der   kleinasiatische  Licht-  und  weiblichen   Dionysos  -lakehos   bezeichnet  wird 
Lebensgott  bereits  in  der  griechischen  Vorzeit  (v.  4),    der    hier    wegen    der  Verbindung    mit 
nach  dem  Helikon,  von  dort  nach  Lokris  und  Persephone   den  Namen  Thesmophoros    erhält 
weiter  nach  Kroton,  wo  die  altorphische  Theo-  (v.  1).    Dieser  mannweibliche  Dionysos-Thesmo- 
gonie  gedichtet  ward,  gekommen  sein,  und  nichts  phoros  steht  dem  mannweiblichen  Ph.,  der  alle 
spricht   dagegen,    dafs    der  jugendliche  klein-  dsaepara  aufgeschrieben  hat  (Nonn.  D.  12,  33), 
asiatische  Gott,   sei   es  hier,   sei  es   schon  im  20  und   der   schliefslich    in  Dionysos    wieder  auf- 
Mutterland, mit  dem  dort  verehrten  Liebesgott  lebt,  nahe.   Eben  diesem  wahrscheinlich  alexan- 
ausgeglichen  und  durch  Übertragung  des  Namens  drinischen  Vorstellungskreis,  in  dem  orphische, 
einer  Göttin  als  Protogonos  bezeichnet  wurde.  eleusinische  und  kleinasiatische  Überlieferungen 
Setzte  man  nun  die  beiden  gleichnamigen,  ur-  zusammengeflossen  sind,  könnte  nun  auch  der 
verwandten  Gottheiten  sich   gleich,   so   mufste  Ph.mythos  selbst  angehören;   und   da  vor  der 
die  Geburt  aus  dem  Ei,  die  von  dem  Ph.-Eros  hellenistischen  Zeit  von  Ph.  nichts  bekannt  ist, 
der  alten  Theogonie  erzählt  worden  war  (Sp.  1121,  was    auf   die    diesen  Fragen   ferner  stehenden 
40  ff.),  auf  Ph.-Erikapaios-Metis  übergehen;  so  Forscher    einen    tiefen    Eindruck    zu   machen 
erhielt    letzterer    auch    die     goldenen    Flügel  pflegt,    so    wird    die  Vermutung   leicht  Beifall 
(Sp.  2250,23).    Eine  Änderung  war  freilich  not-  30  finden,   dafs  der  Ph.mythos  zwar  in  derselben 
wendig:  in  dem  alten  Gedicht,  das  wie  alle  alte-  Zeit  entstand,  in  der  die  griechischen  Mystiker 
ren  griechischen  Theogonien  das  Vollkommene  dieselben  Lehren  vortrugen,  d.  h.  kurz  vor  Hera- 
aus   dem   Unvollkommenen    hervorgehen    liefs,  kleitos,  aber  nicht  in  einer  griechischen,  sondern 
erzeugte  die  Nacht  das  Ei  aus  sich.    Die  neue  in  einer  barbarischen  oder  wenigstens  für  Bar- 
Lehre  setzte  dagegen  an  den  Anfang  das  Voll-  baren  gedichteten  Theogonie,    aus  welcher  er 
kommene;   es  mufste  also  die  Nacht  vielmehr  erst  in  Alexandreia  in  die  orphische  Litteratur 
durch  Ph.  gezeugt  sein  lassen.     Den  Ersatz  bot  übertragen  wurde.   Dem  gegenüber  mufs  hervor- 
die  neutrale  Vorstellung  vom  Chronos,  der  schon  gehoben  werden,   dafs   entscheidende   Beweise 
bei  Pherekydes  als  Urwesen  vorgekommen  war;  dafür  nicht  vorliegen,  dafs  der  Ph.mythos  nicht 
er  wurde  nun  der  Erzeuger  des  Welteis.            40  bereits   im  Athen   der  Peisistratiden   gedichtet 
Was  die  Entstehungszeit  dieses  Mythos  und  dem  Kreise  der  orphischen  Mythen  einverleibt 
anbetrifft,  so  bietet  das  hier  neu  Vorgetragene  wurde.     Den   sehr  bestimmten,   aber  haltlosen 
keinen    sicheren   Anhalt,    um    über    das    oben  Versicherungen  Zellers  {Phil.  d.  Gr.  P  100,  1), 
Sp.  1146  ff.  Bemerkte  hinaus-  oder   davon   ab-  welcher    es    für    unmöglich    erklärt,    dafs    die 
zugehen.     Zeller,   der  geneigt  zu  sein  scheint,  Philosophen  des  IV.  Jahrhunderts  von  mehreren 
in  Ph.  einen  barbarischen  Gott  zu   erblicken,  bestehenden    orphischen   Theogonien    nur  eine 
auf  den  orphische  und  auch  umgedeutete  ältere  erwähnen,    ist  entgegen   zu  halten,    dafs    das 
griechische  Vorstellungen  übertragen  seien,  hält  argumentum   ex  silentio  überhaupt  bedenklich, 
es  (Phil.  d.  G riech.  l599f.)  für  offenbar,  dafs  bei    einer    Litteratur    vollends,    die    sich    an 
ein   solcher  Versuch  erst   der  Zeit  jenes  reli-  50  Mysterien    anlehnt    und    mit    dem   Geheimnis- 
giösen  und   philosophischen  Synkretismus   an-  vollen  umhüllt,  nichts  wert  ist,  wie  denn  that- 
gehören  könne,  der  seit  dem  Anfang  des  dritten  sächlich    auch    auf    die    unserem    Dichter    zu- 
vorchristlichen   Jahrhunderts    eingerissen    und  nächst  stehenden  Mystiker,   deren  Alter  jetzt 
durch    die    allegorische    Mythendeutung     der  niemand  mehr  bezweifelt,  wie  Pherekydes,  von 
Stoiker    zuerst  zum   System    gemacht    worden  Piaton  entweder  gar  nicht  oder  höchstens  ge- 
sei.     Das    ist    ein    Zirkelschlufs ;    wann    dieser  legentlich   und  unbestimmt  hingewiesen  wird. 
Synkretismus  begann,   soll  ja  erst  festgestellt  Alle  die  Bedingungen,  die  in  Alexandreia  das 
werden.  —  Für  den  hellenistischen  Ursprung  Aufkommen   des   Ph.mythos  erleichterten,  be- 
des   Ph.mythos   kann   nun    freilich   mancherlei  standen  thatsächlich  bereits  im  Athen  des  VI.  Jahr- 
angeführt werden.     Wenn  der  Timotheos,  dem  60  hunderts,    wie    denn    Timotheos    offenbar    den 
Arnob.  5,  5  --  natürlich  mittelbar  —  den  theo-  Spuren   der  peisistrateischen  Theologen   nach- 
gonischen  Kybelemythos  nacherzählt,  der  Eu-  gegangen  ist.     Schon  die  athenische  Tyrannis 
molpide  ist,  der  für  Ptolemaios  I  die  Einführung  hat  emsig  die  politischen  und  wegen  der  poli- 
des  Serapisdienstes  aus  Sinope  theoretisch  be-  tischen    auch    die    religiösen    Beziehungen    zu 
gründete  —  und  diese  Gleichheit  ist  mindestens  Kleinasien   gepflegt.     Rheia,  die  ja  in  Eleusis 
sehr   wahrscheinlich,   vgl.   Suse  mihi,    Gesch.  d.  altbezeugt  ist,  gab  die  Verknüpfung  mit  diesem 
griech.  Litt.  2,  296b  — ,  so  sind  in  Ägypten  da-  Heiligtum,  das,  durch  die  Peisistratiden  gänz- 
mals  wahrscheinlich  wirklich  eleusinische  und  lieh    umgestaltet,   den   athenischen   Orphikern 


2271                       Phanites  Phaon                        2272 

die  Mythen  geliefert  hat,   von  denen  sie  aus-  Ilias  und  Odyssee  kompiliert  habe.   Die  Namen 

gingen.     Rechnet   man  zu  diesen  Erwägungen  ^avruaia   und   <Pavirrtg   fder   Zeiger'    sind   zur 

noch  das  oben  Sp.  1142  ff.  Bemerkte,  so  scheint  Genüge  durchsichtig.     [Höfer.] 

sich  mir  zu  ergeben,  dafs  die  Wahrscheinlich-  Phautasion  s.  Phantasos. 

keit  sich  zwar  ein  wenig  wenn  nicht  zu  Gunsten  Phantasios  (^(xvrdaiog) ,  Beiname  des  Zeus, 

des  jüngeren  Ursprungs   des  Phanesmythos  so  Anonymos  Laurent,  in  Anecd.  rar.  ed.  Schoell- 

doch  wenigstens  zu  Gunsten  seiner  späteren  Ein-  Studemund  1,  267',  96.      Der  Name  bezeichnet 

fügung  in   die  orphischen  Mythen  verschoben  den    Zeus    als    den    Sender    der    (pavräa \iatoc 

hat,  dafs  aber  auch  jetzt  noch  die  Entstehung  (vgl.  d.  Art.  Oneiros  S.  904,  4  ff.)  und  hat  eine 

innerhalb  der  orphischen  Litteratur  des  6.  Jahrb..  10  Analogie  in  dem  Zeus  TzQdoriog  (s.  d.).    [Höfer], 

mindestens  ebenso  möglich  ist.     [Gruppe.]  Phantasos  (<^ccvtaaog),  einer  der  Traumgötter 

Phanites  s.  Phantasia.  Ovids  {Met.  11,  642),  vgl. Bd.  3  Oneiros  Sp. 902, 39. 

Phanope  (^>av6nri),  Name   zweier  Bakchan-  Darnach  bildete  Lucia/n  (v.  h.  2,  33)  seinen  $av- 

tinnen,   Heydemann,  Satyr-  u.  Bäktihennamen  ruaicov,  jRoscher,  Ephialtes  67,  203.     Bei  Hyg. 

12  A.  25  k  mit  Litteraturangaben.     [Höfer.]  f.  praef.  9,  5  Schm.   will   Bunte  für  Epaphus 

Plianos  ($>ävog),  1)  nebst  Staphylos  als  Sohn  lesen  Phantasus;  mehr  bei  Boscher  a.  a.  0.  52, 

des  Dionysos  und  Argonaut  genannt  bei  Apollod.  149.     [Höfer.] 

1,  9,  16,  9.    Die  Änderung  Heynes  von  <&avog  in  Phaute  s.  Phartis. 

<PXiccg  ist  unnötig,    da  sich  derselbe  Name  —  Püantes   ($ävxrig),   em   Sohn    des  Aigyptos, 

2)  auch  als  Satyrname  findet,  C.  I.  G.  4,  7459.  20  vermählt    mit    der  Danaide  Theano,   Apollod. 

Heydemann,  Satyr-  u.  Bäkchennamen  S.  28  w  2,  1,  5.     [Stoll.] 

(vgl.  S.  38)  mit  Litteraturangaben.  Nach  dem  Phaon  (ßcccov,  covog).  Die  litterarische  Über- 
Bericht von  W.  Kroll,  Berl.  Phil.  Wocheuschr.  lieferung  geht  hauptsächlich  auf  die  attische 
1893,  142  f erscheint  der  bei  Apollod.  a.  a.  O.  Komödie,  die  alte  und  neue,  zurück,  die  ihrer- 
vorliegende  Satyrname  <&üvog''  auch  auf  der  seits  ein  älteres  Novelleninotrv  umgestaltete 
von  v.  Gelder,  Album  gratiüat.  in  hon.  H.  v.  und  der  römischen  Dichtung,  z.  T.  durch  Ver- 
Herwerden  revidierten  Theseushydria  (C.  I.  G.  mittlung  der  hellenistischen,  den  Stoff  vererbt 
4,  7719).  Es  scheint  also  —  die  Schrift  v.  Gelders  hat.  —  Nach  einer  bei  Aelian  Var.  hist.  12,  18; 
liegt  mir  nicht  vor  —  als  ob  <I>ävog  zu  lesen  Serv.  ad  Verg.  Aen.  3,  279;  Palaeph.  49  er- 
sei  für  den  bisher  <f?aivntog  etc.  (s.  Phaidimos  30  haltenen  lesbischen  Volkssage  war  Ph.  ein 
nr.  3)  gelesenen  Namen.  Zum  Accent  vgl.  greiser,  biederer  (so  Palaeph.)  Fährmann  und 
Herodian  ed.  Lentz  1,  175,  31.  2,3,35.  Preller,  setzte  einstmals  Aphrodite,  die  die  Gestalt 
Stichs.  Ber.  4,  159,  25.     [Höfer.]  eines    alten    Mütterchens    angenommen    hatte 

Phanosyra  {<f?avoavQci),  Tochter  des  Paion,  (so  Serv.  Palaeph.),  um  Gotteslohn  über,   nach 

Gemahlin  des  Minyas  in  Orchomenos,  dem  sie  Serv.    von  Lesbos    nach   dem   Festlande.     Aus 

den  Orchomenos,  Diochthondes  und  Athamas  Dankbarkeit    schenkte     ihm    die    Göttin     ein 

gebar,  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  230.     [Stoll.]  Fläschchen    mit   köstlichem    Salböl,    womit   er 

Phanoteus  (ß>avor£vg)  =  Panopeus  (s.  d.  sich  täglich  salbte.  Er  gewann  dadurch  herr- 
und E.  Maafs,  Parerga  Attica  p.  7),  Soph.  liehe  Schönheit  und  die  Liebe  der  Weiber  von 
El.  45.  670  und  dazu  Nautik,  Soph.  El.  io  Mytilene.  Aelian  fügt  hinzu,  dafs  er  schliefs- 
Einleit.1  S.  7.  Dittenberger,  Sylloge  l2,  S.  379  lieh,  auf  einem  Ehebruch  ertappt,  getötet 
Anm.  3  zu  nr.  236.  Auf  der  Labyadeninschrift  worden  sei.  Lukianos  (Dicd.  mort.  9,  2)  läl'st 
heilst  er  <&ävoxog  und  Vater  der  Buzyge  (s.  d.,  ihn  die  Aphrodite  aus  Chios  übersetzen  und 
wo  sie  Tochter  des  Lykos  [s.  d.  nr.  15]  genannt  ebenfalls  durch  sie  verjüngt  werden;  einen 
wird),  Dittenberger  a.  a.  0.  22,  nr.  438  S.  35,  Chier  nennt  er  ihn  auch  Navig.  43.  —  Ihren 
196  und  Anm.  75.  77;  vgl.  Anm.  82,  wo  das  in  Liebling,  den  schönsten  der  Menschen,  verbarg 
derselben  Inschrift  genannte  Avxelov  mit  dem  Aphrodite  bei  Kratinos  (fr.  330  K.)  in  Lattich, 
oben  erwähnten  Heros  Lykos  in  Verbindung  wohl  aus  Eifersucht,  um  ihn  spröde  zu  er- 
gebracht wird.     [Höfer.]  halten  (Athen.  2  p.  69,  wo  ähnliches  auch  von 

Phanothea  ((I>ca>o&ea),  Gemahlin  des  Ikarios,  50  Adonis   berichtet  wird),    nach   andrer  Version 

der   die  Erfindung   des   heroischen  Versmafses  in  jungen  Gerstenhalmen  (iv  ^Iotq  Y.QiQ-cav ,   so 

zugeschrieben   wurde,    dem.   Alex.   Stromat.  1  der  jüngere  Marsyas  ebd.).     Näheres  über  die 

p.  366   Potter.  p.  793    Migne;   andere  nannten  Komödie    des    Kratinos     ist     nicht     bekannt, 

die  Themis ,  dem.  Alex.   a.  a.  0.;   andere  die  ebensowenig,    wie    der    Stoff    im    Phaon    des 

Phemonoe  (s.  d.)     Zu  Phanothea  vgl.  0.  Jahn,  Antiphanes    behandelt    war.      Aus    den    Frag- 

Artih.  Beitr.  206.  Maafs,  Analecta  Eratosth.  135.  menten  des  gleichnamigen  Stückes  von  Piaton 

De  Lenaeo    et  Delphinio    (Ind.   Schol.    Gryph.  ("aufgeführt    Ol.   97,    1)    geht  hervor,    dafs   der 

1891/92),   9   not.  3   zu  p.  8.      Welcher,  Nachtr.  Held   darin   von  zahlreichen  liebestollen  Wei- 

z.  Aeschyl.   Triologie  223.  230.     [Höfer.  |  bern  bestürmt  wurde;  Aphrodite  liefs  sie  aber 

Plianotos  s.  Phanoteus.                                     60  nur  unter   gewissen   Bedingungen    zu:    1,   186. 

Phaiitasia    ((Davraaia),    nach    später    Sage  2,  672 ff.  Mein.  1,  645  fr.  173 ff.  K. 

(Naukrates  bei  Enst.  ad  Hom.  Od.  1379,  62 tt'.  Einer  Anspielung  auf  die  Verbindung  des 

vgl.  mit  Ptol.  Heph.  5  b.  Westermann,  Mythogr.  Ph.   mit  der  Dichterin  Sappho  begegnen    wir 

194,  10  ff.)  Dichterin  aus  Memphis,  Tochter  des  zuerst  in   der  Atvxccdia   des  Menandros,  nach 

Nikarchos,  Verfasserin  der  Ilias  und  Odyssee.  dem    S.     Turpilius    ein    gleichnamiges    Stück 

Die  von  ihr  im  Tempel  des  Hephaistos  depo-  verfafst  hatte.     Vom  leukadischen  Vorgebirge, 

nierten  Gedichte  soll  der  Priester  <&avitr\g  dem  der  Südspitze  der  Insel  Leukas,   hiefs   es   bei 

Homer   ausgeliefert   haben,    der    daraus   seine  jenem:    Ob    Öi]    Uyttat    nqwri]   üantpco    Tbv 


2273          Phaon  Phaon          2274 

vTttQKOintov     &r]Q(üöcc      (Päcor'      Oigtqcüvti  Ps.-Plut.  prov.  Alex.  1,  29  =  Said.  s.  v.   G>cccov; 

Tto&co  qIxjhxi.  TtixQag  cirtb  trilscpavovg  F.  G.  G.  4,  ders.  s.  v.  Eccittpoi. 

158  M.  3,  89  fr.  312  K.    Ob  Eibbeck  mit  seiner  Welcher  war  der  Meinung,  dafs  Sappho  in 

Rekonstruktion    der  ' '  Leucadia'    des    lurpilius  der   That   für   einen   f Phaon'    entflammt  war, 

das    Richtige    getroffen    hat    (Jahrb.    f.    class.  dieser  Name  aber,  cder  Leuchtende,  von  Schön- 

Phil.   69   [1854]   S.  34ff. ;    Comic.   Moni,   reliq.3  heit  Glänzende',  dem  Geliebten  allein  in  ihren 

S.  113ff.;    Gesch.    d.    röm.    Dichtung  1,  1641'.),  Gedichten  gegeben  sei,   Kl.  Sehr.  2,  110;   Eh. 

ist  mir  zweifelhaft.     Ich  vermisse  den  Beweis,  Mus.   N.  F.  18   (1863)   S.  241  ff.     Dem   Sprung 

dafs  Phaon   oder   gar  Sappho   darin   oder  bei  vom  Leukadischen  Felsen,  durch  den  sie  ihrer 

Menandros  aufgetreten  sind.     Das    'Mädchen  10  Liebesqual    ein    Ende    gemacht    haben     soll, 

von  Leukas'  wurde  allerdings  ihrem  Liebhaber  wollte  K.   0.  Müller  mit  einem  Brauche  beim 


>-i 


untreu    und    stürzte    sich    in    blinder    Leiden-  Feste    des    Apollon    Leukates     in    Beziehung 

schaff  für   einen   Unwürdigen   wohl   ins  Meer,  bringen:    r\v    Sh    v.a.1   nccxQiov   toig   Asvv.aSioig 

woraus  sie  dann  jener  früher  Geliebte  für  sich  %ca    iviavtbv  iv  xy  %vßia  xov  'Anolloivog  anb 

rettete  und  als  Gattin  heimgeführt  haben  wird.  xi)g    CKOTtfjs    QmxsTG&al    xivcc    xwv    iv    alxiaig 

Aber    die    lesbische    Geschichte    vom    Fergen  övtav  ccnorQonfjg  %uqiv   Strab.  10  S.  452;   vgl. 

Phaon,  Aphrodites  Günstling,  ebenso  die  weitere  Darier   1 2,    233;    Gesch.    der   griech.    Litt.   1 4, 

Erzählung  von    seiner  Sprödigkeit   sowie    von  2921'.;  in  dem  von  Aphrodite  und  Phaon  Über- 

Sapphos  Liebesnot  und  Sprung  vom  Felsen  —  lieferten  erkannte  er  eine  Version  der  Adonis- 

alles   das   scheint  mir    nur    als   Analogie    bei-  20  sage    und    hielt  Ph.   für  identisch    mit  jenem 

läufig   erwähnt  worden   zu   sein.     Auch  davon  Phaethon  (s.  d.),  dem  Sohne  der  Eos  und  des 

steht    nichts    in    den    Fragmenten,    dafs    Ph.  Kephalos,  den  Aphrodite  nach  Hesiod,  Theog. 

Stifter    des    Tempels    des    Apollon    Atvv.äxag  986 ff.    als    zarten    Knaben    raubte    und    zum 

auf  dem  Felsen   des  Vorgebirges   gewesen  sei  Hüter  ihrer  Tempel  machte,      v.   Wilamoivitz, 

(so  Preller- Bobert ,  Griech.  Mijthol.  I4  S.  260);  Gott.    gel.    Am.  1896  S.  633    .erklärt  Ph.   wie 

dagegen    wurde    er    in    beiden    Komödien    als  (Pui&av    als    den    Stern    Aphrodites,    den    in 

Gründer    eines    dortigen    Aphroditeheiligtums  ihren  Liedern  Sappho  verherrlicht  habe.     'Ihn 

genannt,    während    Varro    dieselbe    Gründung  lieben   heifst   sich    in    unbefriedigtem    Sehnen 

auf  Aeneas  zurückführte  (Serv.  a.  a.  0.;  Dionys.  verzehren  —  da  hilft  höchstens  der  Sprung  in 

Hai.  1,  50  verlegt   die   Gründung  des   Aphro-  30  das  Meer  des  Vergessens.     Einen  Phaon  liebt 

ditetempels     durch    Aeneas     auf    ein    Eiland  man  wie  man  die  Sterne  liebt,  um  mit  Goethe 

zwischen  der  Stadt  Leukas  und  dem  Festlande;  zu  reden.'      Usener  endlich   betrachtet  ihn  als 

vgl.  Klause»,  Aeneas  it.  die  Penaten  1,  397 ff.).  fden    göttlichen    Fährmann,    der    die    Seligen 

Die  Überlieferung  von  der  feurigen,    aber  vom  leukadischen  Felsen  aus  über  den  Okeanos 

unglücklichen  Liebe  Sapphos  zu  dem  schönen  zum  Lichtland  der  Götter  steuert'.    Der  Sehn- 

Jüngling  Ph.,  der  ebenso  igcca^iiog  wie  vittgri-  sucht    nach    diesem  Phaon,   der  sie  über   den 

yavog  war,  tritt  noch  wiederholt  auf;   in   den  Götterstrom    hinüberfahren    sollte,    habe    die 

Bruchstücken  ihrer  Dichtung  findet  sie  freilich  Dichterin    Ausdruck    gegeben    —     so    spinnt 

keinerlei  Stütze  (vgl.  K.  0.  Müller,  Geschieht.  Usener  seine  geistreiche  Hypothese  weiter  — 

d.  griech.  Litt.  I4,  292;  Hoerschelmann,  Fleckeis.  40  und  dabei  auch  vom  Leukadischen  Felsen  ge- 

Jahrb.  1891  S.  577f.;  anders  Bergk  zu  frgm.  29  sprochen;  daran  habe  später  die  alte  Komödie 

und  ganz  bodenlos  Jo.  Lunälc,  Quaest.  Saj)})h.,  angeknüpft  {Götternamen  S.  3281'.;  Sintflutsagen 

Kasan   1888    S.    66 ff.).     Bei   Plaut.   Mil.   glor.  S.   215;    s.   auch    0.   Waser,   Charon,    CJiarun, 

1246 f.  schmeichelt  der  Parasit  dem  Pyrgopo-  Charos  S.  11). 

linices  mit   seiner  Unwiderstehlichkeit:     Nam  Es    ist  sehr  zu  bedauern,   dafs  bisher  nur 

nulli   mortali    scio    obtigisse    hoc    nisi    duobus,  Vermutungen  darüber  aufgestellt  werden  konn- 

libi  et  Phaoni  Lesbio.    Im  einzelnen  erscheint  ten,  auf  welche  Weise  der  Held  der  lesbischen 

dann  das  Verhältnis  ausgemalt  in  der  Heroide  Legende  mit  der  lesbischen  Sängerin  verknüpft 

Sappho  Phaoni,    wo   die    verlassene   Dichterin  worden   sei;    immerhin    liegt    die  Möglichkeit 

den   nach   Sicilien   entwichenen   Geliebten  be-  50  vor,    dafs    dieses    Dunkel    einmal    durch    den 

schwört  wiederzukehren;   sonst  wolle  sie   den  Fund    eines    neuen    Liedes    der    Sappho    ge- 

Rat  einer  Najade  befolgen,  die  ihr  erschienen,  lichtet  wird. 

und    vom   Leukadischen  Felsen   springen,   um  Ph.    als   Liebling  der  Frauen   ist  mehrfach 

von  ihrer  Liebesglut  geheilt  zu  werden.    Dem  nach    griechischem   Vorbild    auf   etruskischen 

Briefe    liegt    eine    alexandrinische    Quelle    zu  Spiegeln  dargestellt.     Auf  einem  derselben  im 

Grunde    {Comparetti,    Saff'o    e    Faone    dinanzi  Museo   Gregoriano   {Gerhard-Körte,  Etr.  Sp.  4 

alla  critica  storica:  Pubblicasioni  del  E.   istit.  Taf.  323,   vgl.    5,   S.  40  f.    und    Heibig  -Bei  seh, 

di  studi  sup.  2,    Firenze  1876),   wie  Birt,  Eh.  Führer*  2,  372  nr.  1373)  erscheint  er  (Phanu) 

Mus.    32    (1877)    S.    399,    2.    410ff.     vermutet,  mit   drei  jugendlichen  (Euturpa,  Eris,  Alpnu), 

Kallimachos.  —  Bedenken  gegen  die  Geschichte  60  die  sich  um   seine  Gunst  bemühen,  und  einer 

von  dieser  Liebe  veranlafsten   schon   Nymphis  alten    (Arlae),    die     eine     warnende     Geberde 

von    Heralüeia,  im  7t£Qinlovg  llGiug    die  Ver-  macht.     Vgl.  4  Taf.  407  (Phaun,  Rutapis,  Sle- 

mutung    auszusprechen,    nicht    die    berühmte  paris,    nach    Corssen ,    Spr.    d.    Etrusk.  1,  243 

Sappho,  sondern  eine  gleichnamige  Hetäre  von  Orpheus  inmitten  thrakischer  Frauen)  und  eng 

Eresos    habe    den    Phaon    geliebt    (Athen.    13  verwandt  5  Taf.  32,   wo   der  schöne  Jüngling 

p.  596  E;  Ael.  Vor.  hist.  12,  19),  eine  Auskunft,  (Phaun)   die  Leier   spielt  und  eine  der  Frauen 

mit  der  sich  auch  andre  beruhigt  haben  mögen ;  (Evrphia,   s.  d.  Artikel  Bd.  1  Sp.  1441)  tanzt, 

vgl.  Senec.  epist.  88,  37;  Zenob.  Miller.  3,34=  während  eine  andere   zuhört.      S.  Art.  Phaun. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     HL  72 


2275 


Phape 


Pharmakos 


2276 


Auf  dem  attischen  Krater  von  San  Martino 
(Gerhard,  Ant.  Bildtc.  Taf.  59)  wollte  Panofka 
(Abk.  d.  Berl.  Akad,  1849  S.  104)  Phaon  und 
Sappho  erkennen,  A.  Schöne  (Symbol,  phüol. 
Bonn.  S.  761)  die  Spur  eines  —  sonst  unbe- 
zeugten  —  Mythus  von  Phaon  und  Philomele. 
Doch  bezieht  sich  die  Darstellung  vielmehr 
auf  die  Begegnung  der  Aphrodite  mit  Adonis 
(s.  Wernicke  oben  Sp.  1472).  Ebenso  ist  von 
der  Berliner  Terracotte  abzusehen,  die  Panofka 
(Terracotten  des  Berl.  Mus.  S.  127)  als  'Aphro- 
dite und  Ph.  in  liebender  Umarmung'  deutete. 

[J.  Ilberg.] 

Phape,  Phapie  =  Paphia,  Beiname  der 
Aphrodite,  vgl.  $äift\v  (^aitiriv)  tr\v  UucpLr}v, 
Hesych,  Lobeck,  Pathol.  elem.  1,  527.    [Höfer.] 

Pharaklos  s.  Phalakros. 

Pharangeus?  (<&c(Q]ay[y]Evg).  Nach  der  Er- 
gänzung von  Puchstein,  Beschreibung  d.  Skulpt. 
aus  Pergamon,  Gigantomachie  9;  vgl.  Tafel  3 
und  Fränkel ,  Die  luschr.  von  Pergamon  1, 
123  S.  67:  f  <£aQayyevg  r Kluftmann'  erinnert 
an  den  gleichfalls  pergamenischen  Giganten 
XccQ~]adQevg.  Statt  f&aQcr/ysvg  ergänzt  Heyde- 
mann,  Gigantomachie  auf  einer  Vase  aus  Alta- 
mura  S.  11  Anm.  46  und  nach  ihm  M.  Mayer, 
Gig.  u.   Tit.  189.  253  2r\Q]ayysvg.     [Höfer.] 

Pharax  (<&ccQag),  Vater  des  Kyanippos  (s.  d. 
nr.  3),  Partheu.  10.     [Höfer.] 

Pharbaithites  Nomos  s.  Lokalpersonifika- 
tionen u.  Froehner,  Le  Nome  sur  les  Monnaies 
(PEgypte  =  Extrait  de  V  Annuaire  de  la  Soc. 
de  Numism.  1890.     [Röscher.] 

Phare  (*aprj?),  1)  nach  Pott,  Jahrb.  f.  Mass. 
Phil.  Suppl.  3,  313  Gemahlin  des  Neleus  und 
zwar  nach  Potts  Angabe  im  Schol.  Apoll.  Bhod. 
1,  156.  Doch  findet  sich  weder  an  dieser  Stelle 
noch  überhaupt  in  den  Scholien  zu  Apoll.  Bhod. 
—  wenigstens  in  der  Ausgabe  von  Keil  —  der 
Name  SapTj.  —  2)  s.  Phartis      [Höfer.] 

Pharetre  {ß>a.Q&ZQi\),  Amazone,  Gefährtin 
Penthesileas,    Tzetz.  Posth.  178.      [Klügmann.] 

Pharia  (#«piV),  Beiname  1)  der  Isis  s.  Bd.  2 
s.  v.  Isis  Sp.  479,  41  ff.  und  Usener,  Legende 
d.  hlg.  Pelagia  XXIV.  —  2)  der  Demeter  (Ceres) 
s.  Bd.  2  a.  a.  0.  S.  480,  26  ff.     [Höfer.] 

Pharidas  (Qocpidag),  ein  mythischer  Sänger 
aus  Lakonien,  Schüler  des  Perimedes  (s.  d.  nr.  5) 
aus  Argos,  Demetr.  Phaler.  b.  Schol.  Od.  3,  267. 
Eustath.  1466,  59.     [Stell.] 

Pharis  (<I>üqls)  u.  Phares  (^apr]?),  der  Grün- 
der der  messenischen  Stadt  Pharai,  Sohn  des 
Hermes  und  der  Phylodameia,  einer  Tochter 
des  Danaos,  Paus.  4,  30,  2.  Phares  heilst  er  bei 
Paus.  7,  22,  3,  der  auch  einen  Phares  als  Oikist 
des  achäischen  Pharai  anzunehmen  scheint. 

[Stell.] 

Pharm  akeia($apftcnt£('a,  so  accent.  b.Timaeus 
Lex.  Plat.  s.  v.,  nach  Lobeck  Pathol.  p.  42 
richtiger  ^orpjxaxfi«),  Gespielin  und  Begleiterin 
der  Oreithyia,  als  diese  von  Boreas  am  Ilissos 
geraubt  wurde,  Plat.  Phaedr.  229  c.  Die  alten 
Erklärer  gaben  sie  für  die  Nymphe  einer  Quelle 
in  Attika  aus,  deren  Wasser  tötete,  andere  er- 
klärten Pharrnakeia  für  einen  Ort,  wo  die  der 
Zauberei  Überführten  getötet  wurden,  Timaeus 
Lex.  Plat.  s.  v.  Theon.  Prag  6.  Welcher,  A. 
Denkm.  3,  151  ff.  155.    Heyne,  Obss.  ad  Apottod 


p.  335.      S.    die  neueren  Erklärer   zu  der  pla- 
tonischen Stelle.     [Stell.] 

Pharmakeiitriai  =  Pharmakides  (s.  d.). 
<PaQfi(cxid£§.  TiVl  Theben  zeigte  man  alte 
Bilder  von  Frauen,  welche  (f>aQ[icc-x.idsg,  Zaube- 
rinnen genannt  wurden.  Hera  hatte  sie  ge- 
sandt, um  die  Geburt  des  Herakles  zu  hemmen; 
Paus.  9,  11,  2.  [Stell.]  Da  Nikandros  (b.  Anton. 
Liber.  29)  erzählt,  dafs  die  Moiren  und  Eilei- 

10  thyia  im  Auftrag  der  Hera  die  Geburt  des  Hera- 
kles verhindert  hätten,  so  hat  man  unter  den 
'PaQUaKidsg  der  thebanischen  Lokalsage  in 
erster  Linie  die  Moiren  zu  verstehen,  die  höchst 
wahrscheinlich  auch  auf  dem  Kypseloskasten 
(Paus.  5,  18,  2)  als  „Pharmakiden"  d.  i.  als 
zwei  in  Mörsern  Glück  und  Unglück  (vgl.  die 
cpapucr/to:  ia&ld  und  IvyQcc  Odyss.  4,  230)  den 
Menschen  bereitende  Zauberinnen  dargestellt 
waren  (vgl.  auch  die  beiden  in  der  Giganten- 

20  Schlacht  ihre  Mörserkeulen  als  "Waffen  ge- 
brauchenden Moiren  b.  Apd.  1,6,2;  vgl.  Paus.  10, 
28,5).  „Auf  dieseWeise  erhalten  wir  zugleich  eine 
weitere  treffende  Parallele  zu  dem  die  beiden  be- 
nachbarten Bilder  des  Kypseloskastens  beherr- 
schenden Dualismus,  und  zu  Hypnos  und  Thana- 
tos,  Dike  und  Adikia  gesellen  sich  die  beiden 
Moiren  des  Glücks  und  Unglücks  (vgl.  Hesiod. 
Theog.  218  —  219  =  904  —  904:  MotQug]  ai'rs 
ßQorolat  |  yeivoiL£vot6i   öiSovoiv   %%sw  uyoc&öv 

30  rs  v.a%öv  ts)",  wobei  auch  wohl  zu  beachten 
ist,  dafs  nach  Hesiod  Theog.  217.  Stob.  ecl. 
1  S.  177  H.  und  Hygin.  f.  S.  26  Bunte  die 
Moiren  Schwestern  des  Hypnos  und  Thanatos 
und  Töchter  der  Nacht,  nach  Hes.  Theog.  902  f. 
und  Apollod.  1,  3,  1  aber  auch  Schwestern  der 
Dike  sein  sollten.  Vgl.  Boscher  im  Philologus 
1888  S.  703  ff.  u.  unt.  Sp.  2283  f.     [Röscher.] 

Pharmakos    ((PuQuav.ög).     Als    aitiologische 
Legende    für    die    Opferung    der    sogenannten 

40  q>uQuay.oi  (s.  unten)  an  den  Thargelien  berich- 
tete Lstros  fr.  33  F.  H.  G.  1 ,  422  f.  (bei  Har- 
pokrat.  Phot.  Etym.  31.  Suid.  s.  v.  &ccQ[iccK6g), 
dafs  ein  Mann,  mit  Namen  Pharmakos,  von 
Achilleus  ■  -  vnb  x(av  TtbQv  rbv  'A^iXXia  steht 
bei  lstros,  doch  bedeutet  der  Ausdruck  oi  negl 
'A%iXlia  s.  v.  a.  ÄplUvg,  vgl.  Lehrs,  Quaest. 
epicae  28  not.  —  beim  Diebstahl  von  Schalen 
(cpi&lui),  die  dem  Apollo  geheiligt  waren,  er- 
tappt und  gesteinigt  wurde;  -aal  xa  rolg  @(xq- 

50  yi]lioig  ayö^hva  rovrcov  aitoui^iriuarä  icxiv,  heifst 
es  weiter.  Zur  Würdigung  dieses  Berichtes 
bedarf  es  einer  zusammenfassenden  Darstellung 
der  für  das  Institut  der  cpaQuanoi  überlieferten 
Bräuche. 

Litteratur:  Suchier,  De  victimis  humanis 
uj>t«l  Graecos  (Hanau  1848)  S.  37  ff.  Mercklin, 
Die  Tcdossage  u.  das  sardonische  Lachen  26  ff. 
=  Mein,  de  l'Acad.  d.  St.  Petcrsb.,  Savants 
e'trangers,  7,  62  ff.    O.  Müller,  Dorier  1,  326  f. 

60  vgl.  232  f.  259  f.  Stengel,  Hermes  22  (1887), 
86  ff.  647,  1.  Grirch.  Kuli u sähe rt.'  117.  213. 
Mannhardt ,  Mytholog.  Forschungen  124  ff. 
Toepffer,  Bh,  Mus.  43  (1888),  142  ff.  v.  Prott, 
Bursians  Jahresber.  102  (1899),  117  ff.  Usener, 
Der  Stoff  des  gr.  Epos  (Sitzungsber.  d.  k.  AI;. 
d.  W.  in  Wien  137  [1897],  3),  42  ff.  bes.  59  ff. 
Bohde,  Psyche  22,  78,  2.  Lipsius-Sehoemami, 
(iriech.  Altert.  24,  259.  472.     J.  Harrison,  Pro- 


2277                    Pharmakos  Pharmakos                    2278 

legomena  to  the  Study  of  Greek  Religion  95  ff.  hinzu  xal  ixqdrbi  tb  'i&og  ad  xa&a'iQUv  n)v 
A.  Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  468 ff.  itöXiv  roig  cpaq^axotg  (s.  unten).  Wer  diente 
Unter  qpapjicwoi,  auch  xa&dgiiara  genannt,  nun  als  cpagiiaxog?  Zu  Arist.  equ.  1135  ff.  il 
sind  jene  Opfermenschen  zu  verstehen,  die  zur  tovßSs  (die  Demagogen)  i7tirrj8ag  cogtisq  8r\\io- 
Reinigung  und  Entsühnung  eines  Volkes  oder  alovg  rgicpng  iv  rfj  nvxvi'  xd&'  brav  [n]  gol 
einer  Gemeinde  unter  bestimmten  Zeremonien  tv%r]  Styov  fiv,  rovzeov  bg  av  r\  itcc%vg,  ftvcag 
getötet  wurden,  vgl.  1)  Arcad.  51  (Herodian  iTiiöbntrtig  gieht  das  Schol.  1136  zwei  Erklä- 
ed.  Lentz  1,  150,  3):  cpaQ[ia'x6g,  6  iitl  xa-frapftä»  rangen,  entweder  habe  man  zu  dwu.oGiovg  zu 
rfjg  nöXscog  rtXtvrcov.  2)  Am monios  p.  142  Valck.:  ergänzen  ßovg  oder  rccvQOvg,  SrjfiÖGioi  bedeute 
cpciQH<xx6g  ...  o  inl  xa&dQGtt,  tfjg  itoXscog  Qi7i-  10  also  s.  v.  a.  Opfertiere,  oder  unter  8r\\i6Gioi 
rö^tvog.  3)  Suid.  s.  v.  cpaguaxög'  ö  irtl  v.u.-  seien  die  vom  Staate  gefütterten  cpaQ^iaxoi  zu 
&aQ(i(p  iroXzcog  ccvaigov^svog ,  bv  Xiyovßi  xd-  verstehen:  trQtcpov  yaQ  Tivag  ji&rjvaloi  Xiuv 
ftaQua.  4)  Schol.  Ar.  equ.  1136  (=  Suid.  s.  v.  äysvvslg  xal  a%QijGrovg  xal  iv  xaigco  GvpcpoQäg 
(paQjjtay.ovg)  .  .  .  cpaQ^axovg,  oiTCbQ  xaQ'aiQovGi  nvog  iiteX&ovßrig  rfj  noXti  .  .  .  i&vov  rovrovg 
rag  noltig  reo  iavrcov  cpovoj.  5)  Schol.  Ar.  ran.  i'vexa  rov  xa&aQ&fjvai.  rov  \LiaG[iarog.  Für  die 
730  (paQiiccy.olßi,:  xa&dguaGi  .  .  .  k'&vov ,  o'vg  erste  Erklärung  entscheiden  sich  Stengel  87  u. 
ixdXovv  xaddopara.  6)  Schol.  Ar.  Flut.  xa&dg-  Mommsen  475,  3,  der  zugleich  für  die  bis  da- 
liarcc  iXiyovro  oi  d-vöittvot  rolg  fttoig.  7)  Tzetz.  hin  nicht  bezeugte  Bedeutung  von  dr]Li6otoi  = 
Chil.  5,  726  ff.  6  cpccQpaY.bg  rb  xd&apua  .  .  .  Opfertiere  einen  inschriftlichen  Beleg  (Berl. 
rtyov  TtQog  ftvGiav  sig  xa&ap{ibv  xal  cpdpuaxov  20  phil.  Wochenschr.  1898,  123)  erbringt;  dagegen 
nöXtcog  rfjg  voGovGrjg.  8)  Suid.  s.v.  xd&aQ^a'  fassen  v.  Prott  117  f.,  Mannhardt  126;  vgl. 
v-jxIq  8b  xa&apiiov  noXsiog  dvfjpovv  iGroXiGuivov  Usener  61  die  Sruiößioi  als  cpaQ^axoi  auf,  vgl. 
Tiva,  bv  ixdXovv  xd&ap[ia.  die  analogen  Gebräuche  in  den  ionischen 
Über  die  Zahl  und  das  Geschlecht  der  Städten  Kleinasiens  am  Thargelienfeste  (Hip- 
cpapuaxoi  sind  die  Angaben  verschieden:  in  ponax  fr.  37)  [vgl.  auch  unten  Sp.  2181, 14.  24], 
manchen  Städten  (s.  Sp.  2281)  war  es  ein  cpap-  wo  nach  Hipponax  fr.  7  Bergk4  S.  463;  vgl. 
(taxog,  öfters  zwei,  und  zwar  nach  Hesych  (s.  v.  Tzetz.  Chil.  731  f.  nach  der  wohl  richtigen  Er- 
cpcxQuaxoi'  xa&aprrjpioi ,  7rspixa&aipovrsg  rag  klärung  von  Usener  61  u.  Anm.  2  die  cpappaxoi 
Tiöltig,  dvi]Q  xal  yvvrj)  ein  Mann  und  ein  Weib.  mit  Feigen,  Weifsbrot  und  Käse  ein  Jahr  lang 
Dies  scheint  der  ältere  Brauch  gewesen  zu  sein,  oo  verpflegt  wurden ,  wohl  auch  mit  gekochten 
vgl.  die  sieben  Jünglinge  und  sieben  Jung-  Speisen  (vgl.  Hesych.  cpaq^axi]  ...  jj  %vtQa,  tjv 
trauen,  die  von  den  Athenern  nach  Kreta  ge-  rjtoipa^ov  roig  y.a&aiQ0V6L  rag  TtöXzig,  wenn 
sendet  wurden,  die  Opferung  eines  Jünglings  nicht  %vrQa  auch  hier  wie  bei  Pherekrates 
und  einer  Jungfrau  alljährlich  in  Patrai  zur  bei  Athen.  14,  653  a  (1,  163  Kock)  die  schwarze 
Beschwichtigung  des  Zornes  der  Artemis  (Paus.  Feige  bedeutet).  Dagegen  fafst  Mannhardt 
7,  19,  4),  das  aufsergewöhnliche  Menschenopfer  128  die  Stelle  des  Hipponax  so  auf,  als  habe 
in  Rom  vom  Jahre  216  v.  Chr.,  das  auf  eine  man  dem  cpaQiiaxög  diese  Speisen  erst  kurz 
frühere  Sitte  zurückgreift,  bei  dem  Gallus  et  vor  der  Hinrichtung  gereicht,  nachdem  er  eine 
Galla,  Graecus  et  Graeca  lebendig  begraben  Zeit  lang  habe  hungern  müssen  (liwa  yivnrai 
wurden  (Liv.  22,  57,  6;  vgl.  Plin.  h.  n.  28,  2,  40  £,w(i6g,  Hippon.  fr.  9).  Wir  werden  also  unter 
12.  Diels,  Sibyllin.  Blätter  85).  Wir  wenden  cpaQuaxoi  diejenigen  Menschen  zu  verstehen 
uns  zu  den  einzelnen  Orten,  für  die  die  Ein-  haben,  die  sich  freiwillig,  wenn  anders  das 
richtung  der  cpaQ^ay.oi  bezeugt  ist.  I.  Athen:  Sühnopfer  wirksam  sein  sollte  (Usener  61), 
Harpokrut.  s.v.  cfaQ(iay.6g  (Suid.  s.v.  cpaQ[iay.6g):  bereit  finden  liefsen,  in  den  Tod  zu  gehen, 
Avo  dvÖQag  li&rjvnG'.v  iEflyov,  y.a&dQGta  tco-  nachdem  sie  eine  Zeit  lang  trefflich  beköstigt 
[itvovg  rijg  jiöXttog,  iv  roig  Oagyr^Xioig,  i'va  (ihv  worden  waren.  Das  waren  natürlich  nur  Leute, 
v7t£Q  r&v  avdgcbv ,  eW  8h  vTcho  rar  yvvaixwv.  die  nichts  mehr  zu  verlieren  hatten,  zu  nichts 
Wenn  v.  Wilamowitz,  Hermes  22,  647,  1  statt  mehr  zu  gebrauchen  waren  (ccysvvelg  xal  a%Q-q- 
8vo  äv8pag  lesen  will  ovo  dqvag  (=  'Sünden-  Groi,  Schol.  Ar.  equ.  1136)  oder  denen  infolge 
bocke'),  so  läfst  er  die  sonst  vielfache  bezeugte  50  ihrer  Mifsgestalt  (duoQcpog,  Tzetz.  Chil.  5,  729, 
Überlieferung,  dafs  die  cpaQiiaxoi  Menschen  cpavXog  xal  naQa  rfjg  cpvGscog  i7iißovX8vou>£vot, 
waren,  aufser  acht.  Die  Notiz  des  Harpokra-  Schol.  Ar.  ran.  730)  mit  den  Mitteln  zum  Er- 
tion  wird  ergänzt  durch  Helladios  b.  Phot.  werb  auch  die  Lust  am  Leben  geschwunden 
hihi.  279  p.  534  Bekker,  dafs  es  Sitte  in  Athen  war.  Wenn  Arist.  ran.  731  ff.  von  Ttovt]Qoi 
gewesen  sei  cpaQ^axovg  dysiv  8vo,  und  zwar  %dx  %ovr\Q&v  spricht,  die  der  Staat  in  früherer 
habe  der  für  die  Entsühnung  der  Männer  be-  Zeit  nicht  einmal  zu  cpag\iaxoi  verwendet  hätte, 
stimmte  schwarze  Feigen  um  den  Hals  getragen,  so  scheint  es  fast,  als  wäre  das  Angebot,  als 
der  andere  weifse  Feigen  (vgl.  oben  Zeugnis  8:  cpaQ^axög  zu  dienen,  für  den  Bedarf  mehr  als 
ioxoXiGyiivov  nvd,  und  zur  kathartischen  Kraft  genügend  gewesen.  Wenn  jedoch  Mannhardt 
der  Feige  Mommsen  476,  2.  Toepffer,  Att.  60  126  und  Bohde  meinen,  man  habe  zu  cpaQiiaxoi 
Geneal.  249.  Bohde  a.  a.  O.  2,  406  f.).  Weiter  Verbrecher  oder  ohnehin  Verurteilte  genommen, 
berichtet  Helladios,  dafs  diese  cpaq^axot  auch  so  fehlt  m.  W.  hierfür  die  Überlieferung;  nur 
6vßu*%oi  (v.  1.  Gvu,ßax%oi,  Mommsen,  472,  4)  für  den  ähnlichen  Brauch  von  Leukas  (s.  unten) 
genannt  worden  seien,  und  dafs  diese  Ein-  ist  etwas  Ähnliches  bezeugt.  Von  der  Feigen- 
richtung zur  Abwehr  pestartiger  Krankheiten  schnür,  die  die  cpaQuaxoi  in  Athen  trugen,  war 
getroffen  und  zurückzuführen  sei  auf  die  Er-  schon  ob.  Sp.  2277, 57  ff.  die  Rede.  Nach  ionischem 
mordung  des  Androgeos  (s.  d.)  und  die  zur  Brauch  führte  man  den  cpaQuaxog  an  einen 
Strafe   dafür  folgende  Pest,   und  nun  fügt  er  zweckentsprechenden   Platz   (ronog  ngoGcpogog, 

72* 


2279                   Pharmakos  Pharmakos                    2280 

Izetz.  Chil.  5,  731),  wo  ihn  die  gaffende  Menge  rend  die  übrigen  obengenannten  Gelehrten  ge- 
(%doxovt£g  Hippon.  fr.  8),  nachdem  er  zu  Boden  neigt  sind,  wenigstens  für  die  ältere  Zeit  (so 
geworfen  worden  war,  mit  Meerzwiebeln  und  jetzt  auch  Stengel,  Kultusalt.)  jährliche  Opfe- 
Feigenzweigen  7mal  {Röscher,  Philol.  60,  360 ff.  rung  anzunehmen;  später  mag  eine  Milderung 
u.  unt.  Sp.  2280, 42)  auf  das  Zeugungsglied  (d-vfiog  eingetreten  sein,  worauf  vielleicht  der  Ausdruck 
Hippon.  fr.  9,  vgl.  mit  Anecd.  Ox.  3,  366  &v[ibg  xb  cc7io^i(irj}ia  (s.  ob.  Sp.  2276)  weist,  in  der  Weise, 
oiQQtv  ccidoiovu.  Izetz.  a.a.O.  knxdyig ...  ganl-  dafs  man  den  cpaQ[iay.6g  über  die  Grenze  trieb, 
oavxsg  ixsivov  tlg  xb  Ttiog)  schlugen,  Hippon.  fr.  vgl.  (Lys.)  in  Andocid.  53:  vvv  ovv  %qt\  vo\ii- 
4.  5.  8.  Dazu  wurde  auf  der  Flöte  der  v.QaSii]g  &iv  xi^icoQov^itvovg  %al  d-jtaXXaxxo^ivovg  kvöo- 
vöybog  —  v.Qccörj  heifst  der  Feigenzweig,  mit  dem  10  xidov  xi]v  itöXiv  v.a&aiQbivual  ditoSiOTtoaTtBwQ-ai 
man  den  qpapftaxog  schlug,  daher  letzterer  selbst  %al  ycxQiiaxbv  aitoiti^ituv  v,ai  dXixr]QLOv  uitaX- 
Y,Qudr]Gix7}g  heifst,  vgl.  Hesych.  y.QaSi}Cixrig,  Xäxxsa&ca,  <hg  h>  xovxcov  ovxög  iaxiv,  vgl.  die 
(paQiiay.bg  6  xolg  xgccdaig  ßaXXo^tvog —  gespielt,  von  Mannhardt  129  ff.  angeführten  Parallelen, 
Hesych.  yQaÖirjg  vö^iog:  vopov  xivcc  inavXovat.  besonders  die  Austreibung  des  Bulimos  in  Chai- 
xotg  ixTtt^ntouivotg  cpaQ^iauotg,  ygädaig  y.al  roneia.  Dafs  in  Athen  die  Reinigung  der  Stadt 
^Quag  t7ti(jpaßdigo[itvoig,  vgl.  auch  Mimnermos  (durch  das  Opfer  bez.  die  Austreibung  der 
bei  Hippon.  fr.  96.  Der  cpaQ[iu-/.6g  von  Apollon  (paQuanoi)  am  6.  Thargelion  stattfand,  bezeugt 
selbst  gegeifselt  soll  nach  Usener  60,  1  dar-  Diog.  Laert.  2,  44.  Für  die  Opferung  bei  be- 
gestellt sein  auf  den  Münzen  von  Kaulonia:  sonderen  Gelegenheiten,  Seuchen,  Hangersnot 
s.  Bd.  3  Sp.  1000,  57  ff.  Darauffand  die  Tötung  20  u.  s.  w.  vgl.  Schol.  Arist.  ran.  730.  equit.  1136. 
der  Opfermenschen  statt;  vgl.  die  Zeugnisse  Tzetz.  Chil.  5,  726  u.  die  Bräuche  von  Massalia 
Sp.  2277,  der  Leichnam  wurde  auf  einem  Stofs  und  Ephesos  (Sp.  2281).  Weitere  Opferungen 
unfruchtbarer  (aygiog)  Bäume  verbrannt,  und  von  (paq^tayol  fanden  statt: 
die  Asche  ins  Meer  verstreut,  Tzetz.  a.a.O.  II.  Im  ionischen  Abdera,  wo  certis  diebus,  d.  h. 
735:  xeXog  ttvqI  yaxinaiov  etc.,  wobei  wohl  nach  Toepffer  144  an  einem  periodisch  wieder- 
nicht  mit  Mannhardt  129  an  einen  Feuertod  kehrenden  Feste,  ein  Mensch  gesteinigt  wurde, 
der  Opfer  zu  denken  ist,  vgl.  Stengel  89.  Toepffer  Ovid  Ibis  467  f.  und  Kallimachos  im  Schol.  C. 
143.  Usener  60.  Rohde  a.  a.  0.  Ob  Suidas  und  und  Ask.  ebend.  {Schneider,  Cattim.  2,  544). 
Etym.  M.  cpävtov  xönog,  zig  ov  xä  xa&äo{iaxu  Schon  K.  F.  Hermann :,  Gesumm.  Abhandl.  u. 
i^tßalXov  hierher  gehört,  ist  mir  unklar.  Was  30  Beiträge  109  hatte  diese  Sitte  mit  den  Sühn- 
die  Todesart  selbst  anbetrifft,  so  nehmen  gebrauchen  des  apollinischen  Kultus  in  Zu- 
Toepffer  143,  v.  Prott  119  und,  wenigstens  für  sammenhang  gebracht,  weil  durch  die  Münzen 
Athen,  Usener  60  u.  Anm.  3  (vgl.  die  oben  für  Abdera  Apollokult  feststehe.  Auch  Toepffer 
erwähnte  Kultlegende  aus  Istros)  die  Steinigung  144  nimmt  aus  der  Analogie  des  Kultgebrauches 
(Verbrennung  für  Athen  vermutet  Rohde  78,  2  in  Abdera  mit  der  attischen  Thargelienzeri- 
nach  Eupolis  fr  20  Mein.  2,  469  aus  Harpo-  monie  innern  Zusammenhang  beider  Bräuche 
Jcration  138,  14)  als  die  ursprüngliche  an,  wie  an.  Ein  bestimmtes  Zeugnis  für  die  Zugehörig- 
sie bezeugt  ist  für  Abdera  (Sp.  2280),  Massalia  keit  des  Kultgebrauches  in  Abdera  zur  Apollo- 
(Sp.  2281),  Ephesos  (Sp.  2280).  Es  sei  auch  daran  religion  findet  sich  m.  E.  im  Schol.  G.  zu  Ovid 
erinnert,  dafs  die  Steinigung  überhaupt  in  Athen  10  Ib.  a.  a.  0.:  Mos  erat  in  Abdera  civitate  sin- 
eine  gewöhnliche  Art  der  Todesstrafe  war;  so  gidis  annis  hominem  immolari  pro  peccatis 
steinigten  die  Athener  den  Kyrsilos  {Dem.  de  civium ,  sed  prius  VII  diebus  excommunicari, 
cor.  204)  und  den  Lykides  {Herod.  9,  5)  samt  ut  sie  omnium  peccata  solus  haberet.  Bei  der 
ihren  Angehörigen,  weil  beide  zur  Unterwerfung  grofsen  Rolle,  welche  die  Siebenzahl  im  Kultus 
unter  die  Perser  geraten  hatten,  und  drohten  und  Mythus  des  Apollo  spielt  (vgl.  Röscher, 
aus  demselben  Grunde  Alexander  von  Make-  Philol.  60  [1901],  360  ff.),  ist  ihre  Erwähnung 
donien  mit  Steinigung  {Lykurg  17,  71).  Es  auch  hier  bedeutungsvoll;  es  kommt  hinzu, 
trifft  also  den  hQOövlog  dieselbe  Strafe  wie  dafs  auch  bei  dem  ionischen  Kultgebrauch  der 
den  TtQoäoxvg  (vgl.  auch  Thuc.  5,  60),  wie  denn  Austreibung  bez.  der  Tötung  der  Pharmakoi 
auch  Antiphon  de  Her.  cuede  10  xb  ItQoavlnv  50  die  Siebenzahl  eine  Rolle  spielt:  siebenmal 
yal  xb  TCQodiSovat,  xi)v  nöXiv  verbindet,  vgl.  wurde  der  Pharmakos  mit  Meerzwiebeln  etc. 
auch  K.  F.  Hermann,  Abh.  d.  Ges.  d.Wiss.  zu  auf  das  Zeugungsglied  geschlagen;  s.  oben.  — 
Göttingen  6,  302.  Eine  Bestätigung  der  Stei-  Übrigens  berichtet  das  Schol.  P.  Ov.  Ib.,  dafs 
nigung  und  zugleich  einen  Beweis  für  die  von  die  Abderiten  den  Pharmakos  sich  erkauft 
Stengel,  Hermes  a.  a.  0.  86  ff.  (vgl.  jedoch  auch  hätten  {emptum  hominem  pro  capitibus  om- 
Kultusaltert*  117.  213)  in  Abrede  gestellte  nium  devotum  lapidibus  oeeidebant),  wobei 
alljährliche  Opferung  der  qiaQ^ayoi  würde  die  man  wohl  an  den  Brauch  in  Ionien  (ob.  Sp.  2278) 
Inschrift  C.  I.  A.  3,  296  liefern  {Röscher,  Kyn-  und  von  Massilia  (s.  Sp.  2281)  zu  denken  hat. 
anthropie  34  Anm.  87),  die  einen  isQsvg  Xi&o-  III.  Da  Apollon ios  von  Tyana,  der  in  Ephesos  zu 
cfiÖQog  nennt;  doch  scheint  dieser  dem  eleusi-  60  Beinigung  der  Stadt  einen  alten  Bettler  hatte 
nischen  Kultkreis  anzugehören  und  zu  dem  steinigen  lassen,  an  dessen  Stelle  man  unter 
von  Athen.  9,  406  d.  407  c  erwähnte  Feste  ßaX-  dem  Steinenhaufen  einen  gewaltigen  toten 
Xrjxvg  in  Beziehung  zu  stehen,  1F.  Vischer,  Hund  —  man  vgl.  die  ähnliche  Erzählung  von 
N.  Schweiz.  Mus.  3  (1863),  58.  Dittenberger  der  dem  apollinischen  Kreise  angehörigen 
zu  C.  I.  A.  a.  a.  O.  vgl.  3,  702.  Mommsen  473,  Hekabe,  die  gesteinigt  zum  Hunde  wurde,  Bd.  1 
2.  Mannhardt  209.  Aufser  Stengel  erklärt  sich  Sp.  1H82,  40 ff.  und  Röscher,  Kynanthropie  32 ff. 
auch  Mommsen  473  gegen  die  Annahme  einer  -  fand,  zu  seiner  Rechtfertigung  sagt:  Tig 
regelmäfsigen  Tötung  an  den  Thargelien,  wäh-  d'    uv    aocpbg    £y.Xnt£tv    aoi    dousi    xbv    vnl() 


2281                    Pkarmakos  Pharmakos                    2282 

nölecog  xoiccvxng  aycöva,  iv&vur]&£}g  idv  dr\\iö-  Untersuchung    zu    folgendem,    von    0.   Gruppe, 

v.Qirov   ilsv&tQwcuvTa    loiiiov   tcoxs  !4ßdriQiT(xg;  Bursians  Jahresber.  102  (1899),  148  gebilligten 

(Philostr.  vit.  A.  T.  4,  10  f.),  so  vermutet  Ellis  Resultat:  Das  durchsichtige  Appellativum  $<xq- 

zu  Ov.  Ib.  a.  a.  0.,    dafs  Demokritos   auf  die-  \iaxög  ist  an   die  Stelle   des  Eigennamens  des 

selbe  Weise,  d.  h.  durch  ein  Menschenopfer,  Ab-  ehemaligen  Heros  oder  des  Gottes,  den  Achil- 

dera  von  einer  Seuche  befreit  habe.    Doch  weist  leus  tötet,  getreten;  dieser  Heros  oder  vielmehr 

der  Ovidianische  Ausdruck  ccertis  diebus'  nicht  Gott  aber  ist  Thersites,  auf  den  jene  Züge  von 

auf  ein  gelegentliches,  sondern  auf  ein  stehendes  der  Mifsgestalt  der  qparpftrcxoi  (ob.  Sp.  2278)  voll- 

Opfer  hin.  —  IV.  Für  Massalia  (und  daraus  ist  kommen  passen,  Thersites  aber  wieder  ist  der 
ein  Rückschlufs  auf  die   Mutterstadt  Phokaia  10  altlakonische  Gott  Qvoixag  (Hesych.  s.  v.  Paus. 

erlaubt),  zeugt  Petron.  fr.   1   p.  109   Buscheier  3,   19,    7),    und    der    Kampf   zwischen  beiden 

aus    Sero,   ad   Verg.   Aen.   3,    57:    Massilienses  charakterisiert    sich   als   der  Kampf  des   sieg- 

quotiens  pestilenlia  laborabant,  unus  se  ex  pau-  reichen  Sommergottes  Achilleus  (vgl.  zu  Achil- 

peribus  offerebat  alendus  anno  integro  publicis  leus  als  Lichtgott  auch  Alb.  Weber,  Sitzungs- 

sumptibus  et  purioribus  eibis;  hie  postea  omatus  her.  d.  k.  pr.  Ak.  d.  W.  1898,  571)  gegen  den 

verbenis  et  vestibus  sacrio  circumducebatur  per  "Winter;    der  Diebstahl    der   Opferschalen    des 

totam  civüatem  cum  execrationibus,  ut  in  ipsum  Apollon    stellt    sich    dar    als   eine   'Wandlung 

reeiderent  mala  tolius  civitatis,  et  sie  praeeipi-  der  Sage  vom  Raub  des  himmlischen  Schatzes'. 

tabatur ,    und  hierher  wird   auch   zu   beziehen  Als  Parallele  weist  Usener  47  auf  den  Dreifufs- 
sein  Lactant.  ad  Stat.   Tlieb.  10,  793:   lustrare  20  raub  des  Herakles  und  auf  die  Sage  vom  Tode 

civitatem  humana  hostia  Gallicus  mos  est.  nam  des  Aisopos  hin,  dem  die  Delphier  aus  Rach- 

aliquis    de   egentissimis  proliciebatur  praemiis,  sucht    eine    goldene    Schale    des    Apollon    im 

ut  se  ad  hoc  venderet.  qui  anno  toto  publicis  Reisegepäck    versteckten    und    den    sie    dann 

sumptibus     alebatur    purioribus    eibis    denique  unter  der  Anklage  des  Tempelraubes  vom  Felsen 

certo  et  solemni  die  per  totam  civitatem  duetus  herabstürzten  (Plut.  de  ser.  num.  vind.  12  Schal, 

ex  urbe  extra  pomeria  saxis  oeeidebatur  a  po-  Ar.  Vesp.  1446.  Herod.  2,  134.  H.  Ulrichs,  Bcisen 

pulo.     Wenn  diese  Sühnbräuche  im  Kulte  des  u.  Forsch,  in  Griechen!.  1,  47,  18),    wie    auch 

Apollo,  wie  man  annimmt  (s.  unten),  ein  Ana-  Thersites  ursprünglich  seinen  Tod  durch  Sturz 

logon  im    sogenannten   leukadischen  Sprung'  vom    Felsen    durch    die    Hand    des   Meleagros 
haben,  ist  es   dann  Zufall,  dafs  nach   Charon  30  gefunden  hatte,    Pherekydes  im  Schol.   Townl. 

von  Lampisakos  bei  Paus.  mul.  virt.  18  Phobos  11.  2,  212;    Usener  46.     An  die  Sage  vom  Ai- 

von  Phokaia  zuerst  jenen  Sprung  gethan  haben  sopos  erinnert  lebhaft  die  von  Plut.  praec.  reip. 

soll?  ger.  32   überlieferte  Erzählung,   die  gleichfalls 

Abweichend  von  der  gewöhnlichen  Annahme,  in  Delphoi   spielt:    Orgilaos,   Sohn  des  Pharis, 

dafs   die   Austreibung  bez.   Tötung    des  Phar-  löst    seine    Verlobung    mit    der    Tochter    des 

makos   als   Sühnemittel  diene,   kommt  Mann-  Delphiers  Krates  wegen  eines  ungünstigen  Vor- 

hardt  131  ff.  138  (vgl.  123  f.)  zu  dem  Resultat,  Zeichens,  da  während  der  Libation  der  Misch- 

dafs  der  Pharmakos  den  Wachstumsgeist  dar-  krug   von   selbst  zerbricht,    und   entfernt   sich 

stelle,  der  „durch  Behang  mit  Feigen  und  durch  mit  seinen  Vater,   6  8h  Ko&xng  oliyov  vötspov 

das  Schlagen  mit  den  belaubten  Feigengerten  -10  &i>ovaiv   avtotg  vitoßcclcav   xqvgLov   xi   x&v 

auf  den  übrigen  Körper,  mit  den  Meerzwiebeln  Isq&v   naxsxQij^ivißs   xbv  'ÖQyiXaov   kcci   xbv 

(vgl.  d.  A.  Pan  Bd.  3  Sp.  1357,  20  ff.)  sig  xb  ntog  adeXcpbv  axoLxovg.    Auf  Tötung  des  Pharmakos 

von  den  wachstumhindernden  Mächten  befreit  durch    Sturz    vom    Felsen    scheint    Zeugnis    2 

und   zur  Herstellung   der  Gesundheit  und   zur  (Sp.  2277)  hinzuweisen.  Als  analoge  Erscheinung 

Prokreation  im  nächsten  Jahre  fähig  gemacht  weisen  Usener  48  und  Toepffer  144  ferner  auf  die 

werden  sollte".  Steinigung  des  Neoptolemos  durch  die  Delphier 

Kehren  wir  zur  Legende  des  Istros  zurück.  hin    {Eur.    Andr.    1128)    wegen    angeblichen 

Schon  Mercklin  27  (63)  bezeichnete  als  dunkel-  Tempelraubes  (ebend.  1093  ff)  oder  wegen  des 

sten    Punkt    der    Sage    die    Mitwirkung    des  Raubes  des  heiligen  Opferfleisches  (Pherekydes 

Achilleus    und    suchte    diese    durch    eine    für  50  im  Schol.  Eur.  Andr.  1128).    Wenn  Achilleus, 

Athen    zwar    nicht    nachweisbare,    aber    sonst  weil  er  die  zum  Opfer  für  Artemis  bestimmte 

bezeugte  Beziehung   des  Achilleus   zu  Apollon  Iphigeneia  der   Opferung   entziehen   will,    von 

zu    erklären,    indem   er  darauf  hinwies,    dafs  den    Griechen    mit    Steinigung    bedroht   (Eur. 

Achilleus    durch    die    Geschosse    des    Apollon  1.   A.    1350),   ja    nach   anderer    Überlieferung 

selbst    oder    nach    anderer    Überlieferung    im  (Bd.  1  Sp.  32,  19  ff.)  durch  Steinwürfe  schwer 

Tempel    des   Gottes    seinen  Tod    findet;    auch  verwundet  wird,   dürfte   dieser  Zug  der  Sage 

durch    den  Besitz    der  Heilkraft    und  Mantik  auf  gleicher  Anschauung  beruhen:    Strafe  rar 

stehe  er  dem  Apollon  nahe.    Toepffer  144  meint,  den  Versuch,  etwas  Gottgeheiligtes  seiner  Be- 

dafs    die    an    sich    auffällige   Erwähnung    des  Stimmung  zu   entziehen,   wenn  hier  allerdings 

Achilleus  in   einer  attischen  Kultlegende  ihre  60  auch  nicht  Apollo,  sondern  seine  Schwester  in 

erklärende  Deutung  durch  den  unten  (Sp.  2282)  Betracht    kommt.      Auf  ähnliche  Weise   ist  es 

erwähnten  Mythos   seines  Sohnes  Neoptolemos  wohl  zu  erklären,  wenn  die  Arkader  den  Aristo- 

finde.      Mannhardt   125   schliefst  aus   der  Er-  krates   steinigen,  der  im  Tempel  der  Artemis 

wähnung  des  Achilleus,  dafs  der  Ursprung  und  Hyninia  die  Priesterin  der  Göttin   geschändet 

der  Brauch  der  cpccgiia-Hoi  in  einer  Landschaft  hatte,  Paus.  8,  5,  12.     Auch  in  der  Erzählung 

gesucht    werden    müsse,    die    im    Leben    des  des  Paus.  (10,  2,  4;  vgl.  auch  Philo  bei  Euseb. 

Achilleus  eine  Rolle  spielte,  Thessalien,  Skyros  pr.  ev.  8,   14,   33),   dafs   sich   Philomelos,   der 

u.  s.  w.     Usener  kommt  in  seiner  gründlichen  Anführer  der  Phoker  und  Plünderer  des  apolli- 


2283                     Pharmakos  Pharnake                      2284 

nischen  Teuipelsehatzes,  von  einem  Felsen  her-  Winckelmannsprogramni)  60,    gegen    den    ich 
abgestürzt  habe,  erkennt  Toepffer  144  denselben  bemerke,   dafs   der  von  Pausanias  hier   sowie 
Zusammenhang,  und  dafs  das  Herabstürzen  von  5,  18,  2  gebrauchte  Ausdruck  qpapftorKo:  ddivcci 
Felsenhöhen  überhaupt  als  Strafe  für  Tempel-  offenbar  auf  Hom.   II.    li,  741  zurückgeht  .  . 
raub  festgesetzt  war,  fügt  Patts,  a.  a.  0.  hinzu:  Äya^9r\v,  r)  xogu  cpaQ^uvu   ij8r\   v.xl.     Robert 
ixix ay,xo  Ss  vul  ullojg  xolg  Ä^iy.rvÖGLV  ig  xovg  selbst   erkennt  in    der   strafenden,  gewöhnlich 
avlmvtag  avtr\  i)  Sinn.  Vgl.  auch  K.F.  Hermann,  als  <puQn.uv.Lg  (s.   Sp.  2276)  bezeichneten  Frau 
Abli.  d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Götting.  6  (1853 — 55),  eine    Göttin,    wahrscheinlich    Jiv.i],    die    mit 
302  und  die  von  ihm  herangezogene  Stelle  aus  einer    Mörserkeule    den    Tempelräuber    straft 
Philo  de  provid.  2,  28:  lex  erat  statuta,  sacri-  10  (vgl.  oben  Sp.  2276,  22  ff. ,  wo  diese  <puQ[iuv.ig 
legum  aut  dari  praecipitem  aut  demergi  aut  \lvyQwv]  als  eine  der  beiden  Moiren  gefasst  ist). 
cremari.     Und  die  Erzählung,  dafs  die  Perser  Dieterich,  Nekyia  68 f.  meint,  die  Strafe  werde 
(Herod.  8,  37.     Diod,  11,  14.      Ulrichs  a.  a.  U.  hier   durch   Gift  vollzogen,   einer  allgemeinen 
53,  11)  und   später  die  Gallier  (Paus.  10,  23.  Strafe,   wie   sie   auf  der  Oberwelt   als   Todes- 
Iustin.  24,  8),    die    das    delphische    Heiligtum  strafe  üblich  war,  berührt  sich  also  mit  Welcher, 
plündern  wollten,  durch  herabstürzende  Felsen  Kl.  Sehr.  5,   103.     Robert  findet  es   auffällig, 
und  Steine  ihren  Tod  fanden,  beruht  auf  der-  dafs   der  strafenden  Figur  die   Beischrift   auf 
selben    Anschauung,     dafs    für    den    Tempel-  dem   Gemälde   gefehlt   haben   sollte.     Da  wir 
räuber   die  Steinigung   die   gebührende   Strafe  nun  aber  nach  der  Kultlegende  des  Istros  be- 
ist.     Vielleicht  gehört  auch  die  dem  Tantalos  20  rechtigt   sind,    den    (puQ^uxog   als    Typus    des 
wegen    seines    Raubes    von  Nektar    und    Am-  Isgoßvlog   aufzufassen,   da  man   ferner  wenig- 
brosia  drohende  Strafe,  der  über  seinem  Haupte  stens   in    der    Zeit   nach    Hipponax   (s.    oben) 
schwebende  Fels,  dessen  Herabsturz  er  immer  cpuQiiuv.ög  ohne  weiteres  neben  ya.QiLuv.ov  fGift' 
fürchten    mufg ,    in    den    Kreis    derselben  An-  stellte,  sollte  da  nicht  in  der  Strafe  durch  die 
schauungen,  Pind.  Ol.  1,  58 ff.  (90 ff.).    Auch  der  cpuQ(iuv.ig   ein  Hinweis    liegen    auf  die,   wenn 
Kultgebrauch  von  Leukas  gehört  hierher:  alljähr-  auch   ursprünglich   nicht  vorhandene,   Gleich- 
lich bei  einem  Feste  des  Apollon  wurden  Ver-  setzung    von    IsQOGvXog    =    <PuQ[iuv.6g?      Man 
brecher  (xig  xäv  iv  ulxiu  övtcov)  vom  leukadi-  denke    auch    daran,    dafs    das    Gemälde    des 
sehen  Felsen  u-jioxQOTti]g  %Üqiv   herabgestürzt;  Polygnotos  in  Delphoi  sich  befand  und  dafs 
doch  suchte   man  nach  Möglichkeit  den  Sturz  30  Pharmakos  heilige  Schalen  des  Apollon  ge- 
zu  mildern,  indem  man  an  das  Opfer  Flügel  und  stöhlen  (is qogvXs lv\)  hatte.    Nach  Luc.  dial. 
Vögel   anband  und   es  unten  mit  Kähnen   er-  mort.  30,  1  freilich  wird  der  IsQÖGvXog  von  der 
wartete,    um    es    womöglich   aufzufischen  und  Chimaira  zerrissen.     [Höfer.] 
dann  über  die  Grenze  zu  schaffen.     Vgl.  auch  Pharnake?   (<PuQväv.r\^).     Bei   Hesych.    s.  v. 
den  Brauch  von  Hylai,  nach  dem  dem  Apollo  Kiv[v]i<Qug-     'AiröXXwvog    xul    $uqvu   .  .  .    nuig, 
heilige  Männer  von  steilen  Abhängen  und  Felsen  ßuoilsvg  KvnQicov   liest    man    allgemein    nach 
herabsprangen.     Paus.  10,   32,   6.     0.  Müller,  der   allerdings   nicht   ganz    zweifellosen  Über- 
Dorierl,  232 f.  259 f.  Toepffer  145.  Att.  Gen.  266.  lieferung  bei  Suidas  s.  v.  KuxayrjQaGcag:   Ki- 
Dieterich,   Nekyia   27  f.      v.  Wilamowitz,  Hom.  vvQug  .  .  .  anöyovog   fPuQvdyr]g,    ßuadivg    Kv- 
Unters.  73,  2.  —  Beachtenswert  ist,  was  Meister,  40  rtoiav  (s.  Bernliardy  z.  d.  St.)  ='A7töll(ovog  %ul 
Abh.  d.  philol.  hist.  Kl.  d.  K.  S.  Ges.  d.  Wiss.  13,  $uQvä(v.r\g)  ltalg,  s.  Schmidt  zu  Hesych.  a.  a.  0. 
689  Anm.  1  ausführt  (vgl.  auch  Berglc  z.  Hippon.  Ob    derselbe    Name    in    der    korrupten    Stelle 
fr.  5),  dafs  bei  Hipponax  (fr.  43,  4)  qxxQ^äyov  Append.   Proverb.   4,   68    p.   450:    KivvQug    r\v 
'Heilmittel'  die  mittlere  Silbe  kurz  hat,  wäh-  a7töyovog^cx.QHr]f  ßuaiUojgKvTTQicov  wiederkehrt, 
rend  unser  Wort' (puQ^uKog  (cpuQiLccxög),  das  bei  ist  sehr  zweifelhaft,  da  hier,  wenn  die  Lesart 
den  Attikern  die  mittlere  Silbe  gleichfalls  kurz  ßuadicog  richtig  ist,    (DdQurjf   ein    männlicher 
hat,  bei  Hippon.  fr.  5  diese  lang  zeigt.  Meister  Name    ist;    oder    man  mufs   mit  Suidas   statt 
bezeichnet  den  Ursprung  und  die  Bildung  von  ßu6ilsag  lesen  ßuailsvg.    Um  Übereinstimmung 
unserem    cpuQ^uyog   als   unbekannt   und   fährt  zwischen  Hesych.  einerseits  und  Suidas- Append. 
fort:  f  Die  Annahme,  dafs  das  Wort  bei  Hipponax  50  Prov.   andererseits    zu  gewinnen,    müfste  man 
in  ursprünglicher  Messung  gebraucht  und  bei  an  den  letzteren  Stellen  uitoyovog  in  der  selte- 
den  Attikern  nach  (pÜQiiuyov  die  mittlere  Silbe  nen  Bedeutung  von  rSohn'  auffassen.  Es  kommt 
verkürzt  sei,  ist,  soviel  ich  sehen  kann,  zulässig.  ferner  hinzu,  dafs  man  bei  genealogischen  An- 
Auch  könnte,  wenn  *cpa.Qiiufog  zu  Grunde  läge  gaben  in  erster  Linie  den  Vaternamen  erwartet 
(vgl.  Snnßh,  The  voivel  System  43)  bei  Hipponax  oder  die  Namen  beider  Eltern,  aber  nicht,  wie 
*q>äQn,uy.v.og,  bei   den  Attikern   q.ÜQ^uyog  ent-  man    bei  Suidas    anzunehmen   gezwungen  ist, 
standen   sein'.     Hiermit   müssen  wir   uns  be-  lediglich   nur   den  Mutternamen.     Auf  Grund 
gnügen;  doch  sei  es  noch  gestattet,  eine  Ver-  der  angeführten  Stellen  hat  Muncker  auch  bei 
mutung  zu  äufsern,   durch    die  vielleicht  auf  Apollod.  3,  14,  3  den  Namen  (PuQväxr]  einge- 
die  viel  besprochene  Stelle  des  Pausanias  (10,  60  setzt.    Apollodor  berichtet,  dafs  Sandokos  (San- 
28,  5)  in    der  Schilderung  des   Gemäldes   des  dakos,    Wernicke,   Aus  der   Anomia  75),    der 
Polygnotos   in    der   Lesche    zu   Delphoi    ein  Ururenkel    des    Kephalos   (Kephalos-Tithonos- 
Licht  fällt:  neben  dem  Manne,  der  gegen  seinen  Phaethon-Astynoos-Sandokos),  aus  Syrien  nach 
Vater    gefrevelt    hat,    sagt    Pausanias,    lsqu  Kilikien    gekommen    sei,    dort  Kelenderis  ge- 
c>£6v%r]v.(ag    &vi)q    intb6%s    dixnv    yvvr\    8\    r\  gründet  und   die  Tochter  des  Megassares  (so, 
yolülovGu    uvtbv    cpaQtiuxu    ullu    t£    v.ul    ig  nicht  Megessares),    des   Königs   der  Hyrier   in 
uiyiuv  olSev  av^Qm-ncav.     Die  ältere  Litteratur  Isaurien  (TQiimv  statt  der  überlieferten  Zvgiiav 
hierüber  verzeichnet  Mobert,  Nekyia  (16.  Hall.  hergestellt  von  Hercher,  Philol.  6  [1851],  573) 


2285  Pharnakes  Pharo  2286 


S 


geheiratet  und  mit  ihr  den  Kinyras  gezeugt  am  Tanais  eigentümlichen  Mysterien  der  Aphro- 
habe;  der  Name  dieser  Tochter  lautet  in  den  dite  von  Tanais  und  Pharsiris  herrühren', 
meisten  Handschr.  Oavänn,  nur  zwei  Parisini  Darnach  fällt  die  Aphrodite  Tanais  weg  und 
bieten  ®aivdyc.r\.  Das  von  Mwncker  dafür  ein-  wir  haben  drei  Heroen  oder  Dämonen,  Phar- 
gesetzte  <&aQväw.r\  ist  von  allen  späteren  Heraus-  nuchos,  Pharsiris  und  Tanais,  letzteren  als  Epo- 
gebern  aufgenommen  und  auch  von  E.  Meyer,  nymos  des  gleichnamigen  Flusses,  von  dessen 
Ztschr.  d.  d.  morg.  Gesellsch.  31  (1877),  737,  3  göttlicher  Verehrung  bei  den  Massageten  Mo zu- 
gebilligt worden;  nur  Movers,  Die  Phönizier  mus  von  Tyros  (Diss.  8,  8)  berichtet.  Den  Phar- 
1,  459,  3  behielt  das  überlieferte  0ccva.nr}  bei,  nuchos  erklärte  Movers  a.  a.  0.  (vgl.  460)  für 
das  er  =  Tanais  (Tanit,  Anaitis)_  setzte.  Bei  10  einen  assyrisch-persischen  Sonnengott,  identisch 
der  dürftigen  und  z.T.  korrupten  Überlieferung  mit  Phamos  (s.  d.)  und  dem  von  den  ponti- 
ist  eine  Entscheidung  nicht  zu  treffen.  Doch  sehen  Königen  hoch  verehrten  Mi]v  <f>apvdv.ov; 
dürfte  dem  überlieferten  &avdxi]  paläographisch  ebenso  urteilt  Blau,  Beiträge  zur  phönikischen 
näher  <f>avdxn  kommen,  das  durch  den  nrysi-  Münzkunde  in  Ztschr.  d.  dtsch.  morgen!.  Ges. 
sehen  Namen  des  Dionysos,  <Puvdxr\g  (s.  d.),  9  (1855),  87,  der  auf  Münzen  von  Sinope  mit 
eine  gute  Stütze  findet.                         [Höfer.]  der    Darstellung    eines    Gottes    die    Legenden 

Pharnakes  s.  Pharnaku.  Pharnakh  und  Pharnoukh   entziffert  zu  haben 

Pharnaku  ((Papvdixov),  Beiname  des  Men ;  s.  glaubt  und  die  Möglichkeit  einer  Identität  von 

Bd.  2  S.  2690.  2752,  wo  nachzutragen  ist  Pharnakes-Pharnos  mit  Varuna  annimmt.  Gegen 
P.  Kretschmer ,   Einleitung  in   d.  Gesch.  d.  gr.  20  Movers  erhebt  Einspruch  Windischmann  a.  a.  0. 

Sprache  198  Aum. ,  der  daraufhinweist,   dafs,  mit  dem  Bemerken,  dafs  Pharnakes  nicht  gleich 

wenn  der  Mondgott  in  Kappadokien  und  Mysien  Pharnuchos  sei,  und  wäre  dies  auch  der  Fall, 

<Papvcixrig   geheifsen    hätte    (so    Iusti,   Altiran.  so   sei   doch   ein  Sonnengott  Pharnuchos   noch 

Namenbuch  s.  v.  und  die  Litteratur  Bd.  2  S.  2752,  nicht  so  sicher  erwiesen.    Übrigens  seien  <f>ao- 

18  ff.),    man   Mhtv   <DapvdY.i]g ,   nicht   <&apvdv.ov  vov%tjs  oder  (f>apvov%og  persische  Namen  (Herod. 

erwarten   würde.     Ausgehend   von  dem  könig-  7,  88.      Aesch.    Fers.   313),   und    so    deute   die 

liehen   Schwur  der  pontischen  Fürsten  (Bd.  2  Notiz    des    Iamhlichus    auf  persischen    Kultus 

S.  2690,  8)  bei  xv%r\v  ßa6ilicog  xal  Mfjvcc  <5orp-  zurück,  den  er  aber  nicht  zu  vermitteln  wisse. 

räxov  und  der  Erwägung,  dafs  tf>apvdv.r\g  der  Die  Gottheit  'Pdpötpig  vergleicht  Movers  mit 
Name    des    Stammvaters    der    kappadokischen  30  dem  skythischen  Apollon  Olxdavpig  (Herod.  4, 

Könige  (Diod.  31,  19,  1)  und  zweier  pontischen  95),  wo  man  jetzt  aber  Oixoovpog  (s.  d.)  schreibt, 

Fürsten  war,  kommt  Kretschmer  zu  dem  Resultat,  und  zieht  die  Glosse  bei  Hesych.  dpa'  TLciq&oi 

dafs  Tvp]  ßaatlicog  und  Mi]v  $>upvdxov  gleich-  giyala   heran;    dagegen   erweist  v.  Gutschmid 

bedeutend  seien,  Mr'jv  also  =  rxv%rf  oder  etwa  a.  a.  0.  aus  Strabo  16,  785,  wo  berichtet  wird, 

lat.  cgenius'  sei  und  ursprünglich  eine  chtho-  dafs  der  Name  TLapvGaxig  eine  griechische  Ent- 

nische  Bedeutung  (vgl.  den  Men  %axa%%-6viog)  Stellung   des  persischen   Namens  tfrdp&pig  ist, 

gehabt  und  mit  Seelenkult  in  Verbindung  ge-  dafs  (Pdpoiptg  ein  weibliches  Wesen  sei.     Der 

standen  habe.  —  Eine  Münze  von  Pharnakeia  Name  bedeutet  nach  Pott,   Ztschr.  d.  deutsch. 

in  Pontos  zeigt  das  Brustbild  des  Men,  die  morgevl.  Gesellsch.  13,  442  'von  zahlreicher 
Mütze  mit  Lorbeer  bekränzt,  an  den  Schultern  40  Nachkommenschaft',  nach  Lagarde,  Gesammelte 

Gewand  und  Mondsichel,  Imhoof -Blumer ,  Klein-  Abhandl.  183  vgl.  Armenische  Stud.  155  nr.  2287 

as.  Münzen  1,  5  Taf.  1,  3.     [flöfer.]  r Glanzgesicht'    =  paray'hir.     Ist  es  vielleicht 

Phamos   (3>api>og),  König  von  Medien,   von  möglich  anzunehmen,  dafs  der  zweite  Bestand- 

Ninos,  dem  König  der  Assyrier,  in  der  Schlacht  teil  des  Wortes  <&äp-oipig  (über  die  erste  Silbe 

besiegt,  mit  seinem  Weibe  und  sieben  Kindern  farr  =  Majestät  s.   d.  A.  Pharo,   Pharro)   den 

gefangen    und    gekreuzigt,    Diod.   2,   1.      Vgl.  (nach    Eust.    und    Schol.   Dion.   Per.    14)    ein- 

rharnuchos.     [Stoll.]  heimischen  Namen  des  Flusses  Tanais  —  Eilig 

Pharnuchos  (<&apvov%og).  Bei  Jambl.  Dram.  9  —  mit  Wechsel  der  Liquiden  l  und  q  enthält? 
(Phot.  bibl.  c.  94  p.  756  =  Parthenius  ed.  Passow  [Höfer.] 
p.  42)  heifst  es:  Uysi  ovv  cog  iv  naptvö-rixr]  so  Pharo,  Pharrho  (&APO,  &APPO),  mann- 
tet xov  xr)g  'AcpQOÖixr\g  hpov ,  xal  mg  dvdyxr}  liehe  Gottheit  auf  Münzen  des  Kanerki  und 
rüg  yvva.iy.cig  ixsios  cpoixmöag  dnayyillsLv  Srj-  Ooerki,  in  verschiedenem  Typus  dargestellt, 
lioGict  xd  iv  reo  vaco  avxaig  ögmiisva  öveipa'  iv  bisweilen  mit  Flügeln,  auf  der  linken  Hand 
co  nal  xd  nspl  <I>apvov%ov  y.äl  4>ap6ipidog  einen  Berg  oder  Feuer  haltend,  Wilson,  Ariana 
Kai  Tavdidog,  dep'  ov  xal  Tdva'ig  6  itoxa-  antiqua  375,  3  Taf.  14,  3.  V.  Sollet,  Die  Nach- 
zog, l?7TX0Lii:pcbg  dtt^ipxsxat,  v.a.1  ort  xd  xtpl  folger  Alexanders  d.  Grofsen  in  Baktrien  und 
xbv  xöitov  xul  xi)v  %wpav  xov  Tavdidog  xoig  Indien  198.  206.  Gardner,  Cat.  of  indian  coins 
■x.axoiY.ov6iv  AcpQodixi]g  [iv6xi]pta  Tavdidog  in  the  Brit.  Mus.,  Greek  and  scythic  kings  of 
y.al  <f>ap6Lpici6g  kißiv.  Während  Movers,  Baktria  and  India,  Introd.  LXIIIf.  p.  132,  29 
Die  Phönizier  1,  626  aus  den  letzten  Worten  60  pl.  26,  15;  p.  150 ff  pl.  28,  25.  26.  27.  28.  29. 
eine  Acppoöixr}  Tdva'ig  erschlofs,  eine  An-  30.  31.  Nach  Georg  Hoffmann,  Auszüge  aus 
sieht,  der  sich  auch  Wind isch mann,  Die  per-  syrischen  Akten  persischer  Märtyrer  in  Abhandl. 
sische  Anahita  oder  Ana'itis  in  Abhandl.  d.  f.  d.  Kunde  d.  Morgenlandes  7,  3  (1880)  S.  149 
philos.-philol.  Gl.  d.  k.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  ist  (Pappo  „für  eine  Personifikation  des  zendi- 
8  (1856),  127  anschlofs,  übersetzt  v.  Gutschmid,  sehen  hvarenahh  'als  Hoheits-  und  Siegesglanz' 
Kleine  Schriften  3,  266  die  Worte  xal  oxi  xd  zu  halten";  ähnlich  übersetzt  es  v.  Gutschmid, 
■jtsqI  xbv  xonov  v.xl.  folgendermafsen:  'und  dafs  Geschichte  Irans  165  mit  'königliche  Majestät', 
die  den  Umwohnenden   des  Ortes  und  Landes  abgeleitet  von  zend.  hvarenö  =  persisch  farr, 


2287  Pharos  Phausiades  2288 

vgl.  Spiegel,  Beiträge  z.  vergl.  Sprachforschung  sithea  b.   Phot.   v.   Af-cotiÖQtov.     Arsen,   p.  333. 

5,  390ff.    Hübschmann,  Kuhns  Zeitschr.  26,  604.  Schol.  Liban.  declani.  27.    Praxithea  b.  Aelian. 

W.  Schulze,  ebend.  33,  218  Anm.  3.—  Chr.  Lassen,  V.  N.  12,  28.     [Stoll.] 

Indische  Alterthumskunde   2,   842    leitet    <&uqo  Phassos     (^>daaog),     einer    der    Söhne    des 

von  Vära,  das  im  Zend.  'Regen'  bedeutet,  ab  Lykaon,  Apollod.  3,  8,  1.     [Stoll.] 

und  sieht  in  dem  dargestellten  Gott  den  Ver-  Phatis  (<Päxig)  =  Pheme  (s.  d.),  Soph.  Oed. 

breiter  des  befruchtenden  Regens;  noch  andere  B.  151  und  Triclin.  z.  d.  St.     [Höfer.] 

haben  <Puqqo  von  frädha  'Schöpfer'  abgeleitet;  Phasyleia  (^aavXnu),  eine  Bakchantin,  Toch- 

vgl.  v.  Gutschmid  a.  a.  0.  Anm.  4.     [Höfer.]  ter  der  Methe,  Nonn.  Dion.  20,  125.  21,  84. 

Pharos   (^ägog),  Steuermann  des  Menelaos  10  [Stoll.] 
(oder   der  Helena),    der  auf  der  Insel  Pharos           Phatnios  (<Päxviog),   Beiname   des  Zeus  auf 
bei  Alexandria  durch  den  Bifs  einer  Schlange  einer  Weihinschrift  aus  der  Nähe  von  Laodikeia 
getötet  und    daselbst    begraben    wurde.     Von  combusta,  Athen.  Mitth.  13  (1888),  237,  10. 
ihm  hatte  die  Insel  ihren  Namen,  Steph.  Byz.                                                                        [Höfer.] 
s.  v.  Hekataios  b.  Herodian.  it.  \iov.  Itt,.  2,  36           Phaun  (qpaun)  erscheint  als  etruskische  Form 
(Müller,    Fr.    bist,   gr.   1    p.  20  fr.  287);    vgl.  des  griech.  Phaon  (s.  d. ;  Deecke  in  Bezzenbergers 
v.  Gutschmid,   Kleine  Schriften  1,  46   u.   d.  A.  Beitr.  2,  170  n.  106)   auf  einem  Bronzespiegel 
Kanobos.    Nach  Antikltides  b.  Schol.  Od.  4, 355.  von    Cerveteri,    veröffentlicht    von    Bnnin    im 
Eustath.  p.  1500,  12  und  Oros  b.  Et.  M.  s.  v.  Bull,   dell'  Inst.  1865,   243   und  von  Fabretti, 
war  er  von  Geschlecht  ein  Karer,  welcher  von  20  G.  I  I  nr.  2346  bis  d.    Ein  zweites  Mal  haben 
der  durch  Paris   entführten  Helena  gewonnen  wir    den  Namen    in    der  Schreibung   faun   auf 
worden  war,  sie  nach  Lakedaimon  zu  Menelaos  einem  Bronzespiegel  unbekannter  Herkunft,  er- 
zurückzuführen.    [Stoll.]  wähnt  von  Garrucci,  Ann.  dell'  Inst.  1861,  169 

Pharsalos    ($äQ6cdog),    Sohn    des    Akrisios,  und  von  Fabretti,  C.  II  nr.  2513  ter.  --  Auf  dem 

Gründer    der    thessalischen    Stadt    Pharsalos,  Spiegel    von   Cerveteri    sitzt   ein  Jüngling   „di 

Steph.  Byz.  s.  v.     [Stoll.]  aspetto  apollineo"  (Brunn)  mit  reicher  Krone, 

Pharte  s.  Phartis.  mit    einem    Mantel    um    die    Hüften,    in    der 

Phartis(3>apr/g),  Danaide,  vermählt  mit  Eury-  Linken  die  Leier,  in  der  Rechten  das  Piektrum, 

damas,  Apollod.  2,  1,  5;  früher  las  man  ^aQxiy,  mit   der  Beischrift   qpaun.     Vor  ihm,   in  einen 

Heyne  vermutete   <P<xq7]   oder   <J>ävxr\ ,  Herchcr  30  langen  Mantel  gehüllt,  der  bis  über  den  Hinter- 

<&uivaQtxT].     [Höfer.]  köpf  reicht,  steht  auf  den  Fufsspitzen,  als  ob 

Pharygaia    (<pccQvyaict),     Beiname     der     in  sie  tanzte,  eine  weibliche  Gestalt  mit  der  Bei- 

Pharygai    (dem    homerischen    Tarphe),     einer  schrift  evrqpia.     Im  Hintergrunde,  wie  in  Ge- 

Pflanzstadt  des   argivischen  Pharygai,  verehr-  danken    versunken    und    in    einen   Chiton    ge- 

ten   Hera,    Strabo    9,    426.      Steph.    Byz.    s.  v.  kleidet,  sitzt  eine  andre  weibliche  Gestalt  ohne 

(pccQvyca.     [Höfer.]  Beischrift,  die  eine  Kiste  auf  dem  Schofs  und 

Phasiane  (^aßiaviq)  1)  Die  von  Arrian.  in  der  Rechten  ein  discerniculum  hält.  Auf 
peripl.  Font.  Eux.  9, 1  erwähnte  <&<xGiavi)  ftsög,  dem  Spiegel  unbekannter  Herkunft  haben  wil- 
deren Statue  in  der  Nähe  der  Mündung  des  gleichfalls  drei  Personen :  zunächst  einen  sitzen- 
Phasis  auf  dem  rechten  Ufer  des  Flusses  sich  40  den  Jüngling,  mit  dem  Pallium  bekleidet,  auch 
befand,  wird  von  Arrian  selbst  für  identisch  liier  mit  Krone,  Leier  und  Piektrum  und  der 
mit  der  Rhea  erklärt;  die  Göttin  hielt  in  der  Beischrift  faun;  ihm  gegenüber  sitzt  eine  gleich- 
Hand  ein  Kymbalon,  zu  ihren  Füfsen  lagen  falls  mit  dem  Pallium  bekleidete  Frau  in 
Löwen ,  und  ihre  Haltung  .  glich  vollständig  trauriger  Haltung  mit  der  Beischrift  sleparis : 
dem  von  Pheidias  für  das  Metroon  in  Athen  zwischen  beiden  kommt  eilenden  Schrittes  eine 
gefertigten  Standbild  der  Göttermutter.  Vgl.  andere  Frau  an,  auch  sie  mit  dem  Pallium  be- 
Bd.  2  s.  v.  Kolchis  nr.  2  Sp.  1269  s.  v.  Meter  kleidet  und  rutapis  genannt.  Dafs  die  beiden 
Sp.  2854, 46  ff.  —  2)  Beiname  der  Artemis,  Zosim.  Formen  qpaun  und  faun  die  gleiche  Persönlich- 
1,  32  p.  31  ed.  Bonn.  nlvalov  xov  <I>dötdog,  h>&a  keit  bezeichnen,  zeigt  die  gleiche  Ausstattung 
xca  xb  xfjg  (frccaiaviig  'ÄQxiybidog  .  .  Uqov,  viel-  50  derselben  in  beiden  Darstellungen.  Gaimt/rrini 
leicht  mit  nr.  1  identisch.     [Höfer.]  (Ann.  1861,  169)    deutet    die   beiden  Namens- 

Phasis  (<l>ä6tg),  1)  Flufsgott  in  Kolchis,  Sohn  formen  auf  den  mit  der  Sappho  in  Beziehung 

des   Okeanos  und   der  Tethys,   Hes.    Th.  340.  gesetzten   Phaon,    und    da  Rhodopis   (rutapis) 

Über  seine  vermeintliche  Darstellung  s.  Kolchis  eine  Liebschaft' mit  Corassus,  dem  Bruder  der 

nr.   2.      Er    heifst    Sohn    des    Helios    und    der  Sappho,    hatte,    so    wird   man  das  wohl  nicht 

Okeanine   Okyrrhoe  und  tötete   diese,  weil  er  gut  leugnen  können,  aber  andrerseits  steckt  in 

sie  im  Ehebruch  betroffen  hatte  und    stürzte  dem  Jüngling    „di   aspetto  apollineo"  —  auch 

sich,    von    den   Erinyen    rasend    gemacht,    in  sein    Name   (P<icov    „der    lichte"    zeigt    das   — 

den  Flufs  Arkturos,    der  nach  ihm  Phasis  ge-  ohne    Zweifel    ein    Niederschlag    des    Sonnen- 
nannt  ward.     Pliit.  de  fluv.  5,  1.      Vater  des  60  gottes.     Zu    den    Namen    evrqpia,    rutapis    und 

Kolchos,   Eustath.  Dion.   Per.    fi89.      Mnaseas  sleparis  vgl.  die  Artikel  s.  vv.     [C.  Pauli.  | 
b.    Schol.    Theoer.  13,  75.   —   2)   <&Ü6ig,  Troer,  Pbausiades  (^ixvatddng),  heifst  Apisaon  (s.  d. 

von  Neoptolemos  erschlagen,  Quint.  Sm.  10,  89.  nr.  1)   als    Sohn    des  Phausias   oder  Phausios, 

[Stoll.]  Hom.  11.  11,  578.     Der  Name  Phausias  klingt, 

Phasithea  (ßucidsa),  eine  der  drei  Töchter  wie   Düntzer,   Jahrb.    f.    klass.    Phil.    Suppl.   3 

des  Leos  (s.d.)  in  Athen,  welche  sich  für  dasVater-  (1857 — 1860),  861   bemerkt,    ebensowenig    wie 

land  opferten,  Apost.  10,  53.     Schol.  Dcmosth.  der    Name    seines    Sohnes    Apisaon    an    einen 

or.  54,  7.    Suid.  v.  Ascoxoqiov.    Sie  heifst  Phra-  griechischen  Namen  an;  deshalb  hält  Düntzer 


2289                     Phausios  Pheidas                     2290 

statt  (&ccv6id§r]g  Avßidövg  (vgl.   avoiog  lbykos  nennt  den  Amphiphanes  und  Ganyktor,  sowie 

fr.  51   Bergk*  p.  250)   für  möglich,  wenn  auch  deren  Schwester  Klyniene   als  Kinder   des  Ph. 

nicht  für  nötig.    Nach  Fick-Bechtcl,  Die  griech.  und  erzählt,  Stesichoros  sei  der  Sohn  der  Kly- 

Perso  nenn  amen  416  'weist  <[>uvciddr}g  auf  $av-  niene  und   des   Hesiod.     Herodot.   9,  26   nennt 

6iog,  einen  deutlichen  Kurznamen  zu  dem  Götter-  als  Sohn  des  Ph.  den  Eeropos   (oder  Aeropos), 

beiwort  qxxvalußQOTog  'TntQiovidag  Pindars  (Ol.  dessen    Sohn    Echemos    im    Zweikampfe    den 

7,  39)  =  (paeaiiißQotog'Hwg  (Hom.  II.  24,  785)'.  Hyllos  besiegte  und  tötete. 

Vgl.  auch   Ihiersch,  Abb.  d.  philos.-phil.  Gl.  d.  2)  Ein    Trojaner,    Sohn    des    Dares,    eines 

bayr.  AJcad.  d.  Wiss.  8,  11.     Vgl.  Phausterios.  Priesters  des  Hephaistos,  der  zwei  Söhne  hatte, 

[Höfer.]      10  den  Phegeus   und   Idaios.     Pheg.    wurde    von 

Phausios  s.  Phausiades.  Diomedes  im  Kampfe  getötet,  während  Idaios 

Phausterios  (^av6ti']Qiog),  Beiname  des  Bio-  entfloh.     Hom.   H.   5,  9 ff.      Tzetzes   Hom.  53. 

nysos,  der  bei  Byk.  212   dcä^icov  'Ev6Q%r,g   $i-  Die  SchoJ.   II.  5,   542   (ed.  Bekker)   tadeln   die 

yalhvg  $avöTi]Qiog  heifst;   den  Namen  erklärt  Flucht   des   Idaios  beim  Tode   seines  Bruders 

Schol.  u.  Tzetz.  von  dem  Fackelglanz  bei  seinen  als  gegen  die  griechische  Sitte  verstofsend. 

Mysterien,  jedoch  fügt    Tzetzes  hinzu   iyco  Si  3)   Ein  thebanischer  Held    im    Kriege    der 

qprjfu     aXXfiyoQiTuoTEQcog    JiövvGov    <f>ctv6Ti'}Qiov  Sieben  gegen  Theben.    Stat.  Hieb.  2, 609.   TJieb. 

Siu  ri]v  tov  oi'vov  &£qii6ti]tc<.    Vgl.  Phausiades.  12,  596  wird  er  fidissime  Phegeu  angeredet. 

[Höfer.]  4)  Ein  anderer  Trojaner  und  Begleiter  des 

Phega(?)  heifst  eine  Tochter  der  Niobe  bei  20  Aeneas,  Verg.Aen.  5,263  u.  9,  265.  Im  Kampfe 

Lactant.  ad  Stat.  Iheb.  3,  198  und  Phegiaf?)  b.  entflieht  er  vor  dem  anstürmenden  Turnus  auf 

Mythogr.  Vatic.  1,  156.     An  beiden  Stellen  ist  seinem    Streitwagen,    wird    von    ihm   verfolgt 

wahrscheinlich   zu  schreiben  Phthia,  wie  eine  und  mit  der  Lanze  durchbohrt,  Verg.  Aen.  12, 

Niobetochter  b.   Apollod.  3,  5,  6    heifst,   oder  371.     [v.  Lichtenberg.] 

Phaetha,  die  sich  findet  bei  Tzetz.  Ghil.  4,  141.  Phegouaios    (^rjycovalog).     In    dem   Gebete 

Stark,  Niobe  S.  96.     [Stoll.]  des  Achilleus  an  Zeus  (Hom.  K.  16,  233):  Zsv 

Phegaleus   s.  Phigaleus.  arcc     JcoScovccls,     TIel(xGyiy.e,     Tnlo&i     vcäcov, 

Phegea,  eine  Tochter  des  Priamos,  Hyg.  f.  doid'wvrjg  uedtcov  v.xl.  las  Zenodot  nach  Schol. 

90.     Der  Name  ist  korrupt.     [Stoll.]  Hom.  a.  a.  O.  statt  JaScovuiz :    (Drjyavais,  das 

Phegeus  (^vysvg),  ein  mehrfach  in  der  Dich-  30  nach   Suid.   bei   Steph.   Byz.   s.  v.   JcoSöivri  = 

tuug  vorkommender  Name.     1)  Ph.,  Sohn  des  F.  H  G.  2,  463,  4  Beiname  des  Zeus  in  Skotussa 

Alpheios,  Brudes  des  Phoroneus.    Er  ist  König  war,  vgl.  Carapanos,  Dodone  et  ses  ruines  133. 

von  Phegea,  einer  Stadt  in  Arkadien,  die  erst  Sachs.  Ber.  16,  131.  192.  Gott.  Gel.  Anzeigen  159 

Erymanthos,  dann  Psophis  hiefs.     Charax  bei  (1897),  654.     E.  Meyer,   Forsch,   z.  alt.  Gesch. 

Steph.  Byz.  s.  v.  ^-nytia.    (Dieselbe  Stelle  auch  1,  45,  2.    Auch  der  von  den  Griechen  mit  Zeus 

bei   Müller,  fr.   bist.   gr.   4  p.  638,  7,    ähnlich  identifizierte  phrygische  Himmelsgott  Bagaios 

Paus.  8,  24,  2).     Auch  Hygin.  fab.  244  u.  255  (s.  Bd.  1  Sp.  745,  wo  statt  [isyccg,  Tcölvg,  zc<%vg 

nennt  ihn  Sohn   des  Alpheios;  in  fab.  255  er-  mit  IJrexler  Bd.  2  Sp.  2552,  36 f.   ^.tyag  nolv- 

scheint   die  wohl   irrige    Schreibart  Phlegeus.  6ra%vg  zu  lesen  ist,  ferner  Anonym.  Ambros. 

Alkmaion  kommt  auf  der  Flucht  nach  dem  40  265,  22.  Anonym.  Law.  266,  18  in  Anecd.  ed. 

Muttermorde  zu  Ph.   und  wird  von  ihm   ent-  Schocll-Studemund  2.     Bäthgen,  Beiträge  zur 

sündigt,  worauf  Alkmaion  die  Arsinoe,  Tochter  sentit.   Religionsgesch.    77.      O.Gruppe,   Griech. 

des  Ph.,  zur  Gattin  nimmt  und  ihr  den  Schmuck  Kulte  u.  Mythen  1,  119,  1.     E.  Meyer,  Gesch. 

und   den  Peplos    schenkt.     Als   A.    später  die  d.  Altert.  1,  304  §  254),   den   man  gewöhnlich 

Kallirrhoe  zur  Frau  nahm  und  ihr  den  durch  vom  skr.  bhäga,  altpers.  baga,  slav.  bog  ,,Gott" 

Betrug  wieder    erlangten    Schmuck    schenkte,  ableitet,  bedeutet  nach  Torp,  Indogerm.  Forsch. 

wurde  er  auf  Befehl  des  Ph.  von  dessen  Söhnen  5,  193;   P.  Kretschmer,  Einleit.  in  d.  Gesch.  d. 

Pronoos  und   Agenor  ermordet  (Apollod.  Bibl.  gr.  Sprache  198  s.  v.  a.  <&i]yiovcäog  von   einem 

3,  7,  5.  Paus.  6,  17,  6  u.  8,  24,  10),  wo  die  Söhne  phryg.  tbägä  =  ahd.  buohha,  dor.  qpöyds,  lat. 

aber  Temenos  undAxion  heifsen.  Die  Hochzeit  50  fagus.    Über  die  Beziehung  des  Zeus  zur  Eiche 

des   Alkmaion  mit   der   Tochter    des  Phegeus  vgl.  Wagler,  Berl.  Studien  13,  2  S.  lff.  u.  (nach 

wurde    auch    von    Eitripides    dramatisch    ver-  Bericht  in  Wochenschr.  f.  kl.  Philol.   1903,  696) 

wertet;  s.  Suidas  s.  v.  nsv&tQcc.     Auch  andere  A.  B.  Cook,  The  class.  Beview  17,  1903),  174ff. 

Schriftsteller  spielen  auf  die  Sage  von  Alkmaion  [Höfer.] 

an,  Or.  met.  9,  412.     Bei   Hygin.  fab.  255  ist  Pheidas    ((Piidag),     Athener,     Genosse    des 

es  Phegeus   selbst,    der    den  Alkmaion  tötet;  Menestheus  vor  Troia  in  der  athenischen  Inter- 

und  ebenda  erzählt  Hygin.,  dafs  er  auch  den  polation   Hom.  II.  13,  691;   vgl.  Herodian  ed. 

Eurypylos  ermordet  habe,  während  er  fab.  244  Lentz  2,  651,  27.     Es  ist  dies  eines  der  vielen 

als    der    Mörder   seiner    Enkelin,    des    Kindes  Beispiele   von   Aphaeresis   bez.   Prosthesis  bei 

seiner  Tochter  Alphesiboia,  genannt  wird.         60  Eigennamen    =   Ä-cpttdag    (mythischer    König 

In   dem    certamen   Homeri    et  Hesiodi    (ed.  von  Athen),  vgl.  v.  Wilamowitz,  Homer.  Unter- 

Bzach  p.  246)   hält  sich  Hesiod   am  Hofe  des  .suchungen   18,    6.     Isyllos   55,   1       E.    Maafs, 

Phegeus    auf    und    wird    von    dessen    Söhnen  Parerga  AU.  [Ind.  Schol.  Gryphisw.  1889,  90] 

Amphiphanes   und   Ganyktor  unter  dem  Ver-  S.  7.      Usener,   Bhein.   Mus.   53  (1893),  350,  1. 

dachte,  mit  ihrer  Schwester  ein  Liebesverhältnis  Nach  Fick-Bechtel,  Die  gr.  Personennamen  412 

zu   unterhalten,    ermordet    und   ins   Meer   ge-  gehört  der  Name  Pheidas  vielleicht  zu  Aphidna 

worfen.    Tzetzes  (in  Müller  fr.  bist.  gr.  2  p.  144,  (vgl.  Phidnos  =  Aphidnos;  s.  u.  unt.  Phidnos). 

115)   spielt  auch   auf  diese  Geschichte  an,   er  Zur  Deutung  des  Namens  Apheidas,  der  auch 


2291                      Pheidia  Pheme                      2292 

auf    einer    heroisierten    Opferscene    begegnet  ant.  24  sq.  tab.  I ;  Inghirami,  Monum.  etr.  tom.  2, 

(de  Witte,  Elite  ceramogr.  2,  108.    Heydemann,  (=  vol.  3),  416,  tav.  XXXIX    et    Galler.  omer. 

Pariser  Antiken  [12.Hall.Winckelrnannsprogr.]  1,  107.  tav.  L;   A.  de  Montigny   in   der  Eevue 

S.  89  nr.  9),  s.  Bd.  3  Sp.  1238,  40  ff.  u.  v.  Wilamo-  archeöl.  4,  285.  pl.  LXYni,  nr.4;  Baoiä-Bochette, 

witz,  Hom.    Unters.  70,  1  (==  'Freigebig').  Monum  ined.  (Odyss.  290)  und  im  Journal  des 

[Höfer.]  s'avants   1834,  712    und    von   Fabretti ,  C.  I.  I. 

Pheidia  (rpsidia),  Pheidios  (<I>Hdiog).    Beide  nr.  45.     Die    Szene    stellt   den  Philoktet    und 

Beinamen  stehen  im  Genetiv  (Pttdiag  bez.  <Ptt-  seine  Heilung  durch  Machaon  (ma^an)  dar,  wie 

diov,  ersterer  als  der  Athene  (Anonymus  das  die  Schlange  am  Boden  und  allerhand 
Laurent,  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-Studemund  10  Heilgerät  auf  einem  Stuhl  oder  Tischchen  dar- 

1,  269,  32),   letzterer  als  der  des  Zeus  (ebend.  thun.     Von   der  Beischrift   des   Philoktet  sind 

1,  267,  97).    Die  Beinamen  sind  durch  die  zwei  das  i  und  et  nicht  mehr  sicher  zu  lesen;  statt 

Hauptwerke  des  Pheidias,  die  Pallas  Athene  des  et  lesen  andre  &,  also  qpeliu#e.    Die  rich- 

im  Parthenon   und   den   Zeus   in   Olympia    zu  tige  Lesung   läfst  sich   nicht  mehr  feststellen, 

erklären.      Vgl.    Phidiacus     Iupiter ,     Propert.  [C.  Pauli.] 

4,  9,  15.     [Höfer.]  Pliellos  ($ÜXog).    Aus  Hesiod  (fr.  73  Bzach) 
Pheidippos    ($>ii§i7Hiog),     ist     ursprünglich  führt  Herodian   2   p.  918  Lentz   den   Vers   an 

identisch  mit Pheidoii,  dem  OsaTTpcoTav  ßaailtvg  <fr£\lov    iiniutlLwv    ztxs    rfj    Mslißola,    wofür 

(Hom.  Od.  14,  316.  19,  287.  Abel,  Makedonien  Hermann  xintro  yilüv-r]  Mslißota  (andere  Ver- 
100)  und   dem    später  in   den  argivischen  Ty-  20  mutungen  bei  Bzach  a.  a.  O.)  schreibt.     Nach 

rannen    umgewandelten    Pheidon    der    make-  E.  Meyer,  Forsch,  z.  alt.  Gesch.  1,55 f.  ist  Meli- 

donischen  Königssage  (v.  Gutschmid,  Makedon.  boia  hier  als  Gemahlin  des  Lykaon  (s.  d.  nr.  3), 

Anagraphe    132.      Hiller  v.  Gaertringen ,    Aus  Phellos     als     Heros     Eponymos     von    Phellos 

der   Anomia   2).    Pheidon  -Pheidippos    ist    ein  (Phelloe)  bei  Aigeira  in  Achaia  (Paus.  7,  26,  10) 

Beispiel  der  mythischen  Kurznamen,  vgl.  Maafs,  aufzufassen.     [Höfer.] 

Hermes   23   (1888),   613ff.     Fick- Bechtel,  Die  Phembroeris  (ß^ßQofiQig),  ägyptische  Gott- 

griech.  Personennamen  412.     Im  Schiffskatalog  heit:    (PsußpoijQig  fttov   ■x.Qo(y.oSilov),    Grenfell- 

(Hom.  11.  2,  676;  vgl.  Strabon  14,  653.    Diod.  Hunt-Smyly,    The  Tebtunis   Papyri  1,  87,  108 

5,  54.  Schol.  Pind.  Kern.  4,  40.  Dictys  1,  14.  17)  p.  392;  vgl.  p.  393:  Hhe  name  of  the  crocodilegod 
zieht  er,  ein  Sohn  des  Thessalos  (vgl.  Schol.  30  Phembroeris  is  new\  Ist  es  dieselbe  oder  eine 
Apoll.  Bhod.  3,  1090)  und  Enkel  des  Herakles,  ähnliche  Gottheit  wie  Phemnoeris  (s.d.)?  [Höfer.] 
mit  seinem  Bruder  Antiphos  mit  dreifsig  Pheme  ($»),»?]),  die  Rede,  Sage,  das  Gerücht. 
Schiffen  als  Anführer  der  Bewohner  von  Nisyros,  Sofern  dieses,  die  vox  populi,  als  vox  dei,  eine 
Kos  -  -  seine  Grofsmutter  war  Chalkiope,  die  Art  uavTticc  betrachtet  wurde,  sah  man  seine 
Tochter  des  Koerkönigs  Eurypylos,  die  bei  Personifikation  selbst  als  Gottheit  an.  Über 
Hygin.  f.  97  wohl  nur  versehentlich  als  seine  die  Bedeutungsentwicklung  von  qpr^rj  s.  die 
Mutter  genannt  wird  — ,  Karpathos,  Kasos  und  Sammlung  II  yttenbachs  in  G.  H.  Schäfers  Ausg. 
den  kalydnischen  Inseln  gegen  Troia.  Er  war  von  Iulians  laudat.  in  Constant.  (Lpz.  1802) 
einer  der  Freier  der  Helena  gewesen,  Hygin.  S.  150 — 159.  Hesiod  Op.  763 f.:  (pi]iir\  ö'  ov 
f.  81;  wegen  seiner  Verwandtschaft  mit  Tele-  40  tig  itä\ntccv  änöllvrcci,  ijv  tivcc  Ttollol  Iccol 
phos  (s.  d.),  dem  Sohne  des  Herakles,  wurde  cpv(il^,co6L-  &sog  vi  x'ig  iart  xai  kmij.  Vgl. 
er  mit  seinem  Bruder  Antiphos  als  Gesandter  die  zahlreichen  antiken  Citate  der  Stelle  in 
zu  jenem  geschickt,  Dictys  2,  5;  als  einer  der  Bzachs  grofser  Ausgabe  (1902)  S.  254  f.  Bei 
Griechen  im  hölzernen  Pferd  wird  er  genannt,  Homer  dafür  Ossa,  die  Botin  des  Zeus;  doch 
Eust.  ad  Hom.  Od.  1698.  Eudocia  401  p.  675  soll  nach  Aeschines  in  der  (Kleinen?)  Pias  oft 
Flach.  Nach  der  Zerstörung  Troias  wurden  die  Formel  vorgekommen  sein:  (Pijiir]  <?'  ig 
Pheidippos  und  Antiphos  nach  dem  thespro-  6tq<xtov  tjX&z  Aeschin.  contr.  Timarch.  128; 
tischen  Ephyra,  wo  sich  auch  ihr  gemeinschaft-  Welcher,  Episch.  Cyclus  2,540;  Kinkel,  Epic. 
liches  Grabmal  befand  (Aristot.  Pepl.  39  [27]  Graec.  fragm.  S.  47.  In  Athen  besafs  sie  einen 
Bergk4),  verschlagen,  und  von  hier  aus  zogen  50  öffentlichen  Altar  Aeschin.  contr.  Timarch.  128 
ihre  Nachkommen  in  das  nach  dem  Stamm-  mit  dem  Schol.,  de  f als.  legat.  145;  Paus.  1,  17,  1, 
vater  Thessalos  benannte  Thessalien,  Vell.  Puterc.  der,  wie  der  Scholiast  zu  Aeschin.  c.  Tim.  a.  a.  O. 

1,  1,  1.     Strabon  9,  444.     Buttmann,  Mythol.  angiebt,    errichtet    wurde,   nachdem    sich   die 

2,  254ff.  O  Müller,  Dotier  1,  109.  421.  v.Wila-  Kunde  vom  Doppelsiege  des  Kinion  am  Eury- 
moicitz,  Isyllos  52  ff.  Euripides, Herakles  1, 258 ff.  medon  noch  an  demselben  Tage  in  Athen  ver- 
Hiller  v.  Gaertringen  a.  a.  0.  P.  Kretschmer,  breitet  hatte  (vgl.  Procop.  ejnst.  52  p.  551  ed. 
Einleit.  in  d.  Gesch.  d.  griech.  Sprache  255.  Hercher,  der  vom  Siege  bei  Mykale  redet).  Er 
Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  242f.  Eine  andere  Sage  lag  vielleicht  auf  der  Akropolis  (Wachsmuth, 
läfst  den  Pheidippos  nach  langer  Irrfahrt  über  Die  Stadt  Athen  im  Altertum  2,  440.  Pheme, 
Andros  nach  Kypros  kommen,  Tzetz.  Lyk.  911  60  Name  eines  athenischen  Schiffes,  Boeckh,Staats- 
p.  871  Müll.  Apollod.  Epit.  6,  15.     [Höfer.]  haushält  d.  Athener  3,  93,  wohl  als  Anspielung 

Pheidoii  s.  Pheidippos.  auf  die  Schnelligkeit.     Einen  kleinen  Tempel 

Pheliucte  (qpeliucte)  ist  die  etruskische  Um-  der  Ph.    (auf  dessen  Kuppel  ein  Ohr)  glaubte 

formung    des    griech.    Philoktetes    (Deeeke    in  Panofka    seltsamerweise    in    der    Darstellung 

Bezzeribergers  Beitr.  2,  170,  nr.  107).    Der  Name  eines  geschnittenen  Steines  zu  erkennen  (Arch. 

ist  belegt  auf  einem  zu  Bologna  aufbewahrten  Ztg.  1850  S.  221  ff.). 

Spiegel  unbekannter  Herkunft,  veröffentlicht  von  Ph.  erscheint  als  siegkündende  Botin  zwei- 

Lanzi  2,  221  =176  nr.  18;  Schiassi,  De  pateris  mal  am  Anfange  von  Epinikien  des  Bakchylides: 


2293                     Phemios  Phenax                      2204 

$^'[jiißr,   av   y[u]Q   a[yysliov6u  Ttccvtoß']   oi%vslg  Phenilioeris    (<p£(iv6r]Qig).       Auf    einer    aus 

[xa]Äa  (10)  und  "A['i£tv  a]  osfivodorstQu  <!>i%ia  ig  dem    2.   Jahrh.    n.    Chr.     stammenden    Steuer- 

Ktov  Isgdv,  %(xqitwvvilov  cpegova'    dyysXiav  (2).  Urkunde     werden     Steuerbeiträge    £ni6x<xxiy.ov 

Angerufen  wird  sie  Soph.  Oed.  R.  158  m  %QV6t<xg  isQsav  xal  Ttccgu   isgiwv  $£{i-vorJQ£<ag,  &sov  rfjg 

Ttv.vov  iXnldog,  a^ßgoxs  (Pdficc;  Isgd  Hermipp.  xw/xrj?  (fdes   Ortsgottes')   erwähnt;   Name  und 

©sol  fr.  3  Mein.;  nt^QÖeßaa  -jtoXvaxonog  Nonn.  Sage   des    Dorfes    sind    unbekannt;    F.  Krebs, 

Bionys.  18,  1  (vgl.  26,  275);  TCoXvXalog  Eustath.  Ztschr.  f.  ägypt.  Sprache  35  (1897),  100.   Ägypt. 

Epist.  42.           <&AM[(x]   auf  einer  Münze   von  Urkunden   aus  de»   kö'nigl.  Museen  zu  Berlin, 

Kerkyra  Catal.  of  thc  Greek  coins  in  the  Brit.  G riech.   Urkunden  2  nr.  471  Z.  G.     Vgl.  Phem- 

Mus-i  Ihess.  to  Aetol.  S.  131  nr.  278.    Auf  einem  10  broeris.     [Höfer.] 

in  Tuseulum  gefundenen  Steine  die  Inschrift:  Phemoiioe  (^»v^ovor]),   Tochter  des  Apollon 

Arilin    tiwyytXcp   (Welcher,   Rh.    Mus.    2    (1843)  und  dessen  erste  Pythia  zu  Delphi,  Erfinderin 

S.  443.     C.  I.  G.  3,  5973b.  des  Hexameters;   auch   soll  der  Spruch  yv&fti 

Priesterämter  des    Zeus    Phemios   und    der  accvxöv  von  ihr  stammen.    Strab.  9,  419.  Paus. 

Athena  Phemia  in  Erythrai,  Mitte  des  3.  Jahrh.  10,  5,  4.  10,  6,  3.  10,  12,  5.  Sero.  V.  Aen.  3,  445. 

v.   Chr.    (Dittenberger,   Sylloge  2   nr.  600a,    26  Et.  M.  p.  327,  53.    Antisthenes  b.  Biog.  Laert. 

2.  Aufl.);   vgl.    Zevg   £V(pi](iog  (in  Lesbos)   und  1,  1,  13.     Clin.  Alex.  Strom.  1  p.  323  b.  Plin. 

svrpd[iiog  Hesych.  s.  v.  Evcpdiaog  und  Evcprtfiog.  H.  N.  10,3,3.  Schot.  Plat.  Alcib.  129a.  Anecd. 

-  S.  Usener,  Götternamen  S.  268  und  die  Art.  rar.    Gr.   ed.   Schoell  und  Studemund  1,  33,  3. 

Angelia,  Fama,  Kledon,  Ossa.        [J.  Ilberg.]      20  161,  4.    Epigramm  des  Antipatros  in  Anth.  P. 

Phemios  («Pt^mos),  1)  Vater  des  Aigeus,  statt  6,  208.    Isidor.  Orig.  8,  8.    Euseb.  chron.  ad  a. 

des  Pandion,  Tzetz. a,d  Lykojthr.  1324;  Lykophron  601.     [Vgl.  auch  Klearchos  u.  Porphyr,  b.  Stob. 

nennt  den  Theseus  $?jjuoi>  ncctg.  -  -  2)  Freier  Flor.  21,  26.    Brunco,  Acta  semin.  phil.  Erlang. 

der  Helena,  Hygin.  fab.  81.          3)  Eponymos  3,  388ff.  u.  387f.     Philolog.  1900  S.  29  Anm.  16. 

von  Phemiai  in  der  Arnaia,  der  thessalischen  R.]     Ihr  Name   auch   allgemein  für  Prophetin 

Heimat  der  Boioter,  Sohn  des  Ampyx.  Hellanic.  gebraucht,   Lucan.   5,  126.  185.      Stat.  Silv.  2, 

bei   Steph.    Byz.   s.  v.    ^v^äai    (fr.   25  M.).   -  2,  39.     Synes.  de  insomn.  p.  154.     [Stoll.] 

4)  König  der  Ainianen,  kämpfte  mit  Hypero-  Phenäkes  ((frh'atieg),  eigentümliche  Dämonen 

chos,  dem  Könige  der  Inachier,  um  deren  Land  der  Täuschung  und  der  Lüge  (cpsvdxri,  (pevcc- 

im  Zweikampfe  und  tötete  ihn  mit  List  durch  30  >u'£a>,    qpfW£    Arist.   Ran.   909;    vgl.   Ach.   89), 

las    Schleudern   eines   Steines,    der   dann  von  welche  zusammen   mit  den  JJxixaXoi,  Bsot6%£- 


den    Ainianen    heilig    gehalten    wurde    (Flut.  &ol,  KößaXoi  [s.  d.]  und  dem  Mö&cov  von  dem 

Quaest.  Graec.  13).      Daher    wird    die    Gestalt  durchtriebenen  Wursthändler  Agorakritos   bei 

eines   jugendlichen    Schleuderers    auf  Münzen  Aristophanes  Ritter  634  ff.  um  Verleihung  von 

der  Landschaft  als   Phemios   gedeutet  (Head,  figdöog,    yXcoxxa    tvizooog    und    tpcovrj    dvcadtjg 

Hist.  num.  S.  248  fig.  173;  Cat.  of  Greek  coins  angerufen  werden.    Wenn  die  Scholien  z.  d.  St. 

in  the  Brit.   Mus.    Thessaly  to  Aetol.   S.  10 ff.  behaupten:     d>vo^axo7roivG£     dcüiiovdg     xivccg 

S.  den  Art.  Temon.  —  ö)  Der  Sagenreiche  Sänger,  [6  Ägiaxorp.]  dvocTtXdßccg  dvcaSslg,    ovk  bvxag 

den  die  Freier  im  Hause  des  Odysseus  zwingen,  ycko  d'sovg   iit\  %Xsvv   aavvtxcog  7tQocptQ£xat  xcc 

zur  Kitharis  (Phorminx)  zu  singen  (Od.  1,  154;  40  ovö^axcc  Xzycov  mg  &£&v   (vgl.  auch  Hesych.  u. 

17,   262;    22,   331.    351  ff.     TsQ7ttccSr]g  22,  330;  Suidas  s.  v.    <mWot   und   dazu   Lobeck,   Agl. 

ccvxodidctxxog  22,  347;  TtoXvyrjtiog  22,376;  Tteoi-  1325 f.  Anm.  z.  u.  a)  so  ist  das  höchstens  teil- 

%Xvxog  1,  325.     Er  singt  Ä^ctimv  vöaxov  Xvyoor.  weise  richtig,  da  z.  B.  die  KoßaXot  (s.  d.)  auch 

dr  £k  Tgou]g  i-jTExsiXaxo  TlaXXag  Ad-rjVT]  1,  326 f.  aus  anderen  Quellen  bekannt  sind;  vgl.  Lobeck, 

(Plutarch.  de  mus.  3),  Aavcc&v  kvxov  olxov  1,  350,  Agl.  p.  1296ff.  1308 f.  1312f.  1320 ff.  ^Lobeck, 

worin  er  von  Penelope  unterbrochen,  von  Tele-  De    Cobalis    et    Cercopibus    1820.    ■  -   Ähnliche 

mach  bestärkt  wird.    Auf  sein  Flehen  und  die  Dämonen  sind  bekanntlich  die  Kerkopen  (s.  d.), 

Fürbitte  Telemachs  wird  er  von  Odysseus  ver-  die  als  ipsvaxai,    7]7t£Q07tfJ£g,   d\ir\%avd  r    tgy' 

schont  22,  375 f.     S.  Weleker,  Ep.  Gycl.  1,  321  ff.  dvvGavxsg    und    it,aitcixr]xfiQi:g    bereits    in    dem 

-  Timolaos  erzählte  (Schol.  Od.  3,  267.  Eustath.  50  bekannten   dem  Homer  zugeschriebenen    Ker- 

z.  d.  St.  p.  1466),  Ph.  sei  der  Penelope  aus  ihrer  kopengedichte  geschildert  worden,    sowie  die 

Heimat  Sparta  als  Hüter  nach  Ithaka  gefolgt,  vom    Komiker    Piaton    in    seinem    Phaon    ge- 

wie   sein  Bruder   Chariades    oder    Demodokos  nannten    Dämonen    gewisser    priapischer    Un- 

(s.  d.)    oder    Glaukos    der   Klytämestra    nach  züchtigkeiten:    'Og&dvng,    KovicaXog,    Aoodcov 

Mykenai;    vgl.   Schol.    Od.   ebd.   Demetrios  von   ,  (s.  d.),  Kvßdaaog  (s.  diese  Art.)  und  der  Heros 

Phaleron  und  dazu  Schol.  Od.  1,  325.  —  6)  Bei  KtXvg;  vgl.  Athen.  10  p.  441e  u.  Meineke,  Com. 

Ephoros  in  der  ps.-pliitarchischen  Vita  Homers  gr.  2,  674 f.,  die  ebenfalls  schwerlich  durchweg 

(fr.  164.  F.  H.  G.  1,  277  =  Westermcmn,  Biogr.  blofse  Fiktionen   des  Komikers   sind,    endlich 

S.  21)  erscheint   ein  Schulmeister   von  Smyrna  die   im   homerischen   Kd^tvog  ?}   KsQix^slg   8  f. 

Namens  Ph.  als  Pflegevater  Homers.    Ähnliches  60  genannten  Kobolde    des   Töpferofens  (xorjuVra, 

mit    anderen    Umständen    bei   Ps.-Herodot  in  dr\Xr]rfjQüg)   ZvvrQiip,   Z^ägayog,  'Äößtrog,    Za- 

der  Vita  c.  4  f.    26,   wo   auch   zu   lesen  steht,  ßdxtvg,  'Sl^ödaaog,   die   auch  auf  altkorinthi- 

dafs  Homer  aus  Dankbarkeit  für  seinen  Pfleger  sehen  Pinakes  ithyphallisch  dargestellt  werden 

und  Lehrer  dem  Sänger  in  der  Odyssee  dessen  (Pernicc,  Festschrift  für  O.  Benndorf  S.  75 ff.). 

Namen    beigelegt    habe;    iynaraTi&^svog    zfi  [Röscher.] 

itoiy\G£i   xb   xov  diduGxdXov   bvo[icc  olee  -navTigicp  Phenax   (<I>fvaf) ,   Beiname   des  Zeus,   Ano- 

XccintQm  eig  yiXsog  d£i[ivi}6xov  (Eust.  ad  Odyss.  nymos    Laurent,    in    Anecd.    rar.    ed.    Schoell- 

1,  155  p.  1404.     [J.  Ilberg.]  Studemund  1,  267,  98.     Das  Epitheton  scheint 


2295                         Phene  Phereklos                      2296 

einem  christlichen  Apologeten  seinen  Ursprung  Fheraiinon    l  (PtQui^oiv),    Sohn    des    Aiolos, 

zu  verdanken.     [Höfer.]  Diodor  5,  8  (v.  1.  (Ptoäumv,  (fragriiiav) ;  im  Schol. 

Phene  ($rjv7]),  Gemahlin  des  attischen  Peri-  Hom.  Od.  10,  6  und  Apost.  1,  83 'heilst  er  ^sgrj- 

phas,  Ov.  Met.  7,  399;  s.  Bd.  3  Sp.  1972,  28  ff.  jmbv.     Seinen   Kult  in  Messana  bezeugen  die 

[Höfer.]  Münzen,  die   mit   der  Beischrift  ^eqccL^lwv  ihn 

Pheneos  (ß>hv&6g),  ein  Autochthon  in  Arka-  als   Krieger  in   angreifender   Stellung  ähnlich 

dien,  Gründer  der  arkadischen  Stadt  Pheneos,  dem  Leukaspis   (s.  d.  nr.  2)    der    Syrakusaner 

Paus.  8,  14,  4.     S.  Phaneos.     [Stoll.]  zeigen,  Hohn,  Gesch.  Sicü.  1,  52.  179.   3,  626 

Pheneus     (ßvvsvg),    einer     der    Söhne    des  nr.  171.     Eckhel,  JDoctr.  num.  1,  222.    Mionnet 

Melas,   welche   den  Oineus,    den  Bruder  ihres  io  1,  256.  397.      Torremuzza,  Sicü.   vet.  num.  49 
Vaters,   zu   stürzen   suchten  und   deshalb  von«     tab.  50,  6.     Friedländer,  Arch.  Zeit.  31  (1874), 

Tydeus  erschlagen  wurden,  ApoUod.  1,  8,  5.  102.     Head,   Hist.   num.    135.      Cat.    of  greek 

[Stoll.]  coins,  Brit.  Mus.,  Sicily  106   (mit  Abbildung). 

Pheno    (ß>r\vco),    Tochter    des    Klytios    aus  Macdonald,  Cat.  of  greek  coins  in  the  Hunter. 

Athen,  vermählt  mit  Lamedon,  König  von  Si-  coli.  1,  199,  15  pl   14,  18.     Vgl.  auch  Imhoof- 

kyon.  Paus.  2,  6,  2.     [Stoll.]  Blumer,  Monn.  grecques  22  nr.  39  f.     [Höfer.] 

Pher  ((I>i]q),  1)  der  Singular  bei  Find.  Pyth.  Pheraios   (<p£Qcäog),    Beiname    des    Hermes, 

3,  4(5).  4,  119(211)  als  Eigenname  =  Cheiron  Kallimachos  fr.  117  p.  384  Schneider,  der  Phe- 

(s.  d.).  -  -  2)  Der  Plural  <t>f]Q£g  bei  Hom.  Tl.  1,  raios    durch    yßövtog    (vgl.    Pheraia)    erklärt; 

268.  2,  743  wird  gewöhnlich  (vgl.  Bd.  2  Sp.  1035,  20  vgl.  jedoch  auch  Bd.  1   Sp.  2351,  47  ff.  2347,  4. 

30f.  u.  Anm.  1.  Bd.  3  Sp.  1758,  32.  58,  s.  auch  [Höfer.] 

loepffer,  Aus  der  Anomia  34)  als  Bezeichnung  Pheraios    (^riQcclog).      Auf   einer    attischen 

für   KsvtavQOL  genommen,   in  welcher  Bedeu-  Kalenderinschrift  mit  Opferbestimmungen  soll 

tung  es  Pindar  (fr.  166  [147]  Bergk4;  vgl.  oben  neben  anderen  unbekannten  Heroen  auch  ij'poflt 

nr.  1)  gebraucht,  ebenso  wie  Nonnos  (TJionys.  $>r\Qaia)[i    geopfert    werden,    Amer.    Journ.    of 

5,  615  u.  oft.),  und  auch  die  Grammatiker  er-  Arch.    10,    210   Z.  15.      Bichardson,  Papers  of 

klären  es  =  &f]Q8g  (aiolisch  =  cpfjQSg)  =  Ktv-  the  american  school  6  (1897),  376  Z.  15;  de  Prott, 

ravQoi  (Herodian  2,  599,  2  f.  Eust.  ad  Hom.  B.  leges  Graecorum  sacrae  1,  48  Z.  15;  vgl.  S.  52. 

101,  44);  vgl.  jedoch  auch  Meister,  Griech.  Dial.  Ob  =  $£Q<xiog  (vgl.  v.  Wilamowitz,  Isyllos  56 

1,  119.    Vgl.  auch  den  Satyrnamen  Phereus.  30  Anm.  1  zu  S.  55)?     [Höfer.] 

[Höfer.J  Pherandros   (^tQavÖQog).     Nachdem  Hera- 

Phera  (ßsQcc),  Tochter  des  Aiolos,  nach  wel-  kies    in   Olympia    gymnische    Wettspiele    ein- 

cher    die    thessalische    Stadt    Pherai    benannt  gesetzt  und  im  Faustkampf  gesiegt  hatte,  wurde 

sein  sollte,  Steph.  B.  s.  v.  f&HQcd;  s.  Pheraia  2.  er  in   der   zweiten   Olympiade  im  Ringkampf 

[Stoll.]  von    Elatos    und    Pherandros    besiegt.     Daher 

Pheraia  (JPsQaic:),  1)  Beiname  der  Artemis-  entstand    das    Sprichwort:    ngog    ovo    ovS'    6 

Hekate  s.  Obrimo  Bd.  3  Sp.  595  ff.    Einen  inter-  'HQccxlfjg:   Zenob.  5,  49.    Duris  in  Schol.  Plat. 

essanten  Beleg  für  die  Gleichsetzung  der  Hekate  Phaidon  89  c  p.  233  Hermann  =  p.  380  Beider, 

und  Artemis  bietet    die  Inschrift   aus   Thasos  wo  über  die  Entstehung  des  Sprichworts  noch 

'AQxt{iidog'ETia.vyii]g'~E-x.äTi]g,  Corr.hell. 24(1900),  40  andere  Angaben.    Vgl.  Suid.  v.  OvSb  'HQ<xxh~]g 

268,8,  sowie  die  Inschrift  von  der  Westseite  der  Ttgbg  Svo  ,  u.  v.   Ovdsv  *Hq.  ngbg  ovo.     [Stoll.] 

athenischen   Akropolis:     '4Q[t]tuidog  ['E\ytdrvg,  Phereboia    (^tQtßoia),    eine    der    Gattinnen 

C.  I.  A.  1,  208  p.  93,    die   vielleicht  identisch  des   Theseus,   Pherekydes  bei  Athen.  13,  557b 

oder  wenigstens   sehr  nahe  verwandt  mit  der  (F.  H.  G.  1,  97).     Plut.    Thes.  29;   nach   Serv. 

Göttin  von  Pherai  ist,  vgl.  Müchhöfer,  Karten  ad  Verg.  Aen.  6,  21  war  sie  eine  der  Jungfrauen, 

von   Attica   1,  26  f.      Preller  -  Bobert   322.    388.  die  mit  Theseus  als  Beute  für  den  Minotauros 

Hitzig-Bluemner  zu  Paus.  2,  10,  7  S.  536.    Auf  bestimmt  nach  Kreta  gingen.    Sie  ist  identisch 

Pheraia- Artemis  weist  auch  die  in  ihren  Mythos  mit  Periboia,  der  Mutter  des  Aias,  Osk.  Wulff, 

(vgl.  Bd.  1  Sp.  2351,  34ff.  Bd.  3  Sp.  596,  25 ff.)  Zur    Theseussage   (Dorpat   1892)    S.  178,    135; 

verflochtene   Boißnlg    li\jbvr\    =    <boißifig  li\ivr\,  50  beide  Namen  aber  sind  ursprünglich  Bezeich- 

P.  Kretschmer,  Einl.  in  d.  Gesch.  d.  gr.  Sprache  nungen  der  Persephone,  Toepffer,  Aus  d.  Anomia 

249    (248,  4).     v.   Wilamoioitz ,  Isyllos  70;  vgl.  41.    Att.  Geneal.  271  u.  Anm.  1.     [Höfer.] 

$hQ(av   (s.  d.),   der  Gründer  von  Beroia,  Bsgrig  Pherekles    (<DtQbxXfig),    nach    Hesych.    s.    v. 

=    <PtQ7ig  (s.  d.),    Fiel;,   Kuhns  Zeitschrift   22,  $£Q£%Ucc  ==  Adonis  s.  Bd.  1  Sp.  73,  17. 

224.     Zu  den  s.  v.  Obrimo   Sp.  597   erwähnten  [Höfer.] 

Münzen  vgl.  aufserdem  Hitzig-Bluemner  a.  a.  O.  Phereklos  (<PtQ£-Alog),  1)  ein  Troer,  Sohn  des 

E.  Muret,   Corr.   hell.  5  (1881),   297 ff.      Percy  Harmonides,   ein  geschickter  Baumeister,  der 

Gardner,    Types    of   greek    coins    Taf.    7,   36.  auch    dem  Faris    die    Unglücksschiffe    gebaut 

J.  v.  Schlosser,  Beschreib,  d.  (ütgricch.  Münzen  hatte,  mit  denen  er  nach  Lakedaimon  segelte 

des   Wiener  Mus.  22,  6  f.     Macdonald,   Cat.  of  m  und  die  Helena  entführte,  7Z.  5,  59  ff.  Apollod. 

gr.  coins  in  the  Hunter.  coli.  1,  455.  —  2)  Tochter  Epit.  3,  3.    Colulh.  Bapt.  Hei.  196.     Tryphiod. 

des  Aiolos,  des  Königs  in  Thessalia-Aiolis,  von  60.     Tzetz.  Byk.  97.     Schol.  Nikandr.  Th.  268. 

Zeus  Mutter  der  Hekate,  setzte  diese  auf  einem  Ov.  Her.  15  (16),  22.    Die  Stelle  der  Pias  läfst 

Dreiwege  aus,  wo  letztere  von  Hirten  des  Pheres  es    einigermafsen    zweifelhaft,    ob    Phereklos 

(s.  d.)  gefunden  und   auferzogen  wurde,   Tzetz.  oder  sein   Vater  Harmonides    die   Schiffe    des 

Byk.  1180;  vgl.  Schol   Theokr.  2,  36.    Die  Ab-  Paris   gebaut,  s.  Schol.  B.  5,  60.  62.    Tzetz.  B. 

hängigkeit  dieser  Legende  von   obigem  Kulte  93.     Phereklos   fiel  vor  Troia  durch  Meriones, 

ist  durchsichtig.     Vgl.  Phera.     [Höfer.]  B.  5,  59.     Tzetz.    Hom.    59.    —    2)  Phereklos 


2297                   Pherekydes  Phersipnai                   2298 

kliccQßva&r]g ,   Steuermann   des  Theseus,  als  er  mehr   Philologus  N.  F.  14  S.  360 ff.  u.  Hermes 

nach  Kreta  fuhr,  Simonid.  fr.  56  .B^4  b.  Pfctf.  1901,  XXXVI  S.  488)  Hymnus  (Paian?)  C.  I.  Gr. 

Thes.  17.     [Stoll.j  nr.  5973 c  =    Kaibel,   Epigr.   gr.   nr.  1026   = 

Pherekydes  {$tQ£yivdi\g),  Sohn  des  Teiresias  Bergh,   P.   Lyr.   Gr.*  II    p.  245:    NovaoXvxa, 

und  der  Manto,  Peisandros  im  Schol.  Eur.  Phoen.  jdvrdfwjri,  qpfpt'e[/3j.£,  SißTtoxa  Tlcaüv] ;  vgl.  dazu 

1760  nach   der  Emendation  von   Schwarte   für  OrpÄ.  %.  67,  1.  —  2)  Beiname  oder  Epitheton 

das  überlieferte  <[>{Q6tKtQ&rjg.     [Höfer.]  des  Apollon  in  dem  Hymnus  magicus  b.  Abel, 

Pheremon  s.  Pheraimon.  Orphica  II,  2,  26  (p.  288  d.  Ed.  min.)  =  Parthey, 

Pheres  (®ipr\g,  rjrog), .  1)  Sohn   des  Aioliden  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1865  p.  153:  Movadav  ay.r\Tt- 

Kretheus  und  der  Tyro,   der  Tochter  des  Aio-  10  rov%e,  cpSQtaßis,  dtvQÖ  jxot  tfdrj.     [Röscher.] 

liden  Salmoneus,  Bruder  des  Aison  und  Amy-  Pherespondos     ((DsQtonovd'og),     ein     Satyr, 

thaon,    Gemahl    der   Periklymene ,    Vater    des  Sohn   des  Hermes  und  der  Iphthime,  welcher 

Admetos  und  Lykurgos,   der  in  Nernea  König  dem  Dionysos   gegen  die  Inder   folgte,  Nonn. 

ward,  der  Eidomene  (Gemahlin  des  Amythaon)  Dioii.  14,  112.  18,  313.     [Stoll.] 

und  der Periopis  (-apis,  von  Menoitios  Mutter  des  Pheretiades  (-ias)  s.  Pheres. 

Patroklos) ;  Gründer  der  Stadt  Pherae  in  Thessa-  Pheretima  ($£p£Ti/ia),  eine  sonst  unbekannte, 

lien;  Od.  11,  259.  Apollod.  1,  9,  11.  14.  3,  10,  4.  auf  Thera  verehrte  Heroine,  C.  I.  G.  I.  M.  A.  3, 

3,  13,  8.    Find.  Pyth,  4,  125  (221).   Biod,  4,  68.  369   und  dazu  Hiller  v.   Gaertringen.     [Höfer.] 

Pherekydes  b.  Tzetz,  L.  175.  872.  1180.    Schol.  Phereiis   ißrjptvg),    1)    ein   Satyr,    der   dem 

Od.  12,  69.    Schol.  B.  2,  591.    Tzetz.  Chü.2,186.  2j  Dionysos  nach  Indien  folgte,  Nonn.  Bion.  14, 

Schol.  Ap.  Bhod.  1,  49  u.  p.  533  Keil.    Steph,  B.  109.  —  2)  Ein  Pylier  im  Heere  des  Nestor  vor 

v.  $!-Qcd.    [C.  1.  Gr.  add,  2467;  vgl.  auch  die  Troia,    Quint.   Sm.  2,  279.  293.  343.     Vgl.  die 

altkorinth.  Vase  von  Caere  in  Berlin,  abgeb.  Berliner  Vase   nr.   1723  Furtw.,  wo   einer  der 

Monum.  X  pl.  IV— V  =  Reinach,  Bep.  d.  vases  Helden  vor  Troja   [<fr]£Qevg  heilst.  —  3)  Sohn 

peints  p.  199   =    Furticängler,   Kat.   d.   Berl.  des  Amphion  und   der  Niobe,   Pherekyd.  frgm. 

Vaseiis.    nr.   1655,    wo    Pheres,    Argeios    und  102b  b.  Schol.  Eur.  Phoen.  162.    Stark,  Niobe 

Ak[a]stos   als   Preisrichter  bei  einem  Wagen-  S.  96.     Thraemer,  Pergamos  9.  —  4)  Sohn  des 

rennen  fungieren,  an  dem  Euphamos,  Kastor,  Oineus;  fiel  wie  seine  Brüder  im  Kampfe  der 

Admato(s),  Alastor,  Amphiareos  u.  Hippasos  Kalydonier  gegen  die  Kureten,  Anton.  Lib.  2. 

teilnehmen.  R.]  Töchter  des  Pheres  werden  noch  30  [Stoll.] 

genannt  Eriopis,  die  Gemahlin  des  Oileus,  Schol.  Pheroites   ßsQoix7\g),   Freier  der  Penelope, 

B.  13,  697;    eine  Antigone,   Hyg.  f.    14   p.  39  Apollod.  Epit.  7,28  p.  234  W.  —  Papadopulos- 

Bunte;   Antianeira,    Orph.   Arg.    187.     Müller,  Kerameus,   Eh.  Mus.  46  (1891),    179   zu  Z.  30 

Orchom.   S.  254 ff.    Beivüing,  Beleger  S.  132 f.  vermutet  <f>iloLtiog;  doch  ist  <^£Qoiti]g  gebildet 

227  f.    (Stammtafel).       Gerhard,    Gr.    Myth.    2  wie  Msvoirng.     [Höfer.] 

S.  223  f.  (Stammtafel),     v.  Wilamowitz,  Isyllos  Pheron   (<&8pcüv),    1)   Gründer    der  makedo- 

56  Anm.   —   2)  Sohn   des  Iason  und   der  Me-  nischen  Stadt  Beroia.     Die  Makedonier  selbst 

deia,   Bruder  des  Mermeros,   von  der  Mutter  sprachen  Beron   statt  Pheron.     Steph.  B.  s.  v. 

gemordet,  Apollod.  1,  9,  28.     Hyg.  f.  25.  239.  Bsqoux;  vgl.   ob.    Pheraia  1.    -   -   2)   Messenier, 

Paus.  2,  3,  6.  7.     Tzetz.  L.  175  p.  441  Müller  40  Krieger  des  Nestor  vor  Troia,  von  Memnon  ge- 

1318.     Bei  Eustath,  p.  1416,  2  u.   Apollod.  fr.  tötet,  Quint.  Smyrn.  2,  238.     [Stoll.] 

170    {Müller  fr.  hist.  gr.  1   p.  458)   ist  Pheres  Pheroplos  {(frtQoiilog),  Beiname  der  Athena, 

Vater  des  Mermeros,  Grofsvater  des  Ilos.    Vgl.  attischer    Hymnos    im    Piniol.    53,    1894,    Er- 

auch  Feretus.  —  3)  Sohn  des  Ormenos,  Vater  gänzungsheft  S.  34  v.  11;  vgl.  Crusius  ebend.  45. 

des  Amyntor,  Äkusilaos  (?  s.  Müller  fr.  hist.  gr.  [Höfer.] 

4  p.  286)  b.  Schol.  Find,  Ol.  7,  42.  --  4)  Kreter,  Pherrephatta  etc.  s.  Kora. 

Krieger  des  Idomeneus,  vor  Troia  von  Aineias  Pherse  ((perse),  etr.,  s.  Perse.    [C.  Pauli.] 

getötet,  Quint.  Sm.  6,  622.  —  5)  Gründer  der  Phersephatta  =  Persephone ;  s.  Kora. 

makedonischen     Stadt     Beroia,     makedonisch  Phersephoneia  =  Persephone, -a;  s.  Kora. 

Beres,  Et.  M.  p.  195,37;  s.  Steph.  B.  v.  BtQoicc  50  Phersipnai     (qpersipnai,    -nei),     etruskische 

und  Misga,  wo  Beres  Sohn  des  Makedon  heifst,  Namensform  für  Persephone.    Der  Belege  giebt 

und  Vater  der  Beroia,  Mieza  und  des  Olganos,  es  zwei.    Der  erste  befindet  sich  auf  der  einen 

wohl    identisch   mit  nr.  1;    vgl.   Fick,   Kuhns  Wand  des  einen  Golinischen  Grabes  zu  Orvieto 

Ztschr.  22,  224.   —  6)  Ein  Krieger  auf  Seiten  und  ist  veröffentlicht  von   Brunn,   Bull.  delT 

des  Pallas  und  Aeneas  in  Latium,   Verg.  Aen.  Inst.  arch.  1863,  43  sqq.,  von  Conestabile,  Pitture 

10,  413.   —  Davon  Pheretiades   (^£Qi]riä.Srig),  mitrali  a  fresco  .  .  .  scoperte  in  una  necropoli 

1)  Sohn  des  Pheres,   d.  i.  Admetos,  B.  2,  763.  presso    Orvieto    nel   1S63  da  Domenico   Gölini 

Ov.  Met.  8,  310.  Ov.A.A.  3, 19.  ^sQ-nriSrig,  Soph.  pag.  44—119  und  von  Fabretti,  0. 1. 1.  no.  2033 

fr.    345  Bind.    (353  Nauck).    —    2)  Enkel  d.es  bis  D.     Der  andre  Beleg  befindet  sich  gleich- 

Pheres,    d.  i.    Eumelos,    Eurip.   Iph.   A.    217.  co  falls    auf  einer   Grabwand,   und    zwar   in    der 

Aristot.    Pepl.   29  Bergk.    —    Dazu   Pheretias  Tomba  dell'  Orco  zu  Corneto;  er  ist  veröffent- 

(^tprjTias),  d.  i.  Tochter  des  Pheres,  die  Antia-  licht  von  Heibig  in  den  Ann.  dell'  Bist.  arch. 

neira,  Orph,  Arg.  187.     [Stoll]  42,  16  sqq.  und  von  Fabretti,  C.  I.  I.  Suppl.  1 

Pheres  (^fjQsg)  s.  Pher.  no.  406,  abgebildet  in  den  Monum.  ined.  delV 

Phereshios  (<PeQtoßiog),  Beiname   oder  Epi-  Inst.  9,  tav.  XIV  u.  XV.     Die  Darstellung  auf 

theton  1)  des  Paian  (=  Asklepios)  in  dem  in-  der  Grab  wand    von  Orvieto   ist   die   folgende: 

schriftlich  überlieferten  (aus  7  Hexametern  be-  Zunächst    haben    wir    eine   jugendliche,    jetzt 

stehenden;  vgl.  C.  I.  Gr.  nr.  5974  u.  Franz  das. ;  ziemlich    zerstörte   Figur,    neben    der    die   In- 


2299                       Pbersis  Philadelphia                  2300 

schriftreste  ma#  |  ta  stehen  und  die  die  Schul-  Phialo  (3>j.cd«),  Tochter  des  arkadischen 
tern  der  zweiten  Figur  zuwendet.  Diese  Heros  Alkimedon,  Geliebte  des  Herakles,  dem 
zweite  Figur,  die  durch  die  Beischrift  eita,  sie  den  Aichmagoras  gebar,  Paus.  8,  12,  3; 
d.  i.  'AiSäg,  bezeichnet  ist,  ist  ein  Mann  von  s.  Alkimedon  nr.  1.  Vgl.  Phialos.  [Stoll.] 
königlicher  Würde,  mit  starkem  spitzen  Bart,  Phialos  (Dialog)  s.  Phigalos. 
mit  einem  weifsen  Mantel  um  die  Hüften  be-  Phicomone  (?),  Danaide,  vermählt  mit  Plexip- 
kleidet  und  mit  Sandalen  an  den  Füfsen,  das  pos,  Hyg.  /'.  170  (der  Name  ist  korrupt).  [Stoll.] 
Haupt  mit  einem  Löwenfell  bedeckt.  Er  sitzt  Phidaleia  {ßiSäXeia), Gattin  des Byzas,welche 
auf  einem  Thron  mit  Lehne,  die  mit  schönen  in  Abwesenheit  desselben  die  Stadt  Byzantion 
Ornamenten  bemalt  ist,  und  hält  in  der  Rechten  10  .gegen  den  Skythenkönig  Odryses  durch  Be- 
in der  Weise  eines  Szepters  einen  von  einer  werfung  des  Heeres  mit  Schlangen  tapfer  und 
Schlange  umringelten  Stab.  Die  Linke  legt  er  glücklich  verteidigte.  In  Byzanz  war  ihr  eine 
auf  die  Schultern  einer  Frau,  welche  neben  Statue  errichtet.  Hesych.  Mü.  fr.  4,  18.  19.  34 
ihm  steht  und  ihn  ansieht.  Diese  [welche  die  {Müller  fr.  hist.  gr.  4  p.  149 f.  152);  vgl.  Steph, 
Beischrift  qpersipnai  =  IltQatcpövsia  hat]  ist  in  Byz.  s.  v.  rwociKOTiolig.  Anth.  Plan.  66.  67. 
ein  weifses  Gewand  gekleidet,  mit  Halsband  Izetz.  Chil,  2.  hist.  40.  Norm.  Dion,  36,  177. 
und  Ohrringen  in  gelber  Farbe  angethan,  trägt  Vgl.  Dionys.  Byz.  Anapl.  Bospor.  Thrac.  fr.  37 
auf  dem  Haupte  ein  breites  Diadem  und  hält  {Müller,  Geogr.  gr.  min.  2  p.  46),  wo  sie  eine 
in  der  Linken  ein  Szepter,  auf  dessen  Spitze  Tochter  des  Barbysses  heifst,  die  sich  nach  der 
ein  Vogel  sitzt"  {Brunn).  Die  Darstellung  in  20  Umarmung  des  Byzas  aus  Scham  und  Furcht 
Corneto  hingegen  ist  diese:  Links  auf  einem  vor  dem  Vater  ins  Meer  stürzte  und  zu  einem 
Throne  sitzt  Hades  (aita);  zu  seiner  Linken  Felsen  wurde,  welcher  für  das  Grab  der  Phi- 
nach  der  Mitte  des  Bildes  zu  steht  Persephone  daleia  gehalten  und  Phidaleia  genannt  ward, 
(qpersipnei) ;  rechts  befindet  sich,  dem  Hades  [Vgl.  auch  Codin.  de  orig.  p.  7  c.  59  ed.  Bonn. 
gegenüberstehend,  der  dreiköpfige  Geryones  und  überhaupt  Boscher,  Jahrb.  f.  el.  Phil.  1886 
(cerun),  mit  Schild  und  Lanze  bewaffnet;  Hades  S.  237 f.  R.]     [Stoll.] 

streckt    gegen    ihn    in  befehlender  Weise   die  Phidnos  {(pidvog)  —  Aphidnos  (s.  d.).    Dafs 

linke  Hand  aus.     Robert,   Hermes   19,    deutet  Phidnos,  wie  die  Codices  AM  der  Biasscholien 

die  Darstellung  dahin,  dafs  dem  Geryoneus  die  (zu  F  242)   lesen,   die  richtige  Lesart  sei,  hat 

Herden  des  Hades    abgenommen  werden.     Es  30  zuerst   Maafs  {Index  schol.  Grypthiswald,  1889 

kann  somit  an  der  Identität  der  (persipnai  mit  S.  VII)  erkannt  und  zugleich  (a.a.O.)  auf  ähnliche 

der  Persephone   kein   Zweifel    sein.     Was    die  Fälle  der  Aphaeresis  und  Prosthesis  bei  Eigen- 

Form  des  Namens  qpersipnai  betrifft,  so  findet  namen  hingewiesen.    Vgl.  Pheidas.     [Röscher.] 

sich    auch    ein    lat.-etr.   prosepnai    auf   einem  Phigaleus  {$t,ycd£vg),  Beiname  des  Dionysos, 

Spiegel  von  Orbetello  {Fabr.  no.  296  bis).    Aus  Lykophr.  212,  nach  seiner  Verehrung  in  Phiga- 

dieser  Form  ergiebt  sich,  dafs  das  cp  von  cper-  lia    in    Arkadien,    Tzetz.   und   Schol.   z.  d.  St. 

sipnai   nicht    etwa    auf  die    griechische   Form  Über  den  Dionysoskult  in  Phigalia  vgl.  Paus. 

QtQGtcpövri  {Fiel;,  Griech.  Personennamen*  464)  8,  39,  6   und  weitere  Belege  bei  Immerwahr, 

zurückzuführen  ist,  sondern,  dafs  griech.  IIsq-  Kulte    und    Mythen    Arkadiens    1,    185  f.    190. 

Gtcpovr]    sich    zunächst    in    etr.    prsepnai    oder  40  Doch    zieht    Izetzes    die    Lesart    <$>r\yccl£vg 

prsipnai  wandelte,  dafs  dann  in  letzterer  rein  nagee  tö  iv  (priyoig  %al  oqeciv  ulltG&ai  --  vor. 

etruskischen  Form  unter  dem  Einflüsse   des  r  Vgl.  Eust.  ad  Hom.  21.  664,  46.     [Höfer.] 

das  p  aspiriert  wurde  (vgl.  z.  B.  etr.  se&re  =  Phigalia  {$iycxlLu),  Nymphe,   Dryade,  nach 

.Sertor;  a<9rpa  ="Atqoitos),  was  in  der  lat.-etr.  welcher  die  arkadische  Stadt  Phigalia  benannt 

Form    selbstverständlich  unterblieb.     Schliefs-  sein  sollte,  Paus.  8,  39,  2.     [Stoll.] 

lieh  schoben  dann  beide  Formen  zwischen  die  Phigalos  {$i.ycdog),  Sohn  des  Lykaon,  nach 

drei  Konsonanten  der  ersten  Silbe  einen  Hilfs-  andern   ein  Autochthon,  Gründer   der  arkadi- 

vokal  ein,  und  so  bildete  sich  dann  aus  «prsipiiai  sehen   Stadt  Phigaleia.      Später    soll    Phialos, 

das    qpersipnai,    aus    prsepnai    das    prosepnai.  Sohn  des  Bukolion,  Vater  des  Simos;  ein  zwei- 

Das  -ai,  -ei    am  Ende    kann    das    griech.    -sia  50  ter  Gründer  der  Stadt  geworden  sein  und  sie 

sein,   kann  aber  auch  durch  die  Analogie  des  nach   sich  Phialeia    genannt    haben;   Phialeia 

so  häufigen  -ai,  -ei  der  weiblichen  etr.  Gentil-  ist  also  die  jüngere  Form  des  Namens.    Paus. 

namen  an  das  Wort  geraten  sein.     [C.  Pauli.]  8,  3,  1.    8,  5,  5.    8,  39,  2.     Hesych.  u.  Steph.  B. 

Phersis  {^SQ6ig)  =  Persephone,  Diod.  27,  5.  s.  v.  (friyältia.    Curtius,  Pelop.  1,  318f.  343  n.  •_'". 

Fick-Bechtel,   Die  griech.  Personennamen  464;  [Stoll.] 

vgl.    auch    Usener,   Sitzungsber.   d.   kais.   Akad.  Phila   ($/*«) ,   Beiname   der  Aphrodite    mit 

d.  Wiss.  zu   Wien   137  (1897),  III   S.  51.     Vgl.  einem  von  Adeimantos  zu  Ehren  der  Gemahlin 

Phersipnai  u.  Pherse  =  Perseus.    Gerhard,  Ges.  des   Demetrios   Poliorketes,    Phila,   gestifteten 

akad.  Abh.  1,130.     [Höfer.]  Tempel  {<&ikulov),  der  wahrscheinlich  mit  dem 

Pherusa  {$tQovGa),   1)   Tochter   des  Nereus  1:0  von  Paus.    1 ,  37 ,  7   beschriebenen  Aphrodite- 

(s.  d.)  und  der  Doris,  B.  18,  43.   Hes.Theog.2i8.  tempcl  identisch  ist,  Athen,  6,255  c.  C.  I.  G. 

Apollod.   1,  2,   7.      Hyg.    praef.  p.  28  Bunte.  1,507.    Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl.  1,  327,  2. 

Schoemann,  Op.  ac.  2  p.  166.     Braun,  Griech.  MüchMfer,KartenvonAttical14:7f.7,24:Ajam.l. 

Götterl.  §  75.  80.  94.  98.  —  2)  Eine  der  Hören,  [Höfer.] 

Hyg.  f.  183.     [Stoll.]  Philadelphia,    Personifikation    der    klein- 

Phiale   (<5ia2rj),    eine   Nymphe    im    Gefolge  asiatischen   Stadt,   dargestellt   auf  der  puteo- 

der  jagenden  Artemis,    Ov.  Met.  3,  172.     Vgl  lanischen  Basis    cals   eine    mit   einem   bis   auf 

Phialo,  Phialos.     [Stoll.]  die  Füfse  reichenden  Chiton   und   darüber  ge- 


2301                   Philaichme  Philammon                    2302 

worfenem  Mantel  reich  bekleidete  Figur.    Die  l'liii. immun     (<LnXä{iu.oyv),     ein     sagenhafter 

Spuren  eines  Kranzes  und  eines  Schleiers  sind  Sänger  der  Vorzeit.     Sein  Vater  ist  Apollon, 

noch  sichtbar,  auch  scheint  sie  einen  Stab  in  Pkerekydes  bei  Schol.  Od.  x  432,  Ovid.  Met.  11, 

der    Linken    gehalten    zu    haben'.      0.   Jahn,  316  s.,  Hygiti.  fab.  161.200.    Die  Mutter  heifst 

Sachs.  Ber.  3  (1851)  S.  134  und  dazu  Taf.  II,  3;  Chione,  Tochter  des  Daidalion,  Ovid.  Met.  11, 

Baumeister,   Denkm.   S.  1297    Fig.  1441,  6,  3;  301—317;   Philonis,   Tochter  des  DeTon   am 

oben  Bd.  2  Sp.  2095  f.  Fig.  2a.     [Röscher.]  Parnassos,   Pherekydes  a.  a.  O.,   oder  Tochter 

Pliilaiehme   ((DiXal^^v).   anderer  Name   der  des  Heosphoros  und  der  Kleoboia  in  dem  atti- 

Kleoboia  (s.  d.  nr.  5  u.  d.  A.   Antheus  nr.  5),  sehen   Orte    Thorikos,    Konon  7;   Leuconoe, 

Parthen.  14.     [Höfer.]                                               10  Tochter  des  Lucifer,  Hygin.  161.  Ders.  fab.  200 

Philaimon  ($tXcciticov),  ein  Sohn  des  Priamos,  berichtet,  dafs  an  Stelle  der  Chione  von  man- 

Apöllod.  3,  12,  5.     [Stoll.]  chen  Philonis   genannt   wird,   und  giebt   auch 

Philaios   (<&lXatog),   1)   salaminischer  Heros,  dieser  den  Daidalion  zum  Vater.    Nach  Phere- 

den  Athen  mit  der  Erwerbung  der  Insel  Sala-  ~kyäes,    Ovid   und    Hygin   (/'.  200)    kamen    am 

niis    sich    aneignete,    Sohn    des    Telamoniers  selben  Tage  Apollon  und   Hermes   zu   Chione 

Aias,  Herod.  6,  35.    Pherekydes  bei  Marcellinus  oder  Philonis,  welche  danach  Zwillinge  gebar, 

de  vita   Thucyd.  4  (<f>tX<xi(xg);   als  seine  Mutter  von  Apollon  den  Philammon,  von  Hermes  den 

wird  Lysidike,  die  Tochter  des  Lapithen  Ko-  Autolykos.    Vgl.  Hesiod.  ed  Rzach  1902  frgm. 

ronos  genannt,  Steph.  Byz.  s.  v.  (frilaiSai.  Tzetz.  111  (=  E.vcerpta  ex  libris  Herodiani  technici 
Lykophr.  53  p.  354  Müller.    Chiliad.  3,  261  (bei  20  p.  21,  2  Hilgarä)  i)  rinsv  AvxöXvxöv  xt  <PtXcc[i- 

Tzetz.    steht    an    beiden    Stellen    ${Xiog)    oder  povä  xs  nXvxbv  avdtfv.    Ocid  nennt  ihn  11,  316  s. 

Cheirobaphia,  Schol.  Hom.  II.  15,  439.     Nach  carmine    vocali    clarus    citharague   Philammon. 

Plut.  Solon  10  hätte  Solon  nachgewiesen,  dafs  Konon  rühmt   seine    Schönheit:    im£pcpvr]g    xb 

Philaios    und    sein    Bruder    Eurysakes    gegen  -näXXog  iyivtxo.     Eine  Nymphe,   so   erzählt  K. 

Gewährung  des  athenischen  Bürgerrechtes  Sa-  weiter,  verliebt  sich   in  Philammon  und  wird 

lamis    den    Athenern    abgetreten    (vgl.    Paus.  schwanger.     Aus  Scham  verläfst  sie   die   Pelo- 

!,  35,  2),  und  Philaios  habe   sich   in  Brauron,  ponnes  und  begiebt  sich  nach  der  Akte  (Teil 

Eurysakes  in  Melite  niedergelassen.    Zur  Kritik  der  Chalkidike),  wo  sie  den  Thamyris  zur  Welt 

dieser  Erzählung  und  zu  dem  Geschlechte  der  bringt.    Bei  Pausanias  4,  33,  4  wird  der  Name 

Philaiden    (Pinto    Hipparch   228  b    und    Schol.  30  der  Nymphe  angegeben,  Argiope ;  sie  flieht  vom 

Plut.   Steph.   Byz.   aa.   aa.   OO.      Diog.   Laert.  Parnassos  —  so  lautete  wohl  die  Sage  in  ur- 

10,  1,  1),  das  wie  der  gleichnamige  Demos  nach  sprünglicherer  Form  -   -   zu   den  Odrysen,    da 

Philaios    benannt    war    und    dem    bedeutende  Philammon  sie  nicht  in  sein  Haus  aufnehmen 

Männer    wie    Peisistratos ,    Miltiades,    Thuky-  will.     Sohn   des  Philammon   und   der  Argiope 

dides,   Epikuros    angehörten,    s.  P.  Meinhold,  heifst  Thamyris   auch   Apollod.  1,  3,3,  1  und 

He  rebus  Salatniniis  (Diss.  Götting ,  Königsberg  Schol.  B  595;    Sohn    des  Philammon  Enripid. 

1879)  p.  8.     U.Köhler,  Athen.  Mittheil.  4(1879),  Blies.  916  und  Pausan.  10,  7,  2.    Nach  Tzetzes 

265,  gegen   die  Busolt,  Griech.  Gesch.  22,  215  Schol.  Hesiod.  Op.  (Poetae  min.  graeci  ed.  Gais- 

Anm.  1  polemisiert,  Toepffer,  Att.  Geneal.  269  ff.  ford  3)  p.  25    war    Erato    von    Aethlios,    dem 

Osk.   Wulf,    Zur    Theseussage    176ff.   bes.    178  40  Sohne    des   Endymion,    oder    von    Philammon 

Anm.  135.     Wenn  bei  Paus.  a.  a.  O.   Philaios  Mutter  des  Thamyris.    Eumolpos  ist  ^iXa^o- 

als   Sohn   des   Eurysakes,   also   als   Enkel   des  viäag  bei  Theokrit  24,  108.     Nach  Pherekydes 

Aias  erscheint,  so  ist  Toepffer  a.  a.  0.  276  ge-  (Schol.  Od.  x  432;  hat  Philammon  zuerst  Chöre 

neigt,  diese  Genealogie  für  die  ursprüngliche  von    Jungfrauen    eingerichtet    (TtQ&xog    iöov.bt 

zu  halten,  indem  die  Philaiden  zur  Erhöhung  yoQobg    avax7]aa6&(XL    7tccQ&svcov.      Plutarch    de 

des  Ruhmes  ihres  Geschlechtes  den  Eurysakes  mus.  3  p.  1132  B    berichtet    nach   Herakleides, 

als  Zwischenglied  zwischen  Aias  und  Philaios  Svvayayr}   x&v   iv  (lOvßLHjj   [svdoyjuijoävxcov'?], 

gestrichen  hätten.    Vielleicht  war  Philaios  auch  dafs   der  Delpher  Philammon   die  Geburt  der 

dargestellt  in  der  von   Pausanias   (10,  10,  1)  Leto,  der  Artemis   und  des  Apollon  in  seinen 

beschriebenen    marathonischen    Bronzegruppe  50  Liedern  behandelt  (dt}X&>6ai,  iv  ptlsoi)  und  zu- 

des  Pheidias  zu  Delphoi,  falls  bei  Paus.  a.  a.  0.  erst  Chöre  im  delphischen  Tempel   aufgestellt 

statt   des   korrupten   <PvXtvg  (v.  1.  <Pilsvg)   mit  habe  (%OQOvg  tisqI  xb  iv  JsXcpoig  Uqov  axfjacu). 

E.  Curtius,  Ges.  Abhandl.  2,  366    <&tXitxg  oder  Bei  Pausanias  10,  7,  2  hören  wir,   dafs   nach 

(friXaiog   zu  lesen   ist,   was   Wulff  a.  a.  0.  175  Chrysothemis  Philammon   im   Gesänge   an   den 

(vgl.  176  Anm.  132)  und  Petersen,  Rom.  Mitth.  Pythien  gesiegt  habe.     Paus.  2,  37,  3  erzählt 

15  [1900],  142  Anm.  2,  144   billigen;   letzterer  zweifelnd*    dafs  Philammon   den  Geheimdienst 

sieht  in  Philaios,  dem  zum  Athener  gewordenen  der  Demeter  in  Lerna  einrichtete  (y.axaax-qaceG- 

Sohne    des    Aias,    den    Vertreter    der    Phyle  &ca  xäv  Atovaicov  xi)v  x£Xax7}v).  Ferner  erfahren 

Aiantis,    die   bei   Marathon    auf  dem  rechten  wir  aus  Pausan.  9,  36,  2,  dafs  er  den  Delphiern 

Flügel  gestanden  hatte.    Dagegen  will  E.  Lö'wy,  60  an  der  Spitze  einer  Schar  Argiver  gegen   die 

Studi  ital.  di  filol.  class.  5  (1897),  37  und  ihm  Phlegyer  zu  Hilfe  kam  und   im  Kampfe   fiel, 

folgend    Furt  trän  gier.   Sitzungsber.   d.   k.  bayr.  Endlich  steht  noch  ein  Sagenbruchstück  Schol. 

Akad.  d.   Wiss.  zu  München  1901,  396,  2  statt  Apollon.  Rhod.  1,  23:    nach    Pherekydes    habe 

f&vXzvg  bez.  (friXaiog  lesen  NvXsvg,  und  Toepffer  Philammon    an    Stelle    des    Orpheus    an    der 

a.  a.  0.  309,  3  schlägt  (frvXXsvg  d.h.  den  Stamm-  Argonautenfahrt  teilgenommen.  Eusebius  chron. 

vater  der   ^vXXidai   (Hesych.)  vor.  —    2)  Sohn  2  p.  44  Schoene   setzt  den  Philammon  um  das 

des  Munichosundder  Lelante,  Ant.  Lib.  14.  Das  Jahr  1293  v.  Chr.  an.  Als  Heimat  der  Philammon- 

Nähere  s.  Bd.  1  s.  v.  Alkandros  nr.  4.   [Höfer.]  sage  ist  wohl  mit  Töpffer,  Attische  Genealogie 


2303                    Philamnos  Philia                        2304 

S.  258  Anm.  1  Phokis  anzunehmen.    Vgl.  auch  genannt  wird,   dem  er  avvvaog  und  6t<iiß(o^iog 

v.  Wilamoivitz - Moelleudorff,  Hermes  18  S.  422  war,  Arrian,  Peripl.   2,1,2.    —   2)   Beiname 

Anm.  3  und   U.  Hoefer,  Konon  S.  Co,   welcher  des  Apollon  im  Didymaion  bei  Milet  mit  einer 

den    betreffenden    Abschnitt    bei    Konon    mit  Statue   von  Kanachos,    die  durch   ein  rnecha- 

grofser  Wahrscheinlichkeit  auf  die  naXXwviuKa  nisches    Kunstwerk    bemerkenswert    war;    als 

des   Hegesippos    von  Mekyberna  (etwa  3.  oder  Attribute  hatte   der    Gott  Bogen   und   Hirsch, 

2.  Jahrh.  v.  Chr.)  zurückführt.     [Türk.]  Plin,    hist.   nett.   34,   75;    vgl.    Paus.   9,  10,  2. 
Philamnos   ($iXc<uvog),    ein   Pan   im   Heere  Nach  Bericht  in   Wochenschrift  f.  Jcleiss.  Phil. 

des   Dionysos  gegen    die  Inder,   Nonn.   Bion.  19  (1902),  105  und  Berl  philol.    Wochenschrift 

14,  81.     [Stoll.J  10  22    (1902),    89    hat    Arth.    Mahler    in    Journ. 

Philandros  (<I>iXavdQog),  1)  Sohn  des  Apollon  internat.    d'archeol.    nuniism.    1901,    115    auf 

und   der  Akakallis ,   einer  Tochter  des  Minos,  Grund  der  Münzbilder  und  unter  Heranziehung 

Bruder  des   Phylakides.     Die  Einwohner  von  einer    Apollostatuette   im    Museo    Chiaramonti 

Elyros   in  Kreta  schickten   als  Weihgeschenk  (abg.   Taf.  11   im  Journ.  intern,  etc.)   die   Art 

nach  Delphi  eine  Ziege   aus  Erz,  welche  den  der    Bewegung    (Aufrichten   und   Niederlegen) 

beiden    Knaben    Philandros   (v.  1.  Phylandros)  der  von  Apollon  auf  Hand  und  Unterarm  ge- 

und  Phylakides,  wohl   den  Ktisten   der  Stadt,  haltenen  Hirschfigur  erläutert;  eine  Replik  ist 

die  Euter  reichte.    Paus.  10,  16,  3.  Hock,  Kreta  in    einer    Londoner   Bronzestatuette    erhalten, 

3,  161.  Müller,  Bor.  1,  208.  [Vgl.  die  Ziege  Walters,  Catal.  of  the  bronzes  in  the  brit.  Mus. 
auf  den  Münzen  von  Elyros:  Cat.  gr.  coins  20  (1899)  p.  19  f.  nr.  209  plate  I,  wo  sich  die 
Crete  etc.  S.  36.  Head,  H.  N.  393  f.  und  über  weiteren  Literaturangaben  finden,  abg.  auch 
derartige  Mythen  überhaupt  Poscher,  A})ollon  Springer- Michaelis,  Hanclb.d.Kunstgesch.b.kutt.. 
und  Mars  S.  78  ff.  und  Bauer,  Bie  Kyrossage  p.  141  Fig.  235.  In  Zusammenhang  mit  des 
ii.  Veno.  R.]  —  2)  Vater  der  Phyllis,  der  Ge-  Apollon  Verhältnis  zu  Branchos  (s.  d.)  bringen 
liebten  des  Theseiden  Akamas  oder  Demophon,  den  Beinamen  Konon  33  (hier  die  Nebenform 
in  dem  thrakischen  'Evvsa  odoi  (Amphipolis),  <PiXiog,  wofür  Knaack  <f>iXr]6iog  schreibt)  u.  Varro 
Schol.  Aesch.  2,  32  (eine  sehr  verderbte  Stelle).  im  Schol.  Stat,  8, 198  =  Myth.  Lot.  1,  81.  2,  85; 

[StolL]  vgl.  Arnob.  adv.  not.  1,  26  p.  17  Reiff erscheid; 
Philanthropos  (<Pddv&Qa>7tog),  1)  als  Götter-  Long.  Past.  4,  17.  Andere  Deutung:  quod 
beiname  a)  Weihung  an  die  cpiXdv&QcoTtog  Tvp]  30  honen  eins  exoriens  amabile  amicissima  vene- 
(Troizen),  Corr.  hell.  24  (1890),  203,  11.  C.LP.  ratione  consalutamus,  Macrob.  1,17,49.  Usener, 
1,  778.  Zum  Kulte  der  Tyche  in  Troizen  vgl.  Götternamen  185,  24.  Einen  Kultus  des  Apol- 
Corr.  hell.  17  (1893),  97.  14.  C.  I.  P.  1,  799.  Ion  Philesios  für  Argos  will  v.  Wilamoivitz, 
Wide,  Be  sacris  Troezen.  75.  —  b)  Weihung  Hermes  37  (1902),  313  erschliefsen ,  indem  er 
an  Asklepios  und  Hygieia  fttoig  (piXccv&Qwrtoig  bei  Athen.  14,  619  b:  r}  .  .  .  slg  'AnöXXiava  io8r\ 
(Ulpia  Traiana  in  Dacien),  C.  I.  G.  3,  6813  =  (pnXimdg  (cpiX}jXidg  Musurus,  gebilligt  von 
C.  I.  L.  3,  1422.  So  heifst  Asklepios  auch  Schoemann- Lipsius ,  Griech,  Altert.  24,  683), 
&t(bv  (piluv&QioTTÖTaTog  (Ael.  Hist.  an.  9,  33)  cog  TsXeaiXXa  (fr.  2  BergkA)  TtccQi6ti]Civ,  ver- 
um! 7tQ(x6raTog  xal  cptlav&QcoTtorarog  (Aristid.  mutet  cpilrjotug  d.  h.  fLied  an  den  Philesios'. 
1,  410  Bind.).  --  c)  Kronos,  Plato  leg.  4  p.  714  d.  40                                                                    [Höfer.] 

—  d)  Zeus,  Luc.  Prom.  6.  -  -  e)  Hermes,  Arist.  Philetor    (f&ifoJTcoQ),   Troer,  Vater   des  von 
Fax  393.  —  f)  Demeter,  Philostr.  Apoll.  Tyan.  Achilleus  erlegten  Demuchos,  IL  20,  45". 
Epist.  75  p.  366  Kayser.  —  g)  Eros,  Plato  Conv.  [StolL] 
14  p.  189  c.  d.  -  -  h)  Apis,  Xenoph.  Ephes.  5,  4.  Philia  ($iUa),   1)  Nymphe   auf  Naxos,   Er- 

—  2)  Nach  M.  Mayer,  Giganten  u.  Titan.  33  zieherin  des  Dionysos,  Biodor.  5,  52;  vgl.  nr.  4. 
ist  bei  dem  Anonymos  in  Paradoxogr.  ed.  Toepffer,  Attische  Genealogie  105,  2.  Usener, 
Westermann  p.  221  der  Name  des  Tyrannen  Phein.  Mus.  58  (1903),  11;  vgl.  aber  auch 
(^däv&Qconog,  der  den  Tempel  in  Olympia  an-  Phaia  nr.  3.  —  2)  Göttin  der  Freundschaft 
gebrannt  haben  soll,  verderbt  und  in  <Pdlccv&og  mit  einem  Altar  auf  der  Akropolis,  Hesych. 
zu  ändern.     [Höfer.]  50  Vischer,    Neues  Schweizer.    Museum    3    (1863), 

Philargyria  (ÜHlaQyvQLu),  der  personifizierte  48,  2.     Einen  Kultus   der  Philia  gab  es  auch 

Geiz  auf  dem  Pinax  des  Kebes  (c.  14.  17).  in   Ephesos   nach   der  Ergänzung  <&il[iccg  von 

[Höfer.]  Newton- Hichs,   Anc.    greek  inscr.   in  the   Brit. 

Philea  s.  Philinas.  Mus.  3,  600  p.  221;  vielleicht  auch  in  Nikaia 

Phileis  (fPiXtig),  Beiname  der  Mtjt/jp,  welche  in  Bithynien,  vgl.  Bio  Chrys.  or.  39  p.  87  Bind. : 

in  dem  lydischen  Orte  Koloe  verehrt  und  eine  hv%o[ica  Si]  reo   ts    Jtovvaa   xm  TTQOTtdroQL   vfjs 

Frau  ig  rovg  aaarovg  strafend  gedacht  wurde  8s  x))g  nolscog   (Nikaia)    v.<xl  "HQcoiXbi    ta>   v.ti- 

nach  der  Inschr.  im  Bull.  hell.  8  (1884)  S.  378.  cavri    ri]vdt    trjv    noXiv    v.a.1    Au    lloXisl    nal 

Wernicke  bei   Pauly-Wissowa   1,  1390,  3  und  A&rjva  %al  AfpQoSirv   nctl   <&tXia   xai  'Ofiovoici 

1401,  32  identifiziert  sie  mit  Artemis,  vgl.  ebd.  60  v,al  Ntutasi    kccl   xolg   üXXotg  ftsoig.    <I>iXlct,   die. 

1367,  62.     [Röscher.]  personifizierte    Freundschaft,     zusammen    mit 

Philemoii  s.  Baucis.  Peitho  (s.  d.),  Asklepiades  in  Anth.  Pal.  12,  163. 

Philenor  (<PiXtjvcoQ),  Sohn  des  Aitolos,  nach  $iXia  im  Gegensatz  zur  KoXa.y.el(x,  Bio  Chrys.  or. 

welchem  die  Stadt  Philenorion  in  Arnaia,  einer  1  p.  18  Bind.     Als  Person  tritt  Philia  in  dem 

Landschaft  Boiotiens,  benannt  war,  Steph.  Byz.  Gedicht  des  Theodoros  Prodromos  knööv^og 

s.  v.  <&i%rjv6Qiov.     [StolL]  cptXla    auf,    vgl.     darüber    Krumbacher,    Ge- 

Philesios   (<I>tXi]6iog),    1)    eine    in    Trapezus  schichte  der  byzantinischen   Litterat ur   362.  - 

verehrte  Gottheit,  als  dessen  itQonäraQ  Hermes  3)  Eine  Weihinschrift  eines  sogenannten  Toten- 


2305                    Philmas  Philios                      2306 

mahlreliefs  in  der  Glyptothek  des  H.  Jacobsen  oder  Schwurformeln:  ngbg  Aibg  $>tXLov,  Plato 
in  Kopenhagen  lautet  Au  'EnireXeLm  <f>iXLcp  xca  Phaedr.  p.  234  e.  Minos  p.  321c.  Iulian  epist.  4. 
rf/  {ir\tQ\  rov  &tov  (frilia  xal  Tv%v  ccya&fj  rov  —  Ilobg  $iltov  Aiög,  Iulian  or.  2  p.  123.  or.  3 
Q-tov  yvvcu%L, Furtwängler, Sitzungsber.d.phüos.-  p.  165  Hertlein.  —  Hqbg  <&iXiov,  Plato  Gorg. 
philol.  Kl.  d,  k.  b.  Ah.  d.  Wiss.  zu  München  1897,  p.  500b.  519e.  Euthyphr.  p.  6b.  Luc.  Herod,  7. 
1,  402.  Hier  erscheint  Philia  als  Mutter  des  Zeus  Rhet.  praec.  4.  De  dipsad.  7.  TJiemist.  or.  1, 
Philios  (s.  d.);  sie  findet  ihre  Parallele  in  der  17  a  p.  19  Dindorf.  —  Nal  rov  <l>iXtov,  Arist. 
Paarung  von  Zeus  Meilichos  und  der  Göttin  Acharn.  730  und  Schol.  Pherekrates  2,  293 
Meiliche  (s.  Meilichie  u.  Furtwängler,  Samml.  Meineke  =  1,  96  p.  172  Kock.  —  Ma  rov  <&i- 
Sabouroff,  Sculpt.  Einleit.  S.  36.  Usener ,  10  Xiov  rov  iyböv  rs  ncd  aöv,  Plato  Ale.  1  p.  109  d. 
Gölternamen  36),  und  ist  ein  selteneres  Bei-  Bezeugt  ist  der  Kultus  des  Zeus  Philios  für 
spiel  dafür,  dafs  bei  Paarung  von  männlichen  A)  Athen:  et)  Schol.  Plato  Gorg.  a.  a.  0. 
und  weiblichen  chthonischen  Gottheiten  der-  Schol.  Demosth.  in  Mid.  (or.  21  p.  578)  p.  469 
selbe  Stamm  zu  Grunde  liegt,  während  ge-  Dindorf.  — ■  ß)  Sesselinschrift  des  Dionysos- 
wohnlich  (Usener  a.  a.  0.  35 ff.  Furtwängler,  theaters  in  Athen:  izytcog  Ji.bg  <&iXlov,  0.  I.  A. 
Samml.  Sab.  a.a.O.  22)  beide  Namen  verschie-  3,  285,  von  Milchhöfer ,  Karten  von  Attica 
denen  Stammes  sind  (Pluton-Persephone,  Kly-  1,  70  Anm.  86  zweifelnd  auf  den  Priester  des 
menos-Chthonia,  Trophonios-Herkyna  u.  s.  w.).  Zeus  Ph.  im  Peiraieus  (s.  unten  B)  bezogen. 
Vielleicht  mit  der  von  Hesych.  (oben  nr.  2)  er-  W.  Vischer,  Neues  Schweizer.  Museum  3  (1863), 
wähnten  Ph.  identiscb;  vgl.  Philios.  —  4)  Bak-  20  48  Anm.  2  vermutet,  dafs  die  nach  Hesych. 
chantin  auf  einer  attischen  Vase,  Heydemann,  auf  der  Akropolis  verehrte  <&lXLu  (s.  d.  nr.  2) 
12.  Hall.  Winckelmannsprogr .  1887  S.  83.  Wiener  mit  dem  Zeus  Ph.  in  Zusammenhang  stand, 
Vorlegebl.  E,  11;  vgl.  nr.  1.  —  5)  Beiname  der  eine  Vermutung,  die  durch  das  Relief  Jacobsen 
Aphrodite,  Anth.  Pal.  5,  11.  Tzetz.  Antehom.  (s.  Philia  nr.  3  und  unten  nr.  $)  bestätigt 
70.  72.     [Höfer.]  zu  werden  scheint.  —  y)  Fragmentiertes  Relief, 

i'hilinas,  Sohn  des  Aigyptos,  vermählt  mit  aus    dem    Jahre    324    v.   Chr.    stammend,    am 

der  Danaide  Philea,  Hyg.  f.  170.  Beide  Namen  Nymphenhügel    gefunden    mit    der    Weihung 

scheinen  korrupt.     [Stoll.]  'Eoctviorctl    Au    <&iXicot    avE&satxv    (A&rjvccLov 

Philios    ($lhog)    1)    Sohn    des   Telamoniers  8,  289.    C.  I.  A.  2,  1330.    Milchhöfer,  Die  Mu- 

Aias  und  der  Lysidike  (s.  d.  nr.  2)  =  Philaios  30  seen    Athens    81  r.)    zeigt    den    Gott    thronend, 

(s.  d.),  Tzetz.  z.  Lyk.  53.     Chiliad.  3,  261.  in    der    horizontal    ausgestreckten  R.    (die   L. 

2)  Beiname  des  Apollon  =  Philesios  (s.  d.  fehlt)   die    Schale,    nach    r.    schauend,    woher 
nr.  2),  Konon,  Narr.  33,  Opferdiener  ein  Schwein  (das  Opfer  für  chtho- 

3)  des  Hermes,  s.  Parolen-Götter  nr.  9,  nische  Götter,  insbesondere  für  Zeus  Meilichios 

4)  des  Zeus,  von  den  alten  Erklärern  durch-  (s.  d.),  Ken.  Anab.  7,  8,  3  ff.  Schol.  Luc.  im 
gängig  als  Beschützer  der  Freundschaft  —  Rhein.  Mus.  25  [1870],  548)  zum  Opfer  her- 
dafs  aber  Zeus  Philios  auch  eine  milde,  Heil  beiführen,  I  urtwängler ,  Sitzungsber .  d.  philos.- 
und  Segen  spendende  chthonische  Gottheit  ist,  philol.  Gl.  d.  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.  zu  München 
werden  wir  unten  (nr.  B)  sehen  —  gedeutet:  1897,  1  S.  408.  Wird  schon  hierdurch  der 
Z£t>s  cpiliog-  6  iitl  roig  cpLXa  dgäei  rsrayiisvog,  40  chthonische  Charakter  (vgl.  Milchhöfer,  Karten 
Phrynichos  bei  Bekker ,  Anecd.  1,  34,  14.  <I>L-  u.  s.  w.  1,  60.  Toepffer ,  Att.  Geneal.  250,  2. 
Xiog  (ohne  Zeus);  6  cpiXiag  Zcpogog  &sog,  Phry-  Wachsmuth,  Stadt  Athen  2,  147)  des  Zeus  Ph. 
nichos  a.  a.  O.  1,  71,  7.  <I>iXiog  Zsvg-  6  xä  ksqI  angedeutet,  so  geschieht  dies  noch  mehr  (aufser 
rfjg  cpiXiag  i7ti6xonwv ,  Phot.  und  Suidas  s.  v.  den  unter  B.  zu  erwähnenden  Denkmälern) 
$>LXiog  Zivg.  Etym.  M.  793,  43.  Aibg  r\v  inm-  durch  —  6)  das  attische  Relief  aus  dem  vierten 
vvuov  tkxq'  A&nvciloig  (s.  unten  nr.  A)  6  Jahrhundert  (abg.  Furtwängler  a.  a.  O.  403) 
$>LXiog,  i%  rov  elvai  r&v  cpiliKwv  Ka&r]ii6vrcov  mit  der  Weihung  'Agier oiiä%n  Oscoglg 'OXvamo- 
ccvrbv  Zcpopov,  Schol.  Plato  Gorg.  500  b  und  dcooog  ävi&scav  Au  'ETtirsXsica  <&iXicp  Kai  ry 
Olympiodoros  zu  Plato  a.  a.  O.  nennt  ihn  firjrpt  rov  &sov  <&iXta  %ul  Tv%w  Aycc&fj  rov 
gleichfalls  tepogog  rfjg  tpiXiag  und  ri]g  cpiXiag  50  &sov  ywami,  worüber  ausführlich  Furtwängler 
£Tti6Tccrr}g.  Zeus  heilst  <&lXiog  und  ' Eraiqüog,  a.  a.  O.  402  ff.  handelt.  Zeus  ist  auf  der  Kline,  an 
ort  ifävrag  av&Qmnovg  avvüysi  -nal  ßovXzrcci  deren  Fufsende  die  als  seine  Gattin  zu  be- 
cpiXovg  ilvcci  ccXXr\Xoig,  £%&qov  ds  ?)  noXi^iiov  trachtende  Agathe  Tyche  (Philia  selbst  ist 
ovdiva  ovSsvög,  Dio  Chrysost.  or.  1  p.  9,  6.  15.  nicht  mit  dargestellt)  sitzt,  gelagert,  von  1. 
or.  12  p.  237,  9.  16  Dindorf.  Aiu.  noorü-  nahen  die  Adoranten,  zwischen  ihnen  und 
vov6iv  . .  .  oi  cpiXoi  <&iXlov,  Schol.  rec.  Soph.  dem  Götterpaare  steht  der  Oinochoos  in  der 
Aiax  492.  Zeus  Philios  wird  erwähnt  bei  L.  die  Phiale,  mit  der  R.  aus  dem  Krater 
Aristot.  de  mundo  6,  34  =  Stob.  Eklog.  2,  36  schöpfend.  Zeus  hält  in  der  R.  die  Phiale,  in 
p.  22  Meineke.  Luc.  Timon  1.  Plut.  Arat.  54.  der  L.  ein  grofses  Füllhorn,  das  Attribut  des 
Iulian  or.  8  p.  327  Hertlein.  Schol.  Arist.  60  Pluton  und  des  Agathos  Daimon  (Schöne, 
Equit.  500.  Schol.  Eur.  Hec.  791.  Andr.  603.  Griech.  Reliefs  108.  Furtwängler  a.  a.  O.  405. 
Anonymus  Laurent,  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-  Samml.  Sabouroff  Taf.  27.  Athen.  Mitth.  1891, 
Studemund  1,  267,  10.  Eust.  de  Hysmin.  amor.  25);  vor  der  Kline  steht  die  Trapeza,  mit 
3,  9,  5.  5, 18.  Commentar.  in  Arat.  reliquiae  ed.  Kuchen  zum  Nachtisch  bedeckt.  Hieraus  und 
Maafs  332,  11.  Achill,  ebend.  p.  84,  17  Maafs.  aus  der  Travestie  des  Komikers  Diodoros 
Beim  Zeus  Philios  schworen  die  Freunde,  Luc.  (Meineke  3,  543  f.  v.  7  ff.  =  Kock  2,  420  f. 
loxar.  11.  12.  Menand.  4,  85  Meineke  =  3,  54  vgl.  Deneken,  De  theoxeniis  25.  Rohde,  Psyche 
Kock,  und  häufig  finden  sich  die  Beteuerungs-  1*,  98  Anm.  zu  97),  der  den  Zeus  Ph.  als  Er- 

Eoscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III.  73 


2307                     Philios  Philodike                    2308 

finder     des    nagaoirtTv     bezeichnet,     schliefst       Pick  a.  a.  0.     Auf  Münzen  von  Pergamos   er- 
Furtivängler  a.  a.  0.   405,   dafs   Z.  Ph.   durch       scheint    Zeus    entweder    in  ganzer  Gestalt  in 

Lektisternien  verehrt  wurde,  ein  Kultgebrauch,  einem  tetrastylen  Tempel  sitzend  mit  Phiale 
der  gleichfalls  auf  chthonischen  Charakter  der      und  Scepter,  oder  nur  sein  bärtiger  Kopf  mit 

dadurch    verehrten    Götter    hindeutet,    Furt-  mildem  Gesichtsausdruck;  Münzlegende:  XGYC 

wangler,  Samml.  Sabouroff,  Sculpt.   EM.   26.  0IAIOC    oder   0IAIOC    S6YC,    Eckhel,  Doctr. 

29.  30.    Müchhöfer,  Arch.  Jahrb.  1887,  31.  mim.  vet.  2,  465.    Mionnet,  Suppl.  5,  443.  958 f. 

B)  Peiraieus.  Sämtliche  Weihungen  an  Head,  Hist.  num.  464.  Overbeck ,  Kunst- 
Zeus  Ph.  stammen  aus  dem  Asklepios-Heiligtum,  hmythologie,  Zeus  228.  Münztafel  3,23.  Wroth, 
in  dem  neben  Asklepios  eine  grofse  Zahl  ihm  io  Catal.  of  the  greek  coins  of  Mysia  pl.  28,  12 
wesensverwandter  Gottheiten  verehrt  wurden;  p.  141  f.  Auf  Homonoiamünzen  von  Thyateira 
auch  an  andern  Orten  finden  wir  nicht  selten  und  Pergamon  ist  der  Kaiser  Traian  als  Zeus 
den  Zeus  Ph.  mit  Asklepios  verbunden,  vgl.  Philios  dargestellt:  Tgatavbv  .  .  .  <&Lliov  Aicc. 
Pick,  Archaeol.  Jahrb.  13  (1898),  159,  74.  Head,  Cat.^of  greek  coins  of  Lydia  320,  145 
Furtivängler  a.  a.  O.  405  ff.  —  a)  Mjvvviov  pl.  41,  5.  Über  anderezwe  ifelhafte,  auf  Zeus 
Ad  <&iUcp  u.vtft]ri%sv ,  C.  LA.  2,  1572.  Das  Ph.  bezogene  Münztypen  von  Tarsos  s.  Over- 
Relief  zeigt  den  Gott  im  gewöhnlichen  Zeus-  beck  a.  a.  0.  228  f. 

typus,    mit    der    L.    das   Scepter    aufstützend,  F)    Daphne    bei    Antiocheia:  .Tempel 

vor  ihm   die  weihende  Frau  mit  ihrem  Kind,  <&diov  Aiog,  Julian   Misopog.  p.  446  Hertlein. 
v.  Sybel,   Matal,  d.  Skulpt.  zu  Athen.     Hey  de-  20  Ein   simulacrum   Iovis    Amicalis    apud    An- 

mann,    Die   ant.    Marmorbild.  ,zu  Athen    736.  tiochiam  erwähnt  Bufinus  aus   Euseb.  Hist. 

Schöne,  Griech.  Beliefs  p.  53,  105  Taf.  25.  —  eccles.  9,  3.  10:  nScalöv  xi  Aibg  $itiov.     Doch 

b)  'EQ^ialog  All  <t>dia>  (das  fragmentierte  Relief  liegt  hier  kein  öffentlicher  Kult  vor,  sondern 

ist  dem  vorigen  ähnlich),  'Ecpwp.   ccq%.   1885,  ein  privater  für  magische  Zwecke  geschaffener, 

90.    C.   LA.    2,  1572  b  p.  352.    —    c)    Relief  vgl.     Gustav    Wolff,     De     novissima     oracul. 

aus  dem  Peiraieus,  näherer  Fundort  unbekannt,  aetate  22. 

ohne  Weihinschrift,    von   Müchhöfer,    Karten  6)  cpilioi   daiiiovzg  s.   d.   Art.   Korakoi. 

u.  s.  w.    1,  60  f  wegen   seiner  Ähnlichkeit  mit  [Höfer.] 

dem    Kultbild    zu   Megalopolis    (unten    nr.    C)  Philippios   ($tllmtiog),   Beiname    des    Zeus 
gleichfalls  auf  Zeus  Ph.  gedeutet.  —  d)  und  e)  30  auf   einer  Inschrift    aus   Eresos:    rolg    §ta\Loig 

All    <f>dico,   Aslxiov    ccq%.    4   (1888),    135    zu  .  .  .   xä>    diog  xCa    <&ilnntico,    Conze,   Beise  auf 

nr.   3.    All   $[di<p),   ebend,   nr.  3.    C.  I.  A.    4,  der  Insel  Lesbos  35   Taf.  12  A.      C.  1.  G.  Ins. 

Suppl.  2,  1572  c  p.  262:  auf  diesen  Votivplatten  Mar.  Aeg.  2,  526;  vgl.  Sauppe,  Gott.  Gel.  Anz. 

ist    Zeus  Ph.    in   Schlangengestalt,    wie    Zeus  1863,  3,  359 ff.     Kirchhoff  bei  Droysen,  Gesch. 

Meilichios,   Asklepios    gebildet;    über  weitere  d.  Hellem' sm.  22,  363.     [Höfer.] 

vielleicht  ebenfalls  auf  Z.  Philios  zu  beziehende  Pliilippis  (<I>ilnntLg),   eine   der  vornehmsten 

Schlangenreliefs  vgl.  Furtwängler  a.  a.  0.  407;  Amazonen,  im  Kampfe  von  Herakles  erschlagen, 

vgl.  auch  Müchhöfer ,  Karten  1,  60.    Hiernach  als   er  den  Gürtel   der  Hippolyte  holte,  Diod. 

ist  Zeus  Philios  c  nichts  als  einer  der  Schmeichel-  4,16.     [Stoll.] 

und    Kosenamen ,    die    man    den    gefürchteten  40      Pkiliste  (<Prticrri),  eine  der  melischen  (siehe 

Unterirdischen    gab,    um   ja  ihre  gute   milde  Melia  nr.   9)   Nymphen,    Tzetz.   Theog.    101   in 

freundliche    wohlwollende    Seite    zu    betonen;  Anecdota  Matranga  2,  580.     [Höfer.] 

man    hoffte,    dafs    sie    dann    nur    von    dieser  Phillyra    ($dlvQot),     Tochter    des    Asopos, 

ihrer  segenspendenden  Kraft  Gebrauch  machen  zeugte  mit  dem  thessalischen  Flufsgott  Peneios 

würden   (Samml.   Sabouroff,   Sculpt.  Einl.  19  f.  den  Lapithenkönig  Hypseus,    Akesandros  bei 

Bohde, Psyche  12,208).  Ein  anderer  gleichartiger  Schol.  Pind.  Pyth.  9,  26.     Vgl.  Philyra   nr.  1. 

Zeus  aufserhalb  Attikas  ist  der  Zeus  Eubuleus  [Stoll.] 

(Kern,   Athen.   Mitth.  1891,  10).     Furtivängler  Philobie  ($iloßiw),  Gattin  des  Troers  Perseus 

a.  a.  O.  408  f.     Bohde  a.  a.  O.  207.  (wozu  vgl.  den  Art.  Akamas  Bd.  1  Sp.  206,  28  ff. 

C)  Epidauros:  All  $ilico  Ilvgoiog  ■x.ccx'  50  Munitos  Bd.  2  Sp.  3230  Z.  21ff.),  Hegesippos  bei 
övccq,  Baunack,  Studien  auf  d.  Gebiete  des  Parthenios  16=  F.  H.GA,  424.  —  v.Wüamoioitz, 
Griech.  1,  85,  12.  Cavvadias,  Fouilles  d'  Epi-  Aus  Kydathen  139  Anm.  62  vermutet  ^vloßin 
daure  1,  161.     Fraenkel,  Inscr.  Arg.  1296.  statt  (piloßln.     [Höfer.] 

C)    Megalopolis:    Tempel    des  Zeus   Ph.  Philodameia  s.  Phylodameia. 

mit  einem  Kultbild  von  Polykleitos   dem  Jün-  Pliilodamos  (ßiloäcc^iog?)     Im  Schol.  Iheokr. 

geren,   in   der  Bildung  dem  Dionysos  ähnlich  13,  1  (Ziegler  p.  78):  xbv  "Tlav  ZcoxQaxwg  vlbv 

(vgl.  Athen.  5,  185  c  und  Osann  zu  Comut.  de  'HQccKMovg    (vgl.  Bd.  1    Sp.  2794,   39  f.)   qprjffiV, 

nat.  deor.  p.  254),    nämlich  mit  Kothornos,  in  'A-jioVkwviog  ö's  6  *P6diog  ^iXoSü^iov  kkI  Krjv- 

der  einen  Hand   den   Becher,    in    der  andern  v.og   schreiben    Toup  und   Hemsterhuis  'PoSiog 
den  Thyrsos,  auf  dem  der  Adler  sitzt,  haltend,  60  (1,  1213)   QsioSd^iavxog ,  Niv.av§Qog  8s  Krjvxog. 

Paus.  8,  31,  4.  Stephani,  Compte  rendu  1867,  169  [Höfer.] 

vgl.    1875,   203.     Müchhöfer,   Karten   u.    s.  w.  Philoe  (Union),  eine  der  melischen  (s.  Melia 

60 f.     Overbeck,    Kunstmythol.    Zeus   51  f.   228.  nr.  9)  Nymphen,  Tzetz.  Iheog.  101  in  Anecdota 

Baumeister,  Denkm.   1354r.      O.  Müller,   Ant.  Matranga  2,  580.    [Höfer.] 

Antioch.  101.  Philodemos  (^döSviiog),  einer  der  Freier  der 

E)   Pergamos:    Templum    Iovis   Amicalis,  Penelope    (s.  d.):    Apollod.    epit.    7,  27    p.   234 

Jahrb.    d.    k.   preufs.    Kunstsamml.    9     (1888),  Wagner.     [Röscher.] 

85  f.    Fränkel,  Altert,  v.  Pergamon  8  nr.  269.  Philodike    (^dodUrf),    Gemahlin    des    Leu- 


2309  Philogaios  Philoitios  2310 


o 


kippos,  Tochter  des  Inachos,  Mutter  der  Hila-  Hirten  berührt,  stimmen  die  Berichte  mit  denen 

eira  u.  Phoibe  nach  Schol.  Lycophr.  511,  woraus  der  Odyssee  überein:   denn  auch  in  dem  Sab- 

Heyne  zu  Apollod.  3,  10,  3,  5   gegen   die  Hss.  baitischen  Apollodorfragment  ist  bei  der  Scene, 

Asv-ulmtov     Sh    \y.al     <&iXodLy.r\g     xrjg    'Iv<z%ov]  wo  sich  Odysseus  den  beiden  Getreuen  zu  er- 

&vyaztQ£g    nxX.    geschrieben    hat.      Vgl.    auch  kennen   giebt,   für  xcä  r<w  naiSl  <f>tXoixiov  mit 

Arch.  Ztg.  10,  439 f.     [Röscher.]  Bücheier  wohl  v.ui  Qiloix'm  zu  lesen:  Apollod. 

Philogaios  (QiXoyoaog),  eines  der  Rosse  des  epit.  7,  32  p.  235  W.    Von  Aristoteles  ('I&uxrio. 

Helios:  s.  Bd.  1  Sp. 2007,  9  und  Schol.  in  Germern.  noX.  fr.  133;    Müller,  fr.  h,  Gr.  2,  148)   hören 

Amt.  ed.  Breysig  p.  196.     [Höfer.]  wir  noch,   in  Ithaka  seien,  wie  nach  Eumaios 

Philoitios  (<PiloLxiog,  über  den  Namen  s.u.),  10  die  Koliaden,  so  nach  Philoitios  die  Bukolier, 
bei  Homer  der  Rinderhirt  des  Odysseus  beides  angesehene  Familien,  benannt  worden. 
(s.  d.).  Dieser  „setzte  ihn  schon  in  früher  Sonstige  kurze  Erwähnungen  des  Hirten :  Theoer. 
Jugend  (xvx&bv  iovxa)  über  die  Rinder  im  16,  55;  Ov.  Herold.  1,  103. 
Lande  der  Kephallenen"  (v  209  f.),  d.h.  da  die  Der  Name  hat  sehr  verschiedene  Erklä- 
später  Ktcpcxllrivloc  genannte  Insel  bei  Homer  rangen  erfahren.  Es  ist  zwar  nicht  zu  ver- 
Ho^Lr]  (oder  Zld^iog)  heilst,  unter  KscpccXXfivig  wundern,  dafs  sich  unter  den  antiken  Etymo- 
aber  sämtliche  Unterthanen  des  Odysseus  ver-  logieen  Unmögliches  findet,  so  bei  Eustath. 
standen  werden  (B  631;  A  330;  w  355.  378.  429,  p.  1889,  1  f.:  die  Ableitung  von  vytlüv  (vcpzi- 
vgl.  Strab.  10,  452),  auf  dem  benachbarten  Xr\xr\g —  qpf ilr\xr\g —  <pilrjxr\g —  cpiloixrig !),  wobei 
Festlande  (£  97),  wo  dieser  ansehnliche  Herden  20  der  ehrliche  Philoitios  schliefslich  als  %Xiitxr\g 
besafs  (vgl.  $635).  Offenbar  ist  Philoitios  dort  erscheint.  Im  übrigen  verdienen  jedoch  die 
mit  der  Zeit  zum  Oberhirten  (v  185.  254:  antiken  Erklärungen  einmal  mehr  Beachtung 
uQ%c<[iog  ävdQobv)  emporgestiegen.  Diesen  Rang  als  sonst,  und  es  haben  in  der  That  sämtliche 
teilt  er  also  mit  Eumaios  (s.  d. ;  vgl.  §  410  f.),  andere  an  sie  irgendwie  angeknüpft.  Uns  liegen 
wird  aber  mit  ihm  zu  den  Dienern  gerechnet  folgende  drei  Ableitungen  vor:  1)  von  cptXsiv 
(%  114).  Wie  dieser  wahrt  er  aber  auch  die  und  olxog,  bei  Eustath.  p.  1888,  61  allerdings 
Treue  gegen  den  abwesenden  Gebieter  und  als  „unglaublich"  bezeichnet,  dagegen  gebilligt 
sein  Haus,  während  der  Ziegenhirt  Melanthios  von  G.  Hermann,  opusc.  7,  252  (vgl.  auch  2, 187), 
(s.  d.  unter  3)  es  mit  den  Freiern  hält.  Alle  unter  Hinweis  auf  Msvoixiog  (s.  diesen  Artikel) 
drei  haben  mit  ihren  Unterhh'ten  täglich  in  30  =  og  \iivsi  xbv  olxov,  der  vor  dem  Schicksal 
den  Königspalast  von  Ithaka  die  nötigen  nicht  zurückschreckt,  Petiletus;  ferner  ver- 
Fleisch Vorräte  für  die  schwelgenden  Freier  zu  gleichen  Fick  und  Bechtel,  Griech.  Personen- 
liefern  (£  100  f.).  So  bringt  Philoitios  zu  Schiffe  namen  (1894)  S.  223:  'E%oixag  und  erinnern  an 
vom  Festland  Kühe  und  Ziegen  herüber  (v  185 f.).  11.  1563:  aXxvovog  —  olxov  .%%ov6cc.  Freilich 
Als  er  den  noch  unter  der  Bettlermaske  ver-  bereitet  die  Bedeutung  Schwierigkeiten;  denn 
borgenen  Odysseus  erblickt,  begegnet  er  ihm  den  Namen  Philoitios  zu  erklären  mit  dem 
treuherzig  und  teilnehmend.  Seine  gemütvolle  Satze:  og  xbv  olxov  cpiXel,  wäre  sinnlos;  wenn 
Anrede  verrät  nicht  nur  ernsten  Widerwillen  man  aber  für  Menoitios  die  Etymologie:  ov  6 
gegen  die  den  Freiern  von  ihm  zu  leistenden  olxog  {l£v£l  zu  Grunde  legt  und  demgemäfs 
Dienste  (213  f.),  sondern  auch  die  feste  Hoff-  40  hier  ansetzt:  ov  6  olxog  cpiXsl,  so  ist  auch  dies 
nung  auf  die  baldige  Heimkehr  des  unglück-  gezwungen,  ja  der  Bedeutung  nach  völlig  un- 
lichen  Königs  (224  f.),  den  er  unter  seiner  Ver-  wahrscheinlich.  Die  Analogie  von  Menoitios 
kleidung  ahnungsvoll  zu  erkennen  scheint  führt  also  hier  geradezu  irre.  —  2)  von  dem 
(194  f.).  Odysseus'  Erwiderung  ist  für  ihn  Adj.  cpiXog  und  oi'am,  oiaifisvai,  „bringen, 
ebenso  rühmlich  wie  trostreich  (227  f.,  232  f.)  erhalten,  davontragen"  (Fick2- Bechtel  a.  a.  O.), 
und  entlockt  ihm  das  Versprechen  thatkräftiger  also  entweder :  der,  welcher  Freundliches  davon- 
Hilfe  für  den  Fall  der  Not  (236  f.).  Dafs  er  trägt,  erfährt,  oder:  der,  welcher  solches  bringt 
den  von  Eumaios  herbeigebrachten  Bogen  seines  und  erweist.  Damit  berührt  sich  auch  die  _Er- 
Herrn  wie  jener  nur  unter  Thränen  betrachten  klärung  im  Etym.  Magn.  393,  20:  cenb  xfjg 
kann  (<p  82  f.),  trägt  freilich  beiden  Hirten  von  50  ngog  xbv  &8an6xrjv  cpiltag.  —  3)  von  cpiXog, 
Antinoos  rohe  Schmähungen  ein  (85  f.).  Umso  das  durch  ein  Suffix  erweitert  ist;  so 
mehr  ist  Philoitios  erfreut  und  gerührt,  als  schon  Eustath.  p.  113, 1  f.  im  Anschlufs  an  die 
Odysseus  sich  ihm  und  Eumaios  zu  erkennen  gleiche  Erklärung  von  Msvoixiog  aus  pivog  und 
giebt  (188  f.,  206  f.).  Für  das  bevorstehende  unter  Verweisung  auf  Qv^oixr\g  und  Aay,olxr]g, 
Rachewerk  erhält  er  den  Auftrag,  das  Hofthor  vgl.  Welcher,  Gr.  Götterl.  1,  744,  2;  Yölcker, 
mit  Riegel  und  Seilen  fest  zu  verschliefsen  Japet.-Geschl.  50.  Zunächst  wäre  hier  $iXoLxr]g 
(240  f.).  Bei  dem  Freiermord  erlegt  er  den  anzunehmen  und  daraus  <&iloLxiog  weiter- 
Peisandros  (#  268)  und  den  Ktesippos  (285);  gebildet  worden,  vgl.  Aaegxwg  —  Accgxiog 
schon  vorher  hat  er  auf  Odysseus'  Befehl  mit  (Lobeck.  ad  Aiac.  1).  Diese  Erklärung  hat  schon 
Eumaios  an  dem  treulosen  Melanthios  ein  srau-  co  wegen  ihrer  Einfachheit  linguistisch  am  meisten 
sames  Strafgericht  vollzogen  (160 f.,  182  f.),  dem  für  sich;  und  mag  der  Rmderhirt  des  Odysseus 
dieser  erst  nach  langen  Qualen  zum  Opfer  fällt  zuerst  so  geheifsen  haben  oder  nicht,  die  Be- 
(474  f.).  Dann  beseitigt  er  mit  Telemach  und  deutung  des  Namens  stimmt  zugleich  zu  dem 
dem  Gesinde  die  Spuren  des  Blutbades  (435  f.,  Charakter  des  treuen  Dieners  am  besten. 
454  f.)  und  begleitet,  wohlgerüstet  wie  die  In  der  bildenden  Kunst  spielt  Philoitios 
übrigen,  seinen  Herrn  zu  Laertes  hinaus  auf  eine  noch  bescheidenere  Rolle  als  selbst  in  der 
das  Land  (tp  367  f.).  Litteratur.  Ihn  vergegenwärtigt  unter  andern 
Wo    die   spätere  Litteratur   den  treuen  Personen    eine   Gemme   (O verbeck,  Her.  Gull. 

73* 


2311  Philoktetes  (b.  Homer)  Philoktetes  (in  d.  Kyprien  etc.)    2312 

33,  12):    rechts    bemerken    wir    Odysseus    in  des  Ph.   genannt,    wohl   durch  Verwechselung 

Bettlertracht  mit  dem  Hunde  Argos,  links,  dem  mit  der  Heimat,  Stat.  Silv.  3,  5,  48. 
Herrn    abgekehrt,    zwei    mit    der    1'gcoy.Lg    be-  Sonst  wird  in  der  Ilias  (2,  721  ff.)  nur  noch 

kleidete,    wenig   von   einander   unterschiedene  berichtet,  dafs  Ph.  von  den  Achäern  auf  Lein  - 

Männer   im   Gespräch,    offenbar  Eumaios   und  nos   zurückgelassen  worden  war,    weil    er  an 

Philoitios,  vgl.  Od.  v  165  f.  185  f.    Beide  Hirten  einer  üblen  Wunde  litt,  die  ihm  eine  Schlange 

sehen  wir   auch  im  Begriff,    an  dem  Ziegen-  (vögog)   beigebracht  hatte.     Während   er  dort 

hirten  die  Bestrafung  zu  vollziehen,  auf  einem  ein  schmerzvolles  Dasein  fristete,  führte  Medon, 

Thonbecher    aus    Anthedon,    vgl.   Robert,  der  Sohn  des  Oüleus  und  der  Rhene,  den  Be- 
50.  Winckehnannsprogramm,  Berlin  1890.     Die  io  fehl  über  seine  Schar.     Aber  —  so  wird  die 

Darstellung    zerfällt    in    zwei    Scenen:    links  spätere  Abholung   des  Ph.   angedeutet  —   die 

liegt  Melanthios  nach  vorn  am  Boden;  auf  der  Griechen  sollten  bald  genug  seiner  gedenken, 
einen  Seite  steht  Eumaios  in  Helm  und  Stiefeln  Die  Odyssee  erwähnt  den  Ph.  an  zwei  Stellen, 

und   bindet  dem  Gefangenen  nach  hinten  die  8,  219  f.  bezeichnet  ihn  Odysseus  als  den  ein- 

Arme  zusammen;   von   der  andern  bringt  Phi-  zigen,    der   ihm    als    Bogenschütze    überlegen 

loitios  in  gleicher  Tracht  noch  einen  kräftigen  war   (plog   dr\   [is    <&ikoxxr\xr\g  unixaivvxo   xoh,w 

Strick  herbei;   darüber  stehen  die  Homerverse  dr^uo    Ivi    Tqwcov,    Öxs    ro^ä^otu-stf    'A%ocioL). 

%  161,  162,  188,  189;    rechts    ist    die    Strafe  Hier    kann   nur  von   der  Zeit  die  Rede   sein, 

bereits    vollzogen:    der  Verbrecher   hängt  ver-  wo  Ph.   Lemnos   bereits    verlassen    hatte    und 
kehrt  an  einer  Holzsäule;  ihm  zugewendet  ist  20  sich  auf  troischem  Boden  befand.     Od.  3,  190 

der  unbärtige,  dafür  aber  inschriftlich  bezeugte  nennt  Nestor    den   Ph.    unter    denen,    welche 

Eumaios,   offenbar  den  Aufgehängten  verhöh-  glücklich  in   die  Heimat  gelangt  sind   (si   äs 

nend,    mehr   im  Hintergrunde    der   Rinderhirt  Qiloxxr\xr\v    Tloiävriov    aylccbv    cpda'    il&i(isv). 

mit  Helm    und  Schild,    darüber    OIAOITI.*;  Ebenso   Sträbo  6,254  C.     Für  die  Kunst   des 

hier  sind  beigeschrieben  die  Verse  %  192 — 196  Bogenschießens  ist  der  Naine  Philoktetes  sprich- 

und  200.    —    Auf  den  Reliefs  von  Gjölbaschi-  wörtlich    geworden :      ^iloxxTqxov    to^ixmxsQog 

Trysa  ist  Philoitios  nicht  nachweisbar,  ebenso-  Corp.  paroemiogr.  graec.  ed.  Leutsch  et  Schnei- 

wenig  auf  dem  vielberufenen  schönen  Sardonyx-  deicin,  vol.  I  append.  cent.  5,  15.    Vgl.  Lucian. 

cameo    in   Wien    (Overbeck,   Her.  Galt.  33,  3),  adv.  indoct.  5. 

der  bald  auf  Odysseus'  Bewirtung  bei  Eumaios  30        Die    Kyprien   berichteten    nach    dem    bei 

(K  0.  Müller,  Archäologie  der  Kunst  §  416,  1 ;  Proklos  erhaltenen  Auszuge  (Kinkel,  ep.  graec. 

Overbeck  a.  a.  0.  S.  801  f.),  bald  auf  ein  üppiges  frgm.   S.  19):    Nach    Opferung    der    Iphigenia 

Freiermahl    (s.  Artikel  Melanthios),    bald    auf  fuhren  die  Griechen  nach  Tenedos.    Während 

den  Opferschmaus  bei  Laertes  (a  215  f.  362  f.;  sie    dort    schmausten,    wurde    Ph.    von    einer 

Schom  zu  Tischbeins  Homer  S.  45,  VHI,  8)  ge-  Schlange  gebissen.    Wegen  des  üblen  Geruches 

deutet   worden   ist;    vgl.   auch   Welcker,  A.  D.  der  Wunde  liefs  man  ihn  auf  Lemnos  zurück 

5,  228  f.;  Conze,  Ann.  d.  I.  1872  S.  209  f.  (Znuxu  xccxanliovoiv  dg  Tivtdov   xccl   svca%ov- 

[Johannes  Schmidt.]  [tivcov    ccvxoöv    iiiXoY.xr\xr\g    v(p'    vSqov    nl-nyslg 

Philoktetes   (<&iXoxxr\x7]g,    etrusk.   Pheliucte,  diu  xr)v  dveoapiuv  iv  Ar\^v(a   xaxtXuy&rj).     In 

s.  d.),  Sohn  des  Poias  (z.  B.  Hom.   Od.  3,  190;  40  der  kleinen  Ilias  war  die  Abholung  des  Ph. 

Find.    Pyth.   1,  53;    Philostr.   her.   5,  1   p.  171  geschildert  (Proklos  bei  Kinkel  S.  36):   Nach- 

Kayser;  Quint.  Smyrn.  9,  354).  dem   Odysseus    die  Waffen   des   Achilleus   er- 

Als   Mutter    nennt    Hyginus  f.  97  und  102  halten  und  Aias    sich   ermordet  hatte,   nahm 

die  Demonassa,    Eustath.   ad  Hom.  II.  2,  695  Odysseus  den  Helenos  gefangen,  welcher  über 

(p.  323,44)  die  Methone  (Ms&mvrj).  die  Eroberung  Trojas  weissagte.  Seinem  Spruche 

Unter  der  Führung  des  bogenkundigen  Phi-  gemäfs   holte  Diomedes   den  Ph.  von  Lemnos. 

loktetes    steht    bei    Homer    II.    2,  716  f.     die  Er  wurde  von  Machaon  geheilt,  trat  dem  Paris 

Mannschaft  aus  Methone,  Thaumakia,  Meliboia  im  Zweikampf  gegenüber  und  tötete  ihn.    Den 

und   Olizon,    welche    auf   sieben   Schiffen,    in  Neoptolemos     holte     Odysseus     von     Skyros. 

jedem  fünfzig  Mann,   sämtlich  Bogenschützen,  50  (OSvaatvg  lo%7]6agr'El£vov  Xa^ßdvti,  xal  %qt]- 

zum  Kampfe  gegen  Troja  gezogen  war.     Dazu  aavxog   7t£Qi  xijg   dXmaecog  xovxov  Aioy.r\Sr]g  ix 

stimmt,    dafs   Poias,    der   Vater   des   Ph.,    bei  Ar^vov    <&iloy.xrjxnv    ecvdyei.      la&slg   dh    ovxog 

Apollodor  bibl.    1,  9,  16,  9   als    ein   Sohn    des  vnb    Ma%dovog    xccl    iiovoiiu%ric<xg    'AXsh,ävSQ(p 

Thaumakos  bezeichnet  wird,  mithin  aus  Thau-  xxnvsi  u.  s.  w.) 

makia  stammt.     Auch  wenn  Poias  (bei  Eusta-  In  mehreren  Punkten   abweichend  ist  der 

thios  ad  lliad.  p.  323,  22  s.)  den  Phylakos  zum  Bericht  bei  Apollod.  epit.  3,  27  und  5,  8  (vom 

Vater  hat,   ist  in  der  Örtlichkeit  kein  grofser  Drama  beeinfhifst?).     3,  27:    Als  die  Griechen 

Unterschied,  da  Phylake  in  der  Phthiotis  liegt.  auf  Tenedos   dem  Apollon  opferten,  kam  vom 

Also  ist  Philoktetes  auf  der  thessalischen  Halb-  Altar  eine  Schlange  (vögog)  und  bifs  den  Ph. 

insel  Magnesia  heimisch,  bei  Strabo  6,  254  C  60  Die  Wunde  wollte  nicht  heilen   und   roch  so 

im  besonderen  in  Meliboia.    Bei  Apollodor  epit.  übel,  dafs  das  Heer  es  nicht  ertragen  konnte. 

3,  14  steht  in  der  Aufzählung  der  griechischen  Da   setzte  Odysseus    auf  Agamemnons   Befehl 

Schiffe    und    Anführer:   'Oli^covcav    <&iloxxrixr]g  den  Ph.  mit  dem  in  seinem  Besitz  befindlichen 

IJoiavxog    £.      Philostr.  Jan.    17:    <X>.    xovg   ix  Bogen  des  Herakles  auf  Lemnos  aus.     Ph.  ver- 

Mtlißoiccg  inl   TqoLuv  ävdyoov.     Bei   Malalas  schaffte   sich   in  seiner  Einsamkeit  die  nötige 

O  136   wird  unter  den   Teilnehmern    am  tro-  Nahrung,  indem  er  Vögel  schofs.  —  5,8:  Als 

janischen  Kriege  genannt   $>iloxx7]xr\g  ix  Mo-  der  Krieg  schon  zehn  Jahre  dauerte,   prophe- 

ftövi]g  avv  vr\vo\v  xß'.    Meliboea  wird  als  Gattin  zeite  Kalchas  den  mutlos  werdenden  Griechen, 


2313     Philoktetes  (u.  d.  Pfeile  cl.  Herakles)  Philoktetes  (u.  d.  Pfeile  d.  Herakles)     2314 

Troja  werde  nur  erobert   werden,    wenn    der  ol    t&v    ro^cov.     Ebenda    wird    aucb   erwähnt, 
Bogen    des    Herakles    zu    Hilfe    komme.      Da  dafs  Philoktetes   den  von  Iason   auf  der  Insel 
machte  sich  Odysseus  mit  Diomedes   auf  den  Chryse    errichteten    Altar    von    Herakles    her 
Weg  nach  Lemnos.     Mit  List  bemächtigte  sich  kannte   (ix  n~]g  £,vv  '  HgaxXsl   [Lvr^ing),   womit 
Odysseus  des  Bogens  und  überredete   den  Ph.  nur  dessen    Fahrt   gegen   Troja  gemeint   sein 
zur  Fahrt  nach  Troja.     Ph.  wurde  von  Poda-  kann.     Ähnlich  Hypoth,  metr.   zu   Soph.  Phil.: 
leirios  geheilt  und  erlegte  den  Alexandros.  XQvcr\g  'A&i]vüg  ßco^ibv    .  .  .  (ibvog  jfdst  7to&' 
Dafs  Ph.  Bogen  und  Pfeile   des  Hera-  '  HqccxXsl  avvmv.     Schal.  Soph.  Phil.  194:  noXig 
kies    besafs,     ist    in    den     sonst    erwähnten  Xqv6y\   TtXr\6iov  ArjiLvov,    h>9cc   vnb   xov  öcpscog 
epischen  Resten  nicht  enthalten,  braucht  aber  10  idrj%&T\  xbv  ßcofibv  grjxwv  iv  co  'i&vosv*  HQccxXfjg, 
nicht  erst  von  den  Tragikern  erfunden  zu  sein,  rjvixec  x<xxa  TQoiag  iox^äxavasv.    Alcidae  comes 
sondern  könnte  auf  alte  epische  Dichtung  zu-  heifst    Ph.    Senec.    Herc.    Oet,    1717.      Quintus 
rückgehen.      Dagegen    scheint    es    nicht    die  Smyrnaeus  10, 179 — 202  beschreibt  einen  Gürtel 
älteste  Form    der   Sage,    dafs    zur  Eroberung  und    einen  Köcher,    beide    reich    mit  Bildern 
Trojas  die  von  Herakles   ererbten  Waffen  das  geschmückt,    welche  Hephaistos  für  Herakles 
wesentliche    Erfordernis    seien ,    wichtiger   als  angefertigt  und  dieser  dem  Philoktetes,  seinem 
die    treffsichere    Kunst    des    Philoktetes;    und  Freund  und  Gefährten,  hinterlassen  habe  (205: 
der   Schlufs,    dafs    Ph.    in    die    troische  Sage  [iäXa  jclq  ol  b[noQÖ(piog  cplXog  rjsv).    Bei  Dictys 
überhaupt  erst  durch  seine  Waffenbrüderschaft  1,  14  bekommt  Ph.,   der  comes  Hercidis,    die 
mit  Herakles  hineingekommen  sei  (Wilamountz,  20  Pfeile   nach   dessen  Tode   als   industriae  prae- 
Euripides' Herakles  1  S.  321,  Anm.  105),  scheint  mium.     Nach   Mythogr.    Vatic.  1,59  u.  2,165, 
nicht    geboten.      Für    die    Zerstörung    Trojas  dsgl.    Servius    zu    Aen,  3,  402;    Schol.    Lucan. 
kommt  wohl  ursprünglich  die  Person  und  die  6,  354    u.    8,  800    mufste    Ph.    dem    Herakles 
Gewandtheit  des  Ph.  allein  in  Betracht.     Wer  schwören    sein    Grab    nicht    zu    verraten    und 
dann  etwa  die  Sage  von  Ph.  als  dem  Besitzer  bekam  dann  die  mit  der  Galle  der  Hydra  ge- 
der  Heraklespfeile   danebenhielt,  konnte  fest-  tränkten  Pfeile.     Schol.  Apollon.  Bhocl.  1,  1207 
stellen,    dafs   diese  das  Verderben  über  Troja  nennt  den  Ph.  unter  den  Geliebten  des  Herakles: 
bringen  halfen,  wie  sie  es  in  Herakles'  eigener  iyivovxo  dh  utoXXol  igw^isvoi '  '  HoaxXiovg,  "TXccg, 
Hand  schon  einmal  gethan  hatten.     Ging  man  <f>iloxxrjxr\g  xal  zJio^iog  xcä  IIsQi&öag  xal  3>(h'£. 
noch    einen   Schritt  weiter,    so   kam    man    zu  30  Dagegen  begnügt  sich  Hyginus  257  unter  den 
dem  Satze:  ohne  die  Pfeile  des  Herakles  kann  durch   Freundschaft  Verbundenen    zu    nennen 
Troja    nicht    erobert    werden.      Dann    wurde  Hercules  Iovis   filius  cum   Philocteta  Poeantis 
genau  genommen  Philoktetes  entbehrlich,    ein  füio.      Nach    Ptolemaeus    Heph.    ( Westermann 
Gedanke,    der  Soph.  Phüökt.   1055   auch  aus-  S.  84,  15)  zündete  der  Trachinier  Morsimos  den 
gesprochen,  aber  mit  einer  gleich  zu  nennen-  Scheiterhaufen   des  Herakles   an,    nicht  Philo- 
den Ausnahme  in  keiner  Darstellung  der  Sage  ktetes.     Von   Opfern,    die_  dem  Herakles  und 
zur  That  gemacht  wird;   vielmehr  ist  es  auch  dem  Philoktetes  auf  dem  Ota  gebracht  werden, 
im  Drama,   welches  immer  von  den  Herakles-  berichtet  Arrian    bei   Stobaios  1,  S.  246,  18  ff. 
pfeilen  redet,  doch  dabei  geblieben,    dafs   die  Wachsmuth.    Als  Heimat  des  Ph.  gilt  den  grie- 
Person    des    Philoktetes    für    den    Endkampf  40  chischen    Tragikern    das    malische    Land    am 
um  Troja  herbeigeschafft  werden  mufs,   z.B.  Ötaund  Spercheios:  Aeschyl.  PhilcM.  frgm.  (249 
Soph.  612.     Wenn   bei  Servius  zu  Aen.  3,  402  bei   Nauck   H7T£Q%sth  TToxa\ii  u.  s.  w.)   bezieht 
(=  Mythogr.    Vatic.    1,59;    2,165)    Phil,    in  sich  wohl  darauf;  Soph.  Phil  4.  664.  1430.    Bei 
Lemnos    zurückbleibt,    während   die  Griechen  Apollod.  2,  7 ,  7,  11.  12  erscheint  Poias  TtaQttov 
seine  Pfeile  behalten  (nach   einer  Tragödie?),  xorro:   ^t\xi\giv  noiyLviwv,    ist   also   ebenfalls   in 
so  ist  das  sichtlich  nicht  alte  Sage.  der  Gegend   zu  Hause.     Wenn   die   Sage   den 
Die  Pfeile   und  den  Bogen    (tu  ftsüv  äfid-  Philoktetes    oder    Poias    nur    wie    zufällig   an 
%y]Tcc   ßbXi]  Soph.  Phil.  198,   vgl.  Apollod.  2,  4,  den    Scheiterhaufen    des    Herakles    gelangen 
11,  8)    hatte    Philoktetes    von    Herakles    zum  läfst,    so   folgt  wohl  notwendig   daraus,    dafs 
Danke    dafür    bekommen ,  ^  dafs    er    ihm    den  50  sie    aus    der    Gegend    stammen;    wo    dagegen 
Scheiterhaufen    auf   dem   Öta    anzündete,    als  Philoktetes    als    der    ständige    Begleiter    des 
Herakles'    sterblicher    Teil    verbrannt    werden  Herakles  auftritt,   konnte  auch  seine  aus  dem 
sollte    {Soph,    Philokt.   670.   801.    1432;    Lyko-  Epos    bekannte    Heimat   beibehalten  werden; 
phron  916;    Diod.  4,  38;    Philostr.  her.  p.  171  das   geschieht  Schol  Lucan.  6,  354,  wo  Philo- 
Kayser;    Philostr.  jun.  17;    Schol.   77.   2,  724;  ktetes  als  Meliboeus  und  armiger  des  Herakles 
Ovid.   met.  9,231—234;    13,51;     Cicero    Tusc.  bezeichnet  wird.     Wenn  Ph.  auch  auf  Münzen 
2,  7,  19;  Hygin.  102  u.  36;    Seneca  Herc.  Oet.  der    Stadt    Lamia    (vgl.    unten   Sp.  2335)   vor- 
1648 ff. ;  Lucan.  6,  354;  Lactant.  divin.  inst.  1,  9).  kommt,    so   ist  das   ein   weiteres   Zeugnis   für 
Bei  Apollod.  2,  7,  7,  11.  12  ist  es  Poias,  welcher  seine  Zugehörigkeit  zu   dem  malischen  Land- 
den  Scheiterhaufen  des  Herakles  anzündet  und  60  strich,    welches    allerdings   von   der  Dichtung 
den  Bogen  bekommt.     Bei  Tzetzes  zu  Lycophr.  abhängig  sein  kann. 

50  hinterläfst  Herakles  dem  Philoktetes  seinen  Von  dem  „Philoktetes''  des   Aischylos  sind 

Bogen,    weil    dessen    Vater    Poias    ihm    den  einige   Bruchstücke    erhalten    (Nauck,    tragic. 

letzten  Dienst  am  Scheiterhaufen  erwiesen  hat.  grate,  frgm.2,  p.  79 — 82).    Am  meisten  ist  über- 

Dafs  Philoktetes   schon  von  Jugend   auf  dem  liefert  bei  Dio  Chrysostomos,  der  einen  Vergleich 

Herakles  Dienste  geleistet  habe,  berichtet  Phi-  zwischen   dem  Drama  des  Aischylos  und   den 

lostr.  jun.  11 :  Q-sQccrtcov  dr]  y£v£6&ai  Tw'HptxHXtl  entsprechenden    des   Sophokles  und  des   Euri- 

b  (PiXoxTrjzrig  ix  vr\niov,   Örs   xal  eponsvg  elvui  pides   anstellt,   or.  52.     Odysseus   begiebt   sich 


2315     Philoktetes  (b.  Aesch.,  Eurip.,  Sopb..)  Philoktetes  (im  sonst.  Drama)      2316 

zu  Philoktetes,  der  ihn  nicht  erkennt,   erzählt  Philoktetes,  der  ihn  nun  dringend  bittet,   ihn 

ihm,    dafs    Agamemnon    und    Odysseus    nicht  mit  auf  sein  Schiff  zu  nehmen  und  den  Um- 

mehr  am  Leben  und   die  Griechen   in  grofser  weg  nicht  zu   scheuen,    damit  er,   Ph. ,   seine 

Not  seien,   und  überredet  ihn  Lemnos  zu  ver-  Heimat    wiedersehe.      Neoptolemos    verspricht 

lassen,  um  sich  am  Kampfe  zu  beteiligen.  es,    bringt    es    aber    doch   nicht    fertig    seine 

In  dem  432  v.  Chr.  aufgeführten  Drama  des  wahren   Absichten    dauernd    zu   verheimlichen 

Euripides  (Bruchstücke  bei  Nauck  S.  613 — 621,  und    verdirbt    so    schliefslich    den    Plan    des 

besonders  aus  Dio  52)  ist  dem  Ph.  ein  Lemnier  Odysseus.     Auch    den   Bogen    hatte    ihm    Ph. 

namens  Aktor  als  Freund  zugesellt.     Odysseus  bereits  vertrauensvoll  übergeben,    damit  er  in 

beginnt  das  Stück:  Athena  hat  ihn  unkenntlich  10  sicheren  Händen  sei,   solange   der  Anfall   der 

gemacht.     Diomedes  ist  sein  Begleiter.     Eine  Krankheit    den    Ph.    bewufstlos    mache.      Als 

Gesandtschaft    der  Troer    sucht  ebenfalls   Ph.  Odysseus  bemerkt,  dafs  seine  List  zu  scheitern 

für  sich  zu  gewinnen.     Dio  59  giebt  den  Ein-  droht,  tritt  er  hervor,  kann  aber  von  Philoktetes 

gang    der    Tragödie    in    ausführlicher    Weise  nichts    erzwingen;    dieser    will   lieber  sterben 

wieder.     Odysseus   erzählt,   dafs    er  eben  mit  als    den   Griechen    zu  Willen    sein.     Er    läfst 

einer  höchst  schwierigen  Aufgabe  beschäftigt  sich  weder  durch  Androhung   offener  Gewalt 

sei :   er  sei  nach  Lemnos  gekommen ,  um  den  noch    durch    alles    Zureden    des    Neoptolemos 

Ph.  und  den  Bogen   des  Herakles  nach  Troja  bewegen.    Erst  als  der  gottgewordene  Herakles 

zu  bringen.     Helenos  sei  gefangen  genommen  erscheint  und  ihm  erklärt,   dafs   er  nach  dem 

worden  und  habe  geweissagt,  ohne  jene  beiden  20  Willen   des   Schicksals    zur  Eroberung   Trojas 

könne   die   Stadt    nicht    ei-obert  werden.     Zu-  helfen  müsse,  giebt  er  nach, 

nächst  getraute   sich  Odysseus   nicht   den  Ph.  Philoktets  Teilnahme  am  troischen  Kampfe 

zu  überreden,  welcher  ihn  hafste,  weil  Odysseus  behandelt  ein  zweites  Stück  des  Sophokles,  der 

ihn    ausgesetzt    hatte,    als    er    von   der  bösen  ^iloY.xrirr]g  iv  TqoLcc,  von  dem  aber  so  gut  wie 

Schlange  gebissen  worden  war.     Athene  aber  nichts  erhalten  ist,  vgl.  Nauck,  frgm.  trag.  gr. 

ermutigte   den   Od.   und  versprach    ihn  so   zu  S.  283. 

verändern,  dafs  Ph.  ihn  nicht  erkennen  werde.  Sonst  ist  die  Philoktetsage  noch  von  mehreren 
Odysseus  erblickt  den  Ph.,  wie  er  mühsam  Tragödiendichtern  zum  Gegenstand  gewählt 
herankommt,  durch  sein  Leiden  entstellt,  in  worden,  nämlich  von  Philokles,  dem  Neffen 
Tierfelle  gehüllt.  Als  Ph.  hört,  dafs  der  An-  30  des  Aischylos,  vgl.  Suidas  s.  v.,  ferner  von 
kömmling  einer  von  den  Griechen  ist,  die  Achaios  aus  Eretria  (Nauck  S.  755),  einem 
nach  Troja  gezogen  sind,  will  er  einen  Pfeil  jüngeren  Zeitgenossen  des  Sophokles,  und  von 
gegen  ihn  anlegen.  Da  giebt  Od.  vor,  durch  Tlieodektes  (Nauck  S.  803),  bei  welchem  Philo- 
die  Ränke  des  Odysseus  zur  Flucht  genötigt  ktetes  nicht  am  Fufse,  sondern  an  der  Hand 
worden  zu  sein,  welcher  den  Palamedes  und  verwundet  wird.  Dadurch  wurde  seine  Hilf- 
alle seine  Freunde  in  verleumderischer  Weise  losigkeit  gemäfsigt,  was  jedenfalls  in  der  Ab- 
des  Verrates  bezichtigt  habe.  Hierbei  erinnert  sieht  des  Dichters  lag,  der  von  der  Bühne  aus 
sich  Ph.  seines  eigenen  Unglückes.  Odysseus  keinen  allzu  peinlichen  Anblick  bieten  wollte, 
habe  ihn  ausgesetzt  einer  Wunde  wegen,  die  Sonst  wird  von  dem  Inhalte  des  Stückes  noch 
er  sich  zugezogen  habe,  als  er  den  Altar  der  40  berichtet,  dafs  Ph.  seine  Schmerzen  mit  grofser 
Chryse  zeigte,  auf  dem  die  Griechen,  um  des  Standhaftigkeit,  soweit  er  es  vermochte,  laut- 
Sieges  sicher  zu  sein,  opfern  mufsten.  Auf  los  ertrug.  Vgl.  Eibbeck,  röm.  Trag.  S.  376, 
die  Bitte  des  Od.,  ihm  zur  Heimkehr  zu  ver-  Anm.  3.  Auch  unter  den  Tragödien  des  Acckis 
helfen,  erklärt  Ph.  wehmütig,  dafs  er  ihm  befindet  sich  ein  Philocteta  (Ribbeck,  trag. 
seine  Freundschaft  nicht  versage,  aber  aufser  Roman,  frgm.2,  S.  203 — 210,  röm.  Tragödie 
stände  sei  jemandem  zu  helfen.  Kümmerlich  S.  376—401),  mit  Benutzung  mehrerer  grie- 
schaffe  er  sich  mit  dem  Bogen  Nahrung  und  chischer  Dramen,  hauptsächlich  aber  wohl  des 
Kleidung.  In  seiner  Behausung  sehe  es  übel  Euripides  geschrieben.  Zu  den  Tragikern  ge- 
aus,  überall  die  Spuren  der  Krankheit;  er  seilen  sich  einige  Komödiendichter :  Epicharmos, 
selbst  sei,  wenn  ihn  die  Schmerzen  überfielen,  50  Strattis  und  Antiphanes.  Vgl.  Lorenz,  Leben 
verdriefslich  und  unfreundlich,  obgleich  das  u.  Schriften  des  Koers  Epicharmos  (1864), 
Leiden  sich  durch  die  lange  Zeit  gemildert  habe.  S.  253 f.;  Meineke,  Com.  Graec.  1,  233;  3,  129; 
Bei  Sophokles,  dessen  Stück  409  v.  Chr.  Kock,  Comic.  Attic.  fragm.  1,  S.  724;  2,  S.  107. 
aufgeführt  wurde,  haben  es  Odysseus  und  Wenn  bei  Auson.  epigr.  71  (bei  Peiper  79) 
Neoptolemos  unternommen  den  Ph.  zu  holen.  und  Martialis  2,  84  von  Philoktets  Geilheit 
Neoptolemos  läfst  sich  von  Odysseus  um  des  die  Rede  ist,  so  geht  das  wohl  auf  die  Komödie 
guten  Zweckes  willen  und  weil  eine  andere  zurück  (Ausonius:  .  .  .  libido,  Herculis  heredi 
Möglichkeit  nicht  vorhanden  scheint,  ausnahms-  quam  Lemnia  suasit  egestas;  Martialis  siehe 
weise  zu  dem  Versuche  bestimmen,  durch  eine  Sp.  2326).  Als  eine  dem  Philoktetes  gewid- 
Lüge  auf  Philoktetes  zu  wirken.  Odysseus  60  mete  Dichtung  ist  endlich  noch  zu  erwähnen 
kann  diesem  nicht  selbst  gegenübertreten,  weil  ein  Epos  des  Euphorion ,  bei  Meineke,  Anal. 
ihn  Ph.  genau  kennt  und  als  den  Urheber  seiner  Alcxandr.  S.  73 — 75,  frgm.  39.  40.  Das  eine 
Verlassenheit  hafst  und  verflucht.  Neoptolemos  Bruchstück  (bei  Stobaeus,  floril.  59,  16)  handelt 
spiegelt  ihm  also  vor,  dafs  er  das  Griechen-  von  dem  ertrinkenden  Sohne  des  Dolopion; 
beer  wegen  erlittener  schwerer  Kränkung  ver-  dazu  ist  Hygin.  f.  102  zu  vergleichen,  wo  ein 
lassen  habe:  man  habe  ihm  die  Waffen  seines  Hirt  Iphimachus,  Sohn  des  Dolopion,  sich  des 
Vaters  Achilleus  vorenthalten  und  dem  Odysseus  Ph.  annimmt.  Vielleicht  ist  auch  der  dort 
gegeben.     So   gewinnt  er  das  Vertrauen   des  genannte    König    Aktor     dem     Gedichte    des 


2317     Philoktetes  (b.  Euphorion,  Hygin  etc.)  Philoktetes  (s.  Verwundung)       2318 

Euphorion  entnommen.  Das  zweite  Bruchstück  Kampf  gezogen  war,  fiel  ihm,  während  er  sich 
steht  bei  Tzetzes  zu  Lycophr.  911:  <&iXoxTi]Trig  im  Schiefsen  übte,  einer  seiner  Pfeile  auf  den 
<?e  i^ma&i]  tig  '  IxaXiav  Ttgbg  Ka^ntavovg  xca  Fufs,  mit  dem  er  das  Grab  gezeigt  hatte. 
TtoXs(i->]6ccg  Asvxuvolg  Ttl)]oiov  Kgörcavog  xcci  Lange  Zeit  duldeten  ihn  die  Griechen  des 
©ovQLov  Koi^iaoav  xa-ro/jc«?'  xat  Ttuvftslg  rf]g  Orakels  wegen  in  ihrer  Mitte;  schliefslich  aber 
uXr\g' AXaiov  'AiroXXcovog  Ieqov  Krifei,  co  xoa  to  konnten  sie  den  Gestank  der  unheilbaren 
rö^ov  avxov  ävt&rixtv ,  a>g  cprjoiv  Evq.ogl.av.  Wunde  nicht  mehr  ertragen  und  setzten  ihn 
Es  gehört  jedenfalls  zu  derselben  Dichtung  auf  Lemnos  aus,  nachdem  sie  ihm  die  Pfeile 
und  zeigt,  dafs  Euphorion  die  Schicksale  des  genommen  hatten  (apud  Lemnum  sublatis  re- 
Ph.  bis  an  sein  Ende  verfolgt  hat.  Ph.  kommt  10  liquerunt  sagittis).  Der  Wunde  wegen  mochte 
nach  Kampanien,  kämpft  mit  den  Lukanern,  Ph.  nicht  in  seine  Heimat  zurückkehren,  sondern 
gründet  Krimissa  in  der  Nähe  von  Kroton  und  ging  nach  Petilia  in  Kalabrien. 
Thurii;  nach  Beendigung  seiner  Irrfahrt  er-  Unter  den  Freiern  der  Helena  wird  Ph. 
richtet  er  dem  Apollon  Alaios  ein  Heiligtum,  genannt  Apollod.  bibJ.  2,  10,  8,  3;  Hygin.  81. 
in  welchem  er  auch  seinen  Bogen  als  Weih-  Die  Verwundung  des  Philoktetes  erfolgte 
geschenk  aufhängt.  In  denselben  Zusammen-  nach  den  Kyprien  (s.  o.  Sp,  2312)  auf  Tenedos; 
hang  gehört  möglicherweise  auch  Etym.  Magn.  ebenso  bei  Apollod.  epit.  3,  27  (s.  o.  Sp.  2312), 
p.  298,  26:  EiXsvia  'A&r}vä'  ^iXoy.Trjxr\g  ya.Q  hier  mit  dem  Zusatz,  dafs  die  Schlange  von 
■jtaQaysvö^svog  sig  ' '  IrccXiav  \8qv6ccto  EIXsvlag  dem  Altare  des  Apollon  her  kam,  dem  die 
AdTjVäg  fcpbv  ccnb  rov  iv  ixslvco  ovyxsxXtta&ai  20  Griechen  gerade  opferten;  bei  Eustathios  zu 
ra>  xö-jta,  also  Gründung  eines  Heiligtums  der  II.  2,  723  (nach  Porphyrios)  itsql  Tivsdov  r\ 
Aftnvü  EiXsvia  in  Italien.  "I^ßpov,  ebenso  Schol.  II.  2,  721.  Lemnos  wird 
Aufser  den  angeführten  Darstellungen  der  als  Schauplatz  genannt  bei  Hyg.  f.  102,  Schol. 
Philoktetsage  finden  sich  zusammenhängende  Soph.  Phil.  270,  Schol.  II.  2,  722  und  Eustath. 
Berichte  noch  bei  Hygin.  f.  102  und  Servius  zu  II.  2,  724.  Bei  Hygin  sendet  Hera  die 
zu  Aen.  3,  402  (=  Mythogr.  Vat.  1,  59;  2,  165).  Schlange,  weil  Ph.  dem  Herakles  geholfen  hat, 
Hygin  erzählt:  Auf  der  Insel  Lemnos  bifs  den  nach  Schol.  Soph.  Phil.  270  ist  Ph.  im  Begriff 
Philoktetes  eine  Sehlange  ins  Bein,  welche  dem  Herakles  einen  Altar  zu  errichten,  bei 
Hera  gesandt  hatte  aus  Zorn  darüber,  dafs  Eustathios  wird  Ph.  verwundet,  als  er  mit  der 
Ph.  dem  Herakles  den  Scheiterhaufen  erbaut  30  Säuberung  des  Altars  der  %Qvai)  ' Afrnv&  be- 
hatte (quid  solus  praeter  ceteros  ausus  fuit  schäftigt  ist  (Kaftaipav  ßa^ibv  n)g  %q.  ' A)  Bei 
Herculis  pyram  construere:  sonst  ist  immer  Euripides  (s.  Sp.  2315)  geschah  es,  als  Ph.  den 
nur  von  dem  Anzünden  die  Rede,  hier  liegt  Griechen  den  Altar  der  Chryse  zeigte,  wo  sie 
also  eine  vergröberte  Fassung  vor).  Für  diesen  opfern  müfsten,  vielleicht  ebenfalls  in  Lemnos; 
Dienst  hatte  ihm  Herakles  seine  göttlichen  dasselbe  ist  wohl  bei  Phüostr.  jun.  imag.  17 
(divinas,  vgl.  Apollod.  2,  4,  11,  8)  Pfeile  ge-  vorausgesetzt,  wo  Ph.  den  Griechen  ganz  wie 
schenkt.  Da  die  Griechen  den  häfslichen  Ge-  bei  Euripides  den  Altar  der  Chryse  zeigt,  hier 
ruch  der  Wunde  nicht  ertragen  konnten,  wurde  mit  dem  Zusatz,  dafs  ihn  Iason  errichtet  hat 
Ph.  auf  Befehl  des  Königs  Agamemnon  samt  und  Ph.  ihn  von  einer  mit  Herakles  unter- 
den  göttlichen  Pfeilen  in  Lemnos  ausgesetzt;  40  nommenen  Fahrt  her  kennt.  Auf  der  Insel 
dort  verpflegte  ihn  ein  Hirt  des  Königs  Aktor  Chryse  bei  Lemnos  wird  Ph.  von  der  Schlange 
namens  Iphimachus,  der  Sohn  des  Dolopion.  gebissen,  welche  das  Heiligtum  der  Chryse 
Hernach  verkündete  ein  Orakelspruch  den  bewacht,  Sophökl.  Phil.  270.  1326 ff. ;  derselbe 
Griechen,  dafs  ohne  die  Pfeile  des  Herakles  Ort  wird  genannt  bei  Pausan.  8,  33,  4  und 
Troja  nicht  erobert  werden  könne.  Da  schickte  Eustathios  zu  II.  2,  723;  ferner  iv  Xqvöv  nach 
Agamemnon  den  Odysseus  und  Diomedes  zu  Tzetz.  zu  Lycophr.  911,  oze  ixccftaipiv  rov  xs- 
Ph.,  welche  ihn  bewogen  sich  mit  den  Griechen  icaa\iivov  ßoi^ibv  xf)g  ' A$r\väg  (vgl.  Eustath. 
zu  versöhnen  und  ihnen  zur  Bezwingung  Trojas  oben).  Zu  Lykophron  912  sagt  Tzetzes  iv 
behilflich  zu  sein.  —  Der  Bericht  des  Servius,  Xgv6v  r\  Ar^ivco,  kennt  also  auch  die  andere 
welcher  etwa  auf  eine  der  späteren  Tragödien  so  Fassung.  Schol.  Soph.  Phil.  194  spricht  von 
zurückgehen  könnte,  weicht  von  der  sonstigen  der  Nymphe  Chryse  auf  der  gleichnamigen 
Überlieferung  sehr  ab:  Philoktetes  war  der  Insel;  diese  Nymphe  liebte  den  Philoktetes 
Gefährte  des  Herakles.  Als  dieser  auf  dem  und  verfluchte  ihn,  weil  sie  ihn  nicht  gewann. 
Öta  das  menschliche  Wesen  ablegte,  mufste  Tzetzes  a.  a.  O.  sagt,  dafs  nach  einer  anderen 
ihm  Ph.  schwören,  dafs  er  niemandem  zeigen  Meinung  Ph.  von  der  Schlange  verwundet 
würde,  wo  sich  die  Überreste  des  Herakles  wurde,  weil  er  die  Liebe  der  Chryse  ver- 
befänden. Dafür  bekam  er  die  mit  der  Galle  schmähte.  Aufser  der  Insel  Chryse  nennt  Schol. 
der  Hydra  getränkten  Pfeile.  Später  erging  Soj)h.  Phil.  194,  Teil  2  auch  eine  Stadt  des 
im  trojanischen  Kriege  ein  Orakel,  dafs  zur  Namens  7tXr}oiov  Arjiivov,  dort  wurde  Ph.  von 
Eroberung  Trojas  die  Pfeile  des  Herakles  not-  co  der  Schlange  gebissen,  als  er  den  Altar  suchte, 
wendig  seien.  (Bis  hierher  bietet  ungefähr  auf  welchem  Herakles  geopfert  hatte,  als  er 
dasselbe  auch  Schol.  Lucan.  6,  354.)  Ph.  wurde  gegen  Troja  zog.  (Vgl.  Euripides  und  Phi- 
aufgesucht  und  gefragt,  wo  Herakles  sei.  Zu-  lostratos.)  Zu  den  genannten  Inseln  kommt 
erst  behauptete  er  es  nicht  zu  wissen,  gestand  noch  eine  ebenfalls  bei  Lemnos  gelegene  hin- 
aber  dann,  dafs  H.  gestorben  sei.  Als  er  nun  zu,  mit  Namen  Niet  oder  Nsai ,  wo  die  Ver- 
Bein Grab  zeigen  sollte,  setzte  er,  dem  Drängen  wundung  Philoktets  nach  Steph.  Byz.  und 
nachgebend,  den  Fufs  auf  die  Stelle,  da  er  Suidas  s.  v.  Nica,  Hesych  s.  v.  Nicc  statt- 
nicht    sprechen    wollte.     Als    er   dann  in   den  gefunden  haben  soll.     Eine  Anspielung  darauf 


2319      Philoktetes  (Aussetzung  auf  Lernnos)  Philoktetes  (Orakel  d.  Helenos)      2320 

enthält  auch  das  Gedicht  Bcofidg  des  Dosiadas  Philoktetes  ist  verlassen  und  hilflos,  kann  sich 

(Anthol.  Palat.  15,  25).     Von    einer    Insel    bei  nur  kümmerlich   nähren   und  kleiden  und  ist 

Lemnos  ohne  Namensnennung  spricht  Appianus,  in  seiner  Höhle  kaum  gegen  die  Unbilden  der 

Mithrid.  1,  77:    Ovccqiov   .  .  .  nsol  Ai^vov   iv  Witterung  geschützt;  somit  erscheint  das  Ver- 

l$r\\Lr\  vr\6m  naxalaßcov,    h>&cc  ösixvvxai  ßa\Log  fahren    derjenigen,    die    ihn    so   zurückliefsen, 

<&iXo%xr}xov    xai    %<xl;i£og    öq>ig    nccl    xo£,u    xal  als  eine  Grausamkeit.  Anders  ist  die  Darstellung 

-ö-wp«!   raiviatg  rtspidsxog,   itvf](ia   xfjg   ixaivov  des    Philostratos   Heroic.    p.  171    Kayser:    Ph. 

■7täQ-r\g.     Es  ist  wohl  in  der  That  auf  mehreren  war  auf  Lemnos  nicht  einsam;  viele  Bewohner 

Inseln  um  Lemnos  herum  die  Sage  von  Philoktet  Meliboias  blieben  bei  ihm ;   die  Achäer  waren 
und  der  Schlange  zu  Hause  gewesen,  vielleicht  10  sehr  betrübt  darüber,  dafs  sie  ihn  zurücklassen 

-  worauf  die  Appianstelle  hinzuweisen  scheint  mufsten.     Er  wurde  rasch  durch  die  lemnische 

—   mit    einer    alten   Verehrung    des  Ph.    ver-  Erde  geheilt,    auf  welche  Hephaistos  gefallen 

bunden,  die  von  einer  Beziehung  desselben  zu  sein   soll.     Sie  vertreibt  den  Wahnsinn,   stillt 

Troja  ursprünglich  nichts  gewufst  haben  wird.  blutende  Wunden  und  heilt  auch  den  Bifs  der 

Eine     willkürliche     spätere     Entstellung     der  Schlange.     Während    die   Griechen   Troja    be- 

Sage  ist  es,  wenn  bei  Bictys  2,  14  Philoktetes  lagerten,    eroberte  Ph.  zusammen  mit  Euneos, 

den  Bifs   der  Schlange  in  Troas   erleidet,   als  dem  Sohne  des  Iason,    die   kleinen  Inseln  der 

Palamedes  mit  Hilfe  des  Priesters  Chryses  dem  Umgegend,  von  denen  sie  die  Karer  vertrieben ; 

Apollon  Smintheus   für  das  Griechenheer  eine  zum    Lohne    erhielt    er    einen    Teil    der    Insel 
Hekatombe  darbringt.    Hier  scheint  die  troische  20  Lemnos,  den  er  Akesa  nannte,  zum  Andenken 

Stadt  Chryse  für  die  oben  erwähnte  Insel  des-  an  seine  Heilung.     Vielleicht  ist  auch  hier  ein 

selben  Namens  eingesetzt  zu  sein.    Noch  weiter  Rest    alter    von    der    troischen    unabhängiger 

entfernt   sich  Servius  zu  Aen.  3,  402   (s.  oben  Sage  erhalten,   und   zwar  einer  Sage,   in   der 

Sp.  2318),   indem  von  der  Schlange  gar  nicht  Philoktetes    auf  Lemnos    nicht    ein   Gast  und 

mehr  die  Rede  ist,  sondern  ein  herabfallender  ein    Kranker,    sondern    einheimisch    und    ein 

vergifteter  Pfeil  die  Wunde  verursacht.     Nach  kraftvoller  Held  war. 

Ptolemaeus  Heph.  (Westermann  S.  193,  6)  stirbt  Nach   der  kleinen  Ilias  bildete,  wie   oben 

Ph.  von  dem  Bifs  der  Schlange.  erwähnt,   die  Veranlassung  zur  Abholung  des 

Als  Grund  der  Aussetzung  auf  Lemnos  wird  Philoktetes  eine  Weissagung  des  von  Odysseus 
gewöhnlich   der  üble   Geruch   der  Wunde   an-  30  gefangenen  Helenos,  worauf  Diomedes  den  Ph. 

gegeben    (z.  B.    Kypria,    Apottod.    epit.  3,  27,  holte  und  Machaon  ihn   heilte.     Helenos  war 

Hyg.  102);    bei  Sophokles  8—11;     1032—1034  der  Weissagende  auch  in    einem  Dithyrambos 

wird  noch  hinzugefügt,  dafs  das  Geschrei  des  des    Bakchylides   (Schol.    Find.    Pyth,   1,  100: 

Ph.   die   Opferhandlungen   störte    (ovxa    Xoißi)g  xavxy   xfi   16x00101  y.ul  Bux%vXl§r]g  avfMpcovH  iv 

Tjfuv  ovxs   &v(idxcov   Ttaoijv   i%r\Xoig   7tQ06%iyi:iv  xolg  Ji&VQa^ßoig,  oxi  di]  ol  r'EXXr]vsg  iv.  Ar\\ivov 

V.  8.  9).     Neben  den  Atriden  ist  bei  Sophokles  \Ltxt6xsiXavxo  xbv   <$>iXoxxi]xriv  'EXivov   ^lavxsv- 

5.  6;    264;    1028    Odysseus   derjenige,    welcher  6cc^iivov     styctpxo    yuo    avsv    xwv   '  Hqu%XÜwv 

den  Ph.   fortschafft;    bei  Bio  Chrys.  59   (nach  xo\wv    y.i]    7toQQ-t]d-fjvcci   xr\v  " IXtov)    und    bei 

Euripides)   bezeichnet  sich   Odysseus   als    den  Sophokles  V.  606;   desgl.  wird   er  erwähnt  bei 
Urheber;    Odysseus    thut    es    auf   Befehl    des  40  Ovid.    metam.   13,  335.      In    den    Lithika    des 

Agamemnon  Apollod.  epit.  3,  27;  bei  Hygin  102  „Orpheus"  V.358 — 361  ist  es  gleichfalls  Helenos, 

geschieht  es  iussu  Agamemnonis.    Quint.  Smyrn.  der  den   Griechen  rät  den  Mann,    der  seinen 

5,  195  nennt  den  Odysseus  allein  als  Anstifter:  Bruder  töten  soll,  aus  Lemnos  zu  holen.  Helenos 

Aias    macht    es    ihm    in    dem    Streit    um    die  kommt    hier    aus    eigenem    Antriebe    in    das 

Waffen    des    Achilleus    zum    Vorwurf.       Ovid.  griechische   Lager  (so   auch    bei    Tryphiodoros 

met.  13,  45ff.  313ff.   erwähnt  den  Odysseus  in  45ff.,  wo  aber  von  Philoktetes  nicht  die  Rede 

demselben    Sinne    bei    derselben    Gelegenheit,  ist).     Tzetzes  Posthorn.  572 f.    stellt  beides    zur 

legt  ihm  aber  zur  Verteidigung  in  den  Mund,  Wahl,  "'Elsvog  .  .  .  i]  $'  'Oävafjog  ^yftafftv'^pyti- 

dafs    alle    damals    seinen   Vorschlag    gebilligt  otaiv  insl&cbv  r)  \16vog  avxonolvßiv  i%r\kv6ir^Gi 
hätten  und  dafs  Ph.  nach  der  einsamen  Insel  50  ßadlßaag  u.  s.  w.,  ähnlich  Schot.  Lycophr.  911, 

gebracht  worden  sei,  um  fern  von  dem  Kriegs-  wo  Sophokles,   Orpheus  und  Tryphiodoros  her- 

getümmel    seine   Wunde    in   Ruhe    pflegen   zu  angezogen  wird.     In   den  Lithika  hat  Helenos 

können,   ein   Gedanke,    der  natürlich   der  ur-  sein  Wissen  von  einem  redenden  Steine,    den 

sprünglichen  Sage  fern  lag.     Noch  bestimmter  ihm    Phoibos    Apollon    geschenkt     hat.      Bei 

wird  Lemnos  als  hilfebringend  für  Ph.  bezeichnet,  Philostratos    Her.    S.  172    Kayser   kommt    der 

da  dort  die  Hephaistospriester  Schlangenbisse  Orakelspruch   aus  Lesbos,    wo   das  Haupt  des 

heilten,  Eustath.  zu  IL  2,  724  (p.  330,  10):  sld&ri  Orpheus    in    einem    Erdspalt    weissagt.      Von 

avxö&i  V7tb  xwv  '  A%aLüv ,   ddöxav   mg   ol  xov  einer  Vermittelung  des  Helenos  ist  hier  natür- 

c  Hcpcäaxov  hoelg  i&spditsvov  xovg  öcpeodr'ixxovg.  lieh   keine  Rede.     Kalchas  ist  der  Verkünder 
Ebenso   Schol.  II.  2,  723.      Dictys   Cret.  2,  14:  co  des  Spruches  Apollod.  epit.  5,  8;   derselbe  ver- 

Philocteta  cum  paucis,  uti  curaretur,   Lemnum  anlafst  bei  Quintus  Smyrn.  6,  60 ff.  zuerst   die 

insulam  mittitur,  namaue  in  ea  sacra  Vulcano  Herbeiholung    des    Neoptolemos    und    erklärt 

antestites    dei   inhabitare    ab    aecolis    dicebatur  danach   9,  327  ff.    auch    die    Anwesenheit    des 

solitos  mederi  adversus  venena  huiusmodi.     Der  Philolektes  für  notwendig  zum  Falle  Trojas. 
Aufenthalt  auf  Lemnos  gilt  allgemein  als  eine  Der  Orakel-  oder  Seherspruch  bezieht  sich 

Leidenszeit    des    Ph.,    II.  2,  721 ;    ebenso    bei  bei  Sophokles  sowohl  auf  die  Person  des  Philo- 

Sophokles,    den    Tragikern    überhaupt,     Ovid,  ktetes   (Vers  612)    als    auf  die  Herakleswaffen 

metam.  13,  45 ff.  und  Quintus  Smyrn.  9,  353 ff.  (1439 f.:   xb   dsvxeoov  yaQ  xolg  fyoig  ccvxrjv  (sc. 


2321     Philoktetes  (Abholung  nach  Troja)  Philoktetes  (Heilung)            2322 

Tgoiccv)   %q£<x>v  ccXwvccl),   desgl.   bei  Euripides;  so  auch  Pro})-  2,  1,  59:  tarda  Philoctetae  sanavit 

ebenso  wird  bei  Ovid  metam.  13,  320  die  Person  crura  Machaon.    Ygl.  den  etruskischen  Spiegel 

hervorgehoben  (quem  quoniam  vates  delenda  ad  Sp.  2342  (Nr.  59).    Nach  Orpheus  Lith.  346 — 356 

Pergama  poscunt)  und  daneben  (9,  232;  13,  53  f.)  war  es  gleichfalls  Machaon,  und  zwar  bediente 

der  Pfeile  gedacht,  die  Troja  zum  zweiten  Male  er  sich  eines  heilkräftigen  Steines,  dessen  Kraft 

Verderben  bringen  sollten.    (Anspielungen  dar-  er    von    seinem  Vater    Asklepios    her   kannte, 

auf  auch  Prop.  3,  1,  32;  Senec.  Troacl.  822 — 825;  Der  Stein  wird  Lith.  347   angeredet  avxov.a.6i- 

Valer.    Flacc.  2,  570).      Lediglich    von    Bogen  yvr\xr\  Ttolif/g  v.ai   dwmvvu'   iildvng  und  heifst 

oder  Pfeilen  des  Herakles    ist    die    Rede    bei  bei  Tzetzes  Posthorn.  583  i^ifjTig  {TtixQv  d'  agxs- 

Bakchylides  (Schol.  Pind.  Pxjtli.  1,  100:  si'^agxo  10  (iia  iprixiSi  xsv^s  Ma%ä(av),  Schot.  Lycophr.  911 

yocQ    avsv    xä>v   '  HqockIe'mov    xo^cov   jxtj   rtOQ&ri-  öcpifjxig.    Bei  Sophokles  1333  verkündet  Neopto- 

Q-fjvai  xb  "Iliov),  Apollod.  epit.  5,  8;  Hygin.  102;  lemos  dem  Ph.,  dafs  er  Heilung  von  den  Söhnen 

Schol.  II.  2,  724;  Serv.  zu  Aen.  3,  402.    Dagegen  des    Asklepios    hoffen    könne,    und    Herakles 

spricht    Quintus    Smyrn.  9,328    nur    von    der  (V.  1437 f.)  will  den  Asklepios  zu  Hilfe  schicken.- 

persönlichen  Anwesenheit  des  Philoktetes,  ob-  iym  S'  '  A<sylr\%ibv  7Tccv6xi)qcc  nt^ipa)  6f]g  vöaov 

gleich  V.  395 — 397  der  Heraklesbogen  als  sein  TtQog  "lliov. 

Eigentum  erwähnt  wird.  Von  „den  Asklepiaden"  spricht  auch  PhiJostr. 

Geholt  wird  Ph.  in  der  kleinen  Ilias  von  her.  5,  1    und    Aristides  7   p.  74  Dind.     Poda- 

Diomedes,  der  sonst  diese  Aufgabe  wenigstens  leirios    heilt    die    Wunde    Apollod.    epit.   5,  8. 

nicht  allein  übernimmt.    Wenn  Pausan.  1,  22,  6  20  (Machaon  ist  durch Penthesileia  gefallen  ep.  5, 1.) 

in  dem  Gebäude  links  von  den  Propyläen  ein  Ebenso  erzählt  Quint.  Smyrn.  9,  426  ff. :  Odysseus 

Bild  kennt,  welches  —  nach  dem  überlieferten  und  Diomedes  wuschen   dem  Ph.   die  Wunde 

Wortlaute  wenigstens   —   den  Diomedes   dar-  und    pflegten    ihn    auf  das  beste,    bis   sie  im 

stellt,    wie    er  den   Bogen   des  Ph.   raubt,    so  Lager  vor  Troja  angelangt  ihn  dem  Podaleirios 

braucht  nicht    die    notwendige   Voraussetzung  übergeben  konnten     (Machaon  war  im  Kampfe 

dazu   zu  sein,    dafs  er  allein  die  Fahrt  unter-  mit    Eurypylos    gefallen  6,  406 ff.)    Podaleirios 

nommen    hat.     Pindar  Pyth.  1,  53    nennt    als  heilte    den    Kranken    sehr    schnell,    indem    er 

diejenigen,    welche   den  Philoktetes   abholten,  lindernde    Mittel    auflegte    und    seinen    Vater 

nur  allgemein  ijgcoag  avri&iovg.    Bei  Aischylos  Asklepios    anrief.     Philoktetes    bekam    wieder 

ist  es  Odysseus  allein,  so  auch  bei  Ovid  Metam.  30  gesunde  Farbe  und  einen  kräftigen  Körper:  er 

13,  399 — 403,  bei  Euripides  Odysseus  und  Dio-  blühte  von  neuem  auf.     Dazu  half  besonders 

medes,   ebenso   bei   Apollod.  epit.  5,  8,  Hygin.  die    Göttin  Athene,    welche    ihm    Gröfse    und 

102,     Quint.    Smyrn.  9,  333  ff.     und    JDosiadas  Schönheit  verlieh.     Agamemnon  versprach  ihm 

Antlwl.  Palat.  15,  26  (Altargedicht  2).   Odysseus  zur  Entschädigung    für    die    Zeit    des    Elends 

und  Neoptolemos    sind    es  bei  Sophokles,   bei  aus    der    künftigen  trojanischen  Beute   reiche 

Philostr.  Heroic.  p.  172  Kayser  Diomedes  und  Geschenke;   vorläufig   solle   er  sieben  Weiber, 

Neoptolemos.      Bei    Dictys   Cret.  2,33  und  47  zwanzig  Pferde,  und  zwölf  Dreifüfse  bekommen, 

bringen  Abgesandte    der  Griechen,    die   nicht  Ph.   versichert  nochmals,    dafs   er  nicht  mehr 

näher    benannt    werden,    dem  Ph.   einen   Teil  grolle,  und  treibt  zum  Kampfe.  —  Auch    von 

der  Beute.     Mit  ihnen  kehrt  er  nach  Troja  zu-  40  Apollons  Hilfe   wird    berichtet:    er    habe   den 

rück.      Das    Verhalten    des    Philoktetes    wird  Ph.   in  Schlaf  versenkt,    worauf  Machaon   das 

verschieden  dargestellt.    Im  alten  Epos  machte  kranke   Stück    herausschnitt,  die   Wunde    mit 

er  vielleicht  keine  Schwierigkeiten,  sondern  fügte  Wein  ausspülte  und  ein  heilendes  Kraut  auf- 

sich    ohne    weiteres    in    den  ihm  mitgeteilten  legte:    Schol.    Find.    Pyth.  1,  109:    cpr\6l    yao 

Willen  des  Schicksals.    Im  Drama  wird  gerade  Jiovvaiog  %Qi]Guolg  ' Anöllavog  aTtolovaä^vov 

die  Abneigung  des  Ph.  besonders   betont,   die  xbv   $>iloY.xr\xr\v   acpVTtvcbaca,   xbv   Sh   Mcc%ccova 

erst  durch  List  und  Zwang  überwunden  werden  uyslovxa.  xov   eluovg   xäg   Siaöamißag    capxag 

mufs,  bei  Sophokles  gar  erst  durch  das  Macht-  v.cd   inivlvGavxa.   ol'vco  xb  rgav^ia  inntccGai  ßo- 

wort  des  Herakles.    Apollod.  epit.  5,  8  berichtet,  xüvr\v,   r\v  ' AoKlr\iiibg  dlriyu  naga  XeiQcovog, 

dafs  Odysseus  und  Diomedes  sich  erst  mit  List  50  v.al  oütw?  vyiao&fjvui  xbv  ygcocc.   Ähnlich  Tzetz. 

des  Bogens  bemächtigten  und  danach  den  Ph.  zu  Lyc.  911.  —  Dafs  nach  Philostratos  Ph.  auf 

zur  Fahrt    nach   Troja    überredeten.     Ähnlich  Lemnos    durch    lemnische  Erde    geheilt  wird, 

könnte  die  Darstellung  des  Euripides  gewesen  ist  oben  erwähnt  (Sp.  2320),  ebenso  dafs  nach 

sein.     Philostr.  Heroic.  a.  a.  O.,  der  absichtlich  Schol.  II.  2,  723,    Eustath.    zu  II.  2,  724    und 

von    der    gewöhnlichen    Erzählung    abweicht,  Biet.    Cret.  2,  14    die    dortigen    Priester    des 

sagt:    ixovxcc    ig    TQoiav    ijyccyov    insxsvaavxbg  Hephaistos  den  Schlangenbifs  heilten.  Bei  Dictys 

vniQ   xov  *EIIt\viy.ov   aal  avccyvövxsg  ccvxm  xbv  nimmt  die  Heilung  längere  Zeit  in  Anspruch; 

vnsQ  x&v  x6t,av  %Qr\6\iov.     Bei  Quint.  Smyrn.  als  Ph.   von  Lemnos  nach   Troja   zurückkehrt, 

9,  398  ff.  ist  Ph.  anfänglich  gegen  die  Ankömm-  ist  sein  Schritt  noch  unsicher,  und  es  vergeht 

linge    feindlich    gesinnt,    läfst    sich    aber  von  <;o  noch   einige  Zeit,  ehe   er  sich   in   den  Kampf 

ihnen   durch   den  Hinweis   auf  das   Schicksal,  wagen    kann.      Ptolemaeus    Heph.   (Phot.   bibl. 

das    alles    so    gefügt    habe,    rasch    beruhigen  S.  152 b,  13  =   Westermann,    Mythogr.  197,  2) 

und  gewinnen.    Die  Abgesandten  der  Griechen  nennt  Pylios,    einen  Sohn  des  Hephaistos,   als 

bei  Philoktet  und   der  Raub    des  Bogens  sind  den  Arzt  des  Ph.,  der  ihn  die  Kunst  des  Bogen- 

auch    auf    erhaltenen    Kunstdarstellungen    zu  schiefsens    lehrte:    cog    $>iloY.xr\xr\v    iv    Arjy.i'co 

finden,  s.  u.  Hvliog   Io.xqsv68v ,   vibg  ' Hcpccloxov,    kccI  fya&s 

Vor    Troja    angelangt,    wurde    Ph.    durch  irag'   avxov  xi]v  xo\iv.r\v.     Eine  Heilung   oder 

Machaon  geheilt,  wie  die  kleine  Ilias  berichtet;  wenigstens  völlige  Kräftigung  des  Ph.  scheint 


2323           Philoktetes  (vor  Troja)  Philoktetes  (vor  Troja)           2324 

nicht  anzunehmen  Find.  Pyth.  1,  54 f.:  og  JIqi-  seine  Treffsicherheit  einen  Odysseus,   Teukros, 

cciioio  Ttofor  TTtQOsv,  TsXtvraotv  ts  növovg  Java-  Meriones,    Epeios,    Menelaos.     3,18:    Bei    den 

olg,  äa&evsi  php  xqcoxI  ßaivcov,  ällä  \ioiQidiov  Spielen  zu  Ehren  des  gefallenen  Patroklos  war 

fjv.    Ebenso  in  anderem  Zusammenhange  Servius  als    Ziel    für    Bogenschützen    eine    Taube    be- 

a.  a.  0.,  wo  Ph.  von  Lemnos  nach  Italien  geht.  stimmt,    die    an    einem  Faden    zwischen    den 

Wie  Philoktetes  nach  seiner  Wiederher-  Spitzen  zweier  Mäste  hing.  Odysseus  und 
Stellung  in  den  Kampf  eingreift,  berichtet  Meriones  trafen  das  Ziel.  Philoktetes  aber 
Quintus  Stnym.  im  10. — 12.  Buch.  10,  51  f.  rühmte  sich,  er  werde  nicht  die  Taube,  sondern 
wird  als  das  Hauptziel  der  Tod  des  Paris  von  den  Faden,  an  dem  sie  befestigt  sei,  treffen; 
der  Hand  des  Ph.  vorhergesagt.  Zeus  erregte  10  das  gelang  ihm  auch.  Da  bekamen  Odysseus 
Kampfeslust  auf  beiden  Seiten,  Eris  trieb  die  und  Meriones  die  ausgesetzten  Preise,  dem 
Heere  gegen  einander,  damit  sich  das  Schick-  Philoktetes  aber  gab  Achilleus  ein  aufser- 
sal  des  Paris  erfülle.  Philoktetes  begegnet  uns  ordentliches  Geschenk  von  dem  doppelten 
in  dem  Kampfgewühl  10,  167 ff.,  wo  er  den  Werte.  4,  19  wird  die  Begegnung  des  Ph.  mit 
Deioneus  und  den  Akamas ,  den  Sohn  des  Paris  geschildert.  Ph.  fordert  den  Paris  zum 
Antenor,  und  noch  viele  andere  niederstreckt.  Bogenkampf  heraus.  Odysseus  und  Deiphobos 
Er  wütet  unter  den  Feinden  wie  Ares  und  stecken  den  Kampfplatz  ab.  Paris  schiefst 
reifst  sie  dahin  wie  ein  wilder  Strom.  An  zuerst,  und  zwar  ohne  zu  treffen;  Ph.  trifft 
ihm  glänzte  der  mit  prächtigem  Bildschmuck  ihn  in  die  linke  Hand,  darauf  in  das  rechte 
gezierte  Gürtel  des  Herakles  (180 — 187);  ein  20  Auge  und,  als  Paris  schon  auf  der  Flucht  be- 
würdiges Seitenstück  dazu  war  der  unerschöpf-  griffen  war,  in  beide  Füfse,  worauf  er  ihm  den 
liehe  (aTtsiQiTog)  Köcher  (188 — 202).  Beide  Rest  giebt  (fatigatumque  ad  postremum  inter- 
hatte  die  Kunst  des  Hephaistos  für  Herakles  fielt).  Die  Pfeile  wirken  um  so  schneller,  als 
gefertigt,  der  sie  auf  Philoktetes  vererbte.  sie  ja  mit  dem  Blute  der  Hydra  getränkt  sind. 
Schliefslich  begegnete  ihm  Paris  (207  ff.)  dessen  Den  Verlauf  des  Kampfes  beschrieben  ebenso 
Pfeil  anstatt  des  Ph.  den  Kleodoros  tödlich  Malalas  0  140  (hier  geschieht  die  Heraus- 
traf. Philoktetes  verwundete  den  Paris  zu-  forderung  auf  den  Rat  des  Odysseus),  Georgios 
nächst  an  der  Hand  und  schofs  ihn  mit  einem  Kedrenos  P  130  und  Tzetzes  Posthorn.  585  ff. 
zweiten  Pfeil,  ehe  Paris  den  seinigen  absenden  (vgl.  auch  zu  Lycophr.  64  u.  911),  nur  dafs 
konnte,  in  die  Weiche.  Nun  verliefs  Paris  30  Paris  noch  lebend  nach  Troja  gebracht  wird, 
eiligst  den  Kampfplatz;  er  begab  sich  nach  wo  er  um  Mitternacht  verscheidet,  während  er 
dem  Ida  nnd  erlag  dort  der  Todeswunde.  Der  bei  Dictys  schon  tot  auf  dem  Platze  bleibt. 
Kampf  aber  tobte  weiter.  In  seinem  weiteren  Um  die  Leiche  entspinnt  sich  ein  heftiger 
Verlaufe  schofs  Philoktetes  (11,  52)  den  Peirasos  Kampf.  Die  Griechen  können  sie  zwar  den 
von  hinten  ins  Kniegelenk,  sodafs  er  zusammen-  Feinden  nicht  entreifsen,  dringen  aber  bis  an 
stürzte,  worauf  ihm  einer  der  Griechen  das  die  Stadt  heran,  wobei  Philoktetes  noch  viele 
Haupt  abschlug.  Als  die  Troer  allmählich  in  Trojaner,  die  sich  auf  der  Mauer  zeigen,  tötet, 
die  Stadt  zurückgedrängt  waren,  den  Kampf  aber  Er  wird  von  den  Griechen  als  der  Held  des 
von  _  der  Mauer  aus  fortsetzten,  schofs  Ph.  Tages  gefeiert.  Am  nächsten  Morgen  erneuert 
(11,  474)  einen  Pfeil  auf  Aineias  ab,  der  aber  40  er  nebst  den  anderen  Fürsten  den  Kampf  und 
vom  Schilde  abprallte  (so  fügte  es  Aphrodite)  versetzt  die  Feinde  in  solchen  Schrecken,  dafs 
und  den  Mimas  tötete.  Aineias  erschlug  durch  sie  sich  kaum  auf  die  Mauer  wagen.  Noch 
einen  Steinwurf  von  der  Mauer  aus  den  Freund  einmal  erwähnt  Dictys  den  Philoktetes ,  näm- 
des  Ph.  Toxaichmes.  11,  490:  Philoktetes  rief  lieh  5,  10  als  einen  der  zehn  griechischen  An- 
ergrimmt dem  Aineias  zu,  er  solle  sich  ihm  führer,  welche  zum  Abschlüsse  eines  ver- 
nur  auf  dem  Kampfplatze  stellen,  nicht  feige  räterischen  Friedens  nach  Troja  gehen, 
hinter  der  Mauer  Deckung  suchen,  da  werde  Der  Tod  des  Paris  durch  den  Ph.  wird 
er  sehen,  was  der  Sohn  des  Poias  tauge.  —  sonst  aufser  der  kleinen  Ilias  noch  erwähnt 
Als  der  Kampf  sich  endlos  hinzuziehen  drohte,  Soph.  Phil  1426;  Lycophr.  Alex.  913;  Parthen .4; 
gab  Kalchas  den  Rat  zur  List  zu  greifen,  und  50  Dio  Tqohxos  (11)  p.  353  R;  Apollod.  bibl.  3,  12, 
Odysseus  machte  im  Anschlüsse  daran  den  6,  2  und  epit.  5,  8;  Hygin.  112. 
Vorschlag  das  hölzerne  Pferd  zu  erbauen  (12,  1  Bei  der  Zerstörung  Trojas  tötete  Philoktetes 
bis  83).  Alle  Griechenfürsten  waren  einver-  den  Admetos  (Lesches  bei  Paus.  10,  27,  1  = 
standen  aufser  Neoptolemos  und  Philoktetes.  kl.  Ilias  fr.  15  bei  Kinkel  S.  45)  und  den 
Sie  gaben  ihren  Leuten  den  Befehl  rastlos  Diopeithes  (Bildertäfelchen  früher  in  Verona 
weiter  zu  kämpfen.  Erst  als  Zeus  sie  durch  jetzt  in  Paris,  Jahn  griech.  Bilderchron.  Taf. 
Donner  und  Erdbeben  erschreckte,  gaben  sie  HID1,  S.  38  und  67  =  C.  I.  Gr.  6126B:  $ilo- 
nach  (12,  84—103).  Sowohl  Neoptolemos  als  v.xi]%t\$  Ji07t(£)i&riv  sc.  cntoY.xsivu,  wohl  nach 
auch  Philoktetes  (12,  317)  befanden  sich  unter  Stesichoros'  Iliupersis).  Hygin.  114  zählt  im 
den  Helden,  die  in  das  hölzerne  Pferd  hinein-  60  ganzen  drei  von  Philoktetes'  Hand  Gefallene, 
stiegen.  Nach  der  Einnahme  der  Stadt  bekam  Ph.  einen 

Dictys  3,  1    hebt    hervor,    dafs    unter    den  reichen  Ehrenpreis,   Philostr.  Her.  p.  171,   wie 

ausgezeichneten    Bogenschützen    der   Griechen  es    ihm    auch    bei    Quint.    Smyrn.  9,  510    ver- 

Philoktetes   doch   noch  besonders  hervorragte,  sprochen  wird. 

wie  sich  zeigte,   wenn   die  Zeit  eines  Waffen-  Nach  Beendigung  der  trojanischen  Kämpfe 

Stillstandes    zu     kriegerischen    Übungen    und  läfst  die  Odyssee  den  Ph.,  wie  oben  erwähnt, 

Wettkämpfen  benützt  wurde.     Da  übertraf  er  glücklich   in   seine  Heimat  gelangen.     Andere 

durch  den  Besitz  der  Heraklespfeile  und  durch  Sagen  wissen   aber  von  Gründungen   des  Ph. 


2325      Philoktetes  (in  Unteritalien)  Philoktetes  (Tod  ü.  Grab;  Litteratur)     2326 

in  Unteritalien  zu  berichten.  Diese  werden  nicht  weit  von  Kroton,  922 f.:  xtsvovai  d'  avxbv 
an  die  Zerstörung  Trojas  entweder  so  an-  AvGovzg  FlsXX-qvioi  ßor]dQou.ovvxu  AivSiaxv  Gxga- 
geknüpft,  dafs  Ph.  auf  der  Heimfahrt  nach  xr\Xdxaig.  Bei  (Aristot.)  mir.  ausc  findet  der 
Italien  verschlagen  wird  (Tzetz.  zu  Lyc.  911:  Kampf  am  Sybarisflusse  statt  (doch  siehe  unten 
er  fuhr  mit  Menestheus,  Pheidippos,  Antiphos  Z.  22  ff.),  der  Anführer  der  Rhodier  heilst 
und  Elephenor  bis  an  das  Vorgebirge  Mimas  Tlepolemos,  ihre  Gegner  werden  genannt  ol 
Chios  gegenüber;  von  da  an  wurden  sie  ge-  ivotxovvxsg  x&v  ßaoßdQCüv  ixsivr}v  xr]v  %wquv 
trennt,  Ph.  wurde  nach  Italien  getrieben,  s.  o.  und  damit  als  Einheimische  bezeichnet  Tzetz. 
Sp.  2317)  oder  er  flüchtet  aus  seiner  Heimat  ent-  zu  Lyc  911  nennt  als  Parteien  Pellenier  und 
standener  Unruhen  wegen  (Strabo 6,254  C:  TLtxr]-  10  Rhodier;  über  den  Ort  des  Kampfes  sagt  er 
Xia  .  .  .  xTtfffta  $'  ioxl  <PiXoxxr]xov  cpvyovxog  nichts.  Das  Grab  des  Philoktetes  befand  sich 
xrjv  MsXißoiav  xaxu  gxügiv).  Von  Lemnos  aus  nach  Lycophr.  927 — 929  in  Makalla.  Dort  war 
läfst  ihn  Servius  zu  Aen.  3,  402  (s.  o.  Sp.  2318;  auch  über  dem  Grabe  ein  Tempel  für  ihn  er- 
Petilia  in  Kalabrien  gründen.  Die  Haupt-  richtet,  und  er  wurde  als  Gott  mit  Trank- 
stellen über  den  Aufenthalt  des  Ph.  in  Italien  spenden  und  Rindopfern  verehrt  (iv  d'  av 
sind  Lycophron  911  —  929,  Pseudoaristoteles  MundXXoig  GT\y.bv  %y%coQoi  iieyav  vtcsq  xdcpav 
mir  ab.  auscult.  107  (beide  auf  Timaios  zurück-  8ni[tavx£g  aiavfj  &sbv  XoißaiGi  xvdavovGi  xai 
gehend,  vgl.  Geffcken,  Timaios'  Geographie  des  &vG&Xoig  ßoöbv).  Dagegen  erzählt  (Ar ist.)  a. 
Westens  S.  18,  72  u.  139),  ferner  Strabo  und  a.  0.,  dafs  Ph.  in  Sybaris  verehrt  wurde  (ituou 
Tzetzes  a.  a.  0.  Als  Gründungen  des  Ph.  werden  20  xolg  UvßaQixaig  Xiysxai  ^>iXoy.xrjxr\v  Tt^iäa&ai). 
genannt  Krimisa  (Lyc,  Strabo,  Tzetz.),  Petilia  In  Verbindung  damit  wird  man  wohl  auch 
(IJaxvXia,  Strabo),  Makalla  (Lyc,  Arist.,  Tzetz.)  dort  sein  Grab  gezeigt  haben.  Eine  Andeu- 
und  Chone  (Strabo  nach  Apollodoros  nsol  vs&v,  tung  davon  enthält  vielleicht  die  auf  die  Er- 
Tzetz.).  Aufserdem  befestigen  Gefährten  des  wähnung  des  Ortes  Makalla  (s.  o.)  folgende  An- 
Philoktetes,  von  ihm  abgesandt,  Aigesta  auf  gäbe  Xiysxui  dk  kccI  xzXsvxiiGavxa  i%si  xzio&ca 
Sizilien  (Strabo).  Die  genannten  italischen  avxbv  Ttagu  xbv  7ioxau.bv  xbv  Evßagiv;  da  iv.si 
Städte  liegen  zwischen  Kroton  und  Thurii.  sich  auf  Makalla  bezieht  und  der  Sybarisflufs 
Dieses  selbst  hat  Ph.  nach  Justinus  20,  1,  16  zu  diesem  Orte  nicht  pafst,  so  werden  hier 
gegründet.  Zu  Petilia  ist  noch  anzuführen  zwei  Nachrichten  vermengt  sein,  deren  eine 
Verg.  Aen.  3,  401  f. :  ducis  Meliboei  parva  Phi-  30  sich  eben  auf  Sybaris  bezieht.  Auf  diese 
loctetae  subnixa  Tetelia  muro  mit  Servius  zu  Weise  kam  dann  auch  der  Kampf,  welcher 
der  Stelle  und  Solinus  2,  10  (alle  drei  nach  am  Nauaithos  stattgefunden  haben  soll,  f  älsch- 
Varro,  vgl.  Rud.  Bitter,  de  Varrone  Vergilii  in  lieh  in  Verbindung  mit  dem  Sybarisflusse. 
narrandis  urbium  populorumque  Ttaliae  origini-  Eine  Anspielung  auf  ein  Grab  des  Philoktetes 
bus  auetore  =  Diss.  Hai.  14,  4  (1901)  S.  324 f.).  in  Sybaris  scheint  auch  Lycophr.  919  zugeben: 
Tzetzes  berichtet  von  einem  Kampfe  mit  den  KQü&ig  (Flufs  bei  Sybaris)  xv^ißovg  öipsxcu. 
Lukanern  vor  der  Besiedelung  von  Krimisa.  Justin  verlegt  (s.  o.)  das  Grab  nach  Thurii. 
Zum  Andenken  an  die  überstandene  Seefahrt  Das  Wort  Makalla  wurde  auch  abgeleitet 
baute  Ph.  dem  Apollon  Alaios  einen  Tempel  ccitb  xov  iiaXaiaG&fivai  iv  avxrj  <DtXoxxt]xr]v, 
und  hing  darin  Bogen  und  Pfeile  des  Herakles  40  Steph.  Byz.  s.  v.  Im  Etym.  Magn.  heilst  es 
als  Weihgeschenk  auf.  Nur  genannt  wird  der  s.  v.  MaXaxög'  .  .  .  y.al  MaXäxa  TCÖXig  ' IxaXiag 
Tempel  Lyc  920;  bei  Tzetzes  steht  die  ganze  iv  rj  isqov  Igxi  <&iXo%xi]xov  yivarui  dh  diu  xb 
Nachricht  im  Anschlüsse  an  die  Gründung  von  naXttKiG&r)vca  h'xav&oc  xbv  ^iXo-uxrjxriv  v.cd  vo- 
Krimisa,  sodafs  wohl  auch  der  Tempel  dort  af/acci.  Etwas  vollständiger  erzählt  Schol. 
gedacht  ist.  Aristoteles  mir.  ausc.  107  dagegen  Thucyd.  1,  12:  ^>iXov.xi]xr\g  Sta  xbv  IJägtSog 
berichtet:  xarotxtöat  avxbv  ix  Tgoiag  ccvcc-  &dvaxov  d"ijXsiccv  vogov  voGiqGccg  %al  in)  ytqcov 
xoutG&h'xa  xu  Y.aXov{it:VU  MdxaXXu  xijg  Kqo-  xi]v  aiG%vvr\v,  ecTteX&cav  iv.  xf\g  TtuxQidog  txxics 
xcoviüxtSog ,  &  cpuGiv  ci%i%tiv  txuxbv  uy.ogi  ttoXiv  tjv  Siu  xb  7td&og  MaXuv.iccv  ixdXsGs. 
GxuSicav  xal  ccvcc&sZvca  Igxoqovgi  xu  to|k  xu  Aphrodite  wird  als  Urheberin  genannt  Martial. 
HodxXsicc  avxbv  &ig  xb  xov  'AnoXXcovog  xov  50  Epigr.  2,  84  mollis  erat  facilisque  viris  Poean- 
'AXalov.  ixelftsv  ds  (paGi  xovg  KQoxavidxag  tius  heros:  vulnera  sie  Paridis  dicitur  ulta 
xoexu    xr\v    tTtixodxziav   dva&sivui   avxu   slg  xb  Venus. 

'AitoXXmviov    xb    Ttaq    avxolg.     Danach    befand  Unter  den  Argonauten  erscheint  Philoktetes 

sich    also    der  Tempel    in  Makalla,    und    die  bei  Hygin.  f.  14  und  Valerius  Flaccus  1,  391  ff. : 

Herakleswaffen   wurden  später  in  den  Apollo-  tu  quoque  Phrixeos  remo,  Poeantie,  Colchos  bis 

tempel    zu    Kroton    gebracht       Nach    Justin  Lemnonvisi(,repetis,nimccuspidepatrisinclitus, 

a.  a.  O.  hingen  sie  von  Anfang  an  im  Apollo-  Herculeas    olim    moture   sagittas.     Vgl.    Dares 

tempel  in  Thurii :  Thurinorum  urbem  condidisse  Plxryg.  c.  15:    utuntur    duce    (auf    dem    Wege 

Philocteten  ferunt;  ibique  adhuc  monumentum  von    Aulis    nach    Troja)    Philocteta,    qni   cum 

eius  visitur,   et  Herculis  sagittac  in  Apollinis  60  Argonautis  ad  Troiam  fuerat. 

templo,  quae  fatum  Troiae  fuere.    Die  bekannte  Eine  ausführliche  Behandlung  der  Philoktet- 

Stadt  Thurii  wird  von  Trogus  Pompejus  für  sage  giebt  L.  A.  Milani,  II  mito  di  Filottete 
den   verschollenen  Flecken  Makalla   eingesetzt       nella  letteratura  classica  e   nelV  arte  figurata, 

worden  sein  (Geffcken  a.  a.  O.  S.  72)  Philoktetes  Firenze  1879  ;  aufserdem  (ohne  auf  die  Kunst- 
fand seinen  Tod,  als  er  einer  Schar  von  Ein-  denkmäler  einzugehen)  Walther  Neumann,  Die 
wanderern  aus  Rhodos  im  Kampfe  gegen  unter-       Entwicklung  des  Philoktetmythos  mit  besonderer 

italische  Ansiedler  aus  Pellene  in  Achaja  half.  Berücksichtigung  seiner  Behandlung  durch  So- 
Nach  Lycophr.  921  fiel  er  am  Nauaithos,  also      phokles,   Coburg  1893  (Progr.  des  Gymnasium 


2327      Philoktetes  (nicht  erhalt.  Bildw.)  Philoktetes  (in  d.  Kunst:  mit  Herakles)     2328 

Casimir ianum).   Vgl.  auch  Schneidcwin,  Philol.  Rede.     Philostratos  der  Jüngere  beschreibt  ein 

4   647  ff.  Bild  des  Ph.  imag.  17:   das  Gesicht  ist  durch 

die  Krankheit    eingefallen,    die    Augenbrauen 

Bildliehe  Darstellungen.  s[n^  herniedergezogen,   die  Augen  liegen   tief 

(Vgl.  aufser  der  angeführten  Schrift  von  und  blicken  ins  Leere,  Haar  und  Bart  sind 
Milani  noch  OverbecJc,  Gallerte  heroischer  Bild-  ungepflegt  und  unbeschnitten ,  Lumpen  um- 
werte S.  324 ff.  und  569 ff.;  Michaelis,  Annali  hüllen  den  Leib,  und  die  Ferse  ist  verbunden. 
1857,  232 ff. ;  Milani,  Ann.  1881,  249  ff.)  Vielleicht  war  dieses  Gemälde   dem    des  Par- 

Über  Darstellungen    des  Philoktetes  in  der  rhasios  ähnlich. 

Kunst  haben  sich  folgende  Nachrichten  erhalten:  10        e)  Aristeides,    der    Sohn    des    Nikomachos, 

a)  Pythagoras  aus  Rhegion  hat  die  Statue  hat  einen  Kranken  gemalt,    der  ungemein  ge- 
eines   Hinkenden    geschaffen,    bei    dessen   Be-  priesen  wurde  (Philoktetes?)  Flin.  n.  h.  35,  98 
trachtung    man    den    Schmerz    seiner    Wunde  pinxit  aegrum  sine  fine  laudatum. 
mitzuempfinden    glaubte.     Die   Statue    befand  Unter  den  erhaltenen  Darstellungen  lassen 
sich  zu  Syrakus  und  stellte  wahrscheinlich  den  sich  folgende  Gruppen  unterscheiden : 
Philoktetes    dar.      Plin.    n.   h.   34,  59:    (fecit)  ,      _         , 
Syracusis  claudicantem ,   cuius  ulceris  dolorem  l)  rliilOKtetes  als  l*eianrte  des  Herakles. 
sentire  etiam  spectantes  videntur.     Auf  dieses  1)  Rf.  Vase   der  Lambergschen   Sammlung, 
Werk    könnte    sich    das   Gedicht    der    Anthol.  in  Wien  (Hofmuseum)  befindlich,   in  der  Auf- 
Palat.  16,  112  beziehen,   in  welchem  dem  Ph.  20  Zählung  von   Milani,  Ann.  d.  inst.  arch.  1881, 
die  Klage  in  den  Mund  gelegt  wird,  dafs  der  S.  284   Nr.  1,    abgeb.    bei   Milani,    mito  di  F. 
Künstler     seinen     Jammer     in     Erz     verewigt  unter  Nr.  1,  sonst  bei  Millingen ,  peintures  de 
habe    {Elg   sixöva    $tloxxrixov.     'Ex&gbg  vnsg  vases  grecs  pl.  51  und  Arch.  Ztg.  1845  Taf.  35,  1. 
Javaovg  Ttlä6rr\g    £[ioi,    allog   'Odvöesvg,    og  Herakles  opfert  der  Chryse  ein  Rind ;  ein  junger 
[C     gpvrjßs     xaxfjg    ovXo^itvvg    xs    vöaov.     ovv.  Mann,     dessen    beigeschriebener    Name    eher 
ijoxsi  TTETQ-n,  tQv%og,  Xv&qov,  tlxog,  ccvin ■   alla.  Iolaos     als    Iason    lauten    kann    (vgl.    Flasch, 
Kai    iv    %al-x.(x>    xbv    növov    siQyäcaxo.      Nach  Angebt   Argonautenbilder   S.  13),    wohnt    dem 
Furtivängler,  'Intermezzi  S.  12,  Anm.  2  könnte  Opfer    bei.     Behilflich   ist  Nike  und   ein  un- 
der  sogenannte  Diomed  des  Palazzo  Valentini  benannter  dienender  Jüngling,  vielleicht  Philo- 
zu  Rom  (Matz-Duhn  1097;    Clarac  830,   2085)  30  ktetes. 

von  dem  Philoktetes  des  Pythagoras  stammen.  2)    Vase  aus  Tarent  im  brit.  Museum  (Cata- 

b)  Nach  Pausan.  1,  22,  6  befanden  sich  in  logue  of  vases  in  the  Br.  M.  3,  E  494  mit  Ab- 
der  Pinakothek  der  Propyläen  zu  Athen  von  bildung  Taf.  16),  Milani  2,  Abb.  2,  sonst  Baoul- 
der Hand  des PolygnotosDiomedes  und Odysseus,  Bochette,  Peint.  ant.ined.  pl.  6;  Arch.  Ztg.  1845 
der  eine  in  Lemnos  des  Ph.  Bogen,  der  andere  Taf.  35,  2.  Von  dem  Vasengemälde,  welches 
das  Palladion  in  Ilion  raubend.  Nach  dem  eine  Opferhandlung  darstellte,  ist  nur  ein  Stück 
Wortlaut  scheint  Diomedes  derjenige  zu  sein,  erhalten.  Die  Inschriften  Ai(%ag)  und  $ilo6%sx 
der  dem  Ph.  den  Bogen  nimmt;  das  wird  auch  (für  $iXoxxsx)  deuten  darauf  hin,  dafs  eben- 
durch  die  Sage  gerechtfertigt,  vgl.  o.  Sp.  2321.  falls  Herakles  die  Hauptperson  ist,  mit  welcher 
Anders  Brunn,  Gesch.  d.  griech,  Künstler  2,  24  40  hier  beide  Gefährten  verbunden  waren ,  die 
und  Hitzig  und  Blümner  z.  d.  St.  in  der  Sage  nur  getrennt  auftreten. 

c)  Aristophon,  der  Bruder  des  Polygnotos,  3)  Attisches  rf.  Vasenbild  (4.  Jahrh.  v.  Chr.) 
hat  einen  Ph.  gemalt,  der  Bewunderung  und,  der  Sammlung  Rainone  in  S.  Agata  dei  Goti, 
obschon  das  Bild  eines  Leidenden,  doch  Wohl-  Milani  3,  Abb.  3,  sonst  bei  Gerhard,  Antike 
gefallen  erregte.  Plutarch.  de  audiend.  poet.  3  Bildwerke  1  Taf.  31;  erwähnt  im  Artikel  ,,Hera- 
(p.  18  C)  xbv  '4oioxo<püvxog  ^iloKxr\xr\v  %a\  xijv  kies"  Band  1  Sp.  2240,  46,  hier  abgebildet  (1) 
ZilavLavog  ' lo%aGxr\v  o^ioicog  &vi]6Y.ov6i  xal  Sp.  2329.  Philoktetes  entfernt  sich  mit  den 
ccnocpd-lvovoi  %ETtoir]ntvovg  oQüvxsg  ^ca'pofiEv.  Pfeilen  des  Herakles  von  dessen  Scheiter- 
Plutarch.  Quaest.  conviv.  5,  1  (p.  674'A)  av&gm-  häufen,  während  H.  zum  Olymp  emporfährt. 
itovg  (ihv  cc7tofrvjJ6Hovxccg  xcel  voaovvxag  ccvtaQag  fio  Ph.  ist  bärtig,  trägt  eine  hohe  spitze  Mütze 
ogibiisv  xbv  db  ysyoamiivov  ^doKx^xvv  .  .  .  und  ein  auf  der  rechten  Schulter  zusammen- 
i]d6iit&a  xul  &av^ä^o[L£v.  gestecktes  Gewand,  welches   die  ganze  rechte 

d)  Parrhasios  hat  gleichfalls  einen  Philo-  Seite  frei  läfst.  Er  schreitet  weit  aus  und  hat 
ktetes  auf  Lemnos  gemalt,  eine  Leidensgestalt,  in  der  linken  Hand  zwei  Speere,  in  der  rechten 
welche  Anthol.  Pal.  16,  111  in  einem  Gedichte  den  Köcher  des  Herakles. 

des   Glaukos    geschildert    wird:    Aal    xbv  äno  4)  Herakles   auf  dem  Scheiterhaufen  findet 

TQrßivog  iScov   nolvmSvvov   7]qco,   xövdz    <Pilo-  sich  auch  auf  einem  Sarkophagrelief  der  Samm- 

Y.xr\xr\v    h/gays   TlaQQÜ6iog-    %v  xs  yuQ  öcp&cd-  lung  Barone  (im  J.  1871)  in  Neapel  (2./3.  Jhdt. 

fiotg    iG%lr\Y.ödi    xoxpbv    vitotxsl   öuxqv,    hccI    6  n.  Chr.),  Milani  4,    abgeb.  bei  Francke,   Ann. 

XQvxiov  ivxbg  h'taxi  -xövog.  faoyQaycov  w  larfxe,  (SO  1879  E  2.    Es  ist  nur  ein  Stück  erhalten;  aufser 

6v  [ihv   60(p6g,    öcW    ccvccrtctvoca    avdoa   tc'övcov  Herakles  ist  noch  eine  Person  mit  einer  Fackel 

ijdri  xbv  ■jcolvdav.Qvv  Usi.  Möglicherweise  be-  zu  erkennen,  vielleicht  Philoktetes,  wohl  auch 
zieht  sich  das  Gedicht  des  Julianus  Ägyptius  im  Begriffe  sich  zu  entfernen,  nachdem  er  den 
Anth.  Pal.  16,  113   ebenfalls  auf  das  Bild  des       Scheiterhaufen  angezündet  hat. 

Parrhasios.     Auch  hier  ist  —  aufser  von   dem  ^s            ,          Tr             , 

verwilderten  Haar  und  der  vertrockneten,  run-  2)  Philoktets  Verwundung. 

zeligen  Haut  —  von  der  im  Auge  stehenden,  5)  Rf.  Stamnos  aus  der  Campanaschen  Samm- 
erstarrten   Thräne    (ddxovcc    .  .  .  Ttayivxa)    die       lung,  5./4.  Jhdt.,  im  Louvre,  Milani  5,  Abb.  4, 


2329      Philoktetes  (in  d.  Kunst:  Verwundung)       Philoktetes  (in  d.  Kunst:  Verwundung)      2330 


sonst  Mon.  d.  inst.  6  (1857)  tav.  8;  hier  Abb.  (2) 
Philoktetes  ist  beim  Altar  der  Chryse  von  der 
Schlange  verwundet  niedergesunken  (unbärtig, 
mit  Lorbeerkranz  im  Haar  als  Teilnehmer  am 
Opfer,  Chlamys)  nnd  schreit;  ein  junger  Mann 
bückt  sich,  um  ihn  zu  halten.    Anwesend  Aga- 


hausen  in  Bonn,  Milani  8,  Abb.  8,  sonst  Jahrb. 
d.  Ver.  v.  Altertumsfr.  i.  Bheinl.  15,  Taf.  2,  7. 

9)  Skarabäus  im  brit.  Mus.  (Samml.  Hertz  827), 
Abdruck  im  arch.  Inst,  zu  Rom,  abg.  Ann.  1857 
H  2;  Milani  9,  Abb.  9.  Hier  (3)  abgeb.  Sp.  2331. 

10)  Skarabäus,  Abdruck  im  arch.  Inst,  wie 


TFT 


1)  Philoktetes  am  Scheiterhaufen  des  Herakles,  Vasenbild  der  Sammlung  Rainone;  anwesend:  Apollon,  Hermes, 
Nike,  Herakles,  ein  Berggott  (nach  Gerhard,  Antike  Bildwerke  I,  31). 


memnon  (A  .  . .  SIN),  Achilleus  (?)  A  .  .  .  S,  Dio- 
medes  und  ein  unbenannter  Mann,  alle  be- 
kränzt; sie  sehen  erschrocken  auf  die  vor  dem 
Altare  kriechende  Schlange. 

6)  Rf.  Krater  aus  der 
Millingenschen  Sammlung,  im 
Louvre,  Milani  6,  Abb.  5, 
sonst  Miliin  gen,  Teint,  pl.  49 ; 
Arch.  Ztg.  1845  Taf.  35,  3. 
Ph.  steht  in  voller  Rüstung, 
aber  mit  blofsen  Beinen,  vor 
dem  Bilde  der  Chryse  und 
wird  von  der  Schlange  an- 
gefallen, die  ihn  in  die  r. 
Wade  zu  beifsen  droht.  Er 
sucht  zu  entfliehen  (oder  ist 
im  Begriff  zu  fallen?).  Von 
links  und  rechts  kommen  eilig 
Freunde  herbei,  der  1.  ohne 
Kopfbedeckung,  bekränzt,  in 
langem  Gewände,  der  r.  ge- 
rüstet. Aufserdem  ist  links 
ein  Priester  anwesend. 

7)  Italischer  Ringstein 
strengen  Stiles,  Berlin  528, 
abgebildet  Furtwängler,  Ant. 
Gemmen  21 ,  1  (Milani  7, 
Abb.  7,  auch  Overbeck,  Gal.  her.  Bildw.  12,  14). 
Ph.  beugt  sich  zu  dem  Altar  herab,  neben  wel- 
chem die  Schlange  ihn  bedroht,  und  streckt 
nach  dieser  die  r.  Hand  aus,  während  die  1.  den 
Bogen  hält  (unbärtig,  Chlamys  hinten  herab- 
fallend).    Ähnlich  8,  9,  10. 

8)  Gemme   der  Sammlung  Mertens-Schaaif- 


9),  abgeb.  Ann.  1857  H3;  Milani  11,  Abb.  10, 
auch  bei  Furtwängler,  Ant.  Gemmen  21,  2.  Auf 
8)  fehlt  die  Schlange,  auf  10)  der  Altar.     Auf 


2)  Philoktetes  am  Altar  der  Chryse  von  der  Schlange  verwundet, 

Stamnos  im  Louvre;  anwesend:  Agamemnon,  Achilleus,  Diomedes 

u.  eine  Statue  der  Chryse  (nach  Milani,  Mito  di  Filottete  I,  4). 


9)  hat  Ph.  aufser  dem  Bogen  noch  zwei  Pfeile 
in  der  Hand,  auf  10)  einen  Pfeil.  Auf  7)  beifst 
ihn  die  Schlange  in  die  linke  Wade ,  auf  9)  in 
die  rechte  Ferse.  Auf  10)  ringelt  sie  sich  auf- 
wärts, ohne  ihn  unmittelbar  zu  bedrohen.  Auf 
diesem  Stein  ist  Ph.  bärtig. 

11)  Sardonyx    der  Goetheschen  Sammlung, 


2331      Philoktetes  (in  d.  Kunst    verwundet)  Philoktetes  (in  d.  Kunst:  verwundet)      2332 


ältere  italische  Arbeit,  Milani  14  (erwähnt 
mito  di  F.  S.  73),  abgeb.  Furhvängler ,  Ant. 
G.  62,  1.  Kein  Altar.  Ph.  mit  Schwert  und 
Helm,  die  Chlamys  auf  dem  Rücken,  tritt  mit 
dem  linken  Fufse  auf  einen  Felsen  und  sucht 
sich  mit  beiden  Händen  von  der  Schlange  zu 
befreien,  die  ihm  das  linke  Bein  umwunden  hat. 

12)  Karneol  des  Museo  Kircheriano  in  Rom" 
Milani  15,  Abb.  11.  Ph.  mit  Helm,  Schwert 
u.  Schild,  stützt  das  r.  Knie  auf  den  Boden, 
die  1.  Hand  am  1.  Unterschenkel.  Vor  ihm 
die  Schlange.     Ähnlich 

13)  Karneol  in  Florenz,  Galleria  degli  Uffizi, 
bei  Milani  16,  Abb.  12. 
Desgl. 

14)  Karneol  in  der 
Biblioth.  nationale  in 
Paris,  Milani  17. 

15)  Skarabäus  der 
Sammlung  Canino ,  in 
Paris?  Milani  12,  Abb. 
13,  sonst  Ann.  1857  H  1, 
auch  bei   Overbeck,    Gal. 

3)  Philoktetes  von  der  /         . 

Schlange  gebissen,  ^r.  Bw.  12,  15.   Hier  ab - 

Skarabäus   im  brit.  Mus.  geb.     (4).         Vgl.      Artikel 

(nach   Ann.   d.  Inst.  1857  „Palmithe"  Bd.  3  Sp.  1344. 

Tav.  H.  2)  Philoktetes     nackt,     un- 

bärtig, den  Petasos  im 
Nacken,  einen  gewundenen  Stock  oder  den 
Bogen  in  der  L.,  hat  eben  den  Altar  der  Chryse 
gefunden  und  ist  dabei  von  der  Schlange  ge- 
bissen worden,  sodafs  er  umzusinken  droht ;  sein 
Gefährte  Palamedes  (Talmi the)  hält  ihn  aufrecht. 
16)  Skarabäus  in  Florenz  (Offizien),  Milani 
13,  Abb.  14.    Ph.  bärtig,  nackt,  steht  gebückt, 

streckt  beide  Arme  nach 
vorn  mit  emporgeboge- 
nen  offenen  Handflä- 
chen, sodafs  ihm  der 
Bogen  entfallen  ist ;  Ph. 
ist  über  die  Schlange 
erschrocken,  die  unter 
einem  Steinhaufen  her- 
vorgezüngelt, wo  er  den 
Altar  suchen  wollte. 


5)  Philoktetes  hinkend, 

Skarabäus  (nach  Ann.  d. 

Inst.   1857    Tav.  H.  10). 


4)   Philoktetes    verwundet; 
Palamedes  steht  ihm  bei. 
Skarabäus  der  Sammlung 


3)  Philoktetes  in  seiner 
Einsamkeit  auf  Lemnos 

wird  teils  hinkend  oder 
stehend,     teils    sitzend, 

Canino  (nach  Ann.  d.  Inst.    teilg  lWencl  dargestellt. 

1857  Tav-  H  «  17-27   Gemmen. 

Philoktetes  mit  langem 
Haar  und  Bart,  von  einem  kleinen  dürftigen 
Gewandstück  abgesehen  nackt. 

17)  Sammlung  Mertens-Schaaffhausen  in 
Bonn,  Milani  18,  Abb.  15,  auch  bei  Overbeck, 
Gal.  h.  Bw.  24,  13.  Griechischer  Karneol.  Ph. 
in  gekrürnmter  Haltung  auf  zwei  knotige 
Stöcke  gestützt,  schreitend,  das  r.  Bein  lose 
aufgesetzt,   nicht  verbunden. 

18)  Skarabäus,  Abdruck  im  arch.  Institut, 
abgeb.  Michaelis,  Ann.  1857  H  7;  bei  Milani  19, 
Abb.  16;  abgeb.  auch  bei  Furtwängler,  Ant. 
G.  21,  24.  Mit  der  R.  stützt  sich  Ph.  auf  einen 
Stock,  die  Linke  legt  er  auf  einen  Felsen,  um 
sich  zu  stützen  oder  Halt  zu  machen.  Kein 
Verband.     Ähnlich 


18a)  Sardonyx  in  München,  kgl.  Münz- 
kabinet,    Furtwängler    20,    68    und 

18 b)  brauner  Sard  der  Sammlung  Bergau, 
Furtwängler  20,  69. 

19)  Skarabäus,  (Abdr. 
wie  18,  abgeb.  Ann.  1857 
H  9;  bei  Milani  20,  Abb. 
17;  Furtwängler  21,  23. 
Darstellung  =  nr.  18),  nur 

10  ist  an  Stelle  des  Felsens 
ein  Baumstamm  getreten 
und  der  rechte  Fufs  ist 
verbunden. 

20)  Skarabäus,  Abdr. 
wie  nr.  18,  abg.  Ann.  1857 
H  8;  bei  Milani  21,  Abb. 

18;    Furtwängler    21,     19.      Ph.    scheint  mehr 
links  als  rechts  zu  hinken,  hält  links  eine  Lanze 
und   stützt   sich  mit  der  R.  auf  einen  Felsen. 
20       17—20)  gehen 
vielleicht  auf  das 

Gemälde  des 
Aristophon   (s.  o. 
Sp.  2327 )  zurück. 

21)  Karneol 
(italischer    Ring- 
stein) Berlin  529, 
bei  Furhvängler, 
Ant.    G.   21,   20; 

30  Milani  22,  Abb. 
19  {Overbeck  Gal. 
h,  Bw.  24,  12). 
Ph.  mit  verbun- 
denem r.  Unter- 
bein, Bogen  und 
Köcher  in  der  Lin- 
ken, die  Rechte 
auf  einen  Stock 
gestützt,      hinkt 

•io  nach  rechts.  Die 
Abbildungen  bei 

Overbeck  und 
Milani  haben  die 

umgekehrte 
Richtung,  so  wie 
sie  auf  dem  Stein 

selbst  gegeben 
ist.) 


6)  Philoktetes,  Wandgemälde  in 

Pompeji  (nach  Ann.  d.  Inst.  1881 

T.  1). 


22)  Milani  26,  Abb.  20.    Abdr.    Cacles  30, 
50  E  264.     Ph.  vorsichtig  nach   links    schreitend, 

die  L.  auf  einen  Stock  stützend,  in  der  R.  den 
Bogen.     Kein  Verband. 

23)  Skarabäus,  Abdr.  Cades 
30,  E261 ;  Milani  24,  Abb.  21 
(Michaelis,  Ann.  1857  H  11); 
Furtwängler  21,  21.  Ebenso 
wie  nr.  22,  aber  nach  rechts 
gerichtet. 

24)  Skarabäus,  Abdr.  Cades 
ü0  30,  E263;  Milani  25,  Abb.  22 

(Michaelis,  Ann.  1857  HlO); 
Furtwängler  21,22.  Hier  ab- 
geb. (5)  Sp.  2332.  Ebenfalls 
Ph.  mühsam  nach  rechts 
schreitend,  am  r.  Unterschen- 
kel verbunden. 

25)  Museum  zu  Hannover,  Sammlung  Kestner 
Nr.  449,   bei   Milani  27,   Abb.  23;    Cades   30, 


7)  Philoktetes  mit 
Jagdbeute,  Skara- 
bäoid  (nach  Furt- 
wängler, Ant.  Gemm. 
31,  10). 


2333      Philoktete"S  (in  d.  Kunst:  verwundet)  Philoktetes  (in  d.  Kunst:  verwundet)      2334 


E  262;    Furtwängler   21,    25    (Michaelis,  Ann. 
1857  H12).      Ph.   steht   aufrecht  nach  rechts, 
Bogen  und  Pfeil  in   der  1.   Hand,    die  r.   auf 
einen  Stock  gestützt,    den    1. 
Fufs      etwas      vorangestellt. 
Kein  Verband.     Ebenso 

26)  Karneol  der  kgl.  nieder- 
ländischen Sammlung  im  Haag, 
lurücängler  21,  26.  Ph.  trägt 
hier  ein  Fell;  den  Bogen  und 
den  Köcher  hält  er  unter  dem 
linken  Arm;  vor  ihm  befindet 
sich  ein  Fels. 

21—26)  könnten  die  Statue 
des  Pythagoras  mehr  oder 
weniger  zum  Vorbilde  haben. 
Vgl.  nr.  28. 

27)  Karneol  der  Sammlung 
Story  Maskelyne,  abgeb.  Furt- 
wangler  20,  67.  Ph.  spannt 
vorgebeugt  den  Bogen,  den 
kranken  rechten  Fufs,  der 
umbunden  ist,  vorsichtig  vor- 
setzend. Vor  ihm  steht  der 
grofse  Köcher. 

28)  Wandgemälde  in  Pom- 
peji (9.  Region,  östl.  von  Ins.  5), 
Milani  28,  abgeb.  Ann.  1881 
T  1,  besprochen  S.  250 ff.  von 
Milani.  Hier  abgeb.  nr.  6  Sp. 
2332.  Ph.  steht,  grauhaarig,  mit 

wildem,  struppigem  Bart,  langen,  ungeordneten 
Haaren,  abgezehrtem  Gesicht,  tiefliegenden 
Augen,  den  Kopf  ein  wenig  nach  rechts  ge- 
dreht, die  rechte  Schulter  gehoben,  da  der 
rechte  Arm  auf  einen  langen  Stock  gestützt 
ist,  das  linke  Bein  leicht  gebogen,  das  rechte, 
fest  auftretend,  gestiefelt.  Er  ist  unbekleidet, 
abgesehen  von  einer  violetten  Chlamys,  die 
über  die  linke  Schulter  fällt;  darunter  hält  40 
Ph.  mit  Hand  und  Arm  den  Köcher  und  den 
Bogen.  Als  Vorbild  kann  wie  für  die  Steine 
nr.  21 — 26  das  Werk  des  Pythagoras  ange- 
sprochen werden. 

29)  Bronze  in  Paris.  Babelon  et  Blanchet, 
Catalogue  des  bronzes  antiques  de  la  bibliotheque 
nationale  1895,  Nr.  813  (S.  350).  Ph.  stehend, 
bärtig,  ohne  Kopfbedeckung,  mit  kurzärmeligem 
gegürtetem  Gewände,  welches  links  offen  ist, 
Kopf  nach  1.,  die  R.  wie  im  Begriff  einen  Pfeil  50 
abzuschnellen;  die  L.  hielt  den  Bogen.  Das  1. 
Bein  verbunden. 

30)  Spiegel  im  Museum  von  Lecce,  bespr. 
und  abgeb.  von  Lenormant,  Gaz.  archeol.  7 
(1881/82),  S.  94.  Ph.  rechts  auf  einen  Stock 
gestützt,  in  der  linken  den  Bogen,  setzt  das 
linke  Bein  voran,  im  Knie  gebogen.  Er  ist 
bartlos,  das  Haar  hinten  mäfsig  lang ;  über  den 
r.  Oberarm  hängt  eine  Chlamys,  sonst  kein  Ge- 
wand. Weder  Binde  noch  Stiefel.  Ohne  Hinter-  60 
grund. 

31)  Griechischer  Stein  von  trefflicher  Arbeit, 
5./4.  Jahrh.,  in  Paris  im  Louvre,  Bandachat- 
skarabäoid  Furtwängler,  Ant.  G.  31,  10.  Vgl. 
Bulletin  des  Musees  1891,  S.  214.  Hier  abgeb.  (7) 
Sp.  2332.  Ph.  die  R.  auf  einen  langen  Stock 
gestützt,  hinkt,  den  r.  Fufs  vorsichtig  vorsetzend. 
Auf  der  1.  Schulter  trägt  er  einen  Stock,  an 


dem  erlegte  Vögel  und  ein  Hase  (?)  hängen. 
Das  Gewand  geht  über  die  linke  Schulter.  An 
der  1.  Seite  trägt  er  Köcher  und  Bogen.     Der 


8)  Philoktetes  auf  Leranos,  attisches  Gefäfs  des  4.  Jahrhunderts 
(nach  Milani,  Mito  di  Filottete  Abb.  24). 


Körper  ist  abgemagert,  das  Haar  verwildert.  An 

den  Beinen  ist  kein  Verband  angegeben. 

32)  Aryballos,  rf.,  attisch,  Mitte  des  4.  Jahrh. 

v.  Chr.   (Eigentümer  Alessandro   Castellani    in 

Rom),      Milani 

29,  Abb.  24  (vor 

dem    Titelblatt 
des  Buches 

„Mito  di  F."), 

danach    unsere 

Abbildung    (8). 

Ph.      in     dori- 
schem     Chiton 

sitzt  auf  einem 
Felsen  unter 

den  Asten  eines 

laublosen  Bau- 
mes, das  1.  Knie 
hochgezogen, 

die  1.  Hand  am 

Knie.      Das     1. 

Bein  ist  unter- 

und      oberhalb 

der   Ferse  ver- 
bunden ,    der 

ausgestreckte  r. 

Arm     auf    den 

Boden 
stützt.     Das 
Haupt-  und 
Barthaar  ist 


ESSSSSBUESSSa 
ifaniiniuinjiuuiiuuJl 


aufge- 


9)  Philoktetes  auf  Lemnos, 

Stuckrelief  aus  einem  römischen 

Grabmal  (nach  Milani,  Mito  di 

Filottete  II,  25). 


voll,  aber  nicht  wild,  der  Kopf  etwas  geneigt, 
der  Blick  geht  verloren  in  die  Ferne.  Neben 
Ph.  lehnt  der  Bogen  und  der  Köcher  am 
Gestein.  Das  Ganze  ist  mehr  ein  Bild  des 
einsam  trauernden,  als  des  von  Schmerzen  ge- 
peinigten   Philoktet;     vielleicht    eine     gemil- 


2335     Philoktetes  (in  d.  Kunst:  verwundet)  Philoktetes  (in  d.  Kunst:  verwundet)     2336 


derte    Wiedergabe    des    von    Parrhasios    ver- 
fertigten Gemäldes. 

33)  Wandgemälde  (Stuckrelief)  aus  der  Um- 
gebung von  Rom  (Via  latina),  2.  Jahrb.  n.  Chr., 
zu  einem  Grabmal  gehörig,  Monum.  d.  Inst.  6 
(1861)  tav.  51;  Milani  32,  Abb.  25;  hier  abgeb. 
(9)  Sp.  2334.  Ph.  im  Chiton  auf  einem  Felsen 
sitzend,  streckt  den  rechten,  verbundenen  Fufs 
aus;  der  r.  Arm  geht  am  Beine  entlang  bis 
unter  das  Knie.  Die  L.  stützt  sich,  hoch  ge- 
hoben, auf  einen  langen  Stab.  Am  Felsen 
lehnen  daneben  Bogen  und  Köcher.  Das  Haar 
ist  verwildert,  der  Ausdruck  des  Gesichtes  sehr 
leidend  und  kummervoll. 

34)  Gemme  bei  Tischbein,  Homer  nach  An- 
tiken gezeichnet  7,  Taf.  4;  Milani  36,  Abb.  26. 
Ph.  sitzt  auf  einem  Felsen,  den  linken  Fufs 
beschuht,  das  Haupt  mit  langem,  wildem  Haar 
traurig  gebückt  und  auf  die  linke  Hand  ge- 
legt, welche  das  Ende  eines  auf  die  Erde  auf- 
gestützten Stabes  umfafst.  Die  r.  Hand  um- 
klammert den  Stab  ebenfalls.  Ein  Gewand- 
stück ist  um  die  Oberschenkel  gelegt. 

35)  Karneol  Berlin  349,  nach  Furtwängler 
vortreffliche  Arbeit,  wohl  um  400  v.  Chr.; 
Milani  34,  Abb.  27.  Furtwängler  Ant.  G.  10,  29. 

Hier  abgeb.  (10).  Ph.  nackt,  sitzt 
auf  einem  Felsen,  an  dem  sein 
Köcher  und  Bogen  lehnt,  blickt 
trauernd  empor  und  stützt  den 
r.  Ellenbogen  auf  das  Knie.  Der 
1.  Fufs  ist  verbunden.  Verwil- 
dertes Haar  und  hohle  Augen 
sind  angedeutet. 

36)  Ph.  auf  einem  Stein 
sitzend,  den  Kopf  auf  die  r. 
Hand  gestützt,  findet  sich  auf 
einer  Bleischeibe  im  Museum  zu 
Florenz,  Milani  33,  Abb.  Ann. 
1881  T  2,  vgl.  S.  258  f. 

37)  Silbermünze  von  Lamia,  in  Berlin; 
Milani  30,  Abb.  28.  Ph.  unbärtig,  sitzend,  be- 
trachtet Köcher  und  Bogen,  die  er  auf  das 
Knie  gestellt  hat.  Vgl.  auch  Ztschr.  f.  Numism.  1, 
S.  352  (Friedländer). 

38)  Bronzemünze  von  Lamia,  in  Berlin: 
Milani  37,  Abb.  29.  Ph.  bärtig,  halb  liegend, 
linkes  Bein  gestreckt,  das  rechte  gebeugt,  die 
linke  Hand  stützt  sich  auf  den  Boden,  der 
Oberkörper  aufgerichtet,  auf  dem  Kopfe  eine 
spitze  Mütze,  welche  die  rechte  Hand  oben  an- 
fafst. 

38*)  Dieselbe  Münze  in  schlechter  Erhal- 
tung, Milani,  Abb.  30. 

38 b)  Der  Kopf  des  Ph.  mit  einer  ähnlichen 
Mütze  findet  sich  auch  auf  einer  Münze  von 
Homolion  in  Thesalien,  Bull,  de  corr.  hell.  5, 
S.  290/1. 

39)  Gemme  im  Museum  zu  Florenz,  Milani 
40,  Abb.  32.  Philoktetes  (?)  in  gebückter  Hal- 
tung sitzend  spannt  den  Bogen. 

40)  Gemme  im  Museum  zu  Florenz,  Milani  48, 
Abb.  33.  Ph.  sitzt  auf  einem  Felsen  und  fächelt 
mit  einem  Zweige,  den  er  in  der  r.  Hand  hält, 
den  linken  umhüllten  (beschuhten?)  Fufs. 

41)  Kameo  des  Boethos  (Samml.  Beverley), 
Milani  Abb.  35;  Furtwängler  Arch.  Jahrb.  3 
(1888),   S.  216;    Taf.  8,  21    und   Ant,    Gemmen 


10)  Philoktetes 

auf  Lerimos, 

Karneol  in 

Berlin  (nach 

Furtwängl.,  Ant. 

Gemmen  X,  29). 


57,  3.  Hier  abgeb.  (11).  Philoktet,  an  der 
Erde  sitzend,  mit  abgemagertem  Leibe,  auf 
den  1.  Arm  gestützt,  fächelt  mit  einem  Vogel- 
flügel, den  die  R.  hält,  den  wunden  r.  Fufs, 
der  umbunden  ist.  Die  von  Milani,  Ann.  1881, 
T  4  wiedergegebene  Abbildung  aus  Choiseul- 
Gouffier ,  Voyage  pittoresque  2,  pl.  16  bezieht 
sich  nicht,  wie  Milani  a.  a.  O.  S.  264 ff.  aus- 
einandersetzt, auf  einen  anderen,  besseren  und 

io  älteren  Stein,  sondern  eben  auf  den  Kameo 
Beverley,  aber  mit  willkürlichen  Änderungen  in 
der  Zeichnung.  Ob  der  Steinschneider  Boethos 
derselbe  ist  wie  der  Toreut  des  Namens,  ist 
nicht  zu  entscheiden;  jedenfalls  gehört  er  un- 
gefähr in  dieselbe  Zeit.  Mit  offenbarer  Ab- 
sicht und  grofser  Geschicklichkeit  ist  ein  ge- 
treues Bild  des  abgezehrten  Körpers  gegeben; 
als  Muster  könnte  ein  Gemälde  wie  der  „Kranke" 
des    Aristides    gedient   haben    oder    sicherlich 

20  eine  Erfindung  der  Alexanderzeit.  Dieselbe 
Darstellung  kehrt  mehrfach  wieder. 

42)  Der  von  Enea  Vico  gestochene  Stein, 
Milani  45,  Abb.  34  (De  Bossi,  Gemm.  .  .  .  ab 
Aenea  Vico  incis.  tab.  29)  kann  derselbe  sein  wie41. 

43)  Etruskischer  Skarabäus  von  altertümeln- 
der  Zeichnung,  Michaelis,  Ann.  1857  H  5, 
Milani,  Mito  di  F.   Abb. 

36,      Furtwängler,    Ant. 
G.    18,    64.     Darstellung 
30  wie  41). 

44)  Skarabäus  (Glas- 
paste)  im  brit.  Museum 
(Townley  Coli.),  Catalogue 
of  engraved  gems  in  the 
Br.  M.  455;  Michaelis, 
Ann.  1857  H  6,  Milani, 
Abb.  38,  Furtwängler  21, 
27.  Philoktet  in  derselben 
Haltung  vor  seiner  Höhle 

40  liegend ;  hinter  ihm  Odysseus  (mit  Pilos)  im  Be- 
griffe den  über  Ph.  hängenden  Köcher  und 
Bogen  herunterzunehmen.  Sonst  sind  noch 
schwirrende  Mücken  hinzugefügt.  Vgl.  Artikel 
„Odysseus"  Bd.  3,  Sp.  664,  wo  auch  eine  Ab- 
bildung beigegeben  ist. 

45)  Pasten  in  Berlin  539—542,  Darstellung 
=  41.  Vgl.  Ann  1881,  S.  266  und  Abb.  T  3 
(Milani  46). 

46)  Paste    in   Petersburg   Milani  47,    Abb. 
50  Ann.  1881,  S.  266  desgl. 

47)  Kaum  antik  ist  die  Petersburger  Gemme 
Milani  41,  Abb.  37 :  Ph.  sitzt  auf  einem  Felsen 
(Unterlage  ein  Vogelgefieder)  und  hält  das 
kranke  Bein  zwischen  den  Armen.  Hinter  ihm 
Bogen,  Köcher  und  ein  Trinkgefäfs.  Ihm  gegen- 
über in  einer  Felsnische  eine  Hephaistoshemie, 
von  einer  Fackel  beleuchtet.  Aus  dem  Felsen 
kommt  eine  Quelle  hervor. 

c0  4)  Abholung  von  Lemnos. 

48)  Relief  in  Smyrna,  Sammlung  Purser,  von 
einer  rechteckigen  Basis,  gefunden  auf  der 
Stätte  des  alten  Aphrodisias.  Abgeb.  bei  Leo 
Bloch,  Griech.  Wandschmuck  (1895)  S.  37. 
Philoktetes  und  Odysseus.  Ph.  sitzt  nach 
links  auf  einem  Felsen,  über  den  das  Himation 
gelegt  ist,  der  Oberkörper  in  Vorderansicht. 
Die    1.    Hand    umklammert  drei   Pfeile,   die  r. 


11)  Philoktetes  den 
wunden  Fufs  fächelnd 

(nach  Furtwängler, 
Ant.  Gemmen  LVII,  3). 


2337   Philoktetes  (in  d.  Kunst:  Abh.v.Lernnos)       Philoktetes  (in  d.  Kunst:  Abb.  v.Leinnos)   2338 


gewandt,  ein  Stück  Zeug  um  den  r.  Ober- 
scbenkel,  den  r.  Fufs  verbunden,  das  Kinn  auf 
einen  Stab  gestützt,  den  er  mit  beiden  Händen 
hält.  Er  bort  auf  Odysseus,  der  vor  ihm  steht. 
Inzwischen  sucht  im  Rücken  Pbiloktets  ein 
unbärtiger  Mann  (Diomedes)  sich  des  an  der 
Wand  der  Hoble  lebnenden  Bogens  und  Köchers 


hält  den  rechten  auf  den  1.  Oberschenkel  gesetz- 
ten Fufs.     Pb.   weist  dem  vor  ihm  stebenden 
Odysseus  seine  Wunde.    Dieser,  in  Exomis  und 
Pilos,  über  der  linken  Schulter  das  Himation, 
Sandalen  an  den  Füfsen,  während  Ph.  barfufs 
ist,    fafst    mit    den    Händen    eine    sehr    lange 
Lanze.     In    einer    kleinen   Nische    unten    eine 
Schlange.      Das    Relief 
ist    eine    aus    der    Zeit 
des     Commodus     stam- 
mende Nachbildung  ei- 
ner  von    Aisch  t/los   be- 
einflufsten   Darstellung. 
Odysseus     dem    Ph. 
den     Köcher     raubend, 
ebenfalls  nach  Aischylos, 
siehe  oben  Nr.  44)  und 
Art.  „Odysseus"  Sp.  664. 

49)  An  den  „Philok- 
tetes" des  Sophokles  er- 
innert ein  Marmorrelief 
der  Vatikanischen  Bi- 
bliothek, Michaelis,  Ayin. 
1857  J  1,  Milani  50, 
Abb.  39:  Odysseus  in 
Beratung  mit  Neopto- 
lemos,  vgl.  Art.  „Odys- 
seus" Sp.  664. 

50 — 56)  Etruskische 
Aschenkisten,  veröffent- 
licht bei  Brunn,  Rilievi  delle  urne  etrusche  1; 
dazu  Schlie,  Darstellungen  des  troisehen  Sagen- 
kreises auf  etruskischen  Aschenkiste)).,  S.  134 — 
150.  Philoktet  bärtig,  mit  Chlamys  oder  ohne 
Gewand. 

50)  Museum  in  Volterra,  Brunn  70,  3; 
Milani  52,  Abb.  41.  Ph.  steht  vor  seiner  Höhle 
nach  rechts  gewandt,  den  1.  Fufs,  der  vor- 
angestellt ist,  verbunden,  die  Chlamys  über 
die  r.  Schulter  nach  hinten  geworfen,  in  der  40 
L.  einen  Pfeil  und  den  Bogen,  den  r.  Arm 
erhoben.  Er  spricht  mit  einem  jungen  Trojaner 
(Paris?),  der  ihn  zum  Mitkommen  aufzufordern 
scheint.  Hinter  diesem  noch  ein  Gefährte. 
Auf  der  anderen  Seite  (links)  ist  Odysseus 
bereit  hervorzutreten  und  die  Verhandlung  zu 
unterbrechen.  Hinter  Odysseus  steht  gleich- 
falls ein  (jüngerer)  Genosse,  der  ihm  die  Hände 
auf  Schulter  und  Arm  legt,  wie  zur  Vorsicht 
mahnend.  Im  Hintergrunde  ein  Schiff  (Hinter-  50 
teil).  Die  Gesandtschaft  der  Trojaner  wäre 
dem  Euripides  entnommen. 

51)  Museum  in  Volterra,  Brunn  69,  2; 
Milani  53,  Abb.  42.  Hier  (12).  Ähnlich  wie 
50).  Ohne  das  Schiff.  Rechts  und  links  von 
der  Höhle  steht  ein  Baum.  Ph.  kommt  eben 
aus  der  Höhle  hervor;  die  Chlamys  ist  über  den 
1.  Oberschenkel  gelegt.  In  der  Linken  hält 
er  aufser  dem  Bogen  zwei  Pfeile,  in  der  Rech- 
ten auch  noch  einen.    Verbunden  ist  ebenfalls  6u  Farbe   angedeutet.     Im  Hintergrunde  befindet 


12)  Abholung  des  Philoktetes;  anwesend:  Odysseus  mit  einem  Gefährten  und  zwei 
Trojaner;  etrusk.  Aschenkiste  (nach  Brunn,   Urne  etr.  69,  2). 


zu    bemächtigen.      Links    und    rechts    je    ein 
Jüngling,  der  ein  Pferd  am  Zügel  hält. 

54)  Volterra,  tomba  Inghirami,  Brunn  70,  4; 
Milani  56,  Abb.  45.  Ungefähr  =  53).  Diomedes 
steht  noch  aufrecht  und  wartet  ab.  Ph.  hat 
keinen  Verband;    dieser  war  aber  wohl  durch 


13)  Philoktetes  in  seiner  Höhle  liegend;   Odysseus 

und   Diomedes   rauben   seine  Waffen,   römische   Lampe 

im  brit.  Mus.  (nach  Milani,  M/to  dt  F.  Abb.  48). 


der  1.  Fufs. 

52)  Museum  in  Florenz,  Brunn  69,  2;  Mi- 
lani 54^,  Abb.  43.  Schadhaft.  Ungefähr  =  51). 
Ph.  hat  die  Chlamys  über  die  Schultern  geworfen ; 
auf  der  Brust  wird  sie  zusammengehalten. 

53)  Museum  in  Florenz,  Brunn  71,  5;  Over- 
beck  Gral.  h.  B.  24,  16;  Milani  55,  Abb.  44. 
Philoktet    sitzt    vor    seiner  Höhle    nach    links 

Roschee,  Lexikon  d.  gr.  u,  röm.  Mythol.    III. 


sich  anstatt  der  Pferde  ein  Schiff,  in  welchem 
links  und  rechts  je  ein  Mann  zu  sehen  ist. 

55)  Museum  in  Cortona,  Brunn  71,  6;  Mi- 
lani 57,  Abb.  46.  Philoktet  sitzt  nach  links 
gerichtet  vor  der  Höhle.  Odysseus  umfafst 
sein  r.  verbundenes  Bein,  um  die  Wunde  zu 
pflegen.  Ph.  stützt  sich  mit  der  Linken  auf 
einen  Stock,  die  Rechte  ist  nach  Odysseus  aus- 

74 


2339   Philoktetes  (in  d.  Kunst:  Abh. v.Lemnos)       Philoktetes  (in  d.  Kunst:  Abh.  v.Leinnos)   2340 

gestreckt.     Dioniedes,    in    gebückter  Haltung, 
ist    seiner  Beute    noch    näher  gekommen   wie 


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auf  53).     Rechts  und  links   wieder    die  Jüng- 
linge mit  den  Pferden. 

56)  Museum  in  Volterra,  Brunn  72,  7 ;  Over- 
beck  24,  17;    Müani  58,    Abb.  47.      Abgeb.   bei 


2341    Philoktetes  (in  d.  Kunst :  Abh.  v.  Lemnos) 


Philoktetes  (in  d.  Kunst:  gebeilt)      2342 


„Odysseus"  Sp.  665  f.  Pb.  sitzt  nackend  da 
und  hält  mit  der  Rechten  das  kranke  Bein 
Odysseus  bat  es  ergriffen  wie  in  nr  55.  Am 
Boden  steht  ein  Waschbecken.  Im  Hinter- 
grunde ein  Schiff  wie  in  nr.  54.  Aufserdem  steht 
auf  der  r.  Seite  ein  Jüngling  mit  einem  Pferde. 
Diomedes  (vgl.  nr.  53  u.  55)  zugreifend.  Links 
neben  Odysseus  steht  noch  ein  junger  Mann 
mit  Schwert  und  Schild. 

57)  Römische  Lampe  im  brit.  Museum  mit 
skizzenhafter  Zeichnung  des  2. — 3.  Jahrh.  n. 
Chr.,  Milani  59,  Abb.  48,  hier  (13)  Sp.  2338. 
Philoktet,  mit  wildem  Haar,  liegt  am  Boden; 
der  1.  Fufs  ist  verbunden.  Die  Beine  deckt 
ein  Gewaudstück.  Die  r.  Hand  hält  einen 
Flügel  zum  Fächeln.  Neben  Ph.  liegt  ein  ge- 
töteter Vogel.  Über  der  Wand  der  Höhle 
kommen  Odysseus  und  Diomedes  mit  den 
Köpfen  hervor.     Der  letztere  hält  sich  mit  der 


In  der  Linken  hält  Ph.  den  Fittich  eines  Vogels. 
Er  hat  sich  auf  das  1.  Knie  geworfen  und 
streckt,  sich  aus  der  Höhle  vorbeugend,  bittend 
den  r.  Arm  aus,  wohl  nach  dem  Jüngling  hin, 
der  den  Kopf  nach  Ph.  zurückwendend  sich 
eilig  entfernt,  vermutlich  mit  Bogen  und  Pfeilen 
des  Ph.  Links  sieht  Odysseus  zu,  indem  er  vor- 
sichtig hinter  der  Höhle  hervor- 
lugt. Auf  dem  anderen  (linken) 

10  Bilde  sitzt  Ph.  in  einem  Wagen, 
der  wie  ein  bequemer  Sessel  ge- 
staltet ist  und  von  zwei  Maul- 
tieren gezogen  wird,  die  ein 
vorausschreitender  Diener  am 
Zügel  führt.  Ph.,  mit  wirrem 
Haupt-  und  Barthaar,  ebenso 
gekleidet  wie  rechts,  legt  die  r. 
Hand  auf  das  r.Bein,  dessen  Fufs 
noch  den  Verband  trägt,  zieht 

20  das  linke  etwas  empor  und 
stützt  diel. Hand  auf  einen  Stab; 
den  Kopf  dreht  er  nach  Dio- 
medes, der  neben  den  Zugtieren  hergeht  und 
sich  zu  Ph.  zurückwendet,  seine  Worte  mit 
der  erhobenen  Rechten  begleitend.  Hinter  dem 
Wagen  schreitet  Odysseus,  in  der  Linken  den 
Köcher,  neben  dem  auf  der  Zeichnung  auch 
das  eine  Ende  des  Bogens  sichtbar  ist. 


16)  Philoktetes 
von  Machaon  ver- 
bunden, Skara- 
bäus  im  Brit.  Mus. 
(nach  Ann.  d.  Inst. 
1881  Tav.  T  5). 


30 


40 


15)  Philoktetes  von  Machaon  verbunden,  etr.  Spiegel 
(nach  Milani,  Mito  di  Filottete  III,  49) 


Linken  am  Gestein  fest,  die  Rechte  greift  nach 
Philoktets  Bogen  und  Köcher,  die  oben  auf- 
gehängt sind. 

58)  Sarkophag  in  Florenz,  im  Garten  des  50 
Conte  Gherardesca  am  Borgo  dei  Pinti.  Hier 
kommen  die  beiden  Darstellungen  der  Vor- 
derseite in  Betracht,  abgebildet  bei  Robert, 
Antike  Sarkophagreliefs  2,  139  und  (nach  der 
Zeichnung  des  Codex  Coburgenis)  139  '  (Taf.  51); 
Milani  51,  Abb.  40  u.  40  a.  Hier  wiedergegeben 
(14  u.  14a)  Sp.  2339/40. 

Über  tief  herabhängenden  Fruchtschnüren 
sind  zwei  Bildflächen  frei,  auf  welchen  die 
Abholung  des  Philoktetes  in  zwei  verschiedenen  60 
Zeitpunkten  dargestellt  ist.  Rechts  erscheint 
Ph.  in  seiner  Höhle  sitzend  in  einem  langen 
um  die  Beine  geschlungenen  und  über  die  1. 
Schulter  geworfenen  Mantel,  den  wunden  r. 
Fufs  mit  einer  Binde  umwickelt.  Die  Mütze, 
welche  ihm  der  Zeichner  im  cod.  Cob.  giebt, 
scheint  nicht  vorhanden  gewesen  zu  sein;  auch 
war  Ph.  nicht  unbärtig,   wie  Robert  feststellt. 


5)  Philoktets  Heilung. 

59)  Etruskischer  Spiegel  im  Universität a- 
museum  zu  Bologna  bei  Gerhard,  Etr.  Sp.  4, 
Taf.  394,  2;  Orerbeck2i,  18;  Milani  60,  Abb.  49; 
hier  abgeb.  (15)  Sp.  2341.  Inschriften  Pheltute 
und  Machan  (nach  Deecke,  Artikel  „Machan", 
qpeliuc[t]e :  s.  d.).  Philoktet,  die  Chlamys  über 
den  Schultern  und  Armen,  steht  mit  der  Rechten 
auf  einen  langen  Stab  gestützt,  in  der  Linken 
den  Bogen;  den  1.  Fufs  hat  er  nach  hinten 
gehoben  und  hält  ihn  dem  Machaon  hin,  der 
ihn  verbindet.  Machaon  ist  nur  halb  erhalten, 
Ein  Klappstuhl,  der  zwischen  beiden  steht, 
trägt  ein  Salbfläschcben  und  einen  Schwamm. 
Am  Boden  windet  sich  eine  Schlange,  zur  Er- 
innerung an  die  Verwundung  —  wenn  nicht 
eine  Zusammenschiebung  zweier  auseinander- 
liegender Zeitpunkte  angenommen  werden  soll. 

60)  Etruskischer  Skarabäus,  in  Chiusi  ge- 
funden, im  brit.  Museum  (Nr.  355),  Bull.  1859, 
82 ff.;  Ann.  1881  T  5  und  S.  280 f.,  Milani  61; 
hier  abgeb.  (16).  Die  Darstellung  ist  der  vori- 
gen sehr  ähnlich,  nur  im  Gegensinne  gehalten. 
Machaon  sitzt  auf  dem  Stuhl.  Bekleidung, 
Bogen  und  Schlange  fehlt. 

Gemeinsames  Vorbild  für  nr.  59  u.  60  könnte 
etwa  ein  Vasenbild  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.  ge- 
wesen sein. 

6)  Kampf  mit  Paris. 

61)  Etruskische  Aschenkiste  Brunn,  Bd.  1, 
Taf  72,  8,  abgeb.  bei  „Paris"  Sp.  1638;  Mi- 
lani 62,  Abb.  50.  Philoktet  in  der  Tunica,  mit 
linkem  verbundenen  Bein  (wohl  nur  als  Kenn- 
zeichen) steht  dem  Paris  schufsbereit  gegen- 
über. 

62)  Das  Stück  der  tabula  Iliaca  (s.  Jahn, 
(/riech.  Bilclerchron.  Taf.  A),  welches  den  von 
Philoktetes  tödlich  getroffenen  Paris  darstellt, 

74* 


2343  Philolampados  Philomela  2344 

ist  nicht  vollständig  erhalten.     Philoktetes  ist  ö[ißpov   v.al    %£i[Lwvog  ißovßiv   xavra   cprjuißag 

nicht  mehr  zu  sehen.  7tccp8xrjp£L  xbv   %q6vov,   iv   ä>  vSccxu   noXXu   w.cd 

7)  In    ungewöhnlichem    Zusammenhang    er-  ■Kvbvyua.xa   i'gaißia,   hui  SiScoai  IlrjXei  <&iXo- 

scheint    Ph.     {^iXoy.xr\XT\g)    auf    der    Vase    des  {irjXav,    -aal    ovxojg    iTi£Y.pö:xr\ß&v    7}    q>r\\L7\.    — 

Meidias  im  brit.  Museum   (E  224),   abgeb.   bei  3)  Tochter  des  Priamos  nach  Hygin.  f.  90.  — 

„Medeia"  Bd.  2  Sp.  2503,  neben  attischen  i%ü-  4)    Zweifelhafter  Name    für    Artemis   (?Xpvßfi 

vvpoi  {Gerhard,  Ges.  Abh.  Taf.  13.  14;    Wiener  <f>iXo\LriXa)  auf  einer  die 'Hochzeit  des  Dionysos' 

Vorlegebl.  4,  1.  2).     [Türk.]  darstellenden   rotfig.   Vase  bei    Gerhard,   Ant. 

Philolampados      (ßiXoXdintctdog),     Beiname  Bildio.  1  Taf.  LIX  u.  Inghirami,  Vasi  fittüi  3 
oder  Epitheton  der  Artemis:  Hesych.  s.  v.          10  T.  256;   vgl.  C.  1.  Gr.  nr.  8376.    Jahn,   Vasens. 

[Röscher.]  K.  Budw.  p.  CXXVI A.  1)44.    Welcher,  A.  Benkm. 

Philolaos  ($i XoXaog),  1)  Sohn  des  Minos  und  2  p.  65.  3  p.  63  etc.  E.  Curtius  (zu  C.  I.  Gr.  a.  a.  0.) 

der  Nymphe   Pareia,   Bruder  des  Eurymedon,  vergleicht  dieAQxb^ug'T^via  (IPaus.  8,5,8.13, 1), 

Nephalion,    Chryses   {Apollod.   bibl.   3,  1,  2,  5.  doch  kann  der  Name  sich  auch  auf  ein  Mäcl- 

2,  5,  9,  3).    Diese  vier  Minossöhne  wohnten  auf  chen  beziehen  und  %pvßfj   hier  im  Sinne  von 

der  Insel  Paros  und  töteten,  als  Herakles  auf  v.aXr\  stehen  {Jahn  a.  a.  0.).  Heydemann,  Satyr- 

der  Fahrt  nach  dem  Gürtel  der  Hippolyte  da-  u.  Bakchennam.S.  14fafst  Xpvßri  und  <&iXo{ij']Xa 

selbst    landete,    zwei    von    seinen    Begleitern,  als  Namen  zweier  Bakchantinnen.    S.  Sp.  2369. 
worauf  Herakles    die    Söhne    des    Minos   teils  [Röscher.] 

tötete,  teils  belagerte,  bis  jene  die  Söhne  eines  20        5)  Philomela,  Tochter  des  Pandion  in  der 

anderen  Minossohnes,  des  Androgeos,  Alkaios  megarisch-attisch-phokischen  Aedonsage.      Da 

und  Sthenelos  (s.  d.)  ihm  zur  Sühne  auslieferten :  dieses  Tiermärchen  in   diesem  Lexikon   schon 

Apollod.  2,  5,  9,  3—5.  —  2)  Beiname  des  Askle-  von  Röscher  Bd.  2  Sp.  569 ff.  s.v.Itys,  Bd.  1  Sp.83ff. 

pios   zu   Asopos  in   Lakonien:   Paus.  3,  22,  9.  s.  v.  Aedon  vgl.  Bd.  3  Sp.  1503,  40ff.  s.v.  Pan- 

Wide,  Bakon.  Kulte  184.  189.     [Röscher.]  dareos  behandelt  ist,  beschränke  ich  mich  auf 

Philologia     {(DtXoXoyic:),     personifiziert     bei  Nachträge  und  verweise  zugleich  auf  den  schönen 

Marc.  Capella,  Be  nupt.  Phil,  et  Merc.  [Höfer.]  Artikel  von  Tlirämer  bei  Pauly-Wissoica  Bd.  1 

Pliiloinache    {$iXoiiä%r]) ,    Tochter  des   Am-  Sp.  467  ff.    s.  v.    Aedon.     Es    sind    aufser   der 

phion,  Gemahlin  des  Bias,  dem  sie  den  Akastos,  megarischen  usw.  Version  folgende  Überliefe- 
die    Peisidike,    Pelopeia,    Hippothoe  und  AI-  so  rungen  der  Aedonsage  zu  unterscheiden: 
kestis    gebiert    Tzetz.    Byk.    175    p.   434;    bei  1)     eine     westgriechische     mit     Dulichion 

Apollod.  1,  9,  10  heifst  sie  Phylomache  {QvXo-  {RoscherBä.  3  Sp.  1498, 25  setzt  Dulichion  freilich 

ftapj);    nach    anderer    Sage   hiefs    des   Pelias  =  Kreta)  als- Schauplatz,  Röscher  Bd.  1  Sp.  84, 

Gemahlin  Anaxibia  (s.d.  1).     [Höfer.]  61  ff.    Thrämer  Sp.  467,  Ia.    Damit  verwandt  ist 

Philomedusa  s.  Phylomedusa.  2)  eine  boiotisch-kleinasiatische  mit  Theben 

Philonieirax  {(friXotisTpat;),  Beiname  der  Ar-  resp.  Milet  als  Schauplatz,  Röscher  Bd.  1  Sp.  83  f. 

temis   in  Elis,  wo    sie    ein    Isqov  neben    dem  Thrämer  Sp.  467 f.  Ib. 
Gymnasion  besafs:   Paus.  6,  23,  8.     [Röscher.]  3)    eine    kleinasiatische    mit    Ephesos    als 

Philomela,  -e  {^ilo^Xa,  -ij),  1)  Mutter  des  Schauplatz,  Röscher  Bd.  1  Sp.  84,  5 ff.   Thrämer 
Patroklos  nach  Hyg.  f.  97:  Patroclus  Menoetii  40  Sp.  471,  III. 

et  Phüomelae  filius;  vgl.  Schol.  Odyss.  4,  343:  Alle  diese  drei  Versionen  haben  den  ge- 
(friXoiiriXHdr]]  xu)  TTaxQÖtiXtp.  <Pdo\ii]Xag  yaq  rjv  meinsamen  Zug,  dafs  sie  die  Heldin  Aedon 
viog  und  zu  Odyss.  17,  134:  u  ^iXo^riXtiSrig  wg  nennen,  also  mit  dem  Namen  des  Vogels,  in 
<&iXoili]Xov  viog'  6  yccQ  HäxQov.Xog  ov  dvvaxui  den  sie  verwandelt  wird.  Eine  der  Philomela 
6i]XovaQ-ai  00g  0iXo^t]Xag  viog  ort  xs  xä  cctco  entsprechende  Person  findet  sich  nur  in  nr.  3; 
lir]xtpcov  ov  c%r}iiaxi£u  6  7tOL7}xfjg  nai  oxt  xb  sie  heifst  hier  Chelidon,  entsprechend  dem 
f7TKjpfpdfif vov  ovy.  oinsiov  i)v  inl  II<xxq6kXov  %xX.  Vogel,  dessen  Gestalt  sie  erhält.  Thrämer 
Eustaih.  zu  Od.  4,  343  p.  1498,  53  ff.  Schol.  Tzetz.  471,  6  ff.  erkennt  in  nr.  3,  dem  Produkt  des 
Alleg.  in  Anecd.  Oxon.  3,378,  3.  Vgl.  Philo-  hellenistischen  Zeitalters,  auch  Züge  einer  eigen- 
meleides  und  Philomelos.  Nach  Apollod.  bibl.  50  artigen  kleinasiatischen  Nachtigallensage,  und 
3, 13,  8,  4  wurde  als  Mutter  des  Patroklos  bald  auch  Oder,  Rhein.  Mus.  43  (1888),  554  sieht 
Sthenele,  Tochter  des  Akastos,  bald  Periopis,  darin  Elemente  alter  Volksüberlieferung  ver- 
Tochter des  Pheres,  bald  (von  Philokrates  [?]  flochten.  Für  das  Alter  der  Sage  scheintauch 
fr.  2  F.  H.  Gr.  4  p.  477)  Polymele,  Tochter  der  Zug  zu  sprechen,  dafs  die  beiden  Schwe- 
des  Peleus  (s.  nr.  3)  genannt;  s.  oben  Bd.  2  stern  einfach  als  'Nachtigall'  und  'Schwalbe' 
Sp.  2797,  41  ff  unter  Menoitios.  —  2)  Das  Schol.  bezeichnet  werden,  während  die  Namen  Prokne 
zu  Apoll.  Rh.  1,  588  sagt  von  Achilleus:  ol  und  Philomela  von  einem  Epitheton  der  Nachti- 
\ikv  iy.  Qtxidog  avxbv  vo^ii^ovat  yhyovivai  xfjg  gall  {Uq6y.vt]  zu  %tQy.v6g  =  dunkelfarbig)  und 
XsLocovog,  Jal^axog  (F.  H.  Gr.  2,  442  fr.  8)  der  Schwalbe  ((piXö^Xog  =  'gern  an  Ställen 
dh  Iy.  ^iXoinfjXag  xfjg  'ÄKxoqog.  Vgl.  damit  co  nistend')  abgeleitet  zu  sein  scheinen,  vgl. 
das  Schol.  z.  Ap.  Rh.  4,  816:  ZxdyvXog  (F.  Thrämer  472,  18ff.  Eine  auf  den  Aedon- 
H.  Gr.  4  p.  505  ff.  fr.  2.  Susemihl,  Gesch.  d.  Chelidonmythos  —  nicht,  wie  G.  Soteriadis, 
alex.  Litt.  2,  397)  6h  iv  xqixca  xüv  71bqI  ©scaa-  'E<pri[i.  ccq%.  21  (1903),  90  vermutet,  auf  die 
Xiav  (pval  XtiQcova  .  .  .,  ßovXoptvov  xbv  TIr[Xia  Sage  von  Prokne-Philomela  —  bezügliche  Dar- 
^vöo^ov  7totfjOai ,  iisxunhiLtyca  [(pilo^Xocv]  xi)v  Stellung,  die  zugleich  für  das  Alter  des  Mythos 
'ÄnxoQog  &vyax£pcc  xov  MvQ\ii66vog  xcd  beweisend  wäre,  ist  vielleicht  auf  einer  Metope 
Xuyovg  diuantipat  bxi  ybiXXu  ya\ihiv  xi]v  Qixiv  des  Tempels  des  Apollon  Thermios  in  Thermos 
IlrjXtvg   Jibg   öidovxog   avxcp,    oi    dh    •ö'foi    fitr'  zu  erblicken  (abg.  'Eqprjft.  <xq%.  a.  a.  0.  Taf.  5; 


2345  Philomela  Philomela  2346 

vgl.'S.  73):    zwei    Frauen    im    Profil    einander  g.  Bd.  2   s.   v.    Itys.     Eine  ganz   abweichende 

gegenüberstehend,  nach  vorn  geneigt,  sind  mit  Darstellung  findet  sich  bei  Eust.  ad  Hom.  Od. 

ausgestreckten    Händen    gemeinschaftlich    an  1875,  3 ff.,  wo  Philomela  als  Gattin  des  Tereus 

einem  zwischen  ihnen  befindlichen  Gegenstand,  erscheint   und  Prokne    die   jener  sonst    zuge- 

der  leider    nicht  mehr    zu    erkennen   ist,   be-  schriebene  Rolle  spielt.  —  Tereus   ist  thraki- 

schäftigt.    Über  dem  Haupt  der  rechts  stehen-  scher  (s.  unt.  Sp.  2348,  1)  König  in  Daulis,  wo 

den  Frauengestalt  liest  man   H01AIA3X   d.  i.  auch   die  Tötung   des  Itys   durch  Prokne   und 

Xtlidfov   (Chelidon);    auch   neben   der  linken  Philomela  stattfindet,  Tfiuk.  2,  29.  Paus.  1,41,8. 

Gestalt  sind  noch  Buchstabenreste  erkennbar:  10,  4,  8.  Strabo  7,  321.  '.),  423.  Steph.  Byz. 
vielleicht  war   die  Tötung    des  Itys   oder   die  10  s.  v.  Javllg.      Kanon  31;   vgl.   Senec.    Thyest. 

Zurüstung  des  Mahles  dargestellt.  275.      Bei  Apollod.  3,  14,  8   ist  Tereus  König 

Nach  megarischer  Sage  {Paus.  1,41,8.9)  in  Thrakien  (vgl.  Paus.  1,  5,  4.  Hyg.  f.  45. 
war  Perseus,  der  Schwiegersohn  des  megari-  Eust.  ad  Hom.  Od.  1875,  4.  Probus  ad  Verg. 
sehen  Pandion,  König  im  megarischen  Pagai*)  Eclog.  6,  79  p.  23  Keil.  Auson.  Technop.  9,  21 
(s.unt.Sp.  2346),  er  tötet  sich,  da  er  die  Schwester  p.  137  Schenkt.  Stat.  Theb.  5, 121.  Seneca,  Herc. 
nicht  einholen  kann,  mit  eigener  Hand  und  Oet.  953.  Od.  amor.  2,6,7.  Bemed.  am.  459),  aber 
geniefst  bei  den  Megarern  Heroenehren,  wobei  es  findet  wenigstens  in  Daulis,  wo  die  fliehenden 
man  bei  dem  Opfer  statt  der  Gerste  Steinchen  Schwestern  eingeholt  werden,  die  Vogelmeta- 
zur Bedeckung  des  Opfertieres  verwendet.  Dal's  morphose  statt.  Daulis  (nicht  Aulis,  wie  Bd.  2 
Tereus  in  einen  Wiedehopf  verwandelt  wurde,  20  Sp.  572,  4  steht,  vgl.  U.  Höfer,  Konon  97)  wird 
geht  aus  den  Worten  des  Pausanias:  v.al  vbv  von  Tzetz.  Hes.  op.  566  ferner  als  Schauplatz  der 
tnoita  xbv  Öqvi&cc  ivrav&a  cpavfivat  ttqCotov  Schändung  Philomelas  angegeben.  Aus  diesen 
XiyovGiv  hervor.  Die  Schwestern  aber  fliehen  Traditionen  folgert  Thrä mer  470  mit  Recht,  dafs 
nach  Attika  (dies  als  Ort  der  Flucht  durch  auch  in  Daulis  von  alters  her  eine  Sage  von  der 
attische  Interpolation  bezeichnet,  Thrämer  469,  Nachtigall  und  Schwalbe  existierte;  die  Be- 
33)  und  &qi]vovgoci  .  .  .  vnb  dax  qvg>v  81a-  Zeichnung  JavXtag  ögvig  wird  von  den  Dich- 
cp&siQOVTca,'  nai  acpiai  xr\v  ig  a.r\8öva  -aal  tern  nach  Thuk.  2,  29  (vgl.  Plut.  Quaest.  conv. 
%?ltd6va  [i£T(xßoh)v  iit£tpr\^,i6av  ort  .  .  Hat  abtat  7,  8,  2:  JavXidtg  OQvi&eg.  Poet.  lat.  min.  ed. 
ai  ÖQin&bg  iXeewbv  x«t  &Qrjv<p  Sfioiov  aSovatv.  Baehrens  1,  108:  Daulias  ales  =  Procne.  Verg. 
Auf  diese  Form  der  Sage  weist  auch  Schol.  30  Cir.  200:  Dauliades  puellae)  für  die  Nachtigall 
Eur.  Bhes.  550  hin:  liyarcci  .  .  .  ?j  Hq6y,v7]  fisrä  gebraucht  und  auch  heute  noch  ist  die  Nachti- 
rb  xQbavoiiijoat,  "Itvv  .  .  dta  rrjv  XvTtrjv  [iera-  gall  ein  in  Daulis  häufig  vorkommender  Vogel, 
ßli]Q-i)vat  sig  qqviv.    Vgl.  auch  unten  Sp.  2348.  Ulrichs,  Beisen  u.  Forsch,  in  Griechenl.  1,  148 f., 

In    der    attisch -phokischen    Sage    ist  der,  um  dies  gleich  hier  zu  erwähnen,  gleich- 

Pandion  König    von   Athen*").      Das    Weitere  zeitig  feststellt,  dafs  die  Erzählung  des  Paus. 

(10,  4,  9),  dafs  in  Daulis  keine  Schwalben  nisten, 

*)  Wenn  Oder  a^a.  O    552  sagt:     Nun  ist  aber  Tereus  auf  falgcher   Beobachtung   beruht.      M.  Mauer, 

nach  einstimmiger  Tradition  des  Altertums  ein  thraki-  TT-  „_    ,„„„_<     ,^nt.        t  ,    •        ^  -n 

scher  König  und  weiter  nichts.  Selbst  die  Megarer  halten  Hermes   27  (1892),  429  f.    erkennt   in    dem  Frag- 

daran  fest  trotz  ihres  Kultus",  so  irrt  er:  in  der  mega-  ment  des  Sophokles  (NdUCk*  p.  95),  WO  er  VS;  9  f. 
rischen  Version  der  Sage  bei  Pausanias   steht  nichts  von  40  schreibt:    ccsl   Ss  [LlCbt  rüvde  davlbv    Stg  T0710V 

der  thrakischen  Herkunft  des  Tereus.  ÖQV[LOvg    %'     iprjUOVg     neel     Ttäyovg    anoiKttl, 

**)  Merkwürdig  ist  die  Notiz  bei  Lactant.  Piaeid.  ad  eine  Anspielung   auf  die  Namen   der  Örtlich- 

stat.  neb.  8,  616:  Pandioniae  voiucres]  dicit  propter  Pno-  keiten,  an  denen   der  Philouielamythos  lokali- 

nen  et   Phüomelam,   ouae filiae  Syrii    erant  PandionU.  ^^   .  t        &  u   an   d        megarische  Pagai 

Die  Vermutung   von   Vollmer,   der  fecyrn   statt   Syrn   vor-  ,   •,  „       „„;,,        .  n         „   °.  ,         ,  °   -, 

schlägt,  ist  offenbar  unrichtig;  was  hat  Pandion  mit  Skyros  (°ben  &P'  2345)    erinnern,  der  davlog  TOTTog  und 

zu    schaffen?     Bei    Apollod.  3,  14,  8    verfolgt    Tereus    die  <Üe    ÖQV{lOt     an    Daulis     und     an    das    zwischen 

Schwestern    &qn&aag    niXiv.w.     Das  ist,  wie   schon  Trachis,   Daulis  und   dem  phokischen  Trachin 

Welcher,  Aesch.  Trii.  503,  796  (vgl.  oder  a.  a.  o.  555)  sah,  gelegene  Drymos.  —  Über  die  Gewaltthat  des 

ein  der  kleinasiatischen  Sage  entlehnter  Zug;  dort  wird  Tereus  an  Philomela  und  die  Entdeckung  des 

der  dem  Tereus  entsprechende  Polytechnos  in  einen  50  Frevels  s,  Bd.  2  Sp.  571,  60  ff.  Nach  Apollod, 
Specht,  n<U*ur  verwandelt    Eine  ähnliche  Reminiscenz,  Q      (d        Text    {t    nicM    h   n    überliefert 

allerdings    an   die  boiotisch-kleinasiatische    Sage,  scheint  rT     Tr..,\  T^  „„N  n     t,     7  /-. 

hei  Lactant.  vorzuliegen:  der  Vater  der  Aödon  77«rrf,J0«.,,-  S'     U:    H°ter>    K°n0U    96)    und    ProbllS    a     a.  O. 

ist  mit  üavölmv  verwechselt,  wenn  nicht  beide  überhaupt  verbirgt  Tereus  die  geschändete  und  der  Zunge 

identisch  (Röscher,  Beri.  PMi.  Wochenschr.  1884,  1544)  sind,  beraubte  Philomela  an  einsamem  Orte,  bis  diese 

iJaröaQswg  aber  (vgl.  strabo  14,  665 :  in  Pinara  in  Lykien  durch  das  Gewebe  bei  unverdächtiger  (Höfer, 

n&vdaqog  tifiätat,  tu/uv  l'aw?  öfidivu/uo;  rü  Tqwixü:  &c  Konon  97)   Gelegenheit    der   Schwester  Nach- 

xal  Ilavda qiov  xoiqri  xlwqrils  icrtöüv  xal  Vaq  tovtov  rieht  zukommen  läfst  und  von   dieser   aufge- 

bc  Jvxiagyamv)  wird  Lykier  genannt.  Es  wird  daher  gucht  ^^  N  h  jg-  f  45  WQ  der  jnhalt 
auch  bei  Lactant.  a.  a.  O.  zu  schreiben  sein,  filiae  Lvcii  .  m         ..  ,.       ,        T13 JK  1'1       ,-iT        t        j         j 

Pandionis.     Oder  Uegt  Vermengung   mit   der  westgriechi-  einer   Tragödie   des  Phüokles   (Nauck     oder   des 

sehen  Version  vor  und  bezieht  sich  Syrius  auf  die  von  ß0  Karkinos  nach  Thrämer  HO,  62)  wiedergegeben 

Steph.  Byz.  s.  v.  ZüQog   erwähnte  akarnanische  Insel?  wird,  tötet  Tereus  auf  dem  Heimweg  von  Athen 

Weitere  Züge,  weiche  dem  Philomeiamythos,  abgesehen  die  der  Philomela  von  Pandion  mitgegebenen 

von  der  Handlung  selbst,  mit   der  Aedonsage  gemeinsam  Begleiter    durch   Sturz    ins    Meer,    vergewaltigt 

sind,  scheinen  noch  folgende  zu  sein:  Daulis  (ob.  Sp. 2346, 6)  die    Jungfrau    und    schickt    sie    nach    seiner 

erscheint    als    Wohnsitz     des    Aedongemahls     Zetes    bei  R{ickkehr   nach   Thrakien   ZU   dem   König   Lyn- 

Herodor  im    Schol.   Apoll.   Rh  od.   1,   211.      Das    Motiv    des  1  t       at  n  i  i  •   i  ^T 

Webens  kehrt  in  der  Aedonsage  nr.  3  und  im  Philomela-  keUS   ~    der  Name    So11   WOnl  ansP!elen    auf  die 

mythos  wieder,  dort  im  Wettstreit  der  Aedon  mit  ihrem  scharfe  Beobachtung,   die   dieser  auf  die  ihm 

Gatten,  hier  als  Mittel  zur  Mitteilung  an  die  Schwester.  Anvertraute     geben     soll   — ;    dessen     Gemahlin 


2347  Philomela  Philomeleides  2348 

Laethusa  (?)  aber,   eine  Freundin    der  Prokne,  und    Avyv.hvg    sind    beide    di-vdsQKiZg.       Dafs 

führte  dieser   die  Schwester  zu.     Es  folgt  das  Tereus    als   Thraker   erscheint,   ist  wohl  dem 

Itysmahl,    das   wohl  erst    aus    dem   Thyestes-  Umstand   zuzuschreiben,    dafs    sein   Name    an 

oder  Tantalosmjthos  herühergenommen  ist,  wie  die  thrakischen   Königsnamen   Teres    anklang 

es  auch  der  Aedonsage  noch  fremd  ist,  Thrämer  (vgl.  Thuk.  2,  29)  und  dafs  um  Daulis  der  Sage 

474,    32 ff.       Die    Tötung    des    Itys    vergleicht  nach    Thraker    wohnten,    Oder  a.  a.  0.    552 f. 

Toepffer  bei   Pauty-Wissowa  Bd.  1   Sp.  1770,  Thrämer  470,  50'ff.;  vgl.  auch  M.  Mayer  a.a.O. 

54  ff.  s.  v.  Amazones  mit  der  Tötung  des  Orpheus  494  ff. 

und  Pentheus  durch  die  thrakischen  Maina-  Zu  den  Bd.  2  Sp.  572,  36  ff.  erwähnten  bild- 
den.  Bei  Ov.  Biet.  6,  658  schleudert  Philo-  10  liehen  Darstellungen  ist  nachzutragen:  1)  Im 
mela  dem  nach  dem  Sohne  fragenden  Tereus  Astartetempel  zu  Hierapolis-Bambyke  waren 
das  blutige  Haupt  des  Itys  ins  Gesicht,  bei  nach  Luc.  de  dea  Syr.  40  dargestellt  Philo- 
Acliill.  Tat.J>,  3.  4  bringen  ihm  beide  Schwe-  mela  und  Prokne  noch  in  Menschengestalt, 
stern  die  Überreste  des  Sohnes,  Kopf  und  während  Tereus  schon  zum  Vogel  geworden 
Hände,  in  einem  Korbe.  Tereus  verfolgt  die  war.  Man  könnte  in  dieser  Darstellung  an  die 
Fliehenden  mit  dem  Beil  (s.  oben  Sp.  2345,  47)  megarische  Form  der  Sage  (ob.  Sp.  2345)  denken, 
oder  dem  Schwerte  {Konon  31.  Ov.  Met.  6,  666.  nach  der  Tereus  früher  als  die  Frauen  ver- 
Ach.  Tat.  5,  3.  Schol.  Arist.  av.  212),  auf  der  wandelt  worden  zu  sein  scheint.  —  2)  Vase 
unten  erwähnten  Vase  mit  zwei  Speeren.  In  aus  Ruvo,  jetzt  in  Neapel  {Heydemann  3233 
betreff  der  Verwandlung  ist  zu  bemerken,  dafs  20  S.  533  mit  Literaturangaben),  die  Personen 
nicht,  wie  Bd.  2  Sp.  570,  62  angegeben,  nur  sind  teilweise  durch  Inschrift  bezeichnet:  Auf 
römische  Schriftsteller  die  Philomela  in  eine  einem  Zweigespann  steht  neben  dem  Wagen- 
Nachtigall  und  die  Prokne  in  eine  Schwalbe  lenker  Prokne,  sich  umsehend  nach  dem  andern 
verwandelt  werden  lassen,  sondern  dafs  schon  Gespann ,  auf  dem  neben  dem  Wagenlenker 
Agaiharchides  {de  mari  Erythr.  7  in  Geogr.  OIAOMHAA  steht;  über  Philomela  in  der  obe- 
Gr.  min.  1,  114,  33)  dies  berichtet,  der  aber  ren  Reihe  befindet  sich  Apate  (ArATA),  die 
auffallender  Weise  nur  von  der  Metamorphose  R.  dem  bärtigen  THPEYS  entgegenstreckend, 
der  Philomela  und  des  Tereus  erzählt,  Prokne  der  zu  Pferd  sitzt,  die  L.  staunend  erhoben, 
aber  überhaupt  unerwähnt  läfst.  Anspielungen  in  der  R.  zwei  Speere  haltend.  Ihm  folgen 
auf  die  Philomelasage  finden  sich  aufser  in  30  zwei  Jünglinge,  nach  Heydemann  vielleicht  die 
den  Bd.  2  Sp.  572,  30  ff.  erwähnten  Stellen  den  beiden  Schwestern  zu  Hilfe  eilenden  Brüder, 
ferner  bei  Tlato  Phaed.  85  a.  Plut.  Quaest.  Butes  und  Erechtheus.  —  3)  Die  Marmorgruppe 
conv.  8,  7,  2.  Luc.  de  merc.  cond.  41.  Schol.  des  Alkamenes  (Bd.  2  Sp.  572,  62  ff.)  erkennt 
Eur.  Phoen.  1515.  Schol.  Eur.  Andr.  862.  Winter,  Arch.  Am.  9  (1894),  46  (vgl.  Michaelis. 
Lact.  Plac.  ad  Stat.  Theb.  5,  120.  Bufin.  Ee-  Athen.  Mitt.  1876,  304 ff.)  in  der  a.  a.  0.  ab- 
cognit.  10,  16.  Cornutus  -  Schol.  zu  Juven,  6,  gebildeten,  auf  der  Akropolis  gefundenen,  früher 
64*3  {Phil.  53,  1894,  530),  wo  statt  Procne  auf  Ge  Kurotrophos  gedeuteten  Gruppe :  Prokne 
arundinem  zu  lesen  ist  hirundinem.  das  Messer  in  der  L.  zückend  gegen  Itys,  den 

Zu  der  Bd.  1  Sp.  85    gegebenen    Deutung  sie  mit  der  R.  fest  an  ihren  Schofs  drängt, 
unseres    Tiermärchens    ist    nachzutragen:    Die  40  [Höfer.] 

befremdende   Thatsache,    dafs    Tereus    in    den  Philomeleides     {^ilo^lsiövg),     König    auf 

scheuen  ängstlichen  Wiedehopf,  der  nach  Konon  Lesbos,  der  die  Vorüberschiffenden  zum  Ring- 

31  Nachtigallen  und  Schwalben  verfolgen  soll,  kämpf    herausforderte     und     schliefslich    von 

verwandelt  wird,  erklärt  sich  nach  Oder  a.  a.  0.  Odysseus  (s.  d.)  überwunden  ward:  Odyss.  4,  343. 

543 ff.  aus  der  Vorstellung  der  Alten  {Sophokles  17,  134  u.  Schol,  der  berichtet,  dafs  einige  alte 

a.  a.  0.   v.  5.      Aesch.    Suppl.   62;    vgl.    Lenz,  Erklärer  den  Namen  fälschlich  als  Metronymi- 

Zoologie  der  Griech.  und  Römer  318,  987,  wo  kon  fafsten  und  auf  Patroklos  bezogen;  siehe 

dasselbe  vom  Kuckuck  erzählt  wird),  dafs  der  Philomela  1.    [Röscher.]     [Nach  Hella nikos  im 

Wiedehopf  sich  zu  bestimmten  Zeiten  in  einen  Schol.  Hom.  Od.  4,  343;  vgl.  Eust.  ad  Od.  1498, 
andern  Vogel,   in  den  KiQKog  =  Sperber  ver-  50  62 ff  töteten  ihn  Odysseus  und  Diomedes  durch 

wandele:  Tereus   ist  also   nach  ursprünglicher  List  und  machten  sein  Grab  zu  einem  Ort  der 

Sage,   die   auch   bei   Hygin.  a.  a.  0.   {Tereum  Einkehr  für  Fremde   {tbv  rdcpov   avxov  Kaxa- 

autem  aeeipitrem  factum)   noch  erhalten  ist,  yioyiov  ^ivcav    litoii]6av).      Während    also    bei 

in  einen  uiQxog  verwandelt  worden,  der  später  Homer  Odysseus  allein  im  offenen  Kampfe  den 

infolge    der    oben    erwähnten    volkstümlichen  Ph.  erlegt,  tritt  bei  Hellanikos  dafür  der  listige 

Verwechslung  beider  Vögel  durch  den  Wiede-  Mord  ein ,   von  Odysseus   und  Diomedes   voll- 

hopf  verdrängt  wurde.     Auf  den  yJqkos  pafst  bracht,   wie   in   ähnlicher  Weise   diese  beiden 

treffend    das    zvqsiv.      Das    spähende    Lauern  den  Palamedes   {Kypria   bei  Paus.  10,  31,  2) 

des   Raubvogels ,    dessen   Bedeutung  man  mit  oder   den  Dolon   (s.  d.)   töten ,    wie  beide   das 
dem    Namen    TriQsvg    {Schol.    Arist.    av.    102.  co  Palladion   (s.  d.)   rauben  usw.     Philomeleides, 

Etym.  M.  p.  757,  45  Gaisf.;   vgl.    Achill.    Tat.  der  die  Fremden   zum  Ringkampf  zwingt,  bis 

5,  5   Trjgsvg  .  .  .  OQVig  yivsxai  .  .  .  Kai  xnoov-  er    endlich    dem    Stärkeren    unterliegt,    findet 

6 iv  hi  xov  Ttd&ovg  xi)v  tlKova)  in  Verbindung  seine  Parallele  in  Antaios  (s.  d.  nr.  1),  Kerkyon 

setzte,  und   £*oi/>    (nach   Hesych.   =   inönxijg)  (s.  d.)  usw.    Aus  den  Worten:  rbv  rdcpov  avxov 

erweckte  dieselbe  Vorstellung:  rder  Beobachter,  Kaxayötyiov  ^.tvav  l%o'ir\6av  kann  man  vielleicht 

Späher'   Oder  a.  a.  0.  553.     M.  Mayer  a.  a.  0.  auf  eine  Form   der  Sage  schliefen,  nach  der 

493  f.   So  dürfte  auch  ob.  Sp.  2346,  65,  der  Name  Ph.  die  Fremden  zuerst  gastlich  aufnahm,  sie 

des  Königs  Lynkeus  nicht  zufällig  sein:  TrjQSvg  dann  aber  zum  Ringkampfe  zwang  und  tötete; 


2349                 Philomeleides  Philonis                     2350 

diese  Version  würde  an  die  Erzählung  von  erläutert:  Muvzoa  1)  TtiQtaiov  %vyäxr\Q  tisqI 
Pandokos-Palaistra  (Bd.  3  Sj).  1263,  37 ff.)  an-  xovg  xönovg  %oQtvovoa  xovxovg  (Maloeis  auf 
klingen,  in  der  vielleicht  das  Motiv  des  Bin-  Lesbos)  iifjXov  %qvöov  anb  zov  tzsqiSs- 
gens  in  der  kurzen  Überlieferung  nur  ausge-  gaiov  ixitsGov  artmXsßsv  s%!-ccto  ovv,  el  bvqoi, 
fallen  ist,  aber  aus  dem  Namen  Palaistra  noch  isqov  ISqvgsiv  xm  fttcj  •  svQovaa  dh  xb  fifjXov  xb 
erschlossen  werden  kann.  Das  Abenteuer  des  Isqov  ISqvccczo  nai  MaXöstg  AtiöXXgw  ivzsv&ev 
Odysseus  mit  Ph.  ist  wohl  auf  der  Heimfahrt  -nao'  ccvzolg  ixi^äxo;  vgl.  Hellanikos  fr.  117 
nach  Troia  anzusetzen;  vgl.  H.  Kullmer,  Die  bei  Steph.  Byz.  MaXosig  AitöXXmv  iv  Asaßca 
Historien  des  Hellanikos  in  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  "Kai  6  xönog  xov  lsqov  MaXösig-  anb  xov  {ii]Xov 
Suppl.  27  (1902),  575.  Ob  <PiXo[iriXeidrig  mit  10  (so  richtig  v.  Wilamowits  statt  MtjXov)  zfjg 
den  Alten  wirklich  als  Sohn  der  Philomela  —  Mavzovg.  Die  Bezeichnung  'goldene  Apfel- 
man  braucht  nicht  an  die  Mutter  des  Patro-  freundin'  oder  nach  bekanntem  Brauche,  'die 
klos  (s.  Philomela  nr.  1).  sondern  an  eine  andere  Freundin  goldener  Äpfel'  dürfen  wir  nach 
Heroine  Philomela  zu  denken  —  zu  deuten  ist,  obiger  Legende  für  Manto  in  Anspruch  nehmen, 
wie  auch  Panofka,  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  Mehr  läfst  sich  nicht  sagen,  auch  nicht,  ob 
1849,  104  Anm.  "J94  annimmt,  oder  ob  $1X0-  und  welcher  Zusammenhang  zwischen  ihr  und 
\Lr\Xsidi]g  =  <f?iXoiu]Xtvg  ist  nach  der  Gewohn-  Philomeleides  (ihr  und  des  Apollon  Sohn?) 
heit 'der  Doppelbenennung  von  derselben  Person  besteht.  Im  Schol.  Hom.  a.  a.  0.  yQÜtpsxai 
durch  das  TiQcoxöxvTtov  und  das  TtuxQwwui"A.6v  4>iXo[iri87]  vermutet  Lobeck,  Paralipom.  6  <f>iXo- 
(Hesych.  s.  v.  <friXou.r]XsidT}g.  Ameis,  Anhang  zu  20  iLvdiäSr]  oder  <f?iXoiir\äidrj.  [Höfer.] 
Homers  Od.  1,  8),  bleibe  dahingestellt;  doch  Philömelos  {^iX6\iriXog),  1)  Sohn  des  Iasion 
wäre  ein  Zusammenhang  des  lesbischen  (s.  d.)  und  der  Demeter,  Bruder  des  reichen 
Philomeleides  mit  einer  lesbischen  He-  Plutos  (s.  d.),  Erfinder  des  Wagens,  den  er 
roine  $iXo\nqXa  wahrscheinlich,  wenn  auf  mit  2  Ochsen  bespannte,  von  seiner  Mutter 
der  viel  gedeuteten  Vase  von  S.  Marino  (s.  als  Bootes  unter  die  Sterne  versetzt,  Vater  des 
Philomela  nr.  4  und  Bd.  3  Sp.  1472,  23  ff.),  Parias,  des  Gründers  von  Parion  (s.  jedoch  Iason, 
auf  der  man  die  %Qvai]  ^>iXo[H}Xa  bald  als  Ar-  Pareantes,  Parios):  Petellides  Gnosius,  histor. 
temis,  bald  als  Aphrodite,  bald  als  Sappho  scriptor  b.  Hygin.  P.  astr.  2,  4  a.  E.  =  F.  H  Gr. 
usw.  gedeutet  hat,  die  Lesung  <PA&N  statt  4,  472 f.  S.  Sternbilder.  —  2)  S.  Philomela  1 
&ASIN,  OAS12,  <!>AOZ  (vgl.  Müller-Wieseler,  30  u.  Philomeleides.  [Röscher.] 
Henkw.  a.  K.  2,  25.  Panofka  a.  a.  0.  149)  *I>i}.o/iifivjdrjq,  Beiname  der  Aphrodite  bei 
richtig  ist,  A.  Schöne,  Unters,  über  d.  Leben  d.  Hesiod.  Theog  199  (195:  zzyv  S'  'AcpQodixr]v 
Sappho  in  Symbola  Philol.  Bonn,  in  hon.  F.  äcpQoysvsa  xs  &sbv  nal  ivcxtyavoi'  Kv&eQSLav 
Bitschelii  761.  Tümpel,  Lesbiaca  in  Philo!.  v.iv.Xr\6v.ovGi  fisol  xs  v.al  ävfQsg,  ovvsx  iv  acpQÖ) 
1890,  106  Anm.  44.  Während  Schöne  sich  vor-  &q£ epfi-rj  •  äxaQ  Kv&SQSiav,  oxntQ06t%vQ6£  KvQ">j 
sichtiger  Weise  folgendermafsen  äufsert:  ..Viel-  Qoig'  ||  .  .  .  )  ijSl  ^iXo^iir]dsa ,  o'-rt  \i7\Siaiv 
leicht  liegt  hier  (auf  der  erwähnten  Vase)  eine  it-sqjaciv&r},  mit  Bezug  auf  die  n,^äsa  des  Ura- 
Spur  von  dem  Mythus  vor,  in  welchem  eine  nos,  welche  Kronos  abschnitt  und  ins  Meer 
(friXo^riXa  .  .  .  mit  einem  <J>äcov  in  Verbindung  warf  und  aus  denen  alsdann  die  schaum- 
gebracht wurde.  Für  das  Vorhandensein  eines  40  geborene  Göttin  hervorging.  Da  der  Beiname 
solchen  Mythus  auf  Lesbos  mit  einer  Philo-  sonst  nicht  vorkommt,  so  hat  man  ihn  wohl 
mela  als  Hauptperson  ist  von  Wichtigkeit  das  als  eine  [witzige '?]  Entstellung  oder  Umdeutung 
Vorkommen  des  Namens  ^iXo[U]XsiSrig  auf  Les-  von  cpiXoausiSrjg  (s.  d.)  aufzufassen;  Mützdl, 
bos",  ist  nach  Wide,  Lakon.  Kulte  249,  1  $1X0-  De  theog.  Hes.  p.  263 f.  wollte  bei  Hesiod  a.  a.  0. 
lir}lsidi]g  'offenbar  (!)  ein  Abkömmling  des  Atlas  geradezu  yiXomistdt'a  lesen.  [Boscher.] 
(der  wohl  auch  auf  Lesbos  lokalisiert  war,  vgl.  *Pi^.o/u/Lisi<f^q,  poetisches  Epitheton  der 
Makar  auf  Lesbos),  und  die  tfriXonrjXcc  %Qvai]  Aphrodite,  namentlich  b.  Homer;  s.  d.  Stellen- 
der Vase  S.  Marino  ist  natürlich  (!)  eine  Hes-  Sammlung  bei  Bruchmann,  Epith.  deor.  p.  69. 
peride.  Aphrodite-Chryse  wurde  also  als  eine  [Luc.  Imag.  8.  Anonym.  Laur.  in  Anecd,  ed. 
Hesperide  aufgefafst';  Wide  vergleicht  die  50  Schoell-Studeimmd  269,  20.  Niketas  ebend. 
Meidiasvase  (Bd.  1  Sp.  2599 ff.)  und  Diodor  4,  277.  282.  Hesych.  Phot.  Said.  s.  v.  Schol.  Hom. 
26,  wo  bei  der  Erwähnung  der  iqvgü  ui]Xa  der  II.  3,  424.  Cornut.  24  p.  134  Osann.  Etym.  M. 
Hesperiden  zugleich  auch  Aphrodite  %qvoij  er-  546,  22.  L.  v.  Schroeder,  Griech.  Gott.  u.  Heroen 
wähnt  wird.     Doch  sagt  Diodor  nur,  dafs  die  19.  Höfer.]     [Röscher.] 

Apfel  der  Hesperiden   'golden'    genannt  wor-  Philonis    (<I>iXavig),     Tochter    des    Deion, 

den    seien    zur    Bezeichnung   ihrer    Schönheit,  der   am  Parnafs   wohnte,    Geliebte    zugleich 

wie  in  gleicher  Weise  auch  Aphrodite  'golden'  des  Apollon  und  des  Hermes,  die  ihr  beide  in 

heifse.      Will    man    auf  Lesbos    eine   Heroine  derselben    Nacht    beiwohnten.      Von    Apollon 

nachweisen,  für  welche  die  Bezeichnung  XQva,l  gebar  sie  den  Philammon  (s.  d.),  vom  Hermes 

<&iXo{LTi)Xa    pafst,    und    mit    welcher    möglicher  60  den  Autolykos  (s.  d.):    Pherekydes  (fr.  6:-s)  bei 

Weise  <&iXour\Xbi§i}g  in  Zusammenhang  stehen  Schol.     zur    Od.    x    432    und    Hygin.    f.    200. 

könnte,   so   ist  es  m.  E.  Manto,   die  Tochter  Philodem.  7Z£qI  svasßslag  p.  11  Gomperz.    Nach 

des   Teiresias.      Die   Stiftung   des  Kultes  und  Conon.    narr.    7    dagegen    stammte     sie     aus 

des  Heiligtumes  des  Apollon  MaXösig  wird  im  Thorikos  in  Attika  und  war  die  Tochter  des 

patmischen  Schol.   zu  Thuk.  3,  3  (Per.  de  phil.  Heosphoros  und  der  Kleoboia  und  Mutter  des 

1  [1877],  185.      Immisch,  Klaros  im   Jahrb.  f.  Philammon  (s.  d.).     In  späteren  Mythen  heifst 

klass.  Phil.  Suppl.  17  [1890],  140,  1.  v.Wilamo-  dagegen  die  Mutter  des  Philammon  (und  Auto- 

icitz,Isyllos  99  Anm.  78)  durch  folgende  Legende  lykos)  Chione  (s.  d.),  Tochter  des  Daidalion 


2351                       Philonoe  Philotas                       2352 

(vgl.  Hygin.  f.  200)  oder  Leukonoe  (s.  d.  und  36  (F.  H   G.  3,  375).     Konon  36.     0.  Mittler, 

vgl.  Hygin.  f.  161).     Weiteres    unter    Chione,  Dorier    1,   91.   94.      Orchom.   313  ff.    316.    320. 

Philammon,  Keyx  2,  Leukonoe  2.    Wahrschein-  E.  Curtius,  Pelop.  2,  210.  246.   Deimling,  Leleger 

lieh  hat  man  zwei  mythische  Personen  dieses  S.  138 f.     G.  Gilbert,  Studien  zur  altspart.  Gesch. 

Namens  zu  unterscheiden,  von  denen  die  eine  51  f.     Studniczka,   Kyreme  47  f.  87.     E.  Meyer, 

der  Sage   des  Parnassos,   die   andere   der  von  Gesch.  d.  Altert.  2  S.  253.     [Höfer.] 

Thorikos  angehört  (vgl.   Toepffer,  Att.  Geneal.  Philophrosyiie     (ßilocpQoavvr}),     nach     den 

258;  vgl.  39,  1;  85);  beide  sind  später  mit  ein-  Orphikern    Tochter    des    Hephaistos    und    der 

ander  vermischt  worden.     [Röscher.]  Aglaia,  Schwester  der  Eukleia,  Eustheneia  und 

Philonoe?  (^dovorj?  od.  $vX.l),   1)  Tochter  10  Eupheme,  Procul.  in  Fiat  Tim.  2,  101.  Lobeck, 

des    Tyndareos    und    der   Leda,   von    Artemis  Aglaoph.  1  p.  543.     [Stoll.] 

unsterblich    gemacht,    Apollod.   3,    10,   6,    wo  Philoplutia  {^iloitlovria)  neben  ^ilvSovia, 

Wagner   freilich    (frvlovöt]   schreibt.     Athenag.  (frilodo£,ia  usw.  von  den  Stoikern  als  Furie  ge- 

suppl.   pro    Christ.    1.       Inschriftlich     bezeugt  deutet,   die   den  Menschen  Verderben  bringt, 

(ffrvlovöe)    auf  der  Vase   des    Xenotimos,     W.  ähnlich  dem  mittelalterlichen  f Geizteufel'  usw. 

Fröhner,    Catal.    of   obj.    of   greek   ceram.   ort  Korden,    Jahrb.   f.    kl.   Phil.   18,  Suppl.   338 f. 

exhibited  in   1888.    Printed  for  the  Burlington  A.  Dieter ich,  Nekyia  138.  170;  vgl.  175.  [Höfer.] 

fine  arts  club   exhibition   1888   nr.    10.     Catal.  Philopregmon    (^ilonQ^yiuov),    ein    Heros, 

de    la    collect,    van    Branteghem    85     Taf.    29.  dessen   Grab   an   einem  Dreiweg  bei  Potidaia 

Antike    Denkmäler    1    (1891),     Taf.    59;     vgl.  20  stand  und  den  man  um   gutes  Gelingen  eines 

ebenda   S.   51.     Arch.    Ztg.    10,    439 f.      Arch.  Unternehmens   anrief,   Addaios  in  Anth.   Pal. 

Anz.    1900,    220.       Amer.    Journ.    of  archeol.  7,    694.      Jacobs    a.    a.    O.    vergleicht    Hesych. 

4    (1900),     513.       Auch     auf     einer     schwarz-  üq^iö ixn:  Scäuovü  rivec  cpaßi  n)v  maitsq  rslog 

figurigen  tyrrhenischen  Amphora  mit  der  Dar-  iititi&sleav    rolg    zs  Isyo^ivoig  ■nal   Ttgartofi^- 

stellung  der  Dioskuren  und  des  Tyndareos  ist  voig.     [Höfer.] 

der    einer    weiblichen    Figur    beigeschriebene  Philorgios  (<PiXoQyiog),  Beiname  1)  des  Dio- 

Naine  sicher  zu  <&ilov]6r}  zu  ergänzen,  C.  I.  G.  nysos,   Kaibel,   Epigr.   820  p.  334;   —  2)  der 

4,  7707  b.    Gerhard,  Arch.  Anz.  1847,  24.  1894,  Aphrodite,  Philodemos  in  Anth.  Pal.  10,  21,  7. 

55.    Panofka ,  Eigennamen    mit    neeiög   64.  R.  [Höfer.] 
Luckenbach,    Jahrb.    Suppl.    11,    544.      Klein,  so      *J>i}.OQfiiöTeiQaf   Epitheton   der  Aphrodite 

Meistersign.  42.     Lieblingsinschr.   18.     Robert,  in   dem   Epigramm   des   Philodemos,   Anth.   P. 

Arch.  Anz.   1889,    143.       Wernicke,    Lieblings-  10,  21,   7:    Kvhql    cpiXoQiiißrbiQa,    cptloQyts, 

namen  26.     Walters,  Cat.  of  greek  and  etrusc.  6w&  jxf,  KvitQi,  ||  Naia%ovg  r\dr\,  dioitoti,  TtQog 

vas.    brit.-Mus.   2   B.   170   p.  119.      Vgl.    auch  Xiiiivag.    Hinsichtlich  der  durch  dieses  Epithe- 

Wide,   Tjakon.    Kulte   350.    —   2)   Tochter  der  ton  ausgedrückten  Funktion  der  Göttin  s.  Bd.  1 

Iobates,  Gemahlin  des  Bellerophontes,  Apollod.  Sp.  402.     [Röscher.] 

2,  3,  2;  vgl.   Tzetz.  Lyk.  17;  als  andere  Namen  <friko%  {<&ilr\),   häufiges   Epitheton    der  ver- 

dieser  Tochter   der  Iobates  werden  angegeben  schiedensten  Götter  und  Göttinnen,  insbesondere 

Antikleia  (s.  d.),  Kassandra  (s.  d.  nr.  2).    [Vgl.  bei  den  Dichtern ;  vgl.  Bruchmann,  Epith.  Deor. 
die  Neapler  Vase  b.  Heydemann  nr.  1891,  abg.  40  p.  16  (jifrrjvä),  p.  31  (knolXav),  p.  50  (ÄQretiig), 

Annali  1874   pl.  A   =  Reinach,  Rep.  d.  vases  p.  6  >  (kyQodirr}),   p.  73  (.Hj),  p.  93  (diovvoog), 

peints  1  p.  331.     R.]     [Höfer.]    '  p.  96  (ElQrjvri),  p.  111  (EQtifjg),  p.  116f.  ("Egag), 

Philouome  (^uXov6(iri),  Tochter  des  Tragasos  p.  118   (E6tLcc),  p.  142  (Zevg),   p.  150  ('HXiog) 

(so   richtiger  als   Kragasos,    U.  Höfer,   Konon  u.  s.  w.     [Röscher.] 

37,  13.  R.  Wagner,  Curae  mythogr.  193,  1),  Philosophia  ($ilo6ocpia),  Personifikation  des 
zweite  Gattin  des  Tenes  (Tennes),  über  die  das  gleichnamigen  Begriffes,  in  deren  Gefolge  sich 
Nähere  Bd.  2  Sp.  1698  s.  v.  Kyknos.  <Pdovöur]  Arete,  Sophrosyne,  Dikaiosyne,  Paideia,  Ale- 
steht bei  Apollod.  Epit.  Vat.  17,  10.  Tzetz.  theia,  Eleutheria,  Parrhesia,  Elenchos  usw.  be- 
u.  Schol.  Marc.  Lyk.  232.  Eust.  ad  Dionys.  finden,  Luc.  Piscat.  lOff.  [Höfer.] 
Per.  536  p.  210,  32  Beruh.  — ,  ^ilovoybia  bei  50  Philostepbanos(<2>flo<m'cpo:i'os),l) ^ griechische 
Etym.  M.  763,  25  — ,  im  Schol.  Hom.  Tl.  1,  38  Bezeichnung  der  italischen  Feronia,  Dionys. 
(vgl.  Tzetz.  Antehom.  245)  schwanken  die  Lesarten  Hai.  Ant.  R.  3,  32;  vgl.  Bd.  1  Sp.  1480,  18. 
zwischen  ^dov6\ir]  und  f&vXovöpn,  A.  Ludwich,  44.  —  2)  Beiname  a)  des  Apollon,  Anth.  Pal. 
Textkrit.  Unters,  über  die  mythol.  Schol.  zu  9,  525,  22,  —  b)  der  Aphrodite,  Hom.  Hymn. 
Homer  1, 18  —  ^vXovoiir],  nach*  Wagner  a.  a.  O.  5,  102.  Or.  Sibyll.  3,  122  Rz ach.,  —  c)  der 
die  richtige  Lesung,  bieten  Paus.  10,  14,  2.  Eukleia,  Bakchylid.  12  (13),  184,  —  d)  des 
Steph.  Byz.  s.  v.  TivtSog.  Nach  Schol.  Hom.  Dionysos,  Anth.  Pal.  6,  140;  vgl.  Bergk,  Poet. 
und  Eust.  a.  a.  O.  nannten  andere  statt  Philo-  Lyr.  3\  283,  106.  [Höfer.] 
nome  die  Polyboia.  [Höfer.]  Philotas  (^ilcoxag),  ein  Nachkomme  (aitö- 
Philonomia  =  Philonome.  60  yovog)  des  Peneleos  aus  Theben,  gründete  zu- 
Philoiiomos  (^dovo^iog),  1)  Sohn  des  Elek-  sammen  mit  Aipytos,  Sohn  des  Neileus  (Neleus) 
tryon  und  der  Anaxo,  Apollod.  2,  4,  5.  Tzetz.  und  Enkel  des  Kodros  an  der  Spitze  einer 
Lyk.  932  p.  884  Müller-,  die  Variante  <f>vlö-  Schar  von  Thebanern  und  Ioniem  die  Stadt 
vo\iog  hat  Wagner  in  d.  Text  des  Apollodor  auf-  Priene;  Paus.  7,  2,  3;  10.  —  Strabon  14  p.  633 
genommen.  —  2)  Achaier,  der  Lakedaimon  an  dagegen  sagt:  nQii]vr\v  8'  Ai'nvtog  ö  Nrjlecog 
die  Dorier  verriet  und  als  Lohn  seines  Verrates  [xrigfet],  tl&'  varrjQov  «Pdrarfig  Iy.  Qrjßcbv  labv 
Amyklai  erhielt,  Ephoros  fr.  18  bei  Strabo  8,  äyaywv;  vgl.  ebenda  636.  Toepffer,  Att.  Gen. 
364.  365  (F.  H.  G.  1,  237).     Nikol.  Damasc.  fr.  295,  2.     [Röscher.] 


2353  Philoterpes  Phineus  2354 

Philoterpes   (<PtXoT£p7trig),    Sohn  des  Idmo-  Apollod.  1,  2,  4.     Schol.  IL  4,  219.     Schal.  Ap. 

nides,    Vater    des    Chariphemos,    Vorfahr   des  Bhod,  4,  813.    Hyg.  Praef.  p.  30  Bunte,  f.  138. 

Homer  und  Hesiod,   Hellanic.  (fr.  6,  Müll.  fr.  Daher  heifst  Cheiron  Philyrides,  Hesiod.   Th. 

hist,  gr.   1   p.  46),   Damastes  (fr.  10,   Mull.   2  1002.      Find.   Pyth.   3,  1.    9,  30.     Phillyrides 

p.  66)  und  Pherekyd.  in  Procl.  Vit.  Hom.  p.  25  Ap.  Bhod.  1,  554.    Orph.  Arg.  450.  Verg.  Georg. 

in   Westerm.   Btoyg.   Procl.    Crcst.   in  Schol.  II.  3,  550.     Ov.  fast.  5,  383.    Philyreius  heros,  Ov. 

ed.  .ZM'Ä-.  praef.   fol.  1.     Charax  (fr.  10,  M«W.  Jfef.  2,  676.  _F«s£.  5,  391.    Sie  wohnte  mit  dem 

3  p.  61)  hei  Suid.  v.  "O^vQog  nennt  den  Sohn  Sohne  in  einer  Grotte  des  Pelion,    wo  sie  den 

des  Philoterpes  Euphemos,  Certam.  Hes.ebH.om.  Achilleus  und  Iason  erziehen  half,  Pind,  Pyth. 

c.  2  den  Vater  Harmonides,  den  Sohn  Euphe-  10  4,  103.    Nem.  3,  43.    Nonn.  Dion.  48,  40.    Ap. 

mos.     Loheck,   Agl,    1   p.  323  f.      Welckcr,  Ep.  Bhod,  4,  813.     Ov.  Met.  7,  352.     Callim.  hy.  in 

Cycl.  S.  147.     [Stoll.]  Del.  118  <&tXvpr}g  wiupijiov.  —  Die  Rossegestalt 

Pliilotes  ((friXörris),  Tochter  der  Nyx,  Schwester  des    Cheiron    veranlafste    folgende    Sage:    Als 

der    Apate,    des    Geras    und    der    Eris,    Hes.  Kronos  der  Philyra  in  Liehe  genaht  war  und 

Theog.  224.     Tzetz.   Theog.  120  in  Anecd,  Ma-  von  seiner  Gemahlin  Rheia  überrascht  wurde, 

tranga   2,  581.      Während  Pape- Benseier  s.  v.  eilte   er   in  Gestalt   eines  Rosses    davon,    und 

Pliilotes   als  personifizierte  Freundschaft  (vgl.  Philyra  floh  beschämt  in  die  Berge  der  Pelasger 

Philia)   verstehen,   bringt  es    Göttling   a.  a.  O.  (Pelion  in  Thessalien),  wo  sie  den  zweigestal- 

in  Zusammenhang  mit  cp^Xrirng  f der  Betrüger'  tigen  Cheiron  gebar.   Als  sie  die  ungewöhnliche 

(vgl.  Hes.  op.  375)  und  erklärt  cpiXörrig  =  gpcopa-,  20  Gestalt    des    Kindes    sah,    bat    sie    den    Zeus, 

was    allerdings    in     den    Zusammenhang    mit  sie  zu  verwandeln  und  sie  ward  eine  cpiXvga,  d.h. 

Apate  und  Eris  besser  passen  würde  als  cpiXia.  eine  Linde.    Hyg.  f.  138.    Ap.  Bhod.  2,  1231  ff. 

Über     veinog     und     (piXör^g     des     Empedokles  Pherekyd.  b.  Schul,  Ap.  Bhod.  2,  1231.  1,  554. 

s.  Bd.  3  Sp.  86,  63  ff.     [Höfer.]  Verg.  Georg.  3,  93  u.   Serv.  Philarg.  u.  Prob. 

Philotherseides  (^iXodegGsiSrig).     Bei  Hom.  z.  d.  St.  Tzetz.  Lyk,  1200.    Mythogr.  Vat.  1, 103. 

Od.  22,  287    tötet    Philoitios    den    Freier    der  2,  62.     Nach   Probus  a.  a.  Ö.  verwandelt  sich 

Penelope  Ktesippos  mit  den  Worten:  co  $1X0-  Philyra  in   ein  Rofs,   worauf  Kronos,   um  ihr 

&tQßs'(Sri    (v.    1.     noXv&tQCt'idi]),     cfiXov.tQzo^i.  zu  nahen,   dasselbe  thut.      Als   Ort   der   Ver- 

Nach  Hesych.  s.  v.  ist  QiXo&i:Qöti8i}g  =  <&iXo-  einigung   des    Kronos    und    der   Philyra   wird 

&tgaov  ncäg.     CJioiroboskos  bei  Bekkcr,  Anecd.  30  Thrakien  (Hyg.  f.  138)  oder  die  <!>iXvQvlg  vfjaog 

3,  1189  las  tßiXo&SQßitr}  in  Erinnerung  an  den  (in    der  Nähe    der    Insel    Aretias)    im    Pontos 

schmähsüchtigen  Thersites.     Vgl.  auch  Usener,  gegenüber  den  auf  dem  Festlande  wohnenden 

Sitzungsber.  d.  Kais.  Akad.  d.   Wiss.  zu  Wien  Philyres  angegeben,  welche  von  Philyra  ihren 

137  (1897),  3,  44f.  51.     [Höfer.]  Namen  haben  sollten,  Ap.  Bhod.  2,  1231.  Schol. 

Philotimia    (<&doTtuia),    der  Ehrgeiz,    per-  Ap.  Bh.  2,  392.     Steph,  B.  s.  v.  <&iXvp£g.     Val. 

sonifiziert  hei  Hur.   Phoen.   531  f.:    xi  ri]g  xa-  Fl.  5,  153.     Nach  Hyg.    Praef.  p.  30    zeugte 

Kiffrjjs  dum-övior  icpUaai  qpdoTffii'ag  (1.  <&ilo-  Kronos   mit  Philyra    aufser   Cheiron   noch  den 

Ti^iag),   7icci;  [ii]    ßv   y  •  aSixog  1)  &a6g.     Die-  Dolops,    nach   Suid.   s.  v.  'ÄcpQoi    den    Aphros 

selben    zwei    Verse    stehen   wörtlich    bei    Dio  (Afer),  König  in  Libyen,    von  dem  die  Aphroi 

Chrysost,  or.  17  p.  274  Dindorf,  nur  dafs   an  40  (Afri,  Carthaginienses)  den  Namen  hatten;  vgl. 

Stelle   von   (pilotifiiag   tritt   nX^ovs^icxg.     Vgl.  Buttmann,  Mythol.  2,  39 f.     Welcher,  Schulztg. 

Philoplutia.     [Höfer.]  1831  p.  786.     Nachtrag  z.  Aeschyl.   Tril.  S.  53. 

Philotis  s.  d.  Art.  Iuno  (Bd.  2Sp.598)u.Tutela.  Kleine  Schriften   3,  5.     Schoemann,   Opusc.  ac. 

Philottos  (G>iXoTTog),  Gemahl  der  Niobe,  der  2,  128.    —   2)  Nach   dem  Dichter  der  Kosten 

Tochter  des  Assaon  (nicht  Tantalos)  nach  der  Gemahlin  des  Nauplios,  die  bei  den  Tragikern 

(lydischen)  Version  b.  Parthenios  %.  igaz.  iia&.  Klymene,    bei   Kerkops  Hesione   hiefs,    Mutter 

33,  der  sich  auf  Xanihos'  Lydiaka  (fr.  13  Müller],  des  Palamedes,  Oiax  und  Nausimedon,  Apollod. 

Neanthes  (fr.  28)  und  Simias  v.  Bhodos  (Susemihl,  2,  1,  5.     [Stoll.] 
Gesch.  d.  alex,  Lit.  1,  179 ff.)  beruft.    Philottos  Philyrides  s.  Philyra. 

soll  auf  der  Jagd  entweder  durch  einen  Bären  50      Phiuaios  (ß>iv<xlog).    Nach  v.  Sallet,  Ztschrft. 

oder  auf  Veranstaltung  des  Assaon  umgekommen  f.  Numism    5,331  Beiname  des  Asklepios  auf 

sein;  vgl.  aufser  Parthen.  a.  a.  O.  den  Schol.  zu  Münzen    von    Nikopolis   in    Epeiros,   Mionnet, 

II.  ß  602  und  zu  Eurip.  Phoen.  159  u.  Eustath.  Suppl,  3,  372  ff.     [Höfer.] 
z.  II.  a.  a.  O.      Vgl.  d.  Art.  Assaon  u.  Niobe  Phiiieides  s.  Phineus. 

(Bd.  3  Sp.  379).     Stark,  Niobe  S.  56 f.  u.  438 f.  Phineus  (ßivsv?).    Wir  kennen  drei  Helden 

[Röscher.]  dieses  Namens.     Denn   der  vierte,   der  in  die 

Philoxenidas  (<PiXo^evlöag),  nach  Suidas  (so  lesbische    Enalos-Sage   (oben   Bd.  1    Sp.    1244) 

Schwartz  für  Oviöag)  im  Schol.  Eur.  Androm.  verflochtene    angebliche    Phineus    (Myrtil.   bei 

53  Mörder  des  Neoptolemos  in  Delphoi,  als  der  Plut.    de   sollert.    animal.  36),    heifst    vielmehr 

sonst  Machaireus,   Orestes   oder  Menelaos   ge-  co  Smintheus  (Plut.  symp.  sap.  20),  da  die  ganze 

nannt  wird.     [Höfer.]  Sage  an  lesbische  Kulte  des  Poseidon  Enalios 

Philozoe(#flo£w?]),WeibdesTlepolemos(s.d.),  und  Apollon   Smintheus   anzuknüpfen  scheint, 

stiftete   zu   Ehren   des   Tlep.  Wettspiele  an   s.  Von   jenen    drei    Helden   erzählt  die   Sage    in 

Grabe;  die  Sieger  erhielten  Weifspappelkränze :  gleicherweise,  dafs  sie  wegen  ihrer  Vergehen 

Pind.  b.   Tzetz.  L.  911.     [Stoll.]  wider  göttliches  Recht  schwer  gestraft  wurden, 

Philyra  (ßtXvQa),    1)  Tochter  des   Okeanos,  und  auch  darin  scheinen  sie  sich  nahe  zu  stehen, 

zeugte    mit    Kronos    den    Kentauren    Cheiron,  dafs  ihre  Sagen  in  alter  Zeit  gerade  im  Peloponnes, 

Pind.  Pyth.  3,  lff.  (u.  Schol.)  6,  22.  Nem.  3,47.  in  Arkadien  und  Argos,  berühmt  waren. 


Belos 


2355                      Phineus  Phineus                     2356 

1)  Einer  von  den  50  Söhnen  _  des  Lykaon  nicht  allzu  oft  genannt  und  zweitens  sind 
von  Arkadien,  die  sich  durch  Übermut  und  viele  Geschwister  des  Kepheus,  die  später 
Gottlosigkeit  hervorthaten  und  wegen  des  Kinder  des  Agenor  heifsen^  vorher  Kinder  des 
Frevels  an  Zeus  vom  Blitz  erschlagen  wurden;  Phoinix  gewesen.  Im  Zusammenhang  der  an 
Apollod.  3,  8,  1,  3  vgl.  oben  Artikel  Lykaon  Danaos  und  Aigyptos  anknüpfenden  Sagen 
Bd.  2  Sp.  2169  ff.  Eine  grofse  Zahl  dieser  scheint  aber  Euripides  nach  Apollod.  2,  1,  4,  3 
Söhne  des  Lykaon  sind  Eponyme  bestimmter  als  Söhne  des  Belos  genannt  zu  haben:  Aigyp- 
Orte.  tos,  Danaos,  Kepheus  und  Phineus;  mit  diesem 

2)  Ein  Bruder  des  Kepheus  in  gewissen  Phineus  ist  schwerlich  der  Phineus  nr.  3  ge- 
Versionen  der  Andromeda-Sage. Apollod.  2,  4,  3  10  meint,  der  niemals  sonst  Sohn  des  Belos 
erzählt:  Als  Perseus  nach  Äthiopien  kam  heifst,  sondern  gerade  der  aus  dem  Andro- 
und  Andromeda,  die  Tochter  des  Kepheus  nieda-Mytbus  bekannte  Bruder  des  Kepheus, 
und  der  Kassiepeia,  an  den  Felsen  gefesselt  da  für  Kepheus  der  Vatersname  Belos  bei 
sah,  versprach  er  ihrem  Vater,  das  Ungeheuer  Herod.  7,  61  u.  a.  bezeugt  ist  (vgl.  oben  Bd.  2 
zu  töten,  wenn  er  ihm  Andromeda  zur  Frau  Sp.  1109).  Ebenso  scheint  Euripides  im  Zu- 
geben wolle.  Dies  wird  ihm  von  Kepheus  zu-  sammenhang  der  Kadmos-Sage  (wie  Nonnos) 
gesagt.  Als  aber  Perseus  das  Ungeheuer  er-  unseren  Phineus  noch  einmal  erwähnt  zu 
legt  hat,  verlangt  der  Bruder  des  Kepheus,  haben;  denn  Schol.  Aeschyl.  Suppl.  317:  6  Ev- 
Phineus,  welcher  zuvor  mit  Andromeda  verlobt  Qtoldr\s  %ivra  rpr\ol  naidag  uvca  Bijlov,  Aiyvn- 
gewesen  war,  diese  als  die  Seine.  Er  stellt  20  xov  javabv  <toivfna.  3>ivia  AyrjvoQcc  wider- 
dem  Perseus  nach  und  wird  zur  Strafe  samt  spricht  zwar,  da  Kepheus  hier  keinen  Platz 
seinen  Mithelfern  durch  Perseus  mittels  des  hat,  dem  Zeugnis  Apollodors  (mit  dem  es  bei 
Gorgonenhauptes  versteinert.  Ovid  Met.  4,  Nauck,  Tr.  Gr.  fr.2  881  noch  vereint  ist), 
669 — 5,  235  stimmt  mit  Apollodor  in  allen  stimmt  aber  genau  zu  der  Genealogie  bei 
wesentlichen    Zügen    überein,    schildert    aber  Nonnos  Dionys.  3,  296  bezw.  2,  682 

ganz  ausführlich,  wie  Phineus  mit  seinen  Ge- 
nossen das  Hochzeitsmahl   stört,   welches   sein  

Bruder   Kepheus    für    Perseus    und    die   befreite  Phineus  (a)  Phoinix  Agenor  Aigyptos  Danaos 

Andromeda  in  seinem  Palaste  giebt;   es   ent-  <1 ~ — ; ~         lt"7    ~ „  ,  T,  ,       v 

111.      17           ^i-i           t»                    -i        •  Europa  Kepheus  Thasos  Kilix  Phineus  (b)  Kadmos. 

steht  ein  Kampt,    bei   dem  Perseus   sich   sieg-  30 

reich    auszeichnet.       Phineus     flüchtet    hinter  Nonnos   hat    sicherlich    den    Phineus   a    nicht 

einen  Altar  und   tötet  von   dort  aus   manche,  für  identisch  gehalten  mit  Phineus   b,   den  er 

die    für   seinen    Gegner   Partei    ergreifen,    bis  als  den  Gatten  der  Boreastochter  (d.  i.   unser 

endlich  Perseus  das  Gorgonenhaupt  zeigt;  200  Phineus  nr.  3)  genau  kennzeichnet;  und  wenn 

Mann   sind  im  Kampfe   gefallen,   weitere   200  er  von  Phineus  a  seinerseits  nichts  zu  berichten 

werden  jetzt  zu  Stein,  zum  Schlufs  auch  Phi-  weifs,    ihn    aber    trotzdem    nennt,    so   beweist 

neus  selbst  in  der  Haltung  eines  furchtsam  um  das    nur,    dafs   er   hier  einer  ihm  mafsgebend 

Gnade    Flehenden.     In    Kürze    ausgeschrieben  dünkenden  Quelle  folgt,   sei  es  nun  in  letzter 

ist  Apollodor  bei  Tzetz.  Lykophr.  838  und  die  Linie   Euripides  oder    einer    Quelle,    die   auch 
Erzählung    Ovids  bei   Myth.    Vatic.   1,  73   und  40  Euripides  schon  als  mafsgebend  erschien.     Je 

Ps.-Lactant.   narr.   fab.   4,  19.  5,  1.     Dafs   die  weniger  wir  diesen  Phineus  a  (der  weder  unser 

Version  von  Apollod,.  und  Ovid  sich  mit  einem  Phineus  nr.  3   noch   der  Bruder   des   Kepheus 

Andromeda-Drama    deckt,    ist   wahrscheinlich.  aus    der   Version    des    Apollod.    und    Ovid  ist) 

Ob  sie  aber  gerade  auf  Euripides'  Andromeda  aus  einer  uns  bekannten  Sage  erklären  können, 

(Nauck,  Trag.  Graec.  fr}  fr.  114 — 156)  zurück-  für  desto  älter  haben  wir  ihn  zu  erachten, 

geht,  ist  streitig.     Robert,    Archäol.    Zeitg.  36  Der    Bruder    des    Kepheus    spielt   übrigens 

(1878),  19,   dem  u.  a.    lümpel,  Athiopenländer  auch   in   derjenigen  Version    der    Andromeda- 

des  Andromedamythos,  Jahrb.  f.  Philol.  Suppl.  Sage  eine  Rolle,  die  den  Schauplatz  von  Äthio- 

16  (1888),  142.   177   und   Wernicke  bei  Pauly-  pien  nach  Jope  verlegte  (vgl.   Tümpel  a.  a.  O. 
Wissoica,   Real-E.    1,  2156    folgen,    bestreitet,  50  133 ff.  und  oben  Bd.  2  Sp.  293).     Nach  Pomp. 

dafs  Phineus  in  diesem  Drama  vorkam,  während  Mela  1,  11    zeigte  man   in  Jope   sogar  Altäre 

andere  dies  bejahen  und  Wecklein,  Sitzungsber.  des  Kepheus  und  Phineus;   und  Jope  ist  auch 

d.  Bayer.  Akad.  plülos.-histor.  Kl.  1888,  1,  87 ff.  der   Schauplatz   der   euhemeristischen   Version 

seine  Rekonstruktion    der   euripideischen    An-  des  Konon  40,  wo  Kepheus  vor  seinem  Bruder 

dromeda  auf  das   engste  an  Apollod.  und  Ovid  Phineus  den  Phoinix  als  Freier  der  Andromeda 

anschliefst.     Auf   alle    Fälle    ist   indessen    die  begünstigt  und   demgemäfs   Phoinix  von  Per- 


6 


Gestalt  des  Phineus  älter  als  Euripides.  Denn  seus  getötet  wird. 
Euripides  erwähnt  ihn  zweimal,  allerdings  in  Manche  glaubten,  es  habe  nur  ein  einziger 
anderem  Zusammenhang,  als  in  seiner  Andro-  Phineus  existiert;  sie  ersetzten  daher  in  der 
meda-Sage.  In  der  Andromeda  nannte  er  60  Andromeda-Sage  den  von  Perseus  versteinerten 
Kepheus  einen  Sohn  des  Phoinix,  wie  Hygin.  Phineus  durch  Agenor  (Hyg.  fab.  14)  oder 
poet.  «str.  2,  9  (Cepheus:  hunc  Euripides  cum  Phoinix  (Konon  40).  Oder  sie  dichteten  gar, 
ceteris  Phoenicis  filium  etc.)  bezeugt,  und  es  Phineus  sei  damals  von  Perseus  nicht  ver- 
liegt kein  Grand  vor,  dieses  Zeugnis  deswegen  steinert,  sondern  nur  geblendet  worden  (Schöl. 
zu  verwerfen,  weil  Kepheus  sonst  niemals  Apoll.  Rhod.  2,  178),  sein  weiteres  Schicksal 
Sohn  des  Phoinix  heifse  (vgl.  oben  Bd.  2  (Harpyien  etc.)  ist  dann  dasjenige  unseres 
Sp.  1110);  denn  erstlich  wird  der  Vatersname  Phineus  nr.  3. 
Belos  bezw.    Agenor    für    Kepheus    überhaupt  Bildliche    Darstellungen    von    Perseus    im 


2357                      Phineus  Phineus                      2358 

Kampf  mit  den  Freiern  (vgl.    Knatz,   quomodo  wieder  als  Eriehtho  erkannt).    Auf  der  anderen 

Persei  fäbulam  artifices  Graeci  et  Romain  trac-  Seite   des  Phineus   stehen  zwei   Frauen,  deren 

taverint;    Dissert.   Bonn  1803,   41)    findet'   man  Wesen  wir  nicht  kennen;  die  Beischrift  wurde 

1)   auf  einer  praenestinischen  Ciste:    Mon.  d.  früher  auf  die  Hören  gedeutet,  dann  von  Sittl 

Inst.   6,   40;    2)   auf  einer  etruskischen   Urne:  auf    Schwestern    der    Boreaden,    bis    Boehlau 

Koerte,   rilievi  delle  urne  etrusche  2  Taf.  40,  4  und  Bulle  feststellten,   dafs  jede    der   Frauen 

S.  100;   3)   auf  einem  pompejanischen  Wand-  einst   einen   eigenen   Namen    führte,    die   eine, 

gemälde:  Heibig,   Wandgem.  Campaniens  1203.  vielleicht    Mor(pho).      Weitere    Darstellungen 

Diese  Darstellungen   bieten  jedoch   nichts  für  der     Phineus-Sage     bieten:     eine     rotfigurige 

Phineus  Charakteristisches.                                      10  Hydria    aus    Athen    (abgeb.    Millingen,    Anc. 

3)  Der  bekannte  Phineus  der  Harpyien-  uned.  mon.  Taf.  15;  Stackeiberg,  Gräber  der 
und  Argonautensage,  dessen  Schicksal  im  Hellenen  Taf.  38,  1;  vgl.  Fleisch,  Archäöl. 
Altertum  sehr  oft  behandelt  ist.  Die  zahl-  Zeitg.  1880,  139)  und  eine  rotfigurige  Amphora 
reichen  Zeugnisse  zerfallen  in  drei  Gruppen.  aus  Kameiros  im  Brit.  Mus.  (abg.  Fleisch,  Arch. 
Die  Versionen  der  ersten  Gruppe  stimmen  Zeitg.  1880,  142  Taf.  12,  2),  wo  jedoch  nur 
darin  überein,  dafs  Phineus  wegen  eines  Ver-  der  blinde  Phineus  und  die  Harpyien  dar- 
gehens  gegen  die  Götter  mit  Blindheit  und  gestellt  sind,  die  soeben  die  Speisen  und  die 
mit  jenen  schrecklichen  Harpyien  bestraft  Trinkschale  von  dem  Tische  forttragen.  Da- 
wird,  die  ihm  Speise  und  Trank  rauben  oder  gegen  wird  die  Deutung  des  rotfigurigen 
beschmutzen,  dafs  aber  später  die  Söhne  des  20  Bildes  einer  Amphora  aus  Nola  im  British 
Boreas,  Kaiais  und  Zetes,  ihn  von  diesen  Un-  Mus.  (abgeb. 'Archäol.  Zeitg.  1880,  143  Taf.  12,  1; 
holden  befreien.  Die  zweite  Gruppe  weifs  von  1881,163;  Wiener  Vorlegeblätter  Ser.  C  Taf '.  8,  1; 
einer  Erlösung  des  Phineus  nichts,  sondern  Duruy,  Histoire  des  Grecs  1,  735)  auf  Phineus 
berichtet  nur,  dafs  Phineus  wegen  eines  Ver-  vor  dem  Tisch  mit  Speisen  bestritten  von 
gehens  an  seinen  eigenen  Kindern  (in  älterer  Petersen,  Archäol. -epigr.  Mitt.  1882,  52 ff. ; 
Fassung  wohl  auch  wegen  eines  anderen  Ver-  Wassner,  de  heroum  eultu,  Dissert.  Kiel  1883, 
gehens)  nach  unerbittlichem  Gesetz  gerichtet,  56  These  6;  Klein,  Griech.  Vasen  mit  Lieb- 
geblendet  und  getötet  wird.  Die  dritte  Gruppe  lingsinschr.'2  143.  —  Während  die  bisher  auf- 
vereinigt die  Versionen  der  beiden  ersten  geführten  Bildwerke  keinen  Anhalt  dafür 
Gruppen  dahin,  dafs  Phineus  wegen  des  Ver-  30  bieten,  ob  die  Künstler  die  Vertreibung  der 
gehens  an  seinen  Kindern  geblendet  und  mit  Harpyien  durch  die  Boreaden  als  eine  Episode 
den  Harpyien  bestraft  wird,  von  denen  ihn  der  Argonautenfahrt  betrachten,  schauen  eine 
später  die  Boreaden  befreien.  gröfsere    Zahl     von    Argonauten    dieser    Ver- 

Erste  Gruppe.     Die   Sage,    dafs    die    Bo-  treibung    zu    auf   der    grofsen    Amphora    des 

readen    Phineus    von    den    Harpyien    befreien,  Museo  Jatta,    Catalogo  del  Mus.  Jatta  nr.  1095 

findet    sich    schon   auf   alten  Bildwerken    dar-  S.  503 ff.   (abgeb.    Monum.   d.   Inst.   3,  49,    da- 

gestellt:   auf  der  Kypselos-Lade  (Paus.  5,  17,  nach    teilweise    oben    Artikel  Boreaden  Bd.  1 

11),    an    dem    amykläischen    Thron    (Peius.   3,  Sp.  800;    vgl.    Annal.   d.   Inst.    1843,    1;    Bull. 

18,    15),    auf   einer    schwarzfigurigen    Schüssel  d.    Inst.    1845,    27;    Bull.   Nap.   3    (1845),   28; 

aus    Ägina     im     Berliner    Museum     nr.    1682  40  4    (1846),    109;     Wieseler,    Piniol.    1850,    600; 

(abgeb.    Furtivängler,    Archäol.  Zeitung  1882,  Bochette,  Journ.  d.  Sav.  1852,  591;  Heydemann, 

197   Taf.  9;    erhalten   sind  nur   die  fliehenden  Bull.  d.  List.    1871,  223;   Stepheini,   BoreaS  u. 

Harpyien),     dann     auf     der    schwarzfigurigen  d.  Boreaden  19;   Fleisch,  Archäol.  Zeitg.  1880, 

Vase  der  Sammlung  Feoli,  jetzt  in  Würzburg  140  ff.). 

nr.  354  (abgeb.  Monum.  d.  Inst.  10,  8,   Wiener  In   den  litterarischen   Zeugnissen,    die  von 

Vorlegebl.    Ser.   C   Taf.   8   nr.   3a;    von  Duhn,  Hitler  von  Geiertringen,  de   Graecorum   fdbulis 

Bemerkungen    zur    Würzburger    Phineusschale,  ad    Thraces  pertinentibus,    Berlin    1886,    ein- 

Heidelberger  Festschrift  zur  36.  Philolog.-Vers.  gehend  besprochen  sind,  ist  für  die  Harpyien- 

in  Karlsruhe  1882  S.  118;  Baumeister,  Denkm.  Boreaden-Sage   die   Verknüpfung  mit   der  Ar- 

d.  Mass.  Altert.  S.  1331  Fig.  14^5;   eine  mafs-  50  gonauten-Sage  allgemein  gegeben,  und  soweit 

gebende    Abbildung    erscheint    demnächst  bei  es  sich  um   die   Zeugnisse   der  ersten   Gruppe 

Furtwängler-Beichhold,  Griech.   Vasenmal.;  be-  handelt,  herrscht    auch   darüber    Übereinstim- 

sprochen  von  Fleisch,  Annali  d.  Inst.  1874,  175;  mung,  dafs  Phineus  am  Pontos  bezw.  Bosporos 

Arch.  Zeitg.  1880,  158;   Urlichs,  Antikensumml.  wohnte.    Hesiod  erzählte  in  den  Eoeen  (fr.  170 

d.    Universität  Würzburg  3,  89   nr.  354):    hier  Bzeich:   Schol.  Ap.  BJwd.  2,  181),  Phineus   sei 

fliehen  die  Harpyien,  verfolgt  von  Kaiais  und  geblendet  worden,    weil   er  Phrixos  den  Weg 

Zetes,  dem  Meere  zu;   Phineus   ist  als  blinder  (nach    Kolchis)     gewiesen    habe.     Aufser    der 

Greis  charakterisiert;  neben  ihm  steht  auf  der  Blindheit,   die  in  den  Katalogoi  fr.  78   (Schol. 

einen   Seite   eine   zumeist  als    seine   Gemahlin  Ap.  Bh.  a.  a.  O.)  damit  begründet  wird,   dafs 

erklärte    Frau    mit    der   Beischrift  „Eriehtho"  60  Phineus    ein    langes    Leben    dem    Augenlicht 

(der    Name    wurde    zunächst   ,, Eriehtho"    oder  vorgezogen  habe,   wurden   ihm   aber   auch    die 

„Prichtho"  gelesen    vgl.    Urlichs,  Beiträge  zur  Harpyien    geschickt.       Diese     werden     später 

Kunstgesch.  30;  Kretschmer  in  Kuhns  Zeitschr.  von    den   Boreaden   Kaiais    und  Zetes   verjagt 

/.    vergl.    Spreichf.    1888,    384.    427;    derselbe,  und  bis  zu  jenen  Inseln   verfolgt,   die  hinfort 

Griech.   Vaseuinschr.  55.  228;  dann  für  gefälscht  den   Namen    Strophaden   tragen   sollten:    denn 

erklärt    von    Sittl ,    Phineusschale     u.     ähnliche  liier  machten  die  Boreaden  Halt  und  wandten 

Veisen,  Progr.  Würzburg  1892,  6.  19;  indessen  sich   zum  Zeus  Ainesios   (d.  i.    auf  dem  Ainos 

von  Boehlau  und  Bulle,  Athen.  Mitt.  1900,  47  von    Kephallenia)    mit     der    Bitte,    es    möge 


2359  Phineus  Phineus  2360 

ihnen  doch  vergönnt  sein,  die  Harpyien  einzu-  Strophaden;  die  Harpyien  aber  finden  Zuflucht 

holen;    aber   Hermes  tritt  dazwischen  und  ge-  in    Schlupfwinkeln    des    Diktäischen    Gebirges 

bietet  im  Namen  des  Zeus,  von  der  Verfolgung  auf  Kreta  (2,  299.  434.  ScJwl.  Ap.  Bhod.  2,  299 

abzulassen.      So    bleiben    denn    die    Harpyien  führt  als   Zeugen  für  die   Flucht    nach   Kreta 

am  Leben,  die  Inseln  aber  erhalten  von  jenem  aufser    den    Naupaktien  und  Fherekydes  auch 

axQacpfjvai    der   Boreaden   ihren   Namen    Stro-  noch   Neoptolcmos   an).     Apollonios  fügt   dann 

phaden;    vgl.    Hesiod    fr.    81—83:    Schol.   Ap.  eine  längere   Schilderung  hinzu,   wie  Phineus 

Bhod.    2,    297.    296.      Möglich    dafs    Hesiod,  den  Argonauten   genaue  Weisungen   giebt  für 

welcher  in  der  Theogon.  267  die  Harpyien  die  Fahrt  durch  die  Symplegaden,  wo  sie  zu- 
Aello    und    Okypete    nennt,    hier    die   letztere  10  vor  eine   Taube  sollen  hindurchfliegen  lassen, 

Okypode  nannte;    aber   wahrscheinlich   gehen  für  den   weiteren  Weg  nach  Kolchis  und  die 

die  Worte  Apollodors  1,  9,  21,  7:  'Holodos  de  Richtung    der    Heimfahrt.     Es    folgt    die    Ge- 

Itysi  ccvxi]v  'Slv.vit68r[V   nur  auf  die  Stelle   der  schichte    des    Paraibios    (s.  u.),    Opfer,    Mahl- 

Theogonie   zurück,    vgl.   Hiller  v.  Gaertringen  zeiten,    die    Errichtung    eines    Altars    für    die 

a.  a.  0.  57,  204.    Wo  die  Harpyien,  die  selbst-  Zwölf- Götter  u.  s.  w. ,   bis   endlich   die  Argo- 

verständlich    nicht   mehr    zu  Phineus    zurück-  nauten    am    dritten  Tag  die  Fahrt  fortsetzen, 

kehren,  nunmehr  ihre  Zuflucht  finden,   ist  für  um    auf   der    ferneren    Fabrt    noch    mehrmals 

Hesiod  niisht  bezeugt.  Nach  den  Naupaktien  fr.  3  der  Ratschläge   des   Phineus   zu  gedenken.  - 

(Schol.  Ap.  Bhod.  2,  299)  flüchten  sie  nach  Kreta  Vol.  Flacc.  Argonaut.  4,  424 ff  folgt  der  Schil- 
in  eine  Höhle  des  Arginoeis-Berges  (über  diesen  20  derung  des  Ajjollonios,  nur  setzt  Typhon,   der 

Berg    vgl.     Maafs,    Götting.    gel.'  Anz.    1890,'  Vater  der  Harpyien,  statt  Iris  der  Verfolgung 

379,   2).      Antimachos    folgt    in   der  Lyde   der  der  Harpyien   ein   Ziel.     Ovid,   Metam.  6,  712 

Erzählung    Hesiods;    auch    bei    ihm    sind    die  bis    7,   4  und  Senec.   Med.  784.    Phoen.  fr.  63 

Boreaden  Argonauten  (fr.  7:  Schal.  Ap.  Bhod.  bieten  keine  neuen  Züge.     Vergil.  Aen.  3,  210  ff. 

1,  211),  sie  verfolgen  die  Harpyien  bis  zu  den  läfst  die  Harpyien  auf  den  Strophaden  bleiben 
Plotai-Inseln,  die  dann  von  der  Umkehr  der  und  dort  später  noch  den  Aeneas  belästigen. 
Boreaden  den  Namen  Strophaden  erhalten,  Ebenso  scheint  Hggin.  fab.  14  (p.  43  Bunte) 
und  die  Harpyien  bleiben  am  Leben  (fr.  13:  anzunehmen,  dafs  sie  diese  Inseln  zu  ihrem 
Schol.    Ap.    Bhod.    2,    296.    297).      Fherekydes  dauernden  Aufenthalt  nehmen. 

sagt,  _ dafs    die    Boreaden    die    Harpyien  über  30        Von     den     bisher     erwähnten     Zeugnissen 

das    Ägäische   und    Sizilische   Meer   verfolgen,  weicht   eine    Reihe   von   Autoren    insofern   er- 

und    er   stimmt   mit   Hesiod   bezw.    den   Nau-  heblich  ab,  als  die  Harpyien  von  den  Boreaden 

paktiert   darin   überein,   dafs   die  Boreaden  die  getötet   werden.     Für    diese   Version    scheinen 

Harpyien    nicht    töten    und    dafs    diese    ihre  bei   Philodem.   ttsq).  tvaeß.   p.    18   ed.    Gomperz 

letzte    Zuflucht    auf   Kreta    in    der  Höhle    am  citiert  zu  werden:    Aeschylos  Phineus  (fr.  258 

Arginoeis   finden   (fr.  69:   Schol.   Ap.   Bhod.  2,  bis  260  Nauck-),   Ibykos  (fr.  49   Bergk,   Poet. 

299.   271).     Endlich   schliefst  sich    den    bisher  lyr.  Gr.4)  und  Telestes  (fr.  1  vgl.  fr.  1  Bergk). 

genannten  Autoren  in  den  wesentlichsten  Zügen  Am  ausführlichsten  ist  Apollodor  1,  9,  21,  3 — 7 

auch  Apollonios  von  Bhodos2,  178 ff.  an,  dessen  (das  weitere    deckt  sich   mit  Apoll.  Bhod.,  der 

Erzählung    etwa    folgendes    besagt:     Phineus  40  auch  citiert  wird):  die  Argonauten  bitten  Phi- 

hatte    von    Apollo    die   Gabe   der  Weissagung  neus    um   Ratschläge    für    die    weitere    Fahrt, 

erhalten,  mifsbrauchte  sie  aber,  indem  er  den  doch  dieser  macht  die  Befreiung  von  den  Har- 

Menschen  auch  Zeus1  geheimste  Pläne  mitteilte,  pyien  zur  Vorbedingung  seiner   Mitteilungen, 

so  dafs  sie  sich  um  die  Götter  nicht  mehr  zu  Infolge  dessen  setzen  die  Argonauten  vor  Phi- 

kümmern  brauchten  (2,  181  nebst  Schol.,  ferner  neus  einen  Tisch  mit  Speisen  nieder,   auf  den 

2,  246.  311  ff.).  Zur  Strafe  sandte  Zeus  ihm  alsbald  die  Harpyien  losstürmen.  Die  Boreaden 
ein  langes  Greisenalter,  Blindheit  und  die  verfolgen  sie  mit  gezückten  Schwertern  und  es 
Harpyien.  Phineus,  dem  die  Sehergabe  bleibt  .yiebt  nunmehr  keinen  andern  Weg  als  den 
(2,  311  ff.  453 ff.),  weifs,  dafs  er  einst,  wenn  Tod;  denn  nach  dem  Schicksalsspruch  mufsten 
die  Argonauten  kommen,  von  den  Harpyien  50  entweder  die  Harpyien  durch  die  Boreaden 
befreit  werden  wird  (2,  196.  212.  234).  Daher  ihren  Tod  finden  oder  es  mufsten  die  Boreaden 
fleht  er  sofort,  als  die  Argo  bei  ihm  landet,  selbst  sterben,  falls  sie  die  Harpyien  nicht 
die  Argonauten  um  ihre  Hilfe  an  und  schwört  einholen  konnten.  Als  die  Harpyien  so  Ver- 
den Boreaden,  dafs  sie  nach  dem  göttlichen  folgt  wurden,  stürzte  die  eine  (Nikothoe  oder 
Willen  kein  Leid  treffen  wird,  wenn  sie  ihn  Aellopus)  im  Peloponnes  in  den  Tigres-Flufs, 
befreien.  Alsbald  sind  Kaiais  und  Zetes  zur  der  seitdem  Harpys  hiefs;  die  andere  aber 
Hilfeleistung  bereit,  stürzen  mit  gezückten  (Okypete  oder  Okythoe)  floh  über  die  Pro- 
Schwertern auf  die  heranfliegenden  Harpyien  pontis  bis  zu  den  Echinaden-Inseln,  dort  wandte 
los  und  verfolgen  sie  sturmschnell  über  weite  sie  sich  um  und  sank  ermattet  zugleich  mit 
Lande  bis  zu  den  Plotai-Inseln.  Dort  tritt  60  ihrem  Verfolger  auf  den  Strand  nieder;  die 
nicht  Hermes,  wie  bei  Hesiod,  sondern  Iris  Inseln  heifsen  danach  von  jetzt  an  Strophaden, 
dazwischen  (Schol.  Ap.  Bhod.  2,  286  motiviert  Die  Vorstellung,  dafs  die  Harpyien  getötet 
dies  u.  a.  damit,  dafs  Iris  eine  Schwester  der  werden  und  die  Boreaden  am  Leben  bleiben, 
Harpyien  sei),  verbietet  die  Tötung  der  Har-  kehrt  wieder  bei  Oppian  Cyneg.  2,  624,  Schol. 
pyien  und  schwört,  dafs  Phineus  dauernd  von  Ap.  Bhod.  2,  285  und  Palaiphat.  Ktoi  ccniGt. 
ihnen  befreit  bleiben  soll.  Die  Boreaden  22  ed  Festa  (=  Apostol.  18,  68;  vgl.  Tzetz. 
lassen  von  der  Verfolgung  ab  und  kehren  zur  Lyk.  167  und  Tzetz.  Chil.  1,  218 ff.).  Allein 
Argo  zurück;  die  Plotai-Inseln  heifsen  hinfort  daneben   findet  sich  auch  die  vielleicht  schon 


2361                        Phineus  Phineus                       2362 

bei   Apollod.   1,   9,  21,  7:    ysvow^vrj    kuxu    xr\v  Diod.   4,  44,  4    die    Blendung    durch    Boreas; 

fjiövcc    vnb    xawdtov    n'nttsi    avv    ra    diäxovtt  vgl.  auch  Ovid  ars  am.  1,  340.    Nach  Orpheus 

angedeutete   Version,    dafs    Kaiais    und   Zetes  Argonaut.  671  ff.  hatte  Phineus  seinem  zweiten 

auf  der  Verfolgung    der    Harpyien    umkamen  Weibe   zuliebe    die  Kinder   geblendet   und   in 

(Apollod.   3,    15,  2,  1),    und    zwar    gleichzeitig  der  Wildnis    ausgesetzt,    damit    sie  ein   Raub 

mit  den  Harpyien  (Tzetz.    Chil.  1,  209  —  217),  der  wilden  Tiere  würden;   als  die  Argonauten 

eine  Version,  die  wohl  nur  als  ältere  Variante  kommen,    machen    die    Boreaden    die    Kinder 

zu    den    sonstigen    Sagen   vom   Tode    der    Bo-  wieder  gesund  und  sehend,  blenden  aber  zur 

readen  auf  Tenos  aufzufassen  ist,  in  denen  Strafe  den  Phineus,  und  Boreas  selbst  reifst 
ein  Streit  mit  Herakles  ihren  Tod  herbeiführt  10  dann     in    Wirbelstürmen    Phineus     fort     und 

(vgl.  oben  Bd.  1  Sp.  802).  wälzt  ihn  durch  die  Wälder  von  Bistonia,  da- 

Für  den  Ruhm  der  Phineus-Harpyien-Bo-  mit  er  so  sein  schimpfliches  Ende  finde.  Wie 
readen-Sage  lassen  sich  noch  manche  Zeug-  hier  die  Boreaden  den  Kindern  das  Augenlicht 
nisse  anführen:  Theognis  715  spricht  von  der  wiedergeben,  so  thut  dies  nach  Phylarchos 
Schnelligkeit  der  Harpyien  und  Boreaden;  fr.  17  {ßext.  Empir.  advers.  mathem.  p.  262; 
Pindar,  Pyth,  4,  182  nennt  die  Boreaden  unter  ScJwl.  Find.  Pyth.  3,  90 ;  Schal.  Eurip.  Alkest.  1) 
den  ersten  Argonauten ;  Aeschylos,  Eumenid.  50  Asklepios,  der  wohl  nur  dieser  Sage  wegen  in 
verweist  auf  die  Harpyien,  die  Phineus'  Mahl  den  Kreis  der  Argonauten  kam  (Hygin  fab. 
forttragen.  Sophokles  hat  in  dem  zweiten  Phi-  14;  Clem.  Alex.  Strom.  1,  21).  Andere  fügten 
neus  (über  den  ersten  Phineus  s.  u.)  vielleicht  20  noch  hinzu,  dafs  die  also  geretteten  Phineus- 
diese  Sage  behandelt  (vgl.  fr.  643.  648  Nauck*),  Söhne  zum  Dank  dafür  mit  den  Argonauten 
desgleichen  Theopomp,  in  der  Komödie  Phi-  nach  Kolchis  weiterfuhren,  nachdem  sie  die 
neus;  Euphorion  fr.  163  (Schol.  Hom,  II.  24,  77)  Herrschaft  ihrer  Mutter  Kleopatra  übertragen 
gedenkt  der  'Asllonödog  'Agitviag  (so  statt  hatten  (Diod.  4,  44,  6).  Welche  von  diesen 
alloTtodog  cci&agvTug;  vgl.  Oder,  de  Antonin.  einzelnen  Varianten  sich  mit  Sophokles  decken, 
Liberal.  62),  und  so  finden  sich  noch  manche  ist  nicht  sicher  zu  entscheiden.  In  der  Anti- 
gelegentliche Erwähnungen,  vgl.  Meineke,  Anal.  gone  966  ff.  heifst  es,  dafs  die  Stiefmutter  selbst 
Alex.  402 :  poet.  anonym,  aus  Gramer,  Anecd,  mit  dem  Weberschiffchen  (xaQKiSsg)  die  beiden 
Paris.  4.  16;  Arrian.  oder  Bhian.  bei  Meineice  Phiniden  blendete,  welche  dann  mit  ihrem 
a.  a.  Ü.  205  (EustatJi.  Hom.  II.  125,  30)  mit  so  Unglück  zugleich  das  Leid  ihrer  von  Boreas 
dem  Wortspiel  „cpvvcci  $bv£oc";  Plut.  de  vitando  und  Oreithyia  entsprossenen  Mutter  beweinen. 
aere  alieno  8,  9 ;  Lukian,  Timonil;  Stat.  Iheb.  Aus  dem  Zusammenhang  des  ganzen  Chor- 
8,  255;    Apulejus  Metam.  10,  15.  liedes    geht    hervor,    dafs   jeder  Zuhörer    sich 

Zweite  Gruppe.     Unter   denjenigen  Ver-  die  Phiniden  in   einem   dunklen  Grabgewölbe 

sionen,    welche    keine    Erlösung    des    Phineus  eingesperrt    dachte,    wie    es    Antigone    selbst 

kennen    und    denen    die    Harpyien-Boreaden-  droht.    Deutlich  ausgesprochen  war  dies  wohl 

Sage  fremd  ist,  hat  die    gröfste   Verbreitung  in  Sophokles  Tympanistai  (fr.  587 :  Schol.  Soph. 

folgende:     Phineus    war    mit    Kleopatra,    der  Ant.  981),  wo  anscheinend  Eidothea,  Schwester 

Tochter   des   Boreas,   vermählt  und   hatte  von  des  Kadmos,  welche  Phineus  nach  Kleopatras 

ihr  zwei  Söhne;  nach  ihrem  Tode  (oder  nach  40  Tode  geheiratet  hatte,  die  Söhne  der  Kleopatra 

ihrer    Verstofsung)     vermählte     er    sich    zum  blendete  und  im  Grabgewölbe  einsperren  liefs 

zweiten  Mal  und  da  die  Stiefmutter  die  Kinder  (iv  rcccp<p  xcc&ttQJitv)  und  wo  vermutlich  dann 

der  ersten  Ehe  böswillig  ob  angeblicher  Nach-  von    der    Bestrafung    des    Phineus    durch    die 

Stellung    verleumdete,    verstiefs    Phineus    die  Argonauten  und   Boreas   die  Rede    war;    dafs 

Kinder  und  blendete  sie  oder  liefs  wenigstens  der  Argonauten  gedacht  war,   macht   die  Er- 

zu,    dafs    die    Stiefmutter    sie    blendete.      Als  wähnung    von    Kolchis    (fr.   581  :    Steph.   Byz. 

nun  die  Argonauten  kamen  und  das  Verbrechen  Xald'aloi)  wahrscheinlich,   und  Boreas   scheint 

an  den   Kindern   sahen,   straften  sie  mit  Hilfe  (fr.  580:    Herod.  n.  pov.  %s%.  9,  11)   von  jener 

des  Boreas  den  Phineus,  indem  sie  ihn  selbst  Zeit  zu  sprechen,   da   er  mit  Oreithyia  in  den 

blendeten  oder  töteten.    Bezüglich  der  Namen  50  Grotten  des  Sarpedonischen  Felsens  (vgl.  oben 

der  Stiefmutter  und   der  Söhne   giebt  es  ver-  Bd.  1  Sp.  810)   die  Kleopatra  zeugte.     Aufser- 

schiedene    Versionen    (s.    u.).      Bezüglich    der  dem  behandelte  Sophokles  die  Phiniden -Sage 

Blendung  der  Kinder  heilst  es  entweder,  Phi-  wahrscheinlich  noch  in  seinem  ersten  Phineus 

neus  selbst  habe  sie  vollzogen  (Apollod.  3,  15,  (der  zweite  enthielt   die  Harpyien-Sage) :    hier 

3;    vgl.  1,   9,  21,  2;   Schol.   Ap.   Bhod.  1,  211;  hatte  nicht,  wie  in  den  Tympanistai,  die  Stief- 

Schol.  Sojrfi.  Antig.  981;  Ovid  ars  am.  1,  339),  mutter,  sondern  Phineus  selbst  die  Kinder  ge- 

oder  die  Stiefmutter  (Soph.  Antig.  966;    Soph,  blendet  (Schal,  Ap.  Bhod,  2,  178;  anders  urteilt 

Tympanistai  fr.  587:    Sihol,  Soph.  Antig.  981;  über   Tympanistai  und  Phineus    Wolf,  Piniol. 

Schol,   Ap.   Bhod.   1,  211);   nach   einer  dritten  28,  343),  da  diese  Stiefmutter  Idaia,  die  Toch- 

Variante  hätte   gar  die    eigene    Mutter   Kleo-  «0  ter  des  Dardanos,   die  Kinder  Parthenios  und 

patra  (eine  Nachbildung  der  Medea-Sage),  als  Krambos  bei  ihm  verleumdet  hatte;  in  diesem 

sie  von  Phineus   verstofsen  wurde,   die  Kinder  Stücke  erhielten   die  Phiniden   schliefslich   ihr 

selbst  geblendet,   um   sich  so   an  Phineus   zu  Augenlicht    durch    Asklepios    wieder    (vgl.   fr. 

rächen   (Schol.   Soph,    Antig.    978.    981).     Über  644:    Aristoph.    Plut.    635 f.;    fr.    649:    Hesych. 

die    Bestrafung    des     Phineus     heifst    es    bei  xrjQuowcx).            Dafs    die    Phiniden- Sage    auch 

Apollodor.  3,  15,  3  kurz,  die  Argonauten   und  sonst  ein  beliebter  Tragödienstoff  war,   zeigen 

Boreas  hätten   ihn  gestraft,    nach    1,  9,  21,  2  Aristot,    Poet,     16    (Nauck ,     Trag.    Gr.    Fr.2 

haben     sie    ihn     geblendet,     ebenso     erwähnt  p.  841)   mit   der   Erwähnung   der   ^ivnidca   (in 


2363                       Phineus  Phineus                       2364 

diesem  Drama  scheint  der  Tod  der  Stiefmutter  Bildern,   denen   nur  die   Version    der    zweiten 

und  ihrer  Helfershelferin   an   derselben  Stelle,  Sagengruppe  zu  Grunde  liegt.    Zwei  Varianten 

wo  die  Phiniden  einst   ausgesetzt  waren,   vor-  dieses    letzteren    Typus    bietet    vielleicht    das 

gekommen    zu    sein),    dann    der    Hinweis    des  schwarzfigurige  Vasenbild   Mas.   Etrusc.   Gre- 

Komödiendichters    Timökles    {Athen.    6,    2-'3c)  gorian.  2,  31,  2  und  2a  (vgl.  die  nebenstehende 

auf  die   <Divsl8ca  xvcploi   der  Tragödie,   sowie  Abbildung):  in  lebhafter  Bewegung  naht  hier 

die   Phinidae   des   Attius,   aus   denen  mehrere  Boreas  (auf  2  a  von  vorn,  auf  2  von  hinten)  einem 

Fragmente    erhalten    sind.      Vgl.    ferner    das  sitzenden  König,  und  zwar  auf  2  offenbar  auf 

Epos     <f>ivsldcci     des      Timotheos     von     Mild  Geheifs  des  Hermes;  daneben  stehen  verschie- 
(Suid.  Ti^6&8os).                                                       io  dene   männliche  Gestalten,   alle  mit  lebhaften 

Erheblich  verändert  ist  die  Sage  bei  Dio-  Geberden  des  Staunens  oder  Schreckens. 
nysios  Skytöbrachion  (Schol.  Ap.  Rhod.  2,  207),  Dritte  Gruppe.  Die  Sagenform  der  ersten 
welchem  Diod.  4,  43,  3  ff.  im  wesentlichen  (Harpyien-Boreaden)  und  zweiten  Gruppe  (dau- 
folgt  (vgl.  Bethe,  Quaestiones  Diodoreae  my-  ernde  Bestrafung  wegen  des  Frevels  an  seinen 
thographae  14,  wo  zwei  Versionen  im  Schol.  Kindern)  finden  sich  zu  einer  einzigen  Er- 
Ap.  Rhod.  2,  207  nachgewiesen  sind).  Hier  Zählung  kombiniert  bei  1)  Asllepiades  Tragil. 
ist  alles  Wunderbare,  wie  Blendung  und  Hei-  fr.  3  {Schol.  Hom.  Od.  12,  69;  vgl.  Eastath. 
lung,  beseitigt  und  entsprechend  der  ganzen  1712,  13),  2)  Hygin.  fab.  19  und  3)  Servius 
Tendenz  von  Dionysios'  Argonauten-Erzählung  Yerg.  Aen.  3,  209  (vgl.  Myth.  Tat.  1,  26.  27; 
aller  Ruhm  auf  Herakles  übertragen.  Phineus  20  2,  142;  3,  5,  5;  Fulgent.  Myihöl.  3,  11;  Schol. 
ist  in  zweiter  Ehe  mit  einer  Skythin  vermählt  Stat.  Theb.  8,  255).  Asklepiades  erzählte  zu- 
und  verbannt  auf  deren  Verleumdung  die  Söhne  nächst  die  Argonautenfahrt  bis  Bithynien  und 
in  die  einsame  Wildnis.  Als  Herakles  mit  fuhr  dann  fort,  Phineus  sei  zuerst  mit  der 
den  Argonauten  kommt,  flehen  die  Phiniden  Boreas-Tochter  Kleopatra,  dann  mit  Eurytia 
ihn  um  Rettung  an.  Ein  Greis  bezeugt  die  (Eustath.  hat  trtpav  statt  Evqvticcv)  vermählt 
Unschuld  der  Kinder  und  Herakles  führt  sie  gewesen  und  habe  die  von  der  Stiefmutter 
deshalb  aus  der  Einsamkeit  in  den  väterlichen  verleumdeten  Kinder  dieser  zum  Töten  über- 
Palast zurück.  Phineus  verwahrt  sich  gegen  geben.  Zeus  zürnte  und  liefs  Phineus  nur  die 
die  Einmischung  in  seine  Angelegenheiten  Wahl  zwischen  Tod  und  Blindheit.  Dadurch 
und  will  den  einen  Sohn  ins  Meer  stürzen,  30  dafs  Phineus  die  Blindheit  wählte,  erzürnte 
wird  aber  von  Herakles  mit  einem  Fufstritt  er  den  Helios,  welcher  ihm  nunmehr  die  Har- 
getötet.  Kleopatra  und  ihre  Söhne  werden  pyien  schickte.  Als  die  Argonauten  kamen 
darauf  wieder  in  die  Herrschaft  eingesetzt;  und  seinen  Rat  für  die  Durchfahrt  durch  die 
sie  beabsichtigen,  die  Stiefmutter  zu  töten,  Plankten  bezw.  Symplegaden  verlangten,  machte 
schicken  sie  aber  auf  Rat  der  Argonauten  zu  Phineus  die  Befreiung  von  den  Harpyien  zur 
ihrem  Vater  nach  Skythien,  der  schliefslich  Bedingung  (=  Apollod.  1,  9,  21,  4)  und  schil- 
seine  eigene  Tochter  des  Todes  schuldig  derte,  nachdem  diese  Bedingung  angenommen 
spricht.  Nach  Diodor  4,  44,  2 — 3  verläuft  war,  genau  die  Fahrt  und  die  Art,  wie  die 
die  Bestrafung  des  Phineus  etwas  anders:  die  Argonauten  zuvor  eine  Taube  sollten  hin- 
Boreaden  kommen  als  erste  wegen  ihrer  Ver-  40  durchfliegen  lassen.  Die  Boreaden  aber  Ver- 
wandtschaft mit  den  Phiniden  diesen  zu  Hilfe,  trieben  die  Harpyien  und  die  Argonauten 
sprengen  ihre  Fesseln  (nach  4,  43,  3  sind  die  kamen  infolge  der  Ratschläge  des  Phineus 
Phiniden  aufserdem  StcoQvy^tsvoi,  d.  h.  einge-  nach  Kolchis.  —  Hygin.  fab.  19  kombiniert 
graben  bezw.  in  ein  Grab  gesperrt,  und  werden  die  Sagen  ähnlich,  nur  fügt  er  Bestandteile 
fortwährend  gegeifselt)  und  töten  die  sich  direkt  aus  Apoll.  Rhod.  hinzu:  Phineus  ist 
widersetzenden  Barbaren;  als  Phineus  mit  Sohn  des  Agenor  (=  Ap.  Eh.  2,  178)  und 
anderen  Thrakern  herbeieilt,  entsteht  eine  Thraker  (=  Ap.  Rh.  2,  238)  und  blendet  selbst 
grofse  Schlacht,  in  welcher  Herakles  ihn  und  die  Söhne  (=  Apollod.  3,  15,  3);  er  hatte  die 
viele  Barbaren  tötet.  Gabe  der  Weissagung  von  Apollo  erhalten,  sie 

Von    Bildwerken,     die    zu     dieser    Sagen-  50  aber  mifsbraucht  und   war  deshalb   von   Zeus 

gruppe   gehören,   ist   ein  Gemälde   in   Kyzikos  mit  Blindheit   und   mit  den  Harpyien  bestraft 

nur  durch  Anthol.  Pal.  3,  4  bekannt:  Kleopa-  (=  Ap.   Rh.   2,   181  ff.),    quae   Iovis  canes  esse 

tras  Söhne,  Klytios  und  Polymedes,  töten  hier  dicuntur  (=  Ap.  Rh.  2,  289).     Als   die  Argo- 

die   böse   Stiefmutter   aus  Phrygien.     Ein  rot-  nauten  kommen  und  seinen  Rat  erbitten,  ver- 

figuriges  Vasenbild    aus   Altamura  (Annal.   d.  spricht  er   dies,   falls  sie  ihn  befreien  würden 

Inst.   1882  Tav.  O  p.  90  ff. ;  danach  die  neben-  (=  Apollod.  1,  9,  21,  4).     Darauf  verfolgen  die 

stehende  Abbildung  1)   zeigt  einen  König  vor  Boreaden  die  Harpyien  bis  zu  den  Strophaden 

einem    Tisch    mit    Speisen     sitzen,    feindlich  und  Phineus  giebt  seinen  Rat  für  die  Symple- 

naht  von  der  einen  Seite  eine  Boreas-Gestalt,  gaden   mit  der   Taube  etc.  (alles  =  Ap.  Rh.). 

während  auf  der  andern  Seite  ein  Verteidiger  60  -  -  Serv.    Yerg.  Aen.  3,  209  und  die  zuvor  ge- 

des  Königs  den  Speer  schwingt.    Eine  Sagen-  nannten   römischen   Parallelquellen   haben   die 

form,  die   dieser  Darstellung    entspricht,    läfst  Kombinierung   derart   vollzogen,   dafs   Phineus 

sich    schwerlich   ausdenken,   wohl   aber  ist  es  seine  Söhne  geblendet  hat  und  deswegen  von 

möglich,    dafs    der    Maler    zwei    Bildertypen  den    Göttern   geblendet   und  zugleich  mit  den 

kombiniert  hat:    Phineus  mit  dem  Speisetisch  Harpyien   bestraft   ist,    welche    dann    von    den 

und    seinen    Verteidiger    aus    einem  Bild    der  Boreaden   bis   zu   den  Plotai  -  Strophaden    ver- 

Harpyien-Boreaden-Sage  und  Boreas,   der  den  folgt  werden,  wo  Iris  dazwischen  tritt.  Letzteres 

Phineus    strafen    will,    aus    einem    Kreis    von  deckt  sich  mit  Apollo)iios  Rhod.,  der  bei  Ser- 


2365 


Phineus 


Phin 


eus 


2366 


vius  citiert  wird ;  auch  wird  offenbar  mit 
Rücksicht  auf  Apollonios  eingefügt  „Plauens 
Agenoris  filius,  Thracum  rex"  und  am  Schlufs 
„quidam  autem  dicunt,  hunc  Phineum  ob  diri- 
nitatem  a  Thracibus  regem  coop- 
tatum  consilia  divina  prodidisse 
et  obcaecatum  adpositis  harpyiis". 
Neu  ist  der  Zug,  dafs  Phineus 
„Iasonem  cum  Argonautis  propter 
vellus  aureum  Cölchos  petentem 
suscepit  hospitio;  cui  etiam  duc- 
torem  propter  Symplegadas  petras 
dedit"  doch  stimmt  diese  gastliche 
Aufnahme  (ohne  die  Bedingung 
der  Befreiung  von  den  Harpyien) 
so  gut  mit  Apollonios  überein, 
dafs  man  vielleicht  in  jenem 
,,d>ietor"  nur  eine  Erinnerung  an 
die  von  Phineus  mitgegebene 
Taube  zu  sehen  hat.  Absolut  neu 
ist  dagegen,  1)  dafs  Phineus  König 
von  Arkadien  heifst  und  die 
Harpyien  durch  die  Boreaden  aus 
Arkadien  vertrieben  werden  (pul- 
sas  de  Arcadia),  2)  dafs  eine  wei- 
tere Kombination  der  eisten  und  zweiten  Sagen- 
gruppe als  Variante  bei  Serrius  eingefügt  wird : 
„ut   quidam   volunt,    Aquilo    propter    nepotum 


Kleopatra  mifshandelt  hat  und  deswegen  von 
den  Göttern  oder  Boreas  selbst  bestraft  ist. 
Das  kann  weder  alte  Sage  sein  noch  auf  einen 
guten   Dramatiker  zurückgehen.     Nur  Mytho- 


1)  Phineus,  Boreas  und  Verteidiger,  rotfig.  Vase 
(nach  Annal.  d.  Inst.   1882  Tav  O). 

graphen,  die  möglichst  vieles  in  eine  Fassung 
zusammenbringen  wollten,  konnten  eine  der- 
artige Kombination   machen.     Asklepiades  hat 


2 


i'.a 


2  u.  2  a)  Phineus,  Boreas  und  Hermes,  schwarzfig.  Vase  (nach  Mus.  Etrusc.  Gregorian.  2,  31,  2  u.  2  a). 


iniuriam    eum   eaecavit  et  ad  2^elagias   insulas 
detulit  adposuitque  harpyias". 

Bei  all  diesen  Versuchen,  die  beiden  Sagen- 
gruppen zu  kombinieren,  ergiebt  sich,  dafs 
die  Boreas-Söhne  eben  denselben  Phineus  er- 
lösen, welcher  die  Kinder  der  Boreas-Tochter 


sicherlich  nicht  die  Handlung  eines  einzigen 
Stückes,  sei  es,  wie  vermutet  worden  ist, 
Aeschylos'  Phineus  oder  Sophokles'  Phineus 
wiedergegeben,  sondern  in  seinen  Pragodurnena 
den  Stoff  verschiedener  Dramen  kombiniert,  die 
teils  die  Harpyien-Sage  (wie  Aeschylos'  Phineus 


2367                       Phineus  Phineus                       2368 

xm&Sophokles'  zweiterPhineus),  teils  die  Phiniden-  die  Harpyien-Boreaden-Sage  betreffenden  Frag- 

Sage  (wie   z.  ß.  Sophokles  erster  Phineus)  be-  mente    (fr.  81 — 83)    in    die    Eoeen    zu   fr.  170 

handelten.     Dafs   die  Kombination  als    solche  stellen. 

jung  ist,  schliefst  natürlich  nicht  die  Verwen-  Dafs  Helios   der  strafende   Gott  ist,   kehrt 

düng     von     alten     Motiven     in     den     Einzel-  wieder  bei  Istros  und  Oppian.  Beide  begründen 

heiten  aus.  dies  aber  anders  als  die  hesiodischen  Kataloge, 

Sons tige  Phineus-Sagen.  Strabo  7,  302  indem    sie    zugleich    das    zweite    bedeutsame 

sagt,  Ephoros  habe  zum  Beweis   für  das  Vor-  Motiv    der    Sage    hineinziehen,    dafs    Phineus 

kommen    der    Glaktophagen     bei     den     alten  ein    Seher    war,    der    seine    Sehergabe    mifs- 

Dichtern  Homer  H.  13,  6   und  Hesiod  citiert,  10  brauchte.     Nach    Istros    fr.    60  a    (Schol.    Ap. 

welcher  iv  xjj  x<xlov[iivr]  yfjg  TtSQioSa  erzählte:  Rhod.    2,    207)    hat    Phineus     die    Söhne    des 

xbv  Qiviu  vnb  rü)v  Aqtiviüv  äysaftcct.  „riay.ro-  Phrixos    bei    ihrer   Flucht    von    Kolchis    nach 

cpäyav  slg  yalav  u.Tir\vag  onu'  i%6vxcovu  (Hesiod  Hellas  durch  seine  Ratschläge  (xcäg  [Lavxbiaig) 

fr.    231).     Mag    man    diese    yfjg    -xsoiodog    für  gerettet;    als   Aietes   dies  erfährt,   verflucht  er 

apokryph  halten  oder  für  eine  Sonderbezeich-  ihn  und  wird  von  seinem  Yater  Helios  erhört, 

nung  eines  Teils  der  Katalogoi  (Bergk,  Griech.  der   deshalb   Phineus   blendet.     Nach    Oppian. 

Litteraturgesch.    1,  1002,  84  und  andere)   oder  Cyneget.    2,    612 ff.    zürnt    Helios,    da    er    von 

mit   Kirchhoff)   Homer.    Odyssee2  325   iv  -/.ata-  Phineus  als  Seher  übertroffen  ist,  blendet  ihn, 

loycov  xo'ixxp  lesen,   der  Vers  giebt  jedenfalls  schickt  die  Harpyien  und  verfolgt  ihn    auch 

eine  Version  wieder,   die  um   so  älter  zu  sein  20  nach   der  Vertreibung    dieser    Unholde    durch 

scheint,    je    weniger    sie    zu    der  landläufigen  die  Boreaden  noch  weiter,  um  schliefslich  aus 

Sagenform  stimmt.    Wenn  Phineus  hier  durch  Phineus'  Blut   die  blinden,    gefräfsigen  Maul- 

die  Harpyien   in   das  Land  der  Glaktophagen  würfe  entstehen  zu  lassen.    —    Sonst  werden 

und  bei  Servius  a.  a.  O.  durch  Boreas   zu   den  andere    Götter    als    die  Vollzieher    der  Strafe 

,,pelagiae  insulae"   getragen  wird,   so  ist  dies  genannt:  so  in  der  Version,  dafs  Phineus  den 

schwerlich  eine  Version,  die  lediglich  zwischen  Menschen    zu    viel    von    den  Ratschlägen    der 

der  Vorstellung,  dafs  Phineus  in  Griechenland  Götter  mitteilt,   Zeus   (Ap.  Rhod.  2,  181.  313; 

lebte,   und   der  Sage   von   seinem   Zusammen-  Hygin.  fab.  19;    ebenso    in    der   kombinierten 

treffen    mit    den    Argonauten   vermitteln    will;  Version   bei  Myth.  Vat.  3,  5,  5. —  Apollod.  1, 

denn    niemals    spielt   die   Begegnung  mit  den  30  9,    21,    2     spricht    allgemein    von    &toL,    Val. 

Argonauten  im   Land   der  Glaktophagen   oder  Flacc.    4,    479    Schol.    Ap.    Rh.    2,    181    Serv. 

auf  solchen  Meeresinseln.     Vielmehr  ist  dieses  Verg.  Aen.  3,  209  am  Ende  nennen  bei  dieser 

Forttragen    durch   die    Harpyien    oder    Boreas  Version    den    Namen    des    Strafenden    nicht), 

nur   der  zweite  Teil   der  Bestrafung  des  Phi-  und  in  der  Version,  dafs  Phineus  den  Söhnen 

neus,  ähnlich   wie  bei  Orph.  Argon.  677  nach  des  Phrixos   den  Weg  nach  Hellas  wies,  Po- 

der  Blendung  Boreas   den   Phineus   durch  die  seidon   (Apollod.  1,  9,  21,  2);    wer  in   Hesiods 

Wälder  Bistonias   fortträgt,   damit  er   so  fern  Eoeen,    wo    Phineus    den    Phrixos    den    Weg 

von    seiner    Heimat    ein    schimpfliches    Ende  nach   Kolchis   weist,   der  strafende   Gott  war, 

findet.      Diese    Harpyien    sind   die    bekannten  wissen  wir  nicht  (Hesiod.  fr.  170:    Schol.  Ap. 

Todesdämonen,  von   denen  Homer.  Od.  1,  241  40  Rhod.   2,  181).     Asklepiades  (s.  0.)  kombiniert 

=  14,   371  sagt:    vvv   d's    (iiv   äxXstcbg  "Aqtiviui  die  Versionen  von  Zeus  und  Helios   und   läfst 

avriQsiipavvo;   vgl.    Heyne.    Observat.   ad   Apol-  beide     Götter     nach     einander     den     Phineus 

lod.  11.  strafen.      Bei    den    Erzählungen    der    zweiten 

Die  älteste  Vorstellung  von  Phineus1   Ver-  Gruppe  (s.  o.)   sind  Boreas,    die  Boreaden,  die 

gehen  und    Strafen,   die    wir  kennen,    scheint  Argonauten  oder  Herakles  Vollzieher  der  end- 

darin    zu  liegen,   dafs   er  zwei   Strafen    erlitt :  giltigen  Strafe. 

Blindheit  und  ewiges  Greisenalter  ohne  er-  Bei  einigen  besonderen  Wendungen  ist  es 
lösenden  Tod.  Phineus  hatte  den  Gedanken  nicht  zu  entscheiden,  ob  sie  lediglich  poetischer 
ausgesprochen,  dafs  es  besser  sei,  ewig  selbst  Phantasie  entspringen  oder  auf  ältere  Versionen 
als  Blinder  zu  leben,  als  früh  zu  sterben.  50  zurückgehen.  So  schildert  Apoll.  Rhod.  2, 
Dieser  Gedanke,  der  übrigens  manche  Paral-  450  ff. ,  wie  Phineus  den  Einheimischen  zu 
lelen  hat  (vgl.  z.  B.  Achilleus'  Worte;  Hom.  weissagen  pflegte,  und  giebt  dabei  ausführlich 
Od.  11,  488)  enthielt  eine  Mifsachtung  des  die  Geschichte  des  Paraibios  wieder  ('s  oben 
Helios  und  deshalb  strafte  ihn  dieser  Gott.  Bd.  3  Sp.  1566),  der  Phineus'  treuester  Freund 
Hesiod  erwähnte  im  3.  Buch  der  Katalogoi  wurde  bezw.  nach  anderen  (Schol.  Ap.  Rh. 
(fr.  7«:  Schol.  Ap.  Rh.  2,  181)  dieses  Vergehen  2,  456)  sein  treuer  Diener  war.  Zweifellos 
als  Grund  der  Blendung  und  Helios  war  auch  spielte  dieser  Paraibios  in  einer  Phineus- 
hier  wohl  der  strafende  Gott  (vgl.  Schol.  Ap.  Tragödie  oder  in  einem  Argonauten-Gedicht 
Rh.  2,  178:  ö  dl  'HaloSog  xov  <&oivixog  avxöv  eine  wichtigere  Rolle:  Näheres  aber  wissen 
[seil.  <&iviu]  (pi)ai  xov  '4yr)voQog'  m]Qw&i"]vca  60  wir  darüber  nicht  und  die  Deutung  einzelner 
Sh  liyovai  xbv  (tivia  intb  "Hliov  ort  itolv%Qo-  Gestalten,  die  auf  Vasenbildern  dem  Phineus 
viog  tilsxo  püllov  tlvcci.  1)  ßlinsiv).  Daran  zur  Seite  stehen  (z.  B.  des  Dieners  in  Bar- 
könnte sich  fr.  231  angeschlossen  haben,  dafs  barentracht  auf  der  Amphora  des  Mus.  Jatta: 
ihn  zugleich  die  Harpyien  in  das  ferne  Land  oben  Bd.  1  Sp.  800  oder  des  Verteidigers  auf 
der  Glaktophagen  trugen,  damit  er  blind  und  der  Vase  aus  Altamura:  Annal.  d.  Inst.  1882 
hilflos  fern  von  den  Seinen  sein  ewiges  Tav.  O),  gerade  auf  diesen  Paraibios  ist  sehr 
Greisenalter  verlebe.  Gehört  dies  zusammen  unsicher.  —  Ebenso  ungewifs  ist  es,  ob  dem 
in  die  Katalogoi,  dann   dürfte  man  wohl  alle  bei   Hygin.   fab.    20  betonten    Zuge,    dafs    die 


2369                       Phineus  Phineus                       2370 

Argonauten    auf  der  Ares-Insel   die    Styrnpha-  (Schal    Hom.    Od,    12,    69);    Hygin.    fab.    19; 

liden    auf   Phineus'    Rat    (ex    Phinei   monitu)  Serv.     Verg.    Aen.    3,    209;    vgl.    auch    Norm. 

durch    Waffenlärm    verscheuchten,    besondere  Dionys.  2,  689;  dann  aber  auch  bei  Dichtern, 

Bedeutung    beizulegen   ist.     Bei   Apoll.   Rhod.  die    nur    die    Harpyien-  Boreaden  -Sage    (erste 

2,  383  spricht  zwar  Phineus   auch  von   diesen  Gruppe)  behandeln:  Apoll.  Rhod.  2,  239;    Vol. 

Vögeln   auf  der  Aretias -Insel,    aber   den   spe-  Flacc.   4,  464;    letztere   nehmen  übrigens    an, 

ziellen  Rat  betreffs   der  Verscheuchung   giebt  dafs  die  Ehe   mit  Kleopatra   zur  Zeit  der  Be- 

2,  1046  Amphidamas.  gegnung    mit    den    Argonauten    längst    gelöst 

Genealogie    des    Phineus.     Die    Eltern  war.   —   Die   zweite  Frau   des   Phineus    heifst 

des   Phineus   sind   Phoinix  (Sohn  des  Agenor)  10  entweder    Eidothea,    Schwester    des    Kadmos 

und    Kassiepeia    (Tochter    des    Arabos),    seine  (Sophokl.    Tympanist.  fr.  587 ;    dann    war    hier 

Geschwister  sind  u.  a.  Kilix,  Doryklos,  Atym-  Phineus    sicher    nicht    der   Sohn    des    Agenor, 

nos    (von    Kassiepeia  und  Zeus)  und  Europa:  sondern  Sohn  des  Poseidon  oder  Phoinix)  oder 

so   dichtet   Hesiod  fr.   56   (ergänzt  aus    Schol.  Idaia,  Tochter  des  Dardanos  (Sophokl.  Phineus  I: 

Ap.   Eh.   2,   178,    vgl.   Hiller  von   Gaertringen  Schol.  Ap.  Eh.  2,  178;  Apollod.  3,  15,  3;  Schol. 

a.  a.  0.  56,  200),  fr.   45   und   55   (ergänzt   aus  Soph.  Ant.  980;  Schol,  Ap.  Rh,  1,  211.  2,  140; 

Schol.  Hom.  II.  14,  321,  Eustath,  989,  35;  vgl.  Ovid.  rem.   am,  454)   oder  Eurytia   (Asklepiad. 

oben  Bd.  2    Sp.    986).     Ihm    folgen    bezüglich  fr.  3:    Schol  Hom.  Od.  12,  69)   oder  sie  wird 

der    Eltern    des    Phineus:    Pherekyd,    fr.    41,  einfach    als    Phrygierin    (Antihöl.    Pal    3,    4) 

Antimach.   fr.  14,   Asklepiad,    fr.   4    (alle    laut  20  bezw.  als  Skythin  (Dionys.  Skytobr.  Schal.  Ap. 

Schol   Ap.   Rh,   2,    178),    Skymu.    959.      Diese  2,  207,  cf.  140)  bezeichnet;  Diodor  folgt  4,  44,4, 

Genealogie    weist,    wie    Tümpel    oben    Bd.    2  wo  er  den  Vater  der  zweiten  Frau  einfach  als 

Sp.  987   betont,   nach   Karien,   die   Einfügung  Skythen  bezeichnet,  dem  Dionysios,  vermischt 

des  Phineus    speziell    auf  die    Zeit    der   mile-  dagegen   4,   43,   3    dies    mit    der    landläufigen 

sischen  Kolonisation    der  Pontos-Küsten.      Im  Überlieferung    und    spricht    daher    von    Idaia, 

Zusammenhang,  wie  es  scheint,   mit  der  Kad-  der     Tochter     des     Skythenkönigs    Dardanos. 

mos-Sage   sind  eine  grofse  Zahl   der  Phoinix-  Für    die    Erklärung    dieser    Namen    hat    man 

Kinder  zu  Kindern  des  Agenor  und  Geschwistern  teils     äufserliche    Gründe     geltend     gemacht: 

des   Kadmos   gemacht    worden    (z.  B.    Europa,  Idaia,   Tochter   des    Dardanos,    sei   wegen   der 

Kilix  u.  a.)  und  so  auch  Phineus,  dessen  Vater  30  Nähe  von  Ida  und  Troja  gewählt,    Eidothea 

Agenor    ist   bei    Hellanik.    fr.    38    (Schol.   Ap.  und    Eurytia    seien    milesische    Namen    (vgl. 

Rh.  2,  178);   Apoll  Rhod,   2,  178;   Apollod,  1,  Eidothea,    Tochter    des    Eurytos    von    Milet); 

9,  21,  1;    Vol.   Flacc.  4,  444.  522.  582;    Orph,  teils  hat  man   in   diesen   Namen   Meereswesen 

Arg.  680;   Hygin.  fab.  19;    Ovid.   ex  Ponto  1,  zu     erkennen     geglaubt     (vgl.     oben     Bd.     1 

4,  37;  Serv.   Verg.  Aen,  3,  209;  Nonn.  Dionys.  Sp.  1218) 

2,  680ff. ;   Schol.   Eurip.  Phoen.  5.  217.     Belos  Als    Söhne    des    Phineus    werden    genannt 

wird    als   Vater    nur  bei    denen    angenommen  1)   Thynos  und  Mariandynos:    Schol.   Ap.   Rh. 

sein,  welche  den  Phineus  der  Andromeda-Sage  2,  181   (nach  cod.   Paris,   stand   dies  bei    He- 

mit  unserem  Phineus    identifizierten    (s.   oben  siod.  —  fr.  79  Rzach  —  im  cod.   Laur.   steht 

Phineus    nr.    2).      Dagegen    wird    gelegentlich  40  jedoch    cpaat    statt   qprjct);   vgl.  Schol  Ap.  Rh. 

Poseidon    als    Vater    genannt    (Apollod,    1,   9,  2,  780  und  140,  wo  sie  als  Kinder  der  zweiten 

21,  1).  Ehe  bezeichnet  werden,   um   anzudeuten,   dafs 

Die   Gemahlin   des  Phineus  heifst  auf  der  es    sich    nicht    um    die    geblendeten   Phiniden 

Würzburger    Phineusschale     (s.   0.)    Erichtho,  handelt.     2)  Paphlagon:    Steph.    Byz.   TlacpXcc- 

d.  i.  eine  Kurzform  zu  Erichthonia,  auf  welche  yovict;   Eustath.   Dionys.   Perieg.  787;    Arrian. 

Vollform  auch  der  Name  Chthonia  zurückgeht.  fr.    41    (Eustath.    a.  a.  O.    793),    der    zugleich 

Erichtho  ist  somit  wohl  dieselbe  wie  Chthonia,  Thynos   und  Bithynos  (vielleicht  auch  Mysos) 

die  zuerst  Tochter  des  Erechtheus,  dann  Toch-  Adoptivsöhne  des  Phineus  nennt  (vgl.  Arrian. 

ter  des  Boreas  und   der   Oreithyia  hiefs    (vgl.  fr.  36.  40;  Eustath.  a.  a.  O.  322.  809.    3)  Par- 

oben  Bd.  1    Sp.  907;   Pauly -Wissowa,  Real-E.  50  thenios  und  Krambos:  Sophokl,  fr.  587:   Schol 

3,2523).    Erst  nachdem  diese  Erichtho-Chthonia  Ap.   Rh.   2,  178    (wo    andere    Oreithyios    statt 

zur  Tochter  des   Boreas   geworden  war,    mag  Parthenios    herstellen    wollten);     2,    140    (wo 

man  sie  teils  wegen   der  Boreaden-Sage,   teils  auch  Karambis  bezw.  Kromnos  gelesen  wird); 

wegen    der   thrakischen  Nachbarschaft  beider  2,    238.      Diese    Söhne    der    Kleopatra     sind 

Sagen    als   Phineus'   Gattin   anerkannt  haben.  Eponyme  des  Parthenios-Flusses  und  des  Vor- 

Später  wurde  der  Tochter  des  Boreas  und  der  gebirges   Karambis   (bezw.   der  Stadt  Kronina) 

Oreithyia  und  Gemahlin  des  Phineus  überein-  in  Paphlagonien.    4)  Aspondos  und  Terymbas: 

stimmend  der  Name  Kleopatra  beigelegt,  wie  Schol.    Soph,    Antig.    971.    981:     Namensform 

Gruppe,   Griech.    Myth.   342  vermutet,   in   An-  und  Bedeutung  nicht  sicher.    5)  Plexippos  und 

lehnung    an    die    gleichnamige    Tochter    des  60  Pandion:  Apollod.  3,  15,  3,   Schol.  Soph.  Antig. 

Idas  und  der  Marpessa.     Diesen  Namen  Kleo-  971.  981,  vermutlich  aus  einem  attischen  Phi- 

patra   führt    sie  im   Zusammenhang    der  Phi-  niden-Drama,  vgl.  oben  Bd.  3  Sp.  1519.    6)  Kly- 

niden-Sage   (zweite   Gruppe)    bei    So/ih.    Tym-  tios  und  Polymedes:    Epigramm  aus  Kyzikos, 

panist.    (Schol.    Soph,    Antig.    981),    Phineus  I  Anthol  Pal  3,  4.  —  Als  Töchter  des  Phineus 

(Schol   Ap.    Rh.  2,  178.   238)  vgl.    Antig.  980;  Eraseia  und   Harpyreia  werden   die  Harpyien 

Apollod.  3,  15,  2 — 3;    Dionys.   Skytobr.  (Schol.  erklärt   bei   Palaiphat,  22,   Tzetz.  Chil.  1,  220, 

Ap.   Rh.   2,  207);    Diod.   4,  43,  3;    Schol.   Ap.  Tzetz.  Lykopin.  166. 

Rh.  1,  211.  2,  140;  Anth.  Pal  3,  4;  Asklepiad.  Ort     der    Phineus-Sage.      Da     unsere 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.   III.  75 


2371                      Phineus  Phineus                      2372 

Quellen  fast  ausnahmslos  die  Phineus-  und  älter  als  Apoll.  Bhod.  ist,  lehrt  Eurip.  Iph. 
Argonautensage  verknüpfen  und  Kolchis  als  Tawr.  421;  vgl.  auch  Meineke,  Anal.  Alex.  402 
Ziel  der  Argonauten  ansehen,  lassen  sie  fast  (Anonym,  aus  C ramer  Anecd.  Paris.  4,  16). 
einstimmig  Phineus  am  Pontos  oder  Bosporos  Thraker  heilst  Phineus  auch  sonst,  z.  B. 
wohnen.  Die  griechischen  Kolonisten,  welche  Paus.  5,  17,  11.  Palaiphat.  22  u.  Apostol.  18, 
sich  an  der  asiatischen  Küste  des  Pontos,  in  68  nennen  das  Land  Paionia  als  den  Schau- 
Bithynien  und  Paphlagonien  niederliel'sen  und  platz  ihrer  rationalistischen  Version.  — 
mit  besonderer  Vorliebe  die  Argonautensage  Dafs  Phineus  als  Sohn  des  Phoinix  oder 
pflegten  (vgl.  Pauli) -Wissowa,  Beal-Enc.  2,  Agenor  eigentlich  ein  Eingewanderter  ist,  be- 
762,  14),  behaupteten,  Phineus  habe  in  Pa-  10  tonen  die  meisten  nicht  besonders;  nur  Skymn. 
phlagonien  gelebt  (Hellanik.  fr.  38:  Schol.  Ap  958  und  Val.  Flaec.  4,  681  weisen  auf  das 
Bh.  2,  178)  bezw.  sei  der  König  aller  Stämme  väterliche  Tyros  hin  (da  nach  der  späteren 
gewesen,  die  in  Paphlagonien  und  Bithynien  Auffassung  Phoinix  hier  gelebt  hatte),  und 
bis  zum  Bosporos  wohnten  (Pherekyd.  fr.  .68:  Nonn.  Dionys.  2,  686  ff.  beschreibt  kurz  die 
Schol.  Ap.  Bh.  2,  181;  Skymn.  958;  Arrian.  Wanderung  nach  Thrakien,  wo  Phineus  auch 
fr.  41);  damit  hängen  die  Namen  der  Söhne  der  Herr  der  reichen  Bergwerke  wird. 
Thynos,  Mariandynos,  Paphlagon,  Parthenios  Völlig  abweichend  von  allen  übrigen  Quel- 
und  Krambos  zusammen;  gelegentlich  wird  len  heifst  es  bei  Serv.  Verg.  Aen.  3,  209  (Myth. 
speziell  das  Hom.  11.  2,  853  erwähnte  Sesamos  Vat.  1,  27.  2,  142;  Schol.  Stat.  Theo.  8,  255), 
(=  Amastris)  Wohnsitz  des  Phineus  genannt,  20  dafs  Phineus  König  von  Arkadien  war  und 
Steph.  Bys.  Zrfiauov,  Eustath.  Hom.  II.  362,  8.  dafs  die  Boreaden  die  Harpyien  aus  Arkadien 
—  Dagegen  behaupten  die  Kolonisten,  welche  verscheuchten.  Das  kann  eine  Kombination 
an  der  europäischen  Küste  des  Pontos  wohn-  derselben  Mythographen  sein,  welche  die  Har- 
ten und  deshalb  die  Argo  ihren  Weg  vom  pyien  und  Stymphaliden  für  identisch  hielten 
Bosporos  in  nördlicher  Richtung  nehmen  (Myth.  Vat.  1,  111  und  1,  56,  wo  Herakles 
liefsen,  Phineus  habe  hier  gelebt,  und  sie  be-  die  Harpyien  bei  dem  Phaiakenkönige  Alki- 
gründeten  ihre  Ansprüche  speziell  durch  den  noos  vertreibt)  und  denen  vielleicht  die  Sage 
Hinweis  auf  Phinopolis,  eine  Gründung  des  vorschwebte,  dafs  die  Argonauten  die  einst  von 
Phineus,  Steph.  Byz.  (über  die  Lage  vgl.  Mela  Herakles  aus  Arkadien  vertriebenen  (vgl.  z.  B. 
2,  23;  Ptolem.  3,  11,  3;  Strab.  319;  Plin.  4,  30  Ap.  Bhod.  2,  1052)  Stymphaliden  ihrerseits 
45;  Müller,  Geoyr.  minor.  2,  10,  5);  an  diese  gemäfs  Phineus'  Rat  (Hygin.  fab.  20)  auf  der 
Gegend  denken  auch  diejenigen,  welche  das  Aretias-Insel  (nach  Hygin.  fab.  30  vertreibt 
thrakische  Salmydessos  als  Wohnsitz  nennen,  Herakles  sie  hier)  durch  Waffenlärm  ver- 
Soph.  Antig.  966;  Schol.  Ap.  Bh.  2,  177.  347;  scheuchten.  Allein  wenn  man  auch  dem 
vgl.  Hiller  von  Gaertringen  a.  a.  O.  71;  ebenso  Zeugnis  des  Serrius  an  sich  kein  grofses  Ge- 
Diod.  4,  43,  3.  44,  7,  welcher  einfach  von  wicht  beilegt,  so  weisen  doch,  wie  Hiller  von 
Thrakien  spricht  und  die  nördliche  Fahrt  der  Gaertringen  a.  a.  O.  65  ff.  eingehend  darlegt, 
Argo  erzählt.  —  Wo  der  Ort  Phineion  am  manche  Einzelheiten  darauf  hin,  dafs  die  Phi- 
Pontos  (Steph.  Byz.;  Suid.)  lag,  wissen  wir  neus-Sagen  im  Peloponnes  bezw.  in  Arkadien 
nicht,  ebenso  lassen  sich  für  die  Begegnung  40  ihre  alte  Heimat  hatten.  Phineus  nr.  1  ist 
des  Phineus  und  Phrixos  bezw.  der  Phrixos-  Arkader;  Phineus  nr.  2  gehört  vielleicht  zu 
Söhne  verschiedene  Schauplätze  denken.  Da-  den  peloponnesischen  Bestandteilen  der  Ke- 
gegen mufste  für  alle,  welche  Phineus  den  pheus-Sage  (vgl.  ob.  Kepheus  Bd.  2  Sp.  1107 ff.); 
Argonauten  speziell  den  Weg  durch  die  Sym-  die  Harpyien-Boreaden-Sage  ist  im  Peloponnes 
plegaden  weisen  lassen,  der  Wohnsitz  am  mit  dem  Tigres - Harpys - Flufs  und  mit  den 
Bosporos  westlich  von  den  Kyaneen  liegen,  benachbarten  Inseln  verknüpft  worden  (s.  u.). 
die  man  damals  fast  allgemein  für  die  Sym-  Harpyien  und  Stymphaliden  sind  zweifellos 
plegaden  hielt.  Apollon.  Bhod.  nimmt  an,  verwandte  Vorstellungen  von  gleichartigen 
dafs  Phineus  auf  der  europäischen  Seite  des  Todesdämonen,  die  man  nicht  mit  ihrem 
Bosporus  wohnt  (2,  177.  531;  vgl.  Schol.  zu  50  wahren  Namen  zu  bezeichnen  wagte,  sondern 
2,  177.  178.  460.  532)  und  über  die  Thraker  euphemistisch  entweder  die  „Dahinraffenden" 
(2,  238)  bezw.  die  Thynoi  (2,  460  485.  529)  "Aqtivicci  oder  nach  ihrem  Wohnsitz  bei  Styrn- 
herrscht.  Ihm  folgen  bezüglich  des  Wohn-  phalos  die  Stymphaliden  nannte;  beide  sind 
sitzes  westlich  der  Kyaneen  u.  a.  Val.  Elacc.  auf  demselben  Wege  in  die  Argonautensage 
4,  424.  463  ff.  (der  sich  das  Reich  des  Phineus  gekommen  und  in  gleicher  Weise  an  den 
weit  nach  Norden  ausgedehnt  denkt);  Orph.  Pontos  versetzt  worden.  Phineus  aber  scheint 
Arg.  668;  Hygin.  fab.  19;  Apollod.  1,  9,  22,  1  nach  alledem  der  Eponymos  des  Stymphalos 
(wo  infolge  der  Kombination  verschiedener  benachbarten  Pheneos  zu  sein;  der  Wechsel 
Quellen  Salmydessos  westlich  von  den  Sym-  von  e  und  i  würde  auch  im  arkadischen 
plegaden  verlegt  wird),  und  Dionys.  Byzant.  co  Dialekt,  wie  sonst,  seine  Parallelen  haben 
fr.  51,  der  den  Wohnsitz  bei  der  „Geierstadt"  (vgl.  Meister,  Griech.  Dial.  2,  89 f.). 
Gypopolis  sucht:  letztere  Angabe  führt,  wie  Entwickelung  und  Bedeutung  der 
W.  H.  Boscher,  Kynanthropie  68 ff.  82 ff.  (Ab-  Sage.  Dafs  sich  in  den  Phineus-Sagen  eine 
handl.  d.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.,  phil.-  Reihe  von  Elementen  befindet,  welche  mit 
hist.  Kl.  1896)  nachgewiesen  hat,  in  die  Zeit  dem  Kern  derselben  nichts  zu  schaffen  haben, 
der  alten  Vorstellung  von  geierartigen  Harpyien  ist  längst  erkannt.  Die  Sage  vom  Raub  der 
zurück.  Dafs  der  Zusammenhang  zwischen  Phi-  Oreithyia  durch  Boreas  war  weit  früher  aus- 
neus  und   dem   Symplegaden-Abenteuer  schon  geprägt,     ehe    man    wegen    der     thrakischen 


2373                       Phineus  Phineus                       2374 

Nachbarschaft  die  Tochter  dieses  Paares  Kleo-  vollen  Tische  darben  mufs,  sind  nicht  reine 
patra  bezw.  Erichtho  zur  Gattin  des  Phineus  Sturmgottheiten ,  sondern  strafende  Erinyen- 
machte.  —  Die  Sage  von  einem  Kampf  der  artige  Wesen  des  rächenden  Todes;  vgl.  über 
Boreaden  und  Harpyien,  bei  dem  eine  der  die  Harpyien  u.  a.  Bohde,  Psyche  66 f.;  Dieterich, 
beiden  Parteien  unterliegen  mufste,  ist  gleich-  Nekyia  56;  und  Boscher,  Kynanthropie  a.  a.  0. 
falls  ursprünglich  wohl  eine  selbständige,  in  82 ff.,  welcher  darauf  hingewiesen  hat,  dafs 
sich  abgeschlossene  Sage  gewesen.  Dieser  gerade  die  für  die  Harpyien  der  Phineussage 
Kampf  der  beiden  Sturmgewalten  endet  nach  charakteristischen  Züge  aus  einer  Identifizierung 
der  ursprünglichen  Auffassung  damit,  dafs  die  der  Harpyien  mit  den  Geiern  stammen.  Das 
Repräsentanten  der  verderblichen  Stürme  ■  -  10  Sprichwort  „ein  Leben  führen,  wie  Phineus"  (ä>g 
und  zwar  speziell  der  Südstürme,  wie  W.  H.  rov  f&ivtcos  rbv  ßiov,  Apostol.  18,  68)  bedeutet 
Boscher  a.  a.  0.  83  ff.  lehrt,  —  von  den  Ver-  dasselbe,wie  die  Zusammenstellung  der  Tantalos- 
tretern  der  freundlicheren  Sturmgewalten  und  Phineus-Qualen  bei  Lulcian.  Timon  18.  Die 
fortgetrieben  werden  aus  dem  Diesseits  und  späten  Mythenerklärer  sahen  in  Phineus  den 
ihren  Untergang  im  Jenseits  finden.  Die  gestraften  Geizhals  und  Wucherer  (Phineus  a 
,.schwimmendenu  Inseln  (Plotai^  liegen  dort,  fenerando  dictus  est),  vgl.  Myth.  Yat.  1,  27.  2, 
wo  am  Okeanos  das  Reich  der  Toten  ist  (vgl.  142.  3,  5,  6;  Fulgent.  Myth.  3,  11.  Alle  dem 
Gruppe  a.  a.  0.  398).  Erst  später  hat  man  liegt  dieselbe  Vorstellung  zu  Grunde,  die 
diese  rein  mythischen  Inseln  als  Strophaden  Dümmler,  Delphika  18  als  den  Hintergrund 
in  bekannten  Gegenden  wiederfinden  wollen.  20  der  ältesten  Phineus-Sagen  aufgewiesen  hat: 
Dabei  verlegen  die  einen  sie  in  die  Nähe  von  das  Volk  sah  einst  in  Phineus  eine  jener 
Kephallenia  (Hesiod  fr.  81)  und  Zakynthos.  Büfser-Gestalten  im  Hades,  wie  Tantalos,  Si- 
An  den  Strophaden  westlich  von  Messenien  syphos  und  Tityos.  —  Über  die  Zeit  hinaus, 
haftet  der  Name  bis  zum  heutigen  Tage.  in  welcher  diese  Auffassung  den  Kern  unserer 
Andere  aber  sehen  die  Plotai  -  Strophades  Phineus-Sagen  schuf,  führt  kein  sicherer  Weg. 
wieder  in  den  Echinaden  an  der  Küste  von  Man  wird  zwar  geneigt  sein,  auch  in  dieser 
Akarnanien  (Apollod.  1,  9,  21,  7;  vgl.  Pomp.  Büfser-Gestalt  —  ebenso  wie  in  anderen  Sagen 
Mela  2,  7,  10).  Dritte  verlegen  sie  scheinbar  von  Heroen,  die  von  den  Göttern  bedroht 
weiter  nach  Westen  in  das  Sizilische  Meer  wurden  —  ein  ursprünglich  als  Freund  der 
(Pherekyd.  fr.  69:  Schol.  Ap.  Bh.  2,  271;  vgl.  30  Menschen  verehrtes  hilfreiches  Wesen  zu  sehen, 
Schol.  Ap.  Bh.  2,  285;  Eustath.  Dion.  Per.  dessen  Kult  zurückgedrängt  wurde,  als  die 
591),  während  sie  bei  Hygin.  fab.  14  (p.  43  olympischen  Götter  allgemeine  Anerkennung 
Bunte)  im  Agäischen  Meer  liegen  und  nach  gefunden  hatten.  Aber  es  findet  sich  kein 
Schol.  Ap.  Bh.  2,  285  (wo  der  Text  zwar  ver-  absolut  beweiskräftiger  Vergleich.  Der  eine 
derbt,  EnogäSag  aber  mit  cod.  Laur.  beizu-  wird  auf  Asklepios  verweisen,  der  wegen  seiner 
behalten  ist)  mit  den  vijaoi  KalvSvca  (Hom.  Hilfeleistung  vom  Blitz  getroffen  ward,  auf 
11.  2,  677)  bei  Kos  und  den  Sporaden  iden-  den  noch  unerklärten  Asklepios  Phinaios  auf 
tisch  sind.  Alle  diese  Ansätze  sowie  die  Zu-  Münzen  von  Nikopolis  in  Epirus  (y.  Sollet, 
fluchtsstätte  der  Harpyien  auf  Kreta,  der  Tod  Zeitschr.  f.  Numismatik  5,  330)  und  auf  die 
der  Boreaden  auf  Tenos  und  die  Verknüpfung  40  Heilung,  die  Asklepios  als  Argonaut  den  Phi- 
des  peloponnesischen  Tigres-Harpys  -  Flusses  niden  brachte.  —  Der  zweite  wird  betonen, 
mit  unserer  Sage  [Apollod.  1,  9,  21,  6)  be-  dafs  Phineus  als  Seher  dem  Apollo  nahe  steht 
weisen,  dafs  die  Sage  von  den  Harpyien  und  und  dafs  er  z.  B.  mit  Teiresias  das  lange  Le- 
Boreaden  nicht  am  Pontos  entstanden  ist,  ben  und  die  Gabe  der  Weissagung  teilt,  ja 
sondern  im  Peloponnes  oder  auf  den  genann-  dafs  auch  bei  beiden  die  Blindheit  überein- 
ten Inseln.  Mit  der  Phineus-  und  Argonauten-  stimmend  damit  motiviert  wird ,  dafs  sie  zu 
Sage  ist  diese  Harpyien -Boreaden -Sage  wohl  viel  von  den  Ratschlägen  der  Götter  mitteilten, 
in  derselben  Gegend  verknüpft  worden,  aber  —  Ein  dritter  wird  aus  der  Fülle  der  Ver- 
zum  Kern  der  Phineus-Sage  gehört  sie  nicht.  sionen  diejenigen  herausgreifen,  welche  Phi- 
—  Ebensowenig  gehören  zu  diesem  Kern  alle  50  neus  dem  Kreis  der  Poseidon-Gestalten  nahe 
jene  Züge,  die  von  der  Phrixos,  dessen  Söhnen  bringen:  ist  doch  Poseidon  auch  Vater  des 
oder  den  Argonauten  gewährten  Hilfeleistung  Phineus  oder  der  strafende  Gott;  läfst  sich 
bezw.  von  der  Bestrafung  durch  die  Argo-  doch  auch  die  Gemahlin  des  Phineus,  die 
nauten  oder  dergl.  handeln.  Denn  Ursprung-  Schwester  des  Kadmos  Eidothea  vergleichen 
lieh  stand  die  Gestalt  des  Phineus  den  Phrixos-  mit  Eidothea  der  Tochter  des  Okeanos  oder 
und  Argonauten-Sagen  zweifellos  fern.  Proteus  (s.  0.  Bd.  1  Sp.  1218)  bezw.  mit  der  Toch- 
Unzertrennlich  aber  ist  von  seinem  Namen  ter  des  Kadmos,  Leukothea;  und  kann  man 
die  Vorstellung,  dafs  Phineus  sich  gegen  die  doch  endlich  auch  aus  den  Sagen  von  der 
Götter  versündigte  und  deshalb  schwere  Strafen  Hilfe,  die  Phineus  den  Argonauten,  Phrixos 
erlitt:  Blindheit,  ewiges  Greisenalter  und  die  60  oder  dessen  Söhnen  gewährt,  auf  einen  ahog 
Qual  jener  Harpyien,  die  ihn  an  Essen  und  ysgcov  oder  dgl.  schliei'sen  (vgl.  v.  Duhn,  de 
Trinken  hindern,  oder  nach  anderer  Auffassung  Menelai  itinere  Aegyptio  34 ;  derselbe,  Bemer- 
Blindheit  und  einsames  Leben  in  einem  fernen  klingen  zur  Würzburger  Phineusschale  a.  a.  0. 
Land,  wohin  ihn  Harpyien  oder  Boreas  tragen.  120 ff. ;  Henry  Stuart  Jones,  Journ.  of  hellen. 
Dies  ferne  Land  dachte  man  sich  Ursprung-  stud.  14,  68).  Wieder  andere  werden  beson- 
lich  wohl  ebenso  wie  die  Plotai  -  Inseln  am  deres  Gewicht  darauf  legen,  dafs  Helios  und 
Rand  des  Okeanos,  im  Jenseits  gelegen.  Die  Boreas  die  strafenden  Götter  und  die  Har- 
Harpyien,  die  ihn  dort  quälen,  so  dafs  er  am  pyien,    welche    nicht    nur    als   Todesdämonen, 

75* 


2375  Phingres  Phix  2376 


o 


sondern  auch  als  Stunngottheiten  galten,  seine  S.  26  ff.)    eine    Kombination    der    II.   18,   35  ff. 

Widersacher  sind,  und  sie  werden,  wenn  auch  und    9,    168  ff.    geschilderten    Scenen    erkennt, 

nicht    den    Einzelheiten    der    Erklärung    (als  Froehner  hält  Phingres  nicht  für  einen  Schreib- 

Hünmel  oder  Himrnelsriese)  bei  Schicartz,   Ur-  fehler,  sondern  glaubt,  dafs  darunter  Phoinix 

sprung   d.   griech.    Myth.  199  und  Mannhardt,  zu  verstehen  sei,  dessen  Namen  der  korinthische 

Antike   Wald-  u.  Feldkulte  95;  vgl.  oben  Bd.  1,  Maler    nicht   kannte.      Er   vergleicht    ihn   mit 

Sp.  799,  so  doch  dem  Grundgedanken  zustimmen,  rlyygrig,  dem  phoinikischen  Namen  des  Adonis. 

dafs  Phineus  eine  Naturgewalt  war,  etwa  eine  [Röscher.] 

Sturmgottheit,    die    im    Kampf    mit    anderen  Phinis?($iiwg?)  mit  der  Variante  Phene(qcr]'j'jj) 

Sturmgottheiten     siegt     oder     unterliegt.      —  io  s.  Bd.  3  Sp.  1972,  28 ff.  s.  v.  Periphas.    [Höfer.] 

Allein   alles   dies  bewegt  sich  auf  unsicherem  PMsadie  (?),  Schwester  des  Peirithoos,  Hyg. 

Boden.     Klarheit    könnten   wir   nur    erwarten,  f.   79  p.  81,    12  Schm.,   mit   der  Variante   Thi- 

wenn    es    gelänge,    den    Namen    des    Phineus  sadie  Hyg.   f.   92  p.  88,  11.  —  v.  WilamowitZ, 

oder  des  Ortes  Pheneos,   dessen  Eponymos   er  Homer.    Unters.   222,    15    denkt    an    (frvoädticc 

vielleicht    war,    zu    erklären.      Das    ist    aber  oder  auch  wegen  Hom.  11.  3,  144  an  Klymene. 

bisher    nicht    der    Fall.     Die    Alten    sahen    in  S.  Physadeia.      [Höfer.] 

Phineus   einen  Iphinoos  (Ftym.  Magn.  <f>ivtvg  Phistyis   ((Piarvig),   Beiname   der  Aphrodite 

TtctQu  tö  lept  y.al  tö  vovv  yivttai,  oiovtl  6  ia%v-  auf    einer  aitolischen   Inschrift   aus   Phistyon: 

qÖv   vovv   %%cov);    andere  hielten  ihn  für  einen  'AcpQoSixai  UvQLai  <&i6xvidi    Collitz ,   Samml.   d. 

Eponymos  der  Thynoi  (<I>iv£vg  =  Gvvtvg,  Wel-  20  griech.  Dial.  Inschr.  2,  1428 i.    Inscr.  Gr.  Sept. 

cker,  Aeschyl.  XW7.  479)  oder  für  den  Eponymos  3,417  p.  107.     [Höfer.] 

der   von    qpiW£    (bezw.    cpilag)  =  dgvg   herzu-  Phitres  ($>itQr\s),  ein  Mann  aus  königlichem 

leitenden   Orte    Phinojiolis    und    Phineion    am  Geschlecht,   der  zur  Zeit  des  Branchos   (s.  d.) 

Pontos    (Fick ,    Griech.    Personennamen*   433)  in  Milet  mit  dem  letzten  Neliden,  Leodamas, 

oder   es   wurde    der  Name   mit    den   Stämmen  um   die   Herrschaft  stritt,   Ephoros   (?  vgl.    U. 

<f,&i   in   cp&Lvco   (Benfey,    Griech.    Wurzellex.  1,  Hoefer,    Konon    79 f.)    bei    Konon    44.      Nach 

179)  bezw.   &iv    (vgl.    r.  Huhn,    Bemerkungen  Nikol.  Harn.  fr.  54  (F.  H.  G.  3,  388)  heifst  er 

zur    Würzburger   Phineusschale    121;     Gruppe,  liyLtfiTQiqg,  was  Hoefer   auch   bei  Konon   ein- 

Griech.     Mythol.    555,    3)    zusammengebracht.  setzt,  und  tötet  den  Leodamas  bei  einem  Feste 

Keine  dieser  Erklärungen  befriedigt.  30  des  Apollon,   wird  aber  selbst  später  von  den 

Das  Wesen  des  Phineus  bleibt  somit  noch  Söhnen  des  Leodamas  beseitigt.  [Höfer.] 
im  Dunkeln,  aber  den  Gang  der  Sagen-Ent-  Phix  ($/£),  ursprünglicher  Name  des  theba- 
wickelung  dürfen  wir  uns  etwa  folgender-  nischen  Ungeheuers,  das  frühzeitig  mit  der 
mafsen  vorstellen:  In  Arkadien  erzählte  man  Sphinx  (s.  d.)  identifiziert  wurde,  Hes.  Theog. 
sowohl  von  Phineus  wie  von  den  Dämonen  326.  Hesych.  s.  v.  <&Zya.  Bethe,  Thebanische 
Harpyien  bezw.  Stymphaliden ;  das  Volk  ge-  Heldenlieder  19  ff.  und  dazu  Gruppe,  Bursians 
staltete  sich  Phineus'  Bild  zu  dem  eines  von  Jahresber.  85  (1895),  285  f.  P.  Kretschmer,  Die 
den  Harpyien  verfolgten  Büfsers  im  Hades  griech.  Vaseninschr.  164.  Wecklein,  Sitzungsber. 
aus,  der  dort  blind  und  hilflos  ewig  am  vollen  d.  k.  b.  Akad.  d.  Wiss.  zu  München  1901,  688; 
Tische  darben  mufs.  Die  eine  Sagengruppe  40  vgl.  auch  llberg,  Hie  Sphinx  (Progr.  Leipz. 
hält  daran  fest,  dafs  keine  Erlösung  erfolgt  1896  )  S.  16 ff.  Spuren  dieser  boiotischen  Lokal- 
ist, und  die  Tragödie  behielt  dies  bei,  nach-  sage  sind  in  der  Überlieferung  erhalten,  dafs 
dem  Phineus'  Vergehen  zu  einer  Art  Familien-  die  Sphinx  Tochter  des  Laios  (Lysimachos  fr.  5 
drama  (Verstofsung  der  Gattin,  Blendung  der  aus  Schal.  Für.  Phoen.  26.  F.  H.  G.  3,  336. 
Kinder)  umgestaltet  war.  Die  andere  Sagen-  Schol,  Marc.  Lykophr.  7.  Paus.  9,  26,  3)  oder 
gruppe  schuf  eine  Verknüpfung  zwischen  der  des  Ukalegon,  kvbg  rmv  £y%cüQi.cov,  und  Ge- 
alten Büfser- Legende  und  der  ursprünglich  mahlin  des  Makareus  gewesen  sei,  Schol. 
selbständigen  Sage  von  einem  Kampf  zwischen  Für.  a.  a.  0.  —  Der  Sitz  der  Phix  war  westlich 
Harpyien  und  Boreaden.  Beide  Sagengruppen  von  Theben  auf  dem  $/xjoj'  ((Piztiov)  bgog, 
traten  vielleicht  schon  in  die  argivische  Form  50  Apollod.  3,  5,  8.  Schol.  Eur.  a.  a.  O.  Plut. 
der  Argonautensage  über.  Die  Ausgestaltung  Brut.  rat.  uti  4  p.  988  a.  Steph.  Byz.  s.  v. 
der  Argonautensage  unter  dem  Einflufs  der  Aristid.  2,  361.  Tzetz.  Byk.  1465.  Hesyclt. 
Kolonisation  der  Pontos-Küsten  brachte  die  s.  v.  $ikiov.  Palaepjh.  7  p.  277  Westermann. 
Versetzung  des  Phineus  an  den  Pontos  mit  0.  Müller,  Orchomen.  33.  Ulrichs,  Reisen  u. 
sich  und  unter  dem  Einflufs  milesischer  Sagen  Forsch,  in  Griecheid.  1,  238.  Bursian,  Geogr. 
ward  Phineus  zum  Sohn  des  Phoinix  von  Ka-  v.  Griechen!.  1,  231.  Judeich,  Athen.  Mitth.  13 
rien.  Erst  auf  dem  Boden  dieser  Sagen  (1888),  86.  Das  (frixiov  uQog  wird  schon  von 
wurden  diejenigen  Züge  vertieft,  welche  Phi-  Hes.  Scut.  Her.  33  erwähnt,  zwar  ohne  direkten 
neus  hilfreich  erscheinen  lassen,  sei  es  wie  eine  Zusammenhang  mit  der  Phix,  doch  weist  die 
Art  Meergreis ,  sei  es  wie  einen  zweiten  Tei-  60  Erwähnung  des  $ikiov  neben  dem  Tvcpaöviov 
resias.  [Jessen.]  auf  die  Abstammung  der  Phix  von  Typhaon. 
Phingres?  (OS/V<PBM),  beigeschriebener  Zur  Form  und  Bedeutung  von  $i'£  s.  Lobeck, 
Name  eines  Greises  auf  einer  altkorinthischen  Path.  elem.  1,  123.  P.  Kretschmer  a.  a.  0.  u. 
Vase  der  Sammlung  van  Branteghem  in  Brüssel,  Kuhns  Zeitschr.  29,  438.  Finleit.  in  die  Gesch. 
welche  Achilleus  auf  einer  Kline  liegend,  um-  d.  griech,  Sprache  248,  4.  Froehde,  ebend.  22, 
geben  von  Thetis,  drei  Nereiden,  Odysseus  553.  Fleckeisen,  Jahrb.  f.  Phil.  143  (1891),  657. 
(MVaMSIO)  und  Phingres  darstellt,  worin  B.  Meister,  Griech.  Bial.l,  267.  Sachs.  Abhaudl. 
Froehner,  Jahrb.   d.   Kais    Arch.  Inst.  7  (1892  13,  734.  G.  Meyer,  Gr.  Gramm"  §  295.    [Höfer.] 


2377                    Phlebippos  Phlegyas                     2378 

Phlebippos  (^Xtßtmtog),  Satyr  auf  einer  Vase,  1,  26)  bei  Curnae  mit   seinem  warmen  Wasser 

C.   LG.    4,    7863.      Heydanami,    Satyr-    und  (Strabo  5,  244.    Exe.  Strab.  5,  41  [Arist.]  Mirab. 

Bakehenn.   26  p    mit  Anm.    133   (yMip   yovi\iy\  aase.  102  [108].  Tzetz.  Lyk.  699)  erst  aus  Homer 

—   yccXXog).      W.  Schulze,    Göttlng.    Gel.    Anz.  entlehnt  sein,  zumal  da,  wie  Bohde  a.  a.  0.  54 

1896,  255  u.  Anm.  1.     [Höfer.]  wahrscheinlich  macht,   die  Namen  der  Unter- 

Phleges  ((f>Xtyr\g),  ein  Troer,   von  Neoptole-  weltsüüsse   schon   der    ältesten   Sagendichtung 

mos  getötet,  Quint.  Sm.  10,  87.     [StolL]  bekannt  waren.      Das   Feuer  (vgl.    Verg.   Aen. 

Phlegethon  ($Xsyf&ojr),  Pyriphlegetboii  6,  550f. :  rapidus  flammis  torrentibus  amnis 
(üvQiqiXsyi&cov),  Flufs  in  der  Unterwelt  (Hesych.  Tartan  us  Phl  gelhon,  ferner  Sil.  Ital.  2,610. 
s.  nvQitpXeytd-ow),  zuerst  erwähnt  bei  Hom.  Od.  10  12,  714.  13,  564f.  14,  61.  Serv.  ad  Verg. 
10,  513  (spätere  Partie):  Pyriphlegethon  und  Aen.  6,  265)  des  unterirdischen  Stromes 
Kokytos  vereinigen  sich  (so  auch  Claud.  in  ist  nach  Plato  Phaed.  113  b  die  Quelle  des 
Bufin.  2,  467)  und  münden  dann  in  den  Acheron;  glühenden  Lavastromes  der  oberirdischen 
an  dem  Punkte  ihrer  Vereinigung  bilden  sie  Vulkane.  Auch  als  Ort  körperlicher  Qual,  als 
einen  tosenden  Wasserfall,  aus  dem  ein  Fels  Mittel  zur  Feuerpein  für  strafwürdige  Ver- 
emporragt,  Anieis  zu  Hom.  a.  a.  O.  Jordan,  brecher  dient  der  Pyriphlegethon  in  der  Unter- 
Jahrb.  /'.  Mass.  Phil.  105  1872),  5;  vgl.  aber  weit,  speziell  für  Vater-  und  Muttermörder 
auch  Th.  Bergk,  Kl.  phü.  Sehr.  2,  695  u.  Anm.  (Plato  Phaed,  114a.  Sil  Bai  13,  835ff.  G. 
110.  Weitere  Erwähnungen  des  Pyriphlegethon  Ettig,  Acherunt.  381,  6),  für  Räuber  (Luc.  Dial. 
finden  sich  bei  Lue.  Dial  mort.  20,  1.  Philops.  20  mort.  30,  1)  oder  Tyrannen  (Luc.  catapl.  28), 
24.  Menipp.  10  Eust.  ad  Hom.  B.  1295,  52.  vgl.  Sil  Bai  13,  871.  Suid.  s.  v.  Ki)o  und 
Cic.  de  nat.  deor.  3,  17,  43.  Verg.  Aen.  6,  265.  'HXvaiov  ittSiov.  Arnob.  advers.  nat.  2,  14. 
Max.  Tyr.  10,  4  p.  173  Beiske,  Claud.  de  rapt,  Tertullian.  Apol.  47  p.  520  Migne.  (Orph.)  fr. 
Pros.  1,  24.  Den  Namen,  der  schon  durch  321  Abel;  auch  Luc.  v.  h.  2,  27.  29  ist  zu  ver- 
seinen Klang  Furcht  erweckt  (Luc.  de  luctu  3)  gleichen,  sowie  die  analoge  jüdische  Vorstellung 
leiten  schon  die  Alten  aitb  xov  cpXiysiv  (Suid.  von  der  Höllenstrafe  durch  Feuer  i  Matth.  25,  41. 
s.  v.  KfjQ)  oder  noch  spezieller  vom  Verbrennen  Marc.  9,  48.  Apokal.  21,  8.  Dieterich,  Äbraxas 
der  Leichen  ab,  vgl.  Apollodor  ittgi  fttwv  bei  36,2.  W.  Schwartz,  Zeitschr.  f.  Ethnol,2i(18d2), 
Stob.  Ekl  1,  41,  50  p.  309  Mein.:  ö  TIvQixplEyi-  168).  Über  die  orphischen  Vorstellungen  vom 
&cov  tiQritai  .  .  .  ScTtb  tov  kvqI  yXiyeo&ca  xovg  30  Pyriphlegethon  s.  Orph.  fr.  155.  156  Abel ;  als 
xtXtvxavxccg.  Schol  Hom.  Od.  10,  514:  TIvql-  Flufs  ohne  Feuer  scheint  dieser  gedacht  bei 
yXsyt&av,  r\xoi  xb  tivq  xb  a<pavL£ov  xb  aägyarov  Ov.  Met,  5,  544.  15,  532,  als  Flufsgott  mit  feuer- 
xöov  ßgoxäv.  Eust.  ad  Hom,  Od.  1667 ,  39 :  flammendem  Barte  und  glutrotem  Antlitze  er- 
6  nvQixpXtyiftoiv  naQa  xb  nvQ,  a  oi  Q-vria-aovxsg  scheint  er  bei  Claud.  de  raptu  Pros.  2,  314  f. 
icpXiyovxo.  Anecd.  Oxon.  ed.  Gramer  2,  456,  20:  [Höfer.] 
iv  "AiSov  .  .  HvQiyXzyiftcav  .  .  cenb  tfjg  xcicpijs,  Phlegon  ($Xiyoiv),  eines  der  vier  Sonnen- 
ähnlich Etym,  M.  511,  25.  Cornut,  de  nat.  rosse,  Ov.  Met.  2,  154.  Hyg.  f.  183.  [StolL] 
deor.  35  p.  214  Osann.  Auch  Bohde,  Psyche  Phlegraios  (ftXsyQcäog),  1)  ein  Satyr,  der  dem 
l2,  51  nimmt,  wenn  auch  zweifelnd,  diese  Ab-  Dionysos  auf  dem  Zuge  gegen  die  Inder  folgte, 
leitung  des  Namens  Pyriphlegethon  vom  Feuer-  40  Nonn.  Dion  14, 107.  —  2)  Einer  der  Kentauren 
brande  der  Leichen  an.  Dagegen  erhebt  Ein-  (s.  d.),  auf  der  Hochzeit  des  Peirithoos  von  Peleus 
sprach  A.  Dieterich,  Nekyia  27,  4  (vgl.  auch  erlegt,  Ov.  Met.  12,  378.  Gerhard,  Gr.  Myth. 
Abraxas  35)  mit  dem  Bemerken,  dafs  der  2  §  666,2.  -- -3)  Beiname  des  Alkyoneus  (Pindar? 
Name  nicht  vom  Verbrennen  der  Leichen  kom-  in  Bergk,  Lyr.  gr.  34,  713),  des  Mimas  (Ap.  Bhod. 
men  kann,  da  dies  mit  der  Unterwelt  nichts  3,  1227),  um  sie  als  Giganten  zu  bezeichnen, 
zu  thun  hat.  Der  Pyriphlegethon  ist  nach  die  auf  dem  Felde  von  Phlegra  gegen  die 
Dieterich  (Nekyia  27,  116)  gerade  wie  Eridanos  Olympier  kämpften.  Vgl.  M.  Mayer,  Gig.  u. 
(Verg.  Aen.  6,  659.     Schol  Eur.  Or.  981)  erst  Titan,  201,  98.     [StolL] 

später  zum  Strom  im  Hades  geworden,  als  das  Phlegyas    (ßXsyvag),    sagenhafter    Vertreter 

Totenland   im    Westen   im    Wandel    der   Auf-  50  des  thessalischen  Stammes  der  Phlegyer,  Sohn 

fassungen  unter   die  Erde   in   den  Hades  ver-  des  Ares  und  der  Dotis  Apollod.  3,  5,  5,  Sohn 

legt    worden  war,    ursprünglich    aber  war  er  des    Ares   und    der    Chryse   Pausan.   9,  36,   1, 

wie  Eridanos  ein  Sonnen-  oder  feuriger  Licht-  Steph,   Byz.   s.  v.    <$Xeyva,  fdius   Martis   auch 

ström.     Schon  im  Alterturne  war  man  der  An-  Schol  Stat.   Theb.  1,  17.-5.    Dotis  heifst  a.  a.  O. 

sieht,  dafs  Homer  die  Namen  der  Unterwelts-  eine    Boioterin.      Der  Name    hängt    aber    mit 

flüsse  usw.  von  der  Oberwelt  speziell  aus  Thes-  dem  Jöniov  ntSiov  in  Thessalien  eng  zusammen, 

protien    auf  die   Unterwelt    übertragen    habe,  wo   Phlegyas   ansässig  ist,   wie  unten  gezeigt 

Paus.  1,  17,  5;  vgl.  Eust.  ad  Hom.  Od.  1667,  41:  wird.    Also  ist  Dotis  von  Hause  aus  die  Mutter 

£'!  a>v  (die  oberirdischen  Flüsse  Acheron,  Pyri-  des  thessalischen  Phlegyas,   und  erst  jemand, 

phlegethon  usw.)   xä  iv  "Äidov  TtiitXa6xai,  und  60  der   dem   boiotischen   Phl.    seine   Mutter  Dotis 

diese  Ansicht  hat  bes.  O.  Müller,  Prolegomena  nicht  nehmen  wollte,  hat  sie  zur  Boioterin  ge- 

363 f.    vertreten,    während  Bergk  a.  a.  O.  696  macht  —  wenn  nicht  bei  Apollodor  ein  Irrtum 

und  Bohde  a.  a.  0.  57,  1  eine  Übertragung   der  oder  eine  Entstellung  vorliegt.    Ares  und  Chryse 

mythischen    Namen    auf   jene    Gegenden    an-  sind  die  Eltern  des  Phl.  in  Orchomenos,  Paus. 

nehmen,    die   durch  ihre  Naturformen   an  das  9,  36,  1,  Chryse  die  Tochter  des  Almos. 

Bild,   das   die  Phantasie   sich  von  der  Unter-  Als  Kinder  des  Phlegyas  werden  genannt: 

weit  machte,  erinnerten,  und  so  wird  wohl  auch  Ixion:    Eurip.   bei   Schol.  Apoll.  Bhod,  3,62; 

der  Name   des  Flusses  Pyriphlegethon  (Strabo  Schol.  B.  1,  268;  Schol  Pind.  Pyth,  2,  39;  Schol. 


2379  Phlegyas  Phlegyas  2380 

Stat.  Theb.  4,  539.  Hyinenaios  heifst  Sohn  ri]v  Xsiccv  findet  sich  keine  nähere  Kennzeich- 
ens Phl.  bei  Nonnos  Dion.  29,  33.  Seine  Tochter  nung  der  Persönlichkeit  des  Phl.,  der  ja  im 
ist  Koronis,  die  Mutter  des  Asklepios  durch  Grunde  genommen  auch  kein  persönliches  Wesen 
Apollon,  Hymn.  Hom.  16;  Find.  Pyth.  3,  8  ff. ;  hat,  sondern  indem  derPhlegyer  aufgeht.  Ver- 
Apollod.  3,  10,  3,  6;  Schol.  Nicandr.  Thcr.  685.  einzelt  wird  ihm  ein  Frevel  zugeschrieben,  der 
In  dem  Paian  des  Isyllos  (Ephem.  arch.  1885,  sonst  dem  Gesamtvolke  zur  Last  gelegt  wird, 
66;  Wilamoioitz ,  Isyllos  v.  Epidaurus  S.  13;  nämlich  den  Apollotempel  in  Delphi  in  Brand 
vgl.  auch  Blafs,  Jahrb.  f.  Philol.  1885  S.  822  ff.)  gesteckt  zu  haben,  Schol  Stat.  Theb.  1,  713: 
wird  als  ihr  eigentlicher  Name  Ai'yXa  ange-  Phlegyas  filiusMartis,qmapudI)elphostemplurn 
geben,  KoQcavig  sei  nur  ein  Beiname.  In  dem  10  Apollinis  incedit  und  Serv.  zu  Verg.  Aen.  6,  618: 
genannten  Hymnus  auf  Asklepios  (16)  bringt  Phlegyas  habuit  Coronidem  filiam,  quam  Apollo 
Koronis  diesen  zur  Welt  Jonico  iv  itsdicp,  bei  vitiavit  .  .  quod  pater  dolens  incendit  Apollinis 
Pindar  wohnt  sie  in  Lakereia  am  Boibeissee,  templum  et  eins  sugittis  est  ad  inferos  trusus,  wo 
womit  beidemal  dieselbe  thessalische  Gegend  es  also  eine  Rachethat  ist,  die  Phl.  wiederum 
bezeichnet  ist  Hier  ist  also  auch  die  Heimat  mit  dem  Tode  büfst.  Sonst  wird  er  durch 
des  Phlegyas  gedacht.  Apollodor  sagt  nur  all-  Lykos  undNykteus  umgebracht,  Apollod.  3,  5,5. 
gemein  iv  Qnaacdia.  Eine  Tochter  Gyrtone  Die  Vorstellung,  dafs  Phlegyas  persönlich 
wird  dem  Phl.  gegeben  Schol.  Apollon.  Bhod.  gefrevelt  habe,  mufs  verbreiteter  gewesen  sein, 
1,  57;  von  ihr  soll  die  Stadt  Gyrton  (Gyrtone)  als  die  erwähnten  vereinzelten  Nachrichten 
in  Thessalien  unweit  des  unteren  Peneios  be-  20  glauben  liefsen,  da  er  bei  Vergil.  Aen.  6,  618  ff. 
nannt  sein.  Steph.  Byz.  s.  v.  Tvormv  nennt  unter  den  Büfsern  der  Unterwelt  erscheint: 
Gyrton  als  Bruder  des  Phlegyas;  nach  ihm  Phlegyasque  miserrimus  omnes  admonet  et  magna 
habe  die  Stadt  den  Namen  erhalten.  Ixion  testatur  voce  per  nmbras:  discite  iustitiam  moniti 
ist  des  Phlegyas  Bruder  bei  Strabo  9,  442  C,  et  non  temner e  divos.  Dafs  es  ein  Frevel  gegen 
danach  Eustath.  zur  Bios  p.  333,  26.  Eine  Apollon  gewesen  ist,  sagt  Statins  Theb.  1,  712  ff.: 
Gemahlin  des  Phlegyas  nennt  nur  Isyllos,  mit  ultrix  tibi  (sc.  Apollini)  torva  Megaera  ieiunum 
Namen  Kleophema.                        .  Phlegyan   subter   cava   saxa   iacentem    aeterno 

Während  bei  Pindar  Pyth.  3   der   tvirntog  premit  aceubitu  dapibusque  profanis  instimulat, 

(frXtyvccg   in   Lakereia   wohnt,  berichtet  Paus.  sed  mixta  famem  fastidia  vineunt.     Phlegyas 

9,  36,  1.  2  von  seinem  Königtum  in  Orchomenos.  30  wird   hier  durch   die    Angst  vor   dem   Felsen, 

Hier  herrscht  er  nach  dem  Tode  des  Eteokles.  der  über  ihm  einzustürzen  droht,  und  gleich  - 

Das  Land,  welches  vorher  nach  Andreus,  dem  zeitig  durch  den  Hunger  gepeinigt,  in  dem  er 

Vater  des  Eteokles,  'AvÖQr\tg  benannt  war,  wurde  verharren  mufs,  weil   die  neben  ihm  liegende 

nun  nach  Phl.  QXay  vavr  lg  genannt.  Zu  der  Stadt  Furie   ihm   die  vorgesetzten  Speisen  verleidet. 

Äv§Qr\tg  kam   eine   zweite,  die  Phl.  gründete,.  Statuts  hat  die  bei   Verg.  Aen.  6,  601  ff.   dem 

(frXsyva    (vgl.   Steph.    Byz.,    der    auch    die    Be-  Ixion  und  Peirithoos   zugedachten  Strafen  auf 

Zeichnung   <&XtyvavrLg  für   das  Land   anführt).  Phlegyas  übertragen.    Valerius  Flaccus  2, 192  ff. 

Hier  scharte  Phl.  die  streitbarsten  der  Griechen  begnügt   sich  mit   der  zweiten  Strafe :  inferni 

um  sich  (7tpooexTi6£v  ö  (frXsyvug  6ymvv\iov  avtä  qualis    sub    nocte    barathri    adeubat    attonitum 

(jtöXlv)  rovg  tec  noXt^ixä  aoloTovg  r&v  'EXXtfvcov  40  Phlegyan  et  Thesea  iuxta  Tisiphone  saevasque 

avXXi'gag  ig  uvxr\v).    In  Orchomenos  stirbt  Phl.  dapes  et  pocula  libat  (tormenti  genus)  et  nigris 

kinderlos,  sein  Nachfolger  ist  Chryses,  der  Sohn  amplectitur  hydris.    Bei  Dante  {Hölle  8)  ist  aus 

des  Poseidon  und  der  Chrysogeneia,  der  Tochter  dem  Vergilischen  Büfser  und  Bufsprecliger  ein 

des  Almos.  Fährmann,    also    ein    Beauftragter   der  Unter- 

Die  epidaurische  Sage,  wie  sie  Paus.  2,  26,  4  weit   geworden,    dem    es    ein    Vergnügen   ist, 

giebt,    lautet:   Phl.    kam  in    den   Peloponnes,  immer     neue    Seelen     der    Hölle    zuzuführen, 

angeblich  um  das  Land  kennen  zu  lernen,  in  (Havet,  Le  supplice  de  Phlegyas,  Bevue  de  philol. 

Wahrheit  um  die  Zahl  und  Streitbarkeit  der  1888  S.  145  ff.  glaubt  zwischen  Vergil  und  Statius 

Bevölkerung  abzuschätzen;    denn    er   war   ein  bezw.    Valerius  Flaccus  Übereinstimmung  her- 

sehr  kriegslustiger  Mann  und  gewohnt  überall  r>o  stellen   zu   müssen  und   setzt  deshalb   Aen.   6, 

zu  plündern.    Seine  Tochter,  die  ohne  Wissen  616 — 620  hinter  V.  601.    Jene  Übereinstimmung 

des    Vaters    von    Apollon    geschwängert    war,  ist  aber  nicht  erforderlich.) 
folgte  ihm  und  gebar  im  epidaurischen  Lande  Das  Volk   der  Phlegyer  wird  B.  13,  301  f. 

den  Asklepios.     Auch  ein  Orakel  des  Apollon  als  ein  kriegerischer  Stamm  erwähnt,  zu  dem 

(2,  26,  6)  bestätigte  diese  Geburt  in  Epidaurus.  sich  von  Thrakien  her  Ares  und  Phobos  ebenso 

Hier    ist    von    der   Wanderung    des   Phlegyas  wie  zu  den  mit  ihnen  nachbarlich  verfeindeten 

jedenfalls    nur    im    Zusammenhange    mit    der  Ephyrern  begeben  (toj  [iev  äg'  i-a  QQijAr\g'Ecpv- 

Koronis  die  Rede,   deren  Anwesenheit  in  Epi-  oovg   yita   &coQri60£oQiov   r)s   ftfrcl:  SUyvag   fi£- 

daurus    erklärt  werden    soll,    und  Phl.   bleibt  yaXi'jroQccg).     Hierzu   bemerkt  Strabo  7,  330  C. 

immerhin  ein  Fremdling.   Dagegen  geht  Isyllos  t;o  (vgl.  9,  442  C),  dafs  Ephyrer  soviel  bedeute  als 

so  weit,  ihn  zu  einem  einheimischen  Epidaurier  Krannonier  und  dafs  unter  den  Thlegyern  die 

zu  machen  (f&Xtyvug  TtccToid'  'Enid'avQov  tvcusv),  Gyrtonier  zu  verstehen  seien  (cpadv  .  .  .  'Eyvpovg 

der  die  Kleophema,  eine  Tochter  des  Landes-  ^tv    Xiyta&at.    rovg  Kgavvcoviovg,    <&Xsyvc<g    6s 

heros  Malos  und  der  Erato,  zur  Gemahlin  hat.  rovg    rvQTcoviovg).      Ebenso    Steph.   Byz.   s.  v. 

Aufser  dem  Beinamen  svimtog  bei  Pindar  Kgavvwv    und    Eustath.    p.   333,  26;    337,  15; 

und    der  Angabe    des    Pausanias  2,  26,  4   i]v  933,  25.    In  den  Scholien  zu  der  _Z7msstelle  wird 

7ToXtiiiy.mTarog   rav   zors,   Kai    iiucov    i-näßtoxs  gleichfalls  bestätigt,  dafs  Gyrton  die  Stadt  der 

i(p     ovg  tv%ol  rovg   HixQTtovg  ^cpsQS  %al  ijXccvvs  Phlegyer  ist,   und  hinzugefügt,   dafs  diese  ein 


2381                     Phlegyas  Phlegyas                     2382 

räuberisches    und    gewaltthätiges    Volk    seien  ihres  Königs  Eurymachos.    Nach  Schol.  II.  13, 

(Schol.  N  301 :  (frXsyvai.  FoQxvvav  ■x.cctoiy.ovvxes  302  a.  E.  wurden  sie  dafür  von  Apollon  in  die 

7taQtxvo[iwTttTov  uctl  Xrjoxoixbv  difjyov  ßlov,  Kcci  Unterwelt  geschleudert:  Qr\ßocLoig  €itt,%siQrJGccv- 

Y.axaxoi%ovxi:g  xovg  itSQioiwovg  %(xXs7iwg  tj&lxovv  xsg  vitb  AnoXXcovog  Y.axsxaQxo!,QÜQ'r]6(xv.    Ebenso 

.  .  .  Schol.  N  302:   .  .  .   äXXcog-    QXsyvca,   H&vog  Eustath.  933,  10.     Im  entgegengesetzten  Sinne 

ßiaiov  TtbQi  xi]v  rvoz&va  .  .  .).     Was  hier  über  werden  die  Phlegyer  Paus.  9,  9,  2  in  die  the- 

den  Stammsitz  der  Phlegyer  gesagt  wird,  be-  banische  Sage  verflochten:  in  dem  Kriege  der 

gegnet  sich  mit  den  Nachrichten  über  die  Heimat  Sieben  gegen  Theben   erhalten   die  Thebaner 

des  Phlegyas,  insofern  es  sich  um  eine  thessali-  Hilfe  von  den  Phokern  und  von  den  Phlegyern 
sehe  Gegend  handelt.    Dafs  die  Phlegyer  ihren  10  aus    dem  Minyerlande    (xolg   Si]ßcdoig    ulc&o- 

Namen  von  Phlegyas    haben ,   bezeugt  Strabo  cpogfuä  rjXd't  ticcqcc  <&om£(ov  %al  iv.  xf\g  Mivvctdog 

9,  442  C.     Wenn  Gyrton  in  Schol.  N  301  nach  %i»Qcig  oi  <&lsyvcu). 

Boiotien  verlegt  wird  (die  &r\ßaloi  werden  als  Auch    in  Phokis    werden   Wohnsitze    der 

ttXtjgioxojqoi  bezeichnet)  und  Eustath.  p.  933,  10  Phlegyer   genannt,    Daulis    Schol.   II.    13,    302 

von   einem   Gyrtone   in  Phokis   spricht,   so  ist  nach  Ephoros  bezw.  Demophilos  und  Eustath. 

nur  irrtümlich,  weil  auch  in  jenen  Landschaften  933,  10;  Panopeus  Taus.  10,  4,  1;  Delphi  Schol. 

Kunde  von   den    Phlegyern    erhalten  ist,    der  Nicandr.    Ther.   685:    <&Xtyvcii   t&vog   $>ca-xLdog 

Name   der  thessalischen   Stadt    mitübertragen  itaQa  JtXrpoig  cox.r}6(xv,   auch   ein  Apolloheilig- 

worden.  tum  soll  ihren  Namen  getragen  haben  (ebenda: 
In'Boiotien  kennt  Phlegyer  am  Kephissos  20  oi  dzXcpol  A%6XXcovog  hgbv  (PXsyvijiov  IdQvßavro), 

der  hymn.  in  Apoll.  278 ff. :  l&g  6'  ig  $>Xsyvorv  also    auch   hier   neben    der    Überlieferung  von 

avÖQmv  noXiv  vßQtardav,  ol  dibg  ov%  dXiyovxtg  der   Feindschaft    zwischen    Apollon    und    den 

inl  x&ovl  vatsxdaanov  iv  %aXi]  ßiJG67]  Krjcpialdog  Phlegyern    vereinzelt    eine    gegenteilige     An- 

iyyv&i   XLiqvrig.      Gemeint    ist  der   Ort   Orcho-  schauung.      Phoker     im    Kampfe    gegen    die 

menos,  von  dem  Paus.  9,  36,  1.  2  des  näheren  Phlegyer   werden    erwähnt   Paus.  8,  4,  3.     In 

berichtet.      Hier    sind    es    die    von    Phlegyas  Phokis  soll  das  Wort  cpXtyväv  gleich  ißgigeiv 

zusammengebrachten    Bewohner    seiner    neu-  nach  dem  Namen  der  Phlegyer  gebildet  wor- 

gegründeten  Stadt  (vgl.  Steph.  Byz.  s.  v.  QXsyva),  den  sein,  Schol.  H.  13,  302. 

die  sich  zunächst  im  Bunde  mit  den  Orcho-  Endlich  ist  anzunehmen,  dafs  Phlegyer  auch 
meniern   befinden,   dann   aber  sich   von  ihnen  30  nach  Arkadien  gewandert  sind,  vgl.  August 

trennen  und  Plünderungszüge  in  die  Nachbar-  Schultz,  Phleyyrrsagen  in  Jahrb.  f.  klass.  Piniol. 

schaft  unternehmen.    Sie  wagten  es  sogar  (vgl.  1882  S.  345 ff.  Elatos,  bei  Steph.  Byz.  s.v.  Jmtiov 

10,  7,  1)  das  Heiligtum  in  Delphi  anzugreifen.  Vater  der  Dotia,  also  doch  wohl  zu  den  Phle- 
Zu  ihrer  Bekämpfung  kam  Philammon  mit  einer  gyern  zu  rechnen,  kommt  bei  Paus.  8,  4,  3  aus 
argivischen  Mannschaft  herbei;  er  fiel  nebst  Arkadien  (vom  Kyllenegebirge) ;  in  Tegea  war 
seinen  Leuten.  Der  Gott  selbst  trieb  die  ihm  eine  Bildsäule  errichtet  (Paus.  8,  48,  6). 
Phlegyer  von  seinem  Tempel  durch  fortwährende  Die  Anschauung,  dafs  Elatos  auch  in  Arkadien 
Blitze  und  starkes  Erdbeben  zurück;  diejenigen,  heimisch  sei,  ist  darauf  zurückzuführen,  dafs 
welche  dabei  nicht  umkamen,  raffte  eine  pest-  sich  Phlegyer  auch  dort  einmal  festgesetzt 
artige  Krankheit  hinweg,  nur  einige  wenige  40  haben.  Wenn  Elatos  bei  Paus.  8,  4,  3  den 
entkamen  nach  Phokis  (vgl.  Paus.  10,  4,  1 :  die  Phokern  im  Kampfe  gegen  die  Phlegyer  hilft, 
Bewohner  von  Panopeus  bezeichnen  sich  als  so  mufs  er  in  der  Zeit,  als  sich  diese  Sage 
Phlegyer,  welche  aus  Orchomenos  nach  Phokis  bildete,  nur  noch  als  Eponymos  der  Stadt 
geflohen  sind).  Die  Schöllen  zu  P.  13,  301  Elateia  in  Phokis,  aber  nicht  mehr  als  Phle- 
u.  302  und  Eustath.  z.  d.  St.  (933,  10)  erzählen  gyer  gegolten  haben.  Auch  Ischys,  einer  der 
mit  Berufung  auf  Pherekydes  ebenfalls,  dafs  Söhne  des  Elatos,  der  Geliebte  der  Koronis, 
die  Phlegyer  sich  an  dem  Tempel  des  Apollon  wird  als  Arkader  bezeichnet;  Koronis  heifst 
versündigt  haben,  und  zwar  werden  die  Aus-  hymn.  in  Apoll.  209  Ä^avlg  -hovqyi,  also  Arka- 
drücke  gebraucht  iviitor\6a.v  xbv  iv  JtXcpoig  derin.  So  gut  wie  die  Thessalierin  Koronis 
vccov  und  7t87toQd,t]y.Bvca  xbv  iv  IIvQ-ol  vccov,  50  erst  nachträglich  nach  Arkadien  verpflanzt  ist, 
sodafs  also  von  dem  vollendeten  Zerstörungs-  wird  auch  Ischys  ursprünglich  nach  Thessalien 
werke  die  Rede  ist,  während  es  bei  Pausanias  gehören. 

a.  a.  0.    nur  heifst:    iitl    xb    isobj-    6vXrj6ovxsg  Als  Oberhaupt  der  Phlegyer  wird  Phlegyas 

ßxQCixizvovGi    xb    iv    JzXcpoig    und    der    Angriff  genannt   Paus.  9,  36;   ferner  Eurymachos,   wo 

durch    den    Gott    abgeschlagen    wird.       Dafs  von  der  Eroberung  Thebens  die  Rede  ist,  s.  0.; 

Apollon    die    Phlegyer    züchtigt,    deutet  auch  aufserdem   Phorbas  bei    Ovid.   metam.  11,  414 

Schol.  II.   13,   301    an:    v.ccxd    Jibg    7tQo<xiptoiv  (templa  profanus  invia   cum   Phlegyis  faciebat 

imb  ÄTToXXmvog  di£ty&ä.Qri6ocv,   aber  nicht  blofs  Delphica  Phorbas).     K.  0.  Müller,  Orchomenos 

mit  Beziehung  auf  Delphi,  sondern  wegen  S.  188 ff.  handelt  eingehend  über  die  Phlegyer 
mehrerer  solcher  Frevelthaten.     Dafs  Theben  go  und    besonders    über    ihr    Verhältnis    zu    den 

von  den  Phlegyern  besonders  bedroht  war,  wird,  Lapithen,  mit  dem  Ergebnis,  dafs  beide'  gleich- 

wiederum  nach  Pherekydes,  mehrfach  erwähnt,  zusetzen  sind.    Asklepios  ist  die  Hauptgottheit 

Schol.  II.  13,  301.  302;  Eustath.  933,  10;  Schol.  dieses    Stammes.     Aug.  Schultz   in   dem  oben- 

Od.  11,  262.  264;   Schol.   Apoll.    Bhod.  1,  735.  erwähnten   Aufsatze   möchte    den   Unterschied 

Amphion  und  Zethos   bauten  Mauern   um  die  machen,  dafs  die  Phlegyer  eine  geschichtliche 

Stadt  zum  Schutze  gegen  die  Phlegyer.    Später  thessalische  Völkerschaft  gewesen  sind,  wäh- 

eroberten  diese,   als  Amphion  und  Zethos  ge-  rend   die   Lapithen   (und  Kentauren)   als  reine 

storben  waren,  Theben  dennoch  unter  Führung  Sagengebilde  dieses  Stammes  zu  gelten  haben. 


2383                    Phlegyeia  Phlogia                      2384 

Auch   bei    Maximilian   Mayer,    Giganten    und  der  Form  des  Namens  ähnliche  Schwankungen 

Titanen  finden  sich  über  die  Phlegyer  förder-  auf  wie  Phleon,    der   Beiname    seines    Vaters 

liehe  Bemerkungen  (S.  16 f.,  99f.).     [Türk.]  (s.  d.).    Es  steht  1)  $X'iug  bei  Paus.  2,6,6;  12,  6; 

Phlegyeia  (WXsyvsia, Inschrift  aus  Ptolemais,  vgl.  Steph.  Byz.  s.  v.  QXiovg  .  .  .  Uavaaviccg 

Rev.    archeöl.    13    [1889],    71)    und   Phlegyei's  de  a.nb  (pXiccvrog;  ferner  Orph.  Arg.  194.   Apoll. 

(^Xayinqig,  Orale,   bei  Puus.   2,  26,  7),  Beiname  Rhod.  1,  115  (v.  1.  ^Xeiag)  u.  Schol.  p.  535  Keil. 

der  Phlegyastochter  Koronis.     [Höfer.]  Eudocia  220  p.  354.    Flach  (v.  1.  (f>Xolag).  Auch 

Phleia    (<&Xeiä),    Beiname     1)    der    Aphro-  bei  Philetas  bei  Steph.  Byz.   s.  v.   <&hovg  will 

dite,  Anonym.  Laur.  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-  E.  Maafs,  De  tribus  Philetae  carm.  cotnment. 

Studemund  1,  269.     Zur  Deutung  s.  Phleon.  -  -  io  (Ind.  lect.  Marburg  W.  S.  1895  96)   p.  9,  5  für 

2)    der  Demeter,    ebend.   270,  12.      S.    Phloia.  das    überlieferte    <&Xiovg   schreiben    QlLccg.    — 

[Höfer.]  2)  $Uct6og  (Phliasus)  Hyg.  f.  14  p.  46,  4  Schi» 

Phleon  ($Xemv),  so  Ael.  var.  hist.  3,  41,  oder  -  3)  $XeLugs.  nr.  1  u.  Lemma  Schol.  Apoll.  Rhod. 

*&Xsa>q,  Inschrift  aus  Ephesos,   Wood,  Discov.  1,  115.  —  4)  <PXoiccg  s.  nr.  1.  —  5)  <E>Xiovg,  Schol. 

at    Ephes.    i)iscr.   city  nr.   13.      Neivton-Hicks,  Hom.  11   2,  571.    Steph.  Byz.  a.  a.  0.  u.  Philetas 

Anc.    greek    inscr.    in    the   Brit.    Mus.    3,  595  ebend.  (vgl.  nr.  1).     Schol.  Apoll.  Rhod.  1,  115. 

p.  218;  vgl.  Hesych.  s.v.  (&Xew  Jiovvaov  'hqov.  An  allen  erwähnten  Stellen  mit  einer  Ausnahme 

Beide  Formen  finden  sich  in  den  vom  Anonym.  (s.   unten)  wird   Dionysos    als   Vater  genannt. 

Laur.  in  Anecd.   rar.   ed.  Schoell-Studemund  1,  Die  Mutter    wird    als   vv{icpr\    schlechthin  be- 

268,  39  im  Genetiv  aufgeführten  iiti^era  Aio-  20  zeichnet  von  Orph.  Arg.  a.  a.  0.,  Cthonophyle 

vvaov:  cpliw'  nveg  dh  cpXe&vog  ygäcpovoiv  ferner  heifst  sie  im  Schol.  Apoll.  Rhod.  1,  115.  Steph. 

<I>levq,  Etym.  M.  796,  44.  189,  41   (wo  $svS  Byz.   a.  a    0.;  vgl.   Paus.   2,  12,  6.     Dieselbe 

fälschlich   statt   <&Xevg   steht),    <Pkoioq,    Flut.  Cthonophyle,    eine    Tochter    des    Sikyon,    er- 

Sympos.  5,8,3.    <&}.iovq,  Schol.  Apoll.  Rhod.  scheint  nach  anderer  Sage  als  Gattin  des  Phlias, 

1,  115,  <t>Äioq,  Etym.  M.  539,  35  (sehr  zweifei-  nachdem   sie  vorher  von  Hermes  den  Polybos 

haft  ist  die  Lesart  QXäv  sowie  die  Beziehung  geboren  hatte;  dem  Phlias  gebar  sie  den  Andro- 

auf  Dionysos  auf  der  Vase  von  S.  Marino,  wo  damas,  Paus.  2,  6,  6.  12,  6.     0.  Müller,  Dorier 

andere  $dav  lesen,  Klügmann,  Arch.  Zeit.  21  2,  60.     Busolt,   Griechische   Geschichte  l2,  216, 

[1863]    47).     Kultbeiname   des  Dionysos,  dem  3;    vgl.    Curtius,    Peloponn.    2,   471.      Usener, 

nach  Plut.  a.  a.  0.  ceinige  der  Hellenen'  opfer-  30  Götternamen  294.     Die  argivische  Sage  freilich 

ten;     speziell    bezeugt    ist     der    Kultus     des  gab   dem  Phlias   den  Keisos  (s.  d.),   Sohn  des 

Dionysos  Phl.  für  Chios  (Etym.  M.  796,  44),  Temenos  zum  Vater,  u.  die  Araithyrea  --  dies 

für  Ephesos   durch    die    oben    erwähnte   In-  war  der  frühere  Name  für  Phlius  — zur  Mutter, 

schrift,    auf    der,  Jr\iir\rQiu6t(xi    xai    Aiovvgov  eine   Genealogie,   gegen   die   schon   Pausanias 

$Xtco    ILV6TCLL    erwähnt    werden,    für    Phlius,  (2,  12,  6)   polemisiert;   vgl.    0.   Müller,   Dorier 

das    nach    seinem    Sohne    Phlias   (s.    d.)    oder  1,   80.      Araithyrea    als    Mutter    setzt    Robert, 

Phlius  (s.  d.),  einer  Hypostase  des  Gottes  selbst,  Arch.  Jahrb.  3  (1889),  53  auch  bei  Hyg.  f.  14 

benannt  war;  vielleicht  auch  in  Priene,  wenn  ein,  wo  überliefert  ist:  Phliasus,  Liberi  patris 

man   aus   dem   dort  vorkommenden  Personen-  et  Ariadnes   Minois  filiae  filiiis  ex  urbe  Phli- 

namen    <&iiag   (Neioton-Hicks  a.    a.  0.  3,   419  40  unte   .  .  .    alii  ahmt    Thebanum   (dies  Mifsver- 

S.  36  Z.  32)  darauf  schliefsen  darf.    Der  Name  ständnis  erklärt  sich  wohl  nach  Apoll.  Rhod.  1, 

bezeichnet     den     Gott     als     Vegetationsgott,  117  <f>Xiug  .  .  iir]yr)6iv   iyiöriog  liaamoTo,   vgl. 

vgl.    Etym.    M.    796,   44:    cplw  •    zb    ye'fioj    yml  Orph.  a.  a.  0.,  aus  einer  Verwechslung  der  gleich- 

iVKUQTtöi •  Ael.   a.  a.  0.:   to  nolvAccQitnv  ol  ciq-  namigen  Flüsse);  Robert  schreibt  Liberi  patris 

%cdoi  a>vöyboc£ov  tplvsiv.    Plut.  a.  a.  0.:   to   yccg  et  Araethyreae  Minyae  filiae.     Argonaut 

ayccv  ccxtiüfetv  ■aal  reftrilevca  cploisiv   vno  reav  ist  Phlias   nach    Orph.  Apoll.   Rhod.  Hyg.  aa. 

Ttoir\x(bv   /.tytc&ca.    Schol.  Apoll,   a   a.  0. :   äitb  aa.  00. ;  Eponymos  von  Phlius  nach  Steph.  Byz. 

rov  (flnv  xbv  olvov,  o  ianv  iv&rjvttv.    Hesych.  Schol.  Apoll.  Rhod.    Schol.  Hom.  11.  aa.  aa.  00. 

(pliovg  i]   rebv   kccqti&v    ix^vüig.      Vgl.    Phleia,  Wahrscheinlich  ist  der  bei  Paus.  6,  20,  16  ge- 

Phloia,     Phlias,     Phlius;     lat. :     Flora,     Fick,  so  nannte    Vater    des    Dameon    (s.  d.)    <&Xiovg  — 

Vergl.  Wörterb.  23,  176.      Usener,  Götternamen  Pausanias  hat  sonst  nur  $Xiag  (s   oben)  —  mit 

242,    63.   244.     Lobeck,  Aglaoph.    402.     Rhem.  unserem  Phlias  identisch.     [Höfer.] 

3L     J.  Baunack,  Studien  auf  dem  Gebiete  des  Phliasos  s.  Phlias  2. 

Griech.  116.    Wide,  TMk.  Kulte  169.    H.  Ehrlich,  Phlios  s.  Phleon. 

Nomina  auf  -svg  (Diss.  Lpzg.  1901)  13,  1.     Die  Phlius  s.  Phleon  u.  Phlias  5. 

Epitheta,   die   den  Dionysos   als  Vegetations-  Phlogea  s.  Phlogia. 

gott   bezeichnen,    sind    Bd.  1    Sp.  1059,  63 ff.  Phlogeos    (^Xoysog),    eines    der   Rosse    des 

verzeichnet.     Neu   kommt  hinzu  KaXXlxc<Q7tog,  Kastor  bez.  der  Dioskuren,  Stesichor.  fr.  1  mit 

wie  Dionysos  auf  Inschriften  von  Mopsu  Hestia  den   von  Bergk  34,  205   gegebenen  Litteratur- 

und   Aigai    in   Kilikien    heifst   (Heberde y  und  60  nachweisen.     Bergk  a.  a.  0.  206  vermutet  nach 

Wilhelm,   Reisen   in  Kilikien  in  Denkschriften  Quint.  Smyru.  8,  241   $X6yiog   (Rofs  des  Ares). 

d.   kais.   Akad.   d.    Wiss.   44   [1896,   VI]    S.  12  Nach  Fick-Bechtcl,  Die  griech.  Personennamen 

nr.  28  S.  16  nr.  44)  und  Bdrovg,  dessen  Mysten  434  bezieht  sich   Sxöysog   auf  die  o^a  cpXoyecc 

auf  einer  Inschrift  aus  Philippi  erwähnt  werden,  (Hom.  11.  5,  745),  den  Wagen,  auf  dem  Athene 

Corr.  hell.  24  (1900),  317.     [Höfer.]  und  Hera  in  den  Kampf  eilen.     [Höfer.] 

Phleosl       p,  i  Phlogia   (fPXoyia),   Gemahlin   des   Euchenor, 

PhleusJ       rnieon-  Mutter  des  Echetos,  Königs  von  Epeiros,  Schol. 

Phlias  ($Xic:g),  Sohn   des  Dionysos  weist  in  Odyss.   18,  85    H.    Q.  und  Eustath.    z.  d.  St. 


2385                    Phlogios  Phobos                     2386 

(p.  1839);   Hcsych.  s.  v.  "E%Bxog.     Die  Odyssee-  eherne  Bildsäule   besafs,    Jdh.    Malal.   p.  201. 

scholien  und  Eustathios  geben    den  Namen  in  0.  Müller,  Ant.  Antioch.  41,  1.     Babelon,  Cat. 

der  Form   (frXoyscc,    Hesychios    bezeichnet   den  des  monn.    gr.   de    la    bibl.    nett.     Les  rois  de 

Echetos  als  Avp]vogog  %ccl  $>Xoyl(xg  ncäg  Syrie,   Introd.   27.    57.    128.     Letzterer  identi- 

[Türk.  |  fiziert    sie    mit    der  Athena  Alkis    von   Pella, 

Phlogios   ($X6yio$),   1)   ein  Dolione,   in  der       Liv.  42,  51;  Catal.  of  greek  coins,  the  Seleucid 

nächtlichen    Schlacht    gegen    die    Argonauten  kiugs  of  Syria  Introd.  20,  24.     [Höfer.] 

von  einem  der  Dioskuren  erlegt,  Ap.  Rhod.  1,  Plioberos  (^oß^gög),  nach  'einigen'  bei  Flut. 
1045.  -  -  2)  Sohn   des  Deimachos  aus  Thessa-       de  fluv.  16,  1    Bezeichnung   des  Kerberos.     A. 

lien,  der  mit  seinen  Brüdern  Deileon  und  Auto-  10  Dieter  ich,   Nekyia   50,   2    (vgl.   Abraxas   89  ff.) 

lykos    den   Herakles    auf  seinem   Zuge    gegen  weist  auf  den  häufigen  Gebrauch  von  tpoßsgög 

die  Amazonen  begleitete;  aber  sie  kamen  von  zur   Bezeichnung  von  Dingen   im   Hades   hin: 

ihm    ab   und   wohnten    eine    Zeitlang    in    der  der    Unterweltsgott    Typhon    heifst    tpoßsgög, 

Gegend  von  Sinope.    Als  die  Argonauten  vor-  Pap.  Paris,  v.  265.     Wessely,  Denkschr.  d.  Wien. 

beikamen,   nahmen   diese   sie   auf  ihre   Bitten  ATcad.    1888.     Dieter  ich,    De    hymnis    Orphicis 

mit  sich.    Ap.  Rhod.  2,  955 ff.  und  Schol.  Skymn.  S.  46  v.  5;   bei   dem  {Lsyag   (froßigog  wird   ge- 

946.     Anonym.  Peripl.  pont.  Eux.  22.    Val.  Fl.  schworen  usw.     [Höfer.] 

5,  115.    Plut.  Luculi.  23;  vgl.  Hyg.f.li  p.  44 f.  Phobetor  (^oßrjtcog),  auch  Eikelos  genannt, 

Bunte.  —  3)  Sohn  des  Eulaios,  Kampfgenosse  einer  der  vornehmsten  Traumgötter,  Sohn  des 

des    Inders    Deriades    gegen    Dionysos,   Nonn.  20  Schlafgottes,  Ov.  Met.  11,  640.  Röscher, Ephialtes 

Dion.    26,  45.    28,  255  u.  ö.    —    4)    Sohn    des  25,  55.  67,  203.     [Stoll.] 

Strophios,   im  Heere   des  Dionysos   gegen   die  Phobios  (Qoßiog,  über  den  Accent  Meineke, 

Inder,  von  Morrheus  getötet,  Nonn.  Dion.  30,  Anal.  Alex.  220),  Herrscher  von  Milet,  Gemahl 

108.    —   5)  Ein  Rofs   des  Ares   neben   Aithon,  der  Kleoboia   (s.  d.    nr.  5  u.  d.  Art.  Antheus), 

Konabos  und  Phobos,  welche  sämtlich  Boreas  nach  deren  Tode  er  die  Herrschaft  dem  Phry- 

mit  der  Erinys   gezeugt  hatte,    Quint.  Sm.  8,  gios   übergab,   Aristoteles  und  Alexand.  Aitol. 

242.     Vgl.  Phlogeos.     [Stoll.]  bei  Parthen.  14.     [Höfer.] 

Phloia    (<!?XoLci),    Name    der    Kora    bei    den  Phobos  ($6ßog),  die  Furcht  oder  der  Schrecken 

Lakoniern  (Hesych.  s.  v.  Creuzer,  Symbol.  4,  336.  überhaupt,  bei  den  Römern  Pavor,  seit  uralter 

Wide,   Lakon.   Kulte   170.  181),   der  vielleicht  30  Zeit  als  eine  diese  Gemütsbewegung  bewirkende 

der  Monat  QXi&öiog  geweiht  war,  Wide  a.  a.  O.  Gottheit  gedacht,  und  als  solche  verehrt.    Ihre 

Vgl.  Phleia,  Phleon.     [Höfer.]  Wirksamkeit  tritt  im  hervorragendstem  Mafse 

Phloio  ($Xoiä>),  eine  Bakchantin,  thätig  bei  zu  Tage  in  den  Schrecken   des  Kampfes,   und 

der  Bestrafung  des  Lykurgos,  Nonn.  Dion.  21,  da  diese  den  Menschen  in  vielfacher  Gestalt  uni- 

80.     Vgl.  Phleon.     [Stoll.]  geben,  so  treten  frühzeitig  neben  Phobos  andre 

Phloios  s.  Phleon.  ähnliche    Mächte    als   Personifikationen   (s.  d.) 

Phlox  (<&X6£),  bei  den  Phoinikern  Sohn  des  dieser  Schrecknisse  auf,  wie  Deimos,  die  Angst, 

Genos  (s.  d\),  Bruder  des  Pyr  (Röscher,  Ennead.  und  Eris,  der  Streit,  u.  a.,  aber  die  Bedeutung 

Fristen    77)    und  Phos,    Philo   Bybl.   fr.   2,    7  des     Phobos    ist     nicht    beschränkt    auf    den 

(F.  H.  G.  3,  566)  aus  Euseb.  Praep.  ev.  1,  10,  9;  40  Schrecken  des  Kampfes,  sondern  tritt  uns  auch 

vgl.    Movers,    Phönizier    1.    364.      Lenormant,  in  anderm  Zusammenhang  entgegen.   In  Sparta 

Lettr.  assyr.  2,  173.     O.  Gruppe,  Griech.  Kulte  gab   es   ein  Heiligtum   des  Phobos  neben  dem 

u.  Mythen  1,  393.     [Höfer.]  Syssition  derEphoren  (Plut.  Kleom.8.9.  Welcher, 

Plilyesios  ($Xvr\6iog),    6  'E<?fi>)s  y.al  [irjv  rtg,  Gr.  Götterl.  3,  222  f.  S.Wide,  Lakon.  Kulte  275  f.), 

Hesych.    Man  denkt  zunächst  an  den  attischen  wo  Phobos  nicht  verehrt  wurde,  weil  man  ihn 

Demos  Phlyeis;   vgl.  jedoch   Hipponax  fr.  32:  für  eine  schädliche  Gottheit  hielt,  wie  die  Dä- 

rbv  (frlvwaicov  'Eq^v,  wozu  Bergk  24,  473  be-  monen,    die    man   abzuwehren   sucht,    sondern 

merkt:  $Xvr]  videtur  vici  nomen  in  lonia  fttisse,  weil    man    glaubte,    dafs   hauptsächlich  durch 

cuius    incolae    ^Xvi]atoi     dicti ,    quemadmodum  die  Furcht  der  Staat  zusammengehalten  werde. 

Mercurius ,    in    cuius    tutela    erant,    <PXvrJ6iog.  50  Bei   den   kriegerischen  Lakedaimoniern   würde 

Wide,  Lakon.  Kulte  170  sieht  in  ^Xvrjßiog  ein  man    eher   erwarten,    dafs    sie   in  Phohos  eine 

mit  Phleon   (s.  d.)   usw.   synonymes  Epitheton  hilfreiche  Gottheit  der  Art  verehrten,  die  ihnen 

und  vergleicht  den  lakonischen  Monatsnamen  die  Feinde  in  Schrecken  zu   setzen   hilft,  und 

^Xiaaiog,  iv  cb  rovg  tf]g  yijg  Kctgjiovg  ccx^id^eiv  es  ist  auch  nicht  ausgeschlossen,  dafs  sie  Phobos 

Gvußtßi]y.Ev,  Hesych.     [Höfer.]  auch  als  Gott  des  Kampfschreckens  fürchteten 

Phlyens  ((frXvsvg),  kalydonischer  Jäger,  Eu-  und   ehrten.    Ein  Akroterion    aus   Sparta,    ge- 

docia  440  p.  356  Llach.    Ob  identisch  mit  <PXiag  wohnlich   als    Gorgoneion    bezeichnet,    scheint 

(s.  d.)'?     [Höfer.]  Phobos  vorzustellen,  s.u.   Pinta reh  erklärt  aber 

Phlyos   ($Xv6g),   Vater  des  Kelainos  (s.  d.),  weiter,   &vSqslc<  bedeute    den   Lakedaimoniern 

nach    athenischer    Sage    Sohn    der    Ge ,    f  der  60  nicht  Furchtlosigkeit,  sondern  Furcht  vor  Tadel 

grofsen  Göttin'  (Paus.  1,  31,  4),  Paus.  4,  1,  5.  und  Schande.    So  steht  der  spartanische  Phobos 

Milchhöfer,  Karten  von  Attica  2,  37,   der  ihn  nach    dieser    Seite    seines   Wesens    der    Alöwg 

<eXvsvg  nennt.     Nach  ihm  ist  wohl  der  Demos  nahe,   die  in  Athen  einen  Altar  hatte    (Paus. 

Phlya  benannt.    Vgl.  Toepffer,  Att.  Geneal.  209.  1, 17,  1,  Preller-Robert,  <ir.  Myth.  I4,  535f.),  und 

217.      Usener,  Götternamen  244.     [Höfer.J  Plutarch    zitiert    selbst    die   Stelle    aus    einem 

Phobera  (^oßegd),  Beiname   der  Athena  =  Dichter  —  i'va  yäg  ötog,  tv&a  v.a.1  ccidwg.    Nach 

die   f  Feinde   scheuchend',    unter    dem    sie    in  Aristoteles,  den  Plutarch  a.  a.  O.  zitiert,  befahlen 

Antiochia  eine  von  Seleukos  Nikator  errichtete  die  Ephoren  bei  ihrem  Amtsantritt  den  Bürgern, 


2387  Phobos  Phobos  2388 

den  Schnurrbart  zu  scheren  und  sich  an  die  Homer  Phobos  und  Deimos  Söhne  des  Ares 
Gesetze  zu  halten,  damit  sie  ihnen  nicht  ge-  sind.  Diese  Vorstellung  bleibt  auch  herrschend 
fährlich  würden.  Das  Scheren  des  Bartes  war  bis  in  die  spätesten  Zeiten;  noch  Xonnos  nennt 
also  eine  symbolische  Handlung  für  den  Ge-  Phobos  den  Sohn  des  Enyalios,  2,  415,  417, 
horsam  auch  im  Kleinsten.  Näheres  über  den  also  jedenfalls,  auch  wenn  Enyalios  nicht  mehr 
Kultus  des  Phobos  in  Sparta  erfahren  wir  nicht,  nur  Beiname  des  Ares  ist,  einen  Sprossen  des- 
denn  das  Phoibaion,  von  dem  Paus.  3,  14,  9  u.  selben.  Bei  Aeschylos,  Sept.  45  erscheint  der 
20,  2  spricht,  hat  nachweisbar  mit  dem  Pho-  cpilcäuarog  $6ßog  neben  Ares  und  Enyo,  bei 
beion  nichts  zu  thun,  so  nahe  es  liegt,  an  eine  Quint.  Smyrn.  als  Kriegsdämon  neben  Deimos, 
Verwechselung  zu  denken.  Jedenfalls  ist  deut-  10  Enyo,  Eris  und  den  Erinyen,  5,  29.  10,  57. 
lieh,  dafs  der  spartanische  Phobos  mit  dem  11,  12.  In  einem  anonymen  Komikerfragment 
Genossen  des  Ares  nichts  zu  thun  hat,  und  (nr.  154  Koch)  heifst  es:  ä^iOQ^örarog  xr\v  üipiv 
ebenso,  dafs  diesem  Phobos  wie  jenem  kein  i-iulyaQ  $6ßog,  ■Jtävrmv  ilä%i6xov  tov  nulov  fisr- 
Mythos  zu  gründe  liegt,  sondern,  dafs  beide  i%av  &£Ög,  eine  für  die  Frage  nach  seiner  bild- 
rein begrifflicher  Natur  sind.  Dies  scheint  liehen  Darstellung  wichtige  Stelle, 
auch  bei  dem  in  einer  Inschrift  aus  Selinus  Wo  bei  Homer  Phobos  aufser  der  genannten 
aus  dem  5.  Jahrhundert  neben  Zeus,  Herakles  Stelle  H.  13,  299  vorkommt,  ist  wohl  zu  unter- 
und  Apollon  als  siegspendender  Gott  verehrten  scheiden  zwischen  solchen,  a),  wo  er  in  Gesell  - 
Phobos  der  Fall  sein  {Bohl,  I.  G.  A.  515.  Wide,  schaft  andrer  Schreckgestalten,  als  wirkende 
Lah.  Kulte  215.  Preller-Bob.  I4,  334  A.  4),  in  dem  20  Gottheit,  und  solchen,  b),  wo  er  mit  Deimos  nur 
Robert  einen  Kultnamen  für  Ares  erkennen  will.  als  Diener  des  Ares,  endlich  solchen,  c),  wo  er 
(Mehr  ob.  Sp.  2140.)  —  Nicht  als  Gott,  sondern  nur  als  Dekoration  erscheint,  a)  Am  lebens- 
Name  eines  Platzes  in  Sikyon,  erscheint  Pho-  vollsten  tritt  seine  Gestalt  uns  in  der  Stelle 
bos  in  der  sikyonischen  Sage,  Paus.  2,  7,  7,  wo-  entgegen,  wo  er,  des  Ares  geliebter  Sohn,  mit 
nach  Apollon  und  Artemis,  nachdem  sie  den  diesem  zum  Kampf  auszieht,  B.  13,  298  ff.,  ein 
Python  getötet,  auf  der  Flucht  in  Aigialeia  (=  Bild  als  Gleichnis  für  den  Auszug  des  Ido- 
Sikyon)  plötzlich  von  einem  Schrecken  über-  meneus  und  Meriones.  Die  Stelle  II.  4,  439 — 445, 
fallen  wurden,  so  dafs  sie  die  hier  gesuchte  wo  Ares  die  Troer,  Athena  die  Danaer  zum 
Reinigung  nicht  finden  konnten,  und  nun  zur  Kampf  antreibt,  und  wo  dann  noch  Deimos 
Strafe  eine  Krankheit  über  die  Bewohner  kam.  30  und  Phobos  und  Eris  angereiht  werden,  hat 
Immerhin  zeigt  die  Überlieferung,  dafs  von  gewichtige  Bedenken,  weil  diese  Anreihung  sich 
diesem  Ereignis  ein  Platz  den  Namen  Phobos  nicht  mit  der  Unterscheidung  der  Parteien  im 
erhalten  habe,  die  hohe  Vorstellung,  die  man  ersten  Vers  vereinigen  läfst,  weshalb  nach 
sich  von  der  Wirkung  des  Phobos  selbst  auf  Schol.  Venet.  A.  z.  d.  St.  schon  die  alte  Homer- 
Götter  machte.  —  Über  Phobos  in  orphischen  kritik  bei  den  folgenden  Versen  Diplen  an- 
Kosmogonieen  und  Zauberbüchern  späterer  Zeit  brachte,  und  auch  neuere  sie  für  unecht  halten 
s.  Dieterich,  Abraxas  S.  86  ff.  L.  Deubner,  Ath.  (v.  Duhn,  de  Menelai  itinere  p.  47).  —  b)  Deimos 
Mitteilungen  27,  253  ff.  und  Phobos   schirren   auf  Ares1   Befehl  dessen 

Weitaus    am    häufigsten    begegnet    Phobos  Rosse  an,  11.  15,  119  f.,  erscheinen  also  ledig- 

in    Verbindung    mit    Ares    als    der    Gott,    der  40  lieh  als  seine  Diener,  ebenso  Hesiod,  Seilt.  463, 

um   sich  Schrecken  verbeitet  im  Kampfe,  und  wo     sie    den    verwundeten     Ares    auf    seinen 

daher  angerufen  wird,    ebenso  um  die  Feinde  Wagen  bringen  und  in  den  Olymp  entführen.  — 

zu    verwirren,    wie    um    Abwehr    der    Furcht  c)  Auf  Waffen:  B.  5,  739 — 742:  Athena  rüstet 

vom   eignen  Heere   zu   erflehen.      So   soll  The-  sich  zum  Kampfe  und  wirft  um  die  Schultern 

seus    vor  der   Schlacht    gegen    die   Amazonen,  die  Aigis 

Alexander  in   der  Nacht  vor  der  Schlacht  bei  *,       ,      «        ,  ,        *>>o       > 

Gaugamela  dem  Phobos  geopfert  haben,  Plut.  ,     J  >>r         j     &  >A«    ,    ,• '  ^  v       ,  >T' 

Thes.  27.   Alex.  81;   so   Scipio   im  Jahre   der  {"  {,  E^  iv  ,6    ^  ,  V  ?T         ^ 

Stadt  561  der  Tölun  und  dem  Phobos,  damit  {v  *?  r£  r°^H  x£<^  dsir10  ™^ov' 
seine  lruppen  in  einer  Nacht  keinen  Schrecken  50  '  r  v      '      '  v  '     K 

erführen,   sondern  tapfer  wären;   Appian  T.  1  Die  Unklarheit  der  Darstellung,  die  sich  jedem 

p.  328.  Schweigh.  Welcher,  Gr.  Götterl.  3,223, A.  14.  aufdrängt,    der    den  Versuch  macht,    sich  die 

Man  sieht,  Phobos  war  den  Alten  doch  mehr  Anordnung  dieser  Gebilde  auf  der  Aigis  vor- 
als  ein  blofses  Abstraktum,  er  war  eine  gött-  zustellen,  erweckt  starken  Verdacht  gegen  die 
liehe  Persönlichkeit,  die  mit  Opfern  verehrt  Echtheit  der  Verse  739 — 741;  ebenso  ist  es 
wurde.  Darum  wurde  er  auch  früh  in  die  befremdlich,  dafs  der  Schilderung  dieses  Waffen- 
Göttergenealogie  eingereiht,  und  heifst  schon  stücks  fünf  Verse  gewidmet  sind,  dem  Panzer 
bei  Homer  Sohn  des  Ares,  II.  13,  298  ff. :  vorher  und  dem  Helnie  nachher  je  nur  zwei; 
"ÄQ7]g'  tm  de  <P6ßog  (pilog  vlbg  cqicc  ■aQccrsQog  vmI  streicht  man  jene  drei  Verse,  so  kommen  auch 
ttTttoßrjg  t07ttro,  qg  t  itp6ßr\cs  TaXäyoova  ttsq  60  auf  die  Aigis  nur  zwei  Verse,  die  die  eigent- 
nolt\Li6Tii']v,  aber  nur  an  dieser  einzigen  Stellt1.  liehe  ursprüngliche  Bedeutung  dieses  den  Schild 
Da  er  sonst  gewöhnlich  mit  Deimos  zusammen  ersetzenden  Stückes  der  Ausrüstung  klar  und 
genannt  wird,  so  gelten  bald  beide  für  Söhne  unentstellt  durch  spätere  Vorstellungen  zum 
des  Ares  und  der  Kythereia ,  so  bei  Hesiod.  Ausdruck  bringen,  in  besserer  Übereinstimmung 
Theog.  934,  dazuJEto/m.  M.  704,34:  01%  ccvSq&v  mit  dem  richtigen  Bilde,  ohne  Phobos,  Eris  und 
itvY.ivug  xlovtovai  tpccXayyug  £v  7tolt[Lm  XQvdzvti  Gorgo,  das  11.  2,  447 — 449  u.  15,  308  f.  ent- 
6vv"ÄQrji  ntohTtÖQ&rp,  vgl.  scut.  Herc.  195  u. 463.  worfen  wird;  zu  vgl.  77.  4,166.  15,229.  17,593. 
Der  Schlufs    ist  wohl    zulässig,    dafs  auch  bei  Überdies  hat  Furtwängler  im  Art.  Gorgonen  unter 


2389 


Phobos 


Phobos 


2390 


Hinweis  auf  die  Ungeschicklichkeit,  womit  in 
5,  739  ff.  zwei  verschiedene  Symbole  für  einen 
im  wesentlichen  gleichen  Grundbegriff  ver- 
bunden sind,  überzeugend  nachgewiesen,  dafs 
die  Verbindung  der  Gorgo  mit  der  Aigis  einer 
viel  späteren  Zeit  angehört,  jene  dreiVerse  also 
auch  aus  diesem  Grunde  als  späteres  Ein- 
schiebsel auszuscheiden  sind.    Damit  fallt  auch 


1)  Phobos  auf  einem  etruskischen  Kronleuchter 
(nach  Mon.  d.  Inst.  3,  42). 

das  Schreckbild  des  Phobos  in  der  Aigis  und 
damit  überhaupt  die  Verwendung  des  Phobos 
als  Apotropaion  bei  Homer.  Denn  auch  die 
Erwähnung  von  Gorgo,  Deimos  und  Phobos  im 
Schilde  des  Agamemnon,  11.  11,  36  f.,  pafst 
durchaus  nicht  zu  der  übrigen  Beschreibung 
des  Schildes,  wonach  in  der  Mitte  ein  stählerner 
Buckel  war,  während  den  Schild  Gorgo  „rund 


scheinen,  Paus.  5,  19,  4.  Hier  heifst  es,  auf 
dem  Schild  Agamemnons  sei  Phobos  mit  einem 
Löwenkopf  (natürlich  als  Apotropaion)  und  der 
Inschrift  zu  sehen  gewesen: 

Ovtog    phv    (Poßog    iari    ßgozüv,    6    d'    %%(av 
'Aycc{i8Liva>v. 

Allein  hier  ist  nur  Phobos  auf  dem  Schilde, 
und  der  Künstler  fühlte  das  Bedürfnis,  das 
10  Bild  des  löwenköpfigen  Menschen  durch  Bei- 
schrift zu  erklären,  mufste  also  voraussetzen, 
dafs  seine  Zeitgenossen  das  Bild  ohne  die  Er- 
klärung nicht  ver- 
standen. Der  lö- 
wenköpfige  Pho- 
bos ist  eine  Neue- 
rung, die  wahr- 
scheinlich wie  die 
geflügelte  Artemis 
20  an  demselbenKyp- 
seloskasten    unter 

orientalischem 
Einflufs  entstan- 
den ist.  Aus  Ho- 
mer gewinnen  wir 
also  nichts  für  die 
Gestalt  des  Pho- 
bos, als  dafs  er  wie 
Ares  in  M  e  n  - 
30    s  c  h  e  n  g  e  s  t  a  1 1 

und  zwar  von  schrecklichem  Aussehen  gedacht 
war,  dafs  aber  das  Schreckbild  des  Phobos  auf 
Waffen  dem  Dichter  der  llias  noch  fremd  war. 
Wenn  in  archaischen  Vasenbildern  Phobos  mit 
gorgoähnlichem  bärtigem  Kopf  erscheint,  so  ist 
dies   aus   orientalischem   Einflufs   zu   erklären. 


3)  Phobos  als  Schildzeichen  auf 

einem  kyren.  Schalenbild   (nach 

Arch.  Ztg.  1881  Taf.  12,  2). 


40  -L 


50 


2)  Phobos  als  Schildzeichen  auf  einer  Caeretaner  Hydria 
im  Louvre  (nach  Ann.  dell'  Inst.  1864  tav.  O.  P.). 


4)  Phobos  als  Schildzeichen  des  Hektor  od.  Polites  auf 
der  Fran<;oisvase  (nach   Wiener  Vorlegebl.  1888  Taf.  2). 


umkränzt  haben"  soll,  umgeben  von  Deimos 
und  Phobos  eine   rein  unausführbare  Vor- 

stellung -  -  und  ist  daher  schon  von  Christ  in 
seiner  Ausgabe  als  spätes  und  ungeschicktes 
Einschiebsel  gekennzeichnet  worden,  s.  Prolegg. 
p.  95,  Anm. 

Eine  Stütze  für  diese  Stelle  könnte  das  Bild 
des  im  11.  Buches  der  Utas  geschilderten  Kampfes 
zwischen  Agamemnon  und  Koon  über  der  Leiche 
des  Iphidamas  am  Kasten  des  Kypselos  zu  bilden 


Dagegen  bietet  uns  Hesiorf  ein  Bild  von  Phobos 
60  in  der  Schildbeschreibung.  Zwar  in  der  kleinen 
Darstellung  im  zweiten  Streifen,  v.  195,  wo 
Deimos  und  Phobos  im  Gefolge  des  Ares  er- 
scheinen, waren  sie  sicher  in  Menschengestalt 
gebildet,  aber  das  Mittelbild  des  Schildes 
v.  144 — 167  war  nicht,  wie  die  gewöhnliche 
Lesart  sagt,  eine  schreckliche  Schlange,  Sqcl- 
xovtog  q>6ßog,  sondern,  wie  sich  aus  den 
Münchener  Tzetzes-Scholien  ergiebt,  aSd^avrog 


2391 


Phobos 


Phobos 


2392 


<&6ßog  ovxi  gpcm/og,  ein  schreckliches  Bild  des 
Phoboskopfes  von  Stahl.  Studniczka,  Serta 
Harteliana  58  ff.  hat  unwiderleglich  bewiesen, 
dafs  das  Bild  einer  Schlange  hier  rein  unmög- 
lich   ist,    da    diese    nicht,    wie  die  folgenden 


5)  Phobos,  Marmorakroterion  aus  Sparta 
(nach  Arch.  Ztg.  1881  Taf.  17). 

Verse  doch  deutlich  sagen,  in  Vorderansicht 
und  mit  so  groisem  Kopfe  dargestellt  sein 
konnte,  dafs  alle  die  angegebenen  Züge  noch 
erkennbar  hätten  angebracht  sein  können: 
Phobos    „blickt    mit    feuersprühenden    Augen 


6)  Phobos,  gegossenes  Bronzerelief  aus  Neandria, 
aus  Bd.  1  Sp.  1717). 


%H7tcdivu ,  entgegengesetzt,  d.  h.  die  Augen- 
sterne standen  nicht  in  der  Mitte  der  Augen, 
sondern  in  den  äufseren  Winkeln,  wodurch 
das  Schreckliche  des  Blickes  vermehrt  wird; 
„sein  Mund  war  mit  weifsen,  ringsumlaufenden 
schrecklichen  Zähnen  gefüllt",  v.  146  f.  und 
über    der  Stirne   (jj.ixwTtov)   schwebte,   wohl  in 


kleiner  Gestalt,  die  schreckliche  Eris.  Nach 
v.  147  folgt  ein  das  ganze  Bild  störender 
Zusatz  über  Eris,  dann  v.  154 — 159,  wie 
Ilias  5,  739 — 741,  eine  Schar  allegorischer  Fi- 
guren, ■jTQotcö£,ig,  Ticdlco^ig,  ouccdog,  noch  ein- 
mal cpoßog.  ocvdQoyiTccciri,  dann  noch  ein- 
mal "Egig,  ferner  Kvdoi^og  und  Kt'iq.  Die 
ganze  Partie  v.  150 — 159  zerstört  völlig 
das  angefangene  anschauliche  Bild,  und 
es  ist  auch,  namentlich  wegen  der  Wieder- 
holung der  Eris  in  v.  156,  im  einzelnen 
viel  daran  herumgebessert  und  gestrichen 
worden,  ohne  Erfolg:  nur  die  Streichung 
aller  10  Verse  kann  das  Bild  retten:  dann 
schliefst  sich  an  v.  149:  Sslvtj  "Egig  .  .  . 
6%ktliri,  7]  Qd  vöov  xs  %cu  £■*  cpgevccg  ei'lsxo 
cpmxüv  ganz  vortrefflich  v.  160:  Ssivbv  ösq- 
y.o\Lbvr\  Hctva%ii6L  xe  ßsßQv%vla.  Wem  das 
Brüllen  der  Eris  zu  dem  Bilde  nicht  zu 
passen  scheint,  der  mag  auch  diesen  Vers 
noch  streichen;  es  hat  aber  so  wenig  Be- 
fremdliches an  sich,  wie  das  Zischen  der  ab- 
gebildeten Schlangen  v.  164.  Dagegen  ge- 
winnen durch  die  Entfernung  der  unge- 
schickten Interpolation  150  — 159  die  fol- 
genden Verse  161 — 167  eine  ganz  neue  Be- 
leuchtung. Wo  sollte  man  bisher  die  zwölf 
Schlangenköpfe  mit  zischend  geöffneten 
Rachen  und  schwarzen  Barten  ansetzen? 
Jetzt  reihen  sie  sich  unmittelbar  an  die 
Schilderung  der  Phobosmaske  an;  nachdem 
Augen  und  Mund  und  die  Gegend  über  der  Stirne, 
wo  Eris  „schwebte",  geschildert  sind,  geben 
die  zwölf  Schlangen  die  natürliche  Umrahmung 
des  furchtbaren  Kopfes,  Studniczka  a.  a.  0. 
Brunn,  Gr.  Kunstgesch.  1,  86  f.  Beide  weisen 
auf  den  schönen  etruskischen  Kronleuchter  von 
Cortona  hin,  abg.  Mon.  d.  Inst.  3,  42.  Studniczka 
S.  68,  dessen  Mittelbild  Brunn  auch  in  der 
40  That  als  Phobos  bezeichnet,  s.  die  Abb.  1. 
Da  hätten  wir  denn  in  der  hesiodischen  Be- 
schreibung des  Phobos  echt  und  gerecht  die 
Fratze  des  sog.  Gorgoneion,  wie  es  uns  in 
den  ältesten  von  ihm  überlieferten  Bildwerken 
vor  Augen  tritt.  Nun  hat  Furtwängler  a.  a.  O. 
Sp.  1705  gezeigt,  dafs  der  mythische  Begriff 
der  Gorgonen  bei  den  Griechen  längst  aus- 
gebildet war,  bevor  die  Fratzenmaske  auf  sie 
übertragen  wurde.  Er  vermutet,  dafs  diese,  in 
oo  ihren  Hauptzügen  fertig,  den  Griechen  von 
einem  Stamme  oder  Volke  überliefert  wurde, 
bei  dem  die  schreckende  Maske  für  irgend 
einen  Dämon  ihre  feste  Ausbildung  erhalten 
hatte,  wahrscheinlich  aus  Nordsyrien.  Was 
lag  näher,  als  diese  Maske  mit  dem  Namen 
des  Gottes  zu  bezeichnen,  dem  in  den  Homeri- 
schen Gedichten  dieselbe  Wirkung,  Schrecken 
zu  verbreiten,  zugeschrieben  wird,  mit  dem 
Namen  des  Phobos?  Das  ist  der  a^ioQtforaxog 
eo  xr\v  öxpiv,  nccvrcov  iläpaxov  xov  ncclov  [isxtxcov 
&sog  des  unbekannten  Komikers.  Alle  der- 
artigen Schreckbilder,  männliche  wie  weibliche, 
ohne  Unterschied  als  Gorgoneien  zu  bezeichnen, 
ist  doch  erst  eine  sehr  junge  Gepflogenheit. 
Und  da  die  Bezeichnung  des  weiblichen  archai- 
schen Typus  der  Schreckensmaske  als  Gorgo- 
neion (was,  nebenbei  bemerkt,  gar  kein  antikes 
Wort  ist;   oder   als  Fopj'fi'73   xegpo^ij  auch  erst, 


2393 


Phobos 


Phobos 


2394 


nachdem  der  Mythos  von  der  Enthauptung 
der  Medusa  durch  Perseus  ganz  geläufig  ge- 
läufig geworden  war,  aufgekommen  sein  kann, 


in 


20 


7)  Phobos  als   Schildzeichen  der  Athena  auf  einer 
Vasenscherbe  des  Amasia  (nach  Areh.  Ztg.  1884  Taf.  15). 


30 


so  ist  für  die  ältesten  Formen  der  aufser  Ver- 
bindung mit  dem  Mythos  vorkommenden 
Schreckensmaske,  die  mit  Vorliebe  als  Apo- 
tropaion  an  Stirnziegeln,  an  Waffen  (besonders 


in 


50 


60 


8)  Pan  als  Phobos  von  einem  Kohlenbecken  aus 
Naukratis  (nach  Areh.  Jahrb.  1890  S.  130). 


Schilden  und  Beinschienen)  auf  altertüm- 
lichen Vasen,  auch  auf  Münzen  angebracht  war  (s. 
Furticänglerim.  Myth.  Lex.  Bd.  1,  Sp  1713 — 1618), 


ersetzen,  wenn  auch  schon  der  Dichter  des 
11.  Buches  der  Odyssee  11,  634  von  der  rogytir] 
■a£(pc(Xrj  Ssivolo  TXhXöiQov  spricht.  Nach  dieser 
Beobachtung  sind  mindestens  die  entschieden 
männlich,  mit  Bart  und  gar  mit  Hörnern 
gebildeten  Gorgomasken  von  dieser  Benennung 
auszunehmen  und  als  Phobosköpfe  zu  be- 
zeichnen, so  dafs  wir  an  Stelle  der  schon  längst 
beobachteten  Doppelnatur  der  sog.  Gorgoneien 
die  bestimmte  Unterscheidung  zu  setzen  haben : 
die  männliche  Maske  ist  der  Kopf  des 
Phobos,  die  weibliche  die  T o  q  y  s  i  ri  y.  s  cp  a  X  rj. 
Hiernach  sind  als  Phobos  zu  bezeichnen,  um 
nur  einige  aus  der  grofsen  Menge  hervorzuheben  : 
1)  Silbermünze  von  Korinth,  mit  Spuren  desBartes, 
hochsitzenden  Thierohren  und  Schlangen, Müller- 
Wieseler,  D.  a.  K.  2,  901 ;  2)  Cäretaner  Hydria 
im  Louvre  Ann.  1864  tav.  a"  agg.  0.  P. ,  Pho- 
boskopf,  das  ganze  Schildrund  füllend  (Abb.  2) ; 
3)  kyrenäisches  Schalenbild,  Areh.  Zeitung  1881, 
Taf.  XII,  2  =  Abb.  3,  ebenso ;  4)  Schildzeichen 
des  Hektor  oder  Polites  auf  der  Francoisvase, 
Wiener  Vorlegebl.  1888,  Tafel  II  =  Abb.  4, 
ebenso ;  5)  Phobosmaske  zwischen  zwei  Sphinxen 
auf  einem  ar- 
chaischen kyre- 
näischen  Ge- 
fäfs,  Areh.  Ztg. 
1881  T.  11,  ab- 
geb.  im  Myth. 
Lex.  Bd.  1,  Sp. 
1714  als  ,,Gor- 
goneion",  ent- 
schieden männ- 
lich, mit  Bart, 

die  langen 
Haare  kommen 
in  jener  Zeit 
auch  Männern 
zu ;  6)  Innenbild 
einer  Augen- 
schale, Tisch- 
hein, Coli.,  bei 
üeinach,  reper- 

toire  des  Vases  peints  2,  322;  7)  Marmor- 
akroterion  aus  Sparta,  Areh.  Zeitung  1881  T.  17 
=  Myth.  Lex.  Bd.  1  Sp.  1716,  mit  Hörnern, 
entschieden  männlich,  =  Abb.  5;  8)  gegossenes 
Bronzerelief  aus  Neandria,  mit  aufgebäumten 
Schlangen  über  der  Stirn,  gefletschten  Zähnen 
und  Bart  von  wildem  Ausdruck,  sehr  alter- 
tümlich, ibid.  1717,  =  Abb.  6;  9)  auf  einer 
Vasenscherbe  des  Amasis,  Areh.  Zeitung  1884 
T.  15  =  Abb.  7,  trägt  Athena  den  mit  der 
bärtigen,  von  sechs  Schlangen  umgebenen 
Schreckmaske  geschmückten  Schild,  also  auch 
noch  nicht  das  Gorgo-,  sondern  das  Phobos- 
haupt;  die  spätere  ausschliefsliche  Beziehung 
des  weiblichen  Gorgohaupts  zu  Athena  ist  hier 
noch  nicht  vollzogen,  und  die  Phobosmaske 
hat  sieh  lange  neben  dem  Gorgokopfe  be- 
hauptet. Wo  die  Fratze  auf  der  Aigis  der 
Athena  erscheint,  ist  es  natürlich  die  Gorgo, 
und  auch  auf  ihrem  Schild  ist  diese  seit  der 
Blütezeit  das  Herrschende,  aber  in  der  archai- 
schen Kunst  trägt  ihr  Schild  alle  möglichen 
Zeichen,  die  bärtige  Fratze  auf  derselben  mufs 


9)  Pan  als  Phobos  von  einem  Kohlen- 
becken aus  Naukratis  (nach  Areh. 
Jahrb.  1890  S.  130). 


die  Bezeichnung  Gorgoneion  durch  Phobos  zu       also  nicht  notwendig  die  Gorgo,  sondern  kann 


2395                       Phoibe  Phoibe                      2396 

ebenso  gut  der  Phobos  sein,  ja  dies  ist  sogar  das  <&oißalu  Xi^vr\  Paus.  2,  30,  7   wird  bei  Hitzig 

Wahrscheinlichere,    vgl.  auch   die  Masken  bei  und  Blümner  angezweifelt  und  dafür  mit  Rück- 

Studniczka,  Serta  Hart.  S.  63,  Fig.  5  u.  6.    2—9  sieht  auf  2,  32,  10  WiyuLci  li\Lvr\  gesetzt, 

sind  durchweg  Apotropäen.  —  Sicher  Phobos  Den  vorhandenen  Zeugnissen   nach  ist  der 

und  nicht  Gorgoneion   ist  der  Kopf  auf  dem  Name  Phoibe   in  folgenden   Fällen  verwendet 

Schild  des  Ares  zu  benennen  auf  einem  sehr  worden: 

altertümlichen  schwarzfig.  Vasenbild,  das  die  1)  Als  Schwester  des  Phoibos  Apollon  gilt 
Geburt  der  Athena  darstellt;  abg.  Gerhard,  Phoebe  bei  den  römischen  Dichtern  vom  l.Jahrh. 
Auserlesene  Vasenb.  1,  1;  Baumeister,  Denkm.  v.  Chr.  an  (die  einzelnen  Stellen  s.  bei  Carter, 
1,  218.  —  11)  Phobos  und  Deimos  in  ganzer  10  Epitheta  deorum,  Suppl.  z.  d.  Lexikon  unter 
Figur,  im  Knielaufschema,  mit  Barten,  auf-  Diana).  Phoebe  ist  hier  eine  geläufige  Be- 
gerichteten Schlangen  um  die  Stirne,  geflügelt  Zeichnung  der  Mondgöttin.  Obwohl  anzunehmen 
und  mit  Schlangengürtel  an  der  Francoisvase,  ist,  dafs  der  Gebrauch  der  römischen  Dichter 
Wiener  Vorlegebl.  1888  Taf.  IV.  Dafs  hier  auf  griechische  Überlieferung  zurückgeht, 
nicht  die  Gorgonen  gemeint  sind,  beweist  die  können  doch  nur  wenige  griechische  Belege 
Abwesenheit  des  Perseus  und  die  Bärtigkeit  angeführt  werden.  Porphyr,  bei  Euseb.  praep. 
der  Gestalten.  ev.  6,  1.  2  (=  Wolff,  orac.  v.  236)  $oißr)  yaQ 
Dem  Phoboskopf  ähnlich  gebildet  und  gleich  ivaxonog  iJQoatv  ccyvrjv  Kvtcqiv,  iittiyo\i.ivr\v 
ihm  als  Apotropaion  verwendet,  z.  B.  an  griechi-  Q-fßvv  yovov,  a>  (pils,  asio,  wozu  erklärend 
sehen  Kohlenbecken,  erscheint  der  Kopf  des  20  hinzugefügt  wird:  idov  %ai  anb  rov  67toQi^ov, 
Pan  in  einer  Gestaltung,  die  schon  Newton  öxi  HtXrjvn  i%\  kcpQodirnv  iepigsto,  ilnsv  ort 
veranlafste,  an  Phobos  zu  denken,  s.  d.  Abb.  8  &i]Xv  ytvvrj&rjGsrai.  Vgl.  Boscher,  Über  Selene 
und  9,  vgl.  Conze,  Jahrb.  d.  areh.  Inst.  1890  und  Verwandtes  S.  17.  Ferner  Oppian.  cyn. 
S.  118  ff.,  bes.  S.  137.  Und  als  Erreger  des  2,  1;  Anthol.  Pal.  5,  255,  10  u.  9,765,  2  (Paulus 
panischen  Schreckens  nimmt  Pan  im  griechi-  Silentiarius);  auf  Hekate  =  Artemis  bezüglich 
sehen  Volksglauben  mindestens  seit  dem  fünften  Euseb.  4,  23,  7  (=  Wolff,  orac.  v.  169). 
Jahrhundert  eigentlich  die  Stelle  des  alten  2)  Phoibe  ist  eine  Titanin,  Tochter  des 
Schreckensenders  Phobos  ein.  So  bei  Mara-  Uranos  und  der  Gaia,  Hesiod.  theog.  136  (hier 
thon,  Salamis  und  Delphi,  vgl.  Boscher,  Archiv  mit  dem  Beinamen  xQvaoortcpccvog),  Apollod. 
f.  Religionmiss.  1,  68 f.  u.  ob.  Sp.  1389 f.  Robert,  30  1,  1,  3,  itcäg  X&ovog  Aeschyl.  Eum.  6,  Tatriig 
Marathonschlacht  35 ff.  Iheokr.  syr.  9.  Aesch.  genannt  von  Antintachos  frgm.  83  Kinkel  bei 
Pers. 449.453.  Paus.  10,23,  7,  während  Phobos  Hesych.  s.  v.,  nach  der  Hypothesis  zu  Pindars 
als  solcher  verschwindet;  doch  ist  es  noch  ein  Pythia  (Boeckh  Bd.  2  S.  297)  Tochter  des  Kronos; 
später  Nachklang  dieser  Vorstellung  von  Pan,  Gemahlin  des  Koios  und  von  ihm  Mutter  der 
wenn  bei  Nonnos  14,  81  ein  Pan  den  Namen  Leto  und  Asteria,  Hesiod.  th.  404 ff.,  Apollod. 
Phobos  führt.  1,  2,  2;  Hygin  S.  11,  12  Schmidt  (überliefert  ex 

2)  Name  eines  Rosses  des  Ares  bei  Anti-  Polo  et  Phoebe  für  Coeo  .  .  .),  also  Grofsmutter 
machos  fr.  45  Stoll,  =  46  Kinkel,  =  Schol.  Venet.  des  Apollon.  Leto  als  Tochter  des  Koios  und 
A  zu  Hom.  U.  4,  439,  der  aus  Mifsverständnis  der  Phoibe  erwähnt  auch  Diod.  5,  (i7  u.  Hypoth. 
von  Hom.  B.  15,  119  Deimos  und  Phobos  als  40  zu  Find.  Pyth.  Nach  Aesch.  Eum.  lff.  hatte 
die  Rosse  des  Ares  auffafste.  Weiter  ging  die  Titanin  Phoibe  als  Nachfolgerin  der  Gaia 
Quintus  Smyru.  8,  241,  der  vier  Rosse  des  und  der  Themis  und  Vorgängerin  des  Apollon 
Ares  nennt,  Aithon,  Phlogios  (s.  d.),  Konabos  das  delphische  Orakel  inne,  welches  sie  dem 
und  Phobos,   erzeugt  von  Boreas  mit  Erinys.  Apollon  als  Geburtstagsgabe  (yavs&Xlccv  döaiv) 

Über  die  vielfachen  Personifikationen  der  übergab.  Am  grofsen  Altar  zu  Pergamon  war 
Furcht  und  des  Schreckens,  die  zumal  bei  den  unter  den  Kämpfern  gegen  die  Giganten  wahr- 
römischen Dichtern  vielfach  reine  Allegorien  scheinlich  auch  Phoibe  dargestellt  (Kgl.  Museen 
sind,  s.  Pallor  und  Pavor.     [Weizsäcker.]  zu   Berlin,    Beschreibung    der    Sktdpturen    aus 

3)  Phobos,  Kodride  in  Phokaia,  der  zuerst  Pergamon,  1)  Gigantomachie  S.  22  mit  Abbil- 
den leukadischen  Sprung  ausgeführt  haben  50  düng,  hier  wiederholt).  Sie  ist  jedenfalls  in 
soll ,  führt  mit  seinem  Bruder  Blepsos  pho-  der  auf  Uranos  und  Themis  folgenden  Frauen- 
käische  Kolonisten  nach  Lampsakos.  Das  gestalt  zu  erkennen,  die  mit  einer  brennenden 
Nähere  s.  Bd.  2  s.  v.  Lampsake.  Charon  v.  Fackel  in  der  R.  gegen  einen  Giganten  an- 
Lampsakos  bei  Plut.  de  mul.  virt.  18.  Polyaen.  stürmt.  Von  der  Inschrift  ist  nur  das  0  er- 
8,  37  (wo  fälschlich  <I>oS,og  steht].  E.  Meyer,  halten.  Rechts  von  Ph.  kämpft  Asteria  und 
Gesch.  d.  Altert.  2,  288  S.  447.  Über  den  my-  weiterhin  auch  Leto.  Phoibe  trägt  einen  fal- 
thischen  Ursprung  der  Brüder  s.  A.  Dieterich,  tigen  untergürteten  Chiton  und  einen  Mantel, 
Abraxas  91   u.  Anm.  6.     [Höfer.]  der,  zum  Teil  zusammengerollt,  wie  ein  Schurz 

Phoibe   (<&oißrj),   das    weibliche   Seitenstück  um  den  Leib  geschlungen  und  über  die  linke 
zu   Phoibos  (s.  diesen),    ursiminglich   Bezeich-  60  Schulter    gezogen    ist;    der    Chiton    ist   eigen- 

nung    eines    göttlichen    Wesens    von    gleicher  tümlich  geknittert,  als  sollte  damit  glänzende 

Art,  in  alter  Zeit  ebenso  wie  <&o7ßog  'A-nöllow  Seide  angedeutet  werden,  dem  Namen  Phoibe 

Inhaberin    des    delphischen    Orakels,    Aeschyl.  entsprechend  (a.  a.  O.  S.  21),  das  Haar  fällt  in 

Eum.  lff.     Auch   das  ^oißcclov   bei   Therapne  langen  Locken  über  den  Nacken  herab. 

[Herod.  6,  61;  Pausan.  3,  14,  9  und  3,  20,  2  Nach  Fwrtwängler,  Samml.  Saböuroff,  Vasen, 
(vgl.  die  Ausgabe  von  Hitzig  und  Blümner  Einl.  S.  14  f.  stellt  der  Lambergsche  Krater 
z.  d.  St.);  Liv.  34,  38]  kann  als  Heiligtum  einer  (Laborde,  Collection  de  vases  grecs  de  M.  le 
Phoibe    schlechthin    betrachtet    werden.      Die       Comte  de  Bamberg  1  pl.  27;  Benndorf,  Griech. 


2397 


Phoibe 


Phoinike 


2.398 


u.  sicil.  Vasenb.  S.  78,  ebenfalls  mit  Abbildung) 
aus  dem  4.  Jahrb..,  attischer  Herkunft,  die 
Stiftung  des  delphischen  Orakels  dar.  Wäh- 
rend Apollon  eingesetzt  wird,  verlassen  seine 
Vorgängerinnen  Gaia,  Themis,  Phoibe  (diese 
in  der  Mitte  auf  einem  Schwane  sitzend)  die 
Stätte.  Diese  Deutung  ist  schon  deswegen 
sehr  bedenklich,  weil  nach  der ,,  Sage  die  drei 
Göttinnen  einander  abgelöst  haben,  also  nicht 


progr.  S.  23).  Vgl.  auch  Klein,  Euphronios- 
65  nr.  8   u.    Corp.  inscr.  Graec.   7460.     [Türk.] 

Pkoibetria  (C.  I.  Gr.  4987)  wohl  =  Isis  (s.  d.). 

Phoibos  (<&oZßog),  ursprünglich  selbständige 
Bezeichnung  einer  Gottheit,  an  der  die  Eigen- 
schaft des  Lichten,  Reinen  hervorgehoben  wurde, 
seit  alter  Zeit  als  Beiname  mit  knöllcov  ver- 
bunden oder  für  ihn  eingesetzt.  Die  Beispiele 
aus   der  ganzen   griechischen  Litteratur  siehe 


gemeinsam   dem   Apollon    gewichen   sind;   zu-  10  bei  Bruchmann,  Epitheta  unter  knollav.     Im 


dem  befinden  sich  auf  dem  Bilde  nicht  alle 
in  der  entsprechenden  Haltung,  die  linke  scheint 
vielmehr  zu  sitzen.  Es  sind  doch  wohl  eher 
noch  die  Göttinnen  des  Parisurteils  zu  er- 
kennen und  Phoibe  ist  hier  nicht  zu  suchen. 
3)  Phoibe,  Tochter  des  Leukippos,  Schwester 
der  Hilaeira  Äpollod.  3,  10,  3,  5.  Als  Vater 
wird  Apollon  genannt  in  den  Kyprien,  Paus. 
3,  16,  1.      Ph.    ist    Gemahlin    des  Polydeukes 


Lateinischen  wird  Phoebus  gewöhnlich  ohne 
Apollo  (Ausnahmen  wie  Verg.  Aen.  3,  251 
sind  vereinzelt)  und  oft  für  den  Sonnengott 
und  die  Sonne  gebraucht.  Siehe  Carter,  Epitlieta 
deorum  unter  Apollo.  Zu  der  Bedeutung  von 
cpoißog  vgl.  i]Xlov  cpoißv  cployi  Aesch.  Prom. 
22 ;  cpoißog  =  frein'  (äyvög,  y.a&cxQÖg)  Plut.  de 
E  ap.  Delph.  303  C;  Macr.  1,  17;  Cornutus 
66,  8;  PhotiltS:  cpoißog  xa&cxQÖg,  ccyvog '  i)  [LcivTig 


Apolloil.  3,  11,  2,   dem   sie  den   Mnesileos  ge-  20  xcci  cc^iavrog.  Siehe  auch  Preller- Robert,  Griech. 

Mythol.  1  S.  231  Anm.  2;    Usener,  Götternamen 
S.  332  f.     [Türk.] 

Phoidos    ($oldog)    s.   Phokos   nr.   3.      Nach 


biert.      Paus.  2,  22,  6  und  3,   18,  7  nennt  ihn 
Mvaoivovg.      Tzetz.    zu    Lycophron    511    führt 
beide  Namensformen  an:  Mvnßiltcog  r)  Mvrjßi- 
voog.     Bei   Prop. 
1,  2,  15  ist  Kastor 
der    Gemahl  der 
Phoibe,   Hilaeira 
gehört  dem  Poly- 
deukes.   Im  übri- 
gen vgl.  den  Arti- 
kel   Leukippiden 
und  über  das  Ge- 
mälde   des    Ale- 

xandros  von 
Athen  in  Herku- 
lanum  (Heibig, 
Wandgem.  170  b) 
aufserdem  unter 
Leto  Bd.  2  Sp. 
1978 f.  undNiobe 
Bd.  3  Sp.  399  ff. 

4)  Eine  der  He- 
liaden,  derSchwe- 
stern  des  Phae- 
thon  nach  Hesiod, 

welcher  nach  Schol.  Strozz.  in  Germanicum 
S.  174,  6 ff.  (Breysig)  und  Hygin.  f.  154  sieben 
Namen  nennt:  Merope  Helie  Aegle  Lampetie 
Phoebe  Aetherie  Dioxippe.     Bei  Heraclitus  de 


Phoibe 


Asien  .1 


Phoibe  u.  Asteria  mit  Giganten  kämpfend,  Eelief  am  groi'sen  Altar  zu  Pergamon, 
jetzt  in  Berlin  (nach  Beschreibung  der  Skulpturen  aus  Pergamon  1  S.  22). 


Unger,  Theb.  Paradoxa  149  ist  statt  QoiSog  zu 
lesen  (Pücxog.     [Höfer.] 

Phoinike    (^oivi%r\),    1)    Zu   Lykophr.    658: 
<J>oivUrj   ftsä    bemerkt    das  Schol. :    (Poivinr]   i] 


incredib.  36  (Westermann,  Mythogr.  Gr.  S.  319,  50  k&rjvu  iv  KoqIv&co  und  auch  der  Anonym 


28)  erscheinen  drei:  (frolßi],  jlciiursxw,  Ai'yXr}, 
ebenso  bei  Hygin.  f.  156  als  Töchter  des  Sol 
und  der  Clymene  Lampetie  Aegle  Phoebe. 
Vgl.  Heliades  und  Phaethon. 

5)  Hamadryade,  Gemahlin  des  Danaos, 
Apollod.  2,  1,  5,  4. 

6)  Tochter  des  Tyndareos  und  der  Leda 
neben  Klytaimestra  und  Helena,  Eurip.  Iph. 
Aul.  5  0.     Ocid.  her.  8,  77. 


Laur.  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell  -  Studemund 
1,  269,  33  bezeichnet  (froivUn  als  Epitheton  der 
Athene.  Mit  dem  Kulte  der  Athene  Ph.  steht 
ohne  Zweifel  der  von  Ephoros  bei  Steph.  Byz. 
s.  v.  <&oiviY.alov  erwähnte  Berg  Phoinikaion  in 
Zusammenhang,  wo  sich  höchst  wahrscheinlich 
der  Tempel  oder  der  Altar  der  Göttin  befand, 
E.  Maafs,  Griechen  u.  Semiten  auf  d.  Isthmus 
v.  Korinth  5  (und  dazu   C.  Fries,   Wochenschr. 


7)  Schwester  des  Meleagros,   Westermann,  60  f.    Mass.    Phil.    20    [1903],    282).  _  Der    Name 


Mythogr.  Gr.  S.  345,  13. 

8)  Eine  der  von  Herakles  getöteten  Ama- 
zonen, Diod,  4,  16,  3. 

9)  Name  einer  Mainade  auf  einer  chalki- 
dischen  Vase  der  Sammlung  Durand  (de  Witte, 
DescriptioH  nr.  145),  von  der  sich  im  Berliner 
Museum  eine  Zeichnung  befindet  (Furtiväitgler, 
Satyr  aus  Pergamon,   40.  Berl.  "VVinckelmanns- 


Phoinike  sowie  das  andere  Epitheton,  das 
Athene  in  Korinth  führte,  'Ellcorig,  -im,  hat 
zu  dem  L-rtum  verführt,  Niederlassung  der 
Phoiniker  in  Korinth  und  phoinikischen  Ur- 
sprung des  Kultes  der  Athena  (=  Aphrodite- 
Astarte)  anzunehmen,  Wilisch  Bd.  1  Sp.  2031  f. 
s.  v.  Hellotia  (mit  weiteren  Litteraturangaben) 
und   neuerdings   wieder   in   Beiträge   z.  Gesch. 


o 


2399                    Phoinike  Phoinissa                   2400 

d.  alt.  Korinth  (Progr.  Zittau  1901;  S.  ü.  E.  ed.  Maafs  p.  184.  Serr.  ad  Verg.  Aen.  1,  24G. 
Curtius,  Pelop.  2,  517.  Arcli.  Zeit.  37,  97.  Den  —  6)  Personifikation  des  gleichnamigen  Lan- 
griechischen Ursprung  der  Göttin  betonen  des  auf  Münzen  des  Antoninus  Pius,  Eckhel, 
BeJoch,  Rh.  Mus.  49  (1894),  128.  Odelberg,  Boctr.  num.  vet.  7,  5.  Cohen  2,  328,  526. 
Sacra  Corinth.,  Sicyon.,  Phlias.  30.  E.  Maafs  [Höfer.] 
a.  a.  0.  Nach  Üdelberg  bezeichnet  Ph.  die  Athene  Phoinikopeza  (<&oiviy.6ti££u),  Beiname  der 
als  Lichtgottheit  (vgl.  A.  Bieterich,  Nekyia  25:  Demeter,  Find.  Ol.  6,  94  (159),  vom  SchoJ. 
Thoinike,  das  rote  Land,  das  Land  des  Sonnen-  durch  scharlachfüfsig  \v.ov.y.iv6novg)  oder  rot- 
aufgangs').  Maafs  weist  die  Ansicht  zurück,  füfsig  (tQv&QÖTTovg)  erklärt  oder  auch,  weil 
dal's  die  Korinthier  die  ihnen  aus  Phoinikien  10  7tt£a  sowohl  das  unterste  als  das  äufserste  jedes 
zugeführte  fremde  Göttin  mit  ihrer  Athene  Gegenstandes  bedeuten  kann,  =  blondköpfig, 
gleichgesetzt  und  sie  als  rPhoinizierin'  bezeich-  intidi]  oi  Xiy.^iibvxbg  xä  ayvga  ^av%.o\  yivovxca 
net  hätten.  Er  nimmt  an,  dafs  die  Filiale  %r[v  -AtcpaXriv.  Winckelmann,  Gesch.  d.  Kunst 
eines  in  Phoinikien  bestehenden  griechischen  (1776)  1,  21  will  die  Bezeichnung  rrotfüfsig' 
Kulttempels  der  griechischen  Athene  nach  von  der  Bemalung  mit  roter  Farbe  her  ableiten 
Korinth  übertragen  und  dafs  die  Göttin  hier  Boeckh,  Explic.  ad  Find.  163  vergleicht  das 
zum  Unterschiede  von  der  'A%r\vä  XaXivlxig  Epitheton  der  Thetis  aQyvQOTibga:  wie  dies  auf 
und  'EXXaxig  die  "Phoenizierin'  genannt  worden  die  Silberfarbe  des  Wassers  hindeute ,  so  sei 
sei.  Als  Analogon  führt  Maafs  die  von  Paus.  Demeter  cponnxoTttSa  genannt  worden  nach  der 
2,  27,  6  aus  spätrömischer  Zeit  erwähnte  Stiftung  20  Farbe  des  reifenden  Getreides,  vgl.  Verg.  Georg. 
eines  Kultus  des  Asklepios  und  des  Apollon,  1,  259  (rubicunda  Ceres).  Hom.  II.  5,  500  (^txv&ij 
iTtinlrfiiv  Alyvnxioi  in  Epidauros  an:  auch  hier  z/tj^tt^)  und  die  häufige  Bezeichnung  flava 
sei  ein  in  Ägypten  bestehender  griechischer  (Ov.  Met.  6,  118).  Ahnlich  erklärt  das  Epi- 
Kultus übertragen  worden,  und  ebensowenig  theton  Mannhardt,  Mytli.  Forschungen  236f. : 
wie  diese  zwei  Götter  ihrem  Ursprung  nach  wie  Thetis  ccQyvgone^a  heifse,  weil  unter  ihren 
als  ägyptisch  bezeichnet  werden  könnten,  dürfe  Füfsen  die  Wellen  des  Meeres  silbern  auf- 
man  aus  dem  Namen  <&oivi-x.y\  auf  phoiniki-  schäumen,  so  werde  Demeter  rrotfüfsig'  ge- 
sehen Ursprung  der  korinthischen  Athene  Ph.  nannt,  weil  sie  leise  über  das  wallende  Korn- 
schliefsen.  Auch  der  Name  'EXXonlg,  den  Athene  feld  wandelnd  in  die  Spitzen  der  reifen  Ähren 
in  Korinth  führte,  ist  nach  Maafs  (vgl.  Odel-  30  kaum  merklich  mit  den  Füfsen  eintauchte, 
berg  a.  a.  O.  Busolt,  Griech.  Gesch.  I2,  267,  2.  so  dafs  diese  von  rötlichem  Schimmer  um- 
E.  Meyer,  Gesch.  d.  Altert.  2  S.  149)  nicht  flössen  werden.  Lukas,  Quaest.  lexic.  201 
semitisch,  wie  Wilisch  (s.  d.  Art.  Hellotia)  und  bezieht  das  Epitheton  auf  die  ImuQol  (epot- 
andere  annehmen,  sondern  rein  griechisch  und  tntiovg  =  glänzend)  nodig,  vgl.  Hera  XtvxwXbvog. 
gehört  zu  den  'EXXoi,  UtXXol  —  '  EXXwxig  ge-  Nun  bedeutet  aber  7tt£cc  auch  den  Saum,  die 
bildet  vom  vorausgesetzten  'EXXcoxög  (vgl.  Boioi-  Kante  eines  Gewandes  (Apoll.  Ehod.  4,  46  und 
zig,  -6g)  gehört  zu  'EXXog,  wie  Boionög  zu  Botög  Schol.  Pollux  7,  62),  sodafs  cpoiviKons £«  die 
-  den  Bewohnern  von  Dodona  und  Umgegend.  Göttin  mit  Purpursaum  bedeuten  kann.  Die 
Der  marathonische  (Bd.  1  Sp.  2031,  26  tf.)  Kult  Purpurfarbe  aber  war,  wie  0.  Gruppe,  Be  Cadmi 
der  Athene  Hellotis  ist  jetzt  auch  inschriftlich  40  fabula  12  und  Bursians  Jahresber.  85  (1895), 
bezeugt  durch  eine  Kalenderinschrift  aus  der  277  f.  durch  zahlreiche  Beispiele  nachgewiesen 
Epakria  mit  Opferbestimmungen  für  jL%-r\vulu  hat,  den  unterirdischen  Göttern  heilig,  sodafs 
' Ellcaxlg  und  der  Erwähnung  eines  'EV.totiov,  wir  in  Phoinikopeza  vielleicht  einen  auf  die 
Bichardson,  Am.  Journ.  arch.  10  (1895),  210f.  Demeter  als  Unterweltsgöttin  bezüglichen  Bei- 
Papers  of  am.  school  at  Athens  6  (1897),  376  f.  namen  erblicken  dürfen.  [Höfer.] 
de  Prott,  Leg.  sacr.  Graec.  26  S.  48 f.  (vgl.  Phoiiiikosteroyas  (ß>oivixo6t£Q6nag),  röt- 
S.  53).  —  2)  Phoinike,  von  Poseidon  Mutter  der  liehe  Blitze  schleudernd,  Beiname  des  Zeus, 
Torone  (Welcker,  Aesch.  Trilog.  10,11.612,22),  Find.  Ol  9,  6.  Mannliardt,  Mythol  Forsch. 
Steph.  Byz.  s.  v.  ToQmvrj.     O.  Gruppe,  Be  Cadmi  236,  1.     [Höfer.] 

fab.  17.     Sonst  ist  Torone  Gattin  (Tzetz.  Lyk.  50      Phoinissa    (ß>oiviocu),    1)    die    phoinikische 

116)  bez.  Tochter   (Steph.  Byz.  a.  a.  O.     Eust.  Göttermutter  AatQovor}  (—  Astarte)  heifst  &tä 

ad  Bionys.  Per.  327)  des  Proteus.  —  3)  Tochter  (Polviaocc    bei    Bamascius ,    vita    Isid.    302.    — 

des    attischen    Königs    Aktaion    (s.    d.    nr.   3),  2)  Bei  Rufin.  Recognit.  10,  21  [Iuppiter  vitiat] 

Schwester  der  Aglauros,  Herse  und  Pandrosos,  PJioenissam  AJphionis,   ex  qua  nascitur  Endy- 

die  als  Jungfrau  starb  und  der  zu  Ehren  Ak-  mion  ist  gemäfs  der  von  Rufmus  bei  der  Auf- 


taion    die    von    ihm    erfundenen    Buchstaben  Zählung   der   von    Zeus    geliebten   Frauen   be- 

<Poivi->trjia  yQdfi^txrcc  nannte,  Skamon  bei  Phot.  obachteten    alphabetischen    Reihenfolge    statt 

Sind.;  vgl.  Hesych.  s.  v.  <Pon>.  ypafifi.    Andron  Phoenissam    zu    lesen    Iphianassaui,    Bücheier, 

u.  Menekrates  von    Olynth  bei  Bekker,  Anecd.  Jahrb.  f.  khiss.  Phil.  105  (1872),  574.   Als  Vater 
782 f.     Sonst  (Sophokles  bei  Hesych.  fpoivi-doig  60  des  Endymion   wird   Zeus    auch    genannt    bei 

yga^aGL.     Eust.  ad  Hom.  Od.  1757,  58.    Plut.  Apollod.  1,  7,  5.     Iphianassa  ist  im  Zusammen- 

Quaest.  Conv.  9,  3,  2)   sollen  diese  so  genannt  hang  mit  Endymion  sonst  nur  als  dessen  Gattin 

sein,  weil  sie  Kadmos  aus  Phoinikien  gebracht  nachweisbar,  Apollod.  1,  7,  6.     Für   Alphionis 

habe;   vgl.   auch   Beloch ,  Rh.  Mus.   49  (1894),  wird,   da   die  Endymionsage  hauptsächlich   in 

130.  -  -  4)  Mutter  der  Europa,   Schol.  Bionys.  Elis  lokalisiert  war,  Alphei   zu   lesen  sein.  — 

Per.  270,    wenn    nicht    statt    zfjg   <£>oivUng  zu  3)  Phoenissa  =  Dido,  Sil.  Ital.  8,  184.      Verg. 

zu  lesen  ist  xfjg  (SoLvinog.  —  5)  Anderer  Name  Aen.  1,  670.  6,  450.  —  4)  =  Europa,  Bakcliylid. 

der  Kynosura  (s.  d.),  Commentar.  in  Arat.  rcl.  16,  54.     [Höfer.] 


2401                      Phoinix  Phoinix                      2402 

Phoinix    (fPolvi^),    1)   ein    beim  Eide    ange-  Apollon.  Bhod.  3,  118G  angenommenen  Lücke, 

rufener  Gott  oder  Heros  in  Dreros   auf  Kreta,  wie  Crusius  vorschlägt  (Artikel  'Kadmos'  Bd.  2, 

genannt    in    einer   dort   gefundenen    Inschrift,  S.  843),   als  Sohn  des  Agenor  zwischen  diesen 

Rhein.  Mus.  10  (1856),  S.  393 ff.,  Sitzb.  d.  Wiener  und  Kadmos  einzuschieben,  scheint  an  und  für 

Ale.  30   (1859),   S.  431  ff. ,    Philöl.  9,   S.  694  ff.,  sich    der  Natur  jenes    boiotischen   Ahnherren 

Bursian,  Geographie  v.  Griechenland  2,  572,  2,  nicht    angemessen    zu    sein    und    wird    um    so 

Gauer,  delectus  inscript.  Graec,  2.  Aufl.,  nr.  121.  schwieriger,  wenn  noch  Phoinix  als  Nachkomme 

Der  daneben  stehende  Name  'A^ixpiwvu  ist  wohl  desselben  Ogygos   hinzukommt.     Es  wird   ein- 

der    seiner    Gemahlin.      Phoinix,    der    „rote",  facher    sein,    hier    eine    selbständige    Abstam- 

konnte  eine  Bezeichnung  des  Sonnengottes  sein,  10  mungssage    anzuerkennen,    welche   den  beson- 

mit  Rücksicht  auf  Morgen-  und  Abendrot.   Vgl.  deren    Zusammenhang    des    Phoinix    (und    des 

W.  H.  Röscher,    Über  Selene  und   Verwandtes,  Kadmos)  mit  Boiotien  hervorhebt.     Da  Karme, 

S.  131,  und  Beloch,  Rhein.  Mus.  f.  Philol,  N.  F.  die  Tochter  des  fOgygiers'  Phoinix  Ciris  220, 

49  (1894;,  S.  127.    Dadurch,  dafs  dieser  Phoinix  eine   kretische   Gestalt  ist,   so   liegt  hier  eine 

mit    dem    Ländernamen    Phoinike    (rOstland',  Mischung  kretischer  und   boiotischer  Voi-stel- 

zunächst  =  Karien,  Korinna,  fr.  27  bei  Athen.  lungen  vor,   welche   sehr  wohl  auf  kretischem 

4,  127  F,   dann  von   der  syrischen  Küste  ge-  Boden    stattgefunden    haben    kann    (vgl.    die 

braucht)  in  Beziehung  gesetzt  wurde,  entstand  Europasage).    S.  H.  D.  Müller,  Mythologie  der 

die  Meinung  von  seiner  phoinikischen  Herkunft,  griech.  Stämme  1,  S.  236. 

vgl.  unter  2).     Eine   Erinnerung    an   die  Ver-  -20        Als  Geschwister   des  Phoinix   nennt  Phere- 

ehrung  des  Ph.  auf  Kreta  hat  sich  auch  darin  kydes   die  Isaie,    Gemahlin   des  Aigyptos,    und 

erhalten,    dafs    der  Eponymos   von   Itanos    als  die  Melia,  Gemahlin  des  Danaos,  beides  Töchter 

sein  Sohn  galt,  Steph.  Byz.  s.  v.     Ähnlich  ver-  des  Agenor  und  der  Damno,  welche  auch  des 

hält  es  sich  in  Kythera  und  Thasos,  denn  auch  Phoinix    Mutter    ist,    aufserdem    Kadmos    von 

Kytheros  (Steph.  Byz.)  und  Thasos  {Herodot.  6,  Argiope,  der  anderen  Frau  des  Agenor.    Euri- 

47)   heifsen    Söhne    des   Phoinix.     Bei   Karnos  pides  im  (I>q1,£os   stellt  als  Brüder  neben  Ph.: 

dagegen,    ebenfalls    einem     Sohne    desselben,  Kadmos,  Kilix  und  Thasos,  Apollodor  Kadmos 

handelt  es  sich  um  die  phoinikische  Stadt  Karne,  und  Kilix,  dazu  die  Schwester  Europa  (Eltern 

Istros  bei  Steph.  Byz.  s.  Kccqvv.   In  der  griechi-  Agenor  und  Telephassa),  Ioann.  Antiochen.  als 

sehen  Sage  lebte  Phoinix  in  der  unter  2)  und  30  Geschwister:    Kadmos,    Syros,    Kilix,    Europa 

3)  behandelten  Gestalt  fort.  (Eltern  Agenor  und  Tyro),  Schol.  Eurip.  Phoen. 

2)  Sohn  des  Agenor  bei  Pherekydes  40  (Schol.  5:  Kadmos,  Kilix  (Eltern  Agenor  und  Argiope), 

Apollon.  Rhod.  3,  1186);  Euripides  fr.  819  p.  627  Schol.    Eurip.    Phoen.    217:    Kadmos,    Thasos, 

Nauck'2  (im  'pQi&g,  Schol.  Aristoph.  Ran.  1125);  Kepheus,   Kilix,  Phineus,  Europa,    Eustath.  zu 

0  Antonin.  Liber.  40;   Apollod.  bibl.  3,    1,    1,   2;  Dionys.  Perieg.  899.  911:  Syros,  Kilix,  Europa 

'  Hygin.  178;  Servius  zu  Verg.  Aen.  3,  88;  Ioann.  (Eltern  Agenor  und   Tyro).     Dagegen   macht, 

Antiochen.  fr.  6,  15  (FHG  4,  p.  544);  Schol.  Eur.  wie   schon   erwähnt,   Schol.  Eurip    Phoen.  291 

Phoen.    5    und    217;    Photius    (und  Suidas)    s.  den  Agenor  zum  Bruder   des  Phoinix  (Vater: 

'PoiviKi'ß'a  yQÜ^i^ara;  Eustath.  zu  Dionys.  Perieg.  Belos).   Dazu  fügt  Euripides  bei  Schol.  Aeschyl. 

899.   905.      Als   Mutter    nennt   Pherekydes    die  40  Suppl.  317  noch:  Phineus,  Aigyptos  und  Danaos; 

Damno,  Tochter  des  Belos,  Apollodoros  die  Tele-  ebenso  Nonnos  3,  296  ff. 

phassa,    loannes   Antiochenus   und   Eustathius  Die  Gemahlin    des  Phoinix  ist  Kassiepeia. 

zu  Dionys.  Perieg.  899  die  Tyro,  Schol.  Eurip.  So   Hesiodos,    Asklepiudes,  Antimachos,  Phere- 

P/ioen.  5   die  Argiope.     Nach  Schol.  Aeschyl.  kydes  bei  Schol.  Apollon.  Rhod.  2,  178;  Antonin. 

Suppl.  317  nannte  Euripides  an  einer  anderen  Biber.  40;  Schol.  Townl.  II.  14,  321  und  Eustath. 

Stelle    den    Ph.   unter    den    Söhnen   des  Belos  z.  d.  St.;  Clemens  Roman.  Recogu.  10,  22  (p.  54 

(frg.  881  Nauck2).     Dieselben   fünf  Söhne   des  Burs.)  =  Homil.  5,  13.     Dagegen  heilst  sie  bei 

Belos  hat  Nonnos  Dion.  3,  296  ff.    Auch  Schol.  Schol.  Eurip.  Phoen.  5  Telephe,  bei  Mosch.  Id. 

Eurip.  Phoen.  291  bezeichnet  Ph.  als  Sohn  des  2,  7  u.  42  Telephassa,  bei  Asios  (Paus.  7,  4,  1) 

Belos  und  Bruder  des  Agenor.     Tzetzes  zu  Ly-  50  Perimede.     Bei  Konon  40  tritt  Phoinix  als  von 

cophr.  431  sagt:  Aibg  xcel  Evoörnng  Mlvcog  %ccl  Kepheus    bevorzugter    Freier    der    Andromeda 

'  PaSd^av&vg  %ctl  (froTvit;.  auf,   die   er  zum  Scheine  raubt,   um  das  Ein- 

Phoinix  heifst  ,,Ogygius"  bei  Verg.  Cir.  220.  Verständnis  des  Vaters  zu  verschleiern;  er  wird 

Photius   (und  Suidas)  s.  v.  'Slyvytcc   nanä   (vgl.  dann  von  Perseus   angegriffen   und   durch  den 

Artikel  ,, Kadmos"  Bd.  2,  Sp.  843)  nennt  Kadmos  Anblick  des  Gorgonenhauptes  versteinert.  Sonst 

einen  Sohn  des  Ogygos.    Vgl.  Lycophr.  AI.  1106  handelt  es  sich  hier  um  Phineus;  mit  ihm  ist 

'ttyvyov  anagrög  Xsmg.    Auch  Phoinix  wird  also  Phoinix  verwechselt.     Über  Alphesiboia  s.  u. 

als  Sohn  des  Ogygos  verstanden  werden  können  Unter  den  Kindern  des  Phoinix  wird  Europa 

und   steht  hier  ebenso  mit  Kadmos   auf  einer  am   meisten   genannt.     Die  Sage,   welche   den 

Linie  wie  als  Sohn   des  Agenor.     Ogygos  und  60  Ph.  zum  Vater  der  Europa  macht,  scheint  älter 

Agenor  gelten  beide  für  Söhne  des  Poseidon;  zu  sein,  als  diejenige,  welche  an  seiner  Stelle 

vgl.  für  Ogygos  Tzetz.  zu  Lycophr.  1206.    Oder  Agenor  nennt.    Europa  als  Tochter  des  Phoinix 

Ogygos  ist  ein  Sohn  des  Boiotos  (Korinna  bei  wird  an  folgenden  Stellen  erwähnt:  Hom.  Ilias 

Schol.  Apollon.  Rhod.  3,  1178),  somit  Poseidons  14,    321     nebst    Schol.    Townl.    und    Eustath.; 

Enkel.    Innerhalb  der  hier  in  Betracht  kommen-  Hesiod  in   Schol.  II.  12,  292;    Bacchylides  (ed. 

den  Abstammungsreihe   ergiebt  sich  also  eine  Blass)  16,  31;   Asios  bei  Paus.  7,  4,  1;    Anti- 

gewisse  Gleichwertigkeit  des  Ogygos  mit  Agenor.  machos   in    der    Thebais,    bei   Steph.  Byz.  s.  v. 

Den   Ogygos   zur  Ausfüllung   einer  bei  Schol.  TtviLwcoog;  Eurip.  fr.  472  p.  505  Nauck2  (<Poin- 

Roscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röin.  Mythol,    III.  76 


2403  Phoinix  Phoinix  2404 

xoytvovg  EvQwnng);  Mosch.  Id.  2,  7;  Hellanikas  I  448;  Apolloä.  3,  13,  8,  3;  Tzetz.  Lyc.  421), 
und  Apollodoros  in  Schal.  IL  2,  491;  Apollod.  welcher  in  Eleon  in  Boiotien  herrschte  (K  26(3, 
bibl.  3,  1,  1,  2  (xivlg  öh  EvQÜj7ti]v  ovv.  Ayr\voQog  vgl.  B  500),  und  der  Hippodameia  (Schol.  IL 
ccXXu  fPoi.vty.og  Uyovai);  Conon  32.  37;  Palaeph.  9,  448;  Anecd.  Paris.  3,  S.  238,  7 f. ;  Eustath. 
16;  /S'cftoZ.  .EW.  Phoen.  5  (IldQcog,  AcxvnctXccLr\,  zur  Ilias  762,  42 ff.)  oder  der  Kleobule  {Tzetz. 
Evo(»7ietcc);  Clem.  Rom.  Becogn.  p.  54  5«rs.  Lyc.  421)  oder  der  Alkimede  (Anthol.  Palat. 
(■=  Homil.  5,  13).  Astypaleia  wird  neben  3,  3  und  >S'c#oZ.  Townl.  II.  9,  949).  Er  geniefst 
Europa  genannt  bei  Asios  (Paus.  7,  4,  1),  aufser-  auf  Bitten  seiner  Mutter  die  Liebe  der  -iiaXXaxig 
dem  bei  Tzetz.  Lyc.  488  und  Schal.  Eurip.  seines  Vaters,  I  449  ff.  Das  Kebsweib  heilst 
Phoen.  5.  Karme  erscheint  als  Tochter  des  10  Klytia  Schol.  I  448;  Tzetz.  Lyc.  421  nennt  sie 
Phoinix  Antonin.  Lib.  40  (Eltein  $>oivi£,  xov  rKlytia  oder  Phthia';  Apollod.  Phthia.  Nach 
'AyiqvoQog  und  KaGadnaia.  ÄQctßiov),  Verg.  Cir.  Euripides  (s.  Schol.  II.  9,  453)  war  es  nur  ein 
220,  Giern.  Rom.  Becogn.  10,  21  (p.  52  Burs.j.  falscher  Verdacht;  ähnlich  Apollod.  (xaxaipsv- 
Kadmos:  oi  ph*  Ayr\voqog  Xiyovßi  xov  KccSpov,  6ccwivr\g  tpfrogav  <&&iug)  und  Anthol.  Palat.  3,3. 
ol  dl  $oivixog,  Schol.  Apollon.  Rhod.  3,  1186.  Vgl.  Schol.  Fiat.  leg.  11  p.  931  B.  Phoinix  wird 
Atymnos  ist  i-xivlnöiv  ein  Sohn  des  Ph.,  Schal.  von  seinem  Vater  verflucht:  er  soll  kinderlos 
Apollon.  Rhod.  2,  178  (Hesiod,  Asclep.,  Antim.,  bleiben.  Den  Fluch  erfüllt  der  Herrscher  der 
Pherec).  Bei  Giern.  Rom.  Becogn.  10,  22  (p.  54  Unterwelt  (Ztvg  y.ccxa%d-6mog)  und  Persephone. 
Burs.)  =  Homil.  5,  13  wird  er  von  Zeus,  der  Weiter  erzählt  die  Ilias :  Ph.  wollte  im  ersten 
die  Gestalt  des  Phoinix  angenommen  hat,  ge-  20  Zorn  den  Vater  erschlagen;  bei  ruhiger  Über- 
zeugt. Apollod.  3,  1,  2,  3  nennt  den  Atymnios  legung  unterliefs  er  es.  Aber  der  Aufenthalt 
nur  einen  Sohn  des  Zeus  und  der  Kassiepeia.  im  Vaterhause  ist  ihm  unerträglich  geworden. 
Als  wirkliche  Söhne  des  Phoinix  werden  Schol.  Neun  Tage  lang  läfst  er  sich  von  Verwandten 
Apoll.  Bh.  2,  178  mit  Berufung  auf  die  oben-  und  Freunden  zurückhalten ;  in  der  zehnten 
genannten  vier  Gewährsmänner  Phineus,  Kilix  Nacht  erbricht  er  die  Thür  und  übersteigt  un- 
und  Doryklos  angeführt.  Kepheus  wurde  von  bemerkt  die  Hofmauer,  um  sich  Si  '  EXXdSog 
Eurip.  nach  Hygin.  poet.  astr.  2,  9  ein  Sohn  £vqv%6qoio  (V.  478j  nach  Phthia  zu  Peleus  zu 
des  Phoinix  genannt  (in  der  fAndromeda',  begeben,  der  ihn  freundlich  aufnimmt  und  zum 
Nauck-  p.  392).  Adonis  ist  Sohn  des  Phoinix  Befehlshaber  der  Doloper  macht  (483 f.:  xal  (i 
und  der  Alphesiboia,  Apollod.  3,  14,  4,  1;  dazu  30  arpvsibv  t'-ihjxs,  tioXvv  Si  ftot  cÖ7tcc6£  Xccov  vcclov 
Probus  in  Verg.  Buc.  10,  18  (p.  25,  16  K.)  (=  d'  i6%uxir\v  <L>&ir\g,  doXonsooiv  ävcc66cov).  Auch 
Hesiod.  frg.  32  Bzach).  vertraut  er   ihm   die  Erziehung   seines  Sohnes 

Der  Wohnort  des  Phoinix  ist  Sidon  Schol.  Achüleus    an,    welchem    Phoinix    von    dessen 

II.  2,  494;  Hygin.  178  (vgl.  Eurip.  im  (pQL^og:  frühester  Kindheit  an  väterliche  Sorgfalt  widmet, 

SiSöaviov   not'    aaxv  KdSuog  inlntäv).     König  als    wäre    es    sein    eigenes    Kind   (I  485 — 495). 

von    Tyrus    heifst    Ph.   bei    Palaeph.   52    (vgl.  Endlich  begleitet  er  den  Achüleus  auf  Wunsch 

Scymn.  958,     Vcd.   Elacc.   4,   631   s.).     Ph.   ist  des  Vaters  in  den  Krieg  gegen  Troja,  um  ihm 

weitberühmt  (IL  14, 321 :  (froiiixog  xr\Xi:y.ltixoto).  mit    seiner    Erfahrung    zur    Seite    zu    stehen. 

Mit  anderen  Kindern  des  Agenor  geht  Ph.  auf  Euripides  erzählt,  dafs  Phoinix  von  seinem 
die   Suche   nach  Europa   (Apollod.  3,    1,  1,    2)  40  Vater  geblendet  wurde    (bei   Arist.  Ach.  421: 

und    kommt    dabei    nach   Phoinikien,    welches  xu    nola    xQv%n;    — ■    xu   xov   xvcpXov    (Poivixog 

nach   ihm   benannt   wird.     Eurip.  <&Qi£,og:  .  .  .  avvtintxo  Se  avxco).     Dsgl.  Apollod.  3,  13,  8,  3: 

'Potvil;  #'  o&bvnsQ  xovvo^i  1)  %moa  <piou\  Schal.  vnb  xov  Ttccxgbg  ixvcpXoi&r)   und   Tzetz.  zu  Lyc. 

Eur.  Phoen.  5:   cccp    ob   oi    $>oivtY.£g.      Hygin.  421,   auch  Schol.  Plat.  leg.  11  p.  931  B.     Nach 

178  erzählt:   Agenor   sandte    seine  Söhne   aus,  Anthol.  Palat  3,  3  sucht  die  Mutter  Alkimede 

darunter  den  Phoinix;  dieser  kam  nach  Afrika  den    Amyntor   vergeblich    zurückzuhalten,    als 

und  blieb  dort,  und  von  ihm  haben  die  Punier  er   willens   ist   den  Sohn   des  Augenlichtes   zu 

den  Namen.    (.  .  .  Phoenix  in  Africam  est  pro-  berauben.     Peleus  bringt  den  Ph.  zu  Cheiron, 

fectus  ibique  remansit;    inde   Afri  Poeni  sunt  durch  dessen  Kunst   er   seine  Sehkraft  wieder 

appcllati)     Bei  Kanon  32   ist   Phoinix    selbst  50  erhält,   Apollod.,   Tzetz.  Lyc.  421.     Vgl.  Prop. 

der  Vater,  der  seine  Söhne,  darunter  den  Kad-  2,  1,  60.     Peleus  nimmt   den  Ph.  auf  Suz  xtjv 

mos,  aussendet,  um  die  Europa  zu  suchen.  evyytveiav  Schal.  IL  9,  448.     Bei   Hygin.  257 

Auf  Kunstdarstellungen   wird  Phoinix  nur  (qui  inter  se  amicitia  iunctissimi  fuerunt)  wird 

als  Nebenperson  beim  Raube   der  Europa   zu  u.  a.  genannt:  Peleus  Aeacis  filius  cum  Phoenice 

erwarten    sein.      Z.  B.    auf    dem    Mosaik    aus  Amyntoris  filio. 

Palestrina,  jetzt  im  Palazzo  Barberini,  abgeb.  Als  Anführer  der  Doloper  wird  Phoinix  bei 
bei  Jahn,  Entführung  der  Europa  (Denkschr.  Pindar  erwähnt  (Strabo  9,  431  C.  =  fr.  177 
d.  Wiener  Ah.  1870,  phil.-hist.  KL  19)  Taf.  2  Boeckh,  183  Schröder).  Vgl.  Steph.  Byz.:  An- 
blickt ein  bärtiger  Mann,  auf  einen  langen  Stab  ft^T] ,  TtoXig  GtxxaXiag,  VTtb  ünXicog  $oiviv.i 
gestützt,  der  Entführten  nach.  Vgl.  Bd.  1,  60  ScoQri&siocc,  i]g  xovg  itoXixecg  rO[ii)Qog  JoXoitäg 
Sp.  1413  mit  Abb.  Eine  ähnliche  Gestalt  findet  cpnaiv.  Die  Bezeichnung  imtmidTa  (frolvii,  IL 
sich  auf  einer  Vase  des  Britischen  Museums  9,  432  (ähnlich  imt.  IJr}Xtvg  438)  deutet  auf 
(F  184,  Catalague  Bd.  4),  abgeb.  Elite  ceramogr.l,  die  kriegerische  Tüchtigkeit  des  Phoinix,  die 
pl.  27.  Wenn  es  sich  hier  um  Europas  Vater  für  die  Ilias  freilich  der  Vergangenheit  ange- 
handelt, bleibt  allerdings  unentschieden  —  hört.  Hier  ist  Ph.  nur  noch  der  greise  Berater 
und  ist  an  sich  belanglos  —  ob  er  Agenor  oder  des  Achüleus,  ausgenommen  etwa  16,  196,  wo 
Phoinix  zu  benennen  ist.  er  an    die   Spitze   einer   Myrmidonenabteilung 

3)  Sohn  des  Amyntor  CAuvvxoQog  'ÖQUtviSuo  gestellt  wird.     i7.  9,  168  ff.  wird  Ph.  nebst  Aias 


2405                     Phoinix  Phoinix                     2406 

und   Odysseus   zu   Achilleus   gesandt,    um  ihn  Achilleus,    diesen    beobachtend.      Sonst:    Dio- 

mit  Agamemnon   zu    versöhnen,    bemüht    sich  medes,  Agyrtes  (der  Bläser),  Odysseus  u.  s.  w. 

aber  ebenso  vergeblich  wie  Odysseus,  432—605  3)  Sarkophag  in  Rom,  im  Museo  Capitolino, 

(vgl.  Apollod.  epit.   4,   3).      Als    Achilleus    um  Robert   Bd.  2,   Tai'.  14,  25.     Ähnliche  Darstel- 

Patroklos  trauert,  bleibt  Ph.  nebst  Agamemnon,  lung.    Rechts  sitzt  Agamemnon.     Über  seinem 

Menelaos,  Odysseus,  Nestor  und  ldomeneus  bei  erhobenen  Arm  kommt   der  bärtige,  behelmte 

ihm,    um   ihn    zu   trösten,    IL  19,  311.     Beim  Kopf  eines  Kriegers  zum  Vorschein,  in  welchem 

Wagenrennen    zur   Leichenfeier   des   Patroklos  entweder  Nestor  oder  wahrscheinlicher  Phoinix 

stellt  Achilleus  den  Ph.  an  das  Ziel  (ccvtl&tov  zu   erkennen   ist.     Abgeb.   auch   bei    Overbeck, 

(PoLvlxcc,  onäovcc  TtatQog  tolo),  II.  23,  360.   Nach  io  Gatt.  her.  Bildw.,  Taf.  20,  11   u.    Wiener   Vlbl. 

Sophokles,  Philokt.  343 ff.  "wird  Neoptolemos  von  B  7.     Phoinix,   als   Kriegsmann   aufgefafst,   ist 

Odysseus  und  Phoinix  geholt,    um   zum  Falle  für   diesen  Zusammenhang  geeigneter  als  der 

Trojas    mitzuwirken;    damit    stimmt    Apollod.  Erzieher    des   Achilleus;    als    solcher    hat   Ph. 

epit.  5,  11    überein.     Bei  Philostr.  jun.  imag.  1  auf  Skyros  nichts  zu  suchen, 

fährt  Phoinix  allein  nach   Skyros.     Auch  bei  #    4)  In  dem  Vasenbilde  bei  Noel  des  Vergers, 

der  Entdeckung  des  Achilleus  unter  den  Töch-  Etruriepl.  38,  auch  bei  Brunn,  Vorlegebl.  nr.  12, 

tern   des   Lykomedes    (wovon    die  Ilias  nichts  welches  den  Abschied  des  Achilleus  aus  seiner 

weifs)  soll  er  beteiligt  gewesen  sein,  Schol.  B.  Heimat    darstellt,    steht    hinter    Achilleus    ein 

19,    326.      Bei     Quintus  Smyrnaeus    tritt    Ph.  bärtiger  Mann   im   Chiton,   mit  Helm,    Schild 

mehrere    Male   auf,    den    Achilleus    beklagend  20  und    Lanze    bewaffnet,    und    ein    kahlköpfiger 

3,  460  ff.  und  9,  64,  bei  den  Wettkämpfen  zu  Greis.  Letzteren  nennt  Luckenbach,  Jahrb.  f. 
Ehren  des  Achilleus  zur  Teilnahme  ermunternd  Philol.,   Suppl.   11,    S.   555    Peleus;    bei    dem 

4,  293 ff.,  den  Neoptolemos  freudig  begrüfsend  anderen  könnte  an  Phoinix  gedacht  werden, 
7,  630  ff.  Der  Tod  des  Phoinix  wird  Apollod.  mit  gröfserem  Rechte  aber  au  Patroklos. 
epit.  6,  12  erwähnt;  Neoptolemos  begräbt  ihn,  5)  Phoinix  ist  (wahrscheinlich)  mit  Briseis 
als  er  sich  auf  dem  Wege  zu  den  Molossern  zusammengestellt,  im  Zelte  des  Achilleus,  auf 
befindet  (Nnonzoli^og  .  .  .  naQcc  rrjv  6dbv  &no-  dem  Innenbilde  der  Iliupersisvase  des  Brygos 
Q-uvovva  <f>oivi%a  ftomtsi).  Vgl.  die  Nößtoi  bei  {Heydeinann,  Iliupersis  Taf.  1;  Wiener  Vlbl. 
Kinkel,  fragm.  ep.  gr.  S.  53.  8,  4;  vgl.  Bobert,  Bild  u.  Lied  S.  102). 

Im   Drama   ist   das   Schicksal   des  Phoinix  30  6)    Trinkschale    des    Brit.    Museums    (831), 

behandelt  worden  von  Ion  (bei  Nauck,  FTG.-  Gerhard,  Trinkschalen  und  Gefäfse,  Taf.  E.  F; 

5,  739 — 741),  dem  jüngeren  Astydamas  (Nauck  Overbeck  16,  3.  Briseis  wird  von  zwei  Herolden 
S.  777),  Sophokles  (S.  286)  und  Euripides  weggeführt.  Den  traurig  dasitzenden  Achilleus 
(S.  621 — 626).  In  dem  Stücke  des  Euripides  trösten  Diomedes  und  Phoinix.  Die  letztere 
wurde  Ph.,  wie  erwähnt,  geblendet  (vgl.  Arist.  Gruppe  ist  aus  den  Darstellungen  der  Gesandt- 
Ach.  421),  war  aber  unschuldig  (Schol.  II.  9,  453;  schaff  bei  Achilleus  genommen. 

Eustath.  II.  p.  763,  11).    Ennius  nahm  in  seinem  Auf  7)  — 11)   erscheint  Phoinix    unter    den 

'Phoenix''   den  Euripides  zum  Muster.      Auch  Gesandten  der  Griechen,  welche  versuchen  den 

in  seinem  e Achilles''  kam  Ph.  vor.  Achilleus  mit  Agamemnon  auszusöhnen.     Vgl. 

Die  Abholung  des  Neoptolemos  von  Skyros  40  dazu  Bobert,  Arch.  Zeit.  1881,  S.  138  ff 

scheinen   die  Zwvqioi   des  Sophokles  behandelt  7)  Krater  im  Louvre,  früher  in  der  Samni- 

zu    haben,   worüber  vgl.  Bobert,   Bild  u.  Lied  lung  Campana,  abgeb.  Mon.  d.  Inst.  6.  7,  Taf.  21 ; 

S.  34,  und  Phoinix  gehörte  wohl   zu  den  Per-  Baumeister,  Denkm.,  Abb.  781.     Achilleus  und 

sonen  des  Stückes.  —  Unter  den  Teilnehmern  Odysseus  sitzen  einander  gegenüber,  Achilleus 

an   der  kalydonischen  Jagd  nennt  den  cretus  rechts.    Hinter  ihm  steht,  mit  beigeschriebenem 

Amyntore   Phoenix  Ovid.  Met.  8,  307;    ebenso  Namen,  Diomedes.     Hinter  Odysseus  eine  ent- 

Hygin.  173.  sprechende  Gestalt  (in  Chiton  und  Mantel  und 

Die     bildlichen     Darstellungen,     auf  mit   einem  langen   Stabe),   Aias   oder  Phoinix. 

welchen  Phoinix  erscheint,  haben  meistens  den  8)  Vase  des  Hieron  im  Louvre,   früher  zur 

Achilleus  zum  Mittelpunkt.                                     50  Sammlung  Campana  gehörig,  abgeb.  Mon.  6.  7, 

1)  Sarkophag  in  Barile,  im  Palazzo  Cittadini,  Taf.  19;  Vorlegebl.  Ser.  C,  Taf.  6;  Baumeister, 
mit  der  Entdeckung  des  Achilleus  auf  Skyros,  Abb.  776  (S.  721).  Aias,  Odysseus  (links  stehend) 
abgeb.  bei  Bobert,  Ant.  Sarkophagreliefs  Bd.  2,  vor  dem  sitzenden  Achilleus.  Hinter  diesem 
Taf.  10,  22.  Die  linke  Seitengruppe  bilden  Dio-  steht,  auf  den  Stab  gestützt,  gleich  ihm  den 
medes,  Phoinix  und  Odysseus.  Ph.  ist  ein  alter  Worten  des  Odysseus  lauschend,  Phoinix.  Alle 
Mann  mit  dünnen  langen  Locken  und  kurzem  Personen  sind  durch  Namen  bezeichnet. 
Vollbart,  einem  Hut  auf  dem  Kopfe,  einem  9)  Ölfläschchen  in  Berlin,  Furtwängler  2326, 
weiten,  langen  Ärmelchiton,  kurzen  Mantel  abgeb.  Arch.  Ztg.  1881,  Taf.  8,  1;  in  diesem 
und  Stiefeln,  in  der  r.  Hand  einen  derben  Stock,  Lexikon  Bd.  3,  Sp.  658  (bei  'Odysseus').  Von 
also  in  Pädagogentracht  (Bobert).  Andere  Ab-  60  links  nach  rechts  folgen  auf  einander :  Odysseus; 
bildungen  der  Sarkophagplatte:  Ann.  d.  Inst.  Achilleus,  einander  zugewendet,  im  Gespräch, 
arch.  4  (1832),  tav.  I);  Wiener  Vorlegeblätter  Aias  (nach  1.).  Während  diese  sitzen,  bilden 
Serie  C,  Taf.  9,    2.  Weiteres  bei  Bobert  a.  a.  O.  die  rechts   von  ihnen   stehenden  Phoinix  und 

2)  Vorderseite   eines   Sarkophags  im  Briti-  Diomedes    eine    zweite    Gruppe.      Ph.    scheint 
sehen  Museum,  Bobert  Bd.  2,  Taf.  11,  23  (Wiener  dem  Diomedes  etwas  eindringlich  zu  versichern. 
Vlbl.  Ser.  C,  Taf.  11).     Ähnlicher  Gegenstand.  Die  Namen  sind  durchweg  angegeben. 
Phoinix,  durch  die  Locken  und  den  Hut  kennt-  10)   Hydria   in    Berlin,    Furtwängler    2176, 
lieh    gemacht,    steht    in    nächster    Nähe    des  abgeb.  Ann.  d.  Inst.  1849,  tav.  J.    Odysseus  und 

76* 


2407                     Phoinix  Phoinix                     2408 

Achilleus  sitzen  einander  gegenüber,  Achilleus  20)    Schwarzfig.    Trinkschale    aus    Korinth, 

rechts.     Hinter   Odysseus   sitzt,   durch  weifses  abgeb.  Annal.  d.  Inst.  1862,  tav.  B  (vgl.  S.  56 ff.); 

Haupt-  und  Barthaar  gekennzeichnet,  Phoinix.  Conze,    Vlbl.,   Serie  3,   Taf.  1,  3.      Siehe   dazu 

11)    Gefäfs    der    Sammlung    Campana    im  Luckenbach   a.  a.  0.    S.  536 f.      Achilleus   und 

Louvre,    abgeb.    Man.   d.   Just.   6.    7,    Taf.  20.  Hektor  kämpfen  mit  einander  zu  Fufs.     Hinter 

Achilleus  und  Odysseus  sitzen  einander  gegen-  jedem  von  ihnen  hält  ein  Begleiter  zu  Pferde, 

über.     Zwischen  beiden  mehr  im  Hintergrunde  der    noch    ein    zweites    für    den    kämpfenden 

steht  Phoinix,    der  seinen   Stab   aufstützt  und  Helden  bereit  hält.    Der  Begleiter  des  Achilleus 

in  die  Ferne  blickt.     Links  von  dieser  Mittel-  ist  Phoinix,    der  des  Hektor  Sarpedon.     Alle 

gruppe  stehen  noch  zwei  Männer,  rechts  zwei  10  vier  Personen   sind   benannt.     Der  Kampf  ist 

Frauen.  nach    einem    bestimmten    Schema    dargestellt. 


öv 


12)  Mit  Benutzung  der  für  die  Gesandt-  ohne  Rücksicht  auf  die  in  der  Ilias  erzählten 
schalt  bei  Achilleus  erfundenen  Gestalten  ist  Einzelheiten,  die  begleitenden  Pferdeknechte 
auf  dem  Bilde  bei  Gerhard,  Auserles.   Vasenb.  willkürlich  bezeichnet. 

239  (nach  einem  Gefäfs  im  Louvre)  eine  Gruppe  21)  Vasenbild  bei  Gerhard,  Auserles.  Vasenb. 

von  anderer  Bedeutung  zusammengestellt.    Es  176,  2.    Achilleus  besteigt  seinen  Wagen.     Da- 

folgen    auf  einander    von   links    nach    rechts:  neben    steht   Phoinix  ('?),    den   Helm    auf   dem 

Achilleus,  Talthybios,  Phoinix,  alle  drei  sitzend.  Kopfe. 

Ihnen  gegenüber  sitzt  Agamemnon.    Die  Namen,  22)  Kylix  des  Oltos  und  Euxitheos  in  Berlin, 
welche  nicht  beigeschrieben  sind,   hat  Robert,  20  Furtwängler  2264,  abg.  Overbeck  18,  2  (S.  428 

Arch.   Ztg.   1881,    S.    152    vorgeschlagen.     Der  nr.  58).     Vgl.  Luckenbach  a.  a.  0.  S.  547.    Ein 

Hergang    ist    dann   so   zu    denken,    dafs   Aga-  Bild    ohne    Beziehung    auf    einen    bestimmten 

memnon  und  Talthybios  der  Briseis  wegen  in  Punkt  der  Sage,  durch  beigeschriebene  Namen 

das    Zelt    des   Achilleus    gekommen    sind    und  an  Helden  der  Ilias  erinnernd.     Antilochos  be- 

mit    Phoinix    verhandeln,    während    Achilleus  steigt  den  von  Phoinix  gelenkten  Wagen ;  vor 

gleichgiltig  beiseite  bleibt.  demselben  steht  Achilleus,  der  das  Handgelenk 

13)  Phoinix  auf  der  tabula  Iliaca  beim  des  Nestor  umfafst  hält.  Neben  den  Pferden 
Auszuge  des  Patroklos,  siehe  Tatroklos'  Bd.  3,  eilt  Iris  zu  Phoinix  und  Antilochos  hin,  sich 
Sp.  1704,  48  mit  Abb.  Sp.  1702.  zu  Achilleus  umwendend,  den  sie  erwartet,  um 

14)  Ein  Relief  auf  einer  Silberkanne  aus  30  ihn  bei  der  Abfahrt  zu  begleiten.  Das  Ganze 
Bernay,  abgeb.  It.  Rochette,  Mon.ined.pl.  52;  könnte  die  Überschrift  erhalten:  "Achills 
Overbeck  20, 12;  Baumeister  Abb.  793;  in  diesem  Auszug1. 

Lexikon  Bd.  3,  Sp.  1706  (bei  Tatrokles'),  stellt  23)  Amphora  im  etruskischen  Museum  des 

die  Trauer  um   den  gefallenen  Patroklos  dar.  Vatikans,  Heibig,  Führer  (2.  Aufl.)  Bd.  2,  1219, 

Der  auf  der  rechten  Seite  sich  im  Sitzen  auf  abgeb.    Gerhard,    Auserles.    Vasenb.    211.    212, 

seinen  Schild  stützende  Grieche  ist  kahlköpfig:  3,  4.     Vgl.  Overbeck  S.  548,  550  (nr.  102).    Ein 

anscheinend  ist  Phoinix  gemeint.  Krieger,  von  zwei  anderen  begleitet,  bringt  die 

15)  — 18):  Phoinix  gegenwärtig  bei  Über-  Leiche  eines  im  Kampfe  Gefallenen  heim.  Eine 
bringung  der  neuen  Waffen  an  Achilleus.  Frau  geht  dem  Zuge  voraus  und  macht  einem 

15)  Amphora  im  Vatikan,  abgeb.  bei  Over-  40  Greise  eine  darauf  bezügliche  Mitteilung.  In 
heck,  Gull.  her.  Bildw.  17,  1.  (Vgl  S.  411,  der  Vorlage  zu  diesem  Bilde  handelte  es  sich 
nr.  37.)  Bild  in  zwei  Reihen.  Der  bärtige  wahrscheinlich  um  Aias,  der  den  Leichnam 
.Mann  am  linken  Ende  der  oberen  Reihe  könnte  des  Achilleus  in  das  griechische  Lager  bringt, 
Phoinix  sein.  und  der  Greis  ist  Phoinix. 

16)  Pelike  aus  Kameiros  im  Brit.  Museum  24)  Eine  ähnliche  Darstellung  hat  eine 
(Katal.  3,  E  363)  abgeb.  Mon.  d.  Inst.  11,  8;  Oinochoe  im  Vatikan,  abgeb.  Mus.  Greg.  2, 
vgl.  Robert,  Bild  u.  Lied  S.  141.     Thetis  um-  2.  2a  (bei  Overbeck  S.  549,  nr.  95). 

armt  den  Achilleus,   zwei  Nereiden  halten  die  25)    Phoinix    ist    (inschriftlich    bezeichnet) 

Waffen,    Athena   (links)  und   Phoinix    (rechts)  zugegen  bei    der   Opferung   der  Polyxena  auf 
schauen  zu.                                                                  50  einer  schwf.  Amphora  des  Brit.  Museums,   er- 

17)  Amphora  von  Corneto,  abgeb.  R.  Rochette,  worben  1897,  Journ.  of  hell.  stud.  18  (1898), 
Mon.  ined.  pl.  80;  Orerbeck  18,  12.  Thetis  S.  284—286,  mit  Abb.  pl.  15  (vgl.  Archaol. 
mit  zwei  Nereiden  bringen  die  Waffen.    Hinter  Jahrb.  13  (1898),  Anz.  S.  237). 

dem   Stuhle    des    Achilleus    steht,    auf   seinen  26)  und  27)  Ohne  Beziehung  auf  Achilleus. 

Stab  gelehnt,  der  greise  Phoinix.  26)  Amphora  aus  Vulci  in  VVürzburg,  abgeb. 

18)  Amphora  aus  Chiusi,  abg.  bei  Micali,  Mon.  d.  Inst.  1,  35.  36;  Welcker,  Alte  Denkm.  3, 
Monumenti  (1833)  Taf.  82,  1.  2.  Vgl.  Overbeck  Taf.  26,  1.  2  (vgl.  S.  428  ff);  Overbeck  15,  4 
S.  442,  nr.  83.  Thetis  bringt  die  Waffen.  Hinter  (S.  333);  Baumeister,  Denkm,  Abb.  779,  780 
Achilleus  ein  Alter  mit  weifsem  Haar  und  Bart,  (auf  Taf.  13).  Siehe  auch  Luckenbach  a.  a.  0. 
der  zwei  Beinschienen  hält,  wohl  Phoinix.         60  S.  519 — 522.     Zwei  Helden,  die  eben  mit  ein- 

19)  Amphora  in  Neapel,  Hegdemann  3254,  ander  kämpften,  brechen  den  Kampf  ab,  jeder 
abgeb.  Mon.  d.  Inst  9,  32,  33;  vgl.  Luckenbach,  dem  Rate  eines  greisen  Gefährten  folgend,  von 
Jahrb.  f.  I'hilol.  Suppl.  11,  S.  527 ff.  Eine  Ab-  dem  er  an  der  Hand  gefafst  wird.  Der  eine 
bildung  auch  bei  cPatroklos',  Bd.  3,  Sp.  1710.  der  beiden  Streiter  ist  Hektor  genannt;  der 
Dargestellt  ist  in  mehreren  Reihen  das  Toten-  Berater  seines  Gegners  heifst  Phoinix.  Das 
opfer  für  Patroklos.  Die  Mitte  der  obersten  Bild  wurde  früher  als  ""aufgehobener  Zweikampf 
Reihe  nimmt  ein  Zelt  ein,  in  dem  zwei  Greise  des  Achilleus  und  Hektor'  gedeutet;  nach 
(wohl  Nestor  und  Phoinix)  sich  unterhalten.  Luckenbachs  Ausführungen  kann  man  Hektors 


2409                 Phoinodamas  Phokos                      2410 

Gegner   unbedenklich  Aias   nennen,    ohne   für  148.    22(5,    157.    227,    162 f.    pl.    23,    19.  39,  2. 

die  Nebenpersonen  genaue  Anlehnung  an  den  Macdonald,  Catal.  of  greek  coins  in  the  Hunter. 

Iliastext  zu  verlangen.  coli.  2,  357,  358,  10  pl.  51,  17.     [Höfer.] 

27)  Schale  des  Hieron  in  Petersburg,  Ermi-  Phokeus  ($(axEvg),  Enkel  des  Horneros,  Sohn 

tage  830.    Abgeb.  Mon.  6.  7,  22;  Wiener  Vorlbl.  des  Euryphon,  Vater  des  Boios,  Groisvater  des 

Serie  A  Taf.  8;  Baumeister  Abb.  1339  (S.  1147).  lyrischen  Dichters  Terpandros,  Swid.  s.  v.  Tsq- 

Diomedes    und    Odysseus,    jeder    mit    einem  navdQog.     [Stoll.] 

Palladion,  im  Streite  mit  einander,  werden  ge-  Phokos   (<Pmxos).     1)    Der  Heros   Eponymos 

trennt  durch  Demophon,  Agamemnon,  Phoinix  des  phokischen  Landes,  St.  B.  (Daxlg.   Eustath. 
und    Akamas    (alle    inschriftlich    bezeichnet).  10  ad  Dion.  Perieg.  437.    a)  Korinther,  Sohn  des 

Phoinix  und  Akamas  haben  Krückstöcke,  Phoi-  Sisyphiden  Ornytos  (ßcymn.  487.  Schol.  77.  2,517) 

nix  und  Agamemnon  langen  Chiton  und  Mantel.  oder  Ornytion   (Paus.  2,  4,  3.    9,  17,  4.    29,  3. 

Alle  machen  zurückdrängende  und  beschwich-  10,  1,  1.    4.  7.    32,  6).     Auch   Poseidon    wurde 

tigende  Gebärden.     [Türk.|  als  sein  Vater  genannt,   Paus.  2,  4,  3:  'Oqvv- 

4)  Über  den  Vogel  Phoinix  siehe  die  Nach-  riavog  8h  r\v  tfräxog,  TloßsiSibvog  8h  litivlr\Giv . 

träge.  Vielleicht  gehört  hierher  auch  Scliol.  11.  2,  517: 

Phoinodamas    (<&oivoSccii<xg),   ein   vornehmer  rovg  8s  (fransig  ol  (ihv  anö  <P6}xov  rov  Waud&rig 

Trojaner  (bei  Servius  Hippotes,  Ippoteus,  Ipso-  y.a.1  'Alcckov,  ol  8s  rov  TIo6st8a>vog  xal  TJ^ovo^g 

stratos)    welcher    von    dem    König    Laomedon  rfjg  'Aaco7fov  (über  den  Aiakiden  Phokos  s.  u.). 
gezwungen    werden    sollte,    eine    seiner    drei  20  Er  wanderte  aus  und  siedelte  sich  in  dem,  um 

Töchter  dem  von  dem  erzürnten  Poseidon  ge-  den  Parnafs  bei  Delphi  und  Tithorea  gelegenen 

sendeten  Seeungeheuer  zum  Frafse  auszusetzen,  Lande  an,  welches  von  ihm  den  Namen  Phokis 

aber   durch   das  aufgewiegelte  Volk  den  Lao-  erhielt,    Scymn.  485  ff.     Paus.  2,  4,  3.    29,  3. 

medon   zwang,   seine   eigene  Tochter  Hesione  10,  1,  1.     Nach  Schol.  11.  2,  517    war  es  viel- 

dem  Ungeheuer  preiszugeben.  Deswegen  tötete  mehr  sein  Vater  Ornytos,  der  nach  Hyampolis 

Laomedon  den  Phoinodamas  und  seine  Söhne,  kam  und   den  Einwohnern  im  Kampfe   gegen 

und  die  Töchter  liefs  er  durch  Schiffer  in  fernes  die  Lokrer  beistand;  O.  gewann  den  Sieg  und 

Land  fahren  (oder  Phoinodamas  sendete  selbst  übernahm    selber   die    Herrschaft   des  Landes; 

aus   Furcht  vor  dem  König   seine   Töchter  in  von  seinem  Sohne  Phokos  empfingen  dann  die 
die  Fremde,  Serv.).     Sie  wurden  an  der  Küste  30  Phoker  den  Namen  und  von  demselben  stammte 

von  Sicilien  ausgesetzt,  wo  der  Flufsgott  Kri-  die  Reihe  phokischer Herrscher:  Ornytion,  Nau- 

missos  mit    einer    derselben,    Aigesta,    Egesta  bolos,  Iphitos,  Schedios;  der  letzte  ist II.  17, 306f. 

oder  Segesta,  den  Aigestos  oder  Egestos,  Ake-  als    Führer    der  Phoker    genannt.    —    Phokos 

stes  zeugete,  den  späteren  Gründer  der  sicili-  wurde  der  Gemahl  der  An tiope:  diese  nämlich, 

sehen   Stadt   Egesta    oder    Segesta,    Tzctz.  L.  durch  den  Zorn  des  Dionysos  rasend  gemacht, 

471.  953.  Serv.  Verg.  Aen.  1,  550.  5,  30.  Dionys.  weil  sie  an  dem  Weibe  des  Lykos  (der  Dirke) 

A.  B.  1,  52.     Holm,  Gesch.  Sicil.  1,  49.  353.  die  bekannte  Rache  geübt  hatte  (s.  Bd.  1  Sp.  382), 

|  Stoll.]  irrte  in  ganz  Hellas  umher.    So  traf  sie  Phokos, 

Phoitios    ((froitiog),     Sohn     des    Alkmaion,  er   heilte    sie    und   nahm    sie   zum  Weibe.     In 
Heros  Eponymos   von  Phoitiai  in  Akarnanien,  40  Tithorea   hatten  beide  ein  gemeinsames  Grab. 

Steph.  Byz.  &oiricci.     Der  Name  soll  wohl  an  Es    gab    ein   Orakel    des   Bakis,    welches   ver- 

das  unstäte  Umherschweifen  (cpoixäv,  vgl.  Schol.  kündete,  wenn  es  den  Tithoreern  gelänge,  zur 

Apoll.  Bhod.  4,  55:  cpoixulsi}v:  tiiuccvi),  [luvuo-  Zeit,  wo  die  Sonne  in  das  Zeichen  des  Stieres 

8a>g  TToosvoysrriv  cpoitog  yag  t\  uavicc  Isysrcu)  tritt,    also    im    Frühlinge,    dem  Amphion    und 

seines  Vaters  erinnern,  wie  Aletes  (s.  d.)  seinen  Zethos  ein  Totenopfer  darzubringen  und  Erde 

Namen  dem  Schicksale  seines  Vaters  Hippotes  von  ihrem  Grabe  in  Theben  auf  das  des  Phokos 

verdankt.   .[Höfer.]  in    Tithorea    zu  schaffen,    so   werde   das  Land 

Phoito    (<l>oirm)    liest    Lachmann   zu    Tibull  ihnen    reiche  Früchte   tragen,    nicht  aber  den 

2,  5,  68    (vgl.    Bohde,    Psyche   2ä,  64,  1)    den  Thebanern.    Daher  pflegten  um  diese  Zeit  die 
(Pvrm  (s.  d.)   überlieferten   samischen  Sibyllen-  50  Thebaner  an  dem  Grabe  ihrer  beiden  Heroen 

namen,  und  in  der  That  findet  sich  die  Schrei-  Wache  zu  halten,  Paus.  9,  17,  3,  4.    10,  32,  6. 

bung    $oitw    in    den  XQrja^ol  x&v  'EXXtjv.  (Nach  Steph.  B.  Tiftopaia  befand  sich  das  Grab 

des  Zethos  und  Amphion  in  Tithoraia,   das  er 

eine  boiotische  Stadt  nennt;  offenbar  ein  Mifs- 

[Höfer.]  Verständnis    aus   Pausanias,    den    er   anführt.) 

Phoitos?  (<I>oiTog?),  Gigant,  Gegner  der  Hera  In    dem    Platze   Tronis   bei  Daulis   wurde    das 

in    der    Gigantomachie    der    rotfig.   Vase    aus  Grab    eines    rjgcog  ccQ%r\y£zr\g  gezeigt,    welches 

Vulci,  die  Erginos  gefertigt,  Aristophanes  ge-  nach    den    einen    einem    streitbaren    Helden, 

zeichnet,  heute  in  Berlin  nr.  2531  (1756):  Furt-  namens  Xanthippos,  gehörte,  nach  andern  aber 
wängler,  Beschr.  2,  711  (709  ff.).    Vielleicht  Ver-  60  dem  Phokos,  Ornytions  des  Sisyphiden,  Sohne, 

Schreibung  für  'Ponog,  vgl.  M.  Mayer,  Gig.  u.  zukam.      Dort   wurden  jeden   Tag  Totenopfer 

Tit.  200  (98);  Preller-Bobert,  Gr.  M.  1,  71,  5.  865.  dargebracht;  das  Blut  der  Opfertiere  schüttete 

Vgl.  Rhoitos  nr.  1  und  Phrutos  (Phutos).  man    durch    eine   Öffnung    in    die   Gruft,    das 

[Waser.]  Fleisch  aber  wurde  an  Ort  und  Stelle  verzehrt, 

Phokaia  (^w-naia),  Stadtgöttin  von  Phokaia  Paus.  10,  4,  7.  —  Die  von  Panoßa  (Berliner 
durch  Beischrift  (<tftK€A)  bezeichnet,  Cat.  of  Winckelmannsprogr.  1855^  auf  Phokos  und  Anti- 
ke greek  coins  of  Ionia  218,  114.  219,  118  ope  oder  auf  Phokos  allein  bezogenen  Bildwerke 
pl.   23,  11.    219,  123;   vgl.   223,    144.    224,  146.  sind  schwerlich  richtig  gedeutet  und  kommen 


&s(bv  bei  Buresch,  Klaros  121;  vgl.  Aesch.  Ag. 
1227  Kirchh.:  epoträg  äyvQXQia  (Kassandra). 


2411 


Phokos 


Phokos 


2412 


für  uns  nicht  in  Betracht.  Dagegen  hat  0.  Jahn 
in  Gerhards  Denkm.  u.  F.  1853  S.  104  f.  Taf.LVII 
ein  rotfiguriges  Vasenbild  des  Wiener  Antiken- 
kabinets  (s.  Abb.)  veröffentlicht,  welches  er  mit 
Wahrscheinlichkeit  auf  Antiope  und  Phokos 
deutet.  Eine  inschriftlich  als  Antiope  be- 
zeichnete Frau,  langbekleidet,  die  eine  Hand  im 
Gewände  verhüllt  und  dadurch,  sowie  durch  die 
federartigen  Verzierungen  im  Haar  als  Mänade 
gekennzeichnet  (vgl.  A.  Rapp,  Die  Mänade  im  10 
(fr.  Cultus  etc.,  Rhein.  Mus.  N.  F.  27  S.  579  f.,  so 
wie  Beziehungen  des  Dionysoskultus  zu  Thra- 
kien u.  Kleinasien,  Progr.  v.  Stuttg.  1882  S.  26 ff.), 
eilt  einen  Berg  hinauf  auf  Aphrodite  zu,  hinter 


JIoXf'jLtcdf).  Ganz  unabhängig  von  dieser  Grün- 
dungsgsgesehichte  steht  die  Erzählung  von  der 
Verbindung  des  Phokos  mit  Antiope.  Diese 
hängt  offenbar  mit  Tithorea  zusammen,  welches 
der  sagenberühmte  Hauptort  der  parnassischen 
Thyiadenschwärme  war;  Antiope  ist  eine  Mä- 
nade (liyovßiv  'AvTi6nr\v  fiavrjvcci  Paus.  9,  17,  1; 
vgl.  Bd.  1  Sp.  381  f.).  Ihr  Grab  wurde  in  Tithorea 
gezeigt,  wie  man  auch  anderwärts  Mänaden- 
gräber  zu  besitzen  glaubte,  z.  B.  der  Choreia 
in  Argos,  der  Physkoa  in  Elis.  Die  enge  Ver- 
bindung mit  dem  Archegetengrabe  kann  sehr 
wohl  die  Sage  von  der  Ehe  beider  hervor- 
gebracht haben  (etwa  wie  die  von  der  Doppel- 


Antiope  und  Phokos,  rotfiguriges  Vasenbild  aus  Wien  (nach  Archäolog.  Ztg.  1853  Taf.  LVII). 


ihr   folgt   ein  Jüngling,    den   man  auf  Phokos 
zu  deuten  haben  wird. 

Das  Land  Phokis  zerfallt  durch  seine  Natur 
in  zwei  ungleiche  Teile,  den  nördlich  vom 
Parnafs  gelegenen  breiten  Gau  des  Kephissos- 
thales  und  die  südlich  davon  bis  zum  korin- 
thischen Meerbusen  sich  erstreckende  Gebirgs- 
landschaft (Bursian,  Geogr.  1  S.  157).  Die 
Sage  von  Phokos,  dem  Ornytiden,  ist  eine 
an  die  Erinnerung  einer  Einwanderung  an- 
knüpfende Archegetengeschichte  des  nörd- 
lichen Teiles,  der  Gegend  von  Tithorea  und 
der  Parnassoshöhe  von  Delphi  bis  nach  Daulis 
und  Hyampolis,  dessen  Hyanten  Ornytos  gegen 
die  benachbarten  Lokrer  von  Opus  unterstützte. 
Dergleichen  Erzählungen  mochten  jene  xtLgsis 
tcbv  iv  <Pa>xi§i  Ttolitov  enthalten  haben,  welche 
der  Perieget  Polemon  abgefafst  hatte  (Suid.  v. 


ehe  des  Grafen  von  Gleichen  auf  ein  Grabmal 
zurückgeführt  wird).  Die  Söhne  der  Antiope, 
Zethos  und  Amphion,  galten  in  Theben  auch 
nach  ihrem  Tode  als  Landeswohlthäter,  an 
deren  heiliges  Grab  ein  Segen  gebunden  wai 
(vgl.  Bd.  1  Sp.  314  f.).  Wenn  diesen  die  Leute 
von  Tithorea  einer  Weissagung  zufolge  durch 
Übertragung  der  Grabeserde,  d.  i.  symbolisch 
des  erst  durch  Opfer  günstig  gestimmten  Heros 
60  selbst,  sich  anzueignen.strebten,  so  erinnert  dies 
an  Vorgänge,  wie  die  Übertragung  der  Gebeine 
des  Orestes  nach  Sparta,  desTheseus  nach  Athen, 
Paus.  3,  3,  6)  u.  a.  dgl.  (vgl.  Welcher,  Griech. 
Götterlehre  3,  271  f.  O.  Jahn  in  Gerhards  Denkm. 
u.  F.  1853  S.  70  ff.  C.  Boetticher,  Dirke  als  Quelle 
und  Heroine,  Berliner  Wmckelmannspr.  1864 
S.  9  ff. 

b)  Phokos,  Sohn  des  Aiakos,  von  Aigina. 


2413         Phokos  Phokos         2414 

ein  sagenberühmter  Held,  dessen  Schicksal,  im  oderPeleus  wird  allein  genannt  (Eurijt.  Androm. 
Zusammenhange  mit  der  Geschichte  des  Aiaki-  687  u. Schob; Paus.  10, 30, 2;  Schol.  H.  16,14;  Ovid. 
denhauses,  ein  beliebter  Stoff  dichterischer  Dar-  m.   11,  266;  mit  einem  Diskos:  Paus.  2,  20,  7; 
Stellung  war.    Phokos'  Vater  Aiakos,  König  von  ohne  Absicht;  Diod.  4,72),  oder  Telamon,  durchs 
Aigina,  war  ein  Sohn  des  Zeus  und  der  Aigina,  Los  dazu  bestimmt,  verübte  die  That,  und  zwar 
der  Tochter  des  Fluisgottes  Asopos  (s.  Aiakos  mit  einem  Diskos  (Apd.  3,  12,  6),   oder  eben- 
Bd.  1  Sp.  110  ff.).    Aiakos  hatte  zur  Gattin  En-  derselbe    mit    dem  Speere    und    auf  der   Jagd 
dei's,  die  Tochter  des  Skeiron  oder  Skiron  von  (Dorotheos  Met.  1  bei  Plut.par.  Gr.  B.  25  p.  311 1. 
Megara,   nach   andern  des  Kentauren  Cheiron,  DenLeichnam  verbargen  sie  im  Walde  (Apd.&.O.), 
welche  ihm  zwei  Söhne,  Peleus  und  Telamon,  io  aber  die  That  wurde  entdeckt  und  beide  mufsten 
gebar;  so  schon  Pindar  N.  5,  12;  s.  Schol.  (Nach  die  Insel  verlassen  (Diod.  4,  72;  Apd.  3,  12,  6; 
Pherekydes  war  Telamon  der  Freund,  nicht  der  Nikcmder  bei  Antonin.  Lib.  38;  Paus.  2,29,2.  7; 
Bruder  des  Peleus,  ein  Sohn  des  Aktaios  und  Schol.  Pind.  N.  5,  12.  25;   Tzetz.  z.  LyTc.  175). 
der  Glauke,  einer  Tochter  des  Kychreus,  Apd.  Peleus  zog  nach  Thessalien  und  gewann  nach 
3, 12,  6.    Auch  in  der  Pias  ist  von  einem  ver-  mancherlei  Erlebnissen   die  Thetis   zur  Gattin, 
wandtschaftlichen  Verhältnis  des  telamonischen  Psamathe  aber  sandte  zur  Rache  für  ihren  ge- 
Aias  zu  Achilleus  nichts  erwähnt.)   Aber  Aiakos  töteten  Sohn  einen  "Wolf,   der  die  Herden  des 
hatte  auch  ein  Liebesverhältnis  mit  Psamathe,  Peleus    anfiel    (Tzetz.  LyTc.  901.  175;    Orid.  m. 
einer  Tochter  des  Nereus   und   Schwester   der  11,  344  ff."),    aber    auf  Bitten    der   Thetis    ver- 
Thetis  (Hes.  th.  1003  f.,  Paus.  2,  29,  7,   Tzetz.  z.  20  wandelte    sie   denselben  in  Stein,    oder  Thetis 
Lyk.  175.  53).  Um  ihm  zu  entgehen,  verwandelte  selbst  that  dies  (Tzetz.  Lyk.  901.  175).    Telamon 
sich  Psamathe  in  eine  Robbe  —  cpomrj  — ,  aber  war  nach  Salamis   geflohen.     Von  dort  sandte 
er    bezwang    sie    (Schol.  Eurip.  Androm.  687;  er  einen  Herold  und  leugnete  seine  Teilnahme 
Apd.  3,  12,  6)  und  sie  gebar  ihm  einen  Sohn,  an    dem  Morde    ab;    aber  sein  Vater  liefs  ihn 
<f>wy.og  genannt  (Hes.  th.  1003  f.;  Apd.  3,  12,  6;  nicht  auf  das  Land,   sondern  gebot  ihm,  vom 
Pind.  N.  5,  12  Schol.;  Ovid.  m.  7,  476 f).    Dieser  Schiffe    oder   von    einem   Damme,    den    er   im 
Phokos  nun  zog  zu  Schiffe  nach  Mittelgriechen-  Meere    aufgeworfen ,    sich   zu   verteidigen.     Ei- 
land  und    besiedelte    einen    Teil    des    Landes,  fuhr  also  in  den  sogenannten  verborgenen  Hafen 
der  von  ihm  den  Namen  Phokis  erhielt.    Dies  und   baute  in  der  Nacht  einen  Damm;   dieser 
geschah  ein  Geschlecht  später,  als  die  Besiede-  30  wurde  noch  zu  Pausanias  Zeit  gezeigt.    Tela- 
lung  durch  den  gleichnamigen  Ornytiden  (Paus.  mon  wurde  verurteilt  und  kehrte  nach  Salamis 
2,  29,  3.  10,  1,  1;   Schol.  Ap.  Bh.  i,  207;  Schol  zurück  (Paus.  2,  29,  7).    Das  Grab  des  Phokos 
P.  2,  517).    Er  schlofs  mit  dem  einheimischen  zeigte     man     in    Aigina    neben    dem    Heroon 
laseus  ein  Freundschaftsbündnis,  der  ihm  zum  des  Aiakos.     Auf   dem  Grabe   lag   ein   rauher 
Zeichen   desselben    aufser    andern   Geschenken  Stein;  es  war  derselbe,  dessen  sich  einst  Peleus 
einen  Siegelring  gab  (Paus.  10,  30,  2).     Phokos  als  Diskos    bediente,    als    er    den  Phokos  zum 
vermählte  sich  mit  Asteria  (Tzetz.  Lyk.  53)  oder  Fünfkampfe  herausforderte,   und  mit  dem   er 
Asterodia    (Tzetz.    Lyk.    939),     offenbar    der-  ihn  tötete,  Paus.  2, 29,  7.  --  Die  Überlieferung, 
selben,  welche  Apd.  1,  9,  4  Asteropeia  heifst  welche  Phokos,  den  Aiakiden,  zum  Archegeten 
und  als  Tochter  des  Deion,  Königs  von  Phokis,  40  von  Phokis   macht,    steht  mit   der  Geschichte 
und  der  Diomede,  der  Tochter  des  Xuthos,  be-  des   Aiginetischen    Königsgeschlechtes    nur   in 
zeichnet  ist,  vgl.  Schol.  P.  2,  520.     Sie  gebar  ganz    äufserlicher  Verbindung   und   läfst   sich 
ihm   zwei   Söhne,   Zwillinge  (Tzetz.  Lyk.  939),  aus  ihr  herauslösen,  ohne  den  Zusammenhang 
Krisos   und    Panopeus    (s.    unter    den   Namen),  zu  stören.    In  dieser  Überlieferung  selbst  aber 
von  denen  die  Städte  Krisa  und  Panopeus  be-  lassen    sich    zweierlei    Quellen    unterscheiden: 
nannt  wurden  (Asios  b.  Paus.  2,  22,  4;  Schol.  1)   die,  wie  es  scheint,  aus  Genealogieen  und 
Eur.  Or.  33;   Tzetz.  Lyk.  53.  939;  Steph.  B.  s.  v.  Krißsig  (z.  B.  des  Polemon  bei  Suid.  Krißsig  rcbv 
UcivÖTiri;  ^ei  Schol.  IL  2,    520   ist  Krisos    ein  £v   (pcov.idi   nöXscov)    geflossene   Geschichte    der 
Sohn  des  Tyrannos  und  der  Asterodia,  Tochter  Stadtheroen  Panopeus   und  Krisos ,   der  feind- 
desDe"ioneus,Panopeus  aber  ein  Sohn  des  Phokos).  50  liehen    Zwillingsbrüder,     die    als    Söhne    des 
Später  kehrte  Phokos  wieder  nach  Aigina  zu-  Aiakiden  Phokos  bereits  bei  Asios,  dem  genea- 
rück,  wo  er  ein  frühes  Ende  fand  (Paus.  10,  30, 2),  logische  Stoffe  behandelnden  Epiker,  bezeichnet 
denn  seine  Halbbrüder  stellten  ihm  nach  und  werden,   Paus.  2,  29,  3.     (Merkwürdig  ist  die 
töteten  ihn,  sei  es  ohne  Absicht  (acpQctdiw,  Ap.  Variante,  welche  zwar  Panopeus  als  Sohn  des 
Bh.  1,  93),    oder    weil   Phokos    ihnen    in   den  Phokos  gelten  läfst,  den  Krisos  aber  als  Sohn 
Kampfübungen   überlegen   war    (Schol.    Eurip.  des    Tyrannos    und  '  der  Asterodia  bezeichnet, 
Androm.  687;  Apd.  a.  0.),  oder  weil  ihr  Vater  Schol.  B.  2,520.    Tyrannos,  der  „Landeskönig", 
ihn,  der  ein  trefflicher  Mann  war,  mehr  liebte  gilt  ebendaselbst  auch  als  Vater  des  Eponymen 
(Nikander  bei  Anton.  Lib.  38 ;  Dorotheos  Meta-  der  Stadt  Daulis,  des  Daulieus,  von  einer  andern 
morphosen  [?]  1  bei  Plut.  par.  Gr.  et  B.  25  p.  311),  60  Mutter,  nämlich  der  Chrestone).  —  2)  Die  im  pho- 
oder  weil  ihre  Mutter  Endeis  ihn  nicht  leiden  kischen  Lande  umlaufende,  an  Ortsbeziehungen 
mochte  (Paus.  2,  29,  7).     Den  Mord  verübten  geknüpfte  Einwanderungssage,  im  allgemeinen 
entweder  beide  (Pind.  N.  5,12),  und  zwar,  wie  erwähnt  bei  Schol.  Ap.Bh.  1,207;  Schol.  P.  2,  517, 
schon  in  der  Alkmaionis  erzählt  wurde,  (Schol.  mit  Angabe  von  Einzelheiten  nur  bei  Pausanias, 
Eur.  Androm.  687)   Telamon  mit  dem  Diskos,  der   seine  Kenntnis  an  Ort  und  Stelle  erwarb. 
Peleus   mit   einem  Beile,   nach    andern   durch  Pausanias    schreibt    die   Besiedelung    des    bei 
einen  Diskoswurf  Peleus,    mit  dem    Schwerte  Tithorea  und  Delphi  liegenden  Landesteils  dem 
Telamon  (Tzetz.  z.Lyk.Ylb;  Schol.  Pind.  .ZV. 5, 25),  Ornytiden   Phokos   zu,    ein   Geschlecht    später 


2415                     Phokos  Pholos                      2416 

läfst  er  dann  den  Aiakiden  zu  Schilfe  an-  Oxylos  Bd.  3.  Des  Phokos  Schicksal  gleicht  dem 
kommen  und  von  da  an  den  Namen  Phokis  des  Achilleus,  der,  ebenfalls  ein  Nereidensohn, 
über  das  ganze  Land  sich  verbreiten:  Paus.  durch  Paris'  Pfeil,  den  Apollon  lenkt,  seinen 
2,  29,  2  f.  10,1,1.  Er  berichtet,  dafs  selbst  die  Tod  findet,  wie  sein  Vater  Peleus  in  mancher 
Bewohner  des  im  entferntesten  Winkel  des  nörd-  Hinsicht  als  ein  zweiter  Aiakos  erscheint, 
liehen  Gaues  liegenden  Städtchens  Drymaia  Vgl.  K.O.  Müller,  Prolegomena  S.  168 ;  Forch- 
diesen  Phokos  als  ihren  Gründer  bezeichneten,  hammer,  Hellenika  1,  27  f.  92  f. ;  H.  D.  Müller, 
Paus.  10,  33,  6.  Dafs  die  Anschauung  von  der  Mythologie  ä.  Gr.  Stämme  1,  S.  71.  81  f.  233.  239; 
Besiedelung  durch  die  Aigineten  bereits  im  Härtung,  Griech.  Mythol.  2,  60.  4, 118.  158.  237  ff. 
fünften  Jahrhundert  im  phokischen  Lande  vor-  10  2)  Phokos,  der  Eponymos  von  Phokäa  in 
banden  gewesen,  bezeugt  die  Gruppe  des  Iaseus  Ionien,  das  nach  andern  von  einer  Robbe,  qpcoxjj, 
und  Phokos  auf  dem  Polygnotischen  Gemälde  benannt  sein  soll:  Heraclid.  fr.  35:  $ä>xuiav 
in  der  Lesche  von  Delphi;  Iaseus,  bärtig,  be-  oi  yhv  cenb  <Pwxov  rjysyovog  ä>voyccß&ca,  ol  dt 
trachtet  den  Siegelring,  den  er  seinem  Jugend-  ort  (pmxiqv  sig  rb  £,r\Qbv  slSov  ixßaivovoccv. 
liehen  Freunde  (fjliHiav  (isiqcciuov)  zum  Ge-  3)  Phokos,  ein  Boioter  aus  Kleisas,  Vater 
schenke  gab,  Paus.  10,  30,  2.  Dieser  Iaseus,  der  Kallirrhoe.  Um  diese  freien  dreifsig  der 
sonst  nirgends  erwähnt,  ist  vielleicht  derselbe  vornehmsten  Jünglinge;  der  Vater  bewirtete 
König  der  Phoker,  welcher  sonst  als  Dei'oneus  sie  zwar,  schob  aber  die  Hochzeit  immer  wieder 
oder  Deion  bezeichnet  ist,  dessen  Tochter  hinaus  und  erklärte  endlich  nach  dem  Urteile 
Phokos  zum  Weibe  nahm.  Nach  der  Besitznahme  20  des  pythischen  Apollon  die  Wahl  treffen  zu 
von  Phokis  kehrte  Phokos  wiederum  nach  Aigina  wollen.  Da  schlugen  ihn  die  Jünglinge  tot. 
zurück.  Man  erkennt,  wieso  die  Überlieferung  Kallirrhoe  floh,  die  Jünglinge  verfolgten  sie, 
von  der  phokischen  Ansiedelung  künstlich  mit  aber  Landleute  versteckten  sie  unter  einem  Ge- 
der  aiginetischen  Sage  zu  vereinigen  gesucht  treidehaufen.  Am  Feste  der  Pamboiotien  kam 
wird.  In  dieser  gebührt  der  Name  Phokos  dem  sie  nach  Koroneia,  setzte  sich  als  Bittflehende 
Aiakiden  als  Sohn  der  Nereide  und  wird  durch  an  den  Altar  der  Athena  Itonia  und  verklagte 
die  Verwandlung  seiner  Mutter  in  eine  Robbe  be-  die  Freier.  Diese  flohen  erst  nach  Orchomenos, 
gründet.  Diesen  vorhandenen,  aus  epischer  Dar-  dann  nach  Hippotai.  Es  kam  zur  Belagerung 
Stellung  bekannten  Heros  scheint  man  sich  in  unter  Phoidos,  dem  Anführer  der  Thebaner, 
Phokis  als  Eponymos  angeeignet  und  dem  ent-  30  und  man  ergab  sich  schliefslieh,  durch  Durst 
sprechend  dann  die  Eponymen  solcher  Städte,  gezwungen;  die  Mörder  wurden  gesteinigt.  In 
wie  Krisa  und  Panopeus ,  als  seine  Söhne  be-  der  Nacht  vor  der  Einnahme  soll  man  oft  vom 
zeichnet  zu  haben,  ein  Vorgang,  der  weiterhin  für  Kithairon  her  eine  Stimme  vernommen  haben: 
die  Ausspinnung  mythologischer  Genealogieen  „ich  bin  da";  da  merkten  die  dreifsig  Freier, 
dankbaren  Stoff  bot.  So  erklärt  es  sich,  dafs  dafs  Phokos  es  war.  Am  Tage  der  Steinigung 
das  Land  Phokis  zwei  Eponymen  hat,  den  flofs  vom  Denkmale  des  Greises  in  Kleisas 
Ornytiden  und  den  Aiakiden,  ein  Umstand,  den  Safran;  dem  Phoidos  aber,  wie  er  .aus  der 
sich  Pausanias  durch  die  natürliche  Zweiteilung  Schlacht  heimkehrte,  meldete  ein  Bote  die 
des  Landes  zurechtlegt.  —  Was  die  Geschichte  glückliche  Geburt  eines  Töchterleins,  das  er, 
des  Phokos,  so  weit  sie  in  Aigina  spielt,  an-  40  der  guten  Vorbedeutung  zulieb,  „Sieglinde", 
langt,  so  sind  die  Art.  Aiakos,  Bd.  1  Sp.  109  ff.,  JVtxocrparrj,  nannte,  Plut.  amat.  narr.  4  p.  774. 
und  Peleus  zu  vergleichen.  In  Aigina  der  viel-  Die  Geschichte  gab  Veranlassung  zu  dem  Sprich- 
besuchten Insel,  treten  die  Beziehungen  von  worte,  <Pdmov  tQavog,  von  solchen,  die  zu  eigenem 
Land  und  See  einander  vielfältig  gegenüber.  Schaden  Schmause  veranstalten.  Vgl.  Plut. prov. 
Aiakos  ist  der  Vertreter  des  Landes,  der  aigi-  AI.  123 ;  Zenob.  6,37;  Diogen.  8,68;  idem  Vmdöb. 
netischen  Erde  selbst,  dies  bekundet  sein  Name  3,  89;  Apost.  18, 5 ;  Arsen.  56,66  (ed.  Gott.);  Suid. 
(von  ccla  s.  Bd.  1,  Sp.  114),  sowie  die  Sage  von  s.  v.  tparaog.  —  Die  Erzählung  behandelt  einen 
seinem  Volke,  das  ihm  Zeus  aus  der  Erde  em-  Vorfall  aus  dem  Leben;  über  den  Unfug  der 
porwach sen  läfst,  sein  Gebet  um  Regen,  dessen  sgavoi  und  die  damit  verbundene  Roheit  in 
die  durstige  Erde  bedarf,  endlich  seine  Stellung  50  Boiotien  s.  O.  Müller,  Orchomenos  2  S.  404,  doch 
als  unterirdischer  (%&6viog)  Richter.  Der  Name  ist  Mythisches  und  Aberglauben  beigemengt, 
seiner  Gattin  'Ev§r\tg  bedeutet  die  Einheimische  z.  B.  in  der  Zahl  dreifsig  der  Freier  und  dem 
(von  iv  und  da  =  yjj,  d.  i.  s.  v.  a.  üyycuog  oder  Hervortreten  des  zum  Heros  gewordenen  Toten. 
tyyttog  Bd.  1  Sp.  110).  Demnach  sind  beider  Vgl.  Forchhammer,  Hellenika  1  S.  152  ff. ;  Har- 
Söhne  Peleus  und  Telamon  recht  eigentlich  als  tung,  Gr.  Myth.  4,  158.  [Weniger.] 
„Landeskinder"  zu  fassen  (vgl.  Preller-Robert  TholeganÄros  (^oUyavdQog),  Sohn  des  Minos 
1  S.  80  f.).  Psamathe,  die  Nereide  des  Ufer-  nach  welchem  die  sporadische  Insel  Phole- 
sandes,  und  Phokos,  der  Robbe,  ihr  Sohn,  ver-  gandros  benannt  sein  sollte,  Steph.  Byz.  s.  v. 
treten  das  Meer.  Der  Widerstreit  der  Vertreter  [Stoll.] 
beider  Elemente  führt,  vielleicht  auf  ein  Ein-  60  Pholoe  ((froXörj),  1)  eine  Kreterin,  geschickte 
dringen  fremder  Seefahrer  hindeutend,  zur  Sklavin  des  Aeneas,  welche  er  in  Sicilien  bei 
Tötung  des  Nereidensohnes,  aber  auch  zur  Ver-  den  Leichenspielen  des  Anchises  dem  Sergestos 
treibung  der  beiden  andern  Königssöhne ;  das  mit  ihren  ZAvillingskindern  als  Kampfpreis  gab, 
ganze  Geschlecht  verliert  die  Herrschaft  der  Verg.  Aen.  5,  285.  Hyg.  Fab.  273  p.  170  Bunte. 
Insel  (Paus.  2,  29,  2),  und  Fremde  nehmen  sie  — 2)  Nymphe  von  Pan  verfolgt,  Stat.Silv.  2,3,10. 
in  Besitz.  Bezeichnend  ist  des  Phokos  Tod  [Stoll.] 
durch  den  Diskos,  an  die  Sage  von  Hyakinthos  Pholos  (<I>6log),  Kentaur,  der  den  Herakles 
und  ähnliches  erinnernd,  vgl.  auch  den  Artikel  bewirtete  und  dadurch  den  Anlafs  zu  dem  für 


2417                      Pholos  Pholos                      2418 

die  Kentauren  so  verhängnisvollen  Kampfe  mit  nicht  gelungen,  denn  auch  die  Erklärung  Ger- 
Herakles  gab.  Die  erste  Erwähnung  des  Pholos  hards  (Gr.  Mythol.  666.  Auserl.  Vas.  2,  126 
findet  sich  bei  Stesichoros  (fr.  7  Bergk*  aus  Anm.  11)  des  <J>6Xog  als  fHöhlenmann'  (cpoiXsög 
Athen.  11,  499  ab  [vgl.  499  e]  in  der  Geryoneis:  —  Höhle)  wird  wohl  mit  Recht  von  Elard  H. 
axvncpsiov  ös  Xccßcov  (Herakles)  äinag  fyitsrQov  Meyer,  Gandharven  176  verworfen,  ohne  dafs 
ws  tQiläyvvov  nlvsv  zTtiöi6\i£vog,  r,6  qcc  ol  nagt-  freilich  dessen  Erklärung  des  Pholos  als  per- 
&riKE  (pöXog  KEgdaccg.  Danach  behandelte  Stesi-  sonifizierten  Dämons  des  goldig-grünen  (q>6Xog 
choros  das  Abenteuer  des  Herakles  bei  Pholos  =  (h)olus  fGrün,  Gemüse')  Getränkes,  desWeins, 
im  Zusammenhang  mit  dem  Geryonesabenteuer,  mit  Hinweis  auf  indische  Parallelen  annehm- 
während die  anderen  Quellen,  hauptsächlich  10  bar  erscheint.*)  Nach  Schol.  Theokr.  7,  149 
Apollod.  2,  5,  4  (der  früher  verderbte  Text  ist  hatte  Pholos  einst  von  Dionysos  zum  Danke 
jetzt  durch  den  Cod.  Vaticanus  verbessert,  vgl.  dafür,  dafs  er  diesem  im  Streite  mit  Hephaistos 
Wagner,  Comment.  Ribb.  144f.  und  Diod.  4, 12),  um  Naxos  die  Insel  zuerkannt  hatte,  ein  Fafs 
es  als  Parergon  bei  der  Einfangung  des  ery-  Wein  erhalten.  Nach  Apollod.  (vgl.  Pediasim.  4. 
manthischen  Ebers  kennen.  Dem  Bericht  des  Tzetz.  Lyk.  670)  war  das  Fafs  gemeinschaft- 
Apollodor  und  des  Diodor  liegt  alte,  echte  liches  Eigentum  der  Kentauren,  und  Diod.  be- 
Volkssage  zu  Grunde,  Mannhurdt,  Ant.  Wald-  richtet,  Dionysos  habe  es  einst  xivl  KevxccvQQ) 
u.  Feldkulte  44.  Elard  H.  Meyer,  Gandharven-  gegeben  mit  der  Weisung,  es  erst  dann  zu 
Kentauren  50.  122.  130.  Pholos  ist  Sohn  des  öffnen,  wenn  Herakles  kommen  würde;  bis 
Seilenos  und  einer  melischen  (s.  Bd.  2  Sp.  2629.  20  dahin  war  es  in  der  Erde  eingegraben.  Auf 
Mantdiardt  a.  a.  0.  43.  El.  H.  Meyer,  Achilleis  den  Bildwerken  (s.  unten)  erscheint  das  Fafs 
463)  Nymphe*)  nach  Apollod.  a.  a.  0.  und  wohnt  gewöhnlich  halb  in  den  Boden  versenkt,  halb 
in  einer  Höhle  (Apollod.  Theokr.  7,  149  u.  Schol. ;  aus  der  Erde  hervorragend.  Als  Herakles  vier 
vgl.  Quint.  Smyrn.  6,  274;  die  Höhle  ist  darge-  Menschenalter,  nachdem  Dionysos  das  Fafs 
stellt  auf  einem  altkorinthischen  Napf,  Journ.  geschenkt  hatte,  bei  Pholos  einkehrte,  öffnete 
of  hell.  stud.  lpl.  1;  vgl.  Puchstein,  Arch.  Ztg.  39  dieser,  der  Weisung  des  Dionysos  sich  er- 
[1881 1,241  und  auf  den  unten  nr.  21. 25  erwähnten  innernd,  das  Fafs,  Diod.  Tzetz.  Lyk.  a.  a.  0. 
Vasen)  auf  der  Pholoe  (Apollod.  Tzetz.  Lyk.  Nach  anderem  Bericht  (Apollod.  Pediasm.) 
670  p.  730  Müller),  deren  Eponymos  (Diodor.  weigerte  er  sich  zuerst,  aber  lediglich  aus 
Steph.  Byz.  s.v.  (PoXorj.  Tzetz.  Chiliad.  ö,  116ff.)  30  Furcht  vor  den  anderen  Kentauren,  bis  ihn 
er  ist.  Doch  warnt  v.  Wilamowitz,  Euripides  Herakles  durch  Zusicherung  seines  Schutzes 
Herakles  2,  90  vor  dem  trüglichen  Schein,  dafs  dazu  bestimmt,  vgl.  noch  Polyaen.  1,  3,  1. 
Pholoe  von  Pholos  (wie  Mannhardt  a.  a.  0.  43  Tzetz.  Chil.  a.  a.  0.  Lucan.  6,  391.  Serv.  Verg. 
mit  den  alten  Erklärern  annimmt)  gramma-  Aen.  8,  294.  Juvenal.  12,  45.  Die  Einkehr  des 
tisch  stammen  könnte,  und  ebenso  vor  der  An-  Herakles  bei  Pholos,  die  auch  Epicharmos  in 
nähme,  den  Pholos,  weil  schon  bei  Stesichoros  seiner  Komödie  'Hga^Xfig  tcccqu  (&6Xco  (Ahrens, 
(s.  oben)  vorkommend,  für  älter  als  den  Orts-  De  gr.  ling.  dial.  2,445.  Fragin.  Philos.  Gr.  ed. 
namen  $0X67],  deren  älteste  Erwähnung  sich  Mullach  p.  133.  Bernhardy,  Gr.  Literatur  gesch. 
bei  Eur.  BZ.  f.  181  findet,  zu  halten:  der  Epo-  2,  903.  906.  Aug.  0.  Fr.  Lorenz,  Leben  und 
nymos  der  Pholoe  könne  in  Wahrheit  etwas  40  Schriften  des  Koers  Epicharmos  241 ;  vgl.  auch 
ganz  anderes  als  ein  Kentaur  gewesen  sein.  Bergk,  Poet.  lyr.  Gr.  34,  739  Anm.)  behandelt 
Und  in  der  That  unterscheidet  den  Pholos  seine  hatte,  war  ein  beliebter  Vorwurf  hauptsächlich 
Abstammung,  seine  gleich  zu  erwähnenden  Be-  der  archaischen  Vasenmalerei  (vgl.  Stephani, 
Ziehungen  zu  Dionysos,  die  wohl  wiederum  mit  Compte  rendu  1873,  94 ff.  Furtwängler  Bd.  1 
seinem  Vater  Seilenos  in  Zusammenhang  stehen,  Sp.  2194,  36  ff.),  vielleicht  auch  noch  der  spä- 
sein  gastfreies,  biederes  Wesen  höchst  vorteil-  testen,  vgl.  Luc.  Conv.  14:  ruLiyv\ivog  .  .  Ttrfeag 
haft  von  den  anderen  Kentauren,  und  man  röv  uyacbvcc  6q&6v,  lyav  &n<x  xbv  av.vq>ov  iv 
möchte  in  ihm  am  liebsten  ein  seinem  Vater  xy  ds^iü,  olog  6  naga  xco  QöXcp  ' HgauXrig  imö 
ähnliches  Wesen  erblicken,  bezeichnete  ihn  xa>v  ygu^iav  dsLtivvxca  (vgl.  die  ganz  ent- 
nicht  durchgängig  die  Überlieferung  als  Ken-  50  sprechende  Darstellung  unt.  nr.  28  ff.),  Stephani, 
taur  und  hätte  ihn  nicht  auch  die  Kunst  als  Der  ausruhende  Herakles  128.  H.  Blümner, 
solchen  dargestellt,  in  der  er  allerdings  oft,  wie  Arch.  Studien  zu  Lucian  86.  Bevor  wir  uns 
Cheiron,  sein  Gegenstück,  mit  edlerer  Bildung  zu  den  Vasen  selbst  wenden,  sei  erwähnt,  dafs 
(menschlichen  Vorderfüfsen  u.  s.  w.)  erscheint.  nach  Homolle,  Acad.  des  inscr.  et  belles  lettres, 
Eine   Erklärung   des  Namens  Pholos   ist  noch  Compte  rendu  22  (1894),  357  auf  den  Metopen 

des  Schatzhauses   der  Athener  in  Delphi  u.  a. 

*)  Die  Angabe  bei  Natai.  Com.  Myth.  7  P.  y60   der  dargestellt  waren  Hraraux  d'Hcracles:  Le  Hon 

echt.  Patav.  von  1616:  <opem  tulit  Pholo  (der  von  den  übri-  fe  m      -      EunjStlieUS,   Pholos'    etc.,   und   dafs 

gen  Kentauren   um   des  Weines   willen   angegriffen   woi-  -m      .      •      i          ifr-j.             i      rmn            u 

den  war)  Nube*  (=  mvity  mater  multum  iLrem  offun-  FiirUvangler,  Meisterwerke  709   auch  am  amy- 

dens  ac   viam   lubricam  fecif   beruht    offenbar   auf  einem 

Jlissverständnis  von  Diodor  a.  a.  0.     Ebenso  ist  die  An-  *)  V.  Hoefer  bei  Pauli/-  Wissouoa  Bd.  1  Sp.  2106  schreibt: 

nähme  von  Heydemann,  Arch    Zeil.  28  (1871),  13,   dafs  auf  ( Anchios,   Kentaur,   der  nach  Apd.  II,  5,  4,  o  ...  in  die 

einigen   Darstellungen  (nr.  20.  26)   das   Weib   des   Pholos  Höhle  des  Pholos  eindrang  und  von  Horakles  mit  Feuer- 

zu   erkennen   sei,   irrig;   denn   abgesehen,  dafs   die    Sage  branden    ((pöioic;)   vertrieben   wurde   (s.  unter   Pholos)'. 

davon   nichts   weifs ,  würde   das    Weib   des   Pholos   doch  Hierin    könnte    man    eine    Anspielung    auf   den    Namen 

gleichfalls    als   Kentaurin    dargestellt    worden    sein;   die  Pholos  (vgl.  die  Kentaurennamen  niiQaxfioz,   Jlvyai&oi) 

Frau   auf   den   Darstellungen   ist   trotz   des  Mangels  der  erblicken,  —  aber  im  Text  des  Apollodor  steht,  wenigstens 

charakteristischen   Attribute   mit   Stephani,    Compte  rendu  in  den  mir  zugänglichen  Ausgaben  nicht  ipüXoi;,  sondern 

1873,  101  für  Athena  zu  halten.  öaü.otg. 


2419 


Pholos 


Pholos 


2420 


kläischen  Thronsessel  eine  Darstellung  der 
Einkehr  des  Herakles  bei  Pholos  annimmt. 
Nach  Paus.  3,  18,  10  war  dargestellt  u.  a. 
'HQtxxlsovg  (iovoii,(x%itt  itobg  Kvxvov,  xccl  7]  TtccQa 
(pölm  t&v  KtvravQcov  tiü%i}.  Furticängler 
schreibt  mit  Schubart-  Walz  Ö>6l(p  tm  Ksvtccvqco 
und  nimmt  eine  Ungenauigkeit  im  Ausdruck 
des  Pausanias  an;  dieser  habe  sich  bei  Pholos 
zur  Unzeit  an  die  ihm  aus  Handbüchern  be- 
kannte Kentaurenschlacht  erinnert;  diese  sei  10 
jedoch  an  einer  anderen  Stelle  des  Thrones 
(Paus.  3,  18,  16:  'Hoax.Xtovg  .  .  7ipbg  "Oqzlov 
KtvxavQOv  ßcc%r]  i  dargestellt,  an  unserer  Stelle 
aber  seien  Herakles  und  Pholos  am  Weinfasse 
dargestellt  gewesen.  Dagegen  hält  Robert  bei 
Pauly-Wissoioa  Bd.  3  S.  129,  44  ff.  s.  v.  Bathy- 
kles  an  der  durch  die  Lesart  gebotenen  Auf- 
fassung fest.    —   Sehr  unsicher  ist  ferner  die 


1)  Herakles  und  Pholos  vor  dem  Fasse  stehend,  anwesend 
(nach  Gerliard,  Auserl.   Vasenb.  II  Taf.  119  1 

Deutung  auf  Pholos  (Meyer,  Gandharven  78) 
in  der  Darstellung  eines  schreitenden  Ken- 
tauren, der  einen  Fichtenzweig  und  ein  Trink- 
gefäfs  hält,  Müller-Wieseler  2  S.  3  Taf.  46,  558; 
eher  könnte  man  wohl  den  von  Milchhöfer, 
Museen  Athens  65  nr.  12  als  Chiron  (?)  be-  50 
zeichneten  Kentauren  (menschliche  Vorderfüfse, 
in  der  L.  Kantharos,  in  der  R.  Fichtenstamm 
mit  zwei  daranhängenden  Hasen,  Collignon, 
Cat.  des  vas.  de  la  soc.  arch.  d'Athenes  512  p.  135) 
Pholos  nennen.  Aus  dem  Fasse  des  Pholos 
in  Abwesenheit  des  letzteren  schöpfend  soll 
Herakles  nach  Heydemann,  Vasens.  d.  Mus. 
Naz.  zu  Neapel  2713  S.  372.  Bullettino  1869, 
126  nr.  3  (hier  noch  Athene,  wie  oft,  anwesend) 
auf  zwei  swf.  Vasen  in  Neapel  dargestellt  sein.  60 
Die  letztere  Darstellung,  Herakles  in  Abwesen- 
heit des  Pholos  das  Fafs  öffnend  in  Gegenwart 
der  Athene,  findet  sich  auf  zwei  weiteren  Vasen, 
Dubois,  Cat.  Panckoucke  nr.  407.  De  Witte,  Cat. 
Durand  nr.  272.  Mit  grofser  Wahrscheinlich- 
keit bez.  mit  bestimmter  Sicherheit  sind  f  auf 
Pholos  folgen  de  Vasendarstellungen  zu  beziehen, 
von  denen  zuerst  diejenigen  angeführt  werden, 


über  die  nähere  Angaben  nicht  vorliegen: 
1)  Chiusi,  rvasetto  .  .  rappresentante  Ercole  col 
centauro  Folo\  Bullettino  1850,  163.  --  2)  Cor- 
neto  Tarquinia,  'Herakles  bei  Pholos',  Petersen, 
Rom.  Mitt.'l  (1892),  336.  —  3)  Pholos  allein, 
einen  Baumstamm  haltend  und  den  Deckel  des 
Fasses  hebend,  Vase  ehemals  in  der  Samml. 
Canino,  de  Witte,  Descr.  d'une  coli,  de  vas. 
peints  .  .  provenant  des  fouilles  de  l'Etrurie 
nr.  77  p.  37.  Panofka,  Eigennamen  mit  y.alög 
S.  11.  K.  WernicJce,  Die  gr.  Vasen  mit  Lieb- 
lingsnamen  75  nr.  1.  W.  Klein,  Die  griech. 
Vasen  mit  Lieblingsinschr*  116  nr.  12.  — 
4)  Vase  aus  Terranuova  (Gela)  in  Zürich, 
0.  Renndorf,  Die  Antiken  von  Zürich  nr.  342 
S.  33  =  Mut.  d.  ant.  Gesellsch.  in  Zürich  17 
Heft  7  S.  155:  Herakles  gleichfalls  abwesend; 
von  den  zwei  neben  dem  aus  der  Erde  ragen- 
den Fasse  stehenden  Ken- 
tauren ist  wohl  der  mit 
menschlichen  Vorderbeinen 
für  Pholos  anzusehen.  Diese 
Vase  ist  wohl  identisch  mit 
der  nach  Arch.  Anz.  25  (1867), 
114  aus  Terranuova  stammen- 
den Lekythos:  Zwei  Ken- 
tauren am  Fafs  des  Pholos'. 
—  5)  Herakles  begrüfst  durch 
Handschlag  den  Ph.,  der  über 
seiner  Schulter  einen  Baum- 
stamm mit  daran  hängendem 
Hasen,  Fuchs  und  Vogel 
trägt  in  Gegenwart  des  Her- 
mes; das  Fafs  ist  nicht  mit 
dargestellt,  de  Witte,  Descr. 
etc.  nr.  76  p.  37.  Walters, 
Cat.  of  the  greek  and  etruscan 
vases  in  the  brit.  Mus.  2,  226 
p.  147  (tyrrhenische  Am- 
phora). —  6)  Vase  aus  Tar- 
quinii:  Dieselbe  Darstellung 
mit  denselben  Personen,  Arch. 
Anz.  25  (1867),  5  nr.  16.  Rulle- 
tino  1866,  234.  —  7)  Amphora, 
jetzt  in  Berlin:  Herakles  steht  in  Unterhand- 
lung mit  dem  Jagdbeute  tragenden  Pholos  vor 
dem  noch  geschlossenen  Fasse,  Gerhard, 
A.  V.  2,  129  Taf.  119/120,  7;  anwesend  sind 
Athene  und  Hermes  (s.  Abb.  IV  Die  bei  weitem 
meisten  Darstellungen  zeigen  die  Eröffnung  des 
Fasses  —  gewöhnlich  durch  Herakles;  ob.  nr.  3.  4 
fehlt  Herakles  -  -  und  das  Schöpfen  des  Hera- 
kles aus  demselben,  und  zwar  ist  die  Eröffnung 
dargestellt  auf  folgenden  Vasen:  8)  Brit.  Mus., 
Arch.  Anz.  10  (1852),  178.  Walters  a.  a.  O. 
2,  464  p.  236  (anwesend  aufser  Pholos  Athene). 
9)  Brit.  Museum,  Walters  a.  a.  O.  2,  536 
253  (dieselbe  Darstellung).  —  10)  Chiusi,  Museo 
Chiusino  1  Tav.  80  p.  75  (aufser  Pholos  noch 
ein  Kentaur  anwesend).  —  11)  Petersburg, 
Stephani,  Campte  rendu  1873,  91  ff.  Taf.  5,  1. 
Vasens.  d.  Kais.  Eremitage  2,  1272  S.  104 f.: 
genau  dieselbe  Darstellung;  denn  der  Gegen- 
stand, den  Herakles  hebt  und  der  nach  Stephani 
einer  Mumie  oder  einem  Wickelkinde  gleicht, 
ist  weiter  nichts  als  ein  plumper  Felsblock, 
genau  wie  auf  der  Vase  in  Chiusi,  und  das 
aufgemalte  Gesicht  u.  s.  w.   ist  modernen  Ur- 


Athene und  Hermes 
20). 


2421 


Pholos 


Pholos 


2422 


Sprungs,  Furtwängler ,  Rom.  Mitt.  7  (1892), 
33.'}  Anrn.  1.  —  Bei  den  folgenden  Darstellungen, 
die  Herakles  aus  dem  Fasse  schöpfend  zeigen, 
ist  die  Person  des  Pholos  nur  auf  den  zwei 
ersten  zweifelhaft:  12)  München,  Herakles  und 
zwei  Kentauren,  Jahn  a.  a.  0.  622  »S.  202.  Micali, 
Storia  degli  ant.  popoli  Ital.  3,  176 f.  Tav.  99,  9. 

—  13)  Paris,  ehemals  Sammlung  Durand:  von 
den  zwei  Kentauren  ist  wohl  der  r.  stehende 
für  Pholos  zu  halten,  De  Witte,  Cat.  Durand 
nr.  271.  Gerhard,  A.  V.  2,  119,  5  S.  128.  Bau- 
meister, Denkm.  nr.  726  S.  659  (s.  Abb.  2).  — 
14)  Zürich,  aus  Corneto,  nur  Herakles  und  Ph., 
Benndorf  a.  a.  0.  nr.  411  S.  47.  —  15)  Athen, 
dieselbe  Darstellung,  Heydemann,  Gr.  Vasenb. 
S.  5  Anm.  10  b.  Collignon,  Catal.  nr.  268  p.  66. 
Milchhöfer,  Die  Museen  Athens  S.  68  nr.  952 
(nb.:  Die  nr.  952  ist  im  Katalog  von  Kumanudes 
für  zwei  verschiedene  Exemplare  angewendet, 
für  unsere  nr.  15  und  19).  —  16)  Paris,  Louvre, 
Miliin ,  Gall.  myth.  (in  der  Übersetzung  von 
Toelken  S.  96) 
Taf.  117,  439, 
wo  es  fälsch- 
lich heilst, 

Herakles 
wasche     sich 

an  einer 
Quelle,  wäh- 
rend er  viel- 
mehr aus  dem 
Fafs  schöpft; 
hinter  Hera- 
kles    Pholos. 

—  Erweitert 
ist  die  Scene 
durch  einen 
zweiten  Ken- 
tauren : 

17)  München, 

aus  Grofs- 
griechenland, 

Jahn  746 

S.  232.  v. 
Stackeiberg ,  Die  Gräber  der  Hellenen  Taf.  41 
S.  35,  oder  durch  drei  Kentauren:  18)  Bologna, 
Mon.  dell'  Inst.  1880  vol.  XI  tav.  XV.  Michaelis, 
Ann.  1880,  45  ff.,  oder  durch  Athena:  19)  Athen, 
Heydemann,  Gr.  Vasenb.  5,  5  S.  5.     Collignon, 


noch  Hermes  (vgl.  oben  nr.  5):  26)  Palermo, 
Heydemann,  Arch,  Zeit.  28  (1871),  13  nr.  12.  - 
27)  Bologna,  Museo  Civico,  Gerhard,  A.  V.  2, 
119,  3  S.  128.  Heydemann,  3.  Hall.  Winckel- 
mannsprogr.  59  nr.  1594.  Eine  weiter  fort- 
geschrittene Handlung  zeigen  folgende  Dar- 
stellungen: 28)  Amphora  in  Florenz,  dem  ge- 
lagerten Herakles  naht  Pholos,  in  der  R.  die 
Oinochoe  zum  Einschenken  haltend,  mit  der  L. 

10  einen  Baumstamm  mit  daranhängender  Jagd- 
beute schulternd,  Heydemann,  3.  HaU.Winckel- 
mannsprogr.  S.  'J5  nr.  47.  —  29)  Ehemals  in 
der  Sammlung  Candelori  „Herakles  neben  Pho- 
los gelagert",  Gerhard,  A.  V.  2,  128  Anm.  24  e. 
—  30)  Corneto,  Museo  Bruschi,  Herakles  und 
Pholos  mit  Fichtenstamm  in  der  R.  sind  um 
das  Fafs  gruppiert;  Pholos  hebt  die  R.  und 
scheint  nach  der  verstümmelten  Inschrift  seinem 
Gaste  Ttisi  zuzurufen;  auf  der  Rückseite  kom- 

20  men  zwei  Kentauren  mit  Fichtenzweigen  und 
Amphoren   herangaloppiert,  Heibig,  Bullettino 


2)  Das  Weinfafs  der  Kentauren 
(nach  Gerhard,  Auserl.   Vasenb.  II,  119,  5  =  Baumeister,  Denkmäler  I,  S.  659  nr.  726). 


1869,  172.  —  31)  München,  Pholos  neben  Hera- 
kles gelagert;  oben  hängen  Keule,  Bogen  usw., 
Jahn,  Vasensamml.  König  Ludwigs  691  S.  216. 
—  32)  Paris,  Sammlung  Oppermann:  Herakles 
und  Pholos  gelagert;  letzterer  hält  dem  Hera- 
Cai.  etc.  nr.  267  p.  65  -  -  durch  Athena  (nicht  50  kies  den  geleerten  Krug  zu  neuer  Füllung  hin, 


die  Frau  des  Pholos  s.  ob.  Sp.  2417  Anm.)  und 
einen  Kentauren:  20) Palermo,  Heydemann,  Arch. 
Zeit.  28  (1871),  13  nr.  11;  durch  Athena  und 
zwei  Kentauren:  21)  München,  Jahn 435  S.  152; 
durch  Athena  und  einen  Begleiter  des 
Herakles  (Iolaos):  22)  Kopenhagen,  Soph,  Birket 
Smith,  De  malede  Vaser  i  Antikkabinettet  i 
Kjöbenhavn  nr.  78  S.  20.  —  23)  Athen,  Collignon, 
Catal.  etc.  nr.  403  p.  98;  —  24)  Paris,  ehemals 


Gerhard,  Arch.  Zeit.  23  (1865),  81  ff.  Taf.  201,  1; 
vgl.  oben  Sp.  2418.  In  den  Darstellungen  des 
durch  die  eindringenden  Kentauren  hervor- 
gerufenen Kampfes  (vgl.  Dio  Chrys  or.  60  p.  191 
Dindorf)  ist  die  Höhle  des  Pholos  dargestellt 
auf  dem  oben  (2417,  5)  erwähnten  Napf,  das  Fafs 
des  Pholos  zur  Andeutung  der  Veranlassung 
zum  Kampfe  auf  der  swf.  Vase  im  Vatikan, 
Museo   Gregor.   2   tav.  39,  2  a.     Pholos   selbst 


Sammlung    Prinz    Napoleon,    Fröhner ,    Catal.  60  ist    vielleicht    dargestellt  auf  dem  Architrav- 


d'une  coli.  nr.  52;  durch  Athene  und  zwei 
Männer  (Begleiter  des  Herakles):  25)  Athen, 
Heydemann,  Gr.  Vasenb.  5  Anm.  10c.  Von 
Begleitern  des  Herakles,  die  hier  und  nr.  22  ff. 
erscheinen,  berichtet  bei  dem  Pholosabenteuer 
m.  W.  nur  Polyaen.  1,  3,  1 :  owov  de  ccv&oö- 
ulov  7ii%-ov  txvTÖg  (Herakles)  re  iial  off  oi  äucp' 
avzbv    TjQvaavTO.      Neben    Athena    erscheint 


relief  von  Assos,  Satter  Bd.  2  Sp.  1048,  26  ff., 
sicher  aber,  durch  Beischrift  QOUOC  bezeich- 
net, findet  er  sich  auf  einer  Amphora  im  Louvre, 
Pottier,  Vases  ant.  du  Lonvre  2,  122  nr.  266. 
Nach  Bottier  ist  die  Herkunft  der  Vase  unbe- 
kannt; sie  stammte  aber  von  Tolfa  bei  Civita- 
vecchia,  Arch.  Anz.  25  (1867),  5  nr.  18;  Bulletino 
1866,   229 f.:   dargestellt   ist  das  halb  aus  der 


2423  Phonolenides  Phorbas  2424 

Erde  hervorragende  Fafs  und  Herakles,  der  im  121  (Anecdota  Matranga  2,  581).    Eudocia  225 

Beisein  der  Athene  gegen  vier  Kentauren  kämpft;  p.  361  Flach;   vgl.    Hom.    Od.    11,  012.     Orac. 

der  fünfte,  eben  durch  die  Beischrift  als  Pho-  Sibyll.  3,  379.     [Höfer.] 

los  gekennzeichnete  Kentaur  ist  vor  Herakles  Phorax?  (3»opaf?),  Genosse  des  Herakles  im 
flüchtend  dargestellt,  gegen  den  er  sich  mit  Amazonenkampf  (doch  ist  auch  die  Lesart 
einer  bittflehenden  Gebärde  umdreht.  Hier  er-  Kogccf;  möglich)  auf  einer  in  Tarquinii  gefun- 
scheint  also  Pholos  selbst  durch  Herakles  be-  denen  Amphora,  Monumenti  delV  Inst.  12  t.  9. 
droht,  wodurch  die  Annahme  von  Klügmann,  Annali  1884,  269 ff.  Bullettino  1884,  124.  Corey, 
Bulletino  1876,  141  ff.  eine  Stütze  erhält,  dafs  De  Amazonum  ant.  figuris  (Diss.  Berlin  1891) 
auf  dem  kyrenäischen  Deinos  (abg.  Arch.  Zeit.  10  S.  9.  Pottier,  Vases  ant.  du  Louvre  2  nr.  875 
39  [1881]  Taf.  12,  1)  der  von  Herakles  mit  der  p.  83  pl.  62  mit  Litteraturangaben.  [Höfer.] 
Keule  bedrohte  mit  menschlichem  Vorderkörper  Phorbantides  ((I>oQßavri8r\g),  Beiname  des 
gebildete  Kentaur,  der  bittend  seine  R.  erhebt,  Augeias,  Tzetz.  Chiliad.  2,  279;  vgl.  Apollod. 
Pholos  darstellen  soll,  wogegen  Puchstein,  Arch.  2,5,5.  Schal.  Apoll.  Phod.  1,172.  [Höfer.] 
Zeit.  a.  a.  0.  243  Einsprach  erhebt,  weil  aufser  Phorbas  (ßögßas),  1)  Sohn  d.  Lapithes  (Diod. 
dem  angeblichen  Pholos  noch  ein  zweiter  Ken-  4,  69.  5,  58.  Paus.  5,  1,  11)  oder  des  ebenfalls 
taur  die  gleiche  Bildung  (die  andern  Kentauren  als  S.  d.  Lapithes  (Diod.  5,  61)  genannten  Trio- 
sind mit  vier  Pferdebeinen  dargestellt)  aufweise,  pas  (Hy.  in  Apoll.  P.  211.  Polyzelos  v.  Rhodos 
in  dem  eine  Frau  oder  ein  Kind  des  Pholos  zn  bei  Hygin.  P.  Astr.  2,  14.  Paus.  7,  26,  12), 
erblicken  Sage  und  Kunst  verbiete,  und  schliefs-  20  während  nach  Diod.  4,  58.  Paus.  4,.  1, 2.  2, 16, 1 
lieh  weil  auch  die  Überlieferung  den  Tod  des  (vgl.  Schal.  Theoer.  id.  17,69,  wo  statt  Tgiönov 
Pholos  durch  Herakles  nicht  kenne.  Doch  wird  tov  Aßavrog  wohl  .  .  .  <I>6gßavzog  zu  lesen  ist) 
wenigstens  bei  Vergil  (Aen.  8,  294;  vgl.  Georg.  umgekehrt  Triopas  ein  Sohn  des  Phorbas  war. 
2,  456)  Pholos  unter  den  von  Herakles  getöteten  Wir  unterscheiden  nach  den  verschiedenen 
Kentauren  aufgezählt,  was  Serv.  Aen.  a.  a.  0.  Wohnsitzen  des  Phorbas  folgende  Sagen- 
dadurch  erklärt,  dafs  infolge  einer  poetischen  gruppen: 

Licenz  beliebige  Kentaurennamen  angewendet  a)  Thessalischer  Mythus.  Nach  den 
worden  seien.  Unmöglich  aber  erscheint  es  Megarika  des  Dieuchidas  (bei  Athen.  262 e — 
nicht,  dafs  es  eine  Form  der  Sage  gab,  nach  263a  =  F.  H.  G.  4,  389)  war  Phorbas  mit 
der  Herakles,  der  ja  auch  den  Cheiron  in  dem-  30  seinen  beiden  Geschwistern  Parthenia  und 
selben  Kentaurenkampf  wider  seinen  Willen  Periergos  (=  Periphas  b.  Diod.  4,  69)  in  der  Be- 
verwundet hat,  dem  Pholos,  als  er  etwa  be-  gleitung  (seines  Vaters?)  des  Triopas  aus  Thessa- 
gütigend  zu  vermitteln  suchte,  die  tödliche  lien,  und  zwar  aus  dem  dotischen  Gefilde  (wo 
Wunde  beibrachte.  In  dem  zweiten  Kentauren  der  Stamm  der  Lapithen,  ansässig  war;  vgl. 
auf  der  kyrenäischen  Vase  wäre  vielleicht  d.  Art.  Lapithen),  nach  (Knidos?  und)  Rhodos 
Cheiron  zu  erblicken,  der  ja  nach  Theokr.  7,  ausgewandert  und  hatte  sich  schliefslich  in 
149  bei  der  Bewirtung  des  Herakles  (und  wohl  Ialysos  niedergelassen,  während  Periergos  die 
auch  Jjeim  Kampfe  selbst)  zugegen  war.  Nach  Gegend  von  Kameiros  besiedelte.  Dasselbe  be- 
der  Überlieferung  (Apollod.  Diod.  Serv.  ad  zeugen  Kall  im.  hy.  in  Oer.  24;  Diod.  5,  58 
Verg.  Aen.  8,  294.  Ihilargyr.  ad  Yerg.  Georg.  40  und  Steph.  Byz.  s.  v.  zSmriov  izölig  ©saaediag, 
2,  456.  Hyg.  Astron.  2,  38)  fand  Pholos  seinen  6nov  (lEtwxrjGav  oi  Kvidiot,  av  i]  %mgcc  Kvtöia. 
Tod,  als  er  bei  der  Bestattung  der  gefallenen  K<xlXiiicc%og  iv  totg  vyvoig'  „Ovitco  xoev  Kvidiar, 
Kentauren  aus  dem  Körper  eines  derselben  sti  Jwtiov  igbv  kvcciov".  Etwas  anders  be- 
einen Pfeil  zog  voll  Verwunderung,  dafs  ein  richtet  Diodor  (5,  61),  dafs  Triopas  (Sohn  des 
so  kleines  Ding  solch  gewaltige  Körper  habe  Helios  und  der  Rhodos)  nach  dem  Morde  seines 
töten  können,  und  der  herabfallende  vergiftete  Bruders  Tenageos  von  Rhodos  über  Knidos  nach 
Pfeil  ihm  den  Fufs  verletzte.  Der  von  der  Thessalien  gesegelt  sei,  daselbst  im  Bunde 
Verfolgung  der  Kentauren  zurückkehrende  mit  den  Söhnen  des  Deukalion  die  Pelasger 
Herakles  bestattete  ihn  aufs  prächtigste.  Nach  besiegt  und  eine  Zeitlang  im  dotischen  Ge- 
Hygin.  a.  a.  0.,  der  auch  den  Cheiron  auf  50  filde  gewohnt  habe,  von  wo  er  nach  dem  Fre- 
gleiche  Weise  wie  den  Pholos  durch  den  herab-  vel  im  Temenos  der  Demeter  wieder  nach  Kni- 
fallenden Pfeil  verwundet  werden  läfst,  wäre  dos  zurückgekehrt  sei  und  daselbst  das  Trio- 
Pholos,  qui  aruspicio  praeter  ceteros  pluri-  pion  gegründet  habe.  Auf  Thessalien  bezieht 
■mum  valuisset  (eine  m.  W.  sonst  nicht  bezeugte  sich  offenbar  die  Sage,  dafs  Phorbas,  entweder 
Überlieferang),  als  Schütz  (wie  sonst  Cheiron)  ein  Sohn  des  Lapithes  und  der  Orsinome 
verstirnt  worden.  Ein  Nachklang  der  Pholos-  (Diod.  4,  69.  5,  58.  Paus.  5,  1,  11)  oder  ein 
sage  findet  sich  noch  bei  Nonn.  Dionys.  14,  50,  Sohn  des  Triopas  —  der  auch  bisweilen  Sohn 
wo  als  Kentauren  im  Heere  des  Dionysos  Pho-  des  Lapithes  und  rex  Thessalorum  heifst  (Diod. 
los  und  Cheiron  genannt  werden.     [Höfer.]  5,  61.    Hygin.  p.  astr.  2,  14)  —  und  der  Hiscilla 

Phonolenides?  ((Povcolsvidrig'?),  ein  Lapithe,  60  (=  "Ic^vXXa?)    Myrmidonis   fdia    gewesen    sei 

auf  der  Hochzeit  des  Peirithoos,  Ov.  Met.  12,  (Polyzelus  Phod.   b.    Hyg.  p.  astr.   2,    14)  und 

433;  doch  s.  Phaiokomes.     [Stoll.]  einst  in  Thessalien  am  Peneios  gewohnt  habe 

Phonos   (<I>6vog),    der    personifizierte    Mord,  (Diod.  4,  69.  5,  58).     Wenn  bei  Ooid.  Met.  12, 

mit  Thanatos  (s.  d.)  bei  Für.  Troad.  769;  vgl.  322  unter  den  Kentaurenbekämpfern  ein  Phor- 

Aesch.  Choeph.  789  Kirchh.     Fmpedocles  v.  19  bas  genannt  wird,  so  wird  darunter  entweder 

Mull.   =  fr.   121  Diels,   Fragmente    der    Vor-  unser  Lapithe  oder  nr.  4  zu  verstehen  sein.  End- 

sokratiker  S.  218.    Der  Plural  <&6voi,  Kinder  der  lieh  deutet  auch  die  Sage,  nach  welcher  Phorbas 

Eris  (s.  d.),  bei  Hcs.  Theog.  228.     Tzetz.  Theog.  ein   Liebling  des    Apollon    gewesen    sein    soll 


2425                     Phorbas  Phorbas                     2426 

(Polyzelus  Rhod.  b.  Hygin  a.  a.  0.  2,  14.    Plut.  Kriasos   und  der  Melantho,  Bruder  der  Kleo- 

Numa  4;  vgl.  Uiod.  5,  58.  Hy.inApoll.(Pyth.)2,  boia  und  Gemahl  der  Euboia,  Vater  des  Trio- 

211;  vgl.  Gemoll  z.  d.  St.  u.  Boeckh,  Pindan •  op.  pas    und    der    Messene.      Fragt    man,   wie  es 

2,  3 14 f.),  auf  Thessalien,  wo  seit  ältester  Zeit  komme,  dai's  der  mit  Triopas  genealogisch  so 

verschiedene    Kultstätten    des    Apollon    nach-  eng  verbundene  Phorbas   (dessen  Bruder  Pei- 

weisbar  sind  (vgl.  Preller-Robert,  Griech.  Myth.4  rasos  einerseits  an  die  thessalische  Stadt  Pei- 

1,  264).    Wahrscheinlich  ist  dieser  Ph.  als  Epo-  resiai  [Peirasia],   anderseits   an  Periphas   oder 

nymos    von    f&ooßdg,    itolig    rü>v    iv    ©taauXicc  Periergos,   den  Bruder   des  Lapithen  Phorbas, 

'A%cawv  (Steph.  Byz.)  zu  betrachten.  erinnert)    auch    in   Argos    ebenso   wie   in   Elis 

b)  Elische  Sage.  Nach  Diod.  4,  69  wan-  10  und  Rhodos  (s.  u.)  auftritt,  so  ist  mit  einer 
derte  Phorbas,  der  Sohn  des  Lapithes  und  der  gewissen  Wahrscheinlichkeit  auf  die  Wande- 
Ursinome  und  Bruder  des  Periphas,  aus  Thessa-  rungen  der  den  Lapithen  so  nahestehenden, 
lien  nach  Olenos  (in  Achaja  oder  P^lis;  vgl.  ja  beinahe  mit  ihnen  identischen  Phlegyer  und 
Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  2,  322.  Schal.  Od.  cp  Minyer  nach  Argolis  und  speziell  nach  Epi- 
295).  Nachdem  er  von  hier  aus  dem  Alektor,  dauros  zu  verweisen,  dessen  Asklepioskult 
König  von  Elis,  gegen  den  Pelops  Hilfe  ge-  ebenfalls  auf  thessalischen  Ursprung  zurück- 
leistet hatte,  erhielt  er  zum  Lohne  einen  Teil  geht  (vgl.  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  2,  8.  72.  108. 
von  dessen  Königsherrschaft.  Seine  Söhne  Preller-Bobert  1,  252).  Aus  dem  Schwanken 
Aigeus  (Augeias)  und  Aktor  teilten  sich  nach  der  Überlieferung,  die  den  Phorbas  bald  Sohn 
seinem  Tode  in  sein  Erbe.  Ungefähr  dasselbe  20  des  Argos,  bald  des  Kriasos  nennt,  ist  viel- 
berichtet Eustath.  z.  B.  p.  303,  8,  der  noch  hin-  leicht  zu  schliefsen,  dafs  der  Vertreter  des 
zufügt,  dafs  Alektor  die  Diogeneia,  Tochter  ursprünglich  thessalischen  Stammes  willkür- 
des  Phorbas,  Phorbas  aber  die  Hyrmine,  lieh  bald  hier  bald  dort  in  den  argivischen 
Schwester  des  Alektor  und  Eponyme  der  eli-  Stammbaum  eingeschoben  wurde.  Entweder 
sehen  Stadt  Hyrmina,  heiratete  und  mit  dieser  mit  diesem  argivischen  oder  mit  dem  unten 
den  Augeias  und  Aktor  zeugte  (vgl.  auch  über  zu  besprechenden  ionisch -attischen  Phorbas, 
Augeias  und  Aktor  als  Söhne  des  Phorbas  und  dem  Gefährten  des  Theseus,  hängt  wohl  das 
der  Hyrmine  Scliol.  Ap.  Bli.  1,  172.  Apd.  2,  5,  5.  'PoQßdvnov  öoog  bei  Troizen  (Steph.  Byz.  s.  v. 
Paus.  5,  1,  11.   Jo.  Pedias.  6).   Nach  Zenodot  b.  <Pooßäg)  zusammen. 

Athen.  412a  (vgl.  Callim.  fr.  100  h  6  Sehn.)  und  30  d)  Rhodisch-knidische  Sage.    Der  Rho- 

Ael.  v.  h.  1,  24  hatte  Phorbas  auch  eine  Tochter  dier  Polyzelos  berichtete   nach  Hygin.  p.  astr. 

Astydameia,  welche  den  Kaukon  heiratete  und  2,  14,  dafs  Phorbas,  Sohn  des  Triopas  und  der 

von  diesem  Mutter  des  Lepreus  wurde.     [Nach  Ischylla  [Hiscilla],  Tochter  des  Myrmidon,  ein 

Hyg.  fab.  14  (p.  41,  8  Bu.)  und  fab.  18  (p.  48,  1)  Liebling  des  Apollon,  durch  einen  Sturm  gerade 

soll   auch   der  Argonaut  Tiphys    aus   Böotien,  indem  Augenblicke  nach  Rhodos  (auch  Üphiussa 

der  sonst  Sohn   des  Hagnios   heilst,  ein  Sohn  genannt)    verschlagen    worden    sei,    als    diese 

des  Phorbas  und  der  Hyrmine  gewesen  sein;  Insel  durch  eine  Unzahl  von  Schlangen  furcht- 

vgl.  Müller,    Ordiomenos1  264  u.   unt.  Phorbas  bar  heimgesucht  wurde,  und  die  Rhodier  von 

nr.  2.J     Vgl.  auch  d.  Art.  Phormes  ['?]  u.  da-  dieser  Plage  glücklich  befreit  habe.    Zum  An- 

selbst  Schol.  Ap.  Rh.  1,  172.                                   40  denken   daran    sei   er    als   öcptov%og  unter  die 

c)  Argivische  Sage.  Paus.  2,  16,  1  be-  Gestirne  versetzt  und  ihm  Heroenopfer  gestiftet 
richtet:  "Agyov  Ss  IJsiQaaog  ylvsxcu  xctl  <&6q-  worden.  Ungefähr  dasselbe  erzählt  der  Rho- 
ßag,  <P6QßavT,og  öi  TQiÖTtag.  Tgio-ita  dh"Icc6og  dier  Zenon  b.  Diod.  5,  58  (vgl.  auch  den  sehr 
y.ccl  AyrjvcoQ.  Dasselbe  genealogische  Verhält-  summarischen  und  ungenauen  Bericht  bei  Diod. 
nis  bezeugt  Paus.  4,  1,  2  (vgl.  auch  Gem.  AI.  4,  58),  der  nur  insofern  von  Polyzelos  abweicht, 
Strom.  1  p.  321 b  ed.  Sylb.),  wo  er  von  Poly-  als  er  den  Phorbas,  Sohn  des  Lapithes,  nicht 
kaon  erzählt,  dafs  er  die  Messene,  Tochter  des  zufällig  nach  Rhodos  gelangen  t  sondern  auf 
Triopas  und*  Enkelin  des  Phorbas  £'£,  'Äqyovg,  den  Rat  des  delischen  Apollon  aus  Thessalien 
geheiratet  habe,  während  nach  der  ausdrück-  von  den  Inselbewohnern  geholt  werden  läfst. 
lieh  als  argivisch  bezeichneten  Tradition,  welche  50  Dieuchidas  in  seinen  Megarika  (b.  Athen.  262  e  ff. 
Paus.  7,  26,  12  überliefert  hat,  Pellen,  Eponymos  vgl.  Müller,  Dorier1  1,  107,  1)  kannte  zwar 
von  Pellene  in  Achaja,  ein  Argeier  u.  Sohn  des  die  &v6icc  rov  ffroQßixvrog,  erwähnt  aber  nichts 
Phorbas  und  Enkel  des  Triopas  gewesen  sein  von  der  Schlangenplage  und  erzählt  im  übri- 
soll  (ist  hier  vielleicht  statt  <&oQßuvrog  .  .  .  rov  gen  Folgendes.  Es  seien  nach  dem  Tode  des 
Tqlotccc  zu  schreiben  TgiÖTtcc  .  .  rov  <P6oßccvrog'?  Triopas  unter  seinen  Begleitern  Streitigkeiten 
vgl.  Siebeiis  z.  d.  St.  und  dagegen  Schubart,  ausgebrochen  und  einige  derselben  infolgedessen 
Quaest.  geneal.  p.  26 ff.).  Abweichend  davon  nach  Dotion  [in  Thessalien]  zurückgekehrt, 
nennt  Pherekydes  (fr.  22  Müller  b.  Schol.  Eur.  während  Phorbas  das  Gebiet  von  Ialysos,  sein 
Phoen.  1123;  vgl.  Scliol.  Eur.  Or.  932)  Phorbas  Bruder  Periergos  (=  Periphas  b.  Diod.)  das 
den  Sohn  des  Kriasos  und  seinen  Sohn  nicht  60  von  Kameiros  besiedelt  habe.  Infolge  eines 
Triopas  sondern  Arestor.  Vgl.  auch  August  in.  Fluches  nun,  den  sein  Bruder  Periergos  über 
de  civ.  d.  18,  8,  der  als  6.  König  von  Argos  ihn  ausgesprochen,  habe  Phorbas  nebst  seiner 
Phorbas  Sohn  des  Criasus  und  der  Melantomica  Schwester  Parthenia  bei  den  Araiai ,  einer 
(Mzluv&w  Schol.  Eur.  ed.  Dind.  2,  234,  15),  Inselgruppe  zwischen  Knidos  und  Syme,  Schiff- 
ais 7.  König  aber  Triopas,  Vater  des  Iasus  bruch  erlitten  (vgl.  Hygin.  p.  astr.  2,  14:  eo 
nennt.  Teilweise  übereinstimmend  mit  Phere-  [i.  e.  Rhodum]  tempe State  delatus),  doch  sei 
kydes  und  Augustinus  nennt  der  Schol.  z.  Eur.  es  beiden  gelungen,  sich  [auf  einem  Flosse?] 
Or.  932   Phorbas   Enkel   des   Argos,  Sohn   des  nach  Hxtdia  in  der  Nähe  von  Ialysos  zu  retten. 


2427                     Phorbas  Phorbas                     2428 

Hier    seien    sie    von    Thamneus    (von    &ä^ivog  und  Phlegyer,   welch   letztere   den  Strich  von 

Dickicht),    der  zufällig   am  Ufer  jagte,   gast-  Panopeus    bis    Hyria    in    Böotien    bewohnten, 

freundlich  aufgenommen  worden,  und  Phorbas  wäre  es  nicht  undenkbar,  dafs  dieser  Phlegyer 

habe    zum  Andenken    an   die   gastfreundliche  Phorbas  von  Haus  aus  mit  dem  Lapithen,  der 

Art  des  Thamneus,  der  es  nicht  für  unter  seiner  freilich  ein  Liebling  Apollons  genanntwird  (s.o.), 

Würde  gehalten,   seine  Gäste  wie   ein  Sklave  identisch  war.    Dann  würde  sich  vielleicht  die 

zu  bedienen,  bei  seinem  Tode  angeordnet,  dafs  Feindschaft  der  Phlegyer  gegen  den  delphischen 

bei   seinem  Totenopfer   (ivccyra^oi)   nur   Freie,  Apollon    einfach    aus    dem   Antagonismus   des 

nicht   aber   Sklaven  den  Opferdienst  versehen  apollinischen  Heiligtums  und  Orakels  in  Tegyra, 

sollten.    Wie  es  scheint,  war  die  an  der  West-  10  nicht  weit  von  Orchomenos,  dem  Mittelpunkte 

küste  Siciliens   gelegene  Insel   (fropßavila   von  der    Phlegyer,    gegen    Delphi    erklären    (vgl. 

rhodischen  in  diese  Gegend  gekommenen  See-  Müller,    Ofchom.1   147.   230j.     Ist    etwa    unter 

fahrern  nach  ihrem  Stammheros  genannt.  dem  Vater  des  Tiphys  aus  Böotien  dieser  Phor- 

Aus  vorstehenden  Lokalsagen  des  mit  Trio-  bas  zu  verstehen? 

pas    oder  Lapithes    genealogisch    verbundenen  3)  Bundesgenosse   des  Eumolpos   im  (eleu- 

Phorbas  dürfte  mit  Sicherheit   so  viel  hervor-  sinischen)  Kriege  gegen  Erechtheus  (s.  d.)  und 

gehen,   dafs   dieser  Heros   einem  ursprünglich  von    diesem   getötet.     Er  war   ein  Kurete   aus 

in  dem  dotischen  Gefilde  Thessaliens  ansässigen  Akarnanien*),    bewohnte    also    die    Ebene    an 

Stamme  (Lapithen,  Phlegyer,  Minyer,  Dorier?)  der  Mündung  des  Acheloos  (vgl.  Bursian,  Geoyr. 

angehörte  und  mit  demselben  teils  nach  Elis,  20  v.  Gr.  1,  106),   welcher  Flufs   nach   Kephäl.  b. 

teils  nach   Argos   und  Rhodos   (Knidos)  wan-  Malalas  p.  164  (=  F.  H.  G.  3,  631)  selbst  ur- 

derte.      Fraglich    ist    nur,    ob    der  rhodisch-  sprünglich  $>6pßag  geheifsen  haben  soll.    Nach 

knidische  Phorbas  nach  der  dorischen,  bekannt-  Hellanikos  b.  Harpokrat.  s.  v.  <&opßocvtütov  war 

lieh    von    Argos    und   Epidauros   (vgl.  Müller,  dieser   Phorbas   ein    Sohn   des    Poseidon,    und 

Darier1  1,  102  ff.  108)  kolonisierten  Insel,   und  nach   ihm   soll   auch   das  athenische  Phorban- 

der    von    ihm    vertretene    Stamm    direkt    von  teion  benannt  sein  {Andrem  [fr.  10]  u.  Hellan. 

Thessalien   (vgl.  Müller,  Dorier1  1,  27 f.)   oder  bei  Harpokrat.  s.v.  (fropßavrslov.  Hypereidesh. 

über  Argolis  nach  Rhodos_  gewandert  ist  (vgl.  Et.  M.  798,  26   =   Suid.   u.   Phot.    s.  v.   <1>op- 

Müller,   Proleg.    162 f.).      Übrigens   hatte  auch  ßavrslov;    Hesych.   s.   v.    <J?6pßug,    E.    Curtius, 

das  in  Pamphylien  gelegene,  nach  O.  Müller,  30  Stadtgesch.  v.  Athen  p.  LIH  u.  136;  vgl.  jedoch 

Dorier1  1,  112  von  Argos  oder  besser  von  Rho-  unten  nr.  4).    Vgl.  Schol.  II.  -E  483.     Eustath. 

dos   gegründete  Aspendos   eine   ganz  ähnliche  p.  1156,  51.    Schol.  Eur.  Phoen.  854.    Harpokrat. 

Gründungssage  wie  Rhodos,  indem  es  auch  von  a.  a.  O.     Ein  Begleiter  des  Phorbas  war  nach 

den  Lapithen  (s.  d.)  gegründet  sein  sollte.  Vgl.  Schol.  11.  a.   a.  0.  Eurynomos,   der  Vater  des 

auch  d.  Art.  Triopas  und  überhaupt  A.  Becker,  Egremos.    Vgl.  Lobeck,  Agl.  208  ff. 

De  Rhodior. primordiis  {Comment.  phil.  Ienenses  4)  Attischer  Heros,  Paidotribe  od.  Wagen- 

2,  1883  p.  91  ff.),  der   in  Phorbas  den  Apollon  lenker  des  Theseus,  Erfinder  der  Ringkunst, 

(Epimelios),  in  Parthenia  Arteniis,  in  Periergos  welche  n&chPans.  1,39, 3(vgl.Istrosfr.  23  Müller. 

den  Herakles   erkennen   will.      Vgl.    Bursians  Schol.  Lucian  p.  178  Jac.)  Theseus  selbst  erfun- 

Jahresber.  1889  (Bd.  60)  3.  Abt.  S.  411.  40  den  haben  soll  (Phcrekydes  u.  Polemon  b.  Schol. 

2)    Ein  Phlegyer,   welcher   zu    Panopeus  Find.  Nem.  5,  89.    F.  H.  Gr.  2,  132,  55).    Nach 

in  Phokis  hauste  und  von  dort  aus  die  heilige  Schol.  Find.  a.  a.  O.    soll  Theseus  mit  ihm  zu- 


"■6 


Strafse  nach  Delphi  unsicher  machte,  indem  sammen  die  Amazonenkönigin  entführt  haben. 
er  die  Vorübergehenden  übermütig  zum  Faust-  Eiiripides  Hiket.  680  nennt  ihn uo vccintvxcov  ava'g 
kämpfe  herausforderte  und  tötete,  bis  end-  der  Erechtheiden,  d.  h.  Führer  der  athenischen 
lieh  der  delphische  Apollon  in  der  Gestalt  Reiterei.  Wahrscheinlich  war  ihm  und  nicht 
eines  Knaben  (ilbipÜkiov)  erschien  und  den  dem  vorigen  das  sog.  (Popßavrelov  in  der  Nähe 
Herausforderer  erschlug.  Die  Erzählung  kam  des  Hauses  des  Andokides  (vgl.  über  dessen 
nach  Schol.  11.  W  660  bei  den  Kyklikern  vor.  Lage  Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  1,  289),  d.  i.  ein 
Vgl.  Ov.  Met.  11,413:  templa  profanus  Invia  50  Heroon,  geheiligt  (vgl.  Andoc.  1,  62.  Bekk. 
cum  Phlegyis  faciebat  Delphica  Phorbas.  Am  Anecd.  314  s.v.  (fropßcxvTHOv  iiqcöov  <$6pßavTog, 
ausführlichsten  behandelt  den  Mythus  Philostr.  bg  r\v  T\v'io%og  Onotcog.  Hesych.  s.  v.  <J>6oß<xg- 
Im.  p.  842  (424),  welcher  den  Schauplatz  des  'Axxi-nog  i',poog),  während  andere  (s.  ob.  nr.  3) 
Kampfes  an  den  phokischen  Kephissos,  an  einen  behaupten ,  dafs  dieses  Heroon  dem  Bundes- 
Apvbg  v.ttycdai  genannten  Ort  verlegt,  der  sonst  genossen  des  Eumolpos  gehörte.  Sichere,  durch 
auf  dem  Kithairon  gedacht  wurde  (vgl.  Bursian,  Beischriften  beglaubigte  bildliche  Darstellungen 
Geogr.  v.  Gr.  1,  168,  1.  249.  O.  Müller,  Orchom.1  des  Phorbas  finden  sich  auf  dem  rotfig.  Krater 
188 f.).  Nach  Philostr.  a.  a.  O.  suchte  Phorbas  in  St.  Petersburg  nr.  1680  (Theseus'  Amazonen- 
seine Gegner  nicht  blofs  im  Faustkampf,  son-  kämpf)  =  Beinach,  Be'p.  de  vases  1  p.  24,  ferner 
dem  auch  im  Wettlauf,  Ringkampf,  Pankra-  go  auf  der  Schale  des  Kodros  (s.  Abb.)  =  Kau- 
tion und  Diskoswurf  zu  besiegen,  schnitt  ihnen  meister,  Denkmäler  S.  1999,  nr.  2149;  vgl.  C. 
dann  die  Köpfe  ab  und  hing  diese  an  einer  1.  Gr.  8440b.  Beinach  2,  163,  2  (den  Amazonen- 
Eiche  auf  (daher  der  Name  Jpvbg  usycdal;  vgl.  kämpf  des  Theseus,  Ph.  u.  s.  w.  darstellend;  vgl. 
Tzetz.z.Lyk.lb'ä).  Epitheta  dieses  Phorbas  sind:  „  „,               .,„.           ,.„,„,*         c,, 

•'           ,  '         r                                      ,     .      ,  *)    Vgl.    Agallis  i.    d.  Schol.    z.    II    18,   483  fl.   =   Schol. 

t,   /^    ^    sie"-/  T»          «r                      s                >?./  Townley.  ed.  Maafs  2  p.  271:  nzm  hZiuoiva  Of  ouo  atijtttui 

avwdrjgrotidug^iogGirsTafatii&Uovtovg^vovg  ^6qßttVt0i   ^   'Ay.a(jvaviaz   y.cä    EdfMnou   ix    fe^x»/?- 

//    v.TbivhlV,  profanUS.      Bei    der   namentlich    VOll  Mehr   )iei    Mächhöfer  in   der  Bert.    Philol.    Wuchenschr.  1U00 

O.  Müller  bewiesenen   Identität   der  Lapithen  p.  286.    Vgl.  lobeck,  Agl.  i>.  207  f. 


2429 


Phorbas 


Phorios 


2430 


Müller,  Hdb.  d.  Arch.3  §  412,  1  S.  688  ff.)  und 
auf  der  rotfig.  Kylix  des  Brit.  Mus.  nr.  827 
(Theaeus  die  Antiope  entführend;  Gerhard,  A. 
V.  3,  p.  44,  52.    C.  I.  Gr.  8231  =  Beinach  a.  a.  0. 

1,  532).  Vgl.  auch  den  röm.  Sarkophag  in  der 
Arch.  Ztg.  42,  276.  Zweifelhaft  ist  die  von  JPyl, 
Arch.  Ztg.  9,  331  publizierte  Amphora  in  Berlin 
(Furt  trän  gier    nr.   3143).      Vgl.    auch   Beinach 

2,  49.  84.  163  u.  ob.  Bd.  II  Sp.  2513/4  (Art. 
Medeia)  Fig.  5. 

5)  Sohn  des  Helios,  Vater  der  Ambrakia, 
der  Eponyme  von  Ambrakia  in  Theaprotien;  vgl. 
Steph.  Byz.  Jb^a^ttval,  [tigog  tijg  '-lußpccxictg, 
cciio  zltt,ajitvov  rov  MaaoXov  Tiaidbg  xad  Äu,- 
ßqav.'iag  tfjg  &vyccTpbg  <I>6pßavzog,  rov  'Hliov. 
Nach  andern  sollte  Ambrakia  die  Tochter  des 
Augeas,  dea  Sohnes  dea  Helioa  oder  Phorbas 
(s.  ob.),   sein,   daher  vielleicht  bei  Steph.  Byz. 


als  sein  eigenea  Kind,  ala  Tochter  jenea  Tei- 
resias,  der  vor  langer  Zeit  die  Schlangen  tötete, 
bezeichnet.'  Vgl.  auch  Sostratos  b.  Enslath. 
zu  %  492  p.  1665,  61. 

9)  Ph.  s.d.Metionev.Syene  in  Ägypten,  auf  der 
Hochzeit  des  Perseus  getötet:  Ovid.  Met.  5,  74 ff. 

10;  Troer,  Vater  des  llioneus  (R.  14,  490), 
vielleicht  identisch  mit  dem  bei  Verg.  Aen.  5, 
842  genannten  Begleiter  des  Aeneas. 
10  11)  Gemahl  der  Hekate,  Vater  der  Skylla, 
sonst  <l>6Qxvg  (s.  d.)  genannt:  MtyccXca  'Hoiccl  b. 
Schol.  Ap.  Rh.  4,  828. 

12)  Athener,  Gründer  von  Elaius  nach 
(Scymn.)  v.  708,  vielleicht  identisch  mit  nr.  4. 

13)  Vater  derDexithea,  Gemahlin  des  Aeneaa, 
Mutter  dea  Romulus  und  Romus:  Blut.  Born.  2. 
Dieser  Phoxdtas  ist  wohl  identisch  mit  nr.  5, 
da  Aineias  auf  seiner  Fahrt  auch  nach  Ambra- 


&vyarobg     ['ivyeov     toD]     fyooßavrog    [5}J   %xov 
'HXiov  zu  lesen  ist.     Vgl.  nr.  6  u.  13. 

(J)    (froQßctg    @t67iQ{orbg    zlyjuijrpog    iouo&tlg 
xod  ßia^ö^tvog  zr]v  &nbv  vnb  ~Jibg  ixsQavrwQ)]. 
Anonym,  b.  Westerm.  Mythogr.  p.  347,  18.  Viel-  50 
leicht  identisch  mit  nr.  5.     Vgl.  die  Sage  von 
Iasion  (s.  d.)  und  Lobedc,  Aglaoph.  210. 

7)  Der  kithaironische  Hirt  (vgl.  cponßtj  Weide, 
Futter)  des  Laios,  welcher  im  Oidipusmythus 
eine  Rolle  spielt:  Seneca  Oed.  860 ff. 

8)  Der  Vater  des  Teiresias,  welch  letzterer 
nach  Btolem.  Heph.  bei  Westerm.  Mythogr. 
p.  183,  9  von  den  Kretern  ^ögßavTog  xoqt]  ge- 
nannt wurde.  Vgl.  dazu  B.  Wagner,  Hermes 
Bd.  27  (1892)  S.  137 :  rWenn  die  Kreter  ...  60 
den  Teiresias  „Tochter  des  Phorbas'1  nennen, 
so  lädst  sich  die  darin  verborgene  Beziehung 
leicht  erkennen.  Denn  Phorbas,  der  Sohn  des 
Lapithos,  war  von  den  Rhodiern  .  .  .  herbei- 
gerufen worden,  um  die  Insel  von  bedrohlicher 
Schlangenplage  zu  befreien  (s.  ob.).  Der  ver- 
wandelte Seher  wird  also  unter  Bezugnahme 
auf   sein    früheres   Schlangenabenteuer   witzig 


kia  und  Akarnanien  gelangt  sein  sollte  (vgl. 
d.  Art.  Aineias  Bd.  1  Sp.  169  f.  u.  Schtregler, 
Rom.  Gesch.  1,  401,  12). 

14)  Einer  von  den  Mördern  der  Megara  (der 
Mutter  des  Ixion),  von  Ixion  dafür  getötet;  vgl. 
das  Epigramm  unter  der  Darstellung  in  Kyzikos 
Anthol.  3,  12. 

15)  Alterer  Name  des  Acheloos;  s.  oben 
unter  nr.  3:  Sp   2428,  20. 

IG)  Einer  von  den  12  Paneu,  welche  den 
Dionysos  auf  seinem  indischen  Zuge  begleite- 
ten: Nonn.   14,  94  ff. 

1  7)  König  von  Lesbos,  Vater  der  Diomede 
(-ea).  Achilleus  eroberte  sein  Reich,  tötete  ihn 
und  führte  die  Diomeda  fort;  Jl.  9,  665  und 
Schol.  Diläys  2,  16.  Malalas  5  S.  125 bc.  Vgl. 
Tümpel,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  1888  S.  830 ff. 
und  d.  Artikel  Diomede  4.     [Röscher.] 

Phorbos  (ßoQßog),  Vater  der  Pronoe,  der 
Gemahlin  des  Aitolos,  Apollod.  1,  7,  7.    [Stoll.J 

Phorios  (ßüQiog),  Epitheton  des  Apollon, 
Anonym.  Laur.  in  Anecd.  rar.  ed.  Schoell- 
Slademund    1,    267,    42.      Die    Bedeutung    des 


2431                      Phorkides  Phorkys                       2432 

Epithetons  ist  unklar.  In  dem  Abschnitt  tisqi  gesetzt  worden.  Auch  das  klippenreiche  Meer 
xoluHziug  führt  Stob.  Flora.  14,  13  den  Aus-  bei  Euboia  nennt  Lyk.  AI.  376  (froQxvvog  ol- 
spruch  des  Theocloros  v7t£Q  'ElniSog  <PoQta-  yi^rriQiov;  auch  die  Natur  des  Phorkyshafens 
vfjg  an.  Da  'EXitlg  $>oqiccvtJ  =  Kolccxblcc  ist,  von  Ithaka  mit  seinen  äxrcd  ccnoQQcbybg  würde 
kann  es  nur  rdie  trügerische  Hoffnung'  be-  dem  ebensowenig  widersprechen  wie  seine 
deuten,  hängt  also  wohl  mit  ycogu,  qpcbp  zu-  Lokalisierung  in  einer  Schlucht  bei  Ar ymnion 
summen;  ebenso  dürfte  cpoQiog  =  cpwQiog  sein  in  Achaia  (über  diesen  Namen  s.  Wilamowitz, 
und  dieses  wohl  hier  in  aktiver  Bedeutung  =  Hom.  Unters.  S.  24).  Schließlich  fällt  hierfür 
r  trügerisch'  stehen,  synonym  etwa  mit  Loxias.  noch  ins  Gewicht,  dafs  gerade  dem  Klippen- 
Derselbe  Anonym.  Law.  giebt  dem  Zeus  das  10  gotte  am  natürlichsten  ein  Weib  Keto  bei- 
Epitheton $^k|  (s.  d.).  [Höfer.)  gegeben  und  allenthalben  die  Erzeugung  der 
Phorkides,  Töchter  des  Phorkys  (s.  d.,  Meeresungeheuer  zugeschrieben  wurde.  Wenn 
Gorgonen  u.  Graien).  man  seine  greisenhafte  Erscheinung  als  un- 
Phorkos  s.  Phorkys.  passend  hiergegen  einwenden  wollte,  so  zeigen 
Phorkyii  s.  Phorkys.  doch  Beiworte  wie  ayrjvcog  Hes.  Theog.  '237 
Phorkys  (ß>6(>itvg).  1)  Die  Namensform  ist  und  xQcctctibg  (Orph.  frgm.  95,  5  Abel  =  Prokl. 
schwankend,  vgl.  dazu  Serv.  Verg.  Aen.  5,  240.  in  Fiat.  Tim.  5,  295),  dafs  noch  eine  andere 
Die  Odyssee,  unsere  älteste  Quelle,  kennt  nur  Auffassung  daneben  bestand, 
den  Stamm  $>oqxvv  k  71;  ji  96,  345,  der  bei  Die  zweite  Glosse  betrifft  mehr  das  (Ivd-txbv 
Hesiod.  Theog.  336  jedoch  auf  Interpolation  20  als  das  cpvotxbv  tldog  und  ist  darum  schon  weni- 
beruht.  Dagegen  mufs  dieselbe  Form  höchst-  ger  einleuchtend,  wenn  auch  Welcher,  Götterl. 
wahrscheinlich  für  Akusilaos  und  Pherekydes  1  S.  645  sie  zum  Ausgangspunkte  genommen 
angenommen  werden  (Schol.  Apoll.  Rh.  2,  1249;  hat.  Durch  sie:  cpoQxöv  Xnvxov,  TtoXtov,  yvcöv 
4,  825);  spätere  Beispiele:  Lyk.  Alex.  376;  würde  Ph.  an  sich  nichts  anderes  als  der  Greis 
Euphor.  in  Schol.  Soph.  Oed.  Col.  681;  Orph.  sein,  ohne  jeden  Ausdruck  seines  Elementes. 
Arg.  339.  Römische  Dichter  leiten  von  ihr  An  sich  stimmt  das  trefflich  zu  seiner  Be- 
die  patronymische  Bezeichnung  der  Medusa  Zeichnung  als  aXiog  ysQoiv  Hom.  v  96,  345; 
ab:  Phorcynidos  ora  oder  antra,  Ovid.  Dionys.  Byz.,  de  Bosp.  navig.  19  (Wescher  (vgl. 
Met.  4,  743;  Lucan.  Phars.  9,  626;  Sil.  Ital.  Escher,  Triton  S.  5  ff.  58  ff.),  zu  seinem  Beiworte 
2,  59.  —  Dagegen  lautet  der  Stamm  (Poqxv  bei  30  apyj/ra  (Euphor.  a.  a.  0.)  und  zu  seiner  Rolle 
Hesiod.  Theog.  237.  270.  333;  Orph.  frgm.  95  in  Lyk.  AI.  477,  wo  er  von  dem  in  die  Tiefe 
(Abel);  Procl.  Plat.  Tim.  5,  295.  Von  Römern  hinabgesunkenen  Hesionedrachen  um  Hilfe 
bedient  sich  ihrer  Vul.  Flacc.  Arg.  3,  727.  —  gegen  Herakles'  Pfeil  angegangen  wird.  Ganz 
Die  in  späterer  Zeit  beliebteste  Form  (froQxog,  besonders  aber  wäre  dieser  Name  passend  für 
Phorcus  erscheint  am  frühesten  bei  Alkman,  den  Vater  der  von  Geburt  an  greisenhaften 
allerdings  mit  verändertem  Anlaut  HÖQxog  FQcxlai  (Hes.  Theog.  271),  der  (froguLdtg,  sodafs 
(Hesych.  s.  v.  Nr}Qevg).  Ihm  folgen  zunächst  man  fast  geneigt  wäre,  den  Namen  des  Vaters 
Pind.  Pyth.  12,  13  und  Soph.  frgm.  777.  Auch  aus  dem  der  Töchter  entstanden  zu  denken, 
das  Patronymikon  (frooxldi-g  bei  Aeschylos  Ein  grofser  Übelstand  ist  nur  der,  dafs  diese 
(Prom.  795;  frgm.  261  ff.)  setzt  diese  Form  40  im  Germanischen  so  vielfach  belegbare  Wurzel 
voraus.  Aus  späterer  Zeit  die  Orpheuselegie  im  Griechischen  keine  weitere  Spur  hinter- 
des  Phanokles  v.  20  (Stob.  Flor.  64,  14);  Lyk.  lassen  haben  soll;  Curtius  a.  a.  0.  S.  199  steht 
AI.  478;  Apoll.  Rh.  4,  828.  1597  und  Römer  dieser  Glosse  darum  auch  sehr  mii'strauisch 
wie  Verg.  Aen.  5,  824;  Plin.,  Nat.  hist.  36,  26.  gegenüber.  Immerhin  ist  diese  Erklärung 
Stat.  Silv.  2,  2,  19.  neben  der  vorigen  noch  in  Betracht  zu  ziehen. 
Den  Namen  zu  erklären  unternahm  K.  0.  Im  Mythus  ist  die  Gestalt  des  Phorkys 
Müller,  Orchom.2  S.  149,  indem  er  ihn  mit  fast  ausschliei'slich  genealogisch  von  Bedeu- 
oQHog  und  oQxog  zusammenbrachte  und  in  tung.  In  der  hesiodischen  Theogonie  ist  er  ein 
'PuQxug  das  Wasser  der  Unterwelt  sehen  wollte,  Sohn  des  Plutos  und  der  Ge  neben  Akreus, 
Ijesonders  im  Hinblick  auf  $6qkov  arvyvbv  50  Thaumas,  Keto  und  Eurybie.  Übernommen 
vöioQ  bei  Phanokles  a.  a.  0.  Diese  Erklärung  wird  dies  von  Apollod.  1,  2,  6  (10  Wagner), 
aber  ist  von  Lobeck,  Aglaoph.  S.  863 ff.  mit  ferner  von  Procl.  Plat.  Tim.  5,  295  und  wohl 
Recht  zurückgewiesen.  Nicht  glücklicher  ist  auch  von  Hygin.  Praef.  S.  10,  2  (Schmidt), 
der  Versuch  Schömanns  (Opusc.  2,  181  ff. ;  s.  auch  wenn  auch  diese  Stelle  gerade  sehr  schlecht 
Preller  -  Robert  1  S.  560)  von  einem  gemein-  überliefert  ist.  Durch  die  handschriftliche 
samen  Stamme  foQit  ^OQY.og,  porcus,  IIoq-  Überlieferung  Tusciversus  wird  Waser, 
xsvg  (eine  der  Laokoonschlangen),  üoHvveg  her-  Skylla  und  Charybdis  S.  32  an  Schol.  Plat.  Pol. 
zuleiten.  9,  588c  erinnert,  wo  als  Vater  der  Skylla  neben 
Dagegen  bieten  zwei  Glossen  des  Hesych.  Phorkos  noch  Tyrrhenos  genannt  wird.  In 
Möglichkeiten  einer  Erklärung.  Nach  der  60  der  That  scheint  im  Westen  Phorkos  mit  einem 
einen  cpoQxag-  %d.ouY.sg  (vgl.  Curtius,  Grundz.  d.  Spezialgott  des  tyrrhenischen  Meeres  identi- 
Etym.  S.  298)  würde  <I>ÖQxvg  als  der  Klippen-  fiziert  worden  zu  sein,  wie  aus  der  ätiologi- 
gott  erscheinen.  Dazu  würde  sehr  gut  passen,  sehen  Erzählung  des  Varro  bei  Serv.  Verg.  Aen. 
dafs  nach  Karystios  in  Schol.  Theoer.  13,  22  5,  824  ersichtlich  ist.  Nach  dieser  ist  Phorcus, 
die  Symplegaden  von  den  Menschen  Kvävsai,  ein  alter  König  von  Sardinien  und  Korsika, 
von  den  Göttern  ^oq-kov  nvlcci  genannt  wur-  von  Atlas  in  einer  Seeschlacht  besiegt,  ertrunken, 
den ;  allerdings  ist  &6qxov  erst  durch  eine  von  seinen  Freunden  aber  zu  einem  Meeres- 
Konjektur    Meinekes   an   die   Stelle   von    oqkov  gott  gemacht  worden.    Dann  darf  man  freilich 


2433                       Phorkys  Phorkys                       2434 

nicht  mehr  mit  Waser  annehmen,  dafs  die  An-  Phorkystöchtern  allein  Soph.frgm.  777  (Nauck-): 

gäbe  des  Platoscholions  auf  einer  mifsverständ-  <P6qhov  xoQug  cc&qovvts  vovg  albg  vo[iovg  (d-QO- 

lichen  Auffassung  von  Eur.  Med.  1342  beruhe,  ovvrs    tovg  "AiSov   v6[iovg  N.).   —    Echidna, 

indem    Skyllas    Beiwort    Tyrrenis    als    Patro-  von  Typhon  die  Mutter  des  Prometheusadlers, 

nymikon  gefafst  worden  sei.    Ist  aber  in  dem  istPhorkyade  nach  Pherekyd.  in  Schol.  Apoll.  Bh. 

ersten    Teile    des    rätselhaften    Tusciversus  2,  1249.  —   Hesperiden  T.  des  Ph.  und   der 

der  Phorcus-Tuscus   enthalten,   so  liegt  es  Keto   nach  Schol.  Apoll.  Bh.  4,  1388.   —   Als 

nahe,   im   zweiten    eine  Entstellung   der  hesio-  seine     Enkelinnen     nennt     die     Eumeniden 

dischen    Eurybie    zu    sehen,    sodafs   wir  bei  Euphor.  in  Schol.  Soph.  OecH.Col.  681  (frgm.  51); 

Hygin  alle  von  Hesiod  genannten  Pontoskinder  io  nach  Prell  er- Bobert  S.  561  setzt  dies  eine  Tra- 

wiederfinden  würden.  dition  voraus,   nach  welcher  die  Nacht  seine 

Eine    andere    mit    Unrecht    der    orphischen  Tochter  war.  —  Dafs  der  Marrubier  Rhoetus 

Theogonie  zugewiesene  Quelle  (s.  Kern,  de  Orph.  von  Ph.  abstammen   soll  (Serv.  ad   Verg.  Aen. 

Epim.    Pherec.    theog.    S.  41)    macht    Ph.    zum  10,388),  mag  darauf  beruhen,  dafs  Rh oit ei a, 

Enkel  von  Uranos  und  Ge,   zum  Sohne   von  die  Eponyme  von  Rhoiteion,  Tochter  des  mit 

Okeanos     und    Tethys,     zum    Bruder    von  Phorkys  wesensgleichen  Proteus  heifst,  Schol. 

Kronos    und    Rhea    v.al    oßot    [Lata    tovrcov,  Ap.  Bhod.  1,  929. 

Plat.   Tim.  40  E  {Orph.  frgm.  31  Abel).     Nach  Lokalisiert  wird  Phorkys  am  ausführlichsten 

Orpheus  bei   Procl.   Plat.    Tim.  5,   295   gehört  durch   Herodor  im  Schol.    Hom.   v   96.      Seine 

Ph.  vielmehr  zu  den  sieben  Titanen,  den  Söhnen,  20  Heimat   soll   danach  Arymnion,   eine  felsige 

die  Ge  heimlich  vor  Uranos  gebiert.  —  Aber  Bucht  in  Achaia,  sein  (s.  Wilamoivitz  a.  a.  0.); 

nur  eine  Verwechslung  mit  der  Phorkystochter  das    scheint    auf    den    hesiodischen    Wohnsitz 

Thoosa,  die  dem  Poseidon  den  Polyphem  (Theog.  304)  der  Echidna   slv  kgiuoiaiv  hin- 

gebiert,   ist  es,   wenn  Serv.  Verg.  Aen.  5,   824  zuweisen,   zumal   diese   nach  Pherekydes  seine 

als  Eltern  des  Ph.  Neptunus  und  Thoosa  nennt.  Tochter  war.    Von  dort  soll  er  nach  Kephal- 

Die  Gattin  des  Phorkys  ist  nach  Hesiod.  lenia  gewandert    sein   und  bei  Ammos   ge- 

Th.  270.  333  Keto,  gleichfalls  Kind  des  Pon-  haust  haben;  schliefslich  kam  er  nach  Ithaka 

tos    und    der    Ge.      Von    ihnen    stammen    die  an  den  Phorkyshafen.   Über  seine  Lokalisierung 

Graien,  die  f&oQxidzg  im  engeren  Sinne,  und  im   euböischen  Meere  und   an   den  Symple- 

die  Gorgonen,  s.  d.  betr.  Artikel.  Wenn  man  30  gaden   sowie  im  tyrrhenischen  Meere  s.  oben, 

v.  333 ff.  als  hesiodisch  gelten  lassen  will,  was  Die    Euhemerisierungen    des    Gorgonenmythus 

freilich  sehr  unwahrscheinlich  ist,  so  wäre  ihr  versetzen  ihn  bald  an  den  tritonischen  See 

jüngstes    Kind    die    den    Hesperidenbaum    be-  nach  Libyen,  Paus.  2,  21,  5,  bald  auf  die  Insel 

wachende   Schlange.      Von   Meeresungeheuern  Kerne,  Palaiph.  Incred.  31;  vgl.  Diodor  3,  52. 

kennt     die     Odyssee     als     seine    Tochter    nur  Dafs   er  mit    dem  AXiog  yegcov  von  Byzanz  zu 

Thoosa,   die  Personifikation   der  stürmischen  identifizieren  sei,  bestreitet  mit  Recht  Escher, 

Flut  (et  71),  während  er  als  Vater  der  ihm  ge-  Triton  a.  a.  O.    Ganz  bedeutungslos  ist  die  Be- 

wöhnlich  angekindeten  Skylla  hier  nicht  er-  Zeichnung  <I>6qxt]  ILuvt]  für  den  Fuciner  See  bei 

scheint.     Immerhin   erinnert  Y.quxcalg,   als  Be-  Lyk.  AI.  1278. 

Zeichnung  ihrer  Mutter,  mag  man  sie  als  Name  40        Charakterisiert  wird  die  Persönlichkeit  des 

oder  Beiwort  fassen,  stark  an  $6qxvv  ts  xpa-  Ph.   nur  sehr  wenig.     Bei   Hom.    <x  71    ist  er 

raiov  bei  Orph.  frgm.  95,  5.     Genannt  wurde  Herrscher   des  Meeres;   als   solchen  rufen   ihn 

Ph.   aber  in  den  grofsen  Ehoien.     Wenn  auch  auch   die  Argonauten   bezw.  Iason  an,  Orph. 

Schol.  Ap.  Bhod.  4,  828  nach   ihnen  Phorbas  Arg.  339;  Ap.  Bhod.  4,  1597.    Ob  er  das  Meer 

(s.  d.  nr.  11)  statt  Phorkys  und  Hekate  nennt,  geschaffen  und   den  Menschen   den  Fischfang 

so  vermutet  Waser  a.a.O.  S.  25  doch  mit  Recht,  gelehrt,  fragt  Oppian.  Hai.  2,  29.  36.    Bei  den 

dafs  Akusilaos'  Angabe  Phorkys  aus  derselben  lateinischen  Dichtern   ist  er  der  Repräsentant 

Quelle   stamme  bezw.  eine  berechtigte  Emen-  des  Meerthiasos  und  der  Ungeheuer:  Verg.  Aen. 

dation  derselben  sei.    Ob  Stesichoros  die  Vater-  5,  824;  Vol.  Flacc.  3,  726;  so  nennt  auch  Plin. 

schaff  des  Ph.  anerkennt,  steht  nicht  fest.    Aus  50  36,  26  die  Tritonen  u.  s.  w.   in  der  bekannten 

späterer  Zeit  sind  hier  zu  erwähnen  Lyk.  AI.  Achillesgruppe  des  Skopas:  chorus  Phorci. 

47ff.;  Apoll.  Bh.  4,  828;  Dionys.  Bhod.  in  Schol.  —  An  Nereus  erinnert  es,  wenn  Lyk.  AI.  477 

Hom.  ft  85.     Als  Mutter  nennt  Cretheis  (aus  den  von  Herakles'  Pfeil  getroffenen  Drachen 

KoarciiLg  entstellt)  Serv.  Verg.  Aen.  3,  420;  Buc.  zu   Ph.   hinabtauchen    und  Heilung  verlangen 

6,  74,  während  Apollon.  Bhod.  a.  a.  O.  ihr  beide  läfst.    Dafs  er  wie  Proteus  und  Thetis  die  Gabe 

Namen  zuweist.     Apollod.  Ep.  7,  20  nennt  als  der     Vei Wandlung     besessen,     berichtet     nur 

Eltern    der    Sk.    Krataiis    und    Trienos    oder  Artemid.  Oneir.  2,  38.     LBloch.j 

Phorkos ;  Trienos  kann  ebensowohl  aus  Tyrrheus  [2)    $6Qxvg,   Sohn   des  Phainops,  Hom.  B. 

wie  aus  Triton  entstanden   sein,   s.    Wagner  z.  17,  312,  Führer  der  Phryger,  Hom.  B.  2.  862. 

d.  St.  —  Als  Skyllas  Vater  belebte  Phorkys  60  17,  218.    Apollod.  Epit.  3,  35.    Paus.  10,  26,  6, 

sie  auch  wieder,  als  sie  von  Herakles  getötet  von  Aias  getötet,  Hom.  B.  17,  312.  318.    Nach 

war,  indem  er  sie  durch  Feuer  wieder  zusammen-  P.  Kretschmer,  Einleit.  in  d.  Gesch.  d.  griech. 

schweifste,  Lyk.  a.  a.  0.  nebst  Schol.  u.  Tzetz.  Sprache  186.  229.  288  lautete  der  Name  dieses 

z.  d.  St.;  Dionys.  Bhod.  a.  a.  0.     Erfunden  ist  Phrygers  ursprünglich  $iqty<.vg,  der  als  Heros 

dieser  Zug  natürlich  nur,  um  die  Wirksamkeit  Eponymos  der  BsQiy.vvteg  (^SQS^vg  zu  BsQfnvg 

der  Skylla  in  der  jüngeren  Heroengeneration  wie    f&ovysg    zu    Bgvyeg)    aufzufassen    ist;    die 

zu  erklären.  Griechen  hätten  den  Namen  <&{Q8Kvg  dem  Na- 

Die   Seirenen,   und   zwar  zwei,  macht  zu  men   ihres    f&oQnvg,   an   welchen  jener   sie  er- 

Roscheb,  Lexikon  dor  gr.  u.  röm.  Mythol.   III.  77 


2435  Phormes  Phoroneus  2436 

innerte,    volksetymologisch    angeglichen;    vgl.  (ibid.)  des  Hellanikos  naxsoec  &vi]xä>v  uv&qwticov. 

auch   Usener,  Götternamen  359.  Woher  kommt   aber   dieser  erste  Mensch  und 

3)  Grieche,   Genosse   des  Salaminiers  Aias,  Vater  der  Menschen?    Merkwürdigerweise  wird 
von  Paris  getötet,  Quint.  Smyrn.  6,  631.  er  nirgends   direkt   ein  Autochthone  genannt, 

4)  Begleiter  des  Dionysos,   Nonn.   Dionys.  sondern  es  heilst:  Inachos,  „nicht  ein  Menscb, 
39,  101.     Höfer.]  sondern  der  Flufs  in  Argos   sei  der  Vater  des 

Phormes?  (3><fefwjs?).  Bei  Eudocia  82  p.  140  Phoroneus  gewesen",  Paus.  2,  15,  5;  aber  als 
Flach  heilst  es:  Avysiag  vibg  uiv  'Hliov  fjv,  seine  Mutter  wird  gewöhnlich  Melia  (oder  Me- 
rz/ äs  aXrj&tia  $6Q^i]xog  iv.  xfjg  'Iy.Xs'cog  (?)  lissa;  genannt,  Apoll.  3,  1,  1,  2;  Schol.  Eurip. 
'Tguivris'  oi  äs  ccvxr]v  ftvyatkQcc  Nvxxscog,  oi  äs  io  Or.  933.  Nach  Prelle r-Robert,  Gr.  M.  I4,  81 
'Ett6%ov  cpaai.  Quelle  ist  Schol.  Apoll,  Rhod.  kommt  darin  die  Vorstellung  von  der  Entsteh- 
1,  172:  Avysing  .  .  yövco  [tsv  rjv  'HXiov,  i-rnivlin-  ung  der  Menschen  aus  Bäumen  zum  Ausdruck, 
giv  äs  <&6oß<xvxo  g,  in  %f\g  N  r\Xi(ag'Tq[dvy\g  die  einfach  personifiziert  werden;  wie  hier  die 
%xX.  Man  wird  darnach  bei  Eudocia  zu  korri-  Esche  als  Nymphe  Melia,  so  die  Linde  als 
gieren  haben  —  oder  liegen  nur  Druckfehler  Philyra.  Nachdem  der  Baum  zur  Nymphe  ge- 
vor?  Im  Verzeichnis  der  Argonauten  bei  worden,  wird  diese  zur  Tochter  des  Okeanos 
Eudocia  221  p.  354  Flach:  Avysiag  'HXiov,  oi  gemacht.  Hygin.  fab.  143  nennt  die  Mutter  des 
äs  $6o[ii]xog  Iy.  xi)g  'Inlscog  'Toulvr\g,  oi  äs  Phoroneus  Archia,  die  Schwester  des  Inachos 
Nvnxscog,  oi  äs  'En6%ov  hat  Flach  korrigiert:  (vielleicht  Versehen  für  Argiva,  oder  mit  An- 
'PoQßavTog,  Nr]ls(og,  'Eitsiov.     [Höfer.]                  20  klang  an  ap^rj?;.    Eusebios,  Hieron.  zu  Abr.  211 

Phormion  (<£o(>fuW),  1)  ein  Spartaner,  der  und  Synk.  p.  236  hat  die  merkwürdige  Notiz, 
spätere  Besitzer  des  Hauses  des  Tyndareos.  dafs  Niobe,  natürlich  die  argivische  (s.  u.),- 
Zu  Phormion  kamen  einst  die  Dioskuren  in  Phoroneus' Mutter  sei,  die  sonst  als  seine  Tochter 
Gestalt  von  fremden  Männern,  sagten,  sie  kämen  genannt  wird.  Vgl.  TJirämer,  Pergamos  13  und 
von  Kyrene,  und  baten  um  gastliche  Aufnahme  Roschers  Lex.  Bd.  3,  Sp.  877,  8  ff.  Wenn  dies 
und  zwar  in  dem  Gemache,  das  sie  früher  als  nicht  blofs  eine  fahrlässige  Verwechselung  ist, 
Knaben  bewohnt  hatten.  Phormion  stellte  so  würde,  da  in  der  argivischen  Niobe  eine  Erd- 
ihnen  sein  ganzes  Haus  zur  Verfügung  mit  göttin  zu  erkennen  ist,  Phoroneus  doch  zum 
Ausnahme  des  erbetenen  Gemachs,  weil  dieses  Autochthon  werden,  in  der  Weise,  dafs  die 
seiner  Tochter  zur  Wohnung  diente.  Am  fol-  30  Mutter  Erde,  wie  auch  sonst,  nicht  spontan, 
genden  Tage  war  die  Jungfrau  und  ihre  Diener-  sondern  irgendwie  befruchtet,  so  hier  von  dem 
schaff  verschwunden,  in  jenem  Gemache  aber  Flufsgott  Inachos,  den  Erdensohn  hervorbringt, 
wurden  die  Bildsäulen  der  Dioskuren  und  ein  der  nun  den  ersten  Menschen  und  „Vater  der 
Tisch  und  Silphion  auf  ihm  gefunden,  Paus.  sterblichen  Menschen"  darstellt.  Zu  dieser 
3,  16,  2 f. ;  vgl.  Plut.  non  posse  suav.  viv.  sec.  Vorstellung  pafst  auch  die  folgende  Nachricht: 
Epic.  22  p.  1103a;  etwas  anders  dem.  Alex.  Bei  dem  Streit  des  Poseidon  und  der  Hera 
Strom.  1,  334a.  Theopompos  bei  Suid.  s.v.  $00-  (Wasser  und  Festland?)  um  den  Besitz  von 
(liatv.  K.  Bötticher,  Poliastempel  10.  F.  Thicrsch,  Argos  walten  Phoroneus  und  mit  ihm  die 
AbJiandl.  d.  philos.-philol.  Kl.  d.  k.  bayr.  Akad.  Flufsgötter  Kephisos,  Asterion  und  Inachos  des 
d.  Wiss.  8  (1858),  446ff.  Bohde,  Psyche  2 2,  40  Schiedsrichteramts,  Paus.  2,  15,  5;  Phoroneus 
94,  1.  —  2)  Ein  blinder  Fischer  aus  Erythrai,  spielt  also  hier  dieselbe  Rolle,  wie  in  Attika 
der,  durch  einen  Traum  belehrt,  den  Erythraiern  die  alten  autochtbonischen  Landeskönige  beim 
ein  Mittel  angab,  das  Idol  des  Herakles  zu  Streit  zwischen  Poseidon  und  Athene,  Preller- 
gewinnen, Paus.  7,  5,  7.  Mehr  s.  Bd.  1  s.  v.  Robert  l4,  203  A.  1.  Phoroneus,  der  einzige 
Herakles  Sp.  2137,  22  —  2138,  12.     [Höfer.]  und    erste    Mensch    in    der  Gesellschaft,    habe 

Phoroneidai  ($oQcovsiäai)  =   Nachkommen  dann,  berichtet  die  Sage  weiter,  die  früher  zer- 

des  Phoroneus  ^s.  d.).  streuten  Menschen  zusammengeführt  zu  einem 

Phoroneus  (^?0Qu>vsvg).  Die  Sage  von  Phoro-  gemeinsamen  Verband  und  den  Ort  der  Ver- 
neus  gehört  der  Peloponnes  an  und  ist  aufs  einigung  ciavv  ^oqcovi y.6v  genannt,  Paus. a.a.O., 
engste  mit  Argos  verknüpft.  Phoroneus  ist  50  die  Menschen  kultiviert  (Tatiaii.  or.  ad  Graec. 
der  Urmensch  des  vorhellenischen,  pelasgischen,  39  §60  p.  148;  Kinkel,  Epic.fr.  210)  und  der 
wie  Deukalion  der  des  hellenischen  Geschlechts.  Hera  zuerst  einen  Altar  (Gottesdienst)  gestiftet, 
Jenes  nennt  Apollodor  (2,  1,  1)  auch  das  Inachi-  Hygin.  fab.  143  u.  274;  dem.  Alex.  Protrept.-p.13 
sehe,  von  dem  Vater  des  Phoroneus,  und  be-  (28c)  Sylb.  (Kinkel  a.  a.  O.).  —  Pausanias  (a.  O.) 
handelt  es  nach  dem  deukalionisehen.  Ea  gilt  führt  den  Gottesdienst  der  Hera  schon  auf 
aber  allgemein  für  das  ältere  „vorsintflut-  Inachos  zurück.  Die  Einführung  des  Demeter- 
liche", vgl.  Akusilaos  frg.  14,  Plat.  Tim.  22  a:  dienstes  in  Megara,  wo  Phoroneus  gleichfalls 
ttsql  (PoQcovtcog  ts  xov  Tioörtov  is%&tvTog  xcu  der  älteste  König  ist,  Paus.  1,  39,  5,  wird  nicht 
Vtd/3rjs,  xai  [isrä  xbv  Kccxay.lv6{ibv  av  tisqi  Jsv-  dem  Phoroneus,  sondern  dessen  Sohne  Kar  zu- 
xalicavog  xai  IIvQQag,  vgl.  Preller-Robertl4,  84, 1.  60  geschrieben.  Sehr  bedeutungsvoll  ist  die  Über- 
Nach  Klemens  Alex.  Strom.  1  p.  138  (Kinkel,  lieferung  der  Argiver,  Paus.  2,  19,  5,  dafs 
Epic.  gr.  fr.  p.  209  A.  1)  und  nach  Akusilaos  Phoroneus  den  Menschen  das  Feuer  gegeben 
bei  Euseb.  Praep.  er.  10,  10  p.  488 d  (Kinkel  habe:  dadurch  tritt  er  nicht  nur  in  Parallele 
ibid.;  fand  die  grofse  ogygische  Flut  nach  mit  dem  Stammvater  des  deukalionisehen  Ge- 
Inachos  statt,  zu  der  Zeit,  wo  Phoroneus  in  schlechts,  sondern  die  Argiver  beanspruchen 
Argos  regierte.  Den  ersten  Menschen  nennt  in  ausdrücklichem  Gegensatz  zu  der  sonstigen 
Akusilaos  a.  0.  (Kinkel  p.  209;  den  Phoroneus,  Überlieferung,  wonach  Prometheus  den  Menschen 
und    ähnlich    das     epische    Gedicht    Phoronis  das  Feuer  gegeben  habe,  die  Erfindung  des 


2437                    Phoroneus  Phoroneus                    2438 

Feuers  für   ihren  Urstammvater.     So  verstand  Verhältnisse  absieht,  deren  Übersicht  nur  lehrt, 

wenigstens  Pausanias,  was  er  in  Argos  hörte.  wie   wenig    darauf  zu  geben  ist,    und  nur  die 

Der  Scholiast  zu  Soph.  Elektr.  4  sagt  nur  or<  Grundbestandteile  der  sonst  mageren  Phoroneus- 

äs   ißti   xal  tö   Ttsgi   rov   TtvQog   iLt%Qi  tov  vvv  sage  im  Auge  behält,  so  überrascht  ihre  Ähn- 

öslxvv^svoi>    xoci    Xsyö^svov,    a>$    an    ovQctvov  liebkeit    mit   der   des    ältesten   Pelasgos:    Ur- 

tiqütov  ix sias  xaxr\vs%%r\.     In   der  Wirkung  menschentum,  Anfänge  der  Kultur  und  Religion, 

kommt  dies  auf  das  Gleiche  heraus :  die  Argiver  Bei  dieser  Ähnlichkeit   ist  es  auch  schon  früh 

beanspruchen   die  Priorität   in  dem  Besitz  des  genug   zu  Verwechselungen    gekommen,    z.  B. 

Feuers.  wenn    Hellanikos     dem    Phoroneus     dieselben 

Das  Feuer,  der  Gottesdienst,  die  Vereinigung  10  Söhne  Pelasgos,  Iason,  Agenor  zuspricht,  wie 

zu  einem  Gemeinwesen,  alles  zusammen  zeigt,  Schol.  Eurip.  Orest.  920  und  Hyg.  f.  145  dem 

dafs    man   sich  Phoroneus  dachte  als  den  Be-  Triopas,  oder  wenn  die  Niobe  einmal  Mutter  des 

gründer    der    ältesten  Kultur   und   staatlichen  Phoroneus,  ein  andermal  die  Mutter  des  Pelasgos 

Ordnung.    Denselben  Gedanken  kann  man  aus-  und  Argos  ist.     Darum  scheint  Phoroneus  nur 

gedrückt  finden  in  dem  Namen  seiner  Gattin,  ein  in  ein  noch  höheres  Altertum  hinaufproji- 

die  bald  Kerdo,   die  Kluge,   die  Gewinnende  zierter  Doppelgänger,   eine  Wiederholung   des 

heifst  (Paus.  2,  21,  1),  bald  Teledike,    oder  Pelasgos  1  zu  sein.    Beide   sind  eigentlich  ur- 

Telodike,   die   das  Recht  weithin  verbreitende  sprünglich  dieselbe  Person,  der  man,  als  man 

(Apollod.  2,  1,1;  Tzetz.  z.  Lykophr.  177),  bald  das  Bedürfnis   empfand,   den  Urmenschen   des 

Peitho,die     berredende (Schol. Eurip.  Or.  1239,  20  peloponnesischen    Geschlechts    auf    eine    noch 

vgl.  Preller,  Gr.  Myth.  23  S.  37).     Nach  Plat.  frühere  Stufe  hinaufzurücken,  einige  verschie- 

Tim.  22a,  s.  ob.,  ist   wegen   des   Parallelismus  dene  Züge  verlieh,  die  aber  nicht  stark  genug 

mit  Deukalion  und  Pyrrha   auch  die  Möglich-  waren,    aus    der    einen    an    sich    schon    nicht 

keit  nahegelegt,   dafs   dort  Niobe   als  Gattin  sonderlich    stark    ausgeprägten   Persönlichkeit 

des  Phoroneus  gemeint  ist.  wirklich   zwei  ausgesprochene  Individualitäten 

Brüder  des  Phoroneus  sind:  l)Aigialeus,  herzustellen.    Daher  das  beständige  Ineinander- 

Apollod.  2, 1, 1, 2,  von  gleicher  Abkunft  (Sohn  d.  fliefsen  der  Angaben  sowohl  über  das  Wirken  als 

Inachos  u.  d.  Melia),  von  andern  als  Sohn  des  über  die  Verwandtschaftsverhältnisse.  War  aber 

Phoroneus  bezeichnet,  s.u.;  2)  Phegeus,  der  die  „Differenzierung"   (um  dieses   schauerliche 

Buchen-  oder  Eichenmann,    was    auch   an   die  30  Wort    zu    gebrauchen!)    einmal    vollzogen,    so 

Abstammung  von  einem  Baume  denken  läfst,  mufste    auch    ein    weiterer    Name    geschaffen 

wie   bei  Phoroneus,   Gründer  von  Phegai  oder  werden,    und  der  jüngere  Name  ist  offenbar 

Phegia,    Gharax   bei    Steph.    Byz.    v.    $tjysia,  der  des  Phoroneus.    Jedenfalls  tritt  derselbe 

Schol.  Eur.  Or.  1248;  Paus.  8,  24,  2.  —  Hygin.  viel  später  auf  als  der  des  Pelasgos :  weder  in  den 

fab.  274  dagegen  nennt  seinen  Vater  Alpheus.  alten  epischen  Dichtungen,  noch  in  der  Lyrik  oder 

3)  Von  denselben  Eltern  Spar  ton,  Steph.  Byz.  Tragödie  der  Blütezeit  hat  er  irgendeine  Spur 
v.  Mvxrjvai,  der  nach  des  Akusilaos  von  Pati-  hinterlassen,  und  scheint  überhaupt  vor  dem 
sanias  (2,  16,  4)  ausdrücklich  bekämpfter  An-  fünften  Jahrhundert  auch  in  die  Litteratur  des 
gäbe  ein  Sohn  des  Phoroneus  gewesen  sein  genealogischen  Epos  nicht  eingeführt  zu  sein, 
soll.  Pausanias  will  überhaupt  keinen  Sparton  40  Die  Bezeichnung  des  Landes  und  der  Bewohner 
gelten  lassen,  aufser  Sparton,  den  Sohn  des  von  Argos  nach  Phoroneus  kommt  erst  sehr 
Tisamenos,  7,6,2.  4)  Pelasgos,  als  Sohn  des  spät  auf  Selbst  die  megarische  Sage,  die  den 
Inachos  und  5)  Argos  Panoptes,  als  Sohn  des-  Kar  zum  Eponym  der  rnegarischen  Burg  Karia 
selbenVaters,  s.  diese  Artikel.  0)  Vgl.  Phoronis.  und  zum  Sohne  des  Phoroueus  macht,    deutet 

Kinder  des  Phoroneus:  1)  nach  Schol.  Eur.  zwar  auf  karische  Ansiedlung  in  Megara,    be- 

Or.  1248  ((PoQtovsvg  —  ig%si  Ss  Ttutdceg  ix  nsi&ovg  weist  aber  für  das  hohe  Alter  des  Phoroneus 

Aiyicdsa/'ArtLv,  EvQmnav,  Niößrjv)  vonPeitho:  gar  nichts.    Wann  dieser  und  von  wem  er  zum 

Aigialeus,  Api  s,  Europa,  Niobe,  vgl.  Diod.  Vater   des  Kar  gemacht  wurde,   entzieht  sich 

Sic.  4,  14;  Dion.  Halic.  1,  11;  Strab.  10  p.  471;  unserer  Kenntnis ;  vor  die  Reihe  der  rnegarischen 
2)    nach    Apollodor  2,  1,  1,  2    von  Teledike:  50  Könige  ist  er  so  unvermittelt  als  möglich  hin- 

Apis   und  Niobe;    3)   nach  HeUanikos,  frg.  37  gesetzt,  vielleicht  in  dem  Bestreben,  den  doch 

bei  Eustath.  z.  77.  3,  75:  Pelasgos,  Iasos,  Agenor;  gar  zu  ausländisch  klingenden  Kar  in  die  ur- 

4)  nach  Pausanias  1,39,  5  f.,  d.h.  nach  mega-  griechische  Verwandtschaftskette  einzureihen; 
rischer  Sage,  Kar,  der  erste  König  von  Megara,  vgl.  Seeliger,  Festschrift  f.  Orerbeck  S.  30ff.  Die 
der  dort  den  Demeterkult  begründet  haben  Bedeutung  des  Namens,  der  eine  Weiterbildung 
soll;  5)  nach  Xikainetos  und  Apoll.  Bhod.  bei  von  <[>squ>v  ist  (wie  Aidoneus,  Salmoneus)  weist 
Parthen.  Erot.  1 :  Lyrk os,  der  von  Inachos  mit  darauf  hin,  dafs  es  ursprünglich  kein  förrn- 
andern  ausgeschickt  wird,  Io  zu  suchen.  Nach  lieber  Eigenname,  sondern  der  Beiname  eines 
ihm  wird  das  argivische  Land  Lyrcea  arva  ge-  Stammheros  war,  der  Beiname  des  „Bringers" 
nannt,  Ovid,  Met.  1,  597.  —  Nicht  als  Tochter  60  allermöglichen  Gaben,  der  Vereinigung  zum  Ge- 
des  Phoroneus,  sondern  nur  als  Argiverin  (vgl.  meinwesen,  der  Gottesverehrung,  des  Feuers, 
aßTv  (PoQcoviy.öi',  (PoparsiSca ■  —  'Agysiot,  Theokr.  vielleicht  auch  des  Ackerbaues,  obwohl  ich 
Id.  25,  200)  wird  Io  bezeichnet  durch  die  Be-  das  nirgends  direkt  ausgesprochen,  sondern  nur 
nennung  Phoronis,  Orid,  Met.  1,  668.  2,  524;  aus  seiner  Heraverehrung  erschlossen  finde, 
Ovid  nennt  sie  wiederholt  bestimmt  Tochter  Wilder,  Gr.  Götterl.  1,  375,  ausführlich  bei 
des  Inachos,  s.  Phoronis.  Schwende,  Etymol.  mythol.  Andeutungen  295ff. 

Wenn   man   von    den   vielfach    sich  wider-  Welcker  sieht  in  Phoroneus  wegen  seiner  Ver- 
sprechenden Angaben  über  die  Verwandtschafts-  bindung   mit  Hera,   die  ihm  Erdgöttin  ist  und 

77* 


2439                    Phoroneus  Phosphoroi                   2440 

deren  Dienst  er  aus  Karien  herleitet  (S.  299),  Phoroneus.  Das  Vorhandensein  dieser  Gräber 
ursprünglich  einen  Genius  der  nährenden  Erde,  in  historischer  Zeit  und  besonders  das  Toten- 
des Ackerbaues  und  der  damit  verknüpften  opfer  am  Grabe  des  Phoroneus  beweist,  dai's 
menschlichen  Ordnung,  setzt  ihn  dem  Oros  man  an  die  Existenz  dieser  Heroen  glaubte, 
oder  Horos  in  Troizen  gleich  und  leitet  den  bietet  aber  betr.  der  Zeit  der  Entstehung  dieses 
Namen  (froQcovsvg  von  cpigsiv  =  cptqßsiv  (woher  Glaubens  nicht  den  mindesten  Anhaltspunkt, 
einer  seiner  Enkel  $0Qß<xg  heifse)  =  nähren,  Das  Grab  des  Pelasgos  scheint  immerhin  sehr 
ab.  Aber  selbst  wenn  die  argivische  Hera  wirk-  alt  gewesen  zu  sein;  von  dem  des  Phoroneus 
lieh  Erdgöttin  ist,  so  folgt  aus  der  Einführung  läfst  sich  das  Alter  nicht  bestimmen;  jedenfalls 
ihres  Dienstes  durch  Phoroneus  und  der  Schlich-  10  folgt  aus  dem  noch  in  der  römischen  Kaiserzeit 
tung  ihres  Streits  mit  Poseidon  um  das  Land,  dargebrachten  Totenopfer  nichts   für  die  Zeit 


o 


auch  aus  dem  Namensanklang  der  Iuno  Feronia  der  Einsetzung  desselben.     [Weizsäcker], 

noch    nicht,    dafs   Phoroneus    ein    Genius    der  Pkoronis  (^oQcavig),   Beiname   der   Io  (s.  d.) 

nährenden  Erde  sei,   von  dem  es  darum,  weil  als  Argiverin  oder  als   Tochter  des  Phoroneus 

an  den  Erdgöttinnen  Ordnung  und  Gesetz  hänge,  (s.  d.):  Ov.Met.  1,668.  2,  524.     Nach  Hygin.  f. 

bei  Hyg.  /'.  143   heifse,   er  sei  von  Zeus   zum  145  ist  sie  Schwester  des  Phoroneus  als  T.  d. 

ersten  König  gemacht  worden.     Welcher  durfte  Inachus  u.  d.  Arghi  (vgl.  Hyg.  f.  124:  Phoroneus 

überhaupt  nur  von  einer  Erdgöttin  reden,  denn  Inachi  filius;  ebenso  f.  225  u.  274).     [Röscher.] 

die  Einführung  des  Demeterdienstes  in  Megara,  Phorye    (Qoqvi]),    göttliche    Personifikation, 

die  er  auch  dem  Phoroneus  zuschreibt,  wurde  20  Geist   des  Schmutzes   im  Gegensatz   zur  reich- 

nach    Paus.  1,  39,  5   von    den    Megarern    dem  bekränzten    Tracht     (nolvOTbcpuvog    Msyiarö}), 

Kar    zugeschrieben.      Diese    Welch  ersehe    Auf-  Empedokles  in    Fragm.    der   Vorsökratiker   ed. 

fassung  ist  daher  nicht  zu  halten.     Bei  dieser  Diels  S.  219  /'/•.  123;   vgl.  Bd.  2    Sp.  2549  s.  v. 

sollte  man  auch  erwarten,  dafs  das  Feuer  des  Megisto.     [Höfer.] 

Phoroneus  im  Tempel  der  Hera,  nicht  in  dem  Phos  (0&g),  1)  s.  Phlox  u.  v.  Baudissin,  Stud. 

des    Apollon    Lykios     gezeigt    worden    wäre,  zur  semit.  Beligionsijesch.  1,  14.  —  2)  Mit  Zeus 

s.  Kalkmann,  Pausanias  S.  138,  bes.  A  3.  und   Ge    als    Gottheit    (=   Helios)    angerufen, 

Phoroneus  ist  vielmehr  das  mit  den  Zügen  Eur.    Med.   148;   vgl.    1258.      Or.    1497.    —   3) 

des  ältesten  Pelasgos,  des  eigentlichen  pelasgi-  AIOIOOI,  Bezeichnung  des  Dionysoskindes  auf 

sehen  Urmenschen,  ausgestattete  Gegenbild  des  30  einer  swf.  Amphora  (Jahn,  Vasens.  i.  München 

Stammheros  des  deukalionischen  (hellenischen)  S.  LXI,  A.  402.    C.  I.  G.  4  p.  XVIII.     Minenini, 

Geschlechts   des  Prometheus ,   erfunden  in  der  Monumenti  inediti  posseduti  da  B.  Barone  tav.  1 

Absicht,  dem  pelasgisch-argivischen  Geschlecht,  p.  5 ff.;  vgl.  K.   Wernicke,   Lieblingsnamen  11. 

das  sich  das  älteste  zu  sein  rühmte,  den  Vor-  P.  Kretschmer,  Die  gr.  Vaseninschr.  119  nr.  181) 

rang  des  höheren  Altertums  zu  wahren,  nach-  mit  der  Darstellung  der  Geburt  des  Dionysos, 

dem    dieser    durch     die    Prometbeussage    des  bedeutet  nach    Maafs,    Hermes  26  (1891),  185 

deukalionischen  gefährdet  war,   Paus.  2,  19,  5  'Zeusgnade',  nach  anderen  'Licht,    d.  i.   Heil, 

ov  yccg  bpoloyovGiv  (Agysloh)  Sovvai  itvQ  TIqo-  Kuhm  des  Zeus'.     In  ^lövvGog  =  Jiö(6)vv6og 

lirfttec  (xv&QÜMOig,  cdXä  ig  Ö>OQiov£a.  rov  nvQog  von  (c)vv  'finster,   traurig  sein'   =   f Zeuszorn' 

aträytiv   i&üovGi  rr\v   svqsglv.     Daher  wurde  40  erblickt    Maafs    den    Ausdruck    der    finsteren 

vor  den  alten  Pelasgos  noch  1 — 2  Generationen  Seite    des    obersten    Gottes;    vgl.    Mcaftcocrr/s, 

früher    Zeus    angesetzt,    Pelasgos    aus    einem  'A^siXi%og.    P.  Kretschmer,  Aus  der  Anomia  29 

Autochthon  in   einen  Sohn   des  Zeus   und   der  erklärt  Jibg  cpmg  =  'der  Mann  des  Zeus,  Zeus- 

Niobe   und  Enkel    des  Phoroneus    und    dieser  held,  Zeusheros'  und  deutet  ebenso  diö-vvoog 

in  den  erdgeborenen,  d.  h.  von  Inachos  mit  der  (-vvöog  =  nogog,  viög,  nalg)  als  'Zeussohn'  mit 


Erdgöttin  Niobe  oder  der  Baumnymphe  Melia  Hinweis   auf  die  Bezeichnung  der  Athena   als 

gezeugten  Vater  der  Menschen  verwandelt  und  'HQay.Uovg  xoqt}  (vgl.  hierzu  aber  auch  Klein-, 

ihm  zugleich  dasselbe  Verdienst  um  die  Mensch-  Gr.  Vasen  mit  Licblingsinsehr.'1  S.  36  Anni.  zu 

heit  wie  dem  Prometheus,  die  Gabe  des  Feuers  Mynichos),  der  Hekate  als  kd^rov  %ÖQr\  oder 
und  Erfindung  der  entsprechenden  Künste,  zuge- 50  der  Persephone   als  Jrj^tQog  xdp/j.     In   einer 

schrieben.   Ähnlich  berichtet  Paus.  2,  14,  4  von  liturgischen  Formel  wird  Attis  bez.   Dionysos 

den  Phliasiern,    sie    hätten    ihren   Autochthon  als  viov  cpcbg  (Licht)  angerufen,    Firmic.  Mat. 

Aras    um    drei    Menschenalter    älter    als    den  de  err.  pro  f.  relig.  19,  1.     Bergk,  Poet.  lyr.  34, 

Arkader  Pelasgos  und  gleichzeitig  mit  Prome-  658   zu  fr.    10.      A.  Bieterich,   Eine   Mithras- 

theus  angesetzt.    Da  konnte  doch  Argos  nicht  liturgie  122  f.    214.          4)   Über  die   üagirevog 

zurückbleiben,    und    mufste    auch   noch   einen  qpcoro's',    die    Lichtjungf'rau,    entsprechend    der 

Vorfahren    des    Pelasgos    und    Argos    haben:  Aiv.i}-  katQula  usw.,  deren  Züge  auch  bei  der 

den  Phoroneus.  Jungfrau  Maria  wiederkehren,  vgl.  A.  Dieterich, 

Am    Grabe    des   Phoroneus    in   Argos  Äbraxas  101  ff.     Nekyia  187.     [Höfer.] 

wurden  noch  zu  Pausanias'  Zeit  Totenopfer  ge-  60      Phosphoroi  (<Pco6cp6Qoi).     Phosphoros  findet 

bracht,  2,  20,  3;   an  anderer  Stelle  wurde  das  sich  aul'ser  als  Bezeichnung  für   den  Stern  (s. 

Grab   seiner   Gattin  Kerdo   gezeigt,  2,21,1;  Phosphoros)  häufig    auch    als  Kultname.      In- 

im  Tempel   des  Apollon  Lykios   brannte   noch  schriftlich    wird    erwähnt:    1)    in    Athen    ein 

damals  das  Feuer  des  Phoroneus,  2, 19,  5,  end-  iSQEvg   ^oiacpÖQiov   (C.  /.  G.  1,  353   =   C.  I.  A. 

lieh  war  beim  Heiligtum  der  Demeter  Pelasgis  3,  10)   bez.    ItQUvg  (PcoocpÖQcov   v.al  inl  HiadSog 

das  Grab  des  Pelasgos  4,  Sohns  des  Triopas,  und  (C.  I.  G.  1,  184   =  C.  I.  A.  3,  1041.     C.  I.  G. 

in    der  Nähe   des  Tempels  des  Poseidon  Pros-  1,  187  =  C.  I.  A.  3,  1048.     Gl.  A.  3,  1042). 

klystios   das  Grab   des  Argos,   des  Sohnes  des  Wer  mit  diesen  <Pcoo(p6()()t  gemeint  ist,  erfahren 


2441                    Phosphoroi  Phosphoroi                    2442 

wir  hier  ebensowenig  wie  bei  Plut.  aclv.  Colot.  Artemis     Epipyrgidia     Phosphoros'.     Die    be- 
22:  xivi  yccg  IIqoteIbicc  d-vdopsv,  xivi  2cori]Qicc,  treffende  Inschrift  lautet,  wie  auch  bei  Vischer 
nag  dt  $>co6cf.ÖQ£iu  (vgl.  Hesych.:  (pcoßcpÖQSicc  a.  a.  0.  37  nr.  28  richtig  steht:  IsQe'cog  Xagixcov 
soqttJ),    Bax%£itt,    IlQOT^lsia   yaybtav  a&iisv,   (x>j  v.al    ÄQxiybiSog    'EitntvQyidiag    TtvQtpÖQOv ,     und 
änohitövxsg  (inds  Ba%%elg  v.ai  (PcoöcpoQovg  v.a.1  nvQrpOQOv  ist  mit  hgeag  zu  verbinden,  Ditten- 
TlQO)]Qoaiovg  itul  SoatfjQccg.    Bei  dem  Fehlen  der  berger  zu    C.   I.  A.  3,  268.      Der    athenischen 
Sondernamen   sind   wir   auf  Vermutungen   an-  Phosphoros  (vgl.  Maafs,  Gott.  Gel.  Am.  1889, 
gewiesen,   doch   ist   die  Annahme   von  Boeclh  815)  entspricht  die  Artemis  ZsXaacpogog  im  atti- 
(zu  C.  I.  G.  1,  184  p.  316;  vgl.  zu  1,  190  p.  326)  sehen  Demos  Phlya  (Paus.l,  31,  4)  und  auf  der 
nicht  wahrscheinlich,  dafs  unter  den  f&cooyoQoi  10  Insel  Pholegandros  (Rev.  archeöl.  11  [1865],  126. 
diejenigen  Götter  zu  verstehen  seien,  für  welche  Bursian,  Geogr.  v.  Griechen}.  2,  505),  doch  ist 
der  Beiname  epcooepogog  bezeugt  (s.  unten)  oder  die  Echtheit  der  Inschriften  von  Pholegandros 
anzunehmen  ist,  vielmehr  mufs  aus  der  Stätte  zweifelhaft,   Hiller  v.  Gaertringen,   Inscr.   Ins. 
ihres  Kultus  in  der  Skias,  dem  mit  der  ©6Xog  Mar.  Aeg.   3  p.  193.    —   b)   im  Peiraieus,  wo 
(Plato  Apol.  12  p.  32c.     Andocid.  d.  myst.  45.  in  Munichia  6  vfjg  <f>coGtp6gov  ßcopög  (vielleicht 
Paus.  1,  5,  1)  identischen  neben  dem  Prytaneion  identisch  mit   dem   ßafibg  Movvv%iccßiv ,   Lys. 
gelegenen   Raum    für    das    heilige    Herdfeuer,  Agorat.  24)  an  der  Stelle  stand,  wo  das  Licht 
eine  nahe  Beziehung  der  <Pco6cp6goi   zur  Hestia  (nvg  %gor\yovy.!:Vov),  das  dem  Thrasybulos  auf 
angenommen  werden,   E.  Curtius,   Stadtgesch.  seinem  nächtlichen  Zuge  von  Phyle  nach  Muni- 
v.  Athen  93.     Wachsmuth,  Stadt  Athen  2,  315 ff.  20  chia    geleuchtet   hatte,    erloschen    war,    Clem. 
319  Anm.  3.  -  -  Paus.  (1,  5,  1)  berichtet,   dafs  Alex.   Strom.  1,  25  p.  418  Pott.  =  909  Migne. 
in     der    Tholos    xlvcc  .  .  dgyvgov    %s%on\\h&va.  Wachsmuth,  Die  Stadt  Athen  2,  139  u.  Anm.  6; 
äydX^iaxa   ov   psyäka.   gestanden  und   die  Pry-  —  c)  in  Byzantion,  wo  infolge  der  hilfreichen 
tanen  daselbst  geopfert  hätten.     Unter  diesen  Lichterscheinung  der  'Exdxri  tpaacpogog,  die  den 
äydlpaxa  versteht  Köhler,  Hermes  5,  334  unter  Versuch  Philipps   von  Makedonien ,  die  Stadt 
Zustimmung  von  Wachsmuth  a.  a.  0.  317,  1  die  zu  überrumpeln,  vereitelte,  der  Hafen  Bootio- 
Bilder     der     Herdgötter,     der     &sol     itptaxioi  giov  (Pcoatpogiov  genannt  sein  sollte,  eine  aitio- 
(HieroJcles  bei  Stob.  Flor.  67,  24  III,  10  Mein)  logische  Legende,  die  an  den  bereits  bestehen- 
oder  imardrcti  (Schol.  Arist.  av.  436),  und  Wachs-  den  Kultus  der  Hekate  Phosphoros  anknüpfte, 
muth  möchte   diese  Herdgötter  mit  den  $coa-  30  Dionys.  Byz.  Anaplus  Bosp.  Thrac.  in  Geogr. 
(poQOi  identifizieren.    Scholl,  Hermes  6,  18  ver-  min.  Müll.  2  p.  öl.    Steph.  Byz.  s.  v.  Boanogog 
stand  unter  den  <&coocp6goL  die  Dioskuren  (Poly-  p.  178  Mein.     Eust.  ad  Dionys.  Per.  143  p.  112 
deukes  wird  qxaacpogog  genannt,  Anth.  Pal.  7,  Berrih.;  vgl.  Constant.  Porphyr,  de  them.  2  (ed. 
88),  die  nach  Theodoret.  Therap.  8  p.  115  Sylb.  Bonn.  vol.  3,  64);    —   d)  in  Erythrai:   Priester 
=  9j7  Seh.  =  1016  Migne  in  Athen  ebenfalls  der  Artemis  Phosphoros,  Dittenberger,  Syll.  22, 
'EcpEßTioi  hiefsen.   Vergleichen  lassen  sich  etwa  600  p.  371,  138.     Hugo   Gaebler ,   Erythrä   78. 
die   römischen   mit  dem  Vestakultus   eng  ver-  Herbrecht,  Diss.  phil.  Argent.  10,  1  S.  50,  139;  — 
bundenen  römischen  penates  publici,  die  unter  e)  in   Kyzikos,   nach   der  Fundstätte   (Nord- 
dem  Bilde  der  Dioskuren  verehrt  wurden,  Bd.  3  Westküste    der    kyzikenischen    Halbinsel),    in 
Sp.    1889ff.     1892.    —    Phosphoros    ist    ferner  ±o  Smyrna,    nach    der    Herkunft    der    Stifterin: 
2)   Kultbeiname   der  Artemis  bez.    der  mit  ihr  'Äcpcpuv    Z^ivgvaia    ©tä(i)    $>(dßq)6ga>(i)    d&gov, 
identifizierten   Hekate    (vgl.    die   Inschrift    aus  C.  I.  G.  2,  3167.     Athen.  Mitth.  9  (1884),  63 f.; 
Thasos:    Agxiiiidog   'E-JtavyLr\g    (=    Qoiacpogov)  vgl.  auch  v.Wilamowitz, Hermes  21(1886),  114, 1  ; 
E'/ßTrjg,  Corr.  hell.  24  [1900],  268,  8  und  Schol.  —  fi  in  Thera:  Artemidoros  aus  Perge,  weiht 
Arist.  Lys.  443:  xijv  <&coocp6goi>  .  .  xi]vÄgx£[itv  ein  Kultbild  der 'Exarrj  itoXvcow^Log  cpcooq>6gog, 
ovxcog  §Y.älovv,   tTtu   dadov%og,   i]    avxi]  yctg  xfj  i)v  xiuwöiv  oaoi  %wguv  xaxs,%ov6Lv,  C.I.  6r.  2465 b. 
'Exdxn.    Schol.  Ambros.  Theohr.  2,  12 :  fExarij]  Kaibel,  Epigr.   807.     Arch,   Jahrb.    14  (1899), 
.  .  Agxs^ig  xalstrat  .  .  .  nai  Ja6'ov%og  -neu  <&coa-  191,  7.      C.  I.   Ins.    Mar.   Aeg.   3,  421.      Eine 
epogog;    vgl.    die   Bitte    der  Artemis    an  Zeus,  andere     Weihinschrift      (fragmentiert)      nennt 
ihr   cpaeacpogirj    zu   geben,    Kallim.    3,  11    und  50  ElvoSia  ZmTBigcc  cpoca6[cp6Qi ■.  .  .]  "Aqtcxiii,  Athen. 
Schol.  dazu:    on,   laymudoviog   [i]   avrij  yäg  xfi  Mitth.  2ö  (190ü),  462,4;  —  g)Lindos:  Weihung 
Exärrj],  vgl.  Kallim.  3,  204:  Ovm  avccßa'  svöjtii,  an   die   Uwriigcc   Evijxoog   (fraßcpÖQog  'EvvoSia, 
qpaf  <jqpdp£ ;  vgl.  auch  Usener,  Bh.  Mus.  23  [1868],  C.  I.  Ins.  Mar.  Aeg.  1,  914.     Hekatekult  auf 
331.     Peterseti,  Arch.   epigr.  Mitth.  aus  Oestr.  der  nahen  Insel   Chalke,  ebend.  1,  9ö8;  —  h) 
4  [1880],  141)  in:  a)  Athen,  wo  vor  der  Volks-  Messene:    Statue   der  Artemis   Ph.  im  Tempel 
Versammlung     neben     anderen    Göttern    auch  des  Asklepios,  ein  Werk  des  Damophon,  Paus. 
/LqtziliSi  xsl  Bovlaicc   y.al   xü  cßcoöqpdpc»  Opfer  4,  31,  10;  —  i)  Ägypten  (ohne  nähere  Ortsan- 
dargebracht wurden,  C.I. A. 2,432.409.  Schwur-  gäbe):   Weihung   an  Artemis  Ph.,   zugleich  an 
göttin  (vi]  xi]v  (PcoocpÖQOv),  Arist.  Lysistr.  443.  Artemis  Enodia,  Apollon  Hylatas,  Leto  Euteknos 
738;  vgl.    Thesmoph.  8ö8.     Weihinschrift:   'Aq-  60  und  Herakles  Kallinikos,   Journ.  of  hell.  stud. 
x£[ii]dt  $o6(p6Q[o3i},'E(pr}[L.  aQz<y.iol.  1898,18  21(1901),  290  nr.  11.   Dittenberger,  Orient.  Graec. 
nr.  14.     Athenische    Bleimarken    mit    der   In-  inscr.  sei.  1,  53  p.  82.    Strack,  Arch.  f.  Papyrus- 
schrift koxtutdog  <Pcoocp6qov  bez.  ÄQXEiiidi  $co6-  forsch.  2  (1903),  559  nr.  42.;  —  k)  Ebura  in  His- 
qpdpco,    Corr.   hell.   8   (1884),    9  nr.  50.     Annali  panien:   Der  Text  bei   Strabo   3,  140   'Eßovgcc 
1868,  310  nr.  758.    Ein  athenisches  Schiff  $coo-  -aal  xb  THZ  #wtrqpdpot>  hgov,  r\v  naXovßi  Aov- 
cpÖQog,  C.  I.  A.  2,  794;  auf  Versehen  beruht  die  xsu  Sovßiav  widerstreitet  der  unt.  Phosphoros 
Angabe   von    Vischer,   Neues  Schiceiz.    Mus.  3  Sp.  2446,  61  gegebenen  Auffassung  von  einem 
(1863),  51:  rein  Priester  der  Chariten  und  der  Tempel  des  Phosphoros ;  wir  werden  am  ehesten 


2443                   Phosphoros  Phosphoros                   2444 

doch    an    Hekate    zu    denken    haben,    die  am  misch    Lucifer,    Eous,    der   Morgenstern.     Der 
liebsten  'beim  halben  Licht  des  Mondes'  (Pohde,  Name  Phosphoros    tritt  für   diesen  Stern  ver- 
Psyche  22,  83)  erscheint;   —1)  Augustodunum :  hältnismäfsig  spät   auf,   Arist.  de  mund.   2,  6. 
Weihung    einer    Statue    der    avccaöu   'Ecptaov  Eratosth.  Kataster.  43.     Aber  an  seiner  Gleich- 
Kg7]Gia  cpcceacpogog,  C.  I.  G,  3,  6797.     Kaibel,  bedeutung  mit  Heosphoros  ist  nicht  zu  zweifeln. 
Epigr.  798.    Inscr.  Gr.  Itäl.  2524.  —  m)  Verona:  Wie   dieser  bei   Hesiod.   Theog.  381    Sohn   der 
Dianae  Lucif(erae)  Lunae,  C.  I.  L.  5,  3324.  —  Eos  und  des  Astraios  heilst,  so  macht  Hygin, 
n)  Clastidium:  Dianae  Luciferae,  C.  I.  L.  5,  2,  poet.  astron.  2,  42  den  Lucifer  zum  Sohne  der 
7355.    Häufig  findet  sich  die  Legende  Lucifera  Aurora  und   des  Kephalos   und   Hesiod   selber 
Diana  bez.  Diana  Lucifera  auf  römischen  Kaiser-  10  (Theog.  987)   den   Phaethon   zum  Sohne  dieses 
münzen,  so  auf  solchen  des  Marc  Aurel  (Cat.  Paares,  wo  Phaethon   natürlich  nicht   der  be- 
öf  greek  coins,  Pontus,  Paphlagonia  etc.  112,  24;  kanntere   Sohn   des   Helios,   auch  nicht  wohl, 
Head,  Hist.  num.  437),  des  Alexander  Severus  wie   Welcher,  Gr.  Götterl.  1,  690  annimmt,  die 
{Cohen  4,  406,  42),   der  Lucilla  (ebend.  3,  216,  Sonne  selbst,  sondern  eben  ein  anderer  Name 
14  f.),   der  Plautilla  (ebend.  4,  248,  13),   des  M.  für  den  Phosphoros  ist.     Denn  was  Hesiod  an 
Antonius  Gordianus  (5,  28,  8  f.),  des  Valerianus  dieser    Stelle    weiter    über    Phaethon    erzählt, 
(5, 303, 51), des  Gallienus(5, 364, 177), der  Salonina  pafst  nur  auf  Phosphoros,  nicht  auf  Helios,  s.  u. 
(5,  500,  38  f.),  der  jung.  Faustina  (3, 142,  84.  143,  Dafs   aber  bei  Hesiod   an    zwei  verschiedenen 
85ff.),  derCrispina  (3, 383, 11  f.),  der  Iulia  Domna  Stellen  derselbe  Sohn  zwar  die  gleiche  Mutter, 
(4,  108,  26ff.),   des   Postumus   (6,  18,  33f.).   —  20  aber  zwei  verschiedene  Väter  hat,   kann,  wie 
o)  Aricia(?),  s.  Bd.  3  Sp.  2235,  13 ff.    Panofka,  Schoemann,    Die    lies.    Theog.    S.    281    richtig 
Arch.  Zeit.  4  (1846),   348.    —   p)  Korkyra(?),  bemerkt,    bei    diesem    Werk    durchaus    nicht 
wenn  aus  dem  Namen  eines  Schiffes  (vgl.  ob.  befremden.       Dafs    mit    Heosphoros -Phaethon 
2a  a  E.)  f&axrqpdpog   ein  Schlufs   gezogen  wer-  nicht    etwa    die    Sonne,     sondern    eben    (lei- 
den  kann,   Head,   Hist.   num.   277.     Catal.  of  Morgenstern  gemeint  ist,  zeigt  auch  seine  Er- 
greek  coins,  Thessaly  131.  —  3)  LTtQatcpovr}  =  wähnung  bei  Homer,  11.  23,  222,   Od.  13,  93, 
f&ojocpoQog;   s.  Bd.  2   Sp.  1288,  1.    —   4)  Hera  wo   er  bei   Tagesanbruch  der  Eos   voranzieht, 
(frcoacpopog  =  Iuno  Lucina,  Dionys.  Hai.  A.  P.  wie  er  auch  noch  bei  Ovid  Hero.  17,  112  Lu- 
4,  15;   vgl.  Bd.  2  Sp.  583,  36 f.  585,  14 ff. ;   vgl.  cifer    praevius    Aurorae    heifst,    vgl.    Lucifer 
auch  Bd.  1  Sp.  1007,  15  ff.  Bd.  2  Sp.  583,  46  ff.  30  ignes  evocat  Aurorae,   Od.  Met.    4,  628.      Die 
—  5)  Selene  <Pca6cp6Qog;  s.  Bd.  2  Sp.  3133  und  römische  Namensform  Lucifer  scheint  mit  der 
Pariser  Zauberpapyrus,  Denkschr.  d.  K.  Äkaä.  Zeit    in    der    späteren   griechischen  Litteratur 
d.  Wissensch.  zu  Wien  1888  v.  2548.  2724.  —  die  Form  Heosphoros  zu  Gunsten  von  Phosphoros 

6)  Hestia(?);  s.  Boeckh  zu  C.  I.  G.  1  p.  316.  —  verdrängt  zu  haben. 

7)  Athena:  EustatMos  (zu  Hom.  Od.  3,  372:  Über  die  Identität  des  Ph.  mit  Hesperos 
d>g  äga  cpoovrjcao'  &it£ßri  ylavAaTtig  '4&i]vi]  s.  d.  u.  vgl.  Planeten.  Die  Naturbedeutung  des 
(pi']VT]  uSo^ivri)  leitet  den  Namen  qprjV?]  (See-  Phosphoros  tritt  überall  klar  zu  Tage,  sowohl 
adler,  der  nach  Ael.  hist.  an.  12,  4  der  Athena  in  der  prosaischen  als  in  der  poetischen  Litte- 
heilig war)  von  cpaivtiv  ab:  'cpoiacpoQog  6s  ratur.  Es  ist  der  glänzende  Stern,  der  vor 
rj  'Aft,r\v&'>  (p.  1472,  47).  Merkwürdigerweise  40  Anbruch  der  Morgenröte  am  Morgenhimmel 
erklärt  derselbe  EustatMos  (Od.  1385.  64)  die  in  unvergleichlicher  Helle  und  Schönheit  strahlt, 
mit  einem  anderen  Vogelnamen  (aiQ-vta  =  der  einzige  Stern,  der  Schatten  wirft:  est  cla- 
Taucher)  homonyme  Epiklesis  der  Athena,  ritatis  tantae,  ut  unius  huius  stellae  radiis 
Al'& via  (Paus.  1,  5,  3.  41,  6.  Lykophr.  359.  timbrae  reddantur,  Plin.  Ar.  H.  2,8.  Diese 
Hesych.  s.  v.  iv  d'  Ai&vicc)  durch  k&r}vü  17  Erscheinung  wird  mit  der  den  Alten  eigenen 
cpaacpogog  (von  cci'&co)  und  1419,  19  (zu  Od.  plastischen  Gestaltungskraft  zum  Ausdruck  ge- 
1,  320:  oQvig  d'  cog  ävönata  Siinxaxo)  accep-  bracht,  wobei  die  Dichter  den  Phosphoros  und 
tiert  er  wenigstens  die  Erklärung  Aristarchs,  Hesperos  zuweilen  auseinander  halten,  während 
dafs  avoTtcaa  eine  Vogelart  sei :  slSog  ÖQvtov  die  Prosaiker  sich  in  ihrer  Kenntnis  der  Einheit 
astc'odovg  cprjv-r]  (das  er  oben  mit  qp.  verglich)  50  beider  sichtlich  gefallen.  Als  ein  Stern  er- 
iotxötog.  Weitere  Zeugnisse  für  Athena  als  qpcoc-  scheint  Lucifer  (Eous)  und  Vesper  z.  B.  bei 
(poQog  scheinen  nicht  vorzuliegen,  vgl.  Mayer,  Catull  (52,  34 f.,  nocte  latent  fures  quos  idcm 
Hermes  27  (1892),  484f.  E.  Maafs,  De  Lenaeo  saepe  recurrens,  Hespere,  mutato  comprendis 
et  Delphinioli;  ob.  Bd.  2  Sp.  3188.  —  8)  Hephai-  nomine  Eous,  Horaz,  carm.  2,  9,  9ff.,  Pinna 
stos  (?)  Phosphoros  läfst  sich  vielleicht  annehmen  bei  Serv.  ad  Verg.  Georg.  1,288:  te  matutinus 
durch  Kombination  von  Schol.  Arist.  av.  436  und  flentem  conspexit  Eons,  et  flentem  paulo  ridet 
Suid.  'ETtiGrdrrtg  mit  Istros  bei  Harpokrat.  s.  v.  post  Hesperus  idem.  Die  zahlreichsten  Züge 
Iccuitäg.  —  9)  Über  den  bonus  puer  Phosphorus  zu  einem  Bilde  des  Ph.  liefert  Ovid,  obwohl 
s.  d.  Art.  Azizus  und  Mordtmann,  Zeitschr.  d.  er  Lucifer  häufig  auch  geradezu  rein  im  Sinne 
d.  morgenl.  Gesell.  32  (1878),  565.  —  10)  Mi]v  60  von  Tag  gebraucht.  Er  läfst  ihn  in  der 
<Pco6(p6Qog  in  dem  Würfelorakel  aus  Attaleia  Morgenfrühe  aus  den  östlichen  Wassern  auf- 
in Pamphylien,  Kaibel,  Hermes  10  (1876),  199.  steigen,  Fast.  6,  477  (et  vigil  Eois  Lucifer 
202.  Epigr.  p.  455.  Papers  of  the  amer.  school  exit  aquis),  vgl.  Pont.  2,  5,  50.  Lucifer  ruft 
3  p.  213  D.  —  11)  'Icccb  (s.  d.)  cpcoGcpoQog  im  das  Licht  der  Eos  hervor,  Met.  4,  628;  vgl. 
Londoner  Zauberbuch,  Kenyon,  Greek  Papyri  praevius  Aurorae  Her.  17,  112;  er  verscheucht 
in  the  brit.  Mus.  1  (1893),  70  v.  175.  74  v.  300.  die  Sterne,  deren  Schar  er  beschliefst,  Met. 
Vgl.  Photobios  usw.     [Höfer.]  2,  115.      Er    ist    der  hellste   und   glänzendste 

Phosphoros  ((Pcoacpögog)  —  Heosphoros,  rö-  aller  Sterne,  Trist.  1,  3,  72;  Met.  2,  723;  4,464, 


2445                    Phosphoros  Phosphoros                    2446 

der  als  Vorbote  der  Sonne  bleich  (oder  hell,  Da  aber  der  Morgenstern  in  der  Nacht  nicht 
=  albus)  zu  Pferde  in  gestrecktem  Laufe.  scheint,  sondern  erst  vor  Tagesanbruch  sicht- 
equo  admisso,  einherzieht ,  Trist.  3,  5,  56,  Am.  bar  wird,  so  suchte  man  sein  Ausbleiben  während 
2,  11,  56,  oder  mit  weifsem  Pferde  strablend  der  Nacht  durch  den  Mythos  zu  erklären,  dal's 
hervorgeht,  Met.  15,  189.  Ein  andermal  er-  Aphrodite  ihm  die  nächtliche  Hut  ihrer  Tempel 
scheint  er  zu  Wagen.  0i\  Am.  1,  6,  65  iamque  anvertraut  habe.  Aphrodites  Stern,  Venus, 
pruinosus  molitur  Lucifer  axes;  ähnlich  spricht  ist  ja  der  Morgenstern,  Eratosth.  Kat.  43, 
Tibull  1,  9,  62  von  der  rota  Luciferi,  der  den  Cic.  de  nat.  deor.  2,  20,  53,  Lucifer,  quem 
Tag  heraufführt.  Vervollständigt  wird  dieses  Venus  ante  omnes  diligit  ignes,  Verg.  Aen. 
Bild  durch  die  weifsglänzenden  Flügel,  die  10  8,  589,  vgl.  Eratosth.  Kat.  43.  Nonn.  38,  138. 
ihm  Ion  verleiht  (frg.  10  Bergk)  amiov  asgo-  Schol.  Hes.  Theog.  990 :  6  rjcoo?  a6ti]Q  6  avdytov 
cpoLrav  —  aortpa,  atliov  IsvKOrtTEQvycc  tiqo-  vrjv  r](i^Qav  xai  xbv  ^ai&ovta  (==  HXiov)  i] 
Sgo^ov,  während  das  Epitheton  b-a^roe  bei  '/fqppodmj  iotiv.  Nach  Eratosthenes  bei  Hygin 
Pind.  Isthm.  3,  42  eben  nur  das  besonders  Poet.  astr.  2,  42  war  Phosphoros  so  schön,  dafs 
Augenfällige  des  Heosphoros  ausdrückt.  Auch  er  sogar  mit  Venus  einen  Wettstreit  um  die 
in  den  Erwähnungen  der  Anthologie  ist  der  Schönheit  einging,  und  daher  der  Morgenstern 
hervorstechendste  Zug  der,  dafs  er  Vorbote  der  Stern  der  Venus  genannt  wurde, 
der  Morgenröte  ist,  'Hovg  ayyslog  ^atacpögog,  War  er  nun  einmal  als  Persönlichkeit  ge- 
Anth.  P.  12,  114,  1.  In  dem  schönen  Himmels-  fafst,  so  gab  man  ihm  auch  Weib  und  Kind, 
bild  in  Euripides  Ion  erscheint  zwar  Eos,  20  Als  seine  Gemahlin  nennt  Hygin  fäb.  65  Phi- 
1157,  aber  für  Phosphoros  ist  hier  kein  Raum,  lonis.  Konon  7  Kleoboia  von  Thorikos  in 
da  er  bereits  als  Hesperos  im  Gefolge  des  Attika,  die  ihm  die  Philonis  gebar,  die  Mutter 
Helios  aufgeführt  ist,  v.  1149.  des  Philammon.  Nach  Preller- Robert ,  Griech. 
Begegnet  uns  so  Phosphoros  als  eine  glän-  Myih.  I4,  447  A.  4  wäre  Philammon  der  Sohn 
zende  Naturerscheinung,  aber  stets  mit  einem  der  Kleoboia  und  des  Phosphoros  selbst;  auch 
starken  Hang  zum  Antkropomorpbischen,  wo-  Stilbe.  die  Geliebte  des  Hermes,  der  als  Stern 
durch  die  Grenzlinie  zwischen  dem  Stern  und  den  Namen  Stilbon  führt,  wird  eine  Tochter 
dem  in  ihm  wohnenden  göttlichen  Wesen  viel-  des  Heosphoros  genannt.  Schol.  Townl.  11.  10, 
fach  verwischt  wird,  so  wird  er  auch  als  Per-  266.  Endlich  heifst  er  auch  Vater  des  Keyx 
sönlichkeit  in  eine  Genealogie  eingereiht  und  30  Apollod.  1,  7,  4,  1,  Luc.  Haie.  1,  Hygin  fab. 
mufs  seinen  Mythos  haben.  So  wird  er  zum  65,  der  als  Mutter  Philonis  nennt.  Ovid.  Met. 
Sohne  der  Eos  und  des  Astraios,  Hes.  Th.  11,  270f.  macht  Lucifer  zum  Vater  des  tra- 
381  oder  des  Kephalos  ibid.  986 f.,  Hyg.  Poet.  chinischen  Keyx,  der  mit  dem  vorigen  vielfach 
Astr.  2,  42.  —  Welcher,  Gr.  Götterl.  3,  42  scheint  verwechselt  wird,  und  des  Daedalion,  v.  290 ff. 
allerdings  zunächst  nicht  ganz  Unrecht  zu  Über  die  Bedeutung  dieses  Mythos  s.  Keyx. 
haben,  wenn  er  es  ungereimt  findet,  dafs  er,  Die  enge  Beziehung  des  Phosphoros-Lucifer 
der  der  Eos  lichtbringend  vorangehe,  von  Eos  zu  Aphrodite,  die  sich  schon  in  seiner  .Be- 
erzeugt sei.  Aber  es  ist  nun  einmal  so,  und  nennung  als  'AcpQodlrris  cc6xr\Q  zeigt  (Arist  de 
in  ihrem  Sohne  Phaethon  (Hes.  'Theog.  986 f.)  wand.  2,  Tim.  Locr.  96 e. ,  Plotin  p.  642  Ox., 
mit  Welcher  1,  690  die  Sonne  sehen  zu  wollen,  40  Erat.  Kat.  43,  Kalkmann,  Arch.  Jahrb.  1,  242f.\ 
geht  noch  viel  weniger  an,  da  hierdurch  eine  tritt  auch  in  dem  von  Plinius,  N.  H.  2,  8  be- 
vollständig vereinzelt  stehende  Sage  über  die  richteten  Glauben  zutage,  wonach  der  Morgen- 
Herkunft  der  Sonne  geschaffen  wäre  und  über-  stern  „ingens  sidus,  appellatum  Veneris,  ipsis- 
dies  in  dieser  Stelle  an  Phaethon  eine  Sage  que  cognominibus  aemulum  Solis  et  Lunae" 
geknüpft  ist,  die  zwar  auf  Phosphoros  pafst,  eine  erzeugende  und  befruchtende  Wirkung 
nicht  aber  auf  Helios.  Aphrodite  nämlich  soll  ausübte:  huius  natura  euneta  generantur  in 
diesen  Phaethon,  den  cpcädiuos  viog  der  Eos,  terris.  Namque  in  alterutro  exortu  genitali 
in  zarter  Jugend  um  seiner  Schönheit  willen  rore  conspergens  non  terrae  modo  coneeptus 
entführt  und  zum  nächtlichen  Hüter  ihrer  implet,  verum  animantium  quoque  omnium  sti- 
Tempel  bestellt  haben.  So  berichtet  auch  50  mulat,  vgl.  Arch.  Jahrb.  1,  242  f.  Doch  ist  es 
Pausanias  1,  3,  1  bei  Erwähnung  der  Ent-  wahrscheinlicher,  dafs  er  als  Abendstern,  denn  als 
führung  des  Kephalos  durch  Eos  =  Hemera.  Morgenstern  zum  Stern  der  Liebenden  (Röscher 
Wenn  Eos  den  Kephalos  wie  anderwärts  den  vor  Bd.  1  Sp.  2604  Z.  27  ff.  Preller- Robert  1 4, 447  A.  6), 
ihr  fliehenden  Orion  verfolgt,  so  kann  dieser  zum  Sterne  der  Aphrodite  geworden  ist.  Immer- 
Verfolgte  nicht  wohl  etwas  anderes  bedeuten,  als  hin  zeigt  sich  an  der  Gestalt  des  Phosphoros 
den  Vertreter  des  nächtlichen  Sternenhimmels,  deutlicher  als  irgendwo,  dafs  die  natürliche 
der  vor  der  Morgenröte  flieht;  und  zwischen  Auffassung  des  Gestirns  mit  seinen  Wirkungen 
dem  erbleichenden  Sternenhimmel  und  dem  auf  Natur  und  Menschenleben  durch  die  nry- 
Morgenrot,  dort,  wo  sie  sich  gleichsam  zu  thologischen  Einkleidungen  hindurch  immer 
erreichen   scheinen,   leuchtet   der  Morgenstern  60  lebendig  geblieben  ist. 

auf,  so  dafs  es  doch  nicht  so  ganz  ungereimt  Einen    Tempel    des[?]    Phosphoros    in 

erscheinen    dürfte,    wenn    er    der    Sohn    des  Ebura,    in    der  Nähe  der  Bätismündungen   in 

Astraios  und  gerade  der  Eos  genannt  wird*).  Spanien,  erwähnt  Strabo  p.  140  und  fügt  hinzu, 

dafs    die    Römer   diesen    Lux    dubia    genannt 

*)    Vgl.    Art.    Kephalos,    Bd.   2    Sp.    1097   Z.    57    —  i«n.             o     •    j      i.      i,     o       o,,»     co  & 

c     i«no  %   e,         ■•■■..    ■  J    ■  „  ■  ./      y  \.    o \!    •  hatten.     S.  ledoch  ob.   Sp.  2442,  b3rt. 

Sp.  1098  Z.  57;    so  lost   sich   vielleicht   auch  die  Schwie-  ,     „    T      J,     .„.            n     -A,        .    ,1             ..,            j 

rigkeit  mit  den  beiden  Vätern  des  Heosphoros-Phaethon,  Auf   Inschriften    findet    sich    erwähnt    der 

Theog.  381  und  987;   denn  Astraios   ist   doch  wohl  nichts  bonuS  puer   PJlOSphoruS,    S.  Art.  AziZUS. 

anderes,  als  der  Sternenhimmel.  In  der  bildenden  Kunst  begegnet  Phos- 


2447 


Phosphoros 


Phosphoros 


2448 


phoros  mehrfach  in  Vasenbildern  und  Reliefs, 
nirgends  für  sich  allein ,  sondern  in  Verbindung 
mit  andern  Lichtgottheiten,  besonders  mit  He- 
lios ,  wobei  jedoch  die  Berechtigung  der  Be- 
nennung nicht  immer  sicher  ist.  An  dem  Hals 
der  Unterweltvase  von  Altamura  in  Neapel, 
abg.  Annali  1864  tav.  ST  {Reinach  Bepert. 
des  vases  peints  1,  312),  schwebt  zwischen  dem 
Viergespann  des  Helios  (1.)   und  einer  nach  r. 

ip  reitenden  Frau  (Selene),  die  einen  ähnlichen 
Strahlenbogen  über  sich  hat,  wie  jener,  über 
dem  durch  zwei  Fische  bezeichneten  Meer 
ein  geflügelter  Jüngling  (vgl.  usXiovXsvy.onrt  Qvya 
■jtQodgofLOv  Ton  fr  gm.  10),  mit  der  R.  die 
Rosse  des  Helios  führend,  in  der  gesenkten  L. 
ein  Band  mit  Sternen  haltend.  Sterne  er- 
scheinen auch  rechts  vor  Selene.  Die  Flügel- 
figur wird  z.  T.  für  Eros  erklärt,  kann  aber 
hier    in    der  Darstellung   des   Sonnenaufgangs 

20  zwischen  Helios  und  Selene  wohl  nur  Phos- 
phoros sein.  Auch  auf  der  Unterweltvase 
von  Canosa  in  München  nr.  849  sind  am  Halse 
über  dem  Unterweltbild  die  aufgehenden  Licht- 
gottheiten dargestellt ;  auf  Viergespannen  nach 
r.  übers  Meer  hinfahrend  Helios  und  Eos, 
letztere  geleitet  von  dem  geflügelten  Phos- 
phoros. Eine  genügende  Abbildung  fehlt,  ganz 
klein  bei  Ehe,  Kunstgesch.  d.  Altert.  S.  559. 
Vgl.   E.  Gerhard,  Lichtgottheiten;   Gesammelte 

30  Abhandl.  Taf.  5 — 8.  —  Auf  der  bekannten  apu- 
lischen  Vase  (Abb.  1  =  Musee  Blacas  pl.  17,  18 ; 
Welcher,  Alte  Benkm.  3  Taf.  9  S.  53  ff.,  Boscher, 
Lexik.  Bd.  1  Sp.  2010)  wird  unter  den  in  mun- 
terem Spiele  in  und  über  den  Wellen  vor  dem 
Gespann  des  aufgehenden  Helios  sich  tummeln- 
den als  Knaben  gebildeten  Sternen  der  auf- 
recht auf  einer  Woge  stehende,  mit  der  Linken 
das  Huf  eines  der  Sonnenrosse  berührende 
Knabe  als  Phosphoros  gefafst.    Ähnliche  Scene, 

40  wo  aber  Phosphoros  nicht  klar  hervortritt,  auf 
dem  Fragment  einer  Hydria  aus  Cumae  in 
Neapel,  Fiorelli,  Notizia  dei  vasi  etc.  pl.  6, 
Bull.  Nap.  nouv.  ser.  5  pl.  10,  9,  Beinach, 
Bepert.  d.  v.  p.  1,  487/488.  9.  --  Zweifellos  sind 
Phosphoros  (r.)  und  Hesperos  (1.)  in  den  fackel- 
tragenden  jugendlichen  Reitern  im  untern 
Streifen  der  leider  sonst  noch  nicht  ganz  auf- 
geklärten Darstellung  einer  Entführung  auf  einer 
Vase  der  Sammlung  Jatta  in  Ruvo  zu  erkennen 

50  Abb.  2  =  Annal.  1878  G.,  vgl.  Bd.  2  Sp.  330 
und  Sp.  3175,  wo  wenigstens  der  Reiter  rechts 
unten  als  dem  Sonnengott  voranziehend  wohl  nur 
das  Bild  des  den  Tag  heraufführenden  Phos- 
phoros sein  kann.  Ebenfalls  Phosphoros  glaube 
ich  in  dem  geflügelten  Knaben  auf  einem 
Krater  im  Brit.  Mus.  erkennen  zu  dürfen 
(Overbeel:,  Galt.  hero.  Bildw.  18,  8),  der  vor  der 
auf  einem  Hippokampen  reitenden ,  den  Schild 
des   Achilleus  bringenden   Thetis    herschwebt. 

60  Denn  die  andern  Erklärungsversuche  an  dieser 
Stelle  (Welcher,  bei  Overbech  S.  437,  Heyde- 
mann ,  Nereiden  mit  den  Waffen  des  Achill 
S.  10,  „wo  schöne  Frauen  vereint  sind,  pflegt 
Eros  nicht  zu  fehlen")  sind  Notbehelfe.  Aber 
in  der  Morgenfrühe  bringt  Thetis  die  in  der 
Nacht  gefertigten  Waffen  des  Achill  zu  den 
Schiffen,  11.  19,  lff.,  und  wenn  auch  hier  Phos- 
phoros nicht  genannt  ist,   so   lag  es  doch  für 


2449 


Phosphoros 


Phosphoros 


2450 


einen  Vasenmaler  viel  näher,  diesen  als  einen 
Eros  in  dieser  Scene  anzubringen,  und  ganz 
wie  Eros  finden  wir  ihn  auch  in  dem  Vasen- 
bild von  Altarnura  gebildet. 

Ungewifs  ist  die  Benennung  des  reitenden 
Fackelträgers  in  dem  Bild  desHesperidengartens 
der  Archemorosvase, 
Abb.  3  =  Baumei- 
ster, Denkmäler  2 , 
686;  doch  dürfte  die 
Auffassung  als  Phos- 
phoros den  Vorzug 
verdienen;  denn  der 
Wagen,  dem  er  vor- 
anreitet, kann  doch 
wohl    nur    der    des 

Sonnengotts  und 
zwar  des  aufgehen- 
den sein,  da  wir  uns 
die  Scene,  wenn  auch 
im  fernen  Westen, 
doch  wohl  bei  Tages- 
anbruch vor  sich 
gehend  denken  müs- 
sen. —  Auf  dem 
Krater    im    Louvre, 

Dubois  -  Maison- 
neuve,  Introd.  pl.  1, 
Lenormant  et  de 
Witte,  Elite  2,  114, 
Welcher ,  Alte  Denkm. 
3  Taf.  10,  1  S.  67  ff., 
Annali  1852  F., 
Beinach ,  Bepert.  1 
S.  291 :  ein  Jüngling 
mit  zwei  resp.  vier  zu- 
sammengebundenen 
gekreuzten  Fackeln 
in  derR.,  mitZiegen- 
hörnern  und  flattern- 
der Chlamys  und 
einem  Stern  über 
sich,  führt  mit  der 
L.  das  Gespann  des 
Helios  und  der  Selene 
oder  Hemera ,  das 
auf  einem  mit  Ster- 
nen besäten  Schiff 
steht ,  wird  dieser 
Jüngling    meist    als 

Phosphoros,  von 
Welcher    als    Licht- 
pan  aufgefafst. 

Auf    den    Wett- 
streit des  Phosphoros 
mit     Aphrodite    um 
die  Schönheit  deutet 
Preller -Bobert,    Gr. 
Myth,  l4,  447,  A.  3  die  pompejanischen  Wand- 
gemälde Heibig  nr.  964—968.     Auch  in  Heibig  60 
nr.  970  sieht  Bobert,  19.  Hall.  Winchelmanns- 
Progr.    —    Apobatengemälde,   S.  2    A.  5   Phos- 
phoros mit  Helios  und  Aphrodite. 

In  der  Plastik  will  man  Phosphoros  und 
Hesperos  erkennen  auf  einem  Sarkophag  mit 
dem  Sturz  des  Phaethon,  Clarac  210,  42, 
Beinach,  Bepert.  de  la  statuaire  1  S.  98,  vgl. 
ferner    Bobert,    Antike  Sarhophagreliefs  2.  11. 


Köpfe  des  Ph.  und  Hesperos  auf  einem  Altar 
der  Artemis  Phosphoros  erwähnt  Müller,  Hand- 
buch §  365,  5.  Endlich  finden  sich  beide,  den 
Gespannen  des  Sol  und  der  Luna  voran- 
schreitend, auf  Mithrasreliefs,  z.  B.  Baumeister, 
Denkm.  2,  925.     Cumont,  Mithra  p.  125. 


Da  Phosphoros  als  Stern  der  Stern  der 
Aphrodite  ist,  so  ist  auch  der  mutmafslichen 
Darstellungen  des  Sterns  zu  gedenken,  in 
denen  Aphrodite  selbst  als  Gestirn  dargestellt 
ist.  Eine  solche  glaubt  Kalkmann,  Arch .  Jahrb.  1 , 
239  ff.  bes.  242  und  Taf.  11, 1  in  einer  attischen 
Lekythos  des  Berliner  Museums  {Furtwimgier 
Nr.  2688)  zu  erkennen,  die  Aphrodite  auf 
einem  Schwan  aus  dem  Meer  sich  erhebend 
zeigt,   ein   Eros   schwebt  voran,   ein   am  Ufer 


2451 


Phosphoros 


Phosphoros 


2452 


sitzender  Jüngling  schaut  ihr  nach.  Ihr  Ge- 
wand und  die  thongrundige  Scheibe,  von  der 
sich  ihr  weifser  Leib  abhebt,  sind,  wie  auch 
der  obere  Rand  des  schwarzen  Grundes,  mit 
zahlreichen  goldenen  Punkten  bedeckt,  so  dafs 
die  Erklärung  dieser  Aphrodite  als  des  am 
Morgen  aufgehenden  Venussterns  einen  hohen 
Grad  der  Wahrscheinlichkeit  hat. 

Anhang.  Phosphoros  wird  als  Beiname 
anderer  Götter,  und  bei  diesen  zuweilen  ohne  den 
Hauptnamen  gebraucht  nach  Bruchmann,  Epi- 
theta Deorum :  Apollon  einmal  orac.  ap.  Lactant. 
inst  1,  7,  9,  Artemis  häufig,  vgl.  auch  Paus. 
4,  31,  8,  ebenso  Hekate,  dagegen  Hermes  nur 


dessen  Leib  man  im  17.  Jahrhundert  auffand 
und  über  dessen  Ansprüche  auf  Heiligkeit  für 
und  wider  gestritten  wurde,  his  Rom  darüber 
Schweigen  gebot.  W.  Möller,  Herzogs  Real- 
encyld.  92,  111.  Diese  Zurückhaltung  hängt 
ohne  Zweifel  damit  zusammen,  dafs  Lucifer 
bald  auch  eine  Bezeichnung  für  den  Teufel 
wurde,  indem  die  Kirchenväter,  und  zwar 
schon  Hieronymus  ('nach  Perthes'  Handlexikon 
10  für  evang.  Theöl.  2,  475:  Papst  Gregor  L, 
590—604)    in    der   Stelle    Jes.  14,  12  und   15 : 

n&g    i^TtSGEV     tX     TOI'     OVQUVOV     Ö     taOCpOQOS     o 

7tQ(oi  ävccriXXcav;  vvv  öh  tig  ciSov  y.aT(xßr]Orj  y.cd 
eig  tu  &ty.tita  rfjg  yi]g  (LXX  =  Quomodo  ceci- 


[mü  i  {mti  1  t^n  I  iwi  1  tMi  1  iMfi  i  [§ti  1  ^ii  1  iwi  1  ^ii  l  l^ti  i  iwi  1  ^n  l  twi  rH  jrj]  i  itmj  i  [tmi  I  qm]  i  r^j  i  rn]  i  itm]  i  jt^i  i  rr^  i  rru  [  rfg] 


:})  Phosphoros  (?),  Atlas,  Helios  (?),  Herakles  und  die  Hesperiden,  von  der  Archemorosvase  in  Neapel 

(nach  Gerhard,  Ges.  ak.  Abhandl.  Taf.  II). 


einmal  bei  Nonn.  Dion.  35,  242.  Eos.  Helios. 
Hemera.  Dagegen  Hephaistos ,  Persephone, 
Pan  je  nur  einmal  in  orphischen  Hymnen, 
Selene  selten  und  nur  bei  ganzen  späten 
Schriftstellern.  Genaneros  s.  ob.  Sp.  2440  ff. 
Zeus  heifst  wohl  Phaethon,  aber  nirgends  Phos- 
phoros. Jenen  Namen  trägt  besonders  der 
Planet  Juppiter,  Plut.  de  an.  proer.  ex  Timaeo 
31  und  32;  I.  Firmicus,  Astr.  2,  1. 

In  der  christlichen  Zeit  erscheint  Lucifer 
in  sehr  widersprechender  Bedeutung.  Be- 
gegnet er  uns  anfangs  mehrfach  als  christ- 
licher Taufname,  so  kommt  das  wohl  davon 
her,  dafs  in  altchristlicher  Zeit  Christus  zu- 
weilen mit  dem  Morgenstern  verglichen  wird, 
vielleicht  veranlafst  durch  Stellen  des  Neuen 
Testaments  wie  2.  Kor.  4,  6.  2.  Petr.  1,  19. 
Apokäl.  2,  28.  Der  bekannteste  Träger  des 
Namens  ist  der  Bischof  Lucifer  von  Caralis 
(f371),  der  in  Sardinien  zum  Heiligen  wurde, 


disti  de  caelo,  lucifer,  qui  mane  oriebaris?  — 
50  verumtamen  ad  infernum  detrdhsris,  Vulg.) 
eine  Hindeutung  auf  den  Fall  des  Satans  aus 
dem  Himmel  fanden,  während  dort  offenbar 
der  König  von  Babylon  gemeint  ist,  der  passend 
mit  dem  Morgenstern  verglichen  werden  konnte ; 
vgl.  Delitzsch ,  Bibl.  Commentar  über  d.  Proph. 
Jesaia  z.  d.  St.  Nachdem  die  Bedeutung  des 
Lucifer  als  Teufel  in  der  Kirche  die  herr- 
schende geworden  war,  mufste  selbstverständ- 
lich der  Name  als  Taufname  allmählich  in 
60  Mifskredit  kommen  und  der  Kirche  ein  Hei- 
liger dieses  Namens  unbequem  sein.  Ohne 
daher  mit  Tschadert,  Polemik  2.  Aufl.  S.  434 
A.  85a  geradezu  anzunehmen,  ,,dafs  das  halb- 
heidnische katholische  Volk  auf  Sardinien 
unter  St.  Lucifer  thatsächlich  eine  böse  Gott- 
heit, fden  heiligen  Satan',  verehrt",  kann  man 
sich  doch  vorstellen,  dafs  das  Bekanntwerden 
des   Namens    Lucifer    für    den    Satan    in    den 


2453                   Phosthonia  Phratrioi                     2454 

Köpfen  der  Verehrer   des  Bischofs   St.  Lucifer  klepiades  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  152),  wohl 

nicht    geringe    Verwirrung    anrichten    mufste,  identisch    mit   dem  bei  Apollod.   1,  9,  9  durch 

und    wird    es    verständlich    finden,    dafs    die  Heynes    Konjektur    (für   'Pddiog)    eingesetzten 

Kirche  den  Luciferkult  daselbst  nur  in  seiner  Neleussohn  (frpccoiog.    Nach  Toepffer,  Att.  Gen. 

Beziehung  auf  den  heiligen  Bischof  von  Caralis  311  ist  dieser  <!>päoig  möglicherweise  Ahnherr 
anerkennt.     Vgl.  G.  Krüger,  Lucifer,   Bischof      der  attischen  (ßgaoldai  (vgl.  Hesych.  t&Quoidai- 

von  Caralis  188(5;  W.  Möller,  Herzogs  Bealencykl .  [so  Palmer  für  (Pouag  Sh]  yivog  A&rjvrjOi),  wäh- 

92,    109  —  111.     Acta  Sanctorum,    Monat  Mai,  rend  Meyer,  de  gentil.  53  dies  Geschlecht  ableiten 

Bd.  5.     Über  Jes.  14,  12    Gruppe,   Philologus  wollte  von    —  2)  (frpecoig,   der   nach   Analogie 

N.  F.  1,  1,  98  (1888).     Briefliche  Mitteilungen  10  von  #t/u7]  personifizierten  (Ppäaig  =  l££,ig,  ötä- 

von  D.  Eberh.  Nestle.     [Weizsäcker.]  Xoyog,  £Qiii}vela  (Hesych.),   wogegen   mit  Recht 

Phosthonia?  ($co6\Tovicc'?),  eine  der  Alkyoni-  Toepffer  a.  a.  0.  Einspruch  erhebt.     [Höfer.] 

den  (s.  d.),  Apost.  2,  20.    Suid.  Mnvovidsg  fj^te-  Phrasithea    ($paci&£a),     1)    Gemahlin    des 

pect.     Dafür   stehen  in   anderen   Aufzählungen  Erichthonios,  Mutter  des  Pandion,   Tzetz.  Chil. 

zwei  Namen:  (p&ovuc  und  X&ovia  (s.  Bernhardy  1,  174.   5,   671.    —    2)    Eine    der   Töchter   des 

zu  Suid.  1.  L),  sodafs  sich  acht  Alkyoniden  er-  Leos  (s.  d.  und  E.  Maafs,  Gott.  Gel.  Anz.  1889, 

gäben;  doch  ist  die  Zahl   der  Alkyonidentage  816.     E.  Curtius,  Stadtgesch.    von  Athen  84  u. 

7  oder  14  (7  vor  und  7  nach    der  Ausbrütung  Anm.),    Photius    s.   v.  Ascoxoqiov  p.  218,  7.  14. 

der  Jungen  der  Alkyone,  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  Apostol.  10,  53  p.  501.    Arsenius  p.  333.   Schol. 

108(5.     Schol.   Theoer.  7,  57.     Ov.  Met.  11,  745.  20  Liban.  Declam.  27   ed.  Morell  (Paris  1606),  1 

Hyg.   f.    65.      S.  Alkyone    nr.  3,     Alkyonides,  p   605  b.     Vgl.  Phasithea,  Praxithea. 

Phthonia  u    Boscher,  D.  ennead.  u.  h  bdomad.  [Höfer.] 

Fristen  u.  Wochen  d.  alt.  Griech.  Leipz.  1903.  Phrastor  ((Ppdarcop),    1)   Sohn  des   Oidipus 

S.  44.     [Stoll]  (oder  des   Laios?,  vgl.   Welcher,  Ep.  Cycl.  22, 

Photohios,      Photodotes,      Photokinetes,  315  nr.  5.    Bethe,  Theban.  Heldenlied.  23f.  bes. 

Photokrator  ((froiroßiog,  -dortig,  -KLvr']trjg,  -v.qcc-  24  Anm.  35)    und    der    lokaste,    samt    seinem 

tcoq),  in  der  Mithraslehre  Beiname  des  Feuer-  Bruder  Laonytos  im  Kampfe  mit  Erginos  und 

gottes     und     Himmelspförtners     Aion-Kronos,  den    Minyern    getötet,    Pherekydes    im    Schol. 

A.  Dieterich,   Eine   Mithrasliturgie   S.  8,  22 ff.  Eur.  Phoen.  53.      Wecklein,  Sitzungsber.  d.  k. 
S.  66  f.     [Höfer.]  30  bayr.  Ak.  d.  Wiss.  zu  München  1901,  681.  — 

En    Phrasileia?  (Ev  ^paorttica?),   Beiname  2)  Sohn   des  Pelasgos  und   der  Menippe,    der 

eines  Heros  auf  der  attischen  Kalenderinschrift  Tochter  des  Peneios,  Vater  des  Amyntor,  Grofs- 

aus    der    Epakria    nach    der    Ergänzung    von  vater    des    Teutamies     (so     statt    T£vta\iidr\g 

B.  B.  Bichardson ,   Papers   of  the   amer.  school  Tümpel,  Philol.  1890,  708ff.\   Hellanikos  fr.  1 
6  (1890/97),  384;  überliefert  ist  jjqcol  iv  ■  qvoi-  (F.  H.  G.  1,  45)   aus   Dionys.   Hai.  1,  28.     H. 
Isica,   Bichardson   a.  a.  O.  376  Z.  24.  380.     de  Kullmer,  Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  27,  476  f. 
Prott,  Leg.  Graec.  sacr.  p.  48   Z.  23.     [Höfer.]  [Höfer.] 

Phrasimede   (^Qa6i(ir]Srj),   Mutter  des  Dai-  Phratria,  -ios,  -iotis  s.  Phratrioi. 

dalos,  Schol.  Plat.  de  re  publ.  7,  529  c.    Toepffer,  Phratrioi    (^qcczqioi).      Die    &soi    cfQÜtQioi 

Att.  Geneal  165.     [Stoll]  40  (Pollux  1,  24.  3,  51.    Kaibel,  Inscr.  Graec.  Sic. 

Phrasimos  (^QÜatwog),  Attiker,  Gemahl  der  et   Pal.    723.    728.    759)    oder    &soi    (pQjjroQsg 

Diogeneia,  einer  Tochter  des  Kephissos,  Vater  (Kaibel  a.a.O.  721.  722)  sind  die  Schutzgötter 

der  Praxithea,   der  Gemahlin   des  Erechtheus,  (Zcpopot,  Schol.  Plato  EutJiyd.  302 d)  der  Phra- 

Apollod.  3,  15,    1.      Toepffer,  Att.  Geneal.  162.  trien  (vgl.  über  diese  aufser  den  Handbüchern: 

292.   311.     [Stoll.]  H.  Sauppe,    Commentatio    de   phratriis    atticis, 

Phrasios   (<pQaatog),   1)     ein   Wahrsager  aus  Ind.  lect.  Gott.  1886  87.     Commentatio  de  phr. 

Kypros,  Sohn  des  Pygmalion,  der  nach  Ägypten  att.  altera,  Ind.  lect.  Gott.  1890/91.    C.  Schäfer, 

kam    und    dem    König  Busiris    bei    einer    an-  Altes  und  Neues  über  die  attischen  Phratrien, 

haltenden  Dürre  weissagte,  dieselbe  werde  auf-  Naumburg  1888.     Szanto,  Zur   att.  Phratrien- 

hören,    wenn   jährlich    ein    Fremder    geopfert  50  u.  Geschlechtsverfassung,  Bheiu.  Mus.  40  (1885), 

werde.     Es    wurde    deshalb   selbst  zuerst  von  506 ff.      Scholl,    Die    kleistheuischen    Phratrien, 

Busiris  geopfert.     Hyg.  f.  55.      Arkad.  40,  32.  Sitzunfjsber.  d.  k.  bayr.  Akad.  d.  Wiss.  1889,  2 

Apollod.  2,  5,  11.     Ov.  A.  am.  1,  649.    Die  Les-  S.   lff.'    Pantarides,   'Ecpvu.    &qX.    1888,   lff. 

arten  variieren:  Hyg.  hat  ursprünglich  Thasios;  Lolling,  Atlxiov  1888,  159ff.     Tarbeil,  Papers 

Ovid.  Thrasios;  Bekk.  schreibt  im  Apollod.  (der  of  the  amer.  school  at  Athens  5,  172  ff.  v.Wila- 

cod.    Vat.    hat   <Poäyiog)    auch  Thrasios;    doch  mouitz,   Aristoteles  u.   Athen   259 ff.     Botsford 

scheint  Phrasios  vorzuziehen  zu  sein;  Philarg.  in  Cornell  Stucl.  in  class.  phil.  4,  90 ff.)   Das  Fest 

zu    Verg.    Georg.   3,  5   sagt,    dafs   der  Kyprier  der  Phratriengötter  sind  die  kncczovQia,  deren 

Pygmalion  dem  Busiris  den  Rat  zum  Fremden-  Name  durch  die  Legende  von  knurr]  abgeleitet 

opfer  gegeben  und    dafs   Thyestes   zuerst  ge-  60  wird,  während  er  in  Wirklichkeit  O\i0Ttv.xäeia. 

opfert  worden  sei.    Engel,  Kypros  1,  182.  696  ff.  (Schol.  Ar.  Arch,  146.    O.Müller,  Prolegomena 

2,90.      Dieser   vermutet,    dafs   die   Rolle    des  401  f.    v.  Wilamoivitz,  Hermes  21  [1886],  112,  2) 

kyprischen  Wahrsagers    Phrasios    in    der   Ge-  bedeutet;    über    die    Apaturien    s.    aufser    der 

schichte  des  Busiris  von  dem  Rhetor  Polykrates  oben  verzeichneten  Literatur  Mommseu  .  Feste 

herrühre.    —   2)   Ein   Kämpfer   in    dem  "Heere  der  Stadt  Athen   32  lff.      Toepffer  bei  Pauly- 

des   Dionvsos   gegen    die   Inder,  Nonn.   Dion.  Wissoica  Bd.  1  S.  2672 ff.     Im   folgenden  wer- 

32,  234.  _—  3)  S.  Phrasis  1.     [Stoll.]  den  zunächst  die  Götter,  für  die  die  Epiklesis 

Phrasis  ((Podoig),   1)  Sohn   des  Neleus   (As-  yoütoiog  oder    die   synonyme  k-xarovgiog   be- 


2455  Phratrioi  Phratrioi  2456 

zeugt  ist,  aufgeführt,  wobei  der  nur  durch  den  bezeugte  Dionysos  Melanaigis :  Melanthos  betet 

Monatsnamen     <f>päxpiog     bezeugte    Kult     von  zu  dem  Au  aTtaxrjvopiw,  cog  de  xivsg  Atovveoo, 

Phratriengottheiten  unter  dem  Kulte  des  Zeus  xal  xovg  A&rjvaiovg   xsXtvaag  Au  A%a.xr\vopLto 

als   des   eigentlichen    und   obersten  Phratrien-  ftvsiv  (Beklier  a.  a.  0.),  und   ebenso   berichtet 

gottes  angereiht  ist.    Bezeugt  ist  cppäxpiog  als  der  anonyme  Epiker  bei  Reitzenstein  a.  a.  0. : 

Epiklesis:  I)  für  Zeus,  Commentar.  in  Arat.  rel.  'Äklu.  Jiavvcov  Anaxi^vogog  etc.,  wozu  das  Etym. 

ed.  Maafs  p.  332,  10.  Philostr.  Epist.b.  Hercher,  bemerkt:     'Aitaxr\v(aq    ov%    6    Aiowaog  älV    6 

Epistologr.    p.    487    und    zwar    A)    in    Athen:  Zsvg  liyerai-    eopxij    dh   x&v   AnaxovQuov  Aio- 

1)  Pollux  1,24:  (Zeus)  itap'  'i&rtvoc!oig  cppäxpiog  vveco  inixulslxcti.    Da  wir  Zeus  A.  doch  schwer- 

—  2)  Plato  Euthyd.  302 8:  Zsvg  .  .  i]^ilv  .  .  t'pxuog  10  lieh  als  cTruggott'  auffassen  dürfen,  sondern 
.  .  -aal  (pQ&XQiog  nal  AQ-i]v&  eppuxpicc.  —  3)  Schol.  der  ganze  Zusammenhang  der  Legende  ihn  in 
Demosth.  in  Mid.  (or.  21),  578  p.  649  Dind. :  engen  Zusammenhang  mit  dem  Apaturiengott 
bei  den  Athenern  wird  geehrt  Zeus  7toliov%og  Dionysos  setzt,  da  ferner  die  Erwähnung  des 
v.a.1  ßovlcäog  v.u.1  cppdxpiog  -nccl  cpiliog  v.ccl  tp-  Zeus  in  der  Legende  höchst  überflüssig,  ja  stö- 
xslog.  —  4)  Demosth.  adv.  Macart.  15  (or.  43  rend  ist  —  der  einzig  Handelnde  und  Helfende 
p.  1054):  ßca^ibg  xov  Aibg  xov  (ppaxpiov.  —  ist  ja  doch  nur  Dionysos  — ,  so  ist  es  viel- 
5)  Kratinos  d.  Jung,  bei  Athen.  460 f.  (2,  291  K .) :  leicht  nicht  allzu  kühn,  den  Zeus  AnaxovQiog 
Zsvg  %6xi  \.ioi  tQXHog,  $axi  ypaxoptog  (cppctxB-  usw.  mit  Dionysos  zu  identifizieren:  der  Name 
Qiog).  -  -  6)  Schol.  Arist.  Ach.  146  (=  Eudocia  Zeus  hat,  wofür  es  genügt,  auf  Rohde,  Psyche 
75  p.  128  ed.  Flach):  g&vov  (die  Athener)  Au  20  l2,  205  (vgl.  125)  zu  verweisen,  in  Verbindung 
cppaxpicp  y.cd  AQ'iqvä.  —  B)  In  Dekeleia,  In-  mit  näher  bestimmenden  Beiwörtern  in  vielen 
schrift  der  Demotionidenphratrie  bei  Ditten-  Lokalkulten  den  generellen  Sinn  der  Bezeich- 
berger,  Sylloge  22  nr.  43!)  p.  37  mit  Literatur-  nung  'Gott'  bewahrt.  So  wäre  Zeus  Apatu- 
angaben  und  dazu  Milchhöfer,  Karten  von  rios  =  der  'Apaturiengott'  ursprünglich  die 
Attica  7,  3,  auf  der  Zeus  Phratrios  und  sein  Bezeichnung  für  Dionysos  in  seiner  Eigen- 
Altar  häufig  erwähnt  wird,  S.  37,  1;  39,  16;  schaft  als  Apaturiengott,  den  man  später  in 
40,  24;  42,  40.  50.  55;  44,  75.  91.  100;  45,  111.  einen  Zeus  A.    und   einen  Dionysos  A.  zerlegt 

—  C)  Auf  Kos:    [^/jjoer  (PccxqLo  (=   (frpaxQiov),  haben  dürfte. 

'liTKvaiag   Evpvav<xxx[i]däv    (Name   der  Phra-  II)  Für  Athena,  bezeugt  1)  in  Athen  nur 

trie),    Corr.   hell.  5,  224   nr.  13.     Paton-Hicks,  30  durch  Zeugnis  I,  A  2  und  Schol.  Fiat.  Euthyd. 

Inscr.  of  Cos  161  nr.  150.  —  D)  Kyme  (Aiolis):  302d;  doch  ist  auch  aus  Zeugnis  I,  A6  wohl  auf 

Monat    <&pdxpLog,    C.   I.    G.  2,  3524  Z.  55.  —  eine  Athena  eppaxpia  zu  schliefsen.    Mommsen 

E)  Aus  Pergamon,  Monat  $p.  Fränkel,  Inschr.  a.  a.  O.  324  (vgl.  Fantarides  a.  a.  0.  10  und 

v.  Pergamon 2,  427.  — F)  Skepsis,  Monat  <Pp.,  v.   Wilamowitz,    Arist.  u.   Athen  269)    ist  ge- 

Jahresb.  d.  österr.  arch.  Inst  it.  3  (1900),  54  nr.  16  neigt,   den  Verbreitungskreis    des  Kultus   des 

Z.  2.  —  G)  Mytilene:  Monat  $p.,  Ath.  Mitth.  Zeus  Phr.  in  gleichem  Umfange  auch  für  Athena 

13,  57,  7.     Inscr.  Mar.  Aeg.  2,  25  p.  14.     Un-  anzunehmen,   während  G.  Schäfer  a.  a.  O.  40. 

sicher  ist  Zeus  Phratrios   auf  den  beiden  fol-  42    das    Zeugnis    Piatos   für  Athena   Phr.    für 

genden  Inschriften.    —   H)  Bostra   im  Lande  vielleicht  nicht  ganz  beweiskräftig  hält;  nach 

der    nabataiischen    Araber    a\if   der  Weihung  40  Schäfer  gelten   als  Phratriengötter  im   eigent- 

eines    axpecxuaxwg    Ityscövog    KvQnvcc'CTtfjg:     Jil  liehen   Sinne   Zeus   —  über   die   daneben  ver- 

\<Ppa]xpLqy   xcu  "Hpy   ftsolg  itaxpaoig,   Le-Bas-  ehrten  Gottheiten,  c Sondergottheiten,  die  man 

Waddington  3,  1922,  wo  mir  die  Ergänzung  zu  zu    dem   Range    der   gemeinsamen   Phratrien- 

Ail    \7ta]xpicp    wahrscheinlicher    erscheint.    —  götter  erhob'    (v.  Wilamowitz,  Arist.  u.  Athen 

J)Hierapytna,  wenn  in  der  Eidesformel  ö^ivvoi  268),  besonders  Zeus  Herkeios,  Apollon  Patroos, 

xav  'EoxLav  v.al  Tfjvcc  (Täva,  P.  Deiters,  Rhein.  Apollon  Hebdomeios   usw.,  vgl.  Scholl  a.  a.  O. 

Mus.    50    [1901],   594f.)    'Ogargiov    xat     Ti)va  25.      U.  Köhler,   Athen.    Mitth.    2   (1877),    186. 

AiHTcciov   -aal  "Hquv  (C.  I  G.  2,  2555.     Cauer1  Mommsen   a.  a.  O.     Schäfer   a.  a.  0.   42;  vgl. 

47  =  Cauer*   116.       Michel,    Recueil    d'inscr.  auch  M.  Wilbrandt,  Philolog.  Suppl.   7  (1898), 

grecques  29   p.  36)     'Oquxqiov  =  <$pdxptov  ist,  50  137 f.  und  unt.  nr.  V.  —  Phratrios,  vielleicht 

vgl.  auch  Schneide w in,  Ph Hol.  9,  699.    Voretzsch,  auch  Athena.   Doch  ist  ein  Kult  der  Athena  Phr. 

Hermes  4  (1870),  273.  auch  bezeugt  —  2)  für  die  Insel  Syros  durch 

Nun  führt  aber  Zeus  nach  der  die  Apaturien  die  wohl  sichere  Ergänzung  Ä%"r\v&g  <Pptt[xpic:g. 

von  anccxri  ableitenden  Legende  auch  den  Bei-  Rofs,  Inselreisen  1,  9.  C.  I  G.  2,  2347  g.  p.  1059. 

namen  AnaxvvÖQiog  (Beklier,  An.  416,  29.  31),  Bursian,  Geoqr.  v.  Grirchenl.  2,  465,  5.    A&rj- 

Aitax-rjvwp    (Etym.    M.    118,    54.    119,15;    vgl.  vcciov  3,  519.  521.  —  3)  Kos  s.:  I  C.  —  4)  Troi- 

Reitzenstein,  Ined.  Poet.  Gr.  frg.  15  [Ind.  lect.  zen:  A&nvä  AtckxovpIo!,  der  die  Bräute  vor  der 

Rostock  1890/91])  oder  AnaxovQiog  (Konon  39),  Hochzeit  ihre   Gürtel  weihten,  Paus.  2,  33,  1. 

Maafs,   Gott.   Gel.  Am.   1889,   804 ff.     Busolt,  K.  O.  Müller.  Kleine  Schriften  2,  167.     Wide, 

Griech.    Gesch.   22,    71    Anm.    1.   —   Jessen  bei  60  De  sacr.   Troezen.  16. 

Pauly-Wissoiva  1,  2671,  20ff.  hält  es  nicht  für  III)    Für   Poseidon    auf  der   Inschrift    der 

undenkbar,    dal's    dieser    Zeus    etwa    fals    der  Labyaden  in  Delphoi,  die  nach  Perdrizet,  Rev. 

zürnende,    die    menschlichen    Hoffnungen    oft  des  e'tudes  gr.  11  (1898),  245 ff.  ihren  Ursprung 

betrügende     Himmelsgott     in    Athen    verehrt  auf   den    im   Schol.   Plato   Phileb.   48  c  p.  254 

wurde'.     Denselben  Beinamen   führt  auch  der  Herrn,   genannten  Adßvg  £vvov%og(?)  vi-ioxöpog 

als  Apaturiengott  (Etym.   M.  118,  54  Atuxxov-  Tim    delphischen   Apollotempel)    zurückführen 

picr  hopxr\  iiUTsXovfiivri  xw  Aiovvem  xä  IIvkvb-  sollen,  und  die  wohl  mit  Homolle,   Corr.  hell. 

■tyiävi   fir^'i,    vgl.    Toepffe'r,   Att,    Geneal   13  f.)  19    (1895),   62.     Keil,  Herines  31    (1896),  508. 


2457 


Phrearoos 


Phrixos 


2458 


518.  H.  Swoboda,  Festschr.  für  0.  Hirschfeld 
231.  Beinach,  Eev.  des  e'tudes  gr.  10  (1897), 
89.  Bittenberger,  Sylloge  22  p.  26  Anm.  3  als 
Phratrie,  nicht  als  Geschlecht  aufzufassen  sind: 
■not  to  jItioXIcovos  ncd  xov  Tloxsidävog  xov 
rpoccxoiov  nal  xov  Aibg  naxQwiov,  Bittenberger 
nr.  438  p.  29  Z.  73  p.  30  Z.  114,  nur  fehlt  an 
der  letzteren  Stelle  nach  Jibg  das  Wort  ticcx- 
qwiov.  Über  den  alten  Kult  des  Poseidon  in 
Delphoi  s.  Paus.  2,  33,  2.  10.  5,  6.  24,  4.  Schol  io 
Apoll.  Rhod.  3.  1242.  Kallimachos  fr.  221. 
LyTcophr.  61G  u.  Schol. 

IV.  Aphrodite  Apature  (Apaturias,  Apa- 
turos)  s.  die  Belegstellen  bei  Jessen  b.  Bauly- 
Wissowa  Bd.  1  Sp.  2671  f.  Tümpel  ebend.  S.  2746, 
54  ff. ;  über  den  Monat  Apatnrion  (Apaturios) 
s.  Kubitschek  ebend,  S.  2680,  39  ff.  2681,  26  ff. 

V)  Die  Weihinschriften  an  die  oben  Sp.  2454 
verzeichneten  ftsol  cpQrjxpioi  bez.  (porixoosg,  die 
sämtlich   von  Phratrien   in  Neapel   (Kaibel  zu  20 
Inscr.   Gr.  It.  p.  121)  dargebracht  sind,  stehen 

z  T.  auf  Reliefs  mit  der  Darstellung  von  Göt- 
tern —  Fiorelli,  Catal,  della  gal.  lapid.  Nap. 
ist  mir  nicht  zugänglich  — ,  so  sind  auf  dem 
Relief  zu  nr.  721  nach  Usener,  Rh.  Mus.  58 
(1903),  16  Hephaistos,  Dionysos  und  Herakles 
dargestellt,  und  Usener  schliefst  ebenso  wie 
Engelmann,  Arch.  Zeit.  1873,  72,  dafs  diese 
Götter  als  Phratriengötter  aufzufassen  seien, 
während  v.  Wilamowüz,  Gott.  Gel.  Nadir.  1895,  :;o 
228,  24  für  ursprüngliche  Namenlosigkeit  der 
&ko\  cpprjxootg  eintritt.  Auf  einer  Inschrift 
(nr.  723)  erscheinen  die  &sol  (fQTqxQioi  neben 
den  vergötterten  Kaisern  (&sol  osßaoxol).  Manche 
dieser  Phratrien  haben  nachweislich  noch  den 
Kult  eines  Sondergottes  gepflegt,  so  die  Phra- 
trie der  Eumeleiden  den  Kult  des  Eumelos 
(Evuijlov  ftsoi  itaromov  (pQ7]XOO£g  Eviiijlsidav, 
nr.  715)  und  vielleicht  den  der  Dioskuren 
(nr.  748).  Der  Name  der  Phratrie  der  koioxettob  40 
(nr.  759)  weist  auf  Kult  des  Aristaios,  der  der 
kQxt^ißtoi  (nr.  744.  Kaibel  p.  191)  auf  Kult 
der  Artemis,  Evvoaxidcu  (C.  I.  L.  6,  1851)  auf 
Eunostos,  Antinoitae  (C.  I.  L.  a.  a.  O.)  auf  den 
vergötterten  Antinoos  hin. 

VI)  Der  angebliche  Gott  MtxacpQrjxcoo  (s.  d.) 
ist  durch  Wilhelm,  Arch.  epigr.  Mitth,  a.  Oest. 
20  (1897),  75  beseitigt  und  jetzt  auch  aus  den 
Inschr.  v.  Magnesia  (90  Z.  1  p.  73)  verschwun- 
den.    [Höfer.]  50 

Phrearoos  ($Qtd(fl)poog\  Beiname  der  De- 
meter auf  einer  Sesselinschrift  vom  Dionysos- 
theater zu  Athen,  G.  I.  A.  3,  375.  Der  Bei- 
name weist  auf  Demeterkult  im  Demos  (froiapoi. 
(nachzutragen  zu  Kora  Bd.  2  Sp.  1292,  53  ff.). 

[Höfer.] 

Phrearrlios  ($Q8<xppog),  ein  athenischer  Heros, 
nach  welchem  der  attische  Demos  Phrearrhoi 
den  Namen  hatte,  Steph.  B.  s.  v.  fp^iappoi,  [Stoll.] 

Phreatos  (ß>ok<xog),  Heros,  nach  welchem  60 
der  attische  Gerichtshof  Phreattys  benannt 
sein  soll,  Theophr.  im  Et.  M.  344,  28.  Harpokr 
und  Suidas  s.  v.  iv  $p£ccxol.  Lobeck,  Bathol. 
elem.  2,  253.  Wachsmuth,  Stadt  Athen  1,  326,  2. 
Milchhöfer,  Karten  von  Attika  1,  69  Anm.  74; 
E.  Maa/'s,  Gott,  Gel,  Anz.  1889,  822.    [Höfer.] 

Phrenios  (4>peviog),  Freier  der  Penelope'aus 
Zakynthos,  Apollod,  Epit,  7,  29.     [Höfer.  | 


Phretores  =  Phratrioi  (s.  d.). 

Phrikios  (<I>QiHiog),  einer  d.  Kentauren  (s.  d.), 
den  Herakles  tötete.  Nach  ihm  war  der  Berg 
Phrikion  in  Lokris  oberhalb  Thermopylae  be- 
nannt, Steph.  B.  s.  v.  <&qLy.iov.     [Stoll. J 

Phringos  (<L>Qlyyog),  ein  Führer  der  Uato- 
koitai  im  Heere  des  Inders  Deriades,  kämpft 
gegen   Dionysos,  Nonn,  Bion.  26,  96.  30,  303. 

[Stoll.] 

Phrix  («Ppt'l;),  Geliebter  des  Herakles,  nach 
dem  die  gleichnamige  Stadt  Libyens  genannt 
sein  soll,  Schol.  Apoll.  Rhod.  1,  1207.  Doch 
vermutet  Merkel,  Addend.  ad  Schol.  Apoll, 
Rhod.  p.  536  zu  376,  33  Keil,  dafs  mit  Bezug 
auf  Siräbo  17  p.  825  Toiy%  zu  lesen  ist.  In  dem 
Excerpt  der  Eudocia  410  p.  691  Flach  schreibt 
dieser  ohne  weiteres  <Pqv£.     [Höfer.] 

Phrixa  (*p/|a),  eine  arkadische  Nymphe, 
mit  andern  dargestellt  an  einem  Altar  im 
Tempel  der  Athena  Alea  zu  Tegea,  Baus.  8, 
47,  2.     [Stoll] 

Phrixos  (<l>pit;og),  Sohn  des  Athamas  und 
der  Nephele  (Bherecydes  fr.  53  (F.  H.  G.  1,  S.  86) 
=  Schol.  ad  Germanici  Aratea  v.  223  u.  Erato- 
sthenes  Calaster.  19;  Apoll,  Rhod.  3,  361 ;  Apollod, 
bibl.  1,  9,  1 ;  Hygin,  fab.  1;  Schol.  11.  7,  86;  Zeno- 
bius  4,  38;  Apostolius  11,  58;  Tzetz.  zu  Lyc.  22. 
Nach  Herodoros  bei  Schol,  Apollon.  Rh.  2, 
1144  hatte  Athamas  mit  Themisto  aufser  Schoi- 
neus,  Erythrios,  Leukon,  Ptoos  noch  zwei 
Kinder,  Phrixos  und  Helle.  Athamas  ist  ent- 
weder in  Halos  am  pagasäischen  Meerbusen 
(Herodot.  7,  197;  Balaeph,  31:  'König  von 
Phthia')  oder  in  Orchomenos  ansässig  (so 
Baus.  9,34,5;  Apollod,  1,9,1:  Boicoxiug  Svva- 
arsvcov).  Daneben  heilst  er  König  von  Theben 
Tzetz.  Lyc.  22.  Sowohl  in  Halos  (Hemd.)  wie 
bei  Orchomenos  (zwischen  O.  und  Koroneia 
Baus.  a.  a.  O.)  befand  sich  ein  Heiligtum  des 
Zeus  Laphystios ,  mit  welchem  die  Phrixos- 
sage  verknüpft  ist.  Nach  Heinr.  Bietr.  Müller, 
Mythologie  der  griechischen  Stämme  2,  S.  75  u. 
S.  166,  ist  der  Dienst  dieses  Zeus  in  Phthia 
von  Achäern  gestiftet  und  dann  durch  deren 
Wanderung  nach  Böotien  übertragen  worden. 
Athamas,  der  dem  Gotte  opfert,  ist  ein  Ver- 
treter der  mit  Aolern  verschmolzenen  phthio- 
tischen  Achäer  (S.  173).  Als  ursprüngliche 
Form  der  Sag-e  ersieht  sich  aus  Herodot  und 
Bausanias:  Athamas  opfert  seinen  Sohn  Phri- 
xos dem  Zeus  Laphystios.  Das  ist  derselbe 
Vorgang,  wie  wenn  Lykaon  seinen  Sohn  tötet. 
Nach  H.  B.  Müller  ist  in  dieser  Sage  die  das 
Wachstum  in  der  Natur  hervorbringende  und 
danach  wieder  zerstörende  Gottheit  in  zwei 
Gestalten  zerlegt,  von  denen  die  erste  durch 
die  zweite  vernichtet  wird.  (Vgl.  2,  95.)  Atha- 
mas ist  dabei  neben  seiner  oben  angegebenen 
Bedeutung  fein  heroischer  Repräsentant '  des 
achäischen  Zeus  f  in  seiner  chthonischen  Phase  ' 
(a.  a.  O.  S.  174).  Sein  Sohn  Phrixos  stellt  ent- 
sprechend dem  Sohne  des  Lykaon  fdie  olym- 
pische Phase'  (d.  h.  die  lebenspendende)  des 
Gottes  dar.  Der  Name  <&Ql£og,  von  qpptöcco, 
bringt  den  Begriff  des  Wehrlosen,  Furchtsamen 

DO  ' 

gegenüber  der  vernichtenden  Gewalt  zum  Aus- 
druck. Bei  dieser  Deutung  des  Phrixos  bleibt 
die  Mutter  Nephele  als  unwesentlicher  späterer 


2459                      Phrixos  Phrixos                     2460 

Zusatz  und  auch  der  Widder  aufser  Betracht,  um  Rat.     Ino  beredete  die  Boten,   sie   sollten 
während    Preller,    Griech.   Myth.   2    (3.  Aufl.),  aussagen,  dafs  der  Mifswachs  ein  Ende  haben 
S.  311  gerade  von  Nephele  ausgeht,  den  Phri-  werde,  wenn  Phrixos  dem  Zeus  geopfert  würde, 
xos    als    Sohn    der   Wolke    ein    Bild    des    be-  Athamas,  von  den  Einwohnern  des  Landes  ge- 
fruchtenden   Regens    nennt    und    den  Widder  drängt,    mufste    sich    dazu    verstehen.     Schon 
(S.  313)   als   ein   Zeichen    des    aus    der  Wolke  stand    Phrixos    am    Altare,    da   entführte    ihn 
quellenden    Segens    versteht.      K.    0.   Müller,  Nephele  nebst  seiner  Schwester  Helle  und  gab 
Orchomenos  S.  158  (2.  Aufl.)  hatte  sich  vorsieh-  ihnen  einen  goldvliefsigen  Widder,  den  sie  von 
tiger  damit  begnügt,    auf  den  Zusammenhang  Hermes  bekommen  hatte.    Der  Wider  trug  sie 
uralter   Gebräuche    beim    Tempel    des   Laphy-  io  durch  die  Luft  über  Land  und  Meer.     Unter- 
stischen   Zeus,    die    an   dem    Geschlechte    der  wegs  aber   fiel  Helle   in  die   See,   da  wo   sich 
Athamantiden  hafteten,   mit   dem  Mythos  von  der  nun  nach  ihr  genannte  Hellespont  befindet; 
Athamas  und  seinen  Söhnen  hinzuweisen.    Der  Phrixos  gelangte  nach  Kolchis.  —  Dafs  Nephele 
Widder,  meint  K.  0.  Müller,  S    166,  ist  in  die  Hilfe  bringt,  erzählt  auch  Eratosthenes  Cataster. 
Sage  hineingekommen,  weil  er  das  Hauptopfer  11)  und  vielleicht  auch  schon  die  dort  und  bei 
für    Zeus    Laphystios    war.     Die    Sage    gehört  Hygin.  poet.  astr.  2,  20   als  Quellen   genannten 
übrigens  den  Minyern.     Das  Widderopfer  und  Hesiodos  und  Pherekydes.     Äpollonios  Rhodios 
die    Flucht    des    Phrixos    wurde   zu    der  Vor-  2,  654  erwähnt,  dafs  Phrixos  auf  dem  Widder 
Stellung  vom  Widder   als   Träger   des  Flucht-  aus  Orchomenos  floh,   und  bezeichnet  2,  1144 
lings  verschmolzen.  —  Wenn  der  <f>Qi'E,ov  li^iijv,  20  dessen    goldenes    Fell    als  Werk    des   Hermes 
den  es  am  Eingange  des  Pontos  iv  %r\  Xal%r\-  (■a.qiov    i7t£^ßißamg,    röv    Qa    %Qv6tiov     ^Stjuw 
Öoviu  TisQuicc  nach  Nymphis  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  'Egnticcg).  —  Hygin.  fab.  2  belichtet  über  den 
(pQi^og  gab,  ferner  die  ^qi^ov  nolig  als  Grenz-  Anschlag  der  Ino  dasselbe  wie  Apollodor  und 
ort  von  Kolchis  (Strabo  11,  499)  und  das  Orakel  fährt  fort:  Weil  das  Feld  keine  Früchte  trug, 
des    Phrixos    in    Kolchis    (Strabo  11,  498;  vgl.  litt    das   Volk    durch   Hunger  und  Krankheit. 
Tac.  Ann.  6,  34)    nicht    etwa    Wirkungen    der  Da   schickte  Athamas   einen  Boten   (satellitem) 
Sage  sind,  so  wären  es  wertvolle  Spuren  einer  nach    Delphi,    welchen    Ino    zu    der    falschen 
Wanderung  der  Phrixosvorstellung,  aus  welcher  Meldung  veranlafste,  wenn  Athamas  den  Phri- 
sich  die  Sage  von  der  Flucht  des  Phrixos  ent-  xos  dem  Zeus  opfere,  werde  die  Seuche  (pesti- 
wickelt  hätte.     Der  vorhandene  Sagenbestand  30  lentia)    ein    Ende    haben.     Athamas    weigerte 
ist  folgender.    Herodot  7,  197  erzählt:  Athamas  sich,  Hand   an  Phrixos   zu  legen,    dieser   aber 
wollte  in  Übereinstimmung  mit  Ino  den  Phri-  erbot  sich  freiwillig    zum  Tode  für  das  Wohl 
xos    dem    Zeus    Laphystios    in    Halos    opfern.  des  Vaterlandes.    Als  alle  Vorbereitungen  zum 
Später    war    es    unter    den   Nachkommen    des  Opfer    getroffen    waren ,    gestand    der    falsche 
Athamas   immer   dem   Ältesten   verboten,    das  Bote,  von  Mitleid  ergriffen,  dem  Athamas  die 
Gemeindehaus    zu    betreten,    sonst    mufste    er  Wahrheit.     Da   übergab   dieser  die   Ino   nebst 
darauf  gefafst   sein,    dafs   er  geopfert  würde.  ihrem  Sohne  Melikertes  dem  Phrixos  zur  Hin- 
Das    Verbot    galt    für    die    Nachkommen    des  richtung.     Dazu  liefs   es   aber   Dionysos   nicht 
Kytisoros,  des  Sohnes  des  Phrixos,  weil  Kyti-  kommen,    sondern    liefs    eine    Finsternis    ent- 
soros   den  Athamas,    der   als  Sühnopfer  fallen  40  stehen  und  entzog  Ino,  die  ihn  genährt  hatte, 
sollte,  rettete  und  seinem  Geschlechte  dadurch  dem  Phrixos  ((Lhws  cum  ad  supplicium  duceret, 
den  göttlichen  Zorn  zuzog.     Pausanias  9,  34,  5  Liber   pater  ei  caliginem    iniecit   et   Ino  suam 
sagt:  Als  Athamas   dem  Zeus    auf  dem  Berge  nutricem    eripuit).      In    fab.   3    erzählt    Hygin 
Laphystion  bei  Koroneia  den  Phrixos  und  die  weiter:  Phrixos  und  Helle  irrten,  von  Dionysos 
Helle   (s.  d.)    opfern    wollte,    sandte   Zeus    den  in    Raserei    versetzt,    im    Walde    umher.      Da 
Kindern  einen  Widder  mit  goldenem  Vliefs,  und  kam  Nephele,  ihre  Mutter,  und  brachte  ihnen 
sie   entflohen   auf  dem  Widder.     Da   Athamas  einen  goldenen  Widder,    den  Sohn   des  Posei- 
sonst  alle  Söhne  verloren  hatte  und  von  Phrixos  don    und    der    Theophane ,    mit  der  Weisung, 
nicht   wufste,    ob   er  noch   am   Leben   sei  und  ihn    zu   besteigen,   nach  Kolchis   zu  Aietes   zu 
Nachkommen  habe,  nahm  er  zwei  Enkel  seines  50  fliehen  und  ihn  dort  dem  Ares  zu  opfern.     So 
Bruders  Sisyphos,  den  Haliartos  und  den  Ko-  geschah    es.      Unterwegs    sank    Helle    hinab, 
ronos  an  Sohnesstatt  an.     Später  aber  kehrte  Phrixos  kam  ans  Ziel.  —  Zenobios  4,  38  (s.  v. 
Phrixos    aus    Kolchis    zurück,    nach    anderen  'Ivovg    cc%r])   berichtet   im   ganzen  wie    Apollo- 
Presbon,  ein  Sohn  des  Phrixos  und  der  Tochter  doros,     ausgenommen    folgende    Einzelheiten: 
des    Aietes;    da    gaben    jene    angenommenen  Athamas  heiratet  die  Ino  nach  Nepheles  Tode; 
Söhne    ihr    bereits    empfangenes   Erbe   wieder  die  Boten  sagen,  nach  dem  Willen  des  Gottes 
heraus,  nur  einen  Teil  des  Landes  behielten  sie.  müsse    Phrixos    und    Helle    geopfert    werden; 
Die    Opferung    und    Rettung    des    Phrixos  die    Götter   erbarmen   sich   und   entführen   die 
wurde  in  verschiedener  Weise  ausgeschmückt.  beiden,  welche  schon  am  Altare  standen,  durch 
Apollod.  1,  9,  1 :    Nachdem    Athamas    von    der  60  die    Luft    auf   dem   goldvliefsigen  Widder.    — 
Nephele  zwei  Kinder,    Phrixos  und  Helle,   er-  Bei  Pausan.  9,  34,  5  wird,   wie  oben  erwähnt, 
halten  hatte,  heiratete  er  die  Ino,  welche  den  Zeus  als   derjenige  genannt,    der    den  Widder 
Kindern  der  Nephele  nach   dem  Leben   trach-  sendet.  —   Bei  Apostolius  11,  58  (zu  Mi]  &täg 
tete  (vgl.  Pind.  Pyth.  4,  162  Iv.  uccTQvtäg  a&iuv  av&Qomov    mg   k&dpag)    findet    sich    eine    von 
ßtUcov  und  Paus.  1,  44,  7).    Sie  veranlafste  die  Apollodoros  in  mehreren  Punkten  abweichende 
boiotischen  Frauen  den  zur  Aussaat  bestimmten  Darstellung.     Athamas,  heifst  es  dort,  entliefs 
Weizen  zu  rösten,  sodafs  das  Getreide  in  dem  die   Göttin  Nephele    und    vermählte    sich    mit 
Jahre  nicht  wuchs.    Athamas  fragte  in  Delphi  einer   Sterblichen,   Ino.     Nephele   flog  in   den 


2461                     Phrixos  Phrixos                    2462 

Himmel  und  bestrafte  den  Athamas  durch  Orchomenos  machten.  An  anderer  Stelle  (3, 
Dürre  des  Landes.  Apollon  wird  gefragt,  Ino  584)  lesen  wir  bei  Apollonios  noch,  dafs  Aietes 
besticht  die  Boten ,  sodaf's  sie  aussagen ,  die  den  Phrixos  nur  deswegen  freundlich  aufnahm, 
Kinder  der  Nephele  seien  zu  opfern.  Athamas  weil  es  ihm  Zeus  durch  seinen  Boten  Hermes 
läfst  sie  von  den  Herden  holen.  Ein  Widder  befahl.  Ferner  wird  4,  115  der  Ort  erwähnt, 
verkündet  dem  Phrixos  und  der  Helle  mit  xqlov  svvai  genannt,  wo  der  Widder  das  kol- 
menschlicher Stimme,  dafs  sie  umgebracht  chische  Land  erreichte  und  von  der  langen 
werden  sollen.  Sie  fliehen  mit  dem  Widder  Fahrt  ausruhen  konnte,  ebenso  4,  118 ff.  der 
(usru  rov  KQiov).  Helle  ertrinkt  beim  Über-  Altar,  welchen  Phrixos  errichtete,  um  den 
gange  über  die  Meerenge  bei  Abydos.  Phri-  io  Widder  dem  Zeus  Phyxios  zu  opfern,  so  wie 
xos  aber,  tno%ovu.£vog  ta>  xpta»,  kommt  nach  es  Hermes  ihm  anbefohlen  hatte.  Auch  Hygin. 
Kolchis.  Dort  opfert  er  den  Widder,  der  poet.  astr.  2,  20  nennt  Zeus  als  denjenigen  Gott, 
durch  Göttermacht  ein  goldenes  Fell  bekommen  dem  Phrixos  den  Widder  opfert;  das  Fell  habe 
hatte  (vTtb  xüv  frtäv  %Qva6iicdlog  yiyovs),  dem  er  im  Tempel  (wohl  ebenfalls  des  Zeus)  auf- 
Ares oder  dem  Hermes.  Nach  Phrixos  hiefs  gehängt.  Das  Bild  des  Widders  versetzte 
das  Land  Phrygien.  —  Dafs  der  Widder  mit  Nephele  (Nubes)  unter  die  Sterne.  An  der- 
Phrixos  spricht,  erzählt  auch  Apollon.  Bhod.  selben  Stelle  führt  Hygin  aus  Eratosthenes  an, 
1,  764,  desgl.  Palaeph.  31.  Nach  Hekataios  bei  dafs  der  Widder  sich  selbst  sein  goldenes  Fell 
Schal.  Apoll.  Bhod.  1 ,  256  sprach  der  Widder  abgezogen  und  es  dem  Phrixos  zum  Andenken 
dem  Phrixos  Trost  zu ,  als  Helle  ins  Meer  20  gegeben  habe.  Er  sei  dann  ein  Sternbild  ge- 
gefallen war.  —  Diejenigen  alten  Erklärer,  worden.  Nach  Hygin.  fab.  3  opferte  Phrixos, 
welche  den  wunderbaren  Widder  ausmerzen  als  er  in  Kolchis  angelangt  war,  den  Widder, 
wollten,  setzten  an  seine  Stelle  den  Krios,  den  wie  Nephele  es  bestimmt  hatte,  und  legte  sein 
TQocpsvg  {Ttaid  aycoyog)  des  Phrixos,  Schol.  Apollon.  goldenes  Fell  im  Tempel  des  Ares  nieder 
Bhod.  2,  1144  u.  4,  177  (Jtovvotog  6  Mizvln-  (pellem  inauratam  in  templo  Mortis  posuit). 
vcciog  iv  roig  koyovavTutg),  oder  den  Schatz-  Aietes  nahm  den  Phrixos  freundlich  auf  und 
meister  des  Athamas  (Apostolius  und  Palaeph.  gab  ihm  seine  Tochter  Chalkiope  zur  Frau. 
31)  oder  betrachteten  den  Widder  nur  als  ein  Später  aber  fürchtete  Aietes  von  Phrixos  um- 
am  Schiffe  angebrachtes  Zeichen  (Schol.  Apoll.  gebracht  zu  werden,  weil  er  einen  Orakel- 
Bhod.  1,  256:  svioi  8i  cpccotv  ccvxbv  im  xp/o-  30  spruch  bekommen  hatte,  wonach  ihm  von  einem 
tzqwqov  axdcpovg  Ttlsvßai).    Vgl.  Diod.  4,  47.  Nachkommen  des  Aiolos   der  Tod  drohe,   und 

Nach  unbekannter  Quelle  (Accius?)  erzählt  tötete  den  Phrixos.  Bei  Valerius  Flaccus  1,  41  ff. 

Hygin.  poet.  astr.  2,  20:    Demodike,   Gemahlin  ist  von  dem  der  Opferung  durch  seinen  Vater 

des   Kretheus,    liebte   den   Phrixos,   den    Sohn  entflohenen  Phrixos   die  Rede,   der  von  Aietes 

des  Athamas.  Weil  ihr  dieser  nicht  den  Willen  umgebracht    ist   und    nebst  Helle   dem   Pelias 

that,    beschuldigte   sie    ihn    bei  Kretheus,    er  angeblich  im  Traume   erscheint.     Der  Widder 

habe  sich  an  ihr  vergreifen  wollen.    Kretheus  heifst  1,  56  pecus  Nephelaeum.     Die  beabsich- 

überredete  deu  Athamas,  den  Phrixos  zu  opfern.  tigte  Opferung  und  die  Flucht  wird  1,  278 — 293 

Nubes  (=  Nephele)  aber  trat  dazwischen,  setzte  gestreift.    Nach  siebentägigem  Fluge,  heifst  es 

Phrixos    und    Helle    auf    einen    Widder    und  10  dort,    sank    Helle    von    dem    Widder    herab, 

brachte   sie  in    Sicherheit.     In   Kolchis   tötete  1,  520:  Aietes  wollte  keinen  Rachezug  zu  Gun- 

Phr.    den   Widder   und    hängte    sein    Fell    im  sten    des    Phrixos    unternehmen.     1,  528:    Das 

Tempel  auf.     Schliefslich  kehrte  Phrixos,  von  Vliefs  wurde   dem  Ares  geweiht.     5,  185  wird 

Hermes  geleitet,  zu  Athamas  zurück,  der  seine  das  Grab   des  Phrixos    erwähnt.     5,  225 — 230: 

Unschuld  einsah  (ipsum  autem  a  Mercurio  ad  Er  erreichte  ein  hohes  Alter;  der  Widder  kam 

Athamantem    esse    reductum,    qui   patri    satis-  unter  die  Sternbilder;    das  Vliefs  hängte  Phr. 

fecerit,  eum  innocentia  confisum  profugisse).   Bei  an  einer  dem  Ares  geheiligten  Eiche  auf.    Die 

Tzetzes  zu   Lycophr.  22   ist  Athamas   zunächst  Namen   der  Söhne   des  Phr.  sind   (5,  460)  die- 

mit  Ino  vermählt,  entläfst  diese  auf  Befehl  der  selben,  wie  bei  Apollonios.     Auch  Hygin.  fab. 

Hera,    heiratet  Nephele,    setzt  aber  heimlich  50  3,  fab.  14,  fab.  21  hat  diese  vier  Namen  (statt 

den  Umgang  mit  Ino  fort,  sodafs  ihn  Nephele  Kytisoros  r  Cylindrus ' ,    in  14  und  21  'Phron- 

verläfst.    Nun  beherrscht  Ino  wieder  das  Haus-  tides'    statt  Phrontis).     In  fab.  14   sind,   wohl 

wesen,   sucht  die  Kinder   der  Nephele   zu  be-  nur   durch   Entstellung   des  Textes,   Demoleon 

seifigen  u.  s.  w.  (statt  Deileon),  Autolycus,  Phlogius,  die  Söhne 

Nach   Apollod,  1,9,  1 ,  6   fand   Phrixos  bei  des  Deimachos  aus  Trikka  (vgl.  Apollon.  Bhod. 

Aietes    gastliche    Aufnahme   und    erhielt    eine  2,  955  f.)  neben  die  Söhne  des  Phrixos  gesetzt, 

der  Töchter  desselben,   Chalkiope,    zur   Frau.  als  wären  es  ihre  Brüder.    Kytisoros  wird  auch 

Den  Widder  opferte  er  dem  Zeus  Phyxios,  das  von  Herodot  7,  197  genannt  (s.  0.),    Melas  bei 

Fell  gab  er  dem  Aietes,  der  es  an  eine  Eiche  Pherecydes  55  (Schal.  Bind.  Pyth.  4,  220).  Phere- 

im  Haine   des   Ares  hing.     Von  Chalkiope  er-  60  cydes  61   (Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  4)    nennt    den 

hielt  Phrixos  vier  Söhne,  Argos,  Melas,  Phron-  Ärgos  als  denjenigen,  nach  welchem  die  Argo 

tis,  Kytisoros.  —  Dieser  Bericht  ist  die  Wieder-  benannt  wurde.    Durch  Schol.  Apollon.  2,  1122 

gäbe  dessen,  was  Apollon.  Bhod.  2,  1140—1156  erfahren    wir,    dafs    auch   Herodoros   die    vier 

erzählt.    Hier  ist  aufserdem  noch  gesagt,  dafs  Söhne  des  Phrixos  und  der  Chalkiope  erwähnte; 

Aietes  dem  Phrixos  seine  Tochter  ohne  Braut-  Hesiod  dagegen   (und  Äkusilaos)   gab  als  ihre 

gäbe  überliefs,  dafs  Phrixos  hochbetagt  in  dem  Mutter  die  Iophossa,   die  Tochter   des  Aietes, 

Hause  des  Aietes  starb  und  die  Söhne  des  Phr.  an.     Epimenides,  wird  an  derselben  Stelle  be- 

nach    seinem  Tode    sich    auf  den   Weg    nach  richtet,  fügte  als  fünften  Sohn  noch  den  Pres- 


2463 


Phrixos 


Phrixos 


2464 


bon  hinzu.  —  Presbon,  als  Sohn  des  Phrixos, 
erscheint  auch  bei  Pansan.  9,  34,  8.  —  Nach 
Schal.  Apoll.  Rhod.  2,  780  war  Mariandynos 
entweder  der  Sohn  des  Phineus  oder  des  Phri- 
xos oder  des  Kimmerios. 

Als  Phrixos  sich  auf  dem  Wege  nach  Kol- 
chis  befand,  soll 
ihn  Dipsakos,  der 
Sohn  des  bithyni- 
schen  Fhifsgottes 
Phyllis  (s.  d.),  bei 
sich  aufgenommen 
haben,  Apollon. 
Rhod.  2 ,  652  ff. 
nebst  Schol.  Die 
Stadt    Lampsakos, 

vormals  Pityeia 
oder  Pity  a  genannt, 
besafs    eine   Sage, 

wonach   Phrixos 

dort   einen    Schatz 

niedergelegt  haben 


1)  Phrixos  schwimmend  und  sich  am  Widder  festhaltend, 
melisches  Tonrelief  in  Athen  (nach  Schöne,  Oriech.  Rel.  30,  124). 


soll,    von  dem   die 
Stadt  ihren  Namen 

empfing  (Ttirvn 
thrakisch    =    &rj- 

öavQog),  Schol. 
Apollon.  Rhod.  1,933.  Sonst  erinnert  an  Phrixos  7)  Griechischer   Skyphos,   einst  bei  R.  Ro- 

noch  die  Stadt  Phrixa  in  Triphylien,  Steph.  Byz.       chette,  nicht  veröffentlicht,  vgl.  Hartwig,  a.  a.  0. 
s.  v.  Mdxiotog  und  <Pai6t6g.  30  S.  15. 

Die   griechischen    und  [römischen    Dramen,  8)  Apulische   Schale    in  Berlin,    bei   Furt- 

in  denen   die  Phrixossage   behandelt  oder   ge-      wängler   3345 ,    abgeb.    Festschr.    f.    Ocerbeck, 


Ana.  1895,  S.  129  (Abbild,  ebenda).    Phr.  sitzt 
seitlich  auf  dem  Widder. 

2)  Melisches  Tonrelief  in  Athen  (Kultus- 
ministerium): Schöne,  Griechische  Reliefs,  Taf. 
30,  124  (hier  abgeb.  unter  1). 

3)  Ähnliches  Relief  der  Samml.  de  Laborde, 

Ann.    d.    Inst.    39 


(1867),  tav.  B. 

4)  Ähnliches 
Reliof    in    Berlin, 

Archäolog.  Anz. 
1895,  S.  132. 

5)  Marmorrelief, 
Schildbild  des  so- 
genannten Epe- 

rastos,  aus  Olym- 
pia ,  Olympia  5, 
Taf.  19.  * 

6)  Attische 
Schale  des  5.  Jahrb., 
in  Berlin,  veröffent- 
licht von  Hartwig 
in  der  Festschrift 
für  Joh.  Overbeck 
1893,  S.  17  Fig.  1 

(danach  unsere 
Abb.  2). 


2)  Desgl.,  attische  Schale  des  5.  Jahrh.  in  Berlin 
(nach  Hartwig,  Festschr.  f.  Joh.  Overbeck,   S.  17). 

streift  ist,   sind  besprochen  im  Artikel  fAtha- 
mas'  Bd.  1,  Sp.  671  f. 

Auf    die    Phrixossage    beziehen    sich    auch  eo 
einige  Kunstdenkmäler.   Phrixos  findet  sich 
mit  dem  Widder  allein,  oder  Helle  ist  hinzu- 
gefügt, oder  noch  andere  Gestalten. 

1 — 8)  Phrixos  schwimmt,  indem  er  sich  an 
dem  Widder  festhält,  neben  diesem  schwebend, 
oder  sitzt  auf  diesem,  bald  seitlich,  bald  ritt 
lings: 

1)  Terrakottastatuette  in  Berlin.,  Archäolog. 


3)  Phrixos  auf  dem  Widder  reitend, 
apul.  Schale  in  Berlin  (nach  Festschr.  f.  Overbeck,  Taf.  2). 

Taf.  2   (danach  unsere  Abb.  3).    Phrixos  reitet 
auf  dem  Widder. 

9)  Marmorstatue  eines  Jünglings,  neben  dem 
über  einem  Baumstumpf  ein  toter  Widder 
hängt,  vielleicht  als  Phrixos  zu  bezeichnen,  in 
Rom.  Bulletino  della  commissione  arch.  coniu- 
nale  di  Roma,  serie  6,  anno  29  (1901)  S.  167  ff. 
u.  Taf.  10b  (Mariani).  Vgl.  Archäolog.  Anz. 
1902,  S.  52. 

10)  Münzen  von  Halos  in  Thessalien.  Berl. 
Monatsber.  1878  S.  450  (Friedlaender,   Thessa- 


2465 


Phrixos 


tische  Kunst)  Taf.  1,  12  (danach  unsere  Abb.  4). 
Ferner:  Brit,  Mus.,  Cat.  Thessaly  pl.  31,  1; 
Cadalvene,  recueil  de  medailles  grecques  pl.  3,  8. 
Vgl.  Read, 
Hist,  num, 
S.251:  Phrixos 
schwimmend, 

sich  am 
Widder    fest- 
haltend. 

11)  Die  bei 
Heibig      ver- 
zeichneten 


Phrixos  2466 

mann  3412,  abgebildef  Bull.  Napol.  arch. 
n.  s.  7,  3;  Wiener  Vorlegebl.  B,  Taf.  2,  wo- 
nach unsere  Abb.  7:  Phrixos  und  Helle  reiten 


4)  Phrixos  auf 
dem  Widder  rei- 
tend, Münze  von 
Halos  (nach  Berl. 
Monatsber.  1878 
Taf.  1,  12. 


Wandge- 


mälde 1251 
bis  1256  zeigen  Phrixos  auf 
dem  Widder  sitzend  oder 
reitend,  während  Helle  im 
Untersinken  begriffen  ist, 
eine  oder  beide  Hände  nach 
dem  Bruder  ausstreckt  und 
dieser  sich  ebenfalls  bemüht, 
sie  zu  erfassen.  1251  ist  bei 
'Helle'  Bd.  1,  Sp.  2027  ab- 
gebildet (s.  Abb.  5). 

12)  Heibig,  Wandgem. 
1257  :  Phrixos  auf  demWidder 
erreicht  eben  festes  Land. 

13)  Heibig,  Wandgem. 
1258.  Aufser  Phrixos,  der 
auf  dem  Widder  durch  das 
Wasser  reitet,  ist  auf  einem 
der  beiden  dargestellten  Ufer 
eine  weibliche  Gestalt  sicht- 
bar, welche  von  Heibig  0d- 
Xccttix,  von  Stephani,  Compte 
rendu  1869,  S.  112  Ino  oder 
Nephele  genannt  wird. 

14)  An  die  Gemälde, 
welche  Phrixos  und  Helle 
darstellen ,  schliefst 
sich  ein  Sarkophag 
an,  auf  dessen  Vor- 
derseite in  der  Mitte 
derselbe  Gegenstand 
in  Relief  gebildet  ist. 
Matz-Duhn,  Antike 
Bildwerke  in  Rom  2, 
S.  363  f.,  Nr.  3159. 
Robert,  Sarkophagrel. 
2,  Taf.  61,   187. 

15)  Ein  Mosaik  in 
Neapel  {Ann.  d.  Inst, 
arch,  39,  S.  88  ff., 
tav.  A,  wonach  unsere 
Abb.  6)  zeigt  eben- 
falls Phrixos  auf  dem 
Widder  über  das  Meer 
eilend  und  Helle 
untersinkend.  Rechts 
und  links  felsiges  Ufer 
zur  Andeutung  der 
Meerenge. 

16)  Phrixos  und  Helle  in  derselben  Auf- 
fassung erscheinen  auch  auf  Münzen  von  Lam- 
psakos,  Zeitsch.  f.  Numism.  7,  Taf.  1,  15;  Head, 
Hist.  num.  S.  458. 

17)  Krater  des  Assteas  in  Neapel,  Heyde- 

Eosoher,  Lexikon  d,  gr.  u.  röm.  Mythol.    III. 


5)  Phrixos  auf  dem  Widder  reitend,  Helle  sinkend,  pompejan.  Wandgemälde 

(s.  Bd.  I  Sp.  2027). 


6)  Phrixos  auf  dem  Widder  reitend,  Helle  sinkend,  Mosaik  in  Neapel 
(nach  Ann.  d.  Inst.  39  Taf.  A). 


auf  dem  goldenen  Widder  durch  das  Meer. 
Ihnen  folgt  Dionysos  auf  einem  Panther; 
hinter  ihm  das  Bruststück  eines  Silens.  Am 
Lande  steht  Nephele,  ihren  Kindern  mit 
dem    Schleier    zuwinkend.      Nephe(le),    (Dio- 

78 


2467 


Phroma 


Phrontis 


2468 


nys)os     und     (Hel)le     sind     inschriftlich     be- 
zeichnet. 

18)  Attische  Amphora  in  Neapel,  Santangelo 
270,  abgeb.  Ann.  39,  tav.  C,  wonach  unsere 
Abb.  8.  Ino  mit  Axt  verfolgt  den  Phrixos, 
welcher  neben  dem  Widder  schwimmend  ent- 


7)  Phrixos  u.  Helle  auf  dem  Widder  reitend,  anwesend  Dionysos  auf  dem  Panther,  Silen, 
Nephele,  Skylla,  Triton  (?).    Vase  des  Assteas  in  Neapel  (nach  Wiener  Vorlegebl  B  Taf.  2). 


eilt.     Phrixos   hat  eine   Chlamys,   einen  Peta- 
sos  und  zwei  Lanzen. 

19)  Attische  Schale  im  Besitze  des  Grafen 
Tyszkiewicz,  erwähnt  bei  Hartwig,  Festschr.  /'. 
Overbeck  1893,  S.  20.     Ino,  Athamas,   Phrixos 


Theökr.  3,  50)  den  Iasion,  den  Buhlen  der 
Demeter,  erzeugte,  ScJwl.  Od.  5,  125.  [Stoll.] 
Phronime  (ßgovinij),  Tochter  des  Königs 
Etearchos  in  Axos  (Oaxos)  auf  Kreta.  Ihre 
Stiefmutter  bezichtigte  sie  bei  dem  Vater  ver- 
leumderisch   der    Unzucht,    und    dieser,    dem 

Weibe  Glauben  schen- 
kend ,  beschlofs  ihren 
Tod.  Er  liefs  einen 
Kaufmann  aus  Thera, 
Themison,  der  als  sein 
Gastfreund  in  Axos  sich 
aufhielt,  schwören,  dafs 
er  ausführen  wollte,  um 
was  er  ihn  bitten  würde. 
Nach  demSchwure  über- 
gab er  ihm  seine  Toch- 
ter, dafs  er  sie  mitnehme 
und  auf  der  Fahrt  ins 
Meer  senke.  Themison 
aber,  unwillig  über  den 
Trug  bei  dem  Schwur, 
entledigte  sich  des  Ei- 
des in  der  Weise,  dafs 
er  die  Jungfrau  an 
Stricken  ins  Meer  senkte 
und  wieder  lebendig 
herauszog.  In  Thera 
nahm  ein  vornehmer 
Mann  Namens  Polym- 
nestos  die  Phronime 
zum  Weibe  und  zeugte  mit  ihr  den  Battos,  den 
Gründer  von  Kyrene,  Herodot  4,  154 f.  Suid. 
s.    v.     Bäxxog.      Nach    einer    Vermutung    von 


Dümmler  b.  Studniczka,  Kyrene  128  verbirgt 
sich  vielleicht  hinter  dem  nichtssagenden  Namen 
Phronime  eine  Göttin,  welche  in  der  älteren 
Sage  als  Mutter  des  heroisierten  Oikisten 
galt,  vielleicht  die  kretische  Britomartis, 
deren  Meersprung  und  Rettung  durch  Fischer- 
netze dem  Schicksale  der  Phronime  nahe 
genug  steht.     [Stoll.] 

Phronios  (f&Qoviog),  1)  Ithakesier,  Vater 
des  Noemon,  Od.  2,  386.  4,  630.  —  2)  Ein 
Sohn  des  Phrixos  und  der  Chalkiope,  Toch- 
ter des  Aietes,  Hyg.  f.  14  p.  44  Bunte  (eine 
verdächtige  Stelle);  s.  Phrontis  nr.  1. 

[Stoll.] 
Phrontis  (fpQovttg,  -los),  1)  jüngster 
Sohn  des  Phrixos  und  der  lophossa  oder 
Chalkiope,  der  Tochter  des  Aietes,  Apollod, 
1,  9,  1.  Ap.  Rhod,  2,  1155.  4,  72.  Val. 
Flacc.  5,  461.  Hesiod,  Akusilaos  u.Herodoros 
bei  Schol.  Ap.  Rhod.  2,  1122.  Rjid.  2,  388 
u.  p.  534,  16  Keil.  Eudoc.  p.  79.  Hyg.  f. 
3,  14  (p.  44  Bunte)  21.  Tzetz.  L.  22  p.  310 
Müll.  —  2)  Sohn  des  Onetor,  Steuermann 
und  Helle,  inschriftlich  bezeichnet,  gruppiert  des  Menelaos;  starb  auf  der  Rückfahrt  von 
wie  in  einer  Tragödienscene.  Troja  bei  Sunion  und  wurde  dort  von  Menelaos 

Im   allgemeinen    ist  zu   den  Kunstdarstell-  60  bestattet.     Sein  Nachfolger  war  Kanobos;   Od. 
ungen  zu  vergleichen:  Welcher,  Alte  Denkvt.  4,       3,  282.     Hesych,   s.  v.   Eustath.  Dion.  Per.  11. 
S.    106—110;    Annali  d.  inst.  arch.  39    (1867),       Schol  Dion.  P.  13.     Dargestellt  auf  dem  Ge- 
mälde des  Polygnot  in  der  Lesche  zu  Delphi, 


S)  Ino  den  Phrixos  verfolgend,  attische  Amphora  in  Neapel 
(nach  Ann.  39  tav.  C). 


S.  88—92  (O.  Jahn);  Stephani,  Compte  rendu 
1869,  S.  109 ff.;  Adam  Flasch,  Angebl.  Argo- 
nautenbilder (1870);  Paul  Hartwig,  Festschr.  f. 
Overbeck  1893,  S.  14  ff.     [Türk.] 

Phronia  (<PqovLu),  eine  Nymphe,  welche  mit 
dem    Kreter  Katreus   (oder  mit  Minos,   Scliol. 


Paus.  10,  25,  2.  Preller,  Gr.  Myth.  2.  333,  1. 
—  8)  f&Qovug,  idog,  Gemahlin  des  Panthoos, 
Mutter  des  Euphorbos  und  Polydamas,  II.  17, 
40  und  Schol.  Tzetz.  Homeric.  437.  --  4)  (Pqov- 
rig  itolviqyoQog,  Tochter  der  Kalliope,  Personi- 


2469                      Phrune  Phtha,  Phthas                2470 

fikation  des  Nachdenkens,  des  Sinnens,  Philisc.  Tivoli  164.   —   6)  Beiname   der   in  Troia   ver- 

Anthol.  gr.  app.  ep.  96.     [Stoll.]  ehrten  Athene,  Ov.  Met.  13,  337.     [Höfer.] 

Phrune  (<&Qovvr}),   Beiname   der    Hekate   im  Phrygios    (pQvyios),    1)    Sohn    des    Neleus. 

grofsen    Pariser  Zauberpapyrus    v.    2715,   von  welchem  der  iNeleide  Phohios,  König  in  Milet, 

Drexler,  Jahrb.  f.  Phil.   145   (1892),  360 f.,  wo  seine  Herrschaft  abtrat.     Aus  Liebe  zu  Pieria, 

auch   die  Erklärungsversuche  und   Vorschläge  einer  Tochter  des  Pythes  aus  Myus,  welche  er 

anderer    Lesarten    (cpQvvTxig    —    igiovviog    —  zu   Milet    bei    einem   Feste    der    Artemis    sah, 

cpovQvlrtg,  wie  jetzt  Abel,  Orphica  p.  289  v.  3  endete  er  einen  Krieg  mit   den  Myusiern  und 

schreibt)  verzeichnet  sind,  =  (povvr\  c Kröte'  schlofs  Friede  und  Freundschaft  mit  ihnen, 
gedeutet.     Ob   die   von  Drexler  a.  a.  0.   nach-  10  Partiten.    14.      Polyaen.   8,    35.      Plut.   de  mul. 

gewiesenen  Beziehungen  der  Kröte  zum  Monde  virt.  16;  s.  Phobios.    [Stoll.]     -  2)  Beiname  des 

in   chinesischer  und   nordamerikanischer  Sage  Zeus,  von  Hekabe  (Eur.  Troacl.  1288)  als  Xpdv/t, 

auch    für    die    griechische  Hekate  gelten,   ist  itqvxavi   (Povyit   angerufen,   vgl.    Hesych.   s.  v. 

zweifelhaft.     Viel  näher  liegen  m.  E.  die  von  Baycäog  und  dazu  Drexler  Bd.  2  Sp.  2522,  36  ff. 

Bochholz,  Schweizersagen   1,  341  f.;   vgl.  Heinr.  Nonn.  Dionys.  10,  292.     Ein  Priester  xov  jto- 

Bertsch,    Götternamen    und    Sprachentwicklung  Xixsvaaxog  r&v  <PQvyüv  weiht  im  luppitertempel 

(Progr.  Bruchsal  1903)  S.  19  gesammelten  zahl-  zu    Pompei    eine    Statue    des    Zeus    Phrygios, 

reichen  Belege,  wonach  chthonische  Wesen  in  C.  I.   G.  3,  5866  c  p.  1260.      C.  I.  L.  10,  796. 

Krötengestalt  erscheinen.  Auch  die  fahle  Farbe  Kaibel,  hiser.  Gr.  Sicil.  701 ;  vgl.  auch  Ihraemer, 
der  Kröte  —  man   denke  daran,  dafs  die  be-  20  Pergamos  347,  3.  —  3)  Beiname  des  Dionysos, 

rühmte    Hetäre    Phryne    eigentlich    Mnesarete  Nonn.  Dionys.  11, 117; — 4)  s.  Phryx.  —  5)Flufs- 

hiefs,    n)v  Sh  <pQvvr\v   £tiLxXi\oiv  ta%s  Sid  xi\v  gott    auf   Münzen    von    Gordus    Iulia,    Cat.    of 

d>%Q6x7\xa,  Plut.  Pyth.  orac.  14  —  könnte  mit  greek  coins  Brit.  Mus.  Lydia  90,  1.  92, 19.  94,  26. 

Veranlassung    zu    dieser  Vorstellung   gegeben  96,  37.     [Höfer.] 

haben.     [Höfer.]  Phryx  (ß>Qv£),   Beiname   des  Attis,  C.  L  L. 

Phrutos  oder  Phutos  ((ppovxog  oder  Povxog),  6,  10098.     Carm.  epigr.  ed.  Buecheler.     Arnob. 

Gigant,  Schol.  Hes.  Th.  185.   Vielleicht  verderbt  adv.  uat.  1,  41;  vgl.  Phrygius  Attis,  Sen.  Agam. 

aus  '  Po  Ix  og,  vgl.  M.  Mayer,  Gig.  u.  Tit.  200  (98).  690.     Poet.   Dat.   min.  ed.  Baehrens  5,  113. 

Vgl.  Phoitos  und  Rhoitos  nr.  1.     [Waser.]  [Höfer.] 

Phrygia  (<pQvyia),  1)  Tochter  des  (mysischen  30      Phryxonides,    Nymphae,    als    erste  Pflege- 

Klufsgottes)  Aisepos,  Epouyme  von  Phrygien,  rinnen  der  Bienen  angeführt  von  Colum.  9,  2,  3. 

Serv.  ad  Verg.  Aen.  1,  182.     Isidor.  Etym.  14,  Böttiger,  Amalth.  1,  62.     [Stoll.] 

3,  41.  —  2)  Beiname  der  Rhea-Kybele,  Strabo  Phtha,  Phthas  ($&d,  P&dg;  nach  Etym.  M. 

10,  469.     Arrian.  ars  tuet.  33,  4.    Diog.  Laert.  535,  11    heifst   der  Genet.  <P&avx6g;   bei  Said. 

6,  1,  1.      Verg.  Aen.    7,    139.     Ov.  Fast.  2,  55.  und  Apostol.  [s.  unten]  die  Nebenform  Äcpd-dg), 

Anonymes,  Carmen  de  herbis  ed.  Sillig  v.  148;  griechische    Transskription     des     ägyptischen 

vgl.   Orph.  Hymn.  42,  6.     Schol.    Apoll.   Bhod.  Götternamens  Ptah  (s.  d.),  den  die  Griechen  ihrem 

1,  985.  Catull.  63,  20.  Weihungen  an  die  Hephaistos  gleichsetzten,  vgl.  Iamblich.  de 
U7]tr]g  $>Qvyia  aus  Pantikapaion,  C.  I.  G.  2,2107b  myst.  8,  3  p.  263,  12  Parthey:  der  Gott  .  . 
p.  1001.  Stephani,  Ant.  du  Bosph.  Citnm.  2,  193  40  ovvxtXcbv  .  .  dxpevSwg  t'xaazu  v.a.1  xeyvixwg  pst 
nr.  10.     Latychev,   Inscr.   or.   sept.  Pont.  Etix.  dXrföbiag  (heifst)  <P&d,  "EXXrivtg  Sh  dgr'Hcpai  a- 

2,  17;  aus  Ephesos,  Anc.  greek  inscr.  in  the  xov  usxaXaußdvovat  xbv  <P&d,  rw  T^rmw  ftd- 
Brit.  Mus.  3,  576  p.  205;  Weihung  an  die  vov  nQoaßalXovxtg.  Porphyr,  b.  Euseb.  Praep. 
Mater  deum  mag(na)  Idea  Phryg(ia)  aus  Oli-  ev.  3,  11,  46  p.  115b  (p.  139  Dind):  ftsög,  ov 
sipo  (Lusitania),  C.  I.  L.  2,  179.  —  3;  Nymphe,  avxol  (die  Ägypter)  7tQo6ccyoQEvovot  <P&ü,  oi 
Gemahlin  des  Kyklopen  Arges,  Mutter  des  Sh  r'EXXr]vtg  "Hcpcuaxov.  Cic.  de  nat.  deor.  3, 
De(u)sos,  des  Atron  und  der  Atrene,  Philo-  22,  5  (bei  der  Wiedergabe  der  Meinung  der 
stephanos  bei  Steph.  By z.  s.  Axqt\ vr\.  —  4)  Zweite  theologi,  dafs  es  vier  verschiedene  Vulcani 
Gemahlin  des  Phineus,  von  ihren  Stiefsöhnen  gebe):  seeundus  Nilo  natus  (vgl.  Diog.  Laert. 
Polymedes  und  Klytios  getötet,  Anth.  Pal.  3.  4.  50  Prooem.  1,  1 :  Alyvnxioi  .  .  NtiXov  ytvto&ai 
Doch  kann  hier,  wie  bei  nr.  3,  <PovyLa  auch  nalSa  "Hcpaiaxov),  Phthas,  ut  Aegyptii  appel- 
Ethnikon  sein,  wie  bei  Dio  Chrysost.  or.  14  laut,  quem  custodem  esse  Aegypti  volunt,  vgl. 
p.  261  Dindorf:  17  <pQvyia  1)  ÜQiduov  öoidi]  loh.  Lyd.  de  mens.  4,  86  p.  135  Wuensch:  äsv- 
oder  wie  bei  der  Pgvyia  SißvXXa  (s.  d.).  —  xtQog  (seil.  r'H<pai6Tog)  NsiXov  naig,  '6v  Ai- 
5)  Personifikation  der  gleichnamigen  Land-  yvnzioi  xaXovoi  f#o.  Plut.  de  proverb.  Alex. 
schaft  auf  Münzen  Hadrians,  Cohen  22,  112,  74.  1,  23  p.  13  ed.  Crusius  (Univers. -Progr.  Tübingen 
214,  1286f.  Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  6,  500.  1887):  d  <&d-<xg  601  XsXäXiqyisv  .  .  Msuxpixca  xbv 
Miliin,  Gatt,  myth,  88,  366.  Über  die  Münzen  "Hcpcaaxov  <&&äv  xalovoiv  eoxi  Sh  %QT]au.o- 
mit  der  Legende  <&Qvyiu  s.  Bd.  2  s.  v.  Karia  loyog  0  <&\rug  naq  ccvxolg.  Suid.  s.  v.  (p&dg- 
und  Bamsay,  Cities  .  .  of  Phrygia  1,  37.  J.  v.  60  6  "Hepccioxog  txocqcc  Mt^icpixaig.  Kai  7taQoi[iLa- 
Schlosser,  Niom.  Zeitschrift  23,  1,  1  Taf.  1,  1.  <&&dg  aoi  IsXdXrinsv.  oi  Sh  'Ay&dg  cpccaiv.  mg 
hnhoof- Blmner ,  Kleinas.  Münzen  1,  273  nr.  51.  oxaylg  daxaepig,  xal  oxd%vg  daxa^vg.  Apostol. 
Über  die  angeblich  aus  der  Villa  des  Hadrian  4,  54a  p.  320:  kcp&dg  601  lsldlr\%8v.  (p&äg  Kai 
stammende,  jetzt  in  Ince  Blundell  Hall  be-  Äcp&dg  6  "Hcpaioxog.  Suid.  s.  v.  Äcpftäg-  6 
lindliche  Kolossalstatue  der  Phrygia  (abgeb.  Aiövvaog  (fälschlich  statt  "H qp a ig x 0 g)  ..  y.al 
Clarac  4,  768  A,  1906  Aj  vgl.  Michaelis,  Anc.  nagoiuia-  'O  kcp&dg  601  XsXdlrjxsv  r\v  Sh  %Qr\G- 
marbles  350  nr.  42.  Arch.  Zeit.  32  (1875),  25  [toXöyog.  Auf  dem  Steine  von  Rosette  (C.  1.  G. 
nr.  42.      Winnefeld,  Die  Villa  des  Hadrian  bei  3,  4697.    Strack,  Dynastie  d.  Ptolem.  69  p.  240 f. 

78* 


2471                     Phtheir  Phthios                     2472 

Dittenberger,  Orient.  Gr.  inscr.  sei.  1,  90  p.  142  ff.;  sehen   Achaia   nach   der  Peloponnes  Ausdruck 

vgl.  Brugsch,  Ihesaur.  Inscr.  Aegypt.  5,  860 f.)  geben,   vgl.    Thraemer,    Pergamos    79.      Nach 

wird  Ptah  im  griechischen  Texte  zweimal  mit  /.  Baunack,  Studien  auf  d.  Gebiete  des  Gfiech. 

r'H(pa.i6Tog,  viermal  mit  &%<!  (Ptolemaios  V  wird  18  ist  $&Lu  Kurzname  zu  TLtx&aXw  und  damit 

bezeichnet  als  iiyaTtrmivog  vnb  xov  $&ä)  um-  zu    QsxxaXla.      Der  Mythos    von    Phthia    und 

schrieben.    Auf  Grund  der  feststehenden  Gleich-  dem    in    eine    Taube    verwandelten    Zeus    ist, 

setzung  Phtha(s)-Hephaistos  .hat  Reitzenstein,  wie  Kliell  bei  EcTchel,  Num.  vet.  aneedoti  1,  119 

Poimandres  122  die  richtige  Überlieferung  bei  erkannt  hat,  auf  einer  Münze  von  Aigion  dar- 

Stob.  Eclog^  1,  41,  44  p.  282  Alein.  wieder  her-  gestellt,  deren  Avers  das  Haupt  des  Zeus  zeigt, 

gestellt.      Überliefert    ist:    (Nachdem    Hermes  10  während  auf  dem  Revers  eine  weibliche  Gestalt 

zum  Himmel  emporgestiegen  war,  wurde  sein  mit  fliegendem  Schleier  und  erhobenen  Händen 

Sohn  Tat  sein  Nachfolger),  ovx  tig  \l<xy.qu.v  Ss  erscheint,    vor    der    eine   Taube    sitzt,    EcTchel 

■xul  ÄG%Xr\%ibg  6  'Iiiov&ng   (vgl.   Notices  et  ex-  a.  a.  0.  tab.  8,  10  (vgl.  Doctr.  num.  vet.  2,  235), 

traits  des  manuscr.  de  la  bibl.  imp.   18,   236.  Head,  Hist.  num.  348.     Catal.  of  greek  coins, 

Drexler,  Jahrb.  f.  Phil.  145  [1892],  845)  anet-  Thessaly  18  nr.  3  pl.  4,  13.  —  2)  Tochter  der 

vbg  v.a.1  'Hcpai6rov  ßovXcäg-   aXXot  rs  0601  v.xX.  Niobe,  Apollod.  3,  5,  6.    Lact.  Placid.  ad  Stat. 

Die  letzten  Worte  sind  in  den  Ausgaben  ver-  Tiieb.  3,  191.  —  3)  Geliebte  Apollons,  Mutter 

schlechtert     zu     TLavbg     ncä    ' Hcpai6xoßovXr\g.  des  Doros,  Laodokos  und  Polypoites,  Apollod. 

Reitzenstein   verbessert    Ilxccvbg    (=    <%>d-ccvbg,  1,  7,  6;  s.  Bd.  1  Sp.  1199,  32 ff.  —  4)  Heroine 

mit  dem  in  den  griechischen  Transskriptionen  20  und  Eponyme  von  Phthia,  Steph.  Byz.  s.  v.  ■ — 

willkürlich  verwendeten  "Wechsel  von  Aspirata  5)    Kebsweib    des    Amyntor,    des    Vaters    des 

und  Tenuis,  vgl.  auch  den  koptischen  Namen  Phoinix,  Apollod.  3,  13,  8.    Tzetz.  Lykophr.  421 

des  Ptah:  IItccp)  v.a.1  ' Hcpaiaxov  ßovXalg  d.  h.:  p.  592  Müll.     Schöl.  Plato  leg.  11,  931b  p.  387 

Asklepios- Imuthes   (=  Imhotep   [s.  d.])  folgte  Hermann.  — 6)  Der  weibliche  Kopf  mit  Schleier 

ebenfalls  als  Vei-breiter  der  Lehren  des  Hermes  auf  epirotischen  Münzen   des  Königs   Pyrrhos 

diesem  nach  „nach  dem  Willen"  (das  bedeutet  mit  der  Legende   (DOIAI  wird    bald   als   der- 

ßovXcäg)  des  Phtha-Hephaistos  (über  die  Doppel-  jfnige  der  Mutter  des  Pyrrhos,  bald  als  der  der 

namigkeit  von  Göttern   s.  Reitzenstein  a.  a.  0.  Personifikation   der  gleichnamigen  Landschaft 

122,   2).     Jedenfalls   verdient    die  Lesart   und  erklärt,  Head,  Hist.  num.  274.    Gardner,  Types 

Erklärung    Reitzensteins    den  Vorzug   vor  der  30  of  greek   coins   215   pl.  11,  27       Cat.   of  greek 

Ansicht  von   C.  Seihe,  Imhotep,  der  Asklepios  coins  Ihessaly  112  pl.  20,  13.     J.  v.  Schlosser, 

der  Ägypter,  ein  vergötterter  Mensch  aus  der  Beschreib,  d.  altgriech.  Münzen  d.  Wien.  Mus. 

Zeit  des  Königs  Doser  in   Untersuch,  z.  Gesch.  1,  96   nr.  16f.   Taf.  5,  18.     Friedländer,  Arch. 

u.  Altertumskunde,   herausg.   v.    C.  Seihe   2,    4  Zeit.  35  (1877),  132.     [Höfer.] 

S.  22  u.  Anm.,  der  schreibt:  kaxhfjiibg  6  'I\lov-  Phthiniene  (<P&iji£vn)  und  <&v6w,  die  Geister 

ahjg,  Znecvbg  v.a.1  'HcpcciOxoßovXwg  %<xl  aXXoi  und  des  Schwundes    und  des  Wachstums,   Personi- 

bemerkt:     rÜ7t(xvbg    Kai    'HcpaiaxoßovXvg    sind  fikationen    bei   Empedokles   fr.    123   p.  219    in 

doch    wohl    als  Namen    zweier    Kollegen    des  Fragm.  d.  Vorsokratiker  ed.  Diels.     [Höfer.] 

Imuthes  aufzufassen,   nicht   als  Prädikate   des  Phthinos   (fpftivog),    ein   Sohn    des   Lykaon, 

Imuthes,  wie  man  gedacht  hat'.    Gegen  Sethes  40  bei  dem  unzuverlässigen  Natal.  Com.  9,  9,  der 

Auffassung  spricht   schon    das   fehlende   cxca'  sich  auf  Hekataios  von  Milet  beruft;  über  die 

vor  Eitavog.     Genaueres  unter  Ptah.     [Höfer.J  Stelle  ist  nur  ein  Auszug  aus   Tzetz.  Lyk.  481, 

Phtheir  {<P&£tQ,  #iHp,  Fichte  oder  die  Frucht  wo  jedoch  von  Hekataios  nichts  gesagt  ist  und 

der  Fichte,  auch  ^d-eiQoiv),  Sohn  des  Endymion,  $&iog    statt    <P&ivog    steht.      Heyne   Obss.    ad 

nach  welchem  der  gleichnamige  Berg  in  Karien  Apollod.   p.  263.      Müller  fr.   hist.   gr.  1  p.  31 

benannt  sein  sollte  ($&£ipä>v  oder  «P^tpcöi'  bgog  fr.  375.     Vgl.  Phthios  1.     [Stoll.] 

b.  II.  2,  868,  von   Hekataios  für   den  Latmos  Phthios  (<P&log  u.  (p&(og),  1)  Ein  Sohn  des 

erklärt,   Strab.   14  p.  635).     Schol,  II.  a.  a.  0.  Lykaon,  Apollod.  3,  8,  1.     Tzetz.  Lyk.  481;  s. 

Tzetz.  L.  1383.     Bekk.  Anecd.  3,  1200.    Etym.  Phthinos.  —  2)  Der  Heros  Eponymos  der  üftloi 

Gud.  551,  45.     Herodian  bei   Gramer.  Anecd.  5'o  sowie   der  Stadt  Phthia   und   der  Landschaft 

Oxon.  2,  274,  7;  vgl.  283,  18,  wo  statt  Orfo  zu  Phthiotis    in   Thessalien.      Er  heifst:   a)    Sohn 

lesen   ist  (p&rjp.      Welcker,  Gr.   Götterl.  1,  557.  des  Poseidon  und  der  Nymphe  Larissa,  Bruder 

Preller,  Gr.  Myth.  1,  363,  4.     [Stoll.]  des  Achaios  und  Pelasgos,  Dion.  A.  R.  1,  17. 

Phthemphoeytes  Nomos )  s.  Lokalpersoni-  Eustath.  p.  320,  24.    Steph.  B.  s.  v.  $&ia  Serv. 

Phtheneoutes  Nomos       j        fikationen.  Verg.  Aen.  2,  197.     Gerhard,  Griech.  Myth.  2 

Phthia   (ß&La),    1)    Jungtrau    in    Aigion    in  §  647,  3.    —   b)  Vater  des  Achaios,  Schol.  Ap. 

Achaia,    der    nach    achaiischer    Sage   Zeus    in  Rhod.  1,  284.   —   c)  Sohn  des  Achaios,  Vater 

Liebe   entbrannt  in  Gestalt  einer  Taube  (vgl.  des  Archandros,  Herod.  2,  98  und  Stein  z.  d.  St. 

den   Nemesis -Ledamythos)    sich    nahte,    Auto-  Phthios  zeugte  mit  Chrysippe,  der  Tochter  des 

krates  b.  Athen.  9,  395  a  (F.  H.  G.  4,  346).    Ael.  60  Iros,  den  Hellen,  den  Gründer  der  Stadt  Hellas 

v.  h.  1,  15  (Eust.  ad  Hom.  II.  71,  9).     Sie  ist  in  Thessalien,  Steph.  B.  s.  v.  'EXXäg.  —  d)  Sohn 

wohl   identisch    mit  Phthia,   der  Tochter   des  des  Flufsgottes  Spercheios,  Schol.  II.  23,  142.  — 

Phoroneus,    die  von  Zeus   den  Achaios  gebar,  e)  Enkel  des  Thessalos,  Sohn  des  Aimon  (Hai- 

Rufin.  Recogn.  10,  21.    Serv.  ad  Verg.  1,..242.  mon),  Bruder  des  Achaios  und  Pelasgos,  Schol. 

Die  Genealogie  Phthia-Achaios  sowie  die  Über-  II.  2,  681.   —   f)  Er  war  Vater  der  Amphik- 

lieferung,  dafs  Phthios  (s.  d.)  Vater  bez.  Sohn  tyone,   welche   dem  Asterios   den   Dotis  (Epo- 

des  Achaios  ist,  soll  der  Überzeugung  von  einer  nymos    von   Dotion)    gebar,   Pherekydes   {fr.  8 

Einwanderung  der  Achaier  aus  dem  phthioti-  Müller)  bei  Steph.  B.  s.  v.  Aüxiov.   —  g)  Et. 


2473                     Phthonia  Phthonos                     2474 

M.  p.  793,  10  sagt:  &&i&xai  hiefsen  die  Unter-  Nslxog  beigesellen,  A.  Dieterich,  Nekyia  137; 

thanen  des  Achilleus,  nach  der  Gegend  Phthia,  vgl.  Baumeister,  Denkmäler  1301  r.     K.  Friede- 

<$&Tot    aber    die   Unterthanen    des   Protesilaos,  richs,  Die  Philostr.  Bilder  250.     Auf  der  Me- 

nach  einem  Manne  Namens  Phtbios;  vgl.  Schol.  leagervase  (abgeb.  Bull.  arch.  Napol.  N.  S.  8 

H.  13,  686.     Strab.  9,  432.  435   ($&loi  waren  tav.  6.     Arch.  Zeit.  25  [1867]  Taf.  220)  ist  dem 

die  Unterthanen  des  Achilleus,  Protesilaos  und  neben  Aphrodite  stehenden  Eros,  der  dem  qual- 

Philoktetes).     Vgl.  Phthia.     [Stoll.]  vollen  Ende   des  Meleagros   zuschaut,  <!>&6vog 

Phthonia    (<&Q-ovla),    eine    der  Töchter   des  beigeschrieben.    Die  meisten  Erklärer  beziehen 

Alkyoneus   (s.  Alkyonides  und   Deneken  Btl.  1  die  Beischrift  auf  Eros  als  Personifikation  der 
Sp.  2529,  28  ff.).     Die  Namen  der  übrigen  AI-  10  verderblichen,  den  Neid  der  Götter  erweckenden 

kyoniden  s.  Bd.  1  s.  v.  Alkyonides;   dort  sind  Liebe,  Gerhard,  Arch.  Zeit.  1,  192.    Gesammelte 

es  acht,  als  die  beiden  ersten  werden  $&ovic:,  Abhandl.  1,  171,  47.     Kirchhoff'  zu  C.  I.  G.  4, 

X&ovia  genannt;  für  diese  beiden  Namen  hat  8434.     Welcher,  Rhein.  Mus.  1841,  413.      Alte 

Apostol.  2,  20,  der  die  anderen  Namen  überein-  Denkm.  3,  326.    O.  Jahn,  Arch.  Zeit.  25  (1867), 

stimmend  angiebt,  den  einen  Namen  $co6&ovlcc.  36.      P.    Knapp    ebend.    34   (1876),    124   Anm. 

Ich  halte  diesen  Namen  für  verderbt,  ebenso  die  Heydemann,  Vasens.  d.  Mus.  Naz.  Neapel  S.  630. 

Überlieferung   von    den    acht  Alkyonides,    da  L.  Bloch,  Die  zuschauenden  Götter  in  d.  rotfig. 

alle  Zeugnisse  (Röscher,  Sachs.  Abh,21,  4  S.  44  Vasengem.  60f.    Die  richtige  Deutung  hat  nach 

Anm.  143.  24,  1  S.  39  f.)   auf  sieben  hinweisen.  M.  Mayer,   De   Euripidis  mythop.   S.  79   oben 
Die  Verderbnis    wird   folgendermafsen    zu    er-  20  Bd.  2  Sp.  2620   E.  Kuhnert  gegeben:    (pftovog 

klären  sein:  über  den  ungewöhnlichen  Namen  gehört   als   Beiscbrift  nicht   zu   Eros,    sondern 

<&&ovl<x    war    als    analoge    Form    geschrieben  zu  einer  etwa  dem  Oistros  der  Medeiavase  ahn- 

ag  X&ovia  ,,    ,         i -u  i      •     -™      1  \     1  liehen  Gestalt,  die  in  der  nur  teilweisen  Kom- 

movi*     (d.h.  gebildet  wie  ^ow«):  daraus  position  _  der    Meleagervase    nicht    vorhanden, 

entstand  einerseits  durch  Hereinziehung  des  thg  aber  auf  Grund  eines  anderen  Vasengemäldes 

in  <&&ovia  der  merkwürdige  Name  <&a6&ovia,  vorauszusetzen    ist;    also     auch    hier    scheint 

andererseits   wurden   es   durch  Aufnahme    von  Phthonos  als  eine  Art  Erinys  gedacht  gewesen 

X&ovicc  acht  Alkyonides.     [Höfer.]  zu  sein.     Als  Personifikation   des  eigentlichen 

Phthonos   ($&6vog).      Der  den   Göttern   zu-  Neides  war  Phthonos   neben  Diabole,  Agnoia, 

geschriebene  cp&ovog  (Pind.  Isthm.  7  [6],  39  [55].  30  Hypolepsis,  Epibule  und  Apate  nebst  Metanoia 

Herod.  1,  32.  34.  3,  40.  7,  10t.  46.     Eur.   Alk.  und  Aletheia  dargestellt  auf  dem  allegorischen 

1135.     Suppl.  1138.     Iph.  Aul.  1097.    Or.  947;  Gemälde  des  Apelles  als  uvt]q  a>xQbg  %al  cc[loq- 

vgl.  Arist.  Rhet.  2,  9),  den  man  bald  als  eifer-  (pog,    d|v   dsdoQxaig   %cnl    iotxag  rotg   £k    vößov 

süchtigen  Egoismus,  bald  als  besondere  Form  yaKQ&g  %ax£6ylr\%ÖGi,  Luc.  calumn.  non  temere 

des  göttlichen  Rechtsgefühls  und  der  göttlichen  cred.  5.     H.  Blümner,  Arch.  Studien  zu  Lucian 

Strafgerechtigkeit  gegenüber  dem  frevelhaften  41  mit  Litteraturangaben  (Blümner  selbst  spricht 

Verkennen  menschlicher  Glückesbeschränktheit  das  Gemälde  dem  Apelles  ab).     Heibig,  Unter- 

aufgefafst  hat  (s.  Stein  zu   Herod.   1,  32   und  stech,  über  die  campan.  Wandmalerei  216.  Bau- 

Einleit.   S.  37.      W.  Hoffmann,  Philologus  15,  meister,  Denkm.  13031.     Rieh.  Förster,  Jahrb. 

252 ff.      A.  Schuler,   Herodots   Vorstellung  vom  40  d.  preufs.   Kunstsamml.    8    S.  31,    wo    S.  35 ff. 

Neide  der  Götter  [Progr.  Offenburg  1869]  bes.  auch   die   auf  Lucian   zurückgehenden  mittel- 

S.  61  f.      Dörries,    Über    den  Neid    der   Götter  alterlichen  Kompositionen  besprochen  und  z.  T. 

bei  Homer  [Programm  Hameln  1870]  bes.  S.  7.  reproduziert  sind.   Personifiziert  (vgl.  Menander 

33.      Lehrs,   Populäre   Aufsätze  35  ff.     Heinr.  über  die  vuvoi  nsnlccöiiivoi  in  Rhetores  Gr.  ed. 

Meufs,  Der  sog.  Neid  der  Götter  bei  Herodot  Spengel  3,  342 :    ijSt]   yccg    rifg?  tav   tecotsqcov 

[Progr.  Ritterakad.  Liegnitz  1888]    S.   14  f.   19)  ävairläaavrsg    Saiiiovä    rt-va    Zvlozvniccv   xpr;- 

tritt  auch  als  selbständige  Personifikation  auf,  Ss^vov   plv   ccvtfj  $&6vov  TtQOGt&eßav,  gcbvnv 

deren  Wesen    sich    freilich    nicht    immer  mit  d'  av  "Eqiv)  erscheint  Phthonos  bei  Hippothooii 

unserm  Begriff  rNeid,  Scheelsucht,  Eifersucht'  in  Stob.  Flor.  38,  15   (<&%-6vog  y.ä%ictog  kciSi- 

deckt,  sondern  nicht  selten  sich  eng  mit  dem  50  yiönarog  &t6g).    Nonn.  Dionys.  8,  37.  105  (v.  39  ff. 

eines  bösen  Bache-  oder  Strafgeistes    berührt.  hetzt   er  unter  der  Gestalt  des  Ares  die  Hera 

Diese  letztere  Bedeutung  tritt  deutlich  bei  Eur.  und  Athene  gegen  Semele  auf).     Orph.  hymu. 

Troad.  768f.  hervor,  wo  Andromeda  die  Helena  64,  6  (von  Nomos  verjagt).     Kallim.  Hymn.  in 

nicht  als  Tochter  des  Zeus  bezeichnet,  sondern  Apoll.    113   (und    dazu   Schneider,    Callimachea 

als  Kind  vieler  Väter:   kldarogog  (ihv  ■kq&tov,  1,  194.     Crusius  Bd.  1  Sp.  1377,  65.     Tümpel 

eItcc   dl   $&6vov,    <&6vov  rs    ©ccvdrov  &'   oaa  Bd.  2  Sp.  3118,  27ff.)     Plut.  de  ser.  num.  oind. 

xs  yf\  tgscpsi.  xuxä,  womit  man  vgl.   die  Be-  11  p.  556b   (und   dazu  Dieterich,  Nekyia  170). 

Zeichnung  derselben  Helena  als  'Egivvg  (Aesch.  Samos  in  Anth.  Pal.  6,  116.     Synes.  Epist.  57 

Ag.  IM.    Eur.  Or.  1389.     Verg.  Aen.  2,  573),  p.  195b   =   p.  666  Hereher.      Theodor.   Prodr. 

der  Medeia  als  ccXabg  'Egivvg  (Eur.  Med.  1260),  60  8,  370.  499.  9,  149.  Nilcet.  Eugen.  8,  65.  Constant. 

des  Aigisthos  und  der  Klytaimestra  als  Sl§v\lcc  Manass.  2,  61  ff.  (Vater  der  Zvxoq)ccvxict);  vgl. 

'Egivvg  (Soph,  El.  1080),  der  Klytaimestra  als  auch  Eur.  fr.  407  (Stob.  Flor.  38,  8).    Phthonos 

frvovacc  Aidov  firjrijp  (Aesch.  Ag.  1235.     Rohde,  ist  es,  der  hoffnungsvolle  Jungfrauen  und  Jüng- 

Psyche   2-,   408f.).     Als   erinyenartiges   Wesen  linge  frühzeitig  dahinrafft,    Philostr.  vit.  soph. 

ist  Phthonos  auch  gedacht  in  den  Darstellungen,  2,  25.     Anth.  Pal.  8,  85.  100.    C.  I.  G.  3,  5819 

auf  denen    die  Maler  nach   (Demosth.)   or.   25  (Kaibel,  Epigr.   560).      Stat.  silv.  2,  1,  120.  5, 

[in  Aristogit.]  52  den  Gottlosen  in  der  Unter-  1,  138.     Lehrs  a.  a.  O.  40.      A.  Dieterich,  De 

weit  kgä,   Blccocprjiiiix ,   fpftövog,  Sxäöig  und  hymn.  Orph.  49.    Br.  Lier,  Philologus  62  (1903), 


2475  Phud  Phutes  2476 

475 ff.      Um    den    Neid    abzuwehren,    pflegte  des  Boreas  ist  vorhellenisch :   alle  in  ihm  vor- 

man   den  @&6vov  TtQoaKvvtTv,  Soph.  Phil.  776  kommenden    Namen,    Boreas,    Oreithyia    (vgl. 

vgl.   auch   Plut.  Per.   13  a.  E.   (3>6it£Q   Saigon  Eileithyia  =  Leukothea),  Zetes,  Kaiais  sind  un- 

Xßxä   rra    cp&6vcp   x&v    nolXcov   ano&veiv).      Im  griechisch,   und   da   auch   für  <Potßog  'AitoXXmv 

Papyr.  Par.  bei  Dieterich,  De  hymn.  Orph.  49  eine  befriedigende  griechische  Etymologie  fehlt, 

heifst  es:  MoiQcag,  Ävccyxcug,  Bccaxo6vvcctg,  Aoi-  so  ist  natürlich  auch   die  Phoebe  (qpuipa)  vor- 

^o>,  $  &  6  v  co ,  cp&tfiivoig  acbgoig  ßio^iogoig  ntUTtco  hellenisch.    Ausführlicheres  darüber  werde  ich 

TQoepdg  und  in  ßißl.  ieoä  ?}  6y§6r\  McavGscog  an  einem  andern  Orte  geben.     Was  die  Form 

ed.  Dieterich,  Abraxas  171  Z.  13:  inl  xw  ßco^ico  zetun  betrifft,  so  möchte  Bugge,  Etr.  Forsch, 

di  y.cu  Q-vGiav-biaQ-co-  i]  Ss  ccitöytvcig  iaxiv  avxr\-  10  u.  Stud.  4,  36  darin  einen  griechischen  Akku- 

otav  iiiXlrjg  ccTtoyivsa&at,  aXiv-xoga  &voov,  Iva  sativ  Zfjfrov  finden.     Handelte  es  sich  um  ein 

6  <!>frövog  Iccßv  Ttvsvua.    Amulette,  die  gegen  pränestinisches   Denkmal,    so    würde  ich   dem 

den  Neid  schützen  sollten,  tragen  die  Inschrift  zustimmen;  da  das  aber  nicht  der  Fall  ist,  so 

vitiä  6  SsQanig  xbv   <&&6vov,  C.  I.  G.  4,  8515.  glaube  ich  eher,  dafs  neben  den  beiden  Formen 

0.  Jahn,  Sachs.  Berichte  1855,  64.     Memoir.  de  Z-i\xr\g  und  Zfföog  noch  eine  dritte  Form  Zr\x(av 
l'lnst.  d.  France  36  (1889),  82;<  217.    Perdrizet,  erhalten  sei.  [C.  Pauli.] 
Corr.    hell.   24   (1900),    293.      Über    die    philo-           Phulnice  (qpulnice),  etr.,  siehe  unter  Pulunice. 
sophische   Anschauung  Piatos :    <&&6vog  .  .  £'|ja>  [C.  Pauli.] 
fttiov  %oqov  l'ßxaxai  (Phaedr.  247  a)  s.  Heindorf          Phulnise  (qpulnise),  etr.,  siehe  unter  Pulunice. 
z.  d.  St.    Lehrs  a.  a.  0.  47.    Schneider,  Callim.  20  [C.  Pauli.] 

1,  194.  —  Auch  als  Bühnenfigur  trat  <P&6vog  Phulphsna  (qpulqpsna)  ist  für  die  etruskische 
auf,  Pollux  4,  142.  Vgl.  Invidia  und  Cic.  de  Umformung  des  griechischen  Polyxena  erklärt 
nat.  deor.  3,  17,  44:  Invidentia  .  .  .  Erebo  et  worden  (Deecke  in  Bezzenbergers  Beitr.  2,  171 
Nocte  nata.     [Höfer.]  no.  110),  indem  (jpul^sna,  wie  die  Form  eigent- 

Phud  s.  Phutes.  lieh  lauten  sollte,  sich  zu  qmlqpsna  assimilierte. 

Phuinis  fqpuinis)  ist  die  etruskische  Um-  Die  Form  ist  nur  einmal  belegt,  und  zwar  auf 
formung  des  griech.  Phoinix  (Deecke  in  Bezzen-  einem  Bronzespiegel  von  Cerveteri,  ei'wähnt 
bergers  Beitr.  2,  170  no.  108).  Der  Name  ist  von  Gerhard  im  Arch.  Anzeiger  1864,  288* 
belegt  auf  einer  Grabwand  des  Francoisgrabes  no.  190/91  und  veröffentlicht  von  Brunn  im 
zu  Yolci,  veröffentlicht  von  Noel  des  Vergers  30  Bidl.  delV  Inst.  1865,  244  sq.  und  von  Fabretti, 
V  Etrurie  et  les  Etrusques  47  sqq.,  von  Brunn,  C.  I.  I.  no.  2346  bis  b.  Die  dargestellte  Szene 
Ann.  delV  Inst.  1859,  852  sqq.  und  Monum.  ist  diese:  Helena  wird  bei  der  Einnahme  Trojas 
ined.  6/7,  tav.  XXXI  sq.  und  von  Fabretti,  CLL  durch  Menelaos  bedroht;  Aphrodite  und  Thetis 
no.  2164  tab.  XL.  Zu  beiden  Seiten  der  Thür,  stehen  ihr  bei;  gegenwärtig  ist  aufserdem  Aias 
die  in  die  Grabkammern  führt,  findet  sich  je  und  eine  nackte  Frauengestalt  mit  Ohrgehängen 
eine  männliche,  von  einer  Palme  überragte  Ge-  und  Halsband,  welche  sich  auf  einen  Speer 
stalt.  Die  zur  Rechten  ist  als  Wanderer  dar-  stützt,  eben  unsere  gnüqpsna.  Der  Deutung 
gestellt  und  trägt  die  Beischrift  nestur  ('Nestor);  dieser  qpulcpsna  als  Polyxena  hat  Corssen  (1,  829, 
die  zur  Linken  ist  zur  unteren  Hälfte  ver-  Anm.  a)  widersprochen,  zwar  nicht  aus  diesem 
stümmelt,  oben  fast  nackt  und  trägt  anscheinend  40  lautlichen  Grunde ,  der  auch  in  der  That  gar 
einen  Stock  in  den  Händen;  sie  hat  die  Bei-  nicht  in  Frage  kommen  kann,  sondern  aus 
schritt  qpuinis  (Phoenix).  Beide  Figuren  scheinen  sachlichem  Grunde.  Er  meint  nämlich ,  sie 
mir  nur  rein  äufserliche  Pendants  zu  sein,  aber  sehe  eher  einer  Kriegsgöttin  ähnlich,  als  einer 
in  keinem  innerlichen  Zusammenhang  zu  stehen,  Polyxena ,  und  überdies  sehe  man  nicht  ab, 
wie  mir  am  deutlichsten  aus  den  Palmen  zu  was  eine  bewaffnete  Polyxena  bei  der  dar- 
folgen scheint;  eine  solche  pafst  wohl  zum  gestellten  Handlung  neben  Aias  zu  thun  habe. 
Phoenix,  aber  nicht  zum  Nestor.     [C.  Pauli.]  Ich    halte    diese  Gründe  nicht  für  stichhaltig. 

Phuipa    (qpuipa)    ist    die    etruskische    Um-  Denn  die  Situation  ist   doch  leicht  erkennbar 

formung  des  griechischen  Phoibe  (Deecke  in  die,  dafs,  aufser  den  beiden  Göttinnen,  auch 
Bezzenbergers  Beitr.  2,  164  no.  25).    Der  Name  50  Polyxena  zum  Schutze  der  Helena,  mit  einem 

ist  belegt  auf  einer  tazza  von  Volci,  veröffent-  Speer  bewaffnet,  herbeigeeilt  ist,  aber,  da  sie 

licht  von  Braun  im  Bull.  delV  Inst.  1850,  124  sq.  die  göttliche  Hilfe  sieht,  nicht  in  Aktion  tritt, 

und  von  Fabretti,  C.  1. 1.  no.  2176.    Sie  enthält  sondern  sich  an  ihren  Speer  lehnt.     So  bildet 

zwei  rote  Figuren:  die  eine,  mit  der  Beischrift  sie  neben  Aias  eine  Zuschauerin  des  Vorgangs, 

zetun,  ist  ein  geflügelter  Jüngling;  die  andere,  Ich  glaube  also,  man  wird  bei  der  Deutung  des 

welche  eben  die  Beischrift  qpuipa  hat,  schmiegt  qpulqpsna  als  Polyxena  bleiben  müssen, 
sich  an  seinen  Hals,  als  ob  sie  fürchte  zu  fällen,  [C.  Pauli.] 

wiihrend  er  sie  mit  den  Armen  umfafst.    Man  Phutes  (<Povxrig),   Sohn   des   Chamos   (Harn), 

vergleiche  mit  dieser  Darstellung  die  des  Raubes  Bruder  des  Chanaanos,  Chusos  und  Mestraimos, 
der  Oreithyia  durch  Boreas  (Bd.  1,  J3p.  806  sq.,  60  nach  welchem   die  Libyer  (frovxoi   und  Libyen 

s.  v.  Boreas),  um  sofort  die  grofse  Ähnlichkeit  <!>ovxr}  benannt  sein  soll,  Joseph,  Ant.  lud.  1,  6.  2, 

zwischen  beiden  wahrzunehmen.   Darnach  kann  wo  Niese  ^ovSr\g  schreibt.    Hippolyt.  Ref.  omn. 

es  nicht  zweifelhaft  sein,   dafs   der  hier  zetun  haeres.  10,  31  p.  534  ed.  Duncker-Schneideivin, 

genannte  geflügelte  Jüngling  niemand  anders  wo  #or><5  steht;   vgl.  Hieronymos  Comment.  in 

ist,    als    der    sonst  Zr\xr\g   genannte   Sohn    des  Isaiam  bei  Migne  24  p.  666.    (Povx  bei  Eustath. 

Boreas.     Ob   auch  er  etwa  die  Phoebe  raube,  Hexameron  p.  52   (ed.  Lugdun.  1629).     Genes. 

läfst  sich  nicht  sagen,  da  wir  den  dargestellten  10,  6  heifst  er  Put;    vgl.  Delitzsch  bei  Calwer, 

Mythus  nicht  näher  kennen.    Der  ganze  Mythus  Bibl.   Handwörterbuch   s.  v.  Put.      Wiedemann 


2477                      Phutos  Phylakissai                   2478 

bei  Guthe,  Bibelwörterbuch  s.  v.  Put,  nach  dem  <frvlaiirj,  wofür  Kiefsling  bei  Dübner  a.  a.  0. 

nicht  Libyen,  sondern  das  ägyptische  Punt  an  (fryXecnig  vermutet.    Usener,  Götternamen  38  (vgl. 

beiden  Ufern   des  Roten  Meeres  nach  Put  be-  264)    schreibt   (frvXdxri,    das    er    als    weibliche 

nannt  ist.     [Höfer.]  Form  zu  den  Götternamen  <&vX(xxog  (vgl.'E-ndrr} 

Phutos  s.  Phrutos.  neben  "Exarog-Apollon)  auffafst;  doch  irrt  er, 

Phyge  ($uyrj),  die  Flucht,  personifiziert  und  wenn  er  38  Anm.  31  sagt,  Lobeck  (Aglaophamus 

mit    Phobos    (s.   d.)    gepaart:    Menandros    bei  545)  habe  dorisches  g>vXdy,cc  nachgewiesen.  Bei 

Spengel  rhet.  Graeci  3,  341.  Vgl.  Phyza.  [Höfer.]  Lobeck  (545  e)  steht  bei  Besprechung  von  <Pv- 

Phykios    (ä»üxios),    Beiname    des    Poseidon  XdSu  efortasse  $vXdxa  scribendum  mutato  casu 

in  einer  Opferbestimmung   von  Mykonos ,   auf  io  (also  ist  (frvXdxa  nur  Druckfehler  für  <PvXcrx.a !) 

der  u.  a.   auch  Poseidon  Temenites  (s.  d.)  ge-  vel   ut    codd.    Schol.    exhibent    $vījta'.      Auf 

nannt   wird,   'A&rjvai ov   2,    237.       Corr.   hell.  jeden  Fall,  mag  man  $?Ua|,  $>vXdy.r\  oder  auch 

12    (1888),   461.       Michel,   Recueil  d'inscr.  Gr.  $vXccxrj  schreiben  als  Femininum  zu  dem  ioni- 

714  p.  615.    Dittenberger,  Sylloge  2,  373  p.  546  sehen   cpvXaxog  (=    (pvXa£,   Hom.  11.    24,  566. 

=  22,  615  p.  400.     Der  Name  hängt  wohl  mit  Herod.  1,  84.     P.  Kretschmer,  Die  gr.  Vasen- 

cpvnog,  cpvxiov  'Seetang'  (vgl.  Belach,  Rh.  Mus.  Inschriften  15),   das  nach   Aristarch  im  Schal. 

49  [1894],  126)  zusammen,  de  Prott,  Leg.  Graec.  Hom.  a.  a.  0.  cpvXaxog  zu  betonen  ist,  erscheint 

sacr.  p.  16.    Usener,  Götternamen  244.    [Höfer.]  Hekate  als  allschauende  Wächterin  über  Wege 

Phykteus    (ßvurtvg),    vgl.   Schal.   Pind.    Ol.  und  Handlungen  der  Sterblichen,  Usener,  Rhein. 

10,  46:  ri]v   TtoXiv   dh   y.uXh6&ccL  rpu6i  $vxxsov  20  Mus.  23  (1868),  331  u.  Anm.  38;  358  Anm.  128. 

cc-jtö  rivog  ^vxricag,  ov  u,i^vr\Tai  xal'Hoiodog  365 f.     Eine  ähnliche  Vorstellung  des  Schutzes 

ovzco  '  xi]v  (<?')  'A{uxQvyx.£i§i]g  ' l7i7t6cTQUTog,  ü'^og  und  der  Bewachung  liegt  in  der  Bezeichnung 

"Agriog,    fPvxrtog  ayXabg  viog  'Entiibv   ÖQftapog  der  Hekate  als  ÜQO&vQaio:  bez.  ÜQOTtvXaia  und 

ävSg&v.     Darnach   wäre  Phykteus   Sohn  oder  der  Anlage  ihrer  Heiligtümer  unmittelbar  vor 

Nachkomme   des   Amarynkeus   und   Vater   des  der  Haustür  s.  Bd.  1  Sp.  1891.    Eckhel  zu  Num. 

Hippostratos    und    Eponymos    von    Phykteon.  vet.  aneed.  pl.  14,  5.     C.  A.  Böttiger,  Ideen  zur 

Doch  vermutet  Heyne  zu  Apollod.  52  (vgl.  Rzach  Kunstmythologie  273,  12.    Lobeck  a.  a.  0.1336 f. 

zu   Hesiod  fr.  73  p.   343   der  Ausg.   v.    1902),  Rohde,  Psyche  2ä,  82,  2.    A.  Dieterich,  De  hymn. 

dafs  nach  'ÄQr\og  ein  Vers  ausgefallen  sei,  und  Orph.   16,    1.     Vgl.   Phylada,   Phylax.    —    Bei 

Wellmann,  De  Istro  Callim.  112 f.  und  Lübbert,  30  Plato,  Protag.  11  p.  321  d   versteht  man  unter 

Ind.  Schol.  Bonn.  1881/82  S.  9  schreiben   statt  den  Jtbg  cpvXanal  cpoßtQcci   gewöhnlich  Kratos 

^v-artov:    ^vtaov   und    statt    (Pvy.rtog:    ffrvrtog  und  Bia  (s.  Kratos),  Stallbaum  zu  Plato  a.  a.  0. 

(s.  Phyteus);  vgl.  auch  M.  Mayer,  Gig.u.  Tit.  32.  [Höfer.] 

[Höfer.]  Phylakes  s.  Phylax. 

Phylada  (<PvXdda),  17  'Exarrj,  Hesych.    Wäh-  Phylakides    ($vXuxidrig),    1)    s.   Philandros 

rend  Pape-Benseler  s.  v.   $vXdg  den  Beinamen  nr.  1  und  Stephani,  Compte  rendu  1869,  103.  — 

als  Akkusativ  zu  <!)vXdg,   -dSog  auffafst,   sieht  2)  Patronymikon   von  Phylakos  =   Iphiklos 

E.  Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphin,  12,  1    darin  (s.  d.),   Hom,  H.  2,  705.    13,  698.      Hesiod.  fr. 

eine  ähnliche  Bildung  wie  Kvvd$7\g  (aus  Kvvo-  94,  35  ed.  Rzach  (ed.  1902).     [Höfer.] 

ccdr}g),    dreiadrig    (aus    Jr^o-dSiqg),    MoX-riüdlcc  40      Phylakios  [?]  s.  Phalakros  nr.  2. 

aus  MoXTta-üSia)  usw.,  ohne  freilich  eine  Er-  Phylakissai   {ßvXdmaaai).     In   dem   von  A. 

klärung  des  Beinamens  geben  zu  können.  Doch  Dieterich,  Eine  Mithrasliturg.  (=Wessely, Pariser 

scheint  <&vXddcc  allerdings  wegen  des  folgenden  Zauberpapyrus  in  Denkschr.  d  K.Akad.d.  Wiss. 

'fj  'Exarrj'    ein  Nominativ   zu   sein,  sodafs  die  zu  Wien  36  [1888],  61  v.  669)  herausgegebenen 

Vermutung  von  Lobeck,  Aglaoph.  545    $>vluxa  Text  der  Liturgie  werden  S.  12,22  sieben  Jung- 

i'vgl.  d.  A.  Phylake)   zurückzuweisen    ist;  eher  frauen,  die  in  Byssosgewändern  und  mit  Schlan- 

hat  der  zweite  Vorschlag  Labecks  <PvXaxd  An-  gengesichtern ,    goldene    Scepter    haltend,    er- 

spruch  auf  Wahrscheinlichkeit.    Beachtenswert  scheinen  und  die  Schicksalsgöttinnen  des  Him- 

ist,  dafs  bei  Hesych.  hier  die  streng  alphabetische  mels   (ovgavov    Tv%ca)   heifsen,    angeredet  als 

Reihenfolge   unterbrochen    ist:    $>v%ovvto.-  $v-  50  'heiligste  Wächterinnen  der  vier  Säulen'  (dyiw- 

Xddcc  <PvXa-  $vXcc  dsov.    Möglich  wäre  es,  an-  xazat   (pvXdxta6(xi  t&v  rsaadgav   arvXia-ncov). 

zunehmen,  dafs  <f>vXdda  verderbt  sei  aus  cpvX'  Ihnen    folgen    sieben    Götter    mit    Gesichtern 

Atöa    (=  Aidov)   und   dafs    zu   den  Worten   17  schwarzer   Stiere,   mit  Linnenschürzen,  sieben 

'Exdrrj   ein  Verb   fehlt:   Hekate,   die  vsgrtQcov  goldene  Diademe  haltend,  die  sog.  Polherrscher 

TtQvzccvig,  beherrscht  die   Scharen   der  Unter-  des  Himmels   (noXoxQdtOQsg  tov  ovquvov),  die 

weit.     [Höfer.]  u.  a.  als  "Weltaxenwächter'  (%v(a§ci-*o<pvXuy.£ g) 

Phylaikos  \    ■  pialolr   „            ,  angeredet  werden.     Dieterich  a.  a,  0.  70fF.  193 

p„vi0!A„      J  s.  rnalakros  nr.  2.  .  ? ,       ■,    P  t,  „  ■      .        •  ,               «w             , 

Jrnylaios     J  sieht  mit  I.  Ball  m  den  sieben  naQ^evoi  und 

Phylakeis  (0vXa%ri'ig\  Tochter  des  Phylakos  TtoXoxQdxoQSg    die    göttlichen    Herrinnen    und 

=  Alkimede  (s.  d.),  Apoll.  Rhod.  1,  47.  60  Herren   der  Fixsternsphäre,    insbesondere    die 

[Höfer.  |  Repräsentanten  der  sieben  Sterne   des  grofsen 

Phylake  (ßvXuxrj).     Im  Schol.   Theokr.  2,  12  {71uqQ-£voi)  und  des  kleinen  (TtoXoxQdroQSg)  Bären 

p.  19a  Z.  37  Dübner    heifst    es    von    Hekate:  und   weist   auf  den   ägyptischen   Einflufs    hin, 

■x.a.1  vvv  'ÄQtnuig  xcdtlzcci,   -/.cd  $>vXa'£,  xcd  Ja-  der  sich  in  dieser  Lehre  kundgiebt.    Ich  weifs 

8oi>%og  nal  (frcoocpögog   y.a.1  Xfrovicc,   doch  steht  nicht,  ob  man  zum  Vergleich  mit  diesen  Tv%a  1 

in  allen  Handschriften  (s.  Dübner  a.a.O. p.  125a)  cpvXdniaaui    (über    die   Rolle    der    Tv%r\    im 

aufser   dem    Vatic.  1825   und   dem  von  Ziegler  Mithraskultus  s.  Dieterich  a.a.O.  51  ff.  Cumont 

herausgegebenen    Ambrosianus     statt    $iUag:  Bd.  2  Sp.  3044)  hinweisen  darf  auf  Münzen  des 


2479                      Phylakos  Phylas                         2480 

Pertinax  (Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  7,  141.  Cohen  seines  Sohnes  Iphiklos  und  seiner  Eltern  De'ion 

32,  391,  14.  392,  15),   die   das  Bild   einer  For-  und  Klymene   zu   erweisen.      Usener  vermutet, 

tuna  mit  der  Legende  Bis  custodibus  zeigen.  dafs    Phylakos    in    thessalischem    Glauben    zu 

Vgl.  Phylax  nr.  12   u.   Boscher,  I).  Sieben-  u.  einem  persönlichem  Gotte  geworden   sei,   dem 

Neunzahl  im  Kultus  u.  Mythus  der  Griechen  himmlischen    Wächter;     sein     Sohn     sei     der 

S.  53,  s.  auch  Polokratores.     Höfer.]  „Starke",  der  Besitzer  der  himmlischen  Rinder- 

Phylakos,    <f>vluxos.     1)   Sohn  des  Aioliden  herde.     Die   Stadt  Phylake    in    der   Phthiotis, 

Deion  (Apd.  1,  9,  4;  Schol.  11.  2,  695;  St.  B.  <bv-  welche    mit    diesem    Phylakos   in   Verbindung 

ld%n)   oder  Dei'oneus  (Schol.  Od.  11,  287.  290;  gesetzt  wird,  lasse  den  Begriff  der  himmlischen 
Eustath.  Od.  11,280  p.  1685, 21)  und  der  Diomede,  io  Warte  nicht  verkennen.  Vgl.  Toepffer,  Att.  Gen. 

der  Tochter   des  Xuthos,   Bruder   des  Ainetos,  256.    Eckermann,  Melampus  und  sein  Geschlecht 

Aktor,  Kephalos  und  der  Asteropeia  (Apd.  1,9, 4),  S.  29  ff.  36  ff. ;  H.  D.  Müller,  Myth.  d.  Griech.  St. 

Gemahl  der  Klymene,  der  Tochter  des  Minyas  Bd.  1,  163.  176.  183 ff.;  Preller,  Gr.  Myth}  2, 

(Schol.  Ap.  Bh,  1,  45),  Vater  des  Iphiklos  (17.  S.  472  ff.  418,3;  Mannhardt,  Baumkultus  S.  31. 

2,705.  13,698;  Schol.  Ap.  Bh,  1,45.118;  Orph.  48  ff  ;    derselbe,   Antike   Wald-  und  Feldkulte 

Arg.  140;  Eustath.  B.  2,  695  p.  323,  26.  42)  u.  d.  S.  30 f.;    Usener,  Götternamen  S.  264,  vgl.  207 ff. 

Alkimede,  Mutter  des  Iason  (Pherek,  h. Schol.  Ap.  2)  Phylakos,  Sohn  des  Iphiklos,  Enkel  des 

Bh.  1,46.  230  und  Ap.Bh.  1,47).  Bei  Eust.  z.  Od.  vorigen,  Eustath,  B.  2,  695  p.  323,  42. 

11,  522  p.  1697,  60  heilst  er   irrtümlich   auch  3)    Phylakos,    ein    Troer,    von    Lei'tos    er- 
Vater des  Protesilaos.    Ph.  galt  als  Gründer  der  -20  schlagen,  B.  6,  35;    Tzetz.  Hom.  118;    Et.  M. 

thessalischen  Stadt  Phylake  am  Othrys  (Steph,  325,  57. 

B.  s.  v.  Schol.  B.  2,  695;  Eustath.  B.  2,  695  p.323,  4)  Phylakos,  Wächter,  Ortsheros  in  Delphi. 
42;  Schol.  Theoer.  3,43)  od.  von  <PvXccy.Lc:m  Attika  Als  ein  Heereshaufen  der  Perser  Olympias  75,  1 
(Toepffer,  A.  G.  256).  Als  Ph.  einst  Böcke  ver-  =  480  v.  C.  auf  Delphi  losrückte,  fuhren  Blitze 
schnitt  (oder  einen  Baum  umhieb,  Schol.  Theoer.  herab,  Felsblöcke  stürzten  von  den  Berghängen 
3,  43),  sah  er,  wie  sein  Sohn  Iphiklos  etwas  Un-  über  sie ,  zwei  Riesen  in  Hoplitentracht  er- 
ziemliches trieb,  da  drohte  er  dem  Knaben  mit  schienen  und  fuhren  vernichtend  unter  die 
dem  blutigen  Messer  ("nach  Schol.  Od.  11,  290;  Fliehenden  als  Verteidiger  des  heiligen  Ortes. 
Eust.  Od.  11,  280  p.  1685,  43  verschnitt  Iphiklos  Das  waren,  wie  die  Delpher  sagten,  einheimi- 
die  Tiere  und  erregte  dadurch  den  Zorn  der  30  sehe  Heroen,  Phylakos  und  Autonoos,  die  am 
Götter),  und  als  dieser  erschrocken  floh,  stiefs  er  Eingange  zum  Tempelbezirke  Heiligtümer 
das  Messer  in  einen  wilden  Birnbaum  (oder  eine  hatten,  Phylakos  oberhalb  des  Pronaiatempels, 
Eiche;  nach  Schol.  Theoer.  3,  43  verletzte  er  die  Autonoos  etwas  entfernter,  nahe  der  Kastalia 
Schamteile  des  Knaben,  vgl.  Eust.  Od.  11,  280  (Hdt.  8,  36— 39;  Baus.  10,  8,  4,  s.  Autonoos  Bd.  1 
p.  1685,  38).  Dort  blieb  das  Messer  stecken  Sp.  738).  Ähnliches  berichtet  über  den  Ein- 
und  wuchs  ein.  Wie  aber  Iphiklos  in  die  fall  der  Gallier  Olympias  125,  2  =  279  v.  C. ; 
Jahre  männlicher  Reife  kam,  fand  es  sich,  dafs  Paus.  1,4,4:  Donner  und  Blitz,  Bergsturz  und 
ihm  die  Zeugungskraft  fehlte.  Als  nun  der  Erscheinung  von  Heroen  in  Hoplitengestalt; 
Seher  Melampus,  um  die  Rinder  des  Iphiklos  zu  zwei  waren  von  den  Hyperboreiern  gekommen, 
erlangen,  nach  Phylake  gekommen  war,  erfuhr  40  Hyperochos  und  Amadokos,  dazu  Pyrrhos, 
Phylakos  durch  ihn  den  Zusammenhang,  und  Sohn  des  Achilleus,  dessen  Grab  in  Delphi 
dafs  Iphiklos  Kinder  zeugen  werde,  wenn  Phy-  war.  Entsprechend  ebd.  10,  23,  3;  nur  steht 
lakos  ihm  zehn  Tage  lang  von  dem  Roste  des  dort  für  Amadokos  Laodokos,  und  als  vierter 
Messers  mit  Wein  vermischt  zu  trinken  ein-  noch  der  Ortsheros  Phylakos.  —  Phylakos 
gäbe.  Dies  geschah,  und  Melampus  erhielt  zum  und  Autonoos,  „Wächter"  und  „Freidank"  ge- 
Lohne die  Rinder  (das  Nähere  unter  Iphiklos,  hören  zu  den  Boathoen  von  Delphi,  grofse  Not- 
Bd.  2  Sp.  306  f.,  und  Melampus,  Bd.  2  Sp.  2569  f.).  helfer  und  Thorhüter,  welche  an  dem  zur  Er- 
So  Pherekydes  nach  Schol,  Hom.  Od.  11,  287.  289  innerung  gestifteten  Feste  der  Boathoen  Anteil 
kombiniert  mit  Apd.  1,  9,  12;  vgl.  Schol,  Theoer.  hatten,  nach  dem  der  dritte  Monat  des  delphi- 
3,  43.  Eustath,  Od,  11,  280  p.  .1685,  18 ff. ;  das  50  sehen  Jahres,  Boathoos,  benannt  worden  ist. 
auf  Melampus  Bezügliche  bietet  in  grofsen  Über  die  Heroxenien  in  diesem  Monat  A.  Momm- 
Zügen  auch  Od,  11,  289  ff.  15,  230  ff,  vgl.  He-  sen,  Delphika  225  ff.  Die  wunderbare  Rettung 
siodos  in  der  Melampodie  bei  Athen.  llp.498a;  beim  Galliereinfall  ist  sichtlich  den  Vorgängen 
Paus.  4,  36,  3;  Schol.  Ap.  Bh.  1,  11,  8.  —  Den  der  Perserzeit  nachgebildet  (C.  Wachsmuth  in 
Sagenzug  von  der  Verfolgung  des  Knaben  mit  Sybels  Historischer  Zeitschr.  5,  1863,  S.  lff.); 
dem  Messer  vergleicht  Eckermann  mit  dem  an  Stelle  der  Boathoenfeier  traten  fortan  die 
ähnlichen  Vorgange  bei  den  boiotischen  Agrio-  glänzend  ausgestatteten  Soterien.  Vgl.  Usener, 
nien;  auch  für  die  Unfruchtbarkeit  des  Iphiklos  Götter  namen  S.  263  f.  [Weniger.] 
führt  er  Analogieen  dionysischer  Mythen  an.  Phylaudros  s.  Philandros  u.  Phylakides. 
Die  Geschichte  von  dem  eingewachsenen  Messer  60  Phylas  (<5iUo:g,  -avrog),  1)  König  von  Ephyra 
begegnet  ähnlich  auch  in  deutscher  Sage;  dafs  in  Thesprotien,  welchen  Herakles  mit  den  Kaly- 
der  Baum  die  Rolle  eines  Doppelgängers  des  doniern  bekriegte  und  nach  Eroberung  seiner 
Iphiklos  spielt,  hat  Mannhardt  erkannt.  Die  Stadt  erschlug.  Mit  seiner  kriegsgefangenen 
sympathische  Heilung  durch  den  Rost  der  Tochter  Astyoche  zeugte  er  den  Tlepolemos, 
schädlichen  Waffe  erinnert  an  die  Heilung  des  Apollod.  2,  7,  6.  8.  Soph.  Trach,  Argum.  1. 
durch  die  Lanze  des  Achilleus  verwundeten  Bei  Diod.  4,  36  heifst  er  Phyleus.  Vgl.  B,  2, 
Telephos.  H.  D.  Müller  sieht  in  Phylakos  den  657.  Heyne  Obss.  ad  Apollod.  p.  190f.  Müller, 
Hades   und   sucht   dies  auch  aus  dem  Namen      Hör.  1,  418.  420.     Braun,  Gr.  Götterl.  §  642. 


2481                      Phylax  Phjle'is                     2482 

Preller,  Gr.  Myth.  2,  171.     Vgl.  auch  Luetke,  Herakl.  Ephes.  Epist,  9,  3  p.  287  Hercher,  wohl 

Pherecydea  33  Anm.  4.   —  2)  Vater  der  Poly-  nur  eineungenaue  Reminiscenz  an  die  Dainionen 

mele,  welche  von  Hermes  den  Eudoros  gebar,  des    Hesiod;    vgl.    Boissonade    ad    Eunapium 

einen  der  Führer  der  Myrmidonen  unter  Achilleus  p.  426  Anm.  6.    —    5)    ©vqcoqoI   nal   cpvXccxzg 

vor  Trqja,  Tl.  16,  181.     Manche  halten  ihn  für  xwv    avsacov    Bezeichnung    der    Tritopatorcs 

identisch   mit  nr.  1.  — -3)  König   der  Dryoper  bei   den    Orphikern   (fr.  248  Abel)    nach  Suid. 

zwischen  Oeta  und  Parnafs.    Da  er  sich  gegen  s.  v.  xQixorcccxoQsg.  Etym,  M.  768,  9 ;  vgl.  Lobeck, 

das  Heiligtum   zu  Delphi  vergangen  hatte,  so  Aglaoph.  754.      Rohde  a.  a.  0.  I2,  248  Anm.  1. 

zog  Herakles  mit  den  Maliern  gegen  ihn  und  —  6)  Eine  Inschrift  aus  Korkyra  lautet  "Ooog 

erschlug  ihn.    Die  Dryoper  wurden  als  Frohn-  10  <f)uXuY.og  C.  I.  G.  2, 1876;  zögernd  schlug  Boeckh 

diener  dem  delphischen  Apollon  geweiht,  der  z.  d.  St.    $u\i.]axog    vor.     Dittenberger ,    Inscr. 

sie   zum  gröfsten  Teil    nach    dem  Peloponnes  Gr.  Sept.  3,  701  p.  158  bemerkt:    'Mihi  prae- 

sendete.    Das  Land  der  Dryoper  übergab  Hera-  stare  videtur  nihil  mutare.      Deum    vel   heroa 

kies    den   Maliern.      Die    Tochter   des   Phylas  ceteroquin  significari  videtur'' .    Sollte  etwa  W*v- 

nahm  Herakles   als  Kriegsgefangene  mit  sich  Xav.og  zu   schreiben  sein?     Ein    Heros    <&vXa£, 

und  zeugte   mit  ihr   den  Antiochos;     Paus.  4,  allgemein   würde   seine  besonderen  Parallelen 

34,  6.    Diod.  4,  37.     Müller,  Bor.  1,  41  ff.  257.  in  dem  Hoplophylax,  Teichophylax,  'OgocpvXcxSi, 

415.     Preller,  Gr.  Myth.  2,  247,  1.     Die  Mutter  usw.  haben,  vgl.    Usener,  Götternamen  264.   — 

dieses  Antiochos,    nach   welchem   die   attische  7)  Anubis  heifst  Hl£idov%og  und  cpida!;  im  Paris. 

Phyle  Antiochis    benannt    war,    hiefs    Meda,  20  Zauberpapyrus,  Wessely,  Denkschr.  d.  K.  Akad. 

Paus.  1,5,  2.  10,  10,  1.    In  der  tab.  Farnes.  68 ff.  d.  Wiss.  1888  S.  81  v.  1467.     Dies  hängt  mit 

heifst  die  Tochter  des  Phylas  Astydameia  und  der  Bd.  1    Sp.  386    erwähnten    Funktion    des 

deren  Sohn  Ktesippos.  —  i)  Ein  Sohn  des  oben  Anubis,  die  Toten  und  auch  den  Leichnam  des 

genannten    Antiochos,    Enkel    des    Herakles;  Osiris   zu   schützen,   zusammen   (vgl.  Maspero, 

Vater  des  Hippotes,  Grofsvater  des  Aletes,  des  Memoire  sur  quelques  Papyrus  du  Louvre  78), 

Eroberers  von  Korinth.  Seine  Gemahlin  Leipe-  und  so  heifst  Anubis  bei  Diod.  1,  87,  2  =  Euseb. 

phile,   Tochter    des  Iolaos,    gebar   ihm    aufser  praep.  ev.  2,  1,  35  p.  60  Dindorf  ßcoficcxocpvXu!; 

Hippotes  die  Thero,  mit  welcher  Apollon  den  x&v    negl    xbv  "Oolqiv    xcel    xrjv  Taiv,  und  bei 

Chairon  zeugte,  nach  dem  Chaironeia  benannt  Proklus  Plato  Bepubl.  417  ed.  Kroll  1,  240,  16 

war:  Hesiod.  b.  Paus.  9,  40,   3.     Paus.  2,  4,  3.  30  xov'OciQiSog  yoovgög.  —  8)  Apollon  als  Äyvievg, 

Apollod.  2,  8,  3.     Usener,  Sitzungsber.  d.  k.  Ak.  JjQOGxäx-ng,  TlgoniXaiog  heifst  qjvla^  x&v  odüv, 

d.  Wiss.  zu  Wien  137  (1897),   III,  52.     [Stoll.]  Schol.  Eur.  Phoen.  631;  vgl.  die  Inschrift  von 

Phylax  ((frvXag),  Beiname  1)  des  Asklepios:  Kolophona  auf  Amorgos:  ÄnöXXtovog  TlQocpvXcc- 

acoxijQ    xüv    öXcov    xai     (pvXtx^,    xS>v    a&avcixcov,  nog,    Corr.   hell.    15   (1891),    597    nr.  24.      Bev. 

Aristid.  or.  6  p.  66  Dindorf;  vgl.  seine  Bezeich-  arch,  19  (1892),  416.  —  9)  Hermes  heifst  eben- 

nung  als   custos  hominum,  Stat.  silv.  3,  4,  100.  falls  als  Thyraios,  cpvXa£,  xov  vsco  (des  Zeus  in 

—  2)  des  Silvanus:  StXßccvS)  (frvXcciu  und  die  Pergamon)  -aal  qvxcoq,  Eränkel,  Inschr.  von 
entsprechende  lateinische  Weihinschrift:  Sil-  Pergamon  nr.  325.  —  10)  Kerberos:  dgäncov 
vano  Custodi,  C.  I.  G.  3,  5963.  5989.  C.  I.  L.  ö  yvXah,  und  yvXcct,  xov'ÄiSov  s.  Bd.  2  S.  1135, 
6,  309.  310;  vgl.  Bd.  1  Sp.  2950,  46.  2958,  37 f.  40  1,  5  und   Wünsch,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  69. 

—  3)  ^vXu-Ktg  frvrix&v  av&Qmiiayv  heifsen  die  Heinrich  Bertsch,  Götternamen  und  Sprach- 
Hesiodischen  Daimonen,  die  Menschen  des  entivicklung  (Progr.  Gymn.  Bruchsal  1903)  S.  4 f., 
goldenen  Geschlechtes,  nachdem  sie  wie  vom  nach  dem  Kerberos  'Wächter'  bedeuten  soll. 
Schlafe  bezwungen  gestorben  sind,  Hes.  Op.  —  11)  Hekate  <&vX<x%  s.  Phylada.  Phylake.  — 
123.  253;  an  letzterer  Stelle  wird  ihre  Zahl  12)  Unter  den  ol  n'  yvXaxtg  im  Leydener  Zauber- 
auf  drei  Myriaden  angegeben.  Die  zahlreichen  papyrus  sind  vielleicht  mit  W.  Leemans,  Papyr. 
Nachahmungen  des  Hesiod  sind  verzeichnet  bei  Graec.  Mus.  Ant.  Publ.  Eugduni-  Batav.  2 
Bzach  zu  Hesiod  p.  150f.  172  der  Ausgabe  [1885]  S.  143  v.  41  (vgl.  S.  l'>2)  unter  Änderung 
von  1902,  vgl.  Buttmann,  Myihologus  2,  20 f.  von  r\  in  f  die  sieben  Planetengötter  zu  ver- 
Münter,  Relig.  d.  Babyl.  13.  Gerhard,  Abh.  50  stehen;  vgl.  Phylakissai.  —  13)  Über  die  ägyp- 
d.  Berl.  Akad.  1852,  238.  253 f.  F.  A.  Ukert,  tischen  "'Wächter  der  Götter'  s.  Wiedemann, 
Sachs.  Abhandl.  1850,  145  f.  v.  Sybel  ob.  Bd.  1  Die  Toten  und  ihre  Beiche  im  Glauben  der 
Sp.  938,  25ff.  Rohde,  Psyche  l2,  96  (vgl.  22,  alten  Ägypter  (Der  alte  Orient  2,  2)  S.  18. 
317  Anm.).  Nach  Bericht  in  Wochenschr.  f.  Dieterich,  Mithrasliturgie  100.  [Höfer.] 
klass.  Phil.  1904,  244  soll  F.  M.  Comford,  Class.  Phyle  (QvXrj),  Personifikation  einer  sieg- 
review  17  (1903),  nr.  3  vom  9.  Dezember  „die  reichen  Phyle  auf  agonistischen  Reliefs,  durch 
Lehre  von  dem  goldenen  Zeitalter  und  den  eine  Frauengestalt  dargestellt,  erkennen  E. 
daiuovsg  cpvXuxsg"  behandeln;  vgl.  auch  die  Curtiüs,  Arch,  Zeit.  25  (1867),  95  und  Milch- 
magischen  Anrufungen:  ijtixccXovncu  .  .  oUijxo-  höfer  ebend.  38  (1880\  1831.     [Höfer.] 

Q<xg    ovqccvov,    6-x.oxovg    i7tÖ7txag,    .  .    KQvcpiucov  60  Phyleides  (^vXslörig)  =  fSohn  des  Phyleus' 

cpvXaxag,  Londoner  Zauberpapyrus  bei  Wessely,  (Hesych.  Suid.)  d.  i.    Meges   (s.  d.),    Hom.   II. 

Denkschr.   d.   K.   Akad.   d.   Wiss.   zu  Wien  42  2,  628.  5,  72.  13,  692.  15,  519  (=  Paus.  6,  26,  5. 

(1893),  32  v.  360  =  Kenyon,  Greek  papyriinthe  Strabo  10,  456),  528.  16,  313.   19,  239.     Tzetz. 

brit.  Mus.  1  (1893),  95  v.  352.    Pariser  Zauber-  Hom,   59.     Bei   Quint.   Smyrn,    10,    138    heifst 

papyrushei  Wessely  a.  a.  O.  36  (1888),  78  v.  135*.  Meges  QvXrilog  vlog.    Vgl.  Phyleus.     [Höfer.] 

Vgl.  die  ayioi  ayytXot  u.  d.  Art.  Phylakissai. — 4)  Phyleis  (<PvXr\lg),  eine  Tochter  des  Thespios, 

TloXXal  tfncrjs  'Egtvvsg,   cciLccQxnuccxcov   (pv-  die  von  Herakles   den  Tigasis  gebar,  Apollod. 

Xuxsg.'HGiodog  £ipev6axo  XQtig  [ivQiii<xdccgtl7tä>v,  2,  7,  8.     [Stoll.J 


2483                      Phyleus  Pbyllis                       2484 

Phyleus  ((pvXsvg),  1)  Sohn  des  Augeias  in  Phyllis  (o  $vXXig),  Flufsgott  in  Bithynien, 
Elis.  Da  er  bei  dem  Streit,  welchen  Augeias  der  mit  einer  einheimischen  Nymphe  den  Dip- 
mit  Herakles  wegen  des  Lohnes  für  die  Reini-  sakos  zeugte.  Dieser,  am  Ausflufs  des  Phyllis- 
gung  seiner  Ställe  hatte,  gegen  den  Vater  für  flusses  wohnend,  nahm  den  Phrixos,  des  Ätha- 
Herakles  zeugte,  wurde  er  vom  Vater  des  Landes  mas  Sohn,  auf  seiner  Fahrt  nach  Kolchis  gast- 
verwiesen und  liefs  sich  auf  Duliehion  nieder.  lieh  auf.  Ap.  Rhod.  2,  652  u.  Schol.  2,  652.  653. 
Hier  gebar  ihm  Ktimene  oder  Timandra  (oder  [Stoll.] 
Eustyoche[V],  Hyg.f.dl  p.  88  Bunte)  den  Meges  Phyllis  (frvXXig,  auch  (PvXXvig,  Schol. 
($vXsidr}g),  der  seine  Krieger  von  Duliehion  Aischin.),  Tochter  des  thrakischen  (bisalti- 
und  den  echinadischen  Inseln  gen  Ilion  führte.  10  sehen  oder  edonischen)  Königs  Phyl(l)eus 
II.  2,  628.  15,  528.  23,  637.  Kattimachos  fr.  383  (Rhet.  Lex.  bei  Bekker  an.  p.  251)  oder  Philan- 
p.  61S  Sehn.  b.  Schol.  R.  2.  629  u.  11,  700.  15,  dros  oder  Kiasos  oder  Thelos  (Schol.  Aischin. 
519.  23,  637.  Eustath.  p.  305,  lOff.  Eurip.  de  fals.  leg.  31  Orot.  Att.  2,  29  =  Aischin. 
Iph.  A.  285.  Aristot.  Pepl.  25  Bergk.  Hesiod.  p.  289  Schultz.)  Als  Thrakerin  heifst  sie 
(fr.  161  Lehrs)  b.  Eustath.  p.  125.  Theocrit.  25  auch  Sithonis  (Ovid.  rem.  am.  605,  vgl.  ep. 
55.154.  Paus.  5,  1,7.  Apollod.  2,  5,  5.  3,  10.  8.  2,  6),  wonach  der  Scholiast  zu  Verg.  ecl.  10, 
Epit.  3,  12.  Strab.  10,459.  Flut.  Öuaest.  Rom.  66  fälschlich  Sithon  zu  ihrem  Vater  macht 
28.  de  ser.  num.  vind.  21.  Nachdem  Herakles  (Vollgraff ,  De  Ovid.  mythop.  12  A.  18),  der 
den  Augeias  erschlagen,  rief  er  den  Phyleus  vielmehr  Vater  der  Pallene  (Hi&ovig  Nonn. 
nach  Elis  zurück  und  übergab  ihm  die  Herr-  20  Dion.  48,  115)  ist.  Sie  wird  dem  mit  weni- 
schaft;  Phyleus  überliefs  diese  später  seinen  gen  Schiffen  von  Ilion  zurückkehrenden  (nach 
Brüdern  und  ging  nach  Duliehion  zurück.  Paus.  Kattimachos  schiffbrüchigen  Demophon'?) 
5,  3,  2.  4.  Apollod.  2,  7,  2.  Diod.  4,  33.  Kalli-  Akamas  vermählt,  der  als  Mitgift  die  Gegend 
machos  (fr.  198  p.  447)  b.  Schol.  Pind.  Ol.  10,  55.  um  den  Strymon,  die  Landschaft  <PvXXlg,  em- 
Phyleus  nahm  Teil  an  der  kalydonischen  Jagd,  pfängt.  So  die  ältere  Sage  (iv  zolg  ciQ%aioig 
Ov.  Met.  8,  308.  Seine  Tochter  Eurydameia  pvQoig  Aischin.  §  31,  vgl.  Tocpff'er  quaestt. 
war  Gemahlin  des  Polyidos,  Pherekyd.  b.  Schol.  Pisistr.  73  =  Beitr.  2.  griech.  Altertumswissen- 
R.  13,  663.  Heyne  Obss.  ad  Apollod.  p.  149.  schaft  53  f.),  welche  Aischines  zur  Begründung 
186.  Gerhard,  Gr.  Myth.  2  §  845.  Stammtfl.  der  athenischen  Rechtsansprüche  auf  Amphi- 
Q  1  S.  241.  Deimling,  Leleger  S.  158.  —  2)  König  30  polis  vor  dem  König  Philippos  (346)  ausführ- 
in  Thrakien  in  der  Gegend  von  Amphipolis,  lieh  vorgetragen  zu  haben  sich  rühmt.  Das 
Vater  der  Phyllis  (s.  d.) ,  Belle.  Anecd.  gr.  1  Weitere  berichten  der  Lexikograph  bei  Bekker 
p.  251.   —  3)  Phylas  nr.  1.    —  4)  s.  Phylleus.  an.  251  und  Tzetz.  Lyk.  495:  Als  sich  Akamas 

[Stoll.]  zur  Heimfahrt  nach  Athen  rüstete,   versprach 

Phylioi  Theoi  (yvlioi  ftnoi).    Von  Pollux  8,  er   der  Neuvermählten,    bald  wiederzukehren, 

110  werden  attische  cpvXiav  frs äv  Izqcc  erwähnt,  hielt    aber   sein  Versprechen   nicht.     Da  ging 

also  Heiligtümer  der  Phylengötter,  wozu  man  sie  neunmal  zum  Gestade  hinab,  um  nach  dem 

vgl.  Wachsmuth,  Die  Stadt  Athen  2,  243  u.  Anm.3.  attischen  Schiff  auszuschauen ;  daher  hiefs  diese 

[Höfer.]  Stätte  später  'Evvia  6801.    Tzetzes  fügt  hinzu: 

Phylios  ($vXt,og,  Ant.  Lib.;  Phyllius,  Ov.),  40  Phyllis  gab  dem  Akamas  das  Geleit  und  schenkte 
ein  ätolischer  Jüngling,  Liebhaber  des  schönen,  ihm  zum  Abschied  einen  Kasten  (xißmTiov, 
zwischen  Pleuron  und  Kalydon  als  Jäger  leben-  nach  der  Epit.  Yat.  Apollodors  Tiiarnv),  in  dem 
den  Jünglings  Kyknos.  Dieser  zeigte  gegen  ein  isqov  der  Göttin  Rheia  verborgen  war; 
die  ihn  liebenden  Freunde  ein  höchst  rohes  diesen  sollte  er  nur  dann  öffnen,  wenn  er  an 
und  ühermütiges  Wesen,  sodafs  ihn  alle  ver-  der  Wiederkehr  verzweifelte.  Akamas  gelangte 
liefsen;  nur  Phylios  harrte  aus.  Kyknos  trug  nach  Kypros,sie  leite  sich  daselbst  an  (und  vergai's 
ihm  drei  schwere  Arbeiten  auf,  einen  Löwen  Phyllis).  Als  die  festgesetzte  Frist  verstrichen 
ohne  eiserne  Waffen  zu  töten,  gewaltige  war,  fluchte  die  Verlassene  dem  Ungetreuen 
menschenmordende  Geier  lebendig  zu  fangen,  und  erhenkte  sich.  Akamas  öffnete  den  Kasten, 
einen  Stier  von  der  Herde  zu  dem  Altar  50  wurde  von  einem  Gespenst  überwältigt,  stürzte 
des  Zeus  mit  der  Hand  zu  führen.  Phylios  mit  dem  Pferde  und  fiel  in  sein  Schwert.  In 
vollbrachte  die  Arbeiten  in  kluger  listiger  dem  echten  Apollodor,  welchen  Tzetzes  aus- 
weise, die  letzte  durch  Hilfe  des  Herakles.  schreibt  (epit.  Vat.  6,  16  f.  p.  221  Wagn.),  wird 
Nach  dem  Willen  des  Herakles  aber  und  dieselbe  Geschichte  von  Demophon  erzählt; 
aus  Zorn  über  die  so  oft  bewiesene  Lieb-  wahrscheinlich  fand  Tzetzes  die  Variante  bereits 
losigkeit  des  Kyknos  übergab  er  diesem  den  in  seiner  Vorlage  (Demophon  statt  Akamas  auf 
bewältigten  Stier  nicht;  dadurch  schwer  ge-  Kypros  Plut.  Sol.  26.  Tzetz.  Lyk.  494;  vgl. 
kränkt,  stürzte  sich  Kyknos  von  einem  Felsen  den  Artikel  '■Demophon'  in  Pauly  -Wissowas 
und  ward  in  einen  Schwan  verwandelt.  Ant.  Realencyklopädie).  Nach  dem  Seh  l.  zu  Aischinrs 
Lib.  12.     Ov.  Met.  7,  372 ff.     S.  Kyknos  nr.  7.  60  hatte    Demophon    von    Phyllis    zwei    Söhne, 

[Stoll.]  Akamas    und   Amphipolis:    darf   man    dieser 

Phylleus     (ßvXXtvg),     nach     Tqepffer,    AU.  Angabe  trauen,  so  hat  bereits  die  Gründungs- 

Geneal.     309,     3     Stammvater     der    $vXXidai  legende  der  um  die  Mitte  des  5.  Jahrhunderts 

(Hesych.)    und    vielleicht    auch    bei    Paus.    10,  neuentstandenen  Kolonie  Amphipolis  (Thukyd. 

10,    1    für    das    überlieferte    (frvXtvg    (mehr    s.  4,  102)  zwischen  den  Ansprüchen  beider  Brüder 

Bd.    3     Sp.    2301,    52 ff.)    einzusetzen;    vgl.    r.  zu   vermitteln   versucht.     In   den   vorhergehen- 

WUamowitz,  Aristot.  u.  Athen  2,  178  Anm.  19.  den  historischen  Angaben,   die  wahrscheinlich 

[Höfer. ]  aus  einer  Atthis  (Androtions'i  vgl.  frg.  27  Har- 


2485                     Phyllis  Phyllis                     2486 

pokr.  s.  l4ucpi7tolig)*)  entnommen  sind,  werden  Verbreitung  der  Sage  ist  bezeichnend,  dafs  der 

die    etwa    im    Zeiträume    eines    Jahrhunderts  Baum,  an  dem  Phyllis  sich  erhenkt  haben  soll, 

(476/5 — 360/59)  in  der  Nähe  von  Amphipolis  er-  noch   später   gezeigt   ward    (Cremut.  Cord,  bei 

littenen  Niederlagen   der  Athener  auf  die  von  Plin.  n.  h.  16,  108),  wie  auch  ihr  Grabmal  ein 

Phyllis  gegen  Demophon  geschleuderten  Flüche  Wahrzeichen    der    Stadt   Amphipolis    gewesen 

zurückgeführt.     Dieser  hat  seinen  Bruder  aus  zu  sein  scheint  (Antipater  von  Sidon,  Anth.  Pal. 

der  Sage  so  völlig  verdrängt  (doch  vgl.  Lukian.  7,  705,  2.  Kolluth.  213).    Ihr  Name  ging  sogar 

de  salt.  40   ö  'Axdjj.ag  xal   i]  <PvXXlg),   dafs   ein  auf  den  Mandelbaum   über;   wenigstens  nennt 

anderer  Scholiast  dem  Aischines  sogar  Sagen-  Palktdius  de  insit.  61.  97.  147  diesen  Phyllis*). 

Unkenntnis  vorzuwerfen  wagt.     Zu   dieser  Be-  io        Der  epichorische  Name  dieser  Eponyme  der 

riihmtheit   hat   ihm    nicht   zum  Wenigsten  die  thrakischen  Landschaft  um  den  Strymon  (Herod. 


Darstellung  der  Sage  in  den  Aitien  des  Kolli-  7,  113;  114)  war  vielleicht  Kiasa  (nach  ihrem 

machos  (frg.  505)  verholfen,  die  für  die  Folge-  Vater  Kiasos :  Schol.  Aischin.)-,  vgl.  Tomaschek, 

zeit  mafsgebend  geworden  ist  und  die  sich  in  Die  alten    Thraker  2,  48    {Sitzungs-Berichte  d. 

den  Grundzügen  und  auch  in  Einzelheiten  (vgl.  Wiener  Akademie  Bd.  131  (1894).    Ursprünglich 

z.B.  Oppian.hal. 4,335,  Kiefsling,zaHorat.carm.  scheint  sie  sogar  eine  einheimische,   etwa  der 

4,  5,  9)  noch  rekonstruieren  läfst  aus:  Culex  hellenischen  Hekate  vergleichbare  Göttin  ge- 
131  ff.,  Ovid.  ep.  2  (amor.  2,  18,  22.  Pers.  1,  34).  wesen  zu  sein,  deren  orgiastischen  Kult  ihr 
a,  a.  2,  353.  3,  57.  459.  rem.  55.  591—608.  Verhältnis  zu  Rheia**)  {Apollod.  epit.  Tzetz. 
Hygin.  fab.  59.  Prokop.  von  Gaza  epist.  18.  20  und  die  Andeutung  bei  Ovid.  rem.  593;  vgl. 
86.  (103).  Philostr.  epist.  28.  Kolluthos  rapt.  Bioskorides  Anth.  Pal.  7,  485,  3)  noch  ahnen 
Helen.  212  ff.    Kometas  Chartularios  Anth.  Pal.  läfst.      Vgl.    hierzu    Lobeck,    Aglaoph.    289  f. 

5,  265;  eine  sehr  späte  Anspielung  noch  bei  und  im  allgemeinen  die  schönen  Ausführungen 
dem  Sicilier  Konstantinos,  Bergk  Poet.  lyr.  Gr.  Bohdes,  Psyche  295  ff.1  Weitere  Schlüsse  zu 
3,  351.  Auch  Ovids  Freund  Tuscus  („Demo-  ziehen  (Gruppe,  Griech.  Mythologie  224)  ver- 
phoon";  vgl.  diesen  Artikel  bei  Pauly-Wissowa)  bietet  das  überaus  spärliche  Material;  von 
hat  sich  in  seiner  f Phyllis'  (ex  Pont.  4,  16,  20)  einer  Gleichsetz ung  mit  der  in  Amphipolis 
vermutlich  an  den  grofsen  Alexandriner  an-  verehrten  Artemis  Tauropolos  (Diod.  18,  4. 
geschlossen.  Vgl.  Bohde  Born.  37,  3.  128,  1.  Liv.  45,  44)  kann  keine  Rede  sein,  da  Anti- 
Ali,  2.  Knaack  Anal.  Alex.- Born.  29—48  (ver-  30  pater  von  Sidon,  Anth.  Pal.  7,  705,  2  diese, 
schiedene  Versehen  sind  im  Obigen  verbessert).  die  vielleicht  auch  in  der  Kallimacheischen 
Zum  Schlufs  dieser  Elegie,  deren  Ausgangs-  Elegie  erwähnt  war  (fig.  417),  neben  Phyllis 
punkt  wohl  die  Erklärung  des  Namens  'Ervsa  anführt. 

oSoi  war  {Ovid.  a.  a.  3,  57),  scheint  Kallima-  Diese  junge,  im  fünften  Jahrhundert  fixierte 
chos  die  echt  volkstümliche,  in  den  Sagen  aller  Sage  hat  die  weit  ältere  von  Syleus  und  seiner 
Völker  verbreitete  Vorstellung  von  dem  ,,Fort-  Tochter  abgelöst,  aber  Elemente  aus  ihr  auf- 
leben abgeschiedener  menschlicher  Seelen  in  genommen.  Nach  dem  fingierten  Briefe  eines 
der  Pflanzenwelt"  übernommen  zu  haben,  sei  Sokratikers  an  König  Philippos  (Epistologr. 
es,  dafs  er  aus  dem  Grabe  der  Phyllis  Bäume  Gr.  p.  630  Hoch.)  empfängt  Dikaios,  der  Sohn 
wachsen  liefs,  deren  Laub  aus  Trauer  über  die  40  des  Neleus  (eigentlich  Eponym  von  Dikaia, 
Tote  zu  bestimmter  Zeit  welkte  und  abfiel  Steph.  Byz.),  von  Herakles  die  Landschaft 
(Hygin.  fab.  59),  sei  es  —  was  durch  Culex  Phyllis  als  iraQa.y.aTa&riy.r],  nachdem  dieser  den 
131  Avahrscheinlicher  wird  —  dafs  er  ihre  Ver-  Frevler  Syleus  (Hvliog  nediov  bei  Stagiros, 
wandlung  in  einen  Mandelbaum  erwähnte.  Fast  Herod.  7,  115)  erschlagen;  Akamas  oder  Denio- 
noch  feiner  erscheint  die  Version  wohl  gleich-  phon  erhält  sie  als  Mitgift  vom  Vater  der 
falls  eines  alexandrinischen  Dichters  bei  Serv.  Phyllis.  Die  in  dem  stark  verkürzten  Bericht 
Vcrg.  ecl.  5,  10  (=  Schol.  Pers.  1,34.  Myth.  Apollodors  3,  132  nicht  zur  Geltung  kommende 
Vat.  1,  159.  2,  214.  Theodul.  ecl.  109  ff),  nach  Tochter  des  bösen  Syleus  heifst  Xenodoke;  sie 
welcher  der  zurückkehrende  Demophon  den  hat  also  Fremde  gastlich  aufgenommen,  wie 
blätterlosen  Stamm  des  Mandelbäumchens  um-  50  Phyllis  den  Demophon.  In  der  sentimentalen 
armt,  qui  velut  sponsi  sentiret  adventum,  folia  Version  bei  Konon  17  verzehrt  sie  sich  in 
emisit;  vgl.  Anal.  Alex.-Bom.  42  f.**).    Für  die  Sehnsucht    nach    dem    abwesenden    Herakles, 

das   wäre   wichtig    für    die    Phyllissage,    aber 

*)  überliefert  ist ügHv^Qotiwv  iv  ißl4r&idoc.  Sckwartz  dieser  Zug  kann  sehr  wohl  aus  dieser  später 

(Pauiy-Wissowas  Reaiencyki.  1,2173)  liest  wohl  richtiger  iv  ß.  übertragen  worden   sein.     Vgl.  Höfer,   Konon 

Vgl.  noch  Freyer,  Lp:.  Stud.  5,  245  und  Bauer,  Forsch,  zu  60  ff.  Und  besonders  Wilamowitz,  Eurip.  Herakl. 

Arhtot.  nol.  'A&tjv.  99.  -^  73  A    134s      Wertlos  ist  Dohmen,  Akamas 

**)   Über    das   Fortleben    menschlicher   Seelen   in   der  ^    Demophon    (Progr.    d.    Gymn.   Z.   Duisburg 

Pflanzenwelt  handelt  .1.  Koberstein  in  einem  gleichnamigen  ,              ±                        u                   ^ 

Aufsatz    (Vernaschte   Aufsätze    zur    Litteraturgeschichte    und  i-oVö).                    ...                 ,           ,        ,  ^    ,.      , 

Ästhetik    31-62    (dazu    ein    Nachtrag^   R.  Köhlers,   Weimar.  ™  Da    Amphipolis    ( =  ^    Evvtet    OÖOl)    den    epi- 

Jahrb.  1,  479  ff.),   ferner  J.Grimm,    Über  Frauennamen  aus  chorischen    Namen     'AväSQKUlog    führte     {Steph. 

Blumen,  Kl.  Schriften  2,  366.  Mannhardt ,  Wald-  und  Feld-  ByZ.  S.  V.  All(pi.7lolig),  SO  darf  man  die  Ver- 
kulte   2,   21  f.    (Zusammenstellung    mit   deutschen    Sagen). 

De  Oubernatis,  La  Mythologie  des  plantes  2,  9  (sieht  in  De-  *)  Die  Ableitung  <puÄÄa  von  Phyllis  (quae  antea  nitaXa 

niophon  die  Frühlingssonnel) ,   Murr,   Die  Pflanzenwelt  in  d icebantur) ,    die    gleichermal'sen    bei    Hygin   und    Servius 

der  griech.  Mythologie  39.    Von  früheren  noch  C.  Boetticher.  wiederkehrt,    geht   wohl   auf   einen  Grammatiker  zurück. 

Der  Baumkultus  der  Hellenen  272  f.  Verwandte  Vorstellungen  **)  Darf   man    die   rätselhafte   y.ioti],   die  Phyllis    dem 

noch  bei  M.  Landau,  Quellen  des  Dekameron  1612.     Krauss,  scheidenden  Akamas  oder  Demophon  giebt,  mit  der  cista 

Südslamische  Härchen  nr.  160.     Melusine,  März -April  1890.  mystica  vergleichen? 


2487                      Phyllios  Physkos                     2488 

mutung  wagen,  dafs  die  griechische  Benennung  die  (auch  von  Mommsen  zu  G.  I.  L.  10,  928  in 

'Evvecc   6Sol   auf  dem  Wege   der  Volksetymo-  Abrede  gestellte)  Deutung  von  fisica  =  physica 

logie  sich  vollzogen  hat.    Darauf  führt  Hygin:  ein    mit    Hinweis    auf   Leto    (pvtia,    Poseidon 

illa  eo   die  dicitur  novies  ad  littus  cucurrisse  q>vtäX\Liog  und   den  neben   dem  Kultbilde  der 

(kvädgcciaog  ~  kväSgoaog?),  quod  ex  eo  'Evvta  Göttin    stehenden    Priapus.      Auch    die    Göttin 

6Sol  graece  adpellatur.     [Knaack.]  Mefitis    führt    den    Beinamen    Fisica    s.    Bd.  2 

Phyllios  (frvXXiog),  Beiname  des  Apollon  in  Sp.  2520,  67  ff.     [Höfer.] 

Phyllos  in  Thessalia  Phthiotis,  Strabo  9,  435.  —  Physios  (ß>vßiog),  einer  der  ruchlosen  Söhne 

Jacobs,  Animadvers.  in  Anth.  Graec.  1,  1  p.  398  des  Lykaon,  Apollod.  3,  8,  1.     [Stoll.] 

schreibt  $vXXulog.     [Höfer.]  10      Physis  (i&vcig),  die  Natur  als  Göttin  gefafst, 

Phyllius  s    Phylios.  Orph.  h.  10.     Nonn.  Dion.  2,  650.  41,  52.  103. 

Phyllodoke  ($tvUo<?ox?]),  eine  Nereide,  Hyg.  Anth.  Pal.  7,  561.  9,  738.  793  u.  ö.    Anth.  Plan. 

Praef.  p.  29  Bunte.     Vgl.    Verg.  Georg.  4,  336.  116     302.    373.      Philodem,    tzsqi    svß.    p.    79 

Macrob.  Sat.  5,  17.     [Stoll.]  Gomperz.  Theodor.  Hyrtak.Y>.Boissonade,Anecd. 

Phylo    (<&vXw),    eine    der    Dienerinnen    der  1,  265.     Artemidor.  2,  39  p.  223  Bei  ff;   vgl.  2, 

Helena  in  Sparta,  Od.  4,  125.   Athen.  5,  191b.  34  p.  201.     [Stoll.] 

[Stoll]  Physizoos  (^valt^og),  1)  Beiname  der  Demeter, 

Phylodamas  (^vXoSd^iag),  Troer,  Freund  und  Niketas  in  Anecd.  var.   ed.  Schoell-Studemund 

Kampfgenosse     des     Priamiden    Polites,     von  1,  277.  282.    Entgegen  der  gewöhnlichen,  auch 

Meriones  erschossen,  als  er  von  der  Mauer  von  20  Bd.  2  Sp.  1327,  18  (vgl.  14)  angenommenen  Er- 

Troja  herab  kämpfte,  Quint.  Sin.  8,  403.    [Stoll.]  klärung   von   cpv6i^co(o)og   als   Lebensspenderin 

Phylodanieie  s.  Pharis.  (vgl.   Schol.   Hom.  B.   3,  243:    (pvßi^oog   i]    xa. 

Phylodike    ($vXodiY.r\),    Gemahlin    des    Aio-  ngbg    xb    %r\v    cpvov6a    [=    Etym.    M.    802,  53 

liden  Magnes,  Mutter  des  von  der  Sphinx  ge-  Suid.  cpvai^wog]  v.cä  dcoQovutvw)  fafst  Fiele  bei 

töteten  Hippios  und  des  Eioneus,  der  als  einer  Bezzenberger    13,    316    cpvaigoog    als    synonym 

der  Freier   der  Hippodameia   seinen  Tod  von  mit  &LSaQog  =  'Getreide  hervorbringend'  auf 

der    Hand    des    Oinomaos    fand,    Peisandros  (Js-fo  =  skr.  yäva-s  'Getreide',  von   dem  £sid 

(Bethe,   Theban.   Heldenlied.  4,  10)    im  Schol.  =  Sefta  erst  abgeleitet  ist ;  vgl.  auch  E.  Maafs, 

Eur.  Phoen.  1760;  vgl.  Bethe  a.  a.  O.  17  f.  De   Lenaeo  et  Delphinio   13.     Übrigens  findet 

[Höfer.]  30  sich  diese  Deutung  Fides  neben  der  herkömm- 

Phyloinache     {^vlo[iä%r\ ,    v.    1.    $iXoud%ri),  liehen   schon  im  Schol.    Oppian.    Hai.    1,  399: 

Tochter  des  Amphion  (des  Iasiden,  Königs  in  yvGi^aov  xi]v  dcoQOvp£rr]v  rag  ,?£tag.  Umgekehrt 

dem  minyeischen  Orchomenos),  Gemahlin  des  hat  man  auch  geiScogog  =  ßiodaQog  erklärt  (s. 

Pelias,  die  auch  Anaxibia,    Tochter   des  Bias,  Zeidoros).    Die  Notiz  im  Schol.  Hom.  H.  a.a.O., 

heifst,  Apollod.  1,  9, 10.    Tzetz.  L.  175.  Gerhard,  dafs  $voi£oog  der  Name  eines  Ortes  in  Lako- 

Gr.  Myth.  2  S.  225,  Stammtaf.  A  5.     [Stoll  ]  nien  sei,  £r£t  ixtl  Sonovaiv  01  zSi6gv.ovQoi  xutcc- 

Phylomedusa    (<&vlo(i£dov6u,    v.   1.    $iXoii£-  Tto&ivreg  TtäXiv  ävaSo&iivai,  ist  lediglich  eine 

dovacc),   Gemahlin   des  Are'i'thoos,    Mutter   des  Erfindung  zur  Erklärung  von  B.  3,  243:  rovg 

vor  Ilion  durch  Paris  erlegten  Menesthios,  des  (die   Dioskuren)   d'    ijdr]   v.äxi%iv   <pv6i£oog  ala 

Böotiers  aus  Arne,  B.  7,  10.     [Stoll.]  40  iv   Aaxtdcciiiovt,   —   2)   des  Dionysos,  C.   I.  G. 

Phylonome   1)   s.   Philonome.   —   2)   s.    Ly-  2,  3538  Z.  15.    Kaibel,  Epigr.  1035,  5.     [Höfer.] 

kastos  nr.  3.  Physkoa,  <I>vox6a,  Heroine  von  Elis.    Sie  war 

Phylonomos  s.  Philonomos.  aus  dem  Demos  Orthia  in  Koile  Elis,  die  Ge- 

Physadeia  ((Pvßdänia),  Tochter  des  Danaos,  liebte  des  Dionysos,  dem  sie  einen  Sohn,  namens 

nach   der   die   gleichnamige   Quelle  bei  Argos  Narkaios,  gebar;  über  Narkaios  s.  Bd.  2,  Sp.  10. 

benannt    war,    Kallim.  5,  47   und  Schol.;   vgl.  Narkaios   und  Physkoa   sollen  zuerst  die  Yer- 

Euphorion  bei  Steph.  Byz.  'Aßßcozog.    Schol.  Eur.  ehrung   des   Dionysos    eingeführt  haben.     Der 

Phoen.  188.     O.  Müller,  Prolegomena  185.     S.  Physkoa  wurden  nicht  nur  Heroenehren   dar- 

Phisadie.     [Höfer.]  gebracht,  sondern  die  Genossenschaft  der  Sech- 

Physiades   ((Pvaiddwg).     Bei   Nonn.  Dionys.  50  zehn  Frauen  pflegte   auch   einen  Reigen  auf- 

13,  399  werden  auf  Sarnothrake  aXata  $voiä-  zuführen,  der  ihren  Namen  trug  und  vielleicht 

dao   Y.u%Ü6v.ia.   erwähnt;    vgl.   Physios  und   die  ihre  Hochzeit  mit  Dionysos  darstellte.   Physkoa 

Insel  f&vöLcc  (bei  Kyzikos),  Steph.  Byz.    [Höfer.]  war  die  mythische  Archegos  der  Genossenschaft 

Physike?  (3>ixn.xr/?).    Die  Venus  von  Pompei,  in  Koile  Elis,  wie  Hippodameia  m  Pisatis,  die 

Venus  Pompeiana  (vgl.  Mau,  Pompei  11,  114  ff.  erste  elische  Thyiade,  welche  die  Dionysische 

"Rom.    Mitth.    15   [1900],   306 f.)   heifst   auf  In-  Seite   der  Genossenschaft  vertrat,   wie    Hippo- 

schriften   auch  Venus  Fisica  (C.  I.  L.  10,  928)  dameia   die  heräische.     Ihr  Name  erinnert  an 

oder  Venus  Fisica  Pompeiana  (C.  I.  L.  4,  1520).  die   Beziehungen    der  Epeier   im   Norden    von 

—  Jordan,  Rom.  Mitth.  1,  448,  3  und  F.  Marx,  Elis    zu    den    stammverwandten   Aitolern    und 

Über  die   Venus  des  Lucrez  in  Bonner  Studien  60  Lokrern;   Physkos,  der  Sohn  des  Aitolos,  war 

123   Anm.  4  halten   den    Beinamen    fisica   für  der  Sohn  des  Lokros.  Gilbert,  Griech.  Mythologie 

oskisch,    zusammenhängend    mit    dem    fiisiais  S.  481,  2    stellt   Physkoa    der  Artemis    ÖQ&La 

der  neu  gefundenen  oskischen  Inschrift  (Bhein.  gleich.      Vgl.   O.  Müller,  Rhein.  Mus.   2,  1834 

Mus.  44,  325),   doch  hält  Marx  a.  a.  O.   123  S.  176  ff.;   Weniger,  Bas  Kollegium  der  Sechzehn 

es    wenigstens    für  (möglich ,    dafs    fisica    dem  Frauen,  Weimar  1883,  S.  15  ff. ;  Lokros  Bd.  2 

griechischen   qpwmaj    angeglichen    ist    und    so  Sp.  2139;  vgl.  auch  unter  Physkos     [Weniger.] 

die  Allgewalt  der  Natur  bedeute.1"  Bofsbach,  Physkos,  'Pvßxog,  bei  Plutarch,  Qu.  Gr.  15 

Arch.  Jahrb.  8  (1893),  59  tritt  entschieden  für  <Pv6xLog,  der  Sohn  des  Aitolos,  Enkel  des  Am- 


2489                        Physo  Phytal[m]ios                  2490 

phiktyon  (Plut.  a.  0.;  Eustath.  Tl.  2  p.  277,  17)  zur  Erklärung,  warum  dem  Dionysos  (s.  unt. 
und  der  Ohthonopatra  (Eustath.  a,.  0.),  Vater  nr.  III)  und  dem  Poseidon  die  Fichte  heilig 
des  Lokros  und,  wenn  nicht  die  Überlieferung  sei,  angiebt:  cc[L<p6x£Q0i  ol  &sol  xijg  vygäg  xcci 
(Helcataios  bei  Herodian  thqI  [iovi]QOvg  X^tcog  yovi(iov  kvqioi  doxovaiv  &QXVS  slvcci.'  xcci  Iloasi- 
2  p.  41;  Müller,  fr.  hist.  Gr.  1  p.  26)  verderbt  d&vl  ys  cpvxciX^La),  Jiovvßco  dl  dsvÖQixy  ■navxtg 
ist  (s.  unter  Lokros  Bd.  2  Sp.  2139),  auch  des  Ion,  mg  inog  slithlv  nElXr\v£g  &vov6iv ,  vgl.  auch 
war  Herrscher  der  Lokrer.  Nach  ihm  ist  die  Stadt  Usener,  Rhein.  Mus.  53  (1898),  353.  Joh.Boehlau, 
Physkos  im  ozolischen  Lokris  benannt,  und  Bonner  Studien  138.  Aus  dieser  Auffassung 
ebenso  sollen  von  ihm  die,  später  Lokrer  ge-  des  Poseidon  Phytalmios  als  des  durch  das 
nannten,  Leleger  den  Namen  Physker  {(Pvaxot  10  Wasser,  das  Element  der  Fische,  befruchtenden 
oder  <&v6v.slg)  erhalten  haben,  Steph.  B.  $v6xog,  Gottes  erklärt  sich  das  Verbot  des  Fisch- 
Scymn.  587 ff.;  Eustath.  a.  0.  —  Physkos  ist  genusses  für  die  Priester  des  Poseidon  Ph., 
Stammheros  der  Lokrer;  auf  seine  Bedeutung  Plut.  Quaest.  conv.  8,  8,  4  p.  730 d.  Toepffer 
als  Eponymos  eines  ganzen  Volkes  deutet  die  a.  a.  0.  253.  Bezeugt  ist  der  Kultus  des  Po- 
pluralische  Bildung  des  Ortsnamens  ^v6%£ig  seidon  Ph.  1)  für  Troizen,  wo  gleichfalls  seine 
Plut.  Qu.  Gr.  15,  inschriftlich  öfter  <&v6x£oi  Eigenschaft  als  Vegetationsgott  stark  hervor- 
z.  B.  Wescher-Foucart  inscr.  de  Belphes  nr.  177.  tritt.  Freilich  leitet  die  Legende  den  Beinamen 
432),  und  an  ihn  erinnert  auch  Name  und  Sage  ^vxdXaiog  fälschlich  von  aX^n  'Meerwasser'  ab, 
der  elischen  Heroine  Physkoa  (s.  d.);  indes  ist  durch  das  Poseidon  Felder  und  Saaten  un- 
er  zugleich  mit  dem  Volksnamen  vor  dem  20  fruchtbar  gemacht  habe,  bis  er  durch  Opfer 
Lokros  (s.  d.)  zurückgetreten,  vgl.  0.  Müller,  versöhnt  das  Meer  habe  zurücktreten  lassen, 
Rh.  Mus.  1834,  2,  S.  176 ff.    Toepffer,  A.  G.  195.  Paus.  2,  32,  8,   aber  durch  die  falsche  Etymo- 

[Weniger.]  logie  hindurch  schimmert  doch  die  Auffassung 
Physo  s.  Phthimene.  von  der  wachstumverleihenden  Kraft  des  Gottes, 
Phytalidai  (<frvxaXLdai),  die  Nachkommen  die  noch  deutlicher  erwiesen  wird  durch  seine 
des  Phytalos  (s.  d.),  welche  am  Kephissos  bei  Verbindung  mit  Demeter,  deren  Kultbild  AI- 
Athen  als  Feigenbaumzucht  treibende  Acker-  thepos  (von  aX&cdvfo),  der  Sohn  des  Poseidon 
bauer  und  als  Verehrer  des  dem  Boden  Feuchtig-  und  der  Lei's  (=  Saat,  Paus.  2,  30,  6),  errichtet 
keit  spendenden  Poseidon  tpvxäX^i  og  (s.d.)  lebten.  hatte,  Paus.  2,  32,  8,  sowie  aus  dem  Opfer  von 
Sie  reinigten  den  Theseus  von  dem  bei  seiner  30  Feldfrüchten  für  Poseidon,  Plut.  Thes.  6.  — 
Wanderung  über  den  Isthmos  vergossenen  Blute  Mannhardt ,  Mythol.  Forschungen  261  ff.  (vgl. 
an  ihrem  Geschlechtsheiligtum,  dem  Altar  des  258)  bestreitet  die  Deutung  des  Poseidon  Ph. 
Zeus  uuXLpog,  eines  chthonischen  Gottes  des  als  Gott  der  befruchtenden  Feuchtigkeit,  da 
Ackerbaues  und  der  Mordsühne  (s.  o.  Bd.  2  Poseidon  stets  nur  als  Gott  des  Meeres  er- 
Sp.  1518  f.),  durch  ein  Opfer  (Plut.  Thes.  12,  scheine,  vielmehr  sei  Poseidon,  der  Meergott, 
vgl.  23.  Paus.  1,  37,  4),  bei  welchem  offenbar  der  Herr  der  Winde  und  der  Wogen,  ver- 
wie  bei  den  Reinigungsfesten  der  Plynterien  mittels  einer  einfachen  poetischen  Naturan- 
und  Thargelien  die  Feigen  eine  wichtige  Rolle  schauung  zum  Beförderer  der  Vegetation  ge- 
spielten (Toepffer,  Att.  Geneal.  S.  135.  248 ff.).  worden,  das  wallende  Meer  sei  mit  dem  wogen- 
lleydemanns  Annahme,  dal's  diese  Sühnung  auf  40  den  Getreidefeld  in  Parallele  gestellt  worden, 
einer  Lekythos  zu  Palermo  dargestellt  sei  (Arch.  und  mit  Rücksicht  auf  die  Gleichartigkeit  dieser 
Zeit.  29  [1872J  S.  53  Tf.  46,  34),  ist  schwerlich  Bewegung  habe  man  die  Verschiedenheit  der 
zu  billigen.  Vgl.  Sp.  2491,  33  ff.  [Steuding.J  Elemente  unbeachtet  gelassen  und  sei  zu  dem 
Phytalios  (<!>vxäXiog),  Phytalmios  {$vxdX-  Glauben  gelangt,  'Poseidon  geht  durchs  Ge- 
fuos),  Beiname  der  Götter  im  allgemeinen,  treide',  vgl.  die  Schilderung  Hom.  Tl.  20,  226. 
Pollux  1,  24,  wo  Bethe  statt  cpvxdXioi  lieber  Über  den  Tempel  des  Poseidon  Ph.,  der  in 
cpvxdXuiot  schreiben  möchte.  Der  Name  (vgl.  Troizen  ££©  xsL%ovg  (Paus.  2,  32,  8)  lag,  s.  Wide, 
cpvxaXid  'Pflanzstätte',  cpvxaXi&iv  'pflanzen')  De  sacris  Troezen.  10 f.,  der  wohl  richtig  gegen 
bezeichnet  'Wachstum  und  Gedeihen  spendend'  Welcher,  Griecli.  Götterl.  2,  684  die  Verschie- 
und  hängt  etymologisch  in  seinem  zweiten  50  denheit  des  Poseidon  Phytalmios  von  dem 
Bestandteile  wohl  mit  lat.  alere  zusammen,  Poseidon  noXiov^og  (Plut.  Thes.  6)  betont  und 
Volcker,  Mythol.  d.  Japet.-Geschl.  146.  Toepffer,  den  letzteren  dem  Poseidon  BaoiXtvg  (Paus. 
Att.  Geneal.  247.  Fiele  bei  Bezzenberger  3  2,  30,  6)  gleichsetzt.  Ein  Priester  $vxaX[u{ov 
(1879),  168.  Usener,  Götternamen  258.  Mehr  JToffJf  idavog  ist  inschriftlich  bezeugt,  Corr.  hell. 
s.  unter  nr.  I.  Bezeugt  ist  Phytalmios  als  Epi-  17  (1893),  98  nr.  18.  Als  Sohn  des  Poseidon 
klesis  für  I)Fo$eidon, Plut. adv.Colot. 22p.  1119 e.  Ph.  wird  Anthas  (s.  d.)  genannt,  ein  weiteres 
Anonym.  Laurent,  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-  Zeugnis  für  die  Auffassung  des  Poseidon  als 
Studemund  1,  267,  17.  Niketas  ebend.  1,  279.  Vegetationsgott;  vgl.  auch  unten  Sp.  2491, 18. — 
Nach  Gornut.  de  nat.  deor.  22  p.  122 f.  Osann,  2)  für  Attika,  Sesselinschrift  im  athenischen 
führt  Poseidon  den  Beinamen,  intidi)  xov  cpvta-  60  Dionysostheater:  isgecog  IIoGstScövog  <PvxccX(iiov, 
&<xi  xa  ix.  yfjg  yivöwiva.  i]  iv  avxfj  Sr\Xov6xi  G.  I.  A.  3,  269.  Da  Pausanias  (1,  37,  2)  im 
ixficcg  TiuQuixiög  iaxiv.  In  gleicher  Weise  wird  Demos  Lakiadai  einen  Tempel  der  Demeter 
Poseidon  Ph.  als  Gott  der  Fruchtbarkeit  be-  und  der  Kora  erwähnt  und  berichtet,  dafs 
zeichnet,  wenn  er  mit  Zeus  Ombrios  (oder  Poseidon  zusammen  mit  diesen  beiden  Göt- 
Zeus  Hyetios,  Themist.  or.  30  p.  349 a=  p.  422  tinnen  Verehrung  genossen  habe,  so  liegt  es 
Bind.)  und  Demeter  Proerosia  zusammengestellt  nahe,  in  diesem  Poseidon  den  Phytalmios  zu 
wird  (Plut.  Sept.  Sap.  conv.  15  p.  158  e),  oder  erblicken  in  der  von  Troizen  her  bekannten 
wenn  Plutarch  (Quaest.  conv.  5,  3,  1   p.  675  f.)  Verbindung  mit  Demeter.     Denn   von   Troizen 


2491                 Phytal[rn]ios  Phyxios                     2492 

aus  hat   sich,   wie   Toepffer   a.a.O.   252   aus-  xr\v  aiit-XQiuv,  ilxa  xid-a66tvsLv  -aal  n^Qiißxaa&ai 

führt,  der  Kult  des  Poseidon  Ph.  nach  Attika  tö  i§r\6i\iov .     Eine  Inschrift  von  der  Insel  los 

und  anderen  Gegenden  verbreitet.    Dafür  dürfte  ergänzen  Hofs,  Inselreisen  1,  175.     Inscr.  ined. 

wohl   auch  die  in  Athen   gefundene  Inschrift:  2,  97  p.  11  und  Rangabe,  Ant.  hellen.  2,   1195 

ovv&vxai  oi  xaTaoxsvdoavrzg  xb  yvuvdaiov  Au  wohl  richtig  zu  '  HQixxXeiSr}g  Aio[vv6cü]  $vxccX- 

KsQccia  kccI  'Äv&cci  sprechen,  /.  G.  C.  Anderson,  pico,    während    Boeckh,   C.  I.  G.  2,  2447    add. 

The   dnnual    of  the    brit.    school    at  Athens  2  p.  1084   bemerkt:  praestat  scribere  Aio[vv6iov 

(1896/97),    106 f.      Doch    wird    man    nicht    mit  rel  Aio[dä)Qov,  deique  normen  non  e.vplere ; plures 

Anderson  a.  a.  0.  111  "Av&ai  als  Epitheton  des  enim    dii    q>vxdX\iiot    sunt.    —    IV)    Apollon, 

Zeus  (vgl.  die  Inschrift  im  attischen  Festkalender  10  Anonym.  Laur.  267,  44;  vgl.  Maafs,  De  Lenaeo 

aus    der    Epakria:    Au  Äv&cdsl,    Richardson,  et  Delphinio  13 f.,   der  für   den   Beinamen   des 

Amer.   Journ.    arch.    10   [1895],    210   Z.  47    =  Apollon    IIv&LOg    dieselbe    Bedeutung    in    An- 

de  Prott,   leg.    Graec.   sacr.   49   Z.  47)  —  man  sprach  nimmt:  IIv9i.og=  *<&v-9-iog  =  4>vxtog. 

würde  dann  vor  "Avtiai  die  Wiederholung  von  [Höfer.J 

Au   erwarten  —   aufzufassen   haben ,    sondern  Phytalos  (Kredos),  attischer  Heros  im  Demos 

es    ist  eine   Weihung    an    Ztvg   KegaLog    (vgl.  Lakiadai    am    Kephissos,    durch    welchen    die 

Ammon  xtgaiog,  Kaibel,  Epigr.  833.  835)  und  heilige  Strafse   von  Athen   nach  Eleusis   ging, 

an  den  Poseidonsohn  Anthas,  dessen  Kult  zu-  Er  nahm   die  Demeter    bei  ihrer  Wanderung 

gleich  mit  dem  seines  Vaters  nach  Athen  über-  freundlich  auf  und  wurde  ciafür  mit  dem  Feigen- 

tragen  worden  ist.     Freilich   bleibt  noch  eine  20  bäum  beschenkt.     Paus.  1,  37,  2;  vgl.  Athen. 

andere    Möglichkeit:    die    Liste    der   ßvv&vtai  3  p.  74 d.     Welcher,  Ztschr.  f.  d.  alte  Kunst  131. 

weist  merkwürdig  viele  boiotische  Namen  auf,  Bursian,   Geogr.  1,  326.     Preller,  Demeter  u. 

im  boiotischen  Theben  (Paus.  9, 16,  1)  und  viel-  Pers.  S.  320.    Mommsen,  Heortol.  S.  255.    Seine 

leicht  auch  sonst  noch  in  Boiotien  wurde  Zeus  Nachkommen,  die  Phytaliden  (s.  d.),  gewährten 

Ammon  verehrt  u.  das  boiotische  Anthedon  sollte  dem  Theseus,   als   er  von  Troizen  nach  Athen 

nach  Anthas  (Paus.  9,  22,  5)   benannt  sein,  —  wanderte,  gastliche  Aufnahme  und  sühnten  ihn 

so  könnte  der  Kult  des  Zeus  Keraios  und  des  an   dem   Altar    des   Zeus   Meilichios   von   dem 

Anthas  ursprünglich  auch  ein  boiotischer,  von  unterwegs  vergossenen  Blute.  Zum  Dank  dafür 

der    boiotischen    Genossenschaft    nach    Attika  hatte   für   die  Folge   das  Geschlecht  der  Phy- 

mitgenommener  Kult  sein.  Nach  Toepffer  u.a.  O.  30  taliden  auf  Anordnung  des  Theseus  in  Athen 

252.  254;  vgl.  Mannhardt  a.  a.  O.  259  hat  sich  bestimmte  Ehrenämter  bei  den  Theseusfesten, 

aus   dem  Beinamen  des  Poseidon,  Phytalmios,  Paus.  1,  37,  3.    Plut.   Thes.  12,  23.    Mommsen, 

der  Heros  Phytalos  (s.d.),  der  Ahnherr  des  Ge-  Heortol.  S.  277f.  283.     C.  Boettichtr,  philolog. 

schlechtes  der  ®vxuXLdai  (s.  d.),   die  wohl  den  22  (1865),  271  ff.     Toepffer,  AU.  Geneal.  247  ff.; 

Dienst  des  Poseidon  versahen  (vgl.  Osk.  Wulff',  vgl.  Phytalmios  I,  2.     [Stoll.] 

Zur  Theseussage  [Diss.  Dorpat  1892J,  167),  ent-  Phyteus  ($vtevg),   Gründer   der   Stadt  Phy- 

wickelt.      W.  Vischer,  Neues  Schweiz.  Museum  teion  in  Elis,  Istros  b.  Steph.  B.  s.  v.  frineiov. 

3  (1863),  50  erklärt  den  Poseidon  Ph.  der  obi-  Vgl.  Phykteus.     [Stoll.] 

gen  Inschrift  für  den  in  Eleusis  verehrten  Po-  Phytia  ($vxia),  Beiname  der  Leto  s.  Eumanu 

seidon,  wo  er  aber  den  Beinamen  nccxrJQ  (Bd.  3  40  Bd.  2  Sp.  1968  u.  Leto   Bd.  3   Sp.  394,  5 ff.  u. 

Sp.  1681,  44  ff.)  führt,  und  ähnlich  schlofs  Buben-  Niobe;   vgl.   auch   Usener,  Götternamen  257  u. 

söhn,  Mysterienheiligt.  120  aus  der  Verbindung  Anm.  22.     Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio  13. 

des  Poseidon  Ph.  mit  Demeter  ngongoaia  (ob.  [Höfer.] 

2489,  66;  s.  auch  Hebijch,  TtQoxQvyccLa),  dafs  Po-  Phytios  ($vxiog),  l)Beinam*des  Zeus  und  des 

seidon  Ph.  an  den  Proerosien  von  Eleusis  mit  Helios,   Hesych.   s.  v.      Maafs  u.    Usener  oben 

Demeter  TtQoriQOoLcc   zusammen  verehrt  worden  unter    Phytia;    vgl.    Phytalmios    IV.    —    2)  s. 

sei,    vgl.    jedoch    0.    Gruppe   bei    Bursian   85  Orestheus.     [Höfer.] 

(1895),  280.  Eine  Darstellung  des  Poseidon  Phyto  ($vrm),  1)  Name  der  samischen  Sibylle, 
Phytalmios  will  Gerhard,  Arch.  Zeit.  3  (1845),  Eratosthenes  bei  Lyd.  de  mens.  4,  47  p.  103 
72  auf  dem  Harpyienmonument  von  Xanthos  50  Wuenscli,  Schol.  Hat.  Phaedr.  244  b  p.  270 
erkennen.  —  3)  Für  Erythrai,  Priestertum  des  Hermann,  dem.  Alex.  Strom.  1,  399  Pott.  = 
Tloasiäcov  $vxd(i}liLiog,  Dittenberger,  Sylloge  868  Migne.  Suid.  s.v.  ZlßvXXcc.  Diels,  Sibyll. 
21  370  Z.  80  p.  539  =  22,  600  Z.  82  p.  368.  —  Blätter  53  (52,  1).  E.  Maafs,  De  Sibyllarum 
4)  Für  Rhodos,  auf  einer  in  Gennadi  bei  Lindos  indieibus  58.  Vgl.  Phoito.  -  -  2)  Nach  der  Ver- 
gefundenen Inschrift  mit  der  Opferbestimmung:  mutung  von  Bunte  zu  Hygin.  P.  A.  2,  21  eine 
0tvSai6iov  tKxa(i)  iaxaptvov  TLoxsidüvi  <$vxul-  der  Hyaden;  überliefert  ist  Phaio.  [Höfer.] 
lilai,  vg  xtttog  &oivfixca(=&vtxcu),  Jules  Martha,  Phyxelis  (tfi'^is),  Beiname  des  Dionysos, 
Corr.  hell.  2  (1878),  615 f.  Dittenberger  21,  375  Anonymos  Laurent,  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell- 
p.  551  =  22,  622  p.  417.  de  Prott  a.  a.  O.  1,  Studemund  1,  268,  40.  Niketas  ebend.  1,  276. 
23  p.  44.  Inscr.  Mar.  Aeg.  1,  905  p.  147.  —  60  Der  Beiname  bezieht  sich  wohl  auf  die  Flucht 
II)  Zeus,  Anonym.  Laur.  a.  a.  O.  267,  102.  des  Gottes  vor  Lykurgos  (s.  d.),  Hom.  11  6,  135 ff. 
Niketas  ebend.  274.  Hesych.  s.  v.  &vxdluiog  Vgl.  Dümmler,  Rhein.  Mus.  43  (1888),  357. 
Zhvg.  Schol.  rec.Aesch.Ag.3-tf.  Theod.  Prodi:  Crusius,  Philol.  1889,  210,  34.  F.  A.  Voigt 
catom.  112;  vgl.  yvTÜUe  Zw,  Orph.hymn.15,9.  Bd.  1  Sp.  1052,  30  ff.  [Höfer.] 
Qvxiog  .  .  Zsvg,  Hesych.  —  III)  Dionysos,  Phyxios  (&v£iog),  Beiname  1)  des  Zeus, 
Anonym.  Laur.  268,  41,  vgl.  bei  Plut.  de  rirt.  Anonymos  Laurent,  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell- 
mirr.  12  den  9tbg  cpvxälpiog  %al  ijptQiöiig,  dessen  Studemund  1,  267,  101,  nach  Dio  Chrysost. 
Wesen    es    ist   xb  ayQiov   nolovßai   xor)   iicptlüv  (or.   1    ]>.  9.   or.    12    p.   237    Dindorf)    Siä    xr\v 


2493                      Phyza  Picus                       2494 

tkxxüjv  cmöyv'giv ,   dem  Deukalion    uud  Pyrrha  Satyrnamen  Pias  und  besonders  die  Thatsache, 

nach   ihrer  Errettung  einen  Altar  errichteten,  dafs    Piasos    in    einem    Weinfafs    seinen    Tod 

Tzetß.  Ohü.  7,  332.    Schol  Apoll  Ehod.  2,  1147.  findet.   —    Zur  Erklärung  der  Bd.  2   Sp.  1900 

Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  425  Anm.  1.  erwähnten    Münzen    des    thessalischen    Larisa 

Phrixos  (s.  d.)  opferte  dem  Zeus  Phyxios  nach  ge-  mit  der  Darstellung  der  ballspielenden  Larisa 

lungener  Flucht  den  goldenen  Widder,  Apollod.  ist  zu  verweisen  auf  Eust.  ad  Hom.  1554,  33: 

1,  9,  1.    Schol.  Apoll.  Rhod.  a.  a.  0.  und  4,  119.  f]  AccQiaaa  6cpaiQi^ov6ci  tcccqo.  xbv  IJrivtibv  üho- 

p.  534  Keil.    Schol.  Find.   Ol.  13,  75.    Pyth.  4,  &sv  slg  xbv  noxa^iov.   Es  ist  wohl  nicht  zu  zwei- 

428.    Tzetz.  Lyk.  21  p.  309,  175  p.  436  Müller.  fein,  dafs  die  Bd.  2  Sp.  1898  ff.  als  verschiedene 

Schol.  Arat.  225  p.  70  Bekker  =  p.  378  Comment.  10  Personen  getrennten  Heroinen  Larisa  ursprüng- 

in  Arat.  ed.  Maafs;  vgl.  Wecklein,  Einleit.  zu  lieh  identisch  sind:  in  dem  Sturz  der  Larisa  in 

Ew.  3Ied.2  S.  2.    Der  Lakedaimonier  Pausanias  den  Peneios  könnte  man  eine  Parallel  zu  dem 

opferte  nach  der  Ermordung  der  Kleonike  (Flut.  von  ihr  herbeigeführten  Sturz  ihres  Vaters  Pia- 

Kim.  6)    dem  Zeus   Phyxios,   um   sich  von  der  sos  in  das  Weinfafs  erblicken.     [Höfer. J 

Blutschuld   zu  reinigen,  Paus.  3,  17,  9.     Doch  Picuumus  s.  Pilumnus. 

darf  man  hieraus  nicht  mit  Preller-Robert  145,  1  Picus.  Ein  dem  Kreise  des  Mars  angehöriges 

auf  einen  Kult  des  Zeus  Ph.  in  Sparta  schliefsen,  Wesen,  das  uns  in  der  Überlieferung  in  drei- 
sondern da  Pausanias  in  Phigaleia  opfert,  auf      facher    Form:    1)    als    heiliger  Vogel,    2)    als 

einen   dortigen   Kult,    Wide,  Lakon.  Kulte  14.  Gott,  3)  als  König  entgegentritt.    Der  Vogel, 

Der  Kult  des  Zeus  Ph.  war  besonders  in  Thessa-  20  der  picus  Martins  (vgl.  die  andern  von  Röscher 

lien    heimisch,    Schol.    Apoll.   Rhod.   2,    1147;  oben  Bd.  2  Sp.  2427 ff.  aufgezählten,  dem  Mars 

auch     in    Argos    vor    dem    Delta    genannten  heiligen  Tiere    und  Pflanzen;,    wird   wohl   das 

Platze  befand  sich  ein  Altar  des  Zeus  Phyxios,  Ursprüngliche  sein.    Der  Specht  {picus)  scheint 

Paus.  2,  21,  2;  vielleicht  läfst  auch  der  in  Elis  in    ganz   Italien  als   heiliger  Vogel   des    Mars 

erwähnte  Ort,  xb  <Pv£,iov  7tcxXov[ievov  Polyb.  5,  gegolten  zuhaben,  denn  er  kommt  auch  bei  den 

95,  8    auf   einen    elischen  Kult  schliefsen.    —  Umbrern     auf    den    Iguvinischen    Tafeln    vor 

2)   des  Apollon,   Anonymos   Laurent,   a.  a.  0.  (vgl.  Buecheler,   Umbrica  5,  B.  9  u.  15 ;   Piquier 

I,  267,  45.  Philostr.  Heroic.  10,  4  p.  711.  Marti  er  =  Pieii  Martii),  ebenso  bei  den  Aequi 
Sowohl  Zeus  als  Apollon  Phyxios  sind  wesens-  zu  Tiora  Matiene  (Röscher,  oben  Bd.  2,  Sp.  2431, 
gleich  mit  dem  Zeus  bez.  Apollon  Lykoreios  30  4  ff.  schlägt  Mariiene  =  turris  Martiana  vor),  wo 
(s.  u.  d.  Art.  Lykoreus),  Immerwahr,  Kidte  u.  nach  Dionys.  Hai.  (1,14,5)  ein  picus  (ÖQvig  ov 
Mythen  Arkadiens  22.  137.  253.  Wide  a.  a.  0.  avxol  (ihv  ntxov,  "EXXvvtg  dh  8Qvoxoiänxi)v 
S.  Pyxios.  —  3)  der  Götter  im  allgemeinen,  xedovaiv ;  das  Ganze  wird  ausdrücklich  als 
Pollux  1,24.     [Höfer.]  xQrl6tVQt0v"^Q(:0S  bezeichnet)  auf  einer  hölzernen 

Phyza  (<&-i'Jor),    die    Entmutigung,    Genossin  Säule  sitzend  weifsagte.   Auch  die  Picenter,  die 

des  Phobos,  Hom.  II.  9,  2;  vgl.  Schol.   Toicnl.  ihren  Namen  von  ihm  ableiteten,  wufsten  von 

II.  4,  441.  S.  Phyge.  [Höfer.j  dem  picus  Martins  zu  erzählen,  er  sei  Führer 
Piales  s.  Pielos.  desjenigen  Ver  Sacrum  gewesen,  wodurch  As- 
Pias  (LTiag),  Name  eines  Satyrs  =  rTrinks',  eulum   begründet  wurde   (vgl.   Paulus  p.  212 ; 

Baumeister,  Denkmäler  1302  1.  [Höfer.]  40  Picena  regio,  in  qua  est  Asculum  dieta,  quod 
Piasos  (Iliaaog),  Herrscher  der  Pelasger  in  Sabini  quam  Asculum  proflciscerentur,  in  vexillo 
Larisa  Phrikonis  am  Hermos  bei  Kyme  oder  eorum  picus  consederit.  Strabon  5,  4,  2  =  p.  200, 
im  thessalischen  Larisa  am  Peneios,  Vater  der  40  M.  .  .  .  SqvokoXütixov  xi)v  öSbv  i}yr]aa\Ltvov, 
Larisa,  der  der  eigenen  Tochter  (vgl.  Assaon-  .  .  .  ■niv.ov  juq  xbv  öqviv  xovxov  öj'o^cc^ovai,  Kai 
Niobe,  Thraemer,  Pergamos  20  Anm.  4)  vor  ihrer  vo^i^ovaiv'AQScog  hoov,  Sil.  Ital.  8,  439 ff.).  Auch 
Vermählung  mit  dem  Dolionenkönig  Kyzikos  in  der  römischen  Gründungssage  spielte  er  eine 
Gewalt  angethan  hatte.  Um  ihre  Schande  zu  Rolle.  Danach  hatte  er  sowohl  wie  die  Wölfin 
rächen,  stürzte  Larisa  den  Vater,  als  er  sich  einen  Anteil  an  der  Errettung  des  Romulus 
über  ein  Fafs  mit  Wein  beugte,  in  dasselbe  und  des  Remus  (vgl.  Plut.  de  fort.  Rom.  8,320  D. 
hinein.  In  Larisa  Phrikonis  hatte  Piasos  einen  50  isgbg  ö'  uQvig"Apsog,  ov  ÖQvo-nolditxrtv  -nalovöiv, 
Kultus,  Euphorion  bei  Parthen.  28  und  im  iTZixpoix&v  xai  7iQ00xa&i£a>v  axQojvv^og,  iv  ftf'pt« 
Schol.  Apoll.  Rhod.  1,  1063  und  dazu  Meineke,  t&v  vrpt'uov  txaxtQov  ßxö^a  xi\  %r\lfj  dioiyav, 
Anal.  Alex.  41  f.  Strabo  13  p.  621  (Eust.  ad  ivsxi&tt  tyüjiiiaua,  xfyg  avxov  xgocpijg  ceno- 
Hom.  R.  357,  43 ff.).  Nikol,  Damasc.  fr.  19  utolfrv,  Q.  R.  21;  bei  OridF.3,31  erscheinen 
(F.  H.  G.  3,  368).  Suid.  s.  v.  cc&eut  oxet ;  vgl.  der  Rhea  Silvia  im  Traume  Martia,  picus, 
E.  Meyer,  Forsch,  zur  alten  Gesch.  1,  35,  3.  avis  .  .  .  et  lupa  als  Schützer  der  beiden  die 
Der  Name  Iliaaog  (vgl.  niuoög,  nicav)  soll  den  Zwillinge  symbolisierenden  Palmen).  Auch  ab- 
fetten, fruchtbaren  Boden  bezeichnen,  Völcker,  gesehen  von  diesem  Mythus  war  der  picus 
Mythol.  des  Japet.-Geschl.  366.  0.  Müller,  Martins  ein  für  die  Augurien  bedeutungsvoller 
Orchomenos  126,  4.  Anyer mann,  Jahrb.  f.  Phil.  60  Vogel  (vgl.  Festus  p.  197;  Plin.  N.  H.  20: 
153(1896),  48,  ebenso  vielleicht  auch  der  Name  .  .  .  pici  .  .  .  Martio  cog nomine  insignes  et  in 
Aäqiaa  (vgl.  locQog,  laQivög),  Völcker  a.  a.  0.  auspieiis  magni).  Mit  ihm  beschäftigte  sich 
Meineke  a.  a.  0.  42;  andere  Ableitungen  des  der  Volksaberglaube  —  in  einem  Baume,  auf 
Namens  Larisa  bei  Tümpel,  Philol.  49  (1890),  dem  dieser  Vogel  nistete,  blieben  keine  Nägel 
723.  Heinr.  Bertsch,  Götternamen  und  Sprach-  fest,  sondern  nach  kurzer  Zeit  fielen  sie  alle 
entwicklung  (Programm  Gymn.  Bruchsal  1903)  aus  (Isid.  12,  1,  47  [p.  407  Otto]:  nam  ferunt 
S.  32.  Doch  könnte  der  Name  Piasos  auch  mit  haue  avem  quiddam  habere  divinum,  Mo  iu- 
itivstv,    trinken,    zusammenhängen,     vgl.     den  diclo,   quod   in   quaciimque  arbore  uidifieaverit, 


2495                      Picus  Pielos                      2496 

clavus  vel  quicquid  aliud  fixum,  diu  haerere  a.  a.  0.:  praeclarum  .  .  .  belli geratorem)  und 
non  [lotest  quin  statim  excidat,  ubi  ea  insederit).  Pferdezüchter  {Verg.  A.  7,  189:  ecum  domitor ; 
Als  Glücksvogel  setzte  sich  der  picus  dem  P.  Ovid.  Met.  14,  321  utilium,  bello  Studiosus  equo- 
Aelius  Paetus  auf  das  Haupt  (Varro  de  vita  rum);  Vergil  (A.  7,  170 — 194)  beschreibt  seinen 
pop.  Rom.  Üb.  3  bei  Non.  Marc.  518  [Mercier\,  Palast,  und  luvenal  (8,  131)  gebraucht  seinen 
2,  171  [Mueller].  Namen,  um  den  uralten  Adel  zu  bezeichnen. 
Es  ist  leicht  zu  begreifen,  wie  allmählich  Um  das  Verhältnis  des  Königs  Picus  und  des 
aus  dem  heiligen  Mars -Vogel  eine  göttliche,  picus  Martius  aufzuklären,  bediente  man  sich 
dem  Mars  ähnliche,  ja  zuweilen  geradezu  mit  des  alten  Mittels  der  Metamorphose:  seine 
ihm  identifizierte  (vgl.  Diouys.  1,  31,  wo  Faunus  10  Gemahlin,  die  Circe,  habe  die  Verwandlung 
Sohn  des  Picus  als  "Aqsqs  ■  ■  ■  anoyovos  be-  vollzogen  {Verg.  A.  7,  189;  Flut.  Q.  R.  21,  vgl. 
zeichnet  wird)  Gestalt  entstanden  ist.  Dieser  Val.  Flac.  7,  232  und  Sil.  Ital.  8,  439  ff.).  Um 
Gott  entwickelte  sich  weiter  und  wurde  alter  aber  diese  That  der  Circe  zu  motivieren,  liefsen 
Landeskönig  (Fest.  p.  209:  rege  Aboriginum),  andre  die  Pomona  (s.d.)  seine  Gemahlin  sein,  die 
indem  man  ihm  einen  Platz  in  der  relativ  er  der  Circe  vorgezogen  habe  (Serv.  A.  7,  190: 
spät  entstandenen  Laurentischen  Königsliste  postea  Circe  cum  eum  amaret  et  sperneretur, 
anwies.  Die  Liste  (vgl.  Verg.  A.  7,  47  —  49;  irata  eum  in  avem,  picum  Martium,  convertit .  . .). 
Arnob.  2,  71;  Lactant.  Inst.  1,  22,  9;  Interpol.  Noch  eine  Variante  hat  Ovid  (Met.  14,  312  ff.), 
Sero.  A.  10,  76)  lautet:  Picus,  Faunus,  Latinus,  wo  die  Nymphe  Canens,  Tochter  des  Ianus 
wobei  die  einzige  Abweichung  (vgl.  aber  für  20  (Ianigenam  .  .  .  Canentem  v.  381),  die  Stelle 
Latinus  Wissotca,  Bd.  1  Sp.  1454,  21  ff.  und  der  Pomona  vertritt.  Diese  Version  wird  wohl 
Aust,  Bd.  2  Sp.  1909,  17  ff.)  darin  besteht,  dafs  eine  Erfindung  des  Ovid  sein,  dem  es  auf  eine 
einige  (darunter  Varro  de  gent.  pop.  Rom.  2  bei  Echo-Sage  ankam,  indem  ihm  das  Gegebene  ein 
Augustin,  C.  D.  18, 15  und  nach  Varro,  Interpol.  locus  canens  war.  Endlich  ist  noch  zu  erwähnen, 
Serv.  A.  10,  76,  vgl.  Agahd,  Varronis  Anti-  dafs  der  phantastische  Annalist  Valerius  Antias 
quitatum  rerum  divinarumlibri  I.  etc.  p.  192,14)  Picus  und  dessen  Sohn  Faunus  in  Verbindung 
einen  gewissen  Sterces  (Augustin  a.  a.  0.)  oder  mit  dem  Iuppiter  Elicius  gebracht  hat  (Arnob. 
Stercentius  (Augustin,  Interpol.  Serv.  a.  a.  0.)  5,1,  der  den  Valerius  nennt;  Ovid  F.  3,  285 — 348; 
[wohl  identisch  mit  dem  Stercutus  (Lactant.  Plut.  Numa  15  —  die  beiden  letzteren  ohne 
Inst.  1,  20,  36,  vielleicht  nach  Varro,  Antiq.  30  Angabe  des  Gewährsmannes).  Durch  eine  List 
Div.  15,  vgl.  Agahd  a.  a.  0.;  nach  Lactant.  fängt  Numa  die  Walddämonen  Picus  und 
Isidor  17,  1,  3)  oder  dem  Stercu<lus)>  (Tertull.  Faunus,  um  mit  ihrer  Hilfe  den  Iuppiter  herbei- 
ad  Nat.  2,  9)  und  dem  Sterculius  (Macr.  S.  zurufen  (vgl.  Aust  Bd.  2  Sp.  657,  3  ff.).  Die 
1,  7,  25)],  den  Erfinder  des  Düngens  als  Vater  Erwähnung  des  Picus  wie  die  des  Faunus 
des  Picus  angaben.  Wiederum  andere  z.  B.  (vgl.  Wissowa  Bd.  1  Sp.  1456,  22  ff.)  ist  viel- 
Augustin.  a.  a.  0.  (eum  Saturnum  appellare  vo-  leicht  eine  Anspielung  auf  die  diesen  Göttern 
luerunt,  wo  er,  wie  es  scheint,  in  diesem  Satze  als  Alpdämonen  (Röscher,  Ephialtes  86)  zu- 
dem Varro  nicht  gefolgt  ist),  Macr.  S.  1,  7,  25.  geschriebenen  prophetischen  Gaben  —  mehr 
Isidor.  17,  1,  3  (eundem  (Stercutum)  quidam  darf  man  aus  der  Geschichte  nicht  schliefsen. 
Saturnum  putaverunt,  ut  majorem  Uli  nobili-  40  Vgl.  Härtung,  Relig.  d.  Römer  2,  173  ff. ; 
tatem  facerent  hoc  nomine,  quo  splendide  sonar et,  Schwegler  R.  G.  1,  214 ff.  231  ff. ;  Preller  R.  M.s 
et  dignitatem  tituli  compararet)  versuchten  diese  1,  375 ff.  Wissoioa,  Rel.  u.  Kultus  d.  Rom. 
Differenzdurchidentifizierung  von  Sterces  u.s.w.  165.  174.  [Über  die  Verknüpfung  des  Picus 
auszugleichen.  Die  Alten  selber  fafsten  den  mit  der  assyrischen  Urgeschichte,  wonach  Picus 
Hergang  umgekehrt  auf;  nach  ihnen  entstand  bald  als  Bruder  des  Ninos  (Diodor.  6,  5),  oder 
der  Gott  aus  dem  Könige,  indem  man  dem  als  Ninos  selbst  (Exe.  lat.  barb.  tab.  20bff. 
alten  König  als  Landesherrn  einen  Kult  weihte  37ft)  und  erster  assyrischer  König  (illoyal 
(z.  B.  Augustin,  C.  D.  18,  15:  Picum  ...  in  laTOQicöv  bei  Gramer,  An.  Paris.  2,  257,  33) 
talium  deorum  [i.  e.  agriculturae  deorum]  nu-  erscheint,  vgl.  C.  Trieber,  Hermes  27  (1892), 
merum  reeeperunt).  So  soll  der  Kult  des  Picus  50  340.  Höfer.]  [Carter.] 
von  Romulus  (Varro,  Antiq.  Div.  1  [vgl.  Pidaseus  s.  Pedanasseus. 
Agahd  a.  a.  0.  p.  157.  158]  bei  Min.  Fei.  Od.  Pidasos  (Ilidaaog),  Flufsgott  auf  Münzen 
25,  8  [danach  Cyprian  Id.  4,  2,  5]  auch  bei  von  Hyrkanis  in  Lydien,  Head,  Hist.  num. 
Augustin,  C.  D.  4,  23,  und  Seneca  —  wohl  auch  550.  Catal.  of  the  greek  coins  of  Lydia,  Introd. 
nach  Varro  —  bei  Augustin,  G.  D.  6,  10)  oder  LXV.  Imhoof- Blumer,  Lyd.  Stadtmünzen  83  ff. 
von  Faunus  (Lactant.  Inst.  1 ,  22,  9)  gestiftet  Der  Name  klingt  an  an  das  Gebirge  Pindasos, 
sein.  Dafs  aber  der  Gott  das  Frühere  und  Thraemer,  Pergamos  353.  365.  [Höfer.] 
Ursprüngliche  war,  zeigt  uns  der  ganz  parallele  Pidytes  (Ih8vxr]g),  ein  Bundesgenosse  der 
Fall  des  Faunus,  wo  der  uralte  Gott,  nachdem  Troer  aus  Perkote  in  Mysien,  fällt  durch  Odysseus, 
er  seinen  Platz  als  König  in  der  Königsliste  60  11.  0,  30.  Tzetz.  Hom.  116.  Fick-Bechtel,  Die 
bekommen  hatte,  später  als  vergöttlichter  Heros  griech.  Personennamen  422.  [Stoll.] 
aufgefafst  wurde  (vgl.  Wissowa  Bd.  1  Sp.  1454,  Pielos  (IJitXog),  Sohn  des  Neoptolemos,  von 
36 ff'.).  In  der  graecisierenden  Legende  spielt  Andrornache  ihm  in  Epirus  geboren,  Bruder 
der  alte  König  Picus  eine  Rolle.  Er  galt  als  des  Molossos  und  Pergamos,  Paus.  1,  11,  1. 
grofser  Weissager  (Augustin.  C.  D.  18, 15:  prae-  Bei  Justin.  17,  3  heilst  er  Piales  und  ist  Stamm- 
clarum  augurem;  Serv.  A.  7,  190:  .  .  .  augur  vater  der  epirotischen  Aiakiden,  der  Pyrrhiden. 
fuit  et  dornt  habuit  picum  per  quem  futura  no-  Bei  Hyg.  f.  123  ist  für  Amphialus  wahrschein- 
scebat;    vgl.   Fest.  p.   246;,   Krieger    {Augustin  lieh  zu  schreiben  Pialus   oder  Pielus,  Preller, 


2497                         Pier  Pieros                       2498 

Gr.   Myth.   2,  467,  5.     Vgl.   auch  Schol.   Eur.  aufgeführten  Stückes  nahe,  an  die  von  Arche- 

Andr.  32:    ügo^vog    dh    iv    ty    TtQmxn    x&v  laos  in  Dion  gestifteten  scenischen  Wettkämpfe 

'HTtsiQcotiY.töv   Nso7tvoXifLOv    u.hv    BiLsXov   (so  zu   denken,  deren   einzelne  Tage  Musennamen 

Schivartz    für    das    überlieferte    ÜQtXXov    bez.  trugen,  s.  Fr.  Boediger,  Fleckeisens  Jahrb.  Stippt. 

II,  XXov)  tpi]6i  ysyovivai,  xbv  y.ccl  nr\Xicc.  ov  ui)v  8  S.  257.     Nach   boiotischer,  vermutlich  thes- 

oxt  i£  'Eqiiiovtis  TtcxQccdzdijXonai.     [Stoll.]  pischer  Sage  sind  die  Musen,  quas  Pierides  et 

Pier  (TlirjQ,  -£Qog),  1)  Sohn  des  Eleuther,  von  Pierias  solent  poetae  appellare,  wie  Cic.  de  nat. 

welchem  Pierien  benannt  sein  sollte,  Schol.  II.  deor.  3,  21,  54  angiebt,  Töchter  des  Pieros  (s.  d.) 

14,  22(5.    Et.  M.  p.  671,  36.  —  2)  Andere  Form  und  der  Antiope  (Töchter  des  Thespios,  Apd. 

für  Pieros,  Ant.  Lib.  9.  —  Vgl.  Pieros.    [Stoll.]  10  2,  7,  8).     Scherzweise  machte   sie   Epicharmos 

Pieria  (Tlitgia,  -ag),  1)  Nymphe,  nach  der  im  "Hßag  yäpog  zu  Töchtern  des  Pieros  und 
Pierien  benannt  worden  sei  (Eustath.  ad  Bind,  der  Pimpleis  (s.  d.),  des  Pinguineus  und  der 
14,  226  p.  980;  Etym.  Magn.  s.  v.).  —  2)  Ge-  Impletrina,  wie  G.  Hermann  übersetzt.  Tzetz. 
mahlin  des  Danaos,  Mutter  der  Danaiden  Ak-  ad  Hesiodi  op.  6  (Com.  Graec.Jr.  1  S.  98  nr.  41 
taie,  Podarke,  Dioxippe,  Adite  ('Adyte'  Ägius),  Kaib.):  'EnlxocQ^og  iv  rä  rrjg  "Hßccg  yd^a  iitxa 
Okypete,  Pylarge  (Apoll  2,  1,  5),  (dort  üihQtiag  Xiysi  (Movoccg),  ftvyuxiQccg  Tliigov  xctl  Tltft- 
codd.).  —  3)  Gemahlin  des  Oxylos  (s.  d.  Bd.  3  TtXr\idog  vv(icpr}g,  NsiXovv,  Tqix6^v7\v  (TQixcoviSa 
Sp.  1236),  Paus.  5,  4,  4.  Vgl.  die  Quelle  TJttQo:  Kaibel),  kaomovv,  <E7trcarde?]i>  (EnxänoQiv  K.), 
zwischen  Elis  und  Olympia,  an  der  die  sechs-  k%sX(aLdu,  TixoitXovv  (Tixavovv  K)  kccI  'PoSlccv. 
zehn  der  Hera  dienstbaren  Frauen  der  Eleier  20  S.  d.  Art.  Musen.  —  2)  Töchter  des  Pieros  von 
sowie  die  Hellanodiken  vor  jeder  Amtshandlung  Pella  (Emathides  Ovid.  Met.  5,669;  Antonin. 
Weiheopfer  vornehmen  mufsten  {Paus.  5,  16,  8,  Liberal.  Transf.  9)  und  der  Paeonerin  Euippe 
Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl.  2,  274)  und  den  (Ov.  Met.  5,  303),  neun  an  Zahl.  Sie  zogen 
Flufs  niüQog  in  Achaia  (jetzt  Kamenitza),  von  zum  Helikon  und  forderten  die  Musen  zum 
den  Küstenbewohnern  nach  Paus.  7,  22,  1  IJttQog  Sangeswettkampf  heraus.  Besiegt,  wurden  sie 
genannt  (so  auch  Hesiod  bei  Strab.  8  p.  342;  zur  Strafe  in  Vögel  verwandelt  und  behielten 
Herod.  1,  145;  Paus.  7,  18,  lf.);  über  ihn  s.  nach  Ant.  Lib.  a.  a.  0.  (Nikander,  hsQoiovii. 
Bursian  a.  a.  0.  2,  311.  —  4)  Tochter  des  4  fr.  54  p.  62  Schneider)  ihre  Namen  Kolyrnbas 
Pythes,  eines  angesehenen  Mannes  in  Myus,  (Taucherente),  Iynx  (Wendehals),  Kenchris 
und  der  Iapygia,  berühmt  durch  die  Liebe  des  30  (Turmfalke),  Kissa  (Häher),  Chloris  (Grünspecht), 
Phrygios  (s.  d.),  eines  Sohnes  des  Neleus,  Akalanthis  (Stieglitz),  Nessa  (Ente),  Pipo  (Baum- 
Gründers  von  Milet,  der  um  ihretwillen  durch  hacker),  Drakontis,  die  mifsstimmige  oder  ge- 
seinen  Einflufs  den  Feindseligkeiten  zwischen  schwätzige  Vögel  bezeichnen ;  Ovid.  Met.  5, 671  ff. 
den  beiden  Städten  ein  Ende  machte  (Flut.  läfst  sie  zu  Elstern  werden.  Noch  späteren 
de  mul.  virt.  16,  gekürzt  bei  Polyaen,  8,  35).  Ursprungs    als    diese    Verwandlungssage,    die 

[J.  Bberg.]  bereits  die  Rückständigkeit  des  nördlich  vom 

Pieris,  Pierides  (Ilisgig,  IIisQldeg),   1)  Bei-  Olympos  gelegenen  Landes  gegenüber  dem  am 

name  der  Musen,  sehr  oft  für  diese  selbst  ge-  Helikon   zur  Voraussetzung  hat,    scheint    aus 

braucht.     Stellensammlungen  aus  den  griechi-  Paus.  9,  24,  4  überliefert:  die  neun  Töchter  des 

sehen   und    lateinischen   Dichtern    bei    Bruch-  40  Pieros  hätten  die  gleichen  Namen  geführt  wie 

mann    (S.   175.    178)    und    Carter    (S.    73.    74),  die  Musen,  die  sog.  Musensöhne  seien  die  ihrigen 

Epitheta  deorum.    Die  Bezeichnung  findet  sich  und  würden  mit  Unrecht   den    Göttern   zuge- 

noch    nicht    bei    Homer,    wo    sie   'OXv^nttäSag  schrieben.  —  3)  Pieris,  Sklavin  des  Menelaos, 

heifsen  B.  2, 491 ;  Hymn.  3,  450,  aber  bei  Hesiod,  mit  der  er  den  Megapenthes  zeugte.    Apollod. 

Scut.  Herc.  205 f.:   &sccl  6'  £'%T]q%ov  äoidij,  Mov-  3,  11,  1.   Nach  Hercher  und  Wilamoivitz,  Homer. 

6cci  IlitQidtg,  Xiyv  ^sXno^ivcag  sUviai.    Sie  ist  Unters.  S.  175  blofses  Ethnikon.    [J.  Ilberg.] 

ihnen    beigelegt    von    ihrem    Geburtsort    oder  [Interessant  ist  die  Erwähnung  eines  Priesters 

Wohnsitz  Pieria,   Theog.  52 ff.:   Movaai,  ÖXv^l-  Mjovavg   nisgiöog   xai  'TnsQHag   auf  einer  im 

Ttiädtg,   Hovpca  Jibg  eriyioxoio,   rag  iv   IIisqLt]  Tempel  der  Aphrodite  Paphia  gefundenen,  aut 

Kgovidv   rixs   naxQi   uiytlaa   Mvr][io6vvr\,   yov-  50  ägyptische  Verhältnisse   bezüglichen   Inschrift, 

voi6iv   ' EXtv&fjQog    {isdiovoa;     Op.   1:    Movacci  Journ.  of  fall.  stud.  9  (1888),  238,43.    Bitten- 

TIitQir]Q-£v,  uoidyaiv  xXslovoaL,   Ssvts.    Dorthin,  berger,  Orient,  gr.  inscr.  sei.  1,  147  p.  226.   Auf- 

nach   den  Sitzen   der  pierischen  'Thraker'  an  fallend  ist  die  Erwähnung  einer  Muse  in  ver- 

die  Ostseite   des  Olympos  und  Pieros,   in  den  hältnismäfsig   so   später  Zeit  (ca.  150  v.  Chr.). 

schmalen  Küstenstrich   zwischen  Peneios  und  Bittenberger  a.  a.  O.  226,  4  verweist  auf  Strabo 

Haliakmon,    sowie  in    das   Schwesterland   am  17  p.  794,  wo  ein  isgsvg  6  iitl  rä  Mov as Leo 

Parnassos  und  Helikon,  von  Daulis  bis  Askra  (in  Alexandria)  tstay^ivog  erwähnt  wird,  und 

und  Thespiai ,  weisen  die  Spuren  der  ältesten  identifiziert  diesen  einerseits  mit  dem  in  unserer 

griechischen  Hymnenpoesie ,  dort  blühte  einst  Inschrift    erwähnten    iSQSvg   Movar]g    nisqidog, 

wie  die  Gesangeskunst,  so  die  Musenverehrung.  60  andererseits    mit   dem    in    einer    anderen    In- 

K.  0.  Müller,  Orchomenos   S.  379 ff. ;    Gesch.  d.  schrift  (a.  a.  0.  104  p.  182)  genannten  ini6tä- 

griech.  Litt.  I4  S.  42 ff.;  Kl.  Sehr.  2,  36.  Welcher,  rr]g  roxi  Movöslov.    In  Hypereia  erkennt  Bitten- 

Griech.  Götterl.  1,  426.     0.  Gruppe  oben  unter  berger  entweder  die  Nymphe  der  thessalischen 

Orpheus  §  21  ff.    §  35.     Nach  Pierien  wünscht  Quelle  gleichen  Namens  (s.  Bd.  1  s.  v.  Hypereia) 

sich  deshalb  der  Chor  der  Bakchen  des  Euri-  oder  auch  ein  zweites  Epitheton  der  Muse. 

pides;  vgl.  V.  409  ff. :  nov  d'  a   ■nuXXi6xbvoidvcc  [Höfer.] 

nmQia   iiovatiog   söqk,    aifiva  7iXi.xvg  'OXv^nov.  Pieros  (IlLtQog,  -ov),  1)  Eponymos  von  Pieria, 

Es   lag   für  die  Hörer  dieses   zuerst   in   Pella  daher  Sohn  des  Makedon  und  Bruder  des  Ama- 

Roscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  79 


2499 


Pietas 


Pietas 


2500 


thos,  Schol.  II.  14,  226.  (TliriQ,  tgog^Eustath. 
ad  11.  14,  226  p.  970,  nach  anderer  Überliefe- 
rung daselbst  Sohn  des  Eleuther  genannt, 
worin  Gruppe,  Griech.  Mythöl.  u.  Religionsgesch. 
S.  212  Beziehung  auf  das  boiotische  Eleutherai 
erkennt;  vgl.  Eustath.  ad  Od.  5,  50  p.  1522. 
Et.  Magn.  s.  v.  üitgia).  Autochthon  von  Enia- 
thia,  Anton.  Lib.  Transf.  9;  Pellaeer,  Ov/'d. 
Met.  5,  302;  Bruder  der  Methone  (Stadtname 
in  Pieria)  Gert.  Hom.  et  Hes.,  Schol.  Hes.  Op. 
p.  32  Gaisf.  Et.  Magn.  s.  v.  TIiSQia.  Als  Ver- 
treter der  Musenverehrung  seines  Landes  Sohn 
des  Linos  (Cert.  Hom.  et  Hes.,  Charax  b.  Suid. 
s.  v.  "Omqos  F.  H.  G.  3,  641  M.,  Schol.  Hes. 
Op.  a.  a.  O.)  sowie  Vater  des  Oiagros  und  der 
Kalliope  (Cert.);  nur  Oiagros  erwähnt  von  Suid., 
nur  Kalliope  Paus.  9,  30,  4.  Dichtete  zuerst 
auf  die  Musen,  Plut.  de  mus.  3;  führte  den 
Dienst  der  neun  Musen  aus  Makedonien  in 
Thespiai  ein  und  gab  ihnen  Namen,  Paus.  9, 
29,  3.  Biese,  Fleckeisens  Jahrb.  (1877)  S.  239. 
Sohn  des  Apollon,  Serv.  ad  Verg.  Ecl.  7,  21. 
Vgl.  Lobeck,  Aglaoph.  1,  322ff.,  Welcher,  Ep. 
Cycl.  1,  147,  Art.  Orpheus  Bd.  3  Sp.  1073  f.  — 
2)  Sohn  des  Magnes  und  der  Meliboia  (Stadt- 
name in  Magnesia  südöstlich  vom  Ossa).  Liebe 
zu  ihm  flöl'ste  Aphrodite  der  Kleio  ein,  aus 
Zorn  darüber,  dai's  sie  ihr  die  Liebe  zu  Adonis 
vorgeworfen.  Aus  dieser  Verbindung  entsprang 
Hyakinthos.  Apollod.  1,  3,  3.  Über  den  Stamm- 
baum s.  Müller,  Orchom.  S.  456  f.  Gerhard, 
Griech.  Mythöl.  2,  224.     [J.  Ilberg.] 

Pietas.  Mit  den  Worten  pius  und  pietas 
bezeichnet  der  Römer  dasjenige  Verhalten  des 
Menschen ,  durch  welches  dieser  allen  seinen 
Pflichten  gegen  die  Gottheit  und  gegen  die 
Mitmenschen  im  vollen  Umfange  und  in  allen 
Stücken  gerecht  wird.  Als  pietas  adversus  deos 
(Cic.  de  fin.  3,  73;  de  domo  sua  107;  vgl.  de 
not.  deor.  1,  116:  est  enim  pietas  iustitia  ad- 
versiim  deos)  berührt  sich  ibr  Begriff  sehr  nahe 
mit  dem  der  religio  {pietas  et  religio  verbunden 
z.  B.  Cic.  de  rep.  1,  2;  de  leg.  2,  26;  de  har. 
resp.  19;  Verr.  4,  12;  pietas,  sanctitas,  religio 
de  not.  deor.  1 ,  3 ;  pietas  et  sanctitas  de  off. 
2,  11),  durch  welchen  er  allmählich  in  der 
Weise  zurückgedrängt  wird,  dai's  sich  pietas 
mehr  und  mehr  auf  die  Bezeichnung  des  pfiieht- 
mäl'sigen  und  einwandfreien  Verhaltens  der 
Menschen  untereinander,  speziell  solcher, 
die  durch  die  Bande  des  Blutes  oder  der  Ehe 
mit  einander  verbunden  sind,  einschränkt;  vgl. 
Cic.  de  inv.  2,  66  (vgl.  161):  religionem  eam, 
quae  in  metu  et  caerimonia  deorum  sit,  appellant, 
pietatem,  quae  erga  patriam  auf  parentes  aut 
alios  sanguine  coniunetos  officium  conservare 
moneat;  part.  orat.  78:  iustitia,  eaque  erga  deos 
religio,  erga  parentes  pietas  .  .  .  nomiuatur;  de 
rep.  6,  16;  iustitiam  cole  et  pietatem,  quae  cum 
magna  in  parentibus  et propinquis,  tum  in  patria 
maxima  est  (singulär  ist  die  Top.  90  gegebene 
Unterscheidung  atque  etiam  aequilas  tripertita 
dicitur  esse,  una  ad  superos  deos,  altera  ad 
manes,  tertia  ad  homines  pertinere;  prima  pietas, 
seeunda  sanctitas,  tertia  iustitia  aut  aequitas 
nominalur ,  welche  Schütz  aus  diesem  Grunde 
streicht);  sie  wird  daher  oft  mit  andern  Eigen- 
schaften, die  man  seinen  Mitmenschen  gegen- 


über übt,  zusammengestellt,  mit  gratia  (Cic.  de 
inv.  2,  66),  fides  (Cic.  part.  orat.  78.  Syr.  sent. 
app.  44  Bibb.:  patri  pietatem,  amicis  praestabis 
fidem),  amicitia  (Lucr.  3,  83 f.).  Nur  in  diesem 
engeren  Sinne  ist  Pietas  ursprünglich  personi- 
fiziert und  unter  die  Götter  aufgenommen  wor- 
den. Die  Personifikation  findet  sich  schon  bei 
Plautus  (sicher  Cure.  639:  o  Pietas  mea,  serva 
me,  quando  ego  te  servavi  sedido,  vielleicht  auch 

10  Asin.  506  und  Bacch.  1176),  fehlt  dann  aber 
in  der  augusteischen  Poesie  gänzlich,  um  weiter- 
hin bei  Seneca  (Phaedr.  903;  Thyest.  249.  559; 
vgl.  (Jctavia  160.  911),  Statius  (Theb.  10,  780. 
11,  98),  der  anknüpfend  an  die  ovidischen  Verse 
metam.  1,  149  f.  vieta  iacet  pietas  et  virgo  caede 
madentes  ultima  caelestum  terms  Astraea  reliquit 
die  summa  deum  Pietas  (silv.  3,  3,  1)  mit  Vor- 
liebe der  Astraea -iustitia  (Dike)  gleichsetzt 
(silv.  3,  3,  1.  5,  2,  92.  5,  3,  72.  89),  und  Clau- 

•20  dian  an  zahlreichen  Stellen  zu  erscheinen  (in 
Rufin.  1,  53;  paneg.  in  Manl.  Theod.  168;  de 
VI  consul.  Honor.  586),  häufig  mit  anderen 
Personifikationen  wie  Virtus,  Fides,  Concordia, 
dementia,  Constantia  u.  a.  verbunden.  Unter 
den  Eigenschaften,  propter  quae  datur  homini 
ascensus  in  caelum  und  denen  darum  Bomae 
dedicata  publice  templa  sunt,  nennt  Cicero  (de 
leg.  2,  11.  28)  Pietas  neben  Mens,  Virtus  und 
Fides.    Der  Tempel  der  Pietas,  auf  den  Cicero 

30  hier  anspielt,  lag  vor  der  Porta  Carmentalis 
am  Forum  holitorium  und  war  von  M.'  Acilius 
Glabrio  im  J.  563  =  191  in  der  Schlacht  gegen 
Antiochos  bei  den  Thermopylen  gelobt  und 
bald  darauf  begonnen,  aber  erst  zehn  Jahre 
später  von  dem  gleichnamigen  Sohne  des  Ge- 
nannten als  Duovir  aedi  dedicandae  geweiht 
worden  (Liv.  40,  34,  4  ff.  aedes  duae  eo  anno 
—  d.  h.  P.  Cornelio  Lentulo  31.  Baebio  Tam- 
philo    consulibus    —    dedicatae  sunt,    una   .  .  . 

40  altera  in  foro  holitorio  Pietatis.  eam  aedem  de- 
dieavit  M.'  Acilius  Glabrio  duumvir  statuam- 
que  auratam  —  eine  statua  aurata  equestris 
macht  daraus  Val.  Max.  2,  5,  1,  der  die  Stelle 
nachlässig  ausschreibt  und  die  Daten  des  Ge- 
löbnisses und  der  Weihung  miteinander  ver- 
wechselt — ,  quae  prima  omnium  in  Italia  est 
statua  aurata,  patris  Glabrionis  posuit.  is  erat, 
qui  ipse  eam  aedem  voverat,  quo  die  cum  rege 
Antiocho  apud  Thermopylas  depugnusset,  loca- 

50  veratque  idem  ex  senatus  consulto).  Der  Anlafs 
des  Gelöbnisses  ist  nicht  bekannt  (eine  Ver- 
mutung darüber  bei  Wissowa,  Beligion  u.  Kultus 
d.  Bömer  S.  275),  apokryph  ist  jedenfalls  die 
von  Festus  p.  209  und  Plin.  n.  h.  7,  121  (mit 
diesem  übereinstimmend  Val.  Max.  5„  4,  7, 
der  aber  den  Tempel  nicht  erwähnt;  Quelle 
beider  sind  wahrscheinlich  die  Exempla  des 
Cornelius  Nepos,  vgl.  F.  Münzer,  Beitr.  z. 
Quellenkritik  d.  Naturgesch.  d.  Plinius  S.  326  f.) 

60  mit  einer  wesentlichen  Abweichung  erzählte 
Geschichte  von  dem  Beweise  ganz  aufsergewöhu- 
licher  pietas,  den  eine  Tochter  dadurch  geliefert 
habe,  dai's  sie  ihren  im  Gefängnis  schmachten- 
den Vater  (so  Festus,  die  Mutter  nennen  Plinius 
und  Yalerius  Maximus)  mit  der  Milch  ihrer 
Brüste  am  Leben  erhalten  habe:  das  ist  die 
vielfach  bezeugte  Geschichte  von  der  'säugen- 
den Tochter'  (vgl.  G.  Knaack,  Zeitsdir.  f.  ver- 


2501 


Pietas 


Pietas 


2502 


gleich.  Litt. -Gesch.  N.  F.  12,  450  ff.),  die  in  der 
hellenistischen  Litteratur  und  Kunst  auf  den 
Namen  von  Mykon  und  Pero  geht  {Vol.  Max. 
5,  4  ext.  1.  Hygin.  fab.  254;  pompejanische 
Wandgemälde  Heibig  nr.  137G,  Sogliano  nr.  599 
und  neuerdings  im  Hause,  des  M.  Lucretius 
Fronte,  mit  beigeschriebenem  lateinischen  Epi- 
gramm, Notiz,  d.  Scavi  1900, 199,  vgl.  Buecheler, 
Rhein.  Mus.  56,  1901  S.  156.     A.  Mau,   Rom. 


republ.  Rom.  1,  539  nr.  1),  deren  Vorderseite  einen 
nach  rechts  gewandten  Frauenkopf  mit  Diadem, 
Ohrringen  und  Halsband  und  dabei  die  Bei- 
schrift PIETAS  zeigt;  aus  welchem  Grunde  der 
Münzmeister  den  Kopf  der  Pietas  auf  seine 
Münzen  setzte,  wissen  wir  nicht,  welche  Art 
von  pietas  aber  gemeint  ist,  zeigt  die  Revers- 
prägung, die  einen  der  frommen  Brüder  von 
Katana  darstellt,  wie  er  seinen  Vater  auf  den 


Mitteil.  16,  1901  S.  351;  pompejanische  Terra-  10  Schultern  vor  einem  Ausbruche  des  Aetna  rettet 


Ein  ganz  ähnlicher  Kopf  erscheint  auf  den  von 
Q.  Caecilius  Metellus  Pius  im  sertorianischen 
Kriege  (anders  A.Kluegmann,  Ztschr.  f.Numism. 
8,  1881  S.  68,  kaum  mit  Recht)  geprägten 
Denaren  (=  Abb.  2.  Babelon 
a.  a.  O.  1,   275   nr.  43.  44; 


cotten  Rom.  Mitteil.  13,    1898  S.  20)  und  hier 
mit  der  Tempelgründung  in  gar  keinen  inneren 
Zusammenhang  gesetzt  ist  (nach  Plinius  steht 
der  Tempel    an    der   Stelle    des   Gefängnisses, 
nach  Festus  dort,  wo  die  fromme  Tochter  ge- 
wohnt hatte).     Wenn  Plinius  die  Stiftung  des 
Tempels  C.  Quinctio  M.'  Acilio  coss.  d.  h.  (wenn 
wir    T    Quinctio  herstellen)  604  =  150  ansetzt, 
so   mufs   das   auf  einem   Irrtum   entweder  von 
ihm  oder  seiner  Quelle  beruhen;  denn  die  neuer-  20  Mannes,  Babelon  a.  a.  0.  1, 
dings   von   R.  Delbrück   (Die  drei   Tempel    am       273  nr.  38,  nicht  als  Pietas 
Forum   holitorium    in   Rom    [Rom    1903]    S.  6) 
vertretene  Ansicht,   dafs   es  sich  um  zwei  ver- 
schiedene  Tempel    handele,    ist    dadurch   aus- 
geschlossen, dafs  Festus  den  Tempel,   an  dem 


dagegen  ist  die  Frau  auf 
dem  Zweigespann  auf  äl- 
teren    Denaren     desselben 


zu  erklären,  vgl.  Mommsen, 

Ztschr.  f.  Numism.    2,    1875  2)    Denar   (Avers)    des 

S.  43) :  zwar  fehlt  die  Bei-        Q-  Metellus  Pius 

schrift,  aber  die  schon  durch  (Babelon  a.  a.  O.  l,  275 
das   Cognomen   Pius   nahe  nr'  4  '* 


1)  Denar  des  M.  Herennius  (Babelon,  Monn.  de  la  rip. 
Rom.  1,  539  nr.  1). 


gelegte  Deutung  auf  Pietas 
wird  sicher  gestellt  durch  das  Beizeichen  des 
Storches;  denn  die  ciconia  pietaticultrix  (Publ. 
30  Syr.  frg.  8  Ribb.)  begegnet  als  Symbol  der 
Pietas  sowohl  auf  den  noch  zu  erwähnenden 
Denaren  des  M.  Antonius  als  vereinzelt  noch 
in  der  Kaiserzeit  (z.  B.  Cohen,  monn.  imper} 
Adrien  nr.  1032 — 1036).  Er  war  vielleicht  im 
Kultbilde  eines  der  beiden  genannten  Tempel 
der  Göttin  als  Begleiter  beigegeben,  auf  Grund 
des  vielfach  bezeugten  Volksglaubens,  dafs  der 
Storch  als  evasßtavarov  t^acav  seine  alten  Eltern 
ernähre  (Aristoph.  Ar.  1353  ff.     Plat.  Älcib.  1, 


die  Legende  haftete,  ausdrücklich  als  aedem 
consecratam  ab  Acilio  bezeichnet.  Zur  Zeit  des 
Plinius,  vielleicht  schon  zu  der  seines  Gewährs- 
mannes, war  der  Tempel  verschwunden  (ubi  40  135  E.  Aristot.  hist.  anim 
nunc  Marcelli  theatrum  est),  er  war  den  Plänen  9,  615  b  23.  Plin.  n.  h.  10, 
Caesars,  der  für  die  Erbauung  des  späteren 
Marcellustheaters  hier  ganze  Gebäudekomplexe 
abbrechen  liefs  (Cass.  Dio  43,  49,  3),  zum  Opfer 
gefallen.  Daher  suchen  wir  seinen  Stiftungs- 
tasr  vergeblich  in  den  Hemerologien  der  au- 
gusteischen  Zeit.  Wohl  aber  bezeugen  diese 
die  Existenz  eines  andern  Tempels  der  Pietas 
in  derselben  Stadtgeo-end,  beim  Cirkus  Flami 


63.  Aelian.  nat.  anim.  3,  23. 
10,  16.  Babr.  13  und  mehr 
bei  A.  Marx,  Griech.  Mär- 
chen von  dankbaren  Tieren 
S.  53  Anm.  2).  In  ganzer 
Figur  begegnet  uns  Pietas, 
durch  Beischrift  gesichert, 
als  Reversbild  einerseits  auf 


nius,  dessen  Stiftungstag  auf  den  1.  Dezember  50  den  von  Sex.  Pompeius  nach 
fiel  (fast.  Amit.  C.  I.  L.  I2  p.  335:  Neptuno 
Pietati  ad  circ(um)  Flami  n(i  um))  und  den  Ob- 
sequens  bei  Gelegenheit  eines  Prodigiums  be- 
reits im  J.  663  =  91  erwähnt  (Obsequ.  54  [114] 
aedis  Pietatis  in  circo  Flaminio  clausa  fulmine 
■icta;  dasselbe  Prodigium  meint  Cic.  de  divin. 
1,  98).  Über  die  Auffassung  des  Gottesdienstes 
in  diesen  Tempeln  fehlt  es  uns  begreiflicher 
Weise  an  Zeugnissen,  dafs  aber  die  Göttin  nicht 


3)  Denar   (Revers)   des 
L.  Antonius  (Babelon 
a.  a.  O.  1,  173  nr.  43). 

der  Schlacht  bei  Munda  in 
Spanien  geschlagenen  Münzen  (=  Abb.  3. 
Babelon  a.  a.  O.  2,  350  nr.  16.  17),  anderer- 
seits auf  den  Denaren,  die  L.  Antonius  als 
Konsul  im  J.  713  =  41  im  Namen  seines 
Bruders,  des  Triumvirn  M.  Antonius,  prägen 
liefs  (Babelon  a.  a.  O.  1,  173  f.  nr.  43—46);  die 
Göttin  ist  stehend  in  voller  Gewandung  dar- 
gestellt,  auf  den  Münzen   des  Pompeius  trägt 


als    Repräsentantin    allgemeiner    Frömmigkeit,  60  sie  im  linken  Ann  ein  Scepter,  in  der  Rechten 


sondern  treuer  und  aufopferungsfreudiger  An- 
hänglichkeit zwischen  Verwandten,  insbesondre 
Eltern  und  Kindern,  verstanden  wurde,  zeigen 
die  Münzen  mit  der  Darstellung  der  Pietas, 
die  sie  durchweg  in  diesem  Sinne  darstellen. 
Die  ältesten  sind  wohl  die  Denare  des  M.  Heren- 
nius etwa  aus  dem  ersten  Jahrzehnt  (=  Abb.  1) 
des  ersten  Jhdts.  v.  Chr.  (Babelon,  Monn.  de  la 


einen  Ölzweig,  auf  denen  des  Antonius  in  der 
Linken  ein  Füllhorn,  in  der  Rechten  auf  dem 
einen  Münztypus  (nr.  45.  46)  einen  undeutlichen 
Gegenstand,  den  man  für  einen  kleinen  Altar 
mit  brennender  Flamme  erklärt,  auf  dein  andern 
(nr.  43.  44)  ein  Steuerruder,  das  auf  eine  Ver- 
mengung  der  Begriffe  von  Fortuna  und  Pietas 
hinweist  (Eckhel,  Doctr.  num.  6,  43j;  der  Storch 

79* 


2503 


Pietas 


Pietas 


2504 


steht  auf  dem  letztgenannten  Typus  zu  Füfsen 
der  Göttin,  auf  dem  andern  sind  auf  dem  Rande 
des  Füllhorns  zwei  Störche  sichtbar.  Der  Sinn 
des  Bildes  der  Pietas  auf  den  Münzen  beider 
Männer  ist  völlig  klar:  Sex.  Pompeius  führte 
das  Cognomen  Pius  und  hat  mit  der  gleichen 
Beziehung  wie  das  Bild  der  Pietas  auch  die 
Darstellung  der  pii  fratres  von  Katana  auf  seine 
Münzen  gesetzt  (Babelon  a.  a.  0.  2 ,  353  f. 
nr.  25 — 27),  bei  Munda  hatten  die  Pompejaner 
unter  der  Parole  Pietas  (Ev6ißi:iu  Appian.  b.  c. 
2,  104,  vgl.  Eckhel  a.  a.  0.  6,  28)  gefochten; 
L.  Antonius  aber  hatte  geradezu  Pietas  als 
Cognomen  angenommen,  diä  xr\v  7tQÖg  xbv  adtl- 
tpöv  tv6iߣLccv  (Cass.  Dio  48,  6,  4).  Warum 
der  Cäsarmörder  D.  Postumius  Albinus  Bruti  f. 
den  Kopf  der  Pietas  (nach  rechts,  mit  Diadem, 
Ohrgehänge,  und  Halsband,  Beischrift  PIETAS) 
auf  die  Vorderseite  seiner  während  des  muti- 
nensischen  Krieges  geprägten  Denare  (Babelon 
a.  a.  0.  2,  384  nr.  10;  setzte,  ist  nicht  so  sicher 
zu  ermitteln;  wahrscheinlich  will  er  damit  auf 
seine  Anhänglichkeit  an  seinen  Adoptivvater 
A.  Postumius  Albinus,  Cos.  655  =  99,  hinweisen, 
dessen  Kopf  er  ebenfalls  auf  seine  Denare  ge- 
setzt hat  (Babelon  a.  a.  0.  S.  385  nr.  13). 

In  der  Kaiserzeit  hat  Tiberius  grofsen  Wert 
darauf  gelegt,  seine  Sohnestreue  gegenüber 
Livia  durch  Denkmäler  der  Pietas  zu  dokumen- 
tieren; Zeugnisse  dafür  sind  sowohl  Münzen, 
die  auf  der  Vorderseite  das  verschleierte  Haupt 
der  Kaiserin  Mutter  mit  der  Beischrift  PIETAS 
tragen  (Eckhel  a.  a.  0.  6,  150  f.;  vgl.  ebenda 
157  die  Münze  von  Cäsaraugusta  in  Spanien, 
die  auf  der  Vorderseite  denselben  Kopf  mit 
der  Beischrift  PD3TATIS  AVGVSTAE,  auf  dem 
Revers  einen  Tempel  mit  viersäuliger  Front, 
offenbar  der  Pietas,  zeigt),  als  die  Altarinschrift 
C.  I.  L.  6,  562  Pietati  Augustae  ex  s(enatus) 
c(onsulto),  quod  factum  est  D.  Haterio  Agrippa 
C.  Sulpicio  Gallo  cos.  TL  Claudius  Caesar  Aug. 
Germanicus  pont.max.tr  ib.  pot. III  cos. III imp.III 
p(ater)  p(atriae)  dedicavit,  aus  welcher  hervor- 
geht, dafs  bei  der  schweren  Erkrankung  der 
Livia  im  J.  22  (Tac.  ann.  3,  64)  ein  Altar  der 
Pietas  gelobt  wurde,  dessen  Einweihung  aber 
aus  uns  unbekannten  Gründen  erst  durch  Clau- 
dius im  J.  43  erfolgte;  auf  denselben  Anlafs 
hat  mit  vollem  Rechte  A.  Mau  (Pompeji  in 
Leben  und  Kunst  S.  102,  vgl.  Böm.  Mitteil. 
7,  1892  S.  116)  die  Weihung  des  Gebäudes  der 
Eumachia  am  pompejanischen  Forum  zurück- 
geführt, dessen  Inschrift  lautet:  Eumachia  L. 
/'.  sacerd(os)  publ(ica)  nomine  suo  et  M.Numistri 
I  rontonis  fdi  chalcidicum  cryptam  porticus  Con- 
cordiae  Augustae  Pietati  sua  peaunia  fecit  ea- 
demque  dedicavit  (C.  I.  L.  10,  810  =  Dessau 
3785),  während  die  Münzen  des  jüngeren  Drusus 
mit  dem  verschleierten  Frauenkopf  und  der 
Inschrift  PIETAS  (Cohen,  Med.  imp.  1-,  170  f. 
nr.  1,  vgl.  Eckhel,  D.  N.  6,  150)  vielmehr  auf 
dessen  Schwiegermutter  Antonia  sich  zu  beziehen 
scheinen  (v.  Sollet,  Ztschr.  f.  Numism.  6,  1879 
S.  61  f.).  In  ähnlichem  Sinne  ist  auch  das 
Reversbild  der  von  Antoninus  Pius  nach  der 
Konsekration  der  Sabina  geschlagenen  Münzen, 
ein  Altar  (der  Sabina)  mit  der  Umschrift 
PIETATI  AVG  (Cohen  l2,  252  nr.  56.   Eckhel, 


1).  N.  6,  522),  sowie  die  Beischrift  PIETAS 
neben  der  Darstellung  eines  Tempels  (wohl  des 
Hadrian  und  der  Sabina)  auf  den  Münzen  des- 
selben Kaisers  (Cohen  nr.  618,  vgl.  Eckhel  D.  N. 
7,  22)  und  seiner  Gattin  (Cohen,  Faustine  mere 
nr.  253—255)  zu  verstehen.  Andre  Bedeutung 
hat  das  Bild  der  Pietas  Augusta  auf  den  Münzen 
der  Frauen  des  kaiserlichen  Hauses,  auf  denen 
sie  zwischen   zwei  Kindern   stehend,    oft  auch 

10  ein  drittes  auf  dem  Arme  haltend  dargestellt 
ist:  so  auf  Münzen  der  Matidia  (=  Abb.  4. 
Cohen  nr.  8—12), 
der  Sabina  (Cohen 
nr.  52—55),  der 
jüngeren  Faus- 
tina (Cohen  nr. 
173  f.,  vgl.  An- 
tonin le  Pieux 
nr.  620-632)  u.  a., 

20  sitzend  mit  einem 
Kinde  zu  Füfsen 
schon  auf  denen 
der  Diva  Domi- 
tilla  (Cohen  l2, 
426  nr.  4)  und  der 
Domitia  (Cohen 
l2,  536  nr.  12);  die  Beziehung 
von  alimenta  für  unversorgte  Kinder  hat  bereits 
Eckhel   (1).  N.  6,  468.  7,  40)   richtig  erkannt. 

30  Unter  den  sonstigen  Typen  der  Pietas  verdient 
neben  der  häufigen,  aber  wenig  signifikanten 
Darstellung  einer  sitzenden  Frau  mit  Scepter 
und  Patera  (z.  B.  Cohen,  Adrien  nr.  1037  ff. 
1045  ff:    Sabine   nr.   48  ff  •    Antonin    le  Pieux 


4)  Münze  der  Matidia  (Cohen, 
impir?  2,  102  nr.  10). 


Mid. 


auf  die  Stiftung 


nr.  633j  insbesondere 
zen    Traians    (Cohen 


ein  zuerst  auf  den  Mün- 
nr.    199—201)    auftreten- 


der und  nachher  mit  einigen  Variationen  sehr 
häufig   wiederkeh- 
render (z.  B.  Cohen, 

40  Adrien  nr.  1021  ff. 
1040  ff. ;  Antonin  le 
Pieux  nr.  597  ff. ; 
Marc  Aurele  nr. 
464  f.)  Typus  Erwäh- 
nung, in  dem  die 
Göttin ,  verschleiert 
und  mit  Scepter  und 
Patera  ausgerüstet, 
vor  einem  Altar  steht 

50  und  in  dessen  Flam- 
me libiert  (=  Abb.  5) 
Da  auf  Münzen  des 

Commodus   diese   Darstellung'    anstatt  der 
wohnlichen    Legende 


5)  Münze  der  Lucilla 
(Cohen"1  nr.  53). 


PIETAS 


ge- 


oder  PIETAS 
AVG  die  Umschrift  AVCTOR  PIETAT(Vs)  trägt 
(Cohen  nr.  31—34,  vgl.  Eckhel  D.  N.  7,  118), 
so  dürfen  wir  diesen  Typus  durchweg  auf  die 
Fürsorge  der  Kaiser  für  die  öffentliche  Gottes- 
verehrung beziehen,  und  demgemäfs  auch  die 
60  stadtrömische  Inschrift  aus  dem  J.  99  n.  Chr. 
CLL.  6,  563  Pietati  imp(eratoris)  Caesaris 
Divi  Nervae  fil(ii)  Nervae  Traiani  Aug.  Germ. 
p(ont.)  m(ax.)  tr.  p.  III  cos.  II  p.  p.  ex  s(enatus) 
c(onsulto)  in  demselben  Sinne  verstehen,  zumal 
Traians  cura  sacrorum  auch  sonst  bekannt  ist 
(vgl.  C.  I.  L.  6,  962).  Die  Beischrift  PIETAS 
AVG  neben  den  Emblemen  der  fünf  amplissima 
sacerdotum   collegia,   die  sich   seit  Marc  Aurel 


2505 


Pietas 


Pilumnus 


2506 


(Cohen  nr.  450  ff.,  vgl.  Eckhel  D.  N.  7,  46)  auf 
den  Münzen  der  Cäsaren  zur  Erinnerung  an 
ihre  Aufnahme  in  die  Priestertümer  findet, 
weist  nicht  sowohl  auf  den  Gottesdienst,  als 
vielmehr  auf  das  innige  Verhältnis  zwischen 
dem  Princeps  und  dem  Cäsar  hin,  und  später 
ist  die  wesentliche  Aufgabe  der  mit  dem  Stem- 
pel PIETAS  geschlagenen  Münzen,  das  gute 
Einvernehmen    zwischen    Mitregenten    zu    be- 


C  Cor(nelius)  Bellicus  heres  eins  ex  arg(enti) 
libris  c(entum)  d(edit)  d(edicavit)  editis  circen- 
sibus;  ähnlich  C.  I  L.  2,  332.  396.  1474.  1611. 
1663.  8,  1473).  Manche  Inschriften  lassen  in 
ihrer  Kürze  oder  Verstümmelung  die  näheren 
Beziehungen  nicht  erkennen  (C  I.  L.  3  Suppl. 
14526.  8  Suppl.  15849.  9,  2112)  oder  es  fehlt 
uns  die  Kenntnis  der  zum  Verständnis  nötigen 
Tatsachen,    z.  B.   bei  CLL.  11,    4772  (Altar 


zeugen;   Beispiele   bieten  die  Münzen  des  Ma-  10  aus  Spoletium):  Pietati  [C.J  Calvisi  C  f.  Sabini 


ximus  und  Balbinus  mit  dem  Symbol  zweier 
verschlungener  Hände  und  den  Beischriften 
Amor  mutuus  Augg.,  Caritas  mutua  Angg., 
Fides  mutua  Augg.,  Pietas  mutua  Augg.  (Eckhel 
D.  N.  7,  305  f.)  oder  die  des  Valens  mit  den 
stehenden  Figuren  der  drei  Kaiser  Valens, 
Gratianus  und  Valentinianus  II  und  der  Um- 
schrift PIETAS  •  DDD  •  NNN  •  AVGVSTORVM 
(Eckhel  D.  N.  8,    154  f.).     Dieselbe  Beziehung 


6)  Rundaltar  aus  Veii  (Monum.  d.  Inst.  4,  36). 


patro  nicos.  VLIvir(i)  epul(onum)  cur.  max.  oder 
dem  jetzt  im  Lateran  befindlichen  Rundaltar 
aus  Veii(  (=  Abb.  6),  der  eine  genaue  Nachbil- 
dung des  auf  dem  römischen  Forum  befind- 
lichen Puteal  Libonis  darstellt  mit  der  Inschrift 
Pietatis  sacrum  (C.  L.  L.  11,  3779  =  Dessau  3791 ; 
Abbildungen  Monum.  d.  Lnst.  4,  36,  vgl.  Canina, 
Annali  d.  Lnst.  1846,  244  ff.  0.  Jahn,  Bei:  d. 
sächs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1861,  316  zu  Taf. 

20  8,  4.  Beundorf-Schoene,  Lateran  nr.  440.  Heibig, 
Führer2  nr.  706).  Die  neuerdings  in  Gerasa 
gefundene  verstümmelte  Weihung  [Piejtati  et 
[PJudicitiae  (C.  L.  L.  3  Suppl.  14156 1  =  Dessau 
3792)  gilt  vielleicht  einer  Kaiserin  (die  Zusam- 
menstellung von  pietas  und  pudor  hat  schon 
Ennius  trag.  282  Bibb.,  vgl.  Ter.  Hec.  152. 
Lucr.  3,  83  f.),  auf  dem  Mainzer  Legionsaltar 
vom  28.  März  229  n.  Chr.  (Westd.  Zeitschr.  11, 
298  =  K.  Körber,  Böm.  Inschriften  des  Mainzer 

30  Museums  [Mainz  1897]  nr.  15,  vgl.  A.  von 
Domaszewski,  Beligion  d.  röm.  Heeres  [Westd. 
Ztschr.  14]  43,  welcher  Pietati  leg(ionis)  XXII 
pr(imigeniae)  [ Alexandr(ianac)]  p(iae)  ffidelis) 
et  honori  aquilae  geweiht  ist,  verhält  sich  die 
Pietas  legionis  XXII  zu  dem  Beinamen  derselben 
pia  fidelis  (vgl.  auch  die  Wiener  Fibula  mit 
leg. XXII xrnd [Piejtas  august(a)  CLL.  3  Suppl. 
13557)  ebenso  wie  die  Pietas  auf  den  Münzen 
des   Q.  Caecilius  Metellus  und   Sex.  Pompeius 

40  zu  dem  von  diesen  Männern  geführten  Cog- 
nomen  Pius  (oben  S.  2502).     [Wissowa.] 

Pikoloos  (IIiY.6Xoog),  einer  der  Giganten, 
der  aus  dem  Kampfe  der  Giganten  gegen  die 
Götter  entflohen  nach  der  Insel  der  Kirke  kam 
und  diese  zu  vertreiben  suchte,  aber  von  Helios, 
dem  Vater  der  Kirke,  getötet  wurde;  aus  seinem 
Blute  soll  das  Kraut  [iwlv  gewachsen  sein  hccI 
Y.lr\&fivui  .  .  .  [i&lv  öia  xbv  uwXov  ijroi  noXs- 
{iov  iv  m  %7t£6tv  6  Qri&als  yiyccg.  slvai  ds  ctvtä) 


lassen  auch  manche  der  Pietas  geweihte  In- 
schriften erkennen,  z.  B.  C  I.  L.  3  Suppl.  6807 
(aus  Antiochia  Caesarea  in  Pisidien)  Pietati 
Augustorum  nostrorum   Val(erius)   Diogenes  v. 

p.  fprjacs(es)  provin(ciae)  Pisid(iac)  und  CLL.  50  av&og  i'xzXov  yälcc^r't  Sta  'xbv  ccvsXövra  Xtvxb'v 
L4,  2856  ==  Dessau  376  (Praeneste) :  Pietati  For-      "HXiov,  qI£ccv  Ss  uücavav  diä  tb  xov   yiyavtog 


tunae  Primig (eniae)  votis  suseeptis  sahns  August is 
M.  Aurelio  Antonino  et  L.  Aclio  Aurelio  Com- 
modg  Fortunatus  venia  disp(ensator)  eorum 
u.  s.  w.,  vom  10.  August  179.  Sonst  aber  findet 
sich  Pietas  augusta  ganz  ebenso  wie  die  blofse 
Fietas  auf  Inschriften  vielfach  ohne  jede  Be- 
ziehung auf  das  kaiserliche  Haus  auf  Grab- 
und  Ehrendenkmälern,   in  denen  die  zwischen 


wtXav  alua,  kX^avSQog  6  Ildqxog  bei  Eust. 
ad  Hom.  Od.  1658,  48  ff.  Nach  Hercher,  Jahrb. 
f.  Piniol.  Suppl.  1,  272  (vgl.  290  nr.  13)  ist  so- 
wohl der  Name  des  Giganten  Pikoloos  als  auch 
der  des  Gewährsmannes  Alexandros  v.  Paphos 
eine  schwindelhafte  Erfindung  des  Ptolemaios 
CJiennos.  Sollte  der  Name  IlixöXoog  vielleicht 
im  Anklang  an   die    <Pfx'    öX6r\v   (Hes.    Theog. 


dem  Geehrten   und    dem   Errichter  bestehende  60  326)  gebildet  sein?     [Höfer.J 


Anhänglichkeit  eigens  hervorgehoben  werden 
soll  (darum  auch  Pietas  in  Grabgedichten, 
Buecheler,  Anth.  epigr.  nr.  963,  7.  1552  B  1), 
am  häufigsten  in  Spanien  (z.  B.  C  I.  L.  2,  3265 
aus  Castulo:  Pietati  Aug(ustae).  Quod  Cor(nelia) 
C  f.  Mar  u [IIa  matejr  posituram  se  ordini  Ca- 
stulonensiam  r[.  .  .]  promiserat  in  memoriam 
L.  Cor(nelii)  Marulli  fili  sui,  hoc  donum  illius 


Pilosi,  rauhhaarige,  bocksgestaltige  Alp- 
dämonen, Belegstellen  und  Näheres  bei  Boscher, 
Ephialtes  63  f.     [Höfer.] 

Piluinnus  (Piluminus,  Non.  Marc.  p.  528 
[Mercier]  =  2  p.  185  \Mueller~})  und  Picuiimus 
(Picuminus,  Non.  Marc.  a.  a.  O.;  Pitumnus, 
Serv.  A.  9,  4;  Interpol.  Sero.  A.  10,  76),  [zur 
Erklärung   dieser,   der  Form  nach  alten  Farti- 


2507                     Pilumnus  Pimpleis                     2508 

cipialbildungen  vergleiche  man   die  von  Peter  Isidor.  4, 11,  5),  ja  überhaupt  zum  Erfinder  des 

Bd.  2  Sp.  215  angeführte  Litteratur].   Die  älteste  Getreidestampfens  (Mart.  Cap.  2, 158,  vgl.  Serv. 

uns   erhaltene  Erwähnung  dieses  Götterpaares  A.  9,  4).    Die  Behauptung  (bei  Interpol.  Serv.  A. 

ist  die  von  Servius  Fabius  Pictor,  Cons.  619/135  10,  76),  er  sei  mit  Stercutius  identisch,  ist  un- 

(bei  Non.  Marc.  p.  518  [Merc]  =  2,  170,  171  kontrollierbar   und    scheint   auf  Verwechslung 

[Mueller]  Fabius  Pictor . . .  iuris  pontificii  lib.  3 :  zu  beruhen  (vgl.  Art.  Picus).     Bei   Vergil  ist 

Pilumus   et   Picumus).      Ungefähr   gleichzeitig  Pilumnus    Ahnherr    und    zwar    Grofsvater    des 

interessierte    sich    L.   Calpurnius    Piso,    Cons.  Rutulerfürsten    Turnus:    Verg.  A.   10,    75.  76. 

634/120,    für    die    Etymologie    von    Pilumnus  10,  619.  9,  3.  4.  12,  83  und  Interpol.  Serv.  zu  der 
(Interpol.  Serv.  A.  10,76:  Piso  [aitj  Pilumnum  10  erstgenannten  Stelle.     Die  Genealogie  ist:  Pi- 

dictum,    quia   pellat  mala  infantiae).     Das  ur-  lumnus,  Daunus,  Turnus.    Bemerkenswert  ist, 

sprüngliche  Faktum  ist  also  für  Piso  die  Hilfe  des  dafs  Picumnus  bei   Vergil  nie  vorkommt  — 

Gottes  gegen  Krankheiten  der  Kinder  —  darauf  wohl   aber  Picus.     Von  Picumnus  wufste  man 

gründet  sich  sein  mifslungener  etymologischer  weit  weniger  zu  erzählen.    Auch  er  wurde  als 

Versuch.     Die   meisten    uns    erhaltenen  Nach-  Erfinder  des  Düngens  aufgefafst  und  mit  Ster- 

richten    scheinen    auf    Varro    zurückzugehen.  culinius  identifiziert  (Serv.  A.  9,  4).    Abgesehen 

Ihm    zufolge    hat   Romulus    den   Kult   des  Pi-  von  den  Stellen,  wo  er  zusammen  mit  Pilumnus 

lumnus    eingesetzt  (Min.  Fei.   Oct.   25,   8    [da-  genannt  wird,   kommt   er  nur  einmal  vor  (bei 

raus  Cypr.  Id.  4,  2,  5]).     Die  Quelle   des  Min.  Non.  Marc.  p.  518  [Merc]  =  2,  170.  171  \Muell.~], 

Fei.  war   Varr.  Antiq.  Div.  lib.  1,  vgl.  Agahd,  20  wo  er  dem  picus  gleichgestellt  wird;  selbst  an 

Varronis  Antiquitatum  Herum  Divinarum  lib.  1,  dieser  Stelle  ist  Pilumnus  in  einem  Nebenzitat 

15u.  s.w.  p.  157.  158.    Wertvoller  ist  eine  auch  vorhanden.    Endlich  versuchte  man  die  beiden, 

aus  Varro  stammende,  sich  auf  den  Kultus  des  Pilumnus  und  Picumnus ,  durch  Gleichsetzung 

Pilumnus  beziehende  Nachricht,  worin  Pilumnus  mit  Castor  und  Pollux   zu    erklären   (Interpol. 

als  Schützer  der  neugebornen  Kinder  gegen  die  Serv.  A.  9 ,  4).     Trotz    des    engen   Zusammen- 

Angriffe   des  Walddämons    Silvanus    erscheint  hanges  von  Pilumnus  und  Picumnus  darf  man 

(Augustin,  C.  I).  6,  9  [aus  Varro  Antiq.  Div.  14;  wohl  fragen,  ob  vielleicht  die  Verbindung  nicht 

vgl.  Agahd  a.  a.  0.  p.  177]:  mulieri  fetae  post  erst  eine  Erfindung  der  Späteren  ist.    Zwar  er- 

partum  tres  deos  custodes  commemorat  [Varro]  scheinen  die  zwei  Namen  zusammen  in  einem 

adhibere,  ne  Silvanus  deus  per  noctem  ingre-  30  Zeugnisse  aus  dem  zweiten  vorchristlichen  Jahr- 

diatur    et    vexet;    eorumque    custodum    signifi-  hundert  (bei  Servius  Fabius  Pictor  a.  a.  0.)  und 

candorum  causa  tres  homines  noctu  cireuire  li-  doch  mag   das  Wesen   der   zwei  Götter  schon 

mina  domus  et  primo  Urnen  securi  ferire,  postea  damals  sehr  unklar  gewesen  sein.    Varro  scheint 

pilo,  tertio  deverrere  scopis,  ut  his  datis  culturae  die  Verbindung  angenommen   zu  haben.     Be- 

signis  deus  Silvanus  pröhibeatur  intrare,   quod  trachten  wir   aber  das   Wesen   des   Picumnus, 

neque  arbores  caeduntur  ac  putantur  sine  ferro,  so   sehen  wir  nichts   andres   als  ein  Schatten- 

neque  far  conficitur  sine  pilo,  neque  fruges  coa-  bild,  einen  Doppelgänger  des  Picus.    Das  ein- 

cervantur  sine  scopis;  ab  his  autem  tribus  rebus  zige  Mal,    wo   Picumnus    ohne   Pilumnus    vor- 

tres   nuneupatos   deos,   Intercidonam  a   securis  kommt  (Non.  Marc.  p.  518  [Merc.]),    wird   er 

intercisione ,    Pilumnum   a  pilo,    Deverram   ab  -10  mit  Picus  identifiziert  und  von  Aemilius  Macer, 

scopis,  quibus  diis  custodibus  contra  vim  dei  Sil-  dem    Freunde     Vergils,    unter   die    di   agrestes 

vani  feta  conservaretur).  [Vgl.  Boscher,  Fphi altes  gestellt  (auch  Picus  wird  von  Augustin,  C.  D. 

90f.j.     Diese  Auffassung  des  Pilumnus  scheint  18,  15  als  deus  agriculturae  erwähnt),  und  selbst 

derjenigen   ähnlich  zu  sein,   die  dem  Piso  bei  wo  er  mit  Pilumnus  erscheint,  ist  die  einzige 

seiner    oben    angegebenen    Etymologie   vorge-  sich    speziell   auf  ihn   beziehende   Aussage  - 

schwebt     hat.      Auch     das    Paar    Pilumnus-  seine  Verbindung  mit  dem  Düngen  —  ein  Zug 

Picumnus,   nannte   Varro  geradezu  'infantium  des  Picus. 

deos   (bei   Interpol.   Serv.   A.  10,  76)  und    con-  Vgl.    aufser    der    am  Schlüsse   des  Artikels 

jugales  deos  (Interpol.  Serv.  A.  9,  4;  vgl.  Non.  Picus    angeführten    Litteratur:    Peter,   Bd.  2 

Marc.    p.    528   [Merc]  =   2  p.  158   [Muell.]),  50  Sp.  213  if.      Wissoiva,  Bei.  u.  Kultus  d.  Böm. 

auch     beschrieb     er     den     Ritus     in     seinem  196.  357,  1.     [Carter.] 

Werke  de  vita  populi  Bomani  (vgl.  Non.  Marc.  Pilus  (?).      Nach    Hygin.   f.   273   p.  147,  20 

a.  a.  0.;    Varro  de  vita  populi  Bomani  lib.  2:  Schm.   tötet  Kyknos,   der   Sohn   des  Ares,  bei 

natus   si  erat  vitalis   ac  sublatus   ab  obstetrice,  den  Leichenspielen  des  Pelias  tPilum  tDiodoti 

statuebat ur'  in  terra,  ut  aspiceretur,  num  rectus  filium.    Für  Pilum  vermutet  Engelmann  Bd.  2 

esset;  deinde  dis  coniugalibus  Pilumino  et  Picu-  Sp.  1691,  13ff.  (s.  v.  Kyknos)  Lycum.     [Höfer.  | 

in ino  in  aedibus  lectus  sternebatur;   vgl.   Varro  Pimpleis,  -ides,  (71/ [ntli]is,  -idsg),  Beiname 

bei  dem  Interpol.  Serv.  A.  10,  76).    Die  sonstigen  der  Musen   von   dem   Orte   ni^7rla   oder  TTi'fz- 

Zeugnisse  bestehen   gröfstenteils  aus  etymolo-  nleiet  am  Nordostfufse   des  Olympos  bei  Dion 

gischen  Versuchen  und  sind  ziemlich  wertlos,  co  in  Pierien,  wo  sie  verehrt  wurden  und  Orpheus 

Man  brachte  den  Namen  (wie  schon  Varro,  vgl.  gelebt  haben   soll,     ni^nla   Strab.    10,  3,  17; 

die  oben  angeführte  Stelle   aus  Augustin)  mit  ni^ntlsia   Callim.   hymn.   in  Del.  7;    Lykophr. 

jiilum,  Mörserkeule,  zusammen  und  zwar,  indem  275;   Strab.    7   p.  330  fr.    17;  9,  2,  25;    Nonn. 

man    ihn    zum    Erfinder  *  des    pilum     machte  Dionys.  13,  428;   Hygin.  Fab.  14  p.  44   (nach 

(Interpol.  Serv.  A.  10,  76:  propter pilum inventum  Konjektur);  die  Gegend  ni^7Tlnidg  Schol.  Apoll. 

.  .  .  ita  appellatus  est;  Plin.  N.  H.  18,  10;  um-  Bhod.  Argon.  1,  25   (TT.  %iqqiov  kcczu  nitgiav 

gekehrt  soll  die  Mörserkeule  nach  ihm  benannt  ol   da   öoog    @QÜY.r\g,   01   de   xqtJvtjv   xert   xöninv 

sein;  Serv.  A.  9,  4:  ab  ipso  et  pilum  dictum  est;  zr)?   Ilisqicig).      Von    einem    Felsen,    a-Koitii] 


2509  Pinakos  Pipius  2510 

niu7th]ig,  bei  dein  Kalliope  den  Orpheus  gebar,       9,  23,  3   erhielt  Pindaros   den   gleichen   Anteil 

spricht  wie  dieses  Apolloniosscholion  der  Dichter       beim   Opfer  wie   Apollon,   wobei   der  Priester 

selbst  a.  a.  0.;  vgl.  Schol.  Callim.  hymn.  in  Del.  7       zu  rufen  pflegte:  Tliväagog  iitl  xb   dslnvov  xm 

(IlifntXsicc  ögog  0QciKris,  isobv  Movß&v),   Tzetz.       ftew   bez.    nivdagog    i'rco    iitl    xb    Stlitvov    xov 

ad   Lykophr.   275    (nolig   Kai   ögog   %al    y.qt\vx\       &eov,   Eust.   und    Thom.    Mag.   vit.   Pind.  bei 

MccKsdoviag),  TLuntlnlg  angt]  TStym.  Magn.  s.  v.        Westermann.  Bidygucp.  p.  92.     Daraus  schliefst 

Mliiag.    Man  wird  sich  daran  erinnern  müssen       Enmann,  Kypros  u.  d.  Ursprung  d.  Aphrodite- 

bei   der  Erklärung   von   Catull.    105:    Mentula      kultus  in  Memoires  de  l'acad.  imper.  d.  sciences 

conatur  Pimpleum  scandere  montem.     Für  die       de  St.  Petersbourg  Ser.  VII  Tome  34  nr.  13  p.  54  f. 

Bezeichnung  einer  pierischen  Quelle  mit  Pim-  10  (vgl.  F.  Duemmler,   Wochenschr.  f.  Mass.  Phil. 

pleia  sind   die  Belege  jünger:  Stat.  Silv.  1,  4,       1887,  1315  =  Kl.  Schrift.  2,286),  dafs  Pindaros 

25  f.  licet  enthea  vatis  excludat  Pimplea  sitim      ursprünglich    ein  in   Delphi    mit   Apollon   zu- 

nec  conscia  detur  Pirene  (wo  Vollmer  im  Korn-       sammen  verehrter  Heros  gewesen  sei,  den  man 

mentar  S.  286   unter   Pimplea   die  Muse   ver-       später  wegen  der  Namensgleichheit  mit   dem 

standen   wissen   will),  ebd.  2,  2,  36  f.    mihi   si      Dichter  identifiziert  habe,  vgl.  aber  auch  Bd.  1 

cunctos  Helicon  inrlulgeat  amnes  et  superet  Pim-      Sp.  2523,  62  ff.    Die  von  Plut.  de  ser.  num.  vind. 

plea  sitim.   Hesych.  s.  v.  TLiitlsiav  ccl  Mov6cci  iv       13  erwähnte  Sitte,  den  Nachkommen  des  Pin- 

xm  Maxsdovixco  'Olvfiitoa,  ccitb  xgrjvrig  TlntXslag;       daros  Anteil  an  den  apollinischen  Theoxenien 

Fest.  Pimpleides  Musae  a  fönte  Macedoniaedictae       zu  geben,  erklärt  Enmann  für  einen  Versuch, 

propter  liguoris  eius  unicam  subtilitatem;  vgl.  20  die   aus  dem  oben  erwähnten  Verhältnis   zwi- 

Porphyrio  ad  Hör.  carm.  1.  26,  9.     Allerdings       sehen   Pindaros   und    Apollon    sich    ergebende 

wird  der  von  itiintlriui  gebildete  Ortsname  mit       Schwierigkeit  zu  umgehen.     [Höfer.] 

dem  Quellenreichtum   der   Gegend  zusammen-  Pindeiieticif?).     Ein  topischer  Beiname  der 

hängen.      Maafs,    Orpheus  S.  136  f.    148    kon-  Lares  steckt  in  der  bei  Chaves  (Aquae  Flaviae 

statiert    neben    dem    makedonischen    Pimpla-  in  Tarraconensis)  gefundenen  Inschrift  C.  I.  L. 

Pimpleia   ein  thrakisches    am    Pangaion,    vgl.  2,  2471.     Obige  Namensform   schlägt   Hübner 

dazu  oben  0.  Gruppe  unter  Orpheus  §  26.  zweifelnd  vor  für  für  das  überlieferte  FINDL- 

Das  Epitheton   IltuTilriLdeg    für  die  Musen  NEnCIS.     [M.  Ihm.] 
ist   durch   die    hellenistischen    Dichter   beliebt  Pindos  (Tlivdog),  Sohn  des  Makedon,  Enkel 

geworden;  damals  sang  Kallimachos  Hymn.  4,  7  30  des  Lykaon.     Einer  gewaltigen  Schlange,   die 

Movaca  xbv   aoiSbv   0  ftr;  Tli^Ttlsiav   asißv  %%-  er    auf   der  Jagd    angetroffen,    die    ihm   aber 

&0V6IV.   Daher  haben  es  die  Römer,  z.B.  Hora-  kein  Leid  zugefügt  hatte,  brachte  er  von  Zeit 

tius  Carm.  1,  26,  9  Pimplei  (Pimplea  die  Hss.)  zu  Zeit  seine  Jagdbeute,   so   dafs  diese  grofse 

dulcis;  Mart.  11,  3.   —  In  dem  Drama  Jäcpvig  Anhänglichkeit  an  Pindos  zeigte.     Als  er  aber 

77  Aixv?Q6r]g   des   Sositheos  kam   Thaleia   Pim-  von  seinen  drei  neidischen  Brüdern  im  Walde 

pleia  (JT(|U7tÄ7)t'o:)  vor  als  Geliebte  des  Daphnis.  heimtückisch     erschlagen     wurde ,     eilte     die 

die  von   Räubern   entführt  und  dem  Phryger-  Schlange  herbei ,   tötete   die  Mörder  und  hielt 

könige  Lityerses  mit  Herakles1  Hilfe  entrissen  Wacht    bei    der    Leiche    ihres    Lieblino-g,    bis 

wird;   vgl.   Schol.    Theoer.   8,  1    und   Serv.   ad  dessen  Verwandte   herzukamen.     Nach  Pindos 
Verg.  Ecl.  8,  68;  Maafs,  Orpheus  S.  147,  36.  —  40  soll    der  gleichnamige   Flufs   in   Lokris    (oder 

Pimpleides,  Pimpliades  Varro  de  1. 1.  6,  2;  Ilifi-  das  Gebirge:  Tzetz.  Chiliad.  4,  338)  benannt  sein, 

Trh]i䧣g  Io.  Tzetz.   de  metr.   (Cramer,   Anecd.  Ael.  hist.  an.  10,  48.    Tzetz.  a.  a.  O. ;  vgl.  Schol. 

Oxon.  3  p.  302,  18).    Vgl.  Pipleia.     [J.  Ilberg.]  in   Tzetz.  Chil.  4,  333   bei  Gramer,  Anecd.  Ox. 

Pinakos    (Tliva-aog),   ein  anderer  Name  für  3,  357,  30.     [Höfer.] 
Polydoros,    den    Sohn    des   Kadmos    und    der  Pindusa  scheint  der  Name  einer  iberischen 

Harmonia,  Schol.  Eur.  Phoen.  8.     [Stoll.]  Göttin    auf  der   spanischen   Inschrift   fbasis1), 

Pinalos  (nlvalog).   Sohn   des   Tremiles   und  C. I. L.  2,5876:  PINDVS.E  |  TORNVS  |  LS-A... 

der  Praxidike,  Bruder  des  Tloos  und  des  Kra-  (Fundort:   Cabeza  del  Griego,   Conventus  Car- 

gos,  Polycharmos  in  der  Inschrift  aus  Sidyma  thaginiensis).     [M.  Ihm.] 

bei  Benndorf-Niemann,  Reisen  in  LyJcien  und  50      Pinos  {TLlvog),  ein  Sohn  des  Numa,  von  wel- 

Karien  S.  77  nr.  51 B.     Quelle  für  diese  Genea-  chem    die    Pinarier   abstammen    sollten,    Plut. 

logie    des    Polycharmos    ist  nach   Stemplinger,  Num.  21.     S.  Bd.  1  Sp.  2286,  44ff.  Sp.  2924ff. 
Studien    zu    den    'E-frvz.xa    des    Steph.    v.  Byz.  [Stoll.] 

(Progr.  Maximilian-Gymn.  München  1902)  S.  31  ff.  Pion  (Tlicov),  Berggott,  s.  Peion  und  Imhoof- 

Hekataios.      Bei    Panyasis   fr-   17  Dübner   aus  Blumer,    Kleinasiat.   Münzen   1,    19   Anm.    zu 

Steph.  Byz.  s.  v.    TQtfiiln    heilst    Pinalos    mit  nr.  8.  —  Nicht  als  Berggott,  sondern   nur  als 

Wechsel   der   Liquida   JZ/rorpo?,    seine   Mutter  Beischrift  zu  dem  realistisch  dargestellten  Berg 

Prasidike   eine  ogysische   (=  lykische,  Steph.  fafst  Ad.  Gerber,  Naturper-oniflk.  in  Poesie  u. 

Byz.  s.  v.  'Slyvyia)  Nymphe;  als  weiterer  Bru-  Kunst  d.  Alten  (Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  13  [1882]) 

der  wird  noch Xanthos  hinzugefügt, vgl.  Treuber,  eo  S.  313,  54   TIsiav    auf;    in    dem    dargestellten 

Gesch.  der  Lykier  20.    Alle  genannten  Heroen  Gotte  erkennt  er  einen  Flufsgott.     [Höfer  ] 
sind  Eponymen    von    lykischen    Städten,    vgl.  Pionis  (Tliovig),  ein  Nachkomme   des  Hera- 

Strabo  14,  665.     Steph.  Bifz.  s.  v.  Kgäyog.  kies,  der  die  Stadt  Pioniai  in  Mysien  gegrün- 

[Höfer.]  det  haben  sollte,  Paus.  9,  18,  3.     [Stoll.] 

Pinaros  s.  Pinalos.  Pipius.      Die    Inschrift    eines    kleinen,    bei 

Pindaros  (TJivdaQog).     Nach  Paus.  10,  24,  5  Vallauris  (Alpes-Maritimes)  gefundenen  Altars 

befand  sich  im  Tempel  des  Apollon  zu  Delphi  Cin  colle  qui  dicitur  le  Pioulef)  lautet  C.  I.  L. 

ein  eiserner  &QÖvog  IlivdäQov,  und  nach  Paus.  12,5722;  Pipio  v(otum)  s(oloit)  l(ubcns)  m(erito) 


2511                      Pipleia  Pistis                      2512 

Nasidia    Epictesis.      Es    ist    wohl    irgend    ein  Inv.  Waddington   nr.  5837   Taf.  15,  20)   öfters 

topischer    gallischer    Gott.      Mowat,    Bulletin  dargestellt  findet'.     [Höfer.] 

epigr.  5  p.  142  f.   denkt  an  eine  Ableitung  von  Pisidikoi  Theoi  (Uiaioi-Aol  fttoi)  begegnen 

pipiare  ('wimmern',  TertuUian)  'dien  qui  prc-  auf   mehreren    Inschriften    aus    dem    heutigen 

sid-e  aux  vagissements  des  nouveau-nes'  und  ver-  Dodru  Agha  in  der  Nähe  des  alten  Termessos, 

gleicht  den  deus   Vagittmus.     [M.  Ihm.]  C.  I.  G.   2,  4380s   =   Papers  2,   28  p.  31  = 

Pipleia    (iUnXsuc),    Nymphe,    Geliebte    des  Bamsay,  Cities  etc.  1,  271  nr.  95:  d'  xig  xovxo 

Daphnis  (s. d.),  Serv.  Verg.Ecl.8,  68.  Beitzenstein,  xb  uvtjusIov  aStv.rjasi,  fteüv  IIi6idixwv  y.£%co- 

Epigramm  u.  Skölion  259 ;  s.  Pimpleis.     [Höfer.]  Xm^svcov  xv%otxov  (sie!),  Papers  2,  29  p.  31.  30 

Pipleiai  s.  Pimpleis.  10  p.  32.    Corr.  hell.  24  (1900)  p.  5(5.  57.  58.    Unter 

Pisa  (Urea),  Tochter  des  Endyniion,  nach  den  &toi  ITiffidixoi  sind,  wie  aus  der  inhaltlich 
welcher  die  Stadt  Pisa  in  Elis  benannt  sein  gleichen  Inschrift  (Papers  2,  31  p.  32)  hervor- 
sollte, Schol.  Theoer.  4,  29.  Schol.  Find.  Ol.  geht,  zwei  mit  den  griechischen  r'HXtog  und 
1,  24.  28.     [Stoll.]  EtXrivr]  identifizierte  barbarische  Gottheiten  zu 

Pis(s)aios  (TLi6(a)aiog) ,  Beiname  des  Zeus  in  verstehen,   vgl.  d.  Art.   Mondgöttin  3127,  20 ff. 

Olympia,    Themist.    or.    16   p.    202b  =  p.  247  [Höfer.] 

Bindorf,    Clem.  Alex.  Strom.  7    p.  860   Potter  Pisos    (Tllaog,    Paus.    Tlißog),    1)    Sohn    des 

=   468   Migne.    Anonym.   Ambros.    in    Anecd,  Perieres,  Enkel  des  Aiolos,  Gemahl  der  Arka- 

var.  ed.  Schoell-Studemund  1,  265,  80.    Anonym.  derin  Olympia,  Gründer  von  Pisa  in  Elis,  Paus. 

Laurent,  elend.  266,  70.    Schol.   Theokr.  4,  29.  20  6,  22,  2.  Et.  M.  p.  623,  16.  673,  13;  dargestellt 

Stat.  silv.  3,  1,  140.   Theb.  1,  421.  Scnec.  Agam.  auf    dem    Kasten    des    Kypselos    in    Olympia, 

930   (996).      Greg.   Naz.   or.   in  Jul.    1    p.  115  Paus.  5,  17,  2.     Bei  Schol.   Theoer.  4,  29  heifst 

Maur.  Nonn,  Abb.   ad  Greg.  or.  in  Jul.  1,  43  er  Sohn  des  Aphareus  (also  Enkel  des  Perieres). 

vol.  36  Migne  p.  1007.      Basil.    Mimim.  ebend.  S.  Peisos.    —   2)  Ein  König   der  Kelten,  Sohn 

p.  1109.      Inschrift   aus  Milet:   Jibg  'OXv(iniov  des  hyperboreischen  Apollon,  welcher  Pisa  in 

TliiGaLov,   C.  I.  G.   2,2867.     Vgl.  die  Sessel-  Etrurien  gegründet  haben  soll,  Serv.  V.  Arn.  10, 

inschrift  aus   dem  Dionysostheater  in  Athen :  179.     [Stoll.] 

<pa.iövvxi]g  Jibg  i%  nier\g,  C.  I.  A.  2,  283.  [Höfer.]  Pistios  (FLlaxiog),  Beiname  des  Zeus  als  des 

Pisaios  (Jliaalog,  Pisaeus,  von  der  tuskischen  Hortes   des  Eides  und   der  Treue  (=  "Üpxios), 

Stadt  Pisae),  ein  Tyrrhener,  Erfinder  der  Axt,  30  entsprechend  dem  römischen  Fidius,  der  auch 

der  Tuba    oder   Salpinx,    der   Schiffsschnäbel,  Sancus  heifst,  Bion,  A.  B.  2,  49.  Anonym,  Laur. 

Plin,  7,  57.     Phot,  Lex.  s.  v.  AvatoaaX7tiyy.xug.  Anecd.  Scholl- Studemund  1,  266,  78.  Varro  L.  L. 

Müller,  Etrusker  1,  299.  2,  210.'     [Stoll]  4,  10;  vgl.  Em:  Med.  169.     Soj)h.  O.  C.  1767. 

Fisides     (TLiGiörig),     Heros    Eponymos    der  Preller,  Gr.  MyfhA  1,151.    Rom.  Myth.s  2,  270f. 

Pisider,    Eust,    ad    Bionys.    Per.    858.      Seine  Lauer,  System  208.     S.  Dius  Fidius.     [Stoll.] 

Tochter    Kaldene,    auch    Chaldene    (s.    d.   und  Pistis   (IJiaxig),    die   Göttin    der  Treue  und 

Treuber,  Geschichte  d.  Lykier23  Anm.)  genannt,  des  Glaubens,  ^yülr\  &t6g  genannt  bei  Theogn. 

war  von  Ares  oder  Zeus  Mutter  des  Solymos,  1137,  neben  jU-q  angerufen,  Orph.Hymn.prooim. 

Etym,    M.    721,   43,    wo    statt    Kcädrjvrig    xfjg  25.     Nach   Biogen.   2,  80.     Apostol,  4,25   gab 

IJiaiov  zu  lesen  ist  üiaiSov.     Danach   ist  die  40  es  in  Athen  ein  hgbv  TJi6x£cog.    In  der  Pistis, 

verderbte  Stelle  bei  Rufinus,  Recognit.  10,  21  deren  Statue  delische  Kompitaliasten  den  Göt- 

zu  heilen:    (Iuppiter  vitiat) .  .  .    Chalceam  nym-  tern    weihen    (Kou7ftxcdia6xcu    ysrouivoi    xi]v 

pham,   ex   qua  nascitur    Olympos.     Die  Reco-  niaxiv  &eolg  ai>£&rix.ccv,  E.  Loewy,  Inschr . griech . 

gnitiones  des  Rufinus  sind  bekanntlich  aus  dem  Bildhauer  nr.  306  S.  218 f.)   erkennt   Hauvette- 

griechischen  Texte  des  Clemens  Bomanus  über-  Besnault,  Corr.  hell.  7  (1883),  12 f.  die  römische 

setzt;  in  den  Homilien  des  Clemens  findet  sich  Fides,  Bittenberger,  Sylloge  1-,  322  p.  511  Anm.  5 

nach  dem  jedesmaligen  Namen   der  Geliebten  'mutuam    fidem,    quae    inter    cuiusvis    collegii 

des   Zeus    die  Angabe   il-   rjg  (Name)  yiyvsxai,  sodales  intercedere  debet\     Ein  Votivrelief  der 

An   unserer   Stelle    wird    gestanden    haben    ig  Kaiserzeit,  in  Rhodos  gefunden,  trägt  die  In- 

HZ  HOATMOS  yiyvixai.     Nachdem  aus  Ver-  50  schrift  ©bäv  lVioxiv  Zr\iog  Ugtvg,  Conze,  Arch. 

sehen    das    anlautende    H    von    Zölv^og    aus-  Zeit.  36  (1878),  163.     Königl.  Mus.  zu  Berlin, 

gefallen   war,    wurde    aus    Olvwog,    um    einen  Beschreib,   d.   ant,   Skulpt.  269  nr.  716.     Auch 

Sinn   zu   gewinnen,  "Olvuitog.      Für   Chalceam  hier   läfst   es   sich    nicht   entscheiden,    ob    die 

(nach  Buecheler,  Jahrb.  f.  Phil  105,  1872  S.  574  römische  Fides  (=  Tliaxtg,  Flut.  Num.  16.  Bion. 

=  Xalnbicc)  wird  Chalcedonia  nach  Antimachos  Hai.   2,  75.      Bio    Cass.   45,   17)    gemeint    ist. 

fr.  16  Bergk  2\  292:    kitb    ZoXvuov    xov   Jibg  Auf  dem  Bd.  2  Sp.  3265/6  abgebildeten  Relief 

nal  KccX%ridoviag  zu  lesen  sein.     Vgl.  Peisides.  des  Archelaos  von  Priene  (Literatur  b.  Jjoewy 

[Höfer.  |  a.  a.  O.  nr.  297  S.  208)  ist  Iltaxig  neben  kQsxrj, 

Pisidike  (IlLßidwrj).     Münzen  von  Kibyra  in  Mvrnirj    (vgl.    Bd.  2  Sp.  3079,  52f.)  und  üoylu 

Phrygien  tragen  über  einem  Korbe  die  Inschrift  60  dargestellt ;   vgl.  Inscr.  Gr.  Bai.  et  Sicil,  1295 

OEA    TTICIAIKH,     I mh 00 f- Blumer,    Kleinasiat.  p.  348.    Auf  Münzen  der  epizephyrischen  Lokrer 

Münzen  2,  525,  3;  vgl.  1,258,  31  Taf.  8,  17.  Nach  bekränzt  Uiextg  die  'Pm^r},  Eckhel,  Boctr.  num. 

Tmhoof  525  ist  ©tu  HioidiKi]  fdie  Bezeichnung  vet,  1,  176.    Cat.  of  greek  coins  in  the  Brit.  Mus., 

der  Korb  und  Fackel  tragenden  Hekate  (?)  oder  Baly  365,  15;  abgeb.  Head,  Hist.  num,  88  Fig.  59. 

vielmehr    [vgl.    Pisidikoi    Theoi]    der  Hekate-  Gardner,   The  types  of  greek  coins  pl.  11,  34. 

Selene   (Boscher  Bd.  2   Mondgöttin   Sp.  3183),  Macdonald,  Cat.  of  greek  coins  in  the  Hunter. 

die  man  auf  kibyratischen  Münzen  der  Kaiser-  Coli.  1, 137,  15  pl.  10,  1.    Baumeister,  Benkmäler 

zeit  (Imhoof-Bl.,"Griech,  M Unzen  150  Taf.  10,11.  956  nr.  1126.     Vgl.  Fides.     [Höfer.] 


2513                     Pisto  .  .  .  Pittheus                      2514 

Pisto  .  .    (JIigto  .  .),    unvollständiger    Ama-  Pitaos   (Ilixaog),   ein   Phryger,    Freund   des 

zonenname  auf  einer  Vase  aus  Tarquinii,  Corey,  Midas  {Midov  für  Miqdov  Meineke),  nach  wel- 

De  Amazonum  aut,  figuris  (Diss.  Berlin  1891)  chem  die  karische  Stadt  IIi.ta.ov  noXig  benannt 

5.  10.  Pottier,  Vases  ant.  du  Louvre  2,  875  sein  sollte,  Steph,  B.  IJixdov  [nöXig].  [Stoll.] 
p.  83  mit  Litteraturangaben.     [Höfer. J  Pithekos    (nl&rptog),    König    von    Barbaren 

Pistor,  d.  i.  Müller  und  Bäcker,  Beiname  am  thrakischen  Bosporus,  nach  welchem  der 
des  Iupiter.  Als  solcher  hatte  er  auf  dem  dortige  Hafen  des  Pithekos  {Xi[iip>  JTitr??xou) 
römischen  Kapitol  einen  Altar,  welcher  am  benannt  sein  sollte,  Dionys.  Byz.  Anapl.  Bospor. 
Festtage  der  Vesta,  der  Herdgöttin,  geweiht  Thrac.  fr.  41  {Müller,  Geogr.  gr.  min.  2  p.  50); 
sein  sollte.  Man  erklärte  den  Beinamen  durch  10  s.  Frick,  Conj.  in  Dkm.  Byz.  Anapl.  etc.  Burg 
die  Legende,  dafs  die  von  den  Galliern  auf  1865  p.  9.  Vgl.  Pithon.  [Stoll.] 
dem  Kapitol  belagerten  Römer,  von  Iupiter  im  Pithon  {ni&cov),  wahrscheinlich  Kurzform 
Traum  gemahnt,  alles  vorhandene  Getreide  zu  für  Uiatjjxos,  d.  i.  einen  häfslichen,  affenartigen 
Brot  machten  und  die  Laibe  den  Feinden  auf  Menschen.  So  wurde  Teiresias  genannt,  nach- 
Helme und  Schilde  warfen,  worauf  die  Gallier,  dem  ihn  die  argivische  Hera,  deren  Standbild 
im  Glauben,  dafs  die  Belagerten  reichlich  mit  er  verhöhnt  hatte,  in  einen  ccvrjg  astdrig  ver- 
Nahrung versehen   seien,   abzogen.     Ov.  Fast.  wandelt    hatte.      Vgl.   Sostratos  b.   Eustathios 

6,  350 ff.  Lactant.  1,20,33.  Vgl. Bd.  2  Sp.  731,42.  zu  Hom.  x  492  (p.  1665,  53):  (isrä  öl  xavxa 
Der  wahre  Grund  für  den  Namen  war  schon  xov  iv  "Agys i  dydXaaxog  xf]g  "Hgag  v.axaysXw6av 
den  späteren  Römern  unbekannt.  Schwende,  20  (Teiresias  als  Frau)  slg  avdoa  (israßXi^d'rivcci 
Myth.  d.  Römer  S.  18  vermutet,  dem  kapito-  ättdi),  ag  xa!  IlL&ojva  Xiysß&at.  S.  auch 
linischen  Iupiter  sei  der  Beiname  eines  Brot-  R.  Wagner  im  Hermes  Bd.  27  (1892)  S.  132 
gottes    gegeben    worden    mit   Bezug    auf   den  u.  135.     [Röscher.  ] 

Brauch,    dafs   den  Flüchtlingen    in   dem   Asyl  Pithos  (Tli&og,  nixxrog),  1)  Heros  Eponymos 

auf  dem  Kapitol  Brot  verabreicht  worden  sei  des  attischen  Demos  Pithos  in  der  kekropischen 

Preller,  Rom.  Myth.3  194  will  das  von  pinsere  Phyle,   wo   die   ersten  Fässer  (niQ-ot)  gemacht 

(=  tundere,  molere,  fi*angere)  abgeleitete  Wort  sein  sollten,  Steph.  B.  s.  v.  Toepffer,  AU.  Geneal. 

durch  fZerschmetterer,  Blitzschleuderer'  über-  256.  —  2)  Ein  alter  Diener  des  Staphylo*  und 

setzen;    vgl.    aber    Jordan   a.  a.  0.     Härtung,  Botrys,   welcher    in    ein    Weinfafs    verwandelt 

Relig.  d.  Römer  2,  48.  121.     [Stoll.]  30  wurde,  Nonn.  Dkm.  18,  205.  338ff.  19.  38.  20, 

Pitane  (Ilixdvij),  1)  Tochter  des  Flufsgottes  13.  127 ff.   B.  Köhler,   Über  die  Dionysiaka  des 

Eurotas,    von    Poseidon    Mutter    der    Euadne  Nonnoslbi. —  3)  Ein  Satyr  Pithos  oder  Pythos 

(s.  d.  1),  Find.   Ol.  6,  28  (46)  ff. ;  sie  liefs  ihre  im  Heere  des  Dionysos,  in  Indien  von  Tektaphos 

Tochter  entweder  aussetzen,  worauf  sie  Aipytos  im  Kampfe  erlegt,  Nonn.  Dion.  30,  138.    [Stoll.] 

(s.  d.)  fand,  oder  heimlich   zu  diesem  bringen  Pittheis,    Beiname   der  Aithra   als  Tochter 

Schol,   Find.   a.  a.  0.  46;   vgl.   47.    48.   51.  52.  des  Pittheus  {Ov.  Her.  10,  131),  s.  Aithra. 

95;   nach   ihr  soll   das  lakonische  Pitane   be-  Pittheus   (Ilix&tvg),    Sohn    des  Pelops  und 

nannt  sein,  Schol.  a.  a.  O.  46.    In  dem  Sprich-  der  Hippodameia   oder   der  Dia,   Schol.    Find. 

wort   nircivr]   dpi  (vgl.  Alkaios  fr.  114  p.  185  Ol.  1,  144;  Für.  Med,  683;  Für.  Herakl.  207; 
Bergk4),  zu  dessen  Erklärung  es  heifst:  Xtysrca  40  Schol.  Eurip.  Or.  5;   Tzctzes  Exeg.  in  Riad.  68; 

öh  xaTcc  tcöv  nvKvcclg  6v\LtpoQuig  TtSQtnntTdvTcav  Mant.  prov.  in  Paroemiogr.  Gr.  ed.  v.  Leutsch 

ccpa   kkI   svTtQdyiaig-    tikqÖoov   xki   rjj    Uixävv  2,  94;   Ov.  met.  8,  622;  Herrscher  von  Troizen, 

tokxvtk  ovvtßri  Tigäyuccza,  lov  y.cil  'EXXdvLxog  Eurip.  Med.   680;     Suppl.  4;     Paus.   1,  22,  2. 

(fr.  155)  (if^ivvrca-  eprfit  yccQ  ccvxi]v  vitb  JlsXaa-  Strabo  (8,  374)  erzählt,   Troizen   und   Pittheus 

y&v  civdocatoSiG&fivea  xal  nüXiv  intb  'EqvQ'qccLcov  seien  aus  der  Pisatis  eingewandert,  und  macht 

(EgszQitcüv,  Siiid.  Phot.  Kullmer  a.  a.  0.)  iXsv-  den  P.    zum  Nachfolger   des  Tr.   in    der  Herr- 

xrsQco&ijvai,  Zenob.    5,  61.    Phot.  431,  7.    Sind.  schaft.    Genauer  berichtet  Pausanias  (2,  30,  8), 

s.  v.  Ilitdvri  aW-    Plut.  Prov.  Alex.  55  erklärt  Hyperes  und  Anthas,  Söhne  des  Poseidon,  hätten 

H  Kullmer,  Jahrb.  f.  kl.  Phil.  Suppl.  27  (1902),  zwei  Städte  Hypereia  und  Antheia  gegründet. 
480  f.   wohl  nicht    mit  Recht  Pitane    für   rdie  50  Als  Troizen  und  Pittheus  zu  Aetios,  dem  Sohne 

Eurotastochter,  natürlich  nur  eine  Personifika-  und    Nachfolger    des    Anthas,    nach    Antheia 

tion  der  Eurotasstadt  Pitane';  es  ist  doch  wohl  kamen,    mufste    dieser    schliefslich    weichen, 

die  Stadt  in  Aiolien  gemeint,  Busolt,  Gr.  Gesch.  Nach  dem  Tode  des  Troizen  vereinigte  Pittheus 

l2,  176  Anm.  3.     Toepffer,  Att.  Geneal.  199,  2.  beide   Städte   zu   einem   Gemeinwesen,    das   er 

E.  Meyer,  Forsch,  z.  alt.  Gesch.  1,  23,  1    (vgl.  Troizen  benannte.     Hier  gründete  er  auch  den 

35,  3),    Thraemer,   Pergamos   190.   270,    womit  Tempel   des  Apollo  Thearios  {Paus.   2,  31,  6), 

auch  die  Lesart  'Egirgdav  fällt.   Auch  Crusius,  den  Pausanias  für   den    ältesten  Tempel  hält. 

Beiträge  zwr  griech,  Mythol.  7,  3  hält  es  für  Des  Pittheus   Weisheit,   Kunst  der  Rede  und 

wahrscheinlicher,   dafs   die  Stadt  gemeint  ist,  Sehergabe    waren    allgemein    berühmt.      Vgl. 
auf  keinen  Fall  aber  dürfe  man  an  die  Euro-  60  Theophrast.   b.    Schol.   z.   Eurip.   Hippol.    264: 

tastochter  denken,  eher  noch  an  eine  Heroine  üg  xa   Eiavcpov   Xsyöyava.   xca    Tlir&^cog,  olov 

der  mysischen   Stadt   (s.  d.  Folg.),   —  2)  eine  rMt}dhv  ayccv\  'Mnde  dixav  dneaff?^'.    Plutarch 

Führerin  der  Amazonen,  Gründerin  der  Hafen-  {Theseus    3)    nennt    ihn    &vi)q    Xoyiog    iv    xolg 

stadt  Pitane  im  aiolischen  Mysien:  Diod.  Sic.  xöxs    Kai    aocpäxaxog    und    berichtet,    Hesiod 

3,  55;    neben   ihr  werden  von  Diod.  a.  a.  0.  habe  in  seinen  "Egy.  xccl'Hn.  sich  seiner  Weis- 

noch  Kyme  und  Priene  die  ebenfalls  nach  ihnen  heit  bedient.     Schol.  Für.  Hipp.  11    heifst    er 

benannte     Städte     gründeten,     erwähnt,     vgl.  aocpbg  xa!  %Qr\6uoX6yog  xa!  isgbg  fteoig.    Eurip. 

Toepffer  a.  a.  O.  192.     [Höfer.]  Med.  686.     Nach   Walz,  Rhet.  Gr.  4,  43   hat 


2515                      Pittheus  Plakia                       2516 

er    ein    Lehrbuch    über    die    Redekunst     ge-  richter  in  naher  Beziehung  zur  Unterwelt  ( Wide, 

schrieben  und  die  Menschen  darin  unterrichtet.  De  sacris   Troezen.  40.      Toepffer  a.  a.  0.  40,  5) 

Pausanias  (2,  31,  3)  erzählt,  dafs  er  im  Tempel  steht,   so   kann   man  vielleicht   an  den  gleich- 

der  Musen  zu  Troizen  gelehrt  habe,  und  will  bedeutenden  Beinamen   des  Hades    EvßovXi-vg, 

sein    von    einem    Epidaurier    herausgegebenes  EvßovXog,  BovXtvg  erinnern.    Die  Ableitung  von 

Buch  selbst  gelesen  haben.     Pittheus  war  der  Sohnsen  a.  a.  0.  53,  140 ff.   von   einem  voraus- 

Vater  der  Aithra  und  Grofsvater  des  Theseus,  gesetzten    alten    Adjektivuni    nl^-og    =    lat. 

den    er    auch    erzog;     II.    3,    144;     Eustath.  foed-us    'häfslich,   garstig,   abscheulich',  wozu 

p.  394;  Eur.  Herakl.  207 ff.;   Eurip.  Hipp.  11  auch  Tti&-rjxog  'Affe'  als  Sinnbild  der  Häfslich- 

und  24;    Diod.  Sic.  4,  59;    Quint.  Smyrn.    13,  10  keit  gehöre  (man  vgl.  synonyme  ai6%Qog  in  der 

509  ff. ;    Plutarch,    Tlieseus  4  und    34;    Hygin.  Namengebung :   Ai'axpav.    Aic%qiojv,    Ai6%£ag), 

f.  14.     Über  die  Vermählung   der  Aithra  mit  ist  für  den  Heros  IIiT&svg  wenig  bezeichnend. 

Aigeus  vgl.  Apollod.  3,  15,  7  und  Hygin.  f.  37.  Höfer.] 

Auch  den  Hippolytos  (s.  d.)  erzog  Pittheus,  da  Pitthos  s.  Pithos. 

Theseus  denselben,  als  er  die  Phaidra  heiratete,  Pityokaniptes  (77m)oxa'ft:rT7]s\  Beiname  des 

um  Zwist  zwischen  den  Geschwistern   zu  ver-  Sinis  (s.  d.),  Plxt.   Thes.  8.     Apollod.  3.  16,  2. 

meiden,  zu  ihm  schickte;  Paus.  1,  22,  2;  Schol.  Hygin.  f.  38.    Strabo  9,  391.    Exe.  Strabo  9,  1. 

Eur.  Hipp.  11.     Das  Grab  des  Pittheus  wurde  Luc.  v.  h.  2,  23.     lupp.  trag.  21  bis  accus.  8. 

zu   Troizen   gezeigt  (Paus.  2,   31,   3).     Darauf  Nicet.  Choniat.  De  Manuele  Com.  4  a.  E.  p.  195 

standen  drei  Throne    aus  weifsem  Steine,   auf  20  ed    Bonn.     Vgl    Theseus.     [Höfer.] 

denen    P.    mit   zweien    seiner   Räte    zu    sitzen  Pityrens  (HixvQsvg).  ein  Nachkomme  des  Ion, 

pflegte,  wenn  er  Recht  sprach.    Vgl.  Schneide-  König  in  Epidauros,  der  nach  dem  Einfall  der 

ivin:  de  Pittheo  Troezenio.    Göttinger  Sommer-  Dorier  in  den  Peloponnes  dem  Derphontes  und 

Katalog  von  1S42  u.  d.  Art.  Theseus.  den    Argivern    nach    friedlicher    Übereinkunft 

[v.  Lichtenberg.]  seine  Herrschaft  überliefs  und  mit  seinen  Bür- 

Nachtrag:    Sohn   des   Pelops,   Apollod.  Epit.  gern    sich    in    Athen    niederliefs.      Sein    Sohn 

Vat.  10,  1.  Vater  der  Aithra.  Bakchylid.  16,  34.  Prokies  führte  Ionier  aus  Epidauros  nach  Samos. 

Apollod.  Epit.  Vat.  6,  2.     Dio  Chrysost.  or.  11  Paus.  2,  26,  2.    7,  4,  3.     Müller,  Dorier  1,  81. 

p.  184  Dindor f.    Auf  einer  Inschrift  aus  Troizen  Curtius,    Peloponn.    2,   426.      Bursian,   Geogr. 

heifst   dieses   Tlir^og  &Q£7ttstp(x  itoXig,   Corr.  30  2,  73.     [Stoll.J 

hell  24  (1900),  202  nr.  10.  Fraenkel,  Inscr.  Argo-  Pitys  (iHtvg),  eine  Nymphe,  von  Pan  (s.  d.) 

lidis    798    p.    158.      Über   Dia    als  Mutter  des  geliebt;  vor  seiner  Liebe  fliehend,  ward  sie  in 

Pittheus  s.  Weizsäcker  ob.  Bd.  3  Sp.  1762,  35  ff.  eine  Fichte  verwandelt,  mit  deren  Gezweig  er 

Toepffer.  Aus  der  Anomia  40.     v.  Wüamowitz,  sich  gerne  das  Haupt  schmückt,  Norm.  Dion. 

Homer.  Untersuch.  222  Anm.  15.    Doch  hat  wohl  2,  108.  118.  42,  259.    Lucian.  Deor.  Dial.  22,4. 

Dibbelt,  Quaest.  Coae  mythol.  41  Anm.  1  richtig  Long.    Daphn.    et    Chi.  2,  7.  39.      M.    Müller, 

erkannt,  dafs  bei  Schot.  Bind.   Ol.   1,  144,   der  Essays  2,  142.      Mannhardt,  Antike   Wald-  u. 

einzigen  Stelle,   auf  der  die  Annahme  beruht,  Feldkulte  131.     Vgl.  Pan  S.  1395.     [Stoll.] 

dafs    des    Pittheus    Mutter   Dia    sei,   nicht    zu  Pixodaros  (Ui£,6Sagog),  s.  d.  Art.  Heros  Bd.  1 

schreiben  sei  Ätgsvg,  @vt6xr}g  .  .  .  Tlir&svg  ix  40  gp   2529  Z.  35ff.  "und  Bohde,  Psyche  22,  355,  5. 

(ix    ist    erst    ein    Zusatz   von   Heyne)    Jiagf  1)  Zum  Namen  vgl.  M.  Mayer,  Hermes  27  (1892), 

XQvGMTtog  e'£   'A£,i6%m,   sondern  üir^vg,  Jiag  488.     p    Kretschmer,   Einleitung  in  d.    Gesch. 

ri  XQvciTTTtog  *g  k£i6zr)g,  so  dafs  wir  statt  der  a.  griech,  Sprache  318 f.  358.     [Höfer.] 

angeblichen  Mutter  Dia   den    auch    sonst   be-  Plakia    (niama).      Nach    Apollod.   3,  12,  3 

zeugten   Bruder   des  Pittheus,   den  Dias  (s.  d.  beiratet  Laomedon  die  Strymo,  die  Tochter  des 

nr.  3)   gewinnen,      über   die   Beziehungen   des  Skamandros,    xara    St    xlvccg    TlXaxiav    tr)v 

Pittheus  zu  Athen,  für  das  sich  aus  dem  Namen  Atgsag,    xett     ivlovg    de    Asvxinnov   (so    alle 

des   Demos   ni&og  bez.    IliT&6g  vielleicht  ein  W7r 

Demenheros    Tli&og    oder   ütd-svg    erschliefsen  cod.,  nur  im  Parisin.  steht  XsvkL).    Seit  Meziriac 

läfst,  mit  dem  sich  Pittheus  ursprünglich  deckt,  50  (ad  Ovid.  I  p.  355)  schreibt  man  statt  Asvximtov: 

vgl.  Kirchner,  Attica  et  Pelop.  9 ff.     Osk.  Wulff,  yisvAimtr\v  (s.  Leukippe   nr.  3   und  aufserdem 

Zur     Theseussage    (Diss.    Dorpat     1892)    168 f.  Tzetz.  Proleg.  Alleg.  lliad.  172:  6  Aaoiiiöovrog 

M.   Mayer,  Gig.  u.   Titanen  29.     Maafs,  Gott.  vlög  Tlgla^og  xcd  A£vximtr\g].    Für  Ätgicog  ver- 

Gel.    Anz.   1889,   827.      v.  Wüamowitz   a.  a.  O.  mutet  Heyne  ad   Apollod.  a.  a.  O.  p.  753:  A'a- 

Der  Name  Pittheus  (Zusammenstellung  der  mit  roicog,  Hercher:  'Orgscog,   was    Wagner  aufge- 

demselben   Stamme   gebildeten   Namen  bei  0.  nommen  hat.     Doch  wäre,  wenn  Otreus  wirk- 

Ifoffmann,   Griech.   Dial.  3,  608.      W.  Schulze,  lieh  gemeint  ist,  die  Änderung  Herchers  nicht 

Kuhns   Zeitschr.   33   [1895],   236,   3.      Sohnsen,  nötig,  da  nach  Etym.  M.  637,  3 f.  (vgl.  Max. 

Bhein.  Mus.  53  T1898],  137 ff.  58  [1903].  604.  1)  Mayer,   Hermes  27   [1-92],   496^)  ^Ozgevg    e'mo. 

bedeutet  nach  M.  Mayer  a.  a.  O.  (vgl.  J.  u.  Th.  60  andere  Form  von  Ärosvg  ist  (vgl.  "O^vlog :  "ÄEy- 

Baunadc,  Studien  auf  d.  Gebiete  d.  Griech.  19  log,    Usener,  Altgr.    Versbau  32).     Aber  gegen 

Anm.  1)    fFichtenmann',   nach    Pape- Benseier,  Atreus  -  Otreus    als    Vater    der    Gemahlin    des 

der   es    mit   Curtius  von    nsi&co    ableitet    und  Laomedon  lassen  sich  chronologische  Bedenken 

zu  TttCTog  stellt,  fGutrat' ;  ähnlich  auch  Wulff  erheben:    Otreus    ist    nach  Schal.   Hom.    B.  3, 

a.  a.  0.  170,  nach  welchem  Theseus  Thäter',  189    Sohn   des  Phrygerkönigs  Dymas,   also  — 

Pittheus  fRater'  bezeichnet.    Nach  Angermann,  wenigstens  nach  Homer  (II.  16,  718)  —  Bruder 

Jahrb.  f.  Phil.  137  fl«88),  5  ist  Pittheus  Kurz-  der  Hekabe,  der  Gattin  des  Priamos.    Danach 

form  zu  Pittakos.     Wenn  Pittheus   als  Hades-  wäre  also  eine  Schwester  des  Otreus  die  Gattin, 


2517                        Plakia  Planeten                      2518 

eine  Tochter  des  Otreus   die  Mutter  des  Pria-  dieselbe    Parteinahme    für    die   jüngere    Linie 

mos,  eine  Schwierigkeit,  die  sich  freilich  durch  hervor,   wie  in   den  Worten,   die   der  Dichter 

die  Annahme  beseitigen  liefse,  dafs  die  Quelle  (IL  20,  306  ff.)   den    Poseidon   sprechen  läfst : 

des   Apollodor  Hekabe   nicht   als   Tochter  des  ijdn  ya.Q  IIqmhov  ysvsijv  >j%&nQ£  Koovicov  vvv 

Dymas,  sondern  des  Kisseus  (s.  Hekabe-Kisseus)  ds  di]  Alvsiao  ßir\  Towtcoiv  ccvä£,si  -aal  ituidoiv 

kannte.    Aber  dann  bleibt  immer  noch  folgende  naiS^g,  xoi  ksv  [itxÖTiio&a  yivavxai.    Will  man 

Schwierigkeit:   Im   Hymn.   Hom.  3,  111  ff.  ge-  der  Überlieferung  bei  Joh.  Sikeliota  nicht  jedes 

währt  Aphrodite   als  Tochter   des  Otreus  dem  Gewicht   absprechen,  so  dürfte  sein  FLlaxA  mit 

Anchises  ihre  Liebe;  diese  vermeintliche  Otreus-  der  andern  Überlieferung  riavxrj    zusammen- 
tochter  wäre   also  eine  Schwester  der  Plakia;  10  gehalten   auf  ein   Flava  La  hinweisen,  einen, 

ist   aber   Plakia  wirklich  Tochter  des  Otreus,  wie  das  männliche  Glaukos,  für  die  Troas  auch 

so  rückt  sie  als  Gemahlin  des  Laomedon  eine  sonst  bezeugten  Namen;  vgl.  Glaukia,  Tochter 

Generation  höher  hinauf  als  ihre  vermeintliche  des  troischen  Skamaudros,  Flut.  Quaest.  Gr.  41. 

Schwester.     Demnach   erscheint  Atreus-Otreus  Ferner  ist  nach  Kallimachos  (fr.  381  Schneider) 

als  Vater   der  Gemahlin   des  Laomedon  kaum  bei   Schol.    Theokr.  13,  25    FLlavxLa   (so   alle 

möglich.    Wie  steht  es  aber  mit  dieser  selbst,  Handschriften,  s.  Dübner  p.  137,  nur  Zieglers 

mit  Tllaxia'?    Der  Name  könnte  an  das  an  der  Ambrosianus  hat  Fla.vx.Lcc)  eine  der  Pleiaden, 

Propontis  gelegene  Ulaxia  (Herod.  1,  57;  vgl.  Tochter    der    Königin    der   Amazonen,    und 

Plakiane)  erinnern,  das  vielleicht  zu  dem  phry-  diese   Flava  La   ist   wohl    identisch    mit    der 
gischen  Reiche  des  Otreus  gehört  haben  mag;  20  Amazone  Fluv^n,  Schol.   Townl.  Hom.  IL  3, 

aber  die  Beziehung   zu   diesem    ILlaxia  fällt,  189.     Hyg.  f.  163.     Klügmann,  Die  Amazonen 

wenn  Otreus  als  Vater  der  Plakia  aufzugeben  53  f.  Ist  aber  Glaukia  eine  Amazone  und  Tochter 


*6 


ist.     Eine   weitere   Möglichkeit  wäre   der   Zu-  der  Amazonenkönigin,  so  liegt  es  am  nächsten, 

sammenhang    des    Namens    FLlania    mit    dem  als  Vater   den  Ar-es   anzunehmen.      So  dürfte 

Berge  Ulaxog  oder  LTldxiov   (Hom.  IL  6,  396.  es  nicht  zu  kühn  sein,  bei  Apollod.  statt  FLla- 

22,  479.     Strabo  13,  614.     Hesych.  s.  v.  FLläxog  -Aiav  xr]v  kxQtcog  zu  schreiben:  FlavAiav  xi)v 

und  V7tö  IHdy.<a)  und  der  an  seinem  Fufse  ge-  "Agscog.    Dem  Einwarf,  dafs  Priamos,  der  nach 

legenen   Stadt  ©rjßn  'Titoiila%ir\  oder  'Tno-nlä-  unserer  Vermutung   ein   Sohn    einer  Amazone 

xtai  Qfißai  (Hom.  IL  6,  397.     Demetrios  Skeps.  ist,  die  Amazonen  als  Bundesgenosse  der  Phryger 

bei   Athen.  14,  644  a.      Tzetz.   Prol.   Alleg.    IL  30  bekämpft    (IL  3,  184  ff.),   läfst    sich    begegnen 

905.   Lyd.  de  mens.  4,  18  p.  82  Wuensch),  einer  mit  dem  Hinweis,   dafs  die  Amazonenkönigin 

Gründung     eines     Pelasgers    "Adga^ivg    (Schol.  Penthesileia  nach   des  Arktinos  Aithiopis  dem 

Townl.  Hom.  IL  6,  397),  kSgd^vaxig  (Eust.  IL  Priamos  zu  Hilfe  kommt.     Bei  den  vielen  Be- 

649,  45),   kxQci(iovg  (Schol.  A.   D.  Hom.  IL  6,  Ziehungen,    welche    die  Amazonen    zu    Ionien 

397).     Soll  man  'Axoduovg  als  Vater  der  Plakia  haben  (s.  Anaia.    Ephesos.    Penthesileia  [Bd.  3 

für  das  bei   Apollod.   überlieferte  kxgsvg  ein-  Sp.  1923,  2 ff.].     Toepff'er  bei    Pauly-Wissowa 

setzen?     Als  Tochter  dieses  Atramus  wird  je-  Bd.  1  Sp.  1757f.),  könnte  die  Amazone  Glauke- 

doch  Thebe    genannt,   die  Herakles  im  Wett-  PlaukiaEponyme  des  ionischen  Glauke  (Tlmk.  8, 

kämpf  gewann  und  nach  der  er  die  von  ihm  unter  79)  oder  Glaukia  (Steph.  Byz.)  sein.     [Höfer.] 

dem    Phakionberge    gegründete    Stadt    Thebe  40       Plakiane  (niamavr\),   Beiname   der   Götter- 

Hypoplakie  nannte.    Ein  Name  FLlaxia  scheint  niutter    nach    der  zwischen  Kyzikos   und    der 

sich  auch  zu  finden  für  eine  Tochter  des  troi-  Mündung  des  Rhyndakos  gelegenen  Stadt  Plakia; 

sehen  Kyknos,  des  Herrschers  von  Kolonai,  das  ein    Uqov  xf\g  Mi]xobg  xi]g  IIlaxiavi]g    befand 

nach   Strabo  13,   588    von    Troia    140    Stadien  sich  auch  in  Kyzikos,  C.  I.  G.  2,  3657.    Athen. 

entfernt  ist:   bei  Johannes  Sikeliota  ed.  Stary  Mitth.  7  (1882),  155 f.     Lolling,  Der  Kult  der 

(Progr.  Staats-Gymn.  Graz  1892)  S.  6  ist  über-  Kybele  aus  Plakia  in  Athen.  Mitth.  a.  a.  0. 151  ff. 

liefert  xrjv  frvyaxtQa  avxov  (des  Kyknos)  Tllä-  0.  Bubensohn,  Die   Mysterienhciligt.  in  Eleusis 

nav.     Es   läge  nahe,  den  Namen  in  Illaxiav  u.  Samothrake  173  f.  221.  225.    Die  Vermutung, 

zu  korrigieren,  wenn  nicht  die  anderen  Quellen,  dafs  bei  Paus.  5,  13,  7  statt  IIa6xrivr]g  zu  lesen 

die  diese  Tochter  des  Kyknos  noch  erwähnen  50  sei  niaxiavi)g,   wie   auch   Lolling  a.  a.  0.  153 

(Tzetz.   Proleg.   Alleg.   IL   877.      Joh.   MalaJas  noch  meinte,  ist  zurückzuweisen,  s.  Plastene. 

p.   125   =   p.  99  ed.  Bonn.     Dictijs  2,  13),  sie  [Höfer.] 

übereinstimmend  Flavxr\  nennen  würden.    Da-  Planciana,  Beiname  der  Diana,  deren  Kult 

gegen  erscheint  es  unbedenklich,  dafs,  während  in  der  gens  Plancia,   wie  in   andern  Familien 

sich   Anchises    einer  Tochter  des   Otreus   ver-  (Cic.   de  harusp.  resp.    15,  32)  wohl  besonders 

mahlt,  der  etwas  ältere  Priamos  eine  Schwester  gepflegt    wurde,    auf   der   Inschrift    bei    Ürelli 

des    Otreus    zur    Gattin    erhält.      Die    beiden  nr.  2880.    Visconti,  Mus.  Pio-Clem.  2,  21  Anm.  a. 

Linien   des  troischen  Königshauses,  die  ältere  Eekhel,    Doctr.    num.    cet.    5,    275.      Babelon, 

(Priamos -Hektor)  und   die  jüngere  (Anchises-  3Io>uiaies  de  la  republ.  Born.  2,  317f.     [Höfer.j 

Aineias)  stehen  in  einem  gewissen  Gegensatze  w      Plane   (IUccrn)   oder  Pianos   (TLlävag),    der 

sich  eifersüchtig  gegenüber  (Hom.  IL  13,  460  ff.  personifizierte  Irrtum  auf  dem  Pinax  des  Kebes 

20,  181;  vgl.  5,_  265ff).     Auf  diesen  Gegensatz  (c.  5.  14.  17.  18).     [Höfer.] 

scheint  der   Dichter  des  Homer.  Hymnus  mit  Planeten*)    (Ttlavnxu  \daxga]  Plat.   u.  s.  w. 

Parteinahme  für  die  jüngere  Linie  anzuspielen:  xlavw[itva,     7tla£6[L£va,     nlävr\xi:g*     Ttlavijxui 

Priamos   hat    eine   Schwester    des    Otreus    zur  [äaxt oag~\ ,    Gegens.    catlavi]   [aaxga],    dixlavslg 

Gemahlin    eine  Tochter  des  Otreus   naht  sich  t)  Die  Falmenkorrektur  die8es  Artikels  hat  Herm 

in  Liebe  dem  Anchises,  aber  die  Otreustochter  Dr.  F_  Boll  in  München  vorgelegen,  welcher  die  grofse 

entpuppt    sich    als    Aphrodite.        So    tritt    hier  Freundlichkeit   hatte,    mir    mehrere    sehr   wertvolle    Zu- 


2519                       Planeten  Planeten                       2520 

äaztQtg),  (stellae  erraticae,  errones,  errantesy  Sonnenmythen,  Ztschr.  f.  Ethnol.    1875,   305  ff., 

und  Planetengötter.    Um  die  an  die  Planeten  wo    noch    weitere  Parallelen   zu  finden    sind), 

geknüpften  religiösen  Vorstellungen  und  Mythen  Ion  b.  Aristoph.  Fried.  836  f.  u.  Schol.  [=  fr  gm. 

richtig  zu  verstehen,  empfiehlt  es  sich,  von  deren  10  Bergk~\.     Plat.  in  Anth.  PI.  7,  670  u.  Anth. 

relativ    ältesten    echt    griechischen    Be-  app.  329.    Ein  Kult  des  'Eüog  bestand  vielleicht 

nennungen  auszugehen.  im  östlichen  (opuntischen)   Lokris;   wenigstens 

1)  Diese  sind  für  die  Venus,  den  gröfsten  erscheint  auf  den  Münzen  der  Aoxgol  ol  'Hotoi 

und  leuchtendsten  unter  ihnen*),  folgende:  (Bursian,  Geogr.  v.  Gr.  1  187,  1)  der  scoog  aaxiqg 

a)  'Ecoacpogog  (dor.  'Aoi6cp6gog):  Hom.  11.  (Head,  H.  nu.  285;  vgl.  Strab.  p.  416  u.  Wila- 
W  226:  r/fM>s  d'  Ecoocpogog  stet  cpocog  igscav  iitl  10  mowitz  a.  a.  0.  417 f.,  der  den  Heosphoros  für 
yalccv.  Od.  v  93  :  svr  aaxijg  vittQ£6%£  cpaäv-  den  göttlichen  Ahnherrn  der  Lokrer  hält).  Im 
xaxog,  Ög  xe  ^.äXißxa  \  t[g%Exai  ccyyilXwv  cpäog  Zusammenhang  damit  steht  der  von  Serv.  z. 
ijovg  T]Qiysvsir\g.  Hesiod.  Thcog.  381:  xovg  äs  Verg.  Ecl.  8,  30  bezeugte  ötäischc  Kult  des 
\lex'    aßxiga    xixxev  *E(oocp6goi>   'HgiysvEia    [xcb  'Eonsgog  (s.  unt.  e). 

Aaxgcäoj].     Bind.   I.    3,  42:   Acoacpögog   &ar;xbg  c)  <Pcoecp6gog  (^asacpögog  Meleag.  Anth.  B. 

cbg  äßx'goig  iv  aXXoig.  Plat.   Tim.  38  c  ff.    leg.  7,  12,  114;  lat.  Lucifer):  Bythagoreer  h.Apollod.  tt. 

821c;  mehr  unter  Heosphoros  Bd.  1    Sp.  2036  ds&v  fr.  2  [=  Doxogr.  p.  467,  1]:  Ilv&ayogsiav 

und  Phosphoros  Bd.  3  Sp.  244  4  ff.     Nach  einer  Eivai  tr\v  itsgl  xov  xbv    avxbv   slvcci    cpaßcpögov 

Lokalsage  von  Thor ik os  in  Attika,  dem  "Wohn-  xs   Kai  s'ßitsgov   So^av.     Democrit  b.  Aet.  plac. 

sitz  des  Kephalos,  war  der  durch  wunderbare  20  2,  15,   3   [=  Doxogr.   p.  344,    16]:    icp'  olg   [x. 

'Schönheit  ausgezeichnete  Philammon  (s.  d.)  ein  TtXavijxai g\    ijXiov    cpcoacpogov    Gslr\vr\v ,    wo    zu 

Sohn  der  Philonis,  der  Tochter  des  Heosphoros  beachten    ist,    dafs    3>.   im   Gegensatz    zu    den 

und  der  Kleoboia  (s.  d.):  Konon  7;  vgl.  Toepffer,  übrigen  Planeten  mit  Sonne  und  Mond  auf  eine 

AU.    Geneal.   258,    1.     Wilamoicitz,  Hermes  18,  Stufe  gestellt  wird.    Aristoph.  ran.  341  f.  u.  s.w. 

422,  3,  während  Hygin.  f.  161  statt  der  Kleo-  Weiteres  s.  unt.  Phosphoros  ob.  Sp.  2444  ff. 

boia   die  Leuconoö,    Luciferi  filia,    nennt.     In  d)  ^ßf^wr:  Hes.  Theog.  986 ff. :  avxäg  xoi 

einer  ganz  ähnlichen  Lokalsage  vom  Parnafs  \ynb   Wilamoicitz,    Hermes  18,  416]    Ksyülcö 

gilt  Autolykos   als  Sohn   des  Hermes   und   der  yixvoaxo  \^Ha>g]  cpaiSi^iov  vlov,  |  i'cp&inov  <f>ah- 

Stilbe    oder  Telauge,    der  Tochter  des   Heos-  &ovxa,  ftsoig   iniEiKEXov    avSga-  \  xöv  ga  vtov, 

phoros   (Schol.  II.    K  267  u.  Eustath,  z.    d.  St.  30  xigsv  av&og  £%ovx'  igiKvdiog  i]ßr]g,  |  TtalS'  axaXa 

p.  804,  26). —  Ovid  (Met.  11,  295 ff.)  und  Hygin.  rpgoviovxa  cpdoiinEi8i]g   'AcpgoSlxv*)  |  cogx'    avs- 

f.  200    dagegen   machen   zur   Mutter   des   Aut.  gEitpa^iEvr],  Kai  [uv  gaftioig  ivl  vvoTg  |  vvonöXor 

die  Chione  oder  Philonis,  Tochter  des  Daidalion  vv%iov  [Aristarch  u.  A.  [iv%iov'\  nonqßaxo ,  Sai- 

und  Enkelin  des  Morgensterns  (vgl.  auch  Phe-  aova   Siov.     Vgl.    dazu  Paus.  1,  3,  1:    xccvxijg 

rekyd.  b.  Schol.  z.  Od.  t432:  <f>iXcovig  i]  Ar\iövog  [d.  i.  der  ßxoa  ßaßiXsiog  im  athen.  Kerameikos] 

&vyäxvg,  also  Schwester  des  Kephalos;  s.  unt.).  titsßxi   t&   KEgäim    T»Jff   ßxo&g  aydX[iaxa    dnxfjg 

Nach  der  Sage  von  Trachis  endlich  war  Keyx  yfjg  .  ■  .  cpigovßa  'H^itga  KicpaXov,  ov  xdXXioxov 

(s.  d.)  der  Sohn  des  Heosphoros    und  der  Phi-  ytvö\isv6v    rpaßiv   virb  'Hpigag   igaß&Eißvg   äg- 

lonis  (Nicand,  sxsg.  fr.  64  Sehn.     Ov.  Met.  11,  naabi]vai,  Kai  ol  naiSa  yEviofrea  <PaE&ovxa  *'** 

271.  346.  570.     Hyg.  f.  65  u.  s.  w.).  —  40  Kai  <pvXa-x.cc  inoinaE  xov  vaov.     xavxa  aXXot  xe 

b)  'Emog  (dor.  AoTog):  Parmenides  b.  Aet.  ^al  'Hoiodog  Eigr]XEV  iv  s-xegi  xolg  sg  rag  yv- 
plac.  2,  15,  4  (=  Diels,  Doxogr.  p.  345b,  14):  vatnag  [vgl.  dazu  Wilamoivitz  a.  a.  O.  Anm.  1]. 
TTapjw.  Ttgüxov  [l'ev  xäxxsi  xbv  ecoov  ,  xbv  avxbv  Ähnlich  lautete  die  von  Euripides  in  seinem 
Se  vo[u^6[ievov  vn  awoli  xca  Eönsgov.  Eurip.  Phaethon  benutzte  Sage,  nach  derPhaethon  der 
fr.  ine.  999  N. :  Ea>og  x]v'i%  Imt'oxvg  i&XaiLipsv  Bräutigam  einer  Göttin  (d.  h.  wohl  der  Aphro- 
aGxrjg  (vgl.  zum  Verständnis  der  Vorstellung  dite)  war;  Wilamoivitz  a.  a.  O.  412 ff.  Anders 
vom  reitenden  Morgenstern  die  Vasen  b.  Bei-  berichtet  Hyginus  p.  astr.  3,  42  (vgl.  Schol, 
nach,  Bepert.  d.  vases  1,  236  [=  ob.  Bd.  1  Sp.  Germ.  p.  103,  8  =  Eratosth,  catast.  ed.  Bobert 
2509]  u.  339  [=  ob.  Bd.  2  Sp.  3175/6],  sowie  p.  196f.):  Nonnulli  hunc  [Lueiferum  =  Hespe- 
die  reitende  Selene  [ob.  Bd.  2  Sp.  3142f.],  <die  50  rumj  Aurorae  et  Cephali  fdium  dixerunt,  pul- 
reitende  Lichtgöttin  Aphrodite  Pandemos,  Furt-  critudine  mnltis  praestantem.  ex  qua  re  etiam 
wängler,  Mimch.  Sitzungsber.  1899,  2,  590— 606)  cum  Vener e  dicitur  certasse,  ut  etiam  Era- 
und  die  reitenden r Gottessöhne'  [=  Morgen-  und  tosthenes  dicit  eum  hac  de  causa  Veneris  ad- 
Abendstern]  der  Letten  b.  Mannhardt,  D.  lett.  pellari  .  .  .,   eine  Sage,   deren  Verbreitung  in 

hellenistischer  Zeit  durch  pompejanische  Wand- 

sätzo  und  Berichtigungen    zur  Verfügung  zu  stellen,  die  bilder    bezeugt    ist:    Heibig,    Pomp.    Wandgem, 

hier  in  spitzen  Klammern  <    >    erscheinen,    und    für  die  nr    964—968.    DUthey,    Bull.  d.  Inst.  1869  p.  152. 

ich  Herrn  Dr   Boll  hiermit  wärmsten  Dank  sage.  Bobert  a.  a.  O.  p.  4  Anm.   7.    Wilamowitz  a.  a.  0. 

»«..,.„.,,         ♦         ,-      .,  •  [RT.heri  421  f.;  mehr  ob.  unter  Phaethon  Sp.  2176f. 

■*)    Wie   sehr    der    Venusstern    die    uhrigen    Planeten  %                                                 T                 x       ,T      , ., 

überragt,   ersieht  man  aus  der  Thatsachc,  dafs  z.B.  De-  60          e)    Egtce  gog  (Vesper,  VesperugO,   Noctlter) 

moerit  (Doxogr.  341)  tpcocHpögog,  ijho?  und  atl^vrj  von  den  11.  X317f.:  Oiog  8   aaxi]g  Etat  ft£T   aßxgaoi  wxtos 
ühvigen  hnr,i()t$  unterscheidet.     (  Plinius  2,  30  nennt  das 

Venusgestirn  aemulum  solis  ac  lunae  und  setzt  hinzu:  iam  *)  Die  Beziehungen  des  <fiae9iov  zur  Aphrodite  ehonso 

magnituäine  extra  euneta  alla  sirlera  est,  claritatis  quidem  wie  die  des  Hesperos   zu  Hymenaios  (s.  unt.  e)    erklären 

tantae,    ut   unius  huius    stellae  radi/s    umbrae   reddantur.y  sich  einfach    aus   der  Thatsache,    dafs   der  Aufgang   des 

Auch  hei  den  Babyloniern  gilt  die  Venus   als   das  dritte  Abendsternes  als  das  Signal  zu  Vermählungen  und  Liebes- 

Hauptgestirn    neben    Sonne    und    Mond,  und    diese    drei  Zusammenkünften  betrachtet  wurde  (Sappho  fr.  95  u.  133 

werden  als  zur  Regierung  des  Tierkreises  eingesetzt  be-  Bergk.  Bion.  9.    üatull.  62.      Verg.  ecl.  8,  30  u.  Serv.  z.  d.  St. 

zeichnet  (nach  einer  brioflicheu  Mitteilung  von  A.Jeremias).  Anthol.  gr.  ed.  Brunck  3,75,  13.  113,  9). 


2521 


Planeten 


Planeten 


2522 


aiioXycp  |  "EßTThQog,  og  xccXliarog  iv  ovqccvco  igxo.- 
xai  ccoti']q,  |  ag  .  .  .  oMllauTt'  .  .  .  Sapph.  fr.  95 
u.  133  Bergk.  Parmenid.  b.  Aet.  plac.  2,  15,  7 
(s.  ob.  2519, 41  ff.).  Pythagoreer  b.  Apollod.  it.  &säv 
fr.  2  (=  Doxogr.  p.  467, 1 ;  s.  ob.  2520, 17).  Eurip. 
Ion  1149.  Kallim.  hy.  in  Del.  302:  oilog  i&ti- 
Qtxig  r'Eß7tsQog. *)  Einen  Kult  des  nE.  auf  dem 
Oeta  bezeugt  Serv.  z.  Verg.  Ecl.  8,  30:  In 
eodem  monte  Hesperus  coli  dicitur,  qui  Hyme- 
naeum  speciosum  puerum  amasse  dicitur.  Vgl. 
dazu  Catull.  62,  7  (nach  Sappho?):  nimirum 
Oetaeos  ostendit  Noctifer  ignes.  Verg.  ecl.  8,  30: 
sparge,  marite,  nuces:  tibi  deserit  Hesperus 
Oetam.  Wie  die  östlichen  Lokrer  den  Morgen- 
stern, so  setzten  die  westlichen  (pl  tansgiot) 
den  Abendstern  auf  ihre  Münzen  (Sträb.  416; 
vgl.  Head,  H.  nu.  285.  Catal.  of  greeJc  coins 
Brit.  Mus.  Central  Greece  p.  XIV  PI.  I,  2.  12. 
II,  5).  Über  Hesperos  als  Sohn  oder  Bruder 
des  Atlas  und  Vater  oder  Grofsvater  der  Hespe- 
riden  vgl.  den  Artikel  Hesperos.  Auf  Bild- 
werken erscheint  er  ebenso  wie  Heosphoros 
(neben  diesem)  bald  als  Reiter  (Meinach,  Bep. 
d.  vases  p.  I,  339  [=  Bd.  1  Sp.  3142 f.]),  bald 
als  schöner  Knabe  mit  Fackel  (s.  Bd.  2  Sp.  2604  f. 
Preller- Bobert  1,  448,  2).**) 

Wie  aus  den  einander  entgegengesetzten 
Benennungen  ' Eco6(poQog  (Eaog,  <Pca6cp6Qog)  und 
'EaitBQog  für  den  Morgen-  und  Abendstern  und 
aus  den  fast  durchweg  verschiedenen  mytho- 
logischen und  genealogischen  Beziehungen  der 
beiden  auf  das  deutlichste  erhellt,  hielten  die 
Griechen  der  ältesten  mythischen  Zeit  den 
Morgenstern  und  Abendstern  für  nichtidentisch ; 
erst  Pythagoras  (vgl.  Plinius  2,  37)  und  Par- 
tnenides  (s.  oben  unter  b  u.  c)  sollen  ihre  Identi- 
tät erkannt  und  von  den  älteren  Dichtern 
zuerst  IbyJcos  ifrgm.  42  Bergk  =  Gramer  An. 
Ox.  3, 413, 16)  dieselbe  ausgesprochen  haben.***) 

*)  Dem  dichten  Haar  des  Hesperos  scheint  die  schon 
bei  Pacuvius  und  Ennius  vorkommende  (  Varro  de  l.  I.  6,  6) 
Bezeichnung  Jubar  (s.  d.)  =  Morgen- Abendstern  zu  ent- 
sprechen, insofern  jubar  doch  wohl  mit  juba  =  dichtes 
Haar,  Mähne  zusammenhängt  (anders  Preller-Jordan,  Rom. 
Mißh.  1,  328,  3).  Dafs  man  die  Strahlen,  die  von  den 
Häuptern  der  Lichtgottheiten  ausgehen,  als  Haare  fafste, 
ist  bekannt  (vgl.  Schwartz,  Sonne,  Mond  u.  Sterne  124  ff. 
216  ff.  221  u.  ob.  Bd.  1  Sp.  2003  f.  sowie  die  Bezeichnung 
y.ofii']t>ig  =  Haaratern). 

**)  Leider  reichen  die  bisher  bekannten  Mythen  von 
Heosphoros  und  Hesperos  nicht  aus,  um  deren  von 
Welcher,  Götterl.  1,  6i6£f.,  Mannhardt,  Ztschr.  f.  Ethnol.  1875 
S.  309 ff.  E.  H.  Meyer,  Indog.  Mythen  2,  673.  Oldenberg, 
Relig.  d.  Yeda  210  ff.  ausgesprochene  Identität  mit  Kastor 
und  Polydeukes,  deren  Mythus  ja  sonst  mancherlei  Ver- 
gleichspunkte darbietet,  sicher  zu  stellen;  insbesondere 
vermifst  man  bis  jetzt  ein  Zeugnis  für  den  Glauben,  daft 
Heosphoros  und  Hesperos  ebenso  wie  die  beiden  Dioskuren 
Z  willingsbrüder  gewesen  seien.  Sollte  jemals  ein 
solches  Zeugnis  aufgefunden  werden,  so  wäre  m.  E.  bei 
den  sonstigen  unverkennbaren  Beziehungen  der  Dios- 
kuren zu  den  Sternen  und  zum  St.  Elmsfeuer  (=  äoiiot;\), 
deren  Deutung  als  Morgen-  und  Abendstern  gesichert. 

***)  Auch  die  Assyrer  scheinen,  ebenso  wie  die  Letten 
(s.  oben  Sp.  2519,  53)  und  Griechen,  ursprünglich  Morgen- 
und  Abendstern  für  nichtidentisch  gehalten  zu  haben. 
Wie  mir  A.  Jeremias  mitteilt,  geht  aus  der  viel  zitierten 
Taf.  III  R.  53,  2  hervor,  dafs  Dilbat  als  Morgenstern 
(Kriegsgottheit)  männlich,  als  Abendstern  (Liebosgott- 
heit)  weiblich  ist  und  dafs  ebenso  Sonne  und  Mond 
als  männlich  und  weiblich  gelten.    ^Hierzu  kommt,  dafs 


Wenn  Wilamowitz  (Hermes  18,  417  ff.)  be- 
hauptet, schon  in  der  mythischen  Zeit  sei  die 
Identität  der  beiden  Sterne  anerkannt  gewesen, 
so  sind  die  von  ihm  dafür  beigebrachten  Zeug- 
nisse zu  unklar  und  dürftig,  um  seine  An- 
sicht wirklich  zu  beweisen.  Höchstens  können 
die  Beziehungen  des  Eossohnes  Phaethon 
zu  Aphrodite  in  diesem  Sinne  verwertet 
werden. 
10  2  u.  3)  Der  ältere  echtgriechische  Name  fin- 
den Planeten  Iuppiterwar  <Dat&cov,  für  Satur- 
nus  f&ccivcov*);  vgl.  Plat.  b.  Aet.  plac.  2,  15,  4 
(=  Doxogr.   344);  (Eudoxos-Papyms  col.  V); 

bei  den  Astrologen  durchweg  M  erkur  für  mannweiblich 
galt.  y  Zu  Edessa  hiefs  der  als  Kriegsgott  verehrte 
Morgenstern  Azizus  (=  „der  Starke");  vgl.  Bd.  1  unt. 
Äzizus  und  Cumont  in  Pauly  -  Wissowas  Encykl.  2,  2644. 
<^Auch  in   Ägypten   scheint   lange   Morgen-  und  Abend - 

20  stern  getrennt  worden  zu  sein,  Brugsch,  Tlies.  p.  73. y 
Vgl.  übrigens  auch  Kalkmann,  J.  d.  arch.  Inst.  I  (1886) 
S.  242  f. 

*)  (  Ob  ifttirwv  wirklich  ein  originalgriechischer  Name 
für  den  Saturn  ist,  scheint  sehr  zweifelhaft.  Letronne 
(Journ.  d.  sav.  1839  p.  581  sq.)  vergleicht  tpaivoiv  mit 
Diodor  2,  30,  wonach  Saturn  der  i n iip a  v eazatog  unter 
den  Planeten  oder  ty/u  ijvstg  war:  es  scheint,  dafs  (fiaiiwv 
nichts  Anderes  ist  als  'der  Kündende'  y.at'  igo/r'jv.  Mit 
diesem  hohen  Hang  in  der  babylonischen  Astrologie 
stimmt   wieder   die    seltsam  erscheinende  Benennung  als 

„»  'HXlov  äarrjQ ;  s.  u.  Auch  citiert  Salmasius  de  ann.  climact. 
p.  596,  woran  Bouche-Leclercq  erinnert  (L'astrol.  ffr.  p.  67),  aus 
Valens  folgende  Stelle  über  den  Saturn:  /oövou  iari 
aij/uetov,  ^o«(Ji)j  yäo  6  &eög,  sv9sv  y.al  Ba(S  v).iöv  toi 
(palvovta  avtbv  nqoaijyÖQcvaav,  irtet  nüvta  raj  /qovta 
(paviqa  yivttai.  Beim  echten  Aristoteles  fehlt  der  Name 
(paivwr,  ebenso  rtvo6etg,  <pai&iov,  otlÄßwv,  während  Metaph. 
1073b  aus  Eudoxos  und  Kallippos  Aphrodite  und  Hermes, 
Zeus  und  Kronos  und  de  caelo  292  a  5  auch  Ares  vor- 
kommt. Das  macht  mich  doch  nicht  nur  für  (paivtov, 
sondern  seihst  für  ariX[iviv  und  ipai&wv  =  Iuppiter  (s  u.) 
stutzig,  ob  das  wirklich  alte  griechische  Namen  sind.  Ari- 
stoteles scheint  z.  B.  den  Namen  oTÜ.ßwv  überhaupt  nicht 
gekannt  zu  haben,  sonst  müfste  er  ihn  eigentlich  notwendig 
290  a  19  erwähnt  und  bekämpft  haben.  Dafs  Arat  die 
Planeten  gar  nicht  einzeln  nennt  (v.  454  ff.),  ist  auch  sehr 
bezeichnend  für  die  geringe  Vertrautheit  der  älteren 
Griechen  mit  den  Planeten.  Auch  sagt  die  Epinomis 
ausdrücklich  986  E,  987  B,  dafs  man  Merkur  u.  die  anderen 
Planeten  aufser  Venus  nicht  mit  Namen  nennen  konnte, 
weil  sie  nicht  von  Griechen,  sondern  von  Barbaren  zuerst 
beobachtet  wurden,  also  öio:  to  fiii  yiyvdioxio&at  [s.  aber 
Sp.  2523,  23].  Arats  Schweigen  geht  auf  ein  solches 
Nichtkennen  hinaus,  wie  er  im  Grunde  selbst  sagt. 
Das  doxographische  Zeugnis  über  Piaton  (Doxogr.  344) 
beweist  aus  bekannten  Gründen,  namentlich  wo  es  sich 
um  Terminologie  handelt,  sehr  wenig.  Die  älteste 
sichere  Stelle  für  ipairwv  u.  s.  w.  scheint  also  doch 
Alexander  Aitolos  bei  Theo  Smym.  zu  bleiben.])  Ich  habe 
gegen  diese  wohlbegründete  Annahme  meines  verehrten 
Mitarbeiters  nur  das  eine  Bedenken,  dafs  die  älteren 
Pythagoreer,  die  doch  unzweifelhaft  die  7  Planeten 
kannten,  diese  alle  doch  irgendwie  benannt  haben  müssen. 
Da  nun  die  Namen  Stüißwv,  <t>ae&t»v,  IIvqösi*  doch 
wohl  älter  sind  als  'Eq/liov  anti)(j  u.  s.  w.,  so  Uegt  es  nahe 
anzunehmen,  dafs  jene  echtgriechischen  Benennungen 
schon  von  der  älteren  pythagor.  Schule  gebraucht  wurden. 
Damit  soll  aber  nicht  etwa  geleugnet  werden,  dafs  die 
älteren  Pythagoreer  ihre  Kenntnis  der  7  Planeten  wiederum 
der  babylonischen  Wissenschaft  verdankten  (vgl.  ßouche- 
Leclercq  a.  a.  O.  66  f.).  Vgl.  unt.  Sp.  2523,  23  ff.,  wo  aus 
Hygin.  ein  Fragment  des  Herakleides  Pontikos  (um  340 
vor  Christus)  angeführt  wird,  das  doch  wohl  beweist, 
dafs  wenigstens  dieser  schon  den  Namen  Phaethon  für 
den  Planeten  Iuppiter  kannte. 


2523                       Planeten  Planeten                       2524 

Inschr.  von  Rhodos  (ungefähr  uxn  100  v.  Chr.*;)  zur  Sonne  beruht  auf  babylonischem  Glauben 
1.  Gr.  Insul.  1,  913  (mehr  b.  Hultsch  in  Pauhj-  (vgl.  Diod.  2,  30.  H  Windeier,  Altorientali  sehe 
Wissowas  Bealencykl.  2,  1851  f.);  Cic.  de  nat.  Forschungen  3S.  206.  (Eudoxos-Papyrus  col.V.^> 
deor.  2,22,52;  Ps.-Aristot.  de  nm.  2;  (Cleomed.  Hygin.  p.  a.  2,  42;  4,  18;  4,  15.  (Simplikios 
1,  3  p.  30  Zieglery-,  Plut.  de  anim.  proer.  in  in  Arist.  de  eaelo  222a  (p.  495,  28  Heib.)  schreibt 
Timaeo  32.  Suid.  s.  v.  ino%r\\  Io.  Lyd.  2,  11,  9;  sie  den  nccXccioi  zu.  Sie  kommt  ferner  vor  bei 
vgl.  auch  "Mari.  Cap.  8,  851  u.  s.  w.  Gegenüber  Theon  von  Smyrna  p.  130,  23  Hiller;  Servius  z. 
der  sonstigen  Einstimmigkeit  der  Tradition  in  Aen.  1,  729;  Ptolem.  Tetrabiblos  2,  3  identi- 
diesem  Punkte  will  es  wenig  bedeuten,  wenn  fiziert  den  Saturn  mit  Mithras- Helios.  Vgl. 
in  den  neuesten  Texten  des  Ps.-Eratosth.  catast.  io  auch  ein  ägyptisches  Ostrakon  in  demotischer 
43,  Hygin.  p.  astr.  2,  42  u.  4,18.  Schol.  German.  Schrift  Oriental.  Litt.-Zeitg.  1902,  6  und  135, 
Arat.  p.  102,  die  alle  auf  eine  gemeinsame  wo  Saturn  =  Ra-Helios  ist.  Zur  Erklärung 
Quelle  zurückzuführen  sind,  trotz  des  Schwan-  Einiges  bei  "Roll,  Sphaera  p.  313  f.  563;  ein  an- 
kens  der  handschriftlichen  Überlieferung  an  derer  Versuch  von  Baethgen  bei  Blafs,  Eudoxi 
einigen  Stellen  (vgl.  Bobert,  Erat.  cat.  rel.  p.  ars  astronomica  p.  7,  1.  Vgl.  auch  Bouche- 
195,  4  u.  11,  wo  die  Hss.  Phaeton  und  Phae-  Leclercqp.  93,  2;  die  Erklärung  aus  Misverständ- 
tonta  statt  Phaenon  und  Phaenonta  bieten)  nis  von  'Hlov  (xbv  -aed  Kqovov  Euseb.  pr.  er. 
die  Namen  der  beiden  Planeten  miteinander  1,  10,  16)  wird  jetzt  schon  durch  das  ägyptische 
vertauscht  erscheinen  und  (frcävav  für  Iuppiter,  Ostrakon  widerlegt  und  ist  an  sich  sehr  unwahr- 
$>uz&cöv  für  Saturn  gesetzt  wird.  Ich  meine  20  scheinlich. )>  Wilamowitz,  Herrn.  18, 421,3.  Jensen, 
also  <( gleich Letronne,  Journ.  des  sav.  1839 p. 582,  Kosmol.  d.  Babyl.  115f.  Bh.  Mus.  48,  441,  4f.). 
5J>,  dafs  in  diesem  Falle  ein  bei  der  grofsen  4 — o)  Mars  und  Mercur  endlich  wurden 
Ähnlichkeit  der  beiden  Namen  leicht  begreif-  nvQotig  und  Urllßcov  benannt  ('s.  aufser 
lieber  Irrtum  anzunehmen  ist.**)  Auf  den  Pia-  den  oben  für  <J>as&cor  und  (Palvcov  angeführten 
neten  Iuppiter  ((Paed-cov)  bezog  man  nach  Hygin.  Stellen  noch  Theophrast  b.  Proklos  zu  77- 
p.  a.  2,  42  u.  Schol.  Germ.  p.  102,  10  folgenden  maeus  285 f.  Epigenes  b.  Schol.  Ap.  Bh.  3, 
von  Herakleides  Pont.  (340  v.  Chr.)  erzählten  1377.  Ps.-Erat.  cat.  43.  Schol.  Germ.  p.  102, 
Mythus:  Quarum  [stellarum]  una  est  Iovis  r,o-  10  u.  103,  8.  Hygin.  p.  astr.  2,  42).  <^Der  Eu- 
mine  Phaethon  (die  Hss.  Pheton;  Bunte  u.  doxos-Papyrus  col.  V  nennt  ihn  TlvgosiSrig, 
Bobert:  Phaenon),  quem  Heraclides  Pontiacs  30  und  so  ist  auch  die  Überlieferung  in  den 
ait,  quo  tempore  Prometheus  homines  finxerit,  Eratosthenischen  Kataster  ismen,  vgl.  Bobert  und 
hunc  pulcritudine  corporis  reliquos  praestantem  Olivieri  (der  letztere  nimmt  die  Lesart  mit  Recht 
fecisse;  cumque  supprimere  cogitaret  neque  Iovi  in  den  Text.)^>  Der  Name  Ilvgottg  ist  in  der 
ut  ceteros  redderet,  Cupidinem  Iovi  nuntiasse ;  That  für  den  Mars  insofern  höchst  bezeichnend, 
quo  facto  missum  Mercurium  ad  Phaethonta  als  dieser  Planet  sich  durch  roten  feuerartigen 
(so  d.  Hss.)  persuasisse ,  ut  ad  Iovem  veniret  et  Glanz  auszeichnet  (vgl.  Plat.  de  rep.  616 f.: 
immortalis  fieret.  itaque  eum  inter  astra  ferunt  vntQv&Qov.  Hy.  Homer,  in  Mart.  6:  TTVQ<xvyi]g 
conlocatum.  Wie  man  leicht  erkennt,  besteht  y.vv.log.  Ps.-Plat.  Epin.  987 c:  iQv&Qcorarov.  Cic. 
diese  Fabel  zum  Teil  aus  denselben  Elementen  so.  Scip.  4:  rutilus).  Vgl.  überhaupt  hinsicht- 
wie  der  oben  behandelte  hesiodische  Mythus  40  lieh  der  Farben  der  Planeten  Plat.  de  rep.  616  f. 
von  Phaethon,  dem  schönen  Sohn  des  Kephalos  So  beträgt  die  Zahl  der  Planeten  im  engeren 
und  der  Eos,  welcher  von  Aphrodite  entführt  Sinne,  wenn  man  den  Heosphoros  und  Hesperos 
und  als  Morgen-Abendstern  an  den  Himmel  als  Einheit  betrachtet,  fünf,  was  oftmals  hervor- 
versetzt wurde,  ja  sie  ist  wohl  nur  eine  Va-  gehoben  wird  (Philolaos:  Doxogr.  p.  337b  14. 
riante  dieser  Sage,  erfunden,  um  die  späteren  Plat.  Tim.  38cff.  Ps.-Plat.  Epin.  986b.  Erat. 
Beziehungen  des  Planeten  Iuppiter  (=  »Put-  cat.  43  u.  s.  w.),  im  weiteren  Sinne  aber,  wenn 
&cov  =  actriQ  Jiög)  zum  Zeus  mythisch  zu  moti-  Helios  und  Selene  mit  hinzugerechnet  werden, 
vieren  (s.  unten).  Wenn  es  vom  Planeten  Saturn  sieben  (vgl.  Plat.  Tim.  38  cf.  de  rep.  616 f.  Hy. 
bei  Hygin. p.  astr.  2,  42  (vgl.  Schol.  Germ.  p.  102,  Homer,  in  Mart.  7:  inTUTtoooig  ivl  rtiQtaiv.  Ps.- 
10  u.  Ps.-Erat.  cat.  48;  heilst:  seeunda  Stella  50  Aristot.  de  mu.  2.  Chrysipp.  Doxogr.  p.466, 4.  Cic. 
dicitar  Solis  (vgl.  Solis  stella  =  Saturnus  ib.  4,  so.  ScipA.  Orph.  hy.  7,  8  u.  s.  w.).*)  Letztere  Zahl 
18),  quam  alii  Saturni  dixerunt;  harte  Era-  haben  sicherlich  schon  die  älteren  Pythagoreer 
tosthenes  a  Solis  ßlio  Phaethonta  appellatam  dicit  für  die  Planeten  angenommen,  wie  nicht  blofs 
.  .  .  et  a  Sole  inter  sidera  sit  perlatus,  so  scheint  aus  bestimmten  direkten  Zeugnissen  (z.  B.  Cal- 
auch  hier  eine  irrtümliche  Übertragungeines  lim.  fr.  83  a  Sehn.  Plin.  n.  h.  2,  84.  •  Censor.  d<' 
ursprünglich  auf  den  Planeten  Iuppiter  (=  <&at-  dir  nat.  13),  sondern  namentlich  auch  aus  ihrer 
&cüv)  bezüglichen  Katasterismus  auf  den  [fälsch-  Theorie  von  der  Sphärenharmonie  erhellt,  die 
lieh?]  (put&a>v  benannten  Saturnus  vorzuliegen.  bekanntlich  auf  der  Analogie  mit  der  alten 
Hie  hier   dem   Saturnus    beigelegte  Beziehung  7  saitigen   Leier  beruht  (Zrtter,  Philos.  d.  Gr.3 

60  1,  370,  3.  373).      Auch     wird    von    Pythagoras 

*) Reihenfolge :ir>toacp<'>i,o;,  Itüfion;  /7^(Jf/c,  <T>ui&uv.  berichtet,    dafs    er    die    (fünf?)    Planeten     als 

</>«/><•».  itvveg  <&i:Q6£<f>6i'rig  bezeichnet   habe  (Aristoteles 

**)  (Vielleicht   hat   auch    noch   die   dem  echten  oder  Ergm.    196    b.    Porphyr.   V.    Plfth.   41.    Clem.    AI. 
falschen  F.ratostlienes   geläufige  Identifikation    des    Saturn 

mit  Helios  die  Benennung  des  Saturn  als  tt>ai9ior  ge-  *)  Ehonso   in    einer   verloren    gegangenen    Schrift    rt. 

fördert.      Catast.  c.  4:f  tcheint  darauf  hinzuweisen:  6  dev-  ißoofi&dog,  die  sich  aus  ihren  bei  Philo  de  mu.  opif.  1,  21  M. 

Tfo(j;   {•/.'/.))$>}    für   (t>ae9'ojv   ov    fityci?'    ovtoi  t.hvojLxiad'ij  Varro  b.  Gell.  N.  A.  3,  10.  Censor.  7,  2 ff.  Macrob.  in  So.  Scip. 

Icrt!)  toi)  'HXlov.  —  Offenbar  abkorrigiert  ist  die  Stelle  1,0,  47ff.    Mart.  Cap.  7,  738,   Anatol.  b    Ast,  Theol.  arithm. 

in  der  Hs  S  (Vindoh.  341)  >     S.  auch  ob.  Sp.  2200  f.  41  ff.  u.  s.  w.  erhaltenen  Bruchstücken  rekonstruieren  Jafst. 


2525                       Planeten  Planeten                       2526 

Strom.  5,  8  p.  244  Sylb.),    ein   Ausdruck,    der  so  wurden  zugleich  mit  der  Übersetzung  jener 

wahrscheinlich  auf  der   weitverbreiteten  Deu-  assyrisch-babylonischen  Götter  ins  Griechische 

tung    der  Persephone    als   Mondgöttin    beruht  auch     deren    Planeten     nach     den    scheinbar 

(Boscher,  Selene  u.   Veno.  S.  1201.    Anm.  509  ff.  entsprechenden  griechischen  Göttern   benannt, 

ob.  Bd.  2  Sp.  3185 f.).  (Vgl.  Ginzel  in  [Lehmanns]  Beitr.  z.  alt.  Gesch. 

Ob   es   schon    im    höheren   Altertum    einen  1,  1902  S.  190,  6.  Bouche-Leclercq  a.  a.  0.  93 ff.), 

echtgriechischen    Kult    der    sieben    Planeten  Höchstwahrscheinlich     sind    die    neuen    trotz 

gegeben  hat,  ist  ganz  unsicher,  obwohl  es  Paus.  ihrer    scheinbar    griechischen   Form    docb    im 

3,  20,  9   zu  bezeugen    scheint,    indem   er  von  Grunde     chaldäischen    Planetennamen    zu- 

7  Säulen  in  der  Umgebung  Spartas  redet,  von  io  sammen    mit    der    Astrologie    der    Babylonier 

denen    es    in   leider    lückenhaft    überlieferten  nach  Griechenland  gekommen  und  haben  mit 

Worten  heilst  xioveg  dh  stixcc  .  .  .  xcträ  roönov  deren    zunehmender    Ausbreitung    im    Abend- 

oi\iat  ao%aiov,  o'vg  äartgcov  rar  7tlavt}rwv  cpccalv  lande  ziemlich  rasch  die  älteren  Benennungen 

äydliiara.*)  verdrängt.    Als  den  ersten  positiven  Zeugen  für 

Es  ist  nun  sehr  merkwürdig  zu  sehen,  dafs  die  Einführung  der  chaldäischen  Astrologie  in 
die  genannten  echtgriechischen  Planetennamen  Hellas  haben  wir  TJwophrast  anzusehen,  der  nach 
seit  dem  4.  vorchristlichen  Jahrhundert  mehr  Proklos  in  Tim.  4,  285  f.  in  seinem  Werke  n. 
und  mehr  durch  neue  Bezeichnungen  ver-  arj^iav auch  der  „bewunderungswürdigen  astro- 
drängt  werden,  die  zwar  scheinbar  auch  echt-  logischen  Theorie  der  Chaldäer"  gedacht  hatte 
griechisch  sind,  in  Wirklichkeit  aber  einen  durch-  20  (vgl.  Häbler,  Astron.  i.  Altert.,  Zwickau  1879 
aus  ungriechischen  Ursprung  haben:  ich  S.  15f.  Biefs  b.  Pauly-Wissowa  2,  1811.  Kroll 
meine  die  gewissermal'sen  noch  heute  giltigen  in  N.  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert.  1901  S.  561,  der 
Benennungen  AcpQodiri]g  afftTjp  für  'Eojocpooog  auch  auf  ein  Zeugnis  des  Eudoxos  hinweist; 
($>(ü6cp6Qog,  r'E6ntQog  u.  s.  w.),  'Eq^ov  aanjo  für  vgl.  Cic.  de  div.  2,  42,  87).  Dafs  in  der  That  die 
Urllßoiv,  'Aotcog  aarr]Q  für  Hvootig,  Aibg  cc.  für  späteren  griechischen  Planetenbezeichnungen 
t&a&twv,  endlich  Kqövov  ä.  für  (Pcdvcov.  Der  aus  Babylonien  stammen,  bestätigen  zum 
erste  Schriftsteller,  welcher,  wenn  auch  in  sehr  Überflufs  noch  mehrere  ausdrückliche  Zeug- 
beschränktem Umfange,  die  neuen  Namen  neben  nisse  griechischer  Schriftsteller,  z.  B.  des  Ver- 
den alten  gebraucht,  ist  Platoit  gewesen,  der  fassers  der  platonischen  Epinomis  p.  986  f., 
z.B.  im  Timaios  p.  38 d  den  Merkur  als  6  rov  30  der,  nachdem  er  betont,  dafs  Ägypten  und 
'Epfiov  oder  ö  inobg  Eqiiov  [ccotijq]  bezeichnet;  Syrien  wegen  ihres  wolkenlosen  Himmels  sich 
in  gröfserem  Umfange  schon  wendet  Aristoteles  ganz  besonders  zur  Beobachtung  der  Planeten 
Metaph.  11, 8 die  Bezeichnungen  6  rf)g'A(pQoöirr\g,  eigneten  und  dafs  deshalb  die  ersten  Astro- 
Toi)  'Eq{lov,  rov  <.Jibg,  rov  Kqovov  et.  an,  ebenso  nomen  in  diesen  Barbarenländern  zu  suchen 
Theophrast  (Frgm.  n.  ar\iLticov  6,  46  ed.  Wimmer), 
Ps.-Plat.  Epinomis  987  b f.  Epigenes  b.  Schol.  Ap.  253)>  ein  Gott  der  Träume  und  ein  „Verkündiger"  (=  He- 

Bh.    3,    1377.      Tim.     Locr.    96E     U.    97 A.     Ps.-  r"ld'')-  ~    I^ar    (s.d.)    entspricht    ziemlich    genau    der 

A-j.li                o     m                       /•           j.       r<    ••    -i.-i.  griechischen   Aphrodite    (s.   Bd.  2    Sp.    Sil  ff.;    vgl.    Bd.  1 

Aristot.  de  mu.  2;  12  u.  s.  w  •  <in  guter  Gracitat  2,   ,.--,       vi/    a\  ■  *     •     *         •    T.r  • 

.....                   t      Ti         ■    1                  t                     i  kp.  ü;io).  —  rsinib  (s.  d.)  ist  wie  Ares  em  Kriegsgott.  •  — 

bleibt   immer   die  Bezeichnung   O  rov  Jiog,   erst  Marduk  (s.  d.)  gleicht  dein  Zeus    als  König  der  Götter, 

ganz  spät  kommt  daneben  6  Züvg  U.  S.  W.  kurz-  40  Gewittergott,  Weltenschöpfer  und  Drachentöter.  —  Ner- 

weg   auf).     Die   Frage,   woher   diese  neuen    Be-  gal  (s.   d.)  hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit   mit  Kronos:   er 

nennungen  der  fünf  Planeten  stammen,  ist  dahin  herrscht  ebenso  in  der  babylonischen  Hölle  (=  Unterwelt) 

ZU   beantworten,    dafs   sie   auf  der   im   4.   Jahrh.  wie    kronos    im    Tartaros    (2    Sp.  1453.    1456);    er    ist  ein 

vollzogenen  Identifizierung  der  genannten  griech.  böser'  verderblicher>  gefürchteter  Gott  wie  Kronos,  der 

ri-i-i.            -t,            •                     r                                  i      1       i_  seine  eigenen  Kinder  verschlingt;  er  wird  wie  dei  Kronos 

botter  mit  gewissen  groisen  assyrisch-baby-  ,     »••..      1    i*     m           **■-. r  \  —  »•  r„,    ,     T. 

.                  .        °     ,,    ...      P            .          .    J           .                   ■'..  des  Mithraskult.es  (Cuiuont,  Mithra  1,  Tili.  79)  als    Lowen- 

loni sehen    Gottheiten    beruhen,    denen    seit  gott«  gedacht  u. s. w.  (■.  d.  Belege  in  Jeremia*'  Artikeln 

unvordenklichen  Zeiten  eben  jene  Planeten  ge-  izdubar,  Marduk  u.  s.  w.;  ».  Baudissin,  Studien  z.  semit. 

heiligt  waren  {S.  Hummel,  Aufs. U.  Abhdl. 'S. 31lJÜ'.,  Religionsgeschichte  1,  ü32,  l;  nach    Jensen,   Kosmol.  135  ent- 

Cumont,   Mithra    1,    112  f.).      So    war   der   Planet  spricht  freilich  Nergal  dem  Mars,  Ninib  dem  Saturn).  - 

Mercur  dem  Nebo  (Bd.  3  Sp,  57  f ),  die  Venus  50  Bei  Ilesi/c/"'us  fluden  sich  folgende  chaidäische  (babylo- 

der    Istar     (Bd.    2     Sp.    811  ff.),     der     Mars     dem  ^e>  Bezeichnungen  der  Planeten:  MoAo^«?-   o'roii 

xr  -i,  co  c«  n/»<>\  j  t  'j.  1  ■»«•  i  i  dtui  anritt)  na  (ja  XaXöaiotg.  Hierzu  hemerkt  mir  Je/r- 
,Q  oSni':  f9)o'  /lei'  fUPl"ter  dem  Marduk  mlas  (brie/licll):  ■  AloXo[i6ia  entspricht  der  babylonisch 
(2  Sp.  2340  fi\),  der  Saturn  dem  Nergal  (3  Sp.  266  f.)  bezeugten  Schreibung  MuUIbbar  für  luppiter  ■.  -  Be- 
hellig, und  da  Nebo  mit  dem  griech.  Hermes,  ßatog-  6  tov  nvqog  uar,)o.  Baßvkthvwi.  -  -*/*',-•  rov 
Istar  mit  Aphrodite,  Ninib  mit  Ares,  Marduk  Eoftoü  aan'iQ.  BapuAtbiioi;  vgl.  das  babylonische  Sag-us. 
mit  Zeus,  Nergal  mit  Kronos  identisch   ist**;,  —  d&bpaf  6  n^  'A<pQodir»]i  aot>io  ünü  XaUaimv  = 

Dilbat  (Herold)  der  von  Delitzscli  (Assyr.  Lesestücke)  ver- 
öffentlichten  Planetenliste.      Diese  be    lautet   in    genauer 

*)  Ebenso  ist  es  zweifelhaft,  ob  wir  aus  Stellen  wie  'Iransskription:    ilu  Sin  =  Mond;    ilu    Samas    =    Sonne; 

Menaitder  4,  233  Mein.:  6  /uir  'Eni/aQ/itog  toi/z  &toug  ihai  ilu  Dun -pa  -  ud- du-a  =  Merkur;    ilat  Dilbat  =  Venus; 

/U'yf<  |  avefiovg,  vömq,  yT/v,  ifiiov,  rtÖQ,  äoregag  auf  einen  60  nu  Lu-bad  Sagus  =  Mars;    ilu  Du-bad  Gud-bir   (geschr. 

Sternkult  schliefsen  dürfen  (vgl.  auch  Zelljr,  Philos.  d.  Gr.  Gud-ud)  =  Iuppitdr;  ilu  Zal-bad-a-nu  =  Saturn.  —  Vgl. 

I3,  3fi8,  2.  430 f.  5).      Es    kann    sich   hier    recht   wohl   um  auch    Winckler,   Himmels-  it.  Weltenbild  d.  Babylonier  S.  35; 

rein   philosophische   Spekulationen    handeln      Vgl.  Osann  Ders.,  Forschungen  3  S.  188.     Übrigens    scheinen   auch  die 

z.  Cornut.   de   nat.  deor.   p.  226.    526 f.  u    529 ff.  Araber  einen  sehr  alten  Planetenkult  gehabt  zuhaben; 

**)  Nebo  (s.d.),  der  Sohn  des  Marduk  (—  Zeus),  ist  vgl.  C/twolson,  D.  Ssabier  2,  673,   wo    altarabische    Quellen 

wie    Hermes    (Bd.    1,     2366,    Röscher,    Hermes    d.    Windyutt  angeführt  werden,  nach  denen  der  schwarze  Stein  der 

S.  28   Anm.  108)  der   Erfinder   der  Schrift,   die  personifi-  Kaaba   ursprünglich   dem    Saturn    geheiligt    war.      Vgl. 

zierte  Weisheit  und  Kunst,  ein  freundlicher  uud  gnädiger  Hammel,  Gestirndienst  d.  alt.  Araber  10,  der  an  Übertragung 

Gott ;  ein  Totenerwecker  (vgl.  Röscher,  Hermes  d.  W.  69  Anm.  des  altbabylou.  Planeteukultes  denkt. 


2527 


Planeten 


Planeten 


2528 


seien*),  fortfährt:  alla  yag  incow^iiciv  Bilrjtpiißt 
&£(ov  [rix  cc6tqcc],  6  (X£J>  yccQ  hoGcpÖQOg  sorttgog 
rs  £>v  avtbg  'AcpQoditrjg  tivai  G%tS6v  %%8i  Xöyov 
■kdcI  {iciXcc  ZvQicp  voiio&try  TtQsnov,  6  d'  ögö- 
Ogo^og  f)XL(p  rs  upct  tmxI  rovrca  o%sdbv  'Equov 
y..  t.  I.  Vgl.  auch  Epigenes  b.  Schol.  z.  Ap. 
Rh.  3,  1377,  von  dem  der 'hellenischen'  Benen- 
nung des  Planeten  Mars  (Tlvgötig  =  ccotijQ'ÄQSwg) 
die  rchaldäische'  äatriQ  'H()e<x.l£ovg**)  gegen- 
über grestellt  wird.  Es  kommen  nämlich  auch  10 
Schwankungen  hinsichtlich  der  Götter  vor, 
nach  denen  die  Planeten  benannt  wurden:  so 
wird  z.  B.  (nach  Ps.-Aristot.  de  mu.  2;  vgl. 
Epigenes  a.  a.  0.,  Hyg.  p.  astr.  2,  42  und  das 
Horoskop  des  Antiochos  v.  Kommagene  bei 
Humann-Puchstein,  Reisen  i.  Kleinasien  T.  40 
p.  333.  Riefs  b.  Pauly -Wissowq  2  Sp.  1811) 
der  Mars  auch  6  ' HqcikI£ov s  ccotjJq,  die  Venus 
auch  ö  "HQccg  &.  (Ps.-Arist.  a.  a.  0.  Tim. 
Locr.  96 e.  Plin.  h.  n.  2,  37.  Plotin.  p.  542  20 
ed.  Ox.  Augustin  c.  d.  7,  15)  oder  sidus  Matris 
Deum  (Plin.  a.  a.  0.),***)  der  Mercur  auch 
6  'Artollcovog  a.  (Horoskop  des  Antiochos  von 
Kommagene  a.  a.  0.  Ps.-Aristot.  a.  a.  0.  Plin. 
2,  39)  genannt.  Offenbar  beruhen  diese  Schwan- 
kungen in  der  Benennung  auf  verschiedenen 
Identifizierungen  der  genannten  assyrischen 
Gottheiten  bei  ihrer  Übertragung  in  die  Nomen- 
klatur der  griechischen  Mythologie.  Noch 
komplizierter  wird  die  Sache  dadurch,  dafs  30 
bei  der  Verpflanzung  der  chaldäischen  Astro- 
logie und  Astronomie  nach  Ägypten  (Alexan- 
dria; vgl.  Kroll,  N.  Jahrb.  f.  d.  kl.  Alt.  1901, 
561)  auch  ägyptische  Götternamen  zur  Be- 
nennung der  Planeten  verwendet  werden;  dort 
hiefs  nämlich  nach  Achill.  Isag.  17  der  Saturn 
Stern  der  Nemesis  f)  <(auch  bei  Valens  (2.  Jahr- 
hundert n.  Chr.  heilst  der  Saturn  Ns[i£68cog 
cc6rijQ,  Catal.  codd.  astrol.  gr.  2,  «9,  36)>,  der 
Iuppiter  Stern  des  Osiris,  der  Mars  Stern  des  40 
Herakles  (s.  ob.),  der  Merkur  Stern  des  Apollon, 
und  für  die  Venus  dürfen  wir  auf  Grund  von 
Plinius  (2,  37)  vermuten,  dafs  sie  in  Ägypten 
Stern  der  Isis  genannt  wurde,  obwohl  dieser 
Göttin  sonst  der  Hundsstern  (Sothis)  <(und 
noch  mehrere  Dekane  und  Gestirne  }>  heilig 
waren  (s.  ob.  Bd.  2    Sp.  434  ff.). 

*)  Den  chaldäischen  Astronomen  kam  nicht  blofs  die 
Klarheit  des  mesopotamischen  Himmels,  sondern  auch 
ihre  Scharfsichtigkeit  und  ihre  Langlebigkeit 
trefflich  zu  statten,  von  der  Lueittn  /Liaxqojiwi  5  redet.  Sie 
sollten  beide  Eigenschaften  dem  Genüsse  des  xot'^n'o; 
uoro,'  zu  verdanken  haben. 

**)  Vgl.  Macrob.  Sat.  3,  12,  G:  Chaldaei  stellam  Herculis 
vocant  quam  reliqui  omnes  Mortis  appellant  (Cumont,  Mithra 
1,  143).  Wie  aus  dem  folgenden  hervorgehen  dürfte, «ist  in 
diesem  Falle  wohl  eine  ganz  spezielle  Astrologenschule 
{Astrologen  =  Chaldäer)  und  zwar  wahrscheinlich  die  von 
Alexandria  gemeint,  im  Gegensätze  zu  der  im  eigent- 
lichen Hellas  herrschenden,  welche  den  Ninib  nicht  dem 
Herakles,  sondern  dem  Ares  gleichsetzte.  Vgl.  die 
grofse  Inschrift  des  Antiochos  v.  Kommagene  (Cumont, 
Mithra  2,  90),  die  den  persischen  Gott  Verethraghua  =  Ar- 
tagnes zugleich  mit  Herakles  und  Ares,  Mithras  mit 
Apollon  und  Hermes  identifiziert. 

***)     Vgl.     hinsichtlich    der    Identifizierung     der    Hera 

und    Bhea  mit  Aphrodite-Astarte-Istar    l'seudo-Lucian.  de 

dea  Syr.  32   und  Apul.  Met.  11,  5  ff.     Üb.  Tu/ij   s.  Abb.  1. 

t)  Da  Nemesis  nicht  blofs  der  Isis,  sondern  auch  der 

Bast  gleichgesetzt  wurde,   so  hat  man  hier  wohl  an  die 


Bei  dieser  gewaltigen  Bedeutung,  welche 
die  chaldäische  Astrologie  wie  es  scheint 
nach  Alexander  d.  Gr.  zunächst  in  Alexandria 
und  dem  griechischen  Orient  und  dann  weiter 
im  römischen  Weltreich  gewann,  so  dafs  sie 
sogar  im  stände  war,  die  älteren  echtgriechischen 
Planetennamen  im  Laufe  der  Zeit  fast  völlig 
zu  verdrängen,  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dafs 
durch  ihren  Einflufs  schliefslich  ein  richtiger 
Planetenkultus  entstand,  der  sich  in  doppel- 
ter Richtung  entwickelte,  je  nachdem  man  die 
sieben  Planetengötter  entweder  rein  astro- 
logisch als  Lenker  der  menschlichen 
Schicksale  und  als  kosmologische  Po- 
tenzen oder  als  "Wochengötter  auffafste. 
Zwar  hängen  beide  Auffassungen  auf  das 
innigste  miteinander  zusammen  und  sind  der- 
selben Wurzel  entsprossen,  doch  empfiehlt  es 
sich  hier  aus  Gründen  der  Übersichtlichkeit, 
beide  getrennt  zu  behandeln.  Insbesondere 
scheint  der  seit  dem  1.  Jahrh.  nach  Chr.  Geb. 
immer  weiter  im  römischen  Weltreich  sich 
verbreitende  Mithraskult  (Bd.  2  Sp.  3032 ff.) 
sowie  der  Gnostizismus  und  das  namentlich 
in  Ägypten  blühende  Zauberwesen  (Magie) 
die  Verehrung  der  Planetengötter  gefördert  zu 
haben  (s.  Cumont  ob.  Bd.  2  Sp.  3057  f.  und  in 
seinem  grofsartigen  Hauptwerke  über  Mithra 
1,  p.  112ff.) 

1)  Der  Planetenkult  der  Astrologen  (vgl. 
Häbler,  Astrologie  i.  Altertum,  Zwickau  1879. 
Riefs  in  Pauly- Wissoivas  Enc.  s.  v.  Astrologie 
Bd.  2  Sp.  1802ff  und  die  daselbst  angegebene 

letztere  zu  denken  (vgl.  Nicom.  Geras,  in  Phot.  bibl.  p.  144  a 
34  Bekk.;  Pistis  Sophia  ed.  Peterm.  p.  366  ff. ;  v.  Baudissin, 
Stud.  1,  241  Posnansky,  Nemesis  S.  57,  ob.  Bd.  3  Sp.  141). 
Für  diese  Annahme  spricht  auch  der  Umstand,  dafs  Bast 
katzenköpfig  gedacht  wurde,  was  au  den  löwengestaltigen 
Nergal-Kronos  erinnerte  (Cumont,  Mithra  1,  79,  2 ff.).  — 
Osiris  entspricht  nach  Diod.  1,  25  nicht  nur  dem  Dio- 
nysos, sondern  auch  dem  Zeus  und  Ammon.  <  In 
früherer  Zeit  hiefs  übrigens  Venus  der  Stern  des  Osiris 
oder  des  Bennuvogels :  Brugsch,  Thes.  1  p.  70 ;  aber  es  giebt 
auch  ein  originalägyptisches  Zeugnis,  wenn  auch  aus 
später  Zeit,  im  Tempel  von  Dendera ,  wonach  vielmehr 
Iuppiter  als  Osiris  aufgefafst  wurde  (ib.  p.  71).^>  —  Der 
ägyptische  Herakles  ist  wohl  kein  anderer  als  Chunsu. 
—  Unter  Apollon  haben  wir  wohl  Horos,  den  Gott 
der  Lichtsterne  (Planeten ;  vgl.  Herod.  2, 156  u.  ob.  Bd.  1,  Sp. 
2745)  zu  verstehen.  —  Isis  endlich  wurde  bald  der  Hera, 
bald  der  Aphrodite  gleichgesetzt:  s.  ob.  Bd.  2  513 ff.  u. 
494 ff.  —  Ahnlich'  Schwankungen  s.  b.  Cumont,  Mithra  1 
p.  130  ff'.  Vgl.  hinsichtlich  der  Planetenverehrung  (und 
der  Planetennainen)  im  alten  Ägypten  auch  Brugscii,  Rel. 
u.  Mythol.  der  Ägypter  S.  203.  <  Thes.  inscript.  Aeg.  1,  63  ff.>  — 
(Neuerdings  hat  man  in  Ägypten  ein  nachchristliches 
Ostrakon  mit  demotischer  Schrift  gefunden,  das  ein  Ver- 
zeichnis der  Planeten  und  der  Tierkreisbilder  enthält, 
vgl.  Oriental.  Litt.- Zeitg.  1902  a.  a.  O.  —  Mythologisch 
interessant  und  deshalb  hier  anzuführen  ist  die  Be- 
nennung von  Planetengruppen  bei  Ptolemaios  tetrab. 
3,  8  (im  Kapitel  über  die  ZwilUngsgeburten):  die  Kon- 
stellation der  männlichen  drei  Planeten  Saturn,  Iuppiter, 
Mars  heifst  die  ylviaiz  der  Anaktores,  die  der  zwei 
männlichen  Planeten  Saturn,  Iuppiter  und  des  weibüchen, 
Venus,  heifst  die  yitvtcitg  der  Dioskuren;  die  der  zwei 
weiblichen,  Mond,  Aphrodite,  und  eines  männlichen, 
Mars,  heifst  die  yiveaig  der  Demeter  und  der  Köre 
und  des  Dionysos;  die  drei  weiblichen  Planeten  Venus, 
Mond,  Merkur  (in  weiblicher  Auffassung)  die  yheaig  der 
Chariten.  Über  ein  weiteres  Vorkommen  der  Chariten 
am  Stornhimmel  vgl.  Boll,  Sphaera  barbarica  S.  272f.> 


2529                       Planeten  Planeten                       2530 

Litteratur.  Kroll,  Aus  d.  Gesch.  d.  Astrol.  N.  Spekulationen*).  —  Gewöhnlich  wird  diese 
Jahrbb.  f.  d.  kl.  Altert,  u.  s.  w.  1901  S.  559  ff.  letzte  Planetenreihe  auf  Pythagoras  und  seine 
Thompson,  The  reports  of  ihe  magicians  and  Schule  zurückgeführt;  vgl.  Censor.  de  die  not. 
astrologers  of  Nineveh  and  Babylon,  Lond.  1900  13.  Plin.  h.  n.  2,  84  (2,  32  ff.).  Cic.  somn.  Scip. 
[mir  unzugänglich]).  Die  Vorstellung,  dafs  4  u.  Macrob.  z.  d.  St.  19,  2,  wo  ausdrücklich 
die  Schicksale  der  Welt  und  der  Menschen  bemerkt  wird,  dafs  Cicero  in  diesem  Falle  mit 
von  den  Planeten  und  deren  Stellung  am  Archimedes  (s.  2,  3,  13)  und  der  ratio  Chal- 
Himmel  abhingen,  dafs  man  also,  um  die  Zu-  daeorum  übereinstimme;  Ptol.  Almag.  9,  1; 
kunft  zu  erkennen,  diese  beobachten  müsse,  s.  auch  Alex.  Aetol.  b.  Theo  Smyrn.  p.  139 
entstammt  jedenfalls  dem  ältesten  Glauben  der  10  Hiller  u.  Theo  Smyrn.  a.  a.  0.  p.  138,  11  ff. 
Babylonier,  denn  sie  findet  sich  bereits  in  den  Chalcidius  ed.  Wrobel  1876  c.  72.  Genaueres 
Resten  eines  grofsen  aus  72  Büchern  bestehen-  b.  Schmekel,  Philos.  d.  mittl.  Stoa  p.  464  f. 
den  astrologischen  Werkes  ziemlich  entwickelt  (Bouche-Leclercq,  L' astrol.  </r.  p.  104tf. ;  Hultsch 
vor,  das  im  Hügel  Kujundschik  in  der  Biblio-  in  Wissowas  Bealencycl.  2,  1833  f.) 
thek  des  Assurbanipal  (7.  Jahrh.)  aufgefunden  Was  die  Bedeutung  der  einzelnen  Planeten 
wurde  und  eine  Abschrift  älterer  Omina  dar-  und  Planetengötter  für  die  Gestaltung  der 
stellt  {Hübler  S.  6  ff.  Biefs  Sp.  1806.  Kroll  menschlichen  Schicksale  betrifft,  so  gehören 
559 f.).  Wie  sich  aus  den  von  Hübler  u.  s.  w.  die  Details  der  astrologischen  Theorie  nicht 
a.a.O.  mitgeteilten  Bruchstücken  der  ältesten  hierher;  für  unsere  Zwecke  genügt  es  darauf 
assyrischen  Astrologie  im  Laufe  der  Zeit  das  20  hinzuweisen,  dafs  man  gute  (üya&OTiotoi), 
komplizierte  spätere  astrologische  System  ent-  schlechte  (xcocottokh)  und  neutrale  (xoivol, 
wickelt  hat,  das  zu  untersuchen  kann  jetzt  iiti%oivoi)  unterschied.  Die  guten  sind  Iup- 
nicht  unsere  Aufgabe  sein;  hier  genügt  es,  piter  und  Venus,  die  schlechten  Saturn  (s.  Art. 
darauf  hinzuweisen,  dafs  in  Babylonien  die  Kronos  Sp.  1471  ff.)  und  Mars**),  neutral 
7  genannten  Planeten  schon  seit  ältester  Zeit  war  Mercur,  d.  h.  er  nahm  die  Natur  des- 
für  göttliche  Wesen  galten  und  zu  den  wich-  jenigen  Planeten  an,  zu  dem  er  in  Beziehung 
tigsten  Göttern  in  Beziehung  gesetzt  wurden,  trat  (s.  Biefs  in  Pauli) -Wissowas  Bealency/,1. 
eine  Anschauung,  die  auch  in  der  Astrologie  2  Sp.  1804.  Cumont,  Mithra  1,  p.  120,  8).  In- 
der griechisch-römischen  Zeit  eine  grofse  dem  man  ferner  nach  dem  Vorgange  des  Py- 
Rolle  spielt  (vgl.  die  wichtige  Stelle  bei  30  thagoras  die  Planetenreihe  mit  der  Folge  der 
Diod.  2,  30 f.,  der  sie  tQwrivslg  nennt,  und  Töne  des Heptachords  kombinierte,  verband  man 
Philo  lud.  de  nobil.  5  [oi  Xcddaloi]  rovg  die  Theorie  von  der  Sjjhärenharmonie  mit 
a6T8Q<xg  &sovg  vouL^ovgi.  id.  de  migrat.  Abr.  allerlei  astrologischen  und  gnostischen  Speku- 
32  u.  s.  w.).  Was  die  Reihenfolge  der  7  Pia-  lationen  (Cassius  Dio  37,  18.  Io.  Lyd.  de  dieb. 
neten  bei  den  alten  Assyrern  anbetrifft,  so  ist  2,  2  p.  38  R.  u.  Boethers  Aniu.  z.  d.  St.  Du  te- 
dieselbe  nach  der  Liste  der  Bibliothek  Assur-  rieh,  Abraxas  S.  22 ff.  Wünsch,  Sethian.  Ver- 
banipals  diese:  Mond,  Sonne,  Iuppiter,  Venus,  fluchungstafeln  77).  Im  engsten  Zusammen- 
Saturn,  Mercur,  Mars*)  (vgl.  ob.  Sp.-J526  Anm.**)  hange  mit  dieser  Vorstellung  stand  der  Ge- 
u.  Windeier,  Himmels-  u.  Weltenbild  d.  Babylo-  danke,  dafs  jeder  der  7  Planeten  einem  der  7 
nier.  Leipzig  1901  S.  35),  oder  nach  der  am  40  Vokale  entspreche,  so  dafs  schliefslich  in 
Stufentempel  von  Ezida  angebrachten  Farben-  mystischen  und  magischen  Formeln,  wie  sie 
skala  nach  Baivlinson  (vgl.  ob.  Bd.  3  Sp.  54)  namentlich  in  griechischen  Zauberpapyri  aus 
folgende:  Mond  (silbern),  Merkur  (dunkelblau),  Ägypten  überliefert  sind,  die  7  Planeten  ge- 
Venus (weifsgelb),  Sonne  (golden),  Mars  (hell-  radezu  mit  den  7  Vokalen  oder  Urbuchstaben 
rot),  Iuppiter  (rotbraun),  Saturn  (schwarz),  (gegen  [Hygin.  f.  277  u.  dazu  Boscher  im  Philol.  1901 
Bawlinsons  Vermutung  spricht  sich  aus  F.  de  S.  369  ff.)  identifiziert  und  als  solche  angerufen 
Mely,  Bevue  archeologique  37  (1900)  S.  417 f.),  wurden  (vgl.  Boscher  im  Philol.  N.  F.  14  [1901] 
doch  findet  sich  daneben  noch  eine  andere  der  S.  371  ff.  Plut.  de  Ei.  Gesner,  Comment.  Soc. 
Anordnung  der  7  Wochentagsgötter  (s.  u.)  Beg.  Gotting.  I  (1752)  p.  245 ff.***)  Boeckhz.C.L 
entsprechende  (Bawlinson ,  Cuneif.  Inscr.  of  50  Gr.  2895  p.  569.  Demetr.  dt '  elocut.  71.  Schol.  z. 
Western  Asia  3,  57,  57 — 61;  v.  Baudissin,  Stud.  Dion.  Thr.b.  Bekker,Anecd.\>.  795, 29 ff.  Io.Lyd. 
z.  semit.  Religion  1,  233;  Hübler  S.  8),  näm-  a.  a.  O.  Anon.  b.  Euseb.  pr.  ev.  11,  6  [s.  auch 
lieh  Sonne,  Mond,  Mars,  Merkur,  Iuppiter,  Diettrich,  Abraxas  S.  22,  6].  Orakel  b.  Porphyr. 
Venus,  Saturn,  woraus  zu  folgen  scheint,  dafs  ib.  5, 14, 2.  Ammian.  Marc.  29,  2,28.  Iren.  1, 14,  7. 
auch  diese  Reihenfolge  auf  alten  babylonischen  Horapoll.hierogl.2,2'd.  Hippol.6,4:8.  v.  Baudissin 
Spekulationen  beruht.  In  der  späteren  Astro-  a.a.O.  1,243 ff.  King,  Gnostics214:S.  v.Andrian, 
logie  ist  dagegen  die  Reihe  der  Planeten,  Mitth.  cl.  anihropol.  Ges.  in  Wien  31  (1901),  251. 
wenn     man     von     dem     der     Erde     nächsten,  „  _  ,    ,    ■          ■..,           _  _  „    n.  t    . ,     .. 

i           t..-       j                      .  ,       n  ■,          -.          . .    ,r       ,       _.'  *)  Vgl.  darüber  Uabler  a.  a.  ü.  äs.  9.    Dieterich,  Abraxas 

dem  Monde     ausgeht     folgende :    1)  Mond     2)  41  ^  ZUchr_     dMe  Wort/ortchung  h  150  ff.  Matthias 

Merkur,  3)   Venus,  4)  Sonne,  5)  Mars,  6)  Iup-  60  in  Lyons  ztschr.  f.  d.  deutsch.  Unter,-.  15  (1901)  S.  623 ff. 

piter,    7)    Saturn;    Vgl.    Dio   CaSS.   37,    18 f.,    der  **)  Über  die  2  guten   uud   die  2  bösen  Planetengötter 

auch   zwei  Methoden   angiebt,   nach  denen   man  vgl.  Servius  zu    Vergil  Georg.  I,  335;   Plutarch,  De  Iside  et 

die     Reihe     der    Wochentagsgötter     aus     dieser  Osiride  c.  48;    den   Chronographen   vom  Jahre  354,    dazu 

letzteren  Planetenfolge  ableiten  kann:  die  zweite  Xommsea,  Abhandt.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wüsenaeh.,  phn.-hist.  m. 

derselben  beruht  offenbar  auf  rein  astrologischen  Bd-  *' 1850  S"  5G7-    Ich  verdanke  die8e  Hinweise  der  Güte 

°  E.  Schurers. 

*)  Vgl.  Hommel,   Aufsätze  u.  Abhandlungen  S.  384.  446.  ***)   Wie   ich   nachträglich    aus    Gesner   a.  a.  O.   p.  249 

Vgl.   auch  Jensen    in   Kluges    Zeitschr.   f.   deutsche    Sprach-  adn.  S  ersehe,  hat  schon  dieser  Gelehrte  bei  Hygin.  f.  277 

forschung  I  (1901)  S.  155.  die  7  griechischen  Vokale  vermutet. 

Boscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     III.  80 


2531 


Planeten 


Planeten 


2532 


Dieterich,  Abraxas  S.  19  v.  117.  S.  22  f.  S.  24. 
41  f.  43  u.  Pap.  viag.  miis.  Lugd.  Bat.  p.  766. 
Wünsch  a.a.O.  77 f.  Parthey,  Zauberpapyri  S. 
120  u.  153  ff.  Dieterich,  Bh.  Mus.  1901  S.  90  ff. 
Lobeck,  Agl.  932  Je.  (C.  v.  Jan,  Die  Harmonie 
der  Sphaeren,  Philologus  52,  13ff.>  Kopp, 
Palaeogr.  crit.  3,  299 — 313.  Buelle,  Le  chant 
de  sept  voyelks  gr.  in  Bevue  des  et.  Gr.  2 
[1889]  p.  38 f.  393  f.  Wünsch,  Defix.  tob.  praef. 
p.  XXVII.  Bouche-Leclerci,  L'astrologie  gr.  10 
p.  150,  1.  Dieterich,  Mithrasliturgie  32  ff. 
(Th.  Beinach,  La  musique  des  spheres,  Bevue 
des  et.  gr.  13  (1900)  p.  432  —  449  >  u.  s.  w.). 
Nach  gnostischer  Lehre  (vgl.  Iren.  haer.  1, 14,  7. 
Hippolyt.  ref.  6,  48;  mehr  bei  Baudissin  a.  a.  0. 
233.  236)  steht  jeder  einem  der  7  Vokale 
und  zugleich  einem  der  7  Töne  der  Sphären- 
harmonie entsprechende  Planet  unter  der 
Herrschaft  eines  äo%cov.  'Name  und  Natur 
dieser  cip%ovx£g  sind  innerhalb  der  einzelnen  20 
gnostischen  Sekten  sehr  verschieden,  meist  sind 
es  Geschöpfe  des  Demiurgos,  die  der  mensch- 
lichen Seele  feind  sind  und  sie  zurückzuhalten 
suchen,  wenn  sie  nach  dem  Tode  ihre  Reise 
zu  Gott  antritt;  doch  überwindet  sie  die  Seele, 
wenn  sie  in  die  Mysterien  der  Gnosis  ein- 
geweiht ist  und  die  Zauberformeln  kennt,  denen 
auch  die  Archonten  gehorchen  müssen'  ( Wünsch, 
Sethian.  Verfl.  77 ff.  Anz,  Z.  Frage  nach  dem 
Ursprung  des  Gnostizismus  =  v.  Gebhardt-Har-  30 
nach,  T.  u.  U.  15,  4  S.  1 — 58;  vgl.  auch  Bousset, 
D.  Himmelsreise  d.  Seele,  Archiv  f.  Beligions- 
iviss.  1901  S.  234  ff.).  Bisweilen  werden  diese 
Archonten  den  Erzengeln  gleichgesetzt,  z.  B. 
in  d.  späten  Inschr.v.Milet  C.I.  Gr.  2895  u.  Theol. 
arithm.  p.  43  Ast;  vgl.  p.  20.  dem.  Alex.  Str.  6 
p.  685  A  Sylb.  vgl.  v.  Baudissin  a.  a.  O.  -J48f. 
Wünsch  a.  a.  O.  S.  78,  1.  Kopp,  Palaeogr. 
crit.  3,  334  f.  Dieterich,  Abraxas  45.  Leblant, 
Mem.  Acad.  Inscr.  36  [1896]  p.  11).  Wenn  in  40 
dem  grofsen  ana&ctvaxiouög  des  Pariser  Zauber- 
buches, welches  Gebete  und  Vorschriften  dar- 
über enthält,  wie  man  sich  zum  Anblicke  der 
Gottheit  und  zur  Unsterblichkeit  durch  Ek- 
stase erheben  solle,  die  sieben  Planeten  nach 
ägyptischer  Vorstellung  zugleich  als  iitxa  -nuq- 
titvoi  iv  ßvaaivoig  aaniSav  ngööcoTtci  tyovßcu 
oder  als  ovqccvov  Tv%eti  und  als  t-itxcc  fttol  xcxv- 


0CÜV    LLtldviOV    7tQ06Cü7tO:     l^OVXig     iv    ntQl£w\LC£6lV 

livoig,  Kaxi^ovxtg  £7txa  diccdrJLiccxa  %qvg&  .... 
ovxoi  sIglv  oi  KctlovLitvoi  TtoloxoäxoQtg  xov 
ovquvov  x.  x.  1.  (s.  Dieterich,  Abraxas  104f., 
der  auch  auf  die  Tv^ca  x<xi  Moiqui  =  ort 
uyad'eu  anöoooicii  xüv  aöxeQav  hinweist, 
welche  in  einem  anderen  Papyrus  erwähnt 
werden;  Dieterich  a.  a.  0.  p.  196,  5  =  Papyr. 
mag.  mus.  Lugd.  Bat.  8,  7  f.  in  Fleckeis.  Jahrbb. 
Suppl.  16  p.  808f.  u.  vgl.  mit  dieser  Vorstellung 
Plat.  rep.  p.  617)  aufgefafst  zu  sein  scheinen, 
so  werden  jetzt  mit  weit  gröfserer  Wahrschein- 
lichkeit die  7  rtoloyioäxoQfg  von  BoU  und 
Dieterich  auf  die  7  Sterne  des  kleinen,  die  7 
7taQ%(voi  auf  die  7  Sterne  des  grofsen  Bären 
bezogen:  Mithrasliturgie  72.*) 

Wie  man  ferner  gemäfs  der  im  Altertum 
schon  seit  ziemlich  früher  Zeit  sehr  verbreiteten 
Hebdomadenlehre**)  alle  möglichen  in  der 
Siebenzahl  auftretenden  Begriffe  und  Dinge,  z.  B. 
die  sieben  Lebensalter,  die  sieben  Eigenschaften 
der  menschlichen  Seele,  die  sieben  Körperteile, 
ferner  die  sieben  Farben  und  Säfte  (%viiol)***) 
die  sieben  Blumen  {Dieterich,  Abraxas  157,  1; 
170  ff.),  Gewürzpflanzen  und  Gerüche,  die 
sieben  Metalle  und  Steine  u.  s.  w.  auf  die  sieben 
Planeten  bezog  oder  von  ihnen  ableitete,  zeigt 
folgende  in  einzelnen  Punkten  freilich  va- 
riierende Tabelle: 

*)  Vgl.  auch  Röscher,  D.  Sieben-  u.  Neunzahl  S.  53  und 
die  Artikel  Phylakissai  (ob.  Sp.  2487)  und  Polokratores. 
**)  Der  Unterzeichnete  wird  dieselbe  demnächst  in 
einer  ausführlichen  Monographie  behandeln.  Die  2  ersten 
Teile  derselben  sind  bereits  erschienen  unter  dem  Titel: 
„Die  enneadischen  und  hebdomad.  Fristen  und  Wochen  der 
ältesten  Griechen,  ein  Beitrag  z.  verylei  h.  Chronologie  und 
Zahlenmystik  von  W.  ff.  Röscher  =  Bd.  XXI  nr.  IV  der  Ab- 
handlungen der  philol.-histor.  Klasse  d.  Kgl.  Sachs.  Ges.  d. 
Wis$.  1903  und  Die  Sieben-  und  Neunzahl  im  Kultus  und 
Mythus  der  Griechen.  Leipzig  1904  =  Bd.  XXIV  nr.  I 
der  Abhandlungen  d.  phil.-histor.  Klasse  der  Kgl.  Sachs.  Ges. 
d.  Wiss.  1904. 

***)  Vgl.  ffermipp.  de  astrol.  dial.  ed.  Kroll  et  Viereck 
p.  59,  4 ff. :  xal  /u!jv  xal  tu  tmv  inta  fittaXXcov  ttdij  xal 
tag  'laag  dtaipopccg  twv  ^ooiftütotv  xal  töjv  laaoi&/uci>v 
Xv/uwv  tag  7toi6tt]tag  xaXXtat'  üv  tig  f  teö9tv  [=  ix 
tüjv  £'  nkavt'jtur'i  eldslij.  In  betreff  der  7  /v/ttol  (oa/xai, 
XQ(i>/uata)  s.  Theophr.  c.  pl.  6,  4,  1  u.  6,  1,  2.  —  Die  Theorie 
von  den  7  Weltaltern  fiudot  sich  in  dem  Traktat 
Catal.  cod.  astrol.  Graec.  IV  p.  113  f. 


1.  Mond 

2.  Mercur 

3.  Venus 

4.  Sonne 

5.  Mars 

0.  Iuppiter 

7    Saturn 

Farben  des 
Tempels  Ezida 

fferod.  I  98  :  *) 

7  silbern 

(7)  6  xataii- 
yvQto/uiiog 

6  dunkelblau 
4  y.uuviog 

5  weifsgelb 
(1)  2  Xivxug 

4  goldig 

(6)  7  xataxs- 
XQVoco/uevog 

3  hellrot 

5  accrdocQÜ- 
y.ivog 

2  braunrot 

3  wotviy.sog 

1  schw  arz 
(2)  1  /tieXag 

Plat.  de  rep.  61 6  f. 

7  — 

5  öfütfQog 
Xtvxottjti 

4  £av-9-6- 
tsQog 

G  Xa/unod- 
tatog 

3    V7tiQV- 
xfQOg 

2  Xsvxu- 
tatog 

1  gav&6t€oog 

Plin.  2,  79: 

Valens  (Catal.  codd. 
astr.  gr.  2, 88  f.  ***) 

6  blandus 
2  Ttpaaivog 

5  radians 
7  fehlt 

4  candens 
(refulgens)**; 

6  Xeuxi} 

7  ardens 
(radians) 

1  xatoivog 

3  igneus 
5  inv9odg 

2  clarus 

4  cpniög  xal 

uüXXov  Xtu- 

y.og 

1   Candidas 
%  xaotoolLUäv 

*)  Vgl.  dazu  Perrot  et  Chipiez,  ffist.  de  l'art  2,  287  f. 
Jeremias  oben  Bd.  3  Sp.  54.  Bousset,  Archiv  f.  Religionswiss- 
4,  239  ff.  Brandts  im  Hermes  2  (1867),  264  f.  v.  Baudissin, 
Stud.  d.  sentit.  Religionsgesch.  1,  235.  Die  den  Farben  bei- 
gegebenen Zahlen  bezeichnen  die  Keinen  folge  der 
Planeten   ;i.   a.   U. 


**)  Plinius  a.  a.  O.  unterscheidet  den  Lucifer  (can- 
dens) vom  Vesper  (refulgens). 

***)  (Vgl.    im  Allgemeinen  auch    die    Valensexcerpte 
Catal.  2,  160  ff.) 


2533 


Planeten 


Planeten 


2534 


1.   Mond 

2.  Mercur 

3.  Venus 

4.  Sonne 

5.  Mars 

6.  Iuppiter 

7.  Saturn 

Metalle:  *) 

Cels.  b.  Orig.  c.  Cels. 

6  uQyvqog 

4  oidrjoog 

2  [xaaaittQo; 

7  XQvai? 

5  XQäftce 

3  /aXxög 

1  fi6Xtßöog 

(>,  21 ;  vgl.Cumont, 

Mitlira  2,  31 ;  vgl. 

1,  117. 

Sc/iol.    Pind.   I.itlim. 

2  ixqyvQog 

6  xaaaitsoog 

7  /aXxög 

1  XQvaog 

3  aiötjnog 

5  tjXtxtQog 

4  fioXißäog 

4,  2;   Lobeck,  Agl. 

p.  936  d. 

Anecd.     astrol.    bei 

7  aoyvoog 

6  rjXextoor 

5  %aXx6g  etc. 

4  XQuefög  etc. 

3  aidrjQog 

2  xaaaiteQog 

1  /uöXißog 

Maxim,  et  Amnion. 

etc. 

etc. 

etc. 

etc. 

etc. 

carm.      rell.     ed. 

wtoaoyuoos 

Vgl.  ö"Aoio; 

Ludwich    p.    121; 

aatljQ    6   ai- 

ähnlich  auch  Va- 

öi'jptiog: 

lens    Catal.    codd. 

Schol.  II. 

astr.  gr.  2,  160  ff. 

E  386 

Geschniäcke 

(ytuoetg): 

Valens  a.  a.  0. 

2  äX/nv^d 

7  fehlt 

6  sXXirtürtäti] 

1  ÖQiftvg 

5  rtty.QÖg 

4  yXvxvg 

3  arvtpog 

Steine:**) 

Anecd.  astrol.  a.  a.  0. 

7  ^.ueXog, 

6  a/.ictQay- 

5  (.laqyaql- 

4  av-9-Qcti-, 

3  /uayitjTtjg, 

2  ßijqvXXog, 

1  fo^^yo 

p.  121 

arifi/nt,  xav' 

dog,  iccarttg, 

tijg,  dvu/i- 

vaxiv&og, 

i/>t]<pidig,    XI- 

näg  Xi9og 

po;,  Xi&oi 

ÖQa,  yi] 

X(>vo6Xi&og, 
vdgäQyvQog 

ttjg,  a/j.i9v- 

adä/iiag, 

9axig  71VQ- 

Xcvxög, 

fi  vXltai, 

XtUXt] 

aog 

aafupsioog 

QOC 

aavda(ju/tj. 

yayatrjg, 

9siov 

xXavSiavog 

Pflanzen:  ***) 

Hermes  Trismegistos 

2  xuvößatog 

7  TTfV'fci- 

6  Tat- 

1  rto^fys»'»;? 

5  äpi(5- 

4  aa/a^üvi] 

3   aa<p6diXog 

ed.     Pitra     Anal. 

ipvXXog 

ars  otu  i' 

y7.  OKTROI' 

Sacra  5,  279  ff.  t) 

Ib.  'IiQal  inttx  ßo- 

2  uyXao- 

7  cpXö/uog 

6  Trai'ilxffo; 

1  xi/OQa 

5  muxidavog 

4  suTtarÖQiov 

3   adipidsXog 

tävai 

(pavrog 

Anecd.  astrol.  a.  a.  0. 

7   Xivov,    xa- 

6  IXeXiaipa- 

5  oanqea. 

4  oivog, 

3  7tt!:vra  *ä 

2  aTrog, 

1  XQoft/Liva, 

p.  120 

vaßig,  iXaia, 

xog,  xva/uog, 

laQivä  av9t]. 

aixi(ja 

d()i/.iiu  xai 

y.(ji9ij,ö(jv£a, 

axöfjäa,  vü- 

Ttürtuoog, 

oTtog 

aQih/uata, 

atvcpdid'tj, 

oXuya 

7tu,  aijaa/u  tj, 

ßovto/.iov 

ftvqa 

fyotcd 

rttrttQi 

Dieterich,    Abraxas 
p.  171  f. 

LfXVQVa 

xaaia 

vÜQÖog  'Iva*. 

Xißavov 

xdatog 

/.iaXäßa9(tov 

atvQag 

Thiere: 

Anecd.  astrol.  a  a.  0. 

7  ß6ig,  tt) 

6   tontta  ta 

5  fXaipoi, 

4  rtQÖßata, 

3  xüi'*;, 

2  avd-Qto7toi, 

1  do&xovitg, 

p.  121  f. 

xa/iUjXoi, 

>']^iuiil}Te(ja, 

övayoot,  don- 

aiyeg  ayytat, 

Myx«^,    Äsd- 

Xiovttg,  tu 

oipeig,     e/to- 

iXi(pttvteg 

teyaxtg,  xlq- 

xädig,  niodi- 

Innoi,   aXtx- 

7raocSo<, 

xa&aoa    ö'o- 

vai,  axofj- 

xot,  y.vveg 

xtg,  rtiQtate- 

TQVOVEg, 

%0l()0l,   ni- 

vea 

nioi,  aXdirti- 

(>al,    i/d'üeg, 

i'tftoi 

friy/ot,    acpij- 

xtg,    Xayiuol, 

aXQidtg 

xtg 

övoi,  /itveg, 

ai'XovQoi 

Voka   e: 

x.  t.  X. 

Schol.  Dion.  Thr.  b. 

1  A 

2  E 

3  H 

4  f 

5   O 

6  r 

7  £2 

Bekker,     Anecd. 

p.  796 

C.  I.  Gr.  2895 

7  Si 

6  r 

5  0 

4  J 

3  H 

2   E 

1  .4 

Io.  Lyd.   de  dieb.  2, 

6  Y 

1  ^4 

2  E 

3  H 

5   O 

7  12 

4    I 

2  p.  38  R. 

Lebens- 

alter: ftt) 

Ptolem.tetr.  4  p.53a. 

1  ßqtcptxt'j 

2  rtaiöixi'i 

3  /.itifjaxixi'i 

4  Ävcio/*»/ 

5  axjiiaotixt'i 

§7tQSOßVTlX>l 

7  yspoi't/zi; 

Hermipp.  de   astr. 

p.  22  f.  ed.  Kroll- 

Viereck. 

Schol.  Hesiod.  op.  439 

1  ßQtipog 

2  naiäiov 

3  /.leioag 

4  viaviag 

5  (ivf/p 

6  nrisaßvTtjg 

7  ytQcov 

*)  Vgl.  Cumont,  Mitlira  1  p.  118.      Äb/jp,  Palaeogr.  3 
p.  346. 

**)  Vgl.  dazu  Cumont  a.  a.  O.  1  p.  118,  4. 
***)   Vgl.    Dieterich,  Abraxas    S.  157,    1    170    {ta  t'  är- 
fl-//,    &u/.tiä/itata).     Papyrus   mag.  p.  780  ff.     Haupt,    Philol, 
48,  371. 

t)  Da  im  Codex  die  Bezeichnungen  mehrfach  fehlen 
ist  diese  Reihe  unsicher  1 

tt)  <Der  mythologische  Hintergrund  dieser  und  vieler 
anderer  Zuteilungen  liegt  mehr  oder  weniger  klar  zu 
Tage.  So  hat  z.  B.  den  Gedanken,  die  Rinder  unter  den 
Schutz  der  Selene  zu  stellen,  vermutlich  das  Rinder- 
zweigespann der  Göttin  gegeben,  das  auf  Münzen  und  in 
den  astronomischen  Hss  oft  vorkommt.  Dafs  die  Tauben 
dem  Planeten  Venus  zugeteilt  werden,  erklärt  sich  von 
selbst;   die  Fische    werden   verständlich   du^ch  die  sehr 


alte  Sternsage,  die  Nigidius  und  Hygin  über  die  Verwand- 
lung von  Aphrodite  und  Eros  in  Fische  erzählen.  Wenn 
Saturn  die  Katzen  zugeteilt  werden,  so  ist  an  die  Gleich- 
setzung der  Planeten  mit  Nemesis,  d.  h.  mit  der  katzen- 
köpfigen  Bast,  zu  denken.  Die  Affen  könnten  zum  Pla- 
neten Mars  ebenfalls  aus  ägyptischer  Überlieferung  ge- 
kommen sein:  vgl.  oben  die  Gleichsetzung  des  Planeten 
mit  Herakles-Chunsu  und  über  Beziehungen  des  Hunäs- 
kopfaffen  zu  Chunsu  Brugsch,  Relig.  d.  Ägypt.  497.  Das 
Gesagte,  das  sich  vielfach  vermehren  liefse,  genügt  schon, 
um  das  grol'se  Stück  Mythologie  ahnen  zu  lassen,  das  in 
der  Astrologie  fortlebt ,  aber  es  zeigt  auch,  wie  disparat 
die  Elemente  dieser  Listen  sind  und  wie  viel  Spätes  neben 
Älterem  darin  stecken  mag.J> 

ttt)  Lobeck,  Agl.  937  ff. ;    (Boll,  Stud.  67.  Ptolem.  123,  3 
(der  Dialog  Hermippos  schöpft  aus  Ptolemaios).y 

80* 


2535 


Planeten 


Planeten 


2536 


1.  Mond 

2.  Mercur 

3.  Venus 

4.  Sonne 

5.  Mars 

6.  Iuppiter 

7.  Saturn 

Körper- 
teile:*) 

I'tolemaiox     tetrab. 
3,  12 

7  yevatg, 
xatdttoaig, 

(TTÖ/ua/og, 

XOI'ia,   jMK- 

roa,  tbc  ev- 
ojvvnanärra 

6  Xbyog, 
diüvoia  (!), 

yXSjaaa, 
y_o\i],  edga 

5  ootpoijaig 
fj7ta(j,  ffiio! 

4  oqaöig, 

iyxi(paXov, 

y.agdia,   vtü- 

aa,  tä  bi£ia 

ndtvta 

3  Icxoou  evw- 

rvfiot,  n- 

tpooi,  (pXijitg, 

t  /j.b(jta 

2  ucpi],  rtvtv- 
/UOJV,  ctpttj- 
oiai,  antQ/ja 

1  icxoal 
dilia'i,  y.ua- 
tig,  ortXijv, 
(pXiy/nata, 

IKITÜ 

Hermipp.    a.   a    0. 
p.  17  f. 

7  nböeg 

6  %7tcc(>  xal 
finXciy/ra 

5  yantt)(),  vs- 
(fQoi,  ftöoia 

4  xa(jöia 

3  /oXi'i  etc. 

2  #ü>oa| 

1  tyy.iipuXov 

Triebe  und 
Vermögen:  **) 

Hermipp.    a.    a     0. 
p.  18  f. 

7  %fjv/()örtjg 

2  Xöycov   aa- 

xtjoig,  tfjXog 

&Qttfjs 

1^  fQuitcg,  f.ii- 
äfeig,  ijdovai 

3  &i()fiölt]g 

4  &u/.iög, 

fryaoog,  äXu- 

yot  oQ/uai 

5  aia&t'jatig 

6  (pavtaaia, 
ipvxQdttjg 

Proc.  in  Tim.  1,  348 

7  tb  (pvTixöv 

4  tb  <pontj- 
Itxov 

5  tu   irtt- 
■9v/ut]ttxur 

6  ro  atad'tj- 
tiy.br 

3  tb  fruuoti- 
öig 

2  tb    TCoXitt- 
y.bv 

1  tb  S'swQtj- 
ttxbv 

Macrob.     in     Sornn. 
Scip.  1,  12, 14  [68J 

T/ieo    Alex.  b.  Stob. 
Ecl.  1,  6, 17-1 ;  vgl. 
Lobeck  926 

7  plantare 

et  augere 

corpora 

vztvog 

6  pronun- 

tiareet  inter- 

pretari 

Xbyog 

5  desi- 
deriuni 

>'     t 
ogegtg 

4  sentiendi 

opinandique 

natura 

3  animositas 
9ufiög 

2  vis  agendi 
yinaig 

1  ratio- 

cinatio, 

intellegentia 

dd/.(ju 

Sere.  z.  Aen.11,51; 
Myth.  Vat.  3,  9,  7  ; 
Lobeck  933 

2  corpus 

vgl.  Firmicus 

4,  1,  1 

4  ingonium 

6  cupiditates 

1  Spiritus 

3  sanguis 

5  ho   orum 
dtsiderium 

7  humor 

Serv.  z.  Aen.  6,  714; 
Lobeck  H33ff. 

4  lucri  cupi- 
ditaa 

3  libido 

2  iracundia 

5  regni 
desiderium 

1  torpor 

*)  (Die  Siebenteilung  geht  so  weit,  dafs  bei 
Hepbaistion  von  Theben  (4.  Jahrh.)  tä  /LtfQij  toö  ijrtatog 
auf  die  7  Planeten  (aufserdein  auch  noch  auf  die  12  Tier- 
kreiszeichen) verteilt  werden  [vgl.  Olivieri,  Frammenti  dell' 
astrologia  di  F.festione  Tebano  (Stud.  ital.  di  filol.  class.  6) 
p.  25.]  > 

**)  (Diese   Abteilung    liefse   sich    fast   ins   Endlose 


vermehren;  doch  genügt  es  aul'ser  auf  Bouc/iS-  Leclercq, 
L'astrol.  grecque  p.  324  f.  und  Seyffarih,  Beitr.  z.  Kenntn. 
d.  Litt.  d.  alt.  Aeg.  4,  58 — 67,  wo  alle  diese  Patrocinia 
der  Planeten  in  langen  Listen  aus  Firmicus  etc.  aufge- 
führt sind,  etwa  noch  an  Valens,  Catal.  codd.  astr.  gr.  2, 
160  ff.  zu  erinnern.])  Vgl.  auch  ff.  Winckler,  Alter  Orient 
3,  2/3. 


2)  Die  Planeten  als  Wochentags- 
götter. Litteratur:  Lersch ,  D.  planetar. 
Gntterkreis  =  Jahrb.  d.  Ver.  d.  Altertums  fr .  i. 
Eheinl.  4  [1844]  S.  147  ff'.  Piper,  Mythol  d, 
ehr.  Kunst  2  S.  218 ff.  De  Witte,  Les  divinites 
des  jours  de  la  semaine  =  Gaz.  archeol.  3  [1877] 
p.  50 ff.  77 ff.  5  [1879]  p.  lff.  S.  Reinach  s.  v. 
Dies  im  Dict.  d.  ant.  von  Daremberg-Saglio  3 
p.  171  ff.  Strzygowski,  D.  Calenderbilder  d.  Chro- 
nogr.  v.  Jahre  354  [1888]  S.  40 ff.  Hang,  D. 
Woche ngöttersteine  •-=  Westd.  Ztschr.  f.  Gesch. 
u.  Kunst  9  [1890J  S.  17  ff.  A.  Dieterich,  Abraxas 
[1891]  S.  41  ff.  Thiele,  Himmelsbilder  [1898] 
S.  130  ff.  140  ff.  Hommel,  Aufsätze  und  Ab- 
handlungen. F.  Cumont,  Mithra,  I.  Introd. 
[1899]  p.  112  ff.  Kluges  Ztschr.  f.  deutsche  Wort- 
forschung 1  [1901]  S.  150—193;  vgl.  auch  das 
daraus  gegebene  Excerpt  von  Matthias  in 
Lyons  Ztschr.  f.  d.  deutsch.  Unterr.  15  [1901] 
S.*617ff.  (Bouche-Leclercq  a.  a.  O.p.  476—484.). 
E.  Maafs,  Die  Tagesgötter  in  Rom  u.  d.  Pro- 
vinzen 1902  (erst  nach  Vollendung  dieses  Artikels 
erschienen)  und  dazu  Wissoiva,  Lit.  Centralbl. 
1902  Sp.  1500  f.  Schürer,  D.  7täg.  Woche  im 
Gebrauche  d.  christl.  Kirche  d.  ersten  Jahr- 
hunderts in  Ztschr.  f.  d.  neutestam.  Wissenschaft 
u.  d.  Kunde  d.  Urchristentums.  VI  (1905)  lff. 
(desgl.)  Röscher  in  den  Sp.  2532**  angef.  Abhdl. 

Den  Ursprung  der  Zeiteinteilung  in  sieben- 
tägige 'fortrollende'  Wochen,  deren  einzelne 
Tage  nach  den  7  Planeten  Benannt  waren, 
haben   wir   aller   Wahrscheinlichkeit    nach   im 


semitischen  Orient  zu  suchen.  Von  den  Juden 
wissen  wir,  dafs  sie  bereits  seit  dem  2.  Jahr- 
tausend   vor  Chr.    die    siebentägige    mit    dem 

40  Sabbat  schliefsende  fortrollende  Woche  zur 
Zeiteinteilung  benutzten;  doch  haben  sie  die 
einzelnen  Wochentage  nicht  nach  den  Planeten 
benannt,  sondern  nur  gezählt  (vgl.  Winer, 
Bibl.  Reahvörterbuch  unter  rWoche').  Dafs 
diese  altjüdische  Woche  ursprünglich  auf  der 
natürlichen  Einteilung  des  Mondmonats  in  4  Ab- 
schnitte zu  je  7  Tagen  beruht,  ist  eine  fast  all- 
gemein feststehende  und  innerlich  höchst  wahr- 
scheinliche Annahme   (Röscher  a.  a.  0.).     Was 

50  nun  die  alten  Assyrer  und  Babylonier  be- 
trifft, so  hat  zwar  bisher  die  fortrollende  7  tägige 
Woche  bei  ihnen  nicht  nachgewiesen  werden 
können  (vielmehr  scheinen  sie  nach  kappado- 
kischen  Keilschriften  des  3.  Jahrtausends  nach 
Tagfünften  =  Monatssechsteln  gerechnet  zu 
haben),  doch  ist  einerseits  assyrisch-babyloni- 
scher Planetenkult  aus  uralter  Zeit  bezeugt, 
andererseits  wissen  wir,  dafs  hier  der  7.,  14., 
21.  und  28.  Monatstag  bedeutungsvoll   war  (s. 

60  Delitzsch  in  d.  Berl.  Philol.  Wochenschr.  1902 
Sp.  539.  Jensen  b.  Kluge  a.  a.  0.  153.  Matthias 
a.  a.  0.  S.  625  ff.  und  dazu  die1  wichtige  Be- 
richtigung von  Zimmern,  Z.  D.  M.  G.  58  [1904] 
S.  199 ff.  u.  458 ff.).  Da  demnach  die  beiden  Fak- 
toren, auf  denen  die  im  späteren  Altertum  zu  fast 
allgemeiner  Anerkennung  gelangte  Wochen- 
rechnung beruht  (die  Siebenzahl  der  Tage  und 
deren    Benennung   nach    den  7  Planeten),    un- 


2537 


Planeten 


Planeten 


2538 


zweifelhaft  semitischen,  und  zwar  höchst  wahr- 
scheinlich babylonischen  Ursprungs  sind,  so 
darf  die  Annahme  gerechtfertigt  erscheinen, 
dafs  wir  es  hier  mit  einer  auf  den  Einflul's  der 
chaldäischen  Astrologie  zurückzuführenden  Ein- 
richtung zu  thun  haben  {Mommsen,  Böm. 
Chron.2  313f.  Cumont  a.  a.  0.  1,  119.  Beinach 
a.  a.  0.  171.  Nöldeke  in  Kluges  Zeitschrift 
f.  deutsche  Wortforsch.  1,  162.  Matthias  622). 
Und  zwar  scheint  die  7tägige  Planetenwoche  10 
sich  vorzugsweise  von  Alexandria  aus 
über  den  orbis  terrarum  verbreitet  zu  haben, 
wie  aus  folgenden  Worten  des  Cassius  Dio  36, 
18 ff.  hervorgeht:  xö  de  di)  ig  xovg  uGxiqccg  xovg 
ehxu  xovg  TtXdvvxccg  oyvo^iaöuivovg  xccg  rjiiSQCcg 
{Philostr.  v.  Ap.  Ty.  3,  41)  avccxelafrcci  xaxioxi] 
[tsv  Vit  Alyvnxicov ,*)  nÜQsaxi.  ös  nccl  iit) 
nävxag  av&Qw-xovg  (vgl.  auch  Ioseph.  c.  Ap.  2, 
39,  2),  ov  itäXat  Ttoxh  ag  Xöyco  elitsiv  &Q^,ccfis- 
vov  oi  yovv  ccq%<xioi  "EXXrjVsg  ovda[Lij  ccvxö,  oßa  20 
ys  £fts  sidivai,  i}7ti.axavxo.  eclV  intiSi]  xca 
itccvv  vvv  xoig  xs  aXXoig  ana6i  y.a.1  ccvxotg  xolg 
Pca^iceioig  ^jr/^ojpmjff,  nal  i]8r\  nal  xovxö  aqiiai 

■JtCCXQLOV    XQ07C0V    XlVCi    £6X1    ßg(X%V    XL    TtBQl    avxov 

dialt%&f]vo!i  ßovXoiwi,  nag  xs  %ccl  xiva  xqotiov 
ovxco  xsxav.xai.  Im  folgenden  giebt  nun  Dio 
zwei  Erklärungen  (Xöyoi)  für  die  Entstehung 
der  bekannten  Reihe  der  Wochentage  (Dies 
Solis,  Lunae  u.  s.  w.)  aus  der  damals  an- 
genommenen Reihenfolge  der  Planeten  (Saturn,  30 
Iuppiter,  Mars,  Sonne,  Venus,  Mercur,  Mond), 
eine  kosmisch-astronomische  und  eine  astrolo- 
gische (vgl.  darüber  Lobcck,  Agl.  942  ff.  Plut. 
Q.  conv.  4,  7.  Leematts,  Pap.  gr.  Mus.  Lugd. 
Bat.  2  [1885]  p.  98.  Häbler,  Astrol.  i.  Altertum. 
Zwickau  1879  S.  8.  Beinach  b.  Daremberg- 
Saglio  3  p.  172.  Cumont,  Mithra  1,  119.  Bie- 
terich, Abraxas  41  f.  Anm.  4.  Jensen,  Zeitschrift 
f.  deutsehe  Wortforsch.  1,  156.  Matthias  622  ff.). 
Windeier,  Altorientalische  Forschungen  3  S  192.  40 
(Bouche-Leclercq  a.  a.  0.  476 ff.**)).  So  hat  die 
7tägige  Planetenwoche  etwa  seit  der  Zeit  des 
Augustus  die  alte  Stägige  Woche  der  Römer 
(nundinum)  allmählich  verdrängt  und  istschliefs- 
lich  in  allen  Kalendern  herrschend  geworden 
(vgl.  die  von  Tibull  1, 3, 18  erwähnte  sacra  dies  Sa- 
ttmii,  die  Bruchstücke  der  Fasti  Sabini,  C.  I. 

*)  Vgl.  Io.  Lyd.  de  dieb.  2,  3  p.  40  ed.  Roether:  oi  TttQi 
ZwQodtatQrjv  y.aVYoiäom\v  XaXö atoi  v.ai  jilyvrttioi  jq 
artb  toü  ttQi&fiov  t&v  nXavi]t(DV  iv  iftdo/uädi  tag 
il/neoa;  äviXaflor.  Ammian.  Marc.  23,  6,  32  ff.  Vgl.  die 
(i^tfidofiaTty.oi  &toi  des  Papyrus  bei  Dieterich,  Abraxas 
p.  173.  175.  180.  193. 

**)  (Es  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Siebenteilung  der 
Zeit  sich  nicht  auf  die  Woche  allein  erstreckt  hat.  Jede 
der  24  Stunden  des  Tages  gehört  einem  Planeten,  und 
es  ist  noch  die  Trage,  ob  sich  nicht  erst  daraus  die 
Planetenwoche  entwickelt  hat  (vgl.  aus  der  grofsen  Litte- 
ratur  z.  B.  Bouche  -  Leclercq  a.  a.  O.).  Die  Jahre  haben 
noch  heute  in  manchen  Kalendern  einen  Planeten  als 
Jahresregenten,  ohne  dafs  sich  die  Zeit,  seit  wann  dies  60 
geschieht,  bisher  schon  hätte  feststellen  lassen.  Endlich 
werden  in  einem  Text,  den  Cumont  im  4.  Heft  des  Catalog. 
codd.  astr.  gr.  herausgeben  wird,  auch  sieben  Jahr- 
tausende nach  den  7  Planeten  charakterisiert.  Diese 
einheitliche  Beziehung  aller  Zeiteinteilung  auf  die  7  Pla- 
neten findet  ihr  Gegenstück  in  einer  ebenso  einheitlichen 
Beziehung  aller  Zeiteinteilung  auf  die  12  Zeichen  des 
Tierkreises,  die  sich  noch  heute  in  ganz  Ostasien 
erhalten  hat.) 


tfXH 


KPONOC 


HA  loc 


L.2  1,  220,  wo  neben  den  Zeichen  der  Nun- 
dinalbuchstaben  [A—H]  bereits  die  Buchstaben 
[A—G]  der  7tägigen  Woche  vermerkt  sind, 
ferner  Petronius  Sat.  30,  die  Kalenderbilder  aus 
den  Titusthermen  (Haug  a.  a.  0.32),  den  Dies  Solis 
einer  Inschr.  aus  Pompeji  C.  1.  L.2  1,  342,  das 
Kalendarium  des  Philocalus  vom  Jahre  354  n. 
Chr.  C.  I.  L.2  1  p.  254 ff.;  schliefslich  kommt  seit 
Commodian  um  250  n.  Chr.  die  Bezeichnung 
hebdomas  oder  septimana  für  die  7  tägige  Woche 
auf  {Gundermann  b.  Kluge  a.  a.  0.  176.  Matthias 
S.  620  f.).  Was  den  Anfang  der  Woche  anlangt, 
so  geht  aus  der  gewöhnlichen  Anordnung  der 
Bilder  der  Wochentagsgötter  hervor,  dafs  ur- 
sprünglich der  Dies  Saturni  die 
Reihe  der  Tage  begann  {Beinach 
a.a.O.  S.  172 f.  Cumont,  Mithra 
1,  p.  119,  2.  Haug,  Wochen- 
göttersteine  S.  45  u.  38),  doch  ist 
später,  jedenfalls  infolge  des  Ein- 
flusses des  Mithraskultus ,  der 
Dies  Solis  an  die  Spitze  getreten, 
ebenso  wie  bei  den  Christen  (vgl. 
Cumont  1  p.  119,  Schür  er  a.  a.  0. 
38 f.  u.  43).  Auch  nach  der  Lehre 
der  Ägypter  und  Chaldäer  bei  Io. 
Lyd.  d.  dieb.  11  ist  der  Tag  des 
Saturn  der  siebente,  also  der 
Sonntag  der  erste  der  Woche. 

Hinsichtlich  der  die  Wochen- 
tagsgötter darstellenden  Bild- 
werke verweise  ich  auf  die 
oben  Sp.  2535  angeführte  Litte- 
ratur,  insbesondere  auf  Cumont 
a.  a.  0.  S.  113,  1  und  Beinach 
a.  a.  0.  S.  172 f.,  mit  4  Abbil- 
dungen; vgl.  auch  oben  Bd.  2 
(Art.  Kronos)  Sp.  1566  Fig.  16 
u.  Sp.  1567  Fig.  17;  sowie  Tertull. 
de  idolol.  10. 

Auch  im  Mithraskult  haben 
die  7  Planeten  und  Wochengötter 
eine  bedeutende  Rolle  gespielt 
(vgl.  Cumont,  Mithra  1,  112  ff. 
u.  Bousset,  Arch.  f.  Beligionswiss. 
4  [1901]  S.  165  f.).  Auf  den  hier- 
her gehörigen  Bildwerken  treten  Kronos,  Helios, 
die  Planeten  und  Tagesgötter 
nicht    nur    in    der 

Darstellung  als  Satumus,  Sol  bände  ausSyrien 
u.  s.  w. ,  sondern  auch  in  der  (nach  Gaz.  arch. 
symbolischen  Gestalt  von  7  Ster-  1877,  8,  5). 
nen,  7  Kreuzen,  7  flammenden 
Altären,  7  in  den  Boden  gesteckten  Schwertern*), 
7  Bäumen  (Pflanzen?)  und  Vasen  auf  {Cumont 
a.  a.  0.  1,  115f.).  Die  7  Schwerter,  die  man 
sich  wahrscheinlich  aus  7  verschiedenen  Me- 
tallen gefertigt  zu  denken  hat,  lassen  sich 
meines  Erachtens  am  besten  auf  die  sieben 
den  Planeten  zugeschriebenen  Metalle  (s.  ob. 
Sp.  2532 f.),  die  7  Bäume  (Pflanzen),  auf  die 
oben  behandelten  7  Bäume  oder  Pflanzen,  die 
7  Vasen  endlich  auf  die  7  %vnoi  (oder  %0miiccxu '?) 
beziehen  (s.  ob.  Sp.  2532  Anm.  ***). 

Endlich  ist  der  Kult  der  7  Planeten  auch 

*)  Vgl.  damit  die  inta  kdafiürtiva  toi)  l'ayyov  Siiptj 
ig  y?jv  ntnrjyutu  (xatatif>tiftiva)  Ortho  xov  /ut]d'tv  dtifta 
i/LirtiJ.a^av  tf]  xd>(ja  b.  Philostr.  v.  Ap.   Ty.  3,  21. 


1)  Tyche 
=  Venus), 


.S     i-i  d.  7  Tagesgötter 

wohnlichen  dftrgtell<  Arm. 


2539 


Planeten 


Planktai 


2540 


3 

o 

o 

p4 


p 

0>5 


O: 


9 


P 


s 


tr1 

P 
p 

oo 
o 


CR 


0Q 
Ol 
P 

"5" 


55 


in    die    or-  laeogr.  crit.  3,  334 f.     Bauche -Leclercq  a.  a.  0. 

phische  623,    1;    Wünsch  a.a.O.;    mehr   bei    Schürer 

Hymnik  a.  a.  0.  S.  21  Anm.  2.     Bei  Origenes  c.  Cels.  6, 

(hy.   7),    die  31  (vgl.  Iren.  c.  haer.  1,  30,  5  ff.)  heifsen  end- 

hellenist.-  lieh  die  7  Planetengeister  der  Ophiten:    Ado- 

jüdische  naios   (Sonne?),    Ialdabaoth   (Saturn),  Iao,  Sa- 

Apoka-  baoth,  Astaphaios,   Ailoaios,   Horaios  (v.  Bau- 

lyptik  dissin  a.  a.  0.  1,  231  ff.).    Auf  dem  Bleitäfelehen 

(Apok.  1,  16  aus   Aigina   (Inscr.   gr.   vol.  IV;    Inscr.   Argol. 

etc. Brandts  10  nr.  191)   lautet    die   Reihe:    Michael,    Gabriel, 

im    Hermes  Uriel,   Raphael,   A[n]anael,   Proso[r]a[i]el,  Hy- 

2,  267  ff.),  in  [abjsael.      Vgl.    v.    Baudissin    a.  a.  0.    p.  190 

den   Gnos-  n.  9.     [Röscher.] 

tizismus  Planktai  (IUayurai).      Verderben    drohende 
und  in    die  mythische  Felsen,    die  nach  der  ältesten  Vor- 
Magie  des  Stellung  jeder  passieren  mufs,  der  vom  sagen- 
späteren haften    Okeanos    in    die    griechische    Heimat 
Altertums  zurückkehren  will,  so  auch  Odysseus,  die  Argo 
eingedrun-  und  die  Tauben,  welche  vom  Okeanos  her  dem 
gen;  vgl.  20  Zeus  Ambrosia  bringen.     Dafs  die  Gefahr  ge- 
Dieterich,  rade    dem  Heimkehrenden    droht,    ist   ckarak- 
Äbraxas  teristisch.      Die    Felsen    trennen    ursprünglich 
S.   44  ff. ;    s.  das  bekannte  Diesseits  von  dem  unbekannten 
auch    eben-  Jenseits    am    Okeanos,    zu    dem    der    Mensch 
da  S.  22.  24.  zwar  leicht  hinüber  kommt,   woher   aber  nur 
47.  105  ff.  wenigen  Helden  der  Vorzeit,  und  auch  diesen 
196, 5 ff.  157.  nur  unter  den  höchsten  Gefahren,    die  Rück- 
Wünsch,  kehr    vergönnt   war.     Plankten,    Symplegaden 
Sethian.  und    das    Felsenpaar    Skylla-Charybdis    sind 
Verfluch-  30  ihrem  mythischen  Werte  nach   identisch  und 
ungstafeln  lediglich  verschiedene  Mythenformen  für  jenes 
S.    77  f.;    v.  Wunderthor,    hinter    dem    der    Okeanos,     die 
Andrian,  Insel  der  Seligen,   das  Reich   der  Toten  liegt. 
Mitth.  d.  Vgl.  Berglc,  Jahrb.  f.  Philol  1860,  414;  Preller- 
anthropol.  Bobert,  Griech.  Mythol.  1,  620;  Gruppe,  Griech. 
Ges. inWien  Mythol.  396. 

31  (1901),  Von   den    Plankten    erzählt    Homer    Odyss. 
250f.;   s.  12,  59 ff.  und  kurz  23,  327.    Im  übrigen  werden 
auch     oben  sie  nur  von  solchen  Gelehrten  bezw.  Dichtern 
Sp.  2531  40  erwähnt,  die  sich  aus  wissenschaftlichem,  geo- 
u.  Piper,  graphischem  oder  litterarischem  Interesse  direkt 
Mythol.     d.  mit   unserer    Odyssee-Stelle    auseinandersetzen 
christl.  wollen.    Niemand  von  ihnen  kennt  eine  Lokal- 
Kunst2,220.  sage,  eine  poetische  Erwähnung  der  Plankten 
Beachtens-  aus  älterer  Zeit  oder  irgend  etwas   sonst  Be- 
wert ist  die  merkenswertes.     Für  den  Plankten-Mythos  ist 
eigentüm-  Homer  der  erste,  aber  auch  letzte  Repräsentant : 
liehe  Benen-  alle  späteren  Erwähnungen  wären  ungeschrieben 
nung  der  geblieben,  wenn  zufällig  die  Homerstelle  fort- 
Planeten-  50  gefallen  wäre. 
u.  Sphären-  Der  Zusammenhang,  in  welchem  das  12.  Buch 
dämonen  der  Odyssee  der  Plankten  gedenkt,  ist  folgen- 
mit  jüdi-  der:  Kirke  beschreibt  dem  Odysseus  den  Weg 
sehen     Na-  zur  Heimat,  Vs.  39  ff.  die  Vorbeifahrt  bei  den 
men:    Luna  Sirenen,   Vs.    127  ff.   Thrinakia  etc.     Zwischen 
=    Gabriel,  diese  Stellen,  wo  der  Weg  genau  beschrieben 
Mercur     =  wird,   ist  Vs.  55  ff.   eine  unbestimmtere  Weg- 
Michael,  Weisung  folgenden  Inhalts  eingefügt:  wenn  du 
Venus  =  bei   den  Sirenen  vorübergekommen  bist,   dann 
Anael,     Sol  60  mufst  du   selbst  wählen,   welchen   von  beiden 
=  Raphael,  Wegen   du   einschlagen  willst;    auf  der  einen 
Mars  =  Sa-  Seite    (Vs.    59    %v&ev   [isv)   sind    die    Plankten, 
mael,     Iup-  bei  denen  niemand  vorbeikommen  kann  u.  s.  w. ; 
piter  =  Za-  die  zwei  Felsen  aber  (Vs.  73  oi  öh  dvw  cnönsloi 
daquiel,  —  das  absolut  unzweideutige  „auf  der  anderen 
Saturnus  =  Seite"  fehlt)  sind  Skylla  und  Oharybdis  u.  s.  w. 
Kafriel;     s.  Im  Altertum    hat   man   an   der  Art,   wie  hier 
Kopp,    Pa-  die  zwei  Wege  geschildert  sind,  keinen  beson- 


2541                       Planktai  Planktai                       2542 

deren  Anstofs  genommen,  wie  die  Homer-Kom-  ooccav  bringen  oder  wie  nach  Ewripid.  Hippol- 
mentare    (vgl.    auch    Eustath.    1711,    9  ff.)  und  748  nebst  Schol.  die  nQijvcci  txpßQoaiui  im  Land 
die  Umschreibungen  unserer  Odysseestelle  bei  der  Hesperiden  fliefsen;  vgl.  Rascher,  Nektar  u. 
Apöllon.  JRhod.  i,  922 ff.  und  Apollodor.  Epitom.  Ambrosia    30.     Die   Beziehungen    der   Tauben 
7,  20  zeigen;   man  hat  nur  mit  Recht  darauf      gerade    zum   Zeuskult    sind    aus    Dodona  hin- 
hingewiesen ,    dafs    unter    den    zwei    Wegen,  länglich   bekannt.     Endlich  ist  es  auch  ein  in 
zwischen    denen   Kirke    die  Wahl   läfst,   nicht  vielen  Sagen   wiederkehrender,    uns   besonders 
gerade    zwei   verschiedene   Meerengen   zu   ver-  durch  Noahs   Taube   geläufiger  Zug,   dafs   der 
stehen  sind  (Schol.  Hom,  Od.  12,  73).    In  unserer  Schiffer  die  Aussichten  für  seine  Fahrt  nach 
Zeit   aber   ist   mehrfach   betont,    dafs   die  un- 10  dem  Flug  der  Vögel  abwägt:  als  die  Argonauten 
präzise    Weisung    des    Wegs    eigentlich    dem  die  Symplegaden   passieren  wollen,   lassen  sie 
Zweck    der  Kirkerede    widerspricht,    dafs    der  zuvor  eine  Taube  hindurchfliegen  {Apoll.  RJmd. 
Gegensatz  von   k'v&sv   [ihr  und  oi  Sh  dvä>  6x6-  2,    328.    561;     Asklepiad.     Tragodum.:     Schal. 
ntXoi    nicht    scharf   genug   ist,    dafs  bei   dem  Apoll.  Bhod.  2,   328.  562    Schol.   Hom.    Oclyss. 
Felsenpaar  Skylla-Charybdis  wiederum  zwischen  12,  69;  Apollod.  1,  9,  22;  Hygin.  fab.  19;  nach 
zwei   Möglichkeiten   der  Fahrt   zu  wählen  ist,  Orph.  Argon.  695   einen  Reiher),   diese  Taube 
endlich   dafs   Vs.  201  ff. ,   wo   Odysseus   in   die  kommt   mit  Verlust    der    äufsersten,    von   den 
von    Kirke    geschilderte    Gegend    kommt,    der  zusammenprallenden   Felsen    noch    getroffenen 
Name    der    Flankten    nicht    wiederholt    wird,  Schwanzfedern  glücklich  hindurch,  da  ja  auch 
wenn  auch  die  (von   manchen  freilich   auf  die  20  die    Argonauten    glücklich    durch    die    Felsen 
Charybdis   bezogenen)  Worte   xanvog  xcel  (.itycc  hindurchkommen  sollen;  an  unserer  Stelle  da- 
ziifia    (Vs.  202.  219)   auf   die   von  Wogenprall  gegen,  wo  dem  Odysseus  die  Plankten  als  ab- 
und  Feuerstürmen    (Vs.  60.    68   nvoog  x  6X0010  solut  unpassierbar  geschildert   werden    sollen, 
ftvsXXca)   umbrandeten   Plankten    zurückweisen  heifst    es    sinngemäfs,    dafs    nicht   einmal   die 
(zu    dieser  Auffassung    des   xanvög  vgl.   Schol.  heiligen   Tauben    des   Zeus   wohlbehalten    vor- 
Hom.  Od.  12,  202;  Apoll.  Rhod.  4,  927).    Diese  überkommen,   und  der  Zusatz  von   der  steten 
Beobachtungen  sind  richtig,  allein  die  Annahme  Ergänzung  ihrer  Zahl  erscheint  wie  eine  Kon- 
von   Interpolationen   kann    sie   nicht    erklären.  Zession  an  den  noch  lebendigen  Volksglauben, 
Wenn  der  Dichter  unserer  Stelle  den  Odysseus  dafs  Zeus   noch   fortdauernd   von   den   Tauben 
nicht  den  Weg  bei  dem  Plankten,  sondern  bei  30  Ambrosia  erhält.    Wenn  Moiro  a   a.  0.  dichtet, 
Skylla  und  Charybdis  wählen  läfst  und  trotz-  die  Tauben  und  der  Adler  hätten  dem  jungen 
dem    die    Plankten    hier    nennen    zu    müssen  Zeus  Ambrosia  nnd  Nektar  nach  Kreta  gebracht 
glaubt,  so  lag  ihm  höchst  wahrscheinlich  eine  und   seien   zum  Dank    dafür  nach  Kronos'  Be- 
zu  seiner  Zeit  bekanntere   Version  vor,    nach  siegung  von  Zeus  unter  die  Sterne  versetzt,  so 
welcher    Odysseus    thatsächlich    die    Plankten  liegt  hier  die  charakteristische  Form  des  j)oe- 
unter    ähnlichen    Gefahren    passierte,    wie    die  tischen  Mythos  vor,  der  alles  zu  einem  einmal 
Skylla-Charybdis.     Einer  solchen  Variante  zur  in  der  Vorzeit  vorgekommenen  Ereignis  macht. 
Skylla-Charybdissage  trägt  unser  Dichter,  mag  In  unserer  Odysseestelle  dagegen,  wo  der  Vater 
er  nun   einer  älteren   oder  jüngeren   Zeit   an-  Zeus   noch   fortdauernd  von   den  Tauben  Am- 
gehören,  Rechnung.    Dafs  diese  alte  Sage  von  40  brosia  erhält,  steckt  ein  Rest  des  alten  leben- 
einem  echten  Odysseus-Plankten- Abenteuer  für  digen  Volksglaubens.     Auf  der    anderen  Seite 
die  Folge  verschollen  blieb,  da  unsere  Odyssee  war    es    freilich   auch   eine   alte   volkstümliche 
sie   unterdrückt   hatte,    ist   bei    der   Autorität  Vorstellung,  dafs  das  Sternbild  der  Plejaden  (s.d.) 
Homers    nicht    wunderbar.     Die    Episode    von  ein    Taubenschwarm   sei;    vgl.    Thiele,   Antike 
Odysseus    und    den    Plankten    wird    nachmals  Himmelsbilder   3.  73 ,  Svoronos  in  Sallets  Zeit- 
stets    direkt   in    der  Fassung   Homers    erzählt,  sehr.  f.  Numismat.  1888,  224  ff.  und  in  Journ. 
z.  B.  Apollod.  Epit.  7,  20  f.;  Tzetz.  Lykoph.  818.  d'archeol.   numismat.    1899,   74,   Bethe,    Rhein. 
Als  zweite  Sage  von  den  Plankten  berichtet  Mus.  1900,  429.    In  einer  längeren  bei  Athen. 
Homer  Odyss.  12,   62  ff.,   dafs  kein  Vogel  hier  11,  488  ff.  erhaltenen  Abhandlung  sucht  Askle- 
glücklich  vorbeikommt,  nicht  einmal  die  Tauben,  50  piades  von  Myrlea   zu  beweisen,   dafs   sowohl 
welche  dem  Vater  Zeus  Ambrosia  (s.  d.)  bringen;  die   nsXsiddsg  an  Nestors  Becher  Hom.  11.  11, 
auch   von    ihnen   rafft    der   glatte   Fels   immer  634    als    auch    die    itilsicu    der    Planktensage 
welche    dahin,    aber    Zeus    sendet    dann    eine  Hom.  Od.  12,  62  nicht  wirkliche  Tauben,  son- 
andere,  damit  ihre  Zahl  voll  sei.  —  Dafs  Tiere,  dem   die  Plejaden   seien,   und   er  führt   dabei 
Vögel   und   speziell   Tauben  den   Göttern  ihre  etwa  folgendes  aus:  Schon  die  Dichter  Hesiod. 
göttliche  Nahrung  zutragen,  ist  eine  alte  volks-  Astron.    (fr.   9 — 11    Rzach),    Simonides  fr.   18, 
tfimliche  Vorstellung;    vgl.    z.  B.    Plutarch   de  Pindar    Nem.    2,    17,     Aischylos   fr.    312    und 
facie   in   orbe   Lunae   26    p.  941  f.,    wo   Vögel  Lamprokles  hätten  die  Plejaden  iieXsiädeg  ge- 
dem  Kronos  Ambrosia  bringen;  Paus.  8,  25,  11,  nannt,    andere    wie    Simmias  und   Poseidippos 
wo   eine   Turteltaube   den   Asklepios  nährt   (s.  (50  HiXsiai;   Moiro  habe   zuerst  den  Sinn  unserer 
oben   Artikel   Asklepios  Bd.  1,   624);   Diod.  2,  Odysseestelle    richtig    dahin    erfafst,    dafs    die 
4,   4,    wo  Tauben   die  Semiramis  pflegen;   Ps.  Plejaden   dem  Zeus  Ambrosia  bringen;   später 
Eratosth.    41,    wo    der    Rabe    Wasser    bringt.  habe  Krates   sich    Moiros  Ansicht    angeeignet 
Desgleichen  ist  es  eine  alte  volkstümliche  Vor-  und   als  seine  eigene  Entdeckung  ausgegeben. 
Stellung,   dafs  die  Ambrosia  vom  Okeanos  her  Weiterhin    citiert    Asklepiades    die    Verse    des 
geholt    werden    mufs,    wie    z.   B.    bei    Moiro  Aratos  257  ff. ,   wo  es  heifst,   man  nenne  zwar 
(Athen.    11,    491b)    die    Tauben    dem   jungen  die   Plejaden    inränogoi   (vgl.    Euripid.    Orest. 
Zeus  nach   Kreta   das  Ambrosia  cot   'ilxsccvolo  1005),   in   Wirklichkeit    seien    aber   nur   sechs 


2543                       Planktai  Planktai                       2544 

Sterne  sichtbar  und  wie  der  siebente  Stern  half  ihr  vorüber.  —  In  der  uns  geläufigen, 
verloren  gegangen  sei,  wisse  man  nicht.  In  unter  dem  Einflufs  der  milesischen  Kolonisation 
dieser,  von  anderen  durch  verschiedenartige  am  Bosporos  und  Schwarzen  Meer  ausgeprägten 
Mythen  (vgl.  den  Artikel  Pleiades)  erklärten  Form  der  Argonautensage  wird  übereinstim- 
Verdunkelung  des  7.  Sternes  erblickt  nun  mend  Kolchis  als  das  Land  des  Aietes  ange- 
AsJilepiades  den  Anlafs  zu  der  homerischen  nommen  und  erzählt,  dafs  die  Argonauten 
Wendung,  dafs  die  Plankten  immer  welche  dorthin  durch  den  Bosporos  fuhren :  hier  mufsten 
von  den  niXsLai  weggeraift  hätten,  worauf  Zeus  sie  die  aufeinander  prallenden  Symplegaden 
ihre  Zahl  durch  eine  andere  wieder  voll  ge-  oder  Kyaneai  passieren,  die  jedes  Schiff  er- 
macht  habe.  Bei  Eustathios  Hom.  Od.  1712,  10  drückten;  auf  Phineus'  Rat  lassen  sie  eine 
57—1713,  28  ist  die  Beweisführung  des  Athe-  Taube  voranfliegen  und  wie  diese  glücklich 
naios  bezw.  Asklepiades  ergänzt  durch  den  hindurchfliegt,  so  kommen  auch  sie  unter  be- 
Hinweis, dafs  auch  Emipid.  Orest.  1005  und  sonderer  Beihilfe  der  Götter  (Poseidon:  Pind. 
Theokrit.  13,  25  die  Plejaden  IlsXsidg  bezw.  Pyth,  4,  207;  Athena:  Apoll.  Ehod.  2,  598; 
TltlziäShs  nennen;  es  wird  dann  erzählt,  dafs  Hera:  Apollodor  1,  9,  22,  5;  vgl.  Robert,  Bild 
auf  eine  Frage  Alexanders  des  Grof'sen  nach  und  Lied  246;  Hera  und  Athena:  Orph.  Argon, 
der  Bedeutung  unserer  Odysseestelle  Chevron  694,  Vol.  Flacc.  4,  682)  glücklich  hindurch.  — 
von  Amphipolis  die  Deutung  auf  die  Verdun-  Der  Unterschied  zwischen  dieser  Symplegaden- 
kelung  des  siebenten  Plejadensterns  vorgebracht  sage  und  der  homerischen  Planktensage  liegt 
habe,  während  Aristoteles  und  Alexander  der  20  auf  der  Hand:  die  Symplegaden  sind  zwei  zu- 
Grofse  selbst  wertlose  allegorische  Erklärungen  sammenschlagende,  bewegliche  Felsen,  durch 
vortragen;  weitere  ebenso  wertlose  Erklärungen  die  man  hindurchfahren  mufs,  bei  den  Plankten 
decken  sich  z.  T.  mit  Schol.  Hom.  Odyss.  12,  handelt  es  sich  dagegen  nicht  um  ein  „hin- 
62 ;  endlich  wird  von  Eustath,  noch  Alexandros  durch-",  sondern  um  ein  „vorbei"-fahren  (Vs.  62 
von  Paphos  citiert,  nach  welchem  Homer  die  %aQt Q%trai ,  69  Ttctohnla,  72  ■jiaQtTtzyi'tytv);  bei 
Erzählung  von  den  Ambrosia  bringenden  Tauben  den  Symplegaden  droht  die  Gefahr  durch  das 
zum  Dank  dafür  erdichtet  hätte,  dafs  in  seiner  Erdrücktwerden ,  bei  den  Plankten  durch  das 
Jugend  neun  Tauben  (die  Musen)  mit  ihm  Hineinschleudern  des  Schiffes  in  die  Brandung 
spielten.  und  Feuerstürme;    endlich    mufs   das   Symple- 

Dafs    die    Tauben    an    Nestors    Becher  die  30  gadenaben teuer,   sofern  es  sich  um  Felsen  am 

Plejaden   sind,    glaubt   dem   Asklepiades  wohl  Bosporos  handelt,  notwendiger  Weise  auf  der 

niemand  mehr,  dafs  aber  die  Tauben-Plankten-  Hinfahrt    nach    Kolchis    liegen,    während    das 

sage   auf  die  Plejaden   zurückweist,   wird    zu-  homerische  Planktenabenteuer  in  die  Rückfahrt 

meist  festgehalten,    vgl.    Völcker ,   Mythol.   des  von  Aietes  fällt  und   in   diesem  Punkte  wohl 

Jopet.  Geschlechts  84  ff. ;   K.  0.  Müller,   Kleine  eine  Erinnerung  an  die  älteste  mythische  Be- 

deutsche  Schriften  2,  121;   Nitzseh,  Erklärende  deutung  der  Felsen  bewahrt. 

Anmerk.   zu   Hom.    Odyss.   3,   374  ff. ;    Welcker,  Die   Dichter   der  älteren   Zeit  erzählen   oft 

Griech.  Götterl,  1,  69;  Poscher,  Nektar  u.  Am-  von    den    Symplegaden   und   geben   ihnen    die 

brosia   10,   28  ff. ,   62.     Preller  -  Robert ,    Griech.  verschiedensten  Bezeichnungen,   wie  z.B.  ßvv- 

Myth.   1 ,    465.     Widerspruch    dagegen   erhebt  40  dpofioi,  öwog^dSse,  awSgo^iäSsg,  av^nXvyäSss, 

Küentzle,     Über    die    Sternsagen    der    Griechen  7tXr}yädss,  xvccvzui,  avyxmQovaai  etc.  (vgl.  z.  B. 

1897  S.  4  ff.  und  im  Artikel  Orion,  oben  Bd.  3,  Pind.    Pyth.    4,    208,   Simonid.   fr.    22:    Schol. 

1026.    In  der  That  scheint  der  Dichter  unserer  Eurip.  Med.  2,  Soph,  Antig.  966,   Eurip.  An- 

Odysseestelle,  wenn  er  sagt  ovdh  Ttoxy\xk  TtaqiQ-  drom.  794.  864,  Med.  1.  432.  1263,  Iph.  Taur. 

%£T<xi    ovSs    niXstca    und    wenn    er  den   niXtim  124.    241. #  421,    Theokrit.  13,  22.  22,  27;   voll- 

obendrein  ihr  ständiges  Beiwort  xQiqQcovtg  giebt,  ständige  Übersicht  bei  Wieseler  de  Cyaneis  sive 

seinerseits   nur  an  die  wirklichen  Tauben  des  Symplegadihus.  Ind.  lect.  Göttingen  1879);  aber 

oben  skizzierten  alten  Vorstellungskreises  und  niemand   von   ihnen   nennt  sie  ■jtXayy.rai,  iden- 

nicht   an    das    Hom.    Od.    5,    272,   11.  18,   486  tifiziert  sie  mit  den  homerischen  Plankten  oder 

JJXrjicc&sg  genannte  Sternbild  gedacht  zu  haben.  50  gedenkt  der  Plankten  in  anderem  Zusammen- 

Die  Erzählung  von  der  regelmäfsigen  Ergänzung  hang.     Apollonios    von    Rhodos  war    ebenfalls 

der  Zahl   der  Tauben  pafste  im  Grunde   auch  der  Ansicht,   dafs  Symplegaden  und  Plankten 

wenig  auf  den  doch  ständig  verdunkelten  Stern,  nicht  dasselbe  seien,  aber  er  konnte  nach  der 

und  bei   der   so   überaus   häufigen  Erwähnung  ganzen   Richtung   seiner  Zeit   die   Homerverse 

der  Plejaden  würde  es  nicht  allzu  wahrschein-  selbstverständlich  nicht  ignorieren.  Daher  schil- 

lich    sein,    dafs    eine    alte    Plejaden-Plankten-  dert  er  bei  der  Hinfahrt  (2,  317  ff.  549  ff.)  ein- 

Sage  völlig  verschollen  blieb,  bis  Moiro,  Krates  gehend    das  Abenteuer   bei   den   Symplegaden 

und  Asklepiades  sie   aus   der  Odyssee  neu  ent-  am  Bosporos  und   flicht  bei  der  Rückfahrt  (4, 

deckten.    (Vgl.  auch  d.  Art.  Pleiades  Sp.  2556.)  753  ff.   924  ff.)   eine  Episode   ein,   die   nur   den 

Die  dritte  Sage,  welche  sich  nach  Hom.  Od.  60  Zweck  hat,  dem  homerischen  Planktenabenteuer 
12,  66  ff.  an  die  Plankten  knüpft,  lautet,  dafs  gerecht  zu  werden.  Er  erzählt  genau  im  An- 
alle anderen  Schiffe  bei  den  Plankten  von  den  schlufs  an  die  Folge  der  Ereignisse  im  12.  Buch 
Wellen  und  Feuersstürmen  vernichtet  werden,  der  Odyssee  die  Fahrt  der  Argonauten  von 
dafs  aber  als  einziges  Schiff  die  allbekannte  Kirke  zu  den  Sirenen,  Plankten,  Skylla-Cha- 
Argo  auf  der  Heimfahrt  von  Aietes  glücklich  rybdis,  Thrinakia,  Phaiaken;  die  Lage  der 
vorbeikam;  freilich  wäre  auch  die  Argo  bei-  Plankten  in  ihrem  Verhältnis  zu  Skylla-Cha- 
nahe  an  die  gewaltigen  Felsen  geschleudert  rybdis  (Vs.  922  ff.)  sowie  der  Charakter  der 
worden,   doch   Hera,   die   Freundin   des  Iason,  Plankten    als    Felsen    vulkanischer   Natur    in 


2545                      Planktai  Planktai                      2546 

Wogenprall,  Feuer  und  Rauch  (Vs.  924  ff.)  ent-  wieder  die  Meinung  auf,  Plankten  und  Sym- 
spricht  genau  der  Schilderung  Homers.  Ge-  plegaden  müfsten  doch  identisch  gewesen  sein, 
ändert  ist  nur  ein  einziger  Punkt:  während  Schon  Herodot  4,  85  scheint  dies  anzudeuten, 
bei  den  homerischen  Plankten  Hera  der  Argo  wenn  er  von  den  Kvävzui  am  Bosporos  spricht, 
vorbeihilft,  erzählt  Apollonios  ganz  ausführlich  xag  ttqotsqov  nXccymäg  "EXXwvtg  cpaoi  streu; 
(wie  er  dies  nur  bei  freien  dichterischen  Zu-  denn  das  Adjektiv  Ttla.yv.rea  dürfte  von  ihm 
sätzen  thut),  dafs  Hera  den  Hephaistos  auf-  wohl  gerade  mit  Rücksicht  auf  die  Plankten 
fordern  läfst,  das  Feuer  bei  den  Plankten  ein-  gewählt  sein.  In  bestimmterer  Form  werden 
zustellen,  dafs  sie  die  Thetis  bittet,  der  Argo  die  Symplegaden  am  Bosporos  als  die  Plankten 
vorbeizuhelfen,  und  dafs  Thetis  dann  mit  den  10  bezeichnet  bei  Asklepiad.  Tragodum  fr.  3: 
Nereiden  eingreift,  wie  sie_  mehrfach  betont,  Schol.  Hom.  Odyss.  12,  69;  Plin.  6,  32;  Hesych 
im  Auftrag  der  Hera.  Diese  Änderung  brauchte  s.  v.  niuyx.ra.1  und  HvfiTtXjy/ccSng;  Schol.  rec. 
Apollonios  offenbar,  weil  er  nur  so  jene  Be-  und  Tzetz.  zu  Lykophr.  1285 ;  Schol.  Eurip. 
gegnung  von  Thetis  und  Peleus  einfügen  konnte  Med.  2  (als  Ansicht  der  vs wxiqoi)  ;  vgl.  auch 
(4,  800  ff.  853  ff.),  die  ein  alexandrinischer  Arrian.  peripl.  Pont.  Eux.  37;  Anonym,  peripl. 
Rivale  zuvor  behandelt  hatte  (vgl.  Catall.  64);  Pont.  Eur.  90;  Eustath.  zu  Dionys.  Per.  144 
die  Art,  wie  er  seinen  Rivalen  dabei  korrigiert,  (vgl.  64.  148.  391);  Nicephor.  Gregor,  hist.  Byz. 
ist  sehr  charakteristisch.  Dafs  Apollonios  trotz  5,  4  p.  81  D.  Römische  Dichter,  denen  Sicilien 
dieser  Änderung  den  Vers  der  Odyssee  von  näher  lag  als  das  Schwarze  Meer,  übertragen 
Heras  alleiniger  Hilfe  vor  Augen  hatte,  zeigt  20  auch  gelegentlich  umgekehrt  die  Züge  und 
Apoll.  Bhod.  4,  784,  wo  Hera  zur  Thetis  sagt:  Namen,  die  eigentlich  den  Symplegaden  am 
r  a.  r  r,  ,  «  ,  .  /  w  Bosporos  zukamen,  auf  die  homerischen  Plankten 
ol^woaüovimeiviviwnltMuiivoe  bei  Sicilien,  vgl.  Iuvenal  15,  19,  und  Oäd. 
Aicovidngm  8  ccXXocScoearirriQSSccmov,  mt  ß2  ^^  m  wahrend  aller. 
oin  xe  ccp  teacoe«  dm  HXa^xug  7TSQ6a>VTccS  ^  bgi  ^  ^ ^  u  ^  ^8 
*hQas,  %v&«  Tcvgog  dstval . JQo^ovGi.9vsXXai  dieöS  le  aden  des  Schwarzen  Meeres  ge- 
kv^x*  xs  ttüwgn  TtSQißXvu  omlaSsoon*.  m^  g£d*  Gelehrte  aus  der  Gruppe  der- 
81  '  jenigen,  welche  die  Realität  der  bei  Odysseus 
Die  Schilderung  der  Feuerstürme  und  der  Irrfahrten  erwähnten  Gegenden  überhaupt  leug- 
Wogenbrandung  entspricht  genau  den  home-  30  neten  und  deshalb  auch  die  Plankten  für  ein 
rischen  Plankten  (Odyss.  12,  68:  Kviiccfr'  cdbg  Phantasiebild  erklärten  (Schol  Hom.  Od.  12,  61, 
cpogtovai  TtvQog  x  6X0010  &vs XXai) ,  ebenso  die  vgl.  Eustath.  1711,  54  folgert  dies  daraus,  dafs 
Betonung  von  Heras  Zuneigung  zu  Iason.  Bis-  Homer  nur  sage  „die  Götter  nennen  sie  Plank- 
her bezog  man  diese  Verse  freilich  auf  das  ten",  aber  nicht,  wie  sie  bei  den  Menschen 
von  Apollonios  im  2.  Buch  geschilderte  Sym-  heifsen),  nehmen  z.  T.  auch  an,  dafs  Homer 
plegadenabenteuer,  obwohl  dort  die  Symple-  die  Symplegaden  am  Bosporos  kannte  und 
gaden  niemals  nXccy-Azui  heifsen  und  obwohl  nach  deren  Vorbild  seine  in  den  westlichen 
dort  (Ap.  Bhod.  2,  598)  Athena  und  nicht  Meeren  gelegenen  Plankten  frei  erfand,  vgl. 
Hera  hilft;  und  weil  die  nvQÖg  dvzXXca  auf  Strab.  1,  21.  3,  149,  Eustath.  1711,  56. 
die  Symplegaden  zweifellos  nicht  passen,  änderte  40  In  der  That  müssen  die  von  so  gleichför- 
Merkel  Ttvgög  in  itctQog,  obwohl  nägog  §qo^i{ov6i  migen  Sagen  umsponnenen  Felsen  ursprünglich 
sprachlich  kaum  möglich  ist.  Allein  alles  ist  identisch  gewesen  sein.  Homer  erwähnt  sie, 
sinngemäfs,  sobald  man  schreibt:  oi'tj  v.i  <yqp'  wie  oben  bemerkt,  einer  alten  Odysseesage 
i6a,a>ca  y.xX.  Hera  sagt  zur  Thetis:  Durch  die  zuliebe;  ob  sie  früher  in  dieser  Odysseesage 
Plankten  hätte  ich  die  Argo  wohl  noch  allein  vorkamen  (vgl.  Niese,  Entwicklung  der  homer. 
hindurchgebracht,  jetzt  aber  wegen  Skylla  Poesie  240  ff.)  oder  in  der  Argonautensage  (vgl. 
und  Charybdis  mufst  du  mir  helfen.  Apollonios  Kirchhoff,  Homerische  Odyssee3  288),  läfst  sich 
betont  somit,  dafs  er  die  homerische  Version  freilich  nicht  entscheiden.  Aber  Plankten  wie 
genau  kennt.  Symplegaden  gehen  beide  auf  die  alte  Vor- 
Auf  die  Darstellung  des  Apollonios  gehen  50  Stellung  von  jenem  Wunderthor  zurück,  hinter 
die  Schilderungen  des  Argo-Planktenabenteuers  dem  das  Jenseits  liegt.  Zahlreiche  Parallel- 
bei  Apollodor.  1,  9,  25,  2  und  Eustath.  Hom.  sagen  der  verschiedensten  Völker  lehren  uns 
Odyss.  1712,  3ff.  zurück.  Allein  die  Auffassung,  die  Vorstellung,  dafs  dieses  Wunderthor  be- 
dafs  die  homerischen  Plankten  und  die  Sym-  wegliche  Prallfelsen  bildeten,  vgl.  Jiilg,  Ver- 
plegaden  zwei  ganz  verschiedene  Sagen  sind,  handl.  d.  Philolog.  -  Versamml.  zu  Würzburg 
war  zweifellos  schon  lange  vor  A.pollonios  die  1869,  64;  Waitz,  Anthropologie  der  Naturvölker 
vorherrschende  bei  allen,  welche  die  Symple-  4,  166;  Gerland,  Altgriech.  Märchen  in  der 
gaden  am  Bosporos  gelegen  glaubten,  die  Odyssee  38  ff. ;  Bender,  Die  märchenhaften  Be- 
homerischen  Plankten  aber  in  der  Meerenge  standteile  der  Homer.  Gedichte,  Gymn.-Progr. 
von  Sicilien,  wohin  sie  u.  a.  Timaios  fr.  5  und  60  Harmstadt  1878,  32  f.  In  diesem  Punkte  be- 
Peisistratos  von  Lipara  versetzten  (Schol.  Ap.  wahrt  die  landläufige  Symplegadensage  die 
Bhod.  4,  786);  bei  Ps.  Aristot.  Mirab.  105  (112)  älteste  Vorstellung.  Augenscheinlich  ist  auch 
wird  darauf  hingewiesen,  dafs  die  homerische  die  Vorstellung,  dafs  die  Tauben  durch  zu- 
Schilderung von  den  Feuerstürmen  bei  den  sammenprallende  Felsen  bedrängt  werden  (wie 
Plankten  gut  auf  die  vulkanische  Gegend  die  Taube  der  Argonauten  bei  den  Symple- 
dieser  Meerenge,  aber  keineswegs  auf  die  nicht  gaden),  älter,  als  die  homerische  Umdichtung, 
vulkanischen  Kyaneai  am  Bosporos  pafst.  dafs  der  „glatte  Fels"  (Odyss.  12,  64)  immer 
Daneben  taucht  freilich  im  Altertum  immer  einige    Tauben    dahinrafft,    ähnlich    wie    der 


2547 


Planktai 


Platanistes 


2548 


„glatte  Fels"  Skylla  (Odyss.  12,  79)  die  Ge- 
nossen des  Odysseus  dahinrafft.  Die  Beobach- 
tung, dafs  Homer  die  Plankten  nicht  als  be- 
weglich schildert  {Schal.  Find.  Pyth.  4,  370), 
ist  richtig,  aber  die  daraus  von  Krates  (Schol. 
Hom.  Od,  12,  61,  Eustath.  1711,  53)  gefolgerte 
Etymologie  der  HXayx.xa'i ,  ort  nXd&xca  7t£Qi 
avtag  xb  zv^a  bezw.  fiiu  xb  7TQ067tfo]G6t6d<y.t 
avtalg  xa  Tivfiata,  ist  eine  künstliche;  den 
Namen  konnten  ursprünglich  nur  bewegliche 
Felsen  führen,  sei  es  in  demselben  Sinne,  wie 
z.  B.  Delos  bei  Kallim.  hymn.  in  Del,  273 
nXayxxr]  heilst,  sei  es  als  die  von  vulkanischer 
Kraft  slg  vxpog  xccl  ßu&og  gestofsenen,  oder 
als  die  zusammenprallenden  Felsen,  vgl.  Schol. 
Hom.  12,  61;  Eustath.  1711,  53;  Hesych  LTXay- 
•Atcd;  Curtius  Piniol.  3,  3,  der  darauf  hinweist, 
dafs  niay-Kvai  und  HvunXriy<idig  auf  denselben 
Stamm    nXccy    zurückgehen.  An    manchen 

Orten  suchte  man  im  Altertum  die  ursprüng- 
lich rein  mythischen  Felsen  des  Okeanosthores 
bestimmt  zu  lokalisieren:  so  am  Bosporos  die 
Symplegaden,  in  der  Meerenge  von  Sicilien 
die  Plankten,  dann  ferner  dieselben  Symple- 
gaden-Plankten  an  der  Grenzküste  von  Kilikien 
und  Pamphylien  (Tzetz.  Lyk.  818),  an  der 
Küste  von  Epirus  bei  den  keraunischen  Bergen 
(Dionys.  Per.  394  ff.  nebst  Eustath.  zu  391), 
an  der  spanischen  Küste  bei  den  Säulen  des 
Herakles  (Strab.  3,  170,  vgl.  149,  Eustath. 
Dionys.  Per.  64)  und  bei  Tyros,  über  dessen 
TtsvQccL  /ifißgoßiai  vgl.  Nonn.  Dionys.  40,  468  ff., 
Achill.  Tat.  2,  14,  Stark,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  d. 
Wissensch,  phil.-hist.  Kl.  1856,  50.  Allein  wer 
die  beweglichen  Felsen  der  Sage  in  feststehen- 
den Felsen  der  Wirklichkeit  wiedererkannte, 
mufste  zugleich  eine  Erklärung  dafür  suchen, 
dafs  die  Felsen  der  Wirklichkeit  doch  unbe- 
weglich sind.  Gelehrte  konnten  wohl  sagen, 
die  ganze  Sage  von  der  Beweglichkeit  sei  nur 
aus  einer  optischen  Täuschung  entstanden,  wie 
limaios  dies  für  die  Plankten  in  der  Meerenge 
Siciliens  behauptete  (lustin  4,  1,  16 — 18;  Geff- 
cken,  Timaios  Geogr.  des  Westens  72;  vgl. 
Eustath,  1712,  29)  und  Eratosthenes  (Schol. 
Eurip.  Med.  2;  vgl.  auch  Dionys.  Byzmit.  fr. 
53  a  Müller)  für  die  Symplegaden.  Am  Bos- 
poros dichtete  man,  die  Symplegaden  seien 
festgewurzelt,  sobald  die  Argo  sie  durchfahren 
hatte,  vgl.  Pind.  Pyth.  4,  210;  Apoll.  Bhod. 
2,  604;  Apollod.  1,9,  22,  5;  Asklepiad.  Ira- 
godum.  fr.  5  (Schol.  Hom.  Od.  12,  69);  Orph. 
Argon.  710;  Ammian.  Marceil.  22,  8,  15;  Schol, 
Theokrit.  13,  22;  Tzetz.  Lyk.  1285.  Der  Dichter 
unserer  Odysseestelle  aber  wählte  einen  anderen 
Weg.  Wie  er  den  Abscklufs  der  alten  Phai- 
akensage,  dafs  die  Stadt  von  einem  Berge 
umgeben  und  vom  Meer  abgeschnitten  wurde, 
deswegen  abschwächte,  weil  er  Korkyra  für 
das  Phaiakenland  hielt  (vgl.  oben  Artikel 
Phaiaken  Bd.  3,  2210),  so  änderte  er  die  alte 
Sage  von  den  beweglichen  Prallfelsen  um,  weil 
er  diese  Felsen  in  ganz  bestimmten  feststehen- 
den vulkanischen  Felsen  wiedererkannte.  Die 
ganze  Schilderung  unserer  Odyssee  wird  ver- 
ständlich, wenn  man  mit  Vö'lcker,  Homer.  Geogr. 
118  annimmt,  der  Dichter  unserer  Stelle  gehe 
von   der  Vorstellung   aus,    dafs    Odysseus   von 


Norden  her  an  der  Küste  von  Italien  auf 
Sicilien  zusteuere:  da  gab  es  zwei  Wege,  ent- 
weder durch  die  Meerenge  von  Sicilien  (=  Skylla- 
Charybdis)  oder  bei  den  vulkanischen,  durch 
Hephaistossagen  berühmten  Liparischen  Inseln 
(=  Plankten)  vorbei.  Die  Bezeichnung  Planktai 
wählte  der  Dichter  als  eine  gerade  für  Inseln 
geläufige;  werden  doch  auch  sj^äter  noch  diese 
von  Hephaistos  bewohnten  Inseln  als  irXc<yv.xai 

10  bezeichnet,  vgl.  Apoll,  Bhod.  3,  41  f.  nebst 
Schol.  Unter  dieser  Voraussetzung,  dal's  der 
Dichter  unserer  Odysseestelle  (bezw.  seine  un- 
mittelbare Quelle)  die  alte  Sagenvorstellung 
von  den  zusammenprallenden  Symplegaden  mit 
Rücksicht  auf  eine  bestimmte  Gegend  abänderte, 
ist  es  auch  nicht  mehr  wunderbar,  weshalb 
seine  Planktensage  für  die  lebendige  Sagen- 
dichtung vereinzelt  und  verschollen  blieb. 

[Jessen.] 

20  Flankter  (TIXccynx^Q),  Epitheton  des  Dionysos 
in  dem  Adespoton  Anth.  9,  524,  17.  Abel,  Or- 
phica  p.  284.  Das  Beiwort  wird  gewöhnlich 
als  der  geistesverwirrende  (nlä^co)  gedeutet. 

[Röscher.] 
Planodaimon  (nXavoS(xlu.av).  In  dem  von 
Wessely,  Denkschr.  d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  42 
[1893]  herausgegeb.  Londoner  Zauberpapyrus 
wird  S.  43  v.  702  ein  avTifttog  nXccvododficov 
erwähnt,  also  ein  Dämon,  der  cumgeht\    Vgl. 

so  Hesych.  fioQUOvccg'  TtXävr\xag  öui^ovag,  und 
dazu  Bohde,  Bhein.  Mus.  50  (1895),  19  Anm.  4. 
Psyche  22,  409,  nach  dem  auch  kXügtcoq  mit 
Lobeck,  Paralip.  450  ursprünglich  Irrgeist' 
bedeutet.     [Höfer.] 

Plaraseus  s.  Pedanasseus. 

Plast  ene  (niaazrjvr}).  Die  früher  angezweifelte 

Überlieferung  des  Pausanias  (5, 13,  7),  dafs  der 

Steinthroh  des  Pelops  sich  befunden  habe  auf 

dem  Sipylos    vtxIq  tf/g   UXaaxu'jvrig  \ir\tQog  ro 

40  isqov  wird  bestätigt  durch  die  bei  Magnesia 
am  Sipylos  gefundenen  Inschriften:  Mijtql 
nicc6n]vn  av%r]v  (Corr.  hell.  11  [1887]  300,  8. 
Bev.  archeol.  3.  Ser.  Tome  11  [1888]  84.  Athen. 
Mitth.  12  [1887],  271.  C.  Leemans,  Gr.  Opschr. 
uit  Klein- Azie  in  Verhandelingen  der  kon.  Akad. 
van  Wetensch,  Afdeeling  Letterkunde  1890  S.  3 
nr.  1  (vgl.  S.  23  f.)  und  Mi]tql  ftzüv  H%aGxr\vr\ 
(Bev.  archeol  a.  a.  O.  83.  Athen.  Mitth.  a.  a.  0. 
253  nr.  17)   sowie   durch   die  Aufdeckung   des 

50  von  Pausanias  erwähnten  Isqov  (vaög  genannt 
in  der  Inschrift  Athen.  Mitth.  a.  a.  0.  252 
nr.  16),  Athen.  Mitth.  a.  a.  0.  271.  Mart. 
Schweisthal,  Le  sanetuaire  de  Cybele  Plastene 
in  Bev.  archeol,  15  (1890),  390 ff.  Der  Beiname 
ist  wie  fast  alle  kleinasiatischen  Epitheta  der 
Meter  ein  topischer,  nicht,  wie  Leemans  a.  a.  0.  4 
meint,  von  7tläß6£tv('die  Schaffende, Schöpferin') 
abgeleitet.     [Höfer.] 

Plataia  (TLXäxaiu),   Tochter  des  Flufsgottes 

6o  Asopos ,  nach  welcher  die  böotische  Stadt 
Plataiai  benannt  sein  soll;  sie  hatte  dort  ein 
Heroon.  Paus.  9,  1,  2.  9,  2,  5.  9,  3,  1.  [Stoll.] 
Plataieus  illluxauvg,  so  wohl  b.  Steph.  B. 
s.  v.  Kä>%ai  zu  schreiben  für  knaxaXsvg),  Sohn 
des  Onchestos,  Enkel  des  Poseidon,  Vater  des 
Kopeus.     [Stoll.] 

Platanistes  (nXuxaviaxr]g).     In  der   auf  den 
Kult  des  Dionysos  in  Magnesia  am  Maiandros 


Platanistios  Pleiades                       2550 

bezüglichen  Inschrift  (0.  Kern,  Inschrift  von  Odysseus  richtet  sich  nach  ihnen  auf  der  Fahrt 
Magnesia  a.  M.  215  a)  wird  berichtet,  dafs  die  nach  Scheria  (s  272).  Man  kann  nicht  er- 
Magneten in  dem  Stamme  einer  vom  Winde  kennen,  wie  sich  der  Dichter  an  jener  Stelle 
gebrochenen  Platane  ein  Bild  des  Dionysos  der  Hoplopoiie  die  Darstellung  gedacht  haben 
gefunden,  darauf  hin  auf  Rat  des  delphischen  mag,  ob  als  Sternhaufen  oder  figürlich,  etwa 
Orakels  aus  Theben  drei  Mainaden  aus  dem  als  Taubenschar  (s.  u).  Bei  Hesiod  gelten  sie 
Geschleehte  der  Ino  geholt,  die  ihnen  die  als  Töchter  des  Atlas:  'Axlaysvslg  Op.  383, 
dionysischen  Weihen  bringen  sollten,  und  dem  AxXavxiösg  Diod.  3,  6o,  4,  Atlanteae  Ov.  Fast. 
Gotte  drei  Thiasoi  eingesetzt  hätten,  deren  3,  105;  vgl.  Ps.- Hesiod  fr.  275  S.  413  Bz., 
einer  den  Namen  IIXaxaviGxnvoi  geführt  10  Simonid.  fr.  18,  Aeschyl.  fr.  312,1  N.2,  Ps.- 
habe.   Daraus  folgert  Maafs  mit  Kaibel,  Hermes  Eratosth.  cataster.  1,  23  Oliv.,  Germern.  Arat,  264, 

26  (1891),  187  für  Dionysos  in  Magnesia  den  Gornut.  theol.  26,  Avien,  573.  Ihre  Mutter  ist 
Kultnamen  niaxavioxTJg,  der  dem  boiotischen  die  Okeanostochter  Pleione  nach  Schol.  Arat. 
Dionysos  Endeudros   (Hesych.,  Kaibel,  Hermes  254,    Schol.   S  486    {Maafs,    Comm.    in    Arat. 

27  [1892],  257,  1)  entspreche.  Dagegen  leitet  p.  386,  5.  388,  14),  Hygin.  astr.  2,  21;  so  auch 
0.  Kern  in  Beiträge  z.  Gesch.  d.  griech.  Philos.  Schol.  Apoll.  Bhod.  3,  225,  Apollod.  3,  10,  1, 
u.  Religion  von  P.  Wendland  u.  0.  Kern  92  Ovid.  fast.  5,  83 f.  Nach  Musaios  (Timaios)  da- 
den  Namen  des  Thiasos  der  niaxaviaxi]voi  gegen  erzeugte  Atlas  die  Pleiaden  wie  die 
direkt  von  den  Platanen  ab,  die,  wie  man  an-  Hyaden  mit  Aithra,  gleichfalls  einer  Okeanide, 
zunehmen  habe,  zum  Andenken  an  das  Wunder  20  s.  Sehol.  2  486  (xcc&ä  cprt6t  Tiuaiog  [fr.  25  31.], 
das  Dionysosheiligtum  stets  umgeben  hätten,  Movacäog  Bohert,  Eratosth.  catast.  rel.  S.  13), 
und  man  habe  keinen  Grund,  Tür  den  mag-  Hygin.  astr.  2,  21,  Schol.  Germern,  p.  75,  10 
netischen  oder  gar  noch  für  den  thebanischen  (hier  Oceanus  für  Atlas);  vgl.  Eustath.  ad.  27. 
Dionysos  den  Kultnamen  des  Illuxavicxrjg  zu  p.  1155,  Myth.  Vatic.  1,  234  (für  Ethia  1.  Aethra). 
erschliel'sen' ;  vgl.  auch  Beinach,  Bev.  des  et.  Diese  Verbindung  Atlas-Aithra  mag  ursprüng- 
gr.  3  (1890),  359.     [Höfer.]  licher  gewesen  sein  als  Atlas-Pleione ;  Wernicke 

Platanistios    (IIXaxavi6xiog),    Beiname    des  (bei  Pauly -Wissoica,    Beal-Encykl,  u.    d.  W. 

Apollon,  unter  dem   er  am  Wege  von  Troizen  Atlas  2,  2128)  meint,  sie  sei  verdrängt  worden, 

nach  Hermione  ein  Heiligtum  besafs,  Paus   2,  seitdem   man   den   peloponnesischen  Atlas   mit 

34,  6.    Aus  Theophr.  4,  5,  6  u.  Plin.  H.  N.  12,  6,  30  der  boiotischen   Sternsage   in  Verbindung  ge- 

erschliefst  B.  Holland,  Heroenvögel  in  d.  griech.  setzt    und    die    Atlastöchter    mit    den    sieben 

Mythologie  (Progr.  Leipzig  Thomasgymn.  1895)  Pleiaden  identifiziert  hatte. 

S.  32 f.   einen   Kult  des    Apollon  PL    auch  auf  Die  Einzelnamen  bieten  uns  einige  Verse, 

der  Diomedesinsel,  der  von  Troizen  (S.  29)  hier-  die,  nach  unsichrer  Vermutung,    vielleicht  der 

her  verpflanzt  sei.     [Höfer.]  pseudohesiodischen    'Astronomie''    entstammen 

Platanitis?(ZIXaTo;vfrilj?),  von  Kaibel,  Hermes  (fr.  275    S.  413    Bzach;    vgl.    Maafs,    Aratea, 

27  (1892),  256  aus  Theokr.  18,  44  erschlossener  Berlin  1892,  S.271f.;  Behm,  Mythograph.  Unters. 

Kultname   der  Helena.      Diese    Helena   Plata-  über  griech.  Sternsagen,  München  1896,  S.  36 ff.): 

nitis  soll  nach  Kaibel  mit  der  rhodischen  Helena  m  ■■  i        »  >    >               ,  )ir1  < 

Dendritis  (Paus.  3,  19,  10.    Wide,  Lakon,  Kulte  ±o  ,,,'  r,    '         v  ,  ..         ,        *,        '  v  ■> 

oaaW\   -j„   i-     u       •           •      •            i-    j       1.1.  i  Alnvovn  xs  y.ai  AoxtQO%r\  an]  xs  Ksiaivm 

344 n.)  identisch  sein,   wie  ia  auch  der  theba-  ,,  . ,     '        ,    ,r     ,    *      \       '.                -» 

nische   Dionysos   Endendros   in  Magnesia  Pia-  '       "           '             "J  X  • 

tanistes   (s.  d.)   geheifsen   habe;    s.   aber   auch 

O.  Gruppe,  Bursians  Jahresber.  85  (1895),  232.  Dieselben   nannte   Hcllanikos    in    der    Atlantis 

[Höfer.]  (Schol.   S  486  =  fr.  56  31.;    vgl.  Ps.-Eratosth. 

Platanos  (niäxavog),  Schwester  der  Aloaden,  catast.  1,  23,    Schol.  German.    p.  83.  76,    Hyg. 

nach    deren    Tode   sie    in    den    gleichnamigen  astr.  2,  21,   Eustath.   ad  II.  p.  1155),    nämlich 

Baum  verwandelt  wird,  Nikephor.  Bhet.  Graeci  Taygete,    Maia    (¥£o%ov    tldog    tnxa    lonlo- 

ed.  Walz  1,  439  (==  3Iythogr.  Westermann})  381  xäucov    tpik&v   ftvyaxQcov,   xa\  y.alsovxat  JJtlti- 

nr.  61).     Anonymos  bei   Walz  a.  a.  0.  1,  613  f.  50  dösg  ovQÜvicii  Simonid.  fr.  18),   Elektra,   Al- 

Uber    die    Platane    als    Baum    der    Trauer    s.  kyone,  Sterope  (Asterope  Ps.-Hesiod,  Schol. 

J.  Murr,  Die  Pflanzemoelt  in  d.  gr.  3Iythol.  14.  German.  p.  83),  Kelaino,  Merope.    Bei  Arat 

[Höfer.]  262 ff.  lauten  die  Verse: 

Plate  (nidxr,),  Tochter  des  Onchestos,  nach  .  .,               ,  r     /              ^  .,        >     >  >tti  > 

welcher  das   bootische   Plataiai    benannt   sein  £™%n   Megan*  rs  Kslcuvcox    Huy.xQrt  x, 

sollte,    Schol,  II.  2,  504.      Vgl.   Steph.  B.  s.  v.  Kttl  2"*°**!  *f"  Tnv7Bxn  k«l  itoxvia  Maccc. 

Ulaxatai.     anb    7tluxr\g    xf]g    Kco7ir}g.      Ebenso  Vgl.   Ovid  fast.  4,  172  ff.,  Apollod.  3,  10,  1  u.  a. 

Eustath.  ad  J7.  2,  502  p.  267.    Et.  31.  p.  303,  15.  Für  sich  steht  die  Überlieferung  Schol.  Theoer. 

Strab.  10,  406.     [Stoll.]  13,  25  aus  Kallimachos  (fr.  381  Sehn.),  wonach 

Piaton  (nxdxcor),   einer  der   Söhne   des  Ly-  60  die    Peleiaden   Töchter    der    Amazonenkönigin 

kaon,  Apollod.  3,  8,  1.     [Stoll.]  waren,    die   als  Jungfrauen   zuerst  Reigentanz 

Pleiades  (nX-ntädig,  TLlr\ia.g,  Iltleiädsg,  IJXel-  und    Nachtfeier    begingen;    nach    Kallimachos 

dösg,    nXndg;    Pleiades,    Ple'ias,    Pllades   und  hiefsen  sie:  Kokkymo,Glaukia,Protis, Partkenia, 

Pliades,  Pllas;  vgl.  Vollmer,  Stat.  Silv.S.  558;  Maia,  Stonychia,  Lampado.    Hyg.  fab.  p,  11,  19 

L.  Müller,  Horat.  Oden  [1900]  Bd.  2,    S.  396).  Schm.  wird  auch  Kalypso  als  Tochter  des  Atlas 

Die  Pleiaden  gehören  zu  den  am  frühesten  und   der  Pleione  unter  den  Pleiaden  genannt, 

bezeugten  Sternnamen:  in  der  Ilias  bildet  sie  Sie    erscheinen    als    Stammütter    zahh-eicher 

Hephaistos  auf  dem  Schilde  des  Achill  (2  486),  Heroengeschlechter.     Über  Verbindungen    der 


2551                      Pleiades  Pleiades                      2552 

Atlantiden  mit  Zeus,  Poseidon,  Ares,  Sisyphos  stirnte  Heroinen.  Als  einen  Chor  von  Jung- 
berichtete Hellanikos  Schol.  2  486,  dessen  frauen  fafst  sie  auch  Alkman  in  dem  ge- 
genealogische Angaben  bei  Ps.-Eratosthenes  nannten  Parthcneion  nach  der  Erklärung  von 
wiederkehren  (Cataster.  1,  23  und  die  abge-  Diels,  Hermes  31,  359f. ;  anders  Wilamowitz, 
leiteten  Quellen,  vgl.  Ovid.  fast.  4,  172 ff.);  auch  Hermes  32,  255  f.  Die  Verstirnung  bezeugte 
Pherekydes  im  10.  B.  der  iatoglca  handelte  jedenfalls  Pindar  in  einem  Dithyrambos  (fr. 
darüber  (F.  H.  G.  1,  93 ff.  fr.  90 ff.).  Von  Zeus  74a  Sehr.),  worin  Zeus  über  Orion  verhängte: 
und  Taygete  stammt  Lakedaimon,  von  Zeus-  XQt%bX(a  6i  \iixa  Tl).r\iäva.v ,  u\ia  (V  avxa>  xihov. 
Maia  Hermes,  von  Zeus-Elektra  Dardanos,  von  Pindar  kennt  die  Pleiaden  zugleich  als  fBerg- 
Poseidon-Alkyone  Hyrieus,  von  Ares-Sterope  10  tauben',  von  denen  nicht  fern  Orion  dahin- 
Oinomaos,  von  Poseidon-Kelaino  Lykos,  von  ziehe:  öqu&v  ye  IJbXsiäöon'  ni,  xrjlö&bv'OuQiiova 
Sisyphos-Merope  Glaukos.  Apollodor  in  seinen  vblo&at  Nem.  2,  17  f.  Die  antiken  Mytho- 
ausführlicheren  Notizen  3,  10,  lff.  stimmt  mit  graphen  berichten  dazu,  dafs  einst  Pleione  in 
Hellanikos  überein,  nur  dafs  er  Oinornaos  als  Boiotien  mit  ihren  Töchtern  dem  Orion  be- 
Gemahl der  Sterope  nennt.  Töchter  der  AI-  gegnete,  der  ihnen,  von  Liebe  ergriffen,  fünf 
kyone  und  Geschwister  des  Hyrieus  sind  nach  Jahre  lang  (VH  bei  Hygin  astr.  2,  21)  nach- 
ihm  Aithusa  und  Hyperenor  -  -  Paus.  2,  30,  8  setzte,  bis  Zeus  sie  samt  dem  Verfolger  in 
nennt  die  Trozenier  Hyperes  und  Anthas  als  Sterne  verwandelte  (Schol.  Pind.  Nem.  2,  16, 
Söhne  des  Poseidon  und  der  Alkyone,  ders.  JStym.  Magn.  675,  36;  vgl.  Schol.  Apoll.  Rhod. 
9,  22,  5  die  Antha  von  Anthedon  — ;  als  Sohn  20  3,  225,  Eustath  ad  II.  p.  1712,  Schol.  Germern. 
der  Elektra  von  Zeus  erwähnt  Apollod.  3,  12,  1  p.  149,  17),  und  zwar  waren  die  Töchter  nach 
noch  den  Iasion,  der  auch  dem  Hellanikos  Schol.  2  486  Eustath.  ad  II.  p.  1155  spröde 
nebst  einer  Tochter  des  Paares,  Harmonia,  Jungfrauen  und  Jagdgenossinnen  der  Artemis, 
bekannt  war  (Schol.  Apoll.  lihod.  1,  916,  Schol.  Dafs  sie,  von  Orion  ereilt,  auf  ihr  Gebet  zu 
Eur.  Phoen.  1129;  vgl.  Preller  -  Robert,  G.  M.  den  Göttern  erst  in  Tauben  verwandelt  worden 
1,854 ff.).  Nykteus  gilt  Hyg.astr. 2,  21,  Mythogr.  seien,  worauf  sie  Zeus  aus  Mitleid  mit  ihrem 
Val.  1,  234  als  Sohn  der  Kelaino  von  Poseidon,  Schicksal  als  solche  an  den  Himmel  versetzt 
Schol.  Apoll.  Rhod.  4,  1561  nennt  den  Eurypylos;  habe,  überliefern  Schol.  Arat.  254,  Schol.  .£486, 
s.  noch  Tzetz.  ad,  Lycophr.  132.  219.  149.  Vgl.  Eustath.  ad  II.  p.  1155.  Wir  erblicken  in 
K.  0.  Müller,  Proleg.  S.  191,  Gerhard,  G.  M.  30  dieser  Verwandlungssage,  die  ja  zahlreiche 
2,  156.  239,  Preller-Robert,  G.  M.  1,  46(3  f.  Analogien  hat,  einen  Versuch,  die  älteste,  durch 
Über  die  Verstirnung  der  Pleiaden  darf  den  Namen  immer  wieder  wachgerufene  Vor- 
ais älteste  Version  diejenige  gelten,  die  sie  mit  Stellung  der  Pleiaden  als  Taubenschwarm  und 
Orion  inBeziehung  setzt.  Die  ältere  griechische  ihre  zuerst  durch  Hesiod  bezeugte  Personi- 
Poesie  zeigt,  dafs  sie  infolge  ihrer  Häufung  zu  fikation  als  Atlastöchter  in  Einklang  zu  bringen, 
den  auffallendsten  Sterngruppen  gerechnet  Dafs  schon  der  Taubenschwarm,  den  wir  viel- 
wurden, obwohl  nur  ein  Stern  dritter  Gröfse  leicht  auch  bei  Homer  annehmen  müssen,  zum 
unter  ihnen  ist  (Alkyone)  und  die  andern  alle  Jagdwild  des  Orion  gehörte,  ist  nicht  zu  er- 
kleiner sind  (vgl.  Schol.  Arat.  256:  dfiavQÖxaxai  weisen. 

ydg  bißt  Kccxa  xb  (pmg,  cclX  iitbidi]  dua  dal,  40  Eine  weitere  Überlieferung  über  den  Kata- 
ri« xovxo  yvä>QL[ioi  ix  xr\g  avvööov  xa&b-  sterismus  der  Pleiaden  wird  vom  Schol.  2  486 
GTi\y.ciGiv):  Sappho  z.  B.  nennt  sie  neben  dem  (vgl.  Eustath.  ad  II.  p.  1155)  auf  Aischylos  zu- 
Monde ganz  allein  fr.  52:  öidvxb  yisv  d  Gbldvva  zurückgeführt,  der  als  Grund  ihre  Trauer  über 
xai  IJXrjtaSbg.  Wenn  die  jetzt  zumeist  an-  die  Leiden  ihres  Vaters  Atlas  angebe.  Vgl. 
erkannte  Ansicht  richtig  ist,  woran  man  nicht  Aesch.  fr.  312  N.2: 

wieder  zweifeln  sollte,  dafs  der  Grieche  in  jenem  ai  s>  %%%>  »AtXttVTOS  nar$8s  ^vouc^dvai 

mattschimmernden      Sternhaufen      phantasie-  ö    u^uttov  aZXov  oigccvoMsyr) 

voll    zuerst  eine   Schai   Tauben  (jmW)    er-  ^cciteyiov,  iv»u  vvntiQcov  cpavxaa^dxcov 

h})?  te    ~    neXeiadsg    hei£sen    sie    schon    bei  ?                    ä    &        m  %£%uASs? 

Alkman  im  Chore  der  Hagesichora  V  .  59  ff.  mit  50          A 

besondrer    Hervorhebung    ihres    Glanzes;    vgl.  also  auch  hier,  wie  aus  der  Bezeichnung    faugel- 

die  zahlreichen  DichtersteUen,  die  Asklepiades  lose  Tauben'    für    die   Atlantiden  hervorgeht, 

in    seiner    Schrift    %eq\    xi]g   NsaxogiSog    (bei  eme  Verbindung    der    alten  \  olksanschauung 

Athen.   11    p.   488  ff.)    gesammelt    hat    — ,     so  mit  der  genealogischen  Tradition 

liegt  hier  ursprünglich  kein  Katasterismus  vor,  Ferner  hatten  nach  Musaws  (limaios)  die 

sondern    nur    eine    naive    volkstümliche    Vor-  Sieben  noch  fünf  Schwestern  und  einen  Bruder 

Stellung.     Aber  die  Entwicklung   ging  weiter;  namens   Hyas,    der   auf  der  Jagd  in   Libyen 

die  Auffassung  des  Orion  als  furchtbaren  himm-  von    emer   Schlange,   oder  einem  Löwen   oder 

lischen  Jägers  machte   sich  geltend,   mit  dem  Eber-  getötet  wurde.     Aus  Gram  starben   alle 

sie  an  beiden  Homerstellen  (s.  o.)  zugleich  ge-  60  zwölf  und   wurden  von  Zeus  unter  die  Sterne 

nannt  werden  und  vor  dem  sie  Hesiod  Op.  619 f.  aufgenommen,    sieben    als   Pleiaden,    funt   als 

flüchten  läfst:  dx   av  Jllijiddfs  eftivog  bßQi-  Hyadcn.     Schol.  2  486,  Hygin  astr.  2   21;  vgl. 

liov     'SlaQicovog     ysvyovöai    TtLnxcoGtv     ig  Robert,  Eratosthen.  catast.  rel.  S.  12 ff. 

\)tQosiäea  növxov.     Bei   Hesiod   sind    sie,    wie  Nur  secbs  Sterne  der  Gruppe  leuchten  hell, 

wir  sahen,  bereits  Atlastöchter,  nach  Ursprung-  der    siebente    zeigt    schwächeres  Licht,    Arat. 

lieh   peloponnesischer   Sage,    sie  flüchten   also  2591.: 

bei  ihm  nicht  nur  als  himmlische  Taubenschar  §7txcc7t0Q0i  Sr)  xai  ys  ftfr'  ccv&QÜTiovg   vdiovxai, 

vor  dem  verfolgenden  Jäger,   sondern  als  ver-  ?|  olai  tisq  iovoai  iitötpiai  ocp&aX^oiGtv. 


2553                     Pleiades  Pleiades                     2554 

Vgl.  Ps.-Eratosth.  1, 14  Oliv.,  Ovid.  fragm.  apud  Tage  sind  sie  verborgen',  so  fährt  Hesiod  385  ff. 

Prob,   in   Verg.    Georg.  1,  138,    Schol.  Germern.  fort;   das  ist  die  Zeit,   in   der  die   Feldfrucht 

p.  76.      Er    ist    6.  Gröfse,    während    von    den  zum  Reifen  kommt,  Mitte  April  bis  gegen  Ende 

übrigen  einer  3.,   zwei  4.,    drei  5.  Gröfse  sind.  Mai.     Vgl.   über   die  Termine  Busolt,    Hermes 

Auf   modernen    Sternkarten    heifsen    die    acht  35,  573  ff.  (Ideler,  Cfironol.  1,  241  f.).    Nach  Ps.- 

zusammengehörigen:  Alkyone  (3.  Gr.),  Elektra,  Hippokrates  de  vict.  3,  68    (6,  594  L.),  vgl.  de 

Atlas  (4.  Gr.),   Merope,  Maja,  Taygete  (5.  Gr.),  sept.  23  (8,  645.  647  L.\  bezeichnet  ihr  Unter- 

Keläno,  Pleione  (6.  Gr.).     Die  am  schwächsten  gang  die  Grenze  zwischen  Herbst  und  Winter, 

leuchtende  Pleiade   sei  Merope,   so   ging  die  ihr  Aufgang  die  Grenze  zwischen  Frühling  und 

Sage,   die   sich   aus  Scham  verberge,   weil  sie  10  Sommer.      Mit    dem    erstgenannten    Termine, 

allein    einem    sterblichen    Mann    sich    gesellt  dem    Untergange,    beginnt    in     einer    Gruppe 

habe:  Schol.  .£486,  Ps.-Eratosth.  catast.  1,  23,  pseudohippokratischer    Schriften    der    Jahres- 

Schol.  Arat.  260,  Schol.  German.  p.  83.  76.  149,  lauf;  Fredrieh,  Hippokratische   Untersuchungen 

Hyg.  astr.  2,  21,    Mythogr.    Vut.  1,  234;     Ovid  S.  224  ff.    hat    dariu    eine    alte    volkstümliche 

fast.  4,  175 f.,  Avien.  Phaen.  598 ff.     Während  Jahreseinteilung  nachgewiesen,   die  zu  keinem 

diese  Version  nach    der  zuerst  zitierten  Stelle  der  offiziellen  Kalender   stimmt.     Hippokrates, 

von  Hellanikos  vertreten  wurde,    tritt  ebenda  Epidem.  1  heifst  es  neben  ui%Qi  nlr]id6og  Siaiog 

mit  dem  freilich  trügerischen  Ursprungszeugnis  (2,  614.L.,  in  dieser  Schrift  immer  der  Singular) 

■f]  laxogia  7t<xQu  xoig  KvalixoTg  eine  zweite  auf,  einfach   ii£%qi    -xli]id§og   (2,  638 L.);    auch   vnb 

besagend,   Elektra  habe   bei   der  Zerstörung  20  TtXrjiddtx  kommt  vor  (2,  598.  614  L.).   Der  Früh- 

von  Troja,    dessen   Stammutter  sie    war,    vor  Untergang  und  -aufgang  der  Pleiaden  teilt  das 

Schmerz  ihren  Platz  am  Himmel  verlassen,  und  Jahr    in  zwei    gleiche   Hälften:    di%oxo[ibl  xbv 

so  seien  aus  sieben  Pleiaden  sechs   geworden.  iviavxbv    itlndg    xs    Svo^vi]    xcxl   dvaxtllovGa 

Die  auf  Ps.-Eratosthenes  beruhenden  Exzerpte  Theophr.   de  sign.  6.     (Zsvg)   oyioi   ual  ftsQtog 

bezeugen    diese    Erklärung    mehrfach    (Schol.  xul    ibiaaxog    aQ%o{iivoio    ar\uulvtiv    ixtlsvotv 

Arat.  257.  259,  Schol.  German    p.  149,   Hygin,  inbQ%o[iivov  %    ccqotoio   Arat.  266  f.      So    auch 

Mythogr.  Vat.  a.  a.  0.,  Eustath.  ad  II.  p.  1155),  nach  Caesars  Kalender;   Ideler,   Handbuch  der 

auch    Ovid.  fast  5,  177 f.,   Avien.  phaen.  582 ff.  Chronol.  2,  143 f.    Hiermit  hängt  das  Verhältnis 

Den  Ort  am  Himmel,   wo  Elektra  hingeflohen  der  Pleiaden   zur  Schiffahrt  zusammen   (s.  u.): 

sei,  bezeichnet  Schol.  Arat.  257  (Hygin  a.  a.  0.):  30  nach  ihrem  Untergang,  lehrt  Hesiod  Op.  619 ff., 

v-jtb  rbv  ß'  daxiga  xov  qvuov,  bg  Xsysxai  bivcci  beginnt  die  Zeit  der  Stürme,  und  man  soll  die 

xfjg'Agyixov,  i)l&8  7rlnaiov.    xovxov  öh  xbv  doxtgee,  Schiffe  ans  Land  ziehen.    Vgl.  z.B.:  Indomitas 

xbv  vTtb  xbv  qvuov  xr[g'ÄQ%xov,  ix  xäv  ÜXbiddav  prope    qualis    undas   exercet    Auster    Pleiadum 

ccvcc%coqiJ6<xvxcc  'Alco-xsiiä    xtvsg  nalovaiv.     In  choro    scindente    nubis  Hör.   carm.  4,  14,  20 ff. ; 

dem  Namen  'Alcony]t,  erblickt  eine  Bestätigung  Saepe    minax   Steropes    sidere  pontus  erat   Ov. 

dafür,  dafs  die  Pleiaden  als  Tauben  zu  denken  trist.  1,  11,  14;    Pliadum    nivosum    sidus    Stat. 

seien  {'quid  enim  vulpi  cum  puellis?')   W.  Win-  silv.  1,  3,  95;    nubila  Plias  ebd.  3,  2,  76;    nim- 

disch,  De  Perseo  eiusque  familia  inter  astra  col-  bosum  astrum  Val.  Flacc.  Argon.  2,  357;  aspera 

localis    (Leipzig  1902)    S.  48.      Dieser    f  Fuchs-  Plias    ebd.  2,  405;     madida     cadente     Pleiade 

stern'    ist    unser    Reiter    über    dem    mittleren  40  Claudian.  8,  437. 

Stern  der  Wagendeichsel,    den  die  Araber  al-  Wir  fügen  hier  zum  besseren  Verständnis 

suhä,  den  Vergessenen,  nannten  (Boll,  Sphaera  Folgendes    aus   P.    Gauers  Palaestra    vitae   an 

S.  406 f.).     Vgl.  Proklos  ad.   Hes.   op.  382,   wo  (S.  29 f.):    fDafs    die    Pleiaden    im   Osten    auf- 

die     siebente    Pleiade    ulann^    xb    gvyoloiQov  steigen,  geschieht  im  Laufe  des  Sommers  immer 

ia&ioi'aa  heilst.     In  dem  Epikedeion  an  Theo-  früher,  die  Dauer  ihrer  Sichtbarkeit  wird  immer 

propos    sagte    Aratos,    Elektra    erscheine   seit  gröfser;   jetzt  stehen   sie  bereits   am  Himmel, 

Trojas  Fall  und   ihrer  Flucht  aus  dem  Kreise  wenn  abends  die  Sonne  verschwunden  ist,  und 

der  Schwestern  mit  aufgelöstem  Haar  zuweilen  bleiben   die   ganze   Nacht  hindurch,   aber  der 

als  Komet:  Schol.  Z486;  Maafs,  Aratea  S.  233  Platz,    den  sie  mit  Ende  jeder  Nacht  erreicht 

(vgl.   Schol.    German.,   Hygin,    Avien  a.  a.  0.).  50  haben,   rückt  immer  tiefer:    endlich  ist  es  so 

Nach  Schol.  Arat.  254  (p.  387,  25  Maafs)  wurde  weit,   dafs  man   des  Morgens,    ehe   die  Sonne 

eine  der  Pleiaden  vom  Blitze  getroffen  und  ist  aufkommt,  sehen  kann,  wie  das  Siebengestirn 

deshalb  unsichtbar.  im    Westen    unter    den    Horizont    sinkt.      Der 

Von  Wichtigkeit  sind  die  Pleiaden  für  die  Tag,   an   dem   dies   zuerst  möglich  war,   nach 

Einteilung     des    Jahres     gewesen,    ein  Plinius  (N.  h.  2,  47)  der  3.  November,  bedeutete 

Himmelszeichen,    auf  das   der  Landmann  und  für   die  Mittelmeerländer  das   Ende    der  See- 

auch  der  Seefahrer  zu  achten  pflegte.    Hesiod  fahrt,  den  Eintritt  des  Winters.    Und  wir  ver- 

im  Bauernkalender  schreibt  vor  (383 f.):  stehen    die    Unruhe    von    Hannibals   Soldaten, 

tji      's.       >,  ,          /        .        ,,          ,  die   sich   zu   dieser  Zeit  (oeeidente  iam  sidere 

"    ,^o,'    >     '     >     >    '          «v   je,  '           ,  60   Verqiliarum   Liv.  21,  3o)   noch    in    den    Alpen 

VA            t  i       i     v      _                  r  befanden  und  vom   ersten  Schneefall  betroffen 

Es   soll   also   mit    dem  Ernteschnitt  bei  ihrem  wurden.' 

Frühaufgang    im   Mai,    mit    dem  Pflügen    bei  Da    sich    das    Siebengestirn    am    Himmel 

ihrem  Frühuntergang  im  November  begonnen  zwischen    Stier    und    Perseus    befindet,    so 

werden.     Vgl.  Hes.  Op.  615  ff.    und    die    zahl-  wird  von  den  alten  Astronomen  seine  Stellung 

reichen    antiken    Zeugnisse  in   Ezachs  grofser  bald  nach  diesem,  bald  nach  jenem  bestimmt. 

Hesiodausgabe    (1902)    S.  201  f.,    die    wir    hier  rDas    linke    Knie    streckt    Perseus    nach    den 

nicht  wieder  abdrucken.     'Vierzig  Nächte  und  Pleiaden  hin',  sagte  Eudoxos  in  den  Phaino- 


2555                     Pleiädes  Pleiades                     2556 

mena    (Hipparch  1,  2,  15  Manit.)    —    Perseus  'Die  übliche',  wie  oben  Bd.  3  Sp.  1026  gesagt 
ist     im     ' Knielaufschema '     verstirnt     worden  wird,    ist    sie    nicht   'geworden',   wir  nehmen 
(W.  Windisch,  De  Perseo  etc.  S.  14 ff.  60 ff.) — ;  vielmehr  IlsXbidSsg  als  ursprünglich  an.     Vgl. 
nach    Eudoxos    Arat.  254:    &y%i    8s    ol    6%afjg  Asklepiades  von  Myrlea  bei  Athen.  11  p. 490  E, 
iniyovvLSog    i]li&cc   Ttäcai   nXrjidStg  cpoQsovxcu.  Eustath.  ad  Od.  p.  1712f.     Diese  im  Altertum 
Hipparch  1,  6,  12  erklärt  das  für  falsch,  denn  sehr  verbreitete  Anschauung,»  in   Verbindung 
der  linke  Fufs  des  Perseus  liege  den  Pleiaden  mit  der  Tatsache,    dafs   der  Honigtau  (=  erd- 
naher als  das  linke  Knie;  vgl.  die  darüber  im  ßgoata,    v£y.x<xq)    nicht   vor   dem  Aufgang   der 
Altertume  geführten  Debatten:  Schol.  Arat.  254  Pleiaden    vom    Himmel    fällt,    ist   Anlafs    zur 
p.  387,  1*1  ff.  Maafs.     Am  Schwänze  des  Stieres  10  Bildung  des  Mythos  von  den  Tauben  geworden 
stehen  sie  nach  Nikandros :  at  &'  vnb  Tavgov  (Odyss.  12,  62),   die  dem  Vater  Zeus  Ambrosia 
6X-aa.ir\v    ipaiQOvßai    oXi^tavsg    (poQtovrai   (Ther.  bringen  (Röscher,  Nektar  und  Ambrosia  S.  28 f.). 
122 f.);  vgl.  Schol.  27  486,  Eustath.  ad II.  p.  1155,  Dafs  immer  eine  von  ihnen  durch  die  Plankten 
ad   Odyss.   p.  1713.     Dagegen    wurde    vielfach  (s.  d.)  zerschmettert  wird,  geht  auf  die  Unsicht- 
Widerspruch    erhoben,    da    der    Stier    nur    in  barkeit  des  siebenten  Sternes,  wie  schon  Chiron 
seiner  vorderen  Hälfte,    als   unoxoniq  verstirnt  von  Amphipolis   (bei  Eustath.  ad  Od.  p.  1712) 
ist.     Vielmehr  sei  die  richtige  Stelle  £%l  xov  Alexander  dem   Grofsen    erklärte.     Unter  den 
8i%oxoiLrniaxog  avxov  Schol.  J£  486  (Comm  Neueren  vertraten  diese  Ableitung  z.B.  Göttling, 
in    Arat.    p.  388,  4  M.    vgl.    p.  389,  9,    Schol.  Ges.   Abh.    S.  179,     Nitzsch    zu    Odyss.  5,  272, 
Arat.  137),    genauer  an  der  Weiche  des  Stiers  20  Savclsberg ,   Kuhns  Ztschr.  19,  10,  Robert,   Gr. 
(Schol.  Arat.  172  p.  370,  13  M.  vgl.  p.  385,  22)  Myth.  I4,  464  Anm.  4,    Thiele,   Ant.  Himmels- 
oder  beim  Abschnitt  des  Rückgrats  (Ps.-Erat.  bilder  S.  3  f.,  Bethe,  Rh.  M.  55,  429 f.,   Gruppe, 
catast.  1,  14.  23).     Falsch    ist   die  Astrothesie,  Myth.  und  Religionsgesch.  S.  824 f.    Sie  ist  jetzt 
bei  Vitruo  9,  6,  2:  Perseus,  dexteriori  super-  wohl  fast  allgemein  anerkannt  (dagegen Küentzle 
currens    basi    Vergilias.     Vor    den  Knien    des  unt.  Orion  Sp.  1026  u.  Jessen  Sp.  2543).    Ver- 
Stieres    (ante    genua    Tauri)    liegen   sie  nach  gleichen     läfst     sich     damit     die    Benennung 
Serv.   ad   Verg.  Georg.  1,  138.     Über    den    Ur-  'Glucke'    in  Luthers   Bibelübersetzung:    'Ei- 
sprung  dieses   seltsamen  Irrtums   siehe  Rehin,  macht  die  Glucke  und  Orion'  Arnos  5,  8;    'Er 
Eratosth.    catast.    fragm.     Vatic.    (Programm,  machet    den   Wagen    am    Himmel    und    Orion 
Ansbach    1899)   S.  VI   Anm       Hipparchos    sah  30  und  die  Glucke  und  die  Sterne  gegen  Mittag' 
die  Pleiaden    in    der   Figur  eines   Dreiecks:  Hiob  9,  9,  wobei  das  Bild  der  Henne  mit  den 
&b6iv    8h    £%ov(!iv   sv    udXcc   xsi^nvoci   xaxä   xbv  Küchlein   vorschwebt.     (Im  Urtext   steht   n£P3 
'IiucaQ^ov    xQiyavoziSovg    a%iquccxog ,    Ps.-Erat.  Häuflein,  doch  findet  sich  auch  der  Ausdruck 
catast.  1,  23  (Comm.  in  Arat.  p.  228,  18.  387,7  Pleiadengebinde  bei  den  orientalischen  Dichtern, 
Maafs,   Hipparch.  6,  14  p.  214,  12  Man.;    vgl.  vgl.  Hiob  38,  31,  was  an  die  römischen  Vergiliae 
Thiele,   Ant.  Himmelsbilder  S.  113),    und   zwar  anklingt,    s.   u.)      Die    Benennung    läfst    aber 
liegt  die  Dreiecksbasis  nach  Osten.  nur  eine  alte  Volksvorstellung  erkennen,   die 
Etymologien  wurden  schon  im  Altertum  zwar  lange  Zeit  hindurch  verfolgt  werden  kann, 
mehrere  aufgestellt,  nach  denen  der  Name  von  aber  mehrfach  weitergebildet  oder  mit  andern 
dem  der  Mutter  IIXr}i6vr},  von  nXaiovtg,  nlumv  40  Auffassungen  verbunden  und  durch   solche  er- 
(wegen    des   Einflusses    des   Gestirnes    auf  die  setzt    worden    ist.     So    tritt    insbesondere    die 
Einteilung  des  Jahres),  oder  von  noXüv,  TtXwaiov  von  befruchtenden  himmlischen  Nymphen 
TtX7]6id8sg  u.  s.  w.   abgeleitet  sein    sollte.     Be-  hervor:  es  zeigt  sich  hier  derselbe  Vorgang  wie 
legstellen  s.  bei  Prell  er- Robert,  Gr.  M.  I4,  464  bei    den    auch    formal    verwandten    Hyaden, 
Anm.  4.     An   itXiog  nXklog  knüpfte  Ideler   das  die    man    sich    als  Nymphen,    aber    auch    als 
Wort    (Sternnamen    S.  144;    glomerabile    sidus  sueulae  dachte.     So    sind  die  Pleiaden  erklärt 
Manu.  4,  522  —  doch  hat  dort  schon  Gronooius  als   die    'Regnenden'    (pluere,    pluvia)  von 
richtig  Pleitidum  parvo  referens  glomeramine  Röscher,  Hermes  der  Windgott  S.  30, 115,  Nektar 
sidus  hergestellt),  Preller  an  Ttldav  (Gr.  M.  1 3,  und  Ambrosia  S.  29,  52,  da  ihr  Untergang  das 
381),   ebenso   Pott   (Kuhns  Zeitschr.  6,  280 ff.):  50  Herannahen  der  Regenzeit  verkünde,  aber  auch 
'Sterne    der    Mehrheit,    d.  h.    entweder    ganz  als  Nymphen  der  nährenden  Wolken.     Ferner 
allgemein  oder  mit  wirklichem  Hinblick  nach  galten    sie   als   Schiffersterne   (nlia   nXeico, 
den    Hyaden.'      An    ixiXtiv ,    Verkehr    treiben  vgl.    W.  Schulze,    Quaest.  epic.  S.  174 f.),  schon 
hatte    Vofs   (Arat.  S.  48)   gedacht,    wegen   der  im  Altertum,  z.  B.  Schol.  Arat.  254:  uxi  ^pr/'ö/^ot 
Wichtigkeit  des  Sternbildes   für   die  Seefahrt.  stet  xolg  7tXtovaiv,  dann  so  gedeutet  von  Vö'lcker, 
Im  Übrigen  sind  drei  Ansichten  zu  verzeichnen  :  Mythol.    des   Japet.    Geschl.   S.  77,    O.   Müller, 
einerseits    sah    man    in    dem     nebelfleckartig  Proleg.  S.  191,  Kl.  Sehr.  2,  37  ff.,  Gerhard,  Gr. 
leuchtenden  Gestirn   (vgl.  nsXtog,   lividus)  eine  Myth.  1,  88,    die    ihre    Verbindung    mit    dem 
Flucht  wilder  Tauben  (ntXsicti,   auch  tcsXu-  'kühnen  Seefahrer'  Atlas  erörtern. 
ddsg  von  Hotner   an;   TisXrji-dSsooL   für  ntXeiatg.GO        Wiederholt   hat    das    Sternbild   nXsidg    das 
Oppian,    cyneg.  1,351,    vgl.    lobeck,    Pathol.  Beiwort  kitxd7toQog  Eur.  Iph.  Aul.l,  Orest. 
p.  478;    im   allgemeinen    Lorentz ,   Die    Taube  1005;  hTtxditoQoi  TlXsidStg  ul&iQiai  Rh  es.  529  f. 
im  Altertum,    Programm    Würzen    1886),    ver-  Arat.  257  (vgl.  Maafs,   Aratea  S.  328),   Antip. 
folgt    vom    himmlischen    Jäger    Orion,     wozu  Sid.  Anth.  Pal.  7,  748;  Sing,  auch  in  der  Grab- 
man  umsomehr  Veranlassung  zu  haben  glaubte,  schritt  bei   Kaibel,  Epigr.  Graec.  ex  lap.  coli. 
da      neben     TlXtidäag     die      Form      TltXbiddsg  nr.  223,  4,  Nonn.  Dionys.  2,  17.  8,  76.  47,  702. 
für    das   Sternbild  sich   findet,    wie    wir  oben  So  wollte  Wilamowitz  auch  Ps.-Erat.  cat.  1,  14 
sahen,  schon  bei  Alkmun  im  l'miheneion  (V.  59).  u.  23    schreiben,    wo    überliefert  ist:    81b   v.ccl 


2557                     Pleiades  Pleiades                     2558 

intciarsQos    (tTexäßxsQov  23)    kccXsixui.     Gern  mit   Sternbilderdarstellung,    die    einen   Globus 

wird    es    als    himmlischer    Reigen    gedacht:  voraussetzt    —   es    ist   bezeichnenderweise    ein 

a6TQav  ai&tQioi  %oqoI,  TlXsiädsg,  'Tddsg  Eurip.  ionischer  Stein — ,  dem  5. — 4.  Jahrh.  zuspricht; 

Elektr.  467 f.,  Pleiadum  spisso  circuit  igne  chorus  vgl.  Thiele,  Ant.  Himmelsb.  S.  28  Fig.  C.     Der 

Prop.  3,  5,  36,  Pleiadum  choro  scindente  nubis  Zweifel  Küentzles,  unter  Orion  Sp.  1028  Anm., 

Hör. carm.  ±,1^,21, (Pliadesexistimantur)choream  ist  unberechtigt).     Es  fragt  sich  nur,   wie  wir 

ducere  stellis  Hygin,  astron. 2, 21.  Eine  eigentüm-  uns    solche    Pleiadendarstellungen    zu    denken 

liehe,  treffende  Bezeichnung  ist  BoxQvg  Schal.  haben.    Ob  überall  figürlich,  wie  sie  sich  Euri- 

.£486,  Eustath.  ad  II.  p.  1155,  48  (Botqvv  yap  pids  in   der  Elektro,  und   im  Ion  gedacht  zu 
avrccgltyovoiv);  vgl. Schol.Arat.  254:  inlrrjv  l%vv  io  haben  scheint,  ist  mir  zweifelhaft.     Auf    den 

(xov  Tavgov)  ßoxgvog  Siwt\v  TtQ06avaY.by.Xinivag\  Globen  war   dazu   schwerlich  Platz,   wie  z.  B. 

nXsiddsg   i]Toi   ßöxgvbg   (ßoxgvg   Boll,    Sphaera  die    Neapler    Atlasstatue    (s.    Thiele    Tafel   4, 

S.  122)   Valens.     rDie  7  Dekane'    nur  bei  dem  Fig.    5    S.    27)    oder    die  Planispkären    (z.   B. 

Astrologen  Antiochos  von  Athen  (Boll,  Sphaera  Thiele  Fig.  72  S.  164;  Maaf's,  Arati  Phaenom. 

S.  280).   —   Die   altrömische   Benennung  Ver-  Tafel)   zeigen;    wir  werden    sie    uns    auf   den 

giliae,   schon  bei  Plautus  Amphitr.  275,   vgl.  wissenschaftlichen  Himmelsbildern,  wenn  über- 

Varro   bei  Gellius  3,  10,  2,   erklären  die  Alten  haupt,     nur    als    Sterne    verzeichnet    denken 

dilettantisch    mit    ver:    quia    earum    ortu    ver  müssen.     Ich    bin    daher   entfernt   davon,   die 

finitur  et  aestas  ineipit,   Fest.   p.  372  M.  Isid.  oben    Sp.   1027    von   Küentzle  ausgesprochen 
Or.  3,  70    (quod  post  ver  exoriuntur  Hyg.  astr.  20  Zweifel  zu  teilen,  der  auf  der  rohen  etruskischen 

2,21;    quod    vere    exoriuntur   Schol.    German.  Spiegelzeichnung  Monum.  delV  Inst.  6  Taf. 

p.  149    Bnys.,    vgl.    Serv.    ad    Georg.  1,  138).  24,  5  (abgebildet  ob.  Sp.  1026)   eine  Pleiaden- 

Pott,  Kuhns  Zeitschr.  6,  285 f.  bringt  Yergiliae  darstellung  nicht  anerkennt.   Brunns  Erklärung 

mit  vergere   zusammen,    sie  seien  a  vergente  der   8  Sterne   als  Pleione   mit  den  7  Töchtern, 

vere  genannt,  also  f  Wendestern',    c  Frühlings-  die   von   Orion    bedroht    werden   (Annali   delV 

Sonnenwende'    (Vanieek,   Etym.    Wörterb.    der  Inst.  30  [1858]  S.  388 ff.  =  Kl.  Sehr.  1,  256 ff.), 

lat.  Spr.2  S.  272).      Näher    liegt,    was    schon  besteht  völlig  zu  Recht:  die  Zeichnung  stimmt 

Vossius  vorgeschlagen  hat,  die  Verbindung  mit  mit    den    oben    Sp.  2552    angeführten    Beleg- 

verga  vergula,  (schwellender)  Zweig,  Büschel,  stellen,   wonach    auch   Pleione   verfolgt    wird; 
also   das  r Büschelgestirn',    das  man  sich  sehr  30  auch    dafs    es    sich    um   Jagdgenossinnen    der 

wohl  als  Blütenstraufs,    c Buschen',  zu  denken  Artemis  handelt,  ist  durch  die  Mondsichel  auf 

dem  Spiegel  angedeutet,  und  nicht  ohne  Ab- 
Kunst darstellungen.  Die  goldnen  Pe-  sieht  scheint  einer  der  Sterne  nur  ganz  winzig 
liaden  am  Becher  des  Nestor,  je  zwei  an  jedem  gezeichnet:  er  soll  die  kaum  sichtbare  siebente 
der  vier  Henkel  (0  vccx  a  d'  avxovxi  a  occq  £Wi>,  Soiccl  Pleiade  darstellen.  Die  sieben  Sterne  über 
öh  TtzlbiuStg  afixplg  ixuarov  %qvosiui  vsfiid'ovTO  einem  Stier  (der  mit  gesenktem  Haupt  die 
A  633  ff.)  wurden  von  Asklepiades  in  seiner  Chariten  auf  den  Hörnern  trägt)  auf  einem 
Schrift  nzQL  rf]g  NsaroQidog  (bei  Athen.  11  Kameo  bei  Köhler,  Ges.  Sehr.  5  Taf.  3  (vgl. 
p.  488  ff.)  als  das  Gestirn  gedeutet.  Eine  An-  Midier -Wieseler ,  Ant.  Denkm.  Taf.  33,  383; 
schauung  dieses  ornamentalen  Schmuckes  ge-  40  Welcker ,  Gr.  Götterl.  2,  599 f.;  Drexler  ob. 
winnen  wir  durch  den  sogen.  f  Becher  des  Bd.  1,  Sp.  2756;  Escher  b.  Pauly-Wissoiva  B.-E. 
Nestor'  aus  Mykenai  (Scldiemann,  Myk.  S.  272  3,  2161)  werden  ebenfalls  meist  als  Pleiaden 
nr.  346 ;  s.  d.  Abbild,  oben  u.  d.  W.  Nestor  erklärt.  Eine  vermeintliche  Pleiadendarstellung 
Sp.  291).  Es  lag  für  Asklepiades  nicht  fern,  auf  einer  unteritalischen  Vase  von  S.  Maria, 
den  Ornamenten  diese  Bedeutung  unterzulegen,  jetzt  in  Neapel  (Heydemann,  Die  Vasensamml. 
da  ja,  wie  wir  sahen,  in  der  Hoplopoiie  that-  des  Museo  Naz.  S.  60  nr.  925),  besprach  Miner- 
sächlich  eine  Darstellung  unseres  Sternbildes  vini  im  Bullett.  Napolit.  N.  S.  3,  1855  S.  9  ff. 
vorkommt  (nachgeahmt  von  Eurip.,  Elektr.  468)  Taf.  2,  1.  2.  Es  sind  sechs  weibliche  Profile, 
und  anderseits  die  spätere  Toreutik  das  Motiv  von  links  nach  rechts  auf  der  einen  Aufsen- 
in  ihrer  Art  verwendet  haben  mag;  vgl.  das  50  seite  des  Gefäfses  über  einander  gezeichnet; 
Anacreonteum  bei  Gellius  19,  9,  fr.  3  p.  298 f.  auf  der  Gegenseite  befindet  sich  der  vollstän- 
Bergk*:  Der  Künstler  wird  aufgefordert,  einen  dige  Umriss  eines  siebenten  Frauenkopfes, 
silbernen  Becher  zu  fertigen:  tioti']qiov  6s  xotlov,  den  Minervini  als  Elektra  deutet.  Die  Deutung 
06ov  dvvrj,  ßa&vi><xg.  -jtoisi  8£  [toi  uax  ccvrov  jxrjV  ist  ganz  unwahrscheinlich;  vgl.  Bull.  delV  Inst. 
ccoxqcc  firjr'  u[ia'%av,  [lx]  ßxvyvbv  'Qqicdvcc  x'i  1869  S.  30  nr.  8,  wo  Heydemann  einen  rf. 
nXatüdnv  ftf'ifi  ftoi;  xi  yu.Q  Kalov  Bomxov ;  Krater  bespricht,  auf  dem  in  ähnlicher  Weise 
xxl.  Auch  Pleiadendarstellungen  mögen  also  be-  12  und  9  weibliche  Köpfe  dargestellt  sind.  Auf- 
kannt  gewesen  sein.  Dasselbe  lehrt  die  Schilde-  zugeben  ist  ebenfalls  meines  Erachtens  der  Ver- 
rung  der  Sternbilder  auf  den  Teppichen  an  der  such  von  Svoronos,  die  Pleiaden  auf  Münzen 
Decke  des  Prachtzeltes  im  Ion  des  Euripides  60  nachzuweisen :  Zeitschr.  f.  Numism.  Bd.  16  (1888) 
1147  ff.:  Der  Nacht  folgen  die  Gestirne,  IUstag  S.  225  ff.  Taf.  10,  Bull.decorr.hellen.18M8.  lOlff., 
fisv  r/st  \Lb607cÖQov  8i  ui&EQog  o  Tb  ^i<pi'}Qr\g  Joum.  internat.  d'archeol.  nuviism. :' ,76.  Svoronos 
'SZqlcov,  tmsQ&b  dh  Agy.vog  y.xl.  Man  wird  das  erklärt  zwei  Tauben  (?)  oder  zwei  Trauben  auf 
nicht  lediglich  für  dichterische  Phantasie  halten,  Münzen  von  Mallos  als  unser  Gestirn,  indem 
zumal  da  schon  für  des  Euripides  Zeit  die  er  in  dem  zweiten  Fall  an  die  oben  erwähnte 
Existenz  von  Himmelsgloben  wahrscheinlich  Benennung  BöxQvg  sich  erinnert.  Das  ist  von 
ist  (Bethe,  Bh.  M us.  55,  421  ff. ;  Furtwängler,  Thiele  als  haltlos  erwiesen,  Ant.  Himmelsb. 
Die  ant.  Gemmen,  Bd.  3,  146,  der  eine  Gemme  S.  73.    Denkbar  wäre,  wie  Boll,  Sphaera  S.  122,2 


2559 


Pleiades 


Pleiones 


2560 


anerkennt,  dafs  die  einzelne  Traube  mit  Stern 
auf  Münzen  von  Keos  jenen  BorQvg  bedeutete, 
von  dem  die  Scholien  berichten;  aber  ein 
Nachweis  läfst  sich  nicht  führen,  und  es  liegt 
weit  näher,  die  Traube  als  Symbol  der  grofsen 
Fruchtbarkeit  des  schönen  Eilands  anzusehen. 
So  bleiben  denn  nach  dieser  geringen  Aus- 
beute nur  die  auf  das  Altertum  zurückzuführen- 
den Gemälde  mittelalterlicher  Hand- 
schriften. Als  Jungfrauen  sind  einzelne  Atlas- 
töchter schon  von  der  archaischen  Kunst  ge- 
bildet worden:  auf  dem  amykläischen  Throne 
sah  man  Poseidon  die  Alkyone,  Zeus  die 
Taygete  raubend  (Paus.  3,  18,  10).  Gemeinsam 
als    Sternchor    finden    wir    sie  in   den  Bilder- 


Die  Pleiaden  im  cod.  Voss.  79  (nach  Thiele,  Antike  Himmelsbilder  S.  112) 


handschriften  der  Aratea  des  Germanicus, 
namentlich  im  Vossianus  79  saec.  IX  zu  Leiden, 
vgl.  ob.  Sp.  1028.  Unter  den  prachtvoll  ge- 
malten Sternbildern  dieses  Codex  befindet  sich 
Fol.  42"  das  vorstehend  nach  Thiele  Fig.  37 
S.  112  wiedergegebene.  Es  stellt  die  sieben 
Pleiaden  in  kreisförmiger  Anordnung  dar:  in 
der  Mitte,  mit  blafsvioletter  Gesichtsfarbe  und 
trauriger  Miene,  einen  weifsen  Mantel  über 
das  Haupt  gezogen,  die  trauernde  siebente 
Schwester,  ringsum  die  durch  Ausdruck,  Haar- 
farbe und  reiche  Frisuren  gut  individualisierten 
und  wirkungsvoll  angeordneten  anderen.  Ihre 
Urbilder  hat  ohne  Zweifel  ein  tüchtiger  an- 
tiker Maler  geschaffen.  Eine  jede  trägt 
ihren  goldnen  Stern  auf  dem  Haupte  und 
scheint  auf  hellblauem  Hintergrund  aus  einem 
schwarz  weifsen  Wölkchen  hervorzutauchen. 
Thiele  sucht  mit  Unrecht  darin  eine  csehr  sinn- 
reiche' Andeutung  ihrer  Glanzlosigkeit  (acpsyyhg 


Arat  264) ;  wenigstens  bezeichnen  Wolken  auch 
sonst  den  Stand  am  Himmel;  speziell  im  Vos- 
sianus sind  sie  ebenso  wie  bei  den  Pleiaden 
bei  den  vier  Jahreszeiten  Fig.  57  S.  133  Th. 
verwendet.  In  den  hohen,  kunstvollen  Frisuren 
erblickt  BoU,  Sphaera  S.  380,  2  Beziehung  auf 
den  astrologischen  Glauben,  dafs  die  Pleiaden 
sorgfältige  Pflege  der  Haartracht  bewirken, 
Manu.  5,  164  ff. :  Ulis  (den  unter  ihrem  Ein- 
10  flufs  Stehenden)  cura  sui  cultus  frontisque  de- 
corae  Semper  erit,  tortos  in  fluctum  ponere  crines, 
Aut  viridis  revocare  comas  et  vertice  denso 
Fingere  et  appositis  Caput  emutare  capillis.  Über 
ähnliche  Darstellungen  in  mittelalterlichen 
Handschriften  siehe  Bethe,  Rh.  Mus.  48,  106; 
Thiele,  H.  A.  S.  82.  84. 144.  152 f.;  BoU, 
Sphaera  S.  442  ff.  —  (Bivola,  Über  die 
griech.  Sternbilder  insbesondere  die  Ple- 
jaden,  Progr.  Bruchsal  1858,  war  mir 
nicht  zugänglich.)      [J.  Ilberg.] 

Eil  Pleiais  (iv  IIXaictTg),  Beiname 
der  Artemis  nach  einer  lakonischen 
Ortschaft:  'Agti^iiäog  TtatQiömdog  iv 
msLcäg,  C.  1.  G.  1444,  vgl.  G.  Treu, 
Arch.  Zeit.  40  (1882),  145 ff.  [Höfer.] 
Pleione  (IHniovr]),  Tochter  des  Oke- 
anos  und  der  Tethys,  von  Atlas  Mutter 
der  Pleiaden  (s.  d.),  die  nach  ihr  benannt 
sein  sollten,  sowie  auch  der  Hyaden 
und  eines  Sohnes  Hyas,  Apollod.  3,  10, 1. 
Schol.  11.  18,  486.  Schol.  Od.  5,  272. 
Schol.  Hes.  Opp.  382.  Hyg.  Praef. 
p.  30  Bunte.  Fab.  192.  248.  P.  Astr. 
2,  21.  Tzetz.  L.  149.  219.  Ov.  fast. 
5,  83.  Met.  2,  743.  Mit  ihren  Töch- 
tern, den  Pleiaden  (oder  auch  sie  allein 
als  Inbegriff  der  Pleiaden,  ebenso  wie 
Pleias  die  ganze  Gruppe  genannt  wird), 
von  Orion  in  Böotien  verfolgt,  wobei 
die  Pleiaden  verstirnt  wurden,  Pind. 
fr.  52  (Bergk)  b.  Schol.  Find.  Nem. 
2,  16.  Et.  M.  p.  675,  36.  Athen.  11, 
490  d.  f.  Schol.  Ap.  Bhod.  3,  225.  Vgl. 
Pleiades.     [Stoll.] 

Pleiones  (Illtiovtg),  Bezeichnung 
der  Toten  vgl.  HesycJi.  nlsiovsg  ol 
rsrslsvr^-KOTi-g.     Schol.  Ar.  Fccl.  1073: 

7CCCQCC    rä)V  TtXilOVOyV.    TtCiQCC  ZCbV   VtXQWV. 

Denn  der  Toten;  sind  mehr  als  der  Leben- 
50  den:  viteiav  yaQ  TiXslovsg  siv  Aldi]  (Kallim. 
Epigr.  5  aus  Anth.  Pal.  7.  317)  vgl.  die  von 
Kaibel,  Epigr.  373,  4  wohl  richtiger  als  C.  I.  G. 
3,  3847  1  add.  p.  1083  ergänzte  Grabschrift: 
xsT{iui  £[pjfc>[&"]  itollcov ,  i[ao]6^vog  iilsiövav, 
vgl.  auch  die  Anspielung  bei  Soph.  Ant.  894 
und  die  allerdings  paradox  beantworteten 
Fragen:  -noxtQoiv  nlsiovg  sloiv,  oi  gtbvTtg  r)  ol 
vtxQol  (Diog.  Laert.  1,  8,  5,  104)  und:  'ittrum 
ei  videretur  plures  esse  vivos  aut  mortuos' 
go  (Besponsa  sapientum  in  Hermeneumata  Stephani 
in  Corpus  Glossar.  Bat.  3,  385,  22  ff. ;  vgl.  BoJide, 
Psyche  22,  382,  2.  v.  Wilamoivitz ,  Isyllos  96. 
Th.  Birt,  Archiv  f.  lat.  Lexikographie  11  (1900), 
165 ff.  Bernh.  Schmidt,  Volksleben  d,  Neugriech. 
1,  235  f.  W.  Schmid,  Philolog.  62  (1903),9Anm.3. 
Schon  Aristophanes  (Eccl.  1073)  sagt  ygccvg 
ccvsßtnxvia  naga  r&v  nXi-iovcov ;  in  zwei  Ora- 
keln (Polyb.  8,  30,  7.    Paus.  1,  43,  3)  findet  sich 


2561                       Pleiones  Pleisthenes                     2562 

die  Wendung  jif-ra  xmv  nXfiövoiv  =  ybsxu  xmv  Pleisthenes  (TLXtiaQ-ivrig).      Pindar  erwähnt 

xt&veoncov.     Hades  ist  xmv  Xsyo^iivcov  nXeiovcov  Ol.  1,  44   Xayixag   ?|    ägsxalci    [Li^iaXoxag  v'iovg 

i)  tioXXüv  ccqicüv,  Cornut.  de  not.  deor.  35  p.  213  des    Pelops    und    der    Hippodameia.      Unter 

Osann,     Statt  f  sterben,   in  den  Hades   gehen'  ihnen  nennt  das    Schölion    neben  Atreus   und 

finden    sich   Ausdrücke   wie    ig  nleovcov  7}X&£  Thyestes  den  PL ;  nach  anderer  Version  ebenda 

yLBtoi%£6ir\v   (Leo)iidas  larent.  in  Anth.  Palat.  stammt  PL   von  Pelops   (s.  d    Bd.  3    Sp.  1872) 

7,  731,  6),  IvJc&ai  tg  -nXhövmv  (Krinagoras  ebd.  und     einem     andern     Weibe.      Abweichender 

11,  42,  6),  a-jttX&ttv  Ttaga  xovg  TtXsiovag  (Eust,  Genealogie  zufolge  war  PL  Sohn  des  Atreus 

ad  Hom.  Od.  1382,  19.  Eunapius  p.  58  Bois-  und  der  Kleola,  der  Tochter  des  Dias,  mit  der 
sonade.     Georg.  Pachymeres  in  Rhetor.  Graeci  10  sich  Atreus   vermählt  hatte,   nachdem   er  sich 

1,  577,  14  Walz),  ein  Ausdruck,  der  sich  noch  zu  Makistos  in  Triphylien  niedergelassen,  Schol. 
im  neugriechischen  'oxovg  noXXovg  erhalten  hat,  Eur.  Or.  4.  Atreussohn  ist  PL,  wie  Tzetzes 
B.  Schmidt  a.  a.  0.  Auch  das  Lateinische  kennt  Exeg.  Iliad.  68,  19  H.  angiebt,  auch  nach 
diese  Ausdrucksweise;  so  bedeutet  schon  im  Hesiod  und  Aischylos;  derselbe  nennt  Aerope 
Arvallied,  wie  Birt  nachgewiesen  hat,  'incurrere  mit  Berufung  auf  die  gleichen  Gewährsmänner 
in  pleores'  (=  2^'ures)  ^sterben';  ähnlich  Plaut.  als  seine  Mutter  und  Kleola  (KXsoXXa)  vielmehr 
Irinwmm.  291:  se  ad  pluris  penetrare;  Petron.  als  seine  Gemahlin.  Dafs  Aerope  bereits  in 
42  p.  46,  12  Buecheler:  abiit  ad  plures;  vgl.  die  den  Katalogen  Hesiods  vorgekommen  sei,  was 
Inschrift  bei  Orelli-Henzen:  plures  me  aide-  Robert,  Bild  u.  Lied  S.  190  annahm,  bezweifelt 
cesserunt,  omnes  expecto  und  dieselbe  Anschau-  20  Th.  Voigt,  De  Atrei  et  Thyestae  fabula  (Dissert. 
ung  kehrt  wieder  in  unserer  Redensart  fsich  Habens.  VI)  S.  328 f.  Gattin  des  PL  war  Aerope 
zur  grofsen  Armee  versammeln'.  Vielleicht  (s.  d.)  in  den  Kreterinnen  des  Euripides,  den 
sind  die  auf  kyprischen  Defixionstafeln  erwähn-  Vermittler  der  Verbindung  spielte  Nauplios 
ten  8ai\Lov£g  noXvavdoioi  (R.  Wuensch,  Defix.  (s.  d.),  Schol.  Soph,  Ai.  1297;  Apollod.  3,  2,  2; 
tab.  Alt.  Praef.  XVÜJ  Z.  30.  XIX  Z.  17)  gleich-  F.  T.  G.  p.  501  f.  IV2  Eriphyle  heiratete  PL 
bedeutend  mit  den  TtXsiovsg  (eine  Andeutung  nach  Schol.  Eur.  Or.  4. 

dieser  Auffassung,  mit  Bezug  auf  das  izoXvav-  Abweichend  von    der   älteren  homerischen 

öqlov  schon  bei  Scaliger  zu   Varro  L.  L.  7,  42  Überlieferung  gelten  als  Söhne   des  PL  Aga- 

ed.  Bipont  (1778)  T.  2  p.  199).  Miss  Macdonald,  memnon  (s.  d.  Bd.  1  Sp.  91)  und  Menelaos  (s.  d. 
Proceedings  ofthe  soc.  ofbibl.  archaeol.  13  (1891),  30  Bd.  2  Sp.  2777),  schon  bei  Hesiod,  fr.  98(121) Bz., 

169  (nach  Bericht  von  Gruppe,  Bursians  Jhrb.  dann  in  der  Oresteia  des  Stesichoros,  fr.  42  JS.4 

85  (1895),  230  a.  E.).     A.  Dieterich,  De  hymn.  (ßocatXsvg  nXste&svidag  =   Agamemnon);    vgl. 

Orph.  50,  während  Wuensch  sie  für  die  Seelen  Robert,  Bild n.  LiedS.  170  f.  189  f.  Radermacher, 

der   auf  dem  Schlachtfelde  Gefallenen  und  in  Das  Jenseits  im  Mythos  der  Hellenen  S.  125  ff. 

Massengräbern   (itoXvävdQiov,   Plut.   de  Herod.  Aischylos   im  Agamemnon  vertritt    die  home- 

mal.  42  p.  872 f.     C.  1.  A.  2,  471  Z.  26  p.  275.  rische  Genealogie,  doch  kennt  er  PL  als  Ahn- 

Stengel,  Gr.  Kultusaltert,'*  127.  131)  Beerdigten  herrn  des  Geschlechtes:  den  Scä^icov  x&v  TJXsi- 

erklärt  und  Rohde  a.  a.  0.  22,  424  in  ihnen  die  a&svtSüv   erwähnt  Klytaimestra  V.  1539,   und 

Seelen  von  Hingerichteten  sieht.  Als  Herrscher  Thyestes  verflucht  nach  dem  Greuelmahle  itav 
über  die  nXbiovsg  oder  TtoXXoi  (s.  ob.  die  Stelle  40  tö   IIXsiG&irovg  ytvog  —   es   ist  Klügelei,   PL 

aus  Cornut.  u.  Eust.  a.  a.  0.:  vt-Koolg  TCQoatpvsg  hier  nur  als   Beiname    des    Atreus   zu    fassen, 

tö  roi  TtoXXoi''  nal  xb  *oi  TtXsLovg'1;  vgl.  Artemidor  weil  sich  ja   Thyestes    sonst    selbst    mit    ver- 

2,  39:  7toXX(hv  .  .  u.q%ovciv  ol  &sol  ovxoi  d.  i.  fluche,  vgl.  dazu  Voigt  a.  a.  0.  S.  459  ff.  Noch 
Pluton  und  Persephone)  heifst  Hades  IIoXvaQ%og  bei  Ovid,  rem,  am.  777  Plisthenius  torus  = 
(Cornut.  a.  a.  0.),  TJoXvdiKxr\g  und  HoXvdiyiiav  Agamemnonis.  Neben  Agamemnon  und  Mene- 
(Hom,  hymn.  in  Cer.  9.  17.  430.  Cornut.  a.  a.  0.),  laos  wird  als  Tochter  des  PL  Anaxibia  ge- 
Ilolv&vog  (Aesch,  Suppl.  144 f.  fr.  228  2V2;  vgl.  nannt,  ihre  Mutter  ist  Kleola  (Tzetz.  a.  a.  0.) 
Reitzotstein,  Gesch.  d.  griech.  Etymol.  159,  21  ff,  oder  Eriphyle  Schol,  (Eur.  Or.  4).  —  Die  beiden 
wonach  bei  Birt  a.  a.  0.  165,  3  statt  xbv  noXv-  tendenziös  verschiedenen  Versionen,  nach  denen 
t,£vü)xaxov  diä  x&v  KtY.ya]KÖxav  zu  schreiben  ist  50  Agamemnon  und  Menelaos  Söhne  des  Atreus 
zlia  xä>v  k.),  das  wohl  nicht  ^gastlich'  ( Usener,  oder  des  PL  waren,  hat  man  im  Altertum  künst- 
Götternamen  361)  bedeutet  oder  cgrofser  Wirt'  lieh  zu  vereinigen  gesucht  (s.  die  Grammatiker- 
(Bd.  1  Sp.  1783,  23),  sondern  synonym  ist  mit  Zeugnisse  u.  d.  W.  Aerope  Bd.  1  Sp.  87,  dazu 
dem  von  Dieterich  a.  a.  0.  für  Hades  aus  den  Cedren,  1  p.  217  Bonn.)',  PL  erscheint  dabei 
daiuoveg  TtoXvävdoioi  erschlossenen  Beinamen  körperlich  schwächlich  (vgl.  Luc.  Tragodopod. 
TIoXvavÖQog  =  Herrscher  über  viele  h,ivoi  255:  £k  xcov  IltXoTTiSäv  TtoSayobg  i]v  6  IIXbig- 
(ardotg),  vgl.  Birt,  Zwei  politische  Satiren  des  d-svng)  imd  unberühmt,  seine  Söhne  werden 
alten  Rom  23  Anm.  1  und  a.  a.  0.  166  Anm.  1.  nach  seinem  frühen  Tode  von  seinem  Vater 
Ein  weiterer  synonymer  Beiname  des  Hades  ist  Atreus  erzogen.  Ob  in  des  Euripides  Pleis- 
TIoXvdaiiMav  (s.  d  )  und  wohl  auch  IIXovxcov  und  60  thenes  (F.  T.  G.  p.  556  N.2)  dargestellt  war, 
ÜXovxtvg  (s.  d.),  vgl.  TLXovxoSaiybwv  (s.  d.),  Ilaai-  wie  der  Atreussohn  PL,  von  Thyestes  als  der 
avu'S,  (s.  d.).  Bei  Seneca  Hcrc.  Oet.  560  heifst  der  seinige  aufgezogen  und  aus  der  Verbannung 
Unterweltsgott:  turbae  dux  maioris,  und  hie  qui  zum  Mordanschlag  gegen  den  eigenen  Vater 
rex  popidis  pluribus  imperat,  Herc.  f.  560,  und  gesendet,  diesem  zum  Opfer  fällt  (Hyg.  fab.  86, 
ebenso  gilt  nach  germanischer  Anschauung  der  s.  d.  Art.  Atreus  Bd.  1  Sp.  714),  ist  ganz  un- 
Tod  als  Anführer  eines  grofsen  Heeres  und  ihm  geAvifs.  Ribbeck  (Die  röm.  Tragödie  S.  200) 
wird  Gefolge  und  Gesinde  beigelegt,  Grimm,  vermutete  das  Motiv  im  Thyestes  des  Ennius. 
Deutsche  Mythol.  807  =  24,  706.     [Höfer.]  Dagegen  heifst  einer  der  Söhne  Thyestes,  die 

Boscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  81 


2563                  Pleisthenides  Plinthius                     2564 

dem  Vater  von  Atreus   zum  Mahle   vorgesetzt  Namenkunde    (Progr.     Gyinn.    Elberfeld    1903) 

werden,  PL;  das  ist  nicht  aus  den  griechischen  S.  11,  2  mit  itXr\\ivr\  'Radnabe'  zusammen. 

Tragödien  nachzuweisen,  die  den  Stoff  behan  .                   [Höfer.] 

delten,   aber  in  Senecas  Thyestes  (V.  7-26),  wo  Pleonexia  s.  Philotimia. 

drei    Kinder    geschlachtet    werden,    Tantalus,  Pleuron   (ÜXsvQmv),    Sohn   des  Aitolos   und 

PI.  und   ein  ungenannter  Sohn   (Tantalus  und  der  Pronoe,  Bruder  des  Kalydon.    Nach  beiden 

PI.  nach  Hyg    fab.  88).  wurden  die  ätolischen  Städte  Pleuron  und  Kaly- 

Als  Sohn  des  Menelaos  und  der  Helena  er-  don  benannt.    Pleuron   zeugte  mit  Xanthippe, 

scheint  ein  Pleisthenes  Schol.  Eur.  Androm.  898.  der  Tochter   des   Doros,   den  Agenor  und   die 

[J.  Ilberg.J  io  Sterope,  Stratonike  und  Laphonte  (Pherekydes 

Pleisthenides   (nXsiG&tviSijg)   s.   Pleisthenes  bei  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  146).     Apollod.  1,  7,  7. 

und  Bakchylid.  14,  8:  TLXsiGQ-ividag  MtviXaog.  Nach   Daimachos  bei   Schal.  II.  13,  218  hatte 

[Höfer.]  Pleuron,  des  Aitolos  Sohn,  Gründer  von  Pleuron, 

Pleistinos  s.  Faustulus.  zwei  Söhne,  Kures  und  Kalydon,  nach  welchen 

Pleistodoke,  -dokeia  (nXsiGxoöÖY.r\.  -d6-/.siu)  zwei  andere  Städte  in  Aitolien  benannt  wor- 
werden  im  Etym.  M.  397,  43.  676,  lff.  als  den  wären.  Pleuron  hatte  in  Sparta,  als  Ahne 
Eigennamen  analoger  Bildung  wie  TLrivtXoTtr],  der  Leda,  der  Mutter  der  Tyndariden,  ein 
-löntiu  angeführt.  Sie  scheinen  ihrer  Bedeu-  Heroon,  Paus.  3, 13,  5  (wo  für  Areios  zu  schrei- 
tung nach  zu  den  Namen  zu  gehören,  denen  ben  Asios).  Curtius,  Peloponn.  2,  233.  [Stoll.] 
nach  Usener,  Götternamen  361  alte  Götternamen  20  Pleuronia  (IIXsvQavLcc),  Beiname  der  Helena, 
zu  Grunde  liegen.  nXtiGxodönri  dürfte  ein  Bei-  Lykoph/r.  143  und  Tzetz.,  nach  dem  es  s.  v.  a. 
name  der  Persephone  sein,  vgl.  Soph.  Ant.  893:  'Agysia  bedeutet.  Doch  ist  dieser  Beiname 
agi&gov  iv  vtv.goig  tiXsIgxov  didsv.xui  <&sg-  entschieden  von  ihrer  Mutter  Leda,  der  Tochter 
Gt(puG6    öXcoXoxcov.     Vgl.  Pleiones.     [Höfer.]  des  aitoli sehen  Thestios,  die  gleichfalls  TLXsv- 

Pleistoros  (HXsIgtcoqos),  iTti%wgiog  fttög  der  geovia  heifst  (vgl.  Ibykos  fr.  41  Bergk*  im  Schol. 

Apsinthier  in  Thrakien,   durch  Menschenopfer  Apoll.  Bhod.  1,  146.    Eudocia  276  p.  454  Flach. 

verehrt,  Hemd.  9,  119.     Aus  Dion.  Per.  575 f.  Eust.  ad  Hom.  Od.  1686, 19),  auf  sie  übertragen, 

(©pTjntog    irt     f/oGiv    ktpiv&oio   BiatoviStg   -na-  Gramer,   An.   Paris,  3,  472,  7;   vgl.  Holzlager 

liovciv   iglßgoiiov   Elgcccpimxj]v)  folgert   Toma-  zu  Lyk.  a.  a.  0.  p.  187.     [Höfer.] 

schek,  Die  alten  Thraker  in  Sitzungsber.  d.  kais.  so      Plexaure  (nXr^avQr]),  1 )  Tochter  des  Okeanos 

Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  130  (1893),  II,  42  die  und  der  Tethys,  Hes.  Theog.  353.    Schoemaiin, 

Identität  des  Pleistoros  mit  dem  apsinthischen  Op.  Ac.  2,  149.     Braun,  Gr.  Götterlehre  §  153. 

Dionysos.     Der  Name  PL    hängt  nach  Toma-  157.      Gerhard,   Gr.    Myth.    1    §  544.     Preller, 

schek    mit    dem    Stamm    tiXhgxo    'meist'    und  Gr.    Myth.  1,  452.    —    2)   Tochter    des   Nereus 

er :  or-    ögeoga    'erregen,    hervorbringen'    oder  und  der  Doris,  Apollod.  1,  2,  7.     [Stoll.] 

fogdg  'wahrend,    schützend'  zusammen;    inbe-  Plexippos  {TIhfänntog),  1)  Sohn  des  Aitolers 

treff  der  Menschenopfer    verweist    er   auf  den  Thestios,   Bruder  der  Althaia,  Teilnehmer   an 

Kult  des  Dionysos   d>(idSiog,   (agiqGtrjg,  av&gco-  der  kalydonischen  Jagd,  von  seinem  Neffen  Me- 

nogguiGxr\g   (vgl.  Bd.  1    Sp.  1037f.).     Auch  der  leagros  mit  seinem  Bruder  (oder  seinen  Brüdern) 

Personenname  UltiGtag  (Dem.  or.  37,  4  p.  967.  40  erschlagen,  weil  sie  der  Atalante  (s.  d.)  das  Fell 

Inschrift    aus    Perinthos,     Tomaschek    a.  a.  0.)  des    kalydonischen   Ebers    entreifsen    wollten, 

hängt  wohl   mit  dem   Gottesnamen   Pleistoros  Apollod.  1,  7,  10.  1,  8,  2.  3.    Oo.  Met.  8,  305.  434. 

zusammen,  Fick-Bechtd,  Die  griech.  Personen-  440.  Schol.  Ov.  R>is.  601.   Schol.  B.  9,  567.   Hgg. 

namen  306.     Pleistoros    'der  die  meisten  wah-  /'.  173.  174.  244.     Diod.  4,  34.  —  2)  Sohn  des 

rende'    dürfte    wohl    eine    euphemistische  Be-  Phineus   und   der  Kleopatra,   von    dem    Vater 

Zeichnung  des  Unterweltsgottes  sein;  vgl.  Plei-  geblendet,  Apollod.  3,  15,  3.     Schol.  Soph.  Ant. 

ones.     [Höfer.]  980.   —   3)   Sohn  des  Aigyptos,  vermählt  mit 

Pleistos  (nietGTog),  Gott  des  Flusses  bei  der  Danaide ^  Pyrantis,  Hyg.  f.  170.  Ebendaselbst 
Delphoi,  Vater  der  korykischen  Nymphen,  der  wird  ein  Aigyptide  Plexippos  Gemahl  der  Pin- 
Nymphen  der  korykischen  Höhle  in  Parnafs  50  comone(?)  genannt.  —  4)  Sohn  des  Chorikos, 
oberhalb  Delphi  (Bursian,  Geogr.  1,  179),  Ap.  eines  Königs  in  Arkadien,  mit  seinem  Bruder 
Bhod.  2,^711  u.  Schol.;  vgl.  Baunack,  Studien  Enetos   erster  Erfinder   der  Palaistra,    welche 

1,  287.    Über  eine  Darstellung  des  Pleistos  auf  dann  von  Hermes  zur  Kunst  ausgebildet  wurde, 
einer  Münze  von  Delphoi  s.  Bd.  1  Sp.  1493,  24ff.  Serv.    V.  Aen.  8,  138.     Vgl.  Palaistra.     [Stoll.] 

Stoll.]  Eu    Plinthio    (iv    nhr&ioj).    Beiname    der 

Plemite?   (TZlr^imj?),   Gattin   des   Nauplios,  Aphrodite   in   Tegea   (xfig  ccyogäg   .  .    iotxviag 

Mutter  des  Palamedes,  Eudocia  321p.  531  Flach.  ttXLv&co    %<xxu    xb    6ii)ga,    kygodixrjg    tGxiv    iv 

[Höfer.]  avxfi   v<xbg   y.<xXov^iivi]g  iv  TtXiv&ia»   xai  ayccXya 

Pleumaios    (ÜXr^valog) ,    Sohn   des   Peratos  Xl&ov),   Paus.  8,  48,  1.     Nach  Mevieke,   Vi  ml. 

(s.  d.),  Vater  des  Orthopolis  (s.  d.),  für  dessen  60  Strdbon.  119   bedeutet  iv  7tXtv&im   hier  wahr- 

Rettung    er   der   Demeter    in    Sikyon,-  seinem  scheinlich    s.  v.    als   iv    ayogä.   —   Im   Pariser 

Herrschersitze ,    einen   Tempel   stiftete,    Paus.  Zauberpapyrus    (Wessely,    Dcukschr.    d.    Kais. 

2,  5,  8.  11,  2.  Euseb.  Chronik.  1  p.  175.  176  Ak.  d.  Wiss.  1888  S.  77  v.  1305),  wo  die  Göttin 
ed.  Schoene.  Appendix  1  B.  p.  26.  Die  Sage  des  Bärengestirns  (äguxs  &bä  [ityLcxr})  angerufen 
erinnert  lebhaft  an  die  eleusinische  von  De-  wird,  ergänzt  Beitzcnstein,  Poimandrcs  283,  1 
meter  und  Demophon,  Odelbcrg,  Sacra  Corinthiu,  (J\  in),  xov)  nXiv&iov,  17  inl  xov  ttoXov  icpsGxwGa. 
Sicyonia,  Phliasia  87.  Der  Name  Plemnaios  [Höfer.] 
hängt  nach  Karl  Schmidt,  Beiträge  zur  griech.  Plinthius  (?)  =  Schoineus  (s.d.),  f.  \.Hyg.f.2?>9. 


2565                      Plotis  Pluteus                     2566 

Plotis?   (ÜXcatig?).      Nach    Lactant.   Placid.  nach  (d.  h.   nach   der  letzteren   Überlieferung) 

ad  Stat.   Theb.  2,  436    ist    Tantalus    'Iovis    et  Pluto   als   Gemahlin   des  Tantalos  und  Mutter 

Plotidis  nymphae  filius'.  Es  ist  Plutidis  (s.Plute  des   Pelops   erscheint,   erweckt   den  Argwohn, 

u.  Pluto)  zu  lesen.     [Höfer.]  als  sei  sie  nur  erfunden,  um  die  Worte  Pindars: 

Ploto  (TIlcöTm),  beigeschriebener  Name  einer  Kqovlov  ütloTtog  (Bd.  2  Sp.  1510)  zu  erklären. 

Nereide  auf  einer  Vase  des  Xenotimos  im  Ver-  Fragen  wir  nach  der  Quelle   des    Clemens  Ro- 

kehr  mit  Nereus  (NsQSvg),  Thetis  (0erig)   und  manus,   so   läfst  sie    sich   fast    mit  Sicherheit 

den    Nereiden    Eileithyia    (IXi&vci ) ,    Eulimene  angeben.     Für  die  älteren   christlichen  Apolo- 

(EvXigsvr})    und    Psamathe    (*Pa/ta<ih}) ,    Antike  geten  hat  Rohde,   Rh.   Mus.  25  (1870),  553,  1 
Denkmäler ,  herausg.  vom  Kais.  D.  arch.  Inst.  10  als  Quelle  die  pragmatisierenden  Mythologen, 

1,  Taf.  59.      Gonze   ebend.  52.     P.  Kretschmer,  speziell    den    Didymos    angenommen,    Dietze, 

D.   gr.    Vaseninsehr.   202   (czu  itXtatög  schwim-  Jahrb.  f.  kl.  Phil.  1896,  225  die  Epikuräer,  bes. 

mend').     Darnach  ist  wohl  auch   mit  Schulze,  Philodenios.    Dafs  das  letztere  richtig  ist,  sehen 

Quaest.    ep.   525    und    Bzach   (editio   1902)    zu  wir  aus  dem  von  11  .  Crönert,  Arch.  f.  Bapyrus- 

Hes.   op.   243    Hlcozöi    statt    des    überlieferten  forsch.   1  (WOl),    109   Anm.  1   veröffentlichten, 

/Tpcorcb    zu    schreiben,    zumal    da    v.    248    der  versprengten  Bruchstück  von   Philodem.   ittQl 

Nereidenname  iTpcorcö  wiederkehrt.     [Höfer.]  avßsß.  über  die  Verwandlungen  des  Zeus  bei 

Plusia   {IIlovaiu\,    1)   Nymphe,   welche   mit  seinen  Liebschaften;  aufser  den  schon  bekann- 

Zeus  die  vier  Musen  Arche,  Melete,  Thelxinoe  ten  als  Stier  (Europa),  Schwan  (Leda)  u.  s.  w. 
und  Aoide  zeugte,  Aratos  b.  Tzetz.  zu  Hesiod.  20  erscheint  er  als  Wiedehopf  der  Lamia  gegen- 

Opp.  p.  23  Oaisf.  —  2)  s.  Plusios.     [Stoll.]  über.    Crönert  bemerkt:  „Dafs  sich  Zeus  Lamia 

Plusios    {UkovGiog),    Beiname    des    Zeus    in  gegenüber  verwandelt  habe,    ist  neu."      Aber 

Sparta,  sein  Tempel  stand  auf  dem  Wege  nach  eben  bei   Clemens  Roman.  Hom.   5,   13   (Zeus 

Therapne  nahe  am  Eurotas,  Paus.  3, 19,  7.  Nach  Aagia   i7t£H0Qcpw&Ti   enoip)   bez.    Rufin.  recogn 

Preller- Robert  147  bedeutet  der  Beiname  analog  10,  21    (Iuppiter  .  .  vitiavit  .  .   Lamiam   muta- 

wie  Krrjoiog  den  Mehrer  von  Besitz  und  Reich-  tus  in  upupam)  findet  sich  dieselbe  Überliefe- 

tum,  wäre  also  synonym  mit  Ulovxodöxiqg  (s.  d.);  rung,  und  da  auch  sonst  zwischen  den  Bruch- 

Wide,  Lakon.  Kulte  18,  244  sieht  in  nlovciog  stücken   des   Philodem  und    Clemens   Romanus 

ebenfalls   einen   auf  die  Fruchtbarkeit  bezüg-  überraschende  Übereinstimmung  herrscht,  wird 

liehen  Beinamen ,   der  zugleich   aber  auch  auf  30  auch    obiger   Bericht    auf  Philodem    oder   die 

die  Beziehungen  zur  Unterwelt  hindeute.    Frei-  Epikuräer     überhaupt     zurückzuführen     sein, 

lieh  ist  die  Bedeutung  von  nXovßiog  =  nXov-  Singular  ist  bei  Rufin.  die  Angabe,  dafs  Atlas 

voöörrig  sonst  nicht  nachweisbar  und  daher  ver-  Sohn  des  Zeus  gewesen  sei,  doch  mag  es  auch 

mutet    Lehrs,    Wissensch.    Monatsbl.   4   Heft  4  diese  Überlieferung   gegeben    haben,    wie  bei 

=   Kleine   Schriften  233,    dafs   bei   Pausanias  Diodor  3,  60   der  sonst  eine  Generation  höher 

IJoXvvaiog  zu  schreiben  sei.     Doch   findet  sich  stehende   Kronos   Binder  des   Atlas   ist.     Wie 

7tXov6iog  als  Götterepitheton  in  einer  allerdings  bei   Clemens   Rom.   eine   Atlantide    als   Mutter 

späten  (1 58 n.  Chr.)  Weihinschrift  aus  Alexandria  des  Tantalos  erscheint,  so  ist  nach  Hyg.  fab.  9. 

an  Isis  (&£a  (JuayLet^  "IßiSi.  nXovßicc,   'Aftrivaiov  82.  83  (vgl.  Oi\  Met.  6,  174f.     Ihraemer,  Per- 

3,  87  nr.  5.     Lumbroso ,  UEgitto  a  tempo  dei  40  gamos  18)  die  Atlantide  Dione  seine  Gemahlin. 

Greci  e  dei  Romani  135.     Bulletino  delV  Inst.  Der   Name    der   Mutter,    Pluto,    soll    auf   des 

egiziano  12  p.  77.     Annali  delT  Inst,   di  corr.  Tantalos  sprichwörtlichen  Reichtum  hinweisen; 

arch.  1875,  15)  und  vielleicht  auch  in  einer  In-  vgl.  Phot.  Lex.  570,  13  (Apostol.  16,  16.   Suidas 

schritt  aus  Gizeh  (?)   nach   der  Ergänzung  von  s.  v.  rä  TccvtäXov  p.   1040  Beruh.):   nXovGiog 

Seymour    di    Ricci,    Archiv    f.    Papyrus  forsch.  6  <&Qvt,  TävxuXog  ditßsßorjTo  IlXovrovg  v.a\  Aibg 

2  (1903),  445:  nr.  69  [''SIqcoi  IHo]veioat,  und  das  yavousvog,    Thraemer ,   Bergamos   93.     Weitere 

von    Lehrs    eingesetzte    TtoXvvöiog    ist    ebenso-  Erwähnungen  der  Pluto  b.  Schol.  Eur.  Or.  345. 

wenig  wie  das  Simplex  vßiog  irgendwie  bezeugt.  Izetz.    Chü.    5,  444.      Mantiss.  proverb.   2,    94 

[Höfer.]  (an  den  zwei  letzten  Stellen  Gattin  des  Tmolos). 

Plute  (IJXovrr]),  Nebenform  für  Pluto  (s.  d.),  50  Die  Angaben  des  Natal.  Comes  Myth.  6,  18 
vgl.  Clemens  Roman,  bei  Rufin.  Recogn.  10,  22:  p.  335  (vgl.  337)  ed.  Patav.  1616:  (Tantalum) 
(Iuppiter)  Pluten,  Atlantis  filii  sui  adulterat  Eusebius  Iovis  et  Nymphae  Plotae  (wohl 
fdiam,  ex  qua  natum  sibi  filium  Tantalum  Plutae  =  Plutes,  vgl.  Plotis)  filium  narravit  in 
damnat;  daneben  findet  sich  die  Form  Plutis  seeundo  Evan gelicae  praeparationis, 
<nXovrig),  ebend.  10,  21:  (Iuppiter  vitiat)  Tay-  cum  tarnen  Ioannes  Diaconus  et  Didymus 
geten  .  .  .  Plutidem,  Atlantis  fdias,  ex  Iovis  et  Plutus  Nymphae  filium  fuisse  arbitren- 
quibus  genuit  ex  Taygete  quidem  Lacedaemonem,  tur,  erweisen  sich  für  Eusebius  und  Ioann. 
.  .  .,  ex  Plutide  Tantalum.  Die  Stellen  sind  Diaconus,  so  viel  ich  sehe,  als  irrig;  von  Didy- 
wichtig,  weil  sie  die  richtige  Lesart  für  das  mos  wissen  wir  aus  den  erhaltenen  Fragmenten 
verderbte  Himantis  filia  bei  Hyg.  f.  155  p.  13,8  60  zwar,  dafs  er  über  Tantalos  gehandelt  hat, 
Schm.  geben,  es  ist  Atlantis  zu  lesen,  wie  aber  der  Name  seiner  Mutter  wird  nicht  er- 
schon R.  Unger  (s.  Schmidt  zu  Hyg.  a.  a.  O.)  wähnt,  M.  Schmidt,  Didymi  Chalcent.  .  .  fragm. 
vermutet  hatte.  Vielleicht  ist  dies  die  richtige  p.  359.  Vgl.  Plotis  u.  Pluto.  [Höfer.  J 
Überlieferung.  Denn  die  Angabe  im  Schol.  Pluteus  (nXovrevg)  =  Pluton  (s.  d.),  vgl.  Bd.  1 
Bind.  Ol.  3,  41:  nXovza  .  .  17  &vyärriQ  Kqovov,  Sp.  1787,  2ff.  Hesych.  s.  v.  IJXovtsvg.  Inscr. 
i)g  TävruXog,  6  7tan)Q  ütloTtog  und  im  Schol  Ins.  mar.  Aeg.  3,  870.  Grofser  Pariser  Zauber- 
Vratislav.:  TLXovxa  &vydrriQ  Kqovov  iytvtro,  papyrits  (Denkschr.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu 
tj  avyxoLgrftblg   6  TävraXog   Hüfte   TliXona,  wo-  Wien  1888)  v.  1462;  auch  in  Prosa  vorkommend, 

81* 


2567                      Plutis  Pluton                     2568 

lustin.   or.  ad  gent.  2.     Latyschew,  Inscr.  or.  d.  K.  Ak.  d.  Wiss.  zu  Wien 130  (1893),  II,  57 f. — 

sept.  Ponti  Fux.  1,  27  p.  69.      Usener,  Götter-  6)  Beiname  des  Dionysos-Iakchos  in  dem  Jubel- 

namen  17.     Vgl.  Plutodotes  a.  E.     [Höfer.]  ruf  an  den  attischen  Lenaien:  SspsXrj'C'  "Icn^j 

Plutis  s.  Plotis,  Plute  u.  Pluto.  -jrXovxodoxa,  Schol.  Arist.  ran.  479;  vgl.  Bergk, 

Pluto  (TJXovxm,  ovg  f.),  1)  Tochter  des  Okeanos  Poet.  hjr.  34,    656,   5.      Usener,  Altgr.    Versbau 

und  der  Tethys  Hesiod.  theog.  355  Schol.  Aesch.  88.  Sehr  unwahrscheinlich  vermutet  Lenormant, 

Proin.  140;  Gespielin  der  Persephone  Hymvi.  in  Becherches  archeol.   ä  Eleusis  80,   dafs  in  der 

Cerer.  422.  —  2)  Tochter  des  Kronos  (Himantis  fragmentierten  Opferbestimmung  (jetzt  C.  I.  A. 

filia    Hyg.   fab.  155    p.  13,  8   Schm.    Mimantis  1,  5)  zu  lesen  sei:  [IJXoxoöoxei  'iax]#o/..    Schon 
Stark,  Atlantis    Unger),    Mutter    des    Tantalos  in  die  Stellung  des  Beinamens  spricht  gegen  diese 

von    Zeus    Asclepiad.    Trag.    fr.  20    (=  Schol.  Vermutung.  —  7)  Beiname   des  Aion,  Pariser 

Born.  X  582).  F.  H.  G.  3,  305  31.   Hygin.  fab.  82  Zauberpap.  bei  Wessely,  Denkschr.  d.  K.  Akad. 

p.  82,  15  Schm.  fab.  155  p.  13,  8  Paus.  2,  22,  3  d,  Wiss.  zu  Wien  1888,  124  v.  1368.  —  8)  Hermes 

Anton.  Lib.  36   Nonn.  Dionys.  1,   146.    7,  119.  nXovxodöxr\g    s.   Poscher    Bd.    1    Sp.    2379,   54. 

48,  730.    (BsQSKvvrig).      Tmolos    an    Stelle    des  Foerster,  Arch.  Jahrb.  16  (1901),  48.   Ih.Benfey, 

Zeus  Schol.  Ew.  Orest.  5,  der  Vater  nicht  ge-  Abh.  d.  hist.-philol.  Cl.  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  zu 

nannt  Schol.  Pind.  Olymp.  3,  41.     Vgl.  Plute.  Gott.  22  (1877),  10.    —   Nach   Maafs,   Hermes 

[J.  Ilberg.]  23  (1888),  617  ist  TlXovxog  oder  nXovxsvg  Kurz- 

Plutodaiinon  (TLXovxoSai^cov)  wird  angerufen  name  zu  TLlov xodoxvg.     [Höfer.] 
im   Leydener  Zauberpapyrus  V.   Col.   5   v.  35  20      Pluton    (JIXovtcov)    s.    Chr.    Scherer    Bd.    1 

(Leemans,  Papyr.  Graeci  Mus.  Ant.  Publ.  Lug-  Sp.  1786 ff.    Das  seit  Erscheinen  dieses  Artikels 

duni-Bat.  2  [1885]  S.  21  v.  35);  wohl  Bezeich-  neu  hinzugekommene  Material  trage  ich,  so- 

nung  des  Unterweltsgottes,  der  reich  an  Toten  weit  es  mir  bekannt  geworden,  nebst  einigen 

(über  dcd(iovtg  in  dieser  Bedeutung  s.A.  Dieterich,  sonstigen  Ergänzungen  im  folgenden  nach: 

De  hymnis   Orph.   50.     Bohde,  Psyche  l2,  255  Zu    Sp.    1778f. :    Etymologie    des    Namens 

Anm.)  ist.     Vgl.  Polydaimon.     [Höfer.]  Hades:   Von  den   alten  Deutungen   ist   anzu- 

Plutodotes   (TlXovxoöoxng) ,   Beiname   1)  des  führen  Gornut.  de  nat.  deor.  5  p.  14  Osann,  wo 
Zeus,  Orph.  hymn.    73,  4.     Dafs   die   Legende  neben   der  üblichen  =  äoQaxog   noch  die  Ab- 
auf  Münzen  von  Nysa  in  Lydien  mit  der  Dar-  leitung  von  üvdävoi   gegeben  wird  r%ax'  avri- 
stellung  des  Zeus  statt  niovroAörrjg  zu  lesen  30  q>Qaaiv,  utaavsl  ö  avddvwv  rjpiv.   slg  xovxov  yup 
ist  niovxo^JoTrjg,   habe  ich  Pleckeisens  Jahrb.  %üjq£iv  r^ilv  xaxu  xbv  ftccvccxov  cci  i[)v%ai  Sov.ov- 
149,  262  u.  Boscher,  Lexikon  s.  v.  Ktesios  nr.  3  aiv,  rjv.i6xa  ävSdvovxog  rj^lv  xov  Q-aväxov.    Von 
nachgewiesen ;  daselbst  sind  auch  die  sonstigen  den    neueren   Etymologen    ist    die    zuerst   von 
Stellen,  die  den  Zeus  als  Geber  des  Reichtums  Unger  (Sp.  1779)  aufgestellte  von  ala  =  yala. 
nennen,  verzeichnet.    Die  Richtigkeit  der  ver-  wieder  aufgenommen   von   H.   W.  Smyth,   TJte 
muteten  Legende  Illovxodoxng  ist  durch  Imh.-  sounds  and  inflections  of  the   Greek  Dialects. 
Blumer,   Kleinas.    Münz.  1,  178,  2   u.  Anm.   1  lonic.  162  und  in  weiteren  Ausführungen  einer 
(vgl.  Taf.  6,  9)  liestätigt  worden;  vgl.  auch  die  bereits  in  Kuhns  Zeitschrift  27  (1885),  276 f.  ge- 
(fingierte)  Opfervorschrift  bei  Luc.  Kronosoion  gebenen    Andeutung    von    Jak.    Wackernagel, 
14:  ftvovxcov  Au  TtXovxoöoxr]  v.cci  'Eg^iy  dmxoQi  40  Vermischte    Beiträge    zur   griech.   Sprachkunde 
■nal    'i7ioXlo3vi    [isyalodmoa.    —    2)    des   Plutos  (Progr.    Univers.    1897),    5  ff.      Die    von    Smyth 
(s.  d.),  Luc.  Tim.  21.  —  3)  Mrjv  (s.  d.)  IIlovxo-  a.  a.  0.  gleichfalls  aufgestellte  Etymologie  von 
dcoxrjg,  Inschrift  aus  Galatia  eis  Halym,  Joum.  alsi   'immer'   wird  aus   formalen  und  begriff- 
of  hell,  stud,  19  (1899),  81.    Corr.  hell.  23  (1899),  liehen  Gründen  mit  Recht  zurückgewiesen  von 
389  pl.  I.    —    4)    dai[Lov£g    Ttlovxodoxai,    Hes.  Wackernagel  a.  a.  0.  5  und  von  Fick,  Bezzen- 
op.  125.     Plut.  de  def.  orac.  13.  —  5)  Eine  In-  bergers  Beiträge  23    (1897),    185.      Als    zweite 
schrift   aus   Chios   ist  geweiht  Miycovi.  "Hqojvi  Möglichkeit  stellt   Wackernagel  a.  a.  0.  7  eine 
nXovxoöoxrj,  Corr.  hell.  3,  327   nr    22.     Haus-  Ableitung  von  *alJ-6g  =  lat.  saevus  'grimmig, 
soullier  a.  a.  0.   vermutet  in  "'Hoavi   entweder  grausig'  hin,  eine  Ableitung,  die  das  Wesen  des 
einen  Eigennamen  oder  will  yocoi  lesen;  doch  50  Unterweltsgottes  prägnant   ausdrücken  würde, 
steht   auch   auf  einer  in  Belgrad   gefundenen  In    einer   längeren   Besprechung    der    Wacker- 
inschrift   Deo   Heroni  colitores  (=  ftvoiaoxcd,  nagelschen  Hypothese  kommt  F.  Solmsen,  Unter- 
Ephemer.  5,  1436)   ipsius,   Arch.  epigr.  Mitth.  suchungen  zur  griech.  Laut- und  Verslehre  70 if. 
aus  Oesterr.  13   (1890),  33   nr.    10;   vgl.  ebend.  zu  dem  Resultat,  dafs  an  der  althergebrachten 
11  (1887),  22  nr.  8;  ebenso  auf  einer  Inschrift  Deutung  des  Namens  festzuhalten  sei,  wenig- 
aus  Besbikos  (Bithynien)    "Hqojvi  sv%r\v,  {Corr.  stens    für   das    Epos,    wenn    auch    wegen    der 
hell.2i  [1900],  374  nr.  14),  sowie  auf  Weihungen,  Länge  des  a  im  jüngeren  ionischen  ~AiSr\g  und 
die  in  Rom  durch   thrakische  Soldaten  darge-  dem  attischen  "AiSrig  es  nicht  unmöglich  wäre 
bracht  worden  sind,  C.  I.  L.  6,  2803  ff.  —  Megon,  zu  glauben,  cdafs  thatsächlich  ein  von  ala  oder 
der    als    Y^cav    TtXovxodoxr\g    bezeichnet    wird,  60  von  *alJ-6g  abgeleitete^  *AiJ-idr}g  bzw.    dessen 
scheint  der  heroisierte  Ahnherr  des  Geschlechtes  Fortsetzer  dem  alten  Namen  des  Gottes  der  Unter- 
zu  sein,  Milchhöfer,  Arch.  Jahrb.  2  (1887),  28  weit  den  Platz  streitig  gemacht,  sich  mit  ihm 
Anm.  15.  29  Anm.  18.     Über  den  thrakischen  vermischt  und  ihn  bedrängt  habe'.     W.Schulze, 
deus    Heros    vgl.    Dumont,    Inscr.    et  monum.  Quaest.  epic.  468  hält  es  für  das  beste,  an  der 
figures  de  la  Thrace   70 f.     Mordtmann,  Arch.  alten  Erklärung  (canSrig)  festzuhalten  und  den 
epigr.  Mitth.  8,  208 f.    Deneken  Bd.  1  Sp.  256<>.  Wechsel   in   der   Quantität  des  A    durch   An- 
Pick,  Die  ant.  Münz.  v.  Dakien  u.  Moesien  157  f.  nähme  einer  ursprünglichen  Form  avJ-iäng  zu 
Tomaschek,  Die   alten   Thraker  in  Sitzungsber.  erklären.     Froehde,  Bezzenbergers  Beiträge  20 


2569                     Pluton  Pluton                      2570 

(1894),    2U5    erklärt    *&6j-iS-    entstanden    aus       dem    Zeus   Eubuleus    entspricht;    gegen   Kern 

*a6£o-J-id  =  'Seelenwart,  Gebieter  der  Geister'  bringt    sehr    beachtenswerte    Argumente    vor 

(ivtQcov   &va!-,    ivtgoioi   üväoobiv),   vgl.   avest.  0.  Bubensohn,  Mysterienheiligtümer  in  Eleusis 
ahhva   'Seele',   skt.   äsunita   'Geistesherr'   und       u.  Samothrake  197ff. 

zur    angenommenen   Bedeutung   von   J~id-    skt.  Zum  Kultus  ist  nachzutragen  zu  Sp.  1788 
vidätha  'Weisung,  Walten  als  Gebieter'.    Vgl.  (Kult    in    Kleinasien):    Eine    Inschrift    vom 
auch    0.  Hoffmann,    Griech.    Dial.   3,  319.  —  Berge  Pagos  bei  Smyrna  erwähnt   einen  vaog, 
Über  Hades  als  Generalnamen  für  andere  Götter  iv  to  xcc&tidQvvxca  eiyäXuaxa.  IJXovxcovog  HXiov 
der  Unterwelt  s.  Rohde,  Psyche  22,  408 f.  xcä  Kovqt\s  2elrjvr}s,  Mova.  .  .  xijg  iv  Zi^ivg. 
Zu    Sp.    1780:     der    Name    Pluton:    Als  10  tvay.  a%ol.  2  (1875/76)  p.  47  nr.  _p£g'.   Ditten- 
Spender  des   Reichtums   und   Gott   des  Ernte-  berger,  Sylloge  22,  583  p.  283.      Über    die  bei 
segens   —   Euseb.  praep.   ev.   3,  11,  28  p.  136  den    Orphikern   vollzogene    Gleichsetzung    des 
Dindorf:  xf]g  .  .  yscogyi-Äf/g   dvväuscag,  xa#'  i)v  Helios  mit  Hades   s.  Bd.  1  Sp.  2024,  15,  über 
ca  ö'oßSLS  xov  nXovxov  (also  ein  TtXovxoSöxr\g  die  Identifizierung  der  Persephone  mit  Selene 
im   eigentlichsten   Sinne,  wie   er  nXovxoöoxwv  Bd.  2    Sp.  3185,  37 ff.      Zu   Pluton-Helios   vgl. 
[Partizip]    ysvsi]v    ßgoxErjv    xagnolg    iviavrmv  auch  Porphyrion  bei  Euseb.  praep.  ev.  3,  11,  9 
heifst  Orph.  hymn.  19,  4),  av^oXor  ö  Ukovrcov;  p.  132  Dind. :  Hlovrav  6  iitl   yfjv  leov  rjliog 
vgl.    die   Legende   von   dem   dives   rusticus,  xccl    xov    cccpccvij    ■nboivoaxihv    -/.öguov    y.axa   ras 
cui  propter  divitias  Pluton  fuitnomen,  Firm.  x£L^L£Q'-v^S  xQonäg,   sowie  den  "HXiog  Eagumg 
Matern,  de  err.  prof.  relig.  7,  1;  etwas  anders  20  (Zäouizig  =  UIovtojv,  Flut.  Is.  et  Os.  28;  vgl. 
Artemi d.  on.  2,  39  p.  144  Merch.:  Pluton  u.  Perse-  Diodor.  1,  25.    Porphyrion  bei  Euseh.  a.  a.  0. 
phone   Ttlovxov  .   .   xcd   itq6G%xr\6iv    ßr^ai-  4,  23  p.  206  Dind.      Theodoret.  Graec.  äff',  cur. 
vovßi  diä  xb  ccvtvSiig  xav  vnoxsxay^svcov  avxoig  p.  132  Gaisford.    Artemidor.  5,  26)  auf  Münzen 
—  fassen  den  Pluton  auf  Preller,  Demeter  und  von  Alexandria,  Head,  Hist.  num.  720.    Catal. 
Persephone  191.     Th.  Benfey,  Abh.  d.  hist.  phil.  of  greek  coins  in    the   Brit.   Ulis.   Alexandria 
Cl.  d.  Je.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttingen  22  (1877),  10.  Introd.  LXII  p.  36  nr.  284.  —  Eine  Votivinschrift 
Usener,  Götternamen  16.    Bohde,  Psyche  l2,  208.  aus  Pisidien  (Umgegend  von  Ormele)  ist  ge- 
Dagegen  ist  nach  Birt,  Das  Arvallied  in  Archiv  weiht  Ali  JJlovxcovi  'E[7r]i[<jp]ai'?('?),   Journ.  of 
f.   lat.   Lexikogr.  11  (1900),   165 ff.    die   Bedeu-  hell.  stud.  8  (1887),  249  nr.  27.  —  Zum  Pluto- 
tung  des  Pluton   als  Früchte-  und  Reichtum-  30  neion    von    Hierapolis    vgl.     Humann    und 
spender  erst  eine  sekundäre.    Nach  Birt  ist  in  Cichorhis,  Altertümer  von  Hierapolis  4,  38.  44. 
IIXovtcov  wie  Ttlov-xog  derselbe  Stamm  wie  im  Sp.  17901'.  (Kult  in  Eleusis):  Zu  der  grofsen 
lat.   plou-rimus;    itlov-xog  bedeutet   die  Wiel-  Eleusinischen  Baurechnungsinschrift  (Sp.  1790, 
heit,  den  Schatz',  wie  ßio-xog   'Leben',  iiQ-xog  59  ff.     Dittenberger,   Sylloge   22,  587)    auf   der 
rBrot',   y.oi-xr]    (zu   v.bl\ia.i)    'Lager'.     IIXov-xav  wiederholt    to    xov    Ulovxcavog   (seil,    'hqov    = 
aber  ist  ortsanzeigend,   der   Ort   der  Vielheit,  Tempelbezirk,  Bubensohn  a.  a.  0.  94)  erwähnt 
der  Ort  des  Schatzes  oder  der  rtlsiovzg  (s.  d.),  wird,  kommen  die  Inschriften  mit  der  Erwäh- 
sowie     av&gmv     'Raum    für    Männer',     iimmv  nung  eines  xov  UXovxcovog  Izqov,  C.  1.  A.  4,  2 
'Pferdestall'  usw.    Nur  der  Accent  --  IIlovxcov  p.  149  nr.  597b.     Dittenberger   22,  651  p.  459 
statt    niovxön'   —    erscheint    verändert,    weil  40  und  einer  xov  ÜXovxojvog  ieqsicc,  'Ecp7\u.  &$%. 
TIXovxcov  zum  Eigennamen  geworden  ist.  Pluton  1895,  97,  12.     Dittenberger  22,  628  p.  425;  vgl. 
ist  also  nach  Birt  ursprünglich   der  Herr  der  auch  Bubensohn  a.  a.  0.  18  f.  35  f.  62. 
TtXtiovbg (s.d.),  diese  bilden  seinen  unterirdischen  Sp.  1792    (Kult    in  Nordgriechenland): 
Schatz.     Diese  Erklärung  des  Namens  Pluton  In  Phalanna  ein  xi[itvog  xol  ÜXovxovvog  v.a.1 
findet  sich  übrigens  inhaltlich  schon  bei  Cornut.  xäg  $£Q6E<p6vug,   Atlx.  Mitth.  8  (1883),  109.  - 
de  nat.  deor.  5  p.  15  Osann:  JJXovxcov  .  .  £-nXi]&r)  Weihinschrift  aus  Nilopolis  ad  Nestum:  KvqLco 
diu  xo,  Ttavxtov  övxcov  cp9ccQX(öv,  (.irjdev  stvai,  0  IJXovxcavi,  Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1893,  392. 
jmj   xsXsvxcclov   eis   ccvxbv    xaxdytxut    xcci   avrov  Athen.  Mitth.  18  (1893),  70. 
M-r?)ficc  ylvzxai.    Mit  der  griechischen  deckt  sich  Sp.  1792  (Kult  der  Inseln):  Kult  auf  Myti- 
die  römische  Vorstellung  vom  Dis  pater,  dem  50  lene,  bisher  nur  durch  Münzen  bekannt,   auf 
reichen  Vater  der  inferi.  denen   als   &tol   axQaToi   (Eckhel,  Doctr.   num. 
Sp.  1784.    Der  Name  Eubuleus  bezeichnet  vet.  2,  504.     Mionnet  3,  46,  102.     Cot.  Ivanoff 
nach  Bohde  a.  a.  0.  I2,  207,  2   den   Pluton  als  260.     Arch.  Zeit.  10  [1852],  508.     Head,  Hist. 
Orakel gott,  der  den  Anfragenden  guten  Rat  num.  488)  Zeus,  Poseidon  und  Hades  zusammen- 
erteilt.   Vielleicht  gehört  hierher,  da  doch  wohl  gestellt   sind,    ist  jetzt  auch    inschriftlich   be- 
an  Traumorakel  zu  denken  ist,  frg.  adesp.  126  zeugt,  und  zwar  kehrt  dieselbe  Götterdreiheit 
Bergk,    Poet.  lyr.    34,    728:    diönoxa   IJXovxcov  wieder:    Zi]vl   fttcov   v7iäxco(t)   Tta.v£%6iit-r\{i)   xcci 
[itXecvoitxtQvycov    övtigdxcov.    —    Über    die  Dar-  TJXovrcavi   i]ds  IIoGsiSdcovi  nccvccocpccAIOI  (sie!) 
Stellung  des   Eubuleus   (neben  Qtög  und  Qsü)  av£fti]y.£  Zmei(iri  usw.     Petras  N.  Papageorgiu, 
auf  dem  Weihrelief  des  Lakrateides  aus  Eleusis  60  Unedierte  Inschriften  von  Mytilene  4  nr.  8  vgl. 
vgl.  Heberdey,  Festschrift  für  Benndorf  115.  Taf.  2,  8.    Der  Herausgeber  schreibt  navaoepa- 
Sp.  1780,  34ff.  zu  Zevg  %&6viog:  Die  An-  Xloig  und   bemerkt:    'ob   der  Dichter  das  Ad- 
sicht  von  Lehrs,  dafs  Hades  und  Zeus  Chthonios  jektiv  7tavaaq>aXioig  auf  alle  drei  Götter  oder, 
(Bohde  a.  a.  ü.  I2,  205 f.)   nicht  identisch,  son-  was  ich  für  wahrscheinlicher  halte,    nur   auf 
dem  von   einander  getrennte  Gottheiten  sind,  Pluton  und  Poseidon   bezog,    läfst   sich  nicht 
wird    neuerdings  wieder    vertreten  von   Kern,  entscheiden'.     Ob  aber  das  Poseidonepitheton 
Arch.    Am.    9    (1894),    80f.,     nach    dem    Zeus  aßyäXtog,  hier  zu  navaacpäXiog  verstärkt,  dem 
Chthonios  dem  Zeus  Meilichios,  vielleicht  auch  Pluton  zukommt,  erscheint  mir  fraglich;  viel- 


2571                       Pluton  Plutos                       2572 

leicht  ist  7tav<xacp<xlioi  =  Ttava6cpalia>i  zu  lesen,  der  Hades,  Head,  Hist.  num.  549;  vgl.  aber 
wogegen  allerdings  der  Umstand  spricht,  dafs  Imhoof- Blumer  a.  a.  0.  3.  73  f.,  nach  dem  Hera- 
sich das  Jota  adscriptum  in  der  Inschrift  sonst  kleia  nicht  geprägt  hat. 

nicht  findet.    Dann  würde,  da  doch  anzunehmen  Kios    (Bithynien):    Hades    (oder    Sarapis) 

ist,  dafs  jedem  der  drei  Götter  ein  Epitheton  sitzend  mit  Kerberos,  Cat.  brit.  Mus.  Pontus, 

gegeben   ist,   Ttccvkrtomw   nicht,   wie   es   Papa-  Paphlagonia  134,  38  pl.  29,  1. 

georgiu  thut,  mit  ZtjW,  sondern  mit  lYkoixiovi  Lyrbe  (Kilikien):   Hades  sitzend  mit  Ker- 

zu    verbinden    sein.      Ein   Pluton    navmoinrig  beros,  Cat.  brit.  Mus.  Lycaonia  93,  3. 

ist  zwar  auch  nirgends  bezeugt,  wohl  aber  Markianopolis  (Moesia  inferior):  thronen- 
führt die  mit  Pluton  so  oft  und  eng  verbundene  10  der   Hades   mit   Kerberos,    Pich,    Die   antiken 

Demeter    in    Sikyon    den    Beinamen   'ETtomig  Münzen  von  Dakien  u.  Moesien  191. 

(Hesych.),  den  Baunack,  Studien  auf  dem  Ge-  Nikornedia     (Bitkynien):     dieselbe     Dai-- 

biete  d.  Griech.  68   und   Crusius,  Beiträge  zur  Stellung,  Cat.  brit.  Mus.  Pontus  185,  37  pl.  34, 10. 

griech.  Mythol.  23,  5    wohl   kaum    richtig  mit  Nikopolis  (Moesia  inferior):  ebenso,  Pick 

irti&cd<x06La   erklären,   während  er  nach  Odel-  a.  a.  0.  337. 

berg,   Sacra   Corinthia,    Sicyonia,    Phliasia   88  Nysa  (Lydien):  Haupt  des  Hades,  Cat.  brit. 

bedeutet:   'late  prospiciens  i.  e.   cuius  vis  late  Mus.   Lydia  171,  4 ff.   pl.  19,  1.      Köpfe    des 

patet,    magna    est\    eine    Bedeutung,    die    für  Hades    und    der    Persephone,    ebend.    171,    9. 

Pluton  sehr  wohl  passen  würde.  Imhoof-Blumer  a.  a.  0.  107,  6.    Griech.  Münzen 

Kult  in   der  Nähe  von  Toini:  Priestertum  20  in   Abliandl.   d.   k.   bayr.  Akad.   d.   Wiss.  1890 

des  Pluton,  der  Demeter  und  der  Kora,  Arch.  S.  718   nr.  597.     Vgl.    die  Bd.  1    Sp.  1788,  35 

Epigr.  Mitth.  8,  8  nr.  21.  angeführte  Inschrift  =  Corr.  hell.  10,  520,  18. 

Sp.  1793:  Heilig  war  dem  Pluton  auch  noch  Odessos    (Moesia    inferior):    ebenso,    Cat. 

der  Elephant  {Artemid.  2,  12  p.  158  Beiff),  der  brit.  Mus.  Thrace  140,  23;  doch  ist  wohl  Sarapis, 

sonst   in  Beziehung  zu  Helios  steht,  Ael.  hist.  rder    grofse   Gott    von  Odessos'    zu    erkennen, 

an.  7,  44.  Pick  a.  a.  0.  77;  vgl.  auch  Bd.  1  Sp.  1811,  30ff. 

Zu  dem  Sp.  1793,  40  angeführten  Brauche,  Syedra    (Isaurien):    Hades    und    Demeter, 

lebendige  Ferkel  als  Opfer  für  Pluton  in  eine  Invent.     Waddington    4540.      Cat.    brit.    Mus. 

Grabe  zu  werfen,    vgl.    die   Legende  von  den  Lycaonia  Introd.  36,  3.     [Höfer.] 
Schweinen    des    Hirten    Eubuleus,    die    beim  30      Plutodoteira   (TllovxodoThiQu),    1)    selbstän- 

Raube   der  Kora   in  der  sich  spaltenden  Erde  diger    Göttername    bei    Luc.    Dial.    meretr.    7, 

mit  verschlungen  wurden,   im  Gedächtnis  wo-  vom  Schol.  durch  rf]  erklärt,  womit  vgl.  Theo- 

ran    man    auch    später    Schweine     versenkte,  doret,   De    Graec.    affect.    curat,    ed.    Gaisford 

dem.   Alex.   2,   17    p.  14    Potter.     Schol.   Luc.  p.  111:  trjv  yv\v  .  .  (pngtößiov  .  .  xca  nXovxo- 

dial.  meretr.   2,  1   im  Rhein.  Mus.  25,  549.  —  doxaiQuv   v.cd   uTjxtpa   v.ccl  xi&rjvnv  .  .  cinicpn- 

Über  Honigopfer  an  Pluton  s.  W.  H.  Boscher,  vsv    ö    ör]^LovQy6g    {Orpheus)   fr.  165  Abel  bei 

Nektar  u.  Ambrosia  65;  vgl.  Rohde,  Psyche  l2,  Diodor.  1,  12,  4   =  JEuseb.  praep.  ev.  3,  3,  4: 

305  Anm.  Ti\  ^^fJQ  Ttctvxtov,  Ar\\ir\xr[Q  nXovxoSöxsiQcc  (vgl. 

Inwiefern    in    der    schon    oben    erwähnten  Orph.  hymn.  39,  3).  -  -  2)  Beiname  der  Eirene, 
Gleichsetzung  des  Sarapis  mit  Pluton  die  Sieben-  40  frgm.  adesp.  89.     Bergk  34,  718.     [Höfer.] 

zahl   —   %&6vtos   6   &sög   (Sarapis)    elvui  vzvö-  Plutokies  (JIIov%okH)$),  Sohn  des  Phantasion 

fucrca,  xccl  xbv  avxbv  &%si  löyov  xSa  JJXovxcavi,  (s.  Phantasos\  von  Luc.  v.  hist.  2,  33  fingierter 

%al    xb    Övoilcc    avxov    ygä[LU(xxa    knxoc    %%si,  Traumgott,  Diener  des  Hypnos.     [Höfer.] 

Artemid.  5,  26  —  eine  Rolle  spielt,  abgesehen  Plutoue    (IHovxmvr]),   weibliche  Parallelbil- 

von  der  Äul'serlichkeit,  dafs  %&6viog,  EaQccitig  düng   zu   TIlovxcov ,   vgl.    Orpheus  fr.  184  Abel 

und  niovxcov  je  7  Buchstaben   haben,  ist  mir  (aus  Proklos  in  Plat.  Bepubl.  p.  253  ed.  Kroll 

nicht  klar  (vgl.  Anth.  ed.  Iacobs  2  p.  814).  1,  18,  15)    Illovxdivv  xb  xca  EvcpQoovvn  Bsvdig 

Über  Pluton  in  lateinischen  Dedikationen,  xe  Kgavairj,  wo  nach  Proklos  alle  diese  Namen 

die  besonders  häufig  in  Afrika  vorkommen,  Bezeichnungen  der  Persephone  sind,  vgl.  Lobeck, 
s.  Iudex  zu  C.  I.  L.  8  p.  1084.    Preller- Jordan,  50  Aglaopham.  545.     Usener,  Götternamen  36.  Vgl. 

Rom.  Myth.  2,  65  Anm.  1.     Vgl.   auch  Plutoni  Plutonis.     [Höfer.] 

Augusto,  Bev.  arch.  S.  3  T.  39  (1901),  450  nr.  115;  Plutonis  (Illovxcovlg)  =  Persephone,  Orakel 

ebend.  Ser.  4  T.  2  (1903),  453  nr.  318.  bei   Hendess,    Orac.  Gr.  (Diss.  Halle  4  [1880]) 

Von  Münzen  seien  aufser  den  Bd.  1  Sp.  1811  f.  S.  157  v.  24.  26.  30  (?))  aus  Phlegon  Mir<ä>.  10 

erwähnten  —   abgesehen  von   denjenigen   mit  p.  134.     Paradoxogr.    ed.    Westermann   S.   134 

der  Darstellung  des  Koraraubes  (Bd.  2  Sp.  1374),  v.  21.   23.  28  (?)   =   Rer.  natur.  Script.   Graeci 

zu   denen    ich  nur   die   eine   von  Gordus  Iulia  min.  ed.  Keller  1,  77  v.  7.  9.  14  (?).    S.  Plutone. 

füge,  weil  hier  dem  Gotte  AU(i]g)  beigeschrie-  [Höfer.] 

ben  ist,  Cat.  of  greek  coins  Brit.  Mus.  Lydia  Plutos  (Illovxog,  in  älterer  Orthographie 
98,  44  —  folgende  angeführt:                                «0  Uloxog  auf  der  Preisvase  bei  Stackeiberg,  Die 

Apollonoshieron     (Lydien):     stehender  Gräber  der  Hell.   17);   die   erweiterte   Bildung 

Hades  mit  Kerberos,  Imhoof-Blumer,  Lydische  TIlovxcov  für  denselben  Begriff  Aesch.  Pro m.  806; 

Stadtmünzen  44,  4  taf.  3,  1.    Cat.  of  greek  coins  Soph.  frgm.  251,  261  N.\  Aristophanes  PI.  727; 

in  the  brit.  Mus.  Lydia  24,  6.  25,  11.  Paus.  1,  8,  2;    Schol.   Theoer.  3,  50;    Leontius 

Epiphaneia    (Kilikienj:    sitzender    Hades  bei  Boccaccio  de  gen.  deor  8,4.    Eine  Erklärung 

mit  Kerberos,  Cat.  brit.  Mus.  Lycaonia,  Isauria  dieser  sprachlichen  Parallelbildung  giebt  Usener, 

77,  6  pl.  13,  7.  Götter namen  16,   28.     Die   Tatsache,   dafs   der 

Herakleia  ad  Sipylum  (Lydien):  sitzen-  Name  niovxcov  überhaupt  erst  bei  den  attischen 


2573                      Plutos  Plutos                      2574 

Dichtern  des  fünften  Jahrhunderts   vorkommt  von  Mannhardt,  Korndämonen  33,  gelegentlieh 

(s.  oben  unter  Hades,  Bd.  1  Sp.  1786),  läfst  an-  herangezogene  Vergleich  mit  der  germanischen 

gesichts    der   für    IJXovxog   vorliegenden  Zeug-  Kornmutter    und    dem    Kornkind    seheint    un- 

nisse  die  letztere  Form  als  die  ursprünglichere  zutreffend,    da    die    in    den  Darstellungen    der 

erscheinen.    Der  etymologische  Zusammenhang  Kunst  übliche  Kindlichkeit  des  Plutos  der  ur- 

ergiebt  den  Begriff  der  „Fülle"  (Curtius,  Etym.*  sprünglichen     Auffassung     nicht     entspricht.) 

p.  277 :  Wurzel  itXcc,  Vanigek  1,  500  itXo,  Brug-  Wenn    aber   schon    in    dem    letzteren  Zug  der 

mcmn  in  1.  Müllers  Handbuch  2,  96  pleu),  der  Willkürlichkeit    ein   Ansatz    zu    späteren  Vor- 

durch    die  Angabe  Hesychs   v.    nXovxog-  i)  zäv  Stellungen  zu  finden  ist,  so  zeigt  der  Hinweis 

C7Tt(JuuTcov   inixaQitiu    xal   TtavGnsQiua   und  v.  10  auf  das  Wandern   über  Land  und  Meer,   dafs 

£VTt!ovTov   Y.a.vovv'   itXovxov  sXsyov  ri]v  ix  x<äv  die  Hesiodische  Fassung  die  älteste  Form  des 

■KQi&iöv  xcci  xäv  itVQcav  Tcsgiovaiav  als  „Getreide-  Mythus   nicht   enthält   (gegen   die   von  Mann- 

fülle"  genauer  bestimmt  wird.  Mit  der  Erhebung  hardt,  Forsch.  239  vorgeschlagene  Athetese  der 

zur  Personifikation   vollzog  sich  nach  den  von  Verse  972 — 74  wendet  sich  mit  Recht  Crusius, 

TJsener  gegebenen  Analogieen  (332. 370)  eine  Ver-  Beiträge  p.  24);  sie  gehört  einer  Kulturstufe  an, 

Schiebung  der  Bedeutung  zu  dem  Begriff  eines  auf  der   neben    dem  Ackerbau    die    Schiffahrt 

nomen    agentis    „des    die    Getreidefülle    Ver-  eine  wichtige  Quelle   des  Erwerbs  bildet  (vgl. 

leihenden"  (Usener  selbst  übersetzt:  der  Reiche),  auch    Meyer,    Gesch.   d.  Altert.   2,    116).     Der 

was  da,  wo  die  Personifikation  nicht  vollzogen  agrarische   Charakter  des  Mythus   tritt  in  der 

ist,  auch  durch  7iXovxo86xr]g  (z.  B.  Hesiod  op.  122)  20  Schilderung    der    Geburt    des   Plutos    deutlich 

ausgedrückt  wird.  zutage,  seine  ursprüngliche  Wirksamkeit  aber 

Litteratur:  Vofs,  Hymn.  in  Ger.  zu  v.  489;  ist  infolge  der  Erweiterung  seiner  Kompetenz 
Preller,  Demeter  u.  Persephone  285;  Gerhard,  zu  der  Vorstellung  ziellosen  Hin-  und  Her- 
nes. Abh.  2,  186;  Prodromos  52;  Strube,  „über  wanderns  verblafst. 

den  Bilderkreis  von  Eleusis"  51;  Stephani,  C.  R.  Über  diese  Seite  geben,  unter  gleichzeitiger 

1859,  105;  Lehrs,  pop.  Aufs.-  295;  Mannhardt,  Loslösung  von  der  von  Hesiod  erwähnten  my- 

mythol.  Forsch.  238;  Feld-  u.  Waldkulte  2,  245;  thologischen  Verbindung,  die  folgenden  Zeug- 

Milani,  Rom.  Mut.  5,  92.     Reinach,  Rev.  arch.  nisse    Auskunft.     In    dem    pseudohomerischen, 

1900,  97.  zweifellos    recht  alten    (Schmidt,   de   Her.    vit. 

I.  Plutos  als  selbständige  Gottheit  30  Hom.  187)  Eiresionelied  (Herod.  vita  Hom. 
agrarischen  Charakters  wird  zuerst  von  He-  Suidas  s.  v.  "O^vQog),  das  bei  Einbringung  der 
siod  erwähnt,  Theog.  969 — 74,  als  SohnDemeters  ä%a,Q%ai  der  Ernte  (Mannhardt,  F.  u.  W.  2,  247) 
unddesIasios(s.  Iasion,Bd.2,Sp.  60)  •.  Jri^xvQ  ^isv  die  Knaben  vor  den  Türen  der  Reichen  sangen, 
JJXovxov  iysivccxo,  61a  &£ä.a>v,\'Iaßi(p  i'jQcoi  uiysiß'  den  baldigen  Einzug  der  Ernte  in  das  Haus 
iQccTtj  cpiXoxwxi  |  vEico  %vi  rgntoXa  KQi\xr\g  iv  „des  vielvermögenden  Mannes"  ankündigend, 
Ttiovt  dr/'fto)  |  ic&Xbv,  Ög  sie'  iitl  yfjv  xs  xal  tigia  heifst  es  v.  3:  ccbxcci  uv<x-/.XLv£6&i:  &vqcci  ■  IJXovxog 
vöoxa  d'aXdaang  \  itdvxiy  reo  öh  xv%6vxi  xai  ov  ya.Q  'dßsiGiv — noXXog  (Mannhardt  unnötig  iß&Xog) 
x'  ig  %tiQo:g  ixr]X<xi,  |  xbv  d'  acpveibv  i&rjxs,  noXvv  evv  IJXovxco  öh  xcd  EvyQOOvvr]  xt&aXvla  j  EtQtjvr} 
xe  oi  coTTuosv  öXßov  (s.  auch  Diod.  5,  49;  Schal.  3  %  u.ya%r\.  öaa  d'  äyysct,  (isaxä  \Ltv  si'v  etc.  (das 
Bergk  3  p.  644;  Cornutus  28;  Tfiemistius  or.  40  Nähere  bei  Mannhardt  a.  a.  O.);  und  in  dem  ver- 
30  p.  351).  Der  hier  erwähnte  IsQÖg  yd^iog  wird  wandten  Lied  des  Phoinix  von  Kolophon  (zu- 
ohne  Nennung  des  Plutos  auch  von  Hom.  t  125  ff.  letzt  abgedruckt  bei  Crusius,  Herond.  mimiamb. 
erwähnt,  und  man  hat  deshalb  unter  der  Vor-  71)  berufen  sich  die  Koronisten  auf  den  bereits 
aussetzung,  dafs  schon  dem  Homer  der  voll-  im  Hause  befindlichen  Gott  als  den  Erfüller 
ständige  Mythus  bekannt  gewesen  sein  müsse,  ihrer  Bitte  (Bergk,  Comm.  de  Phoen.  iambo  p.  7 
auf  eine  beiden  Versionen  gemeinsame  altepische  korrigiert  ohne  Grund,  um  die  Situation  des 
Quelle  geschlossen  (Mannhardt ,  Forschungen  Eiresioneliedes  herzustellen).  Dieser  Einzug  in 
238),  wofür  allerdings  die  gleichlautende  Bezeich-  das  Haus,  das  er  mit  seinem  Segen  anfüllt, 
nung  des  Ortes  der  Vereinigung  (vsia  tri  xqi-  ist  mit  der  Vorstellung  des  Gottes  enge  ver- 
noXa)  zu  sprechen  scheint.  Der  Mythus  in  50  bunden  (Analogieen:  die  Demeter  iniaaGa,  ini- 
dieser  Form  mag  auf  Kreta  lokalisiert  ge-  noXa,  iiioixiöia  Hesych.  Crusius,  Beiträge  p.  21 
wesen  sein  (über  Kreta  als  hervorragende  Stätte  Anm.  3;  die  Einkehr  des  Dionysos  s.  1,  1144, 
des  Demeterkultes  vgl.  Preller,  Demeter  u.  Pers.  der  personifizierten  Ilsvicc,  Theogn.  351).  Plutarch 
27).  Den  sonstigen  homerischen  Vorstellungen  berichtet  ferner  (quaest.  symp.  6,  8,  1)  von  einer 
fremd,  gehört  Plutos  in  eine  Reihe  mit  andern,  alten  Sitte  in  Chaironeia,  nach  der  (natürlich 
von  Hesiod  aus  volkstümlicher  Überlieferung  in  der  Zeit  der  Ernte)  der  BovXiwog  ausgetrieben 
geschöpften  mythologischen  Bildungen,  denen  und  TLXovxog  und  'Tyima  hereingerufen  wurden, 
an  Stelle  der  homerischen  dcoxfiQbg  ideov  die  Vgl.  auch  Aristoph.  Plutus  230,  wo  in  der  pa- 
Spendung  des  Natursegens  zukommt  (vgl.  die  thetischen  Aufforderung  zum  Eintritt  die  an- 
ähnliche Schilderung  der  Tätigkeit  der  Da-  60  schauliche  Grundbedeutung  durchschimmert, 
monen  Hes.  op.  125).  Der  Sinn  des  Mythus  ist  Hipponax  Bergk  2,  p.  470;  Amphis  2,  242  K. ; 
durchsichtig.  Die  sonst  in  der  Wirksamkeit  Chaeremon  fr.  37  N.,  vielleicht  ein  Nachklang 
der  Demeter  vereinigten  Segnungen  der  Er-  in  Pindar  Ol.  2,  53.  Merkwürdig  ist  die  auf 
zeugung  und  Spendung  des  Getreides  sind  hier  den  Inachos  des  Sophokles  bezügliche  Notiz 
getrennt:  Demeter  gebiert  die  in  der  Zeit  der  des   Schol.  zu  Arist.  Plutus ;   zu  v.  727  ist   die 


ö 


Saatausstreuung  als  Keim  aufgenommene  Ernte-  Rede  von  der  TJXovxavog  insioodog  und  zu  v.  807 
fülle,  die  zu  einer  selbständigen,  wahllos  sich  wird  bemerkt:  oxs  xov  Jiög  siötX&övxog  Ttdvxa 
darbietenden    Gottheit    hypostasiert    ist.     (Der       (i£6xu  ayu&üv  iyivsxo.   Das  Anfüllen  des  Hauses 


2575                     Plutos  Plutos                     2576 

mit   der  Getreidefrucht,   das   sonst  Plutos   zu-  der  attischen  Vase  von  Kertsch  (CR.  1859  pl.  2; 
kommt,  wird  hier  auch  von  Zeus  ausgesagt,  der  Overbeck,  Atlas  T.  XVIII,  18;  Baumeister  521) 
in  genauer  Übereinstimmung  dieselbe  Funktion  neben  Demeter  mit  leerem  goldenen  Füllhorn 
im  oiphischen  Hymnus  73,  4  ausübt  (Ztvg  itlov-  als  kleiner  nackter  Knabe";  in  Jünglingsgestalt 
xoÖöxr\g  onoxav  ys  ßgväZwv  olxov  iotl&rj,  s.  Vofs  als  nagsSgog  des  Dionysos  auf  dem  Revers  der 
a.  a.  0.;  s.  auch  Suidas  s.  v.  Zs vg  v.xr\6iog-  ov  %ccl  Pourtalesvase    (Panofka,   31us.   Paart,   pl.  16; 
iv  rolg  xaiLtaioig  ISqvovxo  mg  Ttlovxodöxnv  und  Wieseler  2,  10,  112;  Overb.  T.  18,  19),  ebenfalls 
dazu  Chr.  Petersen,  Der  Hausgottesdienst  d.  a.  durch    das    Attribut    des    Füllhorns    kenntlich. 
Griechen,  Z.  f.  Altertumsk.  1851,  p.  109).    Plutos  Der  beiden  Darstellungen  gemeinsame  Gegen- 
scheint   hier    analog    der    eleusinischen  Über-  io  stand,  die  Einweihung  des  Herakles,  bezw.  des 
lieferung  die  untergeordnete  Rolle  eines  dienen-  Herakles    und    der    Dioskuren    im   Telesterion 
den  Begleiters   zu  spielen  (s.  Hemsterh.  Schol.  von  Eleusis  (Prelle r-Bobert  1,  790  A.  5,   nicht 
Graec.  in  Ar.  Dindorfi,  238).    Es  sind  durchaus  im  Heiligtum  von  Agrai,  wie  im  Anschlufs  an 
volkstümliche    Quellen,     die    uns    die    Grund-  St  ruhe  p.  49  Overbeck  3,  670  u.  Milan  i  meinen) 
bedeutung    des    alten  Bauerngottes    in    klarer  ist  nicht  gerade  geeignet,  die  Vermutung  Mi- 
Anschaulichkeit    erkennen    lassen:    durch    die  lanis  (p.  104)  zu  unterstützen,  der  den  Knaben 
weitgeöffneten  Thorehielt  er  zur  Erntezeit  seinen  Plutos  dem  Fest  der  Anthesterien ,   den  Jüng- 
Einzug,  nicht  wie  Dionysos  nur  in  die  Häuser  ling   dem   der  Synoikesien   zuweisen  will.     In 
von  wenigen  begnadeten  Sterblichen,   sondern  ausschliefslicher   Gesellschaft  der  beiden  Göt- 
in   jede    Bauernscheune;    die  Hungerzeit    war  20  tinnen  ist  er  nicht  nachweisbar  (die  von  Ger- 
nun   vorüber,   und  auch   die   Bettler    erhielten  hard  2  p.  408  A.  199  in  diesem  Sinn  versuchte 
von    der   Fülle    des    Segens    den    gebührenden  Deutung  der  pränestinischen Terrakottagruppen, 
Anteil.      Mit    der    Veränderung    der    Kultur-  Aid.  Bildw.  T.  2,  1  u.  2,  ist  unwahrscheinlich), 
bedingungen  komplizieren  sich  die  Gaben,  die  Dagegen   ist   er   mit  Demeter   allein    auf  dem 
er  bringt;  es  beginnt  aber  zugleich  damit  der  Relief  in  den  Uffizien  (Abb.  1  =  Ann.  1854,  p.  76 
Prozefs    allegorischer  Verflachung.     Eine    leb-  Fig.  10;  Overbeck  T.  16  Nr.  2;  auch  bei  Darem- 
hafte   Empfindung   spricht    sich    noch    in    den  berg-Saglio  1,  2  p.  1038  abgebildet)  verbunden, 
Tfwognidea  aus,  wo  er  (523. 1117)  der  am  meisten  wo  ein  Knabe,  von  andern  Triptolemos  genannt 
geehrte,  der  schönste  und  lieblichste  der  Götter  (Strube  p.  89),    nach    den  überzeugenden  Aus- 
genannt  wird,   der  auch  den  schlechten  Mann  30  führungen  Overbecks  (p.  516)    vielmehr  Plutos, 
edel  macht  (dieser  Stelle  mit  Vofs  einen  ironi-  vor  der  sitzenden  Demeter  steht,  die  in  seinen 
sehen    Sinn    zu    unterschieben,    verbietet    der  schon    gefüllten   Gewandbausch    noch    weitere 
Vergleich  mit  v.  651 ;  eine  ähnliche  Anschauung  Ähren   legt.     Eine    Analogie    dazu   bietet    das 
bei  Hes.  op.  649;  über  Pindar  s.  Buchholz,  Die  Smaragdplasma  der  Florentiner  Sammlung,  von 
sittl.    Weltansch.   des  Find.    u.  Aesch.   34);    bei  dem  das  Berliner  Museum  eine  Glaspaste  besitzt 
Soph.  Track.  134  erscheinen  als  sein  Gegensatz  (Gori,  Mus.  Flor.  2,38, 4;  Lippert  1,98;  Gerhard, 
die  Keren,    die    wie  Tag  und  Nacht   mit  ihm  A.  B.  311, 12);  vor  der  sitzenden  verschleierten 
wechselnd  im  Leben   der   Sterblichen    walten.  Demeter  erhebt  ein  nackter  Knabe  einen  Korb 
II.  Plutos  im  Gefolge  der  beiden  Göt-  mit  fünf  Ähren  in  beiden  Händen  gegen   die 
tinnen  in  Athen-Eleusis,  Plutos-Pluton.  40  Göttin,  die  ihm  die  geöffnete  rechte  Hand  ent- 
An   die  Stelle   des  selbständig  wirkenden,   im  gegenstreckt  (Overbeck  p.  506).     Ein   ähnliches 
Bunde  mit  Hören  und  Chariten  unterschiedslos  Motiv  weist  der  geschnittene  Stein  auf  bei  Gori, 
seine  Gaben  austeilenden  Naturgottes  tritt  der  thes.  gemm.  astrif.  t.  110;  Stephani  p.  107.    Der 
als    Gefolgsmann    der    beiden    Göttinnen    ge-  mit    Ähren  gefüllte   Bausch   oder    der  Ähren- 
dachte  Mysteriendämon  von  Eleusis ;  vgl.  den  korb  (vgl.  Hesych  svitlovxov  navovv)  entsprechen 
Hymn.  Hom.  in  Gerer.  486:    cui/x*  xi   ol   Tti[i-  dem    sonst    üblichen    Attribut    des    Füllhorns. 
■KovGiv  icptoxiov  ig  \i£ycc  öü[ia  \  IJlovxov,  bg  äv-  Neuerdings   hat  ferner   Beinach    in   der  Revue 
&QW7toig    äcpsvog   %-vr\xol6i    didcoöiv.      Die    Ge-  arche'ol.    1900,   p.  87  ff.    ein    interessantes,    aus 
weihten,   die  im  Jenseits  ein  besseres  Los  als  dem   Ende    des    5.   oder   dem   Anfange   des   4. 
die  andern  zu  erwarten  haben  (v.  480),  werden  50  Jahrhunderts    stammendes    rhodisches    Vasen- 
schon  im  Diesseits  durch  Plutos  belohnt.    Der-  bild  attischer  Herkunft  veröffentlicht,   das  die 
selbe  befindet  sich  auch  in  der  Gruppe  der  von  Geburt    des    Plutos    darstellt.      Entsprechend 
den     Thesmophoriazusen     angerufenen     Gott-  der  Rolle,    die   sie   bei  der  Geburt  des  Erich- 
heiten  (Aristoph.    Thesm.   295;    vgl.    dazu    die  thonios    spielt,    hebt    Ge   auf  einem    Füllhorn 
schwankende  Erklärung  der  Schol),  neben  De-  das  Kind  empor,  das  sich  der  Mutter  Demeter 
meter,  Köre,  Kalligeneia,  Kurotrophos,  Hermes  zuwendet.     Die    übrigen   Figuren,    von    denen 
und    den    Chariten    (s.  Preller- Robert  1,  780).  oben    Triptolemos    auf  dem    Schlangenwagen, 
Die    besonders    durch    die    erstere    Stelle    be-  links  Persephone  und  rechts   der  jugendliche 
zeugte    untergeordnete     Stellung     des     Plutos  Iakchos    unzweifelhaft    sind,    lassen    die  Deu- 
in    diesem   Kreise  wird   auch   durch   die  Dar-  60  tung   Reinachs    als    vollkommen    gesichert    er- 
stellungen  der  Kunst  bestätigt,  bei  denen  frei-  scheinen.    Für  die  ausschliefsliche  Verbindung 
lieh  die  Scheidung  zwischen  dämonistischer  und  mit  Köre  läfst  sich  mit  einiger  Wahrschein- 
allegorischer  Auffassung  kaum   durchzuführen  lichkeit  nur  ein  Beleg  beibringen:    auf  einer 
sein    wird.      Übereinstimmend    ist    er    in    den  Münze  von  Kyzikos  (Gerhard,  Ges.  A.  311,  23; 
attischen    wie    den    nichtattischen  als   Knabe,  Prodromos    p.  79;    Stephani  p.   107)    erscheint 
seltener  als  Jüngling,   aufgefafst;   seine  Attri-  auf  der  einen   Seite   der  Kopf  der  Koqt}  ~6>- 
bute    sind    das  Füllhorn    oder    der  Ährenkorb.  xuqu,   auf   der  andern  ein  Jüngling  mit  Füll- 
So  erscheint  er,   von  niemand  bezweifelt,   auf  hörn,  der  von  Gerhard  und  Stephani  als  Plutos 


2577 


Plutos 


Plutos 


2578 


bezeichnet  wird.  Abzulehnen  dagegen  ist 
wegen  der  befremdlichen  Situation  diese  Deu- 
tung (sehr  reserviert  Orerbeck  p.  699)  bezüglich 
des  auf  einem  Schlangenwagen  stehenden 
Mannes  auf  einem  Karneol  bei  Cades,  Grosse 
Abdrucks.  3  Nr.  22.  Endlich  ist  die  bei  den 
Komikern  beliebte  greisenhafte  Bildung  des 
agrarischen  Plutos  in  der  Kunst  nicht  nach- 
weisbar, da  die  von  Strube  p.  18  und  Lenorm. 
u.  de  Witte  (el.  ce'ram.  3  p.  172)  hierauf  bezogene 
Erklärung  des  alten  Mannes  mit  Szepter  und 
Füllhorn  auf  der  rotfigurigen  Vase  bei  Over- 
beck  T.  15,  31  von  Stephan  i  p.  110  mit  Recht 
bekämpft  wird,  und  andrerseits  die  Thon- 
figuren  bei  Panofka  T.  49;  Gerhard,  Kwpfert. 
L,  1 — 5,  s.  G.  A.  2,  553  zu  vieldeutig  sind,  um 
die   Beziehung-   des    silenesken  Alten   und  der 


schaff  der  Demeter,  die  allerdings  das  Scholion 
erwähnt,  und  gewisse  Kunstdenkmäler  nahe  zu 
legen  scheinen. 

Ebenso  wenig  läfst  sich  Genaueres  über 
die  Rolle  aussagen,  die  er  im  Kult  gespielt 
hat.  Der  von  Strube  und  Gerhard  gemachte 
Versuch,  ihn  als  Mysteriendämon  von  Agrai  zu 
charakterisieren,  erledigt  sich  durch  die  Lokali- 
sierung des  auf  der  Vase  von  Kertsch  und  der 
io  Pourtalesvase  dargestellten  Vorgangs  im  Te- 
lesterion  von  Eleusis.  [Dafs  er  zu  den  im  Haus- 
gottesdienst verehrten  Gottheiten  gehört  habe, 
darf  nicht  mit  Petersen  a.  a.  0. 112  und  Chantepie 
de  la  Saussaye,  Religionsgeschichte*  2,  301  aus 
Arist.  PI.  1191  geschlossen  werden  (über  die 
zeitgeschichtliche  Bedeutung  dieser  Stelle  vgl. 
Herbst,    Über   die  Schlacht  bei  den  Ans i  mixen, 


1)  Demeter  und  Plutos,  Relief  in  Florenz  (nach  Overbeck,  AU.  z.  Kunstmyth.  XVI,  2  a). 


Frau   auf  Plutos-Kore  als  plausibel  erscheinen 
zu  lassen. 

Es  lassen  sich  zwei  Tatsachen  aus  diesen 
spärlichen  Zeugnissen  der  Litteratur  und  Kunst 
als  sicher  erweisen:  das  Herabsinken  des  nach 
sonstigen  Auffassungen  selbständigen  Gottes 
in  die  Gefolgschaft  der  eleusinischen  Gottheiten 
und  die  Kontinuität  seines  agrarischen  Charak- 
ters, der  sich  in  den  Attributen  der  Kunst  aus- 
spricht. Die  Frage,  ob  sich  ein  Zusammen- 
hang mit  andern  Kulten  feststellen  lasse,  wird 
zu  verneinen  sein.  Was  Strube  p.  53  über  die 
Möglichkeit  einer  Verpflanzung  des  in  Kreta 
heimischen  Mysteriendämons  nach  Athen  durch 
Vermittlang  des  Epinienides  vorbringt,  ist 
wenig  einleuchtend.  (Über  den  Zusammenhang 
mit  Kreta  s.  übrigens  Gruppe,  I.  Müller,  Handb. 
5,  2,  49.)  Direkt  kretischer  Einflufs  ist  um  so 
weniger  anzunehmen,  als  abgesehen  von  der 
vermutlich  lokalen  Verbindung  mit  Iasion,  der 
sich  meines  Wissens  nirgends  mit  Wahrschein- 
keit  in  der  attischen  Kunst  nachweisen  läfst, 
in  dem  ältesten  Denkmal,  dem  homerischen 
Hymnus,  nur  eine  lose  Zugehörigkeit  des  Plutos 
zu  den  in  einheitlicher  Wirksamkeit  gedachten 
Göttinnen  bezeugt  wird,  und  nicht  die  Mutter- 


Beilage  1),  ist  aber  nach  den  oben  gegebenen 
Ausführungen  nicht  ohne  innere  Wahrschein- 
lichkeit.] Eine  Verschmelzung  des  eleusini- 
schen Plutos  mit  Iakchos,  der  auch  nkovro- 
86xr\g  genannt  (Arist.  Ran.  479  und  auf  der 
eleusinischen  Inschrift  bei  Lenormant,  rech, 
arche'ol.  ä  Eleus.  nr.  25  p.  71)  und  in  der  Kunst 

50  ähnlich  dargestellt  wird  (s.  oben  unter  Iakchos, 
S.  11),  nehmen  Gerhard ,  G.  A.  2,  324;  Bau- 
meister 471;  Lenormant  bei  Daremb.-Sagl.  1,  2, 
1061  unter  Ceres  an;  nach  der  Vermutung  des 
letzteren  ist  Plutos  (le  nom  de  Ploutos  appa/r- 
tient  au  fond  premier  ä  la  religion  de  VAttique) 
später  durch  den  Iakchos  nlovroSörris  verdrängt 
worden.  Diese  höchst  problematische  Hypo- 
these würde  aber  die  Schwierigkeiten  nur  noch 
erhöhen    und    die  Lösung    der   für    die   ganze 

60  Auffassung  entscheidenden  Frage  erschweren, 
der  Frage  nach  dem  Verhältnis  des  eleusinischen 
Plutos  zum  (chthonischen)  Pluton  am  Areopag 
und  in  Eleusis  (vgl.  oben  unter  Hades,  Sp.1791). 
Gerhard,  Prodromos  52,  78  Anm.  58  und  G.  A. 
2,  189  vermutet,  dafs  „der  Getreidedämon  dem 
Unterweltsherrscher  in  mystischem  Doppelsinn 
verschmolzen  wurde,  dafs  der  Plutos  der  Thes- 
mophorien  mit   dem  Pluton   des  Areopag   die- 


2579 


Plutos 


Plutos 


2580 


selbe  Person  sei",  wogegen  Scherer  (s.  oben 
unter  Hades  Sp.  1787)  eine  strenge  Unterschei- 
dung fordert  mit  der  Begründung:  „Plutos  ist 
eine  blofse  allegorische  Figur,  nichts  als  die 
Personifikation  des  Reichtums".  Sonst  hat  sich 
niemand  mit  eingehenderer  Begründung  dar- 
über geäufsert.  Wir  stellen  im  Folgenden 
die  durch  eine  neue  Prüfung  des  Materials  ge- 
wonnenen Ergebnisse  kurz  zusammen. 

Plutos  ist  ursprünglich  eine  in  ihrer  Wirk-  10 
samkeit  lebhaft  empfundene  Gottheit;  die  Alle- 
gorisierungr,  welche  besonders  durch  die  Kunst 
begünstigt  wurde,  ist  sekundär.  Die  ältere 
Namensform  ist  IHovrog;  mit  dieser  wurde 
später  zur  Unterscheidung  von  dem  Unter- 
weltsgott die  Personifikation  des  Reichtums 
bezeichnet  (z.  B.  bei  den  Orphikern  Hymn.  68, 9. 
18,  4;  Luciom,  Tim.  20;  Eustathius  2,  217IT); 
doch  findet  sich  für  die  letztere  wiederholt 
auch  die  Form  TLlovzcov  (s.  oben).  Umgekehrt  20 
läfst  sich  selbst  für  den  chthonischen  Gott  der 
Name  IJlovtos  belegen.  Von  den  märchen- 
haften Gaben,  welche  die  Unterweltsflüsse  mit 
sich  führen,  heifst  es  Pherecr.  Pers.  1,  182. 
fr.  130 K. :  anb  r&v  mqywv  r&v  rov  Uloinov 
gavoovTcu.  (vgl.  Metall.  1,  175.  fr.  108,  3 ;  Zielinski, 
Die  MärchenJcomödie  p.27 .  31;  Graf,  Leipz.Stud. 
8  p.  79;  Ritter,  de  Ar  ist.  Plut.  75;  s.  auch  Aesch. 
Protn.  806;  vgl.  dazu  den  metaphorischen  Ge- 
brauch von  itlovrov  h\Lr\v  Aesch.  Pers.  250,  30 
ähnl.  Eur.  Or.  1077,  Luc.  Tim.  18).  Daraus 
geht  hervor,  dafs  eine  begriffliche  Unterschei- 
dung auf  Grund  des  Namensunterschiedes  nicht 
zulässig  ist.  Seiner  Wirksamkeit  nach  ist  Plutos 
der  Gott,  der  dem  Bauern  die  Saatfrucht  spendet ; 
denselben  Charakter  hatte  nach  den  wertvollen 
Nachweisen  von Foucart,  Le  culte  de  Pluton  dans 
la  rel.  eleus.  Bull,  de  corr.  hell.  7  p.  387  ff.  der 
eleusinische  Pluton,  der  in  diesem  Sinn  auch 
inMykonos,  Amorgos,  Paros,  Knidos  und  andern  40 
Orten  (p.  402)  verehrt  wurde.  Der  kultlichen 
Bedeutung  nach  tritt  er  hinter  den  beiden  Göt- 
tinnen zurück;  dasselbe  gilt  vom  eleusinischen 
Pluton  (s.  Foucart  a.a.O.,  ob.  unt.  Hades,  Sp.  1791). 
Es  bedarf  keiner  Erneuerung  der  Gcrhardschen 
Mystik,  um  die  Tatsache  evident  zu  finden, 
dafs  der  eleusinische  Plutos-Pluton  begrifflich 
nicht  zu  trennen  und  mit  dem  in  Hesiod  und 
dem  Eiresionelied  erwähnten,  in  den  verschie- 
densten Gegenden  verehrten  Getreidegott  iden-  50 
tisch  ist.  Eine  in  die  Augen  springende  Ver- 
schiedenheit der  Vorstellung  mufs  aber  freilich 
noch  erwähnt  und  in  ihrer  Bedeutung  ge- 
würdigt  werden.  Während  nämlich  der  Sitz 
des  chthonischen  Gottes  das  Erdinnere  ist,  von 
dem  er  seine  Gaben  emporsendet  (die  Beispiele 
zu  dem  avtivat  raya&d.  s.  bei  Graf  p.  62  ff.  und 
oben  Sp.  1786;  vgl.  dazu  die  bezeichnende  Stelle 
des  Demetr.  Phal.  bei  Athen,  deipnos.  6  p.  233 
i"/.TtL^ovar\<s  tfjg  7tXiovs'E,lug  ävdi-siv  ix  rcbv  uv%(bv  60 
Tf/S  yfjs  avrbv  rbv  IHovrcova),  hält  der  agra- 
rische Plutos  in  Übereinstimmung  mit  der  nicht- 
eleusinischen  Überlieferung  als  icpeotiog  seinen 
Einzug  in  die  Häuser  der  begnadeten  Menschen. 
Eine  Erklärung  dieses  Unterschieds  kann  nur 
darin  gefunden  werden,  dafs  die  in  der  ersten 
Version  offenkundige  Verschmelzung  mit  Hades 
in    der    zweiten    nicht    vollzogen    ist.     Plntos- 


Pluton  war  ursprünglich  eine  selbständige  Gott- 
heit, nicht  blofser  Beiname  des  Hades;  die 
Identifizierung,  die  Verbindung  des  agrarischen 
und  chthonischen  Charakters,  trat  erst  ein,  als 
die  Bd.  1  Sp.  1785  geschilderte  Veränderung  in 
dem  Bilde  des  Unterweltsgottes  erfolgt  war. 
Der  Parallelismus  der  beiden  in  der  Kunst  aus- 
geprägten Typen  und  die  Einreihung  in  die  ver- 
schiedensten mythologischen  Zusam- 
menhänge   haben   darin   ihren   Grund, 


2)  Eirene  und  Plutos  (Marmorstatue  in  München.) 

dafs  neben  der  dämonistischen  Auffassung  die 
Allegorisierung  herging;  eine  Scheidung  ist 
nicht  überall  durchführbar;  der  Plutos  des 
Aristophanes  enthält  eine  merkwürdige  Ver- 
einigung beider  Elemente. 

III.  Plutos  in  anderen  mythologischen 
Verbindungen.  1)  Im  Bunde  der  vier 
Hören,  deren  Zusammenhang  mit  Demeter 
Mcmnhardt,  F.  u.  Wie.  2,  245  nachgewiesen 
hat,  erscheint  nach  Försters  Erklärung  (Arch. 
Z.    1875    p.  79)    der    kleine,    ein    paar    grofse 


2581 


Plutos 


Plutos 


2582 


3)  Münze 

(aus  Overbeck.  Plastik* 

■2,  9,  Fig.  96). 


Ähren  haltende  Plutos  auf  einem  attischen  Sar- 
kophag bei  Steph.  N.  66  p.  108:  Overb.  Aü.  XV 
Nr.  3  p.  573.  Besonders  eng  schlofs  er  sich  der 
Eirene  an,  der  Höre  wie  der  Friedensgöttin. 
niovzog  und  siQrjvn  unpersönlich  schon  bei 
Rom.  co  486;  Bakchylides  13,  1;  Bergk  3,  573; 
ihr  nebengeordnet  irn  Eire- 
sionelied  u.  im  Hymn.  orph. 
40,  20;  ihr  untergeordnet, 
aber  ohne  persönliche  Fas-  10 
sung,  in  zahlreichen  Attri- 
buten, Find.  Ol.  13, 10 ;  Em. 
Bakch.  419,  fr.  462;  Arist. 
fr.  109;  Hymn.  orph.  43,  2; 
C.  I.  A.  3,  i,  370.  Die  agra- 
rische Grundbedeutung  war 
längst  geschwunden,  als 
Kephisodot  den  Zusammen- 
hang zwischen  Frieden  und  Reichtum  zu  voller 
Personifikation  erhob  (vgl.  Abb.  2  u.  d.  Art.  Eirene,  20 
Sp.  1221:  die  sogenannte  Leukothea  mit  ihren 
Nachbildungen).  Derselbe  Gegenstand  ist  auf 
einem  Skarabäus  dargestellt  bei  Gerh.  uned. 
Bildw.  T.  311,  18 ;  Köhler,  Ges.  Sehr.  5,  174  Nr.  2 ; 
Stephani  p.  107 :  die  sitzende  geflügelte  Eirene 
hält  den  geflügelten  Plutos.  Wenn  die  auch 
sonst  nachzuweisende  Beflügelungr  des  Plutos 
überhaupt  begründet  werden  kann,  so  ist  eher 
an  die  durchsichtige  Allegorie  von  der  Fluch- 
tigkeit  des  Reichtums  (Schulz,  Ann.  d.  I.  11,  123;  30 
Müani  p.  94)  als  an  seine  Eigenschaft  als 
Mysteriendämon  {Gerhard,  Procir.  p.  84)  zu 
denken.  Dasselbe  Motiv  auf  einer  Hydria  bei 
Gerh.  A.  V.  2  tav.  83  p.  16.  Ferner  hat  Stephani 
(C.  R.  1876  p.  16)  die  parallel  der  Athene  mit 
Nike  stehende  Frau,  deren  linker  Arm  einen 
nackten  Flügelknaben  hält,  auf  der  1875  in 
Kertsch  gefundenen  panathenäischen  Amphora 
mit  einiger  Zurückhaltung  in  diesem  Sinn  ge- 
deutet und  die  in  der  Beflügelung  bestehende  40 
Abweichung  von  dem  Werke  des  Kephisodot, 
das  als  Vorlage  vermutet  wird,  aus  Gründen 
der  Symmetrie  erklärt.  Neuerdings  hat  Müani 
unter  teilweiser  Voraussetzung  eines  doch  sehr 
problematischen  Synkretismus  noch  eine  Reihe 
anderer  Darstellungen  hierher  bezogen:  1)  Die 
Spiegelkapsel  im  Florentiner  Museum  (Heyde- 
mann,  Mitt.  aus  Antikensamml.  1879  p.  98  n.  62; 
Verwandtes  bei  Müani  p.  93)  =  Dionysos, 
Eirene,  Plutos;  Eur.  Bakch.  416.  2)  Die  kale-  50 
nische  Schale  bei  Benndorf,  Gr.  u.  sie.  Vasenb. 
tav.  LVII,  9  p.  113;  Hörnes,  arch.  epigr.  Mut. 
aus  Österr.  3,  72,  5.  3)  Die  Vignetten  bei  Benn- 
dorf tav.  LVII,  1,  p.  115;  tav.  VII,  1  Plutos- 
Atunis  neben  Eirene-Aphrodite.  4)  Die  Pyxis 
von  Canossa,  Ann.  d.  I.  1884  tav.  E.  5)  Die 
Vasen  bei  Gerh.  A.  B.  t.  312,  1,  2;  Plutos  ent- 
sprechend dem  etrurischen  Tages.  6)  Die 
Gemme  bei  Gerh.  311,  4.  7)  Zwei  Maximinus- 
münzen, Müller  •Wieseler,  D.  a.  K,  2  tav.  VIII  60 
no.  99a  u.  2  tav.  XXXV  no.  416. 

2)  mit  Tv%r\.  Bern.  Phal.  fr.  hist.  gr.  2,  368; 
Stob.  flor.  3,  194;  Phaedrus  4,  12:  Plutus  For- 
tunae  filius.  Nach  Paus.  9,  16,  2  stand  in 
Theben  ein  Standbild  der  Tyche,  die  den  Plutos 
im  Arme  trug.  Dieselbe  Auffassung  enthält 
das  im  Jahre  1861  aufgefundene  Relief  von 
Melos:  die  'Ayu&r\  Tvp\,  inschriftlich  bezeugt, 


in  langem  Chiton,  mit  dem  rechten  Ellenbogen 
sich  auf  eine  kleine  Säule  stützend,  während 
sie  im  linken  Arm  ein  Kind  hält  (Köhler,  Bullet.' 
1865,  135).  Wolters,  Ath,  Mut.  15,  247  hat 
unter  Berücksichtigung  von  Münzen  gleichen 
Inhalts  dies  als  melische  Kultstatue  erwiesen. 
Vielleicht  gehören  hierher  auch  die  Münze  von 
Amastris,  Gerh.  G.  A.  2,  555,  und  nach  Müani 
die  Gemmen  im  Flor.  Mus.  Gori  2,  tav.XXXVTII, 
3;  Gerh.  A.  B.  311,  2;  Mon,  3,  tav.  VI d,  die  pom- 
pejanischen  Gemälde  Mon.  III,  VTc  u.  b;  die 
Bronzestatue  bei  Volpi,  Vetus  Latium  tav.  IX, 
no.  1. 

3)  mit  Athene.  Paus.  9,  26,  8  erzählt, 
dafs  Plutos  in  Thespiae  mit  der  Athene  Ergane 
verbunden  war;  ebenso  stand  in  Rhodos,  nach 
Philostr.  2,  27,  382  K.,  neben  derselben  Göttin 
sein  goldenes,  geflügeltes  Standbild.  (Über  den 
Stoff,  aus  dem  es  bestand,  vgl.  auch  Luc.praep. 
philos.6;  Plato  Leg.  7,  801 B. ;  Stephani,  Nimbus 
u.  Strahlenkranz  p.  125,)  Auf  eine  lokale  Be- 
deutung in  Rhodos  läfst  die  dort  verbreitete 
Sage  von  dem  Goldregen  schliefsen,  den  Zeus 
über  das  Land  ausgofs  (Hom,  B  670;  Pind.  ol. 
7,  34 — 53.  Das  Nähere  bei  Heffter,  Götterdienste 
auf  Eh.  3,  22). 

4)  mit  den  Parzen  und  parallel  dem  Teles- 
phoros  auf  einem  Karneol,  Arch.  Ztg.  1847 
Beilage  1  p.  1 ; 

5)  mit  Nike  und  Chrysos  auf  der  Vase  bei 
Stackeiberg  T.  XVII  p.  14; 

6)  mit  Hygieia,  Hymn.  orph.  68,  8.__ 

7)  mit  Euthemosyne  in  der  lat.  Über- 
setzung der  pseuclo-aristotelischen  No^ot  avÖQog 
Kai  ycc(.isvfjg  bei  Böse,  Arist.  Pseudep.  p.  657 
nach  einer  Korrektur  Bohdes  im  Philol.  54, 
1895,  p.  374.     Kl.  Sehr.  1  p.  XII. 

8)  Hyg.  astr.  2,  4  nennt  Philomelos,  den 
armen  Freund  des  Gesanges,  seinen  Bruder  und 

9)  Nonnos  Dionys.  13,  466  das  fruchtbare 
Sardes  seine  Amme. 

IV.  Plutos  in  volkstümlicher,  vor- 
zugsweise von  der  Komödie  vertretener 
Überlieferung.  In  der  wiederholten  kind- 
lichen Bildung  und  der  beliebten  dekorativ,  n 
Angliederung  an  die  Stadtgottheiten  setzt  sich 
die  zuerst  im  eleusinischen  Kreise  zu  Tage  ge- 
tretene Auffassung  fort.  Daneben  gehen  aber 
andere  Vorstellungen  her,  die  nach  der  Anzahl 
der  Belege  und  der  Art  der  Quellen  zu 
schliefsen  als  die  eigentlich  volkstümlichen  zu 
betrachten  sind. 

Auf  der  einen  Seite  erhält  sich  vereinzelt 
noch  die  Erinnerung  an  die  Segnungen,  die 
der  in  selbständiger  Wirksamkeit  gedachte 
Dämon  spendet.  Aber  er  wird  nicht  mehr  ernst 
genommen;  das  Natürliche  seines  Tuns  wird 
ins  Märchenhafte,  Wunderbare  umgebildet.  Die 
Vorstellung  des  Schauplatzes  schwankt  zwischen 
Ober- und  Unterwelt;  die  Schilderung  lehnt  sich 
an  den  traditionellen  Anschauungskreis  über 
das  goldene  Zeitalter  und  den  Sitz  der  Seligen 
an  (Graf  a.  a.  O.  62).  Vgl.  Pherecr.  Pers.  fr.  130  K. 
Ob  nicht  auch  bei  der  Gleichheit  der  Situation 
in  dem  korrupten  Anfang  von  fr.  108  der  Metall. 
der  persönliche  Plutos  zu  vermuten  ist?  Auch 
im  Plutos  des  Aristophanes  bricht  durch  die 
sonstige  Allegorie  (bes.  v.  188.  238)  die  lebhafte 


2583                         Plutos  Pneuraa                        2584 

Vorstellung  eines  wundertätigen  Dänions  ge-  oben  angeführten  Stellen  die  erhaltenen  Titel 
legentlich  durch;  v.  804 — 818.  „Der  Behälter  der  Stücke  des  Kratinos  (Jlkovtoi  s.  Kock  1,  62)T 
'ist  gefüllt  mit  weifser  Gerste  und  die  Krüge  Archippos  (1,  686),  Nikostratos  (2,  226).  In  der 
mit  schwarzem,  duftendem  Wein.  Alle  Geräte  gleichnamigen  Komödie  des  Aristophanes  er- 
sind, o  Wunder!  voll  von  Silber  und  Gold.  Im  scheint  er  in  absichtlicher  Karikatur  als  alter 
Brunnen  fliefst  Ol,  die  Flaschen  triefen  von  Mann,  blind,  schmutzig,  gekrümmt,  mit  allen 
Salben,  der  Söller  ist  mit  Feigen  bedeckt.  Jedes  leiblichen  Fehlern  behaftet  (v.  80.  265).  Ohne 
Geschirr,  Tiegel  und  Topf  ist  zu  Erz  geworden  eine  Ahnung  von  seiner  grofsen  Macht  über 
und  die  morschen  Fischbretter  sind  silbern  an-  Götter  und  Menschen  zu  haben  (v.  124.  186)T 
zusehen"  u.  s.  w.  Auf  der  andern  Seite  ver-  io  empfindet  er  Angst  vor  Zeus  (v.  119.  122),  was 
wandelt  sich  der  alte  Bauerngott  in  eine  halb  ihm  den  auch  sonst  erhobenen  (Eur.  Phoen. 
komisch  aufgefafste  Figur,  mit  der  man  über  597;  Artikel,  fr.  237  N. ,  Ps.-Zenob.  3,  35),  in 
die  ungerechte  Verteilung  der  irdischen  Güter  seiner  metaphorischen  Bedeutung  durchsich- 
räsonniert;  er  wird  zu  dem  nun  durchaus  alle-  tigen  Vorwurf  der  Feigheit  einträgt.  Mit  den 
gorisch  verstandenen,  willkürlich  waltenden  Menschen  hat  er  nach  seiner  bisherigen  Praxis 
Reichtumsgott,  der  nie  an  den  Rechten  kommt,  nur  schlechte  Erfahrungen  gemacht  (v.  111,234). 
sondern  immer  nur  dem  lieben  Nachbarn,  der  Im  Asklepiosheiligtum  von  seiner  Blindheit  ge- 
es  doch  in  keiner  Weise  verdient,  seine  Gaben  heilt,  wendet  er  sich  fortan  nur  noch  den  Guten 
zuwendet.  Die  Beobachtung  dieser  Ungerech-  und  Redlichen  zu;  in  feierlicher  Chytrenpro- 
tigkeit  führte  zu  der,  wenn  auch  meist  humo-  20  Zession  wird  er  dann  auf  die  Burg  geführt,  um 
ristisch  aufgefafsten ,  aber  doch  im  Grunde  im  Opisthodom  seine  frühere  Stelle  als  Be- 
einen gewissen  Pessimismus  der  Weltanschau-  Schützer  des  athenischen  Staatsschatzes  wieder 
ung  verratenden  Vorstellung  von  seiner  Blind-  einzunehmen.  Blofse  Allegorie  ist  Plutos  end- 
heit.  Sie  gehört  einer  verhältnismäfsig  erst  lieh  in  dem  nach  Kodes  Vermutung,  Bh.  M.  43, 
späten  Zeit  an,  wie  denn  z.  B.  in  den  Theo-  48,  in  seinen  Grundzügen  ebenfalls  auf  die 
gnidea  trotz  der  endlosen  Variierung  des  Ge-  Komödie  zurückgehenden  Union  Lucians;  er 
dankens  von  dem  Widerspruch  zwischen  Ver-  ist  blind  und  hat,  wie  bei  Aristophanes,  körper- 
dienst und  Glück  der  göttlichen  Würde  des  liehe  Gebrechen  an  sich,  die  er  durch  eine  von 
Plutos  darum  kein  Eintrag  geschieht.  Be-  Gold  und  Edelsteinen  schimmernde  Maske  zu 
zeichnenderweise  ist  diese  Auffassung  zuerst  30  verbergen  weifs  (c.  27);  bald  steht  er  im  Dienst 
bei  den  mifsvergnügtesten  griechischen  Dich-  des  Zeus,  bald  als  der  durch  Erbschaft  ge- 
tern  nachweisbar:  bei  Hipponax  B.  2,473,  der  wonnene  Reichtum  in  dem  des  Unterweltsgottes 
sich  darüber  beschwert,  dafs  der  blinde  Plutos  (c.  21).  In  mythologischer  Beziehung  bietet 
nie  sein  Haus  besucht  und  ihm  nie  30  Silber-  die  Schilderung  nichts  Bemerkenswertes, 
minen  geschenkt  habe,  und  bei  Timocreon  in  [Eisele.] 
dem  vielleicht  parodistisch  an  die  Hesiodstelle  Pluvialis,  Beiname  des  Iuppiter  auf  einer 
anklingenden  SkolioniSchol,  in  Aristoph.  Acharn.  Inschrift  ausCanusium:  Iovi  Pluviafli] ,  CL.L. 
532  B.  3,  540;  Jsid.  Peius,  ep.  2,  146),  das  den  9,324;  vgl.  den  Iuppiter  pluvius,  TibuM.  1, 7, 26. 
Land  und  Meer  unsicher  machenden,  blinden  Stat.  Theb.  4,  758.  Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  2, 
Plutos  als  den  Urheber  alles  Unglücks  in  den  40  515.  Preller-Jordan,  Böm.  Myth.  1,  190.  Vgl. 
Tartaros  hinabwünscht.  IJlovzog  zvcplög  er-  auch  den  Iuppiter  0.  M.  tempestatium  divina- 
scheint  als  sprichwörtliche  Redensart  bei  Maear.  rum  potens,  C.  I.  L.  8,  2609  u.  die  Art.  Hyes  2; 
8,  60  (Leutsch  paroem,  2,  223)  und  Apostolios  1,  Hyetios;  Ikmaios;  Ombrios.  [Höfer.] 
53  (L.  2,  253)  aus  Plut.  V.  Lyc.  c.  10  (dasselbe  Pluvius  s.  Pluvialis. 

Porphyr.de  abst.  4,4),  Apophth. Lac.  226 .E;  ferner  Pnepheros  (FIvtcptQmg),  ägyptische  Gottheit 
(Antiph.  2,  121  K.)\  Amphis2,  224  K. •  Aristoph.  auf  Inschriften  aus  Karanos,  mit  Petesuchos 
PI.  90;  Menatuler  3,  26  K.;  Plato  L^eg.  1,631b.;  (s.  d.)  zusammengenannt  (zum  Beispiel  Tlvtcps- 
Theophr.  bei  Plut.  de  cup.  diu.  527  B.  {Eurip.  qCoxi  xul  LTsztoovxco  &solg  ^tyi6zoig)  Grenfell- 
fr.  773  N.);  Demetrius  Ph.,  fr.  hist.  gr.  2,  368;  Hunt-Hogarth,  Faywm  towns  and  their  papyri 
Theocrit  10,  19;  Lucian  Timon  20;  Anthol.  Pal.  50  S.  32 — 34.  Cagnat- Besnier,  Bev.  arch.  3.  Ser. 
15, 12,  4  J.;  Claudius  Ael.  ep.  17;  Dio  Chrysost.  Tome  39  (1901),  151  nr.  93  ff.  Seymour  di  Bicci, 
4,169;  Clemens  Alex.  Protrept.  10,102;  Photios  Arch,  f.  Papyrusforsch.  2  (1903),  435,  29. 
ep.  150;  Nicetas  5,  219  und  Eustathius  2,  217  H.  [Höfer.] 
Der  Grund  dieser  Blindheit,  die  in  der  Kunst  Pneuma  (Ilvtvnu),  als  Gottheit  neben  'A-t'jQ, 
keinen  Beleg  findet  (wohl  zufällig,  wie  man  "Töcjq,  TIvq  und  Prj,  Euseb.  Praep.  ev.  3,  2,  6 
aus  IJhilostr.2,  27  schliefsen  könnte,  der  beim  p.  106  Dindorf;  vgl.  H.  Lewy,  Jahrb.  f.  Phil. 
rhodischen  Plutos  das  ytyQUTiTca  xcel  ßlt-jtcov  145  (1892),  765.  Nach  Theon  Smyrnaeus, 
ausdrücklich  hervorhebt  und  erklärt),  wird  im  Expositio  rerum  math.  ad  Piaton.  leg.  utilium 
Schol.  Eur.  Orest.  245  auf  die  allgemeine  Wahr-  p.  105  ed.  Hiller  hatte  Euandros  berichtet, 
nehmung  des  Glücks  Unwürdiger  zurückgeführt  60  dafs  auf  einer  ägyptischen  Stele  —  vgl.  über 
(umdeutend  Plut.  Symp.  679  1?),  während  in  derartige  Zurückführung  eigener  Lehren  auf 
Arist.  PI.  87  die  Schuld  auf  Zeus  geschoben  ägyptische  Quellen  J.  Freudenthal,  Alexander 
wird,  der  den  wohlwollenden,  von  den  besten  Polyhistor.  1  öl  — die  Weihung  gestanden  habe: 
Absichten  geleiteten  Plutos  aus  Böswilligkeit  Baoiltcog  Kqovov  nai  ßccatliaa^g  'Peag  7tQ8aßi<- 
und  Menschenverachtung  blendet,  um  ihn  an  zuzog  navzcav  "OaiQtg  &eolg  cc&avdzoig.  TLvi-v- 
der  Übung  ausgleichender  Gerechtigkeit  zu  uazi  Kai  Ovqccvoj  'Hlico  w.ui  2tlt]vn  usw.  —  An- 
hindern. Dafs  Plutos  ein  beliebter  Gegenstand  gerufen  werden  Jaifiovtg  na\  nvtv^iaza 
der  attischen  Komödie  war,  beweisen  aufser  den  •(==  rSeelen'),  C  L.  G.  3,  5858b.  Z.  4  =  Kaibel, 


2585  Pnigaleus  Podaleirios  2586 

Inscr.    Gr.   Sicil.    et   It.    872.      Bohde,    Psyche  er  wird  dort  gestraft  mit  dem,  womit   er  auf 

22,  425.     Bhein.   Mus.   50   (1895),   50   Anm.  5.  der  Oberwelt  gesündigt  hat,  vgl.  Aesch,  Eum. 

A.  Dieterich,  Eine  Mithrasliturgie   96 f.  116  ff.  269  ff.    Nach  dieser  Deutung  würde  IlviyaXicov 

[Höfer.]  einerseits  den  würgenden  Übelthäter,  anderer- 

Pnigaleus  (UviyaXtvg),  Nebenform  für  TLvi-  seits  den  würgenden  Strafgeist  bedeuten,  genau 

yccXimv  (s.  d.)  bei  Eustath.  De  Thessalonice  urbe  so  wie  dieselbe  doppelte  Bedeutung  sich  im  Ge- 

a  Latinis  capto  65  in  Leo  Grammat.  ed.  Bonn.  brauche  von  Alastor  (s.  d.    und  Bohde,  Bhein. 

441,   15   =    Migne   136   p.  78:   'EcptdXxvg   (der  Mus.  50  (1895),  21  Anm.  1.    Psyche  23,  409.  413) 

Sohn  des  Aloeus),   slt*   ovv  'Eitialxog,  6  nagä  und  Palamnaios  (s.  d.)  findet.     [Höfer.J 
xoig  lia%h}itiä.8cag  ina^cog  xovg  ccv<xKSt{iivovg  10       Pnistia  (Hvtaxia),   nur   aus   drei  Inschriften 

ßaovvav,  olcc  Kai  nviyaXs vg   (lies  Ilviyalevg)  6  bekannte  Göttin  in  Mytilene :  iijgsia  Uvi6r\l~\as, 

avxög.     [Höfer.]  Inscr.  Mar.  Aeg.  2,  136.     Tlviaxiag  'ExvcpiXocg, 

Pnigalion     (IIviy<xXicov),     Bezeichnung     des  ebend.  484,  11.     Ka<3io]6a  LTviaxia,   ebend,  93. 

Alpdämons  Ephialtes:  der  ' Würger',  Ihemison  Zu   den  zwei    letzten  Inschriften  vgl.   255,   3: 

bei  Caelius  Aurelianus  ed.  Amman  p.  288  (ab-  Hq£icc(v)  x&v  &ec4v  'Ex(r})cpLXav   ncä   Kagiaaccv. 

gedruckt   bei   Boscher,   Ej)hialtes   108).     Eust.  Ygl.  Karissai.     [Höfer.] 

ad  Hom.  II.  561,  17,  vgl.  Joh.  Wier,  De  prae-  Podagra  (Jlodaypa),  1)  Beiname  der  Artemis, 

stigiis  daemonum  3,  19  p.  323  der  Ausgabe  von  unter  welchem  sie  in  Sparta  ein  Heiligtum  be- 

1583.     Boscher  a.  a.  O.  55  f.    Die  Bezeichnung  safs,  Sosibios  bei  Clem.  Alex.  Protr.  p.  33  Pott. 

Tlmyaliav   möchte    ich    in   Anspruch    nehmen  20  Der  Beiname  bedeutet  nach  Wide,  Lakon,  Kulte 

für  eine   bisher  anders    erklärte   Person   einer  129    entweder    cdie   Fufsfallen    stellende',  be- 

Scene  auf  dem  Bilde  der  Unterwelt  des  Poly-  zeichnet  also  die  Artemis  als  Jagdgöttin,  oder 

gnotos  in  Delphoi:  dort  war  u.  a.  neben  dem  fdie  an  den  Füfsen  gefesselte'   mit  Beziehung 

Tempelräuber   dargestellt  kvtjq   ov   diy.caog   ig  auf  die  Eigentümlichkeit   des  Kultbildes,    das 

itaxigec  ccy^o^isvog  .  .  V7tb  xov  Tiaxoog,  Paus.  wahrscheinlich    mit   Fesseln    (vgl.    die    sparta- 

10,  28,  4.      Von    einer    erklärenden    Beischrift  nische  Morpho   Bd.  2    Sp.  3216)   oder  Binden 

erwähnt    Tansanias  nichts,  ja  es  scheint,  als  (vgl.  die  Artemis  Ephesia  Bd.  1  Sp.  589,   Arte- 

wäre  er  sich  über  die  Darstellung  nicht  recht  mis  Lygodesma  [s.  d.])  behangen  gewesen  sei, 

klar  gewesen  und  suche   dies   durch   die   ein-  die    neben    den    Füfsen    am    Boden    befestigt 

gestreute  Erzählung  über  einen  besonders  denk- 30  waren.     Es   konnte   auch   auf  die  von  Lobeck, 

würdigen  Fall  von  Kindesliebe  —  die  auch  aus  Aglaopham.  275.    Bohde,  Psyche  l2,  190,  3  (vgl. 

Lykurg.  23,  95  f.  bekannte  Erzählung  von  dem  H.  D.  Müller,  Ares  33  u.  Anm.  2)  gesammelten 

Evatßwv  %6>Qog  —  zu  verdecken.     Gewöhnlich  Beispiele  verwiesen  werden,  wonach  die  Fesseln 

sieht  man  in   der  Darstellung   eben  nur  das,  das  Bild,  als  Sitz  der  Gottheit  selbst,  diese  an 

was    Pausanias    berichtet,    einen    pietätlosen  den    Ort   ihrer   Verehrung   binden    sollten.    — 

Sohn,    den   der    eigene   Vater    würgt,    Bohde,  2)  Von  Lucian  in  Tragodopodagra  und  Ocypus 

Psyche  l2,  317.     A.  Dieterich,  Nekyia  68.    Th.  (vgl.   Epigr.   47.     Anth,   Pal,  11,  403)   sclierz- 

Schreiber,  Die  Nekyia  des  Poly  gnotos  in  Delphi  haft    gebildete   Personifikation    der  Fufsgicht, 

in  Festschrift  für  Overbeck  185.  187.    Auf  dem  Tochter  des  Kokytos  und  der  Erinys  Megaira; 

richtigen  Wege  war   Bobert ,  Die  Nekyia  des  40  in   Anth.   Pal.  11,   414    Tochter    des|  Bakehos 

Polggnot(16.  Hall.  Winckelmannsprogr.)  S.  59f.,  und  der  Aphrodite,  d.  i.   des  Weines  und  des 

der  aber  nicht  ay%siv  in  der  allgemeinen  Be-  Liebesgenusses.  Eine  Art  Personifikation  scheint 

deutung  von  ävaiQtlv  (vgl.  Hesych.  s.  v.  ay%a>v)  auch  vorzuliegen  auf  einem  Amulett  (abg.  Bev. 

hätte    fassen    und  nicht  für  den    angeblichen  archeol.  3  S.  19  [1892]  p  55)  mit  der  Darstellung 

Vater    die    Bezeichnung    'AIoigtcoq    hätte    vor-  des  Perseus,  der  in  der  L.  das  Medusenhaupt, 

schlagen  sollen.     Den  Weg  zur  richtigen  Deu-  in  der  R.   die  Harpe  trägt,   und  mit  der  TJm- 

tung  weist  Sophron  fr.  72   bei  Ahrens,  De  gr.  schrift:     (f>v(ys)    TLodäyqa-    TIsQ6svg    es    duoyi, 

ling.  clial.  2,  473:    'Emälrig    6    xbv    ■JtaxiQa  B.  Heim,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  Suppl.  19  (1893), 

itviyoiv   und   Arist.  vesp.  1037:   xotg   r\Tticiloig  481  nr.  59.      Wilcken,  Archiv  f.  Papyrusfor±vh . 

.  .  ol  xovg  TtccxiQug  x'   r\y%ov  vvxxcoq  v.al  xovg  50  1   (1901),  422.      [Höfer.] 

Ttdnitovg  uiti-jtviy  ov ,  vgl.  Boscher  a.  a.  O.  50.  Podaleirios  (tlodaltigiog),  1) Sohn  des  Askle- 
Nun  gab  es  noch  einen  andern  Mythos,  nach  pios  (neben  Machaon)  Hom.  IL  2,  731 ;  Aristot. 
dem  Herakles  wiederum  den  Ephialtes  würgte.  Peplos  20  (34);  Diod.  4,  71.  Als  Mutter  wird 
'HQu*h)g,  'HtciccIvxcc  Ttviycov,  Sophron  fr ;.  99b  dazu  von  Aristides  iv  xm  7Csqi  Kvidicav  (Schol. 
bei  Ahrens  a.  a.  O.  475.  Halten  wir  diese  Über-  Find.  Pyth.  3,  14)  und  von  dem  Rhetor  Aristides 
lieferung  zusammen,  so  läfst  sich  folgender  1,  p.  79  ed.  Dindorf  Epione  genannt.  Ebenso 
Mythos  gewinnen:  Ephialtes,  ursprünglich  wohl  in  dem  Hymnus  auf  Asklepios  C.  I  A.  3,  171b 
Personenname,  dann  überhaupt  mythischer  S.  489  vgl.  171c  S.  490  und  in  dem  Paian  auf 
Vertreter  einer  bestimmten  Menschenklasse,  der  Stele  aus  dem  unter  Trajan  erbauten  As- 
der  pietätlosen  Söhne,  hat  den  Vater  gewürgt,  60  klepiostempel  in  Menschieh  (Ptolemais),  Bev. 
daher  sein  Name  nvtycdicov ,  aber  Herakles,  arch,  13  (1889),  71.  Dagegen  sind  nach  dem 
welcher,  oxs  rjv  iv  ccv&Qmiioig,  8Tcri(ivv8  xoig  Iambographen  Hermippos  {Schol.  Aristoph.  Plut. 
aöi-novuivoig  nai  ixturngst  xoig  ds  nuQttvouovGi  701)  Machaon,  Podaleirios,  Iaso,  Panakeia,  Aigle 
y.al  xoig  liSmov  xi  7tgccxxovai  TtovriQÖg  6  &s6g,  die  Kinder  des  Asklepios  und  der  Lampetia, 
Artemid.  2,  37  p.  133  Reift',  hat  den  gottlosen  der  Tochter  des  Helios.  Von  dieser  Über- 
Sohn gestraft,  und  nun  mufs  dieser  in  der  lieferung  abweichend  bezeichnet  Arktinos  iv 
Unterwelt  zur  Strafe  für  seine  Pietätlosigkeit  TXiov  7toQ&riasi  (Schol.  Toivnl.  II.  11,  515; 
an  gottlosen  Kindern  das  Rächeramt  vollziehen,  Eustath,  859,  45)  p.  35  Kinkel  den  Podaleirios 


2587                    Podaleirios  Podaleirios                   2588 

und  Machaon  als  Söhne  des  Poseidon.    Unter       Machaon  (durch  Eurypylos,  den  Sohn  des  Tele- 

den  Freiern  der  Helena  erscheinen  bei  Apollod.  phos)  erfuhr  Podaleirios  erst  spät,  weil  er  sich 

3,  10,  8,  3  IIodcdsiQiog  xal  Mcc%ätov  'A6vlr\-xiov.  bei  den  Schiffen  befand,  um  verwundete  Helden 
Ebenso  Hyg.  81.  Die  Ilias  erwähnt  den  Poda-  zu  pflegen.  Er  eilte  in  den  Kampf  und  er- 
leirios  an  zwei  Stellen.  2,  729 — 733:  Die  Mann-  legte  zur  Rache  für  Machaon  (ciwtpi  %cc6iyv7]rcp 
schaft  aus  Trikka,  Ithome  und  Oichalia  in  468)  den  Kleitos,  den  Sohn  des  Agamestor, 
Thessalien  steht  unter  dem  Befehl  der  beiden  dessen  Heimat  am  Parthenios  lag,  und  den 
Asklepiossöhne  Podaleirios  und  Machaon,  der  Lassos  aus  der  Gegend  von  Herakleia.  7,  22  ff. : 
guten  Ärzte  (IrixfjQ  äyccftm)',  ihnen  gehören  Als  das  Grabmal  für  Machaon  errichtet  war, 
dreifsig  Schiffe.  11,  833 — 836:  Der  verwundete  10  brach  der  Schmerz  des  Podaleirios  aufs  neue 
Eurypylos  bittet  den  Patroklos,  sich  seiner  an-  hervor,  so  stark,  dafs  er  sich  von  dem  Grabe 
zunehmen,  da  er  weder  auf  den  Beistand  des  gar  nicht  trennen  wollte  und  nahe  daran  war, 
Podaleirios  noch  auf  den  des  Machaon  rechnen  Hand  an  sich  zu  legen.  Als  ihn  Nestor  be- 
kann. Machaon  ist  selbst  verwundet  und  der  ruhigen  wollte,  gab  Podaleirios  als  besonderen 
Pflege  bedürftig,  und  Podaleirios  nimmt  noch  Grund  seines  Schmerzes  die  treue  Fürsorge  an, 
am  Kampfe  teil.  Wenn  also  die  beiden  Brüder  welche  ihm  Machaon  gewidmet  habe.  Dieser 
auch  als  Ärzte  bezeichnet  werden,  so  ist  darin  habe  sich  des  jüngeren  Bruders  angenommen 
doch  nicht  ihr  Hauptberuf  zu  erblicken,  viel-  wie  ein  Vater  und  ihn  die  Heilkunst  gelehrt, 
mehr  sind  sie  in  erster  Linie  streitbare  Heer-  (7,  58 — 63.)  Also  kennt  Quintus  Smyrnaeus 
führer;  ihre  schätzbare  ärztliche  Geschicklich-  20  keinen  Unterschied  zwischen  der  Fertigkeit 
keit  wird  zwar  besonders  hervorgehoben,  ist  der  beiden  Brüder,  stellt  den  Machaon  über 
aber  eine  Eigenschaft,  die  sie  mit  manchen  den  Podaleirios,  weil  dieser  seine  Kunst  von 
anderen  Helden,  z.  B.  dem  Achilleus  und  Pa-  jenem  lernte,  nennt  aber,  wenn  ein  Arzt  in 
troklos,  teilen.  So  stellt  sich  ein  Widerspruch  Thätigkeit  tritt,  immer  den  Podaleirios.  So 
zwischen  ihrer  Benennung  und  ihrer  Verwen-  namentlich  auch  9,  461 — 466:  Philoktetes  wird 
düng  in  der  Ilias  heraus.  Das  Epos  hat  von  durch  die  Kunst  des  Podaleirios  wieder  gesund : 
der  ursprünglichen  Haupteigenschaft  der  As-  xbv  8s  otsqsov  v.u\  avovaov  6}y.vtsqov  Ttohjas 
klepiaden  nur  einen  Rest  beibehalten  und  sie  vorjuciTog  uiip-ngolo  iaog  iitovQaviotg  Uodul.EiQiog. 
dafür  unter  die  Helden  eingereiht.  Ein  Unter-  Das  geschah  durch  aufgelegte  Heilmittel  und 
schied  zwischen  Podaleirios  und  Machaon  ist  30  durch  Anrufung  des  Asklepios.  Hier  mufs 
in  der  Ilias  nur  insofern  zu  bemerken,  als  Quintus  Smyrnaeus  schon  deswegen  den  Poda- 
Podaleirios  hinter  seinem  Bruder  sehr  zurück-  leirios  heranziehen,  weil  ja  bei  ihm  Machaon 
tritt.  (Vgl.  Hyg.  f.  97,  wo  Machaon  20  Schiffe  bereits  gefallen  ist.  Apollod.  epit.  5,  1  erzählt, 
befehligt,  Podaleirios  10).  Allein  Machaon  dafs  Machaon  durch  Penthesileia  getötet  wird, 
(s.  d.)  erhält  Gelegenheit,  sich  als  Arzt  zu  be-  also  ebenfalls  vor  der  Ankunft  des  Philoktetes, 
währen.  Dagegen  unterscheidet  das  Epos  des  und  läfst  diesen  (5,  8)  ebenso  wie  Quintus 
Arktinos,  auf  welches  Schol.  II.  11,  515  und  durch  den  Podaleirios  heilen.  Man  wird  wohl 
Eustathius  z.  d.  St.  Bezug  nehmen,  zwischen  diese  Überlieferung  so  zu  verstehen  haben,  dafs 
dem  %siQovgyslv  des  Machaon  und  di-carüa&ai  mit  absichtlicher  Abweichung  von  der  her- 
rug  vöaovg,  wodurch  sich  Podaleirios  auszeichnet,  40  kömmlichen  Darstellung,  in  welcher  Machaon 
der  innere  Leiden  zu  erkennen  und  zu  heilen  das  Übergewicht  hatte,  die  wichtigen  Wunden- 
weifs,  der  auch  den  ausbrechenden  Wahnsinn  heilungen  dem  Podaleirios  übertragen  wurden, 
des  Aias  zuerst  wahrnahm.  Die  Kunst  des  sodafs  Machaon  beliebig  in  den  Kampf  ver- 
Podaleirios  gilt  dabei  als  die  höhere:  ixsgov  flochten  werden  und  darin  umkommen  konnte. 
d'  hrtQov  Y.vdLov  ftbjxe  (sc.  Evvoaiycaog).  Von  Mit  dieser  Hervorhebung  des  Podaleirios  hängt 
Machaon  heilst  es:  rä  yihv  xovcpozeQag  %tiQag  es  auch  zusammen,  dafs  er  bei  Quintus  Smyr- 
itÖQBv  £'x  t£  ßiXsybvu  aaQY.bg  klblv  xfifj^ai  xs  naeus  12,  321  unter  den  Helden  genannt  wird, 
Y.cci  tlxw  Ttavt  axtettoQ-cu,  von  Podaleirios:  die  in  das  hölzerne  Pferd  steigen,  während 
tu)  $'  &q  aKQißecc  nävx  sivl  6%rj&k66iv  t&rjxtv  Vcrgil  Aen.  2,  263  (und  Hyg.  f.  108)  dafür  den 
aOKOTtd  xs  yv&vai  xal  avalQ-ia  hjoaG&at-  6g  50  Machaon  heranzieht.  Philostr.  Her.  5  nennt 
Qa  v.a.1  Aiavxog  ngüzog  tiü&s  %loou£voio  byniccrä  beide  Asklepiaden  als  die  heilenden  Ärzte  des 
x  aatQditrovra  ßccQvv6[i£v6v  t8  v6r\\ia.  Aus  Philoktetes.  Bei  Dictys  Cretensis  werden  Poda- 
der  Zeit  der  späteren  Kämpfe  berichtet  Quintus  leirios  und  Machaon  mehreremal  zusammen 
Smyrnaeus  mancherlei  von  Podaleirios.  4,  396  genannt,  einzeln  aufserdem  nur  Machaon  3,  19. 
bis  404:  Als  Epeios  und  Akamas  sich  bei  der  1,  14:  Sie  sind  zur  Teilnahme  an  dem  troja- 
für  Achilleus  veranstalteten  Totenfeier  im  Faust-  nischen  Kriege  herangezogen  wegen  ihrer  Er- 
kämpfe blutige  Wunden  geschlagen  hatten,  fahrung  in  der  Heilkunst  (adsciti  ob  söllertiam 
wurden  diese  von  Podaleirios  sorgfältig  be-  medicinae  artis).  2,  6:  Sie  bemühen  sich  im 
handelt,  indem  er  sie  zuerst  aussaugte,  dann  Auftrage  der  beiden  Atriden,  die  Wunde  des 
mit  kundiger  Hand  die  Wundränder  zusammen-  60  Telephus  zu  heilen.  2,  10 :  Nachdem  es  ihnen 
legte  (%£Q6lv  hf)6i  gdiptv  iiticvccwh'cog)  und  Heil-  nicht  gelungen  ist,  erhält  Telephus  ein  Orakel, 
mittel  anwendete,  die  er  von  seinem  Vater  dafs  Achilles  und  die  Söhne  des  Asklepios  zu- 
erhalten  hatte.  Diese  bewirken,  dafs  auch  samnien  ihn  heilen  würden,  und  so  geschieht  es. 
schwere  Wunden  noch  am  selben  Tage  heilen.  3,  19:  Bei  der  Totenfeier  zu  Ehren  des  Patro- 

4,  538 — 540:  P.  heilt  die  Verletzungen,  welche  klos   erhalten   auch   Podaleirios   und  Machaon 
Thoas  und  Eurypylos   beim  Wettfahren  durch  von  Achilles  Geschenke. 

Sturz  aus  dem  Wagen  erhalten  haben  (rjntaar  . . .  Von  Troja  aus  zog  Podaleirios  mit  Kalchas, 

Jöffa  ntQtSQtxp&rißav).     6,  455  ff. :  Den  Tod  des  Amphilochos,  Leonteus  und  Polypoites  zu  Lande  • 


2589 


Podaleirios 


Podaleirios 


2590 


nach  Kolophon,  wo  Kalchas  starb  und  beerdigt 
wurde;  Apollod.  epit.  6,  2  und  (aus  Apollodoros) 
Tzetz.  Lycophr.  426  und  980.  Dann  kehrte 
Podaleirios  nach  Griechenland  zurück  (slg 
Agyog  Tzetz.  zu  Lycophr.  1047)  und  fragte  das 
delphische  Orakel,  wo  er  sich  niederlassen  solle. 
Die  Antwort  lautete,  er  solle  dort  seine  neue 
Heimat  haben,  wo  sich  der  Himmel  ringsum- 
her auf  die  Gegend  senke,  ohne  Schaden  an- 
zurichten. Dies  schien  an  einer  Stelle  in  der 
karischen  Chersones  erfüllt  zu  sein,  wo  der 
Himmel  rings  auf  den  Bergen  ruhte ;  also  blieb 
P.  dort  wohnen;  Apollod.  epit.  6,  18.  Tzetz. 
zu  Lycophr.  1047.  Eine  andere  Darstellung 
und  zugleich  eine  Ergänzung  giebt  Paus.  3, 
26,  10;  IJoSccXsigiov,  ä>g  örtiGco  7TOQfri']0<xvxsg 
IXlov  £holi{£ovto,  ä^iciQtblv  xov  nXov  y.al  ig 
ZIvqvov  xfjg  KaQiY.Tjg  TjTtsiQOV  cpaßlv  aTioGa&ivxa 
oh.fjGca.  Podaleirios  wurde  auf  der  Heimfahrt 
vom  Winde  in  falscher  Richtung  getrieben, 
kam  nach  Syrnos  in  Karien  und  liefs  sich  dort 
nieder.  Von  dem  Orte  Syrnos  und  den  von 
da  stammenden  Nachkommen  des  Podaleirios 
spricht  auch  Theopompos  fr  gm.  111  (Phot.  bibl. 
120b,  6)  =  Fragm.  Hist.  Graec.  1,  296:  ttsqI 
tcov  iv  Kay  %al  Kvi&co  laxpüv  a>g  jL6xXr\7iia§ai, 
xal  mg  in  Uvqvov  ol  no&xoi  acpixovxo  anöyovoi 
TIodaXsiQiov.  Steph.  Byz.  s.v.  Lvqvcc  berichtet: 
Es  ist  eine  von  Podaleirios  gegründete  karische 
Stadt.  Er  wurde  nach  Karien  verschlagen,  von 
einem  Ziegenhirten  gerettet  und  vor  den  kari- 
schen König  Damaithos  geführt.  Dessen  Tochter 
Syrna  war  vom  Dach  gefallen,  und  es  war  dem 
König  willkommen,  dafs  Podaleirios  die  Pflege 
übernahm.  Er  stellte  durch  einen  Aderlafs  an 
beiden  Armen  das  Mädchen  wieder  her  und 
erhielt  sie  von  dem  dankbaren  Vater  zur  Frau, 
dazu  die  karische  Halbinsel  als  Geschenk. 
Dort  gründete  er  die  nach  seiner  Gattin  be- 
nannte Stadt  Syrnos  und  noch  eine  zweite 
Stadt,  die  ihren  Namen  von  dem  hilfreichen 
'Hirten  erhielt,  Bybassos.  Vgl.  Steph.  Byz.  s.  v. 
Bvßaaaög.  Aristides  p.  74  (in  der  7.  Rede: 
ÄGy.lr\Tiiä§a.i)  erzählt,  dafs  nach  der  Eroberung 
Trojas  die  beiden  Asklepiaden  die  Landschaft 
Teuthrania  wohnlicher  und  gesitteter  machten 
und  so  für  den  Dienst  des  Asklepios  vorbe- 
reiteten (xovto  [ihr  Tsv&QCiviav  7}[lsqovgiv  slg 
v7todo%i]v  xov  TtaxQog),  darauf,  wie  die  Koer 
erzählen,  nach  Kos  fuhren,  hier  ihren  Wohn- 
sitz nahmen  und  die  Einwohner  auf  eine  höhere 
Stufe  der  Gesittung  brachten  (xovxb  ds\  thg  6 
Käav  X6%og,  TtXsvßavxsg  slg  Ku>  xi)v  MsQonida 
oixigovd  xs  v.al  slg  ij&r}  71q£%ovxcc  xfj  cpvösi 
xfjg  %GoQccg  Y.axs6xr\Gav).  Nimmt  man  noch  hin- 
zu, dafs  die  Stadt  TlodüXsia  in  Lykien  gelegen 
ist  (z.  B.  Stepih.  Byz.  s.  v.  und  Plin.  5,  27,  28), 
so  ergiebt  sich,  dafs  Podaleirios  wohl  ursprüng- 
lich im  südwestlichen  Kleinasien  zu  Hause  ist. 
(Vgl.  v.  Wüamoivitz,  Isyllos  v.  Epidauros  S.  51 
und  Wide,  Lakonische  Kulte  195,  Anm.  5.) 
Von  da  kann  die  Kunde  von  Podaleirios  und 
die  ihm  gewidmete  Verehrung  auch  nach  Unter- 
italien gedrungen  sein.  Ygl.  Strabo  14  p.654  C: 
Pödioi  sxxiaav  iv  Aavvioig  {uxec  Kcoojv  'EX- 
Tciccg.  In  der  Nähe  des  Vorgebirges  Garganon 
am  Fufse  des  Berges  Drion  lag  ein  Heiligtum 
des  Podaleirios,  auf  dem  Gipfel  des  Berges  ein 


solches  des  Kalchas,  der  Sage  nach  von  Poda- 
leirios gestiftet.  Kalchas  sowohl  wie  Poda- 
leirios gaben  ihren  Verehrern,  die  ihnen  dort 
einen  schwarzen  Widder  opferten  und  sich  in 
dessen  Fell  eingehüllt  schlafen  legten,  im 
Traume  Weissagungen;  Strab.  6,  284.  Timaios 
fr.  15  (Schol.  Tzetz.  zu  Lycophr.  1047)  Lycophr. 
1047  ff.  In  der  Nähe  des  Podaleiriosheiligtums 
befand  sich  auch  ein  heilkräftiger  Flufs  "AX- 
10  &aivog,  der  seine  Wirkung  an  Menschen  und 
Vieh  bewährte,  wenn  gleichzeitig  Podaleirios 
angerufen  wurde.  Vgl.  auch  Etymol.  Magn. 
s.  v.  "AX&aivog.  Mit  Machaon  zugleich  soll 
Podaleirios  dem  Proklos  in  der  lydischen  Stadt 
A  d  r  o  1 1  a  erschienen  sein ;  Marin,  vita  Prodi  32. 
Sonst  ist  von  einer  Verehrung  des  Podaleirios 
(und  des  Machaon)  nur  im  Anschlufs  an  As- 
klepios die  Rede,  z.  B.  in  Athen  im  Asklepieion, 
vgl.  Paus.  1,  21,  4  und  Mitt.  d.  athen.  Inst.  2, 


10  Machaon  und  Podaleirios  hinter  dem  sitzenden  Asklepios 
stehend,  Keliefbruchstück  in  Athen 
(nach  R.  Schöne,  Griech.  Reliefs  Taf.  25,  102). 

S.  241;  in  Epidauros,  vgl.  die  Inschrift  \Eqprjfi. 
ccqx-  1883  S.  151  f.,  Nr.  47:  Asgsvg  SxaxsiXiog 
Zsxovvdog  'AG%Xr\itiov  Ttaialv  'ixsi  OA',  und 
Zacher,  Hermes  21,  S.  471. 

In  Kunstdarstellungen  findet  sich  Poda- 
leirios immer  nur  mit  seinem  Bruder  Machaon 

50  zusammen.  Im  Asklepieion  zu  Athen  gab  es 
nach  Paus.  1,  21,  4  aufser  dem  Bilde  des 
Asklepios  auch  ccyäX\iaxa  xcov  naiScor.  In 
Messene  war  es  im  Asklepieion  ebenso,  Paus. 
4,  31,  10;  ähnlich  vielleicht  auch  anderwärts. 
Ferner  war  unter  den  von  Omphalion,  dem 
Schüler  des  Nikias,  im  Tempel  der  Messene  in 
der  gleichnamigen  Stadt  gemalten  Bildern  As- 
klepios, als  der  Sohn  der  Arsinoe  nach  der 
Sage   der  Messenier,   und   aufserdem  Machaon 

60  und  Podaleirios,  diese  beiden  auch  wegen  ihrer 
Teilnahme  am  Kampfe  gegen  Troja  (ysyga%xat 
■kccI  k6xXr\Tti6g,  jLq6iv6t\?  cor  Xoyio  xa>  Msaaip'Lcov, 
xal  Ma%äcov  Kai  IlodaXslptog,  6xi  'ioyov  xov 
itqbg  'TXico  xcä  xovxoig  pixtcxi).  Endlich  ist  noch 
ein  Relief  bruchstück  (s.  Abb.)  in  Athen  (Theseion) 
zu  erwähnen,  das  bei  B.  Schöne,  Griech.  Beliefs 
Taf.  25,  102  (vorher  bei  Le  Bas,  Monum.  fig. 
Taf.  53)  abgebildet  und  bei  Kekule,  Ant.  Bildw. 


2591  Podarge  Podarkes  2592 


"& 


im  Theseion 299  verzeichnet  ist.    Asklepios  sitzt  pyien  At>l  erhalten,  Buchstaben,  die  man  bis 
auf  einem  Klappstuhl  mit  einer  Schlange  zur      jetzt  stets   zu  "Agitviui    bez.    'Aomvia    ergänzt 

Seite.    Neben  ihm  stehen  zwei  Jünglinge,  wohl  hat,    Boehlau,    Athen.    Mitth.    25    (1900),    50. 

Machaon   und  Podaleirios,   mit   einer  Chlamys  B.    Kretschmer,    Die    griech.    Vasenmschr.    56. 

bekleidet  und  auf  einen  Stab  gestützt.    Aufser-  Bedenkt  man   aber,   dafs   sonst  jede  der  dar- 

dem   sind    noch   mehrere  weibliche   Gestalten,  gestellten    Figuren    ihren    besonderen    Namen 

Töchter   des  Asklepios,    zu    erkennen.    [—    2)  führt,   dafs   die  Boreaden   nicht  als   Boreaden 

Nach   der  Hypothesis  z.  Luc.   Ocypus   (4  p.  15  bezeichnet,   sondern  mit  ihren   Namen  Kaiais 

Jac.  Gemahl  der  Astasia,  Vater  des  Ocypus.   R.]  und  Zetes  genannt  sind,  dafs  auch  die  früher 

[Türk.]       10  in    Verkennung   der   Beischrift   für   Hören   an- 

Podarge  (IIoddQyrf),  fdie  Fufsschnelle',  eine  gesehenen    zwei    Frauen    jede    ihren    eigenen 

derHarpyien(s.d.),  alsRofs  aufgefafst,  vgl.  Eust.  Namen  hat  (Bd.  3  Sp.  2358,  6  ff.),  so  wird  man 

ad  Hom.  11.  1050,  60:    Imtocpvig  n    öcciu,6vtov  auch    für   die   Harpyien    statt    des    Gattungs- 

7]   IIodäQyri;   s.  auch  Milchhöfer,   Anfänge   der  namens  je    einen  Eigennamen   erwarten:   Al>l 

Kunst  57  ff.     Jul.  Langbehn,  Flügel  gestalten  d.  dürfte   demnach   zu    7tod~\APr[ri    zu    ergänzen, 

eiltest,  gr.  Kunst  11.     Elard  H.  Meyer,  Gettid-  die  Beischrift  der  zweiten  Harpyie  wie  die  der 

harven- Kentauren  105.  109.    Engelmann,  Arch.  zweiten  angeblichen  Höre  überhaupt  verschwun- 

Jahrb.  1  (1886),  210.     Oslc.  Wulff,  Zur  Theseus-  den   sein ;   sie   mag  ksllw   gewesen  sein   oder 

sage  (Diss.   Dorpat  1892)  S.  150.     Mannhardt,  'Rkv&ot].     Dafs  der  Künstler  den  jffommschen 
Mythol.  Forsch.  262.     Antike  Wald-  und  Feld-  20  Harpyiennamen   Podarge    statt    der   sonst  üb- 

kulte  92.  100.     Bohde,   Bhein.  Mus.  50  (1895),  liehen  Namen  anwendete,  darf  uns  nicht  wun- 

4,   von  Zephyros  Mutter  des  Xanthos  und  des  dem.    Es  kommt  hinzu,  dafs  der  dritte  Buch- 

Balios,    der    Rosse    des    Achilleus,     Hom.    H.  stabe  nach  Boehlau  nicht  Rest  eines  r,  sondern 

16,    150    (vgl.    Schol.    z.  d.  St.    Eust.    a.  a.  O.  eine  einfache  Hasta  ist:  I,  und  dieselbe  Form 

1050,  64),  19,  400.     Quint.  Smyrn.  3,  750  (vgl.  des  Gamma  findet  sich  als  Beischrift  zu  dem 

8,  155);   vgl.    Serv.   ad    Verg.   Aen.  3,  241,  wo  Rofsnamen  Podargos  (s.  d.)  TOAAPIOM  auf  der 

Podarce  steht.    Nach  O.  Bofsbach,  Arch.  Zeit.  Vase  des  Chares,  Arch.  Zeit.  22  (1864),  156;  vgl. 

41  (1883),  174  Anm.  11  ist  Podarge  nicht  rofs-  auch  Franz,  Eiern,  epigr.  Graec.  62.     [Höfer.] 

gestaltig    aufzufassen;    höchstens    könne    man  Podargos    (lIodciQyog),    1)    Rofs    —    a)   des 
an  eine  zeitweilige  Verwandlung  in  ein  Pferd  30  Hektor,  Hom.  II.  8,  135.     Eust.   ad   Hom.  11. 

denken,  wie  bei  Demeter,   als   sie   der  Liebes-  1050,  64.     Doch  wird   der  Vers   von  Aristarch 

Verfolgung   des  Poseidon  zu   entgehen   suchte;  (s.  Faesi  z.  d.  St.)   für  interpoliert  erklärt.  — 

dafs    Podarge    als    Mutter    von    Rossen    nicht  b)  des  Menelaos,  Hom.  11.  23,  295.    —   c)  des 

selbst  rofsgestaltig  sein  müsse,  beweise  Medusa,  Protesilaos    auf  der   Pyxis    des    Chares,   Arch. 

die  gleichfalls  nicht  rofsgestaltig  mit  Poseidon  Zeit,  22  (1864),  155  Taf.  184.    Bottier,  Vases  ant. 

den  Pegagos  erzeugt.    Bofsbachs  Ansicht  wird  du  Louvre  1  p.  51  nr.  609.  —  d)  des  Bistonen- 

gebilligt  von   E.  Knoll,    Studien    zur  ältesten  königs  Diomedes,   Hyg.  f.  30   p.  64,  18  Schm. 

Kunst  in  Griechenland  (Progr.  Königl.  Studien-  Auch  sonst  Pferdename,  Anthol.  7,  304.  Bollux 

anstalt  Bamberg  1890)  S.  20  u.  Anm.  1.  2.    Vgl.  5,  47.   {Bio   Clirysost.)   or.   37   p.  304  Bind.  — 
auch    O.    Gruppe,   Gr.  Mythol.   846,   5.     Auch  40  2)   Hund   des   Daphnis,   Ael.   nat,   an,    11,    13. 

als  Mutter  (der  Vatersname  fehlt,  doch  ist  wohl  Schol,  Ambros.   Theolr.   1,  65   u.    dazu  Ziegler. 

Zephyros  oder  Boreas    anzunehmen)  des  Phlo-  [Höfer.] 

geos  und   des  Harpagos,   der  Rosse   der  Dios-  Podarke    (IlodäQ-Kn),    1)    eine    Tochter    des 

kuren,  wird  Podarge  genannt,  Stesichoros  fr.  1  Danaos,  vermählt  mit  dem  Aigyptiden  Oineus, 

Bergli   34,   205.      Bei   Nonn.   Bionys.  37,   157.  Apollod.  2,  1,  5.  —  2)  S.  Podarge.     [Stoll.] 

337  werden  die  Stute  Podarge  und  der  Hengst  Podarkes  (TLodäQY.i]g),  1)  jüngster  Sohn  des 

Xanthos,  von  Boreas  und  der  Ziffrovin  Agnvia  troischen    Königs    Laomedon.      Als    Herakles 

asXlonog  gezeugt,  von  Boreas  dem  Erechtheus  Troja   erobert  und   den  Laomedon  mit  seinen 

als  Brautgeschenk  für   die  geraubte  Oreithyia  älteren    Söhnen    erschlagen    hatte,    ward    der 
gegeben.     Wernicke  bei  Bauly-Wissoiva  1,  540,  50  Knabe  Podarkes  Kriegsgefangener,  wurde  aber 

1  ff.  fafst  bei  Nonn.  a.  a.  O.  Äs llönog  als  Nomen  von  seiner  ebenfalls  kriegsgefangenen  Schwester 

proprium    auf,    wie   ja    bei    Apollod.    1,  9,  21  Hesione  mit  ihrem   Schleier  losgekauft,   wes- 

ÄiVkö-Kovg  als  Harpyiennarne  erscheint.  Engel-  halb    er   für    die    Zukunft   Priamos    (der   Los- 

mann  bei  Boscher,  Lex.  1,  1845,  47  ff.  bezweifelt  gekaufte)   hiefs.     Er  blieb  im  Lande  und  er- 

die  Richtigkeit  der  Überlieferung  von  Hi&ovLr}  neuerte   später  das  troische  Reich.      Apollod, 

und  möchte   dafür    den  bei   Apollod.   a.  a.  O.  2,  6,  4.   3,  12,  3.     Hyg.  f.  89.      Tzetz.  Liß,  34 

überlieferten  Harpyiennamen  Niko&ov  oder  'Slv.v-  (p.  320  Müll.).  335.  337.    Lucian.  Tragod.  252. 

Q-6r\   einsetzen.     Aber  üi&ovir}    weist    auf  die  —  2)  Sohn  des  Iphiklos,  im  trojanischen  Kriege 

thrakische  (Bd.  1  Sp.  805,  31  ff.    Roh  de  a.  a.  O.  nach  dem  Tode  seines  Bruders  Protesilaos  An- 
4  Anm.  1)  Heimat   des  Boreas  hin,  der  selbst  60  führer  der  Thessaler  aus  Phylake  und  andern 

Sitbonius  (Oü.  Herold.  11,  13)  heifst,  imPhineus-  Städten,  B,  2,  704.  13,  693.     Hesiod  fr.  94,  35 

mythos  sind  die  Harpyien  in  Thrakien  (Bd.  3  Rzach  (ed.  1902).    Hyg.  f.  97.    Apollod.  1,9,12, 

Sp.  2365.  2371,  33 ff )  lokalisiert;  dafs  ein  thra-  BhereJcydes  bei  Schol,    Od.    11,   287.      Eustath, 

kischer  Volksstamm    nodcLQyng   heifst    (Heka-  1685,  45.    Lucian.  Tragod.  258.     Er  tötete  vor 

taios\y\   bei  Steph.   Byz.   s.  v.    IloddXsiu;   vgl.  Troja  die  Amazone  Klonie  und  wurde  von  Pen- 

Meineke   z.  d.  St.),  mag  Zufall   sein.     Auf  der  thesileia  erlegt.     Die  Griechen  beweinten  ihn 

Würzburger  Phineusschale  (Bd.  3  Sp.  2357, 43  ff.)  vor  allen    und  bestatteten    ihn  in    einem  be- 

ist  als  Rest  der  Beischrift  für  die  beiden  Har-  sonderen  Grabe,  Quint.  Sm.  1,233  ff.  815  ff.  — 


2593                     Podasimos  Poeninus                       2594 

3)  Iu  dem  Peplos  des  Aristoteles  N.  26.  BergJc,  ihn   um  weitere  Unterstützung  für  glückliche 

Lyr.   22,   349    heilst    ein    Podarkes    Sohn    des  Fahrt    und    Heimfahrt    —   pro    itu    et    reditu 

Aktor,  geboren  im  achäischen  Lande  (Phthiotis  ?),  (C.  I.  L.  5,   6873.  6875)    —    anflehten.     Zahl- 

wozu  auch   das  Land  des.Protesilaos  gehörte,  reiche   Opfergaben  aller  Art,  mit  denen   sich 

Strab.  9,   432.    433;   die   Überschrift  des   Epi-  der    Tempel    füllte,    geben    Kunde    von    dem 

gramms  aber  lautet:  'Eitl  ÜQoiTZGiläov  adslcpä  Kultus,    namentlich    die    mit  Inschriften    ver- 

IIoöüqksi,   xcff/ivo)   iv  Umvätvi.     Für 'Xhtoqov  sehenen  bronzenen  Votivtäfelchen,  welche  die 

vlöv   wird   vorgeschlagen    b£ov  "Apr\og   ('Aqsos  Reisenden    zum   Zeugnisse    ihres   Gelübdes  im 

viöv'i).     [Stoll.  j  Tempel  aufzuhängen  pflegten. 

Podasimos  (IIoSdGiiiog),  Sohn  des  Aigyptos,  10  Die  Funde,  welche  fast  alle  im  Hospiz  auf- 
vermählt mit  der  Danaide  Themistagora,  Hyg.  bewahrt  werden,  datieren  seit  dem  Jahre  1760; 
f.  170.     [Stoll.]  aber  erst  1890  begannen  mit  Unterstützung  der 

Podeiiemos  =  Iris  (s.  d.).  italienischen  Regierang  methodische  Grabungen 

Podes  (TloSfjg),   1)   Troer,   Sohn  des   Eetion  zur  Klarlegung  der  topographischen  Verhält- 

(nicht  des  Vaters  der  Andromache),  reich  und  nisse.      Die    verschiedenen    Berichte    stammen 

tapfer,   vor  allen   von  Hektor  geliebt,   facsi  ot  zum  gröfsten  Teil  von  E.  Ferrero  (Notizie  degli 

kxcclQog  eV  <ptt°S  sllcc7tLV(x6t7]s;   beim   Kampfe  scavi   1890   p.  294  ff.   1892  p.  63  ff.  440  ff.   1894 

um    die    Leiche    des    Patroklos    von   Menelaos  p.  33  ff.),  neben  dem  Castelfranco  (Not.  d.  scavi 

getötet,   IL  17,  575  ff.   und  Schol.   Tzetz.  Alleg.  1891    p.    75  ff.)    und    F.   v.   Duhn    (Deutsches 
lliacl.  17,  112.    Wegen  des  8iX<xTtiva6t^g  wollte  20  Wochenblatt  4,  1891  p.  344—346.    Neue  Heidel- 

man  ihn  für   den   ersten,    von    Homer    einge-  berger  Jahrbücher  2, 1892  p.  75  ff.)  thätig  waren, 

führten  Parasiten    erklären,    Athen.  6,   236,   c.  Über  die  früheren  Funde  ist  zu  vergl.  Momm- 

—  2)  s.  Podis.     [Stoll.]  sen,  Die  Schweiz  in   röm.  Zeit  (1854)  p.  22  ff. 

Podis   (Ilödig),  Satyr,    Heydemann,  Satyr-  C.  I.  L.  5  p.  761;   H.  Meyer,  Die  römischen 

v.   Bakchennamcn    29    und    Anm.    156    (IIÖQig,  Alpenstrafsen   in   der  Schireiz  (Mitteil,  der  an- 

JTdp(r)tg,  Ilodfig  sind  Varianten).   Nach  P.  Kret-  tiquar.  Gesellschaft  in  Zürich  13,  1861  p.  119  ff. 

schmer,  Die  gr.  Vaseninschr.  63  bleibt  nur  die  mit  Taf.  I  u.   II);   Deycks,   Bonner  Jahrb.    11 

Wahl  zwischen  Höoig  und  TLöSig.     [Höfer.]  p.  17  ff. ;  Barnabei,  Bendiconti  della  B.  Accad. 

Poemana,  Göttin,  nur  bekannt  durch  die  dei  Lincei,  classe  di  scienze  morali,  storiche  e 
spanische   Inschrift  aus  Lugo  C.  I.  L.  2,  2573  30  fdologiche  vol.    3,   1887   p.  363  ff.   (vgl.  Not.  d. 

sacrum  Poemanae  collegium  divi  Aug . .  .    Vgl.  scavi  1887   p.  468  ff.   Bonn.  Jahrb.  85  p.  138). 

Holder,  Altceltischer  Sprachschatz  s.  v.  Vgl.   ferner    den    Aufsatz    luppiter  Poeninus' 

[M.  Ihm.]  in   der  Beilage   zur  Allgemeinen  Zeitung   1901 

Poena  1)  s.  Poine.  —  2)  Beiname  der  Iuno  nr.  65  p.  4 — 7. 

d.  h.    der  Iuno   Caelestis  von  Karthago  (Bd.  2  Der  Grandrifs  des  Tempels  wurde  1890  fest- 

Sp.  612  ff.),  Minucius  Felix  25,  9.     [Höfer.]  gestellt,   ein  Bau  einfacher  Konstruktion  (tem- 

Poeniua  s.  Poeninus.  plum  in  antis,  nach  Architekturstücken  zu  ur- 

Poenimis  (Iuppiter  Poeninus).  Der  Grofse  teilen),  dessen  Langseiten  11,30  m,  Schmal- 
St.  Bernhard  (2472  m)  diente  schon  in  vor-  Seiten  7,40  m  messen.  Die  vor  dem  Tempel 
römischer  Zeit  dem  Verkehr.  Schriftsteller,  40  liegende  Felspartie  lieferte  keltische  Münzen 
welche  über  den  2.  punischen  Krieg  geschrieben  in  gröfserer  Zahl,  so  clafs  Ferrero  hier  die  vor- 
haben, vertreten  die  Ansicht,  dafs  Hannibal  römische  Kultstätte  vermuten  konnte  (über  die 
auf  diesem  Wege  nach  Italien  gelangt  sei  und  Münzen  vgl.  v.  Duhn  und  Ferrero,  Le  monete 
dafs  der  Berg  von  den  Puniern  den  Namen  galliche  del  medagliere  delV  Ospizio  del  Gran 
Poeninus  erhalten  habe.  Schon  Livius  aber  San  Bemardo,  Memorie  della  B.  Accad.  d. 
(21,  38)  hat  das  zurückgewiesen  und  betont,  scienze  di  Torino  41,  1891  p.  331  ff. ;  über 
dafs  die  Höhe  dem  Gott  Poeninus  geweiht  war,  spätere  Münzfunde  Ferrero  in  den  oben  ge- 
den  die  Veragrer  und  andere  keltische  Berg-  nannten  Berichten).  Etwas  nördlicher  stiefs 
stamme  verehrten  (neque  hercule  montibus  Ms,  man  auf  Fundamente  eines  Gebäudes,  dessen 
si  quem  forte  id  movet,  ab  transitu  Poenorum  50  Mauern  zu  denen  des  Tempels  parallel  laufen 
ullo  Seduni,  Veragri,  incolae  iugi  eins,  norunt  und  den  Grundrifs  eines  einfachen  römischen 
nomen  inditum ,  sed  ab  eo,  quem  in  summo  Hauses  zeigen  (Rechteck  19,50x13,50).  Weitere 
sacratum  vertice  Poeninum.  montani  appellant).  Gebäude  bedeckten  den  südwestlichen  Teil  des 
Die  Funde,  die  man  auf  der  Pafshöhe,  speziell  Plan  de  Joux,  die  aber  nicht  näher  bestimmt 
an  der  fPlan  de  Jupiter'  oder  rPlan  de  Joux'  werden  konnten.  Vermutlich  gehörten  sie  zu 
genannten  Stelle,  gemacht  hat,  bestätigen  das,  der  römischen  Station  und  der  mansio,  die 
und  nicht  nur,  dafs  hier  eine  Kultstätte  der  sich  auf  der  Pafshöhe  befunden  hat  (in  summo 
Kelten  gewesen  ist,  sondern  dafs  in  der  römi-  Pennino  verzeichnet  die  Tab.  Peutiitg.,  Summo 
sehen  Kaiserzeit  ein  Tempel  des  Poeninus  be-  Pennino  das  Bin.  Anton.,  je  25  Millien  von 
standen  hat.  Die  Römer  haben  also,  wie  so  60  Augusta  Praetoria  und  Octodurus  entfernt), 
oft,  den  gallischen  Kultus  adoptiert,  und  die  Die  Gesamtmenge  der  Funde  ist  in  Anbetracht 
Gottheit,  in  deren  Wesen  und  Wirken  sie  des  kleinen  Raumes  eine  recht  erhebliche.  40 
ihren  höchsten  Gott  wiederzuerkennen  glaubten,  mehr  oder  weniger  gut  erhaltene  bronzene 
als  Iuppiter  oder  Iuppiter  optimus  maximus  Votivtäfelchen  wurden  gefunden  (um  von  10 
Poeninus  verehrt.  Er  war  die  schützende  Macht  belanglosen  Fragmenten  zu  schweigen) ,  die 
der  Wanderer,  welche  diese  gefahrvolle  Strafse  meisten  publiziert  im  C.  I.  L.  5,  6865  ff. ,  die 
zogen  und  auf  der  Pafshöhe  dem  Gotte  für  später  gefundenen  in  den  Notizie  degli  scavi 
den  bis  hierher  gewährten  Schutz  dankten  und  1887.  1889.  1892.   1894;   nicht  wenige  Bronze- 

Roschee,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     III.  82 


2595 


Poeninus 


Poeninus 


2596 


Statuetten  verschiedener  Gottheiten  (Hercules, 
Minerva,  Flora,  Victoria,  Isis),  darunter  be- 
sonders bemerkenswert  eine  schön  gearbeitete, 
0,29  m  hohe  des  Iuppiter  (Not.  d.  scaci  1892 
p.  70,  die  Basis  ist  nicht  zugehörig),  der  voll- 
kommen nackt  dargestellt  ist,  in  der  erhobenen 
Linken  das  Scepter  haltend,  in  der  gesenkten 
Rechten  den  Blitz  (zum  Typus  vgl.  Aust  in 
Moschers  Lex.  Bd.  2  Sp.  760  f.  Clarac  de  poche 
193 1;  andere  Iuppiterstatuetten  minderer  Arbeit 
abgebildet  bei  Meyer  a.  0.  Tat'.  II  6  und  Not. 
d.  scavi  1892  p.  448.  Ferner  bronzene  Tier- 
figuren, ein  Löwe,  ein  galoppierendes  Pferd 
(Abbild.  Not.  d.  scaci  1892  p.  71):  eine  Votiv- 


Iuppiter  Poeniuus,  Bronzestatuetto 
(nach  Notizio  d.  scavi  1892  p.  70). 

hand  aus  demselben  Metall;  2  goldene  Blätter 
oder  Ähren  (wohl  Überreste  eines  Kranzes); 
Geräte  und  Schmucksachen  aller  Art,  die  eben- 
falls zum  grofsen  Teil  als  Opfergaben  anzu- 
sehen sein  dürften  (Ringe,  Fibeln,  Gemmen, 
Lampen,  Waffenteile  aller  Art,  Scherben  von 
Glas-  und  Thongefäfsen  u.  s.  w.);  und  endlich 
eine  überraschend  grofse  Zahl  von  Münzen 
(weit  über  tausend),  keltische  verschiedener 
Prägung  und  aus  den  verschiedensten  Gegen- 
den (s.  o.),  römische  aus  der  Zeit  der  Republik 
und  der  Kaiser  bis  zum  Beginn  des  5.  Jahr- 
hunderts (über  500  gehören  der  julischen  und 
claudischen  Dynastie  an),  und  auch  einige 
mittelalterliche  aus  dem  8.  u.  9.  Jahrhundert. 
Dagegen  sind  Steininschriften  selten  (meistens 
nur  geringfügige  Bruchstücke,  Not.  d.  scavi 
L883  p.  191;  1887  p.  469;  1892  p.  Q.Ü) ;  uner- 
heblich   auch    Funde    prähistorischer    Art    (zu 


denen  ein  angeblich  aus  dem  8.  Jhdt.  v.  Chr. 
stammendes  bronzenes  Rasiermesser  gerechnet 
wird),   um   von   den   aufgefundenen  Tier-   und 
Menschenknochen    zu    schweigen,    deren    Zeit 
ganz   unbestimmbar   ist.     Nach    Meyer   (a.   0. 
p.  124,   vgl.   Nissen,    Italische  Landeskunde   1 
p.  159)  ist  auch  Etruskisches  ausgegraben  wor- 
den, was  v.  Duhn  in  Abrede  stellt.   Bemerkens- 
wert ist  jedenfalls,   dafs  sämtliche  im  eigent- 
io  liehen   Tempelgebiet    entdeckten    Gegenstände 
aus    römischer   Zeit    stammen,    dafs    keltische 
Münzen    darunter    nicht    vertreten    sind.      Der 
Tempel  kann  frühestens   in   augustischer  Zeit 
erbaut  worden  sein.    Erst  Augustus  hat  die  von 
Aosta  über  den  Pafs  nach  Martigny  führende 
Strafse    gegen    die    räuberischen    Salasser    ge- 
sichert und  ausgebaut.  Die  wenigen,  in  einfachen 
Formen  gehaltenen  Architekturstücke  gestatten 
keine   allzu   sicheren  Schlüsse.     Aber  von  den 
20  Inschriften  reicht  wenigstens  eine  bis  zur  Zeit 
des  Tiberius  hinauf  (C.  I.  L.  5,  6884  Phoebus 
Fusci    Ti.    Caesaris   Poenino   v.  s.  I.  m.;    vgl. 
Not.   d.   scavi   1892  p.  66   Puteolanus   Sabin us 
Caes.  «.),  und  mindestens  ebenso   alt  ist  nach 
Ausweis  der  Buchstabenformen  5,  6881  ('tabclla 
aerea  omnium  quae  ibi  repertae  sunt  et  maxima 
et    optime    scripta'')    Iovi   Poenino    L.   Paccius 
Ij(nci)  f(ilius)  Pal.  Nonianus  Fundis  (centurio) 
leg(ionis)    VI  Victricis  p.  f.  ex  voto,   während 
30  das   von    einem   Ambianus    Numinibus   Augu- 
storum    und  Iovi  Poenino  dedizierte  Täfelchen 
frühestens   aus   dem  Ende  des  2.  Jahrhunderts 
stammt    (5,   6885).     Ein    erheblicher   Teil    der 
Täfelchen    rührt   von   Soldaten    und  Offizieren 
der  am  Rhein   stehenden  Truppen  her.     Von 
Legionen  sind  vertreten  leg.  III  Italica  (5,  6869, 
Dedikant    ein    frumentarius),    IV    Macedonica 
(6879  eques  legionis),  VI  Victrix  p.  f.  (s.  o.),  X 
(ohne    Beinamen,    Not.    d.    scavi    1894   p.   35), 
40  XIIH  gemina  (C.  I.  L.  5,  6872;,  XV  (ohne  Bei- 
namen, Not.  d.  scavi  1894  p.  35,  Dedikant  ein 
primuspilus),  XXIIprimigenia  (5,  6889  centurio), 
XXX  Ulpia  victrix  (5,  6890);  von  Cohorten  die 
VIIIpraetoria(5,  6886),  die  V  Asturum  (5,  6874, 
Dedikant  ein  praefectus  [vgl.  5,  6864];  die  Co- 
horte  mufs  zeitweilig  in  Germania  inf.  gestanden 
haben),  die  tricensima  voluntariorum  (5,  6891, 
Dedikant  wohl  ein  tribunus).    Ferner  begegnen 
wir  unter  den  Dedikanten  einem   beneficiarius 
50  consularis   (Not.   d.   scavi   1894    p.   36),    einem 
Protokollführer  a  commentariis  consularis  (C.  I.  L. 
5,  6867),  einem  veteramis  Augusti  n(ostri)   (5, 
6868).    Unter  denen,  die  ihre  Heimat  angeben, 
finden  wir   einen  Ambianus   (s.  o.),   einen   Se- 
quaner    (5,   6887    tabeUarius   colon.   Sequanor.), 
einen  Kölner  (5,  6888,  das  überlieferte  ACN1P 
ist  wohl  mit  Mommsen  in  AGRIP  zu  bessern), 
einen    Metzer    (?    Fragment    mit    MATRICVS, 
Not.  d.  scavi   1889   p.  234.  392),   einen  Helve- 
60  tischen    Händler   Namens    C.  Domitius    Caras- 
sounus    (Hei.    mango,    Notizie    d.    scavi    1892 
p.    68).      Auch    ein    Dichter   kommt    zu   Wort, 
C.  Iulius  Huf  us,  mit  zwei  gut  gemeinten,  aber 
schlecht  geratenen  Distichen,  in  denen  er  be- 
dauert, dafs  sein  „Geldsäckchen"  nicht  so  viel 
enthalte,   als   er  dem   Tempel   des   Gottes    zu- 
kommen   lassen    möchte    (C.  I.  L.    5,    6876  = 
Bücheier,  carm.  epigr.  873:  At  tua  tetnpla  lybens 


2597                      Poeninus  Poeninus                      2598 

vota  susceptu peregi — acceptauttibisint,  numen  sein,  dafs  Poeninus  durch  gelehrte  Etynio- 
adoro  tuum  —  inpensis  non  magna  quidem:  logie  aus  *Penninos  (von  *penno  —  'Gipfel, 
te,  sancte,  precamur ,  maiorem  sacido  nostrum  Berghaupt,  Bergkuppe')  entstanden  wäre  mit 
animum  accipias).  Dafs  Frauen  fast  ganz  Anlehnung  an  die  Punier  und  den  Alpenüber- 
fehlen,  darf  uicht  Wunder  nehmen;  nur  ein  gang  Hannibals  im  J.  218  (0.  Keller,  Latein. 
Täfelchen  nennt  eine  solche,  Terentia  Prisca,  Volksetymologie  p.  10  ff.  u.  Lateinische  Etymo- 
die  im  Verein  mit  Felicio,  einem  Veteranen  logien  p.  159;  Holder,  Altcelti scher  Sprachschat: 
der  leg.  XIIII  gemina,  ihr  Gelübde  erfüllt  (5,  2  Sp.  1021;  vgl.  Desjardins ,  Geographie  de  la 
6872).  Gaule  1  p.  69).  Auch  Lac.  Grimm  (Deutsche 
Auf  der  Mehrzahl  der  Täfelchen,  die  samt-  10  Mythologie  l4  p.  140  f.)  braucht  die  Narnens- 
lich  in  kleinen  und  kleinsten  Dimensionen  ge-  form  Peninus,  getäuscht  durch  die  oben  er- 
halten sind  (das  kleinste  wohl  Not.  d.  seavi  wähnte  gefälschte  Inschrift;  doch  betont  er, 
1892  p.  66,  41/2x21/2  cm),  wird  der  Gott  nur  im  Gegensatz  zu  anderen,  mit  Recht,  dafs 
Poeninus  genannt,  ein  dutzend  Mal  heifst  er  Mons  Iovis  als  Name  des  Berges  von  den 
Iuppiter  oder  Iuppiter  optimus  maximus  Poe-  alten  Schriftstellern  nie  gebraucht  wird.  So 
ninus.    Einige  sind  verstümmelt  oder  enthalten  hiefs  der  Gr.  St.  Bernhard  erst  im  Mittelalter 


*■& 


den  Namen  der  Gottheit  überhaupt  nicht  (z.  B.  (munt  Jofes,  monte  Job  u.  a.),  und  der 
C.  I.  L.  5,  6882.  Not.  d.  seavi  1892  p.  66;  1894  Name  scheint  fortzuleben  in  der  noch  heute 
p.  35).  Aber  auch  diese  werden  ohne  Zweifel  von  den  Anwohnern  gebrauchten  Benennung 
als  dem  Poeninus  geweiht  angesehen  werden  20  cMont  Joux'  (auch  fMont  Devi'). 
müssen.  Denn  Dedikationen  an  andere  Gott-  Wann  der  Iuppitertempel  zerstört  wurde, 
heiten  sind  an  dieser  exponierten  Stelle  in  wann  die  (anscheinend  durch  Brand  vernichtete) 
gröfserer  Zahl  kaum  zu  erwarten.  Abgesehen  römische  Mansio  aufhörte  zu  existieren,  wissen 
von  einem  Marmorfragment,  in  dem  Bamabei  wir  nicht  (die  spätesten  römischen  Münzen 
(Notizie  d.  seavi  1887  p.  469 1  eine  Widmung  stammen  aus  dem  Anfang  des  5.  Jahrhunderts), 
an  die  Iuno  erkennt,  ist  auf  dem  Plan  de  Joux  Ebenso  bleibt  fraglich ,  ob  unter  den  Burgun- 
nur  ein  Täfelchen  zum  Vorschein  gekommen,  dem  und  Franken  auf  der  Pafshöhe  ein  ähn- 
weiches andere  Gottheiten  nennt,  eine  Wid-  liebes  Unterkunftshaus  bestanden  hat.  Der 
mung  an  die  Dominae,  die  vielleicht  mit  den  Pafs  ist  jedenfalls  im  frühen  Mittelalter  viel 
keltischen  Müttern  (Matres,  Matronae)  iden-  30  benutzt  worden  (in  karolingischer  Zeit  lassen 
tifiziert  werden  dürfen  (Bamabei  a.  0.;  Ihm,  sich  nicht  weniger  als  8  Übergänge  deutscher 
Bonner  Jahrb.  85  p.  138;  vgl.  dieses  Lex.  Bd.  2  Herrscher  sicher  nachweisen,  vgl.  Aloys  Schulte, 
Sp.  2475).  Geschichte  des  mittelalterlichen  Handels  und 
Auch  eine  Göttin  Poenina  wird  einmal  Verkehrs  zwischen  Westdeutschland  und  Italien 
erwähnt;  aber  die  Notiz  des  Servius  Aen.  10,  13  1,  1900  p.  55  f.),  und  es  sind  auch  karolingische 
(quamvis  legatur  a  Poenina  dea,  quae  ibi '  colitur,  Münzen  des  8.  und  9.  Jahrhunderts  auf  der 
Alpes  ipsas  vocari)  beruht  wohl  auf  einem  Höhe  gefunden  worden,  freilich  nicht  viele 
(durch  die  Alpis  Poenina  veranlafsten V)  Irrtum.  (Ferrero,  Not.  d.  seavi  18^9  p.  392;  1890  p.  305. 
An  sich  wäre  es  denkbar,  dafs  dem  Poeninus  306;  1892  p.  77).  Die  um  die  Mitte  des 
eine  Kultgenossin  Poenina  zur  Seite  gestanden  40  10.  Jahrhunderts  in  die  Schweiz  eingebrochenen 
habe,  gerade  wie  wir  auf  keltischem  Gebiet  Sarazenen  waren  eine  Zeit  lang  unbeschränkte 
neben  Silvanus  die  Silvana  verehrt  finden  Herren  der  westlichen  Alpenpässe  und  auch 
(Bonner  Jahrb.  83  p.  84),  neben  Bormanus  vom  Mons  Iovis  aus  unternahmen  sie  Plünde- 
die  Bormana  (Pauly-Wissowa  B.  E.  3  Sp.  733).  rungszüge  (F.  Keller,  Her  Einfall  der  Sara- 
Die  richtige  Namensform  ist  nach  Ausweis  zenen  in  die  Schweiz,  Mitteil,  der  antiquar. 
der  Inschriften  Poeninus  (mehrfach  mit  I  longa  Gesellschaft  in  Zürich  11,  1856  p.  1  ff.  A.  Schulte, 
geschrieben);  vgl.  vallisPoenin.  auf  der  Veroneser  a.  0.  1  p.  59  f.).  Zu  dieser  Zeit  wird  auf  dem 
Inschrift  C.  I.  L.  5,  3936.  Als  Nebenformen  er-  Plan  de  Joux  wohl  schon  alles  in  Trümmern 
scheinen  je  einmal  Puoeninus  (CI.L.  5,  6871),  gelegen  haben,  und  es  ist  eine  fromme  Legende, 
Peoeninus  (5,  6879),  Peoninus  (Not.  d.  seavi  50  wenn  von  dem  heil.  Bernhard  von  Menthon 
1894  p.  36),  Pyninus  (Bull,  de  la  soc.  des  erzählt  wird  (Acta  Sanctorum,  Juni  2  p.  1071  ff.  , 
antiquaires  de  France  1904  p.  181).  Die  angeb-  er  habe,  ehe  er  sein  Hospiz  anlegte,  erst  die 
lieh  Silvano  Poinino  geweihte  Inschriftaus  daemonia  der  wilden  Felsengegend  beschwö- 
Tirnowo  in  Bulgarien  C.  I.L.  3,  6143  (=  12341)  ren  und  bannen,  die  Iuppiterstatue  stürzen 
ist  nicht  korrekt  abgeschrieben,  denn  dem  und  in  Stücke  schlagen  müssen.  *3Iontis  alta 
Silvanus  kommt  dieser  Beiname  nicht  zu.  ascendamus  —  heifst  es  in  der  Biographie  des 
Penninus  findet  sich  nur  in  Handschriften  Heiligen,  durch  welche  Roland  Viot  (Miruir 
(so  auch  in  der  Tab.  Peutirig  und  im  Itiu.  de  toute  sainetete  en  la  vie  du  sainet  merveilleux 
Anton,  p.  350.  351),  Peninus  in  der  gefälsch-  Bernard  de  Menton,  Lyon  1627)  zu  zwei  plum- 
ten  Inschrift  C.  I.  L.  5,  729*.  Die  von  Zeufs  60  pen  Inschriftenfälschungen  begeistert  wurde 
(Hie  Deutschen  p.  5)  empfohlene  Ableitung  von  (vgl.  Mommsen  zu  C.  I.  L.  5,  728*.  729*)  — , 
keltisch  penn os  =  Kopf,  Gipfel  (vgl.  den  per  abrupta  transeamus,  fugabimus  daemonia, 
Ortsnamen  Pennolucos  [bei  Villeneuve  am  illamque  statu  am  Iovis  daemonibus  circum- 
Genfer  Seej  auf  der  Tab.  Peut.  [Pennelocos  datam,  Cfiristicolas  tarn  turbantem .  diruemus 
ltin.  Ant.  p.  351,  Pennolocus  Geogr.  Bav.  in  fragmina  et  eolumnam  carbuneuli  illius  sta- 
4,  26  p.  237];  Glück,  Keltische  Namen  p.  60)  tuae:  post  ibi  hospitalia  fundabimus  utilia  et 
unterliegt  daher  Bedenken  (Mommsen,  Die  canonicorum  regülarium  coenobia.  Statuam 
Schweiz    in    röm.    Zeit   p.   6);    es    müfste    denn  ligabis    per    Collum    et    fragminabis ,    daemonia 

82* 


2599  Pogonietes  Poirnainides  2600 


o 


convurabis ,  in  chaos  montium  ligabis  atque  lo-  Dienst  erweist  und  Philoktetes  den  Bogen  be- 
cabis:  usque  ad  cliem  sui  iudicii  nulli  potemnt  kommt.  In  einer  Tragödie  des  Aerius  (Hera- 
nocere.'  didae)  kam  Poias  vielleicht  in  demselben  Sinne 
Der  Bau  des  Hospizes,  bei  welchem  sicher-  vor,  wie  bei  Apollgdoros,  vgl.  Ribbeck,  Rom. 
lieh  die  heidnischen  Trümmer  gute  Dienste  Tragödie  S.  560  ff.  Über  bildliche  Darstellungen 
geleistet  haben  (Ferrero,  Notizie  d.  seavi  1890  von  Herakles  auf  dem  Scheiterhaufen,  auf 
p.  306;  1894  p.  45),  soll  im  Jahre  962  erfolgt  denen  jedoch  Poias  fehlt,  s.  Bd.  I  Sp.  2241  u. 
sein;  doch  ist  das  ein  zu  früher  Termin,  da  2250  (Furtioängler).  [Türk.] 
einerseits  die  Sarazenen  damals  noch  nicht  Poiesis  (IJoii]aig),  Personifikation  der  epi- 
völlig vertrieben  waren,  andererseits  der  heil.  io  sehen  Poesie  auf  dem  Bd.  2  Sp.  3265 f.  abge- 
Bernhard,  Archidiakon  von  Aosta,  nach  der  bildeten  Relief  des  Archelaos  von  Priene,  der 
wahrscheinlichsten  Berechnung  erst  1086  ge-  sog.  Apotheose  Homers,  woselbst  auch  Literatur- 
storben ist  (A.  Schulte,  a.  O.  1  p.  81)  Urkund-  angaben;  s.  auch  Bd.  3  Sp.  2124,  19 ff.  Inscr. 
lieh  wird  das  Hospiz  erst  1125  erwähnt.  Es  Gr.  Ital  et  Sic.  1295  p.  348.  [Höfer.] 
steht  übrigens  nicht  auf  dem  Plan  de  Joux,  Poikes  (üoi-nrig),  Heros  in  Teos,  nach  wel- 
sondern  auf  der  andern  Seite  des  kleinen  Sees,  chem  ein  nvQyog  (Demos)  benannt  war,  C.  1.  G. 
auf  dem  nördlichen,  den  kalten  Winden  aus-  2,  3064  Z.  5.  Vgl.  Rohde,  Psyche  l2  169  und 
gesetzten   Felsrücken,    und    ist  unfreundlicher  Anm.  3.     [Höfer.] 

gelegen,    als    es    der    Tempel    des    gallischen  Poikiles  (Hoi* llv g),  Vater  des   Membliaros 

Gottes  war.  20  (s.  d.,  wo  Z.  51  irrtümlich  Peukiles  steht,  und 

Die   in  Dacien   gefundene   Inschrift   Arch-  Morers,  Die  Phönizier  2,   2   S.  268   Anm.  23. 

epigr.    Mitteil,    aus    Österreich    13    p.    195    ist  O.  Gruppe,  De  Cadmi  fabida  23.    Maafs,  Gott. 

nicht  dem  I.  O.  M.  Poeninus,   sondern   dem  Gel.  Anz.  1890,  359  Anm.  1),    Herod.  4,    147. 

I.  O.  M.  Appenninus  geweiht  (ebd.  14  p.  110.  Studniczka,  Kyrene  46,  54,  nach  dem  Poikiles, 

C.  1.  L.  3,  12576).     [M.  Ihm.]  eine  Personifikation   der  theräischen  Buntwir- 

Pogonietes,   Pogonites   (Ilcoycovirixrig,  TIa>-  kerei    (so    schon    0.    Müller,    Orchomenos    326 

ycovitrig),    Beiname    des   Zeus   in  Pogon,   dem  Morers    a.  a.  O.)    feine   junge    Erfindung    ist'. 

Hafen  von  Troizen,  Suid.  Wentzel,  'Eititilriceig  In  Beziehung  zur  theräischen  Buntwirkerei  (vgl. 

1,  6.  8  und  Anm.  1.  7  addend.  p.  63.     [Höfer.]  Hesych.  s.  v.   ®r\outov  niitXov  xi  noixiXov  = 

Poianthes    (noiäv&rjg) ,    Sohn    des    Kroises,  30  Pollux  7,  77)   bringen    den  Poikiles   ferner  H. 

Vater   des  Karanos  (0.  Abel,   Makedonien  vor  Büchsenschütz,  Hauptstätten  des  Geiverbefleifses 

König  Philipp  93  ff.  99  ff.)  in  dem  bei  Euphor.  im    Jclass.    Altert.    70.      Blümner,    Geioerbliche 

fr.  24  aus  Schol.  Giern.  Alex.  ed.  Klotz  4  p.  96  Tätigkeit   der    Völker   des   Mass.   Alt.  96    (der 

=  Meineke,  Anal.  Alex.  59  erhaltenen  Stamm-  noiy.iXxr\g  schreibt).     F.  Hauser,   Philolog.   54 

bäum   des   makedonischen  Königshauses.     Nä-  (1895),   392 f.     Eine  andere  Vermutung  äufsert 

heres  bei  v.  Gutschmid,  Kleine  Schriften  4,  66.  Crusius  Bd.  2  S.  867,  20ff.  s.  v.  Kadmos. 

68  =  Maked.  Anagraphe  in  Symbol.  Phil.  Bonn.  [Höfer.] 

126.  128.     [Höfer.]  Poikilomecliaiios  (noixiXo^xavog),  Beiname 

Poias  (Hotas),  Sohn  des  Thaumakos  (Apollod.  des  Eros,  Epigramm  auf  dem  von  Charmos  in 

bibl.  1,  9,  16,  9;   Steph.  Byz.   s.  v.    QocviiavAu)  40  Athen  geweihten  Erosaltar,  Kleidemos  bei  Athen. 

oder   des  Phylakos,   Eustath.  R.  323,  43,   also  13,  609 d;  vgl.  Bd.  1  S.  1343,  47  ff.     [Höfer.] 

aus    Thaumakia   auf   der   Halbinsel   Magnesia  Poikiloinorpkos    (TTocKtXofiopqpog),    Beiname 

oder  aus  Phylake  in  der  Phthiotis;  Gemahl  der  1)   der  Selene   nach    v.   Wilamoivitz,  Comment. 

Methone,    Eustath.  a.  a.  O.,   Vater  des   Philo-  grammat.  III  (Ind.  lect.  Gott.  1889)  S.  29,   der 

ktetes  (Hom.   Od.  3,    190;   Find.  Pyth.  1,   53;  in  dem  magischen  Hymnus  bei  Hippol.  Refut. 

Philostr.  her.  5,  1  p.  171  Kayser;  Quint.  Smyrn.  4   §  35  p.  102    Gott,   liest:    ToQya>   v.al  Moq^ioi 

9,  354  und  viele  andere  Stellen).     Wie  Philo-  xal  Miqvi]  TtoiYAloiioQcps  (statt  Kai  7toXv{LOQq)h). 

ktetes  bei  Hygin.  14  und   Valerius  Flaccus  1,  —  2)  der  Erinyen,  Nonn.  Dionys.  32,  100  Bd.  1 

391  ff.  f siehe  Sp.  2326),   so  erscheint  Poias  bei  S.  1311,  24  f.     [Höfer.] 

Apollod.  1,  9,  16,  9  unter  den  Argonauten  (vgl.  50      Poikilos   (IIoLxilog)   vgl.  Photius  s.  v.  ijQcog 

O.  Jessen,  Prolegomena  in  catalogum  Argonati-  itoinllog  .  .  .  öia  xo  xovg  öepsig  7toiy.iXovg  övxag 

tarum  S.  12).     Im  Zusammenhange  damit  wird  i'jQaxxg  xal£T6&ai.    Über  die  Schlangen  als  Ver- 

ihm  die  Tötung  des  Talos  zugeschrieben,   der  körperungen    der  x&övioi,  der  Heroen  u.  s.  w. 

die  Argonauten  an  der  Landung  in  Kreta  hindern  Rohde,    Psyche   l2,   244,   4.    133  Anm.    196,   2. 

wollte   (xivsg   ccvxbv    xo£,tv&tvxcc   vitb   Iloiccvxog  254/55  Anm.  273,  1.    Deneken  Bd.  1  Sp.  2466 ff. 

slg   xb    ccpvQov   xslsvxijüaL    Xtyovai   Apollod.    1,  [Höfer.] 

9,  26,  5).     Bei  Apollod.  2,  7,  7,  11.  12  zündet  Poikilothronos    (IIoiiulöQ-QOvog) ,     Beiname 

Poias  den  Scheiterhaufen  des  Herakles  an  und  der  Aphrodite,  Sappho  fr.  1,  1.     Klein,  Arch.- 

bekommt   dafür  den   Bogen   desselben.     Sonst  epigr.  Mitth.  aus  Oest.  9  (1885),  147.     [Höfer.] 

hatte  niemand  dem  Herakles  den  Dienst  leisten  60      Poimainides?  (IlonicuviSsg?),  nach  derüber- 

wollen,  bis  es  Poias  tat,  der  einem  Stück  Vieh  lieferung  bei  Paus.  2,  1,  7  —  xavxat-g  (den  Xerei- 

nachgehend  zufällig  des  Weges   kam  (uridi-vbg  den)    xca    ixioio&i    xyg  'Ellddog    ßoi^iovg    oidec 

Sh    xovxo    TtQccxxhiv    i&tlovxog,    TLoiug    tkxqlgov  övxcxg,    xovg    dh    nccl    xeiisvw    6q>i6iv    uvu&tvxug 

xuxet    £rjxr\GLV    7toiuvicov    vipfjipa.    xovxco    y.al   xa  no Lactiv ic lv,     iv&a    xal.    k%iXXtoig    xiucti    — 

xö'ga    idojQi]6axo   'HQa%Xi]g).      Sonst    ist    Philo-  Beiname  der  Nereiden.     Die   zahlreichen  Ver- 

ktetes  der  Helfer,   der  auch  den  Bogen  erhält  besserungsvorschläge      sind      verzeichnet     bei 

(siehe   Sp.  2313).     Tzetz.   zu   Lycophr.  50   ver-  Hitzig- Blwnmer    zu    Paus.    a.    a.   O.    S.  385; 

mengt  beides,  indem  Poias  dem  Herakles  den  vgl.  488.     [Höfer.] 


2601                    Poimandres  Poine                         2602 

Poimandres  (TIoL^ävSQrig),  Gott  einer  mysti-  nos,  das  Ä%llluov.    Die  Erzählung  giebt  wohl 

sehen  Sekte,  die  nach  Beitzenstein,  Poimandres  eine  jener  alten  böotischen  Lokalsagen  wieder, 

248  etwa  um  Christi  Geburt  von  einem  ägyp-  deren    Erforschung    dem    Plutarch    besonders 

tischen  Priester  begründet  wurde.     Der  Name  nahe  lag.    —    Maafs,  Orpheus  182    möchte  in 

des   Gottes   Poimandres  wird    im  Texte  (Ver-  Poimandros,  dem  cMänner  hütenden'  Gott  oder 

zeichnis   der  Ausgaben   bei   TP.  Christ,    Gesch.  Heros,  den  Hermes,  den  Stadtgott  von  Tanagra, 

d.  griech.  Litt,  bis  auf  Justin ia>r  697)  des  Poi-  erkennen.     Auf  Kaisermünzen  von  Tanagra  ist 

mandres   (p.  328   Beitzenstein)   gedeutet    als  6  die  Büste  des  TTOIMANAPOC  dargestellt,  Head, 

vfjg  av&tvrLag  vovg,  d.  h.  der  herrschende  und  Hist.  num.  295.  —  Die  Schreibung  Poimandrios 

der  untrügliche  Verstand.   Mehr  bei  Beitzenstein  10  bei  Tümpel,  Bemerk,  zu  einigen  Fragen  d.  gr. 

a.a.O.,  bes.  S.  8.  146.  214f.  266,  2.    Vgl.  auch  Beligionsgesch.  11,  2   beruht  wohl   auf  Druck- 

Zielinski,  Arch.  f.  Bel.-Wiss.  8  S.  321  ff.     [Höfer.]  fehler  —  oder  ist  sie  irgendwo  überliefert? 

Poimandros  (IIoiuavdQog),  Sohn  des  Chaire-  [Höfer.] 

sileos  (und  der  Stratonike,  Plut.  Quaest.  Graec.  Poimen  (JIojftr;V)  1)  Beiname  des  Eros  (s.  d.), 

37)  Gemahlin  der  Tanagra,  einer  Tochter  des  Bongus,    Pastor.   4,    39.    —    2)   Sohn   des  He- 

Aiolos  oder  (nach  Korinna  fr.  28  Bergk  34,  550)  rakles  und  der  Dardanis  (s.  d.),  nach  dem  der 

des  Asopos,  Oikist  von  Poiniandria,  einem  Vor-  gleichnamige  Ort  bei  Herakleia   benannt  sein 

ort  Tanagras   oder  Tanagra  selbst,   das  daher  soll,   Andron  im  Schol.   Apoll.   Bhod.   2,    354. 

JJoi^uvöqov  yaia  bez.  HoiybävdQov  yi-vh]  (Kaibel,  Nach  Toepffer,  AU.  Gental.  geht  das  Geschlecht 

Epigr.   495.    496    =    Bittenberger,    Inscr.    Gr.  20  der    Iloiiiüvidca    (Hesgch),    aus    welchem    der 

Megaridis,  Oropiae,  Boeotiae  580.  581)  heifst,  Priester  der  Demeter  erwählt  wurde,  auf  diesen 

Paus.   9,  20,   1.      Über    Poimandros    berichtet  Poimen  zurück,  nach  Meier,  De  gentil.  50  (vgl. 

Plutarch  a.  a.  O.  folgendes:  Wegen  der  Weige-  Maafs,  Gott.  Gel.  Anz.  1889,  818)  auf  einen  mit 

rung    der    Tanagräer    (dieser    Zug    auch    bei  Poimandros  (s.  d.)  im  Zusammenhang  stehenden 

Euphorion  bei  Eust.  Hom.  B.  266,  20.    Schol.  Heros  Poimen,  nach  Maafs,  Orpheus  182  f.  auf 

Hom.  B.  2,  498.      Meineke,   Anal.  Alex.  115 f.  den   einfachen    Tlirten',    als   welcher   Keleos 

Beruh.  Gieseke,    Thrakisch-pelasgische  Stämme  (s.  d.)   bei  Ov.  Fast.  4,  508  ff.  erscheint.  —    3) 

der  Balkanhalbinsel  65),    an    dem   Zuge   gegen  TIoL^ijv  ysvtötcog  =  Priapos  (s.  d.)     [Höfer.] 

Troia    teilzunehmen,    fiel    Achilleus    mit    den  Poiiuenios  (TLoi^iiviog),  ein  Führer  der  Satyrn 

Achaiern    in    das    damals    noch    unbefestigte  30  im  Heere  des  Dionysos  gegen  die  Inder,  Nouu. 

tanagräische  Land  ein,  raubte  die  Stratonike,  Dion.  14,   106.     [Stoll.] 

die    Mutter  des   Poimandros,    und    tötete    den  Poimenis  (noiusvlg),  Hund  des  Aktaion  (s.  d.), 

Enkel  des  Poimandros,  den  Sohn  des  Ephippos.  Ov.  Met.  3,  215.     [Höfer.] 

Poimandros  in  dem  Orte  Zriqjcov  belagert,  ent-  Poiiues  (Tloi^rjg).     Das  Haupt  der  Oikisten 

wich    heimlich    bei    Nacht    und    begann    Poi-  und  Eponymos  von  Poimaninon  (Bamsay,  Bist. 

mandria  zu   befestigen.      Als    der   Baumeister  Geog.   of  Asia   Minor  157)   in  Mysien,   durch 

Polvkrithos  spottend  über  den  Graben  sprang,  die  Legende  TTOIMHC  gekennzeichnet,  erscheint 

ergriff  Poimandros  einen  grofsen  Stein,  üg  r\v  auf  Münzen  dieser  Stadt,  Head,  Bist.  num.  465. 

ccvzo&i    xsxQvyiuivog    &k  nulaiov ,    vvxtsXloig  [Höfer.] 

Is  Qolg  €%i%£  Lue  vog  (ist  der  daktylische  Rhyth-  40      Poimnios  (IIoi[iviog),   Beiname  des  Apollon 

mus  zufällig?     Übrigens  schreibt  Bernardakis  bei   den  Naxiern,   den   Gott   der  Herden    und 

ohne   Angabe    einer    Variante    iTtixslutvog,   in  der  Weiden  bezeichnend,  Macrob.  1,  17.  Preller- 

edit.   Tauchu.  steht  aito-/.£i{i£vog).    Ohne  davon  Bobcrt  269,  4.     Sauer,  Athen.  Mitth.  17  (1892), 

eine  Ahnung  zu  haben,  warf  ihn  Poimandros  75.     [Höfer.] 

nach  Polykrithos,  verfehlte  diesen  aber,  Asv-  Poine  (TIoivi],  IJoivai;  Poena,  Poenae).  Bei 
■AiitTtov  ds  xbv  vibv  ccTtsxTsivsv.  Stoll  Bd.  2  Aisehylos,  der  das  Wort  öfter  gebraucht,  be- 
Sp.  1998,  62 f.  fafst  Leukippos  als  Sohn  des  obachten  wir  die  Anfänge  poetischer  Per- 
Polykrithos  auf;  dann  würde  man  aber  nach  so nifikation  der  noivä  als  Göttin  der  rächen- 
v'ibv  wohl  cemov  erwarten.  Es  kommt  hinzu,  den  Vergeltung  (rag  tiftcogiccg  ol  nalcciol  r&v 
dafs  im  Schol.  Hom.  B.  2,  498  ein  Leukippos  50  ccv&qw-jicov  üvoilcc^ov  noiväg  Baus  3,  15,  6). 
vorkommt  als  Gemahl  der  Graia,  nach  der  Sie  heifst  als  Dämon  CJweph.  929  ßccgvöiKog,  939 
Tanagra  (Tanagra  aber  ist  des  Poimandros  doli6cpQa>v;  vgl.  Eum.  321f. :  [ucxsq,  &  \C  ttfarsg, 
Gemahlin,  s.  oben)  früher  rgalcc  (vgl.  Steph.  co  ucasQ  Nv£,  auavgolai  y.al  dzdoQxöoi.  itoiväv. 
Byz.  TävuyQct  i)v  Ö^irjQog  [B.  2,  498]  rgalav  Identifiziert  mit  den  Erinyen  erscheinen  die 
%vlzi)  geheifsen  haben  soll.  Darnach  scheint  Poinen  bei  Aeschm.  contr.  Timarch.  p.  180  B., 
Leukippos  mit  mehr  Wahrscheinlichkeit  für  welche  „in  den  Tragödien  die  Schuldbeladenen 
das  Geschlecht  des  Poimandros  in  Anspruch  mit  brennenden  Fackeln  vor  sich  her  treiben 
genommen  werden  zu  müssen.  Wegen  des  Tot-  und  züchtigen".  Von  Strabo  3,  5,  11  werden 
Schlages  mufste  P.  nach  dem  bestehenden  Ge-  die  Bewohner  der  Kassiteriden,  „Menschen  in 
setz  Boiotien  verlassen;  da  dies  aber  wegen  60  schwarzen  Mänteln,  mit  langem  Chiton  an- 
der feindlichen  Achäer  nicht  möglich  war,  gethan,  um  die  Brust  gegürtet,  an  Stäben 
schickte  P.  seinen  Sohn  Ephippos  zu  Achilleus  einherwandelnd,"  den  tragischen  Poinen,  d.  i., 
mit  der  Bitte  um  freies  Geleit.  Dieser  ge-  wie  das  Kostüm  zeigt,  den  Erinyen  verglichen, 
währte  die  Bitte  und  schickte  den  P.  in  Be-  Dazu  pafst  die  von  Hesgch  ios  wohl  aus  einem 
gleitung  des  Tlepolemos  und  des  Peneleos  zu  Tragiker  überlieferte  Glosse  Hoivaig  (pomruZg 
Elephenor  nach  Chalkis,  der  den  Poimandros  (so  Hemsterhusius  für  das  korrupte  icpiurcüg), 
vom  Morde  reinigte.  Zum  Danke  errichtete  erklärt  durch  'Eqivvoi,  riuagiaig,  vgl.  fragm. 
dieser  dem  Achilleus  vor  der  Stadt  ein  Teme-  trag,  adesp.  nr.  256  Nauck3.    Es  illustrieren  den 


2603                        Poine  Poinimos                     2604 

Vorgang  dieser  Gleichsetzung  von  Erinyen  weit  entsprossen  Stat.  Theb.  1,  597  f.,  sie  heifst 
und  Poinen  Stellen  wie  Sophocl.  Ai.  843  vt ',  a>  Saa7th)g  Knaack  S.  19.  24,  pestis  Ovid.  Ib.  573, 
xa%tiai  7tolvi(Loi  r  'Egivveg,  vgl.  Ttoivf\xig  ultr ix  Stat.  627,  dira  Ines  601,  mortale  nefas  646 . 
'Egivvg  Antip.  Sid.  Anthol.  Palat.  7,  745  und  Ihre  Schilderung  erinnert  an  die  der  Erinyen, 
Pseudo- Flut,  de  fluv.  23,  wo  der  von  den  Furien  Harpyien,  Keren;  sie  hat  Antlitz  und  Brüste 
gehetzte  Orestes  %oivn%axov\L&vog  vn  'Eqlvvojv  einer  Jungfrau,  doch  dunkle  Gesichtsfarbe, 
genannt  wird.  Die  Kunst  bestätigt  uns  den-  schlangenumgebene  Stirn,  eherne,  krumme 
selben,  denn  auf  einer  bekannten  Unterweltsvase  Klauen ,  die  sie  ins  warme  Herz  ihrer  Opfer 
aus  Altamura,  jetzt  in  Neapel  (Heydemann,  schlägt,  in  nachtschwarzem  Gewände  schreitet 
Die  Vasensammlungen  des  Museo  Nazionale  zu  io  sie  einher,  zwei  Kinderleichen  hängen  an  ihrer 
Neapel  nr.  3222  S.  511),  findet  sich  die  Inschrift  Seite  herab  Stat.  598  ff.  Auf  dem  Grabmale 
-jtOlNAl  neben  zwei  Erinyen  in  ihrer  Jage-  des  Koroibos,  das  Pausanias  auf  dem  Markt- 
rinnentracht. S.  Bullett.  dell'  Instit.  1851  S.  25,  platze  von  Megara  sah,  befanden  sich  inschrift- 
42.  Archaeolog.  Anzeiger  1851  S.  89 f.  Annali  liehe  Verse  auf  seine  That  sowie  ein  altes 
dell'  Inst.  1S64  S.  285 f.  Monum.  ined.  dell'  Marmorwerk,  die  Tötung  der  Poine  darstellend. 
Inst.  8,  9.  Wiener  Vorlegebl.  Ser.  E  Taf.  2.  Eine  Nachdichtung  des  Epigramms  Anth.  Palat. 
Möglich,  dafs  der  Maler  Ophelion  auf  seinem  7,  154  (sl\u  dsKrjg  Tvußov%osV.  3).  S.  Welcher, 
Gemälde  der  reuevollen  Aerope  die  Strafe  Kl.  Schriften  1,  15 ff. ;  Rohde,  Psyche-  1,  193 
(TIoLvrjv)  personifiziert  als  Furie  darstellte  Anm.  1.  Kallimachos  habe  das  Ungeheuer  als 
Anthol.  Pal.  6,  316;  Brunn,  Gesch.  der  griech.  20  Sirius  an  den  Himmel  versetzen  lassen,  ver- 
Künstler  2,  287.  Nach  griechischem  Vorbild  mutet  E.  Maafs,  Analecta  Eratosthen.  S.  127  ff. 
nennt  die  Furien  Poenae:  Varro  Eumenid.  Im  allgem.  s.  Welcher,  Götterl.  3,  83  f.  Vgl. 
fragm.  7  Buech.  tertia  Poenarum  Infam ia  (In-  auch  d.  Art.  Poinimos.  [J.  Hberg.] 
sania  Roeper)  .  .  .  flutanti  intonsa  coma,  sor-  Poinimos  dloiviuog),  'rächend,  strafend', 
dida  vestitu,  ore  severo  (vgl.  fragm.  1  videmus  Beiname  verschiedener  Gottheiten,  die  des 
pojmlum  Furiis  instinetum  tribus).  Vgl.  Ps.-  Rächer- und  Strafamtes  zu  walten  haben.  Schon 
Plut.  de  fluv.  19  (Alpheios)  vnb  üotvcbv  ilccv-  s.  v.  Poine  hat  Ilberg  auf  Soph.  Ai.  843  (noi- 
vöusvog.  vl{loi  'Eoivvtg)  und  Anth.  Pal.  7,  745  (notviixig 
'  Seit  der  hellenistischen  Zeit  treten  die  Poinen  'Egivvg)  als  Ansatz  zur  Gleichsetzung  der  Poinen 
in  der  Regel  neben  den  Erinyen  auf,  werden  30  mit  den  Erinyen  hingewiesen.  Hinzuzufügen 
also  von  ihnen  unterschieden.  Nach  dem  pseudo-  ist  1)  Soph.  Trach.  808:  noivi^og  Aixr]  xiaatx' 
platonischen  Axiochos  führen  die  Eriuyen  die  'Egtvvg  (vgl.  'EgtvvBg  nolvipoi,  Eust.  Hom. 
Frevler  nach  dem  Tode  iit  Zgsßog  xat  %t:og  11.  763,  17)  xs;  vgl.  Ji%r\  (isxanoivi-og,  Suid. 
dicc  xagxägov;  dort  werden  sie  in  Ewigkeit  s.  v.  Uoivr\  p.  538,  6  Beruh.  Vgl.  auch  H.  Pos- 
durch  die  Fackeln  der  Poinen  verbrannt  (c.  13  nansky,  Nemesis  und  Adrasteia  (Bresl.  phil. 
p.  371  E  sq.).  S.  Epictet.  diss.  2,  20,  17,  wo  ai  Abhandl.  5,11)  S.  79  f.  Pott,  Etym.  Forschungen 
'EQivvsg  -aal  Tloivui  nebeneinander  genannt  2*,  II  S.  1108f.  —  2)  dai^iovsg  nolvi(ioi., 
werden;  Lucian,  Menipp.  9.  11,  de  luct.  6,  wo  Synes.  Epist.  57  p.  195c  =  Epistol.  ed.  Hercher 
noLvcdneben'EQLvvEg,'Alcc6TOQ8g,<l>6ßoi;noivri  666.  Nach  Plut.  Quaest.  Rom.  51  nahmen 
ta^sta  neben  Ai%r\  und  'Eqivvg,  alle  drei  40  Chrysippos  und  die  Stoiker  an  yctvla  Sca- 
Dienerinnen  der  Adrasteia,  Plut.  de  sera  num.  ^lövia.  itSQivoateiv,  olg  ol  ftsoi  Svaioig  ^Qoav- 
vind.  13.  564  E;  o  Poena  et  Furia  sociorum  Cic.  tat  ■nolaatalg  tnl  tovg  avoaiovg  xal  adixovg 
in  Pison.  37,  91;  omnes  adsunt  Poenae,  neben  av&Qcoitovg.  ovrcog  ol  AaQr\T£g  —  der  Vergleich 
Eumeniden  und  andern  Dämonen,  Sil.Ital.  2, 551;  mit  den  römischen  Laren  ist  wenig  passend, 
saevaque  multisonas  exertat  Poena ,  caten&s  neben  Rohde,  Rhein.  Mus.  50  (1895),  19  Anm.;  vol. 
den  Furien  in  der  Unterweltschilderung  Stat.  jedoch  auch  Rubino,  Beiträge  z.  Vorgeschichte 
Theb.  8,  25.  12,  646;  vgl.  Culex  377;  Procl.  Italiens  242ff.;  —  iQivvvmds ig  tivig  sIöl  xai 
hymn.  7,41.  S.  Maafs,  OrjyheusS.  232,  Dieterich,  itoiviyboi  Sai^iov&g,  iiti6Y.oitoi ,  ßicor  xai  oi'ncov. 
Nekyia  S.  58.  —  Mutter  der  Furien  ist  Poena  Und  derselbe  Gedanke  findet  sich  bei  Synes. 
bei  Valer.  Flacc.  1,  796.  Sonst  vertritt  sie  bei  50  ep.  44  p.  182b  =  657  Hercher:  öitsQ  slalv  iv 
den  römischen  Dichtern  die  Nemesis:  sera  talg  Ttoliraiatg  oi  Si]^iiot,  %£tgsg  rebv  vöiiav,  rr]v 
tarnen  tacitis  Poena  venit  pedibus  Tibull.  1,  9,4;  avtijv  ai  noival  (lies  üoival)  %Q£iav  tfi  cpvasi 
raro  antecedentem  scelestum  deseruit  pede  Poena  rov  v.Ö6uov  TtaQh%ovxai.  daipovig  tioi  y.a&- 
claudo  Hör.  carm.  3,  2,  31  f.;  eulpam  Poena  aQxiJQioi,  xiivr{v  l%ovx£g  inl  xaig  tyv%aig, 
premit  comes  Hör.  carm.  4,  5,  24.  —  r\v  oi  xvuepstg  titi  xolg  iuaxioig  xolg  Ttivaootg, 
Lokalen  Ursprungs  ist  das  Poine  genannte  und  etwas  später  werden  dieselben  als  xi^ko- 
rächende  Ungeheuer  der  Argos  und  Megara  qoi  .  .  öaifiovsg  bezeichnet;  —  3)  vgl.  KfiQt? 
gemeinsamen  Sage  vom  Linoskinde,  welches  (=  Erinyes,  Crusius  Bd.  2  Sp.  1140,  39  ff.  1163) 
Psamathe,  Tochter  des  Krotopos,  dem  Apollon  vnlsonoivoi,  Hes.  Iheog.  217.  vr\ls6iioivo  g 
gebar  und  aus  Furcht  vor  ihrem  Vater  aus-  60  'Eqiv vvg,  Orph.  Arg.  1362  (1373).  Nach  Fiele 
setzte.  Hunde  zerreifsen  das  Knäblein,  Apollon  bei  Bezzenberger,  Beiträge  20  (1894),  179  ist 
aber  sendet  den  Argivern  die  Poine  in  die  vielleicht  die  ursprüngliche  Form  des  Homeri- 
Stadt,  die  den  Müttern  ihre  Kinder  wegrafft,  sehen  Beiwortes  der  Erinnys  risQoqpolxig  (v.l. 
bis  sie  von  Koroibos  erlegt  wird  Paus.  1,  43,  7.  slagonärig  rbluttrinkend\  zu  sicco  =  ^ag  'Blut') 
Kallimachos  behandelte  die  Sage  im  ersten  B.  rjago-noltig  cbluträchend'.  Vgl.  auch  vaxeoo- 
der  Aitia,  seine  Elegie  Linos  rekonstruiert  von  noivog  'Eoivvg,  'Aesch.  Ag.  58.  —  4)  Wie  aus 
G.  Knaack,  Analecta  Alexandrino- Romana,  diesen  Beispielen  (vgl.  auch  Aristainet.  Ep.  9: 
Greifswald  1880  S.  14  ff.  Die  Poine  ist  der  Unter-  dtdoixa,   ^nq  xivä  coi  %oivx\v  [JTotvrjv?]  ävxm- 


2605                      Poinimos  Polairnon                      2606 

aydyaGiv    ol   &eoi;     Sext.    Empir     adv.    math  Zu    den    XQaytxai    TLoivcä    Strabos    (3,    175    = 

5,    13    p.  731    Bekker:    7toivi]v    \JIowr\v?\    xal  Eust.  ad  Dion.  Per.  561)    vgl.  Luc.  Philopatr. 

Y.UY.TP  xv%r\v  [Tu^tjv?];  Plut.  Amator.  9  p.  753d,  23  (ai  tcoivotioioI   ini  ftsaxQa).   —   Zur  Unter- 

wo  spröde,  hei-be  Frauen  TIoivaL  heifsen)  her-  weltsvase   von  Altaniura  s.  Arth.  Winkler,  Die 

vorgeht,    haben   schon   die  Alten,    denen   sich  Darstell,    d.     Unterwelt    auf    unterital.     Vasen 

auch  die  neueren  Erklärer  angeschlossen  haben,  (Breslauer    Phil.    Abhandl.    3    [1888]    Heft  5) 

TLoivai  (=  Erinyen)  zu  noivr\  'Strafe'  gestellt.  S.  18 ff.  —  Zu  Poine-Koroibos  s.  Crusius  Bd.  2 

Nur  Jac.  Wackernagel,  Vermischte  Beitrüge  zur  Sp.  1154  u.  Keren.  H.  Küentzle,  Über  die  Stern- 

griech.  Sprachkunde  (Progr.  zur  Rektoratsfeier  sagen  der  Griechen  1,  44 ff.    E.  Dittrich,  Cälli- 

d.  Univ.  Basel  1897)  S.  39 f.  stellt  eine  andere  10  macht  Aet.  lib.  I  in  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl. 

Etymologie  auf:  Wie  Stonoiva  für  *dtö7roxvja  23,  180 ff.  (vgl.  209).     [Höfer.] 

steht,  so  könnte  JJoivai  auch  Plural  zu  itöxvia  Poininus  iSilvanus)   s.  Poeninus  Sp.  2597. 

sein,    mit    dem    Accent    von    dyviai,    ftaLisiui,  Poios  (Tloto??),  Sohn  des  Atharnas  und  der 

Mslaival  u.s.w. ;  man  vgl.  nöxvia  als  Epitheton  Themisto,    Herodor.  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  2, 

der  Erinys  bez.  der  liqd  bei  Aesch.  Eum.  951.  1144.    —    Keil    schreibt    a.  a.  0.    mit   Müller, 

Sept.    976.    987.     Soph.   El.    111.      Oed.    C.   84.  F.  H  G.  2,  37  Tlräog  (s.  d.);  näher  läge  dann 

Herbd.  9,  97    (wo    die    Erinyen    gemeint    sein  die   gleichfalls    bezeugte    Form    Tlxotog   (s.  d.). 

können);  bei  Eur.  Or.  318  heifsen  die  Erinyen  Doch    ist  FLoTog   wohl   überhaupt   nicht   anzu- 

Ttoxviddtg  ftsai,  und  itoxvtdSsg  kehrt  wieder  als  tasten,    da   Poios    Eponymos    des    Rotor    boog 

Epitheton  der  Bakchen  (Eur.  Bakch.  664),   zu  20  (neben  dem  Pindos  genannt  von  Strabo  6,  327. 

dem  sich    höchst    merkwürdig    stellt  das   von  Exe.  Strabo  7,  50)  sein  kann,  in  dessen  Nähe 

Theognost.  bei  Gramer,  Anecd.  Oxon.  2,  23,  17  die    nach    seinem    Vater    Atharnas    benannten 

überlieferte    itoividsg   ßäx%cu,    das,    wie    der  Athamanen  wohnten;    nach  der  gewöhnlichen 

Zusammenhang  bei  Theognost.  lehrt,  nicht  mit  Überlieferung  freilich  sind  die  Söhne  des  Atha- 

Schmidt  (zu  Hesych.  s.  v.  noxvidösg)  in  Ttoxvtddsg  mas  boiotische  Eponymen,  Pto(i)os  speziell  der 

geändert    werden     darf.      Beachtung    scheint  des    TLxoiov    ogog,    v.   Wilamowitz,    Hermes  26 

diese  Hypothese   Wackernagels   auf  jeden  Fall  (1891),  204,  1.     [Höfer.] 

zu  verdienen.  Poitios  (Iloixiog),  Beiname  des  Apollon  auf 

Weitere  Erwähnungen  der  Poinai :  Bei  Eur.  einer    Inschrift    aus    dem    kretischen    Dreros, 

H.  f.  889  liest  v.  Wilamowitz,  Ettripides  Hera-  30  Museo   ital.   di    antich.   class.   3   (1890),   659 ff. 

kies  2,  221  (hiioßgcöTsg  clSl-aoi  TIoivul.    Die  Stoi  Gauer,  Del}  121  Anm   24;  vgl.  den  kretischen 

ker  unterschieden  'nützende'  und  'schadende'  Monatsnamen  Uoiuog,  Dittenberger,  Hermes  16, 

Götter;  zu  den  letzteren  rechneten  sie  Uotväg,  168,  1;  gewöhnlich  als  Nebenform  von  Ilv&tog 

'EQtwvag,   'Äq-hv  ,    Plut.    de   plac.   philos.    1,  6  erklärt,  Bezzcnberger  in  Bezzenbergers  Beitrügen 

p.  880  c;  damit  vgl.  man,  dafs  nach  Demokrit  5,   330.      P.   Kretschmer,    Kuhns    Zeitschr.    30 

bei  Plin.  n.  h.   2,  14    Poena    und    Beneficium  (1890),  583  f.,  der  auf  die  spartanischen  noi&i  ol 

Götter  sind.     Polybios  (24,  8,  2  [23,  10,  2]  und  (die  den  attischen   i^yjjral  IJv&6xQrtGToi   ent- 

dazu  Rohde  a.  a.  0.  13)  stellt  'Eoivveg,  FLoivaL  sprechen,    hinweist.      Fick    in    Bezzenbergers 

und  IlQoazQÖTZccioi  (s.  d.)  zusammen;  vgl.  ferner  Beitrügen    20   (1894),    179    (vgl.    Fick- BecJdel, 

Plut.  de  garr.  14  p.  509f.  (Eqivvvog  r\  [Joivfjg).  40  Die  griech.  Personennamen  406)  leitet  Uoixiog 

Plut.  Otho  1  (?)  IJoLvfjg  7}  TtccXuLivalov  daiiiovog).  (vgl.  IIolv-Tioixi}g,  Ttoo-rtoirLdeg)  von  tibi  =  att. 

Philostr.  Her.  728  =  Kayser  2  p.  195   (ra   e'jc  tu  'büfsen'  ab  (vgl.  auch  Collitz,  Bezzenbergers 

IJoivcÖv).    Maxim.  Tyr.  6,  8  p.  98  Beiske  {xavtec  Beitrüge  3  [1879],  199  u.  auch  Bd.  3  Sp.  1792, 

cä   UoivaL,   xavxa   ai  'EQtvvsg).     Orph.   Argon.  59 ff.).    Ein  Personenname  UoTxog  (oder  <]?olxog) 

382  (985),  wo  sie  im  Gefolge  der  Hekate  und  der  auf  einer  epichorischen  Inschrift   aus   Golgoi, 

Unterweltsgöttin  Pandora  auftreten.     Lucan.  6,  0.  Hoffmann,  Gr.  Dial.  1,  86  nr.  170.    Neben 

695  (Eumenides  Stygiumque  nefas  Poenaeque  no-  FLoixiog  findet   sich  auf  kretischen  Inschriften 

centes);  vgl.  Stat.  Theb.  5,  60.     Ov.  Met.  8,481.  Tlvxwg  (W  Schulze,   Kuhns  Zeitschr.  33,  23(3. 

Im  Auftrage   der  Dike  werfen   die  Poinai  den  Kretschmer  a.  a.  0.     Maafs,  De  Lenaeo  et  Del- 

Frevler  in  den  Tartaros,  Iulia  n.Conv.  310a  (p.  398  50  phinio  13,  3),  das  nach  Maafs  und  Schulze  aus 

Hertlein).     Neben   den  Moiren    (über   die  Ver-  einer  Vermischung  von  JJv&iog  und  <Pvxiog  (s. 

bindung  der  Moiren  mit  den  Erinyen  s.  Bd.  2  Phytalmios   IV)    entstanden   ist.      Zu   üotxiog- 

Sp.  3091,  67 ff.),   neben  Acheron   und  anderen  Ilvxiog  verweise  ich  auf  das  gleiche  Schwan- 

Unterweltsgottheiten    werden    die    Tloivcä    im  ken  im  Namen  der  Sibylle  ^otxco-^vxw.   Laut- 

grofsen      Pariser     Zauberpapyrus      angerufen,  lieh  stellt  sich  zu  Tloixiog  auch  <Poixiog  (s.  d.). 

Wessely,   Denkschr.   d.   Kais.  Ak.  d.   Wiss.  zu  [Höfer.] 

Wien  36  (1888;  S.  81  v.  1464.    A.  Dieterich,  De  Polaimon'P^oXa/acüj/?).  Nach Etym.Jblorent. 

hymnis    Orph.   49.      In    einem    fragmentarisch  bei   E.  Miller,   Melanges    de   litt,  grecque   249 

erhaltenen  Unterweltsgedicht   aus   der  Kaiser-  Beiname   des  Herakles   dia  xo  italccioca  avxbv 

zeit  lachen  die  bekränzten  (vgl.  Eust.  ad  Hom.  60  'Avxulov   ji%sXStov.      <p£Qtxvdng   (fr.  33 e)    ovv 

11.  87,  25:  vdoKiooog  'Egivvvai  6x£cpdva>LLcc,  weil  X&yEi,  6x1  iisxd  xö  naXaißca  avxbv  Avxalov  xai 

sie  xov  vaQ-aäv  xotg  xaxovQyoig  Ttaoaixtoi  slai-v)  ajtoxxsivai   ßvv^l&s   xf]   ywaivl  avxov  'Icpivon, 

Poinai  über   die    grausige   Todesart   der   7tsXs-  -Aal   iyevvncs  xbv   naiaLuova.     Dasselbe   steht 

■KL^biLtvoi ,     cxuvQovfisvot,,     xsxQot.')(i7]koY.OTtr\iLhvoL,  im  Etym.  M.  679,  49ff.,  nur  dafs  1)  statt  Ilo- 

i6Y.oloni6LLivoi,  Grcnfell-Hunt- Hogarth,  Fayüm  laiucav    überliefert    ist    LToltLicov,    2)     'A%elmov 

towns  and  their  papyri  p.  85  Z.  27.     H.  Weil,  fehlt,  3)  statt  Ualuiyuova  steht  noltucava.  Miller 

Journal    des   savants    1901,    25.     W.    Crönert,  vermutet  statt  IJolaiiiav :  Ualuiiiav\Studniczka. 

Archiv,  f.  Papyrusforschung  2  (1903),   358.   —  Kyrene  124  liest  mit  Etym.   M.  Tlolkiav  bez. 


2607                     Polchos  Polias                      2608 

IloXtucovu  und  erkennt  in  dem  Beinamen  Pole-  fizierten  Schlachtgeschreis,  heilst.  Bei  Aristoph. 
mon  bez.  in  dem  Heraklessohn  gleichen  Namens  Pax  236  tT.  tritt  er  als  Person  auf,  sperrt  den 
einen  Hinweis  auf  die  kriegerische  Bedeutung  Frieden  in  eine  Höhle  (v.  223)  und  ist  Vater 
des  Herakles,  des  Repräsentanten  der  pelo-  des  Kydoimos  (s.  d.).  Kydoimos  wird  gleich- 
ponnesischen  Einwanderer  im  Kampfe  gegen  falls  neben  Deimos  und  Phobos  als  Sohn  des 
die  libyschen  autochthonen  Horden,  deren  Ver-  Polemos  genannt  bei  Suid.  s.  v.  z/fffio?  p.  1224 
treter  Antaios  ist.  Auch  C.  LuetJce,  Pherecydea  Beruh.  =  Schol.  Greg.  Naz.  or.  4  p.  127  d. 
(Diss.  Götting.  1893)  S.  11  f.  hält  TJoXs [imv  (sie !)  Gemahlin  des  Polemos  istHybris,  Bahr,  f ab.  70, 
als  Beiname  des  Herakles  für  möglich,  möchte  seine  Schwester  Enyo,  Quint.  Smym.  8,  426. 
aber  doch  lieber  auf  Grund  der  doppelten  10  Vgl.  auch  Ar  ist.  Ach.  9  79  ff.  Xq^guoi  tcov 
Überlieferung  schreiben :  n.aXai\icov  6'HQuv.Xtfg  *EXXr\v.  &swv  bei  Buresch,  Klaros  (Leipz.  1889) 
diu  tö  TtululGui  uvtbv  [Ävrulov]  Ä%tXä(p.  (frtQh-  S.  113.  v.  Wüamowitz,  Gott.  Gel.  Nachr.  1895, 
Hvdrjs  ds  Xiysi,  ort  ^istu  tö  7tcduioai  uvtbv  226  Anm  14.  Über  das  Gemälde  des  Apelles, 
kvraico  .  .  .  xbv  IIuKui^ovu.  Vgl.  Palaimon  Belli  imago  restrictis  ad  terga  manibus,  s. 
nr.  1.  '2.  [Höfer.]  Wissowa  Bd.  1  Sp.  777,  64ff.  Boscher  Bd.  2 
Polchos?  (Il6X%og?).  Die  Umschrift  einer  Sp.  27,  23 ff.  Die  Stellensammlung  bei  C.  B. 
Münze  von  Knossos  um  einen  Apollokopf,  TI6X-  Berge,  De  belli  daemonibus  qui  in  carmiuibus 
%og,  deutet  Head,  Mist.  num.  391  Fig.  248  ent-  Graecorum  et  Bomanorum  inveniuntur  (Diss. 
weder  als  Magistratsnamen  (so  auch  Eckhel,  Leipzig  1895)  S.  55  ist,  wenigstens  für  Polemos, 
Doctr.  num.  vet.  2,  308.  Poole,  Cat.  of  greek  20  unvollständig.  Der  Begriff  der  Persönlichkeit, 
coins  brit.  Mus.  Crete  23  nr.  41  pl.  6,  5)  öder  des  Gottes  hat  Polemos  auch  bei  Herakleitos 
als  Beinamen  des  Apollon  =  IloXiov%og.  [Vgl.  vonEphesos','vg]..fr.i4:Byicater:'it6Xs^og  itüvxiav 
W.  Boscher  in  G.  Curtius'  Stud.  z.  griech.  u.  yihv  nurriQ  ion,  iiävtcov  ds  ßuoiXsvg;  vgl.  fr.  62 
lat.  Gramm.  II,  154  und  G.  Curtius,  Grdz.  d.  und  fr.  36:  ö  &sbg  i]utQC(  svcpQÖvr],  %&iua)v  ftiqog, 
gr.  Etym.s  601,  die  in  II.  einen  Magistrats-  nöXtiiog  siQijvi]  etc.  Bernays,  Gesammelte  Ab- 
namen  (=  Il6Xi%og  s.  d.)  erblicken.  R.]  [Höfer.j  handlangen  1,  90f.  G.  Schaefer,  Die  Philo- 
Polemadokos  (Holzuadöxog),  cden  Kampf  sophie  des  Heraklit  von  Ephesos  u.  die  moderne 
aufnehmend'',  Beiname  der  Athena,  LamproMes  HeraMiiforscfmng  84.  Pott,  Zeit  sehr,  für  Völker- 
fr.  1  Bergk  3\55ö.  Phrynichos  fr.  1  ebend.  561.  psychologie  14  (1883),  3.  [Höfer] 
Antipater  in  Anth.  Pal.  9,  59,  3.  —  C.  I.  G.  30  Polenmsa  (Jlols^ovau),  eine  Amazone,  die 
2,  3538,  14  =  Kaibel,  Epigr.  1035,  4.  Wohl  mit  Penthesileia  nach  Troja  gekommen  war 
ist  auch  bei  Alkaios  fr.  9.  Bergk,  Poet.  lyr.  34,  und  von  Achilleus  getötet  ward,  Quint.  Sm.  1, 
151  mit  Welcker  'A&uvüu  nolsybcidö-Aog  zu  lesen.  42.  531.     [Stoll.] 

[Höfer.]  Poliachos  (lloliä%og),  epichorischer  Beiname 

Poleiuaigis     (nolsiiuiyig),     Epitheton     der  der  Athena  in  Sparta  auf  der  Siegessäule  des 

Athene,  Bakchylid.  16,  7.     [Höfer.]  Damonon,   Keil,   Anal.   Epigr.   et  onomat.  88. 

Polemarios  (JToX^uaptos),  Beiname  des  Zeus  Gauer,  Del.%   17.      Dressel-Milchhöfer,    Athen. 

auf  einer   Inschrift    aus    dem    karischen    Bar-  Mitth.    2    (1877),    318  f.      Fick,    Bezzenbergers 

gylia  (Andanon),   auf  der  zugleich   noch  Zeus  Beiträge  3,    122f.     Boehl,   Inscr.    Gr.   ant.    79. 
Kymorios    (Kv^imgiog)    und    die   Nymphen    ge-  40  Eine    zweite    Inschrift    nennt    einen    Priester 

nannt  werden,    Corr.  hell.   13  (1899),  39.     Das  TIoaiSAvog  Äocpaliov,  Ä&rtvüg  Xulv.10iv.ov,  k&rj- 

Epitheton  hat  wohl  mit  nöXt^og  —  man  könnte  väg  noXiu%ov    (Erpr^i.  uq%uioI.  3  [1892],  23 

an  den  Zeus  HTQUTi]y6g  (s.  d.)  denken  —  nichts  nr.  6.       Wide,   Lakonische  Kulte   369),    unter- 

zu   thun,    sondern    ist   ein    epichorisches,    ab-  scheidet   also    die    Athena   Poliachos    von    der 

geleitet  von  einem  vorauszusetzenden  I1o)Jiluqu  Chalkioikos    (s.  d.),    während   nach    Pausanias 

(vgl.  Tluvccfiugu,  TLLvuqu  u.  s.  w.).     [Höfer.]  (3,  17,  2),   der   sie  noliov%og  nennt   und  ihren 

Polemokrates    (IToXgfiOMparrjs),     Sohn    des  auf  der  Akropolis  befindlichen  Tempel  erwähnt, 

Machaon  (s.  d.)  mit  einem  Kult  in  Eua,  Paus.  die   Poliuchos   dieselbe   Göttin  wie    die   Chal- 

2,  38,  6.   Panofka,  Asklepios  u.  d.  Asklepiaden,  kioikos   ist;   vgl.    Wide  a.  a.  O.  54.  370.     Zur 
Phil.    hist.    Abh.    d.    K.    Akad.    d.    Wiss.    zu  50  Doppelbenennung   Athena    Polias    Chalkioikos 

Berlin    1845,    333  ff.      v.    Wüamowitz,    Isyllos  vgl.  die  Athena  Polias  Sthenias  in  Troizen  und 

55 f.    Bohde,  Psyche  l2,  185.     Dibbelt,  Quaest.  Athena  Polias  Nikephoros  in  Pergamon  u. s.w. 

Coae  mythol.  18,   Anm.  5,    der   auf  die   merk-  [Höfer.] 

würdige  Thatsache  hinweist,    dafs   die  Namen  Poliaios   (TJoliuiog),    Beiname   des   Zeus    = 

der  Asklepiossöhne  fast  alle  Beziehungen   zu  Polieus   (s.  d.),    Etym.  M.  275,  1.      Die  Form 

Krieg  und  Kampf  aufweiseu;   vgl.  auch  May-  ist    sonst   nicht   bezeugt;    vgl.    Polieiaios   und 

bäum,   Der  Zeuskult  in    Boeotien  (Progr.   Do-  Osk.  Band,  De  Diipoliorum  sacro  Athen.  (Diss. 

heran  1901)  S.  17.     [Höfer.]  Halle  1871)  S.  13,  4.     [Höfer.] 

Polemoktonos  (nol^ioxrovog),  Beiname  der  Poliarches  (IIoliäQxns),  Beiname  des  Zeus 
Athena,  Anonym.  Laur.  in  Anecd.  var.  graec.  60  auf  einer  Inschrift  aus  Olbia  C.  I.  G.  2,  2081. 

ed.   Schoell-Studemund   1,   269.      Nach    Stude-  Latyschev,^  Inser    ant.  orae  sept.  Ponti  Eux.  1, 

mund    ist    vielleicht    TIolt\i6nlovog    zu    lesen;  101  p.  135.     [Höler.] 

jt  Polias   (Tloliug),   Beiname  der   Athena   mit 

überliefert  ist  7ioXtxrovog.     [Höfer.]  derselben  Bedeutung  wie  Poliachos,  Poliochos, 

Polemon  s.  Polaimon.  Poliuchos,  Poliatis,  Politis  (s.  d.  betreff.  Art.). 

Polemos     (IloXtuog),     Personifikation      des  Unter  den  stadtschirmenden  Gottheiten,  den 

Kampfes,  bez.  des  Krieges,  zuerst  bei  Pind.  fr.  Schutzgöttern  der  städtischen  Gemeinden  nimmt 

78  Bergk*,  wo  er  Vater  der  Alala,  des  personi-  neben  Zeus  Athena  die  erste  Stelle   ein.     Als 


2609                       Polias  Polias                       2610 

Bezeichnungen     für     diese     stadtschützenden  Die  Anlage  der  Heiligtümer  der  fisol  7toXiov%oi 

Götter  finden  sich:  auf  Anhöhen  schreibt  ausdrücklich  vor  Vitrwo. 

a)  Ttohug  ftsoi,  vgl.  Pollux  9,  40:  ccxQonoXig,  1,  7:  Aedibus  sacris,  quorum  deorum  maxime 
r\v  nui  axoav  av  sl'noig  xcd  noXiv,  xcd  xovg  in  tutela  civitas  videtur  esse,  et  Iovi  et  lanoni 
iv  avxfj  ftsovg  a%Qcciovg  xcci  xoXistg.  et  Minervae  in  excelsissimo  loco,  unde  moenium 

b)  itoXio%oi,  7toXiov%oi  frsoi,  Aesch.  Sept.  maxima  pars  conspiciatur,  areae  distribuantur. 
109.  312.  822.  Suppl.  1019.  Iulian  Epist.  ad  Und  in  demselben  Sinne  sagt  Aristides  (Dindorf 
S.  P.  Q.  Athen,  p.  280  d  (=  p.  3(31  Hertlein).  1,  1,  21  ff.  =  Keil  2,  344,  2  ff.)  mit  Bezug  auf 
Misopog.  360 d  (=  p.  465  H.).  Pollux  1,  24.  Zeus:  ras  axQOTtoXsig  i^siXov  Ali,  noög  xs  xov 
S.  auch  Poliochos  I.  V.                                               10  itavxbg  7tccQ<xSsiyiici  ßXt7tovxsg,  öxi  r\v  avxbg  x&v 

c)  noXi6Cov%oi  &soi,  Aesch.  Sept.  185.  271.  axocov  xov  itccvrbg  oixijxaio,  und  in  gleicher 
Agam.  338.  Suppl.  493.  Georg.  Pachymer.  in  Weise  äufsert  er  sich  über  Athena  (1,  17,  9  ff . 
Anecd.  ed.  Boissonade  5,  351.  Bind,  =  2,  307,  12  K.).    Daher  sagt  O.  Müller, 

d)  itoXlxai  &£oi,  Aesch,  Sept.  253.  Schol.  Kleine  dtsch,  Schriften  2,  225:  Die  Beschützerin 
vet.  Aesch,  Sept.  312.  Herald.  Ephes.  epist.  9,  3  der  Burgen  hat  sich  offenbar  erst  aus  der  Be- 
p.  287  Hercher.  wohnerin  der  Anhöhen  allmählich  entwickelt; 

e)  oi  tijv  noXiv  7tatE%ovTsg  frsoi,  Plato  leg.  die  Athena-Polias  ist  eine  Art  von  politischer 
4,  717  a.  Anwendung    der    Athena- Akria.      Vgl.     auch 

f)  äaxvvöiioi  &8ol,  Aesch.  Ag.  88;  ccGxvävax-  Wide,  De  sacr.  Troez.  11.  Bubensohn,  Athen. 
xsg,  Aesch.  Suppl,  1019;  7ivQyo(pvXaxsg,  Aesch.  20  Mitth,  26  (1901),  217.  Heffter,  Götterdienste 
Sept.  168.  Vgl.  cc6xvö%og  unten  s.  v.  Poliatis;  auf  Bhodos  2,  15.  Nach  Angermann,  Jahrb. 
aQ%hTtoXig  (Kyrene),  Find.  Pyth.  9,  52  (94)  und  f.  Mass.  Phil.  137  (1888),  6  bedeutet  der  Name 
Maafs,  Gott*.  Gel.  Anz.  1890,  34.  k&rjvrj-k&rtvcdr)  überhaupt  'Göttin  der  Höhe', 

Erklärt  wird  noXiov%oi  durch  oi  xr\v  itöXiv  und    dieselbe    Bedeutung    hat    nach    Bückert, 

acp^ovxtg  xdi   oi   aQ%ovxsg  avx))g,  Hesych.  vgl.  Dienst  der  Athena  76.     O.  Müller,  Kleine  dtsch, 

Photius  s.  v.  Suid.  s.  v.  p.  334,  10  Beruh.  Vgl.  Schriften  2,  194  ihr  Beiname  "Oyxa,  von  bynog, 

ferner  Cornut.  de  not.  deor.  20  p.  109 f.  Osann:  o%ftog  abgeleitet.     (Eine   andere  Deutung   der 

Athena    heifst    iovü'ntxoXig    \_Hom.  B.   6,   305.  Athena-Polias-Kleiduchos  als  der  himmlischen 

Hymn.  10,  1.  28    3.     Aesch.   Sept.  129.    Eust.  Burgfrau,   die   den   Schlüssel   zur   Stadt,  d.  h. 
ad  Hom.  II.  1111,  65]   %al  TloXidg,   motisq  drj  30  den  Blitz  wahrt,  bei  A.  Kuhn,  Zeitschrift  für 

ncti  ö  Zsvg  HoXiEvg-  iitiexonoi  ydq  &iicp6x£Qoi  deutsche.  Mythologie  3  [1855],  385.)     Wir  sind 

xmv  TtoXsaiv.   —  Scliol.   Aeschin,  2,  147  p.  308  demnach  wohl  berechtigt,  überall,  wo  Athena 

Schultz-.  xi)g  TLoXiddog]  xi^g  itoXiov^ov ,  xovx-  uns   als   Burggöttin   entgegentritt,   für  sie  die 

£6xiv  xi)g  xtjv  TtoXiv  cpvXccxxov6i]g  xcd  6vv-  Epiklesis  Polias  in  Anspruch  zu  nehmen,  und 

fpiScTjg.     —     Schol.    Apoll,    Bhod.    1,    312:  ebenso    dürfen  wir    dort    eine    Kultstätte    der 

7ioXi7i6%ov]:  rfjg  cpvXccaaovßrig  xäg  itöXsig  —  Polias  ansetzen  (vgl.  E.Meyer,  Gesch.  d.  Altert. 

Zeus  heifst  UoXitvg  räitb  x&v  tiöXeiov,  Aristot.  2,  73  S.  115),  wo  man  sich  rühmte,  das  troische 

de   mundo  6,  34.     Stob.   Eclog.    1,  2,  36  p.  88  Palladion    (Aufzählung   der    Städte,    in    denen 

(=  p.  22  Mein.);  vgl.  Herodian  2,  894,  36  Lentz.  dies  sich  befinden  sollte,  b.  Fernand  Chavannes, 
Stejrfi.   Byz.   s.  v.   TlöXig,  ■ —  oder  üoXisvg  ...  40  De  Palladii   raptu    [Diss.   Berl.  1891]  S.  29 ff.) 

xaxä  xbv  vouov   xcd  xb   xoivbv  öysXog,  Dio  zu  besitzen,   zumal  da  in   den  meisten  Fällen 

Chrysost.  or.  1  p.  9   Dind.  or.  12   p.  237;  vgl.  dort  das  Epitheton  Polias   wirklich  nachweis- 

Plato  leg.  11  p.  921  c:  Aia  TIoXiov%ov  xcd  k&r]-  bar   ist    (s.    Argos,    Athen,   Ilion,    Siris).      Die 

vuv    xoivcovovg   TtoXixsiag.      Athena    heilst  folgende  Aufzählung  führt  nur  die  Kultstätten 

TloXidg  *diu  xb  avxfjg  elvcci  xi)v  TtöXiv' ,  Schol.  an,  für  die  das  Epitheton  Polias  u.  s.  w.  direkt 

Dem.  in  Androt.  or.  22,  597  p.  676 Dind.,  und  bezeugt  ist: 

nach  Aristides  (1,  17,  9  Dind.  =  2,  306,  12  Keil)  1)  Aigiale   auf  Amorgos:    xb   Uqov   xrjg 

wird   sie   IloXiov^og  genannt,   weil   die  Städte  'A%"qvüg    xi]g    JJoXiäSog,    C.  1.  G.    2   add.  2263 

ihr  Geschenk   sind.     Ein  Gebet   an   die  stadt-  p.  1032   Z.  42.      Bofs,   Arch.   Aufsätze   2,    645 
schirmenden   Götter    findet  sich  bei    Tlieognis  50  nr.  8  Z.  42.    Dittenberger,  Sylloge  l2,  255  p.  4o3; 

(v.  757 ff.):    Zzvg   {ihr  %r\g   Sh  nöXriog  VTt£iQE%oi,  xb  isgbv  xov  Aibg  ncd  xf]g  'A&rjvüg  xfjg  IJoXic':- 

ccl&SQi  vcciojv,  edsi   dtii,ix£Qr)v   %sTq'  in'  a.7ir\^o-  Sog,  Corr.  hell.  8  (1884),  446  Z.  24.    Dittenberger 

cvry,    aXXoi    x'    a&ävaxoi    fiaxapsg    fteol,    und  a.  a.  O.  22,  472;    ccvcc&eiux  Big   xb  Isqov  xa>  Ad 

speziell  an  Athena:  ücxXXdg  TQixoytvei    avaoa'  xm  [IloXiei,  Beinach,  Corr.  hell.  a.  a.  Ü.  447,  3] 

k&iqvä,     oq&ov    xrjvds  .noXiv    xs    xcd    TioXixccg,  [■aed]  A&Tqvä  xfj  TloXiädi,  Corr.  hell.  15  (1891), 

Skolion  2  Bergk  34,  643.  —  Höchst  merkwürdig  582  nr.  23; 'vgl.    Weil,  Athen.  Mitth.  1  (1876), 

ist  die  Notiz   des  Olympiodor  (in  Plai.  Alcib.  329.349. — Nach  Gruppe  in  Bursians  JaJiresber. 

prior,   ed.    Creuzer  p.  20),    dafs   die   tioXiov^oi  85  (1895),  156.  207  bietet  der  Kult  der  Athena 

fttol  zu  den  chthonischen  Gottheiten  gehören.  Polias  in  Aigiale   den  Anlafs  zur  Rekonstruk- 

Die  Heiligtümer  der  stadtschirmenden  Göt-  60  tion   einer  verschollenen  Form  der  Diomedes- 

ter  lagen,  wie  schon  die  oben  unter  a)  ange-  sage,    wonach    Aigiale    den    zurückkehrenden 

führte  Stelle  besagt,  auf  der  äuga,  der  äxpd-  Helden  der  Schätze,  darunter  auch  des  Palla- 

TtoXig,  und  daher  nennt  sie  Pollux  direkt  auch  dions,  beraubt  und  von  den  erbitterten  Bürgern 

axgaioi.     Die  Belegstellen  für  kxQaia ,  kxgia,  vertrieben   auf  Amorgos   die  ihr  gleichnamige 

kxQcüog  sind  bei  Pauly -Wissowa  1,  1193  ver-  Stadt  gründet. 

zeichnet;  hinzuzufügen    ist   der  Zeus  kxgcäog  2)Alalkomenai:  Zs vg  IloXiibg  xcd  Aftrivä 

von  Korope  auf  der  Halbinsel  Magnesia,  Athen.  TloXidg,  Steph.  Byz.  s.  v.  'AXaXxo^iviov. 

Mitth.  7(1882),  S.  7lZ  2.  S.  73,1,  Z.  7.8.  H,  Z.  22.  3)  Argos  s.  Poliuchos  VI,   1. 


2611                       Polias  Polias                       2612 

4)  Absos:  tt)<s  noX(i)ddog  'A&eväg  ligsia  x«!  A%r\vag  'IXidöog,  Cat.  of  greek  coins  brit.  3Ius. 
vscoKOQog,  Papers  ofthe  american  school  1,  33,  III.  Troas  p.  58.    Spiele:  'IXisia,  Hesych.  s.  v.  Athen. 

5)  Athen,  Belegstellen  bei  Milchhöfer  in  8,  351a.  Diog.  Laert.  5, .4,  3,  67;  soqxi]  xmv 
E.  Curtius,  Stadtgesch.  v.  Athen.  'Ria-näv,  C.I.G.2,  3599;  Ilava&TJvaia,  C.  I.  G. 

ß)  Byzantion  s.  Poliuchos  nr.  VI,  3.  2,  3599.  3601).     Der  Kult  der  Athena  Ilias  ist 

7)  Chios  s.  Poliuchos  nr.  VI,  4.  auch  für  Physkos    in  Lokris    bezeugt,    Inscr. 

8)  Daulis:  '4%-aväi  x&i  UoXiddi,  Bofs, Inscr.  Gr.  Phocidis  Locridis  nr.  349,  und  hängt  wohl 
ined.  1  nr.  81  p.  35.  Collitz,  Dialektinschr.  2,  mit  der  Sitte  der  Entsendung  der  zwei  lokri- 
1523.  Dittenberger,  Inscr.  Gr.  Phocidis  Locridis  sehen  Jungfrauen  als  Tempeldienerinnen  für 
etc.  66  p.  19.  Vielleicht  ist  auch  die  Inschrift  10  die  troische  Athena  zusammen,  vgl.  Bd.  1 
C.  I.  G.  1,  1725  mit  Bechtel  bei  Collitz  a.a.O.  Sp.  138,  32 ff.;  ferner  wird  ein  Tempel  der 
nr.  1524  zu  'Afrccvä  (r)ä  (JT)o(Atcdi)  zu  ergänzen.  Athena   Ilias    iv    zjj    yy    xrj    Aavvia   (Ael.  nat. 

9)  Dreros  s.  Poliuchos  nr.  VI,  5.  anim.  11,  5)  erwähnt,  dessen  Stiftung  wohl  auf 

10)  Epidauros:  AQ-r\vä  TLolidSi  6  isgEvg  den  Palladienräuber Diomedes  zurückgeht,  vgl. 
toü  ZmTfjQog  'AanXrjrtLov,  Cavvadias ,  Fouilles  B.  Holland,  Heroenvögel  in  der  griech.  Myttiol. 
d'Epidaure  1,  76.  C.  I.  G.  Peloponn.  1,  1013  (Progr.  Thomasgymn.  Leipzig  1895)  S.  28,  und 
p.  243.  Nach  Wide,  De  sacris  Troezen.  18 f.  so  hiefs  nach  Strabo  6,  264  das  Palladion  iv 
ist  die  epidaurische  Polias  mit  der  Athena  'Pm\Lv  xal  iv  Aaovvim  %al  iv  AovxsQia  v.al  iv 
Kiaaaia  in  Epidauros  (Penis.  2,29,  1)  identisch.  SigixiSi  'IXidg  A&r]vä,   cbg   iuH&sv   (aus  Ilion) 

11)  Erythrai:  'A&nvüg  LLoXiddog  vabg  xai  20  ■Ao^ia&blaa,  vgl.  dazu  R/tibino,  Beiträge  zur  Vor- 
dyaXfia,  Paus.  7,5,  9.  Bobert,  Hermes  22  (1887),  geschichte  Italiens  81  ff.  bes.  82  Anm.  104. 
135.    Weihinschrift  an  die  A&r]vairi  7ioliov%og,  Chavannes  a.  a.  O.  57  ff. 

Waddington,  Asie  min.  38.    Kaibel,  Epigr.  769.  18)    Indien:    Die    indischen    Brachmanen 

Loewy,  Inschr.  griech.  Bildhauer  nr.  59.  0.  Hoff-  haben  xä  .  .  .    ag%ai6xaxa   rebv   tkxq'  "EXX^giv 

mann,  Gr.  Dial.  3,  45  nr.  94;  ein  A%r\vaiov  in  ccyäXiLara,  darunter  auch  das  der  Athena  Polias, 

Erythrai,   Waddington  a.  a.  O.  40.     Das  Frag-  Philostr.   vit.   Apoll.    Tyan.   3,  14.      Euseb.   ad 

ment  einer  zwischen  Erythrai  und  Klazomenai  Philostr.  vit.  A.  T.  18   p.  66  =  p.  385  Kayser 

gefundenen    Opferbestimmung    (Judeich,    Ath.  (ed.  Lips.  1870). 

Mitth.   16  [1891],  287  nr.  6)   ergänzt   de  Prott,  19)  los:  Au  [t]öj  IloXist  Kai  rjj    'Afrr]vü  r|J 

leges  sacrae   Graec.  1,  59  nr.  28   zu:    IIoXi]ddi.  30  IIoXlccSi,  nach  Ergänzung  von   Bangabe,   Ant. 

ri[Xiov.  hell.  2,  751.      Bofs,    Inscr.    ined.    2,    93    p.  7. 

12)  Gortyn  s.  Poliuchos  nr.  VI,  7  und  Kreta.  Beinach,  Corr.  hell.  8  (1884),  447  Anm.  3;  vgl. 

13)  Heraklei a  am  Siris:  'A&dva  IloXiddi,  Thumb,  Athen.  Mitth.  16  (1891),  172  nr  20. 
Tabula  Heracleensis  (C.  I.  G.  3,  5774.  5775  Münzen:  Head,  Hist.  num.  414.  Cat.  of  greek 
p.  701,  5.    Inscr.  Gr.  Ital.  et  Sic.  p.  170  nr.  645,  coins  brit.  Mus.  Crete  p.  101  f. 

II  Z.  5;;  vgl.  Siris.  20)  Itanos:  Schwur  bei  derAftavuiu  LToXidg, 

14)  Hiera  im  Gebiet  vonMytilene:  Bresos-  Mus.  ital.  di  ant.  class.  3  (1890),  564.  Ditten- 
inschrift:  rag  .  .  üoXiddog  'A&dvag  Ttc(Qa-x.iX£v6-  berger,  Sylloge  22  nr.  462. 

rag  vnsQ   raff  nöXiog,  Collitz,  Dialektinschr.  1,  21)  Kamarina:  s.  Poliuchos  nr.  VI  9. 

255.     Inscr.  Gr.  Insul.  Mar.  Aeg.  2,  484  p.  97.  40        22)  Kameiros:  'A&icvu  LToXidg,   Zsvg  JTo- 

O.  Hoffmann,  Gr.  Dialekte  2,  168  p.  120.  Xisig,  Inscr.   Gr.  Ins.  Mar.  Aeg.  1  nr.  705,  16, 

14)  Hierapytna:   Isqov  tag  'Aftccvcciag  tag  vgl.  'A&dvcc  KaiitiQag  Kai  Zsvg  LToXiEvg,  ebend. 

noXidöog,    C.  I.   G.    2,    2556    Z.   79.      'A&txvaLa  786,  6. 

IloXiddi  xuQiatrJQiov,  C.  I.  G.2,  2565    AnöXXcovi  23)  Klazomenai  s.  Erythrai. 

Ahv.axo(f6q(a   Kai  xoig  düdtKcc   &solg   xca  Aftct-  24)    Knossos:     Cnosii    Minervam    civem 

venia  üoXiddi,  Museo  ital.  di  ant.  class.  3  (1890),  deam  nominant,  Solin.  11,  7,  10  p.  73 Mommsen, 

617    nr.   37.      Athen.    Mitth.    11    (1886),    181  f.  wo  civem  offenbar  eine  Übersetzung  von  noli- 

18  (1893),  275.  19  (1894),  291.    Vgl.  0.  Müller,  dSa  oder  UoX'mSa  (vgl.  Politis)  ist;  vgl.  Heff'ter, 

Doricr  1,  398;  vgl.  auch  Kreta.  Götterdienste  auf  Bhodos  2,  122. 

16)  Ialysos:  'A&dva  'IaXvaia  HoXidg  ytal  50  25)  Kos:  Opferbestimmung  'A&avaia  HoXiddi 
Zsv?  IJoXitvg,  Inscr.  Gr.  Insul.  Mar.  Aeg.  1  ö'Cg  Kveoaa,  Paton-Hicks,  Inscr.  of  Kos  nr.  37, 
nr.  78'!,  5.  56  p.  82.     de  Prott,  leges  sacr.  Graec.  5  p.  20, 

17)  Ilion:  Die  als  stadtschirmende  Herrin  56.  Dittenberger,  Sylloge  22,  616  p.  604,  57. 
(nöxvi  'A&vvain,  iQvainxoXi ,  Hom.  B.  6,  305)  Ä&avaia  IloXidöi  öiv  xi[Xscov,  Paton-Hicks  406,4 
von  Troia  angerufene  Göttin  heilst  IloXidg  bei  p.  93.  '  v.  Prott  8  p.  29.  Jil  -aal  [AQ-dv]a 
Dionys.  Hai.  6,  69.  Herodian  1,374,  21  Lentz.  IJo[liddt]  Niv.a  (vgl.  NUn  A&dva  FLoXidg,  Soph. 
Steph.  Byz.  s.  v.  ZiQLg,  oder  üoXiovxog,  Anth.  Phil.  134)  Paton-Hicks  43  p.  97.  de  Prott  13 
Pal.  9,  154.  Eudocia  927  p.  675,20  Flach.  Sie  p.  33.  Dittenberger  22,  619  p.  410;  vgl.  Dibbelt, 
ist   identisch   mit    der   Athena    Tgadg    (Anth.  Quaest.  Coae  mythol.  53. 

Pal.   6,    195,  1)    oder   'Ria    (Eur.    Hec.    1008)  60        26)   Kreta:  Vertrag   zwischen   Hierapytna 

oder  'IXidg  (Eur.    Troad.   526.     Herod.  7 ,  43.  und  einer  unbestimmbaren  (nach  Hoeek,  Kreta 

Arrian.  1,  11,  7.  6,  9,  3.  Strabo  6,  264.  Iulian.  3,  477  ist  es  Gortyn)  Stadt;  die  Einwohner  der 

ep.  78  p.  604  Hertlein.     Dio   Chrysost.   or.  11  letzteren   schwören    bei    der  'A&avala   LToXidg, 

p    202,  31  Dind.     Iamblich.  vit.  Pythag.  8,  42  C.  I.  G.  2,  2555;   vgl.   Dreros,    Gortyn,    Hiera- 

p.  30  Nauck.    C.  I.  G.  2,  3595  Z.  2.  Dittenberger,  pytna,  Priansos. 

Sylloge  l2  nr.  169  S.  272,  2.  274,  55.     C.  I.  G.  27)  Kyzikos:   IloXiag  'A&nva,    Monatsber. 

2,  3610  und  dazu  P.  Haubold,  De  rebus  Bien-  d.   K.   Preufs.   Äkad.   d.   Wiss.   1874,   16  nr.  3 

sium  [Diss.  Lips.  1888]  S.  52 f.    Münzlegende:  Z.  6.  15.     E.  Curtius  a.  a.  O.  12.     Mommsen, 


2613                       Polias  Poliatis                      2614 

Ephem.   Epigr.   2   (1875),   255    Anm.  2.     Corr.  37)  Pompeiopolis   (Soloi):   Priester  [rfjg] 

hell.  6  (1882),  613.     Mordtmann,  Ath.  Mitth.  7  ÜoXiddog  v.cu  Aivdiag,  Corr.  hell.^  4  (1880),  76. 

(1882),  251;  vgl.  Pergarnon.  38)  Priansos:  tö  isobv  rag  'A&ccvcciag  rüg 

28)  Lindos:  s.  Poliuchos.  ÜoXiddog,  C.  I.  G.  2,  2556. 

29)  Magnesia  am  Maiandros  s.  Poliuchos.  39)  Priene:  AX?£,ccvdpog    ßaoilsvg  dvi%-r\Y.t 

30)  Megalopolis:  U obv  A&rjVüg  ÜoXiddog,  xbv  vabv  (vgl.  Paus.  7,  5,  5.  Vitruv.  1,  1,  12, 
Paus.  8,  31,  9.  7,  1,  12)  'A9r\v*iv   üoXiddi,    C.  I.  G.  2,   2904. 

31)  Nikopolis  ad  Istrum:  Au  'OXv^ntico  Waddington,  Asie  min.  187.  Hicks,  Am.  inscr. 
Ttai  "Hqu  Zvyia  xccl  A&r\vä  üoXiddi,  Arch,  epigr.  in  the  brit.  Mus.  3,  389  p.  8.  Dittenberger, 
Mitth.  aus  Oesterr.  15  (1892),  220  nr.  110.          10  Sylloge  l2  nr.  158.   Weihung:  A&}nvä  üo[Xiddi, 

32)  Olympia:  tj)  'A%j\v&  ry  Ü]oXiddi,  Hicks  a.  a.  O.  429  p.  49.  Münzen:  Head,  Rist. 
Dittenberger-Purgold,  Inschr.  v.  Olympia  57,  36  num.  508.  Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  2,  536. 
p.  132.  Zum    Tempel     und    Kultbild     vgl.     Wiegand- 

33)  Paros  s.  Poliuchos.  Schrader,    Priene    i'Königl.    Museen    zu    Berlin 

34)  Pergarnon:    ÜoXidg    (in    einer   metri-  1904)  S.  81  ff.  HOff. 

sehen  Weihung),  Fränkel,  Die  Inschr.  v.  Per-  40)  Rhodos:  A&dvoc  ÜoXidg  nccl  Zzvg  üo- 

gamon  nr.  15;  Priesterin  rfjg  'Ad-nv&g  rfjg  TIo-  Xisvg,  lnscr.  Gr.  Ins.  Mar.  Aeg.   nr.  21.  57,  3 

hddog  (nr.  223.  496).    A&nvä  ÜoXidg  v.cu  Nixr}-  (ergänzt).  61.  62.    Hermes  36  (1901),  443  nr.  2. 

epogog  (nach  Ergänzung),  nr.  496.    Gewöhnlich  Zum  Kult  vgl.  Philostr.  Imag.  2,  27.  O.  Müller, 

aberführt  die  Göttin  die  Bezeichnung  r)  ÜoXidg  20  Dorier  1,  98. 

xcd  Ntv.ricpOQog  Aftrjvü  (nr.  226.  474.  489— 493.  41)     Schedia     (Unterägypten):     'A&r\vaiT\s 

494  B.  512— 518)  oder  7j  NixvcpoQog  xcel  IloXtag  üoXicidog,    Festschrift   für    O.   Hirschfeld    388. 

'A9r}v&    (nr.    360.    494  A.    497—504.    50G— 511.  Nach  A.  Schiff  a.  a.  O.  389  stammt  die  Weihung 

521 — 525.  529).     Ob  aus  der  —  doch  vielleicht  vielleicht  von  griechischen  Söldnern  aus  Klein- 

nur  zufällig  —  seltenen  Bezeichnung  der  Athena  asien  oder  von  den  Inseln. 

als  Polias  mit  Fränkel  a.  a.  0.  p.  77  zu  nr.  150  42)  Siris:  Siris  in  Lukanien  wurde  später 

anzunehmen  ist,  dafs  Ad-nv&  floXidg  nicht  als  TLoXUiov   genannt  anb   rfjg  iv  ' IXUo  üoXiädog 

offizielle  Bezeichnung  der  Göttin  in  Pergarnon  Aftr\v&g,  Herodian  1,  374   24  Lentz.    Steph.  Byz. 

angesehen  werden  darf,  sondern  dafs  diese  Be-  s.  v.  Zlqig.     Etym.  M.  680,  11.      Etym.   Flor. 

Zeichnung  nur  aus  Nachlässigkeit  für  HoXiug  30  bei   E.  Miller,   Melanges  de   litt,   grecque   250. 

xat    NtxriyÖQog    angewendet    worden    sei,    ist  Beitzenstein     Gesch.  d.  griech.  Etym.  323.     O. 

ebenso    bedenklich ,    wie    die    Annahme    von  Müller,  Aeginet.  lib.  69,  2,  der  auf  IlöXtov  am 

Mordtmann,  Ath.  Mitth.  7  (1882),  251  Anm.  1,  Simoeis  (Strabo  13,  601)  verweist;  vgl.  Ilion. 

dafs    der    Kult    der    Nikephoros    und    Athena  43)  Sparta  s.  Poliachos. 

Polias   zu   den   Pergamenern   aus   Kyzikos  ge-  44)  Synnada  (Phrygien):  Münze  des  Marc 

kommen  sei.    Vielmehr  ist,  wie  auch  aus  den  Aurel  mit  Darstellung  der  stehenden  Athena 

obigen  (Sp.  2610)  Anführungen  hervorgeht,  und  und   der  Legende  Zvvvudeav  JJoXidg,  Imhoof- 

wie    auch    Thraemer,    Pergamos    227    und    K.  Blnmer,  Kleinas.  Münzen  1,  295  nr.  19. 

Püling,  Pergamenische  Kulte  (Progr.  Domgymn.  45)  Tegea  s.  Poliatis.^ 

Naumburg  a/S.  1903)  S.  13 f.  betonen,  der  Kult  40  46)  Telos:  Weihung  \A}xfdvcLt  IloXtädi  -accI 

der  Polias  sicher  sehr  alt,  der  Kult  der  Nike-  Au  n[oXi£i,  Collitz,  Dialektnischr.  3,  3489  p.  219. 

phoros  sehr  jung.    Über  den  Tempel  der  Göttin,  Inscr.  Gr.  Ins.  Mar.  Aeg.  3,  40  p.  10. 

s.  B.  Bohn,  Das  Heiligtum  der  Athena  Polias  47)  Teos:  tö  Isqov  rb  rag  AQ-dvag  tä?  TTo- 

Nikephoros  in    Altertümer  v.  Pergarnon  Bd.  2  Xiddog,  C.  I.  G.  2,  3048  Z.  42. 

bes.  S.  24f.     Pillinga,,  a.  O.  10  ff.     J.L.  Ussing,  48)  Theben  (Phthiotis):  Isqov  rag  A&aväg 

Pergamos,  seine  Geschichte  u.  Monumente  69 ff.  rag  TLoXidSog,  Corr.  hell.  25  (1901)  S.  350  Z.  21. 

Über  die  Darstellung  der  pergamenischen  Polias  S.  351  Z.  48. 

auf  dem  Telephosfries   s.  Bobert,  Arch.  Jahrb.  49)    Thera:    Priester    A&dvccg    üoXiddog, 

3  (1888),   45,    auf   einem    im    pergamenischen  Inscr.  Gr.  Ins.  Mar.  Aeg.  3,  495  p.  117.    Aibg 

Poliastempel  gefundenen  Relief  (abg.  bei  Bohn  50  Ho\Xiiog  xcu]  A&dva[g  ÜoXiddog],  ebenda  Supjri. 

a.   a.    O.    als   Titel  Vignette)    und    auf   Münzen  nr.  1362. 

(abg.  Gardner,  Types  of  greek  coins  Taf.  13,  3  50)  Troizen:  AQ-nväv  .  .    asßovai  üoXidda 

u.  ob.  Bd.  3  Sp.  1330  nr.  6)  s.  Bohn  25.  Bobert  y.kl   ZdsvidScc   (s.   d.)    ovoyid^ovrsg    rrtv   avrijv, 

46.     Pilling  10.  12.  Paus.  2,  30,  6.     O.  Müller,  Dorier   1,    398,    2. 

35)  Phalanna:  va.bg  rfjg  ÜoXiddog  Aftnv&g,  Wide,  De  sacris  Troez.  11.  16.  Die  Echtheit 
Heuzey,  Le  mont  Olympe  et  l'Acarnanie  486  einer  Münze  von  Troizen,  die  den  Athenakopf 
nr.  48.  Weihung:  [k]&dvcc  üoXidSi,  Ath.  Mitth.  und  die  Legende  üoXidg  zeigt,  ist  verdächtig, 
8  (1883),  110.     Collitz,  Dialektinschr.  1,  1330.  Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  2,  292.    Andere  Mün- 

36)  Phase lis  in  Lykien:  77  TtQov.a^r\yirig  zen  mit  Athenakopf,  aber  ohne  Legende,  Cat. 
rfjg  nöXsog  &£u  A&nvä  ÜoXidg,  C.  I  G.  3,  4332  60  of  greek  coins  brit.  Mus.  Peloponnesus  165 ff. 
und  Boeckh  z.  d.  St.    O.  Müller,  Dorier  1,  110.  Head,  Hist.  num.  371. 

Den  auf  einer   anderen  Inschrift   aus  Phaseiis  51)  Unbestimmt  s.  Poliuchos  VI,  14. 

erwähnten    dyav    üaXXdösiog    (Corr.    hell.    16  [Höfer.] 

[1892J,  444  nr.  94)  bezieht  Berard  a.  a.  O.  445 f.  Poliatis  (üoXiüng),  Beiname  der  Athena  in 

mit   Recht    auf   denselben   Kult    und   verweist  Tegea,  deren  Heiligtum  rb  rov  'Egruarog  isgöv 

auf  Paus.  3,  3,  8,  wonach  in  dem  Tempel  der  hiefs,  Paus.  8,  47,  5.    Nach  Meister,  Sachs.  Bei: 

Athena   zu   Phaseiis   die  Lanze   des   Achilleus  41  (1889),  83  ist  die  Athena  Poliatis  identisch 

sich  als  Weihgeschenk  befand.  mit  der  tegeatischen  Athena  AXsa  (Belegstellen 


2615                     Polichos  Polieus                      2616 

bei  Wentzel,  Pauly -Wissoica  1  S.  1358,  6  ff. ;  letzterer  auch  Schal.  Demosth,  in  Mid.  (or.  21) 
vgl.  Immerwahr,  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1,  578  p.  649  Dindorf  — ,  Plut.  Demetr.  42.  In 
62 ff.)  und  'Alice  bedeutet  p  Abwehr,  Schutz'  den  Schatzmeisterurkunden:  v.agyr\6iov  ägyv- 
(Hom.  II.  22,  301.  Hes.  Op.  545),  denn  die  qovv  Aibg  üolicbg,  G.l.A.  1,  146.  153.155.157. 
'schützende'  Göttin  und  tö  tov  'Egv^arog  ieqov  158.  2,  649.  652  Z.  48.  660  Z.  23.  661.  Sessel- 
ist nur  eine  mifsverständliche  Übersetzung  von  inschrift  im  Dionysostheater:  itgscog  Aibg  IIo- 
tö  zfjg  Alias  hgov.  In  der  fragmentierten  In-  hing,  C.  I.  A.  3,  242.  Inschrift  eines  Stelen- 
schrift   aus   Tegea   .  .  [öv£]'§'£x£[i>]    A fragmentes  von  der  Akropolis,  wo  das  Temenos 

£a66xv6%G>  (C.  I.  G.  1,  1520.     Boehl,  Inscr.  Gr.  des   Zeus    Polieus    wahrscheinlich    nordöstlich 

ant,  96.     Collitz,  Dialektinschr.  1,  1218)  scheint  10  vom    Parthenon    lag,     [«'j^xw    Au    IJoltti, 

fußarvoiog  =  7toliov%og    gleichfalls   ein  Bei-  Berl.  Phil.  Wochenschr.  11  (1891),  546.  Theclass. 

name  der  Athena  zu  sein,  0.  Hoffmann,  Griech.  revieiv  5  (1891),  288.    C.  I.  A.  4,  2,  1550b  p.  261. 

Dial.  1,  22  nr.  26.     [Höfer.]  v.    Prott,    Rhein,   3Ius.    52    (1897),  187    Anm. 

Polichos  (II6h%og),  einer  der  ruchlosen  Söhne  Wachsmuth,  Stadt  Athen  1,  147.    Curtius,  Stadt- 

des  Lykaon,  von  Zeus  mit  dem  Blitz  erschlagen,  gesch.  v.  Athen  33,  208.     Osk.  Band,   De  Dii- 

Apollod,  3,  8,  1.     [Stoll.]  poliorum  sacro  Athen.  (Diss.  Halle  1873)  S.  14,  8. 

Polieiaios?  (üolisiaiog?),  Beiname  des  Zeus  Dem  Zeus  Polieus  wurden  die  Dipoleia  gefeiert 

=  Polieus,    Choiroboskos    bei    Gramer,    Anecd.  und  an  diesen  fanden  die  mit  eigentümlichen 

r\         n  -«n«  oo    j-„-ci         •  i.       ii         ni  «  Zeremonien  verbundenen  (das  Nähere  s.  unter 

Oxon.  2,  192,  28;  die  Form  ist  wohl  aus  Tloliaiog  _„  Q        .             inu.     i     \r>     i.      •        ±  d  -n       i 

entatenden,'  indem    das    zur    Korrektur   über-  2»  |°^ ^1o    »9    30    XZ    1  t   i   Ä 

schriebeue   «   falsch   ^-Stauden  wurde.     Als  t,*^  V.s/äoI  I"  "' A'„i  '4   "p^ 

Femininum  zu  itolisvg  siebt  Steph,  Buz.  s.  v.  ,,„     ^       ,'     .       ,,              ,          ,         .  ,     __ 

rr^                   w             j  5            i                       •  419.    Hesych,  Auitolsia-,  vgl.  auch  s.  Jio?  -fraxot 

Tlolig  an:  woLf/a,  und  daraus  kann  man  wie-  v            ^      7^,          „»-  „_?    .       ,-,            b  ""*"' 

der  ein  Maskulinum  JTo^os  erschliefsen.  Vgl.  *ßt  f  ™£  9fW%  f;  27°^.1-     £™!"gr!  ^?f d' 

Poliaios.     [Höfer.]                                              *  Ox.  2,  192,  28.    O.  Jahn,  GiovePoheo  zn  Mene 

L           j                    ,  in  Nuove  memorie  dell  inst,   di  corr.   arch.  2, 

Polietes  (IloXirjvrig  =  üolitvg),  ein  troischer  i_24.     Band  a.  a.  O.    7 ff.     Mommsen,    Feste 

Führer  (Sohn  des  Pnamos),  Tzete.  Posthorn,  51;  der  Stadt  Athen  623  S.  Toepffer,Att.Geneal,U9&. 

s.  Pohtes  nr.  1.     [Stoll.]  Stengel,  Hermes  28,  4983.  Bhein.  Mus.  52  (1897), 

Polietis    (TIolii]tig),     Beiname     der    Musen  30  399 ff.  w.  Prott  elend,  187 ff.  (mit  weiteren  Lite- 

(Moi)<»cu  7ro^,/?]Tid'5s)  in  der  von  Diels,  Sitzungs-  raturangaben).      O.    Gruppe,    Gr.    Myth.    28 f. 

berichte  d.  K.  Preufs.  Akad.  d,  Wiss.  zu  Berlin  Statue   des  Zeus  Polieus,  Paus.  1,  24,  4;   Dar- 

1898,  851   herausgegebenen   Elegie    des  Posei-  Stellung  auf  dem  Ostfries  des  Parthenon,  v.Duhn, 

dippos,    eines  Dichters    aus   dem    ägyptischen  Arch.  Zeit  43  (1885),  102.   Michaelis,  Parthenon 

Theben.     [Höfer.]  37.  255.    Über  vermutliche  Darstellung  des  Zeus 

Polieus  (Ilolisvg),  Beiname  P.   auf  attischen  Münzen,  Jahn    a.  a.  O.    23  f. 

I.  der  Götter  im  allgemeinen,  Pollux  9,  40;  Hitzig-Blue  inner  zu  Paus.  1,  24,  4  p.  270. 

II.  des  Sarapis  6)  Delos:  ßcoubg  tov  Aibg  tov  tlolitag  im 

1)  in  Xois  (Unterägypten):  Weihung  eines  Tempelbezirk  des  Apollon,  Corr.  hell.  10  (1886) 
ccvÖQiag  tov  Tloliicog  2ccQcc7tidog,  Journ.  of  hell.  40  p.  129  Z.  64;  vgl.  p.  128  Z.  31.  Durrbach 
stud.  21  (1901),  274,     Berl.  Phil.   Wochenschr.  Corr.  hell.  a.  a.  0.  131. 

22  (1902),  378.     Bev.  arch.  3.  Ser.  41  T.  (1902\  7)  Ialysos  s.  Polias. 

350  nr.  6].     Archiv  f.  Papyrusforsch.  2  (,1903),  8)  Ilion:    TiQo&vta&ai    tm  Au    tu   Tlolitt. 

446  nr.  70.  C.  1.  G.  2,  3599.    Bofsbach,  Arch.  Zeit,  42  (1884),. 

2)  in  Alexandreia:   -xoliov%ov    &sov   tov  231. 

ßaat/Joog  ZlaouTiidos,  Iulian  ep.  51  p.  432  d  =  9)  los  s.  Polias. 

p.  556  Hertlein;  vgl.  HI,  3;  10)  Istropolis:   Aibg   tov   IJohsag,   Arch, 

HI.  des  Zeus,  Arist.  de  mundo  6,  34.    Stob.  epigr.  MittJi.  aus  Oest.  6  (1882),  37  nr.  78  Z.  19. 

Eclog.    1,  2,  36   p.  88   (=  p.  22  Mein.).     Dio  Dittenberger,  Sylloge  l2,  325  S.  516  Z.  20. 

Chrysost.  or.  1  p.  9  Dind.or.  12  p.  237.  Herodian  50        11)  Kaisareia  (Mazaka)  s.  Poliuchos. 

2,  894,   36  Lentz.      Steph.    Byz.    s.   v.    126hg.  12)  Kameiros  s.  Polias. 

Cornut.  de  nat.  deor.  9  p.  29  Osann.  20  p.  110.  13)  Kos  s.  Polias  und  Paton-Hicks,  Inscr. 

Aristid.  or.  1  p.  11  Dindorf.    Artemidor.  4,  49.  of  Kos  37  p.  82  Z.  42.  47.    Dittenberger,  Sylloge 

Anonym.  Ambros.  84  in  Anecd,  var.  ed.  Schoell-  2i,  616  S.  405  Z.  42.  47.     Paton-Hicks  38  p.  89 

Studemund  1,  265.  Anonym.  Laurent.  79  ebend.  Z.  12.    Dittenberger  22,  617  S.  408  Z.  12.  Dibbelt, 

1,  266.  Quaest.  Coae  myth.  51  f. 

1)  Akragas:  Aibg  TLoliicog  vsäg,  Polyaen.  14)  Lindos:  Priester  der  Athena  Lindia 
5, 1, 1;  identisch  mit  dem  ZeusAtaßvgtog  (Polyb.  und  des  Zeus  Polieus,  Inscr.  Gr.  Ins.  Mar.  Aeg. 
9,  27,  7);  vgl.  Serradifalco,  Antichitä  di  Sicilia  nr.  829a.  830.    Weihungen  an  dieselben  Gott- 

3,  43 f.  60  heiten,  ebend,  nr.  769.   771.  787.  824.  s33.  840. 

2)  Alalkomenai   s.    Polias   2    und   May-  842,  an  Athena  Lindia,  Zeus  Polieus  und  Nike, 
bäum,  Der  Zeuskult  in  Boeotien  (Progr.  Doberan  ebend.    772  a.     Zum  Tempel   des   Zeus  Polieus 
1901)  S.  7.                       _  s.  Bofs,  Arch.  Zeit.  9  (1851),  283.    Arch.  Auf- 
's) Alexandria    (Ägypten):     Tempel    des  sätze   2,    395.   587;    vgl.    aber    auch    Hiller    v. 

Zeus    Polieus,    Ael.   nat.    an.   11,  40.  30;   vgl.  Gaert ringen,  Arch.  Anzeiger  1904,  185.     Berl 

oben  II,  2.  Phil.   Wochenschr.  1904,  1150. 

4)  Antiochia   am    Orontes  s.  Poliuchos.  15)  Nikaia  (Bithynien):   Dio  Clirysost.  or 

5)  Athen:  (Zeus)  Jlolisvg  xal  Iloliovxog  —  39  p.  87,  SO  Dindorf. 


2617  Polio(u)chos  Polio(u)chos  2618 

16)  Palaipaphos:  Zeus  Polieus  neben  7)  Gortyn:  Schwur:  \Ad-avaiccv~\  ILoXio%ov, 
Aphrodite  und  Hera,  C.I.G.  2, 2640.  Waddington  Mus.  ital.  a.  a.  0.  692  nr.  132. 

2795p.  621.    Hogarth,  Bevia  CypriaSit  Ohne-  8)  Ilion  s.  Polias. 

falsch- Bichter,  Kypros,  die  Bibel  u.  Homer  25.  9)  Kaniarina:  itoXiäo%og  TlaXXdg,  Bind.  Ol. 

Ein   LiavriccQxog   der  Aphrodite  und   des   Zeus  5,   10  (23).      Schol.    Bind.    Ol.  5,  22.     Boeclh, 

Polieus,  Cesnola- Stern,  Cypern  395,  6.  Expl.  ad  Pind.5,  9  p.  148.  J.  Schubring,  Philo- 

17)  Perge  s.  Poliuchos.  logus  32  (1873),  512. 

18)  Physkos  (Karien):  Priester  rag  A&ccvag  10)  Lindos:  TLoXiov%og  (nach  Konjektur), 
x&g  Aivdiag  y.a.1  [toxi  Jibg]  xov  üoXtscog,  Corr.  Inscr.  Gr.  Ins.  Mar.  Aeg.  1,842,6;  vgl.  0.  Müller, 
hell.  18  (1894),  31  nr.  10.  Filialkultus  von  10  Borier  1,  398.  Heffter,  Götterdienste  auf  Bhodos 
Rhodos,  vgl.  Cousin-Beschamps  a.  a.  O.  2,  15f.    Bofs,  Inscr.  ined.  3,  18  zu  nr.  271. 

19)  Polion  (?):  vgl.  Steph.  Byz.  IIöXiov  iv  11)  Magnesia  am  Maiandros:  Adri[vcü 
Asaßco  xönog,  Öttov  xb  t]qcoov  TavxdXov.  Xiysxat  IIo1iov%\cüi,  r.  Wilamowitz ,  Athen.  Mitth.  19 
dh  Zsvg  Uoh'cvg.  Vielleicht  sind  die  vier  (1894),  47;  vgl.  Kern,  Inschr.  v.  Magnesia  216 
letzten  Worte  aus  einer  anderen  Stelle  (vgl.  p.  141,  der  daneben  auch  die  Möglichkeit  einer 
Steph.  Byz.  s.v.  JJoXig)  hierher  geraten.  Zu  Ergänzung  zu  [Niyi7icpoQ]coL  erwähnt.  Athenakult 
Uöliov  selbst  vgl.  Blehn,  Lesbiaca  22.  für  Magnesia  ist  aufserdem  nur  noch  bezeugt 

20)  Rhodos  s.  Polias.  durch Possis bei  Athen.  12,  533 e.  F. HG.  4,483. 

21)  Rom:  Blut.  Coriolan  3.  Poetische  Weih-  Über  Athenastatuen  aus  Magnesia  s.  Watzinger 
ung  an  den  HoXisvg  (ohne  Zeus),  Inscr.  Gr.  20  bei  Humann,  Magnesia  am  Maeander  225  ff. 
Ital.  et  Sic.  993  p.  264.  12)  Paros:   'A^rivcci]r\g  Holi6%(o),  Bangabe 

22)  Sardes:  Priester  des  iieyiaxov  TLohtog  a.  a.  0.  896  p.  597.  Bubensohn,  Athen.  Mitth. 
Jtog,  C.  I.  G.  2,  3461.     Priester  und  Tempel  26  (1901),  214  (vgl.  219  u.  Anm.  1). 

des  Zeus  P.,  Fränlcel,  Bie  Inschr.  v.  Bergamon  13)  Sparta  s.  Poliachos. 

268  D.  E.  Z.  36.  32.  14)  ?  Eine  Münze   des  Domitian  —   Präg- 

23)  Telos  s.  Polias.  statte  nicht  angegeben  —  zeigt  mit  der  üm- 

24)  Thera:  Felseninschrift:  IloXisvg  (ohne  schritt  HoXiov%og  eine  Gestalt  nach  r.  stehend, 
Zeus),  Inscr.  Gr.  Insul.  Mar.  Aeg.  3,  363  p.  92.  in  langer  Gewandung,  in  der  erhobenen  R.  die 
Hiller  v.  Gaertringen,  Festschr.  f.  0.  Benndorf  Lanze,  mit  der  vorgestreckten  L.  den  Schild 
228.  Bie  archaische  Kultur  der  Insel  Thera  30  haltend,  Gefsner,  Numismata  ant.  Imperat. 
19;  vgl.  aher  auch  Inscr.  Gr.  Insul.  Mar.  Aeg.  Boman.  Taf.  70,  25.  Nach  Busche,  Pexie. 
Fase.  III  Suppl.  p.  290  zu  nr  363.  Zr\vbg  univ.  rei  num.  III,  2  p.  1638  ist  es  Athena; 
n[olt£og  oder  nccxQÖnov'?,  Inscr.  Gr.  Ins.  3,  doch  gleicht  der  Typus  auffallend  der  bei 
375  p.  94.     Vgl.  auch  Polias  49.     [Höfer.]  Gefsner    Taf.    70,    26    abgebildeten    sitzenden 

Poliuchos,  Poliuchos  (TIoXio%og,  Tlohovxog),  Figur  auf  einer  Münze  von  Nikaia  bez.  Mko- 

Beiname  I.  der  Götter  im  allgemeinen,  s.  Polias  media   in  Bithynien,   in  welcher  nach  Eckhel, 

nr.  b.     Eine  Inschrift  aus  Anazarba  (Kilikien)  Boctr.  num.  vet.  2,  430  und  Cat.  of  greek  coins 

ist  dem  Zeus,  der  Hera  ya^lia  und  dem  Ares  brit.  Mus.  155  nr.  25   Roma  zu  erkennen   ist. 
fttoig  7Toiiov%oig  geweiht,  Journ.  of  hell.  stud.  VII.  der  Hera 

11,  238,  4.    Bursian,  Jahresber.  87  (1897),  460.  40        1)  in  Anazarba  s.  oben  I. 

IL  der  Aphrodite  in  Korinth,  Alkiphron  2)  in  Argos,  Balaeph. 51  vgl. Bd. 1  Sp.2075ff. 

3,  6o,  3.  Vni.  des  Herakles,  der  genannt  wird  &sbg 

III.  des  Ares  s.  nr.  I.  '^örpo^irojv    Tvqov    7toliov%og,    Norm.    Bionys. 

IV.  der  Artemis    1)  in  Iolkos  (nolir\o%og),  40,  579. 

Apoll.  Bhod.  1,  312.     J.  Boehlau,  Festschrift  f.  IX.  der  Hygieia  s.  oben  nr.  V. 

Benndorf  70 f.     Ihr  Kultname  ist  'Iwl%icc  (s.  d.  X.  des  Poseidon  in  Troizen,  Blut.   Thes. 

und    Bittenberger ,    Sylloge   2S    nr.  790    Z.  55),  6.     Mit  Recht  weist  Wide,  Be  sacris    Troez. 

Wilhelm,    Athen.    Mitth.    15    (1890),    302,    10.  11    die  von  Welcher,   Gr.   Götterl.  2,  684  vor- 

—  2)  in  Theben,  Schol.  Soph.  Oed.  B.  160,  vgl.  geschlagene  Gleichsetzung    des   Poseidon   Po- 

Aesch.  Sept.  449.  so  liuchos  mit  dem  P.  Phytalmios  zurück,  da  es 

V.  des  Asklepios  in  Messana:  Ä6-Alrpii5>  undenkbar  sei,  dafs  jener  £|co  rsi%ovg  (Baxis. 
Y.al  'T)>hu  a(üxi)Q6iv  Ttohov%oig,  C.  I  G. 3,5616a.  2,  32,  8)  seine  Kultstätte  gehabt  habe;  vielmehr 
Inscr.  Gr.  It.  et  Sic.  402  a.  sei  der  Poseidon  Poliuchos  mit  dem  P.  ßc<6iXt  vg 

VI.  der  Athena  in:  (Baus.  2,  30,  6)  identisch. 

1)  Argos,  Kallim.  luv.  Ball.  53.  Chavannes,  XL  der  Roma(?)  s.  Poliuchos  14. 
Be  Balladii  raptu  40  ff.                                                      XII.  des  Sarapis  s.  Polieus  II,  2. 

2)  Athen  s.  Polias.  XIII.  des  Zeus,  Anonym.  Ambros.  M.Laurent. 

3)  Byzantion:  7}  xov  Bvgccvxiov  Iloliov%og,  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-Studemund  1,265,83. 
Marinus  vita  Prodi  6  p.  43  Fabricius  =  p.  5  266,  80.  Blato  leg.  11,  5  p.  921c.  Theophil. 
Boissonade;  s.  Boissonade  p.  79.                            60  ad  Autolycum  1,  10  p.  22  Otto;  speziell  in 

4)  Chios:  Herod.  1,  160.     Plut.  de  Herod.  1)  Anazarba  s.  oben  I. 

malign.  10.  2)  Antiochia   am    Orontes,  vgl.  Iulian 

5)  Dreros:  Schwur:  xäv  A&avalccv  xäv  Misopogon  357d  p.  461  Hertlein:  Xgiaxbv  .  .  . 
Iloliov%ov,  Bangabe,  Ant.  Hell.  2,  2477  p.  1029.  ccyartcövxsg  $x8r£  ?toXiov%ov  avrl  4iog;  vgl.  eboul. 
Arch.  Zeit.  13  (1855),  58,  1.  Museo  ital.  di  366b  p.  473:  Ttgbg  .  .  Jibg  ccyoocciov  hk!  tzoXl- 
ant.  class.  3  (1890),  660  A.  Z.  23.  Bittenberger,  ov%ov.  Über  die  verschiedenen  Beinamen  des 
Sylloge  •_>-,  463  Z.  22.  Zeus  in  Antiochia  s.  O.  Müller,  Ant.  Antiochenae 

6)  Erythrai  s.  Polias.  p.  IV  s.  v.  Iuppiter. 


2619                   Poliporthes  Polites                       2620 

3)  Athen  s.  Polieus.  (1891),  475.  477,  wodurch  zugleich  die  Richtig- 

4)  Kaisareia:  Tempel  des  Zeus  Poliuchos,  keit  der  Überlieferung  bei  Demosth.  in  Mid. 
Sozomen.  hist.  eccles.  5  ,4  (Migne  Bd.  67  S.  1224).  (pr.  21,  53)  p.  531  f.:  Atovvaco  Jr^otiXsl,  das 
Ramsay,  Histor.  Geogr.  of  Asia  minor  304.  man  fälschlich  durch  Konjektur  beseitigt  hatte, 

5)  Perge:  Ad  IIolLov%a>  6  itpsvg,  Corr. hell,  bewiesen,  also  ein  Kult  des  Dionysos  Jr\\LoxiXrig 
18  (1894),  200.     [Höfer.]  für  Dodona  gewonnen  wird,  Hittenberger  a.  a.  0. 

Poliporthes  (noXmöp&ng),  der  Stadtzerstörer,  474.476.  Dieser  zweifach  erwiesene  Dionysos 
ein  Sohn  des  Odysseus  und  der  Penelope,  den  Ar^oxsXr^g  bestätigt  aber  wiederum  den  von 
er  nach  der  Rückkehr  von  seiner  Irrfahrt  er-  Ditteriberger ,  Sylloge  22,  573  S.  2748  ange- 
zeugte. Er  wird  aber  erst,  nachdem  sein  Vater  i0  zweifelten  Aiöwoog  Ar\y.o6tog  (IxbxripLriv  ilvut, 
in  das  Thesprotenland  gezogen  ist,  in  Ithaka  AiovvG(C)(a  BaY.%i(p  xä>  drLuocicp,  C.  I.  G.  2919. 
geboren.  Auszug  aus  der  Telegonie bei  Apollodor.,  Michel,  Recueil  804  p.  641)  auf  einer  Inschrift 
bibl.  fragm.  Sabb.  im  Rhein.  Mus.  46  (1891),  von  Tralleis,  und  giebt  wohl  auch  den  Schlüssel 
S.  181,  1  (=  Apollod.  ed.  TT.  p.  236).     [Steuding.]  zu  einer  m.  E.  bis  jetzt  noch  nicht  richtig  ge- 

Polis   (IloXig).     1)    Während    in    den    zahl-  lesenen  Inschrift  von  Samos:   JaXXia»  Aiovvam 

reichsten  Fällen   auf  Münzen   mit  Darstellung  'Av&taxtog,  Rev.  archeol.  N.  S.   17  ann.  vol.  32 

der  Stadtgöttinnen   diesen   der  Name  der  be-  (1876),  56.    Nach  Foucart  a.  a.  0.  soll  JccXXiog 

treffenden  Stadt  (Ephesos,  Phokaia  etc.)  beige-  vielleicht  cune  orthographe  locale  pour  Aäliog 

schrieben    ist,    findet    sich    bisweilen    nur    die  =  Ar\Xiog'  sein.    P.  Perdrizet,  'Eqprjfi.  &q%.  1896, 

allgemeine  Bezeichnung  TTOAIZ,  so  auf  Münzen  20  251    wies   die  Foucarf  sehe   Erklärung  zurück 

von  Attuda  in  Karien,  hier  noch  mit  der  Bei-  und  zog  die  Glosse  des  Hesych.  duXcf  ä^insXog 

fügung  'AxxovStcov,  Cat.  of  greek  coinsbrit.  Mas.  herbei,  aber  wie  erklärt  sich  die  Verdoppelung 

Curia  and  islands   63,  6;    Atusa  in  Assyrien,  des  X?     Sollte  nicht   statt  AAAAIQI    zu  lesen 

Head,  Hist.  num.  690;    Ephesos,   Friedländer,  sein  AAMIßl?     Ar^iog  und    äriuöaiog   sind   im 

Arch.  Zeit.  27  (1869;,  103;  Prostanna  in  Kilikien,  Gebrauche    völlig    identisch,    wenn    auch    das 

Head,  a.  a.  0.  591.  Imhoof-Blumer,  Gr.  Münzen  erstere  hauptsächlich  poetisch  ist  (ispu  St]^ia 

nr.  501.     Cat.  of  greek  coins  brit.  Mus.  Lycia  z.B.  Aesch.  Sept.  177);  auch  die  dorische  Form 

Pamphylia  etc.  238,  2  ff .   pl.  28,  10;    Seleukia  hat  m.  E.  nichts  Bedenkliches.     Dem  Dionysos 

in    Mesopotamien,    Imhoof- Blumer,    Monnaies  Ar^iiog    bez.    Ar\\iÖ6iog- Ar\\ioxhXr\g    stellt    sich 

grecques  452  nr.  68  vgl.  72.    Gardner,  Parthian  30  ferner  zur  Seite  der  Zeus  'EntSriynog  einer  In- 

coinage  59,  22  pl.  7,  22  vgl.  Cat.  of  greek  coins  schritt  aus  Bithynien.    R.  Förster,  Athen.  Mitth. 

brit.  Mus.  Parthia  Introd,  86  Anm.  70,  3.     Bei  19  (1894),  372;  derselbe  Beiname  ist  vielleicht 

Aristot.  fr.  528  ed.  Rose  (Leipz.  1886)  aus  Schol.  mit  Förster  auch  bei  Hesych.  'Enißriiiiog-  Zsiig 

Arist.  Plut.  925  schreibt  Maafs,  Gott.  Gel.  Anz.  iv    ULyvco    herzustellen;    vgl.    auch    den   Zeus 

1890,  34    bei   der  Beschreibung   einer  Münze:  Pandemos  (s.  Pandemos  nr.  1)  sowie  fPublicus' 

iv   vofutffiotTt  avxbv  (den  Battos)  g^ctpalav,  xfj  als     Beinamen     römischer     Gottheiten.       Vgl. 

ptv  ßaailtcc  alXcpiov  napu  xijg  IlöXtcog  d^%6fitvov,  Politis.     [Höfer.] 

rj]  dl  'Äuucovu  d.  h.  Battos  war  dargestellt,  das  Polites  (IIolirr]g),  1)  Sohn  des  Priamos  und 

Silphion  von  der  Stadtgöttin  von  Kyrene  ent-  der  Hekabe,  11.  24,  250  (ßoi]v  aycc&6g);  Apollod. 

gegennehmend.     Über   die  Personifikation  von  40  3,  12,  5;  Hygin.  fab.  90.     Als   im  Anfang  des 

Städten    vgl.   im    allgemeinen    Philodem.    7ispi  Krieges   Achilleus   den  Troilos   (s.  d.)  vor   der 

iv6.  p.  79  Gomperz:  nXäxxtG&ca  fttovg  av&Qco-  Mauer  verfolgt,  eilt  P.  mit  Hektor  (s.  d.  Bd.  1 

7tosiÖHg,    ov   xQÖnov   neu    TtoXaig  jtai   itoxccu.ovg  Sp.  1919)    dem   Bruder   aus    dem   Stadttor   zu 

xca    xönovg.      Cic.    in    Pis.   25,    60 :    simulacra  Hilfe,  wie  auf  der  Franeoisvase  und  sonst  dar- 

oppidorum   [ob.   Bd.  2,    Sp.  2083].    —    2)   Die  gestellt  ist.     Robert,  Bild  und  Lied  S.  17,  11 

Stadt  Polieion,  das  frühere  Liris,  soll  benannt  vermutet,    dafs   dieser  Zug    aus   den   Kyprien 

sein  entweder  nach  der  Athena  Polias  oder  cctio  stammt.    Ebendaher  will  Robert  die  Späher- 

IlöliSog  (TJolidog,  Reitzenstein,  Gesch.  d.  griech.  rolle  ableiten,  die  demP.  in  der  Rias  2,  792ff. 

Etymol.  323)  Kuotwg  (Vatersname?  Ethnikon?  (vgl.  Strab.  13,  599)  zugeteilt  ist: 

korrupt?)   iiinogov,    Etym.    M.    s.    v.    üolisiov.  50       *     ^   >  <     «■*.  «,      „/  „    o.  < 

Oros  im  Etym.  Florent.  bei  F.  Miller,  Melanges  ,,/,,,          '       \  >,-    '           x  „  „„ 

.1     tm..          v„      T-,   •    m    x      t    7     oe/.       i,     ?u  xvapoj  tn    axooxaxco  AiGvrixao  yipovxog 

de  litt.  qr.  250.     Bei    Tzetz.  Lyk.  856   schreibt  xr^ <         .      K         ■.         ,'         '<£_      Z        , 

71*- -77        tt'i   v-                '       /     -\           '     \  j      '  otyusvog,  OTinoxs  vavwiv  aaopuriirsisv  Avcuoi. 

Muller:  UoXidog  xaGGEcog  (v.  L  Kccotwg)  tfMopov.  /r                                  t         t  «. t- 1 

—  3)  s.  Pollis  1.     [Höfer.]  Iris  meldet  den  Anmarsch  der  Achaier  2,  786  ff., 

Polissuchos   (TloXi66ov%og),   Beiname  1)  der  indem  sie  seine  Stimme  und  Gestalt  annimmt. 

Götter  s.  Polias  3 ;  —   2)  des  Idmon  (s.  d.)  im  Als  hilfreichen  Kämpfer  sehen  wir  den  P.  auch 

pontischen  Herakleia,  Apoll.  Rhod.  2,  846  und  TZ.  13,  533,  in  der  Epinausimache;   dort  rettet 

Schol.    (7toXiov%og);  vgl.  Roltde,  Psyche  lä,  172  er  den  von  Meriones  verwundeten  Bruder  Dei- 

und  Anm.  5.  —  3)  des  Idomeneus,    Epigramm  phobos  zum  Streitwagen.     R.  15,  339   tötet  er 

aus  Knossos,  Corr.  hell.  13  (1889),  60.                  «o  den   Echios.      Bei    Qtiint.   Smyrn.    entgeht   er, 

[Höfer.]  nachdem    sein    Freund    Phylodamas    gefallen, 

Politai  Theoi    s.  Polias    a.  A.    nr.  d.      Der  dem   Meriones    (8,  402  ff.)    und    verteidigt   mit 

Singular  TloXixrig  findet  sich   als  Beiname  des  Deiphobos  und  anderen  das  Skäische  Tor  von 

Dionysos  im  arkadischen  Heraia,  Paus.  8,  26,  1.  oben  mit  Pfeilschüssen  und  Steinwürfen  gegen 

Diese  politische   Bedeutung   des   Dionysoskult  Sthenelos  und  Diomedes  (11,  338  ff.). 

ist   auch   sonst  nachweisbar:    in  Karystos   gab  Wie   P.    zu   den    am   ersten   vor  Troia   be- 

es   einen  Kult   des   Dionysos   Jj}uoxsXr')g,    Corr.  teiligten  Kämpfern   gehört,   so  ist  er  zuletzt 

hell.  2  (1878),  275,  2.     Dittenberger,  Hermes  26  von  allen  Söhnen  des  Priamos  noch  übrig  und 


2621                       Politis  Poltys                       2622 

fällt  am   Altar  vor  den  Augen   seiner   Eltern  aus  Amyklai  nach  Kreta  im  dritten  Geschlecht 

durch  Neoptolemos  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  168).  Dafür  nach  der  Herakleidenwanderung,  Konon  (dessen 

liegt   Vergils  Schilderung  vor,  Aen.  2,  531  ff. ;  Quelle    nach    U.   Hoefer,    Konon   72    Ephoros 

den  Tod    des  P.   von  Neoptolemos'   Hand    er-  ist)  36,  47,    Flut.  Mul.  virt.  8  p.  247  d.     Quaest. 

wähnt  auch  Quintus  Smyrn.  13,  214,  doch  ohne  Gr.  21  p.  296c  (bei  Plut.  schreibt  Bernardakis 

Zusammenhang  mit  dem  des  Priamos,  bei  ihm  an  beiden  Stellen:  JIöXXiv  rjytuova  %cd  JsXcpov 

ist  P.  nicht  der  letzte.    Nach  Dictys  2,  43  fällt  [statt    des    überlieferten    xbv    adtXcpov]    nach 

er  früher  vor  der  Stadt  bei  einem  Kampfe  mit  Konon:  i^yovuivcor  avxolg  HoXidog  v.a.1  zlsXcpov). 

Aiax  und  Genossen.  Auf  einer  sf.  Amphora  des  Hoeck,  Kreta  2,  41 9  ff.  Deimling,  Lcleger  139.  G. 
Berliner  Museums  (nr.  1685),  die  den  Tod  des  10  Gilbert,    Studien    zur    altspart.    Geschichte    53. 

Priamos  darstellt,  ist  zwischen  den  Füfsen  des  Busolt,    Gr.    Gesch.    I2,    329,    2.      Studniczka, 

Neoptolemos    der    Oberkörper    eines    bärtigen  Kyrene  48  ff.    —    2)   Argiver  oder  König  von 

Mannes   sichtbar,    vielleicht  P. :   Robert,    Bild  Syrakus,  nach  dem  der  üöXXiog  olvog  genannt 

und    Lied    S.    60    vermutet    Deiphobos.      Vgl.  sein  soll,  Aristoteles  bei  Pollux  6,  16.    Ael.v.h. 

die  Vivenziovase  oben  unter  Neoptolemos  Bd.  3  12,  31.    Athen.  1,  31b     Etym.  M.  197,  36  und 

Sp.  171.  dazu  0.  Müller,  Dotier  2,  109,  5;  vgl.  Hesych. 

Einen  jugendlichen    Sohn    des  P.  Namens  s.  v.  nöXXiog  olvog  u.  Schmidt  z.  d.  St.     [Höfer.] 

Priamus  erwähnt  Vergü,  Aen.  5,  564ff.  beim  Polloi   (IIoXXoL),   Bezeichnung  der  Toten   s. 

Troiae  lusus  am  Grabe  des  Anchises.  Er  grün-  Polyarchos  und  Pleiones,  wo  nachzutragen  ist 
dete  Politorium  in  Latium,  Cato,  orig.  2  fr.  54  P.  so  Alkiphron  3,   7,   1 :  nccoa  xovg  nXtiovug  Uvui. 

2)  Gefährte    des  Menelaos,    auf  Polygnots  [Höfer.] 
Biupersis    in   Delphi    dargestellt,    wie    er   mit  Pollux  s.  Dioskuren. 

Strophios    und    Alphios    beschäftigt    ist,    des  Poloi   (IIä>Xoi),   vielleicht  ursprüngliche  Be- 

Menelaos  Zelt  abzubrechen,  Paus.  10,  25,  3.  Zeichnung1  der  Leukippiden  und  der  Dioskuren, 

3)  Gefährte  des  Odysseus,  der  liebste  und  Wide,  Lakon.  Kulte  332.  v.  Wilamoivitz, 
trauteste  (xjjdtarog  xsdvöxaxög  xs),  von  Kirke  Hermes  26  (1891),  242.  Maybaum,  Der  Zeus- 
verwandelt,  Od.  10,  224  ff.  Bei  Temesa  in  kult  in  Boeotien  (Progr.  Doberan  1901)  S.  5. 
Unteritalien  wegen  Schändung  einer  Jungfrau  Vgl.  Leukopoloi.     [Höfer.] 

von  den  Eingeborenen  gesteinigt,  erschien  er  Polokratores  (JIoXov.QdxoQsg)  s.  Phylakissai 
als    böser  Dämon,    bis    ihn    Euthymos    (s.  d.)  30  und   W.  H.  Poscher,   Die  Sieben-  u.  Neunzahl 

bezwang.     Vgl.  Rohde,  Psyche1  192.  im  Kult  u.  Myth.  d.  Griechen  (Sachs.  Abh.  24 

13.  Ilberg.J  [1904],  I)  S.  53.     [Höfer.] 

Politis  (IloXixig),  Beiname  1)  der  Aphrodite,  Poloneios  (IloXoviiog),  vielleicht  Beiname  des 

Anonym.  Laurent,  bei Schoell-Studemund,Anecd.  Hermes  =  fder  sehr  nützende'  auf  einer  athe- 

var.  graeca  1,  269.  —  2)  der  Athena,  Dinarch  nischen  Weihinschrift,  die  nach  Lolling,  Kaxä- 

1,  64,  wo  die  Lesart  TJoXixida  durch  nr.  1  und  Xoyog  xov  iv  'A&rjvccig  iTiiygcccpiKOV  uov- 

den    Dionysos   nolirr\g    (s.  Politai   Theoi)    ge-  osiov  1  S.  27  nr.  124  lautet:  Hsquov:  itoXovsiov  : 

schützt  wird  und  nicht  mit  Wolf,  Blafs  u.  s.  w.  xiusoig:  A  A  A.   Nach  Dragumes  in  Athen.  Mitth. 

in  TloXidSa  zu  ändern  ist.  Dazu  kommt,  dafs  24  (1899),  455 ff.  (vgl.  Amer.  joum.  of  arch.  4 
auch  bei  Luc.  Asin.  41  eine  -xoXlxig  fttog,  die  40  [1900],    532)    ist    zu    lesen:    Hsquov    itolovsio 

ebenda  auch  £rti%wQiog  &8og  genannt  wird,  sich  v(s)(ieaig   etc.,   also  noloveiog   (noX-  und  ovsiog 

findet.     Nach  Pott,  Etym.  Eorsch.  2S,  2  S.  812  =    övritog   =   mcpiXiuog)    =    soiovviog    (noXva- 

hat  noXixrjg  {itoXlxig)  die  Bedeutung  von  ticcxqi-  cpeXrjg,   aiyccXcocpsX^g).     Vgl.  Boscher,   Ephialtes 

cbr?;s.     [Höfer.]  93  Anm.  285  c.     [Höfer.] 

Pollalegon  (IloXXuXtyav),  s.  Pasicharea.  Eine  Polos  (TloXog)  1)  Gemahl  der  Phoibe,  Vater 

andere  als  dort  gegebene  Deutung  giebt  Fick-  der    Leto    und  Asteria,    Hygin.  praef.    11,  12, 

Bechtel,   Die  griech.   Personennamen   379    von  Schm.  f.  140.     Man  hat  Polus  in  Coeus  ändern 

ccXiyca    'kümmere    mich'    =     rum    vieles    sich  wollen,  so  noch  Türk  Bd.  3  Sp.  2396,  37,  doch 

kümmernd'.     Vgl.  Ovv.aXiy(ov.     [Höfer.]  ist   Polus    eine  Übersetzung   des    griechischen 

Polleutia  s.  Indigitamenta  S.  216.  Härtung,  50  Kolog,  s.  Max.   Mayer,    Bd.  2    Sp.  1266,  44 ff. 

Bei.  d.  Rom.  2,  255.     Schivenck,  Myth.  d.  Rom.  Giganten  u.  Titan.  60,  vgl.  Pott.  Jahrb.  f.  klass. 

303.     Preller-Jord.  2,  213.     [Stoll.]  Phil.   Suppl.    3   (1857/60)    S.   325.     Z.itschr.  f. 

Polles    (IloXXrig,    -iqxog),    ein    [mythischer?]  vergl.  Sprachforschung  5  (1856),  299.     Zeitschr. 

(idvxtg;  vgl.  Suid.  s.  v.  n.6XXr\g;  övoucc  uävxsag-  f.    Völkerpsychologie    u.    Sprachwissenschaft    14 

kccI  xXlvsxai  n6XXnrog.  ög  6vv8yQuips  xb  ivöSiov  (1883),  156.  —  2)  Eine  Statue  des  voxiog  IlöXog 

oicavio^ia,  öxi.  idv  anavxrjan  xig  xods  ßaaxä£(ov,  in  Konstantinopel  wird  erwähnt  von  Codin.  de 

x66t  67}ucÜvh.     Vgl.  auch  ib.  s.  v.  MeXäintovg.  orig.  Cp.  p.  16,  20   ed.  Bekker  (ed.  Bonn.),     de 

puvTixrjg  tidijucov.    'O  8s  avußoXog  MsXäuTcodog  signis  p.  16,  20.  65,  4.     Anonym.  tcsqI  6xvXä>v 

j)  H6XXr\xog  töhxo.  ovxoi  §s  r\Guv  üqigxoi  xgivtiv  xwv  iv  xij  ^iyicc  JZocpLa  ed.  Treu  (Ühlau  1880) 
xu.  iiiXXovva  =  ib.  s.  v.  av(.ißoXov,  Marinas  in  oo  S.  9    (=    Maafs,    Analecta    sacra    et  profana, 

d.  Vita  Prodi  c.  10:    Kai  xig  av  iyivtxo  avu-  Marburg  1900,    S.  4).      Anonym.    Byz.    naga- 

ßoXog  xovxov  GacpsGxeQog,   -Aal  oväs  nölXnxog  i)  ßxäasig   avvxo[ioi   %qov.    ed.  Preger  (Progr. 

MsXduTtodog  .   .  .   sig    xqigiv    dsöusvog.      Nach  Maximilian-Gymn.,     München    1^98)    S.  5,  22. 

einer  gütigen  Mitteilung  F.   Vollmers   kommt  Über    die    Möglichkeit    einer   Darstellung  des 

P.  auch   b.  Dracont.  Rom.  8,  480  vor:    Polles,  voxiog  PLöXog  s.  Maafs  a.  a.  0.;  vgl.  Berl.  Ph Hol. 

cui  pinna  loquax  dat  nosse  futura.     [Röscher.]  Wochenschr.  22  (1902),  302.     [Höfer.] 

Yollis (IlöXXig,  Plut.;  IlöXig,  Konon).  1)  Führer  Poltys  (TLöXxvg),   Sohn  des  Poseidon,  König 

der  vordorischen  Achäer  und  lemnischen  Minyer  von  Ainos  in  Thrakien,  der  den  Herakles  gast- 


2623                   Polyaimon  Polyboia                     2624 

lieh   aufnahm;    aber  sein  übermütiger  Bruder  aus    dem   Etym.   genuinum   gewonnenen    ano- 

Sarpedon   wurde    an    dem    Strande    bei   Ainos  nymen  Fragment   eines  Hymnus  auf  die  Frie- 

von  Herakles  erschossen.  Apollod.  2,  5, 9.   Schol.  densgöttin  heifst   es:   asv  yag   SistQ-^vv   TIolv- 

Ap.  Bhod.  1,  216.     Preller,   Gr.  Myih.  2,  235.  ßotu  %al  avöoäßiv  rjvtiog  ulmv  \  ■JuXvati£vr\g  *cu 

Nach  Poltys  war  die   Stadt  Ainos  Poltymbria  &fjQsg  avec  dov[iu  TtQvvvorrai.  Die  ersten  Worte 

genannt,  Strab.  7,  319.     Steph.  B.  v.  Älvog  u.  sind  nach  Beitzenstein   entweder  zu  lesen   aev 

Mtor^LßQia.       Als    während     des    trojanischen  yciQ   diu  _  o  |  EiQr\vr\   HoXvßoia  .  .  .,    oder   mit 

Krieges   die  Troer  und  Achäer  an  den  thraki-  Weglassung  des  &i:  6sv  yccg  \  EIqtjvti  HoXvßoia. 

sehen    König  Poltys    Gesandte    und    Beistand  Bofsbach,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  143  (1881),    «5 

schickten,  forderte  er  von  Paris  die  Helena  u.  10  hat  erkannt,   dafs   SisiQrjvn   =   Sf    Eiq^vt]   ist 

bot  dafür  zwei  schöne  Frauen   an,    Plut.  reg.  und  den  Schlufs  des  ersten  Hexameters  bildet, 

et   imperat.   apophthegm.;    vgl.   Tomaschek,    Die  und  vermutet,  dafs  vor  noXvßoia  ein  Epitheton 

alten  Thraker    in  Sitzungsber.   d.  K.   Akad.   d.  wie  £v&r}lrjs,  svSaificov,  svoXßog  zu  ergänzen  sei. 

Wiss.  zu  Wien  131  (1894),  I,  20.     [Stoll.]  Wir  werden  uns  bescheiden  müssen,  in  HoXv- 

Polyaiinon  (Ilolvcd^cov),  ein  Trojaner,  Vater  ßoia  ein  die  Segnungen  des  Friedens  bezeich- 

des  vor  Troja  von  Teukros  erlegten  Amopaon,  nendes  Epitheton  (vgl.  Bd.  1  Sp.  1221,  43ff.)  der 

11.  8,  276.     Tzetz.  Alleg.  11.  0,  112.     [Stoll.]  Eirene  zu  erblicken.    —    7)   Eine  Göttin,  bald 

Polyanax  (IloXvävcci-),  König  in  Melos,  nach  als  Artemis,  bald  als  Köre  gedeutet,  vgl.  Hesych. : 

dessen    Tod    der    von    Troja    zurückkehrende  IJoXvßoicc-  &sog  rig,  vn   iviav  tdv 'Äotepig,  vnb 

Menestheus    daselbst    die    Herrschaft    erhielt,  20  de    aXXcov  Koqv.     Die    zweite   Erwähnung   der 

Tzetz.  L.  911  p.  871  Müller.     [Stoll.]  Polyboia  findet  sich  bei  Paus.  3,  19,  4  bei  der 

Polyandrien  s.  Pleiones.  Beschreibung  der  Bildwerke,  die  an  dem  Hya- 

Polyaratos  (Uo^uaparos),  einer  jener  Wunder-  kinthosaltar    in    Amyklai    angebracht    waren, 

männer  wie  Abaris  u.  s.  w.,  Giern.  Alex.  Strom.  auf   welchem    das    altertümliche    Erzbild    des 

1,  334a.     Bohde,  Psyche  22,  94,  1.     [Höfer.]  Apollon    stand:    TtsTtoii]ra.i    Sh    inl  xov   ßcouov 

Polyarches  (noXväQ%r]g),  einheimischer  Name  xcti  rj  JrHnjtriQ  ttccl  K6qt\  v.al  ÜXovrcov,  i%\  8\ 

des  Dardanos,  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  916.  ccvrotg  MoTqkl  te  xui  'SIqcu,  avv  dt  6cpi6iv  'AcpQO- 

[Stoll.]  dir?]   xcel  'A%"r\v&   xs   nccl  "A^tsfiig'    xolii£ovgi    ä' 

Polyarchos  (IIoXv<xQ%og),  Beiname  des  Hades  ig  ovquvov  'Tccxiv&ov  -aal  JToXvßoiav  'Tccxiv&ov, 

als  des  aQ%cov  rüv  Xsyo^iivcov  itXsiövcov  ?}  TtoXXcbv,  30  Tia&a    Xe'yovßiv,    adeXq>i)v    c:7to9avovOav    hti 

Cor  mit.  de  nat.  deor.  35,    p.  243  Osann.     Vgl.  iictQ&i'vov ;    über    die  Anordnung  der  Figuren 

Pleiones,    Polloi,    Polydaimon,    Pasianax    und  vgl.  Trendelenburg,  Bulletino  1871,  125 f.    Klein, 

Wünsch,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  67.     [Höfer.]  Arch.-Epigr.  Mitih.    aus  Gest.  9  (1885),    161  ff. 

Polybe  %(IJoXvßr]),    eine   Danaide,    vermählt  Enmann,    Kypros  u.  d.   Ursprung   des   Aphro- 

mit  dem  Ägyptiden  Iltonomos  ['?],  Hyg.  f.  170.  ditekultus  (Memoires  de  l'acad.  imp.  des  sciences 

Der  letzte  Name  wenigstens  ist  korrupt.     Ist  de   St.  Petershourg  VH    Ser.  34  Tome    nr.  13) 

IloXvßv  Kurzform  zu  IJoXvßoia?    Vgl.  Crusius,  S.  35.      O.    Gruppe,    Gr.  Mythol.  165.      Furt- 

Philol.  47  (1892),  61,  2.     [Stoll. J  wängler,  Meisterioerke  700.     Bobert  bei  Pauhj- 

Polybios   (II[oXv]ßiog) ,    Gigant    im   Kampfe  Wissotva,  3,  134  s.  v.  Bathykles.     Während  die 

mit    Hermes    auf  einer  schwarzfigurigen  Am-  40  genannten  Gelehrten  dem  Wortlaut   des  Pau- 

phora    aus    Caere,    Jahn,    Annali    1863,   243.  sanias  folgend  eine  Erhebung  betr.  Einführung 

Gverbeck,    Kunstntyth.    Zeus    349    Atlas    4,   8.  des   Hyakinthos  und   der  Polyboia  (vgl.  auch 

M.  Mayer,  Giganten  u.  Titanen  286.    [Höfer.]  Unger,  Philol.    37   [1877],   -28.     Bohde,    Psyche 

Polyboia  (IloXvßoia).    1)  Tochter  des  Oikles  l2,  141)  in  das  Götterreich  annehmen,    äui'sert 

(s.  d.)  und  der  Hypermnestra  (s.  d.  nr.  3),  der  sich   WemicVe  (Pauly -Wissoica   2,    1360),    der 

Tochter  des  Thespios,  Schwester  der  Iphianeira  Polyboia  als   Hypostase   der  Artemis   auffafst, 

und  des  Amphiaraos,  Diod.  4,  68.  —  2)  Zweite  folgend ermafsen:  'Ursprünglich  waren  wohl  der 

Gemahlin  des  Kyknos,  Stiefmutter  der  Ten(n)es  Jugendgott  [s.  aber  unt.]  Hyakinthos  .  .  .  und 

und  der  Hemithea,  die  auch  Philonome  (s.  d.)  die    Herdengöttin    Artemis    UoXvßow    als    ein 

heilst,  Schol.  Hom.  11.  1,  38.     Tzetz.  Exeg.  ad  50  Götterpaar  aufgefafst,  das  im  Geleite  befreun- 

lliad.  p.  95,  26  Hermann.    Eust.  ad  Hom.  11.  deter  Gottheiten  dahin   schritt  oder  fuhr,    wie 

33,  26   (=  ad  Dionys.  Per.  536).    —    3)  Erste  wir    ähnlichen    Götterzügen    auf    archaischen 

Gemahlin   des  Aktor   (s.d.  nr.  1),    des  Sohnes  Monumenten  ...  oft  begegnen.'   Eng  verbunden 

des  Myrmidon,    Eust.  ad  Hom.  B.  321,  3.    —  ist  Polyboia    also    mit  Hyakinthos,    wobei  es 

4)  Dienerin  der  Hekabe,  die  den  Leichnam  des  freilich  fraglich  bleibt,  ob  das  geschwisterliche 

von  Polymestor  gemordeten  Polydoros   findet,  Verhältnis,   an  dem  ja  auch  Pausanias  durch 

Schol.   Law.   ad  Eur.   Hec.  680   (=   Ew.  ed.  sein  *7ta&u  Xiyovßiv''  zu  zweifeln   scheint,    das 

Matthiä  4,    156    Anm.  9),    vgl.  Schwartz  z.  d.  ursprüngliche  ist;  wahrscheinlicher  ist  es  wohl, 

St.  — *  o)  In  einem  arg  verstümmelten,  wohl  dafs  Hyakinthos  und  Polyboia  eines  jener 
mythologischen     Traktat     (ob     vielleicht     aus  60  chthonischen  Götterpaare  ist,  wie  wir  ihnen 

Philodem,    tisqi   s<b6sß.l)    in    Vol.    Herciüan.  in  vielen  anderen  Kulten  begegnen,  vgl.  May- 

coll.  altera  Tom.  8  Tat".  106,  wo  Z.  4  vielleicht  bäum,    Zeuskult   in   Boeotien    (Progr.    Doberan 

der  Name  KsXcuv^w],  Z.  6  ein  mit  Aao.  . .  be-  1901)  Sp.  18.     Denn  dafs  die  noch  von  Crusius 

ginnender  Name,  Z.  11  \ft~\vrpy  FoQ[yövcov]  zu  Bd.  1    S.  2763 f.  (vgl.  Preller-Bobert  249.   F.  A. 

erkennen  ist,    steht  Z.  10:    [Tl]oXvßoia.     Wer  Voigt,  Beitr.  z.  Myih.  d.  Ares  u.  d.  Athena  266. 

damit  gemeint  ist,  ist  leider  nicht  zu  ermitteln.  Murr,   Hie  Pflanzenwelt   in  d.  gr.  Myth.  258) 

—    6)  In   dem   von    Beitzenstein,   lnedita  poet.  angenommene  Bedeutung  des   Hyakinthos   als 

Graec.  fragm.  (Ind.  lect.  Rostock  1890/91),  S.  9  der  jugendlichen   Natur,    die    der  Sonnengott 


2625                     Polyboia  Polyboia                     2626 

liebt  (der  Liebesbund  zwischen  Apollo  und  Halbapollo  sein,  in  Konsequenz  dessen  man 
Hyakinthos  soll  nach  Fr.  Hauser,  Philol.  52  den  Apollon  in  Aniyklai  vierhändig  und  vier- 
[1894],  209 ff.  bes.  217f.  schon  den  attischen  ohrig  (vgl.  auch  Bd.  1  Sp.  2763,  61  ff.)  darge- 
Künstlern  des  5.  Jahrb.  bekannt  gewesen  sein,  stellt  habe;  ebensowenig  pafst  dann  die  Bd  1 
s.  dagegen  Bohde,  Psyche  l2,  138,  2)  und  doch  Sp.  2765,  18 ff.,  2764,  18  als  richtig  empfohlene, 
durch  seine  Strahlen  tötet,  nicht  die  Ursprung-  auch  von  Muafs  a.  a.  0.  gebilligte  Etymologie 
liehe  ist,  hat  Rolide  a.  a.  0.  137 ff.  überzeugend  'Tän-ivdog  =  iuveneus,  adulescentulus.  Aufser 
nachgewiesen,  vgl.  Wide,  Lakon.  Kalte  245.  der  Bd.  1  Sp.  2765  angeführten  Etymologie  sind 
0.  Gruppe,  Gr.  Mythol.  165.  P.  Kretschmer,  noch  zu  erwähnen  die  von  Lobeck,  Pathol.  serm. 
Einleit.  in  die  Gesch.  d.  griech.  Sprache.  404.  10  Gr.  proleg.  369  im  Hinblick  auf  die  gleick- 
H.  Bertsch,  Meeresriesen,  Erdgeister  u.  Licht-  namige  Blume  betonte  Zusammengehörigkeit 
gö'tter  in  Griechenland  (Progr.  Tauberbischofs-  von  vccxiv&og  und  vaeeimuni,  und  die  Erklärung 
heim  1899)  S.  14.  Der  am  Hyakinthosaltar  von  Enmann  a.  a.  0.  51  des  Hyakinthos  als 
bärtig  dargestellte  Hyakinthos,  der  Vater  vieler  fSonnenbeweger'  von  "'Tr\  (Semele),  "Tng  (Dio- 
Töchter  (s.  Hyakinthides^  und  Lusia)  hat,  wie  nysos,  vgl.  auch  Maafs  a.  a.  0.  406  Anm.),  Stamm 
Bohde  ausführt,  keine  Ähnlichkeit  mit  dem  'Tu  =  6va,  GsJ-a,  aaJ-a  (vgl.  Uäßog,  Uaßädiog, 
zarten,  von  Apollo  geliebten  und  in  eine  Blume  UavdSiog,  öccfeliog  =  i]iXtog  und  dem  Yerburn 
—  wie  stimmt  mit  dieser  Verwandlungsfabel  xiveoi.  Es  ist  mifslich,  die  Zahl  der  etymo- 
die  Darstellung  am  Altar  überein'?  —  ver-  logischen  Versuche  noch  zu  vermehren;  doch 
wandelten  Jüngling.  Vielmehr  ist  Hyakinthos  20  würde  dem  Wesen  des  Hyakinthos,  der  als 
ein  alter  Erdgeist,  dessen  Dienst  älter  als  der  Erdgeist  in  erster  Linie  als  Orakelgottheit 
des  Apollon  war,  aber  allmählich  von  diesem  zu  denken  ist,  eine  Ableitung  seines  Namens 
zurückgedrängt,  wenn  auch  nicht  völlig  ver-  von  id.  ^Stimme,  Laut',  vgl!  la%£oo,  i<x%i],  J-tfaxv 
drängt  wurde,  dessen  Erinnerung  noch  in  dem  etc.  entsprechen.  Die  Form  des  Namens  'Ja- 
Feste  der  Hyakinthien,  in  das  er  sich  freilich  xvv&og  bez.  'IdHvv&og  mufs  erschlossen  werden 
mit  Apollon  teilen  mufste,  und  in  dem  Bei-  aus  dem  Beinamen  der  Artemis  '  1('1)(xy.vv&o- 
namen  des  Apollon  Tdxtv&og,  'Taxiv&iog  fort-  tQÖcpog  (s.  unten),  wo  P.  Kretschmer  a.  a.  0.  404, 
lebte  (Belegstellen  bei  Pauly-Wissowa,  Maafs,  2  allerdings  nur  eine  Umstellung  der  Vokale 
Hermes  25  [1890],  405,  der  den  Beinamen  'Ta-  annimmt;  aber  unmöglich  erscheint  es  doch 
y.Lv&iog  als  Kurzform  zu  Taxiv&ozQÖcpog  [s.  unten]  30  nicht,  dafs  'I^tyccHvvfrog  die  ursprüngliche  Form 
fafst).  Mir  scheint  der  Beiname  'Tay.irfriog  (vgl.  'igdy.vvbog,  Zdxvr&og)  ist,  die  durch  den 
nach  der  Analogie  von  Hv^iog  erklärt  werden  Anklang  an  den  Blumennamen  Hyakinthos 
zu  müssen.  Denn  eine  treffende  Parallele  zu  durch  diesen,  der  zugleich  die  Elemente  zur 
Apollon -Hyakinthos  bietet  Apollon -Python.  Verwandlungssage  bot,  verdrängt  worden  ist. 
Wie  in  Amyklai  Apollon  über  dem  Grabe  des  So  dunkel  der  Name  Hyakinthos,  so  durch- 
Erdgeistes Hyakinthos,  so  thront  er  in  Delphi  sichtig  ist  der  seiner  angeblichen  Schwester: 
über  dem  Grabe  des  Erdgeistes  Python  (JIv&cov  nolvßow  rdie  Vielnährerin',  (Creuzer,  Symbolik 
öaiuoviov  iiavrtxov,  Hesych.  Bohde  a.  a.  0.  133):  4,  337.  K.  Schwende,  Bhein.  Mus.  6,  543.  Unger, 
beide,  Hyakinthos  und  Python,  haben  dem  Philolog.  37  [1877],  28.  Wide  a.  a.  0.  294)  ist 
Apollon  weichen  müssen,  aber  der  alte  Gott  40  ein  bezeichnender  Name  für  eine  segenspen- 
lebt  wenigstens  fort  in  dem  Beinamen  —  Hya-  dende,  ebthonische  Gottheit,  als  welche  wir  Poly- 
kinthos  bez.  Pythios  —  seines  Verdrängers.  boia  gleich  ihrem  männlichen  Gegenstück  auf- 
Zwischen  Apollon  und  Python  berichten  die  zufassen  haben;  vgl.  Polyboteira  als  Beinamen 
Sagen  von  einem  feindlichen  Verhältnisse,  von  der  Demeter  und  der  Erde.  Der  Begriff  TJerden- 
einem  Kampfe,  und  wer  vermag  zu  sagen,  ob  göttin',  als  welche  sie  Wernicke  oben  a.  A.  (vgl. 
nicht  auch  anstatt  des  späteren  Liebesbundes  auch  Eust.  ad  Hom.  B.  1053,  53.  Fick-Bechtel, 
zwischen  Apollon  und  Hyakinthos  ursprünglich  Die  griech.  Personennamen  384)  bezeichnet,  ist 
ein  feindliches  Verhältnis  zwischen  beiden  vor-  wohl  zu  eng  gefafst.  Als  segenspendende  Gott- 
auszusetzen ist,  dafs  eine  Sage  berichtete,  heit  wird  sie  daher  von  Hesycli.  (s.  oben)  dem 
Apollo  habe  den  Hyakinthos  ebenso  wie  den  50  Wesen  nach  der  Köre  gleichgesetzt,  die  ähn- 
Python  im  Kampfe  getötet,  und  dafs  die  Hya-  lieh  Msllßoicc  (s.  d.)  heifst,  vgl.  0.  Müller, 
kinthien  genau  in  demselben  Sinne  ein  uyatv  Dorier  1,  354f.  0.  Gruppe  a.  a.  0.  166.  521 
inizdcpiog  für  Hyakinthos  gewesen  sind,  wie  Anm.  1.  Wenn  sie  bei  Hesych.  auch  der  Ar- 
die  Pythien  es  für  Python  waren?  Ein  Beweis  temis  gleichgesetzt  wird  —  dafs  sie  von  dieser 
für  diese  Ansicht  wäre  es,  wenn  bei  Philodem.  ursprünglich  verschieden  ist,  zeigt  schon  die 
7tiQL  tvatß.  p.  7  Gomperz  von  Georg  Schmid,  Darstellung  am  Hyakinthosaltar,  wo  Polyboia 
Philodemea  (Progr.  St.  Katharinen  -  Schule  und  Artemis  zusammen  dargestellt  waren  — , 
Petersburg  1885)  S.  2  f.  der  Text  richtig  her-  so  ist  entweder  an  Artemis-Hekate  (so  Bohde 
gestellt  und  die  Beziehung  auf  Hyakinthos  a.  a.  0.  140,  2)  zu  denken,  oder  es  ist  hierfür 
richtig  erkannt  ist:  7tQo[g  Tunöllcavog]  anovto[g  60  das  Verhältnis  Apollos  zu  Hyakinthos  be- 
di6x£vovt]og-  <!>£()£Hvd[7}g  ds  nec]  razsv^sv&iv[ra  stimmend  gewesen:  wie  Apollo  diesen  in  sich 
T'cltvzi]6<xl  cpr,[ai7'].  Luetke,  Pherecydea  6  be-  aufgenommen  hat,  so  ist  Apollos  Schwester 
zieht  das  Fragment  freilich  auf  die  Tötung  an  Stelle  der  Hyakinthosgenossin  Polyboia  ge- 
des  Tityos  durch  Apollon.  Wenn  aber  Hya-  treten.  In  zwei  Inschriften  auf  Knidos  erscheint 
kinthos  ein  alter,  durch  Apollon  verdrängter  "AQxa^ig'Ia%vvQ-oTQÖcpog{Neivton,  Halicamassus, 
Erdgeist  ist,  so  kann  er  nicht,  wie  Enmann  Cnidus  and  Branchidae  2,  745.  766)  oder  wie 
a.  a.  0.  35  will,  nur  eine  Form  des  Apollon  Bechtel  bei  Collitz  3,  3502.  3512.  3Iaafs  a.  a.  0 
selbst,    Apollon    als    Heros,     ein    chthonischer  405.     Kretschmer  404,  2   schreiben,  'Iu%vvfto- 

Koschek,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  83 


2627                      Polybos  Polybos                      2628 

rgöcpog;  auch  ein  Fest  ' Iay.w9oTQ[6(pio:  scheint  sonders  durch    die  Oidipussage,  in  die  er  ver- 

nacb  der  Inschrift  Corr.  hell.  7  (1883),  485,  die  woben  worden  ist,   bekannte   König,   über  den 

von  Bechtel  a.  a.  0.  3,  3501  verbessert  ist,  für  man  vgl.  Schneideirin,  Die  Sage  vom   Oedipus, 

Knidos     nachgewiesen;     den     Zusammenhang  Abhandl.  der  histor.-philol.  Kl.  d.  Kgl.  Gesell- 

dieser  Artemis  mit  dem  Apollon  von  Amyklai  schaff  d.    Wiss.  zu  Göttingen  5  (1851/2),  191  ff. 

und  dem  Feste  der  Hyakinthien  haben  bereits  E.  Wilisch,  Die  Sagen  von  Korinth  nach  ihrer 

Bechtel  a.  a.  0.  zu  nr.  3512  und  Maafs  a.  a.  0.  gesch.   Bedeutung ,  Jahrb.   f.   Jclass.   Philol.  117 

405    betont;    nach    Maafs    ist  'TaxLv&oTQoyog  (1878),  744  f.     Bethe,   Thebanische  Heldenlieder 

(vgl.  Sp.  2626,  65)  =  KovQozgocpog,  wie  Apollon  67  ff.    Wecklein,  Die  kyJclische  Thebais,  die  Oedi- 
Hyakinthios  =  Apollon  Kovpiötog   sei.     Diese  10  podee,  die  Oedipussage  u.  der  Oedipus  des  Euri- 

Ansicht  steht  und  fällt  aber  mit  der  für  'Tä-  pides  (Sitzu)igsber.  d.  philos. -philol.  Kl.  d.  kgl. 

xtv&os   angenommenen  etymologischen  Bedeu-  bayr.  Akad.  d.Wiss.  zu  München  1901)  S.  667  ff. 

tung    =    iuvencus.      M.   E.    ist    der    Beiname  689  ff.     0.  Gruppe,   Griech.  Mythol.    124.   505. 

' Iuxvi'iroTQocpog,    wenn    er   auch    vielleicht    die  510.  513  ff.  und   den  Art.  Oidipus,   Bd.  3,   bes. 

ältere  Namensform  'Idxvv&og  beibehalten  hat,  Sp.  706  ff.,  zu  dem  im  folgenden,  soweit  sie  sich 

jung  und  unter  dem  Einflufs  von  der  geläufigen  auf  Polybos  beziehen,  einige  Ergänzungen  bez. 

Form  der  Sage   entstanden,   nach  der  aus  des  Modifikationen   gegeben   werden.     Polybos  ist 

Hyakinthos  Blute  die  gleichnamige  Blume  ent-  an  verschiedenen   Orten   lokalisiert  und   dem- 

sprofste,  und  bezeichnet  die  Göttin  als  Pflegerin  entsprechend   ist   auch    seine   Genealogie    eine 

spez.derHyakinthosblume,  vgl.  ob.Bd.l  Sp.562f. :  20  verschiedene,  schwanken  vor  allen  Dingen  die 

c Artemis  als  Göttin  vegetativer  Fruchtbarkeit'.  Namen    seiner    Gattinnen,    vgl.   Ed.   Schirartz, 

Eine  Konsequenz   der  späteren  Sage,    die  den  Jahrb.   f.   Mass.   Phil.   Suppl.  12    S.  452.     Wir 

Hyakinthos   als   zarten  Jüngling   sterben  liefs,  treffen  ihn 

war  es,  dafs  auch  seine  Schwester  bez.  Kult-  A)  in  Sikyon,  wo  er  Sohn  des  Hermes  — 
genossin  Polyboia  in  Jugendblüte  sterben  (als  Vater  des  Polybos  wird  Hermes  auch  ge- 
mufste.  Aber  ihr  ursprüngliches  Wesen  sehim-  nannt  1)  bei  Nikol.  Damask.  fr.  15  F.  H.  G. 
mert  noch  durch  ihren  Namen  (s.  oben),  und  3,  366,  der  freilich  Korinth  [s.  unten  B]  als 
beachtenswert  ist,  dafs  die  Schwester  des  mit  Sitz  des  P.  angiebt,  und  2)  in  der  boiotischen 
Hyakinthos  wesensgleichen  Amphiaraos,  der  Version  s.  unten  D)  —  und  der  Chthonophyle 
ursprünglich  auch  ein  chthonischer  Gott  war,  30  (s.  d.),  der  Tochter  des  Sikyon  ist.  Er  vermählt 
gleichfalls  Polyboia  (nr.  1)  genannt  wird  und  seine  Tochter  Lysianassa  —  (Aveiu.ä%r\,  Me- 
dafs  der  Name  eines  anderen  chthonischen  naichmos  von  Sikyon  im  Schol.  Pind.  Kern. 
Gottes,  TQoycoviog,  dieselbe  Bedeutung  in  sich  9,  30;  AvaLn-nn,  Schol.  Plat.  Bep.  590a  p.  359 
trägt  wie  Polyboia.  Dafs  diese  gleichfalls  an  Herrn,  vgl.  Bethe  a.  a.  0.  45,  4)  —  mit  Talaos. 
den  Hyakinthien  Anteil  hatte  und  in  Amyklai  dem  König  von  Argos,  dem  sie  den  Adrastos 
ein  Idol  besafs,  ist  wohl  mit  Sicherheit  anzu-  (s.  d.)  und  den  Pronax  (s.  d.)  gebiert.  Als  Pro- 
nehmen, Wide  a.  a.  0.  294.  Furtwängler  a.  a.  0.  nax  von  den  sich  gegen  ihn  auflehnenden  (bei 
700.  705.  [Höfer,]  Menaichmos  a.  a.  0.  ist  mit  Tycho  Mommsen, 
Polybos  (Ilölvßog)  1 )  Troer,  Sohn  des  Antenor,  Parerga  Pindarica  9  zu  lesen  npcovat,  . .  .  cäo- 
Hom.  II.  11,  59.  Tzetz.  Alleg.  II.  11,  45.  Wenn  40  ftv-rjeitsi  v.ccxaaxaciaa&slg  [cod.  ■narcc6Toc&s\g] 
bei  Quint.  Smyrn.  8,  86  der  Name  des  von  Neo-  vnb  kiupiapäov)  Anaxagoriden  und  dem  Me- 
ptolemos  getöteten  Troers  Hölvvog  mit  Köchly  lampodiden  Amphiaraos  erschlagen  wurde,  floh 
in  Ilölvßog  zu  ändern  ist,  könnte  dieser  mit  dem  Adrastos  zu  seinem  Grofsvater  Polybos,  der  ihm 
Antenorsohne  identisch  sein.  —  2)  Herrscher  bei  seinem  Tode  die  Herrschaft  über  Sikyon 
im  ägyptischen  Theben,  der  wie  seine  Gattin  überliefs,  da  er  selbst  kinderlos  (cntaiq,  Schol. 
Alkandra  der  Helena,  so  dem  Menelaos  kost-  Pind.  Kern,  a.  a.  0.;  in  demselben  Scholion 
bare  Geschenke  machte,  Hom.  Od.  4,  124  ff.  am  E.  genauer  %a}olg  tTCiyoryg  äpoemxfig)  war. 
(Athen.  5,  191b).  Gegen  die  von  Lauth.  Troias  So  berichten  sich  ergänzend  Pausanias  (2,  6,  6) 
Epoche,  Abh.  der  I.  Kl.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.  zu  und  Menaichmos  a.  a.  0.,  so  dafs  es  offenbar 
Manchen  14,  II.  Abt.,  S.  38 f.  44  vorgeschlagene  50  ist,  dafs  Pausanias  der  mündlichen  Uberliefe- 
Gleichsetzung  des  Polybos  mit  dem  ägyptischen  rung  der  Sikyonier  (C.  Frick,  Jahrb.  f  klass. 
König  Ramses  IX  Netlsvg  s.  die  scharfe  Kritik  Phil.  107  [1873],  709),  wie  sie  durch  Menaich- 
von  v.Gutschmid,  Kl. Schriften  1,  551.  BeiPollux  mos  (Kalkmann,  Pausanias  der  Perieget  149) 
6,97:  Trilt[iäxov  didovrog  Mtvtlsco  Sv  äoaulv-  gegeben  ist,  folgt.  Mit  dieser  Darstellung 
&ovs  mufs  es  statt  Tr\l£uä%ov  heifsen  IJolvßov,  stimmt  auch  der  Bericht  bei  Herod.  5,  67. 
Kaibel,  Hermes  30  (1895),  429.  —  3)  Phaiake,  Schol  Hom.  11.  2,  572;  vgl.  Serv.  Verg.  Aen. 
geschickter  Ballanfertiger,  Hom.  Od.  8,  373  6,  480;  und  auch  Piudar  Nem.  9,  14  (30  ff.), 
(Schol.  Plato  Theät.  146  a  p.  237  Hermann).  Eust,  der  freilich  den  Namen  des  Polybos  nicht 
ad  Hom.  Od.  1601,  22.  —  4)  Vater  des  Eury-  nennt,  spielt  auf  diese  Sage  als  eine  völlig  be- 
machos  (s.  d.  nr.  1),  Hom.  Od.  1,  176.  15,  519.  16,  60  kannte  an,  so  dafs  Bethe  a.  a.  0.  44  ff.  annimmt, 
345.  18,  349.  20,  359.  —  5)  Freier  der  Penelope,  dafs  sie  auf  ein  homerisches  Epos,  A^icpidQtco 
Hom.  Od.  22,  243.  Apollod,  Epit.  7,  29.  Oo.  i^Üaaig  zurückgehe.  Andere  Erklärer  im  Schol. 
Heroid.  1,  91,  von  Eumaios  getötet,  Hom.  Od.  Pind.  Kern.  a.  a.  0.  lassen  den  Adrastos  nach 
22,  284.  In  dem  Freierkatalog  bei  Apollod.  Sikyon  kommen  und  die  (nicht  eine:  yf^ica 
a.  a.  0.  wird  Polybos  als  Name  eines  zweiten  tijv  IJolvßov  &vyartQa)  Tochter  des  P.  heiraten. 
Freiers  der  Penelope  genannt,  vgl.  Wagner,  Bethe  a.  a.  0.  46,  7  sieht  in  dieser  Notiz  ein 
Bh.Mus.i6  (1891),  419;  vgl.  auch  Friedländer,  Mifsverständnis  der  Scholiasten;  Luebbert,  De 
Fleckeisens  Jahrb.  Suppl.  3,  827.  —  6)  Der  be-  Pindaro  Clisthenis  Sicyonii  institutorum  censore 


2(329                      Polybos  Polybos                      2630 

(Ind.  Schol.  Bonn  S.  S.  1884)  S.  12  meint,  Adra-  Periboia  Polybi  regt's  uxor  .  .  .  sustulit  Polyho 

stos  habe   eine  jüngere  (namenlose)  Schwester  sciente,  wo  freilich  nach  Wecklein  a.  a.  0.  669 

seiner    Mutter    Lysianassa,    also    seine    Tante,  die  Worte  'Polyho  sciente'  wie  eine  Interpola- 

geheiratet.    so    dafs    er    einerseits    der   Enkel,  tion  aussehen,   die  im  Hinblick   auf  die  Dich- 

andererseits    der    Schwiegersohn    des    Polybos  tung    des   Sophokles    gemacht    sei.      Denn    bei 

gewesen  sei.     Eine  unbefangene  Interpretation  diesem  (v.  1021  ff.)  weifs  Polybos,  dafs  Oidipus 

kann  aber  m.  E.  unter  dieser  Tochter  nur  die  ein  Findling  ist,  ebenso  bei  Nicol.  Dam.  fr.  15, 

Lysianassa,   die  sonst  als  Mutter  des  Adrastos  nach    dem  Polybos    sogar    dem  Knäblein    den 

erscheint,    verstehen,    eine    freilich    singulare  Namen  Oidipus  giebt.     Bei  Sophokles,  bei  dem 
Form   der    Sage.      Der   Name    der    Gattin    des  10  bekanntlich  Korinth  (Oid.  B.  774.  936.  955.  997. 

Polybos  und  Mutter  der  Lysianassa  wird  nicht  ebenso  Apollod.  3,  5,  7.  Chrysippos  bei  Alexand. 

genannt,  vielleicht  hiefs  sie  Argeia  (s.  unt.  D).  de  fato  c.  31.    Hyg.  f.  67  p.  74,  6.    Schol.  Eur. 

Während    nach    dieser    Gestaltung    der    Sage  Phoen.  28.  Schol.  Soj)h.  Oed.  .R.  924.  Nicol.  Dam. 

Polybos  dem  Adrastos  die  Herrschaft  übergiebt,  a.  a.  0.  s.  unt.  B)  Sitz   des  Polybos  ist,  heilst 

Adrastos  also  als  legitimer  Herrscher  von  Sikyon  seine  Gemahlin  Merope,  Oed.  B.  775.  990.    H 

erscheint,   ist   in   der   sikyonischen  Königsliste  Dibbelt,    Quaest.    Coat   myth.   p.   6;    vgl.   Schol. 

bei    Kastor    %eq\    vfjg    ßaailiUg    r&v    Hl-  Eur.  Phoen.  27.  29.  1044*.  1607.  1760  (an  letz- 

kvcovIcov  bei   Euseb.  Chron.  1   p.  176  Schöne,  terer  Stelle  ist  aber  wieder  Sikyon  als  Heimat 

Synkellos  279,  18  ff.  =   Eusebius  a.  a.  0.  2,  44.  des  Polybos   genannt).      Nach    Pherekydes    im 
46.50  Adrastos  von  Polybos  durch  zwei  Könige,  20  Schol.  Soph.  Oed.  P.  775   ist  Medusa,   Tochter 

Inachos  und  Phaistos,  die  zusammen  48  Jahre  des  Orsilochos,   die  Gattin   des  Polybos,   nach 

regieren,  getrennt.    Diese  Interpolation  ist  von  andern    Antiochis,    die    Tochter    des    Chalkon, 

Kleisthenes,   dem  Tyrannen   von   Sikyon.   ver-  Schol.  Soph.  a.  a.  0.     Den  Polybos   als  Pflege- 

anlafst  worden   aus   dem  Bestreben,    die  Legi-  vater    des    Oidipus    hatte    auch    Aischylos    er- 

timierung  der  Herrschaft  von  Argos  über  Sikyon  wähnt,  Ar  ist.  Ran.  1192.  —  Schneidewin  180  f. 

zu  verwischen  und  den  ihm  verhafsten  Kultus  nimmt  an,  dafs  bei  Aischylos  schwerlich  schon 

des   Argivers    Adrastos    zu    verdrängen,    Frick  Korinth    als    Sitz    des    Polybos    genannt    war. 

a.a.O.    710  ff.     Luebbert   a.a.O.    13  ff.    Bethe  Von  Oidipus  empfängt  Polybos  die  Rosse  (Maul- 

a.  a.  0.  43.     Mart.  Vogt,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  tiere,  Nik.  Dam.  fr.  15)  des  erschlagenen  Laios, 
Suppl.  27(1902),  754.   Gutschm  id.  Jahrb.  f.  klass.  30  Antimachos  iv  Avdy  fr.  3  (Bergk  2\  289)  aus 

Phil.  83   (1861),   26  ff.     Busolt,   Gr.  Gesch.   I2,  Schol.    Eur.    Phoen.'  44    oder    dessen    Wagen 

665,  4.  (ö%i]uaTa,   Eur.    Phoen.  44.     ägya,   Peisandros 

Wenn    Polybos    sein    Reich    seinem    Enkel  im  Schol.  Ew.  1760)  und  'reinigt'  den  Oidipus 

Adrastos    übergiebt,   so    folgt   hieraus    für   die  vom  Totschlag,    Schol.  Eur.  Phoen.  44.    Unger, 

Oidipussage   entweder,    dafs   eine   Verbindung  Theb.  Paradoxa  244,  vgl.  Lobeck,  Aglaoph.  300 f. 

des  Polybos  mit  Oidipus  überhaupt  noch  nicht  968  f.    Die  Schenkung  des  Wagens  an  Polybos 

besteht,  und  darauf  weist  Schol.  Hom.  Od.  11,  kombiniert   Wecklein  a.  a.  0.  673  f.  689  ff.   mit 

271   hin,    nach    dem   sikyonische   Pferdehirten  der    Notiz   im   Schol.    Eur.    Plioen.    26:    oi    ds 

den   Oidipus   aufzogen,    —   oder    dafs   Polybos  Tlolvßov   avrbv    (den   Oidipus)    rvcplä)6u.i    rovg 
über    die    wahre    Abkunft    des    Oidipus    unter-  40  negl    rfjg    TtocTgoatoviag    %gr\6\iL0vg     aKOvauvtcc 

richtet   ist.     Untergeschoben   ist   Oidipus    dem  (s.  d.  Art.  Oidipus  Bd.  3  Sp.  730,  37  ff. ;  anders 

Polybos   von    seiner  Gemahlin   nsgißoia  (s.  d.  H.   Kullmer,    Jahrb.   f.   klass.   Phil.   Suppl.   27 

nr.  9  und  die  Abbildung  Artikel  Oidipus  Bd.  3  [1902],  495)  und  mit  Euripides  bei  Schol.  Eur. 

S\).70ö/&)nachHygin.frgm.NiebiihrheiSchinidt,  Phoen.  61:    iv    6h   reo    OiSLnoöi   (fr.  545)    01 

Praef.  XLIX.     Hyg.  f.   67  p.  74,  6  Schm.     An  Acäov   &tgä7rovt£g   (ob   das   Wort   fttganowsg, 

letzterer  Stelle  ist  freilich  nicht,  wie  im  Fr  gm.  das  sich  auch  bei  Nik.  Dam.  fr.  15  findet,  eine 

Nieb.  Sikyon,  sondern  Korinth  genannt;  ebenso  besondere    Bedeutung    f  Waffengenossen '    hat, 

bei  Apollod.  3,  5,  7.    Wie  überhaupt  die  Sagen-  wie  Welcker,  Gr.  Trag.  538  vermutet,  ist  nicht 

mischung    bunt    durcheinander    geht,    beweist  erweisbar)   irvcpXcoGav   avtöv    'rjyslg  dh  IIoXv- 
am  besten  Schol.  Eur.  Phoen.  26  u.  28,  wo  an  50  ßov   TtuiS''    igslcarrsg   TtiSco    i^oiiuaxoviiBv    %<xi 

der  ersten  Stelle  der  ins  Meer  ausgesetzte  Oidi-  öiöllvubv  xogccg  (Artikel  Oidipus  Bd.  3  Sp.  730, 

pus    in   Sikyon,    nach    der   zweiten,    die    wohl  50  ff.)  dahin,  dafs  Polybos,  der  den  Oidipus  als 

unter    der    seit    Sophokles    oder    seiner    Quelle  eigenen  Sohn  betrachtet,  nun  aber  das  Orakel, 

(s.  unt.  B)    feststehenden    Tradition    steht,    in  dafs  dieser  seinen  Vater  töten  solle,  vernommen 

Korinth  landet;  vgl.  Bethe  67,  38.     Im  Prolog  habe,    mit    seiner   Gemahlin    auf  dem   Wagen 

der  Phoinissai  (v.  31)  spricht  Euripides  gleich-  des  Laios  nach  Theben  gefahren   sei,   um  den 

falls  von  einer  Unterschiebung,  aber  ohne  den  Sohn   zwar    nicht   zu    töten,    aber    ihm    durch 

Namen    der   Polybosgattin    und    den    Ort    der  die  Raubung  des  Augenlichtes  die  Ermordung 

Handlung,  ob  Sikyon  oder  Korinth,  anzugeben.  des  Vaters   unmöglich    zu   machen.      Periboia 
Diodor   (4,  64)    läfst   uns    im   ungewissen,    ob  60  (oder  Merope)  habe  sich  aus  Furcht  verstofsen 

Polybos  über  die  wahre  Abstammung  des  Oidi-  zu  werden  gescheut,  ihrem  Gemahl  den  wahren 

pus.    den   die   von  Laios   mit   der   Aussetzung  Sachverhalt  mitzuteilen.    In  Theben  habe  Poly- 

beauftragten  Diener   direkt  der  (ungenannten)  bos  die  Diener  des  Laios,   welche   selber  den 

Polybosgattin  übergeben,    aufgeklärt  ist;    vgl.  Wagen  des  Laios  erkannt  und  daraus  geschlossen 

auch  Schol.  Eur.  Phoen.  26:  oi  öh  slg  fräXaoaav  hätten,   dafs   Oidipus   der  Mörder  ihres   alten 

ixQuprjvcci    .  .  .   -neu    7igoGox£LlavTcc  zy  ZcavCovi  Herrn  sei,  gewonnen,  den  Oidipus  zu  blenden. 

vTtb  rov  IJolvßov  avaTQUcpfjvcii,  während  Hyg.  Nun  habe  auch  Periboia  nicht  länger  mit  ihrem 

f.  66  ausdrücklich  bemerkt:  Hunc  (des  Oidipus)  Geheimnis  zurückhalten  können;  lokaste  habe 

83* 


2631  Polybos  Polybos  2632 

erfahren,  dai's  ihr  Sohn  aufser  ein  Vatermörder  sippos ;   sie  steht  im  Dienst  einer  jenseits  des 

auch  noch  ihr  Gemahl  sei,   und  sich  erhängt.  menschlichen  Wissens  geheimnisvoll  waltenden 

Periboia  sei  wohl  von  Polybos  bestraft  worden.  Nemesis.'    Eine  Spur  dieser  Überlieferung  findet 

Demgemäl's  erkennt  Wecklein  691   in  der  Dar-  Gruppe  513,  3   bei  Poykos  fr.  48  aus  Paus.  2, 

Stellung  auf  der  im  Art.  Oidipus  Bd.  3  Sp.  731,  6,  5,    nach   dem   der   Grofsvater   des  Polybos, 

52  erwähnten  etruskischeu  Urne  (Blendung  des  Sikyon,  ein  Sohn  des  Pelops  heifst.    Vielleicht 

Oidipus)  in   dem   links   stehenden   Manne   den  gehört  auch  die  Verwebung  der  Hippodameia 

Polybos,  in  der  hinter  ihm  sitzenden  Frau  die  (s.  unt.  Sp.  2632,  46)  in  die  Oidipussage  hierher. 

Periboia.   Diese  Auffassung  Weckleins  erscheint  Gruppe  a.  a.  0.  509,  4  nimmt  an,  dafs  Hippoda- 

mir  jedoch  unrichtig.     Denn    1)  von  wem  soll  10  meia,  um  ihrer  Tochter  die  Schande  der  Kinder- 

Polybos  das  Orakel  its gl  TtarQoy.toviag  erfahren,  losigkeit  zu  sparen,  ihr  bei  der  Unterschiebung 

wenn  nicht  von  Oidipus?     Aber  dieser  ist  ja  mitgeholfen  habe. 

in  Theben,  schon  viele  Jahre  —  denn  auf  der  B)  Korinth.    Ohne  Zusammenbang  mit  der 

Urne    sind    nach   Wecklein    seine   Söhne  Poly-  Oidipussage    erscheint    der   Korinther  Polybos 

neikes   und  Eteokles    mit    dargestellt    —    mit  als  Vater  der  Alkinoe*)  (s.  d.  nr.  3),  der  Gattin 

lokaste  verheiratet.     Gruppe  525  meint,  Poly-  des  Ainphilochos,  des  Sohnes  des  Dryas,  Moiro 

bos  habe   den   Oidipus   geblendet,   ' durch   ein  iv  tccig  'Aqcci g  bei  Parthen.  27.    Wilisch  a.a.O. 

Orakel   von    dem  Vatermord  in   Kenntnis   ge-  745.     Immisch,    KJaros   (Jahrb.   f.   Jrfass.   Phil. 

setzt';    aber    im    Text    steht:    rovg    tzsqI    xi)g  Suppl.  17  [1890]  S.  188.     Nach  Korinth  gehört 

TtixtQOKToviocg  %Q7]0[iovg  ccxovoccg,    aber  nicht,  20  wohl  Polybos  auch  als  Vater  des  Argos  (s.  unt. 

was  man  dann  doch  wohl  erwarten  würde,  etwa  Sp.  2635).    Die  Einführung  von  Korinth  in  die 

%Qr]6[ibv  Xaßoiv,   was,  wie   es  scheint,   der  ge-  Oidipussage  wird  gewöhnlich  (Schneidewin  192) 

wohnliche  Ausdruck  für  ein  persönliches  Ent-  auf  Sophokles  zurückgeführt;  nach  Gruppe  521 

gegennehmen  eines  Orakelspruches  ist,  s.  unt.  2  ist  Korinth  schon  vor  Sophokles  als  Sitz  des 

Sp.  2635,  31  Steph.  Byz.  s.  v.  Tqu[lvcc:  Odysseus  Polybos  genannt  worden,  und  zwar  geht  Sopho- 

laßcov  %qt}Ou6v.    Aeschin.  antra  Ctesiphon.  108.  kies  nach  Bethe  162  ff.  auf  die  Thebais  zurück, 

Plut.  Mor.  191b.  vita  Demetr.  13.  —  2)  Ist  es  aus  der  Sophokles  auch  die  Wendung  entnommen 

denkbar,  dafs  des  Laios  Diener,  die  doch  jetzt  habe,  dafs  die  Gattin  des  Polybos  mit  Wissen 

des  Oidipus  Diener  sind,  sich  von  Polybos  ge-  ihres   Gemahls    den   Oidipus    an  Kindes    Statt 

winnen  lassen,  ihren  eigenen  Herrn  zubienden?  30  aufgezogen  habe  (s.  ob.).     Von   dem  korinthi- 

( —  Eine  Vermutung  hierüber  s.  im  Art.  Oidi-  sehen   Polybos    giebt    scheinbar   kein   Zeugnis 

pus   Bd.  3   Sp.  730,    53  ff.)    —    3)  Ist  es   nicht  Nachricht  über  seine  Abstammung.     Bethe  75 

widersinnig,   dafs    Polybos   den  Oidipus   selbst  hebt    diese    Thatsache    hervor:     r korinthische 

aufsucht,  um  ihn  zu  blenden,   einmal,   weil  er  Sage    kennt    weder  Eltern    des   Polybos    noch 

fürchten  mufs,    dafs  der  Schicksalsspruch  sich  weifs  sie  zu  berichten,  was  aus  seinem  Reiche 

dann   an  ihm  vollendet,   dann  auch,   weil  die  wird'.      Und    doch    läfst    sich    wahrscheinlich 

beabsichtigte  Blendung  für  ihn  mit  der  gröfsten  machen,    dafs    in    korinthischer   Sage  Helios 

Gefahr  verbunden  war?     Denn  auf  die  Unter-  Vater  des   Polybos   ist.     Schon  Bd.  3  Sp.  708, 

Stützung  durch  die  Diener  des  Laios  kann  er  ja  49  ff.  wird  die  Vermutung  ausgesprochen,  dafs 

von  vornherein  gar  nicht  rechnen.  —  4)  Wider-  40  in  dem  Schol.  Eur.  Phoen.  26 :  ol  ds  elg  ftälccoauv 

spricht  diese  wohlüberlegte   Grausamkeit    der  iv.QLcpfjvai,  ßXrj&tvrcc  sig  kdQvaxa  xal  itQ06o~y.ii- 

sonstigen  Charakterzeichnung  des  Polybos,  der  Xccvxa  xy  Uixvävi   intb    xov   üolvßov   kvutqcc- 

als  mild  (Hyg.  f.  67 :  clemens;  vgl.  Schol.  Oeä.  P.  cpfjvca.    Qvioi  Sh   ■xal'IIXlov   cpaclv   avtbv   slvai 

775.  783ff.)  ja  als  allzu  nachsichtig  gegen  seine  ituiScc.   xivsg  öh  .  .  .  (nach  Schicartz  etwa   aus- 

Untergebenen  (Schol.  Hom.  B.  2,  572)  geschil-  zufallen    durch    £v£%&tvxcc    Ttqbg)  .  .  .  'I-mtodä- 

dert  wird.    Aus  der  ersten  Bestürzung,  als  er,  [isiav  xi)v  Olvo^äov  v7ioßtßh~]6&ai   avrbv  ecvxco 

wie  anzunehmen   ist,   von  Oidipus   das  Orakel  qxx6iv,    die  Worte  'Hliov  —  Ttcddu    nicht    auf 
erfährt,  wäre  seine  That  viel  leichter  zu  ver- 
stehen.   —    Dafs    der    an  Polybos    geschenkte  *)  Dieae  Polybostochter  lAlxivörj  springt  freiwillig 

Wagen    resp.    das    Maultiergespann    als    Er-  50  *»■  Meer>  der  Poiybossoim  Glaukos  (s.  unt.  Sp.  2634,  53) 

kennungsmittel     irgendwie     diente,     ist     unbe-  *ut,  wenn  auch  unter  andern  Umständen    dasselbe;  nach 

,.  °  n  °       ,-,,        .,       .'_„        t->,t  Mnaseas  bei  Athen.  7,  296  b   war   dieser  Glaukos   ein  Sohn 

dingt     anzunehmen       Schneidewin     177.      Bethe  des  Anthedon  und   der  L^^ö,,;,   die  Schwester   der  L^;.- 

164,   6.       Vielleicht    benutzte    ihn    Periboia,    als  ,,„,;,.,.,  Merope,  ist  Mutter  des  korinthischen  Glaukos,  der 

Sie,     wie    Hygin.   f.    67     erzählt,     nach     Theben  gleichfalls   den  Meeressturz  thut,  in  der  megarischen  Sage 

kam,   urn  dem  durch   die  Nachricht  über   des  wird  'Aly.wöti  (s.  d.  nr.  4;  vgl.  Ov.  Met.  7,  40i.  v.  Wüamo- 

Polybos    Tod     betrübten    Oidipus     den    wahren  «"'->  Kennet  18,  419)  von  ihrem  Vater  Skiron  ins  Meer 

Sachverhalt    mitzuteilen.      Wie   hier   Periboia,  gestürzt,—  sollte  nicht  auch  an  unserer  stelle  statt  IV.- 

so   meldet   bei  Soph.  Oed,  B.  941  ff.   der  Hirt  "f'™  leleu  sein  ^v^  'ein  ^ame'  der  5ür  das  S(*ick; 

,  »1,1  i        ttii  z-si  t         n  sal  dieser  Heroine  und  für  den  Kreis,  zu  dem  sie  gehört 

das  Ableben  des  Polybos.     Ob  m  der  Fassung  viel  bezeicnnender  ist  alg  i^,,,^?    Esj  kommt  hinzu, 

des  frgm.  Nieb.,   wo    Periboia   ebenfalls   nach  60  dafsL-i^udr»;,  gewifs  nicht  zufällig,  wiederholt  als  korin- 

Theben  kommt,  Polybos  noch  lebend  ZU  denken  thischer  Personenname   begegnet,   so  als  Mutter  des  Dio- 

ist,   wie   Bethe  74   annimmt,   ist   nicht   bestimmt  kies,  der  728  v.  Chr.  in  Olympia  siegte   (Afric.  bei  Euseb. 

ZU   ermitteln.  b  196)   und   der   Korinth   verliefs   öia/uiaqaag   tbv  sQtota 

Nach  Gruppe  513  war  Polybos  in  der  siky-  r!jv  *fc  PP^s  'AXy.v6v,h;  Aristot.  Pol.  2,  9,  6  (=  2,  12 

onischen  Sage  ebenso  wie  in  der  teneatischen  £-,12Ma  33  ed'  ^eroli'1.einfe  Krzfhlu^'.  dio  als  Y^ 

r,,.  r-1-r.i  r-ri  •         -i    j  i  •  holung  unserer  Sage  klingt,    in  der  Alkinoe    aus  .beiden- 

Schwiegersohn  des  Pelops.    'Indem  seine  Uatfan  scuaft  2U  einem  aadern  Manne  Gatten  UIld  Kind  verlafst. 

Oidipus  zum  Vatermord  aufwachsen  lafst,  wird  _  Eine  andere  Alkyone  ist  Tochter  des  Korinthiers  Age- 

sie    unbewufst   Rächerin    ihres   Bruders   Chry-  m0n,  Poiemon  bei  Athen.  15,  696  f. 


2633                     Polybos  Polybos                      2634 

Oidipus,  den  Wecklein  a.  a.  0.  683ff.  mit  Bre'al,  verehrte  Helios,  dessen  Reichtum  an  Rindern 
Melanges  de  mythol.  1877  mit  Bezug  hierauf  (Schol.  Find.  Nom.  4,  43.  Isthm.  5  [6],  47  und 
als  einen  Heros  des  Lichtes  deutet,  sondern  dazu  Robert,  Hermes  19  [1884],  481  f.  484)  in 
auf  Polybos  zu  beziehen  seien.  Das  Scholion  dem  Namen  seines  Sohnes  Polybos  so  recht 
ist  verderbt  und  wird  auch,  wie  Bethe  71,  45  zum  Ausdruck  kam.  Polybos  als  Sohn  des 
selbst  zugiebt,  durch  die  von  ihm  versuchte  Helios  erscheint  verständlich,  und  wird  durch 
Umstellung  nicht  geheilt.  Mit  den  Worten  den  Zusammenhang  im  obigen  Scholion  ge- 
'ivioi  de  xal  'HXiovji.  x.  1.  beginnt  eine  von  fordert,  —  Oidipus  als  Sohn  des  Helios,  er- 
der gewöhnlichen  Überlieferung  abweichende  scheint  mir  trotz  Weckleui  unfafsbar.  Über 
Version.  Die  Worte  'einige  aber  berichten,  er  io  die  .Gattin  des  korinthischen  Polybos  s.  ob.  A. 
sei  Sohn  des  Helios'  verlangen  unbedingt,  dafs  —  Über  letzteren  selbst  urteilt  Schneideicin  193 
vorausgeht:  fer  war  der  Sohn  des  .  .  .'  Es  (vgl.  168.  Bethe  75),  dafs  er  dem  alten  Epos 
bleibt  kaum  etwas  anders  übrig  als  an  Polybos  unbekannt  sei  cund  bei  Sopholdes  in  Korinth 
zu  denken,  und  Sp.  708,  60  wurde  vermutet  weiter  keine  Bedeutung  habe  als  die  des  mäch- 
tig ys xai  dh  6  H6lvßog'EQ\.iov  uvca),  —  das  ist  tigen  Herrschers  der  glänzenden  Stadt;  ob  die 
die  sikyonische  Überlieferung  — ),  und  daran  alte  Königsreihe  Korinths  wirklich  einen  solchen 
schliefst  sich  die  andere  Version:  Zvioi  8s  v.al  König  kannte  oder  nicht,  war  dem  Dichter 
'Hilov  v..  x.  I.  Die  Namen  des  griechischen  gleichgiltig'.  Korinth  hat  sich  zur  Erhöhung 
Mythos  sind  selten  bedeutungslos,  Polybos  seines  eigenen  Glanzes  an  die  Stelle  von  Sikyon 
sicher  nicht.  IJ6lv-ßog,  mag  der  Name  auch  20  gesetzt  und  zu  den  Änderungen,  die  es  zu  diesem 
ursprünglich  auf  Beziehung  zur  Unterwelt  hin-  Zwecke  (man  vergleiche  die  bekannte  Erzählung, 
weisen  (Bd.  3  Sp.  742.  Schneidewin  193.  Weck-  nach  der  die  Korinther  den  Euripides  bewogen 
lein  685),  wurde  allgemein  als  der  'Herden-  haben  sollen,  den  auf  ihnen  lastenden  Mord 
reiche,  Rinderreiche'  aufgefafst,  Eust.  ad  Hom.  der  Kinder  der  Medeia  auf  diese  zu  übertragen, 
//.  1053,  54.  Etym.  M.  680,  57.  Schwende,  Etym.-  Ael.  v.  h.  5,  21)  vorgenommen  hat,  gehört  auch 
mythol.  Andeut.  133.  303.  Lobeck,  Paralip.  die  Einführung  des  Helios  als  Vater  des  Polybos. 
251.  Welcker,  Aesch.  Trdogie  357.  TJoederlein,  C)  Tenea,  wo  Polybos  den  Oidipus  auf- 
Homer.  Glossar.  1,  241,  370.  3,  68,  2021.  v.  Syoel,  gezogen  haben  soll,  Strabo  8,  380,  s.  Oidipus 
Mythol.  der  Mas  218.  Fiele,  Bezzenbergers  Bd.  3  Sp.  711,  23  ff.  Nach  Gruppe  a.  a.  O.  124. 
Beiträge  26  (1901),  113.  Usener,  Mhein.  Mus.  30  513  ist  die  in  Tenedos  von  Tennes  (s.  d.)  er- 
53  (1898),  340  u.  Anm.  5.  Fick-Btchtel,  Griech.  zählte  Aussetzung  in  einem  Kasten  in  Tenea 
Personennamen  384,  und  daher  ist  er  in  der  sikyo-  auf  Oidipus  übertragen  worden,  vgl.  Strabo 
nischen  Sage  Sohn  des  Herdengottes  {Boscher  a.  a.  O. :  doxzl  dh  xai  cvyytvstc:.  xig  slvai  Tsve- 
Bd.  1  Sp.  2377  ff.)  Hermes.  Eigentümlich  ist  öloig  Ttgbg  xovxovg  (die  Tenaten)  a-jtb  Ttvvov, 
der  sikyonischen  Sage  die  Erziehung  bez.  Auf-  v.a&ccTttQ  eiQrjxsv  'AqiGxoxi1r[g.  Wie  Polybos 
findung  des  Oidipus  durch  Pf  er  dehirten,  hier  Pflegevater  des  Oidipus  ist,  so  heifst  des 
Schol.  Hom.  Od.  11,  271.  Eur.  Phoen.  27  (dazu  Tennes  Mutter  Polyboia  (s.d.  oben).  Ursprüng- 
Bethe  16,  23).  Schol.  Eur.  28.  1760  p.  414,  25  lieh  [Gruppe  521,  2)  ist  die  Oidipussage  weder 
(vgl.  auch  Nile.  Dam.  fr.  15,  wonach  Oidipus,  in  Sikyon  noch  Korinth,  sondern  in  Tenea  zu 
doch  wohl  im  Auftrage  des  Polybos,  nach  Or-  -io  Hause,  und  hier  ist  Periboia,  die  in  der  ver- 
chomenos  geht  iitl  iititcov  %for[6iv\  in  der  mittelnden  Sage  als  Pflegemutter  des  Oidipus 
korinthischen  Sage  treten  Rinderhirten  an  gilt,  seine  wirkliche  Mutter  {Gruppe  505). 
ihre  Stellen,  Apollod.  3,  5,  7.  Nico!.  Damasc.  D)  Boiotien  bez.  Phokis:  a)  Schol.  Eur. 
fr.  15  (F.H.G.  3,  366,  der  freilich  den  Poly-  Phoen.  28:  LTolvßov]:  xvgavvog  x«l  avrbg  iv 
bos  einen  Sohn  des  Hermes  nennt).  Sophokles  ixtQco  uign  rfjg  Boicaxiag.  —  b)  Myth.  Lat. 
spricht  von  einem  Ttoiynt)v  (Oed.  B.  1029;  vgl.  .  2,  230:  Polybus,  rex  Phocidis  .  .  .  vagitum 
1135).  In  der  sikyonischen  Sage  wird  Oidipus  pueri  (des  ausgesetzten  Oidipus)  audiens  eum 
dem  Polybos  untergeschoben,  in  der  korinthi-  afferri  iubens  tamquam  suum  nutrivit.  —  c)  Lact. 
sehen  nimmt  Polybos  wissentlich  ihn  an  Kindes  Placid.  ad  Stat.  Theb.  1,  64.-  Polybo]:  rex  Pho- 
Statt  an.  Wenn  Korinth,  indem  es  die  Sage  50  eidis  fuit,  qui  Oedipum  pro  filio  suo  aluit. 
von  Sikyon  adoptierte,  derartige  Änderungen  Hierher  gehört  auch  —  d)  Athen.  6,  296b: 
vornahm,  so  ist  es  auch  höchst  wahrscheinlich,  LTqo jia&iö ctg  6  'HQay.lecoxrjg  iv  i)uiciußoig 
dafs  es  auch  ebenso  in  der  Genealogie  des  Tlolvßov  xov  'Equov  y.ai  Evßoiag  xfjg  AaQvpvov 
Polybos  verfuhr.  Ein  lehrreiches  Beispiel  bietet  ysvs aloysl  xov  riav-Aov  (den  Meergott),  und 
hierfür  der  Antiopemythos  (s.  Bd.  1  s.  v.  An-  kürzer:  Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  1310:  Flavxog 
tiope  u.  Wcrnicke  bei  Pcudy-Wissowa  1,  2495f.),  LTolvßov  iraig,  Av&7]d öviog  xb  yivog.  Euboia, 
der  genau  wie  die  Oidipussage  in  der  Gegend  wohl  eher  als  Gemahlin  als  als  Mutter  (Robert, 
des  Kithairon  und  gegenüber  in  Sikyon  hei-  Homerische  Becher  81,  3)  des  Polybos  aufzu- 
misch  war  und  gleichfalls  von  Korinth  annek-  fassen,  ihr  Vater  Larymnos,  der  Eponymos  des 
tiert  wurde.  Geliebter  der  Antiope  ist  Ursprung-  60  boiotischen  Larymna,  vor  allen  aber  der  in 
lieh  Zeus,  in  Sikyon  Epopeus,  ursprünglich  ein  Anthedon  heimische  Meergott  Glaukos  weisen 
Beiname  des  Zeus.  Korinth  setzte  an  die  Stelle  deutlich  auf  Boiotien.  Freilich  steht  der  letz- 
des  Zeus-Epopeus  den  Helios,  der  in  Korinth  tere  auch  in  Beziehung  zu  Korinth,  das  gleich- 
(Bd.  1  Sp.  2025)  eine  Hauptstätte  seiner  Ver-  falls  (s.  oben)  als  Sitz  des  Polybos  erscheint, 
ehrung  hatte.  War  Polybos  in  sikyonischer  indem  er  dort  mit  Glaukos,  dem  Sohne  des 
Sage  Sohn  eines  Gottes,  so  mufste  Korinth  als  Sisyphos  und  der  Merope  (Schol.  Pluto  Rep. 
Vater  gleichfalls  einen  Gott  substituieren,  und  10,  611c  p.  362  Herrn.  —  eine  Merope  ist  auch 
da  bot  sich  von   selbst   der  in  Korinth   hoch-  Gattin  des  Polybos,  s.  oben)  identifiziert  wurde, 


2635  Polybos  Polybule  2636 

Wilisch  a.  a.  0.  745  und  Bd.  1  Sp.  1689,  52  ff.  gegners  Melanippos  aus  Theben)  zu  verfälschen 

Gädechens  bei  Ersch  und  Gruber  s.  v.  Glaucus  und  seinen  Zwecken   dienstbar  zu  machen.  — 

192.     Ferner  wird  Glaukos   von  Anthedou   als  So   spinnen   sich  Fäden  zwischen  Sikyon  bez. 

Erbauer    und    Steuermann    der   Argo    genannt  Korinth  und  Boiotien,  die  sich  freilich  im  ein- 

(Possis  bei  Athen.  7,  296  d),  als  der  sonst  Argos  zelnen    nicht    mehr    entwirren    lassen.      Nach 

(s.  d.  nr.  4)  gilt;   dieser  Ärgos   aber  war  nach  Schneidewin  192  hat  sich   die  Oidipussage  ur- 

Hyg.  f.  14  p.  48,  4  Sehn,  ein  Sohn  des  Polybos  sprünglich  nur  auf  boiotischem  Gebiete  bewegt, 

und  der  Argeia,  vgl.    Usener,  Bhein.  Mus.  53,  und  mit  ihr  ist   auch  Polybos   erst   allmählich 

(1898),   340,   5.     Dafs    dieser  Polybos   mit  dem  in  die  Ferne  gerückt  worden,  und  auch  Gruppe 

sikyonisch  -  korinthischen     identisch     ist,      er-  10  510  weist  darauf  hin,    dafs    sich  von   der  boi- 

giebt  sich  schon  daraus,   dafs   seine  Gemahlin  otischen  (orchomeniseben)  Sage  nur  versprengte 

Argeia  heifst,   seine  Enkelin   aber  bez.  Grofs-  Reste  erhalten  haben,  da  die  argivische  Dich- 

enkelin,    die  Tochter   des  Adrastos,   nach    dem  tung  sich   allmählich  durchgerungen  habe,   sei 

bekannten  griechischen  Namensbrauch  gleich-  es    wegen    ihrer    gröfseren    Schönheit,    sei    es 

falls  den  Namen  Argeia  führt  (s.  Argeia  nr.  4).  durch  die  Gunst  der  Verhältnisse.     [Höfer.] 
Aber  noch  weitere  Beziehungen  des  peloponne-  Polyboteira     (TIolvßoxaiQcc),     Beiname     der 

sischen  Polybos   zu  Boiotien   sind   vorhanden:  Demeter,    Anonym.   Law.    in   Anecd.  var.  ed. 

—   e)  Etym.  M.  p.  207,  41  s.  v.   BovxsQalg  u.  Schoell-Studemund  1,  270,  10;  vgl.  %&cüv  ttovkv- 

Beitzenstein,    Gesch.    der    griech.    Etymol.    329  ßoxtior)    (ij  yi)  TtoXXovg  xgiyovou  v.ul  ßoay.ovaa, 

nr.   15:    TlöXvßog   i£  Agyovg   iiti%xi6t   HXa-  20  Hesych.  s.  itoXvßöxtiQa).     Hom.  11.  3,  89.     Od. 

xaiug  iisxd  xbv  i%\  JuvxuXicovog  Kuxay.Xva^i6v,  8,  378.     Ameis,  Anhang  zu  Hom.   Od.  a.  a.  0. 

ßobg   ccvxco   i]yov\iivr\g   xaxcc   ^prjfffidr,    mg   Ttoxh  Vgl.  Polyboia.     [Höfer. J 

KddiMp,  ivv  inslai  xaxc(y.Xi&ttaav  reo  y.equ-ci  tccc-  Polybotes  (TIoXvßmTrig),  1)  Gigant;  floh  nach 

TugccLtrjv  yf]v  nul  %qtivi]v  avacpf]vai,  fjv  unb  rov  der   Gigantenschlacht,    von   Poseidon    verfolgt, 

xigarog  xov  ßobg  Bovv.SQatSa   nuXtiaQ-cu.     ovxco  bis  Kos,  wo  der  Gott  ein  Stück  der  Insel,  das 

&ecov  iv  xoig  imouv^uccOL  xov  a  aitiov  KalXi-  nachmals  die  Insel  Nisyros  bildete,  abrifs  und 

(iu%ov  (vgl.  fr.  17  p.  128  Schneider.  —  E.Bitt-  auf  ihn    warf.     Nach  einigen   lag   der   Gigant 

rieh,  Callimachi  Aetiorwm  lib.  I,  Jahrb.  f.  Mass.  unter    Kos.     Apöllod.    1,  6,  2.     Strab.   10,  489. 

Phil.  23  [1897],  182.  210).     ovxa  v.al  2iQi]vog  Paus.  1,  2,  4.     Eustath.  Bion.  Per.  525.    Steph. 

iv  ri]  imto^f]  xäv  <P Li co v o g  (Beitzenstein  a  a.  O.  30  B.  v.  NiavQog.  Hyg.  praef.  p.  27  Bunte.   Preller, 

326)7ttoi  7t6iscDv,IIolvi;öov  Xsycov  xbv  Xccßovxa  Gr.   Myth.  1,  60.'  [Maxim.  Mayer,    Giganten 

xbv  xQ7]a^,6v.     Die   Erwähnung    des   Polyeidos  und   Titanen    S.  193 ff.      Dibbelt,    Quaest.    Coae 

(s.  d.),    des    korinthischen   Sehers,    weist,    wie  mythol.    (Greifswald   1891)    S.  14f.      Über    die 

auch  die  Wendung  £%  ÄQyovg,  auf  den  korin-  Bildwerke,  welche  den  Kampf  zwischen  Posei- 

thischen  Polybos  hin.     Ist  mit  Plataiai,   wie  don  und  Polybotes  darstellen,   namentlich  die 

Bittrich  a.  a.  Ö.  182    annimmt,   das   boiotische  Gruppe   in  Athen   (Paus.  1,  2,  4)   s.    Overbecl:, 

gemeint,  so  rückt  Polybos  dem  Schauplatz  der  Kunstmythol.    Poseidon    S.  328  ff.      Tümpel   im 

Oidipussage,  dem  Kithairon,  bedeutend  näher;  Philolog.   N.  F.   IV    S.  621  ff.,    vgl.    auch    den 

freilich   ist   es    dann    auch    wieder   schwer   zu  Artikel  Krisamis.    Röscher.]  —  2)  ein  Trojaner, 

verstehen,  dafs  der  König  von  Plataiai  —  das  40  Priester    der    Demeter,    welchen    Aeneas    bei 

müfste  dann   doch  eben  Polybos   sein  —  aber  seinem  Besuche  der  Unterwelt   unter   den   ge- 

er  heifst  Damasistratos  (s.  d.  u.  d.  Art,  Oidipus  fallenen  Landsleuten  fand,    Verg.  Aen.  6,  4*4. 

Bd.  3  Sp.  714,  7  ff .    v.  Wilamowitz,  Hermes  21  Die  Lesart  variiert  in  den  Handschriften  sehr; 

(1886),  112,  2),    den  von  Oidipus   erschlagenen  vielleicht.  Polyphetes  nach  II.  13,  791.     [Stoll.] 

Laios  bestattet.     Gruppe   a.  a.  O.  124   hält   es  Nachtrag  zu  nr.  1:  Gegen  Tümpels  Hypo- 

für   möglich,    dafs    hier  nicht   das    boiotische,  these,    dafs    das    von    TheoJcr.  7,    11    erwähnte 

sondern  das  sikyonische   (hxi  dh   xcä   iv  xj/  acqia    Boaoila    {BgaaL-lag    =    ' Stein-werfer ') 

Ziy.v(ovw  dr'iiiog  IJlaxcaai,  Strabo  9,  412.  Eusi.  später  nach   Athen  geschafft   und  mit  der  von 

ad  Hom.  B.  269,  17)  Plataiai  gemeint  sei.    Und  Paus.  1,  2,  4  erwähnten  Gruppe  (Jloondüv  .  .  . 

merkwürdig  und    auffallend   ist   es   allerdings,  50  icp'  initov,  86qv  aepisig  inl  yiyavxa  Tlolvßcoxrjv) 

dafs   zwischen  Sikyon  und  Boiotien   in  Bezug  identisch    sei,    erhebt    begründeten    Einspruch 

auf  geographische  Namen   eine   überraschende  A.  Gercke,  Gott.  Gel.  Anz.  1891,  933  ff.  —  Wie 

Übereinstimmung  herrscht:  die  schon  erwähnten  nach  Dibbelt  oben  a.  a.  0.  Polybotes  mit  seinem 

homonymen   Tllccxcacci,    ferner   die   beiden   ge-  Gegner  Poseidon   identisch   sein   soll,    so    setzt 

meinsamen  Asopos,   weiter  findet  sich  in  Boi-  Boehlau,  Butes  u.  Koronis,  Bonner  Studien  127, 

otien  ein  Zikvcov,  Polem<»i  im Schol.  ('lern.  Ales.  5   ihn  als  einen  Meeresgott  dem  Butes  gleich. 

ed.  Klotz  4  p.  108.    Schol.  Pind.  Ol.  13,  155  u.  —  Zu  den  Kunstdarstellungen  kommt  hinzu :  rfg. 

prooim.  p.  288.     Unger,  Thebana  Paradoxa  363  Kantharos   des   Hieron:    'Poseidon   stürmt  mit 

vgl.  68.    Luebbert  a.  a.  O.  18;  ja  sogar  der  An-  dem  Dreizack  in  der  R.  und  der  Insel  Nisyros 

thedonier  Messapos,  der  Landsmann  des  Meer-  60  in  der  L.  gegen  den  ins  Knie  gesunkenen  em- 

gottes   Glaukos   (Strabo  9,  405)   findet   sich   in  porblickenden  Polybotes'  (Museum  of  Eine  Arts 

der  sikyonischen   Königsliste   (Euseb.  a.  a.  O.  in  Boston),  Arch.  Jahrb.  14  (1899),  144  nr.  41. 

Syncellus  p.  196,   10.     Varro   bei  Augustin.   de  Über  den  parallelen  Mythos  vom  Kampfe   des 

civ.  Bei  18,  4),  was,  wie  Luebbert  a.  a.  O.  be-  Poseidon  mit  Ephialtes  s.  Porthmios.    [Höfer.] 

merkt,   auf  des  Kleisthenes  Bestreben   zurück-  Polybule  (Tlolvßovlri),  Gemahlin  des  Alektor 

zuführen  ist,  die  alte  ursprüngliche  Anagraphe  (s.  d.  nr.  4;  bei  Hom.  II.  17,  602  und  Hyg.  f. 

(s.  oben)    durch   Aufnahme    glänzender   boioti-  97  p.  91,   1   Schm.:  Alektryon)  und  Mutter  der 

scher  Namen  (vgl.  die  Einführung  des  Adrastos-  Leütos   (s.  d.),    des    Anführers   der  Boioter   vor 


2637  Polybulos  Polydamas  2638 

Troia,    Tzetz.  Proleg.  ad   Alleg.   II.    533    p.  33  ad  Hom.  11.  900,  49.     Irrtümlich  heilst  er  Sohn 

Boissonade.    Bei  Hyg.  a.  a.  0.  heifst  sie  KXso-  des  Antenor  (s.  nr.  4)  oder  gar  Sohn  des  Pria- 

ßovlr].     Der  andere*  Anführer  der  Boioter,  Ar-  mos,   Myth.  Lat.  1,  204.     Er  war  in  derselben 

kesilaos,  ist  nach  Tzetz.  a.  a.  0.  534  gleichfalls  Nacht  geboren,  wie  Hektor,  Hom.  II.  18.  251. 

Sohn  des  Alektor,  aber  von  einer  anderen  Mutter,  Pliu.  h.  n.  7,  165.  Schol.  Tzetz.  Alleg.  bei  Cramer, 

namens  KXsoßovXn,  mit  der  Variante  ©soßovXr]  Anecd.  Ox.  3,  383.     Tzetz.  Theog.  537,  und  wie 

(Schol.   ad    Tzetz.   Alleg.   a.  a.  0.   bei    Cramer,  dieser   durch   That,    so  war  Polydamas   durch 

Anecd.  Oxon.  3,  378).    Bei  Hyg.  a.a.O.  p.  91,  3  Rat  ausgezeichnet:   aXX'  6  [ihr  ocq  [iv&oi6iv,   o 

heifst   Arkesilaos    (Lyci    (Areilyci    Schmidt)    et  ö'  t)>%ü  ttoXXov  ivUcc,  II.  18,  252.    Seine  Haupt- 

Theobulae'   filius.     Nach   Schmidt  a.a.O.  soll  10  rolle  ist  daher  die  des  besonnenen  Raters,  Hom. 

'Theobulae'  Variante   zu   den  vorausgehenden  11.  12,  00  ff.    13,  723  ff.   Ael.  v.  h.  12,  25;    vgl. 

Worten:  Leitus  Alectrionis  et  Cleobules  sein;  Phüostr.    Heroicus    16;   so    rät    er   auch    noch 

doch   dürfte   die    Stelle  bei  Hygin.  durch   das  nach  Hektors  Tode  zur  Rückgabe  der  Helena, 

Schol.  Tzetz.,  das  für  die  Mutter  des  Arkesilaos  zu    der    er    einst   nach   Bares  9.     Dracontius, 

auch    den    Namen    ©eoßovXv    kennt,    gestützt  De   raptu   Helenae  240    den   Paris    auf   seiner 

werden.     [Höfer.]  Fahrt   begleitet  hatte,    Quint.  Smym.  2,  41  ff. 

Polybulos  (TloXvßovXog)  f  reich  an  Rat-  Dares  27;  vgl.  Ov.  Herold.  5,  94.  Auch  Zeichen- 
schlägen', Beiname  1)  der  Athene,  Hom.  II.  deuter  aus  dem  Vogelfluge  (Ael.  a.  h.  8,  5. 
5,  260.  Od.  16,  282.  Goebel,  Lexilogus  zu  Homer  Arrian  Cyneg.  36)  ist  Polydamas,  Hom.  II.  12, 
1,  494;  vgl.  Kaibel,  Epigr.  749.  —  2)  der  Isis,  20  196  ff.,  wo  er  nach  dem  Ausgange  eines  Kampfes 
Hymn.  in  Is.  26  (Abel,  Orphica  p.  297).  Kaibel,  einer  von  einem  Adler  gepackten  und  in  die 
a.  a.  0.  1028,  26.  —  3)  der  Hekate  (nach  Abel  Luft  getragenen  Schlange  mit  ihrem  Räuber 
a.  a.  0.  p.  290  für  das  überlieferte  nvQißovlog),  den  Troern  den  Rat  zum  Rückzug  giebt.  Dar- 
Hymn.  in  Hecat.  27.     [Höfer. J  gestellt  ist  diese  Szene  als  Illustration  zu  Hom. 

Polychrysos   (IIoXv%QV6og),   1)  Beiname   der  II.  12,    196  ff.    in   Homeri  Iliadis  pictae  frag- 

Aphrodite  (s.  d.),  Hom.  Hymn.  Ven.  1.  9.  Hesiod  menta  Ambrosiana  (Mailand  1905)  Taf.  XXXIX, 

Theog.  980.    op.  519.   scut.  8.  47.     Nach   Hom.  ungenauer  (ohne  Namensbeischrift)   in   Iliadis 

a.  a.  0.  65   bedeutet   das  Epitheton  cdie  gold-  fragmenta  antiquissima  cum  picturis  .  .  .  edente 

geschmückte'  (%Qvaä  ■noa(i-n&£iaa);  nach  Tzetzes  Angelo  Maio  (Mediolani  1819)  Tab.  XXXIX  u. 

im  Schol.  Hesiod  op.  a.  a.  0.  heilst  die  Göttin  30  Homeri  Piados  picturae  ex  codice  Mediolanensi 

so   /)  .  .  mg  ov6u  niLia   v.axcc    itoXv,  i)  Ott  itoXvv  bibliothecae  Ambrosianae  (Rom  1835)  T.  39  vgl. 

XQvabv  cd  yvvainsg  öidovoai,  ScvSqcccl  6v£svyvvv-  p.  24.  Aber  auch  als  tapferer  Kämpfer  (Ov.  Met. 

tccl.     Doch  kann   sich  TtoXv%Qv6og   ebenso   auf  12,  547.  Themist.  or.  1  p.  7  Dindorfj  erweist  sich 

die  strahlende   Schönheit  der  Gröttin  beziehen  Polydamas:    er  tötet    den  Prothoenor  (77.    14, 

wie    das    Epitheton    XQv61l    (Belegstellen    bei  450  ff.),  den  Otos  (11.  15,  518.  Tzetz.  Alleg.  11. 

Bruchmann,  Epith.  deor.  und  aufserdem  Diod.  15, 195),  den  Mekisteus  (11. 15,  339.   Tzetz.  Alleg. 

Sic.  1,  97.   Luc.  lupp.  trag.  10.    Ael.  hist.  an.  42),  15,  132),  verwundet  den  Peneleos  (11.  17,  597  ff!), 

das  nach  der  gewöhnlichen  Erklärung,  wie  das  weicht  dem  Speere  des  Aias  aus  (11.  14,  461  ff.), 

lateinische  aurea,  die  'Schöne'  bedeutet,  Diod.  wird  im  Kampfe   mit  Meges   von  Apollon   ge- 

Sic.  4,  26.  Luc.  Dial.  mort.  9,  3.  Ghanaern.  11.  40  schützt  (IL  15,  520  ff.),  verwundet  den  Kleodoros, 

Eust.  ad  Hom.  R.  384,  14.  —  2)  Beiname  des  Quint.  Smym.  10,  217,    tötet    den  Kleon    und 

Apollon,  Kallim.  hymn.  2,  34:  7toXv%Qv6og  yag  den  Euryrnachos,  ebeud.  11,  60,  wird  selbst  von 

'AitoXXcov  xal  rs  itoXvxtittvog.    In  Bezug  hierauf  dem  Lokrer  Aias  verwundet,  ebend.  6,  505.    Auf 

sagt  Luc.  Iupp.  trag.  10  irrtümlich,  dafs  Homer  eine  dieser  Kampfszenen  ist  wohl  das  Mosaik- 

den  Apollo  itoXv%Qvßor>  xai  -itXovaiov  genannt  fragment  (Kaibel,  Inscr.  Gr.Sicü.  add.  nr.  1302a 

habe.     [Höfer.]  p.  699)   zu   beziehen   mit   der   Beischrift  TloXv- 

Polydaimon  (IIoXv8a.iymv).  1)  Beiname  des  Sd[^uxg]:  erhalten  sind  noch  die  Beine  eines 
Hades-Pluton  bei  Orph.  h.  18,  11,  wo  man  aller-  Bewaffneten  und  der  Arm  eines  zweiten,  der 
dings  seit  Publiken  ad  Hom.  Hymn.  in  Cer.  9  am  Boden  lag.  Nach  Dümmler  bei  Sludniczka, 
Ho%vSiy\icav  schreibt.  Doch  mit  Recht  ver-  50  Kyrene  197  =  Kleine  Schriften  2,  242  sind  einige 
teidigt  A.  Dieterich,  De  hymn.  Orph.  50  unter  Thaten  des  Polydamas  diesem  erst  später  zu- 
Zustimmung von  0.  Gruppe,  Bursians  Jahres-  geschrieben  und  von  Hektor  auf  ihn  übertragen 
berichte  85  (1895),  231  die  Überlieferung  mit  worden.  Der  Sohn  des  P.  ist  Leokritos  (s.  d.), 
dem  Hinweis,  dafs  unter  dai^ovsg  die  Abge-  Paus.  10,  27,  1.  Wie  Antenor  so  wird  auch 
schiedenen  zu  verstehen  seien,  noXvStxLiicDv  also  P.  in  später  Sage  zum  Verräter  gestempelt, 
den  Herrn  vieler  Seelen  (vgl.  Pleiones,  Polyar-  der  mit  den  Griechen  verhandelt  und  sie  des 
chos)  bedeute;  vgl.  Pohde,  Psyche  l2,  255  Anm.  Nachts  in  die  Stadt  einläfst,  Dares  39  ff. ;  vgl. 

—  2)  Genosse  des  Phineus,  aus  dem  Geschlechte  unten  nr.  4.  —  2)  Genosse  des  Memnon,  der  mit 
der  Semiramis  stammend,  von  Perseus  getötet,  diesem  den  Troern  zu  Hilfe  kam,  Tzetz.  Posthorn. 
Ov.  Met.  5,  84.     [Höfer.]                                          60  216.    236.    240.    Tzetz.  Theog.  575.    Proleg.   ad 

Polydamas   (noXväd^ag)    1)  Sohn   des   Pan-  Alleg.  II.  793.    Alleg.  11.  8,  205.    Schol.  Alleg. 

thoos    (Panthus    [s.  d.],    —    daher   TIav&oidi]g,  II.  bei  Cramer,   An.  Ox.  3,  383,  23,    von   dem 

Hom.  II.  13,  756.   14,  450.  454.   15,  446.   18,  250.  Telamonier  Aias  getötet,    Tzetz.  Posthorn.  335. 

—  und  der  Phrontis  (s.  d.)  Hom.  II.  17,  40  und  Dictys  4,  7.  Cedren.  ed.  Bon.  1,  226,  24;  vgl. 
Schol.  Eiist.  ad  Hom.  P.  1094,  1;  vgl.  Tzetz.  Hygin.  f.  113.  Polydamas  (?)  als  Zuschauer 
Hom.  436.  Tzetz.  Theog.  550  (Anecdota  Ma-  beim  Zweikampf  des  Memnon  mit  Achilleus 
tranga  2,  596)  oder  der  Pronome,  der  Tochter  auf  einem  Vasengemälde,  Gerhard,  Arch.  Zeit. 
des  Klytios,  Schol.  V.  Hom.  11.  12,  211.    Eust.  9  (1851),  363  Taf.  31.  —  3)  Heroisierter  Olym- 


2639                     Polydamna  Polydektor                     2640 

pionike  mit  einer  heilkräftigen  Statue:  s.  Bd.  1  ist.  Vgl.  Pasicharea,  Pasianax,  Polydaimon  1, 
Sp.  2527  s.  v.  Heros.  —  4)  Neben  Helikaon  Polydektes  1.  Eine  Anspielung  auf  den  Hades- 
wird Polydamas  als  Sohn  des  Antenor  genannt,  beinamen  TloXvdtyucov  findet  sich  auch  bei 
mit  dem  er  nach  Troias  Einnahme  von  den  Lykopin:  700  (vgl.  Eust.  ad  Hom.  Od.  1G67,  44), 
Griechen  verschont  nach  Illyrien  gelangt,  Serv.  der  alle  Flüsse  Italiens,  darunter  den  bei  Cumae 
Verg.  1,  242.  Vgl.  Helikaon  nr.  1.  Zum  Namen  lokalisierten  Pyriphlegethon  ( vgl.  Bd.  3  Sp.  2377, 
vgl.  Eust.  ad  Hom.  11.  957,  29:  TlolvScl^ag  68 fF.)  von  dem  IJolvdtyuav  Xocpog  (=  Apennin) 
(fSQcovvficog  ...  6  TtoXXovg  dtt\ia£iov  iv  rrä  vixäv.  entspringen  läfst.  Tryphon  bei  Tzetz.  Lyk, 
—  5)  S.  Polydas.     [Höfer.]  a.  a.  0.  (vgl.  Joh.  Gefflcen,  Timaios'  Geographie 

Polydamna  (IloXvda^va,  FicJi,  Grich.  Per-  10  des  Westens  S.  32  und  Anm.  1)  bezeichnet  den 
sonennamen"  385),  Gemahlin  des  ägyptischen  Uolvdtyuiov  Xocpog  als  ö^qxxXbs  zovAiöov,  wäh- 
Königs  Thon  (s.  d.),  die  der  Helena  das  vi]7Thv-  rend  v.  Holzinger  zu  Lyk.  a.  a.  0.  p.  275  ihn 
fttg  (fdQuaxov  schenkte,  Hom.  Od.  4,  228  =  als  fHadesberg'  fafst.  Eine  interessante  Paral- 
Herod.  2,  116.  Strabo  17,  801  u.  dazu  Diels,  lele  zum  griechischen  Polydegmon  bildet  die 
Hermes  22,  443.  Diodor.  1,  97.  Euphorion  Bezeichnung  des  indischen  Totengottes  Yama 
im  Schol.  Hom.  Od.  a.  a.  0.  vgl.  Meineke,  Anal.  als  fdes  Völkersammlers',  K.  Bruchmann,  Zeit- 
Alex.  45f.  Euseb.  praep.  ev.  10,  8,  10.  Jtistin  schrift  f.  Vö'lkerpsychol  a.  a.  0.  113.  [Höfer.] 
Martyr  coli,  ad  gentes  28  p.  96  Otto.  Argum.  Polydektes  (JIoXvd£y.Tng),  1)  ein  Name  des 
Eur.  Hei,  Themist,  or.  16  p.  209.  Philos'r.  Hades,  Hom.  h.  in  Ger.  9  (=  noXvSiyjicov,  ib. 
vit  Apoll  Tyan,  7,  22  p.  141  =  1,  S.  276  20  17.  430),  cder  grofse  Wirt',  cder  grofse  Gast- 
Kayser.  Eust.  ad  Hom.  11.  881,  58.  Nach  Ael.  geber',  Preller,  Gr.  Myth.  1,  660.  663.  Vofs  zu 
hist  an,  9,  21  (vgl.  Eust.  ad  Hom.  Od.  1493,  60)  der  hom.  Stelle.  Gerhard,  Gr.  Myth,  1  §  435,  1. 
brachte  Polydamna  die  Helena,  um  sie  vor  —  2)  Sohn  des  Aioliden  Magnes  und  einer 
den  zudringlichen  Werbungen  ihres  eigenen  Najade,  der  sich  mit  seinem  Bruder  Diktys 
Gatten  zu  schützen,  nach  der  Insel  Pharos,  das  auf  der  Insel  Seriphos  niederliefs  und  dort 
sie  durch  ein  Kraut  von  den  zahllosen  Schlangen  König  ward.  Als  Danae  mit  ihrem  Knaben 
säuberte,  vgl.  Gruppe,  Gr.  Mythol.  1569  und  Perseus  angetrieben  wurde,  fand  sie  Aufnahme 
Wiedemann,  Herodots  zweites  Buch  S.  436  f.  bei  Diktys  oder  bei  Polydektes  selbst.  Sobald 
Nach  Schol,  Hom.  a.  a.  0.  fafsten  einige  bei  aber  Perseus  herangewachsen  war,  schickte 
Homer  TloXidauva  nicht  als  Eigennamen,  son-  30  ihn  Polydektes  aus,  das  Haupt  der  Medusa  zu 
dem  als  Adjektiv  zu  (päppeexo:,  schrieben  also  holen,  damit  er  es  der  Hippodarneia,  Tochter 
■jioXvdctiiva,  das  sie  als  TtoXXovg  Saiiagovrcc  er-  des  Oinomaos,  als  Brautgabe  bringe,  in  Wahr- 
klärten, und  Ptolemaios  berichtete,  die  Gattin  heit,  damit  während  der  Abwesenheit  des  Jüng- 
des  Tkon  habe  ®o f-fiiggeheifsen,  doch  erklärten  lings  Danae  sich  ganz  seinem  Willen  fügen 
sich  Aristarch  und  Herodian  für  die  Auffassung  müsse.  Nach  seiner  Rückkehr  von  dem  Aben- 
von  IIoXvScuLva  als  Eigenname ;  vgl.  auch  Eust.  teuer  verwandelte  ihn  (u.  alle  Seriphier)  Perseus 
ad  Hom.  Od.  1493,  45.  Nach  Lauth.  Troias  durch  das  Medusenhaupt  in  Stein;  auch  Seri- 
Epoche,  Abh.  d.  I.  Kl.  d.  k.  Akad.  d,  Wiss.  zu  phos  war  seitdem  eine  öde  Felseninsel.  Apoll. 
München  14,  E.  Abt.,  39  ff.  45  ist  Polydamna  1,  9,  6.  2,  4,  2.  3.  Pherekyd,  b.  Schol.  Ap. 
identisch  mit  Tavesurt,  der  Gattin  des  fArzt-  io  Bhod.  4,  1091.  1515.  Strab.  10,  487.  Hyg.  f. 
Königs'  G&v  (Zixp&dg);  vgl.  dagegen  v.  Gut-  64.  Pind.  Pyth.  10,  72  (46)  u.  Schol.  12,  25  (14) 
Bchmid,  Kl.  Schriften  1,  550  f.     [Höfer.]  u.  Schol.  Paus.  1,  22,  6.    Anth.  Pal  3, 11.    Nonn, 

Polydas    (IloXvSag),    Teilnehmer    an    einer  Dion.  25,  84.  47,  554.     Schol.  11  14,  319.    Serv. 

Eberjagd  auf  einem  sf.  Vasenbilde,  C.  I.  G.  4,  V.  Aen.  6,  289.     Ov.  Met,  5,  242.     Preller,  Gr. 

7373.     Wcdters,   Cat,  of  the  greek  vases  in   the  Myth.  2,  61.  71.     Eine  abweichende  Sagenform 

Brit.    Mus.   2   (1893),   37   p.  59   mit  Literatur-  hat  Hyg.  f.  63,    wo    dem    verstorbenen  Poly- 

angaben.    IloXvSccg  ist  Kurzform  zu  HoXvSüiLug,  dektes  von  Perseus  Leichenspiele   veranstaltet 

P.  Kretschmer,  Kulms  Ztschrift  29  (1888),  171.  werden,     bei    welchen    er    seinen    Grofsvater 

[Höfer.]  Akrisios   zufällig   tötet;    vgl.  fab.  273.      Nach 

Polydegmon  (JloXv8iy[toiv\  Bezeichnung  des  50  Tzetz   L.  838  war  Polydektes  Sohn  des  Posei- 

Hades    —    noXvdtzvt]g    neu    TloXvötyiicov   .  .  .  don  und  der  Kerebia;  Pherekyd.  b.  Schol  Ap. 

TTo'/.Xovg    dzxö^vog,    Cornut.    de   nat    deor.    35  Rh. 4, 1091  nennt  Polydektes  u.  Diktys  Söhne  des 

p.  212f.  Osann  —  Hom.  Hymn.  in  Ger.  17.  31.  Peristhenes  (eines  Sohnes  des  Damastor,  Enkels 

43().   Preller,  Demeter  u.  Persephone  192.   Maafs,  des  Nauplios,  welchen  Amymone  dem  Poseidon 

Gott.    Gel.   Anz.    1890,    357.      Maybaum,    Der  geboren)  und  der  Androthea,  Tochter  des  Peri- 

Zeuskult  in  Boeotien  (Progr.  Doberan  1901)  S.  19.  kastor.     S.  Danae,  Diktys,  Perseus.     [Stoll.] 

Scherer,  Bd.  1  Sp.  1783.  Pott,  Zeitsehr.  für  Völker-  Schon  Völcker,  Mythol.  d.  Japet,  Geschlechtes 

Psychologie  u.  Sprachwissenschaft  14  (1883),  38.  203  f.  hatte   in  Polydektes  eine  Hypostase  des 

Zeitsehr.   für.    vergl.   Sprachforschung  5  (1856),  Hades  erkannt,  und  neuerdings  hat  Gruppe,  Gr. 

258,  2.     1h.  Biit,  Zivei  politische  Satiren  des  60  Myth.  867    ausgeführt,   dal's  r Danae   die  Seele 

alten  Rom  23  Anm.  1.    Archiv  für  lat.  Lexikogr.  ist,  Polydektes,   der  sie   zur  Ehe  zwingt,  aber 

11,  166.     Rohde,    Psyche   l2,   207,    1.      Usener,  dann  überwunden  wird,  Hades,  Danaes  Befreier, 

Sitzungsber.  d.  kais.  Akad.   d.    Wiss.  zu   Wien  Perseus  .  .  .  ein  anderer  Hermes  ist'.     [Höfer.] 

137  (1897),  III,  31.    A.  Schultz,  Die  Aktorionen-  Polydektor  (TIoXvSiy.roiQ) ,    1)  ein  Sohn   des 

sage  (Progr.  Königl.  Gymnas.  Hirschberg  1881)  Aigyptos,   vermählt  mit  der  Dauaide  Amoime 

S.  13.    G.  Kirchner,  Att.  et  Peloponnesiaca  66.  (s.  d.),  Hyg.  f.  170,  wo  Bunte  Polyktor  schreibt 

Maafs,   Gott.  Gel.  Anz.  1890,   357,    nach   dem  nach  Apollod.  2,  1,  5.  —  2)  s.  Pulydophos. 

auch  der  Heros  Jtv.s-Xog  =  Hades  Polydegmon  [Stoll.] 


2641                   Polyderkes  Polydora                     2642 

Polyderkes   (IIoXvSsQitTJg),    Beiname    1)    der  die  Tochter  des  Aktor,  als  Mutter  der  Polydora 

Eos.  Hesiod.  theog.  451.  —  2)  der  Dike,  Anth.  nannten.     Auch  Hesiod  (fr.  83  Bzach  [Leipzig 

Pal.  9,  362,  24;   vgl.   ■jtocvdbQv.ris,    Orph.  hymn.  1902]    aus    Schol.  Hont.    a.  a.  0.)    nannte    die 

62,  1;  Tidvö'  ÖQ&aa,  Eur.  El.  771;  öuga  Ai%rtg,  Tochter   des   Peleus   Polydora,   während  Zeno- 

Soph.   fr.    11.     4i%r\g    öcpQ-aX(i6g,    bg  tu    itäv&'  dolos    (Schol.  Hom.   a.  a.  0.)    ihr   den    Namen 

öqu,  Poet,  hei  Plut.  adv.  Col.  30.     [Höfer.]  KXsodägr}    gab.      Auch   Polymela   (s.  d.   nr.  5), 

Polydeukes  s.  Dioskuren.  die   Tochter   des    Aktor,    galt   von   Peleus    als 

Polydeukion  (noXydsvxUov),  heroisierter  Ver-  Mutter  der  Polydora,  Eust.  ad  Hom.  II.  321,  5. 

storbener  s.  Bd.  1,  Sp.  2652,  4  4  ff.  und  Milch-  Das   Homerscholion   (vgl.   Eust.  Hom.  11.  1052, 

höfer,   Arch.  Jahrb.  2  (1887),    30,  24.     [Höfer.]  10  62)  erwähnt,  dafs  nach  der  Ansicht  einiger  der 

Polydophos    (nolvdocpog?).      Im    Schol.    Ov.  Vater   der  Polydora,  Peleus,   verschieden    von 

Ibis    271    werden    als   Namen    der   von   ihrem  dem  gleichnamigen  Gemahl  der  Thetis  sei,  da 

Yater  Phineus   geblendeten  Brüder  Polidector  Homer  von  keiner  anderen  ehelichen  Verbin- 

und  Poliiophus   angegeben.     Der  erste   Name  düng  des  Peleus  wisse,  aber  es  erklärt  sich  selbst 

Polydektor   ist   gegenüber  der  Variante  Poli-  dafür,   dafs  als  Polydoras  Vater  der  bekannte 

nestor  (=  Polymestor?)  besser  bezeugt;  neben  Peleus  anzusehen  sei,  und  weist  den  Einwurf, 

Polidophus   giebt   es   die  Varianten  Polidoxus  dafs  Polydora  nur    an   dieser  einen  Stelle   als 

und  Polidephus,  aus  denen  man  auf  JJolvSo'gog  Schwester  des  Achilleus   erwähnt  werde,   mit 

oder  nolvlocpog  oder  etwa  üoXvde^og  (als  Seiten-  dem  Hinweis  auf  die  gleichfalls  nur  einmalige 

stück  zu  Polydektor)  schliefsen  könnte.     Bur-  20  Erwähnung   der  Ktimene,    der   Schwester    des 

mann  ad  Ov.  Ib.  273  las  Polydektor  und  Poly-  Odysseus,  bei  Homer  (Od.  15,  363)  zurück.    Nach 

doros.    Bd.  3  s.  v.  Phineus  Sp.  2370  37ff.  fehlt  Schol.  Hom.  II.  16,  176  zeugte  weder  Spercheios 

bei   der  Aufzählung   dei  Phineussöhne  unsere  noch  Boros  mit  Polydora  den  Menesthios,  son- 

Stelle.     [Höfer.]  dern  der  Gigant  Pelor  (s.  d.),    der  in  Leiden- 

Polydora  (Tlolvöwga,  zur  Bedeutung  des  schaft  für  Polydora  erglüht,  sie  beim  Baden 
Namens  cdie  Reichbeschenkte'  vgl.  Eust.  ad  im  Spercheios  überwältigte.  —  8)  Im  Wider- 
Hom.  II.  1053,  21)  1)  Tochter  des  Okeanos  sprach  zu  den  unter  nr.  7  angeführten  Stellen 
und  der  Tethys,  Hesiod.  Theog.  354.  —  2)  eine  und  vor  allem  in  Widerspruch  mit  sich  selbst 
Amazone,  Hygin.  f.  163,  eine  von  denjenigen  (3,  13,  1)  steht  Apollodor  (3,  13,  4):  ya^kl  .  . 
Amazonen,  deren  Name  die  Beziehung  auf  30  IlijXivg  Ilolv&cogav,  zi]v  Ilbgirjgovg,  il-  r\g  avxa 
die  kriegerische  Natur  vermissen  läfst,  A.  Klug-  yivsrai  Mzvtc&iog  iitiv.Xy\v \  6  Stcsq^siov  xov 
mann,  Die  Amazonen.  52.  —  3)  Tochter  des  ■norugoir  ctvftig  de  ycigsl  Qixiv  xi)v  x.  x.  X.,  — 
Meleagros,  Gemahlin  des  Protesilaos  (s.  d.),  die  Änderungen,  wie  sie  Heyne  zu  Apollod.  a.  a.  O. 
sonst  Laodameia  (s.  d.  nr.  2)  heilst,  Kyprien  2,  792  verzeichnet,  um  Übereinstimmung  mit 
bei  Paus.  4,  2,  7.  A.  Schultz,  Die  Aktorioneyi-  Hom.  II.  16,  175  ff.  (s.  oben  nr.  7)  _  herzustellen, 
sage  (Progr.  Kgl.  Gymnas.  Hirschberg  1881)  entfernen  sich  allzu  weit  von  der  Überlieferung. 
S.  13.  0.  Gruppe,  Griech.  Myth.  615.  —  4)  Ge-  Wir  müssen  uns  begnügen,  Polydora  einerseits 
mahlin  des  Aphareus  (s.  d.),  Mutter  des  Idas  als  Tochter,  andererseits  als  Gattin  des  Peleus 
und  Lynkeus,  sonst  Arene  (s.  d.)  oder  Laokoosa  hinzunehmen,  wie  auch  Polymela  (s.  d.  nr.  6.  7) 
(s.  d.)  genannt,  Peisandros  im  Schol.  Apoll.  40  in  dieser  zweifelhaften  Rolle,  erscheint.  — 
Bhod.  1,  152.  —  5)  Dienerin  der  Penelope,  9)  Tochter  des  Danaos,  vom  Flufsgotte  Sper- 
Diog.  Laert.  2,  8,  79.  —  6)  Wohl  nur  infolge  cheios  Mutter  des  Dryops,  Nikander  (fr.  41 
eines  Gedächtnisfehlers  schreibt  Dio  Chrys.  p.  51  Schneider)  bei  Anton.  Liberal.  32  Da- 
or.  7  p.  129  M.  =  Dind.  1,  142  olov  "Oui]gog  mit  stimmt  Pherekydes  im  Schol.  Apoll.  Bhod. 
si'grjXEv  Evdcogov,  vVov'Eqilov  nal  IloXvS oigag,  1,  1212  überein,  nur  dafs  er  als  Vater  des  Dryops 
v7to~AOQi^6gsvog  avrbv  oiuat  nccxa,  xi]v  ysvsciv:  den  Peneios  nennt.  Da  er  aber  fortfährt  olv.ovoi 
Tzagdeviog,  xbv  ^xl%xs  %oq(ü  %od?j  UolvdmQT],  (die  nach  Dryops  benannten  Dryoper)  i%l  xa> 
—  bei  Hom.  II.  16,  180  steht  statt  LToXvSöiQr]:  ZneQ^sim  Ttoxagm  und  auch  Aristoteles  bei Strabo 
nolvgriln  (s.  d.  nr.  1).  —  7)  Tochter  des  Peleus,  8,  373  die  Dryoper  ursprünglich  am  Spercheios 
vom  Flufsgott  Spercheios  Mutter  des  Myrmi-  50  wohnen  läfst,  so  vermutet  BerJcelius  zu  Anton. 
donenführers  Menesthios  (s.  d.),  dann  Gattin  Liberal,  (vgl.  Koch  zu  Anton.  Liberal,  p.  267. 
des  Boros  (s.  d.),  des  Sohnes  des  Perieres,  der  Bursian,  Quaest.  Euboic.  capita  selecta  21. 
daher  gleichfalls  als  Vater  des  Menesthios  Ed.  Meyer,  Forsch,  zur  alt.  Gesch.  1,  98,  3), 
gilt,  Hom.  IL  16,  175  ff.  Darnach  Tzetz.  Alleg.  dafs  Pherekydes  statt  Ilijvsiog  geschrieben  habe 
II.  16,  152  ff.  Heliodor.  2,  34:  Msvia&iov  .  .  SnsQxsiög.  Doch  läfst  sich  allenfalls  die  Les- 
xbv  ZlitSQxsiov  ■xuldcc  xccl  nolvSwQag  xfjg  ix  art  FLwvstög  halten  entweder  mit  Rücksicht  auf 
jTI}j/.£ß>s,  und  Apollod.  3,  13,  1,  der  als  Mutter  die  Thatsache,  dafs  Spercheios  und  Peneios 
der  Polydora  von  Peleus  die  Antigone,  die  manchmal  als  verschiedene  Namen  eines  Flusses 
Tochter  des  Eurytion,  des  Königs  im  thessali-  gebraucht  werden,  Tzetz.  Chiliad.  9,  705  ff.,  oder, 
sehen  Phthia  nennt.  Quelle  für  Apollodor  ist  60  da  es  schwer  einzusehen  ist,  wie  ZnsQitiög 
wohl  Pherekydes ,  der  im  Schol.  A  u.  Townl.  in  Ih]vsi6g  verderbt  sein  soll,  als  vielleicht 
Hom.  II.  a.  a.  0.  (vgl.  Ed.  Schwarte,  De  scholiis  sogar  ältere  Überlieferung,  H.  Dibbelt,  Quaesti- 
ad  histor.  fab.  pertin.,  Jahrb.  f.  Phil.,  Suppl.  ones  Coae  mythol.  42,  vgl.  auch  J.  Toepffer, 
12  [1881],  408)  gleichfalls  diese  Antigone  als  Aus  der  Anomia  42  und  Anm.  1.  —  Ursprung- 
Mutter  der  Polydora,  diese  selbst  als  Schwester  lieh  sind  wohl,  wie  auch  Koch  a.  a.  0.  269  be- 
des  Achilleus  bezeichnete,  während  Suidas  im  merkt,  die  unter  7.  8.  9.  behandelten  Heroinen 
Schol.  Hom.  a.  a.  0.  die  Laodameia,  die  Tochter  identisch,  da  sie  alle  zum  Flufsgott  Spercheios 
des  Alkmaion,   Staphylos  ebend.  die  Eurydike,  in  Beziehung  stehen,  uud  gehen  auf  die  eine 


2643                    Polydoros  Polydoros                    2644 

Polydora  des  Homer  zurück,  Soldan,  Rhein.  näher  als  in  tändelnder  Spielerei  für  den  Vater 
Mus.  6  (1838),  431  f.  —  10)  Im  Schal.  Eur.  der  ygäuaccta  und  7tivaxsg  einen  Sohn  Tliva  - 
Phoen.  159  p.  271,  17  Schirartz,  wo  die  Namen  y.og  zu  schaffen?  —  Zu  der  oben  gegebenen 
der  von  Pherekydes  überlieferten  Niobiden  auf-  Ableitung  des  Namens  Polydoros  f8iä  .  .  .  noV.u 
gezählt  werden,  vermutet  v.  Wilamoiritz,  Hermes  <?w(>o:'  vgl.  die  (mit  Bezug  auf  den  Priamiden 
26  (1891),  219,  3  (vgl.  C.  Luetke,  Pherecydea  27.  Polydoros  [nr.  2]  gegebene)  Etymologie  '%o\lu 
Schirartz  a.  a.  0.  p.  441)  für  MsXlav,  "ÜQ-qv  (wo-  öäga  laßcuv  ix  cpva£oig\  Eust.  ad  Hom.  II. 
für  man  nach  Apollod.  3,  5,  6  Ntat-gccv  einge-  049,  29.  1053,  22.  1214,  50.  Nach  Gruppe,  Gr. 
setzt  hat)  Msliccv  (noXvdy6>Qr\v  als  Seitenstück  Mythol.  210  ist  der  Kadmossohn  Polydoros  mit 
zu  dem  männlichen  Niobiden Eftdatgog.  [Höfer.]  10  dem  folgenden  (s.  nr.  2)  ursprünglich  identisch. 
Polydoros  (üolvdcogog),  1)  Sobn  des  Kadmos  Der  als  Vater  des  Haimon  (s.  d.  nr.  6)  genannte 
und  der  Harmonia,  Hesiod.  Theog.  978.  Apollod.  Kadmide  Polydoros,  der  Bd.  1  Sp.  1816,  1  ff . 
3,  4,  2.  Eur.  Phoen.  8.  Diod.  4,  2.  Hygin.  /'.  Sohn  des  Kadmos  genannt  wird,  gehört  einer 
179;  vgl.  76.  Tabula  Hiaca  in  C.  I.  G.  3,  6126  späteren  Generation  an,  er  ist  der  Sohn  des 
p.  852  =  I.  G.  S.  1285,  2  p.  366  =  Jahn-  Eteokles,  Enkel  des  Oidipus,  Menekrates  im 
Michaelis,  Griechische  Bilderchroniken  p.  75  D2.  Schol.  Pind.  Ol.  2,  16;  vgl.  Gruppe  a.  a.  0.  266, 
An/um.  Eur.  Phoen.  p.  393  Nauck.  Nonn.  8.  —  2)  Jüngster  Sohn  des  Priamos  und  der 
Dionys.  8,  298.  -  -  Mit  der  Nykteis,  der  Toch-  Laothoe,  Hom.  II.  22,  46 ff.  Eust.  ad  Hom.  B. 
ter  des  Nykteus  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  494  B  u.  Ed.  1214,  66;  vgl.  v.  Wilamowitz,  Homer.  Unters.  7. 
Meyer,  Forsch,  zur  alt.  Gesch.  1,  62,  2)  zeugt  20  Wegen  seiner  Jugend  von  Priamos  vom  Kampfe 
er  den  Labdakos  (s.  d.),  Apollod.  3,  5,  5.  Tzetz.  zurückgeh  alten  wagt  er  doch  im  Vertrauen  auf 
Chiliad.  6,  564  und  aui'ser  den  oben  ange-  seine  Schnellfüfsigkeit  den  Kampf  mit  Achilleus, 
führten  Stellen  ferner  Herod.  5,  59.  Soph.  wird  aber  von  diesem  getötet,  Hom.  II.  20,  407  f. 
Oed.  B.  261  (interpoliert?  Eust.  Hom.  II.  172,  Quint.  Smyrn.  4,  154.  Tzetz.  Alleg.  11.  20,  8. 
28.  601,  41).  Arrian.  Anab.  2,  16,  2.  Schol.  Seinen  silbernen  Panzer,  den  ihm  Achilleus  abge- 
Eur.  Phoen.  158.  291.  Tzetz.  Exeg.  II.  p.  22,  4.  nommen  hatte,  schenkte  Thetis  später  an  Aga- 
Lact.  Plac.  ad  Stat.  Theb.  3,  286.  Nachdem  memmnon,  Quint.  Smyrn.  4,  586.  Der  nach- 
Kadmos  zu  den  Illyriern  und  Encheleern  ge-  homerische  Bericht  nennt  als  Mutter  des  P. 
zogen  war,  übernahm  Polydoros  die  Herrschaft  anstatt  der  Laothoe  die  Hekabe  (Eur.  Hek.  3. 
über  Theben  und  setzte  kurz  vor  seinem  Tode  30  31.  1133  ff.  Apollod.  3,  12,  5.  Hygin.  f.  109 
den  Nykteus  zum  Vormund  für  seinen  jugend-  Eust.  a.  a.  O.  1214,  65.  Izetz.  Hom.  450.  Cltiliad. 
liehen  Sohn  Labdakos  und  zum  Verwalter  der  3,  252.  Theog.  450  in  Anecd.  Matranga  2,  591) 
Herrschaft  ein,  Paus.  9,  5,  3  f.  2,  6,  2.  Da-  und  verknüpft  das  Schicksal  des  P.  mit  seinem 
gegen  erwähnt  Euripides  in  den  Bakchen  den  Aufenthalt  bei  Polymestor,  dem  Könige  der 
Polydoros  überhaupt  nicht,  sondern  läfst  (v.  43.  thrakischen  Chersones,  wohin  ihn  Priamos  mit 
213)  den  greisen  Kadmos  die  Herrschaft  seinem  reichen  Schätzen  (Eur.  Hek.  10)  gesendet  hatte 
Enkel  Pentheus  übergeben,  während  nach  Nonn.  zu  der  Zeit,  wo  das  Kriegsglück  sich  gegen 
Dionys.  5,  210  ff.  46,  259  Pentheus  den  Poly-  Troia  zu  wenden  schien,  vgl.  712.  772.  775. 
doros  vom  Throne  stöfst  und  aufser  Land  treibt.  Verg.  Aen.  3,  49.  Or.  Met.  13,  434.  Plut.  Parall. 
Nach  Diod.  19,  53  scheint  Polydoros  mit  seinen  40  24.  Serv.  Verg.  Aen.  3,  15.  47.  Nach  Troias  Fall 
Eltern  von  den  Encheleern  vertrieben  mit  nach  aber  tötet  Polymestor  aus  Gier  nach  den  reichen 
Illyrien  geflohen  und  später  nach  Theben  zu-  Schätzen  (Eur.  Hec.  25.  712.  Plut.  a.  a.  O.  Ov. 
rückgekehrt  zu  sein  und  die  Herrschaft  über-  Ibis  267.  579.  Nux  109)  seinen  Schützling,  — 
nommen  zu  haben.  Polydoros  ist  eine  schatten-  qxxGydvcp,  Eur.  Hec.  719;  ense,  0».  Met.  13,  435. 
hafte,  nur  genealogisch  verwertete  Gestalt,  eine  Nach  Schol.  Or.  Ibis  schlug  er  ihm  das  Haupt 
c kümmerliche  Flickfigur',  da  Kadmos  aufser  ab,  nach  Verg.  Aen.  3,  45  f.  vgl.  55.  Serv.  Aen. 
Töchtern  'kein  Geschlecht  hinterläfst',  v.  Wila-  3,  15.  Auson.  Epitaph.  19  p.  78  Peiper  tötete 
mowitz,  Hermes  26,  236,  3.  34,  64  Anm. ;  vgl.  er  ihn  durch  Speerwürfe.  Vergil  läfst  den  Poly- 
Homer.  Unters.  139.  Eine  merkwürdige  Notiz  doros  abweichend  von  der  gewöhnlichen  Tra- 
findet  sich  im  Schol.  Eur.  Phoen.  8 :  üolvScogov}  50  dition  (s.  unten)  an  der  thrakischen  Küste  von 
Tovrov  oi  rtoirjzai  Tllvaxov  v.alovai,  TIolvSco-  Polymestor  begraben  werden.  Als  Aineias 
gov  8h  diu  tö  Ttollä  ötoQa  £lir\<ph'<xi  vr\v  ^xioa  später  dorthin  kam  und  von  den  auf  des  Poly- 
avrov  i-itl  ri\  ysvvr\ßsi  cevrov.  Schirartz  z.  d.  St.  doros  Grabhügel  wachsenden  Bäumen  Zweige 
hält  Tllva-Aov  für  verderbt  und  schlägt  dafür,  zur  Schmückung  eines  Altars  abschlägt,  träufeln 
unter  gleichzeitiger  Tilgung  von  8i  nach  HoXv-  Blutstropfen  aus  den  Bäumen,  und  des  Poly- 
Sojgov,  nc(QO)vvucog  vor,  —  schwerlich  richtig;  doros  Stimme  fleht  um  Schonung  und  mahnt 
wie  soll  7iaQcüvi'tuog  in  ttLvukov  verderbt  sein,  den  Aineias,  die  fluchbedeckte  Stätte  zu  ver- 
abgesehen von  der  dann  notwendigen  Streichung  lassen,  Verg.  Aen.  3,  22  ff.  40  ff.  Auson.  a.a.O. 
des  Bit  Andere,  wie  Passoir,  Handwörterbuch  Aurel.  Victor,  de  Bom.  gent.  orig.  9,  4;  vgl. 
d.  gr.  Spr.b  s.  v.  nivanog,  Stoll  in  diesem  60  Mannhardt,  Ant.  Wald-  u.  Feldkulte  21.  Murr, 
Lexikon  u.  Pinakos  nehmen  Pinakos  für  einen  Die  Pflanzenwelt  i.  d.  gr.  Mythol.  71.  Bei  der 
andern  Namen  des  Polydoros,  jedoch  ohne  thrakischen  Stadt  Ainos  zeigte  man  den  Grab- 
weitere Erklärung.  Und  doch  liegt  die  Deu-  hügel  des  Polydoros,  Plin.  hist.  nat.  4,  43.  Aus 
tung  so  nahe.  Kadmos  gilt  allgemein  als  Er-  Verg.  Aen.  a.  a.  O.  schliefst  Gruppe,  Gr.  Myth. 
finder  der  Buchstaben  und  der  Schrift;  auf  209,  5,  dafs  Polydoros  lebend  in  seiner  Grab- 
Münzen  (s.  Bd.  2  Sp.  871  Abb.  8)  ist  er  dar-  höhle  (Nekymanteion  ?)  sitzend,  Orakel  erteilend 
gestellt  den  Griechen  eine  Schrifttafel,  zu  denken  ist.  Nach  der  gewöhnlichen  Uber- 
griechisch  nlvcc£,  überreichend.     Was  lag  da  lieferung   dagegen   stürzt   Polymestor   den   Er- 


2645                    Polydoros  Polyeidos                    2646 

mordeten  ins  Meer,  Eur.  Hec.  26  ff.    Ov.  Met.  Epit.  7,  29.  -  -  9)  S.  Polyoros.  —  10)  S.  Poly- 

13,  438.    Mythogr.   Lat.  2,  209   u.  z.  T.    obige  dophos.  —  11)  Sohn  des  Eteokles,  des  Sohnes 

Stellen.     Die   von  Hekabe   an   den  Strand  ge-  des  Oidipus  s.  ob.  nr.  1  a.  E.     [Höfer.] 

schickte  Dienerin  —  sie  heifst  Polyboia   (s.  d.  Polydrasteia    (IIoXvdQäarsicc),    Bezeichnung 

nr.  5)   — ,    die  Wasser  für  das   Begräbnis   der  der  Adrasteia  (s.  d.)  nach  der  Etymologie  der 

Polyxena  holen   soll,   oder  Hekabe   selbst  (Ov.  Stoiker,    nach    welcher   'AdpaGtsict.    von    Sq&v 

Met.  13,  536.    Seh  öl.  Ov.  Ibis  267)   findet   den  mit  <x  intensivum  gebildet  ist,   Cornut.  de  not. 

ans  Land  gespülten  Leichnam   des  Polydoros,  deor.  13   p.  41    Osann.     Schal.  Plat.  rep.   451a 

Eur.  Hec.   48.  679  ff.  701.  782.     Auf  Hekabes  p.  342   Hermann;  vgl.  H.  Pomansky,  Nemesis 

Bitte    gestattet    Agamemnon,    dafs    Polydoros,  10  und    Adrasteia    (Bresl.    phil.    Abhandl.    5,    II) 

dessen  Schattenbild  ihr  im  Traume  erschienen  S.  73.  90.     [Höfer.] 

war  (Eur.  Hec.  30  ff.  54.  74.  702.  G.  Ettig,  Polyeidos  (JloXvsiSog,  üolmdog),  1)  s.  Poly- 
Acheruntica,  Leipziger  Studien  13,  294),  zu-  idos.  —  2)  Ein  berühmter  Weissager  aus  Ko- 
sammen mit  seiner  geopferten  Schwester  Poly-  rinth,  aus  dem  Sehergeschlechte  der  Melam- 
xena  bestattet  werde,  Eur.  Hec.  896  ff.  —  In  podiden.  Seinem  Sohn  Euchenor  weissagte  er, 
weniger  ungünstigem  Lichte  erscheint  Poly-  dafs  er  entweder  zu  Hause  an  schwerer  Krank- 
mestor  in  der  Darstellung  bei  Dictys  18.  20  heit  oder  unter  den  Achäern  vor  Troja  sterben 
bis  28  und  Cedren  1,  222  f.  ed.  Bon.:  Er  liefert  werde;  Euchenor  zog  gen  Troja  und  fiel  durch 
den  Polydoros  an  den  Telamonier  Aias,  der  Paris.  II.  13,  663  ff.  Pherekydes  in  Schol.  II. 
den  thrakischen  Chersones  verwüstet,  um  den  20  l.  I.  giebt  folgendes  Geschlechtsregister:  Me- 
Preis  des  Friedens  aus.  Die  Griechen  wollen  lampus — Mantios  —  Kleitos — Koiranos — Polyei- 
Polydoros  gegen  Helena  austauschen;  auf  die  dos  (Koigavidag,  Find.  Ol.  13,  75.  Hyg.f.  128); 
Weigerung  der  Troer  steinigen  sie  ihn  vor  den  dieser  zeugte  mit  Eurydameia,  Tochter  des 
Mauern  Troias  (nach  Cedren  töten  sie  ihn  mit  Phyleus  und  Enkelin  des  Augeias,  den  Euchenor 
dem  Schwerte)  und  übergeben  seinen  Leichnam  und  Kleitos,  welche  mit  den  Epigonen  Theben 
seiner  Mutter  Hekabe  zur  Bestattung.  Bei  zerstörten  und  darauf  mit  Agamemnon  gen 
Serr.  ad  Verg.  Aen.  3,  6  bekommen  die  Griechen  Ilion  zogen,  wo  Euchenor  fiel.  Gerhard,  Gr. 
(ob  durch  Polymestor?)  auf  ihrem  Zuge  durch  Myth.  2  S.  225  Stammtfl.  B  1.  In  Schol.  IL 
Thrakien  den  Polydoros  in  ihre  Gewalt.  Als  5,  148  heifst  er  König  der  Argeier,  da  Korinth 
Lösegeld  für  ihn  (c:vr  avdgog)  erhalten  sie  die  30  zum  Lande  der  Argeier  gehörte.  Nach  Paus. 
darnach  benannte  Stadt  'llvravdpog,  aber  trotz-  1,  43,  5  kam  Polyeidos,  Sohn  des  Koiranos, 
dem  töten  sie  den  Polydoros  durch  Steinigung.  Enkel  des  Abas,  Urenkel  des  Melampus,  nach 
Über  die  abweichende  Sage  bei  Paeuvius  in  Me^ara,  wo  er  den  Alkathoos  vom  Morde  seines 
dessen  Iliona  s.  Deipylos  nr.  3  u.  Iliona.  Da  Sohnes  Kallipolis  reinigte  und  dem  Dionysos 
Polydoros  nach  dieser  Version  am  Leben  bleibt,  ein  Heiligtum  und  ein  Standbild  errichtete,  das 
will  Bibbeck,  Rom.  Tragödie  238  auf  der  luka-  bis  auf  das  Gesicht  verhüllt  war.  Am  Ein- 
nischen  Vase  (Monumenti  2,  12.  Overbeck,  gange  des  Tempels  zeigte  man  das  Grab  der 
Heroen gallerie  28,  2)  ihn  in  dem  hinter  Aga-  Astykrateia  und  der  Manto,  der  Töchter  des 
memnon  stehenden  Jüngling  erkennen,  seine  Polyeidos.  Sein  Sohn  Euchenor  hatte  dort  ein 
Schwester  Iliona  in  der  an  Hekabe  geschmiegten  40  zweites  Bild  des  Dionysos,  mit  dem  Beinamen 
Frauengestalt.  Stephani,  Compte  rendtt  1861,  Dasyllios,  gestiftet.  Dem  Bellerophon  verhalf 
73  wollte  auf  einem  Vasengemälde  (Overbeck  Polyeidos  in  Korinth  durch  seinen  Rat  zur 
a.  a.  0.  26,  17)  Polydoros  von  einem  Pädagogen  Bändigung  des  Pegasos,  Find.  Ol.  13,75.  Preller, 
geleitet  als  Begleiter  die  Flucht  des  Aineias  aus  Gr.  Myth.  2,  81.  Den  Iphitos,  des  Eurytos  Sohn, 
Troia  erkennen,  doch  hat  er  selbst  (a.  a.  O.  warnte  er  nach  Tiryns  zu  Herakles  zu  gehen, 
1863,  190)  diese  Beziehung  als  wenig  wahr-  Pherekydes  bei  Schal.  Od.  21,  22.  Den  König 
scheinlich  bezeichnet  Ebensowenig  sicher  ist  Teuthras  in  Mysien  befreite  er  durch  seinen 
Polydoros  als  bekümmerter  Zuschauer  bei  der  Rat  vom  Wahnsinn,  Plut.  de  {luv.  21,  4.  Vgl. 
Opferung  der  Polyxena  nachweisbar,  swf.  Vase  Et.  M.  p.  207,  49.  Am  meisten  bekannt  ist 
im  Brit.  Museum,  Walters,  Catal.  2,  70  p.  72  50  seine  Wiederbelebung  des  Knaben  Glaukos, 
vgl.  Overbeck,  Heraengall.  663.  —  3)  Sohn  des  Dieser  Sohn  des  Minos,  Königs  in  Kreta,  fand 
Hippomedon  (s.  d.  nr.  1.  Bethe,  Theban.  Helden-  in  einem  Honigfasse  den  Tod.  Dem  Minos, 
lieder  111),  einer  der  Epigonen,  Paus.  2,  20,  5.  der  ihn  lange  vergebens  gesucht,  ward  endlich 
Schol.  Eur.  Phoen.  126.  Schal.  Tou-id.  Hom.  II.  das  Orakel,  in  seiner  Herde  sei  eine  Kuh,  die 
4,  406.  Seine  Mutter  ist  Euanippe,  die  Tochter  dreimal  täglich  die  Farbe  wechsele;  wer  diese 
des  Elatos,  Hyg.f.  71a  p.  78  Schm.  —  4)  einer  am  besten  zu  vergleichen  wisse,  werde  ihm  den 
der  Söhne  (v.  Wilamowitz,  Euripides  Herakles  verlornen  Sohn  wieder  verschaffen.  Polyeidos 
1,  323)  des  Herakles  und  der  Megara,  Baton  löste  das  Rätsel,  indem  er  die  Wunderkuh  mit 
(so  Boeckh  p.  337  für  Baxog)  im  Schol.  Find.  der  Maulbeere  (oder  Brombeere)  verglich,  die 
Isthm.  3  (4),  104.  —  5)  Grieche,  von  Nestor  bei  60  gleichfalls  zuerst  weifs,  dann  rot  und  zuletzt 
den  Leichenspielen  des  Amarynkeus  im  Speer-  schwarz  werde.  Er  fand  darauf  durch  die 
kämpf  besiegt,  Hom.  II.  23,  637.  —  6)  Teil-  Zeichen  der  Vögel  den  Knaben  im  Honigfals. 
nehmer  an  einer  (mythischen?)  Eberjagd,  C.I.  G.  Minos  forderte  nun  von  dem  Seher  die  Be- 
4,  7373.  Walters,  Cat.  of  the  greck  vases  in  the  lebung  desselben  und  schlofs  ihn  mit  der  Leiche 
brit.  Mus.  2  (1893),  37  p.  59.  —  7)  Krieger  in  in  ein  Grabgewölbe  ein.  Eine  Schlange  näherte 
einer  Kampfszene,  Walters  a.  a.  O.  2,  75  p.  74;  sich  der  Leiche,  Polyeidos  tötete  sie;  darauf 
die  Inschriften  auch  Arch.  Zeit.  39  (1881),  36  kam  eine  zweite  Schlange,  und  wie  sie  die 
not.  23.    —    8)  Freier   der  Penelope,   Apollod.  andere  tot  sah,   holte  sie  ein  Kraut  und  legte 


2647                    Polyerate  Polyidos                     2648 

es  auf  sie,  worauf  diese  wieder  lebendig  wurde.  Polygios   (Jlolvyiog),   Beinarne   des   Hermes 

Mit    demselben   Kraut   schaffte   nun  Polyeidos  in  Troizen,   Paus.  2,  31,  10.     Tümpel,   Piniol. 

dem  Glaukos  das  Leben  wieder.    Minos  entliefs  51  (1892),   402,    nach   Welcher,  Gr.  Götterl.  2, 

ihn  mit  vielen  Geschenken  in  die  Heimat.     Es  451.      Preller- Robert   415,    2    ähnlich    Boscher 

wird  noch  zugefügt,  dals  Minos  den  Polyeidos  Bd.  1  s.  Hermes  Sp.  2346,  11  ff.    =   nolvyvios, 

auch  gezwungen,   seinen  Sohn   die  Seherkunst  die  gymnastische  Gewandtheit  und  Kraft   be- 

zu  lehren;   als  Polyeidos  aber  abfuhr,  hiefs  er  zeichnend,  dagegen  Wide,  De  sacr.   Trotz.  41. 

den  Glaukos    ihm  in  den  Mund   spucken,    wo-  Noch    andere  Deutung   bei  Pape-Benseler  s.  v. 

durch    der  Knabe   die  Seherkunst  wieder   ver-  =    f Blumer'    von  y'ia   =   iu  =  üv&v.     Nicht 

gafs.     Hyg.  f.  136.  251.    Apollod.  3,  3,  1.  2  und  10  weniger   als    drei   Vorschläge    auf  einmal   bei 

Heyne.  Tzetz. L. 811.  Plin.H.N.  25,2.  Pälaephat.  Schwende,   Etym.-mythol.  Andeutungen  133  = 

c.  27  und  dazu  Fischer  p.  105.  Lucian  de  itolv-lvyiog  (vgl.  Ivyv.  das  Dunkel)  oder  = 
sedtat.  c.  49.  Manche  setzten  den  Asklepios  7Co7.v-loiyiog  (als  Todesgott)  oder  =  Ttolvloyiog. 
an  die  Stelle  des  Polyeidos,  Hyg.  P.  Astr.  2,  Am  wahrscheinlichsten  erscheint  die  Deutung 
14.  Melesagoras  bei  Apollod.  3,  10,  3.  Hyg.  f.  nol-vyiog  (vgl.  Hermes  kle&Hccxog,  'A%uv.r\6iog, 
49.  Polyeidos  floh  vor  Minos  nach  Megara  zu  Hdiog,  Eücov,  U&xog)  von  vynjg  =  Hres  robuste'', 
Nisos,  weshalb  Minos  Megara  bekriegte,  Verg.  Legrand,  Corr.  hell.  16  (1892),  166  oder  = 
Cir.  112.  Es  gab  Tragödien  Polyeidos  von  'sanitate  pollens',  Maafs,  De  Aeschyli  Suppl. 
Sophohles  u.  Euripides,  deren  Stoffe  bei  Apollo-  13,  1.  Beachtenswert  ist  aber  auch  die  Er- 
dor  u.  Hygin,  sowie  eine  Komödie  des  Aristo-  20  klärung  von  Usener,  Rhein.  Mus.  58  (1903), 
phanes.  Welcher,  Gr.  Trag.  2  S.  767  ff.  Nauck,  167  f.,  nach  dem  Holvyiog  aus  einer  Verderbnis 
trag.  gr.  fr.  p.  441  ff.  Hock,  Kreta  3  S.  286  ff.  von  IloXvyviog  entstanden  ist,  dieses  aber,  mit 
293.  Preller,  Gr.  Myth.  2,  475.  Gerhard,  Gr.  Bezug  auf  den  Hermes  Tomscpcdog  (s.  d.)  ge- 
Myth.  2  §  727.     [Stoll.]  sagt,  den  Gott  als  den  Vielgliedrigen,  d.  h.  den 

Darstellungen   des  Polyeidos:    1)  Kylix  des  mit   sechs  Armen    und  wohl    auch    mit   sechs 

[Sotjades  im  britischen  Museum,  Smith,  Catal.  Beinen  dargestellten,  bezeichnet.     [Höfer.] 

of  the  greeh   vases  in  the  Brit.  Mus.  3  (1895),  Polygonos    (Jlolvyovog),    Sohn    des    Proteus 

p.  391  nr.  5;  abg.  White,  Athenian  Vases  pl.  16.  und  der  Torone,  samt  seinem  Bruder  Telegonos 

Fröhner,  Van  Branieghem  Coli.  nr.  166  pl.  41.  von  Herakles  getötet,  Apollod.  2,  5,  9.    Philarg. 

Arch.  Epigr.  Mitth.   aus   Oest.  17   (1894),    119.  30  ad  Verg.  Georg.  4,  391.     Albanische  Relieftafel 

Zingerle  ebend.  119  ff.;  vgl.  Furtivängler,  Arch.  (C.J.Cr.    5984.      Inscr.  Gr.    Ital.   et  Sic.    1293 

Am.  6   (1891),    69  nr.  1:   /^UAVKO>   (TXavKog)  AZ  85  p.  346.    Jahn- Michaelis,  Griech.  Bilder- 

hockt  mit  scharf  an  die  Brust  gezogenen  Knieen,  Chroniken   S.  71    Z.  285).     Bei  Konon  57    (vgl. 

eng   in    sein  Gewand    gehüllt,    am  Boden    des  U.  Hoefer.    Tzetz.  Byk.  124.  Eudocia  349  p.  582 

Grabes,    während    TOI'VEIAOS    (Tlolvbidog)    in  Flach)   heifsen   die  Brüder  Tmolos  und  Tele- 

knieender  Stellung  in  der  erhobenen  R.  einen  gonos;   vgl.  auch  Eust.   und  Schal.  Dion.  Per. 

Stab  hält,  im  Begriff  ihn  nach  dem  Boden  zu  259.     Pott,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  3,  321. 

stofsen;  unterhalb  der  beiden  Gestalten  ringeln  Zeitschr.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachwissensch. 

sich  zwei  Schlangen.  Mit  Recht  betont  Zingerle,  14  (1883),  160.    In  einem  mythologischen  Trak- 

dafs  Glaukos  trotz  der  geöffneten  Augen  noch  40  tat    in    Wien,    der    Verwandtschaft    mit    dem 

als  tot  zu  denken   sei,   während  Fröhner   den  3Iythogr.  Vatic.  III  zeigt,  befindet  sich  u.  a.  eine 

Moment  erkennen  wollte,    wo  Polyeidos   dem  Erzählung  mit  der  Überschrift:  De  Protei  filiis 

bereits   zum  Leben    erweckten  Glaukos    nach-  ab  Hercule  interfectis,  Göttinger  Anzeigen  1S34, 

fraglich  zeigt,  Avie  die  Erweckung  stattgefunden  1032.     Gerhard,  A.  V.  2,  95  Anm.  10.     [Höfer.] 

habe.   —   Unsicher  sind   folgende  Deutungen:  Polyhymnia  (hymnis)  s.  Musen  u.  Polymnia. 

2)  Fragmentiertes  Vasengemälde,  A.  Brüchner,  Polyhyninos   {JIolvviLvog) ,    Beiname   1)   des 

Arch.  Zeit.  6  (1891),  200  Taf.  4.  Zingerle  a.  a.  0.  Dionysos  Hom.  hymn.  15,  7.  Eur.  Ion.  1074.  — 

120,  1.  —  3)  Gemme,  abg.   O.  Müller,  Denhm  2)  der  Aphrodite  Orph.  hymn.  55,  1.  —  3)  der 

d.  a.  K.  2,  30,  333,  nach  Birch,  Arch.  Zeit.  8  Hebe  nach  Stephani,  compte-rendu  1861,  41. 
(1850),  240  f.  Polyeidos  einem  Fais  entgegen-  50  welcher  in  dem  Epigramm  'H  Zrtvog  du  xövös 
schreitend,  aus  dem  ein  Knabe  (Glaukos)  mit  Ilolvyvia  viy.Tu.Qog  äxubv  TI^LTtco,  zr\v  6air\v 
ausgestreckten  Armen  herausragt;  über  dem  itargl  zivovaa  %ccqiv  den  Namen  Polymnia 
Kopfe  des  Glaukos  eine  Biene.  —  4)  Auf  dem  nicht  als  Namen  einer  Muse,  die  dem  Zeus 
Vasengemälde  bei  Smith  a.  a.  O.  3  p.  346  nr.  698,  wohl  Werke  der  Dichtkunst  und  Musik,  nicht 
wo  neben  Evdcciyovict,  "Egcog,  IlavdcuOLcc  und  aber  Nektar  darbringen  könne,  sondern  als 
'TylsLK  ein TTOAYI  ••  OS  (IToAu[£zA]os?)  erscheint,  Beinamen  der  Hebe  auffafst.  —  4)  s.  Polym- 
hat  dieser  wohl  mit  unserem  P.  nichts  zu  thun.  nos  =  Prosymnos.     [Höfer.] 

Über  die  Gleichsetzung  Polyeidos-Polypheides  Polyidos    (IJolvlSog).     1)   Einer    der   sieben 

s.  Polypheides  nr.  1.     [Höfer.]  Landesheroen   der  Platäer  (ciQ%r\yitcci   IJlcctca- 

Polyerate  (JToÄ'injpcmj),  Bakchantin  auf  einem  60  (cor),    denen  Aristides    auf  Befehl    des   delphi- 

Vasengemälde,    C.  I.  G.  4,   8439.    Heydemann,  sehen    Orakels    vor    der    Schlacht    bei    Platää 

Satyr-  u.  Bahchennamen  p.  19   nr.  U  mit  wei-  opfern  sollte,  Plut.  Arist.  1 1 .  Usener,  Sitzungsber. 

teren  Literaturangaben.     [Höfer.]  d.  K.  Ahad.  d.  W.  zu  Wien  137  (1897),  3  S.  11. 

Polygethes    (JIolvyrfti]g),    Beiname    1)    der  Rohde,  Psyche  l2,  172  u.  Anm.  3.    Bethe,  The- 

Horai,  Hom.  II.  21,  450  vgl.  Bd.  1  Sp.  2729,  64.  banische    Heldenlieder   63.    —    2)  Troer,    Sohn 

—  2)  des  Dionysos,  Anonym.  Law.  in  Anecd.  des    Traunideuters    Eurydamas,    samt    seinem 

var.  ed.  Schoell-Studemund  1,  268,  31.    Dichter-  Bruder  Abas   von  Diomedes   getötet,    Hom.  11. 

stelle  bei  Bruchmann,  Epith.  deor.     [Höfer.]  5,  148  ff    Tzetz.  Hom.  66.  Alley.  II.  5,  50.  Fried- 


2649                    Polyindos  Polykrite                     2650 

länder,  Fleckeisens  Jahrb.  Suppl.  3,  815.     Im-  des  Telemachos,  dem  sie  den  Persepolis  (s.  d.) 

misch,  Klaros,  Jahrb.  f.  PMlöl.  Suppl.  17  (1890),  gebar,  Uesiocl  bei  Eust.  ad  Hom.  Od.  1796,  39 

177,  1.  —  3)  S.  Polyeidos.  —  4)  s.  Polyindos.  —  (Eudocia   191   p.  131   Flach;    918    p.  G64  vgl. 

Zum  Namen  vgl.  Wackernagel,  Kuhns  Zeitschr.  Steph.    Byz.   s.    IJsQatTtohg)    =  fr.    17    Rzach 

27,  274  f.    W.  Schulze,  elend.  29,  23(3;  vgl.  auch  (Leipzig  1902).     Schol.  Hom.  Od.  16,  118;  vgl. 

Welcher,  Trilogie  211,  350  u.  d.  A.  Polypheides  Ed.  Meyer,  Hermes  30  (1895),  254  Anm.  1.     Ja 

nr.  1.     [Höfer.]  sogar  als  Mutter  des  Dichters  Homer  wird  sie 

Polyiudos    (IIoXvivSog\    ein    Bundesgenosse  genannt,    Orakel  in  Atith.  Pal.  14,  102.    Said. 

der  Troer  aus  dem  Stamm  der  Keteier  in  Mysien,  s.v.  Oiirigog.     Certam.  Hom.  et  Hesiod.   p.  436 

von   Odysseus    erlegt,    Qu  int.  Sm.  11,  79,  v.  1.  io  Rzach   a.  a.  O.     Tzetz.    Proleg.    Alleg.   II.    64; 

IloXvidog.     [Stoll.J  Vater  ist   auch  hier  Telemachos.     Gegen   die 

Polykaon  (IloXvv.äav),  1)  Sohn  des  Lelex  Annahme  von  O.  Seeck,  Quellen  der  Odyssee  327, 
und  der  Peridea  (s.  d.  nr.  2),  Bruder  des  Myles,  dafs  das  attische  Geschlecht  der  Leogoriden  (?) 
des  Bomolochos  (?)  und  der  Therapne,  Schol.  sich  von  Polykaste  abgeleitet  hätte,  erhebt  mit 
Eur.  Or.  626.  Paus.  3,  3,  1.  Auf  Veranlassung  Recht  Toepffer,  AU.  Genealogie  86  Einsprach, 
seiner  Gattin  Messene  (s.  d.)  zog  er,  da  er  als  —  2)  Tochter  des  Lygaios  in  Akarnanien,  Ge- 
jüngerer Sohn  keine  Aussicht  auf  Würde  und  mahlin  des  Ikarios,  Mutter  der  Penelope,  des 
Herrschaft  hatte,  mit  Scharen  aus  Argos  und  Alyzeus  und  des  Leukadios,  Strabo  10,  461. 
Lakedaimon  nach  dem  Lande,  das  nach  seiner  Alkmaionis  und  Ephoros  bei  Strabo  10,  452. 
Gattin  Messenien  benannt  wurde,  und  schlug  20  Quelle  Strabos  ist ,  Apollodors  Kommentar  zu  dem 
in  Andania  den  Sitz  seiner  Herrschaft  auf,  Schiffskataloge,  Niese,  Rhein.  Mus.  32  (1877), 
Paus.  4,  1,  1  ff .  Zu  Polykaon  und  Messene  297.300.  Vgl.  Geffcken,  Hermes  26  (1891),  42, 1. 
brachte  Kaukon  (s.  d.)  die  heiligen  Weihen  aus  v.  Wilamouitz,  Hom.  Unters.  73,  2.  Bethe, 
Eleusis,  Paus.  4,  1,  5.  Von  den  Nachkommen  Theban.  Heldenlieder  157.  Oberhummer,  Äkar- 
des  Polykaon  und  der  Messene  konnte  Pausanias  nanien  46.  Immisch,  Klaros,  Jahrb.  f.  klass. 
(4,  2,  1)  trotz  eifrigen  Studiums  der  alten  gene-  Philol.  Suppl.  17  (1890),  191.  Pott,  Philologus 
alogischen  Epen  keine  Namen  erfahren  (vgl.  Suppl.  2  (1863),  316,  der  sie  a.  a.  O.  Anm.  23 
Deimling.  Die  Leleger  122.  Niese,  Hermes  26  irrtümlich  mit  nr.  1  identifiziert.  —  3)  s.  Perdix 
[1891],  15  und  Anm.  3),  aber  er  berichtet,  dafs  Bd.  3  Sp.  1953,  11  ff.  [Höfer.] 
—  2)  ein  Sohn  des  Butes  —  welches  B.  ist  nicht  30  Polykleia  (noXvxXeia),  Schwester  und  Ge- 
zu  entscheiden  —  nach  Hesiod  in  den  Ehoien  mahlin  des  Aiatos  (s.  d.).  Sie  zog  mit  Aiatos 
gleichfalls  Polykaon  geheifsen  und  sich  mit  aus  Thesprotien  nach  Thessalien,  welches  sie 
Euaichme,  der  Tochter  des  Heraklessohnes  nach  ihrem  Sohne  Thessalos  benannten.  Polyaen. 
Hyllos,  vermählt  habe.     [Höfer.]  8,  44.    Buttmann,  Mythol.  2,  256.     [StolL] 

Polykarpos  (IIoXv-auQiiog).  1)  Auf  einer  wahr-  Polykles  (noXvnXfjg).    1)  In  dem  Katalog  der 

scheinlich   aus  Mytilene  stammenden  Weihin-  Ilias  folgten  nach  der  Rezension  des  Kallistfienes 

schritt  steht  nach  C.  I.  G.  2,  2175:  Jr]\n]\xQog  nach  v.  855  zwei  unechte  Verse,  nach  welchen 

y.al  ftsav]  y.aQ7tocpoQiov   y.al   \&e~\ä[v~\  itoXvÄÜQ-  die   Kaukonen    als  Bundesgenossen    der  Troer 

■zcov  xca  reXsacpoQcov.    Ist  die  Inschrift  so  richtig  von   einem   Sohne   des  Polykles,   dessen  Name 

ergänzt,  so  können  unter  den  &sol  Ttolv-AUQTtoi,  40  aber    nicht    genannt    wird,    geführt    wurden, 

wegen    der    vorausgehenden    Erwähnung    der  Eustath.  II.   2,   855.    Strab.  12  p.  542.    Deim- 

Demeter,  mit  Plehn,  Lesbiacorum  liber  120  nicht  ling,  Leleger  S.  41.  —  2)  s.  Polykrite.     [StolL] 

Demeter  und  Persephone    verstanden  werden.  Polykömos  (noXv-acoitog),  Beiname  des  Dio- 

nolvnaQ-xog    ist    Epitheton    der    Demeter    bei  nysos:  Anth.  Pcd.  9,  524,  17. 

TheoJcr.   10,  42.      Aristokles    bei    Ael.  not.  an.  Polykrite    (JIoXvxqIxi]) ,    eine    Jungfrau    aus 

11,  4;  vgl.  Preller,  Demeter  u.  Persephone  321.  Naxos,    welche   in   einem  Kriege   der  Milesier 

Preller-Robert  766.    Immerwahr,  Kulte  u.  Myth.  und    Erythräer    gegen    Naxos    ihre  Vaterstadt 

Arkad.    124.       Usener,    Götternamen    243.    —  von    einer    gefährlichen    Belagerung    befreite. 

2)   IIoXv'/iäQTtr]   =   UoXujtccrrT]    s.  Perdix  Bd.  3  Als  Kriegsgefangene    des   Diognetos,    des  An- 

Sp.  1953,  11  ff.     [Höfer.]                                          50  führers  der  Erythräer  (oder  auf  andere  Weise 

Polykaste      (floXvy.Ü6Tr}) ,      die      r  Schönge-  in  seine  Nähe  gekommen),   gewann  sie  dessen 

schmückte'  (JloXvnäarri  .  .  Si]Xol  xr\v   itdvv  xoff-  Liebe  und  wufste  ihn   dahin  zu   bringen,   dafs 

yXav  ))  7ioXva6a^r]Tov,  Eust.  ad  Hom.  Od.  1477,  er   das    ihm   anvertraute    befestigte   Lager   der 

12),   1)  Tochter  des  Nestor  und   seiner  Gattin  Seinen  in  der  Nacht  den  Naxiern  öffnete.   Diese 

Eurydike,  Hom.  Od.  3,  464;  bei  Apollod.  1,  9,  9  hieben  die  nichts  ahnenden  Feinde  nieder  und 

heilst  ihre  Mutter  Anaxibia,  Tochter  des  Kratieus  schlössen  dann  einen  günstigen  Frieden.     Der 

(Atreus,  Meziriac-*)   Katreus,  Her  eher).     Nach  Führer   der  Naxier  war  Polykles,   der  Bruder 

späterer  Sage,  wohl  im  Anschlufs  (vgl.  v.  Wila-  der  Polykrite,    welchem    diese    auf   einem    in 

mowitz,   Homer.    Untersuchungen,  Nachträge  8  einen  Kuchen  gebackenen  Täfelchen  die  Kunde 

zu  S.  136.     O.  Seeck,   Die  Quellen  der  Odyssee  00  des   beabsichtigten  Verrates   hatte   zukommen 

338  ff.)    an   Hom.  Od.   3,   464  ff.,    wo    sie    dem  lassen.     Polykrite  wurde  bei  ihrem  Einzug  in 

bei  Nestor  einkehrenden  Telemachos   das  Bad  die  Vaterstadt  von  den  dankbaren  Mitbürgern 

bereiten  läfst,   erscheint  Polykaste   als   Gattin  so  sehr  mit  Kränzen  und  sonstigen  Geschenken 

,  .     ,                     ,  überhäuft,  dafs  sie,  von  Freude  überwältigt  und 

*)  Atarax ^«rist  wohl  die  richtige  Emen-  erdrückt   von    der   Me       e    der   Gabe        im  Th 

dation,    da   nach   Eust.   ad   Munt.    IL   296,   25   Nestor   nach  ,  ..      .               ,  °  .      ,          TT.        '            , 

dem    Tode    der   Eurydike    die    Anaxibia,    die    Schwester  zusammenstürzte    und    starb.       Hier    wurde    Sie 

des   Agamemnon,    —    also    eine    Tochter    des    Atreus    —  ™m    Volke    ehrenvoll    bestattet,     und    der    Ort 

heiratete.  erhielt   den   Namen   ßacxdvov    räcpog,    da   das 


2651                   Polykrithos  Polylampes                   2652 

neidische  Geschick  der  Jungfrau  den  Genufs  Krieg  und  Verderben  und  befiehlt,  das  Haupt 
der  Ehren  geraubt  hatte.  Dem  Diognetos  war  im  Sonnenlichte  zu  belassen  {Q'iy^sv  rjoi  tpairo- 
auf  Bitten  der  Polykrite  das  Leben  gelassen  iisvvtpi)  und  es  nicht  ins  Dunkle  der  Erde  zu 
worden,  nach  andern  war  er  bei  der  Erstürmung  bergen.  —  Diese  Erzählung  wird  zwar  in  In- 
des Lagers  gefallen  und  wurde  mit  Polykrite  storische  Zeit  verlegt  (der  bei  Proklos  erwähnte 
zusammen  bestattet.  Plut.  de  virt.  mal.  c.  17  König  Antigonos,  dem  dieses  Wunder  berichtet 
p.  214  Tauchn.  nach  naxischen  Historikern  und  wurde,  ist  wohl  Antigonos  Gonatas),  enthält 
Aristot.  (fr.  168  b  in  Müller  fr.  hist.  gr.  2  p.  156).  aber  doch  viele  durch  andere  Mythen  als  alt 
Andrist.  b.  Parthen.  c.  9.  Polyaen.  8,  30.  [Stoll.]  erwiesene  Elemente,  so  das  weissagende  Haupt, 
Über  die  unwahrscheinliche  Vermutung  von  io  wozu  das  orakelgebende  Haupt  des  gleichfalls 
Robert,  Eratosih.  catast.  rel.  233,  dafs  der  in  zerrissenen  Orpheus  (s.  d.  Bd.  3  Sp.  1178  Fig.  3) 
die  Sage  von  Polykrite  verwobene  Diognetos  zu  vergleichen  sein  dürfte,  s.  Orpheus  Bd.  3 
identisch  sei  mit  dem  von  Hyg.  poet.  astr.  2,  30  Sp.  116'J  ff.  Die  Zerreifsung  des  Kindes  wird 
erwähnten  Diognetos,  den  Hygiu.  fälschlich  so  zu  verstehen  sein,  dafs  P.  es  in  sich  auf- 
zu  einem  Schriftsteller  gemacht  habe,  s.  Joh.  nehmen  und  so  mit  sich  führen  wollte,  (um  es 
Moeller,  Studio,  Maniliana  17,  8  f.  Vgl.  auch  wieder  lebend  erstehen  zu  lassen?  Vgl.  den 
Gruppe,  Gr.  Mythol.  21,  5.  [Höfer.]  Mythos  von  Iakchos-Zagreus,  von  Pelops,  rden 
Polykrithos  s.  Poimandros,  wo  nachzutragen  Demeter  in  ihrem  Leibe  begräbt',  Lykophr. 
ist,  dafs  nach  Gruppe,  Gr.  Myth.  72  vgl.  159,  S  152 ff.  und  dazu  Joh.  Geffken,  Hermes  26  [1891], 
Poimandros  sowie  (sein  von  ihm  getöteter  Sohn)  20  570);  doch  mögen  auch  die  Vorstellungen  von 
Leukippos  ursprünglich  Kultbezeichnungen  des  den  kinderfressenden  Gespenstern  mitgewirkt 
tanagräischen  Hermes,  fdes  die  Toten  als  Hirt  haben.    Zu  den  drei  Nächten,  die  P.  bei  seiner 


"6 


versammelnden    und    mit    weifsen    Rossen  Gattin    zubrachte,    vgl.    Zeus- Alkmene;    zum 

(vgl.  den   tanagräischen   Hermes   Asvv.6g   [s.  d.  frühen  Tod  die  Protesilaossage  usw. ;  über  die 

nr.  5])  emporführenden  Gottes'  gewesen  zu  sein  Steinigung  als  Mittel  zur  Vertreibung  der  Ge- 

scheinen.    E.  Maafs,  Gott.  Gel.  Anz.  1889,  818f.  spenster  Gruppe,  Gr.  Myth.  887  f.  Anm.  4.    Zu 

schreibt    statt    IloXvxQi&og:    IIoXvv.Qizog     und  dieser  Gespenstergeschichte  und  anderen  sowie 

möchte    den   Sohn    des   Poimandros    Ephippos  zu   ihren  Quellen   vgl.  Pohde,   Rhein.  Mus.  32 

für  identisch   mit  Epochos  (s.  d.  nr.  2)   halten.  (1877),  338.  336;  vgl.  auch  Psuche  2S,  363 f. 

[Höfer.]  ao  [Höfer.] 
Polykritos  (LToXvv.QLxog)  1)  mythischer  Po-  Polyktor  (IJoXvxxcoq),  1)  Sohn  des  Aigyptos, 
seidonpriester  in  Halikarnassos,  aus  dem  Ge-  vermählt  mit  der  Danaide  Stygne,  Apöllod.  2, 
schlechte  des  Telarnon  stammend,  C.  I.  G.  2,  1,5,  s.  Polydektor.  —  2)  Alter  Heros  von 
2655.  Dittenberger,  Sylloge  22,  608  p.  385;  vgl.  Ithaka,  der  mit  Ithakos  u  Neritos  den  Brunnen 
Ed.  Meyer,  Forsch.,  zur  alt.  Gesch.  1,  173,  1.  angelegt,  ans  welchem  die  Ithakesier  ihr  Wasser 
—  2)  Aitoler,  von  dem  berichtet  wird  uvußicbvut  holten.  Od.  17,  207.  Nach  den  Schol.  zu  d.  St. 
ur\vl  usxu  xbv  frdvaxov  ivdxa  v.ul  atpixto&ui  waren  diese  drei  Brüder  Söhne  des  Pterelaos 
slg  £y.Y.lr\6lav  xüv  AixcoXwv  y.a.1  av^ßovXev6ui  und  der  Amphimede,  Nachkommen  des  Zeus 
tu  CZQ16TCC  TttQi  a>v  ißovXavovxo,  Naumachios  in  Kephallenia.  Sie  zogen  von  hier  nach  Ithaka, 
aus  Epeiros  und  Hieron  aus  Ephesos  bei  Pro-  40  wo  die  Insel  und  das  Gebirge  Neritos  und  der 
dos  ad  Plat.  rempubl.  ed.  Kroll  2,  115  vgl.  Ort  Polyktorion  nach  ihnen  genannt  ward; 
G.  Ettig,  Acheruntica,  Leipz.  Studien  13  (1890),  vgl.  Eustath.  p.  1815,  44.  Et.  M.  081,  45.  — 
289,  1.  Ausführlicheres  findet  sich  bei  Phleg.  3)  Vater  des  Peisandros  (Polyktorides),  eines 
Trall.  Mirab.  2  =  Paradoxogr.  ed.  Westermann  Freiers  der  Penelope,  Od.  18,  299.  —  4)  Er- 
121  ff. :  P.  von  seinen  Mitbürgern  auf  drei  dichteter  Name  eines  Myrmidonen,  für  dessen 
Jahre  zum  Aitolarchen  gewählt  heiratet  eine  Sohn  sich  Hermes  ausgab  gegenüber  dem  Pria- 
Lokrerin  und  stirbt  ßvyy.oifirföug  xQial  vv\l  mos  bei  seiner  Fahrt  in  das  griechische  Lager, 
in  der  vierten  Nacht.  Seine  Witwe  gebiert,  als  77.24,397.  —  Vgl.  etrusk.  Puluctre  (s.  d.)  [Stoll.] 
ihre  Zeit  gekommen  war,  ein  Kind  ulöoiu  l%ov  Polyktorides  (JloXvv.xoqi8r\g)  s.  Polyktor. 
ovo,  dvdgsTov  Tt  xai  ywaintlov.  Die  darüber  50  Der  Name  IIoXvxxcoq  bedeutet  wahrscheinlich 
erschreckten  Verwandten  schaffen  das  Kind  auf  rreich  an  Besitz',  nach  Fick,  Bezzenbergers  Bei- 
den Markt  in  die  Volksversammlung.  Als  da-  träge  20  (1894)  =  IIoXv-y.tOQog  mit  regelrechtem 
selbst  Stimmen  laut  werden,  Mutter  und  Kind  Ablaut  zu  xregag  (vgl.  den  gleichfalls  als  Gott 
über  die  Grenze  zu  schaffen  und  zu  verbrennen,  des  Besitzes  gedeuteten  Hermes  KxaQog, Lykophr. 
erscheint  plötzlich  Polykritos  in  schwarzem  679  u.  Ciaceri  z.  d.  St.  Chr.  Mehlis,  Die  Grund- 
Gewande,  beruhigt  die  Erschreckten  und  bittet  idee  des  Hermes  [Erlangen  1875]  S.  14;  vgl. 
ihm  sein  Kind  zu  übergeben,  und  zwar  unver-  aber  auch  C.  v.  Ocstrrgaard,  Hermes  37  [1902], 
züglich,  da  es  ihm  nicht  länger  erlaubt  sei  333).  Nach  W.  Schulze,  Kuhns  Zeitschr.  29 
zu  verweilen  diu  rovg  natu  yi)v  VTtÜQxovxug  (1888),  270  ist  TIoXv'axcoq  entstanden  aus  IJoXv- 
StßTtöxug.  Als  man  aber  zögert  und  auch  seine  co  kx-xcoq  (xt  Stamm  zu  xx-douai),  nach  P.  Kretsch- 
zweite  Bitte  und  Drohung  unbeachtet  läfst,  mer,  Kuhns  Zeitschr.  31  (1892),  430  aus  IIoXv^ 
stürzt  er  sich  auf  das  Kind,  zerreifst  es,  frifst  nxrjxcoQ.  Eine  Anspielung  auf  die  Bedeutung 
es,  ohne  von  einem  Steinhagel  verletzt  zu  des  Namens  scheint  bei  Hom.  17.  24,  398  ent- 
werden,  bis  auf  den  Kopf  auf  und  verschwindet.  halten  zu  sein,  wo  sich  Hermes  für  einen  Sohn 
Die  Aitoler  wollen  wegen  Entsühnung  nach  des  ucpvtiög  Polyktor  ausgiebt.  [Höfer.] 
Delphi  senden,  da  beginnt  das  auf  dem  Boden  Polylampes  (TIoXvXu^Tnjg),  von  Luc.  v.  h.  1, 
liegende  Haupt  des  Kindes  zu  sprechen,  20  erdichteter  Name  eines  Mondbewohners, 
verbietet  den  Phoibos  zu  befragen,  weissagt  [Höfer.] 


2653                     Polylaos  Polymela                     2654 

Polylaos  (UoXvXaog),  Sohn  des  Herakles  u.  der  auch  eine  geographische  Kontroverse  löst.    Bei 

Thespiade  Eurybia,  Apollod,  2,  7,  8.     [StolL]  Sträbo  13,  606.  616  und  im  Schol.  Ptolem.  Geogr. 

TtolvkUöTii  (Persephone)  C.  I.  Gr.  2,  2388,  5,    2   ed.    Muller   1,   807    wird    eine    Ortschaft 

17.    Kaibel,  Epigr.  818,17,  vgl.  Orph.h.  29,  17.  iioXv^äsiov  (JToXviir\Siov)  aufgeführt,  40  Stadien 

IIohvkujTOC,  (Telesphoros)  C.  I.  Gr.  1  add.  vom  Kap  As-htov    entfernt.     Dieses   Kap   aber 

p.  914.  ist  die  Westspitze  des  adramyttenischen  Meer- 

Polymastos  (IJoXvuaarog) f  mit  vielen  Brüsten',  busens,  L  e  s  b  o  s  gegenüber.  Es  ist  nicht  zweifei  - 

Beiname  der  sogenannten  ephesischen  Artemis,  haft,  dal's  der  Lesbosenkel  Polymedes  der 

vgl.   Hieronym.  Prolog.  Comment,  in   Eust.  ad  Heros  Eponymos  dieses  Ortes  noXv^^S(s)i,ov 
Ephes.  p.  541    (Migne  Ser.  1  Tom.  26   p.  441):  10  ist,   dafs   also  Müller  a.  a.  0.  mit  Unrecht   an 

Ephesii  Dianam  colentes  von  haue  venatricem,  den  oben  angeführten  Stellen  IIaXaar]Ssiov  für 

quae  arcum  tenet,  atque  succineta  est,  sed  illam  Ilolva^dtiov  vorschlägt  und  ebenso  mit  Unrecht 

mxdtimammiam ,    quam    Graeci    noXvuaaTov  den    Bericht    bei    Plin.  h.  n.  5,  123:    'fuü    et 

vocant,   ut  scilicet  ex  ipsa  guoque  effigie   men-  Palamedeum   oppidum.  promunturium   Lectum 

tirentur    omnium    eam    bestiarum    et    viventiun  disterminans  Aeolida  et  Troada.  fuit  et  Poly- 

esse  nutricem:  vgl.  Minuc.  Felix  22,  5:  Diana  media  civitas   etc.''   —   als    falsch   bezeichnet, 

.  .  Ephesia  multis  mammis  et  uberibus  exstrueta  da   es    überhaupt  nur  ein  Palamedeion,    kein 

s.  die  Abb.  Bd.  1  S.  588   und   Schreiber  ebend.  Polymedeion  gegeben  habe.    Der  durch  Buftnus 

588  ff.  Visconti,  Museo  Pio-Clement,  1,  64.    Pott,  bezeugte  Heros  Polymedes  erweist  die  Richtig- 
Zeitschr.   f.    Völkerpsych.  u.  Sprachwissenschaft  20  keit  der  Lesart  IIoXvaY]6ttov  an  obigen  Stellen, 

14  (1883),  6 f.     Zu  den  Bd.  1  Sp.  589,  20 ff.  er-  wobei     natürlich    der    aus    dem    Plinianischen 

wähnten  Münzen  vgl.  Cat.  of  greek  coins  brit.  Palamedeum    für  die  Troas    zu   erschliefsende 

Mus.  Ionia  p.  71  ff.  pl.  13,  lff.     [Höfer.]  Kult  des   Palamedes,   der   auch  für  Lesbos  (s. 

Polyinatheia    (IloXviiüfttiu),    eine    der    drei  Bd.  3  Sp.  1271,  41  ff.)   bezeugt  ist,  unberührt 

Musen   in  Sikyon,   Plid.  Quaest,  conv.  9,  14,  7;  bleibt.     [Höfer.j 

vgl.    Comutus  de  nat.  deor.   14   p.  48    Osann:  Polymedon  (IloXvurjöcov),  in  der  späten  Um- 

%-riXt tat  7TccQrix&ri6uv  (die  Musen),  ta>  rag  aQ£täg  deutung  bei  Cedren.  ed.  Bon.  1,  43   Sohn   des 

v.al  ri]v  7Tccidbuti>  &i]Xvy.u  övopctTa  i%xvyr\g  t%biv  Aitherion  aus  dem  Geschlechte  des  Zeus,   Ge- 

-KQog  ovußokov  tov  ivöo^sviiag  Kai  tögaiotrirog  mahl  der  Semele,  Vater  des  Nyseios,  des  spä- 
n)v  iroXviiä&SKxv  TttQtyivtß&cti.     Vgl.   Odelberg,  30  teren  Dionysos.     [Höfer.] 

Sacra  Corinthia,  Sicyonia,  Phliasia  116.     Bö-  Polymedon  (IloXviitdcov),  ein  Sohn  des  Pria- 

diger,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  Suppl.  8  (1875),  282.  mos,  Apollod,  3,  12,  5.  Hyg.  f.  90.     [StolL] 

[Höfer.]  Polymela,     -mele    (TloXv^Xa,    -ur\Xr\    'die 

Polymede   ( JToAvu rjön.),   1)  Tochter   des  Au-  Herdenreiche'  vgl.  Eust.  ad  Hom.  17.  1053,  52 ff.) 

tolykos,   Gemahlin   des  Aison  und  Mutter  des  1)  Tochter  des  phthiotischen  Phylas,  Geliebte 

Iason.    Nach  dem  von  Pelias  veranlafsten  Tode  des  Hermes,  dem  sie  den  Eudoros  gebar,  später 

des  Aison  erhängte  sie  sich  unter  Zurücklassung  Gemahlin  des  Aktoriden  Echekles,  Hom.  II.  16, 

ihres  unmündigen  Knaben  Promachos,  Apollod.  I80ff.    Tzetz.  Alleg.  II,  16,  156 ff.     Zur  Deutung 

1,  9,  16.  Tzetz.  Lyk.  175.  872;  vgl.  JDiod.  4,  50.  des  Mythos  von  Hermes-Polymele-Eudoros  vgl. 
Usener ,  Götternamen  156.  160.  S.  Polymele  4u  Völcker,  Mythol.  des  lapet.  -  Gescld .  103  f.  O. 
nr.- 3.  Da  die  Gemahlin  des  Aison  nach  der  Müller,  Prolegomena  355 f.  W.  H.  Boscher  Bd.  1 
gewöhnlichen  Überlieferung  'AXxi  u  £ 6 r\  (s.  d.),  s.  v.  Hermes  Sp.  2379,  2  ff .  Goebel,  Lexilog. 
nach  Herodor  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  45  aber  zu  Homer  2,  155.  Maximilian  Mayer,  Hermes 
noXv<pj][iTi   heifst   (wofür  jedoch  Buhnken  op.  27  (1892),  514.    S.  Polydora  nr.  6—2)  Gattin 

2,  580  wieder  IloXv^ijdri  einsetzen  wollte),  so  des  Thestor  und  Mutter  des  Sehers  Kalchas 
vermutet  E.  Bethe,  Quaest.  Diodor.  mythogr.  (s.  d.),  Tzetz.  Prol.  ad  Alleg.  B.  639.  Alleg. 
15,  17  m.  E.  mit  Unrecht,  dafs  IloXvui']ör\  aus  II.  1,  52.  —  3)  Gattin  des  Aison  und  Mutter 
Kontamination  der  beiden  Namen  HoXv(pr)u,r\  des  Iason,  die  auch  Polymede  (s.  d.  nr.  1) 
und  AX-KLiiiSr]  entstanden  sei.  Es  müfste  aber  heifst,  Hesiod  im  Schol.  Hom.  Od.  16,  69  = 
doch  dann  zum  mindesten  JloXvaidri  heifsen,  50  fr.  18  Bzach  (Leipzig  1902).  S.  auch  Poly- 
wie  es  ja  auch  das  entsprechende  Maskulinum  pheme.  —  4)  Tochter  des  Windgottes  Aiolos, 
IJoXv^tScov  giebt.  Eine  Darstellung  der  Poly-  die  dem  zu  ihrem  Vater  verschlagenen  Odysseus 
mede  bei  der  Hochzeit  ihrer  Schwester  Anti-  heimlich  ihre  Liebe  gewährt,  nach  dessen  Ab- 
kleia  mit  Laertes  erkennt  L.  I).  Barnett,  Hermes  fahrt  sich  durch  ihre  Trauer  verrät,  der  ihr 
33  (1898),  642  auf  der  Münchener  Amphora  von  Aiolos  zugedachten  Strafe  aber  durch  die 
805,  abg.  Arch,  Zeit.  18  (1860),  Taf.  XX  139.  Fürbitte  ihres  Bruders  Diores,  der  sie  liebt, 
140.  Hermes  a.  a.  O.  641.  —  2)  Gemahlin  des  entgeht  und  dafür  sein  Weib  (über  die  Ge- 
Neleus,  Mutter  des  Nestor,  als  die  sonst  Chloris  schwisterehe  zwischen  den  Söhnen  und  Töchtern 
(s.  d.)  genannt  wird,  Tzetz.  Alleg.  11.  1,  96.  des  Aiolos  s.  Archinos  im  Schol,  T  Hom,  Od, 
Proleg.  ad  Alleg.  B.  517.     [Höfer.']                       60  10,  7  =  fr.  1.  2  F.  H  G.  4,  317)  wird,  Philetas 

Polymedes  (IIoXviirjdTjg),  1)  Sohn  des  Phineus,  (Meineke,  Anal.  Alex,  348  ff.)  bei  Parthenios  2. 

Bruder  des  Klytios,  Epigramm  aus  Kyzikos  in  —  5)  Tochter  des  Aktor,  Gemahlin  des  Peleus 

Anth,  Pal.  3.  4.     S.   Phineus   Bd.  3    Sp.  2363,  vor  seiner  Ehe  mit  Thetis,  die  ihm  den  Achilleus 

52  ff.  Sp.  2370,  63.  —  2)  Sohn  des  Zeus  von  der  und   die  Polydora  (s.  d.  nr.  7)   gebiert.     Tzetz. 

Tochter  des  Lesbos,  Cotonia  (Cthonia,  Buecheler,  ad  Lykophr.  175  p.  447.    Eust.  ad  Hom.  II.  321, 

Jahrb.  f.  Philol.  105  [1872],  574),  Clem.  Roman.  5.  6.    Schol,  Aristid.  3,  464  Bindorf.    Identisch 

bei  Bufin.^Becogn.  10,  21.     Diese   sonst  nicht  mit  dieser  angeblichen   Gattin   des  Peleus  ist 

bezeugte    Überlieferung    ist    wichtig,    weil    sie  die  Tochter  des  Aktor,    <PiXo\ir}Xr],  die  gleich- 


2655                      Polymelis  Polyrnestor                    2656 

falls  als  Gemahlin  des  Peleus  erscheint  bei  die  Ehe  versprochen  hatte,  gewinnt,  so  liegt 
Dmmachos  (fr.  8.  F.  H.  G.  2,  442)  und  Lysi-  die  Vermutung  nicht  zu  fern,  dafs  eben  diese 
machos  (fr.  11  F.  H  G.  3,  338)  im  Schot  Apoll.  Tochter  auch  Megara  genannt  worden  sei.  — 
ffliod.  1,  558  und  bei  Staphylos  (fr.  2  F.  H.  G.  Der  bekannte  Frevler  Ixion  galt  als  erster 
4,  505).  Heyne  ad  Apollod,  3,  13,  1  p.  787  ruchloser  Verwandtenmörder  (Find.  Pyth,  2,  32 
möchte  für  ^ilo[ii')h\  sogar  TLolvinqlr]  korri-  [58].  Schal.  Apoll.  Rhod.  3,  62)  —  unser  Ixion 
gieren.  —  Ist  die  oben  genannte  Polymele  nach  ist  ein  Vertreter  des  Öciog  cpovog,  —  welch  ein 
obigen  Stellen  Gattin  des  Peleus,  so  erscheint  Gegensatz  zwischen  den  beiden  Homonymen! 
sie  —  G)  als  seine  Tochter  bei  Apollod.  3, 13,  8  [Höfer.] 
(nach  Philokrates,  oder,  wie  B.  Stiehle,  Philo-  10  Polymestor  (Holv^GtoiQ) ,  1)  thrakischer 
logus  4,  393  f.  vermutet,  nach  Philostephanos),  König  s.  Polydoros  nr.  2.  —  Iliona.  —  Deipylos 
wo  sie  Mutter  des  Patroklos  (s.  d.  u.  d.  Art.  nr.  3.  —  Hekabe  Bd.  1  Sp.  1880,  33  ff.  Zu  der 
Menoitios  Sp.  2797,  43ff.)  genannt  wird;  auch  dort  Sp.  1882,  21  angeführten  Darstellung  auf 
hier  schwankt,  wie  bei  nr.  5,  die  Überlieferung  einer  Vase  kommt  hinzu  die  auf  einer  apuli- 
zwischen  IIolvwy}lr]  und  ^ilouijln.  Letzterer  sehen  Amphora  (Brit.  Mus.,  erworben  1899): 
Name  (aber  ohne  Verknüpfung  mit  Peleus)  steht  Polymestor  geblendet,  anwesend  Hekabe,  Aga- 
bei  Hygin.  f.  97.  Schol.  Hom.  Od.  4,  343.  17,  memnon  und  zwei  Nebenfiguren,  Arch.  Anz. 
134.  Eust.  ad  Hom,  Od.  1498,  53  ff.  Tzetz.Prol  16  (1901\  159  nr.  5.  Polymestor  ist,  worauf 
ad  Alleg.  B.  430.  525.  Schol.  Tzetz.  a.  a.  0.  bei  Kaibel,  Hermes  30  (1895),  82  ff.  bes.  85  aufmerk- 
Cramer,  Anecd.  Oxon.  3,  378,  3.  [Höfer.]  20  sam  macht,  ganz  und  gar  eine  Schöpfung  des 
Polymelis  (?)  =  Polymela  5  (s.  d.).  Euripides,  der  den  Namen  Poly-mestor  rdurch 
Polymelos  (Tlolvarilog),  1)  Troer,  Sohn  des  Angleichung  an  die  Namen  der  Priamoskinder 
Argeas  —  AQysccdvg  — ,  von  Patroklos  getötet,  Poly-doros  und  Poly-xene  erfunden  habe'.  Ich 
Hom.  II,  16,  417.  —  2)  Sohn  des  Ikarios  und  mufs  bekennen,  dafs  mir  diese  Erklärung  des 
der  Asterodia,  Bruder  der  Penelope,  Schol.  Hom.  Namens  etwas  äufserlich  erscheint.  Der  Name 
Od.  1,  275.  277.  Nicht  genannt  wird  er  in  der  Polymestor  kommt,  so  viel  ich  sehe,  nur  noch 
Aufzählung  der  Kinder  des  Ikarios  und  der  als  der  eines  arkadischen  Königs  (Paus.  8,  5, 
Asterodia  in  Schol.  Od.  4,  797;  vgl.  Stiehle,  9)  und  des  (unter  nr.  2  erwähnten)  Sehers  vor. 
Philologus  4  (1849),  406.  Geffcken,  Hermes  26  Letzterer  Name  ist  vielleicht  mit  Beziehung 
(1891),  42,  1.  —  3)  Von  einem  sonst  nicht  be-  30  auf  die  dem  thrakischen  P.  zugeschriebene 
zeugtenMythos  berichtet  das  Epigramm  (Anthol.  Sehergabe,  die  er  von  dem  thrakischen  Dio- 
Pal.  3,  12),  das  als  Erläuterung  zu  einem  Relief  nysos  erhalten  hatte  (Eur.  Hec.  1267),  gewählt, 
in  dem  Tempel  der  pergamenischeu  Königin  Der  hervorstechende  Zug  in  des  Polymestors 
Apollonis  in  Kyzikos  mit  der  Darstellung  niy-  Charakter  ist  seine  tückische  Grausamkeit,  die 
thischer  Beispiele  von  Kindesliebe  diente :  Phor-  sich  in  der  Ermordung  des  Polydoros  zeigt, 
bas  und  Polymelos  warben  um  (die  Witwe)  Sollte  dieser  Zug  nicht  auch  in  seinem  Namen 
Megara  und  töteten  sie  aus  Rache,  als  sie  sich  zum  Ausdruck  gebracht  sein?  Ist  es  nur  zu- 
zurückgewiesen sahen.  Der  Sohn  der  Megara,  fällig,  dafs  Ares,  der  spezifisch  thrakische 
Ixion,  rächte  seine  Mutter,  indem  er  die  Mörder  Gott,  als  dessen  Sohn  oder  Hypostase  ich  am 
erschlug.  —  Schreiber,  Die  Nekyia  des  Poly-  40  liebsten  Polymestor  ansehen  möchte,  den  Bei- 
gnotos  in  Delphi,  Festschrift  für  Overbeck  194  namen  ■na.yb-^irjßtcoQ  (Nauck,  T.G.F.fr.  adesp. 
identifiziert,  wie  auch  schon  Visconti,  dfuseo  129;  nach  Bcrgk,  P.  Lyr.  34,  744  aus  dem 
Pio-Clementino  5,  38  Anm.  d,  diesen  Ixion  mit  B  eller  ophontes  des  Euripides)  führt?  Bei  Hesych. 
dem  bekannten  Frevler  und  Bül'ser  in  der  Unter-  Phot,  Suid.  wird  iraiiur^atoQa  erklärt  durch 
weit,  Visconti  a.  a.  O.  aufserdem  den  hier  ge-  Ttävrmv  xs%vitT\v;  aber  ob  ursprünglich  nicht 
nannten  Phorbas  mit  dem  gleichnamigen  Sohne  noch  eine  andere  für  uns  nicht  mehr  klar  er- 
des  Lapithes,  ob  mit  Recht,  ist  schwer  zu  ent-  kennbare  (vielleicht  =  [njarcoQ  ftavärov;  vgl. 
scheiden.  Hinweisen  aber  dürfte  man  auf  den  das  homerische  hi']6tcüq  cpoßoio)  Bedeutung, 
in  den  Namen  der  beiden  (Brüder?)  Polymelos  da  die  angegebene  für  Ares  nicht  passend  er- 
und  Phorbas  (von  cpsQßco)  liegenden  Begriff  des  50  scheint,  diesem  Epitheton  zu  Grunde  liegt? 
Herdenreichtums  und  der  Fruchtbarkeit,  und  Auch  die  Moira  heifst  TtaiL\it]6xcoQ\  Orpheir 
unwillkürlich  fragt  man,  ob  die  Namen  (DoQßag  scher  Demeterhymn,  bei  Diels,  Festschrift  für 
und  Tlolvarilog  ihren  Ursprung  nicht  vielleicht  Gomperz  12;  vgl.  Lykopin.  490  (Tta^rjaTcoQ  als 
der  Stelle  bei  Homer  (B.  14,  490  vgl.  Paus.  2,  v.  1.  von  7tau^i]rcoQ).  Und  vielleicht  gehört 
3,  4)  verdanken,  wo  Ilioneus  vibg  (DoQßavrog  auch  hierher  das  unverständliche  (Sudhaus, 
itolv{iy\lov  genannt  wird.  —  In  betreff  des  Bhein.  Mus.  58  [1903],  498.  r.  Wilamowitz, 
Sohnes  der  Megara,  Ixion,  könnte  man  an  den  Timotheus  Perser  S  52)  iiijazaQ  oldaQog  bei 
von  Diodor  (VII  fr.  7,  dessen  Quelle  Apollodoros  Timotheos  Perser  v.  142:  iitbi  f*£  avxi-Aa  lai[io- 
ist,  F.  Jacoby,  Apollodors  Chronik  =  Philo-  roftcot  ng  anoiasrea  iv&ccds  {irjoroQt  otdäpcoi.. 
logische  Untersuch  im  gen  16  S.  91  ff.)  genannten  60  Kommt  das  Epitheton  itolv^triaxaiQ  dem  Ares 
König  Ixion  von  Korinth,  den  Nachfolger  und  zu,  so  darf  man  vielleicht  auch  erinnern  an 
Sohn  des  Aletes  (s.  d.)  denken.  Demnach  wäre  Archilochos  fr.  7  (Bergk,  P.  Lyr.  24,  385)  aus 
Megara  die  Gemahlin  des  Aletes  gewesen.  Be-  Soph,  El.  95:  'gsvia  .  .  .  "Agsag  tqccv[l<x.tcc 
denkt  man,  dafs  des  Herakles  Gemahlin  Me-  v.al  cpovoi.  Kai  'AQ^iloxog-  B,slvta  Svauuvtaiv 
gara  eine  Tochter  Kreons  war,  ferner  dafs  IvyQa  ^a^ijdfitvo;,  —  auch  Polymestor  hat 
Aletes,  der  im  fünften  Gliede  von  Herakles  seinem  Gastfreund  Polydoros  tqccv[l<xt<x  und 
abstammt,  Korinth  durch  den  Verrat  der  jung-  cpövog  als  Gastgeschenk  gegeben.  Ein  Mestor 
sten  Tochter   des   Königs   Kreon,   welcher  er  wirft    nach    einem    verschollenen    Mythos    die 


2657                      Poljmnia  Polymnos                      2658 

Androniache    ins    Gefängnis:     Menestheus    von  Druckfehler  HgöavTivog;   in   der  adnot.  richtig 

Athen  im  Schol.  Ein-.  Audr.  32.    Wäre  Perseus  LTQoavuvog)  -  -  b)  Norm.  narr,  ad  Greg,  invect. 

mit  H  B.  Müller   (Philol.   14   [1859J,    128  f.),  1,  37   p.  139  =  Westermann  a.  a.  0.  p.  368  = 

Crusius   (Jahrb.  f.   Mass.  Phil.   1881,   304,   47),  Euclocia  412  p.  696  Flach  (mit  geringen  text- 

Tilmpel  (Jahrb.  f.  klass.  Phil.  Suppl.  16  [1888],  liehen  Abweichungen).   —   c)  Gregor.  Naz    or. 

120)  als  eine  Hypostase  des  Ares  aufzufassen,  in  Iulian.  p.  127  d  (ed.  Colon.  1690)  =  Migne 

so  wäre  sein  Sohn  Mestor  bedeutungsvoll;  der  Ser.  Gr.  35  p.  705,  3.  —  d)  Basil.  Minim.  Schol. 

aus  Mestors  Geschlecht  (s.  Mestor  1.  Hippothoe  in  Greg.  Naz.  or.  2  in  Iulian.  bei  Migne  Ser. 

5)    stammende    Pterela(o)s     heifst     Sohn     des  Gr.  36  p.  1145.  —  e)  Elias  Cretens.  ad  Gregor. 

Enyalios,  Anth.  Pal.  9,  684,  4.  —  2)  troischer  10  Naz.   or.   5   p.  467  b   (ed.  Colon.  1690;   Tom.  2 

Seher,  in  dessen  Gestalt  Apollon   den  Aineias  p.  467  b.  —  f)  Nicetas  Commentar.   in   Gregor. 

ermutigt,  Quint.  Smyrn.  11,  135.     [Höfer.]  Naz.   or.   39   p.  1016b  derselben  Ausgabe  wie 

Polymnia  (TLoXv^via,  sehr  selten  IloXvv^via,  nr.  e. 

auf  derFrancoisvaseITolv/ivis;lat.Polyhymnia),  5)  Arnob.  adv.  not.  5,  28  (Prosumnus). 

eine  der  neuen  Musen,   Tochter  des  Zeus  und  6)Hypolipnus(Ipolipnus,  Hyppolippus,  Hypo- 

der   Mnemosyne,   Hes.   Theog.   78.    Apollod.  1,  limnus,  Ipolymnus),  *Qui  Argolica  scripserunf 

3,  1.  Biod.  4,  7.  Orph.  Hymn.  75,  9.    S.  Musen.  bei  Hygin.  poet.  astr.  2,  5  p.  39  Bunte.    Quelle 

Braun,  Gr.  Götterl.  §  388 — 392    (vielstimmiger  ist  nach  Robert,  Eratosth.  catust.  rel.  230  viel- 

Chorgesang).     Erfinderin  der  Lyra,  Schol.  Ap.  leicht  Istros. 

Bhod.  3,  1;  der  ysagyioc,  Tzetz.  zu  Hesiod,  p.  24  20  7)  Kqrybos,  Koroibos  s.  unten  Sp.  2660,  32. 

Gaisf.  und  Mutter  des  Triptolemos  von  Keleos  Die    Überlieferung    scheidet    sich    in    zwei 

oder  Cheimarrhoos,  einem  Sohn  des  Ares,  Schol.  Klassen,   deren   zweite   durch   Zeugnisse   2—6, 

11.  10,  425.    Eustath.  p.  817,  22.     Tzetz.  Hes.  die    erste    nur    durch    Pausanias   repräsentiert 

p.  25.  28  Gaisf.    Preller,  Bern.  u.  Perseph,  S.  299.  wird.     Letzter  berichtet,  dafs  nach  argivischer 

Muse  der  Orchestik,   Schol.  Lucian,  p.  342,  10  Sage    Polymnos    dem    Dionysos,    als    er    seine 

ed.   Jac.  Nonn.  Bion.  5,  104,    der  Geometrie,  Mutter  Semele  aus  der  Unterwelt  zurückführen 

Apost.   10,  33  b.     Nach   Plat.   quaest.   conv.   9,  wollte,  den  Weg  dahin  durch  den  unergründ- 

14,    1    bezeichnet    sie    tö    Iovoqixov    (ßeu    yäg  lieh   tiefen    alkyonischen    See    (Curtius,    Pelo- 

(ivtfini   ttoXXcov);    von   Oiagros   Mutter    des   Or-  ponnes  2,    370.     Bursian,    Geogr.   v.  Griechenl. 
pheus,  Schol.  Ap.  Bhod.  1,  23;  Mutter  des  Eros,  30  2,  66.    Maafs,  Beutsche  Litte raturzeitung  1896, 

Plat.  conv.  187  d.     [Stoll.]  7)   bei  Lerna  gezeigt  habe,..eine  Sage,   die  in 

Polymiiios  (UoXv[Lviog\   ein  Trojaner,    Sohn  gleicher  Weise  wie  in  der  Überlieferung,  dafs 

des    Meges,    von    dem  Pylier  Phereus    erlegt,  Perseus  den  Dionysos    getötet  und  in  den  1er- 

Quint.  Sm.  2,  292.     [Stoll.]  näischen  See   geworfen  habe   (Bd.  3   Sp.  2019, 

Polymnis    (LToXimvig)   =    Polymnia    (s.    d.),  22  ff.     Lobeck,  Aglaophamus  574),   aus   dem  er 

C.  I.  G.  4,  8185  d.     O.  Jahn,  Münchener  Vasen  wieder    f  herausgerufen '    (Plut.   Is.   et    Os.   35. 

p.  CLVII.    Luckenbach,  Jahrb.  für  klass.  Philol.  Conviv.  4,  6,  2  Bd.  1  Sp.  1057,  8  ff .)  wird,  be- 

Supplbd.  11,  560  f.  P.  Kretschmer,Griech.  Vasen-  weist,  dafs  Dionysos   zeitweilig   in   der  Unter- 

inschriften  186.   v.  Wilamowitz,  Gott.  Gel.  Nachr.  weit  weilend  gedacht    wurde,    Bohde,  Psyche 

1896,221,9.    H.  Schmidt,  Observ.  arch.  in  carm.  40  2 ",    13   Anm.     Gruppe,    Gr.    Myth.    180.     Dafs 

Hesiod.   [Bissert.  Hai,  12  (1894)]   109,   2,    113.  ein  Sterblicher  einem  Gotte   als  Führer  dient, 

[Höfer.]  kehrt  im  Hymn.  Orph.  41,  6  wieder,  wo  Demeter 

Poly(hy)inno,  eine  der  dodonischen  Nymphen,  auf  der  Suche  nach  Persephone  in  den  Hades 

Amme  des  Dionysos,  Hyg.  f.  182  p.  35  Schmidt.  kommt,    Ttaida   JvaavXov    6diiyi}rf]Qa  laßov6a, 

Die  Vermutung  von  Muncker,  dafs  Polyxo  (s.  d.)  B.  Förster,  Ber  Baub  u.  d.  Bückkehr  der  Per- 

zu  schreiben  sei,  erledigt  sich  durch  den  Hin-  sephone  45.     G.  Ettig ,   Acheruntica  (Leipziger 

weis  auf  die  neben  P.  genannte  gleichfalls  einen  Studien  13  (1891)   S.  335.  409  add.  ad  335,  2. 

Musennamen  führende  andere  dodonische  Nym-  Dem    Dionysos    selbst    zeigt    ein    ungenannter 

phe  Erato  (s.  d.  3);  vgl.  auch  Polymnos  Bd.  3  Heros  ( Wide,  Lakon,  Kulte  lüO.   Hitzig  z.  d.  St.) 

Sp.  2658,  67,    Gruppe,    Gr.  Mythol,  76,    9   und  50  den  Weg  nach   Sparta,   Paus.  3,  13,  7.     Frei- 

E.   Maafs,    Hermes   31   (1896),   428,    der   aber  lieh  ist  Polymnos  wohl  ursprünglich  identisch 

a.  a.  O.  428,  1  ungenau  angiebt,  dafs  Schmidt  mit   Dionysos,    und    sein  Name   ist    aus    einer 

bei  Hygin.  a.  a.  O.  Polyxeno  habe  ändern  wollen.  Kultbezeichnung  des  Gottes  entlehnt,  Gruppe, 

[Höfer.]  Gr.  Mythol.  180.     Auf  die  Identität   von  Dio- 

Polymnos  (Uölviivog).  Zeugnisse  und  Formen  nysos  und  P.   hatte   schon   Buttmann,   Mytho- 
des  Namens:  logus  2,  103  hingewiesen,  der  freilich  auf  Zeug- 
in nölvfivog,  Paus.  2,  37,  5.    Doch  schreibt  nis  6  gestützt  den  Namen  in  Hypolimnos  oder 
Hitzig    mit    Frazer,   Pausanias   1,   574    gegen  Proslimnos  =  fder  am  See  (llpvn)  Lerna  ver- 
jede  handschriftliche  Überlieferung  ügöav^vog,  ehrte'  änderte.    Den  Namen  IJol-v^vog  erklären 

2)  Tlolvviivog:  a)  Schol.  Luc.  de  dea  Syria  60  Maafs,  Orpheus  64,  77  und  Gruppe  a.  a.  O. 
16  (ed.  Jacobitz  4,  257  z.  T.  wörtlich  überein-  daraus,  dafs  Dionysos  in  manchem  Mythenkreis 
stimmend  mit  4b)  —  b)  Anonymos  in  Mythogr.  musizierend  dargestellt  wurde.  IloX-vfivog  ist 
Gr.  ed.  Westermann  348.  —  c)  geringere  Codices  das  Maskulinum  zu  LToXviivia  oder  richtiger 
bei  Tzetz.  Lyk.  212.  zu  TLoX-v\Lvig  (s.  d.).     Ist  es  nun  zufällig,   dafs 

3)  IloXv6vy,vog  Tzetz.  a.  a.  0.  =  Eudocia  der  in  die .  argivische  (Gruppe  a.a.O.  1174 
149  p.  258  Flach.  Anm.   5    zu    S.    1173)    Sage    verflochtene    Tri- 

4)  IlQÖcviivog:  a)  Giern.  Alex.  Protr.  2,  34  ptolemos  Sohn  der  Muse  Polymnia  und  des 
p.  30  Potter  =  Migne  p.  111  (im  Text  steht  der  Cheimarrhus,    des   Sohnes   des   Ares   heifst, 

Roschee,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    in.  84 


2659                      Polymnos  Polymnos                      2660 

Schal.  Hesiod.  op.  1  p.  28,  6  Gaisförd?     Dieser  theton    des    Dionysos    (Hymn,    Homer.    15,    7. 

Cheiniarrhus  ist  nämlich  entschieden  der  Epo-  Eur.  Ion   1074),    itoXvviivog    hat    aber    auch 

nymos  des  gleichnamigen  Baches  zwischen  dem  eine  obscöne  Bedeutung  =  tioqvt]',  vgl.  Eust. 

Erasinos  und  Lerna,  an  dem  Pluto  die  Köre  ge-  ad  Honi.  IL  1329,  34:   Kai  ^ltjv  6  AvaKoecov 

rauht  hatte,   wo   sich  also  ein  Eingang  in  die  (fr.  156  ff.    Bergk,  P.  Lyr.  34  p.  293)  zr\v  xot- 

Unterwelt  befand,  Paus.  3,  36,  7.     E.  Curtius  avzr\v  (TtoQvnv)  ov  nuvv  Gcpoöpcog,  ccllcc  tvhql- 

a.  a.  0.    2,    366.    3(58.     Bursian    a.  a.  0.    2,    05.  aGKbu^tvcog    TtavdoGiav    divsiSias    Kai    Xscocpogov 

Strube,  Studien  über  den  Bilderkreis  von  Eleusis  Kai  noXvv\ivov,  und  Eust.  ad  Hom.  Od.  1921, 

101.     Förster  a.  a.  0.  13,   9.     Preller,  Demeter  61:   si  Ss  Kai  %oXvv[ivog,   aXXa  rovzo  cs^vo- 

und  Persephone   212,    69      Zu   vergleichen  ist  10  zsqov   dffösv   TtÖQvng    irti&szov   diu   zb    avzf/g 

auch    das    im    boiotischen    Orchomenos   (Plut.  tzsqiwvvuov.    So  mag  die  in  7toXvv\ivog  liegende 

Quaest.  conv.  8  prooim.)  heimische,   auch  nach  Zweideutigkeit  in  Verbindung  mit  dem  Streben, 

Argos  (Gruppe  a.  a.  0.  734,  1)  verpflanzte  Fest  ein  aiziov  für  den  Phallosdienst  zu  haben,   zu 

der  'Ayoiönna,   bei   dem  man   den   (wie  in  der  jener  Legendenbildung  geführt  haben. 

Sage  vom  Hinabdringen  durch  den  alkyonischen  Eine  Anspielung  auf  die  obscöne  argivische 

See  im  Hades  weilenden)  Dionysos  suchte,  bis  Kultlegende   findet  sich  auch  bei  Luc.  de  dea 

man  erfuhr,   dafs  er  zu  den  Musen  entlaufen  Syria  28,  wo  von  den  ungeheuer  grofsenPhalloi, 

sei,  Roh  de  a.  a.  0.  Gruppe  a.  a.  0.  76,  9.    Usener,  die  Dionysos  im  syrischen  Hierapolis  errichtet 

Rhein.  Mus.  53  (1898),  376.   Preufs,  IIb.  Jahrb.  habe,   erzählt  wird.     Auf  jeden  dieser  Phalloi 

9  (1906),  174.     Ferner  heilst  eine   Amme    des  20  steige  alljährlich  zweimal  ein  Mann  hinauf  und 

Dionysos  Polymno  (s.  d.),  so  dafs  Polymnos  als  bleibe  7  Tage  auf  der  Spitze  des  Phallos.  Lucian 

Beiname  bez.  Hypostase  des  Dionysos  erwiesen  sieht  darin   eine  Parallele   zu   der   Sitte,   dafs 

ist.     Bemerkenswert  ist  es  auch,  dafs  Philam-  alle  ogoi  cpaXXovg  AiovvGm  iysigovGtv,  £v  zoTgl 

mon,  der  Stifter  der  lernäischen  Mysterien  (Paus.  cpaXXoiGi  Kai  uvdgag    'gvXivovg  Kazi^ovGiv,    öztv 

2,  37,  3)  Sohn  der  Polyhymnia  heifst,  Schol.  [lsv  si'vsxa  £ya>  ovk  ipeco.    Dafs  dies  ein  fHft?jua 

Apoll.  Rhod.  1,  23  Preller  a.  a.  0.  des  Vorganges  ist,  der  von  Dionysos  mit  Bezug 

Die  zweite  Gruppe  (2 — 6),  deren  Überliefe-  auf  den  hölzernen  Phallos  auf  dem  Grabe  des 

rung  zwar  in  Einzelheiten  abweicht,  aber  doch  P.  berichtet  wird,  geht  hervor  aus  dem  Scholiou 

auf   eine    gemeinsame   Quelle    (v.   Wilamowitz,  (Jacobitz  4,  528):  ovk  £q£co]  ovdh  yäo  öglov  .  . 

Anal.  Euripidea    182,   Anm.)    zurückgeht,   ver-  30  zi)v  alziuv  iptir,  Ktvaid^iav  Aiovvgov  Kaza- 

webt  den  Polymnos  in   eine   allerdings  höchst  yopsvav,  itaQ    ogov  Kai  6  (paXXog  zov  nsnog- 

obscöne   aitiologische  Legende,   zur  Erklärung  vsvKÖzog    KoQvßov    Jlovvgov    intöuvr^a, 

der  Stiftung  der  Phallephorien  im  argivischen  yLio&bv   zovzov   avzm  Jiovvgov    iKztziY.öza  He- 

Dionysosdienst,  als  deren  Stifter  in  Nachahmung  utXr\g  zi)g  \ir\ZQog  (irjvvxQa,    also  vollstän- 

des  Osirisdienstes  sonst  Melanipus  (Herodot.  2,  dige  Übereinstimmung  mit  der  Pol(Pros)ymnos- 

49,  Bd.  1  Sp.  1057,  20)  genannt  wird.    Wie  die  legende  bis   auf  den  Namen  KoQvßog,   statt 

ägyptische   Sage   an  Paamyles  (s.  d.),   den  Er-  dessen  Rabe  (Schol.  in  Lucia num,  Leipz.  Teubner 

zieher  des   Osiris,   so   knüpfte   die   griechische  1906)  S.  187  nach  besserer  Überlieferung  Ko- 

an  Polymnos  an,  Weltmann,  Hermes  31  (1896),  ooißog    schreibt.      Ob    Zusammenhang,    wenn 

227.    Darnach  macht  sich  Polymnos  anheischig  40  die  Lesart  KoQvßog  richtig  ist,  mit  den  Kory- 

dem   Dionysos    den  Weg    zu    zeigen,    ' si    sibi  banten  (s.  Immisch  Bd.  2    S.  1609,  55  ff.   u.  d. 

gereret  morem  atque  uxorias  voluptates  pateretur  A.   Korymbos)    anzunehmen  ist,   bleibt  unent- 

ex  se  carpP.     Dionysos  versj)richt  es,  wenn  er  schieden.      Koooißog  ist  zwar,    wie  Polymnos, 

aus  der  Unterwelt   zurückgekehrt  sei,   oder  er  Argiver,  aher  in  unsern  Zusammenhang  scheint 

erweist  dem  P.  die  erbetene  Gunst  sofort  (4b).  er  nicht  zu  passen,  ebenso  wenig  wie  der  gleich- 

Darauf  zeigt  ihm  P.  den  Weg  [oder  begleitet  namige  Phryger.     Oder  sollte  dieser,  der  nach 

ihn  selbst  (2a.  4b),  wobei  er  unterwegs  stirbt:  Euphorion  bei  Serv.  ad  Verg.  Aen.  2,  341  (vgl. 

Jiöwaog  ag  &8og  ov  zs&vrjKsv,  6  dt  TlgoGv^ivog  Meineke,  Anal.  Alex.  153  und  die  daselbst  an- 

z£&vt]Ksv,  4b].     Zurückgekehrt  findet  Dionysos  geführten  Stellen)  identisch  ist  mit  dem  wegen 

den  P.  tot  und  begraben,   doch,  um  sein  Ver-  50  seiner     Thorheit     sprichwörtlich     gewordenen 

sprechen  zu  erfüllen,  schnitzt  er  aus  Feigenholz  Koroibos,    der  so    thöricht   war   mazu   yvvaiKa 

einen  Phallos,  befestigt  ihn  auf  dem  Grabe  des  ayayo^svog  ftrj  av  sXtc&at,  ßvyxa&svdfiGcu  avzfj 

P.  und  ramo  insidet  et  meditatur  ab  ligno  pati,  diä  zov  ngog  zi)v  7ttv&£Qav  avzov  cpoßov  (Schul, 

quod  iam   dudum   in  veritate  promiserat ,   vgl.  Luc.  p.  162  Rabe),  etwa  von    einem   Komiker 

C.    Bötticher ,    Baumkultus    der    Hellenen    439.  zum    Päderasten,    der    sich    dadurch    für    die 

Die  am  wenigsten  anstöfsige  Form  dieser  Le-  seinem  Weibe  gegenüber  geübte  Zurückhaltung 

gende  findet  sich  in  4  c :  Adolescens  Prosymnus  entschädigte,  gemacht  worden  und  an  die  Stelle 

nomine    Bacchi    amore    captus   est.      Postquam  des  Päderasten  Polymnos  getreten  sein? 

autem  e  vivis  excessit,  Bacchus,  ut  eius  amorem  Es  bleibt  die  Erklärung  des  am  häufigsten 

honore   afficcret,   phattum  .  .  .  ficulneum   effecit  60  bezeugten  Namens  IlQÖav^vog  übrig.    In  Lerna 

ac  collo  suspensum  gestavit  idque  facinus  mystis  wurde  Demeter  ügöav^va  —  über  die  Stadt  (?) 

suis    celebrandum    tradidit.      Fragt   man    nach  oder  heilige  Stätte  Prosymna  s.  Bursian  a.  a.  0. 

einem  Anlasse,  woraus  eine  solche  lascive  Le-  2,  47.    Curtius  a.  a.  0.  2,  396  —  verehrt,  Paus. 

gende  entstehen  konnte,   so   scheint  er  mir  in  2,  37,  1  (ayccXfiaza  lözi  \i\v  JrjiinzQog  LTqoc- 

dem  Namen  P.  selbst  zu  liegen:  IloXv^vog  (1)  v(ivvg,  %azi   &h  Aiovvgov);   vgl.  KaibeJ,  Ep. 

oder  JJoXvvitvog  (2)  ist,  wie  wir  oben  sahen,  aus  821   die  Weihung   eines  Bakeken:   Bäx%cp   fif 

einem  Beinamen  des  Dionysos  zur  selbständigen  ßaKxov   Kai   IlQOGv^vaiu    &scb.     Wenn   nun, 

Persönlichkeit  geworden;  %oXvvp,vog  ist  Epi-  in  verhältnismäfsig    später  Zeit,    Dionysos   in 


2661  Pclymorphos  Polyneikes  2662 

den  lernäischen  Mysterien  mit  Demeter  ver-  lein,  Abh.d.  Bayr.Ak.  d.W.  1901,  B.kykl.  Theb- 
bunden  wurde,  so  lag  es  doch  sehr  nahe,  den  u.  s.  w.  683;  Robert,  Zur  Oidipussage,  Apo- 
ursprünglichen  Kiütnamen  Pol-ymnos  in  das  phoreton  (Weidmann  1903)  115,  nach  dem  die 
lautlich  so  nahe  anklingende  Pros-ymnos  zu  Nekyiastelle  sich  auf  eine  sehr  alte  Version 
verwandeln,  wodurch  auch  Namensgleichheit  gründet,  die  noch  nichts  von  dem  Brudermorde 
zwischen  den  beiden  Gottheiten  geschaffen  und  dem  Zuge  der  Sieben  weifs;  über  Hütte- 
wurde,  Creuzer,  Symbolik  1,  345,  33.  4,  43.  manns  Ansicht  Progr.  Strafsburg  1880,  2,  der 
Bobert  a.  a.  0.  230,  21.  Tümpel,  Philologus  48  Otte,  Z.f.  G.  1905,  127,  beipflichtet,  dafs  Polyn. 
(1889),  689.  Maafs,  Orpheus  a.  a.  0.  Gruppe  und  Eteokles  schon  bei  Homer  als  Söhne  der 
a.  a.  0  181.  1168.  Da  auch  Hera,  die  vielleicht  10  Epikaste  gegolten  haben,  s.  'Oidipus'  Bd.  3 
ebenfalls  dem  Kreis  der  lernäischen  Mysterien-  Sp.  701;  der  Euryganeia,  T.  d.  Periphas, 
götter  angehört  hat  {Gruppe  a.  a.  0.  181),  Pherekydes  F.  H.  G.  1,  48  (Schol.  Eur.  Phoen. 
den  Beinamen  Prosymna  (Bd.  1  Sp.  2076,  43  ff.  53),  der  Eurygane  Ttap&svog  Peisandros 
Gruppe  183,  6)  führt,  da  ferner  (Filialkult  vor  Schol.  Hur.  Phoen.  1760  (Schol.  Hur.  Phoen. 
Lerna?)  eine  parrhasische  itdxqa  rüv  Ilgoava-  13),  der  Euryganeia,  T.  des  Teuthras  (O. 
vixlcqv  [unrichtig  bei  Preller  a.  a.  0.  213:  lernäi-  Müller,  Orchom.  221  A.  6,  Westermann,  Mythogr. 
sches  Priestergeschlecht  der  Prosymnäer]  exi-  89,  1,  [des  Hyperphas  Aigms,  Welcher,  2, 
stierte,  in  deren  Händen  die  Daduchie  (der  314,  3,  Schneidewin,  D.  Sage  vom  Oidip.,  Abh. 
Mysteriengottheiten?)  sich  befand  (Gl.  G.  1535.  d.  Kgl.  G.  d.  W.  zu  Göttingen  1852,  9  A.  1, 
Bursian  a,  a.  0.  2,  241,  1),  so  ist  die  Lesart  20  Bekker,  Hercher,  Wagner;  des  Periphas  Bethe 
Prosymnos  vollständig  gesichert  und  erklärt,  24  A.  36]  Apollod.  3,  5,  8,  7;  der  Euryganeia 
und  L.  Bloch  Bd.  2  Sp.  1295,  26  ff.  hätte  nicht  nach  Bethe  S.  26  (Eurygane  Wecklein  S.  680) 
der  schon  oben  erwähnten  Vermutung  von  auch  im  Schol.  Hom.  B.  4,  376,  s.  aber  Gruppe 
Buttmann  folgen  sollen,  dafs  statt  Prosymnos  514  A.  1,  der  Astymedusa  in  der  argiviscnen 
Proslimnos,  und  statt  Demeter  Prosymna  Pros-  Sage  Gruppe  514,  Sohn  aus  der  blutschän- 
limna  zu  lesen  sei.  Vgl.  auch  0.  Müller,  derischen  Ehe  des  Oidipus  mit  lokaste  seit 
Dotier  1,  395,  2.  —  Die  Lesart  6  ist  ver-  den  Tragikern,  nach  Bethe  164,  Bruhn,  Einl. 
derbt;  Creuzer  a.  a.  0.  1,  343  wollte  mit  Zoega,  zu  Soph.  K.  Oidip  25  A.,  Legras,  Les  Le'gen- 
He  obeliscis  216  daraus  Tlolrnvog,  nolvvnvog  des  TheT).  dans  VEp.  et  la  trag.  Gr.  43.  50.  59, 
lesen,  f  den  Genius,  dessen  Name  vom  Schlafe  30  bereits  in  der  Thebais,  anders  Welcker  2,  333. 
hergenommen,  den  Gott  des  frohen  Lebens  zur  Nach  Bobert,  Apophor.  115,  sind  lokaste,  Epi- 
Unterwelt hinabgeleitet'. —  Auf  einer  bronzenen  käste,  Eurygane  und  Astymedusa  nur  ver- 
etruskischen  Situla  erkennt  J.  de  Witte,  Gazette  schiedene  Namen  für  dieselbe  mythol.  Figur 
arch.  7  (1881/82),  9  den  Dionysos  und  den  Pros-  der  Mutter  und  Gattin  des  Oidipus;  den  mit 
ymnos,  wie  sie  den  Herakles  bei  seiner  An-  einer  Jungfrau  vermählten  blinden  Oidipus 
kunft  in  Lerna  empfangen.     [Höfer.]  schreibt  er  der  Komödie  zu.     Gruppe  524,  516 

Polymorphos  (IJolv^ioQcpog),  Beiname  1)  der  hingegen  weist  die  Ansicht,   dafs  in  der  alten 

Selene  resp.  der  mit  ihr  identifizierten  Hekate,  Sage  die  bekannten  vier  Kinder  aus  der  Mutter- 

Ev%r}  TtQÖg  Hilr\vvv  9  (Orphica  ed.  Abel  p.  293)  ehe  stammen,  zurück,  da  die  Aigiden  sich  im 

Kaibel,  Inscr.  Gr.  Ital.  et  Sic.  1032.  Hymn.  in  40  Mannesstamme  auf  Polyneikes  zurückführten. 
Hekaten   9  =  Abel  a.  a.  0.  p.  289.     Vgl.  Poi-  Während  nach  Welcker  2,  341,  (vgl.  Wila- 

kilomorphos  nr.l.  —  2)  des  Phanes  (s.  d.  Bd.  3  mowitz,    Einl.   zu    König   Oedip.   S.  9)    in   der 

Sp.  2252,  59).  —  3)  der  Skylla,  vgl.  Schol.  Piaton  älteren   Sage  Eteokles   der  ältere  Bruder  war, 

Epist.   p.  345  d    (Hermann   p.  391).   —   4)   des  vermutet  Bethe  (107),  dafs  bereits  die  Thebais 

Proteus,  Eusi.  advers.  implacabil.  accus.  66  (Hust.  den    Polyneikes    als   den    älteren    aufgefafst 

opmscula  ed.  Tafel  115,  53);  vgl.  de  emendanda  habe,  vgl.  Gruppe  526  A.  5.    Bei  Sophocl.  Oed. 

vita  monach.  13  p.  217,  6.     [Höfer.]  Col.  wird  Polyneikes  als  der  ältere  bezeichnet 

Polyneikes  (TIolvvdy.rig)  Herodian  ed.  Lentz  374  f.,    1294  f.,    1422   (was    Welcker   u.    Klein, 

1,  81,  28  u.  ö.  ...  TtoXvvanrjg,  cälcc  no\vvtl%i]g,  Mythop.  d.  Soph.,  Programm  Eberswalde  1893 

vgl.  Schol.  Hom.  E.  16,57;  rVielhadrer'  Schnei-  50  S.  9   A.  26,   Legras  62   A.  1   u.    146   A.  1    für 

dewin,   Philol.   3,356,    'Haderreich'    Welcker,  eine    Neuerung    des    Dichters    erklären);    vgl. 

Ep.  Cycl.  2,  341,  vgl.  Aesch.  Sept.  (Bindorf)  578.  Schol.    Eur.    Phoen.    71,    Argum.    Aesch,    Sept. 

658.  830  und  Schol.  zu  den  St.,  905.  936.  941;  (Bindorf)  1,  37   (Schol.  rec.   3,  298),   Apollodor 

Sojjh.  Aid.  110;  Eur.  Phoen.  636  (Eustath.  776,  3,  6,  1  (xivsg  (ihv).     Als   der  jüngere  erscheint 

52),  1493;  'Vielstreiter'  ('Vielsieger' ?)  Gruppe,  er  bei  Euripides  Phoen.  56,  71  u.  Schol,  Argum. 

Gr.  Myth.  506;  etrusk.  Namensforrn  Pulunice,  Phoen.  (Bindorf)  9  Z.  12;  Apollodor  (rivhg  dh); 

Phulnice   (s.  d.  u.  Etevukle),    Sohn    des    Oidi-  Biodor  4,  65,  1;  Schol.  Hom,  B.  4,  376  ('Et.  cos 

pus  (daher  Ol8nto§Ldr]g  [s.  d.],  Oedipodionides  TtQSßßvtsqog;  Valcken,  xbv  TtQsaß.),  Argum.  Aesch. 

[s.d.]   Stat.  Theb.    1,  313.  6,  404.  7,  216)   und  Sept.  1,  38,   Stat.  Theb.  2,  428,   Lact.  z.  d.  St., 

seiner    zweiten   Gemahlin  Euryganeia,    T.  60  Mythogr.  Vatic.  2,  230.  1,  152. 
des  Hyperphas,  nach  der  Oidipodie  —  s.  den  Nach  Lysimachus  frgm.  7  (F.  H.G.  3  S.  337) 

Odysseekommentar  bei  Paus.  9,  5,  11,  der  sich  im    Schol.  zu    Eur.  Phoen.   13    veranlafst    der 

zugleich    auf    das    Gemälde    des    Onasias    im  Orakelspruch,   dafs   beide  Söhne  im  Wechsel- 

Pronaos    der    Athene    Areia    zu    Plataeae    be-  rnord  fallen  sollen,    die  Aussetzung  des  Poly- 

ruft,  —  wohl   der  Quelle  für  die  Nekyiastelle  neikes,   nach  Kastor  (Mestor   cod.  B,    Gruppe 

(Odyss.   11,  271  ff.),    Bethe,    Theb.  Heldenl.   3,  525  A.  11)  auch   des  Eteokles  (s.  rOidip.' Bd.  3 

Gruppe,  Gr.  M.  525;  vgl.  0.  Müller,  Orchom*  Sp.  728). 
221,  Welcker,  Ep.  C.  2,  313  ff. ;  dagegen  Weck-  Der  Zwist  der  Brüder  wird  die  Ursache 

84* 


2663                     Polyneikes  Poljneikes                     2664 

zum  Kriege  gegen  Theben.  Als  Grund  des  Deutlich  sprechen  von  dem  auf  dem  Labda- 
unglücklichen Ausganges  desselben  nennt  kidenhause  lastenden  Fluche  die  Tragiker. 
Homer  II.  4,  409  ganz  im  allgemeinen  die  Seit  Laios'  (s.  d.  Bd.  2  -Sp.  1801)  Ungehorsam 
arußd-cdLai  der  Helden,  s.  Pind.  Nein.  9,  18  ff.  gegen  Apollo  (der  Heras  Stelle  in  der  Oidi- 
Nach  Hesiod,  Op.  162,  der  den  Bruderzwist  podie  einnimmt)  ist  dem  Gotte  das  ganze  Ge- 
mehr  in  den  Hintergrund  zu  schieben  scheint  schlecht  bis  zu  den  Enkeln  des  Laios  verhafst, 
(0.  Müller,  Orch.  222,  s.  Welcher,  Ep.  C.  2,323),  Aesch.  Sept.  691.  741  ff.  801.  842.  953 ff;  Eur. 
entbrennt  der  Kampf  um  die  Herden  des  Oidi-  Phoin.  18,  1597ff.  1611;  Soph.  Oed.  Col.  964f. 
pus,  d.h.  den  Reichtum  des  Landes  {Welcher  369.  421.  788.  1299;  Antigone  867;  Oed.  R.  (s. 
2,  323).  Als  tieferen  Grund  des  Bruderzwistes  10  aber  Bruhn,  Einl.  zu  Soph.  Oed.  B.  26,  Wila- 
enthielt  die  Ihebais  (frgm.  2  u.  3)  zwei  [nach  mowitz,  Einl.  zu  K.  Oed.  10)  277.  1329,  vgl. 
Welcher,  Ep.  C.  2,  335f ,  drei]  Flüche,  die  Oidi-  Bethe  161  A.  4;  Diodor  4,  64. 
pus  gegen  die  lieblosen  Söhne  schleudert.  Nach  Bei  Aeschylus  Sept.  785ff.  wird  der  Fluch 
Wilamowitz  (Hermes  26,  227  A.  2)  kannte  die  nicht  mit  dem  in  der  Thebais  (frgm.  3)  er- 
Thebais  den  Geschlechtsfluch  noch  nicht.  Die  wähnten  Frevel  begründet,  wie  der  Schol. 
älysee,  die  Oidipus  erduldet,  Hom.  Od.  11,275,  Oed.  Col.  1375  behauptet,  dem  Welcher  2,  335, 
werden  von  Welcher  u.  a.  (s.  f Oidipus'  Bd.  3  Bethe  104,  Bruhn  22,  Legras  45  A.  2  folgen, 
Sp.  701)  auf  die  Mifshandlung  durch  die  Söhne  auch  Kruse,  He  Aesch.  Oedipod.  38  und  Wech- 
mitbezogen;  anders  Wechlein,  Kyhl  Theb.  682.  lein  666,  die  die  Schuld  allein  in  der  vernach- 

Nach  Athen.  11,465  F.  (Eust.  1684,  7  ff.)  20  lässigten  Pflicht  der  Geroboskie  finden.  Im 
setzte  der  zeusentsprossene  Held  Polyneikes  wilden  Schmerze  (vgl.  v.  725)  über  die  ent- 
der  Blonde  dem  Vater  trotz  seines  Verbotes  deckten  Greuel  verflucht  Oidipus  zugleich  mit 
(Athen.  465  E.)  die  Kleinodien  des  Vaters,  einen  seiner  Selbstblendung  die  aus  der  blutschän- 
aus  Kadrnos'  Schatze  stammenden  silbernen  derischen  Ehe  entsprossenen  Kinder,  vgl. 
Tisch  und  einen  goldnen  Pokal,  mit  süfsem  Schneidewin,  Phil.  3,  355.  364  A.  17;  Susemihl, 
Weine  gefüllt,  vor.  Ergrimmt  darüber,  dafs  Jahns.  Jb.  1,  748,  Hermann,  Opusc.  7,  204, 
die  Söhne  ihn  an  den  Vatermord  erinnern  Hindorf,  Adnot.  Sept.  786,  Weil,  Praef.  Sept. 
wollen  (Eust.  1684,9),  flucht  er  den  Söhnen,  12  u.  v.  772,  Klein,  Mythop.  1,  33  A.  100.  2,  2; 
dafs  sie  nicht  in  Frieden  das  Erbe  teilen,  Waldeyer,  Progr.  Leobschätz  1873  S.  7  ff.,  Hütte- 
sondern  beiden  stets  Krieg  und  Kampf  be-  30  mann,  Progr.  Strafsburg  1880,  45 f.  57,  Gruppe 
schieden  sein  solle.  Einen  zweiten  noch  gräfs-  525  A.  13.  Nach  Schneideicin  und  Geist  sind 
licheren  Fluch  aus  der  [fwxpa  Gruppe  502  Z.22,  die  Söhne  noch  jung  zu  denken. 
xvkIlxi)  Welcher,  Ep.  C.  1, 192]  Thebais  über-  Die  Darstellungen  auf  12  etrusk.  Aschen- 
liefert  das  Schol.  zu  Soph.  Oed.  Col.  1375.  Als  kisten  im  Museum  zu  Volterra  bezieht  Tnghi- 
die  Söhne  ihm  einst  aus  Vergefslichkeit  oder  rami,  Mon.  etr.,  auf  den  seinen  unerwachsenen 
aus  einem  anderen  Grunde  statt  der  gewohnten  Söhnen  fluchenden  Oidipus ;  anders  Overbech, 
Ehrengabe  des  Rückens  das  Hüftstück  des  Opfer-  Bildw.  d.  Theb.  S.  69.  —  Über  die  Darstellung 
tiers  sandten,  ihn  also  nicht  mehr  als  König  der  beiden  Söhnchen  als  Zeugen  der  gewalt- 
anerkennen wollten  (Welcher  2,  336,  Bethe  103,  samen  Blendung  des  Oidipus  (s.d. Bd. 3  Sp.730) 
Wilamoicitz ,  Ei  id.  zu  Soph.  Kö'n.  Oedip.  8,  40  auf  einer  etrusk.  Aschenkiste  vgl.  Overbech, 
Gruppe  526  A.  1;  anders  Wechlein,  Kyld.  Theb.  Bildw.  S.  67  (Taf.  2,  12),  Körte,  Urne  Etr.  2, 
666),  da  fleht  der  Blinde  Zeus  und  die  übrigen  21  ff.,  Baumeister,  Henhm.  1052  (Abb.  1268), 
Götter  an,  dafs  die  Söhne  im  Wechselmorde  Wecklein,  Kyhl  Theb. 689;  anders  Bethe  68  A. 40. 
zum  Hades  hinabgehen  möchten.  Mit  Unrecht  Ungefähr  den  gleichen  Wortlaut  hat  der 
haben  Casaubonus  und  Valchenaer  auf  Eust.  Fluch  in  Eurip.  Phoin.  68  (vgl.  Schol.  zu  d.  St. 
484,41  u.  1684,9  gestützt,  diesen  Fluch  der  und  zu  64;  624.  765.  880.  1051  ff.  1354.  1426. 
Thebais  des  Antimachus  beigelegt  (Welcher  1556  f.),  den  der  Vater  gegen  die  heran- 
333  A.  26,  551,  Bethe  102  A.  37).  [Aus  Anti-  gewachsenen  (63)  Söhne  schleudert;  vgl.  Eur. 
machos  bezieht  sich   auf  Polyneikes  frgm.  30.]  Suppl.    150.      Er    wird    wie    in    der     Thebais 

Eine    Parodie    der   Thebaisstelle    teilt    der  50  (Welcher  2,335,  Bethe  1U5,  Wecklein  675;  an- 

Schol.  zu  Oed.  Col.   1375    mit,    die    aus    einer  ders  Gruppe  526,  Geist  1,  9,  Klein  1,  33  A.  99) 

Komödie    oder    aus    einem    Satyrdrama    (nach  damit  motiviert,  dafs  die  Söhne  den  Vater  im 

Bergh  des  Pratinas)  stammt  (Nauch,  E.  T.  G.,  Palaste    eingeschlossen    hielten,    um    sein  Ge- 

frgm.  adesp.  458,  S.  928);  vgl.   Welcher  2,  337  schick  in  Vergessenheit  zu  bringen  (44  ff.  327  ff. 

A.  33,  Bethe  89  A.  16  u.  104,  Wechlein  664  A.  2;  1539;  vgl.  Diodor  4,  65  Anf.),  und  ihm  die  ge- 

Herwerden,  Melanges  1898  S.  190  (Gruppe  526  bührenden  Ehren  versagten  (874  ff,  Schol.  875; 

A.  1).    Auch  in  3£enanders  Nauhleros  mufs  der  vgl.  Attius,  Phoin.  fragm.  IX  (7)  Mibb.,  Diodor 

Streit  erwähnt  worden    sein    (Schol.  Oed.  Col.  4,  65.     Von  einem  oixlay.og    sprechen  in  über- 

1375;  Koch,  C.  A.  F.  3  S.  102).  triebener  Weise    die    Argumente    zu    Aeschyl. 

Bei  Pindar ,    Pyth.  4,  147,    spielen    Iasons  60  Sept.  (Argum.  vulg.  Hindorf  S.  37  u.  Cod.  Cant. 

Worte  auf  den  Fluch  an.  S.  38),    sowie  das  Argum.  cod.  Gu.   zu   Eurip. 

In    dem    Hymnus   (01.2)    auf  Theron    von  Phoin.  (Schol.  3  S.  9  Dind.);  vgl.  Welcher  2,  335 

Akragas,  dessen  Geschlecht  sich  von  Thersan-  A.  31.     Der  Mythogr.  Vatic.  2,  230   läfst  Oidi- 

dros,    dem    Sohne    des    Polyneikes,    ableitete  pus   sogar  in    einer  unterirdischen  Behausung 

(Schol    Ol.   2,80.82),    wird    der    Brudermord  weilen.     Bei  Statius   Theb.  1,  46  ff.   ruft   Oidi- 

(v.  45)   zu   dem   alten    Spruche  Apollos  (Schol  pus,  der  sich  tief  im  Innern  des  Palastes  auf- 

71)    in  Beziehung    gesetzt,    aber    vom  Dichter  hält,    die    Rache    Tisiphones    auf    die    Söhne 

nur  leise  angedeutet.  (creges'  1,  77)  herab,  weil  sie  sich  seiner,   der 


2665                      Polyneikes  Polyneikes                      2666 

Thron  und  Augen  verloren  habe  (1,  74),  nicht  lieh  bei  der  Erbteilung,  und  flüchtet  zum  zwei- 

annehinen,  ja  in  ihrem  Hochmute  seiner  Kla-  ten  Male  zu  Adrast. 

gen  spotten  (1,  78  ff.  239).  Auch  in  Hesiods  Epos  (Bethe  168,    KtxxaX. 

In  Soph,  Oed.  B.  wird  ein  Fluch  des  Oidi-  frgm.  62,  Bzach,  Schol.  Toivnl.,  Hom. II.  23,679) 

pus  nicht  erwähnt,  wohl  aber  das  spätere  un-  scheint  Polyneikes    sich    schon    bei   Lebzeiten 

freundliche    Verhältnis    zwischen    dem    Vater  des  Vaters  bei  Adrast   aufgehalten   zu  haben, 

und  den  Söhnen  angedeutet  (1474V    Nach  der  Gruppe,  Gr.  Myth.  527  A.  5,  hingegen  meint, 

Blendung  (vgl.  1370)  vertraut  der  Unglückliche  möglicherweise  habe  Polyneikes  erst  bei  seines 

nur  seine   kleinen   Töchter   Kreons  Obhut   an;  Vaters    Bestattung    die    Argeia,    die    als  Ver- 
der    noch    minderjährigen    Söhne    gedenkt    er  10  wandte  mit  nach  Theben  gekommen  sei,  lieb- 

nur  mit  wenigen  Worten  (1459  ff.);  vgl.   Wila-  gewonnen  und  sei  darum  nach  der  Entzweiung 

mowitz,  EM.  zu  Oed.  B.  S.  8,    Bruhn,   EM.  mit  Eteokles  nach  Sikyon  geflüchtet. 

zu  Oed.  B.   S.  16.  26.  40,    Klein   2,  2,    Scholl,  Nach   Hellanikos  (F.  H  G.    1,    12,    Schal 

Soph.  Leben  171,  dazu  Klein,  1,  33f.  Eur.  Phoin.  71)  kommt  es  zwischen  den  Brü- 

Im  Oed.  Col.  setzt  die  Schuhi  des  Polynei-  dem  zu  einem  Vergleiche.    Polyneikes  habe, 

kes  und  Eteokles  erst  mit  der  Verbannung  des  da  ihm  der  Bruder  die  Wahl  gelassen,   ob  er 

Oidipus  aus  Theben  ein,  insofern  die  nun  be-  die   Herrschaft    oder    die   Schätze  zum  Anteil 

reits  erwachsenen  Söhne  (Klein  2,  5)  sich  Kreons  haben  und  eine  andere  Stadt  bewohnen  wolle, 

(770)  und  der  Stadt  Beschlufs  nicht  widersetzten  das  Kleid    und    das   Halsband   Harmonias    als 
(440  f.),    auch   ihn  weder  Polyneikes   während  20  einen  der  Herrschaft  gleichen  Teil    geschätzt, 

seiner  kurzen  Regierung  noch  hierauf  Eteokles  habe  Eteokles   die  Herrschaft  abgetreten  und 

zurückrief,  sondern  dem  Elende  preisgab  (599.  sei  nach  Argos   gegangen.     Nach   dieser  Fas- 

1356  ff.  1363  ff.  1377.    1265f.).     Der  Vaterfluch  sung    liegt    die    Schuld   auf  Polyneikes'  Seite, 

selbst  '421  ff.),  dafs  weder  Eteokles  den  Thron  wenn  es  dann  doch  zum  Zwiste  mit  dem  Bru- 

behalten,    noch    Polyneikes    je    nach    Theben  kommt  (vgl.  Bethe  100.  108.  167). 

zurückgelangen   möge,   erfolgt    erst,   nachdem  Von    einer    gewaltsamen    Vertreibung 

Oidipus  durch  Ismene  erfahren   hat,   dafs  den  des  Polyneikes  berichtet  Pherekydes.  F.  H.  G.  1, 

Söhnen    trotz   Apollos   jüngstem   Spruche    der  49  (Schol.  Eur.  Phoin.  71).    Welcher  2,  342  sucht 

Glanz  des  Thrones   höher   stehe  als  die  Sehn-  für  die    Thebais   die   Angaben   bei  Pausanias 

sucht  nach  dem  Vater  (418  f.  449 f.).                    30  und  Hellanikos  zu  verbinden.    Einen  ähnlichen 

Kreon  gegenüber  wird  der  Fluch  dahin  ver-  Sachverhalt  setzt  Schneideivin  (Piniol.  3,357, 
schärft  (Klein  2,  23),  dafs  beide  Söhne  vom  dagegen  Kruse,  De  Aesch.  Oedipod.  1854,  S.  49) 
Thebanerlande  nur  so  viel  erhalten  sollen,  als  für  den  Oidipus  des  Aeschylus  voraus.  Poly- 
znm  Grabe  genüge  (790;  vgl.  1373 ff.).  Als  Poly-  neikes  sei  nach  der  Teilung  nochmals  nach 
neikes  voller  Eeue  den  Vater  anfleht,  als  Füh-  Theben  zurückgekehrt,  um  die  Teilnahme  an 
rer  des  Heereszuges  ihm  gegen  Eteokles  bei-  der  Herrschaft  zu  fordern,  und  sei  deshalb  ver- 
zustehen, und  ihn  ins  Haus  der  Ahnen  zurück-  trieben  worden  (vgl.  Waldcyer,  De  Aesch.  Oed. 
zuführen  verspricht,  bezeichnet  der  aufs  höchste  2,12,  Droysen,  Aeschyl.  279).  Dafs  die  Ent- 
ergrimmte Vater  den  Polyneikes  geradezu  als  zweiung  bei  der  Teilung  stattfand,  lehrt  Sept. 
seinen  Mörder  (1361)  und  wünscht  beiden  unter  40  v.  907.  —  Susemihl,Jb.f.  Ph.  1,  743  u.  Weil,  EM. 
Anrufung  des  Tartarus,  der  Erinnyen  und  des  Aesch.  Se})t.  13,  nehmen  an,  dafs  die  Söhne  die 
Ares  den  Tod  durch  Bruderhand  (1387  ff.).  Tief  Herrschaft  des  Vaters  an  sich  gerissen  hatten, 
erschüttert  ersucht  Polyneikes  die  Schwestern  Ob  Polyneikes  die  gröfsere  Schuld  trifft,  läfst 
um  eine  ehrenvolle  Bestattuug  in  heimatlicher  Aeschylus  unbestimmt  (s.  aber  Welcher  2,  341, 
Erde  (1399  ff.).  Die  Bitte  Antigones  (1416  ff.),  Legras  47  A.  4).  Während  Polyneikes,  der  in 
das  Heer  wieder  abziehen  zu  lassen,  lehnt  er  seinem  Wappenschilde  die  Dike  führt,  sich 
als  unvereinbar  mit  seiner  Ehre  ab,  zumal  beklagt,  von  Eteokles  schmählich  verjagt  wor- 
um auch  der  Hafs  gegen  den  Bruder  vor-  den  zu  sein  (637  ff.),  stellt  Eteokles  den  Bru- 
wärts  treibt.  der    als    einen  von  frühester  Kindheit  an  un- 

Bei    Apollodor    3,  5,  9    stöfst    Oidipus    den  00  verträglichen   Charakter  hin   (654  ff.).     In   der 

Fluch  bereits  bei  seiner  Ausweisung  aus;  vgl.  zuletzt  von  Wecklein,  Z.  f.  bayr.  G.  1905,  S.  79, 

Eustath.   484,  44.     Nach   dem  Schol.  Hom.  IL  EM.  z.  d.  Sept.  11,  als  echt  erklärten  Schlufs- 

4,  376    endlich,    das   nach  Bethe  26,   Wecklern  partie    (s.  aber   Bethe,    Pauly-Wissoiea  B.  E. 

680  die  Fassung  der  Oidipodie  wiedergibt,  ver-  1,  2402)  erklärt  Antigone  v.  1049:    nciftav  v.a- 

ursacht    die    Verleumdung    Astymedusas,    die  x&g  v.ccxolaiv  avxvysißsxo  (Schol.  1050). 

Stiefsöhne  hätten  ihrer  Ehre  nachgestellt,  den  Nach  anderer  Sage   treffen  die  Brüder  das 

Fluch  des  ergrimmten  Vaters  (dt'  ai'uaxog -naga-  Abkommen,  die  Herrschaft  abwechselnd  je 

laßslv  n)v  %coq(xv);  vgl.  Eustath.  484  E.  ein  Jahr  zu  führen.    Einige  berichteten  (Apol- 

Damit  der  Fluch  an  ihm  und  seinem  Bruder  lodor  3,  6, 1)  von  einem  früheren  Regiment  des 

nicht  in  Erfüllung  gehe,  entfernt  sich  (vTtt^fjXQ-s)  60  Polyneikes,    das   dieser   dann  dem  Bruder  ab- 

Polyneikes  nach    der  von  Paus.  9,  5,  12  über-  getreten  habe,  Argum.  I  Aesch.  Sept.,  Dindorf 

lieferten,  im  ganzen  alten  epischen  Sage  (Welcker  S.  37,    andere,    Eteokles    habe    zuerst    regiert 

2,  34U)  noch   bei  Lebzeiten   und  während   der  (Apollodor,  Zenobius   1,  30),    dann    aber   dem 

Regierung    des    Oidipus    aus    Theben ,     wird  Polyneikes  nicht  den  Platz  geräumt.    Aus  dem 

Adrasts  Schwiegersohn  und  kehrt,  von  Eteokles  Lande   vertrieben,    sei    dieser  nach  Argos   ge- 

nach    Oidipus'    Ableben    herbeigerufen,    nach  gangen.     Die    letztere   Darstellung   gibt  Apol- 

Theben  zurück.    Hier  gerät  er  mit  Eteokles  in  lodor  —   abgesehen    von    den  Worten    xöv   xs 

Zwist  (vgl.  Welcker  2,  343  A.  47),  augenschein-  oq^iov    v.al    ninlov    $%cov    —   nach    Euripides' 


2G67 


Polyneikes 


Polyneikes 


2668 


Phoinissen  v.  69 ff.  Vgl.  Argum.  Phoen.  Dindorf 
S.  9 ;  Argum.  III  Aesch.  Sept.  Bind.  S.  38 ;  Dio- 
dor  4,  65,  1;  Seneca,  Phoen.  280  ff. ;  Mythogr. 
Vatic.  1,  152.  1,  80. 

In  den  Supplices  149  ff.,  vgl.  14,  begibt  sich 
Polyneikes  bereits  während  seiner  freiwilligen 
Verbannung  zu  Adrast.  (931),  vgl.  Mythogr.  Vat. 
2,  230. 

Ob  in  Soph.  Oed.  Col.  ein  ähnlicher  Vertrag 
der  Brüder  vorauszusetzen  ist,  bleibt  ungewifs, 
Klein  2,  9;  Schutt,  Progr.  Görlitz  1855,  Über 
d.  Pol.  des  Oidip.  Col.  S.  11.  Infolge  gott- 
gesandter Verblendung  und  des  eigenen  Frevel- 
sinnes (371)  wünschen  beide  den  verhängnis- 
vollen Thron  einzunehmen  (vgl.  1299),  auf  den 
sie  zugunsten  Kreons  verzichtet  hatten  (367 ff.). 
Bald  nachdem  Polyneikes  die  Regierung  an- 
getreten hat,  wird  er  von  Eteokles  mit  Hilfe 
der  Bürgerschaft  (1298)  gestürzt  und  vertrieben 
(375 f.  1292  f.  1330;   Gruppe  526  A.  5). 

In  Statius  Thebais  veranlafst  Tisiphone 
(l,  125)  den  Bruch  des  Vertrages  (138)  durch 
Eteokles  und  in  Polyneikes,  der  nach  Ent- 
scheidung des  Loses  (1,164.  2,309  u.  428; 
Lact,  zu  d.  St.)  zuerst  die  Heimat  verlassen 
hat,  das  Verlangen  nach  der  Alleinherrschaft 
(1,  316  ff). 

Bei  Attius  3,  1  bestimmt  Oidipus  selbst, 
um  der  Zwietracht  der  Söhne  vorzubeugen 
(4,2),  dafs  beide  abwechselnd  herrschen  sollen; 
ein  Fluch  jedoch  wird  nicht  ausgesprochen 
(Eibbeck,  G.  d.  röm.  Dicht.  1, 182);  vgl.  Hygin 
fab.  67  [71b  u.  68].  Im  Schol.  Hom.  II.  4,  376 
übergibt  Oidipus  den  Söhnen  (nach  anderer 
Lesart  dem  Eteokles,  Welcker  2,  341 ;  Bethe  26) 
das  Reich,  nachdem  er  sie  verflucht  hat  (s.ob.). 

Im  Argum.  I  Aesch.  Sept.  erfolgt  die  Über- 
gabe der  Herrschaft  an  die  Söhne  nach  der 
Selbstblendung  des  Oidipus,  der  Fluch  später 
(s.  ob.). 

In  einer  Nacht  (bei  Gewitterschauer,  Statius 
Theb.  1,387.  2, 144  ff.  4,85)  gelangt  Polyneikes 
in  Adrasts  Hof  —  Argos  statt  Sikyon  nennt 
bereits  Pherekydes,  F.  H.  G.  1,49;  1,83;  vgl. 
Gruppe  175,  A.  16;  513;  527  —  und  gerät  hier 
mit  Tydeus  in  Streit,  Eur.  Suppl.  142  ff. ; 
Apollodor  3,  6,  1,  2.  Nach  der  vollständigeren 
Darstellung  in  den  Phoin.  415  ff.  (Bethe  166  ff.) 
entbrennt  der  Kampf  mit  Tydeus,  der  später 
erschienen  ist  (417;  vgl.  Stat.  Theb.  1,  407.  456) 
um  die  Lagerstatt  in  der  Vorhalle  [nach  Schol. 
Eur.  Phoin.  411 C  um  das  Löwen-  und  Eber- 
fell]; vgl.  Stat.  Theb.  1,  414  ff.  9,  62.  Nach  Bethe 
(168)  schöpfte  Euripides,  der  den  Polyneikes 
als  armen  verlassenen  Flüchtling  nahen  läfst, 
Phoin.  401  f.  (Plutarch,  De  exsüio  16) ;  Soph. 
Oed.  Col.  1335;  Seneca  Phoen.  465,  Statius  Theb. 
1,376.  2,  397.  7,  500  (s.  Gruppe  527  A.2),  nicht 
aus  der  Thebais  (Welcker  2,327),  sondern  aus 
einem  älteren  Epos,  dem  ' Amphiaraosliede, 
(s.  darüber  Gruppe  502  u.  527  A.  2;  Legras, 
Les  Leg.  Theb.  61).  Die  wilden  Kämpen  (Eur. 
Suppl.  146,  Phoen.  421  u.  Schol.  z.  d.  St.,  Schol. 
Phoen.  Gu.  135,  Eust.  II.  4,  377;  Stat.  Theb. 
1,495;  werden  von  Adrast,  dem  das  Orakel 
geboten  hat,  seine  Töchter  einem  Eber  und 
Löwen  (s.  ''Admetos'  Bd.  1  Sp.  68;  c  Kadmos ' 
Bd.  2  Sp.  842)  zu  vermählen,  als  die  ihm  vom 


Gott  verheifsenen  Schwiegersöhne  erkannt ;  vgl. 
Eur.  Suppl.  140,  Phoen.  411,  Apollod.  3,  6, 1,  3, 
Schol.  Hom.  II.  4,  376;  Enstath.  II.  4,  377.  485, 
2  u.  6;  Diodor  4,  65,  1,  Stat.  Theb.  1,  395  ff. 
Nach  anderer  Sage  (Mnaseas  F.  H.  G.  3,  48, 
Schol.  Eur.  Phoin.  411)  führt  Polyneikes  eine 
Sphinx  mit  Löwenantlitz  (mit  Brust  und  Füfsen 
des  Löwen ,  Cod.  Gu.  Bar)  oder  einen  Löwen 
(Apollodor  3,  6,  1,  3,  Eust.  II.  485,  5)  als  Schild- 

10  zeichen  oder  ein  Löwenfell  als  Bedeckung, 
Schol.  Eur.  Phoen.  421,  135;  Hom.  Schol.  II. 
4,  376,  Eustath.  II.  485,  3  [vgl.  Eur.  Phoen. 
1121],  dem  Weihgeschenke  eines  Jägers,  das 
er  sich  in  Apollos  Heiligtum  zum  Schutz  gegen 
die  grimmige  Kälte  angeeignet  hatte.  Nach 
Hygin  f.  69  trägt  Polyneikes  das  Fell  zu  Ehren 
des  '  HQaxlijg  &r]ßaysv7]g  (vgl.  Stat.  Theb.  1, 
483;  4,  84). 

Diodor '4,  65,  3,   Hygin  f.  69,   Schol.  Hom. 

20  II.  4,  376,  nach  dem  Tydeus  zuerst  anlangt, 
Schol.  Aesch.  Sept.  574  wissen  vom  Streite  der 
Helden  nichts.  Der  von  Mnaseas  angeführte 
Orakelspruch,  nach  welchem  Polyneikes  und 
Tydeus  gemeinsam  (vgl.  Schol.  Aesch.  Sept.  574) 
von  Delphi  zu  Adrast  kommen,  schliefst  die 
nächtliche  Kampfesszene  aus,  wohl  ebenso  das 
altertümliche  Vasenbild  in  Kopenhagen,  auf 
dem  nach  Abekens  Deutung  Ann.  Inst.  1839, 
255  ff.  Tydeus  (mit  Beischrift)  und  Polyneikes 

3o  als  Schutzflehende  im  Hause  des  Adrast  dar- 
gestellt sind;  Overbeck  S.  88,  Taf.  3,  4;  Bethe 
168  A.  13.  Nach  Heydemann,  Arch,  Z.  1866, 
130  ff.,  Baumeister,  Denkm.  S.  18  (Abb.  S.  17), 
Preller  2,  353  A.  1  ist  Polyneikes  hier  nicht 
nachzuweisen. 

Zu  Ehren  der  Helden  ordnet  der  König 
die  Fortsetzung  des  Linosfestes  an,  Stat.  Theb. 
1,  512  ff.  (2,  134  ff.),  zu  dem  beide  Töchter  hin- 
zugezogen werden  (1,  530  f.). 

40  Zur  Gemahlin  erhält  Polyneikes  die  Argeia, 
Hellan.  F.  H  G.  1, 12  (Schol.  Eur.  Phoen.  71), 
Mnaseas  s.  ob.;  Schol.  Eur.  Phoen.  77,  134  ff, 
Apollodor  3,  6,  1,  4,  Diodor  4,  65,  3;  Schol. 
Hom,  II.  4,  376.  5,  412,  Eust.  II.  4,  377,  Hy- 
gin f.  69  'maiorem'  (vgl.  Schol.  Eur.  Phoen.  Gu. 
429),  f.  71,  Stat.  Theb.  2,  202  (1,  244),  Myth. 
Vat.  2,  230;  1,  151.  152;  Schol.  Pind,  Ol.  2,  "6 
u.  80,  Serv.  Aen.  2.  261.  6,  480.  Als  Brautgabe 
bringt  ihr  der  Held  bei  Statins  Theb.  2,  265  ff. 

öo  (vgl.  Heüan.,  Schol.  Eur.  Phoen,  71;  Servius 
6,  445,  Mythogr.  Vat.  1,  151)  das  kostbare  Hals- 
band der  Harmonia  dar,  das  Eriphyles  Neid 
(2,  299.  4,  194)  erregt.  Unter  ungünstigen  Vor- 
zeichen beginnt  die  zwölftägige  Hochzeitsfeier 
(2,  250  ff.).  In  ähnlicher  Weise  wie  Tydeus 
(Hom.  II.  14,  119  ff.)  wird  auch  Polyneikes  von 
Adrast  bedacht  worden  sein.  Bei  Statius  4,  80 
erhält  er  die  Städte  Aigion  (Wilamow.,  Hermes 
26,212  A.  1  Aipion),  Arene  und  Troizen.  Gar  bald 

60  verknüpft  den  Tydeus  und  Polyneikes  die  in- 
nigste Freundschaft,  Stat.  Theb.  1, 476.  9,  68 
und  Lact,  zu  d.  St.,  9,  76,  Anthol.  Lat.  1,  664,  8 
(Preller,  Gr.  31.  2,  353  A.  2).  Adrast  verspricht 
(eidlich,  Eur.  Phoin.  427),  beide  Schwieger- 
söhne, zunächst  den  Polyneikes  (vgl.  Wecklein 
zu  Eur.  Phoin.  429),  in  die  Heimat  zurück- 
zuführen; vgl.  Diodor  4,65,  3 f.,  Apollod.  3,  6, 
1,4,   Stat.   Iheb.   2,  199  f.    307  f.;    Bacchylides 


2669                   Polyneikes  Polyneikes                   2670 

(Bloss)  8,  20.     Bei  Hom.  II.  4,  372  ff.  erscheint       richtet  Hygin.  f.  73  (vgl.  Bethe  79  A.  2),  Schol 

Tydeus  als  Hauptanstifter  des  Zuges,  ebenso-  Hom.  Od.  15,  246 H;  Lact.  Stat.  Theb.  3,  274  E, 

wohl    auch    in    der    Thebais,   Welcher,  Ep.  C.  Serv.  Aen.  6,  445,  Mythogr.  Vatic.  1, 152.  1,  151. 

2,  331,  Bethe  81,   Wecklein,  Kyhl.  Theb.  663.  Bei  Statins  (vgl.  Bethe  S.  80)  hat  sich  der  Seher 

Jedenfalls   gilt  bei  Aeschylus,  Sept.  570  ff.,  in  sein  Haus  eingeschlossen,   nachdem  er  den 

Tydeus  als  Hauptgegner  des  Arnphiaraos,  vgl.  unglücklichen  Ausgang  des  Krieges,  auch  den 
Apollod.  3,  6,8,3;  erst  an  zweiter  Stelle  eifert       Wechselmord    der  Brüder    (3,  542   u.  Lact.   z. 

der    Seher    gegen    Polyneikes    (576).     In  Eur.  d.  St.)  erkannt  hat.    Der  Gedanke,  ihn  zur  Teil- 

Suppl.  160,  154  läfst    sich   Adrast    durch    das  nähme  am  Zuge  zu  zwingen,  geht  von  Argeia 

ungestüme    Drängen     beider    Schwiegersöhne  10  aus  (3,  678).     Bei  dem  Mythogr.  Vatic.  1,  152, 

zum  Zuge  gegen  Theben  fortreifsen.     Der  bil-  der  von    einem   Orakel    berichtet,    Polyneikes 

lige  Vergleich,   zu  dem  Eteokles  sich   (737  ff.)  werde  Sieger  sein,  falls  Arnphiaraos  im  Kriege 

erbietet,  ist  eine  freie  Erfindung  des  Euripides  von    der    Erde    verschlungen    werde,    händigt 

(Wilamowitz,   Einl.   z.   d.  Suppl.    22).     In   den  Argeia  selbst  der  Eriphyle  den  verhängnisvollen 

Phoen.  432  greift  Polyneikes  nur  ungern  zum  Schmuck  ein,  vgl.  Lact,  zu  Stat.  Theb.  3,  274.  — 

Schwerte.    Nach  Pausan.  9,  5,  12,  Hygin.  f.  69  Nach  der  herrschenden  Sagenform  wirdEriphyle, 

wird    der  Zug   durch  Polyneikes'   Bitten  ver-  Schwester  des  Adrast,   durch   Polyneikes    be- 

anlafst.  stochen.    In  Apollodors  (3,  6,  2,  2 ff.)  Quelle  hin- 

Von    Adrasts    Bemühungen,    den    Eteokles  gegen   ist   sie    wie    beim   Schol.  Hom.  Od.  11, 

durch   Tydeus   von   Argos    aus   auf   gütlichem  20  326  Q.V.  als  Tochter  des  Iphis  aufzufassen.   Der 

Wege    zur    Einhaltung   des   Vertrages    zu    be-  Rat,  den  der  Anaxagoride  Iphis  dem  Polyneikes 
stimmen,  berichtet  Diodor  4,  65,  4.  —  Statius       auf  sein   Befragen   erteilt,    ist   wahrscheinlich 

Theb.  2,  364  ff.  läfst  den  Adrast  den  Entschlufs  vom  Hasse  gegen  seine  beiden  Mitkönige  ein- 

mit  beiden  Schwiegersöhnen  gemeinsam  fassen.  gegeben  (Gruppe,  Burs.  Jb.  S.  96).    Trotz  Am- 

Nach   der  höhnischen  Abweisung   des  _Tydeus  phiaraos'  Verbot,  Geschenke  von  Polyneikes  an- 

durch  Eteokles  und  dem  nächtlichen  Überfall  zunehmen,  läfst  sich  Eriphyle  durch  das  goldene 

fordern    Tydeus    und     nach    ihm    Polyneikes  Geschmeide  bestechen.   Da  der  Bericht  von  dem 

(3,  367  ff.)    mit    Recht    zum    Kriege    auf;    vgl.  Vertrage  zwischen  Adrast  und  Arnphiaraos  in 

Werner,    Comm.  phil.  in   Bibbechii  hon.  1888,  §  4,  den  Bethe  (S.  52  u.  78)    nebst  §  5   abson- 

S.  516;  anders  Gruppe  532  A.  2.  520  A.  11.  30  dert  und  für  das  ' 'Amphiaraoslied'   verwertet, 

Um  Bundesgenossen  zu  werben,  begeben  sich  in  guter  Ordnung  anschliefst,  insofern 
sich  Tydeus  und  Polyneikes  nach  Mykenai.  nach  dieser  Fassung  die  Tochter  des  dritten 
Doch  Zeichen  des  Zeus  schrecken  die  Ein-  Königshauses  als  scheinbar  Unparteiische  ver- 
wohner (vgl.  Welcher  2,  329  A.  17),  Beistand  zu  tragsgemäfs  entscheiden  soll  {Gruppe  S.  96), 
gewähren,  Hom.  II.  4,  376  ff.  Bei  Statius  Theb.  anderseits  im  Schol.  zu  Od.  11,  326  die  Er- 
4,  306  stellt  Mykenai  (wegen  des  bevorstehen-  wähnung  des  Polyneikes  (Xaßovoa  S'  '£.  xbv 
den  Bruderkrieges  zwischen  Atreus  und  Thyest)  'öqjiov  -nuga.  Tlolvv.)  nicht  beanstandet  werden 
keine  Streiter,   wohl  aber  in  Eur.  Phoin.  430.  darf,  von  dem  Verstecke  des  Arnphiaraos  aber 

Von    den    argivischen    Fürsten    verweigert  nur    spätere   Berichte    sprechen    (s.  Welcher  2, 

Arnphiaraos  die  Teilnahme.  Die  ausführliche  40  345  A.  51,  der  die  Quelle  in  der  dramatischen 

Sage    von    der   Bestechung  des    Sehers   durch  Poesie  sucht;  anders  Bethe  S.  81),  so  dürfte  in 

Eriphyle  (Od.  11,  327;  15,  247)  liegt  nach  Bethe  den  beiden  Sagenformen   von   der  Bestechung 

(51  ff.  77  ff.)  und  Gruppe,  Gr.  Mythol.  530  (anders  der  Eriphyle    durch  Polyneikes    an  Eriphyles 

in  Bursians  Jahresb.  81,  S.  95tf.)  in  zwei  schon  Entscheidungsrecht     festzuhalten     sein,     vgl. 

frühzeitig  kontaminierten  Fassungen  vor.   Nach  Chemnitzer    Programm    1906,    S.    17;     Legras 

der  einen  Fassung  [der  älteren  des  'Arnphiaraos-  S.  63  ff.     Nach   Welcher  2,327    wurde    die   Be- 

liedes'    (Bethe),    der  sikyonischen  Umformung  stechung  der  Eriphyle  im  Anfange  der  Thebais 

der  argivischen  Sage  (Gruppe)],  die  an  die  Sage  gelegentlich  erzählt. 

von  der  Übertragung   des   Schiedsrichteramtes  Eine   erotische   Umbildung   durch   die  hel- 

an  Eriphyle  anknüpft,   besticht  Adrast  die  50  lenistische  Poesie  oder  bereits  durch  Euripides, 

Schwester  durch  ein  Halsband,    vgl.  Ghenm.  nach   der  Eriphyle   mit  Polyneikes  Treubruch 

Progr.   1906,    S.  17,    nach    der    anderen    [der  begeht,    erschliefst    Norden,    Kommentar    zu 

Thebais  [Bethe),  der  argivischen  Sage  (Gruppe)]  Vergil.Aen.6,  S.  244,  Hermes  28  Hft.  3  (dagegen 

verlockt  Polyneikes  (Eur.  frgm.  Nauch  71  im  Belling,  Stud.  üb.  d.  Kompos.  Verg.  39;  Zeitschr. 

Schol.  Pind.  Nem.  4,  32;    Schol.   Find.   3,  167,  f.  Gymn.  1895,   S.  253,    1905,  S.  122)   aus  der 

Apollod.  3,  6,  2,  3,  Diodor  4,  65,5,  Ashlepiad.  Übereinstimmung  dieses  Motivs  bei  Ovid,  Ars 

F.  H  G.  3,  23  im  Schol.  Hom.  Od.  11,  326  (s.  am.  3,  11  ff.  u.  Vergil.  Aen.  6,  445.    Vielleicht 

aber  Bethe  51  A.  12),  Schol.  Od.  11,  326  Q.  V.;  dürfte  die  falsche  Auffassung  von  Od.  11,  327 

Eustath.  1689  z.  d.  St.,  Schol.  Plato  Bep.  590  A  (cpiXov   ävSgbg   =  mxQcc  q>.  cc.)   den  Anlafs   zu 

—  vgl.  Soph.  Electra  837  und  Schol.,  Ephoros  60  dieser  Sagenform  gegeben  haben. 

F.  H.  G.  1,  155   bei   Athenaeus  6.   232 f.;    Cic.  Schon    alte    Überlieferung    weist    den    ge- 

Verr.  4,  39)  durch  das  kostbare  Halsband  der  schlossenen  Kreis  von  sieben  Helden  auf,  die 

Harmonia  die  Eriphyle,   die  hier  als  Tochter  wider     das     siebentorige     (nach     Wilamowitz, 

des    Anaxagoriden    (Bethe   78,    des    Perseiden  Hermes  26,  229    eine  Erfindung    des   Dichters 

Gruppe   530,   514  A.  2)  Iphis   anzunehmen  sei,  der  Thebais  =  Homer ;  vgl.  Bethe  63,   Müller, 

das   Versteck    des    Arnphiaraos    zu    verraten  Aesthet.  K.  d.  Soph.    63;    dagegen    E.   Meyer, 

und    ihn    zur  Heeresfolge    zu    zwingen.     Dafs  Gesch.  d.  A.  2,  190,    Wechlein,   Burs.  Jahresb. 

sich  Arnphiaraos  verborgen  gehalten  habe,  be-  71,  199)  Theben  zogen.      Über   die   Bedeutung 


2671                     Polyneikes  Polyneikes                     2672 

der  Siebenzahl  in  Boiotien  s.  Eckermann,  Me-  (Paus.   9,  19,  1)    ein    Lager    auf,    Eur.   Phoin- 

lampus  44,  Bethe  63,   Koscher,  Zur  Bedeutung  1100;  Aesch,  Sept.  79,    Wilamowitz,  Hermes  26, 

der  Siebenzahl  im  Kult,  u.  M.  d,  Gr.,  Philol.  60,  212.  225.  232  A.  1;    ein   befestigtes   Lager  auf 

385  ff.,  Äbh.d.K.  S.  Ges.  d.  W.  Bd.  24.    Im  ganzen  einer  Anhöhe  erwähnt  Stat.  Theb.  7,441. 

sind  die  Namen  von  zwölf  Helden  überliefert,  Von  einem  Sühneversuch  Iokastes  (wie 

Gruppe  528.    Die  Zahl  der  Sieben  der  Thebais  Euryganeias  in  der  Oidipodie,  Bethe  164)  spricht 

bedeutet  nach  Legras  70,  44  A.  2  eine  Reduktion  Euripides    Phoin.    81  ff.     Polyneikes,     dessen 

der  ursprünglich  am  Zuge  beteiligten  Helden.  gutes   Recht    ausdrücklich    betont    wird,    154. 

In   der  Liste   der  drei  Tragiker,    die  nach  258.    319-.    492.    1200   und   Schol,    begibt    sich 

Bethe  84, 113  aus  der  Thebais  stammt  und  von  10  unter  freiem  Geleit  zur  Königsburg,  261  ff.  — 

der  des  rAmphiaraosliedes'  (64,  112)  abweicht,  über  Decharmes  komische  Deutung  s.  Schmidt 

wird  Polyneikes   Aesch.  Se])t,  631,    Soph,   Oed,  Progr.  Grimma   1905,  32  —   und   erklärt   sich 

Col.  (Klein,  Mythop.  2,  14   erklärt   1313  ff.   für  zur  Aussöhnung  bereit,  435.  484.     Infolge  der 

unecht)   1323,    Eur.   Supjtl.    928    genannt.     In  Verblendung     des    herrschsüchtigen    Eteokles 

der  Liste  der  Phoinissen  findet  sich  der  Name  (s.  d.)   trennen    sich    die  Brüder  im  wildesten 

des  Polyneikes  158  und  1123  angegeben,    vgl.  Hasse  (622  ff.).    Über  die  Beziehungen  Haackes 

Apollodor  3,  6,  3,  Diodor  4,  65,  4,  7,  Hygin.  f.  und  Steudeners  auf  Alcibiades  s.  Wecklein,  Einl. 

70  (Bethe  84  A.  7),  Schol.  Find.  Ol.  6,  23,  Statius  Phoin.  21. 

Theb.  4,  74.    Apollodor  bemerkt,  dafs  manche  Bei    Stat.    Theb.   7,  474  ff.    hingegen    sucht 

statt  des  Polyneikes  und  Tydeus  Eteoklos  und  20  lokaste  mit  den    beiden   Töchtern   das  feind- 

Mekisteus    zu    den  Sieben   zählen,    Welcker  2,  liehe  Lager  auf,  um  den  Sohn  zu  einer  Unter- 

347  A.  56.  redung    mit    dem  Bruder  in   der  Burg  zu  be- 

Von  arkadischen  und  messenischen  Bundes-  wegen,  Bibbeck,  Gesch.  d.  r.  D.  3,  227.    In  Se- 

genossen  berichtet   Pausanias   2,  20,4,5.  9,  9,  necas  Phoinissen  363 ff.  eilt  die  Königin,   von 

1,  2.  Bei  Sophocles  Oed.  Col.  1303  sammelt  Antigone  geleitet,  zwischen  die  feindlichen 
Polyneikes  alle,  die  in  Apia  die  Besten  heifsen.  Schlachtreihen,  um  noch  eine  Versöhnung  der 
Bei  Statius  4,  74  führt  Polyneikes  die  Scharen  feindlichen  Brüder  herbeizuführen.  Mit  ein- 
von  Arene,  Aegion  und  Troezen;  auch  treu-  dringlichen  Worten  wendet  sie  sich  an  Poly- 
gesinnte Thebaner  eilen  ihm  zu  Hilfe.  neikes.     In  Euripides'  Phoinissen  1259 ff.  trifft 

Vor  dem  Auszuge,  der  bei  Statius  4,  1  ff .  30  lokaste,    von  Antigone   geleitet,    zu   spät   ein, 

im  Frühling  des  dritten  Jahres  stattfindet,  ehrt  um  den  Zweikampf  zu  verhüten. 

Adrast    die  Helden    durch   ein   Gastmahl,    bei  In  einer  anderen  Szene  der  Phoinissen  des 

dem  Honigmet  kredenzt  wird.     Nach    Welcker  Seneca,  320 ff.,  zu  welcher  der  Oidipus  Coloneus 

2,  327  A.  14  entlehnte  Antimachus  ed.  Hübner  die  Anregung  gab,  weist  Oidipus  die  Bitte 
frgm.  9  — 14,  Athen.  11,  475  D.  468  A.  482  E)  der  Thebaner,  zwischen  den  feindlichen  Söhnen 
diesen  Zug  der  Thebais  (dagegen  Bethe  168  zu  vermitteln,  höhnisch  ab  (Bibbeck  3,  71).  Der 
A.  12).  Betreffs  der  Abbildung  des  Amphiaraos  Versuch  Iokastes,  die  Söhne  umzustimmen,  ist 
in  'Beratung'  mit  Adrast,  Polyneikes  (Phulnice),  auf  dem  Sarkophage  der  Villa  Pamfili  in  Rom 
der  schwermütig  das  Haupt  mit  der  Hand  in  der  linken  Eckszene  dargestellt  (Bobert,  D. 
stützt,  Tydeus  und  Parthenopaios  im  Hause  40  ant.  Sarkophagreliefs  2,  193 ff.,  Tu.  60, 184;  Weck- 
des  Adrast  oder  nach  dem  Tode  des  Opheltes  lein,  Einl.  Phoin.  19  u.  Abbildung;  andere  Deu- 
auf  dem  berühmten  etruskischen  Skarabäus  s.  tung  geben  Overbeck  151,  TU  6,  9  (s.Fig.  1),  Bau- 
Baumeister,   D.  1759,   vgl.   ob.  Bd.  1,  Sp.  294.  meister  1762):  Polyneikes,  das  gezückte  Schwert 

Am  Altar  des  Zsvg  'Tttiog  schweren  die  in  der  Rechten,  mit  abgewandtem  Antlitz,  neben 
Fürsten  (oi  avansvSovrsg  Flolvveixn)  zu  ster-  ihm  Antigone,  den  Bruder  beruhigend;  Eteo- 
ben,  wenn  ihnen  Thebens  Eroberung  nicht  kies,  den  Speer  in  der  erhobenen  Rechten,  auf 
gelinge,  Paus.  2,  19,  8,  vgl.  Soph.  Oed.  Col.  den  Bruder  losstürmend,  hinter  ihm  ein  an- 
1302  ff. ,  379  ff.  Aeschylus  Sept.  42  ff.  (v.  43  stürmender  Krieger.  Iokaste,  die  Brust  ent- 
parodiert Aristoph,  Lys.  187)  läfst  die  Sieben  blöfst,  die  Arme  flehend  ausgebreitet,  zwi- 
den  furchtbaren  Bluteid  erst  im  Angesichte  50  sehen  den  Söhnen  aufs  Knie  gesunken,  im 
Thebens  leisten,  vgl.  Wecklein,  Ausgabe  d.  Hintergrunde  der  blinde  Oidipus.  —  Über  das 
Sept.  46,  Legras  71.  Bei  den  Leichenspielen  Gemälde  des  Tauriskos  (Plin,  h.  n,  35,  144: 
in  Nemea  (Bacchylid,  8,  12,  Hygin.  /'.  273  u.  Polynicen  regnum  repetentem)  ist  nichts  Näheres 
Lex.  1,  Sp.  296)  siegt  Polyneikes  im  Ring-  bekannt;  vgl.  Overbeck  141,  Tfl.  5,  15;  nach 
kämpf,  Apollodor  3.  6,  4,  4,  vgl.  Gruppe  531  Boindorf,  Jb.  d.  kunxth.  Samml.  12,  17,  war 
A.  9.  Bei  Statius  Theb.  6,  294 ff.  führt  Areion,  eine  Schlachtszene  dargestellt;  vgl.  Overbeck  128. 
den  Adrast  dem  Eidam  zum  Wagenrennen  Am  Ismenion  (Pausan.  9,  9,  2,  Wilamo- 
überlassen  hat,  den  Sturz  des  fluchbeladenen  ivitz ,  Herrn.  26,  197  A.  1,  Preller  1,  284  A.  5. 
Lenkers  herbei  (482).  Den  Schwertkampf  mit  2,  359)  werden  die  Thebaner  besiegt  und  bis 
Agreus  verwehrt  Adrast  (887  ff.).  Trotz  Am-  60  hinter  die  Mauer  zurückgeworfen,  Apollod.  3, 
phiaraos'  Warnung  wird  der   Zug  fortgesetzt.  6,  7,  8.     Nach    Wilamoivitz   (225)    kannte    die 

Nach  der  vergeblichen  Gesandtschaft  des  Thebais  keine  Schilderung  des  Sturmes,  son- 
Tydeus  vom  Asopos  Hom,  II.  4,  382 ff.  5,  803  ff.  dem  es  fand  der  entscheidende  Zusammen- 
10,  285 ff.,  welche  nach  Bethe  IIb  die  Thebais  stofs  am  Ismenos  (vgl.  Find.  New.  9,  22)  statt, 
nicht  enthielt  (anders  Welcker  2,  355),  nach  bei  dem  nur  die  beiden  Brüder  ein  Kämpfer- 
späterer Erzählung  vom  Kithairon  aus,  Apol-  paar  gebildet  haben  müssen.  In  Aeschyl,  Sept. 
lodor  3,6,5,1,  rückt  das  Heer  vor  Theben  22  ff.  ist  nach  längerer  Einschliefsung  der  Stadt 
und  schlägt  im  Osten  der  Stadt  bei  Teumesos  der   Sturmangriff    geplant.     Die   Tore  werden 


2673 


Polyneikes 


Polyneikes 


2674 


unter  die  Führer  verlost,  vgl.  Welcher  2,  348, 
Gruppe  533  A.  2.  Polyneikes  sucht  das  c  sie- 
bente1 Tor  (Wilamowitz  218;  nvlag  KQiqvutccg 
nach  Weil  zu  v.  617,  Wecklein  zu  v.  618;  nidag 
'Tipiötag  nach  Fabricius,  Theben  20  A.  1 ,  vgl. 
Apollodor  3,  6,  6,  1)  zu  stürmen,  im  heifsen 
Verlangen,  das  ihm  angetane  Unrecht  mit 
des  Bruders  Tode,  mag  er  auch  selbst  dabei 
fallen,  oder  doch  mit  dessen  Verbannung  zu 
strafen.  Eteokles,  der  es  schaudernd  fühlt,  10 
dafs  des  Vaters  Flüche  sich  erfüllen,  treibt 
der  leidenschaftliche  Hafs  dem  Landesfeind 
entgegen.  Am  siebenten  Tor,  das  Apollo 
ißSojiaystrjg  (800)  sich  selbst  erkoren  hat,  die 
alte  Schuld  des  Laios  zu  erfüllen,  fallen  beide 
Brüder  im  Wechselmord  von  des  Skythen- 
stahls geschärfter  Schneide,  816.  885.  944.  911. 
730.  788,  Schol.  876  (0.  Müller,  Gesch.  d.  gr.  L.s  « 

2,  84  A.  23)  mitten  ins  Herz  getroffen,  888  ff. ; 
vgl.  962.  Einen  ausführlicheren  Bericht  über  den  20 
Zweikampf  der  Brüder  hatte  Aeschylus  in  den 
jlgynoi  oder  in  den  'Elevoivtoi  gegeben,  Wila- 
mowitz 227,  Eiril.  zu  d.  Suppl.  11  f. 

In  der  Antigone  des  Sophokles  wird  der 
Wechselmord  durch  die  dixgcctstg  l6y%ca  her- 
beigeführt, 55  ff.  146  ff.  173.14.  In  den  Phoi- 
nissen  des  Euripides  hat  Polyneikes  anfäng- 
lich in  Adrasts  Nähe  am  Grabmal  der  Niobiden 
(s.  d.  Bd.  3  Sp.  380,  Wilamowitz,  Hermes  26,  220) 
Stellung  genommen  (158).  Bei  dem  auf  die  30 
Stadt  unternommenen  Sturme  sucht  er  1123  ff. 
das  Krenäische  Tor  zu  erobern.  Seinen  Schild 
zieren  die  raschen  Rosse  Potniäs  (vgl.  jedoch 
Boscher  in  d.  Acta  Soc.  Piniol.  Lips.  1  p.  97  ff.). 
Den  Mut  der  zurückweichenden  Danaer  facht 
er  mit  Tydeus  von  neuem  an,  1145.  Nach- 
dem der  Angriff  abgeschlagen  ist  (1196),  wird 
er  von  Eteokles  zum  entscheidenden  Zwei- 
kampf aufgerufen,  1220  ff.,  womit  er  wie  beide 
Heere  sich  einverstanden  erklärt;  vgl.  Apollod.  40 

3,  6,  8,  1 ;  Paus.  9,  5,  12  (u.  25,  2.  4,  8,  8);  betreffs 
Diodor  4,  65,  8  s.  Welcher  2,  356  A.  78.  Die 
anfeuernden  Reden  der  Freunde  steigern  die 
Kampfeswut.  Die  Opferflammen  künden  Sieg 
und  Untergang  zugleich,   1255. 

Am  Elektrischen  Tore  (1570)  findet  der 
Zweikampf  statt  (1359  ff.,  vgl.  die  Parodie  des 
Aristophanes,  Koch,  C.  A.  F.  1,  558).  Nach  dem 
Kampfe  mit  der  Lanze,  wobei  Eteokles  am 
Schienbein,  Polyneikes  an  der  Schulter  (1396)  50 
verletzt  wird,  stofsen  sie,  Schild  an  Schild, 
mit  den  Schwertern  zusammen,  1404  ff.  Eteokles 
gelingt  es  mit  Anwendung  thessalischer  Kampf- 
list (1407  ff.)  Polyneikes  das  Schwert  durch 
den  Nabel  zu  bohren  (1412  f.),  so  dafs  dieser, 
das  Schwert  krampfhaft  festhaltend,  zu  Boden 
stürzt.  Während  Eteokles  dem  Bruder,  den 
er  für  tot  hält,  die  Rüstung  rauben  will,  stöfst 
dieser  mit  der  letzten  Kraft  ihm  das  Eisen  ins 
Herz  (1421).  Sterbend  beklagt  Polyneikes  den  60 
Bruder  (vgl.  Wecklein  zu  1146)  und  bittet 
Mutter  und  Schwester  um  ein  Grab  in  heimat- 
licher Erde. 

Statins  hingegen,  der  zur  Steigerung  der 
Wirkung  den  Bruderkampf  erst  nach  dem 
Untergang  der  übrigen  Helden  ansetzt  {Welcher, 
Kl.  Sehr.  1,  398,  Bibbeck,  G.  d.  r.  I).  3,  225) 
läfst  umgekehrt  die  Herausforderung  von  Poly- 


neikes ausgehen  und  durch  ihn  zunächst  den 
Eteokles  tödlich  verwunden.  Megaira,  von  Ti- 
siphone  herbeigerufen,  treibt  den  Zaudernden 


-•-.  / 


zur  Eile  durch  die  Botschaft  an,  Eteokles  sei 
bereits  am  Tore  erschienen,  und  reicht  ihm 
das  flüchtige  Rofs  und  die  verhängnisvollen 
Waffen  (11,  198.  399  f.).    Rings  um  die  Mauern 


2675 


Polyneikes 


Polyneikes 


2676 


jagend,  ruft  er  an  jedem  Tore  Eteokles  zum 
entscheidenden  (392)  Zweikampfe  auf  (245. 
348).  Schon  ist  es  Antigone  fast  gelungen, 
den  Polyneikes  umzustimmen,  da  treibt  Tisi- 
phone  den  Eteokles  zum  Tore  hinaus  (388). 
Nicht  achtet  Polyneikes  des  Schwiegervaters 
Vorschlag,  zu  seinen  Gunsten  auf  Lerna  und 
Argos  zu  verzichten  (435).  Zweimal  mifsglückt 
der  Anritt.  Endlich  (497  ff.)  entwickelt  sich 
der  mörderische  Kampf.  Während  Eteokles'  10 
Speer  im  goldenen  Schildbuckel  des  Gegners 
stecken  bleibt,  trifft  Polyneikes'  Speer,  am 
Schenkel  des  Reiters  vorbeisausend,  des  Bosses 
Weiche.  Bei  dem  darauf  erfolgenden  Zusam- 
menprall kommen  beide  zu  Fall.  Fast  Leib 
an  Leib  beginnen  sie  den  furchtbaren  Schwert- 
kampf, dem  die  Furien  frohlockend  zuschauen 
(537).  Durch  die  Visiere  schleudern  sie  einan- 
der   hafssprühende    Blicke    zu.     Schon    bluten 


2)  Polyneikes'  und  Eteokles'  Bruderkampf,  anwesend  2 
(nach  Ooerbeck,  Bildwerke  Taf.  5, 

beide  aus  leichten  Wunden.  Polyneikes  glückt 
es,  die  Klinge  in  des  Bruders  Leib  zu  bohren, 
wo  die  Weiche  nur  mangelhaft  vom  Panzer- 
saume geschützt  ist  (543).  Eteokles  nützt  die 
letzte  Lebenskraft  zum  letzten  Truge :  er  stürzt  5u 
absichtlich.  Während  Polyneikes  sich  über 
ihn  bückt,  um  ihn  der  Rüstung  zu  berauben, 
stöfst  Eteokles  mit  der  letzten  Kraft  ihm  das 
Schwert  ins  Herz  (567).  Den  Bruder  vor  Minos' 
Richterstuhl  fordernd,  bricht  Polyneikes  über 
des  Bruders  Leiche  zusammen  (573).  In  der 
Schlufsszene  der  Phoinissen  1G97,  bei  Statins 
594,  erscheint  Oidipus  von  Antigone  geleitet, 
bei  den  Leichen;  vgl.  die  Illustration  der  Phoi- 
nissenstelle  auf  einem  Becherfragment  mit  In-  60 
schrift  ('Oidip.'  Bd.  3  Sp.  733). 

Bereits  auf  dem  Kypseloskasten  war  die 
Kampfszene  ungefähr  in  der  Situation  wie 
bei  Euripides  dargestellt,  Paus.  5,  19,  1,  6: 
Hinter  dem  ins  Knie  gesunkenen,  von  Eteokles 
bedrängten  Polyneikes  steht  ein  Weib  mit 
Krallen  und  Zähnen  eines  wilden  Tieres.  Eine 
Inschrift  besagt,    es   sei   die   Ker;    Polyneikes 


habe  der  Tod  der  Schicksalsbestimmung  ge- 
mäfs  erreicht,  Eteokles  werde  das  Ende  nach 
dem  Recht,  Overbeck  135f. ,  Baumeister  1760. 
Auf  einer  Aschenkiste  im  Museum  zu  Vol- 
terra  ist  nach  Overbeck  136  (Taf.  5,  11)  ein 
früherer  Moment  vergegenwärtigt:  Die  beiden 
Brüder  erheben  kampfbereit  die  niedergesetz- 
ten Schilde,  zwischen  ihnen  zwei  weibliche 
Daimonen  (Siegesgöttinnen?),  die  Brüder  zum 
Kampfe  antreibend. 

Ziemlich  die  gleiche  Situation  wie  auf  dem 
Kypseloskasten  findet  sich  auf  mehreren  etruski- 
schen  Aschenkisten  (s.  Fig.  2) :  Polyneikes,  auf  ein 
Knie  gesunken,  stöfst  dem  Eteokles  das  Schwert 
in  den  Unterleib,  während  dieser  dem  Bruder 
die  Kehle  durchbohrt.  Zwei  Furien  (Keren, 
Baumeister)  mit  Fackeln  in  den  Händen  um- 
rahmen die  Gruppe,  Overbeck  137,  Abb.  Taf.  5, 
12;  vgl.  Baumeister  1761.  Weiter  fortgeschritten 

ist  die  Handlung 
auf  anderen  Urnen 
(Fig.  3) :  Die  hinge- 
sunkenen Brüder 
werden  von  Gefähr- 
ten gehalten,  zwi- 
schen ihnen  auf  ei- 
nem Felsen  sitzend 
die   Ker    mit   dem 

Schwerte  (Bau- 
meister 1761  ,Abb. 
1841,  aus  dem  Mus. 
Etrusc,  Florenz). 
Auf  einem  anderen 
Exemplare  (Over- 
beck 138)  ist  aufser- 
dem  ein  Trompeter 
dargestellt,  der  das 
Signal  zur  Fortset- 
zung des  Kampfes 
(EurPhoin.UßOff.) 
gibt,  und  zwischen 
den  Sterbenden  der 

Blitzstrahl  des 
Zeus.  Eine  ähn- 
liche Darstellung 
bietet  eine  Aschenkiste  von  Chiusi  (Overbeck 
139,  Taf.  6,3),  auf  welcher  der  eigentümlich 
gestaltete  Blitzstrahl  zwischen  den  tödlich  ver- 
wundeten Brüdern  deutlich  erkennbar  ist.  Auf 
dem  Sarkophag  aus  Tarquinii  im  Vatikan 
(Overbeck  141,  Taf.  5,  15)  ist  in  der  Mitte  der 
Bruderkampf  im  Moment  der  Entscheidung  in 
der  üblichen  Weise  dargestellt,  vgl.  Bobert, 
Sarkophag):  2,  189  ff. 

Nicht  knieend  ist  Polyneikes  im  Moment 
des  Wechselmordes  auf  einer  Gemme  in  Berlin 
(Overbeck  142,  Taf.  6,  4)  abgebildet,  auf  einer 
anderen  (Overbeck  Taf.  6,  5)  sind  die  Brüder 
sterbend  auf  die  Kniee  gesunken;  s.  Pulunice. 
Der  Sarkophag  der  Villa  Pamfili  (s.  Fig.  1)  gibt 
zur  Rechten  der  Mittelgruppe  den  Kampf  in 
der  üblichen  Weise.  Die  Darstellung  auf  dem 
Vasenbilde  des  Klosters  Gerolimini  in  Neapel 
geht  nach  B.  Engelmann,  Jb.  cl.  arch.  I.  1905, 
H.  4  (Taf.  7),  auf  Euripides'  Phoinissen  zurück. 
Eine  Abbildung  des  Bruderkampfes  enthält 
auch  das  Relief  des  Heroons  von  Gjölbaschi- 
Trysa  (Benndorf-Niemann,  S.-A.  d.Jb.  d.kunsth. 


Erinnyen,  etr.  Aschenkiste 
12). 


2677 


Polyneikes 


Polyneikes 


2678 


Samml.  d.  Kais.,  Wien  1890),  vgl.  Gruppe  534 
A.  3.  535  A.  2;  Colli g non ,  Hist.  de  la  Sc.  gr. 
2,  209.  Betreffs  der  Abbildung  auf  einem 
etruskischen  Wandgemälde  s.  Etevukle  u.  Pulu- 
nice;  und  der  auf  dem  Tonbecher  aus  Tanagra  s. 
Melanippos  Bd.  2  Sp.  2578,  betreffs  der  Darstel- 
lungen des  Oidipus  bei  den  sterbenden  Söhnen 
in  Anwesenheit  der  Mutter  s.  Oidipus  Bd.  3 
Sp.  733,  hierzu  Baumeister,  Abb.  1842.  Auf 
dem  Gemälde  des  Onasias  (s.  oben)  (Brunn,  10 
Gesch.  d.  gr.  Kr  1,  67.  2,  18)  war  der  Zwei- 
kampf der  Brüder  in  Gegenwart  der  in  Trauer 
versunkenen  Mutter  Euryganeia  zu  sehen;  vgl, 
die  ähnliche  Darstellung  auf  einer  etruskischen 
Aschenkiste  (Overbeck  138,  Taf.  5,  13):  Die 
sterbendeu  Brüder,  von  zwei  Gefährten  gestützt, 


(Schol  Find.  Ol.  6,  23),  Schol.  Bind.  Nem.  9,  53, 
Wilamowitz,  Hermes  26,  239. 

Nach  der  Fassung  der  Sage,  der  Aeschylus 
in  den  Septem  folgt,  werden  beide  Söhne  in 
der  Labdakidengruft  neben  dem  Vater  bei- 
gesetzt, 1003,  914,  vgl.  Schol.  Find,  Ol.  6,  22. 
In  der  Schlui'spartie  lehnt  sich  Antigone  gegen 
den  Befehl  des  Rates  der  Stadt,  Polyneikes 
als  Landesfeind  den  Vögeln  und  Hunden  preis- 
zugeben, auf  und  bestattet,  von  dem  einen  Halb- 
chore geleitet,    den   geliebten  Bruder  (1066  ff.) 

Die  Antigonefabel,  die  nach  Wilamoivitz 
231  A.  3  schwerlich  erst  Sophokles  geschaffen 
hat,  schliefst  das  Doppelgrab  aus.  Trotz 
Kreons  Verbot  bestattet  die  Schwester  die 
bereits    in   Verwesung    übergegangene    Leiche 


fc»aa^lWn1H^^yh|fflttg>°^l*1it'rf"1  •""' ' 


3)  Marmorrelief  in  Florenz :    Tod  des  Eteokles  und  Polyneikes  (anwesend  2  Gefährten  u.  [in  der  Mitte]  eine  geflügelte 

Todesgöttin  [Furie?],  nach  Baumeister,  Denkmäler  Fig.  1841). 


die  Furie  zwischen  ihnen  wie  nach  vollbrachter 
Arbeit  ruhend;  vgl.  Petersen,  Arch.  Z.  19,  195 ff. 
Eine  Gruppe  der  kämpfenden  Brüder  des  Py- 
thagoras  (Brunn  1,  96  f.)  erwähnt  Tatian.  c. 
Graec.  54. 

Nach  der  thebanischen  Tradition  (Paus.  9, 
25,  2,  Wilamowitz,  Hermes  26,  230)  fand  der 
Zweikampf  vor  dem  Ne'istischen  Tore,  nicht 
weit  vom  Grabe  des  Menoikeus,  statt.  Der 
Platz  war  durch  eine  Säule  mit  einem  steiner- 
nen Schilde  (nach  Wilamowitz  dem  boiotischen 
Wappen)  bezeichnet.  Die  ganze  Gegend  hiefs 
SvQiia  '4vTiy6vr]g.  Aus  Asklepiades  (Schol.  Pin- 
dar  Ol.  6,  26)  wissen  wir ,  dafs  in  der  Thebais 
Adrast  den  sieben  Helden  Scheiterhaufen 
errichtete,  Pind.  Ol.  6,  15,  Nem.  9,  24,  Bohde, 
Psyche  1,  114  A.  2,  Wilamoivitz,  Einl.  Suppl. 
9,  Welcher  2,  367  u.  A.  113;  anders  Bethe  59. 
67  A.  37.  97.  Die  Thebaner  zeigten  den  Platz 
vor  dem  Proitischen  Tore  in  der  Richtung 
nach    Teumesos,    Armenidas    F.  H.  Gr.   4,    4 


(410).    Zur  Mittagszeit  naht  sie  sich  zum  zwei- 
ten Male,  um  die  Leiche,  welche  die  Wächter 

50  des  Staubes  entkleidet  haben,  von  neuem  zu 
bestreuen  (467  ff.).  Wo  die  Leiche  liegt,  gibt 
der  Dichter  nicht  an,  vgl.  Wilamowitz  231  A.  3. 
In  Attius  Antigone,  F.  Tr.  B.  153,  spielt  sich 
die  Ergreifung  der  Jungfrau  an  der  Bruder- 
leiche vor  den  Augen  der  Zuschauer  ab.  In 
der  Schlufsszene  der  Phoinissen  des  Euripides 
erläfst  Kreon  unter  nachdrücklicher  Berufung 
auf  Eteokles'  Willen  das  Gebot,  Polyneikes' 
Leiche  unbestattet   über    die  Landesgrenze  zu 

60  schaffen  (1630  ff.).  Antigone  jedoch  erklärt, 
das  göttliche  Recht  zum  Sies^e  führen  zu  wollen. 
In  Euripides'  Antigone  (F.  T.  Gr.,  Nauck  322  ff.) 
werden  Antigone  und  Haimon  bei  der  Bestat- 
tung der  Leiche  ertappt  (Hyp.  Aristoph.  Byz. 
zu  Soph,  Ant,). 

Nach  Apollodor ,  bei  dem  sich  des  neuen 
Herrschers  Kreon  Verbot,  wie  in  Hyg.  fab.  72, 
auf  die  Leichen   sämtlicher  Argiver   erstreckt, 


2679                     Polyneikes  Polyonymos                    2680 

glückt    es    Antigone,    den    Leichnam    zu    ent-  auch  an  der  kalydonischen  Jagd  teilgenommen 

wenden  und  zu  bestatten.    Philostratus  (Imag.  zu  haben,  Schol.  Od.  11,  302.     [0.  Wolff.] 

2,  29)  berichtet,   Antigone   habe  während   der  Polyneos    (TJoXvvriog),    Phaiake,     Sohn    des 

Nacht  den  gewaltigen  Leichnam  von  dem  mit  Tekton  (Tsy.xovi8r]g),  Vater  des  Amphialos,  Hom. 

vielen   Leichen    bedeckten    Schlachtfelde    auf-  Od.  8,  114;   vgl.   Bd.  3   Sp.  2206,  18.      Usener, 

gehoben    und    neben    Eteokles'    Grabmal    bei-  Sitzungsber.   d.  K.  Akad.  d.  W.  zu   Wien  137, 

gesetzt  in  der  Hoffnung,  die  Brüder  wenigstens  (1897),   3,   24.     Interessant  ist   der  aus   Thera 

im  Tode   versöhnen    zu    können;    betreffs    des  bekannte    Eigenname    TsKtoviSag    (Inscr.   Ins. 

Gemäldes    vgl.  Overbeck    143.     Nach    der    von  Mar.  Aerj.  3,  802),  worauf  Bechtel,  Hermes  34 

Paus.  9,  25,  2  überlieferten  Sage  schleifte  Anti-  10  (1899),  409  hinweist,  insofern,   als  sich  daraus 

gone    Polyneikes'    Leichnam     nach    Eteokles'  ergiebt,    dafs    derjenige,    der    seinen    Sohn    so 

brennendem  Scheiterhaufen.    In  Hygins  fab.  72  nannte,  bei  Hom.  a    a.  0.   CAacpiaXog  &\   vlbg 

hilft  Argeia   der  Antigone   nachts    den   Leich-  UoXwrjov    Tsv.xovi8o:o)   7toXvvi)ov   in    adjektivi- 

nam  auf  Eteokles'  Scheiterhaufen  tragen,  des-  schem  Sinne  aufgefafst  hat.     [Höfer.] 

gleichen  bei  Statins  12,  312  ff.  421,  vgl.  Wester-  Polynikn  (IJoXvvUa),  Bakchantin  auf  einem 

mann,  Myihogr.  374,  35,  und  die  Darstellung  auf  Vasengemälde,  Heydemann,  Satyr-  u.  Bakchen- 

dem  Sarkophag  der  Villa  Pamfili  (s.  Fig.  1)  in  der  namen  32  nr.  u  mit  weiteren  Litteraturangaben. 

rechten  Eckszene  (nach  Overbeck  151,  Baumeister  [Höfer.] 

1762,  fIsmene'?).  —  Über  Antigones  Liebe  zu  Polynoe?  (IJoXvvör]),  Tochter  des  Nereus  und 

P.  s.   Westermann,  Myihogr.  345,  2.    Klein  2,  29;  20  der  Doris,  Apollod.  1,  2,  7.    Man  vermutet  Poly- 

anderseits  Lact.  z.  Stat.   Theb.  11,  371.  nome  (s.  d.).     [Stoll.] 

Nach  Pausanias  9,  18,  3   befinden  sich  die  Polynome  (IJoXvvÖiiri,  ep.  IJovXvvo^if),  Toch- 

Grabmäler   der   Oidipussöhne   vor    dem  Proiti-  ter  des  Nereus  und  der  Doris,  Hes.  Theog.  258. 

sehen  Tor  nicht  weit  von   Melanippos'  Grabe  Schoemann,  Op.  Ac.  2,  167  (Multipota,  quat longe 

und   den    drei  unbehauenen   Steinen,    die  Ty-  lateque    midta   possidet).     Braun,   Gr.    Götterl. 

deus'  Grab  (vgl.  II.  14,  114)  bezeichnen  sollen.  §  87    (die    vielfach    in    Anspruch    genommene 

Hier  bringen  ihnen   die  Thebaner  als  Heroen  Walterin,  mit  Bezug  auf  das  geschäftige  Treiben 

Totenopfer  dar.    Die  Flammen  teilen  sich  da-  auf  dem  Marktplatze!).     [Stoll.] 

bei,  selbst  der  Rauch,  vgl.  Kallimachos,  Ovid.  Polyolbos  (üoXvoXßog),  Epitheton  des  Helios, 

Trist.    5,  5,  33  ff.,    Hygin,  f.    68.  71b;    Statins  30  Kaibel,  Epigr.  361,  1.     [Höfer.] 

Theb.  12,  429 ff.  1,  33 ff.;   Bianor  u.  Antiphilos,  Polyonynios  (TloXvön'v^og).    Die  Gottheit  ist 

Anth.  Palat.   7,396.  399;    Lucan.   Pharsal.    1,  eins  trotz  ihrer  verschiedenen  Namen  und  ihrer 

552.     Philostratus  (Imag.  2,  29)  fügt  noch  hin-  verschiedenen  Offenbarungsformen  (slg  &sbg  iv 

zu,    die  Erinnyen   hätten   am  Grabe   das  Reis  Ttdvxtcar  xi  001  8i%a  xovx'  ayoQsvco-  Orph.  fr.  7 

eines    Granatbaumes    aufspriefsen    lassen,    bei  vgl.  fr.  169):    diese  religiöse  Vorstellung  liegt 

Verletzung  der  Frucht  dringe  Blut  hervor  (vgl.  der   noXv(ovv[da    der    Götter  zu   Grunde;    vgl. 

die  Erzählung  bei  Paus.  9,  25,]).  Herakleitos    v.   Ephesos    fr.  36:    6   &tbg   i]^tQrj 

Als  Söhne  des  Polyneikes  werden  aufser  svtpQOvn,  %£i(iatv  fttQog,  TtoXspog  siQrjvr},  "/.doog 
Thersandros  Timias  (Timeas)  und  Alastor  ge-  XifLÖg  ...  ovo^kx^sxkl  ■Hutf  rjSovijv  Im  er- 
nannt, Schol.  Find.  Ol.  2,  76;  Adrastos  bei  40  6xov,  u.  dazu  G.  Schaefer,  Die  Philosophie  des 
Paus.  2,  20,  5  ist  nach  Bethe  111  A.  4  falsche  Heraklit  v.  Ej)hesos  u.  die  moderne  Heraldit- 
Lesart  für  Alastor  oder  Alastos;  doch  s.  Eurip.  forschung  ;;6.  F.  Lassalle,  Die  Philosophie  Hera- 
Iphig.  Aul.  268.  —  Aeschylus  Septem  828  (1056)  kleitos  des  Dunkeln  von  Ephesos  1,  17,  und  der- 
läfst  Polyneikes  und  Eteokles  als  axa-Avoi  ster-  selbe  Gedanke  kehrt  etwas  verschleiert  wieder 
ben,  woraus  Schneidewin,  Phil.  3,  360  A.  14,  bei  demselben  Heraklcitos:  %v  xb  aocpbv  {lovvov 
folgert,  dafs  beide  unvermählt_  gewesen  seien,  Xiyz a&ca  ovx  i&tXsi  kccl  i&sXti  Zwvbg  oivo[La, 
s.  darüber  Gruppe  527  A.  5.  Über  die  Erklä-  d.  h.  nach  Bernays,  Gesammelle  Abhandl.  1, 
rung  des  Scholioiis  z.  d.  St.  vgl.  Wecklein  zu  89  f. :  Eines,  das  allein  Weise,  will  und  will  auch 
v.  813.  nicht   mit    des    Zyv    (zugleich    Anspielung   auf 

Nahe  bei  dem  Horenheiligtum  in  Argos  50  £f\v)  Name  genannt  werden,  denn  diese  Be- 
hatte Polyneikes  ein  Standbild  mit  denen  der  Zeichnung  ist  nicht  völlig  erschöpfend,  weil 
in  Aesch.  Septem  genannten  Führer,  Pausan.  die  andere  Seite  des  Einen,  die  rvm^rj,  in  ihr 
2,  20,  4.  In  Delphi  befand  sich  in  der  Führer-  unberücksichtigt  bleibt.  Vgl.  aber  auch  Gom- 
gruppe,  die  Hypatodoros  und  Aristogeiton  im  perz,  Sitzungsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien 
Auftrag  der  Argiver  gefertigt  hatten,  auch  113  (1886),  1005.  Zu  Aesch.  Prom.  213:  rata, 
die  Statue  des  Polyneikes,  Pausan.  10,  10,  2,  3,  ttoXXwv  ovouäxcov  jtopqp^  f/ia  bemerkt  das  Schol. 
Brunn  1,  206,  vgl.  Robert,  Hermes  25,  412.  treffend:  xb  yaQ  &ttov  cpv6ai  (ihv  tv  iaxiv,  övo- 

Ob Polyneikes  in  die  sakrale  Überlieferung  [Laala  8s  noXv^isQsg.     Den  vielen  Beinamen 

hinaufzuführen  ist,    bleibt  zweifelhaft  (Gruppe  der  Gottheit  gegenüber,  die  ebensoviel  Bezeich- 

506  u.  509).      Weckleins  Deutung  (Kykl.  Theb.  60  nungen  ihres  Wesens  sind,  geriet  der  Mensch 

666,  Einl.  Sept.  3;  8)  des  Polyneikes  als  eines  in   Unsicherheit    und   Schwanken,    ob    er    den 

lichten  Heros  des  Tages  wie   des  Eteokles  als  gerade  zur  Erreichung  seines  Zweckes  und  zur 

eines   Daimons   der  Nacht  ist  abzuweisen.   —  Erhörung    seines    Gebetes    passenden    Gottes- 

Polyneikes  gilt  als  Stifter  eines  Heiligtums  des  namen   anrufe;    vgl.   Plato  Phileb.   p.  12c,   wo 

Ares   und  der  Ajdrrodite,   das   zwischen  Argos  Sokrates   sagt:    xb   8'   i^ibv    8eog   ccsl    jrpög  xcc 

und  Mantinea  lag,    Pausan.  2,  25,   1 ;    Tümpel,  xwv  &sön>  dvöuaxa  ovv.  %gxi  v.ux   ccv&qcotiov.  aXXa 

Ares  11.  Aphr.  11  Supplbd.    Fleckeis.  Jb.  722.  —  Ttsga.  xov   tisyiaxov   cpoßov.      Ken    vvv   xi)v    \ihv 

Nach   einer   späteren    Sage   scheint  Polyneikes  AcfgoSixrjV,  UTtrj  i%sivn  (piXov,  xavxyjv  tiqog- 


2681                     Polyonyrnos  Polyophthalmos                 2682 

uyoQsvea.    Denn  da  die  Menschen  nicht  wissen  Nomina,  Liber,  habes.,  vgl.  auch  Lassalle  a.  a.  0. 

können,    wie    die   Götter    sich  unter  einander  1,  250.   —    7)  Hades,  Hom.  hymn.   in  Ger.  18. 

selbst  nennen  —  und  die  Götter  werden  sich  32.      Toepffer,  Att.    Geneal.   33.      Die    Angabe 

natürlich  mit   dem  ihrem  Wesen  entsprechen-  Bd.  1  Sp.  1784,  45 ff.,  dafs  nach  Preller,  Demeter 

den  Namen  nennen  — ,  so  müssen  sie  dieselben  und  Persephone  192   der  Beiname  noXvävv^og 

wenigstens  mit  den  in  den  altertümlichen  Ge-  das    Zahlreiche    der    unter    dem    Scepter    des 

betsformeln    als   den  Göttern   angenehm  über-  Hades  Versammelten  hervorheben  solle,  beruht 

lieferten  Namen  nennen:  aCTtsg  sv  xaig  sv%aig  auf  Irrtum;    Preller  a.  a.  0.  192   Anm.  15  er- 

vö^iog  iaxlv  i)ulv  sv%£6&<xi  otttvig  xs  xai  otiöQ-sv  klärt    %oXvävvu.og  als   f  den    in    vielen   Kulten 

%<xiqovglv  ovoua^oiisvoi,  xavxa  xca  i]u&g  avxovg  io  und   unter   vielen   Beinamen   Verehrten'.      Da- 

■naXslv,   äg  aXXo  [iridhv   sidoxag,    Pluto   Kratyl.  gegen  meint  allerdings  Pott,  Zeitschr.  f.  Völker- 

p.  400 e.     Herrn.  Schmidt,  Piatos  Kratylos  42 f.  Psychologie  u.  Sprachwissenschaft  14  (1883),  38, 

Daher  bei  Aesch.  Ag.  160 f.:    Zsvg,   öaztg  nox  dafs    in    dem   Beinamen  TtoXvwvvu.og    der  Ge- 

ioxiv,    sl    xod'    avxä    cpiXov    ■/.sy.Xr\[itva,    xovxö  danke  ausgedrückt  liege,  dafs  Hades  Personen 

viv  TiQoasvvtita;    Eur.   fr.   904,  2    (ed.  Nauck  mit  allerlei  Namen  zu  sich  herabziehe.     Doch 

Leipzig   1869):    '  Zsvg   si'x'    Äidr\g   6vou,a^6^svog  spricht    hiergegen    der   Gebrauch    von   itoXvä- 

6xtQy£ig;  vgl.  Eur.  H.f.  1263  und  dazu  v.  Wila-  vv\iog  bei  andern  Götternamen,  und  aufserdem 

mowitz.  Hör.  Carm.  saec.  14  ff. :  Riihyia  .  .  .  sive  ist  Hades  gerade  der,  dem  wegen  seiner  vielen 

tu  Lucina  probas  vocari,  Seu  Genitalis.  Hör.  wohlklingenden  Benennungen  und  Beinamen 
Sat.  2,  6,  20:    Matutine  pater  seu  Iane   liben-  20  (Bohde,  Psyche  l3,  206)  in  erster  Linie  die  Be- 

tius  audis;  vgl.  auch  Plato  Tim.  p.  28b:  6  di)  Zeichnung  cvielnamig'  zukommt.  —  8)  Hekate, 

Ttäg  ovQctvög  —  j)  %6ay,og  1)  %cä  aXXo  6  xi  itoxs  Weihinschrift  aus  Thera,  C.  I.  G.  2  add.  2465  b 

övouagöusvog   uäXiGx'1    av    Ss%otxo,    xov&'    r\uiv  =  Kaibel,  Epigr.  807  =  Inscr.  Gr.  Ins.  Mar. 

oji'opäo&tü.     Orph.  fr.    167:    äXXoi    d'   aXXo   %a~  Aeg.  3,  421b  p.  101;  ferner  Nonn.  Hionys.  44, 

Xovaiv  i7ti%&oviav  ccv&QcoTtav  u.  dazu  Lassalle  193.    Eust.  ad  Hom.  II.  1 197,  28.   Proclus  hymn. 

a.  a.  O.  1,  248.    Da  aber  die  Entscheidung  über  6,  1.    Hymn.  in  Hecat.  v.  23  (Orphica  ed.  Abel 

die  Wahl    des    treffenden    Beinamens    —    vgl.  p.  290);  vgl.  prec.  ad  Lunam  20  {Abel  a.a.O. 

hierzu    Aesch.    Sept.    8:    a>v    Zevg    &Xe^r]xi'iQLog  -93),  wo  Hekate-Mene-Artemis  als  TtoXvmvvyLog 

i-jtä>vv[iog  yivoixo  Ka6(i8icov  TtoXsi  —  nicht  angerufen  wird,  s.  Artemis-Selene.  —  9)  Hermes, 
immer  leicht  ist,  so  häufte  man  lieber  die  Bei-  30  vgl.  Arist.  Plut.  1164,   wo   es  von  ihm  heilst: 

namen,    als   dafs   man   durch   die   Weglassung  ag    aya&ov    ißx'    iTtcovvy,i<xg    noXXug    l%uv.    — 

des  einen  oder  des  andern  den  Erfolg  des  Ge-  10)  Isis,    C.  I.  G.  2,  3724,  5.     Kaibel,   Epigr. 

betes    aufs    Spiel   gesetzt    hätte,    vgl.    Bergk,  1029,  5.     Drexler,  Myih.  Beiträge  1,  125 ff.  — 

Kleine  phil.   Schriften   2,   703.   687  ff.      Usener,  11)  Die  Moiren,  Orph.  hymn.  59,  2.  —  12)  Nike, 

Götternamen  334  ff.    Auch  bei  der  Beschwörung  Backchylides  in  Anth.  Pal.  6,  113  {Bergk,  Poet. 

der  Geister  spielt  die  incoSi]  noXvävviLog  {Luc.  lyr.  24,  585,  48).  —  13)  Persephone,  C.  I  G.  2, 

Philops.  17)  eine  Rolle.     Aus  der  Häufung  der  2415  v.  15.    Kaibel  a.  a.  0.  218,  15.  —  14)  Selene, 

Beinamen,  die  sich  vereinzelt  schon  bei  Homer  die   auch    [LVQiwrv[iog  (Inscr.  Gr.  Ital.   et  Sic. 

(vgl.  11.  16,  233)  findet  und  in  den  sogenannten  1032)  heifst  in  einer  Weihinschrift  aus  Epi- 
orphischen  Hymnen  (ältere  Beispiele  Arion  lff.  40  dauros  (hier  wohl  Kultname),  Baunack,  Studien 

Bergk  34,  p.  80.    Sappho  /V.l.    Anakreon  fr.l;  1,93   nr.  38.      Cavvadias,  Fouilles  d'Epidaure 

vgl.  auch  Menander  bei  Spengel,   Bhet.  Gr.  3.  1,  65.    Fraenkel,  Inscr.  Argot.  1042.  —  15)  Styx, 

334  über  die  v^ivoi  xXr]xixol:  "Aqx8}iiv  ix  [ivgicov  Hes.  Theog.  785.    Bergk  a.  a.  0.  703  Anm.  129. 

öqecov,  y.vQiar  dh  noXtcov,  txt  6s  noxa^av  ccvcc-  —    16)   Theia,    die   Mutter    des   Helios,   Pind. 

■xcdsl  [Sappho  und  Alkmavi]  xi)v  dh  Äq>QO§LxT]v  Pyth.  5  (4),  1.    —    17)   Zeus,   Kleanthes  hymn. 

Kvtiqov,  Kvidov,  Zivgiccg,  itoXXuxo&tv  ciXXa%6&av  in  Iov.  1  bei  Stob.  Eclog.  1,  2,  12  p.  8  Meineke, 

ava.-x.aXsl)  ganz  erdrückend  ist  (Lassalle  a.  a.  0.  vgl.  Luc.   Tim.  1.   —    Der  angebliche  Orakel- 

1,  39 ;    vgl.  Nestle,  Philologus  64    [1905] ,   382)  sprach  des  Bakis,  der  den  Peregrinus  Proteus 

hat  sich  dann  der  Beiname  TtoXvwvviiog  selbst  Kvviy.bg  7toXvmvv[Log  {Luc-  Peregr.  30)  nennt, 
herausgebildet;  schliefst  er  doch  die  Beinamen  50  geht   auf  ernsthafte  Vorbilder  zurück.     Auch 

mit    ein,    die   man   aus   Versehen  weggelassen  das  Christentum  nennt  seinen  Gott  TtoXvwvv^iog, 

hatte;  sogar  zum  Kultnamen  (s.  unten  nr.  14)  Dionys.  Areopag.   He  Divin.  nom.  1,  6  p.„289 

scheint  IloXvcovv^og  geworden  zu  sein;   umge-  {Migne  3,  596).    1,  8  p.  290  {Migne  597).  —  Über 

kehrt    hat    7toXvww^og    manchmal    die    abge-  die  zu  den  TtoXvmvvnot  ftsol  in  einem  gewissen 

schwächte  Bedeutung   c  hochberühmt'    (=  ovx  Gegensatze  stehenden  f namenlosen  Götter'  vgl. 

avmvv{iog,  Eur.  Hipp.  1).    Der  Beinamen  Poly-  Bohde,    Psyche    l2,   174,  1;    vgl.    auch    Bhein. 

onymos  ist  bezeugt  bez.  zu  erschliefsen  (nr.  9)  Mus.  50  (1895),  20,  3.     [Höfer. ] 

für  folgende  Gottheiten:  _  Polyophthalmos {noXv ocp&aXuog), griechische 

1)  Aphrodite,  Theokr.  15,  109.  —  2)  Apollon,  Übersetzung     des     ägyptischen    Götternamens 
Hom.  hymn.  in  Ap.  82.     Hesych.  s.  v.  JJoXvä-  60  Osiris,  vgl.  Plut.  de  Is.  et  Os.  10:    Zviol  dh  %al 

vv[lov\  vgl.  Kallim.  hymn.  in Dian.  7 '.  —  3)  Ar-  xovvou.cc    8isqili]vsvov6i    TtoXvöcp&ttXu.ov ,    ag 

temis,  Arist.    Thesm.  320.     Orph.  hymn.  36,  1;  xov  {ihv  og  xb   noXv,   xov  dh   iqi  xbv   bq>&ccXybbv 

vgl.  Kallim.  a.  a.  0.;  vgl.  Hekate.    Selene.  —  Aiyvnxia  yXäxxy  cpgä^ovxog.     Nach  Diodor.  1, 

4)  Asteria    (svwvvu.og),    Hes.    Theog.    409.    —  11  heifst  Osiris  so,  weil  er  identisch  mit  Helios 

5)  Demeter,  Orph.  hymn.  40,1.  41,  1.  —  6)  Dio-  ist:  tiÜvxw  yag  iitißäXXovxa  xäg  axxivag  aansq 
nysos,  Soph.  Ant.  1115  u.  Schol.  Orph.  hymn.  ö(pfraX[iolg  itoXXolg  ßXsTtstv  anaoav  yfjv  v.a\ 
42,  2.  45,  2.  50,  2.  52,  1;  vgl.  Ov.  Met.  4,  16:  ftdXaaaav.  Vgl.  Pott,  Zeitschr.  f.  Völkerpsycho- 
et   quae   praeterea  per   Graias  plurima  gentes  logie  14  (1883),  152  ff.     [Höfer.] 


2683                        Polyoros  Polypemonides                  2684 

Polyoros    (TIoXvoiQog),    eine    ähnliche   durch  nungslos'  und  fSchrnerzerzeugend'.    Eustathios 

sprichwörtliche    Thorheit    bekannte    und    ver-  (ad  Hont.  Od.  1692,  4)  fafst  UoXvmfi[ioiv  passi- 

spottete  Gestalt,  wie  Margites  (s.  d.),  Meletides,  visch :   UoXvTti]wa>v   avrä,  xaxaipsvSsxca  Tiämtog 

Koroibos,  Mammakythos  u.  s.  w.,  der  die  Wellen  Ttgbg   ai'vty^a  xcöv  noXXcov  Ttrjfidxcov  d>v    sna&s. 

des  Meeres  zählen  wollte,  Eust.  ad  Hom.  Od.  Nach    Düntzer,    Kuhns    Zeitschrift    14    (1865), 

1699,    54,   der   durch   Sueton   aus    Didymos  190  sollen  die  erdichteten  Namen  hier  ohne  (?) 

schöpfte,    L.   Colin,    De    Aristoph.    Byzant.    et  beabsichtigte  Bedeutung  gebraucht  sein,   nach 

Sueton.,  Jahrb.  f.  Piniol.  Suppl.  12  (1881),  350.  Mützell,   De   emendatione    Theog.    Hesiod.    111 

Wenn  aber  Cohn  a.  a.  0.  und  .337,  not.  106  bei  jedoch  mit  Bezug  auf  Charakter  und  Schicksal 
Eust.  a.  a.  0.  nach  Aelian.  r.  h.  13,  15:  IIoXv-  10  der  handelnden  Personen,  'sednon  sine  levi,  nee 

öoqov  xiva  .  .  .  oansg  xä  v.v\iaxa,  fiQt&usi  x.  x.  X.  improba  tarnen   irrisione? .  ■ —  Übrigens   scheint 

auch  TIolvdcoQog  statt  IJolvcoQog  schreiben  will,  die  Deutung  v.  Wilamowitz'1  &  schon  früher  von 

so  scheint  dies  zum  mindesten  überflüssig.  Denn  Gladstone ,    Hom.  Studien   von   Albert  Schuster 

erstens    ist    viel    eher    anzunehmen,    dafs    das  S.  40   (mir  nicht   zugänglich)   gegeben  zu  sein 

seltene  und  unbekannte  TloXvcogog  in  IJoXvScoQog  nach  Ameis,  Anhang  zur  Odyssee  zu  Hom.a.  a.  0. : 

geändert   wurde  als  umgekehrt,   und  zweitens  'Gladstone  .  .  will  .  .  alle   drei  Namen   auf  den 

ist   der  Name  üolvoioog   sinnentsprechend  für  Reich  tum  der  Sikeler  bezogen  wissen.'   Doch  er- 

die   ihm   zugeschriebene  Tätigkeit:    IJoXvmQog  scheint,  wenn  wir  mit  Maafs  a.  a.  0.  annehmen, 

ist  der  Typus   der  noXv-agicc  (opp.  dXiy-coQia),  dafs    noXr>7nj^cov    und    'Acptidag    ursprünglich 
der    (vergeblichen,    überflüssigen,    thörichten,  20  Hadesbezeichnungen   sind,   die  Überlieferung 

kleinlichen)  Sorg-  und  Achtsamkeit.     Die  Les-  bei  Homer  viel  bedeutungsvoller.     Laertes  hat 

art  JJoXvcoQog  findet  sich  ferner  auch  bei  Eustath.  dem  unerkannten  Sohne  geklagt,  wie  die  Freier 

de    simiüat.    9    (Eustathii    opuscula    ed.    Tafel,  übermütig  schalten  und  dafs  Odysseus  tot  sei. 

Frankfurt  a.  M.    1832,   S.  89,   92)   und   advers.  Und  der  als  tot  betrauerte  Sohn  antwortet  auf 

implacabilitatis  accus.  26  S.  103,  49;   vgl.   Ed.  die  Frage   nach   seiner  Herkunft:    tlul   uhv   i£ 

Kurts,  Die  Sprichwörter  bei  Eustathios,  Philo-  'AXvßuvxog.      Mag    das    Schol.  Hom.   Od.  24, 

logus  Suppl.  6,  318.     [Höfer.]  304   und   Eust.  1961,  62   Alybas   immerhin  = 

Polypani(in)onides?   (noXv7rKn[u]ovLdvg?)   s.  Metapontum   erklären,   der  eingeweihte   Hörer 

Polypemonides.  verstand  el(ii  (oder  vielleicht  noch  besser  slfii) 

Polypemon  (noXvTtrjucov),  Räuber  in  Attika,  30  \isv  i'E,  'AXißavxog.    'AXLßag  ist  ein  Hades  ström 

von    Theseus    getötet,    s.    die    Art.    Damastes,  (s.  aufser  den  s.  v.  AXLßag  angeführten  Stellen 

Prokoptes,  Prokrustes.     Bakchyl.  18,  27  ff.  K :  Plut.  Quaest.  conv.  8,  10,   12.     Comut.  de  nat. 

UoXvnri[Lov6g    rt     naQxsqccv     ocpvQuv     QißaXsv  deor.  35  p.  215   Osann.  Suid.  s.  v.  ö&i,  wonach 

IlQOKOTCxczg,    aQBiovog    xv%wv    epcoxog.      Kenyon  aXißccvxtg   =   vhhqol    sind).      Odysseus    kommt 

z.  d.  St.  S.  179  liefs  u.  a.  die  Alternative,   P.  aus   dem  Hades,    einmal,   weil  er  wirklich   in 

sei    der  Vater    des    Prokoptes  -  Prokrustes    ge-  die   Unterwelt    hinabgestiegen    war,    zweitens, 

wesen  oder  der  frühere  Besitzer  des  Hammers;  Aveil  er,  der  von  allen  als  tot  betrauerte,  noch 

doch  haben  sogleich  Ellis,  Housman  u.  Beinach  lebt.     Und  den  Freiern  gegenüber  hat  er  sich 

Ovid.  Po.  405  beigebracht,  wo  mit  Polypemone  'schonungslos'    und    f schmerzerzeugend',    ein 
natus  nur  Prokrustes  gemeint  sein  kann.    Beide  40  echter  Sohn  AcpzLSavxog  TloXvjc^uovidao  gezeigt, 

Erklärungen   sind    also   zu   vereinigen :    des   P.  und    nun    ist    er    'EmqQixog    (Weiterbildung  (?) 

Hammer  hat  sich   auf  seinen  Sohn  Prokoptes  von   iniJQwg  [von  iTtatigcol)  =  fsich   erhebend, 

vererbt  (anders  Bobert,  Herrn.  1898,  33  S.  148 ff.).  Triumphator'  (?),  vgl.  Düntzer  a.  a.  0. 

Ob    P.  ein   Schmiededämon   gewesen  und  den  Ist  TloXimr^cov  ursprünglich   eine  Bezeich- 

Hammer  verfei-tigt  habe  (Bobert  a.  a.  0.  S.  149 ;  nung  des  Hades,  so  fällt  damit  auch  ein  Licht 

Sauer,  Das  sog.  Theseion  S.  167,  3),  lassen  wir  auf  die  ursprüngliche  Bedeutung   des  Polype- 

dahingestellt.   —   Als  Vater  des   Sinis  nennen  mon   in   der  Theseussage.     Polypemon  gehört, 

den  P.  Apollod.  3,  16,  2;  Schol.  Eur.  Hipp.  977 .  wie  Neleus,   zu  denjenigen  Namen  des  Todes- 

Paus.  1,  38,  5  identifiziert  ihn  mit  Prokrustes,  gottes,   welche   die  Loslösung  von  den  mythi- 
woran  Blafs  u.  a.   auch   bei  Bakchylides  (z.  d.  50  sehen  Grundvorstellungen  begünstigen,   Usener, 

St.  S.  1493)   festhalten;  den  Damastes  nannten  Sitsungsber.  d.  k.  Al\  d.  Wiss.  in  Wien  137  (1897), 

einige  P.  nach  Apollod.  Epit.  1,  4.     Vgl.  Poly-  34.    Und  so  hat  G.  Kirchner,  Attica  et  Pelopon- 

pemonides.     [J.  Ilberg.]  nesiaca  (Diss.  Greifswald  1890)  S.  64,  4  unter 

Polypemonides    {YloXvm]uovi8rig).     Nach  v.  Zustimmung   von  Osk.  Wulff,  Zur  Theseussage 

Wilamowitz,    Homer.    Unters.  70,    1    (gebilligt  (Diss.  Dorpat  1892)  S.  179  den  Polypemon  als 

von  Toepffer,  Att.  Geneal.  170, 1;  vgl.  W.  Schulze,  ursprünglichen  Hades,  der  zu  einem  Heros  und 

Quaestiones  epicae   149,   3)    ist   bei   Hom.    Od.  dann  zu  einem  Räuber  herabgesunken  sei,  ge- 

24,  305,  wo  sich  Odysseus  seinem  Vater  Laertes  deutet.     Eine   nähere   Betrachtung  wird   diese 

gegenüber  für  einen  Mann  ^|  AXvßuvxog  namens  Annahme   als    richtig    erweisen,    mit   der   sich 
'EnriQixog,     vlbg     AytidttvTog     TIoXvTtj][Lovidao  60  Gruppes    (Gr.    Mythol.    595)    Erklärung    deckt, 

avci-nxog  ausgiebt,   zu   lesen  Acptiöavrog  UoXv-  dafs   P.  aus   einer   verschollenen  Legende  von 

■jta^\it\oviöao.    Nach   v.    Wilamowitz   steckt  in  Eleusis  stammend  den  Todesgott  bedeute,  fder 

dem    letzten    Namen    eine    versteckte    Ionisie-  die  Menschen  auf  das  letzte,   für   alle    gleiche 

rung:     f  Freigebig'     ist    nicht    der    Sohn    von  Lagerstrecke'.    Ob  die  Vermutung  von  Gruppe, 

f  Schmerzenreich ',  sondern  von  f  Güterreich  =  dais  Theseus  hier  an  die  Stelle  eines  anderen 

TLoXvita^[^'\oviSr]g'' .     Maafs,    Gatt.    Gel.    Anz.  Heros  oder  Gottes  getreten  sei,  richtig  ist,  läfst 

1890,   356,   1   verteidigt    m.  E.   mit  Recht  die  sich  nicht  erweisen.     Schon  die  mannigfaltigen 

Überlieferung;  die  Namen  erklärt  er  als  fScho-  genealogischen  Beziehungen,   die   den  Polype- 


2685  Polypemonides  Polypemonides  2686 

mon,   der  uns   in   der  Überlieferung  als   Sohn  sprünglich  ein  steinernes  gewesen  sei,  ähnlich 

des  Poseidon  {Hyg.  f.  38;  vgl.  d.  Artikel  Peri-  den  svvcci  der  Nymphen  auf  dem  Sipylos  {Hom. 

phetes  Bd.  3  Sp.  1973,  44  ff.)  erscheint,  mit  den  11.  24,  615;,  worauf  das  Hämmern  allerdings  am 

übrigen  Theseusgegnern  verbinden,  weisen  dar-  besten  von  statten  ging.    Der  Ort,  wo  P.  hauste, 

auf  hin,  dafs  man  sich  schon  im  Altertum  über  ist  bei  Plutarch  (iv^Egiisl)  korrupt  überliefert; 

sein  ursprüngliches   Wesen  im  Unklaren   war  bei  Diodor  war  es  iv  xfa  Xsyo^ivm   KoQväccXXm 

und  ihn  daher  bald  hier  bald  dort  angliederte.  {Wulff'  95)    xfjg  'ArTMi}g,    bei   Pausanias  (vgl. 

So  heifst  Polypemon  Schol  Ov.  Ibis  407.    Ov.  Met.  7,  438)  beim  Eri- 

1)  Vater  des  Sinis - Pityokamptes  (von  der  neos  am  Kephisos,  wo  einst  Hades  {Gruppe 
Sylea,  der  Tochter  des  Korinthos),  Apollod.  3,  10  595.  Kirchner  a.  a.  0)  nach  dem  Raube  der 
16,  2.  Schol.  JEur.  Hipp.  977.  Schol.  Ov.  Ibis  Persephone  in  die  Unterwelt  hinabgefahren 
G.  407.  sein  soll,  vgl.  Kuhn,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprach- 

2)  Vater  des  Skiron,  Ov.  Met.  7,  401.  Schol.  forsch.  1  (1852),  467.  Preller,  Demeter  n.  Per- 
Ov.  Ibis  a.a.O.  Probus  ad  Verg.  Georg.  1,  sephone  132  f.  A.  F.  Naeke,  Choerilus  153.  Schon 
399  p.  366   Thilo-Hagen.  das  Lokal  selbst  also  weist   auf  die  Unter- 

3)  Vater  des  Prokrustes,  Ov.  Ibis  405  und  weit,  vielleicht  sind  auch  die  Epitheta  des  P. 
Schot,  a.  a.  0.  immitis  {Ov.  Met.  7,  438)  und  torvus  {Ov.  Her. 

4)  TJolvurniav  övo^ia,  UQOv.QovGxng  iitivlt]-  2,  69)  nicht  bedeutungslos,  der  Hammer  ist 
aiv.  Paus.  1,  38,  5;  vgl.  nr.  3.  das  Symbol  des  Todesdämons  Charun  (Gust. 

5)  Acc^äaxvg,  ov  %vioi  TLolvTtrmova.  l£yov6iv,  20  Krüger,  Charon  u.  Thanatos  [Progr.  Charlotten- 
Apollod.  Epit.  1,  4;  und  dazu  wieder  bürg  1866]  S.  8.    Gruppe  b*db,  3.    Waser,  Archiv 

6)  Plut.  Thes.  11:  Aaadaxng  6  IlQoiiQ0v6xr}g.  f.  Beligionsivissensch.  1  (1898),  178  f.  u.  Charon, 
Es   sind  daher  Polypemon -Prokrustes -Da-  Charun,    Cliaros    80  f.    s.  d.    Abb.   Bd.  1    s.  v. 

mastes  einander  gleichgesetzt;  andererseits  (3)  Charon  S.  887).  Charon  heifst 'Ax^oviSrjg  (s.  d.); 
ist  Polypenion  Vater  des  Prokrustes,  und  Pro-  hängt  damit  zusammen,  dafs  P.  nach  Hyg.  f. 
krustes  wird  wiederum  im  Argum.  Pind.  Isthm.  38  die  Glieder  seiner  Opfer  f  incudibus  sup- 
mit  Sinis  (nr.  1)  identifiziert,  wie  auch  im  Schol.  positis'  auseinandertrieb?  Ebenso  deutlich 
Kur.  Hipp.  977  (versehentlich?)  die  sonst  dem  weisen  auf  den  Todesgott  die Worte  bei  Apollod. 
Polypemon  -  Prokrustes  zugeschriebene  Grau-  Epit.  1,  4:  xrjv  oi!v.i\6iv  e%cov  itag  6Sbv  icxö- 
samkeit  auf  Sinis  übertragen  ist.  Die  bekannte  30  qtjOs  8vo  vlivag  .  .  .  v.a.1  xovg  Ttagiovxag  iit\ 
Sage  von  den  zwei  Betten  —  ausführlicheres  t-eviccv  {t-svla?)  Kcclav.  Kann  es  eine  treffen- 
s.  Bd.  1  s.  v.  Damastes  • — findet  sich  bei  Apollod.  dere  Parallele  zu  dem  Hades  Uolv^svog 
Eint.  1,  4.  Hyg.  f.  38.  Plut.  Thes.  11.  Schol.  (s.  d.)  oder  zu  dem  als  Hadeshypostase  er- 
Eur.  Hipp.  977;  ein  Bett  hat  er  nach  Diod.  schlossenen  Kalrj6tog  geben  {Hom.  II.  6,  17. 
4,  59.  Den  Namen  JjQoy.QovGxrjg  erklärt  Diod.  Usener  a.  a.  O.  25  f.)  oder  mit  Bezug  auf  die 
a.  a.  0.  davon,  dafs  der  Unhold  t&v  tluxxovcov  Worte  nag'  68bv  iaroQ-rjös  .  .  .  xlivag  zu  dem 
xovg  7i6dag  nQotxQovtv,  und  nach  Robert  bei  gleichfalls  als  ursprünglicher  Hades  aufzu- 
v.  Wilamowitz,  Aus  Kydatheu  227  ist  tiqo-  fassenden  Hodoidokos  (s.  6..),'OSoi86y.o g,  dem 
■kqovslv  der  technische  Ausdruck  für  die  Thätig-  Wirt  an  der  Strafse,  für  den  sich  in  dem- 
keit  des  Schmiedes,  der  eiserne  Platten  oder  40  selben  Sinne  auch  der  Name  Leodokos,  Asco- 
Stäbe  durch  Schlagen  verlängert  oder  ver-  8oxog  (Bd.  3  Sp.  749,  31)  findet  und  den  man 
breitert.  Das  Werkzeug,  dessen  sich  P.  dazu  zum  Vater  des  lokrischen  Oileus  gemacht  hat, 
bediente,  war  ein  Hammer,  Soph.  fr.  19  N2  Usener,  Arch.  f.  Beligionsivissensch.  7  (1904),  327? 
(und  dazu  v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  120,  35.  van  Und  so  wird  die  %ILvt]  wohl  zunächst  als  die 
Herwerden,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  139)  Bah-  beim  Mahle  gebräuchliche  aufzufassen  sein, 
chylides  17,  27.  Apollod.  Epit.  1,  4  (wo  der  auf  die  L\  die  Ahnungslosen  sich  setzen  liefs 
Plural  ßrpvQcag  steht);  Schol.  Eur.  Hipp.  977.  {v.axa.vlivhiv,  Apollod.  Epit.  1,  4:  rjväyxKOa  [vgl. 
Zu  dem  Abhacken  {a-itoxoTixco,  Diod.  Schol.  Eur.  unser  'nötigen']  avcm'ntxuv  =  fsich  zu  Tisch 
a.  a.  0.,  praecidere,  Hyg.  a.  a.  0.,  ccTtoirQi'Qcü,  setzen,  sich  auf  die  vlivn  legen',  Eur.  Kykl. 
Apollod.  Epit.)  der  über  das  Bett  herausragen-  50  410.  Athen.  1,  23  e.  Luc.  Asin.  23),  die  freilich 
den  Gliedmafsen  hat  P.,  so  mufs  man  annehmen,  für  diese  zum  Totenbette  {y.liv7\  in  dieser  Be- 
sieh aufserdem  noch  eines  anderen  Werkzeuges,  deutung  b.  Plato  leg.  12  p.  947  b.  c.  d.  Becker- 
eines  Beiles  oder  einer  Säge  bedient,  und  so  Gott,  Charikles  3,  123.  125.  130)  wurde.  Das 
erscheint  auch  in  einzelnen  Darstellungen  The-  der  Länge  der  %livr\  Gleichmachen  {i^iaovv 
seus  die  dem  Räuber  entrissene  Axt  gegen  ihn  Apollod.  Epit.  Schol.  Eur.  Hipp.  957.  cut laovv, 
schwingend,  E.  Sarnoiv,  Die  cyclischen  Dar-  Diodor)  erinnert  an  Pluto  und  Plutos  Sohn 
Stellungen  aus  der  Theseussage  (Diss.  Leipzig  'Iao8aixr\g  (s.  d.),  6  xbv  i'aov  sxäoxco  ftävccxov 
1894)  S.  57  ff.  Aber  ursprünglich  ist  dies  nicht,  Siccvtpcov,  an  den  fTodesgott,  der  die  Menschen 
ursprünglich  sind  auch  nicht  zwei  Betten  an-  auf  das  letzte,  für  alle  gleiche  Lager  streckt' 
zunehmen,  sondern  nur  eins;  die  yl'ivr\  des  60  {Gruppe  595),  kurz,  Prokrustes,  cder 
Räubers,  die  diesem  wohl  auch  zur  Lagerstatt  Strecker',  ist  die  Verkörperung  der  \loIq 
gedacht  hat,  ist  so  grofs  zu  denken,  dafs  die  61  oi]  xavr\Xsyiog  (des  lang  hinstreckenden; 
Opfer,  die  auf  ihr  lagen,  für  sie  zu  klein  waren,  denn  diese  Bedeutung  legten  die  Alten  dem 
und  dafs  daher  nur  die  Thätigkeit  des  tcqo-  Epitheton  xuvrjlsyijg  bei,  mag  auch  seine  Ety- 
xqovsiv  in  Anwendung  kommen  konnte,  vgl.  mologie  bestritten  sein;  ganz  anders  =  avr\- 
Wulff  a.  a.  0.  95,  90.  Ansprechend  vermutet  l&yiqg  erklärt  das  Wort  Bechtel,  Hermes  39  [1904], 
Wulff  96  (vgl.  Sarnow  60)  aus  den  Andeutungen  155f.)  duväxoio  {Hom.  Od.  2,  100.  11,  171.  B. 
einiger  Darstellungen,  dafs  das  Bett  des  P.  ur-  8,  70.  22,  210);  vgl.  von  einem  Toten:  inl  %&ov\ 


2687                 Polypemonides  Polypemonides                  2688 

xsito  ravva&slg,  Ho m.  77.  20,  483.  13,392.  18,  Elviv,  bg  ia%v'C   cptgxaxog   &vaxwv  rjv,    also 

26.     Die  bekanntesten  Parallelen  zu  der  Über-  den  Sinis,  den  stärksten  der  Sterblichen  hat 

wältigung  des  P.  als  Hadesdämons  durch  Theseus  Theseus  erlegt  und  ebenso  entreifst   er*)   dem 

ist  der  Kampf  des  Herakles  mit  Hades,  die  Über-  Polypenion,  obwohl  er  auf  ihn  als  einen  stär- 

wältigung  des  Thanatos  durch  denselben  Heros,  keren   Gegner  stiefs,    den  Hammer.     Auch   in 

die    Fesselung    des    Thanatos    durch    Sisyphos  dem  Kampfe  mit  Polypemon  bewährt  sich  des 

u.  s.  w. ;  mehr  Beispiele  bei  Usener,  Sitzungsber.  Theseus  besonders  im  Ringen  mit  Kerkyon  ge- 

a.  a.  0.    34.      Von    den    meisten    Quellen    wird  rühmte  aotpia:  'Qrfisvg  ...  Y-axtnäXcnasv  avxbv 

nur  berichtet,  dafs  Theseus  den  P.  getötet  habe;  aocpicc    xb    itXiov   ...   ttqoxsqov    da    iiQ&vxo 

nach  Bakclußides   (s.  unten)    entreifst    er    ihm  io  (isye&si.   \lqvov   nui   Qmpiß   ngbg   xug  7tdXag\ 

den  Hammer,   mit  dem  er  ihn   nach  Sophokles  Paus.  1,  39,  3.    Schol.  Luc.  Iupp.  trag.  21  ed. 

(s.  oben)    erschlagen    zu    haben    scheint.      Die  Jacobitz  4,  177.    Und  wie  im  Kerkyonabenteuer 

Darstellungen  zeigen  den  P.  auf  seinem  Bette  des  Theseus   ooyia  in   geschickt   angewandten 

liegen,    Theseus   mit    dem  Hammer    (oder    der  Ringerkunstgriffen     (Vermutungen     über     das 

Axt)  zuschlagen,  Sarnow  59ff.    Dafs,  wie  Walth.  cWie'?  bei  Wulff'  a.  a.  0.  lU5if.   Sarnow  a.  a.  0. 

Müller    bei  Sarnow   59,    2    annimmt,    Theseus  54)   bestanden   haben   mag,   durch   die   er  den 

den  P.  auf  seinem  Lager  überrascht  habe,  ver-  überlegenen   Gegner  bezwingt,    so  besteht  sie 

trägt  sich  wohl  nicht  mit  der  Heldenhaftigkeit,  .    dem  Polypemon  gegenüber  darin,  dafs  Theseus 

die    Theseus    bei    seinen    übrigen    Abenteuern  ein  ngoxoTCxag  ist.     Mit  welcher  Feinheit   ist 

zeigt.     Wulff  99  nimmt  an,  Theseus  habe  sich  20  dieses    Tn>o-%öiixag    gesagt!      Zunächst    eine 

von  P.  zeigen  lassen,  wie  er  sich  zu  legen  habe,  Anspielung    auf    des    Unholds    Namen    Tlo  o  - 

und  unterdessen  den  Hammer  an  sich  gerissen.  %Qov6tr\g,   doch   mit   dem   Unterschiede,   wie 

Die  übrigen  Darstellungen   zeigen   den  P.  auf  es  scheint,  dafs  71qox6tix£i  v  das  einmalige  blitz- 

dem  Erdboden  an  einen  Stein  oder  Felsen  ge-  schnelle  Zuschlagen,  tzqo-aqovsiv  das  langsame, 

klammert    oder    an    einen   Baum    gelehnt  von  wuchtige  Hämmern  bedeutet;  dann  liegt  darin, 

Theseus  mit   dem  Hammer  oder   der  Axt  be-  dafs    Theseus   eher**)    —    (vgl.    den   analogen 

droht,    Wulff  94  ff.     Sarnow   58  ff.     Vgl.    auch  Gebrauch  von  kqo  in  TiQO-Xa^ßdvsiv,  ngo-Kcexcc- 

den   etruskischen    Spiegel    mit    der    allerdings  Xa\ißdvHv,  7tQ0-cuo&dv£6d'ai,,  nQo-uQitdgsiv,  tiqo- 

nicht  ganz  sicherer  Deutung  auf  Theseus,  den  yiyvead-ca  u.  s.  w.,  vgl.  auch  Bakchylides  selbst 

P.    an    den  Haaren    schleppend  und   mit   dem  30  (5,  154),  wo  Meleagros  klagt,  er  sei  gestorben 

Schwerte  bedrohend,    Gerhard,   Etr.  Spiegel  5,  dyXadv    i]ß<xv   Ttpo-Xtlncov  d.  h.  früher,    als   es 

12(5  S.  164  f.  —  Die  sonstigen  litterarischen  Er-  seinem  blühenden  Alter  nach  zu  erwarten  war) 

wähnungen  des  Prokrustes  (Plut.  Comp.   Thes.  —  seinen  Streich  führend  als  sein  Gegner  diesem 

et  Rom.  1,    Arrian.  Epicteti  diss.  2,  16,  45  =  die  Waffe  entschlägt,  und  drittens  liegt  in  tiqo- 

p.  158  Schenkl.  Xenoph.  Memor.  2,  1,  14)  bieten  xo/txag  auch   die  dem  Verbuni  TiQOKÖnxsiv  ge- 

für  die  Sagengestaltung  nichts.  Ob  mit  Boettiger  wohnlich  zukommende  Bedeutung  (Alkaios  fr. 

bei  Nauck,  Eur.  f'rgm.2  182  (vgl.  Wulff  a.  a.  0.  35  Bergk  34,  161:  nQoxoipofisv  yäg  ovdsv  dad- 

S.  96    Anm.  90    zu    S.  89)    aus    frgm.   677    ge-  iitvoi.     Eur.  Alk.    1079:   xi   d'    av   itgoxömoig, 

schlössen    werden    darf,    dafs   Euripides'  den  ei  fttloig  dsl  axsvsiv;)  von  'fördern,  Fortschritt 

Mythos  von  Prokrustes   auf  Skiron  übertragen  40  machen,    Erfolg    haben':    Theseus    Ttgonöxfiag 

habe,  bleibe  dahingestellt.  ■kqov.ötixzi:    durch   ein    schnelleres    Zuschlagen 

Und    nun    die    vielbesprochene    Stelle    bei  bleibt    er    Sieger.     Körperlich    ist    Polypemon 

BaTcchylides  17,  27  ff. :    xdv    xs    KsQxvovog  ita-  der  stärkere  (agsicav,  wie  Herakles  der  d^eivcav 

XaiaxQccv     'io%£v ,     IJoXvTtijuovög     xs     xaQxsgdv  cpmg    ist    gegenüber    seinem    Bruder    Iphikles, 

ocpvQuv    i^eßaX&v    n.Qoxo'jtxag ,    aQslovog    rt'^cbv  Hesiod.  Scut,  51  und  dazu  Usener,  Rhein.  Mtis. 

cpaxog.    Die  Deutungsversuche  sind  unter  Poly-  53  [1898],  337;    vgl.    auch   Hom.  11.  17,    149): 

pemon  (s.  d.)  aufgezählt,  die  Konjekturen,  unter  Geistesgegenwart,  Benutzung  des  rechten  Augen- 

denen  die  von  Festa:   ayvgav   i'gißaX'  av   den  blickes,    kurz   aoyia   verschaffen   dem  Theseus 

Beifall   von    Blafs,   Bakchyl.   carm."2   gefunden  den  Sieg.     Wer  sich  noch  an  diese  Interpreta- 

hat,  bei  Blafs  a.  a.  0.  149.    Dafs  van  Serwerden  50  tion  von  dgsiovog  xvitov   cpcaxög   stöfst  —  Bei- 

a.  a.  0.    statt  nQoy.onxag   TjQoxo-nxog   schreibt,  spiele  vom  gegensätzlichen  Gebrauch  des  Parti- 

beruht  doch  wohl  nur  auf  einem  Versehen?  —  zipiums  ohne  zugefügtes  xuiTtsg  wird  man  mir 
v.  Wilamowitz,  Gott,  Gel,  Anz.  1898,  142  hält  es 

für  möglich,    IIoXv7t7](lovog,   ZU    dem    dann   TLqo-  *)  Theseus    als    Subjekt   zu  tseßcdsv   wird   schon   da- 

KOrtxag  als  zweiter  Name  träte,  für  einen  falsch  durch   gefordert,   dafs  er  es  auch  in   der  Aufzählung  der 

gebildeten  Nominativ  (vgl.  siXi^svog)  anzusehen,  übrigen  Abenteuer  ist:  tTttcpvev  Siviv,  —  oüv  r'  Mgo- 

fährt  jedoch  dann  fort:  caber  der  Schaden  wird  xt6vov  ■■■  &t6o&aMr  ts  Zy.lq(x>va  xatixravtv,  —  t&v  tt 

tiefer  sitzen:    man   wird   zunächst   immer   ver-  f^tudwg  miatat^n  %oX*v    -  und  nun  auf  einmal 

11            r            -l-imi                       ii           i          t-»t  Subjektwechsel,  —  das  wäre  hart,  fast  unerträglich. 

stehen:  <er,  namhch  Theseus,  schlug  dem  Poly-  *«  .     .    , «1  •       1         t                    ,,  „  - 

,       '                                        tt        i     1                 /  )  Auch  dem   Skiron  kommt  er   zuvor:    Uijatvz  ... 

pemon  den  Hammer  aus  der  Hand  als  nQoxoTrxag;  60  &Qa,iaas  aMv  t5>v  nos&v  Uom>f,  Apoiiod.  Epit.  1,  2. 

denn    diese   Rolle    hat    ja    TheseUS    selbst    Über-  Das  kann  nur  heifsen,    dafs  Theseus,   indem  er  scheinbar 

nommen'.      Warum  hat  aber  nun  V.  WilanwwitZ  dem  Verlangen   des    Skiron,   ihm    die  Füfse   zu   waschen, 

diesen    richtigen    Gedanken     nicht    weiter    ver-  nachkommt,  den  Übeltäter  plötzlich  an  den  Füfsen  packt, 

folgt,  warum  müssen  die  Worte  doslovog  xv%u>v  bevor  dieser  Zeit  gehabt  hat.  sein  ausersehenes  Opfer 

cpcoxög  in  diesem  Falle  (Gruppe  a.  a.  0.  595,  3)  «eiuerseits  ™m  Felse?  herabzustürzen.    Genan  dieselbe 

verderbt  sein?     Der  Dichter   erklärt    sich    am  Be;leut"^  ™n  g^'J  findet  sich  bei  Herod  9  107: 

i                                ,            t\-   i  j               i-i     j        -r»    ,    ,     , .,  Artayntes  ...    arturat    i/tt    rov    Maaititm'    Tor    üxiv&y.tjv, 

besten    aus    dem    Dichter^  selbst:    Bakchyhdes  hnoxttivat  9klmv.    *al  uiv  lrti9iovta  cpQaa^k  Suva- 

sagt  kurz  (v.  21  f.)  vorher :  toj'  vn^ßiöv  %  Inzyvbv  Y6^%  ...  &Qrtätet  /ueouv  xal  izctHQac:  naUi  i;  ti]v  yfjv. 


2689                   Polyphamos  Polypheides                   2690 

erlassen  — ,  lese  Hom.  Od.  3,  250  ff.    Da  fragt       dem  Wagen  von  Koryphe  geboren  sei.     Sonst 

Telemachos  den  Nestor  nach  den  näheren  Um-  erscheint  als  Vater  der  Athena  Hippia  Zeus: 

ständen    von    Agamemnons    Tod:    itäg    ZQ-ccv'  (Minerva)  quarta  Iove  nata et  Coryphe,  Oceani 

AxQüidrjg  BVQVXQSicov'AyKiieiivojv;  |  nov  MsvtXaog  filia,  quam  Arcades  Koqiccv  [vgl.  Paus.  8,  21, 

lr\v\    x'iva   ö'    avxä    \i/ifiax    oXs&qov  \  Al'yia&og  4:  im  arkadischen  Kleitor  inl  ogovg  noQvcpfig 

doX6iir}xtg,  irtsl  ktccvs  itoXXbv   agsico.     Eines  vaög   .  .  .   Ä&7]vag    Kogiag,    vgl.    Immerwahr, 

besonders  listigen  Anschlages  bedurfte  es,  um  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  61]  nominant  et  quad- 

es  dem  Aigisthos  zu  ermöglichen,  den  stärkeren  rigarum   inventricem  ferunt,   Cic.  de  nat.  deor. 

Agamemnon  zu  töten,  einer  besonderen  aocpla,  3,  23,  59;  vgl.   dem.  Alex.  Protr.  2,  28  p.  24  P 
um   den   stärkeren  Polypenion  unschädlich    zu  10  und  Arnob.  4,  14,  wo  an  beiden  Stellen  Athena 

machen.    Als  TiQo-Aonxug,  oder  genauer  dadurch,  Kogvcpaaia  [vgl.  die  nach  dem  elischen  Kory- 

dafs  er  TtQo-nöntag  war,  entschlug  Theseus  dem  phasion  benannte  Athena  Koryphasia,  Paus.  4, 

Polypemon,    obwohl   dieser   der   Stärkere   war,  36,  2.    Anth.  Pal.  6,  129,  3.   Naeke  a.  a.  0.]  ge- 

den  Hammer,  —  eine  neue  Illustration  zu  Hör.  nannt  wird,  vgl.  W.  Bobeth,  De  indicibus  deo- 

Od.  3,  65  ff. :    Vis  consili  expers  mole  ruit  sua,  rum    (Dissert.    Leipzig    1904)    S.  62  f.      Walth. 

Vlm  temperatam  dt  quoque  provehunt  (proveho  Michaelis,   De  orig.   indicis  deor.   cognominum 

in    ähnlicher    Bedeutung    wie    ■nQoy.önxco)    in  (Diss.  Berlin  1898)  S.  15.  35.  46  und  vor  allen 

malus;  idem  ödere  vires  omne  nefas  animo  mo-  0.  Gruppe,    Gr.  Myth.    1195.    1210,   nach   dem 

ventes.     [Höfer.]  es  höchst  unwahrscheinlich  ist,    dafs  die  Sage 

Polyphamos  (TloXvcpa^og),  1)  Teilnehmer  an  20  von    der    Geburt    Athenas    von    der    Okeanide 

einer  (mythischen?)  Eberjagd  auf  einem  Yasen-  Koryphe  aus  der  Überlieferung  von  der  Geburt 

bilde,  abg.  Mus.  Gregor.  2  tav.  17;  vgl.  C.  I.  G.  aus   dem   Haupte   des   Zeus   —   ÄQ-r\vü   xoqv- 

4,  7374.     Stephani,  Compte  rendu  1867,  74.  —  cpccyevrjg,   Plut.  Is.  et  Osir.  75.     Äftävuv  .  .  . 

2)   S.  Polyphemos.     [Höfer.]  Xofäv&sZGciv    v.ax     av.QOxa.xag    xoQvcpüg    Jiog, 

Polypliantes  s.  Polyphates  und  Polyphontes  Eur.   Ion   457.     kd-rjvnv    KOQv(pf}g    %det!;sv(?) 

nr.  4.  ö  Zsvs,  Anakreontea  53,  34.    Bergk  3\  330  — 

Polyphas  (IJoXvcpag),    Teilnehmer    an    einer  hervorgegangen  sei.    Auch  hätten  sich  die  Be- 

Eberjagd  auf  einem  sf.  Vasenbilde,  C.  I.  G.  4,  Zeichnungen  Koryphe,  -asia  ursprünglich  nicht 

7373.     Walters,   Cat.  of  the  greek  vases  in  the  auf  das  Berghaupt,  die  Stätte  des  Heiligtums, 
Brit.  Mus.  2,  37  p.  59  mit  weiteren  Litteratur-  30  sondern   auf  das   Haupt   der  Göttin   selbst  als 

angaben.    IloXvyag  ist  Kurzform  zu  Ilolvcpccxag,  Wettergöttin  bezogen:  cKoryphe,  die  Okeanide, 

P.  Kretschmer,  Kuhns  Zeitschrift  29  (1888),  171.  die  von  Poseidon  Athena  mitsamt  dem  Wagen 

[Höfer.]  gebiert,  ist  das  Gegenstück  zu  der  Gorgo,   die 

Polyphates    (nolvcpccxrjg),    ein    König,    bei  von  demselben  Gotte  den  Pegasos  gebiert;  Gorgo 

welchem  Melampus  eingekehrt  war.    Als  wäh-  (s.  d.)   ist  die   Sturmwolke,    die   als   Kopf  mit 

rend  eines  Opfers  eine  Schlange,  welche  herbei-  furchtbaren   Augen    vorgestellt    wurde '  (Bd.  1 

geschlichen  war,   von  den  Dienern  des  Königs  Sp.  1700).    Merkwürdig  erscheint  die  Überliefe- 

eröchlagen  wurde,  begrub  diese  Melampus  auf  rung  HoXvcfv,  —  ist  sie  wirklich  nur  verderbt 

Befehl  des  Königs,  aber  die  Jungen  derselben  aus  Xopvqprj?    Wäre  nicht  die  Überlieferung  in 
zog  er  auf.    Als  diese  grofs  geworden,  leckten  40  Anecdota  Bekker  (ob.),  nach  der  Mnaseas  Athena 

sie   ihm   im  Schlafe   die   Ohren  und  hauchten  Tochter  der  Köqr\  nannte,  das  doch  wohl  auf 

ihm  die  Weissagungsgabe  ein.    Hesiod  in  Schol.  KoQvyiq   (oder  Kogia?   s.  ob.  Cicero  a.a.O.) 

Ap.  Bhod.  1,  118,  wo  die  Ausg.  v.  Keil  TLoXv-  hinweist,    so  könnte  man   vermuten,   Mnaseas, 

cpdvxr]g  hat.     Vgl.  Apollod.  1,  9,  11.    Eustath.  dessen  Bericht  auch  sonst  abweicht  (s.  ob.),  habe 

p.  1685,  25.     [Stoll.]  die  Athena  Iloasidwvog  .  .  .  Q-vyuTSQa  xal  TIoXv- 

PolypheV  (TloXvcpr]?),    Tochter  des  Okeanos,  cp[r^^r\g    genannt.      Polypheme    wäre    das 

von  Poseidon  Mutter  der  Athena  Hippia,  Suidas  Femininum   zu  noXvcprjuog,   dem   Sohne   des 

s.v.  'I7t7tta  k&rjvä  p.  1051  Bernh.  und  Mnaseas  Poseidon  und  der  Phorkystochter  Thoossa, 

bei  Harpokration  s.  v.  ^Imtia.    'Aftryvtt  p.  161,   1  und  Poseidon  selbst  heifst  in  einer  allerdings 
Dimlorf.      Derselbe    Mnaseas,    dessen    Quelle  50  dunklen  Stelle   bei   Lyk.  Alex.  1324   $rm,iog, 

nach  M.  Schmidt,  Didymi  Chalcent.fr gm.  p.  104  auch  Evcpr^iog  ist  ein  Poseidonsohn.     Auf 

Didymos  ist,  berichtet  nach  der  Überlieferung  jeden  Fall  aber  will  Mnaseas   den   engen  Zu- 

bei  Beklier,  Anecd.  1,  350,  27  =  Anecd.  gr.  ed.  sammenhang  von  Athena  Hippia  und  Poseidon 

Bachmann  1,  38,  12,  dafs  Athena,  die  Tochter  Hippios  betonen  und  an  die  alte  Sage  erinnern, 

Hoff siSävog    %al    Kogijg    xijg    'Slxsavov ,    xö  nach  der  Athena  von  einer  Meergöttin  geboren 

&Qlia    xmv    i'mtojv    t^svgev.      An   allen    Stellen  war,   wie   auch  Metis,    die   nach    anderer  Sage 

haben  die  Herausgeber  bez.  Spätere  (vgl.  A.  F.  Mutter  der  Athena  war,  ursprünglich  Meergöttin 

Naeke,  Choerilus  p.  142.    Schmidt  a.  a.  O.)  IJo-  ist,   P.  Stengel,   Jahrbuch,   für  klass.  Phil.  131 

Xvcpvg  bez.  Kogrjg  in  KoQvcprjg  geändert.     Und  (1885),  78.     G.  F.  Schoemann,    Opusc.   academ. 
allerdings    steht    im    Etym.  M.  474,    31  ff.    =  60  2,  163,  64.     [Höfer.] 

Bekker,    Anecd.    1,   208,    1:    Iloattd&vog   ovaa  Polypheides     (IloXvcptidrig)     1)     Sohn     des 

ftvya.xr,Q    nul    Kogvcpfig    xfjg  'Slxsavov    fyovGu  Mantios  (s.  d.),  empfing  von  Apollon  die  Gabe 

&Q(ia   ovrcog  iy&vvrjd-n   (Athena).      Es  fehlt  an  der  Weissagung  und  siedelte  sich,  da  er  sich 

diesen    Stellen   die    Angabe    des    Mnaseas   als  mit  seinem  Vater  entzweit  hatte ,  in  Hyperasia 

Gewährsmann  und  zweitens  findet  sich  hier  im  in   Achaia   an ;    sein    Sohn    ist   Theoklymenos, 

Gegensatz   zu   den   obigen  Stellen,   wo  Athene  Hom.    Od.    15,   249  ff.     Im  Schol.  Q.  V.  Hom. 

als   Erfinderin   des  Rossegespannes   bezeichnet  Od.  15,  223  findet  sich   mit   der  Subskription 

wird,  die   seltsame  Angabe,   dafs   sie  mitsamt  7)  laxogiu   nagä   ^sgbKvSv   die  Notiz:   noXv- 

Eoschee,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  85 


2691 


Polypheides 


Polypheides 


2692 


(ftidng  ö  [idvrig  (Q.  ?  Mavttiov  V")  Eccgtovoccv 
ytf(iccg  yivovxcci  ccvzä)  Ttaldsg  Agiiovidrig  Kai 
©soxXvfisvog.  Dafs  Sariusa  nicht  Name  der 
Gattin  des  Polypheides  und  Mutter  seiner  Söhne 
Hannonides  und  Theoklymenos  ist,  ergiebt  sich 
aus  Dindorf,  Praefatio  63,  wonach  hinter  Ea- 
qiov  eine  Lücke  von  etwa  drei  Buchstaben  zu 
konstatieren  ist,  auf  die  -accv  folgt  und  aus 
Schol.  M.  Hom.  a.  a.  0.  bei  Luetke,  Pherecydea 
(Diss.  Göttingen  1893)  S.  17  f.:  noXvcpsiS-qg  6 
Mavtlov  Euoiovauv  yr^iag  Ai^r^v  ri)v  Al'^iovog 
iv  'EXtvalvt  wxti.  yivovxai  dh  avrm  naidsg  Aq- 
[Lovi8r]g  xci  © eoy.lv \isvog.  Luetke  a.  a.  0.  18 
bemerkt  zu  E&qlov  .  .  .  accv  '  nomen  matris 
Potyphidis  desiderari  videtur\  aber  dann  fehlte 
nach  Mavriov  doch  mindestens  ein  ncä.  So 
bleiben  die  Worte  Eccgtov  .  .  .  aav  rätselhaft; 
auch  Aichrne,  die  Tochter  des  Hainion,  wird 
sonst  nicht  genannt,  ist  auch  nicht  in  diesem 
Lexikon  oder  bei  Pauly  -  Wissowa  behandelt. 
Eine  Vermutung  s.  unten.  Die  ganze  Partie 
Hom.  Od.  15,  221—286  (bez.  291)  wird  ebenso 
wie  die  Partien  im  17.  und  20.  Buche,  in  denen 
Theoklymenos,  der  an  unserer  Stelle  Sohn  des 
Polypheides  genannt  wird,  auftritt,  für  Inter- 
polation erklärt  von  P.  H.  Ch.  Hennings,  Über 
die  Telemachie,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Swppl.  3, 
201.  Ed.  Kammer,  Hie  Einheit  d.  Odyssee  563  ff. 
Kirchhoff,  Hie  Homerische  Odyssee*  zu  v  347  ff. ; 
s.  dagegen  Nägelsbach- Autenrieth,  Homer.  Theo- 
logie'1 176  Anna,  zu  S.  175.  Hemmerling,  He 
Theoclymeno  rate  (Progr.  Köln  a.  Rh.  1882)  S.  6. 
12.  Auf  jeden  Fall  aber  ist  der  ganze  Zusammen- 
hang jung;  schon  C.  E.  Geppert,  Über  den  Ur- 
sprung der  Homer.  Gesänge  1,  350  ff.  bes.  355 
urteilte,  dafs  der  Dichter  die  Person  des  Theo- 
klymenos durch  den  Mythus  überliefert  erhalten, 
sie  aber  nicht  zu  benutzen  verstanden  habe, 
Hennings  a.  a.  0.  hielt  die  Partie  über  die 
Melampodiden  für  hesiodeisch,  doch  ist  sie 
noch  jünger,  s.  0.  SeecJc,  Hie  Quellen  der  Odyssee 
338  (vgl.  128),  der  S.  334  nachweist,  dafs  Od.  15, 
252:  noXvcptidso:  uocvriv  'i7t6XXcov  %")]%£  eine 
Nachahmung  von  Solon  fr.  13,  53  ist:  aXXov 
\xavxiv  %&7}xsv  uv<x£,  kxätQyog  ÄnoXXcov.  So 
scheint  in  dieser  jungen  (vgl.  auch  v.  Wilamo- 
witz,  Homer.  Unters.  94 f.  42)  Partie  Theokly- 
menos und  mit  ihm  die  übrige  Genealogie  in 
die  Odyssee  aus  einem  Evjos  übernommen  zu 
sein,  das  freilich  nicht  mehr  bestimmt  werden 
kann,  v.  Wilamoivitz,  Isyllos  v.  Epiäauros  178 
Anm.  33  zu  S.  177.  Paul  Friedländer,  Argolica 
(Diss.  Berlin  1905)  S.  56.  Nach  Huemmler,  Kl. 
Schriften  2,  399  wäre  dies  Epos  die  Melam- 
podie  (?).  Aber  auch  die  Überlieferung,  wie 
sie  jetzt  vorliegt,  kann,  worauf  0.  Immisch, 
Klaros,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  17  S.  176 
hinweist,  nicht  richtig  sein.  Es  ergiebt  sich 
nämlich  aus  0  223  ff.  folgendes  Stenima: 
^  Melampus 


nachdem  Amphiaraos  gestorben  sei.  Darnach 
rnüfste  Polypheides  wenigstens  derselben  Gene- 
ration wie  Amphiaraos  oder  einer  Generation 
später  angehören,  aber  nicht  eine  Generation 
vor  ihm  stehen.  Vorschläge,  diese  verschobene 
Chronologie  zu  erklären  bez.  richtig  zu  stellen, 
finden  sich  verzeichnet  bei  Immisch  a.  a.  0. 
Friedländer  59,  43. 

Welcher,  Aesch.  Trilogie  211  Anm.  350  und 

io  Eckermann,  Melampus  u.  sein  Geschlecht  137,  1 
haben  Polypheides  mit  dem  ebenfalls  als  Me- 
lampodiden genannten  Poly(e;idos  identifiziert, 
indem  sie  Übergang  von  J-  in  qp  annahmen. 
Denn  noXvidog  geht  auf  ein  ursprüngliches 
nolvftöJ-og  zurück  =  fder  Vielwissende'*), 
Wackernagel,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschung 
27  (1885),  275;  vgl.  25  (1881),  261.  W.  Schulze 
ebend.  29  (1888),  236.  Quaest.  epicae  118.  0. 
Hoffmann,  Gr.  Hialecte  3,  373.    Fick,  Bezzen- 

20  bergers  Beiträge  26  (1901),  315.  Gegen  die 
Welckersche  Gleichsetzung  noXvys Ldrtg  =  Tlokv- 
idog  erhebt  Lobeck,  Aglaopham.  1,  266  u.  Anm.k. 
Einspruch  mit  dem  Hinweis,  dafs  1)  noXvcpsi,- 
örjg  nach  Eust.  ad  Hom.  17.  1781,  7.  1967,  21 
bedeute  6  tzoXXcc  cpzidöutvog.  2)  dafs  von  sldtvcci 
nur  die  Bildung  noXvsidog,  nicht  noXveid'rjg 
möglich  sei,  und  3)  dafs  der  Eigenname  HoXv- 
tp£i§y\g  auch  sonst  (s.  unter  nr.  2)  bezeugt  sei. 
Aus  letzterem  Grunde  verwirft  auch  Friedländer 

30  a.  a.  0.  58,  37  die  Gleichsetzung,  und  auch 
Bohde,  Psyche  22,  52,  2  unterscheidet  beide 
Personen.  Immisch  a.  a.  0.  vertritt  von  neuem 
die  Gleichsetzung;  nach  ihm  reduzieren  sich 
die  Einwände  von  Lobeck  darauf,  dafs  es  nur 
an  einer  analogen  Bildung  wie  -fsiörjg  von 
J~tä  zu  fehlen  scheint.  Folgende  Stemmata 
verglichen  mit  dem  .Homerischen  (s.  ob.)  legen 
die  Möglichkeit  einer  Gleichsetzung  nahe,  wenn 
auch  im  Einzelnen  ohne  gewaltthätige  Eingriffe 

40  nicht  zu  beseitigende  chronologische  Schwierig- 
keiten (vgl.  Friedländer  58  f.)  bestehen  bleiben. 
Stemma  1  geht  auf  Pherekydes  im  Schol.  Hom. 
11.  13,  663  zurück,  Stemma  2  auf  Paus.  6,  17, 
6,  Stemma  3  auf  Paus.  1,  43,  5: 


Melampus 

Mantios 

Kleitos 

Koiranos 

Polyidos 

50  Kleitos-Euchenor. 


Melampus 

Mantios^ 

Oikles 

Amphiaraos 

Alkmaion 


Melampus 

Abas 
~~Koiranos 
Polyidos 


(2     Antiphates 
Oikles 


Mantios 
Polypheides-Kleitos 
Amphiaraos  Theoklymenos 

Und    doch   heilst    es   v.  253,    dafs   Apollo    den 
Polypheides  zum  besten  Seher  gemacht  habe, 


*)  Wenn  einerseits  die  Bd.  3  Sp.  741,  58 ff.  ausführlich 
angeführte  Vermutung  von  Kretschmcr,  dafs  Oidirtovg  und 
MeX&HTtovg  ursprünglich  chthonische  Wesen  mit  ge- 
schwollenem resp.  schwarzem  Schlangenleib  gewesen  seien, 
richtig  ist  und  andererseits  in  Namen  wie  'Iüo-fitvetiz, 
"Id-a;,  "lcS-»;c,  ludo-Sia,  UoO-siä-Cttov,  Iloa-oidär,  IJot-idag 
der  Stamm  eiö-,  tö-,  old-  'schwellen',  wie  Fick-Bechtel,  Gr. 
Personennamen  393  annehmen,  enthalten  ist,  so  könnte 
Tlolv-aöu;,  -idog  ursprünglich  gleichfalls  in  Schlangen- 
gestalt gedacht  worden  sein,  —  eine  Reminiscenz  hieran 
ß0  dürfte  dann  wohl  auch  in  den  Schlangen,  die  ihm  bei  der 
Wiederbelebung  des  Glaukos  Dienste  leisteten,  zu  er- 
blicken sein,  —  und  den  cstark  geschwollenen'  bedeuten. 
Auch  bei  Melampus  spielen  die  Schlangen  eine  RoUe 
(Bd.  2  Sp.  2568,  26  ff.  2572,  36),  und  seine  Mutter  heifst 
Eläojuivij.  Freilich  mufs  schon  in  früher  Zeit  das  Be- 
wufstsein  an  diese  ursprüngliche  Bedeutung  des  Namens 
Polyeidos  geschwunden  6ein,  in  dem  man  nun  nur  noch 
den  r Vielwisser'  sah,  einen  Helden  der  Dichtung  anstatt 
des  ursprünglichen  Daimons  oder  Gottes. 


ö 


2693                   Polypheides  Polypheides                   2694 

Das  Stemma  des  Phcrekydes  (Melainpus  bis  aufmerksam:  ol  7toir]tal  Kgeovra  phv  nai  Tsi- 

Kleitos-Euchenor)  findet  sich  genau  wieder  bei  gseiav,  üoXvetSov  äh  xul  Mivca,  jLyuuipvovu 

Etist.  ad   Hont.  II.  953,   37  f.   mit   der  Berner-  8s  -accI  Nearogcc  xui 'Odvßoecc,  v.cä  tlaXafiijSr}  .  .  . 

kung:  MsXuimoSog  vibg  6  iv  '0dv66sia  MdvtLog.  tovtorv  8s  tovg  jisv  zig  dicccpogdv,  tovg  tf   tlg 

Ein  fernerer  Beweis  für  die  schwankende  Über-  cpiXiav   dXli']Xotg   lövtag  .  .  .  ccSovai.     Auch  bei 

lieferung  wäre  Paus.  1,  43,  5,  wo  unmittelbar  Apollod.  3,  3,  2   scheidet  Polyeidos  in  Unfrie- 

hintereinander   Polyeidos    Sohn    des    Koiranos  den  von  Minos.    Nach  Fick  a.  a.  0.  und  Gruppe, 

und  dann  umgekehrt  Koiranos  Sohn  des  Poly-  Gr.  Myth.  122.  516  ist  Polyeidos   ursprünglich 

eidos   genannt  wird.     Doch  wird  wohl  Fried-  Kreter,   worauf  auch  der  anderweitig  als  kre- 

Icmder  a.  a.  0.  58,  38  mit  Recht  an  der  zweiten  10  tisch   bezeugte  Name    seines  Vaters  Koiranos 

Stelle    umgestellt    haben:    tbv    IJoXvtSov    tov  (Hom.  li.  17,  611)  hinweist,   und  f ist  aus  alt- 

Koigdvov.  kretischer    Überlieferung    in    die    korinthische 

Es  scheint  fast,  als  verdanke  Mantios  als  gekommen  und  den  Melampodiden  angegliedert 

Vater  des  P.  seinen  Ursprung  der  oft  wieder-  worden,   indem   sein  Vater  Koiranos  Sohn  des 

kehrenden  Bezeichnung  seines  Sohnes  als  ybd  v-  Melampodiden   Abas    und    mithin    naher  Ver- 

tig:  vgl.  Hom.  II.  13,  663:  r\v  8s  xig  Ev%rjvmg  wandter    des    Adrastos    (s.   unten    Argos)    und 

HoXvtdov    iLuvTiog    viog.     Soph.    fr.    358:  Amphiaraos  (s.  unten  Megara)   ward'  {Gruppe 

HoXvtdov  tov  ^tdvtswg;  ferner  Find.  Ol.  13,  516).     Dagegen  erklärt  Hoeck  a.  a.  0.  295  den 

74  (104)  u.  Schol.  Dionys.  Byz.  14  p.  7  u.  Schol.  P.  für  einen  'Fremdling  auf  kretischem  Boden' 

p.  38,   19    Wescher.     Schol.   Hom.    Od.   21,   22.  20  und  Argos  (s.  nr.  3)  für  seine  Heimat.    Inimisch 

Eust,  ad  Hom.  II.  937,  49;  vgl.  953,  26  (IIoXv-  a.  a.  0.  176  verlegt  sogar  den  Schauplatz  der 

idov  tbv  ao<pbv  inl  (luvtsicx).    Cic.  de  leg.  2,  13,  Glaukosepisode  nach  Argos. 

33.     Denn  sonst  wird  Koiranos  als  sein  Vater  3)    Argos :    Agyslcov    ißaöiXsvas    IloXv'idog, 

genannt,  Find.  u.  Schol.  a.  a.  0.   Soph.  fr.  359.  Schol.   Hom.   F.   5,    148.     üoXviSog   iv  "Agysi, 

Paus.  1,  43,  5.    Pherekydes  im  Schol.  Hom.  13,  Clern.  Alex.  Strom.  1  p.  334  c  =  p.  109,  3  Dt«- 

663.    Hyg.  f.  128  p.  112  Schm.    f.  136,  p.  115.  dorf.    UoXmdov,  ög  i]v  i%  tov  'Agyovg,  Palaeph. 

f.  261  p.  139.    Schon  Hoeck,  Kreta  3,  293  hatte  27.     TTapa  ta  ASqüatai  (also  doch  wohl  in  Ar- 

darauf  hingewiesen,   dafs  Polyeidos,   der  Viel-  gos)    ■na&iaavtsg   oi   agtotslg  dsinvovGiv,   6   dh 

oder    Hellseher,    ein    Name    alter   Zeit    sei,  IJoXvidog   Isqu  ftvav  iv   ödm  nccQa7roQsvo(isvov 

und   ihn   gleichfalls    mit   Polypheides   identifi-  30  tbv  Ilattcb  (nach  Kaibel,  Athen,  vol.  3  p.  756  = 

ziert,    und    in    ähnlicher    Weise    äulsert    sich  Menestheus,    den    Sohn    des    Peteos)    %ariGysv 

Fick,  Bezzenbergers  Beiträge  26  (1901),  315  da-  %<xi    y.(xtaxX'ivag  .  .  .  nccQb&rixs   t&v   tv&ivrav, 

hin,  dafs  Polyeides  Berufsname  für  einen  Seher  Athen.  11,  459a.   Immisch  a.  a.  0.  154,  5.    Nach 

sei,   der  als  solcher  an  keinen   Ort  gebun-  Ftym.  M.  207,  41  (vgl.  Beitzenstein,  Gesch.  d. 

den  ist.    Noch  in  später  Zeit  war  die  Erinne-  griech.  Ftym.  329   nr.  15,    wo   als   Quelle   Es- 

rung    an    Polyeidos    und    das    Geschlecht    der  qfjvog    iv    tjj    initoufj    t&v     <J>lXcovog    tisqI 

Amythaoniden,    dem  er  entstammte,  lebendig;  ttoXecov  angegeben  wird),  erhält  Polyeidos  den 

so  begegnet   uns   im   thessalischen  Gyrton  ein  Orakelspruch,  nachdem  Polybos  f  £  'Agyovg  sich 

kficpLXoxog  IJoXvldov  (Collitz,  Dialektinschr.  in  Plataiai  ansiedelt.    In  Argos  wird  wohl  auch 

nr.  2599;  Jahr  238,7  v.  Chr.)   und   ferner   (un-  40  die  Begegnung  des  Polyeidos  mit  Iphitos,  den 

gefähr  213  v.  Chr.)  IloXvtdog  kuv&aoveiog  er  warnt   nach  Tiryns    zu  Herakles   zu   gehen, 

und  Xfiv&ciovv  JloXvidsLog,  also  Vater  und  anzusetzen  sein,  Schol.  Born.  Od.  21,  22.    Auch 

Sohn,  Collitz  a,  a.  0.  nr.  345,  84   S.  137.      W.  bei    Apollod.    3,    3,    2    kehrt    P.    nach    Argos 

Schulze,    Quaest.    epicae    118.    4.     Friedläiuler  {catiivui  slg'Aoyog)  zurück. 

a.  a.  0.  58     In  Verbindung  tritt  Polyeidos  mit  4)  Megara:  FLoXvCdog  . . .  iv  Msydgoig,  Clem. 

Alkathoos  (s.  unten  Megara),  Adrastos  (s.  Argos),  Alex.  a.  a.  0.,   entsühnt  den   König  Alkathoos 

Bellerophontes  (s.  Korinth),  Iphitos  (s.  Argos),  vorn  Morde  seines  Sohnes  Kallipolis,   Paus.  1, 

Minos  (s.  Kreta),  Nisos  (s.  Megara),   Peteos  (s.  43,  5,   flüchtet  vor  Minos  aus  Kreta  nach  Me- 

Argos),  Polybos  (s.  Argos),  Teuthras  (s.  Mysien).  gara  zu  Nisos,  den  Minos  darum  bekriegt,  hos- 

Ebenso  mannigfach  sind  die  Orte,    an   denen  50  pitio    quod   se   Nisi   Polyidus    avito    texerat, 

wir  Polyeidos  begegnen:  Ciris  112.     Das  ist,  wie  Knaack  a.  a.  0.  227 f. 

1)  Korinth,  Hom.  II.  13,  663 ff.  Cic.  de  cliv.  hervorhebt,  alte  megarische  Überlieferung,  und 
1,  40,  89.  Als  i-iti%wQiog  [idvvig  deutet  er  den  das  hospitium  avitum,  das  genau  genommen 
Traum  des  Bellerophontes,  Find.  Ol.  13,  75  auf  Abas  zu  beziehen  sein  würde,  wird  wohl 
(104)  u.  Schol.  Daher  hält  Friedländer  a.  a.  0.  auf  den  mythologisch  viel  bedeutenderen  Me- 
59  f.  Korinth  für  die  eigentliche  Heimat  des  lampus  zu  deuten  sein,  der  sonst  freilich  nicht 
Polyeidos,  und  nach  Fick  a.  a.  0.  ist  Korinth  für  Megara  selbst,  sondern  nur  für  das  an  der 
auch  dort  gemeint,  wo  Argos  als  Heimat  des  Nordwestküste  von  Megaris  gelegene  Aigosthena 
P.  genannt  wird  (s.  unten  nr.  3).  (Bd.  2    Sp.  2572)   zu   belegen   ist.      Megara   ist 

2)  Kreta,  Wiederbelebung  des  Glaukos  (s.  60  die  Mutterstadt  von  Byzantion  und  da- 
Bd.  1  Sp.  1687  u.  d.  A.  Polyeidos  nr.  2,  vgl.  auch  her  treffen  wir  hier  sogar  einen  Kult  des  P. 
zu  der  c dreifarbigen'  Brombeere,  mit  der  P.  die  und  seiner  Kinder:  TloXveiScp  ^idvtsi  -aal  tolg 
Kuh  des  Minos  vergleicht,  J.  J.  Bachofen,  Der  ixsivov  itaiaiv  ivtccv&ce  nccd'  i'-naatov  ttog  ivxi- 
Bär  in  den  Religionen  des  Altertum  35).  Auf  uvstca.  Gcpccytc-,  tov  y.sv  Xrjyovtog  h'tovg,  tov  dh 
eine  bisher  übersehene  Anspielung  auf  eine  iata^iivov,  Dionys.  Byz.  14,  p.  7  Wescher  und 
Tragödie,  höchstwahrscheinlich  des  Euripides  Schol.  ebend.  p.  38,  19.  Darnach  vermute  ich, 
üoXviidog  macht  Knaack,  Rhein.  Mus  57  dafs  in  der  von  Schmidt  als  korrupt  bezeich- 
(1902),  226,  2  bei  (Plato),  Epist.  2  p.  311  a.  b  neten  Stelle  bei  Hygin  f.  136  p.  115:  Polyidus 

85* 


2695                    Polypheides  Polypheides                    2696 

Coerani   filius  Bizanti  monstrum   demonstravü  Mahnung  ihres  Vaters   den   Troern   zu  Hilfe 

zu  lesen  ist:  Polyidus  Coerani  filius  Bizanti  (=  ziehen  und  ihren  Tod  finden  {Hom.  11.  11,  328 ff. 

Byzantii),  oder  Bizantius,  so  dafs  des  P.  Vater  verglichen   mit   2,    830  ff.  ■    vgl.  auch   5,   610  ff. 

oder  P.  selbst  als  Byzantier  bezeichnet  wurde.  6,   37  ff.),   mit    dem    argivischen   Adrastos 

Beachtenswert  ist   es,   dafs   des  P.  naher  Ver-  (der  in   der  ursprünglichen  Sage   auch   seinen 

wandter  Amphiaraos,   was  vielleicht   auch  aus  Tod  gefunden  haben  rnufs)  und  Amphiaraos 

Übertragung  von  Megara  zu  erklären  ist,  gleich-  (Amphios:    Kurzform    zu    Amphiaraos)    iden- 

falls  in  Byzantion  Heroenkult  genofs,   Hesych.  tisch    sind,    dürften   wir    auch    die   Sage   von 

Miles.  fr.  16  in  F.  H.  G.  4,  149.  Polyidos  :  Euchenor     und     Eurydamas  : 

5)  Mysien:  P.  heilt  den  Teuthras,  Plut.  de  10  Polyidos-Abas    als    entsprechende    Wieder- 

f luv.  21, i.  Es  scheint  noch  nicht  bemerkt  worden  holung  bezeichnen,   nur  dafs   in  der  troischen 

zu  sein,  dafs  die  Erzählung  des  Plutarch  vom  Sage  Polyidos  als  Sohn,  in  der  argivischen  als 

Wahnsinn  und  der  Heilung  des  Teuthras  durch  Vater  erscheint.    Und  zur  Gewifsheit  wird  diese 

Polyeidos  eine  Wiederholung  der  Sage  von  der  Vermutung  durch  die  "Notiz  des  PJierekydes  im 

Krankheit  und  der  Heilung  der  Proitiden  (s.  d.)  Schol.  Hom.  B.  13,  663,  dafs  die  Gemahlin  des 

durch  Melampus   ist.     Auch   hier  trifft   es   zu,  Polyidos   und   Mutter    des   Euchenor   Eury- 

was  Hercher,  Praef.  ad  Plut.  de  fluv.  p.  29  sagt:  dameia  hiel's,   —   Eurydamas   aber  ist  der 

chistoriolae  ...  omnino  eiusmodi  sunt,  ut  anti-  Vater  der  troischen  Brüder  Abas-Polyidos. 

quum    tibi    haurire    videaris   fontem   sordiculis  So  sehen  wir  zwar  verschoben  und  verdunkelt, 
Plutarchi  plus  minusve   turbatum'.     Des   Teu- 20  aber  doch  noch  immer  erkennbar  den  Zusarnmen- 

thras  Mutter  ist  Lysippe,  —  Lysippe  heifst  hang  der  beiden  in  weit  von  einander  entfernten 

eine  der  Proitostöchter;  Teuthras  vergeht  sich  Orten  spielenden  und  doch  ursprünglich  iden- 

gegen  die  Artemis,   indem  er  einen  Eber,   der  tischen  Sagen. 

in   ihren  Tempel  geflüchtet  ist,   tötet,    —   die  Als  Töchter   des  Polyidos  werden   genannt 

Proitiden  versündigen  sich  gegen  Dionysos  bez.  Astykrateia  und  Manto  (s.  d.),  Paus.  1,  43,  5. 

Hera;  Artemis  sendet  zur  Strafe  dem  Teuthras  An    den    Namen    Manto    knüpft    Gruppe,    Gr. 

älcpbv   \lsxo.   ^Lccviag,    —    die    Proitostöchter  Myth.  517  folgende  Vermutung:  Auch  des  Tei- 

werden    durch    alcpög    {Hesiod.    fr.    42)    und  resias   Tochter    heifst   Manto;    diese    ist   nach 

fiaWa   (Apollod.   2,    2,    2   und   öfter)   gestraft;  kolophonischer    Überlieferung    Gemahlin     des 

Teuthras     Sv6co7tovutvog    xo    Ttccfrog    iv    xaig  30  wahrscheinlich  aus  Korinth   stammenden  Bak- 

a%QioQiaLg   ditxQißs   und   seine  Mutter  Ly-  chiaden   Zograios   {Immisch   a.  a.  0.    140).     Da 

sippe  slg  xr\v  vlr\v  ESqcc[is,  —  von  den  Proi-  auch  Polyidos  als  Korinther  (s.  ob.)  bezeichnet 

tiden  heifst  es  iitXav&vxo  u.  81a   xfjg   s'prj-  wird,  so  dürfte  die  Übereinstimmung  des  Namens 

wiag  Ixq6%u£ov  {Apollod.  a.  a.  O.),  in  saltus  der    beiden    Heroinen    innerhalb    einer    Stadt 

abire   {Serv.  ad   Verg.  Eclog.  6,  48),    cpevyov  schwerlich   ein  Zufall   sein,   Polyidos   also   die 

bgog   ig   xccvicpvXlov    {Bakchyliil.  10,  55);    den  Tochter  des  Zograios  geheiratet  haben,  so  dafs 

Weg  zur  Heilung   des   Teuthras    zeigt  Poly-  seine  Tochter  nach    der  Grofsmutter  hiefs.  - 

eidos,  —  sein  Grofsvater  Melampus  heilt  Die  Söhne  des  Polyidos,  Kleitos  und  Euchenor, 

die  Proitiden;    Lysippe   errichtet    zum   Danke  werden  als  Teilnehmer  an  dem  Zuge  der  Epi- 

für    die    Genesung    ihres    Sohnes    einen   Altar  40  gonen   gegen  Theben  genannt,   Pherekydes  im 

jigxsuLSog  'OQ&aaiag,    —    Proitos    gründet  Schol.  Hom.  11.   13,   663.     Eust.  Hom.  11.  953, 

zum  Danke  dafür,  dafs  seine  Töchter  in  einem  38.     Hieraus   und   aus   der  Verbindung  des  P. 

Heiligtume  der  Artemis  gewesen  waren,  einen  mit  Adrastos  (s.  oben  unter  Argos)  hat  Welcher, 

Tempel  der  'Aqts^i  .g  'Hiisgctdcc  hez.'Hutocc  Ep.  Cycl.  22,  387   (vgl.  Eckermann,  Melampus 

{Paus.  8,  18,  7.     Callim.  hymn.  in  Dian.  233  f.  77.  Immisch  a.  a.  O.  176f.)  mit  Recht  geschlossen, 

und  Schol.).  —  Man  mufs  den  Erzählungen  des  dafs   Polyidos  Seher   des  Epigonenheeres   war, 

Plutarch  de   flxriis  mit  Mifstrauen  begegnen,  und  Immisch  177  sieht  in  der  Stelle  bei  Hom. 

—  aber    der  von   ihm   erwähnte  Kult  der  Ar-  Od.  15,  252  f.,  die  den  Polypheides  den  besten 

temis  Orthosia  wird  bezeugt  durch  die  zwischen  Seher  nennt,  nachdem  Amphiaraos  gestorben 

Atarneus  und  Elaia   gefundene  Inschrift:  'Aq-  50  war,  geradezu  einen  Hinweis  auf  die  Epigoncn- 

teVm?<0>os  'OQ&caaiag,  Athen.  Mitt.  24   (1899),  sage.      Ob    das    Epos    'Eniyovoi    den    Seher 

202,  3.  Polyeidos  sich  in  Hyperesia,   wo  wir  dem  ho- 

Söhne    des   Polyidos    sind  Euchenor   (s.  d.)  merischen     Polypheides     begegnen,     heimisch 

und  Kleitos  (s.  d.  nr.  2).     Euchenor  zog  nach  dachte   oder   schon  in   Korinth,  läfst  Immisch 

Troia,    trotzdem    ihm    sein    Vater    Polyidos  dahingestellt.     Aus   der  lückenhaften  Überlie- 

das  drohende  Verhängnis   vorausgesagt  hatte,  ferung  über  Polyeidos  läfst  sich  trotz  alledem 

Hom.   H.    13,    663 ff.     Nun   begegnen  in    tro-  noch  erkennen,  dafs  er  einst  ein  viel  gefeierter, 

ischer  Sage  zwei  Söhne  des  Traumdeuters  dem  Melampus  und  Amphiaraos  an  Rubm  und 

Eurydamas,  Abas  und  Polyidos,  deren  Vater  Bedeutung  wenig  nachstehender  Seher  gewesen 

sie  trotz   ungünstiger  Träume  hatte  in  60  sein  mufs.     Und  um  so   begreiflicher   ist   es, 

den   Kampf  ziehen   lassen  und   die  beide  dafs  man  einen  solchen  Heros  in  seinen  heimi- 

von  Diomedes   getötet  werden.      Abas,    sonst  sehen  Sagenkreis  hineinzuziehen  sich  bemühte, 

als  Sohn,  und  Polyidos,  sonst  als  Nachkomme  Nur  ein  Zufall  ist  es,   dafs  uns  von  dem  Kult 

des  Melampus  bekannt,  auf  troischer  Seite!  des  P.  nur  an   einem  Orte  (Byzantion,    s.  ob. 

Seitdem   Usener,  Sitzunysber.  d.  kais.  Akad.  d.  Megara)  berichtet  wird;  sein  Kult  wird  ebenso 

Wiss.  137,  37  ff.  ausführlich  nachgewiesen  hat,  sicher  in  Megara  selbst,  in  Korinth,  Argos  u.  s.  w. 

dafs  Adrestos  und  Amphios,  die  Söhne  des  bestanden    haben.     Und   wenn   Polyeidos    und 

perkosischen  Sehers   Merops,   die   trotz   der  Polypheides,  woran  ich  nicht  zweifle,  identisch 


2697                   Polypheides  Polyphemos                   2698 

sind,  so  ist  auch  der  sikyonische  Poly-  dem  bei  Euseb.  Chron.  1,  175  Schöne  erwähnten 
p beides  (s.  unten  nr.  2),  der  in  Sikyon  als  vierundzwanzigsten  Könige  von  Sikyon,  unter 
König  erscheint,  wie  Polyeidos  König  von  dessen  Regierung  Troja  erobert  wurde.  [Höfer.] 
Argos  (s.  oben  Argos)  genannt  wird,  mit  ihnen  Polypheme  (noXvyr'ifiq),  1)  Tochter  des  Auto- 
identisch.  In  betreff  des  eigentümlichen  Ver-  lykos,  Gemahlin  des  Aison,  Mutter  des  Iason, 
hältnisses  der  Mythen  von  Sikyon  zu  denen  Herodor.  b.  Schal.  Ap.  Bhod.  1,  45.  Iasons 
von  Argos  und  Korinth  genügt  es,  auf  die  unter  Mutter  heilst  auch  Polymele,  Polymede,  Am- 
Polybos  gemachten  Ausführungen  zu  verweisen.  phinome,  Alkimede,  Laodike,  s.  Iason.  —  2) 
Wie  steht  es  aber  mit  der  oben  a.  A.  erwähnten  S.  Polyphe.     [Stoll.] 

Gattin    des    Polypheides,    Ai'xiii],    und    seinem  10      Polyphemetos(noAi'qp7/'ft7jros).  Eine  in  Privat- 

Wohnsitze  in  Eleusis?  besitz  in  Smyrna  befindliche,  zerbrochene  Vase 

Der  Name  Ai^t]  =  Lanze  weist  in  Yer-  unbekannten  Fundortes  mit  der  Darstellung 
bindung  mit  dem  Namen  ihres  Vaters  H  a  i  m  o  n  einer  Dionysosbüste  trägt  die  metrische  (?)  In- 
auf  das  thebanische  Sparten  geschlecht,  schritt  Aiovvas  TtoXv(pj]uvxE  KXv(isvioav  xi]v 
dessen  Mitglieder  als  Muttermal  eine  Lanze  cclyä  fiov  cpvXaes  nai  xr\v  -nvTtiXrjv,  Corr.  hell. 
trugen,  Tragiker  bei  Aristot.  Poet.  16.  Dio  15  (1891),  455.  —  Gruppe  bei  Bursian  85  (18951, 
Chrysost.  or.  4  p.  68,  2  Bindorf.  lulian  p.  81  c.  219  f.  (vgl.  Gr.  Mythol.  68,  9)  sieht  in  dem  Bei- 
Phit.  de  ser.  num.  find.  21.  Tümpel,  Ares  u.  namen  Polyphemetos  eine  Bestätigung  für  die 
Aphrodite,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil  Suppl  11,  714  (Wochenschr.  f.klass.  Philol.  2  [1885],  S.  1545**) 
(wo  irrtümlich  statt  des  Bildes  einer  Lanze  das  20  geäufserte  Vermutung,  dafs  JloXvcpri^og  eine 
Bild  eines  Drachen  angenommen  wird).  Be-  Parodie  des  Dionysos  sei.  Die  Erwähnung  der 
merJcungen  zu  einig.  Fragen  d.  griech.  Religions-  KXvpsvsig  weist  auf  Tenos  hin,  wo  eine  Phyle, 
geschichte  (Progr.  Neustettin  1887)18.  Nachify#.  KlvpsvsTg  (C.  I.  G.  2,  2338)  und  Dionysoskiüt 
f.  7-2  p.  76  Sehnt,  erkannte  Kreon  seinen  Sühn  (Kaibel,  Epigr.  871.  Monat  Anthesterion,  Neiv- 
Haimon  an  diesem  Zeichen  (vgl.  Bd.  1  Sp.  372,  ton,  Inscr.  Brit.  Mus.  2,  377,  48.  E.  Bischoff, 
65  ff.).  Es  wäre  also  sehr  wohl  möglich,  dal's  De  fast.  Graec.  ant.  390  f.)  bezeugt  ist.  —  Man 
Aichme  eine  Tochter  des  Kreonsohnes  Haimon  könnte  IIoXvcpr]^r]xog  auch  als  noXvv^vr\xog 
ist,  obwohl  unsere  Überlieferung  nur  einen  'hoch gepriesen'  deuten.  [Höfer.] 
Sohn  des  Haimon,  den  Maion  (s.  d.  nr.  1)  kennt.  Polyphemos  1)  Sohn  des  larissäischen  La- 
Es  kann  aber  noch  ein  zweiter  Haimon  in  Be-  30  pithen  Elatos  (ElXaxbidng  Apollon.  Bhod.  1,  41, 
tracht  kommen,  bei  dessen  Annahme  freilich  EiXaxiSr\g  Pind.  Pyth.  3,  14)  und  der  Hippe 
chronologische  Schwierigkeiten  entstehen,  da  oder  Hippeia  (Hygin.  fab.  14)  oder  auch  dieser 
er  jünger  ist  als  Polypheides;  aber  auch  dieser  und  des  Poseidon  {Schal.  Apoll.  Bhod.  1,  40, 
schwankt,  wie  wir  oben  sahen,  in  der  Chrono-  wo  diese  Version  auf  Sokrates  und  Euphorion 
logie.  Menekrates  im  Schol.  Pind.  Ol.  2,  16  zurückgeführt  wird),  Bruder  oder  Halbbruder 
nennt  einen  Hainion,  Sohn  des  Polydoros,  des  Kaineus,  vermählt  mit  Laonome,  einer 
Enkel  des  Eteokles,  Urenkel  des  Oidipus,  der  Schwester  des  Herakles  (Schol.  Apollon.  Bhod. 
also  dem  Stamme  des  Kadmos  angehört.  Nun  1,  1241).  Am  Kampfe  der  Lapithen  (s.d.)  und 
ist  nach  Hesych.  s.  v.  'Ey%co  dies  ein  anderer  Kentauren  nimmt  er  wie  Vater  und  Bruder  teil 
Name  der  Semele,  der  Tochter  des  Kadmos,  40  (Hom.  II.  264  ff.  nennt  den  üvTiftsog  UoXvyi]- 
des  Beherrschers  rdes  spe  er  gerüsteten  Volkes',  {iog  ausdrücklich  unter  den  Besiegern  der  qpfypfff 
der  'Ey^slslg  (E.  Maafs,  Hermes  26  [1891],  ÖQtoxojoi),  ohne  dafs  wir  Näheres  von  seinen 
190);  also  auch  hier  wieder  Beziehung  zum  Heldentaten  erfahren.  Als  Schwager  des  Hera- 
Speere  oder  zur  Lanze.  Von  diesem  Haimon  kies  ist  er  Doppelgänger  des  Euphemos  (s.  d.), 
berichtet  Menekrates  a.  a.  0.,  dafs  er  auf  der  des  Ahnherrn  der  kyrenäischen  Könige.  Wie 
Jagd  iticpvXiov  xiva  ccTto^t slvag  nach  dieser  nimmt  er  am  Zuge  der  Argonauten  teil 
Athen  ausgewandert  sei  und  seine  Nachkoni-  (Apollod.  1,  9,  16.  Apollon.  Bhod.  4,  1470. 
men  6vv  rolg  'ÄQysLoig  Rhodos  besiedelt  hätten.  Orph.  Argonaut.  168  Abel.  Valer.  Elaccus  Argon. 
Nehmen  wir  an,  dafs  der  aus  Argos  ausge-  1,  457),  bleibt  aber  in  Mysien  zurück  und  wird 
wanderte  Polypheides  der  Schwiegersohn  dieses  50  der  Gründer  von  Kios  (Apollod.  1,  9,  19.  Apollon. 
Haimon  gewesen  ist,  so  erklärt  sich  1)  sein  Bhod.  4,  1472).  Er  fällt  im  Kampf  gegen  die 
Wohnen  in  dem  Athen  benachbarten  Eleusis  Chalyber  (Apollon.  Bhod.  4,  1474 f.). 
—  2)  die  Verbindung  avv  toig  'Agysioig,  die  2)  Sohn  des  Poseidon  und  der  Nymphe 
eben  durch  des  Polypheides  Ehe  geschaffen  Thoosa,  einer  Tochter  des  Phorkys  (Od.  1.  71  ff.), 
war,  —  3)  ist  es  vielleicht  nicht  ganz  zufällig,  Er  erscheint  als  der  mächtigste  unter  den 
dafs  des  Polypheides  Schwiegervater  fliehen  Kyklopen,  die  als  wildes  Naturvolk,  ohne  Recht 
mufste  i(Kpvli6v  rivcc  a%o%r£ivcx.g  und  dafs  und  Sitte,  ohne  Landbau  und  Kunde  der  Schiff- 
des  Polypheides  Sohn  Theoklymenos  dasselbe  fahrt,  familienweise  in  Höhlen  des  Gebirges 
Schicksal  hatte  ccvdQa  Y.axa%xag  hacpvlov  hoch  über  dem  Meere  wohnen  (s.  Kyklopen  2). 
(Hom.  Od.  15,  272  f.).  60  Dieser  Polyphemos  hat  also  nichts  zu  thun  mit 

2)  König  von  Sikyon,  zu  dem  Agamemnon  den  Gewitter-  und  vulkanischen  Dämonen,  die 
und  Menelaos  von  ihrer  Amme  vor  den  Nach-  unermüdlich  schaffende  Naturgewalten  Ver- 
stellungen des  Thyestes  geflüchtet  werden;  körpern;  er  ist  der  rohe,  dumme  und  faule, 
Polypheides  bringt  die  beiden  Atreiden  weiter  mit  primitivster  Viehzucht  sich  begnügende 
zu  Oineus  nach  Aitolien,  Tzetz.  Chil.  1,  456,  'Riese  Tolpatsch'  (Robert,  Strena  Helbigiana 
vgl.  Apollod.  Epit.  2,  15.  Nach  Wagner,  Die  '  S.  257).  Die  homerische  Schilderung  (Od.  9, 
Sabbait.  Apollodorfrgm.  21,  2  =  Ehem.  Mus.  187  ff. ;  vgl.  Holland,  De  Polyphemo  et  Galatea, 
46,  396,  2  ist  dieser  Polypheides  identisch  mit  Leipz.  Studien  7    S.  145  ff.)   hat  diese  vermut- 


2699 


Polyphemos 


Polyphemos 


2700 


lieh  dem  Schiffermärchen  entstammende  Figur 
schon  sehr  im  einzelnen  durchgearbeitet  und 
ihr  individuelle  Züge  gegeben,  die  spätere 
Dichter  zu  immer  neuen  Abwandlungen  und 
Steigerungen  reizten.  Unter  allen  Kyklopen 
ist  er  der  furchtbarste;  unhold  selbst  seinen 
Volksgenossen,  geht  er  seine  eigenen  Wege 
und  treibt  seine  Schaf-  und  Ziegenherden  ein- 
sam auf  ferne  Weiden.  In  seiner  Wohnung, 
einer  halbverwachsenen  Höhle  in  der  Nähe  des  10 
Meeres,  findet  seine  ganze  Herde  Unterkunft, 
und  seine  Riesenkraft  vermag  die  Öffnung  mit 
einem  mächtigen  Stein  zu  verschliefsen,  den 
zweiundzwanzig  Gespanne  nicht  bewegen  könn- 
ten. Hoch  wie  ein  Mastbaum  ist  seine  Keule, 
und  ganze  Berggipfel  schleudert  er  weit  in  die 
Meerbucht  hinab.  Als  wahres  Scheusal  zeigt 
er  sich,  indem  er  zwei  Gefährten  des  Odysseus 
am  Boden  zerschmettert,  zerreifst  und  auffrifst. 
Dafs   er  einäugig   sei,   sagt   der  Dichter  nicht  20 


düng  des  Berauschten,  zur  Darstellung  kam: 
auch  scheint  dieser  Polyphem  ein  Hirtenlied 
angestimmt  zu  haben.  Kratinos  (Odvßßfjg  fr. 
135 ff.  Kock.  Holland  a.  a.  0.  S.  15«J  ff.  Kaibel, 
Heimes  1895.  S.  71  ff.)  variierte  die  Gestalt, 
indem  er  den  rohen  Fresser  zum  Feinschmecker 
und  Weinkenner  machte.  Ausdrücklich  wird 
der  Riese  hier  wie  die  hesiodischen  Kyklopen 
i  Theog.  14.3)  einäugig  genannt  und  erschien  dem- 
gemäfs  so  auf  der  Bühne.  Das  voreuripideische 
Satyrspiel  vertritt  nur  der  Polyphem  des  Ari- 
stias  {Trug.  Graec.  fr.  ed.  Nauck  fr.  4.  Hol- 
land S.  165 ff.),  der  nach  den  spärlichen  Resten 
dem  homerischen  sehr  ähnlich  gewesen  zu  sein 
scheint.  In  den  Hauptzügen  gilt  das  auch  von 
dem  des  Euripides  (Holland  S.  168 ff.),  der  nur 
manche  raffinierte  Neuerung  aufweist:  er  be- 
sitzt auch  Rinderherden,  hält  Jagdhunde  und 
bedient  sich  einer  Menge  von  Küchengerät,  und 
Menschenfieisch    schätzt   er  eben   als    seltenen 


^01W 


jMWMA 


1)  Blendung  des  Polyphem.     Von  der  Vase  des  Aristonoplios  (nach  Wiener  Vorlegebl.  1888  Taf.  1) 


ausdrücklich,  es  ergibt  sich  nur  aus  der  Ge- 
schichte von  der  Blendung.  Bemerkenswert 
ist  auch,  dafs  diesem  Polyphem  der  Wein  nicht 
unbekannt  ist,  dafs  also  nur  seine  Unmäfsig- 
keit  ihn  ins  Verderben  stürzt.  In  dem  mit 
konsequenter  Abscheulichkeit  durchgeführten 
Bilde  giebt  es  nur  einen  freundlicheren  Zug, 
das  gemütliche  Verhältnis  zu  seiner  Herde, 
insbesondere  zu  seinem  Lieblingswidder;  es  ist 
der  unscheinbare  Keim  einer  milderen,  mensch- 
licheren Auffassung  des  Ungeheuers,  die  spä- 
teren Dichtern  vorbeh alten  blieb.  Über  die 
mancherlei  Widersprüche  in  dem  Kyklopen- 
gedicht  der  Odyssee  und  die  vermutliche  älteste 
Gestalt  desselben  hat  Muelder,  Hermes  1903 
S.  414  ff.  eingehend  gehandelt,  speziell  über 
die  Charakteristik  Polyphems  S.  431  ff. 

Der  groteske  Humor  des  ungeschlachten, 
gefräfsigen  und  sauflustigen  Tölpels,  den  die 
einfachste  Menschenlist  betört  und  verdirbt, 
empfahl  ihn  der  derbkomischen  alten  Komödie. 
Epicharm  (Fracjm.  philos.  Graec.  ed.  Mullach 
1  S.  139  ff.  Holland  a.  a.  0.  S.  150  ff.)  war 
unseres  Wissens  der  erste,  der  ihn  auf  die 
Bühne  brachte;  er  wird  in  seiner  neuen  Heimat 
Sizilien  die  volkstümliche  Gestalt  kennen  ge- 
lernt haben.  Das  grausige  Mahl  erschien  nicht 
auf  der  Bühne,  sondern  wurde  nur  geschildert, 
während  der  Rausch,  also  wohl  auch  die  Blen- 


40  Leckerbissen  neben  den  gewohnten  Fleisch- 
speisen, die  seine  Herden  und  die  Jagdbeute 
ihm  liefern.  Indem  Euripides  den  Unhold  als 
Weiberverächter  schildert,  giebt  er  dem  home- 
rischen  Urbild  einen  fremden  Zug,  den  kein 
Späterer  beibehalten  hat. 

Entscheidend  für  die  Weiterentwickelung 
der  dichterischen  Gestalt  wird  der  jüngere 
Dithyrambus,  wenn  nicht  schon  der  des 
Timotheos  (Poetae  lyr.  ed.  Bergk  fr.  4.  5.  Hol- 

50  land  S.  176  ff.),  den  Aristoteles  als  Beispiel  von 
idealisierender  Auffassung  anführt  (Poet.  2). 
so  doch  sicher  der  populärer  gewordene  des 
Philoxenos  (Poetae  lyr.  ed.  Bergk  fr.  6 ff.  Hol- 
land S.  184  ff),  der,  in  Sizilien  entstanden, 
vielleicht  von  neuem  aus  dem  Volksmärchen 
schöpfte.  Neben  künstlichen  Neuerungen,  die 
stark  parodistisch  wirken  mufsten,  weil  sie  die 
alte  Gestalt  des  Märchens  und  des  Epos  im 
Kern  angriffen  —  dazu  gehört  vor  allem,  dafs 

go  der  Menschenfresser  sich  zur  Pflanzenkost  be- 
kehrt, musikalisch  wird  und  sich  im  Tanzen 
versucht  —  tritt  hier  ein  Zug  hinzu,  der  trotz 
seiner  Kühnheit  sich  behauptet  hat:  die  Ver- 
liebtheit des  Riesen.  Die  Nereide  Galateia 
hat  ihn  zur  Liebe  entflammt,  ihr  singt  er  sein 
Lied  zur  selbstverfertigten  Leier,  ihre  Schön- 
heit rühmt  er,  soweit  er  sie  zu  würdigen  weifs, 
ihr  zu  Liebe  möchte  er  schwimmen  lernen,  um 


2701 


Polyphemos 


Polyphemos 


2702 


der  Spröden  in  ihr  eigenes  Element  folgen  zu 
können.  In  dieser  neuen,  •widerspruchsvollen, 
aber  ergötzliehen  Gestalt  geht  Polyphem  durch 
die  mittlere  (f  Galateia'  des  Nikochares,  fr. 
2.  3  Kock,  'Kyklops''  des  Antiphanes  fr.  131  ff. 
Koch,  'Galateia  des  Alexis,  fr.  36 ff.  Koch;  vgl. 
Holland  S.  211 — 223)  und  neuere  Komödie 
(Holland  S.  223  ff.). 

Die  vom  Dithyranibos  begonnene  Umbil- 
dung der  Polyphemgestalt  wird  energisch  und 
konsequent  erst  durchgeführt  in  der  hellenisti- 
schen Dichtung.  Hermesianax  (ßtcfoneidewin 
delectus  fr.  1.  Holland  S.  228),  Kallimachos 
(Galateia,  Schneider  2  fr.  37.  Holland  S.  246  f. 
Epigramm  47,  1.  2  Schneider;  46,  1.2  Wilamo- 
vitz),  Bion  (fr.  15 Ahrens.  Holland  S. 249 ff.),  be- 
sonders aber  Theokrit  bringen  das  belustigende 
Bild  des  verliebten  Kyklopen  zur  Vollendung, 
indem  sie  die  Halbheiten  und  Widersprüche 
der  ersten  Neuerer  beseitigen  und  durch  feinste 
Motivierung  und  durch  die  Reize  einer  zwar 
raffinierten,  aber  immer  geschmackvollen  Kunst 
das  Ungeheuerliche  des  Gegenstandes  glaub- 
haft machen.  Bei  Theokrit,  der  den  homeri- 
schen Kyklopen  indes  nicht  ganz  ignoriert  (Id. 
7,  151  fl".  rbv  ■kqcctsqov  UoXvcpa^,ov,  dg  cögnat 
väag  f(Jallf),  ist  Polyphemos  (Id.  11  u.  6;  vgl. 
Holland  S.  276  ff.)  ein  verliebter  junger  Schäfer 
und  keinem  Fremden  mehr  gefährlich.  Er  weifs, 
wie  grauenerregend  häfslich  er  in  Galateias 
Augen  ist,  und  versucht  sie  durch  reiche  Gaben, 
wie  sein  Haushalt  sie  bietet,  umzustimmen; 
aber  auch  stolz  kann  er  sein  und  sich  vor- 
nehmen, die  spröde  Spötterin  durch  Gleich- 
gültigkeit und  Kälte  zu  kirren.  Wie  dieses  selt- 
same Liebesverhältnis  endet,  hat  der  Dichter 
weise  verschwiegen;  er  läfst  der  Phantasie 
Spielraum,  sich  den  Werber  endlich  erhört  und 
beglückt  oder  verschmäht  und  zur  Rache  ent- 
flammt zu  denken. 

Späteren  Dichtern  blieb  es  überlassen,  diese 
Andeutungen  auszuführen.  Der  verschmähte 
Liebhaber  wird  zum  eifersüchtigen,  und  alle 
seine  ursprüngliche  Wildheit  kommt  wieder 
zum  Vorschein :  mit  einem  Felsblock  zerschmet- 
tert er  seinen  Nebenbuhler  Akis  (0  vi d,  Metam. 
13,  759  ff.  Holland  S.  263  ff.).  Es  scheint  auch 
in  dieser  neuen  Gestalt  wieder  Volksüberliefe- 
rung aufzutauchen,  wenn  auch  nur  in  dem 
Sinne,  dafs  nun  das  in  der  Gegend  des  Aetna 
lokalisierte  Liebespaar,  wie  einst  durch  Philo- 
xenos  Galateia  allein,  mit  dem  sizilischen  Ky- 
klopen in  Vorbindung  gebracht  wurde.  Vergil 
schildert  nach  alten  Mustern  sowohl  den  homeri- 
schen (Aen.  3,  628  ff.)  als  den  idyllischen  Poly- 
phem (Ecl.  9,  39  ff.).  Ganz  unvolkstümlich,  nur 
spielende  Weiterbildung  der  zarten  Andeu- 
tungen Iheokrits  erscheint  die  Auffassung  im 
ersten  Meergöttergespräch  Lukians,  wo  Ga- 
lateia ernstlich  in  Polyphem  verliebt  ist  (anders 
beurteilt  diese  Schilderung  Heibig,  Symb.  philol. 
Bonn.  S.  361  ff.  Holland  S.  276  ff.),  und  vollends 
bei  Nonnos  (Dionys.  6,  322;  39,  257;  40,  555; 
43,  392.  Holland  S.  283 ff.),  wo  sie  ihn  in  seiner 
Höhle  besucht,  von  ihm  Syrinx  spielen  lernt 
und  ihn  so  zu  fesseln  weifs,  dafs  er  es  auf- 
giebt,  mit  Dionysos  gegen  die  Inder  zu  ziehen. 
Wie  weit   an   diesen   äufsersten  Konsequenzen 


gefunden 
zu 


der  von  Philoxenos  begonnenen  Umwertung  der 
alten  Polyphemgestalt  die  bei  Timaios  (Etym. 
M.  s.  v.  FaXatbia. 
Appian,  llli/r.  2 ; 
vgl.  GeffcTcen,  Ti- 
maios' Geogr.  d. 
Westens  S.  78.  151) 
vorliegende  Genea- 
logie   Anteil    hat, 

10  nach  der  Keltos, 
Illyrios  und  Gala- 
tes  die  Söhne  des 
Polyphemos  und 
der  Galateia  sind, 
entzieht  sich  un- 
serer Kenntnis. 

Polyphemos 
in     der    Kunst. 
In     fast     ununter- 

20  brochener  Folge 
begleiten  und  er- 
läutern interes- 
sante Kunstwerke 
die  Wandlungen, 
welche  die  Poly- 
phemgestalt in  der 
Litteratur  durch- 
macht. Deutlich 
heben  zwei  Grund- 

30  typen,  der  home- 
rische Menschen- 
fresser und  der  ver- 
liebte Polyphem 
des  Idylls,  sich  ge- 
gen einander  ab. 
Doch  fehlen  da- 
neben nicht  die 
mancherlei  Vari- 
anten,   die    wir   in 

40  der   Litteratur    an 
Vorläufern  und 
Nachzüglern  der 
Hauptgestalten  be- 
obachten konnten. 
Der     homeri- 
sche   Polyphem 
hat  schon  frühzei 
tig   bildliche  Dar- 
stellung 

50  und  zwar,   wie 
erwarten,  über- 
wiegend   in     dem 

Kreis  ionischer 
Kunst.  Er  erscheint 
auf  der  ältesten, 
dem  7.  Jahrh.  an- 
gehörigen  Meister- 
vase, deren  Heimat 
bis  jetzt  noch  nicht 

60  genau  ermittelt, 
sicher  aber  in  Io- 
nien  zu  suchen  ist. 
Aristonophos  malt 
das  Bild  der  Blen- 
dung   des    Riesen 

mit  behaglicher 
Ausführlichkeit    aus    (Mon.    delV    Inst.   9,    4. 
Wien.  Vorlegebl.  1888,  Taf.  1,  danach  Fig.  1)  und 


2703 


Polypnernos 


Polyphemos 


2704 


zeigt  uns  Polyphern  als  nackten  Riesen,  dessen 
Stirnauge,  in  das  sich  eben  der  glühende  Pfahl 
hineinbohrt,  mehr  zu  erraten  als  wirklich  dar- 


3)  Polyphem  und  Odysseus  (nebst  Gefährten  und  Satyrn),  Vasenbild  in  Eichmond 

(nach  Jahrb.  d.  Inst,  fi  Taf.  6). 


gestellt  ist.  Im  einzelnen  ist  das  Gesicht  leider 
zerstört.  Dem  ionischen  Kulturkreis  darf  man 
auch  die  kyrenäische  Schale  zuweisen  (Mon. 
d.  Inst.  1,  7,  1),  auf  der  Polyphem,  zwei  mensch- 
liche Unterschenkel  in  den  Händen  haltend,  30 
geschlossenen  Auges  dasitzt,  während  seine 
Feinde  den  Pfahl  auf  das  nicht  ausdrücklich 
dargestellte  Stirnauge  richten  und  ihr  Führer 
gleichzeitig  den  Becher  zum  Munde  des  Riesen 
erhebt.  Mehrere  andere  archaische  Vasen,  unter 

denen  Brit. 
Mus.  B  154 
=  Mon.  deir 
Inst.10,53,3 
von  Loesch-  40 
che    (observ. 

archaeol. 
1880,  S.  6)  u. 
ZaJui  (brief- 
lich) als 
ionisch    be- 
zeichnet 
wird,     sind 
bei     Sauer, 
Torso      von  50 
Behiedere 
Anm.  128 
angeführt ; 
hinzuge- 
kommen ist 
das  nicht  uninteressante  Bild  eines  böotischen 
Napfes,   Arcli.  Am.  1895  S.  35,   in  dem  Poly- 
phem normal  zweiäugig  ist  und  der  Pfahl  ihm 
in  das  rechte  Auge  gebohrt  wird.     Das  eigen- 
artigste s.  f.  Bild,  das  sich  auf  einer  Vase  unter-  60 
italischer  Herkuuft  und  unverkennbar  ionischen 
Charakters  findet  (Berlin  2123,  abgeb.  Äbhandl. 
d.  Berl.  Äkad.  1851  Taf.  3,  1),  ist  hier  (Fig.  2) 
zum    ersten    Male     stiltreu    (nach     Zeichnung 
LübJces)   abgebildet.     Flüchtig,   aber    gewandt 
ist  darin  dargestellt,  wie  den  Menschenfresser 
mitten  in  seinem  Frevel  die  Rache  ereilt:  wäh- 
rend  er  einen  Arm  und   ein  Bein   eines  Men- 


schen, dessen  übriger  Leib  im  Feuer  daneben 
schmort,  in  den  Händen  hält,  trifft  ihn  der 
glühende  Pfahl,  nicht  ins  Auge,  sondern  in  die 

Brust,  was  viel- 
leicht ohne  tie- 
fere Bedeutung 
ist,  vielleicht  aber 
auch  auf  eine 
litterarische  Vor- 
lage zurückgeht, 
die  man  in  diesem 
Falle  in  der  sizi- 
lischen  Komödie, 
etwa  bei  Epi- 
charm  suchen 
möchte  (Sauer 
a.a.O.  S. 46).  Die 
älteren  r.  f.  Vasen 

bringen  nichts 
Erhebliches    hin- 
zu   (Sauer    S.  46 
mit  Anm.). 

Wertvolle  Po- 

lyphemdarstel- 

lungen     im    An- 

schlufs  an  das  Satyrspiel   liefert  das  5.  Jahrb.. 

in    einem    r.   f.    Vasenbild   jüngeren    Stils    (in 


4)  Odysseus  und  Polyphem,  Lampenrelief 
(nach  Ann.  delV  Inst.  1863  Taf.  0  3). 


5)  Odysseus  und  Polyphem ;  Sarkophagfragment  in  Neapel 
(nach  Robert,  Sarkophagreliefs  2,  53,  148). 

Richmond),  das  hier  (Fig.  3)  nach  Jahrb.  d.  Inst. 
6  (1891)  Taf.  6  abgebildet  ist;  hier  ist  (vgl  Winter 
a.  a.  0.  S.  271  ff.)  die  Vorbereitung  zur  Blendung 


2705 


Polyphemos 


Polyphemos 


2706 


des  Kyklopen  und  dieser  selbst  schlafend,  in 
derb  realistischer  Auffassung,  mit  Glück  vor- 
geführt, eine  Darstellung,  die  besonderen  Wert 
o-ewinnt  als  erhaltenes  Seitenstück  zu  dem  nur 
beschriebenen  Bildchen  des  Timanthes,  in  dem 
Satyrn  mit  einem  Thyrsos  die  Länge  des  Riesen- 
daumens mafsen  und  dadurch  sinnreich  die 
Gröl'se  des  schlafenden  Ungeheuers  andeuteten 
(Plin.  35,  74;  vgl.  Brunn  K.  G.  2,  S.  123).  Kleins 
Zweifel  an  einem  Zusammenhang  des  Bildes 
mit  dem  Satyrspiel  (Arch.-epigr.  Mitt.  aus  Ost. 
11  [1887]  S.  124)  erledigen  sich  zum  Teil  schon 
durch  das  Bekanntwerden  des  Richmond- 
schen  Vasenbildes;  seine  eigene  Annahme 
aber,  dal's  das  Bild  von  einem  jüngeren 
Timanthes  war  und  den  Polyphem  des 
Idylls  darstellte,  schwebt  ganz  in  der  Luft. 
Allseits  von  diesen  launig,  aber  zugleich 
mafsvoll  charakterisierenden  Bildern  steht 
das  etruskische  Wandbild  von  Corneto  (M. 
d.  1.  9,  15,  7;  Engelmann,  Bilderatlas  zu 
Homer  2,  38,  s.  ob.  Bd.  2  Sp.  1686),  dessen 
Abscheulichkeit  besonders  darin  beruht, 
dafs  die  normalen  Augen  ganz  verschwin- 
den  und  nur  das  eine  aus  der  Stirn  her- 
vorquellende Auge  übrig  bleibt. 

Verfolgen  wir  zunächst  den  homeri- 
schen Polyphem  weiter  durch  die  jüngere 
griechische  Kunst,  so  stofsen  wir  auf  meh- 
rere interessante  Kompositionen,  die  wir 
aus  bescheiden  handwerklichen  Nachbil- 
dungen erschliefsen.  Die  eine  ist  eine 
statuarische  Gruppe,  die  nicht  die  Blen- 
dung, sondern  deren  verhängnisvolles  Vor- 
spiel darstellt.  Polyphem  —  dessen  Kopf 
wir  hier  nicht  genauer  kennen  —  safs  auf 
einem  Felsen,  den  Leichnam  eines  viel 
kleiner  gebildeten  Griechen  neben  sich; 
ihm  nahte  sich,  vorsichtig  beobachtend, 
Odysseus,  um  ihm  den  berauschenden 
Trank  darzureichen  (Marmorfigur  des  kapi- 
tolinischen Museums,  Heibig,  Führer*  415, 
abgeb.  Rom.  Sarkophagreliefs  2  S.  160, 
von  Brunn,  Ann.  d.  Inst.  1863  S.  241  ff.; 
überzeugend  kombiniert  mit  einer  vati- 
kanischen Odysseusstatuette  Abb.  Bd.  3, 
1  Sp.  675;  Engelmann,  Bilderatlas  zu 
Homer  2,  34;  Amelung,  Kot.  Mus.  Chiar. 
704,  Taf  85;  ähnlich  eine  kleine  Bronze- 
gruppe bei  Baoul-Bochette,  Mon.  ined. 
62,  2,  etruskische  Aschenkisten,  Urne 
etr.  86,  2.  1,  ein  Lampenrelief  Ann.  d.  Inst. 
1863  Taf.  0  3;  Heibig,  Führer1  1  S.  74,  wo- 
nach hier  [Fig.  4j  abgebildet;  Engelmann  2,  35, 
das  Relief  an  einem  Krater  im  Reliefschmuck 
eines  Bechers  von  Bernay,  Baoul-Bochette 
S.  338,  endlich  Sarkophagreliefe:  Bobert,  Rom. 
Sarlc.  2,  53,  148.  148  a;  s.  Abbildung  5).  An 
diese  Komposition,  die  ursprünglich  vielleicht 
einem  Gemälde  angehörte  (Brunn  a.  a.  O. 
Petersen,  Festschr.  /'.  Benndorf  S.  132),  schliefst 
sich  auch  das  in  einen  Dreifufs  hineinkom- 
ponierte Relief  des  Louvre  an  (Clarac  2,  223, 
249,  besser  bei  Petersen  a.  a.  0.  S.  131),  diesem 
wieder,  vermutlich  auf  denselben  Odysseezyklus 
zurückgehend,  ein  ähnliches  vatikanisches 
(Mus.  Pio.  Giern.  5,  15,  gut  zum  ersten  Male 
bei   Petersen    S.  129),   in   dem   dargestellt    ist, 


wie  Polyphem,  eben  geblendet,  sich  aufrafft 
und  seine  Peiniger  zu  erhaschen  sucht.  Ob 
der  Polyphem-  und  der  Odysseuskopf  eines  Neu- 
magener  Reliefs  im  Trierer  Provinzialmuseuin 
einer  ähnlichen  Komposition  angehört  hat,  mufs 
dahingestellt  bleiben.  Den  vom  Wein  über- 
wältigten, schlafenden  Kyklopen  stellte  eine 
andere,  wohl  auch  von  einem  Maler  erfundene 
Komposition  dar,  die  wir  aus  einem  Relief  in 
10  Catania  (Bobert,  Rom.  Sarkophagreliefs  2,  53, 
147)  und  dem  einer  etruskischen  Aschenkiste 
(Urne  etrusche  87,  3)  kennen.     Ein  steinsehleu- 


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6)  Aeneas  im  Kyklopenlande. 
Pompejan.  Wandbild  (nach  Ann.  dell  'Inst.  1879  Taf.  H). 

dernder  Polyphem,  ebenfalls  auf  einer  etrus- 
kischen Aschenkiste  (Urne  etrusche  87,  4),  steht 
vereinzelt,  palst  aber  gut  zu  den  eben  genannten 
Darstellungen  und  gehörte  vielleicht  mit  ihnen 
zu  jenem  zusammenhängenden  Zyklus  'homeri- 
scher' Bilder.  Ganz  für  sich  steht  ein  Relief 
der  Münchener  Glyptothek  (Furtwängler  260; 
abgeb.  Lützow,  Münch.  Antiken  42,  Schreiber, 
60  Reliefbilder  18),  das  in  Form  und  Komposition 
so  ungewöhnliche  Züge  aufweist,  dafs  ich 
(Torso  von  Belvedere  S.  49)  seine  Echtheit  be- 
zweifelt habe;  doch  hat  eine  erneute  Unter- 
suchung durch  Furtwängler,  Arndt  und  L. 
Curtius  solche  Zweifel  niedergeschlagen.  Poly- 
phem hat  hier  nicht,  wie  sonst  der  homerische, 
ein  Schaf-  oder  Ziegen-,  sondern  ein  Löwenfell 
und  zwar  von  auffallend  gesuchter  Anordnung, 


2707 


Polyphemos 


Polyphernos 


2708 


auch  versteht  mau  uicht  recht  die  Aktion  des 
Riesen,  der  mit  hocherhobener  Rechten  auf 
einen  schon  toten  Griechen  einhaut,   vielleicht 


7)  Verliebter  Polypheni.     Relief  in  V.  Albani 
(nach  Schreiber,  Relief  bilder  65.) 

um  ihn  zu  zerstückeln.  Die  Darstellung-  geht 
ihrem  Stil  nach  auf  toreutische  Vorbilder  zu- 
rück. Die  jüngste  Weiterbildung  des  homeri- 
schen Polyphem  findet  sich  in 
einem  pompejanischen  Wand- 
bild (hier  unt.  Fig.  6  nach  Ann. 
d.  Inst,  1879  Taf.  H),  in  dem 
die  Landung  des  Aeneas,  un- 
sichtbar für  den  am  Strande 
stehenden  Kyklopen,  sich  voll- 
zieht. 

Die  Typik  innerhalb  dieser 
Denkmälerreihe  ist  sehr  kon- 
sequent. Die  Kleidung  des 
Riesen  ist  ein  Fell,  das  seine 
Herde  ihm  liefert;  das  Fell 
eines  katzenartigen  Tieres  cha- 
rakterisiert ihn  nur  in  späteren 
und  abgeleiteten  Darstellungen 
(Pompejan.  Gemälde  mit  der 
Landung  des  Aeneas,  vatika- 
nisches Dreifufsrelief) ;  sicher 
ein  Löwenfell  ist  es  nur  in  dem 
von  einem  sehr  eigenwilligen 
Künstler  erfundenen  Münche- 
ner Reliefbild.  Dagegen  finden 
wir  ein  solches  dem  Hirten 
ursprünglich  fremdes  Fell  und  zwar,  so  oft  es 
genau  kenntlich  ist,  ein  Panther-  oder  Leo- 
pardenfell, regelmäfsig  in  den  nun  zu  be- 
sprechenden Darstellungen  des  verliebten  Poly- 
phem, der  dieses  Attribut  wahrscheinlich  der 
erneuten  Berührung-  mit  dem  ihm  urverwandten 


(vgl.   Fwrtwängler,  Jahrb.   d.   Inst.   GS.    110  ff.) 
bakchischen  Schwärm  verdankt. 

Keines  der  Bilder  des  verliebten  Poly- 
phem gehört  in  vorhellenistische  Zeit; 
die  Neuerung  des  Plülo.renos  scheint  also 
nicht  sogleich  auf  die  Kunst  gewirkt  zu 
haben,  die  eigentliche  Anregung  vielmehr 
erst  von  der  gereifteren  poetischen  Figur 
des  Idylls,  speziell  Theokrits  ausgegangen 
zu  sein,  ob  schon  in  hellenistischer,  ob 
erst  in  römischer  Zeit,  ist  nicht  mit  Be- 
stimmtheit zu  sagen.  Man  sieht  Polyphem 
jetzt  am  Strande  stehen,  öfter  noch  sitzen, 
wie  ihn  auch  ein  Gemälde  des  älteren 
Philostrat,  (2,  18)  schildert:  sehnsuchtsvoll 
blickt  er  auf  das  Meer  hinaus,  wo  Galateia 
allein  oder  von  anderen  Nereiden  umgeben, 
ihm  lockend  erscheint  und  sich  über  ihn 
lustig  macht  (Heibig,  Wandgemälde  1012 
bis  1046.  1053?  Sogliano,  Pitt,  murali  470. 
471.  473).  Oder  er  wird  nach  philoxenisch- 
theokritiseker  Auffassung  als  Musiker  dar- 
gestellt, indem  er  zur  Leier,  die  er  aus 
Hirschgeweihen  oder  Baumästen  sich  selbst 
verfertigt  hat,  sein  Liebesleid  singt,  be- 
sonders schön  in  dem  albanischen  Relief, 
das  am  ehesten  Anspruch  hat  als  helle- 
nistisches Original  zu  gelten  (Zoega,  Bas- 
sirilievi  57.  Schreiber,  Reliefbilder  65  [da- 
nach hier  Fig.  7],  Sauer  Taf.  2,  wo  die 
häfslich  ergänzte  r.  Hand  beseitigt  ist. 
Wandbild  ähnlicher  Auffassung  Heibig 
1047.  Gemmen:  Jahn,  Arch.  Beitr.  Taf.  2, 
2  und  die  $aner  Anm.  147  genannten^,  oder 
er  bietet  dem  spröden  Meermädchen  Ge- 
schenke dar,  so  auf  dem  Matteischen  Sarkophag 
(Rom,  Sarkophagreliefs  2,  60,  182  rechts,  ver- 
gröfsert  Sauer   S.  52,    wonach   unsere    Fig.  8), 


8)  Galateia  und  Polyphem  (anwesend  eine  Lokalgottheit). 
Von  einer  Sarkophagplatte  in  Pal.  Mattei  (nach  Sauer,  Torso  S.  52) 


wiederum  nach  theokritischem  Vorbild,  einen 
kleinen  Bären.  Zu  diesen  Darstellungen  des  am 
Strande  sitzenden,  nach  Galateia  ausblickenden 
oder  in  irgend  einer  Form  um  sie  werbenden 
Polyphem  gehört  nach  Sauers  bisher  nicht  wider- 
legter Deutung  die  unter  dem  Namen  des  Torso 


2709 


Polyphemos 


Polyphemos 


2710 


di  Belvedere  berühmt  gewordene, 
verstümmelte  Marmortigur  des 
Atheners  Apollonios  (Brwnn- 
Bruchmann  240)  aus  späthelle- 
nistischer Zeit,  vermutlich  dem 
letzten  vorchristlichen  Jahrhun- 
dert (vgl.  Sauer,  Torso  von  Bel- 
vedere; Preiser,  Zum  T.  v.  B. 
[1901],  wo  jene  Deutung  ange- 
nommen ist;  Robert,  Styena  Hel- 
bigiana  S.  257  ff.,  der  die  Un- 
möglichkeit des  Heraklesnamens 
anerkennt,  seinerseits  aber  Pro- 
metheus vorschlägt;  Petersen, 
Festschr.  f.  BenndorfS.  135  ff.,  der 
den  alten  Namen  mit  schwachen 
Gründen  verteidigt,  seinen  Wider- 
spruch gegen  die  Benennung  Poly- 
phem     einseitig    auf   Bilder    des 

homerischen  Menschenfressers 
stützt),    deren    überzeugende   Re- 
konstruktion jedoch  noch  aussteht. 
In  weiterer  Ausbildung  der  dank- 
baren   Erfindungen    des    Dichters 
führt  die  Kunst  ferner  die  Liebes- 
botschaft der  neckischen  Galateia 
vor    (Heibig    104«,    hier    Fig.    9 
nach  Photographie ;  Mau,  Bull.  d. 
Inst.   1885  S.  258  =  Engelmann, 
Bilderatlas  zu  Ovids  Metam.  156; 
Heibig   1049;    Sogliano  472)  und 
setzt  in   die   That  um,    was   der   theokritische 
Polyphem  sich  erst  vornimmt,    indem   sie   den 
Riesenjüngling     ins     Meer     hineinwaten    und 


tlateias  Liiebesbotsch: 


Wandbild   Hclbi'j  104S 


(nach  Photographie). 

Galateia.  allerdings  vergeblich,  verfolgen  läfst: 
so  hat  ein  gewifs  bedeutender  Maler  ihn  dar- 
gestellt, dessen  Gemälde  das  bekannte  palatini- 
sche  Wandbild  (Bev.  archeol.  1870/71  Tat.  1*, 
wonach  in  diesem  Lexikon  1,  2  Sp.  1587. 
Mon.  d.  Inst.  11,  23.  Sauer  S.  54)  wiedergiebt. 
Endlich  schildern  uns  pornpejanische  Wand- 
gemälde (edler  Auffassung  Heibig  1050,  in 
revidierter  Abbildung  bei  Sauer  0.5(5,  u.  1051 
zusammen  mit  seinem  Gegenstück  1037 ;  derb- 
sinnlich Sogliano  474,  abgeb.  Sauer  S.  59,  die 
beiden  einander  ähnlichen  Heibig  1052  [Atlas 
13,  1]  und  Sogliano  475  [farbig  bei  Niccolini, 
Gase  di  Pomp.,  descr.  gen.  46  und  Amelio- 
Cerillo,  dipinti  murali  Taf.  1]  und  das  so- 
wohl an  diese  wie  an  Sogl.  474  sich 
,v\\  anschliefsende  Mau,  Bull.  d.  Inst. 
1  1884  S.  20,  1),  denen  sich  wenig- 
stens eines  der' hellenistischen' 
Reliefbilder   zugesellt 


10)  Polyphem  und  Galateia  (im  Hintergrund  eine  Kapelle  des  Poseidon),  Reliefbild  in  Turin 

(nach  Schreiber,  Reliefbilder  55). 


(Turin,  Dütschkei,  172, 
abgeb.  Schreiber,  Be- 
lief bilde  r 
55,  danach 
Fig.  10   = 
Sauer  S. 58; 
die  Figur in 
dem  Ka- 
pellchen  im 

Hinter- 
grund    er- 
kannte 
Weizsäcker, 

Woche  n- 
schr.f.klass. 
Phil    1894 
S.  1038  als 


2711 


Polyphemos 


Polyphetes 


2712 


Poseidon  und  bestätigte  damit  die  Deutung  des 
satyrhaften  Gesellen  auf  Polypheul)  in  mehreren 
Wiederholungen  und  Varianten,  wie  Galateia 
zu  Polyphem  an  den  Strand  kommt  und  schliefs- 
lich  sogar  in  trauter  Liebesvereinigung  sich  ihm 
hingiebt.  Der  Versuch  Bofsbachs  (Jahrb.  d. 
Inst.  8  S.  51  ff.),  ein  Bild  der  letzten  Gruppe 
(Heibig  1052)  und  damit  wohl  alle  diese  Liebes- 
paare auf  Satyr  (oder  Silen)  und  Nymphe  zu 
deuten,  scheitert  schon  an  dem  Attribut  des 
Widders,  der  Satyrn  und  Silenen  nicht  zukommt, 
während  er  eben  für  Polypheni  typisch  ist  (s. 
Heibig,  Attas  Taf.  31,  1  und  Sauer  S.  58.  59). 
Von  besonderem  Interesse  ist  die  Entwick- 
lung des  Kopftypus.  Es  ist  zunächst  be- 
merkenswert, dafs  die  Kunst  Beschränkungen  der 
Technik,  des  Mafsstabes,  der  Komposition  oder 
ähnliche  gern  in  dem  Sinne  ausnützt,  die  Haupt- 
schwierigkeit, die  Darstellung'  der  Einäugigkeit 
ganz  zu  umgehen:    so   kann   man   silhouetten- 

haften  archaischen 
Vasenbildern ,  aber 
auch  dem  palatini- 
schen  und  manchen 

pompej  anischen 
Wandbildern ,  auch 
dem  Turiner  Relief- 
bild, nicht  bestimmt 
ansehen,  wie  ihr  Er- 
finder sich  den  Ein- 
äugigen eigentlich 
dachte.  Naiv  ratio- 
nalistisch verfuhr 
der  böotische  Vasen- 
maler (Arch.  Anz. 
1895  S.  35),  der  sei- 
nem Polyphem  nor- 
male Augen  gab  und 
in  das  rechte  den 
Pfahl  bohren  lief's. 
Einäugig  im  strengsten  Sinne  ist  Polyphem  nur 
in  dem  etruskischen  Wandbild  (Bd.  2,  1  Sp.l686), 
der  Terrakottafigur  Arch.  Ans.  1895,  S.  1-28, 
die  durch  den  Becher  doch  wohl  als  Polyphem 
gekennzeichnet  sein  soll,  und  einer  bronzenen 
Henkelattache  römischer  Zeit  des  Brit.  Museums 
(Walters,  Cat.  of  Bronzes  1448).  Daneben  giebt 
es  dreiäugige  Polypheme,  die  freilich  dem  Sinne 
des  Märchens  nicht  streng  entsprechen:  man 
sehe  das  oben  abgebildete  Neapler  Sarkophag- 
fragment und  den  Kopf  am  Panzer  der  Odyssee- 
statue des  Iason  (Athen.  Mitt.  14  [1889]  S.  162, 
wozu  Treu),  denen  sich  der  schon  erwähnte 
Neumagener  Reliefkopf  des  Trierer  Museums 
anreiht.  Die  beste  Lösung  war,  die  normalen 
Augen  zwar  beizubehalten,  aber  aufser  Gebrauch 
zu  setzen  und  ein  drittes  Auge  als  eigentlich 
sehendes  hinzuzufügen.  So  erscheinen  nun  jene 
zwei  geschlossen,  zugekniffen  oder  zugewachsen, 
das  dritte  entweder  in  der  Nasenwurzel  (kleiner 
Marmorkopf  in  Berlin  nr.  244,  zwei  grofse  Stein- 
masken  [Akroterien?]  in  Lyon,  deren  eine  un- 
genügend abgebildet  ist  bei  Mulm,  Gal.  myth. 
2,  174,  631)  oder  auf  der  Stirn  angebracht:  fast 
alle  künstlerisch  höher  stehenden  Polyphem- 
bilder,  insbesondere  das  Richmondsche  Vasen- 
bild, das  Albanische  Relief  (dessen  Kopf  hier 
[Fig.  11J  besonders  abgebildet),  das  vatikanische 


11)  Kopf  des  albanischen 
Polyphem  (nach  Sauer  S.  79). 


Dreifufsrelief,  die  Gemme  Jahn,  Arch.  Beiträge 
2,  2,  eine  kilikische  Bronzemaske  des  Britischen 
Museums  (Walters,  Cat.  of  Bronzes  1447)  und  die 
an  und  für  sich  rohen  und  entstellten,  aber  auf 
gute  Originale  zurückgehenden  Marmorköpfe 
in  Turin  (Dütschke  4,  158.  Tischbein,  Homer 
nach  Antiken,  Odyssee  7)  und  im  Florentiner 
Nationalmuseum  (vgl.  Sauer  S.  60  f.)  zeigen 
diese  letztere  Bildung,  die  man  wohl  auch  für 

10  die  zerstörten  Köpfe  der  kapitolinischen  Statue 
(deren  Kopf  Petersen,  Festschrift  f.  Benndorf 
S.  135  als  echt  behandelt),  des  belvederischen 
Torso  und  des  Münchener  Reliefs,  sowie  für 
manches  der  beschädigten  Wandgemälde  an- 
nehmen darf.  Besonderes  Lob  verdienen  der 
Erfinder  des  im  Turiner  Kopf  vertretenen  Typus, 
der  das  eine  sehende  Auge  an  einer  stark  über- 
hängenden Stirn  anbrachte  und  ihm  dadurch 
annähernd  die  Stellung  eines  normalen  verlieh, 

20  und  der  Meister  des  albanischen  Reliefs,  der 
in  geschickter  Anpassung  an  die  flache  Stirn 
auch  dem  Augapfel  schwächere  Wölbung  gab 
und  auf  eigentliche  Einbettung  und  Umrah- 
mung durch  kräftig  entwickelte  Lider  verzichtete. 
Im  übrigen  mufsten  verständige  Künstler  sich 
klar  machen,  dafs  das  Bild  des  homerischen 
Menschenfressers  abstofsende  Scheufslichkeit 
vertrage,  der  verliebte  Schäfer  aber  in  irgend 
einem  Sinne  sich  seinem  Urbild  entfremden  und 

30  menschlichere,  freundlichere  Züge  annehmen 
müsse.  So  wird  Polyphem  in  seiner  neuen  Ge- 
stalt je  nach  dem  Lebensalter,  das  der  Künstler 
wählt,  silen-  oder  satyrähnlich,  dieses  besonders 
in  dem  Riesenjüngling  des  palatinischen  Bildes, 
jenes  in  den  meisten  Wandgemälden.  Reliefen, 
Gemmenbildern,  besonders  auch  in  dem  epheu- 
bekränzten  Turiner  Kopf  und  dem  gemütlichen 
Faulenzer  des  albanischen  Reliefbildes. 

Über   das  mythische  Wesen   des   Kyklopen 

40  Polypheni  lernen  wir  aus  den  künstlerischen 
Darstellungen  aul'ser  seiner  immer  wieder  zu 
Tage  tretenden  Urverwandtschaft  mit  bakchi- 
schen  Dämonen  ebensowenig  wie  aus  den  dich- 
terischen. Aus  dem  mythischen  Bereich  ist  er 
(vgl.  Laistner,  Bätsei  der  Sphinx  2  S.  39)  be- 
reits herausgetreten,  als  er  bei  Homer  uns  be- 
gegnet, und  erstaunlich  frei  haben  spätere 
Dichter  und  Künstler  mit  ihm  geschaltet.  Aber 
darin  gerade  liegt  die  Bedeutung  dieser  Schick- 

50  sale  der  Polyphemgestalt,  dafs  sie  in  einer 
fast  lückenlosen  Reihe  interessanter  Typen  zur 
Anschauung  kommen  und  uns  ausgiebig  dar- 
über belehren,  wie  mythische  Vorstellungen 
sich  in  rein  litterarische  und  künstlerische 
umsetzen  und  als  solche  sich  folgerichtig  weiter 
entwickeln. 

Litteratur.  Jahn,  Arch.  Beitr.  S.  411  ff. 
Heibig,  Symbola  ph Hol.  Bonn.  S.  361  ff.  Holland, 
Leipz.  Studien  7  S.  141  ff.    Gruppe,  Wochenschr. 

60  /'.  Mass.  Philologie  1885,  1541  ff.  Furticängler, 
Jahrb.  d.  Inst.  6  S.  110  ff.  Laistner,  Bätsei  der 
Sphinx  2  S.  39  ff.  Sauer,  Torso  S.  30  ff. 
Speziell  über  die  künstlerischen  Darstellungen 
handeln  Bolte,  de  monum.  ad  Odyss.  pertinent. 
S.  4  ff.  Harrison,  1.  H.  S.  4  (1883)  S.  248  ff.  A. 
Schneider,  Troischer  Sagenkreis  S.  51  ff.  Sauer, 
Torso  S.  45  ff.  [B.  Sauer.] 
Polyphetes   (TIolvcprJTrjg),    1)   Troer  s.    Peri- 


2713                Polyphlegethon  Polyphontes                   2714 

phetes  nr.  2.  Variante  ist  TLoXvtfoix^g,  was  aber,  der  Grofsvater  ihrer  Mutter  Polyphonte, 
auch  Tzetz.  Alleg.  H.  13,  188  hat;  vgl.  Poly-  wendet  dies  Geschick  von  ihnen  ab  und  Ver- 
botes nr.  2.  — ■  2)  Herold  des  Laios,  Schal.  Eur.  wandelt  mit  Hermes  Polyphonte,  ihre  Söhne 
Phoen.  37,  39,  wo  Schwarte  nach  Apollod.  3,  und  die  xeocpog  in  Vögel:  die  Polyphonte  in 
5,  7  JJoXvcpovxrjg  (=  HoXv(pävxr\g,  K.  Schmidt,  eine  Eule  ex  vi,  (nach  Hesycli.  s.  v.  axvi,  = 
Beitr.  z.  griecfi.  Namenkunde  [Progr.  Gyrun.  o-xtnip),  die  den  Menschen  noXi[Lov  v.al  oxä- 
Elberfeld]  S.  30)  schreibt.  Nach  Pherekydes  ascog  ayysXog  bedeutet,  wohl  mit  Bezug  auf 
im  Schol.  Em:  a.a.O.  39  hiefs  er  TLoXv7ioiTr\g;  die  im  Namen  Polyphonte  vorausgesetzte  Ab- 
vgl.  Lobeck,  Path.serm.  Gr. proleg.  385.  Schneide-  leitung  von  cpovog  und  mit  Anspielung  von 
win,  Philologus  4  (1849),  753.  Die  Sage  vom  10  6xv'g  auf  den  axvysQog  noXs^og  (Hom.  H. 
Ödipus,  Abhandl.  d.  K.  Gesellschaft  d.  Wiss.  4,  240 ;  über  die  der  Eule  zugeschriebene  Gabe, 
zu  Göttingen  5  (1851/52)  169.  [Höfer.]  Unheil  zu  verkünden  s.  Gruppe  794,  2).  Oreios 
Polyphlegethon  (IloXvcpXzys&oyv),  Unterwelts-  wird  in  einen  Xccyüg,  einen  gleichfalls  unheil- 
flul's,  statt  Pyriphlegethon  im  Kestos  des  Iulius  verkündenden  Vogel  verwandelt  (vielleicht  iden- 
Africanus  in  Oxyrynchus  Papyri  3,  p.  38  v.  41.  tisch  mit  XaycoSiag  =  coxog,  Alexand.  v.  Myndos 
Ein  Verschreiben  für  Pyriphlegethon  ist  wohl  bez.  Aristoteles  bei  Athen.  9,  390  f.;  in  diesem 
kaum  anzunehmen,  vielmehr  eine  Verstärkung  Falle  wäre  es  nicht  undenkbar,  eine  direkte 
von  Phlegethon  (s.  d.)  [Höfer.]  Reminiszenz  an  den  Aloaden  Otos  [s.  Anm.  ff] 
Polyphoites  s.  Polyphetes  1.  anzunehmen),  und  Agrios  in  einen  Geier,  der 
Polyphonte  (IloXvcpovxr]),  Heldin  einer  thra-  20  den  Durst  nach  Menschenblut  beibehalten  hat, 
kischen  Sage,  die  aus  den  mannigfaltigsten  übrigens  aber  nach  Gornut.  de  nat.  deor.  21 
Sagenmotiven  kontaminiert  ist,  bei  Anton.  p.  121  Osann  dem  Ares  heilig  ist.  Die  schuld- 
Liberal.  21,  wo  als  angebliche  Quelle  Boio  lose  xqocpög  erhält  die  Gestalt  des  iitvn  (Baum- 
zitiert wird:  Hipponoos,  Sohn  des  Triballos,  hacker)  genannten  Vogels,  der  für  den  Jäger 
heiratet  die  Thrassa,  die  Tochter  des  Ares,  die  gute  Vorbedeutung  hat.  [Höfer.] 
diesem  Tereine,  die  Tochter  des  Strymon,  ge-  Polyphoutes  (IJoXvcp6vxi]g),  1)  Sohn  des  Auto- 
boren hatte.  Aus  dieser  Ehe  entspringt  Poly-  phonos  (s.  d.),  Anführer  der  50  Thebaner,  die 
phonte,  eine  Verächterin  der  Aphrodite  und  dem  Tydeus  einen  Hinterhalt  legten,  von  diesem 
Genossin  der  Artemis.*)  Von  der  beleidigten  aber  bis  auf  einen  erschlagen  wurden,  Hom. 
Aphrodite  mit  {uxvicc  und  olaxgog  geschlagen  30  11.  4,  395.  Nach  Schol.  Hom.  gab  es  die  Vari- 
und  mit  Leidenschaft  zu  einem  Bären**)  erfüllt,  ante  Avx.oy6vxr\g.  Nach  Bethe,  Theban.  Helden- 
gesellt  sie  sich  diesem  in  Liebe.  Nun  zürnt  lieder  88,  1  ist  er  identisch  mit  Polyphontes, 
auch  Artemis***;  und  hetzt  alle  Tiere  gegen  der  beim  Sturm  der  Sieben  gegen  Theben  dem 
Polyphonte,  f)  Aus  Furcht,  von  diesen  getötet  Kapaneus  am  Thor  Elektra  gegenübersteht, 
zu  werden,  flieht  sie  in  das  Haus  ihres  Vaters  Aesch.  Sept.  430,  aus  dessen  Worten  üoXvcpövxov 
und  gebiert  dort  zwei  Söhne,  den  Agrios  und  ßiu,  .  .  .  TiQOßxccxrjQictg  'AQxe(iidog  £vvoicaai  das 
Oreios.  die  zu  gewaltiger  Gröfse  und  Stärke  Scholion  folgert,  dafs  er  Priester  der  Artemis 
emporwachsen  ff),  weder  Götter  noch  Menschen  gewesen  sei.  Ist  es  Zufall,  dafs  Polyphontes 
fürchten ,  Wanderer  in  ihr  Haus  locken  und  ebenso  wie  die  ihm  in  der  Bildung  des  Namens 
sich  mit  ihrem  Fleische  nähren.fff)  Da  schickt  40  entsprechende  Polyphonte  (s.d.)  Beziehungen 
Zeus  endlich  den  Hermes,  um  an  den  Ruch-  zu  Artemis  hat?  —  2)  Bruder  und  Mörder  des 
losen  die  Strafe,  die  er  für  die  beste  halte,  zu  Kresphontes,  dessen  Gattin  er  zur  Ehe  zwingt, 
vollziehen.  Hermes  hat  zuerst  im  Sinne,  ihnen  nachdem  er  ihre  und  des  Kresphontes  Söhne 
die   Füfse   und  Hände    abzuschlagen.  §)      Ares  gleichfalls  getötet  hat.     Mit  Hilfe  der  Merope 

*)Vgl.    das    Verhältnis    des    Hippolytos    zu    diesen  wil'd  .er  V0U  TelephonteS  (—  bei  EuripideS  heilst 

beiden  Göttinnen.  er  wie  sein  Vater  Kresphontes,  bei  Apollod.  2, 

**)  Aphrodite  erfüUt  die  Pasiphae,   die  sie  vernach-  8,    5    Aipytos    — ),     des    Kresphontes    jüngstem, 

lässigt  hat,  mit  Liebe  zu  einem  stier,  Hyg.  f.  40.    Hier  nach  Aitolien  bez.  Arkadien  heimlich  gerettetem 

scheint  der  Bär  gewählt  zu  sein  wegen  der  Beziehungen,  Sohne,    erschlagen,    Hyg.  f.  137.    184.      Apottod. 

die  Artemis  zu  diesem  Tier  hat;  ja  Artemis  selbst  wurde  50  a   a  Q.  Epiqr.  Kyzik.  in  Anth.  Pal.  3,  5.    Näheres 

f  d»?rigvpt^t(CrT^eiT\943,^Un-t*u942)'  unter  AWtos   2    u.   Kresphontes   nr.  1.  2,   wo 

so  dafs  das  Verhältnis  der  Polyphonte  zu  dem  Baren  ge-  ,         ,     *J                                     i                         ,tnrns     *  £c 

wissermafsen    eine    Fortsetzung    ihres    früheren    Verhält-  nachzutragen   B.   Niese,   Hermes   27    (1891),    1  ft. 

nisses  zu  Artemis  ist.  bes.  9 ff.,   der  darauf  hinweist,    dafs  Euripides 

***)  Wie  sie  der  früheren  Freundin  Kailisto  wegen  seinen  Kresphontes  nach  dem  Vorbilde  der 

Verlust  ihrer  Jungfräulichkeit  zürnt.  Orestie  gestaltet  hat :  Tolyphontes  ist  ein  zweiter 

t)  Vgl.  den  von  seinen  Hunden  zerrissenen  Aktaion.  Aegisth ;  Merope  hat  die  Züge  der  Klytämnestra 

tt)  Vgl    die  Aloadai,  die  zwar  von  der  Sage  zu  Ares  und    ZUaleich    der    Elektra,    Und   was    von    dem 

in  ein  feindliches  Verhältnis  gesetzt  werden,  ursprünglich  ü.   P        o    i         rr           i        i.               -i  u        •    j 

.         ,,          „       .        „.       r.  xx                .           „r-,  geretteten  Sohn  Kresphontes  erzahlt  wird,   er- 

aberwolil  sogar  Hypostasen  dieses  Gottes  waren,  Gruppe  ISIS.  P                    „»„.             ~      1,   ,    T7-    -,            ,    w  a,     '      . 

ttt)  vgl.  die  gleichfalls  in  Thrakien  (,.  wüamowitz,  rnnert  auffallig  an  Orest.'  Vgl.  auch E.Schwartz, 

Homer.   Unters.  27,  15),   in  Torone   lokalisierten  zwei   rtaT-  60  Hermes   34    (1899),  448.    449  a.    E.  450.   V.    W  ila- 

dtg  iifroy.TiUoi  des  Proteus,  Lyhophr.  124  u.  Tzetz.  u.  Schol.  moicitz,  Euripides  Herakles  1,  387,  65.  C.  Robert, 

z.  d.  St.  East.  u.  Schoi.  zu  Dionys.  Per.  259.  Apollod.  2,  5,  9.  Bild  und  Lied  179  Anm.  27.  —  3)  Herold  des 

Vgl.  auch  die  folgende  Anm.  Laios,  s.  Polyphetes  nr.  2.    Zur  Bedeutung  des 

§)  Hier  wüi  Hermes  das  thun,  was  ihm  selbst  die  Namens  ebenda.  —  4)  Bruder  der  Althaia,  wie 

Kinger  Plexippos   und  Enetos,   die  Söhne   des  Chorikos  -r\  •     l^.f   -™     o„7,~7      zr^„,      T7     o      wi    „j.„4.x    j„„ 

ctt„.  i     \          i  a-   u    x       -t.           j       ,  t,  •          ,_  Dindort  im   Schot.   Hom.  IL   9,   olw    statt  des 

(Korykos)  —  auch  die  Proteussohne  werden  als  Ringe  r  be-  ..,       ,.    i               „  ,                                    ,' ,..                  ,            , 

zeichnet,  Lykophr.  u.  Apollod.  a.  a.  o.  -  wenigstens  teilweise  überlieferten  noXvcpavxrjg  vorschlagt,  und  auch 

gethan  hatten,  indem  sie  ihm  die  Hände  abschnitten;  vgl.  E-   SchwartZ,    Hermes    39    (1904),    632    schreibt, 

Bd.  3  Sp.  1263,  34 ff.  den  Hermes  "e/etQ  und  urioug.  der  zugleich   den  Namen   des   im  Schol.  Hom. 


2715                   Polypoinos  Polypoites                    2716 

a.  a.  0.  gleichfalls  als  Bruder  der  Althaia  ge-  503  ff.     Dictys  3,  19)  und  ist  einer  der  Helden 

nannten  &dvrtg  nach  Bakchylides  5,  129  'A(fxxQrtg  im   hölzernen  Pferde   (Quint.  Smyrn.  12,   318). 

schreibt.     [Höfer.]  Wertlos  und  spät  ist  die  Tradition,  dal's  er  von 

Polypoinos  (IloXvnoivog),  fdie  vielstraf  ende',  Hektor  getötet  worden  sei,  Dares  24      In  den 

Beiname  der  Dike,  Pannenides  bei  Sext.  Empir.  Noaroi   war  nach    dem  Auszug  des   Pröklos, 

adv.  math.  7,  11  =  Diels,  Fragmente  der  Vor-  womit  sich  Apollod.  Epit.  6,2  vollständig  deckt 

sokratiker  p.  118  v.  14.     Orph.  frgm,  125;   vgl.  (Bethe,  Hermes  26   [1891],   605),   erzählt,   dafs 

fr  gm.  33  Abel.    Diels  bei  0.  Kern,  De  Orphei,  Leonteus  und  Polypoites  nach  dem  Falle  Troias 

Epimenidis,  Pherecydis  iheogoniis  52.    0.  Kein,  mit  Kalchas  nach  Kolophon  gelangten  und  den 

Archiv  f.  Gesch.  d.  Philosophie   3   (1890;,    17:;.  10  Kalchas,   der  aus  Kummer  über   seine  Nieder- 

0.  Gruppe,  Die  rhapsodische  Theogonie,  Jahrb.  läge  im  Seherwettstreit  mit  Mopsos  gestorben 
/*.  Mass.  Phil.  Suppl.  17  (1890),  708.  Vgl.  die  war,  bestatteten;  dasselbe  berichtet  Tzetz.  Byk. 
synonymen  Epitheta  der  Dike  7toivi^iog  (Sojrfi.  427  p.  599.  980  p.  896.  1047  p.  917  und  Schol. 
Track.  808),  yLStuitolviog  (Said,  s.  v.  TLoivi],  Dionys.  Per.  850.  Doch  weichen  letztere  wie- 
p.  538,  6  Bernh.)     [Höfer.]  der  von  einander  ab,   indem  Tzetzes  (d.  h.  die 

Polypoites  {IloXv7toitr]g)  1)  Sohn  des  Apollon  Apiollodorische  Bibliothek,  v.Wilamoivitz,  Homer. 

und   der   Phthia,    samt   seinen   Brüdern   Doros  Unters.    179,    2;   a.   a.  O.    980.    1047    den   Poly- 

und  Laodokos  von  Aitolos  (s.  d.)  getötet,  Apollod.  poites  und  Leonteus  nach  Hellas  gelangen  läfst, 

1,  7,  7.     Gruppe,  Gr.  Myth.  346,  5.    638,  7.  während   sie  nach  Schol.  Dionys.  Per.  a.  a.  O. 

2)  Sohn  des  Peirithoos  u.  der  Hippodameia*),  20  unter  Führung  des   Mopsos  nach  Kilikien   — 

an  dem  Ta°-e  geboren,  wo  sein  Vater  die  Ken-  eine  Reminiszenz  hieran  wohl  noch  bei  Izetz. 


&v 


tauren   vom   Pelion   verjagte,    Hom,  11.  2,    740  980:  TtoQZvovvai  sig  Kiliulecv  -aal  KoXocpcöva — 

(vgl,  12,  129.  182).    Mannhardt,  Antike  Wcdd-  ziehen,  und  nach   Eust.  ad  Hom.  11.   334,    29 

und  Fddkulte  45 f.  Nilsso»,  Bh.  Mus.  60  (1905),  Aspendos   in   Pamphylien   gründen,    vgl.    auch 

166.     O.    Müller,    Orchomenos   194  f.     Toepffer,  Kallinos  fr.  8  (Sträbo  14,  668).    Das  Epigramm 

AU.  Genealogie  111,  2.     Bald  nach  der  Geburt  (Aristot.)   Pepl.   27    verlegt    ihr  Grab    iv   yaiy 

des  Polypoites   stirbt  seine  Mutter  und  Peiri-  Mrjdtov,   wofür  Bergk,   P.  L.  34,   349    AvSmv 

thoos    begiebt    sich    nach   Athen    zu    Theseus,  schreibt  mit  Berufung  auf  die  Wanderung  der 

Diodori,  63.    Nachdem  Peirithoos  mit  Theseus  beiden  Lapithen   nach  Kolophon,   aber  erstens 

seine  Hadesfahrt,  von  der  er  nicht  wiederkehrt,  so  berichtet  keine  Überlieferung  von  ihrem  Bleiben 

angetreten  hat,  folgt  ihm  Polypoites  zusammen  und  Tode  in  Kolophon,  und  dann  gehört  doch 

mit  Leonteus  (s.  d.),  mit  dem  er  in  der  Zukunft  auch  Aspendos   zum  Reiche   der  Meder.     Vgl. 

eng  verbunden  ist,  in  der  Herrschaft,  Eust.  ad  B.   Wagner,   Epitome   Vat.    259  f.     v.    Wilamo- 

Hom.ll.  334,  27 f.    Er  wirbt  um  Helena  (Apollod,  -witz,  Isyllos  50,  14.    Homer.   Unters.  178  f.    O. 

3,  10,  8.     Hyg.  f-  81)   und  zieht  mit  Leonteus  Immisch,   Klaros,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.   Sujjpl. 

—  beide  an  der  allerdings  für  unecht  erklärten  17,  160  ff.  168.  Duemmler,  Kl.  Schriften  2,  403. 
Stelle  (Hom.  11.  12,  181)  als  Lapithen  bezeichnet  In  Delphi  war  Polypoites  auf  dem  Gemälde  des 

—  mit  40  Schiffen  und  den  Mannen  aus  Ar-  Polygnotos  neben  dem  Theseiden  Akamas  dar- 
gissa,   Gyrtone  u.  s.  w.  gegen  Troia,   Hom.  77.  gestellt,  Paus.  10,  26,  2;  vgl.  Kalkmann,  Pau- 

2,  738  ff.  (Strabo  9,  439.  441.    Apollod,  Epit,  3,  40  sanias  115.    Noack,  lliupersis  52. 

14      Hyg.  f.  97  p.  92,  4  Schm.     Tzetz.  Proleg.  Etymologie:  Zu  verwerfen  sind  die  von  Eust. 

Alleg.  B.  623  ff.    Dares  14.    Dictys  1,  17).     Er  ad  Hom.  11.  334,  23  vorgeschlagenen  Ableitungen 

erlegt  den  Astyalos   (11.  6,  29.     Tzetz.  Homer.  von  %6a  oder  nözog  oder  tcolüv.    Sinngemäfser 

116.    Alleg.  H.  6,  22),  den  Damasos  (II.  12,  1«2.  ist  die  mit  Bezug  auf  die  Analogie  von  Teisa- 

Tzetz.  Alleg.  12,  85),  den  Dresaios  (Quint.  Smyrn.  menos,  dem  Sohn  des  Orestes,  gegebene  Ablei- 

1,  291),  den  Echeios  (E%£lov,  Tabula  H,  GL  G.  tung  Siöxi  6  itari]Q  noXXolg  7toivi]v  KsvvavQOtg 

3,  6126  B.  Jahn  -  Michaelis,  Griech.  Bilder-  intfisTo  .  .  .  olovsl  yovv  Tlolvnoiv irrig  xc"  ^v 
Chroniken  p.  67  D1;  'Eßtiöva  Muller;  vgl.  den  cvyxony  noXvnoitr\g.  Fick-Bechtel,  Die  griech, 
Troer  'E%iog,  11.  16,  416),  den  Ormenos  und  Personennamen  406  (vgl.  Bezzenbergers  Beitrüge 
Pylon  (H.  12,  187.  Tzetz.  Alleg.  12,  66).  Wie  50  20  (1894),  179)  stellt  den  Namen  zu  äol.  ntiat, 
Odysseus  öfter  mit  Diomedes,  so  erscheint  Poly-  =  rziot  (thVw,  tlva  büfse),  was  Gruppe,  Gr. 
poites  mit  Palamedes  verbunden,  Aleidamas  Myth.  638,  7  billigt,  =  Wielbüfser' ;  doch  sei 
1,  5.  Er  beteiligt  sich  an  den  Leichenspielen  nicht  sowohl  anzunehmen,  dafs  Polypoites,  der 
des  Patroklos  (II.  23,  836  ff.     Quint.  Smyrn,  4,  Sohn  des  Peirithoos  und  Enkel  des  Ixion,  nach 

seiner  Vorfahren  Bufse  oder  Strafe  genannt  sei 

*)  Hippodameia  ist  wohl,  worauf  schon  ihr  Name  als  vielmehr,  dafs  der  Name  bedeute  fder  sich 

deutet,  ursprünglich  eine  Amazone,  Ose.  Wulf,  Zur  Tliescus-  y[ele     gufse    entrichten    läfst',     dafs    Polypoites 

sage  (Diss.  Dorpat  1892)  S.  150.     Auch  die  Varianten  ihres  alg0     nac]l     einem     Rachedaimon     benannt     sei, 

Namens  weisen  auf  amazonenhaften  Charakter  hin:    Innu-  -,                   •           ■     -xr   l       T>    •    -i.i~          in         «     „    «    C\ 

.     ,,          „,  .     .          „  ,  ,   „       ,,   „    .,„  ebenso  wie  sein  Vater  Reinthoos  {Gruppe  a.  a.  U. 

Jyfiifuia  Piut.  ti,cs.  30,  -  AaoS&^ux,  rfg.  Vase,  s.  Lao-  60  114)  nach  einem  solchen  heifse.    v.  Sybel,  Mytho- 

dameia  nr.  8.  Abbildung  Bd.  3  Sp.  1773/4  Fig.  4  und  auch  logie  der  Hias  196  erklärt  Tlolvitoixng  =  TIoX- 

Abh.  d,  K.  S.  Gesellsch.  d.    Vt'iss.  zu  Leipzig,  ph  l.-hist.  Klasse  V7t-0lTwg   =    IIoX-im-oLzrig    (oi'-öOfAKl;    Vgl.    auch 

17  (1897),  6,  S.  101,  Fig.  4  —  'Io/oku/ij,  Propert.  2,  2,  9.  —  Die  Mhv-olrng). 

Bd.  1   Sp.  40  ff.  beanstandete  Stelle  (Eust.  II.  332,35):   TIoXu-  ty    g0hn    tles   OdySSdlS    Und    der   Thesproter- 

notti];,  viüs  m,(ji96ou,  uv  tttxt  Zev;  ig'lrtnodafiüa?  ist,  köni^  Kallidike,   der  nach   dem  Tode  seiner 

nach  Setzung  eines  Kommas  nach  Zsvi,  untadelig.     Über         -.r    ,>■         -,  •        TT  •,     c,       ..-i  „  _• ™A        mm,„^„,l 

.       ,     r„    . ,       ,       ..        "    _. .    -,       -,,„  Mutter    die    Herrschaft    übernimmt,     wahrend 

Hippodameia    als    Tochter    des   Atrax    s.     Weizsäcker,    He-  ,    _             _       /,„_     _,  „  ...              i     Tii     l 

richtigungen  auf  dem  Umschlag  zu  Lieferung  48;  Knn„ck,  OdySSdlS  (vgl.  Bd.  3    Sp.  628,  18 ff.)  nach  Ithaka 

elend,  u.  Gruppe,  Gr.  Myth.  620,  6.  zurückkehrt,  Eugammon  —  oder  Musaws,  aus 


2717                     Polyptolis  Polyxeua                     2718 

dem   Eugammon    (nach    Aristöbülos    bei    Clem.  niden  oder  andere  Feinde  wird  nichts  berichtet 

Alex.  Strom.  6,  25  p.  751    P.   =   Diels,   Frag-  —   gestorben,    Herakles  hatte   ihm   das   Grab- 

mente  der  Vorsokratikcr  497,  6)  das  ganze  Buch  denkmal   gesetzt  und   (wie  im   Epigramm   auf 

über  die  Thesproter  entlehnt  haben   soll,   vgl.  Polystratos)    ihm    sein    Haar    als    Opfer    (F. 

Studniczka,    Kyrene    6,    163.      0.    Seech,    Die  Wieseler,  Philologus 9  [1854],  712.  Bohde,  Psyche 

Quellen  der  Odyssee  384,1.  v.Wilamowitz,  Homer.  I2,  17)  dargebracht.     Besonders   aus  letzterem 

Unters.  347  —  bei  Proklos  in  Jahn -Michaelis,  Grunde  vermutet  Kaibel  a.  a.  0.  und  Arch.  Zeit. 

Griech.   Bilder  Chroniken    121    und  in  Überein-  33  (1875),  172  f.  (gebilligt  von  F.  v.  Dühn,  Ath, 

Stimmung  damit  Apollod.  Epit.  7,  34  f.,  so  dafs  31itt.  3  [1878],  78,  1    und  Hüzig-Bluemner  zu 

die  Vermutung  von  Wilamoicitz,  Homer.  Unters.  10  Paus.   a.  a.  0.    p.  806),    dafs    Polystratos    und 

188,  dafs  Polypoites  mit  P(t  joliportkes  identisch  Sostratos  identisch  seien,  indem  Pausanias  die 

sei,  durch  dieses  neu  hinzugekommene  Zeugnis  beiden  Namen   verwechselt  habe,   was  um   so 

des  Apollodor  sich  erledigt,  vgl.  Bethe,  Hermes  leichter  habe  geschehen  können,  da  kurz  dar- 

26  (1891),  005  u.  Anm.  1.    Ed.  Meyer,  Hermes  auf  (7,  17,  14)  von  dem  Olympioniken  Sostratos 

30  (1895),  254.  1.  Ferd.  Noack,  Fhilölogus  Suppl.  die  Rede  sei.     Die  Identität  beider  Heroen  er- 

6,417  Anm.  22.     Georg  Wentzel,  'E7tixlrJ6£is  scheint  allerdings  sehr  wahrscheinlich,  nur  kann 

2,  5  Anm.  3.    Gruppe,  Gr.  Mytli.  113.  620  Anm.  die  Frage   aufgeworfen  werden,   ob  nicht  eine 

10  zu  625.     Nach  J.  Vürtheim,  Mnemosyne  29  absichtliche  Namensänderung  vorliegt,   derge- 

(1901),   46  ff.    ist   Polypoites   ursprünglich    mit  stalt,  dafs  die  Dymaier  etwa  nach  einem  sieg- 

dem  gleichnamigen  Lapithen  (nr.  2)  identisch,  20  reichen   Feldzug,   dessen  glücklichen  Ausgang 

der  wie    sein  Vater  Peirithoos    als   im  Hades  sie  ihrem  Heros  Polystratos  zuschrieben,  diesen 

weilend    aufgefafst    worden    sei,    Kallidike   =  in  Sostratos  umgetauft  hätten  (vgl.  den  Heros 

'ijnae  bene  ins  dicit',   sei   eine   euphemistische  Sosipolis).  —  2)  Teilnehmer  an   einer  (mythi- 

Bezeichnung   der   Unterweltgöttin    Persephone,  sehen?)    Eberjagd    auf    einem    Vasengemälde 

die  Fahrt  des  Odysseus  in  das  Land  der  Thes-  (abg.  Mus.   Gregor.  2   Taf.  17),    C.  I.  G.  7374. 

proter  sei  eine  rationalistische  Unideutung  der  Stephani,  Compte  rendu  1867,  74.     [Höfer.] 

ursprünglichen  Hadesfahrt  (vgl.  Paus.  1,  17,  4.  Polytechnos  (JIoXvT&xvog),  Gemahl  der  Aedon 

Plut.  Thes.  31)  und  im  Anschlufs  hieran  habe  und  Vater  des  Itys  in  der  kleinasiatischen  Ver- 

Musaios     den     Polypoites     genealogisch     mit  sion  der  Aedonsage,  worüber  man  vgl.  Boscher 

Odysseus  verknüpft.  —  4)  Freier  der  Penelope  30  Bd.  1  Sp.  84,  5  ff.    Thrümer  bei  Pauly-Wissoica 

aus  Dulichion,  Apollod.  Epit.  7,  27.  —  5)  Wagen-  1,  471.    Eine  naturalistische  Deutung  der  Sage 

lenker  des  La'ios  s.  Polyphetes  nr.  2.     [Höfer.]  (vgl.  Bd.  3  Sp.  2347,  39  ff.)  versucht  Pott,  Zeit- 

Polyptolis  (HoXvitrohg),  Epiklesis  der  Erd-  schrift  für    Völkerpsychologie    u.   Sprachwissen - 

göttin,   Kallim.   Hymn.   in  Del.   266.      Bobert,  schaff  14  (1883),  46  f.,  der  aber  doch  schon  auf 

Melattges  Nicole  462.     [Höfer.]  den  von  Oder  u.  M.  Mayer  (Bd.  3  Sp.  2347,  58  ff.) 

Polyrrhetos   (noXvQQr}vog?).     Nach   Dionys.  betonten  Anklang  des  Namens  Tnobvg,  der  in 

Byz.  18  p.  10  Wescher  ist  die  am  goldnen  Hörn  anderen  Versionen    der   Sage   für  Polytechnos 

in    Byzanz    gelegene    Ortlichkeit    noXvQorjTiov  eintritt,  an  rr^og  'beobachtend'  hinweist  (vgl. 

genannt  anö  ccvdpbg  TLoXvQorixov.  Nach  O.Frick,  auch  Schwende,  Eh.  Mus.  6  [1838],  564.  566 f.), 

Coniect.  in  Dionys.  Byz.  Anapl.  Bosp.  1  (Progr.  40  sowie  auf  das  synonyme  tTtoib-iTtoitxrig,  das  den 

Burg  1865)  9,  7  ist  der  Eigenname  IIoXvpq7Jtiov  Anlafs  von   der  Verwandlungssage   des  Tereus 

aus  einem  ursprünglichen  noXvpQvrog  (=  mul-  in  einen  Wiedehopf,  &toi/j,  gegeben  hat.    Frei- 

tifluus)   entstanden,    —    aber  wie    erklärt  sich  lieh  zieht  Pott  andere  Schlüsse  aus  dieser  Ab- 

dann  der  Zusatz  anb  avSgbg  IIoXvpoyJTov?  leitung.     [Höfer.] 

[Höfer.]  Polytherseides  (noXv&tQßtidvg),  Patronymi- 

Polysemnos   (IIoiv68^vog),    Beiname   1)   des  kon   des  Ktesippos,   des  frechsten  Freiers   der 

Osiris,  C.  I.  G.  2,  3724.    Kaibel,  Epiejr.  1029,  2.  Penelope,   mit  Anspielung  auf  seine  Frechheit 

—  2)  der  Artemis-Eileithyia,  Orph.  hymn.  2,  1.  (Q-dgaog,  aeol.  fttpoog)  gebildet,  s.  Philothersei- 

[Höfer.]  des    und    Friedländer,    Jahrb.   f.   klass.  Piniol. 

Polystratos   (JIoXvOTQaTog).     1)   Ein   nur   in  50  Suppl.  3,   814.     v.  Wüamowitz,   Homer.    Unter- 
seiner ersten  Hälfte  erhaltenes  Epigramm  aus  such.  40.     [Höfer.] 

Dyme  in  Achaia,  dessen  Verfasser  nach  Kaibel,  Polytlas  (TLolvrlag).  Zu  dem  bekannten 
Epigr.  p.  321  Alkaios  aus  Messenden  (Beitzen-  Epitheton  des  Odysseus  7tolvrXag  vgl.  Diomed. 
stein  bei  Pauly-Wissoiva  1,  1506)  ist,  feiert  1,  321  ed.  Keil:  Ut  et  Ulyssi  agnomen  Polytlas. 
den  Polystratos,  den  'schönsten  schöner  Kam  praenomen  est,  ut  ait Ibycus  (fr. 11  Bergk 
Jünglinge',  der  hochgeehrt  von  Herakles  im  P.  L.  34,  241)  Olixes,  nomen  Arcisiades,  cog- 
Kampfe  gegen  die  Molioniden  fiel,  tief  betrauert  nomen  Odysseus.  Et  ordinantur  sie:  Olixes 
von  Herakles,  der  sich  zum  Zeichen  seines  Arcisiades  (vgl.  Bd.  1  s.  v.  Arkeisios  und  Zie- 
Schmerzes  das  Haupthaar  abschnitt,  Bangabe,  linski,  Archiv  f.  Beligionswissensch.  9,  48,  1) 
Ant.  hellen.  2218.  Kaibel  a.  a.  0.  nr.  790.  Bei  60  Odyseus  (so!)  Polytlas.  [Höfer.] 
Paus.  7,  17,  8  wird  von  einem  Grabe  des  jugend-  Polyxena  (TJoXv'gtrn),  1)  Tochter  des  Priamos 
liehen  Heraklesgeliebten  Sostratos  erzählt,  das  und  der  Hekabe:  Eurip.  Hec.  3—40;  Apollod. 
sich  in  kurzer  Entfernung  von  Dyme  befand  bibl.  3,  12,  5,  6;  (die  jüngste)  Philost r.  her. 
mit  einer  Säule  und  dem  Standbild  des  Hera-  19,  11  p.  205  Kayser;  (des  Priamos)  Hygin. 
kies  und  an  dem  die  Dymaier  noch  in  später  f.  90  u.  s.  w.  Bei  Homer  wird  sie  nicht  er- 
Zeit dem  Sostratos  Heroenopfer  darbrachten.  wähnt.  Die  Kyprien  erzählten,  wie  man  aus 
Nach  der  Legende  von  Dyme  war  Sostratos  den  Kunstdarstellungen  schliefsen  mufs  (siehe 
jung  —  von   einem  Kampfe   gegen   die  Molio-  unten),  dafs,  als  Troilos  seine  Pferde  zur  Tränke 


2719                      Polyxena  Polyxena                      2720 

führte,  Polyxena  an  dieselbe  Quelle  ging,  um  hungen.  Ovid  schliefst  sich  eng  an  Euripides 
Wasser  zu  schöpfen.  Da  brach  Achilleus  aus  an  (Metam.  13,  429—571).  Auch  er  verbindet 
einem  Hinterhalt  hervor.  Troilos  wurde  auf  den  Tod  der  Polyxena  und  des  Polydoros  als 
der  Flucht  eingeholt  und  getötet,  während  rasch  nacheinander  die  Hekabe  treffende  Schick- 
Polyxena  entkam.  Von  einer  zweiten  Erwäh-  salsschläge,  woran  sich  die  Rache  an  Polymestor 
nung  Polyxenas  in  den  Kyprien  berichtet  und  Hekabes  Verwandlung  anschliefst.  Als 
Schol.  Eurip.  Hec.  41 :  ö  3s  xa  KvitginHu  Polyxena  geopfert  wird,  ist  das  umstehende 
xonpag  cpi]alv  vnb  'OSvaatcog  xul  Ato^ii]öovg  Kriegsvolk  zu  Thränen  gerührt,  während  sie 
iv  xrj  xf\g  Ttolscog  cclcaGsi  xq<xv[L(xxigtT81g<xv  selbst  ihre  Fassung  nicht  verliert.  Seneea, 
cc7tol£6d,ai,  xcccpijvai  dh  vitb  NsoitroXiuov,  ä>g  10  Troades  170  ff. :  Achilles  erscheint  den  Griechen 
rXuvv.og  ygäcpsi.  Nach  Glaukos  von  Phegion  voll  Zornes  und  verlangt  Polyxenas  Opferung 
stand  also  in  den  Kyprien,  dafs  Polyxena  bei  (195  desponsa  nostris  cineribus  Polyxene  Pyrrhi 
der  Eroberung  Trojas  von  Odysseus  und  Dio-  manu  mactetur  et  tumuluni  riget).  Agamemnon 
medes  tödlich  verwundet  wurde  und  starb  und  gerät  mit  Neoptolemos  in  einen  heftigen  Streit 
Neoptolemos  sie  bestattete.  (Vgl.  Förster,  darüber,  ob  Polyxena,  wie  Neoptolemos  fordert, 
Hermes  18,  S.  476.)  Danach  scheint  es,  als  ob  zu  opfern  sei.  Er  ruft  die  Entscheidung  des 
schon  in  den  Kyprien  Achilleus  die  Polyxena  Kalchas  an.  Dieser  bestätigt  (3(31  ff.),  dafs 
begehrt  hätte,  ein  Gedanke,  der  später  wieder  Polyxena  durch  Neoptolemos  am  Grabe  des 
aufgenommen  worden  ist.  Neoptolemos  würde  Achilles  geopfert  werden  mufs,  und  zwar  als 
dann  um  seines  Vaters  willen  der  Polyxena  20  seine  Braut;  anfserdem  aber  mufs  noch  der 
den  letzten  Dienst  erwiesen  haben.  Dagegen  Sohn  Hektors  stei'ben.  Dafs  Polyxena  mit 
heifst  es  in  der  Iliupersis:  Die  Griechen  zun-  Achill  als  ihrem  Gemahl  vereinigt  werden  soll, 
deten  die  Stadt  an  und  opferten  die  Polyxena  wird  noch  angedeutet  942 — 944:  Polyxene 
am  Grabe  des  Achilleus  (i(iitQi^6avr£g  xrjv  nöliv  miseranda,  quam  tradi  sibi  cinenmque  Achilles 
nolv^tvr]v  Gtpccyiä^ovGiv  inl  xbv  xov  A^illtag  ante  mactari  suum,  campo  maritus  ut  sit  Elysio, 
xucpov  Epic.  Graee.  frgni.  ed.  Kinkel  S.  50).  iubet.  Von  der  vollzogenen  Handlung  berichtet 
So  auch  Apollod.  epit.  5,  23:  -HxeLvctvxtg  dh  der  Bote  11 18  ff.  Während  im  weiten  Umkreise 
xovg  Tocoag  xr\v  nöliv  £V£tcqt]6ocv  xori.  xä  IdcpvQct  die  Menge  der  Griechen  und  Trojaner  zusah, 
iasQL6ccvxo.  kccI  ftvGccvTsg  itäGL  xolg  ftsoig  wurde  Polyxena  an  das  Grab  des  Achilles  ge- 
Agxvglvocaxoc  anb  x&v  nvgyav  b'ggnpccv,  TIolv-  30  führt,  wie  eine  Braut  (1132  f.).  Neben  ihrer 
'E,ivr\v  öh  inl  xä  A^tllscog  xcccpco  xaxtacpcc^av.  Schönheit  erregt  ihre  Furchtlosigkeit  Bewun- 
Neoptolemos  wird  als  der  Opferer  genannt  bei  derung.  Neoptolemos  tötet  sie  mit  innerem 
Stesichoros  (tabiola  Iliaca  bei  Jahn- Michaelis,  Widerstreben.  Das  Blut  wurde  von  dem  Grabe 
Griechische  Bilderchroniken  S.  37  und  Taf.  1)  sogleich  verschlungen.  Bei  Quintus  Smyrnaeus 
und  Ibykos,  ebenso  dann  bei  Euripides  und  14,  179  ff.  erscheint  Achilleus  dem  Neoptolemos 
denen,  die  sich  diesem  anschliefsen.  (Schol.  und  giebt  ihm  gute  Lehren,  aufserdem  den  Be- 
Eur.  Hec.  41:  vnb  Nsonxoley.ov  tpocciv  avxi]v  fehl,  Polyxena  zu  opfern,  widrigenfalls  die 
GcpayiuG&ftvai  EvgiTtidrß  KuV'IßvKog).  Euripides  Griechen  seinen  Zorn  fühlen  würden.  Er  werde 
behandelt  den  Tod  der  Polyxena  in  den  ihre  Heimfahrt  solange  hindern,  bis  sie  seinen 
Troades  und  der  Hekabe.  In  den  Troades  wird  40  Wunsch  erfüllt  hätten.  Die  Bestattung  der 
der  Hekabe  davon  erzählt,  erst  andeutungs-  Polyxena  könne  an  einem  beliebigen  Orte  vor- 
weise, dann  die  volle  Wahrheit:  Polyxena,  die  genommen  werden  ( — 222).  Neoptolemos  richtet 
der  Mutter  entrissen  worden  war,  ist  am  Grabe  den  Auftrag  aus  (234 — 245).  Polyxena  wird 
des  Achilleus  als  ein  Opfer  für  diesen  getötet  an  das  Grab  geführt  (257 ff.),  vergiefst  viele 
worden  (V.  622  ff.).  In  der  Hekabe  wird  der  Thränen  und  ist  bleich  vor  Todesangst.  Hekabe 
Stoff  ausführlicher  behandelt  und  mit  dem  ist  durch  einen  Traum  erschreckt  worden.  Sie 
Ende  des  Polydoros  verbunden.  Daher  verlegt  schien  auf  dem  Grabe  des  Achilleus  zu  stehen 
Euripides  den  Schauplatz  auf  das  jenseitige  und  zu  klagen;  ihre  Haare  hingen  bis  auf  den 
Ufer  des  Hellespontos,  die  thrakische  Cherso-  Boden  herab,  aus  beiden  Brüsten  tropfte  Blut, 
nesos,  obgleich  das  Grabmal  des  Achilleus  dort  50  Nun  sieht  sie,  dafs  es  sich  um  Polyxena  handelt, 
eigentlich  nicht  gedacht  werden  kann.  Achilleus  und  bricht  in  Klagen  aus  (304ff.).  Neoptolemos 
ist  den  heimkehrenden  Griechen  erschienen,  fafst  Polyxena,  sobald  sie  an  dem  Grabe  an- 
hat ihre  Fahrt  gehemmt  und  die  Opferung  der  gekommen  ist,  mit  der  1.;  mit  der  r.  berührt 
Polyxena  an  seinem  Grabe  verlangt.  Auch  er  das  Grabmal  und  betet  zu  seinem  Vater. 
Hekabe  hat  im  Traume  gesehen,  dafs  Achilleus  Dann  stöfst  er  der  Jungfrau  das  Schwert  in 
erschien  und  eine  der  Troerinnen  als  Ehrengabe  die  Kehle.  Den  Leichnam  erhält  Antenor, 
beanspruchte.  Alle  Bitten  sind  vergeblich.  Der  dessen  Schwiegertochter  sie  hat  werden  sollen, 
Wille  des  grofsen  Toten,  so  beschliefst  die  und  bestattet  sie.  Von  der  Erscheinung  des 
Versammlung  der  Griechen,  mufs  vollzogen  Achilleus  und  der  durch  Neoptolemos  voll- 
werden. Polyxena  sträubt  sich  nicht,  sondern  60  zogenen  Opferung  der  Polyxena  ist  auch  die 
erleidet  den  Tod  mit  grofser  Fassung,  da  sie  Rede  bei  Westermann,  mythogr.  Gr.  S.  382  (Nonni 
vom  Leben  doch  nichts  mehr  zu  hoffen  hat.  narr,  ad  Gregor,  invect.  1,  8). 
Ihr  trauriges  Schicksal  und  ihre  würdige  Hai-  Achills  Liebe  zu  Polyxena  ist  wohl  in 
tung  macht  auf  die  Griechen  grofsen  Eindruck.  alexandrinischer  Zeit,  wenn  auch  nicht  erfunden, 
Neoptolemos  selbst,  der  ihr  das  Schwert  in  die  so  doch  zu  einem  bevorzugten  Gegenstande 
Kehle  stöfst,  thut  es  halb  wider  Willen.  Die  der  Dichtung  geworden.  Hygin.  f.  110  nimmt 
Umstehenden  wetteifern  nach  vollbrachter  That  auf  diese  Fassung  der  Sage  Bezug:  Achilleus 
in    allerlei    die   Bestattung   fördernden   Bemü-  ist    von    Alexandros    und    Deiphobos    getötet 


2721                      Polyxena  Polyxena                     2722 

worden,  als  er  sich  um  Polyxena  bewarb  und  mehrere  Wunden    beibrachte.     41:    Nach    der 

zur  Unterredung  kam.     Ausführlicheres   giebt  Einnahme    der  Stadt  wurde  Polyxena  bei  An- 

Diktys  3,  2:  Achilles  sah  die  Polyxena  während  chises  verborgen.     43:    Später  wurde    sie   auf 

eines  Waffenstillstandes  im  Tempel  des  Apollon  Veranlassung    des    Neoptolemos    gesucht    und 

bei  Troja  und  wurde  durch  ihre  Schönheit  be-  gefunden.    Agamemnon  übergab  sie  dem  Neo- 

zaubert.    Er  liefs  durch  Autoniedon  bei  Hektor  ptolemus,   der  sie  am  Grabe  seines  Vaters  er- 

wegen   des  Mädchens   anfragen.     Die  Antwort  stach  (ad  tumulum  patris  iugulat).   Dem  Äneas, 

lautete,    Achilles    solle    das   ganze   griechische  der  die  Polyxena  verborgen  hatte,  befahl  Aga- 

Heer  an  Hektor  verraten,  dann  werde   dieser  memnon  deswegen,  mit  den  Seinigen  das  Land 

ihm  Polyxena  zur  Frau  geben.     3,  3:  Achilles  10  zu  verlassen. 

versprach  für  Beendigung  des  Krieges  zu  sorgen,  Auf  dieselbe  Quelle  wie  der  lateinische 
wenn  er  Polyxena  erhielte.  Hektor  aber  be-  Dictys  geht  die  Darstellung  bei  Joannes  Malalas 
stand  darauf,  dafs  entweder  der  Verrat  zuge-  p.  157  —  166  zurück,  desgl.  Georgios  Kedrenos 
sichert  würde  oder  die  Söhne  des  Pleisthenes  127 — 130.  Abweichend  von  Dictys  weifs  Malalas 
(Agamemnon,  Menelaos)  und  Aias  ermordet  und  Georgios  Kedrenos  nur  von  einem  Waffen- 
wiirden.  Daher  zerschlugen  sich  die  Verband-  stillstände,  nicht  von  zweien.  Es  ist  der  nach 
lungen.  3,  20  ff. :  Priamos  kommt  nach  Hektors  Hektors  und  Memnons  Tode.  Erst  in  dieser 
Tode  zu  Achilles,  um  den  Leichnam  zu  erbitten,  Zeit  erwacht  die  Liebe  zu  Polyxena  in  Achilleus, 
mit  ihm  Andromache  und  Polyxena.  Erst  während  er  vorher  ihr  Anerbieten,  als  Sklavin 
spricht  Priamos,  dann  Andromache.  Achilles  20  bei  ihm  zu  bleiben,  abgelehnt  hat.  Priamos 
bleibt  ungerührt.  3,  24:  Polyxena  bietet  sich  hat  den  Achilleus  beobachtet  und  tritt  durch 
dem  Achilles  als  Sklavin  an.  Das  rührt  ihn.  Idaios  mit  ihm  in  Unterhandlungen,  bei  denen 
3,  27:  Schliefslich  behält  er  das  von  Priamos  Achilleus  von  Paris  und  Deiphobos  überfallen 
mitgebrachte  Gold,  Silber  und  einen  Teil  der  wird.  Von  Polyxenas  Opferung  ist  nicht  die 
Kleider;  das  übrige  schenkt  er  der  Polyxena.  Rede.  Ähnlich  dem  Berichte  des  Malalas  lautet 
Priamos  bittet  den  Achilles,  die  Polyxena  bei  die  Erzählung  bei  Konstantinos  Manasses 
sich  zu  behalten.  Achilles  lehnt  es  vorläufig  V.  1382 — 1396,  nur  dafs  Achilleus  zuerst  sich 
ab  und  will  später  einmal  darauf  zurückkommen.  an  Priamos  wendet  und  dann  erst  dieser  zu 
4,10:  (Inzwischen  Kampf  mit  Penthesileia  und  verhandeln  beginnt.  Nach  Mythogr.  Vatic. 
Memnon.)  Ein  Fest  des  thymbräischen  Apollon  30  2,  205  stand  Polyxena  auf  der  Mauer,  als 
war  der  Anlafs  zu  einem  Waffenstillstand.  Achilleus  Hektors  Leichnam  um  die  Stadt 
Während  beide  Heere  Opfer  brachten,  schickte  schleifte,  und  warf  ihre  Armspangen  und  Ohr- 
Priamos  den  Herold  Idaeus  an  Achilles,  um  ringe  herab,  um  sie  dem  von  Priamos  für  den 
mit  ihm  wegen  Polyxenas  zu  verhandeln.  4,  11:  Leichnam  'gebotenen  Lösegelde  hinzuzufügen. 
Alexander  und  Deiphobus  kamen  in  das  Heilig-  Da  versprach  Achilles,  wenn  er  Polyxena  be- 
tum.  Deiphobus  umarmte  den  Achilles  schein-  käme,  Hektor  herauszugeben  und  den  Friedens- 
bar sehr  freundlich  und  hielt  ihn  dabei  fest.  schlufs  nach  Auslieferung  der  Helena  herbei- 
Alexander  zog  sein  Schwert  und  stiefs  es  ihm  zuführen.  Hierauf  folgte  die  Besprechung  im 
rechts  und  links  in  die  Seite.  5,13:  Nach  der  Heiligtum  des  Apollon  und  der  Meuchelmord. 
Einnahme  der  Stadt  wurde  Polyxena  auf  den  40  Ehe  Achilles  starb,  bat  er,  Polyxena  möchte 'an 
Bat  des  Odysseus  dem  Achilleus  durch  Neo-  seinem  Grabe  geopfert  werden.  Ähnlich  Serv. 
ptolemos  als  Opfer  dargebracht  (Polyxena  zu  Aen.  3,  322.  Die  von  Achill  gewünschte 
suadente  Ulixe  per  Neoptolemuvi  Achilli  inferias  Vermählung  mit  Polyxena  und  der  an  ihm 
missa).  Anders  Bares  Phrygius  27 — 34.  Ein  geübte  Verrat  wird  sonst  noch  erwähnt  Schol. 
Jahr  war  vergangen,  seit  Hektor  begraben  lag.  Eurip.  Tro.  16,  Arg.  2  zu  Eurip.  Hec,  Schol. 
Als  Priamus  mit  den  Seinigen  das  Grab  Hektors  Eurip.  Hec.  388,  Serv.  zu  Aen.  6,  57  (Schol.  Stat. 
besuchte,  sah  Achilles  die  Polyxena  und  ge-  Ach.  1,  134;  Myth.Vat.  1,  36.  3,  11,  24),  Tzetz. 
wann  sie  lieb.  Da  er  sie  nicht  vergessen  zu  Lycophr.  269.  Eine  vereinzelt  dastehende 
konnte,  schickte  er  einen  Boten  an  Hecuba  mit  Auffassung  ist  'bei  Philostratos  her.  19,  11 
der  Bitte,  ihm  Polyxena  zur  Frau  zu  geben.  50  p.  205  (Bd.  2)  Kayser  und  v.  A210II.  Tyan.  4, 
Er  wolle  dann  mit  seinen  Myrmidonen  nach  16  p.  136  K.  (Bd.  1)  zu  finden.  Nicht  blofs 
Hause  zurückkehren;  die  übrigen  Anführer  Achilleus  ist  von  Liebe  ergriffen,  sondern  auch 
würden  seinem  Beispiele  folgen.  Priamus  ver-  Polyxena  erwidert  diese  Liebe.  Sie  sahen  ein- 
langte aber  sogleich  den  Abzug  des  ganzen  ander,  als  Priamos  wegen  Hektors  Leichnam 
Heeres,  um  sicher  zugehen.  Achilles  suchte  zu  Achilleus  kam  und  Polyxena  als  sein  jüngstes 
die  Griechen  dazu  zu  bewegen,  aber  vergeblich.  Kind  mitnahm,  damit  sie  ihn  stütze  (xeiQctycoybv 
Darauf  hielt  er  sich  vom  Kampfe  fern.  Erst  kccvtov  ti]v  Ttaloa  inoulro  vscotccti^v  ovaav  §tv 
als  die  Griechen  in  grofse  Bedrängnis  gerieten,  1)  'Excißrj  ccvtco  heittv).  Bedingung  für  die  Ein- 
besonders  durch  Troilus,  nahm  er  wieder  theil.  willigung  des  Priamos  ist,  dafs  die  Griechen 
Troilus  fiel  durch  seine  Hand.  Da  rächte  sich  00  die  Belagerung  aufheben.  Als  Achilleus  er- 
Hecuba  auf  hinterlistige  Art  an  Achilles.  Sie  mordet  war,  begab  sich  Polyxena  in  das  grie- 
lockte  ihn  in  das  Heiligtum  des  Apollon  unter  chische  Lager  und  stellte  sich  unter  Agamem- 
dem  Vorgeben,  es  solle  eine  Einigung  statt-  nons  Schutz.  Aber  nur  drei  Tage  genofs  sie 
linden;  Achilles  hoffte  Polyxena  zu  erhalten.  seine  väterliche  Fürsorge,  dann  eilte  sie  bei 
Paris  aber  hatte  einen  Hinterhalt  gelegt.  Als  Nacht  an  Achilleus'  Grab  und  starb,  indem  sie 
Achilles  ankam,  brachen  die  Trojaner  hervor,  sich  in  ein  Schwert  stürzte  (tgtraiov  ös  i\dr] 
und  _ er  erlag  schliefslich  mit  seinen  Begleitern  -atqiEvov  tov  vskqov  öquiisiv  int  tb  öfyfia  tr- 
über   macht,    wobei    ihm    besonders    Paris  vvval  fiepst  te  <x'vTi]i>  tmnlivui).    Dabei  erging 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     III.  86 


2723 


Polyxena 


Polyxena 


2724 


sie  sich  in  bräutlichen  Klagen,  Achilleus,  ihr 
Geliebter,  möchte  doch  ihrer  harren  und  sie 
heimführen,  nicht  etwa  sie  vergeblich  auf  die 
Hochzeit  warten  lassen.  Tzctzcs  erwähnt  Homer. 
315—400  und  Posthorn.  385—503  die  Geschichte 
von  Achilleus  und  Polyxena  ganz  im  Sinne  des 
Philostratos,  den  er  auch  Posthorn.  503  als  Ge- 
währsmann angiebt  Eine  aberwitzige  Deutung 
der  Liebe  Achills  zu  Polyxena  ist  bei  Fulgen- 
tius  3,  7  (iu  der  fabula  Pelei  et  Thetidis)  zu  10 
lesen:  ...  Denique  (sc.  Achilles)  et  amore  Poli- 
xenae  perit  et  pro  libidine  per  talum  occiditur. 
Polixene  cnim  Grece  multorum  peregrina  dicitur, 
seu  quod  amor  peregrmari  faciat  mentes  ab  in- 
genio  suo,  sine  quod  apud  mullos  libido  ut 
peregrinabunda  uagetur. 

über  ein  die  Vermählung  Achills  mit  Poly- 
xena darstellendes  Relief  siehe  unten. 

Zu  dem  ganzen  Gegenstand  vgl.  P.  Förster, 
Armes  17,  193  ff.  und  18,475—478.  -7o 

Kunstdarstellungen. 
Dafs  Achilleus  dem  Troilos  auflauerte,  ihn 
aus  dem  Hinterhalt  überfiel  und  umbrachte, 
haben  jedenfalls  die  Kyprien  erzählt  (s.  o.). 
Mit  Troilos  zusammen  war  Polyxena  an  den 
Brunnen  vor  der  Stadt  gegangen,  um  Wasser 
zu  holen.  In  bildlichen  Darstellungen  ist 
1)  der  Augenblick  festgehalten,  wo  Troilos  und 
Polyxena  an  den  Brunnen  herankommen,  wäh-  30 
rend  Achilleus  hinter  diesem  lauert,  2)  die  Ver- 
folgung des  Troilos  wiedergegeben,  weiche  zu 
dessen  Tode  führt,  während  Polyxena  entkommt. 
3)  Ferner  zeigt  eine  Reihe  von  Darstellungen 
Polyxenas  Opferung  oder  das,  was  dieser  un- 
mittelbar vorangeht,  von  der  Gefangennahme 
an.  Aufserdem  findet  sich  4)  ihre  Vermählung 
mit  Achilleus  dargestellt,  und  5)  erscheint 
Polyxena  gelegentlich  in  troischen  Bildern  als 
Nebenperson.  -io 

1)  Polyxena  mit  Troilos  am  Brunnen,  von 
Achilleus  belauert. 

Nur  auf  Vasenbildern. 

Troilos  kommt,  um  sein  Gespann  zu  tränken; 
Polyxena,  in  Chiton  und  Obergewand,  will  ihre 
Hydria  füllen.  Die  Quelle  ist  durch  einen  Felsen 
oder  das  Brunnenhaus  durch  eine  Säule  oder 
einen  Pfeiler,  die  Quellmündung  durch  einen  üo 
Panther-  oder  Löwenkopf  angedeutet.  Achilleus 
kauert  oder  kniet  hinter  der  Quelle,  vollgerüstet. 
Auf  dem  Felsen  oder  der  Säule  pflegt  ein  Rabe 
zu  sitzen,  der,  von  Apollon  als  Warner  gesendet, 
Polyxena  und  Troilos  zugewendet  schreit. 

Zusammenstellungen:  Welcher,  Alte  Denk- 
mäler 5,  S.  445—451  (1—8)  =  Ztschr.  f.  d. 
Alterthumswissensch.  1850,  26  ff.;  Ann.  d.  Inst. 
arch.  22  C1850),  66  ff.  O verbeck,  Gallerie  heroi- 
scher Bildwerke  S.  339—344  (1—5).  W.  Klein,  60 
Euphronios  S.  80,  Aufzählung  a — 1.  Lucken- 
bach, Jahrb.  f.  class.  Philologie,  11.  Supplementbd. 
S.  600,  Aufzählung  a  — m  (a— 1  =  Klein).  Klein, 
Euphronios,  2.  Aufl.  S.  223,  Aufzählung  a— n, 
aber  wohl  m  =  k,  s.  u.,  n  =  Luckenbach  m. 
Arthur  Schneider,  D.  troische  Sagenkreis  in  d. 
ältesten  griechischen  Kunst  S.  112 — 121,  Auf- 
zählung A — M. 


Sämtliche  Bilder  sind  schwarzfigurig,  bis 
auf  16).  Von  den  bei  Klein,  Euphronios, 
2.  Aufl.  noch  angeführten  rotfigurigen  Vasen- 
bildern a — s  zeigen  ß,  d,  s  Polyxena  nicht;  von 
a  (Cfiabouillet,  Descr.  des  antiques  du  cabinet 
Fould  pl.  19)  und  y  (brit.  Mus.  1353)  konnte 
ich  es  nicht  ermitteln. 

In  der  folgenden  Aufzählung  zeigen  1 — 8 
Achilleus   rechts   von   der  Quelle,  Troilos    und 

Polyxena 
links.       Poly-     %&  *&/&*&  m^  js&  ^y  Sign 
xena    ist    im- 
mer der  Quelle 
zunächst. 

1)  Lagynos 
des  Timoni- 
das  in  Athen. 

Collignon, 
Cat.  des  vases 

peints  du 
muse'e    de    la 
societe  arche'ol . 
d'Aihenes  181; 

W.  Klein, 
Griech.  Vasen 
mit     Meiste  r- 

siqnaturen, 
2.  Aufl.   S.  29. 

(h  lein) 
Luckenbach  a. 
Schneider     K, 
Abgeb.   Arch. 

Ztg.  1863, 
Taf.  175;  Wie- 
ner Vorleg  ebl. 
1888,  Taf.  1,1. 
Vgl.  Abb.  1. 
Polyxena  nur 
zum  kleinen 
Teile  erhalten. 

Hinter  ihr 
Troilos  (bär- 
tig) mit  den 
Pferden  £uv- 
&og  und  Mffo- 
ßag-  Neben 
den  Pferden 
Reste  einer 
Gestalt,  be- 
zeichnet ..so 

.     .     (KQtOGtt'?). 

Hinter  ihnen 
zwei  bärtige1 
Männer ,    der 

zweite  ge- 
nannt    ÜQia- 
ftos.       Hinter 

der  Quelle 

rechts  ein 
Baum;    hinter   diesem  kniet  Achilleus.     Auch 
er  und  Treulos   sind  mit   Namen   in   korinthi- 
scher Schrift  versehen. 

2)  Amphora  in  Berlin,  Furtwängler  1694. 
Abg.  Gerhard,  Etruskische  u.  kampanische 
Vasenb.  Taf.  11.  W(elcker)  2.  Ov{erbeck)  3. 
Luck{enbach)  b.     Schnieider)  G. 

3)  Hydria  im  brit.  Museum  B  325  (früher 
469),    aus    d.    Sammlung    Canino.      De   Witte, 


2725 


Polyxena 


Polyxena 


2726 


Anni.  7.  Abgeb.  Ann.  1850,  E  1;  0 verbeck 
Taf.  15,  2.  W.  1,  Ov.  1,  Lwdfc.  f,  Sehn.  C.  Vgl. 
Abb.  4. 

Hinter  Achilleus  folgen  nach  links:  Athena, 
Hermes  und  Zeus  als  ihm  günstige  Götter 
(nicht  wie  Klein,  Euphronios,    2.  Aufl.,  S.  225 


Descr.  Je  la  collection  du  prmee  de  Canino 
nr.  122.  W.  4,  Ov.  2,  Luek.  h,  Sehn.  F.  Hinter 
Polyxena  Zweige.  Weiter  links  Troilos,  hinter 
diesem  ein  nackter  Jüngling  mit  zwei  Speeren. 

4)  Hydria  brit.  Mus.  B  324  (früher  474). 
Abgeb.  im  Oatalogue  o  ihe  vases  Bd.  2,  S.  28, 
Fig.  36 ;  aufserdem 
bei  Gerhard,  Auser- 
lesene Vasenb.  2,  92, 
W.  8,  Ov.  5,  Luch  i. 
Sehn.  11.  Vgl.  Abb.  2. 
Ranken  deuten  das 
Dickicht  an.  Der 
Rabe  („crowu  im 
Catal.)  sieht  nach 
r.  (!)  Polyxena  wen- 
det sich  nach  1.  zu 
Troilos.  In  der  er- 
hobenen R.  hat  sie 
eine  Gerte,  mit  der 
sie  die  ungeduldigen 

Pferde  zurück- 
scheucht 

5)  Lekythos  Ber- 
lin 1960,  abgeb.  Ar  eh. 
Ztg,  1856,  Taf.  91. 
Luek.  k,  Sehn.  I. 

Zur  Quelle,  ander 
eine  Hydria  steht, 
kommt  Polyxena,  eine  Hydria  auf  dem  Kopfe,  3)  annimmt,  um  ihn  von  seinem  Vorhaben  abzu- 


2)  Troilos  reitend,  Polyxena,  Achilleus  lauernd,  Hydria  im  brit.  Museum  B  324 
(nach  Gerhard,  Auserics.  Vasenbilder  2,  Taf.  92). 


mit  einer  Gefährtin.     Dahinter  Troilos. 

6)  Lekythos  brit.  Mus.  B  640.  Von  links 
an:  Troilos,  dann  ein  bärtiger  Krieger,  dann 
Polyxena  in  dem  Brunnenhause,  welches  durch 
zwei  Säulen  und  einen  Pantherkopf  bezeich- 
net ist. 

7)  Deinos  aus  Kyrene  im  Louvre,  Cataloghi 


halten),  hinter  Troilos  di-ei  Krieger. 

10)  Amphora,  ehemals  bei  Basseggio  in 
Born,  abg.  Gerhard,  Etrusk.  und  kamp.  Vasenb. 
Taf.  E  12;  Overbeek  Taf.  15,  9.  W.  3,  Ov.  4, 
Luek.  c,  Sehn.  A. 

Säule  und  Polyxena  sehr  klein. 

11)  Hydria    aus    Caere    in    Wien.    Österr. 


3)  Troilos,  Polyxena,  Achilleus.  Deinos  aus  Kyrene  im  Louvre  (nach  Archäolog.  Zeitung  1881  Taf.  12). 


del  museo  Campana  2,  22 ;  abgeb.  Archäol.  Ztg. 
1881,  Taf.  12.     Vgl.  Abb.  3. 

Links  vom  Brunnenhause  steht  Polyxena, 
eine  Hydria  auf  dem  Kopfe,  dem  Troilos  zu- 
gewendet. Ein  Rabe  fliegt  heran  (hinter 
Achill!). 

8)  Lekythos,  vormals  bei  Barone,  erwähnt 
Bull.  d.  Inst.  1869,  S.  125.     Luek.  1,  Sehn.  L. 

9) — 13)  Achilleus  links,  Polyxena 
und  Troilos  rechts. 

9)  Hydria  aus  Vulci,  ehemals  in  Musignano, 
nachher  in   England  (?),   vgl.    Welcker   S.  446. 


Museum,  Masner  221.    Abg.  Ann.  1866,  Taf.  R. 
Luek.  g,  Sehn.  E. 

Links  von  dem  gemauerten  Brunnen  (Säule 

60  mit  Röhre)  Achilleus,  halb  stehend,   als  ob  er 

sich  eben  erhoben  hätte,  rechts  Polyxena,  dann 

ein  Knappe,   danach  Troilos    und  ein  Krieger. 

12)  Hydria  in  München,  O.  Jahn  89.  1mcI\ 
d.  Sehn.  D. 

Der  Brunnen  ist  durch  eine  Säule  mit  Röhre 
ausgedrückt.  Hinter  Achilleus  ein  zweiter  gleich 
gerüsteter  Krieger. 

13)  Amphora  aus  Caere  (bei  Castellani)  er- 

86* 


2727 


Polyxena 


Polyxena 


2728 


0 


N 


« 


td 


W 


tel 


O   O 


wähnt  JSmW.  1865, 
S.  145.  Luck.  e, 
Sehn.  B.  Brun- 
nen: Säule  mit 
Röhre.  Hinter  Po- 
lyxena und  Treu- 
los zwei  Krieger. 
14)— 20)  Ab- 
gekürzte Dar- 
stellungen. 

14)  Vase  aus 
Cuniae,  Fiorelli, 
Monum.  Cumani 
8.14  f.  ;Arch.Ztq. 
1856,  S.  228. 

Troilos  und 
Polyxena  stehen 
vor  dem  Brun- 
nen (Quader- 
mauer), auf  dem 
ein    Rabe     sitzt. 

Daneben  ein 

Baum.     Einige 

Bewaffnete    sind 

hinzugefügt;  der 

auflauernde 
Aehilleus  ist  weg- 
gelassen. 

1 5)  Atheni- 
sche Lekythos  im 
brit.  Mus.  B  542. 

Felsen,  links 
daran  ein  Löwen- 
kopf, aus  dem 
Wasser    in    eine 

Hydria  fliefst. 
Zwischen       zwei 

Bäumen  mit 
früchtebeladenen 
Zweigen  auf  der 
Spitze  des  Fel- 
sens ein  Rabe 
nachrechts.Links 
Polyxena  zurück- 
blickend nach 
links  mit  ausge- 
streckten Annen. 
Sie  trägt  langes 
Haar   mit   Band, 

langen  Chiton 
und      gestickten 
Mantel.      Rechts 
kauert  Aehilleus. 
Troilos  fehlt. 

16)  Rotfigur. 
Hydria  (strenger 
Stil  des  5.  Jahrh.) 

in  Petersburg, 
1558.  In  der  Mitte 
ein  Brunnen  mit 
Löwenmaul  (nach 
links),  aus  dem 
Wasser    in    eine 

Hydria  fliefst. 
Auf  dem  Brunnen 
nach     links     ein 

Rabe.     Links 
naht    sich    Poly- 


xena und  streckt  die  Linke  nach  der  Brunnen- 
mündung vorwärts.  Hinter  dem  Brunnen 
kauert  Achill.     Troilos  fehlt. 

17)  Schwarzfig.  Lekythos  aus  Syrakus  in 
Karlsruhe,  bei  Winnefeld  Nr.  186.  Vgl.  Creuzer, 
Zur  Galler ie  der  alten  Dramatiker  Taf.  9, 
S.  76 ff.  (=  Schriften  z.  Archäologie  3,  203—211). 
Abbildung  aufserdem  bei  Gerhard,  EtrusJc.  u, 
kamp.   Vasenb.    Taf.  E  16.     W.  5.      Fels    mit 

10  Löwenkopf;  daraus  fliefst  Wasser  nach  links 
in  die  Kanne,  die  Polyxena  (nach  rechts)  hin- 
zutretend darunter  gestellt  hat.  Auf  dem  Felsen 
ein  Rabe  nach  links.  Rechts  ein  Baum,  hinter 
dem  Aehilleus  lauert  (Winnefeld:  Tydeus  und 
Ismene).     Troilos  fehlt. 

18)  Dubois-Maisonneuve,  Introduction  ä 
l'etude  des  vases,  pl.  51  n.  3.  W.  6.  Ähnlich 
wie  nr.  17,  nur  dafs  an  Stelle  des  Baumes  der 
Maler  sich  mit  einigen  Zweigen  begnügt  hat. 

20  Neben  Aehilleus  die  Buchstaben  ATZAH.A, 
vielleicht  der  Name  Aehilleus  in  entstellter 
Weise  wiedergegeben.    Ebenfalls  ohne  Troilos. 

19)  Lekythos  München  233.  Felsen  mit 
Löwenkopf;  auf  dem  Felsen  ein  Vogel.  Das 
Wasser  fliefst  in  eine  Hydria.  Eine  Frau  steht 
davor  und  lehnt  die  Linke  an  den  Löwenkopf. 
Hinter  dem  Felsen  kniet  ein  Krieger.  Wohl 
ebenfalls  Polyxena  und  Aehilleus. 

20)  Tischbein,  Collection  of  engravings  from 
30  ancient  vases  4,  Taf.  18.    W.  7. 

Links  von  der  Quelle  steht  Polyxena,  wäh- 
rend das  Wasser  in  ihre  Hydria  fliefst.  In  der 
erhobenen  L.  scheint  sie  einen  Kranz  zu  halten. 
Auf  dem  Felsen  sitzt  der  Rabe,  auf  den  ihre 
Aufmerksamkeit  gerichtet  zu  sein  scheint. 
Rechts  lauert  Aehilleus  im  Gebüsch.  Troilos 
fehlt.  Welcker  meinte,  dafs  auch  Polyxena 
fehle,  und  nannte  die  Frau  Athene,  die  dem 
Achill  den  Kranz  zeige.  Diese  Deutung  ist 
40  aber  unmöglich,  weil  sie  nicht  bei  Aehilleus 
steht,  sondern  durch  den  Felsen  von  ihm  ge- 
trennt und  er  doch  als  für  sie  unsichtbar  zu 
denken  ist. 

2)  Polyxena  nebst  Troilos  auf  der  Flucht  vor 
Aehilleus. 

Vasenbilder  1 — 18.    Aschenkistenreliefs  19 — 28. 

(1 — 18)  Dafs  Polyxena  entkommt,  während 
50  Troilos  eingeholt  wird,  ist  dadurch  angedeutet, 
dafs   sie  vor  Troilos  herläuft,   obgleich   dieser 
zu  Pferde  sitzt.    So  ist  Troilos  dem  nachrennen- 
den Aehilleus  am  nächsten.    Die  Richtung  des 
Laufes  ist  von  links   nach  rechts,   umgekehrt 
nur  nr.  4  und  5.  Polyxena  ist  vollbekleidet  aufser 
nr.  3.    Ihre  Hydria  liegt  am  Boden.    Die  Vasen- 
bilder sind  schwarzfigurig  aufser  nr.  5.  9.  16.  17. 
Zusammenstellungen:    Welcker,   Alte   Denk- 
mäler 5,  453—468  (Nr.  9—37);  Overbeck,  Gal- 
60  lerie    heroischer    Bildwerke.  344  ff.    (Nr.  6 — 37); 
Klein,  Eiiphronios,  2.  Aufl.  S.  228 f. ;  Schneider, 
D.  troische  Sagenkreis  in  d.  ältesten  griechischen 
Kunst  S.  121  ff.  (Übersicht  122 f.:  a/b— q). 

1)  Kylix  des  Xenokles,  abgeb.  Bochette, 
Monum.  ined.  pl.  49,  lb;  Gerhard,  Etrusk.  u. 
kamp.  Vasenb.  E  2.  W.  10,  Oc.  7,  Klein  12, 
Sehn,  h,  Klein,  Griech.  Vasen  mit  Meister- 
signaturen, 2.  Aufl.  S.  81.     Vgl.  Abb.  ö. 


2729 


Polyxena 


Polyxena 


2730 


2)  Kylix  aus  Kameiros  im  Cabinet  des 
medailles  in  Paris,  früher  in  der  Sammlung 
Oppermann.  Kl.  13,  Sehn.  a/b.  Auf  beiden 
Seiten  dieselbe  Darstellung.  Links  das  Brun- 
nenhaus. 

3)  Krug  Ann.  7,  tav.  D  2;  Gerhard,  Etrusk. 
u.  Jcamp.  Vasenb.  E  7.  TT.  18,  Ov.  8,  Kl,  16, 
Sehn.  p. 

Troilos  nackt,  auch  Polyxena  nackt. 

4)  Büchse    Berlin    1728.     Gerhard,   Etr.   u. 


Links  fliehendes  Mädchen;  rechts  ein  sitzen- 
der Mann,  der  sein  Gesicht  nach  rechts  wendet. 
14)  Hydria  Berlin  1895.  Gerhard,  Etr.  u. 
Jcamp.  Vb.  14.  0.  Jahn,  Telephos  u.  Troilos, 
Taf.  4,  1.  W.  11,  Ov.  11,  Kl.  8,  Sehn.  d.  Vgl. 
Abb.  8.  Links  Brunnenhaus  (Säule  mit  Archi- 
trav ;  Löwenkopf,  aus  dem  ein  Wasserstrahl  in 
den  Trog  fällt;  an  der  Säule  lehnen  die  Lanze 
und  der  Schild  des  Achilleus),  dann  Hermes 
10  und  Athena. 


5)  Achilleus  verfolgt  d.  Troilos,  Polyxena  vorauseilend,  Kylix  des  Xenokles  (nach  Gerhard,  Etrusk.  u.  kamp.  Vasenb.  Taf.  E  2). 


kamp.Vb.  13,6.    W.  19,   Ov.  9,  Kl.  17,  Sehn.  o. 
Vgl.  Abb.  6. 

5)  Rf.  Pelike  im  Louvre,  Samml.  Campana 
11,  11.  Monum.  d.  Inst.  10,  22.  Kl.  25.  Vgl. 
Abb.  7. 

6)  Hydria  in  Leipzig.  Overbeck,  Die 
archäol.  Samml.  d.  Univers.  Lpz.  S.  104, 
Nr.  105,  4.     Sehn.  e. 

Links  Brunnenhaus  und  Athena. 

7)  Amphora  Berlin  1685.  Gerhard,  Etr.  u. 
kamp.  Vb.  20.      W.  15,  Ov.  13,  Kl.  2,   Sehn.  1. 

Links  noch  eine  weibliche  Gestalt,  ruhig 
stehend. 

8)  Amphora,  ehemals  bei  Basseggio:  Ger- 
hard, Etr.  u.  kamp.  Vb.  E  3,  Ov.  15,  10.  TP.  16, 
Ov.  14,  Kl,  3,  Sehn.  k.  Links  eine  Frau,  eben- 
so wie  nr.  7. 

9)  Rotf.  Kylix  im  brit.  Mus.  E  13.  Murray, 
Designs  front  Greek  vases,  no.  10.  W.  17,  Ov.  15, 
Kl.  19.  Links  Quellgebäude,  durch  eine  Säule 
angedeutet,  zu  welchem  ein  Mädchen  eilt. 

10)  Hydria  aus  Korinth  (?)  im  brit.  Mus. 
B  307.     TP.  22,  Ov.  16,  AI.  11,  Sehn.  m. 

Polyxenas  Hydria  zerbrochen  am  Boden. 
Links  hinter  Achilleus  ein  Mädchen  mit  Hydria 
und  hinter  ihr  ein  Krieger. 

11)  Hydria  München  136.  TP.  14,  Ov.  18, 
Kl,  9,  Sehn.  n. 

Vor  Polyxena  ein  phrygischer  Bogenschütze, 
am  entgegengesetzten  Ende  ebenfalls  ein  phry- 
gisch  gekleideter  Mann ;  eine  Jungfrau  eilt  auf 
ihn  zu. 

12)  Lekythos  aus  Kameiros  in  Berlin  1742. 
Kl.  18,  Sehn,  q. 

Links  eine  Frau,  wohl  Athena,  rechts  von 
Polyxena  ein  Jüngling,  der  sich  nach  links 
umwendet,  ebenso  wie  Polyxena  selbst. 

13)  Hydria,  ehemals  bei  Depoletti:  Gerhard, 
Auserlesene  Vasenb.  1,  14;  ders.,  Etrusk.  u. 
kamp.  Vb.  E  10;  Overb.  15,  3.  W.  12,  Ov.  19, 
Kl.  10,  Sehn.  g. 


15)  Amphora  im  archäol.  Museum  zu  Florenz 

(Francoisvase),  3.  Streifen.    Mon,  d.  Inst,  4,  54. 

3u  55;    Overb.  15,  1;    Wiener  Vorlegebl.  2    (1870), 

1.  2  und  188S,  2.     TP.  9,  Ov.  6,  Kl.  1,  Sehn.  f. 

Klein,  Vasen  m.  Me ister sign,  S.  35.  Vgl.  Abb.  9. 

Alle  Personen  inschriftlich  bezeichnet.  Von 
Achilleus   ist  nur  ein  Rest    erhalten,    die  In- 


40 


50 

6)  Polyxena   vorauseilend,    Troilos,   Achilleus,   Büchse   in 

Berlin  1728  (nach  Gerhard,  Etrusk.  u.kamp.  Vasenb.  Taf.  13,  6). 

schrift  nicht.  Troilos  ist  fast  ganz  unversehrt, 
die  Beischrift  ist  vollständig.  Von  Polyxena 
ist  die  Hälfte  erhalten  nebst  den  Buchstaben 
N3.  Rechts  sind  hinzugefügt:  Antenor,  Priamos 
vor  der  Stadtmauer  sitzend,  Hektor,  Polites, 
diese  beiden  aus  dem  Thore  schreitend ;  links : 
60  Apollon,  Quellhaus  (xqeve),  ein  Troer,  der  darin 
Wasser  holt,  Rhodia,  Thetis,  Hermes,  Athenaia. 

16)  Rotfig.  Amphora  Durand  382.  TP.  20, 
Ov.  22.  Unvollständige  Darstellung:  nur  Troilos 
und  Polyxena. 

17)  Rotf.  Amphora  Mus.  Gregoriano  2,  22,  1, 
W.  21,  Ov.  10,  Kl.  21. 

Die  Gruppe  des  Achilleus  und  des  Troilos 
wie    sonst.      Ein    fliehendes    Mädchen,     wohl 


2731 


Polyxena 


Polyxena 


2732 


Polyxena,    hinter    Achilleus.      Am    Boden    die 
Hydria. 

18)  Oinochoe  München  357.    W.  13,  Ov.  17, 
A7.  15,  Sehn.  i. 


19)  Aschenkiste  im  Museum  zu  Volterra, 
Brunn,  Bilievi  delle  urne  etrusche  Bd.  1,  Taf.  49, 3 
S.  55.  Achilleus  hat  eben  den  Troilos  erreicht. 
Polyxena  fliehend  hinter  Achilleus  (links).    Vor 


7)  Polyxena,  Troilos,  Achilleus,  Felike  im  Louvre  (nach  Alonumenti  inediti  dell'  inst.  arch.  10  Taf.  22). 


Achilleus  verfolgt  den  Troilos.  Yor  den 
Pferden  flieht  eine  Amazone  in  phrygischer 
Tracht  ( Welcher  und  Overbcck :  Paris),  mifsver- 
standen  für  Polyxena.  Die  Hydria  ist  auch 
hier  hinzugefügt. 

(19  —  28)     Die    etruskischen    Aschenkisten- 


dem  Pferde  des  Troilos   (rechts)   ein  Gefährte 
des  Achilleus. 

20)  Ebenda    ähnliche    Darstellung;     aber 
Polyxena  steht  ruhig  da.     Brunn  S.  55,  3  a. 

21)  Ebenso    Brunn    56,  17  (O.  Jahn,  Arch. 
Ztg.  1856  Taf.  93,  2)  ebenda. 


8)  Heimes,  Athena,  Achilleus,  Troilos,  Polyxena,  Hydria  BeTita  1895  (nach  Gerhard,  Etrusk.  u.hamp.  Vascnbilder  Taf.  14). 


reliefs  zeigen  deutlich  meist  nur  Achilleus  und 
Troilos,  diesen  mit  einem  Pferde,  das  er  reitet. 
Polyxena  fehlt  grofsenteils.  Dafs  da,  wo  einer 
weiblichen  Gestalt  dieser  Name  zuzukommen 
scheint,  Polyxena  wirklich  gemeint  ist,  geht 
namentlich  aus  nr.  24  hervor,  wo  eine  Hydria 
am  Boden  liegt. 


22)  Brunn  49,  4  zu  Volterra;  auch  abge- 
bildet Arch.  Ztg.  1856  (0.  Jahn),  Taf.  93,  1. 
Aus  derselben  Gestalt  ist  ein  geflügelter  Dämon 
geworden;  die  lange  Gewandung  erinnert  aber 
noch  an  Polyxena. 

23)  Museum  zu  Catajo  859:  Cavedoni,  Iu- 
dieazione  dei  principali  monumenti  antichi  del 


9  7  °  Q 


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Polyxena 


Polyxena 


2734 


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»wseo  <r7i  G,  S.  84.    1P.  33 

(S.  467),  Ou.  32  (S.  359). 
Brunn  S.  58,  8  a  wieder- 
holt die  Beschreibung  von 
Ca  vcdoni.  Links  von  Achil- 
leus  ist  der  für  Troilos 
fufsfällig  flehende  Päda- 
goge hinzugefügt,  rechts 
von  Troilos  der  Gelahrte 
des  Achilleus.  Noch  weiter 
rechts  die  fliehende  Po- 
lyxena. 

"24)  Im  Museum  zu 
Perugia:  Brunn  58,  22. 
In  der  Mitte  Troilos,  des- 
sen Pferd  zusammenge- 
brochen ist.  Über  ihm  im 
Hintergründe  Polyxena. 
Am  Boden  die  Hydria. 

25)  Perugia.  Brunn 
59,  23.  Ähnliche  Grup- 
pierung. Polyxena  hält 
mit  beiden  Händen  die 
Enden  ihres  das  Haupt 
im  Bogen  umrahmenden 
Schleiers,  in  einer  der 
Klytaininestra  beim  Opfer 
der  Iphigeneia  ähnlichen 
Haltung,  vgl.  Brunn  42, 
13.   14. 

20)    Perugia.      Brunn 

59,  24.  Polyxena  ganz 
ebenso. 

27)  Perugia.      Brunn 

60,  25.  Sehr  beschädigt. 
Polyxena  an  derselben 
Stelle  anzunehmen. 

28)  Perugia.      Brunn 
Polyxena  an  der- 

SteÜe,    reifst   mit 
Händen    an    den 


Gemeint  ist  wohl  Kassandra  und  Aias.  Dann 
wäre  ihre  von  links  her  eben  an  den  Altar 
gelangte  Schicksalsgenossin  Polyxena;  der  ihr 
folgende  junge  Griechenheld  ist  nicht  sicher  zu 
benennen.  Sonst  zeigt  das  Bild  noch  (links 
oben)  Pallas  Athene  sitzend,  (rechts  oben) 
Anchises  mit  Askanios  sich  entfernend  und 
unter  diesen  eine  fliehende  Priesterin. 

2)  Schwarz!'.  Amphora  im  Louvre,   aus  der 
10  Sammlung    des    Prinzen   von   Canino.     Pottier, 

Catalogue  des  vases  antiques,  S.  539.  Welcher, 
Alte  Denkm.  5,  S.  459,  Nr.  2(5.  Overbeck  S.  353, 
Nr.  24.  Abgeb.  Gerhard,  Auserlesene  griech. 
Vasenb.  3,185;   Overbeck  Taf.  27,18. 

Auf  der  einen  Seite  Troilos  von  Achilleus 
angegriffen;  auf  der  anderen  Polyxena,  von 
zwei  Kriegern  verfolgt.  Sie  flüchtet  zu  einem 
Altare,  auf  dem  ein  Schwan  sitzt. 

3)  Schale   des   Brygos  im  Louvre.     Heyde- 
20  mann,    Hiupersis    auf   rinn-    Trinkschale    des 


30 


60,  26. 
selben 
beiden 
Haaren. 


40 


3)  Polyxenas  Ende. 

a)  Verfolgung  und  Ge- 
fangennahme bei  Er- 
oberung der  Stadt. 

1)  Lukanischer  Krater 
im  brit.  Museum  F  160. 
Welcher,  Alte  Denkm.  3, 
S.  445ff.,  Overbeck  S.  643ff., 
Nr.  137.  Abgeb.  Raoul- 
Rochette,  Monum.  ine'd. 
Taf.  66;  Archäol.  Ztg. 
1848;  Overb.  26,17;  Bau- 
meister, Denkm.  S.  750 
Abb.  801. 

Zwei  Troerinnen  su- 
chen, von  je  einem  Grie- 
chen verfolgt,  Schutz  bei 
dem  Bilde  der  Pallas 
Die  eine  (rechts)  umklam- 
mert das  Bild,  während 
sie  auf  dem  Altar  sitzt, 
auf  dem  es  errichtet  ist, 
und  blickt  dabei  nach 
dem     Verfolger     zurück. 


10)  Akamas  führt  Polyxena   gefangen   fort,   Schale   des 

Brygos  im  Louvre  (nach  Heydemann,  Hiupersis  auf  einer 

Trinkschale  des  Brygos  Taf.  1). 

Brygos  mit  Taf.  1.  Klein,  Vasen  mit  Meistersign., 
2.  Aufl.  S.  180.  Abbildung  auch  Wiener 
Vorlegebl.  8,  4.     Vgl.  unsere  Abb.  10. 

Die  Personen   sind   durch  Beischriften  be- 
50  zeichnet.      Akamas    führt    Polyxena    gefangen 
fortwährend  gleichzeitig  Priamos  und  Astyanax 
ermordet  wird. 

b)  Gefangenschaft. 

4)  Polyxena  nebst  anderen  gefangenen 
Troerinnen  gehörte  zur  Hiupersis  des  Poly- 
gnotos  in  der  Lesche  der  Knidier  zu  Delphi. 
Pausan.  10,  25,  10:  'H  [tsv  Sq  Av8QOuä%r\  xui 
i]    Mr\§£6iy.ÜGTi]    xaXv^Lfiard    tiatv    inrnsi^svai, 

60  IJolv^tvyj  8h  xara  xa  tl&i6y,£va  itagirEVOig 
a.va.TiiTiXt%xa.i  rüg  iv  rfi  y.scpaXfj  rpi%aq.  Vgl. 
Robert,  Hiupersis  des  Polygnot,  17.  Haitisches 
1 ]  Inckelir,  a  nnsprogram  m . 

5)  Die  tabula  Iliaca  {Jahn- Michaelis,  Giie- 
chische  Bilderchroniken  S.  37,  Taf.  1)  enthält 
am  Grabmal  Hektors  ('Exrogog  raepog)  die  Ab- 
forderung  des  kleinen  Astyanax  von  seiner 
Mutter   Andromache    (auf  der  Kurzscite)    und 


2735 


Polyxena 


Polyxena 


2736 


(auf  der  Langseite)  den  Abschied  Polyxenas 
von  Hekabe.  Diese  hat  die  sehr  jugendliche 
Polyxena  mit  der  R.  gefai'st,  wie  um  sie  fort- 
zuführen, und  drückt  weinend  die  linke  Hand 
gegen  die  Augen,  während  die  Tochter  lieb- 
kosend die  Hand  emporzustrecken  scheint. 
Zugegen  ist  Andromache,  ferner  Helenos  und 
Odysseus;  dieser  scheint  gekommen,  um 
Polyxena  zu  holeu.  Die  Personen  sind  in- 
schriftlich bezeichnet. 

6)  Ciselierte  Darstellung  auf  einem  Silber- 
gefäfs  in  München.  Thiersch,  Abh.  d.  1.  Gl. 
d.  Ak.  d.  Wiss.  München  1848,  5.  Bd.,  2.  Abt. 
S.  107  ff.  mit  Abbild.;  Meydemann,  Iliupersis 
S.  33  f.  und  Taf.  2,  4.  Im  ganzen  drei  Gruppen. 
In  der  ersten  (von  links)  ist  Andromache  die 
Hauptperson;  in  der  zweiten  Neoptolemos,  der 
im  Begriffe  steht,  gefangene  Trojaner  zu  töten. 


deren    Opferung    bevorsteht.      Paus.   1,  22,  6: 

i6Tl     Öh     iv     (XQIGTSQU     TWJi      7tQ07lvlaicOV      UIY.1)UCC 

i*%ov  ygacpäg.  .  .  .  rov  8s  l4%iXXta$  rücpov  Ttlr\aiov 
uiXXovGa  Igxi  GcpugsG&ca  IJoXv^ivi].     Auf  dieses- 
Bild  bezieht  sich  jedenfalls  auch  das  Gedicht 
des  Pollianos,  Anthol.  Plan.  4,  150: 
uSs  TLoXvkXsLtoio  IJoXv^iva  ov8i  zig  aXXcc 
%siq   i&iysv  rovxov  Saiuovlov  itivc.yt.og 
"Hgag   'igyov  dSsXcpöv  '  i'8'   cog  itinXoio  gayivrogr 
10  rav  alba)  yvuvuv   eäcpQOri    xQVTtrt   TttnXco    (lies 

Xi6G£rai  ä  rXdfiiav  tyv%&g  vtisq  ■  iv  ßXscpÜQOig  8h 
TtccQ&sviY.üg  ö  $Qvyä>v  xsZtcci  oXog  nöXtfiog. 

Polyklet  ist  wahrscheinlich  irrtümlich  für 
den  Maler  der  Bilder  angesehen  worden,  wäh- 
rend sie  ein  Werk  des  Polygnot  waren,  vgl. 
Brunn,  Gesch.  d.  yriech.  Künstler  2,  24  ff.  An- 
ders Robert,  Iliupersis  des  Polygnot  (17.  Hall. 

Winckelmannsprogr.)S.25. 

9)  Ein  Gemälde  in  Per- 
gamos  am  Kaikos  erwähnt 
Paus.  10,  25,  10:  dno- 
davstv  8s  avrrjv  inl  tat 
A%tXXiag  \Lvrjuart  Ttoir\rai 
rs  adovoi  hui  yQcxqiäg  iv 
t£  A&i]vcct,g  Kai  IltQyä^qj 
rfj  vntg  Ka'iKov  ftsaßd- 
usvog  oidtx  i%ov6ag  ig  rjjg- 
IloXv'livrig  ra  TtuQ-riiiur«. 

10)  Libanius ed.  Beiske 
4,  S.  1088  f.  giebt  eine 
txcpQaoig  IJoXv^svvg  Gcpocr- 
Toiiivj]g  vTtb  rov  Nso- 
vroXijiov,  Beschreibung 
einer  Statuengruppe.  Die 
rechte  Hand  des  Neopto- 
lemos fafst  das  Mädchen, 


die      linke      greift      ans 


11)  Neoptolemos  führt  Polyxena  an  das  Grab  des  Achillous  (mit  Eidolon  u.  Schlange). 
Hydria  in  Berlin  1902  (nach  Ovcrbeck,  Galerie  heroischer  Bildwerke  Taf.  27,  17). 


Die  dritte  besteht  aus  Polyxena  und  vier  an- 
deren trojanischen  Frauen,  zwei  davon  mit 
einem  Kinde;  zu  ihnen  hat  sich  ein  Grieche 
(Odysseus  oder  Talthybios)  gesellt,  um  der 
Polyxena  den  Beschlufs  der  Sieger  anzuzeigen. 
Achilleus  ist  selbst  erschienen,  um  sein  Opfer 
zu  beanspruchen  (so  Heydemann,  während 
Thiersch   die   Gestalt  für   eine  Ehrenbildsäule  50  blöfst. 


Schwert,  als  ob  die  rechte 

für  die  Ermordung  eines 

Mädchens    zu    gut    wäre. 

Er  stemmt  seinen  rechten 

Schenkel  gegen  Polyxena,   die  über  den  Altar 

(to  ßd&Qov)  hingelehnt  ist.    Sie  ist  gefafst  und 

macht  dem  Mörder  keine  Schwierigkeiten   (rö 

iihv   ngoGbiitov    dnav    cwrira-nrai,     v.al    dsigijv 

dviiti,  TtQog  avaiQSGiv  sroifiov).  Mit  der  rechten 

Hand   berührt  sie   den   Altar,   mit   der  linken 

ordnet  sie  ihr  Haar.    Die  rechte  Brust  ist  ent- 


hält).    Polyxena  sitzt  traurig  da. 

c)  Letzter  Gang. 

7)  Schwarzfig.  attische  Hydria,  Berlin  1902. 

Gerhard,  Trinkschalen  und  Gefäfse  Taf.  16.  Over- 

beck  Taf.  27,  17;  S.  664,  nr.  175.    Vgl.  Abb.  11. 
Neoptolemos    führt    Polyxena,    die    er    am 

rechten  Handgelenke  festhält,  an  das  Grab  des 

Achilleus,    über    dem    dessen    Seele    schwebt. 

Polyxena  ist  ganz  in  den  Mantel  gehüllt;    sie  60  die  Brust  zu    stofsen.     Hinter  ihm    steht    ein 

Jüngling  mit  Kanne  (und  Schale?)  zum  Opfer- 
gebrauch. Auf  der  anderen  Seite  des  Grab- 
males sitzt  Odysseus  auf  einem  Steine,  den 
Kopf  nachdenklich  auf  die  Rechte  gestützt^ 
neben  ihm  steht  Kalchas.  Die  Personen  sind 
inschriftlich  bezeichnet. 

12)  Nolanische  rotf.  Schale  im  brit.  Museum,. 
E  120.     Cabinet  Durand  415.   Overbcck    S.  665,. 


11)  Auf  der  tabula  Iliaca  (Jahn- Michaelis, 
Griechische  Bilderchroniken  S.  37  und  Taf.  1) 
ist  auch  Polyxena  mit  Neoptolemos  am  Grab- 
mal des  Achilleus  ('A%iXXicog  Gfjjicc)  dargestellt. 
P.  kniet  auf  den  Stufen  des  Grabmals  mit  ent- 
blöfstem  Oberleib,  das  Gewand  um  die  Hüften 
geschürzt,  die  Hände  auf  den  Rücken  gebun- 
den. Neoptolemos  biegt  mit  der  Linken  ihren 
Kopf  zurück,  um  ihr  das  gezückte  Schwert  in 


neigt  traurig  den  Kopf  und  nähert  ihm  die 
erhobene  linke  Hand.  Zugegen  drei  Griechen 
bei  dem  Viergespann  des  Neoptolemos. 

d)  Neoptolemos  im  Begriff,  Polyxena 
zu  erstechen. 

8)  In  der  Pinakothek  bei  den  Proj^yläen  zu 
Athen  war  unter  anderem  ein  Bild  der  Polyxena, 


2737 


Polyxena 


Polyxena 


2738 


Nr.  176.  Polyxena,  auf  Achills  Grabe  sitzend, 
in  langem  Chiton,  mit  einer  Binde  im  Haar, 
streckt  dem  Neoptolemos  den  einen  Arm  ent- 
gegen, als  wollte  sie  um  Schonung  bitten.  Er 
hält  in  der  einen  Hand  die  Schwertscheide 
und  erhebt  den  anderen  Arm ;  das  Schwert  ist 
nicht  angegeben. 

13)  Rotf.  Vase  Neapel  1779.  Inghirami, 
Monumenti  etruschi  5,  4(5.     Overb.  Taf.  27,19; 

S.  665,  Nr.  177.  io 

Polyxena,  mit  Chiton  bekleidet,  sitzt  auf 
der  zweistuögen  Basis  einer  ionischen  Grab- 
säule und  umfafst  die  Säule.  Vor  ihr  steht 
Neoptolemos  und  zückt  mit  der  Rechten  das 
Schwert,  während  er  mit  der  Linken  die  eine 
Hand  Polyxenas  zu  fassen  scheint. 

14)  Schwarzfig.  Amphora  im  brit.  Mus., 
B  70  (früher  434);  Overb.  S.  663. 

Neoptolemos  ist  bereit,    Polyxena  mit  dem 


xena  sitzt  trauernd  verhüllt  auf  einem  Altar, 
hinter  dem  eine  Stele  mit  einer  Vase  steht 
(Grab  Achills).  Neoptolemos  steht  vor  Poly- 
xena, das  Schwert  erhebend. 

17)  Karneol  in  Berlin,  Furtwänqler,  Geschn. 
St.  490.     Overb.  27,  14  (S.  667,  Nr.  180). 

Neoptolemos  hält  das  Schwert  gezückt  über 
der  knieenden  Polyxena. 

18)  Hellbrauner  Said,  Berlin.  Furtieänqlerr 
Geschn.  St.  6889.    Overb.  27,15  (S.  667,  Nr.  i82). 

Neoptolemos  ist  im  Begriff,  Polyxena  den 
Todesstofs  zu  geben,  während  er  sie  mit  der 
Linken  festhält  und  ein  Knie  gegen  ihren 
Rücken  drückt,  um  genügenden  Halt  zu  haben. 
Am  Boden  liegt  ein  Schild.  Im  Hintergrunde 
erhebt  sich  eine  breite  verzierte  Stele,  an  der 
ein  Blumengewinde  und  ein  Schwert  zu  sehen 
ist.  Auf  dem  (ionischen)  Kapitell  steht  eine 
bauchige  Vase,   aus   der  der  Oberkörper  einer 


12)  Neoptolemos  tütet  Polyxena.    Ihm  helfen  Amphilochos,  Antiphates,  Aias  Iliades.    Zugegen  Diomedes,  Nestor,  Phoinix- 
Amphora  im  brit.  Museum  (nach  Journal  of  Hellenic  Studios  18  Taf.  15). 


Schwerte  zu  töten,  die  von  einem  anderen 
Griechen,  wohl  Odysseus,  zu  einem  Altar  ge- 
schleppt wird.  Sie  ist  unbekleidet.  Hinter 
Odysseus  steht  Hekabe,  ihr  Haar  raufend.  Links 
ein  junger  Trojaner,  der  eine  Hand  wie  flehend 
erhebt. 

15)  Becher  mit  Reliefdarstellung  im  Berliner 
Antiquarium,  Nr.  3161p,  aus  Theben.  Robert, 
Homerische  Becher  (50.  Progr.  zum  Winckel- 
mannsfeste,  Berlin  1890)  S.  73 — 75  mit  Abbild. 
S.   73. 

Am  Grabe  des  Achilleus  (Stele,  mit  einer 
Binde  umwunden,  von  einem  Akroterion  ge- 
krönt) kniet  Polyxena,  mit  entblöfster  Brust, 
offenem  Haar,  hoch  erhobenen  Armen  ruhig 
den  Todesstreich  erwai-tend.  Neoptolemos  tritt 
von  der  linken  Seite  mit  dem  blofsen  Schwert 
in  der  R.  heran,  wie  zaudernd.  Er  hebt  nach- 
sinnend oder  bewundernd  die  linke  Hand.  Links 
von  ihm  Odysseus,  noch  weiter  Agamemnon, 
der  auf  einem  Felsen  sitzt,  die  R.  staunend 
erhoben,  den  Blick  auf  Polyxena  voller  Be- 
wunderung für  ihren  Todesmut  gerichtet.  Rechts 
sind  noch  drei  achäische  Helden  zugegen.  Die 
Darstellung  ist  im  Sinne  des  Euripides  gehalten. 

16)  Karneol  in  Berlin.  Furticängler,  Beschr. 
der  geschnittenen  Steine  im  Antiquarium,  489. 
Abgeb.   Overb.  27,  13   (S.  667,   Nr.  179).     Poly- 


Psyche mit  Schmetterlingsflügeln  (Seele  des 
Achilleus)  herauskommt.  Die  Augenblickshal- 
tung des  Neoptolemos  und  der  Polyxena  ist 
sehr  lebendig  erfafst. 

19)  Auf  einer  etruskischen  Aschenkiste  bei 
Gort,  Museum  etruscum  2, 141  (Overbeek  S.  666  f.) 
ist  ebenfalls  Neoptolemos  bereit,  Polyxena  zu 
erstechen.  Er  fafst  sie  mit  der  L.  am  Kopf, 
während  die  R.  das  Schwert  führt.     Polyxena 

50  scheint  im  Begriff  niederzusinken.  Neben  dieser 
Gruppe  sitzt  eine  geflügelte  Göttin. 

20)  Etruskischer  Spiegel  bei  Conestabiler 
Pitture  murali  e  supellettili  eirusche  scoperte  in 
mia  necropoli  presso  Orcieto,  Firenze  1865, 
tav.  14,  2  (S.  135  ff.). 

Neoptolemos   neben  Polyxena   mit  blofsem 

Schwert.     Rechts  noch  eine  weibliche  Gestalt; 

im  Hintergrunde  ein  Krieger.     Polyxena  trägt 

nur  ein  leichtes  Gewandstück,  das  nichts  ver- 

(50  hüllt. 

e)  Polyxenas  Tod. 

21)  Schwarzfig.  Amphora  des  6.  Jahrb.. 
i  „tyrrhenisch")  im  brit.  Museum.  Journal  of 
hellenic  st  u  dies  18  (1898),  S.  282  ff.  mit  Taf.  15. 
Vgl.  Abbild.  12. 

In  der  Mitte  der  Grabhügel  des  Achilleus 
und  dahinter  (?)   ein  Altar  mit  einem  lodern- 


^739 


Polyxena 


Polyxena 


2740 


■den  Feuer.  Polyxena  wird  von  drei  Männern 
gehalten,  sodafs  sie  in  wagerechter  Kichtung 
schwebt,  die  Brust  nach  unten,  den  Kopf  ein 
wenig  erhoben ;  sie  ist  völlig  bekleidet.  Die 
drei  Männer  sind  (durch  Beischriften  bezeichnet) 
jlvqiloxo?,  'AanrpccTsg,  Aiag  iXiix8s\g\.  Neo- 
ptolemos,  von  links  her  weit  ausschreitend,  legt 
seine  linke  Hand  auf  Polyxenas  Kopf  und  stöfst 
ihr  mit  der  rechten  sein  Schwert  in  den  Hals, 
der  stark  blutet.  Links  sind  noch  zugegen  10 
^JioyaSsg  und  Negxoq  IJvXiog,  rechts  (abgewandt) 
<Poivi%g. 

22)   Rotf.   Amphora    der    Sammlung    Bour- 
g-uignon,     ebenfalls     „tyrrhenisch".      Archäol. 


zu  beiden  Seiten  des  Brautpaares  Genossen 
desselben,  rechts  zwei  Jünglinge,  links  zwei 
Jungfrauen,  immer  eine  der  beiden  Gestalten 
völlig  sichtbar,  von  der  anderen  nur  der  Kopf. 

5)  Polyxena  bei  verschiedeneu  Gelegenheiten 
zugegen. 

1)  Schwarzfig.  Amphora  aus  Vulci  im  brit. 
Museum,   B  153    (früher   565).     Troilos    verab- 


>/ 


13)  Polyxena  von  Neoptolemos  getötet;  zugegen  troische  Weiber,  ausserdem  Apollon  und  Artemis. 
Amphora  der  Sammlung  Bourguignon  (nach  Arehäolog.  Jahrbuch  8  (1893)  Tat".  1  A). 


Jahrb.  8    (1893),    S.  93  ff.   mit  Taf.  1    (Friedr. 
Hauser).     Vgl.  Abbild.  13. 

Über  das  altarartig  gebildete  Grab  (ßco^osi- 
6i)g  zdcpog)  des  Achilleus  ist  Polyxena  hinge- 
streckt. Sie  ist  soeben  getötet.  Das  Blut  spritzt 
im  Bogen  aus  ihrem  Halse  hervor.  Neoptolemos 
besteigt  mit  dem  Speer  in  der  Hand  sein  da- 
hinsprengendes  Viergespann.  Die  grabhütende 
Schlange  zischt  gegen  ihn  auf.  Zugegen  sind 
vier  troische  Weiber,  von  denen  Beste  erhalten 
sind,  aufserdem  Apollon  und  Artemis,  von 
Apollon  nur  wenig  erhalten.  Diese  Personen, 
die  mit  dem  Haupthergange  nichts  zu  thun 
haben,  sind  aus  äufserlichen  Gründen  hinzu- 
gefügt, worüber  vgl.  Häuser  a.  a.  0.  Ebenso 
hat  es  keinen  Sinn,  dafs  Neoptolemos  den  Ort 
seiner  That  eilig  verläfst,  sondern  es  liegt  eine 
Nachahmung  des  Amphiaraos  vor.  Polyxena 
müfste  ihrer  sonstigen  Lage  nach  das  Gesicht 
nach  unten  kehren,  es  geht  aber  nach  oben, 
und  daher  spritzt  das  Blut  im  Bogen. 

4)  Vermählung  mit  Achilleus. 

Sarkophagrelief  im  Museum  zu  Madrid. 
Hübner,  Antike  Bildwerke  in  Madrid  148,  292. 
Archäol.  Zeug.  27  (18G9),  Taf.  13  B  und  S.  ltf. 
(0.  Jahn).  Robert,  Antike  Sarkophagreliefs 
Taf.  25,  62  a.     Vgl.  Abb.  14. 

Achilleus  und  Polyxena  stehen  nebenein- 
ander. Polyxena  im  langen  Chiton,  über  welchen 
■der  Brautschleier  geworfen  ist,  legt  die  linke 
Hand  beteuernd  auf  die  Brust  und  wendet  das 
Gesicht  dem  Achilleus  zu.  Dieser  blickt  sie 
ebenfalls  an;  die  ausgestreckten  drei  oberen 
Kinger  seiner  abwärts  gehaltenen  rechten  Hand 
sind  auch  ein  Zeichen  der  Beteuerung.  In  dor 
erhobenen  linken  Hand  hält  er  eine  Rolle, 
wohl  den  Ehevertrag.  Zwischen  beiden  die 
Amme  der  Polyxena  (so  Robert;  Jahn:  Hekabe), 


schiedet  sich  von  Priamos.  Hinter  Troilos  ein 
Krieger,  hinter  diesem  Polyxena  mit  langen 
Haaren,  Band,  langem  Kleid  und  Mantel,  beide 
gestickt,  in  der  R.  eine  Hydria.  Über  Priamos 
und  über  Polyxena  ein  Vogel. 

2)     Schwarzfig.     korinthischer     Krater     im 


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14)  Polyxenas   Vermählung  mit   Achilleus. 
Sarkophagrelief  in  Madrid  (nach  Robert,  Antike  Sarkophag- 
reliefs Bd.  2  Taf.  25,  G2  a). 

Louvre,  E  638,  bei  Potticr  auf  Taf.  50  (S.  58). 
«;o  Sonst  abgebildet  Monum.  d.  Tust.  1855,  Taf.  20 
und  Wiener  Vorlegebl,  3.  Serie,  Taf.  1,  1.  Vgl. 
Luckenbach,  11.  Supplementbd.  der  Jahrbücher 
f.  class.  Philologie  S.  543  f. 

Hektor  nimmt  Abschied  von  seinen  Eltern. 
Ihn  erwartet  auf  dem  Viergespann  sein  Wagen- 
lenker Kebriones.  Zur  Seite  der  Rosse  steht 
Hippomachos  mit  zwei  Jungfrauen.  Vor  den 
Pferden  stehen  zwei  andere  Jungfrauen.  Rechts 


2741 


Polyxena 


Polyxenos 


2742 


hinter  Kebriones  folgt  ein  Krieger  zu  Fuls  und 
ein  Berittener,  ein  zweites  Kofs  am  Zügel 
führend.  Neben  dem  Rosse  Daiphonos.  Poly- 
xena und  Kassandra  schliefsen  das  Bild  ab. 
Die  hier  genannten  Namen  sind  den  Personen 
beigeschrieben. 

3)   Schwarzfig.  attische  Amphora  in  Berlin, 
Furtwängler  1698.    Gerhard,  Mtrusk.  u.  Itampan. 
Vasenb.  Taf.  22.     Overbeck  Taf.  20, 16  (S.  637, 
Nr.   125).     Vgl.    Abb.  15.      Aias    bedroht    die  10 
Kassandra,   die  sich  zu  Athena   geflüchtet  hat 


beck  Taf.  27,  4  (S.  641,  Nr.  135).  Aias  ergreift 
die  Kassandra  am  Pallasbild.  Bei  der  Göttin 
suchen  aufserdem  noch  zwei  Frauen  Schutz, 
von  beiden  Seiten  kommend.  Eine  davon  wird 
Polyxena  sein. 

2)  eine  der  Töchter  des  Danaos  bei  Hygin. 
f.  170:  Filiae  Danai  quae  quos  occiderunt. 
Darunter  Polyxena  Aegyptum  (S.  33,12). 

3)  S.  Polyxenos  Sp.  2743,  16  ff.     [Türk.] 
Polyxenos  (UoXv&i og)  1)  Beiname  des  Hades 

s.  Belegstellen  u. s.w.  Bd. 3  s.  v.  Pleiones  Sp. 2561 . 


IT)1)  Kassandra  von  Aias  bedroht,  von  Athena  beschützt;  zugegen  (links)  Polyxena  n.  Antilochos,  (rechts)  Skamandrophilos. 
Amphora  in  Berlin  16i'S    (nach  Gerhard,  ctrusk.  u.  kamp.   Vasenb.  Taf.  22). 


und  von  dieser  beschützt  wird.  Inschriften : 
Al[ug~\,  'A&svaicc,  K[a]TaväQcc.  Links  von  Aias 
steht  Uolv%6sv£  in  langem  gegürtetem  rotem 
Chiton,  mit  breiter  Borte  vorn  herab;  Mittel- 
körper und  Unterarme  ergänzt.  Vor  ihr  und 
gleich  neben  Aias  steht  'Av&t\o%og.  Rechts 
von  Athena  entweicht  nach  rechts  Skcc{1(xvSqo- 
<pilog,  ein  Krieger. 

4)  Rotfigurige  kampanische  Hydria  im  briti- 
schen Museum,  F  209.  Inghirami,  Vasi  fitt. 
4,  350.  Arch.  Ztg.  1848  Taf.  14,  1  (S.  214). 
Overbeck  Taf.  27,  3  (S.  642).  Aias  ergreift  die 
Kassandra,  die  an  das  Bild  der  Pallas  geflohen 
ist.  Links  folgt  ihm  noch  ein  Krieger.  Links 
oben  Aphrodite.  Rechts  entfernt  sich  eine 
Priesterin  und  ein  junges  Mädchen,  vielleicht 
Polyxena. 

5)  Unteritaliscber  Krater  im  brit.  Museum, 
E  470.  Baoul-Bocliette,  Monum.  ine'd.  pl.  60 
<S.   321  ff.);    Arch.  Ztg.  1848,  Taf.  14,  2;    Ooer- 


47  ff.,  ferner  Kall  int.  fr.  478  Schneider  u.  Supli. 

50  O.  C.  1570,  nach  dem  Kerberos  haust  iv  Tivlcaüi 
7toXvt,tvoig  (so  seit  Musgreive  statt  nolv^Eoroig), 
vgl.  Usener,  Götternamen  361.  364.  Altgriech. 
Versbau  32.  Sitzungsber.  d.  K.  AI;,  d.  Wiss.  zu 
Wien  137  (1897),  31  f.  Sintflutsagen  102  f.  Arch. 
f.  Religionswissenschaft  7  (1904),  327.  Bader- 
macher,  Bhein.  Mus.  60  (1905),  593.  E.  Maafs, 
Orpheus  157;  vgl.  auch  die  unter  Polydegmon 
angeführte  Litteratur.  ■ —  2)  Aus  diesem  Kult- 
beinamen (Gruppe,  Gr.  Myihol.  50)  des  Hades 

60  erklärt  sich  Polyxeinos  als  einer  der  Ältesten 
und  Stammesfürsten  von  Eleu.5is  zu  der  Zeit, 
als  Demeter  dorthin  bei  der  Suche  nach  ihrer 
geraubten  Tochter  kam,  Hom.  hymn.  Ger.  154. 
Hierauf  bezieht  sich  auch  trotz  des  Zweifels 
von  v.  Wilamovoitz,  Homer.  Unters.  185,  28  die 
Notiz  bei  Hesych.  IJolv'gbrog  slg  t&v  f}Qmatv, 
Berg!;,  Kl.  phil.  Schriften  2  <  522  Anm.  40.  Bei 
Hesych.  vermutet  Meineice,  Philologus  13  4858 


2743                      Polyxenos  Polyxenos                     2744 

551  nr.  628  (nach  Hcrodian  ntgl  [iov.  '/.tt,.  17,  machos  gab  in  Erinnerung  an  seinen  vor  Troia 

8:  tig  rcbv  üaror  ijQmcav):  IJoXv^tvog  tig  x&v  gefallenen  Freund  und  Kampfgenossen  Arnphi- 

(q")  t]QÜ>cov,  und  ebenso  ist  mit  Bergk  a.  a.  0.  machos,  den  Sohn  des  Kteatos,   Paus.  5,  3,  4. 

im   Etym.  M.  369,    20    zu   lesen,    wo    auf  die  Das  Grab  des  Polyxenos  befand   sich    in  Elis, 

Namen    der    zehn    attischen    Phyleneponymen  (Aristot.)  Pepl.  36  BergTc  P.  L.  2\  350.     Eine 

folgt:  xuvru  Ss  xu  dtxu  bvö\iuxu  ccnb  q'  (cod.  Rolle  spielte  Polyxenos  auch  in   der  Telegonie 

sinnlos    unoQu)    6   Ilv&iog   ti'Xtxo.     Und    aller-  nach  dem  Auszug  des  Proklos  (Jahn- Michaelis, 

dings  erscheint  die  Glosse  des  Hesycli.  tig  xmv  Gr.  Bilderchroniken  121.  Apollodor  ed.  Wagner 

i)qwwv   ohne  nähere  Bezeichnung  allzu  unbe-  p.  246):   Nach   der  Bestattung  der  Freier  und 

stimmt.  —  8)  Aus  Eleusis  ist  Polyxenos  wohl  io  dem   Opfer   an    die   Nymphen   fährt   Odysseus 

auch  nach  Athen  gekommen,  wo  er  Vater  der  nach  Elis  t7ti6xtip6^txog  tu  ßovxöXiu,  xul 

Eurymedusa  ist,  einer  der  für  den  Minotauros  t,tvi^txut  TtctQÜ  HoXvt,tva   (Bd.  3   Sp.  628,  12 

als   Opfer   bestimmten    aber   von   Theseus   ge-  steht  Philoxenos  [?]),  S&qov  xs  Xuußüvtt  xqutTjqcc. 

retteten  Jungfrauen,  Serv.  ad.  Verg.  Aen.  6,  21.  xul  iitl  xovxa  xu  thqI  Tgocpavior  xul  kyafirjSriv 

0.  Jahn,  Arch.  Beiträge  453.     Auch  das  weih-  xcäAvytiuv,  Svoronos,  Gazette  archeol.  13  (1888), 

liehe  Gegenstück  zu  Polyxenos,  JJoXv^tvr,  findet  264,  der  aber  S.  265  ebenso  wie  Betlie,  Hermes 

sich  in  Athen  als  Mutter  des  Menestheus,  des  26  (1891),  619,  3  die  Worte  ini  xovxa  temporal 

Sohnes   des  Peteos;  andere  nannten  sie   Mne-  ('und  aufserdem',    'und   darauf  stand  in   der 

simache  statt  Polyxene,  Tzetz.  Proleg.  ad  Alleg.  Telegonie  die  Geschichte  von  Trophonios')  fafst, 

Jl.  554 f.    - —    4)    König  in  Elis,    bei    dem   die  20  während  sie  doch  bedeuten:    rauf  dem  Krater 

Taphier  (=  Teleboer,  Maxim.  Mayer,  Hermes  (daher  schrieb   Welcher  inl  xovxov)  waren  Re- 

27  [1892],  505)   die   dem  Elektryon   geraubten  liefs  mit  der  Darstellung  u.  s.  w.',  v.  Wilamo- 

Rinder  geborgen  hatten;  Amphitryon  löste  die  witz,  Homer.   Unters.  186.     J.    Viirtheim,  Mne- 

Rinder    von    Polyxenos    wieder    aus,    Apollod.  mosyne  29  (1901),  24.  36.  39;  vgl.  Ed.  Meyer T 

2,   4,    6.     Tzetz.   Lyk.   932   p.  885.     Auch   hier  Hermes  30  (1895),  260.     Warum  Odysseus  die 

ist  noch  die  Vorstellung  durchsichtig,  die  sich  Reise    zu    Polyxenos    unternahm,     läfst    sich 

in     dem     Mythos     ausspricht,     dafs     Hermes  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen,     v.  Wilamowit 


ä 


seinen    Rinderraub    in    Pylos    geborgen    habe:  a.  a.  O.  185 f.  vermutet,  der  Besuch  des  Odysseus 

in  beiden  Fällen  ist    die   Unterwelt  das  Ver-  bei  Polyxenos  und  des   letzteren  Geschenk  an 

steck,   Usener,   Wiener  Sitzimgsber.  a.  a.  0.  32.  30  seinen   Gast   sei   erfunden,    um   die  Erzählung 

Gruppe,    Gr.   Myth.    150.     Ettig,    Acheruntica  von  Trophonios  und   Agamedes    anbringen   zu 

(Leipziger  Stud.  13)  298,  5;  vgl.  v.  Wilamowitz,  können,  und  weist  zugleich  hin  auf  Od.  14,  10o, 

Euripides    Herakles   2.    131,    1.      Verböten    es  wo   von   des   Odysseus  Herden   iv  ijTtsigca    die 

nicht  chronologische  Bedenken,  so  möchte  man  Rede  ist,  so  dafs  also  mit  iJTTtioog  Elis  gemeint 

am   liebsten    den    folgenden    (nr.  5)   Polyxenos  sei,  während  nach  Ameis  zu  Od.  20,  210  unter 

mit  unserem   gleichsetzen,    da   abgesehen  von  i'intiQog  der  Ithaka  gegenüber  gelegene  Strich 

dem  gleichen  Namen  und  der  gleichen  Heimat  des  Festlandes  zu  verstehen  ist.     Eine  ähnliche 

bei  beiden  die  Rinderherden  eine  Rolle  spielen.  Erklärung  giebt  Wagner  (Bd.  3  Sp.  448,  67  ff.), 

-  5)  Sohn  des  Agasthenes  und  Enkel  des  Au-  wonach  Odysseus   seine  Herden    gleichfalls   in 

geias,  einer  der  Heerführer  des  elischen  Volkes  40  Elis  habe  weiden  lassen,  vgl.  Viirtheim  a.  a.  0. 

der  Epeier  vor  Troia,   Hom.  11.  2,  623.     Hyg.  38,  der  aufserdem  noch  auf  Od.  23,  355 ff.  ver- 

/'.  97   p.  91,    16   Schm.     Busolt,   Gr.  Gesch.   I2,  weist.     Apollodor  (Epit.  7,  34)  berichtet  nichts 

236,  11,  der  auf  Niese,  Homer.  Schiffskatalog  25  von  dem  Aufenthalt  des  Odysseus   in  Elis  bei 

(mir    nicht    zugänglich)   verweist.     Der  Name  Polyxenos  (vgl.  Bethe  a.  a.  0.  604),  doch  schliefst 

seiner    Mutter    scheint    bei    Hyg.   a.  a.  0.    'et  Ed.    Meyer    a.  a.  0.  620 f.    aus    den    Worten: 

pelorides  filius'   (cod.  Fris.)   erhalten;  frei-  Titgfi   diu  xfjg  'H718lqov   ßadi&v  (Odysseus; 

lieh  hat  Schmidt  'pelorides'   in   'Theronices'  slg  (HhG7tQcoxovg  TtccQccyLvsrai,  dafs  in  der  echten 

korrigiert   und   dies    drei    Zeilen   weiter    nach  Telegonie   Odysseus    über   Elis    zu    den    Thes- 

oben  (p.  91,  13)  eingesetzt,   wo   er  liest:   Am-  proten  ging,  ohne  —  was  Proklos  berichtet  - 

phimachus  Cteati  (et  Theronices).    Nun  hat  aber  50  Ithaka  wieder    zu  berühren.     Welche   Bezieh- 

auch  Tzetzes,  Alleg.  IL  Proleg.  572  einen  Mutter-  ungen  sonst  zwischen  Odysseus  und  Polyxenos 

namen:  nolv&vog  Ös  Muq löo g  vibg  v.ui  Äyu-  bestanden    haben    mögen    (vgl.    V.    Wilamowitz 

c&dvovgheiBoissonadeip. 35,  während Matranga,  a.  a.  0.  186;,  ob  engere  Verbindungen  zwischen 

Anecd.  Gr.  1,  19  statt  Müoidog:  Bugidog  hat,  beiden  Helden  vorTroia  angeknüpft  worden  sind. 

und  2,  711  als  Varianten:  Kugidog  und  Mu-  ob    des   Odysseus   Reise    zu    dem    'gastlichen' 

Qidog  angiebt.     Eine  Entscheidung  ist   nicht  Polyxenos  (s.  oben  nr.  1)   schliefslich   eine  Re- 

zu  treffen:    Baris  (s.  d.)  gehört  nicht  hierher;  miniszenz   an   eine  Hadesfahrt  des  Helden  istT 

eher    könnte    man    Maris    für    richtig    halten:  entzieht  sich  \mserer  Kenntnis.         0.  Sohn  der 

Maris  (s.  d.)  ist  zwar  nur  als  männlicher  Name  Medeia  und   des  Iason,    Hella nikos   bei  Paus. 

(eines  Lykiers)  bezeugt,  aber  aus  der  Analogie  60  2,    3,   8:   xbv  .  .  .  Ttcddu,    bv    tnrjybxo   (Medeia 

von    Phrontis    (1.    männlicher    Griechenname,  ytvyovcu  (aus  Athen)  ig  xovg  kgiovg,  ytvto&ui 

Steuermann    des    Menelaos,    —    2.    weiblicher  Xsyuvaiv   ££,  Aiytag,   bvoftu  dt  oi  Mfjdov   tlvui. 

Troername,  Mutter  des  Polydamasj  könnte  man  'Ellüvinog    de    uvxbv    TLolvitvov    xuXsT,    xcä 

auch  den  weiblichen  Namen  Maris  erschliefsen.  ntuxQog   'Iüaovög    eprißiv    ilvai.      Seeliger   Bd.  2 

Als  Freier  der  Helena  wird  Polyxenos  genannt  Sp.  2497,   9  ff.    vermutet   ansprechend,   dafs   zu 

bei  Apollod.  3,  10,  8.     Hyg.  f.  81  p.  82  Schm.  schreiben  sei:  'EXXuvixog_ — xuXti  xai  (Mijdov/ 

Nach   seiner  Rückkehr   von   Troia   wurde   ihm  TtaxQbg'Iccaovdg  cpr[Giv  slvai,  während  H.  Kull- 

ein  Sohn  geboren,  dem  er  den  Namen  Amphi-  mer.  Jahrb.  f.  kl ass.  Piniol.  Swppl.  27,  542f.  65  4 


2745                     Polyxo  Polyxo                       2746 

ebenso  wie  v.  Gutschmid,  KL  Schriften  5,  170,  söhnen  Nikostratos  und  Megapenthes  (v.  Wila- 

nach   dem   der  Name  bedeutet   :  viele   Fremde  mowitz,  Homer.  Unters.  174f.     C.  Robert,  Bild 

unter  sieb  habend',  an  der  überlieferten  Lesuno-  u>id  Lied  55   Anm.  4)  vertrieben   und  floh   zu 

festhalten.     Hiller  von  Gaert ringen,  De  Grae-  ihrer  Freundin  Polyxo,  die,  auch  eine  Argiverin 

corum  fäbulis  ad  Thraces  pertinentibus  p.  14,  wie  Helena,  mit  Tlepolemos  nach  Rhodos  ge- 

Anra.  46   zu   p.  13  nimmt,  m.  E.  mit  Unrecht,  kommen    war    und    damals    als    Vormünderin 

an,   dal's   der   eleusiniscke   Polyxenos   (s.   oben  ihres   Sohnes   die   Insel   beherrschte.     Um  den 

ur.  2)  aus  dem  gleichnamigen  Sohne  der  Medeia  Tod  ihres  Gatten  zu  rächen,  verkleidete  Polyxo 

abgeleitet  ist.  —  7)  Über  die  ygccvg  Tiolv&vog  ihre  Dienerinnen   als  Erinyen,   schickte  sie  zu 
bez.    cpi.Xö^svog    =    Hekale     vgl.    Reitzcnstein,  10  Helena,  während  diese  sich   badete,   und  liefs 

Hermes  27  (1891),  308  ff.     [Höfer.]  sie    an    einem    Baume    aufhängen,     c -aal    tnl 

Polyxo  (JloXvl-m),  nach  Pape-Benseler  s.  v.  =  rovra  'Podloig  'EX£vi}$   uqov   iazt  J£väQirtSog,. 

'die   gewaltig  Starke'  von  itoXv  t'ff£co(?),  nach  Eine  Anspielung  auf  diesen  Erhängungstod  der 

Schwenck,Etym.-mythol.Andeutungenl96  =  ' die  Helena  findet  sich  auch  bei  Ptolem.  Chennos  4 

Vielleuchtende  =  noMi^m' (?),  nach  Vö'lcker,  (=  Mythograph.  Westermann  189,  8  ff.),  der  hier 

Myth.  des  Iapetischen  Geschl.  88  von  nolv  av'gsiv;  einmal     ausnahmsweise     ächte     Überlieferung 

doch  sicher  Kurzform  zuPolyxene,  Pott,  Zeit-  bietet  und  berichtet,  dal's  die  Pflanze  Helenion 

Schrift  f.  Vö'lkerpsychol.  u.  Sprachtcissenschaft  14  auf  Rhodos  zuerst  unter  dem  Baume  gewachsen 

(1883),  37.   Fick-Bechtel,  Griech.  Personennamen  sei,  an  dem  sich  Helena  erhängt  habe,  E.Maafs, 
407;  vgl.  Eurem,  Die  göttl.  Zwillinge   bei  den  20  Amte«  367  f.    Hefjter,  Götterdienste  auf  Rhodos 

Griechen  46,   wie  sich  auch  die  Kurzform  Ho-  3,  72  ff.   Bött icher,  Baumkultus  50.   Mannhardt, 

Xv&  findet  S.  G.  D.  I.  1482.    P.  Kretschmer,  Gr.  Ant.  Wald-  und  Feldkulte  22.     0.  Jahn,  Arch. 

Vaseninschr.  29,   und  umgekehrt  noXvt,tvr\    zu  Beiträge  325  Anm.     Kaibel ,  Hermes  27  (1892;, 

nolv^svodcc  weiter  gebildet  worden  ist,  Athen.  256 f.      Usener,  Götternamen  239.     Sitzungsber. 

Mitth.  7,  78 f.  223.    Usener,  Götternamen  10,  8.  —  d.  phü.-hist.  Klasse  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  in 

1)  eine  der  Hyaden,  Pherekydes  im  Schol.Hom.  Wien  137  (1897),  III,  12.     Gruppe,  Gr.  Myth. 

II.  18,486  {Maafs,  Komment,  in  Arat.rel.389,  3).  163.  781.  790.    Wenn  Heffter  a.  a.  O.  die  Polyxo 

Hyg.  f.  192.   Hyg.  Poet.  astr.  2,21.   Robert,  Era-  lediglich  ein  Produkt  der  Phantasie  nennt,  so 

tosth.  catast.  rel.  107,  26.     Schol.  BP  German.  irrt  er,  wenn  sich  auch  ihre  ursprüngliche  Be- 
Arat.  178p.  75  .Br.  =  MarUan.  Gapella  ed.  Eyfsen-  30  deutung    und    Rolle    im    Helenamythos    nicht 

hardt  p.  396,  14.  —  2)  Bakche,  Nonn.  Dionys.  mehr  mit  Sicherheit  feststellen  lassen.     Nach 

21,  70.    R.  Koehler,  Die  Dionysiaka  des  Nonnos  Maafs  a.  a.  O.  368    (vgl.  Eurem  a.  a.  0.)   ist 

49.  —  3)  Najade,  eine  der  Gattinnen  des  Danaos,  Polyxo   ursprünglich    die  Hadeskönigin   selbst 

Mutter  von  zwölf  Töchtern,  Apöllod.  2,  1,  5.  —  [auf  eine  Hadesgottheit  weist  auch  die  zu  dem 

4)  Gemahlin  des  Nykteus,  Mutter  der  Antiope,  Kreise   des   Meleagros   gehörige  Polyxo  (nr.  5) 

ApoUodrS,  10, 1.    Stark,  NiobeSQB.    Pott  a.  a.  0.  hin,  vgl.  E.  Kühne rt  Bd.  2  S.  2607],  die  durch 

Eurem   a.  a.  0.    Röscher,  Selene  u.    Vene.  143.  wirkliche,  nicht  durch  verkleidete  Erinyen  die 

—  5)  Schwester  des  Meleagros,  Schol.  Townl.  Helena  in  Rhodos  habe  töten  lassen.  Die  Form 
Hom.  IL   9,   584   (nolvgm:   nolv^m,   Benseier),  der   Sage   bei   Polyainos,   dafs   die  Dienerin 

—  6)  Gemahlin  des  Heraklessohnes  Tlepole-  40  anstatt  der  Helena  getötet  worden  sei,  ist  ver- 
mos  (s.  d.),  deren  Name  in  der  Überlieferung  mutlich  nur  eine  Abschwächung  der  ursprüng- 
sch wankt:  $i%o£m  bez.  (Pilo^än  bei  Polyaen.  liehen  Sage,  nach  der  Helena  selbst  ihren  Tod 
1,  13.  Tzetz.  Lyk.  911  p.  871  f.,  Holvlm  Paus.  fand.  Die  Art  des  Todes,  die  Steinigung,  läfst 
3,  19,  9.  10.  —  Tzetzes  berichtet,  Polyxo  habe  darauf  schliefsen,  dafs  Polyxo  und  die  Rhodier 
ihrem  vor  Troia  gefallenen  Gatten  Leichen-  in  Helena  einen  bösen,  unheilbringenden  Dai- 
spiele  gefeiert,  an  denen  Knaben  gekämpft  mon  (vgl.  Lehrs,  Populäre  Aufs.  24;  sahen,  den 
hätten;  die  Sieger  seien  mit  den  Zweigen  sie  durch  Steinigung  (vgl.  den  Art.  Pharmakos 
der  Silberpappel  (Xsvxri,  über  deren  sepulkralc  und  Gruppe  887)  unschädlich  machen  wollten, 
und  chthonische  Bedeutung  man  Gruppe,  Gr.  —  Besteht  vielleicht  irgend  ein  Zusammenhang 
Myth.  790  vergleiche),  bekränzt  worden.  Nach  :.o  zwischen  der  Bemerkung  des  Pausanias,  Helena 
Polyainos  wollte  Menelaos,  der  mit  Helena  aus  sei  nach  Rhodos  geflohen  'Oqsotov  hi.  itXccvca- 
Ägypten  zurückkehrte,  in  Rhodos  landen.  Aber  pivov  und  dem  Berichte  bei  Apollod.  Epit.  6,  27, 
auf  die  Kunde  hiervon  entbot  Polyxo,  um  an  der  leider  nur  lückenhaft  überliefert  ist,  dafs 
Helena,  der  sie  die  Schuld  an  dem  Tode  ihres  Orestes  mit  dem  Artemisbilde  nach  Rhodos  ge- 
teueren Mannes  beimafs,  Rache  zu  nehmen,  die  kommen  sei  (evlol  dh  avtbv  narä  %siuu)v<x  itgoa- 
gesamte  Bewohnerschaft  von  Rhodos,  und  diese  svsx&ijvui  -rj)  vr\Ga  'Pödco  XiyovGiv  <(Lücke^> 
stürmte  mit  Feuerbränden  und  Steinen  an  den  avxbv  y.al  nara.  %qi}6[lov  iv  relßei  y.a&oaLmQ'fj- 
Strand.  Menelaos,  durch  widrige  Winde  ge-  vai)?  Orestes  müfste  dann  doch  wohl  zu  der  Zeit 
hindert,  die  hohe  See  zu  gewinnen,  barg  Helena  nach  Rhodos  gekommeu  sein,  wo  Polyxo  dort 
im  tiefen  Schiffsräume  und  liefs  die  schönste  6j  herrschte,  und  seine  Verfolgung  durch  die 
Magd  der  Helena  das  Gewand  und  den  Schmuck  Erinyen  könnte  die  Polyxo  auf  den  Gedanken, 
ihrer  Herrin  anlegen.  Die  Rhodier  liefsen  sich  gegen  Helena  verkleidete  Erinyen  zu  ent- 
täuschen, töteten  die  Dienerin  und  zogen  sich  senden,  gebracht  haben.  Oder  war  vielleicht 
durch  ihre  Rache  befriedigt  zurück,  worauf  Me-  gar  erzählt,  dafs  das  von  Orestes  nach  Rhodos 
nelaos  mit  Helena  unbehelligt  abfuhr.  Noch  gebrachte  Xoanon  der  Artemis  irgendwie  mit 
anders  lautet  die  Erzählung  bei  Pausanias:  Stricken  an  der  Mauer  befestigt  oder  über  diese 
"Nach  dem  Tode  des  Menelaos,  während  Orestes  gezogen  wurde ,  woraus  sich  die  Legende  von 
noch  umherirrte,  wurde  Helena  von  ihren  Stiel-  einer  Artemis  'Anay^o^ivrj  (vgl.  Paus.  8,  23,  6, 


2747  Polyzo  Pomona  2748 

wo  von  einer  solchen  im  arkadischen  Kondylea  Pomona  quod  felis  amat;  Auson.ecl.  10,9  p.  98 

berichtet  wird;  vgl.  auch  den  Mythos  von  der  Peip.    autumnum,    Pomona,     tuum    September 

Gattin  des  Ephesos,  die  die  von  ihrem  Gemahl  opimat;  epist.  27,  101  p.  '280  nulla  autumnales 

gastlich  aufgenommene  Artemis  aus  dem  Hause  rariat   Pomona  sapores  =  dornest.  5,  21  p.  25 

trieb,  zur  Strafe  von  der  Göttin  in  einen  Hund,  discolor  arboreos  variet  Pomona  sapores;  Avien. 

dann   aber   aus  Erbarmen  wieder   in   ihre   ur-  orb.  terr.  1095  in  septu  f'aeilis  Pomona  resurgit 

äprüngliche    Gestalt    verwandelt    wurde;    aus  [vgl.  1187  quem   Pomona  iuvatj;   Sidon.  Apoll. 

Scham  erhängte  sie  sich,  Artemis  aber  machte  carm.  11,  117  hie  gravidos  Pomona   sinns  pro 

sie  zur  Hekate,  Eust.  ad  Hom.  Od.  1711,  41  ff.  tempore  portat,    auch    Solin.    app.    p.  219,    24 
Schoemann  Opusc.  acad.  2,  238)  bildete,  welche  io  Momms*   Tylelarga  et  diutina  Pomona  copiosa 

dann  auf  Helena  übertragen  wurde,   die  auch  est),   dagegen   gedenkt  ihrer  weder   Vergil   im 

sonst  mit  Artemis  eng  verbunden  {Gruppe,  Gr.  2.  Buche  der  Georgien  (nur  Bacchus  wird  hier 

Myih.  103;  erscheint?  —  7)  greise  TQoepög  und  angerufen)  noch  Varro  im  Eingange  der  Schrift 

Vertraute    der  Königin  Hypsipyle    in   Lemnos,  vom  Landbau,   in   dem   er   sich  an    einen  aus- 

die    den    Rat   zur   Aufnahme    der  Argonauten  erlesenen  Kreis   von   12   ländlichen  Gottheiten 

giebt,  Apoll.  Bhod.  1,  608  ff.    Hyg.  f.  15.     Bei  wendet    (darunter^  Liber    für    den  Wein-    und 

Stat.  Tlicb.  5,  90  ff.  131,  der  sie  gleichfalls  eine  Minerva  für  den  Ölbau);   doch  hatte  der  letz- 

(ireisin  nennt,  reizt  sie  die  Lemniaden  zur  Er-  tere  in   den   nach   sachlichen  Rubriken   geord- 

mordung  ihrer  Männer  auf.     Bei   Val.   Place.  neten  Götterverzeichnissen  des  14.  Buches   {de 
Argon.  2,  310ff.  heifst  sie  wates  Phoebe  dileeta  20  dis   certis)    der   Autiquitates   verum    divinaritm 

sacerdos'  und,  soweit  es  der  arg  verderbte  Text  (vgl.  Wissowa,  Gesumm.  Abhandl.  S.  312  ff.)  sie 

erkennen  läfst,  soll  sie  einst  aus  Ägypten  von  als  dea  pomorum  angeführt  (August,  de  civ.  dei 

Pharos  her  durch  Proteus  auf  einem  Robben-  4,  34,    vgl.  24   =    Varron.   antiqu.  dir.  fragm. 

gespann   nach  Lemnos   gebracht  worden  sein;  ed.  B.  Agahd,  Jahrb.  f.  Philo!.  Suppl.  24,   180. 

wenn  sie  weissagen  will,   taucht   sie  ins   Meer  182  frg.  83.  91).     Für  alten  Kult  legen  Zeugnis 

und  vernimmt  daselbst  weissagende  Stimmen;  ab  ihre  Kultstätte,   das  Pomonal,   in  agro  So- 

vgl.  P.  Langen   (ßerl.  Studien  für  klass.   Phil.  lonio   (vgl.  E.  Desjardvis,   Essai  sur   la    topo- 

11.  Arch.   N  F.  I)  zu  Val.  Flaee.  2,    316  ff.   und  graphiedu  Latium  p.  218)  via  Ostiensi  ad  duo- 

daselbst  Schenld,  der  Polyxo  mit  der  Proteus-  deeimum    lapidem  deverticulo  a   miliar  io   oetavo 
tochter  Eidothea  vergleicht.  --  8)  Thessalische,  30  (Fest.  p.  250)  und  der  flameu  Pomonedis  (Enn. 

nur  aus    Kallim.  Hymn.    in   Ger.  78   bekannte  annal.    123    Vahl.-  bei    Varro    de    l.   I.   7,   45), 

Heroine,  Gemahlin   (wie   aus   der  Bezeichnung  der  unter  den  flamines  minores  die  letzte  Stelle 

n(':Ti]Q  kv.Tooicovog  hervorgeht)  eines  nicht  näher  einnahm   (Fest.  p.  154,    aus   Atems  Capito,   B. 

zu  bestimmenden  Aktor,  die  angeblich  —  eine  Beitzenstein,    Verrinn.  Forschungen    S.  45.  5:; 

der  vielen  Ausflüchte,  die  die  Mutter  des  Ery-  und    noch    in    der    Kaiserzeit    als    ritterliches 

sichthon  machte,  um  die  Krankheit  ihres  Sohnes  Priesterturn  nachweisbar  ist  (C.  L  L.  III  Suppl. 

zu  verbergen   —   den  Erysichthon   und   seinen  12  732  aus  Dalmatien:  C.  Iul(io)  Silvano  Mela- 

Vater  Triopas   zur  Hochzeit   ihres  Sohnes    ge-  nioni    eq(uo)   publ(ico) ,    flamfinji  Pomfojnali 

Laden  hatte,  vgl.  auch  Schneider  zu  Schol.  Kallim.  u.  s.  w.).    Ein  zu  erwartendes  Fest  Pomonalia 
a.  a.  0.  p.  134.     [Höfer.]                                          40  ist  nicht  bezeugt.  Obwohl  Varro  (de  1.1.  7,  40 . 

Polyzo  (?)  s.  Polyxo  5.  und  Ateius  Capito   (bei   Fest.   p.   154    minimi 

Poinana(?)  verderbter  Beiname  der  luno  bei  habetur  Pomoualis  [flamen],   quod  Pomona  le- 

Arnöb.    3.    36,    dessen   Quelle    nach    W.  Kahl,  vissimo  fruetui  agrorum  praesidet  pomis)    deu 

Philölogus  Suppl.  5,  7 75 f.  Cornelius  Labeo  ist,  Namen  flameu  Pomonalis  als  selbstverständlich 

der  vielleicht   seinerseits   aus   Verrius  Flaccus  von  Pomona  hergeleitet  behandeln,  ist  er  doch 

oder    Varro  schöpfte.     Emendationsvorschläge  eben    so   wenig   wie   Pomonal  ein   zwingendes 

s.   Be>scher    Bd.  2   Sp.  586,   45 ff.     Wissowa    in  Zeugnis  für  die  Ursprünglichkeit  dieses  Götter- 

diesem  Lexikon  s.  v.  Pomona  a.  E.     [Höfer.]  namens,  da  beide  Worte  eben  so  gut  auf  einen 

Pomona   ('Bildung    auf   -öna,    wie   Annbna,  männlichen  Pomonus  oder  Porno  Gen.  Pomonis 
Buböna,   Mellona,    anders    Tüpona),    römische  00  hinweisen  können.     Die   Form  Pomonus  wird 

Göttin    der    Baumfrüchte,    mit   Einschlufs    der  von    Piaeid us    ausdrücklich     abgelehnt    (Corp. 

Weintraube   und   der  Olive.     Plinius  stellt  an  gloss.  lat.  Y  93,  25  =  135,  5   Pomonus,   huius 

die  Spitze  des  23.  Buches  seiner  Naturgeschichte  Pomoni,  apud  Latinos  nihil  est,  sed  Pomona  est 

ein   schwungvolles   Lob    ihrer  Gaben   im  Ver-  dea  pomorum.  interdum  pro   übertat''  pomorum 

gleiche  mit  den  Erträgnissen  des  Ackerbaues  und  metonymicos   pouitur),    die    zweite    bezeugt    er 

läfst  die  Göttin  selbst  so  reden  (§2):  plurimum  (&.  a.  0.  93,  26    =    135,  6)   in   der   Pluralform 

homini  voluptatis   ex   me  est,    ego   sacum  vini,  Pomones  pomorum  custodes,  den  Singular  bietet 

liquorem  olei  gigno,  ego  palmas  et  poma  totque  die  salernitanische  Inschrift  C.  I.  1j.  X  531   ad 

varietates,   neque.   ut  'Tellus  omnia  per   labores,  exornandam  ordern  Pomonis  (vgl.  dazu  Usener, 
aranda  tauris,  ferenda  areis,  deinde  saxis,  ut  —  60  Götternamen  S.  34).     Eine  männliche  Gottheit 

quando  quantove  opere?  —  eibi  fiont,  at  ex  me  des  gleichen  Wortstammes  und  darnach  wohl 

parata    omnia.    nee    cura    labrjranda,    sed    sese  auch  der  gleichen  Bedeutung  begegnet  sowohl 

porrigentia    ultro   et,  si  pigeat  altingere,   etiam  bei   den  Sabinern  als   bei   den  Umbrern.     Der 

cadentia.     Als    göttliche    Personifikation     des  Stein  von  Amiternum  bei  Zvetaieff,   Tnscr.  Ital. 

reichen  Segens  der  Obstbäume  ist  sie  nament-  med.  dial.  nr.  8   Taf.  VI  3  (=  Inscr.   Ital.  iuf. 

lieh  in  der  Poesie   der  Kaiserzeit   sehr  beliebt  dial.  nr.  10)  mesene  flusare  Poimuni  en  At(e)mo 

(Calp.  ed.  2,  33    et  matura   mihi   Pomona  sub  aunom  hiretum  d.  i.  mensi  Florali   Pomoni   in 

arbore  ludti;  Martial.  1,  49, 8  [Boterdi  nemus],  A(mi)t(e)rno  donum   electum    bezeugt   eine   im 


1>749  Pompaia  Poneroi  Daimones  2750 

Blütenmonat    gespendete  Weihegabe    für    den  Od.  24,  1    p.  725,  20  Dind.     Röscher,    Hermes 

Obstertrag  der  Bäume,  und  in  Iguviuin  werden  d.  Windgott  68.    Häuser,  Arch.  Jahrb.  7  (1892>T 

Opfer  und  Gebete  dargebracht  Puemune  Pup-  62.    Bei  Aesch.  a.a.O.  erklärt  Panofka,  Abhaitdl. 

dike  und  Vcsune  Puemunrs  Pupdikes  {Tab.  Iijuc.  d.  Kgl.  Preufs.  Akael.  d.  Wiss.  in  Berlin  1853, 

3    26.  35;  4,  3.  5.  10.  11.  12.  24.  26),  nach  der  261  ff.   den  Hermes  Pompaios   als  'Pastor  der 

wahrscheinlichsten    Deutung    zu    erklären    als  Schutzbedürftigen';    vgl.    aber    auch    Gruppe, 

Pomoni  publico  und  Vesunae  Pomonis  publici.  Gr.  Myth.   1337,   5.     Vgl.   Pompeus,   Pompös. 
Für  die  Auffassung   dieses    Götterpaares   (vgl.  [Höfer.] 

auch  Art.  Vesuna),    das  in  Iguvium   eine   be-  Pompeus   (Uo/wt&us) ,   Beiname   des  Herme» 

deutsame  Stellung  eingenommen  haben  niufs,  10  =  Pompaios,  Diog.  Laert.  8,1,19,31.    [Höfer.] 
lehren    die    Inschriften    nichts    Sicheres;     vgl.  Pompholyge  (IIoy,cpoXvyv,  v.  no^epolv^o},  mit 

Buecheler,   ümbrica  p.  159:  Hllum  deum,  quem  Blasen  aufquellen),  Gemahlin  des  Ökeanos,  dem 

in  arvis  Umbri  venerantur,  Frugiferum  aliguem  sie    die    Asia    und    Libye    gebar.      Mit    einer 

fuissc  putes,   qui  prouentu  sidcos  oneret  omni-  zweiten   Gemahlin   Parthenope    zeugte    er    die 

busque,   quaecumque  terra  feta  parit,  in  anno  Europe    und  Thrake.     Andron  b.    Tzetz.  Lylc. 

maturitatem  adferat.  eo  enim  ducunt.puer,  pubes,  894.  12S3.    Exeg.  II.  p.  135,  15  ed.  Herrn.  Schol. 

pomum'.  Aeschyl.  Pers.  185.  Eudoc.  p.  433.  Apost.  16,  1".). 

In  die  Pseudo-Sage,  die  von  den  römischen  [Stoll.] 

Antiquaren  und  Dichtern   aus   den  Elementen  Pompilia,    die   einzige   Tochter   des   Königs 

griechischer   Mythenerzählung  und   römischen  20  Nuaia  von  Tatia.     Manche  nannten  die  zweite 

Namen  gestaltet   wurde,   ist  Pomona   zweimal  Gemahlin    des    Numa,    Lucretia,    ihre   Mutter, 

verknüpft  worden.    Einmal  als  Gattin  des  Picus,  Sie  vermählte  sich  mit  Marcius  und  gebar  ihm 

um  derentwillen  dieser  die  Liebesanerbietuugen  den  Ancus  Marcius,  den  späteren  König.    Plut. 

der    Circe    abweist   und    darum  von    dieser  in  Num.  21.     [Stoll.] 

einen   Specht   verwandelt   wird    (Serv.  Aen.  7,  Pompilos    (no^nilog)    s.  Chesias    nr.  2,    wo 

190    =    Mythogr.   Vatic.  1,  182.    2,  213),    eine  nachzutragen    ist,    dafs    derselbe   Mythos    sich 

Fassung,   die  nachher   durch   die  reichere  Ge-  aufser  bei  dem  dort  angeführten  Athenaios  (== 

staltung  der   Erzählung  bei    Ovid   (metam.  14,  Eust.  ad.  Hom.  Od.  1737,  38)  auch  bei  Aelian. 

320  ff. ;    beide  Versionen  beim  Mythogr.  Vatic.  n.  a.  15,  2.'!,    die  beide  Apollonios  Rhodios  als- 

3,  11,  11),  der  dem  Picus  eine  der  griechischen  30  Gewährsmann  zitieren,  findet,  aber  mit  kleinen 

Echo  nachgebildete  Nymphe  Canens  zur  Gattin  Abweichungen,  so  dafs,  wie  Wellmann,  Hermes 

giebt,  verdrängt  wurde  (vgl.  Wissowa,  Gesamm.  26  (1891),  522 f.  erweist,  Aelian  nicht  aus  Athc- 

Abhandl.  S.  137  f.).     Dafür  hat  dann  Ovid  die  naios,  sondern  beide  aus  Alexandros  vonMyndos 

Pomona    zur   Heldin    einer    andern   Erzählung  geschöpft  haben.  Vgl.  auch  Tümpel,  Hie  Aefhio- 

gemacht,  in  welcher  der  Gott  Vertumnus  nach  penlünder  des  Andromedamythos  (Jahrb.  f.  klass. 

langem   Liebeswerben    die   spröde   Schöne   ge-  Philol.,  Suppl.  16   [1888])    S.  169f.   Anm.  105. 

winnt  (metam.  14,  623 IT.).  Philologus   1892,    385 ff.   und   dagegen  Gruppe,. 

Fernzuhalten   sind    als    mit  Pomona    nicht  Gr.  Myth.  1351,  1.     [Höfer.] 
zusammengehörig  einerseits  der  bei  Arnob.  3,  Pompo  (ndfiTtcov),  ein  Sohn  des  Königs  Numa 

30    verderbt    überlieferte    Beiname    der    Iuno  40  Potnpilius,    von    welchem    das    römische    Ge- 

Pomaua   (Preller,   Rom.  Myth.   I3   275,   5   will  schlecht  der  Pomponier  abgeleitet  wurde.    Plut. 

Lucina  herstellen,  auch  an  Pronuba  kann  man  Num.  21.    Der  Vater  des  Numa  soll  der  Sabiner 

denken),  andererseits  (trotz  Usener,  Götternamen  Pompilius  Pompo  gewesen  sein,  Hionys.  A.  P. 

S.  34)   die   spanische   Poemana,    der  zu  Lucus  2,  58.     [Stoll.] 

Augusti  in  Gallaecien  im  ersten  Jahrhundert  der  Pompös  (nounog),   Beiname   des  Hermes  = 

Kaiserzeit  ein  Altar  mit  der  Inschrift  0. 1.  L.  II  ipv%07tou7t6g,  Soph.  Oed.  Col.  1548.    Orph.  hymu. 

2573  sacrum ■  Poemanae  collegium  divi  AugfustiJ  57,  7.    Bei  Henn.  II.  24,  153.  182.  437.  461  wird 

gesetzt  ist;    E.  Hübner  (Monum.  linguae  Ibe-  Hermes  no^Ttog  genannt  mit  bezug  auf  das  Ge- 

ricae  CIXj  und    W.  Schulze  (Zur  Gesch.  leitein.  leit,   das  er  dem  Priamos  giebt,   wie   er   auch 

Eigennamen,  Abhanell.  d.  Götting.  Gesellseh.  d.  50  den  Aineias  auf  der  Flucht  aus  Troia  auf  der 

Wiss.  N.  F.  V  5,  1904  S.  8)  haben  richtig  auf  tabula  lliaca  (vgl.  Luckenbach,  Jahrb.  /'.  Mass. 

den  Zusammenhang  dieses  keltischen  Namens  Phil.,  Suppl.  11,   629.     F.  Noeiclc,   Hermes  27 

mit   dem   des  mysischen   Kastells  noi\Lccvr\vöv  [1892]',  437,  2)  geleitet,  die  Helena  zu  Proteus 

(Athen.  Mitteil.  XV  156.  XXIX  282 ff.,  vgl.  Plin.  bringt  (Eur.  Hei.  44)  u   s.  w.     Der  Name  An- 

n.  h.  5,  123)  hingewiesen.     [Wissowa.]  dropompos  (=  der  Männergeleitende,  der  Vater 

Pompaia   (no^inaiK),    Beiname    der  Hekate  des  Neleiden  Melanthos)  kann  ebenso  wohl  auf 

auf  einer   Inschrift   aus   Larissa :   Ai\  fxfiAf^iVo  eine  Epiklesis  des  Hades  (Usener,  Rhein.  Mus. 

xal  'EvoSia  ito\iSjtaia. ,  Athen.  Mitth.  11  (1886),  53  [1898],  367j   als   des   Hermes    zurückgehen. 

336.     Nach  Corr.  hellen.  13  (1889),  392,  9  soll  Über  Darstellungen  des  Hermes  im  Verein  mit 
die  Inschrift  lauten :  'Evodia  yaxln6[Xst,.    [Höfer.]  60  andern    Göttern     als     Geleiter    göttlicher    und 

Pompaios  (IJouitaiog),  Beiname  1)  des  Zeus,  menschlicher    Brautpaare    auf  Vasengemälden 

Anonym.  Ambros.   in  Anecd.   var.   ed.   Schoell-  und  Reliefs  s.  Gruppe,  Gr.  Myth.  1136,  9  und 

Studemund    1,    265,    82.     Anonym.    Laurent.  die  dort  angeführte  Litteratur;  vgl.  auch  Bd.  1 

ebend.   266,  81.     Über  Zeus    als   Geleiter    der  Sp.  2402,  65  f.  Sp.  2405,  30  ff.    Über  Hermes  als 

Seelen  vgl.  Kaibel,  Epigr.  511.    Antipater  Sid.  Seelengeleiter  s.  Psychopompos.     [Höfer.] 
in  Anth.  Pal.  7,  241,  11  ff.    Rohde,  Psyche  2ä,  Poneroi  Daimones  (Hovr^ol  Saiyovsg).    Die 

388,  2.    —    2)   des  Hermes,   Aesch.   Eum.   90.  Lehre  von  den  bösen  und  schädlichen  Geistern T 

Soph.  Aiax  832.  Eur.  Med.  759.     Schol.  Hom.  die    neben    den    guten    stehen,    findet   sich   in 


2751              Poneroi  Daimones  Poneroi  Daimones              2752 

jedem  Religionssystem,  so  im  Zendavesta^pegef,  herausgebildet,  vgl.  Gruppe,  Gr.  Myth.  1081,  2. 
Erdnische  Alter  thumskunde  2,  119  ff. ;  vgl.  21),  Bohde,  Psyche  l2.  254,  2.  Für  die  bösen  Da- 
bei den  Babyloniern  und  Assyrern  (C.  Bezold,  monen  finden  sieb  folgende  Bezeichnungen : 
Archiv  f.  Religionswissenschaft  7  [1904],  195),  jckxoi  äal^ovsg  (auch  im  Singular),  Za- 
in  den  chaldäischen  Orakeln  W.  Kroll,  De  ora-  leuhos  bei  Stob.  Floril.  44,  20.  21  (=  Meinecke 
culis  Chaldaicis  in  Breslaner  Philol.  Abhandl.  2,  104,  16).  Julian  frgm.  epist.  p.  288  A  = 
7  [1894],  I  S.  44f.  vgl.  55),  bei  den  Ägyptern,  p.  371  Hertl.  Vgl.  den  y.cotocpQovcbv  v7i£Qß(XQ)}g 
wo  sie  als  seelenfressende  Dämonen  in  der  dai^cov  bei  Aesch.  Ag.  1174.  Schon  zur  Zeit 
Unterwelt  hausen  (Beitzenstein,  Arch.  f.  Be-  des  Lysias  gab  es  einen  Klub,  Anhänger  des 
ligionswiss.  8  [1905],  170,  1),  bei  den  Etruskern  10  -Aay.bg  Scduoav,  die  sich  zur  Zeit  des  Neumondes 
{Müller  -  Deecke ,  Etrusker  2,  101),  bei  den  versammelten,  gottlose  Menschen,  avrl ..  vovu-n- 
Römern  (s.  die  Art.  Larvae,  Mania;  vgl. Martian.  viaßttov  v.ccy.0  S  et  i  power  leg  Gcpiaiv  ccvtolg 
Capella  2,163:  Manes  ...  tarn  boni  quam  truces  ro'vvoiia  &i^£voi,  itgtitov  (isv  xcäg  uvxwv  tv- 
sunt  constituti ,  quos  ccycc&ovg  et  xccHOvg  dcduovccg  XaL$i  Lysias  (fr.  53  Scheibe)  bei  Athen.  12, 
memorat  Graia  discretio;  über  die  Lehre  des  551  f.  O.  Lüders,  Die  dionysischen  Künstler 
Cornelius  Labeo  von  den  boni  et  mali  dei'  bez.  16  Anm.  37.  F.  Poland,  Gesch..  des  griech. 
fnumina  bona  et  mala1  oder  rnumina  dextera  et  Vereinstcesens  64.   Ein  ähnlicher  gottloser  Klub 


ov 


laeva'  s.  W.  Kahl,  Philologus  Suppl.  5,  778  ff.),  war  der  der  TQtßalXoi,  Demosth.  in  Conon.  39 

bei  den  Juden  (TU.  Kroll,  Arch.  f.  Beligionsw.  8  (or.    54    p.    1269).       W.    Kroll    a.    a.    0.    41. 

[1905]  Beiheft  S.  36  mit  Hinweis  auf  Hamburger  20  Vgl.    y.ay.o$cducov,    Ar.    Equit.    112.      xeexodai- 

Bealensyklopüdie  für  Bibeln.   Talmud   I  und  povsg  =  xeneoi  daifioveg,  Porphyr,  de  abst.  2,42. 

II  s.  v.  Geister.    Delitzsch  bei  Biehm  s.  v.  Be-  -Aayosgyol  Saipovig,  Porphyr,  de  abst  2, 

sessene.     Whitehouse  im  Dict.  of  the  Bible  s.  v.  38  a.  E.  40. 

Exorcism,  ferner  H.  Guthe,  Kurzes  Bibelwörter-  %a%OTtoiol  dalpovs'g,  Porphyr,  de  abst.  2, 

buch  s.  v.  Asasel  p.  44  u.  s.  v.  Satan  p.  577  f.  39,  58. 

P.  Zeller,   Bibl.  Handwörterbuch    s.  v.    Asasel  ttovi]qo'l  duiu-ovsg,   Porphyr,  bei  Euseb. 

und  s.  v.  Teufel  p.  938.    Joh.  Weiß  bei  Hauck,  praep.  ev.  4,  22,  16  =  Porphyrie  de  philos.  ex 

Bealencyclopüdie  für protest.  Theologie  u.  Kirche  oraculis  haurienda  libr.  rel.  ed.  G.   Wolff  147. 

s.v.  Dämonen.  Dämonische),  in  der  christlichen  Porphyr.  Epist.  ad  Marcellam  11  a.  E.    Iambl. 

Volksreligion  (G. Krüger,  Arch.  f.  Beligionswiss.  30  de  myst.  2,  7.    3,  31.    4,  7  (vgl.  Zeller  a.  a.  0. 

2  [1899],  375  nach  H.  Weinet,  Die  Wirkungen  723,  5).    Julian  a.  a.  0.  Origenes  adv.  Cels.  2,  51 

des  Geistes  und  der  Geister  im  nachapostol.  Zeit-  (p.  173.  30.  174, 12  ed.  Koetschau).   3,  32  (p.  228, 

alter    bis   auf  Irenaeus.     Usener,    Götternamen  26);  vgl.  6,  45  (p.  116,  22).    Synesius  epist.  69 

294.  296.     S.  auch   die   oben  bei   den  fJuden'  (p.  688,  1  der  Epistolographi  ed.  Hercher). 

citierte  Litteratur).   Über  böse  und  gute  Geister  (pccvloi  öcciuovsg  oder  yavla  ö ainovicc 

bei   den  Naturvölkern   s.   einige  Beispiele   bei  (ChrysipposbeiPlut.Quaest.Bom.bl,Ygl.Stoicor. 

Leo  Sternberg,   Arch.   f.  Beligionsw.   8,   (1905),  repugn.  37,  2),  Empedokles,  Plato,  Xenokrates. 

273f.  460ff.  Juynboll,  ebend.  9  (1906),  263ff.  272.  Chrysippos  bei  Plut.  de  def.  orac.  17  [und  dazu 

Auch    die    Griechen    haben    dieselbe    Vor-  Zeller,  Gr.  Phil  3,  I8,  320  f.] ;  vgl.  Plac.  Philos. 

Stellung,     und    es    ist   nur   vereinzelt,    wenn  40  1,  8.  Is. et.  Os.  26.  Origenes  a.a.O.  8,  36  p. 251, 16. 

manche  wie  Philon  (Aug.  Ferd.  Dohne,  Gesch.  cpavloi  v.al  avonroi  (=  daemones  iniprudentes, 

Darstellung   der  Jüdisch,   alexandr.  Beligions-  Porphyr,  in  epistula  ad  Anebontem  hei  Augustin. 

Philosophie  1,   312,   374.    2,   69,    Zeller,  Philos.  de  civ.  dei  9,  11)  Sal^oveg,  Iul.  or.  2,  90  C  = 

d.  Griech.  3,  II3,  394),  Maximus  Tyrius  (14,  7.  p.  116,  5  Hertl 

15,  1.     H.  Kümmel,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  104  Die  bösen  Dämonen  sind  voll  Neides  gegen 

|1871],   8),    Sallust.   Pliilosoph.    ntgi  &eäv   xcä  die  Menschen  und  trachten  daher  ihre  Seelen 

■AÖ61L0V  12    (Gruppe,  Gr.  Myth.  1469,   9  a.  E.)  durch  allerhand  schreckliche  Erscheinungen  in 

sich   gegen   die  Annahme  böser  Dämonen   er-  Verwirrung    und   Leidenschaft  zu   setzen ;    sie 

klären,  während  umgekehrt  Heliodor  nur  böse  haben  ihre  Freude  an  klagenden,  mit  Schlägen. 

Dämonen  zn  kennen  scheint,  indem  er  aus  dem  50  Fasten,  häfslichen  Reden  und  Gebräuchen  ver- 

Wesen   der   Götter    alles   Böse    und    Ruchlose  bundenen  Festen,  Plut.  Is.  et.  Os.  26.    Schmer- 

aussondert  und  (mit  einer  Ausnahme,   wo  von  tosch,  De  Plutarchi  sententiarum,  quae  ad  dici- 

einem   ds'gibv  ßovlri^ia  daluovog   die  Rede   ist,  nationem    speetant,    origine    4.     B.    Volkmann. 

p.  196,  16  ed.  Beider)  dies  den  Dämonen  zu-  Leben,  Schriften  u.  Philos.  des  Plutarch  293  f. 

schreibt,    Bohde,    Gr.   Roman    435.     Dafs   die  297.     Sie   senden  Seuchen   (s.  d.  d.  Art.  Nosoi 

Lehre  von  den  guten  und  bösen  Dämonen  nicht  Sp.  465  f.),  Unfruchtbarkeit,  Erdbeben,  Porphyr. 

älter  ist  als  die  älteste  philosophische  Reflexion,  de  abst.  de  2,  40,  schaden  den  Menschen  ( —  wie 

sieh   aber  nicht   schon,   wie   Both,   Myth.   von  unter   Umständen    auch    die    Heroen    s.  Bd.  1 

den  Weltaltern   16  f.  annimmt,  bei  Hesiod  aus-  Sp.  2477,  25  ff.  und  die  Götter,   vgl.  Aetios  in 
geprägt  findet,  betont  Bohde,  Psyche  l2,  100,  1.  60  Doxographi  ed.  Diels  p.  296  a,  13  ff.  aus  Plut. 

sdalucov  ist  zwar  an  sich  eine  (lißv  Xt&g  (Eust.  Plac.  Phil.  1,  6:    rovg  &sovg   dittlor  ai'g  rt  rö 

ad  Hom.  II.  200,  12;  vgl.  651,  20  f.)  —  daher  ßläittov  xcd  to  (ocpslovv  .  .  .  zovg  dh  ßläitxov- 

die  Composita  svdcd(tcov,  olßiodcdfuav,  und  um-  reeg    [frsovg]    Hoivccg    'Epivvccg    "Aonv,    vovvovg 

gekehrt  ßaov-,  dvg-,  KctKodalucov  — ,  wird  aber  acpoGLOv(invoi    %a).i:7xovg    öi'tag   xal  ßiceiovg  — ;, 

viel    häufiger    auch    ohne    ein    entsprechendes  täuschen  sie    durch   TSQarovQyia   (Porphyr,    de 

Beiwort  im  bösen  Sinne  gebraucht,  Nägelsbach,  abst.  2,  42),  wie  sie  überhaupt  die  Urheber  von 

Nachhomer.   Theologie    115.     Der   aya&og   Scä-  [Lcc/zict  und  yor\T£icc  sind  (Origenes  2,  51  p.  173, 

yn,rv  (s.  d.)  hat  sich  zu  einem  besondern  Gotte  30.  174,  12.     Psellos.  De  operatione  daemoinim 


2753  Poneroi  Daimones  Pontarches  2754 

p.  40  Boissonade),  kurz  sind  die  Urheber  alles  xäg  6vu.cpoQug  *««•  *us  w^iks  qtpovxeg  avtoig, 

Unheils,  Porphyr,  bei  Wolf}'  a.  a.  0.   147  ff".  225 f.  o  de  idiog  txäaxov  vovg,  ovxog  iart  daiu.cov  rov 

Celsus   bei    Origenes    8,    36    p.    251,    16.      Sie  %%ovxog  avögog,   aya&og  uev  rov  cpQoviuov  xk! 

sind    dem    Pluto  -  Serapis     und    der    Hekate,  äya&ov  daiu.xov,  Ttovr^bg  de  xov  TtovrjQov.    Vgl. 

untergeordnet    {Porphyr,    a.    a.  0.    147.    150.),  Apuleius,    De  deo  Socratis  15.     Philo   de   Gi- 

wobei  es  unklar  bleibt,  ob  Pluto  und  Hekate,  gantibus  4  p.  264  31  =  p.  45  Wendland:  äya- 

die  Beherrscher  der  bösen  Dämonen,  selbst  als  &ovg  dai[iovccg  xal   xaxovg  Ityovoiv   oi  itoXlol 

böse  gedacht  werden,    Zeller  a.  a.  0.    671,    3.  xal  ipv%ag  öfiolag. 

Über   die  Austreibung   der  bösen  Dämonen   s.  Wie  der  jüdische  Volksglaube  die  Heiden- 

Porphyr.    a.  a.  0.  147    A.  Dieterich,    Mithras-  10  götter  als  böse  Daimonen  ansah  (Psalm  96,  5. 

liturgie  99  f.    Luc.  Philops.  16.   W.  Kroll,  Arch.  106,  37.     Zeller  a.  a.  0.  345,   3),   so  auch  das 

/'.  Beligionsw.  8  (1905),  Beiheft  36  f.  Neue    Testament    (1.    Cor.    10,    20)    und    die 

Auch  Kerberos,    der  Diener  (über  xvcov  =  Kirchenväter.     So  nennt  z.  B.  lustin  1,  5  a.  E. 

Diener  vgl.  v.    Wilamoiritz,  Euripides  Herakles  die  Heidengötter  xaxol  xal   ävöotoi  daiuoveg, 

2,  135.    O.  Immisch  Bd.  2  Sp.  1133,  23  ff.)  des  Theodoret.  Graec.  äff.  cur.  10,  4  p   243  Paeder 

Hades  =  Sarapis  ist  eimtovrtQÖg  Saiyuav,  Porphyr.  spricht    von    ihnen    als    7ia^it6vi]Q0i    daipoveg, 

bei   Wolff    a.  a.  0.    30.    150.     Ebenso   werden  Arethas    im    Schol.    Luc.    Peregrin.    Prot.    13 

von   Porphyr,    a.   a.   0.    151    die    Hunde,    mit  (p.  218,  24.  219,  6  Rabe)   nennt  sie   aXcc6zopeg 

denen  Hekate  Nachts   umherschweift   und   die  8a.iu.oveg    bez.    tiovvqoI    daiuoveg.     Vgl.    auch 
'ebenso   dämonische  Wesen  sind,   wie   Hekate  20  Bd.  1  Sp.  939,  26  ff.  —  Von  der  seit  Erscheinen 

selbst'    (Rohde,  Psyche  22,  83,  3)   als  Uovr\Qoi  des  Art.  Daimon   neu   erschienenen   Litteratur 

daiuoveg  bezeichnet,  vgl.  v.  Wilamoicitz,  G.  G.  sind  hervorzuheben   Usener,  Götternamen   292. 

K.  1895,  243,  57.   Petersen,  Arch.-Epigr.  Mitth.  Rohde,  Psyche.    Gruppe,  Gr.  Myth.  (s.  Register). 
aus  Oest.  4  (1880),  167.    Röscher,  Kynanthropie  [Höfer.] 

S.  30  ff.     Nilsson,   Griech.  Feste  S.  396.     Viel-  Poiios  (IJovog),  aXyivöeig  genannt,  mit  vielen 

leicht  gehören  hierher  auch  die  in  einer  atti-  anderen  übelen  Abstraktionen  von  Eris  erzeugt, 

.sehen  Opferinschrift  aus  dem  Anfang  des  vierten  Hes.  Theog.  226.     Bei  Cic.  de  not.  deor.  3,  17, 

Jahrhunderts  (itQoQ-vtad-ai  xv alv  nöitava  xgla,  44   (vgl.  Verg.  Aen.    6,   277.    Seneca   Oed.   652 1 

v. vvnyexaig   itöitava    xoia,    C.  I.  A.  2,    1651.  sind  Erebos  und  Nox  Eltern  des  Ponos.     Eine 
Dittenberger,  Sylloge  Inscr.  Graec.  22,  631  p  427)  30  andere  Bedeutung  hat  Ponos  in  der  Kosmogonie 

erwähnten    xvveg    und    xvvi]yexai,    in    denen  der  Hermetik:  Physis  und  Ponos  sind  die  ersten 

beiden    v.    Wilamoicitz,    Isyllos    v.    Epidauros  vom  obersten  Gotte   geschaffenen  Wesen,   und 

100  unter  Zustimmung  von  P.  Stengel,  Archiv  aus  ihrer  Verbindung  geht  eine  Tochter  Evoe a ig 

f.  Religionswissenschaft  8    (1905),    211    dämo-  hervor,  Köoi]   xöoiiov  bei  Stob.  Eclog.  1,  41, 

irische  Wesen  erkennt;  vgl.  auch  Furtirüngler,  44  p.  936  Heeren  =  p.  284  Meineice;  vgl.   Th. 

Sammlung  Sab.)    25,    der    auf   (den    Komiker)  Zielinski,  Arch.  f.  Religionswissensch.  8  (1905), 

Piaton  (II,  675  Z.  16  Mein.  =  I,  648  K.)  bei  363.368.  9  (1906),  45  ff.,  wo  er  statt  Ponos  lieber 

Athen.    10,   442a  hinweist,  wo   die  xvveg  und  Porös   (s.  d.)    in   der   K6qv    xÖGyuov    a.  a.  0. 

y.vvriytxai   zusammen    mit   anderen   Daimonen,  schreiben  möchte.     Bei  Luc.  Union  31.  32.  33 
wie  Konisalos,  Lordon,   Kybdasos  u.  s.  w.  ge-  40  erscheint  Ponos  mit  Kagzeola,  Ziocpla  und  'Av- 

nannt  werden;  andere  Deutungen  der  xvveg  bei  dpeia  im  Gefolge  der  Penia  (s.  d.  und  —  mir 

Dittenberger  a.  a.  0.  p.  427  Anm.  4  (wirkliche  nur  durch  Zielinski,  Berliner  Phil.  Wochenschr. 

Hunde)  Kaibcl,  G.G.N.  1901,  506  (phallische  1906,  1041  bekannt  —  J.  Ledergerber,  Lukian 

Dämonen).  a.   die   altaitische   Komödie).     Vgl.    auch   Eur. 

iueh  von  dem  bösen  Dämon  Einzelner  wird  fr.  474  N.'2:  TLovog  ydg,  cog  Ityovßiv,  EvxXeiag 


a 


berichtet;     am    bekanntesten    ist    der    dalpcov  ttutiJq.     [Höfer.] 

xaxog   des   Brutus,    Plut.  Brut.    36;    über   die  Poutanene  (IIovxavrivr\):  Mr][tQt]  Tlovrav^vi, 

■vielumstrittene  Echtheit    und    Bedeutung    der  tvvr\v,  Jahreshefte  des  oest.  arch.  Inst.  Beiblatt 

Inschrift  'Malus  Genius  Bruti'  auf  einem  Relief  8   (1905),    104.     Das  Epitheton  ist   eine  jener 

in  Stockholm  s.  Wieseler,  Philologus  27  (1868))  50  zahlreichen    lokalen    kleinasiatischen  Bezeich- 

238  ff.     Von   einem  xaxbg  daiacov  des  Cassius  nungen  der  'Göttermutter',  Ramsay,  Jahreshefte 

Parmensis  berichtet   Yal.  3Iax.  1,   7,  7.     Vgl.  u.  s.  w.  a.  a.  0.     [Höfer.] 

über  den  Personaldairnon   des   einzelnen  Men-  Pontarches  (TJovTäQ%r\g),  'Herr  des  Pontos', 

sehen  Rohde,  Psyche  22,  316/17  Anm.    Die  An-  Kultnauie,  unter  dem  Achilleus  in  Olbia  (C.I.  G. 

Behauung  des  HeraUit  (fr.  121):  'iföog  av&Qänco  2,  2076.   2077.   2080.   2077  b— f  add.  =  Laty- 

douucov''    (und   dazu  Lassalle,   Die   Philosophie  scheic ,   Inscr.   ant.   orae   sept.   Poitti  Euxini  1 

Herakleitos  des  Dunkeln  von  Ephesos  2,  451  ff.)  nr.  77 ff.)  und  auch  in  Odessos  (Hermes  3  [1869]. 

und  der  gleiche  Gedanke  bei  Menand.  fr.  550  440,   eine  Inschrift,   aus   der  Demetr.   Kalopo- 

Kock  (fr.  18  Meineke  4,  238);   vgl.  dazu  Leop.  thakes.    De   Thracia  provincia    Romana,   Diss. 

Schmidt,   Die   Ethik   der  alt.  Griechen   1,  154.  60  Berliu    1893    S.  69    irrtümlich    einen   Beamten 

Usener,  Götternamen  297  und  besonders  Edm.  TtovraQ^vg  Achilleus  herausgelesen  hat)  verehrt 

Hauler,  EranosVindobonensis  334 ff.,  der  (S.  341)  wurde.      In    der   fragmentierten   Inschrift    aus 

verweist   auf  Epicharm  (Lorenz  Fragm.   B  25  Constantza  (Küstendsche),  in  der  Nähe  des  alten 

S.  261):  6   xQÖnog  ccv&qwxgigi  daluow  uya&ög,  Tomoi  gelegen,  .  .  ß.  HovxaQi  .  .,  die   G.  Toc 


oig  (xolg?)  de  xal  xaxog,  findet  sich  ausgeführt  lescu,   Arch.  Epigr.   Mitt.  aus    Oest.  14   (1891s 

von  Diogenes  bei  Dio  Chrys.  or.  4  p.  165  Reiske  29  nr.  60  gleichfalls  auf  den  Kult  des  Achilleus 

{==  Dvndorf  1,  78,  15 ff.):  ovx  eialv  t^co&sv  xüv  Pontarches    bezieht,    ist   wohl    mit    Pick,   Die 

tivd-Qconcov  ol  novriQol  xal  aya&ol  SaL^oveg,  oi  antiken  Münzen    von    Dedien    und   Moesien   74 

Koschee,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  87 


2755                      Ponteus  Pontios                      2756 

Anm.  2  zu  S.  73  eher  an    einen  Beamten  mit  Mitt.   a.  a.  0.   206.     Zum  Kult   der  Aphrodite 

dem  Titel  Pontarches  zu  denken.    Zu  Achilleus  im  Kyzikos   s.  Athen.  Mitt.  6   (1881),   46   Z.  6 

Pontarches    vgl.  Fleischer    Bd.  1    S.  58,    52  ff.  (IsQSvg  AcpQodixrig).     Athen.  Mitt.  7  (1882),  255 

Bohde,  Psyche  2S,  374  Anm.    J.  B.  Bury,  Class.  nr.  27.    Münzen:  Aphrodite  mit  Schwan,  Head, 

Bevietv  13  (1899),  307.      Usener,  Sitzungsber.  d.  Hist.  muri.   453;    mit  Eros,   ebend.  452.     Kopf 

phil.-hist.  Kl.  d.  kais.  Ak.  d.  Wiss.  in  Wien  137  der  Aphrodite,  Brit.  Mus.  Mysia  33,  102  pl.  8t 

(1898),  III,  11,  nach  dem  der  Kult  des  Achilleus  10.    Vgl.  auch  AcpQodixr}  Agxaxia  inArtake,  der 

am    Pontos    auf   Milet    (vgl.    Aristobulos    bei  Vorstadt  von   Kyzikos,  Steph.  Byz.  s.  Aqxäv.r\. 

Athen.  2,   43  d.     Aristokritos    bei   Parthen.  26)  —  d)  Teiristasis  (Thrakien),  ^qppod[irr/]  Tlovxia 

zurückweist.     Vgl.   auch   B.  Holland,   Heroen-  10  sv%i]v,  Athen.  Mitt.  4  (1884),  75  nr.  8.  —  e)  Min- 

rögel  in  d.  griech.  Mythol.  5ff.  11,  1.     [Höfer.]  turnae,  Tempel  der  Ilovxii]  kcpQodixtj,  Serv.V.A. 

Ponteus   (TTovxsvg),   ein  Phaiake,   Hom.  Od.  7,  47.  Eine  Pontia  ist  auch  die  Aphrodite  Praeia 

8,  113.     [Stoll.]  (s.d.  1).  —  3)  Bezeichnung  der  Nereiden,  Pind. 

Pontia  (Tlovxia).     1)  Eine  Altarinschrift  von  Pyth.  11,  2  (5);  vgl.  Eur.  Hei.  318  und  das  neue 

Kos  lautet  nach  B.  Herzog,  Koische  Forschungen  Fragment   aus    des    Sophokles   Zvvds  mvo  i: 

und   Funde   223   nr.  217:    ZwyiXog  Zr\vo§6xov  Nr\Q7]ido3v  novxiog  %oo6g,  Nachrichten  d.  Göttin g. 

hgaxsvGag  'AnöXXavi  EPATAZ  TTONTTAß  xb  Gcsellsch.  1896,  340;  vgl.    AEVxofriai-    Ttäcat, 

Isqov  iÖQvaccxo    Herzog  a.  a.  0.  hält  die  Ände-  cd  novxiai,   Hesych.    Über  Leukotheai  =  Ne- 

rung  von  Epaxag  in  'Exäxag  für  notwendig,  da  reiden   in   lesbischer  Kultbezeichnung  s.  Bd.  2 

einerseits  die  Nereide  Erato  (s.  d.  nr.  2)  schwer-  20  Sp.  2012,  14  ff.     Tümpel,  Bemerkungen  zu  einig. 

lieh  einen  Kult  gehabt  haben  dürfte,  anderer-  Fragen   d.  griech.  Beligionsgesch.   (Progr.  Neu- 

seits   Hekate  von   den  Fischern,   die   auf  Kos  Stettin  1887)  S.  14.    Gruppe,  Gr.  Myth.  416,  2. 

einen  wichtigen  Teil  der  Bevölkerung  bildeten,  Auch    das    Fragment   eines    unbekannten    Ly- 

als  ftal&Goi  og  verehrt  worden  sei;  Hesiod.  Theog.  rikers:    nJovxiddzGGi    ...    \svjt\Xaxdiioig   d-talg 

439 ff.  443 f.    Schol.  Opp.  Hai.  3,  28.     Athen.  7,  (Papyr.  Oxyr.  673.     Archiv  für  Papyrusforsch. 

325,    vgl.   Bd.  1    S.  1890,   4  ff .     S.  1891,    61  ff.  3,  482  nr.  313)  ist  auf  die  Nereiden  zu  beziehen. 

S.  1899,  22  ff.     Doch  scheiden  die  letzten  Bei-  Besonders  heifst  Thetis  itovxia,  Pind.  Nem.  3, 

spiele    aus,   wenn    die    Hekate    TQiyXi\vog   bez.  35  (60).    Isthm.  8  (7),  36  (71).    Eur.  Andr.  130. 

ToiyXav&lvr]  bei  Athen,  a.  a.  O.,  dessen  Quelle  Iph.  Aid.  836.  —  4)  Die  Skylla  heifst  xoiv.Qavog 

Apollodoros  ist,   ursprünglich   mit  dem  Fische  30  novxia   kvcov,    Anaxilas    bei   Athen.   13,    55»  a 

xQiyh]   nichts  zu  thun  hat,   sondern  xoi-yXr}vog  (Meineke,  Comic.  3,  347  =  Kock  2,  270);   vgl. 

=   xQiöcp&aXuog   ist,    Usener,   Rhein.   Mus.   58  Usener,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  173.  —  5)  Auf 

1 1903),    184.     Die   Vermutung  Herzogs   ist  ge-  der  rotfigurigen  Vase  bei   d  Hancarville,   Ant. 

billigt  von   Gruppe,   Gr.  Myth.  1295  Anm.  zu  etrusques   2    pl.    27    (der    Ausgabe    von    1767). 

1294.     Ich  möchte   zur  Erwägung  stellen,    ob  Welcker,  Alte  Denkmäler  3  Taf.  30, 1.  Lu/hirami, 

nicht  igaräg  IIovxLccg  zu  lesen  ist,  wobei  unter  Vasi  fittili  2   Taf.  167.     Overbeck,   Heroengatt. 

Tlovxia  natürlich   Aphrodite,   die   Tochter   der  Taf.  33,  22.     Panofka,   Bilder  antiken   Lebens 

iQctxr]  Auovr]  (Hes.   Theog.  353),   zu  verstehen  Taf.  15,  4,  auf  der  man  gewöhnlich  eine  Illu- 

wäre,   die  allerdings  in  poetischer  Weise,  mit  stration    zum    'Odvaosvg  c{->ica>&07tXij!;   erblickt, 

dem  Epitheton   igaxij   bezeichnet  sein    würde,  40  ist  der  Frauengestalt,  die  auf  der  eine  felsige 

oder  ob  zu  lesen  ist  hgo:xsv6ccg  'AnoXXcovi  (1)squ  Erhöhung  andeutenden  Linie,  dem  Ufer,  sitzt, 

xäg  Hovxitxg  (==  Aphrodite),  —  für  die  Verbin-  Tlovxia  beigeschrieben.  Während  Welcker  a.a.O. 

düng  isQaxsvtiv  isQa  vermag  ich  freilich  keinen  :i,  459  f.  5,  345  f.  Panofka  a.a  O.  32  und  andere 

Beleg  zu  erbringen.  —  2)  Beiname  der  Aphro-  in  ihr  Penelope  erblicken,  deuteten  sie  Welcker 

dite  (s.  d.  Bd.  1  Sp.  402).    Für  die  in  dem  Bei-  später  (Bull.  arch.  Nap.  N.  S.  2  [1854],  14)  und 

namen    Tlovxia,    TTnXayia,    EvitXoia,    'Enntov-  Overbeck  a.a.O.  818  als  eine  Meergöttin  (Nymphe); 

xia  [Hesych.]   ausgesprochene   Beziehung    zum  Stephani,  Compte  rendu  1865,  137  sieht  in  der 

Meere   würde    die   von   P.  Kretschmer,   Kuhns  Darstellung  das  Herannahen  eines  Seesturmes 

Zeitschr.  33  [1895],  267  vorgeschlagene  Etymo-  und  in   der  Frauengestalt  die  Tersonifikation 

logie  von  Aphrodite  =  ,A(pQ-6dixr\  —  udixtj  Femi-  50  des   felsigen   Ufers',    der   Ttovxia   äy.xiq   (Aesch. 

ninum  zu  üäixrjg  —  rdie  auf  dem  Schaume  da-  Pers.  449).     Zur  Personifikation  der  'Axxai  bez 

hinwandelnde'   treffend  passen  — ■,  Cornut.  de  der    durch    eine    Frau    dargestellten  A%xr\    s. 

not.  deor.  24  p.  137   Osann  (iiaXslxai  .  .  novxia  Otto  Schultz,  Die  Ortsgottheiten  in  d.  gr.  u.  röm. 

dia.  xb  .  .  iv  ftaXaGOr]  xr)v  dvvatiiv  avxyg  &ta-  Kunst  (Berliner  Studien  8,    3)  S.  79  f.   u.  oben 

qsIo&cci).    Eur.  Hipp.  415.  522.    Xenarchos  bei  Bd.  2   Sp.  2129  f.     [Höfer.] 

Athen.  13,  569  c  (Kock  2,  469),  und  zwar  findet  Poutios   (TTovxiog),   Beiname   —   1)  des  Po- 

sich  Aphrodites  Beiname  Pontia  a)  in  Hermione  seidon,  Hom.  hymu.  21,  3.    Bakchylid.  16,  35. 

AcpQOÖixrjg  vabg   inUXr^iv  TTovxiag  xcä  Atus-  Soph.  Oed.  Col.  1072.     Eur.  Andr.  1011.    Hipp. 

viag  zfjg  ccvrijg),   Paus.   2,   34,   11.      Über    die  44.   Ion  282.    Kykl.  413.   Blies.  188.  240.   Arist. 

zahlreichen  Fischer  (AXtstg)  in  Hermione   vgl.  60  Bau.  1341.    Thesm.  322.    Orph.  Arg.  1278  (1285). 

Ephoros  bei  Steph.  Byz.  s.    Tigvvg.    —    b)   in  Hymn.  17,  8.    63,    16.     Nonn.  Dionys.  6,  290. 

Troizen,  Eur.  Hipp.  101  vgl.  mit  415.  522  und  21,  92.  39,  269.  42,  519.    Aristid.  2,  310,  5  Keil 

dazu  Usener,  Legenden  der  heiligen  Pelagia  21,  =1,   22,    12  Dind.     Schol.  Arist.  Plut.  1050. 

49.  —  c)  in  Kyzikos:  TToGsiSiovi  -Aal'AqjQoSsixv  Weihinschrift  aus  Elateia,   Inscr.  Graec.  Sept. 

llovxlu  xctQiGxrJQiov,  Athen.  Mitt.  10  (1885),  205  f.  3  (=  C.I.G.  9,  1)  nr.  130  p.  39  (Corr.  hell.  10 

nr.  30,  Weihung  einer  Genossenschaft,  die  die  [1886],   368.     Cougny,   Anth.  Pal.   3,  nr.  101  b 

Fischerei  oder  ein  mit  der  Seefahrt  zusammen-  p.  587.     E.   Hoff  mann,    Sylloge   Epigr.    Graec. 

hängendes  Gewerbe  betrieb,  Mordtmanu,  Athen.  339  p.  174).     Ein  xfyei'o?  Tloxsiää  TTovxico  am 


2757                    Pontokrator  Pontos                         2758 

Tainaron,  Eupolis  fr.  140  Kock  =  Mein.  2,  482;  Pontonoos  (Tlovtovoog),  Phaiake,  Herold  des 

vgl.  Wide,  LaJcon.  Kulte  47.   Über  weiteren  Kult  Alkinoos,  Rom.  Od.  7,  179  {Athen.  1,  13  e).  183. 

des  Poseidon  am  Tainaron  s.  Wide  a.  a.  0.  44.  8,  65.  13,  50.  53.    0.  Seeck,  Quellen  der  Odyssee 

v.  Wilamowitz,  Homer.  Unters.  168.    G.  Gilbert,  302 f.     Fick-Bechtel,  Die  griech.  Personenname)' 

Studien   zur  altspart.    Gesch.   44.     Ed.   Meyer,  375.     [Höfer.] 

Hermes  30  (1895),  267,  2.     Gruppe,    Gr.   Myth.  Pontoporeia     (LTovroTtoosia),     Tochter     des 

S.  1152    Anm.  7    nr.  3  b  ß    zu  S.  1151.    —   Vgl.  Nereus  u.  der  Doris,  Hes.   Theog.  256.    Schoe- 

Thalassios  (s.  d.)  und  den  Poseidon  Mesopontios  mann,   Op.  Ac.   2,    166   (Naviga).     Braun,   Gr. 

(s.  d.  und  dazu  Tümpel,  Bemerkungen  zu  einigen  Götterl.  §  75.  85.     [Stoll.] 

Fragen  der  griech.  Religionsgesch.,  Progr.  Neu-  10      Poutoposeidon(JIoi'T07ro(?£tdcav)  =  Poseidon, 

Stettin  1887,  S.  2 f.  15  Anm.  2).  —  2)  des  Glaukos  Arist.  Flut.  1050.     O.  Waser,  Skylla  und  Cha- 

aus  Anthedon,    Mnaseas  bei  Athen.  1,  296  b;  rybdis  1050.    Müller- Strübing,  Jahrb.  für  Mass . 

vgl.  Strabo  10,  447 .    Plut.Cic.2.   Welcker,  Aesch.  Phil.  117  (1878),  759,  vom  Schol.  a.a.O.  durch 

Tril.  311  f.  470f.    Nachtrag  176 f.    G.  Hermann,  növtiog,  utyiGtog,  %-aläüGiog  TIoghiSüv,  ßaaiUvg 

Opusc.2,64:S.  O.  Schneider,  Callimachea  2, 165 f.  oder  avut,  rov  Tlövrov  erklärt.     [Höfer.  ] 

O.  Waser,  Skylla  u.  CharybdisSl.  Nach  Userwr,  Pontos  (IIovTog),  Personifikation  (?)  des  Meeres, 

Rhein.  Mus.  53  (1898),  351  f.   ist  Glaukos  mit  von  Ge  ohne  Liebesgemeinschaft  (attQ  qpddr?]- 

Poseidon  ursprünglich  identisch,  wie  auch  schon  zog   icpiatgov)    erzeugt,    Hes.   Theog.   135    und 

Stephani, Nimbus  u.  Strahlenkranz 33.  Gädechens,  dazu  O.  Müller,   Prolegomena   379      Geschichte 
Glaukos  der   Meergott  203   betont  hatten.    — 20  der    griech.    Litteratur    1 2,    159.      Schoemann, 

3)  Apollon  Tlovriog  statt  Tloixiog  ist  eine  un-  Opusc.  acad.  2,  43  f.    106  f.    164.     Ad.   Gerber, 

glückliche  Vermutung  von  Papasliotis  bei  Ran-  Jahrb.  für  Mass.  Piniol.  Suppl.  13  [1884],  267. 

gäbe,  Ant.  hell.  2,  2477  p.  1033.     [Höfer.]  Bei  Hyg.  f  praef.  9,  18  Schm.  ist  er  gleichfalls 

Pontokrator    (TTovroxparcüe),    Beiname    des  Sohn  der  Ge  (Terra),  als  Vater  aber  wird  Aither 

Poseidon  (cod.  ■Jtavroy.gdraQ),  Orph.  hymn.  17,  (s.  d.)  genannt.     Von  Pontos  und  Ge  stammen 

2,  7.     [Höfer.]  Nereus*),   als  dessen  Mutter  freilich   Ge  nicht 

Pontomeda  (noi'T[o]/x£dor),    Nereide   als   Zu-  direkt  wie  bei  den  übrigen :  Thaurnas,Phorkys*), 

schauerin  bei  dem  Ringkampf  des  Peleus  und  Keto  und  Eurybie   genannt  wird,   Hes.   Theog. 

der  Thetis,  O.  Jahn,  Vasensamml.  K.  Ludivigs  233 ff.  (=  Apollod.  1,  2,  6.    Philargyr.  ad.  Verg. 

380  p.  125.     Gerhard,  A.  V.  3,  227.    Overbeck,  30  Georg.  4,395,  vgl.  Proklos  ad  Plat.  Tim.  5,  296  b 

Heroengall.    7,    5.     Baumeister,   Denkmäler    3  p.  718  Schneider).     Auch  bei  Hyg.  f.  praef.  10, 

nr.  1882  p.  1799;  vgl.  1798  r.  Luckenbach,  Jahrb.  13:  Ex  Ponto  et  Terra  Thaumas  f  tuseiversus 

/'.   Mass.   Piniol.   Suppl.   11,    563  und  Anm.  1.  Ceto  Nereus  scheinen  dieselben  Kinder  wie  bei 

P.  Kretschmer,  Griech.  Vaseninschriften  78.  202.  Hesiod  genannt  zusein,  wenn  man  mit  J.  Escher 

W.  Schulze,  Gott.  Gel.  Anz.  1896,  245.  =  Tlov-  bei  O.  Waser,  Skylla  u.  Clmnjbdis  32,  64  in  dem 

Tonidovocc   (s.d.  u.  A.  Gerber,  Jahrb.   f.  Mass.  ersten  Teile  desWortes  tuseiversus  —  M. Schmidt, 

Phil.  Suppl  13,  290.  O.  Waser,  Skylla  u.  Charyb-  Bh.  Mus.  20  (1865),  461  schlug  Tusci  versus  vor 

dis  36);   vgl.  Nereiden   Sp.  211,  12  ff.   215,  10.  und  erklärte  diese  Lesung  dadurch,  dafs  man 

[Höfer.]  an  ein   Zitat    aus    dem  Dichter  L.  Tuscus   zu 

Pontoinedeia  (Tlovro^iöna),    Nereidenname  40  denken  habe(!)  —  Tuscus   erkennt,    die  latei- 

auf  einer  rfg.  Vase  im  brit.  Museum  (rheroi-  nische  Namensform  für Tyrrhenos,  der  wiederum 

siertes  Genrebild'),  Heydemann,  Comment.  Phil.  mit  Phorkys  identisch  ist,  vgl.  Schol.  Flato  Eep. 

in  honor.   Theod.  Mommseni  171.    Luckenbaeli,  9,  588  c   (p.  358  Herrn).     Apollod.  Epit.  7,  20. 

Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  11,  563  u.  Anm.  1.  und  dazu  O.  Höfer,  Bd.  2  Sp.  1408  s.  v.  Krataia. 

P.    Kretschmer,    Griech.    Vaseninschriften    202.  In  dem   zweiten  Bestandteil   sieht  Bloch  Bd.  3 

Vgl.  Pontomeda,  -usa.     [Höfer.]  S.  2433,  8fF.  eine  Entstellung  des  hesiodeischen 

Pontomedon  (TIovTou.idcov),  Beiname  1)  des  Eurybie.    Oder  ist  vielleicht  Vis,  die  lateinische 

Poseidon,  Find.  Ol.  6,  103  (176).    Aesch.  Sept.  Übersetzung  wenigstens   des   zweiten  Bestand- 

170.    Orph.  hymn.  17,  4.    Anth.  Pal.  9,  680,  1.  teiles  von  EvQvßin   (vgl.  Vis  =  Biet  bei  Hyg. 

Class.  review  5  (1891),  288.    Berl.  Phil.  Wochen-  50  a.  a.  O.    11,   20)    darin    enthalten?     Auch    den 

sehr.  11  (1891),   546.     C.  1.  A.  1  Suppl.  p.  179  Aigaion  (Briareos)  nannte  Eumelos  in  der  Ti- 

nr.  3799,  vielleicht  auch  Simonides  in  Anth.  Pal.  tanomachie    nach    Schol.   Apoll.  Rhod.  1,   1165 

13,  9,  6  (fr.  155  und  dazu  Bergk,  P.  L.  34  p.  500).  (vgl.  Bethe,  Hermes  26  [1891],  624)  einen  Sohn 

Bei  Eur.  Hipp.  744:  6  IlovroiiiScov  7tog(pvgtag  des  Pontos  und  der  Ge.  Von  diesen  beiden  Eltern 

kiuvag  vavrcctg  ovxt&'  üSbv  reaei  versteht r.  Wila-  stammen  nach  ulloi  xivig  bei  Tzetzes  Theog. 

mowitz,   Euripides  Herakles  2,    129   unter  dem  82  in  Anecdota  Matranga  (vgl.  Bakchylides  fr. 

Pontomedon  den  Halios  Geron  oder  eine  seiner  69  Bergk  P.  L.  34,  588  =  fr.  52  Blafs-  p.  176) 

Spezialisierungen:    Phorkys,    Nereus,    Triton,  auch   die  vier  Teichinen  Aktaios,   Megalesios, 

während  Luckenbach,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  Ormenos  und  Lykos  ab.    Als  Töchter  des  Pontos 

11,  563,  1   auch    hier   Poseidon    erblickt;    vgl.  co  werden  Delos  (s.  d.  und  Bd.  2  Sp.  2084,  17.  61ff.) 

auch  F.  R.  Drefsler,    Triton  u.   <(.   Tritonen   1  von  Piudar  (fr.  87.  88.    F.  L.  Bergk  l4  p.  401 

(Progr.  Würzen  1892)  S.  33,  2.  —  Schmeichelei  und  Theophr.  Phys.  opin.  fr.  12  in  Doxographi 

nannte  auch  den  Kaiser  Augustus  TLovzouidav,  ed.   Diels   p.  487,    5)    und    Galene    (raXüvsia), 

C.  I.  G.    3,    4923    =    Kaibel,   Epigr.    978.    —  die  Personifikation  der  Wind-  und  Meeresstille 

2)   des  Priapos,   Anth.   Pal.   10,   16,   11.     Vgl.  von  Euripides  genannt  (Hei.  1458).     Während 

Gruppe     Gr.    Myth     856,    1        [Höfer.]  *)  Bd.  3  Sp.  2433 ,  49  Bind  zwei  arge  Druckfehler  stehen 

-FOntOlIiedllSa    (UovtO^doVGCc),     lochter    des  geblieben:    „Phorkys  ...  Sohn   des   Plutos"   (statt  Pontos) 

Aereus   U.    der   Dons,    Apollod.  1,    2,    7.      [Stoll.]  „und  der  G«  nebst  Akren*"  (statt  Ncrcm). 

87* 


2759                     Popanon  Porde                        2760 

Nereus  nach  Hesiod  (s.  oben)  Sohn  des  Pontos  6  p.  22  C.    Schol.  Hom.  Od.  1,  32.     Tzetz.  Lyk- 

ist,    erscheint    er    bei    dem  nicht   immer   sehr  943.     Heyne,    Observ.   ad   Hom.  II.  1,   254.     v- 

glaubwürdigen  Philo  Byblios  (bei  Euseb.  Praep.  Holzinger  zu  Lykophr.  a.  a.  0.  p.  307  f.  Meineke, 

ev.  1,  20,  26  =  fr.  2,  21.    F.  J?.  G.  3,  568),  dem  J.»«Z.    Alexandr.    128),    und    darnach    fafsten 

aufserdem  auch  bei  der  Übertragung  phoiniki-  manche  das  homerische  a>  itöitoi  als  Ausruf  = 

scher  Götternamen  oft  Irrtümer  unterlaufen,  als  f  o,   ihr   Götter '    oder   erklärten    es    als    durch 

Vater  des  Pontos;  von  letzterem  stammen  wie-  Synaloiphe  von  ztiotioi  —  iitö-Ttxai  entstanden, 

derum  Poseidon  und  Sidon,  die  Erfinderin  des  Apion  bei  Hesych.  s.  v.  -jtöitoi.    Eust.  ad  Hom. 

Gesanges  (und  Stadtgöttin  von  Sidon)  ab;  weiter  11.  98,  45  f.  99,  1.    Apollonius,  Lex.  Homer,  s.  v. 

berichtet  Philo  von  Kämpfen   des  Pontos  mit  10  nö-xoi  p.  133,  19  Bekker.     Tzetz.  a.  a.  0.;  Schol. 

Uranos  und  Demarus  (s.  d.),  vgl.  v.  Baudissin,  Marc,  und  Paraphr.  vet.   zu  Lyk.  a.  a.  0.;   an 

Studien  zur  semitischen  Religionsgesch.  2,  174.  letzterer  Stelle  heifst  es   sogar:  xb  co  nonoi 

—    Eine   Art    von  Personifikation    des   Pontos  ziveg  m  &eol  r)  Movaca  nao'  'O^rjQa;  vgl.  Eust. 

liegt  auch  vor  bei  Hes.  Theog.  963:  v^blg  [lIv  in  cum,  qui  papa  dici  recusabat  Cap.  5(=Eust. 

vvv  %aiQ£% ',  'OXvfvniu    Smj.iar    t%ovteg,  ||  vfjeol  opuscula  ed.  Tafel,  Frankfurt  a.  M.  1832  S.  38, 

r     i'iTtstQoi  tu  %ccl  aliivgog  bvSo&i.  novrog,   vgl.  90  ff.)  Cap.  9  (=  Tafel  S.  39,  84).  —  Eustathios 

C.  Robert,  Melanges  Nicole  461  ff.  bes.  463.  a.  a.  0.  5  u.  9  (S.  39,  70),  wo  er  sogar  das  Sub- 

Auch  das  schwarze  Meer,  der  IJovrog  oder  stantivum  itönog  (auch  Herodian  1,  187,  24  hat 

TLövxog  Ev&ivog,  ein  Name,  der  nach  Gruppe,  Ttönog)  gebildet  hat,  erklärt  dies  für  synonym 

Gr.  Myth.  389   vielleicht   einer    Hadesbezeich-  20  mit  näitag  und  Ttaitalog  (=  itocxriQ),  durch  Vokal- 

nung  entlehnt  ist,  wird  personifiziert.     Schon  trübung   entstanden  wie   uGxucpig  aus  aGxecqjig. 

bei  Herodot  (4,  86;   daraus  Dionys.  Per.  165.  Auch  Euphorion  {Meineke  a.  a.  0.)  und  Lykophr. 

Avien.  Desci\  orb.  terr.  245.    Priscian.  Perieges.  943   gebrauchen    tiotvol  wie  ein    gewöhnliches 

155)    heifst    die    Maiotis    —    nach    Eust.    zu  Substantivum  in  der  Bedeutung  'Götter'.    Vgl. 

Dionys.  P.  a.  a.  0.  mit  Anspielung   auf  ihren  Autenrieth  bei  Nägelsbach  zu  Hom.  A254.  Nach 

Namen  =  Muttersee  (^ala  =  rpoqpdg)  —  .«Jj'rrjp  Etym.  31.  823,   32  (vgl.  Herodian  a.  a.  0.)   ist 

roxi  Uovtov,  vgl.  Dionys.  Byz.  2  p.  2  Wescher:  tiÖtcoi  die  skythische  Bezeichnung  für  äydlaarc: 

Mai&rig,    r)v    iii]t£qu   ■ü.ccl    rgocpbv  xov  TLöv-  rtvcc  vnöyaiu  rcov  ftnav.     [Höfer.] 

xov    xcczscpijiuGs   loyog    ix   %ala.iag  \ivr)\Lr[g  Populona,  -Oiiia,  Beiname  der  Iuno,  s.  Bd.  2 

iiccQccdb öo^ievog,    und   nach   Plinius    (6,  20)  30  Sp.  598  und   Walt.   Otto,   Philologus  64  (1905), 

nennen    die    Skythen   die  Maiotis   Temarunda,  172.  203  ff.,  der  sie  mit  Mommsen,  Staatsrecht 

„quo  significant  matrem  maris",    vgl.  Müllen-  3,  5,  2,  ausgehend  von  der  Gleichheit  der  Be- 

hoff,  Monatsber.  d.  k.  preufs.  Akad.  d.  Wiss.  1866,  griffe  quirites  und  populus,   für  identisch  mit 

556.    Auf  Kaisermünzen  von  Tomis  (Poole,  Catal.  Iuno  Quiritis  (Bd.  2  Sp.  596)  erklärt.      [Höfer.] 

of  greek  coin  Brit.  Mus.  Tauric  Chersonese  57,  Populus.     Über  die  Darstellungen   des  Po- 

26.  61,  48.  61,  51.    Svoronos,  'Eqp7]ft.  &q%.  1889  pulus  auf  Münzen  und  auf  der  Ära  Pacis  Au- 

Taf.  2,  13)  erscheint,  die  Füi'se  der  Stadtgöttin  gusti    vgl.   E.  Petersen,    Rom.  Mitt.   7,    255  ff. 

Töiiig  mit  der  Linken  berührend  nur  mit  halbem  Arch.  Anz.    18   (1903),    184  f.     Jugendlich  mit 

Oberkörper  hervorragend,  ein  bärtiger,  nackter  Opferschale  und  Füllhorn  an  einem  Altar  zu- 
Mann, den  man,  wie  es  v.  Sallet,  Beschreib,  d.  40  sammen  mit  dem  älteren  Senatus  opfernd,  findet 

antiken  Münzen  1,  92,  14  tut,  für  einen  Flufs-  er  sich  auf  einer  Münze  des  Traian  (Cohen  22, 

gott  —  Poole  a.  a.  0.  bezeichnet  ihn  als  water-  •  86  nr.  654),  des  Hadrian  (Cohen  2 2,  222  nr.  1406); 

god  —  halten  könnte,  wenn  er  nicht  statt  der  etwas    anders    ist    die    Darstellung    auf   einer 

Stierhörner  die  Scheren  des  Seekrebses   trüge,  Münze  des  Marc  Aurel  (Collen  32,  107  nr.  1051): 

und  daher  erkennt  Svoronos,  'Eq>.  ccq%.  a.  a.  0.  mit  Füllhorn   steht    er    an    einem    bekränzten 

95  f.  wohl  mit   Recht  hierin  eine   Darstellung  Altar,  auf  dem  ein  Schild  aufrecht  steht,  dem 

des  Pontos  Euxeinos,    ebenso  wie   dieser  nach  Senatus    gegenüber,    hinter    dem  Populus    ein 

Imhoof -Blumer,  Kleinasiatische  Münzen  1,  8,  1  Stier.     Als  Zuschauer  beim  Opfer  des  Senatus 

in  etwas  abweichender  Darstellung,  die  Linke  ist  er  weniger  jugendlich   auf  der  Ära  Pacis 
am  Anker,  zu  Füfsen  der  Stadtgöttin  von  Hera-  50  dargestellt.    —  Vgl.   auch   die  bilingue  Weih- 

kleia  in  Bithynien,  und  auf  Münzen  von  Amisos  inschrift:     ACi    KaTtercoXim    -/.od    reo    dr]iLcp    xöiv 

im    Pontos    erscheint,    Imhoof- Blumer  a.  a.  0.  'Pa>[icdcov  =  Iovei  Capitolino  et  poplo  Romano, 

1,  1,  4.    Auf  Münzen  von  Nikaia  ist  Pontos  mit  Orelli  3674    =    C.  1.  L.  1,  589    =    C.  I.  L.  6, 

dem  Delphin  dargestellt,  Müller -Wieseler,  D.  372  =    C.  I.   G.  3,   5880   =   7.  G.  P.  et  Steil, 

a.  K.  II,  2,  26.     Keller,  Tiere  des  Mass.  Altert.  986.     Vgl.  Demos  u.  Bd.  3  Sp.  2130.     [Höfer.] 

420,  115.     Über  die  Personifikation   und  Dar-  Porde    (TlogSi]),    scherzhafte,    freilich    auch 

Stellung  des  AiyaZog  JJovxog  s.  Bd.  2  Sp.  2080,  schamlose    Personifikation,    soweit    von    einer 

19  ff.  Sp.  2118,  58  ff.   und  die  Abbildung  Bd.  2  solchen    die  Rede    sein  kann,    der  durch   das 

Sp.  2119.     [Höfer.]  Verbum    Tttgdsiv    ausgedrückten    Tätigkeit    in 

Popauon(JTo7z:ai>a>i>),  griechische  Bezeichnung  60  dem  in  Oxyrhynchus-Papyri  3,    45   erhaltenen 

des  italischen  Ianus  s.  Röscher  Bd.  2  S.  15,  45  ff.  Mimus  Charition,  vgl.  Sudhaus,  Hermes  41(1906), 

S.  42,  43 ff.    W.  Kahl,  Philologus  Suppl.  5,  746 f,  265,  1.     Auf  den  Rat  eines  Gefährten:  \ivcc  dl 

der  ebenso  wie  Röscher  diese  Bezeichnung  auf  §u<6~\co&yg,  nogSiiv  ßdXs'  [ftewv  Ss  xlvec  v.cdelg]; 

die  Ianualia,  Opferkuchen  zu  Ehren  des  Ianus  antwortet   der  andere:    IloQdijv,   [t/s  y.qö.xigxcci 

=  griechisch  -xöstava  bezieht.     [Höfer.]  blv\ai   Sokovgl   ä-JToxooTtai,   und    versteigt  sich 

Popoi  (TIÖtioi),  angebliche  Bezeichnung  der  dann  zu  der  Anrede:  xvqLcc  UoQdi],  der  er  eine 

Götter  bei   den  Dryopern:    (nalovoi)    Aovontg  silberne  Statue   verspricht,  vgl.   Grenfell-Hunt, 

.  .  .  TTüTrovg  rovg  Öcä^LOvag  (Plut.  de  aud.  poet.  Oxyr.  Pap.  a.  a.  0.  p.  52.     [Höfer.] 


2761                      Pordon  Porkes                      2762 

Pordon  (nögöav).  Den  Namen  der  Insel  Perimede,  Eriboia  neben  Periboia  und  Phere- 
IlogdoaiXrjvr,,  die  später,  um  den  üblen  Klang  boia,  Polymele  neben  Philomela  u.'s.w.  Bedeutet 
der  zwei  ersten  Silben  zu  vermeiden,  Uogo6£-  Xagißoia  'die  sieb  freut  am  Fraise'  (vgl.  ßoöxtiv 
Xt]vrj  hiefs,  leitet  0.  Rofsbach,  Neue  Jahrb.  für  bei  Aesch.  Ag.  118),  so  bezeichnet  IJsgißota 
d.  Mass.  Altert,  4  (1901),  403 f.  von  einem  Silen  'die  rings  herum  Fressende',  beides  Namen, 
tlZiXrivog),  mit  Namen  TJögScov  oder  JJogSog  ab,  die  im  tatsächlichen  Einklang  mit  der  Tätig- 
dessen  Haupt  er  auch  auf  den  autonomen  keit  dieser  Ungeheuer  (s.  unten)  stehen.  Wenn 
Münzen  dieser  Stadt  (abg.  Jahrb.  a.  a.  0.  392/3  aber  Periboia  als  berechtigte  Variante  zu  halten 
nr.  11  =  Brit.  Mus.  Troas  Taf.  43,  14)  er-  ist,  so  läfst  sich  mit  grofser  Wahrscheinlich- 
kennt.    [Höfer.]  10  keit  folgern,    dafs   auch  in   dem  überlieferten 

Porkes,  Porkeus,  Porkis  (i7dpxrjs,  TJoq-  feurifis  ein  anderer  Name  als  Porkes  zu  suchen 
xevg(?),  nögnigi.  Sinon,  heifst  es  bei  Lykopin:  ist,  ganz  abgesehen  davon,  dafs  paläographisch 
Alex.  347,  wird  ein  Feuerzeichen  den  Griechen  beide  Namen  nicht  die  entfernteste  Ähnlich- 
geben xoig  slg  6tsvt\v  AsvKoyovv  (=  Tenedos)  keit  mit  einander  haben :  und  erst  recht  geht 
iv.7tSTtXcov.6Gi  neu  naidoßgCaxog  nögvscog  es  nicht  an,  aus  curifin:  Porcen  ophin  heraus- 
(7Top/t£ü)g?:i)  vrjdovg  ömXäg.  Dazu  bemerkt  lesen  zu  wollen.  Oder  wird  jemand  sagen: 
das  Schol.  Marc:  (I)  IJog-nig  -aal  Xagißoia  ovo-  diese  Schlangen  nennt  Lysimachos  die  Schlange 
(iccta,  oi  TtXsvöcxvrsg  iv.  x&v  KuXvSviov  vi]6tov  Porkes  und  Periboia?  Ebenso  ist  die  Verum - 
i)X&ov  slg  Tgoiav  v.ai  ditcp&sigav  xovg  naidag  tung  von  F.  Schoell  abzuweisen:  Coryphe  ist 
Aaoxöcovxog  iv  xeo  xov  Qv^ißgaiov  AnöXXcovog  20  ein  weiblicher  Name;  wir  haben  es  aber  mit 
vsä.  Damit  stimmt  wörtlich  überein  (II)  die  einem  Schlangenpaare  (s.  unten,  und  'Robert, 
alte  Paraphrase,  nur  dafs  sie  den  Zusatz  iv  Bild  und  Lied  194,  2)  zu  tbun,  und  da  die  weib- 
xeo — vsco  wegläfst  und  nach  Xagißoia  6v6[iaxa  liehe  Schlange  schon  durch  Periboia  vertreten 
den  Zusatz  öcpscov  hat;  die  jüngere  Paraphrase  ist,  mufs  in  f  curifis  ein  männlicher  Name  ent- 
illl)  bietet  xov  xovg  nalSag  xaxaßißgcb6x.ovxog  halten  sein.  Auch  auf  den  bildlichen  Dar- 
IloQyiscog  Sgäv.ovxog  dißßag  KaXviSvag  vrjoovg.  Stellungen  scheint  das  verschiedene  Geschlecht 
Tzetzes,  über  dessen  Verhältnis  zu  den  Lyko-  der  Schlangen  entweder  durch  ihre  versekie- 
phron-Scholien  man  Scheer,  p.  XIII  vergleiche,  dene  Gröfse  angedeutet  (so  auf  dem  pompeia- 
erwähnt  den  P.  an  drei  Stellen:  1)  zu  v.  340/47  irischen  Wandgemälde,  abg.  Bd.  2  Sp.  1839/40, 
p.  545  Müller:  sig  xag  ö'ntXäg  vrjoovg  (xag  Ka-  30  wo  die  den  Laokoon  umschlingende  Schlange 
XvSvag  Xiysi)  xov  TIog-Asag  Kai  xov  Sgdvovzog.  —  viel  gröfser  gebildet  ist  als  die,  die  den  Knaben 
2)  zu  344  p.  547:  dep'  mv  vrjßcov  ovo  dgdvovxsg  umstrickt;  vgl.  B.  Mhwald,  Phüologus  53  [1894], 
nögvrtg  xs  xal  Xagißoia  ötavri^diisvoi  xov  TtaiSa  740),  oder,  worauf  R.  Engel  mann  (Archäolo- 
xov  Aaor.öcovzog  ävslXov.  —  3)  zu  347  p.  549:  gische  Studien  zu  den  Tragikern  S.  25  Anm., 
it,  tov  TtXsvßavxsg  (v.  1.  nXsv6ag)  6  Tl6gxr}g  xs  vgl.  S.  21)  aufmerksam  macht,  durch  ihre  ver- 
zog r\  Xagißoia  vq)ig  xov  Aaovöcovxog  natSa  schiedene  Zeichnung  (s.  Abb.).  Nur  zögernd 
ävslXov.  Dafs  die  sogenannten  'Laokoon-  wage  ich  die  Vermutung,  dafs  in  f  curifis 
schlangen'  Namen  getragen  haben,  hat  nach  [=  griech.  f  xovgicpig]  der  Name  irgend  einer 
Sen:  ad  Verg.  Aen.  2,  204  (horum  sane  dra-  Schlangenart  stecken  könnte,  z.  B.  novxiXog, 
conum  nomina  Sophocles  in  Laocoonte  dicit)  40  6  g  o  <p  i  a  g ,  ntotplag,  Tivggiag  u.  s.  w. ;  vgl. 
Sophokles  (nach  Gruppe,  Gr.  Mytli.  689,  5  ein  Hesycli.  ed.  M.  Schmidt,  Index  p.  128.  Luca- 
alter  Scholiast  des  Sophokles;  vgl.  dazu  die  Be-  nus  9,  700  ff. 

merkungen  von  v.  Wüamowitz,  Anal.  Euripidea  Es  ist  längst  aufgefallen,  dafs  die  Schlangen 

186.    Robert,  Bild  u.  Lied  242)  berichtet,  und  bei  Sophokles  und  an  den  angeführten  Stellen 

Lysimachos  (R.  Stiehle,  JPhüologus  5  [1850],  382.  Namen   tragen,    Welcher,   Gr.   Tragödie   152  f. 

v.  Wüamowitz,  Homer.  Unters.  181.  Robert,  Bild  Robert,  a.  a.  0.  198  f.  R.  Engelmann  25.  Gruppe, 

und  Lied  198.  228)  nannte  nach  Sero.  a.  a.  0.  Gr.  Mytli.  689,  5.    Zur  Erklärung  hat  man  die 

2,  211    diese   Schlangen  (dracones)  feurifin   et  Notiz    bei    Serv.  ad   Verg.  Aen.  2,  201    heran- 

Periboeam.    Nach  Thilo-Hagen  z.  d.  St.  schrieb  gezogen:  'Sane Boa  hylides  [nach Blafs,Bacchyl. 

hierfür  Mascivius  nach  Tzetz.:  Porcen  et  Chari-  50  fr,  92  p.  163   in  einem  Dithyrambus  Aaoxöcov] 

boeani;    F.  Schoell:    Coryphen    et    Periboearn;  de  Laocoonte  et  uxore  eius  vel  de  serpentibus 

llulo   selbst  vermutet:    Porcen    ofin    [=  6'qptf]  a  Calydnis  insulis  venientibus  atque  in  homines 

etChariboeam.  Trotz  Robert  (Bild  und  Lied  198),  conrersis  dicit.'    Allgemein  —  nur  Robert  IM 

der  die  Korrektur  von  'curifin  et  Periboearn'  äufsert  leisen  Zweifel:  'wenn  dem  lakonischen 

zu  Torcen  et  Chariboeam'  als  'zweifellos  rieh-  Ausdruck  der  Vergilscholien  zu  trauen  ist'  — 

tig'  bezeichnet  und   annimmt,   dafs   einerseits  schliefst  man  hieraus,  dafs  die  Schlangen  bei 

das  Lykophronscholion  (und  Tzetzes)  auf  Lysi-  Bakchylides  sich  in  Menschen  verwandelt  hätten. 

machos    zurückgeht,    andererseits    dieser    die  Doch  bietet  die  Stelle  manche  Schwierigkeit; 

Sophokleischen  Namen  wiedergiebt,    halte   ich  abgesehen  von  der  Möglichkeit,  dafs  der  Aus- 
die  Änderung  für  unnötig,  ja  unrichtig.    Chari- 60  druck  'in   homines   conversis'   bedeuten   kann: 

boia  und  Periboia  sind  zwei  ebenso  gute  und  'Schlangen,  die  sich  gegen  Menschen  gewendet 

berechtigte    Varianten,    wie    Agamede    neben  haben'  (natürlich,  um  sie  zu  töten),  stört  be- 
sonders das   fveV,   wofür  Welcher  a.  a.  0.  152 

*)  Die  Accentuation  Ilogxtws  in   den   Ausgaben   von  und  Bergk,  Bakchul.fr.4  Z2  p.  581  stillschweigend 

!T^d?«Ä      i^Jr?  ?°S:  '**'  geschrieben  haben.    Das  vel,  wie  es  über- 

xev;  voraus,    der   an    sich   sehr   wohl    denkbar   ist.     Doch  ,.    n  &,    •    ,     n..  P  ,                     n       n  n       ■,.     T,r..    t   i  i      -± 

geben  Schol.  und  die  alte  Paraphrase  (s.  oben)    den  Nomi-  liefert  ist,  lafst  SOgar  allenfalls  die  Möglichkeit 

nativ    Tluiiy.u;    in    der    jüngeren    Paraphrase    accentuiert  offen,    an  Laokoon  und  seine  Gattin  ZU  denken, 

Scheer:  i7(iozf(».-.  die  als  Schlangen  [vgl.  Kadmos-Harniotüa]  von 


2763                       Porkes  Porkes                       2764 

den  kalydnischen  Inseln  gekommen  und  dann  öcpig.    Ist  auch  auf  diesen  Unterschied  zwischen 

sich    wieder    in    Menschen   verwandelt  haben.  öqcckwv  und  5cpi,g  kein  grofses  Gewicht  zu  legen, 

Doch  versagen   hier  die  Mittel  unserer  Über-  so  haben  wir  uns   diese   über  das  Meer  kom- 

lieferung.  —  Dies  war  schon  längere  Zeit  nieder-  menden  Ungeheuer  doch  wohl  mehr  unter  dem 

geschrieben,  als  ich  durch  Zufall  im  Phüologus  Bilde  der  von  Vergil  geschilderten  Untiere  zu 

Suppl.  5  (1890)    auf  die   Kritischen  Analekten  denken,    bei    denen  wir  an   dem   Schwimmen 

von   W.  Fröhner  stiefs,  der  a.  a.  0.  S.  67  sich  übers  Meer  keinen  Anstofs  nehmen,  und  warum 

folgendermafsen  äufsert :  cWasheifst  bei  Servius  soll  dieses  Motiv  des  Schwimmens  übers  Meer 

in  Aen.  201 :  Sane  Bacchylides  de  L.  et  ux.  eius  trotz  der  fehlenden  Analogie  für  die  griechische 

rel  de  serpentibus  etc.  ?    Als  ich  in  Carl  Eoberts  10  Mythologie,  wie  Robert  will,  nicht  anzunehmen 

Bild  und  Lied  den  Exkurs  über  die  Laokoon-  sein?     Die  Hauptsache   aber  ist,    dafs    selbst, 

sage  las,  drängte  sich  die  Vermutung  auf,  statt  wenn  wir  wirklich  mit  Robert  annehmen,  Porkes 

vel  sei  velut  zu   schreiben.     Nur  so  bekommt  und  Chariboia   seien   als  Personen  gekommen, 

die    Stelle    einen    Sinn,    freilich    einen    uner-  es  ebenso  unbegreiflich  bleibt,  woher  der  Bote 

warteten.'    —    Bedenklich    aber    erscheint   es,  auf  einmal  ihre  Namen  wissen  soll,  die  Namen 

mit  Robert  199   unter  teilweiser  Berufung  auf  dieser    f plötzlich    erscheinenden     Ungeheuer'. 

Bakchylides    anzunehmen,    dafs    Torkes    und  Wenn   diese   sich  'plötzlich  in  Schlangen  ver- 

Ohariboia  bei   Sophokles  Personen  waren,   die  wandeln'  (d.  h.  sofort,    nachdem  sie  ans  Ufer 

von  den  kalydnischen  Inseln  herüberkommen,  gekommen),    so   bleibt  ihnen  doch  keine  Zeit, 

sich  aber  plötzlich  in  Schlangen  verwandeln'.  20  ihre  Namen  irgendwem  mitzuteilen,   ganz  ab- 

Die  weiteren   Gründe   Roberts    sind    folgende:  gesehen  von  der  inneren  Unwahrscheinlichkeit 

1)  die  Namen,  die  nicht  durch  Hinweis  auf  den  einer  solchen  Situation.  Es  bliebe  höchstens 
von  C.  Keil,  Anal,  epigr.  191  anm.  herbei-  der  Ausweg,  dafs  ein  in  dem  Stücke  auf- 
gezogenen Drachen  AdScov  [s.  d.  nr.  2  und  tretender  deus  ex  machina  die  Namen  genannt 
v.  Wilamoioitz,  Euripides'  Herakles  22,  96]  oder  habe  —  zu  welchem  Zwecke,  bleibt  freilich  un- 
den  TJv&ojv  [vgl.  auch  dslcpvvr]]  erklärt  werden  ersichtlich.  Ganz  anders  aber  gestaltet  sich 
könnten,  da  es  sich  in  dem  Laokoonmythos  die  Sache,  wenn  wir  die  oben  erwähnte  Stelle 
um  plötzlich  erscheinende  Ungeheuer  handele,  aus  Lykophron  hierherziehen,  der  die  kalyd- 
nicht  wie  dort  um  bekannte  als  Wächter  be-  nischen  Inseln  die  Doppelinsel  Ttccidoßocöxog 
stellte  Tiere.  Im  Drama  hätten  diese  Ungeheuer  30  Ilogiisag  nennt.  Eine  unbefangene  Interpre- 
nur  im  Botenbericht  (vgl.  auch  Engelmann  tation  kann  dies  nur  so  auffassen,  dafs  die 
a.  a.  0.  25)  erwähnt  werden  können;  woher  aber  kalydnischen  Inseln  der  Wohnsitz  des  kinder- 
habe  der  Bote  ihre  Namen  kennen  sollen?  —  fressenden  Porkis  sind,  dafs  Porkis  also  nicht 

2)  In  dem  Lykophronscholion  (oben  nr.  I)  würde  ein  plötzlich  erscheinendes  und  ebenso  plötz- 
niemand  aus  den  Worten  allein  erraten,  dafs  lieh  wieder  verschwindendes  Wesen,  sondern 
von  Schlangen  die  Rede  sei;  ja  der  Ausdruck  ein  ständiger  Bewohner  jener  Inseln  ist.  Ja, 
7ti£v6ccvTsg  sei,  von  Schlangen  gebraucht,  aus  Lykophron  selbst  geht,  wenn  wir  zunächst 
kaum  erträglich.  —  8)  Das  Motiv  Vergils,  bei  von  der  Erklärung  der  Scholien  absehen,  gar 
dem  die  Schlangen  als  Schlangen  übers  Meer  nicht  hervor,  dafs  Porkes  eine  der  cLaokoon- 
schwimmen ,  sei  in  der  griechischen  Mytho-  40  schlangen'  ist.  Es  bleibt  die  Möglichkeit  offen, 
logie  ohne  Analogon;  das  v.i]xog  schwimme  wohl  dafs  der  Name  dieses  kinderfressenden  Un- 
über  das  Meer,  der  öcpig  aber  hause  in  den  geheuers  erst  nachträglich  auf  die  Schlange 
dunkeln  Winkeln  der  Tempel  oder  in  Höhlen  übertragen  worden  ist.  Ebenso  könnte  man 
oder  unter  der  Erde.  —  Was  zunächst  den  folgern,  dafs  Lykophron,  wenn  er  mit  Porkes 
Ausdruck  nXsvaavxhg  auf  Schlangen  ange-  wirklich  schon  die  rLaokoonscklange'  meinte, 
wendet  betrifft,  so  ist  er  nicht  ungewöhnlicher,  nur  eine  kannte  oder  wenigstens  nennen  wollte, 
als  wenn  man  7tX? iv  von  Schiffen  (Hom.  11.  9,  Dafs  das  dem  P.  beigelegte  Epitheton  Ttcadoßgmg 
360.  Od.  12,  70)  oder  von  Holz  {Od.  5,  240)  oder  wörtlich  und  buchstäblich  aufzufassen  ist  — 
von  Waffenstücken  und  Leichen  (II.  21,  302)  v.  Holeinger  zu  Lyk.  a.  a.  0.  übersetzt  es  mit 
oder  von  einer  Insel  (Herod.  2,  156)  gebraucht  50  'Knabenwürger'  — ,  beweist  aufser  Eust.  ad 
und  wird,  worauf  ich  schon  Bd.  2  Sp.  1842,  30 ff.  Hom.  H.  86,  13,  wo  Kronos  des  Zeus  ncadoßowg 
hingewiesen  habe,  durch  Apoll  od.  Epit.  5,  18:  itaxi]Q  heifst,  Lykophron  selbst  (v.  1199),  wo 
'Svo  dgäxovxsg  dLccviq^äusvoi  diu  ri]g  &a-  von  den  TtatöößgcoxoL  &oivai  des  Kronos  die 
läßorig  in  r&v  Ttlrj6iov  vriacov  xovg  Aaov.6covxog  Rede  ist,  und  vor  allem  das  hier  abgebildete 
viovg  ■xaxi-o&lovoLr''  gestützt  und  erläutert,  eine  Vasenbild  (s.  unten),  wodurch  zugleich  auch 
Stelle,  die  Robert  freilich  noch  nicht  kennen  wieder  die  Worte  Apollodors  (Epit.  5,  18): 
konnte.  Wenn  Robert  ferner  in  Abrede  stellt,  (dvo  .  .  .  doccxovxzg  .  .  .  rovg  Aaoxocovxog  viovg 
dafs  der  ö'qpi?  über  das  Meer  schwimmen  y.uvsoQ-iovglv''  im  vollen  Mafse  bestätigt 
könne,  so  ist  erstens  zu  entgegnen,  dafs  fast  werden,  vgl.  Engelmann  a.  a.  0.  24.  Auch 
an  allen  Stellen  (Arktinos(?)  [vgl.  0.  Crusius,  60  Schol.  Ask.  Or.  Ibis  483  berichtet,  dafs  Laokoon 
Phüologus  54  [1895],  733]  bei  Proklos  —  Apollod.  von  den  Schlangen  zerrissen  ( d ilaceratus)  worden 
a.  a.  0.  —  Sophokles  und  Lysimachos  a.  a.  0.  —  sei,  und  auch  die  Ausdrücke  bei  Quint.  Smyrn. 
Zeugnis  III.  —  Tzetzes  1  und  2.  —  Servius  2,  (v.  475:  die  Schlangen  6lojj6iv  uvnQEMpa.vxo 
201;  immissis  draconibus. —  Quint.  Smyrn.  12,  yiw66i  die  Söhne  des  L.,  v.  484:  die  Troer 
454.  —  Tzetz.  Posthorn.  714.  —  Hyg.  f.  135)  errichten  den  Laokoontiden  ein  Kenotaphion) 
von  Sgäxovxsg  die  Rede  ist;  nur  Zeugnis  II  lassen  auf  ein  gleiches  Schicksal  der  Söhne 
und  Tzetz.  3  sprechen  von  öqpis,  letzterer  aber  des  L.  schliefsen.  Wenn  oben  aus  Lykophron 
nennt  auch  nur  die  Chariboia,  nicht  den  Porkes  gefolgert  wurde,  dafs  Porkis  als  ein  Ungeheuer 


2765 


Porkes 


Porkes 


2760 


aufzufassen  ist,  das  als  ständiger  Bewohner 
auf  den  kalydnischen  Inseln  hauste,  so  bietet 
einen  weiteren  Beweis  für  diese  Auffassung 
Quintus  Smyrnaeus,  der  nach  Boberts  (a.  a.  0. 
209)  Ansicht  in  manchen  Punkten  der  alten 
Sagenversion  folgt:  nach  ihm  (12,  449 ff.)  hausen 
die  'Laokoonschlangen'  aus  dem  Geschlechte 
des  Typhon  entsprungen  in  einer  Unstern,  für 
Menschen  unnahbaren  Felsenhöhle  auf  den  ka- 


kcci  i}  Xagißoicc  öcpig  hat,  also  an  den  beiden 
letzten  Stellen  nur  XaQißoicc  als  öqü-aoiv  bez. 
öqpig  bezeichnet.  Doch  mag  dies  belanglos 
sein;  denn  wir  müssen  doch  wohl  Porkis  und 
Chariboia  als  zwei  gleichartige,  gleichgestaltige 
Wesen  betrachten,  nur  dafs  auf  einigen  Dar- 
stellungen, wie  schon  oben  erwähnt,  ihr  ver- 
schiedenes Geschlecht  angedeutet  wird.  So 
ist  auf  dem  Bd.  2  Sp.  1839  abgebildeten  pom- 


lydnischen  Inseln:  uvxqov  .  . .  m  Ivi  ftfiQtg  G(isq-  io  peianischen  Wandgemälde  die  den  einen  Knaben 


daltoi    vctisoxov    h'    ovlo[iivoi,o    ysvt&lrjg    Tv- 
yiovog,  wo  Bhodomanus  für  ex'  :  cm    schreiben 
wollte,  was  aber  nach  Koechly  z.  d.  St.  unnötig 
ist,  der  die  überlieferte  Lesart  tx  beibehält  und 
interpretiert :  adhuc  superstites  sunt  duo  Uli  dra- 
cones,  ceteris  sublatis.     Porkis  als  Nachkomme 
des  schrecklichen  Typhon  gleicht  jenen  gleich- 
falls  von  Typhon   abstammenden  Ungeheuern, 
wie  der  Sphinx,  der  krommyoniscken  Sau,  den 
Hunden  Kerberos  und  Orthros,  der  lernäischen  2J  bert,    Hermes    22 
Hydra,  dem  nemeischen  Löwen  u.  s.  w.    Und  so       (1887),   459    ver- 
erklärt es  sich  ohne  wei- 
teres,   dafs    dieses    Un- 
geheuer   einen    Namen 
führt    ebenso    wie    das 
zweite,  das  man  ihm  als 
Gefährten  zugesellt  hat, 
Chariboia  bez.  Periboia. 
Nach  Gruppe,  Gr.Myih. 
089,  5  weist  der  Name 
Periboia     auf     Salamis 
hin ;  Sophokles  sei  wahr- 
scheinlich   durch    atti- 
sche Lokalsagen  geleitet 
worden,   wie   durch  die 

des  salaminischen 
Schlangenheros     Kych- 
reus,   der  nach   Eleusis 
auswanderte.  Infolge  der 
Besetzung  von  Salamis 
seien  solche  Schlangen- 
sagen den  Athenern  ge- 
läufig gewesen;  übrigens  schienen  die  Laokoon- 
schlangen  als  Heroen  gedacht  zu  sein.     Diese 
Ansicht   fällt  aber,    wenn,    wie   oben    nachzu- 
weisen   versucht    wurde,    die  Vorstellung    von 
einer  Verwandlung  der  Schlangen  in  Menschen 
oder     umgekehrt     abzuweisen    ist.      Unwahr- 
scheinlich ist  auch  die  Vermutung  von  Tümpel 


umschlingende  Schlange  bedeutend  kleiner  als 
diejenige,  die  den  Laokoon  bedroht,  vgl.  Ehivald. 
Philologus  53  (1894),  740,  der  zugleich  im  Gegen- 
satze zu  Engelmann  (Bd.  2  Sp.  1839,  59  ff.) 
nachzuweisen  sucht,  dafs  das  Bild  nicht  von 
Vergil  abhängig  sein  kann,  sondern  auf  die 
euphorionische  (vgl.  jedoch  Bobert,  Bild  und 
Lied  209)  Version 
zurückgeht.    Bo- 


Fragmento  di  Vaso  (nach  Monumcnti  antichi  9  Taf.  15). 

Artemis,  Apollon,  Apollonstatue  von  Schlangen  umwunden  (die  im  Begriff  sind,  die 

Laokoontiden  zu  verschlingen)  und  Laokoons  Frau. 

mutet,  dafs  für  das  Bild  ebenso  wie  für  Vergil 
selbst  Alexandros  riolvtaxcog  in  seinem  Werke 
Tts gl  'Pw^irig  Quelle  gewesen  sei.  Durch  die 
Zeichnung  deutlich  auseinandergehalten  sind 
die  zwei  Schlangen  auf  dem  hier  nach  Engel- 


mann, Arch.  Studien  20  [abg.  auch  Mon.  ant. 

pubbl.  per  cura  della  B.  Accademia  dei  Lincei 
bei  Pauly-Wissowa  s.  v.  Chariboia,  der  aus  50  9  tav.  15]  abgebildeten  Vasenfragment,  das  in 
den  Worten   bei  Proklos:  dvo  dpd-xovxsg   £tii-       einer  Grabanlage  bei  Bari  1898  gefunden  worden 


cpavivxsg  schliefst,  dafs  die  Schlangen  wohl 
ursprünglich  bei  Arktinos  im  Tempel  des 
Apollon  Thymbraios  heimisch  gewesen  seien. 
Denn  nichts  deutet  in  den  Worten  des  Proklos 
auf  eine  solche  Auffassung  hin,  und  selbst 
wenn  wir  zwei  oixovqoi  öcpzig  —  gewöhnlich 
wird  nur  eine  genannt,  nur  Phylarchos  bei  Phot. 
319,  22  spricht  von  zweien  im  Tempel  der 
Athena  Polias  auf  der  Akropolis  von  Athen  — 
im  Tempel  des  Apollon  annehmen,  so  verträgt 
sich  doch  kaum  die  Vorstellung,  die  man  mit 
der  olxovQog  öcpig  verband,  mit  der  mörderischen 
Rolle,  die  sie  in  der  Laokoonsage  nach  Tümpels 
Hypothese  spielen  würden.  Auffallend  erscheint 
«s,  dafs  Tzetzes  (2)  von  dvo  dQcixovxhg  FLÖQ-xiig 
TS  Kai  Xcepißoiix  spricht,  während  er  (1)  JZop- 
■xtcog  kccI  xov  ögcixovxog  und  (3)  6  Il6Qy.i]g  xs 


ist,  und  dessen  Darstellung  nach  Engelmann, 
Arch.  Stud.  a.  a.  0.  23  ff.  (vgl.  Arch.  Am.  14 
[1899],  197)  auf  den  Laokoon  des  Sophokles 
zurückgeht :  In  einem  durch  den  Dreifufs  an- 
gedeuteten Heiligtume  (des  Apollon  Thym- 
braios?) steht  auf  niedriger  Basis  eine  Apollo- 
statue, die  in  der  R.  eine  Schale,  in  der  L.  den 
Bogen  hält;  1.  davon  steht  in  der  Haltung  eines 
00  schwer  Trauernden  Apollo,  und  hinter  ihm, 
nur  zum  Teil  erhalten,  Artemis.  Um  die  Basis 
und  um  die  Füfse  der  Statue  windet  sich  eine 
Schlange,  im  Rachen  einen  Arm,  während  vor 
ihr  am  Boden  zwei  Beine  liegen.  Die  andere 
nur  teilweise  erhaltene  Schlange  hat  gleichfalls 
die  Statue  umwunden,  über  deren  Kopf  hinaus 
sie  sich  hoch  emporbäumt;  wir  werden  mit 
Engelmann    annehmen    müssen,    dafs    sie    mit. 


27G7  Porkes  Porkes  2708 

ihrem  Rachen    den    zweiten  Laokoontiden  ge-  der  Laokoontiden  durch  die  Schlangen  —  über 

packt  hielt,   dem  die  von  rechts  herbeieilende  die  Schlange  als  Sinnbild  des  Verderbens  und 

Mutter  (Mals  dem  Vater  voraus  die  Mutter  zum  der  Verwüstung  vgl.  den  Traum  Hannibals  bei 

Schutze  ihrer  Kinder  herbeieilt,  ist  eine  vortreff-  Cic.  de  div.  1,  24,  49.  Liv.  21,  22  und  J.  Mähly, 

liehe  Erfindung  und  ein  Beweis  für  die  vorzüg-  Hie  Schlange  im  Mythus  u.  Kultus  der  klassi- 

liche  Bedeutung  der  Quelle,  auf  die  das  Vasen-  sehen  Völker  23.  42  —  als  ein  (für  Aineias  be- 

bild  zurückgeht',  Engelmann  a.  a.  0.  23),  die  in  stimmtes  warnendes)  Vorzeichen  (avysiov)  von 

den  erhobenen  Händen  wohl  eine  Waffe  schwang,  Trojas  Untergang:  ysvopivcov  itsgl  xovg  Aaov.o- 

Rettung  zu  bringen  sucht;   mit  grofser  Wahr-  covxiöccg   6v^sicov    (Sophokles   bei   Dion.   Hai. 
scheinlichkeit  ist  anzunehmen,  dafs  hinter  der  10  1,  48)   —   ßninlov  xr)g  'IXiov   äXcbcscog,   Schal. 

Mutter  auch  der  Vater  Laokoon  gleichfalls  zur  vet.   und   Poraphr.  vet.  Lykophr.  Alex.  347    — 

Hilfe    herbeieilend    dargestellt    war.     —    Die  AtioXXiov  6r\[i8lov  i-7ii7itu7i£i,  Apoll.  Epit.  5,  18 

Frage,   ob  bei  Sophokles  Laokoon   mit  seinen  —  signum  periturae  civitatis,  Serv.  Aen.  2,  201 

Söhnen  zusammen  umkam,   bejaht  Engelmann  —  vgl.  xsgag,  Proklos.    Nun  gab  es  aber  noch 

a.  a.  0.  28   gegen  Robert,  Bild  tind  Lied  209,  ein  anderes  Vorzeichen   (cr^tlov)   von  Troias 

und  läfst  ebenso  die  rhodischen  Künstler  (über  Untergang,  bei   dem   gleichfalls   eine  Schlange 

die  Künstlerinschriften  vgl.   aufser   C.  Robert,  eine  Rolle  spielte:  Bei  dem  Opfer  der  Griechen 

Pauly-Wissowa  2,  2 046 f.  [unter  Athenodoros]  —  auch  die  Troianer  waren  xgctitEvxeg  iitl 

und    der    dort    verzeichneten    Litteratur    noch  ftvolccv,  als  die  Schlangen  erschienen,  Apollod. 
W.   Fröhner    a.  a.  0.    65  ff.     Blinkenberg   und  -20  Epit.  5,  17   —  vor  ihrer  Abfahrt   nach   Aulis 

Kinch,    Oversicht    over    det    kongelige    Danske  erscheint  plötzlich  (vTtat£ag,  Hom.  11.  2,  310)  — 

videnskabernes selskabs  forhandlinger  1905,77 ff.;  dgdxovxsg   imqxxvEvxsg  in  der  Laokoonsage, 

vgl.   auch   Arch.  Anz.  19'  5,   57.    119)   die  An-  Proklos    —    ein    8gd%oav,    der    acht    Sperlinge 

regung  zu  ihrer  Gruppe  der  Tragödie  des  Sopho-  samt  der  Mutter  auffrifst  (naxri6&is,  11.  2,  314. 

kies  entnommen  haben.     Die  Annahme  Roberts  y.axccvaXw6ag  Apollod.  Epit.  3,  15;   vgl.   Ov. 

(Bild  und  Lied  5,  2.   192.     Archäol.  Märchen  Met.  12,  15 ff.)  —  denselben  Ausdruck  kccxeo- 

143,    1),   dafs  keine   bildliche  Darstellung   der  Q-isiv  gebraucht  Apollod.  5,  18:  dgäxov xsg  . . . 

Laokoonsage,  abgesehen  etwa  von  der  Gruppe,  xovg  Aaoxöcovxog  vlovg  xuxso&iovoiv.   Homer 

älter  als   die  Schilderung   Vergils  sei,   der  die  (11    2,  324)  nennt  diesen  Vorgang  ein  xegag, 
Laokoonsage   erst  populär  gemacht  habe,   er-  30  wie  Arktinos{?)  bei  Proklos  den  Untergang  des 

fährt    durch    unser  Vasenbild    nun    eine   Ein-  Laokoons   und    seines    Sohnes    als    xigccg    be- 

schränkung.  zeichnet.      Apollodoros    (Epit.    3,    15),    dessen 

Von     weiteren     Publikationen,     die     über  Quelle  nach  R.   Wagner,   Epitoma   Vat.  186  ff. 

Laokoondarstellungen     nach     Erscheinen     des  die  Kyprien  sind,  berichtet:    Käl%ocg  ds  sItcohv 

Art.  Laokoon  in  diesem  Lexikon  von  Interesse  v.axa  Aibg  ßovli]v  ytyovivai  avzoig  xb  av^tlov 

sind,  seien  hervorgehoben  die  von  M.  Foerster,  xovxo,    xe xftrjpafi-f  vog    in    xüv    ysyovoxtov 

Arch.  Jahrb.  6  (1891),    177fi.  (Laokoondarstel-  tepn    dsy.asxn   %q6vco    Sslv    Tgolav    aXätvcci. 

hingen  auf  Contorniaten;  Nachweis  der  Unecht-  Damit  vergleiche   man   die   obigen  (Zeile  6  ff.) 

heit  des  Wittmerschen  und  des  Madrider  Reliefs,  Stellen  über   den   als   arjutlov   gedeuteten  Tod 
ferner  der  einst  in   der  Sammlung  van   Sruet  40  der   Laokoontiden,    von    denen    besonders    die 

befindlichen  Bronze  und  der  von  Filippino  Lippi  auf  Sophokles  zurückgehende  Stelle  des  Dionys 

angeblich  nach  einem  antiken  Wandbild  nach-  Hai.  a.  a.  0.:  (Aineias  verläfst  Troja)  aitb  xeov 

gebildeten    Handzeichnung    der    Uffizien)    und  vta6xl   yevo^ivcov   -ntgl  xovg  Aaoxooovxidag 

Arch.  Jahrb.  9  (1894),  43ff.  (1.  Laokoon[?]  allein  onnelav  xbv  ntXXovxa  6Xz&pov  ovvxzxin]- 

2   Schlangen  pressend   auf  einer  Thonscherbe  gäfisvog  eine   nicht  nur  inhaltliche,   sondern 

aus  dem  alten  Corinium  in  Britannien;  2. Gemme).  auch  wörtliche  Übereinstimmung  mit  dem  Texte 

Das    (fingierte?)  Bild    bei   Petronius   ist    nach  des  Apollodoros  bietet.    Mag  dieser  letzte  Um- 

Ehwald,  Philologus  54  (1895),  377 ff.  nicht  von  stand  vielleicht  auch  nur  Zufall  sein,  so  liegt 

Vergil  abhängig,  sondern  geht  auf  ein  nrytholo-  doch   die   Möglichkeit,    ja  Wahrscheinlichkeit 
gisches   Handbuch   zurück.     Eine   Gemme  mit  50  nahe,  dafs  der  Vorgang  in  Aulis  die  Handhabe 

Darstellung    des    Laokoon    und   seiner    Söhne  bot,    den   Untergang   der   Laokoontiden   durch 

Arch.  Anz.  1899,  206.  Schlangen  mit   dem   Schicksal  Troias   zu  ver- 

Die  Laokoonsage  ist,  wie  Robert,  Bild  und  knüpfen:    In   Aulis   zu    einer  Zeit,    wo   Troias 

Lied  196;  vgl.  194,2.    Gruppe,  Gr.  Myth.  689,3  Untergang   noch  in   weiter  Ferne  liegt,    wird 

mit  Recht  hervorheben,  ursprünglich  mit  dem  dieser  durch  das,   ich  möchte   sagen  harmlose 

Untergange  Trojas   nicht  verbunden   gewesen;  Opfer  von   acht  Sperlingen  und   ihrer  Mutter 

in  der  ursprünglichen  Form  der  Sage  starben,  angekündigt.    Wollte  man  unmittelbar  vor  der 

wie  anzunehmen  ist,  die  Söhne  zur  Strafe  für  Katastrophe  noch  ein  zweites  symbolisches  An- 

die  Schuld  ihrer  Eltern  (Bd.  2  Sp.  1834).   Warum  zeichen  für    das  nun   kommende  Blutbad   ein- 
aber  hat  man  die  Sage  in  Verbindung  mit  der  60  führen,    was   lag   da  näher,   als   dafür  den   in 

Iliupersis  gebracht?     Ich  glaube,   es  läfst  sich  der    Sage    schon    gegebenen,    bis    dahin    nur 

wahrscheinlich  machen,  dafs  der  Dichter,   der  anders  motivierten  Tod  der  Söhue  des  Laokoon 

zuerst  diesen  Zusammenhang  herstellte,  zuerst  zu  benutzen,  und  in  Verfolgung  der  Parallele, 

auch    derjenige  war,   der   nicht  nur  die  Lao-  wie   dort   die  Vogelmutter,   so   nun   auch  hier 

J.oont/den,    sondern    auch    den    Laokoon    selbst  den  Vater  mit  sterben  zu  lassen?    Ist  die  Ver- 

mit  umkommen   liefs.     Diejenigen   Stellen,   die  mutung  richtig,  so  ergiebt  sich,  dafs  auch  ber 

das  Schicksal  Laokoons  mit  Trojas  Untergang  Sophokles,   nach  dem   der  Untergang  der  Lao- 

in   Verbindung   bringen,    bezeichnen   den  Tod  koontiden    für  Aineias    ein    ffTjfiBor    war,    der 


2769                      Porkes  Porkos                      2770 

Vater  mitsamt   seinen   Söhnen  den  Tod  fand,  (<)v.  Met.  4,  798  ff.).     Könnten   nicht  Laokoon 
ein  Resultat,  zu  dem  auch  Engelmann,  Arch.  und  seine  Gattin  ihr  Vergehen  durch  eine  ähn- 
Stud.  28,  freilich  von  anderen  Erwägungen  aus-  liehe  Strafe,  durch  Verwandlung  in  Schlangen 
sehend,    gekommen  ist.     Es  gilt  freilich  noch  selbst,  gehülst  haben ?  Weitere  Kombinationen, 
einen  Einwurf  zu  entkräften;  man  wird  fragen:  die   sich   auf  den   Zug  des   in   Schlangen  ver- 
Wenn wirklich  das  ßr^siov,   das  in  Aulis  den  wandelten   Ehepaares   Kadmos  und  Harmonia 
Untergang  Troias  verkündete,  in  Beziehung  ge-  gegen  ihr  Vaterland,  auf  die  Rückverwandlung 
setzt  wurde  zu   dem   arifistov,   das   durch   den  des  Teiresias,  auf  die  Zerreifsung  des  Pentheus 
Tod  Laokoons   und  seiner  Söhne   den  Aineias  durch  die  eigene  Mutter  stützen  könnten,  sind 
warnte,  wo  bleibt  bei  dem  letzteren  die  Angabe  10  bei    der    kurzen,    immerhin    problematischen 
der  Zeit,  binnen  welcher  Troias  Fall  bevorsteht,  Notiz,  auf  die  sich  eine  Schlangenverwandlung 
da  doch  aus  dem  Wunderzeichen  in  Aulis  Kai-  des   Laokoon   stützt,    zu  unbestimmt,    um   sie 
chas   die   Folgerung   zog  'dsxastsi  xqovco   Salv  hier  weiter    auszuführen.      Höchstens    könnten 
Tgoiav   almvai'  (Apollod,  Epit.  3,  15)?  '  Zwar  die  Namen  der  Söhne,  nicht  sowohl  Antiphates 
hat   man  sich   eifrig  bemüht,   das  Datum  von  und    Thymbraios   (Hyg.  f.  135),    als    vielmehr 
Troias  Eroberung  selbst  festzustellen  (siehe  die  Melanthos  und  Theron  [s.  Bd.  2  Sp.  1842,  62  ff. ; 
erschöpfende    Darstellung   von    Usener,    llions  Robert  freilich  (Hermes  22, 459)  liest  statt  Ethro: 
Fall  im  Archiv  f.  Religionswissensch.  7  [1904],  Ai&qcov  oder  Al&Uav]  eine  Reminiszenz  an  die 
313 ff.),  aber  über  die  Frist,  die  zwischen  dem  Schlangengestalt    der   Eltern   sein:    Melanthos 
Tod  der  Laokoontiden  und  der  Einnahme  Troias  20  nach  der  Farbe,  0r'iQcov  nach  der  Gestalt  (&r'iQ) 
liegt,    giebt    es    aufser   Vergil   und    Apollodor  benannt.  —  Über  die  Etymologie  von  Porkes 
(Epitome  5,  19),  nach  denen  schon  in  der  dar-  vgl.  Porkos  a,  E.     [Höfer.] 
auffolgenden  Nacht  die  Griechen  in  Troja  ein-  Porkis?  iTloQuig?).    Nach  v.  Wilamowitz,  De 
dringen,    scheinbar  kein  bestimmtes   Zeugnis.  Lycophronis  Alexandra    (Ind.   lect.  Greifswald 
Denn  der  Auszug  des  Proklos  aus  der  Iliupersis  1883/84)  p.  14  ist  bei  Lykopin:  857  für  Ttogrtg, 
berichtet  nur,  dafs  Aineias  nach  dem  Tode  des  worunter  nach   dem   Zusammenhang    und   der 
Laokoon  und  des  einen  seiner  Söhne  vor  dem  Erklärung    der   Scholien   Thetis    zu    verstehen 
Erscheinen  der   Griechen    die   Stadt    verlassen  ist,  IIoQxig  =  Tochter  des  Porkos  (s.  d.)  =  Ne- 
habe.     Und  wir  erwarten  doch   zur  Bekräfti-  reus  zu  lesen,  während  v.  Holzinger  zu  Lykophr. 
gung  unserer  Vermutung  eine  Notiz,   die  be-  30  a.  a.  0.  p.  296   das   überlieferte   nÖQXig  =  %6qi\ 
sagt,   dal's   die  Zahl   der  Opfer  (Laokoon  und  für  vollständig  ausreichend  erklärt.    Vgl.  Por- 
seine Söhne)  hingedeutet  habe  auf  die  Zahl  der  kos.     [Höfer.] 

Tage,   die  seit  dem  Erscheinen  der  Schlangen  Porkos  (IloQHog),  vgl.  Hesych.    Nr\QSvg-  &a- 

bis  zum  Falle  Troias  verstreichen.    Eine  solche  läaaiog  Saifiav.     A\%\wlv  (fr.  150  Bergk  34,  77) 

Notiz  liegt  zwar  nicht  mit  ausdrücklicher  An-  Y.cdIl6gv.oi>  ovoue'^st.  Nach  Bloch  Bd.  3  Sp.2431, 

gäbe   der  Tage,    aber   doch    dem    Sinne   nach  34  ff.    ist   Tl6gy.og  =  (froonog   (4>6gy.vg) ,    ebenso 

vor   in    der   schon    öfter   angeführten    auf   des  nach  v.  Wilamowitz,  Be  Lycophronis  Alexandra 

Sophokles  Laokoon  direkt  zurückgehenden  Stelle  (Ind.  lect.  Greifswald)  p.  14.    Homer.  Untersuch. 

bei  Dionys.  Hol.  a.  a,  0.:  Aineias  rüstet  sich  33.    Ewripides  Herakles  2, 129 ;  vgl.  Tümpel,  Be- 
rnau. Abzug  nach  dem  Ida  (isXXov6r}s  aXiexsG&cci  40  merkungen  zu  einigen  Fragen  der  griech.  Reli- 

trjg  Tiolscog,  auf  Anraten  seines  Vaters  Anchises  gionsgesch.  (Progr.  Neustettin  1887)  S.  8.    Auch 

und    cenb    xeov    vbcooxl    ysvo^tvcov    itsgl    xovg  Schoemann,  Opus.  acad.  2,  183  vertritt  die  An- 

AaoxocovxiSocg    avfisicov    xbv    ^ülovxa    bls&gov  sieht,  dafs  man  bei  Hesych.  a.  a.  0.  unter  Por- 

rf]g  Ttölsag   6vvx£v.iLr\Qä^.svog.     Mit  der  Zeitbe-  kos  nicht  Nereus,  sondern  Phorkys  zu  verstehen 

stimmung  vscoari  kann  unmöglich  die  kurze  sei,   wie   umgekehrt   <PoQKog  bei  Lykophr.  477 

Verg ilianische  Frist,   die  nur  Stunden  umfafst,  in  der  alten  Paraphrase  durch  NvQSvg  erklärt 

ausgedrückt  sein,  —  vscoaxi  ^neulich'  weist  auf  werde.    Es  hätte  vielleicht  auch  auf  das  etrus- 

einen  Zeitraum  von  mehreren  Tagen  und  macht  kische  Purcius  verwiesen  werden  können,  das, 

so  auch  in  Bezug  auf  die  Zeit  die  angenommene  auf  dem  etruskischen   Spiegel  (bei  Gerhard  5 
Parallele  zu  den  Vorzeichen  in  Aulis  vollständig.  50  Taf.  68;  vgl.  S.  87)  dem  Vater  der  getöteten  Me- 

Oben(Sp.2762)  war  die  Vermutung  geäufsert  dusa  beigeschrieben,  dem  griechischen  $ÖQY.vg 

worden,  dafs  Bakchylides  von  einer   Verwand-  -vog  entspricht  (vgl.  auch  Hub.  Schmidt,  Obserc. 

luug  des  Laokoon  und  seiner  Gattin  in  Schlangen  arch.  in  carm.  Hesiod.  [Diss.  Hai.  XII  j  p.  147). 

gesprochen  habe.    Dies  mag  zunächst  befremd-  Nun  findet  sich  n6gy.og  noch  an  einer  anderen 

lieh    erscheinen,    läfst    sich    aber   doch   wahr-  Stelle  des  Alkman  oder  es  bezieht  sich  auf  eben 

scheinlich    machen.      Nach    Serv.  Aen.  2,  201  diese    Stelle    die    oben    angeführte    Notiz    des 

bez.  nach  Euphorion  hatte  Laokoon  'piaculum  Hesych.     Soviel    ich    sehe,    hat    zuerst    Bla/s, 

commiserat     ante     simidacrum     numinis     (des  Hermes  13  (187«),  18  erkannt,  dafs  im  Parthe- 

Apollon)   cum   .  .  .   sua  uxore  coeundo\     Des-  uion  (vgl.  Bergk,   P.  L.  3  4  S.  37)  v.  19   naiSa 
selben  Vergehens  haben  sich  Hippomenes  (bez.  60  TL6qv.(o  zu  lesen  ist,  und  ihm  sind  die  neueren 

Melanion)  und  Atalanta  schuldig  gemacht:  sie  Herausgeber  (Jurerika,SertaHartel. 36.  Sitzungs- 

werden  in  Löwen  verwandelt  (Hyg.  f.  185.    Ov.  her.  d.  phil.-hist.  Klasse  der  kais.  Akad.  d.  Wiss. 

Met.  10,  686  ff.  Apollod,  3,  9,  2;   vgl.  Eurem,  in   Wien   135  [1896],  I,  6.     Weil,   Journal  des 

Philologus  58  [1899],  464.   Nach  Robert,  Hermes  Savants  1896,  510.    Diels,  Hermes  31  [1896],  345) 

22  [1887],  450  f.    kannte    schon    Hesiod    diese  gefolgt,  wenn  auch,   wie  es  der  verstümmelte 

Verwandlung).    Medusa  vereinigt  sich  mit  Po-  Text     natürlich     macht,      mit     abweichenden 

seidon   im  Tempel  der  Athena  in   Liebe:    ihr  Ergänzungen.    Alkman  warnt  vor  frevelhaftem 

schönes  Haar  wird  in  Schlangenhaar  verwandelt  Übermute :  Keiner  der  Sterblichen  soll  in  den 


2771                      Porkos  Porkos                       2772 

Himniel  dringen  oder  versuchen  um  die  Herrin  rithoos)  zu  denken  hätte,  genannt  gewesen  sein 
Aphrodite  zu  freien,  „rj  xtv'  [ivaXt&v,]  7)  nai6a  mag.  Ausgehend  von  der  Tatsache,  dafs  Götter 
JIopxö",  wie  Jwenka  ergänzt,  oder  rr;  xiv'  oft  als  Tiere  gedacht  und  dargestellt  werden 
&QyvQw§]y]  -Ttaida  H6qy.ch  '  (Diels).  Letzterer  —  Dionysos  ©öag  als  frag,  Dionysos  ßovysvrig  als 
also  nimmt  nach  der  Erwähnung  Aphrodites  Stier,  Poseidon  Hippios  als  Rofs,  Apollo  Delphi- 
nur  noch  eine  Göttin  an,  um  die  ein  Sterb-  nios  als  Delphin,  Keteus  als  nf/Tog (vgl. v.  VI  ilamo- 
licher  nicht  freien  soll,  und  erklärt  a.  a.  0.  346  witZ,  Homer.  Unters.  152,  12);  später  hat  Maafs, 
diese  für  die  Nereide  The t  is,  während  Jam/Äa  Hermes  26  [1891],  188  noch  den  als  6v.vllog, 
{Wiener  Sitzungsber.  a.  a.  0.  33)  seiner  Ergän-  Seehund,  gedachten  Dionysos  E%vllixag  (anders 
zung  gemäfs  übersetzt:  „nicht  begehr'  er  der  10  Gruppe,  Gr.  Myth.  1412,  6)  hinzugefügt;  es 
Nereiden  eine,  noch  des  Porkos  Tochter",  und  konnte  ferner  darauf  hingewiesen  werden,  dafs 
Strta  Hartel.  37  diese  Porkostochter  für  die  Gor-  man  sich  Apollo  dachte  in  der  Gestalt  eines 
gone  Medusa  {&b6n£6iov  <$>6qxoio  yivog,  Pind.  Raben  {Kallim.  hymn.  2,  66.  Stuclniczka,  Kyrene 
Pyth.  12,  13)  erklärt,  die  natürlich  hier  als  102,23.  v.  Wilamowitz,  Hermes  38  [1903],  578) 
schön  gestaltet  (vgl.  Bd.  1  Sp.  1704,  5.  1721, 20  ff.)  oder  eines  Wolfes  {v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  585,  3. 
aufzufassen  sei.  Ob  Älkman  mit  dem  Werben  Gruppe  1236,  6)  oder  eines  Widders  (KäQvog, 
um  Aphrodite  oder  um  des  Porkos  Tochter —  Usener,  Bhein.  Mus.  53  [1898],  360.  377),  den 
an  des  Peleus  Werben  um  Thetis  dachte  Diels  Asklepios  als  Schlange,  den  Poseidon  in  der 
346  —  bestimmte  Mythen  im  Auge  hatte  oder  Gestalt  eines  Widders  oder  auch  eines  Rosses 
ob  dies  ein  sprichwörtlicher  Ausdruck  war,  20  [Gruppe,  Gr.  Myth.  1146.  1159,  6)  oder  des  Meer- 
läfst  sich  nicht  bestimmen,  vgl.  Sitzler,  Fest-  widders  {Tümpel  a.  a.  0.  9),  den  Proteus  und 
schrift  der  Badischen  Gymnasien,  gewidmet  der  den  Glaukos  von  Anthedon  in  Gestalt  eines 
Universität  Heidelberg  usw.  (Karlsruhe  1886)  xf]rog,  Tümpel  a.  a.  O.  9  und  Jahrb.  f.  klass. 
S.  60.  —  Diels  346  verweist  auf  den  ähnlichen  Phil.  Suppl.  16  [1888],  208,  den  Aigaion  als 
Gedanken  bei  Aesch,  Prom.  894  ff.  (Dindorf),  &cdäooiov  ftrjQiov,  Schal.  Apoll.  Bhod.  1,1165  — 
der  freilich  mit  Bezug  auf  Io  ausgesprochen  haben  Maafs,  Gott.  Gel.  Anzeig.  1889,  810  und 
ist.  Doch  scheint  es  wahrscheinlicher,  dafs  Wide,  Lakon.  Kulte  225 f.,  den  lakonischen  See- 
Alkman  auf  einen  uns  unbekannten  Mythos  daimon  Porkos,  fsei  es  Nereus  oder  irgend  ein 
anspielt:  wie  Ixion  nach  Hera,  Peirithoos  nach  anderer'  {Wide)  als  noonog  aufgefafst,  IIÖQxog 
Persephone,  Orion  nach  Artemis,  die  Aloaden  30  heifst  freilich  auch  im  Griechischen  'Schwein', 
Ephialtes  und  Otos  nach  Hera  bez.  Artemis,  L.  Mercklin,  Philologus  5  (1850),  382,  und  auch 
Aktaion  gleichfalls  nach  Artemis  (Hyg.  f.  180),  bei  Lyk.  74  {nogxog  'Iaxgisvg  x£XQa6v.slrig)  wollte 
Tityos  nach  Leto  begehren  und  hierfür  schwer  Scaliger  einen  Eber  erkennen,  während  andere 
büfsen,  so  mag  auch  ein  solcher  Übermütiger  es  auf  einen  Hamster  (!)  oder  eine  Fischotter, 
[die  ganz  späte  Geschichte  von  Arachnos  bei  v.  Wilamowitz,  De  Lycophr.  Alex.  a.  a.  O.  auf 
Eust,  Od.  1665,  48ff. ,  der  nach  seinem  Beilager  eine  rbestia  marina'  (welche?)  deuteten;  doch 
mit  der  Charis  Kaie  sich  rühmte  xy  krpQodixv  ist  vielleicht  nach  der  Erklärung  v.  Holzingers 
(iiyrjvai,  kann  kaum  in  Betracht  kommen]  seine  z-  d.  St.  überhaupt  kein  Tier  unter  itÖQ-Aog  zu 
Hand  nach  Aphrodite  ausgestreckt  haben.  Weil  verstehen,  und  dies  Wort  hat  auch  hier  seine 
nun  aber  der  Gedankengang  bei  Alkman  ein  40  gewöhnliche  Bedeutung  von  „Fischreuse".  Wide 
solches  Begehren  „zu  freien  {yccphv)  Aphrodite  weist  einerseits  auf  den  alten  Münztypus  von 
oder  des  Porkos  Tochter"  als  schweres  straf-  Klazomenai  hin,  der  ein  Flügelschwein  auf- 
würdiges Unternehmen,  das  Tod  und  Verderben  weist  (Head,  Hist.  num.  490.  Catal.  greek  coins 
bringt,  erscheinen  läfst,  so  ist  unter  der  Toch-  Brit.  Mus.  Ionia  S.  17,  lff.  pl.  3,  18.  S.  18,  5ff. 
ter  des  Porkos  wohl  kaum  eine  Nereide  zu  ver-  pl.  6,  1.  S.  27,  93.  28,  99  ff.  pl.  7,  3),  anderer- 
stehen; wenigstens  soweit  wir  die  Überlieferung  seits  auf  das  als  Eber  gebildete  von  Perseus 
übersehen  können,  erscheint  das  Verhältnis  des  bei  der  Befreiung  der  Andromeda  bekämpfte 
Peleus  zu  Thetis  oder  des  Aiakos  zu  Psamathe  x?]ro?  auf  einer  korinthischen  Amphora  (in 
durchaus  nicht  in  einem  solchen  Lichte.  Will  Berlin  nr.  1652;  abg.  M.  d.  I.  10,  52  und  Bd.  3 
man  sich  daher  nicht  mit  der  von  Jwenka  50  Sp.  2047),  dessen  Beziehung  zum  Meere  durch 
vorgeschlagenen  Deutung  auf  Medusa  begnügen,  die  darunter  angedeuteten  Wellen  erwiesen  sei. 
so  könnte  man  an  die  Sirenen  denken,  die  nach  Aber  von  diesen  beiden  Argumenten  Wides  ist 
Soph.  fr.  IHN.-  (vgl.  Bd. 3  Sp.2433,  68 f.)  gleich-  sicher  die  Berufung  auf  das" geflügelte  Schwein 
falls  Töchter  des  Phorkys  sind  und  denen,  die  auf  den  klazomenischen  Münzen  hinfällig;  denn 
ihnen  nahen,  Verderben  bringen.  Auch  die  dieser  Münztypus  bezieht  sich  auf  die  von 
Phorkostochter  Skylla  könnte  in  Betracht  kom-  Artemon  bei  Ael.  hist.  an.  12,  38  berichtete 
men,  da  auch  sie  wie  Medusa  als  'ein  Weib  Sage  von  dem  geflügelten  Schwein,  das  Klazo- 
von  wilder  Schönheit  erscheint,  in  dessen  Zügen  menai  heimgesucht  haben  soll  und  nach  dem 
sich  allenfalls  eine  gewisse  Wollust  der  Grau-  ein  Platz  x^9°S  vbg  7txi-Q(oxi]g  hiefs.  Mag  man 
•samkeit  ausgeprägt  findet'  {Waser,  Skylla  und  60  über  die  mythologische  Bedeutung  dieses  Fabel- 
Charybdis  80).  Bedenkt  man,  dafs  es  den  Men-  wesens  —  E.  Knoll,  Studien  z.  ältesten  Kunst  in 
sehen  untersagt  wird,  zu  begehren  nach  Aphro-  Griechenland  (Progr.  d.  Königl.  Studienanstalt 
dite  —  dann  folgt  im  Text  eine  Lücke  — "und  Bamberg  1890)  S.  53,  woselbst  auch  weitere 
nach  des  Phorkos  Tochter,  also  nach  einer  Litteraturangaben ,  hält  die  Beflügelung  für 
Meeresgöttin,  so  drängt  sich  der  Gedanke  auf,  nicht  ursprünglich  und  fafst  den  Eber  etwa 
ob  nicht  neben  der  Göttin  im  Olymp  und  neben  als  Reminiszenz  au  einen  lokalen  Feld-  und 
der  des  Meeres  eben  in  jener  Lücke  eine  Göttin  Walddämon;  anders  Gruppe,  Gr.  Myth,  1276f. 
der  Unterwelt,  wobei  man  an  Persephone  (Pei-  vgl.  286, 11,  siehe  auch  Imhoof-Blumer  u.  Keller, 


2773                      Porkos  Porne                       2774 

Tier-  u.  Pflanzenbilder  auf  Münzen  u.  Gemmen  auch  der  in  irtQx-og  'schwärzlich,  schwarzblau' 
15ü,  50  zu  Taf.  25,  50  —  denken,  wie  man  will,  (vgl.  Tiegvidgef  iitXccvi&t,  Hesych.  und  andere 
sicher  ist  es,  dafs  der  Q-aläöoiog  dai^mv  Porkos  hierher  gehörigen  Ableitungen  bei  Vanicek, 
mit  ihm  nichts  zu  schaffen  hat.  Und  ebenso  un-  Griech.-lat.  Etym.  Wörterbuch  S.  1187;  auch 
sicher  ist  es,  aus  dem  als  Eber  gebildeten  v.i]zog  einem  schwarzen  Rosse  ist  der  Name  n^Qxog  auf 
auf  gleiche  Gestalt  des  Porkos  zu  schliefsen;  einer  swf.  Vase  beigeschrieben,  C.I.G.  4,  7642) 
höchstens  könnte  man,  falls  Porkos  wirklich  in  Betracht  kommen.  Doch  verdient  m.  E.  sach- 
=  Phorkys  ist,  auf  die  Schweinshauer  (Bd.  1  lieh  die  von  Tomaschek  für  den  Eigennamen 
Sp.  1700,  3)  der  Tochter  des  Phorkys  verweisen,  H6Q%r\g  aufgestellte  Ableitung  vom  Stamme 
was  mir  jedoch  nicht  beweiskräftig  genug  er-  10  per  :  por  :  hsLqco  den  Vorzug.  Auch  Zielinski, 
scheint.  Es  kommt  hinzu,  dafs  von  den  Gott-  Arch.  f.  Beligionswiss.  9  (1906),  47  Anm.  1  hat 
heiten,  die  bisweilen  in  der  Gestalt  eines  Ebers  unabhängig  von  Tomaschek  dieselbe  Vermutung 
oder  Schweines  erscheinen  —  Apollon  (Bd.  1  geäufsert:  f  Porkos  =  Phorkos,  der  möglicher- 
Sp.  71,  52),  Ares  (Bd.  1  Sp.  71,  40),  Artemis  weise  auch  etymologisch  mit  Högog  (s.  d.)  zu- 
(Grwppe  1277,  2  nach  Frazer,  Golden  bouyh  1,  sammenhängt  —  ein  nögog  ist  er  ja  sicher.' 
329 j,  Attisu.  Osiris  (Gruppe  806,  16  nach  Frazer  Vgl.  Porkes,  Porkis.  [Höfer.] 
2 ,  50.  56)  —  keine  im  Wesen  den  Meergott-  Porne  (IIoQvri),  Beiname  der  Aphrodite  in 
heiten  gleicht.  Wenn  man  an  IIoQxtvg  oder  Abydos,  Pamphilos  aus  Alexandria  bei  Athen. 
IIÖQxrig  (s.  d.)  denkt,  an  noQntvg  =  'Fischer  mit  13,  572  e,  nach  Neanthes  von  Kyzikos  ebend. 
dem  TCÖQ-Aog  (=  Fischernetz  oder  Fischreuse)',  20  (fr.  35  F.  H.  G.  3,  11)  zur  Erinnerung  an  eine 
so  drängt  sich  unwillkürlich  der  Gedanke  auf,  Hetäre  so  benannt,  die  durch  ihre  Entschlossen- 
dafs  auch  der  Meerdämon  nögy.og,  vielleicht  heit  die  Stadt  befreite,  Georg  Wentzel,  'Eiti- 
ursprünglich  ein  Gott  der  mit  dem  noQxog  hau-  xlriong  3,  5.  —  Tümpel,  Jahrb.  f.  klass.  Philol. 
tierenden  Fischer,  hierzu  gehört,  den  man  mit  Suppl.  16  (1888),  214  u.  Anm.  erklärt  den  Bei- 
anderen Meergöttem,  mit  Nereus  und  vielleicht  namen  aus  den  Beziehungen  der  Aphrodite  zu 
auch,  der  Lautähnlichkeit  halber,  mit  Phorkos  den  Hetären  und  verweist  auf  Strabo  13,  627, 
gleichgesetzt  hat.  Denn  eine  solche  Gleich-  wo  das  Grab  des  Lyderkönigs  Alyattes,  das 
setzung  mui's  man  annehmen,  einmal  wegen  zum  grofsen  Teil  aus  den  Beiträgen  der  lydi- 
der  Notiz  bei  Hesych.,  dann,  um  für  die  von  sehen  Hetären  (Herod.  1,  93)  erbaut  war,  Ttogvi]g 
Alkman  erwähnte  Tochter  des  Porkes  eine  Er-  30  ^ivfjiia  genannt  wird.  Verstehe  ich  Tümpel 
klärung  zu  finden.  Auf  einer  Inschrift  aus  Ma-  recht,  so  ist  nach  ihm  bei  Strabo  nÖQvr]  = 
roneia  erscheint  ein  Personenname  JId(»c7]ff,  Sohn  Aphrodite.  Auf  Prostitution,  die  im  Dienste 
des  nÖQY.T]g  (Genet.  TIoQy.iio  (so!)),  Corr.  hell  5  der  Aphrodite  geübt  wurde,  bezieht  das  Epi- 
[1881],  89  nr.  2.  Nach  Tomaschek,  Die  alten  theton  Gruppe,  Gr.  Myth.  1356,  5.  Nach 
Thraker  I  (Sitzungsber.  der  kais.  Akademie  der  Meister,  Griech.  Dialekte  2,  230  bedeutet  der 
Wiss.  in  Wien  131  [1894],  20,  der  auf  Lyko-  Beiname  =  i]  Tttigoatriq  =  Tlgci^ig  (s.  d.),  d.  h. 
phrons  IJoQKEvg  (s.  d.)  verweist,  stammt  das  die  Göttin,  die  den  Beischlaf  vollzieht.  Doch 
griechische  nÖQy.r]g  aus  porqä-.  Würz.  per,  por,  ist  es  klar,  dafs  jene  Legende  nur  erfunden 
jibiQeo,  würde  also  den  (das  Meer)  durchfahren-  worden  ist,  um  den  nicht  mehr  verstandenen 
den  bezeichnen;  vgl.  -aviiaza  tteiqsiv,  Hom.  II.  40  Beinamen  zu  erklären,  oder  ist  es  denkbar, 
24,  8.  Od.  8,  183.  13,  91.  264;  vgl.  2,  434.  Apoll.  dafs  ein  Schandwort  wie  nogvq  in  der  gewöhn- 
Bliod.  2,  775.  4,  980;  ja  auch  absolut  wird  %sl-  liehen  Bedeutung  als  Kultname  gebraucht 
qmv  in  gleicher  Bedeutung  =  das  Meer  durch-  worden  ist?  Schon  der  Zusammenhang  weist 
fahren,  gebraucht  Apoll.  Ehud.  2,  326.  398.  4,  auf  eine  andere  Bedeutung  hin.  Unmittelbar 
306.  Aus  dieser  Bedeutung  erklärt  sich  TIoq-  voraus  geht  die  Erwähnung  des  Zeus  'Ercagslog 
-Aog,  nÖQY.rjg,  lloQxsvg  sowohl  als  Name  eines  (s.d.),  der,  wie  Athenaios  ausdrücklich  erwähnt, 
Meerdämons  oder  Meerungeheuers  als  auch  mit  den  Hetären  nichts  zu  thun  hat,  sondern 
7iOQv.svg  als  Bezeichnung  des  das  Meer  befahren-  (vgl.  Dio  Chrysost.  or.  1  p.  9  or.  12  p.  237  Dind.) 
den  Fischers,  der  mit  dem  Ttöo-nog  (was  Cur-  ungefähr  dasselbe  bedeutet  wie  Zeus  4>ihog. 
titts,  Grundzüge  der  griech.  Etym.  1665  freilich  50  Auch  die  Aphrodite  'Ercu'pa  (s.d.)  hat  ursprüng- 
zum   Stamme   nUy.   c flechten'    stellt)    hantiert.  lieh    dieselbe   Bedeutung  wie   Zeus  Hetaireios 


ri 


Schon  Schoemann,  Opnsc.  acad.  2,  183  (und  nach  nach  dem  ausdrückliehen  Zeugnisse  von  Apollo- 

ihm  Preller- Robert  1,  560,  3j  hatte  zwar  Phor-  doros  iv  zolg  nsgl  &£ä>v  bei  Athen.  13,  571c 

kys-Phorkos-Porkos  und  die  ''Laokoonschlange'  (fr.  17  F.  H.  G.  1,  431):   Ercägav  .  .  n)v  'Acpgo- 

Porkeus     (Porkes,    Porkis)    zusammengestellt,  dlrr\v  xi\v  rovg  §TcÜQOvg  y.al  zag  szaigag  avvä- 

■diese  Namen  aber  freilich  von  einem  gemein-  yovouv  zovro  6'  iazlv  epiletg,  vgl.  r.Wilamoivitz 

samen  Stamme  foQK  abgeleitet,  der  sich  auch  bei  Wentzel,  'ETtinlijatig  a.  a.  O.  p.  4.    Sonach 

finde  in  dem  Namen  der  gewaltigen  Seefische  mufs  man  auch  für  IIÖqvi]  nach  einer  anderen 

oQKvvsg  oder  0Qv.vv£g  (Q-vvvog,  .  .  ov  v.aliov6iv  Bedeutung  suchen.     Enmann,  Kypern  u.  d.  Ur- 
vq%vv,    alXozt    d'    av   nfjzog,    Archestratos    bei  60  Sprung  des  Aphroditekultes  (Mein,  de  Vacad.  des 

Athen.  7,  301  e.    Anaxandrides  ebend.  4,  131  e.  sciences  de  St.  Petersbourg  34,   1886,  13)    S.  83 

Herakleon  ebend.  7,  303  b.  —  ogyivvog  xrj-rcb^rjs  nimmt  entweder  an,    dafs    IIoQvri    vor    Zeiten 

ix&vg,  Ael.  nat.  an.  1,  40,  vgl.  Oppian  Hai.  1,  vielleicht  ebenso   anständig  war  wie  TtocQ&tvog 

183.   3,  132.  334  Tümpel,  Bemerkungen  u.  s.  w.  und  erst  durch   den  Pessimismus  der  Sprache 

S.  8 f.)  und   sich   noch   heute  im  italienischen  herabgewürdigt  worden  ist,  wie  das  deutsche 

orca  =  f Seeungeheuer'  erhalten  habe.     Gegen  'Dirne'  oder  das  französische  'fille',  oder  dafs 

Schoemann  hat  sich  Bloch  (ob.  Bd.  3  Sp.  2431,  TLöqvi]  =  IJQÖvcaa  (dies  mit  Metathesis  des  g 

■53  ff.)  erklärt.  Möglicherweise  könnte  für  Porkos  und  vollständigem  Suffix)  ist,  oder  schliefslich 


2775 


Pornopion 


Porös 


2776 


denselben  Stamm  aufweise,  wie  UogvoTrimv,  der 
Beiname  des  Apollon.  Gegen  letztere  Annahme 
spricht  freilich  das  aeolische  nOgvonicov  im 
ionischen  Ahydos  sowie  die  Bedeutung  von  TIoq- 
voiticov  (s.  d.)  selbst.  Wenn  Gregor.  Naz.  or.  in 
Iul.  p.  127  d  =  Migne  705,  10  sagt:  AcpgoSlxn 
itögvr]  yEvousvn  rs  aia^güg  xca  yd^bcav  aiß^gwv 
imriQtTig,  so  meint  er  ihre  Buhlschaft  mit  Ares. 
Als  Eigenname  einer  Waffentänzerin  findet  sich 
flögva  auf  einer  Vase  in  Florenz,  0.  Jahn, 
Arch.  Beiträge  332  f.     [Höfer.] 

Pornopion  (nogvonicov),  Beiname  des  Apol- 
lon bei  den  Aiolern  als  des  Vertreibers  der  Heu- 
schrecken: s.  Kornopion  und  Parnopios  nr.  Ib. 
Oberhummer,  Phoenizier  in  Akarnanien  verweist 
auf  die  Parallelen  des  Heros  Myiagros,  des  Apo- 
myios  (über  beides  s.  d.  Art.  Myiagros ;  vgl.  auch 
Myiodes),  und  des  Apollon  'Egv&ißiog  (s.  Bd.  2, 
Sp.  1383,  10  ff. ,  der  auf  rhodischen  Inschriften 
'EQS&iiLiog  heilst,  (I.  G.  1.  Mar.  Aeg.  1,  730.  732. 
733. 735 ;  vgl.  786)  und  sich  als'Epf-iK'fuosmit  dem 
Feste  'Ege&v^iLa  auch  in  Lykien  findet,  Hesych. 
Er  schützt  die  Felder  vor  dem  Weizenbrand  — 
anders  E.  Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio  XIV 
=  'qui  robigine  agros  perdit',  nach  dem  das 
Epitheton  =  'Egv&ißwXog  ist  — ,  während  Fick, 
Vorgriechische  Ortsnamen  46  den  Beinamen 
für  einen  lokalen  hält).  Nach  Gruppe,  Gr. 
Myth,  1229,  3  bezieht  sich  vielleicht  die  Heu- 
schrecke auf  einer  Münze  von  Sinope  (1m- 
hoof-Blumer,  Kleinas.  Münzen  1 ,  7  nr.  4)  auf 
Apollon  P ;  die  Münze  zeigt  auf  der  einen  Seite 
das  Brustbild  der  Ceres  (?),  auf  der  andern  die 
Heuschrecke  neben  einem  Pfluge.  Die  Dar- 
stellungen der  Heuschrecke  auf  Münzen  von 
Velia  in  Lukanien  (Imhoof-Blumer  u.  Keller, 
Tierbilder  auf  Münzen  u.  Gemmen  1,  9),  Akra- 
gas  (4,  29.  8,  13),  Metapontum  (5,  l(i.  7,  37.  38), 
Messana  (7,  89),  der  gens  Iunia  (7,  40)  und  auf 
Gemmen  (16,  7.  26.  21,  42.  23,  31—37.  41—43. 
26,  64)  gehören  wohl  kaum  hierher.  —  Über 
den  Standort  der  angeblich  (Ad.  Michaelis, 
Athen.  Mitth.  2  [1877],  1  Anm.2)  von  Pheidias 
geschaffenen  Statue  des  Apollon  Parnopios  auf 
der  Akropolis  von  Athen  (Paus.  1,  24,  8),  die 
Furtwängler ,  Meisterwerke  671  für  ein  Werk 
Praxiteles  des  Älteren  hält,  s.  Wachsmuth,  Stadt 
Athen  1,  148.  Michaelis  a.  a.  0.  2.  4;  vgl.  auch 
B.  Keil,  Hermes  30  (1895),  239.     [Höfer.] 

Porös  (JJögog),  Sohn  der  Metis,  von  Penia 
Vater  des  Eros:  s.  Bd.  1  Sp.  1349,  44 ff.  Sp.  1345, 
64  ff.  Bd.  3  Sp.  1921,  53  ff.  und  die  dort  ver- 
zeichnete Litteratur  und  Porphyr,  de  antro 
nymph.  16.  Schoemann,  Opusc.  acad.  2,  81. 
Zeller,  Philosophie  der  Griechen  23,  513  =  24, 
611  Anm.  7.  Deuschle,  Piaton.  Mythen  13.  C. 
Schirlitz,  Jahrb.  /'.  klass.  Philol.  147  (1893),  738 f. 
Gegen  die  gewöhnliche  Ansicht,  dafs  bei  Plato 
wegen  des  Gegensatzes  zu  Penia  und  dem 
ganzen  Sinne  der  Allegorie  entsprechend  Porös 
die  Bedeutung  von  'Abundantia'  —  Zeller  a.  a.  0. 
weist  darauf  hin,  dafs  Porös  nicht  'Reichtum', 
sondern  'Erwerb,  Betriebsamkeit'  bedeute  — 
habe,  wendet  sich  Ahrens,  Philologus  27  (1868), 
271  ff  Porös,  führt  Ahrens  an,  könne  an  und  für 
sich  nicht  den  Sinn  von  svitogia  haben,  diese 
Bedeutung,  die  bei  Plato  durch  den  Zusammen- 
hang  gefordert  werde,    sei  nur  möglich,   wenn 


man  von  dem  gewöhnlichen  -nogog  absehe  und 
in  ihm  ein  'dialektisches  Wort'  erblicke,  das 
Plato  von  Alkman  (s.  unten)  entlehnt  habe,  dieses 
Wort  aber  sei  Kogog,  noch  nicht  in  der  tadelns- 
werten Bedeutung  =  'Übersättigung',  sondern 
=  *7iXovrog,  blßog'' .  Bei  Alkman  in  dem  arg 
verstümmelten  Partlienion  ist  zu  v.  14  das 
Scholion  hinzugeschrieben:  Jti  röv  Högov  sigr^e 
rbv   avtbv   tk>  vtio   xov  *Ha6dov   hsuv&sv[l£vco 

io  Xaei,  Hermes  13  (1878),  16.  Bergk,  P.  L.  34 
p.  30.  Im  Text  des  Alkman  selbst  ist  JJögog 
nicht  erhalten,  so  dafs  die  Deutung  und  Er- 
klärung des  Porös  eine  unsichere,  von  den  je- 
weiligen Ergänzungen  des  Textes  abhängige 
ist.  Alkman  hat  von  dem  Schicksal  gesprochen, 
das  die  Hippokoontiden  im  Kampfe,  nicht 
gegen  Herakles,  wie  man  gewöhnlich  annimmt, 
sondern  gegen  die  Dioskuren,  da  bei  Alkman 
a.  a.  0.  Vers  1  JAcolvSsviirig  erhalten  ist  (Bergk 

20  z.  d.  St.  Kaibel,  Hermes  27  [1892]  258j  ereilte, 
und  fährt  nun  fort:  [xgärvos  y]ug  Aigk  itccv- 
t&v  ||  [?}  Uögog]  ysgairäroi  ||  [ciüv  u  r'  än\idü.og 
'AXv.ä.  So  ergänzt  Jurenka,  Serta  Hortet  36 
und  Sitzungsberichte  der  philol. -histor.  Klasse 
d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien  135  (1896),  1 
S.  6;  ähnlich  Blafs,  Ehein.  Mus.  40  (1885),  19; 
vgl.  23  (1868),  551.  Diels,  Hermes  31  (1896), 
345,  nur  dafs  dieser  y.ul  (statt  j})  JJögog  schreibt, 
nach    6icüv     interpungiert    und     dann    weiter 

30  schreibt  ciTt\idilog  alnä  (nicht  'Alv.u),  das  er 
mit  dem  Folgenden  verbindet  (alle  bezwang 
Aisa  und  Porös,  die  ältesten  der  Götter:  nicht 
soll  die  unbeschwingte  Kraft  [wohl  =  Ohn- 
macht] der  Menschen  nach  dem  Himmel  fliegen); 
wir  haben  also  nach  diesen  Ergänzungen  zwei 
bez.  drei  Gottheiten:  Alau,  JJögog  bez.  noch 
Alna,  von  denen  JJögog  nach  dem  Scholion  dem 
Chaos  bei  Hesiod  entspricht.  Dafs  die  Ährens- 
sche  Ansicht,  nögog  (Kögog)  bedeute  hier'Reieh- 

40  tum',  schon  durch  den  Zusammenhang,  abge- 
sehen von  der  Bemerkung  des  Scholions,  un- 
möglich ist,  ist  ohne  weiteres  klar.  Eine  andere 
Vermutung  äufsert  Bergk,  Philologus  22  (1865),. 
4:  TJÖQog  sei,  wie  bei  Plato,  so  auch  bei  Alk- 
man als  Vater  des  Eros,  der  hier  in  irgend 
einem  Zusammenhang  erwähnt  worden  sei,  ge- 
nannt gewesen;  da  nun  als  Vater  des  letzteren 
auch  Chaos  (Schol  Theokr.  13,  1.  Seh ol.  Apoll. 
Bhod.    3,  26;    vgl.    auch    Oppiau.    Hai.    4,    23. 

öo  Schoemann  a.  a.  0.  76)  erscheine,  so  habe  der 
Scholiast  Porös  und  Chaos  für  identisch  ge- 
halten. Weil,  Journal  des  Savants  1S96,  511 
wollte,  wohl  etwas  vorschnell,  durch  Alaa  ver- 
führt, statt  JJögog:  Mögog  schreiben.  Jurenka, 
Serta  Hart.  a.  a.  0.  37  vergleicht,  ohne  Berück- 
sichtigung des  Scholions,  JJögog  und  Aiaa  mit 
Jigäxog  und  Bia,  und  übersetzt  Sitzungsber. 
a.  a.  0.  37:  'Denn  alle  bezwang  das  bittre- 
Verhängnis  —  Nein,  'Urkraft',  die  älteste  der 

60  Götter,  Mit  'Hilfe'  geeint,  die  herfliegt  nacken- 
den Fufses.'  Vielleicht  empfiehlt  es  sich  aber, 
wenn  wir  die  Ergänzung  Jurenlas  annehmen, 
'Alxa.  nicht  als  'Hilfe'  aufzufassen,  sondern  als 
'Kraft,  Stärke',  und  JJögog  (==  'Mittel,  Weg') 
dürfte  dann  ungefähr  den  Sinn  von  '^oepta' 
haben,  eine  Personifikation  derjenigen  Eigen- 
schaft sein,  die  in  allen  Fällen  sich  Rat  weifs 
(vgl.  Soph.  Ant.  358:   Ttccvronögog'    äitogog   in 


2777                        Porös                                    '  Porphyrion  '                2778 

ovdsv  eq%st<xl)  :  Die  Hippokoontiden  fanden  Theseus,  berichtet  Plutarch  (Thes.  31),  habe 
ihren  Tod,  wie  es  die  Alau  (=  MoIqcc)  be-  Helena  nicht  geraubt,  sondern  Tyndareos  habe 
stimmt  hatte;  Werkzeuge  dieser  Schicksals-  sie  seinem  Schutze  anvertraut,  indem  er  ge- 
macht aber  waren  der  Dioskuren  fConsilium  et  fürchtet  habe  'EvccgGcpögov  xbv  '  IitTtoyiöcovxog 
Yirtus'.  Nehmen  wir  nur  zwei  Gottheiten  an,  %xi  vnitmv  ovoccv  ßia^oasvov  xi]v'Eltvr]v  Ictßeiv. 
AIgu  und  nögog,  so  ist  letzteres  wohl  nicht  auf  Dieser  versuchte,  ursprünglich  wohl  auch  wirk- 
die  Dioskuren  zu  beziehen,  sondern  mit  Blafs,  lieh  avisgeführte  Raub  der  Helena  durch  einen 
Hermes  13,  18  als  'Allmacht  der  Gottheit'  zu  der  Hippokoontiden  (vgl.  Kaibel  a.  a.  0.)  oder 
deuten.  Was  schliefslich  die  merkwürdige  der  Umstand,  dafs  die  Hippokoontiden  die 
Notiz  des  Scholions  anlangt,  so  vermute  ich,  io  Nebenbuhler  der  Dioskuren  waren  {&v%i\hV't\<G%f\- 
dafs  eine  Gleichsetzung  des  Porös  und  des  gsg  xäv  Jlooxovqcov,  wie  sie  Euphorion  fr.  22b 
hesiodeischen  Chaos  nicht  inhaltlich  [Meineke  S. 58]  im  Schol.Clem.  Alex.Protr.  p.  108 
vorliegt,  sondern  die  Bezeichnung  des  Porös  als  doch  wohl  nach  alter  Quelle  nannte),  war  die 
ältester  der  Götter  mag,  da  nach  Hesiod.  Ursache  zu  dem  für  die  Söhne  des  Hippokoon 
Theog.  116:  %gcoxiGxa  Xdog  yivtx'  (vgl.  verhängnisvollen  Kampfe:  in  beiden  Fällen  hat 
ÄKovGilaog  Xdog  ...  vnoxi&sG&cti  ...  doxsl  dann  die  Nennung  des  Eros  Berechtigung.  Und 
ri]v  -jtgmxvv  dgyr\v,  Damascius,  De princ.~p.S82  auch  der  Zusammenhang  fügt  sich  dem:  Äigci 
Kopp),  Chaos  also  die  erste  und  folglich  auch  und  "Egcag  bezwangen  des  Hippokoons  Söhne; 
die  älteste 'Gottheit' war,  der  Grund  zu  dieser  nicht  versuche  das  schwache  Menschenge- 
Identifikation  gewesen  sein.  —  Nachtrag:  20  schlecht,  was  ihm  versagt  ist,  und  begehre  nicht 
Zuletzt  hat  Th.  Zielinski  im  Archiv  f.  Bell-  unerlaubte  Liebe  zu  erjagen.  —  Inwieweit 
gionswiss.  9  (1906),  43  ff.  über  Porös  bei  Alk-  schliefsHeh.  die  von  Zielinski  a.  a.  0.  47  im  Ver- 
lern gehandelt,  der  in  der  Hauptsache  auf  die  folg  seiner  Annahme  einer  altarkadischen  her- 
(wie  es  scheint,  ihm  unbekannt  gebliebene)  metischen  Kosmogonie,  in  der  die  ursprünglich 
Ansicht  von  Bergk  (s.  oben)  zurückkommt,  dafs  mythischen  Namen  durch  allegorische  ersetzt 
bei  Alkman  von  Eros  die  Rede  gewesen  sei,  worden  seien,  aufgestellte  Gleichsetzung  Porös 
andererseits  sich  auch  mit  Ahrens  (s.  oben)  in-  =  Phoroneus  Berechtigung  hat,  wage  ich  nicht 
sofern  berührt,   als  er  den  Platonischen  Porös  zu  entscheiden.     [Höfer.] 

auf  den  Porös  bei  Alkman  zurückführt.  Zie-  Porpax  (IIoQnag),  Flufsgott  in  Sizilien,  von 
linski  schreibt:  v.gdxi]Gs  y]äg  Alacc  nuvxcov  [^w  30  den  Egestäern  iv  si'dst,  avögog  verehrt,  Ael.  v. 

JTopco],  schreibt  weiterhin  wie  Diels  (s.  oben)  h.  2,  33.     [Höfer.] 

ulv.d,  nicht  lilv-d  und  erklärt:  Aisa  und.  Eros,  Porphyreon  (Tlogcpvgscov),  Sohn  des  Athamas 

der  Sohn  des  Porös  haben  über  dem  Lose  und  seiner  zweiten  Gemahlin,  der  Themisto, 
der  Hippokoontiden  gewaltet;  er  verweist  auf      Nonn.  9,  317;  sonst  heifst  er  mit  gleichbedeu- 

die  von  ihm  weit  zurückdatierte  Hermetik  spez.  tendem  Namen  Erythrios  (s.  d.)  oder  Erythres, 

auf  die  Kögr\  xoguov,  in  der  {Stob.  Eclog.  1,  B.  Koehler,    Die  Dionysiaka  des  Nonnos  20. 

41,  44  p.  956   Heeren  =  Meineke   1,   290,    17)  v.    Wilamowitz,  Hermes  26  (1891),  204,  1. 

Gott  zu   den  Seelen  vor  ihrer  'Einkörperung'  [Höfer.] 

sagt:  "Egcog  vu&v,  ipv%ui,  dsaitoßu  %ccl  ÄvdyAij,  Porphyria  (JTopqpi'pia),  Beiname  der  Aphro- 
was  genau  dasselbe   ausdrücke  wie   die  Stelle  40  dite    'zu   Tyros,    dem   alten   Sitz    der  Purpur- 

bei  Alkman.     Auch  in  den  folgenden  Worten:  bereitung,  wie  sie  zu  Rom  als  Purpurissa  (Serv. 

'keiner  der  Sterblichen  versuche  um  Aphrodite  ad   Verg.  Aen.  1,  720)  von  den  Sarrani  einge- 

zu  freien'  nehme  Alkman  auf  den  Eros  Bezug.  führt  war',  üsener,  Legenden  der  heil.  Pelagia  22. 

Die  Notiz  des  Alkmanscholiasten   erkläre  sich  [Höfer.] 

ans  der  zwar  noch  nicht  von  Hesiod,  aber  von  Porphyrion  (IIoQcpvQiojv),  1)  einer  der  Vor- 

Späteren  angenommenen  Genealogie,  dafs  Eros  kampier  der  Giranten,   ihr  König  nach  Find. 

ein  Sohn  des  Chaos   sei,   Chaos   also   sei   dem  Pyth.8,  12.  17;  Typhos  und  er  wurden  ob  ihres 

gleichfalls  als  Vater  des  Eros  genannten  Porös  Übermutes    durch   Blitzstrahl    und    Apollons 

parallel  (so  übrigens  auch  schon  Bergk  [s.  ob.]).  Geschosse  bezwungen,  ebd.  Gegen  ihn  (IIoq- 
Wenn  wir  auch  wirklich  annehmen  dürfen,  dafs  50  (p[y~\gi(üv)  schwingt  Zeus,  lorbeerbekränzt  und 

schon  zu  Alkmans  Zeit  Porös  als  Vater  des  Eros  mit  Herrscherstab,  den  Blitz  auf  der  rf.  Trink- 

so  bekannt  war,   dafs  man  unter  dem   Sohne  schale  des  Erginos  und  Aristophanes  in  Berlin 

des  Porös    ohne  weiteres   den  Eros   verstehen  (Fiirtträngler,  Beschr.  der  Vasensamml.  im  Anfi- 

konnte,  so  bietet  doch  die  von  Zielinski  heran-  quar.   2,    709  ff.    Nr.  2531);    er   deckt   sich   da- 

gezogene  Stelle  aus  der  K6qv  v.Ö6\iov  nichts  gegen,  nackt  und  bärtig,  im  Helm  und  Wehr- 

zur  Erklärung  unserer  Stelle.     Denn  dort  wird  gehenk,   zurückweichend  mit  dem  Rundschild, 

von    dem    gesamten    Menschengeschlechte    ge-  der  eine  Sehlange  als  Zeichen   führt,   und   er- 

sproehen,  dessen  beständige  Gebieter  und  Herren  hebt    einen   Stein   gegen    den    Gott;    über    die 

"Egcog  und  Ävdyxr]  sein  sollen,  ähnlich  wie  Gruppen  der  Schale  s.  oben  Bd.  1  Sp.  1655. 
Herder  in   der  bekannten  Parabel   dem  Men-  60  Gegner  des  Zeus  ist  P.  auch  bei  Aristophanes, 

sehen   die   Sorge   als  Lebensführerin  mitgiebt.  Vög.  1251  f.  vgl.  553;  man  erkennt  ihn  ebenso 

Aber  bei  Alkman  mufs,  wenn  neben  AiGa  wirk-  in  der  Zeusgruppe  der  Gigantomachie  des  Altars 

lieh  Eros  genannt  war,  dieser  in  das  Schicksal  von  Pergamon,  wo  er  schlangenfüfsig  und  spitz- 

der  Hippokoontiden  mit  einer  für  diese   ver-  ohrig  in  Rückenausicht  als  mächtiger  Wider- 

derbliehen  Rolle   eingegriffen  haben.     Und  in  sacher  die  fellumwickelte  Linke    zur  Abwehr 

der  That  weisen  noch  zwei  Spuren  darauf  hin,  des  drohenden  Blitzes  und  des  Adlers  entgegen- 

dafs  Eros  der  Anstifter  de3  Kampfes  zwischen  streckt,  während  er  mit  der  Rechten  wohl  ein 

den  Dioskuren  und   den  Hippokoontiden  war:  Felsstück  schwang,     Apollodor  1,  35  nennt  P. 


2779                    Porphyrion  Portheus                       2780 

an  erster  Stelle,  als  den  gewaltigsten  Giganten  Turpurrnann'  und  brachte  den  Namen  in  Ver- 

mit    Alkyoneus.      Nachdem    zuerst    Alkyoneus  hindung  mit  phoenikischen  Ansiedlungen   am 

von  Herakles  bezwungen  ist,  stürzt  sich  P.  aut  Isthmos,   ähnlich   den   attischen  König  P.  (De 

ihn  und  Hera.     Auch  er  wird  besiegt,  indem  portubus   Athenarum   S.  19 f.;    Peloponnesos   2, 

ihn  Zeus  in  wilder  Leidenschalt  zu  der  Göttin  517).      Wieseler  vermutete    'Identität  mit  dem 

entbrennen  läfst;  während  er  ihr  die  Gewänder  argivischen    Perseus-Eurymedon'    (Ersch    und 

herunterreifst,  um  sie  zu   vergewaltigen,   trifft  Grubers  Encyklopädie  unter  ' 'Giganten7'  S.  169. 

ihn   der  Blitzstrahl,  und  Herakles  tötet  ihn  172).     Ferner    deutete    man    den   Namen   vom 

mit    dem    Pfeile,    Apollod.  1,    36.     Mit   dieser  Standpunkt  physikalischer  Erklärung   des  Gi- 

Liebesbrunst    des    P.    wird    zusammenhängen,  io  gantenmythus    auf    loderndes    Feuer    (Preller, 

dafs   der  Scholiast  zu  Aristoph.    Vög.  1252  als  Gr.  Myth.  I2,  58),  rdie  Gärung  und  Mischung' 

seine  Bezwingerin  Aphrodite  nennt;   ebenso  vulkanischer    Massen    {Welcher.    Götterlehre   1, 

Schol.    zu    Vög.    553.      In   freier    dichterischer  791  f.),    fdas  rote  Blitzungetüm'  (W.  Schwartz, 

Gruppierung  erscheint  minaci  Porphyrion  statu  Die  altgriech.  Schlangengottheiten,  Progr.  Perl. 

kämpfend  bei  Horaz,  Carm.  3,  4,  54.     Als  be-  1858  S.  34),  'Gewittersturm'  (Poscher,  Die  Gor- 

sondrer  Gegner  Apollons,  wie  bei  Pindar  a.  a.  0..  gonen  S.  36,  75).    Den  Zusammenhang  mit  den 

tritt  P.  wiederum  bei  Claudian  auf.    Gigantom.  Titanen    betonend    wagte    M.  Mayer  a.  a.  0. 

34 f.  ruft  Tellus  vor  dem  Kampfe:    'Je  Delphica  S.    149    die    Etymologie    von    TIoQ-rpvQiav    als 

laurus  Stringet,  Porphyrion,  Cirrhaeaque  templa  fFeuerbringer'.     [J.  Ilberg.] 

tenebis;  und  wo   das   fragmentarische  Gedicht  20      Porriina  s.  Indigitamenta. 

abbricht,  wirft  sich  P.  ins  Meer,  um  Delos  los-  Porthanidas    (noQ&avidag),    nicht,    wie    im 

zureifsen  und  gen  Himmel  zu  schleudern,  das  Papyrus  korrigiert  ist,   IIoQ&aovidocg,   gebildet 

dann    implorai    Paeana    suum    (114  ff.).      Bei  von   üoq&ccv,   Herodian  1,    13,   32   Lentz   (vgl. 

Nonnos,   der  dem  Dionysos  den  Hauptanteil  AX-nfidv^  Hdv  u.  s.  w.)    =   Meleagros  (s.  d.)   als 

an  der  Niederwerfung  der  Giganten  zuschreibt,  Enkel  des  Porthaon  (s.  d.),  Bakchyl.  5,  70.   Wila- 

kämpft  dieser  Gott  auch  gegen  P. :  IIoQcpvQuovi  mowitz,  Gott.  Gel.  Anz.  1898,  130.     S.  Porthao- 

ua%rniova    y.iggov    idXlcov,    Dionysiak.    25,    89;  nidai.     [Höfer.] 

Hebe  war  dem  Giganten  als  Siegespreis  zuge-  Porthan  (IJoQ&dv)  s.  Porthaon. 

dacht,  ebd.  48,  20  (wo  Wieseler  fälschlich "'Hqvv  Porthaon  (TIoQ&duv),  1)  S.  des  Agenor  und 

lesen  wollte).  —  Naevius  im  Bellum  Punicum  30  der  Epikaste,  König  zu  Pleuron  und  Kalydon, 

latinisierte  den  Namen,   wo   er  von   einer  pla-  zeugte  mit  Euryte  den  Oineus  (Paus.  4,  35,  1), 

stischen  Darstellung  (wohl  auf  einem  Schilde)  Agrios  (Hyg.  fab.  175),  Alkathoos  (Paus.  6,  20, 

der  bicorpores  Gigantes  sprach:  Runcus  atque  17.  21,  10),  Melas,  Leukopeus  und  die  Sterope 

Purpureus,  filii  Terras  (Priscian.  6,  198  K).  (Schol.  Odyss.  12,  39),  Apollod.  1,  7,  7;  10;  vgl. 

-  2)  Lokalsagen  weisen  auf  die  ursprüngliche  Strab.  10,  3,  1.  6  (Agrios,  Melas,  Oineus  IIoq- 

Heimat  des  Giganten  P.    Neben  andern  Gegen-  &aovl$(u) ;  Schol.  Hur.  Phoen.  133.    Als  Tochter 

den  gilt  der  attische  Demos  Pallene  als  Schau-  des  P.  nennt  Dia,    die   Mutter    des   Thersites, 

platz  der  Gigantomachie  (s.  ob.  Bd.  1,  Sp.  1650;  Schol.  H.  2,  212;   Agrios   ist  ebd.  ihr  Gemahl. 

Preller  -  Robert,    Griech.  Myth.  I4,  70.  76).     Es  Die   Namensform   Parthaon    besonders   bei 

ist   der   benachbarte  Demos   Athmonon,    wo  40  römischen  Schriftstellern,  s.  Ovid,  Met.  8,  54-2. 

in  der  Urzeit  P.,  'der  noch  vor  Aktaios  König  9,  12;  Stat.  Theb.  1,  670.  2,  726;  Hyg.  fab.  175; 

war',    ein    Heiligtum    der    Aphrodite    Urania  Myth.  Vat.  1,  58.  146.  204.  2,  144.  165.   S.  Heyne 

gründete,  Paus.  1,  14,  7.    Vgl.  Wachsmuth,  Die  zu  Apollod.  1,  7,  7;  Bergk,  Kl.  philol.  Sehr.  1,  149. 

Stadt  Athen  im  Altertum  1,413  f.;  v.Wilamowitz,  Bei   Homer   heifst   der  König  von  Pleuron 

Aus  Kydathen  S.  134;  M.  Mayer,  Die  Giganten  und  Kalydon  Portheus  (II.  14,  115),   ebenso 

und  Titanen  S.  148  f.    182  ff.      So   erscheint  P.  bei  Anton.  Liber.  2  (Nikandros),  der  ihn  Sohn 

hier   als   Landeskönig,   wie   der  Gigant  Pallas  des  Ares  nennt  (wie  Mythogr.  Vat.  1,  204  den 

im  attischen  Pallene.  —  3)  Weiter  führt  der  Porthaon;  dieser  ist  Enkel  des  Ares  nach  Schol. 

Name  zu  den  Athamanen  —  "A&^ovov  steht  Eur.  Phoen.  133).     Martia  Pleuron  Stat.  Theb. 

sichtlich   mit   k&cqictg   in  etymologischem    Zu-  50  2,   727. 

sammenhang  — ,  denn  es  ist  P.  ein  Bruder  oder  2)  P.  (IlaQ&dcov),   S.  des  Periphetes,  Vater 

Sohn  des  Athamas.    Die  drei  Brüder  Athamas,  des  Aristas,  Paus.  8,  24,  1.     [J.  Ilberg.] 

Olmos    und    P.    gründen    Olmos    am    Helikon,  Porthaoiiidai  (IIoQd-aovldca),  die  Söhne  des 

Schol.  IL  2,  511.     Als  Sohn  des  Athamas  und  Porthaon:  Agrios,  Melas,  Oineus  (vgl.  zu  diesen 

der    Themisto,    dessen    dritter    Gemahlin,    be-  Usener,  Rhein.  Mus.  53  [1^98],  375.    58  [1903], 

zeichnet   den  P.  Nonnos,  Dionys.  9,   317;   ihn  7,  3.  329.    Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  Kl.  (I.  kais. 

und    seinen    Zwillingsbruder    Ptoos    tötet    die  Akad.   d.    Wiss.   in    Wien    137    [1898],    3,    45), 

Mutter,  indem  sie  die  Kinder  der  Ino  zu  töten  Strabo  10,  463.  465.     Auch   bei   Hesych.    JIop- 

meint.    Sohn  des  Sisyphos  ist  P.  wie  Athamas  &6(iiv  yivog  iiticpavtg  denkt  Schmidt  an  IIoq- 

und  Olmos  nach  Schol.  II.  2,  511;  Steph.  Byz.  60  fraovidca.     Vgl.  Porthanidas.     [Höfer.] 

s.   'Aqyivviov\   derselbe  Vater  wird   ihm  zuge-  Portheu S   (ÜOQ&tvs)    1)   Vater    des  Echion, 

schrieben  Schol.  77.  2,  499;  Schol.  Apoll.  Rhod.  eines   der   Griechen   vor  Troia,    der  als   erster 

3,  1094  (Bruder  Almos);  der  Scholiast  zur  Rias  aus  dem  hölzernen  Pferd  sprang,  aber  sich  da- 

a.  a.  0.    erwähnt    seine    Tochter    Erythra    als  bei   zu  Tode   fiel,    Apollod.  Epit.  5,  20.    —   2) 

Eponymos  des  boeotischen  und  ionischen  Ery-  einer  der  Söhne  des  Lykaon,  Apollod.  3,  8,  1. 

thrai.     S.  E.  Maafs,   Parerga   Attica  im  Ind.  —  3)  IIoq&£vs  sowie  IIoQ&äcov,  die  beide  wohl 

schol.  Gryphiswald.  für  1889/90  S.  VII  f.  auf  ein  ursprüngliches  ndp^o?  hinweisen  (Lrse»er, 

E.  Curtius  erklärte  den  Sisyphossohn  P.  als  Götternamen  15 f.;  vgl.  Fick-Bechtel,  Die  Griech. 


2781 


Porthmeus 


Porthmeus 


2782 


Personennamen  375.  376.  407)  =  'der  Eroberer, 
insofern  das  Erobern  wesentlich  ein  Zerstören 
ist'  (E.  Maafs,  Griechen  und  Semiten  auf  dem 
Isthmus  von  Korinth  70),  scheint  ursprünglich 
ein  Beiname  des  Ares,  dessen  Sohn  Portheus- 
Porthaon  (s.  d.)  heifst,  gewesen  zu  sein,  Gruppe, 
Griech.  Myth.  1382  (vgl.  das  Epitethon  des  Ares 
TiToXl-noQÖ-og).  Auch  als  Eigenname  mit  deut- 
lichem Bezug  anf  den  Begriff  des  7toQ&tlv  findet 
sich  noQ&äoiv  bei  Polyaen.  6,  1,  6  und  dazu 
Bergk,  Philologus  17  (1861),  55 f.  =  Kleine 
philol.  Schriften  1,  149  u.  Anm.  12.  Auf  einer 
Silbermünze  aus  Rhodos  kehrt  derselbe  Eigen- 
name wieder,  Friedländer,  Hermes  7  (1873),  50. 
—  4)  s.  Porthaon  und  ferner  Euripides  im  Me- 
leagros  bei  Äristot.  Ehet.  3,  9  p.  1409  b:  Olvsvg 
.  .  floQ&dovog  italg  sowie  Argonautenverzeichnis 
in  der  Ausgabe  des  Apollonios  Bhod.  von  Merkel- 
Keil  p.  535 :  Aaoxocov  ÜOQ&icog,  vgl.  Apoll.  Bhod. 
1, 191  ff.  u.  Laokoon  nr.  1.  —  5)  Nach  W.  Crönert, 
Archiv  f.  Papyrusforschung  2  (1903),  351  wird 
in  einem  Epikerfragment,  höchst  wahrschein- 
lich den  Bassarila  des  Dionysios,  enthalten  in 
dem  Papyrus  des  Brit.  Mus.  nr.  273,  heraus- 
gegeben von  Kenyon,  Fragments  of  an  epic 
poem  in  Biber  gratularius  in  honorem  Her- 
irerdeni  (1902)  [mir  nicht  zugänglich]  neben 
anderen  Heroen  ein  TIoQ^ccav,  wahrscheinlich 
als  Mitstreiter  des  Dionysos  in  seinem  Kampfe 
gegen  die  Inder,  genannt.     [Höfer.] 

Porthmeus  (noQ&^Evg) ,  1)  Beiname  des 
Nauplios  (s.  d.)  bei  Bucian.  v.  h.  2,  29.  Rha- 
damanthys,  erzählt  Bucian,  habe  ihm  als  Be- 
gleiter von  den  Inseln  der  Seligen  nach  den 
Inseln  der  Gottlosen  mitgegeben  xbv  Ttoo^^ia 
NavnXiov,  iv  sl  xccTax&tirjiisv  ig  rag  vi]aovg, 
liridtlg  ijLiäg  avXXccßv  uxe  •Aar'  aXXijv  i\ntOQiav 
'ÄUTanXiovTag  (Anspielung  auf  des  Sophokles 
NavnXiog  KccxuTtXtcov?).  Nach  ./.  Geffcken, 
Hermes  26  (1891),  38  f.  bes.  39,  4  ist  das  Epi- 
theton noQ&fisvg  noch  eine  Reminiszenz  an 
das  ursprüngliche  Wesen  des  Nauplios  als  eines 
furchtbaren,  tückischen  Meerdaimons,  eine  An- 
schauung, in  der  er  sich  mit  Gruppe,  Gr.  Myth. 
65,  3  f.  begegnet,  nach  dem  Nauplios  (=  fder 
Ablenker  der  Schiffe';  der  verkürzte  zweite 
Bestandteil  von  Nauplios  scheine  von  nXdga 
abgeleitet),  der  'furchtbare,  mit  Poseidon  aus- 
geglichene Gott  von  Nauplia'  ist.  —  2)  Bezeich- 
nung des  Charon,  vgl.  Eust.  Hom.  II.  16,  35: 
Xäpcov  [LV&oXoytlxui  7toQ&ii8vg  iv'Atdov.  Schol. 
Buc.  Dial.  Mort.  2  p.  252,  21  Babe:  TtoQ&uia, 
Xiyst  xbv  Xccocavct  ag  diaßißägovxa  xovg  vexgovg 
— ,  Minyas  bei  Paus.  10,  28,  2.  Eur.  Alk.  253. 
Theokr.  17,  49.  Eust.  Hom.  Od.  1666,  36.  Suid. 
s.  v.  daväxT].  Paus.  10,  28,  1.  Buc.  dial.  mort. 
4,  1.  10,  10,13.  11,  4.  12,  5.  20,  1.  22,  2.  27,9. 
Charon  1.  16.  22.  23.  Catapl.  5,  17.  de  luctu 
3.  10.  Anth.  Pal.  7,  63.  Kaibel,  Epigr.  646,  3 
(I.  G.  It.  et.  Sic.  1746,  3).  luv.  3,  266.  Petron. 
Sat.  121,  177.  Epigramm  bei  Fabretti,  Inscr. 
ant.  p.  702  nr.  235  v.  3.  0.  Waser,  Archiv  für 
Beligionsivissensch.  1  (1898),  160  und  besonders 
Charon,  Charos,  Charun  24  f.  Bohde,  Psyche  1", 
306  f.  Usener,  Sintflutsagen  215  ff.,  wo  Parallelen 
(vgl.  auch  Fries,  Bhein.  Mus.  59  [1904],  207. 
Sartori,  Archiv  f.  Beligionsivissensch.  2  [1899], 
214.  Br.  Schröder,  Bonner  Jahrbücher  1902,  66  f. 


B.  Badermacher,  Das  Jenseits  im  Mythos  der 
Hellenen  89  ff.  B.  Westermann,  Archiv  für 
Beligionswissensch.  8  [1905],  109)  verzeichnet 
sind.  Eine  für  die  Mythologie  des  Charon  im 
höchsten  Grade  wichtige  Darstellung,  eine 
schwarzfigurige  attische  Malerei,  etwa  dem  Ende 
des  6.  Jahrh.  angehörig,  hat  Furtwcmgler,  Archiv 
f.  Beligionswissensch.  a.  a.  O.  191  u.  194  — 
darnach  nachstehende  zwei  Abbildungen  —  ver- 
io  öffentlicht  und  mit  einem  ausgezeichneten  Kom- 
mentar versehen,  der  hier  im  Auszug  wieder- 
gegeben wird.  Das  Bild  ist  auf  einer  in  Athen 
gefundenen,  jetzt  in  München  befindlichen  thö- 
nernen  Eschara,  einer  Art  nach  beiden  Seiten 
offenen  Cylinder,  durch  den  man  den  Toten 
die  Opferspenden  in  die  Erde  hinabgofs  (vgl. 
Schol.   Eur.   Phoen.   274.     Deneken    in   diesem 


1)  Thönerire  Eschara  mit  Charonbild  (s.  Abb.  2) 
(nach  Furtwängler,  Arch.  f.  Religionswiss.  8,  191). 

Lexikon  Bd.  1  Sp.  2501  Anm.  Vgl.  auch  Paus. 
10,  4,  10.  3,  19,  3  und  dazu  Bohde,  Psyche  1\ 
160  und  Anm.  4).  Dargestellt  ist  Charon  als 
greiser  Fährmann  (ö  ysgcabg  Ttoo&iitvg,  Minyas 
bei  Paus.  a.  a.  O.)  mit  weifsem  Bart  und  eben 

50  solchem  unter  der  runden  Schiffermütze  hervor- 
quellendem Haupthaar;  er  sitzt  im  Hinterteile 
seines  Bootes  bei  den  beiden  Steuerrudern,  die 
Linke  unter  dem  Mantel,  in  den  er  sich  ge- 
wickelt, geborgen,  die  Rechte  befehlend  vor- 
gestreckt, den  Mund  wie  zum  Schelten  geöffnet. 
Sein  Schelten  gilt  den  geflügelten  Seelen,  den 
Eidola,  die  von  oben  herab  sich  in  das  Boot, 
um  mitgenommen  zu  werden,  zu  schwingeu 
oder  gar  von  der  Bootsspitze  aus  in  den  Kahn 

60  zu  gelangen  suchen.  Denn  nicht  für  alle  ist 
Platz  im  Boote,  viele  müssen  warten  und 
manche  scheinen  wieder  zum  Ufer  zurückzu- 
fliegen. Die  Seelen,  die  mitgenommen  werden, 
müssen  rudern,  und  so  sehen  wir  unmittelbar 
vor  Charon  eine  solche  auf  der  Ruderbank 
hocken  im  Begriffe  zu  rudern.  Das  Boot,  das 
auf  unserer  Darstellung  in  seiner  ganzen  Länge, 
nicht   wie    auf   den    bekannten   Darstellungen 


2783 


Porthmeus 


Porthmios 


2784 


(vgl.  Waser,  Arehiv  f.  Bei.  a.  a.  0.  1,  164  ff.) 
nur  zum  Teile  gebildet  war,  weist  auf  dem 
erhaltenen  Stücke  noch  fünf  Ruder  auf;  die 
ursprüngliche  Zahl  war  mindestens  die  doppelte. 
Damit  ist  der  Zweifel,  dafs  Polygnot  (Patts. 
10,  28,  1)  den  Charon  als  7tOQ&gevg  int  talg 
Y.w7iccis  (Waser  a.  a.  0.  41)  dargestellt  habe, 
beseitigt,  und  ebenso  erklärt  sich  die  Mehrzahl 
der  Ruder  des  Charon  auf  einer  Grabstele  vor 

10  dem  Dipylon  in  Athen  (Litteratur  bei  Waser 
118  Anm.).  Am  bedeutsamsten  aber  ist  unser 
Bild,  das  sich  fast  wie  eine  Illustration  zu  den 
ungefähr  siebenhundert  Jahre  später  von  Lucian 
über  Charon  überlieferten  Vorstellungen  aus- 
nimmt und  dadurch  umgekehrt  zugleich  be- 
weist, wie  fest  und  zäh  die  Volksvorstellung 
an  dem  Typus  des  Charon  festgehalten  hat, 
dadurch,  dafs  es  die  Annahme  hinfällig  macht, 
Charon  sei  überhaupt  erst  von  dem  Dichter  der 

20  Minyas  genannt  [vgl.  Bd.  1  Sp.  885,  9.  v.  Wi- 
lamoivitz,  Hermes  34  (1899),  228],  ja  von  diesem 
geradezu  erst  erfunden  worden.  Doch  hätte 
diese  Ansicht,  auch  ohne  Kenntnis  von  unserem 
Bilde,  nicht  aufkommen  können,  wenn  man, 
wie  Furtwängler  (a.  a.  0.  198)  es  gethan  hat, 
aus  den  Versen  der  Minyas  herausgelesen  hätte, 
was  nun  nach  Furtivänglers  Vorgang  als  selbst- 
verständlich erscheint:  die  Verse  der  Minyas 
setzen  den  Charon  bereits  als  eine  allbekannte 

30  Figur  voraus,  da  nur  kurz  berichtet  wird,  dafs 
Theseus  und  Peirithoos,  im  Begriffe  über  den 
Hadesstrom  zu  fahren,  den  alten  Fährmann  mit 
dem  Nachen  nicht  zur  Stelle  finden.  fSo  kann 
doch  nur  jemand  dichten,  der  mit  dem  Fähr- 
mann als  mit  einer  ganz  bekannten  Figur 
operiert,  nicht  jemand,  der  diese  Figur  erfindet; 
der  würde  sie  doch  nicht  gerade  durch  Ab- 
wesenheit haben  glänzen,  sondern  sie  zur  Stelle 
sein  lassen  und  würde   sie   dem  Hörer  gründ- 

40  lieh  vorgestellt  haben.'  So  dürfen  wir  getrost 
mit  Furtwängler  annehmen,  dafs  Charon,  der 
Totenfährmann,  eine  uralte  Gestalt  echten 
Volksglaubens,  nicht  die  künstliche  Schöpfung 
eines  Dichters  ist.  Auch  Badermacher  a.  a.  0. 
90  ff.  hält  den  Charon  für  älter  als  die  Minyas, 
durch  die  er  vielleicht  zuerst  als  Fährmann 
der  Unterwelt  eingeführt  worden  sei,  während 
seine  ältere,  ursprüngliche  Funktion  die  des 
Fährmanns    über    den    Okeanos    gewesen    sei. 

50  Vgl.  Portitor.     |  Höfer.] 

Porthmios  (nÖQ&iuo?),  Kultname  des  Posei- 
don, abgeleitet  von  dem  TTOQ&gog,  der  die  Insel 
Karpathos  von  dem  nördlich  davon  liegenden 
Inselchen  Saros  trennt,  in  dessen  Nähe  auch 
der  Tempel  des  Gottes  lag  (Beaudouin,  Corr. 
hell.  8,  359 f.  JDitteiiberger,  Sylloge  l2  p.  433,  11. 
2-  p.  491, 10.  Hiller  v.  Gaertringen,  Arch.-Fpigr. 
Mitt.  aus  Oest.  16  [1893],  106),  Inser.  Ins.  Mar. 
Aeg.   1,   1031  p.  169.   1032  p.  170.   1033  p.  171. 

üO  1036  p.  172.  Nach  der  Inschrift  1035  p.  171 
(vgl.  Hittenherger  aa.  aa.  OO.)  scheint  der  Tempel 
des  Poseidon  Porthmios  das  gemeinsame  Heilig- 
tum des  gesamten  rhodischen  Volkes  gewesen 
zu  sein.  Das  Nordkap  von  Karpathos  hiefs 
'Ecptdlnov  i'sy.Qov,  Ptolcm.  5,  2,  33.  Daraus  hat 
O.  Benndorf.  Arch.-Fpigr.  Mitt.  a.  a.  0.  106 
geschlossen,  dafs  wie  Nisyros  und  Kos  einst 
als  zusammengehörig;  galten  und  ihre  Trennung 


2785                      Portitor  Portunus                     2786 

aus  dem  Kampfe  Poseidons  mit  dem  Giganten  manu  teuere  fingebatur  et  deus  putäbatur  esse 

Polybotes  hergeleitet  wurde,  so  die  Entstehung  portdrum,  vgl.Brevis  expos.  zuVerg.  Georg.  1,  437 

des  7toQ&[i6g  zwischen  den  einst  gleichfalls  zu-  Portunum  dicunt,   quod  porlibus  praesit,    unde 

sammenhängenden    Karpathos    und    Saros    als  clavem  tenens  pingi  solet;  daher  der  Kultbrauch, 

das  Resultat  eines  Kampfes  zwischen  Poseidon  den  das  Schol.  Veron.  zu  Verg.  Aen.  5,  241  er- 

und    dem    Giganten   Ephialtes   (s.  d.)    gedacht  wähnt:  huius  dies  festus  Portunalia,  quo  aput 

worden  sei,  und   so  f  zeigt  ein  Vasenbild   der  veteres  claves  in  focum   ad^ditas  cre^ymare   in- 

Kais.    Sammlung  in  Wien  den  Poseidon,   wie  stitutum  [die  Ergänzung  von  mir|)  ebenso  führt 

-er  den  Giganten  Ephialtes  mit  dem  Dreizack  wie  Ianus  (Ooid.  f.  1,  99.    Macr.  Sat.  1,  9,  7. 

in    den    Grund    bohrt    und    ein    Stück    Land  10  Arnob.   6,   25.     Lyd.   de  mens.   4,  1   p.   64,   1 

(also    Saros,    nicht    Nisyros)    auf    ihn    herab-  Wünsch,   s.    auch    oben  Bd.  II  Sp.  42).     Beide 

schleudert'.      Der    oben    erwähnte    Name    der  Götter  werden   dadurch  in  gleicher  Weise  als 

Nordspitze  von  Karpathos,  'Ecpiälnov,  und  der  Thürhiiter  bezeichnet,    und    dies   besagt  auch 

Kult  des  Poseidon  ITÖQ&^iOi:  an   dieser  Stelle,  der  Name  Portimus  (Paul.  a.  a.  0.   Schol.  Veron. 

eben    dem    durch    den    Kampf    entstandenen  a.  a.  0.  Portunus,  ut  Varro  ait,  deas  porQuum 

TtoQd-tiö?,  beweisen  in  Verbindung  mit  der  Dar-  porta)rumque  praeses),  da  sich  porta  und portus 

Stellung  des  erwähnten  Vasenbildes  die  Rieh-  ursprünglich  nur  lautlich,  nicht  der  Bedeutung 

tigkeit   der   Benndorfschen   Erklärung.     Fiel:,  nach  unterschieden  (vgl.    Usener,   Rhein.  Mus. 

Vor  griechische    Ortsnamen  42   nimmt   an,    dafs  56,   1901    S.  22   Anm.  38).      Erst    nachträglich 

das  Kap  'Ecpiälriov  mit  dem  Aloaden  Ephialtes  -m  hat    sich    die  Bedeutung   von  portus   auf  den 

in  Verbindung   stehe  und   diesem  geweiht  ge-  Eingang  vom  Wasser  her  eingeschränkt  und 

wesen    sei,    wie    das    Südkap    von    Karpathos  ist  demgemäfs  Portunus    zum   Gotte    der  An- 

Sodvrsiov   (Ptol.   5,   2,   33)    nach  Thoas,    dem  legestelle  am  Tiber,  des  Flufshafens  von  Rom 

Könige  von  Lemnos,  benannt  sei.     Wie  @oäv-  geworden   (in   diesem   Sinne  ist   das  Portunus 

xsiov  auf  lemuische  Tyrrhener,  so  weise  'Ewi-  a  portu  Ciceros  de  not.  deor.  2,  06  [=  Mythogr'. 

ülnov  auf  Kreta  zurück,  wo  (vgl.  Bd.  1  Sp.  254,  Vatic.  3,  5,  1]  gemeint;  vgl.  Ovid.  fast.  6,  546 

31  tf.)  speziell  in  Biannos  der  Mythos  von  der  in  portus  nato   ius  erit    omne  tuo,    quem  nos 

Fesselung  des  Ares  durch  die  Aloaden  lokali-  Portunum,  sua  lingua  Palaemona  dicet).    Daher 

siert  war.     [Höfer.]  lag  der  Tempel  des  Portunus,  dessen  Stiftungs- 

Portitor,     Bezeichnung    des    Charou,    dem  so  fest  ebenfalls  mit  den  Portunalia  zusammenfiel, 

griechischen  TtoQ&iitvg  (s.  d.  nr.  2)  entsprechend,  in  portu    Tiberino  (Varro   de   l.  I.  6,  19,    ganz 

Verg.  Aen.  6,  298.  326.    Georg.  4,  502.    Ov.  Met.  gewifs  nicht  auf  Ostia  zu  beziehen),  ad  pontem 

10,  73.    Prop.  5,  11,  7.    Stat.  Theo.  4,  479.  12,  Aemilium  (fast.  Allif.  Amit.  Vallens.);  die  letz- 

559.    Lucan  3,  17.  6,  704.    Sil.  Ital.  9,  251.     Val.  tere  Angabe  zeigt,  dafs  das  Heiligtum  am  Forum 

Iflacc.  1,  814.    Seneca  Herc.  f.  112.    Claudian,  boarium  gelegen  war,  benachbart  dem  Tempel 

In  Rufin.  lib.  seeundus  503.    De  raptu  Proser-  der  ebenfalls  mit  Ianus  in   enger  Kultbezieh- 

piuae  2,  360.     Vgl.,  0.  Waser,  Charon,  Chams,  ung    stehenden   Mater  Matuta    (s.  oben   Bd.  II 

Charun  27 f.    Die  Inschrift  bei  Orelli  1473  (vgl.  Sp.  2643)  und   nicht  weit   von  dem  erwähnten 

4761),  in   der  Pluto   Portitor  genannt  ist,    ist  Tempel  des  Ianus    selbst    entfernt.      Sehr  an- 

höchst  wahrscheinlich  gefälscht.     [Höfer.]  40  sprechend  vermutet  Chr.  Hülsen  (II  foro  bonrio 

Portunus  (gebildet  wie  Neptunus,  Fortuna;  e  le  sue  adiacenze  nell'  antichilä,  Dissertazione 
über  die  falsche  Schreibung  Portumnus  s.  Fleck-  della  pontif.  Accademia  Romana  di  Archeo- 
<'isen,  Jahrb.  f.  Philol.  Bd.  60,  1850  S.  255),  alt-  logia  vol.  VI  p.  263),  dafs  der  in  die  Kirche 
römischer  Gott  (Portunus  pater  bei  Verg.  Aen.  Santa  Maria  del  Sole  verbaute  antike  Rund- 
5,  241),  der  in  der  ältesten  Religionsordnung  tempel  der  des  Portunus  sei,  ebenso  wie  der 
einen  eigenen  Priester  unter  den  Flamines  benachbarte  Pseudoperipteros,  der  jetzt  die 
minores  (flamen  Portunalis  Fest.  p.  217)  und  Kirche  von  Santa  Maria  Egiziaca  beherbergt, 
feriae  am  17.  August  (Port(unalia)  fer(iae)  der  der  Mater  Matuta  (a.  a.  0.  S.  270).  Die 
Portuno  fast.  Amit.  Antiat.,  vgl.  C.  I.  L.  I-  Gegend  um  den  Tempel  trug  den  Namen  Po rtu- 
p.  325.  Varro  de  1.1.6,  19)  besafs.  Sein  Gottes-  so  nium  und  diente  namentlich  den  Blumenhändlern 
dienst  zeigt  Beziehungen  zu  dem  Kult  des  zum  Standorte  (Fro)tto  epist.  ad  M.  Caes.  1,  7 
Quirinus,  dessen  Waffen  der  Flamen  Portunalis  p.  19  Nab.:  idem  evenit  floribus  et  coronis:  alia 
mit  einer  in  einem  verpichten  Erzgefäfse  (per-  dignitate  sunt  in  Portunio  cum  a  coronariis 
sillum)  verwahrten  Salbe  zu  bestreichen  hatte  veneunt,  alia  cum  a  sacerdotibus  in  temploporri- 
(Fest.  p.  217),  und  besonders  zu  dem  des  Ianus:  guntur);  den  Namen  hat  H.  Jordan  (Rom. 
dies  geht  zwar  nicht  aus  der  gefälschten  In-  ^Topogr.  II  257.  I  2  S.  485  Anm.  63)  evident 
schritt  Orelli  1885  =  C.  I.  L.  XI  624*  (Spo-  richtig  auch  bei  Varro  de  l.  I.  5,  146  seeundum 
letium)  Iano  Portuno  hervor,  wohl  aber  einer-  Tibcrim  ad  Portunium  (Hs.  ad  Iunium)  forum 
seits  daraus,  dafs  der  beim  Marcellustheater  piscarium  vocant  hergestellt,  und  ebenso  über- 
gelegene Ianustempel  (s.  über  ihn  R.  Delbrück,  60  zeugend  hat  Hülsen  (a.  a.  0.  S.  262  f.)  das  im 
Die  drei  lempel  am  Forum  holitorium  in  Rom,  Curiosum  urbis  Romae  in  der  11.  Region  er- 
Rom  1903  S.  2 f.  und  dazu  Wissowa,  Götting.  wähnte  Fortunium  in  Portunium  abgeändert. 
gelehrte  Anzeigen  1904  S.  501  ff.)  seinen  Stif-  Da  es  sich  um  einen  Platz  unmittelbar  am 
tungstag  am  Feste  der  Portunalia  beging,  Flusse  handelt,  ist  es  verständlich,  dafs  in  dem 
andererseits  aus  dem  gemeinsamen  Attribute  späten  Kalender  des  Philocalus  die  hier  ge- 
des  Schlüssels,  das  Portunus  (Paul.  p.  56  clau-  feierten  Portunalia  ungenau  und  volkstümlich 
dere  et  clavis  ex  graeco  descendit;  cuius  rei  als  Tiberinalia  bezeichnet  werden:  wenn  dar- 
tutelam  penes  Portunum  esse  putdbant,  qui  clavim  aus  Mommsen  (CLL.  P  p.  325)  aiif  die  Iden- 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    IIL  gg 


2787                      Portunus  Poseidon  (Name)                2788 

tität  von  Portunus  und  Tiberinus  geschlossen  dicat  alta  Corintho,  namentlicli  in  der  von 
und  die  Feier  der  Portunalia  nach  dem  Tiber-  Vergil  (s.  oben)  vorgebildeten  Schilderung  des 
hafen  von  Ostia  verlegt  hat,  so  ist  man  ihm  Festzuges  der  Meergötter'  bei  Apul.  a/pöl.  31 
darin  mit  Recht  nicht  gefolgt  {Jordan  zu  Preller,  p.  37,  21  Helm:  Neptunus  cum  Salacia  et  Por- 
Pit'im.  Mythol.  II3  S.  133  Amn.  1.  TV.  Warde  tuno  et  omni  choro  Nereidum.  In  gleicher 
Fowler,  The Roman  Festivals  ^.202  f.  M.Besnier,  Situation  nennt  Apuleius  metam.  4,  31  Nerei 
L'ile  Tiberine  dans  Vantiquite  S.  309  ff.),  denn  filiae  chorum  canentes  et  Portimus  cqerulis 
diese  Hypothese  entbehrt  der  inneren  Begrün-  barbis  hispidus  et  gravis  piscoso  sinu  Salacia 
düng  und  ist  mit  der  präzisen  Ausdrucksweise  et  auriga  parvulus  Delphini  Palaemon:  wenn 
der  alten  Kaiendarien  unvereinbar.  Dagegen  10  er  hier  Portunus  als  bärtigen  Mann  von  dem 
ist  sehr  einleuchtend  die  Kombination  von  delphinreitenden  Knaben  Palaimon  unter- 
A.  von  Domaszewski  {Jahreshefte  des  ö'sterr.  scheidet,  so  mul's  er  bei  ersterem  an  Glaukos 
archäol.  Instituts  II  1899  S.  182  f.),  der  in  einem  oder  (wegen  Salacia  =  Amphitrite  besser)  an 
der  Reliefs  vom  Trajansbogen  in  Benevent  eine  Poseidon  selbst  gedacht  haben;  letztere  Gleich- 
auf dem  römischen  Forum  boarium  spielende  Setzung  liegt  sicher  vor  bei  Mart.  Ca/p.  5,  425 
Scene  erkennt  und  unter  den  diese  Lokalität  v.  15  Port uni  tri fidam  suspirans  flagitat  hastam; 
charakterisierenden  Gottheiten  (neben  Herkules  denn  obwohl  auch  Palaimon  gelegentlich  auf 
und  Apollo)  die  durch  Anker  und  Schlüssel  Denkmälern  den  Dreizack  führt  {Antike  Denk- 
gekennzeichnete  sitzende  Jünglingsgestalt  als  mäler  d.  arch.  Instit.  I  7,  26),  so  läfst  doch 
Portunus  deutet.  20  hier  die  Zusammenstellung  mit  Apollon,  Hera- 
In  der  Zeit,  in  der  man  bemüht  war,  sich  kies,  Ares,  Kronos  und  Zeus  allein  die  Deu- 
die  eigenen  Götter  durch  die  Vergleichung  mit  tung  auf  Poseidon  zu.  [Wissowa.] 
wirklichen  oder  vermeintlichen  Parallelbil-  Portus,  Personifikation  von  Häfen,  s.  Lokal- 
dungen der  griechischen  Mythologie  verstand-  Personifikationen  Bd.  2  Sp.2130,  59  ff.  f Höfer.] 
lieber  zu   machen,    setzte  man   den  Hafengott  Poseidon  s.  Poseidon. 

Portunus  mit  dem  vsätv  cpvXcci-  (Furip.  Iph.  Poseidon,  JJoastdäav  bei  Homer,  jedoch  im 
Taur.  270)  Palaimon  und  somit  weiterhin  mit  Cod.  Venet.  und  meistens  im  Palimps.  Syr.  TIoGt- 
Melikertes  gleich,  während  im  gleichen  Sinne  däcov  {La  Poche,  Homer.  Forsch.  345),  JJo6iöi)tov 
die  benachbarte  Mater  Matuta  als  römische  alcog  IL  2,  50(5.  Od.  6,  266;  IloatiSdcov  auch 
Umsetzung  der  Leukothea-Ino  aufgefafst  wurde  30  in  Hesiod.  Op.  667,  dagegen  HoGtiömv,  besser 
(s.  über  Mater  Matuta  oben  Bd.  II  Sp.  2464,  nooi-idsav  Hes.  Theog.  732.  Andre  ionische 
über  Palaimon  Bd.  III  Sp.  1255ff.  und  aufser-  Formen:  Tlooidimv,  IJoGidwg.  noGzidwg;  in  allen 
dem  Usener,  Sintfluihsagen  S.  150  f.  und  F.  ionischen  Kalendern  das  Fest  IJoaiösicc  und 
Maafs,  Griechen  und  Semiten  auf  dem  Isthmus  der  Monat  LToaidtav  {Preller,  Gr.  DI*  1.  567 
von  Korinth,  Berlin  1903).  Vergil  deutet  die  Anm.  6),  attisch  Ho6si8&v.  Daran  schliefst 
Gleichsetzung  Portunus-Palaimon  nur  versteckt  sich  das  äolische  IJoGtidav  aus  IIoGtidccJ-cav 
an,  indem  er  Aen.  5,  240 f.  von  Nereidum  Fragm.  Alkaios  26  {ATwens  im  Phüologus  23, 
Phorcique  chorus  Panopeaque  virgo  et  pater  22.  Meister,  Griech.  Dial.  1,  123ff.).  —  Doch 
ipse  ...  Portunus  redet,  an  der  Parallelstelle  älter  sind  die  äolisch- dorischen  Formen,  die 
5,  823ff.  aber  von  senior  Glauci  chorus  Ino-  40  die  von  der  homerisch-ionischen  Sprache  be- 
usque  Palaemon  Tritonesqne  citi  Phorcique  reits  in  -gl  verwandelte  indogermanische  Laut- 
exercitus  omnis  .  .  .  Thetis  et  Melde  Pano-  Verbindung  -%i.  im  Inlaut  noch  bewahrt  haben 
peaque  virgo  u.  s.  w.  Ausführlich  erzählt  Ocid.  {Brugmanu,  Griiudr.  d.  vergleich.  Grammatik 
fast.  6,  4sl  ff.  die  Ankunft  der  flüchtigen  Ino  1,  363):  thessal.  IJorddow  Koseform  aus  JJo- 
mit  dem  Knaben  Melikertes  am  Tiberufer  beim  xsiöäfow  {O.  Hoff  mann,  die  griech.  Dial.  2, 
Forum  boarium  und  die  ProphezeiuDg  der  296.  505.  552.  581),  böot.  Llortdäav,  Hoxsidaaiv, 
Carmentis,  dafs  dieses  Paar  als  Leukothea  und  dor.  noriSdv,  Uoridäg,  LToTtidäv,  in  zahlreichen 
Palaimon  bei  den  Griechen,  als  Mater  Matuta  Inschriften  aus  Korinth  tm  IJorhidävi  (Boehl,  I. 
und  Portunus  bei  den  Römern  göttliche  Ver-  G.  A.nr. -J0.  Journal ofHellenic StudicslX, 1802  :>. 
ehrung  finden  werde  (von  Maafs  a.a.O.  S.  128  ff.  50  16),  daher  die  Städtenamen  Potidania  und  Po- 
sonderbarer  Weise  so  mifsverstanden,  als  werde  tidaia;  äol.  oder  vielmehr  auch  böot.  IIotidai> 
dadurch  ein  römischer  Kult  des  griechischen  {Meister  1,  124.  240),  aber  auch  Iloaiöav  in 
Palaimon  neben  dem  des  Portunus  oder  an  Mantinea,  Ü06siddv  auf  Melos  und  Karpathos 
dessen  Stelle  bezeugt).  Die  Erzählung  Ovids  {Preller,  G.  M. 4  1,  567  Anm.),  auf  Kreta  in 
ist  die  Quelle  für  alle  späteren  Berichte  ge-  Lato  LToottdär,  C.  I.  G.  2554,  179,  in  Lebena 
wesen  (Hggin.  fab.  2.  Serv.  Prob.  Brev.  Expos.  Iloriiidäcov,  Mus.  ital.  3,  727.  Den  durchgehen- 
und  Schul.  Bern,  zu  Verg.  Georg.  1,  437.  Serv.  den  Unterschied  der  beiden  Dialektgruppen 
und  Schal.  Veron.  zu  Verg.  Aen.  5,  241.  bestätigen  der  Attiker,  der  vi]  xbv  llootidw, 
Mythogr.  Vat.  2,  79.  Lact.  inst.  dir.  1,  21,  23)  und  der  Megareer,  der  ved  xbv  Hozh8&v  be- 
und  hat  die  Gleichung  Portunus-Palaimon  zur  60  feuert  (Aristoph.  Acharn.  560.  798.  Ritter 
allgemeinen  Anerkennung  gebracht  (s.  nament-  366  u.  öfter).  —  Eine  dritte  Hauptform  ist 
lieh  die  Glossen  Paul.  p.  243  Portunus,  qui  et  die  arkadische:  tegeat.  LToeoidärog,  vgl.  mantin. 
Palaemon,  a  Romanis  inter  deos  colebatur.  Corp.  IIoGoidcäcc  {Caner,  Del.2  449),  die  die  Spar- 
gloss.  lat.  II  154,  13  Portunus  Ilcclcii^cav  daliuav  taner  bei  der  Übernahme  des  Poseidonkultes 
ftcäÜGGtog.  11392,31.  111167,48.236,50  IIa-  am  Tänaron  in  IIooiöäv{i)  verwandelten,  C.  I  G. 
laiiicov  Portunus,  vgl.  auch  III  290,  47).  Sie  1335.  Hoffmann  1,  179,  vgl.  lakon.  IJooi'daia 
erscheint  auch  in  der  Dichtung,  so  bei  Auson.  {Cauer,  Del.3  17.  19).  —  Prellwitz  {Bezzenberger, 
ecl.  21,  3  (p.  103  Peip.)  Isthmia  Portuno  bimari  Beitr.  9,  328 ff/)  führt  die  drei  Formen  IJoGftd- 


2789       Poseidon  (allgem.  Stellung)  Poseidon  (echt  hellenisch.  Gott)      2790 

(dor.     thess.     IJoraiS-),     Tloauid-    und    Iloaid-  fremden    Einflusses    nicht    wahrnehmbar    sind, 

(dor.  TJoTid-)  auf  eine  ursprünglich  durch  den  wenn  man  sie  nicht  in  mehreren  Genealogieen, 

wechselnden  Accent  bedingte  dreifach  stamm-  namentlich    der   thebanischen,    erkennen   will, 

abstufende    Deklination    des    Namens    zurück  Der  Ansicht  Herodots  2,  50.  4,  180.  188,  Name 

(vgl.  Meister  2,  98.    Hoff'mann  1,  179).  —  Die  und  Dienst  Poseidons  seien  aus  Libyen  nach 

Deutungen  des  Namens   nehmen   fortwährend  Griechenland  gekommen,   trat  bereits    Völcker, 

an   Zahl  zu,    aber   nicht   an   Sicherheit.     Hier  Mythologie    des    japetischen    Geschlechts    1824 

nur  die  Avichtigsten.     Nach  Ahrens,  Fht lol.  23,  S.  13a  ff.   219    entgegen,    vgl.   Preller    4,    545. 

lff.   =   24,   387    ist    er    zusammengesetzt    aus  Dennoch  hielt  nicht  nur  Böttiger,  Amdlihea  3, 
Tton  d.h.  itoßig  Trank  und  zldv,  Jdg  =  Zeus,  10  XIV  ff.    an    ihr    fest,     sondern    auch     Gerhard 

ein  Süfswasser-Zeus,  vgl.  Ztvg  ivdhog  Aeschyl.  suchte    die    fremde   Herkunft    des    Gottes    da- 

fr.  334.  —  Gilbert,  Griech  Gö'Merlehre  S.  168  folgt  durch    zu    stützen,    dal's   er    in    den   Abh.   der 

dieser    Deutung    und    fafst    das    Wasser    als  Berliner  Akademie  1850  auf  den   mit  phöni- 

Himmelswasser  auf.    Die  bekanntesten  Mytho-  zisch em  Barbarentum    gemischten   Charakter 

logen  ziehen  noch  ■xori^uv  u.  Tiora^og  heran,  seiner  Söhne  und  Frauen,  seines  Gefolges,  seiner 

um  gleichfalls  einen  Gott  des  feuchten  Elements  Verehrer  und  Opferbräuche  und  auf  seine  vielen 

herauszulesen,  vgl.  Laistrier,  Bätsei  der  Sphinx  Zwiste  mit  andern  echt  griechischen  Gottheiten 

2,  445.     Dagegen   deutet  Fick  (Kuhns  Zs.  21.  hinwies,  während  er  in  der  Griechischen  Mytho- 

462.     Vergleich.  W.  B.s  1,  507)  TLor-ud-dcov  als  logie  1854  §  62.  231.   240,  3  vorzugsweise  sein 
Herrscher  des  Schwalls:  itoaig  Gatte,  skr.  patis,  20  karisches  Wesen  betonte.     Ähnliche  keines- 

oiddoa  schwellen.     Curtius  Grundz.r°  245  u.  mit  wegs  durchschlagende  Gründe   bestimmten  E. 

Brugmann  M.  Müller,  Contributions  to  the  science  Curtius,  Griech.  Geschichte6  1,  51  ff.  99,  Poseidon 

of  mythology  1897  S.  379  lehnen  diese  Deutung  für  den  unholden  Gott  des  asiatischen  Grieehen- 

ab,    der   letztere,    um   die  viel  unglaublichere  volks  d.  h.  der  Karer,   Leleger  und  Ionier 

Potidaios   =    'he  ivho   is  near-or-against-the-  zu    erklären,    der    später    vor    den    eigentlich 

Wooded-land   (IdaY   an    die   Stelle   zu   setzen.  hellenischen    Gottheiten    hätte    zurückweichen 

Auch  Hoff'mann  a.  a.  0.  1,  200  ist  zur  Annahme  müssen,   so  in  Athen,    Olympia,   Delphi.     Nun 

einer  Komposition  mit  der  Präposition  itög  ge-  ist  wohl  richtig,  dal's  den  Poseidondienst  zuerst 

neigt,   vgl.  Prellwitz  a.a.O.  9,  328 ff,  der  ihn  diejenigen    griechischen    Stämme    ausbildeten, 
als    den     Heranflutenden     erklärt.       Meringer  30  die,    wie   die   der  Ostküste,    vorzugsweise   den 

Bezzenberger,    Beitr.    16,    232)    deutet    Jlorft-,  Einwirkungen  fremder  Seefahrer,  insbesondere 

TJoToi   aus    altind.   pathe   und   dafeav   als    den  der  Phönizier,   Karer   und  Leleger,   ausgesetzt 

Weggebenden,     den    Bahnmacher.      Nach    B.  waren.     Die  Karer   aber  verehrten   einen  Gott 

Brown,  Semitic  influence  in  Hellenic  mythology  'Ocoyöig   (s.  d.)    oder   Zeus   Osogos    in  Mylasa, 

1898    S.   127,    der    P.   für    einen   nichtarischen  der  von   den  Griechen   in   späteren  Inschriften 

Gott  hält,  ist  sein  Name  eine  hybride  Bildung:  (C.  I.  G.   nr.  2700i    mit    Poseidon    identifiziert 

nöatg  "havog,  "Ircovog  Herr  der  Insel  Tan  (Kreta)  und  infolge   davon   durch  Zenoposeidon   über- 

oder  der  Tanninim,  der  Seeungeheuer (!).    Mehr  setzt  wurde  (Theophrast.b. Athen.  2,15;  vgl. 8, 18, 

bei  Gruppe.  Gr.  31.  2,  1151  ff.  vgl.  Preller*  1,  5s0.     Overbeck,  Griech.   Kunst- 

40  myth.  2,  268),  und  in  seinem  Heiligtum  gab  es 

Poseidons  allgemeine  Stellung.  einen   Salzwasserquell    wie    in    den    Poseidon  - 

P.  nimmt  als  vollständig  ausgebildeter  Gott  heiligtümern  zu  Athen  und  Mantineia,  Penisa u. 

alles    strömenden    Wassers,    insbesondere    des  8,  10,  4.     Auch  hatten  die  Phönizier,  nachdem 

Meeres,  unter  den   griechischen,  ja  unter  den  sie    zu    einem    Schiffervolk    geworden    waren, 

indogermanischen  Göttern  überhaupt  eine  un-  ihren    alten    Gestirngöttern    die    Gewalt    auch 

vergleichliche    Stellung    ein.     Wenigstens    als  über  das  Meer   übertragen.     So   verehrten    die 

Meergott   kann    er   nicht   wohl    zu    den    aller-  Sidonier    einen    ftccldooiog    Zsvg,     die    Tyrier 

ältesten  griechischen  Gottheiten,  die,  wie  z.  B.  machten  ihren  Sonnengott  Melkart  später  zum 

Zeus,    in   die    indogermanische   Urzeit   hinauf-  Meergott,  der  als  solcher  auch  in  Korinth  unter 

reichen,  gehören,  da  weder  die  Hellenen,  noch  50  dem  Namen  Melikertes  (s.  d.)  Verehrung  fand 

die  ihnen  urverwandten  Völker  vordem  an  der  und  dem  ihn  liebenden  griechischen  Meerdämon 
See    wohnten.      Selbst   unter    den    mythischen     '  Glaukos  (s.  d.  Sp.  1681)  zugesellt  wurde.    Einige 

Meerwesen    Griechenlands    giebt    er    sich    als  griechische    Seeplätze    besal'sen    ein    tyrisches 

eins    der   jüngsten  und    deshalb   als   eins   der  Herakleion  d.  h.  einen  Melkarttempel,  den  atti- 

reifsten  zu  erkennen.    Eine  vorhellenische  Gel-  sehen    Ioiwms  war    der  Poseidonkultus    erb- 

tung  Poseidons  unter  den  Indogermanen  wäre  eigentümlich,  und  es  ist  von  einem  Streit  zwi- 

also  nur  in  dem  Falle  annehmbar,  dafs  er  einst  sehen  Phöniziern  und  Phalereern  im  Hafen  von 

nicht  das  Wasser  des  Meeres,  sondern  nur  das  Phaleron  über  die  Priesterschaft  des  Poseidon 

des  Binnenlandes   oder  aber  auch  eine  Natur-  die  Rede,  E.  Curtius,  Stadtgesch.  v.  Athen  S.  23. 

kraft,  wie  etwa  den  die  Gesamtwasserwelt  be-  60  Wachsmuth,  Stadt  Athen  S.  405.     Töpff'er,  AU. 

herrschenden  Wind  oder  Sturm,  bedeutet  hätte,  Genealogie    S.  300.     P/ionys.    de   Dinaicho    10. 

wofür  allerdings  einige  ihm  auch  noch  später  Über  den  phönizischen  Meergott  und  Sarapis1 

anhaftende  Züge  zu  sprechen  scheinen.  Verhältnis  zu  Poseidon  Drexler,  mythöl.  Beitr. 

1,  140;  über  Poseidon  als  phönizisch-babyloni- 

Poseidon  ein  echt  hellenischer  Gott.  schen  Meergott  B.  Brown,  Semüic  influence  in 

Jedenfalls    trägt    sein  Mythus    wie    Kultus  Hellenic  mythology    S.  100 ff.     Des   Melikertes 

ein  durchaus  hellenisches  Gepräge,  an  dem  Grofsvater    Kadmos    gründete    in    Ialysos    auf 

auch  nur  leise  Spuren  eines  etwaigen  früheren  Rhodos  einen  Poseidontempel,   dessen  Priester 

88* 


2791     Poseidon  (d. Meer  erweitert  d.gr.Myth.)  Poseidon  (s.  Vorbilder)            2792 

aus  einem  Geschlecht  von  übrigens    nicht  un-  ist,  die  Ausgestaltung  namentlich  der  höheren 

bestrittener     phönizischer     Abkunft     gewählt  Meergottheiten,    insbesondere    der  weiblichen, 

wurde,  Diodor.  5,  58;  vgl.  0.  Crusius  Art.  Kad-  ist  verhältnismäfsig  dürftig  ausgefallen,  ebenso 

mos  Sp.88lff.     Tümpel  Art.  Kassiepeia  Sp.  994,  wie  bei  den  Germanen,  selbst  den  nördlichen, 

Auch  in  Thera    hatte   Kadmos    auf  derselben  so  dafs  sie  nicht  entfernt  mit  der  Formenfülle 

Reise  den  Poseidondienst  gegründet,   Theophr.  und  Bedeutsamkeit  der  himmlischen,  ja  nicht 

b.  Schol.  Find.  P.  4,  11.     Aber  Kadmos  (s.  d.)  einmal    der   unterweltlichen    Gottheiten    wett- 

gehört  nicht  zu  den  Phöniziern,  sondern  zu  den  eifern  kann.    Auch  im  neuen  Griechenland  ist 

böotischen  Kadnieern-Minyern,  und  wenn  auch  es  trotz  seiner  Seetüchtigkeit  um  diese  Provinz 
an  einigen  der  angeführten  Punkte  sich  fremde  10  des  Volksglaubens  sehr   schlecht  bestellt,   vgl. 

Seegötter,    die    man    auch    Poseidone    nennen  B.  Schmidt,    Volksleben  d.  Neugriechen  S.  131. 

konnte,  mit  den  heimischen  berührt  und  nanient-  135.    Polites  Melete  S.  57 — 65. 
lieh   zu  einigen   der   grofsen  Poseidonamphik- 

tyonien  wie  Kalauria  u.  s.  w.  die  Phöniker  den  Poseidons  Vorbilder. 
Anstofs  gegeben  haben  mögen,  so  scheint  doch  Zum  Aufbau  ihrer  Meeresmythologie  be- 
dieser  harmonisch  aus  einem  Gufs  geschaffene  nutzten  die  Griechen  wie  die  Phönizier  sehr 
Gott  nicht  irgendwie  wesentlich  von  jenen  be-  viel  älteres,  andern  Mythengebieten  entlehntes 
einflufst  oder  gar  erst  aus  ihnen  umgebildet  Material.  Aber  sie  zogen  nicht  wie  jene  die 
worden  zu  sein,  vgl.  Welcher,  Griech.  Göttcrl.  Gestirngötter  zu  Hilfe,  sondern  ihre  alten  aus 
1,  639  ff.  Gilbert  a.  a.  0.  448.  Eher  läfst  sich  20  dem  Binnenland  mitgebrachten  Wind-  und 
eine  Einwirkung  jener  fremden  Wesen  auf  die  Wolkendämonen,  die  sie  ja  mit  dem  Meer  in 
Griechischen  Meerdämonen  vermuten.  Münzen  fortwährendem,  wechselndem  Verkehr  vor  sich 
von  Korinth  und  der  kretischen  Stadt  Itanos,  sahen.  So  entstand  namentlich  an  der  Ost- 
einer wahrscheinlich  phönizischen  Stiftung,  küste  Griechenlands  eine  reiche  vorposeidonische 
zeigen  einen  mit  menschlichem  Oberkörper  und  Lebewelt  im  Meere,  aus  der  endlich,  als  höchstes 
einem  Fischschwanz  versehenen  Dämon,  der  göttliches  Gebilde,  Poseidon  hervorgegangen 
wie  Poseidon  einen  Dreizack  führt,  s.  Knapp,  zu  sein  scheint,  das  die  unedlen  Züge  der  Dä- 
Korobios  von  Itanos  in  Piniol.  N.  F.  2.  48,  499.  monen  möglichst  abstiefs,  die  meisten  edleren 
Drefsler,  Triton  und  die  Tritonen  I.  Progr.  aber  in  sich  vereinte.  Diese  Vorgänger  waren 
des  Gymnas.  zu  Würzen  1892  S.  6.  Dieser  30  zum  Teil  noch  ganz  elementarische  Wind- 
fischschwänzige  Typus,  der  auch  in  einigen  dämonen,  wie  z.  B.  Boreas  (s.  d.),  der,  von 
alten  Darstellungen  als  Halios  Geron  (s.  d.)  den  Athenern  angerufen,  die  persischen  Schiffe 
begegnet,  ist  einem  auf  mehreren  babylonischen  bei  Chalkis  vernichtete,  Herod.  7,  189,  gerade 
und  assyrischen  Siegelsteinen  nachweisbaren  wie  Poseidon  (s.  u.)  zum  Dank  dafür  ein  Heilig- 
Fischgotte  entlehnt  (Baudissin,  Stud.  z.  sentit.  tum  am  Ilissos  erhielt,  und  dessen  Berg  bei 
Beligionsgesch.  2,  175  ff.  Furtwängler,  Äbh.  d.  Megalopolis,  das  Boqhov,  ein  altes  Heiligtum 
Bert  Akad,  1879  S.  97.  Müchhöfer,  Anfänge  des  Poseidon  und  der  Pallas  trug,  Paus.  8,  27, 
d.  Kunst  S.  84.  185.  Drefsler  a.  a.  0.  S.  16),  6.  34,  4;  vgl.  M.  Mayer,  Giganten  S.  108  ff.  Der 
doch  ist  der  Dreizack  wohl  hellenischen  Ur-  neugriechische  Herr  Boreas  weckt  die  VQiitviuag, 
Sprungs.                                                                        40  Polites,  Melete  S.  82,  wie  Poseidon  (s.  u.).    Zum 

Teil    waren    diese   Vorgänger    in   Riesenleiber 
Die  Erweiterung  der  griechischen  Mytho-  gebannte  Stürme,  wie  Alkyoneus  (s.  d.  u.  vgl. 
logie  durch  das  Meer.  M.  Mayer,  Giganten  112.    Bobert  im  Hermes  19, 
Nachdem  sich  mehrere  griechische  Stämme  473.    484),    der   Wintersturm,    und    Aigaion- 
an  den  Küsten  des  Mittelmeeres  niedergelassen  Briareos,  der  vor  andern  dem  Poseidon  nahe 
und  vollends  nachdem  sie,   zur  Seefahrt  über-  steht.     Zum  Teil  hatten  sie   ein  milderes  und 
gegangen,  dessen  Schrecknisse  und  Segnungen  trotz  ihrer  nicht  immer  ganz  beseitigten  Tier- 
genauer erprobt  hatten,   mufsten  sie  den  Per-  haftigkeit     menschlicheres    Wesen,     wie     der 
sonifikationen  der  für  sie  neuen  Naturmächte,  Halios  Geron  und  dessen  lokale  Abtönungen: 
den  Seedämonen  und  -göttern,  in  ihrer  älteren  50  Glaukos,  Nereus,  Proteus  und  Triton,   vgl.  E. 
binnenländischen   Mythenwelt  Raum   schaffen.  Curtius,   Ber.   d.   Bert..  Akad,   43,    1890,    1148. 
Die  ältere  Einteilung  der  Welt  in  Himmel  und  Drefsler  a.  a.  0.  1.    Zwischen  beiden  Gruppen 
Erde,   aus   der  nur  die  beiden  Göttergruppen:  in  der  Mitte  steht  etwa  der  Meergreis  Phorkyn 
oi   avea    und    01    xcerco   oder    ol   vitaroi  und    ol  oder  Phorkys  (s.  d.),   Od.  1,  72.  13,  96.  345  u. 
X&övioi  oder  oi   ovoctnoi  und   oi  %%6vioi   &sot  Theog.  237.  270.  —  Zum  Teil  waren  diese  Dä- 
hervorgegangen  waren,   konnte  nun  erst  einer  monen  bereits  heroisiert  wie  z.  B.  der  trözenisebe 
andern  der  Natur  ihres  neuen  Wohnsitzes  ge-  Aigeus    oder  der   tarentinisch-brundusinisch- 
mäfseren  Einteilung  in  Himmel,  Erde  und  Meer  rhodische  Ph  alanthos,  der  lesbische  Enalos 
weichen,  vgl.  Preller*  1,  106.    Hermann,  Gottes-  und  andere.     Aigeus  ist  nach   Wulff  zur  The- 
diensil.  Altert.  §  13,  5.    Nägelsbach,  Nachhomer,  w  seussage,  Diss.  Dorpat.  1892,  168,  dernrsprüng- 
Theol.    S.  103.     Doch   zeigte  sich   der  spätere  liehe  Name   des   P.    in  Thessalien   (vgl.  Corp. 
mythologische    Trieb    bei    Lösung    der    neuen  Script.  Byz.  1,  215)  und  vor  alters  in  Marathon 
Aufgabe    der    Meeresvergötterung   bei    weitem  zu  Haus  und  entspricht  hier  dem  trözenischen 
nicht  so  kraftvoll  wie  die  früheren.    Jene  ältere  Poseidon.    Auch  als  Sohn  P's  wird  er  bezeichnet 
Weltanschauung    lief    noch    lange    neben    der  und  verjagt  nach   TJsener,    Götternamen  S._  200 
jüngeren  her;  nur  an  einer  einzigen  Stelle,  in  im  Herbst  den  sommerlichen  Lykos,  den  Licht- 
Artemidors  Traumbuch,  bilden  die  &tol  ftcclda-  bringer.     Andere   gehen   weiter  und   erklären, 
0101  eine  besondere  Gattung  und,  was  wichtiger  wie    Wernicke ,   Archäol.    Jahrb.  7,   1892,   213, 


2793             Poseidon  (Vorbilder)  Poseidon  (Vorbilder)             2794 

auch   Tbeseus,    Aigeus'  Sohn,    für    eine  Hy-  Erdspalten  eingedrungenen  Winde  die  Erdbeben 

postase  des  Poseidon,  der  neben  Apollon  Del-  verursachten  {Prob.  Vergil.  Georg.  2,  478;   vgl. 

phinios  oder  Kerkyaneus  stand.     Wulff'  a.  a.  0.  Paus.  2, 12,  1.    Ovid.  M.  15,  298  u.  Anuximander 

138    sieht   in   Th.    einen  thessalischen  Sturm-  b.  Ammian.  Marcellin.  17,  7,  12).     So  sind  sie 

und  Gewittergott,  der  heroisiert  nach  Marathon  auch    Hüter    des    Tartaroseinganges,    wie    die 

kam,  wo  sein  Vater  Aigeus,  und  nach  Trözen,  Winde  vor  diesem  besonders  heftig  toben  (vgl. 

wo    sein  Vater  .  Poseidon    hiefs.      Von    diesen  Hesiod.  Theog.  734  mit  742)  und  unterweltliche 

beiden  Punkten  aus -sei  er  dann  in  Athen  an-  Wesen  mehrfach  Namen  tragen,    die   auf  die 

gesiedelt.  winterlichen  Stürme  hindeuten  (H.  D.  Müller, 

Durch   ihre  Namen   oder   ihre    nicht    blofs  10  Myih.  d.  griech.  Stämme  2,  48.  151).     Den  Tar- 

pelagischen,  sondern  auch  meteorischen  Eigen-  taros  bewachen  nach  Pherelydes  die  Harpyien 

schaffen  oder  ihre  später  ersonnene  Verwandt-  {Kern,  de  Orphei,  Epimoiidis,  Pherecydis  theo- 

schaft  und  ihre  feindlichen  oder  freundschaft-  gonicis  S.  88,  VI),   und   am  %<x.6\lu   der  Eume- 

lichen  Beziehungen  zu  Poseidon  verraten  sich  niden   des  Areopags,    das  man   sich   wohl  bis 

diese  Dämonen  und  Heroen  als  unvollkommene,  zum    Tartaros    erstreckt    dachte,    standen    die 

wenn  auch  teilweise  sehr  ausgeschmückte  Proto-  Altäre  milderer  Windwesen,  des  Hesychos  und 

typen  des  stürmischen  Meergottes.  der  Heudanemoi  (s.  d.  u.  vgl.  v.  Wilamowitz,  Aus 

Diesen  innerlichen  Zusammenhang  legt  am  Kyclathen  101).     Aber  nicht  nur  oben  in   der 

offensten  Aigaion-Briareos  (s.  d.)  blofs.    Er  Luft  und  unten  in  der  Erdtiefe,  sondern  auch 

gehört  zu  den  drei  Hekatoncheiren  (s.  d.  u.  vgl.  20  auf  dem  Meer  haust   der  Hekatoncheir.     Mit 

M.  Mayer,  Die  Giganten   a.  Titanen  S.  120  ff.),  seinem  Haar,  dem  Gewölk,  die  Sonne  verdun- 

welche  Hesiod  Theog.  147  ff.  den  drei  Kyklopen  kelnd,  steigt  Briareos  aus  dem  Meer  auf  (Nonn. 

als  ähnlich,  aber  nicht  gleich  geartete  Brüder-  Dioiiys.  39,   287)    und    beherrscht    namentlich 

schalt  beiordnet.     Waren  die  Kyklopen  schon  von  Südeuböa,  von  Karystos*)  aus,  gewaltig  das 

ihren    drei  Einzelnamen    nach    unverkennbare  ägäische  Meer  (M.  Mayer,  Gig.  121  ff.  210ff.), 

Gewitterriesen,  so  wurden  die  Hekatoncheiren  den  Alyalov  -hoqov  TQixviitaig  ßge^ovra  Eurip. 

bereits    von    den    Alten   (SchoJ.    Theogon.   139.  Troad.  83.    Alle  diese  charakteristischen  Züge 

Suidas  u.  Et.  M.  s.  v.  Tritopatores;  vgl.  Lobeclc,  Aigaions,  die  olympischen  wie  die  chthonischen 

Aglaopham.  753 ff.),  und  von  G.J.Vossius,  Theo-  und  pelagischen,  kehren  bei  Poseidon  wieder. 

logia  gentilis  IIIc.  2  u.  Welcher,  G.  G.  3,  71ff.  so  Wie  jener  mit  seinen  beiden  Brüdern  in  der 

als  Winddämonen  erkannt,  vgl.  Rohde,  Psyche  älteren  Titanomachie,  ist  dieser  in  der  jüngeren 

S.  227.     fOi   de  nvfrixoV,   heifst   es,    ^Bqluqsco  Gigantomachie,    vor    allen   andern    Kämpfern 

xbv  fäniüva   •/.alov6i.''    [Joh.  Lyd.  d.    mens.   IV  ausgezeichnet  als  Steinschleuderer,  der  Bundes- 

p.  58).    Daher  ihre  Namen:  Alyuicov  von  ivtiiyca  genösse  des  olympischen  Zeus.    Nach  hekaton- 

dränge,  treibe,  cclylg  Sturm  (Curtius,  Gr.5  S.  180)  cheirischem    Vorbild    ist    Poseidon    G£iai%&a>v 

und  Körtog  von  v.öxxuv  xv-itzsiv  Hesych.,  wo-  und   hütet   die   ehernen  Pforten  des   Tartaros, 

mit    man    den  yjiuavorvTtog  lallaip,    Aeschyl.  Hes.    Theog.    732.      Wie    Briareos    ist    er    der 

Suppl.  35,  und  den  das  Gebirge  mit  dem  Drei-  %va.vo%aixiig   und   hat  er   gerade  in   Südeuböa 

zack   schlagenden  Aiolos,    Quint.  Sin.  14,  478,  nach  der  homerischen  Angabe  seinen  ältesten 

vergleiche.     Daher  auch   ihre  Vielhändigkeit,  40  Wohnsitz,  wo  ihm  auch  die  rzQaicxia  am  Vor- 

die  den  von  allen  Seiten   zugreifenden  Sturm-  gebirge  Geraistos  gefeiert  wurden,  Schol.  Pind. 

dämonen  ebenso  gemäfs  ist,  wie  die  anderswo  O.  13,  159.     Ja  schliel'slich  wird  Aigaion  nur 

an    solchen    hervorgehobene     Starkhändigkeit  ein  Name  des  Poseidon  selber  (Eurip.  Alk.  592, 

(E.  H.  Meyer,  Indog.  Mythen  2,  460.  472;  vgl.  vgl.  M.  Mayer  a.  a.  O.  S.  121.  211)  und  in  der 

jedoch  auch  ob.  Bd.  1,  142,  4 ff.   und  Tümpel,,  Nebenform  Aigeus,  Wogenmann,  (s.  d.)  ein  Name 

Festschr.  f.  Orerbeck  164,  3).    Andere  deuten  sie  des   Poseidon   der  heroischen  Art.     Dies  Ver- 

auf  die  zahllosen  Arme  des  Meeres  (M.  Mayer  hältnis  Aigaions   zu  Poseidon   verbürgen   auch 

a.  a.  0.  121),  aber  sie  wird   auch   an  den  %ti-  die  zahlreichen  mythischen  Beziehungen  beider 

Qoycc6TOQ£g    oder    yu6T£Q6%eiQsg  Kyklopen   und  zu  einander.     Denn  die  Dämonen   des   älteren 

zwar  den  bauenden  hervorgehoben,  die  als  be-  50  Glaubens  werden   nicht  über  dem   aus    ihnen 

wegende  Naturkräfte  wie  Gewitter  und  Sturm  entwickelten  edleren   Gott  vergessen,   sondern 

Wolken  und  Steine  türmen  (M.  Mayer  a.  a.  0.  häufig    in    seine    Söhne    oder    auch    Freunde, 

S.  125 ff.    Preller3  1,  314).     Als  Sturmdänionen  Diener  und  Feinde  verwandelt.     In  der  Hias 

sind   sie  ferner  in  den   ältesten  Darstellungen,  1,  397  ff.  ist  Aigaion  Poseidons  Sohn,  der,  seinem 

11.  1,  397  ff.  und  Hesiods  Theog.  713 ff.,  gleich  Vater  an  Stärke  überlegen  und  von  Thetis  zu 

ihren  dem  Zeus  Donner  und  Blitz  hilfreich  dar-  Hilfe   gerufen,    Zeus    vor    der  Fesselung,    mit 

reichenden  kyklopischen  Brüdern,  die  Kampf-  welcher  Hera,  Poseidon  und  Athena  diesen  be- 

und  Sturmgenossen  des  Kroniden  und  kämpfen  drohten,   bewahrte.     In   der  Theog.  817   ist  er 

als  solche  steinschleudernd  vom  Olympos,  d.  h.  Poseidons  Schwiegersohn,   der   dessen  Tochter 

einem  hohen  oberweltlichen  Räume  herab,  der  60  Kyrnopoleia  zur  Gemahlin  erhielt.    Als  Schieds- 

ihnen  nicht  mit  M.  Mayer  a.  a.  0.  S.  129.  213,  richter   sprach    er   dem  Helios   die  Burg,   dem 

weil  er  sie  für  Mächte   der  Erdtiefe  hält,   als  Poseidon  den  Isthmus  von  Korinth   zu,   wurde 

ihnen    ursprünglich    nicht    zukommend    abge-  aber  in  einem  Streit  mit  Poseidon  von  diesem 
sprochen  werden  darf.     Allerdings  heifst  auch 

Aigaion  atiaiy&av,  Philostr.  V.   Apoll.  IV  6,  je-  *}  Er  lebt  fort  *  dem  ueusriech-  Drakos  von  ^arysto, 

der   die   in   der  Nähe    der   Stadt   liegenden    alten   Säulen 


doch  durchaus  im  Einklang  mit  einer  beliebten 
Vorstellung  der  Alten,  nach  der  die  nach  über- 

grofser  Hitze  oder  auch  nach  Regenüberflufs  in         Griec/i.  u.  alban.  Märchen  1,  39,  vgl.  Bursian^  Geoyr.  2,  434 


von   der   Höhe   herabschleuderte   und   die    Spuren   seiner 

Vorstellung  der  Alten,  nach  der  die  nach  über-       Hä]lde  und  Füfse  ^  den  Felsen  2urückliefS)  ,.  Hahn, 


2795 


Poseidon  (Vorbilder) 


Poseidon  (b.  Homer) 


279<; 


an  der  Rhyndakosmündung  unter  einem  Berg 
begraben,  Paus.  2,  1,  6.  4,  7.  Eustath.  123,  34. 
Schal.  Apoll.  Rhod.  1,  1165.  Nach  all  diesen 
Merkmalen  ist  der  rohe  Aigaion  nicht,  wie  M. 
Mayer  a.  a.  0.  will,  eine  vergröberte  Hypostase, 
sondern  ein  Prototypus  Poseidons  und  zwar 
einer  der  wichtigsten.  Doch  ist  mit  diesem 
keineswegs  die  Typenvorarbeit  für  Poseidon 
erschöpft,  wie  denn  der  Halios  Geron  und 
dessen  lokale,  oft  unmerkbar  in  einander  über-  io 
fliefsende  Abarten,  Nereus  (s.  d.  Sp.  242), 
Glaukos.  Triton  die  freundlicheren,  minder 
ungeheuerlichen  Züge  des  Gottes  vorweisen. 
Vornehmlich  an  der  Ostküste  von  Byzanz  bis 
nach  Gythion  herab  und  auf  den  Inseln  des 
ägäischen  Meeres  bekannt,  wurden  sie  wenig- 
stens ausnahmsweise  noch,  wie  es  scheint,  nach 
semitischem  Muster  fischleibig  dargestellt  (s.  o. 
und  Overbeck,  G riech.  Kunstmyth.  3,  353.  403. 
Drefsler,  Triton  S.  6.  10.  15  ff.'  18  ff.),  nie  aber  20 
Poseidon.  Auch  unterscheidet  das  Greisen- 
alter den  Geron  von  dem  dunkellockigen  Gotte, 
dem  Kvavo%cdxi]s,  der  durchweg  in  männ- 
licher Vollkraft  oder  sogar  jugendlich  in 
der  Dichtung  und  Kunst  auftritt  (Overbeck 
a.  a.  0.  3,  218.  222 ff.  245).  Endlich  aber  ist 
die  Gabe  der  Weissagung,  die  jene  Dämonen 
auszeichnet,  dem  P.  nur  ausnahmsweise  und 
indirekt  eigen  (s.  u.).  Triton  hat  aufserdem 
die  Trompetenmuschel  vor  dem  Munde  (Dreßler  30 
a.  a.  0.  11.  Philol.  N.  F.  2,  48.  501).  Aber 
dieser,  der  Halios  Geron  und  Nereus  führen 
doch  auch  wiederholt  gleich  P.  den  Dreizack 
(Wieseler,  De  cliis  tridentem  gerentibus.  0. 
Müller,  Hanclb.  d.  Archäol.  §  402.  Welcher, 
G.  G.  1,  620.  Drefsler  1,  1.  2,  44;  vgl.  Vergil. 
Aen.  2.  418).  Ein  attischer  Vasenmaler  gesellt 
den  Halios  Geron  dem  Poseidon  zu,  wie  Geron 
auch  im  Poseidonhain  zu  Onchestos  weilt, 
Mymn.  hom.  in  Mercur.  v.  187 ff.,  vgl.  Furt-  40 
wängler,  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1879,  97.  99.  Als 
der  Nymphe  Thoosa  Vater  ist  Phorkyn,  Od. 
1,  72,  als  der  der  Amphitrite  ist  Nereus  Po- 
seidons Schwiegervater,  Theog.  254,  930.  Ein 
von  der  jüngeren  Tradition  dem  Nereus  zu- 
geschriebener Sohn,  Nerites,  galt  für  einen 
Liebling  der  Aphrodite  oder  auch  des  Poseidon, 
Preller,  G.  M.*  1,  558.  —  Glaukos  (s.  d.  nr.  7), 
der  auch  wieder  bei  den  Gytheaten  vertraulich 
Geron  hiefs,  Paus.  3,  21,  9,  ist  bald  Poseidons  50 
Sohn  bald  wird  er  als  Vater  Belleroj:>hons  (s.  d.) 
dem  P.  gleichgestellt.  Glaukos1  Sohn  hiefs  am 
Isthmus  TccQa^iTtTtog,  der  wieder  in  Olympia 
nach  glaubwürdiger  Angabe  ein  blofser  Bei- 
name des  P.  Hippios  war,  Pausan.  6,  20,  18. 
10,  37,  4;  vgl.  M.  Mayer,  Giganten  138. 

Bald  ist  Syme  Poseidons  Gattin,  Diod.  5, 
53,  bald  wird  sie  von  Glaukos  entführt,  Athen.  7 
p.  296,  und  Skylla  wird  bald  von  Glaukos,  bald 
von  Poseidon  geliebt,  Ovid.  Met.  14,  1  ff.  Serv.  60 
u.  Prob,  comment.  z.  Verg  Ecl.  6,  74.  Hygin. 
f.  199.  Dem  Glaukos  wird  wie  dem  Poseidon 
abgeschnittenes  Haar  geopfert  (Bd.  1,  Sp.  1682  u. 
unten).  Auch  Triton  ist  schon  in  Hes.  Theog. 
931  ein  Sohn  Poseidons  und  Amphitrites,  und 
der  libysche  Triton  erschien  als  Poseidon ssohn 
in  der  Gestalt  des  Eurypylos  (s.  d.  nr.  6)  den 
Argonauten,  Pind.  P.  4,  33;  vgl.  Philol.  N.  F. 


2,  48,  501.  Wenn  aber  Lykophron,  Alex.  32, 
das  von  Poseidon  dem  Laomedon  zur  Strafe 
gesandte  vf/tog  Tgirojvog  y.vcov  nennt,  so  be- 
deutet Triton  hier  wie  bei  Suidas  nur  das 
Meer  (Drefsler  a.  a,  0.  S.  5.  12).  —  Proteus 
heilst  Poseidons  Untertan,  Od.  4,  386,  und  seine 
Kunst,  sich  in  verschiedene -wilde  Tiere,  in 
Wasser,  Feuer  und  einen  Baum  zu  verwand  ein, 
kehrt  zwar  nicht  bei  Poseidon  selber  wieder, 
aber  dieser  verleiht  doch  die  Gabe  der  Ver- 
wandlung in  alle  Tierarten  seinem  Sohne  Peri- 
klymenos,  und  in  der  jungen  Erysichthonsage 
befähigt  er  seine  Geliebte,  die  Gestalt  von 
Tieren  und  anderen  Menschen  anzunehmen. 
Endlich  ist  Halios  (s.  d.  4)  ein  Beiname  Posei- 
dons. -  So  jung  diese  Züge  zum  grofsen  Teil 
sind,  sie  sind  doch  meistens  wie  die  älteren 
aus  dem  Gefühl  der  Wesensverwandtschaft 
des  Meergottes  und  der  älteren  Meerdämonen 
erwachsen. 

A.  Der  Poseidonmythus. 

1.  Der  homerische  Poseidomnythus. 

Die  älteste  Poseidonurkunde,  das  home- 
rische Epos,  entwirft  von  dem  Gotte  ein  fest 
umrissenes,  aber  einseitig  beleuchtetes  und 
von  der  Spekulation  überschattetes  Bild.  Ein 
in  der  volkstümlichen  Überlieferung  des  thes- 
salischen  und  der  mit  den  Ioniern  in  Euböa, 
Böotien  und  Achaja  grenzenden  oder  ge- 
mischten äolischen  Stämme  emporgekornnu'inT 
Sturmgott,  ist  P.  bei  Homer,  dem  Sänger  see- 
fahrender Stämme,  bereits  entschiedener  Meer- 
gott geworden,  ein  Feind  oder  Hort  mehrerer 
Heroen  der  Trojasage,  und  als  Kronide  in  ein 
theologisches  System  eingefügt.  Seine  Sturm- 
natur, ja  sein  Zusammenhang  mit  dem  älteren 
Herrn  der  sturmbewegten  See,  ist  aber  noch 
deutlich  erhalten  (s.  0.).  Bedeutete  sein  Name 
wirklich  den  Bahnmacher  (s.  0.),  so  würde  er 
am  besten  auf  seine  Sturmgewalt  zu  beziehen 
sein.  Wie  Aigaion  hat  er  als  Kvccvo^aua, 
-%alrr\g  (II.  12,  5t53.  14,  390.  15,  174.  201.  20, 
144.  Od.  3,  6.  9,  528.  536)  das  dunkle  Wolken- 
gelock  eines  Sturmdämons,  das  auch  das  Haupt 
des  Boreas  (s.  d.),  der  Boreaden  (s.  d.),  des 
Pegasos  (s.  d.),  des  Typhos  und  der  Kentauren 
umflattert  (E.  H.  Meyer,  Indog.  M.  2,  455. 
Goebel,  Zs.  f.  Österreich.  Gymn.  24,  246,  s.  o. 
Art.  Kyanochaites  nr.  3),  und  es  heifst  von  ihm 
Od.   5,   291  ff. : 

iog   siTtojv    ßvvaysv    vscptlag,    iräga'^t    de 

itövxov 
jjspffi  xqIuivccv  iläiV   7ta6ag  d'  oqo&vvsv 

uiXXccg 
Ttccvroicop    ävtficor,     6vv    8h     vscpisßo  1 

y.dlviptv 
ycüccv   6(101)    y.al    rtovrov    öQmgei    6'  ovgec- 

vo&ev  vv%. 

Berge  und  Wälder  schüttern  unter  seinen 
Füfsen,  wenn  er  vom  samothrakischen  Gebirge 
in  drei  Schritten  hinab  nach  Aigai  wandelt, 
wo  er  in  der  Meerestiefe  seinen  unvergäng- 
lichen goldschimmernden  Palast  hat,  in  dem 
auch  seine  erzhufigen,  goldmähnigen  Rosse 
stehen,    II.    13,    l«ff.      Mit    Aigai,    d.  h.    dem 


2191             Poseidon  (b.  Homer)  Poseidon  (b.  Homer)             2798 

Sturm-  oder  Wogenort,  dessen  Name  desselben  zerbricht  er  die  Fahrzeuge,  Od.  5,  291.  7,  271. 
Ursprungs  ist  wie  der  des  hier  auch  besonders  9,  283  11,  3ÜÜ.  23,  234,  und  hält  ihn  durch 
gefürchteten  Aigaion  (s.  d.),  kann  wohl  hier  Seedrangsale  von  der  Heimat  fern,  Od.  1,  20. 
nur  gemeint  sein  entweder  das  an  der  Süd-  68.  5,  286tf.  11,  101.  Den  Aias  aber  stürzt 
spitze  Euböas  zwischen  Karystos  und  Geraistos  er  in  die  Tiefe  von  jenen  gyräischen  Felsen, 
gelegene  Inselchen  Aigai  (Schol.  Apoll.  Rh.  1.  nach  Eustathios  Klippen  der  Kyklade  Mykonos, 
1165.  Hesych.  s.  v.  Alyai)  oder  eine  Chalkis  deren  Inneres  mit  Felsblöcken  übersät  ist  (Rofs, 
benachbarte  euböische  Stadt  am  Euripos  (ßtrabo  Inselr.  2,  29)  und  bei  deren  Anfahrt  noch  heute 
8,  386.  9.  405.  Schol.  IL  13,  21).  Poseidon  der  Schiffer  den  H.  Nikolaos,  P's  christlichen 
hiefs  darnach  Aigaios  bei  Pherekydes  Schol.  10  Ersatzmann,  um  Stillung  der  Wogen  anfleht, 
Apoll.  Rhod.  1,  831.  Strabo  9,  405.  In  dem  Polites,  Melete  S.  58.  Evvoaiyaiog  und  Evo- 
ebengenannten  Geraistos  verehrte  man  ihn  aifficov  heifst  P.  häufig  wohl,  weil  die  tobende 
noch  in  seiner  ältesten  Eigenschalt  als  Urheber  Brandung  die  Küste  erschüttert  und  im  Rollen 
des  Wintersturms,  Schol.  Pind.  13,  159;  vgl.  a>  des  Erdbebens  gleichsam  wiedererkannt  wird, 
rzQcdovte  itai  Knövov  Aristoph.  Ritter  561,  und  wie  denn  ßgdaoa,  ßoäouci,  ßpaö{i,6g,  ßouoTrjg 
der  Riese  Geraistos  (s.  d.)  gehört  wie  seine  bald  die  Brandung,  bald  die  Erderschütterung 
Ebenbilder  Briareos  und  Aigaion  zu  den  euböi-  bezeichnen  (Curtius,  Gr.;'b%l);  s.  oben  den  erd- 
sehen Prototypen  des  stürmischen  Küstengottes  erschütternden  Aigaion.  Dafs  die  Vorstellungen 
P.  (vgl.  Preller,  G.  M.4  1,  56ü.  578.  M.  Mayer,  von  Wind  und  Wasser.  Brandung  und  Erd- 
124.  Sam  Wide,  Lahon.  Kulte  43).  Dagegen  lag  20  beben  in  einander  spielen,  bezeugt  auch  Am  mimt. 
ein  anderes  Aigai,  das  II.  8,  203  wie  Helike,  Marceil.  17,  7.  12.  13,  der  die  erste  Art  der 
d.  h.  die  gekrümmte,  brandende  Küste,  eine  viererlei  Erdbeben,  der  Brasmatiae,  mit  Anaxi- 
heilige  Stätte  Poseidons  heifst,  nach  Od.  5,  381  mander  aus  den  Winden  erklärt,  die  in  die 
in  Achaja,  wohin  auch  trotz  Aristarchs  gram-  nach  übergrofser  Hitze  oder  Regenmenge  ent- 
matischem  Einwände  (Etym.  31. 547, 16.  Welcher,  standenen  Erdspalten  eingedrungen  seien.  Des- 
G.  G.  1,  635)  P.  als  ' Elixmvtog  avaf,  II.  20,  halb  würden  sie  dem  Neptunus,  der  'humentis 
404,  besser  zu  setzen  ist,  als  nach  dem  böoti-  substantiae  potestas',  zugeschrieben.  Der  litau- 
schen  Helikon,  vgl.  og  &  'Elt-uwra  %<xl  tvpttag  ische  Drebkulys,  cder  so  stöfst,  dafs  es  bebt', 
$%si  Aiydg  Hymn.  hont.  in  Pos.  22,  3.  Strabon  wird  angerufen,  wenn  man  bei  starkem  Sturm 
8,  884.  Meister,  Griech.  Uial.  1,  199.  Beloch  30  ein  Erdbeben  merkt,  Usener,  Göttern.  80.  Das 
im  Rhein.  Mus.  N.  F.  50,  567.  Aber  das  Erdbeben,  das  P's  Heranstürmen  zur  Götter- 
Uoeidri'Cov  dylabv  alöog  stand  allerdings  beim  schlacht  verursacht,  droht  sogar  die  Unterwelt 
böotischen  Onchestos  am  Kopaissee,  II.  2,  506,  blofszulegen,  so  dafs  Hades  mit  lautem  Ge- 
ein  Stammheiligtum,  dessen  Poseidonspiele  im  schrei  von  seinem  Throne  aufschrickt,  IL  20,  54. 
Hont.  hymn.  Apoll.  Pyth.  53.  Merc.  230  und  P.  heifst  aber  auch  TaLi]o%og  Erdhalter,  Erd- 
J'uid.  I.  1,  33.  54.  3,  37,  vgl.  Penis.  9,  26,  6.  umschlinger,  17.  13,  43.  Od.  1,  68.  11,  241,  wie 
37,  1  gerühmt  wurden.  Ein  majestätischer  es  scheint,  weil  den  Schiffenden  das  Land  auf 
Seekönig,  avccE,,  xqsLcov,  bvqvkqsLcov,  sv-  dem  Meere  wie  aufgebaut  erscheint  oder  die 
qv6&s vijg,  usyocg  &z6g,  II.  8,  200.  208.  11,  Erde  von  diesem  umspannt  ist,  s.  Welcher,  G. 
751.  7.  455,  an  Breite  der  Brust  sogar  Ares  40  G.  1,  627  Preller,  Gr.  M.4  1,  571.  Dagegen 
und  Zeus  übertreffend,  II.  2,  47'J,  fährt  P.  von  folgten  Behher,  An.  gr.  1,  229.  Döderlein, 
Aigai  her  übers  Meer,  das  samt  seinen  Un-  Hörn.  Gloss.  54  und  Nitzsch,  Philol.  1857,  10 
geheuern  ihm  freudig  huldigt,  II.  13,  21  ff.  Auch  dem  Hesych.  s.  v.  r)  6  iifnixög,  6  in\  xolg  u%r\\iu.6i 
der  alte  Proteus  ist  ihm  unterthan,  Od.  4,  386.  icägoiv,  dem  auch  Robert  und  Ed.  Meyer,  G. 
Dem  Schiffer  verleiht  er  glückliche  Fahrt  und  d.  A.  2,  829  zustimmen.  Mällensiefen  de  titul. 
rettet  ihn  aus  der  Not,  il  9,  362.  Od.  3,  178.  Lacon.  dialect.  Strafsburg.  Dissert.  1882  S.  82. 
4.  500.  7,  35.  Aber  wie  sein  Element  beweg-  Nägelsbach,  Hom.  Theol.3hg.v.Aute)iriethS.398 
lieh  und  heftig  aufbrausend,  neigt  er  häufiger  und  Sam.  Wide,  Lahon.  Kalte  S.  38.  45  deuten 
zu  Zornund  erbarmungsloser  Rache.  Dann  fafst  es  als  Erdfahrer,  weil  er  über  die  Erde  fährt 
er  seinen  Dreizack,  ein  Sinnbild  wohl  nicht  50  oder,  wofür  der  letzte  eintritt,  eine  unterirdische 
des  ihm  zugeteilten  dritten  Naturreiches,  son-  Wagenfahrt  unternimmt,  vgl.  Artemis  Gaieochos 
dem  des  dreizackigen  in  eine  Thunfischer-  (s.  d.),  Zeus  Gaiaochos,  Aesch.  Supjil.  sl6;  Eurip. 
gabel  umgestalteten  Blitzes  oder  Sturmge-  Tr.  884ff.  Endlich  heifst  er  nach  Gilbert,  Gr. 
schosses  (vgl.  Aeschyl.  Sept.  131:  7tovto^,edcov  G.  S.  170,  der  auch  die  Beinamen  aiupißcaog 
uvcc!-  ix&vßolco  u.axava.  IJoasiÖwr.  Plut.  Is.  (-yarog?)  Tzetz.  Z.  Lyh.  749  und  aacpähog  heran- 
Osir.  76.  Welcher,  G.  G.  1,  628  ff.  und  Preller4  zieht,  Erdhalter,  weil  er  das  Erdrund  mit  seinen 
1,  570,  3.  Gilbert,  G.  G.  S.  170)  und  wühlt  von  den  Weltenden  auf-  und  niedersteigenden 
mit  ihm  das  Meer,  alle  Winde  und  Wetter-  Wolken-  und  Wassermassen  umspannt  und 
wölken  zusammenballend,  oder  spaltet  die  zusammenhält.  Er  richtet  auch  Steinmassen 
Felsen,  weil  er  den  opfervergessenen  Griechen  60  auf  und  wird  zum  Baumeister.  Denn  das 
oder  dem  Odysseus,  dem  Blender  seines  Sohnes  Phäakenschiff,  das  den  Odysseus  wider  des 
Polyphemos,  oder  dem  lokrischen  Aias,  der,  von  Gottes  Willen  nach  Ithaka  getragen  hatte, 
ihm  auf  den  gyräischen  Felsen  kaum  gerettet,  versteinerte  er  zur  Strafe  und  umschlofs  die 
den  göttlichen  Beistand  verschmäht,  grimmig  Phäakenstadt  mit  einem  unzugänglichen  Fels- 
zürnt, //.  12,  27.  Od.  5,  291.  4,  506.  Jenen  wall,  Od.  13,  151.  156,  obgleich  Alkinoos,  als 
säumigen  Griechen  vor  Troja  zerstört  er  durch  Sohn  des  Nausithoos,  ein  Enkel  des  Poseidon 
die  aufgewühlte  Flut  die  mühsam  erbaute  und  der  Periboia  war.  Dem  K.  Laomedon 
Lagermauer,  II.  7,  442 ff.  12,  3ff,  dem  Odysseus  fronte   P.  allein   oder   von  Apollon  unterstützt 


2799             Poseidon  (b.  Homer)  Poseidon  (b.  Homer)             2800' 

ein   ganzes   Jahr,    um   ihm   die  Mauern  Trojas  Schon    sind    manche   Einzelzüge   Poseidons 
aufzubauen,  _Z7.  21,  441  ff.  "24,  26;    vgl.  7,   452.  angeführt,  die  nicht  aus  dem  nordgriechischen 
Erst   Verg.  Aen.  2,  610  erzählt,  dafs  er  selber  Volksglauben    kamen,    sondern    ihm    von    den 
sie    bei    der    Zerstörung    der    Stadt    mit    dem  ionischen  Sängern  Kleinasiens  verliehen  wurden. 
Dreizack  vernichtet  habe.    Weiteres  s.  u.  Lao-  Aber  diese  verflochten  ihn  noch  viel  tiefer  und 
medon    Sp.  1843.     Aus    der    Anschauung    der  leidenschaftlicher  in  die  Schicksale  Troj  as  und 
vom  Sturm  getriebenen  Wolkenrosse  und  ga-  in  die  für  oder  wider  die  Stadt  geschlossenen 
loppierender  schaumbedeckter  Wellen  und  wohl  Bündnisse   der  Götter.     Seitdem   der  undank- 
nicht    aus   jener    sehr    fraglichen    Vorstellung  bare  König  Laomedon  für  jenen  Mauerbau  (s.  o.) 
einer  unterirdischen  Wagenfahrt,  wie  sie  Wide  io  die    Baumeister    Apollon    und    Poseidon    ohne 
a.  a.  0.    annimmt,    scheint    ihm    der    Beiname  den  versprochenen  Lohn  schimpflich  aus  dem 
''IrtTTiog  erwachsen,  der  zwar  von  Homer  nicht  Lande  gejagt  hatte,  halste  dieser  ihn  und  alle 
erwähnt  ist,  aber  doch  wohl  als  vorhomerisch  Troer  bis  auf  den  Aeneas,  den  er  vor  Achilleus 
angesehen  werden   darf.     Denn  in  seinem  Pa-  rettete,  jedoch  nur,  damit  sein  Schützling  später 
laste  zu  Aigai  standen  seine  erzhufigen,  gold-  statt     der    verhafsten    Priamiden    im     Reiche 
mähnigen  Rosse,  mit  denen  er  über  die  Wogen  herrsche,  II.  20,  292  ff.  318ff.;   vgl.  Verg.  Aen. 
fuhr,  11.  13,  23 ff.     Dem   Zeus   spannte   er  die  5,  803.    Als  Schutzgott  der  Griechen,  der  sich 
Rosse  aus,   schenkte  die  schnellsten   aller  un-  früher  schon  seiner  bedrängten  Söhne,  der  Mo- 
sterblichen Pferde  dein  Peleus  und  lehrte,  aller-  lionen  in  der  Schlacht  angenommen  hatte,  vor 
dings   mit   Zeus  vereint,   seinen  Urenkel  Anti- 20  Troja  aber  seinen  gefallenen  Enkel  Antimackos, 
lochos    die   Pferdekunst.     Menelaos    verlangte  des  Kteatos  Sohn,  rächte  und  seinen  bedrohten 
von  diesem,   er  sollte  nach   der  Sitte  vor  dem  Urenkel  Antilochos,    den  Nestoriden.    schlitzte, 
Gespann  beim  Ennosigaios   schwören,   dafs   er  7/.  11,  750.    13,  206.  554,    focht  er    in   seinen 
nicht  durch  Trug  seinem  Wagen  beim  Wett-  Reihen    und    machte    sogar    im    Bewufstsein 
rennen    zuvorgekommen  wäre,    II.  8,  440.    23,  gleicher  Würde  Miene,  wider  Zeus'  Befehl  darin 
307.  276  ff. ;  vgl.  Mannhardt,  Ant.  W.  F.K.  100 ff.  zu   verharren.      Doch   fügte   er   sich   ihm   noch 
Mythol.  Forsch.  263.     Auch  P's   späterer  Bei-  zu  rechter  Zeit  als  Jüngerer,  II.  13,  14.  15,  lff. 
name  Tavgsiog,  Tavgsog,  der  aus  der  An-  168ff.     Noch  willkürlicher  erfunden  scheint  in 
schauung    im    Sturm    brüllender    Wogen    ent-  der  Ilias  seine  Teilnahme  an  der  Theomachie, 
sprungen  zu  sein   scheint,    kommt  noch   nicht  30  die    wie     die    Parodie    einer    älteren    Titano- 
vor,  wird  aber  vielleicht  durch  den  Kult  wahr-  machie  klingt.     Unter  furchtbarem  Erdleben 
scheinlich   gemacht.     Denn    Jünglinge    ziehen  stürmt    er    zum    Schlachtfeld    der  Götter,    um 
um   den  helikonischen  P.   Stiere,    II.  20,  403,  sich    hier  mit    einem   höchst  friedseligen   Ge- 
die  Phäaken,  deren  Könige  von  P.  abstammten,  sprach  mit  seinem  Gegner  Apollon  zu  begnügen, 
schlachteten  ihm  deren  12   zur  Sühne,    Od.  7,  IL  20,  57 ff.  21,  435 ff.    Mit  Recht  fand  Pseudo- 
56.  13,  181,  Nestor  opfert  dem  Alpheios  einen  Longinus  7T£qI  vipovg  9  die  Schilderung  Posei- 
Stier,   dem  P.    einen   andern,   II.  11,  728,    auf  dons    II.    13,    18 ff.   (s.  0.)   weit    besser   als   die 
der    Rückfahrt    von   Troja    in    Geraistos    viele  Schilderung    dieses   Götterkriegs.     In   anderen 
Stiere,    Od.  3,  177   vgl.  11,  131;   neun  Reihen  Scenen  macht  sich  mehr  und  mehr  eine  theo- 
Pylier  zu  je  500  Mann   opfern  neunmal  neun  40  logische   Spekulation   geltend.      So  verschwört 
schwarze  Stiere   am  Strande,    Od.  3,  5 ff.   (vgl.  sich  Poseidon  mit  Hera  und  Athen a  gegen 
Ed.  Meyer,  Gesch.  d.  A.  2,  318  u.  Röscher,  Die  den    Göttervater,    als    ob   Bruder,    Gattin   und 
Sieben-  u.  Neunzahl  im  griech.  Kultus  62).  Tochter  die  volle  Gleichberechtigung  mit  diesem 
Homer  kannte  bereits  einige  Liebschaften  durchsetzen  wollten,   _Z7.  1,  397.     Er  tritt  hier 
des  Meergottes.     Vom  Meer  her  drang   dieser  bereits  als  Glied  eines  künstlichen  Göttersystems 
in  die  Mündung  des  thessalischen  Flusses  Eni-  auf.     Er  gehört  trotz  seiner  Stellung  zu  Meer 
peus  d.  h.  des  Andrängers  (Ourtius,  Gr.b  461),  und  Wasser  stets  zu  den  olympischen  Göttern 
um   in    dessen    Gestalt   unter  dem   Dach    einer  und   zwar   zu   den    vornehmsten,    denen    nicht 
hochgewölbten    Woge    die    Tyro,     Salmoneus'  der  Volksglaube,   sondern  erst  die  homerische 
Tochter,    liebend  zu  umfangen,    Od.  11,  235  ff.  50  oder  eine  andere  wohl  nicht  viel  ältere  Speku- 
Sie  gebar  ihm  Pelias  und  Neleus  (s.  d.  Bd.  3.  lation  die  fremdländischen  Gottheiten  Kronos 
Sp.  104.  110).    Diese  Sage  wurde  später  auf  den  und  Rheia  zu  Eltern  gab  (Nägelsbach,  Nach- 
Enipeus  in  Elis  übertragen  \H.  D.  Müller,  Myth.  hom.  Theol.  101)     Deren  Kinder  sind  bei  Homer 
d.  griech.  Stämme  1,  142fF.).    Einen  P.  Enipeus  Zeus,  Poseidon,  Hades  und  Hera,  II.  14, 
kannten  auch  die  Milesier,  Tzetz.  lykophr.  722.  137,  4,  59  u.  s.  w.,  bei  Hesiod  aul'serdem  Histia 
Die  Nymphe  Thoosa,  des  Meergreises  Phorkyn  und  Demeter,   Theog.  453 ff.    Weder  die  Zahl 
Tochter,  gebar  dem  P.  den  Kyklopen  Polyphem  noch  die  Altersfolge   steht  in   der  homerisch- 
(s.  d.),  Od.  1,  71,  während  die  Kyklopen  offen-  hesiodischen  Periode  fest.     Denn  in  der  11.  13, 
bar  nach  älterer  Anschauung  bei  Hesiod  und  den  354f.    15,  165f.  204    ist  Zeus    der  ältere    und 
Späteren  Söhne  des  Uranos  und  der  Gaia  sind  60  der  weisere  Bruder  Poseidons,   den   dieser  so- 
(s.  Kyklopen    Sp.  1676.  1683).     Polyphem  aber  gar   rZtv    jicirtQ',    II.    13,    128,    anredet.     Da- 
ist wohl  nicht  gerade   als  Personifikation   der  gegen   steht  II.  20,   13    dem  Poseidon  in   der 
wüsten     Naturgewalt    Poseidons     aufzufassen,  von    Zeus    berufenen    Götterversammlung    das 
sondern  ist  erst   deshalb  zu  seinem  Sohne  ge-  erste  Wort  zu,  und  Od.  13,  142  ehren  ihn  die 
macht,  um  im  Zorn  des  Vaters  über  die  Blendung  Götter  nach  Zeus'  Aussage  sogar  als  den  r7iQta- 
einen  Grund  für  die  Zertrümmerung  der  Flotte  ßvTurov    -Aal    agißtov'' .     Hier    ist    das    vordere 
des  Odysseus  zu  haben  iMiillenhoff,  D.  Alter-  Epitheton    nicht    im    übertragenen   Sinne  ehr- 
tumsk.  1,  47.     Mannhardt,  .1.  W.  F.  108).  würdig,    sondern    im   eigentlichen   Sinne,    also 


2801             Poseidon  (b.  Homer)  Poseidon  (nachhomerisch:  Sturmgott)      2802 

wohl    als   eine    kosmogonische  Anspielung  auf       stark  betonten   das   Binnenland   befruchtenden 

das  uralte  Wasserelement  aufzufassen,  die  frei-  Eigenschaften  des  Gottes  treten  im  homerischen 

lieh  mit  der  Bezeichnung  des  Okeanos  als  des  Epos  nirgend  hervor,  wenn  sie  nicht  etwa  die 

Ursprungs    der    Götter,    II.    14,    201.    246,    in  Weissagung    des    Teiresias    andeutet,    Od.  11, 

Widerspruch  steht,  vgl.  Welcher,  G.  G.  1,  624.  121  ff.    23,    267  ff.      Denn    dieser    fordert    den 

In   der    Theog.  457  ff.   andrerseits   drängte   das  Odysseus  auf,  zu  seeunkundigen  Menschen  mit 

insbesondere  ungriechische  Motiv  des  fremden  seinem  Ruder  landeinwärts   zu    wandern   und 

Kronosmythus,    nämlich    die    Kinderverschlin-  es  dort,  wo  es  für  eine  Worfschaufel  gehalten 

gung,  den  zur  Befreiung  seiner  Geschwister  auf-  werde,   in  die  Erde  zu  pflanzen  und   dem  Po- 

bewahrten  stärksten  Kroniden  Zeus  an  die  10  seidon  einen  Widder.  Stier  und  Eber  zu  opfern. 
Stelle   des   Jüngstgeboreneu.     Immer   aber  ist 

Zeus  infolge  der  von  ihm  vertretenen  gewal-  2.  Der  nachhomensche  Poseidon, 
tigsten  Naturerscheinung,  wie  die  Theog.  504ff.  Die  nachhomerische  Überlieferung  hält 
(vgl.  883)  nachdrücklich  betont,  bei  Homer  wie  durchweg  die  Hauptzüge  des  homerischen  Po- 
Hesiod  der  mächtigste,  durch  Donner  und  seidontypus  fest  und  das  wichtigste  Macht- 
Blitz  die  Götter  und  Menschen  beherrschende  gebiet  des  Gottes  bleibt  auch  nach  ihr  das 
Gott  und  weiterhin  auch  der  weiseste  (nXsiova  Meer.  Aber  wenn  Paus.  7,  21,  3  dem  Beinamen 
yfrtl  IL  13,  355).  Jedoch  wenn  er  in  der  Theog.  Tlzlayatog  als  gleichfalls  gemeinhellenische 
883 ff.  auf  Gaias  Rat  durch  die  Wahl  der  Götter  lioqxiliog  xmd"l7trtiog  und  Plutarch,  Qu.  conviv. 
zum  König  erhoben  wird  und  die  Ämter  des  20  5,  3,  1  als  gleichfalls  gemeinhellenischen  Bei- 
Weltregiments  verteilt,  so  entscheidet  nach  namen  <l?vräl[uog  hinzufügt,  so  deuten  sie  beide 
Homer  das  Los  darüber.  Der  Himmel,  das  schon  dadurch  eine  Erweiterung  seiner  Macht- 
grofse  Meer  und  die  Unterwelt  fallen  darnach  sphäre  über  das  Meer  hinaus  an.  Diese  wird 
je  dem  Zeus,  Poseidon  und  Hades  zu,  während  aber  noch  deutlicher  aus  seinen  zahlreichen 
der  Olymp  und  die  Erde  allen  dreien  gemein-  Lokalsagen  und  -kulten,  und  zwar  bringen 
sam  verbleiben,  11.  15,  187.  Diese  allerdings  diese  nicht  nur  neuere,  sondern  auch  unzweifel- 
in  keiner  andern  indogermanischen  Mythologie  haft  ältere,  vorhomerische  Züge  hinzu,  die 
vorkommende  Verteilung  der  drei  oder  vielmehr  das  volkstümliche  Urbild  des  Gottes  schärfer 
vier  Welträume  ist  nach  B.  Brown,  Semitic  kennzeichnen,  als  es  der  vornehme  Stil  des 
ivflaence  in  Hellenic  mythology  S.  121,  dem  30  heroischen  Epos  zuliel's.  So  gemahnen  denn 
mythologischen  System  der  Eupbratvölker  nach-  manche  von  ihnen  zunächst  noch  stark  an  den 
gebildet.  Darum  wohnt  Poseidon  zwar  ge-  Charakter  der  meerdämonischen  Vorbilder  des 
wohnlich  in  der  Meeiestiefe  unter  den  anderen  Gottes,  der  Sturmdämonen,  andere  binnenlän- 
Meerwesen,  aber  er  weilt  auch  wiederholt  im  dische  an  den  eines  Gottes  der  Wolken  und 
Olymp,  11.  15,  161.  185.  20,  13.  8,  440.  1,  402.  fließenden  Gewässer. 

Die  so  geschaffene  Göttertrias  bedeutet  aber  Poseidon  als  Sturmgott.  Der  regen- 
nicht,  wie  Nägelsbach,  Navhhom.  Theo!.  S.  132  und  sturmreichste  Monat  Poseid eon  (De- 
und  viele  nach  ihm,  in  monotheistischen  Theo-  zember — Januar)  war  ihm  geweiht,  Analer,  fr. 
rien  Befangene  meinten,  dafs  Zeus  in  seinen  6.  Am  freisten  aber  äui'sert  sich  seine  Sturm- 
Brüdern  herrsche  und  diese  eigentlich  nur  er  40  natur  in  vielen  seiner  zahlreichen  Lieb- 
seien, wenn  auch  Paus.  2,  24,  4  in  den  Zeus  schaffen,  in  denen  er  mit  seinem  Bruder  Zeus 
Herkeios  der  argivischeu  Larisa  mit  seinem  wetteifert:  Neplunus  fratri  par  in,  amore  lovi 
dritten  Stirnauge  die  dreifache  Herrschaft  hin-  Propcrt.  2,  26,  46  =  Clem.  Alex.  Protr.  p.  27, 
eindeutelte  (vgl.  M.  Mayer,  Gig.  111  gegen  und  zwar  am  deutlichsten  gerade  in  den  alter- 
Welcker,  G.  G.  1,  630  und  Overbeck,  Gr.  Kunst-  tümlichsten,  den  mit  den  Gorgonen  (s.  d.), 
myth.  2,  7.  258).  Eher  mag  man  sie  sich  mit  Harpyien  (s.  d.)  und  Erinyen  (s.  d.).  Diese 
H.  T).  Müller,  Myth.  d.  griech.  Stämme  1,  274ff.  drei  weiblichen  Gruppen  sind  unter  sich  etwa 
aus  dem  Zusammentreffen  der  Kulte  des  achä-  so  wesensverwandt  wie  die  der  Kyklopen  und 
ischen  Zeus,  des  ionischen  Poseidon  und  des  der  Hekatoncheiren  unter  sich,  indem  sie  ur- 
kaukonischen  Hades  in  der  klein  asiatischen  50  sprünglich  die  Wolken  des  Gewitters  und  des 
las  entstanden  denken,  wodurch  die  Mitwir-  Sturmes  bedeuten,  und  werden  deshalb  auch 
kung  der  so  deutlichen  Gliederung  Griechen-  von  Aeschyl.  Humen.  48.  Cho.  1048  mit  ein- 
lands  in  Himmel,  Erde  und  Meer  nicht  aus-  ander  verglichen.  Gleich  bei  Hesiod  ist  der 
geschlossen  wird,  Bobert- Preller*  1,  106.  Man  umwölkte  Sturmgott  deutlicher  als  bei  Homer 
verbrüderte  diese  drei  verschiedenartigen  Götter  erkennbar,  wenn  er,  wie  bei  Homer  ein  xvavo- 
und  ordnete  ihnen  als  ihren  Vater  Kronos  über,  ^aixijc  (s.  0.  Art.  Kyanochaites  nr.  3)  auf  blu- 
der  nicht  mit  H.  D.  Müller  als  der  unterweit-  miger  Frühlingswiese  am  Okeanos  mit  der  (Ken- 
liche Zeus,  noch  als  ein  Erntegott,  sondern  als  taurin:  ob.  Sp.  2034)  Medusa  buhlt,  aus  der 
ein  dem  Orient  entlehnter  Gott  zu  erklären  ist  dann  während  ihres  Kampfes  mit  Perseus  seine 
('s.  Art.  El  Sp.  1227,  Kronos,  Bobert-Prelleri  1,  60  Söhne  Chrysaor  (s.  d.)  der  Blitz  und  das  Rofs 
52).  Homer  hat  den  Idealcharakter  des  Po-  Pegasos  (s.  d.),  ßoovzr'iv  xs  6rsQ0Ttrjv  xs  cpsQcov, 
seidon  als  des  Meerkönigs  und  des  Zeusbruders  hervorspringen,  Theog.  278 ff.  Ein  Mythus  von 
für  die  höhere  Poesie  und  die  bildende  Kunst  einem  Frühlingsgewitter  am  farbigen  Abend- 
aller späteren  Zeiten  festgestellt,  aber  da  seine  himmel,  das  aus  der  Umarmung  der  Wetterwolke 
Auffassung  aus  dem  engeren  Gebiet  einer  durch  den  Sturm  entsteht!  Wir  haben  kein  Recht, 
Küstenbevölkerung  entsprang,  widersprach  sie  mit  Mannliardt,  Myth.  Forsch.  S.  277  in  dem 
in  vielen  Stücken  dem  umfassenden  gemein-  offenbar  alten  Mythus  von  der  Erzeugung  des 
griechischen  Volksglauben.    Die  von  diesem  so  Pegasos  durch  Poseidon  einen  blofsen  Analogie- 


^803      Poseidon  'liachhornerisch:  Sturragott)  Poseidon   (nachhomerisch:  Sturmgott)      2804 

schlufs  zu  sehen,  weil  der  Gott  nun  einmal  als  sehen  Mythus  von  der  Vermählung  des  Luft- 
Erzeuger  der  Rosse  formelhaft  feststand.  Nach  rneergottes  (Poseidon)  mit  der  Unstern  Wetter- 
einer modernen  Darstellung,  die  das  Lokal  wölke  ("Demeter  Erinys  =  ind.  Saranyu,  die 
verändert  und  die  höhere,  jüngere  Form  der  Eilende,  oder  Melaina;  s.  Bd.  1,  Sp.  1317.  1311), 
Gorgo,  die  Athena  heranzieht,  bewältigte  Po-  deren  Spröfslinge  Areion  einen  pegasosartigen 
lon  die  Medusa  im  Athenatempel,  und  die  Blitzträger  und  Kore-Despoina  den  Regen  be- 
Göttin verwandelte  deren  Haar  in  Schlangen,  deuteten  (Kuhn,  Zs.  /'.  vgl.  Sprach  f.  1,  439;  vgl. 
Ovid.  Met.  4,  796.  Ob  aber  der  Mythus  vom  Zs.  f.  Dnitxch*-  Mythologie  3,  373  ff.  382).  Diese 
Streite  des  Poseidon  und  der  Athena  auf  jenen  Ansicht  entsprach  weder  der  schon  vor  ihm 
oder  einen  ähnlichen  Gorgonenrnythus  zurück-  10  angestellten  kritischen  Untersuchung  Prellers, 
gehe,  ist  sehr  zweifelhaft  und  ein  Ursprung  Demeter  u.  Persephone  1837,  noch  wurde  sie 
aus  dem  Zusammenstofs  ihrer  Kulte  (s.  u.)  von  den  Neueren  angenommen.  Nach  Bosen- 
wahrscheinlicher.  Von  P.  und  Gorgo  stammen  berg,  Die  Erinyen  S.  30  brachten  die  Böotier 
die  Königspaare  der  Insel  Atlantis  ab,  Aelian.  auf  ihrer  frühen  Wanderung,  nach  Manrihardt, 
11.  A.  15,  2.  —  Tiefer  verstrickt  in  den  spä-  Myth.  Forsch.  S.  244  ff.  261  erst  epische  Ge- 
teren  Göttermythus  und  -kultus  wurde  der  dichte  im  6.  oder  5.  Jahrhundert  die  Sage  von 
Mythus  von  Poseidons  Liebe  zur  Erinys.  In  der  Geburt  des  Erinyssohnes  Areion  d.  h.  'des 
Thelpusa  in  Arkadien  erzählte  man:  Als  De-  rächenden  Schiachtrosses',  eines  Gebildes  dich- 
ter nach  ihrer  geraubten  Tochter  umher-  teriseher  Kunst,  von  Tilphossa  nach  Thelpusa, 
irrte,  stellte  ihr  Poseidon  lüstern  nach.  Da  20  wo  die  epische  Sage  mit  dem  altarkadischen 
verwandelte  sie  sich  in  eine  Stute  und  weidete  Kultus  des  Poseidon  Hippios  und  der  Demeter 
mit  den  Stuten  des  Königs  Onkos.  Poseidon  verschmolzen  wurde,  zweier  Gottheiten,  die  in 
aber  merkte  den  Betrug  und  begattete  sich  Arkadien  allerdings  wahrscheinlich  schon  vor- 
mit  ihr  in  Hengstgestalt.  Anfangs  darüber  her  in  vertrautem  Verhältnisse,  vielleicht  sogar 
erzürnt,  beruhigte  sie  sich  hernach  und  er-  in  Rofsgestalt  gedacht  gewesen  wären.  Andere 
freute  sich  des  Bades  im  Flusse  Ladon.  der  hielten  das  Rofs  Areion  (s.  d.)  für  einen  Sohn 
beim  Heiligtum  der  Demeter  in  Onkeion  hinab-  des  wirklichen  Gottes  Ares  und  der  Demeter- 
fliefst.  Von  ihrem  Zorn  hief's  sie  'Eqivv$,  von  Tilphossa-Erinys,  die  diesem  thrakisehen  Sturrn- 
ihrem  Bade  Aovßla.  Sie  gebar  dem  Poseidon  gott  ja  auch  an  der  Quelle  Tilphossa  einen 
eine  Tochter,  deren  Namen  die  Thelpusier  30  Drachen  und  dem  Boreas  die  Rosse  des  Ares: 
nicht  zu  nennen  wagten,  und  das  Pferd  Areion.  Aithon.  Phlogios,  Konabos  und  Phobos  gebar, 
Deswegen  wurde  Poseidon  zuerst  von  den  Ar-  Quint.  Smyrn.  8,  241  ff  Verwickelter  und  alter- 
kadiern  Hippios  o-enannt.  Paus.  8,  25,  4.  tümlicher  denkt  sich  die  Verbindung  dieser 
Hesych.  v.  Aovaicc.  Eine  thelpusische  Münze  mythischen  Motive  Immerwahr,  Die  Kulte  u. 
zeigt  auf  dem  Av.  den  Kopf  der  Demeter  Erinys,  Mythen  Arkadiens  1.  113  ff.  Er  findet  im  ar- 
auf  dem  Rv.  das  springende,  ungezügelte  Rofs  kadischen  Thelpusa  zunächst  einen  thebani- 
'Eoiüiv,  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  3,  318.  Ver-  sehen  Kultkomplex  wieder,  dem  auch  die  in 
wandt  ist  die  Legende  von  Phigalia,  nach  Theben  durch  Aphrodite  Apostrophia  verdrängte 
welcher  Demeter  Mslaivu  in  einer  benach-  Erinys-Tilphossa,  sowie  deren  Gatte  Ares,  ein 
harten  Höhle  wohnte.  Eine  kalte  Quelle  40  Gott  des  aonischen  Kults  (Schol.  Softi.  Ant.  126), 
sprudelte  in  einem  davorliegenden  Haine.  Po-  angehört  habe.  Die  von  Thrakien  nach  Böotien 
seidon  begattete  sich  mit  ihr  in  Rofsgestalt.  und  von  da  nach  Westarkadien  ausgewanderten 
und  sie  gebar  ihm  die  DesjDoina.  Aus  Zorn  Äonen  (auch  Abanten  oder  Azanen  genannt; 
über  ihre  Bewältigung  und  aus  Trauer  über  seien  wahrscheinlich  auf  der  grofsen  phoki- 
den  Raub  ihrer  Tochter  legte  sie  ein  schwarzes  sehen  Völkerstrafse  mit  den  aus  Thessalien 
Gewand  an  und  zog  sich  in  jene  Höhle  zurück,  stammenden  Poseidon  verehrenden  Lapithen 
Paus.  8,  42,  2.  3.  11.  Nach  der  kyklischen  zusammengetroffen  und  beide  Stämme  hätten 
Thebais  war  der  y.vavo^ccixrig  Areion  (s.  d.),  nun  eine  Kultverbindung  von  Poseidon  und 
Wen  auch  die  II.  23,  346  göttlichen  Ursprungs  Erinys  herbeigeführt.  In  Arkadien  wäre  dieser 
nennt,  Adrasts  berühmtes  Heldenrofs,  ein  Sohn  50  Kult  mit  dem  aus  dem  messenischen  Pylos 
Poseidons  und  der  Erinys,  geboren  an  der  eingedrungenen  Hermes-Demeterdienst  derartig 
kalten  Quelle  Tilphossa  bei  Haliartos  in  Böotien.  vereinigt,  dafs  Demeter  und  Erinys  mit  ein- 
Andere  gaben  ihm  Poseidon  und  eine  Harpyie  ander  verschmolzen,  Poseidon  aber  den  Hermes 
zu  Eltern  (Schol.  Vict.  11.  23,  346;  vgl.  Preller,  verdrängte,  vgl.  auch  Sam  Wide,  Lakon.  Kulte 
Demeter  u.  Persephone  S.  155  Anm.  29).  M.  S.  142,  der  S.  178  auch  eine  lakonische  De- 
Müller  sah  auch  hier  einen  altarischen  Mythus  meter-Erinys  in  Rofsgestalt  vermutet.  —  Die 
der  Sonne  und  der  Morgenröte,  B.  Brown,  ganze  Frage  ist  noch  nicht  genügend  aufge- 
Semitic  influenae  in  Hellenic  mythology  41  f.  klärt.  Dafs  Poseidon  zuerst  den  Ares  auf  der 
einen  unarischen  Mythus  von  einer  babyloni-  phokischen  Völkerstrafse,  dann  den  Hermes  in 
-(hen  Göttin  der  Erde  und  ihrem  Gemahl  Ea-  60  Arkadien  aus  dem  Felde  schlagen  mufste,  um 
Dagon,  dem  Herrn  der  Tiefe.  H.  D.  Maller,  zuerst  die  Erinys,  dann  die  Demeter  zu  ge- 
Myth.  d.  griech.  Stumme  2,  414  erklärte  die  winnen,  ist  doch  sehr  zweifelhaft.  Denn  die 
Legende  für  ein  widerwärtiges  Mythologem,  Vermählung  des  Sturmgottes  Poseidon  mit  der 
dessen  jüngeren  Ursprung  insbesondere  die  Be-  Erinys,  die  in  der  kalten  dampfenden  Quelle 
ziehung  auf  den  Raub  der  Persephone  und  das  Tilphossa,  wie  an  andern  Orten  in  einem  Fels- 
Fiofs  Areion,  ein  Produkt  der  epischen  Poesie.  spalt  wohnte  (s.  0.  Sp.  1319'.  scheint  mir  auch 
verrate.  Ad.  Kuhn  erschlofs  schon  früher  aus  schon  in  Böotien,  wo  er  insbesondere  in  On- 
jenen  verschiedenen  Sagen  einen  indogermani-  chestos,  also  nahe  bei  jener  Quelle,  und  zwar 


2805      Poseidon  (nachhoinerisch :  Sturmgott  i  Poseidon  (nachhoinerisch:  Sturmgott)      2806 

gerade  als  Hippios  frühe  Verehrung  genofs,  acheinlich,  vgl.  v.  Wilamoivitz,  Herrn.  26,  225. 
mindestens  ebenso  gesichert,  wie  die  des  Sturm-  Bethe,  theban.  Heldenlieder  1892  S  89.  Aber 
srottes  Ares,  und  sie  hat  ihre  Analogien  in  auch  wenn  Poseidon  als  blofser  Ersatzmann 
seinen  ganz  ähnlichen  Verhältnissen  zu  der  des  Ares  und  des  Hermes  gelten  müiste,  so 
wesensverwandten  Medusa  und  Harpyia,  wie  konnte  er  doch  wohl  nur  deshalb  in  ihre  Stelle 
sie  dem  Ares  nicht  nachgesagt  wurden.  Auch  rücken,  weil  auch  er,  wie  sie,  ursprünglich 
steht  Poseidons  Paarung  mit  Demeter  (Mann-  Sturm  und  Wind,  wenn  auch  in  anderer  Weise, 
hardt  a.  a.  0.  S.  256ff.)  an  Alter  schwerlich  verkörperte.  —  Eine  dritte  der  Gorgo  und  der 
der  des  Hermes  mit  ihr  nach,  und  überhaupt  Erinys  verwandte  Geliebte  Poseidons  war  eine 
bezeichnet  möglicherweise  der  Doppelname  io  Harpyia,  die  ihm  oder  Zephyros,  also  wiederum 
Demeter  Erinys  nicht  eine  blofse  Kultver-  einem  Windwesen;  das  Roi's  Areion  gebar  (Seit öl. 
Schmelzung,  auch  nicht  eine  spätere  gewalt-  Vict.  II.  23,  346.  Eustath.  1051.  Quint.  Sin. 
same  Verwandlung  der  Erinys  in  eine  Demeter  4,  570),  als  dessen  Mutter  gewöhnlich  die  eben 
Erinys,  wie  Bloch  (Lex.  21,  1300)  annimmt,  besprochene  Erinys  galt.  Die  Harpyien  hiel'sen 
sondern  das  Aufsteigen  eines  mythischen  Wesens  aber  auch  Töchter  des  Poseidon  (Serv.  Verg. 
von  einer  dämonischen  zur  göttlichen  Stufe,  Aen.  3,  241),  deren  eine,  Podarge,  rofsartig 
wie  gerade  der  Erinys  höheres  Alter  gegen-  gedacht,  auf  der  Wiese  am  Okeanos  weidend, 
über  der  jüngeren  Götterordnung  von  Aischylos  von  Zephyros  Mutter  der  unsterblichen  Pferde 
Finnen.  150.  162.  394.  731  noch  deutlich  em-  des  Aehilleus,  Xanthos  und  Balios,  wurde  (s.  o. 
pfunden  wurde.  So  hafteten  der  Athena  auch  20  Bd.  1,  Sp.  1843),  während  sie  nach  Stesiclioros 
noch  allerlei  gorgonische  Eigenschaften  und  die  Fohlen  Phlogeos  und  Harpagos  (s.  d.)  warf. 
Attribute  an,  ja  in  ihrem  Tempel  zu  Tegea  be-  Die  hervortretende  nahe  Berührung  des  Po- 
fand  sich  das  tgvucc  der  Gorgonenlocke,  Apollod.  seidon  und  Zephyros  scheint  auch  der  gemein- 
2,  7,  3.  Die  ursprüngliche  schreckende  Wind-  same  Dienst  beider  an  der  attischen  Kephisos- 
und  Wolkendäuionin  wäre  in  diesem  Falle  zu  brücke  zu  bezeugen  (s.  u.  und  Boreas  0.  Sp.  804). 
einer  gütigen  Kornmutter  geworden,  diegleich  —  Die  Liebe  Poseidons  zur  Alkyone,  Hal- 
der deutschen  Kornmutter  oder  der  slawischen  kyone  (s.  d.)  führt  von  den  Sommergewittern 
Baba  oft  zornig  mit  Pferdegetrappel  und  schnell  zu  den  Winterstürmen  hinüber,  denn  mit  Recht 
wie  ein  Pferd  durchs  Korn  laufend  gedacht  ist  wohl  diese  Plejade  und  Atlastochter  von 
wurde,  verfolgt  vom  P.  Hippios  d.  h.  dem  30  Preller9  2,  30  auf  das  stürmische  Wintergewölk 
Winde ,  der  gleichfalls  vielfach  noch  heute  gedeutet,  das  auch  in  ihrem  männlichen  Seiten- 
ais ein  durch  die  Wolken  oder  über  das  wogende  stück  Alkyoneus,  einem  der  poseidonischen 
Korn  rasendes  Rofs  aufgefafst  wird  (Mannh.  Prototypen  (s.  0.),  einen  Ausdruck  gefunden 
A.  F.  W.  262  ff.  296—350).  Und  während  P.  hat.  Alkyone  wurde  von  P.  entführt,  wie 
auch  sonst  durch  und  durch  ein  Hippios  ist,  schon  der  Thron  des  amykläischen  Apollon 
der  nach  aller  Überlieferung  sich  in  ein  Rofs  darstellte,  Paus.  3,  18,  10,  und  gebar  ihm  den 
verwandelt,  mehrere  mythische  Rosse  und  rofs-  Hyrieus  oder  Urieus,  den  Vater  des  übrigens 
namige  Söhne  zeugt,  das  wirkliche  Rofs  schafft,  auch  wieder  für  einen  Sohn  P's  gehaltenen  Nyk- 
beschützt  und  zähmt,  der  Hauptgott  der  Wagen-  teus  (s.  3,  Sp.  492  ff.),  der  ovgog  d.  i.  den  Fahr- 
rennen ist  und  sogar,  er  allein  unter  allen  40  wind  bedeutet  wie  Zeus  ovQwg,  und  die  Aithusa. 
höheren  Göttern,  als  Reiter  (s.  u.)  dargestellt  In  einem  Teil  des  korinthischen  Meerbusens, 
wird,  erfahren  wir  von  Ares  nur  aus  offenbar  der  'Äkxvovlg  &dlaaßa  (Strab.  p.  336.  393),  war 
späterer  Zeit,  dafs  er  als  Hippios  mit  Athena  diese  Poseidonsgattin  lokalisiert,  v.  Wilamoivitz 
Hippia  in  Olympia  zusammengehörige  Altäre  im  Hermes  18,  419.  Unweit  der  klxvovice 
hatte  und  dafs  er  in  Tritaia  in  Achaja  mit  Xi^vv,  einem  Eingang  zur  Unterwelt  (Paasan. 
der  Athenapriesterin  Tritaia  den  Melanippos  2,  37,  5),  spielte  sich  der  Raub  der  Amymone 
zeugte,  Paus.  5,  15,  6.  7,  22,  8.  Selbst  die  durch  P.  ab  (s.  u.).  Einer  anderen  Plejade 
Rosse  seines  Wagens :  Aithon,  Phlogios,  Konabos  und  Atlastochter  Kelaino  (vgl.  xtlccivai  'Eql- 
nnd  Phobos,  deren  vorderes  Paar  dem  Posei-  vv&g  Acsch.  Agam.  449  und  -xslouvscprig)  und 
donsohne  Pegasos  sehr  ähnlich  ist,  stammen  50  P.  entstammen  Nykteus,  Lykos,  Eurypylos  (s.  d.). 
nicht  von  ihm,  sondern  von  Boreas  und  wiederum  Im  winterlichen  Mythus  von  Poseidon  und 
der  Erinys,  Quint.  Sm.  8,  241  ff.  Auch  steht  der  Chione  (s.  d.),  der  thrakischen  Schnee- 
der  an  der  Quelle  Tilphossa  geborene  Arion  dämonin,  die,  eine  Tochter  des  Boreas  und 
dem  Poseidon  Hippios  als  dem  Quellenöffner  der  Oreithyia,  um  ihren  Fall  zu  verbergen, 
(Sam.  Wide,  Lakon.  Kulte  S.  180)  viel  näher,  ihr  Kind  Eumolpos  (s.  d.)  in  die  See  wirft, 
als  dem  Ares.  Also  scheint  auch  das  Pferd  tritt  der  Gott,  der  es  rettet,  schon  deutlicher 
Areion,  dessen  Name,  dem  Epos  entnommen,  als  winterlicher  Meergott  hervor.  Der  Dichter- 
wohl nur  das  dem  Ares  geweihte  Kriegsrofs  name  Eumolpos  mag  von  den  Athenern  nur 
bedeutet,  eher  dem  Poseidon,  als  dem  Ares  gewählt  sein,  um  dem  Gegner  ihres  Erechtheus 
angemessen.  Ja  vielleicht  hat  slQsicov  oder  60  (s.  u.)  einen  eleusinischen  Namen  zu  geben, 
besser  'äqicov,  Schol.  U.  23,  346,  nichts  mit  auch  Poseidon  ihm  als  Vater  gesetzt  sein  um 
Ares  zu  tun,  wenn  Maafs  (Briigmann  u.  Streit-  seines  Streites  mit  Athena  willen,  v.  Wilamo- 
berg,  Indogerm.  Forsch.  1,  166)  mit  Recht  jene  icitz,  Aus  Kydathen  S.  132;  jedoch  dessen  Ver- 
Form verwirft  und  diese  als  ' ccqi-J- iwi»'  =  'sehr  bindung  mit  Chione  scheint  älteren  Datums 
schnell'  erklärt.  Da  er  auf  den  Münzen  von  zu  sein.  Der  Thyia,  der  Stürmerin  oder 
Thelpusa,  wo  'Eqivvg  seine  Mutter  ist,  'EqIcov  der  ''Schwarzen',  die  eine  Tochter  des  Kephisos, 
heilst,  so  hält  Robert  einen  etymologischen  erste  Priesterin  des  Dionysos  und  Geliebte  des 
Zusammenhang  dieser  beiden  Namen  für  wahr-  Apollon  heilst,  Paus.  10,  6,  2,  sollte  Poseidon 


2807      Poseidon   'nachhoinerisch:  Meergott)  Poseidon  'Wchhomerisch:  Meergott)      2808 


beigewohnt  haben,  Paus.  10,  29,  5,  vgl.  Welcher ;  den  einen  Arm  aul  dessen  erbobenem  Schenkel 

ff.  G.  3.  70.     Als   ähnliches  Wesen   darf  man  ruhen    zu    lassen,     während    er    den    andern 

vielleicht  Kavä%r\   oder  Ka.vä%r\   (s.  d.)   die  hoch   erhoben   auf  den  Dreizack   stützt,    Over- 

Rauschende    (vgl.    xava%ri,    xuva%rjg,    v.uvu%6g)  heck,    Gr.  Kunstmyth.  3,   247  ff.     Noch  immer 

deuten,  die  eine  Tochter  bald  des  thessalisehen  ist  das  homerische  Aigai  seine  Residenz,  da- 

Königs,    bald    des    Windgottes    Aiolos    heilst,  her  Aiyalog,  Pherek.  Schoi.  Apoll.  Mhod.  1,  831, 

vo-1.  Preller4  1,  631.     Sie    gebar  dem  Poseidon  in   der  jetzt  aber  Amphitrite   (s.  d.)   neben 

die    Söhne    Opleus,    Nereus,    Epopeus    (s.    d.),  ihm   thront   und    die  Nereiden    ihre  Reigen 

Triops  und  Aloeus,  Apollod.  1,  7,  3.  4.    Aloeus'  aufführen,  Eurip.  Troad.  1.     Von  der  Meeres- 

Gattin  aber,    Iphimecleia,    gebar   diesem    oder  10  färbe    heifst    er    ^isXav&og    in   Athen    (Tzetz. 

dem  Poseidon,  dem  zu  Liebe  sie  beständig  ans  Byk.  766),    TtsXXäviog   der  Dunkelfarbene    in 

Meer  ging,  um  Wasser  daraus  in  ihren  Busen  Kyrene  (Hesych.  s.  v.),  auch  hat  er  dunkles  Ge- 

zu  schöpfen,   die  stürmischen  Bergtürmer,   die  wand  (Cornut.  22  p.  124  0*.),  yXavv.ol  oqp-öa/fioi, 

Aloaden   (s.  d.)   Otos  und  Ephialtes.   —  Po-  Paus.  1,  14,  6.  caerulei  oculi  Cic.  X.  D.  1,30, 

seidon  überraschte  die  Himmelsgöttin  Aithra  vgl.  den  Heros  $dXav&og,  den  Glänzenden  (s.  u.). 

(s.  d.),    die    Tochter    des    trözenischen  Königs  Vom    Bauschen    des    Meeres    heifst    er    ferner 

Pittheus,    auf  der  Insel   Sphairia   oder  Hiera,  igtacpägayog    Hom.    hymn.    in     Merc.     187, 

Paus.  2,  33,    1,    oder   wohnte    ihr   als   neuver-  ipixxvTiog  Theog.  456,    \Lvv.rixug  Cornut.  22 

mählter  Gattin  des  Aigeus  bei.     In  ihrer  Ver-  p.  124,  xuvoeog  Hes.  Scut.  104,  vgl.  Hesych. 

bindung  mit  Sphairos,    dem  Wagenlenker  des  20  Taiigog,  Tavosiog  ü  Tloa.     Der  Stier  fiel  ihm 

Pelops,   dem  sie   dort  ein  Totenopfer  brachte,  wie  in  der  homerischen  Zeit  zum  Opfer  (s.  u.). 

;ihnt  M.  Mayer,  Gig.  S.  61  einen  uralten  Natur-  Er  liefs,    als  Hippolytos   am   Strande  hinfuhr, 

mythus.   dem  vielleicht  auch  noch   der  Wind-  aus  der  schäumenden  zqlxv^icc  einen  wilden  Stier 

gott  Poseidon  angehörte,  vgl.  den  Boreas  al&pr}-  hervorstürzen,  dessen  Gebrüll  die  Rosse  so  er- 

ysvrjg,  -ytvbxr\g  II.  15,  171.  19,  358.    Od.  5,  296.  schreckte,    dafs    sie    den    Jüngling    zu    Tode 

Ob   die   Liebschaft  mit  Eurykyda   (s.  d.)   in  schleiften,    Kurip.  Hippol.  1198ff.     Suid.  s.  v. 

diesen  Vorstellungskreis    gehört    und    ob    der  TavponoXov.     Ein   am  Strand  brüllender  Stier 

trojanische  Mauerbau  von  P.  als  wölken-  oder  kündet  den  Korkyräern  die  Ankunft  zahlloser 

steinetürmendem  Windgott  aufgeführt  wurde,  Thunfische  an  und  wird  dann  dem  P.  geopfert, 

lasse  ich  dahingestellt,  vgl.  E.  H.  Meyer,  Indog.  30  Paus.  10,  9,  2.     Dieser  liefs    auch  auf  Bitten 

M.  1,  150.  2,  465.     Schoemann,  Hesiods  Theo-  des  Minos   einen   Stier  aus  dem  Meer   steigen 

gonie  232.    Auch  die  Poseidonssöhne  Orion  und  zum  Zeichen,  dafs  diesem  die  Herrschaft  über 

die  Aloaden  führen   solche  Riesenbauten   auf.  Kreta   gebühre.     Als    aber  Minos    das    schöne 

—   Weit  homerischer    als   in   all   jenen   Lieb-  Tier  zu  seiner  Herde  schickte  und  ein  geringeres 

schaffen  tritt  uns  in  der  nachhomerischen  Zeit  statt  dessen  opferte,  machte  P.,  darüber  erzürnt, 

Poseidon    als    Meergott    entgegen.     Er  den   Stier    rasend    und  flöfste   der   Gattin  des 

heifst  diäliog,  Find.  P.  4,  204,   sogar  ivc'diog  Königs,    Pasiphae,    die  Leidenschaft   ein,    aus 

Ztvg,  Aesch.  fr.  334  Nauck;  vgl.  Paus  2,  24,  4  der  der  Minotauros  hervorging,  Apollod.  2,  5,  7. 

und   den  Heros  Enalos   (s.  d.);    imuog   itovxo-  Jenem  Stier  ähnlich  sind  das  von  P.  dem  wort- 

[lidcov   avat,,    Aeschyl   Sept.   131.      Alle  Meer-  40  brüchigen  Laomedon  zur  Strafe  gesandte  y.fjxog, 

götter    sind    ihm    Untertan,    Pind.    O.    6,    58,  das  die  Leute   auf  dem  Felde  wegraffte,   und 

vgl.    Ttslwycüog ,    Paus.    7,    21,    3.    7,    aQ%ifta-  das  wegen    des  Frevels   der  Kassiepeia  Aethi- 

l<x60to±,    Anthol.    Pal.    6,    38,     im    komischen  opien  mit  einer  Überschwemmung  bedrängende 

Ausruf:  a>  IIovtOTZOotidov  neu  Qtoi  ■jiQta[ivturot\  Ungeheuer,  dem  ihre  Tochter  Andromeda  zum 

Aristoph.   Piut.    1050  und   Schal.   Arislo/ihaues  Fraise  ausgesetzt  ward,  Apollod.  2,  5,  9.  2,  4,  3. 

nennt  ihn  cclvxog  Eceles.  339  und  öfter,  Ttövnog.  Eratosth.  Katast.  16.     Dagegen  war   der  dem 

Thesm.  332;    vgl.  Hom.   hymn.   12,   3.      Selbst  P.,  dem  dsXcpivcav  tisdecov,  Aristoph.  Bitter  560, 

der  alte  Bauer  Chremylos  scheint  keinen  andern  wie  dem  Apollon   (Bd.  I.  429)  heilige  Delphin 

als   den   P.  &aXa66i.og,  Aristoph.  Plttf.  396,  zu  ein  Freund   der  ruhigen   See,   der  die   Schiffe 

kennen,     t&vxiog  von   cpvxog    Seetang  hiefs   er  50  freundlich  begleitet,   das  Bild   rascher,   glück- 

auf  Mykonos.     P.   ist   der  utyaa&tvijg  tqi-  lieh  er  Meerfahrt  und   ein  Retter  in   der  Not. 

aivrig  rcc^lag,  Aristoph.   Wolken  566,  ccyXce-  Der  Delphin  kundschaftete  die  vor  P.  geflüchtete 

otQiaiv ag,    evtQicclvag,    Pind.    O.     1,    75,  Amphitrite  aus  und  warb   für   ihn   erfolgreich 

TQiaivoKQaxcop    in    Inschriften,     iqvgoxqi-  um  sie.     Darum   gaben  ihm  die  Künstler  sein 

aivag,   Aristoph.  Mitter  559.     Diese  mit  dem  Lieblingstier    in    die  Hand    oder    unter    den 

Blitz  von  Pindar  I.  8,  36.    Ol.  9,  30  verglichene  Fufs.     Am  Wege  von  Korinth   nach  Lechaion 

TQicava  ist  wie  Zeus'  Donnerkeil   von  den   Ky-  war  mit   Poseidon   und   Leukothea    zusammen 

klopen  geschmiedet,  Apollod.  1,  7.  Kailini.hymn.  Poseidon  auf  dem  Delphin  aufgestellt  (Usener, 

in  Del.  31  nennt  den  Dreizack   äoo  %QiyXm%iv,  die  Sintflutsagen  144.  150.)   Nach  der  Parischen 

Leon.   Tar.  {Bruntick,  Anal.  1,  226,  25)  ty%og.  60  Sage    rettet    ein    Delphin,    nach    Archiloclws 

Jedenfalls  charakterisiert  ihn  die  gewöhnliche  (fr.  114)  Poseidon  den  Koiranos  (Usener  a.a.O. 

Thunfischergabel   als   einen   volkstümlich   auf-  148).     Als   Delphinreiter   wird   P.  von   Lukian 

gefafsten  Gott,   ebenso   wie   die  ihn  vor    allen  diall.  deor.  marin.  6,  2,  auch  wahrscheinlich  auf 

andern  Göttern    auszeichnende   bequeme    Hai-  einem  Goldplättchen   in   St.  Petersburg  (Over- 

tung    des   Körpers    in    der  Plastik.     Wie    ein  heck,   Kunstm.   3,   219)    und    in    einer  Bronze- 

über  das  Meer  spähender  Seemann  nämlich  Statuette  in  Tainaron  dargestellt  und  an  diese 

pflegt  er  das   eine  Bein    auf  einen  Stein  oder  die  Sage  von  der  wunderbaren  Rettung  Arions 

ein    Schiffsvorderteil    hoch     aufzustützen    und  •  Bernd.  1,  23,  24.    Aelian.  N.  A.  12,  45.    Paus. 


2809      Poseidon  (nachhomerisch:  Meergott)  Poseidon  (nachhornerisch:  Meergott)      2810 

3,  25,  7)  angeknüpft,  vgl.  Tümpel,  Progr.  d.  auf,  die  Schiffe  zu  zerschellen,  hald  ruft  er 
Gymn.  Neustettin  S.  15.  StudniczJca,  Kyrene  den  Winden  sein  Quos  ego!  entgegen,  ver- 
S.  184.  —  Von  den  beiden  Gründern  Tarents,  scheucht  die  Wolken,  und  Cymothoe  und  Triton 
Taras  u.  Phalanthos  (s.d.),  warder  erste  ein  bringen  das  aufgelaufene  Fahrzeug  wieder  von 
Sobn  Poseidons  und  der  Ortsnymphe  Saturia,  der  Klippe  ab,  Verg.  Aen.  1,  124ff.  Später 
ursprünglich  wohl  nur  ein  einheimischer  Flufs-  erhalten  die  Dioskuren  von  ihm  die  Vollmacht, 
gott,  auf  den  man  später  den  Delphinritt  über-  die  Wogen  zu  beruhigen,  Hygin.,  Poet.  Astron. 
trug,  der  blofs  dem  <3>äla:v&og,  d.  h.  dem  Glän-  2,  22.  Ohne  seinen  oder  Zeus'  Willen  zerbricht 
zenden  oder  dem  "Phokischen',  gleichfalls  einem  kein  Schiff,  Hes.  Erga  666,  denn  er  ist  der  daa- 
Sohn  des  Poseidon  nach  Acro  zu  Hör.  carm.  10  nözag  vacbv,  Pind.  P.  4,  207,  ihr  Geber  und 
1,  28,  29  und  Gemahl  der  Aithra  wie  Aigeus-  Retter,  Pausan.  7,21,  3;  vgl.  Hom.hymn.  22,  5. 
Poseidon,  einer  örtlichen,  auch  in  Brentesion  Der  trojanische  Poseidonpriester  wurde  bei 
und  wahrscheinlich  auch  in  Arkadien  und  auf  der  Ankunft  der  Griechen  gesteinigt,  weil  er 
Rhodos  (s.  u.)  bekannten  Abwandlung  des  P.,  sie  nicht  durch  Opfer  verhindert  hatte.  An 
zukam.  Beide  sollte  ein  Delphin  von  Griechen-  seiner  Stelle  bestimmte  das  Los  den  Apollon- 
land  nach  Italien  getragen  haben.  Paus.  10,  priester  Laokoon,  dem  Gotte  einen  Stier  zu 
10,  8.  13,  10.  O.  Müller,  Darier  2,  369,  3.  opfern  (s.  o.  Laokoon  Sp.  1834).  Die.  Argo- 
Döhle,  Gesch.  Tarents.  Progr.  d.  Lyceums  z.  nauten  sollen  nach  Vollendung  ihrer  Fahrt  zu 
Strafsburg  1877.  Studniczka,  Kyrene  S.  175fF.  Ehren  P's  die  Argo  auf  dem  Isthmos  auf- 
Usener  a.  a.  0.  154ff.  —  In  einer  lesbischen  Sage  20  gestellt  haben,  Apollodor.  1,  9,  27.  Diod.  4,  53. 
wurde  ein  andrer  heroisierter  Poseidon,  Enalos  Tzetz.  Lykophr.  175  p.  441.  Auf  einer  Gemme, 
(s.  d.),  der  einer  zum  Opfer  für  P.  ins  Meer  die  ihn  auf  eine  Schiffsprora  tretend  darstellt, 
gestürzten  Jungfrau  nachsprang,  mit  ihr  von  heilst  er  Propitius  (Overbeclc,  Gr.  Kuustm. 
Delphinen  in  die  Stallung  der  Rosse  des  Gottes  3,  301).  Als  llöod-tiiog  {Bull,  de  corr.  hell. 
getragen,  Flut.  sap.  conviv.  20.  de  sol.  anim.  IV  1860,  262.  264.  Dittenberger,  Sylloge  Incr. 
36.  Athen.  11,  p.  406,  vgl.  lümpel,  Progr.  d.  Gr.  nr.  331)  sichert  er  die  Überfahrt.  Darum 
Gymn.  Neustettin  S.  lff.  Noch  heute  klingt  ehren  ihn  die  Schiffer  mit  Opfer,  Gebet  und 
P's  Andenken  in  einem  neugriechischen  namen-  Gelübde,  um  gute  Fahrt  und  guten  Fang  zu 
losen  Meerdämon  oder  auch  im  H.  Nikolaos  erlangen,  Diod.  5,  69.  Pind.  P.  4,  207.  Hom. 
nach,  der  mit  dem  Dreizack  ausgerüstet  auf  30  hymn.  22,  7  Homer,  epigr.  6,  3.  Anthol.  Pal. 
einem  Delphin  reitet  und  namentlich  an  der  6,  38.  Paus.  10,  9,  3.  4.  Namentlich  Thun- 
Insel  Mykonos,  wo  einst  Aias  zu  seinem  Ver-  fischerbeten  zum  Poseidon  ccl£t,ixay.og,  dafs 
derben  den  Anruf  des  P.  versäumte  (s.  oben)  kein  Schwertfisch  oder  Delphin  ihr  Netz  zer- 
noch  heute  die  rgi-av^ilcc  stillt,  Schmidt,  Neu-  reifse,  Aelian.  H.  A.  15,  6.  Der  Erstling  des 
griech.  Volksl.  S.  37.  135.  Polites,  Melete  S.  57.  Thunfischfangs,  nach  dem  er  den  Namen 
Auch  in  Aegae  auf'Euböa,  in  Tenos  und  andern  ccygsvg  erhielt,  Lukian.  piscat.  47,  wurde  ihm 
Ortern  trat  der  Hagios  Nikolaos  an  des  Gottes  geopfert,  Athen.  7  p.  297 e,  auch  die  tQiylri 
Stelle,  Bursian,  Geogr.  2,  412.  447.  Fremder  Seebarbe?  vgl.  Schocmaun,  Griech.  Altert.3  2, 
als  diese  Delphinreiter  mutet  uns  ein  unter  234,  ebenso  ein  Stier,  dessen  Gebrüll  den  Kor- 
dem  Bilde  des  Schwans  vorgestellter  Meer-  40  kyräern  zahllose  Thunfische  anmeldete  (s.  o.). 
dämon  Kyknos  (s.  d.  nr.  2),  ein  vom  gleich-  Schon  die  älteste  bildliche  Darstellung  des 
namigen  Aressohn  zu  unterscheidender  weifs-  Gottes,  ein  Gemälde  des  Kleanthes  von  Korinth, 
farbiger  Sohn  des  P.  und  der  Kalyke  (s.  d.)  schilderte  ihn,  wie  er  bei  der  Geburt  der  Athen a 
an,  nach  den  Kypricn  den  Griechen  die  Lau-  mit  einem  Thunfisch  in  der  Hand  beim  kreifsen- 
dung  an  der  troischen  Küste  wehrend,  aber  den  Zeus  steht,  Athen.  8  p.  346b.  c,  vgl.  Over- 
von  Achilleus  erwürgt  und  seiner  glänzenden  beck,  Gr.  K.  3, 209.  Auf  der  Insel  Mykonos  opferte 
Rüstung  beraubt,  Preller3  2,  421.  Aus  ihm  man  dem  P.  (Dvxiog  für  den  vom  Meer  aus- 
scheint noch  ein  anderer  Kyknos  entwickelt  geworfenen  Seetang  (r.  Prott,  Fasti  Gr.  sacri 
(s.  d.  nr.  3).  ■ —  Als  Zeus  die  Europa  entführte,  S.  15).  Als  rgoitaZog  aber  verlieh  er  den 
glättete  ihm  P.  die  Wogen,  und  nach  Hygin.  :<o  Seesieg,  Athen.  8  p.  333  d,  ausnahmsweise  auch 
fab.  140  wird  die  von  Python  verfolgte  Leto  den  Landsieg.  Die  Mantineier,  die  er  im  Krieg 
auf  Zeus'  Befehl  durch  Boreas  zu  P.  getragen.  gegen  die  Lakedämonier  beschützte,  weihten 
Um  den  Schwur  der  Heia,  dafs  Leto  nur  dort  ihm  ein  XQO-xtaov  avd&vuo:,  Paus.  8,  10,  8,  und 
solle  gebären  dürfen,  wohin  das  Licht  der  führten  den  poseidonischen  Dreizack  in  ihren 
Sonne  nicht  dringe,  zu  achten,  deckte  P.  die  Schilden,  Schol.  Pind.  11,  83.  Seine  höchste 
Insel  Ortygia,  wohin  er  die  Leto  brachte,  mit  nationale  Stellung  errang  er  in  den  Perser- 
der  Meerflut  wie  mit  einem  Dache  zu,  so  dafs  kriegen,  als  er  sich  der  bedrängten  Freiheit 
sie  hier  ruhig  niederkommen  konnte.  Als  seiner  Hellenen  annahm.  Denn  als  der  Sturm 
Python  sie  nicht  fand,  kehrte  er  zum  Parnafs  die  Flotte  des  Xerxes  am  Vorgebirge  Sepia  s 
zurück  und  P.  hob  die  Insel  wieder  aus  dem  60  schwer  geschädigt  hatte,  dankten  und  spendeten 
Wasser  hervor.  Auf  einem  Mosaik  bedroht  P.  die  Griechen  auf  ihren  Schiffen  dem  Poseidon 
die  Pythonschlange  mit  einem  Dreizack  (de  la  als  ihrem  ccoxtiq  und  behielten  seitdem  diesen 
Blanchere,  Musee  d'Oran  Taf.  5).  Nachdem  Beinamen  des  Gottes  bei,  Herod.  7,  192.  Nach 
Ino  mit  ihrem  Sohn  Melicertes  verzweiflungs-  dem  Siege  von  Salamis  brachten  sie  von  den 
voll  ins  Meer  gesprungen  war,  verwandelte  Erstlingen  ihrer  Beute  eine  phönizisehe  Triere 
Neptun  auf  Bitten  der  Venus  beide  in  Götter,  nach  Sunion,  eine  andere  nach  dem  Isthmos. 
Ovid,  Metam.  4,  539.  wohin  sie  auch  nach  der  Schlacht  von  Platää 
So  regt  denn  Poseidon  bald  Luft  und  Wasser  dessen    eherne  Kolossalstatue   weihten.    Herod. 


2811      Poseidon  (nachhomerisch:  Meergott)  Poseidon  (nachhomerisch:  Meergott)      2812 

8,  121.  9,  81.  Nach  Aischylos  aber  mufste  sprang  aus  Verzweiflung  ins  Meer  und  -wurde 
Xerxes  so  schwer  büfsen,  weil  er,  ein  Sterb-  als  Leukothea  (s.  d.  Sp.  2014)  eine  Meer- 
licher, alle  Götter  und  insbesondere  Poseidon  göttin,  Diod.  5,  55,  vgl.  M.  Mayer.  Gig.  S.  44. 
bezwingen  wollte,  Pers.  745 f.  Später  stellten  105.  Diodor  a.  a.  0.  meldet,  dafs  Kapheira, 
die  Spartaner  zu  Delphi  eine  Statue  des  Ly-  Tochter  des  Okeanos,  mit  den  Teichinen  den 
sandros,  des  Siegers  von  Aigospotamoi,  auf,  ihnen  von  Rhea  anvertrauten  P.  grofsgezogen, 
wie  er  von  Poseidon  bekränzt  wurde.  Paus.  10,  Kallimachos,  Del.  31,  dafs  diese  ihm  aul'serdem 
'.),  4.  In  noch  späterer  Zeit  verherrlichten  die  den  Dreizack  geschmiedet  hätten,  Preller4  1, 
Seehelden  Antigonos,  Demetrios,  Sextus  Pom-  606.  Nach  Aristid.  or.  3,  43  liebte  P.  die  Leuko- 
pejus  und  Agrippa  den  Meergott  für  seine  10  thea,  weshalb  er  sie  nach  ihrem  Sturz  freudig 
Gunst,  Preller  1 4,  583.  Auf  den  Mithrasdenk-  unter  die  Nereiden  aufnahm.  Ein  Mythus  vom 
malern  wird  er  dem  Okeanos  gleichgestellt  Meersprung  dreht  sich  um  die  Geliebte  des 
(Bd.  2  Sp.  3040).  Enalos  (s.  d.),  der  mit  ihr  ins  Meer  sprang,  einst 
Auf  Poseidons  Wirksamkeit  auf  dem  Meer  aber  wieder  aus  dem  Wogen schwall  aufstieg 
werfen  seine  Verbindungen  mit  einer  andern  und,  von  Polyphem  zum  Tempel  des  P.  geleitet, 
Gruppe  mythischer  Weiber,  nämlich  der  der  diesem  einen  dem  gröfsten  Polypen  abgenom- 
Nereiden  und  verwandter  Wesen,  neues  Licht,  menen  Stein  überreichte.  Gleichfalls  eine  Nereide 
während  die  ihm  von  Plaut.  Trin.  4,  1,  1  zu-  und  zugleich  eine  von  P.  entführte  Heroine 
geschriebene  Bruderschaft  des  Nereus  willkür-  war  Hippothoe  (s.  d.  nr.  1  u.  Bd.  II  Sp.  2845), 
liehe  Erfindung  ist.  Der  Vortritt  gebührt  der  20  die  ihm  als  Sohn  den  Teleboerfürsten  Ptere- 
Aniphitrite  (s.  d.),  die  zwar  von  Homer  ge-  laos,  den  Vater  des  Taphios  (Schol.  Apollon. 
nannt,  aber  zuerst  von  Hesiod.  Theog.  243  als  Bhod.  1,  747),  nach  andern  (Apollod.  2,  4,  5. 
Gattin  Poseidons  bezeichnet  wurde  und  —  Izetz.  Lyk.  932)  den  Taphios,  den  Vater  des 
ein  seltener  Fall  andauernder  Geltung  eines  Pterelaos,  schenkte.  Wenn  Euryale  (s.  d.'> 
dem  männlichen  parallel  gebildeten  weiblichen  nicht,  wie  P's  andere  Geliebte  Medusa,  zu  den 
Götternamens  (Usener,  Götternamen  S.  35)  —  Gorgonen  (s.  d.  nx.  3)  gehört,  so  gehört  sie 
auf  Naxos  Uoattöcavioc  oder  JloßsiSävri  hiefs.  vielleicht  als  Minos'  Tochter  zu  den  Meerwesen. 
Poseidon  hatte  sie  aus  dem  Reigen  der  Nereiden  Wenigstens  verlieh  P.  ihrer  beider  riesigem 
auf  Naxos  geraubt,  Schol.  Od.  3,  91.  Eustath.  Sohne  Oarion  (s.  d.  u.  oben  Polyphemos),  dem 
1458,  40.  Sie  bewohnte  mit  ihm  sein  goldenes  30  böotischen  Schlacht-  und  Landeskönig  von 
Haus  und  gebar  ihm  den  Triton  und  die  Hyria,  die  Gabe  durch  das  Meer  zu  wandeln, 
Töchter  Rhode  und  die  tiefwogende  Ben-  Apollod.  1,  4,  3.  Auch  führte  Orion  wie  sein 
thesikyme  (s.  d.),  Apoll.  Rhod.  4,  325.  Apollod.  Vater  Riesenbauten  auf  (oben  Sp.  1034.  Preller 
1,  4,  6.  3,  15,  4.  Die  Paarung  beider  Gott-  l4,  45),  und  sank  sein  Sternbild  unter,  so 
heiten  findet  Gerhard,  Abh.  d.  Perl.  Akad.  1850  brachen  die  Novemberstürme  los,  Hes.  Erga 
Anm.  5  wohl  mit  Recht  mehr  dichterisch  und  619  ff.  Zu  Hyria  in  Böotien  (vgl.  den  Poseidons- 
den  Kunstwerken  genehm  als  im  älteren  Kultus,  söhn  Hyrieus  1,  2,  2859)  gebar  Mekionike, 
der  zuerst  auf  den  Inseln  des  ägäischen  Meeres  oder  am  böotischen  Kephissos  Europa,  des 
bezeugt  wird  (Bd.  1,  319f.,  vgl.  Sani.  M'ide,  Titvos  Tochter,  dem  Gotte  den  Eupheim»- 
Lakon.  Kulte  S.  226),  begründet.  Auch  komme  40  (s.  d.u.  Art.  Nykteus  Sp.  493),  der  von  ihm  gleich- 
sie  seltener  in  alten  Sagen  vor,  wie  allerdings  falls  die  Gabe  erhielt,  übers  Meer  zu  schreiten, 
in  der  von  der  Athenageburt  (Paus.  3,  17,  3),  Mit  der  Euryte  (s.  d.)  oder  der  Bathykleia 
oder  in  gemeinsamen  Tempeln,  wie  auf  Delos  zeugte  P.  den  Halirrhothios,  den  Meer- 
und  Tenos  (C.  I.  G.  nr.  2331.  2332.  2334.  O.  brauser,  der  der  Arestochter  Alkippe,  einer 
Müller,  Dorier  1,  262).  Sie  beide  aber  waren  Quellnymphe  (?),  in  Athen  Gewalt  antat 
in  der  Goldelfenbeingruppe,  die  Herodes  Atticus  (s.  d.  Art.  Alkippe  u.  Immerwahr,  Die  Kulte  und 
in  den  Poseidontempel  auf  dem  Isthmos  weihte,  Mythen  Arkadiens  1,  42).  Kallirrhoe  (s.  d.), 
die  Hauptfiguren,  s.  Bröndstedt,  Meisen  und  die  Okeanostochter,  zeugte  mit  P.  den  Minvas 
Untersuch,  in  Griechenland  2,  241  ff.  Poseidon  (Schol.  Pind.  Ol.  14,  5.  Tzetz.  Lyk.  874).  Von 
besafs  nun  auch  eine  rechtmäfsige  Gattin  wie  00  Liebe  zum  P.  ergriffen,  wandelte  Iphiniedeia 
Zeus,  aber  wie  weit  stand  sie  hinter  Hera  zu-  (s.  d.)  oft  an  das  Meer  und  schöpfte  sich  mit 
rück!  Die  ihr  auch  wohl  zuzuweisende  Posei-  den  Händen  das  Wasser  in  den  Busen.  So 
donstochterKymopoleia,  dieWogenwandlerin,  erzeugte  P.  mit  ihr  die  Aloaden  (vgl.  die  deutsche 
vermählt  der  Vater  dem  Briareos,  Th.  81 7  ff.  und  die  slavische  Analogie  bei  Laistner,  Bätsei 
Nach  später  Sage  verwandelte  Amphitrite  aus  der  Sphinx  2,  361).  Endlich  war  die  Heroine 
Eifersucht  die  schöne  von  ihrem  Gatten  (auch  oder  Nymphe  Melite,  deren  Namen  bald  eine 
von  Glaukos  s.  d.)  geliebte  Nymphe  Skylla  Okeanide,  bald  eine  Nereide  trägt,  eine  Freundin 
in  das  bekannte  Ungeheuer,  Tzetz.  Lyk.  45.  650.  des  Gottes.  Bei  diesem  vielfachen  Verkehr 
Verg.  Cir.  70ff.  Aufser  ihr  galt  Halia  (s.  d.  des  Meergottes  mit  den  Meernvmphen  lag  es 
nr.  2.  Art.  Kallone  Sp.  937.  Kassiepeia  Sp.  295),  60  nahe,  ihn,  den  Oberherrn  der  Nereiden,  neben 
nach  Hes.  Theog.  245  und  andern  für  eine  Zeus  nun  auch  als  Mitbewerber  um  die  Hand 
Nereide,  auf  Rhodos  für  eine  Schwester  der  der  berühmten  Nereide,  der  Thetis,  in  die 
Teichinen  und  eine  Gattin  des  Poseidon,  mit  Dichtung  einzuführen,  was  aber  wohl  schon 
der  er  eine  Tochter  Rhodos  und  sechs  wilde  vor  der  Zeit  des  ersten  uns  erhaltenen  Zeugen 
Söhne  zeugte,  die,  von  der  beleidigten  Aphro-  Pindar  geschah  {Mannhardt,  A.  W.  F.  S.  73 f.). 
dite  mit  Wahnsinn  geschlagen,  ihrer  Mutter  Da  aber  Themis  weissagte,  ein  Sohn  der  Thetis 
Gewalt  antaten  und  deswegen  von  ihrem  Vater  werde  stärker  als  sein  Vater  sein,  so  verzich- 
unter    der    Erde    eingesperrt    wurden.      Halia  teten  beide   auf  die  Ehe  mit   ihr.     Sie  wurde 


2813      Poseidon  (nachhom  :  Erderschütterer)  Poseidon  (nachhorn.:  Erderschütterer)      2814 

Gattin  des  Peleus,  dem  Poseidon  als  Herr  der  wurde    das    heftige   Erdbeben,    das    irn  Jahre 

Nereiden  und  zugleich  der  Winde  und  Wogen,  464   v.  Chr.    die    Stadt    Sparta    zertrümmerte 

als    Hippios,    zwei    unsterbliche    windschnelle  und   den   Staat  an   den  Band   des  Verderbens 

Rosse,    Xanthos    und    Balios,    Spröfslinge    des  brachte,    Thuc.  1,  101.     Plut.  Cim.  16.     Paus. 

Zephyros   und    der  Harpyia,    schenkte,    Find.  1,  29,  8.  Diodor.  11,  6.'!.  64.    Neuntan  n-Partsch 

Isthm.   7   (8),   27  ff.     Apollod.  3,    13,   5.     Tzetz.  S.  330,   eine  Katastrophe,   die   man  dem  Zorn 

LyJc.  178.     Noch  höher  hinauf  wagte   sich  P.  Poseidons    zuschrieb,    weil    die    spartanische 

später,    als    er    mit   Aphrodite    die    Rhodos  Obrigkeit  schutzflehende   Heloten  von   seinem 

Herophilos,  Schöl.  Pind.  0.  7,  24,  vgl.  v.  Wilamo-  Altar  in  Tainaron    zum  Tode    weggeschleppt 

tri/.:,    Hermes    18,    429,    und    den    Dernetrios  10  hatte,  Paus.  4,  24,  5.  6.  7,  25,  3.    Thuc.  1,  128. 

Poliorketes,  Athen.  6,  253  E  zeugte.    Aphrodite  133.     Aelian.    V.  H.    6,    7.     Aristoph.   Acharn. 

mag   sich  ihm  zuerst  als  Schaumgeborne  ge-  510    mit    Schöl.    Lysistr.    1142.     Zu   Tainaron 

nähert    haben,    wie    sie    denn    am  Hafen  von  hiefs   er   auch    '4c<päXiog   Suid.  s.  v.  Talvagov. 

Paträ  und  Agion  und  als  Venus  placida  in  Byzanz  bei   den  Spartanern   auch  liacpciXtiog  d.  h.    der 

neben  P.  verehrt  wurde,   Paus.  7,  21,  4.  24,  1  die   Erdfeste    sichernde    Gott,    Paus.  3,  11,  9, 

und    im    kilikischen    Ägä   eine    Weihinschrift,  wie    rati]o%og   zu   Therapne    und   Gythion. 

die  Aphrodite  axmXoia  und  P.  aatpäXiog  verband,  Paus.  3,  20,  2.  21,  8.     Denn  er  konnte  'ylveiv 

C.  I.  G.  4443;  vgl.  Preller*  1,  350.  365.  347.  xs  %al  aw^uv\  wie  man  nach  einem  Erdbeben 

In   diese  .Seesage   gehört  auch    namentlich  in  Smyrna  meinte,  Aristid.  1  p.  437;  vgl.  378. 

der  wilde  Poseidonssohn   Sarpedon,   der  an  20  Eine   phrygische    Inschrift    dankt    nach    einer 

der    durch    Stürme   und   Brandung    verrufenen  derartigen  Gefährdung  ihm  neben  Zeus,  Athena 

thrakischen   Küste    bei   Anos   hauste   und   den  und  allen  Göttern  und  dem  Eurosflusse,  Bull. 

Pfeilen  des  Herakles  erlag,  Apollodor.  2,  5,  9.  d.  corr.  hell.  3,  1879,  479.     Asphalios  hiefs  er 

E.  H.  Meyer,  Indogerm.  Mythen  2,  90.     Viel-  vielerorts,  Paus.  7,  21,  7.  Plut.  Tlies.36.  Cornut. 

leicht  auch  der  Schifferkönig  Pterelaos,  dem  22  p.  125.     Macrob   Sat.  1,  17,  22,  auf  Syros, 

P.  ein  unsterblich  machendes,  schwer  deutbares  C.I.G.  2347 h,  in  Ägä  in  (Jilicien,   doch  nicht 

Goldhaar  verlieh,  doch  s.  A.  Schultz,  Jahrb.  /'.  gerade   in  Patrai,    wie   man  aus   obiger  nicht 

Mass.   Philol.    1881    S.  305.      P's    Diener    sind  periegetischer  Notiz    des   Pausanias   gefolgert 

Triton,  Ovid.  Met.  1,  330.     Nonn.  JDion.  36,  hat,    S.   Wide,    Lakou.    Kulte    S.  36.     Als    im 

93.  43,  205.     Verg.  Aen.  1,  144.    Lucian.  Dial.  30  2.    Jh.    nach     einem    vulkanischen    Ausbruch 

mar.  6  und  die  Tritonen,  Lucian.  Dial.  mar.  zwischen  Thera  und  Therasia  die  Insel  Hiera 

10,  2.  15,  3.    Norm.  Dion.  43,  149.     Verg.  Aen.  entstand,  weihten  dort  sogleich  die  Rhodier 

5,  817.   Statins  Achill.  1,  54.    Mosch.  Id.  2,  117,  dem   P.  kayäXiog,    der   auch    durch   rhodische 

als  solche  erst  verhältnismäfsig  spät  bezeugt,  Münzen    bezeugt  wird,    einen   Tempel,    Strab. 

s.  Brefsler,   Triton  1,  12.  2,  1  ff .  1,57.  Plut.dePyth.orac.il.   0.  Mütter,  Orchom. 

Poseidon  als  Erderschütterer  und  S.  322.  Heffter,  Götter -die}) >ste  auf  Rhodos  3,  60. 
Er  der  halt  er.  Weit  mehr  als  bei  Homer  er-  Head,  Hist.  Num.  §  542.  Er  ist  mit  Aphrodite 
scheint  P.  'Evvoaiycaog,  'EvvoaiSag  (Pind.  Euploia  in  einer  Inschrift  aus  Ägä  in  Cilicien 
P.  4,  59),  'Evoolx&av,  Fan]o%og.  lakon.  und  einer  andern  in  Kyzikos  verbunden,  C.  I.  G. 
raiccJFoxog,  I.G.A.  79,  Taiäo%og,  Xenoph.  40  4443.  Bull.  d.  corr.  hell.  6,  1882,  454,  und 
Hell.  4,  5,  30.  Paus.  3,  20,  2  in  der  nach-  scheint  auch  in  der  lykischen  Stadt  Patara 
homerischen  Zeit  ausgebildet,  in  der  er  nament-  als  P.  sdoalog,  den  eine  Inschrift  neben 
lieh  als  Gott  des  Erdbebens  in  dem  so  oft  einem  &ebg  6ojti}p  idpcuog  aacpccXijg  nennt,  be- 
davon  heimgesuchten  Griechenland  eine  her-  zeichnet  zu  sein,  Journ.  of  hellen,  stud.  10,  81. 
vorragende  Rolle  spielte.  Zu  jenen  älteren  Komisch  heifst  P.  kocpäXiog  der  Stab  stumpfer 
Beinamen  treten  die gleichartigen:  iXsXi %&cov>  Greise  bei  Aristoph.  Acharn.  682,  wozu  das 
6£  16 i%&cov,  Pind.  P.  6,  50.  1.  1,  52,  -/.iv7[-  Schol.  bemerkt:  XöcpäXEiog  Tlootidiov  tmxqo. 
xi)q  yäg,  Pind.  I.  4  (3),  19,  yuLiqg  v.iv7]zi)Q  k&7]vaioig  ri^iätai.  So  wird  er  zum  Schützer 
xtti  cctQvytroio  &ala66r\g,  Hom.  hymn.  auch  in  anderen  Gefahren,  insbesondere  zum 
22,  2,  xi.vdY.xcaQ  yalag,  Soph.  Trach.  502,  vgl.  50  Beruhiger  des  Meeres,  und  Augustus  opferte 
den  yf]  g  xs  v.ocl  ü'/.^vQäg  iraXcc66r]g  üygiov  dem  P.  Asphalios  wegen  des  wogenlosen  Meeres, 
H,o%Iev  xr]v,  Aristoph.  Wolken  566,  anderseits  WiescJer,  Gott.  Nachr.  1874  S.  153 — 160.  Over- 
a^(pißccLog  =  a^cpiyaiog  bei  den  Kyrenäern,  heck,  Griech.  Kunsfmyth.  3,  232.  Wie  Sparta 
Tzetz.  L.  749.  Welcher,  G.  G.  12,  679,  &t^,E-  wurde  auch  Helike  von  P.  gestraft.  Denn  als 
Xiov%og,  Cornut.  22  p.  125.  Namentlich  in  den  kurz  vorher  die  kleinasiatischen  Ionier  auf 
Erdbebenregionen  und  vulkanischen  Gegenden,  Geheifs  des  delphischen  Orakels  zur  Ein- 
auf den  Inseln,  in  der  Umgebung  des  mali-  richtung  ihres  Kultus  des  P.  Helikonios  von 
sehen  Meerbusens  (Strab.  10,  447),  in  Böotien  Helike,  dem  alten  Stammheiligtum,  Abbilder 
und  Phokis,  um  den  saronischen  und  korinthi-  ihres  Kultusbildes  erbaten,  da  verweigerten 
sehen  Busen,  an  und  auf  dem  Taygetos  wurde  co  das  die  Bewohner  von  Helike  und  hinderten 
Poseidon  besonders  verehrt,  vgl.  Neumann-  sogar  die  ionischen  Gesandten  auf  ihrem  Altar 
Partseh,  Physikal.  Geographie  von  Griechenl.  dem  Gotte  zu  opfern,  von  den  Buräern  unter- 
S.  272ff.  319 — 332.  E.  Curtius,  Peloponu.  1,  stützt.  Darum  vernichtete  P.  Helike  wie  Bura 
43 ff.  Deshalb  meinte  Strabon  12,  579,  man  durch  Erdbeben  und  Sturmflut,  Diod.  15,  48. 
zolle  zu  Apameia  in  Phrygien,  obgleich  es  im  49.  Paus.  7,  24,  5 — 25,  4.  Strab.  1,  59  8,  384. 
Binnenland  liege,  dem  Poseidon  natürlicher-  386.  Neumann- Partsch  324.  Curtius  Peloponn. 
weise  Verehrung,  weil  es  von  Erdbeben  oft  1,  45.  466.  489.  Anm.  9.  10.  Die  Thessalier 
erschüttert  werde.    Von  historischer  Bedeutung  verehrten  den  P.  IlEXQaiog,  der  das  Tempe- 


2815      Poseidon  (nachhoni.:  Erderschütterer)  Poseidon,  (nachhom.:  Gott  d.  Binnenland.)  2816 

tal  mit  seinem  Dreizack  aufgerissen  hatte,  um  (ivrjiitt  des  koischen  Heros  oder  Gottes  Brasilas, 
den  Gewässern  Abflufs  und  dem  Binnenland  dessen  Namen  er  von  ßgcc  (G.  Curtius,  Etym.6 
Fruchtbarkeit  zu  verschaffen,  Herod.  7,  129.  587)  und  laug  =  Steinwerfer,  atiaifficov,  ivo- 
Strab.  p.  430.  Find.  P.  4,  138.  Schol.  Philostr.  aiyaiog  ableitet  und  als  Beinamen  des  koischen 
Imag.  2,  14.  17.  Ähnlich  sollen  die  Meeres-  Poseidon  des  Felssprengers  und  -schleuderers 
strafsen  zwischen  Lesbos  und  Kleinasien,  Euboia  im  Polybotesmythos  erklärt.  Dann  sei  das 
und  Boiotien,  Sicilien  und  Italien,  der  Bos-  Bild  im  Jabre  170  nach  Athen  geschafft,  wo 
porös  und  der  Hellespont  entstanden  sein,  Paus.  1,  2,  4  es  sah,  jene  Gruppe  vom  Reiter- 
Dionys.  Per.  476,  dazu  Eustath.  und  Schol.  kämpf  des  Poseidon  gegen  Polybotes,  die  er 
Plin.  H.  N.  2,  90.  Diod.  4,  85.  5,  47.  In  10  auf  ein  koisches  Lokal  Chelone  bezogen,  Rheni. 
Orph.  Artjon.  1275  ff.  singt  Orpheus  von  einem  Mus.  46,  528  ff.  Zusatz  zu  dies.  Lexikon  1,  818. 
durch  P's  Dreizack  zerschlagenen  Lande  Lyk-  Aber  -lag  wird  -laög  entsprechen  wie  in  an- 
tonia,  als  dessen  Trümmer  die  Inseln  des  deren  Eigennamen  und  aäi.ia  bedeutet  immer 
ägäischen  Meeres  zurückgeblieben  seien,  vgl.  ein  Grabmal,  vgl.  Gercke,  Gott.  Gel.  Am.  1891. 
Kallim. Del. 30ff.  Diese  erderschütternde Thätig-  2,  933ff.  Auch Typhoeus(s. Giganten Sp.  1643), 
keit  konnte  leicht  dazu  führen,  den  Gott  in  der  sich  mehr  und  mehr  in  einen  Giganten- 
eine  freundliche  oder  feindliche  Beziehung  zu  häuptling  verwandelte  und  aus  dem  Ende  der 
Gaia  zu  setzen.  Sie  gebar  ihm  denn  auch  den  hesiodischen  Titanomachie  in  die  spätere 
Antaios  (s.  d.),  der  wahrscheinlich  ein  auf  Gigantomachie  versetzt  wurde,  stellt  sich  in 
der  Erde  fufsender  und  kreisender  Wüsten-  20  dieser  nicht  immer  dem  Zeus,  sondern  auch 
dämon  der  Windhose  (E.  H.  Meyer,  Indog.  M  dem  Apollon  oder  Herakles  oder  auch  in  Väler. 
2,  460),  nach  Studniczka,  Kyrene  122  ein  ur-  Flacc.  Argon.  II  24  und  Claudians  Giganto- 
sprünglich  freundlicher,  später  feindseliger  bar-  machte  dem  Poseidon  gegenüber,  der  ihm  den 
barischer  König  ist.  Aber  als  Erderschütterer  Dreizack  in  die  Brust  stiefs,  während  ihn  Zeus 
ist  Poseidon  auch  Gaias  und  ihrer  Söhne,  der  mit  dem  Blitz  traf.  Immer  spielt  P.  im  Giganten- 
Giganten,  gewaltigster  Feind.  Auf  einem  kämpf  eine  der  ersten  Rollen,  31.  Mager. 
von  Philostrat.  Imag.  2,  17  beschriebenen  Ge-  Giganten  S.  216  ff.  348,  vgl.  auch  das  Schick- 
mälde  der  Gigantomachie  erlag  Gaia  dem  Gotte,  sal  des  ebenfalls  mit  den  Giganten  sich  ver- 
der  nicht  duldete,  dafs  sie  aufrecht  stand,  und  mischenden  Briareos  (Sp.  1819).  Überall,  wo 
nach  Kuhnerts Vermutung  (Art. Giganten  Sp.1664)  30  abenteuerlich  zerklüftetes  Gestein,  insbesondere 
gehörte  sie  in  diesem  Kampfe  ursprünglich  zur  aber  aus  dem  Meer  rissige  Felsmasse  aufstieg, 
Poseidon-,  nicht  wie  bei  den  Pergamenern  zur  glaubte  man  bei  deren  Bildung  die  Hand  und 
Athenagruppe.  In  der  Tat  erhebt  ja  auch  auf  den  Dreizack  P's  im  Spiel.  Ganze  Felseninseln 
der  Aristophanesschale  des  5.  Jahrh.  die  Mutter  hatte  er  ins  Meer  geschleudert  oder  versenkt, 
der  Giganten  flehend  zu  Poseidon  beide  Hände,  andere  daraus  hervorgehoben  und  im  Grunde 
um  ihren  Sohn  Polybotes  zu  retten.  Doch  gefestigt.  Nach  Kallimachos'  Hymnus  auf  Delos 
dieser  wird  von  ihm  mit  dem  Dreizack  durch-  v.  30ff.  schlug  P.  mit  dem  Dreizack  die  Insel 
bohrt  (Bd.  1,  Sp.  1580.  1656).  In  einer  älteren  Delos  (s.  d.),  damals  Asteria  genannt,  aus  dem 
Auffassung  aber  tritt  die  erdzerreifsende  Ge-  Meer,  nach  Nonnus  Dion.  2,  125.  33,  337.  42, 
walt  des  Gottes  noch  kräftiger  hervor.  Dar-  40  410  wurde  die  durch  das  Meer  irrende  Asteria 
nach  verfolgte  er  den  Polybotes,  der  von  Zeus'  (s.  d.)  von  P.  verfolgt,  bis  sie  Apollon  zur  fest- 
Blitzstrahl  erschreckt  ins  Wasser  gesprungen  stehenden  Insel  Ortygia  machte.  Nach  Lucian. 
war,  übers  Meer  bis  nach  Kos,  und  da  sein  enal.  dial.  10  sandte  P.  auf  Wunsch  des  Zeus 
Dreizack  ihm  fehlte,  warf  er  die  Insel  oder  Delos  empor,  damit  auf  ihr  die  vom  Python 
ein  davon  losgerissenes  Stück,  aus  dem  das  verfolgte  Leto  gebären  konnte,  während  Hygin. 
Inselchen  Nisyros  entstand,  auf  ihn  und  be-  fab.  140  die  Niederkunft  nach  der  Insel  Ortygia, 
grub  ihn  so,  wie  seinen  Schwiegersohn  Briareos  die  P.  zu  deren  Schutz  mit  Meer  bedeckt,  ver- 
am  Rhyndakos  (s.  oben  Sp.  2795).  Paus.  1,  2,  4  legt,  vgl.  Dreßler,  Triton  II  64  u.  Art.  Delos. 
verknüpfte  die  Verfolgung  des  Polybotes  durch  Nach  Ephor.  fr.  59  tauscht  Leto  Delos  von  ihm 
Poseidon  mit  der  koischen  Landspitze  Xtl6jvr\.  50  gegen  Kalauria  ein.  Auf  der  im  2.  Jahrh.  v.  Chr. 
Steph.  P>yz.  s.  v.  JSiavgog.  Apollod.  1,  6,  2.  aus  dem  Meer  auftauchenden  Insel  Hiera  ba\iten 
Str((bo  p.  489.  Eustath.  z.  Dion.  Per  525.  Sidon.  die  Rhodier  sofort  dem  P.  Asphalios  einen 
Apollinar.  C.  15,21,  vgl.  M.Mayer,  Giganten  Tempel  (Sp.  2814).  Auch  Rhodos  selber,  Anaphe 
S.  194.  Als  Inselschleuderer  stellte  ihn  die  und  andere  Inseln  sollen  vermittelst  der  Bras- 
bildende  Kunst  in  verschiedenen  Momenten  dar  matiae  (s.  o.)  aus  dem  Meer  emporgehoben  sein, 
(vgl.  unten),  aber  auch  als  einen  wilden  Fufs-  Ammian.  Marc.  17,  7.  Plin.  H.  N.  2,  89. 
kämpfer,  der  den  niedergeworfenen  Polybotes  Poseidon  Gott  des  Binnenlandes. 
mit  seinem  Dreizack  durchbohrt,  oder  in  Athen  Wenn  der  nachhomerische  Sturm-,  Meer-  und 
als  Reiter,  der  vom  Pferde  herab  mit  der  Lanze  Erderschütterungsposeidon  im  Avesentlichen 
den  fliehenden  Giganten  bekämpft  s.  Art.  Gi-  60  homerisch  bleibt,  sein  epischer  Wirkungskreis 
ganten  Sp.  1656  ff.  Overbeck,  Kunstm.  3,  328.  nur  erweitert  und  reicher  ausgebildet  erscheint, 
31.  Mayer  a.  a.  O.  S.  223.  264.  317.  Doch  wird  so  eröffnet  der  i]TtniQwtrig  (Philostrat.  Imag. 
nach  Eobert- Preller4 1,  70  die  athenische  Gruppe  2,  17)  eine  ganz  neue,  von  Homer  mit  völligem 
mit  Unrecht  auf  diesen  Mythos  bezogen.  Da-  Stillschweigen  bedeckte  Sphäre.  In  der  höheren 
gegen  verknüpft  mit  ihr  Tümpel  kühn  das  Poesie  und  der  bildenden  Kunst,  sowie  in  ein- 
baue; tw  Bonatla',  Theokrit.  Id.  7,  11  im  zelnen  wichtigen  geschichtlichen  Ereignissen 
"AXsvxi  dr'iiicp  der  Chalkonidai.  Dieses  sei  nicht  trat  er  auch  in  der  nachhomerischen  Zeit 
als    ein    rdcpog    aufzufassen,    sondern    als    ein  durchweg  als   der  heroische,   Meer  und  Land 


2817  Poseidon  (nachhom.:  Gott  d. Binnenlands)  Poseidon  (Gott  des  Süfswassers)      2818 

bewegende   Gott   der  Winde  und  Wogen   auf,  Schiffsvorderteil  angefügt,  denn:  ti]v  yf\v  gt)y- 

während  er  uns  nun  in  zahlreichen  Ortssagen  vvßiv   olov   itlifov.    —    Dieser   binnenländische 

und -diensten  eine  dem  Binnenland  zugewandte  Poseidon   äufsert   seine  befruchtende  oder  för- 

friedlichere,   bäuerlichere   Seite   zeigt.     Dieser  dernde   Tätigkeit  auf  vier  Hauptgebieten    als 

binnenländische  oder  Süfswasserposeidon  kam  Gott  des   Süfswassers,    der  Quellen,    Seen 

im  Epos  und  in   der  von  diesem  stark  beein-  und    Flüsse,    als    Pflanzen  nähr  er    oder 

flufsten  nachhomerischen  Poesie  nicht  deswegen  Gott    des    Wachstums,    als    Herdengott 

so  schwach  zur  Geltung,   weil  er  ein  jüngerer  und  als  Stammvater  und  Schutzherr  der 

Typus   gewesen  wäre,   sondern  nur   deswegen,  Menschen. 

weil  er  zu  unheroisch  und  bäuerlich  war,  etwa  10  Poseidon  Gott  des  Süfswassers.  Schon 
gleich  der  ganz  ausgeschlossenen  Demeter,  und  als  älterer  Windgott  wirkte  er  auf  die  Quellen 
weil  das  Epos  die  einheitliche  Charakteristik  ein,  wenn  auch  nur  mittelbar.  Sein  mit  der 
der  Götterwelt  festhalten  mufste,  vgl.  Welcher,  Medusa  erzeugter  Sohn  Pegasos  (s.  o.)  schlug 
G.  G.  2,  682.  E.  H.  Meyer,  Indog.  M.  2,  410  ff.  die  Quelle  Hippokrene  (s.  d.)  auf  dem  Helikon 
Mawrihardts  Behauptung  (Myth.  Forsch.  S.  262),  und  in  Troizene,  sowie  die  Quelle  Peirene  auf 
dafs  P.,  so  lange  man  ihn  auf  griechischem  Akrokoriuth  mit  seinem  Huf  aus  dem  Boden, 
Boden  verfolgen  könne,  immer  nur  Gott  des  wie  das  Rofs  des  germanischen  Windgottes 
Meeres  sei,  ist  deshalb  grundfalsch.  Auch  Wodan -Odin  ein  Gleiches  tat  (E.  H.  Meyer, 
kann  man  die  die  Erde  bewässernde,  Pflanzen  Lehrb.  d.  germ.  Mythol.  S.  242).  P.  heilst 
und  Tiere  befruchtende  Kraft  des  Bodens  im-  20  Herr  der  Quellen,  Flüsse  und  aller  anderer 
möglich  auf  dessen  pelagisches  Wesen  zurück-  Gewässer,  Serv.  Verg.  Georg.  1,  12,  der  vvuxpcc- 
führen,  denn  die  salzige  Meerflut  nährt  keine  yixr\?  -/.Q^rov^og  Cornut.  22  p.  129.  Auf  der 
Saaten  und  Weidetiere  ,  sondern  tötet  oder  Insel  Atlantis  läfst  er  zwei  Quellen  und  aller- 
schädigt sie.  Auch  diese  Kraft  verdankt  er  lei  Nahrung  entspringen  (Plato  Krit.  113  E't 
einer  höheren  meteorischen  Instanz,  seiner  Ge-  und  öffnet  Quellen  auch  anderswo,  Schol.  Find. 
walt  nicht  nur  über  die  meerbeherrschenden  P.  4,  246.  Eur.  Phoen.  187.  Apoll.  2,  1,  4,  8. 
Stürme,  sondern  auch  über  die  milderen  regen-  Schol.  Apoll.  Eh.  3.  1240 f.  Schon  Aeschyl. 
bringenden  Winde.  Jener  Poseidon  ist  der  Septem  309  bezeugt:  vSojq  rt  Jiqhcuov,  svxq8- 
Gott  der  Fischer,  Schiffer,  heldenhafter  See-  tpiaxuxov  7tco[iäxo)v,  öacov  ujatv  IIooEidav  ö 
fahrer  und  Krieger,  dieser  wird  von  den  Hirten  30  yaido%og  Trj&vog  rt  Tuxtdeg.  Ja  er  selber  scheint 
und  Bauern,  Dorfgemeinden  und  später  von  aus  einer  Quelle  hervorgegangen  Wenigstens 
den  städtischen  Bürgerschaften  verehrt.  Da-  ist  Rhea  als  seine  Mutter  erst  später  in 
her  die  Fülle  örtlicher  Überlieferungen  gerade  die  übrigens  allein  arkadische,  nicht  auch 
von  diesem  Binnenlandsposeidon.  An  einzelnen  böotische  Hirtensage  eingemengt,  nach  der  der 
Punkten  berühren  oder  kreuzen  sich  diese  fast  Gott  an  der  Quelle  Arne  inmitten  einer  Lämmer- 
gegensätzlichen Ideen  vom  Poseidon  in  eigen-  herde  geboren  wurde,  Paus.  8,  8,  2,  vgl.  Immer- 
tümlicher  Weise.  Einen  derartigen  Gegensatz  wahr,  Die  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1,  45. 
soll  sogar  die  Plastik  des  Parthenon  bei  der  Wentzel,  Philol.N.F.  4,  1891,  385 ff.  Poseidon 
zwiefachen  Darstellung  des  Gottes  verraten,  spendet  gütig  Quellen,  aber  entzieht  sie  im 
indem  dieser  auf  dem  westlichen  Giebel  mit  40  Zorn  oder  überschwemmt  das  Land  mit  zer- 
der  wuchtigsten  Schwungkraft  und  dem  lief-  störender  Salzflut.  Besonders  häufig  begegnet 
tigsten  Pathos  des  erzürnten  Meergottes,  da-  der  Süfswasserposeidon  im  Peloponnes,  dem 
gegen  auf  dem  Friese  als  ein  einfacher,  derber  olv.r\xr\Qiov  TIoosLdävos,  dessen  Eponymos 
und  friedlicher  Gott  auftrete,  Overbcck,  Gr.  Pelops  Poseidons  Geliebter  war,  und  in  dem 
Kitnstm.  3,  235.  241.  Im  Erechtheion  auf  dem  nach  Diodors  15,  49  stark  übertreibender  An- 
Akropolisfelsen,  dem  Heiligtum  des  Landesheros  gäbe  fast  alle  Städte  diesen  Gott  am  höchsten 
Erechtheus  und  der  Athene  Polias,  zeigte  man  verehrten.  Im  wasserreichen  Korinth  stand 
seine  heilige  ftälaGOa,  Herod.  8,  55;  eine  an-  Poseidon  auf  einem  Brunnen,  den  Fufs  auf 
dere  binnenländische  Q-üIugou  im  Posei-  einen  wasserspeienden  Delphin  gesetzt,  Paus. 
donheiligtum  zu  Mantinea  blendet  den  Ein- 50  2,  2,  8.  Zwischen  Boiai  und  Malea  in-La- 
dringling  Aipytos,  eine  dritte  lag  im  Heiligtum  konien  lag  in  der  Nähe  des  Hafens  Nym- 
des  karischen  Osogos  (s.  o.)  zu  Mylasa,  Paus.  phaion  eine  Grotte,  aus  der  ein  Quell  süi'seu 
8,  10,  3.  4.  Im  Widerspiel  damit  sprudelte  Wassers  flofs,  daneben  stand  eine  Bildsäule 
unweit  der  argivischen  Küste  aus  dem  Meere  Poseidons  (s.  0.).  Im  lakonischen  Aigiai  war 
die  Süfswassercpielle  Deine  auf,  in  die  man  eine  U[ivr\  tloosidävog,  deren  Fische  zu  fangen 
zu  Poseidons  Ehren  Rosse  versenkte  und  un-  verpönt  war,  und  an  ihrem  Ufer  ein  Tempel 
weit  Malea  nah  am  Meer  stand  sein  Bild  bei  und  Bild  des  Gottes,  Paus.  3,  21,  5.  So  hiefs 
einer  Höhle,  worin  eine  Quelle  sül'sen  Wassers  er  als  Landseengott  iTCiXi^viog,  Hesych.  s.  v. 
sich  befand,  Paus.  8,  10,  3.  4.  3,  23,  2.  Dafs  Auf  Vasen  von  Vulci,  die  einen  Kampf  zwi- 
der  IsQOiivrJiicov  des  Poseidon  Phytalmios  keine  60  sehen  Poseidon  und  Dionysos  darstellen, 
Fische  essen  durfte,  scheint  in  der  Absicht  scheinen  diese  beiden  Wasser  und  Wein  'zu 
begründet,  die  beiden  Ämter  des  Gottes,  das  bedeuten,  vgl.  den  Sieg  des  Dionysos  über 
ländliche  und  das  meerische,  streng  aus  ein-  Triton,  WelcJcer,  G.  G.  2,  606.  An  dem  Wechsel 
ander  zu  halten,  Welcker,  G.  G.  2,  682.  Nach  von  Dürre  und  Überschwemmung,  dem  das 
einem  Bilde  bei  Philostratos  (Imag.  2,  14,  17)  'ÄQyog  diipiov,  Ttolvdlipiov  {II.  4,  171.  Curtiu?, 
hatten  Landleute  auf  dem  Markt  einen  Po-  Peloponn.  2,  558,  4)  so  sehr  ausgesetzt  war. 
seidon  ystogyög  mit  einem  Pfluge  und  Zwei-  war  auch  Poseidon  beteiligt.  Denn  als  Argos 
gespann  aufgestellt.     Dem  Pflug  aber  war  ein  von  Phoroneus  und  den  andern  Landeskönigen 

ßosCHBB,  Lexikon  der  gr.   u.  rom.  Mythol.  III.  89 


2S 19      Poseidon  (Gott  des  Süßwassers)  Poseidon  (Gott  d.  Pflanzen  Wachstums)     2820 

der    Hera,    nicht    dem    P.    zugesprochen    war,  ausgedrückt,  vgl.  auch  Immerwahr  a.  a.  0.  (37  ff. 

liefs  dieser  im  Zorn  alle  Quellen  versiegen,  so  —  Nur  unsicher  bezeugt  den  in  Flüssen  walten- 

dafs    die    Flüsse    im    Sommer    trocken    lagen.  den  P.  der  schon  11.  21,  132  (Bd.  1,  Sp.  1495) 

Apollod.  2,  1,  4,  9.    Paus.  2,  15,  5,  vgl.  H.  D.  erwähnte  Brauch,  Rosse  als  Opfer  in  die  Flufs- 

Müller,    Mythol.  1,  4.     Wie    nun    Danaos    ins  strudel  zu  versenken,  wenn  er  auch  lebhaft  an 

Land    kam,    schickte    er    seine    Töchter    aus,  die   oben  bemerkte    argivische   Sitte    erinnert, 

Wasser  zu  suchen.    Ihrer  eine,  Amynione  (s.  dem  Poseidon  aufgezäumte  Rosse  in  die  Deine 

d.  und  Art.  Danaiden),   kam  nach  Lerna,    wo  zu  werfen.     Auch  opfern  Thebaner  der  Phthiotis 

P.  ihr  zu  Liebe  mit   dem  Dreizack   eine   oder  dem  Poseidon  ihr  Haar,  G.  I.  G.  1769.    wie  es 

gar    drei    Quellen    schuf.      Beider    Sohn    war  10  sonst  den  Flufsgöt fern  abgeschnitten  wird.  Bd.  1, 

Nauplios  (s.  d.  Bd.  1,  Sp.  23),  der  kühne  See-  Sp.  1495.    Preller*  2,  391.    Auch  watet  ein  Enkel 

fahrer,    der   andern  Schiffern  gern  den  Unter-  Poseidons,     der    in    Arkadien    aufgewachsene 

gang  bereitet.      Obgleich   eist  Nonn.   FJionys.  Iamos,  nachts  in  die  Mitte  des  Alpheios,  um 

42,   507  ff.    eine  Verwandlung   der  Danaide   in  zu    seinem    Grof'svater    und    zu    seinem    Vater 

eine  Quelle  überliefert,   wird  doch  gerade  die  Apollon    zu    beten,    Find.   0.   6,    31  ff.  58.     So 

Amymone  benannte  Quelle,  deren  Wasser  sich  tritt  Pelops   zum  Gebet  zu  Poseidon  nahe  ans 

nach  kurzem  Laufe  ins  Meer  ergofs,  den  Mythus  Meer,    Bellerophon    zu   gleichem   Zweck   sogar 

veranlafst   haben,    wie    denn    P.    noch    andere  ins  Meer,  Pind.  0.  1.  71.     Flut,  de  mul.  virtut. 

Quellen,  die  Arne  und  die  Alope  (lSp.  556. 255)  zu  T.  8,  274.  Hüften.  Im  Flusse  Enipeus  drängt 
Geliebten  hatte.    Eine  andere  Danaide  Amphi- 20  sich   der  Meergott  liebentbrannt  an   die  Tyro 

medusa  heifst  seine   Gattin  und  Mutter  des  (s.  0.),   nach  Ovid.  Met.  6,  116  als  Enipeus  an 

Erythras,   Schal.  D.    zu   II.  2,  499.     Auch   lag  die  Aloadenmutter  (s.  0.  Iphimedeia).    Der  Flu fs 

südlich    von   Lerna    ein    Strandtempel    des    Tl.  Asopos  (s.  d.)  ist  ein  Sohn  Poseidons  und  der 

yzvtoiog  (s.  u.).    Für  eine  Gattin  des  Tl.  ytvi&hog  Pero  oder  Kelusa. 

galt  die  Nymphe  Melia,  die  einen  der  uralten  Poseidon  Gott  des  Pflanzenwachs- 
Bäume  zu  personifizieren  scheint,  aus  denen  das  tums.  Die  feuchte,  befruchtende  Windnatur 
Menschengeschlecht  entsprungen  war,  die  aber  macht  den  Poseidon  namentlich  bei  den  Ioniern 
auch  mit  den  Wassermächten  in  inniger  Be-  zum  ^vxäl^iiog,  zum  Pflanzen-.  Saatenernährer, 
ziehung  stand.  Denn  sie  hiefs  auch  Tochter  ('.  I.  A.  3,  269.  Soph.  in  Et.  M.  8ü-'i,  3,  in 
des  P.  oder  des  Okeanos,  Gemahlin  des  Flufs-  30  Troizen  und  Athen  (s.u.),  Erythrae :  Bev.Archeol. 
gottes  Inachos  ('s.  d.)  oder  Mutter  des  theba-  1877,  107.  Der  von  Rhodos,  Bull,  de  Gorr.  IUI. 
nischen  Flusses  Ismenios  (s.  d.)  und  Schwester  1878,  615,  wird  jünger  sein.  Cornutus  de  not. 
des  am  Aresquell  begrabenen  Kaanthos  (s.  d.),  deorum  c.  22  erklärte  dies:  T}vxdl[uov  (tpv- 
den  A.  Kuhn  mit  dem  indischen  Wolkendämon  xuXlov)  avxbv  i-Kis>v6\Laoavy  iTtSLÖr)  xov  cpvto&ca 
Kabandha  (Tonne)  verglich.  Dem  P.  Genethlios  xa  Iy.  xftg  yfß  yivo^hva  i]  iv  ccvxfj  drjloröxi- 
aber  gebar  sie  den  riesigen  Quellenhüter  tx/nag  Ttagalttog  iariv.  Hier  spielt  allerdings 
Amykos,  in  welchem  E.  H.  Meyer  den  gleich-  die  stoische  Symbolik  hinein,  die  Poseidon  als 
falls  indischen  Wolkenunhold  Namuei  wieder-  den  fWeltgeist  im  Feuchten'  auffafste,  Mann- 
zuerkennen  glaubt,  Studniczka  dagegen  einen  hardt,  M.  F.  261.  Preller  in  Paulys  Encycl. 
Schinder,  Paus.  9,  10,  5.  Apoll.  Bhod.  2.  4,  40  5,  549.  Aber  in  der  Tat  war  Poseidon  Herr 
vgl.  Kuhn,  Herabkunft  133  ff.  Meyer,  Indog.  der  Feuchtigkeit,  weil  er  Herr  der  Winde  war. 
M.  2,  561.  Studniczka,  Kyrene  138.  Einem  Darum  stellte  auch  Flut.  Qu.  conviv.  5,  3,  1, 
andern  argivischen  Berichte  zufolge  (Patts.  2,  8,  3,  4  den  Poseidon  cpvxälaiog  und  den  Dio- 
22, 4) überschwemmte  Poseidon  -x q oav. Ivaxiog,  nysos  dsvdQixrig  zusammen,  denen  fast  alle 
der  Wogentreiber,  nach  jenem  Schiedsgericht  Hellenen  Opfer  brächten:  äucpöxtQoi,  yccQ  oi 
des  Phoroneus  und  Inachos  wütend  den  gröfsten  &sol  xf\q  vyg&g  %al  yovluov  y.vqioi  öozovgiv 
Teil  des  Landes,  aber  Hera  bewog  ihn,  die  ccQXvg  slvcci,  Panofka,  Poseidon  und  Dionysos. 
Salzflut  wieder  zurückzuziehen.  Dafür  bauten  Abh.  d,  Bcrl.  AJcad,  1845  S.  247.  Mit  dem 
ihm  die  Argiver  an  der  Stelle,  bis  zu  welcher  durch  Regen  befrachtenden  Dionysos  (s.  d. 
er  die  Flut  getrieben  hatte,  einen  Tempel,  vgl.  50  Sp.  1060.  1089)  teilte  Poseidon  auch  jenen  Bei- 
Neumann-Partsch  S.  336.  Curtius,  Pelop.  1,  48.  namen  (pvrdXntog,  unter  dem  er,  namentlich 
Im  Zorn  machte  er  auch  das  trözenische  in  Athen  und  wohl  schon  früher  in  Troizene, 
Land  unfruchtbar,  indem  er  das  Salzwasser  bis  verehrt  wurde  (s.  u.),  und  auch  mit  Zeus:  <5t>- 
in  die  Samen  und  Wurzeln  der  Pflanzen  drängte,  tdlutog  Zti;?  avyytvt)g  1)  gujoyövog  Hesych.  Viel- 
bis  Opfer  und  Gebete  ihn  besänftigten,  Paus.  leicht  kam  ihm  auch  noch  der  andre  diony- 
2,  32,  8.  Um  dies  Land  stritt  er  mit  Athena,  sische  Beiname  Antheus  zu.  Das  Fest  vor 
Ins  beide  darin  nach  Zeus'  Gebot  neben  ein-  der  Weinlese,  die  TtooxQvyaici,  galt  beiden 
ander  Verehrung  fanden,  er  als  Basileus,  sie  Göttern,  Hesych.  s.  v.,  und  die  ländlichen  Dio- 
als  Polias  und  Sthenias,  Paus.  2,  30,  6.  Ar-  nysien  Attikas  fielen  in  den  Monat  Poseideon, 
givischen  Einflufs  dieser  Art  glaubt  Immer-  60  Mommsen,  Heortol.  S.  323.  Auf  einem  Vasen- 
iralir,  Kulten.  Mythen  Arkadiens  S.  43 ff.  62 ff.  bilde  reitet  Poseidon,  mit  langen  Zweigen  in 
auch  in  den  neben  einander  geübten  Kulten  den  Händen,  auf  einem  Stier,  während  auf  der 
beider  Gottheiten  in  vielen  arkadischen  Orten  Kehrseite  Dionysos  gleichfalls  auf  einem  Stier 
zu  erkennen,  deren  Kampf  er  als  den  Kampf  sitzt,  in  der  Linken  Rebzweige  haltend,  mit 
der  Schützerin  des  Ackers,  der  gedeihlichen  der  Rechten  einen  Kantharos  hinterwärts  aus- 
Sonnenwärme  (?),  mit  der  versumpfenden  Süfs-  giefsend,  Overbeck,  Griech.  Kunstmythol.  3,  217. 
wassergewalt  Poseidons  auslegt.  Eher  scheint  Als  Ackerbaugötter  nennt  ebenfalls  Plutarch, 
mir  eine  Konkurrenz  zweier  Wassermächte  darin  Sept.    sap.    conviv.    15    abermals    einen    regen- 


2821      Poseidon  (Gott  d.  Pflanzenwachstunis)  Poseidon  (Herden-  u.  Rofsgott)      2822 

spendenden  Gott,  nämlich  den  Zeus  Hyetios,  bunden  (Bekker,  Anecd.  gr.  1,  385.  Mommsen, 
den  Poseidon  Phytalmios  und  die  De-  Heortol,  320.  322).  Feldfrüchte  werden  ihm  ge- 
meter  Proer osia  d  h.  die  am  athenischen  opfert,  Plut.  Ihes.  6.  Am  8.  Poseideon  erhielt 
Proerosienfest  verehrte  Demeter  neben  einander.  der  sonst  unbezeugte  II.  Xayai^r\log,  der  Erd- 
Ob  aber  dieser  P.  von  den  Proerosien  von  kriecher,  ein  vr\q>äliov  C.  I.  A.  3,  77.  Dieser 
Eleusis  mit  dieser  Demeter  zusammen  verehrt  scheint  eine  Ackergottheit  gewesen  zu  sein  wie 
worden,  wie  Bubensohn,  Mysterienheiligtümer  die  Demeter  Xa^vvr],  die  Erd-  oder  Boden- 
von  Eleusis  u.  Samothrake  S.  119  aus  der  Stelle  göttin,  Paus.  6,  27, 1,  vgl.  Curtius,  Gr.  G.r"  197. 
schliefst,  ist  nicht  sicher,  vgl.  Gruppe  im  Jahres-  Nach  Ahrens  entsprach  der  samische  vom  II. 
l>i  rieht  1895/6.  85,  280.  An  der  Kephisosbrücke  10  Tai>Qsog  benannte  Monat  Tuvqsoiv  dem  atti- 
teilte  Poseidon  mit  Athene,  der  vom  Phytalos  sehen  Metageitnion,  etwa  dem  August,  ebenso 
aufgenommenen    Demeter,    ihrer    Tochter    und       der  böotische    nach  U.   'iTnvodQÖiitog  benannte 

dem  Zephyros  ein  Heiligtum,  Paus.  1,  37,  2  ' ImtoÖQoyiog,  sowie  der  nach  II.  "Imtiog  be- 
(s.  o.  und  weiter  u.).  Auch  noch  an  andern  nannte  Monat  'Iitnimv  von  Eretria  dem  Thar- 
Punkten  Athens  wie  des  Peloponnesos  ist  die  gelion  d.  i.  etwa  Juni.  Demgemäfs  fafst  er 
Verbindung  dieses  P.  Phytalmios  mit  der  De-  den  P.  Taureios  und  Hippodromios  als  einen 
meter  nachweisbar  (s.  u.).  In  Troizen,  von  wo  mit  Demeter  eng  verbundenen  Erntegott  auf 
wahrscheinlich  dieser  Doppelkultus  nach  Attika  Rhein.  Mus.  N.  F.  17,  332.  342.  Mit  den 
und  nach  Halikarnassos  hinüberkam,  wurde  Göttinnen  der  Fruchtbarkeit:  Demeter,  Köre, 
Poseidon    der    Mittelpunkt    einer    üppig    ent-  20  Athena,  Artemis,  Aphrodite,  Rhea  haben  viele 

wickelten,    teilweise    spät  allegorischen   Vege-  Kulte    den    Poseidon    eng     verknüpft    (s.    u.  . 

tationslegende.     Denn    das   Land    hiefs    zuerst  während   er   zu  Hera    nie   in   ein   freundliches 

'£Iqcü<x   (==  'Slgaloc   das   Blühende)    von   seinem  Verhältnis    gesetzt  worden    ist.      Ob    das    erst 

ersten  König  'ilgog.     Dessen  Tochter  Arjig  (von  von  Ovid  (Metam,  8,  739;  vgl.  Tzetzes  Byk,  1393) 

Irjlov  Saat?)  zeugte  mit  Poseidon  den  "AX^ito g  erzählte  Märchen  von  der  Geliebten  P's  MrjorQa, 

(von  aX&opui  wachsen),  nach  welchem  das  Land  die  durch  ihre  vom  P.  ihr  verliehene  Verwand- 

'■H&t]7tici  genannt  wurde,  und  der  vor  der  Stadt  lungsfähigkeit  ihrem  von  Demeter  mit  unstill- 

über    dem   Tempel    des  Poseidon    Phytalmios,  barem    Hunger    bestraften    Vater    Erysichthon 

welcher  früher  das  Land  durch  Salzwasser  ver-  (s.  d.  Sp.  1376.  Bd.  2,  Sp.  2845)  nicht  helfen 
wüstet  hatte,  einen  Tempel  der  Demeter  Thes-  30  kann,  in  diesen  Kreis  gehört,  ist  sehr  zweifel- 

mophoros  gründete,  Paus.  2,  30,  5.  32,  8.    Ein  haft.     Es  scheint  wie    die  Geschichte  von  der 

späterer   König   von    Troizene,    gleichfalls    ein  noch  wunderlicheren  Verwandlung  der  dem  P. 

Sohn    Poseidons,    hiefs    Anthas    (s.  d.).      Er  zu   Willen   gewesenen   Kainis   in   den   unver- 

gründete  Antheia,  und  seine  Nachkommen,  die  wundbaren  Lapithen  Kaineus  (s.  d.),  die  P.  ver- 

Antheaden,  führten  das  Priesteramt  des  Gottes  anlafst,  spätere  Erfindung.    Doch  vgl.  v.  Wila- 

in  Troizene  und  später   auch   in   der   troizeni-  moivitz  im   Hermes   33,   522    und  Zielinski   im 

sehen    Kolonie    Halikarnassos,   Paus.  2,  30,  8.  Philol.  N.  F.  4,  1891,  144.  —  Sam.Wide,  Lakou. 

C.  I.  G.  no.  2655  mit  Boeckhs  Anm. ;  vgl.Duncker,  Kalte  40 ff.  schliefst   aus  dem  hie  und  da  mit 

G.  d.  A.6  5,  92.  Curtius,  Pelop.  2,  432.  438.  chthonischer  Mantik  verbundenen  Höhlendienst 
Hieraus   schlofs   Welcher,  G.  G.  2,  684,   dieser  40  des  P.,  seiner  Erdbebennatur,  seiner  Eigenschaft 

Poseidon  habe  wie  Dionysos  einst  Antheus  der  als   Tartarospförtner,  Hes.   Theog.  732,    seinem 

Blütenbringer  geheifsen.     Doch   scheinen  jene  Unterweltsbau,    Apollod.    1,   4,   3,    dem    Opfer 

Benennungen  nur  Reflexe  des  alten  Gaunamens  schwarzer  Stiere  und  der  Beziehung  zu  Demeter, 

Antheia  zu   sein,   den   neben   dem  Namen  Po-  Despoina  und  Ge  auf  einen  II.  X&oviog,  dessen 

seidonias  die  Landschaft  um  Troizene  Ursprung-  chthonische  Natur   auch  Dibbelt,  Quaest.  Coae 

lieh   trug,    Mannhardt ,    Myth,  Forsch.  S.  258.  myth.  14  von  neuem  betont. 
Die  Troizeiiier  brachten  ihm  die  Erstlinge  der  Poseidon  als  Herden-,    insbesondere 

Früchte  dar,  Plut,  Thes.  6.  —  Von  einer  Hirse-  als  Rofsgott.    Rofs,  Stier  und  Bock  sind  als 

art  tlviiog,  die  an  feuchten  Orten  wachsen  Bilder  der  windgejagten  Wolke  altposeidonisch 
sollte  und  von  den  Lakonen   gekocht  und  ge-  50  (Gilbert,  G.  G.  173),  aber  sie  stehen  dem  Gotte 

gessen  wurde,  führte  Poseidon  auf  Lesbos  den  auch  als  irdische  Wesen  nahe.    Denn  die  Erde 

Beinamen  £Xi>p,viog,   Etym.  21.  s.  v.  "Elvyog,  durch  Regen  und  Quellen  tränkend,  wird  Po- 

Hesych.  s.  v.  'Elvyviog  u.  "Elvyoi.    Die  Kicher-  seidon  ein  Gott  der  Weide  und  Viehzucht  und 

erbsen  waren  ein  * svqtjilcc  IIo6stda)j'og\  Athen.  giebt  Gedeihen  namentlich  dem  edelsten  Weide- 

2,55.    Auf  dem  oben  erwähnten  Bilde  bei  Philo-  tier,    dem    Rofs,    das    ihm    schon    früher    als 

stratos  ist  demgemäfs    der  Poseidon   Epeirotes  Wolken-,  Wind-  und  Wogensymbol  angehörte, 

zu  einem  Poseidon  rtoiQyog  geworden,  der  auch  das  nun  von  Pindar,  Ol.  5,  21  kurzweg  posei- 

öfter  zu  den  Erntegöttern  zählt.     Das  von  den  donisch   genannt    wird.      Namentlich    bei    den 

Phytaliden   besorgte  Erntedankfest  für  Aigeus  Äoliern,  den  Nachkommen  des  Ai'olog  'nntio- 

im  Theseion  zu  Athen   hezieht  man  nicht  un-  60  ^apft-rjs,    Hesiod,    catal.    fr.    Marksch.    32,    den 

wahrscheinlich  auf  einen  Poseidon  Aigeus  oder  thessalischen    wie    böotischen,    die    sich    früh 

Phytalos  (Mommsen,  Heortol.  S.  277.    Mann-  ihres     Pferdereichtums    und     ihrer    Reitkunst 

hardt,   Myth.  Forsch.  259);  vgl    den  garten-  u.  rühmten,  war  der  Dienst  des  Poseidon  Hip- 

ackerbauenden    rtQcog  ava'g   3>vtcelog,    Paus.  1,  pios  —  und   Hippios  ist   in   der   historischen 

37,  2.     Auch  bei  der  in  Eleusis  zu  Ehren  der  Zeit  sein  herrschender  Ehrentitel    (De   Visser, 

Demeter,  der  Köre  und  des  Dionysos  begangenen  die  nicht  menschengestaltigen  Götter  der  Griechen 

Erntefeier  der  Haloen  ging  P.  nicht  leer  aus,  S.  207.  --  vor  Alters  entwickelt;  gleichwie  der 

denn  eine  noattScovog  7toti7trj  war  mit  ihr  ver-  Mythus  der  kentaurischen  Rofsmenschen  (E.  H. 

89* 


2823             Poseidon  (Rofsgott)  Poseidon  (Rofsbändiger)           2824 

Meyer ,    Indog.  31.  1,    120.  2,   452).      Poseidon  Mutter  wurde   von    ihren  Söhnen    befreit  und 
war  Schöpfer,  Vater,   Spender,  Herr,  Bändiger  erhielt  von  P.   ihr  Augenlicht   wieder.     Diese 
und  Verwirrer  der  Rosse,    oft  selber  ein  Rofs  Arnemythen  haben  ihre  Heimat  wahrscheinlich 
und    der   einzige    Reiter    unter    den    höheren  in  der  Stadt  Arne,  nach  der  von  den  äolischen 
Göttern.       Selbst    das    Pferdewiehern    Wahn-  Auswanderern   später   das   böotische  Arne  be- 
sinniger führte  man  auf  ihn  zurück,  Hippocrat.  nannt  wurde.    Nach  einem  Parallelmythus  ge- 
de  morbo  sacro  2.  bar  Alope   (s.  d.),   nach   der   die  thessalische 
In  Thessalien  schlug  P.  IIsxQcclog  (o.Sp.  2814)  Stadt  Alope  hiefs,  dem  P.  den  Hippothoon  (s.  d.), 
das  erste  Rofs  Hv.v qp Log  (von   6xvcpog  Becher  den    Eponymos    der    attischen    Phyle    Hippo- 
als  Symbol  des  flüssigen  Elements?  Preller  l4,  10  thoontis,  den  sie  aussetzte  und  eine  Stute  säugte. 
590)    mit    seinem    Dreizack    aus    dem    Felsen,  Die  eingesperrte  Mutter  verwandelte  P.  in  eine 
oder  die  vom  Gott   befruchtete  Erde  gebar  es  Quelle  im   eleusinischen  Gebiet.     Nach    einem 
(Sp.  2814)     Auch    in  Athen    schuf  er  auf  der  zweiten  Parallelmythus  gebar  Tyro,   des  Sal- 
Akropolis  ein  Pferd,    das   freilich   erst  Spätere  moneus   Tochter,   dem    P.-Enipeus    (s.  o.)    die 
statt  des  dort  von  ihm  geschaffenen  kv[mx  setzten,  Zwillinge  Pelias  und  Neleus.    Die  Mutter  setzte 
Schal.  Pind.  4,  24(5;  vgl.  Welcher,  G.  G.  2,  673.  sie    auf   der  Rofstrift    aus,    wo   sie   von    einer 
Ein  Pferd  Poseidons   trug  den  berühmten  Gi-  Stute  und  einer  Hündin  gesäugt  wurden.    Ihre 
gantennamen   Enkelados    (Schal.   II.   13,    23.  von    ihrer    Stiefmutter    UidrtQco     mifshandelte 
Eustath.   p.  918),   der  wahrscheinlich   den  lär-  Mutter  wurde  später  von  ihren  Söhnen  befreit, 
menden    Sturcn    bedeutet,    vgl.    den    Zephyros  20  und  in  Iolkos  Pelias,    in   Pylos   Neleus    fnach 
xelccdsLvög,  11.  23,  208,  und  den  Boreas  Kelädcov,  U*ener,  Gattern.  14  ein  blofser  Nebenschofs  zu 
Quini.   Sin.  8,   243.      Schon    Pamphos    soll    in  Nsllog?),  der  nach  messenischer  Sage  den  Bei- 
einem    Hymnus    den    Athenern    den    Poseidon  namen  Poseidon  führte,    Paus.  4,   2,  5,    reich 
gepriesen    haben     als     rimtcov     r?     dcorfjQa  gesegnet.     Auch   vermochte    des   Neleus    Sohn 
(d^rjtfjQa)  veö)v  x   l&v>iQr}Ö8^vcov\  Paus.  7,21,  9.  Periklymenos   durch  Poseidons  Gunst   nach 
Selber  rofsgrestaltier  oder  als  Vater  von  Rossen  Meerdämonenart  verschiedene  Gestalten  anzu- 
oder  von  Söhnen,  die  unter  Rofs-  oder  Rinder-  nehmen,  und  des  Neleus  Enkel,  den  Nestoriden 
herden  aufwachsen,  erscheint  er  in  zahlreichen  Antilochos.  liebte  und  schützte  der  Gott  in 
äolischen  Hirtensagen,    die   zwar  vielfach   mo-  der   Schlacht,    Hesiod.  fr.  M.    44.     Apallad.  1, 
dernisiert  sind,  aber  einen  höchst  altertümlichen  30  9,  8.  9.     IL    13,  554.  23,  306.     H.  D.  Müller. 
Kern    echt    hippobukolischen   Geschmackes    in  Mythol.  d.  griech.  Stämme  1,  140.     Wie  dieser 
sich  bergen  und  häufig  für  die  achäische  Helden-  Mythus  greift  auch  die  Hirtensage  von  P.  und 
sage  verwertet  wurden.     Als  Hengst  bewältigt  Theophane  in  die  achäische  Heroensage  hin- 
er  nach  arkadisch -böotischer  Sage  die  Demeter  über.    In  Widder  und  Schaf  verwandelt  zeugten 
oder    vielmehr    Erinys,    des    Rosses    Areion  sie  den  Widder  des  Phrixos,    Hygin.  fab.  3. 
Mutter,  und  vielleicht  auch  in  Rofsgestalt  die  188.     Ovid.   Met.    6,    117,    vgl.    Panofka,    Der 
Medusa,   des  Pegasos   rofsgestaltige  Mutter  Widder  im  Poseidonmythus.    Archäol.  Zeit.  1845 
i'o.  Sp.  1731  u.  2034).     Bei  Mantinea  versteckte  S.  38.     Darf  man  auch  die  Verbindung  des  P. 
Khea  ihr  eben  geborenes  Söhnlein  P.  in  einer  und  der  Alistra  (nach  Fall.  1,  183  =  aXivdi]- 
um    die    Lärnniercpielle    Arne    (s.  d.  u.  Bd.  II  40  &qc>  Pferdewälzplatz),  aus  der  König  Ogygos 
Sp.  1477)  weidenden  Schafherde  vor   dem  ge-  von  Theben  hervorgeht,  aus  diesem  alten  Vor- 
fräfsigen  Kronos  und  reichte  diesem  statt  seines  stellungskreise   ableiten?     v.    Wüamowitz  ver- 
Kindes ein  Fohlen  zum  Verschlingen  dar,  wie  mutet  (Hermes  26,  216)  zu   Tzetzes  in  Lykopin: 
später  statt   seines   andern   Kindes,    des   Zeus,  1206,  MLoxpa,   die  dort  als  Mutter  angegeben 
einen   Stein.   Paus.  8,  8,  2.     Wahrscheinlicher  wird,   sei  in  Mi]öxQa  (s.  u.)   zu   ändern.     Hip- 
ist  hier  die  Nymphe  Arne  durch  Rhea  verdrängt  pothoe,    die  Nereide,   ist  schon  oben  als  Po- 
als   die  Demeter-Erinys,  wie  Immerwahr,   Die  seidons  Gattin  erwähnt.    Hippomenes  (s.  d.j, 
Kulte    und    Mythen   Arkadiens  1,    220    meint.  König   von   Onchestos,    ein   Sohn    des  P.,    gilt 
Denn  Arne  oder  Arno,  eine  Tochter  des  Aiolos,  für  einen  Vater  des  Megareus,  vgl  Bellerophon- 
war  eine  Amme  des  P.,  die  sich  weigerte,  das  50  Hipponoos.     Auch  die  von  Poykus  fragm.  16 
Kind   dem   gierigen  Kronos   auszuliefern,    oder  Bgk-   ltvxi7tnoi   benannten   Molionen   oder 
wiederum    die   Geliebte    des    P.,    die    er    nach  Aktorionen  (s.  d.)  Kteatos  und  Eurytos,  alle 
Ovid.  Metam.  9,   115   in   Stiergestalt   umarmte  Menschen  an  Kraft  übertreffende  Kämpfer,  die 
und  zur  Mutter  des  unter  Rindern  aufwachsen-  von  LT.  D.  Müller,  Myth.  d.  griech.  St.   1,  212 
den  Boiotos  machte,  Paus.  9,  40,  5.    Steph.  Byz.  und  M.  Mayer,  Giganten  142  als  dioskurische 
Etym.  M.  s.  v.  "Aqvt],  Bouoxia,  Boionög.     Tzetz.  Wesen  betrachtet   werden,   sind  Söhne   des  P. 
Li)k.  644,  vgl.  Wentzel  IIo6£ida>vog  yovcci,  Piniol.  und  der  Molione,  Apollod.  2,  7,  2.     Pherekydes 
50,  1891,  385  u.  Bd.  II  Sp.  1478.     Im  'Eqs%&eI  in    Schal.  II.   11,    709.     Der  Vater  schützt    sie 
'Aqvtcog    glaubt    Usener,   Götternamen    140    den  in   der  Schlacht   und  rächt   noch   des   Kteatos 
Sohn    eines   poseidonischen    Heros    Arneus    zu  60  gefallenen  Sohn,  11.  11,  750.  13,  206.     Sie  ge- 
erkennen.   Nach  andern  stammte  Boiotos  (s.  d.)  leiten  zu   seinen  isthmischen  Spielen   aus  Elis 
von  P.   und    der  Melanippe    oder  Antiope  eine  Prozession,  Paus.  2,  15,  1. 
(s.  d.  nr.  4).     Darnach  gebar  Melanippe,  deren  Poseidon  Hippios  ist  aber  auch  der  Herr, 
Name  wie   Schicksal  im  Hirtensinne    gedacht  Bändiger  und  Erzieher  der  Pf  erde.  Schon 
ist,   dem  P.    die   Zwillinge   Aiolos   (s.  d.)    und  in  der  llias  schirrt  er  dem  Zeus  das  Gespann 
Boiotos   und   setzte  sie  in   einem   Rinderstalle  aus,    lehrt    die  Pferdekunst    und    wacht    über 
aus,   wo   sie  von   einer  Kuh   gesäugt  und   von  deren  Regeln  (o.  Sp.  2799).     Er  heilst  iTt-xmv 
einem  Stier  bewacht  wurden.     Die  geblendete  ngvxavi  g,    Stesichar.   fr.   49    Bergk   b.   Schal. 


2825          Poseidon  (Rofsbändiger)  Poseidon  (Stamm-  und  Schutzgott)     2826 

IL  6,  507,  in n a q % o g,  Pind.  P.  4,  45,  1-xtco-  Hekate,  Heniera,  Eos  und  Phosphoros,  bei 
xovQiog  (s.  d.)  der  Rofspfieger  zu  Sparta,  Paus.  Euripides  einmal  Zephyros,  endlich  bekannter- 
3,  14,  2,  tTtTtoxQccr^g  in  Arkadien,  wo  sein  "weise  die  Dioskuren  wiederholt  zu  Pferde  er- 
Fest  Hippokrateia,  Dionys.  Hai.  Ant.  Born.  scheinen.  Erst  spät  wird  auch  Iupiter  im 
1,  33  (vgl.  Usener,  Götternamen  S.  361),  lTtitr\-  Gigantenkampf  beritten  dargestellt,  als  krönen- 
)'ixrtg  auf  Delos,  Tzetz.  LyTc.  766,  imtcov  der  Aufsatz  der  gallischen  und  obergermani- 
dutjziJQ,  Hom.  hymn.  22,  5,  vgl.  Soph.  Oed.  sehen  Viergöttersteine,  Westdeutsche  Zeitschr. 
Col.  707  —  719,  tvQtrrjg  imti-nfig.  Paus.  7,  f.  Gesch.  und  Kunst  10,  1891,  327.  Westd. 
21,  8,  vgl.  JDiod.  5,  69.  Pind.  P.  6,  50  und  Korresp.  10,  71.  —  P's  Beziehungen  zum  Rinde, 
Schol,  i'ui/H  ogAnjocher  in  Thessalien  (=  ^vyiog  10  insbesondere  zum  Stier,  treten  mehr  im  Kultus 
Hesych).  Die  Zähmung  des  Pferdes,  an  der  als  im  Mythus  hervor.  Er  heilst  TavQsog 
übrigens  auch  Athena  (s.  d.  1,  680)  beteiligt  Hesiod.  scut.  Herc.  104.  Hesych.  s.  v.  zavgog. 
ist,  spielt  namentlich  im  korinthischen  und  Erst  spät  nimmt  er  Stiergestalt  an,  Ovid.  Met. 
attischen  Mythus  eine  Hauptrolle.  Der  korin-  6,  115,  und  erschatft  einen  Stiex*,  Bahr.  fdb. 
thische  Nationalheros  Bellerophon  (s.  d.  1,  59,  5  u.  Lukian.  Hermotimos  20.  Doch  scheint 
758.  760.  767),  der  Sohn  des  Glaukos-Poseidon,  trotz  der  mehrfach  ihm  dargebrachten  Stier- 
ais solcher  auch  wohl  Hipponoos  genannt,  opfer  (Sp.  2799,  Preller,  G.  M.3  1,  468)  die 
fing  mit  dem  ihm  von  Athena  geschenkten  und  Hut  und  Pflege  der  Rinder,  Schafe  und  Ziegen 
seinem  Vater  JI.  dauctiog  vorgezeigten  zaube-  andern  Göttern  anvertraut.  Anderseits  wird 
rischen  Zaume  den  Pegasos  ein,  Pind.  O.  13,  20  dem  P.  der  athenische  Heros  der  Weide. 
63  ff.  Dieser  II.  öuuedog  wurde  in  Korinth  ^ögßccg  zum  Sohn  gegeben,  Hellanikos  b.  Hir- 
nehen der  Athena  %alivlris  verehrt,  Schal,  u.  pokrat.  181,  11,  vgl.  Usener,  Götternamen  258. 
Pindar  a.  a.  O.  In  Sparta  lagen  nahe  bei  ein-  Poseidon  der  Geburts-,  Stamm-  und 
ander  die  Heiligtümer  der  Athena  und  des  P.  Schutzgott  der  Menschen.  Als  einen  Gott, 
Hipposthenes,  Paus.  3,  15,  6.  7,  und  beide  dessen  feuchte  Zeugungskraft  sich  auch  auf 
Gottheiten  ehrte  man  als  Hippia  und  Hippios  die  Menschen  erstreckte,  kennzeichnen  ihn  die 
auf  dem  attischen  Kolonos  Hippios,  wo  P.  ge-  Namen  Tsviaiog  und  der  trotz  Welcher,  G.  G. 
priesen  Avurde  als  'iziitoiaiv  zbv  aHsazfjQa  2,  684  diesem  gleichbedeutende  rsvs&liog.  Der 
%ulivbv  TiQmxcaöi  zcäoÖe  xrißug  ayvicclg',  Soph.  letzte  wird  in  den  Scliol.  Apoll.  Bhod.  2,  3 
Oed.  Col.  715,  wie  er  in  Athen  nach  Hesych.  30  schon  in  späterer  naturphilosophiseber  "Weise 
auch  'EXaz^g  Treiber?  hiefs,  vgl.  S.  Wide,  Lak.  erklärt  durch:  diä  zb  dsöTto&Lv  zov  vyQov  -/.al 
Kulte  44.  Dem  Pelops  (s.d.),  als  er  zurWett-  näarjg  zQocpf]g  xcci  ysviasag  ui'ziov  tlvai,  ua&b 
fahrt  nach  Olympia  zog,  gab  P.  einen  goldenen  zb  vöcoq  neevreov  yhvvr\ziY.ov.  Als  Genesios  ver- 
Wagen und  geflügelte  Rosse  mit,  die  ihm  den  ehrte  man  ihn  unweit  des  quellenreichen,  durch 
Sieg  gewannen.  Auch  der  Messenier  Idas  (s.  d.)  seine  Sage  von  Poseidon  und  Amymone  aus- 
empfing von  seinem  Vater  P.  einen  Flügel-  gezeichneten  Lerna  (1,  Sp.  328)  bei  dem  Örtchen 
wagen,  auf  dem  er  die  Marpessa  ihrem  Vater  Genesion,  wo  Danaos  gelandet  war,  Paus. 
Euenos  übers  Meer  entführte.  Die  aus  der  2,  38,  4.  Genethlion  hiefs  ein  anderer  ar- 
llias  bekannten  Rosse  Achills,  Balios_und  givischer  Ort  bei  Troizene,  wo  Theseus,  der 
Xanthos,  schenkte  nach  der  jüngeren  Über-  40  Sohn  des  Aigeus-Poseidon,  geboren  sein  sollte 
lieferung  P.  desseu  Vater  Peleus,  Apollod.  3,  und  in  dessen  Nähe  Poseidons  heilige  Süfs- 
13,  5.  Der  Hera  verehrte  er  die  Rosse  Xanthos  wassercmelle  Deine  aus  dem  Meer  sprudelte, 
und  Kyllaros.  die  sie  den  Dioskuren  gab  (s.  d.  Paus.  2,  32,  9.  8,  7,  2.  In  Sparta  diente  man 
Sp.  1156);  vgl.  Preller,  G.  31  23, 101.  Odysseus,  einem  Poseidon  Genethlios  und  einem  Posei- 
der  seine  Rosse  verloren  hatte,  fand  sie,  nach-  don  Jcouazizccg,  dem  Hausgott  (s.  Sp.  2841, 
dem  er  der  Artemis  Heurippa  am  Lande  einen  Paus.  3,  15,  10.  14,  7.  Apoll.  Bhod.  2,  3,  C.  I.  G. 
Tempel  gegründet  hatte,  in  Pheneos  wieder  n.  2446,  in  Amyklai  '£qo.  aQ%.  1892,  S.  20.  25. 
und  weihte  hier  dem  Gott  sein  Standbild  als  P.  Hiermit  darf  man  nicht  die  willkürliche,  nur 
Hippios,  Paus.  8,  14,  5.  Selber  wird  er  ab-  zur  Verherrlichung  der  Jungfräulichkeit  der 
gebildet  auf  prächtigem  Gespann  mit  geflügelten  50  Hestia  bestimmte  Erfindung  des  hom.  Hym- 
Rossen,  s.  Preller,  G.  31.  I4,  591.  Noch  stärker  nus  in  Venerem  (III)  v.  24,  dafs  P.  und  Apollon 
als  im  Mythus  tritt  seine  hippische  Bedeutung  vergebens  um  Hestia  geworben  hätten,  in  Ver- 
im  Kultus  hervor  (s.  u.).  P.  Gaiaochos  hat  einen  bindung  bringen,  Welcker,  G.  G.  2,  693.  Preller 
Hippodrom,  Xen.  hist.  graec.  6,  5,  30.  Auf  1\  423  Gemoll,  Hom.  Hymnen  263.  Auch  als 
einer  kretischen  Silbermünze  von  Rhaukos  nazgoysv s  10g  feierten  ihn  die  Hellenen,  weil 
findet  man  den  Gott  neben  seinem  mit  der  sie  sich  unter  anderem  den  Menschen  auch 
Linken  am  Zügel  gehaltenen  Rosse.  Dafs  man  aus  Feuchtigkeit  entstanden  dachten,  Plut.  Qu. 
ihn   öfter  auf  einem  Stier  oder  Delphin  oder  conv.  8,  8,  4. 

Hippokampen  sitzend  darstellte  {Overbeck,  Gr.  Weü  nun  viele  von  den  Völkern  und  Ge- 
K.  3,  213.  217 f.),  ist  nicht  auffällig,  ebenso  60  schlechtem,  Städten  und  Ortern,  die  den  Po- 
oder  ähnlich  beritten  erscheinen  auch  andere  seidon  verehrten,  bestrebt  waren,  sich  durch 
Götter.  Aber  als  Reiter  zu  Pferde,  wie  er  ihre  Ahnen  und  Heroen  von  ihm  abzuleiten, 
mehrfach  und  namentlich  im  Kampfe  mit  dem  so  wurde  ihm  alsdann  eine  neue,  vierte 
Giganten  Polybotes  dargestellt  wird  {Overbeck,  Gruppe  zahlreicher,  geliebter  Wreiber,  epo- 
Gr.  K.  3,  317ff.  332ff.  31.  Mayer,  Giganten  nyrner  Stammheroinen  oder  doch  solcher 
S.  389),  hat  er  nicht  seines  Gleichen  unter  den  weiblicher  Wesen  zugesellt,  aus  deren  Verbin- 
höheren  Göttern,  während  die  mittleren  und  düng  mit  ihm  Stammheroen  hervorgingen, 
niederen  Lichtwesen,   wie  Helios,   Selene  und  vgl.    Jacobi,    Handwb.    d.    3Iythol.    2,    763  ff. 


2827            Poseidon  (Stammgott)  Poseidon  (Stammgott)            2828 

.Schwende,  Gr.  31.  1,  295 ff.  und  'Neptuni  fiUi'  (s.  d.  nr.  2),  Gründer  von  Dora  in  Phönikien; 
b.  Hygin.fab.  157.  Gerhard,  Gr.  M.  §242.243.  Dyrrhachios,  Sohn  des  P.  und  der  Melissa 
Solche  Stammmütter  waren  die  helikonische  (s.  d.  nr.  5),  Eleios  (s.  d.  nr.  1),  Eryx,  Sohn 
Nymphe  Askra  (s.  d.),  die  ihm  Oiklos,  den  des  P.  und  der  Aphrodite,  Geraistos  (s.  d.), 
Gründer  der  böotischeii  Stadt  Askra,  Paus.  9,  Halesus  (s.  d.),  Stammheros  der  Falisci,  Sohn 
29,  1,  Salamis,  die  Asopostochter,  die  ihm  des  Neptunus,  Kalauros  .(s.  d.j,  Kaukon 
den  salaminischen  Drachenheros Kychreus  (s.d.),  (s.  d.),  Sohn  des  P.  und  der  Astydameia,  Athen. 
Astypalaia  (s.d.),  die  ihm  den  Ankaios  (s.  d.  10,  412a;  Kenchreios  (s.  d.  nr.  2),  Ken- 
nr.  2),  den  schiffahrtskundigen  König  von Samos,  chrias  (s.  d.)  und  Leches  (s.  d.),  seine  und 
und  den  Eurypylos  (s.  d.  nr.  4),  den  König  von  10  der  Peirene  (2,  Sp.  1755)  Söhne,  Kromos  (s.  d.) 
Kos,  und  Ahnen  der  koischen  Adelsgeschlechter  Stifter  von  Kromyon,  Lelex  (Bd.  2,  Sp.  1937), 
(Schol.  Theokr.  7,5,  vgl.  Ehem.  31us.  1891,  König  der  Leleger  in  Megara,  Lykos  (s.  d.  nr.  3), 
46,  548  ff,  Usener,  Die  Sintflutsagen  102,  vgl.  nach  Nonnos  Sohn  des  P.,  der  Stifter  des  lyki- 
Eurypylos  [s.  d.  nr.  6  u.  o.  1,  1,  Sp.  1429],  den  sehen  Apollonkultus,  [vgl.  Lykos  (s.  d.  nr.  4), 
Sohn  'der  Kelaino),  Syme  (o.  Sp.  2795),  die  Sohn  des  P.  und  Gemahl  der  Antiope  nach 
ihm  den  Chthonios  (s.  d.  nr.  3)  gebar,  unter  römischen  Mythographen],  Lykos  (s.  d.  nr.  5), 
dessen  Führung  die  karische  Insel  Syme  be-  ein  Nachkomme  des  Lykos,  der  in  Lykien 
völkert  wurde.  Pitane,  Tochter  des  Eurotas,  den  Apollonkult  stiftete,  Megareus  (s.  d.), 
von  der  eine  lakonische  Stadt  am  Eurotas  Sohn  des  Poseidonsohnes  Hippomenes  (s.  d.), 
ihren  Namen  ableitete,  gebar  ihm  die  Euadne  20  König  von  Onchestos,  Minyas  (s.  d.),  vgl.  H. 
(s.  d.  nr.  1),  die  Mutter  des  Iamos,  des  Stamm-  I).  Müller,  Myth.  d.  griech.  Stämme  1,  145. 
vaters  der  Weissagerfamilie  der  Iamiden  in  Myton  (s.  d.),"  Sohn  des  P.,  dessen  Namen 
Olympia  (s.u.).  Vielleicht  gehört  auch  Mekione  Usener,  Götternamen  S.  327  mit  dem  lateini- 
(s.  d.)  hierhin,  wenn  ihr  Name  mit  den  triphy-  sehen  müto,  muttonium  =  Ttiog  zusammen- 
mischen Makistiern  verwandt  ist.  Mit  der  bringt,  gab  nach  lesbischer  Sage  der  Haupt- 
thessalischen  Larissa  (s.  d.)  zeugte  P.  den  Pe-  stadt  der  Insel,  die  auch  selber  Mvtcovlg  hiefs, 
lasgos  und  Phthios,  mit  der  argivischen  diese  den  Namen  Mytilene.  Auch  Onchestos 
beiden  und  den  Achaios,  mit  der  Libye  den  hiefs  ein  Sohn  des  P.,  Paus.  9,  26,  5,  ebenso 
Agenor  (s.  d.)  und  Belos  (s.  d.),  die  Stamm-  Parnassos  Paus.  10,  6,  1,  Pelasgos  Bion 
väter  der  Phöniker,  Ägypter,  Babylonier,  vgl.  30  Hai.  1,  17,  Phokos  (s.  d.),  Phthios  (s.  d.), 
H.  I).  Müller,  Myth.  d.  griech.  Stämme  1,  58.  Rhodos,  eine  Tochter  P's  und  der  Aphrodite, 
Brown,  Semitic  influence  in  Hellenic  of  mytho-  Pind.  Ol.  7,  14,  vgl.  v.  Wilamowitz,  Hermes  18, 
logy  132.  Art.  Aigyptos  und  Kadmos  Sp.  843.  429.  Söhne  sind  ferner  Tainaros,  Steph.  Byz., 
866.  885,  wonach  dieser  P.  durch  Ionier  von  Bruder  des  Geraistos,  der  mit  einem  andern 
Böotien  nach  Ägypten  gebracht  worden  wäre.  Bruder  Kalauros  nach  dem  Peloponnes  segelt, 
Nach  megarensischer  Sage  gebar  ihm  Libye  wo  er  das  Poseidonheiligtum  am  Tainaron 
den  Lelex  (s.  d.),  nach  andern  den  Enyalios,  stiftet,  Taras  (0.  Sp.  2809),  Thasos  nach 
nach  wieder  andern  den  Busiris,  Lelex  und  Apollod.  3,  1,  1,  nach  Pherekydes  Sohn  des 
Phoinix.  Die  Amyklosmutter  und  Poseidons-  Kilix.  Nach  der  Deltastadt  Busiris  ist  der 
gattin  Melia  (Sp.  2819)  heifst  bei  Apollodor  40  grausame,  die  Fremden  schlachtende  Poseidons- 
Bithynis  (s.d.);  Mitylene  war  nach  einigen  söhn  Busiris  benannt  (s.  d.  und  Mannhardt, 
von  P.  Mutter  des  Myton  (s.  Makar  Bd.  III  Mtßhol.  Forsch.  S.  11.  15).  Viele  berühmte 
Sp.  2289).  Beigefügt  sei  hier  die  'Eoxctt  tätig,  die  Könige  und  Heroen  leiteten  ihr  Geschlecht  von 
zwar  nicht  Gattin,  aber  Tochter  P's  war,  Etym.  P.  ab,  wie  die  oben  erwähnten  Agenor  und 
M.  s.v.,  und  später  Gorgopis  (s.  d.)  genannt  Belos,  Diktys  (s.  d.  nr.  3)  und  Polydektes, 
wurde.  Gorgopis  ist  mit  korinthischem  Lokal  Söhne  des  P.  und  der  Kerebia.  Diktys  (s.  d. 
verknüpft,  eine  Tribus  'E^cmwrcu  aber  gab  es  nr.  4),  Sohn  des  P.  und  der  Agamede  (s.  d.), 
auf  Tenos,  C.  I.  G.  2338.  Eumolpos  (s.  d.),  Euphemos  (s.  d.  nr.  1)  Sohn 
Noch  häufiger  als  in  den  Namen  der  Frauen  des  P.  und  der  Orionstochter  Mekionike  oder 
und  Töchter  P's  prägt  sich  in  denen  seiner  50  der  Europa,  Vertreter  der  theräisch-kyrenäischen 
Söhne  und  Enkel  jenes  genealogische  Bestreben  Minyer,  SlndniczJca,  Kyrene  l<>5ff.  Maafs,  Gott. 
aus.  Schon  erfuhren  wir  von  Aiolos  und  G.  A.  1890  S.  354.  Sam.  Wide,  Lakon.  Kulte 
Boiotos  (Sp.  2823),  Hyrieus  (Sp.  2836),  Nau-  41,  Iamos  (s.  d.)  Enkel  des  P.  (Sp.  2830), 
plios(Sp.2819),Althepos, Anthasfo.Sp.2821)  erst  im  5.  Jahrh.  erfunden,  r.  Wilamowitz, 
und  Hippothoon  (Sp.  2824).  Bei  Tzetz.  Lyl:  Isyllos  162  f.,  Neleus  (s.  d.)  und  Pelias  (s.  d), 
923  heifsen  Ialysos  (s.  d.),  Lindos  und  Ka-  Ogygos,  König  in  Böotien,  dessen  Name  für 
meiros,  die  Rhodos  unter  sich  teilten,  Söhne  einen  alten  Kultnamen  seines  Vaters  oder 
der  Rhode  und  des  Helios  oder  des  P.  Zu  diesen  Grofsvaters  Poseidon  in  Böotien  gilt  (Bd.  in 
treten  die  Nachkommen  Abas  (s.  d.  nr.  1),  Sp.  684.  692),  Peratos,  König  von  Sikyon,  der 
Gründer  des  phokischen  Abai,  als  Abanten- 60  von  Kalchinia,  Tochter  des  Leukippos  3  (Sp. 1997), 
könig  Eroberer  der  Euboea  Abantis,  nach  Schol.  stammte,  Pterelaos  (s.  d.),  Fürst  der  Teleboer 
11.  2,  536  Sohn  des  P.  oder  des  Chalkon  und  d.h.  König  der  beflügelten  Ruderer?,  Theseus 
der  Arethusa  (s.  d.);  Achaios  (s.  d.),  Sohn  (Sp.  2847),  Ankaios  (s.  d.  nr.  2),  König  der 
des  P.  und  der  Larisa,  Dion.  Hol.  1,  17;  samischen  Leleger.  Als  Bruder  des  mit  diesem 
Aigyptos  (s.  d.),  Enkel  des  P. ;  Aon  (s.  d.),  oft  verwechselten  Arkadiers  Ankaios  und  gleich- 
böotischer  Heros  und  Ahne  der  Äonen;  Byzas  falls  als  Poseidonssohn  gilt  auch  der  Arkadier 
(s.  d.  Et.  31.  217,  27),  Delphos  (s.  d.),  Sohn  Kepheus  (s.  d.  nr.  2). 
des  P.  und  der  Melantho  oder  Melaina;  Doros  Aber    nicht    nur    auf  das   Leben    einzelner 


2829            Poseidon  (Orakelgott)  Poseidon  (Geburt  und  Erziehung)      2830 

Geschlechter,  sondern  auf  das  Gesamtleben  der  fördern,  so  verdankt  der  durchweg  als  derberer 
Menschen,  namentlich  der  Schiffer,  Fischer,  Volksgott  aufgefafste  Gott  diese  Steigerung  zu 
Hafenbewohner,  Kaufleute,  Hirten  und  Bauern,  einem  kunstsinnigen  Freunde  der  Poesie  der 
aber  auch  des  ritterlichen  Adels  und  der  Aufwallung  des  Dichters  in  einem  Hymnus, 
Krieger  wirkte  P.  als  Gott  der  Winde  und  der  der  für  einen  von  Poseidon  abstammenden 
See,  der  Quellen,  der  Weide  und  des  Ackers  Iamiden  (Sp.  2828)  bestimmt  war.  Führt  der 
in  mannigfacher,  jedoch  durchweg  mehr  mittel-  Delphinreiter  auf  den  Münzen  von  Brentesion, 
barer  Weise  ein.  Direkteren  Einflufs  auf  sie  der  auf  den  poseidonischen  Heros  Phalanthos 
übte  er  vielleicht  als  H.  'E-xa%^6vtog  bei  (Sp.  2809)  gedeutet  wird,  eine  Leier,  so  scheint 
Hesych.,  dessen  Beiname  es  allerdings  im  Un-  10  das  aus  der  Musikliebe  der  Delphine,  dem 
gewissen  läfst,  ob  er  für  einen  chthonischen  oder  Sirenensang  und  den  xviuxra  i}%i]£VTcc  aller- 
einen etwa  mit  den  schmiedenden  Teichinen,  dings  begreiflich  (Studniczka,  Kyrene  183), 
seinen  Erziehern,  verbundenen  Schmiedegott  spricht  aber  auch  als  isolierter  Zug  nicht  ein- 
zu  halten  sei,  Gerhard,  Gr.  M.  §  236,  5.  240,  3,  mal  diesem  Heros  eine  tiefere  Liebe  zur  Musik 
oder  für  einen  Erschütterer,  da  er  in  Aristoph.  zu.  Der  Befreiungsprozefs  des  inneren  Wesens 
Wolken  566  yrjg  ts  v.cä  äl^iVQäg  ftcclaoßi^  ayQiog  P's  ist  nach  alledem  nicht  weit  gediehen. 
fioylfUTtj'j   heilst.      Unmittelbarer   scheint   er 

als  iaTQog  auf  Tenos  den  Leuten  geholfen  zu  3)  Der  Gesamtmythus  des  Poseidon 
haben,  Clem.  Alex.  Protr.  p.  26,  vgl.  Philochoros  setzt  sich  aus  dem  homerischen,  ritterlicher 
fr.  184.  Tac.  Ann.  3,  63.  Um  die  Pest  im  Jahre  20  gehaltenen  und  dem  nachhomerischen ,  weit 
355/31)9  zu  vertreiben,  ordneten  die  Duurnviri  volkstümlicheren  Mythus  zusammen.  Beide 
sacris  faciundis  auf  Geheifs  der  sibyllinischen  sind  in  vielen  Stücken  durch  freie  Erfindung 
Bücher  ein  achttägiges  Lectisternium  für  und  Spekulation  aufgelöst  worden.  Drei  Mo- 
Apollou,  Leto,  Herakles,  Artemis,  Hermes  und  mente  fallen  dabei  ins  Gewicht,  die  seiner 
Poseidon  an  (Bd.  I  Sp.__2930).  P.  galt  auch  als  vollen  Idealisierung,  Selbständigkeit  und  Macht- 
Vater  der  berühmten  Arzte  Machaon  ('s.  d.)  und  entwicklung  hinderlich  gewesen  sind.  P.  hat 
Podaleirios  (s.  d.).  weniger  als  die  meisten  anderen  höheren  Gott- 
Die  sittlicheren  Beziehungen  P's  zum  Men-  heiten  sein  dämonisches  Vorleben  zu  verleug- 
schen  sind  nur  schwach  entwickelt  und  zeigen  nen  vermocht,  darum  zeugt  keine  so  viele 
sich  im  Mythus  und  Kultus  nur  selten.  Viel-  30  ungeheuerliche  oder  riesenhafte  Söhne  wie  er. 
leicht  verehrten  ihn  die  Minyer-Ä oler,  weil  er  Sein  eigentlich  göttliches  Schicksal  ist  nach 
durch  Erdbeben  warnte,  als  Orakelgott.  dem  Muster  des  Lebens  des  Zeus  zugestutzt 
Nach  der  wohl  sehr  späten  Ewmolpia  des  worden,  von  dem  auch  seine  Charakteristik  im 
Musäos  hatte  Poseidon  einst  in  Delphi  das  Mythus,  wie  in  der  Kunst  stark  abhängig  ist. 
Orakel  mit  Ge  gemeinsam  besessen,  Paus.  Dazu  ist  sein  Seethiasos  dem  bakchischen 
10,  5,  6.  24,  4.  Auch  soll  ihm  Apollon  für  das  nachgebildet,  s.  Brefsler.  Triton  II  §  2.  20.  46. 
delphische  Orakel  das  Eiland  Kalauria  abge-  Dem  verhältnismäfsig  späten  Aufkommen  des 
treten  haben,  Paus.' 2,  33,  2.  Welcher  (G.  G.  Gottes  hat  man  seine  vielen,  durchweg  nicht 
2,  685)  vermutet  ein  poseidonisches  Orakel  auf  voll  erfolgreichen  Kämpfe  mit  einer  anderen 
dem  Tainaron,  wo  der  Gott  ja  auch  ein  Grotten-  40  Gottheit  um  gleiches  Kultrecht  zuzuschreiben, 
heiligtum  besafs.  Hier  schaute  man  in  einer  die  mit  seinen  Liebschaften  die  Hauptmasse 
Quelle  die  Häfen  und  die  Schiffe,  um  die  es  seines  im  Ganzen  dürftigen  Mythus  ausmachen.' 
einem  zu  thun  war,  Paus.  3,  25,  8.  In  Thurii  Aus  reinen  und  trüben  Quellen  gespeist,  fliefst 
hiefs  er  Prophantos,  Tzets.  Lyk.  522,  ver-  demgemäfs  sein  Lebenslauf  durch  folgende 
mutlich  weil  das  Meer  die  Witterung  voraus-  Abschnitte  dahin: 

verkündigte,  vgl.  Artemidors  Traumbuch  2,  38,  1)   Poseidons  Geburt  und  Erziehung 

demgemäfs  das  Traumbild  Poseidons   und  der  steht  völlig  unter  dem  Zeichen  der  Geburt  und 

Amphitrite,   des  Nereus  und  der  Nereiden  so-  Pflege  des  Zeus.     Gleich  diesem  wird   er  zum 

wohl    Erdbeben ,     als    auch    Regen    bedeutete.  Sohn  fremder  Götter,  des  Kronos  und  der  Rhea, 
Alt  war  sicher   der  Brauch  bei  den  Poseidon-  50  also    zum    Bruder    des    Zeus    und    des    Hades 

spielen  in    Onchestos,    junge    Rosse    vor    dem  gemacht  (Sp.  2800),   und   die  Mutter  versteckt 

Wagen    anzutreiben    und,    indem    der    Lenker  den   bald  älteren,    bald  jüngeren    Zeusbruder 

herabsprang,    ihnen   die   Zügel   zu  überlassen.  vor  ihrem  Gatten  in   einer  Lämmerherde  und 

Rannten  sie  nun  nach  eigenem  Willen  gerades-  reicht    diesem    statt    des    Kindes    ein    Fohlen 

wegs    nach    dem  Hain   des   Poseidon,    so   war  (Sp.  2823).    Wie  Zeus  von  den  Kureten,  so  wird 

das  ein  günstiges  Orakel  und  sie  weideten  von  der  junge  P.  von  den  Teichinen  erzogen,   die 

da    an    als    heilige   Tiere    in    seinem  Bezirke,  ihm    sogar    auch    seinen    Dreizack    schmieden 

Hom.  hymn.    in    Apoll.  Pyth.  52 ff.    und    dazu  (Sp.  2812).    Andrerseits  gehören  die  Geraistia- 

Banmeister.      Man    gedenkt    dabei    der    equi  des,   die  Nymphen  zu  Gortyn  auf  Kreta,    die 
conscii  (deorum),  die  von  den  Süd-  wie  Nord-  60  das  Etym.  M.  s.  v.  Pflegerinnen  des  Zeus  nennt, 

germanen    beim   Heiligtum   der   Götter    unter-  wohl  ursprünglich  zum  P.  rzgatOTLog,  und  der 

halten  wurden  {E.  H.  Meyer,  Lehrb.  d.  Germ.  poseidonische  Geraistos  auf  Euböa  wird  wohl 

Myth.  S.  75.  308).     Warum   heilst  P.  Lykophr.  erst  später  Sohn  des  Zeus  statt  des  P.  genannt, 

Alex.  1424  <I>riuiog'?   Iamos  (s.  d.),   der  Enkel  S.  Wide,  Ldkon.  Kulte  S.  43.    Bei  der  Liebschaft 

des  Poseidon ,  verdankt  seine  Sehergabe  nicht  des  Zeus  mit  Io,  mit  Europa  und  Leto  leistet 

diesem,  sondern  seinem  Vater  Apollon.     Wird  P.  Hilfe,  Aristid.  1,  38  (vgl.  Bd.  2  Sp.  267,  s.  0.). 

aber  Poseidon  von  Pindar  O.  6,  105  angerufen,  2)  Poseidons  Liebschafte  11  sind  nur  zum 

ihm   die   wonnereiche  Blüte   des   Gesangs  zu  Teil   denen   seines  Bruders  Zeus  nachgebildet, 


2831           Poseidon  (Liebschaften)  Poseidon  (Freund-  u.  Feindschaften)      2832 

namentlich    mag    seine  Ehe    mit    der  Amphi-  Gott    tritt    in    der    Titauomachie ,    die    wieder 

trite   nach   dem  Vorbild   der  Zeusehe  für  not-  vom   homerischen  Epos  nur    flüchtig  gestreift 

wendig    erachtet   worden   sein   (Sp.  2811).      In  wird,    nirgend    hervor,    Zeus    allein  wird   von 

den  meisten  andern  äufsern  sich  die  verschie-  den  kämpfenden  Göttern  genannt.     Erst  nach 

denen    Kräfte    seines    natürlichen  Wesens,    so  Apollod.  1,  1,  3  reichen  die  Kyklopen,  die  den 

dafs  er  in  der  ältesten  Zeit  als  Windgott  mit  Zeus  mit  Donner  und  Blitz,  den  Pluto  mit  der 

Wolkenfraueu,    dann  als  Wind-  und  Meergott  Tarnkappe   zum   Kampfe   ausrüsten,    dem   Po- 

mit  Nereiden  und  Okeaniuen,  dann  als  Wind-  seidon  den  Dreizack.    Aber  von  seinen  Thaten 

und  Wassergott  mit  chthonischen  Wesen  und  meldet  auch  er  nichts.    Dagegen  zeichnet  sich 

Quellnymphen  buhlt,  bis  diese  sich  in  Königs-  10  Poseidon   in    der    Gigantomachie    (Art.   Gi- 

töchter,  Heroinen  der  Hirtenzeit  und  der  Zeit  der  ganten  Sp.  1641.  164.6.  1648),  die  entweder  eine 

Städtegründungen  verwandeln  (Sp.  2823)     Der  blofse  Nachahmung   des  Titanenkampfes   oder 

stärkste  Sagenstrom  dieser  Art  geht  von  Thes-  aus    derselben   Wurzel    wie    dieser    und    etwa 

sahen    aus,    um    sich    von    dort  über  Böotien  der  Aloadenmythus   als  besonderer  euböischer 

und  Arkadien    zu   ergiefsen.     Danelen   ist  be-  Zweig  entsprungen  zu  sein  scheint  (M.  Mayer , 

sonders    der    ionische   Poseidon -Aigeusmythus  Giganten  S.  611),  durch  seinen  Sieg  über  den 

von  Bedeutung.  Giganten  Polybotes  aus  (o.  Sp.  2815). 

3)  Poseidons  Nachkommenschaft  ent-  6;  Poseidons  Götterfreund-  oder 
wickelt  sich,  von  der  des  Zeus  abgesehen,  -  feindschaften,  von  denen  die  letzten,  die 
reicher  als  die  irgend  einer  andern  Gottheit.  20  T]xxai  xov  UoauSCovog  in  Flut.  Symp.  Quaest. 
Schon  Gellius,  JV.  A.  15,  21,  bemerkt,  die  ehr-  9,  6,  häufiger  als  bei  irgend  einer  andern  Gott- 
würdigaten  Männer  hiefsen  Söhne  des  Zeus,  heit  vorkommen,  fallen  meistens  nicht  in  das 
die  wildesten  und  unmenschlichsten  aber  Söhne  Gebiet  des  Mythus,  sondern  in  das  der  Kultus- 
des  Neptun.  Er  rechnet  dazu  auch  den  Ker-  geschichte,  vgl.  Welcher,  Gr.  G.  2,  676  u.  unten, 
kyon,  den  Skiron  der  Theseus-  und  die  Laestry- 

gonen  der  Odysseussage  (s.  d.  Sp.  1810),  deren  R  D  pOSPi(i()nknjtl..  *s 
König  Lamos  (s.  d.  Sp.  1821)  auch  Sohn  des  Po-  **'  "ei  roseiüonKiiltus.  ) 
seidon  heilst  (s.  d.  Sp.  1818).  Aus  dem  altertüm-  Am  Poseidoukultus  sind  folgende  allge- 
lichsten  Schlage  der  Geliebten  Poseidons  gehen  meinere  Züge  erkennbar:  1)  Gemeinhellenisch 
Tiere,  wie  Pegasos,  Arion,  vielleicht  auch  30  ist  in  der  historischen  Zeit  der  /7.  UsXu- 
Kychreus  und  der  goldene  Widder  hervor  yalog,  kacpäXiog,  "Imciog,  wie  Paus.  7,  21,  7 
'O.  Sp.  2824),  diesem  und  den  mittleren  Weiber-  richtig  ansetzt,  ein  Erzeugnis  des  Zusammen- 
geschlechtern gehören  die  vielen  Riesensöhne  wirkens  des  homerischen  Kanons  und  der 
an:  Aigaion-Briareos,  Amykos,  Antaios,  Ephi-  wichtigsten  Stamm-  und  Lokalmythen.  Dabei 
altes  und  Otos,  Halirrhothios,  die  wilden  Söhne  ist  zu  bemerken,  dafs  dem  '-l6cpäXi og  der  FaiijO - 
der  rhodischen  Halia,  Orion,  Polyphemos,  Sinis  %og  im  Wesentlichen  gleichsteht.  Einen  ioni- 
bei  Bakchylides  u.  a.  So  heilst  denn  auch  sehen  Sondercharakter  bewahrt  auch  dann 
ein  zudringlicher  und  dabei  schwer  zugäng-  noch  der  (frvräXiiLog.  Andere  Beinamen 
licher  Riese  IXäojv  bei  Hesych  s.  v.,  Eustath.  verliehen  ihm  einzelne  Landschaften,  Städte, 
--.  Od.  1622,  45  ein  Sohn  des  Poseidon,  wie  40  Dichter,  als  ihnen  eigentümliche,  wie  z.B. 
ein  Eisenfresser  in  Plaut,  mtl.  glor.  1,  1,  15  Athen  den  'EQs^&svg.  2)  An  seinem  Dienst 
ein  Enkel  des  Neptun.  Endlich  nehmen  seine  waren  die  griechischen  Stämme  ursprünglich 
Söhne  die  Gestalt  königlicher  und  heldenhafter  sehr  ungleich  beteiligt,  schwach  oder  ursprüng- 
Ahnherren  von  Völkern  und  Geschlechtern  an,  lieh  überhaupt  nicht  der  dorische  und  viel- 
die  oft  noch,  an  ältere  Bildungen  erinnernd,  leicht  der  achäische,  dagegen  stark  der  ini- 
unter Rossen  und  Rindern  aufwachsen,  oft  nyisch-äolische  und  der  ionische.  Wie 
aber  blofse  eponyme  Schemen  sind.  der  thrakische  Dionysoskult  als  fremder  mannig- 

4)  Poseidons  Dämonenfreundschaft.  fächern  Widerstand  begegnete,  melden  die  Sa- 
Aus  seinem  Mythus  und  Kultus  ergeben  sich  gen  von  den  Töchtern  des  Minyas,  Proitos, 
viele  ältere  Bezüge  zu  den  Winddämonen  50  Pentheus  und  andere.  Dafs  der  zunächst  auf 
Aiolos,  Zephyros  in  Attika  und  Boreas  bei  einzelne  Stämme  beschränkte  Poseidonkult 
Megalopolis  und  den  Meerdämonen  Proteus,  ebenfalls  innerhalb  andrer  Stämme  anfangs 
Glaukos  und  andern  (o.  Sp.  -2792  11.).  Sie  alle  bekämpft  oder  auch  bei  Seite  geschoben  wurde, 
müssen  ihm  auf  dem  Meere  weichen  oder  melden  ebenfalls  mancheKultussagen  namentlich 
dienen,  und  namentlich  aus  den  Nereiden,  Tri-  in  Attika.  3)  Schon  früh  thaten  sich  nament- 
tonen  und  Seetieren  bildet  die  Kunst  auch  lieh  See-  und  Handelstädte  zu  poseidoni- 
für  ihn  ein  Gefolge,  einen  rauschenden  Wind-  sehen  Amphiktyonieen  zusammen:  in  Ka- 
und  Wogenthiasos.  Dazu  kommen  die  Tel-  lauria,  auf  dem  Isthmos,  in  Helike,  Samikon 
chinen  als  seine  Erzieher  (o.  Sp.  2812).  und    Onchestos.      Später    als    diese   kleineren 

5)  Poseidons  Dämonenfeindschaft.  60  Bünde  bildeten  sich  die  grofsen  von  Tenos 
Poseidon,  der  Vater  und  Freund  so  mancher  und  Mykale.  4)  Häufig  wurde  sein  Dienst  mit 
dämonischer  Wesen  (nr.  3.  4),  wird  schon  als  dem  einer  anderen  Gottheit  wie  Atheua,  Ar- 
höheres,  edleres  Wesen  an  sich,  namentlich  temis,  Demeter,  auch  Aphrodite,  Rhea  und 
aber  als  Mitglied  des  homerisch -hesiodischen  Apollon  verknüpft,  vgl.  immerwahr,  Kulte  u. 
Göttersystems  nun  auch  durch  die  weitere  M.  Arkadiens  1,  159.  Sam.  Wide,  Lakon.  Kulte 
Ausbildung  desselben  widerstandslos  in  die  S.  37.  45.  109.  Jahresbericht  über  d.  Fortschr. 
Reihe  ihrer  Feinde  geführt.  Der  überhaupt  *}  mMon>  Gr.  Feste  s.  64 ff.  konnte  leider  nicht  mehr 
in    Hesiods    Theogotiie    nur    wenig    beachtete  vom  Verf.  benutzt  werden. 


2833               Poseidon  (Kultus)  Poseidon  (Thessal,  Kultus)        283-4 

d.  Mass.  Altertumswissensch.  1885,  HI,  1896,  256.  Flut.  coiw.  VII  sap.  20,  p.  164,  einen  andern, 
259,  die  ihm  entweder  wesensverwandt  waren  dessen  Gebrüll  zahllose  Thunfische  angemeldet 
oder  mit  ihm  nach  schwerem  Kampfe  um  das  hatte,  opferten  ihm  die  Kerkyräer  (Sp.  2847), 
höchste  Ansehen  versöhnt  wurden,  wie  z.  B.  vgl.  das  Opfer  eines  schwarzen  Stiers  hei 
Demeter  in  Troezen,  Arkadien,  Athen,  Mykonos  Philostr.  Imag.  2,  16.  Sein  Fest  im  Monat 
(s.  u.)  und  Gaea,  Paus.  10,  5,  6.  Bull.  0,  454.  Taureon  hiefs  in  Kyzikos  Tccvqiu,  C.  I.  G.  3657. 
Apollod.  2,  115;  Athene  aufser  in  Athen  nach  3658,  in  Ephesos  TavQsa,  wobei  die  wein- 
Pausanias  in  Kolonos,  Troezen,  Hermione,  Asea,  schenkenden  Jünglinge  tkvqol  genannt  wurden, 
Korinth,  Pheneos,  Sparta,  Tainaron,  vgl.  Gilbert,  vgl.  den  samischen  und  den  sinopischen  Monat 
G.  G.  S.  443.  Aber  P.  wird  auch  gezwungen  10  Tccvqswv,  Kirchhoff,  Monatsber.  d.  JBerl.  Akad. 
zu  weichen,  wie  dem  Zeus  in  Aegina,  Apollon  1859,  752  und  Mitt.  d.  ath.  Inst.  6,  1881,  50, 
in  Kalauria,  Helios  in  Korinth,  Dionysos  in  vgl.  Preller,  G.  M.4  1,  571.  Ein  Widder  und 
Naxos,  der  Hera  in  Argos,  Athena  in  Athen  ein  Eber  sind  dem  Stier  des  Poseidonopfers, 
und  Troezen,  vgl.  Tascher,  rev.  des  etudes  grec-  Od.  11,  131,  beigefügt:  so  wurde  ihm  auf 
ques  1891  S.  15  ff.  5)  Sein  Dienst  wurde  meist  Rhodos  ein  Schwein,  auf  Mykonis  dem  P.  Te- 
an  Gewässern  begangen,  an  Landseen  und  menites  ein  Widder  und  dem  Phykios  ein 
Flüssen,  wie  in  Onehestos  am  Kopaissee,  an  Lamm  geopfert,  Dittenberger ,  Syll.  no.  375. 
oder  unweit  der  Meeresküste,  wie  vor  der  373.  Der  Erstling  des  Thunfischfanges  und 
Tempeschlucht  und  auf  Kalauria,  namentlich  die  xQiyXi],  die  Seebarbe,  die  auch  als  He- 
auf  oder  an  Vorgebirgen,  wie  in  Geraistos,  20  kateopfer  vorkommt  {Athen.  7  S.  325),  werden 
Sunion,  Hermione,  Malea,  Tainaron,  Samikon,  ihm  dargebracht  (Sp.  2810),  vgl.  aufserdem 
in  mehreren  andern  Hafenstädten  Triphyliens  Dittenberger.  Syll.  Inscr.  Graec.  nr.  373.  Erst- 
und Achajas  und  drüben  bei  Mykale.  Zum  linge  der  Früchte  erhielt  er  in  Troezen,  vgl. 
Gebet  zu  ihm  trat  man  in  den  Flufs  oder  ins  das  attische  Opfer  des  V.Xciu:i';>tlog  (b.Sp.  2822;. 
Meer.  6)  Hoch  altertümlich  (minyisch?)  scheint  Das  Opfer  des  angeschnittenen  Haares  kam 
der  bei  andern  grofsen  Göttern  selten,  bei  Pan,  in  der  phthiotischen  Thebe  vor  (Sp.  2820). 
den  Nymphen  und  andern  Dämonen  häufiger  Hauptträger  des  Poseidonkultus  sind  die 
begegnende  Höhlendienst,  so  in  Tainaron,  Minyer- Aeoler  und  die  lonier. 
beim  Nymphaion  zwischen  Boiai  und  Malea  I.  Der  minyisch  -  äolische  Poseidonkultus 
und  auf  Thera.  P's  Bild  stand  vor  einer  Höhle,  30  ging  von  Thessalien  aus,  wenn  auch  nach 
vgl.  Preller3  1,  470.  Sam  Wide.  Lakon.  Kulte  E.  Meyer  (Gesch.  d.  Altertums  2  §  52)  thessa- 
S.  40.  Quell-  oder  Salzwasser  stand  in  lische  Minyai  nicht  bezeugt  sind,  und  wan- 
seinem  Heiligtum  am  Tainaron,  bei  Mantinea,  derte  mit  den  beiden  aus  ihrem  Stammlande 
auf  der  athenischen  Akropolis  (und  iu  Mylasa)  verdrängten  Völkern,  den  Minyern  und  Äoliern, 
S.  Wide  a.  a.  O.  S.  41.  Gleichfalls  am  Taina-  von  Norden  bis  in  die  Südspitze  des  Peloponnes 
ron,  auf  Samothrake  (?),  Kalauria  und  Gyrai  und  darüber  hinaus,  vgl.  die  Literatur  bei 
waren  seine  Tempel  Asyle,  Paus.  4,  24,  2.  Studniczka,  Kyrene  64ff.  H.  D.  Müller,  Mythol. 
Uiodor.  3,  55.  Strab.  8  p.  373.  Philostr.  Imag.  d.  griech.  Stämme  1,  145.  P.  galt  ihnen  vorzugs- 
2,  13.  —  7)  An  vielen  seiner  Kultstätten  feierte  weise  als  Gott  der  Rofszucht,  aber  auch  der 
man  ihm  glänzende  Strandfeste  mit  ritter-  40  Schiffahrt;  im  peloponnesischen  Festland  schei- 
lichen  Spielen,  die  Apollon.  Rhod.  3,  1240  auf-  det  sich  der  chthonische  P.  yaii]o%og,  iitniog, 
zählt,  oder  Begatten,  Welcher,  Gr.  G.  2,  680,  hntotäivris  scharf  vom  attisch-ionischen  Meer- 
oder man  stürzte  ihm  aufgezäumte  Rosse  in  poseidon,  der  für  Lakonika  neben  jenem  nur 
die  argivische  Deine  oder  opferte  ihm  in  Uly-  einmal  bezeugt  wird,  nach  S.  Wide,  Lak. 
ricum  in  jedem  neunten  Jahre  ein  Viergespann,  Kulte  S.  46.  In  der  Mitte  seines  Weges,  beim 
Preller,  Gr.  M.  I4,  592,  vgl.  Wentzel,  Fhilol.  Übergang  nach  dem  Peloponnes,  kreuzte  der 
N.  F.  IV,  1891,  385—392.  8)  Das  beliebteste  minyisch-äolisehe  Kultus  den  ionischen,  der, 
Opfertier  des  P.  (Tavgsos)  aber  war  der  Stier,  um  den  Isthmus  entstanden,  im  ganzen  von 
den  schon  in  II.  20,  403  Jünglinge  um  P.  herum-  West  nach  Ost  sich  ausbreitete.  So  waren  an 
führen,  wobei  Welcker  2,  675  an  die  erst  aus  50  den  beiden  Hauptmeerbusen  Mittelgriechenlands 
römischer  Zeit  in  Thessalien  bezeugten  Tauro-  Mischunsren  unausbleiblich.     Die  Landschaften 


s 


kathapsien   denkt,   die   den  ephesischen  Stier-  des  ersten  Kultus  sind: 

kämpfen   gleichen  (Artemid.  Oneir.l,  8).     Ob  1)  Thessalien.    Pelias,  König  der  Minyer- 

dieTaurophonia  zu  Mylasa  dem  karischen  sogen.  stadt  Iolkos,  war  Sohn  des  77.  nttgalog,  Find. 

Zr}voito6cidwv    oder    der   Artemis    TavQonölog  F.  4,  138,   vgl.    H.  D.  Maller,  a.  a.  0.  1,   143. 

O.I.  G.  2699  galten  und  dem  P.  die  Liturgie  eines  der  mit   seinem  Dreizack   das  Durchbruchstal 

rccvQocphrtg  zu  Karyanda  gebührte,  ist  unsicher,  des   Peneios    aufgerissen    und    dort    das    erste 

Le  Bas,  Aste  min.  nr.  404.  499,  vgl.  31.  Mayer,  Bofs  Znvyiog  aus  dem  Felsen  geschlagen  hatte. 

Jahrb.  d.  arch.  Inst.  7, 1892,  73ff.  Andere  Einzel-  Wahrscheinlich    lag    sein    Heiligtum    vor    der 

und  Massentieropfer  bei  Homer  s.  Sp.  2799.  Wenn  60  Tempeschlucht  auf  dem  Strande,  auf  dem  zur 

in  Od.  3,  6  dem  'Evoeix^av  Kv<xvoicätr\g  ganz  Feier  der  Skypbiosscköpfung  hippische  Agonen 

schwarze    Stiere    geopfert    werden,    so    opfert  gehalten  wurden,  Her  od.  7,  129.  Schal.  Find.  F. 

Bellerophon   seinem  pferdebändigenden  Vater  4,  246.  Schol.  Apoll.  Bhod.  3,  1244.  Et.  M.  473, 

Ja^icelog  einen  weifsen,   Find.  Ol.  13,  69,   und  44.  Philostr.  Imag.  2,  14.  Serv.n.  Prob.  z.  Verg. 

der  Temenos  des  77.  dvüliog  am  Pontes  Euxei-  Georg.  1,  12.  Lucan.  Pharsal.  6,  396.     Bursian 

nos  enthielt  eine  Herde  rotbrauner  thrakischer  Geogr.  1,  60.     Auch  Münzen   von  Pherae  und 

Stiere,  Pmd.  F.  4,  204.     Einen  Stier  versenkte  Orthe  stellen  die  Erschaffung  des  Bosses  durch 

ihm  der  erste  Ansiedler   auf  Lesbos  ins  Meer,  P's  Dreizack  dar,  Overbeck,  Kunstmyth.  3,  3ls. 


2835      Poseidon  (Böotischer  Kultus)  Poseidon  (Euböischer  Kultus)      2836 

Die    von    Iolkos    ausgefahrenen    Argonauten  mit    der  Athena    Alalkomeneis   (Glaukopis)  P. 

weihten     dem    Tl.   Eivähog    am    Eingang    des  Hippios,    Hippobotes    verbunden    gewesen    zu 

Pontos  Euxeinos  ein  r?[i£vog  und  opferten  ihm  sein,  0.  Müller,    Orchomenos   S.  213   (vgl.  Tri- 

rotbraune  Stiere,  Pind.  P.  4,  204.  Scliol.  Apoll.  tonia  und  Poseidon  im   arkadischen  Pheneos). 

Ehod.  2,  531;  doch  fällt  es  auf,    dafs  P.  nicht  Ein  Eponymus  der  böotischen  Seestadt  Hyria 

zu  den  Schutzgöttern  Iasons ,  des  'ersten  See-  ist  der  Poseidonsohn  Hyrieus,  und   zu   Hyria 

fahrers'  gehört  (Bd.  II  Sp.  68).    Der  Spartaner  gebar  Mekionike   dem  P.  den  Euphemos,   den 

Pausanias   schrieb    auf  den    in   Iolkos    aufge-  Ahnherrn    der  kyrenäischen   Battiaden    (Bd.  1 

stellten  Krater:  Mr&ji  ägsrüg Tloosiddcovi  äva-nri  Sp.  1407).     Ogygos,  seines  Sohnes  oder  Enkels 

IJavGaviag    äg%(av    *Ellä§og    £vgv%6gov.     Das  10  Name,    scheint  ein    alter    Kultname   des   böo- 

Templum  Neptuni  am  Bosporos  (Plin.  H.N.  5,  tischen  P.  gewesen  zu  sein  (Bd.  III  Sp.  692  f.). 

150),  kurzweg 'Isgöv  genannt,  war  das  ' commune  Über  die  Nymphen  Arne  und  Askra  s.  Sp.  2819. 

receptaculum  omnium  navigantiwm' ,  Diowys.  fr.  Die  Münzen  von  Delion,  Haliartos,  Asple- 

58.  Philologus  37,  82.     In  Thessalien  lag  auch  don,    Pherä,    Platää    und    Tanagra,    wo 

die    nach    der  Geliebten  P's    und  Mutter  des  sein  Sohn  Orion  und  sein  Urenkel  Poimandros 

Boiotos    genannte    Stadt    Arne,    das    spätere  heimisch  waren,   zeigen  sein  Bild   oder  einen 

Kierion,    und   flofs    der  Enipeus,    in    dessen  Dreizack  oder  ein  Rofs,   Welker,  G.  G.  2,  673. 

Gestalt    P.    die    Mutter    des    Pelias    und    des  Preller,  Gr.  Myth.  I4, 573.  Overbeck,  Gr.  Kunst- 

Neleus    umarmte    (Sp.   2820).      Thebaner    der  myth.  3,  271.  293  ff.    Dem  attischen  Thargelion 

Phthiotis  weihten  dem  P.  ihr  Haar  (C.  I.  G.  20  (Juni)  entsprach  der  böotische  nach  P.  Hippo- 

1769),   vgl.  oben  Bd.  I  Sp.  1495.   1682.     Preller,  dromios  benannte  Monat  'Imtodgöiuog  (Sp.  2822). 

G.  M.3  2,  391.   Den  Tl.  Kovägiog  einer  thessali-  3)  Auf  Euboea  lag  in  dem  von  den  thes- 

schen  Weihinschrift  von  Metropolis  (Collitz,  salischen    Hestiäern    und    Ellopern     besetzten 

Samml.  d.  griech.  Dial.-Inschr.  1,  333)   erklärt  Norden  bei  Aegae  ein  uraltes  Poseidonheilig- 

Bechtel    zu    der    Stelle    aus    dem    Namen    des  tum   (vgl.  Aegae  in  Achaja  Sp.  2799).     Hella- 

thessalischen  Flusses  Kovägiog,  während  Cur-  nikos,    Atthis  fr.  66   (F.  H.  G.  1,  54),   nannte 

tius,  Gr.5  471    den  Tl.  Kovägiog  einer  anderen  Phorbas,  den  man  für  einen  König  der  chal- 

Inschrift  aus   der  Gegend  von  Tlitgiov  (Journ.  kidischen    Kureten    hält,     einen    Sohn    P's 

des  Savants   1829,  515)    mit  Tlitgiov ,    thessal.  (Bd.   II    Sp.    1591).      Der    attische    Thargelion 

Kitgiov,  in  Zusammenhang  bringt  (vgl.  Bd.  II  30  hiefs    in    Eretria    nach    P.   Hippios    'Ithimov, 

Sp.  1584).  vgl.   den   böotischen    Hippodromios   (o.  Z.  20). 

Eine  Münze  von  Krannon  zeigt  ein  Pferd,  Den  vom  Spercheios  oder  Parnafs  verdrängten 

daneben  den  Dreizack,  Overbeck,  Gr.  K.  3,  :-518,  Dryopern  gehörte  wohl  auf  der  Südspitze  zu 

Inschriften    von    Larisa    und    Atrax    gelten  Geraistos   ein    andrer  Tempel,    der    des   in- 

FLoTtidovvi ,  O.  Hoffmann,  Die  griech.  Dialecte  schriftlich    bezeugten   Tl.  rtguiaxiog,   Bull,   de 

2,  21.  31.  36.  296.  Sein  dortiger  Beiname  naga-  cor r.  hellen.  15,  404ff. ;  vgl.  Aristoph.  Bitter  561: 

Ttavalog  (s.  d.)  ist  noch  unerklärt,  Fick  bei  Collitz  to    rtgai6Tie   tzcü   Kgovov.    dem    schon    Nestor 

1, 1321.  1322.    Dagegen  geht  sein  Name  Lytaios  auf  der  Rückfahrt  von  Ilion  in  Geraistos  Stiere 

bei    Bakchylides ,    auf    die    thessalische    Stadt  opferte,  Od.  3,  177,  und  dem  die  rsgaiaria  ge- 

Lytai  zurück.  40  feiert  wurden,  Schol.  Pind.  Ol.  13,  159,  vgl.  den 

2)  In   das   durch    Wasserreichtum,    Weide-  lakonischen    Monat    ri-gäanog    Thuk.    4,    119, 

land    und    Erdbeben   ausgezeichnete  Böotien  der    in    Kalymna    und    Kos    rngai6Tiog    hiefs, 

(Neumann- Partsch  S.  334)  drangen  die  Minyer  Bischoff,  de  fast.  ant.  Gr.  S.  381,  Piniol.  37,  19, 

von    Thessalien    her    ein.      In    Orchomenos,  die  troezen.  Tribus  rsgaiaria   und  den  arkad. 

wo  sein   Sohn  Minyas  König  war  schon  nach  Ortsnamen  rsgcdoziov,  Ft.  M.  s.  v.  Sam.  Wide, 

dem  hesiodischen  Frauenkatalog   (frg.  138  Ki.  Ledeon.  Kulte  S.  43.     Bursian,    Geogr.  2,  435. 

Pausan.  9,  36,  4 ff.,  vgl.  O.Müller,  Orchomenos  Der   Eponymus    der  euböischen  Stadt,   Gerai- 

S.  245  ff.   H.  D.  Müller,  Mytliol.  1,  145)  wurde  stos,  ist  als  poseidonischer  Heros  zu  betrachten 

P.  als  Gott  der  Schiffahrt  und  Rofszucht  von  (Sp.  2799). 

ihnen  verehrt.    Orchomenos  war  auch  Mitglied  50        4)  Nach  Delphi  in  Phokis  brachten  thes- 

der  poseidonischen  Amphiktyonie  zu  Kalauria.  salische  Aeolier    den   P.     Als  'Ewoaiyaiog  be- 

Nach    den   Minyem   kamen  die    Böotier,    und  safs  er  hier  in  der  Cella,  nicht  im  Opisthodo- 

nun   wurde    17    Eoicoria    olr\    isgu    TJo68idu)vog  mos  des  Apollotempels  (C.  Bötticher,  Der  Om- 

nach  Aristarchs  übertriebenem  Ausdruck,   Et.  phalos  des  Zeus  zu  Delphi   1859),   einen  Altar 

M.  547,  16.     Am  Kopaissee  mit    seinem   stark  und  ein  mit  der  Ge  gemeinsames,  vorapollini- 

wechselnden  Wasserstand  kennt  schon  die  Pias  sches  Orakel,  beim  Weissagen  als  Diener  den 

2,  506    das   TIoGidrjiov   äylaöv  &l6og    von   On-  Pyrkon  verwendend,  Paus.  10,  5,  6.  24,  4.    He- 

chestos,  dessen  Rofskämpfe  und  -spiele,  die  sych  s.  v.  nvg-nooi,  vgl.  H.  D.  Müller,  Mythol. 

zum  Teil  eine  weissagende  Bedeutung  hatten  d.  griech.  Stämme  1,  166.  228.   Immerwahr,  Die 

{homer.  Hymn.  auf  Apollon  231  ff.),  auch  Pindar  60  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1,  116.   Neumann- 

riilimt.  Paus.  9,  26,  5  sah  hier  unter  den  Stadt-  Partsch  S.  335.     Die   Pythia    ruft    in    Aesehi/I. 

ruinen  seinen  Tempel.     Nicht  weit  davon  lag  Fumen.  1 — 28  als  die  delphischen  Landesgötter 

die   Quelle    von    Tilphossa,    an   der  Areion,  Ge,  Themis  u.  s.  w.  und  zuletzt  Poseidon  und 

P's  und  der  Erinys  Sohn,  geboren  war  (o.  2804),  Zeus  an.    Weihinschrift  ans  Elateia,    Bull,  de 

dann   Theben,    wo   der   ravgsog  'Evvoaiycaog  corr.  hell.  10,  1886,  367.     Doch    darf    die    del- 

&i]ßr,g   -AgrjSi-iLvov    i%bt    gvtxal    rs    7iolr}K    Hes.  phische  Quelle  Jtlcpovoau  wohl  nicht  mit  der 

scut.  104;  vgl.  Aesch.  Septem  121.  C.  I.  G.  1769.  Quelle  Tilphossa  und   Thelpusa   (Sp.  2804)   in 

Aach    scheint    in    Alalkomenae    am    Triton  Zusammenhang    gebracht    werden.     Ein   Sohn 


2837       Poseidon  (Kultus  in  Argolis)  Poseidon  (Kultus  in  Arkadien)      2838 

des  P.   hies   Parnassos,    Paus.  10,  6,  1.     Im  2,36,2.    Nauplia,  von  P's  und  der  Amymone 
Hafenort  Antikyra    und   in   Myonia,   einer  S.  Nauplios    gestiftet,  mit  P.ternpel,   Paus.  2, 
Binnenstadt  der  benachbarten  Lokris,  hatte  P.  38,  2.     Unentschieden    (dorisch?)  ist  die  Her- 
Tempel,  Paus.  10,  36,  8.  38,  8.  kunft  des  P.kultes  von  Temenion  bei  Argos: 
5)  In  Argolis  griffen  die  verschiedenartig-  Heiligtum  des  P.  und  der  Aphrodite  Euploia, 
sten  Stämme  ein,   deren  Anteil   am  Poseidon-  Paus.  2,  38,  1.  Strab.S  p.  368.  Bursian,  Geogr. 
dienst   nicht  immer   klar    herauszukennen   ist.  2,  57.     In   Argos    wurde    nach    einem    Kampf 
Die  böotischen  Minyer  gehörten  zu  der  posei-  P's   mit  Hera   dieser  das  Land,   aber  P.    läfst 
donischen  Amphiktyonie  von  Kalauria,  einem  das    Wasser    versiegen    oder  _  überschwemmen 
alten  Seebund,  der  aufser  Athen,  Aegina,  Epi-  10  und  erhält  auf  der  Grenze  der  Überschwemmung 
dauros,  Hermione,  Nauplia  in  Argolis,  Prasiae  als  npooxlvoziog  ein  Heiligtum,  Paus.  2,  15,  5. 
in    Lakonien,     auch    Orchomenos    in    Böotien  22,  4,  vgl.  C.  1.  G.  1223.    Die  Götter  von  Argos 
umfafste,  Strab.  7  p.  374.   Paus.  2,  33,  2,  aber  Zeus,  Helios,  Apollon,   P.  und  Hermes  hatten 
seit  Beginn   der  dorischen   Zeit   als   rein  reli-  eine    xoivoßapioc,    Aeschyl.,    Schutzfl.    192.     In 
giöse    Genossenschaft    seine    politische   Bedeu-  Genesion  bei  Lerna  Tempel  des  P.  rsvsaiog, 
tung    verlor,      über    den    77.   KalavQsdxr\g    in  Paus.   2,    38,   4,    vgl.   Lakonien.  Dagegen 
Attika    Monatsber.  d.   Berl.   Äkad.  1853,    573.  scheint  Troezen  trotz  seiner  Tribus  Geraistia 
Minyisch   ist  auch   der  Bruder  des  Eponymus  und    Sikyon   überwiegend   dem   ionischen    P. 
Kalauros  (st.  Kälaßgog)  und  zugleich  des  Tai-  ergeben  (Sp.  2845  u.  2847). 
naros  (s.  u.\  nämlich  Geraistos  von  Südeuboea  -20        6)  In  Arkadien  {Immerwahr,  Die  Kulte  u. 
{Sp.  27U1,  S.  Wide,  Ldkon.  KidteiS,  vgl.  die  Mythen  Arkadiens  1891,   1,  35ff.,  Sam   Wide, 
troezenische  rtQcct6xia,   Bull,  de  corr.  hell  10,  Ldkon.  Kulte  S.  39),    dem  wasser-  und  weide- 
1886,  136).     Tauschte  P.  icuoifitvg  Schal.  Lyk.  reichen  Centrallande  des  Peloponnes,  des  oixr\- 
617)  Kalauria    für   das    delphische    Orakel    ein  ti)qiov    rioßaocovog,    Diod.   15,   49,    wurde    P. 
(Sp.  2791,  Paus.  2,  33,  2),  so  bedeutet  das  wohl,  Hippios,    den   die   Minyer    und   Böotier    aus 
dafs  die  Minyer,  Delphi  dem  dorischen  Apollon  Thessalien  hierher  gebracht  hatten,  am  eifrig- 
überlassend,    ihren    dortigen   Orakelgott  nach  sten     verehrt     in     Lykosura,     Mantineia, 
Kalauria  übersiedelten.    Auf  breiter  Hochfläche  Methydrion,  Pallantion,  Pheneos,  Thel- 
lag  in   der   Mitte    der  Insel   ein  Tempel,    von  pusa,  Paus.  8,  37,  10.    10,  1.    36,  2.  14,  4.  25, 
Fichten   umgeben,    berühmt    durch   sein  noch  30  5.  7,  vgl.  Neumann- Partsch  S.  250 ff.     Bei  Me- 
von    Demosthenes    in    Anspruch     genommenes  thydrion  lag  das  Iltblov  TttSLov  mit  der  Quelle 
Asylrecht,  Paus.  2,  33,  2.  Strab.  7  p.  373.  Plut.  Kqovvoi,  das  Mar.  Mayer,  Bd.  II  Sp.  1478  für 
Demosth.2d.  Curtius,Peloponn.2,4A8.  O.Müller,  P's  ältere   Geburtsstätte  hält,   die  erst   später 
Orchomenos  247.     Boeckh ,  Staatshaush.  2,  368.  nach   Arne   bei   Mantineia    übertragen  worden 
Eine  Jungfrau  besorgte   das  Priesteramt,   vgl.  sei.     Hippokrateia  hiefs    sein  Fest  in  Pallan- 
die  Weihung  der   Statue    einer  Koqij   an  Po-  tion,  Dion.  Hai.  1,  33.    In  Megalopolis  hiefs 
seidon    in   Athen  C.  I.  A.  4,  179  nr.  373".     Ob  P.  'Enoittrig   Aufseher,    wie    sonst   wohl    Zeus, 
die    kalaurische    Athenapriesterin    Aithra    als  Paus.  8,30, 1.  31, 7.    Andere  Kultstätten  waren : 
Hypostase    der    so    oft    mit    P.    verbundenen  Asea  Paus.  8,  44,  4.    Kaphyai  8,  23,  3.    Or- 
Athena   aufzufassen   ist,  wie   iS'.  Wide,  Ldkon.  40  chomenos    8,    13,   2.     Phigaleia    8,   42,    1. 
Kulte  40  meint?    Auch  auf  Aegina  kämpften  Tegea:  Tloßoid&rog   'Eou&vog   'Hgccxleog    Xa- 
achäisch- ionische    Einflüsse    mit    den    älteren  qltcov,    Mo/'s,  Inscr.  ined.   1,  7   und   Trikolo- 
minyischen    und    jüngeren    dorischen.     Es   ge-  nos,  Paus.  8,  35,  6.     Die  Weissagung  des  Tei- 
hörte  zum  kalaurischen  Bunde  und  neben  dem  resias  an  den  Odysseus,  Od.  11,  121  f.,  dem  P. 
Hauptgott    Zeus    Hellanios    scheinen    Apollon  im  Binnenland  ein  Opfer  zu  bringen,   bezieht 
und  P.,  nach  einer  Inschrift  in  einem  Temenos  E.  Meyer,    Gesch.  d.  Altertums  2,  104,  Hermes 
der  Westküste  verehrt,  eine  Rolle  gespielt  zu  30,  259,   auf  die  Gründung  des  Kultes  des  P. 
haben,  Bursian,  Geogr.  2,  86,  vgl.  Plut.  Symp.  Hippios,   die    Odysseus   nach  Paus.  8,  14,  5  in 
Quaest.  9,  6.     Man  feierte  hier  noch  in  später  Pheneos  vornahm,  und  vermutet  sogar  in  diesem 
Zeit  ein   16tägiges   Fest  Poseidonia,    das,    in  50  einen  ursprünglichen  Poseidon  'Odvßßt v g,  einen 
Stille   und   Zurückgezogenheit    begangen,    mit  zürnenden  Poseidon,   aus   dem   der  Heros  sich 
einem  Fest  der  Aphrodite  schlofs,  Plut.  Quaest.  abgezweigt  habe.     Der  Zorn   P's,   das  Gründ- 
er.  44.    Athen.   13   p.  588 e.     Boeckh,    Staats-  motiv  der  Odysseussage,   sei  durch   den  arka- 
haush.  2,  368.  Von  Epidauros,  dessen  xisklepios-  dischen    Kult  gegeben,    während  nach  H.  D. 
dienst  auf  thessalisch-böotischen  Einflufs  weist  Müller,  Historisch-mythol.  Untersuchung.  S.  48, 
(Bd.  1  Sp.  625),  ist  eine  späte  Münze  mit  Delphin  dieser  Zorn  sich  aus  dem  Gegensatz  des  Kultes 
und    Dreizack    bekannt,    S.   Wide ,    De    sacris  des  P.  Helikonios  im  ionischen  Mykale  zu  dem 
Troezeniorum ,   Hermionensium ,   Epidauriorum  des  äolischen  Heros  Odysseus  auf  dem  gegen- 
comment.  acad.  Upsala  1888,  S.  14.     Vielleicht  über  liegenden  Samos  erklärt.    Auch  in  Asea 
fallen  den  Dryopern,  die  von  Südeuböa  her  die  60  stiftete  Odysseus   dem  P.  und  der  Athena  So- 
Küste    vom    Skyllaion    bis    Nauplia    besetzten  teira  ein  Heiligtum,  Paus.  8,  44,  4,   und  nach 
(Bursian,    Geogr.   2,  94.    403),    die    folgenden  einer  Münze  von  Mantineia  aus  der  Mitte  des 
Dienste  zu:  bei  Alt-Hermione  auf  dem  Vor-  4.   Jahrh.    steckt    Odysseus    der    Odyssee    ent- 
gebirge  ein  Tempel,  Paus.  2,  34,  10,  11.  Priester,  sprechend  ein  Ruder  in   die  Erde.    —   In  den 
G  I.  G.   nr.   1223.    Neu-Hermione,   P.statue  meisten    arkadischen   Orten   bestand   P's    Kult 
beim    Tempel    der    Artemis,    Iphigeneia    und  neben  dem  einer  Göttin  des  Wassers,  entweder 
Münze:   P.  mit  dem  Fufs   auf  einem  Delphin.  neben    dem   der  böotischen   oder  auch  argivi- 
Paus.  2,  35,  1.     Didymoi,    Heiligtum    Paus.  sehen  Ath ena  (Immerwahr  1,  63.  68.  70.   Wide 


2839      Poseidon  (Kultus  in  Lakonien)  Poseidon  (Kultus  in  Lakonien)      2840 

S.  37:  Fritonia,  Hippia)  in  Asea,  Kaphyai,  nicht  durchweg  auf  jüngerer  Erfindung,  und 
Lykosura,  Mantineia,  Megalopolis,  Orchomenos,  bei  den  später  eingerückten  Doriern  scheint  P. 
Fallantion,  Pheneos  und  Tegea,  oder  neben  keine  groi'se  Rolle  gespielt  zu  haben,  wie  er 
dem  der  Artemis  Kvav.cxlrjoLa  in  Kaphyai,  auf  den  spartanischen  Münzen  ganz  fehlt  und 
Paus.  8,  23,  3,  einer  Quell-  und  Flufsgöttin  nur  auf  den  Münzen  von  Gythion,  Asopos  und 
(Bd.  ISp.  560.  Immerwähr  1,156)  und  der  Artemis  Boiai  erscheint.  Auch  waren  die  vordorischen 
EvQi7fjra  in  Pheneos,  deren  Attribut  am  See  Heloten  seine  Verehrer,  deren  tückische  Nieder- 
von  Pheneos  ebenso  das  Pols  ist,  wie  das  der  metzelung  an  oder  bei  seinem  Altar  in  Tai- 
Artemis  Pheraia  am  Boibeischen  See  in  Thes-  naron  im  J.  406  der  Gott  durch  das  Erdbelen 
salien,  Immerwahr  40,  153  ff. ,  oder  neben  dem  10  vom  J.  464  an  den  dorischen  Spartanern  furcht- 
der  böotischen  Demeter  in  Mantineia,  Phi-  bar  rächte  (Sp.  2814).  Die  lakonische  Form 
galia  und  Thelpusa,  und  dem  der  Despoina  Pohoidan  ist  keine  echt  dorische,  sondern  von 
hier  und  in  Lykosura  (Paus.  8,  37,  2.  10,  Bd.  II  den  Spartanern  aus  der  arkadischen  Form  Po- 
Sp.  1298,  Mannhardt,  Myth.  Forsch.  S.  257;.  Auf  soidan  entwickelt.  Der  ursprünglich  böotische 
einer  thelpusischen  Münze  der  Kopf  der  De-  Minyerheld  Fuphemos,  Sohn  des  Ennosigaios, 
rneter  Erinys  und  das  Rofs  Erion  (o.  2804).  Hes.  fragm.  152  Fzach,  der  auch  in  Troezen 
Ob  P.  und  Aphrodite  in  Orchomenos,  wo  sie  erscheint,  H.  2,  840ff,,  sollte  am  Tainaron  an- 
beide  ein  Heiligtum  hatten,  Paus.  8,  13,  2,  sässig  gewesen  sein,  Pincl.  P.  4,  43.  174.  Hcrod. 
inniger  verbunden  waren,  ist  nicht  erkennbar.  4,  145.  150  ff. ,  was  nach  Studniczka  a.  a.  0. 
In  Lykosura  und  Mantineia,  wo  die  nach  der  20  S.  109 ff.  auf  Geschichtsfälschung  beruht,  doch 
böotischen  Arne  (o.  2819)  genannte  Arnequelle  vgl.  Maafs,  Gott.  G.  A.  1890  S.  354.  Tainaros 
flofs,  verknüpfte  sich  mit  dem  Poseidonkult  heilst  auch  ein  Bruder  des  (euböischen  Sp.  2791) 
der  der  ungriechischen,  aber  auch  von  Böotien  Geraistos,  der  mit  seinem  andern  Bruder  Ka- 
herübergebrachten  Rhea,  die  hier  den  Gott  Xdßgog  (d.  i.  KdlavQog)  nach  dem  Peloponnes 
gebar,  Paus.  8,  37,  2.  8,  2  10,  1.  Immerwähr  schifft,  wo  er  das  Heiligtum  des  P.  am  Tai- 
44 ff.  216 ff.  S.  Wide  205.  Sein  angesehenster  naron  gründet,  Stephan,  v.  Byzanz  s.  v.  Taua- 
Dienst  war  in  Mantineia,  Paus.  8,  10,  2.  3,  gog.  Die  Verbindung  des  Dienstes  von  Taina- 
das  nach  Schol.  Find.  0.  11,  83  ihm  heilig  war.  ron  mit  dem  von  Kalauria  bezeugt  auch  die 
Hier  lag  seine  Geburtsstätte  und  sein  alter,  von  Ephoros  bei  Strab.  8,  6,  14  und  von  Paus. 
von  Trophonios  und  Agamedes  aus  Eichen-  30  2,  33  überlieferte  Sage,  P.  habe  diese  zwei 
balken  gezimmerter  thürloser,  nur  durch  einen  Orte  von  Apollon  gegen  Delos  und  Pytho  ein- 
roten Wollfaden  verschlossener  Tempel,  den  getauscht,  vgl.  Philol.  37,  35.  S.  Wide  a.  a.  O. 
noch   K.  Hadrian   erneuern  liefs.     Er  barg  in  S.  43  ff.      Wohl    seine    älteste    Kultstätte ,    ein 


'  6 


seinem    Innern,    in    das    aufser    dem    Priester  Asyl  wie  die  in  Kalauria,  war  der  Tempel  des 

niemand  eintreten  oder  auch  nur  hineinschauen  P.   TaivczQiog   oder   auch  katpdiiog   (Suid-  s.  v. 

durfte,    eine    ftdla.6oa.      Als    König    Aipytos  TuLvclqov,    Schol.    Aristoph.   Acharn.    509)    am 

(nach  Immerwähr  43  ein  dem  thessalischen  P.  Vorgebirge     Tainaron,     später     ein     langes, 

feindseliger  Hermesverehrer)  den  Faden  durch-  schmales,    zum    ipv%o7roii7ttiov    dienendes    Ge- 

schnitt  und  ins  Innere  drang,  wurde  er  durch  bäude,  das  so  wie  ein  Bild  des  Gottes  in  einem 

das    ihm    entgegenspritzende    v.vuu    geblendet  40  Haine  vor  einer  Höhle  stand,  Fursian,  Geogr. 

und  starb  bald  darauf,  Paus.  8,  5,  5.  10,  1 — 4.  2,  150.    In  einem  nahen  Quell  sah  man  Häfen 

'Etil  ItQtog  reo  Iloaidccvi   (rov   üoaiöävog,   IIo-  und  Schiffe,  was  auf  chthonische  Mantik  deutet 

6£idä)vog)  Praescript  in  Inschriften,  Po/'s,  Inscr.  (Sp.    2829).      Zahlreiche    Votivbronzen,    meist 

gr.  med.   1    nr.    9.     Fittenberger  syll.    nr.  444.  Stiere  und  Rosse  darstellend,  und  Inschriften: 

Dortiger  Phylenname:  Tlocoidliug,  Immerwähr  reo   Uobidävi    (vgl.  tegeat.    IJoaoidäv,    mantin. 

37.     P.  schützt  die  Mantineier  in  der  Schlacht  Iloosid&vi),  welchem  Hierodulen  geweiht  wer- 

und  erhält  dafür  ein  tqotzcuov  civd&rmoc,  Paus.  den,    sind    dort    gefunden,    Paus.  3,  25,  4.  7. 

8,  10,  8;   sie  führten  in  ihren  Schilden  seinen  O.  Müller,   Orchomenos  S.  313  ff.  322  ff.  340  ff. 

Dreizack,  Schol.  Find.  O.  11,  83.    Er  hatte  hier  C.  I.  G.  nr.  1335.    Caurr  Del.3  19.    Collectiou  of 

auch  den  Beinamen  'AXiggöiriog  (s.  d.),  mit  dem  50  ane  greek    inscr.   Frit.  museum  ed.  Newton    II 

auch  ein  Mantineier  bezeichnet  wurde,  dessen  nr.  139.   S.  Wide,  Fakon.  Kulte  33,  vgl.  Freiler, 

Sohn  Seros  oder  Samos  den  ersten  olympischen  G.  M.  I4,  574.     Dazu  gehörte   die  Bronzestatu- 

Sieg    mit    dem    Viergespann    davontrug,    vgl.  ette   des   Arion.     P.  heifst  hier  auch  IJovriog, 

Preller  1*,  576.  Münze  in  Overb>  ck,  Gr.  Kunst  m.  Eupolis   fr.    140  Kode,    und    bringt    Erdbeben 

3,  296 ff.     Den  Namen   einer  verlassenen  Stadt  hervor,   Aristoph.  Acharn.  509,    vgl.   S.   Wide, 

und   eines    Bergs   in  Arkadien,  Phalanthos,  Fakon.   Kulte   46.      Diesem    P.    von    Tainaron 

Paus.  8,  35,  9,  bezieht  Studniczka  (Kyrene  S.  190.  oder  dem  II.  Taivägiog  von  Sparta  galten  die 

192)  auf  eine  heroische  Gestaltung  des  P.  Tcuvdoiu  und   diente   ein  Collegium    der  Tai- 

7)  Ob  nach  Lakonien  Leleger  oder  Minyer-  vctoiorui,  Hesych  s.  v.  Taivaoiag.   Ann.  del  In- 

Kadmeer  oder  ein  andrer thessalisch-böotischer  60  stituto  1861,  44.     Denn  auch  in  Sparta  hatte 

Stamm  den  Poseidondienst  gebracht  habe,  ist  II.  Tccivdgiog  ein  Heiligtum,  Paus.  3,  12,5,  ein 

strittig,   vgl.   Fursian,    Geogr.  2,  109 ff. ,    aber  anderes  FI.  Äaepdhog  (Sp.  2814)  auf  dem  Markt 

auch  145,  Studniczka,   Kyri ne  61  ff.  93  ff.,  da-  neben  dem  der  Athena  Agoraia,  Paus.  3,  11,9, 

gegen  Sam  Wide,  Fakon.  Kulte  1893  S.  31 — 47.  mit    der   er    oft    verbunden  ist   (Sp.  2833);    so 

Der  Zusammenhang  mit  den  nördlicheren  mi-  auch  in  der  zu  Amyklae  gefundenen  Inschrift 

nyisch-äolischen   Kulten   dieses   Gottes,    z.    B.  'EqpTjfi.  ccq%kloX.  1892,  22  mit  Athena  Chalkioi- 

die  ganz   arkadisch-böotische  Verbindung   des  kos  und  Athena  Poliochos,  vgl.  S.  Wide,  Fakon. 

Poseidon-  und  des  Athenadienstes,  beruht  wohl  Kulte  370.     In  der  Nähe  des  Heroon  des  Kad- 


2841      Poseidon  (Kultus  in  Triphyl ,  Elis)  Poseidon  (Kult. i.d.minyisch-kadna.Kol.)   2842 


mos  befanden  sich  ein  v<x6g  des  P.  Hippo- 
sthenes,  den  Paus.  3,  15,  6  für  einen  Heros 
hielt,  und  ein  isqov  der  Athena  Axiopoinos 
(Bd.  II  Sp.  866.  8.  Wide,  Lakon.  K.  37).  Heilig- 
tümer des  P.  Hippokurios,  den  Hesych  übrigens 
als  einfachen  Heros  Hippokurios  (s.  d.)  auf- 
fafst,  und  der  Artemis  Aiginaia  nennt  Paus. 
3,  14,  2  neben  einander  (1,1,  562).  Diesem  P. 
Asphalios   Hippokurios   wohl  wesensgleich   ist 


und  hier  wurde  nach  H.  D.  Mütter  a.  a.  0.  1. 
164  der  Kaukonenheros  Neleus  zu  einem  Sohn 
P's  und  Bruder  des  Pelias  umgebildet.  P's 
Kultbild  auf  dem  eben  erwähnten  Vorgebirge 
Samikon  soll  später  von  dort  nach  Elis  ge- 
bracht worden  sein  und  wurde  6  EaxQditr\g 
genannt,  Paus.  6,  25,  5.  6.  In  01yni]>ia  hatten 
neben  fünf  andern  Götterpaaren  das  Paar  Zeus 
luoirag  mit  Poseidon  laoixccg  in  der  Altis  einen 


P.    Gaiaochos,    der    hier    auch    ein    Heiligtum  10  gemeinsamen    von  Herakles    gestifteten   Altar, 


hatte,  Paus.  3,  26,  2;  vgl.  Xen.  Hell  3,3,2. 
4,  7,  4,  und  durch  Spiele  im  Hippodrom  iv 
raiafoxo  gefeiert  wurde,  Cauer,  Del*  17.  Xen. 
Hell.  6,  5,  30.  Ferner  wurde  er  als  Aayuaxi- 
xi\g,  Paus.  3,  14,  7,  Ja^ccxsixag,  C.  I.  G.  nr.  1446 
vgl.  1349,  'Ecprtu.  ccQ%aio%.  1892  S.  20.  25,  neben 
dem  Heroengrab  des  Hippokoontiden  Alkon, 
Paus.  3,  14,  7,  und  als  rsve&hog  neben  den 
Heroen^räbern  des  Kleodaios  und  Oibalos  ver- 


Schol,  Pind.  0.  5,  5.  Welcher,  G.  G.  2,  174. 
Preller-Robert  1\  110.  575.  Gilbert,  G.  G.  452. 
Das  Paar  P.  und  Amphitrite  prangte  in  Gold- 
relief am  Bathron  des  Zeus,  Paus.  5, 11.  Ferner 
sah  man  in  Olympia  des  Argivers  Glaukos 
Statuen  des  P.,  der  Amphitrite  und  der  Hestia 
zusammen,  Paus.  5,  26,  2,  wie  Preller  meint, 
um  glückliche  Heimkehr  oder  Ansiedlung  nach 
der  Seefahrt  auszudrücken,  Paulys  Realencycl. 


ehrt,  Paus.  3,  15,  10,  vgl.  P.  Ftvsaiog  bei  Ler-  20  V  1 ,  566.     Overbeck ,  Gr.  K.  3,  234.     Auf  dem 

Abfahrtplatz  der  Wagen  im  Hippodrom  standen 
die  Altäre  des  P.  Hippios  und  der  Hera  Hippia 
neben  der  Dioskurensäule,  Paus.  5,  15,  4.    Ein 


nai  und  das  r^vid-ltov  bei  Troezen.  Jener 
wird  als  Geschlechtsgott  mit  dem  Herakles 
y£v&Q%i\g  zusammengestellt  und  hatte  wie  dieser 
ein  erbliches  Priestertum,  C.  I.  G.  no.  1446. 
Paus.  3, 19,  3.  17,  3;  vgl.  18,  10  (Sp.  2826).  Die 
lakonische  Art  der  'ElEV&eoia,  Iloatidaicc,  'Eqco- 
ridcacc,  C.  I.  G.  nr.  1430,  bezweifelt  Boeckh- 
wohl  mit  Unrecht ,  S.  Wide  a.  a.  O.  S.  17. 
Über  den  spartanischen  Monat  rsQccatiog,  Thuk. 


die  Pferde  scheu  machender  Altar  an  der  west- 
lichen Langseite  der  Bahn  hiefs  TccQcc£,imtog, 
den  die  Wagenlenker  zu  versöhnen  suchten; 
nach  einigen  ein  Beiname  des  P.  Hippios, 
Paus.  6,  20,  18.  Bio  Chrysost.  33,  691 R,  nach 
andern  ein  Name  des  Glaukos,  vgl.  Preller  2,  76 


4.  119.  S.  Wide,  Lakon.  K.  S.  225  (Sp.  2794).  In  30  u.  Bd.  1  Sp.  2479,  oder  des  Olenios  oder  andrer 


Therapne  ein  Heiligtum,  in  Gythion  eine 
Bildsäule  des  P.  Gaiaochos,  Paus.  3,  20,  2.  21,8. 
Bei  Mal  ea  am  Nynrphaion  ebenfalls  eine  Posei- 
donbildsäule vor  einer  Höhle  mit  einem  Süfs- 
wasserquell,  Paus.  3,  19,  3.  23,  2.  Aus  dem  Teich 
von  Aegiae  bei  Gythion,  an  dem  ein  Posei- 
dontempel lag,  durfte  man  keine  Fische  fangen, 
Pa  us.  3,  21,  5.  In  He  los  feierte  man  Fest- 
spiele   TloüiSaia,    Cauer,    Del."  17.     Auf   dem 


rofskundiger  Heroen.  Auch  der  Isthmus  und 
Nemea  hatten  einen  TccQut,nriiog ,  dagegen 
Delphi  nicht,  Röhde,  Psyche.  S.  162. 

10)  Als  minyisch-kadmeische  Kolo- 
nien sind  zu  betrachten  die  von  den  Dorern 
besiedelten  südlichen  Inseln  des  Archipelagus 
und  die  südlichen  Städte  der  Westküste  Klein - 
asiens  und  Kyrene.  Dorthin  brachten  den 
Poseidonkult    die    Minyer-Kadmeer,     die   ent- 


amvklaeischen  Hyakinthosaltar,  wie  am  Tem-  io  weder  nach  der  älteren  Ansicht  über  Lakonien 


pel  der  Athene  Chalkioikos,  waren  P.  und 
Amphitrite  dargestellt,  P.  auch  auf  Münzen 
von  Gythion,  Asopos  und  Boiai,  Journ.of 
hell.  stud.  7,  66.  68.  Mionnet  Suppl.  4,  227,  44. 
228,  47. 

8)  In  Triphylien  bildeten  die  entweder 
direkt  aus  dem  böotischen  Orchomenos  oder 
über  Lakonien  eingewanderten  Minyer  (H.  D. 
Müller,  Myth.  1,147.  Studniczka,  Kyrene  S.  64 ff. 


(Bursian,  Geor/r.  2,  524)  bez.  Epidaurus  oder. 
wie  Studniczka,  Kyrene  S,  54,  60  ff.,  65  aus 
guten  Gründen  vorzieht,  direkt  von  Böotien 
her  in  dieses  Gebiet  vordrangen;  vgl.  O.Crusius 
Bd.  2,  Sp.  867  ff.  Auf  Thera  stiftete  Kadmos 
Altäre  des  P.  und  der  Athena,  Schol.  Find.  P. 
4,  11  p.  344.  H.  2).  Müller,  Myth.  1,  146.  P. 
wurde  in  einer  Felsgrotte  verehrt,  Boeckh, 
Äbh.  der  Berl.  Äkad.   1836    S.  48   (Kl.  Sehr.  6, 


eine   Heptapolis,   deren   religiöser  Mittelpunkt  50  1),   und   Thera   galt  bei   Apoll.  Rhod.  4,    1755 


das  von  den  Makistiern  d.  i.  Samiern  verwal 
tete  Heiligtum  des  P.  Samios  im  Olivenhain 
auf  dem  Vorgebirge  Samikon  war,  Herod.  4, 
148.  Strab.  8  p.  343.  347.  Paus.  6,  25,  6;  vgl. 
O.Müller,  Orchomenos  S.  360  ff.  Bursian,  Geogr. 

2,  282.  Strabon  p.  343  kannte  auf  den  dor- 
tigen Vorgebirgen  noch  mehrere  IJoasidia.  In 
Pylos  brachte  man  P.  grofse  Stieropfer,    Od. 

3,  5 — 9.     Der  König  Neleus,    der  Ahnherr  des 


für  erwachsen  aus  der  Erdscholle,  die  der 
Poseidonssohn  Euphemos,  nach  Studniczka 
a.  a.  O.  S.  61.  107  der  erst  später  unter  die 
Argonauten  aufgenommene  Vertreter  der  the- 
räisch-kyrenischen  Minyer,  vom  libyschen  Triton 
erhalten  und  ins  Meer  geworfen  hatte.  Das 
dicht  bei  Thera  gelegene  Inselchen  Hiera 
versahen  die  Rhodier,  als  es  im  Jahre  199  v.  Chr. 
bei   einem   vulkanischen   Ausbruch   zuerst    auf 


milesischen    Herrscherhauses,    war    P's    Sohn  i;o  der  Oberfläche  erschien,  mit  einem  Heiligtum 


(Sp.  2824). 

9)  In  Elis  stammten  der  Eponymos  Eleios 
(s.  d.)  und  die  Molionen  von  Poseidon  ab  (Sp. 
2800).  Diese  weist  H.  D.  Müller  a.  a.  O.  1, 
212  ff.  234  den  böotischen  Lelegern,  ihren 
Vater  Aktor  den  Aeolern  zu.  Nach  Elis  wan- 
derte auch  der  Thessalier  Salmoneus ,  P's 
Schwiegervater,  aus,  Apoll  od.  1,  7,  7  (Sp.  2824), 


des  P.  Asphaleios  (Sp.  2814).  Die  zwischen 
Thera  und  Astypalaia  gelegene  Insel  Anaphe 
hob  P.  aus  dem  Meer  (Sp.  2816).  Wie  auf 
Thera  baute  Kadmos  auf  Rhodos  ein  Heilig- 
tum dem  rettenden  P.  und  der  Athena  in 
Ialysos,  und  die  dortigen  Poseidonpriester 
galten  für  pbönikische  Kadrneer  nach  Zeno 
Rhodius  bei  Diod.  5,  55.  58  vgl.  Bd.  2,  Sp.  868. 


2843  Poseidon  (Kult.i.d.minyisch-kadm.Kol.)  Poseidon  (ionischer  Kultus)        2844 

994  vgl.  die  Verbindung  des   P.  Hipposthenes  Ahnherr     des     kyrenäischen    Battiadenhauses 

und  der  Athena  Axiopoinos  in  Sparta,    S.  Wide,  Euphemos   war  Sohn  Poseidons  und   der  Eu- 

Lakon.  Kulte  S.  37.    Die  rhodischen  Teichinen  rope  oder  Mekionike,  minyischen  Geschlechts, 

und  Thalassa  erzogen  den  P.,  und  ihre  Schwester  Studniczka,  Kyrene  S.  95  ff.  105  ff.  132.    Auch 

Halia  wurde  von  ihm  Mutter  von  sechs  Söhnen  König  Eurypylos  (s.  d.  no.  6),  dem  Triton,  aber 

und   einer    Tochter    Rhodos    (Sp.  2831).      Am  von  Studniczka  a.  a.  0.  S.  106.  11  u.  Bd.  2,  1744, 

().  Theudaisios   opferte  man   auf  Rhodos   dem  dem    Aristaios    gleichgesetzt,    Kyrenes    Sohn, 

IJoxsiöCivi   <Dvrcd(ilco  ein  Schwein,  Ditteriberger  war  ein  Ururenkel  P's  (Bd.  1,  547,   vgl.  Bd.  2, 

no.  375;  vgl.   S.  539.     Vielleicht  weil  die  Tel-  1719.    1739  ff.    1748).     Hier  wurde  P.  Hippios, 
chinen    (s.  Korybanten    Sp.    1619)    auch    wohl  io  Schal.  Find.   P.  4,  1,  P'J^qpipVioe,  d.  h.   ruirj- 

Kureten  genannt  wurden,  hiefs  P.  in  Kameiros  o%og  (Sp.  2813)   verehrt,   Schol.  Lyc.  749,    Wel- 

KvQiJTciog    Bull.  d.  Corr.  hell.   5,    337  ff.     Bei  eher  G.  G.  2,  679,  und  ntlluviog  Hesych.,  auch 

Kdllimachos  h.  in  Del.  31  schmieden  sie  dem  P.  hier  zugleich  Athena  Tritonia,   Tritogeneia  S. 

den  Dreizack.     Rhodische  Münzen   tragen   die  Wide,  Lakon.   Kidte  S.  37  ff.     Als  vermutliche 

Aufschrift:  TT.  slßcpdXtiog,  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  achäische  oder  arkadische,  jedenfalls   vordori- 

3,  316.      He  ad  Hist.  Nui».  S.  542.     Der  posei-  sehe  Kolonie  betrachtet  Studniczka  S.  192  das 

donische  Heros  Phalanthos  war  Herr  der  Burg  Tarentum   und   Brentesion   des   poseidoni- 

von  Ialysos.   die  er  aufgeben  mufs,  wenn  sich  sehen  Heros  Phalanthos:  beider  Städte  Münzen 

Fische  in  seinem  Mischgefäfs   zeigen,   Fraym.  zeigen   einen  Delphinreiter.     Sacer  custos  T  St- 
ilist, gr.  IV   S.  405.  481.     Athenay.  8,  360;  vgl.  20  renti  heifst  Neptunus  bei  Horat.  carm.  1,28,29, 

Studniczka,  Kyrene  S.  190.    Auf  Kos,  das  von  Tarentum    selber   eine    colonia  Neptunia,   Vell. 

Epidauriern     besiedelt     war,     herrschte     der  Pat.  1,  15,  4      Taras  galt  für   einen  Sohn  P"s, 

Meroperkönig  Eurypylos  (s.  d.  no.  4),  Sohn  der  vgl.   0.  Müller  Dor.  2,  369.     Welcker,  kl.  Sehr. 

Astypalaia  von  P.  nach  v.  Wilamoicitz,  Isyllos  1,  89.     Für    Selinunt  bezeugt  Poseidonskult 

S.  51,  Studniczka  a.  a.  0.  S.  118.    H.  B.  Mütter,  I.  G.  A.  515. 

Myth.  1,  19  ff.  Für  Kos  sind  am  4.  Artamitios  11)  Durch  das  ionische  Insel-  und  Küsten- 
gefeierte TIo6£iödvia  und  Opfer  am  10.  Pana-  gebiet  von  diesen  minyisch-kadmeischen  Sie 
mos  bezeugt,  Paton  and  Hicks  Inscr.  of  Cos  delungen  getrennt  liegen  im  nördlichen  Meer 
436.  401.  Bis  nach  Kos  verfolgte  der  Gott  den  die  äolischen  Kolonien,  deren  südlicher 
Polybotes  und  aus  dem  diesem  nachgeschleu-  30  Teil  von  den  Ioniern  je  länger  desto  stärker 
derten  Felsblock  entstand  die  südlich  gelegene  beeinflufst  wurde.  Auf  Lesbos  opferten  die 
Insel  N  isyros  (0.  Sp.  2815),  die  auch  Poseidon-  Penthiliden  bei  ihrer  Ankunft  dem  P.  einen 
münzen  prägte,  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  3,  294.  Stier  und  versenkten  der  Amphitrite  und  den 
297.  Auch  Melos  verehrte  ihn,  Bull.  d.  corr.  Nereiden  eine  lebende  Jungfrau  ins  Meer, 
hell.  3,  1879,  323.  Auf  Karpathos  hatte  Flut,  conv.  VII  sap.  20  p.  164.  Hier  ging  die 
die  Stadt  Porthmos  ein  Heiligtum  des  TT.  IJoqQ--  Sage  vom  poseidonischen  Heros  Enalos  (1,  1244). 
(iig,  Dittcnberger  Syll.  no.  331.  Hiller  v.  Gär-  Von  einer  Hirseart  hiefs  P.  'Elvjiviog  oder 
bringen,  Arch.  epigr.  Mitteil.  a.  Österreich  1893  auch  'Elvriog,  Et.  M.  und  Hesych.  (Sp.  2821). 
S.  103.  Hier  lag  auch  eine  Stadt  Potidaion,  Münzen  von  Mytilene  stellen  die  drei  Kro- 
Ptol.  5,  2,  33.  Aus  der  Geschlechtergeschichte  40  niden  Zeus,  Poseidon  und  Pluton-Hades  neben- 
von  Priene,  Samos  und  Milet  erhellt,  dafs  einander  (Sp.  2801)  mit  der  Beischrift:  fteoi 
auch  in  diese  südionischen  Gründungen  der  uxqchol  MvriXvvaicov.  Mionnet,  descript.  3,  46. 
Einflufs  der  Kadmeer  hinübergriff  (Bd.  2,  «72  ff.).  102,  vgl.  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  2,  207.  3,  315, 
Daher  galt  auch  der  Eponymos  Samos  als  Neptunalien  erwähnt  hier  noch  der  Roman 
Sohn  des  Ankaios  für  einen  Enkel  des  P.  und  Apollonius  v.  Tyrus. 

der  Astj  palaia.     Doch  überwiegt  hier  wie  im  II.  Verwandt  mit   diesem   Kultus  war   der 

ganzen  Insel-  und  Küstenland    des    mittleren  ionische     Poseidonkultus,     von     den     Ioniern 

ägäischen     Meers     das     lonertum.       Dagegen  ausgeübt,  die  ursprünglich  die  mittleren  Land- 

feierten    die   Dorer    der  Hexapolis    bei   ihrem  schatten  Südböotien,  Attika,  den   Isthmos,  die 
Bundesfest     auf    dem    karischen     Vorgebirge  r>o  Westinseln  und  die  Nordküste  des  Peloponnes 

Triopion   dem  Apollon  Archegetes,   dem  Po-  von  Dyme  bis  Troezen   inne  hatten   und,   von 

seidon  und  den  Nymphen  Festspiele,  und  Tri-  den  Böotern    im    Norden,    von    den    Achäern 

opas    galt    für    einen   Sohn    Poseidons,    Schol.  und   Dorern   auf   der    peloponuesischen  Nord- 

Theokr.    17,    68.      Halikarnassos   s.  u.      In  küste   bedrängt,    nach    Attika  und   Kleinasien 

Kreta    war    P.    Stammgott,    durch    welchen  sich  bewegten.     Doch  hält  Ed.  Meyer,  G.  d.  A. 

König  Minos,  der  heroische  Vertreter  der  dort  2,  239   diese  Erzählung  für  Logographenkom- 

angesiedelten   Minyer,   die   Herrschaft  bekam.  bination.      Nach    Gilbert,    G.  G.  S.  445    heilst 

Lato  hatte  einen  Tempel  P's,  C.  I.  G.  no.  2554,  die  Kultgenossenschaft   der  'Idoveg  nach   dem 

der  hier  wie  in  Olus  Schwurgott  war.    Rh  au-  Kultnamen    ihres  Hauptschutzgottes  Poseidon 
kos   und  Priansos  prägten  Münzen  mit  sei-  no  ioctQog  =  Heiland. 

nem  Bild   oder  Dreizack  und  Schiff,   Bursian  1)  Die  Küste   der  Aegialia  (Achaja),   die 

Geogr.  2,  573.  562.      Overbeck,  Gr.  Kunstm.  3,  in    die   Gewalt    der  Achäer  geriet,    aber  von 

271.   318.   293.   296.      Von    Thera    aus    wurde  den'Dorern  ziemlich  unberührt  blieb,  war  mit 

um  630  v.  Chr.  Kyrene   gegründet  und  zwar  einer    Kette   von   Kultstätten    des    P.  besetzt: 

nicht  von  der  dorischen  Nachkolonie,  sondern  Patrae,  Rhion,  Aegion,   Helike,  Aegae, 

von  der    älteren  kadmeisch-minyischen,    deren  dazu   das   binnenländische  Pellene,   Paus.  7, 

chthonische    Heroen    Euphemos    in    Boeotien,  21,  7.  24,    2,    27,    12.      Münzen    von    Patrae, 

Eurypylos  in   Thessalien  heimisch   sind.     Der  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  2.  293.  296.    In  Rhion 


2845      Poseidon  (Kultus  v.  Sikyon  u.  Korinth)  Poseidon  (Kultus  von  Korinth)      2846 

(d.  i.  Vorgebirge),  das  an  der  achäisch-äto-  nach  brachte  hier  der  ionische  Poseidonsheros 
lischen  Meerenge  des  koriuthischen  Busens  Theseus,  von  Troezen  kommend,  dem  Gotte 
lag,  wurden  um  den  dortigen  P.-tempel  die  das  erste  Stieropfer,  das  nach  der  Einnahme 
'Pia  oder  'Pisia  geleiert  und  dem  Gotte,  und  Korinths  die  Dorer  übernahmen,  doch  blieb 
zugleich  dem  Theseus  von  den  Athenern  nach  dabei  den  Athenern  ein  Ehrenplatz  gewahrt, 
einem  Seesieg  geopfert,  Strab.  p.  33G,  Paus.  Dagegen  scheint  die  Wiederkehr  der  bei  der 
10,  11,  6.  Thuk.  2,  86.  Flut.  VII  sap.  conviv.  euböischen  Poseidonskultstätte  Geraistos  ge- 
19.  Gegenüber  bei  den  Lokrern  in  Antir-  legenen  Ortsnamen  Kromna  und  Lechaion  in 
rhion,  einer  korinthischen  Kolonie,  scheint  den  korinthischen  Poseidonsörtern  Kromna  und 
P.  gleichfalls  ein  Heiligtum  besessen  zu  haben,  10  Lechaion  und  vielleicht  auch  der  Kyklopen- 
Scyl.  per.  37.  Curtius  Peloponn.  1,  446.  Bar-  altar  des  isthmischen  Poseidonstempels  auf 
sian  Geoi/r.  1,  116.  Gehört  hierhin  die  &v6ia  die  nach  dem  Kyklopen  Geraistos  benannte 
v.al  TtavriyvQig  in  Plut.  sept.  sap.  conviv.  19?  minyisch-äolische  Südspitze  Euböas  zurück- 
Seine  Hauptstädte  waren  Helike  und  Aegae,  zuweisen,  Piniol.  37,  36 — 40,  wenn  den  Orts- 
schon  11.  8,  203.  13,  21,  Od.  6,  381  genannt.  angaben  der  Schul.  Aristoph.  Bitter  660  zu 
Aegae  verfiel  mit  der  Zeit,  Herod.  1,  145.  Paus.  trauen  ist.  Seit  587  v.  Chr.  wurde  das  Opfer 
7,  25,  7,  doch  wandelt  P.  noch  nach  Pindar  auf  Anordnung  Perianders  von  Korinth  in 
zur  Festzeit  von  Aegae  zum  Isthmos  hinüber,  jedem  zweiten  und  vierten  Jahre  des  olympi- 
Pind.  Nem.  5,  37.  Helike  aber  vereinigte,  ob-  sehen  Zyklus  und  zwar  im  April,  nicht  im 
gleich  die  herrschenden  Achäer  als  ihren  20  Herbst  (lasgebracht,  umgeben  von  gymnischenT 
Hauptgott  den  Zeus  Homarios  in  Aegion  ver-  hippischen  und  musischen  Spielen,  deren  Sie- 
ehrten, die  12  Gemeinden  der  ionischen  Aegi-  ger  ein  Kranz  aus  trocknem  Eppich,  otllvov 
aleia  und  später  Achajas  zur  Bundesfeier  des  %i]q6v,  nicht  aus  Epheu,  in  der  römischen 
P.  Helikonios,  Wegen  eines  Vergehens  gegen  Kaiserzeit  einer  aus  Fichtenzweigen  belohnte, 
P.  (Sp.  2814)  wurde  es  samt  dessen  Standbild  Unger,  Philol.  37,  1  ff.  '.».  Meinecke,  Anal. 
372  v.  Chr,  durch  Sturmflut  und  Erdbeben  ver-  Alex.  S.  37,  vgl.  O.  Müller,  Darier  1,  238.  Pro- 
schluugen,  Strab.  8  p.  384.  Biodor.  15,  49.  leg.  S.  271.  Buncker,  Gesch.  d. Altert.  5,  112  ff. 
Paus.  7,  24,  5  ff.  üverbeck,  Gr.  Kunst m.  3,  6,  55  ff.,  vgl.  Find.  0.  13,  33.  Nem.  6,  40. 
239.  Von  hier  ging  der  Dienst  des  Heliko-  Aristid.  Bh.  Orot.  1  p.  35.  Bind.  Schol.  Apoll. 
uischen  P.  nach  Athen  und  Mykale  über,  vgl.  30  Bhod.  3,  1240.  Philostr.  Iniag.  2,  16.  Am 
Paus.  7,  24,  5.  Isthmos  sollte  schon  Iason  die  Argo  dem  Gotte 

2)  Sikyon,  von  den  ägialeischen  Ioniem  geweiht  haben,  Bio  Chrysost.  37  p.  524. 
als  M7\yuovr\  begründet,  hatte  am  Hafen  ein  Apollod.  1,  9,  27,  und  wirklich  brachten  ihm 
Heiligtum  P's,  der  mit  der  Kelusa  den  siky-  die  Griechen  nach  ihrem  ersten  Persersieg 
onischen  Flufs  Asopos  gezeugt  hatte,  Paus.  2,  hierhin  die  erste  eroberte  Triere  und  nach  dem 
12,  2.  4.  Xenophon.  Hell.  7,  3,  2.  Polyaen.  5,  Sieg  von  Plataeae  eine  Kolossalstatue  des  P. 
16,  3.     Bursian.  Geogr.  2,  23.  Hier  gab  Themistokles  der  Flottenmannschaft 

3)  In  Korinth  kreuzten  sich  der  minyisch-  ein  Opfermahl,  und  in  Poseidons  altem  Strand- 
äolische  und  der  achäisch-ionische  Poseidon-  tempel  stimmte  man  darüber  ab,  wer  sich  im 
kult,  denn  am  Südhalse  des  Isthmus  wohnten  40  Perserkrieg  das  gröfste  Verdienst  erworben, 
in  der  vordorischen  Zeit  lonier,  der  Stadt  aber  Herod.  8,  123  ff.  9,  81.  Paus.  5,  23,  1  ff.  Flut. 
bemächtigten  sich  die  Aeolier,,  Thuk.  4,  42.  Malign.  40,  42.  Bei  den  Isthmien  erklärte 
Auch  wurde  der  korinthische  Poseidon-  und  im  Jahre  196  v.  Chr.  Flamininus  die  Freiheit 
Palaimonkult  vielleicht  vom  Dienste  des  phoe-  Griechenlands.  Poseidons  Haupttempel  lag 
nikischen  Sonnen-  und  Meergottes  Melikertes  hier,  mit  seinen,  seiner  Gattin  und  anderer 
(o.  Sp.  2790)  beeinflufst.  (Usener,  Die  Sint-  Meergottheiten  Bildsäulen  geschmückt,  Paus. 
flutsagen,  151.)  Wie  der  pythische,  olympische,  2,  1,  7,  andere  Heiligtümer  in  Kenchreae  und 
und  nenieische  Agon  scheint  auch  der  isth-  Lechaion,  wo  er  auch  Lechaios  hiefs,  Paus.  2, 
mische,  ursprünglich  ein  iitLracptog  aymv  2,  3,  hier  verbunden  mit  Aphrodite,  Flut.  VII 
zu  Ehren  eines  Heros  Melikertes,  Sinis,  50  sap.  conv.  21  p.  164  nach  v.  Wilamoivitz,  H  v- 
Skiron,  erst  später  den  Göttern  gefeiert  zu  mes  25,  225,  dazu  mehrere  Statuen  hier  und 
sein.  Der  Siegeskranz  war  Eppich  und  auch  in  Korinth,  Paus.  2,  2,  7.  2,  3,  4.  5,  vgl.  Oyer- 
der  spätere  von  Fichtenzweigen  gleicht  einem  beck,  Gr.  Kunstmyth.  3,  234.  240.  Von  Korinth 
Trauerzeichen,  Flut.  Thes.  25.  Schol.  Find.  kam  der  Kultus  nach  Syrakus,  das  der  Ko- 
Isthm.  p.  350  ff.  Paus.  8,  48,  2.  Bohde  Psyche  rinther  Archias,  flüchtend  vor  P's  Zorn,  im 
142.  P.  verdrängte  den  Melikertes  zwar,  nahm  8.  Jahrhundert  gebaut  hatte,  Plut.  ainator.  naiv. 
aber  dessen  Leichenfeier  mv  in  das  isthmische  2.,  Biodor,  Excevpt.  de  vivtitt.  p.  548  ff.  Nach 
Fest  auf.  Im  Streite  mit  dem  altkorinthischen  Ortygia  hatte  P.  die  ihm  von  Boreas  über- 
(äolischen?  Fleckeisens  Jb.  16,  165.  172.  Philol.  gebene,  von  Python  verfolgte  Leto  gebracht 
N.  F.  4,  618  ff.)  Helios  um  das  altkorinthische  60  (Sp.  2816).  Man  schwur  hier  bei  der  Histia 
Stadtgebiet  sprach  Briareos  diesem Akrokorinth,  von  Syrakus,  dem  olympischen  Zeus,  der 
dem  P.  aber  den  Isthmus  zu,  Paus.  2,  1,  6.  4,  (Hera?)  und  dem  Poseidon,  Kaibel  Inscr.  Grae- 
6.  (vgl.  Bd.  1,  Sp.  2025.  2,  Sp.  1105).  Der  Haupt-  cae  Siciliae  no.  7  =  G.  I.  G.  5367b.  Die  Ep- 
dienst  des  'Ia&nov  Ssanötas,  Isyll.  6,  7,  fand  onyme  einer  andern  korinthischen  Kolonie  des 
auf  dem  Isthmus  am  saronischen  Busen  bei  8  Jahrhunderts,  Kerkyra,  die  Asopostochter 
Kenchreae  (Kenchreios,  Kenchrios  sein  Sohn  Kerkyra  (s.d.),  war  eine  Geliebte  P's,  die  ihm 
Sp.  2828)  statt  und  war  nach  der  parischen  Phaiax  gebar,  Biod.  4,  72,  Paus.  5,  22,  6. 
Marmorchronik  ionischer  Herkunft.    Denn  dar-  Steph.   Byz.   s.  v    ®aia£.      Das    Gebrüll    eines 


2847    Poseidon  (Kultus  in  Megaris  u.  Troezen)  Poseidon  (Kulte  in  Attika)        2848 

(poseidonischen)  Stiers  meldete  den  Kerkyräern  405.  löpffer,  AU.  Geneal.  300,  ebenso  früh 
zahllose  Thunfische  an  (Sp.  2834).  Von  Korinth  Verehrung  genossen  haben  wie  bei  den  pelo- 
kam  der  Kultus  des  Gottes  auch  nach  Poti-  ponnesischen  Ioniern,  was  freilich  durch  Od.  3, 
daia  auf  der  Chalkidike,  deren  persische  Be-  "278:  Sovvtov  Iqov  .  .  .  &%qov  '4&rtvkov  aus  ver- 
lagerer, da  sie  sein  Heiligtum  mifsachtet  hatten,  schiedenen  Gründen  nicht  bewiesen  werden 
plötzlich  vom  Meer  verschlungen  wurden,  Herod.  kann.  Athen  nahm  teil  an  der  alten  Amphi- 
8,  129.  Münze  mit  dem  berittenen  P.  Overbeck,  ktyonie  von  Kalauria  (Sp.  2837).  Dazu  galten 
Gr.  Kimstmyth.  3,  317,     In  der  die  Eponymen  der  südöstlichen  Deinen  Attikas, 

4)  In  Megaris  hatte  die  Hafenstadt  Nisa  Sphettos  und  Anaphlystos,  für  eingewanderte 
ein  Poseidonion,  Thuk.  4,  118.  Bursian,  Geogr.  10  Söhne  des  ionischen  Troezen,  Bursian,  Geogr. 
1.  380.  Münze  der  beiden  im  7.  Jahrhundert  1,  346,  und  die  troezenischen  Könige  Aigeus, 
gegründeten  Kolonien,  Kalchedon  und  By-  seinem  Namen  und  seiner  Vaterschaft  nach 
zantion,  haben  Poseidonsbilder,  0.  Müller,  ein  herosierter  P.,  und  sein  oder  P's  Sohn 
Dorier  1,  120..  2,  168.  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  Theseus,  der  in  einem  und  demselben  Gedichte 
3,  294.  Der  Poseidontempel  in  Byzanz  wurde  des  Bakchylides  Poseidons  Enkel  d.  i.  Aigeus' 
zu  Konstantins  d.  Gr.  Zeit  in  die  Kirche  des  Sohn  und  Poseidons  Sohn  heifst,  brachten  den 
heil.  Menas  verwandelt,  V.  Schnitze,  Gesch.  d.  ionischen  P.  Helikonios  nach  dem  Hügel 
Untergangs   d.  griech.-röm.  Heidentums  2,  282.  von  Agrae  am  Hissos,  wo  auch  die  wahrschein- 

5)  Troezen,  (vgl.  Argolis  Sp.2838.  S.Wide  lieh  ebenfalls  von  Troezen  her  verhältnismäfsig 
d  sacris  Troezeniorum  usw.),  früher  Poseido-  20  spät  eingeführte  Demeter  Thesmophoros  ver- 
nias,  Strab.  8,  p.  373,  ist  neben  Helike  die  ehrt  wurde,  Bd.  2,  Sp.  1292. 1338.  Bekker,  Anecd. 
älteste  griechische  Kultstätte  Poseidons;  die  gr.  1,  326,  20.  Eustath.  ad.  II.  2  S.  361,  36. 
älteren  Münzen  zeigen  den  Dreizack,  die  spä-  Paus.  1,  14, 1.  Mommsen,  Heort.  19,  29.  Preller, 
teren  den  Kopf  des  Gottes.  Troezen  war  die  Ztschr.  f.d.  Altert.  1,835.  791.  Rhein.  Mus.  N.  F. 
Heimat  des  Aigeus  —  Poseidon  und  der  Aithra,  23,  174.  v.  Wüamowitz,  Kydathen  139.  E.  Cur- 
der  Gemahlin  oder  Geliebten  desselben,  der  tius,  Stadtgesch.  v.  Athen  39.  54.  So  grenzte 
Eltern  des  Theseus  Sp.  2793,  der  denn  auch  auch  vor  Troezen  der  Tempel  des  P.  Phytal- 
kurzweg  6  i>r](iiov  italg  heilst,  Lykophr.  Alex.  mios  an  ein  Heiligtum  der  Demeter  Thesmo- 
1324.  In  seiner  Nähe  lag  die  Geburtsstätte  phoros  (Sp.  2821),  vgl.  den  athenischen  Priester 
des  Theseus,  das  Genethlion,  Paus.  2,  32,  9,  30  des  P.  Phytahnios  einer  Sesselinschrift,  Gl.  A. 
und  zwischen  Troezen  und  Hermione  am  Flusse  HI  267.  An  der  heiligen  Strafse  in  Lakiadai 
Taurios,  der  Theseusstein  2,  32,  7.  Als  TL.  ßaai-  nahe  der  Kephisosbrücke,  wo  einst  Phytalos, 
Xsvg,  der  wohl  mit  dem  lloliov%og  bei  Plut.  ein  Rest  des  P.  Phytalmios  ?  Bd.  1,  Sp.  1323,  die 
Thes.  6  identisch  ist,  teilte  er  wahrscheinlich  Demeter  aufgenommen  hatte,  wurden  in  einem 
mit  der  Athena  Polias  und  Sthenias  nach  ihrer  Heiligtum  dieser  Göttin  und  ihrer  Tochter  auch 
Versöhnung  (Sp.  2833)  den  Besitz  der  Burg  P. ,  Athena  und  Zephyros  verehrt,  und  am 
innerhalb  der  Stadt,  Paus.  2,  30,  6.  Die  Ver-  Kephisos  reinigten  die  Phytaliden  den  unter 
bindung  mit  ihr  bezeugen  auch  troezenische  vielen  Kämpfen  von  Troezen  her  einwandernden 
Münzen,  S.  Wide,  Lakon.  Kulte  S.  40.  Vor  Theseus  von  vergossenem  Blut,  Paus.  1,  37,  2,  4, 
der  Stadtmauer  lag  das  Heiligtum  des  P.  40  vgl.  Bd.  2,  Sp.  1292.  Mannhardt,  Myth.  Forsch. 
'ht'Tc'duiog,  der  im  Zorn  mit  Salzwasser  die  Flur  259.  Mommsen,  Heortol.  441.  Töpffer,Att.  Geneal. 
verwüstet,  dann,  durch  Opfer  begütigt,  befruchtet  252.  Plutarch  bezeugt  nicht  nur  einen  gemein- 
hatte, darüber  das  Heiligtum  der  Demeter  Thes-  samen  Kult  des  P.  und  der  Demeter,  weil  Salz 
mophoros,  eine  Stiftung  des  Althepos,  Sohns  des  und  Brot  als  notwendigste  Nahrungsmittel  zu- 
P.  (Bd.  1,  Sp.  261.  2.  Sp.  1296),  Paus.  2,  32,  8,  vgl.  sammengehörten ,  in  einem  nicht  näher  be- 
_R.  Brown,  Semitic  influence  in  Hellenic  mytho-  stimmten  Tempel,  sondern  auch  als  verbündete 
logy  S.  103.  Auf  einen  P.  Geraistos  weist  Ackergottheiten  Zeus  Hyetios,  P.  Phytalmios 
vielleicht  die  troezenische  Geraistia  (Sp.  2794),  und  Demeter Proerosia,  d.h.  die  am Proerosien- 
auf  einen  P.  Genethlios  (Sp.  2826)  jenes  Ge-  fest  gefeierte  Demeter,  vgl.  Manul),  a.  a.  O.  258. 
nethlion  des  Poseidonsohnes  Theseus  hin.  Sei  50  Beim  Demetertempel  in  Kerauieikos  stand  ein 
es  als  Nebenbuhlerin  des  wohl  ursprünglichen  Reiterbild  des  P.  (?  Sp.  2815).  Mit  den  eleu- 
Vorortes  der  Kalaurischen  Amphiktyonie,  Her-  sinischen  Haloeu  der  Demeter,  Köre  und  des 
mione,  sei  es  als  streng  ionische  Stadt,  hatte  Dionysos  war  eine  Pompe  P's  verbunden,  Bekker, 
es  trotz  nächster  Nachbarschaft  keinen  Anteil  an  Anecd.  gr.  1,  385.  Mommsen,  Heortol.  320.322, 
diesem  Bunde.  Von  Troezen  ging  der  isth-  und  in  Eleusis  wurde  P.  als  IIuri]Q  und  zwar 
mische  (Sp.  -J846),  der  halikarnassische,  G. I.  G.  des  Ahnherrn  der  Demeterpriester  und  des 
2655,  und  ein  Teil  des  athenischen  Poseidon-  Hauptkämpfers  gegen  die  Erechtheiden,  des 
dienstes  aus  (s.  u.).  Auch  nach  Poseidonia  Eumolpos  (s  d.),  verehrt,  Paus.  1,  38,  6;  vgl. 
(Paestum)  brachten  die  aus  Sybaris  vertriebenen  Preller  in  Paulys  Encycl.  5,  557. 
Troezenier  seine  Verehrung,  und  die  Münzen  60  Wie  P's  Verhältnis  zur  Demeter,  ist  auch 
tragen  sein  Rofs,  Welcher,  Gr.  G.  2,  673.  Ooer-  das  zur  Athene  Polias  insofern  ganz  troezenisch 
heck,  Gr.  Kimstmyth.  3,  226.  gestaltet,  als  sie  und  er  zuerst  um  den  Besitz 

6)  In  Attika  wird  P.  namentlich  bei  den  des  Landes  stritten  und  die  Götter  oder  die 
Ioniern  der  Paralia  z.  B.  in  Sunion  oder  Pha-  alten  Landeskönige  zu  Gunsten  der  Athene  als 
leron,  dessen  Bewohner  später  mit  Phönikern  der  echten  Landesherrin  entschieden,  auch  in 
einen  Rechtsstreit  über  das  poseidonische  Attika  P.  mit  seinen  Fluten  gegen  die  Küste 
Priesteramt  hatten,  Dionys.  H.  de  Dinarcho  10.  tobte,  bis  eine  Versöhnung  erfolgte.  Aber  die 
Welcher,  G.  G.  1, 640.    Wachsmuth,  Stadt  Athen  altattische    Überlieferung    fügt    nun    den    Zug 


2849        Poseidon  (Kulte  in  Attika)  Poseidon  (Kulte  in  Attika)        2850 

hinzu,  dafs  P.  zuerst  mit  seinem  Dreizack  aus  zackstofses  gesehen  habe,  untersucht  Borr- 
dem  Felsen  der  Burg  eine  Salzquelle  hervor-  mann,  Mitt.  d.  athen.  Inst.  6,  1881,  372.  Wie 
stiefs,  Athene  aber  darnach  kam,  um  auf  dem-  so  oft,  trat  der  Gott  hier  einer  lokalen  Ge- 
selben  im  Pandrosion  den  ersten  Ölbaum  zu  staltung  feindlich  gegenüber.  Denn  Erechtheus 
pflanzen  und  darauf  den  Preis  von  den  Göttern  wurde  nicht  nur  vom  Sohne  P's,  Eumolpos 
erhielt,  •während  nach  späterer  Sage  Athene  (s.  d.),  von  Eleusis  her  in  seinem  Besitz  be- 
zum  Beweis  ihrer  Macht  sofort  vor  den  Göttern  droht,  sondern  auch  von  P.  selber,  indem  dieser 
durch  den  Wurf  ihrer  Lanze  den  Ölbaum  her-  dessen  Haus  überschwemmte.  Aber  einem 
vorzauberte  und  der  Salzquell  P's  entweder  Orakel  zufolge  empfing  darnach  der  agrarische 
als  Symbol  der  Seeherrschaft  gedeutet  oder  durch^io  Dämon  auf  dem  Poseidonaltar  vor  dem  Erech- 
die  Schöpfung  des  Pferdes  ersetzt  wurde,  wo-  theion  Opfer,  Apollod.  3,  15,  5,  vgl.  Welcher. 
rauf  jener  Schiedsspruch  der  Götter  oder  wohl  G.  G.  1,  637.  —  Ein  Sohn  des  athenischen 
besser  der  Landeskönige  erfolgte,  Herod.  8,  55.  Königs  Pandion,  Butes  (s.  d.  nr.  2),  wurde  der 
Apollod.  3,  14,  1.  3.  Paus.  1,  24,  3.  5.  26,  5.  Ahnherr  des  Geschlechts,  das  den  von  ihm  ein- 
Strab.  p.  396,  vgl.  Bd.  1,  Sp.  683.  Gerhard,  Abh.  geführten  gemeinsamen  Dienst  von  P.  und 
d.  Berl.  Akad.  1850  S.  163  ff.  185.  Curtius,  Athena  als  erbliches  Ehrenrecht  befafs,  Apoll. 
Stadtgesch.  v.  Athen  S.  24.  35ff.  151.  Robert-  3,  15,  1.  Harpocrat.  Bovxr\g.  'EtEoßovrddai. 
Preller4  1,  202  203.  Anm.  1.  Auf  der  Burg  Eustath.  ad  Riad.  1  S.  13,  50.  G.  I.  A.  II  1656 
blieben  der  verkümmerte  Stamm  des  Ölbaums  =  C.  I.  A.  III  302.  Bei  der  Feier  des  Athena- 
und  der  Salzquell,  Strab.  p.  396.  Poseidon  20  festes  der  Skirophorien  trug  der  Priester  des 
teilte  nun  mit  der  Athena  Polias  ihr  ältestes  P.-Erechtheus  in  der  Prozession  einen  grofsen 
Heiligtum  auf  der  Burg,  wie  wahrscheinlich  weifsen  Schirm,  Mommsen ,  Heortol.  S.  441. 
auch  in  Troezen  (Sp.  2847),  indem  er  bildlos,  Nach  Strabon  p.  397  hiefs  deshalb  Attika  bald 
sie  im  Bilde  zusammen  in  einer  Doppelcella  Athenai,  bald  Poseidonia.  Später  hatte  P.  noch 
des  Erechtheions  verehrt  wurden,  Dümmler,  andere  Heiligtümer  mit  Athena  gemein,  z.  B. 
R.  E.  2, 1950 ff.  Doerpfeld,  Mitt. 22,  159 ff.  Rhein.  eins,  in  dem  ein  Lethealtar  stand,  Plut.  Sympos. 
Mus.  51, 127.  53,  230 ff.  Die  Anknüpfung  dieses  9,  6,  ein  anderes,  mit  einem  Schatz  versehenes- 
Streits  an  die  Burgolive  möchte  Mannhardt  auf  dem  Kolonos  Hippios  als  P.  Hippios 
a.  a.  0.  S.  29  in  das  6.  Jahrh.  setzen,  in  dem  mit  der  Athena  Hippia,  C.  I.  G.  527.  C.  I.  A. 
die  fremde  Kunst  der  Veredelung  der  Obst-  30  I.  197.  Mtsber.  d.  Berl  Akad.  1873  S.  573. 
bäume  und  ihr  Anbau  namentlich  in  Attika  Soph.  Oed.  Col.  54.  Thukyd.  8,  67.  Paus.  1. 
zu  nationaler  Bedeutung  gedieh,  vgl.  Hehn,  30,  4.  Plut.  Thes.  36.  C.  F.  Hermann,  de  sacris 
Kulturpflanzen  95.  Wesentlich  unterscheidet  Coloni.  Müller,  Aeschyl.  Eumen.  S.  170.  Auch 
sich  der  athenische  Poseidon  -  Athenarnythus  Sunion  war  der  Athena  und  dem  P.  geweiht, 
vom  troezenischen  dadurch,  dafs  P.  nach  dem  der  hier  einen  Tempel  hatte  und  durch  eine 
Kampfe  neben  der  Göttin  des  Erechtheions  als  penteterische  Regatta  geehrt  wurde,  C.  1.  A. 
II.  'EQti&ivg  verehrt  wurde  und  zwar  nach  einer  1.196.273.  Herod.  6,  87.  Howiägarog  Aristoph. 
Weihinschrift  schon  des  5.  Jahrhunderts.  Im  Ritter  560,  vgl.  Preller*  1,  473.  485.  Mommsen, 
P.  Erechtheus  steckt  ein  allen  andern  Posei-  Heortol.  S.  27.  197.  Nach  dem  Siege  von 
dondiensten  fehlender  Lokalgott  der  älteren  40  Salamis  wurde  hierhin  eine  phönikische  Triere 
attisch-ionischen  oder  minyischen  oder  pelas-  gebracht,  Herod.  8,  121.  Auch  unter  seinen 
gischen  Bevölkerung,  Ed.  Meyer,  Philol.  N.  F.  wie  anderer  Götter  Schutz  war  eine  laurische. 
2,  48,  486.  Studniczka,  Kyrene  S.  62ff.  Sein  Silbergrube  gestellt:  IIoaEiScovia-Kov,  iiti  Sowie» 
Name  fStofser,  Schläger,  Brecher'  von  tQt%&co,  IIoasidcovLay.ov ,  C.  I.  G.  162,  Tempelschatz, 
deutet  auf  das  Zerreifsen  der  attischen  Küste  C.  I.  A.  1,  196.  207.  273.  Nach  der  parischen 
durch  die  Wellengewalt  und  gehörte  wohl  Marmorchronik  ep.  3  begann  nach  der  Urzeit, 
einem  der  vielen  dämonischen  Prototypen  des  des  Kekrops  und  Deukalion  ein  anderer  Streit 
P.  und  zwar  des  P.  Gaieochos  an,  vgl.  Preller  P's  mit  einer  andern  attischen  Gottheit,  Ares. 
I4,  203,  während  Usener,  Götternamen  S.  140  Dieser  hatte  jenes  S.  Halirrhothios  (s.  d. 
in  ihm  einen  cBrecher'  sieht,  der  ebensogut  50  Sp.  2831),  dessen  Name,  übrigens  wohl  erst  dem 
den  Erdschollen,  die  er  fruchtbar  macht,  wie  Zeitalter  der  Orphiker  und  des  Aeschylos  an- 
den  Meereswellen  gelten  könne.  Darum  ist  gehörend  (Mannhardt,  A.  W.  F.  S.  29),  auch 
auch  Erechtheus  in  Athen  der  Vater  der  stür-  als  Beiname  P's  vorkommt  (Schol.  Pind.  O.  11, 
mischsten  Nereide  Oreithyia  (s.  d.  no.  2).  Bald  83),  getötet,  weil  er  seiner  Tochter,  der  Quellen- 
verschmolzen beide  Namen  zu  II.  'EQtx&svg,  nymphe  Alkippe,  Gewalt  angetan  hatte,  und 
Athenag.  leg.  1.  Hesyeh.  s.  v.  'Epf^av.  Vit.  wurde  deswegen  von  P.  verklagt,  jedoch  von 
X  or.  843  B  G.  C.  I  A.  I  387,  bald  werden  sie  den  12  Göttern  auf  dem  Areopag  freigesprochen- 
nebeneinander  gerückt:  ö  IsQtvg  H.  rairß%ov  ^s.  o.  Ares  Bd.  1  Sp.  484).  Nach  andern  schlug 
y.ai  'EQ£%fr£(ag,  C.  1.  A.  276.  805,  aber  auch  6  Halirrhothios  fehl,  als  er  Athenas  heiligen  Öl- 
isQivg  LJ.  'EQ&%&hog  Fß/rjö^or,  C.  I.  A.  III  805.  60  bäum  umhauen  wollte,  traf  seinen  eigenen  Fufs 
Auch  Pausan.  1,  26,  5  hielt  beide  auseinander.  und  starb  (vgl.  Mannhardt  a.  a.  O.  S.  28).  Un- 
Vgl.  den  IT.  'EQi^ovtog,  Apollod.  3,  15,  1.  verknüpft  mit  Athena  und  Demeter  waren  der 
Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  S.  12.  Den  vom  Eteobutaden  Lykurg  gestiftete  ccycov  Ho- 
Salzwasserbrunnen  nannte  Apollod.  3,  14,  1,  2  ottdüvog  im  Peiraieus,  der  mit  kyklischen 
fräXccaacc  'Egey^r^g,  deren  Lage  im  Tempel  der  Chören  ausgestaltet  war,  Plut.  X  oratt.  7,  13, 
Athene  Polias  nicht  festzustellen  ist.  Ob  die  vgl.  Mommsen,  Heortol.  S.  189,  und  die  länd- 
Legende  in  den  drei  Spalten  unter  der  Nord-  liehen  weinlosen  dem  Uoas idiavi  %au<xi£rjXo> 
haue   des  Erechtheions   die   Spuren   des   Drei-  (Sp.  2822)   dargebrachten   Opfer,    die    auf  den 

Boschek,  Iiexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    HI.  90 


2851        Poseidon  (Kulte  in  Attika)  Poseidon  (Kulte  in  d.  ionisch.  Kol.)      2852 

8.  Poseideon  fielen,  I.  C.  A.  III.  77,  vgl.  Mommsen  sehende  Stellung  des  delischen  Apollon  hinder- 
a.  a.  0.  S.  40.  323.  Ihm  war  ja  der  6.  etwa  lieh.  Doch  nannte  ihn  Eurip.  Tro.  48 ff.  wohl 
unserm  Dezember  entsprechende  Monat  IIoGei-  mehr  im  homerischen  Sinne  (Sp.  2800)  xbv 
dswv  geweiht,  hinter  dem  der  attische  Kalender  yivsi  uy%i6tov  narQog  (der  Athena)  ^iyav  rs 
im  Schaltjahr  sogar  noch  einen  andern  IJoosl-  Ski^ov'  iv  %tolg  t&  zI^llov  und  Aristoph.,  Bitter 
öscov  einschob,  Grimm,  G. D.S.  111.  In  den  Rofs-  562  scherzhaft  den  Lieblingsgott  der  Athener 
und  "Wagenspielen  und  der  Regatta  der  Pana-  zur  Zeit  des  Pyloszugs.  Während  Solon  als 
thenäen  ist  vielleicht  eine  Einwirkung  des  mit  Staatsschwurgötter  Zeus,  Apollon  und  Demeter 
dem  Athenakult  so  eng  verknüpften  Poseidon-  vorschrieb,  ist  im  Heliasteneid  neben  Zeus  und 
kultes  zu  verspüren,  Mommsen  a.  a.  0.  S.  34.  38.  io  Demeter  P.  Schwurgott  bei  Demosth.  XXIV 
197.  —  Auf  dem  Westgiebel  des  Parthenon  151,  auch  im  Demos  Aixone,  Lolling,  3Iitth.d. 
i's.  Sp.  28(51  f.)  trifft  P.  in  höchster  Erregung  mit  ath.  Inst.  4,  1879,  202,  in  Kephisia,  C.  I.  A.  3, 
Athena  zusammen,  auf  dem  Ostgiebel  sitzt  er  815.  Ferner  werden  als  Schwurgötter  im  Ver- 
ruhig unter  den  Göttern,  unter  denen  Athena  trag  Athens  mit  Keos  im  J.  363  Zeus,  Athena, 
zum  ersten  Male  auf  dem  Olymp  erscheint;  im  Poseidon  und  Demeter  und  mit  einem  Thraker- 
östlichen Cellafries  thronte  der  attische  Götter-  fürsten  im  J.  359/8  Zeus,  Helios,  Poseidon, 
verein  von  12  Göttern,  darunter  P.  und  Apollon  Athena  und  Ares  angerufen,  C.  I.  A.  2,  66b. 
(unt.  Abb. 15) neben  einander,  Welcher, G.G. 2, 173.  Dittenberger,  Sylt.  nr.  79.  89,  vgl.  Mitth.  d. 
Overbeck,  Gr.  Kunstm.  3,  235.  Auf  dem  Markte  ath.  Inst.  2,  152.  Preller  l4,  110.  In  der  jungen 
errichtete  der  jüngere  Peisistratos,  des  Hippias  20  athenischen  Kolonie  Thurii  hiefs  II.  ügöcpav- 
Sohn,  einen  Zwölfgötteraltar,  Herod.  2,  7.  zog,   Tzetz.  Lykophr.  522. 

6,  108.  Thuk.  6,  54,  auf  dem  wahrscheinlich,  7)  Mächtig  breitete  sich  der  ionische  Po- 
wie  auf  der  Ära  Borghese,  Poseidon  und  De-  seidonkult  über  die  Kykladen  und  weiter 
meter  zu  einem  Paar  gruppiert  waren,  vgl.  über  die  kleinasiatische  Westküste  aus. 
Welcher,  G.  G.  2,  163.  Preller  l4,  llOff.  Im  Keos  beschwört  einen  Vertrag  mit  Athen 
städtischen  Kerameikos  gefundene  Bruchstücke  auch  bei  P.  (s.  oben),  Syros  verehrt  den  P. 
eines  Zwölfgötteraltars  scheinen  Poseidon  zwi-  'i6cpdXeiog,  C.  I.  G.  2374h,  auf  Mykonos  (s. 
sehen  Artemis  (?)  und  Aphrodite  zu  stellen,  oben)  opfert  man  am  12.  Poseideon,  des  dor- 
Mitt.  d.  ath.  Inst.  4,  Taf.  20  S.  337.  Hinter  tigen  ersten  Monats,  dem  P.  Teiievirwg  einen 
der  Stoa  basileios  im  Kerameikos  lag  eine  30  weifsen  Widder,  dem  P.  (friniog  für  den  vom 
andere  Stoa,  geschmückt  mit  einem  die  12  Meer  ausgeworfenen  Seetang  (rö  (pvxog)  ein 
Götter  darstellenden  Gemälde  Euphranors,  der  weifses  Lamm  und  selbigen  Tags  der  Demeter 
nach  Valerius  Maximus  VIII  11,  5  den  P.  mit  Xlor\  zwei  Schweine,  Dittenberger,  Syll.  no.  373 
dem  höchsten  Aufgebot  seiner  Kraft  so  er-  (s.  0.  Bd.  II,  1302).  Sein  Fest  hiefs  IIogIShcc, 
haben  darstellte,  dafs  es  ihm  nicht  gelang,  Hofs,  Inscr.  gr  ined.  H  n.  145.  Auch  auf  De- 
seinen  Zeus  über  jenen  zu  steigern,  Paus.  1,  3.  3,  los,  das  von  P.  aus  der  Meerestiefe  gehoben 
vgl.  Overbeck,  Gr.  Kunstm.  3,  239.  Zweifelhaft  war  und  ihn  ' ''  lTt%r\yixr\g  (Sp.  2825),  auch  ccl'atog 
ist,  ob  die  unweit  des  Demetertempels  im  Kera-  und  den  Aegaeischen  nannte,  hatte  er  einen 
meikos  errichtete,  von  Pausanias  dem  P.,  in  Tempel  und  Poseidoniasten ,  G.  1.  G.  2271. 
ihrem  Epigramm  aber  einem  andern  zuge-  40  2331  ff.  Verg.  Aen.  3,74.  Dittenberger,  Syll. 
schriebene  Statue  eines  Reiters,  der  auf  einen  n.  250 ;  vgl.  seinen  mit  Amphitrite  gemeinsamen 
Giganten,  Polybotes  (Sp.  2815),  seinen  Speer  Tempel  und  seine  Feste  auf  Mykonos,  Syros 
schleudert,  wirklich  dem  Gotte  galt?  Mikon  und  Tenos.  Tfjvog  ist  nach  Gilbert,  G.  G. 
hatte  auf  dem  dritten  Bilde  des  Theseion  den  S.  445  f.  Stätte  des  Tfjv  =  df\v,  d.  h.  Poseidon, 
Theseus  gemalt,  wie  er  aus  der  Tiefe  tauchte,  und  sein  dortiger  Beiname  iargög  (Philochoros 
durch  den  Goldkranz  der  Amphitrite  als  184.  Clem.  Protr.  p.  26)  bedeutet  den  Schutz- 
Sohn  des  Poseidon  beglaubigt,  Paus.  1,  17,  3.  gott  der  'Iccovtg,  für  die  alle  der  Poseidonkult 
Hesych  führt  einen  II.  Kvvdör\g  und  einen  71.  auf  Tenos  verbindend  gewesen  sei  wie  der 
'Elärng  für  Athen  an.  Kvväöng  kann  aber  Apollkult  auf  Delos.  Allerdings  waren  hier 
nicht,  wie  B.  Brown,  Semitic  influence  in  Hei-  50  Poseidon  und  Amphitrite  in  zwei  Kolossal- 
lenic  mythology  S.  102  meint,  den  verächtlichen  statuen  dargestellt.  Sein  herrlicher  Haintempel 
Sinn  ''hundsköpfig'  oder  'unfrei,  niedrig'  haben.  aufserhalb  der  Stadt  enthielt  grofse  Speise- 
Auch  Herakles  heifst  Kynadas,  vgl.  Bd.  2  Sp.  räume  für  die  Festgenossen  der  Poseidonia, 
1704.  Doch  stand  P.  in  Attika  wohl  immer  Strab.  10  p.  487.  Tacit.  ann.  3,  63.  C.  I.  G. 
hinter  den  andern  grofsen  Göttern,  von  der  2329 — 2334.  Preller,  G.  M.  I4,  579.  Münzen 
hier  minder  angesehenen  Hera  abgesehen,  zu-  Overbeck,  Gr.  K.  3,  238.  293.  351.  Skyros 
rück,  selbst  hinter  Hermes  und  Hephaistos.  war  als  Todesort  des  Theseus  ein  Mittelpunkt 
Nur  in  seiner  Verbindung  mit  Athena  und  des  Poseidonmythus.  Aniorgos  verehrte  P. 
Demeter  gelangte  er  zu  höherer  Bedeutung,  neben  Zeus  und  Hera,  Mitth.  d.  ath.  Inst.  1, 
doch  war  er  auch  darin  mehr  ein  nicht  ganz  60  1877,  330.  Um  Naxos  stritt  P.  mit  Dionysos, 
erfolgreicher  Nebenbuhler,  als  ein  gleiehbe-  Flut.  Quaest.  conv.  IX  6  p.  741.  Die  Inschrift 
rechtigter  Genosse,  wie  er  denn  auch  im  von  los:  Aio  ....  ^vxaXyu'no  bei  Bo/'s,  Inscr. 
eigentlichen  Innern  der  Stadt  kein  eigenes  gr.  ined.  II  nr.  87,  vgl.  Boeckh.  C.  I.  A.  n 
Heiligtum  besessen  zu  haben  scheint,  Gerhard  S.  1084  geht  doch  wohl  auf  Dionysos  und  nicht 
■a.  a.  O.  S.  163  Anm.  27.  39.  Erst  seine  retten-  auf  P.  (Sp.  2848).  An  der  kleinasiatischen 
den  Thaten  im  Perserkrieg  verschafften  ihm  Küste  scheint  in  der  Stadt  Halikarnassos, 
höheres  Ansehen  (Sp.  2810),  doch  war  ihm  im  obgleich  sie  der  dorischen  Heptapolis  ange- 
attischen   Seebund    ohne    Zweifel   die    beherr-  hörte,    ionischer    Charakter    vorgeherrscht    zu 


2853     Poseidon  (Kulte  in  anderen  Kolonien)  Poseidon  (in  der  Kunst)          2854 

haben  nach   dem  Verzeichnis   der  Priester  am  Gr  K.  3,  321.     Fremdartiger  war  wohl  der  in 

dortigen  Heiligtum   des  P.  Isthmios   aus    dem  einem  mit  einem  xvua  versehenen  Tempel  ver- 

2.  oder  1.  Jahrh.  v.  Chr.    C.  I.  G.  2655.  Bitten-  ehrte    karische    Zenoposeidon,    C.  I.  G.   2700. 

berger,  Sylt  372.     Der  7.  Poseidonpriester  war  Athen.  2,  15  p.42.  8,  18  p.337(=Zeus  Osogos?) 

der  Gründer    der  Stadt,    Anthas   aus  Troezen,  in  Mylasa,  Paus.  8,  10,  3,  vgl.  Welcher,  G.  G. 

0.  Müller,  Borier  1, 107  ff.  403.  2,  52<> :  Buncker,  1,  641.    Münzen  zeigen  ein  Rofs,   Welcher,  G.  G. 

Gesch.  d.  A.b  5,  92.  236.     Mayer,  Giganten  139.  2,  674,  eine  stellt  ihn  dar  in   der  Linken  den 

Etwas  weiter  nördlich  entfaltete  sich  mächtig  Adler,   in  der  Rechten   den  Dreizack,   zu  den 

der  Dienst  des  aus  Helike  (Sp.  2845)  stammen-  Füfsen  einen  Seekrebs,  Preller,  G.  M.  I4,  581. 

den    P.     Helikonios     in     den    zwölf    ionischen  io  Auf  unsicherer   Ergänzung   des ~\vi  Ku- 

ßundesstädten   Kleinasiens    und   in   den  Stier-  g£coi  beruht  die  Deutung  der  Inschrift  aus  dem 


r^ 


opfern    der    Panionien    auf    dem    Vorgebirge  bithynischen  Lop odion  auf  ein  Poseidonopfer, 

Mykale,  Herod.  1,  148.    Biod,  15,  49.     Schal  vgl.  Kaseos  und  Zeus  Kasios  (Bd/2,  Sp.  970.  972). 

11.  20,  40.  C.I.  G.  2909.  Preller,  Gr.  M.  1\  579.  In  Afrika  prägte  Alexandria  Münzen  mit 

Buncker,   G.  d.  A.5  5,  196.  199.     Am  frühesten  P.  Isthmios,  Overbeck,  Gr.  K.  3,  416.    Kyrene 

scheint    ihn    hier    Priene    verehrt    zu    haben,  (Sp.^2844). 

das  die  Verwaltung  des  Opfers  beanspruchte,  Über  Syrakus    s.  Sp.  2846.     Unsicher    ist 

Strab.  8  p.  384.   14  p.  639,   dann  nahmen  Mi-  das    hochgeehrte    Heiligtum,    das    sein    Sohn 

let,    Myus,    Ephesos    Teil,    ferner    Chios,  Orion  ihm  an  der  Meerenge  zwischen  Sizilien 

Samos,  Erythrae,  Teos,  Kolophonu.s.w.,  20  und  Italien  auf  dem  Vorgebirge  Peloron  bei 

aber    nicht    Smyrna.     P.   Helikonios    tritt    be-  Rhegiuin  gestiftet  haben  sollte,  Biodor.  4,  85, 

sonders  in  Milet  hervor,    das   der  wahrschein-  vgl.  Preller,  G.M.  I4,  4M.    Tarent  (Sp.  2844). 

lieh  in   Ionien   zu   einem   Sohne  P's   gemachte  Poseidonia   (Paestum)    in  Lukanien  empfing 

Kodride  Neleus  gründete,  und  wo  er  auf  dem  seinen  Dienst  von  Troezen,  das  auch  den  Na- 

Poseideion   einen   Altar    errichtete    (Bd.  3,  Sp.  men   Poseidonia    führte.     Die    Münzen    stellen 

111  ff.).     Über   den   P.  in  Teos  Paus.  7,  24,  5;  ihn  mit  einem  Dreizack,  auch  wohl  mit  einem 

Samos  Strab.  14  p.  637,  vgl.  Paus.  7,  4,  1,  hier  Seedrachen  dar,  Preller,  G.  M.  I4,  595.    Schon 

auch  'Kita-Ktcilog  Hesych;   Chios  Paus.  7,  4,  8.  vor  dem  ersten  römischen  Lectisternium  grie- 

Strab.  14  p.  645.  Bull.  d.  corr.  hell.  3,1879,323;  chischer  Götter  399  v.  Chr.  war  der  Poseidon- 
P.  Phytalmios   in   Erythrae  Bittenberger ,   Syll.  30  kult   vermutlich    aus    Tarent    oder   Poseidonia 

370,  30.     Als    das    Opfer   von    Mykale   verlegt  nach  Rom  gebracht  und   hier  staatlich  aner- 

werden  sollte,  opferten  die  Ionier  am  Mutter-  kannt  worden  (s.  Neptunus  Sp.  203). 

altar   zu    Helike    im   J.  373  v.  Chr.  (Sp.  2845).  [E.  H.  Meyer.] 
Es  wurde  nach  Ephesos  übertragen,  Biod.  15, 

49.  C.  I.  G.  3028.   und  ging  zuletzt  im  Dienst  Poseidon  in  der  Kunst. 

der    Artemis    auf(?),    K.  F.  Hermann,    Gottes-  Material:    Overbeck,  Griech.  Kunstmytho- 

dienstl.  Alterth.  §  66,    doch   dauerte    der  Bund  logie  3,  2.  S.  209—406;   Atlas  Tat*.  11—13.   — 

der  12  oder  vielmehr  13  ionischen  Städte  unter  Müller -Wieseler -Wemicke,  Bkm.4  2,  Taf.  12 — 

Milets   Leitung  noch    lange    fort,    Marquardt,  16;  S.  141 — 196.    —    Beinach,  Bep.  de  la  sta- 

Röm.  Alterth.  4,  187.    Poseidondienst  zu  Ephe-  40  tuaire   2,   S.  27 — 30;   3,   S.  10;    Bep.   des  vases 

sos    bezeugen    aufser   C.  I.  G.  3028    Collect,   of  2,  Index  s.  v. 

anc.  greek  inscr.  Neivton  III  nr.  426.  427;  die  Wenn  in  Kult  und  Sage  Poseidon  schon  nicht 
jugendlichen  Weinschenken  an  seinem  Fest,  die  gleiche  Bedeutung  hat,  wie  sein  älterer 
den  TavQta,  hiefsen  Tuvqoi  ,  Gtihl,  Ephesiaca  Bruder  Zeus,  so  tritt  er  in  der  bildenden  Kunst 
122.  Athen.  10  p.  425  c.  Eine  Münze  77.  kßcpd-  noch  mehr  hinter  jenem  zurück.  Das  liegt  zum 
hog  Overbeck,  Gr.  K.  3,  316.  Auch  in  der  alt-  Teil  an  der  geringeren  örtlichen  Ausdehnung 
milesischen  Kolonie  Kyzikos  feierte  man  das  seiner  Verehrung,  zum  Teil  daran,  dafs  die  Orte 
l'oseidonsfest  der  Tccvqmx,  wonach  ein  Monat  seiner  Hauptkulte  nicht  gleichzeitig  die  Sitze 
Taureon  hiefs.  Die  isQonoicä  an  der  Synode  selbständiger  Kunstschulen  waren  (Korinth, 
dieses  Taureon  wurden  Q-cxXccg gi oci  genannt,  50  dessen  Poseidontypen  wir  am  besten  kennen; 
Welcker,  Gr.  G.  2,  674.  Münze  Overbeck,  Gr.  Arkadien;  Boiotien;  Unteritalien.  Die  Kunst 
K.  3,  321.  In  Phanagoria  an  der  Maeotis  der  kleinasiatischen  Küste  ist  zu  wenig  be- 
wurde der  Gott  in  einen  sarmatischen  P.  ver-  kannt,  um  ein  Urteil  zu  erlauben).  —  In 
wandelt,  C.  I.  G.  2123.  der  älteren  Zeit  schliefsen  sich  die  Poseidon- 
in weniger  sicher  nachweisbarem  kolonialen  darstellungen  vollkommen  an  die  allgemeinen 
Verbände  stehen  die  kleinasiatischen  Kulte  in  Typen  der  grofsen  Götter,  namentlich  des  Zeus 
Patara  in  Lykien:  77.  'Edgaiog  Journ.  of  hellen.  an.  Auch  die  phidiasische  Zeit  schafft  noch 
stud.  10,  81,  wohl  =  kocpdXiog;  im  Delta  kein  individuell  durchgearbeitetes  Ideal.  Erst 
Xanthi  C.I.  G.  4267.  4411;  bei  Aegae  in  die  Bildungen  des  4.  Jahrhunderts  und  die 
Kilikien  77.  kacpäXtog  und  Aphrodite  Euploia,  60  der  hellenistischen  Zeit  werden  dem  beson- 
C.  I.  G.  4443,  beide  verbunden  auch  in  Ponti-  deren  Charakter  des  Gottes  ganz  gerecht, 
k  ap  a i  o n ,  Latyschew,  Inscr.  or.  sept.  Ponti  Eux. 

2,  25;  in  der  Binnenstadt  Apameia  in  Phry-  L   Die  ältere  Kunst  und   die  Epoche  des 

gien,  das  ihn  nach  Strab.  12  p.  579  wegen  der  Phidias. 

Erdbeben   verehrte  und  nach   dem   Sohne  P's  Wesen  und  Handlungen  des  Poseidon  sind 

Kelainos    auch    Kelainai    hiefs ,     Usener ,    Bie  nicht  so  besonderer  Art,  dafs  die  altertümliche 

Sintflutsagen  50.    Ankyra  in  Phrygien  prägte  Kunst    die    Anregung    zu    individuell    durch- 

Münzen    mit   P.    in    der    Kaiserzeit,    Overbeck,  gebildeten    Darstellungen    daraus    hätte    em- 

90* 


2855     Poseidon  (Attribute;  Dreizack)  Poseidon  (Formen  des  Dreizacks)     2856 

pfangen  können.  Vielmehr  entsprechen  seine  dafs  der  Darstellung  der  Typus  des  steinheben- 
älteren  Bilder  völlig  den  Vorstellungen,  welche  den  Theseus  zu  Grunde  liegt.  —  Ferner  ge- 
sich  diese  Epoche  im  allgemeinen  von  einem  braucht  Poseidon  den  Dreizack,  der  ja  gelegent- 
im  Mannesalter  stehenden  olympischen  Gotte  lieh  auch  in  Wirklichkeit  im  Kriege  benutzt 
macht.  Die  Unterscheidung  von  Zeus,  Dio-  wurde  (Wieseler,  de  usu  trid.  8),  als  Waffe 
nysos  u.  a.  geschieht  nur  durch  äufserlich  zu-  gegen  die  Giganten  (Overbeck,  Atlas  12,  25 — 27. 
gefügte  Attribute;  ebenso  sind  die  Situationen,  13,  1.  Elite  3,  12).  In  der  Regel  führt  er  ihn 
in  denen  Poseidon  erscheint,  meist  die  allge-  aber  wie  ein  Szepter  und  allgemeines  Ab- 
mein typischen  (Auffahrt,  Gigantenkampf,  zeichen,  das  er  sogar  bei  Liebesverfolgungen 
Liebesverfolgung);  auch  das  einzige  monumen-  10  nicht  aus  der  Hand  läfst  (arj^alov  roü  ftsov 
tale  Bild  archaischer  Zeit,  das  wir  besitzen,  Aisch.  Hiket.  218.  öoqv  x.al  Gy.f\nxoov  Schol. 
ist  nur  eine  Variation  des  allgemeinen  „Apollonu-  Ilias  13,  59). 
typus.  Die    Form    des    Dreizacks    ist    in    der 

Die  Attribute   des  Poseidon   sind   Drei-  Hauptsache   stets    dieselbe:    ein   etwa   manns- 

zack  und  Fisch;  eine  Erweiterung  der  Charak-  langer   Schaft,    an  dem   oben   eine   dreiteilige 

terisierung  findet  gelegentlich  durch  Tiere  (Stier,  Gabel  sitzt.     In  den  Einzelheiten  kommen  je- 

Pferd)  oder  durch  Meerwesen  statt.  Schiffsteile  doch   grofse   Verschiedenheiten   vor,    die    zum 

kommen  erst  seit  der  hellenistischen  Zeit  vor.  Teil   spielende  dekorative  Fortbildungen  sind, 

Der  Dreizack  —  rgiaiva,  rgiödovs,  l%&v-  zum  Teil  jedoch  zweifellos  darauf  zurückgehen, 
xevTQOv  (Poll.  10,  133),  tridens,  fuscina  —  ist  20  dafs  die  Künstler  an  den  wirklichen  Fischer- 
ursprünglich die  Fischerharpune,  mit  der  na-  harpunen  diese  Varianten  sahen, 
mentlich  Thunfisch  und  Delphin  (Wieseler,  de  Die  einfachste  Form  ist  die  Gabel  mit 
usu  tridentis  14),  aber  auch  kleinere  Seetiere  rechteckig  angesetzten  geraden  Zinken  ohne 
gespiefst  werden,  und  die  noch  heutzutage  in  Widerhaken  (Overbeck,  Atlas  13,  6;  10,  15. 
südlichen  und  nördlichen  Meeren  in  Gebrauch  12,  8).  Manchmal  ist  der  mittlere  Zinken  et- 
ist.  Der  Speer  hat  zwei  Nebenzacken,  um  das  Ab-  was  länger  (11,  19;  21;  23;  26.  12,  2;  9;  12. 
gleiten  vom  runden  Leibe  glatthäutiger  gröfserer  13,  2;  3;  8).  Bisweilen  krümmen  sich  die 
Fische  zu  verhüten.  Der  Dreizack  wird  von  beiden  äul'seren  Zinken  nach  aufsen  (ebda, 
einer  ganzen  Anzahl  von  Göttern  und  Dämonen  11,  18;  26.  12,  25.  13,  1;  2),  seltener  ist  der 
geführt,  die  z.  T.  lose  oder  gar  nicht  mit  dem  30  verbindende  Querstab  nicht  gerade,  sondern 
Meere  in  Beziehung  stehen  (Stephani,  Compte  rund  gezeichnet  (13,  7.  Elite  3,  14).  In  der 
rendu  de  St.  Pe'tersbourg  1866,  90  f.  Wieseler,  Regel  tragen  die  Zinken  lanzenblattähnliche 
de  vario  usu  tridentis;  de  diis  Graecis  Roma-  Spitzen  (11,  17),  die  auf  den  sorgfaltiger  ge- 
nisque  tridentem  gerentibus,  zwei  Göttinger  zeichneten  Vasen  stets  mit  Widerhaken  ver- 
Univers.-Progr.  1872).  Poseidon  führt  ihn  sehen  sind  (11,  16;  23;  24.  12,  2  ff.).  Oft  sind 
ursprünglich  als  Herr  und  Jäger  der  Fische  dabei  die  mittleren  Haken  doppelseilig,  die 
{Aischyl.  Septem.  131.  Lukian  piscator  47.  äufseren  blos  einseitig,  was  zweifellos  auf  Be- 
Anthol.  6,  38.  Varro  de  r.  r.  3,  17,  2)  und  als  obachtungen  an  Fischerhaken  zurückgeht.  (11, 
Gott  der  Fischer,  der  ihnen  zu  gutem  Fang  18;  22.  12,  1;  4—6;  14.  13,  3;  4;  14).  Auf 
verhilft  (sf.  Vasenbild,  Elite  ceram.  3,  14:  40  schwarzfigurigen  Vasen  finden  sich  bisweilen 
Herakles  angelnd,  dabei  Poseidon  und  Hermes,  am  Schaft  dicht  unter  der  Gabel  eine  oder 
alle  drei  drollig  auf  Klippen  im  Meer  sitzend).  mehrere  kleine  Querleisten  oder  Scheibchen, 
Im  gleichen  Sinne  trägt  der  Gott  einen  Fisch  sei  es  zur  Verstärkung  oder  zur  Verzierung 
in    der  Hand   (s.  u.).    —    In   Erweiterung   der  (11,  17 — 19;  24). 

ursprünglichen   Bedeutung  wird   der  Dreizack  Dekorative  Fortbildung  ist  es,  wenn  statt  der 

zum    Symbol    der    Macht,    mit    dem    Po-  lanzenartigen  Spitzen  blumen-  oder  blattartige 

seidon  als  wohlthätiger  Gott  die  Quelle  aus  Gebilde  gesetzt  werden  (sf.  Vase  Atl.  11,  15). 

dem    Felsen    springen    läfst    (Hygin  fab.   169.  Besonders  häufig  ist  dies  auf  den  korinthischen 

Vase   Abb.  8  =  Gerhard,  A.  Kl,   11,   2   =  Pinakes  der  Fall  (Furtwängler,  Berliner  Vasen, 

Elite  ceram.  3,  18    ==    Overbeck,  Atlis  13,   6;  50  348.    387    vollständige    Lotosblume.    447.   450. 
in  der  Wiedergabe  bei   Gerhard  ist   das   her-       471.  802.  803.  811.  «38.  843.  3920.    A.  D.  1,  7, 


'r^' 


vorbrechende    Wasser    angedeutet),    mit    dem  24;  28.    2,  23,  1;  loa;  17.  24,  3;  8),  auf  denen 

er  ferner  als  Erderschütterer  die  Er  <l  e  spaltet  die  Maler  überhaupt  ihrer  Phantasie  Freiheit 

oder  als  Herrscher  des  Meeres  die  Wogen  auf-  lassen.     Denn  hier  kommt  auch    gelegentlich 

wühlt  (Od.  e  291),  was  aber  naturgemäfs  kein  ein    vier-    (347  =  A.  D.  2,  24,  8)    oder  fünf- 

Gegenstand  der  Kunst  geworden  ist.    Nur  auf  zackiger  'Dreizack'  vor(  379.  464.  385  =  A.  D. 

einem  etruskischen   Skarabäus   der  2.  H.  2,  24,  6).     Sehr    zierlich    ist    die  Bildung    auf 

des  5.  Jahrh.  v.  C.  ist  wahrscheinlich  der  „Erd-  dem    Pinax    A.  D.  2,  24,  11    (drei  dünne  ge- 

erschütterer-1,  gemeint,   der  seinen  Fufs   gegen  schweifte   Stäbe    als    Zwischenstück   zwischen 

einen    Felsen    setzt    und    mit    beiden    Händen  60  Schaft   und    Gabel).      Eine    besondere    Eigen- 

daran  rüttelt.    Eine  andere  Erklärung  b.  Furt-  tümlichkeit  hat  der  Dreizack  auf  der  ältesten 

wängler,    Gemmen  Taf.  17,   12;    Bd.  3,  S.  202,  Münzserie    von    Paestum    (Overbeck,    K.  M.  3, 

der  das  Aufreifsen  einer  Quelle  sieht,  als  welche  Münzt.  4,  1 ;  2.    Head,  hist.  num.  fig.  43.    Hill, 

der  sonderbare  Streifen  am  Felsen  zu  verstehen  Handbook  Taf.  3,  2),   wo   sich  vom  Querstück 

wäre.     Vgl.  auch   Overbeck ,  K.  M.  3,   S.  302,  der  Gabel  aus  zwei  grofse  hornartig  gebogene 

Gemmentf.  2,  12.     Müller  -  Wieseler  -  Wer  nicke,  Haken  nach  hinten  erstrecken;   das  Motiv  er- 

DTcmS  1,  16,  2  S.  188.      Wernicke  (Arch.  Anz.  innert  an   sonstige  rankenartige  Verzierungen 

1899,  S.  201)  macht  richtig  darauf  aufmerksam,  der  archaischen  Kunst,   scheint   aber  für  den 


2857      Poseidon  (mit  Fisch,  Pferd,  Stier  etc.)  Poseidon  (Tracht  i.  d.  alt.  Kunst)     2858 

Dreizack  vereinzelt  geblieben  zu  sein.  —  Eine  den  sie   ibm   in  der  Kunst  selten  beigegeben 

systematische   Bereicherung   des   Typus   findet  das  Pferd  neben  dem  Gotte  oder  als  sein  Reit- 

sich    von    den   rotfigurigen   Vasen    an,    indem  tier  kommt  auf  einem  korinth.  Pinax  (A.  D.  1, 

zwischen  den  drei  Zacken  ein  mehr  oder  minder  7,  21  =  Jahrb.   1897    S.  23)  und   auf  Münzen 

zierliches  System  von  Verstärkungsstäben  an-  vor,  wohl   im   Zusammenhang  mit  Kulten   des 

gebracht  wird.     Ein  einfacher  oder  gebogener  Poseidon  Hippios   (archaische  M.  von  Potidäa 

Querstab    findet    sich    auf  rotfigurigen    Vasen  Gardner,    Types  of  Greek  coins  3,   3;    des   4. 

strengen  und   freien   Stils  (Overbeck,  Atlas  12,  Jahrhs.  v.  Chr.  von  Rhaukos  auf  Kreta  ebenda 

2.  3.  4.  6.    13,  1.  2.  3).     Im    schönrotfigurigen  9,  3.   Overbeck,  K.  M.  2  S.  317,  Münztaf.  6,  23; 

Stil    werden    die    Enden    des    Querholzes    bis-  10  24).     In    einer    römischen    Bronzestatuette    in 

weilen  durch  zwei  Stäbe  im  Dreieck  mit  dem  London    (Walters,  Bronzes  in  (he  British  Mu- 

Schaft  verbunden  (12,  2 — 8),  was  den  Künstler  seum  nr.  960)    hält    er    einen    Pferdekopf   auf 

des  archaistischen  Rel.efs  12,  13  u.  a.  dazu  an-  der  Hand. —  Poseidon  als  Rofsebändiger 

geregt  hat,   statt  dessen  zwei  Delphine  in  die  sieht  Overbeck  (Sitzungsber.  der  sächs.  Gesellsch. 

Zwickel  zu  legen.    Das  Stabdreieck  wird  dann  der   Wissenseh.   1885,    Taf.  1    S.  119)    in   einer 

auch  aufwärts,    innerhalb    der   Zinken,    ange-  römischen    Bronzestatuette,    wo    der  Gott    ein 

bracht.    Eine  reichere  Verstäbung  zwischen  den  bäumendes  Rofs  am  Zügel   führt,   in    einer  an 

drei  Enden,   in  Kreuzform   oder  als  doppeltes  die  Dioskuren  von  Monte  Cavallo   erinnernden 

Kreuz    gebildet,    wird    dann    im    malerischen  Stellung.     Die   Darstellung    ist    vereinzelt.    — 

Vasenstil  besonders  beliebt  (12,  9 — 11.  13,  9).  20  Die  Erschaffung  des  Rosses  ist  angeblich 

In  der  späteren  Zeit  leben   alle   diese  Formen  (Overbeck,  K.  M.  S.  318,  G;  7)   dargestellt  auf 

mit    kleinen    stilistischen    Wandlungen,    aber  thessalischen   Münzen   von   Pherai  und   Orthe, 

ohne  prinzipielle  Neuerungen  fort  (Wandgem.  wo   sich  Pferdeprotomen  finden,   die  man  sich 

Overbick,  Atlas  12,  22 — 24.  13,  5.    Mosaik  13,  aus  der  Erde  auftauchend  denkt.    In  Wirklieh- 

12.  13  u.  s.  w.).  keit  sollen,  worauf  mich  Biggauer  freundlichst 

Der  Fisch,  den  Poseidon  als  Attribut  aufmerksam  macht,  die  halben  Pferdebilder 
trägt,  war  in  der  älteren  Zeit  der  nützliche  den  Wert  einer  halben  Drachme  bezeichnen; 
Thunfisch;  so  auf  dem  archaischen  Gemälde  dabei  ist  dann  auf  zwei  Prägungen  am  Durch- 
des  Kleanthes  von  Korinth,  von  dem  Demetrios  schnitt  des  Pferdeleibes  etwas  wie  eine  Grotte 
von  Skepsis  mit  lustigem  Mifsverständnis  er-  30  angedeutet,  zweifellos  nur  zur  künstlerischen 
zählt,  dafs  Poseidon  dem  gebärenden  Zeus  seinen  Motivierung  der  Halbierung,  nicht  mit  einem 
Fisch  darreiche  (Athen.  8,  346  B,  C.  Brunn,  mythologischen  Hintergedanken  (abg.  Sollet, 
Künstlergcsch.  2,  7).  Auf  attischen  schwarz-  Numisnt.  Ztschr.  1,  Tf.  3,  9.  Revue  humism. 
figurigen  Vasen  hat  der  Fisch  meist  einen  1843  pl.  9,  4.  Münzsammlung  Rhusopulos 
rundlichen  Kopf,  geraden  Leib  und  keine  Auktionskatalog  Hirsch  nr.  13  (1905)  Taf.  18, 
Rückenflosse,  soll  also  wohl  ein  Thunfisch  sein  1377:  19,  1434).  —  Der  Stier,  der  ihm  in 
(Elite  3,  4;  13;  14.  Overbeck,  Atlas  11,  16;  26);  dem  Sagenkreis  des  Minos  und  Hippolytos 
so  vereinzelt  auch  noch  auf  rotfigurigen  Vasen  und  in  manchen  Kulten  eigen  ist  (Preller- 
(Elite  3,  8  =  Overbick,  Atlas  12,  1;  ebenda  Robert,  Griech.  Mythol.  1,  570.  Oben  Sp.  2808), 
12.  5  =  Gerhard ,  Trinksch.  u.  Gef.  21  =  40  dient  ihm  nur  einmal  als  Reittier  auf  einer 
Furtwävgler ,  Berl.  Vas.  2,  2164).  Die  korin-  attischen  schwarzfigurigen  Amphora  (Würz- 
thischen  Pinakesmaler  geben  ihm  jedoch  früh-  bürg.  Gerhard,  A.  V.  1,  47  =  Overbeck,  Atlas 
zeitig  den  dekorativeren  Delphin  bei,  den  11,  26  =  Müller -Wieseler -Wernicke,  Denkm. 
freundlichen  Geleiter  der  Schiffe,  mit  spitzem  1,  13,  5,  wo  weitere  Abb.  und  Litt,  genannt. 
Maul,  rundem  Kopf,  grofsem  Auge,  gekrümmtem  Vgl.  Sp.  2820  Z.  60).  Als  Urbild  dieser  Dar- 
Leib  und  meist  einer  Rückenflosse  [Jahrb.  d.  Stellung  findet  sich  auf  der  anderen  Seite  der- 
Inst.  12,  1897  S  28;  33.  Ant.  Denkm.  1,  7,  24;  selben  Vase  ein  Dionysos  auf  dem  Stier,  aus 
26.  2,  23,  4a;  7b;  16a).  Von  der  Mitte  des  dem  mit  kleinen  Attributänderungen  unser  Po- 
5.  Jahrh.  v.  Chr.  ab  scheint  regelmäfsig  der  Del-  seidon  gemacht  ist,  aber  so  nachlässig,  dafs 
phin  gemeint  zu  sein.  —  Auf  dem  Delphin  50  Poseidon  die  Rebzweige  in  der  Rechten  be- 
reitend wird  Poseidon  selten  gedacht  (oben  halten  hat  und  der  Dreizack  hinter  ihm  in  der 
Sp.  2808  Z.  62).  Nur  eine  Darstellung  ist  er-  Luft  schwebt.  Wir  thun  also  gut,  dem  Vasen- 
halten, auf  einem  dem  5./4.  Jahrh.  angehörigen  maier  nicht  die  Absicht  unterzuschieben,  dafs 
Goldplättchen  aus  Kertsch  (St.  Petersburg.  Abg.  er  hier  den  trözenischen  Poseidon  Phytalmios 
Overbeck,  K.  M.  3,  S.  219,  Fig.  7).  oder     Süfswasser  -  Poseidon     habe     darstellen 

Als  dem  Herren  der  Tiefe  sind  dem  Po-  wollen  (Overbeck,  K.  M.  3,  217). 
seidon  die  Tritonen  dienstbar,  welche  ihn  Die  Tracht  des  Poseidon  ist  im  6.  Jahr- 
geleiten (korinth.  Pinax  Ant.  Dkm.  1,  7,  11  =  hundert  meist  der  Situation  angepafst.  Lang- 
Jahrb.  12,  20;  in  der  späteren  Kunst  häufig,  bekleidet,  in  Chiton  und  Himation,  im  Haar 
vgl.  Sp.  2894).  Ferner  die  Hippokampen,  60  Kranz  oder  Binde,  so  erscheint  er  repräsentativ 
auf  denen  er  reitet  (Overbeck,  K.  M.  2,  217.  dastehend  (Korinth.  Pin.  A.  D.  1,  7, 1 ;  5;  11;  24. 
Elite  3,  1;  3,  wo  trotz  der  Weifshaarigkeit  2,  24,  10;  21  u.  s.  w.  Sf.  Vasen  Overbeck,  Atl. 
natürlich  Poseidon,  nicht  Nereus  zu  erkennen  11,  17  u.  a.)  oder  bei  der  feierlichen  Auffahrt 
ist).  Auf  dem  korinthischen  Pinax  Ant.  Dkm.  (Abb.  13.  Kor.  Pin.  A.  D.  1,  7,  1;  10;  13.  2,  24,  2. 
1,  7,  26  sitzt  Poseidon  nackt  auf  einer  See-  Overbeck,  Atlas  11,  24)  oder  als  Zuschauer  bei 
schlänge  mit  phantastischem  Kopf.  mythologischen    Ereignissen    und    in    Götter- 

Von   Landtieren  gehören  ihm   das  Pferd,  Versammlung  (A.  D.  1,  7,  20.     Sf.  Vasen  Over- 

das  er  geschaffen,  und  der  Stier,  doch  wer-  beck,  Atlas  11,  15 — 19;  23.    Gerhard,  A.  V.  1, 


2859      Poseidon  (Tracht;  Bart,  Haar)  Poseidon  (i.  d.  alt.  K.;  üreizackschwing.)   2860 

36  u.  a.).    Auch  beim  würdevollen  Einherreiten  soll  (Overbeck,  K.  31. 3,  222  f.).  In  der  That  geben 

auf  dem  Stier  oder  Hippokampen  trägt  er  das  die   Zeichnungen  in   älteren   Münzwerken    ihn 

lange  Festgewand  (Overbeck,  Atl.  11,  2(5.    Elite  mehrfach  bartlos.     Auf  meine   Bitte   sind   die 

3,  1 — 3).    —    Kurzbekleidet,  mit  kürzerem  Exemplare   im  British  Museum  und  im  athe- 

Leibrock  und  Mäntelchen,  geben  ihn  bisweilen  nischen  Münzkabinett  von   Hill  und  Svoronos 

die  Maler  des  späteren  schwarzfig.  Stils,  hier  freundlichst  neu  untersucht  worden,  und  beide 

offenbar  ohne  viel  Überlegung  {Overbeck,  Atlas  Herren    kamen    zu    dem    Resultat,    dafs    stets 

11,  20 — 22).    —    Nackt  oder  nur  mit   einem  durch   einen  Vorsprung  des   Kinnes   der  Bart 

Mäntelchen  erscheint  er  bei  heftigen  Aktionen,  angedeutet   wird,    auch  wenn  keine  Haargra- 

namentlich  in  der  typischen  Haltung  des  Drei-  10  vierung  vorhanden   ist.     Dasselbe   konnte   ich 

zackschwingers  (Abb.  1)  und  in  der  einzigen  er-  an   den  Exemplaren   des   Münchner  Kabinetts 

haltenen  archaischen  Statue  (Abb.  10).  Auch  bei  feststellen;  ebenso  urteilt  Gardner,  Types  S.  86. 

dem  Ritt  auf  der  Seeschlange,  wo  er  ebenfalls  Die  Sonderbarkeit,  dal's  der  Typus  des  Gottes 

den  Dreizack  zum  Stofse  erhebt,  giebt  ihn  der  in  derselben  Denkmälerreihe   in  einem  so  we- 

korinthische  Pinakesmaler  nackt  (A.  B.  1,  7,  26).  sentlichen  Punkte   wie  Bärtigkeit   oder  Bart- 

Im   Gigantenkampfe  geben   ihm   die   schwarz-  losigkeit  geschwankt  hätte,  existiert  also  nicht, 

figurigen  Maler  häufig  den  Panzer  und   das  Von  weiteren  bartlosen  Darstellungen  des 

Schwert,  oder  nur  den  kurzen  Chiton,  oder  die  Poseidon,    die    Overbeck,    K.  31.  3,  322  f.    zu- 

Chlamys,    einmal    auch    ein    Tierfell    (vgl.  die  sammenstellt,   sind  nur  drei  gesichert:  1.  Auf 

Liste  bei  Overbeck,  K.  31.  3,  328  f.),   oder  sie  20  dem  schönrotfigurigen  Teller  in  Peters- 

lassen  ihn  nackt.    Immer  also  passen  sie  seine  bürg  Compte  rendu  1866   Taf.  3    sitzt  bei   der 

Tracht  der  Situation  an.*)    —    Die  rotfigu-  Entführung  der  Europa  ein  Jüngling  mit  Drei- 

rigen  Vasen  maier   des   strengen   Stils   sind  zack  am  Meeresstrand,  für  den  man  vergeblich 

etwas  laxer.    Sie  geben  ihm  im  Gigantenkampf  eine  andere  Deutung  als  die  auf  Poseidon  ge- 

den  langen  Chiton  (Overbeck,  Atl.  13,  1),  meist  sucht  hat.    2.  Auf  einem  etruskischen  Ska- 

allerdings  den  kurzen  Chiton,  nur  einmal  den  rab  aus  ist  Poseidon  als  Erderschütterer  jugend- 

Panzer  (Overbeck,  K.  31.  3,  331).  Bei  den  Liebes-  lieh  (oben  Sp.  2855  Z.  57).     Dazu  kommt  3.  der 

Verfolgungen  schwankt  die  Bekleidung  zwischen  jugendliche  Dreizackschwinger  auf  zwei  korin- 

lang  und  kurz  (Overbeck,  Atl.  13, 2;  3;  7.  12,  3;  4),  thischen  Pinakes,  Furtwängler,  Berl.  Vasen  1, 

während  für  repräsentative  Stellungen  immer  30  471.  472  (=  Amt.  Denkm.  1,  3,  7).     Diese  ganz 

noch  das  lange  Gewand  bleibt  (Atl.  12,  5;  6).  vereinzelten,  auf  Laune  beruhenden  Ausnahmen 

Seit  der  Mitte  des  5.  Jahrh.  jedoch  be-  bestätigen  nur   die  Regel  von   der  Bärtigkeit 

reitet  sich  die  später  feststehende  Typik  vor:  des  Gottes. 

dafs    Poseidon    in    der    Regel    nackt   oder  In  der  jüngeren  Kunst  hat  der  Gott  dieselbe 

fast  nackt  (mit  einem  kleinen  Mäntel chen  um  mächtige  Lockenperücke  und  den  vollen  wel- 

Schulter  oder  Arm)  auftritt  (so  schon  auf  Vasen  ligen  Kinnbart  wie  sein  Bruder  Zeus,  nur  dafs 

phidias.  Zeit  bei  Liebesverfolgung  Atl.  12,  2 ;  3.  in  manchen  Köpfen  sein  Haar  wilder  und  un- 

13,  6  u.  s.  w.);  und  dafs  er  bei  feierlichen  Situ-  geordneter  durcheinandergeworfen  ist. 

ationen,  namentlich  beim  Sitzen  oder  Thronen,  Haltungen  und  Handlungen  des  Got- 

nur    den    Unterkörper    mit    einem    faltigen  40  tes  lassen   sich   für  die   ältere  Kunst  in   zwei 

Himation  verhüllt  hat  (Parthenonfries.   Vase  Abteilungen  zerlegen:  1.  lebhaft  bewegt,  2.  pas- 

phidias.  Zeit,  Atlas  13,  8;  malerischen  Stils  12,  siv  repräsentierend   oder  zuschauend.    —    Um 

8 — 11).    —    Für  die  meist  verlorenen  Darstel-  die  Kraft  ihrer  Götter  künstlerisch  sichtbar  zu 

lungen  der  Monumentalkunst  wird  also  die  machen,    hat   sich   die    archaische  Kunst    das 

aus  der  Kleinkunst  abzulesende  Entwicklung  so  Schema    einer   lebhaft   bewegten   Stellung    er- 

sein:  in  der  archaischen  Zeit  sind  ruhigstehende  funden,  die  ursprünglich  einen  Angriff  mit  der 

Kultbilder  lang  bekleidet,  dreizackschwingende  Lan%e  bedeutet:  die  Beine  schreiten  weit  aus, 

oder  sonst  agierende  nackt  oder  mit  Mäntel-  der  eine  Arm  ist  vorgestreckt,  der  andere  holt 

chen.      Im    5.    Jahrh.    verschwinden    die    voll-  weit  nach  hinten  aus;   so   sehen  wir  Krieger 

bekleideten  Bildungen    ganz,    Nacktheit   wird  50  oder  die  Athena  als  Promachos  mit  Lanze  und 

Regel,  Bekleidung  des  Unterkörpers  wird   nur  Schild.     Sodann  aber  wird  der  Typus  bei  Ge- 

für  ruhige  feierliche   Situationen   vorbehalten.  stalten   angewendet,    wo   ganz   andere  Waffen 

Haar-  und  Barttracht  des  nvccvoia irrig  in  Frage  kommen:  Zeus  schwingt  so  den  Blitz, 
ist  in  der  archaischen  Zeit  die  allgemein  für  Herakles  die  Keule,  Apollon  sogar  einen  ganz 
reife  Männer  übliche :  langes  Nackenhaar,  meist  harmlosen  Lorbeerzweig  (arch.  Münzen  von 
in  einen  Schopf  aufgenommen,  häufig  drei  lange  Kaulonia,  Gardner,  Types  1,1;  13).  So  auch 
Locken  nach  vorn  auf  die  Schulter  fallend,  dazu  Poseidon  den  Dreizack ,  ohne  dafs  bei  diesem 
meist  Binde,  Kranz  oder  Diadem.  Der  Bart  ist  Typus  irgendwie  der  Gedanke  an  einen  Gegner, 
der  grofse  archaische  Keilbart.  Unbärtige  auf  den  sich  der  Stofs  richtet,  erweckt  würde. 
Poseidontypen  giebt  es  nicht.  Aller-  60  Es  ist  der  altertümliche  Ausdruck  für  die  ak- 
dings  scheinen  dem  die  Münzen  von  Posei-  tive  Macht  des  Gottes.  —  Die  wichtigsten  Dar- 
donia  zu  widersprechen,  auf  denen  Poseidon  Stellungen  von  Poseidon  als  Dreizack- 
angeblich bald  mit,  bald  ohne  Bart  erscheinen  schwinger    bieten    die  Münzen,    am    besten 

_  die  seiner  Stadt  Poseidonia  (Overbeck,  K.  31. 

*)Die  von  E.  Q   Visconti  ^geregte,  von  Preller  (Pauly,  3     Münzi     4    g     219)       die     von     der    Mitte     des 

Realencykl.  5,  1  S.  561)   ausgeführte   Vermutung,    der   be-  „      t   1     i_               t_-                 .^r.          m         1          i.r-1. 

kleidete  Poseidon  sei  ein  ionischer,   der  nackte  ein  dori-  b-    Jahrh     an    bis   um   400   V     Chr.   herabfuhren 

scher  Typus,  ist  schon  ,von  Oeerbeck,  k.  m.  3,  227  mit  wo  Poseidonia  in   die  Hände  der  Lucaner  fiel 

Becht  abgelehnt  worden.  und  Paestum  wurde.    Die  späteren  Münzserien 


2861       Poseidon  (Streit  mit  Athena) 

geben  nur  den  Poseidonkopf  (Head,  hist.  num. 
68).  Bei  Gardner,  Types  kann  man  auf  Taf  1,  2 ; 
14;  15.  5,  5  besser  als  in  Overbecks  Zeichnungen 
die  Wandlung  in  der  stilistischen  Wiedergabe 
des  Typus  verfolgen,  die  seine  Grundzüge  aber 
unverändert  läfst  (Abb.  1).     Zweifellos  haben 


6.  Jahrh.  v.  Chr. 


Mitte  5.  Jahrhs. 


Ende  5.  Jahrhs 


1)  Münzen  von  Poseidonia 
(nach  Gardner,  Types  1,  2;  14.  5,  5).     Sp.  2861  Z.  6. 


wir  Nachbildungen  eines  Kultbildes  vor  uns  (s. 
Sp.  2875).  Die  gleichen  Prägungen  von  Sybaris 
sind  unbedeutend  (0 verbeck,  Mzt.  4,  8  — 10. 
Hill,  Handbook  3,  8).  Das  wirksame  Münz- 
zeichen wird  später  von  dem  Seehelden  Deme- 
trios  Poliorketes  übernommen,  mit  der 
charakteristischen  Änderung,  dafs  der  Gott  vom 
Rücken  gesehen  wird  und  dadurch  auch  die 
Lage  des  Mäntelchens  etwas  geändert  werden 
mufs.  (Abb.  2  =  Gardner  12,  3.  Overbeck,  Mzt  30 
6,  12).  Patras  hat  den  Münztypus  unter  den 
Prägungen  seiner  letzten  autonomen  Periode 
146—43  v.  Chr.  (Head,  hist.  349.  Imhoof  und 
Gardner,  Numismat.  comm.  on  Paus.  Q  20  S.  81). 
Endlich    finden    wir    ihn    in    Haliartos,    der 

Nachbarstadt  des  be- 
rühmten Poseidonheilig- 
tums von  Onchestos,  auf 
Münzen  des  5./4.  Jahrh. 
(Head,  hist.  293.  Gard-  40 
ner  7,  2.  Overbeck,  Mzt. 
6,13).  Hier  liegt  jedoch 
ein  Vorbild  der  freien 
Kunst  zu  Grunde  (vgl. 
Sp.2864  Z.l);  die  Hal- 
tung ist  erregter  und 
lebendiger,  das  vortre- 
tende Bein  eingeknickt, 
der  Kopf  vorgebeugt.  — 
Die  archaischen  korinthischen  Pinakes  haben  50  Arme? 
den  Typus  ebenfalls,  wenn  auch  selten.  Auch 
hier  ist  der  Gott  nackt  (A.  D.  1,  7,  3.  Furt- 
wängler,  Berliner   Vasen  471 — 473). 

Poseidons  Streit  mit  Athena  wird  am 
besten  hier  sogleich  besprochen,  da  der  alte 
Typus  des  Dreizackschwingers  in  der  wichtig- 
sten Darstellung  dieses  Gegenstandes  offenbar 
stark  nachgewirkt  hat,  ja  hier  erst  seine  voll- 
endete Durchbildung  erfährt.  Es  ist  die  mäch- 
tige Poseidonstatue  im  Westgiebel  des  Par- 
thenon, an  deren  gewaltigem  Torso  wir  noch 
erkennen,  mit  welch  ungeheurer  physischer 
Kraft  der  Künstler  den  Gott  ausgerüstet  hatte. 
Die  Motive  der  Mittelgruppe  sind  jedoch,  wie 
ich  glaube,   noch  immer  nicht  völlig  erklärt. 


Poseidon  (Parthenongiebel)        2862 

um  einen  wirklichen  Kampf,  um  ein  Auf- 
einanderlosstechen der  beiden  Götter  handelt, 
sondern  um  die  friedliche  %Qig.  In  der  Sage 
vollzieht  sie  sich  durch  die  Schöpfung  des 
Ölbaums  und  des  Salzquells,  und  Richter 
entscheiden  den  Streit.  Den  letzteren  Zug 
hat  Phidias  völlig  unterdrückt.  Furt- 
wängler  (Meisterwerke  S.  231;  hat  zweifel- 
los Recht,  wenn  er  das  Thema  des  Giebels 
als  eine  „stürmische  Besitzergreifung"  be- 
'■>,4  zeichnet.  Aber  mit  welchen  künstlerischen 
Mitteln  drückt  der  Künstler  das  aus? 
Furtwängler  sagt:  „Wie  zwei  Kugeln,  die 
aufeinander  stofsen,  so  prallen  die  beiden 
von  einander  zurück.  Durch  das  Über- 
schneiden ihrer  Beine  ist  es  deutlich  ge- 
macht, dafs  sie  auf  denselben  Fleck  An- 
spruch erheben.  Und  ihr  Zusammenstofs 
konnte  nicht  lebendiger  und  künstlerisch 
schöner  dargestellt  werden,  als  durch  ihr 
Auseinanderprallen."  Aber  können  wir  uns 
wirklich     ein    körperliches    Zusammenstofsen, 


Ms  '; 


2)  Münze  des  Demetrios 

Poliorketes  nach  306  v.  Chr 

Sp.  2861  Z.  25. 


Fest  steht  allerdings  bei  allen  neueren  For- 
schern (zuletzt  Furtwängler,  Meisterwerke  S.  231. 
Klein,  Kunstgesch.  S.  102),   dafs   es  sich  nicht 


3)  Poseidon  und  Athena   im  Westgiebel  des  Parthenon. 
Ergänzungsskizze  gez.  von  Reichhold.     Sp.  2863  Z.  18. 

ein  Drängeln  auf  demselben  Fleck  vorstellen?" 
Und  wieso  kann  durch  ein  Ausweichen  nach 
rückwärts  ein  Besitzergreifen  ausgedrückt  wer- 
den? Was  endlich  bedeuten  die  erhobenen 
Das  künstlerische  Mittel,  durch  das 
Phidias  die  Besitzergreifung  ausdrückte,  mufs 
ein  anderes  sein.  Die  peiQTVQta,  deren  »Schaf- 
fung künstlerisch  nicht  darstellbar  ist,  hat  er 
abseits  der  Handlung  für  den  Verstand  an- 
gedeutet, den  Ölbaum  im  Hintergrund,  den 
Salzquell  vermutlich  zu  Füfsen  des  Poseidon 
bis  zu  dem  Delphin  hin,  der  durch  die  „Car- 
reysche"  Zeichnung  gesichert  ist.  Für  das 
Auge  aber  mufste  er  Bewegungsmotive  wählen, 
60  die  ein  Besitzergreifen,  ein  Haftenwollen  auf 
dem  Boden  durch  sich  selbst  unmittelbar  sinn- 
lich zur  Anschauung  bringen.  An  beiden  Ge- 
stalten ist,  wie  Furtwängler  sehr  richtig  sagt, 
die  Bewegung  im  wesentlichen  dieselbe,  nur 
beim  Poseidon  ungestümer;  beide  sind  in  aus- 
fallartiger Stellung,  beide  erheben  den  rechten 
Arm    sehr   hoch.     Wenn    das    nicht    wie    eine 

soll    (wie  es  z.  B. 


theatermäfsige  Pose  wirken 


2863        Poseidon  (Parthenongiebel) 


Poseidon  (Petersburger  Vase)      2864 


in  Schwereecks  Rekonstruktion  der  Fall  ist,  der 
den  Poseidon  mit  der  rechten  Hand  leer  in 
der  Luft  herumwinken  läfst),  so  mufs  hier  eine 
wirkliche  Handlung  vor  sich  gehen.  Und  diese 
kann  in  gar  nichts  anderem  bestehen,  als  dafs 
beide  ihre  Waffen  als  Symbol  der  Be- 
sitzergreifung in  den  Boden  stofsen: 
,,üies  ist  mein  Land!"  Das  ist  das  einzige, 
unmittelbar  überzeugende  und  künstlerisch 
völlig  klare  Motiv,  das  aus  Carreys  Zeichnung 
herausgelesen  werden  kann,  ein  sinnfälliger 
Ausdruck  für  einen  Vorgang,  dessen  Wesen  im 
Grund  für  die  Plastik  ebenso  undarstellbar  war, 
wie  die  Geburt  der  Athena.  Das  Dreizackmal 
im  JErechtheion ,  das  ja  abseits  von  dem  Salz- 
quell liegt,    hat   jedenfalls    denselben   Grund- 


genannte  Münze  von  Haliartos  (Sp.  2861  Z.  35) 
hat  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  der  Giebel- 
figur und  könnte  wohl  unter  ihrem  Einflufs 
stehen.  —  Die  Petersburger  Poseidonvase 
(Abb.  4)  ist  in  ihren  Motiven  zum  Teil  vom 
Giebel  abhängig;  sie  verändert  und  benutzt 
diese  aber  zur  Darstellung  eines  ganz  anderen 
Vorgangs,  dessen  Verständnis  von  Brunn  an- 
gebahnt {Kleine  Sehr.  3,  48)  und  von  Robert 
10  {Hermes  1 6,  60)  überzeugend  erschlossen  worden 
ist.  Poseidon  greift  hier  mit  dem  Dreizack  an 
—  man  vergleiche  die  charakteristischen  Unter- 
schiede gegenüber  der  Giebelfigur  — ,  Dionysos 
fährt  zur  Parade  mit  dem  Thyrsos  dazwischen. 
Athena  hebt  die  Lanze ;  ihr  Motiv  ist  am  meisten 
vom  Giebel  abhängig  und  wirkt  in  dieser  ver- 


* 


4 


KftiPtt 


■v" 


4)  Poseidon  und  Athene  um  Attika  streitend  (anwesend :  Dionysos,  Kekrops,  Amphitrite,  Pandrosos  [?]). 
Hydria  aus  Pantikapaion  in  Petersburg  (aus  Brunn,  Kl.  Schriften  3,  49).     Sp.  2864  Z.  4. 


gedanken  der  Besitzergreifung.*)  An  der  Re- 
konstruktionsskizze, Abb.  3,  wie  sie  K.  Reich- 
hold  nach  meinen  Angaben  gemacht  hat,  wird 
nun  auch  klar,  dafs  Phidias  den  alten  Typus 
des  Dreizackschwingers  hier  aufgegriffen,  aber 
in  neuer  Weise  durchgebildet  hat.    Die  oben- 

*)  Dafs  das  Einstofsen  der  Lanze  als  das  Symbol 
einer  ursprünglich  kriegerischen,  dann  überhaupt  der  recht- 
mäfsigen  Besitzergreifung  galt,  ist  gut  belegt  (die  zwei 
ersten  der  folgenden  Nachweise  verdanke  ich  W.  Judeich) : 
Bei  der  Landung  in  der  Troas  nimmt  Alexander  von 
Asien  symbolisch  Besitz  durch  einen  Lanzenwurf  vom 
Schiffe  aus  (Biodor  XYII  17,  1:  .  .  tinh  tijg  VBtag  jjxüvttoe 
fihv  tij  döov,  7n)in;  <)'  si;  tljv  yi^v  .  .  .  &7ttipacrfto  tijr 
Uni  r  d&/eo!rui  dooiy.TijTur).  Im  gleichen  Sinne  schleudert 
Romulus  vom  Aventin  aus  den  Speer  auf  den  Palatin, 
wo  dieser  zu  dem  heiligen  Kirschbaum  wird,  der  bis  zu 
Caligulas  Zeit  stand  (Sereius  ad  Aen.  3,  46.  Vgl.  Mommsen, 
Hermes  16,  15.  Schwegler,  Rom.  Gesch.  I.  395,  wo  weitere 
Belege)  Im  römischen  Recht  ist  die  aufgepflanzte  Hasta 
das  Zeichen  der  Gewalt  über  ein  Grundstück,  eine  Sache, 
eine  Person;  in  den  Centumviralgerichten  ist  sie  das 
Symbol  der  Gerichtsgewalt  'B.  ten  Brink,  de  hasta  prae- 
cipuo  apud  Romanos  signo,  imprimis  iusti  dominii;  Bissert. 
Groningen  1839.  Vgl  auch  Schwegler  a.  a.  O.  Gaius,  Jnstit. 
I,  16.  Jhcring,  Geist  des  röm.  Rechts  1,  113.  3,  506;  564). 
Aus   der   deutschen  Geschichte   ist  bekannt,   wie  Otto  der 


änderten  Szene  am  schwächsten.  Nach  Brunn 
droht  Poseidon,  mit  seinem  Dreizackstol's  das 
thriasische  Feld  bei  Eleusis  unter  Wasser  zu 
setzen ;_nach  Robert,  dem  ich  beistimme,  will 
er  den  Ölbaum  vernichten,  gegen  dessen  Wurzel 
wir  die  Lanze  in   der  That   gerichtet   sehen.*) 

Grofse  au  der  Nordspitze  Jutlands  seinen  Speer  ins  Meer 
schleudert,  um  symbolisch  auch  dieses  unter  seine  Herr- 
schaft zu  nehmen  (Giesebrecht,  Gesch.  d.  deutschen  Kaiscrzcit 
I3  300).  —  Hume  (Treatise  on  human  nature  Book  3,  part  2t 
section  3,  dritte  Abteilung;  den  Nachweis  verdanke  ich 
Th.  Lipps)  erzählt  bei  der  Untersuchung  des  Eigentums- 
begriffs  folgende  Geschichte,  die  sich  „bei  den  meisten 
Autoren  über  natürliches  Recht"  „als  geschichtliches  Bei- 
spiel" finde:  Zwei  griechische  Kolonistenscharen  erfahren 
von  einer  verlassenen  Stadt  und  schicken  gleichzeitig 
Abgesandte,  um  sie  in  Besitz  zu  nehmen.  Während  der 
eine  auf  das  Stadtthor  zuläuft,  schleudert  der  andere  an 
ihm  vorbei  seinen  Speer  in  das  Holz  des  Thores,  ehe  jener 
es  berührt.  Zwischen  den  Kolonisten  erhebt  sich  ein 
Streit,  welche  Partei  das  Besitzrecht  habe,  „und  die  Philo- 
sophen streiten  noch  darüber".  Die  antike  Quelle  habe 
ich  nicht  aufzufinden  vermocht;  aber  selbst  wenn  es  ein. 
fingiertes  Beispiel  wäre,  so  zeigt  es  um  so  mehr,  wie  all- 
gemein verbreitet  die  Vorstellung  von  einer  Besitzergrei- 
fung durch  Lauzen6tofs  ist. 

*)   Dafs    dieser   Angriff   Poseidons    auf    den    Ölbausft 


2865     Poseidon  (Streit  um  Attika,  Vase  Arndt)      Poseidon  (u.  Athena;  Gigantenkampf)      2866 


Dionysos  als  Dendrites  verteidigt  den  Baum, 
wirksamer  als  Athena  selbst.  Rechts  sitzt 
Kekrops,  über  ihm  ist  das  Erechtheion  ange- 
deutet; daneben  sieht  Amphitrite  erstaunt  dem 
Vorgang  zu.  Links  oben  sitzt  ein  Mädchen, 
das  Brunn  allgemeiner  als  Ortsnymphe,  Robert 
glaublich  als  Pandrosos,  die  örtliche  Hüterin 
des  Baumes,  deutet.  Die  Vase  gehört  stilistisch 
in  die  Zeit  bald  nach  der  Vollendung  des 
Erechtheions.  Daraus  erklärt  sich  vielleicht 
die  Anbringung  des  Tempelchens,  die  ganz 
zusammenhangslos  und  im  griechischen  Vasen- 
stil  völlig  unerhört  ist.  Noch  begreiflicher 
würde  das  werden,  wenn  die  Vase  etwa  die 
Komposition  eines  Votivpinax  aus  dem  Erech- 
theion selbst  wiedergäbe,  wie  uns  ein  von  dem 
Eteobutaden  Habron  gestifteter  mit  der  Dar- 
stellung seiner  Brüder  und  Vorfahren  dort  be- 


4  a)  Jungattischer  Krater.     München,  Sammlung  Arndt. 

Kach  Photogr.    Poseidon  und  Athene  um  Attika  streitend 

(anwesend  Nike  und  Attike).     Sp.  2865  Z.  52. 

zeugt  ist  (Michaelis,  Arx*  S.  67,  28*).  —  Ein 
später  Nachklang  desPoneidonrnotivs  der  Peters- 
burger Vase  findet  sich  auf  dem  Mosaik  von 
Portus  Magnus  (de  la  Blanchere,  Musee 
d'Oran  Tat'.  5.  Robert,  jLrch.  Jahrb.  1890,  5 
S.  216.  222):  Poseidon  erhebt  in  ganz  ähnlicher 
Haltung  den  Dreizack  gegen  die  Schlange 
Pytho,  welche  die  Leto  bedrohte. 

Eine  weitere  Darstellung  des  Streites  kann 
ich  aus  dem  Besitze  von  Dr.  Arndt-München 
in  Abb.  4a  bekannt  machen:  jungattischer 
rotfiguriger  Krater  (H.  0,20  m)  vom  Ende 
des  5.  Jahrh.  v.  Chr.;  lockere,  aber  sehr  sichere 
Zeichnung;  aus  Attika  Rechts  Poseidon,  links 
Athena  und  Nike;  zwischen  ihnen  sitzt  eine 
Frau  mit  verhülltem  Hinterhaupt,  den  Blick 
gesenkt,  in  abwartender  Haltung,  ganz  ähnlich 

litterarisch  nicht  belegt  ist,  verschlägt  nichts  gegenüber 
von  Roberts  wie  ich  glaube  überzeugender  Auslegung  des 
Vasenbildes.  Jedoch  kann  ich  Robert  durchaus  nicht 
folgen,  wenn  er  dieselbe  Deutung  auf  den  Giebel  über- 
trägt. Das  Motiv  des  Poseidon  ist  dort  völlig  anders,  vor 
allem  steht  dort  der  Baum,  nach  dem  er  stechen  soll,  in 
seinem  Kücken  t 


wie  die  Hellas  auf  der  Dareiosvase.  Es  kann 
niemand  anders  sein  als  Attika.  Poseidon 
streckt  die  Hand  nach  ihr  aus,  Athena,  mehr 
statuarisch  im  Typus  der  ehernen  Promachoa 
auf  der  athenischen  Burg,  wendet  den  Blick 
drohend  gegen  Poseidon.  Die  heftigen  Kampf- 
motive sind  gemäfs  dem  Geschmack  der  jüngeren 
Zeit  durch  eine  ruhige,  aber  sehr  deutlich 
sprechende  Gruppierung  ersetzt. 

10  Eingefügt  seien  hier  gleich  die  späteren 
Darstellungen  von  Poseidon  mitAthena. 
Athenische  Münzen  römischer  Zeit  zeigen 
Athena  und  Poseidon  in  mäfsig  bewegter  Stel- 
lung einander  gegenüber,  zwischen  ihnen  der 
Ölbaum.  Die  Dai  Stellung  wird  gewöhnlich 
ohne  rechten  Grund  vom  Westgiebel  des  Par- 
thenon abhängig  gedacht;  es  dürfte  eine 
selbständige  Erfindung  des  Münzschneiders  sein 
(Imhoof '-  Gardner ,    Numism.    comm.    on   Paus. 

20  Z  11;  12;  14;  16.  Hitzig-Blämner  zu  Paus.  1, 
24,  3,  wo  die  Litteratur;  dazu  Münztaf.  11,  11). 
—  Eine  zweite  Darstellung,  die  Götter  in  ru- 
higem Gespräch  einander  gegenüber,  Poseidon 
mit  aufgestütztem  Fufs,  Athena  in  weitem  Hi- 
mation  hellenistischen  Geschmacks  (an  die 
Athena  Rospigliosi  erinnernd),  zwischen  ihnen 
der  Ölbaum,  findet  sich  auf  einer  anderen 
athenischen  Münze  (Imhoof -Gardner  Z  15. 
Hitzig-Blämner,  Mzt.  11,  10),   sowie  weiteren 

30  Münzen  römischer  Zeit,  auf  einer  Silber- 
schnalle aus  Herculanum  (Museo  Borbonico 
7,  48)  und  zwrei  Kameen  (zusammengestellt 
zuletzt  bei  Robert,  Ath.  Mut.  1882  S.  53;  der 
Pariser  Cameo  auch  bei  Babelon,  Camees  de  la 
Bibl.  nat.  5,  27).  Ein  von  Robert  a.  a.  O.  Tf.  1 
bekannt  gemachtes  Relief  in  Smyrna  schiebt 
einen  Tisch  und  eine  Nike  mit  Losurne  zwi- 
schen die  beiden  Götter,  zur  Andeutung  des. 
Schiedsgerichts  im  Streit  um  das  attische  Land ; 

40  ein  römisches  Relief  in  Villa  Carpegna 
(Robert  Tf.  2)  wiederholt  in  der  Hauptsache 
diese  Scene.  Die  Darstellung  auf  den  Münzen 
und  Kameen  ist  so  übereinstimmend  und  im 
Kontur  so  geschlossen,  dafs  man  mit  Recht  eine 
plastische  Gruppe  dahinter  vermutet  hat, 
und  zwar  die  von  Paus.  1,  24,  3  auf  der  athe- 
nischen Akropolis  genannte.  Die  Zufügung  der 
Nike  und  des  Tisches  ist  jedenfalls  den  Relief- 
arbeitern zuzuschieben  (anders  Robert  a.  a.  O. 

50  S.  56).  Die  athenische  Gruppe  stellte  gar  nicht 
den  „Streit"  dar,  sondern  die  beiden  Gottheiten 
mit  ihren  Wahrzeichen  neben  sich,  was  Pau- 
sanias  dann  als  „Erschaffung11  des  Ölbaum» 
und  des  Salzquells  beschreibt.  Robert  datiert, 
die  Gruppe  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  in 
hellenistische  Zeit. 

Die  Darstellungen  Poseidons  im  Gigan- 
tenkampf hängen  ziemlieh  eng  mit  dem 
Sp.  2860  Z.  56  besprochenen  Typus  des  Dreizack- 

60  schwingers  zusammen,  da  es  die  allgemeine 
Ähnlichkeit  der  Situation  mit  sich  bringt.  Doch 
mufs  hier,  da  der  Gegner  meist  schon  umsinkt, 
oder  am  Boden  liegt,  das  hohe  parademäfsige 
Ausholen  mit  dem  Dreizack  aufgegeben  werden; 
er  wird  meist  neben  der  Hüfte  gefällt  getragen, 
nur  ausnahmsweise  (sf.  Vase,  nach  Kretsclivier 
von  Keos,  Mon.  d.  I.  6/7,  78)  von  oben  nach 
unten  geführt.  Die  attischen  Vasen  des  schwarz- 


2867      Poseidon  (im  Gigantenkampf) 

figurigen  bis  zum  Ende  des  strengrotfigurigen 
Stils  bilden  eine  zusammenhängende  Serie,  in 
der  die  Abwandlungen  des  Grundtypus  von 
nebensächlicher  Art  sind;  auch  die  von  Over- 
beck gemachte  Einteilung  in  „Einzelkampf" 
und  „gemeinsamen  Kampf  mehrerer  Götter" 
ist  natürlich  ganz  nebensächlich,  da  das  Schema 
stets  dasselbe  bleibt.  Overbeck  zählt  14  schwarz- 
figurige  und  9  rotfigurige  Darstellungen  auf 
(K.  M.  3,  328  f.).  Dazu  kommt  je  eine  frag-  lo 
mentierte  sf.  und  rf.  Darstellung  Ephim.  arch. 
1866,  7,  1;  2.  In  naiver  Weise  verwenden  die 
Vasenmaler  den  Zug  der  Sage,  dafs  Poseidon 
in  der  Hitze  des  Kampfes  ein  Stück  von  der 
Insel  Kos  abgerissen  und  auf  seinen  Gegner 
Polybotes  geworfen  habe,  was  dann  später  die 
Insel  Nisyros  wurde  (oben  Sp.  2815  Z.  41).  Auf 
den  schwarzfigurigen  Vasen  bringt  er  einen 
Felsblock  herbei,  den  er  auf  den  Giganten  hinab- 
stürzen will;  auf  den  strengrotfigurigen  20 
wird  daraus  die  ganze  Insel  Nisyros,  die  er  auf 
der  Schulter  oder  dem  ausgestreckten  Arm  trägt, 
ein  unregelmäfsig  begrenztes  Stück  Land,  auf 
dem  sich  zur  Charakterisierung  alles  mögliche 


(3%, 


MM 


Poseidon  (Liebesverbindungen)      2868 

erreicht.  Damit  hat  sich,  soweit  das  erhaltene 
Material  sehen  läfst,  diese  Art  der  Darstellung 
des  Gigantenkampfes  ausgelebt.  Erst  die  helle- 
nistische Kunst  nimmt  das  Motiv  in  ganz  neuer 
Weise  wieder  auf,  indem  sie  Poseidon  zu  Rofs 
oder  vom  Hippokampengespann  kämpfen  läfst 
(vgl.  Sp.  2897  Z.  14).  —  Aufserhalb  eines  Typen- 
zusammenhangs, aber  in  den  allgemeinen 
Motiven  von  Vorbildern  der  strengen  Kunst 
abhängig,  ist  das  Reliefeines  bronzenen  etrus- 
kischen  Cistenfufses  etwa  des  vierten 
Jahrhs.  Poseidon  verfolgt  einen  jugendlichen 
Giganten  und  packt  ihn  am  Schild,  eine  See- 
schlange und  ein  geflügelter  Greif  dringen 
gleichfalls  auf  den  Giganten  ein  (Inghirami, 
Mon.  Etr.  3,  17.  Müller  -Wieseler ,  Dkm.4  1, 
Tf.  16,  1). 

Die  Liebesverbindungen  des  Poseidon 
werden  ihren  künstlerischen  Typen  nach  am 
besten  unmittelbar  an  die  Kampf-  und  Streit- 


5)  Poseidon  und  Ephialtes.     Strengrotfig.  Vase. 
(Nach  Overbeck,  Atl.  13,  1).     Sp.  2867  Z.  48. 


6)  Poseidon,  Polybotes,  Ge.     Schale  des  Aristophanes. 
Berlin  nr.  2531.    (Nach  Wiener  Vorlegebl.  1.  5.)    Sp.  2867  Z.  53. 


Land-  und  Seegetier  bewegt  (Pferd,  Reh,  Skor- 
pion, Schlange,  Wurm,  Igel;  Fische, Krebse;  auch 
Zweige.  Overbeck,  Atl  12,  25—27.  13,  1).  Der 
Gegner  wird  nur  einmal  benannt,  abweichend 
von  Apollodor  Ephialtes  (Abb.  5).  Die  Bewegung 
des  Gottes  geht,  wie  bei  den  Münzbildern  (oben  50 
Sp.  2861),  immer  von  links  nach  rechts,  damit 
die  Bewegung  des  rechten  Arms  deutlich  und 
der  Rumpf  in  seiner  ganzen  Breite  sichtbar  wird. 
—  Die  einzige  entsprechende  Darstellung  im 
rf.  schönen  Stil  findet  sich  auf  der  Berliner 
Schale  des  Aristophanes  und  Erginos  (Abb.  6), 
wo  die  Gruppe  von  Gott  und  Gigant  mit  der 
auftauchenden  Ge  meisterhaft  in  das  innere 
Schalenrund  komponiert  sind.  Diesem  Vasen- 
maler aus  der  Zeit  der  Parthenongiebel  war  60 
ein  Beibehalten  des  alten  Nisyrosmotivs ,  das 
an  die  gutgläubige  Phantasie  des  Beschauers 
so  viel  Anforderungen  stellt,  natürlich  nicht 
zu  Sinne  und  ein  Umbilden  desselben  im  Geist 
der  freien  Kunst  vielleicht  nicht  möglich.  Er 
läfst  also  den  Gott  seinen  Gegner  mit  der 
Linken  packen,  womit  er  eine  ungleich  ge- 
schlossenere   Gruppierung    und    Linienführung 


scenen  angereiht.  Denn  bei  der  Sparsamkeit 
der  älteren  Kunst  mit  Motiven  sind  die  for- 
malen Ähnlichkeiten  zwischen  feindlicher  und 
Liebesverfolgung  sehr  grofse.  Ein  weit  aus- 
schreitender Mann,  der  ein  wegeilendes,  aber 
zurückblickendes  Mädchen  zu  ergreifen  sucht, 
ist  der  ausdrucksvollste  Typus,  den  die  ältere 
Kunst  überhaupt  für  Liebesverbindungen  ge- 
schaffen hat  und  der  infolgedessen  für  mytho- 
logische Liebschaften  jeder  Art  vorwiegend  an- 
gewendet wird.  Wir  werden  die  den  Poseidon 
angehenden  Bilder  deshalb  besser  nicht  mit 
Overbeck  (S.  333)  „in  alphabetischer  Abfolge 
der  Geliebten"  anordnen  —  wenn  ihm  auch 
Clemens  Alexandr.  im  Protrept.  p.  20  mit  einer 
solchen,  ziemlich  langen  Leporelloliste  des 
Gottes  vorangegangen  ist  — ,  zumal  sich  her- 
ausstellt, dafs  die  Liste  sich  sehr  vereinfacht, 
weil  die  für  die  ältere  Zeit  hauptsächlich  in 
Betracht  kommenden  Vasenmaler  nur  Amymone 
und  Aithra  gekannt  haben.  —  Alky  one  ist  nur 
auf  einem  Relief  am  amyklaiischen  Thron  ge- 
sichert (Paus.  3,  18,  10).  Arne,  Theophane, 
Tyro,    die  man  mit  grofser  Gelehrsamkeit  auf 


2869      Poseidon  (Liebesverbindungen) 


Poseidon  (u.  Amymone;  Vasen  5.  Jh.)      2870 


Vasen  nachweisen  wollte,  hat  schon  Overbeck 
gestrichen  (K.  M.  3  S.  339;  344;  347).  Auch 
Salamis  auf  der  Brygosschale  des  Städelschen 
Museums  mufs  fallen  ( Wien.  Vorlegebl.  8,  2. 
Gerhard,  Trinkschalen  und  Gef.  Tf.  A.  B),  da 
die  Verknüpfung  mit  der  nicht  sicher  auf 
Kychreus  gedeuteten  Aufsendarstellung  durch- 
aus nicht  zwingend  ist.  —  Aithra  war  als 
Mutter  des  Theseus  den  Töpfern  des  Kerameikos 
vertraut,  aber  von  den  näheren  Umständen,  un- 


7)  Poseidon  und  Aithra.     Strengrotfig.  Hydria. 
(Nach  Oi'crbeck,  Atl.  13,  2.)     Sp.  2869  Z.  40. 

ter  denen  sich  in  der  trözenischen  Sage  Poseidon 
der  Pittheustochter  naht  (Bd.  1  Sp.  200),  wufsten 
sie  nichts.  Der  Maler  der  strengrotfigurigen 
Hydria  im  Vatikan  (Abb.  7  =  Overbeck,  Atl.  13, 
1 1  =  Gerhard,  A.V.  1, 12  =  Elite  3,  5.  Heibig- 
Heisch,  Führer  2,  1232)  giebt  daher  blofs  die 


ter  den  Geliebten  des  Meergottes.  Nach  der 
argivischen  Sage  wird  sie,  als  der  Vater  Da- 
naos  sie  bei  einer  Trockenheit  zum  Wasser- 
holen ausschickt,  von  einem  lüsternen  Satyr 
angefallen,  von  dem  sie  durch  Poseidon  be- 
freit wird,  worauf  sie  sich  diesem  ergiebt. 
Zum  Dank  läfst  Poseidon  durch  einen  Drei- 
zackstofs  die  Quellen  von  Lerna  entstehen,  oder 
er  läfst  sie  hervorsprudeln,   als  Amymone  den 

10  Dreizack  aus  dem  Boden  zieht,  oder  er  zeigt  sie 
ihr  einfach  (Apollodor  2,  1,  4.  Hygin  fab.  169. 
Etym.  magn.  s.  v.  nolvöiipiov  'kgyog).  Von  die- 
ser Geschichte  kannten  die  Künstler  nichts  von 
den  durch  die  Mythographen  berichteten  Einzel- 
heiten (Overbeck,  K.  M.  3,  368),  namentlich 
nicht  den  Angriff  des  Satyrs,  der,  wenn  nicht 
überhaupt  eine  späte  poetische  Ausdichtung, 
höchstens  eine  lokal  beschränkte  Verquickung 
dieses  Dämons   mit  dem  Amymonemythos  ist. 

20  Dagegen  benutzten  sie  das  Kernmotiv,  das 
Wassersuchen  und  Finden  durch  Poseidons 
Hilfe.  —  Die  älteste  vorhandene  Darstellung  ist 
der  strengrotfig.  Krater,  Overbeck,  Atl.  13,3 
(S.  371,  5),  Amymone  in  ionischer  Gewandung, 
eine  grofse  Hydria  in  der  Hand,  fliehend,  Po- 
seidon nackt  mit  Mäntelchen  und  Dreizack  sie 
haschend.  Im  gleichen  Typus,  nur  mit  unge- 
stümeren Bewegungen,  ist  das  flüchtig,  aber 
flott  gezeichnete  Bildjüngerphidiasischer 

30  Zeit  in  Ruvo  Atl.  13,  6  (Abb.  8  nach  Jahn, 
Vasenbilder  4,  A.  B.  =  Gerhard,  A.  V.  1,  11,  2 
=  Elite  3,  18),  wo  der  Gott  den  Dreizack  nicht, 
wie  auf  der  Mehrzahl  der  Darstellungen,  ge- 
fällt, sondern  im  Arm  trägt.  Auch  hier  hat 
Amymone  die  Hydria  und  hier  sehen  wir  auch 
zum  einzigen  Male  als  Gegenbild  die  Verleih- 
ung  der  Quelle  dargestellt,  die  der  Gott  mit 
einem  Drcizackstofs  aus  einem  Felsen  lockt. 
In  einem  dritten  etwas  älteren  Amymonebilde 

40  fehlt  die  Hydria,  dafür  sind  die  Namen  bei- 
geschrieben; rechts  liegt  ein  grofser  Felsen, 
zur  Andeutung  der  kommenden  Quellschöpfung, 


8)  Poseidon  und  Amymone,  links  Verfolgung,  rechts  Quellschöpfung.     Schönrotfig.  Schale  in  Buvo 

(nach  Overbeck,  Atl.  13,  6).     Sp.  2870  Z.  29. 


typische  Liebesverfolgung  und  läfst  die  Aithra 
(inschriftl.)  einen  Kalathos  halten,  das  allge- 
meine Attribut  braver  Haustöchter.  Das  sehr 
ähnliche  stilistisch  etwas  jüngere  Bild  im 
British  Museum,  ohne  Inschriften  (Cat.  greek 
vases  3  E  174.  Elite  3,  19),  wo  der  Korb  zwi- 
schen den  beiden  am  Boden  steht,  mag  man 
daher  mit  Overbeck  gleichfalls  auf  Aithra  deu- 
ten, da  die  Bilder  sich  auch  zeitlich  nahe 
stehen.  —  Amymone  ist  die  berühmteste  un- 


auf  dem  sich  Eros  (inschr.)  gelagert  hat ;  links 
60  von  dem  Mittelbild  Aphrodite  (inschr.)  (Overbeck, 
Atl.  13,  7  S.  370,  3,  Elite  ce'ram.  3, 17  u.  ö  ).  Eine 
Petersburger  Vase  (Overbeck  S.  371,  6)  er- 
weitert nach  Analogie  derPeleus-Thetis-Darstel- 
lungen  die  Verfolgungsscene  auf  der  Rückseite, 
durch  den  Vater  (Danaos),  dem  eine  Schwester 
den  Vorfall  meldet.  Ähnlich  Overbeck  S.  372,  8. 
—  Während  hier  Amymone  stets  an  ihrem  Kruge 
erkennbar  ist,    giebt  es  eine  lange  Reihe  rot- 


2871      Poseidon  (u.  Amynione;  unterital.) 


Poseidon  (u.  Amymone;  unterital.)      2872 


tiguriger  Yasenbilder  des  strengen  Stils  und 
der  phidiasischen  Zeit,  in  der  ein  nicht  näher 
charakterisiertes  Mädchen  von  Poseidon 
ergriffen  wird.  Hier  werden  die  Vasenmaler, 
wenn  sie  überhaupt  an  eine  bestimmte  Geliebte 
dachten,  Amymone  gemeint  haben ;  künstlerisch 
ist  in  dieser  Reihe  nichts  Neues  geleistet  (Over- 
beck S.  334).  Ebenso  sind  die  einfachen  Gegen- 
überstellungen Poseidons  mit  einer  unbenannten 


Aphrodite  sehen  mag  (Atlas  13,  9;  10),  sowie 
die  durch  Eros  gesicherten  Aphroditefiguren  auf 
13, 11;  14;  15.  Ferner  kommen  Hermes  (13,  10; 
14),  Pan  (13, 14 ;  15)  und  unbenennbare  Mädchen- 
figuren hinzu  (13,  11;  14;  15).  Endlich  Satyrn 
und  Mainaden  (Overbeck  S.  377,  13  =  El.te  3, 
2«;  S.  378,  14  =  Böttiger,  Amalthea  2,  Tf.  4; 
S.  380,  15  =  Atl.  13,  4),  die  schon  von  Over- 
beck richtig  als  allgemeine  Naturwesen  gedeutet 


sachliches  Interesse  (Elite  3,  23.  24).  —  Ganz 
anders  greift  die  unteritalische  Vasen- 
malerei das  Thema  an.  Statt  lebhafter  Be- 
wegungen  liebt  sie   ruhige   Gruppierungen  in 


Geliebten  ohne  besonderes  künstlerisches  oder  10  werden,  die  sich  für  die  antike  Phantasie  über- 
all befinden  konnten  (vgl.  Amehing,  Personifi- 
kation des  Lebens  in  der  Natur)  und  keinerlei 
speziellen  Bezug  zur  dargestellten  Sage  haben. 
Die  Möglichkeit,   die  Overbeck   trotzdem  noch 

offen  läfst,  dafs  der 
Satyrchor  des  aischy- 
leischen  Satyrspiels 
Amymone  hier  nach- 
gewirkt habe,  ist 
natürlich  heutzutage 
nicht  mehr  diskutabel. 
Richtig  lehnt  Overbeck 
auch  für  Atl.  13,  4  ab, 
in  dem  Satyr  jenen  be- 
gehrlichen aus  Apollo- 
dors  und  Hygins  Be- 
richten zu  erkennen ; 
seine  nach  Amymone 
hingestreckte  Hand  ist 
nichts  als  der  allge- 
meine Ausdruck  der 
Verwunderung,  der  bei 
den  Satyrn  in  ihrer 
Auffassung  als  neu- 
gieriger Naturwesen 
typisch  ist.  —  Auch 
das  Lieblingskompo- 
sitionsmotiv der  unter- 
italischen Maler,  ein 
Gebäude  in  der  Mitte 
des  Bildes,  liefe  sich 
für  die  Amymonesage 
zurecht  machen :  auf 
Atl.  13,  14  u.  15  steht 
ein  schönes  Brunnen- 
haus im  Zentrum,  vor 


9)  Poseidon  und  Amymone  (anwesend:  Aphrodite  mit  Eros  r.,  Hermes  1.,  oben  1.  Peitho('i'), 
r.  Pan).     Lukanische  Amphora  unbekannten  Orts   (nach  Mon.  d.  I.  4,  14).     Sp.  2872   Z.  48. 


schönen  Stellungen;  sie  entwickelt  daher  aus 
dem  Amymonestoff*  nicht  etwa  neue  charakte- 
ristische Situationen,   sondern   pafst  ihn  nach 


dem  Poseidon  und  Amymone  sich  unterhalten 
(Abb.  9  nach  Mon.  d.  I.  4,  14.  Als  Zusatzfiguren 
rechts  Aphrodite  u.  Eros,  diese  allein  mit  klarem 


Möglichkeit  ihrem  Bildervorrat  an  und  erweitert  50  Sinne ,   links  Hermes,   oben  ein  Mädchen,  das 


dieScenerie  mit  mehr  oder  minder  grofser  Über 
legung.  Amymone  sitzt  nun  fast  immer,  hat 
ihre  Hydria  bei  sich  und  schaut  auf  den  ruhig 
vor  oder  hinter  ihr  stehenden  Poseidon,  der 
manchmal  den  Fufs  in  dem  bekannten  Motiv 
auf  eine  Erhöhung  setzt.  Einmal  thront  Po- 
seidon, und  Amymone  steht  sich  entschleiernd 
vor  ihm.  Mit  Overbeckscher  Gründlichkeit  zu 
untersuchen,  ob  dieses  Liebesgespräch  vor  oder 
nach    der    Umarmung    stattfindet ,    heilst 


Charakterisierungsfähigkeit  dieser  Vasenmaler 
allzuviel  zutrauen.  Sie  erweitern  ihr  Bild,  wie 
es  ihnen  gerade  einfällt,  z.  B.  durch  Zusatz 
von  Amphitrite  (Atlas  13,  9),  wobei  aber  nicht 
das  geringste  von  der  Eifersucht  zu  sehen  ist, 
die  nach  Overbeck  und  Wieseler  die  rechtmäfsige 
Gattin  herbeigeführt  haben  soll.  Weitere  Zu- 
satzfiguren  sind  eine  Frauen gestalt,  in  der  man 


man  zur  Not  Peitho  nennen  könnte,  und  Pan; 
ferner  das  übliche  Füllsel  dieses  Stils,  Fächer, 
Ball,  Blumen,  Reh).  —  In  etwas  gröfsere  Un- 
kosten in  bezug  auf  Erfindung  stürzt  sich  der 
Maler  des  Bildes  Overbeck,  Atl.  13,  11  (S.  386,  18. 
Lucanische  Pelike  unbekannten  Orts  Bidl. 
Napol.  2,  3.  Elite  3,  30).  Das  Brunnenhaus  ist 
etwas  aus  der  Mitte  gerückt.  Poseidon  und  Amy- 
mone sitzen  nebeneinander;  diese  hält  noch  in 
der  60  der  Haud  das  Tragpolster  (tiUtj,  GntTga)  für  die 
zu  Boden  gefallene  Hydria.  Über  ihnen  wölbt 
sich  ein  Strahlenbogen,  die  Wassergrotte,  die 
der  Gott  entstehen  läfst,  um  sich  und  die  Ge- 
liebte zu  bergen;  das  Motiv  ist  auch  von  einem 
Gemälde  bei  PMlostr.  sen.  Imag.  1,  8  bekannt. 
In  der  Umgebung  sind  sicher  deutbar  nur 
rechts  oben  Aphrodite  mit  Eros  und  nach  der 
Mitte   zu   ein  zweiter  Eros,    der  gerade  nichts 


2873      Poseidon  (u.  Amymone;  späteres)  Poseidon  (u.  Amphitrite;  u.  Pelops)      2874 

Besseres  zu  thun  hat,  als  mit  einem  Pfeil  nach  so  alt  zu  sein,  dafs  nicht  für  eine  Sage  von 
einer  Schlange  zu  stechen.  Der  Ephebe  mit  Raub  und  Entführung  Platz  gewesen  wäre, 
einem  Reh  links  oben  wird  bei  Reinach,  Rep.  Allerdings  ist  die  Überlieferung  darüber  erst 
1,  465  als  Kyparissos  gedeutet,  das  Mädchen  sehr  jung.  Eustath.  ad  Hom.  p.  1458,  40  und 
links  unten,  das  nach  Overbeck  das  vor  ihr  Schol.  Od.  3,  91  berichten,  dafs  Poseidon  die 
stehende  Reh  füttern  soll  (aus  einem  Schmuck-  Nereide  Amphitrite  auf Naxos  mit  ihren  Schwe- 
kästchen!),  nennt  er  zweifelnd  Hebe.  Es  sind  stern  den  Reigen  tanzen  sah  und  sie  entführte, 
aber  einfach  die  Repertoirefiguren  dieses  Stils,  Eine  hierher  bezogene  Scene  findet  sich  auf 
die  ohne  besondere  Überlegung  zugesetzt  sind.  einer  jungattischen  rotfigurigen  Pyxis  aus 
Der  Ephebe  rechts  unten  könnte  zur  Not  10  Aigina  (Collignon  et  Couve,Vases peints  d'Athenes 
Hermes  sein.  —  Von  den  unteritalischen  Typen  1551.  Abg.  Heydemann,  Griech.  Vasenb.  1,  2): 
abhängig  (Atl.  13,  10)  ist  das  Innenbild  einer  Poseidon,  durch  den  Dreizack  gesichert,  ergreift 
etruskischen  rotfigurigen  Schale  aus  ein  Mädchen  an  der  Schulter;  vier  andere  ent- 
Bomarzo,  Berlin  nr.  2946  (Elite  3,  25),  Poseidon  fliehen  zu  einem  fischschwänzigen  Manne  hin. 
mit  aufgestütztem  Ful's  und  grofsem  Delphin,  Da  Inschriften  fehlen,  kann  man  nur  aus  dem 
die  Geliebte  mit  entblöfstem  Oberkörper  ihm  fischleibigen  Vater  schliefsen,  dafs  es  Meer- 
gegenüber auf  einem  Stuhl.  Doch  mufs  man,  mädchen  sind.  Ob  wirklich  der  Vasenmaler 
wenn  man  hier  überhaupt  einen  Namen  geben  Amphitrite  gemeint  und  die  Sage  von  ihrem 
will,  die  Frau  Amphitrite  nennen,  da  gar  nichts  Raube  gekannt  hat,  ist  zweifelhaft.  Ebensogut 
für,  der  Stuhl  jedoch  gegen  Amymone  spricht.  20  kann  er  auch  das  bekannte  Schema  des  Mädchen- 

—  Der  etruskische  Spiegel  freien  Stils,  raubes  ohne  poetische  Quelle  einmal  für  Po- 
Gerhard  1,  04,  mit  Poseidon  im  Liebesangriff  seidon  angewandt  und  dabei  an  eine  beliebige 
auf  ein  halbnacktes  Mädchen  ohne  Hydria,  vor  namenlose  Nereide  gedacht  haben.  —  Weniger 
einer  Art  Wassergrotte  mit  Seedrachen  und  zweifelhaft  ist,  ob  eine  andere  aus  späten 
Fisch,  ist  auf  Amymone  zu  beziehen  wegen  der  Quellen  (oben  Bd.  1  Sp.  319)  bekannte  Version  zur 
Quelle,  die  hinten  aus  einem  Felsen  strömt  Deutung  eines  Vasengemäldes  benutzt  werden 
und  an  der  ein  neugieriger  Satyr  lauscht.  Die  darf:  Amphitrite  habe  sich  vor  Poseidon  in  die 
Bewegungsmotive  sind  etruskischer  Erfindung,  Tiefe  des  Weltmeers  geflüchtet,  der  Delphin 
der  Stil  der  des  5.  Jahrhunderts.  —  Die  spä-  habe  sie  gefunden  und  sie  ihm  gebracht,  wo- 
teren  Darstellungen  der  Amymone  seien,  30  für  er  unter  die  Sterne  versetzt  worden  sei. 
da  sie  sehr  spärlich  sind,  gleich  hier  eingefügt:  Auf  einer  spätattischen  Pelike  aus  der  Krim 
Einige  schöne  griechisch-römische  Glaspasten,  (Abg.  Antiquites  du  Bosphore  Cime'r.  61,  3;  4) 
darunter  eine  mit  der  Inschrift  des  augustei-  sitzt  Poseidon  am  Strand,  ein  Mädchen  wird 
sehen  Gemmenschneiders  Aulos  (Furtwängler,  von  einem  Delphin  ans  Ufer  getragen  und  von 
Arch.  Jahrbch.  1889,  4,  Taf.  2,  3;  4;  S.  51.  Eros  geleitet;  hinten  steht  ein  unerklärter 
Furtwängler,  Gemmen  Taf.  64,  77.  Overbeck,  Ephebe.  Da  das  Bild  keineswegs  einen  ge- 
Gemmentafel  3,  3;  S.  390)  stellen  Poseidon  mit  läufigen  Typus  giebt  und  die  Situation  sehr 
aufgestütztem  Fufs  (auf  der  Aulospaste  auf  klar  gekennzeichnet  ist,  so  wird  hier  vielleicht 
eine  Hydria)  und  Amymone  (Hydria  in  der  in  der  That  dem  Poseidon  seine  rechtmäfsige 
Rechten,  mit  der  Linken  sich  entschleiernd;  auf  40  Gattin,  nicht  ein  beliebiges  Meermädchen  zu- 
der  Aulospaste  ohne  Hydria)  einander  gegen-  geführt.  —  .Poseidon  und  Meermädchen  oder 
über,  in  guten  Motiven  der  plastischen  Kunst  Amphitrite  ruhig  einander  gegenüberstehend  - 
des  4.  Jahrhunderts;  auch  hier  ist  Overbeck  aber  keinesfalls  „Hochzeit  des  P.  und  A."  - 
(S.  390)  unsicher,  ob  es  vor  oder  nach  der  zeigen  schönrotfigurige  Vasen,  Elite  3,  23;  24. 
Umarmung  sei.  Eine  ähnliche  Gruppe  aus  Erz  Würzburg.  Urlichs  335  =  Overbeck,  K.  M.  3, 
beschreibt  Christodor(Ecphras.  60)  im  Zeuxippos  367,  10.  Nichts  mit  Poseidon  zu  thun  haben 
in  Konstantinopel.  Für  die  Pasten  vermutet  die  von  Overbeck  (K.  M.  3,  354,  3;  4)  mit  auf- 
Furtuäugler  als  Vorbild  ein  Gemälde  aus  der  gezählten  Verfolgungsscenen  Petersburg,  Vasen- 
1.  Hälfte   des  4.  Jahrhs.    (Jahrbuch   1889,   52).  sammig    der  Erem.  1531  und  Würzburg,  Urlichs 

—  Eine  frührömische  Paste  (Furtwängler,  50  324.  (Abg.  Gerhard,  A.  V.  182).  —  Über  den 
Gemmen  30,  29;  Berliner  geschn.  Steine  596.  Hochzeitszug  des  Poseidon  und  der  Amphitrite 
Overbeck,  Gemmentf.  3,  4),  an  Motive  des  in  der  jüngeren  Kunst  s.  u.  Sp.  2897,  53.  —  Die 
strengen  Stils  sich  anschliefsend ,  macht  aus  Darstellungen,  wo  Amphitrite  als  Poseidons 
einem  einfachen  wasserschöpfenden  Mädchen,  Gattin  in  Scenen  einer  feierlichen  Repräsenta- 
wie  es  andere  Pasten  (Furtwängler  594.  595.  tion  und  in  Kultbildern  neben  ihm  steht  oder 
Overbeck,  Taf.  3,  5)  zeigen,   durch  Hinzufügen  sitzt,  werden  Sp.  2878  f.  aufgezählt. 

des  Dreizacks  eine  Amymone.  —  In  einem  pom-  Der  Mythos  kennt,  wenn  auch  nicht  in 
pejanischenWandgemälde (Heibig,  Wandgem.  solcher  Ausgestaltung  wie  zwischen  Zeus  und 
nr.  174.  Museo  Borb.  6,  18.  Rochette  Choix  des  Ganymed,  die  Liebe  des  Poseidon  zu  Pe- 
peintures  2.  Müller-Wieseler ,  Dkm.4  2,  16,  5)  co  lops;  vgl.  oben  Bd.  3,  Sp.  1871,  40,  wo  Z.  51  das 
sitzt  Poseidon  am  Meeresstrand  vor  einem  Felsen,  apulische  Vasenbild,  Berlin  3297  =  Gerhard, 
während  ein  halbentkleidetes  Mädchen  auf  ihn  Trinksch.u.Gef.  22  mit  Recht  als  nicht  hierher, 
zu  tänzelt;  ein  spezieller  Bezug  auf  Amymone  sondern  in  den  Adonismythos  gehörig  abge- 
fehlt. Man  vgl.  auch  das  von  Philostr.  sen.  1,  8  lehnt  wird.  Pelops  war  im  Olymp  der  Mund- 
beschriebene Bild.  schenk  des  Gottes.  Auf  einer  anderen  apuli- 
Zu  Amphitrite  steht  Poseidon  im  Ver-  sehen  Vase  (Mon.  d.  I.  2,  31)  ist  unter  den 
hältnis  des  rechtmäfsigen  Ehegatten ,  doch  zuschauenden  Göttern  in  der  einen  Ecke  neben 
scheint    mythologisch    ihre   Verbindung    nicht  Zeus  Ganymed,  in  der  anderen  neben  Poseidon 


2875     Poseidon  (u.  Pelops.    Statuarisches) 


Poseidon  (archaische  Statue)       2876 


ein  Jüngling  mit  Kranz  und  Blütenstengel  dar- 
gestellt, den  man  unbedenklich  Pelops  nennen 
darf.  Hierher  gehören  auch  die  attischen  rot- 
figurigen  Vasen  schönen  Stils,  wo  Poseidon 
einem  schönen,  ganz  ins  Himation  gewickelten 
Knaben  seinen  Fisch  hinhält  (Elite  3,  7;  8) 
oder  von  diesem  eine  gefüllte  Schale  gebracht 


10)  Poseidonstatue  von  Liwadhostro  (rechts  nach  Ephim.  arck.  18S)9,  6, 
links  Ergänzungsskizze  Reichholds).     Sp.  2875  Z.  50. 


bekommt;   es  ist  Pelops   als  Mundschenk 
{Elite  3,  6).  — 

Wir  haben  ob.  Sp.  2860  f.  die  Darstellungen 
des  Poseidon  in  mehr  oder  minder  lebhaftei 
Aktion  vorangestellt,  weil  sie  ihren  Typen  nach 
fast  alle  auf  denselben  formalen  Grundgedanken 
zurückgehen.  Die  einzige  erhaltene  ar- 
chaische Statue  ist,  wie  ich  glaube,  dieser 
Serie  der  Dreizackschwinger  anzureihen,  ob- 
wohl ihre  Ergänzung  nur  vermutet  werden 
kann.  Die  halblebensgrofse  Bronzefigur  von 
Liwadhostro  (H.  1,  18  m),  jetzt  im  Atheni- 
schen Nationalmuseum  (Abb.  10.  Philios,  Ephim . 
arch.  1899,  Tf.  5,  6;  S.  57.)  ist  gefunden  am  ko- 
rinthischen Golf  in  der  Nähe  des  alten  Kreusis. 
heute   Liwadhostro,  bei   einem   kleinen   Hafen 

Hagios  Vassilios,  in  dem  man  den  Hafen  von  60  teren  Zeit  erscheint 
Plataiai  vermutet.  Sie  lag  nahe  am  Ufer  im 
Wasser,  stand  also  frei  oder  unter  einem  Naiskos 
am  Strande;  Reste  der  Basis  waren  in  der  Nähe. 
Die  auf  der  Fufsplatte  eingravierte  Weih- 
inschrift rö  IIoTtidccovog  ItxQog  sichert  die  Deu- 
tung. Es  ist  ein  sorgfältiges  Werk  reifarchai- 
scher Kunst  aus  dem  Anfang  des  5.  Jahrhs. 
v.  Chr.;  Augen  und  Brustwarzen  waren  einge- 


setzt,   am  Körper  ist  sehr  viel  ergänzt.     Der 
Gott    steht   im   Schema    der    alten  „Apollon"- 
figuren,  jedoch  stärker  ausschreitend  und  den 
rechten    statt   des    sonst   gewöhnlichen    linken 
Fufses  vorgesetzt.     Die  rechte  Hand  war  vor- 
gestreckt,   der  linke  Arm  sehr  stark  gehoben. 
Gillieron    läfst  ihn  in  seiner  Ergänzungsskizze 
Ephim.  1899   S.  66   den  linken   Arm 
ganz   hoch    mit    dem  Dreizack   auf- 
stützen.    Aber  die   Zeichnung   zeigt 
deutlich,   dafs   das    nur    mit  grofser 
Gewaltsamkeit  geht  (das  Loch  in  der 
Fufsplatte,    in    dem   der   Schaft    ge- 
steckt    haben    soll,     kann     zufällig 
sein),    und    vor    allem    ist    ein    der- 
artiges   Motiv    in    der     archaischen 
Kunst  unerhört;  Scepter  oder  Lanzen 
werden  in  Kopfhöhe,  aber  nicht  mit 
derartig    pathetischer    Reckung    des 
Arms    gehalten.      Hingegen    ergiebt 
sich  ein  archaisch  harter,    aber   ein- 
wandfreier Rhythmus  (vgl.  die  Skizze 
Beichholds,  Abb.  10  1.),  wenn  wir  ihn 
repräsentativ    den   Dreizack   erheben 
lassen   in   der  Art   der  Münzen  von 
Poseidonia   (Abb.  1),    wo   es    sich  ja 
auch  nicht  um  einen  Angriff  handelt. 
Eben    deshalb    verschlägt  es    nichts, 
daTs  er  hier  den  Dreizack  ungewöhn- 
licherweise in  der  Linken  hält;  auch 
die  Fufsstellung  ist,   wie  wir  sahen, 
gegenüber 
dem  ge- 
wöhnlichen 
Typus    ver- 
tauscht, was 
möglicher- 
weise durch 
bestimmte 
örtliche 
Verhält- 
nisse (Sicht- 
barkeit von 
seiner  linken  Seite)  ver- 
anlafst  war.    Die  Cha- 
rakteristik des  Gottes 
beschränkt     sich    auf 
seine   Attribute   (statt 
des  zu  frei  stilisierten 
50  Delphins  bei  Gillieron 
haben    wir    ihm    den 
Thunfisch  gegeben 


nach  der  rotfigurigen 
Vase,  Gerhard,  Trink- 
schalen u.  Gefäfse  21). 
Er  ist  nackt,  bärtig, 
mit  aufgenommenem 
langem  Haar,  ganz  wie 
auch  Zeus  in   der  äl- 


11)  Pos« 
Louvre 


jnstatuette  im 
Sp.  2876  Z.  68. 


Dafs   das  Werk  einer 

attischen  Werkstatt  entstammt  (Philios),  ist 
nicht  unmöglich,  aber  nicht  beweisbar.  —  Eine 
angeblich  archaische  Poseidonstatuette  aus 
Terracotta  im  British  Museum  {Walters,  Cat.  of 
Terracottas  B  78.  Abg.  Huish,  Greek  Terracotta 
Statuettes  pl.  36)  ist  eine  horrible  Fälschung. 
—  Eine  neuerworbene  Bronzestatuette  des 


2877      Poseidon  (Statuarisches  des  5.  Jahrh.)  Poseidon  (repräsentativ  auf  Vasen)      2878 


Louvre,  obwohl  uicht  von  hervorragender  Ar- 
beit, wird  wegen  der  Seltenheit  archaischer 
Poseidonfiguren  mit  Erlaubnis  der  Direktion 
des  Louvre  hier  zum  ersten  Mal  veröffentlicht 
(Abb.  11.    H.  12  cm).     Der    Gott   ist   ganz   im 

„Apollon"schema 
dargestellt  und  trägt 
in  der  L.  einen  Thun- 
fisch     Der  Bart  ist, 
wie  an  den  Münzen  10 

von  Poseidonia 
(Sp.  2859  Z.  61),  nicht 
grofs  u.  ohne  Ziselie- 
rung, doch  geht  aus 
dem  starken  Vor- 
springen des  Unter- 
gesichts zweifellos 
hervor,  dafs  es  bär- 
tig gemeint  ist. 

Statuarische  20 
Typen  des  5.  Jahr- 
hunderts sind  uns 
in  grofsen  Kopien 
keine  erhalten.  (Eine 
Statue  in  der  Gal- 
12)  Poseidonstatuette  aus        leriadellestatue 

Boiotien.     Bei  Frhr.  v.  Bissin,;,,      desVatikan  (Over- 
München.     Sp.  2878  Z.  10.  &fcÄ%   m     ^    g.    12 

35.  Heibig,  Führer* 
1,  208),  eine  Kopie  antoninischer  Zeit,  geht  in  30 
ihren  Grundlagen  auf  ein  Vorbild  des  5.  Jahrhs. 
zurück  und  wird  von  Furtwängler  {Meister- 
werke S.  363,  Fig.  49)  in  den  Kreis  des  Myron 
gesetzt.  Doch  ist  ihre  auf  Visconti  zurück- 
gehende Deutung  als  Poseidon  ganz  unsicher, 


40 


13)   Poseidon   u.  50 
Aniphitrite. 
Weihtäfelchen  aus 
Thon,  aus  der  Nähe  von 
Korinth.     Berlin. 
Sp.  2878  Z.  60. 

so  dafs  sie  hier  nicht  ver- 
wertet werden  kann ;  der  Del- 
phin ist  modern.)  —  Ein  Typus, 
der  seiner  Erfindung  nach  60 
ins  5.  Jahrh.  gehört,  findet  sich 
auf  späten  Reliefs  (Overbeck,  Atlas 
Taf.  12,  17;  18,  und  einer  Gemme  wohl  augus- 
teischer Zeit  {Overbeck,  Gemmentaf.  2,  10).  Der 
Gott  stützt  die  R.  auf  die  Hüfte,  die  L.  auf  den 
nicht  sehr  hoch  angefafsten  Dreizack ;  die  Bein- 
stellung ist  ähnlich  wie  beim  Kasseler  Apoll  und 
die  Köpfe  lassen  deutlich  die  Art  des  5.  Jahrhs. 


erkennen.  In  hellenistischer  Weiterbildung  liegt 
dieser  Typus  vor  in  der  Neapler  Statuette,  Over- 
beck, K.  M.  2,  Tf.  2,  1  (s.  u.  Sp.  2895,  62).  —  Die 
auf  Poseidon  bezogene  Pariser  Statuette, 
Overbeck  a.  O.   Tf.  3,  3  (mit   Mäntelchen  über 

1.  Arm  und  sehr  schlichtem  Haar)  ist  dem 
schönen  Florentiner  Zeus  (Amehing,  Florentiner 
Antiken  Abb.  S.  10)  eng  verwandt,  doch  ist 
durch  gar  nichts  nachzuweisen,  dafs  es  Po- 
seidon ist.  —  Eine  Bronzestatuette  im  Be- 
sitz v.  Bissings,  die  ich  in  Abb.  12  bekannt 
machen  darf,  giebt  die  erste  Kunde  von  einem 
Typus,  der  später  weitergebildet  wird  und  zu 
besonderer  Beliebtheit  gelaugt  (Sp.  2884,  58). 
Es  ist  eine  griechische  Arbeit  aus  der  Mitte  des 
5.  Jahrhs.  (H.  8  cm,  in  Athen  erworben),  mit 
ehemals  eingesetzten  Augensternen  und  mit 
der  auf  der  linken  Körperseite  eingegrabenen 
Weihinschrift:  0IOPI0lt>A^  POTIt>AONI.  Die 
Form  Potidaon  ist  boiotisch  (Sp.  2788  Z.  57), 
ebenso  die  Form  Thio-  statt  Theopithidas  in 
dem  sonst  nicht  bekannten  Eigennamen.  Viel- 
leicht stammt  die  Bronze  aus  dem  berühmten 
Poseidonbezirk  von  Onchestos  (ob.  Sp.  2835  Z.  57). 
Der  Gott  stützte  mit  der  Linken  den  Dreizack 
auf,  in  der  Rechten  hielt  er  den  Fisch.  Haupt- 
und  Barthaar  sind  ziemlich  knapp  anliegend. 
Eine  individuelle  Charakterisierung  ist  noch 
nicht  erstrebt  und  ohne  die  Inschrift  würde 
man  kaum   die  Deutung  auf  Poseidon  wagen. 

Statuen  des  5.  Jahrhunderts,  über  die 
nichts  Näheres  bekannt  ist:  1)  Die  7  Ellen 
hohe  Bronzestatue,  die  die  Griechen  nach  der 
Schlacht  bei  Plataiai  nach  Delphi  weih- 
ten (Herod.  9,  81).  —  2)  Poseidon  unter  den 
Weihgeschenken  des  Mikythos  in  Olym- 
pia, zusammen  mit  Amphitrite  und  Hestia, 
Werke  des  Glaukos  von  Argos,  um  460  v.  Chr. 
(Paus.  5,  26,  2).  —  3)  Poseidon  den  Lysandros 
bekränzend,  Bronzestatuen  im  Weihgeschenk 
der  Lakedaimonier  nach  Delphi  für  die 
Schlacht  bei  Aigospotamoi,  Werk  des 
Dameas  aus  Kleitor  in  Arkadien  (Paus.  10,  9,  7.) 

Poseidon  in  repräsentativer  Hal- 
tung, bei  Auffahrten,  in  Götterver- 
sammlung, als  Zuschauer.  In  diesen  ruhi- 
gen Typen  tritt  in  der  älteren  Kunst  noch 
weniger  Individualität  hervor  als  in  den  oben 
behandelten  bewegteren  Scenen.  Auf  der 
Klitiasvase  (Furttcängler-Beichhold,  Griech. 
Vasenmalerei  Tf.  1)  sind  Poseidon  und  Amphi- 
trite durch  den  Henkel  verdeckt;  wir  sollen  sie 
uns  denken  wie  die  anderen  Götter  in  langem 
ionischem  Festgewand.  So  stand  Poseidon  auch 
auf  der  Sophilosvase  (Wien.  Vorlegebl.  1889, 

2,  3),  so  zeigen  ihn  die  korinthischen 
Pinakes,  die  ungefähr  derselben  Zeit,  Mitte 
des  6.  Jahrhunderts  v.  Chr.,  angehören.  Auf 
ihnen  ist  die  Auffahrt  des  Poseidon  mit  Amphi- 
trite besonders  beliebt  (Abb.  13,  hier  sogar  ohne 
Dreizack,  nach  Ant.  Denkm.  1,  7,  1.  Ferner 
ebenda  7,  4  (ohne  Ainph.);  10;  13.  2,  24,  2. 
Furtwängler,  Berl.  Vasen  1,493—537.  800—801). 
Überwiegend  jedoch  steht  er  ruhig  da,  den 
Dreizack  aufstützend  oder  schräg  haltend, 
manchmal  den  Delphin  in  der  anderen  Hand 
(Dkm.  1,  7,  5;  6;  9;  24;  28.  2,  23,  1;  4a;  7b; 
13a;  16a;  17;  15a;  18a.   24,  3;  6;  8;  11.    Berl. 


2879       Poseidon  (jüngere  sf.  Vasen) 

Vasen  1,  347  —  473),  manchmal  neben  oder 
gegenüber  von  Amphitrite  (Dkm.  1,  7,  11;  19. 
2,  24,  2;  10.  Berl.  Vasen  1,  474—485).  —  Auch 
in  der  jüngeren  schwarzfigurigenVasen- 
malerei  wird  von  den  Künstlern  auf  Poseidon 
angewandt,  was  ihnen  von  typischen  Haltungen 
höherer  Götter  geläufig  ist,  das  ruhige  Da- 
stehen in  langem  Gewand,  zusammen  mit  an- 
deren Göttern  in  mehr  oder  minder  beziehungs- 


Poseidon  (rotfig.  Vasen,  Reliefs)      2880 

wand  kommt  auch  der  kurze  Chiton  mit  klei- 
nerem Himation  öfter  vor.  —  In  der  streng- 
rot figurigenVasenmalerei  fehlen  die  Auf- 
fahrten, die  auch  für  andere  Götter  kaum  mehr 
vorkommen;  im  übrigen  ist  Poseidon  als  ruhiger 
Teilnehmer  einer  Götterversammlung  oder  bei 
einem  Ereignis,  oder  als  Einzelfigur  nicht  selten 
(z.  B.  Mon.  d.  I.  6,  58.  Gerhard,  A.  V.  146.  Vgl. 
Overbeck,  K.   M.  3,  226);  typisch  Neues    tritt 


reicher    Zusammenstellung    (z.  B.   mit  Athena  10  nicht  auf.     Im  schönrot  figurigen  Stil   er- 


und  Hermes,  Elite  3,  13;  36  a;  ferner  Gerhard, 
A.  V.  13;  48  u.s.w.  Vgl.  Overbeck,  K.  M.  3,  212, 
lf.).  Oder  ein  Einherschreiten  in  Verbindung 
mit  irgend  einem  Ereignis,  an  dem  er  Anteil 
nimmt  (Kanne  des  Kolchos  mit  Kampf  des 
Herakles  und  Ares  über  dem  gefallenen  Kyknos, 


14)  Poseidon  und  Amphitrite,  unter  den  anderen  Olympiern  beim  Mahle. 
Schönrotflg.  Schale  (nach  Mon.  d.  I.  5,  49).     Sp.  2880  Z.  13. 


oben  Bd.  2,  Sp.  1695,  Abb.  3.    Ferner  Gerhard, 

A.  V.  111;  138  u.  a.).     Endlich    die   feierliche 

Auffahrt,  die,  wie  für  alle  möglichen  anderen 

Götter   (Jahn,  Archäol.  Aufsätze  S.  92  f.  stellt 

einen  Teil    der  Darstellungen    zusammen),    so  50  volles  archaisches  Vorbild  zurück,  bei  dem  der 

auch  für  Poseidon  passend  erscheint.     Einmal       Körper  wirkungsvoll  durch  den  Mantel  umrahmt 


scheint  er  in  neuer  Auffassung  zum  Mahle  ge- 
lagert, bekränzt  und  mit  nacktem  Oberkörper, 
so  namentlich  auf  der  wundervollen  Schale 
phidiasischer  Zeit  im  British  Museum  (Cat. 
Greek  Vases  3,  E  82.  Mon.  d.  I.  5,  49;  danach 
Abb.  14),  wo  die  Würde  der  Haltung  und  die 
Schönheit  der  Züge  ganz  an 
den  Parthenonfries  erinnern. 
So  gelagert  empfängt  er  auch 
den  Theseus  in  der  Tiefe  des 
Meeres  auf  dem  grofsen  Bo- 
logneser Krater  polygno- 
tischer  Kompositionsart,  der 
uns  wahrscheinlich  das  Bild 
des  Mikon  im  Theseion  im 
Auszuge  wiedergiebt  (Mon. 
d.  I.  Suppl.  Taf.  21.  Bobert, 
Nekyia  des  Polygnot.  S.  41. 
Müller  -  Wieseler  -  Wernicke, 
Dkm.*  2,  14,  2).  Auf  einem 
wenig  älteren  Bilde  mit  dem 
gleichen  Gegenstand  sitzt  er 
voll  bekleidet  auf  einem 
Thron  (Elite  3,  9).  —  Auf  den 
unteritalischen  Vasen  ge- 
hört er  zum  Repertoire  der 
zuschauenden  Götter  in  der 

oberen  Kompositionsreihe 
und  ist  hier  manchmal  ste- 
hend,  meist  jedoch  bequem 
sitzend  mit  entblöfstem  Ober- 
körper gegeben  (Overbeck,  K. 
M.  3,  309,  D;    G  (stehend); 
R;    S:    T;    U;    V;    AA;    hier 
überall  sitzend). 
Die  für  Relief  erfundenen  Typen  des 
Poseidon  sind  spärlich.  Archaische  fehlen.  Doch 
geht  das    archaisierende  Relief   in    Villa 
Mattei  (Overbeck,  Atl.  12,  13)  auf  ein  charakter- 


werden ihm  Flügelpferde  gegeben,  vielleicht 
in  Erinnerung  an  die  windschnellen  Rosse,  die 
er  dem  Pelops  giebt  (Gerhard,  A.  V.  10  = 
Overbeck,  Atlas  11,  21);  einmal  steht  neben  ihm 
auf  dem  Wagen  inschriftlich  Aphrodite,  sicher 
nicht  mit  Bezug  auf  die  gemeinsamen  Kulte 
der  beiden  Götter  in  Lechaion  und  Kenchreai, 
sondern  zweifellos  verschrieben  aus  Amphitrite. 


wird.  Die  anderen  archaisierenden  Reliefs  (Atl. 
12,  12;  14.  K.  M.  S.  231,  nr.  3,  5,  6)  sind  süfs- 
liche  rneu-attische'  Schöpfungen,  die  nur  ganz 
aUgemein  auf  Formen  aus  der  1.  Hälfte  des 
5.  Jahrhs.  zurückgehen.  Von  grofser  Wichtig- 
keit hingegen  sind  zwei  Reliefdarstellungen 
aus  der  Mitte  des  5.  Jahrhunderts,  von  denen 
die    erste   wahrscheinlich   für   den    Typus    der 


Wie  gedankenlos  der  Maler  war,  zeigt  er  da-  60  Vasenbilder    vom    schönrotfigurigen    Vasenstil 


durch,  dafs  er  seine  f Aphrodite'  in  Wirklich- 
keit als  Athene  mit  Aigis  gemalt  hat  (Atlas 
11,  25.  Elite  3,  15.  Walters,  Brit.  Mus.  Cat. 
Greek  Vases  2,  B  254).  —  Als  Zuschauer  und 
bequeme  Füllfigur  erscheint  Poseidon  bei  der 
Athenageburt  und  in  sonstigen  Götterversamm- 
lungen (Overbeck,  K.  M.  3,  212  f.),  hierbei  auch 
gelegentlich  sitzend.     Neben   dem  langen  Ge- 


an  nicht  ohne  Einflufs  gewesen  ist:  1)  Im 
Ostfries  des  Parthenon  (Abb.  15  nach 
Photogr.).  Poseidon  sitzt  mit  enthülltem  Ober- 
körper da,  die  R.  herabhängend,  in  der  Linken 
den  schräg  angelehnten  Dreizack  haltend,  der 
gemalt  war  und  von  dem  die  Linie  des  Schaftes 
unter  dem  Stuhle  der  nächsten  Figur  sichtbar 
ist.     Der  Gott  hat  hier  weder  die  breite  Würde 


2881     Poseidon  (i.  Parthenon-  u.  Theseionfries) 

des  Zeus,  noch  das  freie  und  lässige  Gehahen 
der  anderen  Götter.  Er  sitzt  vielmehr  mit 
steifem  Oberkörper  da,  der  sich  aber  doch  um 
ein  geringes  durchbiegt,  gerade  als  möchte  er 
wohl  ein  wenig  nachlassen,  wage  aber  seiner 
Würde  nichts  zu  vergeben.  Der  Körperbau  ist 
nicht  entfernt  so  mächtig,  wie  beim  Poseidon 
des  Westgiebels.  Der  bärtige  Kopf  ist  der  eines 
würdigen  Mannes  mit  langlockigem  Haar,  aber 
ohne  irgendwelche  speziellere  Charakterisierung. 
Man  hat  oft  auf  den 

Gegensatz    zwischen  n 

dem  überkräftigen 
Poseidon  des  West- 
giebels und  dieser 
schlichten  und  zah- 
men Bildung  hinge- 
wiesen. Das  kommt 
wohl  weniger  von 
einer  Verschieden- 
heit in  der  Auffas- 
sung d.  persönlichen 
Wesens  des  Gottes 
(Sp.  2859  Anm.),  als 
aus  den  Gegensätzen 
in  der  künstlerischen 

Gesamtaufgabe. 
2)  AmOstfries  des 
Theseion  (Sauer, 
Theseion  Taf.  3,  22 ; 
S.123.  Brunn  -Brück- 
■mann,  Dkm.  407) 
wird    der    vorderste 

der  drei  rechts 
sitzenden  Götter  mit 
grofser  Wahrschein- 
lichkeit für  Poseidon 
gehalten.  Er  hat,  wie 
am     Parthenonfries, 
nur  den  Unterkörper 
verhüllt   und    ist   in 
etwas  lebhafterer 
Haltung  gegeben, 
wie    es    alle    Götter 
des    Theseionfrieses 
sind.  Eine  besonders 
sprechende   Charak- 
terisierung seines 
Körpers  ist  auch  hier 
nicht  vorhanden,  nur 


Poseidon  (4.  Jahrh.  Euphranor)      2882 

von  besonderer  Bedeutung  war,  der  Poseidon 
des  Euphranor  im  Cyklus  der  Zwölf  Götter 
in  der  Halle  des  Zeus  Eleutherios  zu  Athen 
(Paus.  1,  3,  2).  Valerim  Maximm  (8,  11  ext.  5) 
erzählt,  Euphranor  habe  hier  den  Poseidon 
rmit  so  hervorragenden  Zügen  der  Hoheit'  aus- 
gestattet (Neptuni  imaginem  quam  poterat  e.r- 
cellentissimis  maiestatis  coloribus  eomplexus  est), 
dafs  er  trotz  aller  Bemühung  den  Zeus  nicht 
io  noch  erhabener  darzustellen  vermochte.   Brunn 


15)  I'oseidon  und  Apollun  im  Ostfries  des  Parthenon.     Sp.  28S0  Z.  62. 


sein  Platz  als  Gegen- 
über des  Zeus   führt  auf  die  Deutung  als  Po- 
seidon. 

Die  Durcharbeitung  des  Poseidonideals  war 
bis  zum  Ende  der  phidiasischeu  Epoche  noch 
nicht  entfernt  so  weit  gediehen,  wie  die  des 
Zeusideals.  Einer  jüngeren  Zeit  blieb  es  vor- 
behalten, ihn  nicht  nur  als  würdigen  Olympier, 
sondern  als  den  wahren  Herrscher  des  furcht- 
baren und  unruhvollen  Meeres  zu  erfassen. 


des 
Material 


II.  Typen  des  4.  Jahrhunderts 

Für  die  monumentalen  Gestaltungen 
Poseidon  ist,  soweit  das  erhaltene 
einen  sicheren  Schlufs  zuläfst,  das  4.  Jahr- 
hundert die  schöpferische  und  maisgebende 
Epoche  gewesen.  Es  scheint  ferner,  dafs  für 
die  Typenbildung  eine  Darstellung  der  Malerei 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röin.  Mythol.   III. 


(Kimstiergeschichte  2,  190)  vermutet,  dafs  der 
Künstler  den  Poseidon  rmit  einer  solchen  Fülle 
körperlicher  Majestät'  gebildet  hatte,  dafs 
das  mehr  auf  den  Ausdruck  geistiger  Macht 
aufgebaute  Zeusideal  dahinter  zurücktrat. 
Zweifellos  werden  wir  schliefsen  dürfen,  dafs 
das  Gemälde  des  Euphranor  zum  ersten  Male 
einen  wirklichen  Poseidon  gab,  in  welchem 
60  der  Charakter  des  Gottes  als  Herrscher  des 
wilden  Elements  unmittelbar  in  die  Erscheinung 
trat.  Ich  vermute,  dafs  ein  in  der  ersten  Hälfte 
des  4.  Jahrhunderts  auftretender  Typus,  der  in 
zahlreichen  plastischen  Variationen,  sowie  auf 
einem  Wandgemälde,  einem  Relief  und  auf 
Münzen  vorkommt,  iu  letzter  Linie  auf  die 
Schöpfung  des  Euphranor  zurückgeht  (Sp.  2885, 
25).  —  Von  anderen  malerischen  Darstellungen 

91 


2883      Poseidon  (4.  Jahrh.;   sitzend,  stehend) 


Poseidon  (I.  Typus;  München)      2884 


dieser  Zeit  (Poseidon  des  Hippys ;  des  Asklepio- 
dor  in  einer  Zwölfgötterserie;  Brunn,  Künstler g. 
2,  258;  256)  wissen  wir  nichts  Näheres. 

Die  statuarischen  Bildungen  des  Po- 
seidon lassen  sich  auf  eine  kleine  Zahl  von 
Typen  zurückfuhren,  von  denen  mehrere  durch 
Münzbilder  an  bestimmten  Orten  nachgewiesen 
werden  können.  Wir  beginnen  mit  den  Sitz- 
figuren,  die  aufserordentlich  spärlich  sind 
und  in  erhaltenen  Statuen  überhaupt  nicht 
vorkommen.  Auf  Münzen  finden  sich  zwei  Ty- 
pen. Der  eine  giebt  Poseidon  auf  einem  Diphros 
(meist  ohne  Lehne)  thronend  (stets  nach  links), 
ganz  nach  Art  der  entsprechenden  Zeusbilder, 
den  Dreizack  in  der  Linken  hoch  aufgestützt 
oder  angelehnt,  in  der  vorgestreckten  Rechten 
den    Delphin    (Münzen   von   Tenos,    Ende    des 

4.  Jahrh.,  Gardner,  Types  12,  22;  der  Boioter, 
gleiche  Epoche,  Gardner  12,  5  =  Overbeck, 
Münztf.  6,  16;  von  Korinth,  Imhoof-Gardner, 
Numism.  Comm.  on  Paus.  Taf.  D  54,  S.  16). 
Dies  sind  zweifellos  Nachbildungen  von  Tem- 
pelstatuen; bei  der  zuletztgenannten  korinthi- 
schen Münze  könnte  man  etwa  an  das  Poseidon- 
heiligtum in  Lechaion  denken  (Paus.  2,  2,  3). 
—  Der  zweite  Typus  lafst  ihn  auf  einem 
Felsen  sitzen,  also  am  Meeresstrand,  und 
giebt  ihm  eine  bewegtere,  ungezwungenere 
Haltung.  Die  Richtung  wechselt  nach  links 
oder  rechts,  die  Haltung  der  Arme  ist  vielfach 
variiert,  statt  des  Delphins  liegt  bisweilen  ein 
Aphlaston  in  der  Hand  (M.  von  Korinth, 
Imhoof-Gardner,  Comm.  D  52.  Overbeck,  Münzt. 
6,  19;  von  Byzantion  Gardner,  Types  12,  34  = 
Overbeck  Taf.  6,  17;  von  Nisyros  Overbeck  6, 15; 
des  Demetrios  Poliorketes  Overbeck  6,  18,  dazu 

5.  297).  Auch  hier  liegen  statuarische  Vorbilder 
zu  Grunde,  die  im  Freien  in  Bezirken  oder  an 
Hafen  gestanden  haben  mögen.  Der  Typus 
findet  sich  ferner  auf  der  attischen  Zwölfgötter- 
basis, deren  Reliefs  fast  durchweg  von  statu- 
arischen Vorbildern  abhängig  sind  (Athen. 
Mitt.  1879,  Taf.  20,  S.  347).  Ein  pompeja- 
nisches  Wandgemälde  (Overbeck,  Atlas  Tf.  13, 
24)  benutzt  den  Typus  bei  der  Darstellung  des 
trojanischen  Mauerbaus,  wo  Poseidon  dem  vor 
ihm  stehenden  Arbeitsgenossen  Apollon  gegen- 
über sitzt. 

Von  den  stehenden  Poseidontypen  haben 
die  halbbekleideten  eine  viel  weniger  indivi- 
duelle Durchbildung  als  die  unbekleideten,  bei 
denen  die  Nacktheit  als  ein  glückliches  Cha- 
rakteristikum des  wetterharten  Elementargottes 
benutzt  wird.  Erhalten  sind  halbbekleidete 
Statuen  des  Gottes,  die  auf  das  4.  Jahrhundert 
zurückgingen,  keine.  Wohl  aber  haben  wir 
Münztypen  dieser  Epoche,  die  zweifellos  Kult- 
bilder wiedergeben:  1.  von  Priansos  auf  Kreta, 
Gardner,  Types  9,  2,  wo  das  Himation  in  ein- 
facher, noch  an  die  Weise  des  5.  Jahrh.  ge- 
mahnender Anordnung  sich  um  den  Unterkörper 
schlägt;  der  Dreizack  liegt  im  1.  Arm,  die  R. 
hält  den  Delphin.  2.  von  Tenos,  ebenda  12,  24; 
der  Dreizack  ist  hoch  aufgestützt,  das  Himation 
geht  an  der  linken  Seite  bis  auf  die  Schulter 
hinauf,  die  R.  hat  den  Fisch.  In  Tenos,  wo 
ein  von  weither  besuchter  Poseidonbezirk  war 
(Strabo  10,  487),    der  Vorgänger  des  heutigen 


Evangelistriaheiligtums,  ist  uns  aus  Philochoros 
bei  Clemens  Alex.  (Protrept.  4,  p.  41)  eine  Kult- 
gruppe des  Poseidon  und  der  Amphitrite  von 
Telesias  von  Athen  überliefert,  deren  Zeit 
nur  durch  Philochoros  als  untere  Grenze  (236 — 
220  v.  C.)  bestimmt  wird.  Da  der  thronende 
Poseidon  der  M  ünzen  (Head,  bist,  S.  420,  Fig.  262 ; 
Sp.  2883, 17)  nichts  mit  der  Gruppe  zu  thun  haben 
kann,    so  ist  es  sehr  wahrscheinlich,   dafs  der 

io  stehende  Typus  die  Figur  der  Kultgruppe  wieder- 
giebt,  die,  wie  die  meisten  derartigen  Gruppen, 
parataktisch  ohne  Beziehungen  der  Gestalten 
zu  einander  komponiert  gewesen  sein  wird  (vgl. 
Overbeck,  K.  31.  3,  S.  238).  Die  beiden  genannten 
Typen  bie- 
ten nichts 
für  die  Art 
des  Gottes 
besonders 

20    Bezeich- 
nendes, 
sondern 
sind  deut- 
lich   nach 
analogen 
Zeusbil- 
dern ge- 
schaffen. 
Erst  die 

30  nackten 
stehen- 
den Ty- 
pen des 
4.  Jahrhs. 

werden 
dem    We- 
sen des 
Poseidon 
völlig    ge- 

40  recht.  Die- 
ses ist  eine 
Mischung 
einerseits 


von  unge- 
heurer 


10)  Poseidonstatuette.     München. 
Sp.  2884  Z.  59. 


physischer 

Kraft  als  Ausdruck  der  Herrschergewalt  über 
das  ruhelose  und  unbändige  Element,  anderer- 
seits von  einer  gewissen  Weichheit  und  Lässig- 

50  keit,  ja  von  Abspannung  nach  höchster  Er- 
regung. Während  das  Zeusideal  des  4.  Jahrhs. 
die  höchste  geistige  Majestät,  eine  stets  gleich- 
mäfsige  erhabene  Überlegenheit  und  Ruhe  re- 
präsentiert, liegen  im  Poseidon  neben  einander 
die  grofsen  Gegensätze  des  Elementes,  das  er 
beherrscht:  höchste  gewaltsame  Anstrengung 
und  mattes  Ausruhen. 

Der  Typus  I  ist  am  besten   erhalten    in 
einer    wundervollen    griechischen     Original- 

60  Statuette  des  Münchener  Antiquariums 
(Abb.  16),  die  von  Brunn  aus  ihrem  Formen- 
charakter als  Poseidon  erklärt  und  durch 
Paralleldenkmäler  als  solcher  erwiesen  wird 
(bei  Christ,  Führer  nr.  373  S.  56  Taf.  5  noch 
als  Zeus  bezeichnet;  abg.  Lützow,  Münch. 
Antiken  26;  vgl.  Friederichs -Wolters  1750. 
Furt  w  an  gier ,  Meisterwerke  519).  Es  ist  eine 
Fortbildung   der  Bissingschen   Statuette   (Abb. 


2885      Poseidon  (Fortleben  des  I.  Typus)  Poseidon  (Fortleben  des  I.  Typus)      2886 

12)  in  der  Formensprache  und  mit  dem  Senti-  Sievekings    Beobachtungen    besteht    die    Figur 
ment  des  beginnenden  4.   Jahrhunderts.     Der  aus  grauem  kleinasiatischem  Marmor  und  die 
Gott  steht  mit  bequem  entlastetem  linken  Bein,  Arbeit  an  Gesicht  und  Haar  mit  ihren  über- 
die   Linke    aufgestützt.     Die    rechte   Hand    ist  triebenen    Unterhöhlungen    ist    ganz    die    der 
von   der  Handwurzel   an   ergänzt,   in  der  Hai-  Künstler    von   Aphrodisias    (2.  Jahrh.  n.  Chr.), 
tung  richtig;  nach  der  Stellung  des  Unterarms  die  wir  durch  mehrere  in  Kopenhagen  befind- 
war  die   Handfläche    nach    oben    gekehrt   und  liehe   Statuen  kennen    (E.  A.  166 — 170).     Am 
trug  das  Attribut.     Es  wäre  nicht  absolut  un-  Delphin  griech.  Inschrift  eines  Priesters  P.  Li- 
möglich,  dafs  es  ein  Blitz  gewesen  wäre,  doch  kinios  Preiskos.  Jüngere  Umbildung  des  Typus 
wird  der  Blitz,  soviel  ich  sehe,  erst  in  jüngerer  10  im    Sinne    jener    spätrömischen    eklektischen, 
Zeit  in  dieser  Weise  auf  statt  in  der  gesenkten  etwas    barocken    Kunst    (1.  Bein   im  polykleti- 
Hand  getragen.    Viel  besser  ergänzt  sich  hier  sehen  Schreitmotiv,    Mantel    über  1.    Schulter, 
der  Delphin.     Vor  allem  aber  spricht  für  Po-  Kopf  etwas  pathetischer  erhoben).  —  4.  Marmor- 
seidon  der  allgemeine  Charakter  der  Gestalt:  statue    Blundell.     Chirac   396  D,   681 A;    neu 
ein  gewaltiger  Körperbau  und   dabei  ein  wei-  sind  r.  Bein,   Adler,  r.  Hand   [Handfläche  war 
ches,    fast   müdes   Neigen    des   Hauptes.     Der  nach  oben],    1.  Arm.     Kopf,    soweit   nach    der 
Körper   ist  in   seinen   Grundlagen    ganz    poly-  Zeichnung  zu  urteilen,  der  Münchener  Statuette 
kletisch,  nur  in  der  Einzelmodellierung  weicher.  verwandt.  Michaelis,  Ancient  Marlies  in  Great 
Gesicht  und  Haar  erinnern  in  ihrer  schlichten  Britain  S.  337,  2.  —  5.  Marmorstatue  Neapel 
Bildung  noch  an  phidiasische  Götterköpfe,  doch  20  (Cl.  744,  1799.     Kopf  und  beide  Arme  ergänzt; 
herrscht   auch   hierin    bereits    gröfsere  Weich-  neben  r.  Fufse  Delphin).    —    6.  Kolossalstatue 
heit,  eine  sentimentalere  Stimmung  vor,  sodafs  Medici,  jetzt  verschollen.    Von  Winckehnann 
die  Statuette  in  die  ersten  Zeiten  des  4.  Jahrh.  (Werke  2,  505  u.  ö.)   als   einzige   in  Rom   vor- 
zu  setzen  sein  wird.     Hier  nun  ist  uns  der  be-  handene  Poseidonstatue  genannt,  wiedergefun- 
rühmte  Poseidon   des   Euphranor  (Sp.  2882,  1)  den    von    Michaelis    (Arch.  Zeitung  43,    1885, 
bekannt.     Ich  halte  es  für  nicht  unwahrschein-  S.  283   mit  Abb.,   danach   Müller-  Wieseler 4   2, 
lieh,  dafs  wir  uns  die   Schöpfung  des   Eu-  16,  10)  in  zwei  alten  Stichen  (Cavalieri,  Anti- 
phranor  in   diesem  Typus   zu   denken  ha-  quae  statuae  urhis  Bomae  (1594)  Taf.  27.     De 
ben. — Direkte  Wiederholungen  der  Münchener  Bubeis,  insign.  stat.  urbis  B.  icon.,  1645;  eine 
Statuette    scheinen    nicht    vorhanden.     Jedoch  30  Zeichnung     des     Kopfes    von    H.    Meyer    bei 
lebte   dieser  Typus   bis   in  die  spätere  Kaiser-  Winckehnann ,  Werke  4,  Tf.  8  a).     Neben  dem 
zeit  fort  in  leichten  Variationen,  die  alle  die  Standbein  ein  Triton.    Armhaltung  wie  bei  der 
Grundlagen  der  Münchener  Statuette  erkennen  Münchener  Statuette,   aber  1.  Standbein,  Kopf 
lassen  und  sich  durchaus  in  dem  vorlysippischen  zur   linken  Seite  gewendet.     Jedoch   kann  ich 
Formen-   und  Ideenkreis    des   4.  Jahrhunderts  nicht  mit  Michaelis  aus  der  sehr  unvollkomme- 
bewegen.  Diese  Thatsache  tritt  um  so  deutlicher  nen    Zeichnung     auf    lysippischen    Charakter 
hervor,    als    sich    daneben    eine  ausgesprochen  schliefsen.  —  7.  Relief  der  fAra  Neptuni' 
hellenistische    Umbildung     findet,     die    unten  im  kapitolin.  Museum  Overbeck,  Atlas  Taf.  12, 
(Sp.  2895,  49)  zu  besprechen  ist.     Die  Abände-  nr.  19;    Museo  Capitolin.  4,  31  (Mantel  hinzu- 
rungen  in  jener  ersten  Gruppe  bestehen  in  dem  0  gefügt).    —    Wandgemälde:  8.  Pompejan. 
stärkeren  Zurücksetzen  des  Spielbeins  in  poly-  Wandbild    in    dem    Hause    Beg.    7,    ins.    15 
kletischer    Art   und    einer   aufrechteren   Kopf-  (Overbeck,  Atl.  12,  23.  Ebenfalls  mit  Mantel).  — 
haltung;   bisweilen  wird   ein  Mäntelchen  über  9.    Pompejan.    Wandbild    (Heibig,  Wandg. 
die  Schulter  gelegt.    Die  charakteristische  Hai-  nr.  1580.  Overbeck,  Kunstmyth.  2,  S.  314,  Tf.  11. 
tung  der  Arme   bleibt   dieselbe,    einmal  wird  Als  Statue  vor  einem  Thorbau.    Ohne  Mantel), 
die   Armbewegung  umgegekehrt  (1.  Hand  auf-  —  Münzen:  10.  Korinth  hat  den  Typus  öfter 
gestützt,  nr.  2).   Bei  der  Ähnlichkeit  mit   einem  (Imhoof-  Gardner,    Numism.    comm.    on    Paus. 
vielverbreiteten  Zeustypus  ist,  wenn  das  Attri-  B  6;  D  61 — 63.  F  104).     Auf  der  Münze  D  60 
but  mangelt,  die  Beziehung  auf  Poseidon  nicht  steht  er  als  Kolossalstatue  inmitten  von  halb- 
immer  sicher  (nr.  1.  2.  4).    Plastische  Nach-  50  runden  Hallen  mit  Tempeln  an  den  Enden,  der 
bildungen:     1.    Bronzestatuette    von    Para-  Darstellung    des    Hafens    von    Kenchreai, 
mythia,  London  (Clarac  403,  687.     Walters,  wo  Paus.  2,  2,  3   ini  reo   {qvuktl  reo   diu  rijg 
Cat.  of  bronzes  in  the  Brit.  Mus.  nr.  275  Tf.  7,  ftaXdisorig  ein  Erzbild  des  Poseidon  nennt,  das 
wo  er  als  Zeus  bezeichnet,  aber  seine  Verwandt-  demnach  unseren  Typus  hatte.   Dafs  die  Statue 
schaff   mit   dem   Poseidontypus    erkannt   wird.  erst  bei  der  Neugründung  Koriiiths  durch  Caesar 
Haaranordnung  etwas  pathetischer  als  bei  der  errichtet  sein  müsse,  weil  Mummius  sie  sonst 
Münchener  Statuette.  —  2.  Bronzestatuette  von  mitgenommen   hätte,    scheint  mir   nicht   nötig 
Paramythia,    London,    British    Museum  mit  Imhoof -Gardner  (S.  17)  anzunehmen.    Viel- 
(Walters,  Cat.  of  bronzes  nr.  274,  Tf.  6.   Beinach,  mehr  könnte    die   Statue   von    Kenchreai   sehr 
Be'p.  2,  28,  7).   Die  Bewegung  der  Seiten  ist  um-  60  wohl   ein   frühes   Exemplar   aus   dem  4.  Jahr- 
gekehrt, der  Kopf  geradeaus  gerichtet,  das  ganze  hundert,  vielleicht  sogar  das  Original  sein,  das 
Ethos  etwas  verändert.  Diese  Figur  könnte  auch  dem  Typus  zu  seiner  Beliebtheit  verholten,  da 
für  Zeus  gehalten  werden  (so  Müller -Wieseler-  es    an    einem    so    vielbesuchten  Platze    stand. 
Wernicke,  Dkm.4  2,2,2). —  3.  Kolossalstatue  in  Weitere  Münzbilder:  11.  Epidauros  (Imhoof- 
Madrid    (Clarac  749  C,    1796  B.     Arndt- Arne-  Blumer  L   8).     12.    Gytheion   (a.  a.  O.  O  3). 
hing,   Einzelaufnahmen  1517—1520,   mit  noch  13.  Hafen  Nymphaion  bei   Boiai   (a.  a.  O. 
nicht  erschienenem  Text  von  Sieveking.   Hübner,  0  16.     Paus.  3,  -J3,  2). 

Ant.  Bildw.  in  M.  nr.  13).     Nach  Arndts  und  Der  Typus  II  des  nackten  stehenden  Gottes 

91* 


2887      Poseidon  (II.  Typus;  Cherchel) 


Poseidon  (III. Typus: 


aufgestützter  Fufs) 


2888 


wird  vertreten  durch  die  Kolossalstatue 
in  Cherchel  (Abb.  17),  gef.  in  Iol,  dem 
alten  Iulia  Caesarea  (abg.  Brunn,  Ann.  1857, 
tav.  D;  Overbeck,  Atlas  12,  34;  Doublet,  Musee 
d' Alger  Tf.  8,  S.  75,  danach  hier).  Doublets 
fast  auimos  klingendes  Urteil  über  die  geringe 
Arbeit  der  Statue  („la  tete  est  ordinaire")  scheint 
nach  der  Abbildung  nicht  gerechtfertigt.  Der 
Umstand,  dafs  „le  travail  manque  de  Souplesse", 
ist  durch  die  Gröfse  und  die  vermutliche  de-  10 
korative  Bestimmung  der  Statue  genügend  er- 
klärt. Der  Typus,  hier  durch  die  Attribute 
völlig  gesichert,  ist  auf  denselben  Grundlagen 
aufgebaut  wie  der  vorige:  wuchtige  polykle- 
tische  Leibesformen,  der  Kopf  etwas  müde  vorn- 
übergeneigt, hier  mit  einem  deutlichen  Mangel 
an  geistiger  Überlegenheit.  Doch  ist  die  Er- 
findung  etwas  jünger  als  die  des  vorigen.  Der 
Kopf  hat  die  hohe  Stirn  und  das  mähnenartig 
aufgebäumte  Haar,   wie  es  seit  der  Mitte  des  20 

4.  Jahrh.  v.  C.  für 
die  grofsen  Götter 
üblich    wird ,    und 

eine  Verwandt- 
schaft mit  dem 
Zeus  von  Otricoli 
und  dem  Sarapis 
des  Bryaxis  (Ame- 
lung,  Revue  arche'ol. 
1903  S.  177)  istun-  30 
verkennbar.  Der 
Typus  gehört  also 
in  den  Kreis  jener 

Neuschöpfungen 
von  Göttern  aus 
der  2.  Hälfte  des 
4.  Jahrhunderts,  für 
die  man  den  Na- 
men Bryaxis  als 
einstweiligen  Sam-  40 
melnamen    anneh- 

17)  Überlebensgroße  Poseidon-        men      kann.         Der 

statue.    Cherchel.  Poseidon  von  Cher- 

(Xach  Doublet,  Musee  d'Alger  chel   hat    beide 

Tai  8.)    sP.  22«7  z.  i.  Arme  gesenkt,   an 

der  linken  Schulter 
lehnt  der  Dreizack,  die  R.  hält  ein  ver- 
stümmeltes Attribut,  das  sicher  kein  Delphin 
ist  (wie  Doublet  sagt),  sondern  schon  von 
Brunn  (Ann.  1857,  188)  als  Hippokamp  er-  50 
kannt  wurde,  wie  an  einer  Statue  in  Helike 
am  korinthischen  Golf,  die  bei  einem  Erdbeben 
im  Jahre  372  v.  Chr.  ins  Meer  gestürzt  war  und 
den  Netzen  der  Fischer  Gefahr  brachte  (Strabo 
8  p.  384).  Der  riesige  Delphin  ist  zweifellos 
Zuthat  des  Marmorkopisten,  ebenso  das  als 
Steuerruder  gedeutete  Zwischenstück  zwischen 
dem  Stamm  und  dem  Arm  (in  der  Abb.  IG 
unten  liegend).  —  Eine  Statue  dieses  Typus 
stand  in  Kaphyai  in  Arkadien,  nach  der  60 
Münze  b.  Imhoof -Gardner,  Comm.  on  Paus.  Tf.  13 
S.  100.  —  Eine  lebensgrofse  Replik  befindet 
sich  inHolkhaniHall (Michaelis,  Anc.  Marbl s 
in  Great  Britain  S.  305,  nr.  18;  abg  Chirac 
744,  1796  A.  Arme  ergänzt;  Delphin  alt;  Kopf 
alt,  aber  überarbeitet).  —  Der  1003  gefundene 
überlebensgrofse  Poseidon  von  Byblos  (in 
Konstantinopel;  ungenügend  abg.  von  Jalabert 


S.  J.,  Revue  arch.  1905,  5,  S.  55,  Fig.  1),  eine 
nach  Jalaberts  Zeugnis  grobe  römische  Arbeit, 
giebt  den  Typus  in  den  Hauptzügen  wieder; 
doch  ist  der  Kopf  aufgerichtet,  das  Haar  kon- 
ventionell  zeusmäfsig,  die  1.  Schulter  und  der 

1.  Unterarm  sind  von  einer  Chlaina  bedeckt, 
Veränderungen,  die  für  römische  Dekorations- 
steinmetzen charakteristisch  sind.  Die  L.  schul- 
tert den  Dreizack ;  von  dem  verlorenen  r.  Unter- 
arm sind  zwei  starke  Stützen  in  der  Hüftgegend 
erhalten,  die  anzeigen,  dafs  die  R.  stark  be- 
lastet war,  wahrscheinlich  durch  den  Hippo- 
kampen  wie  bei  der  Cherchel-Statue,  da  der 
Delphin  am  Stamm  angebracht  ist. 

Der  Typus  III  ist  der  mit  aufgestütz- 
tem Fufse,  der  in  der  neueren  Litteratur  etwas 
einseitig  als  „das  mittlere  normale  Idealbild" 
(Overbeck)  und  „die  kanonisch  ausgebildete 
Stellung  des  Poseidonideals"  (Konrad  Lange) 
gefeiert  wird.  In  Wirklichkeit  ist  er  nur  eine 
unter  mehreren  im  4.  Jahrhundert  entstandenen 
Lösungen  des  Problems,  allerdings  eine,  die 
sich  dem  Gedächtnis  besonders  leicht  ein- 
prägt, weshalb  sie  auf  späteren  Denkmälern 
der  Kleinkunst  häufig  wiederholt  wird,  wohin- 
gegen die  statuarischen  Nachbildungen  spär- 
licher sind.  Seit  Konrad  Laiige  (Motiv  des 
aufgestützten  Fufses  S.  31  f.)  gilt  der  Poseidon 
mit  aufgestütztem  Fufs  als  das  Kultbild  des 
isthmischen  Heiligtums  und  als  ein  Werk  des 
Lysipp.  Das  erstere  ist  jedoch  durchaus  nicht 
beweisbar  und  das  letztere  ist  sicher  falsch, 
wie  nachher  gezeigt  wird.  —  Statuen:  1.  Ko- 
lossalstatue im  Lateran,  Abb.  18.  (Abg. 
Brunn- Br  uckmann,  Dkm.  243.  0/ erbeck,  Atlas 
12,  29  u.  ö.  Benndorf  und  Schöne,  Lateran 
nr.  287).  Stark  ergänzt  (beide  Unterschenkel 
nebst  Schiff  und  Delphin,  r.  Hand,  1.  Arm; 
Zeichnung  ohne  die  Ergänzungen  bei  Clarac 
744,  1797).  Von  guter  Arbeit  und  die  einzige 
Wiederholung  in  der  Gröfse  des  Originals.   - 

2.  Halblebensgrofse  Statue  in  Dresden, 
Overbeck,  Atlas  Taf.  12,  31.  Clarac  743,  1798. 
Unter  dem  linken  Fufs  ein  grofser  Delphin. 
In  der  Arbeit  verweichlicht.  —  3.  Verschollen 
ist  die  bei  O.  Müller,  Handbuch  §  355,  Anm.  5 
genannte  „kleine  Statue  bei  L.  Guilford, 
Poseidon  das  r.  Bein  auf  einen  Fels  stellend". 

—  4.  Kleine  Statue  in  Villa  Alb  an  i,  abg. 
Overbeck,  Atlas  12,  30.  Im  Spiegelbild  kopiert. 
Nach  Heibig,  Führer  durch  Rom  22  nr.  880  ist 
nur  das  r.  Bein  ergänzt;  Lange  (Auf gest.  Fufs 
S.  35)  nimmt  auch  das  Schiff  als  Ergänzung, 
was  zweifellos  zutrifft.  -  5.  Marmorstatuette 
in  Eleusis.  Fhot.  deutsch.  Inst.  Fleus.  54  = 
Abb.  19.  Reinach,  Repert.  d.  I.  stat.  2,  27,  4. 
Linker  Fufs  aufgestützt  auf  Delphin,  der  auf 
einem  Felsstück  liegt.  Mäntelchen  über  dem 
Schenkel.  —  Bronzestatuetten:  6.  Zürich, 
Rep.  2,  27,  2—7.   Louvre,    Rep.  2,   27,  6. 

—  8.  Köln,  Rep.  3,  10,  5.  -  -  9.  Paris,  Bibl. 
nat.  Rep.  2,  27,  5.  Römische  Umbildung;  Globus 
unter  r.  Fufs.  —  10.  Gemmen:  Overbeck,  K.  M. 

3.  Gemmentaf.  2,  3 — 7.  (Nr.  4  =  Furtwängler, 
Gemmen  3,  30, 17).  Furtwängler,  Gemmen  3,  30, 
19;  Berliner  geschn.  Steine  nr.  3452 — 3463. 
Drei  unveröffentlichte  Pasten  aus  Rom  in  der 
Sammlung  Arndt-München.   Zweimal  der  linke, 


2889      Poseidon  (aufgestützter  Fufs) 


Poseidon  (aufgestützter  Fufs)      2890 


sonst  der  r.  Fufs  aufgestützt.  Unter  dem  Fufs 
dreimal  Fels,  einmal  ein  Delphin,  einmal  an- 
geblich ein  Seedrache,  zwölfmal  (vorwiegend 
in  .der  Gruppe   der  Pasten  Berlin  3452  f.   und 


18)  Posc-idonstatue  im  Lateran.     Sp.  2888  Z.  33. 


Arndt)  eine  Prora.  Die  Steine  sind  alle  früh- 
römisch-hellenistisch. —  11.  Cameo,  Paris, 
Bibl.nat.  Sp.  2866,  33.  --  IIa.  Cameo  in  Wien 
mit  symbolischer  Darstellung  des  Isthmos  und 
der  Spiele  (Arneth,  Antike  Cameen  des.  k.  k. 
Münz-  und  Antiken-Cab.  Taf.  11.  Overbeck, 
K.  M.  3,  Gemment.  2,  8;  vgl.  Wernicke,  Arch. 
Am.  1899,  S.  109,   der  die  Deutung   der 


um- 
gebenden Figuren  neu  behandelt).  Der  Gott 
stellt  hier  den  linken  statt  des  r.  Fufses  auf 
einen  Felsen  und  hält  ein  Tuch  in  der  Hand, 
das  als  die  mappa  erklärt  wird,  mit  der  im 
Cirkus  das  Zeichen  zum  Beginn  der  Spiele 
gegeben  wurde.  Der  Cameo  ist  römische  Ar- 
beit, wohl  nicht  vor  dem  2.  Jahrh.  n.  Chr.  — 
Münzen.-    12.  Tetradrachme   des  Demetrios 


Polio rketes,  gegen  300  v.  Chr.  geschlagen. 
{Hcad,  hist.  man.  S.  202,  Fig.  144.  Gardner, 
Types  Tf.  12,  2.  Orerbeck,  Münzt.  6,  2).  R. 
Fufs  auf  Fels  gestützt,  r.  Hand  leer;  die  L. 
stützt  sich  hoch  auf  den  Dreizack,  der 
Kopf  ist  geradeaus  ins  Weite  gerichtet. 
Die  Prägung  stimmt  in  allen  Einzelheiten 
mit  der  lateranischen  Statue  überein  (die 
geringen  Abweichungen  in  der  Körper- 
haltung auf  einzelnen  Exemplaren  sind 
von  Orerbeck,  K.  M.  3,  295  übertrieben 
letont  worden).  —  13.  Münzen  von  Brut- 
tium,  3.  Jahrh.  v.  Chr.  Head,  hist.  S.  77. 
Gardner,  Types  11,  37.  Ooerbeck,  Münzt. 
6,  1.  Haltung  wie  in  12.,  nur  dafs  statt 
des  Felsens  ein  Kapitell  unter  den  Fufs 
gesetzt  ist,  ein  wenig  glücklicher  Einfall 
des  Stempelschneiders.  —  14.  Münzen 
römischer  Zeit  (Overbeck,  Münzt.  6, 
3—7;  Imhoof-  Gardner ,  Comm.  GG  17, 
Hermione),  die  das  Schema  mit  verschie- 
denen Freiheiten  und  Zuthaten  (Delphin, 
Aplustre  in  der  Hand;  Mäntelchen  über 
Schenkel)  variieren.  —  Wandgemälde: 
15.  Pompeji,  Heibig  nr.  171.  Abg.  Over- 
beck, Atlas  12,  22.  R.  Fufs  auf  Prora; 
Mantel.  —  16.  Pompeji,  sehr  zerstört, 
Heibig  17 2.  — 

Mosaik: 
1  7. Pompeji; 
abg.  Orerbeck, 

K.  M.  3, 
S.  313,  Fig.  10. 
—  18.  Späte 

Reliefs, 
Orerbeck,    K. 
M.  3,    S.  304, 
nr.   1  —  5.    — 
Für   die  Ver- 
gegenwär- 
tigung der 
ursprüng- 
lichen   sta- 
tuarischen 
Erfindung 
sind  am  wich- 
tigsten die 
lateranische 
Statue  (1)  und 
die  Münze  des 
Demetrios  Po- 
liorketes  (12), 
während  alle  anderen  Zeugen  mehr  oder  minder 
abgewandelt  sind,  obwohl  sie  ihre  Abhängigkeit 
von  einem  einzigen  gemeinsamen  Vorbild  deut- 
lich zeigen.    Der  Gott  trat  demnach  auf  einen 
Felsen,   legte   den  Unterarm   auf  den  r.  Ober- 
schenkel und  liefs  die  Hand  lose  herabhängen. 
Er  schaute,    körperlich  ausruhend,   aber   stets 
60  aufmerksam  und  wachsam,    über  das  Meer  in 
die    Ferne   (vgl.   für  den  Gesichtsausdruck  na- 
mentlich   die    Vorderansicht    des    Kopfes    bei 
Overbeck,    Atlas  11,  1).     Dafs    eine    Erzstatue 
dieses  Typus,   auf  welche   alle  Nachbildungen 
zurückgehen,  bei  Korinth  im  isthmischen 
Heiligtum  des  Poseidon  stand,  ist  wegen  des 
Cameo  (IIa)   sicher  und  von  K.  Lange  (Aufg. 
Fufs  S.  41)  durch  allgemeine  Erwägungen  ge- 


19)  Poseidonstatuette  in  Kleusis. 
Sp.  2288  Z.  9. 


2891  Poseidon(Isthm.Kultb.,nichtm.aufg.Fufs)  Poseidon  (IV.  Typus;  Chiaramonti)      2892 


stützt  worden.  Aber  dafs  es  das  Kultbild  im 
Tempel  war,  wie  Lange  will,  ist  direkt  wider- 
legbar. Erstlich  ist  der  lateranische  Typus 
eine  Gestalt,  die  nach  einer  Aufstellung  im 
Freien,  am  Meere  geradezu  schreit;  denn  im 
Tempelinneren  verliert  das  psychologische  Mo- 
tiv des  ausruhenden,  aber  thatbereiten  Aus- 
blickens  seine  räumliche  Begründung  und  ein 
durch  die  Ternpelthür  angespannt  nach  draufsen 
schauender  Poseidon  wäre  fast  komisch;  ferner 
ist  die  Figur  deutlich  auf  Mehransichtigkeit 
(vorne,  links  und  rechts,  wie  auch  die  Gemmen- 
nachbildungen beweisen)  und  auf  freie  Sil- 
houette komponiert,  während  ein  Kultbild  bei 
den  räumlichen  Verhältnissen  des  griechischen 
Tempels  nur  eine  einzige  Vorderansicht  haben 
kann.  Zweitens  fand  Pausanias  (2 ,  1 ,  9)  an 
dem  Kultbild  so  wenig  Bemerkenswertes,  dafs 
er  nur  an  seinem  Bathron  die  ihm  auffällige 
Darstellung  der  Dioskuren  erwähnt;  in  anderen 

Fällen    sagt 
er  es  jedoch 
ausdrück- 
lich,    wenn 

der  Gott 
seinen    Fufs 
hoch  gesetzt 
hatte  (10, 36, 
8  Antikyra; 
2,    2,  8  *  Ko- 
rinthe, 35,1 
Hennione). 
Endlich  und 
vor  allem 
aber  war  das 
isthmische 
Kultbild, 
soweit  wir 
sehen    kön- 
nen, ein 
Werk   des 

Lysipp ; 
denn  Langes 
Schlufsfolgerung  (S.43f.)  ist  bündig,  dafs  Lukian 
(Iup.  trag.  9)  nur  auf  das  dem  olympischen 
Zeusbild  und  der  Athena  Parthenos  allein  eben- 
bürtige isthmische  Kultbild  angespielt  haben 
könne,  als  er  den  Hermes  (bei  der  Ranganord- 
nung der  Götter  nach  dem  Material  ihrer  Haupt- 
bilder) zu  Poseidon  sagen  läfst:  „Dich,  o  Erd- 
erschütterer, hat  Lysipp  aus  Erz  gemacht  und 
arm,  weil  damals  die  Korinther  kein  Geld  zur 
Verfügung  hatten".  Für  Langes  Vermutung  je- 
doch, dafs  das  Kultbild  mit  aufgestütztem  Fufs 
dargestellt  war,  giebt  es  keinerlei  Anhalts- 
punkte. Dafs  der  Erzkolofs,  dessen  Nachbildung 
die  lateranische  Statue  ist,  berühmter  geworden 
war,  als  das  Kultbild,  ist  weiter  nicht  auffallend; 
denn  von  jenem  Kultbild  des  Lysipp  hat  auch 
die  antike  Kunstgeschichtschreibung  keine 
Notiz  genommen.  Der  letzte  und  wichtigste 
Grand  aber  für  die  Ablehnung  der  Identifizie- 
ruii2  ist,  dafs  der  Formencharakter  der 
lateranischen  Statue  mit  Lysipp  nichts 
zu  thun  hat.  An  die  lateranische  Wieder- 
holung haben  wir  uns  auch  bei  der  Beurteilung 
der  Einzelformen  ausschliefslich  zu  halten,  weil 
sie    die    einzige    in   Originalgröfse,    dazu    eine 


l'ü)  Poseidonkopf  Ciliar 

Sp.  2892  Z.  56. 


zwar  trockene,  aber  um  so  zuverlässigere 
stadtrömische  Kopie  ist,  wohingegen  die  eleu- 
sinische  Statuette,  nach  der  gedrehten  Stütze 
aus  antoninischer  Zeit  stammend,  zwar  flotter 
und  weicher  gearbeitet  ist,  aber  gerade  des- 
halb, ferner  wegen  der  Verkleinerung  und  der 
Umkehrung  des  Motivs  das  Original  weniger 
getreu  wiedergiebt.  Bei  den  lysippischen  Kör- 
pern, am  Apoxyomenos  und  an  den  Herakles- 
10  figuren  sind  alle  Einzelformen  rundlich  ge- 
wölbt, fleischig  und  in  eine  Fülle  reizvoller 
Einzelmodellierung  aufgelöst.  Am  laterani- 
schen Poseidon  sind  die  Formen  des  Rumpfes 
flächenhaft  breit  angeordnet,  muskulös  ohne 
Fettunterlage,  mit  harten  Umgrenzungen  und  in 
flächenhafter  Vereinfachung.  Dieselbe  flächige 
Einfachheit  zeigen 
Stirn  und  Wangen, 
und  die  Augen  ha- 
st) ben  nichts  von  der 
bei  Lysipp  so 
aufserordentlich 
charakteristischen 
Bildung,  über  die 
bei  dem  Poseidon 
Chiaramonti  (unten 
Z. 55) mehr  zureden 
ist.  Lange  war  in 
seiner  geistvollen 
30  Untersuchung 
durch  die  Aus- 
gangsidee, dafs 
Lysipp  den  auf- 
gestützten Fufs  in 
die  Plastik  einge- 
führt habe,  von 
einer  Prüfung  der 
Einzelforrnen  ab- 
gelenkt worden. 
40  Weniger  begreif- 
lich ist,  dafs  wir  in 
der  neuesten  Ge- 
schichte der  grie- 
chischen Kunst  (Klein  2,  S.  367)  statt  einer 
Nachprüfung  der  Langeschen  Vermutung  nur 
die  Versicherung  erhalten,  dafs  „der  lysippische 
Charakter  dieses  Meisterwerks  eine  deutliche 
Sprache  spreche"  und  sich  „die  gleiche  geniale 
Treffsicherheit  der  motivischen  Gestaltungs- 
50  kraft"  hier  offenbare.  Wer  der  Meister  des 
lateranischen  Typus  ist,  läfst  sich  nicht  sagen; 
nur  dafs  er  ein  von  Lysipp  unabhängiger, 
vielleicht  etwas  älterer  Meister  aus  der  2.  Hälfte 
des  4.  Jahrhunderts  war,  dürfte  sicher  sein. 

Ein  Typus  IV  ist  nur  durch  den  herr- 
lichen Kopf  aus  Porcigliano  im  Museo 
Chiaramonti  vertreten  (Abb.  20.  Amelung, 
Vatikan  1,  S.719,nr.607.  Heibig,  Führer  l*,nr.ll3. 
Abg.  Brunn- Br uckmann,  Dkm.  140.  Overbeck, 
go  Atlas  11,  11;  12).  Er  gilt  bisher  für  helleni- 
stisch ;  sicher  mit  Unrecht,  denn  er  hat  nichts 
von  der  äufserlichen  Erregtheit  und  der  Thea- 
tralik  der  hellenistischen  Poseidontypen.  Viel- 
mehr scheint  mir  eine  ganz  sichere  kunst- 
geschichtliche Bestimmung  möglich  auf  Grund 
der  eigentümlichen  Augen-  und  Stirnbildung. 
Diese  kleinen  Augen  mit  wenig  geöffneter. 
einem  liegenden  Rechteck  sich  nähernder  Lid- 


21)    Bronzestatuette    des    Posei- 
don.    Fogg  Museum,  Cam- 
bridge U.  S.  A.     Sp.  2893  Z.  51. 


2893      Poseidon  (IV.  Typus   lysippisch) 


Poseidon  (Skopas) 


2894 


spalte  sind  die  Augen  des  lysippischen  Apoxy- 
omenos. Die  Durcharbeitung  der  Umgebung  des 
Auges,  die  Säckchen  unter  den  unteren  Lidern, 
die  Fältchen  in  den  Augenwinkeln  sind  am 
Apoxyomenos  in  genau  derselben  Weise  an- 
gelegt, nur  dafs  sie  bei  seinem  jugendlichen 
Alter  noch  nicht  so  scharf  hervortreten.  Die 
Stirn  endlich  ist  bei  beiden  Köpfen  ganz  iden- 
tisch gebaut;  am  deutlichsten  ist  die  Überein- 
stimmung in  der  Führung  der 
Stirnfalte,  die  jederseits  von 
den  Schläfen  her  ansteigt  und 
sich  dann  in  der  Mitte  der  Stirn 
in  einem  flachen  Bogen  nach 
unten  senkt.  Das  Haar  bietet 
weniger  entscheidende  Ver- 
gleichspunkte, doch  ist  der  An- 
satz der  kleinen  ansteigenden 
Locken  über  der  Mittelstirn  bei 
beiden  Köpfen  gleich  und  der 
Poseidonbart  ist  in  seinen  un- 
teren Teilen  dem  Stirnhaar 
des  Apoxyomenos  sehr  ver- 
wandt. Ich  halte  es  demnach 
für  sicher,  dafs  wir  im  Kopf 
Chiaramonti  eine  Kopienach 
Lysipp  haben.  Der  Meister, 
der  schon  seinem  Athleten  einen  so  individuellen, 
von  persönlichstem  Leben  erfüllten  Kopf  gab, 
hat  auch  bei  dem  Poseidon  sich  völlig  los-  30 
gemacht  von  dem  alten  Schema  olympischer 
Götterköpfe,  das,  im  Grunde  für  Zeus  erfunden, 
nach  Bedarf  für  Poseidon,  Hades,  Sarapis  ab- 
gewandelt wurde.  Lysipp  hat  den  Poseidon 
ganz  individuell  erfafst,  als  verwitterten  See- 
bären, mit  wachsamen  kleinen  Augen,  die  in 
Sturm  und  Wetter  sich  zusammenkneifen  und 
von  hundert  Fältchen  umgeben  sind,  mit  zäher 
gelassener  Energie  im  Ausdruck,  aber  nicht 
ohne  einen  sorgenvollen  Zug  und  die  Spuren  40 
überstandener  Gefahren,  endlich  mit  feuchtem 
schwerem  Haar,  in  dem  der  Sturm  gewühlt 
hat.  In  dem  ganzen  Umkreis  der  griechischen 
Götterbildungen  ist  kaum  eine,  die  so  viel  per- 
sönliches Leben  in  sich  hätte.  —  Ein  Körper 
zu  diesem  Kopf  ist  nicht  erhalten,  nach  dem 
Halsansatz  (die  Büste  ist  ergänzt)  gehörte  er 
zu  einer  stehenden  Figur.  Doch  sind  wir  so 
glücklich,  wenigstens  eine  hellenistische 
Fortbildung  zu  besitzen.  Es  ist  die  herr-  50 
liehe  Bronzestatuette  aus  der  Forman 
Collection  (Abb.  21.  Ehemals  bei  Fejervary- 
Pulszky,  dann  in  der  Forman  Collection,  jetzt 
im  Fogg  Museum  in  Cambridge  bei  Boston,  vgl. 
Furtwängler,  Sitzber.  Bayer.  Akad.  1905,  S.  280. 
Abg.  Overbeck,  K.  M.  2,  S.  284,  10  Taf.  2,  2. 
(Cetil  Smith),  Forman  Collection  Taf.  6,  nr.  84, 
wo  Brit.  Mus.  Cat.  of  bronzes  nr.  963  als  typen- 
gleich genannt  wird.)  Der  Kopf  entfernt  sich 
ebensoweit  von  dem  zeusmäfsigen  Durch-  60 
schnittsideal  wie  der  Poseidon  Chiaramonti 
und  ist  mit  diesem  aufs  engste  verwandt  durch 
die  eigentümliche  kleine  Augenbildung.  Auch 
Wangen  und  Stirn  stimmen  überein,  ebenso 
findet  sich  der  Gegensatz  zwischen  Haupt-  und 
Barthaar.  Nur  ist  an  der  Formanstatuette  das 
Haar  gelockerter,  unruhiger,  theatralischer. 
Der  Körper  ist  in  Haltung,  Proportionen  und 


Muskulatur  völlig  lysippisch,  nur  ist  auch  an 
ihm  alles  schärfer  markiert  und  ein  weniges 
gröber  als  bei  lysippischen  Körpern  mit  starker 
Muskulaturj;  vgl.  z.  B.  die  lysippische  Berliner 
Heraklesstatuette,  Archaeol.  Anz.  1894,  121, 
Fig.  20  (Furtwängler),  Zeitschrift  des  Münchener 
Altertumsvereins  1902,  Taf.  1  (Bulle).  Jedenfalls 
bestätigt  die  Formanstatuette  die  Rückführung 
des  Kopfes  Chiaramonti  auf  Lysipp  und  giebt 


22)  Poseidon  und  Amphitrite.     Vom  Altar  des  Domitius  Ahenobarbus. 

Sp.  2894  Z.  63. 


uns  gleichzeitig  das  Standschema  des  verlorenen 
Körpers,  das  von  echt  lysippischer  Lockerkeit 
und  Beweglichkeit  ist.  Es  wäre  nicht  unniöp-- 
lieh,  dafs  der  Kopf  Chiaramonti  das  isthmische 
Kultbild  wiedergiebt. 

Man    wüfste  gerne,    was  Skopas    für   den 
Poseidontypus  geleistet  hat   in  seinem  grofsen 


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23)  Poseidonkopf.     Syrakus.     Sp.  2895  Z.  10. 

Grup penwerk  von  Poseidon,  Thetis,  Achill, 
Nereiden  und  Tritonen  (Plin.  36,  26),  das  im 
Neptuntempel  des  Cn.  Domitius  Ahenobarbus 
am  Circus  Flaminius  in  Rom  stand.  Das 
Münchener  Poseidonrelief  schmückte  den 
Altar  vor  diesem  Tempel  (Furtwängler,  Glyp- 
tothek nr.  239 ;  Intermezzi  S.  35  f.)  und  man 
nimmt  an,  dafs  der  römische  Künstler  (zwischen 
35  und  32  v.  Chr.)  manche  Züge  von  der  sko- 
pasischen   Gruppe    entlehnt    hat,    obwohl    das 


2895      Poseidon  (Skopas.     hellenistisch) 


Poseidon  (hellenistisch) 


2896 


meiste  zweifellos  auf  hellenistische  Vorbilder 
zurückgeht.  Die  Gruppe  von  Poseidon  und  Am- 
phitrite  (Abb.  22)  zeichnet  sich  durch  Ruhe  und 
Einfachheit  der  Linienführung  vor  den  übrigen 
Gruppen  aus,  der  Kopf  des  Poseidon  ist  deut- 
lich vorlysippisch  und  völlig  ohne  hellenistisches 
Pathos,  sodafs  hier  möglicherweise  skopasisches 
Gut  vorhanden  ist.  In  der  allgemeinen  Anord- 
nung von  Haar  und  Bart  stimmt  mit  ihm  über- 
ein ein  Kopf  in  Syrakus  (Abb.  23),  der  von 
Overbeck  mit  Recht  aus  Zeus  in  Poseidon  um- 
getauft worden  ist  (Atl.  11,  14;  K.  M.ß,  S.  2G3). 
Für  Zeus  fehlt  es  ihm  an  geistiger  Überlegen- 
heit, für  Asklepios  ist  das  Haar  zu  mächtig 
und  bewegt.  Die  Augen  mit  ihrem  kugeligen 
Augapfel  und  den  schweren  Wülsten  über  den 
äufseren   Winkeln    sind    aufs    engste   mit   den 

skopasischen 
Tegeaköpfen  ver- 
wandt. Nur  ist  die 
Arbeit  am  ganzen 
Kopfe  mit  den  tie- 
fen Einhöhlungen 
und  Unterschnei- 
dungen  derart,  dafs 
man  zuerst  an  per- 
gamenische  Art,  na- 
mentlich an  Köpfe 
vom  Altarfries  er- 
innert wird.  Doch 
ist  in  den  Grund- 
lagen des  Kopfes 
nichts  von  helleni- 
stischer Übertrei- 
bung. Ich  halte  es 
daher  für  möglich, 
dafs  wir  hier  eine 
hellenistische  oder 
römische,dekorativ 
gearbeitete  Kopie 
nach  Skopas  vor 
uns  haben. 


im  athen.  Nationalmuseum  nr.  235  (Brunn- 
Brurkmann ,  Dkm.  550,  wo  Arndt ,  wie  ich 
glaul e  ohne  zwingenden  Grund,  einen  Zeus- 
typus des  Leochares  als  zu  Grunde  liegend  ver- 
mutet). Die  Bewegung  der  Arme  ist  umge- 
kehrt und  ein  effektvoll  drapiertes  Himation 
hinzugefügt.  Der  mächtige  Körper  reckt  sich 
gewaltig  empor,  der  Kopf  ist  gebietend  in  den 
Nacken  zurückgeworfen.  Es  ist  eine  echt  helle- 
10  nistische  Erfindung  mit  der  charakteristischen 
theatralischen  Pose  der  jünger-hellenistischen 
Zeit.  An  Werken  dieser  Art  wird  sich  Vergil 
begeistert  haben,  als  er  dem  Poseidon  das  be- 
rühmte fQuos   ego'  in   den    Mund   legte.     Auf 


20 


30 


24)  Bronzestatuette.     Wien. 
Sp.  2895  Z.  57. 


III.  Hellenistisches  und  Römisches. 

Die  statuarischen  Typen  werden  in  der 
hellenistischen  Zeit  in  leicht  erkennbarer  Weise 
fortgebildet.  Von  einem  Beispiel,  der  Forman- 
Statuette,  war  bereits  Sp.  2893,  49  die  Rede. 
Auch  der  Typus  I  (Münchener  Statuette  Sp. 
2884,  58)  erfährt  eine  Weiterbildung  in  mehreren 
Statuetten:  das  Spielbein  wird  weiter  und 
lockerer  zur  Seite  gesetzt  (einmal  auch  etwas 
höher  gestellt),  die  linke  Hand  greift  höher 
an  dem  Dreizack  hinauf,  die  R.  steht  weiter 
vom  Leibe  ab,  der  Körper  biegt  sich  stärker 
durch  und  der  Kopf  erhebt  sich  pathetisch 
(Abb.  24  =  Statuette  in  Wien;  Overbeck,  K.  M. 
3,  Tf.  3,  1.  Statuetten  in  Pest  und  Ancona, 
abg.  ebenda  3,  2;  4i.  Der  Cherchel-Typus  (II) 
liegt  in  hellenistischem  Geschmack  vor  in  der 
Statuette  in  Ancona,  Overbeck,  K.  M.  3, 
Tf.  3,  4.  —  Auch  der  Typus  mit  einge- 
stützter Hand,  den  wir  für  das  5.  Jahrb. 
nachgewiesen  haben  (Sp.2877,  30),  findet  sich  in 
hellenistischer  Auffassung  in  der  Neapler 
Statuette,  Overbeck,  K.  M.  2,  Tf.  2,  1.  Seine 
glänzendste  Ausgestaltung  jedoch  haben  wir 
in  der  Kolossalstatue  von  Melos  (Abb.  25) 


40 


25)  Poseidon  von  Melos.     Athen.     Sp.  2895  Z.  68. 

einer  Münze  des  Königs  Antimachos  I  Theos- 
von  Baktrien  (2.  Jahrb.  v.  Chr.)  kehrt  der 
Typus  wieder,  mit  der  Zuthat  einer  Palme  in 

50  der  1.  Hand,  die  auf  einen  Sieg  des  Königs 
auf  dem  Indos  bezogen  wird  (Gardner ,  Types 
14,  21.    Head,  hist.  num.  704).  Dem  Kopf 

des  melischen  Poseidon  steht  sehr  nahe  der 
schöne  Poseidonkopf  auf  dem  Mosaik  in  Pa- 
lermo (Overbeck,  Atlas  11,  8).  —  Hellenistisch 
in  Haltung  und  Gewanddrapierung  ist  auch  die 
Dresdener  Statue  Overbeck,  Atlas  12,  32> 
aber  von  sehr  viel  geringerer  Wirkung.  Der 
Kopf  gehört   nicht    zu    (Wernicke,  Arch.  Anz. 

60  1899,  201).  Der  Gott  tritt  mit  dem  1.  Fufs 
auf  einen  Delphin,  weshalb  K.  Lange  (Aufgest. 
Fufs,  S.  35)  und  Wernicke  sie  mit  der  von 
Pausanias  10,36,8  beschriebenen  Kultstatue 
von  Antikyra  identifizieren.  Das  ist  aber 
nicht  mehr  zwingend,  weil  Pausanias  noch 
zwei  weitere  Statuen  mit  dem  gleichen  Motiv 
(2,  2,  8;  35,  1  Korinth,  Hermione)  aufzählt  und 
die  bei  der  Statue  von  Antikyra  von  Pausanias 


2897      Poseidon  (hellenistisch;  römisch) 


Poseidonia 


2898 


beschriebene  besondere  Haltung  der  linken  Hand 
(xi]v  %£iqcc  iiti  xä  ftrjpoö)  sich  an  der  Dresdener 
Statue  als  falsche  Ergänzung  herausgestellt 
hat  (abg.  ohne  Ergänzung  Arch.  Am.  1899, 
201,  Fig.  2). 

Von  römischen  Poseidonköpfen,  die  nicht 
unmittelbar  die  älteren  Typen  wiedergeben,  ist 
nur  das  Medaillonrelief  am  Augustus- 
bogen  inRimini  zu  nennen  (Overbeck,  Atlas 


ziehen  den  Wagen  (Münztaf.  6,  21).  Auf  dem 
Mosaik  bei  Doublet,  Musee  ä" Alger  Taf.  17, 
S.  97  sitzt  Poseidon  auf  den  Schwänzen  zweier 
Hippokampen  (den  Wagen  soll  man  hinzu- 
denken). —  Eine  ausgeführtere  Darstellung  des 
Themas  bietet  das  späte  Mosaik  aus  Con- 
stantine,  jetzt  im  Louvre  (Abb.  26.  Overbeck, 
Atl.  13,  12;  K.  M.  3,  364,  8).  Poseidon  etwa  im 
Typus  von  Cherchel  (Abb.  16),  Aphrodite  in  der 


11,  7),    eine  Arbeit    von    echt    klassizistischer  10  Stellung  der  Venus   von  Milo   an   ihn  gelehnt, 


Schönheit  und  Fadheit,  in  der  jede  Spur  von 
individueller  Charakterisierung  durch  das  Stre- 
ben nach  Eleganz  verloren  gegangen  ist. 

Poseidon  wird 
iniGiganten  kämpf 
seit  der  hellenistischen 
Zeit  stets  reitend  oder 
fahrend  dargestellt, 
auf  einem  Hippokam- 
pengespann    auf  dem 

pergamenischen 
Altarfries  (Beschr. 
der  Skulpt.  aus  Perga- 
mon  S.  37),  zu  Rofs 
auf  den  Phalerae  in 
Petersburg  (Compte 
rendu  1865,  Taf.  5,  5; 
6)  und  auf  einer  mo- 
dernen Glas p aste 
nach  einem  antiken 
Steinschnitt  (Overbeck, 
K.  M.  3,  Gemment.  3, 
1.  Furtivängler,  Berl. 
gesehn.  Steine  9452). 
Eine  ähnliche  Gruppe 
beschreibt  Pausanias 
1,  2,  4  innerhalb  des 
Dipylons  beim  Deme- 
tertempel, deren  rich- 
tige Deutung  durch 
Pausanias  man  mit 
Unrecht  verdächtigt 
hat.  Die  Gruppe  war 
aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  durch  ein 
spätes  Epigramm  auf 
eine  andere  Bedeutung 
umgeschrieben  {Litt. 
bei  Hitzig-Blümner  z. 
d.  St.;  vgl.  auch  oben 
Sp.  2868,  2). 

Die  bedeutendste  römische  Poseidondarstel- 
lung ist  der  Hochzeitszug  auf  dem  Mün- 
chener Altarfries,  der  bereits  Sp.  2894.  63 
besprochen  ist.  Von  seiner  Wertschätzung  legt 
ein  Mosaik  aus  Pompeji  (Atlas  13,  13)  Zeug- 
nis ab,  das  die  Hauptfiguren  getreu,  nur  in 
anderer  Anordnung,  kopiert;  es  dürfte  wohl 
unter    dem    unmittelbaren    Eindruck    der   Ein- 


stehen auf  einem  Hippokampengespann  in 
Vorderansicht.  Zwei  Eroten  halten  einen 
bauschenden    Schleier   über   sie.     Es    ist    eine 


26)  Hochzeitsfahrt  von  Poseidon  und  Amphitrite ;  Eroten.     Mosaik  von  Constantine. 
Louvre.     (Nach  Archäol.  Zeitung  1860,  Taf.  110.)     Sp.  2898  Z.  6. 


etwas  frostige  römische  Kompilation.  Der  späte 
Ursprung  wird  auch  durch  den  Nimbus  der 
beiden  Götter  bezeugt.  —  In  diesem  Typus  war 
auch  die  letzte  grofse  monumentale  Dar- 
stellung, die  Goldelfenbeingruppe  des 
Herodes  Atticus  im  Tempel  des  isthmischen 
Heiligtums  (Paus.  2, 1,  7).  Poseidon  und  Amphi- 
trite standen  auf  einem  Wagen ,  der  von  vier 
weihung  des  Tempels  entstanden  sein.  -  ■  Po-  60  Rossen    gezogen    und    von    zwei   Tritonen    be- 


seidon  über  das  Meer  fahrend,  wie  ihn 
Vergil  schildert,  ist  ein  beliebtes  Thema  in 
römischer  Zeit,  doch  sind  die  erhaltenen 
Darstellungen  künstlerisch  alle  sehr  gering. 
Er  hat  entweder  ein  Hippokampengespann 
(Münzen:  Overbeck,  Münzt.  6,  20;  31.  Gem- 
men: Overbeck,  Gemment.  2,  13;  14.  Furt- 
ivängler, Gemmen  1,  Tf.  50,  19)  oder  Tritonen 


gleitet  war;  dabei  war  Palaimon  auf  einem 
Delphin.  Am  Sockel  sah  man  die  Geburt  der 
Aphrodite  und  Nereiden.     [H.  Bulle.] 

Poseidonia  (TJoatidcovici,  wofür Loleck,  Prot 
path.  32,  27  tlo6£i§ojvr\  vorschlägt),  bei  den 
Naxiern  Bezeichnung  der  von  Poseidon  ge- 
raubten und  zur  Gattin  gemachten  Amphitrite, 
Apollodoros  im  Schol.  Hom.  Od.  3,  91.    Usener, 


2899                   Poseidonios  Potamos                     2900 

Götternamen    36.      Gruppe,    Gr.    Myth.    1152,  liysrcci  xov  ßgtcpovg  xb  cclSotov ;  ähnlich  Arist. 

Anm.  7  zu  1151.     [Höfer.]  nub.   1014.     Lucian.  Lexiph.  12.     Hesych.  und 

Poseidonios  (noosidmviog),  Vater  des  Ache-  Phot.   Lex.  s.  v.   Iloo&nv;  vgl.    Wilh.    Schulze, 

loos,  Kephalion  fr.  8  (Mit«,  /r.  Äts*.  5fr.  3  p.  631)  Gott.  Gel.  Anz.  1896,  255.     [Höfer.] 

b.  Malal.  p.  164.     [Stoll.]  Postverta  s.  Indigitamenta. 

Pospborus  =  dWcpdpos  (über  die  Form  des  Potameides  s.  Potamides. 
Namens,  sowohl  des  Götter-  als  des  Personen-  Potamia  (Uoxauicc) ,  Beiname  der  Artemis 
namens,  die  auf  das  Streben,  doppelte  Aspi-  Pind.  Pyth.  2,  7  (11);  nach  schal.  Find.  a.a.O. 
ration  zu  meiden,  zurückzuführen  ist,  handelt  und  schol.  Nem.  1,  3  =  'Altpsuavict.;  vgl.  Bd.  1 
der  Aufsatz  Tosphorus'  von  W.  Schulze,  Kuhns  10  Sp.  257  Z.  19 ff.  Sp.  561  Z.  16 ff.  0.  Müller, 
Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschung  33  [1895],  Prolegomena  136.  M.  P.  Nilsson,  Griech.  Feste 
386  ff.  bes.  390  f.).  Der  auf  Inschriften  aus  Apu-  214.  O.  Puchstein,  Die  Tempel  auf  Ortygia  in 
lum  als  Puer  Posphorus  (C.  I.  L.  3,  1135),  Bonus  Beiträge  z.  alt.  Gesch.  u.  Geographie.  Festschr. 
Puer  Posphorus  (3,  1136),  Bonus  Deus  Puer  für  Heinrich  Kiepert  (1898)  S.  201  f.  Kopf  der 
Posphorus  (3,  1132),  Deus  Bonus  Puer  Pos-  Artemis  Potamia  (?)  zwischen  vier  Delphinen, 
phorus  (1130.  1133.  1138)  oder  auch  nur  als  auf  einem  siculopunischen  Tetradrachmon , 
Bonus  Puer  (3,  1131.  1134.  1137  Suppl.  7652;  Gräfse, Handb. d. Numism.  T. 67,  1,  vgl. F. Knall, 
vgl.  8.  Reinach,  Acad.  des  inscr.  et  belles-lettres  Studien  zur  ältesten  Kunst  in  Griechenland 
Ser.  4,  19  (1891),  17)  bezeichnete  Gott,  der  auf  (Progr.  Bamberg  1890)  S.  33,  2.  [Höfer.] 
einer  Inschrift  aus  Lambaesis  als  Deus  Bonus  20  Potamides  (IIotuuLSss),  Bezeichnung  der 
Puer  (C.  /.  L.  8,  2665)  begegnet,  ist,  wie  die  Flufsnymphen,  Lactant.  ad  Stat.  Theb.  4,  254. 
Inschrift  aus  Potaissa  (C.  I.  L.  3,  875) :  Deo  Myth.  Vat.  2,  50.  Vgl.  Nv^irpai  Ttoxaurjl'Ssg 
Azizo  Bono  P[uero  Conserva]tori  zeigt,  mit  (noxccuixiSeg,  O.  Schneider)  Apoll.  Bhod.  3,  1219. 
Azizos  identisch.  Zu  der  in  den  Artikeln  Nile.  Alex.  128.  Nonn.  Dionys.  9,  28 ;  vgl. 
Azizos  und  Monimos  verzeichneten  Litteratur  Kallim.  Hymn.  in  Del.  256.  Myro  in  Anth. 
ist  nachzutragen:  P.  de  Lagarde,  Gesammelte  Pal.  6,  189  und  dazu  Lehrs,  Aufsätze  aus  d. 
Abhandl.  16,  28  ff.  Mordtmann,  Zeitschr.  d.  Altert.  97  Anm.  W.  H.  Rascher,  Jahrb.  f.  Mass, 
deutsch,  morgenländ.  Gesellschaft  32  [ls78],  565,  Phil.  1880,  785,  2.  S.  Potamios  nr.  2.  [Höfer.] 
nach  dem  Posphorus  nur  in  der  Bedeutung  Potamioi  (Tloxäuioi)  1)  &sol  &aläaatot  xai 
licht-spendend',  ohne  Beziehung  auf  den  gött-  30  itoxäaioi  (vgl.  Potamos),  Artemidor  2,  34.  — 
lieh  verehrten  Morgenstern,  aufzufassen  wäre,  2)  Nvuyca  noräuLcci ,  Theodoret.  Graec.  affect. 
(s.  aber  auch  Gruppe,  Gr.  Myth.  958,  2.  959,  cur.  4,  66  p.  119,  20  Paeder  (p.  67  Sylb.). 
1.  3),  W.  Drexler,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  149  Hoxäu^ioi  Nvuqxxi,  Epigramm  aus  Euboia, 
[1894],  330.  Cumont,  Rev.  arch.  3  Ser.  T.  12  'Ecpnu,.  ciQiaiol.  1905,  13/14.  Vgl.  Potamides. 
(1888),  96  ff.  u.  bei  Pauly-Wissowa  s.  v.  Azizos.  —  3)  S.  Potamia.  [Höfer.] 
v.  Domaszeicski,  Westdeutsche  Zeitschr.  f.  Gesch.  Potamitis  (TIoxauTxig),  Gemahlin  des  Belos, 
u.  Kunst  14  (1895),  64  f.,  der  die  beiden  a.  a.  O.  auch  jLsqLu  genannt,  Mutter  des  Aigyptos, 
65  abgebildeten  (=  Arch.-Epigr.  Mitth.  aus  Charax  bei  Steph.  JByz.  s.  v.  Ai'yvnxog.  Hero- 
Öst.  8  Tat".  I.  II)  aus  Carnuntum  stammenden  dian  1,  105,  22  Lentz.  Nach  Steph.  Byz.  a. 
Statuen  auf  Azizos  und  Monimos  deutet.  Nach  40  a.  O.  war  HoxauTxig  (TIoxauLcc,  Joh.  Lyd.  de 
Nöldeke  bei  Domaszewslii  a.  a.  0.  65  hat  Ares  als  mens.  fr.  3  p.  175  Wuensch.  Fust.  ad  Dion. 
Sterngott  das  Epitheton  Azizä  der  'Gewaltige'  Per.  239)  ebenso  wie  Jisgiu  (Aesch.  Suppl.  75. 
oder  'Gewaltsame'.  Zur  Bedeutung  von  Azizos  Jo.  Lyd.  Eust.  Steph.  Byz.  aa.  aa.  Oo.  Charax 
vgl.  auch  Derenbourg,  La  science  des  religions  bei  Myfhogr.  Westermann  325,  1  der  alte 
et  VIslamisme  57,1.  Inschriftlich  ist  der  Gottes-  Name  für  Aegypten,  und  beide  Namen — 'AsqIcc 
name  in  der  Form  "A&i^og  in  einer  Weihung  mit  der  einheimischen  Benennung  des  Nil- 
aus Soada  (Syrien)  erhalten,  C.  I.  G.  3,  4619.  Stromes  mxqo,  tttQo,  isqo  zusammenhängend 
Häufiger  begegnet  der  auf  den  Gottesnamen  (vgl.  jedoch  v.  Gutschmid,  Kleine  Schriften  1, 
zurückgehende  Personenname  Azizos,  Well-  361,  nach  dem  das  dichterische  'Aegicc  griechi- 
hausen,  Reste  arabischen  Heidentums  8.  Cumont,  50  sehen  Ursprungs  ist  und  das'ferne  Nebelland'  be- 
Rev.  arch.  a.  a.  0.  963  und  A£i£og  isQtvg,  Milne,  zeichnet)  —  bedeuten  nach  S.  Reinisch,  Sitzungs- 
History  of  Egypt  under  Roman  rule  188  f.  ber.  d.  phil.Jiist.  Cl.  d.  Tcais.  Akad.  d.  Wiss.  in 
Rev.  archeol.  36  (1900),  312  nr.  29  Arch.  f.  Wien  30  (1859),  404  „Stromland'1.  Vgl.  auch 
Papyrusforsch.  2  (1903),  445  nr.  67  b.     [Höfer.]  W.  Schwarz,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  147    (1893), 

Posthon    (Uog&cüv),     Name     eines    kleinen  97,   nach    dem   die   oben  genannte  Mutter  des 

Satyrs,  der  Binde  und  Reblaub   im  Haar  und  Aigyptos  und  das  Land  Aegypten  selbst  JJoxa- 

auf  der  linken  Schulter  eine  brennende  Fackel  ulxig  nach   dem  Nil,  dem  Ttoxauög  schlechthin 

trägt;    aui'ser    ihm    noch    zwei    andere  Satyrn  benannt   sind,   ebenso   wie  der  Aigyptiade  Po- 

(Mccgövccg  und  Haxilng)  und  eine  Maiväg,  Krater  tamon  (s.  d.)  und  die  Danaide  Nt]lm  =  Nsdm 

aus  Girgenti   (abg.  Creuzer,    Gallerie   [zur  Ar-  60  den  Namen  des  Nutlog  noxauög  tragen.    [Höfer.] 

chaeologie  3]   Taf.  2).      Gerhard,    arch.   Anz.  9  Potamou    (Ilozäucav),    Sohn    des    Aigyptos, 

(1851),  p.  34,  nr.  12.    Jahn,  Vasenbilder  p.  24,  h,  vermählt  mit  der  Danaide  Glaukippe,  Apollod. 

Fröhner,   Die  griech.    Vasen  u.   Terracotten  d.  2,  1,  5.     Vgl.  Potamitis.     [Stoll.] 

Grofsherzogl.   Kunsthalle    zu    Karlsruhe    nr.  3,  Potamos    (JTorauö?).      Eine    Anzahl     nord- 

p.  5.    Heydemann,  Satyr-  u.  Bakchennamen  25 , 1.  phrygischer  Inschriften,    die   A.   Besset,    Corr. 

vgl.   C.  I.  G.  4,    7454.      Zum   Namen   nöa&cov  hell.  25  (1901)  S.  328  f.  nr.  7—15  nach  J.  Me- 

vgl.  Arist.  Pax  1300  und  schol.:  Ilöo&av  into-  liopulos,  EiÖriQodQoaL-Kdl'Avauvricsig  anb 

■x.oqi£6u8voi    ovxcag    iXsyov    xu    naLÖicc    r)    oüxco  Xai'SaQ    jtKffffß    sag    'EotiI-2£%Lq     (Athen 


2901 


Potamos 


Poteus 


2902 


1894)  p.  75  f.  veröffentlicht  hat,  enthalten  die 
Weihung:  üorcc^ä  ev%t\v.  Wahrscheinlich 
ist  mit  Meliopulos  unter  dem  'Flufsgott'  der 
Gott  des  Flusses  Thymbris,  der  den  Hermos 
aufnimmt,  zu  verstehen.  Dem  letzteren  gilt 
eine  Weihinschi'ift  (Ilagicov  "Epybcp  aviQ"r\y.sv) 
auf  einem  aus  Dorylaion  stammenden  Relief, 
auf  dem  der  Flufsgott  Hermos  dargestellt  ist 
mit  halb  aufgerichtetem  Oberkörper  auf  einer 
Kline  ruhend,  in  der  R.  einen  Fisch,  in  der  10 
L.  einen  Becher  haltend;  unterhalb  der  Kline 
sind  zwei  Fische  dargestellt,  Preger,  Athen. 
Mitth.  19  (1894),  313.  Badet,  Nouvelles  ar- 
chives  des  missions  6  (1895),  574  nr.  24  (mit 
Abbildung).  Vielleicht  ist  derselbe  Flufsgott 
Hermos  auch  unter  dem  ccXisvg  (so,  nicht 
aXiogl)  ysocov  zu  verstehen,  dessen  steinerne 
Bildsäule  nach  einer  gleichfalls  aus  Dorylaion 
stammenden  Inschrift  dem  Poseidon  geweiht 
worden  war,  Badet  a.  a.  0.  572  nr.  20.  Preger  20 
a.  a.  0.  Zwei  weitere  einem  unbekannten 
Flufsgotte  (JToTKfiro  sv%i]v  tisql  xtxvcov  xs  xal 
zwv  idixov)  gewidmete  Weihinschriften  sind 
in  Galatia  eis  Halyu  20  Kilometer  entfernt  vom 
alten  Juliopolis-Gordiukome  gefunden  worden, 
Anderson,  Journ.  of  hell.  stud.  19  (1899),  76 
nr.  31.  32;  vgl.  Besset  a.  a.  0.  329.  Bevue  des 
etudes  grecques  15  (1902),  86;  unter  der  In- 
schrift befindet  sich  wie  bei  der  oben  erwähnten 
Weihung  an  Hermos  ein  Fisch.  Ein  Monat  30 
novauiog  in  Chalkedon  (Bithynien)  weist  gleich- 
falls auf  Lokalkult  eines  Flufsgottes  hin, 
Gardner,  Journ.  of  hell.  stud.  7  (1886),  154. 
Besset  a  a.  0.  329.  So  wird  Tlota^ög  allein 
mit  Beziehung  auf  einen  bestimmten,  aus  dem 
Zusammenbang  ersichtlichen  Flufsgott  ge- 
braucht, von  Axios  (Hom.  B.  21,  143),  Skarnan- 
dros  (Hom.  B.  21,  136,  228.  ProU.  Plato  Tim. 
25  a),  Strymon  (Für.  Blies.  346;  vgl.  350.  394), 
Enipeus  (Hes.fr.  226;  vgl.  241.  Ho  in.  Od.  11,  238.  40 
O.  Seeck,  Quellen  der  Odyssee  338,  1)  u.  s.  w. 
Wie  die  Eigennamen  yloconödcopog,  *Eqil6- 
doioog,  Kr]cpiaoÖorog,  Krjqptffodrapa:,  Kijcpißodwpog, 
2xpv(i6dco0og  u.  s.  w.  einen  Kultus  des  Asopos 
u.  s.  w  bezeugen,  so  weist  der  für  Boiotien 
mehrfach  bezeugte  Eigenname  Tloxanoöcogog 
(Inscr.  Gr.  Megar.  et  Boeot.  1889.  2782.  3175. 
4135;  vgl.  U.  Koehler,  Hermes  31  [1896],  138. 
141)  auf  einen  Kult  des  lokalen  'Flufsgottes' 
schlechthin.  Alb.  Dieterich  {Mutter  Erde  64;  r>ü 
vgl.  18  f.  u.  Arch.  f.  Beligionswiss.  8  [1905], 
16)  sieht  durch  die  angeführten  Namen  die 
Vorstellung  ausgedrückt,  daß  der  Flufsgott  oft 
selbständig  als  der  'Kinderspender'  galt  und 
dafs  er  ursprünglich,  da  der  Volksglaube  die 
Kinder  wie  aus  Felsen  und  aus  Höhlen  so 
auch  aus  den  Flüssen  kommen  liefs,  nicht  nur 
als  Vermittler  zwischen  der  Mutter  Erde  und 
den  menschlichen  Eltern  angesehen  wurde. 
Vielleicht  gehört  hierher  die  Notiz  bei  Arte-  60 
midor  2,  38,  dafs  die  Flufsgötter  (IIoxccu,oi), 
die  er  (2,  34)  unter  die  &zoi  Q-aXa60ioi  cciis&r}- 
Toi  rechnet,  rdytx&ol  npbg  itaiSav  yovtfv'  sind. 
Das  Brautbad  wurde  als  Vermählung  mit  dem 
Flufsgotte  aufgefafst,  Bergk,  Kleine  phil. 
Schriften  2,  659  ff.  F.  Düminler,  Philologus 
56  (1897),  29;  über  die  Haarweihungen  an 
Flufsgötter  s  Bd.  1  Sp.  1495,  33.  59  ff.    Wieseler, 


Philologus  9,  711  ff.  Flufsgötter  als  Schwur- 
götter ouvvco  .  .  .  Kpävag  xal  Tloxcc^ovg  (Dreros), 
Dittenberger,  Sylloge  22,  463  p.  68.  Aias  ruft 
u.  a.  vor  seinem  Selbstmorde  die  xpfjvcci  und 
TtorccjioL  an,  Soph.  Ai.  862. 

Über  die  Opfer  bes.  Rosseopfer  an  die 
Ttoxaaoi  s.  Bd.  1  Sp.  1495,  49  ff.  und  P.  Stengel, 
Arch.  f.  Beligionswiss.  8  (1905),  207  Hermes 
41  (1906),  233.  Gr.  Kultusaltert.*  120  §  77. 
Dittenberger,  Sylloge  22,  615  p.  401  Z.  37 f.  und 
not.  30.  Prott,  Bursians  Jahresber.  102  (1899), 
90  f-  Percy  Gardner,  Greek  Biver  -  Worship  in 
Transactions  of  the  Boyal  Societ.  of  Lit.  Ser.  II 
Bd.  11  (1878),  173—218.  M.  P.  Nilsson,  Griech. 
Feste  425  f. 

Über  die  Darstellung  der  Flufsgötter  s. 
Bd.  1  Sp.  1488,  28  ff.,  wo  folgende  litterarische 
Zeugnisse  nachgetragen  werden  können:  Phi- 
lodem. Ttzoi  £vc.  p.  79.  Gomperz:  ypdcpsß&ca 
y.cci  7iXätT£6&cu  &£Ovg  avfrpco7tosid slg,  ov 
tpÖtiov  nal  TtoXsig  xort  Ttora^ovg.  —  Cornut. 
de  nat.  deor.  22  p.  125  Osann:  rovg  noxec- 
(io  vg  y.hpa.6  (pop  ov  g  ■nal  x<xvpco7rovg  äva- 
nXäxtovaiv,  coaavel  ßiaiöv  xi  xf]g  epopäg  avxmv 
%cu  u.vx.r}xi%bv  i%ov6r]g.  —  Schol.  Soph.  Trach.  13 : 
oi  Ttoxaaoi  ßovupavoi  disxvnovvxo  x.  I.  X.  — 
Schol.  Für.  Or.  1378:  rovg  Troxa\iovg  xavpo- 
xpävovg  i^coypdcpovv.  —  Schol.  Lyk.  730:  xovg 
rtoxaiiovg  xn  paxocpopovg  xcel  ßovxscpdXovg 
slaäyovaiv.  Hesych.-.itorccabg  .  .  .■aal  öocoiicc- 
tOEidi]g  &8og.  In  Rom  wurden  bei  den  Tri- 
umphzügen u.  a.  auch  simulacra  fluminum  mit 
aufgeführt,  Tac.  Ann.  2,  41;  vgl.  Ov.  Trist.  4, 
2,  37.  42.     [Höfer.] 

Foteidau  s.  Poseidon. 

Poteos  (Zeus)  s.  Poteus. 

Poteria  (IIoxi]pict),  Göttin  auf  einer  Weih- 
inschrift aus  Kytherea  (Kypros):  xfj  &eö>  Hoxr\- 
gia,  Cesnola-Stern,  Cypern  371  nr.  11.  üb  Zu- 
sammenhang mit  Demeter  Poteriophoros  (s.  d.)? 
Vgl.  auch  Poteus.     [Höfer.] 

Poteriophoros  (TloxriPioyöpog),  Beiname  der 
Demeter  in  Antheia  in  Achaia,  Autokrates  bei 
Athen.  11,  460  d;  vgl.  d.  Art.  Kora  Bd.  2  Sp.  1298. 
Winckelmann,  Monum.  ined.  zu  nr.  16  verweist 
auf  einen  geschnittenen  Stein  (Descr.  du  cdbinet 
Stosch  p.  69,  235),  auf  dem  Demeter  ein  Trink- 
gefäfs  in  der  Hand  hält  und  vergleicht  die 
Rhea  xpuxrjpocpöpog,  Schol.  Nikandr.  Alex.  217. 
Vgl.  Poteria.     [Höfer.] 

Potestas  =  griechisch  Koatog,  nebst  Vis 
(Bio),  Invidia  (ZfjXog)  und  Victoria  (Nixij)  von 
Pallas  mit  Styx  gezeugt,  Hyg.  fab.  praef.  11, 
20  Sehnt.;  vgl.  Hes.  Theog.  385.  Bobert,  Me- 
langes  Nicole  481.     [Höfer.] 

Poteus  (Ildxig?  Hoxbvge>  n6xr\gl).  Eine  In- 
schrift aus  dem  heutigen  Buldur  (Pisidien  an 
der  Grenze  Phrygiens)  lautet  .  .  .  hpsbg  Au 
TIÖxh  (Horst?)  xbv  ßcoubv  avtaxrjasv,  Corr.  hell. 
3  (1879),  335.  Bamsay,  Cities  .  .  .  .  of  Phrygia 
1,  338  nr.  178.  -  -  Collignon,  Corr.  hell.  a.  a.  O. 
und  Bamsay  a.  a.  0.  126  und  Anm.  2  vergleichen 
eine  Münze  von  Dionysopolis  in  Phrygien,  die 
den  mit  Bändern  geschmückten  Zeuskopf  und 
die  Legende  Zsvg  tloxr\og  zliovvaortoXsixwv  auf- 
weist, Fckhel,  Doctr.  num.  vet.  3,  150.  Mionnet 
4,  281,  498.  Overbeck,  Kunstmythol.  Zeus  223. 
Head,  Hist.  num.  562.  —  Gerhard,  Gr.  Mythol. 


2903                      Pothos  Pothos                      2904 

199,  8  S.  169  wollte  in  letzterem  einen  Regen-  Anth.  Pal,  5,  87.  10,  21.  In  Nachahmung  de» 
gott  sehen,  indem  er  IJoriog  las  und  dies  für  Alkaios  (fr.  13  B  Bergk  34,  152  f. j,  der  als 
synonym  von  veriog,  öußpiog  erklärte.  Lenor-  Eltern  des  Eros  die  Iris  und  den  Zephyros 
mant  u.  de  Witte,  Elite  des  monuments  ceramogr.  nannte,  giebt  Nonn.  Dionys.  47,  347  dem  Pothos 
1,  29  scheinen,  da  sie  von  einem  Zeus  Poteus  gleichfalls  die  Iris  zur  Mutter.  Vater  des  Pothos 
sprechen,  Tloxi}og  für  einen  Genetiv  zu  halten,  ist  bei  Plato  Corvo.  197  d  Eros.  Bei  den  Phoi- 
was  wegen  des  vorausgehenden  Nominativs  nikern  sind  Eros  und  Pothos  Söhne  des  Kronos 
Zhvg  unmöglich  ist,  und  wollen,  indem  sie  und  der  Astarte,  Philo  Bybl.  bei  Euseb.  praep. 
Tlorriog  in  Zusammenhang  mit  nörng,  TtorrJQiov  ev.  1,  10,  18.  H.  Ewald,  Abh.  d.  Gesellsch,  d. 
bringen,  unter  Heranziehung  eines  a.  a.  0.  pl.  15  10  Wiss.  zu  Göttingen  5  (1851/52),  22.  32 — 36. 
abgebildeten  Vasenbildes,  das  den  Zeus  dar-  Renan,  Mein,  de  l'Inst.  Imper.  de  France,  Acad. 
stellt,  wie  er  sich  eine  Trinkschale  von  einer  des  Inscr.  et  Belli  s-Lett  res  23  (1858),  second 
Göttin  füllen  läfst,  in  Zeus  Poteos  dionysische  Supplement  27 1 .  v.  Baudissin,  Studien  zur  semit. 
Züge  erkennen.  Dafür  liefse  sich  anführen,  Religionsgesch.  1,  11.  Halevy,  Melanges  Graux 
dafs  der  Cippus  mit  der  Inschrift  Ju  IJottT  55  ff.  In  der  Kosmogonie  der  Hermetik,  nach 
auf  der  einen  Seitenfläche  eine  Weintraube,  der  jeder  der  Planetengeister  den  zu  schaffenden 
auf  der  andern  einen  Kranz  und  neben  der  Menschen  eine  Gabe  spendet,  verspricht  Aphro- 
Inschrift  einen  Stierkopf  trägt.  Vgl.  auch  die  dite  ihnen  zur  Erleichterung  ihres  Schicksals 
Göttin  Poteria.  Maoni- Rochette,  Journal  des  üo&og,  ' Hdovij  und  riXcoq  zu  geben,  Koqt} 
savants  1842,  10,  1  erhebt  gegen  die  Lenor-  20  noonov  bei  Stob.  Eclog.  1,  41,  44  p.  288,  1 
mant-de  Wittesche  Darstellung  Einspruch  und  Mein.  Zielinski,  Archiv  f.  Meligionswiss.  8  (1905), 
sieht  in  Uornog  eines  jener  zahlreichen  lokalen  365.  Neben  Aphrodite  erscheint  Pothos,  Nonn. 
Epitheta.  Ramsay  a.  a.  O.  338  hielt  Ilorsvg  Dionys.  35,  115.  Dio  Cass.  59,  29,  wozu  sich, 
für  eine  Angleichung  an  das  griechische  Tlvriog  noch  Eros  gesellt,  Anth.  Pal.  12,  157.  Theod. 
=  IIv&iog(?).  [Höfer.]  Prod.  9,  203;  vgl.  Konst.  Manass.  1,  41.  Eros, 
Pothos  (Ilö&og),  Personifikation  der  Liebes-  Himeros,  Pothos,  Hymenaios  und  die  Charites 
Sehnsucht,  von  Eros  (s.  d.)  und  Himeros  (s.  d.)  giebt  Aphrodite  dem  Paris  zur  Werbung  um 
nach  Furtwängler,  Eros  in  der  Vasenmalerei  23  Helena  mit,  Luc.  Deor.  dial.  20,  16;  Charis, 
(vgl.  Welcher,  Aeschyl.  Trilogie  241  Anm.  429.  Peitho  und  Pothos,  Norm.  Dionys.  33,  12;  vgl. 
W.  H.  Engel,  Kypros  2,  406.  483  Anm.  142)  30  Himer.  or.  1,  19  p.  360  Wemsdorf  (Peitho, 
wenigstens  in  voralexandrinischer  Periode  (spä-  Himeros  und  Pothoi);  Charites  und  Pothos,  Eur. 
ter  wird  Pothos  unterschiedslos  =  Eros  ge-  Bakch.  414;  Sophia,  Charites,  Hesychia  und 
braucht)  in  der  Weise  unterschieden,  dafs  Pothos,  Arist.  Av.  1320;  Charites,  Hören,  Aphro- 
Himeros  der  unwiderstehliche  Zug  zu  einem  dite  und  Pothos,  Arist.  Pax  456.  Pothos  allein, 
vor  Augen  befindlichen  Gegenstand,  Pothos  Nonn.  Dionys.  25,  154.  159.  168.  47,  443.  Anth. 
das  aufgeregte  Verlangen,  die  Sehnsucht  nach  Pal.  5,  214  vgl.  12.  54;  der  Plural  Uoftoi, 
dem  entfernten  Objekt  (Plato  Cratyl,  420)  ist,  aufser  den  schon  angeführten  Stellen  Herondas 
während  Eros,  über  beiden  stehend,  die  thätige  7,  94  (U6Q01  tu  xilgcorsg).  Anth.  Pal.  5,  140.  180. 
Liebe  bezeichnet.  Jacob  Grimm,  Über  den  212.12,83.95.101.110.128.158.  Gregor.  Naz. 
Liebesgott  (Abh.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin  40  Carm.  de  se  34,  71  Migne  3,  1312  und  dazu 
1851)  S.  149  und  nach  ihm  Steinthal,  Zeitschr.  Reitzenstei» ,  Hermes  35  (1900),  95  Anm.  2  zu  94. 
f.  rergl.  Sprachforschung  1  (1852),  570  ver-  Dargestellt  war  Pothos  neben  Eros  und 
gleichen  den  griechischen  Pothos,  den  rGott  Himeros  im  Aphroditeteinprl  zu  Megara  von  der 
der  Sehnsucht,  der  Trauer  und  des  süfsen  Ver-  Hand  des  Skopas,  Paus.  1,43,6.  Urlichs,  Skopas 
langens'  (vgl.  Luc.  Amor.  3:  ylvy.bg  ööovg  rov  89 ff.  Furtwängler  a.a.O.  22  und  bei  Röscher, 
nd&ov  däuvti)  mit  dem  römischen  Cupido,  und  Lexikon  Bd.  1  Sp.  1364,  57  ff.  und  von  demselben 
stellen  no&og,  7to&sa  zu  näa^co,  itiv&og,  7t£7tov&cc.  Künstler  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  neben 
Vgl.  auch  Urlichs,  Skopas  91.  93.  Der  Begriff  Aphrodite  auf  Samothrake,  Pliii.  n.  h.  36,  25 
der  sehnsuchtsvollen  Trauer,  der  in  7t6&og  liegt,  Lobeck,  Aglaopham.  1284.  Urlichs  a.  a.  O.  99  ff. 
kommt  auch  dadurch  zum  Ausdruck,  dafs  die  50  Hauser  in  Archaeol.  Untersuch,  auf  Samothrake 
weifse  auf 'Gräber  gepflanzte  Sehnsuchtsblume'  2  (1880),  101.  Overbeck,  Gesch.  d.  Plastik  2a,  19. 
nöQ-og  hiefs,  Theophr.  Hist.  plant.  6,  8,  3.  In  den  zahlreich  erhaltenen  Repliken  des 
Athen.  15,  679  c — d.  Eust.  ad  Hom  1679,  13  ff.  sog.  "Apollo  mit  dem  Wasservogel'  will  Furt- 
Plin.  h.  n.  21,  11,  67.  J.  Grimm  a.  a.  0.  149.  uängler,  Der  Pothos  des  Skopas  in  Sitzungsbr. 
151.  Gruppe,  Gr.  Myth.  850,  4.  Murr,  Pflanzen-  d.  Münch.  Akad.  d.  Wiss.  1901  phil.-hist.  Klasse 
weit  in  d.  gr.  Mythol.  245.  Panofka,  Annali  2,  S.  783  (vgl.  Antike  Gemmen  2,  208  f.)  den  samo- 
346.  Von  den  Stoikern  wurden  als  über  die  thrakischen  Pothos  (=  Hermes?,  Gruppe,  Gr. 
7tu&r]  herrschend  Eros,  Aphrodite  und  Pothos  Myth.  228,  7.  870,  1.  1330,  1  oder  Pothos  = 
angesehen,  Plut  Plac.  phil.  1,  6  p.  880  a  =  Axieros,  Aphrodite  =  Axiokersa,  C.  Fredrich, 
Doxographi  ed.  Diels  p.  296  a,  20.  Nach  60  Athen.  Mitth.  31  (1906),  79)  erkennen.  Über 
Cornut.  de  nat.  deor.  25  p.  143  Osann  wird  die  Darstellungen  des  Pothos  (rü>v  TtaXca&v  ol 
Eros  auch  Pothos  genannt  aitb  rf/g  rav  loyoi  liyovßiv  ayivsiov  sivat  tbv  IJo&ov,  rr)v 
(pifa]liäz(av  (iifir'jö^ag.  Ob  Pothos  schon  bei  oyongctv  ccn^r)v  rov  &sov  dsdttyutvoi,  Theodor. 
Archilochos  (fr.  85  Bergk  24,  407)  personifiziert  Prodr.  9  353)  auf  Vasenbildern  vgl.  0.  Jahn, 
erscheint,  ist  fraglich.  Bei  Aeschyl.  Suppl.  1040  Beschreib,  d.  Vasensamml.  König  Ludwigs  CCIV 
(darnach  bei  Theod,  Prodr.  9,  199)  ist  er  Sohn  Annali  1857,  129  ff.  Mit  Ausnahme  der  folgen- 
der Aphrodite,  die  auch  als  Mutter  des  verviel-  den  drei  ersten  Darstellungen  kommt  Pothos, 
fältigten  Pothos,  der  nö&oi,  gilt,  Babr.  32,  2.  besonders    in  Einzeldarstellungen,   fast   nur   in 


2905                      Pothos  Potna                      2906 

bakchischen  Scenen  vor,  wo  rer  das  aufgeregte  a.  a.  0.    Taf.    n.    Bmimeister  1727    Fig.  1809) 

ziellose    Verlangen    ausdrückt',    Furtwängler,  Eros,  Himeros  und  Pothos;  de  Witte,  Bescript. 

Eros  24.  d'une  coli,  de  vases  peints  provenant  des  fouilles 

1)  PO0OS     neben     EPOC     und     IMEPO?  de  l'Eturie  129  p.  77  in  den  vier  Eroten  einer 
beim  Parisurteil,   Hydria  aus   Vulci  in   Berlin  Vase  mit  der  Darstellung  des  Urteils  des  Paris 
(Furtwängler    nr.  2(533),    abg.    Gerhard,    Apu-  den  Eros,  Anteros,  Himeros  und  Pq,thos. 
tische  Vasen  C  (=  Overbeck,  Heroengallerie  Taf.  [Höfer.] 
10,  5;  vgl.  Jahn,  Annali  1857,  131f.    Michaelis,  Potidan  s.  Poseidon. 

Thamyris   und  Sappho  7.      Urlichs.  Skopas  94.  Potina  s.  Indigitamenta. 
Furtwängler,    Eros    22.    24.     Die    Inschriften  10      Potitius    s.  B.  Peter    Bd.  1  Sp.  2281.  64  ff. 

auch    C.   I.    G.  4,    8401;    vgl.   Bd.  3    Sp.   1620  Sp.  2282,  32  ff.  Sp.  2283  ff.  Sp.  2924ff.     [Höfer.] 

nr.  45.    Vgl.  auch  oben  die  Stelle  aus  Lucio  u.  Potmos  (Uorftos),  das  Geschick,  personifiziert 

2)  nodos  allein  bei  der  Schmückung  der  von  Pind.  Nein.  4,  43:  nöruog  ccvcct,.  Pyth.  3, 
Helena  s.  Bd.  1  Sp.  1958,  50.  Furtwängler,  86:  6  utyag  üotfiog;  vgl.  Rohd",  Psyche  22, 
Eros  49.     Cec.  Smith,  Cat.   of  the  Greek  vases  316,  1.     [Stoll] 

in  the  Brit.  Mus.  3  178  nr.  226.  Potna,  Potnia  (JJörva.,   IJötvik),   poetisches 

3)  nö&og  (geflügelt)  in  einer  nicht  ganz  Epitheton  aller  weiblichen,  wie  &va!-  das  der 
klaren  (vielleicht  abgekürzten)  Scene  zwischen  männlichen  Gottheiten  (Stein  zu  Herod.  9,  97), 
Lynkeus  und  (der  nur  durch  längeres  Haar  das  aber  auch  für  sterbliche  Frauen  (Eur.  Ion 
als  Frau  gekennzeichneten,  sonst  durchaus  20  705;  besonders  in  der  formelhaften  Verbindung 
'mannbaren' )  Hypermnestra,  Becher  aus  weifsem  nörvia  ui]ti]Q,  Autenrieth  bei  Nägelsbach,  An- 
Glas  aus  später  Zeit  im  Museum  Wallraf-  merk,  zur  Utas  zu  1,  356,  Ameis,  Anhang  zu 
Richartz  in  Köln  (Jos.  Kamp,  Die  epigraphischen  Homers  Odyssee  18,  5,  sogar  von  des  Bettlers 
Anticaglien  in  Köln,  Progr.  K.  Friedr.-Wilhelrn-  Iros  Mutter  gesagt)  gebraucht  wurde,  und  auch 
gymnas.  Köln  1869,  S.  16  nr.  199),  abg.  Bonner  bei  unpersönlichen  Konkreten  oder  Abstrakten 
Jahrb.  74  (1882)  Taf.  VI  vgl.  E.  aus'm  Weerth  steht,  wenn  dieselben  persönlich  empfunden 
ebend.  S.  66  ff.,  vgl.  auch  Arch.  Zeit.  34  (1876)  werden,  wie  z.  B.  der  Chor  bei  Eur.  Bakch. 
203.  585  ausruft:  %&ovbg  h'oßi  nörvia  ""heiliges  Erd- 

4)  Ilo&og,  eine  Weintraube  haltend,  nebst  beben',  weil  er  mit  heiligem  Schauer  fühlt, 
den  gleichfalls  inschriftlich  bezeugten  Eros  und  30  dafs  der  Gott  es  ist,  der,  um  seine  göttliche 
Himeros  im  Gefolge  des  Dionysos  (Krater  aus  Macht  zu  offenbaren,  es  erregt  (F.  G.  Schöne 
Ruvo),  abg.  Heydemann,  Satyr-  und  Bakchen-  z.  d.  S.).  Es  liegt  also  auch  hier  eine  Personi- 
namen  Tafel  (vgl.  S.  17  R)  =  Bd.  3  Sp.  2118  fikation  vor,  ebenso  wie  bei  Aesch.Choeph.  722: 
Fig.  8;  vgl.  Braun,  Bulletino  1836,  122.  Jahn,  a>  nözvia  %&cov  (=  Eur.  Hec.  70)  xca  itöxvi 
Annali  1857,  133.  Vasenbilder  21  a.  Urlichs  a-urri  (=  Eur.  Ion  873)  oder  bei  dem  Anonym. 
Skopas  93,  2.  Furtwängler,  Eros  24.  Inschriften  bei  Bio  Chrys.  or.  64  p.  210  Bind.:  dianoiv 
C.  I.  G.  4,  8380.  ccnaaäv  Ttöxvi  k&t]vaicov  izoli.    Die  Verbindung 

5)  Il6&og  im  bakchischen  Thiasos  das  Tym-  nÖTvia  ovnFj  wird  von  Arist.  Bhet.  3,  7,  1408  a 
panon  schlagend,  abg.  Jahn,  Vasenbilder  Taf.  2,  15  (=  p.  187,  4  ed.  Boemer)  getadelt  als  ein 
2  (unten).  Müller -Wieseler  2,  46,  584.  Baoul-  40  Beispiel  des  Xiysiv  a^^ivibg  mgi  svrslmv,  und 
Bochette,  Lettres  arche'ologiques  sur  la  peinture  Schol.  Arist.  a.a.O.  in  Cramer,  Anecd.  Paris.  1, 
des  Grecs  pl.  II;  vgl.  Jahn,  Amiali  1857,  137.  306,  20  ff.  bemerkt:  rö .  .  Ttörvia  uiya  nca  &<xv- 
Urlichs,  Skopas  94.  Bapp,  Rhein.  Mus.  27  (1872),  \iaatbv  nai  &siov  ovoua.  Der  Unterschied  von 
576.  Heydemann,  Sat-  und  Bakch.  19  U.  In-  nörva  und  tiöxviu  ist  nach  W.  Schulze,  Kuhns 
Schriften  C,  I.  G.  4,  8439.  Zeitschr.f.  wrgl.  Sprachforschung  33  (1895),  316  ff. 

6)  Ilo&og,  die  Doppelflöte  blasend,  abg.  Joh.  Schmidt,  Kritik  der  Sonantentheorie  25,  1 
Inghirami,  Mon.  Etr.  V  Tab.  26.  Müller-  (vgl.  106)  der,  dafs,  wie  auch  schon  G. Hermann 
Wieseler  '2,  41,  487;  vgl.  C.  I.  G.  4,  7462.  Jahn,  ad  Eur.  Bakch.  367  herausgefühlt  hatte,  Ttörvcc 
Vasenbilder  17.  Annali  1857,  136.  Arch.  Auf-  ausschliefslich  Vokativ  ist;  dieser  Vokativ  hat 
sätze  81.  Urlichs,  Skopas  94.  Heydemann  a.a.O.  50  ursprünglich  *tt6xvi  gelautet,  und  rdiese  echte, 
22  d.  ./.  de  Witte,  Bescr.  de  vases  peints  pro-  frühzeitig  nicht  mehr  verstandene  Form  ist 
venant  des  fouilles  de   VEturie  35.   181.  entstellt   worden    durch    eine    rein    äufserliche 

7)  Ilö&og  mit  HdvXoyog  u.  s.  w.  (Vase  aus  Anlehnung  an  die  Lautgestalt  des  Nominativs 
Eretria)  s.  die  Abbildung  Bd.  3  Sp.  2122  Fig.  10  ■köxvio'  ;  vgl.  auch  v.  Mefs,  Bhein.  Mus.  58 
=  Cec.  Smith  a.  a.  O.  plate  XX,  2  (vgl.  p.  367  (1903\277.  Nach  Hesych.Phot.Suid.  ist  norvcc  = 
nr.  775).  Ssanoiva  •  ebenso  erklärt  Apion  bei  Apoll.  Lex. 

8)  Ilo&og  der  EvqvvÖt}  die  Sandale  reichend,  Homer.  134,  9  Bekker  ttotvicc  =  ötOTtoiva,  rtuiu; 
während  "Epcog  der  ' Imtodd[i7]  Früchte  bringt;  vgl.  Schol.  Hom.  Od.  5,  215  =  außciauia,  ti^ia. 
anwesend  noch  'Iaaä  und  'Aersgia,  Amphora  Ganz  anders  lautet  die  Erklärung  von  it&tvta 
attischen  Stiles  im  Museum  zu  Boston,  Arch.  60  bei  Hippolyt.  Befut.  5,  8,  wo  in  dem  bekannten 
Anz:  1904,   195.  Ruf     des     eleusinischen    Hierophanten    (itQÖv 

Über  Darstellungen,  die  mangels  einer  be-  £rfxf  Ttörvia  %ovqov  ßpifiw  ßpiuov)  nörvia  er- 
zeichnenden Inschrift  nur  mit  Vorbehalt  auf  klärt  wird  durch  r)  yivscig  1)  itvtvuuTixij,  rj 
Pothos  bezogen  werden  können,  s.  Furtwängler  iitovpäviog  77  aveo;  vgl.  A.  Bietericli,  Eine 
Bd.  1  Sp.  1353,  43,  Brexler  Bd.  1  Sp.  2661,  Mithrasliturgie  138  Gegen  die  gewöhnliche 
59  ff.  —  Michaelis  a.  a.  O.  8  f.  und  mit  ihm  (Th.  Benfey,  Zeitschr.  für  vergl.  Sprach  forsch. 
Baumeister,  Benkm.  5001.  erkennt  in  den  drei  2  [1853],  310.  Pott,  ebmd.  6  [1857],  110.  O. 
Eroten  einer  Thamyrisvase  (abg.  bei  Michaelis  Schrader,    Sprachvirgleichung    u.    Urgeschichte* 


2907                       Potna  Potniai                      2908 

183.  199.558.    v.  Bradke,  G.G.A.  1890,  910f.  Ttöxvia,   das   skr.   patnih  r Wolkenwasser'    ent- 

Indogerm.  Forschungen  4  [1894],  171)  Annahme,  Bpricht.  Aus  gleichem  Grunde  heifsen  n&ck  Kuhn 

dafs   wie   Ttöaig   zu   skr.  patis  fHerr,  Gemahl',  auch  die  Bakchen  TtotviäSsg  (Eur.  Bakch.  664); 

so    Ttöxvia   zu    skr.   patni    gehöre,    möchte   A.  vgl.  aber  auch  Bd.  3  Sp.  2605,  18  ff.  —  14)  Ger 

Mommsen,  Delphika  7,  2  in  Ttöxviai  lieber  Na-  Eur.  Heracl.  770,  wo  nach  Alb.  Dieterich,  Arch. 

men    von  Gottheiten   einer   stammfremden  Ur-  f.  Beligionswiss.  8  (1905),  36  =  Mutter  Erde  43 

bevölkerung   erkennen,    die  von   den   indoger-  (vgl.  v.  Wilamoivitz,  Hermes  17  [1882],  356ff.)T 

manischen  Einwanderern  übernommen  worden  zu  schreiben  ist:  all'  m  Ttöxvia,  6ov  yup  ovSag, 

seien.     Nach   Forchhammer,   Hellenika   1,   320  Fä,  aöv  %al   Ttölig.  —  15)  Genetyllides,  Arist. 

soll  itörvia.  von  Ttöxog  abzuleiten  sein  und  ur-  10  Thesm.  130;  vgl.  Röscher,  Bd.  2  Sp.  1270,  33  ff. 

sprünglich  die  f Trinkerin '  (!?)  bedeuten,    dann  —  16)  Hebe.  —  17)  Hekate.  —  IS)  Hera.  — 

weiter  die  'Verehrte',  fweil  man  dadurch  ehrte,  19)  Hestia.  —   20)  Hosia.  —  21)  Kalliope.  — 

dafs  man   den  Becher  reichte'.     Eine   weitere  22)  Kalypso    —    23)  Kirke.    —    24)  Lethe.    — 

Etymologie    s.   unter    nr.    13    (Erinyen).     Dafs  25)  Leto.  —  26)  Libye,  Find.  Pyth.  9,  55  (95). 

die    Gleichsetzung    von    Ttöxvia    mit    Siönoiva  — 27)  Maia.  —  28)  Moira,  Moirai.  —  29)  Musa, 

=  ösanoxvja  (Osthoff,  Perfekt  457.    J.  Wacker-  Musai.  —  30)  Nike:  Bakchylid.  11,5.  —  31)Nyx: 

nagel,   Vermischte  Beiträge    zur  griech.  Sprach-  'Äaxoa    tpila    xal    owtoatsa    Ttöxvia  Nv£,  Ano- 

kunde  (Progr.   zur   Rektoratsfeier  der  Univers.  nymos,G.  G.N.  1896,  211  v.  11.  Jahrb.  f.  klass. 

Basel  1897)  S.  37  ff.,  lautlich  möglich  ist,  wird  Phil.  153    (1896),    347    v.  8.  —   32)  Peitho.  — 

von    Joh.    Schmidt    a.  a.  0.  105    bestritten.  —  20  33)  Persephone  s.  Demeter.    Potniai.    Potnieis. 

FLöxvia    wird    gewöhnlich    absolut    gebraucht,  Die    Vermutung    von    Keil,    Hermes  32  (1897), 

jedoch    auch    mit    einem    Genetiv    verbunden  506,    dafs    in    der    lateinischen     Inschrift    des 

z.B.:  Ttöxvia  &riQä>v,  Hom.  II.  21,  470  (Artemis\  Cyriacus,  (Hermes   a.  a.  0.  505):    cinferiali    et 

die   auch   nözvia   yvvai-A&v  (Anth.  Pal.  6  287)  caelesti  ....  Proserpinae'  inferiali  et  caelesti 

und  Korixäcov  Ttörvia  xot,ocpöoo]v  (Kallim.  fr.  383  einem  %o%viri  y.a\  Ttoxvirj  des  poetischen  Origi- 

Schneider  =  Bergk,  P.  L.  34,  736)  heifst  Ttörvia  nals   entsprechen  könnten,    erledigt  sich   wohl 

ö^vrärcav  ßslbtov,  Find.  Pyth.  4,  213  (380)  und  dadurch,     dafs     der    Dativ     Sing,    von    Ttörvia 

'Egcoxwv  Ttörvia  Eur.  fr.  781,  16  Nauck-  (Aphro-  sonst    nirgends    vorkommt.    —    34)  Physis.  — 

dite);    Ttörvia    la&v,  Arat.  Phaen.  112    (Dike).  35)  Rhea.    —   36)  Selene:   Bd.  2   Sp.  3165,  64 

Falsch  ist  die  Angabe  im  Etym.  M.  685,  53  f.  30  s.  v.  Mondgöttin  und   Fig.  18.     0.  Jahn,  Arch. 

Eti/m.  Gud.  477,  51  ff.  und  des  Helladius  Chrest.  Aufs.  116,  72.  —  37)  Sophrosyne.  —  38)  Techne. 

bei  Phot.  Bibl.  p.  533,  34,  dafs  nur  Frauen  die  —   39)  Tethys.    —    40)  Thetis.    —   41)  Tyche. 

Anrede    Ttörvia    und    das  Verbum    Ttoxviäa&at  Vgl.  Potniai  u.  Potniades.     [Höfer.] 

gebrauchen    dürften.    —    Die    Belege    für    den  Potnens  (Iloxvavg),  Vater  der  Pelarge  (s.  d.), 

Gebrauch  von  Ttörvia  finden  sich  in  der  Haupt-  Paus.    9,    25,    7,    wohl    =    Iloxyisvg,    dessen 

sache  bei  Bruchmann,  Epitheta  deorum    unter  Namen   in  Verbindung   mit    der  Überlieferung 

dem    jeweiligen     im     Folgendeu    angeführten  die    seine    Tochter    und    deren    Gemahl    lsth- 

Namen,  zu  denen  hier  nur  das  bei  Bruchmann  miades  zu  Stiftern  des  thebanischen  Kabeiren- 

nicht  Verzeichnetes  oder  durch  den  Plan  seines  orgien  macht,    auf  den  Kabeirendienst  im  bö- 

Werkes    Ausgeschlossenes     hinzugefügt    wird.  40  otischen  Potniai  hinweist,  wie  der  Name  seines 

Es    haben    den    Beinamen  Tlöxva    bez.  Tlöxvia  Schwiegersohnes  Isthmiades  eine  Beziehung  zu 

I)  Aglaia,  Forchhammer  a.a.O.  —  2)  Aidos.  Ino  und  Melikertes - Palaimon,  dem  zu  Ehren 
—  3)  Aphrodite.  —  4)  Ära.  —  5)  Artemis.  Über  die  Isthmien  gestiftet  sein  sollen,  enthält,  0. 
den  Bildtypus,  der  Artemis  und  verwandte  Müller,  Orchomenos  125,  1.  K.  Eckermann, 
Göttinnen  als  nöxvia  &rjpcöv  darstellt,  s.  Stud-  Melampus  und  sein  Geschlecht  68.  0.  Crusius, 
niczka,  Kyrene  153  ff.  u.  Bd.  2  Sp.  1750  ff.  und  Beiträge  zur  griech.  Mythol.  u.  Beligionsgesch. 
aufser  der  dort  verzeichneten  Litteratur  Crusius,  (Progr.  Leipzig  Thomasschule  1886),  22,  6.  0. 
Philologus  52  (1894),  709.  A.  Koerte,  Athen.  Gruppe,  Gr.  Mythol.  82,  9.  123,  9.  Vgl.  Pot- 
Mitth.  20  (1895),  9  f.  G.  und  A.  Koerte,  Arch.  nieus  1.     [Höfer.] 

Anz.  16  (1901),  9  mit  Abbild.  5.  G.  Karo,  Archiv  50      Potuiades    (üorviäSsg)    1)    s.    Potniai.    — 

f.   Beligionswiss.    7    (1904),   148.     J.  Langbehn,  2)  Name    der  Rosse   des  Glaukos  Potnieus   (s. 

Flügel  gestalten  der  ältesten  gr.  Kunst  66  ff.    E.  d.  2),    Eur.  Phoen.  1124   und   Scliol.  Strabo  9, 

Knoll,  Studien  zur  ältesten  Kunst  in  Griechen-  409.    Verg.   Georg.  3,  268.  Ov.  Pois  555  u.  Schot, 

land  (Progr.  Bamberg  1890)  S.  59  ff.  —  6)  Athena,  Nach  Eust.   ad^Hom.  IL  269,  34  f.    und  Schol. 

Anonym.  Laur.  in  Anecd.  Graeca    ed.  Schoell-  Bern,  ad  Verg.  Georg,  a.  a.  O.  hatten  sie  früher 

Studemund  1,  269.    Zu  streichen  ist  Eur.  Heracl.  dem    Bistonenkönig    Diomedes    gehört.      Vgl. 

770  s.  Ge.   —    7)  Demeter  s.  Potniai.  Potnieis.  Bd.  1,  Sp.  1689,  12  ff.     [Höfer.] 

O.  Müller,  Orchomenos  486  (vgl.  125,  1).  Preller,  Potniai  (Ilörviat),  Herrinnen.    Das  mit  tffff- 

Demeter  und  Perseplione  194,  24.     Gruppe,  Gr.  Ttöxi]g  verwandte  Wort  wird  häufig  mit   Göt- 

Myth.  82.     M.  P.  Nilsson,   Griech.  Feste  474.  60  tinnen  und  sterblichen  Frauen  verbunden,  wie 

P.  Kretschmer,  Einleitung  i.d.  Gesch.  der  griech.  dtOTtoiva  (s.  Kern  bei  Pauly-Wissoica  u.  d.  W.). 

Sprache  420.    —    8)  Dike;   Ttörvia   lawv,   Arat.  Im  dichterischen  Gebrauch  steht  Ttöxvia  ftriQüv 

Phaen.  112.  —  9)  Eileithyia.  —   10)  Eirene.  —  11.    21,     470    für    Artemis,    Ttöxvia    ö^vxäxav 

II)  Enyo.  —  12)  Eos.  —  13)  Erinys,  Erinyes.  ßtXtcov  (Pind.  Pyth.  4,  213),  xai<  ioöncov  nöx- 
Nach  Kuhn,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschung  viav  (Eurip.  fr-  781,  16)  für  Aphrodite.  Im 
1  (1852),  469,  der  bekanntlich  in  den  Erinyen  Kultus  beschränkt  sich  der  Name  einerseits 
Wetter-  und  Wolkenjungfrauen  sieht,  heifsen  auf  Demeter  und  Persephone,  anderseits 
diese  Ttöxviai  und  TtoxviäSsg   als   Töchter   der  auf   die    Erinyen.     In    der  Nähe    des    Ortes 


2909                      Potnieis  Praesidia                     2910 

Potniai   (Tloxviai)   in  Boeotien,   der  nach   den  Clem.  Roman.  Homil.   5,    15.    Maafs,  Orpheus 

Göttinnen    genannt    ist,    hatten    Demeter   und  131,  8.     v.  Wilamoivitz,  Comment.   grammat.  2 

Köre  einen  Kultus,  Paus.  9,  8,  1.     Für  Attika  (Greifswald     1880)      nach     Premier     Bursians 

bezeugen  die  Benennung  üoxviai  für  die  Göt-  Jahresber.  Bd.  25   (1891),   173.   —    2)  Beiname 

tinnen  von  Eleusis  Soph.  0.  C.  1050,  Aristoph.  des  Glaukos  s.  Bd.  1  Sp.  1689,  38  ff.  und  Strabo 

Tfos/». 1149;fürdiederThesmophorienJr/stopft.  9,  409.    Eust.  ad  Hom.  11.  269,  34.    0.  Müller, 

Thesm.    1156  (w  ©töfioqpop&j   nolvnoxvia);   vgl.  Orchomenos  486.  v. Wilamoivitz,  Euripides  Hera- 

@£6iio(p6(>ovg  re   ayvdg  Ttoxviag  i^i  cfägtai  Ito-  kies  1,  303  f.     O.  Waser,  Skylla  und  Charybdis 

■Kolg  in  einer  Weihinschrift  von  Priene  C.I.G.  37.  Usener,  Rhein.  Mus.  53  (1898\  351  f.  [Höfer.] 

2907  =  Kaibcl,    Epigr.  Graec.  ex   lapid.  conl.  10      Potua  s.  Indigitamenta. 

nr.  774,  3.     Nur  Köre  ist  gemeint  Pind.  fr.  37  Poynx  s.  Bulis. 

IJotvia    &eono(f6Q8,    Theokr.    15,    14    val   xav  Praedator  (=  Iuppiter)  s.  Bd.  2  Sp.  751. 

Uoxviav  (s.  d.  Schol.)     Von  dem  von  Herod.  9,  Praeia  (J7p«aV)    1)  In  dem  Bölog  (ßolog  = 

97  erwähnten   igbv   t&v   JJoxviiav  bei  Mykale  Fischernetz)  genannten  Ortsteil  —  sig  ri]v  v.axd 

haben     sich    keine    Spuren    entdecken    lassen  %£iiiwva  xav  ii%va>v  &i]Qav  tvcpvrig  —  von  By- 

(Wiegand  u.  Schrader,   Priene   S.  17);   dafs   es  zantion  befand  sich  neben  einem  Temenos  der 

ein  Tempel  der  Erinyen  gewesen  sei  (so  Creuzer-  Artemis    Phosphoros    ein    solches    der    Aphro- 

Baehr  z.  d.  St.;   Preller  -  Robert ,    Griech.  Myth.  dite    Praeia,     der     die    Byzantier    alljährlich 

l4,    837),    ist    nicht    erwiesen.      Während    bei  opferten  — ,    doxat  (Aphrodite)    yaQ    Sij    xa(ii- 

Aescliylos  lloxvia  Beiwort  der  Erinys  ist  (Sept.  20  svstv  xmv  avi^icov  xi)v  sixaigiav,  TtQavvovaa 

864.   971,    Eumen.  865),  werden    sie    m  Iloxviai  Kai  Ka&taxausrr]  xcav  inmliov  avxütv  xaga%i]v, 

Ssu'omsg    angerufen   bei    Soph.  O.  G    84.     Bei  Dionys.  Byz.  36  p.  15  f.   Wescher.     Also  dem 

Euripides  sind  sie   dann   SQO^dösg  7txsQocpoQoi  Wesen  nach  ist  Aphrodite  Praeia  eine  Pontia 

noxvidSsg  ftsai,   tifläyxQcaxtg   Ev^tvidtg  (Or.  (s.d.).  —  2)  Weihung  aus  Lebadeia :  jLqx£hi6iv 

317  tf.),   woraus   nicht  zu  erschliefsen   ist,   dafs  Hga^iaig  %etQiGxriQiov,  C.  I.  G.  1598.     K.Keil, 

in  Potniai  auch  die  Erinyen  einen  Kult  gehabt  Syll.  Inscr.  Boeot.  p.  104.    Inscr.  Meg.  et  Boeot. 

haben    müfsten    (über    die  Weiterbildung    des  3101  (=  L  G.  S.  I,  3101).    Über  liQxi^iStg  hqu- 

Namens  s.   Usener,    Götternamen  S.  10  f.).     Die  tiai    =  Eilei&vicci    (vgl.  TtQccvurjxig   Ellti&vitx, 

alten  Erklärer  wollten  noxriäösg  fälschlich  mit  Pind.  Ol.  6,  42)  s.  P.  Baur,  Philologus  Suppl. 

liaviag  atrial  (Hesych.  s.  v.),  iiavionoioi,  v.av.o-  30  8,  465  f.  502  f.  508  f.    Usener,  Götternamen  299. 

liavioTiotol  (Schol.  Eur.  Or.  318;  Etym.  Magn.  [Höfer.] 

s.  v.)  erklären;  daneben  auch   die  bessereJEr-  Praenestes  (Tlgaivtarng),  Sohn  des  Latinos, 

klärung  ßußdia^icci  (Schol.  Eur.  a.  a.  O.).    Über  eines  Sohns  des  Odysseus  u.  der  Kirke,  Gründer 

Eurip.  Phoeu.  1123  ff.  Nauck  noxvidötg  ö'  in  der  latinischen   Stadt  Praeneste,    Steph.  B.  v. 

aartidt  iTtiarj^ia  tc&Xoi  dgonddeg  ioxiQxcov  cpoßcp  IlQciivsGxog.     Zenodot  b.  Solin.    c.  8  (Martian. 

[$6ßov  od.  cpoßoi  =  Schreckbilder?])  s.  Röscher  Capella  6,  642).     [Stoll.] 

in  Acta  soc.phil.  Lips.  ed.  Ritschi  1  p.  97  ff.   Ver-  Praenestiua,   Beiname   der  Fortuna  Primi- 

einzelt  heifsen   die  Bakchen  noxviäSsg  Eur.  genia  von   Praeneste    aufserhalb   dieser   Stadt 

BaccJt.  664;  Hesych.  erklärt:  dvxl  xov  [laivädtg  s.  Bd.  1.  Sp.  1542,  9;  vgl.  aber  auch  Sp.  1544,  8. 

■nal    Xvaoddzg.      Das    scheint   nur   Übertragung  40  Über    den   Plural    cPraenestinae    sorores '    bei 

vom  rasenden  Treiben  der  Erinyen,  von  denen  Stat.  Silv.  1,  3,  80  s.  Sp.  1546,  6  ff.      Wissoiva, 

es  mit  umgekehrtem  Anklang  heifst:  äßdy.%£v-  Rel.  u.  Kult  d.   Römer  209,  2,   der  eine  Ver- 

xov    al   &La6ov    £ld%tx'    iv    ödxQv6i    xal    yöoig  wechslung   mit   den  Fortunae  von  Antium  an- 

Eur.  Or.   319f. ;    mit    der    ursprünglichen   Be-  nimmt,    und   jetzt    besonders     Usener,    Rhein. 

deutung   des  Namens  bat  es  nichts   zu   thun.  Mus.  58  (1903),  202  f.,  nach  dem  für  Praeneste 

Daneben    scheint    allerdings    die    Möglichkeit  ebenfalls    eine  Mehrheit    von    Fortunen    anzu- 

nicht  ausgeschlossen,   dafs  an  jener  Stelle  der  nehmen   sind,  wie   solche  für  Antium  bezeugt 

Bakchen    dem     böotischen     Rinderhirten    vor-  sind    (vgl.   Bd.  1    Sp.  1546,   44  ff.).      Vgl.    auch 

schweben  sollte,  was  von  dem  Brunnen  in  Pot-  Thulin,  Rhein.  Mus.  60  (1905),  261,  1.     [Höfer.] 

niai   erzählt  wurde,   dessen  Wasser  Rosse  des  50      Praesidia  arcana   Urbis  (?)    neben    den   Dii 

Landes   toll  gemacht  hatte,   Paus.  9,  8,  2;    s.  Romanae   Reip.    genannt  in  der  verdächtigen 

oben  Glaukos  Bd.  1  Sp.  1689.  (Or.  Henzen  3  p.  219)  Weihinschrift  des  Isis- 

Nach    Usener,   Götternamen    S.  225  f.    steht  priesters    Phisias    b.   Gruter  83,    15    =    Orelli 

hinter  den  beiden  eleusinischen  Gottheiten  und  nr. 2494  =  CLL.  VI,  5,  18*.    Sollte  die  Inschrift 

den  Erinyen  in  ursprünglicher  Auffassung  der  echt   sein,    so   würde   sich   der  Ausdruck,    wie 

ungeteilte    Begriff    der    nörviai;    sie    sind  schon    Orelli    a  a.  O.   gesehen    hat,    wohl    am 

dann  mit  jüngerem  Namen  in  Athen  als  Zeuval  besten  auf  die  von  Serv.V.  A.  7,  188  erwähnten 

verehrt  worden.  In  Ttoxviäo&at  (=  die  Herrinnen  septem  pignora  (Hss.  paria),   quae   Imperium 

anrufen)   ist  die   alte  Vorstellung  noch  zu  er-  Romanum  tenerent:  acus  (Lobeck,  Agl.  p.  304: 

kennen.    Vgl.  Potna  u.  Potniades.     [J.  Ilberg.]  ü0  cestus;   Preller- Jordan  2,  170,  2:  lapis)  Matris 

Potnieis  (IIoxvizTg),  nicht  üöxviai,  heifsen  die  Deum,     quadriga     fictilts    Veientorum,    cineres 

eleusinischen  (Le  Bas- Waddington  zu  3  nr.  186.  Orestis,  sceptrum  Priami,  velum  Eionae,  Palla- 

R.  Meister,  Jahrb.  f.  klass.  Philol.  143  [1891],  dium,  Ancilia  beziehen,  über  die  vgl.  Preller- 

168)  Gottheiten  in  Mykale,  Herod.  9,  97.  Gruppe,  Jordan   a.a.O.   und  Cancellieri,  Le   sette  cose 

Gr.  Myth.  82,  6.     718  c  (Nachtrag  zu  273,  16).  fatali  di  Roma  antica.    Koma  1812.     Die  Vor- 

Schrader,  Arch.  Anz.  1897,  180.     [Höfer.]  Stellung  von  7  pignora  dieser  Art  ist  offenbar 

Potnieus  (Iloxvisvg),  1)  Geliebter  des  Apollon  in  der  Zeit  entstanden,  als  in  Rom  jene  fHeb- 

und  Heros  Eponymos  von  Potniai  bei  Theben,  domadensucht'  ausbrach,  welche  die  ersten 


2911                      Praestana  Praxidikai                     2912 

Jahrhunderte    vor    und   nach    Christus    erfüllte  p.  19,  15  =  p.  80,  23.    Herodian  1,  524,  28  = 

(man  denke  an  Varros  f Hebdornades'  und  vgl.  2,  9,  1  =  2,  630,  2.     Prax  stiftete  nach  Paus. 

Koscher,  Die  Hebel  omadenlehren  d.  griech.  Philo-  3    20,  8  seinem  Ahnen  Achilleus  ein  auf  dem 

sophen  u.  Ärzte.     Leipzig  1906.     Kap.  10).  Wege    von    Sparta    nach   Arkadien    gelegenes 

[Röscher.]  Heroon  (vgl.  Bd.  1  Sp.  61,  20  ff.),  vgl.  Thraemer, 

Praestana!        T     ,  •     ..             .  Perqamos  244:    Wide,  Lakonische  Kulte  233  f. 

t,         ....     \  s.  lndisitamenta.  TT              n-            c<-±          -l        -r.™    „.„.,     ,TT 

Praestitia  ]                ö  Usever,    Wiener  Sitzwngsber.    13 1    (1897;,    III, 

Prakterios    {TLoayiTi)Qiog).      Nach    der    atti-  57,  2.     [Höfer.] 

sehen  Kalenderinschrift   aus  der  Epakria,    die  Praxamlros  (IIp(i'E,avdQog),  aus  unberühmtem 

für  eine  Anzahl  Götter   Opfervorschriften   ent-  10  Geschlecht,  führt  zusammen  mit  dem  Achaier 

hält,  soll  unter  anderen  auch  n]paxTr[pia>  ge-  Kepheus    (s.  d.  nr.  3)    Lakonen    aus   Therapne 

opfert  werden,  Amer.  Journ.  of  Arch.   10,  210  von  Troia  nach  Kypros,  Eratosthenes  im  Schol. 

Z.  6.  Kichardson,  Papers  ofthe  american  school  Marc.  Lyk.  440.    Lykophr.  586.    Philostephanos 

of  class.  stud.  cd  Athens  6,  376  Z.  6  vgl.  S.  380.  im   Schal.  Marc,   und   bei    Tzetz.  Lyk.  a.  a.  O. 

v.   Prott,    leges   Graec.   sacr.    1,  48    Z.  6.      Ob  und  (vgl.  K.  Stiehle,   Philologus  4  [1849],  388) 

Prakterios  selbständiger  Name  eines  Gottes  oder  bei  Tzetz.  589;  vgl.  447  p.  616  M.   Paraphr.  rec. 

eines  Heros  oder  nur  Beiname  eines  solchen  ist  zu  Lyk.  447.  586.  589.     Er  gründet  Lapathos, 

—  Kichardson  a.  a.  O.  375  weist  auf  die  Tv%t\  Sirabo  14,  682.    Vgl.  v.  Holzlager  zu  Lgk.  447. 

TtQuxxriQiog  bei  Aesch.  Suppl.  523  hin,  v.  Prott  0.  Mütter,  Darier  1,  122.    W.  H.  Engel,  Kypros 

a.  a.  0.  51  aufserdem  noch  auf  Aphrodite  Hqu-  so  1,  221  f.    Tümpel,  Jahrbuch,  f.  Mass.  Piiü.  Suppl. 

|i?  (s.  d.)  und  Artemis  Evirpcx'gicc  — ,  läfst  sich  16,   155  f.     [Höfer.] 

bei  dem  fragmentarischen  Zustand  der  Inschrift  Praxidikai  (IlQa'£idix<xi),  cRechtwirkerinnen', 

nicht  entscheiden.    Dem  Sinne  nach  deckt  sich  bei  Haliartos  am  Tiiphusionberge  als  Schwur- 

diese  Gottheit  mit  Praxiteles  (s.  d.).     [Höfer.]  göttinnen  verehrt  und  angerufen,  Paus.  9,  33,  3 : 

Praktis  (JTpaxtis?).     Nach   v.  Holzinger   zu  AliapTioig  ds   icxiv  iv  vitaid-gco  &8&V  isgbv  ag 

Lykophr.  Alex.  1045   ist  bei   Lyk.   a.  a.  0.   in  Flpa^idixag   nalovaiv    ivTav&a    6\ivvov6l   ^.iv, 

den  Worten  TIquxtiv  7rc:p'  avrrjv  unter  Hoäxtig  noiovvrca  ds  ovx  tTtidoo\iov  rbv  Öqhov.    ravtaig 

nicht    eine    örtlichkeit    (das     akrokeraunische  (iiv  ian    Ttgog  tg>  oqsi  töj   Tilcpovaioj  tu   iegöv. 

Vorgebirge)  zu  verstehen,  sondern  es  ist  Ylgävaig  Das  Heiligtum   lag  im  Freien  und  war  unbe- 

zu  betonen  und  dies  nach  Analogie  von  Ttoäv.-  30  dacht.      Man    schwor    dort    nicht    leichtfertig. 

xoQtg   ui'iiarog  (Aesch.  Eum.  319)   als   Bezeich-  wohl   deshalb,   weil   ihre   Rache   für  furchtbar 

nung    der   Erinys    =    'Rächerin'    aufzufassen.  galt.     Nach  Dionysios  von  Chalkis  iv  Kriatai 

Vgl.  Praxidike.     [Höfer.]  bei  Photius  (Suidas)  s.  v.  (=  Fragtii.  Hist.  Gr. 

Pramnios   Daimoii   (flgd^viog  öalucov),   ein  4,  394  fr.  3)  waren  die  Praxidikai  Töchter  des 

nach    der    Analogie    des    ayetfrog    dcd[icov    von  Ogygos   und  hiefsen   Alalkomeneia,   Thelxinoe 

Arist.  equit.  107  fingierter  Daimon   des  Prani-  (Thelxineia)   und  Aulis  (/iiovvaiog  iv  Ktiasaiv 

nierweines,  vgl.  Kock  z.  d.  St.     [Höfer.]  'Slyvyov     &vy(xtiQcxg    Älal-AO[iivsiav     0tl^ivoT]v 

Praotes  (IJoccorrig) ,  die  personifizierte  Sanft-  (@sX£Lveiccv)    Avlida,    ag    votsqov    Tlga^iöUccg 

mut  auf  dem  Pinax  des  Kebes  (c.  15).    [Höfer.]  dvo^aa&i'ivai).     Wenn   sie  Töchter  des  Ogygos 

Prason  (Tlgdacov),  einer  von  den  Söhnen  des  40  genannt  werden,   so   ist   damit  bestätigt,    dafs 

Aigyptos,  Choerob.  in  Bekker,  Anecd.  3  p.  1413.  sie  in  Boiotien  einheimisch  sind  (vgl.  den  Ar- 

[Stoll.]  tikel   r Ogygos',   Bd.  3,    Sp.  684  ff.).     Aus  dem 

Pratolaos   {TLTATOAAOZ),    wahrscheinlich  Namen  Alalkomeneia   schliefst   Usener,  Götter- 

Sohn   der  Krateia  und   des  Mitos ;    s.  Krateia  namen  S.  237  f.,   dafs   eine   ältere  Bezeichnung 

und  M.  Mayer,  Hermes  27  (1892),  512.     Ferner  der  Göttinnen  'Alalkomenai'  in  dem  Sinne  cdie 

die  Abbildung  Bd.  2  Sp.  2538  und  Bloch  ebenda  Wehrenden,  Strafenden'  gewesen  und  danach 

Sp.  2537,    56  ff.     Gegen   die    Deutung  Koberts,  auch  die  gleichnamige  Stadt  benannt  worden 

Arch.  Jahrb.  5  (1890),  236,  der  auf  dem  Aufsen-  sei.     Sonst  wird  versucht,  die  Namen,  die  auch 

bild   des  Mosaiks  von  portus  Magnus   in  dem  als  Beinamen   der  Athena,   der  Hera  und   der 

vor  dem  Panther  spielenden  Knaben  den  Pra-  50  Artemis   vorkommen,    als   von   diesen   entlehnt 

tolaos    erkennen   wollte,    s.    Gruppe,   Bursians  zu  betrachten,   ohne  dafs   dadurch  das  Wesen 

Jahresber.  85(1895)  S.  280  nr.  233.  S.  295  nr.  271.  der    Praxidikai    aufgeklärt    würde.      Vielmehr 

[Röscher.]  werden    sie    ursprünglich    keine    Einzelnamen 

Prauckos  (TlQcxvyog),  Name  eines  sonst  im-  gehabt  haben.    Die  Angabe  des  Dionysios,  dafs 

bekannten  Heros  auf  einer  Inschrift  aus  Teos  die  drei  Einzelnamen  das  Ursprüngliche  seien 

TJoc(v%(p  y.ct.1  reo  dr][icp  Corr.  hell.  4,  169.   Hau-  und   der   Gesamtname   ngcx^idlxac    erst    später 

vette-Besnault  a.  a.  0.  hält  ihn  für  den  Heros  aufgekommen  sei,  kehrt  jedenfalls  den  wahren 

einer  religiösen  Genossenschaft,   vielleicht   für  Sachverhalt  um. 

den  Stifter  einer  gvliuoqik.     [Höfer.]  Von   Praxidike   ist   auch   in    der   Einzahl 

Prax  (Upa£),  Nachkomme  im  dritten  Gliede  60  die  Rede.     Menelaos   soll  nach  Paus.  3,  22,  2 

von   Pergamos,    dem   Sohne   des   Neoptolemos,  bei  Gythion   im  Tempel   der  Aphrodite   Migo- 

der   aus   Epeiros    nach   Lakonien    einwanderte  nitis,  den  Paris  erbaut  hatte,  ein  Bild  der  The- 

und  dem  von  ihm  besiedelten  Gau  den  Namen  mis  und  der  Praxidike  errichtet  haben:  äyalpa 

ngccKica  oder  ÜQcr/.sg  (Lobeck,  Paralij).  Gramm.  QiiiiSog  (so  wohl  anstatt  Gfridog  zu  lesen)  xcel 

Graec.  94.  96.     Curtius,  Peloponnes  2,  254)  ge-  &säg   nQ<x£,idiKi}g   Idpvocao    iyyvg    Tfjg  Miyoivi- 

geben  haben  soll,  Steph.  Byz.  s.  v.  TlgayiiccL  -xai  Tidog.     Vgl.   rHelena'  Bd.  1,    Sp.  1939.     In  der 

npüxBg.    Herodian  ed.  Lentz  1,  396,  1.    Draco  Einzahl  nennt  Praxidike  ferner  Hesychios:  öcä- 

Straton.    de    metris    paeticis   ed.    G.  Hermann,  iiovd   tivö.    cpaai    vt\v    cögttsq   TÜog    ixiTiQ-tTöav 


2913                    Praxidike  Praxidike                     2914 

rotg  ts  Ityoiiivoig,  8ib  xccl  rä   ccyälaara  xscpcc-  a.  a.  0.  133)  zugeschriebenen  Traktat  lateinisch 

Xkg    ysvta&ca    xccl    tu    ftviiccrcc    ö^ioiws.      Man  bearbeitet  und  nach  dem  angeblichen  Verfasser 

bildete,  um  die  P.  darzustellen,  nur  einen  Kopf,  Traxidicus'  benannt  hat.   Ebenso  überzeugend 

also  eine  Hermengestalt;  man  opferte  ihr  eben-  sind  die  weiteren  Ausführungen  von  Crusius, 

falls   Köpfe.     Dafs   es    sich    hier    ursprünglich  dafs   einmal   die  von  Ribbeck  auf  Persephone- 

um  Menschenopfer  handelte,  vermutet  Maxim.  Praxidike  als  Vorsteherin  des  Ackersegens  und 

Mayer    Bd.  2    ('Kronos')    Sp.  1489.     Derselbe  Landbaus  bezogenen  Verse  des  Hymnos  schon 

vergleicht  den  Gebrauch  der  Demetermaske  im  räumlich  zu  weit  entfernt  liegen,  zweitens  dafs 

arkadischen  Pheneos  nach  Paus.  8,  15  (Jahrb.  der  auf  die  Anrufung  der  Praxidike  unmittel- 

<l.  Arch.  Inst.  7,   S.  200  f.  und  Archäöl.  Zeitg.  10  bar    folgende    Vers  6 :     EvftsviScov    ysvsrsiQcc, 

43,  S.  129).  xaxa%%ovioiv    ßccaiXeia    selbst    eine    Erklärung 

Bei    Photios    und    Suidas    findet    sich    die-  und  Begründung  der  Bezeichnung  der  Perse- 

selbe  Angabe  über  die  Darstellung  der  Praxi-  phone  als  Praxidike    erhalte:    die  Eumeniden, 

dike:  I7pa£/.(57xT}  •  &sbg,  fjg  nscpalijv  \i6vov  ISqv-  die  Unterirdischen,  sind  die  Boten  und  Diener 

ovxo.      Dann    folgt:    Mvccosccg    8h    iv    trä   Tttql  der  Göttin  als  f  Praxidike',  d.h.  rder  Schütze- 


EvQwnr\g  Zcorfigog  xal  riys  a8slcpf]g  TlQa^tSUvg  rin  des  Rechts  und  Vollstreckerin  der  Strafe 
ysvsG&ai  Krrjaiov  vibv  xal  ftvyaxtQag  'Opovoiav  Ebenso  hat  schon  Creuzer  a.  a.  0.  221  Praxi- 
xcii  kgsnjv,  ag  anb  Tijg  inqTQog  IlQcc£,tdi->iag  dike  als  r  Vollzieherin  des  Rechts,  Vollstreckerin 
v.lY]ft)]v<xi.  Mnaseas  suchte  also,  wie  es  auch  der  Rache'  gedeutet.  Denn  IIqcc'E,iSIy.i]  kann 
sonst  seine  Art  war,  eine  von  der  Volkstum-  20  nicht  nur  bedeuten,  worauf  0.  Müller,  Aeschy- 
lichen  Vorstellung  abweichende  Erklärung  für  los  Eumeniden  188.  Kleine  Schriften  2,  186 
die  Praxidike  und  die  Praxidikai  zu  geben.  (=  Ersch  und  Gruber  s.  v.  Pallas -Athene  97 
Mit  2(otrjQ  ist  Zeus  gemeint.  In  Lykien  wird  §  39)  hinweist,  rdie  gerecht  Waltende  und  das 
Praxidike  von  Panyasis  erwähnt.  Steph.  Byz.  Recht  Schützende',  sondern  auch,  trotz  des 
TqsiuXi]-  i]  AvkIcc  hAcdüxo  ovrcog  aitb  TqsfiiXov,  Widerspruches  von  G.  Hermann,  Opusc.  6,  II, 
i'og  IJavvaßig-  sr&a  8'  h'ccis  ^usyag  TQSiiilvg  xal  208,  der  nur  die  Bedeutung  fdie  Rechtthuende' 
'iyri\is  vv^cpvv  'Slyvyirjv,  i)v  TlQat,i8ixi]v  xa)J-  gelten  lassen  will,  diejenige,  welche,  wenn  das 
ovclv,  Eiß^m  in'  c:gyvQtoi  itoxuiiü  ■TtccQct  8ivi]-  Recht  verletzt  wird,  rBuße  einfordert',  vgl. 
ivvi'  Tijg  8'  olool  Ttcädtg  Tlcbog  Edv&og  TLiva-  8ixr\v  itoarrsiv  Ttagä  tivog,  Demosth.  p.  845,  4 
Qog  ts  xccl  Koccyog,  bg  xQavscov  -xäoag  lr\L£sx'  30  und  bes.  Aesch.  Clioeph.  310  f.:  xovysiXöasvov 
ciQovQug.  Die  drei  ersten  der  hier  genannten  (==  8ixt]v)  nQCL66ov6u  [vgl.  die  Erinyen  als 
Söhne  nennt  auch  eine  lykische  Inschrift,  die  TtQccxxoQsg  al'^axog,  Aesch.  Enmen.  319  und 
im  Artikel  cKragos'  Bd.  2  Sp.  1404  angeführt  den  Artikel  Praktis]  Alv.^:  Dike  fordert  die 
ist.  Da  Praxidike  hier  als  Tochter  des  Ogygos  •  Schuld  ein,  vgl.  Milchhoefer,  Arch.  Jahrb.  7 
bezeichnet  wird,  so  scheint  die  böotische  Göttin  (1892),  20(3.  Dafs  Persephone  Praxidike  ge- 
nach  Lykien  übertragen  zu  sein.  Im  übrigen  nannt  wird,  hängt  damit  zusammen,  dafs  sie 
vgl.  cOgygos'  Bd.  3  Sp.  088  f.  auch  sonst  (vgl.  Preller,  Demeter  u.  Persephone 
Aul'ser  Usener  und  M.  Mayer  a.  a.  0.  han-  194.  Gruppe,  Gr.  Myth.  82,  8)  in  Verbindung 
delt  von  den  Praxidikai  noch  Tümpel,  Jahr-  mit  den  Erinyen  erscheint;  denn  wenn  nicht 
bücher  f.  Philologie,  Supplementbd.  11  S.088  und  40  die  Erinyen  selbst,  so  sind  doch  den  Erinyen 
Immerwahr,  Ktilte  und  Mythen  Arkadiens  S.  68.  nahe  verwandte  Gottheiten,  wie  z.  B.  die  Moiren 
Vgl.  Praxidike.  [Türk.]  *  in  der  Bd.  2  Sp.  3091,  67  ff  behandelten  Vor- 
Praxidike  (ZTpcvs/ö^'x?]).  Die  Orph.  Argon.  31  Stellung,  unter  den  IlQa'giSixai  (s.  d.)  zu  ver- 
genannten ögyicc  nQ<x'E,iöi%rig  beziehen  sich  mit  stehen.  Nahe  berührt  sich  mit  ihnen  auch 
grofser  Wahrscheinlichkeit  auf  Persephone,  die  die  von  Flut,  de  sera  num.  rind.  22  als  Diene- 
Orph.  Hymn.  29,  5  Ufi(x'S,i8iv.r]  genannt  wird,  rinnen  der  Adrasteia  genannte  Dreiheit  Tloivri, 
Creuzer,  Symbolik  (1812)  4,  221  ff.  Welcher,  Alxr\,  'Eoivvg.  Wie  die  Praxidikai,  so  sind 
Gr.  Götterl.  3,  24.  Max.  Mayer,  Arch.  Zeit.  43  auch  die  Moiren  (Ziebarth,  De  iureiurando  in 
(1885),  129;  vgl.  auch  Ed.  Gerhard,  Prodromus  iure  Graeco  quaestiones,  Diss.  Göttingen  1892, 
57,  95,  110.  Es  war  ein  Irrtum  von  0.  Rib-  50  S.  13  f.  Rudolf  Hirzel,  Der  Eid  34,2)  und  die 
heck  (Rhein.  Mus.  41  [1886],  631),  dem  Schivabe  Erinyen  Schirmerinnen  des  Eids,  Bd.  1,  Sp.  1323, 
bei  Teuffei,  Rom.  LittcraturgeschS  §  134,  9  15  ff.,  Rohde,  Psyche  l2,  268,2,  Hirzel  a.a.O. 
und  Mart.  Schanz,  Gesch.  d.  rbm.  Litterat.  145.  7.  157  Anm.  R.  W.  Leist,  Graeco-ital. 
§  49  S.  77 f.  (=  S.  95 2)  gefolgt  sind,  wenn  er  Rechtsgesch.  315  f.  Wie  Pausanias  (9,  33,  3) 
mit  Berufung  darauf,  dafs  es  in  dem  orphi-  von  den  Praxidikai  sagt,  dafs  man  bei  ihnen 
sehen  Hymnus  an  Persephone-Praxidike  v.  10  schwöre  ^itoiovvxat  8s  ovx  inlS qollov  tbv 
heilst:  xagitolci  ßQvovocc,  v.  13:  Isqov  iv.cpal-  oqxov\  so  berichtet  er  von  den  Eumeniden  in 
vovaa  8s{io:g  ßlaßroig  %looy.ap7ioig,  v.  17:  y.ag-  Keryneia  (7,25,7),  dafs  sie  jeden  Frevler,  der 
■ivovg  8'  ävcc7tswn'  entb  yeting,  in  TLQci'giSiY.T]  ihren  Tempel  betritt,  wahnsinnig  machen, 
eine  segenspendende  Göttin,  nach  der  auch  60  xal  tovSs  svsxa  ov  xolg  -näGiv  1)  s6o8og  ov8s 
Accius  sein  Gedicht  über  die  Bestellung  des  s'g  sitLSooiiijg  satt.  Den  am  Thilphossion 
Ackers  fPraxidica'  benannt  habe,  erkennen  verehrten  Praxidikai  entspricht  die  Erinys 
und  demgemäfs  bei  Plin.  N.  H.  18,  59,  200  Ai%r\g  rccQQo&og  TsXcpovala,  Lyk.  1040 
schreiben  wollte:  Attius  in  Praxidica  (statt  (mit  der  Bemerkung  von  Gruppe,  Gr.  Myth. 
des  überlieferten  Praxidico).  O.  Crusius,  Philo-  78,  3)  und  die  'Eqivvg  Tilcpcoa(a)air\, 
logus  57  (1898),  643  ff.  hat  überzeugend  nach-  Kallim.  fr.  207  Schneider.  Tzetz.  Lyk.  1225. 
gewiesen,  dafs  Accius  einen  dem  griechischen  Schol.  So})h.  Ant.  117.  Am  Tilphossion 
Astrologen    Praxidicus    (W.  Kroll,   Philologus  hatte  (Demeter)  Erinys  das  Tluchroi's'  Areion 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III  92 


2915                      Praxidike  Praxidike                      2916 

(Eqliov)   geboren,    Bd.  1  Sp.  475,  51  ff.     Schon  fiißstg  Bd.  3  Sp.  122,  6ff.    Für  die  boiotischen 

0.  Müller,    Eumenid.  188   hat   —    wenigstens  Praxidikai  ist  (s.  unten)   die  Dreizahl  bezeugt 

mit  Bezug   auf   den  Bericht    des   Mnaseas   (s.  und   würde,    selbst  wenn   dies  nicht  der  Fall 

Praxidikai)  —  in  Praxidike  eine  'gerecht  wal-  wäre,  da  sie  Schwurgöttinnen  sind,  nach  ande- 

tende    und    bestrafende    Schicksalsgöttin,   .  .  .  ren   zahlreichen  Analogien   als   selbstverständ- 

ursprünglich  vielleicht  eine  Erinys'   gesehen  lieh    anzunehmen    sein,    Usener,    Rhein.  Mus. 

(vgl.  auch  Wide,  Lakon.  Kulte  240),  und  Rohde,  58  (1903),  17. 

(Rhein.  Mus.  50  (1895),  18  =  Kleine  Schriften  Der  Plural  TlQu^töi-nca  erscheint  ferner  auf 
2,  241;  vgl.  Hirzel  a.a.O.  157  Anm.)  identifi-  einer  attischen  aus  dem  3.  Jahrhundert  v.  Chr. 
ziert  die  i7pß^öi'za/,  cdie  Schützerinnen  io  stammenden  Devotionstafel:  Mcvfjv  naxc/.Öäy 
eines  allgemein  verbindlichen  Rechtes'  direkt  ■aal  xccxi%co  v^sig  öh  epilot  TLQdE,idiy.ui  v,axi- 
mit  den  Erinyen,  die  nicht  mehr  dem  Rache-  j^sts  avxbv  v.al  'Equi)  v.äxo%£  v-äxt^i  Mavfjv 
gefühl  des  Einzelnen,  sondern  der  sittlichen  .  .  .  iulv  iyco  ÜQu^tSixai  nul' Egfif]  y,äxo%s 
Weltordnung  dienen.  Und  so  preist  ein  orplti-  Mccvovg  xaxcog  TtQugavxog  tvccyytliu  &vator 
scher  Hymnus  (69,  11)  die  Erinyen  als  Wuensch,  Defix.  Tab.  Att.  {=  C.  I.  A.  III,  3, 
diKcconöloL  (Rechtswalterinnen  =  Ilga^i-  ap>pend.)  nr.  109.  Auch  hier  werden  die  Praxi- 
dixui),  die  mit  dem  Auge  der  Gerechtigkeit  dikai  als  Göttinnen,  die  einerseits  dem  Ver- 
(öjAfu*  dUng)  auf  das  Thun  der  Menschen  herab-  wünschenden  zu  seinem  Rechte  verhelfen, 
blicken.  Hierfür  spricht  auch  die  unter  Praxi-  andererseits  den  Verwünschten  strafen  sollen, 
dikai  angeführte  Stelle  aus  Pausanias  (3,  22,2),  20  angerufen.  Es  scheint  mir  ein  Irrtum  von 
wo  aber  nicht,  wie  dort  angegeben,  von  einer  Wuensch,  wenn  er  {Praef.  Defix.  a.  a.  0.  VII) 
Praxidike,  sondern  von  den  Tlga^tdi-nai  die  annimmt,  die  Devotionstafel  gehe  auf  orphische 
Rede  ist;  denn  es  ist  mit  Hermann  zu  schrei-  Lehre  zurück,  die  mehrere  Praxidikai,  nicht 
ben:  ayuluct  OiriSog  %cu  &sug  IlQcc^iöiy. ag —  nur  eine  Praxidike  gekannt  habe,  und  unter 
nicht  ftzeig  nga^idixag,  wie  überliefert  ist  oder  den  hier  angerufenen  Praxidikai  seien  üqu^i- 
gar  &eäg  IlQa^idi-nijg  — •  iSpvaaxo.  Denn  diese  dlv.r\,  'Ouovoia  und  kgexri  (s.  Praxidikai)  zu 
Gottheiten  werden  offenbar  hier  genannt  als  verstehen.  Denn  erstens  gehen  diese  Namen 
diejenigen,  die  an  dem  Frevler  Paris  die  ver-  nicht  auf  die  Orphiker,  die  nur  eine  Praxidike 
diente  Strafe  vollzogen  haben,  0.  Müller,  (s.  oben  am  Anf.)  kannten,  zurück,  sondern 
Kl.  Sehr.  2,  186,  96.  Für  das  überlieferte  30  auf  Mnaseas,  und  zweitens,  und  das  ist  die 
&hiSog,  das  der  neueste  Herausgeber ,  Spiro,  Hauptsache,  ist  in  einer  Verwünschung  für  die 
beibehält,  steht  bei  Hitzig-Bluemner  ©suidog,  Anrufung  von  Göttinnen  wie  Homonoia  und 
die  angeben,  dafs  diese  Korrektur  von  Schubart,  Arete  kein  Platz.  Aus  der  Vergleichung  mit 
Engelmann  bei  Röscher,  Lexikon  1  Sp.  1939  ähnlichen  Verwünschungsformeln,  auf  denen 
und  Wide,  De  sacris  Troezen.  37  (und  70,  3)  der  hier  in  Verbindung  mit  den  ÜQa'gi Siy.cn 
herrühre.  Doch  schreibt  schon  0.  Müller,  genannte  Hermes  v.äxo%og  zusammen  mit  He- 
Kl.Schr.2,  186,95:  f ein  Bild  der  Thetis  (The-  kate  {Gott.  Gel  Nachr.  1899,  117  nr.  18.  19 
mis?)  und  der  Göttin  Praxidike'.  Schoemann,  v.  13:  7tpbg  xbv  'Eqiu~]v  xbv  v.axov%iov  [so!]  x<xl 
Opusc.  acad.  2, 172  gelangt  umgekehrt  aus  der  nobg  xr\v  'Ev.äxr[v)  oder  mit  Persephone  {elend. 
Verbindung  der  Thetis  mit  Praxidike  (=  iustae  40  113  nr.  15  v.  5.  8.  11)  oder  Hermes  y.ara- 
vindietae  dea)  zu  dem  Schlufs,  dafs  ©ixtg  in-  %#6viog  neben  den  Scdiiovtg  -Aal  tieoi  v,uxuyj&6- 
haltlich  wie  lautlich  (Femininum  zu  ©zxi]g;  not,  neben  Hekate  y.axu%&ovlu,  Pluton,  Köre 
vgl.  voLLO-&£tr]g)  identisch  mit  f)b{iig  {&t6[iicc,  y.axa^ovia  und  den  Moigsg  (so!)  kccxoc- 
&s[U6xm)  sei.  Auch  Gruppe,  Gr.  Myth.  116,  %&ovieg  und  den  'HXi&iävat  [=  Kaibel, 
618,  1  erkennt  ähnlich  in  &extg  die  Kurzform  Epigr.  1136.  Wuensch  a.  a.  0.  nr.  108b  p.  29] 
zu  fttotioQ-ixig.  Darnach  wäre  eine  Änderung  =  Erinyen  (Cr.  G.  N.  a.  a.  0.  127  nr.  23) 
bei  Pausanias  a.  a.  0.  nicht  nötig.  E.  Kuh-  angerufen  wird,  ergiebt  sich  mit  grol'ser  Wahr- 
nert,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  14,  252  fühlte,  scheinlichkeit  auch  für  die  hier  genannten 
trotzdem  er  bei  Paus,  noch  frsäg  HQcc'gidlv.r\g  Praxidikai  ein  erinyenhafter  Charakter, 
las,  das  Richtige,  dafs  man  nämlich  die  Er-  50  So  haben  wir  bereits  an  drei  verschiedenen 
wähnung  der  Mehrzahl,  der  Jlpo^/dtW,  er-  Orten,  bei  Haliartos,  bei  Gythion  und  in  At- 
warte.  Er  nahm  daher  an,  dafs  unter  der  an-  tika  die  riQa^idiy.ut  getroffen.  Doch  sind  sie 
geblichen  Themis,  wie  auch  er  statt  Thetis  und  ihr  Kult  noch  weiter  nachweisbar  —  oder 
schreibt,  und  in  der  angeblichen  Aphrodite  wenigstens  die  aus  ihnen  abgeleitete  (?)  ein- 
Migonitis  auch  zwei  IlQ<x£,idl%ai  zu  verstehen  zelne  nga^iMun ,  wenngleich  nicht  mit  Be- 
seien, denen  Pausanias  fälschlich  andere  stimmtheit  gesagt  werden  kann,  dafs  die  Vor- 
Götternamen  untergeschoben  habe,  und  dafs  Stellung  von  den  DgagtSUat  in  der  Mehrzahl 
wir  auch  hier  eine  Trias  von  Praxidiken  zu  die  ältere  ist  (das  Gegenteil  behauptet  Max. 
erkennen  hätten.  Vergleichen  lassen  sich  die  Mayer,  Arch.  Jahrb.  7  [1892],  201,  37).  Der 
Themides  (ßcoubg  ©suideov)  in  Troizen,  Paus.  60  weitere  Kult  der  Praxidike  ist  aus  der  oben 
2,  31,  5,  die  wir  uns  wohl  eher  in  Dreizahl,  unter  Praxidikai  verzeichneten  Thatsache,  dafs 
als  in  Zweizahl  {Gerhard,  Gr.  Myth.  1,  132,  man  ihr  Bild  nur  als  Kopf  dargestellt  habe, 
§  108,  3.  Wide,  De  sacris  Troez.  70)  zu  denken  zu  erschliefsen.  Denn  diese  Notiz  kann  sich 
haben.  Weizsäcker  Bd.  2  Sp.  3091,  12  ff.  s.  v.  weder  auf  die  Praxidikai  in  Haliartos  beziehen, 
Moira  denkt  an  eine  Verbindung  von  Themis  da  Pausanias  ausdrücklich  bemerkt:  %cd  ayioiv 
und  Moiren,  Wide  a.  a.  0.  an  'Themis  et  Dice  ovx  aydluaxa  gvsaxiv*)  (worin  sich  ihr  Kult 
Vel    Praxidice    (vel    Nemesis)'.      Vgl.     auch     die  *)    Die    Stelle    lautet    vollständig:    I*   'AhuotM   de 

allerdings   in  der   Zweizahl    auftretenden  Ne-  elat  vaot,  y.uL  acpiaiv  oüy.  ayäZjuata  'dvsouv  ob-/.  ooo<po; 


o 


2917                    Praxidike  Praxidike                     2918 

übrigens  mit  dem  gleichfalls   bilderlosen  Kult  auf  ihre  Natur  als  Unterweltsgöttin  hinweisen, 

der  thebanischen  Moiren  berührt,  Paus.  9,25,4  da  auch  dem  Hades  Menschenköpfe  geopfert 

s.  auch  unten  Sp.  2920,  12),  noch  auf  die  Praxi-  wurden,  Varro  bei  Macrob.  1,  7,  28.  31.    11,  48. 

dikai  in  Gythion,  da  Pausanias  sicherlich  sich  Dion.  Hai.  1,  19.    Amob.  adv.  not.  2,  68.    Leist 

sonst    anders    ausgedrückt    haben    würde    als  a.  a.  0.  277.    Und  die  Darstellung  der  Schwur- 

ayalua  Otxidog  Kai  dsccg  IJQa^idixag  ldgv6axo,  göttin  als  cKopf,  mögen  wir  sie  uns  vorstellen 

Worte,    aus    denen   jeder  Leser  nur  auf  den  wie  wir  wollen  [vgl.  z.B.  die  Darstellung  des 

gewöhnlichen    statuarischen    Typus    schliefsen  orakelgebenden    Hauptes    des    Orpheus    Bd.  3 

wird.    Wo  Praxidike  nur  in  Kopfgestalt  verehrt  Sp.  1178  Fig.  3*)],  wird  den  Sinn  gehabt  haben, 

worden    ist,    ist    nicht   überliefert;    aber    ent-  10  den  Schwörenden,   der  während  des  Schwures 

schieden  falsch  ist  die  Erklärung,  die  Hesych.  den    Kopf   der  Schwurgöttin   unmittelbar  vor 

giebt:    daiuovc:    xivä    qporei    xr\v    io6Tt£Q   xilog  Augen  hatte,  nachdrücklich  auf  die  verhängnis- 

irt iTi&sl6ccv    xoig  x£   Xtyoyiivoig   nal   TtQaxxo-  vollen  Folgen  eines  Meineides  aufmerksam  zu 

\itvoig,    dib    Kai   xu   ayäXaaxa  KStpaXag  ysvs-  machen.     Hingewiesen   sei  wenigstens   auf  die 

o&ai   x.  r.  I.,    diese    Erklärung   spielt   mit   der  noch    nicht    genügend    erklärte    Legende    bei 

mit  xiXog   inixi&tvat   synonymen  Phrase   iiti-  Plut.  De  defectu  or.  14  p.  417 e,  der  erzählt,  er 

xi&ivai  x8<paXr}v  (Plato  Gorg.bObD);  xsXsv-  habe  in  Kreta   axonöv  xiva   xtXov\iivr[V  ioQxrjv 

XTqv    x£    Ksq>aXi]v    irtixi&s'vat.    (Plato    Timaeus  gesehen,    iv  r\  Kai  si'dcoXov    avdQÖg   axtyaXov 

69 A). —  Türk  s.v.  Praxidikai  denkt  an  Hermen-  avaStiv.vvovöi     Kai     Xiyovßiv,      ag     ovxog     r\v 


nach  dem  der  Priester  der  Demeter  Kidaria  in  Molos  einen  dem  Adonis  verwandten  Vege- 
der  Maske  dieser  Göttin  gewisse  Zeremonien  v er-  tationsgeist,  der  gleich  nach  dem  Beilager 
richtete,  Tüiupelb.Paidy-Wissou-a'Bd.  1  Sp.  1277,  stirbt,  wogegen  Nilsson,  Gr.  Feste  440  m. _E. 
43  f.  vergleicht  d.  Gorgoneion  (vgl.  auch  Pldey.  mit  Recht  Bedenken  äufsert,  ohne  selbst  eine 
Mir. 2  p.  124  West.  Röscher.)  Nehmen  wir,  was  Deutung  zu  geben;  nur  auf  Lityerses  (s.  d.) 
das  Naheliegende  ist,  an,  dafs  Praxidike  wie  die  verweist  er,  welcher  die  Fremden  in  eine  Garbe 
Praxidikai  in  Haliartos  eine  Schwurgöttin  war,  einband  und  köpfte.  Ich  will  nicht  vermuten, 
so  dürfte  vielleicht  eine  Erklärung  für  den  Um-  30  dafs  hier  ursprünglich  irgend  welcher  Zusarn- 
stand,  dafs  ihre  r  aydX^axa  xscpaXäg  ysvi-  menhang  mit  dem  Schwur  beim  Haupte  vor- 
o&ca  Kai  xä  %-vaaxa  b\ioLo>g\  sich  aus  fol-  liegt,  —  aber  so  gut  wie  Molos  für  sein  Ver- 
geuder Erwägung  ergeben.  Ein  gebräuchlicher  brechen  mit  dem  Verlust  des  Hauptes  bestraft 
Schwur  war  der  beim  eigenen  Haupte,  bei  wurde,  konnte  man  erzählen,  dafs  einst  ein 
dem  Haupte  der  Kinder  und  der  Frau  (Hirzel  Meineidiger,  der  bei  seinem  Haupte  geschworen, 
a.  a.  0.  5,  1.  15,  2.  33.  Sittl,  Gebärden  der  darnach  tot  ohne  Haupt  gefunden  worden  sei. 
Griech.  u.  Römer  139,  1.  140,2.  Leop.  Schmidt,  Wenn  die  boiotischen  Praxidikai  später 
Ethik  d.  Griechen  2,  179).  Der  Schwörende  genealogisch  mit  Ogygos  verbunden  werden 
setzte  damit  sein  Haupt,  zum  Pfand,  und  im  und  als  seine  Töchter  erscheinen,  so  mag 
Falle  des  Meineides  hatte  er  das  eingesetzte  40  allerdings,  wie  Wurner  Bd.  3  Sp.  685,  44  ff. 
Pfand,  eben  sein  Haupt  verloren,  es  war  der  vermutet  und  mit  ihm  Türk  (s.  Praxidikai) 
Gottheit,  bei  der  er  geschworen,  verfallen  annimmt,  der  Gedanke  der  boiotischen  Her- 
(Hirzel  33),  iu  unserem  Falle  also  der  Praxi-  kunft  dieser  Gottheiten  ausgedrückt  sein.  Aber 
dike.  Sollte  sich  nicht  so  am  einfachsten  das  dafs  man  den  Schwur göttinnen  gerade  den 
der  Praxidike  dargebrachte  fKopfbpfer'  er-  Ogygos  zum  Vater  gab,  dafür  mag  wohl 
klären ,  das  auch  schon  M.  Mayer  Bd.  2  auch  Hcsiod.  Tiieog.  806  mit  bestimmend  ge- 
Sp.  1489, 53  aber  ohne  Beziehung  auf  den  Eid  wesen  sein:  xoiov  clq'  oqkov  %&svxo  &toi 
bez.  Meineid  als  ursprüngliches  Menschenopfer 

(vielleicht    richtiger   Blutsühne)    erkannt    hat?  *)  ist  es   wirklich  das  Haupt   des  Orpheus?    Furt- 

übrigens  würde,  auch  wenn  wir  hier  die  Praxi-  50  rangier  50.  Ben.  Wimkeimannsprogr.  164  (vgl.  Bd.  3  Sp.  H68, 

j-i           •    l-j.      l      o    u              -ii-             tf                      tu  28  ff.   Sp.  1177,  57  ff.)  bemerkt,  dafs  auf  mehreren  Gemmen 

dike  nicht  als  Schwurgottm  auffassen  wollten,  "°"           V  '    '     ;          —.',       -,           ,   ,  A    -c    e  ,    A 

.  ,       ,  .                  ,         Ä..     P       .        .,               -i->-         j.  und  zwar  des    strengeren  Stiles    der   orakelnde  Kopf  und 

das  Abschlagen   der  Kopfe  in    ihrem   Dienste  ein  Jüngling)  der  in  dag  Diptychon  schreibt,  vorkommt; 

üitaottv  ou  ^ii]v  ovdh  o'ig  ttaiv  irtoit'i&ijaav,  ov6s  roüto  auf  den  Gemmen  fehlt  also  der  auf  dem  Vasenbilde  an- 
r,6v vctf.i ijv  rtufteaS-ai.  Zu  (7tott]9i]aar  kann  iiydifiata  wesende  Apollon.  Auf  diesem  fa.Cst Furt wängler  den  Apollon 
Subjekt  sein,  aber  auch  vaoi.  Im  ersteren  Falle  hätten  als  Beschützer  des  Orpheus;  mir  scheint  es  mehr,  als 
die  Praxidikai  Kultbilder  gehabt,  und  man  müfste  mit  strecke  Apollon  seine  R.  mahnend  und  warnend  nach  dem 
Bursian,  Geogr.  v.  Griechenland  1,  232  annehmen,  dafs  cdie  schreibenden  Jüngling.  Dafs  man  den  Schwur  auf  ein 
halbverbrannten  Tempel  ohne  Dächer  und  Kultbilder'  von  Täfelchen  schrieb  (ygäcpeiv  ei;  nivay.idiov),  ist  für  den 
der  Zerstörung  der  Stadt  durch  Xerxes  oder  jdurch  die  Palikeneid  ausdrücklich  bezeugt  (Aristot.)  Mir.  ausc.  58. 
Römer  (i.  J.  171  v.  Chr.)  herrührten.  Aber  es  ist  doch  an-  Bd.  3  Sp.  1285,  12  ff.,  und  kommt  auch  sonst  vor,  Achill. 
zunehmen,  dafs  die  Haliartier  nach  jenen  Zerstörungen  Tat.  8,  12,  8  f.  Der  Kopf  kann  m.  E.  ein  weiblicher  sein, 
ihre  Tempel  wieder  hergestellt  haben;  dann  entspräche  und  so  könnte  man  die  Darstellung  deuten  auf  das  Bild 
der  Tempel  ohne  Dach  dem  hotrv  iv  urtai  frfjw  (vgl.  darüber  der  Praxidike  iv  V7latd-(jcp,  vor  dem  ein  Jüngling  seinen 
R.  Hirzel,  Der  Eid  146,  7)  derselben  Göttinnen  auf  dem  Schwur  auf  ein  Täfelchen  schreibt.  Schwierigkeit  bereitet 
Tilphossion,  und  der  Kult  der  Praxidiken  wäre,  wie  oben  freilich  die  Anwesenheit  Apollons.  Erinnert  man  sich 
angenommen  ist,  bildlos  gewesen.  Aber  angenommen,  sie  aber  des  engen  Zusammenhanges  des  Palikeneides  und 
hätten  früher  Bilder  gehabt,  so  hätte  doch  Pausanias,  da  des  Palikenorakels  (Bloch  Bd.  3  Sp.  1287,  20  ff. :  rder  Eid 
er  ausdrücklich  von  seinen  über  die  Tempel  eingezogenen  ist  kaum  etwas  anderes  als  die  Anrufung  eines  Orakels'), 
Erkundigungen  berichtet,  sicherlich  etwas  über  die  cKopf-  so  fände  die  Gegenwart  Apollons  als  Orakel-  bez.  Schwur- 
gestalt'  der  Göttinnen  erfahren  und  berichtet.  gottes  auch  hier  ihre  Erklärung. 

92* 


2919                    Praxidike  Praxidike                    2920 

Zfcvybg   acp&iTov   vScoq   ojyvyiov.      Das    oayv-  boio tische   Sikyon    TeX%ivicc  =   &si£,ivlcc 

yiov   voag   der  mächtigen  Gottheit   der   Styx  geheifsen  hat,  und  die  Ogygostochter  f)tX'E,ivia 

{2hvf-  oQ&odinog,  Bakchylid.  10,  9)  mag  den  als  Eponyme    dieser   Ortschaft    zu    betrachten 

Gedanken  nahe  gelegt   haben,   für  die  Eides-  ist,    zumal    da    im   eigentlichen   Hellas    aufser 

göttinnen    T[gu'E,iöi-Aai.    den    Ogygos    als    Vater  für    Arkadien    (Tümpel,    Jahrb.  f.   Mass.  Phil, 

anzunehmen.      Ihre   Namen   sind   ÄXuXy.o{L£vicc,  143    [1891],    165  f.     Philologus    50    [1891],    48) 

AvXig  und  ©sX^ivia  bez.  OsXi-ivsLu  (so!  Photius).  und   Sikyon,    soviel  ich  sehe,    nur  noch  für 

Von  Alalkomenia  ist  durch  Paus.  9,  33,  5,  von  Boiotien    die    Teichinen    nachweisbar    sind, 

Aulis  durch  Paus.  9,  19,  6,  der  sie  ausdrück-  Paus.  9,  19,  1;   vgl.  v.  Wilamowitz ,  Gott.  Gel. 

lieh  Töchter  des  Ogygos   (die  erstere  mit  ge-  10  Nachr.  1895,  242;    im    boiotischen    Teumessos 

ringer  Namensvariation   'iXaXyioutvi]  gleichfalls  ist  Kult  der  Ä&vvä  TsX%ivia  bezeugt:    'i&r]väg 

als  Tochter  des  Ogygos  genannt:  Homer.  Epi-  TsX%iviug    Isqov    ayccXiia    ovv.    fpji,    Paus. 

merism.   in   An.    Oxon.   ed.    Gramer   1,    76,   27)  a.  a.  0.,  also  auch  hier  bildloser  Kult  wie  bei 

nennt,    bezeugt,    dafs    sie    die    Eponymen    von  den    Praxidikai    am    Tilphossion.     Es    scheint 

Alalkomenia  bez.  von  Aulis   waren.     Eine   an-  beachtenswert,    dafs     TsX%ivlct    (QeXl-ivia)    als 

dere  Genealogie  von  Aulis  s.  unten  Sp.  2921  f.  Beiname  sowohl  der  Hera  als  der  Athena  sich 

Es    wäre    demnach    zu    erwarten,    dafs    auch  findet,  wie  umgekehrt  der  Beiname  der  Athena 

GsXI-t-viu   eine   boiotische  Eponyme   ist.     Auch  ÄXciXuousrifCg  auch  für  Hera  bezeugt  ist,  Etym. 

dies  kann  wahrscheinlich  gemacht  werden.  Be-  M.  56,  8.    Homer,  Epimerism.  bei  Gramer  a.a.O. 

merkt  sei,  dafs  schon  P.  H.  Klausen  bei  Erscli  20  1, 176, 24.  Alalkomeneus  (s.  d.  irr.  1)  erscheint  in 

u.  Gruber   s.  v.    Ogyges   315  a   die  Praxidiken  Verbindungen  mit  beiden  Göttinnen,    und  die 

Aulis  und  Thelxinoia  (so!)  als  cdie  persönlich  beiden,  den  beiden  Göttinnen  gemeinsamen  oder 

genommenen   Mächte    böotischer    Ortschaften '  vielmehr   von   den  Namen   der  Praxidikai   auf 

bezeichnet  hat,  jedoch  ohne  anzudeuten,  welche  sie  übertragenen  Beinamen    sollen  wohl   auch 

böotische    Ortschaft    hinter    Thelxinoia    steht.  die  Gleichheit  ihres  Wesens  ausdrücken.    Für 

Die  Namen  der  drei  Praxidikai  kehren  wieder  Alalkomeneia  hat  schon   Usener,    Götternamen 

als  Beinamen  von  Göttinnen:  'AXaX%o\L£vr\ig  bez.  237  f.  die  Bedeutung  f  die  Wehrende,  Strafende' 

AXaXxousvia   ist   Beiname   der   Athena   (Beleg-  in   Anspruch   genommen.     Zur   Erklärung    des 

stellen  bei  Pauly- Wissowa  1,  1276,  33 ff.,  1277,  Namens    QsX^ivia  =   TsXyjvia   führt   man    ge- 

40  ff.);    zugleich   soll   Alalkomenia   die   tgocpög  30  wohnlich  an,  dafs  die  Telcbinen  die  Anfertiger 

der    Athena    gewesen     sein,     Paus.  9,  33,  5;  der  Kultbilder  gewesen   seien,    Diodor.  5,  55. 

AvXig  ist  Beiname   der  Artemis   auf   einer  In-  Nikol.  Damasc.  bei  Stob.  Flor.  38,  56  =  Mei- 

schrift  in  Rom,  C.  I.  G.  3,  5941:  @su  £nr\Y.6a}  nehe  2,  53.     Heffter ,  Götterdienste  auf  Phodos 

AgtiuiSi  AvXiSt  ^cotslq-tj  Avg(j]Xia)  "El%ivtiv.T[\,  3,  30.    Welcher,  Aeschyl.  Trilogie  189.     Da  der 

wozu  Kaibel,  I.  G.  S.  I.  963  bemerkt:    '  Verba  Kult  der  Athena  Telchinia  in  Teumessos  aber 

AvXiSi    Hattigv ,    ut    docet   forma    Ionica,    ex  bildlos  war,  so  giebt  Paus.  9,  19,  1  vermutungs- 

epico  quodam  carmine  sumpta  sunt,  nee  opus  weise  (hetiv  dnä^siv)  die  Erklärung,  dafs  das 

est,    ut  Elpinices  aut  temporibus  aut  rebus  ea  Heiligtum  selbst  von  den  Teichinen  gegründet 

aecommodentur.      Sic  neminem    off'endit    AvXig  worden  sei,  eine  Ansicht,  die  Lobeck,  Agl.  1189 

vetustum  et  reconditum  cognomen  Dianae,  40  billigt.    Welcher,  Aesch.  Trilogie  189,  289  (ähn- 

unde  et  oppidum  et  Ogygi  filia  nomen  habent.'  lieh  auch  Gerhard,  Prodromus  96,  115)  deutet 

Derselbe  Beiname   kehrt  in   etwas   geänderter  die  Hera  Thelxinia    als   die   czur  Ehe   freund- 

Form  wieder  auf  einer  Inschrift  aus  Tanagra:  lieh  Anlockende';  „Thelxinia  aber  als  Schwe- 

ÄQTtiLidi  AvXiSeia,  Inscr.  Megar.  et  Boiot.  565;  ster  von  der  Amme  (s.  oben  Sp.  2919,  30)  der 

vgl.    Hau'ssoullier ,    Corr.    hell.   3  (1879)  385  f.  Pallas  scheint  auf  das  die  Kinder  Bezaubernde 

Der   dritte   Name    &sXi,ivla  ist   als  Beiname  der    Ammenerzählungen    zu    gehen",    —    eine 

der    Hera    aus    Athen    bezeugt,    Hesych.   s.  v.  Erklärung,  die  kaum  genügen  dürfte. 

Nun  ist  aber  trotz  des  Widerspruches  von  Ger-  Für  die  oben  angenommene  Bedeutung  der 

hard,  Prodromus  '.'6,  115,  nach  dem  hinter  der  Praxidikai  als  strafende,  den  Erinyen  ähnliche 

Praxidike  Thelxinia  Aphrodite  steht,   0£Xh,ivia  50  Gottheiten    führt    zur    Deutung    des    Namens 

=    TsX%ivla    (so    hiefs   Hera    in   Ialysos   und  @nX'£,ivlci  =  TsX^lvIol  die  bei  Eust.  ad  Hom.  II. 

Kamerros,   Diodor.  5,  55   oder,    wenn    Tümpel,  772,  3   erhaltene   Notiz:    Zxr\Gi%OQog    (fr.  93 

Philologus   50    [1891],    46    Recht    hat,    nur    in  Bergk  3 4,  232)  rag  KfjQccg  \hccI  xäg  6K0twantg, 

Ialysos,  während  für  Kameiros  statt  ~'Hqx  TsX-  zu  streichen  nach  Crusius  Bd.  2,  Sp.  1145,  2011*. ; 

%ivia:    Ä&r\vci    TeXyjvia    einzusetzen   ist),    Lo-  vgl.  aber  auch  v.Wilamoivitz,  Gott.  Gel.  Nachr. 

beck,  Aglaopham.  1183e.     Pott,   Zeitschrift  für  1895,  242  und  Anm.  56]    TsX%ivccg  7tQooi]yö- 

ver -gleichende    Sprachforschung    6    (1857),    408.  gsves  in  Verbindung  mit  der  Gleichsetzung  der 

Gruppe,  Gr.  Myth.  61,  6.    1124,  2.     Nun  gab  Keren    mit    den    Erinyen,    KrJQsg   'Egivvsg, 

es  in  Boiotien  eine  Ortschaft  Sikyon  (Bd.  3  Aesch.   Sept.    1055;    dsivui    Kfjgsg   ai    xvvm- 

Sp.  2635,    wo  noch  mehr  Beispiele  von  merk-  60  itidtg    &ned    (wie    sonst    die   Erinyen   heifsen, 

würdiger      Übereinstimmung      geographischer  Enr.  El.  1252;   mehr  s.  Bd.   1  Sp.   1327,  42  ff. 

Namen  in  Boiotien  und  im  Gebiot  von  Sikyon  Bd.  2  Sp.  1146,  26  ff.»  Die  Erinyen  und  die 

aufgezählt   sind);    das    argivisehe   Sikyon,    wo  Teichinen    sind    aus    den    Blutstropfen    des 

uns  die  Namen  TtXyig    und   OtX^icov  (Apollod.  Uranos,    die    nach    seiner   Entmannung    durch 

1,  1,  2  Paus.  2,  5,  6.  7)  begegnen,   hiefs  einst  Kronos  auf  die  Erde  fielen,  entstanden,   Tzetz. 

Telchinia  (T£X%ivia),  Steph.  Byz.  s.v.  Zivivmv  Theog.  81  =  Bakchylid.  fr.  52   p.  175  Blafs*, 

und  TtXyig.    Eust.  ad  Hom.  11.  291,  29.    Liegt  eine  Version,   die  wenigstens  für   die  Erinyen 

da    nicht    der   Gedanke    nah,    dafs    auch    das  schon  bei   Hesiod.   Theog.    183  ff.   nachweisbar 


2921  Praxidike  Praxidike  2922 

ist.     Es  kommen  hinzu   die   allerdings  späten  Namen    der    Stadt    Aulis    „von    der    in    die 

Zeugnisse  gesammelt  bei  XofcecA-,  Agl.  1193  v,  die  Unterwelt  führenden  Grotte"  ab._  Wäre  dar- 

die  Teichinen  mit  den  Erinyen  verbinden;  nach  schon  wahrscheinlich,  dafs  die  Eponyme 

uviiQOtoi    Ka)     iiavtwdetg    T£l%lvsg,    Nicet.  von  Aulis  mit  der  Unterwelt  in  Zusammenhang 

Ann.  14,  5.  370.    'Egivvvtg  y.ctY.odainovig  y.a.1  steht,  so  wird  dies  noch  wahrscheinlicher  durch 

novr\oä>v  TeX%Lv(ov  ftlczcog,  Niceph.  Gregor.  20,  die  Überlieferung,  dafs  Aulis  benannt  sei  nach 

4,  G15C;  ixslvov  tbv  yäuov  T£l%lvsg  %tsv£av,  Aulis,  der  Tochter  der  Euonymos,  der 
EQLvvvsg  inrUavTO  xr\v  ncceräSa,  Liban.  vol.  4,  Tochter  des  Kephissos,  Steph.  Byz.  s.v.  AvXig. 
611.  Wenn  Armenidas  (so  statt  des  überlieferten  Schol.  min.  (D)  Hom.  II.  2,  496  ed.  Beider 
Ilupusridrig  Bergk  zu  Stesichoros  a.  a.  0.)  bei  10  p.  80 b,  43.  Eust.  Hom.  II.  265,  8  (wo  Eva- 
Miller,  Mise.  417  und  Eust.  ad  Hom.  II.  771,  vvuov  rov  Krjcpiooov  steht,  wohl  eine  durch 
59  die  Teichinen  aus  den  Hunden  des  die  männliche  Namensform  Evavvyiov  veran- 
Aktaion  entstanden  sein  lassen,  so  weist  auch  lafste  Korrektur  eines  Abschreibers).  Nun  ist 
dieser  Umstand  auf  den  dämonischen  Charak-  aber  nach  Istros  im  Schol.  Soph.  Oed.  Col.  42 
ter  der  Teichinen  hin,  L.  Laistner,  Das  liätsel  (F.  H.  G.  1,  419,  3;  vgl.  M.  Wellmann,  De 
der  Sphinx  2,  263,  zumal  wenn  man  sich  er-  Istro  Callim.  14)  und  nach  Schol.  Aesehi».  1,  188 
innert,  dafs  auch  die  Erinyen  häufig  %vvsg  Evcovvut]  oder  Evovviiv  (Epimenides  bei 
(Belegstellen  Bd.  1  Sp.  1316,  20  ff.)  genannt  Tzetz.  Lyk.  406  =  fr.  9  Kinkel  =  fr.  2  bei 
werden.  Nach  v.  Wilamoicitz,  G.  G.  X.  1895,  Kern,  De  Orph.  Epimen.  Pheircyd.  63;  vgl. 
243,  57  ist  die  Metamorphose  der  Teichinen  20  74,  wo  die  Form  Evovvur}  als  metrisch  not- 
aus  den  Hunden  des  Aktaion  erst  von  Arme-  wendige  Verkürzung  von  Evcovv[iri  aufgefafst 
nidas  eingesetzt  worden,  während  die  Ursprung-  wird,  wie  auch  bei  Gruppe,  Gr.  Myth.  424,  3) 
liehe  Form  der  Sage  gelautet  habe,  dafs  die  Mutter  der  Eumeniden  bez.  Erinyen.  Dies 
Teichinen  als  v.vv£g  Aibg  oder  itvvsg  'Aq%£-  scheint  attische  Überlieferung  zu  sein,  da  hier- 
Hiöog  CEv.äxr]g)  oder  auch  in  Hundsgestalt  den  her  auch  der  Eponym  des  attischen  Demos 
Aktaion,  den  Nebenbuhler  des  Zeus  um  die  Euonymos  gehört,  der  als  Sohn  der  Ge  (= 
Gunst  der  Semele,  zerrissen  hätten;  vgl.  dazu  Evcovviiri,  Istros  und  Schol.  Aeschin.  a.  a.  0.) 
die  Keren,  die  schnellen  Hunde  des  Hades,  und  des  Uranos  oder  des  Kephissos  (vgl.  oben 
Apoll.  Bhod.  4,  1666.  Wie  die  Teichinen  Kephissos  als  Vater  der  Euonymos)  bezeichnet 
(Strabo  14,  654.    Nonn.  Dionys.  14,  46.    Zenob.  30  wird.     Wir    haben    hier    dieselben    Wechsel- 

5,  41.  Suid.  s  v.  frelysi),  so  gelten  auch  die  beziehungen  zwischen  Attika  und  Boiotien,  die 
Erinyen  als  Verursacherinnen  der  Unfrucht-  auch  in  dem  Beinamen  der  Hera  Oslj-ivtcc  (s. 
barkeit  (Aesch.  Eum.  788  ff.  801  ff.  Gruppe,  oben)  in  Athen  und  der  boiotischen  &sX£ivia 
Gr.  M.  766).  So  dürfen  wir  wie  in  den  Tel-  zum  Ausdruck  kamen,  ebenso  erscheint  Ogygos, 
chinen  selbst  so  auch  in  dem  Beinamen  Tel-  der  Vater  der  Praxidikai,  in  boiotischer  und 
chinia  die  Vorstellung  von  einer  dämonischen,  attischer  Sage,  und  in  letzterer  auch  ein 
schadenden  resp.  strafenden  Macht  ausgedrückt  Älal-noiiiviov  ögog,  das  nach  der  Athena  'ilal- 
sehen.  y.ousvri'tg  genannt  sein  soll,  Schol.  B.  Hom.  IL 

Der  Name  der  dritten  Praxidike,  Aulis,  4,  8.  Die  Eumenidenmutter  Ev(ovv[ir\, 
scheint  zunächst  keinen  direkten  Hinweis  auf  40  „offenbar  eine  finstere  Göttin ,  deren  verderb- 
ihre  ursprünglich  erinyenhafte  Natur  zu  ent-  liehen  Namen  man  durch  den  glückverheißen- 
halten;  aber  auch  hier  ist  der  Nachweis  zu  den  umschrieb"  {Gruppe,  Gr.  Myth.  1358,  2), 
erbringen.  Tümpel,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  ist  ohne  Zweifel  mit  Euonymos,  der  Mutter 
11,  686  sah  in  Alalkomenia  feine  Erscheinungs-  der  Aulis,  identisch,  und  erweist  so  auch  diese 
form  der  wassergeborenen  Athena',  in  Thel-  als  erinyenähnliche  Gottheit.  Zugleich  aber 
xinoia  (so!)  „eine  blofs  ethisch  übertragene  läfst  sich  daraus  schliefsen,  dafs  die  genea- 
Euchloia,  eine  menschenfreundliche  (vgl.  das  logische  Angliederung,  wenigstens  der  Aulis, 
oben  über  ©tl^ivia  Gesagte,  sowie  Tümpel  bei  an  Ogygos,  erst  verhältnismäfsig  spät  statt- 
Pauly-Wissoica  1,  1277,  38)  Demeter  Thesmia"  gefunden  hat;  es  läfst  sich  auch  vermuten,  dafs 
und  „in  dem  Namen  Aulis,  der  vielleicht  kor-  50  auch  Alalkomenia  und  Thelxinia,  bevor  man 
rumpiert  ist,  mufs  eine  Art  Erinys  stecken".  sie  zu  Töchtern  des  Ogygos  machte,  genea- 
Die  letztere  Vermutung  ist  richtig;  aber  kor-  logisch  anders  eingereiht  waren;  aber  das  ist 
rumpiert  ist  der  Name  Aulis  nicht.  In  Aulis  unsicher,  ebenso  unsicher,  wie  wenn  man  an- 
zeigt man  auf  einem  Hügel  die  angeblich  nehmen  wollte,  dafs  die  drei,  Alalkomenia, 
von  Agamemnons  Zelt  herrührende  eherne  Thelxinia  und  Aulis,  ursprünglich  an  drei  ver- 
Schwelle (ovdbg  %alv.ov),  Paus.  9,  19,  7.  schiedenen  Orten  verehrt  und  erst  später  zu 
Nun  ist  aber  die  Erwähnung  der  ehernen  einer  engen  Dreiheit,  entsprechend  den  drei 
Schwelle  (zälv.sog  obSög,  Hom.  II.  8,  11.  Hes.  Eriuyen,  als  IlQ<x£,idUca  zusammengefafst  wor- 
Tlieog.     811;     %aXy.6Ttovg    [%aly.6novg    'Egtvvg,  den  seien. 

Soph.  El.  491]  odog,  Soph.  Oed.  Col.  57;  vgl.  1590)  60        In  den  Glossae  latino-graecae  des  cod.  Paris, 

ein  Hinweis  darauf,   dafs  die  betreffende  ort-  bei  Labbaeus,  Cyrilli,  Philoxeni  .  .  .  Glossaria 

lichkeit  als  Zugang,    als  Tor  zur  Unterwelt  Latino-Graeca   (Paris  1679)   p.  105  =    Glossae 

galt,    Bellermann  zu  Soph.    a.  a.  O.   57.     Alb.  Latino-graecae    et    Graeco-Latina    ed.    Goets- 

Dieterich,    De    hymnis    Orphicis   43.     Darnach  Gundermann  (=  Corpus  Gloss.  Dat.  ed.  Loeice- 

haben  wir  auch  für  Aulis  die  Vorstellung  von  Goetz  II)   p.  121    steht  die   Glosse:    Laverna 

der  Existenz    eines   jener    zahlreichen   Hades-  nga^idlKf}.     Scaliger  ad   Festum   p.  LXXVII 

eingänge   (Bohde,  Psyche  l2,  213,  1)   anzuneh-  (ed.  Paris  1576),  dessen  Deutung  Gerhard,  Pro- 

men,    und  Gruppe,  Gr.  Myth.  816   leitet    den  dromus  95,  110  angenommen  hat,  hat,  da  La- 


2923                    Praxidike  Praxidike                    2924 

verna   (s.  d.)   in   späterer   Zeit    als   Göttin   der  der   Überschwemmung    liegen.      Dümmler    bei 

Diebe  galt,  auch  die  griechische  Praxidike  zu  Pauty-Wissowa  1,    1948  hält  m.  E.  mit  Recht 

einer  solchen  gemacht:  'Sic  (wie  die  Römer  die  diese  angenommene  Verbindung  zwischen  den 

Laverna)  Graeci  eodem  modo  orabant  rijv  üga^t-  Praxidikai  und   der  ogygischen  Flut  als  gött- 

dixrtv,   ut  consilia  furanda  ad  eff'ectum  perdit-  liebem  Strafgericht  für  nicht  ursprünglich  und 

ceretf,  indem  er  sich  auf  Hesych.  beruft,  nach  nicht  wesentlich. 

dem  Praxidike  eine  Göttin  ist,  xolg  xs  Xtyo-  Dunkel  ist  der  Zusammenhang  zwischen 
uivoig  xcä  TtQaxxoaivoig  xsXog  iitiriftsißcc,  s.  ob.  den  boiotischen  Praxidikai,  die  aber  auch,  wie 
Sp.  2917.  Vorsichtiger  äufsert  sich  0.  Müller  wir  oben  sahen,  anderswo  nachweisbar  sind, 
in  seiner  Ausgabe  des  Festus  p.  117:  rMiror,  10  und  der  lykischen  Praxidike  (s.  d.  A.  Praxidi- 
quod  Glos*.  Lubb.:  Laverna,  TtQ<xt,iäiY.r\\  Tlgccgi-  kai,  und  Kragos.  Max  Mayer  Bd.  2  Sp.  1489, 
dixt]  als  Schützerin  der  Diebe  aufzufassen  ver-  60  ff.  Wörner  Bd.  3  Sp.  688,  53  ff.  i.  Die  Zeug- 
bietet schon  der  zweite  Bestandteil  ihres  Na-  nisse  sind  folgende:  1)  Panyasis  bei  Steph. 
mens;  wohl  aber  bietet  ihre  Gleichsetzung  mit  Byz.  TqeuUt]  bv&u  d'  %vccie  wiyag  Tarnung  xal 
Laverna  einen  neuen  willkommenen  Beweis  %ymie  d-vyaxocc  (dduuxQu,  0.  Schneider,  Zeitschr. 
dafür,  dafs  sie  eine  Unterweltsgöttin  ist.  /'.  Altertumswissensch.  1849,  555;  —  yvvatxa, 
Denn  auch  Laverna  war  ursprünglich  eine  solche,  Meineke  zu  Steph.  Byz.  a.  a.  0.)  vv\Lq>r\v 
wie  Wissowa  Bd. 2  Sp.  1917,  62ff.  (vgl.  Sp.1918,  'SZyvyivv,  i)v  HQc/.'£,id  lv.r\v  v.ccltov6iv,  Uißgc» 
20  ff.  Bei.  u.  Kult  der  Römer  190)  mit  Bezug  (ELq^si,  Unger,  De  Val.  Ruf.  415)  in'  aoyvoecp 
auf  Septim.  Seren,  fr.  6  (vgl.  Wünsch,  Defix.  tab.  20  TtoxayoaTtccQd§ivritvxi(TtsQi8Lvrj8vxi,0. Schneider ; 
Atticae  4)  vermutet  hat.  Auch  Preller-Jordan,  %okv8ivr\zvxi  Meineke).  Als  ihre  ölool  ■not.ZSsq 
Bö  111.  Myth.  1,  245  (vgl.  2,  70)  bezeichnet  La-  werden  nach  der  gewöhnlichen  Lesart  Tlüog 
venia  als  eine  Göttin  der  finsteren  Unterwelt.  EZdv&og  TLivagög  xt  v.a.1  KQtxyog  genannt,  also 
Vielleicht  läfst  sich  als  weiterer  Beleg  auch  vier  Söhne.  0.  Schneider  a.  a.  0.  las  'gccv&ög 
die  Notiz  bei  Festus  s.  v.  Laverniones  verwerten,  üivccgog,  elimierte  also  den  Xanthos,  da  dieser 
dafs  sie  einen  lucus  obscurus  et  abditus  besessen  faus  einem  ganz  anderen  lykischen  Fabelkreis 
habe,  womit  sich  die  Hadeshaine  der  Unterwelt  von  den  Erklärern  des  Stephanus  Byz.  einge- 
(Hom.  Od.  10,  509.  Verg.  Aen.  6,  473.  271.  639.  schwärzt  sei';  denn  bei  Steph.  s.  v.  gdv&og  (s. 
704.  Ov.  Met.  5,  541.  Culex  232.  F.  Maafs,  Anm.  zu  Sp.  2928)  erscheine  Xanthos  gar  nicht 
Orpheus  308;  vergleichen  lassen.  30  als  Lykier.  Eine  Bestätigung  hierfür  scheint  zu 
Wie  den  Erinyen  neben  ihrer  furchtbaren  bieten  2)  die  Inschrift  aus  Sidyma,  die  v.axu  xccg 
Seite,  neben  ihrem  Strafamt  auch  eine  wohl-  IIolv%dQiLov  nou  kxiqav  l ax ogiccg  berichtet 
thätige,  segenspendende  Wirksamkeit  (Bd.  1  ysviaX[oyiav  TQhiitl]ov  xal  UgagiS lv.r\g,  i'g  Cov 
Sp.  1327,  52ff.  Sp.  1330,  10 ff.)  zugeschrieben  TXu>[og  v.u.\  K\Qayog  v.al  TJivalog  civ?i*ov,  Benn- 
wird,  so  auch  den  Praxidikai.  Dies  scheint  dorf -Niemann,  Reisen  in  Lykien  53 B  p.  77. 
der  Sinn  der  Allegorie  des  Mnaseas  (s.  Praxi-  Stemplinger,  Studien  zu  den  'E&vixd  des  Steph. 
dikai  |  zu  sein,  dafs  aus  der  Ehe  des  (Zeus)  v.  Byz.  (_Progr.  d.  Maximilians-Gymn.  München 
Soter  mit  seiner  Schwester  Praxidike  ein  Sohn  1902)  S.  31  f.,  der  freilich  das  Fehlen  des  Xan- 
Kxi'ßiog  (auch  die  versöhnten  Erinyen  sind  als  thos  hier  damit  erklärt,  dafs  die  Inschrift  zu 
Eumeniden  Mehrerinnen  des  Wohlstandes,  40  den  Bewohnern  von  Tlos,  Pinara  und  Kragos 
Aesch.  Fum.  895,  904,  938 f.  1008)  und  die  spreche  und  daher  nur  deren  Stammheroen 
beiden  Praxidikai  Homonoia  und  Arete  her-  erwähne.  —  3)  Kgäyog  ebrö  Kqäyov  xov  Tgs- 
vorgehen.  ,,Wenn  die  richtende  Göttin,  ur-  /xu/jro^  viov,  a-nxQog  dh  Tlgci^id iv.7]g  vvycpr\g , 
sprünglich  vielleicht  eine  Erinys,  und  der  Steph.  Byz.  s.  v.  Kgäyog.  —  4)  Tlwg  emb  Tlü> 
rettende  Gott  den  Grund  alles  Übels  hinweg-  xov  Tohidh}xog  v.a.1  Tlga^idi-Aiig  vv^qi-ng, 
geschafft  haben,  wird  der  Segen  der  Natur  Steph.  Byz.  s.  v.  TX&g.  Der  in  3  und  4  wieder- 
wieder  fühlbar,"  0.  Müller,  Aesch.  Eumen.  188;  kehrende  Ausdruck  noa^id iv.r\g  vvy,q>r\g  ist 
vgl.  Kl.  Sehr.  2,  186,  96;  etwas  anders  G.  Her-  wohl  eine  Reminiscenz  an  des  Panyasis 
mann,  opusc.  6,  2,  208;  „der  Erhalter  segnet  vvuynv  'ilyvyi^v,  rjv  TLQa'giöi%r]v  x.cdiov6iv, 
das  Rechtthun  und  läfst  Wohlstand,  Eintracht  50  im  übrigen  geht  nach  Stemplinger  a.  a.  0.  32 f. 
und  Tugend  daraus  hervorgehen."  und  -/.  Geff'cken,  De  Steph.  Byz.  capita  duo 
Aus  der  boiotischen  Überlieferung,  die  die  (Göttingen  1886)  p.  55  Anm.  96  p.  68 f.  diese 
Praxidikai  zu  Töchtern  des  Ogygos  macht,  ganze  Genealogie  bei  Steph.  Byz.  auf  Alexan- 
schliei'st  0.  Müller,  Kl.  Schriften  2,  187  (vgl.  dros  Polyhistor  zurück,  dessen  Quellen,  Poly- 
Orchomenos  128 f.  1,  dafs  hierdurch  die  Vorstel-  charmos  bez.  des  Menekrates  Avxiaxd  ihrer- 
lung  zum  Ausdruck  gebracht  werden  solle,  dafs  seits  aus  Panyasis  (F.  Maafs,  De  Sibyllarum 
die  ogygische  Flut  eine  göttliche  Strafe  für  indieibus  22,  53),  Hekataios  (diese  sind  wohl 
die  frevelnde  Menschheit  sei.  Zugleich  aber  auch  in  der  Inschrift  mit  den  Sxsqoi,  die  neben 
sieht  er  in  den  einzelnen  Namen  der  Praxidi-  PolycJiarmos  erwähnt  werden,  gemeint)  u.  s.  w. 
kai  einen  Hinweis  auf  die  Herstellung  eines  60  geschöpft  haben.  Wörner  Bd.  3  Sp.  688,  60  ff. 
besseren  Zustandes :  Thelxinoia  —  doch  ist  dies  erklärt  vermutungsweise  die  Verse  des  Panyasis 
nicht  die  ursprüngliche  Namensform,  sondern  so,  dafs  Tremiles  die  Praxidike,  die  Ogygische 
erst  infolge  der  Lautähnlichkeit  mit  f)£lä,ivLcc  Jungfrau  (=  die  Tochter  des  Ogygos  [?])  ge- 
(s.  oben)  an  den  Musen-  bez.  Sirenennamen  heiratet  habe,  und  nimmt  an,  dafs  der  Dichter 
Ssl^tvor]  angeschlossen  —  sei  die  ihren  Sinn  die  boiotische  Sage  von  Ogygos  gekannt  habe. 
Erweichende,  Alalkomenia  beziehe  sich  auf  die  Gruppe,  Gr.  Myth.  328,  15  fafst  Ogygia  als 
schützende  Athena  und  in  Aulis  könne  ein  Eigennamen  und  läfst  sie,  fdie  tilphossische 
Hinweis    auf  die   neuen  Niederlassungen  nach       Praxidike     Ogygia' ,     vom     Tilphossion     nach 


2925                    Praxidike  Praxidike                    2926 

Lykien  übertragen   sein.     Tremiles  und   seine  clike  und  Eponymen  der  TgsaiXai  =  TsQuiXai  = 

Söhne    sind    lykische    Eponymen,    Bd.    3  Av-xtoi  Herod.  1,  173.    7,  92.     Hoeck,  Kreta  2, 

Sp.  688,  64  ff.     Sein  Sohn  Kragos  heiratet  die  341  f.    Georg  Meyer,  Bezzenbergers  Beiträge  10 

Milye,    Schwester    und    frühere   Gattin    ihres  (1886),  198.  P.  Kretschmer,  Einleit.  in  die  Gesch. 

Bruders   Solymos   (Steph.   Byz.   MiXvai),    vgl.  der   griech.  Sprache   370.     Zu    Termera   gehört 

r.  Lanclcoronski,  Städte  Pamphyliens  u.  Pisidiens  etymologisch  einerseits  das  pisidische  TsQ{n]66Ög, 

2,   4  und   Anm.  4),   also  wieder  Eponymen;  P.  Kretschmer,  a.  a.  0.  395.    Buresch,  Aus  Ly- 

des  Kragos  Tochter  ist  Cheleidon,  Inschrift  dien  74,  andererseits  das  lykische  TsXaeöoög 

bei  Benndorf-Niemann  a.  a.  0.  77  nr.  53  C,  die  (Herodian  bei  Eust.  Dion.  Per.  859)  und  diesem 
Eponyme  der  von  den  Seefahrern  gefürchteten  10  entspricht  das  boiotische  TsX^naaog  (Plut. 

lykischen   XsXidoviai    vfjcoi.     Aus    der  Ehe  Gryll.  4,  8),  dessen  Name  unter  kretischem  (s. 

der   Chelidon    mit   ihrem   Oheim   Tlos   stammt  unten)   Einflufs   in    Tuvutaaog   übergegangen 

Sidymos,  derEponym  von  Sidyma,  Inschrift  ist.  Comparetti,  Monum.  antichi  Reale  acad.  dei 

a.  a.  0.    Man  möchte  daher  auch  in  dem  Namen  Lincei  3  (1893),  392.     Gruppe,  Gr.  Myth.  60,  3. 

der  Gattin   des  Tremiles,    der    vuftqprj  'Slyvyii],  333,  11.    931,  4.     In  Teumessos  aber  begegnet 

tjv  IlQat,idUi]v  Y.aliovGiv  eine  Eponyme  sehen,  uns   die   A&r]va    TeX%ivia,    deren    Beiname   = 

und  da  nach  Steph.  Byz.  (s.  v.  'Slyvyia:  Xiyovrai  0sX^ivia  Name  einer  der  Praxidiken  ist,  s.  ob. 

v.ai  oi  AvKtot  'Slyvyioi  it,  ccvrov  'Slyvyov)  die  Sp.  2920.     Lobeck,  Aglaoph.  1186  f.  hält  es  für 

Lykier  =  'Slyvyioi  sind,  so  kann  man  'Sly vyia  möglich,  dafs  der  Teichin  Lykos,  der  von 
=  AvxLa  setzen,  während  wiederum  'Slyvyia.  20  Rhodos  nach  Lykien  ging  ('s.  Lykos  nr.  3),  in- 

ein   anderer  Name   für  BoiarCa   war,    Steph.  folge  der  Lautähnlichkeit  von  OeX^ivia  und 

Byz.  'Slyvyia.  Bouoria.    Strabo  9,  407.    Es  giebt  TeX%iv  und  des  Umstandes,  dafs  Thelxinia  als 

aber  noch   mehr  Belege   für  einen  Zusammen-  eine    der  Praxidiken    auch    als   Schwester   der 

hang  zwischen  Lykien  und  Boiotien.     Aus  der  lykischen  Ogygia-Praxidike   angesehen  wurde, 

verstümmelten  Notiz  bei  Steph. Byz.  s.v. 'Slyvyia:  mit  Thelxinia   in   Zusammenhang   stehe;   nach 

Xtysrai  y.al  i]  Boicoria  Kai  i]  0rjßi]cc-jib'Slyvyov  Welcher,   Aesch.    Trilogie    189   ist    der   lykische 

v'iov  Tsouioag:  rag  .  .  .  (vgl.  die  Emendations-  Teichin  Lykos  sogar  aus  dem  Namen  der  Thel- 

versuche  Bd.  3  Sp.  688,  32  ff.)  folgt  mit  Sicher-  xinia  entstanden. 

heit  wenigstens,  dafs  in  Boiotien  der  Name  Auf  Zusammenhang  zwischen  Lykien  und 
Termera  bez.  Termeros  mit  Ogygos  genea-  30  Boiotien  weist  ferner  der  neben  dem  alten 
logisch  verknüpft  ist.  Derselbe  Name  Tsq-  boiotischen  'Äqvt\  stehende  lykische  Stadtname 
ptqog  begegnet  als  Eponym  der  lykischen  "Aqva,  der  andere  Name  von  Xanthos,  Steph. 
Stadt  TtQiLnga  ntöXig  slvxiag  a.710  Tsquzqov,  Byz.  'Äova.  Deecke,  Bezzenbergers  Beiträge  12 
Steph. Byz.  s.v.  und  bei  Steph.  Byz.  s.v.~'T?.a^ioi,  (1886),  136,  'Elsvirs oai  {Steph.  Byz.),  ist  als 
wonach  zwei  Brüder,  Termeris  (Ttgusoog,  Mei-  Stadtname  für  Boiotien,  Kreta  und  Lykien 
neke  1  und  Tovßsgig  zwei  (namenlose)  Schwestern  bezeugt.  Vielleicht  darf  man  auch  an  den 
geheiratet  und  jeder  zehn  Söhne  gezeugt  hätte;  gleichfalls  in  Kreta  und  Lykien  auftretenden 
letztere  scheinen,  so  viel  man  aus  der  Stelle  Ortsnamen  JaiSala  (Pape  -  Benseier  s.  v. 
des  Steph.  Byz.,  der  den  Dionysios  (von  Chat-  Gruppe  258.  327)  erinnern,  der  zwar  als  solcher 
his)  als  Gewährsmann  nennt,  ersehen  kann,  die  40  in  Boiotien  nicht  nachweisbar  ist,  aber  ein 
Gründer  der  lykischen  Stadt  Hylamoi  zu  sein.  boiotisches  Fest  führt  den  Namen  Jaidala 
Termera  wird  sonst  als  karische  Stadt  genannt  (Nilsson,  Gr.  Feste  50  ff.),  das  in  einem  Haine 
(über  die  nahe  Vei-wandtschaft  der  Karer  und  bei  Alalkomenai  (Paus.  9,  3,  3.  4)  gefeiert 
Lykier  s.  v.  Lanclcoronski  a.a.O.  4.  Georg  wurde  und  mit  dessen  Stiftung  Alalkomeneus 
Meyer,  Bezzenbergers  Beiträge  10  [1886],  200),  (s.  d.  vgl.  Bd.  1  Sp.  2080,  60  ff.)  in  Zusammen- 
aber  bezeichnend  für  den  engen  Zusammenhang  hang  gebracht  wird;  dessen  Name  sowie  der 
mit  Lykien  ist,  dafs  neben  dem  als  Gründer  der  Stadt  Alalkomenai  steht  in  engster  Ver- 
genannten Räuber  (s.  unten)  Termeros  immer  bindung  mit  der  als  Praxidike  bezeichneten 
(sein  Bruder?)  Lykos  genannt  wird,  PhilijJpos  Alalkomeneia.  Diese  und  andere  (z.  B.  die 
■von  Karlen  im  Schol.  Eur.  Blies.  509  (F.  H.  G.  50  Lokalisierung  der  Europe  einerseits  in  Kreta 
4,  475,  3).  Photius  s.  v.  TzQutQSia  ra  usyäla,  und  Lykien,  Herod.  4,  45,  andererseits  im 
und  neben  dem  von  Termeros  abgeleiteten  boiotischen  Teumessos,  Bd.l  Sp.  1411, 28ff. 
Tz QiitQta  %ay.ä  (Phot.  a.  a.  O.  Makar.  8,  8.  das  Vorkommen  des  Heroennamens  Xanthos 
Paroimiogr.  Gr.  2,  215.  Unger,  Thebana  Pa-  in  den  drei  genannten  Ländern;  die  lykische 
radoxa  259.  Toepff'er,  Att.  Gen.  197  Anm.)  steht  Stadt  Melanippe  bez.  Melanippion,  Stadiasm. 
'Slyvyia  nana,  Photius  s.  v.  und  Paroimiogr.  mar.  magn.  234.  235.  Quint.  Smyrn.  3,  232. 
Unger  a.  a.  0.  Tümpel,  Jahrb.  f.  kl.  Phil.  Suppl.  Steph.  Byz.  MeXaviTtmov ,  vgl.  mit  dem  boi- 
11,  691;  freilich  ist  der  ursprüngliche  Sinn  der  otischen  Heroennamen  Melanippos,  -ippe),  Be- 
Sprichwörter, wenigstens  von  'Slyvyia  y.ay.ä,  Ziehungen  zwischen  Boiotien  und  Lykien,  die 
nicht  klar  mehr  zu  erkennen,  und  erfährt  keine  co  auf  kretische  Vermittelung  (Hoeck  a.  a.O.  2,  88  f. 
Förderung  durch  die  verschiedenen  Erklä-  335  ff.  P.  Kretschmer  a.  a.  0.  371.  O.  Müller, 
rungen  der  Paroimiographen;  aber  als  Glied  Darier  1,  216,  vgl.  auch  Sp.  2928  Anm.  Gruppe 
in  der  Kette  erhärten  sie  doch  mit  den  engen  327  f.)  zurückzuführen  sind,  können  nicht  zu- 
Zusammenhang zwischen  Ogygos  und  Termeros.  fällig  sein,  und  es  läfst  sich  demnach  auch  an- 
Letzterer  Name  ist  identisch  mit  T£QuiXr\g  (Rani-  nehmen,  dafs  die  Bezeichnung  vvucpr]  'Slyvyit] 
say,  Cities  of  Phrygia  336  nr.  169)  =  TQS^iiXrjg  gleichfalls  mit  Boiotien  in  Zusammenhang 
(Steph.  Byz.  TgeuiXi,'  1)  Avxia  ixaXtiTo  ovtcog  steht,  wo,  wie  wir  oben  sahen,  die  TlQa^i- 
ccnb  Tqs^iXov),   dem  Gatten  der  Ogygia-Praxi-  diuai    heimisch    waren.      Am    einfachsten    ist 


2927                    Praxidike  Praxidike                    2928 

wohl  die  Annahme,  dafs  Panyasis,  der  unsere  denkbar,  mit  Tzschirner  a.a.O.  51  den  Vers  des 
einzige  Quelle  für  die  lykische  Ogygia-Praxi-  Panyasis:  'Hyniis  &vyarga  vv[icpr}v  'Slyvyiriv'' 
dike  ist  —  denn  die  weiteren  Angaben  des  zu  erklären  =  concubuit  mit  Berufung  auf 
Steph.  Byz.  über  sie  gehen  auf  Panyasis  zurück  Hom,  Od.  1,  36.  Auf  jeden  Fall  müssen  wir 
ob.  Sp.  2924  — ,  den  Namen  Praxidike,  abge-  an  eine  legitime  Ehe  denken  entweder  mit  der 
sehen  von  der  unten  zu  erörternden  Bezug-  eigenen  Tochter,  wofür  man  als  Beispiel  we- 
nahme  auf  lykisches  Kulturleben,  in  Erinnerung  nigstens  die  Geschwisterehe  bei  den  lykiscken 
daran  gebraucht,  dafs  'Slyvyla  ein  Name  sowohl  Solymern  (ob.  Sp.  2925)  anführen  könnte  (Ver- 
für  Boicoricc  als  auch  für  Avuia  war.  Nicht  wandtenehe,  auch  mit  der  eigenen  Tochter,  war 
unmöglich  ist  es  auch,  dafs  die  Notiz  des  Steph.  10  bei  den  persischen  Magiern  üblich,  Xanthos  in 
Byz.,  die  Lykier  seien  Ügygioi  nach  Ogygos  den  Avdiay.ä  bei  Giern.  Alex.  Strom.  3,  515 
genannt  worden,  und  die  Übertragung  des  boi-  Pott.  F.  Windischmann,  Zoroastrische  Studien 
otischen  Ogygos  veranlafst  worden  ist  infolge  269),  oder  wir  müssen,  was  wahrscheinlich  ist,, 
von  Namensähnlichkeit  des  (boiotischen)  Ogygos  die  rvucprj  'Slyvyir,  mit  Woerner  als  f  Tochter 
mit  einem  einheimischen  lykischen  Heros.  Ein  des  Ogygos'  deuten.  'Slyvyla  =  Avuia  (oben 
lehrreiches  Beispiel  hierfür  bietet  die  Bemer-  Sp.  2925)  und  Tgtailrjc,  nach  dem  die  Lykier 
kung  bei  Eust,  ad  Hom.  II.  635,  39,  dafs  die  TgtfiiXai  hiefsen,  ergeben  das  passendste  Stamm- 
lykischen  Solymer,  die  auch  MiXvca  hiefsen,  eiternpaar  für  den  lykischen  Yolksstamm.  Pany- 
Mtvvai  genannt  worden  seien  anb  Mivcoog,  asis  nennt  Tloos,  Xanthos,  Pinaros  und  Kragos 
wobei  man  wohl  nicht  an  den  kretischen  Minos  20  die  öXool  nalSsg  der  Ogygia-Praxidike ;  von 
{Gruppe,  Gr.  Myth.  327,  13)  zu  denken  hat,  Kragos  speziell  berichtet  er,  dafs  er  Ttdaag 
sondern  eher  Mivvog  als  Genetiv  zu  Mivvug,  I^i^st'  üpovoßg:  also  Räuber  waren  ihre 
wie  im  Schol.  V.  Hom.  Od.  324  (vgl.  Tümpel  Söhne,  wie  das  gleiche  von  anderen  lykischen 
Bd.  2  Sp.  3018,  16.  18  ff.),  zu  schreiben  hat.  Eponymen,  von  Termeros  und  Lykos  (s.  oben 
Das  fv'  bei  Eust.  im  Namen  Mivvui  beruht  Sp.  2925),  von  Pataros  und  Xanthos*)  (Eust. 
nicht,  wie  Treuher,  Gesch.  d.  Byk.  24,  1  meint,  TJion.  Per.  129)  berichtet  wird.  Und  nun  ver- 
auf  Verwechslung;  es  wird  geschützt  durch  die  gleiche  man  hiermit  Herald.  Pont.  a.  a.  0.: 
Ableitung  von  Minos  bez.  Minyas.  Wie  also  Avxioi  difjyov  XnGzevovxsg, —  die  Uberein- 
hier  die  lykischen  Milyer  Minyer  genannt  wer-  Stimmung  ist  augenfällig.  In  später  Zeit,  zur 
den,  kann  ebenso  leicht  der  Name  Ogygia,  der  30  Zeit  der  römischen  Kämpfe  mit  den  Seeräubern 
dann  den  zweiten  Namen  Praxidike  nach  sich  hielten  sich  zwar  die  Lykier  fern  von  Seeraub 
zog,  an  Stelle  eines  einheimischen  lykischen,  (Strdbo  14,  664.  665);  aber  HeraJdides  hat  offen- 
lautlich an  Ogygia  anklingenden  Namens  ge-  bar  die  mythische  Zeit  im  Auge,  und  so  liegt 
treten  sein.  Denn  eine  einheimische  Heroine  kein  Grund  vor,  mit  Treuber,  Gesch.  d.  Bykier 
niufs  unter  Ogygia-Praxidike  verstanden  wer-  90.  126  an  den  Kaperkrieg  der  Lykier  gegen 
den,  unter  der  Mutter  der  Ktistai  und  Epo-  die  Rhodier  zu  denken.  Panyasis  mag  im 
nyrnoi  der  hervorragendsten  lykischen  Städte,  weiteren  Verlauf  erzählt  haben  von  dem  Kampfe 
da  nach  lykischem  Brauche  (Herod,  1,  173)  die  des  Herakles  mit  dem  räuberischen  Kragos, 
Kinder  selbst  des  Edelsten  für  unehrlich  galten,  Xanthos  u.  s.  w.,  der  mit  dem  Tode  der  letz- 
wenn  sie  von  einer  yvvij  t,nivt]  oder  naXXaxri  40  teren  endigte  (0.  Müller,  Dorier  2,  474);  wie 
geboren  waren.  Auch  sonst  hat  Panyasis  auf  wir  es  sicher  von  Termeros  wissen,  den  Hera- 
lykische  Sitte  Bezug  genommen.  In  einem  kies  erschlug,  Plut.  Thes.  11,  eine  Erzählung, 
Punkte  hat  dies  schon  Tzschirner,  Panyasidis  die  vielleicht  auch  auf  Panyasis  zurückgeht. 
Halicarn.  fragm.  (Progr.  Gymn.  zu  St.  Maria  Und  schliefslich  findet  auch  der  Name  TTpa^/- 
Magdalena  Breslau  1842)  S.  52  erkannt,  indem  8i%r\  seine  Erklärung  durch  das  lykische  Kul- 
er  bei  den  Worten  rfjg  ö'  öXool  Ttaidtg  mit  turleben.  Denn  wie  einerseits  die  Lykier  als 
Recht  daran  erinnerte,  dafs  'rj)s'.  auf  die  Räuberei  treibendes  Volk  bezeichnet  werden, 
Mutter  bezogen,  nicht,  wie  man  erwartet,  froD'  was  ja  nach  antiker  Anschauung  als  berechtigt 
(=  des  Tremiles)  gesagt  sei  infolge  des  lyki- 
schen Brauches  der  'Gynaikokratie'  spez.  der  öo  *>  Bei  £"st-  a-  a-  °-  werden  Pataros  und  Xanthos 
Sitte,  dafs  die  Kinder 'sich  nicht  nach  ihren  SöW  des ^«Äet6v  genannt,  sie  smd  Eponymen  Ton  Xan- 
-,T..  ,                      ,                   ...             ,  r„  .  mos  und    Patara,   wo    sie    sich   niederlassen,    nachdem  sie 

Vätern,  sondern  nach  ihrenMuttern  nannten,  t))v  to0  Xnati6flv  nUvi]V  aufgegeben  haben.   Der  Name 

Herod.    a.  a.  0.    (KaXiOV6l,     tatb     uav     iLVrSQCOV  des  Vaters   Aarteuiv  weist   in  Verbindxing   mit   der  Notiz: 

tCOVTOvg  Y.CCI  OVV.i  anb  T(bv  7tatfQC0V  Y..T,X.)Nicol,  des   Steph.  Byz.  s.v.  -Fihtfo,-,   dafs    das   lykische   Xanthos 

Damascen.  bei  Stob.  Flor.  44,  41   ed.   Meineke  benannt  fei  ünii  £6v&ov  ...  Ko)]tö;  olxiatov  ßtjtatov, 

2,    186    =    Paradoxoqr.   Westermann    p.   173,    29  Meineke)   nach  Kreta,   so   dafs  Jaiti&v  (AaTtcwbr,  Meinehe 

=    F.H.G.    3,    461     (xaXovvzcu    iititqÖQ-sv);  zu  stePh-  ***•  #«**«?«  P-  wo)  der  Eponymos  der  kretischen 

vgl.  Heraklides  Pont,  fr.  15  p.  18  ed.  Schneide-  !*"?*  \ap^4 be!;  ^appnaia  {Theofh»  5f  *lant:  2'*'  ?' 

°.             „  .,   ,,    .    „,    '     .        -/,          7  .               Tr  C.  I.  G.  2,  2584.    Eckhcl,  D.  num.  vct.  2,  314.    Treuber,  Geselt. 

wm  =  FH.G.  2,  217.  lo.    Nymphts  von  Hera-  der  Lykjer  126>  3)  ist  und  identiach  mit  dem  bei  stcph_ 

kleta  bei   Plut,  de  mul.  vtrt,  9  a.  E,      \\ elcker,  60  Byz_  s.  v.  j^^  [nach  xenion  hv  Kq^tixoT?  ist  Lampe 

Aeschyl.    Tril.     587  f.       0.     Müller  -  Deecke,     Die  =   Jänniß  genannten   Aaftnoz.      Über    die    Beziehungen 

Etrasker    1,    376.        Treuber,    Gesch.    der    Bykier  zwischen  Kreta   und  Lykien   s.  oben  Sp.  2926.     Nach  au- 

116  ff'.     Toepff'er,  Att.  Geneal.  193  f.,    Vgl.  Athen,  derer  Überlieferung  ist  Xanthos  wieder  Vater  der  Lykia, 

Mitth.  16  (1891),  142.      Bei    der  hohen  Stellung,  die   von  APoll°  den  Pataros  gebiert  (Steph.  Byz.  nataqa. 

Air.  a:~    l „ll; „ „1, .1  v .   „• „l /  a  >                '  Eust.    a.  a.  O.),    also    (irofsvater    des    Pataros,    als    dessen 

die  die  lykische  l*rau  einnahm  (Avxioi  rag  yv-  _,              "  .                          ,     ,,   ■,             AiJ 

•/^,,           „           ,         „     „          v           .             ^T.'    7  Bruder  er  uns  oben  begegnete.     Am  Ende  ist  er  trotz  der 

Wixag    naXXov    1}    tovg    avÖQCcg    w^coffl ,     NlCOl,  ver8C)liedenen  Genealogie  doch  nur  ein  und  dieselbe  Per- 

JDamaSC.    a.   a.   0.),    Und   umgekehrt   bei    der  Ge-  son;  ebenso  wie   der  in  Termera   wohnende  Xanthos,   der 

ringschätzung,   die   die  %aXlaxy)  traf,  ist  es  un-  gleichfalls  Beziehungen  zu  Kreta  hat. 


2929                    Praxidike  Praxithea                    2930 

und  durchaus  nicht  für  unehrenhaft  galt  (Thuk.  einsehen  Namen  sich  auch  sonst  noch  für  die 

1,  5.  Arist.  Pol.  1,  8  p.  1256  b,  1.  Hom.  Od.  36  Dekane  irgendwo  überliefert  finden,  ob  sie 
3,  73.  9,  254.  Hymn.  in  Apoll.  454),  so  tritt  von  Cosmas  oder  vielmehr  von_seiner  Quelle 
andererseits  ihr  hochentwickelter  Rechts  sinn,  willkürlich  gesetzt  oder  etwa  Übertragungen 
ihre  Rechtspflege,  ihr  Festhalten  an  ge-  der  chaldäischen  Namen  sind,  entzieht  sich 
schwor enen  Eiden  rühmlich  hervor,  und  so  meiner  Kenntnis. 

erhalten    sie    mit    vollem   Rechte   IlQa£,idLxr}  Als  Personenname  findet  sich  Praxidike  in 

als    Stammutter.     Als    charakteristische    Züge  einem  Epigramm  des  Anakreon,  Anth.  Pal.  6, 

lykischen  Rechtes  u.  s.  w.  seien  hervorgehoben:  136  =  Bergk,  P.  Z.  G.  34,  284,  109  und  nach 
Ttcolovöi    rovg   ipsvdouäptvpag,    y.al    rag    ovaiag  10  allerdings   nicht   ganz   sicherer  Ergänzung  auf 

ccvr&v    Srj^£vov6i,    Herakl.   Pont.    a.  a.  0.:    bg  einer  Inschrift  aus  Tenos,  G.  I.  G.  2338,  22. 

d'av    iXsv&SQog   aX&    tiXintetv,    dovlog    yivstcci.  [Höfer.] 

tag  Sh  uaprvpiag  iv  rctfg  dixccig  ovn  sv&v  nap-  Praxiergos  (ripa£i£pyog),  wohl  alsAnherrdes 

£%ovTot.i,  ccXXä   psru  \if)vcc,   eine  Sitte,  wodurch  athenischen  Adelsgeschlechts  der  Hpat,i£pyidai 

man  die  Zeugen  vor  übereilter,   leichtsinniger  anzunehmen,  Toepff'er,  Att.  Geneal.  136. 

Abgabe  ihrer  Aussage  bewahren  wollte,  Nicol.  [Höfer.] 

Dam.   a.  a.  0.     Die  lykischen   Xanthier  fallen  Praxis  (JIpä|tg).    1)  Beiname   der  Aphrodite 

bei  der  Verteidigung  ihrer  Freiheit  gegen  die  in  Megara    (Tempel   und    altes   elfenbeinernes 

Perser  getreu  den  opxoi  Ssivol,  die  sie  einander  Kultbild)  Paus.  1,  43,  6.  Usener,  Rhein.  Mus. 
zugeschworen  haben,  Herod.  1,  176;  vgl.  Plat.  20  58    (1903),    205;    zur  Erklärung  der  Epiklesis 

Brut.  31.     Appian.  b.  c.   4,   80.     Und  so  hat,  s.  Bd.    3.  Sp.  1798,  6  ff.  und   B.  Meister,   Gr. 

wie  ich  nachträglich  sehe,  auch  schon  Trevber,  Dialekte  2,   230,    der    sie    auf  den  geschlecht- 

Beitrüge    zur    Gesch.   der  Lykier   1    (Tübingen  liehen    Verkehr    (vgl.   Porne)    bezieht    und    in 

Gymn.-Progr.  1886)   S.  27.     Gesch.   der   Lykier  Aphrodite  Praxis    die    „vermählende"    Liehe^- 

126.  1   vermutet    dafs   Panyasis  der  Urmutter  göttin  erblickt,  ebenso  Welcker,  Aesch.  Trilogie 

der  Lykier  den  Namen  Praxidike  gegeben  habe,  241  Anm.  429.    Engel,  Kypros  2,  483  Anm.  142 

um   den    grofsen  Ernst  zu  kennzeichnen,    mit  (vgl.  2,  389   Anm.  551,   wo   er   auf  die  Worte 

welchem  die  Lykier  die  gerichtliche  Zeugnis-  des  Hippolytos  bei  Für.  Hipp.  1004  verweist: 

abläge  behandelten  und  falsches  Zeugnis  be-  Xs%ovg    yäg   sig  röd'    f](isoag  ayvov   diuag   ovx 

straften,     über  die   Eidschwüre  und  Verwün-  30  olöa  ttpü£,iv  n]vd£  nli]v  loyco  xXvcav.    Vgl.  auch 

schungen    der    Lykier    in    dem    Höhlenkultus  itpärruv   bei   Xen.   Conv.   8,    19)    und    Usener, 

ihrer  Fluchgötter,   in   dem  Max.  Mayer  Bd.  2  Götternamen  371,   der  sie   der  Perfica   der  rö- 

Sp.  1490,    1  ff.    gleichfalls   Zusammenhang   mit  mischen    Indigitamenta     vergleicht.       Ähnlich 

Boiotien  erkennt,  s.  d.  A.  Skleroi  Theoi.  hatte  auch  schon  L.    Urliclts,  Skopas  Lehen  u. 

Praxidike   erscheint  schliefslich  auch  noch  Werke  88  sie  als  cdie  Göttin  der  erfolgreichen 

in  einem  astrologischen  Traktat  (Cosmas  Hiero-  Werbung,  also  der  Ehe'  bezeichnet.     Nach  L. 

solym.Sbd  Gregor. Naz.carm.  52  bei  Mai,  Spicileg.  Deubner,    Bd.  3   Sp.  2078,    24   ist   Ilgä^ig   aus 

Born.  2,  130  [nb.  nach  p.  240  neue  Paginierung!]  einem     selbständigen    Götternamen    zum    Bei- 

=  Migne,  Patrol.  Ser.  Gr.  38,  462)  als  Name  namen    der   Aphrodite   geworden.     Vgl.    auch 

für    eine    der    36   Gottheiten*),    deren    Namen  40  Praxithea  nr.  2.  —  2)  Aus  Cornut.  de  nat.  deor. 

man  den  36  (Diodor  2,  30,  wo  mit  B.  Lep>sius,  14  p.  47   Osann,  nach  dem  es  nur  zwei  Musen 

Die  Chronologie  der  Aegypter  97,  2.     Hommel,  gegeben  hat  anb  xov  ftsootTv  rs  xul  npurrei  v 

Das  Ausland   64   [1891],    221,    2   tQia.-x.ovra    ?£  rec  dsovra  erschliefst  Gruppe,  Gr.  Myth.  1077,  1 

aßtdpag  zu  lesen  ist;    vgl.  Lepsius  a.  a.  U.  96.  die  Musennamen  fiscogia   und   Flgä^tg,   wie 

Hommel  a.  a.  O.  65  [1892],  101  ff.    Zeitschr.  d.  auch    schon    Fr.   Chr.   Petersen,   De  Musamm 

D.  Morg.  Gesellsch.  45  [1891],  598  f.  609.  612;  qpud  Graecos  origine  etc.  in  Miscellanea  Haf- 

vgl.  Jamblich,  bei  Proclus  Plat.  Tim.  299  E  und  niensia  ed.  Fr.  Munter  1,  89.     [Höfer.] 

bei  Inlian  or.   4,   148  C.     Zeller,   Gr.  Phil.  34,  Praxiteles    (npat,itttrig),    Gott    oder    Heros 

2,  753.  Achmes  in  Catal.  cod.  astrolog.  Graec.  auf  einer  Weihinschrift  aus  Lebadeia,  Inscr. 
2,  153  Porphyrius  -nupl  t&v  l?'  dsxavwv  50  Graec.  Sept.  1,  3089.  Usener,  Götternamen 
ebend.  1,  149,  10)  Dekanen  (Dekadarchen)  bei-  361  f.  Nach  Maybaum.  Der  Zeuskult  in  Boe- 
legte.  Die  chaldäischen  Namen  dieser  36  De-  otien  (Progr.  Doberan  1901)  S.  18  gehört  Praxi- 
kane  sind  überliefert  Catal.  cod.  etc.  6 ,  73  ff.  teles,  ^derjenige,  mit  dessen  Hilfe  die  Dinge 
Ob  die  von  Cosmas  a.  a.  U.  überlieferten  grie-  zu  einem  glücklichen  Ende  (d.  h.  zur  Heilung) 

gebracht  werden',  zum  Kreise  des  Trophonios 

*)  Von  den  übrigen  35  Götternamen  bez.  Personiiika-  (g.    r\ .).       DittOlberqer    ZU  Inscr.   a.  a.   O.    erinnert 

tionen  sind  als  meines  Wissens  sonst  nicht   bezeugt   her-  an  TÜsiog.  TtUaybpog.     Vgl.  Prakterios;  Praxis 

vorzuheben  Kovtjoi,  .  .  .  jloifirj  <t>ÜQi].     Die  beiden  letzten,  ..         rTTöfpv  1 

die  unmittelbar  zusammenstehen,    sind  die  Daimonen  der  ',,  '       t,,       '  '.-L,       <.   „  ,    .        .            ,,.      ,        rT 

-d   .  ,    ,  T„-   n  \      a  a     t;»     in.    i    t  ,  i     ,+.     •  Praxithea  iIJoatiQ-ia),  eine  attische  Heroine 

Pest  (vgl.  Loimos)    und  der  Fruchtbarkeit   (also  <f>oo>;  zu  i««i»ui»         ^    s>      «-    n                                                    . 

(schreiben  =  <t>oqä).  vielleicht  läfst  sich  hieraus  "auch  60  bezw.  Quellnyinphe,  deren  Verehrung  wohl 
der  Beiname  (f)wiM;  (s.  d.)  des  Apoiion  deuten:  Der  Joifitj  frühzeitig  mit  der  Legende  begründet  wurde, 
entspricht  der  Apoiion  Jolftioi,  der  Sender  des  Xoij.t6g  sie  habe  sich  für  ihre  Heimat  geopfert  und  da- 
rauf Lindos  verehrt,  Macrob.  i,  17,  5.    Gruppe.  Gr.  Myth.  durch  den  Dank  der  Stadt  verdient.    Da  diese 

1237,  6.  7),  4>6qio?  dürfte   den  Apoiion   als  Schützer   des  gage   keine  berühmte,   fest   ausgeprägte  Gestalt 

Getreides  und  Spender  der  Fruchtbarkeit  {^noyir^  gewonnen  hatte,   findet  sich  der  Name  Praxi- 

Hymn.  in  Au.  11.  Abel,   Orph.  28o;  vgl.  Bd.  1  Sp.  432,  oOff.)  V,                 ...          ■        j          ci                            i  •     i                 j.i- 

Gruppe  a.a.O.  1228 f.)  bezeichnen.     Kovoog  (=  K6oo;)  th,ea   spater   in   den  bagen  verschiedener  atti- 

dürfte  entweder  das  männliche  Gegenstück  zu  K6pt)  sein  scher  Geschlechter  verschieden  verwertet, 

oder  auch  =  KovoT]?  (s.  d.  2)  1)  Als  Gemahlin  des  Erechtheus  willigt  sie 


2931                      Praxithea  Praxithea                      2932 

ein,  dafs  zur  Erfüllung  des  Ürakelspruches  dieselbe  Quelle  zurückgehen  und  dafs  das 
ihre  Tochter  für  die  Stadt  Athen  geopfert  wird,  Schwanken  in  der  Namensform  ebenso  zu  be- 
uni  Erechtheus  den  Sieg  über  Eumolpos  zu  urteilen  ist  wie  bei  nr.  2.  Die  richtige  Form 
verschaffen.  Die  Rede,  welche  ihr  Euripides  ist  zweifellos  IlQa'gi&hu..  Denn  der  Kern  der 
im  Erechtheus  (Fragmente  bei  Nauck,  Trag.  Sage,  die  Opferung  für  das  Vaterland,  deckt 
Graec.  fragm.)  in  den  Mund  legt,  wird  von  sich  mit  der  Sage  von  nr.  1.  In  dem  seit 
Lykurgos  in  Leokrat.  98  ff.  als  Muster  patrio-  Thukyd.  1,  20.  6,  57,  Demosth.  54,  7.  8,  Aristot. 
tischer  Gesinnung  gepriesen.  Die  ausdrückliche  Athen,  polit.  18,  3  oft  erwähnten  Leokorion  zu 
Erwähnung  der  Praxithea  in  diesem  Zusammen-  Athen  (vgl.  Hegcsias  bei  Strdb.  9,  396,  Alkiphr. 
hang  (Demarat.  Tragodum.  bei  Stob,  floril.  39,  10  epist.  3,  5,  Theophylact.  epist.  12.  diäl.  quaest. 
33;  Plut.  Parall.  20;  Porphyr,  de  abstinent.  2,56)  phys.  1,  1,  Dionys.  Hai.  Demosth.  12  u.  a.; 
geht  auf  Euripides  zurück,  der  sie  als  Tochter  über  die  Lage  vgl.  Judeich,  Topogr.  Athen* 
des  Kephisos  bezeichnete  und  in  seinem  Erech-  301  f.)  wurde  eine  Trias  von  Göttinnen  verehrt, 
theus  von  drei  Töchtern  der  Praxithea  sprach.  ursprünglich  vielleicht  als  Amxoooi  (Volks- 
Nach  Apoüodor.  3,  15,  1,  2  war  sie  dagegen  sühnerinnen:  E.  Curtius,  Stadtgesch.  Athens  64; 
die  Enkelin  des  Kephisos,  nämlich  eine  Tochter  Yolkspflegerinnen :  Wachsmuth,  Stadt  Athen  2. 
des  Phrasimos  und  der  Kephisostochter  Dio-  413).  Später  wurde  unter  dem  Einfiufs  der 
geneia,  und  als  ihre  Kinder  werden  hier  ge-  Gentil-  und  Phylensagen,  die  an  den  Hag- 
nannt  Kekrops,  Pandoros,  Metion,  Prokris,  nusier  Leos  (s.  d.)  anknüpften,  erzählt,  die 
Kreusa,  Chthonia  und  Oreithyia.  Aus  Apollod.  20  Töchter  des  Leos  hätten  sich  freiwillig  für 
schöpft  Tzetz.  Chil.  1,  177.  5,  674.  Über  die  Athen  geopfert  (Demosth.  60,  29,  Diodor.  17, 
Bedeutung  und  die  verschiedenen  Versionen  15)  und  die  durch  ihren  freiwilligen  Tod  be- 
der  Sage  von  den  Töchtern  des  Erechtheus  freite  Vaterstadt  habe  zum  Dank  das  Leokorion 
vgl.  die  Artikel  Chthonia,  Erechtheus,  Eumolpos,  gestiftet.  Dann  folgte  die  Version,  Leos  selbst 
Hyades,  Hyakinthides.  Über  die  attischen  Ge-  habe  bei  einer  Hungersnot  (iipög  ist  gelegent- 
schlechter,  welche  diese  Praxithea  in  ihre  lieh  in  loi{i6g  verschrieben)  auf  Grund  eines 
Genealogien  einreihten,  die  Kephisieis  und  delphischen  Orakelspruches  seine  Töchter  ge- 
Phrasidai,  vgl.  Toepffer,  Attische  Genealog.  292  opfert.  Diese  Version  erzählen  sowohl  die  oben 
u.  311.  genannten  Quellen,  welche  den  Namen  Praxi- 
2)  Als  Quellnymphe  (vv^ttpr]  vr\Lg),  Gemahlin  30  thea  und  daneben  als  Namen  der  jüngeren 
des  Erichthonios  und  Mutter  des  Pandion  Schwester  Eubule  und  Theope  (bezw.  Theo- 
wird Praxithea  bezeichnet  bei  Apoüodor.  3,  14,  pompe:  Schol.  Aristid.  =  Schol.  Lihan.  a.  a.  O.) 
6,  6,  wo  die  Handschriften  TlQaai&E(x  bieten  erwähnen,  wie  auch  manche  andere,  welche 
(Benedictus  Aegius  schrieb  Tlaai&to:)  und  wo  dabei  keine  Namen  der  Töchter  nennen,  z.  B. 
Tzetzes  'pQaai&ea  las;  vgl.  Tzetz.  Chil.  1,  174.  Paus.  1,  5,  2,  Schol.  Thukyd.  1,  20,  Etym. 
5,671.  Ob  das  einfache  Schreibfehler  sind  Magn.  560,  34  =  Lex.  rhetor.  bei  Bekker,  Anecd. 
oder  ob  jemand  die  Gemahlin  des  Erichthonios  Gr.  1,  277,  Hesych.  s.  A£coy.6qiov,  Cic.  nat.  deor. 
von  der  Gemahlin  des  Erechtheus  durch  eine  3,  19,  50,  Aristid.  Panathen.  1,  199  (1,  191  Din- 
andere  Namensform  absichtlich  unterscheiden  dorf),  Liban.  Decl.  13  p.  40  Morell,  Schol. 
wollte,  steht  dahin.  Wie  aber  Erechtheus  und  40  Demosth.  3,  12,  Theodoret.  Graec.  affect.  cur.  8, 
Erichthonios  ursprünglich  identisch  waren  (s.  26  u.  a.  Über  die  mutmafsliche  Quelle  der  im 
oben  Bd.  1,  Sp.  1296)  und  wie  Pandion  sowohl  allgemeinen  übereinstimmenden  Stellen,  näm- 
Sohn  des  Erichthonios  als  auch  des  Erech-  lieh  Phanodemos  (Harpokrat.  s.  Ascoxoqslov) 
theus  heifst  (s.  oben  Bd.  3,  Sp.  1517),  so  war  vgl.  Toepffer,  AU.  Geneal.  40  und  Schwabe  in 
jedenfalls  ursprünglich  die  Gemahlin  des  Erech-  Leipziger  Studien  4,  136  (wo  irrtümlich  Pam- 
theus  auch  identisch  mit  der  Gemahlin  des  philos  genannt  ist) ;  auch  die  Tragödie  hatte 
Erichthonios  und  die  richtige  Namensform  war  diesen  Stoff  verwertet  (vgl.  Iheodoret.  Graec. 
riQat,i&£u.  Pandion  und  seine  Sagen  sind  affect.  cur.  7,  43).  Abweichend  heifst  es  bei 
attisch-megarisch  (s.  oben  Bd.  3,  Sp.  1516  ff.);  Hieronym.  advers.  Iovinian.  1,  41  (Migtie  Patr. 
seiner  Mutter  Praxithea  in  Athen  entspricht  50  Lat.  23,  270):  Chalcioccus  quoque  illa  fdia  Leo 
die  megarische  (Göttin  Praxis  (Kurzform  zu  virgo  perpetua pestilentia  patriam  scribitur  spon- 
Praxithea),    auf   deren    einstigen   Kult    die   in  tanea  morte  solvisse. 

Megara    verehrte    Aphrodite  Praxis    (Paus.    1,  4)  Gemahlin  des  Keleos,  Mutter  des  Demo- 

43,  6)  zurückgeht.  phon    und   Triptolemos,    Apoüodor.  1,  5,  1,  4. 

3)  Als  Tochter  des  Leos  begegnet  Uoagiftta:  1,  5,  2.     Sie  heifst  sonst  Metaneira.     Die  ältere 

bei  Aelian.  var.  hist.  12,  28   und  Aeueas  Gaz.  Sage  erzählte,  dafs  Demophon  (s.  oben  Bd.  1, 

Theophr.  p.  83  (nur  in  einigen  Handschriften:  Sp.  988)  von  Demeter  im  Feuer  unsterblich  ge- 

vgl.  Theox>hylactus  ed.  Boissonadeip.  23$;  Migne  macht  werden  sollte,   dafs  aber  Metaneira  die 

Patrol.  Gr.  85,  1004  Anm.  63),   Soccoifttu:   bei  Göttin  störte  und  Demophon  deshalb  statt  der 

Schol.  Aristid.  Panathen.  119  (Dindorf  3,  112)  60  Unsterblichkeit  nur  grofse  Ehren  erlangte  (Hom. 

=    Schol.   Liban.  Declam.   27    (Morell   1,  605),  hymn.    in    Ger.   161  ff.).     Als    die   Triptolemos- 

Phot.  s.  AbomÖQiov,   Apostol.   10,   53   (über  die  Sage  die  Demophon-Sage  verdrängt  hatte,  gab 

Wertlosigkeit  dieser  Stelle  vgl.  Crusius,  Philol.  man   der  letzteren   die  Wendung,    dafs  Deino- 

50,  30  und  bei   Pauly-Wissoiva,   Beal-Encycl.  phon,    als    die    Mutter    die   Feuertaufe    störte, 

2,   182),    <Pa6iAT8(x:    bei    Schol.  Demosth.  54,    7,  verbrannt  sei.    Bei  Apoüodor.  a.  a.  0.,  wo  sich 

Suid.  s.  AtcaxÖQiov  und  in  einigen  Handschriften  diese    Kombination    findet,    heifst    die    Mutter 

des    Schol.  Aristid.   a.  a.  0.     Allein    der   Ver-  einmal    Metaneira    (övrog    dh    xi\    tov    Ktlsov 

gleich   dieser  Stellen   zeigt,    dafs   sie   alle   auf  yvvcay.l  Msxccveiqk  TtcciSiov)  und  zweimal  Praxi- 


2933                     Praxonides  Premarres                     2934 

thea  (£7i£T7]QiiG£v  i]  TlQu^ifthu  und  ferner  Tqi-x-  darstellt,  die  Figur  zur  Rechten  nicht  preale, 
xoltuco  &h  toi  rtQtaßvTtQco  xü>v  np<xh,i&£<xg  Trat-  sondern  maris  .  .  usta  heifst.  Beide  sind  sach- 
8(ov).  Die  Herausgeber  eliminieren  gewöhnlich  lieh  nicht  identisch,  denn  der  maris  ist  bärtig, 
den  Namen  Praxithea;  doch  ist  es  viel  wahr-  der  preale  unbärtig,  und  auch  sonst  weicht  die 
scheinlicher,  dal's  umgekehrt  der  Name  Meta-  Darstellung  etwas  von  einander  ab,  allein,  dafs 
neira  als  ein  Zusatz  aus  der  bekannteren  Sagen-  beide  ähnliche  Gottheiten  sind,  ist  selbstver- 
f'orm  zu  streichen  ist.  ständlich.  Da  nun  die  verschiedenen  als  maris 
5)  In  dem  Verzeichnis  der  Thespiaden  bei  bezeichneten  Gottheiten  (vgl.  s.  v.  Bd. 2,  Sp.  2377) 
Apollodor.  2,  7,  8,  7  wird  der  Name  Praxithea  „zweifellos"  zum  Mars  Beziehung  haben,  ob- 
für  eine  Tochter  des  Thespios  genannt,  die  von  10  wohl  die  Namen  schwerlich  mit  einander  zu- 
Herakles Mutter  des  Nephos  geworden  sei.  sammenhängen,  so  gilt  das  natürlich  auch  von 

[Jessen.]  preale.      Für    eine    sprachliche    Deutung    des 

Praxonides  inpc('£,cüvidwg),  Vater  des  Iphitos,  Namens  preale  fehlt  es   an  jeglichem  Anhalt, 

des  Erneuerers   der  olympischen  Spiele,  Paus.  [C.  Pauli.] 

5,  4,  6.     Nach  Fhlegon  Ol  1  (F.  H.  G.  3,  602  Preamarres   (Ilpfauappfig).     Eine  fragmen- 

=  Paradoxogr.  Westcrmann  p.  205)  war  er  ein  tierte  Inschrift  aus   Hawara  enthält  eine  von 

Heraklide.     Bei     Euseb.     %povoyp.    gvvx.    (ed.  einem  7cpoyriti]g  des  Gottes  Suchos  dem  [rZp]sa- 

Schoene  1  Appendix  IV  p.  64  r.  Zeile  19)  steht  guppel  dargebrachte  Weihung,  Flinders  Petrie, 

statt  "Iytxog:    'HcpcciGTog  üpa^iovidov  Ai'ucovog  Hawara,   Biahmu  and  Arsinoe   VH,  2.     Nach 

(1.:  At(wvog).  Vgl.  Bd.  2  Sp.  314,  30ff.     [Höfer.]  20  Strack,    Archiv  f.   Papyrusforschung  3   (1903), 

Preale    (preale)    ist    der    etruskische    Name  136,17  ist  dieser  Gott  identisch  mit  Premarres 

eines  bei  der  Geburt  der  Pallas  aus  dem  Haupte  (s.  d.).     [Höfer.] 

des  Zeus  anwesenden  jugendlichen  Gottes.  Der  Preiia  (Tlgsitcc).  Die  Legende  auf  Münzen 
Name  findet  sich  nur  einmal,  und  zwar  auf  von  Perge  in  Pamphylien  HANA^AZ  TTPEIIAZ 
einem  Bronzespiegel  unbekannter  Herkunft,  der  (Belegstellen  Bd.  3  Sp.  1955,  66  ff.  s.  v.  Per- 
sieh zuerst  bei  Herrn  Basseggio  in  Rom,  so-  gaia)  bedeutet  nach  Ramsay,  Journ.  of  hell. 
dann  bei  Herrn  Stenart  befand  und  jetzt  im  stud.  1,  246  soviel  als  MANÄZZAZ  TT.  =  fder 
königlichen  Museum  in  Berlin  (Nr.  2979)  auf-  Herrscherin  (ava66a)  von  Perge',  Tlgsuag  = 
bewahrt  wird,  nicht  im  britischen  Museum,  Iltpytxiccg  (anders  BergJc,  Zeitschr.  f.  Numism.  11 
wie  Fabretti  irrtümlich  angiebt.  Der  Spiegel  30  [1884],  334  ff.  s.  d.  Art.  Sanape).  Vgl.  auch 
wurde  herausgegeben  von  Braun,  Oreste  stretto  P.  Kretschmer,  Kuhns  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprach- 
al  parrieidio  dal  fato  (Roma  1841)  und  in  den  forschung  33  (1895),  260.  267.  Rapp,  Besieh- 
Annali  des  Instituts  23  (1851)  S.  141 — 150,  von  ungen  des  Dionysoskultus  zu  Thrakien  u.  Klein- 
Gerhard,  Etr.  Spiegel  4,  12,  von  Fabretti,  Corp.  asien  32.  Ramsay,  Church  in  the  Roman  empire 
Jnscr.  Ital.  no.  2478  und  Friederichs,  Berlins  138.  M.  P.  Nilsson,  Griech.  Feste  256.  [Höfer.] 
antike  Bildwerke  2  (1871)  51  Nr.  38.  Abgebildet  Prema  s.  Indigitamenta. 
ist  er  in  den  Annali  1.  c.  tav.  G.  H.  und  bei  Premarres  (Ilpsuccppiig),  ägyptischer  Gott 
Gerhard  1.  c.  Taf.  CCLXXXIV  no.  1.  Die  Dar-  auf  einer  Weihinschrift  aus  Dirne  im  Fayum: 
Stellung  ist  folgende:  In  der  Mitte  befindet  "T\6i§i  Lovovdti  &t[ä]  asyioxy  %ccl  Ap7to%pdxr] 
sich  Zeus  (etr.  tinia),  aus  dessen  Haupt  die  40  xcä  TIq£ucc[q]q£i,  &tolg  tv%ccQLoToig  Jtovv6iog  .  .  . 
gewappnete  Pallas  (etr.  menrva;  hervorkommt;  zrjv  zig  %[r\}v  aitb  xov  8q6[iov  IlQSuaQQsiovg 
zwei  Göttinnen  leisten  dem  Zeus  Geburtshülfe,  ayovaav  bv&üuv  öSbv  in\V\  xbv  vccßXcc  (so!)  xal 
rechts  von  ihm  Iuno  (etr.  uni),  links  -9-alna;  rav  ytyvgecg  7tgbg  sv%t[Q£iccv]  iodoTioi7iuiv7]v 
links  von  der  •fralna  sitzt  laban  (rectius  laran,  slg  a.gq>6r\s  |pa  xa.  Uqu  xr\\v  x£  d]u7tävnv  y.cä 
s.  das.),  rechts  von  der  Iuno  unser  preale,  beide  xbv  ßcouoiu  Strack,  Die  Dynastie  der  Ptolomaeer 
jugendliche  Götter  von  sehr  ähnlicher  Dar-  265  nr.  141.  Mahaffy,  Hermathena  21  (1896), 
Stellung,  nur  dafs  laran  einen  Helm  aufhat,  244.  Dittenberger,  Orient.  Graec.  inscr.  1,  175 
preale  hingegen  barhäuptig  ist.  Eine  genauere  p.  254.  Wvssely,  Karanis  und  Soknopaiii-Nesos 
Bestimmung  des  preale  ist  nicht  möglich.  Ne-  (—  Denkschr.  d.  kais.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien 
gativläfst  sich  folgendes  sagen:  Die  Dioskuren,  50  phil.- bist.  Classe  1902,  IV)  S.  166  zu  S.  56; 
woran  Gerhard  denkt,  sind  laran  und  preale  vgl.  Grenfell-Hunt,  Fgypt  Exploration  Fund. 
nicht,  denn  diese  behalten  bei  den  Etruskern  Arch.  Report  1900/1901  p.  5.  Fayum  Toicns 
ihre  griechischen  Namen  bei,  und  überdies  ist  and  their  Papyri  p.  22.  U.  Wilcken,  Arch.  f. 
laran  zweifellos  =  Mars  (vgl.  s.  v.  laran  und  Papyrusforsclmng  3,  240.  Die  Accentuation 
aufserdem  Pauli  in  Etudes  de'die'es  a  Mr.  C.  Lee-  und  die  Form  des  Nominativs  des  Gottes- 
nians  [Leiden  1885]  S.  228);  an  griechisch  namens  steht  nicht  fest:  Strack  a.  a.  O.  p.  280 
7iQvXtg  zu  denken  (Gerhard),  ist  lautlich  nicht  (Index)  schreibt  TlQsuäQpig,  W.  Otto,  Priester 
möglich,  auch  Vulcan  kann  der  preale  nicht  u.  Tempel  im  hellenistischen  Aegypten  1,  6 
sein,  denn  jener  heifst  auf  etruskisch  se#lahs  Anm.  1  noeuccppfig.  Die  letztere  Form  scheint 
und  müfste  den  Hammer  haben,  wie  auf  dem  60  vorzuziehen,  da  in  den  Worten  der  oben- 
Spiegel  bei  Gerhard  1  tab.  LXVI,  der  dieselbe  stehenden  Inschrift  öqouov  {dpöiiog  „steinge- 
Geburtsscene  der  Pallas  enthält  und  wo  über-  pflasterter  und  meistens  mit  zwei  Reihen 
dies  der  se-ölaiis  nur  allein  ist  ohne  die  zweite  Sphinxe  geschmückter  Platz,  der  vor  dem  ersten 
Göttergestalt,  eben  den  laran.  Positiv  läfst  Pylonpaare  der  Tempel  [Eingang  zum  inneren 
sich  nur  sagen,  dafs  preale  eine  dem  Mars  Tempelhof]  lag",  Otto  a.  a.  O.  284)  IJqs- 
(laran)  ähnliche  Gottheit  sei.  Das  wird  auch  uappswvg  dies  der  Genetiv  zu  TlQfuccQQvg  (an- 
dadurch  bestätigt,  dafs  auf  dem  Spiegel,  Ger-  statt  IIpsLiapptovg)  zu  sein  scheint,  Mahaffy 
hard  4  tav.  CCLXXXIV  no.  2,  der  dieselbe  Scene  a.  a.  0.  246.    Dazu  kommt  die  ähnliche  Namen- 


2935                      Premnosia  Priamos  (s.  Familie)              2936 

form  aus  einer  Ortschaft  Apollonias  im  ro^bg  Presbon  (IJQtaßcov),  1)  Sohn  des  Phrixos  u. 

'Ag6ivoixi\g  bei  Mahaffy,  On  the  Flinders  Petrie  der  Iophassa,  einer  Tochter  des  Aietes;  zeugte 

t>         •  o        ,n  -7    rc             w  /                  •        \  mit  Buzyge,  der  Tochter  des  Lykos,  den  Kly- 

Papyn  2  p.  141  Z.  66:  noiviv.   (=  woivtxwvav)  4t      o         '*          j       n     r      ±        i       t-> 

o        ~  /•<!'    rr              '         / >     w   u      n         '*           „  menos  (Ilokapcoviaarig},  den  (jrrolsvater  des  Er- 

ÜCOßOV   i?)    llQSllCCVQkOVG      SO!      -47TO/l/.a)17aOOC,    WO  .                   -4  1       T»         v                         L-    1    T_-                 l      /-.      i 

■\  r      •      r,  i         v.   •              j        Ai4.        i       t>  ffinos.     Als  Presbon    aus  Kolchis   nach  Orcho- 

also   em  Palmenhain  um   den  Altar   des   Pre-  °                 ..  ,  ■,    ,               ,       .,        -,.    a.       ,  . , 

..,     ,       •    -j         i          i    u    „  menos  zurückkehrte,  traten  ihm  die  Sisyphiden 

manres   erwähnt  wird;  vgl.  auch  rreammares.  TT  ,.                  ,   IT                •■       ^,  ,          •     Jv,     p 

■nt     \      tt    Tir-7  7        u  •    m  j    ,«■       u         *j  Haliartos  und  Koronos  das  Erbe  seines  Grois- 

Nach    L.   Wilcken    bei    Mahaffu,    Hermathena  ,         ,,,              ,         ,       ..    ,  ,       TT  ,. 

r*    oi-   •  4.  d  «         ~    xt„     1    i„       «j.4.t«v.  vaters  Athamas  ab  und  gründeten  Haliartos  u. 

a.  a.  0.  24o  ist  Premarres  Marne  des  gutthch  -^          .       C1  ,   7      A        Ä    ,    H     ^D_     _     .  „_,, 

verehrten     Königs     Amenemhat     III,      dessen  „  Koroneia     ÄcÄ-oZ.    ^     fflodL  1,    186 .2,  1   22. 

Herrschername  Marres   oder  Manres    (vgl.  je-  10  ^S  h    de'sMkr        u  te^od^     d 

doch  auch  K.  Seihe,  Sesostris  [Untersuchungen  -,    "t,    .-, ,               •    t^,"  ,,      ^        «  ;   j1111".  r 

zur  Gesch    u    iltertumsJcunde   heraus«   von  K  der  Perikly™ene    u-    Eteoklymene,    Schot  Ap. 

[,,,     tt    in  ö    ^    o    «    -in\     „.L^™     „„•     t    a^.  Bhod.  1,  230.  Muller  ürchom.  141.  —  d>  Vater 

Sethe  H,  1     b.  6,  2.  S.  10)  gewesen  sei.    In  der  -.         .    ',    ,                  Q,                ~,    --      >       oa 

■       ^-n-1        .. 'i          •   J -P        j„     „  ,„-u  „„     4.  des    Aspledon    von    Sterope,    i?f.  Jf.  157,    32. 

ersten  hübe  wurden  wir   dann  das  auch  sonst  a  ,   ,    -X  _    ,H1          *\  a  L     *      -n    -i  i 

t>-i a                  *.-     u     t?-          „     „             „    i„4-„  Schol.  IL  2,  511.  —  4)  feohn  des  renklymenos. 

zur  Bildung  ägyptischer  hagennanien  verwendete  txt  *i     -n     -i  i                       •             •               m    i_i 

t,      c      ^    ojr       •.              u  i         tt^    c   •      7  Weil    Periklymenos     seiner    eigenen     lochter 

rraenx  TLotii-  zu  erkennen  haben,    W.  bpteqel-  „         ,  ,      ,  J  1  N  n        -.,            ,, ö                  -,. 

.     ^  t7-    i.               •    7,     v                    otf  Harpalyke  (s.  d.)  Gewalt  angethan,  setzte  diese 

oera,   Aeqyptischc   u.   ariecn.  xLiqennamen   31 1.  .,     l     v       v,      /,        oN  0  ,    B  ,       T>     ,        „ 

•/?        JVL                   J                 v        iHöfe   1  m  semen  (u-  ihren?)  Sohn,  den  Knaben  rres- 

L           '-'  bon,  zum  Mahle  vor,  worauf  sie  in  den  Vogel 

Premnosia   (IIqeiivoöLcc),    Quellnymphe  (vgl.  20  %alv.ig   verwandelt    wurde,    Schol.  II.  14,    291. 

Hesych.:  IJQt^vovaia  y.Qr'jvr]  iv  'Atxiwft),  welche  Vgl.  Parthen.  13,  wo  der  Vater  Klymenos  heilst, 

zusammen  mit  Arethusa  (kgt&o6a)  den  Scheiter-  Nonn.  Dion.  12,  72.    Bd.  1  Sp.  1837  f.     [Stoll.] 

häufen    des   Herakles   löscht,    während    dieser  Pretanos  (Ilgsrccvog),  Vater  der  Kelto,  welche 

auf  einem  von  Athena  geführten  Gespann  zum  dem  Herakles   den  Keltos   gebar,   Et.  M.  502, 

Olymp    emporfährt    (vgl.    über  diese  Darstell-  45.     [Stoll.] 

ungen    im    allgemeinen    Furtwängler    Bd.     1  Preugenes  (IlQsvyivrig),  ein  Achäer  aas  dem 

Sp.  2240;  vgl.  auch  die  ähnlichen  Darstellungen,  Eurotasthai,   Sohn  des  Agenor,   Vater  des  Pa- 

auf  denen  Hyaden  den  Scheiterhaufen  der  Alk-  treus    und   Atherion.     Nach    dem    Einfall    der 

mene  löschen  Bd.  1  Sp.  2755/58.   B.  Engelmann,  Dorier  zog  er  mit  seinen  Söhnen  nach  Achaia, 

Arch.  Studien  zu  den  Tragikern  53  Fig.  18.  55  30  wo    er    mit    denselben    die    nach  Patreus   be- 

Fig.    19),    Gemälde    auf    einer    attischen    Vase  nannte  Stadt  Patrai  gründete.     Er  hatte   hier 

(abg.  Monum.  delV  Inst.  4,  41.    Jahreshefte  des  mit  seinen  Söhnen  Standbilder  und  ein  Grab- 

oest.  arch.  Inst.  8  [1905],  149   Fig.  34  und  das.  mahl  und  genofs  mit  Patreus  heroische  Ehren, 

R.  Engelmann,  S.  148),  C.I.G.  4,8398.  I.Roulez,  besonders  in  Verbindung  mit  dem  Kultus  der 

Annali ld (184:7), 271.  de  Witte,  Description  d'une  Artemis   Limnatis,    deren  altes   Kultusbild    er 

collection    de    vases    peints  .  .  .   provenant    des  aus  Sparta  nach  Patraia  gebracht  haben  sollte. 

fouüles   de   V  Etrurie  nr.  96   p.  52.     O.  Jahn,  Paus.  3,  2,   1.    7,  6,  2.     7,  18,  3.    4.    7,  20,  3. 

Vasensammlung   König   Ludwigs    384    p.    127.  4.    5.     Curtius  Peloponnes  1,   414.   436  f.   443. 

Vasenbilder  p.  24   nr.  m.     Heydemann,  Satyr-  G.  Gilbert,  Studien  zur  altspart.  Geschichte  57. 

u.  Bakchennamen  p.  25  nr.  1.     [Höfer.]  40  M.   P.  Nilsson,   Griech.   Feste  59,   212.     Vgl. 

Presba    (llQk6ßa),    Presbeira    <TlQtoßtiQcc),  Patreus.     [Stoll.] 

Beiname  von  Göttinnen,  der  nicht  sowohl  das  Priamos  (ngiccpog).    1)  Sohn  des  Laomedon, 

Alter,    als   die  hoheitsvolle  Würde  bezeichnet,  König  ■  von    Troia    zur    Zeit    des    troianischen 

Nägelsbach- Autienrieth  Homer.   Theologie-  101.  Kriegs,   spielt  sonst,   so   oft  er  auch  erwähnt 

C.  Strube ,    Studien   über   den    Bilderkreis   von  wird,    in    der    Sage    keine    irgendwie    hervor- 

Eleusis  (Diss.  Leipzig  1869)  S.  21.     v.  Wilamo-  ragende   Rolle.     Er    ist    eben    der   König    von 

witz,  Sitzungsber.  der  K.  Preufs.  AJcad.  d.  Wiss.  Troia ,  und  der  Sänger   der  Bios  zeichnet  ihn 

1901,  72,  1.     Es    heifst   daher  besonders  Hera  als   das   greise,   ehrwürdige  Haupt  einer  zahl- 

rtQt'oßct  &£tc,   Hom.  11.  5,  721.    8,  383.    14,  194.  reichen  Familie,  den  patriarchalisch  waltenden, 

243;  vgl.  4,  59.    Orph.  Arg.  828;  aber  auch  Ate  50  bis  zur  Schwachheit  milden,    gerechten  König 

("Arv)  wird  nosaßa  Aibg  &vyäri]Q  genannt,  Hom.  eines   mächtigen  Reiches,   der  aber  nur  selten 

II.  19,  91;  Hestia  heifst  &bd)v  ngsaßtiga,  Hom.  in  den  Gang  der  Ereignisse  eingreift. 
Hymn.  in  Ven.  32,  wie  sie  ähnlich  Find.  Nem. 

11,  6  itQwra  &iüv  nennt.  Isis  itgtoßu  bez.  Familie  des  Priamos. 
7tQtaßiatri  8-  Bruchmann,  Epith.  deor.  p.  162,  Seinen  Stammbaum  lernen  wir  II.  20,  215  ff. 
vgl.  Bd.  2  Sp.  512,  62  ff.  Hekate  notoßkioa,  aus  dem  Munde  des  Aineias  kennen.  Der 
Pariser  Zauberpapyrus  2272  (Denkschr.  d.  K.  Stammvater  ist  Dardanos,  der  Gründer  von 
Akad.  d.Wiss.  in  Wien  36  [1888]);  Rhea,  Orph.  Dardanie  an  den  Hängen  des  Ida,  iitti  ov  itm 
hymn.  27,  13;  Physis,  ebend.  10,  2.  Merkwürdig  "IXiog  Iqt]  iv  Tteduo  Ttt-xöliaro,  dann  folgt  Erich- 
ist Soph.  (fr.  548  iV.2)  bei  Hesych.  s.  v.  Au'ig:  60  thonios,  auf  diesen  Tros,  der  Fürst  der  Troer. 
Jalg  ftältia  (ßälsia,  Strube  a.  a.  O.)  7iQtaßiarr]  Dieser  hatte  drei  Söhne:  Ilos,  Assarakos  und 
&stöv;  s.  Dais.  Vgl.  TtpioßtiQu  'Eqivvcov,  Ew.  Ganymedes.  Von  Assarakos  stammt  über  Kapys 
I.  I.  963,  und  die  Parodie  bei  Arist.  Ach.  883,  und  Anchises  Aineias,  von  Ilos  über  Lao nie- 
der einen  grofsen  kopaischen  Aal  ngtoßkiga  %(av  don  Priamos.  Als  Brüder  des  Priamos  nennt 
■n.£v%i'}Y.ovxa  KcoTiüScov  koq&v  nennt.     [Höfer.]  unsere   Stelle   den   Tithonos,   Lampos,  Klytios 

Presbiste  Beiname   von   Göttinnen    wie  JTjj,  und  Hiketaon.     11.  6,  23  und  Apollodor  3,  12, 

A/v£;   s.   Bruchmann,   Epith.  Deor.   s.  v.     Vgl.  3,  8   nennen  neben  ihnen  noch  Bukolion,   den 

Presba.     [Röscher.]  Laomedon    mit    der    Nymphe    Kalybe    zeugte, 


2937       Priamos  (Söhne  u.  Töchter) 


Priamos  (Söhne  u.  Töchter)       2938 


Diodor  3,  67  den  Thymoites  (Serv.  z.  Vergil 
Aen.  2,  32,  vgl.  11.  3,  146,  wo  aufser  Thymoites 
auch  Lanipos,  Hiketaon  und  Klytios  in  der 
Begleitung  des  Priamos  erscheinen,  ohne  als 
seine  Brüder  bezeichnet  zu  sein).  Die  Schwe- 
stern des  Priamos  sind  nach  Apollod.  a.  a.  0. 
Hesione,  Killa  und  Astyoche,  nach  Apollod. 
epit.  3,  24  Prokleia,  von  Kyknos  Mutter  des 
Tenes,  epit.  6,  15  c  Aithylla,  Astyoche  und 
Medesikaste.  Bei  Pol y aen  7,  47  (s.  Gruppe,  10 
Gr.  Myih.  219)  findet  sich  noch  Anthia. 

Die  Mutter  des  Priamos  wird  bei  Homer 
nicht  genannt.  Apollod.  3,  12,  3,  8  nennt  sie 
Strymo,  Tochter  des  Skamandros,  nach  Htlla- 
nikos  Schol.  II.  3,  250,  oder  Plakia,  T.  des 
Otreus,  oder  Leukippe,  (n.  Pherekyd.  b.  Tzetz. 
E.reg.  II.  p.  38,  11). 

Frauen  des  Priamos.  1)  Arisbe,  die 
Tochter  des  Merops,  die  Priamos  nach  Apd. 
a.  0.  zuerst  heiratete  und  dann  nach  der  Ge-  20 
burt  des  Aisakos,  der  von  seinem  mütter- 
lichen Grofsvater  die  Kunst  der  Traumdeutung- 
erlernte,  dem  Hyrtakos  abtrat,  wird  in  der 
Ilias  nicht  erwähnt.  Hier  erscheint  als  die 
rechtmäfsige  Gemahlin  des  Königs  2)  Hekabe 
(s.  d.),  von  der  er  die  meisten  Kinder  hatte 
II.  24,  496  f.,  daneben  noch  3)  Laothoe, 
Tochter  des  Lelegerkönigs  Altes  in  Pedasos 
am  Satnioeis,  II.  21,  85 ff.;  22,  48 ff.  die  Mutter 
des  Lykaon  und  Polydoros,  und  4)  Kastia-  30 
neira  von  Aisyme,  II.  8,  302  ff. ,  Mutter  des 
Gorgythion. 

Söhne  und  Töchter. 

Berühmt  ist  Priamos  besonders  durch  seinen 
Kinderreichtum.  Vor  Achilleus  knieend  klagt 
er  II.  24,  493  ff.,  dafs  von  den  50  Söhnen,  die 
er  am  Anfang  des  Krieges  gehabt,  die  meisten 
ihm  erschlagen  worden  seien,  19  habe  ihm  ein 
Schofs  geboren,  die  andern  habe  er  mit  andern  40 
Frauen  erzeugt.  Jene  19  sind  als  Kinder  der 
Hekabe  und  damit  als  die  yvr\aioi  zu  betrachten, 
die  mehrfach  von  den  vofroi  unterschieden 
werden.  Die  in  der  Ilias  vorkommenden  echten 
Söhne  erreichen  aber  diese  Zahl  nicht,  ja  nicht 
einmal  wenn  die  Töchter  mit  eingerechnet 
werden.  Einen  kleinen  Katalog  giebt  Ilias 
24,  249  ff.  Hier  ruft  Priamos  die  noch  leben- 
den Söhne  herbei:  Agathon,  Agauos  resp.  Dios, 
Antiphonos,  Deiphobos,  Helenos,  Hippothoos,  50 
Pammon,  Paris,  Polites  und  klagt  um  die 
besten  der  gefallenen:  Hektor,  Troilos,  Mestor, 
von  denen  die  beiden  letzteren  sonst  in  der 
Ilias  nirgends  erwähnt  werden.  Als  Söhne  des 
Priamos  von  Hekabe  lassen  sich  aus  anderen 
Stellen    der  Ilias    folgende    acht    feststellen: 

I)  Hektor,  der  von  Ibykos,  Alex.  Aitolos, 
Euphorion  und  Lykopliron  als  Sohn  des  Apollon 
bezeichnet  wird,  2)  Paris-Alexandros,  3)  Dei- 
phobos, 12,94.  13,156.  2,  224ff.,  4)  Helenos,  60 
6,  76.  12,  94.  13,  576.  5)  Pammon  nur  II. 
24,  250,  vgl.  Apd.  3.  12,  5.  6)  Polites  2,  791. 
13,  533.  24,  251  und  sonst.  7)  Antiphos  77. 
11,  101  ff.  8)  Troilos,  nur  11.  24,  257,  von 
Apd.  a.  a.  O.  auch  als  Sohn  des  Apollon  be- 
zeichnet.   Bei  9)  Agathon,  10)  Antiphonos, 

II)  Hippothoos,    12)  Dios  (Agauos)  II.  24, 
249  ff.    bleibt   unentschieden,   wer    die    Mutter 


war,  ebenso  bei  13)  Mestor,  II.  24,  257. 
Apollodor  nennt  statt  Hippothoos  unter  den 
Söhnen  der  Hekabe  den  Hipponoos,  und  führt 
jenen  unter  den  Söhnen  der  anderen  Frauen 
auf,  ebenso  den  Agathon  und  Mestor,  nr.  10  An- 
tiphonos und  12  Dios  nennt  er  überhaupt  nicht. 
Den  von  Apollodor  unter  den  yvr\<uoi  aufge- 
führten Polydoros  kennt  die  Ilias  nicht. 

Weitere  Söhne  von  anderen  Frauen  sind 
in  dev  Ilias:  14)  Polydoros  20,  407,  von  Achill 
getötet  22,  46,  und  15)  Lykaon  21,  34  ff.,  von 
Achill  getötet  22,  46,  beides  Söhne  der  Laothoe. 
16)  Echemmon  und  17)  Chromios  5,  159  ff. 
18)  Doryklos  11,  489.  19)  Demokoon  4, 
499.  20)  Kebriones  8,  318.  16,  738  u.  ö. 
21)  Isos  11,  101.  22)  Gorgythion,  Sohn  der 
Kastianeira,  8,  302  ff. 

So  finden  wir  in  der  Ilias  insgesamt  22  Söhne 
des  Priamos  mit  Namen  erwähnt.  Dazu  kommen 
noch  eine  Anzahl  von  Namen,  die  von  Apollodor 
als  Söhne  des  Priamos  bezeichnet  werden,  in 
der  Ilias  aber  keine  Angabe  des  Vaternamens 
haben,  Aretos,  17,  497.  517;  Chersidamas  und 
Deiopites  11,  420—423;  Dryops  20,  455;  Hippo- 
damas20,402;  Hypeirochos  11,335;  Melanippos? 
II.  8,  276  oder  16,  695.  Sind  diese  als  Söhne 
des  Priamos  zu  verstehen,  so  kämen  insgesamt 
29  heraus.  Melanippos  und  Idaios  nennt  als 
Priamos'  Söhne  Ptolem.  Hephaestio  lib.  5  bei 
Photius  p.  483,  s.  Hygin  fab.  90  in  Stavcren, 
Mythographi  latini.  Die  Zahl  50  erreicht  auch 
Apollodors  Katalog  nicht  (3,  12,  5).  Hier  kommt 
als  Erster  Aisakos,  der  Sohn  der  Arisbe,  dann 
10  Söhne  der  Hekabe  und  endlich  36  Söhne 
anderer  Frauen,  zusammen  47.  Der  Katalog 
Hygins,  fab.  90  weicht  mehrfach  ab,  auch  sind 
viele  Namen  entstellt;  im  ganzen  sind  es  37. 
In  der  alphabetischen  Zusammenstellung  der 
Namen  bei  Apollodor  sind  die  Söhne  der  Arisbe 
und  Hekabe  etwas  nach  links  gerückt.  Der 
Name  Chro-eresos  ist  vielleicht  zusammenge- 
flossen aus  Chromios  (s.  Apollodor)  und  Eresos; 
s.  Paus.  10,  27,  3. 
Apollodor  3,  12,  5,  6  ff.  Hygin  f.  90. 

Agathon  II.  24,  249.       Agathon 

Aigeoneus 
Aisakos,  S.  d.  Arisbe 

Antiphos,  S.  d.  Hekabe       Antinous      (=     Anti- 
11.  11,   101.  phos?) 

Archemachos  Aromachus  (=  Arche- 

machos '?) 

Aretos   II.  17,  497. 
517    ohne   Vater- 


namen 
Askanios 
Astygonos 
Atas 
[Axion    Lesches  bei 

Paus.   10,   27,  1] 
Bias 

Chersidamas  (II.  11, 
423  ohne  Vater- 
namen) 

Chromios  (II.  5,  159) 

Deiopites  (II.  11, 
420,  0.  V.) 


Ascanius 
Astynomus 
Atreus  (=  Atas?) 
Axion 

Biantes 

Brissonius 

Chirodamas 


Chroeresus  (='?)  s.  0. 

Chrysolaus 

Diophites 


2939       Priamos  (Söhne  u.  Töchter) 


Priamos  (Name) 


2940 


Deiphobos  II.  passim 

Deiphobus 

Diastor  (= 

Mestor?) 

DemokoonlZ.  4,499. 

Dolon 

Doryklos  IL  11,489. 

Doriceps  (= 

=  Doryclus) 

Dryops  (IL  20,  455, 

Dryopon 

o.  V.) 

Echemmon     (1 l.     5, 

159) 

Echephron 

Euagoras 

Euagoras 

Euandros 

Euander 

Glaukos 

Hilagus  (= 

Glaucus?) 

Gorgythion     II.     8, 

Gorgition 

302. 

Hektor  II. 

Hector 

Helenos  II. 

Helenus 

Hippodamas  II.  20, 

Hippasus 

401  nicht  als  Sohn 

des  Pr. 

Hipponoos 

Hipposidus  und  Hippo- 

Hippothoos    H.    24, 

trochus 

fehlen  im 

251. 

Lex.  2 

Sp.  269  f. 

Hypeirochos  IL  11, 

Hyperiscus 

835  nicht  als  Sohn 

bezeichnet 

Hyperion 

Idomeneus 

Kebriones27.  passim. 

Geryones  = 

Cebriones 

Klonios 

Laodokos 

Lykaon  77.  21,   34. 

22,  46. 

Lysithoos 

Melanippos  (2  Troer 

dieses  Namens  o. . 

Angabe  desVaters 

i7.  8,  276.  16,  695, 

ein    dritter  heilst 

Sohn    Hiketaons, 

15,  546.) 

Mestor  77.  24,    257. 

(s.  Diastor) 

Apollod.   Epit.   3, 

32. 

Mylios 

Pammon  IL  21,  250. 

Paris  77. 

Alexander  - 

=  Paris 

Philaimon 

Palaimon 

Polites  IL  passim. 

Polipes,  s.  Polites 

Polydoros    (dieser    P. 

Polydorus 

nicht  in  Uias) 

Polymedon 

Polymetus 

Proneu  s  (füi 

•üioneus?) 

Telestas 

Protodamas 

Troilos 

Troilus 

1  -f-  10  -f  36  =  47 

37 

Weder  Apollodor  noch  Hygin  hat  die  beiden 
IL  24,  249  f.  erwähnten  Söhne  Antiphonos  und 
Dios;  hätte  jener  diese  und  den  von  Lesches 
in  der  kleinen  Ilias  nach  Paus.  10,  27,  1  ge- 
nannten Axion  noch  hinzugenommen,  so  wäre 
die  Zahl  50  voll. 

Von  Töchtern  des  Priamos  erwähnt  die  Ilias 
nur  Kassandra  13,  365.  24,  699,  Laodike, 
vermählt  mit  Antenors  Sohn  Helikaon,  3,  121  ff., 
6,  252,  und  Medesikaste  13,  173,  Bastard- 
tochter, vermählt  mit  Imbrios  von  Pedäon, 
Apollodor  Kreusa,  Laodike,  Polyxene,  Kasandra 


als  Töchter  der  Hekabe,  Medusa,  Medesikaste, 
Lysimache,  Aristodeme  von  andern  Frauen, 
Hygin  'f.  90  Lyside  (?)  Polymena  (=  Poly- 
xena,  s.  fab.  110),  Laodice,  Ethionome  (?), 
Phegea,  Henicea,  Demnosia  (Demoanassa?), 
Cassandra,  Philomela,  Demosthea  (?)  Lysia- 
nassa  (=  Lysimache  ?),Iliona,  Nereis,  Medusa,. 
Hero,  Creusa,  von  denen  sich  5  bis  6  mit 
Apollodorischen  Namen  decken.  Als  Tochter 
10  des  Priamos  nennt  Pausanias  10,  26,  9  nach 
Stesichoros  Kostoi  Aristomache. 

Während  die  Ilias  von  50  Söhnen  des 
Priamos  redet,  gibt  Euripides  Iroad.  135  die 
Zahl  der  Kinder  überhaupt  auf  50  an.  Diese 
runden  Zahlen  bezeichnen  eben  den  fast  sprich- 
wörtlichen Kinderreichtum  des  Königs,  der 
zugleich  zu  der  Ausdehnung  des  Machtbereichs 
des  Priamos  nach  der  Vorstellung  der  Sage 
nicht  wenig  beigetragen  hat. 

20 

Der  Name  Priamos. 

Über  die  früheren  Schicksale  des  Priamos 
berichtet  Homer  nur  (IL  3,  184),  dafs  er  einst 
als  Bundesgenosse  des  Phrygers  Otreus  (s.  d.) 
und  Mygdon  die  Amazonen  am  Sangarios  be- 
kriegte. Die  Trennung  von  seiner  ersten  Ge- 
mahlin Arisbe  und  seine  Vermählung  mit 
Hekabe,  der  Tochter  des  Phrygers  Dymas  und 
Schwester   des   Asios   (IL  16,  717)   und  Otreus 

30  (Schol.  IL  3,  189),  dürfte  dem  Bestreben  ent- 
sprungen sein,  sich  die  Hilfe  mächtiger  Nach- 
barn gegen  einen  wiederholten  Angriff  von  der 
See  her  zu  sichern.  Denn  in  seine  Jugend 
fällt  die  erste  Zerstörung  Ilions,  durch 
Herakles,  II.  5,  641  ff.  Nach  Apollodor  2,  6,  4 
kommen  hierbei  Laomedon  und  seine  Söhne 
bis  auf  Podarkes  um.  11.  3,  146  f.  werden 
Klytios,  Hiketaon,  Lampos  und  Thymoites  noch 
unter    den    Begleitern    des    Priamos    genannt, 

40  ohne  dafs  mit  Sicherheit  sich  ergibt,  dafs  es 
die  Brüder  des  Priamos  sind.  Seine  Schwester 
Hesione,  die  einst  von  Herakles  von  dem  Meer- 
ungeheuer befreit  (Ap.  2,  5,  9,  11  f.),  jetzt  dem 
Telamon  als  Siegespreis  geschenkt  wird,  erhält 
die  Gnade,  einen  Gefangenen  loszukaufen.  Sie 
kauft  mit  ihrem  Schleier  den  Podarkes  los 
und  davon  soll  dieser  den  Namen  Priamos 
bekommen  haben. 

Dafs  derselbe  nicht  von  Ttpiccc&eu  herkommtr 

50  liegt  auf  der  Hand.  Die  äolische  Nebenform 
lautet  TltQQcaiog  oder  TU gcc^og  (Etym.  M.  s.  v.), 
was  einem  TIsQia^og  entspricht,  wie  %£c>QO%og 
bei  Sapplio  fr.  92  =  it£Qio%og.  Dies  führt  auf 
eine  Vergleichung  mit  Tltp/c^uo?  und  ntQyau.cc. 
Letzteres  wird  erklärt  als  HsqIccu.cc,  das  Phot. 
p.  413,  6  Schol.  Plat.  p.  60  und  Huidas  s.  Hsq- 
yayuov  mit  vipr{kä  wiedergeben,  also  die  hervor- 
ragenden Gebäude  der  Stadt,  die  Burg.  Dar- 
nach  wäre   nsgiafiog    der   Hervorragende,    der 

60  Hohe,  der  König,  wie  auch  Hesych  s.  v.  tcsqqcc- 
fjoc  =  ßccailsvg  setzt;  vgl.  Gruppe,  Gr.  Myth. 
p.621,4.  Auf  denselben  Sinn  kommt  H.  1>.  Müller, 
Histor.-mythol.  Unters,  p.  88  durch  Annahme  der 
Verwandtschaft  von  HQi-aiiog  mit  lat.  pri-mus, 
griech.  TtoLv,  was  zwar  den  Sinn  trifft,  aber 
sprachlich  schwerlich  zulässig  ist.  Auch  Hin- 
richs  (s.  Gruppe  a.  0.)  setzt  näpQccu.og  =  TIsp- 
yccu,og,   erklärt  aber  das  Schwinden  des  y  aus 


2941               Priamos  (s.  Reich)  Priamos  (s.  Reich)              2942 

der  Analogie  verschiedener  Dialekte,  und  Bau-  einer  allgemeinen  Übersicht  über  die  Land- 
naclc  [ibid.)  nimmt  den  Zusammenhang  mit  schaft  von  Kyzikos  bis  zum  adramyttischen 
TltQyauog  gleichfalls  an,  erklärt  aber  Tlegyccnog  Golf,  bezw.  zum  Flusse  Hermos,  diejenigen, 
=  IIiQty<x[Log,  da  das  y  nach  ;  mehrfach  die  über  die  Angaben  Hom&rs  weitere  Unter- 
schwinde, und  meint,  der  Name  bezeichne  suchungen  angestellt  haben,  schliefsen,  dafs 
Priamos  als  den  Mann,  der  viele  Weiber  habe.  diese  ganze  Küste,  in  neun  Herrschaften  geteilt, 
An  den  Stamm  yuu  zu  denken,  verbietet  aber,  unter  den  Troianern  gestanden  habe  und  unter 
abgesehen  von  der  Unwahrscheinlichkeit  einer  dem  Namen  Troia  im  troianischen  Kriege 
solchen  Namengebung,  die  häutig  vorkommende  Priamos  unterworfen  gewesen  sei.  Tlias  9,  129 
Endung  auf  atiog.  Auch  als  Wiederhersteller  10  wird  die  Eroberung  von  1)  Lesbos  durch 
der  Stadt  und  Burg  von  Ilion  kann  Priamos  Achill  erwähnt.  Dann  folgen  Lyrnessos,  Thebe 
nicht  wohl,  wie  man  annehmen  möchte,  den  und  2)  Pedasos.  Dieses,  am  westlichen  Aus- 
Namen JJtQya^og  erhalten  habe,  da  sonst  eine  läufer  des  Idas  am  Flusse  Satnioeis,  war  von 
weitere  Ableitungssilbe  kaum  entbehrlich  wäre,  dem  Lelegerfürsten  Altes  beherrscht,  dem 
Unter  allen  Umständen  erweist  sich  der  Name  Vater  von  Priamos1  Frau  Laothoe,  II.  21,  85 ff., 
als  ein  Beiname  oder  Titel,  und  dafür  vgl.  6,  34.  In  3)  Lyrnessos  herrschte  bei 
spricht  auch,  dafs  der  Name  sonst  in  der  der  Eroberung  durch  Achill  Mynes,  der  Gatte 
ganzen  Heldensage  nicht  vorkommt,  denn  der  Briseis  Tl.  20,  92  und  188;  2,  691  ff.,  19, 
Aen.  5,  564  kommt  nicht  in  Betracht.  Gruppe  291  ff.,  Strab.  p.  585  u.  612,  in  4)  Thebe,  das 
a.  a.  0.  sieht  darin  den  Kultnamen  des  auf  20  von  Kilikiern  bewohnt  war,  Eetion,  der  Vater 
der  Burg  gebietenden  Apollon,  woraus  sich  der  Andromache;  von  hier  wurde  Chryseis,  die 
die  Version  der  Sage  erklären  würde,  dafs  Tochter  des  Chryses,  geraubt,  Tl.  1,  366,  die 
Hektor  ein  Sohn  des  Apollon  heifst,  wie  er  aber  in  Chryse  zu  Hause  war,  IL  1,  390  und 
auch  unter  den  Namen  seiner  Gemahlinnen  431.  Diese  drei  Orte  lagen  nach  Strabo  p.  611  f. 
Arisbe  und  Hekabe  zwei  Kultnamen  der  neben  in  der  Thebaischen  Ebene,  in  der  Nähe  des 
Apollon  verehrten  Artemis  vermutet.  Im  Epos  späteren  Adramyttion,  Chryse  am  Meer,  die 
sind  diese  Bedeutungen,  wenn  je  richtig,  doch  beiden  andern  mehr  landeinwärts,  Thebe  führt 
völlig  verdunkelt,  hier  ist  Priamos  nicht  mehr  IL  6,  395  f.  die  Bezeichnung  imo-xlavlri,  ino 
und  nicht  weniger  als  ein  König,  und  zwar  niä-uro  vlriiaarj.  Dies  sind  die  vor  Beginn  der 
ein  König  nicht  bloi's  über  Ilion,  wie  sein  30  Ilias  eroberten  Gebiete.  Apollod.  Epit.  3,  33 
Vorgänger,  sondern  über  eine  ganze  Anzahl  zählt  als  von  Achill  eroberte  Städte  auf:  Les- 
von  Fürsten,  ein  König  der  Könige  oder  Ober-  bos,  Phokaia,  Kolophon,  Smyrna,  Klazomenai, 
könig;  vgl.  Strabo  12,  7.  13,  32.  Aus  dieser  Kyme,  Aigialos,  Tenos,  Adramytion,  Side, 
Stellung  an  der  Spitze  eines  gröfseren  Reiches  Endion,  Linaion,  Kolone,  dann  das  hypopla- 
erklärt  sich  sein  Beiname  Priamos  wohl  am  kische  Thebai,  Lyrnessos,  Antandros  „und 
besten.  viele  andere".  Dann  führt  Strabo  die  von  den 
.  Achäern  noch  nicht  bezwungenen  Herrschaften 
Das  Reich  des  Priamos.  aufi  5)  Troia  gelbst  im  engeren  Sinn,  nach 

Nach  der  Zerstörung  Ilions  durch  Herakles  IL  2,  816;  6)  Dardanien,  wohl  das  gröfste 
erwartet  den  nach  Apollodor  einzig  übrig  ge-  40  dieser  Gebiete,  nördlich  und  östlich  von  Troia 
bliebenen, jedenfalls  den  bedeutendsten  Sohn  des  von  Dardanos  bis  an  den  Ida,  unter  Aineias, 
Laomedon,  Podarkes,  die  Aufgabe,  Stadt  und  dem  Stammverwandten  des  Oberkönigs,  vgl. 
Burg  wieder  aufzubauen.  Aber  über  die  ganze  II.  2,  819  ff. ;  Apollod.  Epit.  3,  34  läfst  den 
Zeit  bis  zum  Beginn  des  troischen  Krieges  Aineias  erstim  10.  Kriegsjahr  als  Bundesgenossen 
bietet  die  Überlieferung  nur  Mären  über  Fa-  auftreten;  ferner  7)  die  troischen  Lykier  in 
milienereignisse,  die  allerdings  später  für  Troias  und  um  Zeleia  am  Aisepos  unter  Pandaros, 
Schicksal  verhängnisvoll  werden.  Aber  in  diese  Lykaons  Sohn ,  von  Strabo  Aphneier  genannt, 
Zeit  fällt  die  Ausdehnung  der  Herrschaft  des  II.  2,  824;  dann  zwischen  diesen  und  Dar- 
Priamos  über  das  ganze  Gebiet  der  Troas,  danien,  an  letzteres  grenzend,  8)  Perkote  mit 
meist  durch  Familienverbindungen.  Beim  Be-  50  Sestos,  Abydos  und  Arisbe  unter  Asios, 
ginn  des  Krieges  steht  Priamos  als  der  Ober-  Sohn  des  Hyrtakos,  11.  2,  835;  12,  94,  des 
könig  eines  mächtigen  Reiches  da.  Sein  Vater  zweiten  Gemahls  der  von  Priamos  aufgegebenen 
Laomedon  erlag  noch  einem  Angriff  des  Herakles  Arisbe,  und  endlich  weiter  nordöstlich  gegen 
mit  6  Schiffen  IL  5,  641  (nach  Apollod.  2,  6,  das  troische  Lykien  hin  das  Gebiet  von  9) 
4,  1  waren  es  18  %£vxr[Y.övxogoi ,  immer  noch  Apaisos,  Adrasteia,  Pityeia  und  am 
eine  kleine  Streitmacht).  Dem  Priamos  aber  Tereiagebirge,  2,  828  ff.,  auch  dieses  be- 
gehorcht eine  Reihe  von  Fürsten ,  die  zu  ihm  herrscht  von  Verwandten  des  Priamos,  Adrastos 
in  einer  Art  Vasallenverhältnis  stehen,  der-  und  Amphion,  Söhnen  des  Merops,  des  Perko- 
gestalt,  dafs  nur  Aineias  stellenweise  als  Rivale  siers,  also  Schwägern  des  „Königs",  und  Strabo 
erscheint  (s.  u.).  60  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  auch  in  Abydos 

Die  Grundlage  für  die  Bestimmung  des  Demokoon,  ein  Sohn  des  Priamos,  Tl.  2,  499 
troischen  Machtbereichs  bildet  der  Troerkatalog  und  in  Perkote  Melanippos,  der  Sohn  Hike- 
II.  2,  816 — 877,  aber  er  reicht  dazu  nicht  aus,  taons,  des  Bruders  des  Priamos  und  von  diesem 
es  müssen  noch  eine  Menge  von  einzelnen  einem  Sohn  gleich  geachtet,  Tl.  15,  546,  die 
Stellen  zu  Hilfe  genommen  werden;  besonders  Rinder-  und  Rossherden  des  Priamos  beauf- 
sind noch  die  schon  in  den  ersten  Kriegsjahren  sichtigten.  Vielleicht  ist  es  auch  nicht  be- 
von  den  Achäern  eroberten  Gebiete  herbeizu-  deutungslos,  dafs  die  Söhne  des  ältesten  Stief- 
ziehen.   Strabo  p.  584 ff.  =  13,  7  berichtet  nach  bruders  des   Priamos,    des   Bukolion,    Aisepos 


2943     Priamos  (Gesch.  bis  z.  troian.  Kr.)  Priamos  (in  d.  Ilias)              2944 

•und  Pedasos  heifsen,  IL  6,  21  ff.  —  Apollod.  tors  mit  der  Tochter  des  Eetion,  und  die  des 
epit.  3,  34  läfst  auch  die  Fürsten  von  nr.  7 — 9,  Alexandras  mit  Oinone.  Ob  diese  und  das 
wie  den  Aineias  erst  im  10.  Kriegsjahr  als  Schönheitsurteil  des  Paris  auf  dem  Ida  vor 
Bundesgenossen  der  Troer  erscheinen.  End-  oder  nach  der  Wiederfindung  der  Eltern  statt- 
lich weist  Strdbo  noch  darauf  hin,  dafs  auch  fand,  läfst  sich  nicht  sicher  ermitteln;  das 
nach  der  Äufserung  des  Achill  11.  24,  543  erstere  läfst  sich  aus  Ovid  Heroid.  5,  89  und 
Priamos  als  der  Oberkönig  dieses  ganzen  Ge-  Hygin  f.  91  vermuten,  wo  es  heilst  Priamus 
biets  von  Lesbos  bis  Kyzikos  mit  dem  Hinter-  eum  agnovit,  regiaque  recepit.  Den  Hergang 
land  anzusehen  ist:  der  Wiederfindung  erzählt  Hygin  f.  91 :  Priamos 

„           ,ro„        -nr '            <-'*        '     >     "  io  veranstaltet  zum  Gedächtnis  des  totgeglaubten 

ooaovA^os  avco,  Muymqos  f*o*ivtog  ieQ7SL  gohneg  eine  Peier  mit  Kampfapiele£  °nd  zum 

neu  ÜQvyin  xa&VTtSQ&t  xal    EUijö^tos  Preige  wmde  ^  schönste  ^*  aus  der  Herde 

,            .    ,                       •  ,    '     -'  ,   '  des  Paris  bestimmt.    Dieser  will  ihn  nicht  her- 

'  *  v     '             >                           T»  geben,  und  als  er  von  den  Boten  des  Priamos 

den  Zweck   der  Abholung  erfährt,   beschliefst 

Damit  ist  die  Ausdehnung  der  eigentlichen  er    selbst    sich    an   den   Spielen   zu    beteiligen 

Herrschaft  des  Priamos  bestimmt.    Die  nun  im  und   siegt   selbst  über  seine   tapferen  Brüder. 

Katalog  IL   2 ,    840  ff.   folgenden  Pelasger  um  Deiphobos,  erzürnt,  dafs  sie  von  einem  Hirten 

Larissa    sind    bereits    nicht    mehr    als    Unter-  überwunden   sein  sollten,    zückt    das   Schwert 

thanen,    sondern    als    Bundesgenossen    zu    be-  20  gegen  ihn,  er  flüchtet  sich  zum  Altar  des  Zeus 

trachten.     Strdbo  p.  620  nimmt  mit  Recht  an,  Herkeios  und  nun  verkündigt  Kassandra,  dafs 

dafs  hier  nicht  das  kleine  Larissa  bei  Hama-  er    der    totgeglaubte    Bruder   sei,    worauf  ihn 

xitos  in  der  Troas  gemeint  sein  kann,  sondern  Priamos  anerkennt  und  in  den  Palast  aufnimmt, 

nur  Larissa  Phrikonis  bei  Kynie,  vgl.  II.  10,  Wahrscheinlich    war   dieser  Vorgang  auch   in 

417;  17,  217.  den  Kyprien  behandelt.   Das  weitere  Verhalten 

Die  übrigen  im  Katalog  genannten  Völker-  des  Priamos   zu  der  darauf  folgenden  Entfüh- 

schaften    sind    ebenfalls    durchaus    Bundesge-  rung   der  Helena  wird  nicht  berichtet,   es  er- 

nossen.      Sie    umfassen    die    ganze    Nordküste  giebt  sich  nur  aus   dem  Verlauf  der  weiteren 

des    ägäischen  Meeres ,    die    ganze  Westküste  Sage,  dafs  es  ein  ganz  passives  war.  Der  König 

Kleinasiens    bis    hinab    nach   Lykien    und   ins  30  läfst  dem  Sohn  seinen  Willen,    aber  er  mufs 

Binnenland  hinein,  vgl.  H.  10,  428 ff.,  17,  213 ff.,  die  Gefahr  herankommen   sehen  und   er  kann 

2,  802.  Zu  ihnen  kommen  später,  nach  Hektors  ihr  getrost  entgegensehen   im  Blick   auf  sein 

Tod,  noch  weiter  hinzu  die  Amazonen,  Memnon  mächtiges  Reich.    Nur  mit  Aineias.  dem  Herr- 

mit  den  Aithiopen,  Eurypylos,  Sohn  des  Tele-  scher  Dardaniens,  dem  Sprofs  der  Nebenlinie, 

phos,  der  in  der  Ilias  noch  nicht  genannt  wird,  besteht  ein  gespanntes  Verhältnis,  das  in  der 

wo   die  Führer  der  mysischen  Bundesgenossen  Ilias  mehrfach  zu  Tage  tritt.    IL  13,  460  heilst 

Chromis  und  Ennomos  heifsen.  es,   er  habe   sich   im  Kampfe   zurückgehalten, 

denn    er    habe    immer   dem  Priamos    gegrollt, 

Priamos'  Familienschicksale  bis  zum  weii  er  ihn  nicht  seiner  Bedeutung  entsprechend 

troianischen  Krieg.  40  geehrt  habe,  und  nach   20,   180  ff.  höhnt  ihn 

Nach   der  Einnahme  Ilions  durch  Herakles  Achill  mit  seiner  Hoffnung,    dafs  er  einst  der 
wurde,   wie  Apollodor  3,    12,   5,    1  ff .   erzählt,  Erbe  von  Priamos'  Thron  sein  werde,  der  aber 
Priamos  König    und    heiratete    zuerst    Arisbe,  habe  selber  Söhne  und  sei  tintsdogovd'  aealqjpav. 
die  Tochter  des  Merops,  die  ihm  den  Aisakos  Das  hier  dem  Priamos  zugeschriebene  Verhalten 
gebar.    Was  ihn  bestimmte,  bald  darauf  Arisbe  gegen  Aineias   beruht   offenbar   auf  einem  ge- 
dem  Hyrtakos  zu  überlassen  und   Hekabe   zu  wissen  Mifstrauen,  das  jener,    wie  es  scheint, 
heiraten,  wird  nicht  berichtet.    Vielleicht  war  nicht    grundlos    gegen    diesen  hegt.     Priamos 
in  dem  dem  Bericht  zu  Grunde  liegenden  Epos  und  Aineias  sind  Dardanos'  Nachkommen.  Seine 
eine  Weissagung  enthalten;  jedenfalls  bedeutete  Liebe   zu   diesem  seinem  liebsten  Sohne,   dem 
die  Verbindung  mit  Hekabe  eine  Erweiterung  50  Stammvater  beider  Linien,  überträgt  Zeus  zu- 
der  Macht  des  Priamos.    Der  erste  Sohn  dieser  nächst    auf   den    Sprofs    des    älteren    Zweiges 
Ehe  war  Hektor.    Vor  der  Geburt  des  zweiten,  und  erst  als  er  das  Schicksal  von  diesem  nicht 
Paris  (s.  d.),   träumt  Hekabe,    sie    habe    einen  abzuwenden   vermag,   auf  den  Jüngern,   damit 
Feuerbrand  geboren,  der  die  ganze  Stadt  ver-  wenigstens    in    dessen  Nachkommen    das    Ge- 
brenne.   Aisakos,  der  von  seinem  Grofsvater  die  schlecht  seines  Lieblings  fortlebe  von  Kind  zu 
Kunst  der  Traumdeutung  erlernt  hat,    erklärt,  Kindeskind:  17.  20,  303  ff. 
das  Kind  werde  der  Vaterstadt  das  Verderben  —  —  [iöqiuov  dt  oi  £ot    ccXtcco&ca, 
bringen    und   rät   seine   Aussetzung.      Priamos  oqppa  pi]  uantQ^iog  ysvsi]  v.cd  ucpavxog  öXrjtca 
läfst   den   Neugeborenen    durch    einen    Diener,  JaQÖävov,  ov  KQOvidi]?  -jisqI  Ttdvrcov  yilaro 
Agelaos,   auf  dem  Ida   aussetzen,  vgl.  Eurip.  60                                                                      ncäöcav 
Iph.  Aul.  1285.     Dieser  rettet   das  Kind,   das  i]Sr\  vag  Ugiä^ov  ysveijv  i]%&riQS  Kgovicov 
nun  als  Hirte  zu  grofser  Schönheit  und  Stärke  vvv  Sh  di]  Aivsiao  ßh]  Tgätooiv  ccvab,ei 
heranwächst,    die  Räuber  abwehrt  und   davon  v.ccl  TtaidtovitcdSsg,  toi  v.sv  utrÖTtLG&s  yivoivzai. 
den    Namen  Alexandras    erhält.     Nicht    lange  .            . 
nachher,   schliefst  Apollodor  diesen  Abschnitt,  „               Priamos  in  der  Ilias. 
fand  er  seine  Eltern  wieder.    Nach  Aufzählung  Über  die  der  Ilias  vorausliegenden  Kriegs- 
der  übrigen   Söhne  und  Töchter  des  Priamos  jähre  enthält  diese  selbst  verschiedene  Andeu- 
erwähnt  dann  Apollodor  die  Vermählung  Hek-  tungen  von   Ereignissen,   die   in   den  Kyprien 


2945              Priamos  (i.  d.  Dias)  Priamos  (i.  d.  llias)              2946 

ausführlicher  behandelt  waren.  In  den  Exzerpten  fromme,  ergebene  Gesinnung  legt  er  auch  sonst 

des    Proklos    kommt    der   Name    des    Priamos  überall  an  den  Tag.    Seine  Frömmigkeit  macht 

zwar  nicht  vor,  doch  kann  er  in  dem  Gedicht  ihn  auch  zum  Liebling  des  Zeus,  der  II.  4,  30ff., 

kaum  gefehlt  haben  bei  der  Gesandtschaft  der  bes.  v.  48  ff.  sagt,   keine   Stadt  auf  Erden   sei 

Griechen  nach  der  Landungsschlacht  —  'El6vr\g  ihm   so  lieb,  wie  Troia  und  sein  König,  und 

u-jicärr\oig.      Pröklos    nennt    dann    weiter    den  nur  ungern   in    das    unvermeidliche   Schicksal 

Raubzug    des    Achill    gegen    Aineias,    Tl.    20,  der  Stadt  willigt,  dann  aber  auch  seine  Liebe 

89 — 93  und  187  ff.    (bei  diesem  Zuge  fällt  nach  von  Priamos  auf  den  Sprofs  der  jüngeren  Linie 

Apollod.  Epit.  3,  32  Priamos'  Sohn  Mestor),  die  des  Dardanosstamms  überträgt,  II.  20,  303  ff. 
Eroberung  von  Lyrnessos,   Pedasos  und  vieler  io        Nun    tritt    er    erst    wieder    hervor    in    den 

umliegenden    Städte ,    sodann    die    Ermordung  letzten  Gesängen,  nachdem  das  Glück  sich  ganz 

des   Troilos   (II.   24,   257,  vgl.  darüber  unten:  gegen    die    Troianer    gewandt    hat.      Priamos 

Priamos  in  der  bildenden  Kunst)  und  die  Ge-  schaut,    21,  526,  vom  Turm  mit  Entsetzen  die 

fangennahme    des    Lykaon   (II.  21,    35 ff.).     In  wilde  Flucht  der  Seinigen:  er  eilt  selbst  hinab 

dieser  Reihenfolge  sehen  wir  das  Unglück  von  zu  den  Wächtern  und  befiehlt  ihnen,  die  Thore 

Stufe  zu  Stufe  näher  an  Priamos  herantreten:  zu  öffnen.    Hektor  allein  bleibt  draufsen.    Pria- 

das  Schicksal  von  Pedasos  berührt  seine  Neben-  mos  sieht  den  Peliden  heranstürmen  und  fleht 

frau  Laothoe,   die  Tochter  des  Altes,  das  von  Hektor    an,    hereinzukommen;    er    verwünscht 

Thebe  die  Familie  seiner  geliebtesten  Schwieger-  Achill,  der  ihm  so  viele  Söhne  gemordet;  jetzt 
tochter  Andromache  (II.  6,   413 — 428)   und  in  20  eben   erst  hat  er  unter  den  Fliehenden  seine 

Troilos  und  Lykaon,   sagt  Welcher,  Ep.  Oykl.  Söhne    Polydoros    und    Lykaon    vermifst    und 

2,  147,  sieht  man  zuerst  Priamos  selbst  be-  gibt  sich  noch  der  schwachen  Hoffnung  hin, 
troffen.  Über  seinen  Sohn  Mestor  s.  oben  dafs  sie  leben  und  von  ihm  losgekauft  werden 
Apollod.  epit.  3,  32.  Die  Kyprien  schlössen  können.  Fast  komisch  berührt  es  uns  in  diesem 
mit  dem  Katalog  der  troischen  Streitkräfte,  bitter  ernsten  Zusammenhang,  dafs  der  Vater 
welcher  vielleicht  derjenige  ist,  der  später  in  in  dieser  Lage  II.  22,  50 f.  auch  die  vemiögens- 
die  llias  überging.  Zweifellos  wollte  hiermit  rechtliche  Seite  der  Sache  nicht  vergifst  und 
d'er  Dichter  den  dem  König  noch  gebliebenen  die  Mitgift  der  Mutter  Laothoe  zu  diesem  Los- 
Stand  seiner  Macht  am  Ende  seines  Gedichts  kauf  zu  verwenden  gedenkt,  aber  auch  dieser 
bezeichnen.                                                                  30  Zug    ist    ein    Beitrag    zum    Charakterbild    des 

Die  Rolle,  die  Priamos  in  der  llias  spielt,  Vaters;  denn  dieser  Vater  ist  ein  König,   und 

ist    in    dem    gröfsten  Teil    des   Gedichts    eine  damit  oberster  Wahrer  des  Rechts.  Aber  sollten 

sehr    untergeordnete.     Am  Kampfe  nimmt  er  auch    diese   geliebten  Söhne  schon  tot  sein  — 

altershalber  nicht  mehr  teil,  er  führt  nur  noch  wenn    nur    die    letzte    Hoffnung    Troias    nicht 

im  Rate  der  Troer  den  Vorsitz,  aber  entschei-  sinkt.      Darum    solle    Hektor    hereinkommen, 

dende  Handlungen   gehen   nicht   von  ihm  aus.  denn    er    müsse    sich    den    Seinigen    erhalten. 

Bei   den  Feinden   steht  er  in  hoher  Achtung.  Und    nun    malt   Priamos    ihm    —    und    damit 

Wie  es  sich  um  die  Beschwörung  des  Vertrags  schildert  der  Dichter  vorausschauend  das  wirk- 

über  den  Zweikampf  zwischen  Menelaos  und  liehe  Ende  des  Königs  —  sein  eigenes  schreck- 
Paris  handelt,  der  den  Krieg  entscheiden  soll,  40  liches    Schicksal    vor  Augen,    wie    er    an    der 

wollen    die   Griechen    nicht    mit    den   Söhnen,  Schwelle   des   Alters   dahinsinke,    nachdem   er 

sondern    mit  dem  König  selbst  verhandeln,  3,  all    den    unendlichen    Jammer    seines    Hauses 

105  ff.    Er  folgt  dem  Rufe  von  der  berühmten  geschaut    habe,    und   wie   sein  Leichnam   von 

Mauerschau  hinweg,  bei  der  er  sich  von  Helena  Hunden  zerfleischt  und  geschändet  werde.    Es 

die   griechischen  Helden   zeigen   läfst  und  die  ist    die    längste    Rede,    die    der  Dichter    dem 

Unglückliche    freundlich    damit    tröstet,    dafs  Priamos  in   den   Mund  legt,    22,   38—76,   der 

er  nicht  ihr,    sondern  dem  Willen  der  Götter  sonst  überall  nur  kurz  redet;  aber  gerade  auch 

die  Schuld  an  dem  unseligen  Kriege  zuschreibt,  dies  ist  charakteristisch  für  Priamos,  der  jetzt 

3,  164.  Nachdem  dann  der  Vertrag  geschlossen  den  entscheidenden  Augenblick  für  Troias 
ist,  zieht  er  sich  eilends  zurück,  um  dem  50  Schicksal  gekommen  sieht  und  darum  seine 
Kampf  seines  Sohnes  mit  dem  Gegner  nicht  ganze  Beredsamkeit  autbietet,  den  Mann,  der 
zuschauen  zu  müssen.  So  zeigt  er  sich  über-  an  seine  eigene  Sicherheit  nicht  denkt,  durch 
all  weichherzig,  selbst  das  Verbot,  bei  der  Be-  den  Hinweis  auf  das  durch  seinen  Tod  seinem 
stattung  der  Gefallenen  zu  weinen,  7,  427,  Hause  und  seiner  Stadt  drohende  Verderben 
widerspricht  nicht  diesem  Charakterzug.  Eben-  zur  Rückkehr  in  die  Stadt  zu  bewegen. 

so  bringt  er  es,  als  Antenor  nach  dem  unent-  Aber  das  Schicksal  Hektors  erfüllt  sich  vor 
schiedenen  Zweikampf  zwischen  Menelaos  und  den  Augen  der  jammernden  Eltern.  Wie  nun 
Paris  und  der  Niederlage  der  Troer  die  Zurück-  Priamos  den  teuersten  Sohn  von  Achilleus 
gäbe  Helenas  beantragt,  nicht  übers  Herz,  dem  schmählich  im  Staube  geschleift  sieht,  da  wird 
sich  weigernden  Sohne  entgegenzutreten,  son-  60  er  (22,  412  ff.)  nur  mit  Mühe  zurückgehalten, 
dem  läfst  einfach  den  Atriden  den  Willen  des  nicht  sogleich  hinauszustürmen,  um  den  grau- 
Paris  melden  und  nur  um  einen  Waffenstill-  samen  Sieger  um  Mitleid  mit  dem  Toten  an- 
stand zur  Bestattung  der  Toten  nachsuchen  zuflehen.  Aber  wenn  es  auch  jetzt  nicht  ge- 
7,  372  ff.  Doch  ist  dieses  Verhalten  zugleich  schieht  —  er  kann  den  geliebtesten  Sohn  nicht 
ein  Ausflufs  seiner  Vorstellung,  dafs  der  Krieg  in  den  Händen  des  Feindes  lassen.  Es  folgt 
von  den  Göttern  gewollt  ist,  3,  164,  und  daher  nun,  im  24.  Buch,  die  schönste  That,  der 
fortgeführt  werden  mufs,  bis  ein  Gott  die  schwerste  Gang  des  unglücklichen  Königs:  er 
Entscheidung    herbeiführt,    7,    376  f.      Diese  begibt  sich  geleitet  von  Hermes  ins  feindliche 

Roscheu,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.     III.  93 


2947          Priamos  (nachhomerisch)  Priamos  (nachhomerisch)          2948 

Lager,  sinkt  zu  den  Füfsen  des  unversöhnlichen  hatte    einst  den  Griechen  versprechen  müssen, 

Siegers,  der  ihn  würdig  empfängt,  und  löst  die  nicht  gegen   sie   zu  kämpfen;   da   seine  Frau, 

Leiche  Hektors,   ein  Vorgang,   der,   wie  er  in  Astyoche     die    Schwester    des    Priamos    war, 

der  Ilias  selbst  mit  sichtlicher  Liebe  behandelt  wäre  sonst  schon  längst  von  dieser  Seite  Hilfe 

ist,    auch  nachher  in  Dichtung  und  bildender  für  Troia  zu  erwarten  gewesen.    In  der  äufser- 

Kunst   ein  beliebter  Gegenstand  geblieben  ist,  sten  Not  gewann  nun  Priamos  seine  Schwester 

für    alle    Zeiten    gleich    ergreifend    durch    die  durch    Schenkung    des    goldenen    Weinstocks, 

Gegenüberstellung  des  hilflosen,  unglücklichen  den  Zeus   einst  für  den  Raub  des  Ganymedes 

Greises,    der  einst  der  mächtigste  König  ge-  gegeben    hatte,    dafs    sie    ihm  ihren   Sohn   zu 
wesen,  und  des  im  Groll  über  den  erschlagenen  10  Hilfe    sandte,    II.  parva  frgm.   6,    bei  Kinkel 

Freund   unerbittlichen,    jetzt    aber    durch    die  Epic.  graec.  fragm.,  nach  Schol.  Vat.  ad  Eurip. 

Macht    fremden    Unglücks    gerührten    Siegers.  Troad.  821,  vgl.  Odyss.  11,  529  ff.    Eine  kleine, 

Wie   es  die  Utas  gezeichnet,  so  lebt  das  Bild  sehr     undeutlich    erhaltene    Scene    von    zwei 

des   unglücklichen  Königs  fort  von  Geschlecht  Männern    an    einem  Altar,    die    im    untersten 

zu   Geschlecht,    und  kein   Späterer  hat  etwas  Streifen    der    Tabula    Hiaea    A    zwischen    die 

daran     zu    ändern    vermocht.       Spätere    Aus-  der    kleinen    Ilias    entnommenen    Scenen    des 

malungen  der  Scene  s.  Bd.  1,  Sp.  42.  Todes  des  Paris  und  des  Todes  des  Eurypylos 

Das  ganze  Charakterbild  des  Priamos  zeigt  eingefügt  ist,  also  jedenfalls  der  kl.  Ilias  an- 
sieh auch  in  den  Epitheta,  die  ihm  Homer  gehört  und  einen  Vertrag  oder  ein  Opfer  dar- 
beilegt. Der  AaouidovttdSrig  und  JccQdavldrjg  20  stellt,  deutete  Otto  Jahn,  Gricch.  Bilder  ehr  oniken 
bezeichnet  ihn  als  den  Abkömmling  eines  S.  30  auf  den  feierlichen  Empfang  des  Helden 
stolzen  Geschlechts  gottgeborener  Ahnen,  yuiyag  durch  Priamos,  der  gewifs  in  dem  Gedicht 
heifst  er  7,  427,  dort,  wo  er  den  Troern  das  nicht  fehlte.  Noch  wahrscheinlicher  ist  eine 
Weinen  um  die  Gefallenen  verbietet,  ioo&sog  derartige  Opferhandlung  des  Priamos  vor  dem 
qpcoi?,  sv^wtXirig  bezeichnet  ihn  als  den  in  jungen  Auszug  des  Helfers,  auf  dem  seine  letzte  Hoff- 
Jahren  kampfestüchtigen  Helden,  dsöcpiv  fit]-  nung  ruht,  zur  Schlacht,  in  der  er  von  Neo- 
6TC0Q  aTÜXavTog  als  den  Mann  des  klugen  Rates,  ptolemos'  Hand  fällt,  eine  Lage,  die,  wenn  auch 
Slog  ytQcaög,  ytqav  cpiXog  oder  TtarrjQ  (filog,  noch  viel  ernster,  ja  fast  verzweifelt,  an  die 
epilog  kuvQÖg  als  das  altehrwürdige ,  von  allen  des  Achill  beim  Auszug  des  Patroklos  zu  seinem 
geliebte  Haupt  der  grofsen  Familie,  dsilög  und  30  letzten  Kampfe  II.  1(5,  220  ff.  erinnert  und  die 
Ttaväitoxyuog  als  den  Mann,  der  den  Becher  des  sich  der  Dichter  nicht  wird  haben  entgehen 
Unglücks  bis  auf  die  Hefe  ausgekostet  hat.  lassen,  um  eine  ergreifende  Schilderung  von 
,  .  ,  _  _.  _  .  den  Sorgen  und  Hoffnungen  des  Priamos  zu 
Priamos   »ei  den  Fortsetzern  der  Ilias  und  in  o-eben. 

der  späteren  Litteratur.  Wieder    dürfen    wir    ein   Hervortreten    des 

Die  Aithiopis  beginnt  mit  der  Ankunft  Priamos,  ähnlich  wie  Verg.  Aen.  2,  annehmen 
der  Amazone  Penthesileia,  einer  Thrakerin  nach  bei  dem  Betrüge  des  Sinon  in  der  kleinen  Ilias 
Proklos  und  Apollod.  Epit.  5,  1,  vom  Thermo-  und  in  der  Uiu  persis  des  Arktinos,  vgl.  Pro- 
don nach  Quintus  Smyrn.  1.  Dieser  erzählt,  Mos  exe.  II.  pers.  (Hivcov  —  jrpdrfpoj'  tloelr}- 
dafs  Priamos  sie  freundlich  aufgenommen,  auch  40  Xv&ag  7TQoc7toir}Tog).  Auch  eine  Scene  der 
dafs  sie  zuvor  ihre  Waffengefährtin  Hippolyte  Tabula  Iliaca  A  zeigt  Sinon  gefangen  und 
unabsichtlich  getötet  habe,  aber  nur  Apollodor  Priamos  bei  dem  Vorgang  beteiligt. 
a.  a.  0.  hat  den  Zug  aufbewahrt,  dafs  Priamos  Endlich  der  Tod  des  Priamos.  In  der  Uiu 
sie  von  der  Blutschuld  gereinigt  habe.  Nach-  persis  des  Arktinos  tötet  Neoptolernos  den 
dem  sie  und  Memnon  gefallen  sind,  tötet  Paris  Priamos  am  Altar  des  Zeus  Herkeios,  Prokl. 
den  Achilleus  mit  Hilfe  Apollons.  Aber  von  und  Apollod.  Epit.  5,  21;  vgl.  Eurip.  Hekab. 
der  Werbung  Achills  um  Polyxena,  von  dem  23  f.,  Troad.  16  f.  481  f.  Quint.  Smyrn.  13, 
Versprechen  des  Priamos,  sie  ihm  zu  vermählen,  222  ff.  vgl.  Paus.  2,  24,  3.  4,  17,  3.  Berühmt 
wenn  er  den  Frieden  mit  den  Griechen  ver-  ist  besonders  die  Schilderung  Vergils,  Aen.  2, 
mittle,  und  von  der  hinterlistigen  Ermordung  50  507 — 558.  Wie  Priamos  den  Feind  in  seinen 
Achills  durch  Paris  bei  der  Vermählung  weifs  Palast  eindringen  sieht,  will  er  sich  selbst 
die  Aithiopis  noch  nichts.  Diese  Wendung,  noch  einmal  waffnen  und  todesbereit  in  die 
die  erst  der  Tragödie  anzugehören  scheint,  Feinde  stürzen.  Aber  Hekabe  hält  ihn  zurück 
erwähnt  Hygin  f.  110  und  Servius  zu  Verg.  und  führt  ihn  an  den  inmitten  des  Palastes 
Aen.  3,  322,  vgl.  Achilleus,  1  Sp.  49.  In  der  Iliu  unter  einem  uralten  Lorbeerbaum  stehenden 
persis  erklärt  sich  die  Opferung  der  Polyxena  Altar,  der  ihnen  Schutz  gewähren  soll.  Der 
ohne  diesen  Vorgang  aus  dem  freiwilligen  Baum  über  dem  Altar  begegnet  auch  in  Bild- 
Bestreben  der  Sieger,  oder  aus  dem  Wunsch  werken,  z.  B.  Vivenziovase,  s.  u.  Da  tötet 
des  Schattens  Achills  (vgl.  Servius  a.  a.  O.),  Neoptolernos  den  zum  Altare  fliehenden  Polites 
auch  diesem  einen  Anteil  an  der  Beute  zu  60  vor  den  Augen  des  Vaters.  Dieser  sj:>ringt  auf 
geben.  und  schilt  mit  bitteren  Worten  seine  Grausam- 

In   der  kleinen    Ilias    des   Lesches    wird  keit,   aber  Neoptolernos   schleppt  den  Zittern- 

Priamos   eine  Stelle    gefunden  haben   bei  dem  den   an   den   Haaren   zum  Altäre  und   schlägt 

Streit    seiner    Söhne    Helenos    und    Deiphobos  ihm  höhnend  das  Haupt  ab.  —  Ähnlich  scheint 

um  Helena.     Dafs   endlich   als   Bundesgenosse  nach  der  Tabula  Iliaca  A  die  Schilderung  des 

der  Troianer  der  Telephide  Eurypylos  erscheint,  Stesichoros   in   seiner  'Iliov  Titgoig  gewesen  zu 

mufs  in  diesem  Gedicht  als  das  Verdienst  des  sein.    —    Nach    Lesches    bei    Paus.   10,   27,    1 

Priamos    geschildert   gewesen   sein.     Telephos  schleppt  Neoptolernos    den  Alten   vom  Altare 


2949  Priamos  (nachhomerisch) 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  Kyprien)      2950 


weg  und  tötet  ihn  draufsen.  Der  Leichnam 
bleibt  unbestattet  liegen,  wie  schon  II.  22, 
69  ff.  angedeutet  ist.  Nach  Servius  zu  Verg. 
Aen.  2,  557  gab  es  auch  eine  Wendung,  nach 
der  Neoptolemos  den  Priamos  an  das  Ufer 
bezw.  an  den  Tumulus  seines  Vaters  schleppt 
und  dort  tötet.  Dafs  der  Leichnam  ans  Meeres- 
ufer geschleppt  wurde,  deutet  auch  Vergil  an 
in  den  Worten  „iacet  ingens  litore  truncus" 
v.  557.  10 

Auch  in  der  späteren  Litteratur  begegnet 
Priamos'  Name  unendlich  oft,  den  Mittelpunkt 
der  Handlung  scheint  er  nur  in  den  wenigsten 
Stücken  gebildet  zu  haben.  Nur  eine  einzige 
Tragödie  führt  den  Titel  Tlgia^iog,  unter  den 
verlorenen  Stücken  des  Sophokles.  Eine  wesent- 
liche Rolle  scheint  er  gespielt  zu  haben  in 
Aischylos'  <I>Qvybg  oder  "Exropog  Xvtq<x.  Die 
Lösung  Hektors  behandelte  wahrscheinlich  auch 
Sophokles    in    seinen    $Qvysg,   vgl.   Christ,   Gr.  20 


dem  Herakles  vorführt,  um  dessen  Freiheit  zu 
erlangen.     Deutung  nicht  unbestritten. 

1)  Die  Erkennung  des  Alexandros-Paris  am 
Altar,  zu  dem  er  sich  als  Sieger  im  Kampf- 
spiel vor  seinen  Brüdern  geflüchtet,  ist  in 
griechischen  Bildwerken  nicht  erhalten,  dagegen 
in  einer  Reihe  von  Reliefs  auf  etruskischen 
Aschenkisten:  Priamos  erscheint  darauf  als 
König  meist  in  phrygischer  Tracht,  vgl.  Over- 
beck,  Bildwerke  des  theb.  u.  tro.  Sagenkr  S.  259  ff., 
bes.  Note  4,  nr.  1—24,  Taf.  12,  3.  Otto  Jahn, 
Arch.  Beitr.  S.  341  ff.  Taf.  9  =  13,  2.  Taf.  13, 
1  und  T.  14. 

2)  Gesandtschaft  der  Griechen  nach  der 
Landungsschlacht,  um  Helena  zurückzufordern. 
a)  Bauchige  Amphora  in  Würzburg,  wahrsch. 
aus  Vulci,  Urlichs,  Beitr.  zur  Kunstgesch.  S.  16  ff. 
Taf.  4:  s.  Abb.  1.  Priamos,  ohne  Inschrift,  in 
festlichem  Gewände,  mit  einer  Lanze,  sitzt  auf 
einem  Throne  nach  rechts,   und  entläfst  einen 


1)  Griechische  Gesandtschaft  in  Troia:  in  der  Mitte  Priamos,  einen  Herold  entlassend,  1,  zwei,  r.  ein  Troianer 

(nach   Uiiichs,  Beitr.  z.  Kunstgesch.  T.  4). 


Litt.-G.  187,  Welcher,  Gr.  Trag.  1,  134  und 
Artikel  Achilleus  (1,  43),  sowie  verlorene  Tra- 
gödien von  Dionysios  und  Timesitheos.  Über 
eine  Tragödie:  Hektors  Tod  und  Lösung  von 
Ennius  vgl.  Ribbeck,  Gesch.  d.  röm.  Dichtung 
1,  29,  über  eine  andere  das  Priamidenhaus 
betreffende  Tragödie  des  Accius  ibid.  S.  180. 
Der  „Alexandros"  des  Sophokles,  vielleicht  auch 
der  des  Euripides ,  dürfte  der  gleichnamigen 
Tragödie  des  Ennius  {Ribbeck,  1,  29)  zu  Grunde 
gelegen  haben.  Auch  des  Sophokles  'Elsvris 
aTtcärvaig  (vgl.  Bakchylides  14,  38),  Tgcotlog, 
Al&ioTttg  und  Uivcov  sind  ohne  Priamos  kaum 
zu  denken.  Vielfache  Erläuterung  und  Ergän- 
zung findet  die  fragmentierte  litterarische  Über- 
lieferung über  Priamos  in  der  bildenden  Kunst. 

Priamos  in  der  bildenden  Kunst. 

A.  Kreis  der  Kyprien. 

Die  überwiegende  Mehrzahl  der  Priamos- 
darstellungen  hat  ihre  Grundlage  im  Bereiche 
des  epischen  Cyklus.  Eine  Scene  aus  Priamos' 
Jugend  erkennt  Minervini  in  einem  teilweise 
zerstörten  pompeianischen  Wandgemälde,  vgl. 
Heibig,  Wandgemälde  etc.  nr.  1147,  nämlich 
Hesione,  welche  den  kleinen  Podarkes  =  Priamos 


Herold,  der  sich  zum  Gehen  wendet;  1.  stehen 
zwei,  r.  ein  vornehmer  Troianer  in  langen  Ge- 
wändern, mit  Lanzen.  Die  Deutung  ist  nicht 
unbedingt  sicher;  man  könnte  auch  an  die 
Entsendung  des  Idaios  an  die  Atriden  denken, 
II.  7,  372ff.  Ähnlich  Vasenbild  München  nr.  72. 
Dafs  eine  Scene  des  troischen  Sagenkreises  ge- 

50  meint  ist,  ergiebt  sich  aus  dem  Gegenbild 
Troilos,  s.  u.  — ■  b)  Vasenbild  bei  Dubois-Mai- 
sonneuve,  Introduct.  pl.  63;  Gal.  omerica  1,  58; 
Overbeck,  Bildwerke  S  332,  nr.  1:  Priamos 
(inschr.)  kahlköpfig,  mit  Krückstock,  spricht 
mit  2  Kriegern  (Menelaos  und  Odysseus?), 
hinter  Priamos  eine  Frau  mit  Oinochoe  (Hekabe  ?) ; 
Deutung  zweifelhaft,  vgl.  Urlichs,  Beitr.  z. 
Kunstgesch.  S.  21,  nach  Urlichs  wäre  der  Ab- 
schied Hektors   von   seinen   Eltern   dargestellt. 

60  —  c)  Ähnlich  in  Auffassung  und  Gruppierung 
ein  Vasenbild  ohne  Inschriften  bei  Tischbein 
1,  15;  Gal.  omer.  1,  57,  Reinach,  Repertoire  d. 
vases  p.  2,  282,  sehr  zweifelhaft. 

3)  Aufgehobener  Zweikampf  zwischen  Hek- 
tor  und  Achill  auf  einer  Amphora  von  Vulci, 
Overbeck,  Bildw.  333,  Taf.  15,  4;  Welcher,  A.  I). 
3,  428  ff.,  Taf.  26,  1  u.  2;  Mon.  d.  Inst.  1,  35 
und  36.    Der  Greis,  der  auf  Hektors  Seite  dem 


2951      Priamos  (i.  d.   Kunst:  Kyprien) 

Phoinix  der  1.  Gruppe  entspricht,  wird  für 
Priamos  erklärt,  und  ein  unentschiedener  Zwei- 
kampf der  beiden  Helden  aus  dem  Anfang  des 
Kriegs,  der  in  den  Kyprien  geschildert  sein 
sollte,  auf  Grund  dieses  Bildes  angenommen, 
das  keine  in  den  Kreis  der  Ilias  fallende  Scene 
wiedergibt. 

4)  Schicksale  des  Troilos,  soweit  Priamos 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  Kyprien)      2952 

liebte,  auf  Vasenbildern  leere  Räume  mit 
Blumen,  Sternen  und  Tieren  auszufüllen.  — 
b)  Flasche  des  Timonidas,  aus  Korinth, 
Collignon  et  Couve,  Catal.  des  vases  peints  du 
mus.  not.  d'Athenes  nr.  620;  Arch.  Ztg.  1863 
T.  175;  Brunn,  Griech.  Kunstgesch.  1,  151, 
fig.  125.  s.  Abb.  3.  Rechts  hockt  Achill,  nach 
1.,  im  Hinterhalt.     Vor  ihm  ein  Brunnen,  dem 


2)  Priamos,  1  Vogel,  Troilos  mit  2  Pferden,  r.  u.  1.  je  ein  Troianer,  Vasenbild  aus  Vulei 
(nach   Urlichs,  Beitr.  z.  Kunstgesch.  T.  4). 


dabei  dargestellt  ist.  ■ — ■  a)  Troilos  imtio%ÜQiLT]s, 
bärtig,  aber  klein,  zu  Pferd  nach  r.,  ein  zweites 
Pferd  führend,  hinter  ihm  in  reicher  Kleidung 
ruhig  stehend  Priamos,  r.  und  1.  der  Mitte  zu- 
gekehrt je  ein  vornehmer  Troianer.  Amphora 
in  Würzburg,  Gegenbild  von  A,  2,  a.  Urlichs, 
Beitr.  z.  Kunstgesch.  S.  16  ff.,  Taf.  3,  s.  Abb.  2. 
An   der  Deutung   auf  Priamos  und  Troilos  ist 


sich  Polyxene  und  zu  Pferde  Troilos  von  1. 
her  nahen;  hinter  diesem,  n.  r.  2  Troianer  in 
Friedenstracht,  der  eine  als  Priamos  bezeichnet. 
Die  sämtlichen  sehr  zahlreichen  Troilosdar- 
stellungen  in  der  alten  griechischen  Vasen- 
malerei gehen  gewifs  auf  die  Behandlung  dieses 
Vorgangs  in  den  Kyprien  zurück,  aber  es  finden 
sich  sowohl  bei  der  Scene,  die  Achill  imHinter- 


3)  Korinthisches  Vasenbild   von  Timonidas  (nach  Arch.  Ztfj.  1863,   T.  175):    anwesend:  Priamos,   Antenor  ('(),  Kreusa  (?), 
2  Pferde  ( Asobas  u.  Xanthos),  Troilos,  Polyxena  am  Brunnen  Wasser  schöpfend,  r.  hinter  einem  Baume  lauernd  Achilleus. 


wohl  kaum  zu  zweifeln.  Aber  es  ist  nicht  die 
sonst  häufig  dargestellte  Scene,  wo  Troilos  und 
Polyxena  am  Brunnen  von  Achill  belauert  werden, 
siehe  b),  in  der  dort  Priamos  auch  zugegen 
ist,  sondern  es  ist  anzunehmen,  dafs  der  Vasen- 
maler sich  eben  begnügte,  den  Aufbruch  des 
Troilos  zu  jenem  verhängnisvollen  Ausritt  zu 
zeichnen.  Der  Vogel,  auf  dessen  Gegenwart 
bei  der  Troilosscene  Schneider,  Der  troische 
Sagenkreis  S.  116,  grofses  Gewicht  legt,  fehlt 
auch  hier  nicht;  er  soll  wohl  das  drohende 
Verhängnis  andeuten,  wenn  er  nicht  eben  noch 
eine  Reminiscenz  aus  der  Zeit  ist,  wo  man  es 


halt  lauernd  darstellt,  als  auf  der  Verfolgungs- 
scene,  s.  c),  Zusatzfiguren  von  friedlichen  Troi- 
anern,  die  zu  dem  Vorgang  nicht  recht  passen 
wollen,  vgl.  darüber  Schneider,  Der  troische 
60  Sagenkreis  S.  120  ff.  Man  wird  annehmen 
müssen,  dafs  sich  die  Vasenmaler  nicht  streng 
an  die  epische  Vorlage  gehalten  haben.  Wenn 
Timonidas  den  Priamos  beim  Gang  seiner 
Kinder  zum  Brunnen  anwesend  zeigt,  so  will 
er  damit  doch  wohl  nicht  blofs  den  Raum 
füllen,  sondern  auch  die  Sorglosigkeit  andeuten, 
in  der  sich  damals  die  Troianer  gegenüber 
dem   Feinde    noch   fühlten,    und   diese   konnte 


2953      Priamos  (i.  d.  Kunst:  Kyprien) 

auch  im  Epos  in  der  Art  geschil- 
dert sein,  dafs  sich  selbst  Priamos 
zur  Stadt  hinauswagte.  Begegnet 
er  ja  doch  auch  —  c)  an  der  Fr  an - 
coisvase  (abg.  Overbeck,  Bild- 
werke Taf.  15,  1.  Engelmann  T.  19, 
106;  Baumeister,  Denkm.  Taf.  74, 
rechts)  bei  der  Verfolgung  seiner 
Kinder  vor  dem  Thore  sitzend  und 
erst  durch  das  Heraneilen  An- 
tenors  aus  seiner  Ruhe  aufge- 
schreckt. Wenn  andere  Vasen- 
bilder die  Königskinder  von  Krie- 
gern begleitet  zeigen,  so  haben 
hier  die  V  asenmaler  nur  den  Grad 
der  Sorglosigkeit  der  Stadtbewoh- 
ner gemindert  und  zugleich  den 
der  Kühnheit  Achills  gesteigert, 
denn  die  Unvorsichtigkeit  des 
Brunnengangs  angesichts  eines  in 
der  Nähe  liegenden  feindlichen 
Heeres  bleibt  die  gleiche,  wenn 
den  Kindern  auch  ein  paar  Krie- 
ger zur  Bedeckung  mitgegeben 
werden.  Solche  Freiheit  gegenüber 
der  epischen  Vorlage  ist  vielfach 
zu  beobachten.  —  d)  Auch  auf 
einer  Hydria,  vormals  Depoletti, 
abg.  Gerhard,  Etr.  u.  camp.  Vasen 
E  10,  Auserl.  gr.Vasenb.  14;  Over- 
beck, Bildic.  Taf.  15,  3  sitzt  rechts 
bei  der  Verfolgung  ein  unbezeich- 
neter  Alter,  den  wir  nach  Analogie 
der  Francoisvase  für  Priamos  hal- 
ten dürfen.  Darnach  ist  es  nicht 
unwahrscheinlich,  dafs  auch  im 
Epos  erzählt  war,  wie  Priamos 
in  der  Zeit  vor  den  erbitterten 
Kämpfen  vor  Ilion  selber  sich  vor 
die  Stadt  hinauswagte,  um  den 
Reiterkünsten  seines  rossefrohen 
Sohnes  zuzuschauen  (s.  a)  und  vor 
dem  Thore  stehend  (b)  oder  sitzend 
(c.  d)  die  Rückkehr  seiner  Kinder 
vom  Wasserholen  und  Tränken 
der  Rosse  abzuwarten.  Da  ge- 
schieht das  Unerhörte,  dafs  Achill 
sich  bei  dem  Brunnen  in  den 
Hinterhalt  legt  und  die  Ahnungs- 
losen überfällt.  Erschreckt  fliehen 
sie  zum  Thore,  entsetzt  fährt  Pri- 
amos auf,  um  sich  in  Sicherheit 
zu  bringen.  Schon  nahen  aus  dem 
Thore  Hektor  und  Polites,  von 
den  Wächtern  des  Thores  von  der 
Gefahr  benachrichtigt.  Aber  sie 
kommen  zu  spät;  Troilos?  fällt 
unter  dem  Schwert  des  Achilleus, 
während  inzwischen  Priamos  und 
Polyxene  sich  retten  (c).  Bei  der 
Ermordung  des  Sohnes  kann  dem- 
nach Priamos  unmöglich  zugegen 
sein.  —  e)  Auf  einem  einzigen 
höchst  eigentümlichen  Vasenbild, 
das  in  dieser  Scene  einen  am  Bo- 
den sitzenden  Greis  zeigt  (Mün- 
chener Hydria  nr.  65,  Mon.  d.  Inst. 
1,  34),  auf  dem  Achill  den  kleinen 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  Kyprien)      2954 


2955        Priamos  (i.  d.  Kunst:  Ilias) 

Troilos  am  Altare  Apollons  zerschmettert,  kann 
dieser  Greis  vernünftigerweise  nicht  als  Priamos 
gedeutet  werden. 

B.  Kreis  der  Ilias. 

1)  Priamos  mit  den  Greisen  auf  dem  skäi- 
schen  Thor,  II.  3,  145  ff.  Ein  Relief bruchstück, 
abg.  Winckelmann ,  Mon.  ined.  162,  Thiersch, 
Jahresber.  Je.  baier.  Akad.  1829/31,  S.  60  ff., 
Overbeck,  Bildwerke  S.  301,  jetzt  im  Münchener 
Antiq.  nr.  345;  drei  Köpfe  mit  dem  verschieden 
abgestuften  Ausdruck  der  Bewunderung,  ver- 
mutungsweise gedeutet  als  Priamos  mit  Um- 
gebung in  Bewunderung  der  Helena. 

2)  Der  Vertrag  vor  dem  Zweikampf  zwischen 
Menelaos  und  Paris  II.  3,  270  ff.  —  a)  Tab. 
Iliaea  B  und  C,  bei  0.  Jahn,  Griech.  Bilder- 
chronik  S.  13,    Scene  8,   nur  in  unkenntlichen 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  Ilias)        2956 

Taf.  7,  53;  Abbildung  4,  vgl.  Overbeck,  Bildw. 
S.  401.  Die  meisten  Figuren  sind  durch  In- 
schriften bezeichnet:  links  verabschieden  IIqicc- 
fto?  und  .ffxaßa,  n.  r.  gewendet,  den  völlig 
gerüsteten  Eqrog,  hinter  ihm,  seinem  Gespann 
zugekehrt,  zwei  Frauengestalten,  die  eine  be- 
zeichnet als  Aivog,  die  andere  als  Kiavig.  Von 
dem  nach  links  gewandten  Viergespann,  dessen 
eines  Pferd  als  qoga^g  bezeichnet  ist,  werden 
10  zwei  weitere  Mädchen,  nach  r.,  und  ein  Krieger 
Hntito^Lcciog  grofsenteils  verdeckt;  auf  dem 
Wagen  steht  gerüstet  Kzßpiovag,  hinter  ihm 
folgt  ein  namenloser  Krieger,  dann  ein  Reiter 
mit  2  weifsen  Pferden,  deren  einem  Sav&og 
beigeschrieben  ist,  begleitet  von  Jaicpoßog, 
endlich  am  rechten  Ende,  der  Mitte  zugekehrt 
Ktßuvdga  und  IIolv&vcc. 

b)    Amphora    im    Museo    Gregoriano,    abg. 


5)  Priamos  lind  Hekabe,  von  den  Zinnen  die  Schleifung  Hektora  durch  Achilleus  bejammernd. 
Silbergefäfs  von  Bernay  (nach  Oecrbcck,  Bildw.  T.  19,  22). 


Spuren  erhalten ,  deren  Bedeutung  aber  durch 
die  Reste  der  Inschriften  festgestellt  wird.  Auf 
B  und  C  ist  IIpioc[Log  erhalten,  davor  auf  B 
noch  der  Rest  des  Wortes  opjx;«,  die  Opfer- 
tiere. —  b)  Relief,  Vertragsscene,  auf  der  grie- 
chische Helden  dargestellt  sind,  die  rechte 
Hälfte  mit  den  Troianern  fehlt,  abg.  Arch. 
Zeitung  1869,  Taf.  B G  Engelmann,  Homeratlas 
Taf.  3,  22. 

3)  Hektor  Abschied  in  Troia.  In  11.  6, 
258  ff.  kehrt  Hektor  in  die  Stadt  zurück,  um 
die  Frauen  zu  einem  Bittgang  zum  Palladium 
aufzufordern.  Hiebei  findet  auch  eine  Begeg- 
nung mit  seiner  Mutter  und  der  berühmte  Ab- 
schied von  seiner  Gattin  statt.  In  verschiedenen 
alten  Vasenbildern  begegnet  aber,  offenbar  in 
Erinnerung  an  diesen  letzten  Besuch  in  der 
Stadt,  eine  Scene  des  Abschieds  von  seinen 
Eltern,  bezw.  von  einem  gröfseren  Familien- 
kreis.   Am  umfangreichsten  ist  die  Darstellung 

a)    auf    einem     altkorinthischen    Vasenbild 

aus    Caere    im    Louvre,    Mon.    d.    Inst.    1855, 

Taf.  20.     Engelmann,   Homeratlas  Taf.  9,  45. 

Wüisch,    Die  altkorinth.    Thonindustrie   S.  74, 


Gerhard,  Auserl.  gr.Vasenb.  189,  s.  Overb.,  Bildw. 
Taf.  16,  16,  S.  398,  Engelmann,  Homeratlas 
T  7,  38:  Exrap  nach  r.,  bärtig,  gerüstet,  aus 
einer  Schale  spendend,  rechts  vor  ihm  Ex.ußr\ 
noch  jugendlich  mit  einer  Oinochoe,  links  hinter 
50  ihm  stehend  JTptafto?  in  Vorderansicht,  in  trau- 
rigem Sinnen  auf  den  Stab  gelehnt,  das  Haupt 
in  die  1.  Hand  gestützt. 

c)  Amphora  des  Euthymides  in  München, 
abg.  Gerhard,  Auserl.  gr.  V.  188;  s.  Overbeck, 
Bildwerke  S.  400 :  in  der  Mitte  Hskxoq  unbär- 
tig, sich  rüstend,  r.  Hsxaßv,  jugendlich,  ihm 
den  Helm  reichend,  1.  npiauog  nachdenklich 
ihm   zugewendet,  auf  einen  Stab  gestützt. 

d)  Ähnlich  auf  einem  Krater  in  Wien,  Samni- 
60  hing  des  Grafen  Lamberg,  abg.  Laborde,  Vases 

Bamberg  1,  pl.  21;  s.  Overbeck,  Bildw.  S.  401: 
ein  junger  gerüsteter  Krieger  zwischen  einer 
Frau,  die  Kanne  und  Schale  zur  Libation  bringt, 
und  einem  bekränzten  königlichen  Mann;  Deu- 
tung auf  Hektors  Abschied  bei  dem  Fehlen  der 
Inschriften  nicht  gesichert,  doch  wahrschein- 
lich; unsicherer  bei  den  übrigen  von  Overbeck 
S.  402  angeführten  Vasenbildern. 


2957        Priamos  (i.  d.  Kunst:  Ilias) 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  Ilias)        2958 


4)  Priamos  beim  Tode  und  der  Schleifung 
Hektors. 

a)  Priamos  und  Hekabe,  die  im  Epos  dem 
letzten  Kampfe  des  Sohnes  von  den  Zinnen 
aus  zusehen,  erscheinen  vor  die  Mauer  versetzt 
auf   einer   stark   restaurierten   Schale   aus   der 


Hinter  dem  letzten  Pferde  1.  steht  in  phrygi- 
scher  Tracht  inschr.  Paris  in  der  Gebärde  des 
Abschieds.  Trotz  mancher  Abweichungen  von 
der  Ilias  wird  sich  die  Scene  kaum  anders 
deuten  lassen. 

b)  Priamos  auf  dem  Wege  zu  Achill,  Vasen- 


6)  Priamos'  Aufbruch  zur  Lösung  Hektors. 
Anwesend:  Paris,  Priamos,  ein  Wagenlenker  und  zwei  nackte  Männer  (nach  Ar  eh.  Jahrb.  1889,  T.  10). 


Sammlung  Depoletti,  jetzt  im  Mus.  zu  Boston, 
abg.  Gerhard,  Auserl.  gr.  V.  203,  Overbeck, 
Bildw.  Taf.  19,  1,  S.  499  nr.  100. 

b)  Hektors  Schleifung  auf  dem  Relief  der 
kapitol.  Brannenmündung ,  Mus.  Cap.  4,  17, 
Inghirami  Gal.  omer.  2,  205,  Overbeck,  Bildw. 
Taf.  19,  5,  S.  459  nr.  119;  Baumeister,  Denkm. 
d.  kl.  Altert.  1,  4;  Artikel  Hektor  Sp.  1924: 
Der  über  der  Mauer  sichtbare  Troianer  wird 
für  Priamos  angesprochen  und  könnte  gemeint 
sein  nach  Analogie  von 

c)  Silbergefäfs  von  Bernay,  abg.  R.  Rochette, 
Mon.  in.  1,  pl.  53,  Overbeck,  Taf.  19,  12,  S.  461 
nr.  124,  s.  Abb.  5:  über  dem  auf  dem  Wagen 
stehenden  Achill,  der  sich  gegen  die  Geschosse 
der  auf  der  Mauer  stehenden  Troianer  deckt, 
erscheinen  zwischen  den  Zinnen  die  Gestalten 
des  Priamos  und  der  Hekabe,  den  gefallenen 
und  mifshandelten  Sohn  beklagend. 

d)  Sarkophagreliefs,  vgl.  Brüning,  Über  die 
Midi.  Vorlagen  der  ilischen  Tafeln,  Arch.  Jahrb. 
1884,  S.  154  Anm.  57  a  — g,  bes.  Abb.  25. 

5)  Hektors  Lösung. 

a)  Vorbereitung  zur  Abfahrt  des  Priamos 
(II.  24 ,  228  ff.)  sehwf. ,  in  Etrurien  gefundene 
Amphora  unbekannten  Aufbewahrungsorts,  Over- 
beck, Bildw.  S.  466  nr.  133,  abg.  Arch.  Jahrb. 
1889  Taf.  10  (S.  264),  danach  Abb.  6.  Ein  bär- 
tiger kahlköpfiger  Greis  besteigt  nach  rechts 
den  Wagen,  an  den  bereits  zwei  Pferde  ange- 
spannt sind.  Diese  werden  von  dem  r.  neben 
ihnen  stehenden  langbekleideten  Wagenlenker 
gehalten,  zwei  andere  von  zwei  nackten  Män- 
nern   r.    und    1.    vom    Gespann    herangeführt. 


bild  abg.  Miliin,  Peint.  de  Vases  2,  22,  Inghi- 
rami, Gal.  omer.  2,  228;  s.  Overbeck  S.467  nr.  134. 
Priamos  in  orientalischer  Königstracht,  mit 
dem  Bogen  in  der  Hand,  begleitet  von  einem 
leichtgerüsteten 

i)  Jüngling,  ist 
von  dem  Vierge- 
spann abgestie- 
gen ,  wie  ihm 
Hermes  in  Ge- 
stalt eines  Myr- 
midonen  begeg- 
net (J/.24,v.396); 
Deutung  nicht 
gesichert. 

50  c)  Über  die 
übrigen  Darstel- 
lungen des  Pria- 
mos bei  Achill 
s.  im  allgem. 
Artikel    Hektor 

Sp.  1924  ff.: 
1)     Archaisches 
Bronzerelief  aus  „ 

„,  .  .  7)  Priamos  (rechts)  vor  Achill  (links), 

Ulympia,      AUS-  am  Boden  Hektors  Leichnam. 

G0  grabungen  V.  Ol.   Bronzerelief  aus  Olympia  (nach  Milch- 
4,  T.  25,  1.  unten,   höfer,  Anfänge  der  griech.  Kunst  S.  187  c). 

Milchiwf  er,  Anf. 

der  Kunst  in  Griechenl.  S.  187  c,  Furtwängler, 
Bronzefunde  in  Olympia  S.  94,  Curtius,  Das 
arch.  Bronzerelief  aus  Olympia  S.  13  (beides 
in  Abh.  der  k.  Ak.  der  Wiss.  in  Berlin  1879), 
s.  Abb.  7 :  der  jugendliche  Achill  und  der, 
oben  zerstörte,    Priamos,    der   die  R.    an    das 


2959        Priamos  (i.  d.  Kunst:  Ilias) 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  Ilias)        2960 


Kinn    legt,    stehen    sich    über    dem  Leichnam  Taf.  72,  3.  4.  —  5)  =  Luckerib.  c  =  Sehn.  A 

Hektors  gegenüber.    Die  Deutung  ist  gesichert  =   Annali.,  Bd.  21,   240,   nicht  publiziert.   — 

durch   —   2)  das  Relief  eines  griech.  Spiegels,  6)  Luckerib.  d  =  Sehn.  D.    Mon.  d.  inst.  8,  27. 

Furtwängler    in    Phil,    und    arch.    Aufs,    für  Engelmann,  Homeratlas  T.  20,  108,  Baumeister, 

Ernst  Curtius  T.  4,  S.  181  ff.,    auf  dem  hinter  Benkm.  Tel.  Alt.  1,  Fig.  791.    Abb.  8  nach  Bau- 

Priamos  noch  Hermes  erscheint.  —  3 — 6)  Vier  meister.   —    7)  Overbeck  T.  20,   2   zeigt  bereits 


8)  Hektors  Lösung :  Priamos,  gefolgt  von  2  Dienern 
und  2  Dienerinnen,  vor  Achilleus.    Archaisches  VasonlnM  (nach  Baumeister, 
Dcnkm.  d.  kl.  Altert.  1,  Fig.  791). 

unter    sich    naheverwandte    archaische  Vasen-  Priamos  niederknieend  vor  dem  auf  einem  Sessel 

bilder,   verzeichnet  bei  Luckenbach,   Jahrbb.  f.  sitzenden  Achill.     Andeutungen,    dafs   es   sich 

class.   Philol.      Suppl.   Bd.  11,   S.  508  f    a  —  d,  um  Hektors  Lösung  bei  diesem  Vorgang  handle, 

Schneider,  Der  troische  Sagenkreis  S.  33 ff.  A — D.  fehlen  bis   auf  Hermes'  Anwesenheit  gänzlich, 


10)  Hektors  Leichnam,  auf  einer  "Wage  abgewogen,  Silbergefäfs  aus  Bernay  (nach  Baumeister,  Denkm.d.  kl.  Altert.  1  S.  740). 
Anwesend:  Achill,  r.  Priamos  mit  je  4  Begleitern ;  der  Fünfte  r.  gehört  zu  der  anschliefsenden  Scene,  s.  Patroklos  Fig.  8. 


Abbildungen  der  Vasenbilder:  3)  Luckerib.  a 
(=  Schneider  C),  Overbeck,  Bildw.  T.  20,  3. 
(S.  471  nr.  138).  Dabei  ist  zu  bemerken,  dafs 
auch  die  Rückseite  {Overb.  S.  470)  dazu  gehört: 
Die  Ankunft  des  Priamos  im  Griechenlager.  — 
4)  Luckerib.  b   (=  Sehn.   B)    Arch.  Ztg.  1854, 


namentlich  der  Leichnam  Hektors  und  die  mit- 
gebrachten Geschenke.  —  8)  Das  grofse,  den 
Einflufs  der  Tragödie  verratende  apulische 
Vasenbild,  Mon.  d.  Inst.  5,  11,  Overbeck  20,  2, 
Baumeister,  Benkm.  1,  Fig.  792,  s.  Abb.  9,  zeigt 
bereits  den  von  Aischylos  in  den  Phrygern  be- 


2961 


2962 


2963      Priamos  (i.  d.  Kunst:  Aithiopis) 


Priamos  (i.  d.  Kunst:  kl.  Ilias)      2964 


nutzten  Zug  der  Aufwägung  des  Leiclinams 
gegen  das  Lösegeld  in  Vorbereitung,  der  nun 
öfters  wiederkehrt,  so   —  8)  auf  einem  Silber- 

gefäfs  abgeb. 
B.  Rochette, 
Mon.  ined.  1, 
pl.  52;  Bau- 
meister, Denk- 
mäler dM.Alt. 


leck  T.  20, 12, 

s.  Abb.  10,  wo 
Hektor  auf  der 

Wagschale 
liegt.  —  Wei- 
tere   Darstel- 
lungen bes. 
aufSarkopha- 


11)  Priamos  vor  Achill  knieend,  im  Hin- 
tergrund Athene.    Pomp.  Wandgemälde 

(nach  Arch.  Jahrb.  1894  S.  159).  handlung   der 

Lösung  Hek- 
tors  auf  den  llischen  Tafeln  vgl.  0.  Jahn, 
Griech.  Bilderchr.  S.  24,  Sc.  50  und  insbesondere 
Brüning,   Über  die  bildlichen  Vorlagen  der  ili- 


in  Villa  Borghese,  Heibig,  Führer  22  nr.  963, 
abg.  Robert,  Sarkophagreliefs  2,  T.  24.  Over- 
beck,  Bildw.  T.  21,  1,  S.  495  nr.  3,  s.  Abb.  12. 

2)  Priamos  und  Eurypylos,  auf  der  Tab. 
lliaca  A,  0.  Jahn,  Griech.  Bilderchron.  S.  30, 
Sc.  62,  wahrscheinlich  nicht  die  Ankunft,  son- 
dern den  Auszug  des  Eurypylos  zum  letzten 
Kampf  darstellend. 

3)  Priamos  den  Troern,  die  das  hölzerne 
1,  S.  740,  aus  io  Pferd  ziehen,  voranschreitend,  in  langem  Ge- 
ßernay,  Over-  wand ,  mit  phrygischer  Mütze  deutet  mit  aus- 
gestreckten Armen  vorwärts,  wo  andere  Troer 
den  Sinon  führen  und  Kassandra  vor  dem  skäi- 
schen  Tore  ihre  Warnungsstimme  erhebt,  ebenda 
Sc.  65. 

4)  Priamos'  Tod  durch  Neoptolemos  am 
Altar  des  Zeus  Herkeios,  s.  Neoptolemos,  Bd.  3, 
Sp.  173 — 175,  und  bes.  Heydeinann,  Hm  persis 
auf   einer  Schale    des   Brygos.     Das    arg    ver- 

gen  s.  Artikel  20  stümmelte  Mittelbild  der  Tabula  lliaca  A  findet 
t  „Hektor".  eine  Analogie   in   einer  Lekythos   aus  Kertsch, 

Über  die  Be-       Arch.   Jahrb.    1894,    S.  162,   Fig.    36;    danach 
Abb.  13.  —  Eine  sehr  schöne  Darstellung  auf 
dem  Fragment  eines  Marmorreliefs  in  der  Samm- 
lung Giusti,  Priamos  von  Neoptolemos  getötet, 
s.  Abb.  14,  nach  Heydemann,  Iliu  persis  Taf.  3,  3. 
—  In  dem  grofsen  Wandgemälde  Polygnots  in 
der  Lesche   zu  Delphi  war 
Priamos  unter  den   bereits 
Getöteten   dargestellt,    wo- 
bei der  Maler  der  Überlie- 
ferung des  Lesches   folgte, 
s.  oben. 

Der  Fassung  der  sogen. 
Iltag  ILIY.Q&  des  Lesches,  wo- 
nach Neoptolemos  den  Pri- 
amos vom  Altar  des  Zeus 
wegschleppt  und  am  Tore 
tötet,  folgt  die  Darstellung 
sehen  Tafeln,  Arch.  Jahrb.  1894,  155  ff.,  wo  40  eines  Tonbechers  im  Berliner  Antiquarium,  abg. 
S.  159  Fig.  30  auch  das  pompej  anische  Arch.  Jahrb.  1898  T.  5  (Text  S.  80ff,  Winter) 
Wandgemälde  (Heibig  1325,  Steinbüchel,  s.  Abb.  15.  Wir  sehen  rund  umlaufend  dar- 
(antiq.  Atlas  8  (B  2)  abgebildet  ist,  s.  Abb.  11.       gestellt   zuerst    das   Haus   des  Priamos,    bezw. 


12)   Penthesileia   und   die   Amazonen,    von  Priamos    und  Gefolge   begrüfst,    rechts 

trauernde  Troianer.     Sarkophagdeckel  aus  Villa  Borghese  (Ausschnitt) 

(nach  C.  Robert,  Die  antiken  Sarkophagrcliefs  2  T.  24,  59). 


13)  Priamos  von  Neoptolemos  auf  dem  Altar  getötet,  rechts  Hekabe  und  1  Grieche.     Lekythos  von  Kertsch 

(nach  Arch.  Jahrb.  1894,  S.  162,  Fig.  36). 


C.  Kreis  der  Aithiopis,  kleinen  Ilias 
und  Iliu  persis. 

1)  Ankunft  der  Amazonen:  Zu  den  um 
Hektor  klagenden  Troern  und  Troerinnen  sto- 
fsen  die  Amazonen,  deren  Führerin  von  Priamos 
mit  Handschlag  begrüfst  wird,  Sarkophagdeckel 


das  Portal  desselben  (olxiu  JIp/.afio[v],  dann 
NscMTolziiog  in  den  inneren  Hof  eindringend, 
wo  am  ßw{iog  Aiog  tgxsiov  der  unbärtig  und 
unbewaffnet  dargestellte  TlQia^og  flehend  nieder- 
gekniet ist.  Dann  folgt  die  Inschrift:  xera 
7toir\xr\v  A£6%r\v   £x   tj]g   [iixQug  IXiadog:    xaza- 


2965 


Priapaios 


Priapaios 


2966 


cpvyovrog  xov  Uqiu\lov  sm  xov  ßco^ior  xov  sqxsiov 
^Jiog  a7T067Kxa<x$  o  NtortxoXsfiog  ccno  xov  ßcapov 
'jiQog  xi]  oixtcu  y.axs- 
■6(pa^sv.  Durch  diese 
Inschrift  ist  die  erste 
Scene  von  der  zwei- 
ten getrennt,  wo  Ns- 
onxoXsy.og  den  am 
Haare  gepackten  und 
vom  Altar  wegge- 
schleppten Up/afio? 
mit  der  Lanze  durch- 
bohrt, während 
E[xcc]ßri  die  Hände 
jammernd  erhoben 
zusammenbricht,  und 
die  oixia  I7pto;fio[i;] 
die  Scene  rechts  wie- 
der abschliefst.  Vgl. 
auch  Gruppe,  Griech. 
Mythol  S.  688. 

2)  Sohn  des  Poli- 
tes,  Enkel  von  1,  Ge- 
fährte   des    Aineias, 
Verg.  Aen.  5,  564. 
[Weiszäcker.] 
Priapaios  (IjQiccncclog,  nQiT}7icciog),  Beiname 
des  Apollon,  Hellanikos  im  Schol.  vet  Lyk.  29 


xca" IXcp  ¥%qt]G£v  d  HQir\italog  liTtöXXoav)  beziehen 
oder  auch,  wie  Gruppe,  Gr.  Myth.  853,  8  ver- 


14)  Priamos  von  Neoptolemos  getötet,  Marmorrelief  der  Samml    Giusti  in  Verona 
(nach  Heydemann,  Iliu  persis  T.  3,  3). 


mutet,  den  Apollon  als  Gott  der  Zeugung  be- 
zeichnen, wie  er  Zcooyovog  (Anth.  Pal.  9,  525), 


15)  Priamos'  Tod  nach  Lesches  auf  einem  Tonbecher  des  Berliner  Antiquariums  (nach  Arch.  Jahrb.  1898,  T.  5). 
L.  Priamos    am  Altar    des  Zeus  Herkeios,   von  Neoptolemos    bedroht,   r.  Priamos    vom  Altar   weggerissen    und  von 

N.  getötet,  Hekabe  noch  klagend. 


(und  Tzetz).    H.  Kullmer,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  rsvsxao,    &oocäog  (Lykophr.  352;    nach    Tzetz 

Suppl.   27,    562.     Der   Beiname   kann   sich   auf  =    6itSQiioy6vog   xccl   y£vvr}xix6g)   heifst.      Auch 

Kult   in    der   Stadt   Priapos    (vgl.    Schol.   Lyk.  Artemis  führt  (infolge  von  Kultgemeinschaft?) 

a.a.O.-  [iccvxtvoiiivcp  iv  TlQtriTtcp  xfjg  $>QvyLag  die    Epiklesis    Ugianivr],    unter    der    sie    (in 


2967                        Priapine  Priapos  (Name  u.  Wesen)         2968 

Priapos?)  einen  Tempel  mit  einem  Xoanon  be-  Bithynien  (Steph.  Byz.  s.  AäfLipuxog)  und  Arrian 
safs,  Plut.  Luc.  IS.  Gruppe  a.  a.  0.  1285  Anm.  3  Bithyniaka  (Eustath.  Hom.  II.  691,  44;  \gl.  32 
zu  1284.  [Höfer.]  17)  sieb,  damit  beschäftigten.  Aber  die  ältere 
Priapine  s.  Priapaios.  Poesie,  wie  Strab.  13,  587  bezüglich  Hesiods 
Priapiscus  (Or.-Henzen  5757)  s.  Priapos.  ausdrücklich  betont,  und  die  ganze  ältere 
Priapos.  Die  Form  ügluTtog  findet  sich  in-  Mythographie  kennt  den  Pr.  nicht;  es  ist  kein 
schriftlich  auf  Thera  (/.  G.  12,  3  nr.  421)  und  Zufall,  dafs  Apollodor  ihn  nirgends  erwähnt, 
überwiegt  in  griechischer  Prosa,  in  lateinischen  Für  die  Komödie  wäre  Pr.  eine  ebenso  dank- 
Inschriften  und  in  der  römischen  Litteratur.  bare  Figur  gewesen  wie  Silen,  wir  wissen  auch 
Die  Form  TlgiriTiog  wird  durchweg  in  der  griechi-  10  von  einer  Komödie  ügianog  des  Xenarchos 
sehen  Poesie  verwendet  und  kehrt  auch  wieder  {Koch,  Com.  Attic.  Fragm.  2,  472),  ob  aber  schon 
in  einer  lateinischen  Inschrift  aus  Dacien  (C.  I.  L.  Aristophanes  in  seinem  Triphaies,  wo  sich  eine 
3,  1139).  Die  Form  TlgUnog  war  in  Bithynien  Anspielung  auf  den  ithyphallischen  Hilaon 
gebräuchlich  {Arrian.  Bithyniaka  bei  Eustath.  (Hesych.  s.  'IXcicov')  fand,  des  Pr.  gedachte  (die 
Hom.  B.  691,  44  vgl.  32,  17  —  Fragm.  hist.  eigentlich  attischen  ithyphallischen  Gestalten 
Graec.  3,  592  fragin.  32).  Gelegentlich  findet  waren  Orthanes,  Konisalos,  Tychon;  vgl.  Strab. 
sich  auch  die  Mehrzahl  npinTtot,  (Mosch.  Id.  13,  588),  ist  zweifelhaft.  Das  Wort  Triphallus 
3,  27)  wie  Pane  und  Silene  neben  dem  Pan  und  —  Titel  einer  Komödie  des  Naevius  und  einer 
Silen,  oder  Priapi  (carm.  Priapea  33,  1)  für  Satura  Menippea  des  Varro  mit  dem  bezeich- 
eine  Mehrzahl  von  Priapos-Bildern;  ferner  Pria- 20  nenden  Untertitel  ntgl  aQQ£v6t7\zog  —  findet 
piscus  (C.  I.  L.  9,  2197)  wie  Paniskos  neben  Pan.  sich  mit  sicherem  Bezug  auf  Pr.  erst  in  den 
Der  ithyphallische  Gott,  ein  Bild  der  un-  Carmina  Priapea  83,  9.  Über  sonstiges  Auf- 
erschöpf liehen  Naturkraft,  welche  Gedeihen  treten  des  Pr.  auf  der  Bühne  vgl.  Afranius 
auf  allen  Gebieten  des  menschlichen,  tieri-  bei  Macrob.  Sat.  6,  5,  6  und  Augustin  de  civit. 
sehen  und  pflanzlichen  Lebens  schafft,  trug  dei  6,  7.  —  In  Alexandreia  war  Pr.  in  der 
einst  in  verschiedenen  Gegenden  der  alten  Welt  grofsen  Pompe  des  Ptolemaios  Philadelphos 
verschiedene  Namen.  Manche  von  ihnen  gingen  zweimal  an  hervorragender  Stelle  dargestellt 
verloren  (vgl.  Kaibel,  Göttinq.  Gel.  Nachricht.  (Athen.  5,  201  c.  d.)  und  die  alexandrinische 
phil.-hist.  Kl.  1901,  488  ff.),  ais  der  Phalloskult  Poesie  hat  sich  lebhaft  mit  dem  Gott  beschäftigt, 
auf  Götter  wie  Dionysos  (oben  Bd.  1  Sp.  1062)  30  Das  lehren  die  Epigramme  der  Antholog.  Palat. 
und  Hermes  (oben  Bd.  1  Sp.  2376)  überging.  und  Planud.,  die  Gedichte  der  Bukoliker,  So- 
Andere  erhielten  sich  in  Lokalkulten,  beschränkt  tades  mit  seinem  Hglriitog  (Suid.  s.  UcoTccdwg), 
auf  ein  kleines  Gebiet,  wie  z.  B.  Konisalos,  und  Euphorion  vom  ägyptischen  Chersonnes 
Orthanes,  Tychon  u.  dgl.  Nur  der  Priapos-  mit  seinen  ügiänbia  (über  seine  Persönlich- 
Kult  nahm  eine  andere  Entwickelung.  Einst  keit  und  die  Benennung  des  Versmafses  vgl. 
auf  wenige  Kultstätten  beschränkt,  verbreitete  Meineke  Analect.  Alexundr.  341;  Spiro  in  Strena 
er  sich  mit  den  in  Lampsakos  geprägten  Pr.-  Helbigiana  291).  Die  römische  Poesie  folgt  dem 
Sagen  bald  nach  30u v.Chr.  (v.Wilamowitz,  Text-  alexandrinischen  Vorbild  und  liefert  schliefs- 
gesch.  d.  griech.  Bukol.  200,  1)  nach  allen  Seiten.  lieh  die  bekannten  Carmina  Priapea.  Das  bis 
Mit  welchen  kultur-  und  religionsgeschicht-  40  in  die  spätesten  Zeiten  lebendige  Interesse  am 
liehen  Strömungen  diese  späte  Verbreitung  Pr.-Kult  bezeugt,  abgesehen  von  den  in  allen 
zusammenhängt,  ist  noch  unaufgeklärt.  Bei-  Teilen  des  römischen  Reiches  gefundenen  Pr.- 
tragen  mochte  dazu  vielleicht  der  Umstand,  Bildern,  der  Eifer,  mit  dem  sich  die  Kirchen- 
dal's   die  Gestalten   des   Dionysos   und  Hermes  väter  gegen  Pr.  wenden. 

in  Kunst  und  Poesie  inzwischen  derart  bestimmt  Die  Frage  nach  der  ältesten  Kultstätte 

ausgestaltet    waren,    dafs    ihre    ithyphallische  des    Pr.    ist    schon    im   Altertum    aufgeworfen 

Bildung    nicht    mehr  Anerkennung    fand    und  worden.    Die  einen  verwiesen  auf  Orneai  bei 

dafs    die    alten   überall    verbreiteten  Verehrer  Phlius,  wo  es  ein  berühmtes  Heiligtum  des  Pr. 

der  Phallos-Symbolik  sich  gern  einer  anderen  gab  (Isqov  LTqicctcov  rtfimiitvov);  Euphorion  vom 

ithyphallischen  Gestalt  zuwandten.     Vielleicht  50  Chersonnes    gab   deshalb    in    seinen   TlQuiitsicc 

spielten  auch  die  Mysterien  hier  eine  gröfsere  dem  Gott  die  Epiklesis  'Ogviärrig  (Strab.  8,  382), 

Rolle.     Nach   Diodor.  4,  6,  4  wurde  Pr.  nicht  und  Strab.  13,  587   stellt   es   als  möglich   hin, 

nur  bei   den   dionysischen  Mysterien,   sondern  dafs  der  Kult  am  Hellespont  ein  Filialkult  von 

auch  bei  fast  allen  anderen  Mysterien  verehrt,  Orneai   sei;    über  andere  ithyphallische  Kulte 

usrä    yilwxog    nal   ncudi&g    TtaQti6ayöiiBvog    iv  in  der  Gegend  von  Orneai  vgl.   Kaibel  a.  a.  0. 

ralg  ftvolaig;  vgl.  Petron.  Sat.  17,  8;  Theodoret.  493.  —  Die  anderen  aber  hielten  für  die  eigent- 

Graec.  affect.  curat.  1  de  fide,  Migne  Bd.  83,  820.  liehe  Heimat  des  Pr.-Kultes  jene  Orte  an  der 

Ebenso  zogen  früher  oder  später  auch  die  Or-  Südküste   des  Hellespont,   von   denen  aus  sich 

phiker  den  Pr.  in   ihren  Kreis,   indem  sie  ihn  Kult  und  Sagen  in  der  späteren  Zeit  die  Welt 

mit   Phanes-Protogonos    identifizierten,    Orph.  60  eroberten,  vor  allem  Lampsakos.     Das   ist  die 

hymn.  6,  9;  vgl.  oben  Bd.  3,  Sp.  1140.  2249.  in  der  alexandrinischen  und  römischen  Poesie 

Die  griechische  Litteratur  folgte   der  reli-  feststehende  Ansicht, 

gionsgeschichtlichen    Strömung,    welche    dem  Lampsakos    verehrte    den  Pr.   höher    als 

Pr.-Kult  Verbreitung  schaffte,   erst  Verhältnis-  die   übrigen  Götter;   man  verknüpfte   ihn  mit 

mäfsig  spät  nach.     Lokalschriftsteller  aus  der  dem  Kreis  der  olympischen  Götter,  indem  man 

Gegend     der    Propontis     und     aus    Bithynien  ihn  als  Sohn  des  Dionysos  und  der  Aphrodite 

mochten  wohl   die  Pr.-Sagen  jener  Gegenden  bezeichnete,  und  hielt  ihn  für  den  Gründer  der 

behandelt  haben,  wie   später  Demosthenes  von  Stadt  und  für  den  Beschützer  des  reichen  Wein- 


2969       Priapos  (Kulte:  Lampsakos)  Priapos  (Kulte:  Lampsakos)       2970 

baues  jener  Gegend,  Pausan.  9,  31,2;  Demosthen.  (vgl.  Wissoiva,  Religion  und  Kultus  der  Römer 
Bithyn.  bei  Steph.  Byz.  s.  AccLitpaxog ;  Strab.  142),  erzählt  das  Gleiche  von  Pr.,  der  nach 
13,  587.  Deshalb  zeigen  auch  die  Münzen  der  einem  Feste  der  Kybele  der  Vesta  nachgestellt 
Stadt  (Belege  s.  unten)  sein  Bild,  bald  den  habe  und,  durch  den  Esel  des  Silen  gestört, 
bärtigen,  epheubekränzten  Kopf,  bald  ein  Brust-  das  Tier  getötet  habe,  Ovid.  fast.  6,  319 — 345; 
bild,  bald  die  ganze  Kultstatue:  mit  der  Linken  Lactant.  inst.  div.  1,  21.  Im  Zusammenhang 
auf  den  Thyrsos  gestützt,  in  der  Rechten  den  mit  der  Deutung  der  övoi  genannten  Sterne 
Weinkrug  zur  Spende  erhebend,  ithyphallisch  ward  auch  erzählt,  Dionysos  habe  einst  einem 
gebildet.  Aafiipainqvog  heifst  Pr.  in  der  Weih-  Esel,  der  ihn  getragen  hatte,  die  menschliche 
inschrift  des  Artemidoros  auf  Thera  (I.  G.  12,  3  10  Sprache  verliehen;  dieser  Esel  habe  mit  Pr. 
nr.  421  =  Kaibel,  Epigr.  Graec.  807)  und  auch  einen  Streit  über  die  Gröfse  des  Phallos  ge- 
sonst  ist  oft  von  seiner  Verehrung  in  Lamp-  habt,  sei  von  Pr.  im  Zorn  getötet  und  von 
sakos  die  Rede,  vgl.  Anth.  Plan.  242;  Athen.  Dionysos  unter  die  Sterne  versetzt  worden, 
1,  30  b;  Lukian.  dial.  deor.  23  nebst  Schol.;  Hygin.  poet.  astron.  2,  23;  Schol.  Germern.  148; 
Catull.  fr.  1  Bährens  bei  Terentian,  Maar.  2754;  Lactant.  inst.  div.  1,  21;  vgl.  die  Persif'flage  auf 
Ovid,  Trist,  1,  10,  26;  Priap.  55,  6;  Serv.  Verg.  diesen  Wettstreit  in  Anthol.  Palat.  11,  224. 
Buc.  7,  33;  Erotica  de  Apollon.  Tyrio  fabula  Endlich  scheint  sich  Pr.  bei  Afranius  {Macrob. 
30.  Und  an  diese  Stadt  denken  wohl  auch  Sat.  6,  5.  6)  dagegen  zu  wehren,  dafs  jemand 
diejenigen  römischen  Schriftsteller,  die  dem  ihn  als  einen  Sohn  des  Esels  bezeichnet  hatte: 
Pr.  das  Beiwort  Hellespontiacus  geben,  Verg.  20  nam  quod  vulgo  praedicant,  aurito  nie  parente 
Georg.  4,  111;  Ovid,  fast.  1,  440  vgl  6,  341;  natum,  non  ita  est.  Alle  diese  Esel-Fabeln 
Petron.  sat.  139,  2  und  fr.  4  bei  Sidon.  Apollin.  sind  natürlich,  wie  schon  bemerkt,  dem  Kult 
23,  157;  Auson,  opusc.  8,  86  S.  113  Peiper,  von  Lampsakos  fremd.  —  Dagegen  gehört  nach 
Arnob.  adv.  gent.  3,  10;  Prudentius  contra  Lampsakos  wenigstens  ein  Teil  der  Geburts- 
Symmach.  1,  111.  Der  Neid  einer  anderen,  sagen,  insofern  als  zugleich  der  Name  des 
den  Pr.  verehrenden  Gegend  spricht  aus  der  benachbarten  Abarnis  miterklärt  werden  soll. 
Erzählung  bei  Serv.  Verg.  Georg.  4,  111  =  In  Anlehnung  an  die  schon  im  Hom.  Hymn, 
Myth,  Vat.  1,  126.  2,  38.  3,  6,  26,  Pr.  stamme  19,  35  ff.  stehende  Sage  von  der  Geburt  des 
zwar  aus  Lampsakos,  sei  aber  von  dort  rpropter  Pan  ward  erzählt,  Aphrodite  sei  zuerst  mit 
virilis  metnbri  magnitudinem'  vertrieben  worden,  30  Dionysos  vermählt  gewesen,  habe  sich  aber, 
dann  in  die  Zahl  der  Götter  aufgenommen  und  als  dieser  nach  Indien  zog,  dem  Adonis  zuge- 
der  allgemeine  Gott  der  Gärten  geworden.  —  wandt.  Als  Dionysos  heimkehrt,  begrüfst  sie 
Von  den  Kultbräuchen  in  Lampsakos  ist  uns  ihn  zwar,  flüchtet  aber  sofort  nach  Lampsakos 
nur  bekannt,  dafs  man  dort  dem  Pr.  Esel  zur  Entbindung.  Hera,  die  sonst  durch  freund- 
opferte, Ovid.  fast.  1,  391.  440.  6,  345;  vgl.  liches  rHandauf legen'  hilfreiche  Geburtsgöttin, 
Lactant.  divin,  inst.  1,  21;  Myth,  Vat,  3,  6,  26.  legt  voll  Eifersucht  gegen  den  neuen  Götter- 
Dieses  Tier  war  gewählt,  weil  es  im  Altertum  sprofs  mit  feindseliger  Zauberei  die  Hand  auf 
für  besonders  zeugungsfähig  galt  (vgl.  Stephani  Aphrodites  Leib  und  bewirkt  damit,  dafs  der 
Compte  rendu  1863,  234;  Gruppe,  Gr.  Mythol.  Knabe  häfslich  und  ßa&vcadolog  zur  Welt  kommt. 
1311,  3),  ähnlich  wie  anderswo  die  Gans  für  40  Vor  Schreck  über  diese  Gestalt  verleugnet 
das  heilige  Tier  des  Pr.  (Petron.  Sat.  137 :  Aphrodite  das  Kind  (das  von  mitleidigen  Hirten 
Priapi  delicias)  galt  und  ihm  geopfert  wurde  aufgezogen  wird) ;  von  diesem  Ableugnen  (anccQ- 
(Relief  im  Brit.  Museum:  Catal.  of  sculptur.  vüad-ut)  aber  hiefs  der  Ort  Aparnis,  später 
Brit.  Mus.  nr.  2165,  Anc.  Marbles  of  Brit.  Mus.  Abarnis;  Schol.  Apollon.  Rhod,  1,  932.  933; 
2  Taf.  3);  über  die  Auffassung  der  Gans  als  Etym.Magn,  s.'Aßagvida;  Steph,  Byz.  s.'ÄßaQ- 
Thier  der  Fruchtbarkeit  vgl.  O.  Keller,  Thiere  vog.  Die  etymologische  Erklärung  ist  wertlos. 
d.  Mass.  Altertums  288;  Stephani,  Compte  rendu  Die  ganze  Version  aber  ist  interessant,  weil 
1863,  22.  Was  man  in  Lampsakos  selbst  über  sie  verschiedene  Versionen  zu  kombinieren 
die  Verbindung  zwischen  dem  Gott  und  seinem  sucht.  Denn  einerseits  wird  hier  die  land- 
heiligen Esel  erzählte,  ist  nicht  überliefert,  da-  50  läufige  und  speziell  in  Lampsakos  geltende 
gegen  kennen  wir  allerlei  spöttische  Erdich-  Auffassung,  dafs  Pr.  ein  Sohn  des  Dionysos 
tungen  der  alexandrinischen  und  römischen  und  der  Aphrodite  sei,  kombiniert  mit  der  Sage, 
Poesie  darüber,  die  schon  darin  die  völlige  dafs  Pr.  ein  Sohn  des  Adonis  und  der  Aphro- 
Verkennung  des  ursprünglichen  Zusammen-  dite  ist,  Schol.  Theokrit.  1,  81;  Tzetz.  Lykophr. 
hangs  zwischen  Gott  und  heiligem  Tier  be-  831,  wo  die  Eifersucht  Heras  ebenso  geschildert 
künden,  dafs  sie  von  Feindschaft  zwischen  wird.  Und  anderseits  deutet  das  Eingreifen 
beiden  sprechen.  Der  alexandrinischen  Poesie  Heras  darauf  hin,  dafs  speziell  für  diesen  Punkt 
gehört  die  Wendung  an,  Pr.  habe  nach  einem  wohl  die  ältere  Version  dahin  ging,  Pr.  sei 
bakchischen  Fest  der  Nymphe  Lotis  nachge-  der  Sohn  des  Zeus  und  der  Aphrodite  gewesen; 
stellt;  gerade  als  er  bei  Nacht  das  Ziel  seiner  60  deshalb  war  Hera  eifersüchtig  und  bewirkte 
Wünsche  erreicht  zu  haben  glaubte,  schreit  durch  das  Handauflegen,  dafs  das  Kind  häfs- 
der  Esel  des  Silen,  weckt  Lotis  auf  und  giebt  lieh  (alöxQog,  ■jt£Qi066ßccQ-x.og  u.  a.)  ward;  Aphro- 
Pr.  dem  Spott  der  Götter  preis;  aus  Zorn  dar-  dite  warf  es  von  sich  und  ein  Hirt  erbarmte 
über  tötet  Pr.  das  Tier,  Ovid.  fast.  1,  391  bis  sich  seiner;  Nonn.  narr,  ad  Greg,  invect.  2,  28 
440,  metam.  9,  347  f.;  Serv.  Verg.  Georg.  2,  84;  bei  Westennann,  Mythogr.  382,  63;  Suid,  s. 
Myth,  Vat.  1,  126.  2,  179.  3,  6,  26.  Eine  rö-  LTgianog  3.  Den  Schrecken  der  Aphrodite 
mische  Version,  die  zugleich  daran  anknüpft,  schildert  auch  Schol.  Lukian,  dial.  deor.  23  = 
dafs   in   Rom    der  Esel   der  Vesta  heilig  war  Iup.  trag.  6,  wonach  die  Häfslichkeit  des  Kindes 


2971      Priapos  (Kulte:  Priapos,  Parion)  Priapos  (Kulte:  Lesbos  etc.)       2972" 

in  der  Gröfse  der  Zunge,  des  Bauches  und  des  Jlgdmog)  aus   der  Kriegsbeute   zufiel,   dem  Pr. 

Gliedes  bestand.    Dargestellt  ist  die  Szene  nach  überwiesen  wurde.     Danach  war  Pr.  in  Bithy- 

der    Geburt    1)    auf   dem  Altar    aus   Aquileja,  nien  ein  kriegerischer  Gott  (dccifitav  TtoX^iißTrjg), 

Michaelis,    Archaeol.-  epigraph.    Mitteil.    1877,  einer  von  den  Titanen  oder  den  Idäischen  Dak- 

81  ff.  Taf.  5  und  2)  auf  einer  Elfenbein-Büchse  tyloi;  er  sollte  den  jugendlichen  Ares  zunächst 

in  Athen,   Puchstein,  Athen.  Mitt.  1883,    79  ff.,  das  einfache  Tanzen,  dann  den  Waffentanz  ge- 

abgeb.  bei  Schöne,  Griech.  Reliefs  nr.  149  Taf.  37.  lehrt   haben    und   jener   Zehnte    war   der    von 

Bei  der  ersten  Darstellung  wendet  sich  Aphro-  Hera  für   alle  Zeiten  festgesetzte  Lohn   dafür, 

dite  mit  der  Gebärde   des  Entsetzens   ab  von  Die   Bedeutung   dieser   bithynischen   Sage  hat 

dem    in    einer  Wanne    liegenden    Kinde,    das  10  Kaibel  in  dem  eingangs  zitierten  Aufsatz  klar 

zwei   Nymphen   oder  Mainaden    pflegen.     Bei  gemacht,  indem  er  die  zerstreuten  Spuren  jener 

der  zweiten  Darstellung  fehlt  die  Gebärde  des  Auffassung   sammelte,   nach  welcher  die  alten 

Schreckens.     Fraglich   ist,   ob   auf  dem   Altar  Titanen   und   Idäischen   Daktyloi    thatsächlich 

von  Aquileja   die   Häfslichkeit    des   Kindes   so  einst  als  TtQtanwöaig  fi-tol,  als  kriegerische  ithy- 

dargestellt  war,  wie  sie  bei  Norm.  a.  a.  0.  und  phallische   Gestalten    angesehen    wurden,    vgl. 

Suid.  a.  a.  0.    angegeben  wird  (aldotov   iitavco  auch  Gruppe,  Gr.  Mythol.  1286  Anm.  —  Litkian 

xfjg  rtvyfjg  oder  inävc)  slg  rr)v  jtvyrjv),  eine  Bil-  hat  die  Auffassung  aus  einem  der  bithynischen 

düng,    die  in  den  orphischen  Gedichten  fr.  66  Schriftsteller,  die,  wie  oben  bemerkt,  ihre  alten 

Abel  (vgl.  Suid.  <frävr]g)   dem   mit  Pr.  identifi-  Lokalsagen  von  Pr.  fleifsig  sammelten,  und  je 

zierten  Phanes  beigelegt  wird;   vgl.  Michaelis  20  weiter  diese  Auffassung  von  der  späteren  all- 

a.  a.  0.  86,    Puchstein  a.  a.  0.   80.     Vielleicht  gemeinen  Anschauung  über  Pr.  abweicht,  desto 

weisen   die  Worte   auf  eine  Bildung   wie    die  gröfsere    Beachtung    verdient    sie.      Parallelen 

des  sog.  Tychon  bei  Gerhard,  Gesamm.  Akad.  zu  diesem  bithynischen  kriegerischen  Pr.  sind 

Abhandl.  Taf.  51,  3  und  in  sonstigen  Darstel-  sonst  nicht  bekannt.    Ein  Altar  am  Bosporus 

lungen,  vgl.  0.  Jahn,  Ber.  der  sächs.  Ges.  der  (Anthol.  Pal.  10,  7)  gilt  dem  Pr.  als  Gott  der 

Wissensch.  1855,  72  ff.  Schiffer.    Und  wenn  gelegentlich  von  der  Freude 

Nachbarorte  von  Lampsakos  pflegten  des  Pr.  am  Tanz  die  Rede  ist  (z.  B.  Anthol. 
den  Pr.-Kult  in  derselben  Weise.  In  der  Stadt  Pal.  6,  33)  handelt  es  sich  wohl  um  den  bak- 
Priapos  galt  Pr.  selbstverständlich  als  Haupt-  einsehen  Tanz,  der  mit  der  Sage  von  dem  Lehr- 
gott, Gründer  und  Eponymos,  Schol.  Theokr.  30  meister  des  Waffentanzes  in  keiner  Verbindung 
1,  21;  Strab.  13,  587.  Der  Vater  des  Pr.  war,  steht.  Über  einige  tanzende  Gestalten,  die  auf 
wie  in  Lampsakos,  Dionysos.  Über  die  Mutter  Pr.  gedeutet  sind,  s.  unten  bei  den  Darstel- 
aber  hatte  man  hier  vielleicht  die  abweichende  lungen  des  Pr. 

Version,  dafs  es  nicht  Aphrodite,  sondern  eine  Als  weitere  Kultstätten  sind  bezeugt  die 
Nymphe  (Strab.  a.  a.  0.)  bezw.  speziell  eine  Inseln  Lesbos  und  Thasos  durch  Petron. 
Najade  oder  mit  ihrem  Eigennamen  bezeichnet,  Sat.  133,  3;  Münzen  von  Lesbos  zeigen  die 
Chione  (Schol.  Theokr.  a.  a.  0.)  war.  Ob  dieser  Hermen  des  Dionysos  und  des  Pr.  nebenein- 
Name  Xiövr\  dereinst  auch  bei  Schol.  Luk.  dial.  ander,  Catalogue  of  coins  Brit.  Mus.  Troas, 
deor.  23  (Jiövr\)  und  Schol.  Luk.  lup.  trag.  6  Aeolis ,  Lesbos  161  Taf.  33,  1.  Auf  Thera 
(Jimvr\)  stand,  oder  ob  hier  wie  bei  Petron.  40  fand  sich  die  Weihinschrift  eines  Artemidoros 
Sat.  133  Dione  als  Mutter  des  Pr.  gleich  Aphro-  von  Perge,  der  dort  auf  den  Stufen  eines  Dios- 
dite  (s.  oben  Bd.  1  Sp.  1028)  ist,  mufs  unent-  kuren-Altars  eine  Pr. -Statue  aufstellte,  I.  G. 
schieden  bleiben;  beachtenswert  aber  ist,  dafs  12,  3  nr.  421  =  Kaibel,  Epigr.  Gr.  807.  Ferner 
Dione  selbst  in  anderem  Zusammenhang  eine  deuten  die  Inseln  Priapos  bei  Ephesos  (Plin. 
Najade  ist,  vgl.  Escher  bei  Pauly -Wissoira,  5,  137)  und  Priaponesos  in  der  Bucht  von 
Real-Encycl.  5,  880.  —  In  Parion  war  der  Keramos  südlich  von  Halikarnassos  (Plin.  5,  134) 
Pr.-Kult  so  bedeutend,  dafs  der  Gott  danach  schon  durch  ihren  Namen  auf  Pr.-Kulte  hin. 
die  Epiklesis  IlaQLavog  führte,  Hesych.  s.  Tlagi-  Von  dem  griechischen  Festland  ist  der 
avög.  —  In  Perkote  sollte  Pr.  der  Sohn  des  Kult  von  Orneai  bereits  erwähnt.  —  Am 
Dionysos  und  der  Perkote  sein  bezw.  die  Stadt  50  Helikon  stand  ein  sehenswertes  Bild  des  Pr. 
gegründet  haben,  Hesych.  s.  TlQirptiSoq,  vgl.  (ayal\ia  Tlgiänov  &tag  cc^iov),  ob  allein  oder  in 
Bergk,  Poet.  Lyr.  Gr.*  3,  693  fr.  adesp.  19.  —  einer  Gruppe,  lassen  die  Worte  des  Pausan. 
Aus  dem  am  nördlichen  Ufer  des  Hellespont  9,  31,  2  zweifelhaft;  Gruppe  ob.  Bd.  3  Sp.  2249 
gegenüberliegenden  Kallipolis  stammt  ein  schliefst  auf  einen  bedeutsamen  Kult.  —  Die 
Relief  aus  der  Kaiserzeit,  das  ein  Opfer  für  Pr.  Ergänzung  und  Beziehung  auf  Pr.  bei  der  In- 
darstellt mit  einer  Weihinschrift  für  ihn  als  schritt  vorn  Piraeus  (I.  G.  3,  1397  =  Kaibel 
Gott  der  Fischer,  Bull.  d.  corr.  hell.  1877,  410.  Epigr.  Gr.  817)  ist  unsicher. 

Bithynien  hatte  eine  von  Lampsakos  ab-  In  Kleinasien   hatte  Lydien,   und  zwar 

weichende   Form    des   Pr.-Kultes.     Der   Name  vornehmlich  Hypaipa  nach  Petron.  Sat.  133,  3 

war  hier,  wie   oben  erwähnt,    IloUnog;   damit  60  einen  bedeutsameren  Pr.-Kult  und  Pr.-Tempel, 

hängt    zusammen    der   Monat   Ikgiimog    oder  und   es    scheint,    als   ob   gerade    diesem  lydi- 

ÜQibTtiog  (vgl.  K.  Fr.  Hermann,  Griech.  Monats-  sehen   Kult  eine   gröfsere  Rolle   zukommt,   als 

künde  114).     Lnkian.  de  salUtt.  21  erzählt  eine  man  bisher  angenommen  hat.   Auf  einem  Wand- 

bithynische   Sage,   welche   den   Brauch   zu   er-  bild  aus  Pompeji  (Heibig,  Wandgemälde  Cam- 

klären  bezweckt,  dafs  dort  der  Zehnte  von  dem,  paniens  1140;    oben  Bd.  3  Sp.  887),   das  unten 

was   dem  Ares  (Bithys   selbst  heifst  Sohn  des  bei  den  Darstellungen  näher  zu  besprechen  ist, 

Ares,  vgl.  oben  Bd.  1   Sp.  787 ;  und  der  bithy-  stützt  sich  in  der  bekannten  Szene  von  Herakles 

nische  Monat  "ÄQHog   steht  neben   dem  Monat  und  Omphale  mit  der  vertauschten  Tracht  Hera- 


2973      Priapos  (Kulte:  Alexandria,  Rom)  Priapos  (Gott  d. Fischer, Hirten  etc.)      2974 

kies  auf  den  asiatisch-frauenhaft  gekleideten  Richtung  erschöpfen.  Überall  in  Griechenland, 
Pr.,  der  somit  als  ein  Genosse  oder  Diener  des  Kleinasien,  Italien  und  allen  römischen  Pro- 
Herakles gedacht  ist.  Es  ist  nicht  anzunehmen,  vinzen  sind  Darstellungen  des  Pr.  gefunden 
dafs  diese  Zusammenstellung  auf  eine  Spielerei  worden.  Man  verehrte  den  Pr.,  wie  Diod.  4, 
zurückgeht,  wie  wenn  z.  B.  Nicet.  JEugenian.  6,  4  sagt,  nicht  nur  in  der  Stadt  in  seinen 
Drosill.  et  Charicl.  3,  212  Herakles  und  Pr.  als  Heiligtümern,  sondern  überall  auf  dem  Lande 
die  beiden  zeugungskräftigsten  Männer  neben  als  Hüter  der  Weinberge  und  Gärten  oder,  wie 
einander  genannt  werden.  Vielmehr  standen  Pausan.  9,  31,  2  bemerkt,  überall  dort,  wo 
wohl  der  sog.  ljdische  Herakles  in  seiner  Ziegen  und  Schafe  weiden  und  Bienenzucht 
Frauentracht,  die  durch  die  Omphale-Sage  10  betrieben  wird.  Und  noch  bedeutsamer  für  die 
motiviert  werden  soll,  und  der  so  oft  in  Frauen-  Verbreitung  war  vielleicht  die  Verehrung  durch 


*s 


gestalt  dargestellte  Pr.  in  engeren  Beziehungen,  die  Schiffer  und  Fischer, 

deren  Heimat  Lydien  war.     Die  Sage,  welche  Als    Gott    der    Schiffer    und    Fischer 

dann   diese   engeren  Beziehungen    in  ein  Ver-  kennen  wir  Pr.  aus  Epigrammen,  A)ith.  Palat. 

hältnis   auflöste,    das  Pr.  lediglich   als  dienen-  6,33.89.192.193;  10,  1.2.  4—9.  14—16.     Nach 

den    Genossen    des   Herakles    erscheinen    liefs,  dem    Standort    seiner  Bilder    oder  Altäre    am 

ist  bis   auf  das  pompejanische  Wandbild  Ter-  Ufer  und  am  Hafen,  nach  seiner  Gewalt  über 

schollen.  Meer  und  Wind,  und  nach  der  Beihilfe,  die  er 

In  Kleinasien    findet    sich    ferner    noch    in  Schiffern  und  Fischern  durch  günstige  Winde 

Tr alles    ein  Pr.-Heiligtum   (JIqwtziov)    neben  20  und  guten  Fischfang  leistet,  führt  er  Beiworte 

einem  Hekate-Heiligtum  genannt,  Bali.  d.  corr.  wie  alyiulirris  (6,  33.  193  vgl.  10,  8),  li[L£vitr\g 

hell.  1880,  337,   und    auch   ein  Pr.-Bild   wurde  (10,    1),    XLiisvoQ^tivrjg   (10,    5),    Xiy.ivcav   daipav 

dort  gefunden,   Beinach,   Repertoire  de  la  sta-  (10,  6),  ivoQiiirrig  (10,  2.  14),  novro^dcov,  öpfio- 

tuaire  2,  73,  6.  SotiJq  (10,   16);   und  anschaulich  geht  aus  den 

In  Alexandreia  ehrte  man  Pr.  sicher  zur  Epigrammen  hervor,   wie  Fischer  und  Schiffer 

Zeit  des  Ptolemaios  Philadelphos,  wie  die  Pompe  den  Gott  verehrt,   den  Altar  bekränzt,   Fische 

bei  Athen.  5,  201c.  d.  beweist.  u. s.w.  geopfert,   Netze,   Reusen,   Fischergeräte 

Nach  Rom  kam  Pr.  verhältnismäfsig  spät,  u.  a.  geweiht,  daneben  aber  auch  Trinkgefäfse 

vgl.    Bücheier,    Bhein.    Mus.    1863,     381.      In  und  Wein  nicht  vergessen  haben.     Wein  und 

gröfseren  Kulten  selbst  verdrängte  er  verwandte  30  Schiffahrt    sind   für   all    die    Küstenstädte    am 

italische  Gottheiten  wohl  nur  selten.    So  wich  Hellespont  und  all  die  Inseln,  für  welche  Pr.- 

z.  B.  der  alte  römische  Mutunus  Tutunus  ihm  Kult   nachgewiesen  werden   kann,    von  gleich 

nicht,  sondern  behielt  für  sich  jenen  später  als  grofser  Bedeutung. 

anstöfsig  empfundenen  Hochzeitsbrauch,  bei  Auch  der  Wanderer  zu  Lande  gedenkt 
dessen  Erwähnung  Augustin.  civ.  dei  4,  11.  34;  wie  der  Schiffer  des  Pr.  Der  Gott,  dessen  Bild 
6,  9 ;  7,  24  den  Namen  des  Pr.  für  den  römi-  überall  im  Felde  und  an  Wegen  (vgl.  Anth. 
sehen  Gott  gebraucht;  vgl.  Wissoiva,  Belig.  u.  Plan.  261:  ä^q>oTigaig  nag  oSolai  yvXcct)  steht, 
Kultus  d.  Rom.  195;  B.  Peter  oben  im  Artikel  wird  jedem  Wandersmann,  der  ihn  ehrt,  ein 
Indigitamenta  Bd.  2  Sp.  204.  Dagegen  trat  auf  cpiXoditrjg  (Anth.  Pal.  6,  102)  sein, 
dem  Lande  Pr.  wohl  häufiger  an  die  Stelle  40  Als  Gott  der  Hirten,  denen  er  die  Her- 
des Silvanus  und  beide  tauschten  auch  in  der  den  mehrt  und  Futterreichtum  schafft,  ist  Pr. 
Darstellung  manche  Züge  unter  einander  aus:  aus  der  bukolischen  Poesie  bekannt.  Sein  Bild 
den  Schurz  mit  Früchten,  die  Sichel  in  der  steht  am  Ruheplatz  der  Hirten,  die  ihm  Milch 
Hand,  den  Hund  zu  Füfsen.  Man  ehrte  den  und  Kuchen  oder  ein  Tier  der  Herde  opfern, 
Pr.  hauptsächlich  als  Schützer  der  Gärten,  wie  Theokr.  1,  21.  epigr.  4;  Verg.  Ecl.  7,  33.  Manche 
dies  die  Dichtung  unendlich  oft  betont,  und  Kunstwerke  zeigen  das  Pr.-Bild  gerade  dort, 
als  Schützer  der  Gräber  (C.  I.  L.  6,  3708  =  wo  die  Herde  weidet,  vgl.  z.  B.  das  Relief  der 
5173).  Über  den  Kult  in  Rom  vgl.  auch  Pru-  Münchener  Glyptothek  251  (Schreiber,  Helle- 
dentius  contr.  Symmach.  1,  102  ff  ;  ferner  die  nistische  Beliefbilder  Taf.  75)  oder  die  Gemme 
Inschrift  C.  I.  L.  6,  564  (sigill.  Priap.  Liber.),  50  bei  Furticängler,  Antike  Gemmen  Taf.  45,  3. 
während  die  Inschriften  C.  I.  G.  5960 — 5962  Auch  Landleute,  die  dem  Pr.  Ziegen  opfern, 
wohl  unecht  sind,  vgl.  LG.  14, 102*,  113*,  116*.  finden  sich  dargestellt,  z.  B.  auf  einem  Karneol 
Aus  dem  übrigen  Italien  sind  Weihinschriften  in  Petersburg,  Stephani,  Compte  rendu  1872, 
für  Pr.  erhalten  z.  B.  aus  Tivoli:  C.  I.  L.  14,  166,  Taf.  3,  15. 

3565,  Telesia:  CLL.  9,  2197  (signum  Liberi  et  Als  Förderer  der  Bienenzucht  (Pausan. 

Priapisci),  Bergamo:  C  L.L.  5,  5117,  Verona:  9,  31,  2)  wird  dem  Pr.  selbstverständlich  auch 

C.  L.  L.  5,  3634,   Padua:  CLL.  5,  2803    =  Honig  gespendet,  Anthol.  Palat.  6,  232;  Calpurn. 

Priapea  82.    Auf  einen  lebhafteren  Pr.-Kult  in  Bucol.  2,  66;  Boscher,  Nektar  u.  Ambrosia  65. 

Aquileja  weisen  der  Altar  (Michaelis,  Archäol.-  Vor  allem  aber  stand  in   späterer  Zeit  Pr. 

epigraph.  Mitt.  1877,  81  ff.)  und  sonstige  Funde  60  überall    auf   dem    Lande    als    Wächter    der 

von  Pr.-ßildern,  Majonica,  Archaeol.  epigraph.  Weinberge    und    Gärten    (Diod.    4,   6,   4: 

Mitt   1880,  96.     Den  Kult  in  Dacien  bezeugt  OTrooQoepvXa!;    rmv   äfnrsXmvcov   itui   t&v    Kijncov ; 

die  Weihinschrift  aus  Apulum :  CLL.  3,  1139;  Cornut.  27:    cpvXah,  rwv  xs   v.i\ncov  v.a.1  rav  cfyi- 

Verehrung  in  Dalmatien  der  Altar;  C  L.  L.  tisXcov),  mag  es  sich  um  Weinpflanzungen,  Ge- 

3,  8683.  müse,  Obst  oder  Blumen  handeln  (Anth.  Planud. 

Die   hier   aufgezählten   Ortsnamen   würden,  236 — 243.  260.  261),  um  einen  armseligen  Be- 

auch    wenn    ihre    Reihe    noch    vervollständigt  sitz   (236)    oder   um   einen    reichen  (243),    den 

würde,  den  Kreis  der  Pr.-Verehrung  nach  keiner  Pr.  als  Y.r\novoög  (Anth.  Palat.  6,  21)  und   cey- 


2975      Priapos  (Gott  d.  Gärten  etc.)  Priapos  (Grabwächter  etc.)        2976 

QotpvXal-  (Anth.  Planud.  243)  hütet.     Trauben,  =   5173:   custos  sepulcri  pene   destricto  dem 

Granatäpfel,  Mandeln,  Feigen,  sonstige  Frucht  Priapus  ego  sum   mortis  et  vitai  locus,   sowie 

und  Backwerk  werden  diesem  Pr.  dargebracht,  die  Inschrift   aus  Verona  C.  I.  L.  5,  3634,  wo 

allerhand   Gartengerät  und   Äpfel   aus   Wachs  von  einer  aedicula  Priapi   die  Rede  ist.     Ein 

ihm   geweiht,   vgl.  Anth.  Palat.  6,  21.  22  (der  solches  Pr.-Bild  soll  selbstverständlich  als  Apo- 

"Weihende   ist  hier  ein   y.aQ7tocpvla^) ;    6,   232;  tropaion   gegen    Grabschändung    wirken,    aber 

Horaz  epod.  2,  21;   Priapea  42.     Das  Bild  ist  zugleich  liegt  darin  ein  Rest  der  tieferen  Auf- 

oft  aus  Feigenholz   (vgl.   Theokrit.  epigr.  4,  2;  fassung  des  Phallos  als  Grabschmuck,  vgl.  Körte, 

Anthol.  Plan.  86,   3;    Horaz  sat.  1,  8,    1;    da-  Athen.  Mitt.  24,  7;  Michaelis,  Ar  eh. -epigr.  Mut. 

gegen  aus  Pappel-  oder  Eichenholz  Priap.  85,  10  1,  95. 

2.  86,  3),  steht  unter  Feigenbäumen  (Altarrelief  Wie  weit  Pr.  in  dem  Kreise  ernsterer  reli- 
von  Aquileja:  Michaelis,  Ar  chäol. -epigr.  Mitt.  giöser  Vorstellungen  und  Caeremonien,  die  an 
Bd.  1  Taf.  6;  Puteal  in  Madrid:  Montfaucon,  die  menschliche  Fortpflanzung  anknüpften,  eine 
Antiqu.  expl.  Bd.  2  Taf.  85),  und  die  mehrfachen  Rolle  gespielt  hat,  ist  zweifelhaft.  Wir  kennen 
sonstigen  Anspielungen  gerade  auf  die  Feige  den  Ritus  der  alten  Pr.-Kulte  nicht  und  kennen 
{Anth.  Pal.  6,  102,  1;  Anth.  Planud.  240.  241;  auch  keine  alten  Mythen,  die  daraufhinweisen. 
Priapea  51,  5.  69,  1)  deuten  vielleicht  auf  Der  römische  Hochzeitsbrauch,  bei  dessen  Er- 
engere Beziehungen  gerade  zu  dieser  Frucht,  wähnung  Augustin  a.  a.  0.  von  Pr.  spricht,  ge- 
vgl.  Michaelis  a.  a.  0.  88  Anm.  23;  Gruppe,  hört,  wie  oben  bereits  bemerkt  ist,  allein  zum 
Griech.  Myth.  786,  5.  Diesen  Hüter  der  Gärten  20  römischen  Mutunus  Tutunus.  In  den  Zeiten, 
zeigen  bald  als  ganze  Statue,  bald  als  Herme  aus  denen  unsere  litterarischen  Quellen  stam- 
zahlreiche  Reliefs  und  Wandgemälde.  Ganz  men,  hat  man  in  ihm  nur  einen  Vertreter  des 
besonders  lebhaft  beschäftigt  sich  die  römische  übermäfsigen  Geschlechtstriebes  und  der  Un- 
Poesie mit  ihm;  vgl.  Bibaculus  fr.  3  bei  züchtigkeit,  einen  ZcpoQog  xfjg  axoXaoiag  (Schol. 
Sueton.  de  gramm.  109;  Catull.  fr.  1;  Verg.  Theokr.  1,  81),  einen  deus  libidinis  (Myth.  Vat. 
Georg.  4,  110  f.  Ecl.  7,  33;  Horaz  sat.  1,  8  (wo  2,  V>8)  gesehen.  Das  tritt  noch  am  wenigsten 
der  Schrecken,  den  Pr.  Dieben  und  sonstigem  hervor  bei  den  Künstlern,  die  Gruppen  von 
Gesindel  einflöfst,  drastisch  geschildert  wird;;  Aphrodite,  Eros  und  Pr.  oder  die  auf  Pr.  sich 
Tibull  1,  1, 17  f.  u.  1,  4 ;  Ovid.  trist.  1, 10,  26 ;  fast.  stützende  Aphrodite  schufen,  dagegen  stark  bei 

1,  391.  415;  6,  319.  333;  Columella  10,  32  (Ithy-  30  so  manchen  obszönen  Kunstwerken.  Das  zeigt 
phallus).  108 (frugif er);  Iuvenal.6,315;  Martial.  sich  dann  bei  Gelehrten,  wenn  sie  des  Pr.  Ab- 
6,  16.  49.  72.  73;  8,  40;  Copa  23;  Calpurn.  Buc.  stammung  von  Dionysos  und  Aphrodite  erklären 

2,  65;  Nemesian.  2,  51  und  vor  allem  die  Car-  wie  PJiodor.  4,  6, 1;  vgl.  auch  Theodoret.  de  fide, 
mina  Priapea.  Dabei  gerät  der  tiefere  Sinn  Migne  Bd.  83,  820.  Das  zeigt  sich  ferner  in 
der  Pr.-Verehrung,  der  Gedanke  an  die  För-  den  Fabeln,  welche  die  Poesie  schuf,  von  Pr. 
derung  des  Fruchtertrags,  immer  mehr  in  den  und  Daphnis  (Theokr.  Epigr.  3  =  Anth.  Pal.  9, 
Hintergrund.  Wie  dem  Bild  des  Phallos  von  338;  Theokr.  Id.  1,  81  nebst  Schol.),  von  Pr. 
jeher  apotropäische  Kraft  zugesprochen  war,  und  Lotis,  Pr.  und  Vesta,  Pr.  und  dem  Esel 
so  sah  man  auch  in  der  rot  angestrichenen  (oben  bei  dem  Kult  von  Lainpsakos  besprochen), 
Holzfigur  des  nackten  Pr.  mit  der  Sichel  in  40  in  der  Vorstellung,  dafs  er  comes  und  voluptas 
der  Hand  hauptsächlich  nur  ein  Apotropaion  der  Nymphen,  Dryaden  und  Najaden  war 
gegen  Diebe  und  Vögel.  Die  Dichter  malen  (Petron.  sat.  133,  3.  Priapea  33),  dafs  er  Unter- 
mit  derhem  Scherz  aus,  welche  unzüchtigen  rieht  in  der  Knabenliebe  giebt  (Tibull  1,  4), 
Strafen  dieser  'ruber  hortorum  custos,  mem-  und  in  all  den  Zweideutigkeiten  der  Poesie 
brosior  aequo,  qui  tectum  nullis  vestibus  inguen  von  Anthol.  Palat.  5,  200  bis  zu  den  Carmina 
habet'  (Priap.  1,  5)  dem  Diebe  droht.  Prak-  Priapea.  Alle  von  dem  Namen  Pr.  abgeleiteten 
tischere  Leute  gaben  dem  Pr.-Bild  Schilfstengel  Worte  wie  TtQicntL^io,  7iQiixTcta^6g  u.  s.w.  zeigen 
in  die  Hand  oder  befestigten  sie  an  dem  Kopf  die  gleiche  Auffassung,  ebenso  die  Verwendung 
(vgl.  z.  B.  Horaz  sat.  1,  8,  6;  über  die  ent-  des  Wortes  Ttgianog  im  Sinne  von  cciöolov 
sprechenden  Denkmäler  der  Kunst  s.  unten),  50  (Diod.  4,  6,  2;  Iuvenal.  2,  95  u.  a.)  oder  in 
damit,  wenn  das  Schilf  im  Winde  rausche,  der  so  manchem  anderen  Zusammenhang  (z.  B. 
Zweck   des  Pr.   als  Vogelscheuche   erfüllt  sei.  Catull  47,  4;  Ovid.  amor.  2,  4,  32;  Martial  1, 

Der  bei  dem  custos  hortorum  hervortretende  35,  15).  Auch  Riten,  die  einst  ernstere  Be- 
Gedanke an  die  apotropäische  Kraft  gegen-  deutung  gehabt  hatten,  wie  die  Weihe  oder 
über  Dieben  und  Vögeln  kehrt  wieder  gegen-  das  Schmücken  des  Phallos,  werden  ganz  in 
über  dem  Zauber  des  bösen  Blicks.  Wie  zu  die  Sphäre  des  Indezenten  herabgezogen  (vgl. 
allen  Zeiten  der  Phallos  als  wirksames  Mittel  Priapea  34.  37.  40.  50);  am  eigenartigsten  ist 
gegen  den  bösen  Blick  angesehen  ist,  so  hielt  die  Mischung  von  philosophischen  Gedanken, 
man  auch  die  Gestalt  des  Pr.  für  einen  xolacxr}g  frivolen  Wünschen  und  spöttischer  Wieder- 
—  nQog  xovg  ßccaxccivovxdg  xi  x&v  v.ul&v  (Diod.  60  belebung  solcher  Riten  in  der  Inschrift  aus 
4,  6,  4),  und  drastisch  ausgedrückt  ist  dies  auf  Tivoli  C.  I.  L.  14,  3565. 

einem  Bildwerk  im  Museo  Lapidario  zu  Triest,  In  der  Zusammenstellung  undGleich- 

wo  Pr.  seinen  Phallos  gegen  ein  offenes  Auge  Setzung  mit   anderen  Göttern  prägt  sich 

richtet,  Archäol.-epigr.  Mitt.  1  S.  37  (Majonica)  am  deutlichsten  aus,  wie  verschieden  die  Be- 

und  S.  92  (Michaelis).  deutung  des  Pr.  zu  verschiedenen  Zeiten  auf- 

Als  Wächter  der  Gräber  findet  sich  das  gefafst  worden  ist. 
Bild   des  Pr.   auf  Gräbern   in  Italien;   vgl.  die  1)    Alle    ithyphallischen    Gottheiten 

Inschrift  aus  der  Nähe  Roms  C.  I.  L.  6,  3708  wurden  naturgemäfs  oft  für  identisch  erklärt. 


2977             Priapos  (u.  Dionysos)  Priapos  (u.  Hermes  etc.)           2978 

Wo  die  Titanen  und  die  Idaioi  Daktyloi  für  relief  in  München  Glyptothek  240,  abgebildet 
ithyphallische  Götter  galten  (Kaibel  a.  a.  0.),  Winckelmann,  M an.  ined.  52 ;  Mittin,  Gab  myth. 
war  Pr.  ein  Titan  oder  Idaios  Daktylos  (Lukian.  58,  229;  Müller  -Wieseler ,  Denkm.  d.  a.  K.  2 
de  saltat.  21).  Ebenso  werden  andere  griechische  nr.  402;  vgl.  Stephani,  Compte  rendu  1861,  26. 
ithyphallische  Götter,  wie  z.  B.  Orthanes,  Koni-  Und  Petron.  sat.  133,  3  nennt  ihn  auch  TJacchi 
salos,  Tychon,  Ithyphallos,  Hilaon  entweder  tutor',  woran  S.  Beinach,  Chroniques  (/'Orient 
durch  die  Bezeichnung  TtQianwösig  fttoi  oder  1,  150  (=  Her.  arch.  1885,  2  S.  101)  mit  Un- 
in  anderer  Weise  (z.  B.  Strab.  13,  588)  mit  Pr.  recht  Anstofs  nahm;  denn  der  Sohn  der  Dione 
verglichen  oder  auch  direkt  als  Namen  bezw.  bei  Petron.  kann  nur  Pr.  sein.  —  Neben  der- 
Beinamen  des  Pr.  erklärt;  vgl.  Diod.  4,  6.  4  10  artigen  Vorstellungen  bleibt  freilich  unverkenn- 
(Ithyphallos  und  Tychon) ;  Columella  10,  32  (Ithy-  bar  auch  bestehen  die  Anschauung  anderer 
phallus);  ähnlich  Priapea  83,  9  (Triphallus).  Kreise,  dafs  eigentlich  dem  Pr.  doch  selbst  in- 
In  Ägypten  wird  der  Name  Pr.  in  den  Kreis  mitten  dieser  bakchischen  Genossen  eine  höhere 
der  mit  den  ägy p tischen  Phallephorieu  zu-  Stellung  zukommt.  Silen  opfert  ihm  auf  dem 
sammenhängenden  Sagen  von  Osiris  (Diod.  4,  Altar  von  Aquileja  (Michaelis,  Archäol.- epigr  •. 
6,  3),  Horus  (Suid.  FLgiccitos  2)  und  Paamyles  Mitt.  1,  81  ff.  Tat'.  6)  und  auf  dem  Altar  von 
(Hesych.;  s.  ob.  Bd.  3  Sp.  1239)  hineingebracht.  Corneto  (Gerhard,  Arch.  Zeug.  1851,  385  Taf. 
In  Rom  stellte  wohl  Varro  den  Pr.  dem  Mu-  35).  Satyrn  und  Mainaden  opfern  ihm  auf 
tunus  Tutunus  gleich  (s.  oben  Bd.  2.  Sp.  204).  Wandbildern  (z.  B.  Helbig,  Wandgem.  Cam- 
2)  Dionysos  und  Pr.  sind  am  Hellespont  20  paniens  573)  und  auf  dem  Relief  einer  Marmor- 
und  an  allen  durch  den  Kult  von  Latnjjsakos  urne  im  Lateran  441  (abgeb.  Garucci,  Mus.  Lat. 
und  Umgegend  beeinflufsten  Orten  für  wesens-  Taf.  43,  1.  2).  Und  auch  sonst  zeigen  manche 
gleich  gehalten  worden.  Pr.  galt  für  einen  Wandbilder  und  Reliefs  in  bakchischen  Szenen 
Sohn  des  Dionysos,  mochte  dabei  Aphrodite,  nicht  den  Pr.  selbst  als  Genossen,  sondern 
Perkote  oder  eine  Nymphe  Chione  oder  Dione  seine  Statue  oder  Herme  gleichsam  als  etwas 
die  Mutter  sein;  vgl.  die  oben  bei  der  Be-  über  den  Satyrn  Stehendes;  vgl  z.  B.  das  Re- 
sjjrechung  der  Kulte  von  Lampsakos,  Priapos  lief  des  Biselliums  im  Konservatoren-Palast  zu 
und  Perkote  angeführten  Stellen,  aufserdem  Rom  (Bullet,  della  commiss.  arch.  municipale 
für  Dionysos  als  Vater  Authol.  Palat.  10,  2.  15;  1874,  22  Taf.  2—4),  hellenistische  Reliefs  bei 
Tibull  1,  4,  7;  für  Aphrodite  als  Mutter  Diod.  30  Schreiber,  Hellenist.  Reliefbilder  Taf.  46  —  48. 
4,  6,  1;  Serv.  Verg.  Georg.  4,  111.  In  der  Kunst  54,  Wandbilder  bei  Helbig,  Wandgem.  Cam- 
kommt  diese  Wesensgleichheit  dadurch  zum  paniens  574  u.  a.  Auch  auf  einem  Relief  der 
Ausdruck,  dafs  Pr.  im  Haar  den  Epheukranz  Villa  A\hani(Zoega, Bassir il.  80;  Schreiber  a.a.O. 
oder  den  Rebenkranz,  in  den  Händen  Thyrsos  Taf.  59),  das  den  Silen  zeigt,  wie  er  einem 
und  Weinkrug  trägt;  vgl.  die  Münzen  von  Kind  oder  Zwerg  mit  grofsem  Glied  das  Fahren 
Lampsakos,  die  Darstellung  in  Alexandreia  auf  einem  Muschelwagen  lehrt,  steht  eine  Pr.- 
uud  andere  Kunstwerke;  bezüglich  des  Epheu-  Herme  dabei  und  die  Deutung  jenes  Kindes 
kranzes  auch  Theokrit.  Epigr.  3.  Bilder  des  auf  Pr.  selbst  ist  deshalb  wenig  wahrscheinlich. 
Dionysos  und  Pr.  stehen  oft  neben  einander  3)  Mit  Hermes  den  Pr.  zusammenzubringen, 
von  den  Münzen  von  Lesbos  an  bis  zu  der  40  hätte  nahe  gelegen  wegen  des  auch  im  Hermes- 
Aufstellung  der  Bilder  von  Liber  und  Pria-  Kult  bekannten  Phallos-Symbols  (s.  oben  Bd.  1 
piscus  in  Telesia,  C.  I.  L.  9,  2197.  Gelehrte  Sp.  2376)  und  wegen  so  mancher  Berührung 
erklärten,  Pr.  sei  ursprünglich  nur  ein  Beiname  als  Gott  der  Hirten,  Schiffer  u.  s.  w.  In  der 
des  Dionysos  gewesen,  wie  Thriambos  und  That  heifst  Pr.  auch  einmal  Sohn  des  Hermes, 
Dithyrambos,  in  Wirklichkeit  seien  beide  iden-  Hygin.  fab.  160  (die  Ergänzung  der  Inschrift 
tisch,  JTpnjTio?  o  avrbs  a>v  reo  Aiovvooj;  vgl.  vom  Piraeus  I.  G.  3,  1397  =  Kaibel,  Epigr. 
Athen.  1,  30  b;  Schol.  Theokrit.  1,  21;  Schal.  Gr.  817  ist  unsicher).  Ganz  besonders  betont 
Dionys.  Perieg.  576;  Schol.  Lukian.  dial.  deor.  sind  diese  Beziehungen  zu  Hermes  von  Crusius, 
23  =  Iup.trag.6;  Suid.  s.  Tl^iaitog  1.  Die  Poesie  Beiträge  zur  griech.  Mythol.  und  Beligionsge- 
aber  ging  den  entgegengesetzten  Weg  wie  die  50  schichte  24  f. 

Gelehrten;    in    der  Dichtung   wurde    aus   dem  4)  Mit  Ares  steht  Pr.  als  kriegerischer  Gott 

gleichgestellten  Gott   der  Genosse   und  Diener  in  engster  Verbindung  in  dem  Kult  von  Bithy- 

des   Dionysos   (vgl.   z.  B.   Petron.   sat.    133,    3:  nien  (s.  oben). 

Bacchi  comes;  Mythogr.  Vat.  2,  38:  minister  5)  An  Zeus  wird  angeknüpft  durch  die 
Liberi  patris),  von  dem  man  die  schon  oben  oben  bei  den  Geburtssagen  von  Lampsakos 
angeführten,  nicht  gerade  ehrerbietigen  Fabeln  mitbesprochene  Version,  nach  welcher  Pr.  ein 
erzählte  und  den  man  in  manchen  Komödien  Sohn  des  Zeus  und  der  Aphrodite  war,  Nonn. 
u.s.w.  wohl  mit  Zügen  ausstattete,  die  eigentlich  narr,  ad  Gregor,  invect.  2,  28  bei  Westermann, 
Silen,  Pan  oder  Satyrn  zukamen;  ging  man  Mythogr.  382,  63;  Suid.  s.  Tlgianog  3. 
doch  auch  so  weit,  dafs  man  von  einer  Mehr-  60  6)  Adonis  und  Pr.  werden  im  Mythos  da- 
zahl  von  IIqLi]7101  neben  den  EäzvQoi  und  Tlävsg  durch  zusammengebracht,  dafs  Pr.  ein  Sohn 
sprach,  wie  Mosch.  Id.  3,  27.  Dafs  Pr.  in  des  Adonis  und  der  Aphrodite  genannt  wird 
diesem  Zusammenhang,  —  nicht  mehr  als  Sohn  (Schol.  Theokr.  1,  81;  Tzetz.  Lykophr.  831)  oder 
des  Dionysos,  sondern  wie  Silen  als  der  ältere  dafs  es  unbestimmt  gelassen  wird,  ob  der  Vater 
Diener  aufgefafst  —  auch  bei  der  Pflege  des  des  Pr.  Dionysos  oder  Adonis  ist  (Schol.  Apoll. 
Dionysoskindes  beschäftigt  gedacht  wird,  hat  Bhod.  1,  932;  Etym.  Magn.  s.'AßaQvida;  Steph. 
nichts  Auffallendes.  So  ist  er  bei  einer  der-  Byz.  s.  Aßagvos).  Andere  scheinen  weiter  ge- 
artigen Szene  anwesend  auf  einem  Sarkophag-  gangen  zu  sein  und  Adonis  und  Pr.  für  iden- 

Roscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  94 


2979      Priapos  (u.  Hermaphrod.,  Allgott)  Priapos  (Name)                  2980 

tisch  erklärt  zu  haben;  vgl.  Myth.  Vat.  2,  38:  Dacieri  (C.  /.  L.  3,  1139),  die  den  Pr.  als  All- 

Priapum   quidam   dicunt   esse   Adonem,   filium  gott  Pantheus  bezeichnet.    Usener,  Götternamen 

Veneris,    qui  a    feminis    colitur.     Ob  hier  ein  340    verfolgt    diese    Vorstellung    bis    zu    dem 

Mifsverständnis  statt  *  filium  Veneris  et  Adonis,  Gnostiker    Iustinus,    der    den    Pr.    mit    dem 

qui  etc.''  vorliegt  oder  ob  in  der  That  irgendwo  Schöpfer  der  Welt  gleichstellt.     Vgl.  Pan   als 

engere  Beziehungen   zwischen   den  beiden  be-  Allgott  ob.  Bd.  3  Sp.  1382. 

standen,   bleibe   dahingestellt.     Das  Epitheton  Diese  späteste  Auffassung  von  Pr.  als  All- 

%aglsig  für  Pr.  (Anthol.  Palat.  10,  6;  Theokrit.  gott  kommt  in    gewissem   Sinne    der    ältesten 

Epigr.  4,  13)  und  die  Bemerkung,  Pr.  sei  viel-  Auffassung    am  nächsten.      Die  Verehrer    des 

leicht  wegen  seiner  Schönheit  Sohn  der  Aphro-  10  alten  ithyphallischen  Gottes  brauchten  keinen 

dite   genannt ,  worden   (ScJiol.   Thedkrit.   1,   81),  höheren  Gott  neben  ihm.    Er  stellte  die  ganze 

würde  für  einen  Pr.  =  Adonis   besser  passen,  schaffende   Naturkraft   dar;   sein  Wirken  half 

als  für   den  gewöhnlichen  Pr.,   und   in   Bezug  dem  Menschen  in  jeder  Lage.     Er  stand  dem 

auf  das  Verhältnis  beider  zum  Naturleben  und  Krieger  bei  als  Suiyuav  TtoX^iax-r^  er  half  dem 

Pflanzen  wuchs    liefsen    sich    Vergleichspunkte  Schiffer  aus  Seenot,   gab  dem  Fischer  reichen 

finden,  die  beide  Gestalten  als  Götter  der  Gärten  Fang,    dem   Laudmann   Gedeihen    der   Herden 

und  der  Liebe  einander  nähern.  und    Felder,    er    gründete    und    schirmte    die 

7)  Auch  dem  Hermaphroditos  war  Pr.  Städte  und  sicherte  auch  dem  Toten  noch  die 
ähnlich,  wie  bei  Diod.  4,  6,  5  und  bei  Bekker,  Ruhe  als  Hüter  des  Grabes.  Alle  die  verschie- 
Anecd.  Graec.  1,  472,  21  gesagt  wird.  Mnaseas  20  denen  Betätigungen  des  Pr.  gehen  aus  dem- 
(Fragm.  Hist.  Graec.  3,  155,  35)  bei  Schol.  selben  Wesen  hervor.  Was  spätere  Zeiten 
Lukian.  dial.  deor.  23  =  lup.  trag.  6  bezeichnete  hinzufügten,  fällt  gerade  bei  Pr.  leicht  als 
Pr.  als  Hermaphroditos.  In  den  Darstellungen  äufserliche  Zutat  ab,  das  sind  alle  Züge,  die 
zeigen  beide  Verwandtschaft  einerseits  in  der  von  den  olympischen  Göttern  entlehnt  sind, 
Art,  das  Gewand  zu  heben,  um  den  Phallos  und  ferner  alles,  was  den  Gott  in  die  Sphäre 
zu  zeigen,  und  andererseits  gelegentlich  darin,  der  Zweideutigkeiten  herabzieht. 

dafs   auch    der   Oberkörper   des   Pr.   weibliche  Was  der  Name  TlgLuTtog,  Tlgirinog,  Tlgimiog 

Formen    zeigt;    vgl.   oben   Bd.   1    Sp.  2340   (P.  bedeutet,  ist  noch  nicht  erklärt.    Wertlos  sind 

Herrmann);    diese  Vorstellung    entspricht  der  die   etymologischen   Deutungen   der  Alten   als 

oben   Bd.  1    Sp.  2316  f.   geschilderten  Vorstel-  30  ßgirj7tvog  vom  bakchischen  Lärm  oder  als  ngi- 

lung  gewisser  Zeiten  von  Dionysos.    Dafs  man  r}tog  =  ngoLe^isrog  tö  anto^u  (Schol.  Theokrit. 

Pr.    und    Hermaphroditos    für    Genossen     an-  1,  21)  oder  aus  dem  Lateinischen:  SnlCov  narcc 

sah,    scheint   aus   dem  Wandbild  von  Pompeji  ri]v   rüv  'Iralcov  yläaaccv   rov   iv.   nluvr\g  rovg 

(Heibig,   Wandgemälde  Campaniens  13G9,   abg.  £v  TTldvrj   y.a.1  igruiia   Gm^ovta  (Nonn.  a.  a.  0. 

Archäol.  Zeug.   1843   Taf.  5,   1;    Furtwängler,  bei   Westermann,   Mythogr.   382,   63;    Said.   s. 

Samml.  Sabouroff  Text  zu  Taf.  127)   hervorzu-  Tlgianog  3).     Aus   dem  Semitischen  leitet  den 

gehen,    wo    Pr.    dem    Hermaphroditos     einen  Namen   ab    H.  Lewy,   Semitische   Fiemdwörter 

Spiegel  vorhält,   wie   auch  umgekehrt  für  das  im  Griech.  246  (vgl.  Jahrb.  f.  Philol.  1892,  190): 

Relief  bruchstück  im  Museo  Chiaramonti  nr.  70  von  peri  japa  'die  Frucht  ist  schön'  d.  h.  der 

(ab geb.  Gerhard,  Antike,  Bildwerke  Taf.  306,  1),  40  Spender  schöner  Frucht,  gleich  tv-xagnog.    Von 

wo  Pr.  in  einen  Spiegel  sieht,  vermutet  worden  ntlgco,    ntgaco,    ngico    erklärt    Pape- Benseier, 

ist,  dafs  diesen  Spiegel   vielleicht  Hermaphro-  Wörterb.  der  griech.  Eigennamen  das  Wort  als 

ditos  hielt.  'Spiefs';    von    demselben    Stamme    ausgehend 

8)  Über  das  Verhältnis  von  Herakles  und  gelangt  Crusius,  Beitr.  zur  griech.  Mythol.  u. 
Pr.  ist  oben  bei  dem  Kult  von  Lydien  ge-  Beligionsgesch.  25  zur  Erklärung  'Meerdurch- 
handelt.  wandler',  indem  er  bezüglich  der  zweiten  Hälfte 

9)  Weltprinzip  und  Allgott.  Die  Re-  an  die  auch  in  dem  Flufsnamen  Aisepos  vor- 
lio-ionsphilosophie  erkannte  in  dem  yivvr\xi-x.bv  liegende  Wurzel  -nno,  -ano  =  Wasser  erinnert. 
pogiov  des  Pr.  (Diod.  1,  88,  1.  4,  6,  2)  das  An  die  Wurzel  pri 'lieben'  denken  A.  Döhring, 
Symbol  der  unerschöpflichen  Schaffenskraft  50  Jahrb.  f.  Philol.  1896,  107  als  'Liebe  stillend' 
der  ganzen  Natur  und  je  nach  dem  speziellen  'Liebevoll-gütig',  'sanften  Fahrwind  sendend' 
Namen,  den  man  dem  Schöpfer  der  Natur,  dem  (im  zweiten  Teil  Tqmog),  ferner  Tomascheck, 
Weltprinzip  und  Allgott  gab,  setzte  man  Pr.  Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  d.  W.  phil.-hist. 
diesem  gleich  Deshalb  ist  Pr.  identisch  mit  Kl.  Bd.  130  (1893),  42  (im  zweiten  Teil  etwa 
Helios  bei  Arrian.  Bithyn.  b.  Eustath  Hom.  ap  =  Saft,  Nafs).  Fröhde  in  Bezzenbergers 
H.  691,  45  (dg  "Hhov  cdlvyogütai  6  TlgitTtog  Beiträgen  1884,  110  bringt  Pr.  mit  gotisch 
dia.    tö    yöripov),    mit    Phanes-Protogonos  frijon  'frei'  zusammen. 

bei  den  Orphikern  (Orph.  hymn.  6,  9),  mit  dem  Ebenso  wenig  wie  der  Name  ist  auch  bis- 

Kosmos  bei  Cornut.  27.    Als  der  Allmächtige  her  mit  Sicherheit  erklärt,  welchem  Volksstamm 


dem  Iuppiter  und  die  übrigen  Götter  dienen,  Verehrung  bei  der  Schiffahrt  treibenden  Be- 
erscheint Pr.  in  der  Inschrift  aus  Tivoli  C.  I.  L.  völkerung  in  den  Vordergrund  und  verwies  auf 
14,  3565,  die  allerdings  die  ganze  Welt  der  die  tyrsenischen  Pelasger.  Tomascheck  a.  a.  0. 
Philosophie,  der  alten  Götter  und  der  Riten  sieht  in  Pr.  einen  Lokalgott  der  hellesponti- 
etwas  ironisch  behandelt.  Ernst  gemeint  ist  sehen  Küstenstädte  in  bebrykischer  Namens- 
dao-egen   die  Weihinschrift   aus  Alba  Iulia  in  form.     Mehrfach  ist   der  ganze  Kult  der  ithy- 


2981 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


2982 


phallischen  Gottheiten  als  ein  spezieller  Kult 
der  Thraker  erachtet  worden,  die  ihn  von 
Thrakien  nach  den  Inseln  des  ägäischen  Meeres 
und  nach  Kleinasien  gebracht  hätten;  vgl.  dar- 
über Kaibel,  Götting.  Gel.  Nachr.  1901,  488 ff.; 
Gruppe,  Griech.  Mythol.  855,  4.  Bemerkens- 
wert ist,  dafs  die  meisten  Namen  der  griechi- 
schen ithyphallischen  Götter  leicht  verständ- 
lich sind,  aber  gerade  der  Name  Pr.  nicht. 
Beachtung  verdient  ferner,  dafs  ein  attischer  10 
Vasenmaler  der  älteren  Zeit  Namens  ügianog 
aus  einer  Vaseninschrift  bekannt  ist  (Catal.  of 
vases  in  the  Brit.  Mus.  Bd.  2,  nr.  395;  Klein, 
Vasen  mit  Meistersignaturen2  217);  von  diesem 
Künstler  existiert  in  englischem  Privatbesitz 
ein  weiteres  Werk,  ein  kleines  Gefäfs  in  Phallos- 
form  mit  der  Inschrift  ngianog  ^Ttoitae;  dieses 
Gefäfs  und  dieser  Künstlerscherz  sind  das 
älteste  Zeugnis  für  die  direkte  Deutung  des 
Namens  Pr.  auf  den  Phallos.  20 

Darstellungen  des  Priapos. 

Die  naturgemäfse  Bildung  des  Pr.  war  zu 
allen  Zeiten  die  ithyphallische.  Die  sonstigen 
Charakteristika  wechselten,  je  nachdem  man 
in  Pr.  speziell  den  Weingott  selbst  sah,  oder 
allgemeiner  einen  Gott  des  reichen  Fruchter- 
trages, oder  einen  Genossen  des  sog.  lydischen 
Herakles  bezw.  einen  asiatischen  Diener  und 
Genossen  des  Dionysos.  Ob  auch  für  den  30 
^_  _  kriegerischen  Gott  von 

Bithynien  oder  für  Pr. 
als  Schiffahrtsgott  be- 
sondere Kennzeichen 
geschaffen  waren,  wis- 
sen wir  nicht.  Anstofs 
an  der  ithyphallischen 
Bildung  nahm  man, 
soweit  es  sich  um  Kult 
und  Kultbilder  han-  40 
delte,  nicht. 

Auf  den  Münzen 
von  Lesltos  unterschei- 
den sich  die  beiden 
einander  zugewandten 
bärtigen  Kopf  hermen  des  Dionysos  und  Pr.  nur 
dadurch,  dafs  bei  der  Herme  des  Pr.  der  aufrecht- 
stehende Phallos  hinzugefügt  ist,  Catalogue  of 
coins  Brit.  Mus.  Troas,  Aeolis,  Lesbos  161  Taf.  33, 
1.  —  Auf  den  Münzen  von  Lampsakos  entspricht  50 
der  bärtige,  epheubekränzte  Kopf  des  Pr.  durch- 
aus einem  Dionysoskopf,  Catal.  Brit.  Mus.  Mysia 
86 ff.  Taf.  20,  6.  7.  9.  15;  Head,  Guide  to  the 
coins  of  the  ancients  Taf.  49,  8;  Numism.  Chro- 
nicle  1896,  23  Taf.  2,  19;  Waddington,  Voyage 
numism.  en  Asie-Mineure  74  Taf.  8,  7;  Babelon, 
Collect.  Waddington  nr.  884  Taf.  2,  13;  Iourn. 
internat.  d'archeologie  numismatique  1902  Taf.  3, 
1 — 3.  Aber  die  ganze  Gestalt,  die  mit  der 
Linken  auf  den  Thyrsosstab  gestützt,  in  der  60 
Rechten  einen  Weinkrug  zur  Spende  erhebt 
(z.  T.  steht  auch  ein  Altar  dabei),  ist  durch  den 
Phallos  unzweideutig  als  Pr.  gekennzeichnet, 
Catal.  Brit.  Mus.  Mysia  87  ff.  Taf.  20,  16  (dar- 
nach die  nebenstehende  Abbildung  nr.  1;  ohne 
Thyrsos  Taf.  20,  13;  vgl.  auch  die  Figur  im 
Tempel  20,  12) ;  Head,  Histor.  nummor.  458;  1m- 
hoof-Blumer,  Kleinasiat.  Münzen  28,  7.  8,  wo  27, 


1)  Priapos  auf  einer  Münze 
von  Lampsakos  (nach  Cata- 
logue of  Greek  coins  in  Brit. 
Mus.   Mysia    Taf.  20   Fig.  16). 


3  und  28,  5  auch  Münzen  mit  Brustbildern  des 
Pr.  erwähnt  werden.  —  Diesem  Kultbild  von 
Lampsakos  dürften  wohl  die  beiden  Pr.-Figuren 
mit  goldenem  Epheukranz  in  der  Pompe  des 
Ptolemaios  Philadelphos  in  Alexandreia  ent- 
sprochen haben  (Atfanaios  5,  201  c.  d),  die  eine 
neben  Dionysos  am  Altar  der  Rhea  spendend, 
die  andere  den  Alexander  und  Ptolemaios  neben 
dem  Tisch  .und  Mischkrug  begrüfsend  oder 
bedienend.  Ähnlich  ist  Pr.  auch  sonst  gelegent- 
lich als  Weingott  charakterisiert,  vgl.  z.  B.  die 
Pr. -Statue  mit  Stab  und  Rhytou  auf  dem  Wand- 
bild bei  Heibig,  Wandgemälde  Campaniens  775 
(Mus.  Borbon.  Bd.  11  Taf.  16).  Noch  häufiger 
aber  kehren  einzelne  Züge  dieser  Bilder  bei 
sonst  abweichenden  Pr.-Typen  wieder,  bald 
der  Thyrsos,  bald  der  Weinkrug,  oder  es  weisen 
andere  Zuthaten  bei  jenen  Typen  auf  die  Ver- 
wandtschaft mit  Dionysos  hin.  Von  Köpfen, 
die  diese  Verwandtschaft  besonders  deutlich 
zeigen,  seien  als  Beispiele  genannt  1)  Baracco- 
Helbig,  Coli.  Baracco  Taf.  66,  2;  2)  Sammlung 
des  Herzogs  Alba  in  Madrid,  Hübner,  Ant. 
Bildw.  in  Maar.  572,  abg.  Amelung,  Einzelverk. 
1786.  1787;  3)  Benndorf -Schöne,  Ant.  Bildw.  d. 
Lateran  542;  und  häufig  kehrt  derselbe  Kopf- 
typus bei  Bildwerken  wieder,  die  im  übrigen 
zu  anderen  Pr.-Typen  gehören;  vgl.  z.  B.  Mus. 
Bio-Clement.  1  Taf.  50. 

Die  Bildwerke,  welche  Pr.  im  allgemeinen 
Sinne  als  Gott  des  Fruchtertrages  zeigen,  sind 
eingehend  behandelt  worden  von  Otto  Jahn  in 
den  Ber.  d.  Sachs.  Gesellsch.  d  Wissensch.  philol.- 
histor.  Kl.  1855,  215  ff.  und  in  den  Jahrbüchern 
des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rhein- 
land 1859,  45  ff.  Nach  dem  besonders  oft 
wiederkehrenden  Haupttypus  hebt  Pr.  sein 
langes  Gewand  so  auf,  dafs  es  vorn  einen  Schurz 
bildet  und  dafs  darunter  der  Phallos  unverhüllt 
hervortritt;  den  Schurz  aber  füllen  Früchte 
aller  Art.  So  kennen  wir  Pr.  aus  Beschrei- 
bungen: Cornut.  27  nennt  als  Merkmale  des 
Pr.  aufser  dem  Phallos  die  bunte  Gewandung, 
den  Schurz  mit  Früchten  und  aufserdem  die 
Sichel  in  der  Rechten;  bei  Betron.  sat.  60,  4 
wird  eine  aus  Teig  gebackene  (vgl.  Martial. 
14,  69)  Pr.-Figur  geschildert:  gremioque  satis 
amplo  omnis  generis  poma  et  uvas  sustinebat 
more  vulgato.  Von  den  entsprechenden  erhal- 
tenen Bildwerken  zeigen  einige  den  Dionysos- 
ähnlichen Kopf,  die  meisten  aber,  wie  Jahn 
a.  a.  O.  betont,  eine  eigenartige  Mischung  von 
Männlichkeit  und  Weichlichkeit,  letzteres  teils 
durch  weibisch-asiatische  Kleidung,  vor  allem 
durch  ein  oft  turbanartiges  Kopftuch,  teils 
durch  fast  weibliche,  dem  Hermaphroditos  ähn- 
liche Bildung  des  Oberkörpers.  Der  Bart  ist 
zumeist  kein  voller,  starker  Backenbart,  son- 
dern ein  weichlicher  gelockter  Kinnbart.  Diesen 
Typus  (bärtig,  mit  Gewandschurz  und  Früchten 
darin)  zeigen  z.  B.  Statuen  und  Statuetten 
in  Rom:  Museo  Bio-Clement.  1  Taf.  50  =  Clarac 
Mus.  de  sculpture  734,  1773,  wo  der  Kopf  mit 
einem  Weinkranz  geschmückt,  das  Gewand  mit 
langen  Ärmeln  versehen  ist,  Benndorf-Schöne, 
Ant.  Bildw.  d.  Lateran  nr.  166;  Matz-V.  Dithn, 
Ant.  Bildw.  in  Born  nr.  5«»9  (mit  fast  weiblich 
gebildeter  Brust)  und  510;  verschiedene  Torsos 

94* 


2983 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


2984 


aus  Tralles:  Bei  nach,  Repertoire  de  la  statuaire 
Gr.  et  Rom.  2,  73,  6,  aus  Südfrankreich:  Rei- 
nach 3,  232,  7;  Fröhner,  Catal.  du  Mus.  de 
Marseille  nr.  233;  in  Spalato:  Michaelis,  Arch.- 
epigr.  Mitt.  1,  93.  —  Sehr  häufig  sind  Bronze  - 
statuetten  dieses  Typus,  z.  B.  Jahn,  Jahrb. 
a.  a.  0.  Taf.  2,  1—2  =  Remach  2,  74,  5  in 
Bonn  (vgl.  unsere  Abbildung  nr.  2;  die  Kopf- 
bedeckung ist  ein  nach  Frauenart  gefaltetes 
Kopftuch,  wie  die  Rückansicht  bei  Jahn  deut-  10 
lieh  zeigt);  sehr  ähnlich  Reinach  3,  232,  4  (Coli. 
Warocque);  Jahn  Taf.  2,  3  =  Mus.  Odescalch. 
2,  37  =  Reinach  2,  74,  2  (mit  Fruchtkranz); 
Jahn  Taf.  2,  4  =  Pagne- Knight  worship  of 
Priapus  19   =  ■■  Reinach  2,  74,  3  (mit  Turban); 

Reinach  2,  73,  7  =  Mus. 
Odescalch.2, 3(5  (mit  spitzer 
Mütze);  Reinach  2,  74.  4 
iu  Baden  in  der  Schweiz. 

2,  74,  6  in  Madrid,  3,  21,  20 
8  in  Rouen,  2,  782,  6  und 

3,  22,  9  in  Sofia;  Dütschke, 
Ant.  Bildw.  in  Oberitalien 
4  nr.  301  v  in  Turin  (mit 
Pinienkranz);  Babelon- 
Blanchet,  Bronzes  ant.  de 
ia  Biblioth.  nation.  Paris 
nr.  499  (mit  Kranz  von 
Epheu  und  Reben).  500. 
502.  —  Ebenso  finden  sich  30 
Terrakotta-Figuren  in 
diesem  Typus :  v.  Rohden, 
Terrakotten  von  Pompeji 
Taf.  43,  2  vgl.  S.  54  = 
Winter,  Typen  der  figür- 
lichen Terrakotten.  2,  410, 
6  (mit  Turban);  ferner 
Reliefs,  z.  B.  in  Buda- 
pest: Michaelis,  Archäol.- 
epigr.  Mitt.  1,  93  (auf  dem  40 
einen  trägt  Pr.  ein  Füll- 
horn). Entsprechend  der 
Art,  wie  Pr.  in  späterer 
Zeit  als  Allgott  die  Funk- 
tionen anderer  Götter 
übernahm,     finden     sich 

auch  Darstellungen,  in  denen  Attribute  anderer 
Götter  diesem  Pr.-Bild  hinzugefügt  werden,  so 
eine  Statue  aus  Klausenburg  (Neigebaur,  Dacien 
227,  27;  Bull,  d,  Inst.  1848,  181;  Jahn,  Jahrb.  50 
a.  a.  O.  56  Anm.),  wo  Attribute  des  Serapis, 
Iuppiter  und  Hercules,  Modius,  Adler,  Keule  und 
Donnerkeile  beigefügt  sind;  ferner  eine  Bronze 
in  Paris  (Babelon  et  Blanchet,  Bronzes  ant.  de 
la  Biblioth.  nat.  nr.  501),  wo  sich  Attribute  der 
Isis  und  des  Helios  finden.  —  Dafs  dieser  ganze 
Pr. -Typus  viel  Gemeinsames  hat  mit  der  Dar- 
stellung anderer  Götter,  z.  B.  Silvanus,  ist  schon 
oben  angedeutet. 

Während  bei  den  bisher  genannten  Dar-  60 
Stellungen  Pr.  durchweg  bärtig  ist,  kommt  ge- 
legentlich sowohl  für  diesen  Typus  mit  Schurz 
und  Früchten,  wie  für  andere  später  zu  be- 
sprechende Typen  eine  jugendlichere  Bildung 
des  Pr.  ohne  Bart  vor.  Bartlos,  von  jugend- 
lichen, weichlichen,  fast  hermaphroditischen 
Formen  ist  die  Statue  des  Pr.  mit  Kopftuch, 
Schurz   und   Früchten,    vor  welcher   Silen   auf 


2)    Bronzestatuette    aus 

Bonn,  Priapos  mit 
Früchten    im    Gewand- 
schurz (nach  Jahn,  Jahr- 
bücher   des     Vereins    von 

Altertumsfreunden  im 

Rheinlande    1859     Taf.  2 

Fig.  1). 


dem  Relief  des  Altars  von  Aquileja  ein  Opfer 
bringen  will  (Michaelis,   Archäol.-epigr.  Mitt. 

1,  88  Taf.  6).  Bartlos  ist  ferner  die  Terrakotta- 
Figur  aus  Hergershausen  bei  Stockstadt,  in 
Darmstadt  (Anthes,  Westdeutsche  Zeitschr.  für 
Geschichte  u.  Kunst  1894,  23;    Winter  a.  a.  O. 

2,  410,  7),  bei  welcher  Pr.  einen  Kranz  im  Haar 
trägt,  die  Früchte  nicht  in  dem  Gewandbausch, 
sondern  in  einem  Korb  liegen  und  ein  Hund 
zu  Füfsen  des  Gottes  ruht,  wie  oft  bei  Silvanus. 
Auch  die  Marmorstatuette  im  Archäologischen 
Institut  in  Rom,  auf  welche  sich  die  Beschrei- 
bung von  Braun,  Bull.  d.  Inst.  1843,  51  be- 
zieht, ist  unbärtig,  doch  der  Kopf  kaum  zuge- 
hörig, Matz-c.  Duhn,  a.  a.  0.  nr.  508. 

Eine  Reihe  von  Kunstwerken  läfst  die 
Früchte  in  dem  Bausch  des  Gewandes  fort. 
Pr.  hebt  lediglich  das  Gewand  vorn  hoch,  um 
den  grofsen  Phallos  zu  zeigen.  Hierher  gehören 
u.  a.  eine  Marmorstatuette  in  Berlin  nr.  246, 
angeblich  aus  Ephesos  (abgeb.  aul'ser  in  der 
Beschreib,  d.  ant.  Skulpturen  des  Berlin.  Mus. 
auch  bei  Reinach  2,  73,  8),  eine  Kalksteinplatte 
in   Aquileja   (Majonica,   Archäol.-epigr.    Mitt. 

4,  97),  Terrakotten  in  Petersburg  aus  Kertsch 
(Winter  a.  a.  0.  2,  410,  5:  ein  Hund  zu  Füfsen 
des  Pr.)  und  in  Neapel  aus  Pompeji  (v.  Rohden, 
Terrakotten  aus  Pompeji  Taf.  39,  3),  Auch  inner- 
halb dieser  Gruppe,  dei-en  Motiv  bei  so  manchen 
Darstellungen  des  Hermaphroditos  wiederkehrt, 
kommt  zuweilen  für  Pr.  die  bartlose,  jugend- 
liche Bildung  vor,  so  z.  B.  in  der  Statuetten- 
gruppe in  Berlin  nr.  17  aus  Argos  (abgeb.  Ger- 
hard, Ges.  Akad.  Abh.  Taf.  55,  2;  Reinach  2, 
378,  8),  wo  Aphrodite  neben  einer  Felsgrotte 
steht,  auf  welcher  Eros  stand  und  innerhalb 
welcher  der  hermaphroditisch  gebildete,  an- 
scheinend unbärtige  Pr.  seinen  Platz  hat. 
Ebenso  ist  die  Bildung  eine  jugendliche  in 
der  Terrakotta  aus  Arles  im  Museum  zu  Mar- 
seille (Fröhner,  Catal.  du  Mus.  de  Marseille 
nr.  1233),  bei  der  ein  Hund  zu  Füfsen  des 
Gottes  liegt. 

Eine  Weiterbildung  erfuhr  der  Typus  mit 
Bausch  und  Früchten  dadurch,  dafs  teils  in 
dem  Bausch,  teils  zu  Füfsen  des  Gottes  kleine, 
z.  T.  auf  die  Jahreszeiten  gedeutete  Eroten  an- 
gebracht sind.  Diese  Art  zeigen  u.  a.  Statuen 
aus  Aquae  Sextiae :  Clarac  734  B,  1775  =Jahn, 
Jahrb.  a.  a.  0.  Taf.  3,  3;  in  Barcelona:  E.  Hübner, 
Ant.  Bildw.  in  Madrid  nr.  666  (die  Beschrei- 
bung ist  nach  einer  Mitteilung  von  befreundeter 
Seite  dahin  zu  berichtigen,  dafs  im  Schurz  so- 
wohl wie  zu  Füfsen  Eroten  angebracht  sind) ; 
aus  Rom:  nach  Yaccarius,  Antiquar,  statuar. 
urbis  Romae  icones  Taf.  4  wiedergegeben  bei 
Jahn  Taf.  3,  1  =  Reinach  2,  73,  5;  in  Turin: 
Dütschke,  Ant.  Bildw.  in  Oberitalien  Bd.  4 
nr.  70;  eine  Statuette  in  Berlin  245,  Jahn  Taf.  3, 
2  =  Reinach  2,  74,  8  u.  9;  Bronzen  in  eng- 
lischem Privatbesitz,  Reinach  2,  782,  5  (1897 
im  Besitz  von  Sir  Ch.  Robinson),  Jahn  a.  a.  0. 

5.  57  (im  Besitz  des  Generals  Ramsay)  und  in 
Italien,  vgl.  Dütschke  a.  a.  0. 

Dafs  man  gelegentlich  an  dem  unverhüllten 
Phallos  Anstofs  nahm,  zeigen  sowohl  Bemer- 
kungen wie  Anthol.  Plan.  242,  6;  Priapea  1,  7 
als  auch  mancherlei  Darstellungen.     Man  ver- 


2985 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


2986 


barg  den  Phallos  unter  den  Früchten,  die  über 
den  Rand  des  Bausches  herabhängen;  vgl. 
v.  Sacken,  Ant.  Bronzen  des  Münz-  u.  Antiken- 
Cabinets  in  Wien  1  S.  81,  wo  Pr.  in  der  L. 
zugleich  ein  Füllhorn  trägt;  Caylus,  Bec.  d'ant. 
2,  131  Taf.  45,  3  =  Beinach  2,  74,  7:  Silber- 
figur aus  Herkulaneum.  öder  man  verhüllte 
den  Phallos  durch  einen  Beutel,  der  bei  einer 
Bronze  der  ehemaligen  Sammlung  Beugnot  an 
einem  Charnier  sitzt  und  aufgeklappt  werden 
kann;  Michaelis,  Archäol.-epigr.  Mitt.  1,  90 
=  Beinach  3,  21,  9;  gerade  so  wie  auch  auf 
dem  Altar  von  Acpiileja  {Michaelis  a.  a.  0. 
Taf.  6)  Silen  vor  dem  Opfer  den  Phallos  des 
Pr.  verhüllt.  Oder  man  stellte  Pr.  ganz  be- 
kleidet dar  und  deutete 
das  grol'se  Glied  nur 
durch  den  Faltenwurf 
des  Gewandes  an,  wie 
auf  dem  Altar  von  Cor- 
neto  {Gerhard,  Archäol. 
Zeitung  1851  S.  385 
Taf.  35),  wo  Pr.  einen 
Kranz  im  Haar  trägt, 
die  Rechte  auf  den 
Thyrsosstab  stützt  und 
lediglich  mit  der  Linken 
den  Bausch  mit  Früchten 
hält.  Bis  auf  die  Füfse 
bekleidet,  das  Gewand 
durch  dasithyphallische 
Glied  aber  stark  geho- 
ben, das  Haupt  mit  dem 
Tuch  bedeckt,  ohne  den 
Bausch  mit  Früchten 
steht  Pr.  neben  Aphro- 
dite und  Eros  in  der 
Bronzegruppe  in  Paris 
aus  Reims ;  Memoircs 
de  la  societe  des  anti- 
quaires  de  France  Bd.  39 
Taf.  2 ;  Babelon  et  Blan- 
chet,  Bronzes  ant.  de  la 
Biblioth.  nation.  109 
251;  Beinach  2,  378, 


3)  Priapos  mit  Eroten, 

Statue  in  Wien  (nach  Jahn, 

Jahrbücher    des   Vereins    von 

AUcrtunisfreunden  1859  Taf.3 

'  Fig.  4). 


nr 


1.  Auch  der  bereits  be- 
sprochene Typus  des  Pr. 
mit  den  Eroten  im  Bausch  und  zu  Fül'sen  ist 
in  ähnlicher  Weise  umgestaltet  worden,  indem 
man  den  Phallos  von  dem  Gewände  bedeckt 
sein  liefs.  Eine  Statue  im  Antiquarium  zu 
Rom  (Orto  botanico),  Bull,  della  covimiss.  arch. 
munieip.  1902,  12  ff.  Taf.  3  =  Beinach  3,  232, 
2  zeigt  diesen  abgeänderten  Typus:  Pr.  hat 
reiche  Gewandung,  statt  des  Bausches  ein 
Pantherfell  schräg  über  die  Brust,  im  linken 
Arm  einen  Ziegenbock,  auf  den  Schultern  zwei 
Eroten,  während  ein  dritter  Erot  in  der  Höhe 
des  verhüllt  unter  dem  Faltenwurf  hervortreten- 
den Phallos  angebracht  ist  und  vielleicht  ge- 
rade hier  einen  Fruchtkranz  hielt.  Ebenso 
kehrt  diese  Abänderung  wieder  in  der  anbei 
durch  unsere  Abbildung  nr.  3  wiedergegebenen 
Wiener  Statue  mit  Bausch  und  Eroten,  bei 
welcher  das  Gewand  den  Phallos  bedeckt,  doch 
von  Eroten  gelüpft  wird,  die  neugierig  das 
Verhüllte  beschauen  wollen,  Clarac  734,  1772 
=  Jahn,  Jahrb.  a.  a.  0.  Taf.  3,  4  =  Baumeister, 


Derikm.  d.  Mass.  Altertums  3,  1408  Fig.  15(33; 
nach  de  Cavalleriis  2,  6  (Samml.  Garimberti) 
auch  bei  Beinach  2,  74,  10. 

Das  Motiv  dieser  Wiener  Statue  kehrt  wie- 
der in  einem  sehr  bemerkenswerten  Wandbild 
aus  Pompeji:  Heibig,  Wandgem.  Campaniens 
1140;  Zahn  3,  84;  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Gesell, 
d.  Wissensch.  1855  Taf.  6  (oben  Bd.  3  Sp.  887). 
Dargestellt  sind  Herakles  und  Omphale  in  der 

10  vertauschten  Tracht.  Herakles  aber  stützt  sich 
auf  den  bärtigen  Pr.,  der  asiatische  Kleidung 
trägt:  ein  langes  bis  auf  die  Füfse  reichendes 
buntes  Gewand,  ein  Kopftuch  mit  buntem 
Saum,  Ohrringe,  Schuhe.  Der  Phallos  ist  unter 
dem  Gewand  nicht  angedeutet,  doch  läfst  die 
ganze  Kleidung,  dann  ein  von  der  Schulter 
herabhängendes  Rehfell,  in  dem  Früchte  und 
Trauben  liegen,  endlich  das  Motiv  des  Eros, 
der  neugierig  das  Gewand  hebt,  um   das  ver- 

20  hüllte  Glied  zu  schauen,  keinen  Zweifel  an  der 
Deutung  dieser  Figur  auf  Pr. 

Den  Griechen  wäre  ein  Pr.  in  der  asiati- 
schen Frauentracht  mit  dem  Kopftuch  ohne 
jede  Andeutung  des  Phallos,  wie  auf  diesem 
Wandbild,  wohl  auch  ohne  weiteres  verständ- 
lich gewesen,  wenn  der  neugierige  Erot  des 
Wandbildes  gefehlt  hätte,  und  wenn  auch 
Augustin.  civ.  dei  6,  7  dem  Pr.  der  Priester 
und  dem  Pr.  der  Bühne  die  gleiche  indezente 

30  Gestaltung  zuschreibt,  wäre  es  doch  denkbar, 
dafs  zu  gewissen  Zeiten  gerade  auf  der  Bühne 
Pr.  in  einer  dezenteren,  lediglich  durch  das 
lange  asiatische  Gewand  und  das  Kopftuch 
kenntlichen  Gestalt  aufgetreten  wäre ;  ein  Typus, 
der  vielleicht  auch  speziell  auf  den  lydischen 
Pr.  zurückführt.  So  sind  denn  auch  gelegent- 
lich derartige  dezente  Figuren,  obwohl  ihnen 
sowohl  der  Bausch  mit  Früchten,  wie  die  An- 
deutung des  Phallos  fehlt,  mit  mehr  oder  min- 

40  der  gröfserer  Berechtigung  auf  Pr.  gedeutet 
worden.  Stephani  sah  einen  Pr.  in  dem  Flöten- 
bläser bei  bakchischen  Szenen  auf  zwei  Yasen: 
1)  Compte  rendu  1861,  31  Taf.  2,  4;  2)  Elite 
ceramograph.  4,  31,  obwohl  das  lange  bunte 
Gewand  allgemein  die  Flötenspieler  kenn- 
zeichnet. Furtwängler,  Samml.  Sabouroff  Text 
zu  Taf.  127  erkannte  Pr.  in  \ einer  Terrakotta 
dieser  Sammlung  (Taf.  127;  Winter,  Typen  d. 
t'tgürl.  Terrakotten  2,  399,  1;  zweites  Exemplar 

50  im  Louvre:  Heuzey,  Figurines  ant.  de  terre 
ernte  du  Louvre  Taf.  39,  4):  diese  langbärtige 
Gestalt  von  fetten  Formen  und  starkem  Bauch, 
bis  auf  die  Füfse  bekleidet  und  mit  langen 
Ärmeln,  den  silenartigen  Kopf  mit  Ohrringen 
und  grofser  Haube  versehen,  steht  in  theatra- 
lischer Haltung  da,  als  ob  sie  Segen  von  oben 
erflehe  (Winter  a.  a.  0.  meint  leierspielend); 
dieselbe  Gestalt  in  anderer  Haltung,  das  Ge- 
wand zum  Tanzen   hebend,   zeigt   eine   andere 

60  Terrakotta  im  Louvre  (Heuzey  a.  a.  0.  Taf.  54, 
1  =  Winter  a,  a.  0.  2,  399,  5).  Furtwängler 
a.  a.  0.  erkannte  den  Pr.  ferner  in  der  weibisch 
gekleideten  Gestalt  mit  gelocktem  Kinnbart, 
Ohrringen,  Kopftuch  und  Schuhen,  welche  dem 
Hermaphroditos  einen  Spiegel  vorhält,  auf  dem 
Wandbild  aus  Pompeji  (Heibig,  Wandqem.  Cam- 
paniens 1369;  Archäol.  Zeitg.  1843  Taf.  5,  1), 
und   —   mögen   die  Gestalten  der  Vasenbilder 


2987              Priapos  (in  d.  Kunst)  Priapos  (in  d.  Kunst)             2988 

und   Terrakotten    auch   unsicher    sein    —    die  ist  bemerkenswert  die  Gruppe,  in  welcher  Pr. 

Figur  dieses  Wandbildes  ist  sicher  Pr.  seinen    linken    Ami    um    die    Schultern    einer 

Ganz   im  Gegensatz   zu   diesen   bekleideten  Mainade  legt  und  sie  verlangend  anblickt,  vgl. 

Pr.-Gestalten  stehen  die  völlig  nackten  Figuren,  Repliken   in  Berlin  247    aus   Rom   (Reinach  2, 

wie  z.  B.  eine  kleine  Statue  in  Neapel  (Clarac  75,  8),  in  Athen  (v.  Sybel,   Katalog  der  Skulp- 

804  B,  2013  D)  und  Bronzen  wie  Antich.  d'Ercol.  turen  zu  Athen  nr.  418;  abg.eb.  Le  Bas,  Voyage 

Bronzi  2,  383;  Gori,  Mus.  Etrusc.  1,  59,  1  =  archeol.  mon.  flg.  Taf.  89,  2),  in  Marbury  Hall 

Beinach  2,  73,  4;  Beinach  2,  782,  4;  vgl.  auch  (Michaelis,   Ancient  marines  in   Great  Britain 

das  Wandbild  bei  Heibig   403:    Mus.  Borbon.  S.  504  nr.  8,  abgeb.  Clarac  694,  1634). 

Bd.  10  Taf.  52.  10        Bemerkenswert  ist  ferner  die  Gruppe  Aphro- 

Eine  gröfsere  Reihe  von  sonstigen  Pr.-Typen  dite,  Eros  und  Pr.,   die   sich  in   verschiedener 

bieten  die  Wandgemälde,  vgl.  Heibig,   Wand-  Zusammenstellung  findet.     Die  Marmorgruppe 

gem.    Campaniens    377    (Mus.  Borbon.    Bd.  10  in  Berlin  nr.  17  und  die  Bronzegruppe  in  Paris 

Taf    25).    505.    549.    573.    1183.   1479,    darunter  aus  Reims  sind  schon  oben  erwähnt;  auf  einem 

die  der  Schilderung  bei  Horaz  sat.  1,  8,  6  ent-  Wandbild    aus    Pompeji   (Heibig   1479)   stehen 

sprechenden  Pr  -Statuen  mit  Schilf  zur  Abwehr  die   drei  Gottheiten  in  einem  Tempelchen   zu- 

der  Vögel:  403  (Mus.  Borbon.  Bd.  10  Taf.  52).  sammen;  ferner  finden  sich  solche  Gruppen  u.  a. 

1370.  1445;  vgl.  die  Herme:  569  (Mus.  Borbon.  auf  einem  Thonrelief  in  Köln  (Jahrb.  d.  Vereins 

Bd.  8  Taf.  18)  und  den  Pr.  mit  Schilfrohr  auf  v.  Altertumsfreunden,   im  Rheinland  B.  42,  180 

dem  Relief  in  Triest:    Archäol.-epigr.  Mitt.  1,  20  Taf.  6,  1),  in  einer  Statuettengruppe  im  Brit. 

37.  92.     Ebenso    findet   sich    noch   mancherlei  Mus.   (Catal.   of  sculpt.   Brit.  Mus.  1585),    auf 

abgebildet  bei  Reinach  2,  73—75.  782;    3,  21.  Gemmen   z.  B.  Furtwängler,  Ant.  Gemm.  Taf.  64. 

22.  232  und  beschrieben  in  den  Katalogen  aller  65,  in  Terrakotten,  z.  B.  Antiquit.  da  Bosphore 

gröfseren  Museen  und  Sammlungen.    Dafs  auch  Cimme'rien  Taf.  65. 

von  den  obszönen  Darstellungen  vieles  dem  Pr.  Aphrodite  auf  eine  ganze  Pr.-Figur  von  dem 

gilt,    lehrt  schon  das  Epigramm  auf  ein  Bild-  Typus  mit  Bausch  und  Früchten  gestützt  zeigt 

werk  des  Phyromachos  (Anthol.  Planud.  239).  nach  einem  statuarischen  Vorbild  eine  Gemme 

Dahin  gehören  auch  die  ganz  besonders  inde-  bei  Furtwängler,  Ant.  Gemm.  Taf.  43,  38.    Und 

zent   wirkenden   Knabengestalten   mit  grofsem  derartige  Darstellungen  sind  häufig,  z.  B.  Terra- 

Phallos,   wie  sie  Suid.  s.  JTpiWos  3   schildert,  30  kotten:    Winter,    Typen  der  figürl.   Terrakotten 

ferner  so  manche  der  von  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  2,  212,  3;  Jahrb.  d.   Ver.  v.  Altertumsfreunden 

Ges.  d.  Wissensch.  1855,  28  ff.  in  dem  Aufsatz  Bd.  3  Taf.  7.  8;   statuarische  Werke:  v.  Sybel, 

über   den   Aberglauben    des    bösen  Blicks   be-  Katal.    d.    Skulpt.    zu    Athen    nr.    2735.    2736; 

handelten   apotropäischen   Gestalten,   vgl.    bes.  Catalog.  of  sculpt.  Brit.  Mus.  1584.  1723;   vor 

S.  72  ff.  (die  schon  oben  erwähnte  sog.  Tychon-  allem   die  Dresdener  Statue,    Clarac  734,  1774 

Bildung)  u.  S.  89  ff.  =  Müller -Wieseler,  Denkm.   d.   alt.   Kunst   2, 

Zweifelhaft    ist,    ob    man    Knaben-Figuren,  24,  264,    vgl.    Bernoulli,    Aphrodite    129.    132. 

die  in  dem  üblichen  Schema   mit  Bausch  und  Noch  zahlreicher  aber  sind  die  Darstellungen, 

Früchten  jede  Betonung  des  Phallos  vermeiden,  welche  Aphrodite  auf  eine  Herme  des  Pr.  ge- 

mit  Pr.  oder  mit  andern  r Gottheiten  des  Segens  40  stützt  zeigen,  wobei  die  Form  der  Herme  ebenso 

und    Gedeihens'    zusammenbringen    soll,    z.  B.  verschieden  ist  wie  die  Haltung  der  Aphrodite; 

die  Statuen   in  Berlin  534   (Clarac  698,    1656),  vgl.  z.  B.  Marmor-Bildwerke    in  Berlin   nr.  23 

in  Rom   Matz-v.  Duhn,   Ant.   Bildw.   in  Rom  aus    Aigion    (Furtwängler,    Samml.    Sabouroff 

nr.  302—316,  in  Athen  Kckule,  Ant.  Bildw.  im  Taf.  27;  Reinach  2,  348,  1);  Clarac  619,  1390  A 

Theseion  nr.  111.    Zweifelhaft  ist  auch  die  ge-  (Samml.    Pourtales);    622  A,     1406  B    (Samml. 

legentlich    versuchte   Beziehung   der  Wandge-  Mimaut);  v.  Sybel  a.a.O.  3739;  dann  Bronzen 

mälde  bei  Heibig  570 — 571  b   auf  Pr.     Ebenso  (Friederichs  Kleinere  Kunst  nr.  1928;  Gerhard, 

unsicher  sind  die    auf  Pr.  gedeuteten   tanzen-  Ges.  Akad.  Abh.   Taf.  51,  2)   und  Terrakotten 

den  Gestalten,  wie  das  Sandsteinrelief  in  Agram  (z.  B.  Stephani,  Compte  rendu  1880,  115  Taf.  5, 

(Archäol.-epigr.  Mitt.  3, 168),  welches  eine  bart-  50  6;  Winter,  Typend. figürl.  Terrak.  2,  201.  2 10 ff.); 

lose  nackte  Gestalt  von  runden,  sich  dem  Weib-  Aphrodite  zwischen  Harpokrates  und  einer  Pr.- 

licben  nähernden  Körperformen  zeigt,  die  mit  Herme    in   Terrakotten    bei    Stephani,    Compte 

beiden  Händen  ein  schmales  Gewandstück  auf-  rendu    1870   Taf.  3,   5;    1873   Taf.  1,    1;    1877 

hebt,  unter  welchem  der  Phallos  aufrecht  steht,  Taf.  5,  7. 

und    die    tanzende    Gestalt    in    Newby    Hall  Wie  schon  in  dieser  Gruppierung  mit  Aphro- 

(Michaelis,   Ancient  marbles  in   Great   Britain  dite,  so  ist  auch  sonst  für  Pr.  die  Darstellung 

523;  Clarac  710  B,  1729  A),  die  das  lange  Gewand  in  Hermenform    ganz   besonders  beliebt.     Man 

mit  beiden  Händen  hebt.     Nicht  zum  Pr.  ge-  findet   einfache  Kopf  hermen,   wie   auf  Münzen 

hört    die   Herme    im   Lateran    mit    weiblichem  von  Lesbos  (Catal.  coins  Brit.  Mus.  Troas  etc. 

Gegenstück:    Garucci,   Mus.  Lateran.  Taf.  26;  60  161  Taf.  33,  1),    in  der  Gruppe  mit  Aphrodite 

Benndorf-Schöne,  Ant.  Bildw.  d.  Lateran.  181.  (Berliner  Bronze,    Gerhard,    Ges.   Akad.   Abh. 

188;   Heibig,   Führer  durch  die  Samml.    Roms  Taf.  51,   2)    und    sonst,   z.  B.  Schreiber,   Helle- 

2.  Aufl.    nr.  663.    664.      Ebenso   stellt   die   auf  nistische  Reliefbilder  Taf.  60.  61.     Andere  Her- 

Pr.  gedeutete  Herme  auf  einem  Relief  in  Dres-  men  zeigen  den  Oberkörper  in  dem  bekannten 

den  (Jahrb.  d.  archäol.  Inst.  1889  Anz.  99)  wegen  Typus   mit  Früchten  im  Gewandbausch,   z.  B. 

der  Satyrohren  und  Hörner   den  jugendlichen  auf  einem  Wandbild  aus  Pompeji  (Heibig  70), 

Pan  vor.  auf  einem  Sarkophagrelief  im  Palazzo  Mattei 

Von  den  Gruppen,    in  denen  Pr.  erscheint,  (Matz-v.  Duhn,  Ant.  Bildw.  in  Rom  nr.  2756). 


2989 


Priapos  (in  d.  Kunst) 


Prietos 


2990 


Ebenso  findet  sich  dann  die  Pr.-Gestalt  ohne 
diesen  Bausch  mit  Früchten,  die  einfach  unter 
dem  aufgehobenen  Gewand  den  Phallos  zeigt, 
vgl.  z.  B.  die  Terrakotten  bei  Winter,  Typen  der 
figürl.  Terrakotten  1,  233,  10—13  (aus  Myrina, 
Kentoripa,  Assos,  Srnyrna;  Winter  führt  aufser 
den  abgebildeten  noch  eine  Reihe  ähnlicher 
Terrakotten  an),  ferner  das  Wandgemälde  bei 
Heibig  506,  wo  Pr.  einen  Turban  trägt  und  in  der 
Rechten  eine  Schale,  in  der  Linken  einen  Becher  10 
hält;  oftmals  zeigt  der  Oberkörper  auch  bei 
diesem  bekleideten  Typus  die  für  die  nackten 
Pr.-Hermen  so  beliebte,  charakteristische  zurück- 
gebogene Haltung,  vgl.  z.  B.  die  Bronze  aus 
Brigetio  (Archäol.-epigr.  Mitt.  14,  43  =  Beinach 
3,  22,  8)  und  die  Marmor-Herme  in  Berlin 
nr.  248.  Nackte  Pr.-Hermen  giebt  es  in  über- 
aus grofser  Zahl  auf  Reliefs,  wie  im  Lateran: 
Benndorf- Schöne  nr.  441  (Garucci,  Mus.  Tat. 
Taf.  43,  1.  2)  und  nr.  293  =  Garucci  Taf.  44,  20 
wo  Pr.  im  linken  Arm  einen  Korb  mit  Früchten 
hält,  während  er  in  der  Rechten  ein  krummes 
Messer  erhebt,  als  ob  er  Trauben  schneiden 
wolle,  obwohl  durch  die  Hermenform  und  einen 
ländlichen  Altar  angedeutet  ist,  dafs  es  sich 
um  ein  unbelebtes  Kultbild  handelt;  ferner 
auf  Reliefs  bei  Schreiber,  Hellenist.  Reliefbilder 
46—48.  59.  75  (München  Glyptothek  nr.  251), 
auf  Gemmen :  Furtuäitgkr,  Ant.  Gemmen  Taf. 
24,  68  (mit  Thyrsosstab).  24,  58  (Eros  vor  einem  30 
Altar  d.  Pr.  opfernd).  Solche  Pr.-Hermen  der 
verschiedensten  Art  kommen  in  den  mannig- 
faltigsten Szenen,  namentlich  in  bakchischen 
und  erotischen,  vor,  dann  auch  lediglich  als 
Kennzeichen  ländlicher  Gegenden,  ganz  in 
Übereinstimmung  mit  den  Schilderungen  der 
Dichter,  die  von  dem  custos  hortorum  handeln; 
auch  darin  stimmen  die  Bildwerke  mit  den 
Dichtern  überein,  dafs  sie  das  Bild  des  Gottes 
bald  in  kleinen  Tempelchen  zeigen  (vgl.  z.  B.  40 
das  Relief  in  München  Glyptothek  nr.  455: 
Schreiber  a.  a.  0.  Taf.  80;  die  Gemme  bei  Furt- 
ivängler,  Ant.  Gemm.  45,  3;  templum:  Priapea 
82;  sacellum:  Priap.  1,  3.  86,  8),  bald  nackt 
unter  freiem  Himmel  (wie  Tibull.  1,  4,  5)  oder 
unter  Bäumen;  Altäre  vor  der  Herme  weisen 
auf  den  Kult  hin.  Verwiesen  sei  auf  Reliefs 
wie  Bull,  della  comm.  arch.  municipale  1874, 
22  ff.  Taf.  2—4  =  Heibig,  Führer  durch  die 
Samml.  Bovis,  2.  Aufl.,  nr.  569  (Bronzerelief  50 
eines  Biselliums);  Mon.  d.  Tust.  Suppl.  34  = 
Heibig,  Führer  nr.  1107  (Stuckreiief  aus  Rom); 
Matz-v.  Duhn  a.  a.  O.  nr.  2755.  2774;  Mont- 
faucon,  Antiqu.  expl.  Bd.  2  Taf.  85  =  E.  Hübner, 
Ant.  Bildw.  in  Madrid  nr.  289.  Verwiesen  sei 
ferner  auf  die  Wandbilder  bei  Heibig,  Wand- 
gem.  Campaniens  569.  574.  1356.  1585,  und  auf 
Gemmen  bei  Furtioängler,  Ant.  Gemm.  Taf.  24, 
58.  33,  32.  41,  31.  42,  52  u.  60.  46,  5.  62,  31. 
Erwähnt  sei  endlich  noch  ein  Hermen-Typus,  60 
bei  dem  Pr.  in  der  einen  Hand  ein  Alabastron 
hält,  aus  dem  er,  wie  Gerhard  annimmt,  den 
stimulierenden  Saft  vom  Kraut  Satyrion  herab- 
träufeln läfst,  Schreiber,  Hellenist.  Beliefbilder 
Taf.  54  (in  der  Linken  ein  Füllhorn) ;  Gerhard- 
Panofka,  Neapels  ant.  Bildw.  40  nr.  115  (in 
der  Linken  eine  Schale);  Babelon  et  Blancliet, 
Bronzes  ant.  d.  I.  Biblioth.  nat.  nr.  503;   das- 


selbe Motiv  kehrt  auch  in  ganzen  Pr.-Figuren 
wieder,  z.  B.  bei  der  Bronze  in  Neapel  (Antich. 
d'Ercol.  2,  377  =  Beinach  2,  74,  1). 

Was  die  Darstellungen  des  Pr.,  von  denen 
hier  nur  eine  kleine  Auswahl  angeführt  werden 
konnte,  über  das  Wesen  des  Gottes  bekunden, 
deckt  sich  im  allgemeinen  mit  den  litterari- 
schen Zeugnissen.  Die  Gegensätze  in  der  Auf- 
fassung des  Pr.  einerseits  als  eines  Gottes,  von 
dem  man  im  Ernst  die  Förderung  von  Wein- 
bau und  Früchten  u.  s.  w.  erflehte,  und  anderer- 
seits als  einer  Gestalt,  mit  der  man  verfäng- 
liche Späfse  treiben  konnte,  treten  in  der  Kunst 
vielleicht  noch  lebhafter  vor  die  Augen.  Es 
sind  alle  Seiten  vertreten  von  dem  xccgimg  der 
Dichter  (Theokrit.  epigr.  4,  13;  Anth.  Palat. 
10,  6,  7)  bis  zu  tÖ  tov  Hgiänov  itccvai6%iaxov 
dSog  des  Schol.  Clem.  Alex.  Protrept.  47,  5 
Stählin.  Auch  den  Spekulationen  über  Pr. 
als  Schöpfer  und  Weltprinzip  folgt  die  Kunst, 
indem  sie  symbolisch  die  zeugende  Lebenskraft 
und  die  Befruchtung  der  Natur  durch  Pr.  dar- 
stellt, z.  B.  auf  Gemmen  bei  Fartivängler,  Ant. 
Gemmen  Taf.  24,  59  (Samml.  Thorwaldsen),  24, 
60  (Haag)   und   Bd.  3,  292  Fig.  153.     [Jessen.] 

Prias  (7Tpm9,-fTos),  einer  von  den  Freiern 
der  Hippodameia,  welche  von  Oinomaos  besiegt 
und  getötet  wurden,  Eoien  bei  Paus.  6,  21,  7. 

[Stoll.] 

Priasos  (TlQiaaog),  1)  ein  Argonaut,  Sohn 
des  Kaineus,  aus  Magnesia  Hyg.  f.  14 ;  s- 
Phokos  N.  5.  —  2)  Sohn  des  Bromios,  Führer 
der  Phryger  in  dem  Heere  des  Dionysos  gegen 
die  Inder,  Nonn.  Dion.  13,  521  ff.  37,  625  ff. 

[Stoll.] 

Prieleus  s.  Prieneus. 

Prieneus  aiQi-nvsvg),  1)  Beiname  des  Apollon 
auf  einem  als  Weihgeschenk  gestifteten  bron- 
zenem Hasen  (die  Inschrift  selbst  lautet  irr- 
tümlich reo  'Anölliovi  ra>  ngirjUii),  gefunden  in 
Samos,  CT.  G.  2,  2247.'  Boehl,  Inscr.  Gr.  ant. 
385.  Gauer,  Del*  505.  Newton,  Anc.  greek  inscr. 
in  the  Brit.  Mus.  230.  Hoffmann,  Griech.  Dial. 
3,  161  p.  70.  Michel,  Becueil  d' inscr.  grecques 
1148  p.  842.  Walters,  Catal.  of  the  bronz.  in 
the  Brit.  Mus.  237  p.  23.  Der  Beiname  weist 
auf  einen  Kult  in  Priene.  Bechtel,  Inschr.  des 
ionisch.  Dial.  212,  dem  die  Form  TlQir]vf)C  statt 
Uginvü  bedenklich  erscheint,  schreibt  TlQir'iv7]i 
als  Dat.  Singul.  in  lokativischer  Bedeutung. 
Vgl.  auch  O.  Hoffmann  a.  a.  0.  220.  —  2)  In 
dem  nptr}vi:v$  vsaviag,  dem  zu  Liebe  Kroko- 
dike  (s.  d.)  ihr  Vaterland  verrät,  (Arrian  bei 
Eust.  ad.  Hom.  B.  1493,  48),  ist  TlQivvsvg  doch 
wohl  Ethnikon,  nicht  Eigenname,  wie  Tonia- 
schek,  Die  alten  Thraker  2,  42  (Sitzungsber. 
d,  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien  130  [1893],  2) 
annimmt.     [Höfer.] 

Prietos  (ITptVrog),  bithynische  Lokalgottheit 
der  Stadt  Pronektos  oder  (später)  Prainetos, 
die  bei  den  Einheimischen  Prietos  hiefs;  vgl. 
Thecphan.  continuat.  ed.  Bekker  p.  464,  wo 
statt  ngog  Tlgisrog,  rjtig  TlgcävsTog  (naga  t&v 
iyXcoQiav  incovö^ccarca)  zu  schreiben  ist:  ngbg 
TlQttLvtTov,  iJTig  Tlgistog  y.rl.  {Hgirsrog  Hierakl. 
Synekd.  691,  2).  Ihm  war  ein  seinen  Tempel 
bespülender  Flufs  geweiht  Namens  Alces,  in 
dessen  Strudel  Meineidige,  wenn  sie  sich  nicht 


2991  Primigenia  Priolas  2992 


"■8 


der  Gefahr  durch  schnelle  Flucht  entzogen,  Abhandl.  7,  1895,  IV,  S.  5  ff.)  und  dazu  E.Maafs, 
raschen  Tod  fanden  rapti  velut  flamma  urente  Deutsche  Liiteraturzeit.  1896,  7  f.  u.  bes.  G. 
Plin.  n.  h.  31,  33  und  Arrian.  frg.  43  (aus  den  Knaack,  G.  G.  N.  1896,  870  ff.  887  f.  P.  Kretsch- 
Bithynica)  bei  Eustath.  Hom.  B  754  p.  336,  12  mer,  Einleitung  in  d.  Getch.  der  griech.  Sprache 
wo  der  Flufs,  wohl  durch  Mifsverständnis  des       201.  207,  1.   0.  Gruppe,  Gr.  Myth.  967,  1  ff. 

Exzerptors,    selbst    den    Namen   "Og-xog   führt.  Wie   die  Form    des  Namens  ngiöXag  (Ilgtö- 

Genaueres  über  das  Wesen  dieses  Lokalgottes  Xaog ,    Schol.    Apoll.    jRhod.    2,    758    p.  429,    6. 

wissen    wir    nicht,     an    phönizisehen    Einflufs  Keil,  2,  780  p.  429,  28  p.  430,  4.  Schol.  Nikand. 

(Steph.  Byz.  s.  ngivsxxog)  ist  nicht  zu  denken  Alex.  15.  'IbXXag  bez.  'ioXsag,  Pollux  4,  55;  s. 
(Crusius,  Philol.  N.  F.  6,  379).    Die  Nebenform  10  unten)   selbst,    so    schwankt    auch    die   Genea- 

Brietium   bei   Plin.   braucht    nicht  geändert  logie,  in  die  er  eingereiht  ist. 

zu  werden,  da  Wechsel  zwischen  b  und  p  im  Priolas  ist  1)  Sohn  des  Daskylos  (s.  d.)  und 

Thrakischen  bezeugt  ist:  Tomaschek,  Die  alten  Bruder  des  Lykos  (s.  d.  nr.  9);  im  Kampfe 
Thraker    1,    34.      Vgl.    Tomaschek,   Die   alten       gegen  die  Myser  {Apoll.  Bhod.  2,  781)  oder  im 

Thraker  2,  42   (Sitzungsber.    d.    Wiener  Akad.,  Kampfe  gegen  die  Bebryker  von  deren  König 

phil.-hist.  Kl.  Bd.  130  (1893),  wo  das  Zitat  aus  Amykos  (s.  d.)  getötet   (Schol.  Apoll.  Bhod.  2, 

Arrian.  b.  Eustath.  Hom.  1493,  48  zu  streichen  758j,    wird  er  seitdem  von   den  Mariandynern 

ist,  und  Knaack,  Gott.  Gel.  Ans.  1896,  874  A.  1.  in    Trauergesängen    beklagt,    Apoll.    Bhod.   2, 

[Knaack.]  780 ff.  —  2)  Sohn  des  Lykos,  Schol.  Apoll 
Primigenia,  Beiname  der  Fortuna  1)  in  20  Bhod.  758.  Schol.  Nikand.  a.  a.  O.  —  3)  Sohn 
Praeneste  s.  Bd.  1  Sp.  1541,  59  ff.  und  Thulin,  des  Titias  (vgl.  Kaibel,  G.  G.  N.  1901,'  497), 
Rhein.  Mus.  60  (1905),  258  ff.,  der  etruskischen  Bruder  des  Bormos  und  des  Mariandynos,  Do- 
Ursprung  ihres  Kultes  annimmt  —  2)  in  Rom  mitius  Kallistratos  im  Schol.  Aesch.  Pers.  930 
mit  einem  Heiligtum  auf  dem  Quirinal  (Bd.  1  [wo  zu  schreiben  ist:  KaXXiex gaxog  .  .  . 
Sp.  1516,  48  ff.)  und  auf  dem  Kapitol,  Bd.  1  Tiriov  (so  Welcker  a.  a.  U.  11,  5  nach  Schol. 
Sp.  1518,  6  ff.  und  E.  Bodocanachi,  Le  Capi-  Apoll.  Bhod.  1,  1126  statt  des  überlieferten 
tole  Romain,  VIII.  XXXIX.  —  3)  in  Itanos  Tirvov;  vgl.  auch  Lobeck,  Aglaopham.  1165) 
auf  Kreta,  wo  sie  in  griechischer  Bezeichnung  xgkig  Ttccldag  slvai  ügioXav  tun.  Mugtccvdvvbv 
als  Tv%r[  TlQtaxoysvrig  (Corr.  Hell.  24  [19U0J,  (v.cä  Bwg)>uov,  6v  (s.  Türk  a.  a.  0.  5  f.)  xvvrr 
238]  oder,  wie  Dittenberger,  Orient.  Graec.inscr.  30  ysxovira  ccnoXtG&ut]  und  im  Schol.  Apoll.  Bhod. 
sei.  1,  119  p.  200  schreibt,  als  Tv%r]  TIqcoto-  2,  780  p.  430,  3  f.  —  4)  Bwoipog  (=  Bügaog) 
yivr^ia    erscheint,    Demargne,   Corr.  Hell.  a.  a.  r\v  'IoXXa  \'l6Xu,  Bethe)  %eu  Mccqiuvöwov  aötX- 

0.  239.  Dittenberger  a.  a.  0.  Gruppe,  Gr.  Myth.  qPo^,_#  Ovxiov  ßccadtcog  nuig,  Pollux  a.  a.  0. 
1108,  3.  —  4)  in  Kolossai  nach  der  Inschrift  Um  Übereinstimmung  mit  der  unter  3  verzeich- 
auf  einem  geschnittenen  Steine:  Tv%i]  Uqco-  neten  Genealogie  herzustellen,  schreibt  Nauck, 
roy(svi]g)  KoXoo6ai(cov),  Me'm.  de  Vacad.  des  Phüologus  12  (1857),  646  f.  statt  'iöXXa :  HgiöXcc 
inscr.  et  bell,  lettres  36,  11.  Demargne  a.  a.  0.  und  statt  Ovirlov:  0  Tiriov,  was  beides  Müller, 
239.  —  5)  in  Delos,  wo  sie,  wie  auch  sonst  F.  H.  G.  4,  354  (Kallistr.  fr.  1),  Türk  a.  a.  0.  6. 
oft  (Bd.  1  S.  1549  ff.),  mit  Isis  verschmolzen  ist:  Knaack  870,  3  gebilligt  haben,  während  Welcker 
"Ioidi,  Tv%v  IJQcotoyEvsia,  Corr.  Hell.  6  (1882).  40  a.  a.  0.  11,  5  und  Kümmel  a.  a.  0.  32  f.  'IöXXa 
339,  43.  Dittenberger,  'Sylloge  22,  765  p.  620;  beibehalten,  aber  für  Oimiov:  0  'Txiov  lesen,  so 
vgl.  auch  C.  I.  L.  14,  2867,  wonach  der  For-  dafs  Priolas  Sohn  des  Hypios,  d.  i.  des  Gottes  des 
tuna  Primigenia  in  Praeneste  eine  Statue  der  gleichnamigen  mariandyuischen  Flusses  wäre. 
Isityche  geweiht  worden  ist.     [Höfer.]  Krctschmer  a.  a.  0.  207,  1  billigt  TlgioXa  statt 

Primi  gen  ius    1)    Beiname    des    Herkules    s  'ioXXcc,  behält  aber  Ovnig  (so  heifst  nach  ihm 

Bd.  1    Sp.  2968,   64  ff.    —    2)  aus    der  Erwäh-  der    Nominativ)    als    mariandynischen    Eigen- 

nung  eines  Seeundanus  Pales  in  der  7.  Region  namen  bei,  ebenso  wie  Crusius  Bd.  1  Sp.  2846, 

des  Himmelstemplums   bei  Martianus   Capeila  13  ff.,  der  ihn  zu  dem  ('männlichen)  Hyperboreer- 

1,  51  (vgl.  Bd.  3  Sp.  1277,  59  f.)  und  aus  dem  namen  Ovnig  bez.  'Slnig  (s.  d.  nr.  3)  stellt. 
Umstände,  dafs  nach  Mart  Cap.  a.  a.  0.  1,  50  Priolas  ist  Eponymos  der  Stadt  Priola,  Nikand. 
50  in  der  6.  Region  Pales  et  Favor  als  Iovis  a.  a.  0.  Schol.  Apoll.  Bhod.  2,  780  p.  429,  31. 
hlii  erscheinen,  erschliefst  Thulin,  Rhein.  Mus.  Steph.  Byz.  s.  v.  npioXa;  vgl.  Lobeck,  Path. 
60  (1905),  258 f.  für  Favor  das  Beiwort  Primi-  serm.  Graec.  Proleg.  130 f.,  wie  der  mit  ihm 
genius  und  erklärt  Favor  Primigenius  für  genealogisch  verknüpfte  Mariandynos  Eponym 
gleichbedeutend  mit  Fortuna  Primigenia  (s.  d.).  des  Volkes   ist,  Titias  Eponym   der  Stadt  Ti- 

[Höfer.]  xiov   und    Lykos    Eponym    des    gleichnamigen 

Priolas    (TlQiöXag),    mariandynisch-phrygi-  Flusses,    der   nicht   weit   vom   Daskylitischen 

scher  Genius  des  Erntesegens  (Tomaschek,  Die  (vgl.  oben  Daskylos  als  Vater  des  Priolas)  See 

alten  Thraker  II,  42  in  Sitzungsber.  d.  Kais.  flofs,  Kaemmel  29.  Das  Schol.  Apoll.  Bhod.  2, 
Akad.  d.  Wiss.  in  Wien  130,  1893,  II),  eine  dem  60  780  p.  430,  3  ff .  (iöiug  xbv  &Qi]vovutvov  IJqio- 

Bormos  (s.  d.),  Hylas  (s.  d)  nahe  verwandte  Ge-  Xaov  yrfii  \Apollouios],  xwv  aXXcov  Ecoqiiov  Xtyöv- 

stalt,  worüber  man  vgl.  B.  H.  Klausen,  Aeneas  xeov   xbv  Tixiov   viov)    setzt   den    Priolas    dem 

u.  die  Penaten  120  ff.  Welcker,  Kleine  Schriften  Bormos  gleich.    Nach  Knaack  872  f.  hat  Apol- 

1,  10  ff.  O.  Kümmel,  Heracleotica  (Progr.  lonios  den  Namen  des  Priolas,  um  dessenTod 
Plauen  i,  V.  1869)  12 ff.  v.  Wilamowitz,  Euri-  die  Mariandyner  klagen,  aus  alter  guter  Über- 
pides  Herakles  1,  280  und  Aristoteles  u.  Athen  lieferung  geschöpft;  da  nun  Bormos  auch  dem 

2,  177,  1.  Mannliardt,  Mythol.  Forschungen  Hylas  (s.  d.)  bisweilen  gleichgesetzt  wird,  so 
16  f.  55  f.     G    Türk,   De  Hyla  (Breslauer  Phil.  vermutet   Knaack   873,    dafs   Hylas  und  Prio- 


2993                         Priolas  Priumne                        2994 

las  identisch  seien,  dafs  TJgiöXag  =  ügt-foXag  F.  H.  G.  3,  533  aus  Eust.  Dion.  Per.  322  vgl. 
(mit  der  auch  in  Pri-apos  enthaltenen  Wurzel  Knaack  a.  a.  0.  868),  wenn  nicht  vielleicht  viel- 
pri  lieben'  zusammengesetzt)  Vollname  sei  zu  mehr  in  ogsaißiog  ein  Eigenname  'Ogsaißiog 
"TXag,  das  mariandyniseh  Vola  gelautet  habe  (s.  d.)  steckt,  wie  durch  Timotheos  Pers.  121 
(v.  Wilamowitz,  Arist.  u.  Athen,  a.  a.  0.)  und  'Ogv[aiß]iov  avxgov  wahrscheinlich  geworden 
dal's  Borimos  (Bormos)  ursprünglich  nur  die  ist,  Sudhaus,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  491  f. 
Bezeichnuiig  für  das  Klagelied  der  Mariandyner  Auch  Arganthone  verschwindet  wie  Hylas  und 
(vgl.  Pollux  4,  54)  gewesen  sei,  und  daraus  sei  Bor(i)mos.  Zu  derselben  Etymologie  (Bdig(i)- 
erst  der  Eigenname  nach  dem  analogen  Vor-  {iog  =  Montanus)  würde  man  auch  gelangen 
gang  wie  bei  Ialemos,  Linos  u.  s.  w.  entstan-  10  ausgehend  von  dem  früher  angenommenen 
den  (Knaack  871);  siehe  dagegen  Gruppe  J~6gog  =  oqos  (vgl.  'TnsgßötioL  =  'T%bgf6gaoi 
967,  1.  Die  Gleichsetzung  von  Pri-olas  =  Bd.  1  Sp.  2830,  21  ff.).  Was  den  Namen  Prio- 
Hylas  glaubte  Knaack  873  hauptsächlich  da-  las  anbetrifft,  dessen  Wesen  wenigstens  durch 
durch  stützen  zu  können,  dafs  er  in  dem  "OXag  die  angeführten,  ihm  so  nahe  stehenden  Ge- 
üvsq  (C.  I.  A.  1,  275  =  4,  35)  "OXag  als  Per-  stalten  (vgl.  auch  Linos,  Maneros)  erschlossen 
sonennamen  auffafste.  Durch  den  Nachweis  wird,  so  gilt  von  ihm  wohl  auch  die  Bemer- 
aber,  dafs  "OXag  thrakisches  Ethnikon  ist  (Br.  kung  Kaibels  (a.  a.  0.  495):  Genealogische  Spe- 
Keil,  Hermes  31,  473  f.),  ist  diese  Gleichsetzung,  kulation,  Kultvermischung,  das  Streben  der 
wie  Knaack  888  selbst  betont,  erschüttert  wor-  Euphemie  u.  s.  w.  haben  die  ursprünglichen 
den.  Als  Hypokoristikon  fafst  den  Namen  20  Namen  verwischt;  vor  allem  gab  es  nicht 
JIgiöXag  Kretschmer  a.  a.  0.  201;  Pape- Benseier  wenige  Namen,  die  aus  der  uns  bekannten 
s.  v.  ügioXag  leitet  den  Namen  von  Tigicav  griechischen  Sprache  überhaupt  nicht  mehr  zu 
fHorn,  Bergspitze'  (vgl.  den  Berg  TJqiöjv  bei  erklären  sind,  deren  Stamm  aber  sich  in  halb- 
Ephesos)  ab,  womit  Kümmel  32,  2  sich  ein-  barbarischen  Sprachen  Kleinasiens  wieder- 
verstanden erklärt;  nach  Welcher  a.  a.  0.  11,  5  findet  oder  deren  Bildung  sich  auf  kleinasia- 
ist  TlgioXag  entstanden  aus  JJtgi-ioXag.  Hier-  tische  Analogien  stützt.  [Hüfer.] 
für  liefse  sich  die  Überlieferung  'IoXXag  bei  Priotos  (Tlgicoxog?),  sonst  unbekannter  ägyp- 
PoUux  4,  55  als  Stütze  anführen,  wie  neben  tischer  Gott  auf  einem  Graffito  in  Oberägypten : 
r'TXag  sich  auch  "TXXag  findet.  Kümmel  33,  2  7tagä  xCov  xvgicov  fttCov  Tlgicaxov  &sov  (ityiaxov 
hält  es  für  möglich,  dafs  der  bei  Pollux  ge-  30  v.al  ' Slgeytß&iog  xccl  "laidog  Ptaansutwg  %al  ol 
nannte  lollas  identisch  sei  mit  dem  bestän-  (man  erwartet  xüv)  avv  avxoi  (sie)  &aäv  fifyi- 
digen  Begleiter  des  Herakles  Iolao3  (s.  d.).  Hin-  6xcov,  Revue  des  etudes  grecques  4  (1891),  47,  1. 
gewiesen  sei  auch  darauf,  dafs  in  Bithynien  —  Sauce  ebend.  hält  es  für  möglich,  den  Namen 
sich  der  Eigenname  (die  Lesart  ist  schwan-  üguoxov  zu  trennen  und  zu  lesen  IJgico  xov 
kend)  'loXag  bez.  'IoXXag  oder  'loXaog  findet  als  ftsov  (isyißtov,  was  jedoch  kaum  wahrschein- 
der  eines  Botanikers,  Dioskorides  Praefat.  Epi-  lieh  sein  dürfte.     [Höfer.] 

phanius  adv.  Haeres.  1,  1,  3  (Migne  Ser.  Gr.  Prisis  (prisis)  ist  auf  dem  pränestin.  Bronze- 
41  p.  177)  Doch  wie  sollte  die  uns  sonst  vor-  Spiegel,  Eabretti  no.  2726  bis  statt  des  über- 
liegende Überlieferung  über  die  Genealogie,  lieferten  trisis  herzustellen.  Es  ist  die  etruskische 
über  das  Ende  u.  s.  w.  des  Iolaos  mit  der  40  Umformung  des  griechischen  Briseis.  Das  Nä- 
Kämmehchen  Hypothese  zu  vereinen  sein?  here  hierüber  siehe  s.  v.  teverun.  [C.  Pauli.] 
Denn  Priolas  stirbt  jung,  und  wahrscheinlich  Pristeus  (Ilgioxsvg),  Beiname  eines  auf  Ver- 
ist  auch  sein  von  Apoll.  Rhoil.  2,  780  ff.  er-  wünschungstafeln  von  Kypros  angerufenen  Dai- 
zählter  Tod  in  der  Schlacht  nicht  Ursprung-  mons  Bd.  2  Sp.  1217,  12  =  R  Wucnsch,  Defixi- 
lich.  sondezn  er  wird  von  den  Nymphen  ge-  onum  tab.  Atticae  XVIII.  1.  Vers  21.  W.  Köhler, 
raubt  worden  oder  auf  der  Jagd  (vgl  Knaack  Arch.  f.  Religionswiss.  8  (1905),  223.  Der  Name 
a.  a  0.  873)  umgekommen  sein  wie  Hylas  oder  scheint  mit  7tgluv  fsägen'  zusammenzuhängen 
der  gewöhnlich  als  sein  Bruder  bezeichnete  und  den  Daimon  zu  bezeichnen,  der  die  festen 
Bormos  (Borimos).  Letzteren  Namen  stellt  Thore  der  Unterwelt  sprengt  (eigentlich  czer- 
Gruppe  967,  3  zu  B&gog  (s.  d.)  und  führt  beide  50  sägt').  Das  neben  Ilgiarevg  stehende  Wort 
Namen  auf  J-ogccco  (vgl.  Hesych.:  ßeegoe  ocp&aX-  gr]6ix&cov  scheint  für  gi]t,l%&o)v  =  fder  die  Erde 
uoi)  zurück  =  'Schauer',  fügt  aber  hinzu:  rin  spaltet'  (vgl.  Orph.  Hymn.  5<i,  5.  52,  9)  zu 
welchem  Sinne   der  Jüngling    'Schauer'   hiefs,  stehen.     [Höfer.] 

wissen  wir  freilich  nicht '  Für  das  Wesen  des  Priiiiniie  (priumne)  erscheint  zweimal  als 
Bormos  bezeichnender  erscheint  es,  wenn  man  Name  einer  mythologischen  Person  in  etruski- 
den  Namen  durch  "Oguog  erklärt.  Bögig  ist  scher  Darstellung.  Die  Belege  sind  ein  Bronze- 
nach 0.  Scltroeder,  Arch.  f.  Religionswissen-  Spiegel  unbekannten  Fundortes,  wo  priumne, 
Schaft  8  (1905),  83  das  vorhellenische  Wort  für  und  eine  Alabasterurne  von  Volterra,  wo  pri- 
rBerg',  das  nur  noch  in  Bogiccg  erhalten  ist.  umnes  geschrieben  ist.  Ein  dritter  Beleg,  ein 
Die  Dehnung  des  0  in  Bmg{i)aog  findet  ihre  60  Serpentinkiesel  aus  der  Sammlung  des  Herzogs 
Analogie  in  'ilgti&via  (von  bgog.  vgl.  Bd.  3  vonBlacas(i^«6rfW«',  C.J.i.no.  2514  bis  tab. XL1V), 
Sp.  948.  v.  Wilamowitz,  Homer.  Unters.  324.  wo  priumne  geschrieben  steht,  ist  eine  plumpe 
Schulze,  Quaest.  epicae  410,  3;  vgl.  auch  Bcog-  Fälschung  nach  derVolterranischenUrne.  Diebei- 
9-toc  ■.  'Og&iu.  Bei  dieser  Deutung  des  Namens  den  echten  Belege  sind  veröffentlicht,  der  Spiegel 
Bor(i)mos  gewinnen  wir  in  diesem  ein  auch  von  Gerhard,  Thetis  u.  Priumne  (Berlin  1862)  und 
schon  durch  den  Namen  ausgedrücktes  mann-  von  Fabretti,  C.  L  I.  no.  2514  ter„  die  Urne  von 
liches  Gegenspiel  zur  Jägerin  kgyav&avrj,  f}  Inghirami,  Mon.  etr.  tom.  1  (=  vol.  1)  tav.  XLJJI 
ysvvalu,   i]  ogtaißiog  (Arrian  Bithyn.  fr.  36.  no.  1  und  tom.  6  (=  vol.  9)  tav.  A  2,  sowie  Storia 


2995                       Priumne  Problastos                     2996 

della  Tose.  tav.  LXXIII  no.  1 ;  von  Raoul-Bochette,  Wenn  Deecke  (in  Bezzenbergers  Beitr.  2,  169 
Mon.  med.  1  pl.  XXIX  no.  1 ;  von  Micali,  Mon.  no.  86),  nach  älterem  Vorgange,  in  dem  priumne 
ant.  tav.  CIX  und  von  Fabretti,  C.  I.  I.  no.  305  des  Spiegels  den  Namen  Tlgiu^og  (Ilpidiitvog?) 
tab.  XXV,  Auf  dem  Spiegel  befinden  sich  fünf  finden  möchte,  so  ist  diese  Vermutung  durch- 
Personen in  folgender  Anordnung:  links  eine  aus  abzulehnen.  Die  Formen  Priamus  resp. 
sehr  schöne  nackte  und  mit  Halsband  und  Ohr-  Priamenos  können  auf  Etruskisch  nur  priame 
gehangen  geschmückte  Frau  mit  der  Beischrift  oder  priamne  lauten,  nicht  priumne,  welches 
cl . . .  {re,  was  Gerhard,  kaum  richtig,  zu  cl[eti]<ire  vielmehr  einem  griechischen  Priophenus  oder 
ergänzt;  rechts  von  ihr  steht,  mit  der  Lanze  Priomene  entspricht.  Und  auch  sachlich  pafst 
bewaffnet,  Diomedes(Ziumide);  rechts  von  diesem  10  das  nicht,  denn  der  dargestellte  Greis,  falls 
die  nackte,  aber  mit  einem  Diadem  geschmückte  das  priumne  sich  wirklich  auf  ihn  bezieht, 
Tethis  (fre-Sis);  von  dieser  rechts  eine  beklei-  sieht,  wie  schon  gesagt,  nicht  einem  König, 
dete,  gleichfalls  mit  dem  Diadem  geschmückte,  sondern  einem  Bettler  ähnlich.  Beide  Dar- 
vornehm aussehende  Frau ;  ganz  rechts  endlich  Stellungen  erklären  sich,  wie  mir  scheint,  gegen- 
sitzt ein  barhäuptiger  und  kahlköpfiger  Greis,  seitig.  Auf  der  Urne  ist  die  Hauptfigur,  wenn 
der  den  Eindruck  eines  Bettlers  oder  armen  auch  nur  leidend,  die  Klytämnestra  (clutmsta), 
Wanderers  macht;  er  spricht  zur  cl .  .  .  &e,  die  die  Episode  an  der  rechten  Seite  der  Urne 
die  Hauptfigur  der  Darstellung  ist.  Über  diesen  zeigt  die  in  Formen  und  Gewandung  fast  weib- 
beiden  letzten  Figuren  rechts  steht  die  Bei-  lieh  erscheinende,  schöne,  jugendliche  Gestalt, 
schrift  priumne,  und  zwar  so,  dafs  es  unklar  20  die  den  Namen  priumne  trägt.  Auf  dem  Spiegel 
ist,  ob  sie  sich  auf  die  vornehme  Frau  oder  heifst  die  Hauptfigur  cl .  .  .  #e,  um  sie  befindet 
auf  den  Greis  beziehe.  Auch  die  Wortform  sich  eine  schöne,  vornehme,  jugendliche  Frau, 
priumne  selbst  giebt  darüber  keinen  Aufschlufs,  Da  liegt  es  doch  sehr  nahe,  1.  das  cl .  .  .  &e  in 
denn  die  Endung  etr.  -e  kann  sowohl  einem  cl[utms'9,e  =  Klytämnestra  zu  ergänzen,  und 
griechischen  -os  (vgl.  el^sntre  =  'AXi^avSQos,  2.  das  priumne  auf  die  schöne  Frau,  nicht  auf 
peese  =  IJj]yaaog),  wie  einem  griechischen  -t\  den  Greis,  zu  beziehen.  Aus  beiden  Darstel- 
(vgl.  euturpe  =  Evxhoitr\)  entsprechen.  Auf  der  lungen  scheint  sich  somit  folgendes  zu  ergeben: 
Urne  von  Volterra  haben  wir  auf  der  rechten  Die  priumne  ist  eine  Freundin  und  Gefährtin 
Seite,  während  links  die  Ermordung  der  Kly-  der  Klytämnestra;  bei  dem  Tode  dieser  letzteren 
temnestra  dargestellt  ist,  eine  Gruppe  von  drei  30  hat  sie  sich  zur  Verteidigung  derselben  ge- 
Personen, die  im  Kampfe  begriffen  sind:  die  waffnet  und  wird  von  den  Gefährten  des  Orestes 
eine  aufrecht  und  unbekleidet,  wie  urste  und  und  Pylades  gleichfalls  getötet.  Über  ihre  Per- 
puluctre,  die  andern  beiden  am  Boden  liegend,  sönlichkeit  wissen  wir,  aufser  den  uns  hier  vor- 
die  linke  gleichfalls  nackt,  die  rechte  reich  be-  liegenden  beiden  Belegen,  sonst  nichts,  allein 
kleidet  und  mit  einem  Schilde  bewaffnet,  von  Fälle  dieser  Art,  dafs  etruskische  Darstellungen 
fast  weiblichen  Formen.  Unter  dieser  Gruppe  uns  mythische  Personen  vorführen,  die  wir  aus 
stehen  die  Worte  aens :  priumnes :  Die  Lesung  direkten  griechischen  Quellen  nicht  kennen 
ist  absolut  sicher.  Ich  habe  die  Urne  wieder-  (vgl.  z.  B.  den  qpamu),  finden  sich  auch  sonst, 
holt  gesehen  und  besitze  auch  einen  von  meinem  Was  nun  die  Form  des  Namens  priumne  an- 
Sohne in  meiner  Gegenwart  genommenen  Papier-  40  geht,  so  würde  sie  einem  griechischen  TIqio- 
abklatsch.  Dadurch  wird  die  Vermutung  von  p.£vr\  entsprechen,  also  einer  partizipialen  Bil- 
Deecle  (in  Bezzenbergers  Beiträgen  2,  165  no.  31),  düng  von  jener  Namenskategorie,  wie  sie  Fick 
dafs  statt  aens  vielleicht  aicis  =  Ai'yiß&og  zu  (Griech.  Personennamen  1,  54)  zusammengestellt 
lesen  sein  möchte ,  hinfällig.  Die  Form  aens  hat.  Dafs  gerade  dieses  Partizip  sonst  als  Name 
ist  kaum  ein  Eigenname.  Ein  Wortstamm  aen-  nicht  belegt  ist,  thut  natürlich  nichts  zur  Sache, 
findet  sich  auch  sonst:  so  haben  wir  die  Formen  Auch  ein  ntpio^ivr]  oder  ähnlich  wäre  viel- 
aenaice  (Fabretti  no.  985  =  C.  I.  E.  no.  1118),  leicht  möglich.  Weiteres  läfst  sich  über  die 
aenaine  {Fabretti  no.  2172),  aenanasa  (Fabretti  Form  nicht  aussagen.  [G.  Pauli.] 
no.  2055  u.  2056; ,  aenina  (Lippers,  Periisinus  Proastianoi  Theoi  iIIpoccotiuvoI  &eot).  Eine 
Fabr.  no.  1914  A.  Z.  17  =  C.  I.  F.  no.  ?  ?),  50  Inschrift  an  einem  Sarkophag  aus  Magnesia 
aenesem  (Mumienbinde  10,  5),  a^naz  (Fabretti  am  Maiandros  nennt  eine  vTtötQocpog  ftsibv 
no.  1934  =  C.  I.  F.  no.  3560).  Keine  dieser  Ttpoctnxiccvcbv,  Corr.  hell.  17  (1893),  32.  O.  Kern, 
Formen  —  wenn  wir  auch  nicht  positiv  an-  Die  Inschriften  von  Magnesia  a.  31.  309  p.  158. 
geben  können,  was  sie  bedeuten,  so  läfst  sich  Höchst  wahrscheinlich  sind  diese  Götter  iden- 
diese  negative  Aussage  doch  mit  Bestimmtheit  tisch  mit  denjenigen  Gottheiten,  zu  deren  Ehren 
machen  —  ist  ein  Eigenname,  und  so  wird  es  von  der  Mainade  Baubo  (Näheres  siehe  Bd.  2 
auch  aens  nicht  sein.  Das  wird  auch  durch  s.  v.  Kosko)  der  &iu6og  6  nob  nölnoag  (Kern  a. 
die  Form  priumnes  unterstützt,  die  kein  No-  a.  O.  215a  Z.  35  p.  140;  gestiftet  worden  ist, 
minativ,  sondern  ein  deutlicher  Genetiv  ist,  also  =  Dionysos  und  Semele,  Kern  a.  a.  0. 
der  offenbar  von  aens  abhängt.  Der  Nominativ  60  p.  214  und  in  Beiträge  zur  Geschichte  der 
heifst  priumne,  wie  der  Spiegel  auch  richtig  griech.  Philosophie  u.  Religioti  von  P.  Wend- 
giebt,  während  der  thörichte  Blacas-Stein  das  land  u.  0.  Kern  91  f.  Hiller  v.  Gaertringen, 
aens:  priumne:  ganz  sinnlos  in  acs:  priumne:  Corr.  hell.  a.  a.  0.  33.  Vgl.  Art.  Pro  poleos  u. 
umformt.     Wenn  man  raten  dürfte,   so  würde  Prokyklioi.     [Höfer. J 

ich  die  Vermutung  wagen,  dafs  aens :  priumnes:  Problastos  (ügoßlaGTog),  Epiklesis  des  Dio- 

bedeute  „Tod  des  oder  der  priumne".    Und  mit  nysos,  Lykophr.   577;   vgl.  Schol.:    IJQÖßXa6xog 

dieser   Alternative    sind    wir    nun    bis    an    die  ö    Jiovvöog,    iTteidi]    6rs   {leXXovat    %6nttiv   rag 

Deutung  dieses  Namens  gelangt.  ßXä6xccg   r\xoi  xcc   xXrJuaxa,   ftvovoiv   ccvxä»  xXa- 


2997                       Probolos  Prodromia                     2998 

dsvovrsg,   i)   ÜQoyiXaaxog,   insl   oxav   \itXXot6i  Proculus  (r ein  Edler')  gewifs  richtig  zu  proceres 

Y.I&V  zag  auntXovg,  frvovßiv  avxm.     [Höfer.]  (vgl-    dazu  A.    Walde,  Latein,  etymol.  Wörter- 
Probolos  (ÜQoßoXog,  ein  mythischer  Sänger       buch.  Heidelberg  1900  [=  Sammlung  indogerm. 

in  Sparta,  ein  Schüler  des  Perimedes  aus  Ar-  Lehrbücher  2,  1]  S.  492).     [R.  Peter.] 

gos,  Demetr.  Phal.  b.  Schol.  Od.  3,  267.  Eustath.  Prodomeis  Theoi  (npodoutig  ftsoi).    An  dem 

1466,  59.     [Stoll.]  Aufgang    zu    der    auf   dem    westlichen   Hügel 

ProeaSj    ein  König  von  Alba,  aus  dem  Ge-  gelegenen  Akropolis   von  Megara,   deren  Epo- 

schlechte     der    Silvier ,    Sohn    des    Aventinus,  nymos  Alkathoos  war,   befand  sich    eine  iaxia 

Vater  des  Numitor  u.  Amulius,  Dkm.  A.  B.  &scbv  ügoSo^icov  ■KaXovusvcov,  denen  Alkathoos 
1,  71.  Liv.  1,  3.    Appian.  regg.  1.    Diod.  7,  4.  10  zum    ersten  Male  geopfert   haben    soll,    als    er 

Verg.  Aen.  6,  767.    Ov.  Met.  14,  622.    Fast.  4,  den    Bau    der    Mauer    begann,  Paus.  1,  42,  2. 

-52.     Tzetz.    L.    1232,    p.  975  Müll.    Schwegler,  K.  Seeliger,  Alkathoos  u.  die  megarische  Kö'nigs- 

röm.  Geschichte  1  S.  342.     [Stoll.]  liste  in  Festschrift  für  Overbeck   29.     Darnach 

Proeharisia,    vgl.    Hesych.     TlQo%aQi6ia-    i)  wären   die  genannten   Götter  diejenigen,   'die 

©sxig  ovzco  itov  xiuüxai.    IIpo%apioLa  bedeutet  bei    Beginn    eines    Baues    angerufen    wurden' 

nach  Pape-Benseler  "die  bereitwillig  zu  Willen  Hitzig- Blümner  zu  Paus.  a.  a.  0.  oder,   wie  J. 

seiende'.     Wenn  der  Beiname  nicht  im  allge-  Holle,  Megara  im  mythischen  Zeitalter   (Progr. 

meinen  die  (zur  Hilfe?    Thetis  ist  Heilgöttin  im  Recklingshausen  1881)  S.  19,   8  übersetzt,   die 

thessalischen  Thetideion,  Tzetz.  Lyk.  175  p.  446  'vorbauenden'  Götter;  ähnlich  Stephanus  im 
Müller.  Gruppe,  Gr.  Myth.  116,  5)  Willfährige  20  Tliesaurus  'praestructor' ;  Passow.  fder  Vor- 
bezeichnet, kann  man  vielleicht  verweisen  auf      bauer,  der  vorher  baut  oder  davor  baut'.   Un- 

die   Erzählung   in    den   Kyprien  {Vol.   Hercid.  möglich    aber    ist    es    mit    Holle    a.  a.  0.    als 

collectio   alt.    8,  105    ergänzt   von   Beitzenstein,  Nominativ  zu  ftecöv  ügodousäv:  &sol  üpodoutoi 

Hermes  35  [1900 1,  73),  nach  der  Thetis  f'H]pa  anzunehmen;  denkbar  ist  nur  ngodoutlg,  wenn- 

%<xq[i Sousvi]  (vgl.  Apollod.  3,  13,  5)  die  Wer-  gleich  iTQodoysvg  sonst  auch  nicht  bezeugt  ist. 

bung  des   Zeus   zurückwies,    da  sie  von  Hera  Siebeiis  vermutete  II q od •öuuv  statt  IIqoSouecüv, 

auferzogen  worden  war  (Hom.  II.  24,  60.    Apoll.  —  dann  würden  die  trtol  hpodouoi  entsprechen 

Bhod.  4,  791).     [Höfer.]  den   &sol   npoitiXaioi   oder   Ttpo&vpatoi    (s.  d.) 

Vrochyte  (IlQoxvrrj;   über   den  Accent    vgl.  vgl.  Aesch    (fr.  388  N.*)  im  Schol.  Ambr.  Theokr. 
Lobeck,  Paralip.  Gramm.  Graec.  456,  2),  Troerin  30  2,  35:  ISqvovzo  de  avzi]v  (die  Hekate)  xal  11  q  6 

und    Verwandte    des    Aineias,    Eponyme     der  xdv     ^Dßwv,    mg    <pr\6iv    Al6%vlog :    ösanoiv 

gleichnamigen   vor  der  Küste  Campaniens  ge-  'E-näxrj  xmv  ßccöilsicav  ngöSo^iog  (v.  1.  noödQO- 

legenen   Insel,    auf   der    sie    von    Aineias    be-  fiog,  wie  auch  bei  Aristid.  1  p.  27,  22  Bind,  steht) 

graben   worden    war,    Naevius    (fr.  19n   in  Q.  nsiä&Qcov  Bobert,  Comm.  in  hon.  Mommsen.  147. 

Enni  Carminum  rel.    ed.    Luc.  Müller  p.  160)  W.  Kausche,  Mythologumena  Aeschylca  in  Diss. 

bei   Serv.  ad  Virg.  Aen.   9,    715.     Bud.  Bitter,  Phil.  Halenses  9  (1888),  155  §  25.    148  §  16,  4. 

De  Varrone  Vergilii  auctore  116  =  Diss.  Phil.  v.  Wilamoivitz,   Hermes  21  (1886),  609  Anm.  1 

Halenses  14,  400.     Vulcatius  und  Acilius  Piso  zu  S.  608.      Der  bis  jetzt  nur   auf  Grund   der 

(vgl.  über  diese  fingierten  Gewährsmänner  Jor-  angeführten  Stelle  des  Aischylos  angenommene 
dan,  Hermes  3  [1869],  411)   bei  Aurel.    Victor,  40  adjektivische  Gebrauch  von  Ttgodoiiog  =  itgo- 

De  origine  gent.  Born.  10.     Dionys.  Hai.  A.  B.  frvgcaog  (Lobeck,  Paralipomena  581.  Aglaopham. 

1,  53.     P/t«.  N.  H.  3,  16,  12   (wo    die  Angabe  1336)    wird   bestätigt   durch   Bakchylid.   6,    14 

cab  Aeneae  nutrice'  auf  Verwechslung  mit  Caieta  TtQodouoig    äoidccig    d.    h.    durch    ein    Gedicht, 

[s.  d.]   beruht).     B.  H  Klausen,  Aeneas  u.  die  das   vor    dem   heimgekehrten   Sieger  am   ngö- 

PenatenoAS.  A.  Schwegler,  Born.  Gesch.  1,  326,9.  &vqov  des  Familienhauses  zur  Ausführung  ge- 

F.  Noack,  Hermes  27  (1892),  437;  vgl.  J.  Bubino,  bracht  wurde  (Kenyon  z.  d.  St.  Crusius,  Philolog. 

Beiträge  zur  Vorgeschichte  Baliens  90.     Nissen,  57    [1898],    159.     Jurenka,   Festschrift  für   Th. 

Italische  Landeskunde  2,  729.     [Höfer.]  Gomperz  220  f.),  wie  auch  Blafs,  Bacchyl.2  LXI 

Prociilus  Iulius   ist   der  Name   des  Römers  zunächst  annahm,  der  aber  später  (Hermes  36 
oder  Albaners,  dem  Romulus  nach  seiner  Ent-  50  [1901],    275  f.)    statt    TtQoSöuoig   aoidcäg    lesen 

rückung  in  verklärter  Gestalt  und  strahlendem  wollte    ngoägduoig    aoiSalg    d.   i.    durch    cvor- 

Watfenschmuck    erschien   und    seinen  Willen,  läufige,  eilige  Gesänge',  durch    'ein    sofortiges 

auf  dem  Collis  Quirinalis  in  einem  Heiligtume  Lied  am  Tage  des  Sieges'.    Aber  die  Stelle  des 

als  Gott  Quirinus  verehrt  zu  werden,  mitteilte:  Bakchylides    bietet    eine    willkommene    Stütze 

Cicero  de  republ.  2,  10,  20  (wo  er  homo  agrestis  für    die    Lesart   'Euccxr}    TtQÖSouog    und    weist 

genannt  wird)  und   de   leg.  1,  1,  3;    Livius  1,  vielleicht   auch    den  Weg   zur   richtigen    Auf- 

16,    5  ff.    (wo    von    einer   göttlichen   Verehrung  fassung  der  &80I  7iQoäouslg  =  7ig6öo{ioi  =  tiqo- 

nicht  die  Rede  ist);  Dionysms  Halic.  2,  63,  3  frvQctioL.     [Höfer.] 

('IovXiog    övoua    xä>v    an     koKocviov    ysb3Qyiv.bg  Prodomia  s.  Prodromia. 
avrjQ   ohne    den   Beinamen  Proculus);    Ovidius  60      Prodomos    s.    Prodomeis.     Prothyraios 

fast.  2,  499  ff.   (499 :   Proculus  Longa  veniebat  nr.  2. 

Iulius  Alba);   Plutarchus  Born.  28   (ovxag   ovv  Prodromia  (IlQodQouici),  Beiname   der  Hera 

üvöga    xörv    TiccxQiKiav    yivsi    TtQüxov    rj&ei    xs  in    Sikyon,    deren  Tempel   Phalkes,    der    Sohn 

Soy.iao}xaxov  ahxco  xs  'Pauvlaj  niGxbv  Kai   ovv-  des  Temenos,   gegründet  haben   soll  xfjg  ööov 

i]&v,  xaiv  äit    'Alßr\g  inoivicov,  'IovXiov  üqokXov).  oi    xi]g    ig  Hixvwva    'Hoav    cpä^isvog    6dr]ybv 

Preller  (Born.  Myth.3  2  S.  346)  führt  die  Sage  ysvtaftai,  Paus.  2  11,  2.     Schon  diese  aitiolo- 

auf  die  gentile  Tradition  und  Sagenfabrik  der  gische    Kultlegende    (vgl.   auch  Paus.  2,  6,  7) 

albanischen  Iulier  zurück  und  stellt  den  Namen  hätte   genügen  sollen,   um   die  v.  1.  Jlpodofii'a 


2999  Proerosia  Proitides  300O 


a   t 


zurückzuweisen,    oder   gar   vor   der  Konjektur  1492,   Belos  -xgöyovog  der  assyrischen  Könige 

IIqoöcohicc    (so    Schubart  -  Walz    nach    Hitzig-  Abydenos  bei  Fuseb.  Praep.  ev.  9,41  =  F.  H.G. 

Blümner   zu  Paus.  2,  11,  2)    zu    schützen      In  4,   283,   8;    vgl.  Norm.  Dionys.  18,   223.     Vgl. 

dem  Beinamen  Prodrornia  erblickt  Gruppe,  Gr.  'Egp&g  ngoyovog  Bd.   1    Sp.  2343,  67  ff.     Nach 

Myth.  1126,  1  einen   Hinweis   auf  die    kriege-  Schol,  A rist.  Ran.  1266  ist  Hermes  ngoyovog  der 

rische  Seite  der  Hera,  während  Od>  Iberg,  Sacra  Arkadier,  speziell  der  Stynxphalier  (=  oi  nzgi 

Corinthia,  Sicyo)iia,  Phliasia  12  mit  Siebeiis  zu  XL^vr]v,  Arist.  a.  a.  0  ).     Der  Vers  stammt  aus 

Paus.  2.  11,  2  den  Beinamen  erklärt  als  fitinera  des  Aischylos  *¥v%uyioyoL.     Daher  nimmt  W. 

protegens  et  in  optatas   domos   ducens1.     Vgl.  Kräuselte  Myiholog.  Aesch.  in  Diss.  Phil.  Ha- 

die  römische  Iuno   Domiduca,   Iterduca  Bd.  2  10  lenses  9  (1888),  246,  4   mit  Fritzsche  zu  Arist. 

Sp.  172,  33  ff.  197.     [Höfer.]  a.  a.  0.  an,    dafs  mit   den   oi  7tsgl   Xiuvrjv   die 

Proerosia  (Tlgorigocia),  Beiname  der  Demeter,  Unterirdischen    am   Aornossee    gemeint    seien, 

neben  Zeus  Ombrios  und  Poseidon  Phytalmios  deren    -ngoyovog    Hermes,    dann    natürlich    als 

genannt,    Plut.    Sept.    sap.    conv.    15.     Preller,  Chthonios,  sei.     Kräuselte  thut  dies  hanptsäch- 

Demeter    und    Persephone  295.      Toepffer,   Att.  lieh  deshalb,  weil  er  sich  nicht  zu  erklären  ver- 

Geneal,  253,  3.     Über    das    ihr    gefeierte  Pro-  mag,   welche  Rolle   die   Arkader  in   den  Wv- 

erosienfest    s.    Bloch    Bd.   2     Sp.    1324  f.    und  ^aycoyoi,    die    die    Hadesfahrt    des   Odysseus 

aufser  der  dort  angeführten  Litteratur  Mann-  (Bd.  3  Sp.  626,  32  ff.)  behandeln,  spielen.    Aber 

hardt,  Antike  Wald-  und  Feldkulte  231.  238  ff.  der  Beziehungen  des  Odysseus  zu  Arkadien  sind 

Nach    Solmsen,    Rhein.    Mus.  53    (1898),    153.  20  viele,  s.  Bd.  3  Sp.  628,  37  ff  und  bes.  Sroronosy 

v.  Prott,    Bursians    Jahresber.  122    (1899)    120  Gazette  arch.  13  (1888),  257  ff.  Studniczka,Kyrene 

ist  das  C.  I.  A.  2,  578,  33  p.  346  erwähnte  Fest  120.    F.  Meyer,  Hermes  30  (1895),  263 ff.     Vgl. 

IlXrtgoaia  (vgl.  Hesych.:  TLgr\goaia-  &voicc  liftr]-  aber   auch   J.  Vürtheim,  Mnemosyne  29  (1901)r 

vrfiiv)    identisch    mit  Ylgor\g66icc,    aus    dem    es  34  ff.     Im  grofsen  Pariser   Zauberpapyrus  2984 

durch  Elision  (vgl.  aber   auch  Brttgmann,  Gr.  (Denkschr.  d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  36 

Gramm.3 141)  entstanden  sei.  Ein  Proerosienfest  [1888]   p.  119):    av  i)  Kagöia  rov  'Eguov,  av  sl 

scheint  auch  in  Epidauros  gefeiert  worden   zu  tö    aittgua   räi'   itgoyovcav   &tcov.     S.  Propator. 

sein,  da  der  dortige  Monat  ÜgagarLog  (Fränkel,  [Höfer.] 

Inscr.  Argolidis  1485,    134     136   p.  336.    1492,  Prohestotes  Theoi  (7tgoeaTcor8g  fttoi)  s.  Pro- 
7.   10   p.  349    nach    B.  Keil,   Athen.  Mittli.  20  30  states  nr.  1. 

(1895),  425  vgl.  79  Anm.  =  ügoagdziog  =  LTgot]-  Prohegetai   Theoi    (Jlgonysval   ftsoi).     Eine 

göciog  ist;  vgl.  v.  Prott  a.  a  0.  99  f.    Die  frag-  Inschrift  aus  Sidyrna  in  Lykien  erwähnt  lobend 

mentierte   Inschrift    aus    Mytilene    tä]g    Ttgoa-  einen   ech,ioXoy  corax  ov    isgsa   v.ai   irgocprixi]v    diu 

Qoaiag  to  .  .  .  (Inscr.  Ins.  Mar.  Aeg.  2,  70  p.  30)  ßlov  xeov  Ttgoriyzxcov  &süv  'Agxiiudog  nal  'AitöX- 

erlaubt  keinen    Schlufs    auf   die   Feier    dieses  Xavog,   Benndorf-  Niemann ,   Reisen  in  Lykien 

Festes  in  Mytilene.     [Höfer.]  und  Karten  69  nr.  45.     Zur  Bedeutung  s.  Pro- 

Progasos  (Llgoyaaog)  ein  Sohn  des  Melampus,  kathegemon.     [Höfer.] 

nach  welchem    die  Stadt  Progaseia   in  Lydien  Proios  (Tlgcbiog?),    von   Bechtel,    Hermes   34 

benannt    sein    sollte,    Steph.  B.    v.   Tlgoydatia.  (1899),    397    nach  Roberts  Vorschlag  aus  dem 

[Stoll.]      40  Personennamen   ngcol(o)xiuog   (1.  Ins.  M.  Aeg. 

Prognostes   (11goyvcoaxi]g).     Im   Papyrus  46  3,  132)  erschlossene  inUXvaig  des  Apollon,  den 

des  brit.   Museums   (Papyrus   Anastasy)   heifst  „Gott  der  Frühe"  bedeutend;   vgl.  die  iv.r/.Xij- 

es    von   Hermes:    iioigcov    ntgoyvcoaxrig    av   Xiyn  asig  'Ecoiog  (s.  d.  nr.  1)  und    Evavgog  (Hesych.) 

Kcd&Hog  övtigog,  inizgivovg  %g-nanovg  xal  vvxxs-  sowie   den  Apollon  Avgtvg  (Herondas  3,  34  u. 

givovg    iitnti\v7ttav,    Wessely,    Denkschriften    d.  dazu  Meister,  Abh,  d.  pMl.-hist.  Klasse  d.  K.  S. 

Kais.  Akad,  cl.  Wiss.  36  (1888),  2,  137  v.  424.  Gesellsch.  der  Wiss.  13    [1893],   692 f.     O.  Cru- 

A.  Dieterich,   Abraxas   64  v.  8.     Hermes   wird  sius,   Indogerman.  Forsch.   4   [1894],    171)   vgl. 

also  hier  als  Prophet  und  Seher  (udvxig,  Cornut,  F.  Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio  13.    Eurem, 

de  not.  deor.  16  p.  67   Osann.  Gruppe,  Gr.  Myth.  Philologus  65  (1906),  261.  Vgl.  auch  den  Apollon 

1336,    5)    bezeichnet,    Dieterich    a.  a.  O.    67  f.  50  'Av%r\Xiog  (s.  Propylaios  nr.  1)  und  den  Artikel 

O.  Piasberg,   Arch,   f.  Papyrus  forsch.  2  (1903),  Proseoa.     [Höfer.] 

214.    216.     In    dem    sich  an    den   vorliegenden  Proioxis  (ngoicogig),  „das  Vorwärtsverfolgentv 

eng   anschliefsenden   Hymnus    auf  Hermes   im  mit  IIcdtcot,ig   „dem  Zurückverfolgen"  und  an- 

Papyr.  121  des  brit.  Mus.  (Wessely  a.  a.  O.  42  deren    Kampfdämonen    auf    dem    Schilde    des 

[1S92],  2,  45  v.  742)  heifst  es :  [loigcov  rt  nXcoaxijg  Herakles  dargestellt,  Hesiod.  Scut.  154.     Gegen 

av   Xtyn   y.cci   &siog   övsigog,   und   genau    so   im  Studniczka,    Serta  Harttiiana    64  ff.,    der    die 

Hermeshymnus  des  Strafsburger  Papyrus,  Arch.  Darstellung    dieser    Abstracta    für    unmöglich 

/'.  Papyrusforsch,  a.  a.  O.  209,  10.     [Höfer.]  und    daher    die  Verse    des   Hesiod    für    inter- 

Progonoi  Theoi  [Ttgoyovoi  &b oi),  Bezeichnung  poliert  hält,  s.  Maafs,  Arch.  Jahrb.  11  (1896), 

der    Götter    als    Vorfahren    und     Stammväter  60  105,  3.    Vgl.  auch  Furtträngier  Bd.  1   Sp.  1703 

(=  ag%nyfxr\g,  cig%r\y6g,  Roh  de,  Psyche  l2,  109.  2.  Anm    1.     |  Höfer.] 

172;  vgl.  Helios  ysvä.Q%r}g  Hcliodor  10,  11),  Plato  Proitides ?(IlQOLtLSrig:).  Nach  Passow,  Hand- 

Futhydem.  73  p.  302  d.  Heliodor  4,  8.  Lobeck,  Wörterbuch5    und    dem    Thesaurus    s.  v.   Tlgoi- 

Aglaopham.  1238  h.  Rhea  und  Kronos  sind  -ngö-  xiövg  (vgl.  Jacobi,   Handwörterbuch  s.  v.  Proe- 

yovoi.  zcov  äXXcov  &s<hv,  Plato  Cratyl.  41  p.  402  b.  tides)    soll    Anth.    Append.    100    (ed.    Jacobs) 

TiT&vtg  .  . ,  rjLitT^Qcoi'  noöyovoi  narigeov,  Orph.  Ilgoiriövg   als    Patronymikon   =   Megapenthes 

Hymn.  36.    Lobeck  a.  a.  O.  763.    Zeus  ist  ngo-  stehen,    es  heifst  aber  dort:   MsXäuTtovg  gvad- 

yovog  des  Orestes   und    des  Pylades,   Für.   Or.  iievog    Xroar^g    Tlgoiridäg    ccgn^Eccg.      Dies    zur 


3001        Proitides   (Zahl  u.  Namen)  Proitides  (u.  Dionysos  b.  Hesiodj      3002 

Berichtigung  eines  Irrtums.     Was  die  Etyino-  Änderung  Lysippe,  Hipponoe,  Kyrianassa,  wäh- 

logie  von  Tlgoirog  betrifft,  so  hat  schon  Forch-  rend  bei  Diod.  4,  68  eine  Iphianeira  erscheint, 

hammer,  Hellenika  1,  238  den  Namen  als  IIqö-  die   wohl   auch   als  Proitide   zu  verstehen  sein 

tTos'der Vorwärtsgehende'  gedeutet,  sah  freilich  wird.    Die  Dreizahl  ist  auch  bei  dem  Komiker 

dabei   in  Proitos   fden  Heros   des   Abffiefsens,  Diphilos   (um    300  v.  Chr.,    bei    Clemens  Alex. 

namentlich  des  durch  die  Argosebene  fliefsenden  Strom,  p.  713    Sylb.)    vorausgesetzt    (vgl.    auch 

Flusses'  (?).     Neuerdings  haben  diese  übrigens  Schöl.  Callim.  in  Dian.  234),  und  entspricht  den 

schon   im  Altertum  aufgestellte  Etymologie  (6  drei  Minyaden  und  den  drei  Kadmeiden  in  den 

Ilgotrog    rfj     irv^ioloyia    7iQO'Ctririy.bg    rpaivarai  analogen  Sagen. 

y.a.1  öguriTiMÖg  ano  rov  itQodvca,  Eust.  Hom.  11.  10  Die  älteste  uns  bekannte  Quelle  für  den 
631,  56)  wieder  aufgenommen  v.  Wilamowitz,  Proitidenmythus  bilden  die  dem  Hesiod 
Hermes  26  (1891),  212  (vgl.  235,  1).  E.  Maafs,  zugeschriebenen  Gedichte,  und  zwar  weisen  die 
Indogerman.  Forschungen  1  (1892),  167,  1.  Da-  Anführungen  auf  den  Katalog  und  die  Melam- 
gegen  berichtet  Fulgent.  Mythol.  3,  1  p.  59,  21  podie  hin,  die  übrigens  in  der  Darstellung 
Helm  mit  Berufung  auf  Hesiod  (fr.  199  Bzach),  dieses  Mythus  nicht  übereinstimmten.  Später 
dafs  Proitos  ein  pamphylisches  Wort  sei  und  scheint  der  Stoff  von  Theokritos  als  Elegie 
fsordidus'  bedeute,  eine  Erklärung,  die  Pott,  (Suidas,  ©töxgirog),  und  dann  von  dem  Komiker 
Zeitschr.  für  Völkerpsychol.  u.  Sprachwissensch.  Theophilos  dramatisch  behandelt  worden  zu  sein 
14  (1883),  147  billigt.  Es  sei  wenigstens  auf  (Suidas,  ©socpilog;  Athen.ll  p.472e,  vgl. Meineke 
den  Aufenthalt  des  Proitos  in  Lykien  hinge-  20  Com.  Graec.  Frgm.  1  p.  434).  An  Hesiod  knüpft 
wiesen  (Apollod.  2,  2,  1).  Vielleicht  läfst  sich  die  einzige  ausführliche  und  zusammenhängende 
auch  der  Name  Zi-TtQoiriqg  (Anton.  Lib.  17)  Darstellung  des  Proitidenmythus  bei  Apollodor 
vergleichen.  [Höfer.]  2,  2,  2  an,  die  also  lautet:  Die  Töchter  des 
Proitides  (IJQoiriösg).  die  Töchter  des  Proitos,  Proitos  wurden,  als  sie  zur  Reife  gelangten, 
Sohnes  des  Abas  und  Königs  von  Tiryns,  und  von  Raserei  ergriffen,  nach  Hesiod,  weil  sie  die 
der  Stheneboia  (Apollod.  2,2,2:  Serv.  ad  Verg.  Weihen  des  Dionysosdienstes  verschmähten 
Ecl.  6,  48,  wo  Steneboeae  sive  Antiopae  statt  (vgl.  Diod.  4, 68  [lavsLßag  älcc  tr)v  Atovvßov  \i.f\viv ; 
Anteiae,  vgl.  Bd.  1  Sp.  383).  Da  Proitos  auch  und  Apollod.  1,  9, 12),  nach  Akitsilaos,  weil  sie 
allgemein  König  von  Argos  heilst,  so  wurden  das  Holzbild  der  Hera  gering  achteten  (s.  hier- 
auch Argos  als  Schauplatz  ihres  Schicksals  und  30  über  unten).  In  ihrem  Wahnsinn  durchstreiften 
sie  selbst  als  Argeierinnen  beizeichnet;  auch  sie  ohne  Zucht  und  Ordnung  das  Gebiet  von 
wurde  nach  einer  andern  Version  der  Sage  Argos,  Arkadien  und  den  Peloponnes  und  suchten 
{nach  Bethe,  Thebanische  Heldenlieder  S.  46,  in  die  Einöden  auf.  Da  erbot  sich  der  Seher 
Amphiaraos'  Ausfahrt)  das,  was  sich  mit  ihnen  Melampus,  welcher  die  Heilung  durch  Geheim- 
zugetragen, unter  die  Regierung  des  Königs  mittel  und  Sühnungen  erfunden  hatte,  die 
Anaxagoras  von  Argos,  eines  Sohnes  oder  Enkels  Jungfrauen  gegen  Überlassung  eines  Dritteiis 
des  Proitos,  verlegt  (Pa us.  2, 18,  4;  Diod.  4, 68;  von  Proitos'  Herrschaftsgebiet  zu  heilen  (bei 
Eustath.  ad  II.  p.  288,  28).  Tiryns  war  jedoch  Herod.  9,  34  verlangt  Melampus,  von  den  Ar- 
ihre  eigentliche  Heimat,  und  in  der  Nähe  des-  geiern  um  die  Heilung  ihrer  rasenden  Frauen 
selben  war  noch  in  später  Zeit  eine  Erinnerung  40  angegangen,  die  Hälfte  ihres  Gebiets;  bei  Serv. 
an  die Proitostöchter lebendig;  die  gegen Nauplia  ad  Verg.  Ecl.  6,  48  einen  Teil  des  Reiches  und 
hin  nahe  am  Meer  gelegenen  labyrinthartigen  Kyrianassa  zur  Gattin).  Als  Proitos  darauf  nicht. 
Höhlen,  die  auch  für  ein  Kyklopenwerk  galten,  einging,  nahm  die  Raserei  der  Jungfrauen  zu 
wie  die  Mauern  von  Tiryns,  hiefsen  ftdluiioi  und  verbreitete  sich  auf  die  übrigen  Frauen, 
rov  ÜQoirov  &vyareQ(ov  (Paus.  2,  25,  9 ;  Strab.  so  dafs  sie  ihre  Häuser  verliefsen  (ebenso  Paus. 
p.  369.  373).  Aber  auch  aufserhalb  Argolis  2,  18,  4  inyoirwaai  £k  rätv  oixtxov  iitlavüvro 
findet  sich  die  Proitidensage.  In  Sikyon  zeigte  ccvarr\v  %6)qo:v;  Herod.  a.  a.  O.  h^cävovro  nltvvtg 
man  Erzbilder,  die  man  auf  die  Proitiden  be-  räv  yvrociv.cbv),  ihre  Kinder  umbrachten  und  in 
zog  (Paus.  2,  9,  8),  und  im  nördlichen  Arkadien  die  Einöden  gingen.  Jetzt  war  Proitos  bereit, 
in  der  Gegend  von  Lusoi  und  Kleitor  (Paus.  50  den  geforderten  Lohn  zu  gewähren,  aber  nun 
8,  18,  7.  8;  Ovid.  Met.  15,  322),  sowie  in  Tri-  verlangte  Melampus  ein  zweites  Dritteil  des 
phylien  am  Anigros  (Strab.  p.  347;  Paus.  5,  5, 10)  Gebiets  für  seinen  Bruder  Bias  (ebenso  Herod. 
heftete  sich  die  nach  Inhalt  und  Ort  wechselnde  und  Paus.  a.  a.  0.;  vgl.  Apollod.  1,  9,  12).  In 
Sage  von  der  Heilung  der  Proitiden  an  be-  der  Befürchtung,  durch  längeres  Zögern  seine 
sonders  geeignete  Lokalitäten.  Lage  noch  zu  verschlimmern,  gab  Proitos  (Herod.: 
Über  die  Zahl  und  die  Namen  der  Proi-  die  Argeier)  seine  Einwilligung.  Melampus 
tiden  schwankt  die  Überlieferung.  Pherekgdes  nahm  nun  die  kräftigsten  jungen  Leute  an  sich 
(in  Schol.  Od.  0  225)  nennt  nur  zwei  Proitiden,  und  verfolgte  mit  ihnen  die  Proitiden  unter 
Lysippe  und  Iphianassa;  ebenso  noch  Aelian  lautem  Geschrei  und  gottbegeisterten  Reigen 
var.  hist.  3,  42,  jedoch  mit  andern  Namen,  Elege  60  von  den  Bergen  nach  Sikyon  (weshalb  Proitos 
und  Kelaine.  Dagegen  sind  bei  Apollodor  2,  2,  2,  hier  der  Peitho  einen  Tempel  erbaut  haben 
wenn  auch  am  Anfang  des  Berichts  die  Hand-  soll:  rc«:?  yÜQ  ol  &vyat£Qccg  ivrav&a  %f\<z  [iccviag 
Schriften  nur  zwei  Namen  darbieten,  Lysippe  7iuva<xa&ca,  Paus.  2,  7,  8).  Bei  dieser  Verfolgung 
und  Iphianassa,  wie  bei  Pherekydes,  doch  mit  starb  die  älteste  der  Töchter,  Iphinoe  (auf  ihren 
Sicherheit  drei  anzunehmen,  da  am  Schlufs  Tod  bezog  sich  ein  Festgebrauch  beim  Agrionien- 
nicht  blofs  drei  erscheinen,  sondern  die  dritte  fest  in  Argos,  vgl.  Hesych.,  'AyQiävtcc  sogri] 
auch  noch  mit  Namen,  Iphinoe,  genannt  wird.  iv  "Agysi  iiti  (itä  rcbv  IlQoirov  %-vyccrtQav; 
Servius  ad  Verg.  Ecl.  6,48  nennt  sie  mit  leichter  weiteres  s.  unten);   die  beiden  andern  Töchter 


3003            Proitides  (u.  Dionysos)  Proitides  (Sage  v.  Argos)         3004 

kamen  mittels  der  Sühnung  (yta&uQiiibv) ,  die  liches  Menschenopfer  hinweisen,  aber  später 
ihnen  durch  Melampus  zuteil  wurde,  wieder  als  Sühnung  ausgelegt  wurden,  ist  im  Artikel 
zur  Besinnung  (xa&aigsiv  auch  sonst  von  der  Minyaden  ausgeführt  (s.  oben  Bd.  2  Sp.  3013). 
Heilung  der  Proitiden  durch  Melampus,  s.  ScJwl.  Die  weitere  Bezeichnung  dieses  Festes  bei  Hesych. 
Find.  Nem.  9,  30;  Eustath.  ad  II.  p.  1480,  5.  'AyQiävicc-  vsxvßia  Ttapä  'Aoysioig  gilt  wohl  nur 
288,  28).  Hierauf  gab  Proitos  die  eine  dem  der  Erinnerung  an  den  düstern  Gebrauch  des 
Melampus  (Iphianassa  bei  Pherekydes  Schol.  Menschenopfers,  die  sich  auch  in  den  Proitiden 
o  225;  bei  Diod.  4,  65  Iphianeira,  Tochter  des  Elege  und  Kelaine  bei  Aelian  v,  hist  3,  42  und 
Megapenthes) ,  die  andere  dem  Bias  zur  Frau  in  dem  des  nachgeborenen  Proitossohns  Mega- 
(aufserdem  erhielt  jeder  das  versprochene  Drittel  10  penthes  ebenso  ausspricht,  wie  bei  der  Mi- 
des  Gebietes  von  Argos,  Paus.  2,  18,  4;  Diod.  nyadensage  in  der  Bezeichnung  'OktTai  und 
4,  68;  Schol.  Pind.  Nem.  9,  30;  Eustath.  Wolosig,  und  in  dem  Namen  des  Pentheus 
p.  1480,  5).  (s.  d.)  in  der  analogen  Sage  in  Theben.  Eigen- 
Bemerkenswert  ist  zunächst,  dafs  diese  wohl  tümlich  ist  der  argivischen  Sage  nicht  sowohl 
zusammenhängende,  in  sich  geschlossene  Dar-  das  Eingreifen  des  Melampus,  der  bei  seiner 
Stellung  des  Mythos  bei  Apollodor  auf  die  nahen  Beziehung  zu  Dionysos  nur  eine  weitere 
mannigfachen  Variationen  der  Sage ,  die  schon  Bestätigung  des  dionysischen  Charakters  der 
in  alter  Zeit  bestanden,  keine  Rücksicht  nimmt,  Sage  bildet  (vgl.  auch  Voigt,  Leipziger  Studien 
abgesehen  davon,  dafs  Apollodor  im  Eingang  4,  285.286.309;  Rohde,  Psyche  S.  340),  als  der 
neben  der  Ansicht  Hesiods,  wonach  der  Wahn-  20  Umstand,  dafs  sein  Eingreifen  unter  dem  Ge- 
sinn  der  Proitiden  auf  den  Zorn  des  Dionysos  sichtspunkt  der  Heilung  der  Proitostöchter  auf- 
zurückzuführen sei,  diejenige  des  Akusilaos  er-  gefafst  wird,  und  hierdurch  steht  auch  die  Dar- 
wähnt, welcher  als  Ursache  davon  die  Be-  Stellung  Apollodors  mit  den  übrigen  Variationen 
leidigung  der  Hera  durch  dieselben  angab.  der  Sage  in  einem  gewissen  Zusammenhang.  Die 
Man  könnte  im  Zweifel  sein,  ob  nicht  im  wei-  Rolle,  welche  Melampus  in  der  Darstellung  Apol- 
tern  Verlauf  der  Erzählung  manches  dem  Aku-  lodors  spielt,  macht  es  wahrscheinlich,  dafs 
silaos  entnommen  sei,  aber  der  unzweifelhafte  unter  Hesiod,  den  er  zu  Anfang  als  Quelle 
Dionysische  Charakter  der  Sage  weist  nennt,  die  Hesiodische  Melampodie  zu  verstehen 
entschieden  auf  Hesiod  als  Hauptqueile  hin.  ist  (vgl.  Welcher,  Gr.  Götterl.  3,  447;  Robert, 
Das  ungezügelte  Umherschweifen  durch  Feld  und  30  de  Apollodori  bibl.  p.  77). 

Wald,  über  Berge  und  Einöden,  die  Raserei,  Eine  in  den  Grundzügen  mit  der  Proitiden- 
welche  sodann  die  Frauen  ergreift,  dafs  sie  sage  ganz  übereinstimmende  Sage  von  Argos r 
ihre  Häuser  verlassen  und  ihre  Säuglinge  zer-  bei  welcher  an  Stelle  der  Proitiden  die  argi- 
reifsen ,  der  brausende  Lärm  und  die  gott-  vischen  Frauen  genannt  werden,  wird  an  einer 
erfüllten  Reigen ,  mit  welchen  sie  von  den  andern  Stelle  Apollodors  berichtet,  so  dafs  man 
Bergen  zurückkommen,  sind  ebenso  viele  Kenn-  im  Zweifel  sein  kann ,  ob  die  beiden  Sagen 
zeichen  des  orgiastischen  Dionysosdienstes,  wie  nicht  als  identisch  anzusehen  sind.  Argos  war 
er  sich  in  den  Sagen  mancher  Städte  erhalten  überhaupt  reich  an  dionysischen  Sagen,  be- 
hat.  Besonders  auffallend  ist  die  Übereinstim-  sonders  an  solchen,  welche  die  Einführung  des 
mung  mit  der  Minyadensage  von  Orchomenos  40  Dionysoskults  betrafen.  So  sollte  Dionysos  mit 
(s.  d.  Art.  Minyaden)  in  folgenden  Grundzügen :  seinem  Thiasos  von  den  Inseln  des  ägäischen 
dem  Zorn  des  Dionysos  wegen  der  Weigerung  Meeres  gegen  Argos  herangezogen  sein,  und  in 
der  Frauen,  sich  seinem  Dienste  zu  ergeben,  der  Schlacht,  welche  ihm  der  argivische  Heros 
und  der  infolge  davon  über  sie  verhängten  Perseus  lieferte,  viele  der  ihn  begleitenden 
Raserei,  in  welcher  sie  den  zarten  Knaben  Frauen  verloren  haben,  deren  Massengrab  man 
einer  unter  ihnen  zerreifsen  und  dann  auf  die  noch  später  zeigte,  namentlich  aber  auch  das 
Berge  eilen,  um  dem  Gott  zu  schwärmen.  Zur  Grabmal  der  Mainade  Choreia  (Paus.  2, 20, 4. 22,1; 
Erinnerung  hieran  fand  in  Orchomenos  bei  dem  Nonn.  47,  446;  über  andre  dionysische  Kult- 
Agrianienfest  eine  Flucht  und  Verfolgung  der  gebrauche  vgl.  Bd.  1  Sp.  1057).  Dagegen  er- 
Frauen aus  dem  Geschlecht  der  Minyaden  durch  50  zählt  nun  Apollodor  3,  5,  2 ,  Dionysos  sei  von 
den  Priester  des  Dionysos  statt,  welcher  die-  Theben,  wo  er  den  Widerstand  gegen  seine 
jenige  von  ihnen  töten  durfte,  die  er  erreichte.  Verehrung  gebrochen,  nach  Argos  gekommen, 
Dieser  im  Kultgebrauch  zu  Orchomenos  bis  in  und  da  man  ihn  auch  dort  nicht  ehrte,  habe 
späte  Zeiten  erhaltenen  Verfolgung  entspricht  er  die  Weiber  in  Raserei  versetzt,  so  dafs  sie 
offenbar  die  mythische  Verfolgung  der  Proi-  auf  den  Bergen  ihre  Säuglinge  nahmen  und 
tiden  durch  Melampus,  ebenfalls  eine  Art  von  deren  Fleisch  verzehrten  (eine  Vermengung  der 
Dionysospriester,  bei  welcher  ebenso  wie  dort  Opferung  des  eigenen  Kindes  und  der  Omo- 
eine  der  Proitiden  ihren  Tod  fand,  und  dafs  phagie  der  Mainaden,  s.  d.  Art.  Mainaden).  Hierin 
in  Argos  bei  einem  Fest  desselben  Namens  könnte  eine,  Argos  in  engerem  Sinne  angehörige, 
(über  die  Identität  von  AyQimvicc  und  'AyQiävicc  60  dem  tirynthischenProitidenmythus  analoge  Sage 
s.  Welcker,  Gr.  Götterl.  1,  443  f.)  eine  mimische  gesehen  werden.  Da  aber  in  ähnlichen  Be- 
Darstellung derselben  Art  wie  an  den  Agrio-  richten  von  dem  Rasen  der  Frauen  in  Argos, 
nien  in  Orchomenos  stattgefunden  haben  wird,  das  mitunter  auch  unter  den  König  Anaxagoras 
lehrt  Hesych.  'Ayoiuvia-  soQtf]  iv  "Agyet.  inl  versetzt  wurde,  Melampus  ebenfalls  als  der 
(ii u  züv  ÜQoitov  ftvyccTtQcov.  Denn  zu  den  Heilung  und  Sühnung  bringende  genannt  wird 
Agrionien  gehörten  Q-Luooi  nccl  ßaY.%tv[L<xxa  von  (Herod.  9,  34;  Apollod.  1,  9,  12;  Diod.  4,  68; 
orgiastischen  Frauen,  vgl.  Flut,  quaest.  rom.  112.  Paus.  2,  18,4),  so  wird  damit  deutlich  auf  die 
Dafs     diese     Gebräuche     auf     ein    Ursprung-  Proitidensage  hingewiesen,  und  Eustath.  ad  II. 


3005      Proitides  (u.  Aphrodite  od.  Hera)  Proitides  (u.  Hera)               3006 

288,  28   spricht  es   auch  aus,   dafs  beides  nur  davon  herleitete,  dafs  sie  das  alte  Holzbild  der 
Variationen  einer  und  derselben  Sage  darstellt.  Hera  verspotteten.    Ausführlicher  berichtet  das 
Darnach  scheint  in  diesen  Erzählungen  von  den  Schal,  o  225  nach  Pherekydes:  die  Töchter  des 
„Frauen  in  Argosu,  letzteres  in  weiterem  Sinne  Proitos   verfehlten   sich   in  jugendlicher  Über- 
zu  verstehen.  eilung  gegen  Hera,  sie  kamen  in  den  Tempel 
Diesem  dionysischen  Proitidenmythus  steht  der  Göttin  und  spotteten  über  diesen,  da  ihres 
eine  andere  Sagengruppe  gegenüber,  in  welcher  Vaters   Haus  reicher  sei.     Als   sie   deshalb  in 
die    Strafe    der    Proitostöcher    in     einer    von  Raserei    versetzt    wurden,    welche    ihnen    und 
Aphrodite   oder  Hera  verhängten  häfs-  ihren  Eltern   vielen   Kummer  bereitete,   heilte 
liehen  Krankheit,  zum  teil  neben  der /icci-tor,  10  sie    Melampus     (unter    den    angeführten    Be- 
und  ihre  Schuld  in  einer  Verfehlung  gegen  die  dingungen,  s.  oben)  von  ihrer  Krankheit,  nachdem 
Göttin  Hera    besteht.      In    Hesiods   Katalogen  er  Hera   durch  Opfer  und  fufsfälliges   Flehen 
frgm.  41,  42  Marksch.  (s.  o.  Bd.  2  Sp.  2570  Anm.)  versöhnt  hatte.     Besonders  merkwürdige  Züge 
war  erzählt:  Die  Töchter  des  Proitos  verloren  enthält    die    bei    Verg.   Ecl.   6,    48    und    von 
infolge  abscheulicher  Mannstollheit  (jia^Xo6vvr])  Probus  z.  d.  St.    (quod   Iunonis  contempserant 
ihre  zarte  Blüte;   denn  .  .  .  [Aphrodite?]  .  .  .  numen)  angedeutete   und  von  Servius  z.  d.  St. 
brachte    eine    schreckliche    Haut-    und    Haar-  (vgl.  auch  Schol.  Statins  Theb.  4,  453)  ausgeführte 
krankheit    (y.vvog)    über    sie,    weifse    Flecken  Erzählung:  da  die  Proitostöchter  sich  an  Schön- 
(<xlq>6g)  bedeckten  ihren  Körper  und  die  Haare  heit  über  Hera  stellten,  oder,  wie  andere  wollen, 
fielen  ihnen  von  dem  vorher  so  schönen  Haupte.  20  als   Tempelvorsteherinnen   Gold  vom   Herabild 
Die  Ergänzung   der  in   den  Fragmenten  nicht  wegnahmen    und    für    sich    verwendeten,     so 
genannten  Gottheit   (Ezach  ergänzt  Dionysos,  verhängte   Hera  im   Zorn  Wahnsinn   über  sie, 
wie   schon  Heyne   zu  Apollod.  2,  2,  2)   scheint  so     dafs     sie     sich     für     Kühe     hielten,     auf 
Aelian   v.  hist.   3,   42    zu    bieten:    [iä%Xovg    8h  die    Weidetriften   gingen    und    brüllten.      Me- 
avxag  i]  xi)g  Kimgov  ßadtig  (Aphrodite)  tioyä-  lampus    heilte   sie    (um   den   erwähnten  Preis), 
6<xro,   mit  dem  Beisatz,   dafs  die  Proitiden  in  nachdem   er   die  Hera  versöhnt    hatte,    durch 
ihrem  Wahnsinn  infolge  dieser  Krankheit  nackt  ein  Mittel ,    das    er    der  Quelle ,    aus    der    sie 
durch   den   Peloponnes    streiften.     Indem    nun  tranken,   beimischte,   und   gab   ihnen   die   Be- 
Aelian  daran  noch  andre  Beispiele  von  olaxQog  sinnung  wieder.    In  diesen  Darstellungen  fehlt 
ßauxiKog,  darunter  die  Pentheus-  und  Minyaden-  30  das  dionysische  Element.    Die  \iavia  wird  hier 
sage  anreiht,  und  bei  der  letzteren  als  Ursache  von  Hera  verhängt,  und  wenn  auch  Melampus 
ihren    Widerstand    gegen    die    Teilnahme    am  die    Heilung    herbeiführt,    so    vermag  er  dies 
Dionysosdienst    aus  Liebe    zu    ihren    Männern  doch    erst   zu  thun,    nachdem   er  Hera   durch 
anführt,  hält  er  doch  auch  zugleich  den  diony-  Opfer    und   Gebet    versöhnt    hat.     Bemerkens- 
sischen  Charakter   der  Sage  aufrecht.     Aphro-  wert  ist  auch  die  nahe  Beziehung,  in  welche 
dite    scheint    hier    die    Hingabe    an    Dionysos  hier  die  Proitiden   zu   dem  Heraheiligtum  ge- 
durch  eine  andere  Art  von  parlu  zu  strafen,  in  setzt    sind,    offenbar  mit   Anknüpfung   an   ge- 
ähnlichem Sinne  wie  Hera  (s.u.).    Die  bei  Plut.  schichtliche  Verhältnisse.  Die  Landschaft  Argos 
phüps.  c.princ.  2  p.83  (vgl.  Lobeck,  Agl.  299)  ver-  besafs  die  ältesten  Kultstätten  der  Hera  (s.  Bd.  1 
suchte  Erklärung  des  Zorns  dieser  Göttin  steht  40  Sp.  2075);    in   Tiryns   befand   sich   ein   uraltes 
mit  der  sonstigen  Sage  in  keinem  Zusammen-  Holzbild  derselben,  welches  später  bei  der  Zer- 
hange.    Nur  von  einer  Hautkrankheit,  die  aber  Störung  dieser  Stadt  in  das  Heraion  von  Argos 
ebenfalls    von   Melampus   geheilt  worden    sein  verbracht    und    daselbst    als    das    älteste    der 
soll,  sprechen  die  örtlichen  Sagen  von  Triphy-  dortigen  Herabilder  gezeigt  wurde  (Paus.  2, 17,5). 
lien  und  Elis.    Den  üblen  Geruch  des  Wassers  Da  aber  auch  das  Heraion  zu  dem  Gebiet  des 
des   Anigros  wollten  manche   davon    ableiten,  Proitos  gehörte,  so  kann  das  Vorsteheramt  der 
dafs  Melampus  die  Proitiden  mit  dem  Wasser  Proitiden  bei  Servius  auch  auf  diesen  berühmten 
dieses    Flusses   von   ihrer  Krankheit  gereinigt  Tempel  bezogen  werden.    Wegen  dieser  nahen 
und   die   Abwaschung  in   den  Flufs    geworfen  Beziehung    der  Proitiden  zu  Hera   scheint  das 
habe.    Denn  einem  Bad  im  Anigros  wurde  die  50  Eingreifen   dieser  Göttin  einen  dem  Dionysos- 
Kraft  zugeschrieben,  von  weifsen  Flecken  und  kult  feindlichen   Sinn   zu  haben.     Gemeinsam 
Flechten  zu  reinigen  (Strab.  p.  346 ;  Paus.  5,  5,  ist  den  verwandten  Sagen  der  Gegensatz   des 
10.  11).    Auch  dem  Alpheios  wurde  eine  ahn-  dionysischen  Schwärmens  über  die  Berghöhen 
liehe  Wirkung  (Strab.  p.  347,  wohl  nur  wegen  und  des  Zuhausebleibens  aus  Liebe  zum  Gatten 
des  Anklingens  an  aXcpög),   und   deshalb  auch  und   zum  häuslichen  Beruf  (so   auch   bei   den 
ihm   die  Heilung  der  Proitiden   zugeschrieben  argivischen  Frauen,  s.  oben,  und  den  Minyaden, 
(Eustath.   ad  Dionys.   Perieg.   409).     Hiernach  oben  Sp.  3013).   Die  Proitiden  waren  zwar  nicht 
hat  diese,   obwohl  in   der  echten  Hesiodschen  verehelicht,  aber  nach  Hesiod  (bei  Strab.  p. 370) 
Schrift,   dem  Katalog,   enthaltene  Version  von  von  allen  Hellenen  umfreit.  Wenn  sie  nun  dem 
den   durch  Aphrodite  über  die  Proitiden  ver-  60  dionysischen  Schwärmen  sich  ergaben,  so  sagten 
hängten    Krankheiten    wenig    Nachfolger    ge-  sie   sich  damit  von  Hera,  der  Vorsteherin  der 
funden.  Ehe,  welcher  sie  verpflichtet  waren,  los,   und 
Stärker  vertreten  ist  die  Wendung  der  Sage,  deshalb  verhängte  diese  eigentlichen  Wahnsinn 
welche   die  Bestrafung  der  Proitiden   auf  den  oder  Krankheit  über  sie,   wovon   sie   nur  mit 
Zorn    der    beleidigten   Hera    zurückführt.  Zustimmung  der  Göttin  befreit  werden  konnten. 
Besonders  fällt  hier  das  schon  aus  Apoll.  2,  2,  2  Wenn  sie  in  ihrer  Raserei  wie  Kühe  brüllten, 
angeführte  Zeugnis  ins  Gewicht,  wonach  Aku-  so    bekundeten   sie    damit   ihre   Zugehörigkeit 
silaos    von    Argos    die    Raserei    der    Proitiden  zu  der  argivischen  Hera  (s.  Bd.  1  Sp.  2077). 


3007      Proitides  (u.  Artemis,  Krankheit)  Proitides  (Sage  v.  Alpheios   etc.)      3008 

Aber  auch  der  Artemis  wurde  eine  Mit-  Proitidensage,  wie  aus  dem  Bisherigen  hervor- 
wirkung  bei  der  Heilung  der  Proitiden  zu-  geht,  verschiedenartige  Elemente  in  sich  auf- 
geschrieben, nach  Sagen,  die  in  mehreren  Ge-  genommen  hat,  so  kann  man  recht  wohl  mit 
genden  Arkadiens  verbreitet  waren.  Dieselben  Boscher  annehmen,  dafs  eine  wirkliche  Krank- 
erzählen: Aus  einer  Höhle  in  den  Aroanischen  heit  eigentümlicher  Art  den  Anstofs  zu  der- 
Bergen  (s.  Curtius,  Peloponnes  1  S. 97),  in  welche  jenigen  Form  der  Sage  gegeben  habe,  welche 
sich  die  Proitiden  in  ihrer  Raserei  geflüchtet  den  „Wahnsinn"  auf  den  Zorn  der  Hera  zurück- 
hatten, führte  sie  Melampus  unter  geheimen  führte,  wenn  diese  Erklärung  auch  für  die 
Opfern  und  Reinigungen  (ftvoiccig  änoQQi'iroig  andern  Formen  der  Sage,  namentlich  für  die- 
y.al  y.a&aQiioig)  nach  Lusoi  im  Gebiet  von  Kleitor  10  jenige,  welche  die  Proitidensage  in  eine  Reihe 
(woselbst  auch  wieder  eine  besondere  Sage  von  mit  analogen  dionysischen  Sagen  stellt,  nicht 
einer  Quelle,  in  der  Melampus  die  Proitiden  ausreicht,  da  diese  den  dionysischen  Orgias- 
gereinigt  hatte,  bei  Ovid.  Met.  15,  322 )  und  mus  und  die  an  ihn  sich  anschliefsenden  Ge- 
heilte sie  im  Heiligtum  der  Artemis,  woher  danken  zur  Grundlage  haben.  Der  Annahme, 
diese  den  Beinamen  'RiUqcc  oder  'Hfitoaoia  er-  zu  welcher  man  geneigt  sein  könnte,  dafs  die 
halten  haben  sollte  (Paus.  8,  18,  7,  vgl.  den  Sage  von  der  dionysischen  pavLa  nur  als  rein 
Artikel  Hemerasiai.  Deshalb  gründete  Proitos  mythische  Weiterbildung  jener  wirklichen 
nach  Call  im.  hy.  in  Dian,  233  f.  mit  Schol.  in  Krankheit  anzusehen  sei,  steht  das  Alter  und 
Lusoi,  das  seinen  Namen  von  reinigenden  die  Selbständigkeit  der  dionysischen  Sage  ent- 
Waschungen  hatte  (Steph,  B.  s.  v.  Aovola),  der  20  gegen,  welche  durch  den  angeführten  Kult- 
Artemis  'H[lequ  (Schol.  diä  rfjs  'Aqt^uSos  rjfis-  gebrauch  an  den  Agrionien  in  Argos  bezeugt 
Qw$r]6av)  einen  Tempel,  einen  zweiten  der  Ar-  werden. 

temis  KoQia,  weil  sie  ihm  die  Töchter  (tccg  nÖQtxg)  Weitere   Elemente    der  Proitidensage    sind 

wiedergeschenkt,  die  auf  den  Azanischen  Bergen  aus   lokalem   Aberglauben    geschöpft    und 

umherirrten  (d.  h.  auf  den  Aroanischen  Bergen  haben    sich    dann    mit  Vorliebe    an   den   heil- 

des  azanischen  Arkadiens,  s.  Curtius,  Peloponnes  kundigen  Seher  Melampus  (s.  d.)  angeschlossen, 

1,    381);    einen    dritten    bei    Oinoe    in    Argos  dem  alle  möglichen  Sühn- und  Reinigungsmittel 

(Steph.  B.  Oivr]  sive  Oivwr\).     Einen    weiteren  zugeschrieben    wurden.      Die    Sagen    von    den 

Tempel  soll  Melampus   nach   der  Heilung  der  Flüssen  Anigros  und  Alpheios   sowie   von   der 

Proitiden  der  Artemis  auf  dem  Akron  bei  Argos  30  Quelle  bei  Kleitor  sind  schon  erwähnt.   Letztere 

gegründet  haben  (Hesych.  c{y.qov%u).  sollte  den  aus  ihr  Trinkenden  eine  Abneigung 

Eine  Krankheit,  die  von  Hera,  der  Göttin  gegen  Weingenufs  beibringen,  seitdem  Me- 
des  weiblichen  Geschlechts,  beim  Eintritt  der  lampus  in  dieselbe  die  purgamina  mentis  der 
körperlichen  Reife  über  Jungfrauen  verhängt  Proitiden  geworfen,  nachdem  er  sie  von  ihrem 
und  mit  ihrer  oder  mit  Artemis'  Hilfe  geheilt  Wahnsinn  mittels  Carmen  et  herbae  gereinigt 
wird,  erweckt  aber  auch  die  Vermutung,  dafs  (Ovid.  Met.  15,  322;  weitere  Nachweise  s.  bei 
sie  zum  weiblichen  Geschlechtsleben  in  Witte,  Gaz.  arche'ol.  1879  p.  125).  Nach  Dios- 
Beziehung  stehe,  das  durch  den  Einflufs  des  corides  de  mat.  med.  4,  61  heilte  Melampus  die 
Mondes  und  der  Mondgöttinnen  £erecrelt  wird.  Krankheit  der  Proitiden  mit  schwarzer  Nies- 
Auf  die  Störung  der  demselben  angehörigen  40  würz,  nach  Plin.  hist.  n.  25,  5,  21  mit  Milch 
Vorgänge,  besonders  der  Katamenien,  wurden  von  Ziegen,  die  mit  solcher  gefüttert  waren, 
manche  Krankheiten  zurückgeführt,  die  als  Diesen  Aberglauben,  der  sich  an  Melampus 
eine  Art  uavia  bezeichnet  wurden.  Deshalb  anhängt,  verspottete  der  Komiker  Diphilos  (um 
hat  Boscher,  Über  Selene  und  Verwandtes  S.  71  f.,  300  v.  Chr.  bei  Clemens  AI.  Strom,  7  p.  713  Sylb.), 
und  Nachträge  zu  diesem  Buche  1895  S.  28,  indem  er  durch  Melampus  nicht  blofs  die  drei 
und  weiterhin  in  seiner  Abhandlung  über  „das  Proitiden,  sondern  auch  ihren  Vater  Proitos 
von  der  Kynanthropie  handelnde  Fragment  des  und  ein  altes  Weib,  also  fünf  Personen,  reinigen 
Marcellus  von  Side"  im  17.  Band  der  Abh.  der  läfst  mittels  einer  Fackel,  einer  Meerzwiebel, 
philolog.-histor.  Classe  der  Kgl.  Gesellschaft  der  Schwefels,  Asphalts  und  Meerwassers. 
Wissenschaften  1896  S.  13  f.  unter  Anführung  50  Zur  gelehrten  Mythendichtung  gehört  es, 
der  einschlägigen  medizinischen  Litteratur  aus  wenn  die  Heilung  der  Proitiden  dem  As- 
alter  und  neuer  Zeit  die  Vermutung  ausge-  klepios  zugeschrieben  und  als  Grund  für 
sprochen,  dafs  der  von  Hera  über  die  Töchter  seine  Tötung  durch  den  Blitz  des  Zeus  an- 
des  Proitos  verhängte  und  von  ihr  oder  Artemis  geführt  wird ,  so  Polyanthos  (oder  bei  Schol. 
geheilte  Wahnsinn  als  eine  Art  von  Epilepsie  Eur.  Ale.  1  Polyarchos)  von  Kyrene  bei  Sext. 
oder  als  eine  sonstige  in  Argolis  vor  Alters  Empiricus  adv.  Mathem.  1 ,  261 ;  Schol.  Pind. 
heimische    pathologische    Erscheinung    aufzu-  Pyth.  3,  96. 

fassen  sei,  die  wegen  der  bei  Hesiod  ange-  Die  Sühnung  der  Proitiden  ist  in  zwei 
gebenen  Symptome  am  wahrscheinlichsten  auf  bildlichen  Darstellungen  erhalten.  Auf 
eine  mit  melancholischem  Irrsinn  verbundene  60  einem  rotfigurigen  Vasenbild  im  National- 
Aussatzkrankheit  (weifser  Aussatz)  gedeutet  museum  zu  Neapel,  Heydcmann  Nr.  1760  (wo 
werde,  welche  eine  Veränderung  der  Stimme  auch  die  Litteratur),  abgebildet  bei  MiUingen, 
zur  Folge  habe  und  dadurch  bei  der  nahen  Be-  vas.  grecs  pl.  52  =  Müller  -  Wieseler  1,  2,  11 
ziehung  der  Proitostöchter  zu  dem  argivischen  (wonach  die  Abbildung  nr.  1,  ob.  Bd.  2  Sp.  2573/4) 
Herakult,  in  welchem  die  weifsen  Kühe  eine  sitzen  zu  Füfsen  eines  alten  Kultbildes,  das 
bedeutsame  Rolle  spielten,  zu  der  Sage  Ver-  eine  Göttin  mit  Modius,  Lanze  und  Blumen- 
anlassung  geben  konnte,  dafs  sich  die  Proitos-  stengel  (oder  Fackel?)  darstellt,  als  Schutz- 
töchter in  Kühe  verwandelt  glaubten.    Da  die  flehende  die  drei  Proitiden,  teilweise  mit  den 


5009 


Proitides  (i.  d.  Kunst) 


Proitos 


3010 


Zeichen  und  Gebärden  der  Trauer,  in  un- 
geordneter Kleidung  und  mit  aufgelöstem  Haar, 
was  auf  den  vorangehenden  Zustand  der  Ver- 
störung  und  Verwilderung  hindeutet.  Zwei 
derselben  sitzen  auf  den  Stufen  des  Altars, 
die  eine  in  der  Rechten  eine  Narthexstaude, 
mit  der  Linken  das  Kultbild  umfassend,  die 
dritte  (von  Wieseler  für  Lyssa  gehalten)  hinter 


zwischen  den  beiden  Gottheiten,  während  die 
Heilung  der  dionysischen  uccvict  mit  Beihilfe 
der  Artemis  ganz  den  Vorstellungen  entspricht, 
welche  in  Arkadien  (vgl.  Curtius,  Peloponnes 
1,  375)  von  dieser  Göttin  gehegt  wurden.  Das 
Vasenbild  stellt  also  die  Reinigung  der  Proi- 
tiden  im  Heiligtum  der  Artemis  Hemerasia 
durch  Melampus  dar,  nach  Paus.  8,  18,  8. 


OÖOr, 


1)  Melampus  reinigt  am  Altar  der  Artemis  Lusia  die  Töchter  des  Proitos  (anwesend  Silen,  Dionysos  und  Lyssa  (?), 

Yasenbild  (nach  Müller-Wieseler,  D.  d.  a.  K.  1,  2,  11). 


einem  Dreifufs.     Vor    ihnen    steht    der    Seher 
Melampus,   die  Hand   zu  feierlicher  Rede   er- 
hoben, welcher  die  Proitostöchter  aufmerksam  40 
lauschen.    Die  Anwesenheit  des  Dionysos  weist 

die  Darstellung  der 
dionysischen  Ver- 
sion der  Proitiden- 
sage  zu:  der  Gott 
giebt  durch  seine 
Anwesenheit  seine 
Zustimmung  zu  der 
Lösung  von  dem 
Bann  der  von  ihm  50 
verhängten  [Lccvia. 
kund.  Daraus  wird 
sich  auch  die  Frage 
entscheiden  lassen, 
welcher  der  beiden 
in  Betracht  kom- 
menden Göttinnen 
das  Kultbild  und 
das  Heiligtum,  in 
welchem  die  Scene  vor  sich  geht,  zuzuweisen  60 
ist,  ob  der  Hera  oder  Artemis.  Wenn  das 
Attribut  der  Lanze  wohl  auch  der  Hera  zu- 
kommen kann,  vgl.  Gerhard,  Prodi'.  S.  35, 
399,  welcher  das  Kultbild  für  Hera  nimmt,  so 
ist  dasselbe  doch  für  Artemis  bezeichnender. 
Sodann  spricht  gegen  eine  Vereinigung  der  auf 
Dionysos  und  auf  Hera  bezüglichen  Versionen 
der  Proitidensage  der  oben  erwähnte  Gegensatz 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III. 


2)  Melampus   und   die   Proitiden 

geschn.  Stein  (nach  Gaz.  arch. 

3S79  pl.  19,  1). 


In  ähnlicher  Weise  ist  die  Sühnung  der 
Proitiden  dargestellt  auf  einer  Gemme  aus  dem 
Kabinet  Fould,  veröffentlicht  von  de  Witte,  gaz. 
archeolog.  5,  1879,  pl.  19  nr.  1,  vgl.  p.  125  f. 
(s.  o.  Bd.  2  Sp.  2573,  die  Abbildung  nr.  2).  Auch 
hier  sind  die  Proitostöchter  auf  einem  altar- 
ähnlichen Sitz  gelagert,  während  Melampus 
ein  Ferkel  und  einen  Lustralzweig  über  sie 
hält,  wie  es  den  bei  solchen  Heilungen  üblichen 
Gebräuchen  entsprach  (vgl.  Hermann,  Gottes- 
dienstl.  Altert.  §  23,  6.  23  und  de  Witte  a.  a.  O. 
p.  128).  Die  eine  der  Proitiden  ist  wiederum 
mit  den  Zeichen  der  Erschöpfung,  die  zweite 
mit  den  Gebärden  lebhafter  Erregung  dar- 
gestellt, während  die  dritte  wie  eine  Sterbende 
Kopf  und  Arme  abwärts  neigt,  so  dafs  wohl 
Iphinoe  gemeint  ist,  welche  bei  ApolJod.  2,  2,  2 
bei  der  Verfolgung  stirbt.  Die  stehende  weib- 
liche Figur  zur  Linken  wird  von  de  Witte  a.  a.  O. 
für  die  Nymphe  der  Quelle  gehalten,  deren 
Wasser  zur  Reinigung  diente.     [Rapp.] 

Proitos  (IlQoiroc)  nach  Eastath.  p.  631,56  == 
7tQ0LTrtTixb^  cctto  rov  itQöi&vea,  der  Vorstürmende, 
Streitlustige. 

1)  Sohn  des  Abas.  König  von  Tiryns,  ge- 
hörte vermöge  seiner  Abstammung  von  Lyn- 
keus  und  Hypermnestra ,  den  Eltern  des  Abas 
(Apollod.  2,  2,  1),  dem  Geschlechte  der  Da- 
naiden  und  der  argivischen  Landessage  an  (vgl. 
W.  Schirar-,  Die  Daiiaidensage,  N.  Jahrb.  f. 
Philol.  1893  S.  95 f.),    wie   er    auch   häufig  als 

95 


3011                        Proitos  Proitos                        3012 

König  von  Argos  bezeichnet  wurde  (siehe  Phere-  klare  Vermittlung  der  beiden  Sagenformen  bietet 
kydes  bei  Schol.  Od.  o  225;  Schol.  Pind.  Nem.  das  Scholion  zu  Eurip.  Or.  965. 
9,  30).  Genauer  aber  wurde  nach  allgemeiner  An  die  Rückführung  des  Proitos  durch  Io- 
Annahme  dem  Proitos  die  nach  der  Sage  von  bates,  der  ihm  seine  Tochter  Stheneboia  zur 
den  Kyklopen  für  ihn  erbaute  Burg  von  Tiryns  Frau  gegeben,  und  an  die  weiteren  Schicksale 
als  Herrschersitz  zugeschrieben,  und  durch  die  des  Proitos  und  seiner  Familie  knüpft  Apollodor 
Ausgrabungen  Schliemanns  und  Dörpfelds  die  2,  2,  lf.  die  Erzählung  von  dem  Aufenthalt  des 
Bedeutung  derselben  für  die  älteste  Landes-  Bellerophon  bei  Proitos  und  von  der  strafbaren 
geschichte  und  ihr  höheres  Alter  gegenüber  Liebe  der  Stheneboia  zu  demselben  an,  die  mit 
der  Burg  von  Mykenä  bestätigt  (s.  Schuchhardt,  10  seiner  Sendung  zu  Iobates  nach  Lykien  endigt. 
Schliemanns  Ausgrabungen  in  Troia,  Tiryns  etc.  Während  aber  Apollodor  bei  der  Erwähnung 
S.  118f.).  Die  von  Apollod.  2,  2,  1  im  Zusammen-  der  Abstammung  des  Bellerophon,  9,  3,  nach 
hang  berichtete  Sage  von  Proitos  lautet  mit  der  allgemeinen  Annahme  des  späteren  Alter- 
den nötigen  Ergänzungen  aus  anderen  Schrift-  tums,  dafs  unter  dem  homerischen  Ephyra 
stellern:  Abas  hatte  von  Aglaia  (so  nach  Schol.  Korinth  zu  verstehen  sei,  letzteres  als  Stamm- 
Eurip.  Orest.  965,  wo  dasselbe  erzählt  wird,  sitz  seines  Hauses,  des  Sisyphidengeschlechts, 
von  Heyne  und  Westermann  korrigiert  aus  bezeichnet  hat,  nennt  er  hier  bei  der  Erzählung 
Hdschr.  äyaXXiag),  der  Tochter  des  Mantineus,  des  Aufenthalts  des  Bellerophon  bei  Proitos 
die  Zwillingssöhne  Akrisios  und  Proitos.  Diese  keinen  Ort,  offenbar  im  Gefühl  der  Schwierig- 
bekämpften sich  schon  im  Mutterleib,  später  20  keiten,  die  sich  aus  der  Verbindung  der  beiden 
stritten  sie  um  die  Herrschaft.  (So  weit  nach  Schauplätze,  Korinth  und  Tiryns,  ergeben.  Diese 
Apollodor.  An  einer  anderen  Stelle  desselben,  Schwierigkeiten  scheinen  allerdings  schon  in 
2,  4,  1,  findet  sich  die  Angabe,  dafs  die  Ver-  der  homerischen  Erzählung  des  Glaukos  Z152f. 
führung  der  Akrisiostochter  Danae  durch  enthalten  zu  sein,  an  welche  sich  Apollodor 
Proitos  die  Ursache  des  Streits  gewesen  sei;  ganz  anschliefst.  Hiernach  ist  Bellerophon  in 
nach  Schol.  E  319  soll  dieselbe  dem  Pindar  Ephyra  in  Argos  (iw%ä  "AQysog)  zuhause  und 
entlehnt  sein).  Dieser  Kampf  der  feindlichen  steht  in  einem  gewissen  Abhängigkeitsverhältnis 
Brüder,  welcher  in  der  Ebene  zwischen  Argos  und  zu  Proitos,  dem  Herrscher  von  Argos,  an  dessen 
Tiryns  entbrannte,  gehörte  zu  den  lebendigsten  Hof  er  verweilt.  Wenn  man  nun  mit  dem  ganzen 
Erinnerungen  der  Landschaft,  wie  das  Daulis-  30  späteren  Altertum  in  Ephyra  nur  einen  anderen 
fest  in  Argos  beweist,  bei  welchem  nach  altem  Namen  für  Korinth  sieht,  so  mufs  man  ent- 
Brauch der  Kampf  der  Brüder  zur  Darstellung  weder  den  Herrschersitz  des  Proitos  und  der 
kam  (Hesych.  Aai'lig).  Ferner  zeigte  man  in  Stheneboia  nach  Korinth  verlegen,  so  dafs  sogar 
jener  Ebene  noch  spät  (Paus.  2,  25,  7)  ein  ge-  die  Frage  aufgeworfen  werden  konnte,  ob  der 
meinsames  Grabmal  für  die  Gefallenen  auf  korinthische  Proitos  überhaupt  dieselbe  Person 
beiden  Seiten,  an  welchem  Schilde  von  der  sei  mit  dem  tirynthischen  (vgl.  Fischer,  Belle- 
argolischen  Form  angebracht  waren.  Dies  rophon,  eine  mythologische  Abhandlung  S.  10  f.), 
scheint  zu  der  Meinung  Veranlassung  gegeben  mindestens  aber  eine  Herrschaft  des  Proitos 
zu  haben ,  dafs  bei  dem  Kampf  der  Brüder  von  Tiryns  aus  über  Korinth  annehmen  (so 
erstmals  der  Schild  in  Anwendung  gekommen  40  Paus.  2,  4,  2;  Preller,  Griech.  Myth.  22  S.  55,  81); 
sei  (Apollod.  2,  2,  1 ;  Schol.  Eurip.  Orest.  965,  oder  andrerseits  die  Versetzung  des  Bellerophon 
vgl.  Hyg.  f.  170.  273).  Nach  den  Nachrichten,  von  Korinth  nach  Tiryns  durch  eine  nähere 
welche  speziell  aus  der  argivischen  Landessage  Bestimmung  seines  Abhängigkeitsverhältnisses 
schöpften,  blieb  der  Kampf  lange  unentschieden;  motivieren,  wie  durch  den  unfreiwilligen  Mord 
keiner  der  feindlichen  Brüder  konnte  ein  Bellerophons  (Apollod.  2,  3,  1),  durch  ein  Ver- 
dauerndes Übergewicht  gewinnen,  und  so  kam  wandtschafts-  (Paus.  10,  30,  5)  oder  Pflegschafts- 
es  zu  einer  Verständigung  (Paus.  2,  25,  7):  Verhältnis  (Suidas,  ÜQ-tvtßoicc).  Dagegen  ver- 
Akrisios  behielt  den  bisherigen  Herrschersitz  schwinden  alle  diese  Schwierigkeiten,  sobald 
der  Danaiden,  Argos  mit  seiner  alten  Burg,  man  das  homerische  Ephyra  mit  Homer  als 
Proitos  dagegen  erhielt  Tiryns  nebst  dem  50  wirklich  „in  einem  Winkel  von  Argos"  gelegen 
Geraion  und  Mideia,  sowie  die  Küstenland-  und  zum  Herrschaftsgebiet  des  Proitos  gehörig 
schaft  (Paus.  2,  16,  2).  Unter  den  Anzeichen  ansieht.  Dafs  wir  hierzu  berechtigt  sind  und 
der  Herrschaft  des  Proitos,  welche  an  letzt-  die  Identifizierung  Ephyras  mit  Korinth  auf 
genannter  Stelle  erwähnt  werden,  sind  wohl  schwachen  Füfsen  steht,  hat  Bethe,  Thebanisclie 
hauptsächlich  die, Zyklopischen" Mauern  zu  ver-  Heldodieder^.llSf.  nachgewiesen.  Hiernach  hat 
stehen,  mit  welchen  die  Kyklopen  für  Proitos  also  Euripid 'es  recht  gethan,  wenn  er  in  seiner 
Tiryns  befestigt  haben  sollten  (s.  oben  Sp.1688).  Tragödie  „Stheneboia",  welche  die  Rache  Belle- 
Eine  andere  Wendung  nimmt  dagegen  der  rophons  an  der  Treulosen  enthielt  (s.  oben  Bd.  1 
Kampf  bei  Apollodor  im  weiteren  Verlauf  seiner  Sp.  772),  Tiryns  als  Schauplatz  der  Handlung 
oben  angeführten  Erzählung.  Nach  ihm  gewinnt  60  festhielt  (vgl.  die  Hypothesis  der  Stheneboia 
Akrisios  die  Oberhand  und  vertreibt  den  Proitos  im  Schol.  Gregor.  Corinth.  ad  Hermog.  ntgi 
aus  Argos.  Dieser  begiebt  sich  nach  Lykien  [u&6dov  dtiv6ti}Tog,  wo  IlQOirog'Aöd^avTog  vibg 
zu  Iobates  (oder  Amphianax),  heiratet  dessen  statt  "Aßavzog  mir  als  Schreibfehler  anzusehen). 
Tochter,  Anteia  bei  Homer,  Stheneboia  bei  den  Auch  in  der  Sage  von  den  Proitiden  (s.  d.), 
Tragikern  genannt,  und  nun  führt  ihn  sein  welche  ohne  Zweifel  aus  den  Hesiodischen  Ge- 
Schwiegervater mit  einem  Lykierheer  nach  Ti-  dichten  geschöpft  ist.  treten  die  nahen  Bezieh- 
ryns  zurück.  Akrisios  behält  Argos  und  willigt  ungen  des  Proitos  zur  argivischen  Landes- 
in    die   Teilung    des    Reichs.     Eine    etwas   un-  geschichte  hervor.     Namentlich  lehnt  sich  das 


3013                       Proitos  Proitos                      3014 

Verhältnis  der  Proitiden  zu  der  Göttin  Hera,  deren  zweiten  der  Göttin  Peitho  erbauten  Tempel, 
Tempelvorsteherinnen  sie  genannt  werden,  an  weil  seine  Töchter  daselbst  von  der  Raserei 
den  altberühmten  Heratempel  bei  Argos  an,  der  befreit  wurden ,  sowie  über  die  Erzbilder  da- 
zu dem  Besitzteil  des  Proitos  gehörte  (s.o.)-  Me-  selbst,  die  man  trotz  der  zweifelhaften  Inschrift 
lampus.  mit  welchem  Proitos  über  die  Heilung  auf  die  Töchter  des  Proitos  bezog,  blickt  viel- 
seiner  Töchter  verhandelte,  stammte  nach  Apol-  mehr  die  Verwunderung  des  Berichterstatters, 
lodor  2,  "2,  2  mütterlicherseits  auch  aus  dem  wie  die  Proitiden  nach  Sikyon  kamen,  deut- 
Danaidenhaus  und  war  des  Proitos  Neffe.  Dazu  lieh  hervor.  Wohl  aber  läfst  die  Überein- 
kommen ferner  die  Beziehungen  der  Proitiden-  Stimmung  der  geschichtlichen  Nachrichten  bei 
sage  zu  ähnlichen  Sagen  vom  Rasen  der  Frauen  iu  Pausanias  mit  dem  Inhalt  der  Sage  bei  Apol- 
in  Argos  (s.  d.  Art.  Proitiden).  Endlich  wurden  lodor  einen  geschichtlichen  Hintergrund  der 
die  Nachkommen  des  Melampus  und  Bias,  letzteren  erkennen.  Dagegen  scheint  die  Grün- 
weichen  Proitos  seinem  Versprechen  gemäfs  düng  der  Tempel  für  Artemis  'H^itga  und  Kogla 
seine  geheilten  Töchter  nebst  zwei  Dritteln  durch  Proitos  in  Arkadien  bei  Callim.  hy.  in 
seines  Herrschaftsgebiets  zur  Ehe  gab,  die  Dian.  233  mit  Schol.  nur  eine  durch  diese 
Melampodiden  und  Biantiden,  neben  den  Proi-  Beinamen  der  Artemis  veranlafste  Weiterbil- 
tiden  als  die  herrschenden  Geschlechter  des  düng  der  Sage,  die  sich  hier  und  anderwärts 
alten  Argos  aufgeführt  von  Menaichmos  im  an  geeignete  Örtlichkeiten  anheftete  (s.d.  Art. 
Schol.  Find.  Nem.  9,  30  ;  Eustath.  ad  H.  p.  288, 28 ;  Proitiden). 

oder  neben  den  Anaxagoriden  nach  einer  anderen  20  Ein  von  der  sonstigen  Überlieferung  ab- 
Tradition (Diod.  4,  68;  Apollod.  1,  9,  12 ;  Paus.  weichender  Ausgang  des  Kampfes  zwischen 
2,  18,  14),  welche  an  Stelle  des  Proitos  seinen  den  Zwillingsbrüdern  Akrisios  und  Proitos  und 
Sohn  Anaxagoras  (s.  unten)  setzte  und  von  über  das  Ende  des  letzteren  findet  sich  bei 
Bethe,  Thebanische  Heldenlieder  S.  46  auf  des  Orid  Met.  5,  236—241.  Hiernach  hat  Proitos 
Amphiaraos  Ausfahrt  als  Quelle  zurückgeführt  den  Akrisios  im  Kampfe  besiegt,  aus  der  väter- 
wird.  liehen  Burg  Argos  vertrieben  und  diese  in  Be- 
Sodann    wurde  dem  Proitos  nach  dem  Un-  sitz  genommen.     Zur  Rache  dafür   drang  Per- 


'o 


glück  mit  seinen  Töchtern  noch   ein  Sohn  zu-  seus,  des  Akrisios  Enkel,  nachdem  er  Andromeda 

teil,  den  er  eben  mit  Beziehung  darauf  Mega-  gewonnen ,   mit   dieser  in  Argos   ein  und  ver- 

penthes   nannte,   Apollod.  2,  2,  1;   Schol.  Find,  au  wandelte    den    Proitos    mittels    des    Medusen- 

Nem.  9,    30;    Eustath.    ad  11.    1480,  5    dia    rö  hauptes  in  Stein. 

nsv&fjaat  htl  rrj  [iccviu  xiov  %vyctriQ(av.  Auf  Bildliche  Darstellungen  des  Proitos  finden 
die  Analogien  mit  dem  Pentheus  der  thebani-  sich  auf  Vasenbildern,  welche  den  Abschied 
sehen  Sage  und  den  'Olztcu  und  WoXösig  der  des  Bellerophon  von  demselben  wiedergeben, 
Minyadensage,  sowie  auf  die  tiefere  Bedeutung  aufgezählt  von  Engelmann,  Annal.  d.  Inst.  arch. 
dieser  Unheil  bezeichnenden  Namen  wurde  oben  1874  p.  10 — 13  Nr.  14 — 22.  Stheneboia  ist  ge- 
(s.  d.  Art.  Proitiden)  hingewiesen.  Dieser  Me-  wohnlich  anwesend  und  Proitos  meist  in  he- 
gapenthes  wurde  später  durch  Tausch  mit  Per-  roischer  Tracht  und  bärtig,  mit  Stab  und  fal- 
seus,  dem  er  Tiryns  überliefs,  König  von  Argos  tigern  Gewand,  das  den  Oberkörper  frei  läfst, 
(Apollod.  2,  4,  4;  Paus.  2,  16,  3).  Ihm  folgte  4o  im  Begriff,  dem  Bellerophon  das  Diptychon  zu 
sein  Sohn  Hipponoos,  diesem  Kapaneus,  diesem  übergeben.  Auf  manchen  Vasen,  wie  auch  auf 
Sthenelos  (Paus.  10,  10,  3;  Schol.  Find.  Nem.  einem  pompejanischen  Wandgemälde  (Gioru. 
9,30).  Wenn  Anaxagoras  als  Sohn  des  Proitos  d.  seav,  1,  tav.  VII,  2,  bei  Engelmann  a.  a.  O. 
aufgeführt  und  unter  ihn  die  Begebenheit  mit  nr.  13)  ist  Proitos  in  barbarischem  Gewand 
den  Proitiden  verlegt  wird  (Eustath.  ad  II.  dargestellt,  weshalb  diese  Darstellungen  von 
288,  28),  so  scheint  derselbe  an  die  Stelle  des  anderen  auf  Iobates  bezogen  werden.  Doch 
Megapenthes  zu  treten ;  doch  wird  er  auch  auch  auf  dem  Sarkophagrelief  in  Villa  Panfili  bei 
dessen  Sohn  genannt  (Diod.  4,  68;  Paus.  2,  18,  4).  Matz  und  Duhn,  Antike  Bildw.  in  Born  nr.  2897 
Ferner  wurde  daraus,  dafs  die  Proitidensage  mit  dem  Abschied  Bellerophons  von  Stheneboia, 
sich  in  Sikyon  und  an  gewissen  Örtlichkeiten  50  welche  das  verhüllte  Haupt  gesenkt  dasitzt,  ist 
des  nördlichen  Arkadiens  festgesetzt  hatte,  auf  Proitos  als  bärtiger,  reichgelockter  Mann  dar- 
eine Ausdehnung  der  Herrschaft  des  Proitos  über  gestellt  in  langärmligem,  asiatischem  Gewände, 
diese  Gebiete  (Preller,  Gr.  Mythol.  2-'  S.  55,  der  da-  in  der  Linken  das  Szepter.  —  2)  Proitos, 
raus  eine  alte  argivische  Herrschaft  konstruiert)  Vater  der  Maira.  der  Gefährtin  der  Artemis, 
oder  auf  den  dauernden  Wohnsitz  der  Proitiden  welche  von  Zeus  Mutter  des  Lokros  wurde, 
in  Sikyon  (so  Welcher,  Gr.  Götterlehre  1  S.  447)  wird  von  Paus.  10,  30,  5  nach  den  Nosten 
geschlossen.  Zu  dieser  Annahme  werden  die  Sohn  des  Thersandros  und  Enkel  des  Sisyphos 
vorhandenen  Nachrichten  nicht  ausreichen,  die  genannt.  Da  er  hiermit  dem  Sisyphidenhaus 
nur  eine  Personalverbindung  von  Sikyon  und  von  Korinth  zugewiesen  ist,  dem  auch  Belle- 
Argos  unter  dem  Biantiden  Adrastos  kennen,  60  rophon  angehört,  so  ist  es  nur  folgerichtig, 
der  aber  von  den  Proitiden  bekämpft  wurde,  wenn  ihm  Pherekydes  nach  Schol.  Od.  1  326 
s.  o.  Bd.  1  Sp.  18.  In  der  Darstellung  der  und  Eustath.  p.  168«,  63  Anteia  zur  Gattin  geben, 
Proitidensage  bei  Apollodor  2,  2,  2,  wonach  nicht  aber,  wenn  er  an  letzterer  Stelle  König  von 
Melampus  die  Proitiden  in  gottbegeistertem  Argos  genannt  wird.  —  3)  Proitos  in  Theben  , 
Reigen  von  den  Bergen  trieb  und  bis  nach  nach  welchem  eines  der  Thore  des  alten  The- 
Sikyon  verfolgte,  und  ebenso  in  den  Angaben  bens  Hgoitidu?  benannt  worden  sei,  nach  Paus. 
des  Pausanias  2,  7,  8.  9,  8.  12,  2  über  den  in  9,  8,  4,  welcher  aber  über  sein  Zeitalter  und 
Sikyon  von  Proitos  der  Hera,  sowie  über  einen  seine  Herkunft  nichts  Näheres   finden  konnte. 

95* 


3015                       Prokaon  Prokies                        3016 

Dessen  Tochter  war  wohl  Galinthias  (s.  d.)  nach  gamenische  Kulte  (Progr.  Naumburg  a.  S.  1903) 
den  Heteroiumena  des  Nikandros  bei  Anton.  S.  18.  F.  Poland,  De  coüegiis  artificum  Dionys. 
Lib.  transform.  29.  [Rapp.]  (Progr.  Dresden,  Wettiner  Gymn.  1895)  S.  10. 
Prokaon  (JlpoxaW),  1)  Sohn  des  Thestios  Bamsay  a.  a.  0.  126.  v.  Trott,  Athen.  Mitth. 
nebst  seinem  Bruder  Klytios  von  Meleagros  er-  27  (1902),  161  ff.  bes.  163  ff.,  183  ff.  Gruppe, 
schlagen,  Schol.  Tow.  Homn.  II.  9,  567.  Wenn  Gr.  Myih.  1421  Anm.  8  zu  1420.  Nach  münd- 
in TlQO-Y.äwv  wie  in  UoXv-Y.dtov  das  Verbum  lieber  Mitteilung  wird  auch  die  demnächst  er- 
xca'oj,  x.äco  cbrenne'  enthalten  ist  (Lobeck,  scheinende  Abhandlung  von  F.  Poland,  Gesch. 
Pathol.  serm.  Graeci  Proleg.  41,  48.  Welcher,  des  griech.  Vereinswesens  den  Dionysos  Kathe- 
Kl.  Schriften  5,  36,  1),  dürfen  wir  dann  viel-  io  gemon  (s.  den  Index)  behandeln.  [Höfer.] 
leicht  in  dem  Namen  Prokaon  eine  Anspielung  Prokathegetes  (nQoya&nysxrig),  1)  Beiname 
auf   das    Schicksal    des    Meleagros    erblicken?  des  Pan  auf  einer  Zuschrift  aus  Tegea :  LIavbg 

—  2)  Heros,  vielleicht  Mitstreiter  des  Dionysos  Avxelov  IJQOxo:&i]y£xov.  Corr.  hell.  25  (1901), 
auf  seinem  Zuge  gegen  die  Inder,  in  einem  276  nr.  17.  Revue  des  etudes  grecques  17  (1904), 
wahrscheinlich  aus  den  Bassarika  des  Dionysios  248.  Über  den  Pankult  in  Tegea  s.  Boscher 
stammenden  Fragmente  im  Papyrus  des  brit.  Bd.  3  Sp.  1353,  45  ff.  Statt  Avxtiov  dürfte 
Mus.  nr.  "273,  Kenyon,  Fragments  of  an  epie  Avv.ct.iov  zu  schreiben  sein,  vgl.  Bd.  2  Sp.  216,si 
poem  in  Liber  gratulutorius  in  honorem  Her-  20  ff.  Bd.  3  Sp  1350  f.  Das  Epitheton  Proka- 
werdeni  (1902).  W.  Crönert,  Archiv  f.  Papyrus-  thegetes  scheint  den  Gott  in  derselben  Eigen- 
forsch.  2  (1903;,  351.     [Höfer.]  20  schaft  zu  bezeichnen  wie 'Evodiog  (Himer.  Eclog. 

Prokathegemon    (TTpoxc^/fftwv)    Beiname  12,  8)  oder    Evodog  (Bd.  3  Sp.  1376,  6  ff.  und 

1)  des  Asklepios  in  Kos:  xov  n.Qoy.cc&i]yB[i6vog  Athen.  Mitth.  19  [1894],  229),  als  Geleiter  auf 

Hai  HarfiQog  &£oi>  Ä6Y.ir\niov,Paton-Hicics,  Lnscr.  Weg  und  Reise.  —  2)  Beiname  des  Mandulis, 

ofKos  408  p.  294.    Dibbelt,  Quaest.  Coae  mythol.  C.l.G.  3,  5039.     Kaibel,  Epigr.  1023,  5:    ttqo- 

58.  —  2)  des  Herakles  in  Herakleia  in  Karien  yuxQ-r\[ytxr\v}     oder    7tQ0Y.a&ri[yriiia~\    MavdovXiv 

Kubitschek  u.  Beichel,  Anz.  d.  Wien.  Akad.  1893,  s.  Bd.  2  Sp.  2314,  23.     [Höfer.] 

S.  103  nr.  3.  Bamsay,  Cities ...  of Phrygia  1,  645.  Prokatkegetis     (riQoxcc&nyhtg) ,     Beiname 

Vgl.  Art.  Hegemon  nr.  6  u.  Parolen götier&]>.  1643  1)  der  Athena   in  Phaseiis   s.  Bd.  3  Sp.  2613, 

nr.  4.  6.  —  3)  des  Apollon  in  Kalymna,  Corr.  59  ff.     Vielleicht  auch  in  Arykanda  in  Lykien, 

hell.    8    (1884),    28.      Vgl.    den    Beinamen    des  30  Franz  zu  C.l.G-  3  add.  4316h  p.  1151.    Kaibel, 

Apollon:  rHyh[i6)v  (Inschrift   aus    Sauromatien),  Epigr.  zu  409,  5;   und  auf  zwei  italischen  In- 

Bevue    des    etudes    grecques  16  (1903),  96    und  Schriften:   A&T]v&g  IJQo[y.aQ'r]yixiSog,   LG.  LS. 

den    Apollon   Ayoixrig    (vgl.  Hesych.:    ccygsTav  956  A,    16.  2240.    —    Gruppe,    Gr.  Myih.    1218 

7]ytu6ra-  fttov)  auf  Chios,  Corr.  Hell.  3  (1879)  Anm.  7   zu  S.  1217  vergleicht  die  Athena  Ag- 

322,  8.     Cauer,  Del.  Lnscr.    Graec*  501  p.  328  %ayßxig    von    Epidauros,    Kavvadias,    Fouilles 

u.  d.  A.  Prohegetai.  —  4)  der  Artemis  in  Iasos:  (VEpidaure  1  nr.  62.   Fraenkcl,  Lnscr.  Argolidis 

xi]g  7tQOY.cc^i]yt{i6vog  rfjg  Ttoltcog  t]\lü>v  Agreuidog  1071.    —    2)   der   Hekate   in    Sidyma   s.    Bd.  2 

AoTtadog,  Bev.  des  etudes  grecques  6  (1893),  159,  Sp.  1003,  22  ff.  —  3)  der  Artemis   in  Ephesos, 

6  vgl.  Prohegetai.    Hegemone  nr.  2.    Prokathe-  s.  Bd.  2  Sp.  1003,  19  ff. ;    Carl  Curtius,.  Hermes 

getis  nr.  3.    Der  Beiname  bezeichnet  (vgl.  Pro-  40  4  (1870),   497.    199;   vgl.  Prokathegemon  nr  4 

hegetai,  Prokathegetes)  höchst   wahrscheinlich  und    die    Inschriften  aus   Magnesia   a.  M. :    xä 

die    betreffenden    Gottheiten    als    Führer    und  svzQytxidi    -nccl   Ka&ccyi-iiövi   rag   Ttöliog,    Kern, 

Schützer  der  Auswanderer  und  Ktisten,  Gruppe,  Inschr.  von   3Lag>iesia    nr  38,    35    p.  29.      Zur 

Gr.  Myih.  1232,  6.    1295,  1;    vgl.  Kathegemon  Bedeutung  s.  Prokathegemon.     [Höfer.] 

nr.  6.  Eine  andere  Bedeutung  hat  der  Dionysos  Proklastos  s.  Problastos. 

Kcc&nys^ön'  [zu  den  Bd.  2  Sp.  1002  f.  angeführten  Prokleia    (ngoxle La) ,    Tochter    des    Klytios 

Zeugnissen    kommen   hinzu :  Inschrift  aus  Ak-  (s.  d.  nr.  2  1,  Schwester  des  Kaietor  (s.  d.),  erste 

monia    in  Phrygien:    Jiovvoco    Ka&rjyt^iöi'i,    oi  Gemahlin  des  Kyknos,  des  Herrschers  im  tro- 

[ivßxca  xov  isqov  cc  &ia6ov,  Bamsay,  Cities  and  ischen   Kolonai,   Mutter   des    Tennes    und    der 

bislioprics    of  Phrygia  644    nr.  546;    Inschrift  50  Hemithea.  Paus.  10,  14,  2.  Nach  Apollod.  Epit. 

aus  dem  Tmolosgebiete:  Ka&7]yty.6vt  Aiovvaco,  3,  23  f.   Tzetz.  Lyk.  232.  Schol.  Marc.  Lyk.  232 

Bureseh- Bibbeck,  Aus  Lydien  12  nr.  8.     In  der  ist    sie   Tochter  des  Laomedon,    vgl.  Wagner, 

Bd.  1  Sp.  1876,  60  ff.  [=  Lnscr.  Gr   Lt.  1419]  Epitome   Vat.  195  f.  Gruppe,  Gr.  Myih.  670,  2. 

angeführten    Inschrift:    Isqsvs  . .    fir}XQog   ftsiäv  Usener,  Sintflutsagen  91.     [Höfer.] 

%al  diovvaov  uai  Llysytövog  liest  Bloch,  l'hilol.  Prokies    {LLgoKlfig)     1)  Heros    in    Thespiae, 

52,  582  f.  ebenso  wie  Bamsay  a.  a.  O.  375   zu  Lnscr.  Graec.  Megar.  etc.  1827:  ngonlti   i'jQco'i, 

nr.  197:    Jiovvaov    Ka&jjytfiovog;    anders    A.  wozu  Dittenberger ,  Lnscr.  a.  a.  O.  bemerkt:  cave 

Dieterich,  Piniol,  a.  a.  O.  52,  9] :  er  ist  einmal  de  homine  defuneto,  cui  Procles  nomen  fuerit, 

Stammvater  des  pergamenischen  Königshauses  eam    (inscriptionem)    interpreteris.     Immo    hie 

—  für  diese  Bedeutung  von  Ka&i]y£ud>v  vgl.  60  in  eoruni  heroum  numero  habendus  videtur, 
Heliodor  10,  ll:r'HXtt  yi-väg^a  ngoyörcov  i^iüv  quorum  vis  et  nomen  ad  rei  bellicae  gloriam, 
(des  Königsgeschlechts  der  Aithiopen),  Q-toi  xt  victoriam,  auxilium,  salutem  speetabant,  ut 
cclloL  xai  ytvovg  i)iiI:x£qov  i'jQcotg  Ka&riysnövsg  liv6Qo-Aoäxr\g    apud    Plataeenses,    Herod.  9,  25 

—  andererseits  der  Schutzgott  des  Verbandes  etc.  —  2)  Sohn  des  Pityreus  (s.  d.).  Gruppe, 
der  pergamenischen  Schauspieler,  die  den  Kult  Gr.  Myih.  179  sieht  in  Prokies  den  mythischen 
der  pergamenischen  Könige  pflegten  und  auf  Ahnherrn  der  epidaurischen  Tyrannen  (Herod. 
ihren  Wanderungen  den  Kult  ihres  Schutzgottes  3,  50  ff.  Pythainetos  bei  Athen.  13,  589  f  Paus. 
auch   weiterhin   verbreiteten,    K.  L'illing,    L*er-  2,  28,  8.  Plut.  Pyth.  orac.  19).  —  3)  Sohn  des 


3017                      Proklopos  Prokne                        3018 

Aristo  dem  os  (s.  d.  nr.  2)  und  der  Argeia  (s.  d.  zur  Tötung  des  Itys.  In  der  von  Zethos  han- 
nr.  5),  Zwillingsbruder  des  Eurysthenes  (s.  d.  delnden  Version,  welche  Thrämer  bei  Pauly- 
nr.  2).  Prokies  und  Eurysthenes  heirateten  zwei  Wissowa  1,  467  in  dem  Artikel  Aedon  als  die 
ZwiUingsschwestern,Lathriaund  Anaxandra,  die  boiotisch-kleinasiatische  Version  bezeichnet, 
Töchter  des  Herakliden  Thersandros,  des  Königs  werden  zwei  bekannte  Sagenmotive  —  der 
von  Kleonai  (vgl.  0.  Müller,  Darier  1,  81,  1),  Neid  wegen  gröfseren  Kinderreichtums  und  die 
Paus.  3,  16,  6.  0.  Müller  a.  a.  0.  1,  90.  96  f.  Verwechslung  des  eigenen  und  fremden  Kindes 
Eitrem,  Die  göttlichen  Zwillingt 'bei  den  Griechen  beim  Anschlag  auf  das  Leben  —  verwertet; 
25  Anm.  3  zu  S.  24.  Maxim.  Mayer,  Giganten  der  Gatte  Zethos  bleibt  der  gerechte,  an  der 
und  Titanen  143.  Des  Prokies  Sohn  ist  Soos,  10  That  der  Aedon  unschuldige  Held.  Die  an 
Vater  des  Eurypon,  Plut.  Lyc.  1.  2  Paus.  3,  7,  1.  Zetes  anknüpfende  Version  von  Dulichion  in 
Schol  Plat.  Bep.  599  Dp,  359  Hermann.  Phleg.  Westgriechenland  (Thrämer  a.a.O.)  oder  Kreta 
Trall.  Ol.  fr.  1  (Paradoxogr.  Westermann  p.  205).  (Poscher  im  Art.  Pandareos  oben  Bd.  3  Sp.  1498) 
G.  Gilbert,  Studien  zur  altspart.  Gesch.  24  f.  benutzt  dagegen  das  ebenso  beliebte  Motiv  der 
Wachsmuth,  Jahrbücher  f.  Mass.  Phil.  97  (1868),  Treulosigkeit  des  Gatten  und  verschiebt  da- 
1  ff.  Busolt.  Gr.  Gesch  .1-,  545.  Hermes  28  (1893),  mit  die  Schuldfrage  zu  Gunsten  der  Aedon. 
315f.  v.Gutschmid,  Kl.  Schriften  4.  28.  F.Jacohy,  Erweitert  wurde  die  Sage  durch  das  Her- 
ApottodorsChronik(Philölog.üntersuchJLYT) 81  ff.  einziehen  weiterer  Vogel-Verwandlungen.  In 
Toepffer.  Att.  Geueal.  232.  Ed.  Meyer,  Gesch.  der  späten  Form  einer  kleinasiatischen  Aedon- 
des  Altert.  2,  253  f.  164  A.  Dafs  Prokies  Heroen-  20  Sage,  die  nach  Boios  Ornithogonie  bei  Anton. 
kult  genol's,  ist  aus  Ion  (fr.  2,6  Bergh  24,  253)  Lib.  11  überliefert  ist,  finden  sich  am  Schlüsse 
bei  Athen.  10,  463b  ersichtlich:  a-jtivöovxtg  verwandelt:  die  Nachtigall  Aedon,  ihre 
d'ayvwg  'HgaY.Xti  x  .'lly.iirjvy  ts,  TIqokIh  ütg-  Schwester  die  Schwalbe  Chelidonis,  ein  Bruder 
atidaig  r,  ix  Aibg  ccQxöytvoi,  7rivc0u.tr,  netl-  als  Wiedehopf  (ÜTtotp),  dann  die  Eltern  dieser 
£a>[i8v,  vgl.  v.  Gutschmid  a.  a.  0.  5,  484  Anm.  drei  Geschwister  Pandareos  von  Ephesos  als 
Ed.  Meyer,  Hermes  30  (1895),  284.  v.  Wilamo-  Seeadler,  seine  Frau  als  Meereisvogel  nnd  der 
witz,  Euripides  Herakles  1,  274,  22.  [Höfer.]  Gemahl  der  Aedon  Polytechnos  von  Kolophon 
Proklopos  2  (TlgoxloTtogY),  vermutungsweise  als  Specht  (nslsy-dv).  Manches  davon  mag 
hergestellter  Name  eines  als  Dieb  ['?]  gedachten  freie  Erfindung  der  späteren  Metamorphosen- 
Dämons  (vgl.  7iQO"/.Xi7iTco )  in  V.  7  eines  von  30  Dichtung  sein,  aber  zum  älteren  Sagengut  ge- 
von  Ziebarth  und  Wünsch  (Bhein.  Mus.  1900  hören  zweifellos  1.  die  Vorstellung,  dafs  auch 
S.  73 ff.)  herausgegebenen  Zaubertäfelchens  aus  der  Gatte  der  Aedon  in  einen  Vogel  verwandelt 
Kreta  (Ende  d.  4.  Jahrh.  vor  Chr.),  welcher  worden  sei,  und  2.  die  Schwester  Chelidonis- 
lautet:  cpsvys  uvcov ,  cc(ia  av,  xal  TIqÖxqotiqos  Schwalbe,  die  auch  in  ganz  anderer  Gegend, 
(sic!)arf  ovvomog.  Wünsch  a.  a.  0.  S.  77  erklärt  zu  viel  früherer  Zeit  in  die  Sage  verflochten 
ihn  für  ceinen  bösen  Geist,  der  alles  Mögliche  ist.  Auf  einer  Metope  des  Apollon- Tempels 
heimlich  wegnehme,  namentlich  wohl  den  von  Thermos  in  Aitolien  ('Ecp.  ccq%.  1903,  90 
Ziegen  die  Milch ,  bevor  sie  gemolken  sind,  Taf.  5)  stehen  sich  zwei  Frauen  gegenüber,  von 
wie  Plin.  u.  h.  10,  115  dies  von  dem  caprimul-  denen  die  eine  Xtliäovdg)  heifst,  während  die 
gus  berichtet'.  Man  denkt  zugleich  an  die  40  andere,  deren  Name  bis  auf  wenige  Reste  ver- 
tückischen Kobolde  der  Germanen  (Grimm,  D.  schwunden  ist,  wohl  Aedon  ist;  sie  sind  leb- 
Myth.*),  sowie  an  die  homerischen  Kobolde  haft  bei  gemeinsamer  That  beschäftigt,  doch 
des  Töpferofens  wie  Sabaktes  u.  a.  —  Da  in  ist  die  Art  ihrer  That,  da  das  Mittelstück 
den  übrigen  Versen  des  Zaubertäfelchens  ganz  zwischen  ihnen  fehlt,  nicht  mehr  zu  bestimmen; 
offenbar  Dämonen  in  Tiergestalt  erwähnt  wahrscheinlich  war  es  die  Tötung  des  Itys. 
werden  (v. 6: "Enacpog  =  Zno ip  =  änacpog  Hesych.-  Diese  Erweiterung  der  alten  Aedon-Sage 
Ivxttiva ;  v.  7;  xviov;  v.  9:  xvvs;  v.  11:  aTE,  Itxoio:),  durch  eine  Schwester  Schwalbe  und  durch  die 
so  hat  man  wohl  auch  in  Hgo-nlonog  [?]  einen  Verwandlung  auch  des  Gemahls  der  Nachtigall 
tierischen  Dämon  zu  suchen.  [Röscher.]  gehört  zum  festen  Bestand  der  Sage  von  den 
Prokne  (TTgö-uvri),  Schwester  der  Philomela,  50  Pandion-Töchtern  und  von  dem  Gemahl  der 
Tochter  des  Pandion  in  denjenigen  Versionen  Nachtigall,  Tereus.  Schon  der  älteste  Zeuge 
der  Sagen  von  Nachtigall  und  Schwalbe,  die  dieser  Sage,  Hesiod,  spricht  in  den  zweifellos 
in  Megara,  Athen  und  Daulis  spielen.  an  Hom.  Od.  19,  518f.  sich  anlehnenden  Versen 

Allgemein  ist  das  Mitgefühl  mit  der  Klage  Erya  568  f.  von  der  6p&qo-/6ii  (ög&oyöri)  JJav- 

des  Vogels   um   seine   geraubten  Jungen    (vgl.  Siovlg    %sXiSmv    (danach    Sappho  fr.  88:    Uav- 

Hom.  Od.  16,  216;   Soph.  Antig.  424).     Allge-  Siovlg  %bli§ö)v)    und  fr.  125  Bzach  bei  Aelian. 

mein  wird  auch  der  Gesang  der  Nachtigall  als  var.  hist.  12,  20  von  der  Nachtigall,  die  völlig 

Klagelied  um  ihr  verlorenes  Kind   aufgefafst.  schlaflos,    und    von    der    Schwalbe,    die    halb 

Indem  man  Mutter  und  Kind,  Aedon  und  Itylos  schlaflos   sei   (offenbar  als  Strafe  wegen  ihrer 

bezw.  Itys,  für  einstige  Menschen  erklärte  und  60  gemeinsamen   Frevelthat);    über    die    verschie- 

sie    mit    bekannten    Gestalten    der    Sage    ver-  dene  Beurteilung  der  Hesiod-SteXlen  vgl.  oben 

knüpfte,    entstanden    die    einfachsten    Formen  Bd.  2  Sp.  570  Boscher  im  Artikel  Itys.    Eben- 

der  Aedon-Sage,  bei  denen  Pandareos  der  Vater  so    wie    Hesiod    setzt    Aeschylos    Agam.  1004. 

der  Aedon,    der  Boreade   Zetes    oder  der  be-  1096  ff.    Suppl.  56  ff.    Fragm.  283    bei    Belker 

kannte  Zethos  von  Theben  ihr  Gemahl  waren.  Anecd.    349,  7     und     fragm.   440     bei     Schol. 

Vgl.  oben  die  Artikel:  Aedon,  Itys,  Pandareos  Aristoph.  Vög.  1680  die  ganze  Sage    als  allge- 

und  Philomela.  mein    bekannt    voraus:    Tereus,    dessen   Name 

Ausgeschmückt  ward  vor  allem  der  Grand  Suppl.  a.  a.  0.    genannt    ist,    der   Gemahl    der 


3019                        Prokne  Prokne                        3020 

Nachtigall,  hat  deren  Schwester  geschändet  Dafs  Prokne  und  Philomela  den  Itys  nach 
und  der  Zunge  beraubt,  damit  sie  nichts  ver-  der  Ermordung  seinem  Vater  Tereus  zum  Mahle 
raten  kann;  die  Nachtigall  tötet  mit  eigener  vorsetzen,  wird  von  Paus.  10,  4,  8  als  erstes 
Hand  ihr  Kind  Itys  und  wird  darauf  von  Tereus  rmv  iiti  tQa7t££rj  uictouccTcav  bezeichnet.  Dieses 
verfolgt;  nunmehr  wird  Tereus  in  den  Habicht  Mahl  wird  von  Achill.  Tat.  1,  8  (fpilourjlag  t\ 
bezw.  Sperber  (xipxos),  seine  Gemahlin  in  die  TQÜnE'Qa  neben  üqü-avt]?  i)  acpayij;  vgl.  1,  15 
klagende  Nachtigall,  die  dauernd  ■KiQxrßccTog  i)  Trjotcog  TQÜits^a)  als  Dramenstoff  genannt, 
bleibt,  und  ihre  Schwester  in  die  Schwalbe  wie  auch  als  Inhalt  eines  Gemäldes  (5,  3). 
verwandelt,  welche  infolge  der  verstümmelten  Man  darf  diesen  Zug  wohl  für  alle  Tragödien 
Zunge  mit  unverständlicher,  barbarischer  10  voraussetzen,  die  unsere  Sage  behandeln,  wie 
Sprache  behaftet  ist.  Wenn  Aristot.  hist.  z.  B.  für  die  verschiedenen  Tereus-Dramen  des 
anim.  9, 49  p.  633  a  19  (danach  Plin.  hist.  nat.  Sophokles,  Philokles,  Karkinos  (Tereus  oder 
10,  86)  richtig  zitiert  —  was  seit  Welcher,  Tyro?),  Livius  Andronicus,  Aerius  und  Faustus 
Griech.  Trag.  I,  384  mehrfach  bestritten  wird  (luven.  7,  12).  Er  findet  sich  ebenso  in  der 
— ,  so  hat  übrigens  Aeschylos  (fr.  297)  die  ganze  Tragödie,  deren  Inhalt  Hygin  fab.  45  wieder- 
Sage  noch  ausführlich,  scheinbar  in  einem  giebt  und  die  wegen  der  Verwandlung  des 
eigenen  Drama,  behandelt.  Dafs  Schol.  Aristo})]).  Tereus  in  einen  Habicht  nicht  identisch  sein 
Vag.  281  sagt:  6  Zocpoxlfjg  -jtqüxov  tov  Tt]qiu  kann  mit  Philokles'  Tereus  oder  snotp.  Aber 
inoiriasv,  situ  <f>iXo-/.).fi$,  spricht  nicht  dagegen,  trotz  der  späteren  häufigen  Erwähnung  wird 
da  der  Scholiast  lediglich  den  Witz  des  20  dieses  Mahl,  das  der  alten  Aedon-Sage  fremd 
Aristophanes  über  die  Zeitfolge  der  beiden  zu  sein  scheint,  wohl  nur  eine  Ausschmückung 
Dichter  des  Tereus,  Sophokles  und  Philokles,  der  dramatischen  Dichter  sein,  eine  freie  Nach- 
erklären will.  Jedenfalls  ist  dieses  Fragment  bildung  des  bekannten  Thyestes-Mahles,  mit 
297  bedeutsam,  da  es  mit  seinen  Angaben  über  dem  es  auch  bei  Hygin  fab.  246  zusammen- 
eine   regelmäfsige    Vertauschung    der    Gestalt  gestellt  ist. 

zwischen  •/.iQY.og  und  titoty  lediglich  einen  Aus-  Bedeutungsvoll  scheint  das  zu  sein,  was  von 

gleich  zwischen  zwei  gleichwertigen  Vei-sionen  der  Verfolgung  der  Aedon  oder  des  Schwester- 

zu  schaffen  sucht:  nach  der  einen  Version  war  paares  Prokne  und  Philomela  durch  den  Gatten 

Tereus    in    einen    jt/pxog    (vgl.    Aeschyl.  Suppl.  erzählt  wird.    Dieses  Motiv  der  Verfolgung  ist 

a.  a.  O.;    Hygin.  fab.  45:    aeeipiter),  nach  der  30  bekanntlich  in  den  verschiedensten  Sagen  des 

andern  in  einen  Wiedehopf  (snoip)  verwandelt  Altertums  ungemein  beliebt.   Wie  der  Boreade 

worden.    Letzteres  blieb  seit  Sojyhokles'  Tereus  Zetes  mit  seinem  Bruder  Kaiais  die  Harpyien 

und    Philokles'   Tereus    und    ihrer  Verspottung  verfolgt,   so   verfolgt  Zetes   die  Aedon,    Tereus 

durch  Aristophanes'  Vögel  die  übliche  Version,  die  Prokne  und  Philomela.    Und  vielleicht  ge- 

war     auch    vielleicht    alte    Lokaltradition    in  hört  zu  diesem  Motiv   auch  die   weitere  Wen- 

Megara,  wo  nach  Paus.  1,  41,  9  das  Grab  des  düng,    dafs    der  Verfolger    selbst    untergehen 

Tereus    war    und    der  Wiedehopf    zuerst    er-  mufs,   wenn    er    sein   Ziel    nicht    erreicht.     So 

schienen  sein  sollte.  kommt  z.  B.  nach  einer  Version  Zetes  auf  der 

Was    zu    der  Erweiterung   der  Nachtigall-  Verfolgung  der  Harpyien  ums  Leben    (s.  oben 

Sage    durch    die    Hinzufügung    der  Schwester  40  Bd.  3    Sp.  2361).       Zethos    stirbt    vnb    Xvnvg 

Schwalbe  geführt  hat,  ist  noch  nicht  aufgeklärt.  (Paus.  9,  5,  9),  —  nach  älterer  Sage  aber  wohl, 

In   der   Sage   von   dem   Schwesterpaar,    sei    es  da    er    sich    an    Aedon    nicht    rächen    kann. 

Aedon  und  Chelidonis  oder  Prokne  und  Philo-  Tereus    tötet    nach    der  Version    von    Megara 

mela,  deckt  sich  alles,  was  die  Nachtigall  be-  (Paus.  1,  41,  9j  sich  selbst,  da  er  Prokne  und 

trifft,    mit   der    allgemeinen  Auffassung,    aber  Philomela    bei  der  Verfolgung  nicht  erreichen 

das,  was  die  Schwalbe  betrifft,  steht  durchweg  kann,  nach  den  Versionen  der  Dramatiker  wird 

im  Widerspruch   zu  der  üblichen  griechischen  er  vor  der  Erreichung    seines  Zieles   während 

Vorstellung,     dafs    die    Schwalbe    ein    froher  der  Verfolgung  in  den  Habicht  oder  Wiedehopf 

Frühlingsbote,    ein    fröhlicher  Verkünder    des  verwandelt.  —  Weitgehende  Parallelen  bieten 

Morgens,   ein   geselliger  Freund  des  Menschen  50  andere    Sagen.       Harpalyke     (s.    oben    Bd.  1 

und   ein  immer  geschwätziger  Vogel  sei.     Bei  Sp.  1838)   tötet  ihren  Bruder  oder  Sohn,   setzt 

der    Bezeichnung    der    TLuvöiovlg    %eXl8wv    als  ihn   dem  Vater  zum  Mahl  vor  und  wird,    als 

ÖQ&Qoyör]  oder  oQ&oyöy]  „in  der  Frühe  klagend"  die  Verfolgung   einsetzt,    in    einen  Vogel   ver- 

oder   „laut  klagend"  bei  Hesiod  Erg.  568   be-  wandelt,  während  der  Vater   sich  selbst  tötet, 

tonen   schon   die  Scholien,   dieses   Wort    passe  Die  Minyaden,    Alkatho'e  (Alkithoe),   Leukippe 

nicht  zum  Wesen   der   Schwalbe  und   sei  nur  und  Arsippe  (s.  oben  Bd.  1  Sp.  241)  halten  sich 

der  Philomela-Sage  wegen    von    dem   Dichter  als  Dienerinnen   der  Athena  Ergane   —   (auch 

gewählt  worden.     Dasselbe   gilt  von   der  halb  Prokne    hat    Beziehungen    zur    Athena,    deren 

schlaflosen  Schwalbe   bei   Hesiod  fr.  125,    von  Kultbild  sie   in  Daulis    stiftet.    Paus.  10,  4,  9, 

der    Behauptung,    dafs    das    Gezwitscher    der  60  wie   auch  ihr  eigenes  Bild   von  Alkamenes   in 

Schwalbe  abgerissen,   unverständlich  und  bar-  Athen  der  Athena  geweiht  war,  Paus.  1,  24,  3; 

barisch  klinge  (Aeschyl.  Agam.  1004;    fr.  440;  vgl.  auch  die  Athena  Aedon)  —  vom  Dionysos- 

Jon  Oinjjhale  fr.  33;  Aristoph.  Vög.  1680  nebst  Dienst   fern,   werden   in  Raserei   versetzt,   zer- 

Schol.  u.  a.),  und  von  sonstigen  Bemerkungen,  stückeln  das   eigene  Kind  der  Leukippe,   Hip- 

die   an  unsere   Sage   geknüpft   werden.     Alles  pasos,    und   irren   als    Mainaden,   verfolgt  von 

das    sind    aus    der  fertigen   Sage    abgeleitete,  Mainaden,  umher,  bis  sie  in  Vögel  verwandelt 

nicht   aber   alte   volkstümliche,    sagenbildende  werden;   vielleicht   verwertet  die  Prokne-Sage 

Beobachtungen.  eine  ähnliche  Version,  wenn  sie  später  Prokne 


3021                        Prokne  Prokne                        3022 

Lei  einem  Bakckos-Feste  als  Bakckantin  in  das  dieser    Zeugnisse   Tereus    in    Daulis    nicht    zu 

Haus  der  Philomela  treten  läfst  (Ovid  Metam.  allen  Zeiten  der  Gatte    der  Jccvliäg  ÖQvig  ge- 

6,  587  ff.).  Diese  Minyaden-Sage  fufst  auf  dem  wesen  war,  scheint  daraus  hervorzugehen,  dafs 
eigenartigen  Brauch  der  Verfolgung  bei  dem  Herodor  bei  Schal.  Apoll.  Bhod.  1,  211  in  ganz 
boiotischen  Agrionia-Feste  (vgl.  Nilsson,  Griech.  anderem  Zusammenhang,  aber  doch  offenbar 
Feste  271  ff.).  Wenn  bei  diesem  Feste  nach  einer  alten  Tradition  zuliebe,  Daulis  als  die 
Flut,  quaest.  symp.  8  prooem.  die  Frauen  den  Heimat  des  Zetes  bezeichnet.  Das  ist  die  letzte 
Dionysos  suchen,  der  zu  den  Musen  entflohen  Spur  einer  Sage  von  Zetes  und  Aedon  in 
ist,   so   mag  die  Wendung   bei  Ewrip.  Herakl.  Daulis. 

1022,   dafs  Prokne   ihr  einziges  Kind  Itys  den  10        Die    attische  Sage   weicht   darin  von  der 

Musen    geopfert  habe,    ein    letzter  Nachklang  megarischen  ab,  dafs  sie  die  Schuld  des  Tereus 

einer    verschollenen    altboiotischen    Itys -Sage  stärker    betont.      Die    Töchter    des    attischen 

sein.    Auch  der  Eros  Itylos  (oben  Bd.  2  Sp.  573)  Pandion,  Prokne  und  Philomela,  haben  gerechte 

gehört   wohl   zu   solchen   verschollenen   Sagen.  Rache     an    dem    Frevler    Tereus    genommen. 

Die  vereinzelten  Reste  der  älteren  boioti-  Deinosth.  60,  28  bezeichnet  ihre  That  als  vor- 
sehen Sage,  auf  welche  diese  Spuren  zurück-  bildlich  für  die  attischen  Pandioniden.  Dazu 
führen,  lassen  sich  vorläufig  noch  nicht  zu  stimmt  es,  dafs  man  den  Frevler  Tereus  nicht 
einem  geschlossenen  Bau  zusammenfügen.  Die  für  einen  Einheimischen  (wie  in  Megara),  son- 
allgemeine  Anerkennung,  welche  die  Version  dem  für  einen  Barbaren  erklärte,  und  zwar 
der  attischen  Tragödie  in  unserer  Überlieferung  20  entweder  in  Anlehnung  an  die  phokische  Sage 
fand,  hat  das  ältere  Sagengut  zerstört,  und  nur  für  einen  Thraker  aus  dem  von  Thrakern  be- 
für  vereinzelte  Orte,  wie  Megara  und  Daulis,  wohnten  Daulis  oder  für  einen  Thraker  aus 
lassen  sich  noch  Traditionen  lokaler  Art  nach-  dem  eigentlichen  Thrakien.  Letzteres  war  die 
weisen.  Anschauung    bei    Sophokles'    Tereus,    Aristoph. 

Für  Megara  sind  charakteristisch  die  Ge-  Lysistr.  563,    Frösche  681,    bei    der    Mehrzahl 

stalt  des  Pandion,  der  dort  ein  Heroon  hatte  und  der  Dichter  imd  Mythographen,  die  im  wesent- 

wohl  wegen  des  Anklangs  an  Pandareos,    den  liehen    den   Inhalt    des    sophokleischen    Tereus 

Vater  der  Aedon,  für  den  Vater  von  Nachtigall  wiedergeben     (Ovid    Metam.  6,  424  ff.,     Schol. 

und  Schwalbe   gehalten  wurde   (vgl.  oben   die  Aristoph.  Vög.  212,  Liban.  narr.  12  bei  Wester- 

Artikel  Pandareos  und  Pandion),  und  die  Ge-  30  mann,  Mythogr.  382,  64,  Serv.  Verg.  Buc.  6,  78 

stalt    des    Tereus.      Dieser    sollte    König    des  =  Mythogr.  Vat.  1,  4.  2,  217,  Prob.  Verg.  Buc. 

megarischen  Pagai  gewesen  sein  und  hatte  sein  6,  78,    Zenob.  3,  14  u.  a.);    vgl.  auch  Eustath. 

Grab  in  Megara,  wo  ihm  jährliche  Opfer  unter  Hont.  Od.  1875,  4,  Schal.  Aeschyl.  Agam.  1004, 

dem  eigenartigen  Brauche  dargebracht  wurden,  Aeliati.  var.  hist.  12,  20,  Acliill.  Tat.  5,  3,  dann 

dafs    man    das    Opfer    mit    Steinen    statt    mit  Hygin.   fab.  45    und    die    Angaben    römischer 

heiliger  Gerste  bestreute.     Nach   der  Version,  Dichter,     wie     Ovid     Amor.  2,  6,  7:      Ismarii 

die  Paus.  1,  41,  8 — 9   im  Zusammenhang  mit  tyranni,  Senec.  Agam.  708:  Bistonis  dies,  Herc. 

diesem    Kult    wiedergiebt,    hatte    Tereus    sich  Oet.  957:   Threicia  coniunx,  Stat.   Theb.  5,  121 

selbst  getötet,  während    das  Schwesterpaar  —  Bhodapeia   coniunx,   12,   478    Geticae   volucres, 

eine  Konzession  an  die  attische  Sage  —  nach  40  Silv.  2,4,21  Bistonio  cubili,  und  die  speziellen 

Athen  geflüchtet  war.    Wahrscheinlich  betonte  Ansprüche  von  Bizye,  Solin.  10,  18,  Plin.  4,  47. 

man    in    Megara    die    Schuld    der    Schwestern  10,  70.  —  Die  attische  Bewertung  der  ganzen 

stärker  als  die  des  einheimischen  Heros,  dessen  Sage  tritt,  abgesehen  von  Demosth.  60,  28,  am 

Grab  eine  Kultstätte  blieb.  klarsten  hervor  aus  den  knappen  Angaben  bei 

In  Daulis  sollte  das  älteste  Kultbild  der  Paus.  1,  5,  4.  Prokne  und  Philomela  werden 
Athena  einst  von  Prokne  aus  Athen  mitgebracht  auch  zu  den  Vorbildern  der  Geschwisterliebe 
sein  (Paus.  10,  4,  9).  Nach  Thukyd.  2,  29  gezählt  (Anonym,  bei  Westermann,  Mythogr. 
hiefs  bei  vielen  Dichtern  die  Nachtigall  Jav-  345,  12).  Dafs  die  Dichter  die  That  der 
Xiag  ögvig  (vgl.  Plut.  quaest.  conviv.  8,  7,  2;  Schwestern  anders  beurteilen  und  sie  als  ruch- 
Vergil.  Cir.  200;  Poet.  lat.  min.  ed.  Baehrens  50  los  brandmarken,  ist  selbstverständlich.  Mehr- 
1,  108;  Senec.  Herc.  Oet.  193),  ein  Ausdruck,  fach  wird  die  Tötung  des  Itys  durch  seine 
auf  den  Aristoph.  fr.  156  (Etyni.  Magn.2b0,8;  eigene  Mutter  mit  Medeas  That  zusammen- 
Zenob.  3,  14;  Hesych.;  Suid.  s.  SavXov)  mit  gestellt  (Hygin.  fab.  239,  Ovid  ex  Ponto  epist. 
seiner  davXicc  -noQmvr]  Bezug  nimmt.  Dafs  3,  1,  119,  Schol.  Bernens.  Verg.  Buc.  8,  47), 
Tereus  König  von  Daulis  war  nnd  dafs  dort  und  beide  Mütter  werden  dabei  darauf  hin- 
die  Sage  von  dem  grausen  Mahl  und  von  der  gewiesen,  wieweit  sich  ihre  That  vou  der  Mutter- 
Verwandlung  spielt,  betonen  aufser  Thukyd.  liebe  der  Vögel  unterscheidet  (Anthal.  Pcd. 
a.  a.  O.  auch  Paus.  1,  41,  8.  10,  4,  8 — 9,  Strab.  9,  95);    bei    Plut.   quaest.  conv.  8,  7    wird    die 

7,  321.  9,  423,  Steph.  Byz.  s.  dctvXlg,  Konon  Frage  erörtert,  wie  weit  die  Vorschrift  der 
31,  Senec.  Thyest.  275.  Andere,  welche  Tereus  60  Pythagoreier,  keine  Schwalbennester  an  Wohn- 
in  dem  eigentlichen  Thrakien  wohnen  lassen  häusern  zu  dulden,  mit  der  ethischen  Ver- 
um! dorthin  die  Hauptereignisse  verlegen,  urtheilung  der  Itys -Mörderinnen  zusammen- 
nehmen insofern  auf  die  Sage  von  Daulis  Rück-  hängt. 

sieht,   als   sie   einzelne  Teile  der  Handlung  in  Die  Namen  Prokne  und  Philomela  kommen 

Daulis    spielen    lassen,    wie    die  Verwandlung  bei  den  älteren  Dichtern,  bei  denen  sich  Hin- 

(Apollod.  3,  14,  8,  4)  oder  die  Schändung  der  weise  auf  die  Sage  finden,   nicht  vor.     Hesiod 

Philomela   (Tzetz.  zu  Hesiod.  Erg.  566).     Vgl.  und   Aischylos  sprechen,    soweit  unsere   aller- 

oben    Bd.  3    Sp.  2346.       Dafs    aber    trotz    all  dings     lückenreiche    Überlieferung     in    Frage 


3023                         Prokne  Prokne                         3024 

kommt,  von  arjddjv  und  %tlidmv.  Auch  der  sei  in  die  Schwalbe  und  Philomela  in  die  N ach- 
attische Vasenmaler  Panaitios  nennt  auf  der  tigall  verwandelt  worden.  Von  Philomela  sagt 
oben  Bd.  2  Sp.  572,  50  erwähnten  rotfigurigen  das  Agatharehides  bei  Phot.  bibl.  443  A  22 ;  Geogr. 
Schale,  die  jetzt  in  der  Münchener  Vasensamm-  min.  1,  114).  Von  beiden  Schwestern  berichtet 
hing  unter  Nr.  799  a  steht,  die  Mutter  und  diese  Art  der  Verwandlung  Hygin.  fab.  45;  seine, 
Mörderin  des  Itys  noch  krt8ov<xi  oder  Al-n8ovcci;  Version  die  auf  ein  Drama  zurückgehen  dürfte, 
über  die  Form  vgl.  Kretschmer,  Griech.  Vasen-  besagt:  Tereus,  der  Gatte  der  Prokne,  kam  aus 
inschrift.  S.  129.  Der  älteste  erhaltene  Beleg  Thrakien  nach  Athen  zurück,  log  seinem  Schwie- 
für  den  Namen  Prokne  ist  Soph.  Ter.  fr.  523.  gervater  Pandion  vor,  dafs  Prokne  gestorben  sei, 
Zum  mindesten  seit  Sophokles  sind  dann  aber  10  und  erbat  deren  Schwester  Philomela  zur  Frau 
die  beiden  Namen  Prokne  und  Philomela  all-  (die  gleiche  Motivierung  kennen  Apollod.  3,  14, 
gemein  geläufig,  nur  mit  dem  Unterschied,  dafs  8  mit  der  Korrektur  von  Höfer,  Konon  96 ; 
Zweifel  darüber  bestehen,  wer  von  beiden  die  Prob,  und  Serv.  zu  Verg.  Buc.  6,  78).  Pandion 
Nachtigall  bezw    die  Schwalbe  ist.  willigt  ein  und  griebt  ihm  Philomela  und  Wächter 


" 


Prokne  ist  die  Nachtigall  in  Sophokles3  mit.  Diese  wirft  Tereus  ins  Meer,  die  Philo- 
Tereus  und  der  von  diesem  Drama  beeinflufsten  mela  vergewaltigt  er  im  Gebirge  (in  monte) 
Litteratur.  Da  diese  sophokleische  Version  der  und  sendet  sie,  nach  Thrakien  heimgekehrt, 
Sage  schon  oben  im  Artikel  Itys  (Ergänzungen  zum  König  Lynkeus,  dessen  Gattin  Laethusa, 
unter  Philomela)  eingehend  besprochen  ist,  sei  eine  Freundin  der  Prokne,  sie  aber  alsbald  zur 
hier  nur  kurz  der  Kern  wiederholt:  Pandion,  20  Prokne  führt.  Während  die  Schwestern  auf 
der  König  von  Athen,  giebt  von  seinen  beiden  Rache  sinnen,  verkünden  Wunderzeichen  dem 
Töchtern  die  Prokne  dem  Thraker  Tereus  zur  Tereus,  dafs  seinem  Sohne  Itys  Gefahr  droht. 
Frau.  Diesem  gebiert  sie  den  Sohn  Itys.  Nach  Er  denkt,  sein  Bruder  Dryas  stelle  dem  Itys 
einigen  Jahren  (Ovid  Met.  6,  439:  nach  fünf  nach  und  tötet  diesen.  Prokne  mordet  jetzt 
Jahren)  kehrt  Tereus  allein  nach  Athen  zurück,  den  Itys,  setzt  ihn  dem  Tereus  zum  Mahle  vor 
um  auf  die  Bitten  der  Prokne,  welche  Sehn-  und  flieht  mit  Philomela.  Während  der  Ver- 
sucht nach  ihrer  Schwester  hatte,  Philomela  folgung  wird  Tereus  in  den  Habicht  (vgl.  oben 
zum  Besuche  abzuholen.  V'ährend  der  Heim-  den  xigy.og  bei  Aischyl.),  Prokne  in  die  Schwalbe 
reise,  welche  sich  die  einen  als  Seefahrt,  die  und  Philomela  in  die  Nachtigall  verwandelt, 
andern  als  Fahrt  über  Land  vorstellen  (vgl.  30  Das  Motiv  des  Abschneidens  der  Zunge  fehlt, 
auch  die  Vase  aus  Ruvo  in  Neapel,  Heydemann,  da  es  zu  dieser  Philomela  =  Nachtigall  natür- 
Vasensamml.  Neap.  3233,  Peinach,  Pepeii.  d.  lieh  nicht  pafst.  —  Ebenso  wie  Hygin.  be- 
vas.  240),  vergewaltigt  Tereus  die  Philomela,  zeichnet  auch  Ovid  fast.  2,  853  ff.  Prokne,  die 
sei  es  nun  nach  der  Landung  in  Thrakien  in  Gattin  des  Tereus,  als  Schwalbe  (vgl.  Ovid 
dem  versteckt  im  Walde  liegenden  Gehöft  trist.  3,  12,  9)  und  daran,  dafs  somit  der 
(stabida:  Ovid  a.  a.  0.  521,  iv  iq-hsöi  llijIovo-  Schwalbe  die  Hauptklage  um  den  Sohn  Itys 
lirj(üv:  Anthol.  Pal.  9,  452),  oder  ivl  amjXvyyi  zufällt,  nimmt  er  scheinbar  (vgl.  trist.  2,  390; 
ßa&iirj  {Anthol.  Pal.  9,  451),  oder  unterwegs  5,  1,  60)  so  wenig  Anstofs  wie  Horaz  Od.  4, 
in  Daulis  (Tzetz.  Hesiod  Erg.  566),  oder  unbe-  12,  5  und  wie  vielleicht  schon  Hesiod  Erga  568, 
stimmt  ausgedrückt  iv  rfj  TioQtla,  v-atf  686v  40  wenn  er  auch  anderswo  (anwr.  2,  6,  7)  der  ge- 
oder  in  itinere  (Liban.  12.  13.  bei  Westermann,  läufigeren  Vorstellung  Rechnung  trägt,  dafs  die 
Mythogr.  382;  Schol.  Bern,  und  Serv.  zu  Verg.  Nachtigall,  d.  i.  nach  seiner  Auffassung  Philo- 
Buc.  6,  78).  Nach  der  Schändung  schneidet  mela,  das  eigentliche  Klagelied  um  Itys  singt, 
er  ihr,  damit  sie  nichts  verraten  könne,  die  Von  den  sonstigen  römischen  Autoren,  welche 
Zunge  aus  und  hält  sie  auf  dem  Lande  ge-  Prokne  als  Schwalbe  und  Philomela  als  Nach- 
fangen, während  er  Prokne  vorlügt,  sie  sei  ge-  tigall  auffassen,  sei  besonders  auf  Vergil  Bucol. 
storben.  Pliilomela  aber  webt  die  Geschichte  6,  78,  Georg.  4,  15  und  die  verschiedenen  alten 
ihres  Leidens  mit  Zeichen,  Worten  oder  Bildern  Kommentare  zu  diesen  Stellen  (Serv.,  Prob., 
aus  Purpurfäden  in  ein  Gewandstück  ein  oder  Tun.  Philargyr.,  Schol.  Bern)  hingewiesen, 
schreibt  es  mit  ihrem  eigenen  Blut  darauf.  50  Das  Schwanken  in  der  Frage,  ob  die  Mutter 
Dieses  Gewand  schickt  sie  der  Prokne,  die  als-  des  Itys  die  Nachtigall  oder  die  Schwalbe  war, 
bald  die  Unglückliche  aufsucht  (nach  Ovid  findet  seine  Erklärung  wohl  darin,  dafs  man 
a.  a.  0.  als  Bakchantin  verkleidet  gelegentlich  aus  den  Stimmen  beider  Vögel  den  Laut  Ixv 
eines  Bakchos-Festes)  und  heimlich  in  ihre  mit  gleichem  Recht  heraushören  konnte  und 
eigene  Wohnung  führt.  Hier  beginnt  das  dafs  man  in  Gegenden,  wo  die  Nachtigall  sel- 
Rachewerk  an  Tereus,  das  bald  als  eine  ge-  teuer  war,  die  Itys-Nachtigall-Sage  auf  die  dort 
meinsame  That  der  beiden  Schwestern,  bald  als  häufiger  vorkommende  Schwalbe  übertrug.  Das 
wesentliches  Werk  der  Prokne  geschildert  und  Schwanken  zeigt  aber  zugleich  auch,  dafs  für 
mit  manchen  P]inzelheiten  ausgeschmückt  wird.  die  Alten  in  den  Namen  Prokne  bezw.  Philo- 
Itys  wird  getötet,  zerstückelt  und  seinem  Vater  60  mela  an  sich  kein  bestimmter  Hinweis  auf 
Tereus  als  Mahl  vorgesetzt.  Als  Tereus  er-  einen  bestimmten  Vogel  lag.  Die  oben  Bd.  3 
kennt,  was  geschehen  ist,  stürzt  er  mit  Beil  Sp.  2344  erwähnte  Erklärung  des  Namens 
oder  Schwert  auf  das  fliehende  Schwesterpaar  Prokne  von  einem  vermeintlichen  Epitheton 
los  und  verfolgt  sie,  bis  die  Götter  eingreifen  der  Nachtigall  7itQY.v6$  =  dunkelfarbig  und 
und  Prokne  in  die  Nachtigall,  Philomela  in  des  Namens  Philomela  als  die  „gern  an  Ställen 
die  Schwalbe,  Tereus  in  den  Wiedehopf  ver-  nistende"  Schwalbe  ist  modern  und  schwerlich 
wandeln.  im  Sinne  der  Alten.    Ihnen  war  Philomela  ein 

Umgekehrt  wird  von  anderen  erzählt,  Prokne  ebenso  leicht,  wie  Eumelos,   Polymele   u.  dgl., 


3025                         Prokne  Prokris                         3026 

verständlicher  und  deshalb  für  Heroinen  ver-  Das  alte  Xoanon  der  Athena  in  Daulis 
gchiedener  Art  gebräuchlicher  Name,  und  die  sollte  Prokne  aus  Athen  dorthin  gebracht  haben, 
Form  Prokne  würde,  auch  wenn  man  an  dem  Paus.  10,  4,  9.  Daulis,  rdas  Dickicht'  (Bd.  3 
Zusammenhang  mit  nsQ-Avög  =  dunkel  fest-  Sp.  2346,  40 ff.)  ist  der  Tummelplatz  der  Mai- 
halten wollte,  in  den  Kreis  alter  mythischer  naden  (Gruppe,  Gr.  Myth.  92,  181),  und  so 
Namen  passen.  Das  Tiermärchen  von  Aedon  erinnert  die  That  der  Prokne  an  die  Zerreifsung 
und  Chelidon  ward  zum  eigentlichen  Mythos  des  Pentheus  durch  die  eigene  Mutter, 
dadurch,  dafs  man  bekannte  Gestalten  der  In  der  Bd.  3  Sp.  2348,  32  ff.  erwähnten  1836 
Sage,  die  eine  alte  Geschichte  hatten,  mit  den  auf  der  Akropolis  gefundenen  Gruppe  von  der 
Vögeln  des  Tiermärchens  inVerbindung  brachte,  io  Akropolis  (abg.  0.  Müller-Schoell,  Archäol.  Mitt. 
wie  Pandareos,  Pandion,  Zethos,  Zetes,  Tereus  aus  Griechenland  Taf.  4,  7.  Sachs.  Berichte 
u.a.  So  dürfte  das  Schwesterpaar  Prokne  und  1851  Taf.  I A.  Athen.  Mitth.  1  [1876],  304 
Philomela  in  Kult  und  Sagen,  wie  etwa  die  Fig.  7.  Arch.  Zeit.  17  [1859]  Taf.  123,  3.  Arch. 
der  oben  erwähnten  Minyaden,  längst  berühmt  Anz.  9  [1894],  46)  in  der  O.  Müller  a.  a.  O.  63 
gewesen  sein,   ehe  ihre  Namen  mit  dem  Tier-  Pandrosos  und  Erichthonios,  Schoell  a.  a.  0.  65 


o 


märchen  in  Verbindung  gesetzt  wurden.  —  ebenso  E.  Kuhn  Bd.  1  Sp.  1576,  60 ff.    Sauer, 

Aufserhalb    der  bisher    besprochenen   Sage  Aus  der  Anomia  109,  3.     Pallat,  Arch.  Jahrb. 

kommt  der  Name  Prokne  noch  vor  als  attischer  9  (1894),  21,  42   —   Ge  Kurotrophos  ei'blickte, 

Schiffsname,  als  Name  einer  Insel  bei  Rhodos  hat   Michaeli*,   Ath.   Mitth.   a.  a.  0.    304 f.   auf 

(Plin.  5,  133)     und     im     Zusammenhang     der  -m  Prokne  und  Itys  gedeutet  unter   Zustimmung 

Kephalos-Sage  im  Etym.  Magn.  s.  KscpuXlrjviu,  von  Reisch,  Eranos  Vindobonensis  20,  3.    Winter, 

das   Uq6y.vi]v   tijv  'Eos%&ecog  ui]tequ   in    einem  Arch.  Anz.  a.  a.  0.  46.     [Höfer.] 

Zusammenhang  erwähnt,  in  dem  wir  nach  der  Proknis?  (Ylgö-nvig):  aitb  tov  TtQo-AbXQiG&ca  f] 

üblichen  Sage  UqÖ'aqiv  xr\v  'Eptfötcog  &vyctTtgu  .  .  .  II  q  6k  q  ig  irv^oloytiad'ai  donsi.   tvQvrui  de 

erwarten   und   den  Namen   wohl    entsprechend  nal  FLqÖxvls  diu  rö  v  iv  qwtoq ixä>  Is^ixco 

in  Prokris  ändern  müssen.     [Jessen.]  &r\lvy.bv  övoua,  Eust.  ad  Hom.  Od.   1688,  30 f. 

Prokne   (TlQÖ-Avri)    s.   auch   Philomela    nr.  5  =  Aelii  Dionysii  et   Pausaniae   Attic.   fragm. 

Sp.  2344 ff.,  wo  nachzutragen  ist:  ed.  E.  Schwabe  254,  4.     [Höfer.] 

Sp.  2344,  58 ff.    (Etymologie):  Von   7t£Q-x6g,  Prokoptas   (TlgoxÖTttug) ,   bei  Bakcliylid.  18, 

7TtQ-y.v6g  'gesprengelt,    schwärzlich'  leiten  den  30  28  f.  der  attische  Unhold  Prokrustes.    S.  d.  und 

Namen  Uoo-avt]  auch  ab  Sonne,  Kuhns  Zeitschr.  Polypenion.     [J.  Ilberg.] 

10,  21.    Vanicek,  Griech.-Lat,  Etymol.  Wörter-  Prokris    (IIpö-Apig)    1)    älteste    Tochter    des 

buch  1187.    Dagegen  will  Eurem,  Die  göttlichen  Thespios,    von  Herakles    Mutter    des   Antileon 

Zivillinge  bei  den  Griechen  67 f.  (vgl.  70.  75,  1)  und  des  Hippeus,  Apollod.  2, 1,  8.  Bethe,  Theban. 

Prokne  von  itponvig  'Feige'  ableiten,  den  Namen  Heldenlieder  163  f.  Anm.  5.  —  2)  Tochter  des 

ihrer    Schwester    Öilout]Xv    von   uf/lov   'Apfel'  Erechtheus,    Gattin    des    Kephalos,    über    die 

oder    f Schaf;    ähnlich   auch   Pott,   Zeitschr.  /'.  Eapp    Bd.  2  Sp.  1091  ff.    s.    v.  Kephalos    aus- 

vergl.  Sprachforsch.  6  (1857),  47,  der  es  für  mög-  fährlich     gehandelt     hat,     so     dafs    hier    nur 

lieh    hält,    dafs    man    später  aus   dem  Namen  weniges  zu  erwähnen  übrig  bleibt. 

^iloiirjlu  das  Wort  uilog  heraushörte  und  den  40  Zur  Prokrissage  im  allgemeinen  vgl.  Rohde, 

Namen    als    yiläuoi-xog    deutete.      0.    Keller,  Griech.  Roman  101,  3  (=  1082,  3). 

Thiere  des  Mass.  Altert.  317  erklärt  den  Namen  Zur    Etymologie    vgl.    Proknis;    vgl.    auch 

des   Sohnes   der   Prokne,   Itylos,   als   onomato-  Prokritos. 

poietische  Bildung  aus  dem  Gesang  der  Nach-  Zu  der  Sp.  1090,  64  ff.  angeführten  Version, 

tigall    (itun-itun   oder   itul-itul;    s.    aber  auch  die  01  tu  0vßa'Cxu  y syQutp orsg  und  Aristo- 

Roscher  Bd.  1  Sp.  85,  34ff.)  und  (S.  319)  leitet  demos  in  den  'EntyQÜatiara  ©rißaixu  nach 

die  enge  Verwandtschaft  Philomelas   mit   den  dem  epischen  Kyklos  wiedergegeben  haben,   s. 

Schwalben  aus  den  mannigfachen  Berührungs-  W.  Radtke,   Hermes  36   (1901),   54;   vgl.    auch 

punkten  ab,  in  welchen  die  beiden  Vögel  nach  Immisch,  Klaros  (Jahrb.  f.  klass.  Phil.  Suppl.  17) 

den  Anschauungen   des   Altertums   zusammen-  50  S.  157.    Bethe  a.  a.  0. 

trafen.     Nach  Pott,   Zeitschr.  f.  vergl  Sprachf.  Sp.    1091,    34 ff.    (zur    Genealogie):    Prokris 

9   (1890),   409    zeugt  Pandion,    Personifikation  ist  Tochter  des  Kekrops,  Schol.  Apoll.  Rhod. 

des  günstigen  Himmels,  Sohn  des  Erichthonios  1,  211;  vgl.  auch  Bd.  3  Sp.  949,  48.    Eine  eben- 

(=  Fruchtland)  die  Prokne  und  Philomela,  die  falls   sonst   niigends    bezeugte    Sage    berichtet 

Verkünderinnen  des  Frühlings;  vgl.  A.  Mommsen,  Hyg.  f.  253,  indem  er  unter  denen,  rquae  con- 

Delphika  306.  tra  fas  coneubuerunf \  auch  die  Prokris  nennt: 

Zu  Bd.  2    Sp.  570,   48 ff.:   Bei  Aesch.  Suppl.  tcumErechtheopatre,exquonatusestAglaurus\ 

60:   rag  Trjgsiug  iiijridog  oixrpäg  ulö%ov   fafst  Es   ist   nicht   zu   entscheiden,    ob__mit   Rascher 

v.Wilamowitz,  Eurip.  Herakles  2,  238  zu  v.  1022  Bd.  1  Sp.  107,  9   auf  Grund  der  Überlieferung 

Mrjtidog  als  nomen  proprium  für  einen  anderen  üo  Aglaurus  für  einen  Sohn  des  Erechtheus  und 

Namen    der  Prokne    auf,    und  weist    auf  den  der  Prokris  zu  halten  ist  oder  ob,  wie  Toepffer 

merkwürdigen,    unerklärlichen    Ausdruck    des  bei  Pauly-Wissoira  1,   830  vermutet,   ein   un- 

Euripides   (Her.   f.    1022)   hin,    der  den   Mord  wissender   Abschreiber  sich    durch   die  männ- 

der  Prokne   an  Itylos  c  frvousvov  Movaaig'  =  liehe  Namenswendung  hat  verleiten  lassen,  auch 

rden  Musen  geschlachtet'  nennt.   Anderehalten  das   Prädikat   durch   Änderung   von  fnata'  in 

\ii]xidog  für  verderbt  und  konjizieren  demgemäfs,  fnatus'  mit  dem  Subjekt  in  formellen  Einklang 

s.    W.  Kräuselte,   Mythologumena   Aeschylea  in  zubringen.  Vgl.  auch  Gruppe,  Gr.  Myth.  1197,2. 

Diss.  Phil.  Halenses  9  (1888),  297  adnot.  1.  Sp.  1091,   55 ff.:    Wiederholungen    der    dort 


3027                     Prokritos  Promachos                    3028 

erzählton  Sage  vom  Tode  der  Prokris  sind  die  äufsern.    Mir  scheint  es  wahrscheinlicher,  nach 

Sagen  von  Leukone  und  Kyanippos  (s.  d.  nr.  3)  der  Analogie  von  Proastianoi  (s.  d.),  Pro  poleos 

und  die  vollständig  parallele  sybaritische  Lo-  (s.  d.),  Propylaios  (s.  d.),  Prothyraia  (s.d.)  u.s.w. 

kaisage,   die  Plat.  Parall.  31,   2   nach  Kleito-  Götter  anzunehmen,  deren  Heiligtum  jrpo  xvxlov 

nymos   erzählt;    vgl.    Rohde   a.  a.  0.  41,    8   (=  (xvxAog  =  Ringmauer)  lag,  zumal  da  auch  bei 

442,   8).     Ganz   abweichend    von    der   gewöhn-  u       7     ,..,     T.  „    ,  .  ,               ,,      e  *       ,          N 

liehen  Sage  berichtet  der  Anonymos  bei  Wester-  ?«"¥*■  C^erliefert  ist  7tQo^h?-n  ^rjcrguc) 

mann,  Mythogr.  345  =  Paradoxogr.  219,  dafs  dl° L«*rt  «Q°Wtq«c  nur  auf  Konjektur  be- 

Prokris  von  ihrem  Vater  Erechtheus  im  Kriege  ™ht-  .  Cnmus  ™   Herond.  I  Tit.  schreibt  bei 

mit  Eumolpos  geopfert  worden  sei.  10  S*8^"    **™>**'  ,\  .*«<?  .  %"*    VW«- 

o     i^nif    in        t    r»     4.          a      v>    i    •      i  Vor  allem  aber  kommt  hinzu,  dals  an  den  beiden 

Sp.  109'J:   über  die  Deutung  der  Prokris  als  0,  n         ,                   ,         ,     '     .     . 

T,,r      f,        •             -r,      i       Tjj    i-P  a      otnn      t>  Stellen    des   Herondas,   den    einzigen,    wie    es 

Mondberome    s.   Röscher  Bd.  2  Sp.  3199.     Pro-  ,    •   j                          ,  / '      ,           i     ö                  t 

i    •       i     u         i         j       *  a„„-         ri          „    n  scheint,    wo   7tQ0Y.vv.ug,   -tri   vorkommt,    es   die 

kris  als  Hypostase  der  Artemis  s.  Gruppe,  Gr.  ^    -.     ,'             "              '    ,   '       (J^       ,  '.   ,  , 

nr  ti     in    /     i     -.oo<>\       i      -\,  „       n^™  ui    tt„  Bedeutung  von  aucroonog  =    Kupplerin     hat. 

JZMiA.  42   (vgl.  1283).     In   ihrem   Gemahl   Ke-  r.,      ,        ö.,   ,.    r     ,>       t    -n       •  V        //-»  nv 

,-i        •  14.  x,t   tt     /■     n    r              +7-177-    •„  Gb    der   aitolische    Monat    IlQoxvxhog  (Colhtz 

phalos  sieht  E.  Maas,  De  Lenaeo  et  Delphtnio  .,„,.         ,    10„0    „.,„_         \xr     ,     S.J>          , 

Vtt  f  ^     i          i.  -da  o  o      unn    ^ff        a  n   „+ nr-  1844;  vgl.   1863.  2127  =    We scher- 1  oucart, 

All  i.  (vgl.  auch  Bd.  2  Sp.  1100,  6n.  und  Gaston  T        ■   .'                   -,7-        «     r.  7  7               „,,,.     „ 

n  7-     VT       7  77   nn  r,nft>i   0,0\    •   „tt„  „„+„„„  Inscriptions    recueillies    a    Delphes    nr.  31b,    1. 

Colin,  Corr.  hell.  30  [ 190b  ,  213)  eine  Hypostase  „„„    /    n         „  „    .   ,-,„„,!     '_>       .,    ,      ' 

j       a      11      tt         ■      t>  *.!■      /    ^  >       \  tt„  323,  1.    Corr.  Heil.  5    1881  ,  40 n  mit  den  ge- 

des  Apollon  Kynneios  Pythios  (=  <Pimog)  Heoos  „     ,              ,  L.          ■        n                  i. 

/'tt~     \      w     i    r      7  7                  tt  77      -7.     i     qc  nannten    -irfot    TtooxvYuoi    im    Zusammenhang 

(  Eojoc).     JNach  l<orchhammer,  Hellenika  1,   86.  ,  ,  ,    ,..  „  ,     .  ,     v         ,          ,          •  ,  .            •     s 

i  nV  iT  j         u  7-r         '    /     i\                            ?•     i  steht,  lalst  sich  vermuten,  aber  nicht  erweisen. 

101   bedeutet  Ilgoy.Qig  (so!)  von  jrpo:  rcpos  ab-  20  „■    ,   tf          r\              ■  *.       j?  j           -j       ■    i. 

.  -.   .    T      t     _  ...       -l     j      i„„     „1    •    *     j„  Bisch  off  a.  a.  G.  verweist  aut  den  epidaurischen 

geleitet  das    vorwärts  eilende,  bergab  lagende  ,T       ,''    ,  ,       ,7,         7.       7-     -77      7,^    -j 

w           )«\     t"      1                 "icin    ?„     fij     „1,  Monat  Kvv.uog  (Kavvadias,  l'ouilles  d  Epidaure 

Wasser    (?),   Ktwalog  von   edg  (?)   das     Hauch-  _..    „    10s\.    _.     0    '              .     rTT^V     n 

,  ,0V,('        ^       s                s^  /  nr.  240.  Z.  13.  47.  71.  84.  u.  s.  w.)     FHofer.1 

wasser   (?!)  '     L           J 

Sp.   1101/2    (Vasengemälde:    Der    Tod    der  Prokyon  s.  Sternbilder. 

Prokris)  =  Cec.  Smith,  Cat.  of  greek  ras.  Brit.  Prolochos  (Tlpdlo^og),  ein  Lapithe,  im  Kampfe 

Mas.  3,  294  nr.  477 ;  abg.  auch  bei  G.  Weicher,  der  Lapithen    gegen   die  Kentauren    auf  dem 

Der  Seelenvogel  in  der  alt.  Litteratur  k.  Kunst  Schilde    des  Herakles   Hes.  Scut.  180.     [Stoll.] 

166    Fig.  86   (vgl.  22,  2.    167,  1   mit  weiteren  Promache  (?)  =  Pronome  (s.  d.) 

Nachweisen).     Darstellung  der  Prokris    durch  Promacliorma  (ngoua^ogiia),    Beiname    der 

Polygnotos  in  der  Lesche  der  Knidier  in  Delphoi,  30  Athena,  unter  welchem  sie  auf  dem  Vorgebirge 

Paus.  10,  29,  6.     [Höfer.]  Buporthmos  (Oberhummer   bei  Pauly  -  Wissowa 

Prokritos   (IlQoxQtrog),    einer  der    attischen  s.  v.)  bei  Hermione    in  Argolis    ein  Heiligtum 

Jünglinge,    in    deren   Gegenwart  Theseus    den  besafs,    Paus.  2,    34,  8.     Der    Name    bedeutet, 

Minotauros  erlegt  auf  der  Frangoisvase,  C.  I.  G.  wie   Promachos,    die   "Vorkämpferm',    Gruppe, 

4,  8185  b.  O.  Jahn,  Archaeol.  Beiträge  275  Gr.  Myth  1207,  7,  während  ihn  Jacobi,  Hand- 
(der'Jfpoxpiroff  las).  Weizsäcker,  Rhein.  Mus.  33  Wörterbuch  771  als  'Beschützerin  der  Bucht' 
(1878),  377  f.  Reichet,  Arch.-Epigr.  Mitth.  aus  erklärt.  In  der  unter  Prokyklioi  angeführten 
Ost.  12,  56.  W.  Klein,  Griech.  Vasen  mit  Meister-  Inschrift  aus  Erythrai  liest  H.  Herbrecht,  De 
signat-.  33.  S.  Reinach,  Re'pert.  des  vases  1,  134  sacerdotii  apud  Graecos  emptione  venditione 
(abg.  1, 135  oben)  und  auf  einer  Vase  in  Leyden,  40  (Diss.  Strafsburg  1885)  S.  13  (vgl.  S.  48  Z.  61 
C.  I.  G.  4,  7719;  abg.  Roulez,  Choix  de  vases  =  Dittenberger,  Sylloge  p.  367,  Z.  61:  [k&r}väg] 
de  Leydes  pl.  X.  Reinach  a.  a.  O.  2,  271.  Nach  'E7tiyi<i.%ov,  die  er  der  athenischen  Promachos  ver- 
Osk. Wulff,  Zur  Theseassage  (Diss.  Dorpat  1892)  gleicht;    doch    kann    Epimachos    auch    selb- 

5.  24  (vgl.  182  Amn.  138)  ist  der  Name  Pro-  ständiger  Name  einer  Gottheit  sein;  vgl.  Bd.  1 
kritos  attischen  (vgl.  die  attische  Heroine  Pro-  Sp.  2899,  59  ff.     [Höfer.] 

kris)  Gepräges.     [Höfer.]  Promachos     (ripoiiaxog)     1)    Beiname    des 

Prokrustes  s.  Theseus,  Polypemon,  Poly-  Hermes  in  Tanagra,  Paus.  9,  22,  1  ff .    Röscher 

pemonides,  wo  nachzutragen,  dafs  schon  Pott,  Bd.  1  Sp.  2349,  46  ff.    v.  Wilamowitz,  Hermes  21 

Zeitschr.  f.  vergl.  Sprach  forsch.  6  (1857),  131  f.  (1886),  107,  2.     E.  Maafs,  G.  G.  A.  1889,  817. 

IIpoY.QOvOTrig    als    den    r  Recker    und    Strecker  50  Usener,  Rhein.  Mus.  58  (1903),  198.     Perdrizet, 

durch  Schlagen'  erklärt  und  auf  den  Doppel-  Corr.   hell.   27    (1903),   303.     P.  Girard,   Revue 

sinn  von  HolvTtr\tiov  rder  Kummerbereiter'  und  des  etudes  grecques  18  (1905),  59 f.   H.D.  Müller, 

cder  viele  Güter  erwarb'  hingewiesen  hat.    Vgl.  Myth.   d.   griech.   Stämme  2,    402  f.     Vielleicht 

auch  Prokoptas.     [Höfer.]  ist   Hermes   Promachos    auf  Münzen    von    Ta- 

Prokyklioi  (IIooY.vy.lioi).    Auf  einer  Inschrift  nagra  dargestellt,   auf  denen  er  in  der  R.  an- 

aus  Erythrai    in  Kleinasien  werden  &80I  IJqo-  scheinend  die  Strigilis,   in  der  L.  den  Herold- 

v.vxlioi    genannt.   Dittenberger,   Sylloge  Inscr.  stäb  trägt,  Hitzig  und  Bluemner  zu  Paus.  a.  a.  O. 

Graec.    22    nr.    600    Z.    130.    135    p.    371.      In  Münztafel  5,  16.  —  Vgl.  auch  unten  nr.  9.  - 

diesen  sonst  unbekannten  Göttern  sieht  Ditten-  2)  Beiname  der  Athena,  deren  kolossale  eherne 

berger  a.  a.  0.  p.  371  Anm.  59  mit  Ray  et  (Re-  60  Statue  zum  Andenken  an  die  Schlacht  bei  Ma- 

vue  archeol.  33,  1877,  128)  Hochzeits-  und  Ehe-  rathon  von   den  siegreichen  Athenern  auf  der 

götter  mit  Berufung  auf  Hesych.  TtooxvxXlg-  f]  Akropolis  errichtet  sein  soll,  Schol.  Demosth.  in 

7tQ0Livi]6zpiu.    Auch  E.  Bischoff,  Griech.  Studien,  Androt.  (or.  22,  597)  p.  676  Dindorf.    Dieselbe 

H.    Lipsius   zum    60.    Geburtstag    dargebracht,  Statue  erwähnt  Paus.  1,  28,  2.  9,  4,  1,  aber  ohne 

schliefst  sich  der  Ansicht  Rayets   an,    Crusius  den  Namen  Promachos  zu  nennen,  der  sonst  nur 

zu  Herondas  6,   90    (wo    7Cqoy.va.Hi]   steht)    be-  noch  begegnet  bei  Alciphron  3,  51,  4  (Jlpd/xa^f 

merkt  nur:   'a  loco  alieni  ftsol  7tooxvY.hoL  .  .  .  k&j]v&  v.cxl  TIoliov%s  xov  aarsog),  in  der  späten 

Erythris',    ohne    sich   über   letztere    selbst   zu  (408/12  n.  Chr.)  Inschrift  des   Sophisten  Apro- 


3029 


Promaehos 


Promachos 


3030 


nianos  (KaibeJ,  Epigr.  912,  4  =  C.  I.  A.  III,  1, 
038  p.  133),  der  die  Statue  seines  Gönners,  den 
er  7tQ6[icc%ov  fttaumv  nennt,  orfjot  Ttccga  FIqo- 
liä%(p  Hclldöi  Kty.Qonlrj,  und  bei  Zosim.  5,  6, 
2;  vgl.  Michaelis,  Athen.  Mitth.  2  (1877),  91  f. 
E.  Curtius,  Gesammelte  Abhandlungen  2,  3(57. 
Über  die  viel  umstrittene  Frage,  ob  Pheidias 
oder  (der  ältere)  Praxiteles  als  Schöpfer  dieser 
Statue  anzusehen  sei,  und  über  etwaige  Nach- 


maun  ebend.  152  =  Baumeister.  Denkm.  S.  17 
Fig.  19;  zu  den  Inschriften  vgl.  Maoul-Bochette, 
Journal  des  Savants  1834,  150,  1.  Kirchhoff', 
Studien  zur  Gesch.  des  griech.  Alphabets3  113 
nr.  8)  erkennt  Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio 
XV,  4  den  Parthenopaiossohn  Promachos  neben 
dem  inschriftlich  bezeugten  "AdguGzog  und 
TvStvg.  Nun  ist  zwar  C.  I.  G.  4,  7708  =  Cauer, 
Delectus  Inscr.   Graec.'*  nr.  550  p.  345  die  Er- 


bildungen    derselben    s.    Hitzig -Bluemner    zu  10  gänzung  [IjQ]6uccxog    aufgenommen,    aber    ab- 


Paus.  1,  28,  2  S.  300  ff.  Gruppe,  Gr.  Myth. 
1222,  1.  1221,  2  b.  vgl.  auch  Furtivängler  Bd  1 
Sp.  700,  28  ff.  Auf  einigen  Inschriften  a)  C.  I. 
G.  1,  1078  =  Dittenberger ,  Inscr.  Megar.  et 
Boeot.  49.  —  b)  C.  1.  A.  3,  129.  0.  Liermann, 
Analecta  epigr.  et  agonistica  in  Diss.  Phil.  Ha- 
lenses  10,  153.  —  c)  Dittenberger-Purgold,  Inschr. 
v.  Olympia  243  b  p.  355 f.,  vgl.  Dittenberger, 
Arch,  Zeit,  38  (1880),  165.    Liermann  a.  a.  0.  154, 


gesehen  von  der  Möglichkeit  einer  anderen 
Ergänzung  [<f>iX\6acc%og,  ['ÜJfior^oj,  [Nix.]6uu%os 
u.  s.  w.  und  der  von  Heydemann  vertretenen 
Ansicht,  dafs  der  Name  des  Besitzers  (noch 
andere  wollen  den  Namen  des  Künstlers  darin 
sehen)  hier  zu  erblicken  sei,  sprechen  auch 
chronologische  Erwägungen  gegen  diese  An- 
nahme. Im  Schöl.  Hom.  II.  4,  404  (Schol.  Toivnl. 
406)  und  bei  Eust.  Hom.  II.  489,  39  heifst  des 


von  denen  a  wegen  der  ebenfalls  mit  erwähnten  20  Parthenopaios  Sohn  Stratolaos,  bei  Hygin.  f.  71 


Spiele  Evotßsia  in  Puteoli  nicht  älter  als  An 
toninus  Pius  sein  kann,  b  und  c  ungefähr  aus 
dem  Jahre  250  n.  Chr.  (b  ist  etwas  älter  als  c) 
stammen,  werden  Spiele  Ä&rjväg  IlQOiLCi%ov  iv 
'Pmiir]  erwähnt.  Die  Ergänzung  einer  Inschrift 
aus  dem  kleinasiatischen  Tsaush  durch  Sterret, 
Papers  3,  161,  271  zu  ['A&r\vä\  Ntixrjfpögog  kcci 
IlQ6[ua%og]  ist  m.  E.  schon  wegen  der  dann 
kaum  zu  erklärenden  Nominative  unrichtig;  es 


Thesimenes  {Maafs  a.  a.  O.),  was  jedoch  mit 
Jacobi,  Handwörterbuch  d.  Myth.  859  und  Bethe 
a.  a.  O.  111,  5  (vgl.  Gruppe,  Bursians  Jahresber. 
85  [1895],  289  nr.  261)  nach  Paus.  3,  12,  9  in 
Tlesimenes  zu  verbessern  sein  wird.  —  9)  Nach 
Sosibios  (F.H.  G.  2,  626)  bei  Athen.  15,  674 ab 
gab  es  in  Sparta  ein  Fest  Promacheia:  17  züv 
IIq  0  uet  %  £  I,  cov  soqzt]  .  .  .  eiv  zavzy  av^ißaivsi 
zovg  (ihv  certb  z))g  %ü>Qug  xaXdjioig  ßzecpavovßd'cii 


werden  Personennamen  sein.  —  3)  Beiname  des  30  ?}    ozisyyldi,    zovg    d'ix.    rfjg     aycoyi/g     neädag 


Herakles  in  Theben,  Paus.  9,  11,  4.  Panofka, 
Abh.  d.  AJcad.  d.  Wiss.  in  Berlin  1853,  280.  Nach 
Pausanias  war  die  Marmorstatue  des  Herakles 
Promachos  das  Werk  zweier  sonst  unbekannter 
thebanischer  Künstler,  des  Xenokritos  und  des 
Eubios,  das  alte  ^öavov  ein  Werk  des  Daidalos. 
Auf  Münzen  von  Theben  (Gardner,  Types  pl. 
3,  45),  die  den  Herakles  schreitend  mit  Bogen 
und  gesenkter  Keule  und  völlig  nackt  darstellen, 


a6Z£q>avc'ozovg  ccY.olov%^üv.,  Wide,  Lakon.  Kulte 
349,  1  (vgl.  356)  schliefst  aus  dem  Namen  dieses 
Festes  auf  den  Kult  eines  Gottes  oder  Heros 
Promachos  in  Sparta,  wenngleich  ein  solcher 
sonst  nicht  bezeugt  ist.  31.  P.  Nilsson,  Griech. 
Feste  470  vermutet,  dafs  dieses  Fest,  an  dem 
auch  die  Perioiken  (oi  anb  zi)g  %wQag)  teil- 
nahmen, noch  Spuren  von  der  Machtstellung 
der  alten  Bevölkerung  bewahrt  habe.  Es  scheint 


wollen  Imhoof-Blumer  und  Gardner,  Numism.  40  freilich,  als  ob  man  mit  Nilsson  a.  a.  O.  470,  3 


comment.  on  Paus.  p.  112  eine  Wiederholung 
dieses  t,6avov  finden.  —  4)  Sohn  des  Herakles 
und  der  Psophis  (s.  d.),  der  wie  sein  Bruder 
Echephron  (s.  d.  nr.  1)  in  Psophis  in  Arkadien 
ein  Heroon  besafs,  Paus.  8,  24,  2.  4.  Vgl.  Mei- 
necke zu  Steph.B 'yz.  s.v.  $r\ysicL.  A.  Kalkmann, 
Pausanias  d.  Perieget  171.  —  5)  Sohn  des  Aison 
und  der  Polymele  (s.  d.  nr.  3),  Bruder  des  Iason, 
in    jugendlichem    Alter     von    Pelias    getötet, 


azlsyyig  in  der  Bedeutung  f  kammähnlicher 
Kopfschmuck'  auffassen  müsse  (Pollux  7,  179. 
Hippolochos  bei  Athen.  4,  128  c.  e  Schol.  Fiat. 
Hipp.  Min.  368  a  p.  327  Herrn.).  Könnte  man 
die  Stelle  so  auffassen,  dafs  bei  der  Feier  der 
Promachien  die  Sieger  in  den  Spielen  einen 
Sehilfkranz  oder  eine  özXsyyig  =  Striegel  als 
Preis  erhalten  hätten,  so  gewönnen  wir  viel- 
leicht   eine    Parallele    zu    der    tanagräischen 


Apollod.  1,  9,  27.    Diod.  4,  50.  Tzetz.  Lyk.  175  50  Kultlegende  (oben  nr.  1),  nach  der  Hermes  nur 


p.  441  M.  —  6)  Boioter ,  Sohn  des  Alegenor, 
von  (dem  Troer)  Akamas  erlegt,  Hom.  II,  14, 
476.  482.  503.  —  7)  Freier  der  Penelope, 
Apollod.  Epit.  7,  30.  —  8)  Sohn  des  Partheno- 
paios, einer  der  Epigonen,  Apollod.  1,  9,  13. 
3,  7,  2.  Paus.  2,  20,  5.  Sein  Grab  war  in 
GHsas  in  Boiotien,  Paus.  9,  19,  2 ;  Bethe,  Theban. 
Heldenlieder  113,  9;  seine  Statue  stand  in  der 
von    den  Argive"m  nach   dem  Siege  bei  Oinoe 


mit  einer  azlsyyig  bewaffnet  die  Epheben  von 
Tanagra  zum  Siege  führte.  Aus  welchem 
Grunde  Murr,  Die  Pflanzenwelt  in  d.  griech. 
Myth.  279  das  oben  erwähnte  Fest  der  Pro- 
machien in  Sparta  für  die  Dioskuren  in  An- 
spruch nimmt,  ist  nicht  ersichtlich.  —  10)  Auch 
in  dem  in  Pellene  hochverehrten  Pankratiasten 
Promachos,  der  seinen  Mitbürgern  im  Kampfe 
gegen  die  Korinthier  siegreich  beistand  (Paus. 


in  Delphi  aufgestellten  Gruppe  der  Epigonen,  60  7,  27,  5.  6  vgl.  6,  8,  5  Philostr.  Gymnas.  4,  22), 


Paus.  10,  10,  4  Overbeck,  Gesell,  der  griech. 
Plastik  2 8,  140  f.  Robert.  Hermes  25  (1890), 
412  ff.  Bethe  a.  a.  0.  110  ff.,  eine  andere  Statue 
in  Ai-gos,  Paus.  2,  20,  5.  Auf  dem  altertüm- 
lichen chalkidischen  Vasenbild  (abg.  Annali 
1839  Tar.  d'agg.  P. ;  vgl.  Abeken  ebend.  255 ff.  = 
Overbeck,  Heroengallerie  Tafel.  3,  4;  vgl.  S.  88  f. 
=  Arch.  Zeit.  23  [1866]  Taf.  CCVI;  vgl.  Heyde- 


sieht  Wide  a.  a.  0:>  einen  ursprünglichen  Gott. 

—  11)  Griechische  Übersetzung  des  lateinischen 
Quirinus  (s.  d.),  Lyd.  de  mens.  4,  1.  W.  Kahl, 
Philologus  Suppl.  5  (1889),  741  f. ;  vgl.  L.  Deubner, 
Arch,  f.  Beligionswiss.  8  (1905)  Beiheft  S.  75  f. 

—  12)  Held  einer  Liebesnovelle,  die  in  Knossos 
spielt:  Promachos  liebt  den  schönen  Leuko- 
komas  und   unterzieht   sich   in    der   Hoffnung, 


3031                   Promantheus  Prometheus  (Wesen  i.  Allgein.)     3032 

dessen  Sprödigkeit  zu  besiegen,    allen  gel'ahr-  (anoyovog-,    Wytteribach)  des  Orpheus  war,  zu- 
vollen Abenteuern,    die    dieser    ihm    auferlegt.  sammenstellen.      Gegen   Duemmlers  Vorschlag 
Als   er  aber    trotzdem    keine  Erhörung  findet,  erhebt  m.  E.  mit  Recht   Einspruch  E.  Maafs, 
setzt  er,  von  dem  letzten  Abenteuer,  in  das  ihn  Orpheus  65  Anm.  78,  der  eher  noch  an  Perimedes 
Leukokomas  geschickt  hatte,  zurückgekehrt  —  (risQi^'ßrjgl),   den  Enkel   des  Orpheus  (Censor. 
er  hatte  einen  weitberühmten  Helm  holen  müssen  fr.  10  p.  64  Hultsch),  denken  möchte.    Doch  ab- 
- — ,  diesen  vor  den  Augen  des  Leukokomas  einem  gesehen  von   der  unsicheren  Überlieferung  bei 
andern    schönen    Jüngling    auf.      Leukokomas  Censor.  a  a.  0.  löst  auch  diese  Annahme  kaum 
durchbohrt  sich  hierauf  mit  dem  Schwert,  Conon  die  Schwierigkeiten,  die  die  Person  des  Prome- 
16,    der  auf  Theophrast  tisql   egcorog  {Strabo  10  don   alten   und   neuen   Erklärern   bereitet   hat, 
10,  478  U.  Hoefer,  Konon  91)  zurückgeht,  wo  das  und  wir  müssen  uns  mit  einem  cnon  liquet'  be- 
Paar Euxynthethos  und  Leukokomas  heifst,  das  gnügen.  vgl.  Gruppe  Bd.  3  Sp.  1176.  —  2)  s.  Neaira 
auch  nach  der  Verbesserung  von  Rohde,  Griech.  nr.  8.     Roh  de,  Gr.  Roman  40  =  43 2.     [Höfer.] 
Roman1  87,  2  (=  81  \  2)  bei  Flut.  Amator.  20  Promenos    (Uqö^svog).      Ein    Kreter,    nach 
p.  766  c  wiederkehrt,  wo  zu  schreiben  ist:  ti  yuQ  dem  die  TCQo^itvtiov  benannte  Art  des  Granat- 
en' Isyoi  rig  Ev^vv&ztov  xcu  AevkokÖuccv;  ri  dh  apfels  ihren  Namen  tragen  soll,  Schol.  Nikand. 
rrjv    (statt   Asvno^uvtiSa    rrjv    [darnach   Bd.  3  Älexiph.  49<).     Ob  mythologisch?     [Höfer.] 
Sp.  1566,  45 ff.  zu  berichtigen]  iv  Kvtiqco  TlaQa-  Pronietheia  (IlQoinj&tia),  Mutter  der  Tyche, 
ycvTtTovßuv  .  .  TTQ06ayoQ£vo[ihvi]v .     [Höfer.]  Eunomia    und    Peitho,    Alkman    [fr.  62  Bergk 
Promantheus   (IlQouav&evg),    Beiname    des  20  34,  58)  bei  Flut,  de  fort.  Rom.  4;  vgl.  Welcher, 
Zeus  in  Thurioi,    Lykopin.  537  u.   Tzetz.     Ein  Aeschyl.  Trilogie  71  Anm.  91.    Sitzler,  Festschr. 
direkter  Zusammenhang  mit  npoinfösvg   (vgl.  der  Badischen  Gymnasien  (Karlsruhe  1886),  S.  60. 
Kuhn,  Herabkunft  des  Feuers  17.  Cohen,  Zeit-  Weizsäcker   Bd.  3   s.  v.   Peitho   S.  1801),    14  ff. 
schrift    f.    Völkerpsychologie    u.    Sprachwissen-  Statt  Tlgo^r^siag  bei  Alkman  a.  a.  0.  scheint 
schaff  5  [1868],  412.     Pott,  Zeitschr.  für  vergl.  Rohde,  Gr.  Roman  297 s  Anm.  2  nQO^&tag  zu 
Sprachforsch.  6  [1857],    103 f.)    ist  nicht  nach-  lesen,   da  er  die  Tyche  Tochter   des  Prome- 
weisbar,  Joh.  Schmidt,  Zur  Geschichte  des  indo-  theus  nennt.     Nach  Schol.  Rind.  Pyth.  5,  35. 
german.  Vokalismus  1, 118;  ebenso  ist  es  zweifei-  Tzetz.  Chil.    6,    913  f.    ist    Prometheia    Tochter 
haft,   ob   der  Name    den   Zeus    als   Orakelgott  des  Prometheus,   wie  Metameleia   Tochter   des 
bezeichnen   soll,    Gruppe,   Gr.   Myth.   1109,    5.  30  Epimetheus  ist;  vgl.  Metameleia  und  Prophasis. 
Nach  Pape-Benseler  s.  v.  TlQOfiav&&vg  hat  man  Vgl.  auch  Fulgent.  Myth.  2,  6  p.  46,  9:  Prome- 
TtQouavTsvg  vermutet.     In  der  Paraphr.  rec.  zu  theum  dictum  quasi  PRONIANTECI,  wofür  der 
Lyk.   a.  a.  0.    steht    statt    nQouav&tvg:    IJqo-  codex  Gudianus  PKOMI0EIANTECI  hat,   also 
lir}&£vg.     Vgl.   Prometheus   Sp.  3034.     [Höfer.]  =  IIq6voi<xv  (s.  d.)  bez.  IlQoinfösuxv,  was  Ful- 
Proniantis  =  Dike;   s.   Bruchmann,   Epith.  gentius  mit  Praevidentia  übersetzt.     Vgl.  auch 
deor.  p.  78.  Pott,   Philologus  Suppl.  2,   286.   —   Über  Cura 
Proniatheia  s.  Prometheia.  =  Prometheia  bei  Hyg.  f.  220  s.  Deubner  Bd.  3 
Prome    auf   einer   Inschrift    aus    Venafnim  Sp.  2109,  66  ff.     [Höfer.] 
finden  sich  eultores  collegi  Promes,  C.  I.  L.  10,  Prometheus  (tlQoitriQ-svg),  Sohn  des  Titanen 
4853    und    dazu    Mommsen,    der    ausdrücklich  40  Iapetos,  ein  Gott  aus  dem  älteren,  den  Kronos 
bezeugt,  dafs  PROMES,  nicht  P.  ROMES,  das  umgebenden  Kreise,  dem  Zeus  gegenüber  An- 
Muratori  nach  Orelli  1,  2408  als  Panthei  Romae  walt  und  Beschützer  der  Sterblichen,  den  Men- 
erklärte,   auf  dem  Stein   steht.     Auch  Henzen  sehen  Geber  des  Feuers  und  dadurch  Begründer 
bei    Orelli  Suppl.  3,   5830   bezeugt  die  Lesart  der  Kultur,  nach  jüngerer  Überlieferung  auch 
Promes  und  führt  im  Index  p.  36  Prome  frag-  Menschenschöpfer  oder  durch  seinen  Sohn  Deu- 
weise  als  Göttin  auf.     Vgl.  Promitor.     [Höfer.]  kalion  Ahnherr  der  Hellenen.  Zusammenfassend 
Promedou  (IlQo^tSoiv),   1)  Zuhörer   des  Or-  bezeichnet  ihn  Sophokles  Oed.  Col.  55:   6  ttvq- 
pheus  auf  dem  Gemälde  des  Poh/gnotos,  Paus.  ydoog  &nbg   Tträv  üq.     Titan  heifst   er  auch 
10,  30,  7.     Th.  Schreiber,  Die  Nekyia  des  Poly-  Rind.  Pyth.  4,  29,  Eurip.  Ion  455,  Phoen.  1122. 
gnotos  in  Delphi  in  Festschrift  für  Overbeck  198.  50  Seine  göttliche  und  unsterbliche  Natur  wird 
Nach  Pausanias  behaupteten  einige,  Polygnotos  von  Aeschylus   wiederholt  betont  (Prom.  viuet. 
habe  den  Proniedon  frei  erfunden,  andere,  er  sei  ed.  Kirchh.   14.  29.  37.  92.  753.  933),  der  auch 
eine  historische  Persönlichkeit  und  begeisterter  den   Bruder    Tn&vcc  ftsbv  AxXavxa.    nennt   und 
Verehrer    des    Orpheus    gewesen.     0.    Müller,  Hephaistos    mit    ehrfürchtiger    Scheu    dem    P. 
Kleine  Schriften  2,  403  hielt  den  Promedon  für  wie  einem  Höherstehenden  begegnen  läfst.  Auch 
einen   Orphiker;    Welcher,   Kleine  Schriften   5,  rühmt    sich    der    äsehyleische  P.    (955  ff.)    den 
126   (vgl.   Aesch.   Trilogie  20  Anm.  19)   sah   in  vtoi  &tol  gegenüber  als  einen,  der  bereits  zwei 
Promedon,     dem    Sinne    nach    =    Prometheus  Götterfürsten   hat  vom   Throne   stürzen   sehen. 
'Vorbedacht',  ein  Gegenstück  zu  dem  Epimedon  Kurz   und   treffend  sagt  noch  Babrios  fab.  66: 
(=  Epimetheus)    Orpheus,    der   um   das   durch  Go  Qi-wv   nQourftzvg   i)v   rtg,    äüß   xiav    tiqwtcov. 
eigene  Übereilung  verlorene  Gut,  seine  Gattin,  Bei    Hesiod   wird   P.    zwar   nicht    ausdrücklich 
trauert.    Robert,  Nekyia  des  Poly g not  67  ver-  ein  Gott  genannt,  aber  er  erscheint  auch  keines- 
mutet  in   Promedon  eine   andere  Namensform  wegs  als  Mensch  (die  Theogonie  behandelt  über- 
für Pronoos,  den  Sohn  des  Hellen  (F.  H.  G.  1,  haupt   nur   die  Götter  und  Dämonen,  erst  an- 
16).    F.  Duemmler,   Delj/hika  20,    1    =    Kleine  hangsweise  von  V.  961  an  Heroen),  sondern  als 
Schriften  2,  145,  1  möchte  unseren  IIqo^Jiov  eine  Mittelsperson  zwischen  Göttern  und  Men- 
mit  MiGwv  (!),   dem   Eponymen   von   Methone,  sehen,  an  Rang  und  Macht  den  ersteren  nahe- 
der  nach  Flut.    (Juaest.    Gr.    11    ein    -jtQÖyovog  stehend.  Im  Gegensatz  zu  seinem  allegorischen, 


3033      Prometheus  (Litteratur  u.  Namen)  Prometheus  (Namen)  3034 

blutlosen  Nachbild  Epimetheus  mufs  P.  als  eine  pramantha  hat  weder  mit  dem  vccq&i]£,  des  P. 

der  lebensvollsten    und    bedeutendsten    Schöp-  etwas  gemein,    der  nur  zur  Bewahrung,    nicht 

fungen  der  mythenbildenden  Phantasie  bezeich-  zur  Erzeugung  des  Feuers  dienen  konnte,  noch 

net  werden.     Wenn   manche   dennoch   dem  P.  wird  dem  indischen  Feuerholer  Mataricvan  die 

unter  den  Gestalten   der  griechischen  Mytho-  Thätigkeit  des  Feuerreibens  zugeschrieben.  Aus 

logie   nur  ein   relativ  junges  Alter  zugestehen  der    Wurzel    manth,    die    „reiben"    und    auch 

wollten,   so   bestimmte   sie  der  einseitige  Hin-  „rauben"  bedeuten  kann,  bildet  Kuhn  sich  ein 

blick    auf   die    tief  bedeutsame    Symbolik    des  im  Sanskrit  nicht  vorliegendes  pramäthyus  und 

ausgebildeten  Mythus,  die  aber  doch  nicht  läfstuns  die  Wahl,  dies  als  „Reiber"  od.  „Räuber" 
die  Möglichkeit  ausschliefst,  dafs  der  Ursprung-  10  zu  verstehen.    Im  letzteren  Fall,  der  für  Prom. 

liehe,   gewifs  weit  einfachere   Kern   schon  der  einzig  möglich  wäre,   bleibt  aber  die  Vorsilbe 

ältesten  Zeit  angehörte.  pra-  ohne  Erklärung.     Da  überdies   das  Thun 

Litteratur.     Nur  die  ausführlicheren  Mo-  des   Mätarigvan   mit  dem   des  P.   nur  in   den 

nographieen    seien    hier    im     voraus    genannt :  allgemeinsten  Zügen  übereinstimmt,  so  entbehrt 

K.  H.  W.  Völcker,  Die  Mythologie  des  Japeti-  die  Kuhnsche  Hypothese  jeder  festen   Grund- 

schen  Geschlechts,  Gießen  1824.    F.  G.  Welcher,  läge    und    vermag    daher  weder  zu  beweisen, 

Die   äsehyleische    Trilogie   Pronietheus   und    die  dafs  P.  eine  indogermanische  Gestalt,  noch  dafs 

Käbirenweihe    zu    Lemnos,    Darmstadt    1824;  unter  dem  von  ihm  gebrachten  Feuer  der  Blitz 

Nachtrag  zu  d.  Schrift  üb.  d.  äsehyl.  Tril.,  Frank-  zu  verstehen  sei.    (Vgl.  Bapp,  Prometheus  [Pro- 
furt  a/M.  1826.    B.  G.  Weisse,  Prometheus  und  20  gramm  des  Gynin.  zu  Oldenburg  1896]  S.  4 — 6). 

sei)i  Mythenkreis,  nach  dem  Tode  des  Verf.  her-  Die  lautlich   näherliegende  Gleichstellung  des 

ausg.  von  H.  Leyser,  Leipzig  1842  (noch  immer  P.    mit    dem    indischen    Pramati    (Sohn    des 

durch  Reichtum  des  Materials  und  methodische  Cyavana,  auch  Beiname  des  Agni)  weist  Kuhn 

Analyse  von  Wert,  wenngleich  in  den  Grund-  selbst  zurück.     Allerdings  fehlt  auch  ihr  jede 

zügen  der  Auffassung  verfehlt).    K.  Bapp,  Pro-  weitere   Stütze.     Gewagter   noch   erscheint  die 

metheus,  ein  Beitrag  zur  griech.  Mythologie ;  im  von  E.  W.  Fay  in  Kuhns  Ztschr.  f.  vgl.  Sprach  f. 

Osterprogramm  des  Gymn.  zu  Oldenburg  1896.  Bd.  37  H.  1  S.  154  vorgeschlagene  Gleichsetzung 

Nie.  Terzaghi,  Prometeo,  Florenz  1904  (Estratto  eines  indischen  Königs  Mäthava,  der  an  einer 

dagh •  Studi i  Beligiosi  /V/sc.  VI,  1903  —  I eil,  1904;  Stelle   des   fjatapatha  Brahmana  mit  Agni   in 
wertvoll  namentlich  durch  die  sorgfältige  Über-  30  Verbindung  gebracht  wird ,   mit  einem  hypo- 

sicht  der  litterarischen  Gestaltungen  des  Mythus).  thetischen  *Mri&svg. 

Das   adjektivische  Vorkommen    des  Wortes 

A.   Die  Namen  des  Prometheus.  itQoiux&svs  bei  Aesch.  Suppl,  666  und  die  Er- 

Der  Hauptname,   ein  Wort   von   echt   grie-  wähnung  eines  Ztvg  IIpoiiavQ'evg  (Lycophr.  537; 

chischer  Form  und   durchsichtiger  Bedeutung-,  so   hiefs  nach    Tzetzes  z.    d.   St.  Zeus   bei  den 

kennzeichnet  den  Titanen  als  den,,  Vorbedenker"  Thuriern;    Gerhard,   Mythol.   §  128   liest  nach 

(Etym,  M.  s.  v.  ö  ttqooqcöv  xd  \Lr\8ta.  xd  ßovlsv-  einer  alten    Variante  IlQo^&svg ,    andre  7100- 

liuxa)   oder  „Vorsorger".     Diese  Eigenschaften  ^.avxtvg)  führen  auf  die  Vermutung,  dafs  LTpo- 

beweist    er    im   Mythus    bei    der   Opferteilung  {iri&svg  nur   ein  Beiname  sei,   der  den  eigen  t- 

(ttqÖcpqovl    th>fn»  Hes.    Theog.    536)    und    beim  40  liehen   Namen    in    den   Hintergrund    gedrängt 

Feuerraub,  sowie  als  Warner  vor  Pandora  und  habe.    Die  Bestätigung  finde  ich  in  der  Glosse 

Berater  des  Deukalion.  des  Hesych:  'I&dg'  0  xä>v  Tixdvav  nriQv'E,  TIqo- 

Der  Begriff  der  „Fürsorge"  läfst  sich  mit  pri&svg,  und  deute  diesen  Namen  unter  Heran- 
dem  Namen  und  mit  den  Thaten  des  P.  wohl  ziehung  einer  andern  Hesychglosse  (i&uLvoiica' 
auch  vereinen,  aber  wider  diese  Deutung  spricht  ftzguauioucci,  vgl.  Curtius,  Griech.  Etym."  S.  225) 
die  Gegenüberstellung  des  Epimetheus  und  „Der  Flammende",  etwa  gleichbedeutend  mit 
der  Gedankenzusammenhang  an  allen  entschei-  Ai&av  oder  $Xsyvag.  Wie  diese  Heroen,  so 
denden  Stellen,  in  denen  7tpou.n\r£vg  als  Appel-  gehörte  auch  P.,  insofern  er  nach  einer  lokalen 
lativum  oder  ein  verwandtes  Wort  vorkommt  Tradition  (Pausan.  10,  4,  3)  zu  Panopeus  wohnte, 
{Aesch.  Prom.  85:  7tQ0[Lr\&r\g  Plato  Lach.  188  b,  50  dem  wilden  Stamme  der  Phlegyer  an,  dvSgcov 
■7tQO[Li]^iY.(bg  Aristoph.  Ar.  1511;  vgl.  Luc.  Jlpoft.  st  vßpißxdcov,  o7  Aibg  ovh  aXsyorxsg  iitl  %&ovi 
2,  1  JIp.  fisrä  xu  ■jtQuyu.axa).  Auch  durch  die  vcasxuaaxov  (Hymu.  in  Apoll.  Pyth.  100).  Hier 
ihm  eigene  Gabe  der  Weissagung  erweist  er  hat  Kuhn  mit  Recht  die  altindische  Priester- 
sich als  der  „Vordenkende".  —  Gegen  die  Her-  familie  der  Bhrigu  (lautlich  =  cpltyv)  zum  Ver- 
leitung des  Namens  P.  von  dem  Sanskritworte  gleich  herangezogen,  welche  das  Feuer  (Agni) 
pramantha,  welche  Ad.  Kuhn  in  der  Schrift  entdecken,  es  den  Menschen  bringen  und  im 
„Die  Herabkunft  des  Feuers  und  des  Götter-  Holze  bewahren.  Max  Müller,  Beitr.  z.  e. 
tranks"  1859  in  Vorschlag  brachte,  und  gegen  wiss.  Mythol.  1899  Bd.  2  der  Übers.  S.  367  er- 
die  von  diesem  Gelehrten  daran  geknüpften  innert  daran,  dafs  der  Adler  ((plsyvccg)  bei  In- 
weitgehenden mythologischen  Folgerungen  sind  60  dianern  als  symbolisches  Zeichen  des  Feuers 
längst  gewichtige  Bedenken  (namentlich  von  (Totem)  gilt.  Vgl.  meine  0.  a.  Programm-Abh. 
Pott  im  Philologus  Suppl.  2,  S.  286,  Curtius,  S.  6.  Für  den  Doppelnamen  'I&äg  IJQo^riQ-svg 
Grunde,  d.  gr.  Etym.'0  S.  311  ff.,  H.  D.  Müller,  trat  wahrscheinlich  früh  der  blofse  Beiname 
Mythol.  d.  griech.  Stämme  2,  219  ff.,  O.Gruppe,  stellvertretend  ein  und  liefs  .den  Hauptnamen 
Griech.  Kulte  und  Mythen  in  ihren  Bez.  z.  Orient  in  Vergessenheit  geraten.  Über  solche  Ver- 
1,  S.  131  ff.,  Hortung,  Griech.  Mythol.  1,  S.  216ff,  selbständigung  von  Beinamen  s.  die  lichtvollen 
Gilbert,  Griech.  Götterlehre  1898,  S.  9.3  u.  94  Bemerkungen  von  Usener,  Götternamen  S.  217 ff. 
Anm.)    erhoben    worden.      Das    Feuerreibholz  Wie  in  Zsvg  Evßovl&vg  der  Name  eines  Sonder- 


3035      Prometheus  (Epitheta,  Genealogie)  Prometheus  (Kultstätten)         3036 

gottes  zum  Epitheton  geworden  ist,  so  konnte  Epimetheus,  sowie  zwei  mythisch  mit  P.  nicht 

dann    auch  ÜQOiiri&svg  wieder  als  Beiname  zu  verbundene  Heroen:  der  ätolische  Dryas  (Hygin 

Zhvg  treten.  Vielleicht  bezeichneten  die  Thurier  fäb.  137)  und  der  arkadische  Frevler  Buphagos 

diesen    damit  als  Beschützer  der  Seefahrt;   in  (Paus.  8,    14,  6  u.  27,  11).     P.   ist  Vater   des 

diesem  Sinne  wahrscheinlich  wurde  auch  Achil-  Deukalion   (Hesiod  .naxecl.   yvvcuy.ä>v  fr.  2  M., 

leus    ÜQOuri&tvg    genannt    (bei    Ptolem,   Heph.  Akusil.   fr.    7,    Apoll.   Rhod:   3,    1084 — 86   mit 

Nov.  Hist.  1,  s.  d.  Art.  Achilleus  Bd.  1  Sp.  58  Schol.  [Hellanikos],  vgl.  Schol.  Pind.  Ol.  9,  68; 

Z.  60  f.).  Ov.  met.  1,  390;  Tzetz.  ad  Lyc.  1283),  des  Lykos 

Epitheta   des  P.    sind   bei   Hesiod:  'Ians-  und  Chimaireus  (Tzetz.  ad  Lyc.  132.  219),  des 

rioi'Ldrig,  ivg  itcäg  'la-ithxoio,  &ynvloui]xrig  (auch  10  Aitnaios  (Pausan.  9,  25,  6),  des  Hellen  (Schol. 

Epith.  des  Kronos),    ccioXöurixig ,  7ioixilog,  not-  Apoll.    Bhod,    3,    1086  =  Res.  catal.  fr.  2  und 

xilößovlog,  TiolviÖQig  (cf.  0/>p.  54  Ttävxav  ■xi'qi  Schol.  Pind,  Ol.  9,  68),  der  Thebe  (Sfeph.  Byz. 

[Li]dt<x   sldmg),    ccx.av.r\xu   (so   heilst   bekanntlich  s.  v.  ©riß)];   doch   vgl.    Terzaghi,   Prom.   p.  91), 

auch  Hermes  Hom.  II.  16,  185  und  Od.  24,  10;  der  Io   (Schol,  Eur.  Or.  290,  *  Phoen,  1116)   und 

nach   einigen   von   a%av.og  [vgl.  Hermes  a.Xt'gi-  der  Isis   (Ister  fr.    40  bei   Clem.   AI.   Strom.    1 

xaxos],    nach    andern   von  axsoucci    abzuleiten,  p.  322  C,  Antikleides  fr.  22  bei  Plut.  de  Is.  et 

bezeichnet    es   jedenfalls    den   Gott    als    einen  Os.  38  p.  365  F;   Verwechselung  mit  Io?   vgl. 

freundlichen,  sei  es  Heil  bringenden  oder  Leid  Apollod.  2,  1,  3,  8).    Rein  allegorisch  wird  Zeus 

abwendenden).     Die   meisten    dieser  Attribute  Sohn  des  P.  (oiovu  xf\g  TtQovoiag)  genannt  bei 

heben  die  geistige  Gewandtheit  und  Verschlagen-  20  Lyd,  de  mens.  96  p.  123,  21  (Wünsch). 

heit  des  Titanen  hervor.    Bei  Aeschylus  findet  Die  Namen,  mit  denen  die  Gemahlin  des 

sich   aufser  noixilog  keines   derselben   wieder,  P.  genannt  wird,  weisen  fast  alle  deutlich  auf 

dagegen   nennt  bei   ihm  Hephaistos  v.  18  den  eine  Erdgöttin  hin:  Pandora  (=  Gaia.  Hip- 

Sohn  der  Themis  alitv{irjxrig  (hochgesinnt,  d.  h.  ponax  fr.  37,  nach  Hesych  =  avrfiidmQtt;  Hesiod, 

„zu  hoch  strebend";.     Im  Titel   des   äschylei-  catal.  fr.  21  Bzach  =  fr.  2  M.  Schol,  Ap.  Eh. 

sehen    Satyrdramas    heilst    P.    nvoY.cctvg    „An-  3,  1086),   Kelaino  (die  ,;Dunklea,  Mutter  des 

zünder",  vielleicht  in  Beziehung  auf  das  Stier-  Lykos  und  Chimaireus,    Tzetz.  add.  Lyc.   132. 

opfer    zu   Mekone    oder    auf  die   Stiftung   des  219),    Pyrrha    (die    „Rote",    ein    alter  Name 

Fackelwettlaufs,    im   Titel    des    Anfangsstücks  Thessaliens,    s.  Schol.  Ap.  Rh.  3,  1090,  Strab. 

der  Trilogie  nvQcpÖQog  (ebenso  Sojjh.  Oed.  Col.  30  9,    435   u.   443;    Hesiod.    a.  a.  O.),    Klymene 

55)  „der  Feuerholer,  Feuerbringer,  Feuergeber",  (Schwester  des  Unterweltgottes  Klymenos?  Schol. 

jedenfalls  in  demselben  Sinne,  wie  Aesch,  Prom.  Odyss.  v.  2,   Schol.  Pind.  Ol.  9,  68),  Pryneia 

vinet.  612  der  Titan  sich  nvQog  ßgoxotg  Soxf/Qa  (nach   WeisJce  =  Ttvovslr]   von    itvQÖg ,    tivqvov; 

nennt.    Vgl.  Welckers  ausführliche  Begründung  Hesiod.  catal.  fr.  3  =  Schol.  Odyss.  x  2),  Asia 

dieser    Deutung    im    Nachtr.    z.    Äschyl.    Tril.  (Herodot  4,  45),  He sione  (wohl  =  Asia,  s.  Lex. 

S.  30  ff.  und  gegen  B.  Westphals  Annahme,  dafs  Bd.  1  Sp.  2592;  Acusil.  fr.  7,  Aesch.  Prom,  560). 

nvgcpÖQog  dennoch  hier  „Fackelträger"  bedeute  Endlich   wird   noch   von   Tzetzes  ad  Lyc,  1283 

und  der  Titel  des  Schlul'sstücks  sei,  besonders  Axiothea   als  Gattin   des  P.  und  Mutter  des 

Düntzer  in  Fleckeis.  Jahrb.  1891  Bd.  143  Heft  11  Deukalion  genannt, 

S.  737  f.    In  den  Worten  des  Rhetors  Apollonios  40 

bei  Philostrat,  rit,  sophist.   2,    20 u  3  p.  104  K.  c-    Kultstätten. 

Tlooiiriftsv    dadovii    xc«   Tivocpöot  '  olä   aov   xb  Aus  dem  Kultus  ist  P.  offenbar  schon  früh 

Scoqov  vßQL&xui  zeigt  der  Zusatz,  dafs  nvotpöos  durch    Hephaistos    verdrängt    worden,    sodafs 

den  „Feuergeber"  meint.    Im  Kult  scheint  nur  Menander  (bei  Lucian  Amor.  43)  sagen  konnte: 

dieser  Beiname  gebräuchlich  gewesen  zu  sein.  Keil  yiyvsx'  avxü  laundg,  allo  8'  ovSh  tv  aya&ov 

Eine  Glosse  des  Hesych  lautet  Oio&dg-  6  LToo-  (vgl.  Lucian  Prom.  14).    Doch  fehlt  es  nicht  an 

(iridsvg.    Schwenck,  Rhein.  Mus.  N.  F.  12  S.  313  Spuren  seiner  einstigen  Verehrung, 

erklärt  das  rätselhafte  Wort  als  Verstümmelung  Panopeus  in  Phokis  (Gründung  der  Phle- 

aus  oloivög  und&oLvat-^Q.  Ich  möchte  die  zweite  gyer,  O.  Müller,  Orchom,  S.  188):   Pausan,  10, 

Hälfte  eher  mit  d-Qcboxa>  in  Verbindung  bringen.  50  4 ,   3  IIavo7t£v6t   de   ißxiv   litt   xfj  Ö8a>  ttILv&ov 

XS    Wfifjg    OLY.l][LCC    OV    fif/K    Y.UL   §V   (XVXCO  Xl&Oll   XOV 

B.    Genealogie  des  Prometheus.  nsvxihjaiv   uyalpa,   ov  liGnlrjmov,  'ol  8h  IIqo- 

P.  ist  nach  der  herrschenden  Überlieferung  uri&tu  slval  cpaoi-  %al  7taQh%ovxai  ys  xov  Xoyov 

Sohn  des  Titanen  Iapetos  (s.  d.)  und  der  Gaea  =  ikxqxvqmx.  "/.i&oi  ■/.tirxai  acptaiv  inl  xy  ^orpa^p«, 

Themis  (Aesch,  Prom.  18.209. 1091)oderderOkea-  utyn&og    phv    ixäxsQog    wg    cpooxov    ano%qm>xa 

nide  Klymene  (Hesiod.  Theog.  508,  Hygin  fab.  äucc^rig   slvai,   xqüiiu  Se  icxi  TtrjXov  aytaiv  — , 

p.  29  B,  Schol,  Aesch.  Prom,  347,  Sero,  ad  Aen,  TtaQtiovxui   8h   v.a.1   otffuji»   iyyvxaxa   %Qa>xl   kv- 

1 ,    741).     Als    seine  Mutter   werden  auch  Asia  ft^mnov.    xavra  fai  IsinsaQ-at  tov  nrjXov  Uyov- 

(Apollod.  1,  2,  2;   Schol,  Lycophr.  1283.   1412,  6iv.    i!-    ov   xcu   u-xav    imb   xov   Tlooiirfticog   xb 

Schol.  Dion.  Per.  620,    Et.   M.   153,  29,  Eust.  60  ytvog  nlua^Tjvai  ribr  ävd-Qmnojr.     ivravfrct  i-ai 

zu    Dion,   Per.    270.    620)    oder    Asopis   (Schol,  rfj  ^apaöpa  xcd   Tirvov   Liinmd    tan.     Mit  As- 

Hes.  Opp.  48)  genannt.  Nach  Euphorion  fr.  134  k'lepios,  dem  Hauptgotte  der  Phlegyer,  zeigt 

Meineke  (=  Schol.  Hom.  II,  E  205  =  Eustath.  P.  in  Thaten  und  Schicksal  mehrfach  verwandte 

ad  Hom,  p.  987,    15)  waren  des  P.  Eltern  der  Züge;  vgl.  Aesch.  Prom,  481  und  den  Art.  Askl. 

Gigant  Eurymedon  und  Hera,  nach  Schol,  Theon,  in  uns.  Lex.  —  Opus  in  Lokris,  nahe  bei  Pano- 

in    Arat.    bei  Potter    comment.    in    Lyc.    Cass.  peus:   Pausan.  2,  19,  8  (über  die  Heiligtümer 

p.  1544  Uranos   und  Klymene.     Söhne   des  Ia-  in  Argos)  ig  8h  xov  Tlgoiirfticog  xb  (irijua  ijaaov 

petos  und  Brüder  des  P.  sind  Atlas,  Menoitios,  uoi   Sov.ovaiv  'Oitovvxitov   tixbxcc  Xtytiv  (oi  Äq- 


3037         Prometheus  (Kultstätten)  Prometheus   (Mythus)            3038 

yeToi),  tiyovßi  ä'  ofiws-     Vgl.  Pind.  Ol.  9,  08.  klepios,  erst  durch  phlegyäischen  Einflufs  nach 
Des  P.  Bruder  Menoitios  und  die  Gattin  Hesione  Sikyon    gelangt;    s.    den    Artikel    Askl.   Bd.  1 
gehören  ebenfalls  der  lokrisch-phokischen  Sage  Sp.  624  und  mein  Olderib.  Progr.  S.  9  f.  —  Somit 
an  (Gruppe,  Griech.  Mythol.  1  S.  39;   daselbst  erweist   sich   die  Gestalt  des   P.  als   der  pelo- 
S.  95  über  den  lokrisch-böotischen  Atlas-Tela-  ponnesischen  Sage  fremd,  die  dafür  in  Phoro- 
mon).     In   die   Nachbarschaft  von  Opus  weist  neus  einen  eigenen  Feuergeber  und  Altervater 
auch  die  Angabe  des  Proklos  zu  Hes.  Opp.  48,  besitzt. 
P.   sei   ein   Sohn   der  Flnfsnyniphe  Asopis   ge- 
wesen.   Vielleicht  stand  P.  hier  ebenso  in  Ver-  D-    Der  Mythus  vom  Prometheus. 
bindung    mit    dem    Demeterkult    (Preller-B.    1  10  Eine     zusammenhängende     Erzählung     der 
S.  753),  wie  in  Hauptzüge  des  P.-Mythus,  die  geeignet  ist  der 

Theben,  wo  er  zum  Kreise  der  kabirischen  weiteren  Erörterung  als  Grundlage  zu  dienen, 

Demeter  gehörte:   Paus.  9,   25,   0;   vgl.  unten  giebt  Apollodor  1,  7,  1  f . :  ,,P.,  der  aus  Wasser 

Abschn.  D  I  c.     Nach  Steph.  Byz.  war  P.  Vater  und  Erde  Menschen  gebildet  hatte,  gab  ihnen, 

der  Thebe    (s.  v.  Tb..).     Phlegyer    waren  auch  heimlich   vor  Zeus,    auch  Feuer,   das  er 

in  Böotien  seit  alter  Zeit  ansässig  (Paus.  9,  36;  in    einem  Narthex   geborgen.     Als   dieser 

Gilbert,   Griech.  Götterl.  S.  252   Anm.  1).     Der  den  Raub  bemerkte,  befahl  er  dem  Hephaistos, 

Befreier    des  P.  ist  Thebaner,   der  Sänger  des  den  P.  an   den  Kaukasos  zu  schmieden.     Hier 

Mythus,  Hesiod,  Böotier.  war  er  viele  Jahre  gefesselt;  jeden  Tag  flog 

Athen.  Mit  Athene  zugleich  wurde  P.,  20  ein  Adler  herzu  und  frafs  ihm  an  der 
wie  auch  Hephaistos,  in  der  Akademie  verehrt:  Leber,  die  während  der  Nacht  nach- 
Schol.  So2}h.  Oed.  Col.  55.  Über  den  dortigen  wuchs.  So  büfste  P.  für  den  Raub  des  Feuers, 
Altar  des  P.  s.  Abschn.  J  Anfg.  Dem  P.  ge-  bis  später  Herakles  ihn  befreite.  Der  Sohn 
heiligt  war  auch  der  Boden  von  Kolonos  des  P.  war  Deukalion.  Dieser  herrschte  in  der 
(Schol.  Soph.  Oed.  Col.  54  f.),  wo  ein  Erdspalt,  Gegend  um  Phthia  und  heiratete  Pyrrha,  die 
offenbar  von  vulkanischer  Entstehung,  sich  be-  Tochter  des  Epimetheus  und  der  Pandora, 
fand,  in  den  mit  Theseus  einst  des  Phlegyas  welche  die  Götter  als  das  erste  Weib 
Enkel  Peirithoos,  auch  ein  Feuerdämon,  hinab-  gebildet  hatten.  Als  nun  Zeus  das  eherne 
stieg.  Vgl.  mein  Oldenb.  Progr.  S.  8  f.  und  über  Geschlecht  vernichten  wollte,  baute  D.  auf  den 
die  Kulte  von  Kolonos  O.  Müller,  Eumenid.  170.  30  Rat  des  P.  einen  Kasten  und  begab  sich  mit 
Im  Kerameikos  ward  P. ,  der  Feuergeber,  Pyrrha  hinein."  Es  folgt  die  Schilderung  der 
durch  Faekellauf  gefeiert:  Paus.  1,  30,  2.  deukalionischen  Flut,  der  Rettung  des  Paares 
Er  galt  nach  Hygin  Astr.  2,  15  selbst  als  und  der  Entstehung  neuer  Menschen  aus  Steinen. 
Stifter  des  Festes.  Über  diese  Prometheen,  Die  Befreiung  des  P.  wird  unter  den  Aben- 
deren Datum  nicht  ermittelt  ist,  handeln  aus-  teuern  des  Herakles  2,  5,  11  berichtet:  „He- 
führlich  Welcher,  Tril.  S.  277  ff.,  Weiske,  Prom.  rakles  erschofs  am  Kaukasos  den  Adler, 
S.  537 — 62,  Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  der  des  P.  Leber  frafs,  einen  Sprofs  derEchidna 
S.  324  ff.  339  ff.  Zum  Fackellauf  vgl.  noch  und  des  Typhon;  auch  löste  er  den  P. ,  der 
Wecklein,  Hermes  7,  443;  Preller-B.  1,  S.  102  (nun)  einen  Olivenkranz  annahm  (ilöytvov 
A.  3.  Die  Inschrift  C.  I.  A.  2,  553  bezeugt  40  Welcher,  mss.  slö^ivog;  die  Stelle  bleibt  un- 
für  die  Prometheen  wie  für  die  Hephästien  klar),  und  stellte  dem  Zeus  den  Cheiron,  der 
Agone  von  Knaben  und  Männern.  Auf  Grund  als  Unsterblicher  anstatt  des  P.  zu  sterben 
der  Inschrift  C.  1.  A  4,  1  S.  64  nr.  35  b  weist  bereit  war."  —  Die  meisten  Züge  dieser  Er- 
v.  Prott,  Mitteil.  d.  Ath.  Inst.  1898  S.  167  f.  Zählung  finden  sich  ebenso  schon  bei  Hesiod 
nach,  dafs  es  vor  421/20  nur  eine  grofse  la^ntag  (die  betr.  Stellen  sind  oben  durch  gesperrten 
gegeben  habe,  die  der  Prometheen.  Vgl.  Stenzel  Druck  hervorgehoben),  der  Kaukasos,  der  Kranz 
in  Berl.  Wochenschr. j.  klass.  Phil.  12.  Nov.  1898.  und   Cheiron   dagegen  beim  Äschylus.     Sehen 

Peloponnes.  Über  die  Ansprüche  von  wir  von  den  Deukalions  Schicksal  betreffenden 
Argos,  das  Grab  des  P.  zu  besitzen,  s.  oben  Worten  ab,  so  bleiben  noch  als  dem  apollo- 
zu  Opus.  Die  Übernahme  lokrisch-phokischer  50  dorischen  Bericht  eigentümlich  die  Menschen- 
Sagen  durch  das  siegreiche  Argos  konstatiert  Schöpfung  und  der  Rat  zum  Bau  der  Arche. 
Gruppe,  Griech.  Mythol.  S.  98.  Daraus,  dafs  Jedenfalls  darf  der  Bericht  im  wesentlichen 
die  Phliasier  ihren  Autochthon  Aras  als  Zeit-  als  die  vulgäre,  allgemein  angenommene  Über- 
genossen des  P.  ansahen  (Paus.  2,  14,  3),  durfte  lieferung  betrachtet  werden. 
Welcher,  Tril.  S.  70  nicht  auf  eine  genealogische  Wir  unterscheiden  in  dem  Mythus  5  Haupt- 
Verbindung  schliefsen.  Die  Notiz  des  Proklos  teile:  1.  Die  Menschensehöpfung.  2.  Der  Feuer- 
zu  Hes.  Theog  614  von  einem  Prometheus-  raub.  3.  Die  Strafe.  4.  Die  Befreiung.  5.  Die 
dienst  zu  Akakesion  beruht  auf  einer  Ver-  Rettung  des  Deukalion  durch  den  Rat  des  P. 
wechselung  mit  Hermes;  s.  Schoemann,  Griech.  Während  der  erste  und  der  letzte  Teil  für  sich 
Alt.  22  507  und  Pausan.  8,  3,  2.  3(5,  10.  —  60  stehen,  bilden  die  drei  mittleren  eine  innerlich 
Mekone,  die  Stätte  des  Opfertrugs  (Hes.  Theog.  zusammenhängende  Gruppe.  Mit  dieser  be- 
535),  war  nach  Strabo  8,  6  ein  älterer  Name  ginnen  wir  die  Kritik  der  Überlieferung, 
für   Sikyon.     Letzteres    wird    als   Stätte    eines 

Vertrages  der  Götter  unter  sich  (nicht,  wie  bei  I-  Prometheus,  der  Fenerbringer. 

Hesiod,    der    Götter    und    Menschen)    genannt  a.   Der  Raub   des  Feuers.     Die  wenigen 

Schal.  II.  15,  190  u.  Schol.  Aesch.  Proin.   1021;  Worte,  welche  Apollodor  dem  Feuerraub  wid- 

cf.    Pind.    Ol.    7 ,    55.     Wahrscheinlich    ist  P.  met,  entsprechen  genau  den  Worten  des  Hesiod 

ebenso,  wie  der  Kult  des  ihm  verwandten  As-  Opp.  50  f.,  wo  nur  noch  der  Zusatz  Ji.bg  naoa 


3039        Prometheus  (Feuerbringer)  Prometheus  (Feuerbringer)         3040 

ftrjridirro?  (f'xJ.fi/jt)  von  Bedeutung  ist.  der,  als  solcher  bezeichnet  wird.*)  Auch  der  dem  P. 
wenn  auch  unbestimmt,  andeutet,  woher  P.  inCharakter  und  Schicksal  ähnliche  germanische 
das  Feuer  nahm.  Wenn  nicht  an  den  Olymp,  Loki  ist  Erdfeuergott  und  steht  dem  Blitzgott 
so  ist  jedenfalls  an  einen  dem  Himmel  nahen  Thorr  feindlich  gegenüber  wie  P.  dem  Zeus.  Vgl. 
Ort  zu  denken.  Auch  Hygin  Astr.  2,  15  sagt  noch  Wilamowitz  in  Gott.  Nachr.  1895  S.  217  ff. 
nur:  devenit  ad  Ioris  ignem  und  fab.  114:  de-  b.  Prometheus  und  Heph aistos.  Bei 
tulit  in  terras;  dagegen  Hör.  carm.  1,  3,  29  Aesch.  Prom.  14  nennt  Hephaistos  den  Titanen 
aetheria  domo  und  Iuvenal  15,  84  summa  Gvyysvi)  &i6v  (vgl.  39  xb  avyysvig  xot  Ssivbv 
codi  de  parte.  Vom  Sonnenfeuer  sprechen  erst  ij  r  bfitlia).  Wie  des  P.  Mutter  Erdgöttin  ist, 
Phaedr.  4,  14  und  Serv.  ad  Verg.  Ecl.  6,  42;  io  so  nannte  Pindar  den  Heph.  erdgeboren  (Har- 
vgl.  Fulgent.  2,  9.  Nach  Accius  Philoct.  fr.  2  pocr.  s.  v.  ccvrö^cov).  Beide  werden  auch  Söhne 
Bibb.,  der  wahrscheinlich  dem  Aeschylus  folgt,  der  Hera  genannt.  In  der  Akademie  zu  Athen 
holte  P.  das  Feuer  von  Lemnos;  Cic.  Tusc.  hatte  P.  einen  Altar,  an  dem  er  neben  Heph. 
2,  10  furtum  Lemnium.  Bei  Lucian.  Prom.  5  als  TtQcbtog  v.al  7toicßvx8Qog  — ,  ö  ds  "'Hcpaiaxog 
klagt  Hephaestos:  ipv%Qccv  \loi  xt\v  xdc^iivov  vtog  y-kl  devxsgog  dargestellt  war  (Schol.  Soph. 
KTtolilotitag.  Der  Werkstatt  des  Heph.  läfst  Oed.  Col.  56j.  Beiden  wurden  im  Kultus  Fackel- 
ihn  auch  Piaton  Prot.  321  die  Glut  entnehmen;  laufe  veranstaltet,  doch  waren  die  Prometheen 
vielleicht  schon  Ibykos  (s.  u.  G  zu  Sophokles).  älter  als  die  Hephästien,  s.  o.  Abschn.  C.  Dem 
Die  Feuerstätte  und  Werkstatt  des  Heph.  auf  entspricht  es,  wenn  Piaton  (Protag.  320  e,  Po- 
Lemnos  aber  war  der  vulkanische  Berg  Mosy-  20  litic.  274  c)  das  Feuer  von  P. ,  die  xi%vai  von 
chlos  (vgl.  den  Artikel  Heph.  Sp.  2070).  Hier-  Heph.  stammen  läfst,  und  wenn  Heph.  bei 
hin  verlegte  schon  Welcher  in  überzeugender  Äschylus  den  P.  mit  scheuer  Ehrfurcht  be- 
Darlegung {Tril.  S.  7  ff.  und  Naclitr.  z.  Tril.  handelt.  Ein  Sohn  des  P.  hiefs  Aitnaios,  und 
S.  37.  39)  die  Scene  des  äschyleischen  ngo^in-  uvai,  Alxvaln  wird  Heph.  angerufen  (Ettr.  Cycl. 
ftebg  nvQcpoQog.  Vgl.  H.  Düntzer,  N.  Jahrb.  f.  599).  Mufs  sonach  P.  als  ein  älterer  Hephaistos 
PhiJol.  1891  S.  737  und  unten  Abschn.  G  zu  gelten,  so  hat  es  nichts  Befremdliches  mehr, 
Aeschylus.  Sonach  ist  das  Feuer,  welches  P.  wenn  im  Mythus  gelegentlich  einer  des  andern 
den  Menschen  brachte,  nicht  himmlische  Glut,  Stelle  vertritt.  Bei  der  Geburt  der  Athene  ist 
vor  allem  nicht  der  Blitz,  wie  manche  meinten,  nach  der  herrschenden  Tradition  Heph. ,  nach 
auch  nicht  durch  Reibung  erzeugtes,  wie  Diodor  30  andrer  (speziell  attischer?)  Version  bei  Eurip. 
5,67  behauptet,  sondern  der  Erde  entnommenes  Ion  455  P.  behilflich;  vgl.  Ap>ollodor  1,  3,  6 
Feuer.  Dafs  der  väQ&r}£,  (der  markgefüllte  u.  Schol.  Pind.  Ol.  7,  35.  Heph.  hat  die  Men- 
Blütenstengel  von  ferula  communis)  nicht  zum  sehen  zuerst  den  Gebrauch  des  Feuers  gelehrt 
Feuerreiben  dienen  konnte,  ist  schon  oben  nach  Istros  bei  Harpocr.  s.  v.  Xu^inäg  und 
gegen  Kuhn  bemerkt;  zur  Bewahrung  (Plin.  7,  Diodor  5,  74.  Im  20.  der  homerischen  Hymnen 
198)  und  Übertragung  der  Flamme  wird  er  wird  er,  wie  bei  Äschylus  P. ,  als  Begründer 
noch  jetzt  verwendet.  Erdfeuer  treffen  wir  in  der  Kultur  gefeiert.  Beide  endlich  stehen  in 
der  That  auch  an  allen  andern  Orten,  an  die  naher  Beziehung  zu  den  Kabiren. 
sich  Kult  und  Sage  des  P.  knüpfen.  Den  aus-  c.  Prometheus  und  die  Kabiren.  Nach 
führlichen  Nachweis  hat  der  Unterz.  gegeben  im  40  Paus.  9,  25,  6  befand  sich  bei  Theben  ein 
Progr.  d.  Gymn.  z.  Oldenburg  1896  S.  11 — 15,  Hain  der  <dr\iLr\xr\Q  Kaßsinia  und  in  dessen 
wo  auch  die  Ausdehnung  des  Vulkanismus  im  Nähe  das  Heiligtum  der  Kabiren.  Über  den 
alten  Griechenland  (vgl.  dazu  noch  E.  v.  Lasaulx,  Ursprung  des  Kults  berichtet  der  Perieget: 
Stud.d.kl.  Alt.  1854  S.  31  f.)  und  seine  Bedeutung  nöltv  ydo  Ttort  iv  roi'na  cpaolv  slvcu  toi  %coqig> 
für  diemythenbildende  Phantasie  im  allgemeinen  xcd  avÖQccg  oj'oaa^ofif  voi'g  KaßsiQovg,  TIqo- 
dargelegt  und  insbesondre  gezeigt  wird,  dafs  ^iv&sT  ds  tvl  rüv  Kccßtincov  v.ai  Airvaico 
Preller,  Griech.  Mythol.  1  S.  57  mit  Recht  die  reo  TlQo^i}&tcog  acptKo^tvi]v  Ar^iijtQa  ig  yvcbaiv 
Titanomachie  als  Abbild  eines  prähistorischen  7taQa-aara&ia&o:i  ocplotv.  Durch  den  Epigonen- 
Kampfes  der  Naturgewalten  bezeichne;  im  Zu-  krieg  sei  der  Kabirenkult  für  eine  Zeitlang 
sammenhang  mit  der  vulkanischen  Deutung  50  aufgehoben,  später  von  der  Priesterin  Pelarge 
der  Chimaira  ist  dort  erinnert,  dafs  ein  Chimai-  aufserhalb  des  alten  Bezirks  neu  begründet 
reus  und  Lykos  („Lichtgott")  als  Söhne  des  und  endlich  von  Telondas  wieder  in  diesen 
Prometheus  und  der  Kelaino  (offenbar  Erd-  zurückgeführt  worden.  (Noch  einmal  erfuhren 
göttin,  wie  Demeter  Melaina)  genannt  werden.  dann  diese  Mysterien  eine  Neuordnung  und, 
Hephaistos  wird  ebenda  als  Gott  des  Erd-  wie  es  scheint,  eine  Auffrischung  mit  diony- 
feuers  nachgewiesen,  während  die  herkömm-  sisch-orphischen  Elementen  durch  Methapos: 
liehe,  auch  im  betr.  Artikel  unseres  Lexikons  Paus.  4,  1,  8.  Vgl.  O.  Kern,  Hermes  25  S.  15 
vertretene  Meinung,  er  sei  ursprünglich  Blitz-  und  Crusius,  Beitr.  z.  gr.  Myth.  S.  11  Anm.  2.) 
gott,  Widerlegung  erfährt.  Auch  Max  Midier,  Das  hohe  Alter,  welches  Pausanias  dem  theba- 
Beitr.  zu  einer  wissensch.  Mythol.  1899  2,  S.  351  60  nischen  Kabirenkult  und  den  Beziehungen  des 
erklärt:  „Es  ist  noch  nie  bewiesen  worden,  dafs  P.  zu  demselben  beilegt,  zu  bezweifeln  liegt 
der  griech.  Hephaistos  ursprünglich  das  Feuer  des  trotz  Boberts  Bemerkungen  inseiner  Neubearbei- 
Blitzes  bedeutete.  Der  Boden  von  Lemnos  ist  tung  von  Prellers  Griech.  Myth.  S.  862  kein 
vulkanisch"  usw.  Diese  irrtümliche  Auffassung  zwingender  Grund  vor.  Richtig  urteilt  schon 
des  Hephaistos  hatte   zur  Folge,   dafs  manche  „  „              „  .  ,  ^  .  _  .  _,  „  _  „      ,_       ,  „ 

,      jL         .n                          1     r      1           Ti      ■    1  *)   Tzetzes  zu  Hrswd  bei  Gaisf.  P.  G.  M.  p.  bt   und  Serv. 

auch  den  ihm  in  mehrfacher  Beziehung  ver-  ad  y'erg  EcL  4,  geben  nur  späte  rationalistische  um- 
wandten P.  fälschlich  als  Bringer  des  Blitzes  be-  dexitungen.  Lucr.  5,  1090  nennt  den  Prom.  nicht,  Dion. 
trachteten,  obwohl  dieser  im  Altertum  nirgends  B.  Halte,  antig.  16,  1    spricht   vom  Feuer   im  allgemeinen. 


3041       Prometheus  (u.  die  Kabiren)  Prometheus  (Strafe  u.  Befreiung)      3042 

Weiske  S.  333,  indem  er  das  Kabeirion  als  vor-  dem  Siege  des  Zeusdienstes  über  die  alte  Natur- 
hesiodisch  anspricht.  B^s  Robert  in  dieser  Unter-  religion.      Die    traditionelle    Begründung    der 
suchung  über  die  Kabiren  den  P.  so  ganz  un-  Strafe,   worin  übrigens   schon  bei   Hesiod  ein 
beachtet  läfst,  erklärt  sich  aus  seiner  Anschau-  Schwanken  sich  zeigt,  ist  hierfür  zunächst  ohne 
ung,  jene  merkwürdigen  Dämonen  seien  zuerst  Bedeutung.      Die    Götter    des     überwundenen 
als°phoenikische  Schiffahrtsgötter  den  Griechen  Stammes    galten    den    Anhängern    des    neuen 
bekannt    geworden.      Dagegen    habe    ich    im  Glaubens    eo    ipso    als    Frevler    und  Empörer. 
Oldenb.  Gymn.-Progr.  1896  S.  18  ff.  in  eingehender  H.  I).  Müller,  die  göttliche  Natur  des  Titanen 
Prüfung  der  antiken  Überlieferung  den  Beweis  verkennend,    sah  demgemäl's  in  P.  den  Reprä- 
zu  erbringen  gesucht,  dafs  die  Kabiren  auf  den  io  sentanten  der  attischen  Hephaistosverehrer  und 
ägäischen  Inseln  heimische  Feuerdämonen  sind,  Gegner  des   eingewanderten    achäischen  Zeus, 
die   erst  später  mit  den  Dioskuren    vermengt  Über    das    Fortleben    alter  Erdgottheiten    wie 
und  so  aus  allgemein  hilfreichen  Gottheiten  zu  Trophonios,  Asklepios  neben  den  Olympiern  in 
Schutzgeistern  der  Schiffahrt  wurden.    Zudem  lokalen  Kulten  vgl.  E.Rohde,  Psyche  $.117  — 119. 
gleichen    Ergebnis    gelangt    Bloch    im  Artikel  Die  Stätte  ihres  Waltens,   das  Erdinnere  oder 
,.Meyäloi  fi-toi"  unseres  Lexikons.      Vgl.  auch  die  Gebirgskluft ,   galt  nun  für  die  Gestürzten 
Sin/gel,  Griech.  Kultusaltert.  S.  166.    Im  Lichte  als  Strafort.     Wie  Typhon  im  Ätna  büfst,   so 
dieser  Erkenntnis   gewinnt   die  von  Pausanias  P.  am  (vulkanischen)  Kaukasus:   Aeschylus  im 
a.  a.  0.  bezeugte  Verbindung  des  Feuergebers  TLqou.  Ivopevog  nach  Cic.  Tusc.  2,  10;  vielleicht 
P.  mit  den  Kabiren  eine  grofse  Bedeutung  für  20  auch  Sophokles  (s.  u.);  Apollon.  Rhod.  2,  1247; 
die  Frage  nach  dem  Wesen  des  Titanen,  und  speziell  den  Gipfel  Strobilos  nennen  Arr. peripl. 
selbst  die  späte  Überlieferung  (Tzetzes  ad  Ly-  pont.  Eux.  11,  5,  Proc.  b.  Goth.  4,  1,  Eust.  ad 
cophr.    1283),    welche    die    Gemahlin    des    P.  Dion.  Per.  19;  man  zeigte  dort  ein  IJQo^r]&£wg 
Axiothea  nennt,   mufs  als  höchst  beachtens-  6iii}Xaiov :  l)iod.  17,  83;  Eratosthenes  bei  An: 
wert  gelten,  wenn  wir  sie  neben  die  Kabiren-  An.  5,  3,  2;  Ind.  5,  11;  Strab.  15  p.  688  (vgl.  4 
namenAxieros,  Axiokersos  und  Axiokersa  stellen  p.  183.  11  p.  505);  Philostrat.  v.  Apollon.  2,  3; 
und   in  Rechnung  ziehen,   dafs   nur  noch    ein  Eust.   ad  I).   Per.   1153.     Paropamisos:   Diod. 
einziger  Name  der  griechischen  Mythologie  als  a.  a.  O.;  Strab.  15  p.  688  sagt,  Schmeichler  des 
ersten    Bestandteil    Axio-    aufweist    (Axioche).  Alexander  hätten  die  Qual  des  P.  vom  Pontus 
Die  durch  diese  Kombination  nahegelegte  Gleich- 30  nach   dem  Paropamisos  verlegt,   weil  daselbst 
setzung   der  Gattin   des  P.   mit  der  Axiokersa  auch   eine   heilige  Höhle   gezeigt  wurde;    vgl. 
bezw.   4rjurJTi]p    Kußugicc    ist    ausführlich    be-  Arrian  Ind.  5,    11  und  Anab.  5,   3,  wo  Era- 
gründet  vom  Unter z.  im  Oldenb.  Progr.  S.  21  ff.  tosthenes  als   Autor   dieser    kritischen  Zurück- 
(Vgl.  den  Artikel  Tandora'   in  unserem  Lex.).  Weisung  makedonischer  Prahlerei  genannt  wird. 
P.  selbst  tritt  somit  in  Parallele  zu  dem  lern-  Sagen   der  kaukasischen  Gebirgsvölker  (Philo- 
nischen  (kabirischen)  Hephaistos.  Wenn  Photius  strat  a.  a.  0.)  erinnern  noch  jetzt  an  den  ge- 
s.  v.  KäßsiQot,  Titanen  und  Kabiren  identifiziert,  fesselten  P. :    Laistner ,    Rätsel    der  Sphinx   1, 
so  werden  wir  den  P.  zwar  nicht  geradezu  als  S.  31,  Mannhardt,  Genn.  Mythen.  S.  88  Anm., 
Kabiren  betrachten  dürfen,  aber  jedenfalls  war  Welcher,  Götterl.  1,  S.  761,    Krauth  in  Philol. 
sein  Wesen  derart,   dafs  er  mit  diesen  Feuer- 40  Jahrbb.    147,   1893  S.  693.    Schon  AI.  v.  Hum- 
(li'unonen  leicht  in  Verbindung  gebracht  werden,  boldt    vermutete    in   den  an   den   „Brandberg" 
ihnen  verwandtschaftlich  angeschlossen  werden  sich    knüpfenden  Sagen    von   Typhon    und  P. 
konnte.     In    der  That    liegt   in   dem  gemein-  Erinnerungen    an    grofse  vulkanische  Erschei- 
samen  Element   des  Feuers  nicht   der  einzige  nungen  der  Vorzeit:  Kosm.  1,  S.  289,  4,  S.  219 
Berührungspunkt  zwischen  P.  und  den  Kabiren,  u.    368  ff.     Wenn    Apoll.   Rhod.   3,    862  ff.   zu- 
vielmehr bildeten,  wie  im  P.-Mythus,  so   auch  gleich  mit  dem  Stöhnen  des  gequälten  Titanen 
in   den   Mysterien    von   Samothrake    die   Ent-  die  Erde  brüllend   erbeben  läfst,   so  gemahnt 
steh  ung  des  Menschengeschlechts  (Hip-  dies   an  Enkelados  und    an  den  germanischen 
p>olyt.   ref.   omn.  liaer.  p.  152,    82   und   Pindar  Feuergott   Loki,    der  ebenfalls   an  Felsen  ge- 
bei   Bergk  P.  L.  G.    I4  S.  711)   und  im  lemni-  50  bunden   durch    seine  Befreiungsversuche    Erd- 
schen   Kult  die  Flutsage    einen  bedeutungs-  beben  hervorruft.  —  Während  Hesiod  den  Ort 
vollen    Bestandteil.     Auch    hier    mufs  Unterz.  der  Strafe  unbestimmt  läfst  (die  „Säule"  meint 
auf  sein  Oldenb.  Progr.  verweisen,  wo  S.  26— 33  schwerlich    einen  Berg),    Aeschylus   im  ilpo/x. 
eine  zusammenhängende  und  vergleichende  Be-  deou.  die  Fesselung  nach  Skythien  verlegt  und 
handlung  der  griechischen  Flutsagen  gegeben  am  Schlufs   des  Stückes   den  Felsen  mit  P.  in 
ist,  die  zu  dem  Ergebnis  gelangt,    dafs  ihnen  den  Tartaros  versinken  läfst,   büfst  der  Titan 
allen  die  Erinnerung  an  einen  Kampf  der  nep-  bei  Hör.  carm.  2,  13,  37  mit  Tantalus  in  der 
tunischen  und  vulkanischen  Mächte  zu  Grunde  Unterwelt   (vgl.   Abschn.  J  I  4).     Der   letztere 
liegt  und  die  Rettung  bezw.  Wiedergewinnung  erscheint  in  manchen  Zügen  dem  P.  verwandt; 
desT  durch    die    Flut    bedrohten    wohlthätigen  60  die  Sage  von  seinem  Sturz  beruht  offenbar  auf 
Elementes,  des  Feuers,  von  den  der  Katastrophe  einer  Erdbebenkatastrophe.    —    Die   Zerflei- 
Entronnenen  dankbaren  Herzens  den  Feuerdä-  schung   des   am  Kaukasus  Gefesselten   durch 
monen  zugerechnet  ward.  den  Adler  steht  möglicherweise  im  Zusammen- 
d.    Strafe  und  Befreiung   des   P.     Die  hang  mit  dem  altpersischen  Brauch,  Tote  und 
Erzählung  von  der  Strafe  des  P.,  wie  sie  sich  Verbrecher  auf  hohen  Gerüsten  von  Raubvögeln 
zuerst  bei  Hesiod  findet,  gehört  in  den  grofsen  zerfleischen  zulassen  (Oldenb. Progr.  S.31  Anm.). 
Zusammenhang  des  Mythus  vom  Titanensturze  Dafs  die  Leber  der  leidende  Teil  ist,  erklärt 
und  hat  wie  dieser  ihren  Entstehungsgrund  in  sich  wohl  aus   Anlehnung  an   die  Tityossage, 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röni.  Mythol.    III.  96 


3043           Prometheus  (Befreiung)  Prometheus  (Menschenschöpfer)      3044 

denn  dies  Organ  galt  vorzüglich  als  Sitz  sinn-  den   Weg    vorn   Kaukasos    zu    den  Hesperiden 

licher  Begier  (ebd.  S.  45).    Hygin.  fab.  54  cor  (Strab.   4,   p.  182).     Ob   auch   Pherekydes  sich 

laedebat  (ebenso  fab.  144)  beruht  wohl  auf  philo-  den  P.  am  Kaukasus   gefesselt   dachte,   bleibt 

sophischer  Deutung;    vgl.  Fulgent.  Myth.  2,  9  ungewifs;  jedenfalls  steht  dieser  Annahme  die 

und  unten  Abschn.  H.    Den  Adler  nannte  Phere-  vorhergehende    Erwähnung    von    Perge    trotz 

kydes  (Schol.  Ap.  Rhoä.  2,  1249;  einen  Sohn  Weiske  nicht  im  Wege,  da  recht  wohl  das 
des    Typhon    und    der    Echidna;    ihm    folgen       lykiscbe  P.  gemeint  sein  kann.  —  Üb  Mythus 

ApoUodor  2,  5  und  Hygin  Astr.  2,  15,  der  noch  und  Dichtung  dem  Herakles  aufser  der  Tötung 
hinzufügt:  alii  ex  Terra  et  Tartaro;  complures  des  Adlers  auch  die  Lösung  der  Fesseln  zu- 
Vulcani  factum  manibiis  animamque  ei  ab  Iore  10  teilten,  geht  aus  Stellen,  wie  Apollod.  a.  a.  0., 

traditam    dicunt.      Den    Namen    Aethon    giebt  Pausan.  5,  11,  6,  Aesch.  Prom.  27  u.  769  nicht 

ihm  Hygin.  fab.  31;  vgl.  Hom.  II.  15,  690.  —  mit  Sicherheit  hervor.    Die  Kunstwerke  zeigen 

Von   einer  Kreuzigung  des  P.  sprechen  erst  ihn  stets  als  Adlertöter;  nur  auf  dem  im  Ab- 

Lucian.  Prom.  c.  1  (uv&ctuvQorf&at,  vgl.  unten  schnitt  J  I,  9  besprochenen  etruskischen  Sjüegel 

Abschn.   G)    und  Auson.   Idyll.  12   de  hist.  11  hält  er  etwas  wie  einen  Ring  oder  eine  Hand- 

(crux).    Zu  dem  £x.Titx<x6&ng  xa>  %tiQ£  ünb  tov-  schelle    über  P.   empor.     AI.  Kolisch   in  Serl. 

tovl  xov  y.Qrtiivov  Tiobg  xbv  ivavxiov  bei  Lucian  Ztschr.    f.    Gymn.    33    S.  65  ff.   und    G.  Haupt, 

vgl.  Philostrat.  v.  Apollon.  2,  3  öiy.ÖQvjißog  dt  Comment.  archaeol.  in  Aesch.,  diss.  Hol.  1895  ver- 

i]  HOQvepi]  y.cd  cpaeiv  <x>g  rag  %£tQag  cai  uvx&v  muten,  dafs  bei  Aschylus  Hephaistos,  der  die 
£§£&r\   ätaltntova&v  ov  yslov  t)  axäSiov.     (Die  20  Bande  widerwillig  geschmiedet  und   angelegt 

schwerlich  antike  Gemme  bei  Gravelle  2,  t.  42  hat,    sie   auch  nach   der  Begnadigung  wieder 

scheint  nach  dieser  Stelle  gearbeitet.)  —  Dafs  löse.    Diesen  läfst  es  in  der  That  Lucian,  didl. 

Zeus  zum  Entgelt  für  den  Feuerraub  den  Men-  deor.  1  besorgen;  vgl.  Abschn.  G  unter  Aschylus 

sehen  Krankheiten  sandte,  erklärten  aberwitzige  und   Lucian.   —   Die   Verbindung    des   P.   mit 

Deuter  mit  dem  Wortspiel  -xvq — nvo&xög,  Fieber  Herakles,  obschon  sekundär ,  erwies  sich  doch 

=  Feuerkrankheit;  s.  d.  Art.  Noaoi,  Bd.  3  Sp.  468  als    eine    sinnvolle   Bereicherung    des   Mythus. 

Z.  68.  Der  darin  ausgeprägte  Gegensatz  von  Weisheit 

Von  der  Befreiung  des  P.  wufste  das  alte  und   Thatkraft   mul'ste   zu   stärkerer  Betonung 

Lied,  welchem  Vers  616  der  hesiodischen  Theo-  des  geistigen  Elements  im  Wesen  des  P.  führen. 
gonie  angehört,    noch  nichts,  wie  das  Präsens  30  Vgl.  Weiske  S.  495 f.  und  unten  Abschn.  H. 
t'pvx«    der   Hdss.    beweist    (vgl.    Gruppe,    Die 

griech.  Kulte    u.   Mythen  i.   Bez.  z.   Orient  1,  n-  p-  als  Menschenschöpfer;  Pandora,  Athene. 

S.  579;    das   Präsens    hier    mit   Weiske   S.  295  Die  Vorstellung,   dafs  die  ersten  Menschen 

als  historicum  zu  fassen  verbietet  der  unmittel-  aus  Erde,  Wasser  und  Erde,  Schlamm,  Lehm 

bar   vorausgehende  Aorist).     Die  von   der  Be-  oder  Thon    entstanden    seien,    findet  sich  be- 

freiungr  durch  Herakles  handelnden  Verse  526  kanntlich  bei    den   alten  Dichtern  und  Philo- 


*& 


— 534  sind  nicht  nur  mangelhaft  mit  dem  sophen  vielfach,  auch  ohne  Beziehung  auf  P., 
Übrigen  verbunden  (das  Subjekt  zu  V.  534  liegt  ausgesprochen.  Wenn  dabei  aber  der  Ausdruck 
viel  zu  weit  zurück!),  sondern  widersprechen  Ttläxxsiv  und  verwandte  Wörter  gebraucht  wer- 
auch  dem  leitenden  Gedanken  der  ganzen  Er-  40  den,  wie  Aesch.  fr.  359  N  rov  itr\koTilcLCxov 
Zählung:  „Dem  Zorn  des  Zeus  ist  nicht  zu  ent-  aitiQyaxog  &vrjxij  yvvr]  und  Aristoph.  Av.  687 
rinnen"  (vgl.  Weiske  S.  175).  Noch  Horaz  Ttlda^axa  7tr]Xov,  so  ist  damit  wahrscheinlich 
carm.  2,  13  durfte  die  Befreiung  des  P.  igno-  auf  die  Sage  vom  P.  hingedeutet,  denn  nur 
rieren.  „Die  endliche  Lösung  und  Begnadigung  diesem  Gotte  wird  ein  Bilden  und  Formen  der 
des  Titanen  war  nur  ein  gezwungenes  Zuge-  Menschen  zugeschrieben.  Auch  Plato  Protag. 
ständnis,  welches  seiner  Volkstümlichkeit  ge-  320  D  xv-xoveiv  avxa  &£ol  yi)g  Uvdov  schliefst 
macht  werden  rnufste.  Bezeichnend  ist,  dafs  die  Mitwirkung  des  P.  nicht  aus  (vgl.  L'd.  Norden, 
gerade  der  Zeussohn  Herakles  die  Befreiung  Jahrb.  f.  Phil.  Suppl.  19  S.  455).  Ob  schon 
zu  vollbringen  hat.  Die  That  gehört  nicht  sowohl  bei  Hesiod,  etwa  in  den  KaxdXoyoi ,  die  Er- 
der Prometheus-  als  vielmehr  der  Herakles-Sage  50  Schaffung  der  Menschen  durch  P.  vorkam,  nmfs 
an"  (Oldenb.  Progr.  S.  45  Anm.  8).  Vgl.  Theog.  dahingestellt  bleiben.  Die  Angabe  bei  Lactant. 
530  ö(pQ"HQay.lfjog  Orißtxytvtog  xliog  tirfitlsTov.  Placid.  ad  üvid.  Met.  1,  34  (Fab.  1,  1  in 
(Dagegen  Philostrat.  a.  a.  0.:  *HQccy.Xi]g  dl  H'xzQog,  Munckers  Myth.  lat.  2,  p.  189):  Humanuni 
ov  yccQ  xbv  Qrißcclöv  ye  ßovXovxai.)  Sie  wird  genus  —  P.  Iapeti  filius,  ut  idem  Hesiodus 
sonach  zunächst  in  einer  sei  es  vor-  oder  nach-  ostendit,  ex  humo  fin.iit,  cui  Minerva  spiritum 
hesiodischen  Heraklee  ihren  Platz  gehabt  haben.  infudit,  ist  unzuverlässig  und  vielleicht  Glossem 
Einer  solchen  Dichtung,  vielleicht  der  des  Pei-  (Muncker  a.  a.  0.),  darf  indes  nicht  von  vorn- 
sandros  (s.  Weiske  S.  485),  folgt  wohl  Phere-  herein  verworfen  werden.  Dagegen  setzt  ein 
kydes  in  dem  beim  Schol.  Apoll.  Bhod.  2,  1249  Epigramm  der  Erinna  (Bergk  P.  L.  G.  34  fr.  4) 
und  4,  1396  erhaltenen  Bericht.  Herakles  m  notwendig  voraus,  dafs  P.  bereits  als  Bildner 
kommt  danach  auf  seinen  Fahrten  über  Land  der  Menschen  allgemein  bekannt  war,  und 
und  Meer  auch  zum  gefesselten  P. ;  von  ihm  wenn  diese  Dichterin ,  wie  Bergk  zu  erweisen 
angefleht  tötet  er  mitleidsvoll  den  Adler.  Zum  sucht,  noch  dem  5.  Jahrh.  und  das  Epigramm 
Dank  giebt  ihm  P.  klugen  Rat,  wie  er  sich  nicht,  wie  sein  Charakter  argwöhnen  läfst,  erst 
durch  Atlas  die  Äpfel  der  Hesperiden  ver-  der  alexandrinischen  Zeit  angehört,  so  ist  dies 
schaffen  könne.  (Ebenso  Apollod.  2,  5,  11.)  das  früheste  ausdrückliche  Zeugnis  für  jenen 
Auch  bei  Aeschylus  in  Jlpoft-.  Xv6u.  beschreibt  Zug  unseres  Mythus.  Übrigens  vgl.  das  unten 
P.,  aber  wohl  vor  der  Befreiung,  dem  Herakles  Abschn.  G  2  zu  Sappho  Bemerkte.     Es  folgen 


3045         Prometheus  (u.  Pandora)  Prometheus  (u.  Athene)          3046 

die  Komiker  Philemon,  nach  welchem  P.  die  die  konkretere  Vorstellung  von  dem  mit  Feuers 
Menschen  %ccl  x&XXa  itävxa  £cacc  schuf  (die  Hilfe  aus  Thon  bildenden  Künstler  getreten.  Zu 
Tiere  auch  nach  Aelian.  nat.  an.  1,  53,  Achill.  seinen  Geschöpfen  mufste  nun  auch  das  erste 
Tat.  2,  21,  Aesop  fab.  261,  383  H.),  und  Me-  Weib,  die  eigene  Gemahlin,  gehören.  Diese  Auf- 
wände/-, der  ihn  die  Weiber  gebildet  haben  fassungdesPandora-MythushatUnterz.  ausführ- 
läfst  (Meineke  F.  C.  G.  4,  32  u.  231);  dann  lieh  begründet  im  Oldeub.  Progr.  S.  36  ff.  und 
Kallimachos,  Apollodor,  Horaz  und  viele  andre  daselbst  auch  den  Nachweis  versucht,  dafs  wir 
(die  Nachweise  bei  Preller-R.,  Gr.  M-ythol.  1,  in  Pandora  eine  Parallelgestalt  zur  kabirischen 
S.  81  Anm.  6,  wo  aber  z.  B.  Claudia»  fehlt,  Demeter  oder  Kabeiro,  einer  chthonischen 
und  unten  Abschn.  G;  über  die  betreff.  Bild-  10  Aphrodite  und  Gattin  des  lemnischen  Hephai- 
werke  s.  Abschn.  J).  —  In  welche  Zeit  nun  stos,  zu  erkennen  haben.  Das  rätselhafte  Pan- 
verlegte  man  die  Schöpfungsthätigkeit  des  P.?  dorafafs  ist  wahrscheinlich,  wie  schon  Preller, 
Während  die  phrygische  Lokalsage Etym.Magn.  Philol.  7,  S.  51  ahnte,  nichts  anderes  als  die 
s.  v.  'Ikovlov  ihn  nach  der  grofsen  Flut  von  Ar\\ir\xr\q  Kußet-gia  (s.  o.  D  I  c)  dem  P.  an- 
Menschen bilden  läfst,  setzten  nach  Paus.  2,  vertraute  ■naQaxuxuQ'r)Y.r],  eine  Mysterien-Ciste. 
14,  4  die  Phliasier  den  P.  drei  Generationen  Das  Eheverhältnis  des  P.  zur  Pandora  hat 
vor  Pelasgos  und  die  attischen  Autochthonen.  übrigens  noch  eine  andre  Parallele  in  dem 
Ovid.  Met.  1,  81  berichtet  von  der  menschen-  des  (Kabiren)  Iasion  zur  Demeter.  Auch  dieser 
schaffenden  Thätigkeit  des  P.  im  Zusammen-  ist,  wie  Saon,  Merops  und  Prometheus,  ein 
hang  mit  den  Anfängen  der  Welt  (vgl.  Phaedr.  20  Retter  der  Menschheit  in  der  Flutkatastrophe: 
fab.  4,  14  terrae  novae  luto),  und  so  ist  auch  Schul.  Hont.  Od.  5,  125  xivtg  de  q)u6i  {Lixcc  xbv 
wohl  Apollodor  1,  7,  1  zu  verstehen.  Dafs  dies  xaxaxXvöfibv  Ttaga  pövco  'Iaaicüvt  Gnsgacc  tivqcüv 
die  Meinung  des  ursprünglichen  Mythus  sei,  EVQE&fjvccL.  (Iason  'primae  ratis  molitor''  ist  im 
ist  deswegen  anzunehmen,  weil  es  sich  nach  Grunde  mit  Iasion  identisch,  vgl.  Usener,  Götter- 
der  Flut  überall  nur  um  die  Erhaltung  eines  namen  S.  156  iind  Bapp,  Oldenb.  Progr.  S.  31.) 
Menschenpaares,  nicht  um  Neuschöpfung  han-  Wenn  dagegen  Huris  im  Schal.  Apoll.  Rhod. 
delt.  (Das  Steinwerfen  des  Deukalion  erklärt  2,  1249  von  einem  Liebesverhältnis  des  P.  zur 
sich  aus  einer  Vermischung  der  Schöpfungs-  Athene  berichtet,  welches  der  eigentliche  Grund 
und  der  Flutsage;  vgl.  Oldenb.  Progr.  S.  37.)  seiner  Bestrafung  gewesen  sei,  so  liegt  offen- 
—  Plotin.  Ennead.  4,  3,  14  giebt  den  hesio-  30  bar  wieder  einmal  ein  Stellentausch  mit  He- 
dischen Mythus  von  der  Erschaffung  der  Pan-  phaistos  vor.  Mit  Athene  stand  P.  im  Volks- 
dora  mit  der  merkwürdigen  Abweichung  wieder,  glauben  und  Kultus  durchaus  nicht  in  engerem, 
dafs  Prometheus  (bei  Hesiod  Hephaistos)  mythisch  begründetem  Verhältnis.  Die  Gemein- 
diese  gebildet  habe:  xbv  [Lv&or,  a>g  nXäaavxog  samkeit  gewisser  heiliger  Stätten  und  Feste 
toxi  npouri&tcDs  xi)v  yvvcüxec  £itiy<.b6iir\6a.v  avxijv  beruht  nur  auf  der  beiden  Gottheiten  eigenen 
kccI  oi  äXXoi  dsoi.  Dies  ist  schwerlich  ein  Irr-  Beziehung  zur  Technik,  insbesondre  zur  Ke- 
tum  oder  gar  spekulative  Willkür  des  Philo-  ramik.  Vgl.  Weiske  S.  534  ff.  Die  Göttin  der 
sophen,  sondern  beruht  auf  Überlieferung  (auch  Klugheit  und  Kunstfertigkeit  ist  aufserdem  die 
Fulgentius  2,  9  sagt  vom  P. :  Pandoram  dicitur  natürliche  Beschützerin  erfindungsreicher  Hel- 
formasse)  oder  auf  genialer  Lituition  des  ur-  10  den.  Darum  hilft  sie  dem  P.  zum  Himmel 
sprünglichen  Zusammenhangs.  Hephaistos  wird  emporsteigen,  als  er  das  Feuer  holen  will  (Serv. 
in  dieser  Erzählung,  die  mit  der  Bestrafung  ad  Verg.  Ecl.  6,  42.  Fulgent.  2,  9).  Ihre  Be- 
des  P.  oder  der  Menschen  gewifs  erst  nach-  teiligung  an  der  Menschenschöpfung  wird  erst 
träglich  verbunden  wurde  und  eigentlich  nur  von  späten  Autoren  (Lucian.  Prom.  3,  Lactant. 
ein  Teil  des  Schöpfungsmythus  war,  ebenso  an  fab.  1,  1,  Et.  31.  s.  v.  'Ix6vtoi>)  bezeugt  und 
die  Stelle  des  P.  getreten  sein,  wie  bei  der  erscheint  auch  nur  auf  jüngeren  Kunstdenk- 
Geburt  der  Athene  (s.  0.  I  b).  Vgl.  Hygin.  malern  (s.  u.  Abschn.  J  III).  Wahrscheinlich 
fab.  142:  Prometheus  primus  homines  ex  luto  ist  ihre  Mitwirkung  bei  Erschaffung  der  Pan- 
finxit;  postea  Volcanus  —  ex  luto  mulieris  effi-  dora  in  der  hesiodischeu  Erzählung  der  Anlafs 
giem  fecit.  Hier  wird  eine  Teilung  der  Arbeit  50  geworden,  sie  auch  dem  P.  als  Gehilfin  beizu- 
angenommen,  sodafs  P.  nur  die  Männer  schafft,  gesellen.  Vgl.  Hygin.  fab.  142  Volcanus  —  mu- 
während  doch  ursprünglich  jedenfalls  nur  ein  lieris  effigiem  fecit;  cui  Minerva  animam  de- 
Schöpfer  gedacht  war.  Das  mythische  Ver-  dit.  Während  sie  bei  Hesiod  nur  Schmuck  und 
hältnis  des  Feuergottes  P.  zur  Erdgöttin  Pan-  Handfertigkeit  verleiht,  giebt  sie  hier,  wie 
dora,  welche  Hesiod.  catal.  fr.  2  Gattin  des  sonst  den  Geschöpfen  des  P.,  die  Seele.  Durch 
P.  nennt,  kann  zunächst  kein  anderes  gewesen  die  Winde  läfst  die  oben  zit.  Sage  von  Iko- 
sein  als  das  des  Hephaistos  zur  Athena,  d.  h.  nium  die  Beseelung  erfolgen:  ävcch,rtQavQ-tiar\g 
zur  attischen  Erde  (krQ-ig  bei  Apollod.  3,  14,  §h  rfjg  yijg  6  Zevg  ixiXsvas  xa  nQo^rj&tl  xui 
6  die  Mutter  des  Erichthonios).  Vgl.  Welcher,  xfj  kQ-nvü  tidcala  duxTtXccaai  ix  xov  TvnXov  necl 
Trilogie  S.  284 f.  und  Preller,  Philol.  7,  S.  15.  60  xovg  ccvipovg  iaepvaijGai  ixsXsvee  xcä  güvxcc 
Ebenso  steht  neben  dem  argivischen  Feuer-  airoxsliaca.  Vgl.  Aristot.  de  anima  1,  5.  Nach 
geber  Phoroneus  die  Erdgöttin  Niobe:  s.  den  Straton  in  der  Anthologie  (Anall.  2  p.  373  nr.  72) 
Art.  Niobe  Sp.  389.  Auf  eine  Erdgöttin  weisen  entwandte  P.  xbv  Ttr\Xbv  xov  Jiög.  Ovid.  Met. 
alle  Namen,  mit  denen  die  Gemahlin  des  P.  ge-  1,  81  spricht  von  semina  caeli,  die  noch  in  der 
nannt  wird  (s.  0.  B).  Die  Mutter  Erde  war  das  frischen  Schöpfungserde  enthalten  gewesen  sein 
erste  Weib:  Piaton  Menex.  238a.  An  die  Stelle  möchten.  Nach  Piaton  Protag.  320 d  schufen 
der  im  Erdschofs  waltenden,  schaffenden  und  be-  die  Götter  Menschen  und  Tiere  aus  Erde  und 
lebenden  Kraft  des  Feuers  ist  dann  allmählich  Feuer.    Dafs  P.  Feuer,  und  zwar  das  von  ihm 

96* 


3047        Prometheus  (u.  Deukalion)  Prometheus  (Heimat  d.  Mythus)      3048 

geraubte,   zur  Belebung  seiner  Geschöpfe  ver-  der  Prometheussage  zusammen,  wie  Unterz.  im 

wandt  habe,  sagt  ausdrücklich  zuerst  Phaedrus  Olderib.  Progr.  S.  39  dargelegt  hat,  wo  auch  das 

fab.   4,    14;   nach  Schol.   Hör.   carm.  1,   3,   29  Verhältnis   beider  Sagen  noch  näher  bestimmt 

war    eben    dies    der  Zweck    des    Feuerraubes :  und  die  Parallele  Iapetos  =  Iaphet  erörtert  ist. 
cum   ignis  e  caelo  furtim  a   P.  surreptus  esset 

ad  suas  e  terra  fictas  statuas  animandas.    Clan-  E-    Die  Heimat  des  Mythus. 

dian  in  Eutr.  2,  490  ff.  und  in  IV.  cons.  Hon.  Die  Titanen,  zu  denen  P.  gehört,  sind  nicht 

228  läfst  P.  dem  Tbon  Äther  beimischen,  der  zu  trennen  von  Kronos  ('Icatsros  xs  Koövog  rs 

nach    stoischer  Lehre    das    reine,    himmlische  Hom.  B.  8,  479.    Hes.  Theog.  20),  dessen  Kult 
Feuer   ist.     Nach   Fulgentius   Mythol.  2,  9    er-  10  M.  Mager  im  betr.  Art.  uns.  Lex.  Bd.  2  Sp.  1538 

folgte  die  Beseelung  dadurch,  dai's  P.  das  Feuer  mit  Grund   als   pelasgisch   anspricht.     Auch 

in  der  Ferulstaude  gegen  die  Brust  seiner  Ge-  die  Kabiren,  mit  denen  P.  in  Böotien  und  auf 

bilde  hielt  (pectusculo  hominis  applica)is;  ahn-  Lemnos    in   so   naher  Verbindung  steht,    sind 

lieh    der    zweite    vatican.    Mythograph    c.    63,  Gottheiten   der  Pelasger:    vgl.  Herodot  2,   51, 

während   der  erste   c.  189    die  Erzählung   von  ().  Müller,  Orehom.  S.  462  u.  besonders  0.  Cru- 

Deukalion  und  Pyrrha  mit  den  Worten  schliefst:  sius,    Beitr.   z.   gr.   Myth.    1886.     Die    Sintier, 

Postea  venu  P.  et  rieificabat  homines  illos  face  Diener  des  leninischen  Hephaistos,   waren  Pe- 

caelesti  adhibita).    Die  Kunstdenkmäler  kennen-  lasger  (Preller-B.,  Gr.  Myth.  1  S.  176  u.  178; 

dies  Motiv  nicht;   sie   zeigen  Athene  mit  dem  ohne  zureichende  Begründung  versucht  0.  Gil- 
Schmetterling,  dem  Symbol  der  Seele.  —  Auch  20  bert,   Griech.    Götterl.    1898   S.  491  ff.   den  He- 

Namen    und   Schicksal    eines   der  vom  P.    ge-  phaistos  und  Prometheus  den  auch  auf  Lemnos 

schaffenen   Menschen   weifs   uns    die   Sage    zu  nachgewiesenen    Tyrrhenern    zuzuteilen).     Auf 

nennen.    Über  diesen  Phainon  s.  Hygin.  Astr.  Lemnos  waren  ferner  die  nach  H.D.Müller 

2,  42   (Bunte)  und  den  Artikel  uns.  Lexikons.  ebenfalls     pelasgischen    Minyer    angesiedelt. 

„Die    ältesten    Kulte    der    Insel    Lemnos    ent- 

III.   r.  und  Deukalion.  sprechen  den  alteuböischen  und  ostböotischen" 

Deukalion    galt    als   Sohn    des   P.   und   der  (Gruppe,  Gr.  Mythol.  1  S.  225).    Zum  Stamme 

Pandora  oder  Klymene  (s.  den  Art.  Deuk.  und  der  Minyer  gehörten  wiederum  die  Phlegyer, 

oben  Abschn.  B).    Nach  Apollod.  1,  7,  2  baute  bei  denen  P.,  der  Menschenschöpfer,  zu  Pano- 
D.  auf  den  Rat  seines  Vaters  P.  einen  Kasten,  30  peus  gewohnt  haben  sollte,  woselbst  man  auch 

in  dem  er  sich  mit  seinem  Weibe  Pyrrha  aus  des  ihm  in  mancher  Beziehung  ähnlichen  Tityos 

der  Flut  rettete.    Auch  Aeschylus  nennt  unter  Grabmal    zeigte.     Die   Namen    der    Gattinnen 

den  Erfindungen  des  P.  das  Schiff:  Prom.  467  des  P.,  Hesione  und  Klymene,   kehren  wieder 

Q-alc<66Ö-jtlayAxa  ö'  ovttg  alXog  <xi>z'   £[iov  hvö-  im    Königshause    der    Minyer.      Diese    kühnen 

■KttQ    r}vQ8  vuvTilav  6%rj{i(xra.     In  dem  Stücke  Pioniere    der    Kultur    erscheinen    als    Kolchis- 

des  Epicharm  Uvqqcc  xcä  nQouri&Evg  (s.  u.  G,  fahrer  auch  am  Kaukasus.    In  der  Gegend  des 

4)    kam    die    Entstehung    der    Menschen    aus  minyischen   Iolkos   erzeugte  P.  den   Deukalion 

Steinen    vor.     War  P.    hierbei    auch    nur    der  (Apoll.  Bhod.  3,  1085).    Des  P.  Tochter  Thebe 

Ratgeber?     Oder  belebte   er  die  Steingebilde,  ist  Schwester  des  Pelasgos.    Nach  diesem  allen 
wie    es    Mythogr.    Vatic.    2,    189   erzählt?     Da  40  und  nach  den  im  Abschnitt  C  erörterten  Spuren 

Hesiod  den  P.  als  Gemahl  der  Pyrrha  kannte  des  P.- Kultus    darf  es  als  höchst  wahrschein- 

und    diese    als    Erdgöttin    von    Pandora    oder  lieh  bezeichnet  werden,    dafs  P.  ein  Gott  der 

Klymene  wesentlich   nicht  verschieden  ist,   so  Pelasger  war,   dessen  Kult,   vom  Stamme   der 

erscheint   die   Sage  von   dem   Steinwerfen   des  Phlegyer    und    Minyer    verbreitet,    in   Böotien 

Deukalion    und    der  Pyrrha    als   eine  jüngere  und    auf   Lemnos    mit    dem    wahlverwandten 

Version  jener  andern  von  P. ,   dem  Menschen-  Kabirendienst  in  Verbindung  trat.     Auch   die 

schöpfer.    Schon   Weisice,  Prom.  S.  413  sprach,  ältesten    bildlichen    Darstellungen    des    Prom. 

wenn   auch  noch  zaghaft,   den  Gedanken  aus:  weisen    uns    nach    Böotien    u.    den    ägäischen 

,,Man    könnte    durch    die    Gemeinsamkeit   des  Inseln  (Abschn.  J  I,  1 — 3).  —  Vgl.  Bapp,  Pro- 
Sohnes    (Hellen),     der    Tochter    (Protogeneia,  50  metheus,  Oldenb.  G-ymn.- Programm  1896  S.  23. 

Schol.  Piiid.   Ol.  9,  64),  der  Gattin  (Pyrrha)  zu  Über    pelasgische    Götterdienste    in   Attika   s. 

der  Vermutung  verleitet  werden,  Deukalion  sei  Crusius  a.  a.  O. 
nicht  nur  gleichsam  selbst  Prom.,   sondern  er 

sei  wirklich    mit  ihm  nur  eine  Person  zweier  F-    Die  ursprüngliche  (vorhesiodisehe) 

Namen."      Weishe  würde   sich   zuversichtlicher  Bedeutung  des  Mythus, 

geäufsert    haben,    wenn    er    die   Deutung    des  Prometheus,  Gott  und  Titan,  gehört  jenem 

Namens  Deukalion  gekannt  hätte,  welche  nach  älteren,    den  Kronos  und  Iapetos  umgebenden 

ihm    Unger  im   25.  Bd.    des   Philol.   S.  212   in  Kreise  von  mythischen  Gestalten  an,  in  denen 

(trotz  Usener,  Sintflutsagen  S.  65  f.)  überzeugen-  die  gewaltigen,  bald  furchtbaren,  bald  segens- 

der  Beweisführung  gegeben  hat  und  derzufolge  go  reichen  Mächte  der  Natur  ein  noch  wenig  ver- 

der  Name  des  Sohnes  gleichbedeutend  mit  dem  geistigtes  Abbild  gefunden  hatten.    Seine  Ab- 

des  Vaters  P.  ist.     Der  Erfinder  oder  Erbauer  lösung  durch  Hephaistos,  seine  Verwandtschaft 

der  rettenden  Arche  verdiente  in  der  That  den  mit    den  Kabiren,    die  Feuerentwendung    aus 

Ehrentitel  des  „Vorsorglichen".    Zur  Beziehung  dem  Mosychlos  uud  die  vulkanische  Natur  fast 


des  Beinamens   nQourfötvg   auf  Schiffahrt  vgl.  aller    Stätten    seines   Kultus    und   Mythus    be- 

den  Artikel  Achilleus  Sp.  58  Z.  60  f.  und  oben  weisen,    dafs   sein  Element   das  Erdfeuer  war. 

Abschn.  A.     Auch   die  Orte,    an  die  sich  die  Wie  sein  Bruder  Atlas  und  der  ihnen  ähnliche 

Deukalionsage  anschliefst,    fallen   mit  solchen  Tantaloe  (vgl.  Gruppe,  Griech.  Mythol.  S.  382) 


3049          Prometheus  (Bedeutung)  Prometheus  (Bedeutung)          3050 

ist  P.  auch  Berggott;  im  Bergfeuer  offenbart  zum  Prometheus  (Fackeln  aus  Narthexstauden, 
sich  sein  Walten  zunächst.  Die  Verehrung  des  aiylr\).  Über  die  chthonische  Natur  des  Pan- 
Feuers, dieses  furchtbar-prächtigen  Elements,  dora-Mythus  und  seinen  Zusammenhang  mit 
stand  offenbar  auch  in  Griechenland  in  ältester  dem  Pithoigienfest  s.  jetzt  auch  J.  E.  Harrison 
Zeit  weit  mehr  im  Vordergrund  als  später.  „Die  im  Journal  of  the  Hellcnic  studies  vol.  20  1900 
Kulte  des  Hephaistos  und  Prom.",  bemerkt  S.  99  ff.  In  Thessalien  knüpfte  sich  das  Pe- 
treffend  Gilbert,  Griech.  Götterl.  (1898)  S.  492,  lorienfest  an  eine  Naturrevolution,  in  der  ein 
„weisen  beide  höchst  eigenartige,  mit  indischen  Erdbeben  den  das  Land  überflutenden  Ge- 
und  eranischen  Vorstellungen  sich  aufs  engste  wässern  Abzug  geschafft  hatte.  P. ,  der  Vor- 
berührende Ideen  auf.  Sie  allein  bringen  die  10  sorger  und  Leidabwender,  rettete  nach  Aeschy- 
Gedanken  von  dem  elementaren  und  zugleich  lus  das  Menschengeschlecht  vor  der  Vernich- 
kulturschaffenden  Feuer  zum  Ausdruck;  sie  tung  und  gab  den  Sterblichen  das  Feuer.  Nach 
entsprechen  damit  einer  Entwicklungsphase  dem  oben  D  III  über  P.  und  Deukalion  Be- 
der  Menschheit,  die  gegenüber  den  an  alle  merkten  kann  unter  dieser  von  Zeus  gedrohten 
andern  Götter  sich  knüpfenden  Vorstellungen  Vernichtung  nur  die  grofse  Flut  verstanden 
weit  zurückliegt."  Bezüglich  der  eranischen  werden,  wenn  auch  Aeschylus  vielleicht  den 
Parallelen  vgl.  Bapp,  Oldenb.  Progr.  S.  31  Anm.  ursprünglichen  Sinn  und  Zusammenhang  hier 
und  jetzt  auch  Th.  Schäfer,  „Äschylus'  Prom.  schon  nicht  mehr  kannte.  Dafs  es  sich  auch 
und  Wagners  Loge"1  in  der  Festschrift  z.  45.  beim  Feuerraub  des  Prom.  ursprünglich  nur  um 
Philologenvers.  Bremen  1899  S.  68  ff.  —  In  dem  20  Wiedergewinnung  handelt,  nicht  um  die 
zwischen  Gut  und  Böse  schwankenden  Charakter  Erfindung  des  Feuerzündens  überhaupt,  von 
des  P. ,  der  bald  in  Trug  und  Trotz,  bald  in  der  z.  B.  Paus.  2,  19,  5  spricht,  geht  noch 
klugem  Rat  und  treuer  Hilfe  sich  äul'sert,  deutlich  aus  dem  Wortlaut  bei  Hes.  Opp.  50 
spiegelt  sich  die  Doppelnatur  seines  unstäten  hervor:  v.Qvtys  6k  7Cvq  (Zsvg)'  rb  usv  ccv&Lg 
Elementes  wieder.  Wenn  er  im  Mythus  als  ivg  naig  'lanexoio  %xXsip'  av&QÖmoig,  womit 
Wohlthäter  der  Menschen  ihnen  das  Feuer  aus  Theog.  562  nicht  im  Widerspruch  steht.  (Die 
dem  Berge  bringt,  so  spricht  sich  in  dieser  Menschen  hatten  das  Feuer  schon  besessen; 
Einkleidung  der  Dank  an  die  Gottheit  aus  für  dem  -ngvipn  entspricht  genau  bei  Hygin.  Astr. 
diejenige  Möglichkeit  der  Feuergewinnung,  2,  15  eripnit  ignem  mortalibus.  Vgl.  zu  dem 
welche  sich  in  vulkanischen  Gegenden  den  30  uv&ig  Procl.  ad  Opp.  51  und  Weisice  S.  376 
Einwohnern  vor  allen  andern  Mitteln  darbot  A.  2,  sowie  zur  Sache  Hygin  fab.  144.)  „P. 
(Beispiele  dieses  Verfahrens  in  meinem  Oldenb.  brachte  den  Sterblichen  das  Feuer  zurück" 
Progr.  S.  34).  Diese  Möglichkeit  mul'ste  aber  ist  demnach  der  mythische  Ausdruck  für  den 
ganz  besonders  als  einzig  rettende  Wohlthat  Satz:  „Die  wohlthätigen  Wirkungen  des 
empfunden  werden  nach  einer  allgemeinen  Über-  Erdfeuers  überdauerten  die  Sintflut."  Fragt 
flutung,  die  alle  sonstigen  Feuerstätten  ver-  man,  weshalb  im  Mythus  Zeus  den  Menschen 
löschte.  Den  hilflosen  Zustand  der  nach  dem  das  Geschenk  des  P.  nicht  wieder  entziehen 
grofsen  Kataklysmos  übrig  gebliebenen  Men-  konnte,  so  ist  zu  bedenken,  dafs  er  dann  mit 
sehen  malt  uns  Piaton  aus  im  3.  Buch  der  der  vulkanischen  Quelle  desselben  die  Erde 
Gesetze  und  betont  dabei  auch  (p.  678  D  u.  40  selbst  hätte  vernichten  müssen,  und  ferner,  dafs 
679  Dj  die  Wichtigkeit  der  gottgegebenen  (vgl.  nach  antiker  Auffassung  die  That  eines  Gottes 
Politic.  274  C)  Tsp'ai.  der  Gxtvr]  i^itvqa  (Top-  vom  andern  nicht  aufgehoben  werden  durfte 
ferei),  der  Metallurgie,  der  Schiffahrt  für  die  (Eur.  Hippol.  1328  und  Ovid,  Met.  14,  784). 
neu  zu  gewinnende  Kultur.  So  wurden  nach  Übrigens  war  der  Gegner  des  Feuerdämons 
TJiodor  5,  47  auf  Samothrake  nach  dem  Rück-  wohl  ursprünglich  nicht  Zeus,  sondern  ein 
tritt  der  grofsen  Überschwemmung  den  Göttern  Wassergott,  Okeanos  oder  Poseidon:  Oldenb. 
des  Bodens  (roig  fttoig  roig  iy%a>Qiotg,  d.  h.  den  Progr.  S.  29  u.  35  A.  13;  vgl.  Terzaghi,  Proin. 
Kabiren)  Altäre  errichtet,  auf  Lemnos  feierte  p.  38 f.  Der  Retter  der  Menschheit  war  eo  ipso 
man  zur  Erinnerung  an  die  Rückkehr  der  ver-  ein  Feind  derjenigen  Mächte,  die  den  Bestand 
scheuchten  Kabiren  ein  Fest  der  Feuererneue-  so  derselben  bedrohten.  Seine  Stellung  zum  Zeus 
rung  (Philostrat.  Heroic.  19,  14 ;  vgl.  Welcher,  ist  oben  D  I  d  erörtert.  Als  Empörer  gegen 
Tril.  S.  260,  Bloch  im  Artikel  Megaloi  Theoi  die  göttliche  Ordnung  mufste  P.  erscheinen, 
Sp.  2525,  4  und  Bapp,  Oldenb.  Progr.  S.  31,  sobald  in  der  Doppelnatur  seines  Elementes 
dem  Th.  Schäfer  a.a.O.  sich  anschliefst).  Dafs  das  Wilde,  Unbändige  stärker  betont  wurde, 
diese  lemnische  Ceremonie  und  der  Fackellauf  Während  der  Feuerraub  im  ursprünglichen 
an  den  attischen  Prometheen  im  Grunde  die  Zusammenhang  des  Mythus  seine  Stelle  nach 
gleiche  Bedeutung  hatten,  ist  auch  von  Wecklein  der  grofsen  Flut  gehabt  haben  mul's,  ist  da- 
Hermes  7  S.  447  f.  erkannt  worden.  Die  del-  gegen  die  Thätigkeit  des  P.  als  Menschen- 
phisch-attische  Sühneceremonie  für  die  Seelen  schöpfer,  wie  oben  D  II  gezeigt,  in  die  Anfänge 
der  in  der  grofsen  Flut  Umgekommenen  (Opfer  60  der  Welt  zu  setzen.  (Vgl.  die  Kritik  des  My- 
an  einem  Erdspalt;  Mommsen,  Feste  d.  St.  thus  bei  Lactant.  de  Orig.  Error.  2,  11.)  Die 
Athen  S.  424)  stand  nach  den  geistvollen  Aus-  Menschen  galten  als  Kinder  des  P.  zunächst 
führungen  von  Gruppe,  Griech.  Mythol.  S.  94  jedenfalls  nur  in  demselben  Sinne,  wie  die 
in  deutlicher  Beziehung  zur  Demeter-Pandora  Bewohner  Attikas  sich  'Hcpaiarov  italdsg  nann- 
(Ttl&og  —  ni&oiyia,  wofür  noch  Eustath.  ad  II.  ten  (Aesch.  Euni.  13).  Wie  aber  Feuer,  Wärme, 
24,  526  zu  vgl.  ist:  rov  Sh  tolovtov  tcoj'  -Accniöv  Leben,  Seele  von  dem  naiven  Realismus  des 
itL&ov  ht\  av  i]  lli&oiyicc,  ov%  io^räai^iog  —  Volksglaubens  und  auch  der  älteren  Natur- 
&XX  dg  tö   n&v  anocpgäg),   zu  Deukalion  und  philospohen  als  verwandt  empfunden  wurden, 


3051          Prometheus  (Bedeutung)  Prometheus  (and.  Deutungen)      3052 

so  konnte  der  wärmespendende  Feuergott  an  Begriffe  und  wollten  diese  im  P.  verkörpert 
und  für  sich  leicht  zum  Leben  verleihenden  finden.  Während  so  Creuzer,  Symbolik  2,  441 
Schöpfer  werden.  Dafs  auch  insbesondere  das  in  P.  „den  edlen,  bald  lodernden,  bald  ver- 
unterirdische (vulkanische)  Feuer  als  an  der  löschenden  Lebensfunken"  zu  erkennen 
Hervorbringung  der  Geschöpfe  beteiligt  gedacht  glaubt,  sehen  Gerhard,  Griech.  Mythol.  (1854) 
werden  konnte,  zeigt  die  Darstellung  des  Em-  §  106,  6  (vgl.  114,  5)  und  Schopenhauer,  Parerga 
pedoMes  v.  265  ff.  (Stein)  von  der  Entstehung  u.  Paralip.  4  §  206  in  den  4  Iapetiden  die 
der  Menschen :  Ovlocpvtig  phv  nQcora  xvtioi  „Urbilder  menschlicher  Sinnesart"  bezw.  „die 
yßovbg  i'gavirtllov ,  'iftcportQcov  väuxög  te  y.ul  Grundeigenschaften  des  menschlichen  Charak- 
ovdeog  aleav  b%ovx£g.  Tovg  [ihv  n vq  avsTtEwn  io  ters";  nach  der  Meinung  des  Philosophen  ist 
i&tlov  TtQog  byiolov  ivJod-ou.  Jene  grofsen,  fremd-  im  P.  „ganz  eigentlich  die  menschliche  Vor- 
artig duftenden  (6aui]i'  iyyvxaru  %qcotI  äv&Qm-  sorge  personifiziert,  das  Denken  an  morgen, 
Ttov),  thonfarbenen  Blöcke,  welche  nach  Pausan.  welches  der  Mensch  vor  dem  Tiere  voraus  hat; 
10,  4,  3  bei  Panopeus  an  einem  Erdspalt  lagen  dieses  Privilegium  mufs  er  büfsen  durch  die 
und  als  Reste  vom  Schöpfungsthon  des  Pro-  unablässige  Qual  der  Sorge".  Wenn  A.  W.  Schle- 
nietheus  galten,  scheinen  vulkanischen  Ursprungs  gel,  Vorles.  1  S.  164  bemerkt:  „P.  wird  ein 
gewesen  zu  sein.  Erinnert  man  sich  zugleich,^  Bild  der  Menschheit  selbst,  wie  sie  mit  un- 
dal's  mit  dem  lemnischen,  samothrakischen  und  seliger  Voraussicht  an  ihr  enges  Dasein  fest- 
dem  thebanischen  Kabirenkult,  in  dessen  Kreis  geschlossen  ohne  irgend  einen  Bundesgenossen 
auch  P.  gehörte,  eine  Tradition  über  die  Ent-  20  den  gegen  sie  verschworenen  unerbittlichen 
stehung  des  Menschengeschlechts  verbunden  Naturmächten  ein  unerschütterliches  Wollen 
war  und  der  leninische  Kabir  als  nQcötog  av-  und  das  Bewufstsein  ihrer  hohen  Ansprüche 
&Qco7tcov  verehrt  ward  (s.  oben  D  I  c),  so  wird  entgegenzusetzen  hat",  so  weifs  er  recht  wohl, 
man  nicht  mehr  Bedenken  tragen,  die  menschen-  dafs  diese  Auffassung  bereits  die  tiefsinnige 
schaffende  Thätigkeit  des  P.  zu  den  ältesten  Neugestaltung  des  Mythus  voraussetzt,  die  wir 
Elementen  seines  Mythus  zu  rechnen,  wenn-  dem  Aschylus  verdanken.  Für  O.  Müller  aber 
gleich  sie  bei  Hesiod  vielleicht  nur  latent  (in  (Griech.  Lit.  1  S.  160  f.)  ist  P.,  der  personifi- 
der  Schöpfung  der  Pandora  durch  Hephaistos)  zierte  vovg,  dem  Zeus  gegenüber  der  Anwalt 
vorhanden  und  erst  später  ausdrücklich  bezeugt  des  mit  Iapetus'  Sturze  von  höherer  Glück- 
ist. Ein  indirektes  Zeugnis  für  den  P.  als  30  Seligkeit  verdrängten  Menschengeschlechts.  Ge- 
Stammvater, wenn  auch  vielleicht  nicht  Schöpfer  gen  ihn  betont  mit  Recht  Zinzoiv  im  Ptidag. 
der  Menschen  haben  wir  übrigens  schon  in  den  Archiv  1866  S.  64lff. :  „P.  ist  weder  bei  Hesiod 
Worten  des  homerischen  Hymnus  auf  Apollon  noch  bei  Aschylus  ein  Repräsentant  der  Mensch- 
V.  337:  Tizriveaa  ftsotg,  r&v  it,  ävdosg  re  heit,  sondern  ein  unsterblicher  Gott,  keine  blofse 
&toi  zs,  bei  denen  bezüglich  der  Götter  an  Personifikation  menschlicher  Eigenschaften." 
Kronos,  bez.  der  Menschen  wohl  in  erster  Liuie  Selbst  Welcher,  ganz  beherrscht  von  dem  über- 
an  P.,  erst  in  zweiter  an  dessen  Vater  Iapetos  mächtigen  Bilde  des  geistesgewaltigen  äschy- 
zu  denken  ist.  leischeu  P. ,   vermag  in   dem  Titanen  nur  den 

So  haben  wir  denn  als  Urbild  des  P.  eine  „menschlichen  Verstand"  zu  erblicken:  Trüogie 
aus  Naturanschauung  und  Naturerlebnis  her-  40  S.  73.  Er  sieht  in  dem  Vergehen  des  P.  „den 
vorgegangene  einfach-grofse  Gestalt  gefunden,  einen  grofsen  Betrug,  wodurch  der  menschliche 
wie  sie  einer  noch  stark  sinnlichen,  von  Ab-  Geist  das  Göttliche  an  sich  zu  reifsen  trachtet 
straktion  und  Allegorie  fernen  Religionsstufe  und  welchen  die  Griechen  durch  den  Feuer- 
angemessen erscheint.  Wenn  die  geläufige  raub  ausdrücken."  (Ähnlich  E.  v.  Lasaulx,  Stu- 
Vorstellung  vom  P.  vielfach  andere  Züge  dar-  dien  1854  S.  316  ff.)  Nach  Weisice  wiederum  ist 
bietet,  so  erklärt  sich  das  leicht  daraus,  dafs  P.  „nicht  die  Menschheit,  sondern  ein  Kluger"; 
unser  Mythus,  an  sich  der  Ausdeutung  und  „es  ist  die  feuerentwendende  Klugheit,  welche 
Vertiefung  in  hohem  Grade  fähig,  schon  früh  in  der  Form  des  Mythus  erscheint"  (Prom.  u. 
von  den  Dichtern  und  zwar  gerade  von  philo-  s.  Mytherikr.  S.  217).  „Der  wahre  Inhalt  der 
sophisch  angelegten  Geistern  ungeformt  und  50  Mythe,  d.  i.  der  Gedanke  ihres  Urhebers  ist, 
zum  Träger  neuer  Ideen  gemacht  wurde.  Die  dafs  das  Feuer,  ein  Eigentum  der  Gottheit, 
Abschnitte  G  und  H  sollen  dem  Nachweis  dieser  durch  Klugheit  den  Menschen  gewonnen  sei" 
Entwicklung  dienen.  (S.  227).     WeisJce  erkennt  richtig  als  den  älte- 

Nachdem    wir    versucht    haben    auf   einem  sten   Teil    des   Mythus    die   Feuerentwendung, 

eigenen,   neuen  Wege  zu  den  Grundlagen  des  Das  Subjekt  dieser  Handlung  sei  P. ,   der  ein- 

P. -Mythus  vorzudringen,  bleibt  noch  übrig,  die  zelne  Mensch,  nicht  die  Menschheit,  denn  der 

wichtigsten  der  sonst  von  der  mythologischen  Begriff  der  Menschheit,  zumal  als  handelnden 

Wissenschaft  aufgestellten  Erklärungen   anzu-  Subjekts,    übersteige    die  Vorstellungen  jener 

führen.  Die  neueren  Deuter  sind,  soweit  sie  Zeit.  Das  Feuer  des  P.  sei  eigentliches,  ge- 
überhaupt  nach   dem  Urbild   des  Titanen  ge-  60  meines    Feuer:    alle    andern   Deutungen    seien 

sucht  und  nicht  nur  den   fertigen  hesiodischen  abzuweisen,    wenn    sie    auf  Nachweisung    des 

oder  äschyleischen  P.  in  Betrachtung  genommen  ursprünglichen  Inhalts    des   Mythus  Anspruch 

haben,    fast   alle   denselben  falschen  Weg  ge-  machten  (S.  218  ff.).     So   weit   kann  man  dem 

gangen,    den   die  meisten   ihrer   antiken   Vor-  scharfsinnigen  Denker    beistimmen.     Er  über- 

gänger  eingeschlagen  hatten.     Statt   in  erster  sieht    aber,    dafs    es    sich    nur    um   Wieder- 

Linie  das  im  Mythus  gegebene  Natursubstrat,  gewinnung  des  Feuers  handelt  uud  dafs  P.  ein 

das  Feuer,  ins  Auge  zu  fassen,  setzten  sie  an  Gott  ist.    Dazu  verfällt  er  selbst  in  den  Fehler, 

den   Anfang   der  Entwicklung   ganz    abstrakte  der   Zeit    der  Mythenentstehung    zu   Schweres 


3053     Prometheus  (and.  Deutungen)  Prometheus  (b.  Hesiod)          3054 

zuzumuten,  indem  er  als  den  Keim  der  P.-Ge-  Dunkelgott  neben  seinen  lichten  Bruder  He- 
stalt  den  Begriff  der  (feuerentwendenden)  phaistos,  wobei  der  Sinn  des  Mythus  im  ganzen 
Klugheit  betrachtet  und  alles  übrige,  den  Feuer-  wie  im  einzelnen  völlig  verfehlt  wird  (vgl.  bes. 
geler  und  Kulturgründer,  daraus  ableitet.  Den  S.  94).  Als  die  „Hypostase  des  mehr  und  mehr 
gleichen  Fehler  begeht  er,  wenn  er  annimmt,  vergessenen  Sonnengottes"  betrachtet  den  P. 
aus  dem  „Ratgeber  im  allgemeinen"  sei  P.  der  Maxim.  Mayer,  Die  Giganten  und  Titanen  1887 
Berater  des  Deukalion  geworden.  Umgekehrt,  S.  96,  wofür  er  sich  aber  nur  auf  Parallelen 
aber  dennoch  wieder  falsch,  verfährt  er  darin,  mit  andern  Götterfeinden  und  Frevlern,  nicht 
dafs  er  aus  dem  Töpferheros  und  Thonbildner  auf  den  Mythus  vom  P.  selbst  zu  berufen  Ver- 
den Menschenschöpfer  werden  läfst.  Hier  ist  io  mag,  dessen  wesentliche  und  echte  Züge  auf 
die  umfassendere,  höhere  Funktion  die  Ursprung-  diesem  Wege  unmöglich  erklärt  werden  können, 
liehe  und  selbst  für  die  ältesten  Zeiten  keines-  —  Richtig  geht  die  Behandlung  des  P.-Mythus 
wegs  zu  abstrakt.  Im  übrigen  ist  allen  den  in  Prellers  Handbuch,  bearb.  von  Robert,  1  S.  91 
bisher  besprochenen  Deutungen  das  treffende  von  der  Bemerkung  aus ,  der  leninische  und 
Wort  Buttmanns  (Mythologus  1  S.  6)  entgegen  attische  Hephaistosdienst  enthalte  wohl  die 
zu  halten:  „Abstrakte  Begriffe  erhebt  eiu  junges  ältesten  Elemente  dieser  Dichtung,  und  zwar 
Volk  noch  wenig  zu  eigenen  Gottheiten.  Es  erscheine  in  jenem  das  Feuer  als  eine  Elemen- 
trägt  die  Macht  und  Aufsicht  über  solche  tarkraft  göttlichen  Ursprungs,  welche  durch 
Gegenstände  lieber  einer  schon  vorhandenen  die  Anwendung  auf  menschliche  Bedürfnisse 
physischen  Gottheit  auf."  Den  physischen  Kern  20  verunreinigt  werde;  P.  sei  immer  in  erster 
der  P.-Gestalt  würdigt  auch  VÖlcker  zu  wenig,  Linie  6  nvQcpoQog  frzog.  Die  nähere  Ausführung 
wenn  er  als  den  Grundzug  des  Mythus  be-  des  Gedankens  ist  schon  deshalb  weniger  glück- 
zeichnet, dafs  P.  Künstler  und  Entwilderer  der  lieh,  weil  der,  wie  wir  oben  D  II  gezeigt  haben, 
Menschen  sei,  und  die  Gabe  des  Feuers  nur  nur  sekundären  Verbindung  des  Titanen  mit 
als  die  „Bedingung  der  möglichen  Bildung"  Athene  eine  zu  grofse  Bedeutung  beigemessen 
gelten    läfst    (Mythol.    des   iapet.    Geschl.    1824  wird. 

S.  32).     Ebenso  macht  Stuhr,  Beligionssystem  /-.     -c.          *-u               j       -n-  -u* 

-,    TT  77          a    r,~     ■         i        .»        Af         '{  G-.    Prometheus  in  der  Dichtung. 
d.  Hellenen  S.  77   ein  sekundäres  Moment  zur 

Hauptsache,  wenn  er  im  P.-Mythus  „das  Er-  !•  Hesiod. 
wachen  des  Menschengeistes,  womit  zugleich  30  Die  ältesten  der  auf  uns  gekommenen  poe- 
die  Mühen,  Kämpfe  und  Leiden  des  irdischen  tischen  Darstellungen  des  P.-Mythus  sind  die 
Lebens  gesetzt  sind",  dargestellt  findet.  Der  hesiodeischen  Verse  Theog.  507 — 616  und  Opp. 
Wahrheit  näher  ist  Zinzow  gekommen,  doch  et  D.  42 — 89.  In  der  Theogonie  wird  erzählt; 
bleibt  auch  er  noch  zu  sehr  im  Abstrakten  „Dem  Iapetos  gebar  die  Okeanide  Klymene  den 
mit  seiner  Formel  (a.  a.  0.  S.  654):  „Des  Feuers  Atlas,  Menoitios,  den  schlauen,  ratgewandten 
Kraft  ist  wohlthätig  und  verderblich  zugleich;  P.  und  den  thörichten  Epimetheus,  der  zuerst 
der  Gedanke  der  mit  Vorbedacht,  mit  Klugheit  das  Weib,  des  Zeus  Trugbild,  aufnahm."  Nach- 
verbundenen  gemäfsigten  Naturkraft  ist  nun  dem  das  Schicksal  des  Menoitios  und  Atlas  be- 
insbesondre im  P.-Mythus,  aber  auch  die  der  richtet  ist,  heifst  es  weiter:  „Den  ränkevollen  P. 
Ordnung  widerstrebende,  wild  anstürmende,  40  band  Zeus  alv-azoitidvai  dsa^olg  agyaltoig  idaov 
verderbliche  Natur  des  Feuers  ist  im  P.  aus-  diu  vlov  i?.aa6ccg,  und  ein  Adler  frais  ihm  die 
geprägt."  Leider  verwendet  er  weiterhin  noch  unsterbliche  Leber,  die  nachts  wieder  nachwuchs, 
die  beliebte  Schablone  von  dem  zur  Winters-  Herakles  erlegte  den  Adler  und  erlöste  den  Iape- 
zeit  gefesselten  Lichtgott  und  mischt  so  ganz  tiden,  nicht  ohne  den  Willen  des  Zeus,  der  es 
Fremdes  ein.  Auf  einer  richtigen  Spur  war  gern  sah,  dafs  des  Sohnes  Ruhm  sich  mehrte 
auch  Härtung,  der  Bei.  u.  Mythol.  d.  Gr.  1  tygl.  oben  D  I  d).  P.  hatte  des  Zeus  Groll 
S.  171  bemerkt:  „Die  Entwendung  des  Feuers  erregt,  ovvsh  igigtro  ßovlag  VTt£Qutvti  KqovLcovi, 
war  ursprünglich  kein  Verbrechen.  Es  handelte  denn  auf  dem  Rechtstag  der  Götter  und  Men- 
sich nämlich  um  nichts  anderes  als  um  die  sehen  zu  Mekone  hatte  er  bei  der  Teilung  des 
Anzündung  eines  reinen  Feuers ,  welches  aus  50  Opfers  den  Zeus  zu  übervorteilen  gesucht.  In- 
dem Himmels-  und  Sternenfeuer  genommen  folge  dessen  gab  Zeus  hinfort  den  sterblichen 
werden  mufste,  gleich  wie  dies  Zoroaster  und  Menschen  das  Feuer  nicht  (ovx  iäiäov).  Aber 
Perseus  bei  den  Persern  und  noch  manche  P.  täuschte  ihn  und  stahl  die  Glut  im  hohlen 
andre  anderswo  gethan  haben.  Menschen-  Rohr.  Da  bereitete  Zeus  zur  Bufse  für  das 
Schöpfung,  Staatengründung  und  Anzündung  Feuer  (cevtl  Ttvgog)  den  Menschen  ein  Unheil: 
des  Herdfeuers  pflegt  in  einer  Person  vereinigt  Er  liefs  den  Hephaistos  aus  Erde  das  Bild 
zu  sein."  Die  richtige  Erkenntnis,  dafs  im  einer  Jungfrau  schaffen  und  unter  Beihilfe  der 
P.  der  Menschenschöpfer  nicht  minder  Ursprung-  Athene  herrlich  schmücken.  Dies  brachte  er 
lieh  sei  wie  der  Feuergeber,  hat  auch,  freilich  in  die  Versammlung  der  Götter  und  Menschen : 
auf  einem  Irrwege  (s.  0.  Abschn.  A)  Kuhn  gewon-  60  äölov  eclitvv ,  &iiij^avov  (xv&qwtzoioi  ,  denn  ihr 
neu.  Seiner  Blitzhypothese  dagegen  wird  durch  entsprofs  das  Geschlecht  der  Weiber,  den 
die  von  uns  gegebene  Analyse  des  Mythus  Männern  zum  Leid."  Die  folgenden  Verse  er- 
vollends  aller  Boden  entzogen  sein.  —  Wäh-  gehen  sich  in  Klagen  über  die  Nichtsnutzig- 
rend  nach  Härtung  der  „koboldartige  Hephai-  keit  der  Frauen.  Dann  schliefst  die  Erzählung: 
stos  sich  zu  dem  Titanen  verhält  wie  ein  Schwarz-  „So  vermochte  selbst  P.,  der  Leidabwender 
Elfe  zu  einem  Licht-Elfen",  stellt  dagegen  der  (ebtcowjra) ,  dem  Zorn  des  Zeus  nicht  zu  ent- 
neueste Bearbeiter  der  griech.  Mythologie,  fliehen,  und  gewaltsam  hält  ihn,  so  listig  er 
O.  Gilbert  {Griech.  Götterlehre,  1898)  den  P.  als  ist,    die    mächtige    Fessel    gefangen."    —   Die 


3055           Prometheus  (b.  Hesiod)  Prometheus  (b.  Hesiod)           3056 

Tagwerke  berichten  kürzer,  doch  nicht  ohne  Das  vielfach  Unzusammenhängende  und 
besondere  Züge,  die  wir  im  Druck  hervorheben :  Widerstreitende  der  hesiodischen  Überlieferung 
„Die  Götter  enthalten  die  Güter  den  Men-  vom  P.  hat  schon  Weiske  ausführlich  nachge- 
sehen vor  (ßiov  y.Qvtyavt£g  %%ovgi);  Zeus  ver-  wiesen,  und  mit  Recht  urteilt  er  (S.  174,  vgl. 
barg  sie,  weil  P.  ihn  getäuscht;  deswegen  ver-  lsi):  „Hesiod  verband  in  halber  Einheit  für 
hängte  er  Leid-  über  die  Menschen,  barg  das  seinen  Zweck,  was  ursprünglich  einzeln  sich 
Feuer;  doch  der  Iapetide  stahl  es  für  die  selbst  Zweck  war.  Darin  liegt  die  Aufforde- 
Menschen  wieder  von  Zeus,  heimlich  im  hohlen  rung  zurückzugehen  in  vorhesiodische  Zeit.'1 
Rohr.  Da  liefs  Zeus  durch  Hephaistos  aus  Die  Frage,  ob  die  Theogonie  das  ältere  Werk 
Erde  und  Wasser  das  Bild  einer  götter-  10  sei  (so  Weiske  und  Gruppe)  oder  die  Tagwerke 
gleichen  Jungfrau  schaffen;  Athene,  [Aphro-  (dafür  Völcker  und  Christ),  wird  sich  ebenso- 
dite],  Hermes,  die  Chariten,  Peitho,  die  wenig  entscheiden  lassen,  wie  bisher  die  Ver- 
Horen  und  alle  Himmlischen  begabten  sie  suche,  verschiedene  Rezensionen  (Lehrs,  quaest. 
mit  Reizen  und  Künsten,  und  Hermes  nannte  epicae  p.  224 — 30  für  die  Tagwerke  und  be- 
sie  daher  Jlavdüopa.'1  Es  folgt  die  Erzählung  sonders  scharfsinnig  0.  Gruppe,  Die  griech. 
von  Epimetheus,  der  trotz  der  Warnung  des  Kulte  u.  Mythen  in  Bez.  z.  Orient  1  S.  567 — 612 
P.  das  Geschenk  des  Zeus  annimmt  (vgl.  für  die  Theogonie)  und  Interpolationen  nach- 
Theog.  512  —  514,  während  dort  v.  570  —  612  zuweisen,  zu  allgemein  anerkannten  Ergeb- 
Epimetheus  fehlt),  und  von  dem  Gefäfs  der  nissen  geführt  haben.  Vgl.  noch  Arthur  Meyer, 
Pandora.  —  Die  P.-Episode  der  Theogonie  20  De  compositione  Theogoniae  Hesiodeae ,  Berlin 
ist  ein  Exkurs  zur  Genealogie  der  Iapetiden,  1887;  Kirchhoff,  Des  Hesiodos  Mahnlieder  an 
welche  die  Schilderung  der  Titanomachie  vor-  Perses,  Berlin  1881);  1.  Leo,  Hesiodea,  Göttingen 
bereitet.  Die  Erzählung  der  Tagwerke  da-  1894;  Ed.  Disco,  Quaestioncs  Hesiodeae.  criticae 
gegen  schliefst  sich  an  eine  Betrachtung  et  inytholog.,  Gott.  1903.  Anstatt  daher  auf  Grund 
über  den  Verlust  des  mühelosen  Glückes  der  solcher  Hypothesen  unser  Urteil  über  Echtheit 
Urzeit.  In  den  Tagwerken  fehlt  der  Be-  und  Alter  der  einzelnen  Teile  des  Mythus  zu 
rieht  über  den  Opfertrug  und  die  Fesselung;  fällen,  haben  wir  es  vorgezogen,  durch  die  in 
im  übrigen  finden  wir  die  Hauptteile  des  My-  Abschnitt  D — E  gegebene  Prüfung  der  gesani- 
thus  in  gleicher  Ordnung  und  Verkettung  in  ten  Überlieferung  den  Mafsstab  zu  gewinnen, 
beiden  Gedichten:  Der  Betrug  begründet  die  30  mit  dem  in  der  hesiodischen  Erzählung  die 
Feuerentziehung,  diese  den  Feuerraub,  dieser  ursprünglicheren  Elemente  von  den  jüngeren 
die  Sendung  der  Pandora  (avzl  nvQog  kccxov  und  dem  Kern  des  Mythus  ferner  stehenden 
Tagw.  57  =  Theog.  570).  Es  fragt  sich  nur,  geschieden  werden  können  So  ergiebt  sich, 
wo  nach  der  Meinung  des  Dichters  die  Fesse-  wenn  wir  nun  die  Berichte  bei  Hesiod  mit  den 
hing  einzureihen  sei.  Sie  kann  nicht  vor  dem  oben  festgestellten  Grundzügen  des  Mythus  ver- 
Feuerraub  angesetzt  werden,  wird  also  offen-  gleichen,  dafs  der  wesentlichste  Zug,  der  Feuer- 
bar durch  diesen  begründet,  nicht  oder  doch  raub,  keineswegs  mehr  im  Vordergrunde  steht, 
nur  mittelbar  durch  den  Opfertrug.  Mit  Recht  die  Menschenschöpfung  eine  Umwandlung  (He- 
erklärt Treuer,  Gr.  Mythol.  S.  96  den  letzteren,  phaistos  schafft  Pandora)  und  unorganische 
als  eine  offenbar  ätiologische  Sage  (vgl.  Theog.  40  Erweiterung  (Epimetheusj  erfahren  hat,  wäh- 
556  f.  und  Hygin  Astr.  2,  15;  Plin.  7,  209  rend  von  der  Beziehung  des  P.  zur  grofsen 
Prom.  primus  bovem  oeeidit),  für  jünger  als  den  Flut  nur  noch  eine  schwache  Spur  in  der  ßiov 
Feuerraub  und  vermutet,  sie  sei  erst  von  Hesiod  xQvipig  der  Tagwerke  vorhanden  ist.  Eine  so 
zur  Motivierung  der  Feuerentziehung  aufge-  starke  Umgestaltung  konnte  nur  das  Resultat 
nomtnen  worden.     Wird   doch   auch  sonst  von  einer  langen  Entwicklung   sein  und   bestätigt 


einem  Schiedsgericht  zu   Sikyon  und  von  der  somit  das  hohe  Alter  des  ursprünglichen  Mythus. 

Teilung  des  Stieres  (Schol.  Aesch.  Prom.  1021)  Auch   der   Charakter  des   P.   bei   Hesiod  ist 

erzählt,   ohne   dafs  von   einer  Beteiligung  des  nicht  frei  von  Widersprüchen.     Auf  der  einen 

P.  die   Rede   ist.     Ebenso  war  die  Schöpfung  Seite  nicht  nur  klug  und  erfinderisch,  sondern 

der   Pandora    ursprünglich    offenbar    ein   ganz  50  auch  edel  und  wohlthätig  (ivg,  dbcaxrjra),  weise 

selbständiger  Mythus,   der  zwar   auch   den  P.  und  vorschauend,    erscheint  er  anderseits   als 

betraf  (s.   oben  unter  D  II;    Epimetheus   ver-  arglistiger  Betrüger  und  anmafsender  Frevler, 

dankt   sein  Dasein  nur  einem   etymologischen  nicht  nur  nach  dem  Urteil  des  Zeus,  vielmehr 

Spiel),  aber  wohl  erst  von  Hesiod  oder  seinem  in  den  Augen  des  Dichters  selbst,  der  in  dem 

Interpolator  in   Beziehung   zum  Frevel   des  P.  Schicksal  des  Titanen  nur  die  gerechte  Strafe 

gesetzt  ward.     Infolgedessen  erscheint  bei  ihm  sieht    und    engherzig    den    Standpunkt    eines 

die  Bestrafung  der  eigentlich  schuldlosen  Men-  strenggläubigen  Moralisten  vertritt.    Dabei  ist 

sehen  und    die  des  P.  in  unklarer  Weise  ver-  zu  beachten,  dafs  gerade  die  dem  Hauptmythus 

bunden.    Ganz  fern  von  der  Naivität  des  echten  ursprünglich    fremde    Opferteilung    den   P.    in 

Mythus  liegt  die  gegen  die  Weiber  gerichtete  60  ungünstigem  Licht  erscheinen  läfst. 

Pointe   der  Pandorageschichte.      Zu  weit  aber  Im  1.  Buch  des  dem  Hesiod  zugeschriebenen 


"ny 


geht  Lisco,  Quaest.  Hesiod.  1903  p.  33ff,  wenn  Kurccloyog    yvvcctnüv    war    Deukalion    als 

er  dem  erstgeschaffenen  Weib  den  Namen  Pan-  Sohn   des  P.  und   der  Pandora  genannt  (catal. 

dora    abspricht.      Selbst   wenn    dieser  in   den  fr.  2  M.),  was   offenbar  mit  den  Tagwerken,  in 

Tagw.  interpoliert  sein  sollte,  ist  an  der  mythi-  denen  P.   den   Bruder  vor  der  Aufnahme   des 

sehen  Verbindung  des  Prom.  mit  der  Pandora  Göttergeschenkes  warnt,  im  Widerspruch,  dem 

nicht   zu  zweifeln:  s.  oben  D  II   und   den  Art.  echten  Mythus  aber  näher  steht.    Ebenda  war 

Pandora.  auch  Hellen    als  Sohn    des  P.   und  der  Pyrrha 


3057       Prometheus  (in  d.  alt.  Lyrik)  Prometheus  (in  d.  Tragödie)       3058 

bezeichnet;   dagegen  nannte  Hesiod   des  Deu-  yovov,  und  bezeichnet  das  opuntische  Fürsten- 

kalion  Mutter  Pryneia  {IlQvXsLr)  Welcher,  TIqo-  haus  als  'lansxiovlg  cpvxXct.    Der  Dichter  nennt 

v6r\  Dindorf)  nach  Schal.  Od.  v.  2  =  catal.  fr.  zwar  den  P.  hier  nicht,  doch  ist  die  Stelle  für 

3  M.      Epische    Lieder    von    Deukalion    lagen  unsere  Untersuchung   insofern  von  Bedeutung, 

gewifs     der    JsvnaXuovda     des    Logographen  als  sie  folgende  Genealogie  voraussetzt:  Iapetos 

Hellanikos  zu  Grunde,  und  auch  die  rtvtaXoyiai  —   Prometheus   —   Deukalion  —  Protogeneia; 

des  JJcusilaos,  der  vielfach  und  auch  in  dem,  denn  mit  Recht  bemerkt  Bergk  z.  d.  St.:  Gentis 

was   aus  ihm  zur  Genealogie  des  P.  (fr.  7)  er-  ultimus  auctor  in  matrimonium  duxerat  Proto- 

halten   ist,  von  Hesiod  abwich,  gingen  jeden-  geniam,  Deucalionis  et  Pyrrhae  filiam;  errant 
falls   auf  poetische  Überlieferung  zurück.     Die  10  interpretes,  qui  Protogeniam  Opuntis  filiam  fiu- 

Dichter    der  Herakleen    werden   die   Befreiung  gunt.     Im  Scholion  zu  V.  64  wird  Protogeneia 

des  P.   nicht   übergangen  haben.     Aus  diesen,  Tochter  des  P.  genannt.    Vgl.  oben  D  III  und 

wahrscheinlich  besonders  aus Peisandros,  schöpf-  Oldenb.  Progr.  S.  38,  sowie  über  das  Denkmal 

ten  wieder  Logographen,    wie  Pherekydes  von  des  P.  zu  Opus   oben  Abschn.  C.    —  Eine  An- 

Leros  (das  2.  Buch  seines  Hauptwerkes  handelte  spielung  auf  P.  glaube  ich  in  Xem.  11,  66  (45)  f. 

von  Prometheus),   Herodoros,   Hellanikos  (vgl.  zu    erkennen,    wo    Pindar    von    menschlicher 

Weiske  S.  484  f.  u.  oben  D  I  d  a.  E.).     Veran-  Überhebung  in  Worten  und  Thaten  redet  und 

lassung,   von  P.   zu   erzählen,   bot  sich   ferner  fortfährt:  Sidsrai  8'  ag    (so  lese  ich  statt  des 

auch     den     Sängern    der    Titanomachie,    doch  unpassenden  ydg)  avaidsi  iXnidi  yvicc  ngo^ia- 
steht  dahin,   ob   sie   davon  Gebrauch  gemacht  20  fttlccg  8'    a%6v.nvxai   qoccI.      „Aber  dem  ver- 

haben.    Vgl.  Welcher,  Ep.  Cycl.  2  S.  555  ff.  messenen   Streben   sind  die  Glieder  gebunden, 

und  fern  liegen  die  Bahnen  der  Voraussicht." 

2.  Altere  Lyrik.  (j)er  Scholiast  erklärt   falsch:   i^nicpvAev  r)(ilv 

Sappho.    Auf  sie  beruft  sich  Serv.  ad  Verg.  iX-Ttig,  aber  richtig  unofttv  8'  r)u&v  ■x.üvxcu  xfjg 

Ecl.  6,  42  {Bergk  P.  L.  G.A  3  fr.  145):  Prome-  TtQoyvcoatwg    cci    ööoi.)     Der  Gedanke    an    den 

theus  lapeti  et  Clymenae  filius  post  factos  a  se  P.  wird   hier  durch   den  Zusammenhang,    den 

homines  dicitur  auxilio  Minervae  coelum  ascen-  bildlichen    Ausdruck    dedsvcu    yvia    und    das 

disse  et  adhibita  facula  (ferula?)  ad  rotam  solis  Wort  ■HQo^Q'tia    notwendig    wachgerufen.    — 

ignem  furatus,  quem  hominibus  indicavit  (fort.  Pyth.  5,  35  (27)  og  ov  xuv  'Eitnir^iog  ayon' 
quem   cum  hominibus  communicavit).    Ob  quam  30  öxpivöov  ftvyaxsQa  ügocpcxaiv   setzt  die  Fabel 

causam    irati  dii  duo   mala   immiserunt    terris,  von  der  Aufnahme  der  Pandora  voraus,  enthält 

febres  et   morbos   (aut  'feminas  et  ■morbos''  aut  aber    im    übrigen    nur    allegorische     Fiktion. 

'febres  et  midieres'  scribendum),  sicut  et  Sap-  —  Metonymisch   steht   der  Name   des  Titanen 

jjho   et  Hesiodus   memoraiit:  "AXXcc   8h  fivpi'a  Olymp.  7,   80  (44):   IlQo^ccQ-tog  cadras,   denn 

XvyQcc   xxX.   (="Epy.  100).     Da   der  Inhalt  des  da    TiQoiiufttvg    wohl    als    Adjektivum    (Aesch. 

zweiten  Satzes  thatsächlich  aus  Hesiod  bekannt  Suppl.  666  K),  aber  nicht  als  appellatives  Sub- 

ist,    der    des   ersten   aber  bei  ihm  nicht   vor-  stantivum  vorkommt,  so  ist  die  Schreibung  mit 

kommt,  so  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  grofern  Anfangsbuchstaben    geboten    (vgl.   das 

Sappho  gerade  für  diesen  Zeugin  sein  soll.    So  Wortspiel  Aesch.  Prom.   85  f.).     Böckh   erklärt 
urteilt    schon    Welcker ,    Tril.   S.  71    Anm.  93,  40  richtig:  Jlpojxrj^^tas  aiSm  habet,   qui  providen- 

dem   Weiske  S.  500   ohne   stichhaltigen  Grund  tiam  noii  spemit. 
widerspricht.     Damit  würde  der  sonst  erst  im 

4.   Jahrh.    in    der   litterarischen  Überlieferung  3.   Tragödie  und  Satyrdrama. 

bestimmt  auftretende  Menschenschöpfer  P.  schon  Aeschylus    behandelte    die    P. -Fabel    in 

für  eine  weit  frühere  Zeit  nachgewiesen  sein.  einer  dramatischen  Trilogie,   aus  der  uns  nur 

Dagegen  rnufs   die  Feuerzündung  am  Sonnen-  der    UQourfttvg    8so^tmxi]g    erhalten    ist.      Auf 

wagen,   die   sonst  nur  bei   späten  Autoren   (s.  dies    Stück    folgte    der    IJq.    Xvö^itvog,    dessen 

Dia)  sich  findet,  als  ein  Zusatz  aus  jüngerer  ziemlich  zahlreiche  Bruchstücke  den  Inhalt  in 

Quelle  gelten.     Ob  mit  factos  ein  Bilden   aus  den  Hauptzügen   erkennen  lassen.     Wer,   wie 
Thon  gemeint  ist,  bleibt  fraglich.  Der  Gedanke  50  der  Unterz.,  mit  Welcker  und  H.  Düntzer  (vgl. 

an  eine  solche  künstlerische  Thätigkeit  ist  da-  oben  Abschn.  A  a.  E.  u.  D  I  a)   den  LTq.  tivq- 

gegen  Voraussetzung  für  das  cpogog    für    das    Anfangsstück    hält,    mufs    als 

Epigramm  der  Erinna  (fr.  4  bei  Bergk  Inhalt  desselben  den  Feuerraub  und  als  Schau- 
a.  a.  O.),  in  welchem  die  Kunst  eines  Porträt-  platz  die  Gegend  am  Mosychlos  auf  Lemnos 
maiers,  weil  dem  Bilde  zum  vollen  Leben  nur  (Cic.  Tusc.  2,  10  furtum  Lemnium,  vgl.  oben 
noch  die  Sprache  fehle,  der  Geschicklichkeit  Dia  und  Welcker,  Die  äsch.  Tril.  S.  8  f.,  Nach- 
dem P.  gleichgestellt  wird.  Diese  Dichterin  trag  S.  40  f.)  annehmen.  Mit  Grund  vermutete 
ist,  wie  Bergk  zeigt,  zwar  schwerlich  eine  Welcker,  dafs  die  lemnischen  Kabiren  eine 
Schülerin  der  Sappho,  gehört  aber  vielleicht  Rolle  im  Stück  spielten  (vgl.  oben  D  I  c),  wie 
noch  dem  Ende  des  5.  Jahrhunderts  an.              60  er    denn    für    die    ganze    Prometheus -Trilogie 

Ibykos  berührte  die  P.-Sage  nach  Aelian.  sehr  wahrscheinlich  macht,   dafs   Äschylus  in 

N.  An.  6,    51  =  Bergk  P.  L.  G.x  fr.  25  [38];  ihr   die   „Ideen   der  Kabirischen  Weihen   ernst 

s.  u.  zu  Sophokles  fr.  335.  und  tiefsinnig  entwickelt  habe"  {Tril.  S.  317). 

Pindar  erzählt  Ol.  9,  64  (41) ff.  im  Loblied  Im    erhaltenen  Stücke  wird   der  Feuerraub 

auf   einen    Sieger    aus   Opus ,    der  „Stadt    der  wiederholt  erwähnt,  aber  nicht  geschildert,  und 

Protogeneia",  von  Deukalion  und  Pyrrha,  wie  eben   deshalb   mufs  ein  Drama,   das   ihn   zum 

sie    nach   der  Flut  vom   Parnafs  herabstiegen  Gegenstand  hatte,    vorausgegangen  sein.     Wo 

und   uxtQ   eiv&g  ö\i6dayLov   -nxiGada^av  Xi&ivov  von   den  Verdiensten   des   P.   um  die  Mensch- 


3059        Prometheus  (b.  Aischylos)  Prometheus  (b.  Aischylos)         3060 

heit  oder  den  Ursachen  seiner  Bestrafung  die  zu  verstehen  ist,   zeigt  Fiat.  Gorg.  527  D,   wo 
Rede  ist,   wird  der  Feuerrauh  nicht  immer  in  mit   Ttccvßxiov   itQOitdoxccg  ccvxovg  xbv  ftccvccxov 
erste  Linie  gestellt,   aber  v.  107  (Citate  nach  auf  unsere  Stelle  angespielt  wird.    An  Hesiod, 
d.  Ausg.  von  WecMeiri)  wird  er   allein  als  die  und  zwar  an  die  Fabel  vom  Opfer  zu  Mekone, 
eigentliche    Verschuldung    genannt    (vaQ&rfKo-  erinnern  auch  die  Verse  41)5  ff. ,   in  denen  von 
■nlriQtorov   de  &t]qwii<xi   nvQog  nrjyijv  xlortaiav,  Unterweisungen    bezüglich    der    Tieropfer    die 
7)  öidaßnalog  xi%vT]g  nä6r\g  ßgoxotg  ni(fr\ve  %a\  Rede    ist    (vgl.   Wecklein   zu   d.    St.).     Endlich 
\Li yag  Ttogog) ;  ebenso  begründet  Kratos  die  Auf-  zählt  P.  zu  den  Einrichtungen,    mit   denen   er 
forderung  an  Hephaistos  zum  Vollzug  der  Strafe  die  Menschen  beglückt  haben  will ,   noch   die 
nur  mit  dem  Feuerraub  (v.  5  xb  abv  yccQ  av&og  10  Mantik.      Auch    diese    war   ja    geeignet,    die 
7iävTS%vov  TtvQog  ßilccg  ßgoxoTai  xlixpag  änaotv,  Abhängigkeit  der  Menschen   von   den   Göttern 
vgl.    v.  37  f.),  und   wie   Hermes   den  P.  v.  945  teilweise  aufzuheben,  und  so  pafst  diese  Gabe 
kurzweg  xbv  Ttvgbg  yliitxr]v  schilt,  so  giebt  er  recht    wohl    zu    den   übrigen.     Während   aber 
sich  selbst  der  Io  zu  erkennen  mit  den  stolzen  dieser  Zug   zwar  im  Wesen  des  ,, Vordenkers" 
Worten:  IlvQbg  ßQOxotg  SovfJQ   ög&g  IlQo^j&ea.  begründet  ist,  jedoch,  wie  überhaupt   die  Be- 
Auch  wo    es  von  P.   heifst,   er  babe   die   den  tonung    der    geistigen  Hebung    der  Menschen 
Göttern    vorbehaltenen    y£$a    oder    xtuccg    den  durch  P.,  der  eigentümlichen   Auffassung   des 
Sterblichen  verliehen,  ist  vorzugsweise  das  Ge-  Äschylus  angehört,   bleiben  mythisch   am  be- 
schenk   des   Feuers    gemeint   (v.  27.   82).     Die  deutsamsten   immer  die  Gabe  des  Feuers  und 
übrigen  Segnungen,  die  durch  P.  den  Menschen  20  die  Erfindung  des  Schiffes.    Über  letztere  vgl. 
zu  Teil  wurden,   sind  fast  alle   erst   die  mehr  oben  D  III.     Im  übrigen  weifs   unser  Dichter 
oder  weniger  mittelbaren  Folgen   dieser  wich-  nichts  mehr  von  dem  ursprünglichen  Zusammen - 
tigsten   Gabe   (v.  253   [kvq]   acp'   ov   ys  7tollug  hang    des  Feuerraubes    mit  der  grofsen   Flut. 
ixuad-rjoovxai  xi%vccg,  vgl.  v.  110);  so  erforderte  Zeus  hatte  das  Menschengeschlecht  vernichten 
die    Bereitung    von    Ziegeln    zum    Häuserbau  (aiaxwccti.)  und  ein  neues  schaffen  wollen;  dem 
(v.  450 f.)  Feuer,  teilweise  auch  die  Bearbeitung  trat  allein  P.  entgegen  und  bewahrte  die  Mensch  - 
des  Holzes,  etwa  zum  Schiffsbau  (451  £v1ovq-  heit  vor  dem  Untergang  (v.  231—236).     Wie 
yiav,    468    vccvxilcov   6%rig,c(Xtt) ,    vor   allem   die  die  Vernichtung  gedacht  war  oder  wodurch  P. 
Metallindustrie.    Wenn  P.  auch  die  Gewinnung  im  Stande  war,   den  Plan  des  Zeus  zu  durch- 
der  Metalle   aus   dem   Schofs   der  Erde   lehrte  30  kreuzen,  erfahren  wir  nicht.*)  Dafs  die  rettende 
(v.  500  ff.),  so  entspricht  dies  ganz  seinem  mit  That  nicht  erst  in  der  Verleihung  des  Feuers 
Hephaistos  und  den  Kabiren  verwandten  Wesen.  bestand,    sondern    dieser    vorausging,    ergiebt 
Die  Herstellung  der  metallenen  Pflugschar  wird  sich  daraus,  dafs  erst  auf  die  Frage  des  Chors : 
nicht  besonders  erwähnt,  wohl  aber  rühmt  P.  ja?;    itov   xi    7rQovß)jg   xiovSs   neu   ■jitQccixtQ<o;    P. 
im  allgemeinen  seine  Verdienste  um  den  Acker-  seine     besonderen    Wohlthaten    aufzählt,     an 
bau    (462  ff.).      Dahin    gehört    es    auch    wohl,  zweiter  Stelle  die  Gabe  des  Feuers  (nQog  xotodt 
wenn  er  die  Menschen  anwies,  die  Jahreszeiten  xtX.).  Das  Rätselhafte,  Andeutende  dieser  Partie 
und  die  Bewegung  der  Gestirne  zu  beobachten.  erklärt    sich    aus   der  (schon  bei   Hesiod   vor- 
Weiter  aber  rühmt  sich  der  Titan,  seine  Schütz-  liegenden)  Verdunkelung  des  Urmythus.     Vgl. 
linge  auf  eine  höhere  Stufe  geistigen  Lebens  40  oben  Abschn.  F.    —   Alle  Wohlthaten.    die   P. 
erhoben ,    ihnen   gleichsam  erst  die  Augen  ge-  den  Menschen  erweist,  gehen  hervor  aus  seinem 
öffnet  zu  haben  (v.  447).     Diese  Wohlthat  be-  cpiXdv&QcoTtog  XQonog  (v.  11.  28.  123);  durch  ihn 
gleitet  die  Verleihung  des  Feuers,   ohne   dafs  ist   er,   der  Gott,   den  Göttern  höchst  verbatst 
wir  annehmen  dürften,  schon  dem  Äschylus  habe  geworden  (v.  37).    Anfänglich  hatte  er  auf  den 
die  prometheische  Flamme  als  Symbol  geistiger  Rat   seiner  Mutter  Themis   oder   Gaia   (v.  210, 
Erleuchtung   gegolten.     Wenn   der  Dichter  im  vgl.    über    die    Gleichsetzung    dieser    Namen 
besonderen  seinem   Helden    die  Erfindung  der  Weclclein   z.  d.  St.  und  Abschn.  J  I  6  A,  b)  im 
Sternkunde,  der  Mafse  und  Zahlen,  der  Buch-  Titanenkampf  sich  auf  die  Seite  des  Zeus  ge- 
stabenschrift    beilegt,    so    scheint  hier   auf  P.  stellt  und  ihm  geholfen,  den  Kronos  und  dessen 
übertragen,  was  sonst  dem  Kadmos  oder  Pala-  50  Anhang  zu  stürzen:  v.  219 f.  u.  439 f.    Erst  des 
medes   (Sophocl.   fr  gm.   379    und    Ewrip.   frgm.  Zeus  menschenfeindlicher  Plan  macht  ihn  zum 
582)    zugeschrieben    ward.      Ebenso    wird    der  Gegner  des   neuen  Herrschers.     Bedeutsam  ist 
äsehyleische    P.     als    Erfinder    der    Heilkünste  es,    dafs  Äschylus  seinen  Helden,    den  Anwalt 
(v.  478  -83)  gleichsam  zu  einem  andern  Askle-  der  leidenden  Menschheit,  zum  Sohn  der  ,,Ge- 
pios,    mit    dem    er    übrigens    auch    in    seinem  rechtigkeit'1  erhob  (vgl.  Welcher,  Trilogie  S.  42). 
Schicksal    und    in    der   Zugehörigkeit    zu   den  Übrigens  war  Themis  in  Arkadien  Beiname  der 
Phlegyern  (s.  0.  C  Panopeus)  Berührungspunkte  Demeter  (Paus.  8,  25,  4),  von  deren  ursprüng- 
hat.  Auch  sein  Stellvertreter  im  Tode,  Cheiron,  lichem  Verhältnis   zum  P.   wir  oben  D  II  ge- 
und  sein  kabirischer  Doppelgänger  Iason  sind  handelt  haben,  und  die  Weissagung,  die  P.  von 
Heilgötter   (vgl.    Usener,    Göttermimen   S.  156).  60  der  Mutter   erfahren    hat   und   auf  die   er  als 
Besonders  merkwürdig  ist  die  Versicherung  des  sein    Geheimnis    dem    Zeus    gegenüber    trotzt, 
P.   v.  248:    @vr\xovg    gnetvoet   iatj   Äpodfpxstf-Om  wird  auch  bei  Pindar  der  Themis  zugeschrieben 
tiÖQOv,  der  er  die  Erklärung  beifügt :  xvcpläg  iv  (jedoch   ohne   Beziehung  zu  P.):   Isthm.   8  (7), 
avxcclg  ilniSag  naxänißa.    Ich  sehe  mit  Weck-  30  f. ,   während   Hygin   Astr.  2,   15   den  ange- 
lein  in    diesem   Zuge    eine   von   Äschylus  ver-  schmiedeten  P.  nächtlich  den  Gesang  der  Parzen 
suchte    Umdeutung    des    hesiodischen    Mythus 
von     der    im    Pandorafasse    zurückbleibenden  *)  Nach  Sohoi.  n.  A  bei  Crom.  Anecd.  Oxon.  rv  p.  405 

Hoffnung  (Opp.  94 ff.).    Wie  7lQodtQX£ß&ca  (lOQOV  riet  P.  dem  Zeus  zur  deukalionischen  Flut. 


3061        Prometheus  (b.  Aischylos)  Prometheus  (b.  Aischylos)        3062 

belauschen  läfst.    (Bei  Ovid  Met.  11,  221  giebt  des    Apollo    (fr.   5  W.,    vgl.   unten  J  I  8)   den 

Proteus  das  Orakel.)  Adler.     Bei   Hygin  fab.  54  wird  erzählt,   wie 

Zur  Strafe  für  seine  Auflehnung  wird  P.  P.  dem  Zeus  gegen  Zusicherung  der  Befreiung 
auf  Zeus1  Befehl  von  Hephaistos,  der  nur  wider-  das  Thetis- Geheimnis  offenbart  habe;  dann 
strebend  so  hart  gegen  den  avyysvij  ftsbv  ver-  heilst  es:  mittitur  Hercules,  ut  aquilam  inter- 
fährt,  in  einer  wüsten  Einöde  des  Skythen-  ficiat.  Dafs  diese  Darstellung  nicht,  wie  Wech- 
landes  (nach  415  ff.  und  719  [vgl.  Schol.  zu  lein,  Stud.  z.  Äsch.  S.  23  ff.  und  in  der  Einl. 
v.  11]  nicht  sehr  fern  vom  Kaukasus)  an  einen  zu  seiner  Ausg.  des  TTpojt.  dtou.  behauptet,  auf 
hohen  Felsen  am  Meer  geschmiedet,  und  zwar  Aschylus  beruht,  hat  AI.  Kolisch  im  Philol. 
ÖQ&oGTcidrtV,  ov  kccutztcov  yövv  (v.  32),  mit  ipilia  io  41,  1K82  S.  227  ff.  mit  inneren  und  äufseren 
(54),  Eisengurten  um  die  Hüften  (71),  yÄq-üoi  Gründen  dargethan.  Wie  sollte  Zeus  dazu 
um  die  Schenkel  (74)  und  Fufsfesseln  (76),  an-  kommen,  seinen  Adler  dem  Tode  zu  weihen? 
genagelt  (56);  durch  die  Brust  wird  ein  eherner  (Bei  Hes.  theog.  529  f.  verrät  sich  als  das 
Keil  getrieben  (65,  vgl.  Prom.  sol.  fr.  3  W.  v.  7).  Motiv  der  Erfindung  deutlich  die  Absicht,  den 
Hier  besuchen  ihn  die  Okeaniden,  Okeanos  Herakles  zu  verherrlichen.)  Dagegen  stimmt 
und  Io  und  lauschen  mit  Staunen,  Mitleid  und  zu  dem  äschyleischen  Drama  in  allen  Stücken 
Zagen  den  Reden  des  Titanen,  die  von  un-  die  bei  Hyg.  Astr.  2,  15  gegebene  Darstellung, 
beugsam  trotzigem  Rechtsbewufstsein  und  die  sich  ausdrücklich  auf  den  Dichter  beruft,  und 
tiefem  Ingrimm  gegen  Zeus  erfüllt  sind.  dort  heifst  es:  Hercules  missus  ab  Eurysiheo — 
Zuletzt  erscheint  Hermes  und  verlangt  vom  20  devenit  ad  P.  etc.  Der  Titan  teilt  nun  wohl 
P.  die  Offenbarung  des  Geheimnisses.  Als  P.  die  ihm  bekannten  Bedingungen  seiner  Be- 
sieh weigert,  droht  der  Bote  des  Zeus  mit  gnadigung  dem  Retter  mit,  und  dieser  bietet 
Verschärfung  der  Strafe :  Zeus  werde  ihn  mit-  den  von  ihm  unheilbar  verwundeten,  todbereiten 
samt  dem  Felsen  in  die  Tiefe  stürzen  und  Cheiron  dem  Zeus  als  Sühnopfer  an  (IIqou.. 
nach  langer  Zeit  wieder  ans  Licht  auftauchen  daa^i.  1026  ff. ;  Apollodor  2,  5,  11,  10  und  5,  4, 
lassen;  dann  werde  der  Adler  des  Zeus  (dibg  5,  wo  die  Überlieferung  nach  Welcher,  Tril. 
ittrivbg  nv(ov  öacpoivbs  ahrog)  ihm  den  Leib  S.  47  Anm.  71  zu  korrigieren  ist).  Nachdem 
zerfleischen  und  tagelang  (Ttavt]^tQog,  vgl.  P.  noch  das  Thetis-Geheimnis  offenbart  hat 
Hesiod.  theog.  523)  an  seiner  Leber  zehren.  (Philodem,  n^pi  svasßslag  bei  Gomperz  Herkul. 
(Nach  IIq.  Xvou.  fr.  3  W.  kommt  der  Adler  30  Stud.  2  S.  41;  Apollod.  3,  13,  5,  Schol.  Hom. 
tertio  quoque  die.)  Der  kühne  Dulder  bleibt  11.  1,  519,  Serv.  ad  Verg.  Ecl.  6,  42),  ist  Zeus 
unerschüttert:  Da  versinkt  der  Felsen  mit  ihm  versöhnt,  und  nun  erst  kann  die  Lösung  der 
unter  Donner,  Blitz  und  Erdbeben  in  den  Ab-  Fesseln  erfolgen  (Ivzo&cu  bei  Philodem.  a.  a.  0.); 
grund.  (Hier  offenbart  sich,  wenn  auch  ohne  wahrscheinlich  trat  zu  diesem  Zwecke  Hephai- 
Wissen  und  Wollen  des  Dichters,  die  Ursprung-  stos  auf,  s.  Abschn.  D  I  d.  Zur  Erinnerung 
liehe  Beziehung  des  Mythus  zum  Vulkanismus.)  an   die  Strafe    setzt  P.   einen  Kranz  von  Xvyog 

Im    IIq.    Xvouivog    finden    wir    den    P.    im  (Keuschlamm)  aufs  Haupt:  Athen.  15  p.  674  D 

Kaukasos  (fr.  3W.),  wo  also  der  Felsen  wieder  und  672  E.    Apollodor  2,  5,  11,  10  spricht  von 

emporgestiegen  sein  mufs,  da  von  einer  neuen  einem  Kranz   aus   Ölzweigen.     Einen   eisernen 

Fesselung  nichts   bekannt  ist.     Der  Adler  er-  40  Ring  trug  P.  als  Symbol  der  Bufse  nach  Catull 

scheint  alle   3  Tage   (s.  0.).     Dafs  nicht  schon  64, 295  (vestigia  poenae)  und  Plin.  33,  4;  ein  Stück 

im  IIq.  d'i6umrr]g  der  Schauplatz  im  Kaukasus  des  Felsens  war  als  Gemme  eingelegt:  Plin.  37,  2; 

ist,  mufs  trotz  Welcher,  Tril.  S.  33  hauptsäch-  Hygin.  astr.  2, 15;  Serv. adVerg. Ecl.  6,42 ;Isidor. 

lieh  deswegen  angenommen  werden,  weil  dieser  Orig.  19,  32.    Nur  der  Lygoskranz  ist  für  das 

dort  nirgends   als   Ort  der  Anschmiedung  ge-  äsehyleische  Drama  bezeugt.     Aber  mit  Recht 

nannt    ist.      Weitere    Gründe    gegen    Weichers  erinnert  Welcher,   Tril.  S.  52  an  die  samothra- 

Forderung     des     unveränderten     Schauplatzes  kischen  Ringe  und  die  Beziehungen  des  äsehy- 

bringt  B.  Fofs,  De  loco  in  quo  P.  apud  Aesch.  leischen  P.  zu  Lemnos  und  den  Kabiren;  der- 

ri actus   sit   Bonn    1862.     Die    Titanen,    deren  selbe  vermutet  S.  263  ff.,  dafs  auch  der  Anteil 

Befreiung    also    inzwischen    stattgefunden  hat  50  des  Chiron    an  der  Lösung   des  P.  „nicht  erst 

(vgl.  IIq.  ds6p.  220),   bilden  den   Chor.     Auch  der  Poesie,  sondern  dem  lemnischen  Heiligtum 

Ge  tritt  auf;  vgl.   Wecldein,  Einl.  S.  10.    P.  ist  angehöre".     Vgl.    noch    Welcher,   Ep.    Cycl.   2 

des  Leidens  müde   und  sehnt  sich  zu  sterben.  S.  555  ff. 

Schon  Jahrhunderte  (saeclishorridis,  Cic.Sb.  a.  O.)  So   zeigt  die  Gestalt,   welche  Aschylus  der 

dauert    seine   Qual;    vgl.    IIqou.    ösgu.   94  xbv  P. -Fabel   gegeben   hat,    viele  und  bedeutende 

uvQisTi]    %qovov    a&Xnvßto    mit    dem    Schol.   (y'  Abweichungen  von  der  älteren,  uns  besonders 

uvQtädag)  und  Hygin.  Astr.  2,  15  triginta  milia  aus  Hesiod  bekannten  Fassung.    Diese  beruhen 

annorum  (dagegen  fab.  54  und  144  post  triginta  hauptsächlich  a)  in  dem  Zurückgreifen  auf  die 

annos  est  solutus,   was  wohl   auf  irrtümlicher  lemnische  Lokalsage:  Der  Feuerraub  am  Mosy- 

Auslassung  von  milia  beruht).     Nun   erscheint  60  chlos,  vielleicht  auch  Chiron,   sowie   der  Ring 

Herakles,    der    Sprofs    der   Io,    von    dem    der  als  Zeichen   der  Bufse;   b)  in  dramaturgischen 

Titan  im  IIqou.  öea^i.  871  ff.  seine  von  Themis  Rücksichten:    die  Benutzung  des   Orakels   der 

verheifseiie    Erlösung    erwartet.      Ausgezogen,  Themis,  die  deshalb  zur  Mutter  des  P.  gemacht 

um   die  Äpfel   der  Hesperiden  zu  holen,    trifft  wird,  die  Teilung  der  Strafzeit  in  2  grofse  Epochen 

er  am  Kaukasus    den  P. ,    der   ihm  auf  seine  und  die  Annahme  zweier  Schauplätze  der  Strafe 

Bitte     den     einzuschlagenden     Weg     ausführ-  (vgl.    Wechlein,   Einl.  zur  Ausg.  des  IIq.  öea^,. 

lieh    beschreibt   (fr.    7 — 10   Wechl.).      Herakles  S.    15    u.   21),    das  Auftreten    des  Hephaistos, 

tötet  dann  mit  seinen  Pfeilen  unter  Anrufung  Okeanos,   Hermes;   c)   in   der  besonderen  reli- 


3063        Prometheus  (b.  Aisckylos)  Prometheus  (b.  Sophokles)        306-4 

giösen    Auffassung    des    Dichters    und    seiner  kür  mit   dem  Stoff  schalten  konnte,'  ohne  die 

philosophischen  Vertiefung   des   Stoffes.     „Die  Überlieferung    zu    respektieren    oder    für    die 

attische  Sage  kannte  P.  als  reinen  Naturgott,  Nachfolger    mafsgebend    sein    zu    -wollen.     Da 

als  verehrungswürdigen   segensreichen  Kultur-  Pechfackeln  vorkamen,    so  hat  Welcher,    Trü. 

gott;   in   der  hesiodischen,   bäuerlich-ethischen  S.  120  angenommen,   die  Stiftung   der  Prome- 

Auffassung  hatte  P.  den  Charakter  eines  gott-  theen  sei  der  Hauptinhalt  gewesen.     In  einem 

losen  Empörers :  Äschylus  unternahm  es,  beide  andern   Fragment  warnt  P.   einen   Satyr,    der 

Sagen    zu   vereinigen;    bei    ihm    ist   P.    zuerst  das  Feuer  entzückt  umarmen  will.    Schümann, 

der  in  selbstgefälliger  Überhebung   ia.vfta.Sici)  De   Pandora   1853   p.   15    not.  39   bezieht   auf 

trotzende  Empörer  und  wird  am  Ende  der  gott-  io  unser  Stück  auch   die  von  Procl.  ad  Hes.   Op. 

versöhnte   Verwalter   des  nunmehr  ihm    ange-  89    ohne    Angabe    des    Dichters    mitgeteilten 

wiesenen  Kulturamts"  (Wecklein,  Einl.  S.  13).  Worte:    <vriolv   bxi  IlQoiirftzvg  xbv  xcbv   yccmov 

Obwohl  aber  Zeus,  wie  es  der  Weltanschauung  tii&ov   itaQu.  xwv  Suxvqcov   Xußchv   hui  7Tuqu- 

des  frommen  Dichters  entspricht,  zuletzt  Recht  fteutvog  xcp'ETtturftti  TtccQrjyysiXs  xi]v  IlavdcoQuv 

behält    und    der  Titan,    dessen   Trotz"  endlich  u?)  di^aG&ai. 

gebrochen  ist,  sich  der  überlegenen  Weisheit  Sophokles.  Schol.  Find.  Pyth,  5,  35  Zo- 
lles Kroniden  beugt,  entbehrt  doch  bei  Äschylus  cpoy.Xyg  6h  iv  xä>  ügourftsl  xov  IlQo^ri&sojg, 
das  Thun  des  P.,  wie  das  Wesen  der  drama-  ftiXcov  Xiysiv  xf/g  cpQovr\6scog,  a.vxi%£6%-ui  yuI 
tischen  Handlung  dies  fordert,  nicht  einer  p,r\  rf/g  usxujisXeiag.  Da  ein  Drama  mit  dem 
relativen  Berechtigung;  entspringt  es  doch  den  20  Titel  nQouifttvg  von  Sophokles  sonst  nicht 
edelsten  Motiven,  der  Menschenliebe  und  dem  bekannt  ist  und  nach  dem  Argum.  Prom.  vinet. 
Mitleid.  Der  Vorbedächtig-Kluge  erweist  sich  der  Dichter  nur  in  den  KoXyjSsg,  und  zwar 
nur  insofern  kurzsichtig,  als  er  die  Unvoll-  iv  7tuQtYßd6£i,  die  P.-Fabel  berührt  hat,  so 
kommenbeit  und  Schwäche  der  menschlichen  wird  das  iv  xca  TIq.  des  Scholiasten  auf  einem 
Natur  übersieht,  welche  Zeus  durch  Schaffung  Irrtum  beruhen.  Zur  Metonymie  vgl.  oben 
eines  neuen,  stärkeren  Geschlechts  hatte  be-  Pindar  Ol.  7,  80.  —  Ausden  Kolcher  innen 
seifigen  wollen.  In  den  Worten  IJq.  dza^.  hat  das  Etym.  M.  s.  v.  Hta^isv  den  Vers  er- 
545  ff.  Tig  icpafisgicov  äor&g;  ovo'  idtQX&VS  halten:  v[i£ig  u,sv  ovx  äg  yoxs  xbv  ÜQonv&iu 
öXtyodouvluv  uy.iy.vv  laovttoov ,  u  zb  cpcoxav  (fr.  316  .ZV),  wohl  den  Anfang  einer  Erzählung, 
uXubv  ysvog  i^ntSTtodia^ivov-  ovncog  xuv  Aibg  30  deren  Veranlassung  im  Stücke  Welcher,  Trag. 
üq^ovIuv  ftvuräv  TtuQ^iuoi  ßovXul  weist  der  S.  335  sehr  ansprechend  aus  Apoll  Rhod.  3, 
Chor  deutlich  auf  den  Irrtum  des  P.  hin  und  843  ff.  erklärt.  Übrigens  konnte  schon  die 
spricht  damit  ohne  Zweifel  auch  die  Anschau-  Nähe  des  Kaukasus  die  Erwähnung  des  P. 
ung  des  Dichters  aus.  So  sehr  daher  der  motivieren.  —  Wenn  die  Hypothesis  zum  Pro »1. 
Titan  als  unerschrockener  Anwalt  der  Mensch-  vinet.,  wie  es  den  Anschein  hat,  sagen  will, 
heit  unsere  Sympathie  gewinnt  und  nach  Äschy-  die  Kolcherinneu  seien  das  einzige  Stück  des 
Im'  Absicht  auch  gewinnen  soll,  hat  er  es  doch  Soph.,  in  dem  die  P.-Fabel  vorkomme,  so  wider- 
zu  verantworten,  dafs  trotz  aller  Kulturfort-  spricht  dem  das  Schol.  Nie.  Ther.  343:  II  q 0- 
schritte  die  natürliche  Beschränktheit  des  Men-  ^ir\ftiu  xb  tivq  zXiijjuvxu  yuI  xolg  cev^gcbnoig 
schenwesens  fortbesteht.  In  diesem  Sinne  kann  40  dcopriödu.svov  ol  Xußövztg  iu.i']vvaav  _  ov  yuXtjv 
die  Dichtung  als  eine  Theodicee  bezeichnet  xijg  idpixog  xivovxig  uuoißr'jV  icp  olg  xbv  Aiu 
werden,  weit  tiefsinniger  und  grofsartiger  als  cpualv  inaiviauvxu  cpd.QU.uYOv  uvxoig  üyr^uciug 
die  Erzählung  von  der  Entstehung  des  Übels  dovvat  yxI.  "Eon  d'  6  uv&og  itugu  HocpoYXtl 
durch  Epimetheus  und  Pandora,  welche  Äschylus  iv  Kcocpolg  (Soph.  fr.  335  N.  aus  den  Kcocpol 
ganz  unbeachtet  gelassen  hat.  Mit  Recht  be-  odxvooi).  Dieselbe  Erzählung  findet  sich  bei 
merkt  WeisJceS.  397:  „Die  Höhe  philosophischer,  Aelian  Not.  An.  6,  51,  der  als  Gewährsmann 
sowohl  kulturgeschichtlicher  und  ethischer  als  aufser  Sop)hokles  noch  den  Ibykos  (s.  oben  G  2) 
religiöser  Ideen,  welche  bei  dem  Tragiker  mit  und  einige  Komiker  anführt.  Hier  heifst  es 
P.  verbunden  sind,  konnte  der  Mythus  (seit  im  Anfang  xXiipai  xb  tivq  *Hcpulaxco\  dieser 
Hesiod)  nicht  plötzlich  erreichen."  In  der  Ver-  50  sonst  erst  bei  Äschylus  uns  begegnende  Zug 
tiefung  und  Bereicherung  des  Mythus  nach  kam  also  vielleicht  schon  bei  Ibykos  vor.  Ganz 
dieser  Seite  hin  mufs  namentlich  die  gnomisch-  neu  und  eigentümlich  ist  die  Wendung ,  dafs 
didaktische  Lyrik  vorgearbeitet  haben.  Spuren  P.  von  den  undankbaren  Menschen  verraten 
davon  sucht  Weiske  §  146—150  nachzuweisen.  worden.  Sie  scheint  ihrem  Charakter  nach 
—  Da  hier  nicht  der  Ort  ist,  die  vielbesprochene  eine  Erfindung  des  Satyrdramas  zu  sein.  — 
Frage  nach  dem  sog.  theologischen  Charakter  Eine  bedeutsame  Erwähnung  des  Prometheus 
des  äsehyleischen  P.-Dramas  eingehender  zu  enthalten  die  Verse  Oed.  Col.  55  ff.  (6  itvQcpÖQog 
erörtern,  so  verweisen  wir  auf  die  einschlägigen  fttbg  Ttxuv  IIq.),  vgl.  oben  C  (Athen).  —  Den 
Schriften  von  Welcker,  G.  Hermann,  Bissen,  Pandora -Mythus  behandelte  Sopjhokles  in  dem 
Caesar,  Keck,  Schümann  u.  a. ,  die  man  bei  60  Uuvöojqu  >)  ocpvpoYonoi  betitelten  Stück,  wahr- 
Wecklein,  Einl.  z.  Ausg.  des  Prom.  S.  24f.  ver-  scheinlich  einem  Satyrdrama.  Hesych  2  p.  472 
zeichnet  findet;  vgl.  besonders  auch  Wecklein  Ybx^Xcofi^ui'}  nodug-  öiStuui  ovvtppuuuivogxovg 
selbst  S.  12  ff.  und  im  Philol.  34  S.  299—302.  TtoÖug-  %r\Xtvi:iv  yccg  xb  qcmxsiv  —  yul  %rjXivua 
Das  äsehyleische  Satyrdrama  npoicrftsvg  xb  GnupxLov2*ocpoYXiigTIuv8wpur\2cpvpoY67toLg. 
TtvQYutvg  (vgl.  Abschn.  A  Epitheta)  ist  für  die  Ich  erblicke  hier  das  sophokleische  Fragment 
Mythologie  ohne  Bedeutung,  teils  wegen  der  ge-  nicht  mit  Nauck  (Soph.  fr.  445)  in  dem  Worte 
ringen  Zahl  der  erhaltenen  Verse,  teils  weil  yjiXtvuu  sondern  mit  Dindorf  in  dem  Lemma 
in  Stücken  dieser  Art  der  Dichter  nach  Will-  yz %riXca\i  ui  bezw.  YS%rili:vu.uL  Ttödug.     Da  offen- 


3065     Prometheus  (b.  Eurip.  u.  d.  Koni.)  Prometheus  (b.  Piaton)           3066 

bar    ein   Gefesselter    diese  Worte    spricht,    so  tifiziert,  doch  vgl.  Usener,  Götternamen  S.  229  f. 

ergiebt  sich   von   selbst   die  Beziehung   auf  P.  „Allzeit",  sagt  P.,  „bin  ich  den  Menschen  wohl- 

Die  „Hämmernden"  (doch  wohl  Metaliarbeiter,  gesinnt"  und  Peith.  erwidert:  Mövov  ftecöv  yaQ 

nicht  Schuster!)  sind  dann  vielleicht  die  Kabiren.  diä  a  ä7tav&Qa-Ki^ouei\  im  Wortspiel  mit  änccv- 

Auch  die  Erschaffung  der  Menschen  aus  Thon  &Qco7ti^ttv   (s.  Kock  z.  d.  St.)  und  fügt  weiter 

scheint  vorgekommen  zu  sein  nach  fr.  441  N.:  hinzu,  P.  sei  ja  stets  ein  fttouiarig,  ein  reiner 

■aal  7VQ(ötov  ccq%ov  nr\).bv  ögycc^tiv  %£qoiv.  Timon  gegen  die  Götter  gewesen.    Im  Beginn 

Eurip i des  hat  zufolge  der  o.  a.  Hypothesis  des  an  den  Abgang  des  P.  sich  anschliefsen- 
zum  Prom.  vinct.  die  P. -Fabel  überhaupt  nicht  den  Chorliedes  findet  Welcher,  Tril.  S.  55  eine 
behandelt:  nccpu  Evoiniär}  olojg  ov  Ktixcci  (tj  10  Anspielung  auf  Aesch.  Hqo[l.  Ivö^i.  fr.  2  W. 
jLv&oitoiitt).  Doch  wird  P.  erwähnt  in  den  (186  N).  Jedenfalls  beruhte  auch  für  den 
Versen  Ion  v.  455  f.,  welche  auf  seine  Beihilfe  antiken  Zuschauer  ein  wesentlicher  Teil  des 
bei  der  Geburt  der  Athene  sich  beziehen  (s.  o.  humoristischen  Reizes  in  diesem  Auftritt  auf 
D  I  b)  und  Phoen.  1122,  wo  Tydeus  mit  dem  der  parodistischen  Beziehung  zum  hochpathe- 
fackelschwingenden  Prometheus  verglichen  wird  tischen,  furchtlos-trotzigen  P.  des  Äschylus. 
(s.  u.  J  H  1).  Die  Worte  des  Theseus  in  den  Philemon  bei  Meineke  F.  C.  G.  4,  32  und 
'IvJriStg  v.  201  ff.,  welche  den  Gott  preisen,  Menander  ebd.  4,  231  sind  die  ersten,  welche 
der  die  Menschheit  aus  tierähnlichem  Dasein  ausdrücklich  davon  reden,  dafs  P.  die  Menschen 
durch  Verleihung  der  Vernunft  und  Sprache,  (nach  Phil,  auch  xullu  itüvxa  £a>a,  nach  Men. 
der  Fruchtnahrung,  des  Seeverkehrs,  des  Feuers  20  die  Weiber)  aus  Thon  gebildet  (nldaai). 
usw.  emporgehoben  habe,  nennen  den  P.  nicht,  Diphilos  dichtete  eine  travestierende  Ko- 
sind  aber  eine  deutliche  Nachahmung  der  niödie  Ilvgcpöpog. 
äschyleischen  Verse  Prom.  444  ff.  Einen  ähn- 
lichen Gedanken  führte  Kritias  im  Sisyphos  5.  Die  philosophische  Dichtung  Piatons. 
(fr.  1  JV.)  aus;  den  P.  nennt  in  gleichem  Zu-  Piaton,  der  Philosoph,  mag  hier  unter  den 
sammenhang,  wenn  auch  rationalistisch  zwei-  Dichtern  seine  Stelle  finden,  da  der  im  Prota- 
felnd  (elt  ovv  [lsqiiivccv  vr\v  npoiiri&scüg  nccQix  goras  p.  320  D  ff.  erzählte  Mythus  vom  P„  als 
£lt  ovv  aväyAr\v  si'xt  xfj  Lici%QÜ  TQißfi  avxi)v  reine  Fiktion  des  Autors,  der  Dichtung,  und 
7TC(Qa6%iov  ri]v  (fvöiv  8iSdav.cclov)  Moschion  zwar  wegen  seines  launigen  Vortrags  im  be- 
fr.  6  JV".  Vgl.  W.  Nestle,  Kritias  =  Neue  Jahrb.  30  sondern  der  komischen  zugerechnet  werden 
1903,  Bd.  11  S.  97.  Gomperz ,  Griech.  Denker  darf.  Nach  dieser  dem  Protagoras  in  den 
1  S.  312.  G.  Billeter,  Griech.  Anschauungen  Mund  gelegten  Erzählung  (von  dem  Sophisten 
über  (l.   Urspr.  d.  Kultur,  Zürich  1901  S.  10  f.  vielleicht  wirklich  in  s.   Schrift    negl    ngäxrjg 

xaxaaxccascog  gegeben  —  Zeller,  Archiv  f.  Philos. 

4.  Komoedie.  5?  176  f. .   Gomperz,   Griech.   Denker   1   S.  313) 

E picharm  schrieb  ein  Stück  unter  dem  bilden  (xvjtovai)  die  Götter  in  der  Erde  (yfjg 
Titel  IIvqqcc  Kai  IlQou(x&£vg  (Athen.  3  p.  8(3  a)  gvSov)  die  sterblichen  Wesen  aus  Erde  und 
oder  Tl.  ?)  TIq.  (Pollux  10,  82),  in  welchem  die  Feuer.  Ehe  sie  aber  ihre  Geschöpfe  ans 
Entstehung  der  Menschen  aus  Steinen  vorkam  Licht  führen,  beauftragen  sie  den  Prometheus 
nach  Schal.  Pind.  Ol.  9,  69:  'EiiL%uQuog  ccitb  40  und  Epimetheus,  jedes  einzelne  nach  Ge- 
rm r  li&cov  läovg  rovg  o%lovg  (p-naiv  ujvouäo&cti .  bühr  mit  Gaben  und  Kräften  auszustatten. 
Entweder  stand  hier  noch  P.  an  Stelle  des  Epim.  überredet  den  P.,  ihm  die  Verteiluug 
Deukalion  oder  die  Deukalionsage  war  in  Ver-  der  ävvdutig  zu  überlassen,  und  begabt  dann 
bindung  mit  P.  dargestellt.  Vgl.  oben  D  III.  alle  Tiere  mit  unterschiedlichen  Eigenschaften 
Auch  Sophron  behandelte  den  Mythus,  doch  zum  Zweck  ihrer  Selbsterhaltung  (tlg  G(crr\Qiuv); 
wissen  wir  darüber  nichts  Näheres.  dabei  sucht   er  das   Mafs   ihrer  Kräfte   auszu- 

Deinolochos   ö    avxaycovL6xi]g  'Em^äQ^ov  gleichen,  /x?;  xi  ysvog  ccioxco&th],   und  gewährt 

wird   zugleich  mit  Sophokles,  Ibykos  und  den  ihnen  Schutz  gegen  die  Witterung  sowie  man- 

Eomikern  Aristeas  u.  Apollophanes  von  Aelian  cherlei  Nahrung.    Da  er  nun  ov  -nävv  xi  aocpog 

N.  A.  6,  51  als  Gewährsmann  zitiert,  s.  o.  zu  50  war,   merkte  er  nicht  rechtzeitig,   dafs  er  mit 

Sophokles  fr.  335.  dem  Vorrat  zu  Ende  kam,  ehe  noch  der  Mensch 

Aristo phanes    brachte    den    P.    auf   die  ausgerüstet    war.     Und    doch    war   der  vorbe- 

Bühne    in  einer  köstlichen  Episode  der   Vögel,  stimmte  Tag  da,   an  welchem  auch  dieser  aus 

v.   1494 — 1552.     P.  vermummt,    in  beständiger  der   Erde   ans   Licht   hervorgehen   sollte.     Den 

Furcht,  von  Zeus  gesehen  zu  werden,  von  Peithe-  Mangel  bemerkt  nun  P.,   uud  in  Verlegenheit 

tairos  auf  seine  Bitte  mit  einem  Sonnenschirm  i'jvxiva   acoxijoiav    xco   ävftpontco    evqoi,    -aUtixel 

vor  den  Blicken  der  feindlichen  Götter  geschützt  'Hcpcciorov  r.txi  k&r]v&g  xi\v  ^vts%vov  aocpiav  avv 

(Peith.:    sv    y    iitsvörioccg   ccvxb    -Aal   npotirföi-  tivqi    —   %al   ovxa  di)  StoQttxai    ävfrQwrtco-  xi)v 

K&g),    rät   den  Vögeln,   die   Verlegenheit    des  uh>  ovv  ttsql  xbv  ßiov  6ocpiai'  avQ-QojTxog  xavxyj 

von    den    ßdoßccooi    ftsoi    bedrängten   Zeus    zu  60  £6%£v,  xijv  äh  Ttoltxtxrjv  ovk  tayjv.    Die  letztere 

benutzen    und    ihn    zu    nötigen,    dafs    er    den  war  nämlich  beim  Zeus,  dessen  Burg  P.  nicht 

Vögeln  die  Herrschaft  wieder  überlasse.    Peith.  mehr    betreten    durfte    (wegen    eines   früheren 

soll  sich  die  BaclXsia  zur  Gattin  fordern.    Viel-  Vergehens,  etwa  des  Opfertrugs?    Vgl.  Phaedr. 

leicht   steckt   hierin  eine  Anspielung  auf  Epi-  fab.  4,  14  coelo  pulsus  ab  Iove);  in  die  gemein- 

metheus-Pandora,   denn  nach  Diocl.  3,  57  xi]v  same  Werkstatt  des  Hephaistos  und  der  Athene 

■xcdovutvrtv  Bccoilsiav  v.ai  Piav,  xi)v  Vit    ivicov  aber  hatte  er  sich  heimlich  eingeschlichen  und 

riciväwQtxv  övo^aa&ttaav  war  Pand.  die  Schwester  xitv  tu-zvoor  xi%vr\v  dieser  beiden  den  Menschen 

der  Basileia;    sie  wird  auch  mit  Kybele  iden-  gebracht.     Iloourfttu   de  [di   'Emurftsa]  vaxs- 


3067           Prometheus  (b.  Piaton)  Prometheus  (b.  d.  Alexandrinern)      3068 

qov,   rjiiSQ  XiyExai,   %Xo7tf]g  di%r]  UExfjX&Ev  (der  Entstehung   oder   doch    den   Sinn    des   Mythus 

störende  Zusatz  öl   'E-xi\l.  ist  von  Schanz  mit  zu  erklären. 
Recht    ausgeschieden    worden).     'ETtEidi]    ös    6 

äv&QcoTtog  ftsiag  uexeg%e  fiotpag,  ttqwtov  [tsv  "•  Alexanarinische  Dichter, 
[dia  zr\v  xov  &eov  ßvyyevsiav]  ^cäcov  ^iovov  Kailima chos  fr.  87  (hei  Clem.  Alex.  Strom, 
hsovg  tvontasv.  Hier  haben  wir,  auch  wenn  B  5,  597):  Tb  tstqüctcow •  ovxcog  icp&iyye&'  wg 
die  von  Schanz  eingeklammerten  Worte  nicht  ö  TtriXbg  xov  IlQO[Lrj&f}og ,  d.  h.:  „Tiere  redeten 
echt  sind,  die  erste  Spur  jener  Anschauung,  wie  Menschen."  Vgl.  fr.  133. 
die  das  prometheische  Feuer  geistig  als  den  Auf  Hermippos  oder  einen  Dichter  ver- 
himmlischen  Funken  in  der  Seele  des  Menschen  10  wandter  Richtung  aus  der  Schule  des  Kalli- 
fal'st  (s.  u.  Abschn.  H).  Dafs  diese  dem  Piaton  machos  führt  Robert,  Eratosth.  cataster.  rell. 
nicht  fremd  ist,  beweist  auch  Phileb.  p.  16  c:  p.  223  vermutungsweise  die  ätiologische  Er- 
Os&v  (ihv  elg  ccv&QWTTovg  Öoaig  Tio&hv  iv.  %e&v  Zählung  vom  Opfertrug  und  von  der  Pandora 
igQicpi]  öid  xivog  IJqo^l rföttag  aua  tpavotäxm  bei  Hygin  Astrol.  2,  15  zurück.  Die  alexan- 
xivl  Ttvgi  und  dazu  16  e:  ol  uhv  ovv  &sol,  drinischen  Dichter-Gelehrten  erzählten  die  Pro- 
6ft eq  eItiov,  ovxcog  i][iiv  7taQtSo6av  6v.07tEiv  %al  rnetheusfabel  bei  der  Erklärung  gewisser  Stern- 
liav&ävEiv  Y.a.1  dibdov.Eiv  äXXr]Xovg.  Diese  gei-  bilder  wie  der  Sagitta  Herculis  (Hygin.  Astr. 
stige  Auffassung  der  Prometheus-Gabe  wird  im  2,  15),  des  Geniculator  (ib.  2,  6:  nach  Eratosth. 
Protagoras  besonders  nahegelegt  durch  das  =  Hercules,  nach  einigen  Theseus,  Ixion  usw., 
Folgende:  EitEixa  q>cov)\v  nai  övo^axa  xa^v  20  alii '  Promethea  in,  Caucaso  vinctum),  des  Adlers 
SirtQ&omöuxo  xij  xi^r-fj,  y.al  olxrjGEig  y.al  iaQ-i)-  (Schol.  Eur.  Rhes.  v.  529),  des  Kentauren  oder 
xag  xcct  v7to8t6Eig  nal  axQa^vug  %al  xug  iv.  Chiron  (Schol.  Arat.  437),  der  Stella  Iocis 
yfig  xQocpäg  rfigsxo.  Diese  Worte  erinnern  an  (Eratosth.  catast.  43,  Schol.  Lucan.  1,  661). 
die  Erfindungen  des  äschyleischen  P.  (Schrift,  Apollonios  v.  Rhodos  berührt  in  den 
Häuserbau,  Metallurgie).  So  sehr  diese  plato- ,  Äoyovavxiv.d  mehrmals  die  P.-Sage.  Kurz  vor 
nische  Erzählung  im  ganzen  den  Stempel  freier  der  Ankunft  in  Kolchis  erblicken  die  Helden 
Erdichtung  trägt,  sind  doch  noch  Spuren  der  vom  Schiffe  aus  die  schroffen  Höhen  des  Kau- 
echten mythischen  Anschauung  darin  vorhanden,  kasus,  wo  P.  die  Fesseln  (cdvy.xo7tsSr]ai  aus 
Dahin  gehört  das  Hervorgehen  des  Menschen  Hesiod!)  aistbv  ijTtuxi  cpigßE  TtaXiu-tExtg  dla- 
aus  der  Erde,  sowie  der  Gedanke,  dafs  P.  durch  30  aovxa;  sie  sehen  den  gewaltigen  Vogel  fliegen 
seine  That  die  Menschheit  vor  dem  Untergang  und  hören  bald  darauf  das  Klagegestöhn  des 
rettet  und  ihr  zum  vollen,  freudigen  Leben  mit  Dulders  (2,  1250  —  62).  —  Medea  giebt  dem 
der  Gabe  des  Feuers  erst  die  Möglichkeit  Iason  ein  Zaubermittel,  IIqoujJ&eiov  genannt, 
schafft.  —  Wenn  Piaton  im  Protag.  den  P.  welches  den  Leib  gegen  Schwerthieb  und  Feuer 
nicht  nur  die  ti%vai,  sondern  auch  das  Feuer  fest  macht  und  erhöhte  Kraft  verleiht.  Das 
selbst  dem  Hephaistos  stehlen  läfst,  so  scheint  Kraut,  aus  den  zur  Erde  gefallenen  Tropfen 
es  dagegen  im  Politicus  p.  274  C,  als  betrachte  von  Prometheus1  Götterblut  (J%ü>q)  entstanden, 
er  den  P.  als  den  rechtmäfsigen  und  Ursprung-  wird  genau  beschrieben.  Beim  Ausgraben  der 
liehen  Besitzer  und  Geber  des  Feuers:  öiopu  Wurzel  (qi£cc  Tixrtvig),  die  frischverwundetem 
T}(iiv  Ttccgä  frtcov  —  ttvq  {lev  nagä  ngourfticog,  40  Fleische  gleicht,  bebt  brüllend  die  Erde  und 
xi%vai  öe  7ta.Q  'Hcpai6xov  y.al  x>)g  gvvt£%vov,  der  Sohn  des  Iapetos  selbst  stöhnt  schmerz- 
CTtEQuaxa  8s  av  y.al  cpvxu  nag'  äXXtov.  Hier  durchzuckt  auf  (3,  844 — 865).  Dieses  Zauber- 
steht P.  gleichberechtigt  wie  im  attischen  Kult  krautes  und  seiner  Entstehung  gedenken  auch 
neben  Hephaistos,  Athene  oder  Demeter.  —  Vol.  Place.  7,  356  ff.,  Auson.  Idyll.  12  de  hist. 
Einen  Mythos,  in  dem  P.  allerdings  nur  bei-  11,  sowie  Ps.-Phit.  de  fluv.  5,  4  (ßoxdvr}  TIqo- 
läufig  genannt  wird,  erzählt  Sokrates  im  Gor-  iirj&siog),  der  aus  Kleanthes'  0Eou.ayJa  schöpft; 
gias  p.  523.  Es  handelt  sich  um  das  Toten-  vgl.  Etym.  31.  s.  v.  kcoqvxiov.  —  Iason  erzählt 
gericht:  „Unter  der  Herrschaft  des  Kronos  und  der  Geliebten  von  seinem  Vaterlande  Hämonia, 
auch  noch  unter  der  des  Zeus  hatten  Lebende  h'v&cc  npourftEvg  'lanExioviSr\g  äya&bv  xey.e 
über  die  dem  Tode  nahen  Mitmenschen  ge-  50  AEvxaXicova,  og  7tQcoxog  TtoliqoE  Ttolsig  xal  eSeL- 
richtet  und  sich  dabei  oft  durch  Aufserlich-  paxo  viqovg  a&aväxoig,  7tocoxog  6e  xctl  av&Qanfoav 
keiten  und  körperliche  bezw.  materielle  Vor-  ßaailsvGEv  (3,  1085).  In  Thessalien  landete 
züge  täuschen  lassen.  Zeus  beschliefst  nun  bezw.  herrschte  Deukalion  auch  nach  H ellanikos 
auf  die  Klagen  des  Pluton:  tcqcoxov  uev  ovv  und  Strabo,  s.  den  Art.  Deuk.  Sp.  995.  Für 
TtavaxEov  Igxi  TtQOEiööxag  avxovg  ftävaxov .  vvv  die  Lokalisierung  des  P.  hat  diese  vereinzelte 
yag  7tQÖi6aof  xovxo  fihv  ovv  -aal  öi]  EtQT\zai  Angabe  des  Apollonios  wenig  Gewicht;  doch 
xu)   TlQoyiri&El  ontog   av  7tav6rj    avxibv.     Ferner  vgl.  oben  DHL 

sollen  künftig  nur  Gestorbene  über  Gestorbene  Lykophron  Kass.    1283    spricht  von  Asia 

richten."     Offenbar  liegt  hier  eine  Anspielung  als  der  xaXaivjj  urixgl  xov  ÜQoy.r^Ecog.     V.  537 

auf  Aesch.  Proin.  v.  248  vor:   &vrfcovg  Eitavaa  60  wird    unter    andern   Beinamen   des   Zeus   auch 

\it]  7tQoÖEQy.E6^ui  uoqov.  —  Wir  schliefsen  end-  TlQouav&svg  (s.  d.)  angeführt;  vgl.  Tzetz.  z.  d.  St. 

lieh    noch    eine   Stelle    aus    den   Piaton   zuge-  und  oben  Abschn.  A. 

schriebenen  Briefen  an:   ep.  2,  311b  wird  der  Nikandros    in  den  AXEt,icpdQuay.a  272  er- 

Satz  TticpvAs  ^vvitvai  Eig  xavxb  (fQÖvr\6ig  xe  y.al  wähnt    das  IIqoui'i&eiov   ttvq   und  den  vägfirfe- 
Svvamg  (isydXri  durch  viele  Beispiele  erhärtet; 

zuletzt  heifst  es:   äg  Ös  ipol  Soxel,  xal  lipo-  7-  Griech-  Dichter  der  nachchristl,  Zeit. 

lir}&Ea   Au   xavxrj   7tr\    cvvijyov   oi   tcq&xoi  av-  Babrios  fab.  96  (Aesop.  359 H)  erzählt  von 

frQOiTtoi.     Hier  haben  wir  einen  Versuch,   die  dem  Menschenbildner  P.,  er  habe  dem  „Herrn 


3069      Prometheus  (b.  spät.  Dichtern)  Prometheus  (b.  spät.  Dichtern)      3070 

der  Tiere"  2  Ranzen  angehängt,  vom  einen  mit  das  Meer  werde  befahren  (vgl.  Aesch.  Prom. 
fremden  Fehlern,  hinten  einen  mit  den  eignen  v.  467)  und  überall  stünden  Heiligtümer  und 
angefüllten,  gröfseren.  Phaedrus  4,  10  schreibt  Altäre.  (Ein  Beweis  seiner  Uneigennützigkeit 
dieselbe  Einrichtung  dem  Iuppiter  zu.  —  Hier  sei,  dafs  er  selbst  nirgends  einen  Tempel  be- 
inag auch  einer  dem  Aesop  bei  Themistios  or.  sitze.)  „Wäre  der  Mensch  nicht,  so  würde  die 
32  p.  359  Pet.  zugeschriebenen  sentimentalischen  Schönheit  der  Welt  ohne  Zeugen  sein."  Man- 
Variation  des  Mythus  gedacht  werden,  der  zu-  ches  fällt  ganz  in  den  Ton  der  Komödie,  so 
folge  Prom.  xbv  itr\Xbv ,  acp  ov  xbv  äv&gcoitov  wenn  P.  die  Frauen  mit  der  Bemerkung  in 
&iEitX<xGccro ,  ovk  icpvQccasv  vSaxi,  aXXä  See-  Schutz  nimmt,  die  Götter  fänden  doch  oft 
xgvoig  (vgl.  Stob.  Serm.  1).  —  In  der  äsopischen  10  genug  Gefallen  an  den  sterblichen  Weibern 
Fabel  155 H  tadelt  Momos  an  dem  von  P.  ge-  und  würdigten  sie,  Mütter  von  Göttersöhnen 
schaffenen  Menschen,  dafs  man  ihm  nicht  ins  zu  werden.  Auf  den  dritten  Anklagepunkt 
Herz  sehen  könne;  dasselbe  erzählt  Babrios  erwidert  er,  das  Feuer  sei  durch  Mitteilung 
fab.  59,  doch  steht  hier  Zeus  an  Stelle  des  an  die  Menschen  nicht  weniger  geworden,  es 
Prometheus;  weitere  Varianten  geben  Lucian.  sei  den  Menschen  unentbehrlich,  besonders 
Hermot.  20,  Aristot.  de  pari.  anim.  3,  2,  663a  auch  zum  Opfer,  und  Neid  sei  überhaupt  der 
35.  —  Nur  unter  den  äsop.  Fabeln  findet  sich  Götter  unwürdig.  Von  Hermes  als  „echter 
die  Erzählung  (383  H;  vgl.  Max.  Tyr.  diss.  36, 1),  Sophist"  bezeichnet,  prophezeit  P.  endlich  noch 
wie  P.  einige  Tiere  noch  nachträglich  zu  seine  Befreiung  durch  Herakles  und  deutet  auf 
Menschen    umgeschaffen    habe    (Ttobg    avdoag  20  das  Thetis-Geheimnis  hin. 

&i]Qi6)dtLg  xal  ÖQyiXovg).  In  Fabel  261  H.  be-  In  dem  kurzen  Dialog  zwischen  dem  ge- 
klagt sich  der  Löwe  gegen  P.  darüber,  dafs  fesselten  Prometheus  und  Zeus  (dial.  deor.  1) 
er  sich  vor  dem  Hasen  fürchten  müsse.  eröffnet  der  Titan  das  Geheimnis,  und  der  noch 

Lucian  schrieb  einen  noourft&vg  r\  Kccv-  eben  unerbittliche  Göttervater  entschliefst  sich 
xctaog  betitelten  Dialog  zwischen  Hermes,  He-  sofort  auf  die  beabsichtigte  Heirat  zu  verzichten 
phaistos  und  dem  Titanen.  Das  einleitende,  und  den  P.  zum  Dank  durch  Hephaistos  lösen 
die  Fesselung  begleitende  Gespräch  erinnert  zu  lassen.  Merkwürdig  ist,  dafs  der  Befreiung 
an  die  Eingangsscene  des  äsehyleischen  Dramas.  durch  Herakles  gar  nicht  gedacht  wird. 
Die  mit  avaoxavoova&ai ,  avtt6xoXo7tiG&fjvai,  Die  geistreiche  Plauderei  FlQog  xbv  tinövxa- 
GtavQÖg ,  Stß^iu  xal  6xavQol  bezeichnete  Strafe  30  llQO[irt&tvg  iL  iv  Xbyoig  enthält  ebenfalls  nur 
ist  offenbar  als  Kreuzigung  (nicht  Pfählung)  wenige  Züge  von  mythologischer  Bedeutsam- 
gedacht. Der  mit  den  ausgestreckten  Händen  keit.  Lucian  meint,  das  Lob  beziehe  sich 
an  zwei  einander  gegenüberstehende  Felsen  vielleicht  auf  die  itSQixxi]  öoepice  xal  Äßoftrj- 
geschmiedete  Dulder  schwebt  über  einer  Kluft,  &s ta  iv  xoig  ygappccGw.  Ebenso  könne  man 
so  dafs  eine  schmale  Felszacke  seinen  Zehen  die  Wärme  in  den  Gerichtsreden  des  Freundes 
noch  eben  einen  Stützpunkt  gewährt.  Viel-  ein  prometheisches  Feuer  nennen.  Die  Athener 
leicht  folgt  Lucian  hier  einer  malerischen  Dar-  bezeichneten  alle  7t7]XovQyoi,  die  Töpfer,  Ofen- 
stellung (vgl.  oben  D  I  d).  Der  Titan  klagt  unter  setzer  usw.  mit  dem  Scherznamen  P.  (Vgl. 
Anrufung desKronos,Iapetosund derMutterüber  Iuvenal.  4,  135.)  Ein  Komiker  habe  von  Kleon 
die  ihm  zugefügte  Unbill,  worauf  Hermes  ihm  40  gesagt:  KXicov  n.Qo^vd'svg  iaxi  uzxa  xa  Tioüy- 
seine  Verbrechen  vorhält.  Es  sind  deren  drei:  die  [Lata.  In  diesem  Sinne  oder  gar  mit  Bezug  auf 
xgsavouia,  av&QcaTtOTioua  (im  besonderen  die  das  Betrügen  und  Stehlen  will  der  Sophist 
Erschaffung  der  Weiber)  und  die  v.Xoni)  xov  den  Namen  natürlich  nicht  auf  sich  angewandt 
nvQog.  (Vgl.  oben  D  I  a.)  P.  beruft  sich  in  wissen,  dagegen  läfst  er  ihn  gelten  zur  Be- 
seiner  Verteidigung  zunächst  auf  seine  Würde  Zeichnung  des  Kaivovoyov  xai  lli]  ngog  xi  äXXo 
als  TiaXaibg  ovxca  &s6g  und  auf  die  Unterstützung,  ccQ%txvnov  itS[iiiiriutvov.  P.  sei  doch  im  ganzen 
die  er  dem  Zeus  im  Titanenkampf  geleistet  als  Bildner  der  Menschen  ein  selbständiger 
Der  Opfertrug  sei  nur  ein  Scherz  gewesen;  Erfinder  gewesen,  wenn  auch  Athene  ihm  ge- 
bezüglich der  Menschen  wolle  die  Anklage  holfen  iviiiviovGa  xbv  TtrjXbv  xai  %[iipv%a  noiovaa 
entweder  sagen,  er  habe  sie  anders  oder  er  50  elvat  xä  ■nXäay.axa.  Lucian  schliefst,  er  wolle 
habe  sie  überhaupt  nicht  schaffen  sollen.  Wo  bei  seinem  Metier  bleiben:  denn  xb  psxaßov- 
aber  hätte  er  ein  besseres  Vorbild  finden  können  Xt vtaQ-at  'Eni^iri&icog  Zgyov,  ov  Iloouri&Hog  iaxlv. 
als  die  Götter  selbst,  denen  er  seine  Geschöpfe  —  Das  Schriftchen  läfst  uns  recht  deutlich 
nachgebildet?*)  Seine  Absicht  sei  die  beste  ge-  erkennen,  welche  mannigfachen  Vorstellungen 
wesen:  ael  yäg  xi  TtgoßovXavco  ig  xb  y.oivov  das  spätere  Altertum  mit  dem  Namen  des  P. 
v.xX.    (eine  Erklärung   des  Namens   Pr.!).     Die  verband. 

Erschaffung  der  Menschen   (unter  Beihilfe  der  Als   Schöpfer    der  Tiere  wird   P.    7}  &su>v 

Athene,    aus    ein  wenig  Lebm  —   yaiav  vSa  xig  äXXog  bei  Luc.  Amor.  36  genannt. 
cpvgag,  Worte,  die  bei  Hesiod  Erg.  61  von  der  Aus  Lucians  Schrift  itSQi  ÖQ%i]Gscog  cap.  37 

Schöpfung  der  Pandora  gebraucht  sind  und  an  60  u.  38  erfahren  wir,  dafs  die  Thaten  und  Leiden 

dieser,  von   neueren  für  interpoliert  eiddärten  des  P. ,   ebenso  wie  die  Titanomachie  und  die 

Stelle  also  schon  von  Lucian  gelesen  wurden)  Schicksale  Deukalions,    auch    Gegenstand    or- 

habe  den  Göttern  nicht  nur  keinen  Schaden,  son-  chestischer    Darstellung    waren   (Pantomimen), 

dem  Vorteil  gebracht:  durch  den  Gegensatz  seien  So  führte  man  auf:   -jtvQog  -/.XoTirjv,   av&Qmircov 

sie   sich  erst  ihres  Glückes  bewufst  geworden,  TtXdaiv,  IlQOniföecog  xöXaaiv. 
die  Erde  sei  nicht  mehr  eine  nutzlose  Wüste,  Die  sonst  bei  Lucian  vereinzelt  vorkommen- 

*)  in  diesem  Zuge  vermutet  Burckhardt,  Griech.  Kultur-  den  Erwähnungen  des  P.  sind  belanglos. 
gesch.  3  S.  20  Anrn.  jüdischen  Einflufs.  Quintus  Smyrnaeus  erzählt  6,  269  unter 


3071      Prometheus  (b.  röm.  Dichtern)  Prometheus  (b.  röm.  Dichtern)      3072 

den  Thaten  des  Herakles  auch  kurz  die  Be-  weiten  Öde  des  unwirtlichen  Skythenlandes: 
freiung  des  P.,  dessen  Fesseln  der  starke  Held  „Vergebens  rüttle  ich  oft  mit  den  Armen  an 
samt  den  Felsen  zerbricht,  in  die  sie  einge-  den  ehernen  Banden,  kein  Schlaf  umschattet 
hämmert  sind.  Schauplatz  ist  der  Kaukasus.  mein  Auge,  nie  trösten  mich  freundliche  Traum- 
Erfindung  des  Dichters  ist  es  wohl,  wenn  er  bilder."  Ein  Teil  der  erhaltenen  Bruchstücke 
5,  338  die  Nereiden  dem  P.  zürnen  und  über  geifselt  Luxus  und  erotische  Üppigkeit,  andere 
sein  Leiden  frohlocken  läfst,  weil  er  durch  beziehen  sich  auf  Einzelheiten  der  Menschen- 
seine Warnung  den  Zeus  veranlagst  hatte,  die  Schöpfung.  Nach  Bibbecks  ansprechender  Ver- 
Thetis  dem  ungeliebten  Peleus  zu  vermählen.  mutung  erzählte  ein  Besucher,  etwa  Hercules, 
Dieser  Warnung  gedenkt  bei  10  dem    Menschenfreund    von    den    zweifelhaften 

Nonnos  Dionys.  33,  357  Thetis  selbst  mit  Kultur-Fortschritten  seiner  Geschöpfe,    und  P. 

vollständiger  Wiedergabe  der  Weissagung  des  verteidigt  sein  Werk  gegen  die  erhobenen  Vor- 

ytQtov  Ilpouri&svg.    2,  296  droht  Typhoeus,  den  würfe.     Vielleicht  war   Varro  hier,   wie   auch 

Hephaistos  selbst  am  Kaukasus  die  Stelle  des  sonst  gelegentlich,  durch  Antisthenes  angeregt, 

P.  einnehmen  zu  lassen,  der  dort  nvgbg  sivsxa  der   im    „Herakles"  den  Prom.   u.   seinen   Be- 

vom  Adler   gequält  werde.     Im  Hinblick  hier-  freier  über  erkenntnistheoretische  Fragen  hatte 

auf  höhnt  Zeus  2,  575  ff.,  Typhoeus  hoffe  wohl  disputieren  lassen;   doch  vgl.  die  gegen  diese 

alle  verbannten  Titanen  in  den  Olymp  zurück-  Vermutung  Ribbecks  gerichtete  Bemerkung  von 

zuführen  und  auch   den  Solö^iijTig   riQoiuftsvg  Ed.  Norden  in  seinem  Aufsatz  über  die  varro- 

begleitet    vom    Adler    frei    zum    Himmel    auf-  20  nische    Satura  Jahrb.   f.   class.  Phil.  Suppl.  19 

steigen  zu  sehen.  (1893)    S.  434   A.  1.    —   Die    Übereinstimmung 

Dichter    der   Anthologie:     Antipater  von  fragm.  6  Buch,  mit  EnniusEpicharm.  /V.2V. 

Sidonius   vergleicht   in   dem  Epigramm  Anall.  macht  es  wahrscheinlich,  dafs  auch  bei  Ejinius 

2  p.  21   nr.  55   auf  die  Kuh    des   Myron    den  vom   P.    als   Menschenschöpfer   die  Rede  war: 

Künstler    mit    P.    (itlärzsig    ^cnvoa).     Ahnlich  fr.  3,    5  u.   6  des  Epich.,   welche  sich  auf  Ur- 

Erinna  fr.  4,  s.  o.  —  Straton  Anall.  2  p.  373  sprung  und  Natur  der  Welt  und  des  Menschen 

nr.  62   meint,   P.    sei  nicht  gebunden  worden,  beziehen,  passen  nur  ganz  allgemein  in  diesen 

weil    er   das   Feuer  geraubt,    sondern   weil  er  Zusammenhang. 

xbv  irr\lbv  zov  Aiög  entwendet;  als  Menschen-  Catullus  64,  294  ff.  läfst  den  P.  bei  der 
schöpfer  sei  er  Urheber  der  auch  dem  Zeus  30  Hochzeit  des  Peleus  und  der  Thetis  erscheinen, 
verbalsten  Barte.  —  Iulianus  Aegyptius  läfst  Der  erste  Gast  ist  Chiron;  ihm  folgt  sollerti 
Anall.  2  p.  498  nr.  23  eine  Bildsäule  des  P.  corde  Prometheus,  Extenuata  gerens  veteris  vesti- 
über  die  Undankbarkeit  der  Menschen  klagen,  gia  poenae,  Quam  quondam  scythicis  restrictus 
weil  ihn,  der  die  „lebenspendende  Fackel  der  membra  cateua  Persolvit  pendens  e  rerticibus 
Kunstu  geschenkt,  der  Erzbildner  durch  eben  praeruptis.  Der  Dichter  denkt  sich  wahrschein- 
diese  Kunst  in  „den  Zustand  ewigen  Leidens  lieh  den  P.  ebenso  wie  Chiron  in  der  Nachbar- 
gesetzt habe.  Ähnlich  sagt  derselbe  Dichter  schaft  wohnhaft  (vgl.  Apoll.  Rh.  3,  1085);  aber 
in  nr.  24  von  einer  solchen  Erzstatue  des  P. :  der  Titan  stand  ja  auch  insofern  zu  dem  Feste 
Herakles  müsse  zürnen,  da  nach  seinem  Schusse  in  naher  Beziehung,  als  er  es  war,  der  durch 
(auf  den  Adler)  P.  noch  unaufhörlich  leidend  40  Offenbarung  des  Orakelspruchs  den  Zeus  von 
erscheine.  —  Auf  den  Fackelwettlauf  bezieht  der  unheilvollen  Verbindung  mit  Thetis  ab- 
sich  das  Epigramm  des  Krinagoras  Authol.  gehalten  hatte.  Welcker,  Tril.  S.  53  meint 
Pal.  6,  100,  in  welchem  die  Fackel  Jlpofujtf'f/rjg  deshalb,  der  JTp.  Ivö^t.  des  Äschylus  könne 
ILvfJiLa  7tvQoy.loTtii]g  genannt  wird.  passend    mit    der  Ankündigung    der  Hochzeit 

des  Peleus  geschlossen  haben;    die  Teilnahme 

S.  Römische  Dichter.  des  p    daran  wäre  dann  die  Bestätigung  seiner 

Accius   „scheint   den  gefesselten  und  den  Versöhnung  mit  Zeus  gewesen,    der  auch  bei 

gelösten  Prometheus  des  Äschylus  in  eineTra-  Catull  gleich  nach  dem  P.  erscheint.    Vgl.  im 

gödie  verschmolzen  zu  haben"  (Ribbeck,  Gesch.  allg.  jetzt  Beitzenstein,  Die  Hochzeit  des  Peleus 

d.  röm.  D.  1  S.  185;  ein  Fragment  aus  diesem  50  u.  d.   Thetis,  Hermes  1900  Bd.  35  S.  73  ff. 

Stück    Trag.    Gr.    Bell.    p.    158    v.    390).      Im  Vergilius.     Ecl.  6    erzählt   der  gefangene 

Philoctet  gedachte   er  bei  der  Schilderung  der  Silen   unter  andern  Geschichten  auch  von  der 

Insel   Lemnos    auch    des   Feuerraubs,    wie   die  Entstehung  der  Welt;    er   schildert,    wie    die 

bei  Cic.   Tusc.   2,   10  erhaltenen  Verse  zeigen:  Erde  sich  mit  Bäumen,  mit  Tieren  füllte:  hinc 

(nemus  exspirante  rapore  vides)  unde  ignis  cluet  lapides  Pyrrhae  iactos,  Saturn ia  regna  Cauca- 

mortalibus  dam  divisus:  cum  doctus  Prometheus  seasque    refert    volucres   furtumque    Promethei ; 

clepsisse    dolo    poenasque    Iovi    fato    expendisse  his  adiungit  Hylun  etc.    Ordnung  und  System 

supremo.     Wahrscheinlich   folgte  der  römische  ist  hier  nicht  beabsichtigt,  auch  die  Mehrheit 

Tragiker   auch  hier   dem    Äschylus;   vgl.   oben  volucres    ist   ohne   Bedeutung.     In   den   Georg. 

Abschn.  Dia  sowie   Welcker,    Tril.   S.  8  und  60  1,    121  ff.   finden  wir  eine  Anspielung  auf  die 

Nachtrag   S.  37.    39.     Ribbeck,    Gesch.   d.   röm.  P.-Sage,    insbesondre   auf  die  ßiov  xQvipig  des 

Trag.  S.  380.  Hesiod.     Nach    einer   Schilderung    des    mühe- 

Varro  liefs  in  einer  menippeischen  Satire,  losen  Lebens  der  Menschen  vor  der  Herrschaft 

deren  Titel  Prometheus,  vielleicht  P.  liber  lau-  des   Iuppiter  heifst  es:    ille   (Iuppiter)    mal  um 

tete,  den  gefesselten  P.  in  Senaren  eine  Rede  virus  serpentibus  addidit  atris  praedarique  lupos 

über  sein   Leiden  halten  (fr.  423 — 436   Buch.,  iussit    —    ignemqtie    remorit    —    ut    rarias 

Bibbeck,   Gesch.   d.   röm.   D.    1    S.  245  u.  254).  usus  meditando  atunderet  artes.     Hier  haben 

Von  keinem  Sterblichen   gehört,    klagt  er  der  wir  eine  rationalistische  Erklärung  jener  alten 


3073       Prometheus  (b.  Horaz  etc.)  Prometheus  (b.  Ovid  etc.)        3074 

Tradition  von  der  Feuerentziehung,  wobei  aber  rupe   Promethei    Bracchia    et    a    medio   pectore 

von   dem   Wiedergewinn   des   Feuers   und   den  pellet  avem.     Vielleicht  ist  es    nicht    zufällig, 

Verdiensten  des  P.  geschwiegen  wird.  dafs  diese  Erwähnung  des  Prometheus  in  einem 

Horatius.  Cann.  1,  3  führt  unter  andern  an  Maecenas  gerichteten  Gedichte  steht.  — 
Beweisen  für  die  Verwegenheit  des  Menschen-  4,  4,  7  klagt  der  Dichter  über  die  Habsucht 
geistes,  die  keine  Schranken  kenne  und  die  der  Menschen  und  die  daraus  entstehenden 
Strafe  des  Himmels  herausfordere ,  auch  die  unaufhörlichen  Kriege :  0  prima  infelix  fingenü 
That  des  P.  an:  audax  lapeti  gemts  \  ignem  terra  Prometheo!  Ille  parum  cauti pectoris  egit 
fremde  mala  gentibus  intulit:  j  post  ignem  ae-  o])us:  Corpora  disponens  meutern  non  vidit  in 
theria  domo  |  subduetum  Maries  et  novo,  Febri-  10  arte;  Becta  animi  primum  debuit  esse  via.  Das 
um  |  terris  ineubuit  cohors  \  semotique  prius  Beste,  meint  er,  hat  P.  seinen  Geschöpfen  nicht 
tarda  Necessitas  \  leti  corripuit  gradum.  Hier  geben  können:  den  geraden  Verstand, 
ist  fraude  doch  wohl  von  der  gegen  Iuppiter  Ovidius  gedenkt  der  Menschenschöpfung 
oder  Vulcanus  geübten  List  zu  verstehen  durch  P.  als  der  Krone  des  Schöpfungswerkes 
(anders  Kiefsling  zu  v.  28).  Aus  dem  Himmel  im  Anfang  der  Metamorphosen  1 ,  78  ff. ,  läfst 
ist  das  Feuer  geraubt,  wie  bei  Hesiod  zltög  aber  die  Wahl,  ob  man  sich  den  Ursprung  des 
7to:Qä  un]Ti6?vrog  und  bei  Sermus  vom  Sonnen-  Menschengeschlechts  so  oder  anders  vorstellen 
wagen.  Die  Krankheiten  verbreiten  sich  nach  wolle:  Natus  homo  est:  sive  hunc  divino  semine 
der  hesiodischen  Erzählung  'Eoy.  54 ff.  aus  dem  fecit  Ille  opifex  rerum,  mundi  melioris  origo, 
■jii&og  der  Pandora,  vor  deren  Erscheinen  die  20  Sive  recens  tellus  seduetaque  nuper  ab  alto 
Menschen  Krankheit  und  Todesqual  nicht  Aethere  cognati  retinebat  semina  caeli,  Quam 
kannten:  ib.  90.  —  In  Carm.  1,  16  wird  die  satus  Iapeto  mixtum  fluvialibus  undis  Finxit 
vor  nichts  zurückschreckende  Wut  des  Zornes  in  efftgiem  moderantum  euneta  deorum.  Be- 
damit  erklärt,  dafs  P.  bei  der  Bildung  des  merkenswert  ist,  dafs  hier  den  Seelen  der 
Menschen  dem  Schöpfungsthon  (prineipi  limo,  prometheischen  Geschöpfe  ätherische,  also 
vgl.  Soph.  frgm.  441  JV.  &q%ov  7tt]16v)  Teile  feurige  Natur  zugeschrieben  wird  (semina  caeli), 
von  den  übrigen  Wesen  zusetzte,  so  auch  dem  jedoch  so,  dafs  dabei  der  Gedanke  an  das  ge- 
Magen, dem  Sitz  des  Zornes,  etwas  von  der  raubte  Feuer  ausgeschlossen  ist.  Eine  ab- 
vis  insani  leonis.  Weiter  ausgeführt  hat  diesen  weichende  Anschauung  scheinen  die  Verse 
vor  Horaz  nicht  begegnenden  Zug  der  Sage  30  1,  363 f.  vorauszusetzen,  wo  Deukalion  wünscht: 
der  Mythogr.  Vatic.  2,  63.  —  Carm.  2,  18  0  utinam  possem  popidos  reparare  paternis 
fügt  dem  Gedanken,  dafs  alle,  auch  die  Reichen  Artibus  atque  animas  formatae  infundere  terrae. 
und  Mächtigen,  in  die  Unterwelt  hinab  müssen,  Vgl.  oben  D  IL  —  Amor.  2,  16,  33  ff.  stehen 
das  Beispiel  des  Tantalus  und  des  P.  an :  nee  als  Umschreibung  für  den  Caucasus  die  Worte : 
satelles  Orci  callidum  Prometheo  revexit  auro  quae  Prometheo  saxa  craore  rubent. 
captus.  Dafs  P.  versucht  habe,  den  Charon  zu  Valerius  Flaccusbietet  Argon.  4,  58 — 81 
bestechen,  ist  sonst  nirgends  überliefert.  In  eine  in  der  sonstigen  Überlieferung  nirgends 
der  Unterwelt  büfst  P.  mit  Tantalus  zusammen  begegnende,  also  wohl  selbständige  Erfindung, 
auch  nach  Carm.  2,  13,  37.  Wollte  man  dies  Latona,  Diana  und  Apollo  bitten  Iuppiter,  den 
mit  der  sonstigen  Überlieferung  vereinigen,  so  40  Leiden  des  Caucaseus  senex  endlich  ein  Ende 
müfste  man  schon  an  die  bei  Aschylus  zwischen  zu  machen  und  damit  das  Sehnen  des  ganzen 
dem  JTp.  8sßu.  und  dem  TIq.  Xvou.  liegende  Menschengeschlechts,  ja  auch  der  Natur,  zu 
Zeit,  in  der  sich  der  Titan  im  Tartarus  befand,  erfüllen.  Genug  gebüfst  sei  der  Feuerraub  und 
denken.  Aber  Horaz  drückt  sich  so  aus,  als  ob  aetheriae  defensa  silentia  mensae.  (Der  Ver- 
P.  noch  zu  seiner,  des  Dichters,  Zeit  im  Hades  rat  am  Göttertisch  erlauschter  Geheimnisse 
weile.  Es  scheint  demnach  die  dem  Ursprung-  wird  nur  hier  dem  P.,  sonst  bekanntlich  dem 
liehen  Mythus  fremde  Sage  von  der  Befreiung  Tantalus  oder  Sisyphus,  zur  Last  gelegt.)  P. 
des  Titanen  doch  nicht  allgemeine  Geltung  selbst  fleht  media  inter  pabula  diri  vulturis 
erlangt  zu  haben.  Vgl.  oben  D  I  d.  —  Als  um  Erbarmen.  Auch  der  alte  Iapetus  erhebt 
vergeblich  nach  Ruhe  verlangender  Büfser  wird  50  vom  Acheron  seine  Stimme  zum  Himmel  im 
neben  Tantalus  und  Sisyphus  Epod.  17,  67  Gebet  für  des  Sohnes  Erlösung.  Da  schickt 
Prometheus  obligalus  aliti  genannt.  Iuppiter,  den  Göttinnen  und  Phoebus  zu  Liebe, 

Maecenas  schrieb  ein  Buch  mit  dem  Titel  die  Iris  zum  Herkules,  den  das  Hylas-Abenteuer 
r Prometheus'1  in  Prosa:  Seneca  ep.  19,  9.  Viel-  von  den  Argonauten  getrennt  hat,  und  trägt 
leicht  sind  die  besonderen,  von  der  übrigen  ihm  die  Befreiung  des  Titanen  auf.  Dem  ent- 
Tradition abweichenden  Züge,  die  bei  Horaz  sprechend  läfst  Flaccus,  von  seiner  Vorlage 
sich  finden,  auf  dies  Werk  des  Gönners  und  {Apöllod.  Bhod.  Arg.  2,  1250ff.,  s.  0.)  abwei- 
Freundes  zurückzuführen:  Kiefsling,  Piniol.  chend,  die  Argonauten  gerade  zu  der  Zeit  am 
Untersuch.  2,  87.  Kaukasus  vorbeifahren,  wo  Herkules  die  Fesseln 

Propertius  spricht  1,   12,    10   von   einem  60  des    P.    unter    gewaltigem    Erbeben    und    Er- 

Zauberkraut,  das,  am  Kaukasus  gepflückt,  ihm  dröhnen   des    ganzen   Berges   vom   Felsen  los- 

die  Geliebte  abwendig  gemacht  haben  könne:  reifst.     Über    Vol.  Fl.   Arg.   7,  356 ff.  s.  0.    zu 

an   quae  leeta  Prometheis  dividit  herba  iugis?  Apoll.  Rhodius. 

Über  die  (pä.QaccY.a  JjQO^Tq&sia  s.  oben  zu  Apoll.  Senecas  Medea  will  das  Mark  der  Neben- 

Phod.  u.  vgl.  Val.  Flacc.  Arg.7,  356.    2,  1,  65  ff.  buhlerin  vom  schleichenden  Feuer  verzehrt  sehen; 

beteuert    er    die   Unheilbarkeit    seiner  Liebes-  sie  prahlt:  ignis  fulvo  clustis  in  auro  lotet  ob- 

schmerzen  mit  den  Worten:  Hoc  si  quis  vitium  scumv,  quem  mihi  caeli  qui  furta  luit  viscere  feto 

poterit  mihi  demere  —  Idem  Caucasia  solvet  de  dedit  et  doeuit  condere  vires  arte,   Prometheus. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röra.  Mythol.   III.  97 


3075      Prometheus  (b.  röni.  Dichtern)  Prometheus  (antike  Deutungen)      3076 

Phaedrus  fab.  4,  14  läfst  den  Aesop  die  luppiter:  —    Quae  forma  nocendi  deficit?  hinc 

Geschichte  von  Pronietheus ,   Epimetheus  und  volucrem  vivo  sub  pectore  pascit  Infelix  Scythica 

Pandora   (getreu  nach  Hesiod)   erzählen.     Nur  fixtis  convalle  Prometheus;  Hinc  Atlantis  apex 

der    Anfang    enthält    besondere    Züge:    Coelo  etc.  —  Den  Mythus  vom  Menschenschöpfer  P. 

pulsus    ab   Iove   (wegen    des   Opfertrugs?)   P.  verwendet    der  Dichter   In  Eutrop.   2,    490  ff. 

homines  olim  cum   terrae  novae  luto  finxisset  in    einer    an   Piatons   Protagoras    erinnernden, 

et  Phoebi  furtim  ignibus  animasset  raptis,  aber    doch    wieder    eigenartigen    Version    mit 

ille  fraudem  aegre  ferens  Volcano  ut  arte  simili  satirischer  Beziehung  auf  die  ungleichen  Brüder 

effigiem  mulieris  faceret  mandavit.  Vgl.  Liba-  Honorius  und  Arcadius :  Namaue  ferunt  geminos- 
nius,  Epist.  Lat.  3,  389  p.  826  und  oben  D  II.  10  uno  de  semine  fratres  lapetionidas  generis  pri- 

Fab.  4,    15   (16)    erzählt,    ebenfalls    angeblich  mordia  nostri  Dissimili  finxisse  manu :  quoscun- 

nach  Aesop,   die  Entstehung  des  Hermaphro-  que  P.  Excoluit  multumque  intexuit  aetheralimo, 

diten    durch    ein  Versehen    des    trunkenen   P.  Hi  longe  Ventura   notant  dubiisque  parati  Ca- 

Hübsch  ist  der  Eingang:  P.  auctor  vülgi  ficti-  sibus  occurrunt  fabro  meliore  politi.     Deteriore 

lis:   qui  simul  offendit  ad  fortunam,  frangitur.  luto  pravus  quos  condidit  auctor,  Quem  merito 

—  Nicht  übel  erfunden  ist  auch  die  Geschichte  Graii perhibent  Epimethea  vates,  Et  nihil  aetherii 
Append.  4:  Als  P.  —  seculi  figulus  novi  —  sparsit  per  membra  vigoris,  Hi  pecudum  ritu 
einmal  die  Werkstatt  verlassen  hat,  schafft  der  non  impendentia  vitant  etc.  —  Die  stoische 
Lehrling  Dolus,  des  Meisters  herrliche  Veritas  Lehre,  dafs  die  Seele  Äther,  d.  h.  Feuer,  sei, 
übel  nachahmend,    die   Mifsgestalt  der  Lüge.  20  und    die   Dreiseelentheorie    des   Piaton    finden 

—  So  macht  die  scherzhafte  Dichtung  den  P.  sich  verbunden  In  IV.  cons.  Honor.  v.  228  ff. 
für  allerhand  menschliche  Gebrechen  und  Mifs-  —  cum  condere  artus  Nostros  aetheriis  miscens 
bildungen  verantwox'tlich.  terrena    Prometheus    Sinceram    patrio    meutern 

Iuvenalis  spricht  Sat.  15,  84f.  vom  Feuer,  furatus  Ohjmpo  Continuit  claustris  (im  Gefäng- 

Quem  summa  coeli  raptum  de  parte  Prometheus  nis    des   Leibes)   indignantemque  revinxit.     Et 

Donavit  terris.     Vom   Blitz  ist  hier  so  wenig  cum  non  aliter  possent  mortalia  fingt,  Adiunxit 

wie   sonstwo  im  Altertum   in  Verbindung  mit  geminas  (seil,  animas).    Illae  cum  corpore  lapsae 

P.   die  Rede.  —  Sat.  4,    135   steht  Prometheus  Intereunt,    haec  [sola    manet  bustoque  superstes 

metonymisch  für  figulus.    In  Sat.  14,  35  heifst  Evolat;  hanc  alta  capitis  fundavit  in  arce,  Pias 

es,   selten   seien   die   sittenstrengen  Jünglinge,  30  inferius  collo  etc. 
quibus  arte  benigna  Et  meliore  luto  finxit  prae- 

cordia  Titan.  -**•  Auffassungen  und  Deutungen  der  Alten. 

Martialis  verhöhnt  10,  39,  4  eine  Lesbia  Die  grofse  Zahl  der  dichterischen  Bearbei- 
ihres  Alters  wegen,  das  sie  nicht  eingestehen  tungen  und  Anwendungen  des  P-.Mythus  und 
will:  Ficta  Prometheo  diceris  esse  luto.  9,  45  die  Mannigfaltigkeit  der  in  ihnen  sich  kund- 
feiert er  den  heldenhaften  Dulder  P.  in  den  gebenden  Auffassungen  zeugen  für  die  unver- 
Geleitversen  für  einen  zu  den  rupes  Promethei  gleichliche  Tiefe  und  die  Bedeutsamkeit  des 
ziehenden  Krieger:  Videris  immensis  cum  con-  Gegenstandes.  Das  Altertum  ist  nicht  müde 
clamata  querellis  Saxa  senis,  dices:  durior  ipse  geworden,  an  ihm  Phantasie  und  Scharfsinn  zu 
fuit.  Et  licet  haec  addas:  potuit  qui  talia  ferre,  40  üben,  wobei  freilich  zuletzt  auch  Aberwitz  und 
Humanuni  merito  finxerat  ille  genus.  Die  Marter  Spielerei  sich  einstellen.  War  das  lebendige 
eines  ans  Kreuz  geschlagenen,  von  einem  Bären  Wachstum  des  Mythus  im  wesentlichen  schon 
zerfleischten  Verbrechers  vergleicht  er  Epigr.  vor  Hesiod  abgeschlossen,  sodafs  sich  bei  ihm 
Hb.  n.  7  mit  der  Strafe  des  am  skythischen  Fels  bereits  eine  Zersetzung  zeigt,  so  arbeitet  doch 
gefesselten  P. ,    der  assiduam  nimio  pectore  die   gnomische  und  besonders  die  dramatische 


i-i 


pavit  avem.  —  Das  Epigramm  14,  182,  auf  die  Dichtung  fortgesetzt  an  der  Vertiefung  des 
Statue  eines  Buckligen,  meint,  das  Monstrum  titanischen  Charakters.  Danebenher  gehen 
sei  von  P.  im  Saturnalienrausch  geknetet  Deutungsversuche,  in  denen  alle  die  mannig- 
worden.  Epigr.  14,  80  auf  die  ferulae  lautet:  fachen  Richtungen  antiken  Geisteslebens  und 
lnvisae  nimium  pueris  grataeque  magistris,  50  philosophischen  Denkens  zu  Worte  kommen. 
Clara  Prometheo  munere  ligna  sumus.  Die  Wir  beginnen  mit  denjenigen  Autoren,  die 
Marter  des  P.  wird  endlich  noch  Epigr.  11,  84  dem  Mythus  entweder  noch  gläubig  gegenüber- 
erwähnt, stehen  oder  doch  nicht  ausdrücklich  Kritik  an 

Petronius  fragm.  25  Buch.  (Verse,  die  ihm  üben. 
Fulgentius  2,  9  in  der  Erzählung  vom  Prom.  Während  in  P.  ursprünglich  ein  Wohlthäter 
mitteilt):  qui  vultur  iecur  intimum  pererrat  \  und  Retter  der  Menschheit  verehrt  ward,  er- 
et  pectus  trahit  intimasque  fibras  \  non  est  quem  scheint  der  Mythus  schon  bei  Hesiod  im  Dienste 
lepidi  vocant  poetae,  |  sed  cordis  mala,  livor  at-  einer  Tendenz  umgefärbt:  dem  frommen  An- 
que  luxus.  Während  Welcher,  Tril.  S.  30  A.  31  hänger  der  Zeusreligion  gilt  der  ältere  Gott 
hier  an  Prom.  denkt,  zeigt  vultur  und  der  60  als  Ränkeschmied  und  Empörer.  Zu  dieser 
Vorgang  des  Lucrez  3,  982  ff. ,  dafs  die  Verse  Auffassung  mag  die  Vorstellung  vom  Neid  der 
auf  Tityos  zu  beziehen  sind,  wie  schon  Sal-  Götter  gegenüber  menschlicher  Vollkommen- 
masius  erkannte.  Ob  Aristoxenos,  den  Fulg.  heit  sowie  der  Glaube  an  ein  goldenes  Zeit- 
ais Vertx-eter  einer  ähnlichen  Auffassung  an-  alter,  das  durch  eigenes  Verschulden  und 
führt,  von  Prom.  gesprochen  hat,  mufs  dahin-  zwar  durch  Überhebung  den  Menschen  ver- 
gestellt bleiben.  loren  sei,  beigetragen  haben.    Auf  einem  ähn- 

Claudianus.      Gigantom.    v.    21  ff.    klagt  liehen  orthodoxen  und  moralisierenden  Stand- 

Terra  über   die  Willkür  und  Grausamkeit  des  punkt  wie  sein  Landsmann  steht  auch  Pindar 


3077      Prometheus  (antike  Deutungen)  Prometheus  (antike  Deutungen)      3078 

in  seiner  Beurteilung  des  Titanen.  Später  be-  antiquarischen,  die  gleich  mit  den  Anfängen 
kündet  noch  der  ihnen  geistesverwandte  Römer  wissenschaftlicher  Forschung  und  Darstellung 
Vergil  in  den  Georgien  die  gleiche  Auffassung,  bei  den  Logographen  auftritt  und  in  Enhemeros 
indem  er  mit  indirektem  Vorwurf  gegen  den  gipfelt.  Herodor  fragm.  23  (=  Schol.  Apoll.  Rh. 
nicht  genannten  Feuerholer  die  Entziehung  2,  1248)  und  Agroitas  fr.  6  (ebenda)  erklären 
des  Feuers  als  eine  Malsregel  der  Vorschauen-  den  P.-Mythus  schon  ganz  rationalistisch  als 
den  Weisheit  des  Zeus  darstellt.  Verschärft  die  poetische  Umbildung  einer  historisch- 
spricht sich  diese  dem  P.  feindliche  Beurteilung  geographischen  Thatsache.  P.  sei  ein 
aus  in  den  pessimistischen  Äufserungen  des  König  der  Skythen  gewesen  und  von  diesen 
Horaz  (Carm.  1,  3,  1,  16)  und  Properz  (4,  4,  io  in  Fesseln  gelegt  worden,  weil  er  der  Über- 
7),  welche  den  Titanen  für  die  Mängel  der  schwemmung  des  Landes  durch  den  Flufs  aexog 
Welt  und  der  Menschheit  verantwortlich  machen.  nicht  habe  Einhalt  thun  können.  Herakles 
Derselbe  Gesichtspunkt  findet  sich  bei  den  ky-  habe  diesen  ins  Meer  geleitet,  deshalb  gelte 
wischen  Philosophen  (s.  u.)  und  andeutungs-  er  als  Adlertöter  und  Befreier  des  P.  In  dieser 
weise  bereits  bei  Aeschylus  (Prom.  v.  545  ff.,  absurden  Deutung  mag  immerhin  eine  Erinne- 
vgl.  oben  Abschn.  G);  doch  ist  dieser  im  übrigen  rung  an  den  ursprünglichen  Zusammenhang 
der  Hauptvertreter  der  dem  P.  günstigen ,  die  des  Mythus  mit  der  Flutkatastrophe  als  ein 
relative  Berechtigung  seines  Strebens  betonen-  Funke  Wahrheit  zu  erkennen  sein.  König 
den  Anschauung.  (Eine  unbedingte  Verherr-  {avett,)  heifst  übrigens  P.  auch  bei  Hes.  theog. 
lichung  des  titanischen  Trotzes,  wie  neuere  20  543.  Agroitas  bemerkt  noch,  ,, Leber''  sei  ein 
Dichter  —  Goethe,  Byro)i  —  sie  gewagt  haben,  bei  vielen  gebräuchlicher  Ausdruck  für  das 
findet  sich  im  klass.  Altertum  überhaupt  nicht.)  fette  Land.  —  Dieselbe  Version  der  P.-Sage 
Bei  diesem  tiefen  und  umfassenden  Dichtergeist  wird  von  Diodor  1,  19  als  ägyptische  Über- 
finden wir  auch  schon  die  Ansätze  einer  über  lieferung  berichtet  mit  Bezug  auf  den  Nil,  der 


ö 


die    Überlieferung    frei    hinausgehenden    Aus-  damals    wegen    seiner    reifsenden   Gewalt    den 

legung  des  Mythus  in  kulturhistorischem  Sinne.  Namen   'itxög  erhalten  habe._    (Vgl.   die  Flufs- 

Ihm  gilt  P.  nicht  nur  als  Feuergeber,  sondern  namen  Aigypios,  Korax.)     Über   den   vermut- 

auch  als  der  Urheber  einer  Reihe  von  weiteren  liehen   Zusammenhang    zwischen   den  Autoren 

materiellen  Seguungen;    daneben  aber  hebt  er  Herodor,  Agroitas  und  Diodor  handelt  F.  Wipp- 

zum   ersten  Mal   die  geistige  Gröfse  des  Ti-  30  recht,  Zur  Entwickl.  d.  rational.  Mythendeutung 

tauen  hervor  und  läfst  ihn  für  die  Aufklärung  b.  d.  Griech.  S.  40  (=  Progr.  v.  Donaueschingen 

der  Menschheit  sorgen.    In  dem  Wortspiel  mit  1902). 

dem  Namen  und  darin,  dafs  P.  zum  Sohn  der  Geistvollere  Deuter  sahen  (wie  es  scheint, 
Themis  gemacht  wird,  erscheint  er  schon  fast  nach  dem  Vorgang  des  Protagoras,  doch  ist 
als  blofse  Personifikation  der  vorschauenden  auch  der  Einfluß  der  pragmatischen  Geschicht- 
Weisheit  und  Gerechtigkeit,  wie  bei  Pindur  Ol.  Schreibung  in  Rechnung  zu  ziehen)  im  Proin. - 
7,  80  (vgl.  Pyth.  5,  35).  Dennoch  kann  von  Mythus  den  Ausdruck  einer  kulturgeschicht- 
einem  kritischen,  ungläubigen  Standpunkt  bei  liehen  Thatsache,  die  Verherrlichung  eines 
Aschglus  nicht  die  Rede  sein.  Ihm  war  P.  menschlichen  Erfinders  bezw.  der  menschlichen 
ein  Gott  wie  Zeus.  —  Ebensowenig  dürfen  die  40  Erfindsamkeit,  insofern  sie  sich  in  bestimmten 
freieren  Anwendungen,  die  Piaton  (s.  ob.  G  4)  historischen  Fortschritten  materieller  oder  gei- 
von  unserm  Mythus  macht,  als  pietätlose  Ver-  stiger  Art  manifestiert  habe.  Hier  lag  es  nun 
suche  des  zersetzendenVerstandes  betrachtet  wer-  am  nächsten,  im  Feuerraub  die  Errungenschaft 
den.  Er  war  ein  Feind  der  allegorischen  Mythen-  der  Feuergewinnung  bezw.  Feuerbenutzung  dar- 
deutung,  wie  sie  von  den  Sophisten  geübt  wurde.  gestellt  zu  finden.  Diese  Deutung  begegnet 
Die  Gestalten  und  Begebenheiten  des  Mythus  uns  allerdings  erst  bei  den  Stoikern  und  ist 
dienten  ihm  nur  als  Bilder  und  Symbole,  ohne  hier  mit  rein  allegoi'ischer  Auffassung  des  Pro- 
dafs  er  damit  etwas  über  den  ihnen  wirklich  zu  metheus  verbunden:  Cornutus  c.  18  TluguSsöo- 
Grunde  liegenden  Sinn,  über  ihre  Entstehung  iiivov  xoivvv  ava&nv  6x1  6  JJQo^rtdivg  Inluasv 
und  über  die  Gedanken  der  Erfinder  des  Mythus  50  ix  xr\g  yrjg  xb  xav  uv&qcotuov  ytvog,  imovonxiov 
hätte  behaupten  wollen.  Die  einzige  Stelle,  in  IlQogrftiu  eiQi)6&ui  xr\v  TtQoarjQ-biuv  rfjg  iv  xolg 
der  versucht  wird,  die  Entstehung  des  P.-Mythus  ÖXoig  ipv%f]g,  rjv  ixdXeauv  oi  vswxsqol  tiqÖvoiuv 
zu  erklären,  findet  sich  in  einem  der  Briefe,  xuxa  yu.Q  xuvxvv  xä  xs  äXXcc  iyivtxo  xul  ix  xi)g 
ist  also  wohl  pseudoplatonisch.  Das  prome-  yi)g  'icpvauv  oi  uv&qcotioi'  xul  xliipui  ös  qxxatv 
theische  Feuer  ist  für  Piaton  ein  willkommenes  uvxbv  xb  tivq  xolg  uv&ocoTioig,  d>g  zrjg  rjgtxsQag 
Symbol,  um  die  Erleuchtung  der  Menschheit  rj§r\  avviascog  nal  ngovoiag  imvoijßäorig  xi]v 
durch  die  Philosophie  zu  bezeichnen,  aber  es  %qi)oiv  xov  TivQÖg'  ynxxtvvvex&at.  6k  avxb  i^iv- 
liegt  ihm  fern,  dem  Mythus  selbst  diesen  Sinn  &evGav  ix  xov  ovquvov  diu,  xb  itltovägsti'  ixsZ 
beizumessen.  (In  ähnlich  anspruchsloser  Weise  7}  insl  oi  xspawol  ixsT&sv  y.(xxaam]nxovai  .  .  . 
benutzten  viele  Dichter  die  Züge  des  P.-Mythus  60  xä%cc  xi  xoiovxov  xal  öiä  xov  vcco&rtxog  crivixxo- 
rein  symbolisch,  wie  Properz ,  Martini,  die  [lsvoi.  Ähnlich  Heraclit.  alleg.  hom.  p.  123: 
Fabeldichter.)  Dessen  ungeachtet  mufstePZfttoxs  'O  nQoinfösvg  ktc  ovquvov  Siuxlixpui  xb  ttvq 
philosophische  Anwendung  von  gröfstem  Ein-  liytxui,  tTtbidriittg  xt%vr\g  Ttgopiföuu  xü>v  äv- 
flufs  auf  die  Auslegung  des  Mythus  werden.  ftocoitcov  intvöries  xi)v  ixei&tv  unöggotuv.  — 
Indem  wir  nun  die  eigentlichen  Deutungs-  Nüchterner  und  ganz  im  Sinne  des  Enhemeros 
versuche  verfolgen,  haben  wir  zunächst  einer  erblickt  Diodor  5,  67  im  P.  den  Erfinder  des 
von  den  genannten  Dichtern  und  Philosophen  Reibfeuerzeugs.  Auf  Epikur  (durch  Vermitte- 
unabhängigen Auslegungsart  zu  gedenken,  der  lung   des  Plutarch?)  geht  zurück,  was  Tzetzes 

97* 


3079      Prometheus  (antike  Deutungen)  Prometheus  (antike  Deutungen)      3080 

zu  Hesiod  Tagiv.  42  ff.  anführt  (Gaisf.  P.  G.  M.  er  selbst  aber  meist  noch  als  historische  Persön- 
p.  57):  P.,  d.  i.  der  vorschauende  Menschengeist,  liehkeit  gedacht  wird,  fassen  ihn  wieder  andre 
kornrat  durch  den  Anblick  eines  vom  Blitz  in  rein  allegorisch  als  Verkörperung  mensch- 
Flammen  gesetzten  Baumes  auf  den  Gedanken,  licher  Eigenschaften,  und  zwar  intellektueller 
sich  das  Feuer  für  seinen  Gebrauch  zu  bewahren.  —  der  Komiker  Piaton  in  den  Uocpiarai  fr.  1, 
—  Der  flachste  Rationalismus  macht  sich  gel-  136  K.  6  FlQoiin&svg  iaxiv  äv&Qontoig  b  vovg, 
tend  in  der  litterarisch  erst  ganz  spät  auf-  Plutarch  de  fortuna  p.  98  c  6  IJQoar.&tvg  Tot- 
tretenden Ansicht,  dafs  der  Menschenschöpfer  xiaxiv  6  loyiauög  —  oder  moralischer.  Im  letz- 
P.  nichts  anderes  bedeute  als  den  ersten  Kunst-  tern  Falle  bezeichnet  P.  den  Beginn  einer  Demo- 
ler, der  Statuen  von  Menschen  oder  von  Göttern  io  ralisierung  der  Menschheit  durch  die  xi%vcci. 
geformt  habe:  Lactant.  2,  c.  10  und  Nicagoras  Tonangebend  in  dieser  Richtung  war  Antisthenes 
bei  lulgent.  2,  9.  Sie  entspricht  übrigens  der  (in  seinem  Gespräch  'Herakles ;  vgl.  Gomperz, 
populären,  von  den  Komikern  und  Fabeldichtern  Griech.  Denker  2  S.  118  ff.  u.  Bücheier,  Rh.  Mus. 
ausgebeuteten  Auffassungsweise,  die  in  P.  vor-  N.  F.  27  [1872]  S.  450),  der  unter  dem  Adler 
zugsweise  den  Handwerker  und  Patron  der  den  philosophischen  Dünkel  verstand.  So  er- 
Töpfergilde  verehrte.  Als  Stifter  des  Fackel-  klärt  sein  Schüler  Diogenes  bei  Dio  Chrysost. 
laufs  konnte  P.  sogar  gelegentlich  zum  Erfinder  or.  8,  p.  137  M.  den  P.  für  einen  ruhmsüchtigen 
der  Gymnastik  gemacht  werden:  Philostr.  Sophisten,  dessen  Leber  bald  vom  Lob  ge- 
Gymn.  16.  schwellt,  bald  vom  Tadel  verzehrt  worden  sei, 

In  einer  freieren,  schon  von  Äschylus  vor-  20  bis  Herakles  (bekanntlich  das  Ideal  der  Ky- 
gezeichneten  Richtung  bewegten  sich  die  Mei-  niker)  ihn  von  xvcpog  und  cprtovtixta  befreit 
nungen  solcher,  denen  P.  als  ein  Lehrer  und  habe.  In  erweiterter  Anschauung  gilt  P.  dem 
Aufklärer,  sei  es  als  Erfinder  der  Buchstaben  Diogenes  als  ein  Bild  der  sich  selbst  quälen- 
dem. Thrax.  in  Bekk.  Anecd.  p.  781,  30,  vgl.  den  Menschheit:  Dio  or.  6  p.  92  M.  Sim- 
Asch.  Prom.  462),  als  Grammatiker  und  Dia-  xovrccg  ovv  xb  t]8v  ig  anccvxog  äsl  gijv  <zv8e- 
lektiker  (Said.  s.  v.  Jcooog  und  s.  v.  Jlpoft.,  oxsqov  y.<xl  iitntovmxsQOv  xai  So-Aovvxocg  tiqo- 
Io.  Ant.  fr.  13  [Matal,  p.  70,  Cedren.  p.  144]),  als  uii&tiod-ui  acpäv  avt&v  ndutaxa  aitoXlva&ai 
Sophist  (Dio  Clirys.  or.  8  p.  136,  Aristid.  or.  Siärijv  nollrtv  iitLuilstäv  xs  v.ccl  7CQoai]&ti,av 
45  p.  168  f.;  aocpiaxi)g  nennen  den  P.  schon  %a\  ovxco  Si]  xbv  ÜQOurj&ia  dixuicog  Xiysc&ai 
Kratos  und  Hennes  beim  Äschylus)  oder,  wie  30  Stdt^erov  iv  itixQa  xsLqeo&cu  xb  fjnuQ  v-itb  xov 
sonst  sein  Bruder  Atlas,  als  Astrolog  galt  (Aesch.  asxov.  Die  Erfindung  und  Mitteilung  des  Feuers, 
Prom.  458;  einem  Stoiker  folgend  Cic.  Tasc.  meint  ebenda  der  Kyniker,  sei  für  die  Menschen 
5,  3:  Man  würde  nicht  von  Atlas,  Prometheus  der  Anfang  aller  Verweichlichung  und  Genufs- 
[adfixus  Caucaso],  Cepheus  [stellatus]  erzählen,  sucht  gewesen  und  daher  mit  Recht  vom  Zeus 
nisi  caelestium  divina  cognitio  nomen  eorum  ad  bestraft  worden.  —  Ob  der  Adler  des  P.  auch, 
errorem  fabulae  traduxisset;  ähnlich  Serv.  ad  wie  nach  epikureischer  Deutung  der  Geier  des 
Verg.  Ecl.  6,  42  Haec  omnia  non  sine  ratione  Tityos  (Lucr.  3,  982  ff. ,  Serv.  ad  Verg.  Aen. 
finguntur,  nam  P.  vir  prudentissimus  fuit;  imde  596;  s.  o.  zu  Petron),  als  Sinnbild  der  Leiden- 
etiam  P.  dictus  est  astb  xfjg  Ttgo^Q-ticcg  i.  e.  schaff,  des  Neides  oder  der  Gewissensqual  auf- 
a  Providentia.  Hie  primus  astrolog iam  Assyriis  m  gefafst  wurde,  mufs  dahingestellt  bleiben,  es 
indieavit;  quam  residens  in  monte  altissimo  Gau-  wird  aber  durch  diese  Analogie  sehr  wahr- 
caso  nimia  cura  et  sollicitudine  deprenderat.  Auch  scheinlich.  Ähnlich  wenigstens  Serv.  ad  Verg. 
die  Erfindung  der  Kunst,  den  Blitz  herabzuziehen,  Ecl.  6,  42  Dicitur  autem  aquila  iecur  eins 
wird  ihm  hier  zugeschrieben  und  so  der  Feuerraub  exedere,  quod  a%og  est  söllicitudo:  qua  Ute  affec- 
gedeutet).  Das  Feuer  konnte  bei  dieser  Auf-  tus  siderum  omnes  deprenderat  motus.  Vgl.  auch 
fassung  als  Symbol  geistiger  Erleuchtung  an-  Tzetz.  in  Iliad.  p.  137,  15  IJQourj&ivg  iativ  i] 
gesehen  werden;  so  schon  Theophrast,  der  den  rjiisxtQa  TiQoiirj&etcc,  6  Ss  ccexbg  ai  xov  ßiov 
P.  als  Begründer  der  Philosophie  betrachtet:  (pQovxidsg,  ai  xb  tul&v  r\iuxQ  ■xaxccxQv')(iov6iv 
Schot.  Ap.  Rhod.  2,  1250  (vgl.  Eudoc.  p.  347;  ' ' HQ<xxlr]g  81  6  l'jliog  xb  nul  6  %QÖvog  6  xfjg  Zcofjg, 
Pharor.  s.  v.  TIqou.)  0£Ö(pQ(xatog  8s  xbv  LTpo-  50  og  nlr]Qco&8\g  xogsvsi  xbv  ksxovkxX.  Hier  ist  noch 
lirföia  cpval  aocpbv  yEVOfisvov  (itxa8ovvai  tiqcoxov  der  sonderbaren  Erzählung  zu  gedenken,  durch 
xolg  civ&QWTtoig  cpilooocpiag,  ö&tv  Kai  8ic<8o-  welche  Kleanthes  (iv  y  0souapag  =  TtSQi  IV 
d-f/vat  xbv  (iv&ov,  a>g  uqcc  7tvQog  fisxaSoh].  ydvxcov?)  bei  Ps.- Plutarch  de  fluv.  5,  3  die  Strafe 
Schol.  Aesch.  Prom.  120  tivq  kccXsixki  tj  yväatg  des  P.  erklärt:  P.  hatte  danach  einem  Hirten 
8lu  xb  SoocarriQiov.  Vgl.  Clem.  Alex.  Strom.  namens  Kaukasos  den  Leib  aufgeschnitten  und 
1,  17  p.  369,  34.  Die  Künste  sind  „gleich  dem  aus  dessen  Eingeweiden  das  Nahen  des  den 
überallhin  verbreiteten  Feuerfunken  des  P."  Kronos  verfolgenden  Zeus  geweissagt;  deshalb 
nach  einem  Ausspruch  des  Plutarch ;  vgl.  Moral.  liefs  ihn  Zeus  an  das  seitdem  Kaukasus  be- 
p.  352  A.  Augustin.  Civ.  D.  18,  18  findet  dagegen  nannte  Gebirge  schmieden  und  ihn  intb  6nlay- 
in  dem  Menschenschöpfer  P.  den  geistigen  60  %vocpäyov  änxov  quälen,  bxt  naQ7]v6^t]asv  zig 
Bildner:  Eerunt  de  luto  formasse  homines,  quia  xcc  6itiay%vcc.  Wir  haben  hier  zwar  keine  alle- 
optimus  sapientiae  doctor  fuisse  perhibetur ;  "ahn-  gorische  Auslegung,  aber  eine  Umbildung  des 
lieh  Hieronyinus  zum  J.  332  Abr.  (vgl.  Tzetzes  Mythus,  in  der  eine  moralisierende  Tendenz, 
zu  Hes.  Erg.  v.  50  Bas.  u.  Schol.  zu  Kosmas'  der  kynischen  Feindseligkeit  gegen  die  Wissen- 
Commentar  zu  Gregor  v.  Nazianz  vol.  38  p.  480  schaff  verwandt,  sich  geltend  macht  und  dem 
Migne).  P.  eine  Art  faustischer  Uberhebung  aus  mafs- 

Während  bei  dieser  Art  der  Auslegung  das  losem  Wissensdrang   zur  Last  legt.     Während 

Geschenk  bezw.   die  Thätigkeit  des  P.  geistig,  so  bei  Kleanthes  der  strenge  Standpunkt  der 


3081      Prometheus  (antike  Deutungen)  Prometheus  (antike  Deutungen)      3082 

ältesten  Stoa  zum  Ausdruck  kommt,  haben  dafs  jene  älteren  Philosophen,  deren  Gedanken 
die  späteren  Stoiker  die  Ansicht  von  einer  ja  vielfach  in  mythischen  Anschauungen  wurzeln, 
Demoralisierung  der  Menschheit  durch  Ein-  wenn  sie  dem  Feuer  einen  so  bedeutenden 
fuhrung  der  Künste  nicht  geteilt,  vielmehr  an-  Anteil  an  der  Schöpfung  zuwiesen,  dazu  u.  a. 
genommen,  dafs  der  rohe  Urzustand  durch  auch  durch  die  Sage  vom  P.  angeregt  waren, 
weise  Männer  in  ein  goldenes  Zeitalter  um-  so  mufs  anderseits  angenommen  werden,  dafs 
gewandelt  worden  sei.  Dies  beweisen  u.  a.  solche  Philosopheme  wiederum  auf  den  Mythus 
die  von  Seneca  im  90.  Briefe  bekämpiten  Aus-  vertiefend  und  weiterbildend  einwirkten.  Be- 
führungen  des  Posidonius  über  die  Zustände  schäftigten  sich  doch  schon  jene  älteren  Philo- 
der Urzeit;  vgl.  die.  de  inv.  1,  2,  2,  de  orat.  10  sophen  auch  mit  Mythendeutung  und  er- 
1,  9,  36,  pro  Sestio  42,  91.  Seneca  stützt  sich  kannte  z.  B.  Demokrit  die  Bedeutung  aufser- 
in  seiner  Polemik  wahrscheinlich  auf  kynische  ordentlicher  Naturerscheinungen  für  die  Ent- 
Gewährsmänner. Die  Stoiker  identifizierten,  wie  stehung  der  Mythen.  Auf  diesem  Wege  geschah 
unten  zu  zeigen  ist,  den  P.  gern  mit  der  ttqö-  es  wohl,  dafs  die  anfänglich  weniger  betonte 
voia  und  billigten  also  sein  Schöpfungswerk  menschenbildende  Thätigkeit  des  Titanen  mehr 
und  seine  Thaten.  Dagegen  war  es,  wie  und  mehr  in  den  Vordergrund  trat  und  die 
Ed.  Norden  in  Jahrbb.  f.  Piniol.  Suppl.  19  Gabe  des  Feuers  nun  dazu  als  das  belebende 
S.  411  ff.  dargethan  hat,  im  Sinne  des  Epikur  Prinzip  in  Beziehung  gesetzt  ward.  Neben  Empe- 
und  ist,  wenn  nicht  von  ihm  selbst,  doch  von  dokles  ist  es  zunächst  Parmenides,  dessen  Lehre 
seinen  Schülern  wirklich  versucht  worden,  den  20  hier  von  Einflufs  sein  mufste:  galt  ihm  das 
P. -Mythus  in  einer  der  kynischen  ähnlichen  Feuer  für  das  Thätige  oder  Männliche,  die 
Tendenz  zu  verwerten.  Gestützt  auf  Stellen,  Erde  für  das  Leidende  oder  Weibliche,  so 
wie  Diodor  1,  8,  Luerez  5,  944 ff.  und  Philodem.  haben  wir  genau  das  der  Verbindung  des  He- 
itsQi  tvaizßtiag  p.  50  f.  Gomp.  führt  Norde)/  phaistos  mit  Athene  bezw.  des  P.  mit  Pandora 
die  von  Tzetzes  zu  Hes.  Tagiv.  42  ff.  (s.  o.)  zu  Grunde  liegende  Naturverhältnis.  Noch 
bezw.  von  Plutarch  im  Hesiodkommentar  ge-  weniger  konnte  die  Lehre  des  Heraklit  ohne 
gebene,  den  P.  als  Sittenverderber  tadelnde  Einwirkung  auf  unsern  Mythus  bleiben.  Mit 
Deutung  des  Mythus  auf  epikureischen  Ur-  Recht  sagt  Weisice  S.  512:  ,,Dafs  der  Feuer- 
sprung zurück.  Pandora,  heilst  es  dort,  be-  geber  den  Leben  Verleihenden  bedeute  oder 
deute  das  Unheil,  welches  durch  die  Erfindung  30  dafs  der  Feuerholer  mit  dem  göttlichen  Feuer 
des  Feuers  und  der  verweichlichenden  Künste  auch  die  Menschen,  seine  Geschöpfe,  belebt 
über  die  bisher  bedürfnislose  Menschheit  ge-  habe:  diese  Ansichten  waren  erst  möglich,  als 
kommen  sei:  iitel  8h  TtQ0{Lr\&i6xtQ0L  ysyo-  Heraklit  bereits  das  Leben  und  den  Geist  im 
vdxtg  .  .  .  xb  nvQ  f'qpfüpoi'  .  .  .  v.a.%  xfjg  %Qij<>£<öS  Feuer  gefunden  hatte,  worin  ihm  später  die 
xov  7tvgög  cd  xi%vca  TTQoatcpivQtQT^av  .  .  .  di  Stoiker  mythendeutend  nachfolgten."  Bei  den 
cov  6  ßiog  KOOiLslxai  xori  xä  i]Sia  i]^lv  xai  letzteren  können  wir  in  der  That  noch  an 
xtQiivu  ■nccl  äßQoxctxu  yivaxai,  dlv.i)v  yvvccinbg  einzelnen  Beis]Helen  nachweisen,  wie  sie  den 
i)Liüg  ■KCixa&th/ovxct  v.al  xgvcptQcoxEQOvg  ansg-  P. -Mythus  für  ihre  Zwecke  sich  zurechtlegten. 
ya^öuhvu,  o  kccXei  iiläaiv  yvvaiv.bg  6  ■Koir\xy\g.  Sie  fanden  in  demselben  die  Bestätigung  ihrer 

Bedeutsamer   als   die   bisher  erörterten  an-  40  Lehre,  dafs  die  Welt  ein  Werk  der  Vorsehung 

tiken    Erklärungsversuche,    wenn    auch    nicht  sei.  Von  Zeno  heifst  es  bei  Censorin  de  die  not. 

weniger  ungeeignet,    den   ursprünglichen  Sinn  c.  3:  prineipium  humano  generi  ex  novo  mundo 

des  Mythus   zu   enthüllen,   sind  die  Ansichten  constitutum  putavit  primosque  homines  ex  solo 

derjenigen,    die    in    der   P. -Fabel    metaphy-  adminiculo  divini  ignis,  id  est  Dei Providentia, 

sische  Lehren  niedergelegt  fanden,  indem  sie  genitos.     Dafs  Zeno  in   diesem  Zusammenhang 

unter  phantastischer  Verkleidung  ihre  eigenen  von  itQO\ix]Q-£ia  gesprochen  und  an  P.  gedacht 

Gedanken  wiederzuerkennen  glaubtenund  diesen  habe,   wird   durch  Vergleichung  der  oben  an- 

durch  den  Nachweis  so  hohen  Alters  eine  höhere  geführten  Stelle  des  Cornutus  c.  18  so  gut  wie 

Würde   zu   geben   sich   angelegen   sein  liefsen.  gewifs.     Dagegen    pafst    die    dort    angehängte 

Eine    gewisse   Berechtigung  kann   diesem  Be-  50  rationalistische  Deutung  des  Feuerraubs  nicht 

mühen   nicht   abgesprochen  werden.     War  der  zu  der  Lehre  Zenos,  der  unter  dem  promethei- 

Mythus    auch    ein    Erzeugnis    der    Phantasie,  sehen  Feuer  nichts  anderes  als  die  Seele,  den 

nicht  des  spekulativen  Denkens,  so  wurde  doch  Ausflufs  des  göttlichen  Feuers  oder  des  Äthers, 

jene  von   demselben  metaphysischen  Drang  in  verstanden    haben   kann.     So    finden    wir    die 

Bewegung  gesetzt,  der  zur  Philosophie  führte.  stoische  Auffassung   unseres  Mythus   in  folge- 

Über    diese   Beziehungen  im   allgemeinen   vgl.  richtiger    Entwickelung    noch    bei    Fulgentius 

jetzt  W.  Bender,  „Mythologie  und  Metaphysik"  Mythol.  2,  9:   nos  vero  Prometheum  quasi  tiqö- 

1899.  voiuv    fttov;    ex  hac  praevidentia  et   Minerva, 

Das  mächtige  und  vielgestaltige  Element  quasi  coelesti  sapientia,  hominem  factum.  Divi- 
des  Feuers,  welches  im  Mittelpunkt  des  Prome-  60  mim  vero  ignem  —  animam  monstrant  divinitus 
theus-Mythus  steht,  spielt  bekanntlich  auch  in  inspiratam.  Mit  platonischen  Gedanken  Ver- 
den philosophischen  Theorien  der  Alten  von  quiekt  erscheint  diese  Gleichsetzung  des  pro- 
früh an  als  kosmogonisches  und  anthropogoni-  metheischen  Feuers  mit  der  himmelentstamm- 
sches  Prinzip  eine  Hauptrolle.  Es  ist  schon  oben  ten  Seele  bei  Claudian  (s.  o.  Absehn.  G). 
in  Abschn.  F  darauf  hingewiesen,  wie  die  Lehre  Auch  der  Neuplatonismus  hat  sich  den  P.- 
des  E/mpedokles  von  der  Entstehung  der  ersten  Mythos  als  Symbol  nicht  entgehen  lassen. 
Menschen  merkwürdig  an  unseren  Mythus  er-  Platin  26,  14  p.  250  Kirchh.  (olov  Hv.bg  vni 
innert.  Ist  es  einerseits  nicht  unwahrscheinlich,  xbv    (iv&ov    aivixx£6%ai,    wg  Ttläaavxog  xov 


3083         Prometheus  (in  d.  Kunst)  Prometheus  (in  d.  Kunst)          3084 

IlQouri&Ecog  xi]v   yvvcäv.cc   kxX.)   erkennt   in  der  Relief-Darstellung  (xvitog)  auf  einem  Sockel  in 

vom    P.    gebildeten  Pandora    (s.   o.    D  II)    die  der    Akademie    zu  Athen,   die  bereits    oben 

TtccQcc   7tQ0[iv&£iag  xivog  erschaffene  Seele  und  (D  I  b)   als   Beleg   dafür   herangezogen  wurde, 

in  den  vom  Herakles  gelösten  Banden  das  Ge-  dafs  P.   dort  neben  Hephaistos   als   der  ältere 

fängnis  der  Seele,  den  irdischen  Körper.     Die  Gott  verehrt  ward.    Der  Schal.  Sojjh.  Oed.  Col. 

Lösung  dieser  Bande  ist  zugleich  eine  Befrei-  56  berichtet:  IIbqI  xov  xbv  Hooiirftiu  irtol  xi]v 

ung  des  Schöpfers  selbst;  vgl.  Schopenh.  Parerg.  'lKadr\uiav  xcä  xbv  KoXcovbv  idovod-ai   'iitoXXö- 

4  S.  94  (Cotta).    Der  Titan  gilt  hier  als  Demiur-  dcogog  ygucpzi  ovvco  tfj  n-  ßvvrifiättxi  &h  xal  iv 

gos   im   Sinne   des  platonischen   Timaeus,   wie  ÄKadr](ii(x  xfj  k&tjvcc,  xa&änsQ  ö"'Hcpai.axog-  Kai 

beim    Proklos  Hephaistos     Weltbildner.    beim  10  laxiv   avxov   naXaibv   idovu-u   v.al  ßcoubg  iv  xcö 

Iamblichos  Athene  Pronoia  die  Weltseele  ist.  xsuivst  xfjg  ftsov-   dslxvvtai  ds  v.al   ßäaig  ccq- 

Vgl.    Nicomach.    Theölogum.    Arithmet.    p.    5  ff .  %aia  %axcc  xr\v  si'aodov,  iv  i/  xov  xs  Ilpourföicog 

(Wechel),   der  die  Movdg  als  Prometheus  be-  iaxl    xvitog  Kai   xov  'Hcpaiaxov   %£Tto'n\xui    de, 

zeichnet,  und  Proklos  zu  Mes.  Tagw.  157  (p.  46  a  tag   Kai  Av6i[ia%Ldr]g  (etwa  in  der  Schrift  Iltpl 

Heins.)  aXöycog  Xiyovatv,  öxi  IJQO^irj&nvg  ccv&Qm-  xtov  rtuou  xoig  ÄxxiKoig  iooxcov?)  (pnaiv,    ö  [isv 

novg   trtXccas   kxX.     Mit    der  göttlichen  npövoia  IIpoLnfösvg   npLoxog   Kai   Tipuoßvxtpog,    iv   St^tä 

identificiert   den   Prom.  Julian  orat.   6  p.  182  c  OKfinxQOv  'i%oiv,  6  dh~'Hcpai6xog  viog  Kai  Sevte- 

*H  xiov   &E&v    slg   av&pco7iovg  döaig  ß/xa  rcavo-  gog.    Kai  ßcojibg  aucpoiv  Koivög  iaxiv  iv  xfj  ßäcsi 

xäxco  nvpl  (vgl.  Plat.  Phileb.  p.  16c)  diu  lipo-  aitoxetvittoiiivog.     Dafs   ein   Altar  des  P.   sich 

{iri&icog  ii,  rjXiov   tisxa  xfjg  'Epuov  atpidog  oi)%  20  in  der  Akademie  befand  (von  dieser  Stelle  be- 

hxBQov   ioxi  Ttaqa  xi]v  xov  Xöyov   Kai  vov  dW-  gann  der  Fackellauf  zur  Stadt),  und  zwar  am 

vour\v.     'O   yäp   xol  IJpouri&tvg,   r\    icävta  im-  Eingang,   was   aus   dem   Gegensatz   Kai    svdov 

xQ07t£vov6a  xa  &vj]xcc  rtoovoiu,  nvarita  'iv&tpuov  hervorgeht,   meldet   auch   Pausanias   1,    30,   2, 

....   anaßt   iisxid'wKSv  cxacoudxov  Xöyov.  —  In  und  nahe  liegt  die  von   Weiske  S.  530  Anm.  3 

freier  Anlehnung  an  den  platonischen,  im  Pro-  ausgesprochene  Vermutung,  dafs  eben  zu  diesem 

tagoras    erzählten    Mythus    läfst    endlich    der  jener  Sockel  gehörte  oder  mit  ihm  identisch  ist, 

Eklektiker  Themistios  or.  27  p.  339  Petav.  den  wie  auch  Wecklein  im  Hermes  7,  443  und  Wachs- 

P.,  nachdem  er  aus   Erde   und  Feuer  xa  £äa  mnth,  Top.  von  Athen  1,268  annehmen.    Ob  mit 

geschaffen,    die    Gabe    der   cpQÖvr]6Lg    und    des  dem  i'Spvwa  im  heiligen  Bezirk  eine  Statue  ge- 

Xöyog,    an   der   nach    Zeus1    Willen    die    ganze  30  meint   sei,   bleibt  trotz    Welcher,    Tril.   S.   121 

Erde  teil  haben   sollte,    dem  Menschen   allein  Anm.  151  ungewifs,  zumal  das  danebenstehende 

verleihen   als   dem   einzigen  Geschöpf,  in  wel-  avxov   aufser  der  Beziehung   auf  P.    auch   die 

chem  tö   onipua   dlov  xovxo  wachsen  und  ge-  Deutung    „dort"    gestattet.      Die    Figuren    der 

deihen  könne.     Als  Menschenschöpfer  erwähnt  Basis  bezieht  A.  Mommsen,  Feste  d.  St.  Athen 

Themistios  den  P.  auch  or.  26  p.  323.*)  S.345A.  mit  Unrecht  auf  die  Natalicien  Athenas 

Gegen  den  heidnischen  Glauben  polemisie-  und    Hephaists    Werbung,    denn    der  Hebarzt 

rend  sagt  Tertullian  ach.  Marcionem  1,  1  verus  konnte  nicht  als  Scepterträger  dargestellt  sein. 

Prometheus  deus  omnipotens ;  vgl.  Apol.  c.  18.  Die  Erscheinung  des   Titanen    im   Sockelbilde 

Über  die  Beziehungen,  welche  die  Kirchenväter  war  offenbar  schon  diejenige,  die  in  der  reiferen 

zwischen  Prom.  und  Christus  fanden,  handelt  40  Kunst    als  treffender  Ausdruck   seines  Wesens 

P. de Saint-Victor,  Lesdeux masquesl^. 335— 337 .  regelmäfsig  begegnet:  ein  ernstblickender,  bär- 
tiger Mann   in   höherem  Alter,   nach   Haltung 

J.  Prometheus  in  der  bildenden  Kunst.  una    Tracht    einem    Philosophen    vergleichbar. 

Die  bildlichen  Darstellungen,  welche  der  Das  Prometheus-Ideal  ist  den  Typen  des  Zeus 
Prometheusmythus  in  der  antiken  Kunst  ge-  und  des  Asklepios  verwandt.  Auch  das  Pro- 
funden hat,  offenbaren  uns  zwar  kaum  einen  nietheus-Standbild  aus  pentelischem  Marmor, 
wesentlichen  Zug,  der  nicht  auch  durch  litte-  welches  nach  Pausan.  10,  4,  3  zu  Panopeus 
rarische  Tradition  für  die  gleiche  oder  schon  sich  befand,  mufs  einen  dem  Asklepiostypus 
für  eine  frühere  Zeit  bezeugt  bezw.  zu  er-  nahestehenden  Charakter  gehabt  haben,  da  es 
schliefsen  wäre,  aber  sie  dienen  doch  manchem  50  von  einigen  als  ein  Bild  des  Heilgottes  ange- 
Ergebnis  der  mythologischen  Untersuchung  zu  sehen  wurde.  Eine  Vorstellung  von  dem  seepter- 
willkommener  Bestätigung.  tragenden  P.  der  ßdaig  vermittelt  uns  etwa  (Fig.l) 

Unter  den  nicht  erhaltenen  Prometheus-  das  schöne  Innenbild  einer  rotfigur.  Kylix 
bildern,  von  denen  wir  wissen,  ist  nächst  dem  strengen  Stils  aus  Vulci  im  Pariser  Cabinet 
von  Pausanias  5,  11,  6  erwähnten  Gemälde  des  Medailles  (E.  Braun  im  Bull.  d.  Inst.  arch. 
des  P an ainos  an  den  Schranken  um  den  Thron  1846  p.  114  ff.,  Gerhard  im  Arch.  Anz.  1846 
des  Zeus  zu  Olympia  (IlQoari&ivg  hrt  i%6\i£vog  S.  287  u.  1855  S.  43,  de  Witte  im  Arch.  An:. 
(ihv  VTtb  xcöv  Ssaucov,  'HoaKXfjg  d'  ig  avxov  bpiov  1850  S.  212,  Welcker  A.  D.  3  S.  194ff.,  O.  Jahn, 
[v.l.  ijQxat];  das  Gegenstück  war  'Herakles  und  Ann.  d.  Inst.  1851  S.  279  1'.,  Hartwig,  Meister- 
Atlas'1,  vgl.  Trendelenburg  im  Arch.  Anz.  1897  60  schalen  S.  672  f.;  Abb.  Mon.  d.  Inst.  5,  Taf.  35, 
S.  25  f.  und  H.  Blümner,  'Die  Gemälde  am  Müller- Wieseler  2,  Taf.  65  nr.  834).  Diebeiden 
Thron  des  olymp.  Zeus''  im  Jahrb.  d.  arch.  Inst.  Figuren  des  Bildes,  durch  die  Beischriften 
15,  1900,  S.  136)   besonders  merkwürdig  jene  PPOMEOEVs  und  HPA  bezeichnet,  die  Göttin 

sitzend,  P.  vor  ihr  stehend,  halten  Scepter,  die 

*)  Noch  im  11.  Jahrh.  verfafste  der  Byzantiner  Johannes  Bicll    zwischen    ihnen   kreuzen.      P. ,     mitChiton 

Doxopater    eine   (in    einer   Pariser    Handschrift    erhaltene,  -.   TT.         , .         ,     ■,  ■,    ■  -,    ,      ...     .          <•   t          tt          i„ 

„,,„ '•„!,♦  qj,qJ„\  «,•<..    '  ,  -  tt        <*-         -*     ä  <  und  Himation  bekleidet,  tragt  aul  dem  Haupte 

aber  nicht  edierte)  bchrift :  o  Xov  j/oo/Ltiiirtw;   fiu&o;  oia  _  '.   .     e        .           nj?- 

navto;  eYäov;  tpdoaotpia;  y.al  <\Unyonia;  mnXovuo^iro;  den  Lygoskranz,  das  Zeichen  seiner  Befreiung. 

{Nicolai,  Gr.  Lit.-Gesch.  3  s.  233).  Der  freundliche  Gesichtsausdruck   beider  Per- 


3085 


Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3086 


sonen,  die  Gegenstände  der  Aufsenbilder  (die 
Zurückführung  des  Hephaistos  von  Lemnos  in 
den  Olymp  und  ein  Festzug  mit  Musik),  vor 
allem  der  Umstand,  dafs  Hera  dem  P.  eine 
Phiale  darbietet  und  in  der  Linken  mit  dem 
Scepter  zugleich  eine  Blume,  das  Zeichen  der 
Freude  {Jahn,  Arch.  Beitr.  S.  31,  Welcher  a.  a.  0.), 
hält,  lassen  kaum  einen  Zweifel  über  die  Be- 
deutung des  Vorgangs :  es  ist  der  Empfang 
des  mit  Zeus  ausgesöhnten  Titanen  durch  die 
Götterkönigin ,  eine  Scene,  die  uns  allerdings 
nur  in  dieser  einen  Darstellung  überliefert  ist. 
Eine  engere  Beziehung  zu  dem  Aufsenbild 
{Zurückführung  des  Hephaistos)  vermutet  D um  m  - 
ler,  Bonner  Studien  für  Kekule  S.  81,  der  die 
Schale  dem  Brygos  zuweisen  möchte;  nach 
ihm  handelt  es  sich  um  die  Lösung  der  Hera, 
die  nur  Heph.  vollbringen  könne,  wäh- 
rend Prom.  ratlos  dastehe.  —  Unser  Bild 
erinnert  in  manchen  Zügen  an  die  Gruppe 
Zeus  u.  Hera  auf  der  rotfig.  Schale  aus 
Vulci  im  Brit.  Mus.,  abg.  Man.  d.  Inst.  5 
Taf.  49,  Gerh,  Trinisch.  2  Taf.  H,  Bau- 
meister, Denkm.  Taf.  92. 

Die  Geburt  der  Athena,  bei  der 
nach  attischer  Sage  (Apollod.  1 ,  3 ,  6. 
Eur.  Ion  455)  P.  den  Beilschlag  auf  das 
Haupt  des  Zeus  führte,  war  im  Vorder- 
giebel des  Parthenon  dargestellt  (Pausan. 
1,  25,  6).  Ihr  gehört  vielleicht  ein  an  der 
Eingangsseite  gefundener  Torso  an,  der 
auf  Hephaistos  oder  P.  gedeutet  wird: 
Welcher,  A.  D.  1,  S.  89  f.,  Michaelis,  Par- 
thenon S.  171,  175  und  Taf.  6,  GH.  In 
dem  Reliefbild  der  Athenageburt  auf 
einem  in  Madrid  gefundenen  runden 
römischen  Altar  (Baumeister,  Denkm.  1, 
S.  219  Abb.  172)  soll  nach  Schneider  in 
Abh.  d.  Wiener  archäol.  Sem.  1880  1,  S.  367 
der  mit  einer  Doppelaxt  forteilende  nackte 
Mann  nicht  Hephaistos,  sondern  Prom. 
sein,  und  zwar  der  Bartlosigkeit  wegen. 
Diese  läfst  sich,  da  die  ganze  Gesichts- 
hälfte des  Kopfes  fehlt,  nicht  mit  Gewifs- 
heit  behaupten,  würde  aber  eher  gegen 
die  Deutung  auf  P.  sprechen,  da  dieser  auf 
keinem  gesicherten  Bildwerk  bartlos  erscheint. 
S.  auch  den  Artikel  Hephaistos  Bd.  1  Sp.  2062. 

Die  anderen  erhaltenen  Denkmäler  be- 
schränken sich  inhaltlich  auf  die  drei  Haupt- 
züge des  völlig  ausgebildeten  Mythus:  Feuer- 
raub, Strafe  und  Befreiung,  Menschenschöpfung. 
Diese  sind  indes  weder  alle  gleichzeitig  noch 
in  gleichem  Mafse  Gegenstand  der  bildlichen 
Behandlung  gewesen.  Die  nächste  und  unmit- 
telbarste Anregung  gewährte  den  Künstlern  als 
ein  durchaus  Binnenfälliger  Vorgang  das  Leiden 
des  P.  Dieses  war  mit  den  Mitteln  der  Plastik 
oder  der  Malerei  ohne  weiteres  verständlich  zur 
Anschauung  zu  bringen,  und  der  grausige 
Gegenstand  entsprach  gerade  dem  Geschmack 
der  älteren,  noch  roheren  Zeit.  Der  Feuerraub 
und  besonders  die  Menschenschöpfung  konnten 
als  Stoff  der  bildenden  Kunst  erst  dann  in 
Aufnahme  kommen,  als  man  gelernt  hatte,  sich 
auch  symbolischer  und  allegorischer  Darstel- 
lungsmittel zu  bedienen,  und  ein  verfeinerter, 
endlich  überfeinerter  Sinn  an  solchen,  ein  nach- 


denkendes Genie fsen  fordernden  Gegenständen 
mehr  und  mehr  Gefallen  fand.  Wir  beginnen 
unsere  Übersicht  mit  derjenigen  Gruppe,  der 
die  meisten  und  die  ältesten  Denkmäler  an- 
gehören. 

I.  Bufse  und  Befreiung  des  P. 

Die  frühesten  Beispiele  bildlicher  Darstellung 
des  leidenden  P.  bieten  zwei  Gemmen  aus  der 
10  Klasse  der  sog.  „Inselsteine".  Aufser  diesen 
weist  nur  noch  eine  einzige  Gemme  desselben 
Kreises  ein  Bild  aus  der  Mythologie  auf,  und 
es  ist  gewifs  kein  Zufall,  dafs  gerade  P.  uns 
hier  wiederholt  entgegentritt.  Die  Inselsteine 
gehören  nach  der  lichtvollen  Darlegung  Milch- 
höfers  „Anfänge  der  Kunst  in  Griechenland1' 
S.  106  u.  ö.  einer  originalen  Entwickelung  der 


1)  Prometheus  und  Hera. 
Kylix  aus  Vulci  (nach  Müller-  Wiescler  II  n.  834). 

griechischen  Kultur,  einer  „vielleicht  pelasgisch 
zu  nennenden"  Kunstübung  an,  deren  Haupt- 
sitz Kreta  war,  der  Vereinigungspunkt  der 
Pelasger  und  phrygischer  Metallarbeiter  (a.  a.  O. 

50  S.  129  u.  133:  Daktylen,  Teichinen).  Wir  finden 
also  hier  auf  archäologischem  Gebiet  eine  ge- 
wichtige Stütze  für  die  vom  Unterz.  im  Oldenb. 
Gymnas.-Progr.  1896  und  oben  Abschn.  E  be- 
gründete These,  dafs  P.  wie  die  ihm  verwandten 
Kabiren  eine  Gottheit  der  Pelasger  gewesen 
und  sein  Kult  von  diesem  seefahrenden  Stamme 
verbreitet  worden  sei:  —  Der  Charakter  der 
in  Rede  stehenden  Bilder  ist  ein  hoch  alter- 
tümlicher und   weist   uns   hinsichtlich  der  Er- 

60  findung  in  vorhesiodische,  vielleicht  sogar  vor- 
hellenische Zeit  zurück,  wenngleich  die  Steine 
selbst  erst  dem  7.  und  6.  Jh.  angehören  mögen. 
Vgl.  Furticängler,  Die  antiken  Gemmen  Bd.  3 
S.  73  u.  Taf.  5. 

1.  Der  eine  der  beiden  Inselsteine  (Fig.  3)  Brit. 
Mus.  78,  Revue  arch.  36,  1878  pl.  20,  1,  Wiener 
Vorlegebl.  D  9,  6,  bei  Milchh.  nr.  57  zeigt  den 
Büfsenden    nackt    und    aufrecht    stehend;    die 


3087         Prometheus  (in  d.  Kunst) 

Hände  sind  nicht  gebunden,  die  rechte  wie  in 
schmerzlichem  Krampf  in  die  Hüfte  gestützt, 
während  die  linke  den  Vogel  abzuwehren  sucht. 
Das  Haupt  ist  trotzig  erhoben.  Auch  die  Hal- 
tung des  rechten  Armes  beweist,  dafs  der  Mann 
nicht  liegt,  wie  Furticängler ,  Arch.  Ztg.  1885 
S.  226,  der  die  Beziehung  auf  P.  deshalb  ab- 
lehnt, und  Studniczka,  Mut.  d.  Ath.  Inst.  1886 
ßd.  11  S.  86 f.  (Über  ein  TJionrelief  aus  Tenos) 
meinen;  daher  ist  auch  an  Tityos  nicht  zu 
denken.  Fels,  Säule  oder  Fesseln  sind  nicht 
sichtbar.  Dieser  Umstand  und  die  aufrechte, 
starre  Haltung  des  Körpers  könnte  zu  der  Ver- 
mutung Anlafs  geben,  dafs  die  Strafe  des  Ti- 
tanen hier  als  Pfählung  dargestellt  sei,  wie 
solche  Furticängler  a.  a.  0.  nach  dem  Vorgang 
Welckers  (A.  D.  3  S.  193)  auf  einigen  nachher 
zu  besprechenden  Vasen  annimmt.  Aber  wie 
schon  0.  Jahn,  Beitr.  S.  228  bemerkt,  beweist 
die  Abwesenheit  der  Bande  auf  Bildern  dieses 
Stiles  nicht,  dafs  man  sich  nicht  doch  den 
Körper  angebunden  zu  denken  habe.  Entweder 
hat  der  Künstler  es  dem  Beschauer  überlassen, 
sich  die  Säule  hinter  dem  Körper,  durch  diesen 


2)   Prometheus   vom   Adler  3)   Prometheus   vom   Adler 

gequält.    Inselstein  im  Brit.  gequält.    Inselstein  im  Brit. 

Mus.  78  (uach  Revue  archeol.  Mus.  79  (nach  Revue  archeol. 

36  pl.  20,  2).  36  pl.  20,  1). 

verdeckt,  vorzustellen,  oder,  was  wahrschein- 
licher ist,  er  dachte  sich  ihn  an  den  als  Fels 
gemeinten  Hintergrund  angeschmiedet.  Gegen 
die  Annahme  der  Pfählung  spricht  vor  allem, 
dafs  diese  barbarische  Art  der  Strafe  in  der 
litterarischen  Überlieferung  über  P.  nirgends 
vorkommt.  Auch  fragt  Terzaghi,  Prometeo  p.  6 
mit  Recht,  wie  P.  dann  hätte  befreit  werden 
können.  Hesiod.  Theog.  521  redet  jedenfalls 
vom  Einschlagen  der  eisernen  Fesseln  in  eine 
Säule  (so  schon  G.  Hermann,  gegen  den  Welcher 
a.  a.  0.  sich  nicht  auf  Aesch.  Prom.  64  berufen 
durfte  und  auch  Lisco,  Quaestiones  Hesiodeae, 
Gott.  1903  p.  11  ff.  nichts  Zwingendes  vorbringt; 
vgl.  Wecklein  zu  letzt.  St.  und  Schümann ,  Die 
hesiod.  Theogonie  S.  207  Anm.  3);  über  die 
avaatavQoiaig  (Kreuzigung)  bei  Lucian  s.  o. 
Abschn.  G  u.  D  I  d. 

2.  Der  zweite  Inselstein  (Fig.  2)  Br.  M.  79, 
Revue  arch.  a.  a.  0.  nr.  2,  Milchh.  nr.  58,  Wiener 
Vorlegebl.  D  9,  5  zeigt  den  bärtigen  (auf  nr.  57 
ist  der  Bart  nur  weniger  deutlich),  ganz  nack- 
ten Mann  mit  hinter  dem  Rücken  zusammen- 
gebundenen Händen  am  Boden  hockend;  der 
Adler  fliegt  auf  ihn  zu.  Der  Laubzweig  oben 
links  könnte  einen  Baum  andeuten,  dient  aber 
vielleicht  nur  dem  Zweck  symmetrischer  Raum- 
füllung. Dasselbe  Motiv  der  Körperhaltung 
findet  sich  auf 

3.  einem  Bronzerelief  aus  Olympia: 
Ausgr.    von    Ol.   4    Taf.  25  b   nr.  3,    Furtwäng- 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3088 

ler,  Olympia  4  Taf.  39,  nr.  699,  3  S.  102; 
vgl.  Curtius,  Arch.  Bronzerel.  S.  14,  Furhc, 
Bronzefunde  95;  abgeb.  auch  Wiener  Vor- 
legebl. D  9,  4  und  bei  Milchhöfer  a.  a.  0. 
S.  185  Fig.  68.  Zwar  läfst  der  fragmentarische 
Zustand  desselben  (nur  Unterkörper  und  Unter- 
arm sind  sichtbar  mit  Fesseln  über  den  Ge- 
lenken der  Füfse  und  Arme;  für  eine  zweite 
Person  ist  kein  Platz)  an  sich  keine  Entscheidung 

10  über  den  Gegenstand  der  Darstellung  zu,  aber 
schon  aus  der  Vergleichung  mit  dem  Inselstein 
erkannte  Milchhöfer  auch  hier  den  Prometheus. 
Diese  Deutung  wird  vollends  gesichert  durch 
ein  dem  gleichen  Stil  (Werkstätten  von  Argos, 
nicht  vor  dem  6.  Jahrh.)  angehöriges  Bronze- 
relief vom  böotischen  Ptoüon,  veröff.  und 
bespr.  von  Holleaux  im  Bulletin  de  correspon- 
dance  hellenique  1892  p.  351,  PI.  10.  Auch 
hier  ist  nur  der  Unterkörper  erhalten,  daneben 

20  aber  ein  Teil  vom  Gefieder  des  die  Brust  an- 
greifenden Vogels.  Die  in  gigantischen  Ver- 
hältnissen gebildete  Gestalt  hockt  ganz  wie 
auf  dem  Inselstein  und  dem  olympischen  Frag- 
ment, jedoch  nicht  unmittelbar  auf  dem  Boden, 
sondern  auf  einem  in  eine  Klaue  auslaufenden 
Schemel;  die  Haltung  der  Arme  ist  bei  der 
starken  Korrosion  nicht  mehr  deutlich  zu  er- 
kennen, doch  zeigen  sich  ihre  Spuren  hinter 
dem  Rücken;   die  Beine   scheinen  von  Banden 

30  frei  zu  sein.  Die  andern,  zugehörigen  Reliefs 
enthalten  ebenso  wie  die  an  das  olympische 
Fragment  sich  anschliefsenden  Bronzefunde 
vorwiegend  Darstellungen  aus  der  Herakles- 
sage. 

4.  Ahnlich  wie  auf  den  drei  zuletzt  bespro- 
chenen Bildwerken  ist  die  Haltung  des  Büfsen- 
den  auf  der  im  Museo  Gregor,  des  Vatikans 
(Helbig,  Führer  22  nr.  1298)  befindlichen  alter- 
tümlichen Schale  aus  Caere,  abgebildet  bei 

40  Gerhard,  Auserles.  Vasenb.  2  Taf.  86,  Müller- 
Wies.  2,  825,  Wiener  Vorlegebl.  D  9,  7,  Bau- 
meister 3  Fig.  1567,  Daremberg  et  Saglio,  Dict. 
1  p.  527.  (Sie  wird  von  Puchstein,  Arch.  Ztg. 
1881  S.  218  als  kyrenäisch  —  Gattung  der 
Arkesilasvase  —  bezeichnet,  während  Milchhöfer 
a.  a.  0.  S.  177 ff.  kretischen  Ursprung  vermutet.) 
Vgl.  Welcker,  A.  D.  3  S.  192  f.,  Semper,  Stil  2 
S.  219,  H.  Schmidt,  obs.  arch.  in  carm.  Hesiod., 
diss.  Hai.  12  S.  115  f.,   Dumont-Pottier  p.  296. 

50  Nun  ist  allerdings  fraglich,  ob  der  halb  stehende 
halb  sitzende,  mit  den  hinterm  Rücken  vereinigten 
Händen  und  mit  den  Füfsen  an  eine  Säule  gebun- 
dene nackte,  bartlose  Mann,  dessen  Haupthaar  in 
geflochtenen  Strähnen  lang  herabfällt,  wirklich  P. 
vorstellt,  da  dieser  erstens  sonst  in  keinem 
sicheren  Bilde  bartlos  erscheint  und  zwei- 
tens seine  Strafe  stets  einsam  verbüfst.  Der 
in  die  Brust  einhackende  Vogel  kann  auch  ein 
Geier   sein,   und   so   hat  man  an  Tityos  (Ger- 

60  hard  a.  a.  0.)  gedacht.  Zur  Erklärung  des 
zweiten,  auf  der  Säule  sitzenden  Vogels  zieht 
Jahn,  Beitr.  S.  229  Hygin  fab.  28  (strix  super 
columnam  sedens)  heran.  Auch  die  dem  Ge- 
fesselten gegenüberstehende  Figur,  welche  eine 
unförmliche  Last  auf  Hand  und  Nacken  trägt 
und  von  einer  Schlange  im  Rücken  bedroht 
scheint,  hat  verschiedene  Deutung  erfahren.  0. 
Jahn  dachte  an  Tantalus  (Beitr.  S.  2301'.),  besser 


3089 


Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  cl.  Kunst)         3090 


Gerhard  und  Murray  Bev.  arcli.  1878  S.  201 
an  Sisyphus;  den  meisten  gilt  er  als  Atlas  (so 
auch  Furtwängler  in  unserm  Lex.  Bd.  1  Sp.  709; 
vgl.  Hesiod,  Theog.  517  ff.).  Die  Scene  ist 
jedenfalls  in  der  Unterwelt,  was  durch  Toten- 
vogel u.  Schlange  angedeutet  wird.  Bei  Aeschylus 
wird  Proin.  allerdings  in  den  Tartarus  versenkt. 
In  den  Hades  oder  Orcus  verlegt  die  Strafe 
des  P.  aber  nur  Hör.  carm.  2,  13  u.  2,  18:  vgl. 
G  7.  Den  Erebus  sucht  als  den  Strafort  der  10 
ursprünglichen  Prometheussage  zu  erweisen 
Bisco,  Quaestiones  Hesiodeae  p.  70  ff. ;  dagegen 
oben  D  I  d.  —  Ist  der  Gefesselte  in  diesem 
Bilde  Prom.,  so  haben  wir  in  der  Säule  ein 
gewichtiges  Argument  gegen  die  Annahme  der 
Pfählung  auf  anderen  Darstellungen. 

5.  Mit  gröfserer  Sicherheit  ist  die  Deutung 
auf  P.  abzuweisen  bei  dem  schwarzfigurigen 
Innenbilde  einer  Schale  aus  der  Kollektion 
Campana  des  Louvre,  welches  einen  auf  20 
einem  Gerüst  (Thron  oder  Altar?)  sitzenden 
bärtigen  Mann  in  altertümlicher,  den  ganzen 
Körper  dicht  umhüllender  Gewandung  und 
Haartracht  darstellt,  auf  den  ein  Adler  zufliegt. 
Abb.  bei  Daremberg  et  Saglio,  Dict  1  p.  667, 
Wiener  Vorlegebl.  D  9,  2  und  Archäol.  Ztg. 
39,  1881,  Taf.  12  nr.  3  (wo  O.  Puchstein  S.  218 
u.  237  f.  die  ganze  Gattung  dieser  sog.  kyre- 
näischen  Vasen  behandelt).  Während  Puch- 
stein in  diesem  Bilde  den  ,,in  der  Entstehung 
begriffenen  Typus  der  P.-Darstellungen"  zu 
erblicken  geneigt  ist,  sehen  Furtivängler,  Arch. 
Ztg.  1885  S.  226  und  Studniczla,  Kyrene  S.  14 
den  thronenden  Zeus  mit  seinem  Adler  (I iirtw. 
vergleicht  die  arkad.  Münze   Wiener  Vorlegebl. 

D  9,  3).  Vielleicht  aber  ist  der  Adler  nur  zur 
Raumfüllung  angebracht,  wie  ohne  Zweifel  die 
ganz  ähnlichen  auf  Taf.  12  nr.  2  und  13  nr.  2 
der  Arch.  Ztg.  a.  a.  O.,  sodafs  er  für  die  Deu- 
tung der  Figur  aufser  Betracht  bleiben  müfste.  40 
Gegen  den  Gedanken  an  P.  spricht  weniger 
die  Abwesenheit  der  Fesseln  als  der  Thron  und 
die  völlige  Bekleidung. 

6.  Die  Befreiung  des  P.  vom  Adler 
durch  Herakles  findet  sich  zuerst  auf  men- 
reren  archaischen  Vasen  des  6.  Jahrh.  darge- 
stellt, die  in  den  Grundzügen  der  Komposition 
eine  merkwürdige  Verwandtschaft  zeigen.  Sie 
zerfallen  nach  der  verschiedenen  Haltung  der 
Hauptfigur  in  2  Gruppen:  50 

A)  Der  Titan  ist  hockend  dargestellt.  So 
zeigt  ihn:  a.  (Fig.  4a)  die  schwarzfig.  Amphora 
(Ksleßrf)  aus  Chiusi  in  Berlin  (Furtwänglers 
Vasenkatalog  nr.  1722,  S.  1054,  „chalcidisch"), 
besprochen  und  abgebildet  bei  0.  Jahn,  Beitr. 
S.  228  mit  Taf.  8;  Benndorf,  Griech,  u.  Sicil. 
V  S.  106;  Baumeister  3  Fig.  1566).  Der  rot- 
bärtige, nackte  Titan  hockt  am  Boden  mit  herauf- 
gezogenen Knieen;  es  ist  dasselbe  Motiv,  wie  auf 
dem  zweiten  Inselstein  und  auf  den  Bronzereliefs  60 
von  Olympia  und  vom  Ptoion.  Eine  Säule  schaut 
oberhalb  und  unterhalb  des  in  Seitenansicht 
gegebenen  Körpers  ein  wenig  hervor,  sodafs 
der  Büfsende  neben  ihr  zu  sitzen  scheint.  Wenn- 
gleich die  Fesselung  nicht  sichtbar  gemacht 
ist,  braucht  doch  an  Pfählung  nicht  gedacht 
zu  werden  (s.  0.  zu  1).  Die  Hände  sind  durch 
Handschellen  verbunden,    die  Arme  beweglich 


und  wie  zur  Abwehr  dem  Adler  entgegen- 
gestreckt. Die  beiden  andern  Adler  unter  den 
Henkeln  dienen,  wie  die  vier  Keletizontes  der 
Rückseite,  nur  dekorativem  Zweck.  Herakles, 
hinter  P.  knieend,  ist  im  Begriff,  den  dritten 
Pfeil  (2  fliegen  schon  auf  den  Vogel  zu)  von 
der  Sehne  zu  schnellen.  Hinter  dem  Adler 
steht  ein  bärtiger,  würdevoller  Mann  mit  langem 
Wanderstab,  vielleicht  Zeus.  —  b.  Die  Kom- 
position der  3  Hauptfiguren:  Herakles,  Prom. 
und  Adler,  kehrt  fast  völlig  entsprechend  (nur 
die  Arme  des  Titanen  sind  freier  bewegt)  auf 
der  Florentiner  Amphora  wieder,  welche 
Thiersch,  Tyrrhenische  Amphoren  1899  Taf.  2,  6 
abgebildet  u.  S.  142  besprochen  hat.  Aufserdem 
erscheinen  hier  links  hinter  Herakles  Athene 
mit  Lanze  und  Kranz  (als  Siegespreis  für  den 
Befreier'?),  hinter  dieser  Hermes;  rechts  De- 
meter (wie  die  andern  Figuren  durch  Bei- 
fügung des  Namens  bezeichnet),  der  von  einem 

sitzenden   Manne   ( AON    =   Poseidon? 

vgl.  unten  Ba  und  Terzaghi,  Prometeo  p.  36 ff.) 
ein  Kranz  dargereicht  wird.  Ist  dies  der  Lygos- 
kranz  des  äschyleischen  Dramas  und  vertritt 
Demeter  die  Stelle  der  Ge-Themis?     Die  Vase 


4  a)  Befreiung  des  Prometheus.     Amphora  aus  Chiusi 
(nach  Jahn,  Archäol.  Beiträge  Taf.  VIII). 

gehört  jedenfalls  noch  dem  6.  Jahrhundert  an; 
sonach  scheint  Äschylus,  indem  er  die  Erdgöttin 
zur  Mutter  des  P.  machte,  einer  attischen  Tra- 
dition gefolgt  zu  sein.  —  c.  Die  Mittelgruppe 
in  ganz  ähnlicher  Gestaltung,  nur  in  umge- 
kehrter Reihenfolge  und  Richtung  ist  erkenn- 
bar auf  einer  Scherbe  aus  Phaleron,  jetzt 
im  Kloster  Neuburg,  die  von  Benndorf,  Griech. 
u.  Sicil.  Vasenb.  Taf.  54  nr.  2  veröffentlicht 
und  S.  105  f.  besprochen  ist.  Der  Rest  des 
schwarzfigurigen  Bildes  zeigt  leider  nur  den 
von  Pfeilen  getroffenen  Vogel  und  die  obere 
Hälfte  eines  bärtigen,  im  Gesicht  rötlich  ge- 
färbten Kopfes,  der  nach  der  Stellung  zum 
Adler  nicht  dem  Schützen,  sondern  dem  P. 
zugehört.  Über  dem  Haupte  ragt  das  Ende 
eines  Pfahles  hervor.  Die  Technik  erinnert 
an  äginetische  und  melische  Vasen  und  weist 
auf  eine  schon  der  Francois-Vase  naheliegende 
Kunststufe.  Vgl.  auch  Böhlan ,  „Früh attische 
Vasen",  Jahrb.  d.  Inst.  1887  S.  65  und  Stud- 
niczJca  ebenda  S.  152. 

B)  a.  Eine  altattische  Amphora  der  Samm- 
lung des  Kardinals  Vi  doni  (Fig.  4b),  besprochen 
von  Jahn,  Arch.  Ztg.  16,  1858,  S.  166  f.  mit  Abb. 
Taf.  64  nr.  2  nach  eigner  Zeichnung,  bietet 
im  Herakles  und  dem  nur  teilweise  erhaltenen 
Adler  genaue  Seitenstücke  zu  den  entsprechen- 
den Figuren  der  chiusinischen  Vase.  P.  be- 
findet sich  auch  hier  vor  einem  Pfahl,  den  er 
gröfstenteils  mit  seinem  Leibe  verdeckt.  Er 
ist  wie  dort  nackt;  ob  bärtig  oder  nicht,  läfst 


3091         Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3092 


sich  nach  der  Abbildung  nicht  mit  Sicherheit 
entscheiden  (die  Vase  selbst  ist  jetzt  verschollen, 
s.  Jahrb  d.  Inst.  1889  S.  220).  In  der  Haltung 
des  Titanen  aber  weicht  das  Vidonische  Bild 
gänzlich  von  dem  andern  ab:  sie  zeigt,  un- 
passend genug,  das  archaische  sog.  Knielauf- 
schema. Der  Gedanke  an  Pfählung  ist  schon 
dadurch  ausgeschlossen.     Den  Kopf  wendet  P. 


Beine  mehr  hockend  als  laufend.  Auch  sind 
die  Nebenfiguren,  die  dort  verlegen  beiseite 
stehen,  hier  gut  verteilt  und  zur  Haupthandlung 
Beziehung  gesetzt.     Hinter  Herakles   steht 


in 


Athene,  seine  Beschützerin,  gegenüber  befand 
sich,  wie  die  Beste  erkennen  lassen,  eine  thro- 
nende Figur  (Zeus  ?)  und  ihr  zugewandt  stehend 
Hermes,  der  wohl  dem  Gebieter  Meldung  macht. 


4b)  Befreiung  des  Prometheus,  anwesend:  Hermes,  Poseidon,  Hera  (?),  Apollon  (?). 

(nach  Arch.  Ztg.  1858  Taf.  114,  2). 


Amphora  der  Sammlung  Vidoni 


rückwärts  dem  Befreier  zu.  Anwesend  sind  noch 
Hermes,  Poseidon  (mit  dem  Fünfzack,  vgl. 
Furtwängler ,  Arch.  Ztg.  1885  S.  225  Anm.  4), 
eine  Göttin  (Hera?)  und  Apollon  ('?  mit  Bogen). 
Die  beigeschriebenen  Buchstaben  haben  keinen 
Sinn.  Die  Arbeit  ist  roh  und  offenbar  ver-  30 
ständnislos,  sie  macht  den  Eindruck  einer  un- 
geschickten Kopie.  —  b.  Eine  Amphora  alt- 


Die  Beischriften  sind  auch  hier  Buchstaben 
ohne  Sinn.  Vgl.  die  erschöpfende  Besprechung 
von  A.  Schumacher  im  Jahrb.  d.  Inst.  1889 
S.  218  ff.  (mit  Abb.  Taf.  5—6,  nr.  1  u.  la). 
Dieser  hält  unser  Vasenbild  seiner  künstlerischen 
Vorzüge  wegen  für  jünger  als  das  Vidonische. 
Vielleicht  sind  beides  freie  Kopien,  eine  gute  und 
eine  schlechte,  von  einem  gemeinsamen  Original. 


4c)  Prometheus  wird  durch  Herakles  vom  Adler  befreit;  anwesend  Athene,  Hermes,  Zeus  (?).     Amphora 

(nach  Jahrb.  des  Inst.  1889  Taf.  5—6). 


aus  La  Tolfa 


attischer  Gattung  (Fig.  4  c)  (Thiersch,  Tyrrhen. 
Amphoren  1899  S.  156  nr.  23)  aus  La  Tolfa,  seit 
1888  der  Karlsruher  Sammlung  angehörig  (Inv. 
B  2591),  zeigt  im  obersten  Bildstreifen  dieselbe 
Scene,  deren  Mittelgruppe  —  Herakles,  P.  und 
Adler  —  fast  vollkommen  der  im  Vidonischen 
Bilde  gleicht,  aber  alles  in  viel  feinerer  und 
verständnisvollerer  Arbeit.  Die  Bewegung  des 
P. ,  der  den  Rücken  an  die  Säule  lehnt  und 
dem  Beschauer  die  Brust,  dem  Befreier,  den 
Kopf  zuwendet  mit  dem  Ausdruck  froher  Über- 
raschung, ist  weit  mafsvoller,  die  Haltung  der 


—  c.  Verschollen  scheint  eine  ehemals  bei 
Ruspoli  in  Cervetri  befindliche  altattische  Am- 
phora mit  einer  Darstellung  der  Befreiung  des 
60  P.,  die  nach  Loeschkes  vor  20  Jahren  notierter 
Beschreibung  (bei  Thiersch,  Tyrrh.  Amphoren 
S.  68)  genau  in  Zahl  u.  Anordnung  der  Figuren 
dem  oben  unter  b  besprochenen  Bilde  von  La 
Tolfa  entspricht;  nur  die  thronende  Figur  fehlt, 
und  P.  „hockt".  Somit  vereinigt  dieses  Bild 
die  Züge  beider  Gruppen. 

Während  die  bisher  behandelten,  besonders 
altertümlichen  Bildwerke  fast  alle  der  Dichtung 


3093         Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3094 


des  Hesiod  entsprechend  den  P.  an  eine  Säule 
oder  einen  Pfahl  gefesselt  zeigen,  stimmt  eine 
zweite  Serie  insofern  mit  Aschylus  überein, 
als  der  Titan  mit  Armen  und  Beinen  an  einen 
Felsen  geschmiedet  erscheint:  vgl.  Furtwäng- 
ler,  Arch.  Ztg.  1885  S.  224  f.,  der  innerhalb 
dieser  Klasse  wieder  eine  ältere  Reihe  —  der 
Held  in  einer  gewissen  archaischen  Ruhe  nnd 
Würde  —  von  einer  jüngeren  mehr  bewegten 
Charakters  unterscheidet.  —  Obwohl  die  An- 
schmiedung an  den  Felsen  mythisch  ursprüng- 
licher ist  als  die  Marter  am  Pfahl  und  auch 
die  oben  unter  1  bis  3  besprochenen  Monu- 
mente keine  Säule  zeigen  (vgl.  H.  Schmidt,  Obs. 


u.  Philoktet,  ähnlich  Bloch,  Griech.  Wandschmuck 
S.  35,  Chabouillet  a.  a.  0.  p.  48  an  Odysseus 
und  Teiresias,  zweifellos  unrichtig,  wie  Furtw., 
Jahrb.  d.  Inst.  3  S.  370  bemerkt.  Der  Stein 
mag  dem  Ende  des  5.  Jahrh.  angehören.  Vgl. 
jetzt  auch  Furtw.,  Die  ant.  Gemmen  3  S.  204  f. 

Ferner  sind  hier  2  etruskische  Spiegel 
(Fig.  5a  u  .5b)  des  sog.  mittleren  Stiles  einzuordnen. 

8.  Der  eine,  bei  Gerhard,  Etrusk.  Spiegel 
10  Bd.  2  Tat'.  139;  Wiener  Vorlegebl.  D  9,  4  (das 
Original  jetzt  im  Berliner  Antiq.)  zeigt  den 
durch  die  Beischrift  [Prjumath  e  (s.d.)  gekenn- 
zeichneten Dulder  umgeben  von  Herakles 
('Hercle'  mit  Löwenhaut  und  Keule,  auf  die  er 


5  a)   Der    gefesselte    Prometheus    zwischen   Herakles    und 
Apollon.     Etrusk.  Spiegel   (nach  Gerhard   Bd.  2    Taf.  139). 

arch.  in  carm.  Hesiod.  p.  25),  so  hat  doch  allem 
Anschein  nach  erst  die  mächtige  Wirkung  der 
äschyleischen  Tragödie  die  Künstler  bestimmt, 
jener  Darstellungsweise  vor  der  durch  Hesiod 
vertretenen  entschieden  den  Vorzug  zu  geben. 
7.  In  die  ältere  Reihe,  deren  Formen  noch 
strengeren  Stil  zeigen,  weist  Furtivängler  zu- 
nächst ein  Intaglio  auf  einem  Carneol- 
Scarabaeus,  früher  in  Smyrna,  j etzt  in  Privat- 
besitz zu  Odessa  (Abb.  a.  a.  0.  S.  223,  Arch.  Ztg. 
4  1849  tab.  6,  3  {Gerhard)  und  bei  Chabouillet, 
Descr.  des  antiq.  du  cabinet  de  L.  Fould  pl.  10 
nr.  1053).  Ein  riesiger  Mann,  aufrecht  stehend, 
bärtig  und  nackt,  mit  einem  Stab  in  der  Rechten, 
ist  am  linken  Bein  oben  an  die  (Fels-?)wand 
gekettet;  ein  zweiter,  klein  und  von  gutmütigem 
Ausdruck,  scheint  auch  den  linken  Arm  fesseln 
zu  wollen.  Obwohl  Furtw.  passend  an  Aesch. 
Prom.  32  ÖQ&oatddriv  und  74  6%tlr\  dl  kLqkco6ov 
ßlcc  und  bezüglich  des  Scepters  an  das  oben 
besprochene  Vasenbild  'Hera  und  P.'  (vgl.  auch 
die  unten  III  a  angef.  Gemmen)  erinnert,  bleibt 
die  Deutung  auf  P.  und  Hephaistos  doch  un- 
sicher.    Gerhard  a.  a.  0.   dachte   an   Odysseus 


5  b)  Der  befreite  Prometheus  zwischen  Herakles  u.  Kastor. 
Etrusk.  Spiegel  (nach  Gerhard  Bd.  2  Taf.  138). 

sich  stützt)  und  einer  inschriftlich  mit  U- .  IA  = 
Ap(l)u  (nach  Gerh.,  dessen  Lesung  Friederichs, 
Berlins  Ant.  Bildiv.  2,  2  bestätigt;  willkürlich 
las  Jahn,  Beitr.  S.  232  'Castur')  bezeichneten 
jugendlichen,  auf  einen  Stab  gestützten  Person. 

50  Apollo  (thessal.  'ÄnXovv),  sonst  dieser  Scene 
fremd,  wurde  bei  Aschylus  im  IIqo^.  Ivöiievog 
vom  Herakles  vor  dem  Schusse  um  Beistand  an- 
gerufen. G.  Haupt,  Comm.  arch.  in  Aesch.,  Hai. 
1895  vermutet,  dafs  derselbe  Gott  in  diesem 
Stücke  als  Gesandter  des  Zeus  aufgetreten  sei, 
etwa  um  dem  P.  das  Orakel  der  Themis  mit- 
zuteilen, und  zieht  das  in  Rede  stehende  Bild 
zum  Beleg  heran.  P.,  nur  am  Unterkörper 
mit  langem  Gewände  bekleidet,   stehend   und 

60  nur  mit  den  erhobenen  Händen  an  den  Fels 
geschmiedet,  wendet  sein  Haupt  dem  wie  fragend 
zu  ihm  aufschauenden  Herakles  zu.  Vielleicht 
beschreibt  er  ihm  den  Weg  zu  den  Hesperiden. 
9.  Der  zweite  Spiegel  trägt  ein  in  der  Kom- 
position ganz  entsprechendes  Reliefbild  (Ger- 
hard a.  a.  0.  Taf.  138;  Müller- Wies.  2  nr.  833; 
Wiener  Vorlegebl.  D  9,  5).  Die  dritte  Figur 
ist  hier   als   C astur  bezeichnet.     Dieser    und 


3095         Prometheus  (in  d.  Kunst)  Prometheus  (in  d.  Kunst)         3096- 

Herakles  (Calanice  genannt,   wie  auch  sonst  pl.  9   p.  64  ff.   veröffentlicht    und  bei    Welcker 
mehrfach    auf   diesen    Spiegeln),    neben    dem  a.  a.  0.,   Elite  ce'ramogr.  1,  51,  Guigniaut,  reh 
Keule    und  Bogen   am  Boden  liegen,    stützen  de  l'antiq.  131,  237,  Heinicke,  Orchomenos  Taf.  3r 
mit   der  Linken   die  Arme  des  fessellosen  und  Creuzer ,   Symbolik   S3,   1   Taf.  2,    7,  sowie  bei 
nur  mit  einem  Tuch  um  die  Hüften  bekleideten  0.   Jahn,    Ber.    d.    sächs.    Ges.   d.    Wiss.    1867 
P.  (Prumathe ;  s.  d.),  während  sie  mit  der  Rechten  Taf.  5,  3,  Blümner,  Technol.  4  S.  365,  teilweise 
je    einen    kleinen    runden   Gegenstand   empor-  auch    bei  Daremberg  et  Saglio  2,   2  Fig.  2965- 
heben,  wahrscheinlich  die  abgenommenen  ring-  wiedergegeben  ist.    Die  Vase  selbst  war  schon 
förmigen   Fesseln,    mit  denen   die   Anne   fest-  vor  1824  zu  Grunde   gegangen.     Die  uns   hier 
geschmiedet  waren  (Handschellen ;  andere  Erkl.  10  vornehmlich    angehende    sitzende    Figur,   über 
bei   Gerh.   a.  a.  0.   und  Jahn,    Beitr.   S.  233).  welche    ein   Priester   mit   Handauflegung   eine 
Der  Hintergrund  ist  nicht  charakterisiert,  doch  Formel  zu  sprechen  scheint,  stellt  nach  Welcker» 
wohl  wie    auf  Taf.  139   als  Fels   gedacht.     P.  Erklärung  „den   neuen   Prometheus  (d.  h.   den 
trägt  den  Kranz.    Der  Adler  zu  seinen  Füfsen  Neophyten  der  lemnischen  Mysterien)  vor,  auf 
mufs  tot  sein,    wenn  der  Künstler  dies  in  der  einen  Felsensitz  gefesselt,  den  rechten  Arm  über 
Haltung  des  Tieres   auch  nicht  auszudrücken  dem  Kopf  an  die  Wand  befestigt,  die  andre  an 
vermocht    hat.     Die    beiden   Sterne   über   dem  einen   Stab   geschlossen,    welcher   zugleich   die 
Haupte  des  befreiten  Titanen  deuten  jedenfalls  Beine  auseinanderhält  (TtoSoöTQdßr]).  Am  andern 
auf  die  Dioskuren.     Von  diesen  ist  allerdings  Ende  entfernt  sich  der  Hephaistos  oder  Kabir 
nur  einer  anwesend ,   denn  wenngleich  Kcclii-  20  mit  dem  Hammer,  welcher  diese  scheinbare  Qual 
vikos  nicht  nur  Herakles  heifsen  konnte,  so  ist  ins  Werk   gesetzt  hat.     Eine   weibliche  Figur 
dieser  doch  durch  seine  Waffen  unverkennbar.  stellt  vielleicht  die  Kabiro  vor.    (Offenbar  falsch 
Wie  aber  kommt  Kastor,  der  ja  wie  sein  Bruder  ist  hier  nur   W.s  Beziehung  des  „Krater"  auf 
mit  Herakles   auch   sonst  verbunden  erscheint,  kabirische   Trinkgelage;    der  Kessel   steht   auf 
an  die  Seite  des  befreiten  P.?     Der  von  Schö-  einem  Schmiedeofen,  wie  mehrere  ähnliche  Bilder 
mann  zu  Äsch.  Brom.  S.  139  ff.  herangezogene  beweisen.)    Oben  hangen  Schmiedewerkzeuge." 
Umstand,    dafs   nahe   dem  Fufs   des  Kaukasus  Obgleich  diese  Deutung  des  Bildes  nicht  nur  von 
eine   Stadt  Dioskurias  lag,    für    welche  Dios-  Guigniaut  und  Creuzer,  sondern   auch  von  0. 
kurenkult  anzunehmen  ist,   bietet  kaum    eine  Müller  in  seiner  Rezension  anerkannt  wurde  und 
befriedigende  Erklärung.     Zieht  man  dagegen  30  es  diesem  danach  ausgemacht  schien,  dafs  man  in 
die  im  Altertum  so  häufige  Gleichsetzung  der  Lemnos  die  Prometheussage  in  den  Kreis  gottes- 
Dioskuren  mit  den  Kabiren,  welche  auf  jenen  dienstlicher  Gebräuche  gezogen  habe,  widerrief 
Spiegeln    auch    mehrfach    vorkommen   {Micali  Welcker  in  der  „Götterlehre"  Bd.  3  (1862)  S.  183 
Storia  p.  86  sq.;    auch   auf  Münzen   von   Syros  die  noch   im   Nachtrag  zur    Tril.   S.  14  f.  auf- 
sind sie  ganz  dioskurenartig  gebildet:  Müller,  rechterhaltene  Ansicht,  ohne  doch  Gründe  oder 
Handb.   d.   Arch.   §  395,   5),   in   Betracht  und  überzeugendere    Vermutungen    anderer    vorzu- 
erinnert  sich  der  oben  Die  erörterten  nahen  bringen.     Die  von    ihm   erwähnten  Deutungen 
Verbindung  zwischen   den  Kabiren   und  P.  in  de    Wittes   Elite    ceramogr.    1    p.    154   sq.   (der 
Böotien  und  auf  Lemnos,  so  wird  das  Erscheinen  Sitzende   ein  Gesell   des  Hephaistos  im  Aetna, 
des  Castur  an  der  Seite   des  Titanen,    so  sin-  40  der  sich  den  Schweifs  abtrocknet!),  von  Quasts 
gulär  es  ist,   weniger  befremden.     Nach  dem,  Ärch.  Ztg.  1846,  4,  309  (Belebung  einer  Statue 
was    oben    über    die    pelasgisch - tyrrhenische  durch  Hephaistos),   Bergks  ebenda  1847,  5,  48 
Herkunft  des  P.   und   der  Kabiren   gesagt  ist  (Schaffung  des  ehernen  Talos)  und  Feuerbachs 
(vgl.  dazu  Milchhöfer,  Anf.  d.  K.  i.  Gr.  S.  108  f.  in  Cottas  Kunstblatt  1844  nr.  87  (=  Kunstgesch. 
und  über  die  Beziehungen  der  etrusk.  zur  vor-  Abh.  S.  56  f.  -  -  Der  Sitzende  dient  als  Modell 
hellenischen    Kunst    ebenda    S.   208  ff.,    ferner  für    die    zu    giefsende    Statue)    weist    Welcker 
Th.  Schaefer  im  Progr.   der  Handelsschule   zu  selbst  als  unhaltbar  zurück.    Vgl.  noch  Welcker 
Bremen  1901    S.  21),   wird   es   auch    nicht    als  A.  D.  3  S.  523  und  0.  Jahn  a.  a.  0.  S.  102  ff., 
rein   zufällig  anzusehen   sein,  dafs  wir  gerade  der  über  die  Deutungsversuche  referiert,   ohne 
auf  tyrrhenischem  Gebiet  einem  Kunstwerk  be-  50  selbst  eine  Vermutung  zu  wagen, 
gegnen,  das  beide  vereinigt  zeigt.    So  bestätigt  11.  Dem  strengeren  Stil  gehören  ferner  noch 
auch   hier   die  Archäologie    das    Ergebnis   der  mehrere  Gemmenpasten  italischer  Arbeit  an, 
mythologischen  Untersuchung.      Vielleicht  hat  die   den   P.    (bärtig,  von   den  Hüften   abwärts 
G.Haupt  (am  zu  8  a.O.) Recht,  wenn  er,  gestützt  bekleidet)   auf  dem  Felsen  sitzend  mit  in  der 
auf  dies  Bildwerk,  demKastor  eine  Rolle  im  Uqo[l.  Höhe  angefesselten  Armen  darstellen;  Herakles 
Xvöiitvog  des  Aeschylus  zuweist.   In  der  That  war  steht  ruhig  vor  ihm  und  scheint  mit  geneigtem 
niemand  geeigneter  als  er,  die  Verhandlungen  Haupte   den  Worten  des  Titanen  zu  lauschen, 
über  den  stellvertretenden  Tod   des  Chiron  zu  ähnlich  wie  auf  dem  oben  besprochenen  etrus- 
führen.     Sind   die  Ringe   in   den  Händen   des  kischen  Spiegel  nr.  139:    Cades   3A  224;   Ber- 
Kastor  und  Herakles  vielleicht  samothrakische?  liner  Invent.  780  (S.  1733a),  781  (S.  1733),  782, 
10.    In    diesem    Zusammenhange    sei    noch  783  (S.  1832).  Vielleicht  gehen  alle  diese  Bilder 
eines  merkwürdigen   Bildes   gedacht,    welches  in  letzter  Linie   auf  das   olympische  Gemälde 
Welcker,  Äsch.  Tril.  S.  261ff.  als  Darstellung  des   Panainos  (s.  Sp.  3083)  zurück.  —  Nicht 
der  lemnischen   Kabirenweihe   ansprach.  ganz   sicher  auf  P.    zu   deuten   ist  wegen   der 
Es    ist   ein  roh    ausgeführtes    sehwarzfiguriges  starken    Korrosion    die    Paste    Berl.  Inv.  1385 
Vasengemälde,  nur  in  der  Zeichnung  erhalten,  (frührömisch,  3.  oder  2.  Jahrh.  v.  Chr.);  der  in 
die  zuerst  von  J.  Clvristie,   Bisquisitions  upon  knieender    Haltung    Gefesselte    hat,     wie     es 
the  painted  greek  vases  London  1806  und  1825  scheint,  den  Adler  an  der  Seite. 


3097         Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3098 


12.  Eine  jüngere  Reihe  von  Darstellungen 
des  am  Felsen  angeschmiedeten  P.  und  seines 
Befreiers  unterscheidet  sich  von  den  älteren 
Bildwerken  durch  die  bewegtere,  pathetische 
Haltung  des  Büfsenden.  Wie  0.  Jahn,  Beitr. 
S.  227  f.  und  Müchhöfer  im  42.  Winckelmanns- 
progr,  Berlin  1882  nachgewiesen  haben,  gehen 
alle  hierher  gehörigen  Denkmäler  auf  ein  Ori- 
ginalgemälde der  besten  Zeit  zurück,  in  welchem 
dem  hochentwickelten  Kunstvermögen  entspre- 
chend die  körperliche  und  seelische  Pein  des 
Titanen  einen  vollen  und  ergreifendea  Aus- 
druck gefunden  hatte.  Milchh.  sucht  dies 
Original  in  dem  bei  Seneca  contr.  10,  34  wegen 
der  realistischen  AViedergabe  der  Folterqualen 
(nach  dem  Modell  eines  gemarterten  greisen 
Sklaven)  gerühmten  Bilde  des  Parrhasios, 
•eines  Meisters  psychologischer  Charakteristik. 
Die  ausführlichere  Beschreibung  des  Gemäldes 
eines  sonst  unbekannten  Euanthes  bei  Achilles 


ner,  Mus.  de  France  pl.  15,  1),  sowie  die  Gemme 
Cades  16  E  40  u.  eine  Paste  Berl.  luv.  4129 
(nur  Prorn.).  Endlich  gehört  ein  jüngst  bei 
den  Tiberarbeiten  gefundenes,  im  Therm en- 
museum  befindliches  Relief,  das  allerdings 
nur  den  CP.  vom  Adler  zerfleischt',  nicht  auch 
den  Befreier  zeigt,  nach  der  von  Heibig,  Führer 
2a  nr.  1099  gegebenen  Beschreibung  offenbar 
ebenfalls    in   diese  Reihe,    und   zwar  steht  es 

10  der  Zeit  (hellenistisch)  und  dem  Kunstcharakter 
nach  (Hochrelief  mit  naturalistischer  Behand- 
lung des  Hintergrundes,  pathetische  Körper- 
haltung im  Laokoon-Motiv)  dem  pergameni- 
schen  Bildwerk  besonders  nahe. 

Die  pergamenischen  Statuetten,  jetzt 
imPergamon-Museum  aufgestellt,  gehörten  näm- 
lich ohne  Zweifel  einem  Relief  jenes  freien,  der 
Rundplastik  sich  nähernden,  also  überreifen 
Stiles   an,   den  man   „Reliefgemälde"  genannt 

20  hat    (vgl.    Baumeister    a.    a.    0.    und     Müchh. 


6)  Befreiung  des  Prometheus.     Wandgemälde  der  Villa  Pamfili  (nach  Abh.  d.  bayr.  Akad.  8,  2  Taf.  I  3). 


Tatius  (Erot.  Script.  1 S.  93  f.  r  6— 8  ed.  Hercher),  40 
welches  sich  im  Opisthodom  des  Zeustempels 
zu  Pelusion  befunden  haben  soll,  stimmt  in 
der  pathetischen  Auffassung  und  in  allen  Ein- 
zelzügen zu  den  in  Rede  stehenden  erhaltenen 
Bildern,  und  so  hatte  sich  vielleicht  auch  dieser 
Maler  an  die  berühmte  Darstellung  des  Parrha- 
sios angelehnt.  Schon  Jahn  stellte  zu  diesem 
Bericht  des  Tatius  das  Pompe  janische  Wa  n  d  - 
gern  aide  Zahn  2,  30  (Müller- Wies.  2  nr.  832 
=  Heilig,  Wandg.  nr.  1128,  auch  bei  Milchh.  50 
a.  a.  0.  S.  6)  und  das  rechte  Seitenrelief 
des  kapitolinischen  Sarkophags  Mus. 
Capit.  4,  25  (Mutter-  Wies.  2  nr.  838b;  Vignette 
bei  Milchh.  a.  a.  0.  S.  1  nach  einer  Zeichnung 
für  das  Corpus  der  Sarkophage).  Derselbe  ver- 
öffentlichte das  verwandte,  1838  entdeckte 
Wandgemälde  imColumbariumderVilla 
Pamfili  (Fig.  6)  in  den  Abh.  d,  bayr.  Akad.  8,  2 
S.  231  ff.  Taf.  I  3  (bei  Milchh.  S.  14  abg.). 
Milchhöfer  fügte  als  4.  Glied  der  Reihe  die  60 
von  ihm  zu  einer  Gruppe  vereinigten  perga- 
menischen Marmor-Statuetten  an  (Abb. 
a.  a.  0.  und  bei  Baumeister,  D.  d.  kl.  Alt.  Art. 
Pergamon;  besprochen  auch  bei  Ussing,  Ber- 
gamos, 1899,  S.  116).  Ferner  wies  Furtwängler, 
Arch.  Ztg.  43,  1885,  S.  223  f.  noch  2  Terra- 
cottareliefs  auf  Lampen  gallischer  Fabrik 
als  Beispiele  desselben  Typus  nach  (Abb.  Fröh- 


S.  13).  Leider  ist  der  Kopf  des  P.  nicht  er- 
halten ;  er  würde  uns  vielleicht  eine  Vorstelluncr 
von  dem  gerühmten  Schmerzensausdruck  des 
vermutlichen  Originalbildes  gegeben  haben, 
während  die  andern  Repliken  zwar  das  Antlitz 
des  Dulders  zeigen,  aber  künstlerisch  dem 
pergamenischen  Werk  weit  nachstehen.  Auch 
der  Adler  fehlt,  doch  zeigt  ein  Bohrloch  auf 
dem  rechten  Oberschenkel  des  P. ,  dafs  der 
Vogel  dort  angebracht  war.  —  Die  gemein- 
samen Züge  der  in  Betracht  kommenden  Denk- 
mäler sind  folgende:  P.  ist  mit  den  erhobenen 
Armen  an  die  Felswand  geschmiedet;  der  rechte 
Oberschenkel  ist  gegen  den  Leib  heraufgezogen 
(tbv  iLriQov  iysigsi  ■kcc%?  avrov  Ach.  Tat.),  auf 
ihm  sitzt  der  Adler  (iTttgsidet,  ra>  fwjpö)  rüg  rätv 
6vv%cov  axftaff);  das  linke  Bein  ist  wie  im 
Krampf  abwärts  gestreckt  (rm  anccaiiü  oq&ios 
avTLtsivstai  xaro).  Auf  dem  Bilde  der  Villa 
Pamfili  ist  das  rechte  statt  des  linken  Beines 
gestreckt,  und  der  Adler  sitzt  deshalb  rechts 
auf  dem  Felsen.  Herakles  hält  den  Bogen 
gespannt,  was  auch  bei  der  verstümmelten 
pergamenischen  Statuette  aus  der  Körper- 
stellung deutlich  hervorgeht.  Auf  dem  Sar- 
kophag schaut  von  oben  links  der  Berggott 
(mit  dem  Füllhorn)  zu,  in  dem  von  Milchh. 
rekonstruierten  Bildwerk  hat  er  unten  seinen 
Platz,  am  Boden  gelagert.    (Einen  Genius,  der 


3099         Prometheus  (in  d.  Kunst) 

in  ganz  ähnlicher  Haltung,  wie  der  Berggott 
des  Sarkophages,  einen  Zweig  in  der  Hand, 
vom  Felsen  herab  dem  menschenbildenden  P. 
zuschaut,  zeigt  das  sehr  späte  Marmorrelief 
Musee  Napoleon  1,  14.)  Furtwängler,  Deutsche 
Lit.-Ztg.  1883  S.  781  sieht  in  der  liegenden 
pergamenischen  Figur  (Kopf  u.  Arme  fehlen) 
einen  nicht  zugehörigen  Flufsgott  und  möchte 
den  Berggott  rechts  oben  ergänzen ;  an  Okeanos 
denkt  Weizsäcker  im  betr.  Art.  uns.  Lex.  Sp.  817  f. 
—  Auf  dem  Gemälde  der  Villa  Pamfili,  an 
welches  sich  im  Columbarium  in  bedeutsamem 
Kontrast  der  Untergang  der  Niobiden  reiht 
(Stark,  Niobe  S.  163  f.),  steht  Athene  hinter  dem 
Schützen,  ihn  zur  That  ermunternd;  der  zweite 
Adler  sowie  der  Tempel  auf  dem  pompejani- 
schen  Bilde  sind  blofse  Staffage.  —  Bezüglich 
aller  übrigen,  mehr  nebensächlichen  Umstände 
mufs  auf  3Iilchh.s  eingehende  Darstellung  ver- 
wiesen werden. 

Die  Bronzestatue  des  P.,  welche  L ibanios 
Ecphr.  p.  lllbff.  ed.  Beiske  beschreibt,  wich 
von    dem    eben    besprochenen   Typus    des    ge- 


7)  Prometheus,  Hephaistos  und  Okeaniden. 
Spätrömisches  Basrelief  (nach  Arch.  Ztg.  1856  Taf.  114,  4) 

quälten  Titanen,  wie  es  scheint,  nur  in  der 
Haltung  der  Arme  ab;  vgl.  Milchh.  a.  a.  0. 
Anm.  43. 

13.  Ganz  verschieden  von  allen  bisher 
behandelten  Darstellungen  des  gefesselten  P. 
ist  das  schöne  Relief  einer  Grablampe 
bei  Bartoli  lue.  sep.  1,  3.  Es  zeigt  den  Titanen 
auf  dem  Felsen  sitzend;  nur  die  Arme,  von 
denen  der  linke  über  das  Haupt  erhoben  ist, 
sind  gefesselt;  der  Adler,  auf  dem  Schofs  des 
Dulders  hockend,  verwundet  ihm  die  Seite. 
Eine  moderne  Wiederholung  dieses  Bildes  er- 
kenne ich  in  der  von  Furtwängler  als  Arbeit 
des  18.  Jahrh.s  bezeichneten  Gemme  Berl.  In- 
vent.  9294  (=   Tölken  3,  44). 

14.  Einige  antike  Gemmenpasten  des  1. 
vor-  oder  nachchr.  Jahrh.s  bieten  wiederum 
andere  Motive :  P.,  die  Hände  auf  dem  Rücken 
gefesselt,  sitzt  auf  dem  Felsen  (Berl.  Inv.  1274 
=  Tölken  3,  45,  Winckelm.  3,  10)  oder  mit 
ausgestreckten  Beinen  am  Boden  (ib.  4126); 
auf  dem  Rücken  liegend,  an  Händen  und 
Füfsen  angeschmiedet  zeigt  ihn  die  Paste  Berl. 
Inv.  4128  (S.  1943),  am  Felsen  sitzend,  die 
Arme  erhoben  Cades  16,  39  u.  41,  am  Felsen 
stehend  Cades  16,  40.  Während  auf  diesen  Bil- 
dern der  Adler  am  Körper  hockt,  fliegt  er  auf  dem 
Stein  Berl.  Inv.  6849  =  Tölken  3,  43  =  Winck. 
3,  9  zu  dem  Sitzenden  heran.  Unsicher  ist 
die  Deutung  auf  P.  und  den  Adler  bei  der 
frührömischen  Paste  Berl.  Inv.  1385.  Die  Reihe 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3100 

der  antiken  Gemmenbilder,  welche  die  Qual 
des  P.  darstellen,  wird  erschöpft  sein,  wenn 
wir  noch  die  Lipjjertschen  Steine  Dactxjl.  2,  1, 
4  und  Supplem.  1,  3  (Cabinet  Strozzi)  nennen. 
Die  Befreiung  durch  Herakles  erscheint  noch 
in  einer  späten  (antiken?)  Arbeit  bei  Gravellesr 
Becueil  de  pierres  grav.  2  t.  42. 

15.  Über  ein  aus  Villa  Altieri  stammendes, 
spätröm.  Marmor-Basrelief  der  Blundell- 

10  sehen  Sammlung  zulnce  bei  Liverpool  (Fig.  7) 
(Engravings  pl.  108),  welches  den  gefesselten 
P.  von  Okeaniden  umgeben  zeigt,  s.  Welcker 
A.  T).  3  S.  197,  5  S.  212  und  in  Schneideio.  Philol. 

1  S.  345,  0.  Jahn,  Arch.  Ztg.  16,  1858  S.  168f. 
mit  Taf.  114,  4  und  bes.  Michaelis,  Ancient 
marbles  in  Great  Britain  p.  393  nr.  282;  ders. 
in  Arch.  Ztg.  N.  F.  7,  1875,  S.  32  mit  Ver- 
weisung auf  Arch.  Anz.  1864,  220  ff.  (Conze) 
und   Arch.   Ztg.   N.   F.  6,    1874,  S.  32  (Matz). 

20  Das  „zusammengeflickte  und  kaum  zur  Hälfte 
antike"  Bild  weist  mancherlei  besondere  Züge 
auf:  P.  liegt  am  Boden,  hinter  ihm  eine  bren- 
nende Fackel;  nur  die  erhobenen  Arme  sind 
an  den  Felsen  geschmiedet.  Der  Adler  hockt 
weiter  oben  am  Gestein,  bereit  sich  auf  die 
Beute  zu  stürzen.  Hephaistos,  bis  auf  eine 
Mütze  nackend  wie  P.,  sitzt  neben  dem  Felsen, 
den  Hammer  auf  einen  Ambos  stützend;  eine 
der  5  flehenden  Okeaniden,  denen  ein  Delphin 
als  Symbol  beigegeben  ist,  umfafst  sein  Knie. 
Leider  unterliegen  gerade  P.  und  Hephaistos 
dem  Verdacht,  moderne  Zuthat  zu  sein  (Matz 
a.  a.  0.  fühlt  sich  durch  die  Haltung  des  P. 
an  eine  Figur  Mich.  Angelos  --  wohl  den  zum 
Leben  erwachenden  Adam  der  sixtinischen 
Fresken  —  erinnert). 

16.  Nicht  die  Marter  selbst,  sondern  die 
Vorbereitungen  dazu  sind  auf  einem  ge- 
schnittenen Steine  (Lippert,  Dactyl.  Scrin. 

40  1  nr.  75,  Abb.  bei  Gravelles,  Becueil  de  p.  grav. 

2  t.  11  und  Midier- Wies.  2  nr.  193)  dargestellt. 
Hephaistos  ist  beschäftigt,  die  Fesseln  zu 
schmieden,  wobei  Eros  den  Blasebalg  bedient; 
Apollon,  Ares,  Hermes,  Athene  und  Aphrodite 
sind  zugegen.  Vor  Heph.  sitzt  P.,  das  traurig 
gesenkte  Haupt  mit  dem  Ann  unterstützend; 
neben  ihm  harrt  der  Adler  seiner  Beute. 

17.  Nur  litterarisch  bezeugt  ist  ein  Marmor- 
Relief   am    sog.  goldenen  Thor    zu   Kon- 

50  stantinopel,  einem  unter  Theodosius  d.  Gr. 
erbauten  Triumphbogen:  Manuel  Chrysoloras 
Vet.  et  nov.  Bomae  comp.  p.  122  erwähnt  unter 
dem  plastischen  Schmuck  desselben  a&Xovg 
'HQttxleovg  aglarrig  Kai  &av^iaatcorätrig  r£%vr]g 
Kai  nQOiirj&tcog  ßdaavov  —  Kai  roiavra 
stzga  anb  iiaQiiaQov.  Vgl.  Jahrb.  d.  arch.  Inst. 
8,  1893,  S.  31  ff. 

IL  Der  Raub  des  Feuers. 

60  1 .  Ein  Terracottarelief  an  einer  Grablampe 
(Fig.  8  =  MiÜler-  Wies.  2,  830  nach  Bartoli  u. 
Bellori,  Luc.  sep.  1,  2)  zeigt  einen  bärtigen 
Mann,  der  im  Laufen  den  Blick  achtsam  zu 
der  in  der  Linken  auf  einer  Art  Xv%vog  ge- 
tragenen Flamme  zurückwendet  und  mit  der 
Rechten  wie  frohlockend  in  die  Ferne  voraus- 
winkt. Sollte  der  die  Flamme  tragende  Gegen- 
stand, wie   Weiske  S.  541    meint,   eine  Fackel 


3101         Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3102 


mit  Handschirm  vorstellen,  wie  sie  wohl  sonst 
auf  Abbildungen  des  Fackellaufes  erscheint, 
so  schliefst  doch  das  Heroische  der  Gestalt  den 
Gedanken  an  einen  beliebigen  Figuranten  ent- 
schieden aus.  Prometheus  ist  hier,  ganz  wie 
ihn  Hygin  schildert  (Astr.  2,  15  laetus,  ut  vo- 
lare, non  currere  videretur,  ferulam  iactans), 
als  Feuerräuber  und  in  zv/eiter  Linie  wohl 
auch  als  Stifter  des  Fackelwettlaufs  dargestellt. 
Diese  Nebenbeziehung  erklärt  die  Vertretung  10 
des  N  arthex  durch  die  Fackel  oder  den  Lychnos. 
Ähnliche  Werke  der  bildenden  Kunst  mochten 
dem  Euripides  im  Geiste  vorschweben,  als  er 
Phoen.  1122  die  Erscheinung  des  Tydeus  be- 
schrieb :  Tvdsvg,  Xiovrog  ötQog  fycov  in  üanidi 
%cätij  nscpQLxög'  del^iä  öh  Xix^ntdöa  Tirav  Uqo- 
lLT]%£vg  t(fSQ8v  cuj  ■kqtjccov  tcoXlv ,  übrigens 
offenbar  in  Nachahmung  von  Aesch.  Sept.  415. 
wo  es  von  Kapaneus  heilst:  ?y«  äh  aijn<x  yv\i- 
vbv  avdQcc  TtvQcpögov,  cpXiysi  Sh  Xc^ntäg  dia  20 
%tQÜv  mitXiG[L£vr}'  ZQVGoTg  ds  cpavti  ygäf-ifiacf 
TTQTJßco  ztöXiv.  Vgl.Terzaghi,Itiv.  difiJol.190i-p.2tJ0. 
2.  Auf  dem  rechten  Seitenrelief  eines 
Sarkophags  aus  Villa  Borghese  (Fig.  9  = 

Müller- 
Wies.  2, 
839     nach 
Bouillon 
3, 41, 2  und 
bei  Clarac  30 
pl.  215  nr. 
30     [433]; 

Wiener 
Vorlegebl. 
Serie  D  11, 
2)  ist  eine 
Schmiede 

darge- 
stellt, in 
der    Meis-  40 
ter  und 
zwei  Ge- 
sellen  vor 
einer  flammenden  Esse  arbeiten,  während  ein 
bärtiger,   würdig-   aussehender  Mann  sich  eili- 
gen   Schrittes,    von  jenen  nicht  bemerkt,   mit 
einer  brennenden  Fackel  entfernt.  Eine  Person, 
von  der  nur  der  Kopf  sichtbar  ist,  scheint  ihn 
zurückhalten    zu    wollen.      Der    Meister    zeigt 
ganz  den  gewöhnlichen  Typus  des  Hephaistos,  50 
die  Gesellen  sind  demnach  Kyklopen  oder  auch 
Kabiren.     Die    nackte   jugendliche    Figur    am 
Rande  rechts,  auf  die  P.  zueilt  und  die  einen 
stabförmigen    Gegenstand    in    der   Hand    hält, 
ist  wohl  der  Mensch,  dem  die  Gabe  des  Feuers 
gebracht    wird;    vielleicht   soll   das  Werkzeug 
zur  Aufnahme  des  Feuers  dienen  und  ist  also 
eine  ferula.    Auch  an  den  Kabir  in  Dioskuren- 
gestalt  hat  man  gedacht  {Müller-  Wies.  a.  a.  O.), 
schwerlich   mit  Recht.     Auf  dem  entsprechen-  60 
den  Seitenbilde  des    sog.  pamfilischen  Pro- 
metheus-Sarkophags im  kapitol.  Museum  (s.  u. 
III,  4)  fehlt  in  der  Schmiede  der  Feuerräuber; 
an   dem  Rande    stehen  unter  einem  Baum  ein 
Mann  und  eine  Frau,  beide  unbekleidet,  diese 
in  der  Haltung  einer  Frierenden,  jener,  wie  es 
scheint,  andere  aufserhalb  des  Bildes  anzuneh- 
mende Personen  herbeiwinkend.      Hier  ist  P. 


offenbar  von  dem  kopierenden  Bildhauer  aus 
Mangel  an  Verständnis  für  den  Zusammenhang 
auch  dieses  Seitenbildes  mit  der  Hauptscene 
des  Originals  weggelassen  worden.  Die  Figuren 
unter  dem  Baume  sind,  wie  O.  Jahn,  Ann.  dell' 
Inst.  vol.  19  p.  306  f.  erkannte,  die  Vertreter 
der  Menschheit  und  erwarten  das  Geschenk 
des  Titanen,  vielleicht  Deukalion  und  Pyrrha 
(Panofka,  Ann.  4  p.  180  ff.),  aber  gewifs  nicht, 
wie  einige  gemeint  haben  (Breymann,  Adam 
u.  Eva  i.  d.  Kunst  d.  ehr.  Alt.  1893  S.  6  ff.), 
Adam  u.  Eva,  denn  die  ganze  Komposition 
enthält  nichts,  was  über  den  Gedankenkreis 
der  Antike  hinausginge. 

3.  Während  die  beiden  besprochenen  Denk- 
mäler des  Feuerraubs  der  späteren,  hellenistisch- 
römischen Kunst  angehören,  stammt  aus  früherer 
Zeit  ein  im  Peloponnes  gefundener  Scara- 
baeus  (Abb.  bei  Müller-Wies.  2,  831),  den 
Welcher,  A.  D.  3,  192  f.  als  „ein  Werk  alter, 
strenger  Kunst,  sinnreich  im  Zusammenfassen 
ins  Enge"  bezeichnet.  Da  dieser  Stein  auf- 
fällig an  etruskische  Monumente  gleicher  Art 
erinnert  {Müller-Wies.  a.  a.  O.),  so  kann  er 
vielleicht  als  ein  weiterer  Beleg  für  das  Vor- 
handensein eines  pelasgisch-tyrrhenischen  My- 


8)  Prometheus  als  Feuerbringer  (nach 
Bartoli  Lucern.  sepulcr.  1,  2). 


9)    Prometheus    raubt    das   Feuer    aus   der   Schmiede    des 

Hephaistos   (die   Gesellen   sind   Kyklopen   oder   Kabiren). 

Seitenrelief  am  borghesischen  Sarkophag 

(nach  Müller- Wieseler  2  n  839). 

thenkreises  und  einer  ihn  begleitenden  Kunst- 
übung (s.  o.  I,  9)  gelten.  Indes  ist  die  Deu- 
tung des  Bildes  auf  P.  nicht  zweifellos. 
Ein  bartloser  (!),  fast  nackter  Mann,  nach  rechts 
schreitend,  trägt  in  der  Rechten  einen  Stab 
von  besonderer  Form,  die  Spitze  abwärts  ge- 
neigt, in  der  Linken  eine  kleine  menschliche 
Figur,  der  er  das  Antlitz  zuwendet.  Unten, 
zwischen  den  Schenkeln,  zuckt  ein  Blitz  nieder. 
Handelt  es  sich  hier  um  die  Belebung  des  von 
P.  geschaffenen  Menschen,  so  ist  unverständ- 
lich, warum  und  wohin  P.  davoneilt;  will  er 
das  Feuer  holen,  wie  Welcher  meint,  so  bleibt 
unerklärlich,  weshalb  er  sein  Geschöpf  mit 
sich  trägt.  Ganz  unvereinbar  mit  der  mythi- 
schen Überlieferung  ist  die  Annahme  (bei  M.- 
Wies.  a.  a.  O.),  P.  bringe  dem  Zeus  den  Men- 
schen und  den  Donnerkeil.  Das  angezogene 
Schol.  Lucan.  1,  661  könnte  uns  höchstens 
veranlassen,  den  Merkur  in  dieser  Funktion 
dargestellt  zu  sehen.  Nahe  liegt  jedenfalls  der 
Gedanke  an  Hermes,  sei  es  als  Psychopompos 
(vgl.  z.  B.  die  Gemme  31.- Wies.  2  nr.  33),  sei 
es  als  Träger  eines  Götterkindes  (wie  auf  der 
Münze  von  Pheneos,  Bd.  1  Sp.  2413  uns.  Lex.). 
Die  ungewöhnliche  Form  des  Kerykeion  fällt 
gegen  diese  Deutung  kaum  ins  Gewicht,  wäh- 


3103         Prometheus  (in  d.  Kunst)  Prometheus  (in  d.  Kunst)         3104 

rend    allerdings    der    Blitz    Bedenken    erregt.  werken  dem  menschenschaffenden  P.  assistiert, 

Sollte  wirklich  P.  gemeint  sein,  so  müfste  der  wohnt   der   Bildung   einer  menschlichen  Figur 

Blitz,   der  als  sein  Attribut  sonst  nirgends  er-  bei    auf   nr.    3104    des    Berl,    Inventars.      Die 

scheint,    als   vom   Zeus  gesandt  die    drohende  violette  Paste  aus  dem  1.  Jahrh.  vor  oder  nach 

Strafe  bedeuten.  Chr.    zeigt   links   den  bärtigen   Bildner,    nach 

•i.  Eine  Gemme  bei  Cades  16,  38  zeigt  Prom.(?)  rechts  sitzend,  in  der  Mitte  die  Menschenfigur, 

mit  dem  Feuerbrand  in  der  Rechten,  die  Linke  rechts  Athene.  —  Nicht  P.,  wie  Müller- Wieseler 

lebhaft  emporhebend.  zu  2,  840*  meinen,  sondern  Hermes  (unbärtig 

mit  Petasos  und  Chlarnys)  ist  es,  der  auf  dem 

III.  Prometheus  als  Menschenbildner.  10  Karneol  Furtw.,  Berl,  Inv.  371  (=  Cod.  Impr. 

Die  älteren  Darstellungen,   meist  Gemmen,  5,  13,  Variante  5,  12)  einen  menschlichen  Kopf 

einfach    gehalten,    zeigen    den   P.    allein    mit  auf   den   Körper   eines   Vogels   setzt.    - —   Eine 

seinem  Geschöpf,    bisweilen  noch  die  Helferin  besondere  Klasse  unter  den  in  Rede  stehenden 

Athene;     die    späteren    werden    figurenreicher  Darstellungen  bilden  diejenigen,  in  denen  wir 

und  breiten  sich  zuletzt  in  allegorischem  Bei-  den   Schaffenden   an   einem   Skelett  arbeiten 

werk  immer  mehr  aus.  sehen.    Gerade  für  diese  Bilder,  meist  römische 

a.  Gemmen  und  Pasten.  Dem  Mythus  Arbeiten  der  Kaiserzeit,  ist  die  Wahrschein- 
gemäfs  konnte  die  menschenschaffende  Tliätig-  lichkeit  grofs,  dafs  sie  den  P.  vorstellen,  denn 
keit  des  P.  nur  als  ein  Bilden  und  Formen  in  es  ist  schwer  zu  sagen,  was  sie  sonst  bedeuten 
Thon  dargestellt  werden.  Unter  den  zahlreichen  20  sollten ;  etwa  ein  Künstler,  der  sich  den  v.äva- 
geschnittenen  Steinen,  auf  denen  man  seit  ßog  zimmert,  wäre  doch  kaum  ein  Gegenstand, 
Winckelmann  die  Schöpfung  des  Menschen  der  zu  so  häufiger  Behandlung  reizen  konnte, 
durch  P.  hat  erkennen  wollen,  scheiden  dem-  Von  den  bei  Treu,  de  ossium  humanorum  dar- 
nach zunächst  diejenigen  aus,  bei  denen  es  varumque  apud  antiquos  imaginibus  diss.  Berol. 
sich  um  ein  Bilden  gar  nicht  handelt.  So  1874  p.  7  ff.  zusammengestellten  Steinen  ge- 
stellen  die  Gemmen  Furtw.,  Berl.  luv.  441 — 43,  hören  hierher  die  Nummern  17—21  und  23. 
die  dort  im  Register  unter  Prometheus  ange-  Auf  nr.  23  (=  Haspe  2  nr.  8560)  sitzt  P.,  bär- 
führt sind,  nicht  den  Titanen  vor,  sondern  tig,  in  der  gewöhnlichen  Handwerkstracht,  auf 
ebenso  wie  439  und  440  (vgl.  Cades  8  C  78 — 81)  einem  Stein  und  fafst  mit  der  Linken  die 
den  Hermes  als  Totenbeleber  (ipv%aycüy6g).  Auf  so  Hand  des  stehenden  Skeletts.  Hinter  P.  steht 
441  glaube  ich  auch  das  Kerykeion  zu  sehen.  eine  Frau,  auf  der  andern  Seite  fliegt  ein  ge- 

Aber  auch  wo  ein  Bildner  vor   einer  mehr  flügelter  Knabe  mit  Fackel  zum  Skelett  heran, 

oder  minder  fertigen  Menschenfigur  steht  oder  Die  andern   Bilder  erscheinen    als    abgekürzte 

sitzt,  darf  nicht  immer  an  P.  gedacht  werden.  Wiederholungen  desselben  Gegenstandes  (ohne 

Arbeitet  er  z.  B.   mit  dem  Hammer  in  Stein,  die    Frau    und    den    Knaben).      Nr.   17    u.    18 

wie  auf  der  Gemme  Ficoroni,  gemm.  litt,  t.  5,  zeigen  P. ,   nur  den  Unterkörper  verhüllt,   mit 

6    oder    ist    die    aus    dem   Thonklumpen    ent-  dem  Hammer  in  der  Rechten  auf  einem  Stuhl 

stehende  Figur  eine  schon  bekleidete,  wie  eben-  sitzend ,   im  Begriff  mit  der  Linken  die  Hand 

da    9,    6,    so  kann  nur   ein  beliebiger  Hand-  des  Skeletts  zu  fassen.    Auf  nr.  19  (=  Furtw., 

weiker    oder    plastischer    Künstler    (wie    auf  40  Berl.  Inv.  7688,  M.-Wies.  nr.  837)  und  ähnlich 

nr.  7689 ff.  des  Berl,  Veras.)  angenommen  werden.  20 — 21     erscheint    P.     kahlköpfig,    auf    einem 

Die  Nacktheit  des  Bildners  (er  trägt  meist  nur  Klappstuhl  sitzend,  ebenso  beschäftigt.  —  Nicht 

die  Chlamys)  spricht  ebensowenig  entscheidend  einen  Bildner,  sondern  einen  studierenden  Phi- 

für  P.   wie   das   vereinzelte  Vorkommen   eines  losophen  oder  Arzt  erblickt  man  bei  Treu  nr.  22 

Stabes  oder  Scepters  in  seiner  Hand;  eher  fällt  und  Furtw.  4527.  —  Vgl.  noch  im  allgemeinen 

das  Fehlen  des  Bartes  (sicher  bei  nr.  445)  gegen  Blümner,   Technol.  2  S.  121  f. 

die  Deutung  auf  P.  ins  Gewicht.    Der  Bildner  b.  Reliefs.     Als  eine  noch  einfache  Kom- 

arbeitet    bald    an    einem   Torso,    modellierend  position  steht  den  besprochenen  Darstellungen 

(nr.  445.    451 — 55)    oder    messend    (456.    3103;  am   nächsten   das   vorzüglich   schöne   Bild   auf 

nur  Thonklumpen  und  Mefsschnur  hält  er  bei  50  einem    Bronzemedaillon    des    Antonin us 

Ficoroni    9,    1),    bald    fügt    er    schon    fertige  Pius  (Abb.  bei  Müller- Wies.  2,  835  nach  Venuti 

Glieder  dem  Rumpfe    an   (444.   446—50.  457).  Ant.    Num.    Mus.    Vat.    1   t.  25   nr.  2).     P.   in 

Das   Gebilde    ruht    bisweilen    auf   einer  Basis  Handwerkertracht    arbeitet    sitzend    mit    dem 

(451 — 55.  3103),  in  andern  Fällen  auf  3  Stützen  Modellierstab    an    der    etwas    erhöht  vor  ihm 

(uxQißas  oder  %dlißag:    444.   445.   456.   Ficor.  stehenden,  nahezu  vollendeten  Menschenfigur; 

4,   5.   5,    1).     Am  meisten   Wahrscheinlichkeit  Athene,_  durch  kriegerische  Gewandung  sowie 

hat  die  Deutung  auf  P.  wohl  da,  wo  die  Glieder,  durch    Ölbaum   und  Schlange   gekennzeichnet, 

wie    z.  B.  auch    bei    Cades  16,   33,    nicht    aus  setzt,  entsprechend  der  ihr  bei  Hygin  fab.  142, 

der   Gesamtmasse  heraus   modelliert,    sondern  Lactant.   fabb.   1,    1,   Luc.  Proin.  3  u.  Et,  M. 

fertig  von   aufsen    angesetzt    werden,   da    dies  60  s.  v.  'Ikoviov  zugeteilten  Rolle,  dem  Menschen 

Verfahren      der      eigentlichen     künstlerischen  einen  Schmetterling,  das  bekannte  Symbol  der 

Thätigkeit    weniger   entspricht.      Die    meisten  Seele,    aufs   Haupt.     Eine  Anzahl  verwandter 

Stücke     dieser     Art     gehören     dem     5.     oder  Darstellungen    weisen    O.   Jahn,    Arch.    Beitr. 

4.   Jahrh.    an.      Als    ein    sicheres    Kriterium  S.  138  u.  Welcher  A.  D.  5  S.  188  nach.   Besonders 

kann  aber  nur  die   Anwesenheit   der  Athene  ansprechend  ist  die  einer  Terracottalampe 

gelten.    Die  Göttin,  welche  sonst  ja  auch  dem  aus  Perugia  bei  Bartoli,  Lucerne  sepolcr.  1,  1 

waffenschmiedenden  Hephaistos  oder  dem  zim-  (Fig.  10).     Dagegen  verwendet  das  späte  Bas- 

mernden  Epeios   und   auf  den  gröfseren  Bild-  relief  Musee  Napoleon  1  pl.  14  (aus  Villa  Albani) 


3105         Prometheus  (in  d.  Kunst) 


Prometheus  (in  d.  Kunst)         3106 


das  symbolische  Psyche -Motiv  in  ganz  ver- 
ständnisloser Weise,  indem  hier  Athene  mit 
dem  Schmetterling  den  schon  lebenden  Ge- 
schöpfen des  P.  entgegentritt. 

P.  und  sein  Geschöpf  bilden  auch  den  Kern 


ii) 


20 


30 


10)  Prometheus  als  Menschenbildner  (nach  Bartoli  Lucern. 
scpulcr.  1,  1). 

einer  Anzahl  figurenreicher  allegorischer  Kom- 
positionen auf  römischen  Sarkophagen. 

1.   Die  Schöpfung  des  Weibes  durch  P. 
ist  Gegenstand  eines  späten  und  ziemlich  rohen 
Reliefs  (Fig.  1 1)  auf  einer  nicht  ganz  vollständig  er- 
haltenen Sarkophag- 
platte  der  vatikani- 
schen    Sammlungen 
(eingemauert  als  nr. 
353  in  der  stanza  dei 
busti ,    II.  divisione ; 
Abb.     bei     Müller- 
Wies.  2  nr.  840  nach 
Pistolesi,  II  Vaticano 
vol.  5  t.  51 ;  daselbst 
auch      Litteraturan- 
gaben).  Die  Deutung 

der  Hauptfiguren 
wäre  auch  ohne  die 

Beischriften  PRO- 
METHESu.MVLIER 
zweifellos.  Der  er- 
stere  arbeitet  mit 
dem  Modellierstab  an 
dem  fast  vollendeten 
Haupt  des  vor  ihm 
stehenden  Weibes. 
Ebenso  unverkenn- 
bar sind  die  eben- 
falls inschriftlich  bezeichneten  Nebenpersonen:  60 
Mercur,  Anima  und  die  3  Parzen.  Stier  und 
Esel  oben  rechts  und  der  Hund,  dessen  Kopf 
neben  P.  noch  sichtbar  ist,  sind  schwerlich 
dazu  bestimmt,  Eigenschaften  zur  Bildung 
des  Menschen  herzuleihen,  wie  man  nach  Hör. 
Od.  1,  16,  13  ff.  vermutet  hat  (Müller- Wieseler 
a.  a.  O.),  sondern  stellen  auch  Geschöpfe  des 
Titanen  vor.     Im  Vordergrund  stehen,   kleiner 

Boschek,  Lexikon  der-  gr.  u.  röm.  Mythol.    III. 


als  die  göttlichen  Gestalten  und  von  gleicher 
Gröfse  mit  der  mulier,  zwei  schon  lebende 
Menschen  männlicher  Bildung;  ein  dritter  liegt 
wie  tot  dem  P.  gegenüber  zu  Füfsen  des  Mer- 
cur und  der  Psyche.  Die  Gebärde  der  letzteren 
drückt  offenbar  das  Grauen  vor  der  Unterwelt 
aus,  in  welche  der  Gott,  wie  seine  abwärts 
deutende  Handbewegung  zeigt,  die  Seele  hin- 
abgeleiten will.  Der  Gedanke,  die  Seele  solle 
dem  Gebilde  des  P.  zugeführt  werden,  ist  schon 
deshalb  abzuweisen,  weil  diesen  Dienst  sonst  nur 
Minerva  leistet.  Ebenso  ist  Böttigers  Vermutung, 
es  handle  sich  um  Seelenwanderung,  schon 
von  Jahn,  Beitr.  S.  141  mit  Recht  abgelehnt. 
(Ebenda  S.  140  Deutungen  der  rätselhaften 
Inschrift  SERYS.)  Entstehung  und  Tod  des 
Menschen  also  ist  hier  im  Bilde  zusammen- 
gefafst,  freilich  in  recht  äufserlicher  Verbindung. 
2.  Künstlerisch  viel  bedeutender  ist  die 
reich  ausgeführte  Darstellung  desselben  Ge- 
dankens auf  der  Vorderseite  des  früher  in  der 
Villa  Pamfili  befindlichen,  jetzt  kapitolini- 
schen Sarkophags,  dessen  Nebenseiten,  die 
Befreiung  des  P.  und  die  Schmiede  des  He- 
phaistos  bezw.  den  Feuerraub  zeigend,  oben 
unter  I,  12  und  H,  2  besprochen  sind.  Abb. 
bei  Miliin,  gal.  myth.  93,  383,  Mus.  Capit.  4, 
tb.  25,  Müller -Wieseler  1  nr.  405  und  2,  838  a 
nach  Bellori-Bartoli,  Admir.  Born.  ant.  tb.  66. 
67;  Ann.  delV  Inst.  19,  1847,  Taf.  Q,  R  p.  306  ff. 
=  O.  Jahn,  Promethee  Paris  1848;  Baumeister, 
D.  d.  U.  A.  3  S.  1413  Fig.  1568  nach  Bighetti 
1,  75;  Wiener  Vorlegebl.  D  11,  4,  Brunn,  Vor- 
legebl.  8  c ;  die  Hauptgruppe  sowie  eine  Ge- 
samtansicht   des    Sarkophags    bei    B.   Menge, 


11)     Prometheus 
als    Menschenbildner 
Sarkophag-Relief  im  Vati- 
kan   (nach   Müller -Wieseler   2 
Taf.    LXV     n.    840);     anwesend: 
Mercur,  Anima,  3  Parzen. 


Einf.  i.  d.  ant.  Kunst  (3.  Aufl.)  Fig.  319  und 
320.  Zwei  andre  Sarkophage,  auf  denen  die 
nämliche  Komposition  mit  geringen  Abwei- 
chungen wiederkehrt,  befinden  sich  im  Louvre: 
der  einst  borghesische  (Bouillon,  Mus.  des 
Antiq.  3,  41,  2  =  Clarac,  Mus.  de  Sctdj)t.  p.  215 
nr.  30  [433])  und  der  aus  Arles  stammende 
(Bouillon  3,  41,  1  =  Clarac  p.  216  nr.  31  [768J); 
ebenda  noch  ein  Fragment:  Clarac  p.  215,  322. 

98 


3107         Prometheus  (in  d.  Kunst)  Prometheus  (in  d.  Kunst)         3108 

Vgl.    die    Übersicht    sämtlicher    Repliken    bei  im  Charakter  durchaus  antiken  Darstellung  zu 
0.   Jahn,    Beitr.    S.    169,    welcher   in  Ber.   d.  Grunde  lägen,  sehe  ich  keine  zwingende  Ver- 
sächs.    Gesch.   d.    Wiss.   1861    S.  294  noch    auf      anlassung.      Vielleicht    geht    die    Komposition 
ein  Relief  im  kgl.  Mus.  zu  Madrid  (Hühners  Be-  auf  ein  Original  zurück,    welches  nur  Feuer- 
schreibung    nr.    290)    hinweist,    sowie   die   ein-  raub,   Menschenschöpfung  und   Befreiung    des 
gehende  Vergleichuug  dieser  Bilder  bei  TJi.  Ko-  P.  enthielt  und  somit  eine  Prometheus-Trilogie 
nitzer,  de  fab.  Prom.  in  arte  litterisque  usu  diss.  ohne  sepulkrale  Nebengedanken  vorstellte.  Der 
Königsb.  1885  p.  23 — 31.     Da   auch  von  Bau-  Künstler,    der  mit   dieser  Vorlage   die  Todes- 
meister  a.  a.  0.,  von  R.  Menge,  Einf.  i.  d.  ant.  scene   vereinigte,   wäre   dann  viel  geschickter 
Kunst    S.    298  ff.    und    Heibig,    Führer    durch  io  verfahren    als    der    Urheber    der    verwandten 
die    Sammlung   klass.    Altert,    in    Rom    Bd.  I2  Komposition,    die  unter  1  besprochen    ist.    — 
S.  298    zu  nr.  457   (13)   ausführliche  Beschrei-  Nach  Stil  und  Technik   der  Reliefs  kann   der 
bungen    des    kapitolinischen    Reliefs    gegeben  Sarkophag  erst  „im  vorgerückten  3.  Jh.  n.  Chr."- 
sind,   so   beschränken  wir  uns  auf  das  Wich-  (Heibig  a.  a.  0.)  gearbeitet  sein, 
tigste.    Das  Bild  der  Langseite,  durch  die  Ge-  3.   Weit  loser   ist    die  Verbindung    des   P. 
stalt  der  Athene   genau  in   zwei   symmetrisch  mit  den  übrigen   Figuren  und    weit    geringer 
komponierte   (Jahn,   Prom.   p.  15)  Hälften  ge-  sein  Anteil  an  der  Handlung  auf  dem  Relief 
teilt,   hat  in   der   einen   die  Bildung  und  Be-  an   der  Vorderseite   eines    1817  bei  Pozzuoli 
lebung  des  Menschen,  in  der  andern  den  Tod  gefundenen,    im  Mus.    Borbon.    befindlichen 
desselben    und    das   Schicksal    der  Seele    zum  20  Sarkophags    (Abb.    bei   Gerhard,   A.   Bildw. 
Gegenstand.     Die   Mittelgruppe:    P.    mit    dem  Taf.   61,    Ber.    d.    sächs.    Ges.    d.    Wiss.    1849 
Modellierholz,    sein    Gebilde    auf    den    Knien  [0.  Jahn,  S.  158—72]  Taf.  8,   Welcher,  A.  I).  2 
haltend   (ein  schon   fertiger  Mensch   steht  vor  Taf.  14,    26  [zu  S.  286 — 95],    W.  Furticängler, 
ihm  auf  einem  Sockel),  und  Athene,  dem  neuen  Die  Idee  des  Todes  1855  Taf.  4  und  M.-Wies. 
Geschöpf  den  Schmetterling  aufs  Haupt  setzend,  2  nr.  841 ,   das.  Litteraturnachweise).     P.    sitzt 
entspricht  in  allem  Wesentlichen  der  oben  be-  im  Mittelteil  der  Darstellung  sinnend  zu  Häupten 
handelten  Darstellung  auf  dem  Medaillon  des  eines    am    Boden    in    starrer    Haltung    ausge- 
Antoninus    Pius.      Doch    ist    die    Erscheinung  streckten  Jünglings,  dessen  Locken  er  mit  der 
des   Titanen,    dort  in  Handwerkertracht,   hier  Linken  berührt.     Während  0.  Jahn  und  nach 
nach    Gesichtsbildung    und    Gewandung    eine  30  ihm,  im  einzelnen  vielfach  abweichend,  Welcher 
weit  würdevollere,  an  den  Zeustypus  erinnernd.  und  Conze  in   dem  Vorgang  die   Bildung  und 
(In   der  sich  emporsträubenden  Haarlocke  auf  Belebung  des  Menschen  erblickten,   behauptet 
den  Reliefs  im  Louvre  findet  Jahn  den  auf  dem  Wieseler  mit  Recht,  dafs  wir  es  in  der  Hegen- 
Medaillon   auch   im  Antlitz   erkennbaren  Aus-  den   Figur  mit  einem   Toten    zu    thun   haben, 
druck  des  Trotzes.)   Hinter  P.,  zwischen  ihm  und  Dafür    spricht    aufser   dem  Umstand,    dafs   in 
der  Erdgöttin,  steht  ein  Korb  mit  Thonklumpen.  den   Darstellungen    der   Menschenbildung    das 
Der    aus    dem   Ozean    (Poseidon)    aufsteigende  Geschöpf   sonst  immer  aufrecht  vor  P.   steht, 
Sonnengott,    die   Parzen  Klotho   und  Lachesis,  die  Anwesenheit  des  Genius  mit  der  gesenkten 
ferner  Eros  und  Psyche,   sich  umarmend,   ge-  Fackel,    die  widerstrebende   Gebärde  der   von 
hören  als   Nebenfiguren  dieser   Seite,    der  des  40  einem  andern  Genius  (er  vertritt  den  in  unserm 
aufgehenden  Lebens,   an.     Die   Gestalten    der  Bilde   anderweitig  beschäftigten  Mercur)    hin- 
andern  Hälfte  umgeben  einen  am  Boden  liegen-  weggezogenen ,   nur   auf  Psyche   zu   deutenden 
den  jugendlichen  Toten:   der  Todesgenius  mit  weiblichen  Figur  (vgl.  M.-Wies.  nr.  838a  u.  840, 
der  umgestürzten  Fackel,  die  verschleierte  Nacht  wo  sie  die  gleiche  Gebärde  macht),  das  Erscheinen 
(so  Menge,  nach  Jahn  Mors,  andre  Deutungen  des  Pluto  und  Cerberus  links  vom  P.,  endlich 
bei  Jahn,  Beitr.  S.  170  A.)  und  Selene,  eine  zu  die  Überreichung    eines  Beutels   (Symbol    des 
Häupten  des  Toten    sitzende  weibliche   Figur  Reichtums,  des  irdischen  Besitzes)  durch  Iuno 
mit    einer    geöffneten   Schriftrolle    (nach   Jahn  an   Mercur,    der    ihn    augenscheinlich   an   den 
Atropos;   oder  vielleicht  Klio?);   Hermes  führt  schon   die  Hand   danach  ausstreckenden  Pluto 
die  Psyche  hinweg,  die  hier  in  kindlicher  Ge-  50  weitergeben    wird.    —    Der    zu    Häupten    des 
stalt,    dem  Toten  an  Gröfse  entsprechend,  er-  Toten  sitzende  Gott  kann  in  dieser  allegorischen 
scheint.    —   In    welchem    Gedankenzusammen-  Darstellung    kein    andrer    als    P.    sein;    durch 
hang  stehen  nun  die  beiden  Seitenbilder,  Feuer-  das    Auflegen    der    Hand    auf   den    Kopf   des 
raub  und  Befreiung  des  P.,  zu  dem  zweiteiligen  Toten   bezeichnet  er  diesen   als  sein  Geschöpf 
Bilde   der  Vorderseite?     Da  die  Darstellungen  (Wieseler).     Auf  die   übrigen  Personen   einzu- 
einen  Sarkophag  zieren,   so  kann  die  Vorfüh-  gehen  ist  hier  nicht  der  Ort.    Nur  Vulkan  sei 
rung    der    Thaten    nnd    Leiden    des    P.    nicht  noch  erwähnt,    der  rechts  auf  einem  zwischen 
Selbstzweck   sein,   vielmehr  dient  sie   nur  der  den  Knien   des  Tellus  stehenden  Ambos  häm- 
allegorischen  Veranschaulichung  einer  auf  Men-  mert.     Nach  Müller-Wies.  soll  hierdurch  „der 
schenleben  und  Tod  bezüglichen  Gedankenreihe.  60  Feuerraub  des  P.  aus  der  Esse  des  Hephaistos" 
Zu  dem  Bild  von  der  Schöpfung  des  Menschen  angedeutet  werden.    Diese  Folgerung  aus  dem 
fügt   sich  als  passende  Ergänzung  ein  andres,  Vergleich  mit  nr.  838  würde  nur  statthaft  sein, 
das    uns    zeigt,    wie    dem   Menschen    die  fürs  wenn  in  unserm  Relief  auch  die  Strafe  des  P. 
Leben  so  notwendige  Gabe  des  Feuers  zu  teil  irgendwie  zur  Darstellung  käme.   Vulkan  steht 
wird.     An   die  Scene   des  Todes   schliefst  sich  hier  wohl  nur  als  Vertreter  des  rüstigen,  werk- 
trostreich die  Befreiung  des  Dulders  von  seinen  thätigen  Lebens   auf  der  Erde,   im  deutlichen 
Leiden.    Zu  der  Annahme,  dafs  die  christlichen  Gegensatz   zu   dem   links  gegebenen  Bilde  der 
Ideen  von  Sündenschuld  und  Erlösung  unserer  Unterwelt.     Überhaupt    durfte  er  in  dem  (fast 


6 


3109         Prometheus  (in  d.  Kunst)  Promylaia  3110 

vollständigen)  Kreise  der  grofsen  Götter  nicht  Litteratur.     Es    seien    hier    von    den  im 

fehlen.  Die  allegorische  Darstellungsart  und  die  Verlauf  der  Abhandlung  angezogenen  Schriften 

Technik  weist  auch  dies  Werk   einer  späteren  nur  diejenigen  noch  einmal  zusammengestellt, 

Epoche  zu,  doch  meint  Welcher  A.  D.  2  S.  295:  welche    sich    nicht    nur    auf  einzelne  P.-Dar- 

,, Die  rauhe  und  die  Zeit  des  Verfalls  verratende  Stellungen    beziehen,     sondern    ganze    Reihen 

Arbeit  kann  uns  nicht  abhalten,  die  Erfindung  und  Gruppen  von  solchen  behandeln:  Welcher, 

und  erste  Ausführung  einer  für  die  Kunst  noch  Alte  Denkmäler  3  S.  192 — 200.     0.  Jahn,  Ar- 

guten  Zeit  zuzuschreiben."  chäol.  Beiträge  S.  226  ff.   Milchhöfer,42.Winchel- 

c.  Der  römischen  Kaiserzeit,  etwa  dem  mannsprogramm  18^2:  Die  Befreiung  des  Pro- 
3.  Jahrh.,  gehört  ein  merkwürdiger  gläserner  10  metheus,  ein  Fund  aus  Pergamon.  Furtwängler, 
Becher  an,  in  einem  römischen  Grab  zu  Köln  Arch.  Ztg.  43,  1885,  S.  223  tf.  Th.  Konitzer, 
gefunden,  jetzt  im  Berliner  Museum.  Über  De  fab.  Prom.  in  arte,  Utterisque  usu  diss. 
ihn  handelt  Welcher,  der  den  Fund  im  Jahrb.  Königsbg.  1885.  Hub.  Schmidt,  Observ.  archaeol. 
d.  V.  f.  A.-F.  im  Eheini.  Heft  28  S.  54 ff.  (mit  in  carmina  Hesiodea,  Diss.  Halle  1891. 

Taf.  18)  =  Bd.  14  (18(30)  S.  114  ff.  veröffentlichte,  [K.  Bapp.] 
ausführlich  in  A.D.  5  S.  185— 193  und  S.  194  ff.  Promethos  {Tlgoiirj^og) ,  Sohn  des  Kodros, 
(gegen  die  von  Michaelis  im  Bullet.  delV  inst.  mit  seinem  Bruder  Damasichthon  König  von 
1860  p.  67  der  seinigen  gegenübergestellte  Er-  Kolophon.  Nachdem  er  diesen  (unfreiwillig?) 
klärung);  das.  Abb.  Taf.  11.  Beischritten,  deren  getötet  hatte,  floh  er  nach  Naxos,  wo  er  starb. 
Buchstaben  „mit  Affektation  der  Altertümlich-  20  Seine  Gebeine  wurden  unter  Zustimmung  der 
keit  nach  links  gerichtet  sind",  bezeichnen  den  Söhne  des  Damasichthon  nach  Kolophon  zu- 
dargestellten Vorgang  als  ANf)PSOIOrONIA,  rückgebracht,  Paus.  7,  3,  3.  v.  Wüamoivitz, 
diePersonen  als TIPOME&ETZ,  TTLOME&ETZ  Sitzungsber.  d.  Kgl.  Preufs.  Ahad.  d.  Wiss.  1906, 
(d.  i.  Epimetheus;  die  Figur  hält  einen  runden,  64,  3.  Dieser  attischen  Version  steht  die  alt- 
grofsen  Gegenstand,  nach  Michaelis  und  Blüm-  kolophonische  gegenüber,  nach  welcher  der 
ncr ,  Technol.  2  S.  121  einen  Thonklumpen,  Gründer  von  Milet  der  Pylier  Andraimon  ist, 
nach  Welcher  die  Pandorabüchse,  in  Händen)  Mimnermos  (fr.  10  Bergk  24  p.  29)  bei  Strabo 
und  rH  (eine  weibliche  Gestalt,  aus  deren  14,  634.  —  Pausanias  (7,  3,  5)  nennt  freilich 
Schofs  ein  Mensch  hervorwächst).  Unbezeichnet  den  Andraimon  wieder  einen  Sohn  des  Kodros, 
sind  eine  stehende  Figur  (Atlas?)  und  eine  wie  30  vgl.  0.  Immisch,  Klaros  {Jahrb.  f.  hlass.  Phil. 
tot  daliegende  (nach  Welcher  Menoitios ).  Neben  Suppl.  17)  142  f.  Toepffer,  Att.  Geneal.  236. 
P.  sieht  man  länglichrunde  Massen  ausge-  [Höfer.] 
schüttet,  wohl  Thonklumpen.  Er  scheint  sein  Proineus  (JJgouivg),  Kyzikener,  von  Idas  ge- 
vor  ihm  stehendes  Geschöpf  durch  Auflegen  tötet,  Apoll.  Bhod.  1,  1044.  Fich-Bechtel,  Die 
der  Hand  auf  den  Kopf  zu  beleben.  Die  tech-  griech.  Personennamen  373.  Gruppe,  Gr.  Myth. 
nische  Ausführung  ist  sehr  unbeholfen.  Ein  561,  6.  Pott,  Zeitschr.  für  vergl.  Sprachforsch. 
ähnliches,  zu  Strafsburg  gefundenes  Glasgefäfs  9  (1860),  184.     [Höfer.] 

trägt  den  Namen  des  Kaisers  Maximinian.  Pronator  s.  Indigitamenta.     Vgl.  Prome. 

So    hat    denn,    wie    O.  Jahn   besonders   im  Promne    (JlQouvn),  Weib    des   Buphagos   zu 

Hinblick   auf  die   Sarkophagbilder    mit  Recht  40  Pheneos  in  Arkadien,  welche  mit  ihrem  Manne 

sagt,   der  tiefsinnige  Mythus  vom  Prometheus  den  von  den  Molioniden  verwundeten  und  nach 

noch   bis  in  die  letzten  Zeiten  des  klassischen  Pheneos  gebrachten  Iphikles,   den  Bruder  des 

Altertums  die  Künstler  zu  eigentümlichen  Auf-  Herakles,  pflegte  und  bestattete,  Paus.  8,  14,  6. 
fassungs-  und  Darstellungsweisen  angeregt.  [Stoll.] 

d.  Die  künstlerisch  weitaus  bedeutendste  Promolos  (IlQo^oXog),  ein  Trojaner,  Krieger 
Verkörperung  des  Menschenbildners  Prome-  des  Aeneas,  von  Turnus  erlegt.  Verg.  Aen.  9, 
theus  würde  uns,  wenngleich  nur  als  Fragment,  574.     [Stoll.] 

erhalten    sein    in    dem    berühmten,    meist    als  Promos    (TlQouog),    1)  Freier    der    Penelope, 

Herakles    angesprochenen    Torso    des    Vati-  Apollod.  Epit.  7,  27.  —  2)  Beiname  a)  des  Zeus, 

kans,  wenn  die  von  C.   Bobert   in  der  Strena  50  Bruchmann,  Epith.  cleor.  p.  139,  b)  des  Helios, 

Helbigiana  (1900)    S.  257 — 261   vorgeschlagene  ebend.  p.  148.     [Höfer.] 

Deutung  die  rechte    ist.     Das  auf  den  Felsen-  Promylaia    (IlQo^vlaia),     vgl.    Phot.    Lex. 

sitz  als  Kissen  gebreitete  Pantherfell  mag  dem  p.  337  und  Stiidas:  iloouvleda,  &ebg  ngoiivltog, 

Titanen  gegeben  sein,  wie  es  sonst  der  Gigan-  i)v    atpiSQvvro   iv  tolg  uvlcöaiv,    <ag  Eftvoerov. 

ten  Tracht  ist.     Die  Annahme,  dafs  die  Figur  Hesych.     ttqouvUu    (Ttpou.vla.La ,    Jungermann). 

mit     beiden     Armen     das     fertige    Menschen-  &tbg  idQv^svi]   iv  roig  uvlüai.     Pollux  7,  180: 

gebilde  zur  Betrachtung  sich  vorgehalten  habe,  itgo^vlaia  ftebg  Kai  fvvoorog.    Es  ist  also  eine 

erscheint    in    der   That    geeignet,    die    eigen-  Mahlgottheit  (vgl.  Mylanteioi  und  dazu  Welcher, 

tümliche   Wendung    des   Körpers    zu   erklären.  Kleine  Schriften  2,   CHI  f.    =   5,   37  f.     R.  H. 

Der  Ansatz    am    linken   Knie    läfst   vermuten,  60  Klausen,  Aeneas  und  die  Penaten  13  Anm.  36. 

dafs  hier  ein  Gerät,   sei   es   ein  Modelliertisch  Kaibel,  Gott.  Gel.  Nachr.  1901,  512;  vgl.  ferner 

oder  ein  Korb  mit  Thonklumpen,  wie  auf  den  die   Artikel    Mylas,    Himalia    [die    aber    nach 

Sarkophagen,  vorhanden  war;  vgl.  Amelung  in  Tümpel,  Philologus  50,  1891,  46   eine   der  tel- 

Bbergs  Jahrb.  5    S.  512.      Gegen    Bobert   tritt  chinischen  Nymphen  ist  und  nicht  zu  den  Mv- 

für    die    von    Br.   Sauer,    Der    Torso    v.   Belv.  Iccvtsioi  frtoi  von  Kameiros  gehört],  Himalis  2) 

(Giefsen  1894)  gegebene  Deutung  auf  Polyphem  und  nahe  verwandt  der  Göttin  Eunostos  (s.  d., 

ein:    B.  Preiser    im  Progr.    d.    Butheneum    zu  wo  nachzutragen  Eust.  ad  Hom.  II.  1332,  4:  Ev- 

Gera  1901.  voarog  .  .  .  daiuav  i7tigvliog  und  ad  Hom.  Od. 


98 


* 


3111                      Promylea  Pronaia                       3112 

1885,  26,  wo  Eustathios  die  Worte  des  Tryphon  F.  Wieseler  in  Göttinger  Studien  1845,  201—250 

bei  Athen.  14,  618  d.:  ifuclXg  d'iarlv  nagu  Aco-  (=  Separatabdruck  unter  dem  Titel:  Die  Del- 

QisvGiv  6  voctog  Y.ai  zu  ini^iSTga  twv   uXtvgcov  phische  Athena:  ihre  Namen  u.Heiligthümer)  und 

so   auslegt,   als   hieße   die  Mühlengottheit  Eu-  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  75  (1857),  666  f.  in  der  Re- 

nostos  auch  Nostos:    Xiysi  dh  Nöotov  .  .  .  tivu  cension  der  [mir  nicht  zugänglichen]  Schriften 

öaiuova  iniavXiov  Vipogov  rüv   äXsTibv,    ög   neu  von  Jul.  Kayser,  Delphi  und  J.  J.  Merlan,  Die 

Evvoötog  iXiysro;  vgl.  auch  Lobeck,  Aglaopha-  Topographie     von     Delphi    unterscheidet     die 

mus    972  h).      Wenn    der    Wortlaut    der    oben  Athena    Tlgövoia    und    Tlgovaia,    glaubt    aber 

angeführten  Zeugnisse  auch  zunächst  die  Inter-  gestützt  auf  die  von  ihm  sorgfältig  zusammen- 

pretation  erfordert,  dafs  das  Bild  dieser  Gott-  10  getragenen    antiken    Zeugnisse    den    Nachweis 

heit  in  (vgl.  K.  Zacher,   Diss.  Philol.  Halens.  führen  zu  können,    dafs   can  allen  Stellen,    wo 

3,  164f.)  den  Mühlen  aufgestellt  worden  ist,  so  von   einem    Tkuhvog  oder   isgbv   oder  vabg   der 

weist  doch  die  Praeposition  itgö  und  die  Ana-  Delpbischen  Athena  die  Rede  ist,  dieselbe  nur 

logie  von  Propylaios,  Prothyraios,  Proastianoi,  Tlgövoia  genannt  wird'  (S.  25),   während  Tlgo- 

Prokyklioi,    Tlgb   nöXtwg  u.  s.  w.    auf  den   ur-  vaiu  (oder  Tlgövuog)  sich  nur  auf  ein  Kultbild 

sprünglichen  Standort  vor  den  Mühlen,  natür-  beziehe,    das    vor    dem    Tempel    des    Apollon 

lieh   zum   Zwecke   des   Schutzes   hin.     A'.  Dil-  innerhalb    des   Temenos    des   Gottes    sich    be- 

they,  Rhein.  Mus.  27  (1872),  395  f.  identifiziert  funden   habe.     Ähnlich    hatten   schon   Lennep 

die    Promylaia   mit   Artemis-Hekate    iitiuvXiog  a.  a.  0.  145,  2   und  G.  Hermann  a.  a.  0.  (vgl. 

(s.  d.)  und  ini-uXißäviog  (s.  d.)     [Höfer.]  20  K.  F.  Hermann,  Gottesdienstl,     Altert.2  19,  19 

Promylea,  -ios  s.  Promylaia.  S.  101)    behauptet,     dafs    ngövuoi    diejenigen 

Pronaia    (Tlgovaia),    Beiname    der    Athena,  Götter  genannt  zu  werden  pflegten,  von  denen 

und  zwar  blofs  Statuen  vor  dem  Tempel  einer  anderen 

I.  in  Delphi.  Gottheit      ständen.        Für      diese      Hypothese 

Die    Frage,    ob    der  Name    der   in   Delphi  Wieselers,  der  Zacher,  Diss.  Phil.  Hai.  3,  74  f. 

verehrten  Athena  Tlgovaia   oder   Tlgövoia    ge-  zustimmt,  scheinen  folgende  Zeugnisse  zu  spre- 

wesen  ist,    ob  überhaupt  beide  Beinamen    und  eben:     Tlgovaia    A%~r\v&    aydXuuTog    bvoua    iv 

dann  mit  welcher  Unterscheidung  sie  gebraucht  AtXcpotg  ngb  tov  vaov  rov'AnöXXcovog  iögvuivov, 

worden  sind  u.  s.  w.,   ist  viel  erörtert  worden.  Bekker,    Anecd.  1,  299,  5.      Tlgovaia     'A&rjvü 

Lennep,    Phalarid.    Epist.      (Groningen    1777)  30  uydXaaTog  bvoybu,  i\zoi  8iu  rö  ngb  tov  vaov  iv 

p.  143fl*.und  Gr.Hermann, Opusc.YI, H,  17ff.  ver-  JtXcpolg  eardvcci,   Bekker,  Anecd.  1,  293,  26. 

langten,  wenn  der  Beiname  überhaupt  richtig  Photius  s.  v.  Tlgövom  'A&r\vu  p.  337  Hermann. 

wäre,  Ugovua  statt  TIgovcäa,  stellten  sich  aber  Etym.  31.  s.  v.  Tlgovoclcc  'A\rr\v&.     Auch  Harpo- 

mit  Entschiedenheit  auf  den  Standpunkt,  dafs  kration  (158,  22  Bekker  =  258,  7  ff.  Dindorf), 

überhaupt  nur  Tlgovoia  zulässig  sei.     Dagegen  Photius   337    Herrn,   s.   v.   Tlgövoia    und    Said. 

haben  E.  Rückert,  Der  Dienst  der  Athena  78  f.  Schol.  z.  Aeschines  a.  a.  0.  erklären  den  Beinamen 

Mathgeber  bei  Ersch  und   Gruber  s.  v.  Orakel  der  Athena  Pronaia  bzw.  Pronoia  Stä  xb  Ttgb 

305,  50  und  vor  allem  0.  Müller,  Anhang  zu  tov   vaov   idgvotrca;    wenn   die    letzteren    auch 

Aeschyl.      Eumeniden  14    (vgl.    Aesch.    Eutne-  nicht  direkt  vor  einer  Statue  sprechen,   so  ist 

niden  101).     Kleine  Schriften   2,  195  ff.     Ersch  40  doch    Wieseler    zuzugeben,    dafs    das   Verbum 

u.    Gruber    s.   v.    Pallas- Athene  101  f.   nachzu-  idgvo&ai   sich   auf  eine  solche  beziehen  kann, 

weisen  gesucht,   dafs  in  Delphi   der  Ursprung-  ebenso    wie    bei     KalUmachos    (fr    220  p.  463 

liehe  Name  der  Göttin  Ilgovuicc  gewesen  aber  Schneider)  im  Schol.  Aesch.  Eum.  21:   ir\  TLaXXdg, 

fdurch   eine    kleine    Umbiegung    des    Namens,  JtXcpoi  viv   o9'    idgvovTo  Tlgovair]v.     Dagegen 

der  einer  höheren  Bedeutung  Platz  verschaffte'  aber    stehen    gewichtige    Zeugnisse,    die    von 

und    durch    athenische    Einwirkung    (vgl.    die  einem  Tempel  der  Athena  Pronaia  sprechen, 

ebenfalls  mit  Apollon  eng  verbundene  Athena  und    Wieseler    sieht    sich    gezwungen,    seiner 

Tlgövoia.  in  Prasiai  und  Delos),   zumal  bei  der  Theorie    zu    Liebe    an    allen    diesen    Stellen 

leichten    Vertauschbarkeit    beider    Namen,    in  Tlgövoia  einzusetzen    oder  andere  Korrekturen 

Pronoia   umgeändert  worden   sei.     Dafs   diese  50  vorzunehmen.     Aufser  Hesych.  Tlgovaiag  A%r\- 

Umnennung    auf    athenischen  Einflufs  zurück-  väg  Ttusvog  iv  JsXcpotg  findet  sich   bei  Hcrod. 

gehe,  bemerkt  übrigens  schon  das  Schol.  Aesch.  8,  37  (vgl.  O.  Hoffmann,  Griech.  Dialekte  3,  330) 

3,  108  p.  334  Schultz,  das  den  Aischines  (s.  u.)  dreimal  ro  isgbv  Tijg  Tlgovaiwg  (bzw.  TIgovr}ing) 

und    Demosthenes    (s.  u.)    tadelt,    weil   sie    die  AQ-r}väg  bzw.  nur  Tfjg  Tlgovalvg  (ohne  A&r]väg), 

delphische    Athena    Tlgövoia    genannt    hätten,  ebend.    8,    39    ro    hgbv    (bzw.    to    TS(isvog)    Tfjg 

und  fortfährt:   tö  äs  ä^idgTritia  diu  nsgir'ixrjaiv  Tlgovaing  (Tlgov7}'ii]g)  'Afrnväg  und  ebend.  1,  92: 

ivTÖniov    iGTogiug-    Ti]g    yäg    ÄTTinfig    iv    dr^uo  iv    TIgovT]ir\g    tijg    iv    JzXcpoig    (ohne   'A&nvägj. 

xivi  .  .  hgbv  A&rjvüg  Tlgovoiug.     Aehnlich   wie  Und   auch    die  Anrufung   der  TlaXXäg  TLgovaia 

O.  Müller  urteilen  Ulrichs,  Reisen  U.Forschungen  bei  Aesch.  Eumen.  21  setzt  wohl  einen  Tempel 

in  Griechenland  1,  45.    Gerhard,  Arch.  Zeit.  3  60  voraus,    O.    Müller,    Aesch.    Eumen.    101.      Es 

(1845),   69.     Welcker,  Griech,  Götterl.  2,  305  f.  kommt   ferner  hinzu   Diodor   22,   9,    i>:    ovtcov 

K.  Bötticher,  Tektonik  der  Hellenen  2,  IV  S.  47.  ds    iv    Ty    vsp&vsi    (des    delphischen    Apollon) 

Bursian,    Geogr.  von  Griechenland  1,  171.     E.  dvetv  vsiov  navTtXcog  agxaicovjWnväg  ngoväov 

Kuhnert,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil,  Suppl.  14  (1884),  xal  'AgTsuidog.     Der   Beiname   Tlgövaog  (s.  d. 

290,  4.     O.  Crusius,  Philologus  53(1894),   Er-  nr.  2)  schliefst  jede  Verwechslung  mit  Tlgövoia, 

gänzungsheft  14.     A.  Mommsen,  Delphika  145.  wie    dies    bei   Tlgövuia   ja    immerhin   möglich 

F.  Dümmler,  Kleine  Schriften  2,  54  f.  =  Pauly-  wäre,  aus.  Freilich  befremdet  die  Angabe  Diodors, 

Wissowa  Bd.  2  Sp.  1968  f.  s.  v.  Athena.    Auch  dais  sich   der  Tempel   innerhalb   des  Temenos 


3113                         Pronaia  Pronaia                         3114 

des  Apollon  befunden  habe,  während  er  nach  566,  IV.    Philologus,  Ergänsttngsheft  53  (1894), 

den    übrigen    Berichten    (s.   unten)    außerhalb  5   vers  25   (vgl.   S.  14).      Auf  Athena  Pronaia 

des  heiligen  Peribolos  lag.    0.  Müller,  Kl.  Sehr.  (nicht  Pronoia)  weist  auch  Aristid.  or.  2  p.  26 

2,  197,  45   nahm   daher   ein   Versehen   Diodors  Dind.:  'Aitöllmv  .  .  xolg  (ihv  äXXoig  avxög  iart 

an.     A.  Mommsen,  Delphika  25,  2  nimmt  eine  TtQOTXvXuiog,  crixov  dh  xrjv  'A&wv&v  Ttfxoin- 

unscheinbare  Kapelle  an,  die  in  jüngerer  Zeit  xai\    vgl.  or.  1,  23,  8:    'AnöXXcov    xwv    avxov 

durch    den  Athenatempel    auf    der  Marmariä  %Qvo{icpd(bv  xuvxtyv  7iqovgxi]6ccxo  xcel  ngoftveiv 

(s.  unten),  den  übrigens  Diodor  (11,  14)  gleich-  inixa^sv. 

falls  erwähnt,  antiquiert  gewesen  sei.     Wieseler,  Neben  Tlgovcdcc  findet  sich,  wie  schon  oben 

Delph.   Ath.   24.      Jahrb.  a.  a.  0.  667   schreibt  10  Sp.  3111  f.  erwähnt,  häufig  die  Form  TIqovoiix, 

für  dvsiv  vsav:    dvsiv  tdcöv,   nimmt  also  statt  wo   die   neueren  Herausgeber  z.  T.    gegen    die 

zweier  Tempel   zwei  Bildsäulen  an,   und   baut  Handschriften  TlQovaia  eingesetzt  haben,  Aesch. 

hauptsächlich  auf  dieser   an  und  für  sich  an-  advers.    Ctesiphon.  108.  110.  111.  121.     Da  hier 

sprechenden ,   aber  mit  anderen  Zeugnissen  in  ein  pythischer  Orakelspruch  bzw.  der  Eid  der 

Widerspruch    stehenden   (s.    Mommsen  a.  a.  0.  Amphiktyonen    im  Kriege  gegen  Kirrha  mit- 

145,  1)  Konjektur  seine  oben  angeführte  Hypo-  geteilt  wird,   sieht    Wieseler  14,   der  an   eine 

these    auf.     Auch    die    Inschriften    geben    die  wörtliche  Anführung  von  seiten  des  Aischines 

Form    Tlgovccia.      Wieseler,    Delph.    Ath.   27  f.  glaubt,  hier  die  älteste  Erwähnung  der  Athena 

kannte  von  diesen  zwei,  die  bei  Curtius,  Anecd.  ÜQovoia  und  demgemäfs  einen  Beweis  für  seine 
Delphica  78  nr.  45  (=  Le  Bas  841,   Rangabe,  20  Annahme,    dafs    IJQovoia    gegenüber  IJQoraicc 

Ant.   Hell.   712.     Dittenberger ,   Sylloge  1,  189)  die   ältere   Form   sei;    aber   mit  Recht  macht 

und  Curtius  nr.  43  (=  Le  Bas  843,  Rangabe  711),  Mommsen  a.  a.  0.  145,  1  geltend,  dafs  Aischines 

in  denen  von  i7tiuiXs6&cci  und  v.axaßy.8 vd&o&ui  die   seiner  Zeit  geläufigere   Form   angewendet 

xbv   ■nößuov   xä  Ä&avä   xä  Tlgovalu   die   Rede  haben  wird.    Aufser  bei  Aischines  und  den  schon 

ist.     Dafs  mit  dieser  Schmückung  des  Athena-  gelegentlich  angeführten  Stellen  steht  ügövoia 

bildes    (vgl.    Mommsen   a.   a.   0.    143  f.)    unter  bei  Demosth.  in  Aristog.  1,  34  (or.  25  p.  780). 

diesem    durchaus    nicht   das  von   Wieseler  an-  Paus.  10,  8,  6.  7.    Diodor  11,  14.    Plut.  Praec. 

genommene  iSog  im  Temenos  des  Apollon  ver-  reip.  ger.  32  p.  825  b.     Phylarchos  bei  Parthen. 

standen  werden   mufs,   sondern   ebenso   wahr-  25.     Iulian  or.  4  p.  149  b.     Eust.  ad  Hom.  11. 

scheinlich  das  Kultbild  im  Tempel  der  Athena  30  83,  43.    Vielleicht  hat  zur  Umdeutung  des  ur- 

Pronaia    selbst    gemeint    sein    kann,    ist   ohne  sprünglichen    Tlgovaicc    in    ügövoia    auch    der 

weiteres    klar.       Ob    diese     Schmückung     des  Umstand    mitgewirkt,    dafs,    als   Dionysos    in 

Athenabildes    ihr    mythisches    Vorbild    in   der  Delphoi  von  den  Titanen  zerrissen  worden  war, 

von  Menelaos  xr\  ügovoiee  (hier  die  später  üb-  allein  sein  Herz  7t  q  ovo  tu  xijg  'A&r}väg  unver- 

liche    Form)    'A&nvä    dargebrachten    Weihung  letzt    blieb,    Proklos    z.    Plat,    Tim.   3   p.  184. 

des   Halsschmuckes   der  Helena    hat,    Demetr.  Lobeck,  Aglaoph.  557.    Moni msen  a.  a.  0.  291,  2. 

Phaler.  bei  Eust.  ad  Hom.  Od.  1466,  60.    Schol.  Gruppe,    Gr.    Myth.  103,  13.     104,  1.      Ueber 

Hom.   Od,   3,   267;    vgl.  Bd.  2    Sp.  2779,  3  ff.),  Pronoia   als  Beiname   der  Athena   an    anderen 

wie    Mommsen  a.  a.  0.    143    annimmt,    bleibe  Kultstätten  s.  Pronoia  lff. 

dahingestellt.     Übrigens  befand  sich  auch  das  40  Über    die    Lage    des  Tempels    der  Athena 

Halsband  der  Eriphyle,  das  nach  der  gewöhn-  Pr.   (tkxqo.  'AnöXXcovt    reo   iv  JeXcpotg   v.äXXißxog 

liehen  Tradition  von  Alkmaion  dem  delphischen  v.ul   utyißxog   vsä>g   si&vg  sioiovxi  sig  xb  hgöv, 

Apollon  geweiht  worden  war,  nach  Phylarchos  Demosth.  a.  a.  0.)  vgl.  Herod.  8,  37.     Diodor. 

bei  Parthen,  25    iv   xa   xfjg   Tlgovoiag  'A&vväg  11,  14  u.  bes.  Paus.  10,  8,  6.     Die   Substruk- 

tfpöi.      Eine    weitere    fragmentierte    Inschrift  tionen    der    vier    von    Pausanias     erwähnten 

lautet    xä    onla    ccv&i[^nvcoL  .  .  .  xäg    Ä&ccväg  Tempel  —  und  einer  von  Pausanias  nicht  er- 

x]&g  TlQOvcdug  ccv%i[Lsv[ai,  Corr.  Hell,  6  (1882),  wähnten  Tholos  —  sind  1838  von  Laurent  auf 

459  nr.  91  Z.  12.     Auch  die  von  Homolle,  Corr.  der   sogenannten  Marmariä  gefunden   worden, 

Hell,  25  (1901),    104   ergänzte,   auf  einer   Sta-  Ulrichs,  Reisen  und  Forschungen  in  Griechenl, 

tuenbasis  gefundene  Inschrift:  'A&r]\väi  [ü]qo-  50  1,   263   (vgl.  den  Plan   das.   Taf.    2  =  Annali 

vaiat    avtft-q-H    .  .  .    [Kvcpia]6Soxog    'A\ frrjv eclog  Tav.    d'  agg.   A  =  Bursian,   Geogr.   v.    Gr.   1 

inoir]68v]  weist  darauf  hin,   dafs  die  geweihte  Taf.  4).    Auf  Ulrichs  basiert  Foucart,  Memoire 

Statue,  nach  Homolle  ein  Werk   des  Kephiso-  sur  les  ruines  et  Vhistoire  de  Delphes  in  Arch. 

dotos,  des  Vaters  des  Praxiteles,  im  Tempel  des  missions  scientifiques  2  ser.  Tome  2  (1865), 

der  Athena  gestanden  hat,   den   nach  der  Er-  11  ff.,  da  die  Ausgrabungen  Laurents  schon  zu 

gänzung    von    Danielsson,    Indogerman.    For-  Foucarts   Zeit    vollständig  wieder    verschüttet 

schungen  4  (1894),  167  (gebilligt  von  L.  Ziehen,  waren,  Pomtow,  Beiträge  zur  Topographie  von 

Rhein.  Mus.  57    (1902),  175  f.):   rbv   vabv  xov  Delphi    72,  1.      Die    Annahmen    von     Ulrichs, 

AnöXlavog  xov  Ilv&iov  xul  xäv  avläv  xca  xbv  Bursian,   Wieseler  35  fi". ,   dafs  der  Tempel  der 

xäg  'A\ß-ccvaiag    x&g  ngovaiag    vubv    nal    xbv]  60  Athena   Pr.   mit   der   oben    erwähnten    Tholos 

öqouov    auch    das    Arnpbiktyonengesetz    vom  (s.  unten)  identisch  sei,  war  irrig,   ebenso  wie 

Jahre  380  nennt,    wo    man    früher    irrtümlich  die  von  F.  Thiersch,  Abhandl,  der  philos.-phiM ', 

A[Qxdiiixog    ergänzte,    C.  I.  G.  1 ,  1688  Z.  35  Classe  der  K.  bayr.  Akad.  d,    Wiss.  3,  I  (1840), 

C.  I.  A.  2,  545.     Michel,  Recueil  702.     Collitz  11  ff.,   der  ihn   weiter  nördlich  bei  der  Kirche 

2501.     Auch   der  auf  einer  Stelle  im   Schatz-  TLavayiag  -aoluijaig  ansetzte.    Die  Vermutungen 

hause     der    Athener     zu    Delphoi     gefundene  von    Ulr.  Köhler,   Rhein,   Mus.  53  (1898),  487 

Paian    des   Aristonoos    preist    die   Athena    als  und  Pomtow  in  Klio,  Beiträge  zur  alten  Geschichte 

TQixoytvf]    Tlgovaiav,     Corr.    Hell    17    (1893),  6  (1906),  120.     412 f.   416   sind   bestätigt  resp. 


3115  Pronaos  Pronapides  3116 

ergänzt  durch  die  neuen  französischen  Aus-  Statue  des  Hermes,  ein  Werk  des  Pheidias; 
grabungen,  Homolle,  Acad.  des  inscr.  et  heiles  beide  Götter  hiefsen  IIqovuoi,  Paus.  9,  10,  2. 
lettres  Comptes  rendus  1901,  2,  639  ff.  Pomtöw,  Das  Epitheton  ist  nicht  mit  K.  Bötticher,  Die 
Berl.  Philol.  Wochenschrift  1906,  1182  (vgl.  Tektonik  der  Hellenen  2,  IV  S.  47  als  ein  Aus- 
auch  den  Plan  bei  Luckenbach,  Olympia  und  druck  des  Wesens  des  Hermes  und  der  Athena 
Delphi  40:  iasX&övxi,  Sh  ig  tT\v  TtöXiv  dalv  als  „vordenkende  und  vorsehende  Gottheiten" 
icpa^g  vccoi,  Paus.  10,  8,  6;  unter  nöXig  ist  hier  aufzufassen,  drückt  höchstwahrscheinlich  auch 
nicht  die  eigentliche  Stadt,  deren  Schilderung  keine  engere  Kultusbeziehung  der  beiden 
erst  10,  9,  1  beginnt,  zu  verstehen,  sondern  Götter  zum  Hauptgotte  des  Tempels,  zu  Apollon, 
„Vorstadt",  Pomtoiv,  Beiträge  u.  s.  w.  71,  2),  10  aus  (Ludw.  Urlichs,  Skopas'  Leben  und  Wirken 
die  vier  von  Paus,  erwähnten  Tempel  liegen  76.  Klein,  Arch.-Epigr.  Mitt.  aus  Oesterr.  4 
links  der  sog.  heiligen  Strafse  auf  der  Marmariä:  [1880],  23),  sondern  ist  den  beiden  Göttern 
der  östliche  zur  Zeit  des  Pausanias  in  Trümmern  wohl  lediglich  nur  mit  Rücksicht  auf  den  Auf- 
liegende war  ein  Tempel  der  Athena  Ergane  stellungsort  ihrer  Statuen  gegeben,  Prellcr, 
(gesichert  durch  die  Weihung  'Ad-uvü  FuQyüva,  Arch.  Zeit.  4(1846),  264.  Panofka  ebenda  3  (1845), 
Homolle  a.  a.  O.  641;  vgl.  639 f.  Perdrizet,  56,  K.  F.  Hermann,  Gottesdienstl.  Albert.2  19, 
Melanges  Perrot  259.  Diels  u.  v.  Prott,  Arch.  19  S.  101.  Brunn  a.  a.  O.  Furtwängler ,  Meister- 
Anz.  1903,  203);  dann  folgen  die  zwei  Bufs-  werke  der  griechischen  Plastik  527,  4;  vgl. 
tempel  (Plut.  a.  a.  0.),  ein  dorischer,  der  nach  Lobeck,  Paralip.  gramm.  gr.  381  u.  d.  A.  Pro- 
Patis.  ntvbg  y.al  uycd[iccrav  -Aal  <kv§Qiävx(ov  20  naia  Sp.  3112,  21  ff.  —  2)  Beiname  der  Athena 
war,  und  ein  ionischer,  in  dem  zu  Pausanias'  in  Delphoi  =  Jlgovaia  s.  Sp.  3114.  Ob  frei- 
Zeit  die  Statuen  einiger  römischen  Kaiser  lieh  mit  Diod.  22,  9,  5  (vgl.  lustin.  24,  8,  5) 
standen;  der  vierte,  westliche  ist  derjenige,  der  unter  den  XtvKccl  ■kÖqch  in  dem  pythischen 
'A&wväg  KuXtixai  Hgovoiag.  Die  Tholos,  die  Orakelspruch:  i^iol  usXrjGei  xavxa  y.al  Xbvv.alg 
zwischen  den  Bufstempeln  und  dem  Pronaia-  v.ÖQaig  (zu  den  von  Crusius  Bd.  1  Sp.  2810, 
heiligtum  liegt,  ist  von  Pausanias,  der  sie  mit'  14  ff.  angeführten  Belegstellen  kommen  hinzu 
Recht  nicht  als  Tempel  ansah,  nicht  erwähnt  Aristid.  or.  26  p.  524,  3  Dind.  Tzetz.  Epist. 
worden.  In  dieser  Tholos  wollte  (Homolle  a.  a.  0.  p.  17.  69  Presset)  Athena  Pronaos  und  Arte- 
639;  vgl.  Arch.  Anz.  1902,  42)  B.  Graef,  Arch.  mis  zu  verstehen  sind,  ist  zweifelhaft.  Cru- 
Anz.  1902,  86  das  Heroon  des  Phylakos  (s.  o.)  30  sius  a.  a.  0.  Sp.  2810,  48  und  Eurem,  Die 
erkennen;  doch  liegt  dieses  bei  dem  östlichen  göttl.  Zwillinge  bei  d.  Griechen  110  erkennen 
Athenatempel  nag'  ccvxr\v  xr\v  6Sov  (Her od.  8, 39).  in  den  ltvy.al  xogai  die  Hyperboreerinnen 
Die  ausgegrabenen  aufrecht  stehenden  Säulen  Hyperoche  und  Laodike.  Übrigens  hatte  auch 
des  Tempels  der  Athena  Pronaia  sind  leider  schon  Jul.  Kayser,  Delphi  nach  Wieseler,  Jahrb. 
durch  die  Erdbeben  vom  21.  Februar  und  f.  klass.  Phil.  75  (1857),  667  vermutet,  dafs 
13.  März  1905  zertrümmert  worden,  Pomtow,  unter  den  XbvkccI  xÖQca  zwei  Hyperboreerinnen 
Berl.  Phil.  Wochenschr.  a.  a.  0.  'Aavvxag  Kcc-  (nur  dachte  er  an  Arge  und  Opis)  zu  verstehen 
qüvov  (Pseudonym)  ebend.  1183.  —  Durch  die  seien.  Auch  Usener,  Bhein.  Mus.  58  (1903), 
Feststellung  der  Lage  des  Pronaiatempels  er-  325  f.  (vgl.  Götternamen  355)  hält  die  Deutung 
ledigt  sich  auch  die  Vermutung  von  Wescher,  40  der  „weifsen  Damen"  auf  Artemis  und  Athena 
Dionys.  Byzant.  p.  96,  dafs  bei  (Plut.)  de  fluv.  Pronaos  nicht  für  ursprünglich,  sondern  sieht 
2,  1 :  y£vö[itvog  .  .  aaxu  xb  Kcoqvxiov  ccvxqov  in  ihnen  ein  selbständiges  Jungfrauenpaar. 
y.uxu  TtQÖvoiccv  A&nvüg  zu  schreiben  sei:  xcczcc  Ähnlich  A.  Mommsen,  Delphika  25,  2,  der  aber 
Ilgovaiag  A&rjväg  (seil.  vaov).  schwerlich  mit  Recht  den  Ausdruck  Xsvxai 
II.  Aus  einer  in  unmittelbarer  Nähe  des  xqqui  auf  weifses  Haar  und  Greisentum  be- 
Heiligtumes  des  Apollon  Ptoos  (s.  d.)  gefun-  zieht,  das  schlecht  zu  der  Rolle  als  Schlachten- 
denen  Weihinschrift,  die  sich  auf  einer  Bronze-  Jungfrauen  pai'st.  [Vgl.  jetzt  auch  Weniger  im 
spitze  befindet,  und  lautet:  'AQ-uvcdai  UqovuLui  Arch.  f.  Beligionsw.  10  S.  244,  der  die  weifse 
(Corr.  hell.  10  [1887],  5),  schliefst  Holleaux,  dafs  Farbe  der  Göttinnen  den  gipsgefärbten  Fein- 
wie  in  Delphoi,  sich  auch  vor  dem  Tempel  des  50  den  des  Dionysos  Zagreus  und  den  mit  Gips 
Apollon  Ptoos  ein  Heiligtum  der  Athena  Pro-  bestrichenen  Phokern  bei  Herod.  8,  27.  Polyain. 
naia  befunden  habe,  zu  deren  Statue  der  an  6,  18.  Paus.  10,  1,  3  vergleicht.  Röscher.]  — 
derselben  Stätte  wie  die  Inschrift  gefundene  3)  Poseidon  s.  Proneos.  [Höfer.] 
Marmorkopf  (abg.  Corr.  hell.  a.  a.  0.  pl.  7;  vgl.  Pronapides  (IlQovaTtiSr]g),  angeblich  Schüler 
Kavvadias,  TXvnxk  xov  £&vikov  jiov6si.ov  des  Linos,  Mitschüler  des  Orpheus  und  des 
■xccxaXoy.  it£QiyQa.(p.  17  p.  60f.  G.  B.  Lepsius,  Herakles,  Tzetz.  Prooim.  Alleg.  Iliad.  71,  74 
Griech.  Marmorstudien  [1890]  S.  96  nr.  279)  Exeges.  in  Iliad.  ed.  Hermann  17,  9.  14,  11  ff. 
vielleicht  gehört  habe.  Vgl.  Pronaos,  Proneos  21,  28  ff. ;  an  den  beiden  letzten  Stellen  (vgl. 
und  Pronoia.  [Höfer.]  auch  Schol.  in  Tzetz.  Alleg.  II.  in  Anecd.  Oxon. 
Pronaos  (HQovaog).  1)  Vor  dem  Eingang  60  Paris  ed.  Cramer  3,  376,  23)  führt  Tzetzes  als 
zum  Heiligtum  des  Apollon  Ismenios  in  Theben  seine  Gewährsmänner  Diodor  bzw.  Apollodor 
oder,  wie  die  Stelle  auch  aufgefafst  worden  und  Diodor  an.  Nun  nennt  aber  Diodor 
ist  (Brunn,  Sitzungsber.  der philos. -philol.  Klasse  (3,  67)  zwar  den  Pronajndes,  den  er  als  tvcpviqg 
der  K.  Bayr.  Akad.  d.  Wiss.  1880,  459  =  asXonowg  bezeichnet,  aber  nur  als  Lehrer 
Kleine  Schriften  2,  84),  am  Eingang  vor  dem  Homers,  nicht  aber  als  Schüler  des  Linos; 
gleichfalls  Ismenios  genannten  Hügel,  auf  dem  letzterer  ist  nach  Diodor  nur  älter  als  Prona- 
sich das  Ismenion  befand,  stand  eine  Statue  pides.  Es  beruht  also  die  Angabe  des  Tzetzes, 
der  Athena,   ein  Werk  des  Skopas,   und   eine  dafs   P.    Schüler   des   Linos    gewesen    sei,    auf 


3117                         Pronax  Pronax                         3118 

eigenmächtiger   oder  oberflächlicher  Interpre-  Menaichmos  zu  schliefsen  ist,  der  als  Gegner  des 

tation  des  JDiodor  (E.  Bohde,   Rhein.  Mus.  36  Pronax  an  erster  Stelle  den  Amphiaraos  nennt, 

(1881),  564f.  =  Kleine  Schriften  1,  lOlf.)   und  —   Amphiaraos    als    Mörder    des   Pronax 

damit  wird  auch  die  Berufung  auf  Apollodor  zu  betrachten  sein.  Das  schliefst  Bethe  einer- 
hinfällig oder  mindestens  sehr  zweifelhaft,  seits  aus  Find.  Nein.  13(30),  wo  Adrastos  vor 
F.    Jacöby,     Apollodor s     Chronik     (==  Philol.  Amphiaraos  und  der  Suva  6tccaig  in  Argos  aus 

Untersuchungen    16,    I)    S.    104f.    Lehrer    des  seiner  Heimat  flieht,  andererseits  aus  der  Dar- 

Homer  heilst  Pronapides  aufser  an  den  bereits  Stellung  am  amyklaiischen  Thron  (Paus.a.  a.  0.), 

angeführten    Stellen    noch    bei    Tzetz.   Exeges.  nach  der  Adrastos  und  Tydeus  den  Zweikampf 

25,  25.    26,  2.    27,  2.    Chiliad.  13,  633.    Prooim.  io  des  Amphiaraos  und  des  Lykurgos,  des  Sohnes 

Alleg.    II.    67.    73.    75.     Schol.    Izetz.   a.  a.  0.  des  Pronax,  trennen,  der  als  Rächer  seines  er- 

376,  14.     Jdh.    Diakon.    Alleg.   in   Hes.   Theog.  schlagenen  Vaters   das  Schwert  gegen   dessen 

979     Gaisford    ed.    Oxon.    p.    498  =  ed.   Lips.  Mörder    zieht.      Quelle    dieser    Sage   ist  nach 

p.  607);   vgl.  Lobeck,  Aglaopham.  600  Anm.  f.  Bethe  das  Epos  Afiipiagdov  t£,£lccG  ig.    Frei- 

Nach  Tatian  or.  ad  Graecos  40  (p.  156  Otto  =  lieh  setzt  diese  von  Bethe  gewonnene  Version 

p.  41,  22  Schwartz)  Euseb.  Praep.  ev.  10,  11,  27  der  Sage  voraus,  dafs  bei  Paus.  a.  a.  0.  kein 

p.  495  c    Vig.  =  1,  575,  2   Bind,   war  Prona-  Irrtum  (Bd.  1  Sp.  290,  68 ff.,  s.  dagegen  Bethe 

pides  ein  Athener,  ebenso  nach  Schol.  Dionys.  a.  a.  0.  49,  11)   in   den  Namen    vorliegt.    Als 

Thrac.   bei   Bekker,  Anecdota  2,  783,  22.    786,  Ort    des    Zweikampfes    vermutet    Bethe    171  f. 

17,    wo  hinzugefügt  wird:   Sitta^s  xa  axoi%üa  20  das  Grab   des  Pronax  in  Neinea,  wo  nach  der 

ygäqjso&at,  oig  vvv  ygdtpo^isv.    Pronapides,  de?  gewöhnlichen  Sage  des  Pronax  Sohn  Herrscher 

Athener,   als  Lehrer  Homers  wäre  eine  Stütze  ist,  an  dem  wahrscheinlich  beim  Auszuge  der 

für  Aristarchs  (Plut.   vit.   Koni.  2,  2)  Ansicht,  Sieben  gegen  Theben    Spiele  gefeiert  wurden 

dafs    Homer    ein    Athener    gewesen    sei;    vgl.  zur    Versöhnung   der    Seele    des    Gemordeten, 

Jacoby  a.  a.  0.  105,  9.    Ein  Athener  IlQovd7tvg  nachdem  unterdessen  auch  die  Versöhnung  der 

bei  Isaios  or.  7,  18.  39.  43.     [Höfer.]  feindlichen  Geschlechter  durch  die  Vermählung 

Pronax    (IJqüvo:^),    Sohn    des    Talaos    und  des  Amphiaraos   mit  Eriphyle,   der  Schwester 

der    Lysimache    (s.   d.   nr.   2;   vgl.   Lysianassa  des   Pronax,    stattgefunden    hatte.      Denn    die 

nr.   3,   Lysippe  nr.    6),    Bruder    des   Adrastos,  gewöhnlich  mit    Opheltes-Archemoros    in    Zu- 

der  Eriphyle   u.  s,  w.,   Vater  der  Arnphithea  30  sammenhang  gebrachte  Einsetzung  der  Nernei- 

und    des    Lykurgos    (s.   d.   nr.  6;    vgl.   nr.  5),  sehen  Spiele  war  nach  Hypoth.  Find.  Nein.  3 

Apollod.  1,  9,  13.    Lykurgos  wird  als  Sohn  des  (Boeckh  425,3  =  Abel  2,  10,  1)  erfolgt  iitl  reo 

Pronax  auch  bei  Paus.  3,  18.  12  genannt,  und  Taluov  ncciSl,   ASqccgxov  ds  ccdblcpco,   wozu  er- 

die  vielumworbene,  nicht  mit  Namen  genannte  gänzend  tritt  Ael.  v.  h.  4.  5 :  ol  'Enxa  iitl  0rj- 

Tochter  des  Pronax  (Agathon  im  Thyestes  bei  ßcag  IIqwvuxxi  .  .  .  xdgixag  ditiöoaav.  diu  yäg 

Athen.  12,  528  d.  =  fr.  3  Nauck)  ist  die  von  uvxovg  ccTtolo\iivov  xov  npmvaKxog,   xbv 

Apollodor    a.  a.  0.    erwähnte    Arnphithea,    die  uy&vu   %&£6av  in'  avxio,    ov  ol  itoXlol  oi'ovtai 

spätere   Gemahlin   des   Adrastos,   des   Bruders  in    'Aq%su6qco   re&fjvai   i£   <xQ%i~ig,   eine   Stelle, 

ihresVaters.  Der  sekyonische  Geschicbtschreiber  in  der  freilich  die  gesperrt  gedruckten  Worte 

Menaichmos    (vgl.    Kalkmann,    Pausanias  der  40  dunkel  bleiben.     Doch  möchte  man  dann  mit 

Perieget  149)  berichtet:  IlQwva!- . .  6  Tcclaov  . . .  Gruppe,   Bursians   Jahresber.  85   (1895),   281  f. 

ßaßdivcov   'AgyaLcov   cctio&vi'}6y.£i  y.araarccd'sig  annehmen,    dafs    nach    der    Version,    die    die 

vnb    A-iicpiapccov    nal    xihv    Av a\ayo  gidäv*),  nemeischen   Spiele   zu  Ehren   des  Pronax  ein- 

worauf    des    Pronax    Bruder,    Adrastos,    nach  gesetzt  werden  läfst,   Pronax  als  Herrscher  in 

Sekyon  zu  Polybos  (s.d.  nr.  6  Sp.  2628  f.)  flieht.  Nemea,   wo  ja  auch  sein  Sohn  Lykurgos  re- 

Dafs   statt  %uru6xa&£ig  zu  lesen  ist  %ara-  giert,  zu  denken  ist,  während  die  andere  Ver- 

<sraaiccG&£lg  hat  bereits  Lobeck,  Aglaopham.  sion,   die   die   Nemeen  für  Opheltes   einsetzen 

1112c  gesehen;  nach  ihm  haben  dieselbe  Ver-  läfst,    den    Herrschersitz    des    Pronax    ebenso 

mutung  wiederholt  C.  Müller,  Scrijrtores  Alex.  wie  seine  Ermordung  nach  Argos  verlegt  haben 

Magni  p.  145,  Menaechm.   fr.  3   (in   der  Aus-  50  mag.     Nach    Aelian   a.    a.  0.   scheint  es   fast, 

gäbe    des    Arrian,    Paris    1846)     und     Tycho  als    sei    der   dort   genannte    Pronax    identisch 

Momnifen,   Parerga   Pindarica   9   (vgl.    10,7).  mit  Opheltes-Archemoros,  dem  Sohne  des  Lykur- 

Darnach   ist  also   Pronax,    das  Haupt  der  in  gos,   so  dafs  also  nach  einem  bekannten  grie- 

Argos   herrschenden  Biantiden,   in  einem  Auf-  einsehen  Brauch   der  Enkel   denselben  Namen 

rühr   erschlagen  worden,   den  die  zwei  andern  wie  der  Grofsvater  führte,  dafs  demnach  Pronax 

in  Argos  herrschenden  Geschlechter,   die  Me-  sein    eigentlicher    Name    wäre,    Opheltes    und 

lampodiden,   an  ihrer  Spitze  Amphiaraos,  und  Archemoros  (vgl.  Bd.  3  Sp.  923,  48  ff.)  Doppel- 

die  oben  genannten  Anaxagoriden  erregt  haben,  bezeichnung  für  sein  Wesen.     Hierfür  spricht 

und  zwar  wird  nach  der  scharfsinnigen  Kom-  auch,  dafs  Arnphithea  einmal  {Apollod.  1,  9, 13) 

bination  von  Bethe,  Theban.  Heldenlieder  45  ff.  60  Tochter  des  Pronax  und  Schwester  des  Lykur- 

- —   wie  z.  T.  auch  schon  aus  den  Worten  des  gos  ist,  wiederum  aber  (Apollod.  1,  9,  14)  als 

Gattin  des  (freilich  als  Sohnes  des  Pheres  be- 

*)  Die  Bemerkung  von  C.  Müller^  a.a.O.:  'Anaxagoridae  zeichneten)  LykurgOS  und  Mutter  des  Opheltes- 


aiiundc  vix  noti.    Num  fuit  tmv  &Umv  MtXa/uTtoöiöinr^  Archemoros  erscheint,  üoebvec!-  wird  gewöhnlich 

erledigt   sich   durch   den   Hinweis   auf  Paus    2    18,  4    5.  a\s  nQO-favcc^Pape-BenselerS.V.^gl.P.KretSCh- 
30,  10.     Dtodor.  4,  68.     Schol.  hur.  Phoen.  180.     Vgl.  Bethe,  V,    .     7      -,)■       r  .        ,        „  .  _.       ',?..    ,  .. 

Thcb.Heldcnlieder  4Sf.  und  bei  Pauly-Wüsowa  s.  v.  Anaxa-  ff-    Griech.    Vaseninschr    143)    erklart;   an   Ab- 

goras  1   u.  Anaxagoridai.    P.  Friedender,  Argolica  (Dias.  leitung  von  dem  arglVISChen  Berge  Ilgcov  dachte 

Berlin  1905)  S.  33  ff.  40 f.  Tümpel,  Pauly-Wissowa  1,  1959,  56.     [Höfer.] 


3119  Proneos  Pronoia  3120 

Proneös  (ügövstog  TLogsiSöjv,  Hesych.)    Nach  die  unter   diesem   Namen   nur  in    enger  Ver- 

Schmidt  z.    S.   erklärte    Guyetus  die   Epiklesis  bindung  mit  Apollon  erseheint  (Toepff'er,  Hermes 

'  quod  (Neptunus)  in  prora  navis  depictus  esset' ;  23   [1888],   330  f.)   und   zwar  —  a)   in  Prasiai 

Schmidt  selbst   vermutet   ügovvcäog  =  der  in  (Apollokult,  Paus.  1,  31,  2):  Tlgovota  .  .  A&t]v& 

Pronnoi  (vgl.  Pronos)  auf  Kephallenia  Verehrte.  iv  ngaoicüg  xfjg'Axxixrig  i'dgvxcu  vnb  Aio^öovg, 

Doch  dürfte  das  Epitheton  mit  Vofs  und  Bin-  Bekker,  Anecd.  1,  299,  6;  vgl.:  trjjg  .  .  'ixxiy.i)g 

dorf  im  Thesaurus  s.  v.  ngövtcag.  Lobeck,  Para-  iv  dr^Lco  xiv\  nt-jioirixai  isgbv  A&nvüg  ügovolag, 

lip.   381    als   für  Tlgövccog  (s.  d.)   stehend   auf-  tö  dh  hgovoiag  'Tntgsldng  (=  fr.  67    p.  105 

zufassen  sein.     [Höfer.]  Blafs3)    iv    dr\Xiuv.cp    awiaxogü,    ort    iv    x-jj 

Pronesos  s.  Pronos  u.  Kranios.  10'Axxixy  ioxiv,  Schol.  Aesch.  3,  108  p.  334  Schultz; 

Proneus     (ngcovevg?),     Sohn     des    Priamos,  ügovolccg  'A&nv&g  Isqov  iv  reo  axga>  xfjg  AxxiKi)g 

Hygin  f.  90  p.  86,  19  Schmidt.     [Höfer.]  tjv,  Schol.  Aristid.  III,  27  ed.'  Bindorf.   Freilich 

Pronoe  (Ilgovön),  1)  Nereide,  Hesiod.  Theog.  versteht  der   Scholiast  hier  unter    dem   av.gov 

261,    wo  es  zweifelhaft  ist,    ob  Ilgovör}  xs  vr\-  xr\g  'Axxiy.i)g   das  Vorgebirge   Sunion,   wo   aber 

lisgrrjg,  i)  nctxgbg  ?^ft  vöov  cc&uvccxov  zu  schrei-  sonst  nur  Athena  Sunias  (s.  d.),  nicht  Pronoia 

ben  ist  oder  ngovön  xe  Nviitgxt^g  #•'  i)  %.  x.  X;  bezeugt  ist.     Näher  noch  liegt  es,  an  das  Vor- 

s.  Rzach  z.  d.  St.  Bd.  3  Sp.  214,  52ff.  Sp.  117,  38ff.  gebirge    Zoster    zu    denken,    und    die   Athena 

Der  Name  (Provida,  Schoemann,  Opusc.  acad.  2,  Zosteria  (vgl.  unten)  mit  der  Athena  Pronoia 

173)   bezieht  sich   entweder  auf  die   dem  Ne-  gleichzusetzen;   vgl.    Boeckh,   Kleine  Schriften 

reus  (Bd.  3  Sp.  244,  46  ff.)   und   den  Nereiden  20  5,  448.    A.  Lebegue,  Recherches  sur  Belos  224  f. 

(Bd.  3  Sp.  214,  52ff.)  zugeschriebene  Gabe  der  K.  Kuiper,  Studio,  Ccdlimach.  2  (=  Be  Callim. 

Weissagung  (vgl.  nr.  2)  oder  auf  die  Sorge  für  Theolog.)   68,  1.     Toepff'er,  Att.  Genealogie  306 

die  Wohlfahrt  der   Schiffer,    Pott,   Zeitschr.  f.  u.  Anm.   2.     Lolling,   Athen.    Mitth.   4   (1879), 

vergleich.  Sprachforschung  6  (1857),  335;  vgl.  241.  358.     Maafs,   G.  G.  A.  1889,  24.     Be  Lenaeo 

Welcker,  Aesch.  Tril.  20  Anm.  19  deutet  Pronoe  et  Belphinio  XVIII,  3.   Toepff'er  a.  a.  0.    Gaston 

als  die  f sehr  Kluge1.  —  2)  Weissagende  Naj ade  Colin,   Corr.   hell.  30  (1906),  251.     Zur  Erklä- 

in  Lykien,  die  dem  Kaunos  (s  d.),  der  vor  der  rung  des  Beinamens  geben  die  Quellen,  wenn 

verbrecherischen  Liebe  seiner  Schwester  Byblis  sie    ihn    auch    z.  T.    irrtümlich    auf   die   Del- 

entwichen  war,  den  unterdessen  erfolgten  Selbst-  phische  Athena  beziehen,  an,  dafs  die  irrende 

mord  der  letzteren  verkündete,   ihm  mit  ihrer  30  Leto  vfjg  Tlgovoiag  AQ-nväg  rjyov^evng  (Aristid. 

Hand  die  ihr  gehörige  HeiTschaft  gab  und  ihm  1    p.  157  Bind.)    von   Attika    aus    nach   Delos 

den  Aigialos   (vgl.  Parthen.  1)   gebar,   Apollo-  gelangt    sei,    und   dafs  Athena    rtgosvonoev, 

nios  Bhod.  in  Kccvvov  %xi6ig  (nach  U.  Hoefer,  oitcog  xiv.01  i]  Ar\xw ,   Photius  p.  337  Hermann 

Konon  51  f.)  bei  Konon  2;  vgl.  Bd.  3  Sp.  514,  s.  v.    Hgövoia  'A&r}vä.      Suid.   Etym.  31.  s.  v. 

40  ff.  —  3)  Mutter  des  von  Podaleirios  getöteten  Hqov.  Bekker,  Anecd,  293,  26.     Aristid.  1,  26T 

Lassos,  den  sie  am  Flusse  Nymphaios  in  Paphlo-  9   (vgl.  1,  21,  17  Bind.).     Schol.    Arist.   3,  27T 

gonien  geboren  hatte,   also  ebenfalls  eine  Na-  das    aufserdem    noch    die    Etymologie    giebt 

jade,  Quint.  Smyrn.  6,  469.  —  4)  Tochter  des  oxi  ngovoslxai  17  ftsog  xi)g  nolscog.    Als  Geburts- 

Asopos,  von  Poseidon  Mutter  des  Phokos  (s.  d.  helferin  der  Leto  —   sie  wird  geradezu  Ao%ia 

Bd.  3  Sp.  2410,  16  ff.),  Schol.  Hom.  II.  2,  517.  40  (s.  d.  nr.  2)  genannt;  vgl.  auch  das  Epitheton 

—  5)  Tochter  des  Phorbos,  Gattin  des  Aitolos,  ZcoaxvQia ,    das    sie    mit    Apollon    gemeinsam 

Mutter  des  Pleuron  und  Kalydon,  Apollod,  1,  7,  hat  —  ist   der  Kult   der  Athena  Pronoia    be- 

7.    Pott  a.  a.  0.  335.    Zeitschr.  f.  Völker psychol,  bezeugt  auch  für:  —   b)  Delos,  Macrob.  1,  17, 

u.  Sprachwissenschaft  14  (1883),  36.  —  6)  Toch-  55.     loepff'er,  Hermes  a.  a.  0.     Lolling  a.  a.  0. 

ter    des    Melarnpus    und    der   Iphianeira,    der  Colin   a.  a.  0.     Lebegue  a.  a.  U.   45.      Robert, 

Tochter  des  Megapenthes,  Schwester  der  Manto,  Hermes  22  (1887),  462.    Boeckh  a.  a.  0.  448,  3. 

des  Antiphates  und  des  Bias,  Biodor  4,  68.  ■ —  Von  einer  Athena  ügovcäa  auf  Delos  zu  spre- 

7)   Während   Hesiod   (fr.  21  Rzach)   im  Schol,  chen,  wie  Gust,  Gilbert,  Beliaca  (Diss.  Göttingen 

Laur.  Apoll.  Rhod.  3,  1086  den  Deukalion  den  1869)  S.  23  thut,  verbietet  schon  Macrob.  a  a.  0., 

Sohn  des  Prometheus  und  der  Pandora  nennt,  50  der  von  einem  templum  Providentiae   spricht, 

findet  sich  im  Schol.  Hom.  Od,  10,  2  die  Notiz:  —  2)  in  Delphoi,  s.  Pronaia.  —  3)  Auch  sonst 

dEviHxXLav  .  .  .  nQOiirj&icog  fisv  i]v  viog,  firjrpög  erhält  Athena  entsprechend  ihrer  Deutung  als 

de,  d>g  ol  nlsl6xoi  Xiyovai,  KXv(iivi]g  (s.  d.  nr.  2),  Abstraktion  der  Einsicht  und  göttlichen  Für- 

<hg    dh    'Hotodog    IlQvv6r\g    (cod.    Harl.    oder  sorge  —  Kuiper  a.  a.  0.  123  bezieht  den  Bei- 

nQvvsivg    cod.   Ambros.).     Der  Vorschlag   von  namen  wohl  kaum   mit  Recht   auf  die  Weis- 

Sturz,    FlavdmQag    zu   lesen,    begegnet    paläo-  sagung,  indem  er  die  Athena  <t>r}(iicc  heranzieht  — 

graphischen  Schwierigkeiten ;    Welcker,   Aesch.  ein  Gedanke,  der  auch  durch  den  Namen  ihrer 

Trilog.  12   Anm.  14   (vgl.  S.  220)   las  ügvlsivg  Mutter   Metis   und    die   Sage    vor    der  Geburt 

(vgl.  Prylis);  Schwenck,  Rhein.  Mus.  12  (,1857),  aus   dem  Haupte   des  Zeus   ausgedrückt  wird, 

560   vermutete  üpovohig;   das   von  Schoemann,  60  den  Beinamen  Pronoia:  'A&r\vä  iaxiv  i]  xov  dibg 

Op.  acad.  2,  293  [neben  JIvppKiTjs]  und  von  W.  cvvnaig,  i]  avxi]  ovßa  xfj  iv  avxjj  ngovoia,  xa-frö 

Bindorf  zu  Schol.  Hom.  a.  a.  0.  vorgeschlagene  -aal  TIgovolag  A&nväg  ISgvovxai  vaoi,  Cornut,  de 

ngovör\g  haben  gebilligt  Rzach  (Hesiod  frgm.  nat.  deor.  20  p.  103  Osann-  vgl.  Enst,  ad  Hom, 

22).    Robert,  Hermes  18  (1883),  438,  1.    v.  Wila-  II.  83,  41  ff.  728,  15;  Prodi.  Plato  Rep.  1,  95,  9 

mowitz,  Hermes  34  (1899),  611.    Vgl.  auch  den  Kroll,  siel   xaig  nöXsai    nccoctig  ßw^iol   kccI   vsco 

Beiikalionsohn   Pronoos   (s.  d.    nr.   1).   —   8)  s.  nävxwv  xwv  ftswv,  iv  dl  xovxoig  v.al  Blgovoiag 

Pronome.     [Höfer.]  'A&nvcig  ä>g  ayce&fig  xai  iLsyccXng  ftsov,  Bemostli. 

Pronoia  (Ilgovoia).   1)  Beiname  der  Athena,  in  Aristog.  1,  34  (or.  25  p.  780).  Alexander  der 


3121                       Pronoia  Pronopios                      3122 

Grofse  hatte  jenseits  des  Hyphasis  neben  andern  Macdonald  3,  413,  79.     Tlgorfoia)  axgaxiäg  auf 

Göttern  auch  der  'A&nva  ügövoia  einen  Altar  Münzen  von  Kaisareia  in  Kappadokien,  Mionnet 

errichtet,    Philostr.    Apoll.    Tyan.  2,  43.     Vgl.  7,  666,  42.     Loebbecke,  Zeitschr.  f.  Numism.  12 

Bötticher,   Berichte  d.  phil.-hist.    Classe  d.  K.  (1885),  349.    Head,  Hist.  num.  633.     Iulia,  die 

Sachs.    Gesellsch.    d.    Wiss.    6  (1854),   54  ff.  —  Mutter   des   Kaisers   Tiberius,    wurde    als  &£u 

4)  Auch  Isis  wurde  in  hellenistischer  Zeit  als  Ssßaerri  Tlgövoia  verehrt,  C.I.G.  1,313.    C.l.A. 

TIqÖvoicc    oder    <f>Qovr]Gig    u.   s.   w.    aufgefafst,  3,461.    Buresch,  Athen.  Mitth.  19  (1894),  116,  4. 

Beitzenstein,  Zwei  religionsgeschichtliche  Fragen  Was    die     Inschrift    aus    Assuan    (Syene) : 

95,  2.    102,  1.     Poimandres  44.  ügovoicc  Mvlaalu  Corr.  hell  9  (1885),    146  nr. 

6)  Auch  als  selbständige  Göttin,   viel-  io  6   bedeutet,  ist  mir  unklar.     Vielleicht  ist  es 

leicht  (Gruppe,  Gr.  Myth.  1074,  6)  aus  der  Athena  ein  Personenname.     [Höfer.] 

Pronoia    hervorgegangen,     erscheint    Pronoia.  Pronome    (IJQovofir]),    Tochter    des    Klytios 

Orph.  Ev%i]  30;   j]  nävxa  Siccxagaßa  xbv   ßiov  (s.  d.   nr.  2),    Gemahlin    des   Panthoos,    Mutter 

r](ia>v  IJqÖvoik  (Inschrift  aus  Apameia  Kibotos),  des  Polydamas,    Schol.   V.    Hom.    II.    12,    211. 

C.I.  G.  3,  3957  a  II  v.  5  p.  49,  wo  Dittenberger,  Eustath.  900,  49.     Ob  =  ügovor}?     [Höfer] 

Orient.  Gr.  inscr.  sei.  2,  nr.  458,  33  allerdings  Pronomos  (ügövo^og),  1)  Gigant,  welcher  der 

7iqovoi(x   schreibt.     Weihung    an    die    IIqövoiu  Hera  Gewalt  anthun  wollte,  aber  von  Herakles 

(Epidauros),  Inscr.  Argol.  1318  (so,  nicht  1310,  getötet  wurde,    Izetz.  Lyk.  1350,    der  als  Ge- 

wie   Index  p.  400   steht).     Blinkenherg,   Athen.  währsmann  einen   sonst  unbekannten  Sotas  (?) 

Mitth.  24  (1899),  389,   393.     Neben  Tyche  an-  20  aus   Byzanz   zitiert.     Doch  wird  mit  Hercher, 

gerufen  im  Pariser  Zauberpapyrus:  "ilaQ-i  liol  Jahrb.  für  Mass.  Phil.  Suppl.  1,  272,  1.    289,  7 


r> 


tlgövoia  -/at  Tv%i],  Wessely,  Denkschr.  d.  Kais.  (vgl.  Crusius.    Philologus  54  [1895],  740)  nach 

Ak.  d.   Wiss.  zu    Wien  36  (1888)  p.  56   v.  475.  Phot.  bibl.  147  b,  16.    Piolem.  Heph.  2  p.  185,  5 

A.  Dieterich,   Bonner  Jahrbücher  108/9   (1902),  Mythogr.  Westermann:  ccveltav  xbv  uvmvvuov  xal 

38.    Eine  Mithrasliturgie  2;  vgl.  auch  Kaibcl,  TivgiTirow riyavxa Siuchhei  Tzetz. a.a.O.  yiyavxa 

Epigr   1096,  Fröhner,  Rh.  Mus.  47  (1892),  301.  xbv  Ttvginvovv  zu  lesen  sein.  —  2)  Freier  der 

Epigramm  aus  Thera,  /.  Ins.  Mar.  Äeg.  Suppl.  Penelope,  Apollod.  Epit.  7,  29.  —  3)  s.  Pronoos 

1350.  Sie  wird  besonders  von  Chrysippos  (Philod.  nr.  4.  —  4)  Flötenspieler  auf  der   Satyrspiel- 

n sql  ei) 6.  82  Gomperz.    Gercke,  Jahrb.  f.  Mass.  vase    in  Neapel,    Heydemann    nr.  3240    p.  548 

Phil.   Suppl.    14,    692  f.    705  ff.)    und    anderen  30  (abg.  Mon.  dell'  Inst.  3  tav.  31.      Wiener  Vor- 

Stoikern  der  ElybccQu.hvr\  (Plut.  Stoic.  rcpugn.  34.  legebl.  E,  7.  8.    Schreiber,  Kulturhist.  Bilderatlas 

defato8.9.   Vit.  Hom.  2,115.  Proclus  in  Piaton.  Taf.3,  1.  Baumeister,  Denkmäler  Tat.  5  Fig. 422). 

rempubl.  in  Anecd.  var.  ed.  Schoell-Studemund  Der  Name  (vgl.  Welcker,  Aeschyl.   Trilogie  20 

2,  31,  31  =  2,  63,  22  Kroll  [vgl.  2,  358,  2]  Arte-  Anm.    19)    ist  höchst    wahrscheinlich    gewählt 

midor  2,  39  p.  146  Hercher.    Euseb.  Praep.  ev.  mit  Bezug  auf  den  historischen  hochberühmten 

14,15,6.  Theodoret.Graec.aff.cur.^AbZ  Boeder)  Flötenvirtuosen    Pronomos    (Athen.    14,    631  e. 

oder  der  gleichbedeutenden  Moiga  (Luc.  Iupp.  Paus.  4,  27,  7.    9,  12,  5),  den  Lehrer  des  Alki- 

Conf.  10)  gleichgesetzt  oder  erscheint  als  xwv  biades  (Duris  bei  Athen.  4,  184  d.    A.  Brinck, 

öXav  <£>voig  (Artemid  a.  a.  O.)  oder  Novg  oder  Inscr.  Graecae  ad  choregiam  pertinentes  in  Diss. 

'"Fvxrj   der  Welt,   Sallust.   de   diis  et  mundo  5.  40  Phil.  Halenses  7,  197  f.),    O.  Jahn,  Arch.  Auf- 

H.    Leicy,    Jahrb.    /'.    Philol.   145   (1892),   765.  sätze  145.     Einleitung  zum  Münch.  Vasenkatal. 

Dieterich,  Mithrasliturgie  51.    Abraxas  74.    K.  CXCIX.     Heydemann,   Comm.   in  honorem    Th. 

Lincke,  Neue  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert.  17  (1906),  Mommseni   163 f.     Milchhöfer,   Arch.    Jahrb.    9 

676  ff.  686.    Auf  Kaisermünzen  von  Alexandria  (1894),  79,  55.     W.  Schulze,  G.  G.  A.  1896,  238. 

ist  die  Göttin  ÜPONOIA  (vgl.  Providentia  und  Schreiber,  Die  Wandbilder  des  Polygnotos,  Ab- 

die  Inschrift  aus  Aizanoi  in  Phrygia  Epiktetos:  handl.  des  K.  Sachs.  Gesellsch.  der  Wiss.  17  (1897), 

ZeßccGxi]  ngovoia,    C.    I.    G.    3,    3831a15   add.  6,  145.     [Höfer.] 

p.  1062.    Le  Bas  859)  mit  verschiedenen  Attri-  Pronoos  (IlQÖvoog),   1)  Sohn  des  Deukalion, 

buten  (das  Szepter  haltend  und  mit  Strahlen-  Vater  des  Hellen,  Schol.  Ihuk.  1,  3.     Welcker, 

kränz)  dargestellt,  Catal.  of  the  greek  coins  brit.  50  Aesch.    Trilogie   20    Anm.    19.     v.   Wilamowitz, 

Mus.   Alexandria   176,    1417    pl.  11,    1417    =  Hermes  34  (1899),  611.  —  2)  Sohn  des  Phegeus 

Macdonald ,   Catal.  of  greek  coins  in  the  Hun-  (das    Nähere    unter    Agapenor,    Agenor    nr.  7. 

terian  collection  3,  485,  572  pl.  99,  6;  daneben  Amphoteros   nr.  1.     Alkmaion   Sp.  244,   60  ff.), 

hält    sie    den    Phoinix    (oder    den    ibis    Head,  Apollod.  3,    7,   6.    Bethe,    Theban.  Heldenlieder 

Histor.  num.  722)  auf  der  Linken,  Cat.  brit.  Mus.  135.     Immisch,  Klaros  in  Jahrb.  f.  klass.  Phil. 

72,  598  ff.  pl.  11,  600  =  Macdonald  3,  444,  308  Suppl.  17,  201.   P.  Friedlaender,  Argolica  (Diss. 

pl.  87,    11,    oder   sie    streckt,    als    HPONOIA  Berlin  1905)  S.  51,  23.  —  3)  Troer,  von  Patro- 

0ESIN   bezeichnet,    beide    Hände     nach     der  klos  getötet,  Hom.  H.  16,  399.     Tzetzes,  Alleg. 

Weltkugel  aus,  Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  4,  81.  Hom.  Biad.  16,  94.  —  4)  Ein  Satyr,  Begleiter 

Auch   ohne    bildliche  Darstellung    findet    sich  60  des  Dionysos,   Sohn   des  Hermes  und  der  Iph- 

die  Legende  ÜPONOIA  0ESIN,   Eckhel  4,  77  thime   (s.  d.  2),    Nonn.   Dionys.    14,    113    (v.  1. 

—  auch   auf  Münzen  von  Antiochia,   Zeitschr.  Pronomos).  —  5)  Freier  der  Penelope,  Apollod. 

f.  Numism.  5,  8  Taf.  1,  12.    Cat.  of.  the  greek  Epit.  7,  30.     [Höfer.] 

coins  brit.  Mus.  Galatia,  Cappadocia    and  Sy-  Pronopios  (ngovcomog).    Bei  Dion.  Hai.  A. 

ria  192,  346  pl.  23,  10   —   oder  zur   Verherr-  R.  4,  14,  3  sind  die  ■i'jQcotg  tcqovootcioi,  =  Lares 

lichung    des    Kaisers    Nero    TJPO(oia)    NEOT  compitales  (Bd.  2  Sp.  1885,  59 ff.)    F.  A.  Ukert, 

ZEBAZTOThzw.  ©EOT  SEBAZTOT,  Eckhel  Abh.   d,  K.  Sachs.  Gesell,  d.   Wiss.  2,  186,  93. 

4,  54.     Catal.   brit.   Mus.   Alexandria   19,  154.  [Höfer.] 


3123                      Pronopos  Propator                       3124 

Pronopos  (nQovcortog).  Unter  den  zahlreichen  die    offizielle   Schreibung   der   Stadt   Hq&vvoi, 

Erklärungen  der  Bezeichnung  der  Buchstaben  während  die  Schriftsteller   schwanken   (Belege 

als    (PoiviY.rjiei.    yQa.[L^ccxa    führt    das    Schöl.    z.  bei  Bursian,  Geogr.  v.  Griechenland  2,  376,  2. 

JDionys.  Thrax  bei  Bekker,  Anecdota  2,  782,  23  ff.  0.   Riemann,  Recherches  archeol.   sur   les   iles 

auch  folgende  an:  'AXit,ccvdQog  ö'Pödiog  anb  Ioniennes  2,  llff.).    Über  die  Namen  der  Söhne 

(Poivixog  xov  Uqovcotiov  -nal  EvQcon-ng,  svQovxog  vgl.  auch  Bursian  a.  a.  0.  373,  4.    Nach  Herakl. 

avxd    iv    Kqi]ti\ ,    ov    kniwzsivs    '  Pccdd[iav&vg  a.  a.  0.   ist  P.   Vater   des    (unbenannten)    Ty- 

cpfi-orrjoug,    und    kürzer    ebene! .    783,  34:    äXXoi  rannen   von    Kephallenia,    der   die  Jungfrauen 

(Xiyovoiv)    K7TÖ    <L>oLvi%og   [xov]   IIqovÖttov   (so!)  vor  ihrer  Hochzeit  sich  ihm  hinzugeben  zwang, 

xcu    EvQmnrjg.      Unbekannt    wie    der    citierte  10  bis  er  von  Antenor,  der  in  Weiberkleidung  an- 

Alexandros    von    Rhodos   ist    auch    die    ange-  statt  einer  vom  Tyrannen  befohlenen  Jungfrau 

gebene    Genealogie.      Sonst    ist    Phoinix    der  mit  einem  Dolch  in   sein   Schlafgemach  kam, 

Vater  (Bd.  1  Sp.1410,  7  ff.,  Bd.  3  Sp.  2402,  58 ff.)  getötet  wurde;  an  seiner  Stelle  wurde  Antenor 

oder  Bruder  (Apollod.  3,  1, 1),  nicht,  wie  hier,  vom  Volke   zum   Herrscher  gewählt.     [Höfer. J 

der  Sohn  der  Europa;   Pronopos   ist  gänzlich  Pronuba,  Beiname  der  Iuno,  s.  Boscher  Bd.  2 

unbekannt,  Rhadamanthys  ist  Sohn  der  Europa  Sp.  581),  4  ff .  S.610,   59  ff.     Wissowa,  Religion 

nach  Hom.  II.  14,  322,  wäre  also  nach  unserer  u.  Kult  der  Römer  119.      W.  Otto,    Philologus 

Stelle    ein   Bruder    des  Phoinix,    den    er    aus  64  (1905),  208.     [Höfer.] 

Eifersucht,  wohl  wegen  seiner  Erfindung  der  Proopsios  (ügooipLog),  Beiname  des  Apollon, 
Buchstaben,  getötet  haben  soll.  Das  stimmt  20  dessen  Altar  auf  dem  eine  weite  Fernsicht 
so  ziemlich  mit  Tzetz.  z.  Byk.  50  p.  350  Müller  bietenden  Plateau  des  Hymettos  nebst  dem 
(=  Eudocia  436  p.  335,  1  ed.  Flach):  'Paöcc-  Altar  des  Zeus  Ombrios  und  der  Statue  des 
fiav&vg  avsXcov  xov  i'öiov  adtXcpdv ,  nur  dafs  Zeus  Hymettios  stand,  Paus.  1,  32,2.  Preller, 
hier  kein  Name  genannt  wird.  Auch  sonst  Berichte  d.  phil.-hist.  Klasse  d.  K.  Sachs.  Ge- 
schimmert die  Eifersucht  der  (hier  wohl  durch  Seilschaft  d.  Wiss.  6  (1854),  452.  Milchhöfer, 
Rhadamanthys  vertretenen)  Kreter  aus  dem  Karten  von  Attika  2,  25.  Eitrem,  Philologus 
Bericht  bei  Phot.  (Suid.)  s.  v.  <&oivixrj'Ca  ygccu-  65  (1906),  275.  Vielleicht  ist  er  identisch  mit 
puaxa  hindurch:  JvSol  -aal  "Icovtg  .  .  äicb  (I>oi-  dem  Apollon  TfiTjrTrjff  (Hesych.  s.  v.),  Toepffer, 
vixog  xov  'Ayrivogog  xov  svQÖvxeg.  xovxoig  ds  Att.  Genecd.  304.  [Höfer.] 
<kvxiXiyov6iv  KQfjxsg,  <og  svQS&r]  änb  xov  30  Propator  (IlQondxup) ,  Beiname  1)  des  Zeus, 
ygäcpsiv  iv  cpoivixcov  itsvdXoig.  Diese  letztere  llicophil.  ad  Autolyc.  1,  10  p.  44.  VÖlcker, 
Notiz  (iv  nsxdloig  cpoiviy.tioig  yqäcpsiv)  findet  Myth.  d.  Iapet.  Geschl.  332.  Auch  unter  dem 
sich  unter  Nennung  des  Menandros  und  7tQ07tccxcoQ  ftsog  (Dio  Chrysost.  or.  13  p.  222,  6 
' Execovsvg  (?)  als  Gewährsmänner  in  dem-  Dindorf),  der  ebend.  221,  6  o  nccvxcov  r\yt\i(av 
selben  Scholion  (a.  a.  0.  782,  17),  das  den  heifst,  ist  Zeus  zu  verstehen.  Eine  Inschrift 
Pronopos  als  Vater  des  Phoinix  nennt,  so  dafs  aus  Lagina  erwähnt  das  Priestertum  xov  IIqo- 
es  doch  möglich  ist,  dafs  hier  der  wahrschein-  TiäxoQog  Aibg  XqvguoqsLov,  Corr.  hell.  11  (1887), 
lieh  getrübte  Rest  einer  sonst  verschollenen  31  nr.  45,  eine  andere,  ebenfalls  aus  Lagina 
Sage  vorliegt.     [Höfer.]  stammend,    einen    Priester    Jibg   ügonäxogog, 

Pronos  (TIqövos,  IJQu>vog).    Wie  Kephallenia  40  Corr.  hell.  11    (1887),    155   nr.  60.     Vgl.   auch 

nach    Kephalos,    so    war    die    kephallenische  Anth.  Pah  7,  430,  9   und   den  Zeus  nQÖyovog, 

Tetrapolis  nach  seinen  Söhnen  benannt,  Strabo  Kur.  Or.  1242.     Eine   metrische   Inschrift   aus 

9,  456,    der    zwar    ihre    Namen    nicht    nennt,  Yazülü   (Kaya)   lautet:    dg    yug    Zsvg    nävxcov 

aber  da  er  als  Namen  der  hier  in  Frage  kom-  TtQOitdxajQ,  (iiu  ä'  avögäoL  qi£(x,  Stcrrett,  Papers 

menden  Stadt  rigäv-naog  angiebt  (9,  455),  diesen  of  the  amer.  school  3  (1888),  438  p.  316.     Vgl. 

Namen   auch   als   den   des  Eponymos   ansehen  auch   den  ngonäxcog   xöawov,    Pariser   Zauber- 

mochte.     Auf  ngäviqaog  führt  auch  die  Lesart  papyrus  457  (Denkschriften  d.  K.  Akad.  d.  Wiss. 

ng6^vr]6og  bei  Heraklides  Pont.  Pot Ht.  fr.  32,  wo  zu  Wien   36   [1888]   p.  56];   xöö^ov  Ttgo-xuxriQ, 

Müller,  F.  H.  G.  2,  222,  32  IlQwvi]aog,  Schneide-  ebenda  v.  3122;  ngonaxcoo  ftb&v  nccvxcov,   Ley- 

win,  Herakl.  Pol.  p.  101    n.Q6vr\aog    schreibt;  50  dener  Zauberpapyr.  7,  2  (=  Pap.  Graec.  Mus. 

letzteres  bietet  auch  ein  Codex  des  Steph.  Byz.  Lugd.  Batav.  ed.  Leemans  2  p.  27).  —  2)  des 

s.   v.   Kqccviol  ,    während    die    besseren    Hand-  in  Nakrasa  und  Thyateira  verehrten,  mit  Apollo 

schriften  Tlgövog  bzw.  üoeovog  haben.    Während  identifizierten  lydischen  (Foucart,  Corr.  hellen. 

im   Ktym.   M.  507,  30,    wo    Epaphroditos    als  11  [1887],  103;  s.  aber  auch  Thraemer,  Perga- 

Quelle   genannt  wird,   der  als  Mutter  der  ke-  mos  198,  1.  243,  2.  410)  Gottes  Tyrimnas  oder 

phallenischen    Eponymen    von    Kephalos    die  Tyrimnaios  (s.  d.) :  xov  7tQorcdxoQog  ftsov  'HXiov 

Lysippe  nennt,  der  Name  P.  ausgefallen,  aber  IIv&Lov    TvQi^vcäov    'AnöXXcovog ,    Mova.    xai 

aus     dem      ebenda    genannten     Stamme      der  ßißX.  xf\g  svecyy.  o%oX.  5  (1885/86),  57,  qpjuf. 

IIqovooi   auf  ÜQovog  zu  schliefsen   ist,   findet  Corr.  hell.  10  (1886),  420,  29.    11  (1887),  402. 

er  sich  in  der  Form  Tlgävog  im  7%»«.  Florent  60  C.  1.  G.  2,  3493.  3497.  3450.  —  3)  des  Hermes 

bei   E.   Miller,    Melanges    de    litterat.    grecque  als  Vater  oder  Vorfahr  des  Philesios  (s.  d.  nr.  1), 

184  s.  v.  KbcpccXXr\via.  (vgl.  J.  Geffken,  De  Ste-  Aman.  Peripl.  2,  1.  —  4)  des  Dionysos  als 

phano  Byz.  capita  duo  [Göttingen  1886]  S.  30),  Gründers  von  Nikaia  in  Bithynien,  Dio  Chrysost. 

wo  die  Stadt  IJqüvool  (so!)  heifst.     Nach  Aus-  or.  39  p.  485  M.  =  Dindorf  2,  87,  28,  vgl.  Bd.  3 

weis    der  Münzen    (Postolakkas,    KaxäXoyog  Sp.  303,  60ff.  s.v.  Nikaia.  Koerte,  Athen.  Mitth. 

xü)v    &q%.    vou^iGfi.    KhQY.vQag,     Asvaädog  24  (1899),  403.  —  zl t,]ovvßco(i)  JTpÖ7ro:To[pi, 

etc.   p.  97)   und    der  Inschriften   (Ditlenberger,  Weihinschrift  aus  Erythrai,  Corr.  Hell.  4  (1880), 

Sylt.*  80,   108.      Corr.  hell.   7    [1883],    191)   ist  157   nr.  4.     In   Erythrai    ward   Dionysos    auch 


3125                      Propertius  Propoitides                     3126 

als  Buny/svs  verehrt,  Dittenberger,  Sylloge  23,  nr.  153  iF.  Cat.  brit.  Mus.  Ionia  p.  259  f.)  — 
600,147.-5)  des  Kamephis  (s.  Bd.  2  Sp.  944,       3)  Aischylos  bei  Eratosth.  Catast.  22  =  frgm. 

16  f.),  Stob.   Eclog.   ed.    Mein.    1,   288,    31.    —  262  iV2  nannte  die  Graiai  Ttoocpvlccxzg  der  Gor- 

6)  Inschrift  aus  Kadoi  in  der  mysischen  Ab-  gonen;  vgl.jßoppßd.  1  Sp.1735, 52.  W.Krausche, 
ba'itis:    6  di)u.og  ö  Mvß&v  kßßasträv  irsi^naBv       Mythologumena   Aeschylea  in  Diss.   Phil.  Ha- 

töv  TtQOTtäroQK  Xq6\liov  (s.  d.  nr.  7),  C.I.G.  lenses  9  (1888),  164,  5.     Welcher,  Aeschyl.  Tri- 

3849  und  add.   p.  1085.     Le  Bas-Waddington  logie  386^     [Höfer.] 

1001.     Buresch- Ribbeck,    Ans   Lydien    p.  158.  Propitius     1)    Bezeichnung    des     Poseidon 

Imhoof-Blumer,  Festschrift  für  O.  Ben udorf  202.  auf  einer  Gemme  {<  herbeck,  Kunstmythol.  Po- 

—  7)  %xi  de  Boiaxol  xi^mat  rbv  n qoti dz o q cc  io  seidon,  Gemmentafel  2,  4).  Overbeck  a. a.  O.  301 
avtäv,  Boicoröv,  vibv  hoaeidcbvog,  Schol.  Hom.  bezieht  das  Epitheton  auf  Poseidon  als  den 
11.  2,  494  =  Hellanikos  fr.  8  (F.  H.  G.  1,  46).  Gott  der  günstigen   Seefahrt.   —   2)  Weihung 

—  8)  Vgl.  Luc.  Alex.  43,  wo  Apollon  itgo-  an  die  Dii  Propitii  (Rom),  Orelli  1,  2880. 
ncircoo  des  Glykon  (s.d.)  heilst.  —  9)  $Eprjs  2,  4454.  —  3)  Iuppiter  Propitius  Bd.  2  Sp. 
TtQOTtdraQ,  Grabinschrift  auf  den  Apollo-  751,  58.  —  Zum  Propitius  Deus  wurde  un- 
priester  Admetos  in  Thera,  der  also  sein  Ge-  mittelbar  nach  seinem  Tode  der  Kaiser  M.  An- 
schlecht von  dem  Pheressohne  Admetos  ab-  toninus  konsekriert,  Iul.  Capitolin.,  M.  Anton. 
leitete,  Kaibel,  Epigr.  192,  6.  1.  Ins.  Mar.  Philos.  18.  Preller- Jordan,  Rom.  Myth.  445,  2. 
Aeg.  3,  868,  10.     [Höfer.]  [Höfer.] 

Propertius,  ein  alter  König  von  Veji,   wel-  20      Propodas    (Jlgonödag),    König    in    Korinth, 

eher    Capena    (wahrscheinlich    durch    ein    ver  Sohn  des  Damophon,  aus  dem  Geschlechte  des 

sacrum)  gründete,    Cato  b.  Serv.   Verg.  Aen.  7,  Sisyphos.     Unter  der  Regierung   seiner  Söhne 

697.    Niebuhr,  B.  G.  1,S.  122.    Müller,  Etrusker  Doridas  u.  Hyanthidas  kamen  die  Dorier  unter 

1  S.  112,  6.     [Stoll.]  Aletes  ins  Land.     Paus.  2,  4,  3.     [Stoll.J 

Propetes    (JlQontnjg) ,    Beiwort    der    Moira;  Propoitides    (JIoonoirLSsg),    Jungfrauen    in 

Kaibel,  ep.  478,  4.     [Röscher.]  Amathus    auf  Kypros,    die   von  der   erzürnten 

Prophantos    (üpöcpcivrog),   Beiname  des  Po-  Aphrodite,    deren    Göttlichkeit    sie    geleugnet 

seidon,   Lykophr.  522,  nach  Tzetz.  z.  d.  St.  in  hatten,   zunächst  damit  gestraft  wurden,    dafs 

Thurioi    verehrt,    vgl.    Wentzel,    'EizLnlrjosig  sie  sich  schamlos  allen  preisgaben,  dann  aber 

5,  30.      Nach    Welcher,    Griech.    Götterlehre   2,  30  in  Steine  verwandelt  wurden,  Ov.  Met.  10,  221, 

685  bezieht  sich  der  Beiname  auf  Witterungs-  238  ff.     Lactant.  Plac.   10,   7.   8.     Nach  Fick- 

zeichen,    die   man    dem   Meere    entnahm.     Da  Bechtel,  Griech  Personennamen  406  (vgl.  Fiele, 

aber  Poseidon  einst  mit   Gaia  zusammen   Be-  Bezzenbergers  Beiträge  20  [1894],  179.  Gruppe, 

sitzer  des  delphischen  Orakels  war  (Paus.  10,  Gr,    Myth.   915,    8)    bezeichnet    der  Name   — 

5,  6.     24,  4.     Lykophr.  617.     Kallimachos  [fr.  noirtg  wie   Tioivr\   von   riveo   abzuleiten   —  die 

221]  im  Schol.  z.  Eykophr.  a.  a.  O.),  und  wahr-  der  Göttin  die  Jungfrauschaft  zahlenden  Mäd- 

scheinlich  auch  die  Epiklesis  (Pijiiiog  {Lykophr.  chen;  vgl.  über  diese  Sitte  Bd.  1  Sp.  391,  63  ff. 

1322   und    dazu  v.  Holzinger;  vgl.   aber   auch  Sp.    655,    40  ff.    Bd.   2   Sp.   3307,    54    Nilsson, 

Gruppe,   Gr.  Myth.  583,  2)  führt,   womit  man  Griech.    Feste    365  ff.     Dagegen    deutet    Pape- 

den    Zeus    Phemios   und    die    Athena  Phemia  40  Benseier  s.  v.  IlQoitoixiSsg  =  nQ067t[r]vvid£g  als 

(Bd.  3  Sp.  2291,  14ff.)  vergleiche,  so  kann  sich  ^verächtliche,  anspuckenswerte  Frauenzimmer' 

Prophantos   auch   auf  Orakelerteilung   (Nekro-  und  verweist    auf    Ovid  a.  a.  O.,    der    sie    ob- 

manteia?)   beziehen,   Bouche-Leclercq,   Hist.  de  scoenae    nennt.      Der    Name    des    Vaters    der 

la  divination  2,  368,  3.     Gruppe  a.a.O.  1139,  1.  Propoitides  ist  vielleicht  bei  Plut.  Maxime  cum 

A.  Mommsen,  Delphika  21,  1  (vgl.  1).     [Höfer.]  princ.  viris  philosopho  esse  disser.  2,  5  p.  777  D 

Propliasis    (IlQoq)U6tg):    tocv  'ETti^Lcc&iog  .  .  .  erhalten.      ov    yaQ    7]    php    jirpQodirr]    rcäg   rov 

otyivöov    (v.    1.     oxpivoov)    &vycxt£Q(x    JjQOcpccßiv,  Tt  Qonölov     (v.     1.    7CQ0  gtcÖXov)     &VyatQCCGlV 

Pind.   Pyth.  5,   28   (35)   und   Schol.     Auch  bei  i^vtev ,    ort,  ^nQwrca  pißsa  in}%avr\6ccvto  v.atu- 

Philodem.   nsgl  sva.   p.  35  Gomperz  vermutet  %£tiv  vsavioxeov.'     Der  Vers  ist  verderbt;  doch 

Georg  Schmid,   Philodemea  (Progr.   St.  Katha-  50  erfordert  wohl  der  Sinn  den  Gedanken:    'weil 

rinen-Schule,  Petersburg  1885)   S.  34  f.:   JJq6-  sie  die  Jünglinge  verführten'   und   so  schreibt 

cpaaiv  öh  'Ertnir\&i(üg  avxi\v   mg  nal  rrtv  Msza-  Lobeck,  Aglaopham.  299  Anm.  c.  rtgiorca  (tvffEa 

utlsiccv  oder  II[s]ivöccQog  3h  rrjv  ügöcpaaiv  rov  \Lr\%ccv6a>vTo  vir\vticov  xcctcc%£vui.    Nach  Bemar- 

'ETnuri&iiog  %xX.     [Böfer.]  dakis  zu  Plut.  a.  a.  O.  hat  Amyot  für  rov  tcqo- 

Prophylax  (LTQocpvXa'E),  1)  Beiname  des  Apol-  (c)n6lov  mit  Rücksicht  auf  Ovid  a.  a.  0.   ge- 

lon  auf  einer  Inschrift  aus  Amorgos,  Corr.  hell.  schrieben:  rov  FLooTtolrov.     Doch   steht  in  der 

15,  597,  24;  vgl.Rofs,Inscr.  ined.  nr.  137.    Usener,  Ausgabe  von  1645  (Les  oeuvres  morales  .  .  .  de 

Götternamen   263.     Vgl.  Hoplophylax,  Teicho-  Phitarque)   I,   344  C:    'les   filles  de  Prospolus.' 

phylax,   Nyktophylax.   —   2)  Eine  Münze   von  Dagegen  hat  Madvig,  Adversar.  er  it.  1,  119  vor- 

Smyrna  mit  der  Darstellung  des  bärtigen  Hauptes  60  geschlagen:  rov  LToomoirov  (so  wohl  wegen  der 

des  Herakles  trägt  die  Legende    TTPO0VAA5  Messung  Propoitides   bei   Ovid)   zu  schreiben. 

Macdonald,  Catal.  of  yreek  coins  in  the  Hun-  Freilich   besteht   dann   inhaltlich  noch   immer 

terian  collection  2  (1901),  378  nr.  158  pl.  52,  9  die    Differenz,    dafs   bei    Ovid    Aphrodite    die 

(ältere  Litteratur  s.  Bd.  1  Sp.  2711,  36  ff.);  vgl.  Schamlosigkeit  als  Strafe  über  die  Propoitides 

Usener  a.  a.  0.  263,  39.     Es  ist   dies    eine  be-  verhängt,  während  diese  bei  Plutarch  aus  eige- 

merkenswerte  Variante  zu  der  auf  smyrnäischen  nem    Antrieb   Unzucht  treiben,   genau  wie   es 

Münzen  häufigen  Bezeichnung  des  Herakles  als  die  Töchter  des  Kinyras  (näheres  unter  Braisia) 

Hoplophylax  is.  d.  und  Macdonald  a.  a.  0.  373  tun,    die    deshalb    gleichfalls    die    Strafe    der 


3127                      Propoitos  Pro  poleos                     3128 

Aphrodite  trifft,  Gruppe,  Gr.  Myth.  335,    1,  8.  befanden,   sehliefst    E.  Curtius,  Jahrb.  f.  Mass. 

Lobeck  a.  a.  0.  liest  statt  ngoGnöXov.  TIqoItov.  Phil.  73  (1856),   142.     Gesammelte  Abhandl.  1, 

Von  einer  Mannstollheit  (jiaxXoavvv)  der  Proi-  41  in  Verbindung  mit  der  Vorschrift  bei  Arist. 

tides    (s.  d.)  berichtet   Hesiod  fr.  41.     [Höfer.]  Pol.l,  14,9  p.  1335  b  12:  Xqtjöe  ««i  xccg  iyxvovg 

Propoitos  s.  Propoitides.  imuEXzloftui     x&v    acandtcov  .  .  .  y.a-fr'    fjiitQuv 

Pro  poleos  (Tlgb  TTÖXswg).     Die  Anlage   von  xivu   7toist6&c<t    noosiav    ngbg    ftsatv    aTtofrsoa- 

Heiligtüniern  vor  der  Stadt  (fiigri  Ss  xwv   ngb  nslccv    xöav    tlXri%6xav    xrjv    tisqI    xfjg    yeveascog 

itoXscog  -Kai  xä    kccxu.    dri^ovg    isgä,   xtXs6xt]gicc,  xi\ir\v,  dafs  man  die  Tempel  vor  die  Stadt  ge- 

ybiyaQcc,   avä-x.xoga,  rjQcjia,   Pollux  9,  15)  hatte  legt    habe,    um    die    schwangeren    Frauen    zu 

nach    Kuntzik,    Zsvg    TJgÖTivXog    sive    deus  10  einer    heilsamen    Körperbewegung    zu    veran- 

Lystrensium    ante    portas    (Jena    1732)    einen  lassen.    Doch  bleibt  auch  die  Möglichkeit,  dafs 

doppelten  Zweck,   einmal  'ad  impetrandum  in  man    den    Frauen     diesen    Bittgang    empfahl, 

re   sacra    administranda    silentium' ,    zweitens  weil   die  Tempel  bereits  vor   der  Stadt  lagen, 

'in  terrorem  hostium  atque  urbis  vel  portarum  dafs  man  also  bei  der  Anlage  der  Tempel  ur- 

munimentum'  (s.  unten  Sp.  1328,  42  ff.).    Für  das  sprünglich  nicht  den  von  Curtius  angenommenen 

erstere  läfst  sich  verweisen  auf  Paus.  9,  22,  2,  Zweck  im  Auge  hatte. 

der  von  den  Tanagräern  rühmt-    sv  8i  /xot  .  .  Die  Bezeichnung  fttol  ngb  nöXemg  ist  iden- 

vouiaai    xa    ig    xovg   ftzovg    uaXißxa    Sonovaiv  tisch    mit    &sol    ngoccoxLavoi    (s.  d.),    während 

'  ElXrjvcov    #capts  \iiv  yäg  ccl  olxica  acpiai,  %toglg  TtgonvXaiog     in     der    Bedeutung     tcqo     itvX&v 

Sk    xu    itgä    vnsQ    avxäg   iv   Kccftcegä  xs  Igxi  20  (h'intgoo&tv  TtvXimv  s.  Propylaia  2),  entsprechend 

kki  ixxbg  av&g  mncov.    Sokrates  bei  Xenoph.  einem  £|w  xd%ovg  (Paus.  2,  32,  8)  und  der  für 

Memor.  3,  8,  10  empfiehlt  als  die  für  die  An-  fttoi   IlQoy.vx.Xioi    (s.    d.)    angenommenen    Deu- 

lage    von    Tempeln    und   Altären    geeignetste  tung,  hervorhebt,  dafs  das  betreffende  Heilig- 

Stätte    diejenige,    rtxig    i\L(pavs6xccxr\    (=  frei  tum  aufserhalb  der  Mauerthore  also  aufserhalb 

liegend)  oiact  aaxtßsGxäxr}  si'v.     Auch  Plato  der    befestigten    Stadt    liegt.      Da    nun    E. 

Leg.   6,    778  C    will    bei    der    Gründung    von  Kornemann,  Klio,  Beiträge  zur  alten  Geschichte 

Tempeln  besonders  Rücksicht  auf  die   xe^a-  5  (1905)  in  seiner  Abhandlung  'Polis  und  Urbs' 

goxng    und    evEonzia    xmv    xövtav    genommen  bes.    S.    75 f.    92    nachgewiesen    hat,    dafs    im 

wissen,  empfiehlt  jedoch  die  Lage  auf  Anhöhen  Gegensatz  zur  römischen  urbs  die  griechische 

(vgl.  8,  848  D.)      Es    handelt    sich    in    diesem  30  noXig,    aus    der    xcbftrj    axti^iaxog    entstanden, 

Falle    um    die    stadtschirmenden    Götter ,    die  mit  Ausnahme   der  Akropolis   zunächst  unbe- 

%io\  uxQcüoL  und  TtoXtstg  (s.  Bd.  3  Sp.  2609  f.),  festigt    gewesen,    und    die  Mauer    erst  später 

deren  Tempel   auf  der  ccngoitoXig  lagen;    aber  hinzugekommen  ist,  so  läfst  sich  folgern,  dafs 

für  bestimmte  Gottheiten  war  eine  abgesonderte  auch   die  Bezeichnung  itgb   itöXsag   (oppos.  tp, 

Anlage   der  Heiligtümer   aufserhalb   der  Stadt  noXsi    s.  unten    unter    Hekate)    im    Verhältnis 

durch     Gesetz     oder     Orakelspruch     geboten,  zu  7tg6a&sv  nvXe'cov  (Propylaia  2)  die  ältere  ist. 

Arist.  Pol.  4,  12  p.  1331a,  24  ff.     So  berichtet  Boeckh  zu  C.  1.  G.  2,  2462  hatte  mit  Rück- 

Vitruv.  1,  7:    Es    sollen   die   Tempel  errichtet  sieht   darauf,    dafs   die  Beifügung  %gb  nöXscog 

werden    Marti  extra  urbem:    itemque    Ve-  in  manchen  Inschriften  geradezu  herausfordert, 

neri    ad  portum.      Id    autem    etiam    Etruscis  -io  sie  adjektivisch  aufzufassen,   statt  irgb  noXecog 

haruspieibus    diseiplinarum    scripturis    ita    est  empfohlen  ngonöXhcag  zu  schreiben  als  Genetiv 

dedicatum:    Extra    murum    Veneris,    Vol-  von  TlgönoXig  =  'urbis  tutor\   und   so  schrieb 

cani,    Martis  fana    ideo    collocari,    uti    non  er  auch  C.  I.  G.  2,  2796  TlgonoXstog,  und  ihm 

insuescat  in  urbe    adolescentibus  seu    matribus  sind   in   dieser  Auffassung  gefolgt  E.  Curtius 

familiarum   Venerea  libido,    Volcanique  vi  e  a.  a.  O.  1,  65.      Biemann,   Corr.   hell   1    (1877), 

moenibus  religionibus    et  sacrifieiis   evocata  ab  136  nr.  58.     Bamsay ,   Cities  and  bishoprics  of 

timore  incendiorum  aedificia  videantur  liberari ;  Phrygia  360,  3.     Später  (zu  C.  I.  G.  2,  2963  c) 

Martis   [vgl.   auch   den  Tempel   der  Bellona  hat   Boeckh    seinen    Vorschlag,    da   man    statt 

aufserhalb  der  Stadtmauer  Bd.  1  Sp.  775,  3ff.]  TtgonöXta?  :  itgonöXidog  erwarten müfste,  zurück- 

vero   divinitas  cum  sit  extra  moenia  dedicata,  50  gezogen  und  in  den  folgenden  Inschriften  tiqo 

non  erit  inter  cives  armigera  dissensio,  sed  ab  noXscag   =    'ante   urbem''    geschrieben.     Doch 

hostibus  ea  defensa  a  belli  periculo  conservabit.  bleibt  auch  bei   dieser  Interpretation   der  Ge- 

Item    Cereri   extra    urbem    loco,    quo    non  danke  an  den  Schutz,  den  die  Anlage  vor  der 

semper  homines  nisi  per  sacrificium  ne-  Stadt  gewähren  soll,  unberührt  (vgl.  Propylaios, 

cesse  habeant  adire  (vgl.  oben   %wqcc  &axi-  Prostates,  Prothyraioi).     Es  findet  sich  die  Be- 

§saxäxr\).    Nach  0.  Müller-Deecke,  Die  Etrusker  Zeichnung  tiqo  nöXsag  für  folgende  Gottheiten: 

2,  11  sind  bei  diesen  Vorschriften  'offenbar  die  1)  für  Apollon  oder  vielmehr  den  mit  ihm 

griechischen,  damals  in  Rom  herrschenden  Be-  identifizierten,     wohl    lydischen,     Tyrimnas 

griffe  sinnlicher  Lust,   des  Feuer-  und  Kriegs-  (Thyateira);    aywvo&bxijaavxa    xov   tiqo    noXecog 

gottes,  endlich  der  mystischen  Demeter,  deren  60  'AnoXXcovog  Tvq'iuvov,  Corr.  hell.  11  (1887),  464, 

Tempel  auch  in  Griechenland  gewöhnlich  ab-  29;    derselbe   Wortlaut,    nur    dafs    'AitöXXwvog 

gelegen    gebaut    waren,    zu    Grunde    gelegt'.  fehlt,  C  1.  G.  2,  3493. 

Über  Demeterheiligtümer  aufserhalb  der  Stadt  2)  Artemis   (Ephesos):    xfjg    ^syccX-ng  &eäg 

vgl.    Paus.  2,  32,  8   (Troizen).      Diodor  14,  63  \^AQxiui]8og  ngb  nöXecog,  C.  1.  G.  2,  2963  c. 

(Syrakus).     C.  I.  G.  3,  5649  e  I.  Gr.   Itdl.  Sie.  3)  Asklepios  (Milet):  isQocvvn  'AßxXrjniov 

449  (Katana).     Aus   der   Thatsache,    dafs   sich  ngb    noXsag    Kai    xäv   ivxsusvloav   avxov  dsüv 

vor  vielen  Städten  hauptsächlich  der  Peloponnes  närxcov,     Wiegand,     Sitzungsber.     d.     Königl. 
unweit  des  Thores  Heiligtümer  der  Eileithyia       Preufs.  d.  Wiss.  1906,  259  f.  Arch.  Anz.  1906,  19. 


3129                      Propolis  Propolos                     3130 

4)  Athena  (Theben):  "Oyn<x  tiqo  7t6Xeag  in  ihrem  Kultus  dienende  Gottheiten  (s.  d.  Ar- 
(von  W.  Dindorf  ohne  genügenden  Grund  in  tikel  Anculi,  Anculae,  Angelus  bonus,  Famuli; 
itQocpQOvag  geändert),  Aesch.  Sept.  164.  v.  Wila-  vgl.  Preller- Jordan,  Rom.  Mythol.  1,  99  fF. 
mowitz,  Hermes  26  (1891),  230,  2  (vgl.  235).  Wissoiva,  Religion  u.  Kult  d.  Römer)  kennen, 

5)  Demeter  (Smyrna):  xf\g  iisydXr\g  &£&g  von  denen  einige  (Bd.  1  Sp.  341,  lff.)  es  "zu 
tiqo  7t6Xscog  ftsGLioyopov  Jrj[iriTQog,  C.  I.  G.  2,  einer  mythologischen  Entwicklung'  und  zu 
3194  und  fast  gleichlautend  C.  I.  G.  2,  3211.  einem  Kult  gebracht  haben,  so  haben  auch  die 

6)  Dionysos:  a)  Magnesia  am  Maiandros,  Griechen  dieselbe  Vorstellung.  Manche  dieser 
wo  sein  Q-iaaog  tiqo  Ttolicog  erwähnt  wird,  dienenden  Gottheiten,  besonders  Hermes,  der 
Kern,  Inschr.  von  Magnesia  a.  M.  215  a  Z.  35  io  fti-cov  vmiQixng  (Aesch-Prom.  954.  983;  bei 
(p.  140).  S.  Reinach,  Revue  des  etudes  grec-  Lucian.  de  sacrific.  8  Hermes  und  Iris  [Bd.  2 
ques  3  (1890),  359.  Hiller  v.  Gaertringen,  Hermes  Sp.  325  ff.  Gruppe,  Gr.  Myih.  1338,  2]  v%r\- 
36  (1901),  139.  Klio,  Beiträge  zur  alten  Ge-  qexcu  v.ccl  ccyytXiucpoQOi  xov  Aiog  genannt;  §&i- 
schichte  1  (1902),  221.  Kern  in  Beiträge  zur  iiövcov  Xäxgig,  Kur.  Ion  4;  vgl.  Bd.  1  Sp.  2362  f. 
Gesch.  d.  griech.  Philos.  u.  Relig.  von  P.  Wend-  Gruppe  1329,  5.  6),  Hekate  (s.  unten)  u.  s.  w. 
land  u.  O.  Kern  91  f.  (vgl.  98).  —  b)  Thera:  haben  neben  ihrer  dienenden  auch  eine  hohe 
isgsvg  .  .  xov  tiqo  nöXscog  Jiovv6ov,  Inscr.  Ins.  göttliche  Stellung,  vgl.  Gruppe  1329.  Heifsen 
Mar.  Aeg.  3,  522  p.  122  (=  C.  I.  G.  2,  2462);  doch  ja  sogar  die  Götter  insgesamt  vnr\Qt- 
i]  yzQCcioä  xov  TtQO  nolscüg  xal  inKpccvtcrdtov  tat  neu  öicckovoi  xwv  Moiocov,  Luc  Iupp. 
ftsüv  Jiovv6ov,  Inscr.  Ins.  u.  s.  w.  a.  a.  0.  420.  20  conf.  11,  und  unter  besonderen  Umständen 
—  c)  Smyrna  nach  der  Inschrift:  Mv6xcöv  ttqo  (Nonn.  Dionys.  2,  325.  590)  wird  auch  sonst 
itoXtcag  Bq£io£(üv<  Le  Bas -Waddington  3,  248  ein  Gott  Diener  (^tgäneov,  Xdxoig)  genannt. 
p.  360;  vgl.  p.  373  zu  nr.  1601.  Walters,  Catal.  Dafs  die  f dienenden'  Gottheiten,  soweit  es  sich 
of  the  bronzes  in  the  Brit.  Mus.  887  p.  165.  um  eine  dauernde  Beziehung  zu  einer  Haupt- 
Zu  Dionysos  BoEiotvg  in  Smyrna  s.  C.  I.  G.  gottheit  handelt,  auch  innerlich  dieser  ähnlich 
2,  3176.  3177.  319U.  v.  Wilamoivitz,  Homer.  ist,  ist  selbstverständlich:  xb  slöog  -Aal  6  %cc- 
Unters.  409  f.  qcckxi]q    rolg    onaSolg    cenb    xcbv    ijyniiöveav 

ri)  Hekate  (Aphrodisias):  IsQaxsvaavxa  ngb  7taQayiyvt]xcu    &ewv,     Proclus    in    Plat.     Tim. 

itolecog  rfig'ExccTrig,  C.  I.  G.  2,  2796.    Le  Bas-  41  D  =  3,  262,  7  Diehl. 

Waddington  3,  1601.     O.  Liermann,   Analecta  30  Die  häufigste  Bezeichnung  für  die  dienenden 

epigr.  et  agonistica  in  Diss.  Phil.  Halenses  10  Gottheiten  (d-sol  -ncxXoviisvoi  dtvxtQoi,  frs&v  vitr}- 

(1889),  17.     E.    Curtius ,    Gesammelte  Abhand-  qztcci,   wie  Maxim.   Tyr.  14,   8,   p.  266  R.   die 

hingen  1,  65  f.  —  Aus    der    Erwähnung    einer  Dämonen  nennt)  ist  ngönoXog  (ngöoTioXog),  da- 

'Exara  i(i  tioIsl   in  Kos  (Paton,   Inscr.  of  Cos  neben  frEgaTtcov  oder  ol  ittgl  rbv  d&iva,  seltener 

401.  v.  Prott,  Leges  Graec.  sacrae  10,  5  p.  31^  findet  sich  Ö7cad6g  und  önäcov,  gewöhnlich  dann 

ist   der   Schlufs    auf  eine  Hekate  ngb  noXteog  in   Verbindung    mit    TtooitoXog    oder   dspccTteov, 

erlaubt;  vgl.  Nilsson,  Gr.  Feste  395,  2.  vgl.  Lobeck,   Aglaopham.  1234  ff.     Preller,  De- 

8)  Hera  (Plataiai):  "Hqcuov  .  .  ngb  xfjg  nieter  u.  Persephone  346,  40.  Welcher,  Griech. 
■xöXiog  icxi  xrjg  TLXccxcuieov,  Herod.  9,  52.  Götterl.  3,  4.     Vgl.  auch  die  bisweilen  an  die 

9)  Kybele  s.  Tyche.                                          40  Bedeutung    von    TtooitoXog   streifende   Bezeich- 

10)  Leto  (Oinoanda  in  Lykien):  isptvg  tiqo  nung  Trcipzdpog,  Bd.  3  Sp.  1571  ff.  Hekate 
■jtöXteog  Ar\xovg,  Corr.  Hell.  10  (1886),  234,  14.  ist  TtponoXog  xccl  oTtücov  der  Persephone, 
O.  Treuber,  Beiträge  zur  Gesch.  der  Lykier  I  Hom.  Hymn.  in  Ger.  440.  Philodem,  nspl 
(Progr.  d.  Gymn.  Tübingen  1886)  p.  28.  svß.  42.     Preller,  Demeter  und  Persephone  52. 

11)  Tyche  (Trapezopolis  in  Karien):  xf\g  O.  Rubensohn,  Die  Mysterienheiligtümer  in 
7t{o]b  7r[<U]£[a>s  fi]£[y]ccÄj][s  #]ffig  [Tv~\%r\g,  Eleusis  u.  Samothrake  34.  Vielleicht  bezieht 
C.  I.  G.  3,  3953  d.  Statt  Tvir\g  will  Cavedoni  sich  auf  dieses  Verhältnis  auch  der  Beiname 
nach  C.  I.  G.  a.  a.  0.  add.  p.  1106  [KvßtX]rig  "AyyeXog  (s.  d.)  der  Hekate,  wie  auch  Hermes 
lesen,  deren  Kult  durch  Münzen  für  Trapezo-  ayybXog  ^fpcfqpdv^S  heifst,  Kaibel,  Epigr.  575, 
polis    bezeugt    ist,    Imhoof-Blumer ,     Kleinas.  50  1.     Vgl.  auch  unten  Sp.  1331,  42. 

Münzen  1,  163,  3.  Umgekehrt  hat  auch  Hekate  ihre  vvKxLcpcev- 

12)  Tyrimnas  s.  Apollon.  xoi    tiqoiioXoi,    Eur.    Hei.    570,    die    ihren 

13)  Zeus  (Lystra  in  Lykaonien) :  isQivg  rov  Schwärm  (x&oviug  *Ey.cixr]g  xcbfiog,  Fragm. 
dibg  xov  bvxog  tynQoo&tv  xi)g  nöXmg,  Acta  adesp.  37  ö  F.  T.  G.  Nauck*;vg\.Wuendi,  Jahrb. 
Apostol.  14,  13.     Kuntzik  a.  a.  O.  13.  /'.  class.  Phil.  Suppl.  27,  114)  bilden.    Auch  die 

Auf  den  Kultus  einer  Gottheit  tiqo  7i6X£cog  auf  einer  Defixionstafel  (Gl.  G.3,  5773;  besser 

weist  wohl  auch  die  Inschrift   aus  Melos,   die  1.  G.  S.  I.  644.     Wuensch,  De  fix.  Tab.  IX  b,  ge- 

nach    Revue    des    etudes  grecques   17  (1904),  3  nannten  tcq 6n 0X0 1  xäg  treib  sind  nach  Rohde, 

lautet:  xb  Koivbv  xav  7tqoti6Xs(o(v)  i(v)  M{i)Xun).  Psyche   2ä,   411    als  Dienerinnen   der  Hekate 

Leider  fehlen   nähere  Angaben;   doch   scheint  00  aufzufassen,  während  Wachsmuth,  Rhein.  Mus. 

mir  die  Lesart  tiqotioXs co v   bedenklich;    sollte  24,  475  sie  mit  den  auf  Defixionen  häufig  ge- 

nicht  für  das  überlieferte  ÜPOIIOAESIE  IIPO-  nannten    (Wuensch  a.   a.  Ü.   Xff.;    vgl.   Bd.  1 

LTOAESIH  zu  lesen  und  das  M  zu:  Mvexäv  zu  Sp.    1793,    17  ff.)    fttoi    ol    nagä    Jä^axQL 

ergänzen    sein    (vgl.    oben    6c:     Mvaxcbv    tiqo  aitarxeg     v.a\     anaocti     identifiziert,      und 

7i6Xscog),  also  xb  xoivbv  xcöv  tiqo  noXscog  fivoxcbv?  Wuensch    a.    a.    O.    Xa    sie    für    menschliche 

[Höfer.]  Priesterinnen   der  Göttin    erklärt.      Die  neben 

Propolis  s.  Pro  poleos.  Hermes  Katachthonios,   Hekate  Katachthonia, 

Propolos,  -oi  (IlQOTtoXog,  -ol).  Wie  die  Römer  Pluton    u.   s.  w.    genannten    ävysXoi    xaxa- 


3131                      Propolos  Propylaia                     3132 

%&6vioi    (attische   Fluchtafel)    gehören    wohl  BsXrjXa  xca  ol  nsgl  avxi)v  -9-foi,    C.  I.  A.  3r 

auch  zu  diesem  Kreise,  Gott.  Gel.  Nachr.  1899,  1280   add.   p.  519  (Peiraieus).     Der  tote  Aga- 

128.     Auch  die  Kureten  (Korybanten)  be-  memnon   ist  TtgönoXog  xCov   usylaxav  j^o- 

zeichneten  manche  als  TtgönoXov  der  Hekate,  vicav  xvgdvvcov,  Aesch.  Choeph.  358,  Demo- 

Strabo  10,  472.    Galinthias  ist  Isgcc  Sid-no-  sthenes  nach   seinem  Tode  ÖTtccdög  xig  ÖaL- 

vog  der  Hekate,  Anton.  Über.  29.  [tcov  'EXsv&sglov  Aibg,  Luc.  Demosth.  Encom. 

Die   Kureten     sind    ferner    ngÖTtoXot    des  50;     der    Traum     (Övstgog)    ist    TcgonoXog 

Zeus,   Strabo  10,  468,    ein  Verhältnis,   das  in  (v.  1.  TtgöuoXog)  'Aidcc,   Arist.   ran.  1332.     Die 

der  von  v.   Wüamowitz,   Sitzungsber.   der  Kgl.  Pleiaden    heifsen   mit    allerdings    unsicherer 

Preufs.  Akad.  d.  Wiss.  1906,  65,  2  angeführten  10  Lesart  Al&tgog  TtgoTcoXoi,  Simmias bei  Athen 

Inschrift   durch  BaaiXsvg  -Kai  Kovgrixsg   ausge-  11,    491c.     —     TLoivr\,    Ji-nn,    'Egivvg    sind 

drückt    wird,     die    Korybanten    ngÖTioXoi  vitovgyoi    der    Adrasteia,    Plut.    ser.   wwm. 

ivo-jtloi  der  Rhea,   Strabo  10,  472  oder  ngö-  vind.  22.   Posnansky,  Nemesis  n.  Adrasteia  79f. 

tcoXoi  xäv  &scov,   Strabo  10,  466;   vgl.  Bd.  2  Auch   von   Menschen   (abgesehen   von   der  Be- 

Sp.  1594,  2  ff .     Als  TtQOTtolot  des  Dionysos  deutung:  Priester,  Tempeldiener,  Strabo  5,  232. 

nennt   Strabo  10,  468   (vgl.  466)  ZsiXnvol  xs  Bionys.  Hai.  A.  E.  1,  76  Kaibel,  Epigr.  586. 

xcu  Hdxvgoi  %ul  Tixvgoi  nal  BäH%ai  [vgl.  869.    Anth.  Pal.  6,  269,  5)  und  von  den  Göttern 

io^ai  .  .  .   Isgal     7tg6[a]7toXot     Aiovvaov ,  heiligen    Tieren     wird     TtgöxoXog     gebraucht: 

Tzetz.    Lyk.    143.      Nd^ica   TtsginoXot    Sviai,  TtgöitoXoi  xwv  Movacöv  ol  TCSTiaiSsv^isvot 

Soph.    Ant.   1150.     al    öuov  xco  AiovvGtp  yv-  20  ndvxsg,  xocl  idioig  ol  iiovoixoi,  xov  8'  ÄtcoX- 

vcäxsg,    Paus.  4,    31,    4.      ©scogiäsg   ccl    7tsgl  Xcovog  ovxoi  xs  kuI  ol  nsgl  \iavxt%rjv ,  Ar\- 

xbv  Aiövvßov  yvvalv.sg  (Bd.-x.%cci)  Hesych.;  vgl.  urixgog   d's   ol'  xs   wvGxai  v.al  8adov%oi   v.cc\ 

Nonn.  Bionys.  9,  261.    Lobeck,  Aglaoph.  285  a.  Is goydvxai,  Strabo   10,   468;   und   so   heifst 

Welcker,  Nachtrag  z.  Aeschyl.  Trüogie  196,  45]  Hesiod  TigoTtoXog  Movaäv,    Bakchylid.    5, 

Afjvai   xa    «al    Ovlai    %ul   MiaaXXovsg  xccl  192;    Pindar    UtsgiScav    TtgönoXog.    Pinta 

Na'Cäsg  Y.CCL  Nv^tcpai.     Vgl.    auch   Akratos  Epigr.  6   (Bergk,  P.  L.  24,  301   =  Anth.  Pal. 

Sai^cov  xoav  ditcpt  Aiovvaov ,  Paus.  1,  2,  5.  7,  35);    die    Sänger   sind    Movadcov    &sgd- 

KößaXoi,    Sai^iovsg   xivsg   nsgl   xbv   Jiövv-  itovxsg,  Hom.  Hymn.  32,  20.  Hes.  Theog.  100. 

6ov,  Harpokrat.    "Axxr\g  nagu  (Pgv^l  fidXtcxa  Theognis   769.     Archilochos  (fr.    1)   bei  Athen, 

xifiäxca  oag  TtgönoXog  xfjg  ^ivxQÖg  xä>v  &scor,  30  14,  627  c.    Arist.av.  909.    Epigramm  aus  Paros, 

Bekker,    Anecd.    461,    11.     Harpokrat.    39,    19  Sitzungsber.  d   Kgl.  Preufs.  Akad.  d.  Wissensch. 

Bekker  =  1,  65,  4  Hindorf,  wo  TigöoTtoXog  steht,  1904,  1238.     Naeke,   Choerilus  106 f.;   vgl.  die 

das  Bindorf  2,  130  in  ngonoXog  korrigiert.  Bezeichnung    der    Helden    als    d-sgditovxsg 

'T^iivaiog  .  .  .  TtgonoXog  AygodLxng  Kai  "Agvog,  Hom.  II.  2,  110.  6,  67.  15,  773.  19,  78. 

'E g m x co v,  Bekker,  Anecd.  312,  17.    Eros  selbst  Die    Schwäne    sind    vnotpfixea    und    Ttg6[6]- 

ist  wieder ftsgä-jicov  bez.  onadog  der  Aphro-  tcoXoi      des      Apollon,       Themist.      or.      18 

dite,   Sappho  fr.  74  (Bergk,  P.  L.  G.  34,  74).  p.  223d(p.  272,  27  Bind.),  vgl.  Bd.  3  Sp.  1578T 

Fiat.  Conv.  23  p.  203  c.     Maxim.   Tyr.   24,    9.  32:  'AnöXXcovog  TtdgsÖgoi;  die  Delphine  Ttgö- 

Proklus   z.  Piatos  Timaeus  32  C   (2,  54,  12  ed.  noXoi    des  Poseidon,    Oppian.   Hai.   5,  422. 

DiehT)    40  D    (3,  154,  29).      Ob   unter   der  %qv-  40  Der  Kvxgtidrig  öcpig  ist  a^KpinoXog  der  De- 

aocpai^g  &£gci7iaivci  kcpgodixccg  (Sappho  fr.  in  et  er,  Strabo  9,  393  a.  E.,  wie  der  kalydoni- 

57  A  p.  109)  mit  Bergk  a.  a.  O.  Peitho   (vgl.  sehe  Eber  famulus  der  Artemis  heifst,  Ov.  Met. 

Bd.  3  Sp.  1796,  41  f.)  oder  Hekate  (Gomperz  8,  272.     [Höfer.] 

zu  Philod.  Tis  gl  sva.    p.  42)  zu    verstehen    ist,  Propompos     (IJgoTtointog)     1)    'Egiifjg    &swv 

bleibt  ungewifs.    Mit  einer  Art  Personifikation  TtgoTtofinög,    Alexis   bei    Athen   12,    552  d,  vgl. 

(=  Dionysos?)  heifst  der  Wein  (olvog)  ngo-  T.   G.  F.  ed.  Nauck2   fr.  adesp.  19.     Seit  Ca- 

noXog  igcoxcov,  av^geoncov  ngvxccvig,  Ion  (fr.  9  saubonus  schreibt  man  gewöhnlich  vsxgcov  ngo- 

Bergk  24,  255)  bei  Athen.  2,  35  e;  vgl.  Proclus  7tofi7c6g.     Aber  Hermes  heißt  dstbv  TtgoTtoinrög, 

zu  Piatos  Timaeus  24 BC  (1,  158,  21  ff.  DiehT):  Geleiter,   Gefährte   der   Götter,  wie    —  2)   die 

co?  ydg  siai  Ttsgl  xbv  "Egcoxu  noXXol  äaiiiovsg,  50  Daimonen  ngonoiinol  xeov  ftschv  (bez.  xov  frsov) 

ovxco    kccI    Ttsgl    xbv    'A6Y.Xr\niöv.      Weitere  heifsen,  Proclus  ad  Piaton.  Timaeum  ed.  Biehl  1, 

dienende  Götter  der  Aphrodite  sind:    Tv%tov,  158,    23.     111,   22.     3,   262,    16      Sext.  Empir. 

dalpcov  Ttsgl  xtjv   'A<pgodLxr\v  Etym.  M.  773,  advers.  mathem.    7,  112.     In  feindlichem  Sinne 

1.  Heysch. 'Og&dvr}g,dai[icüv  7igia7tü)drig  Tcsgl  heifsen     die    Erinyen     des    Orestes    TtgoTtoiiizoL 

xr,v  ÄcpgoSixr]v,  Tzetz.  Lyk.  538  p.  675  Müller.  (Schol.  =  dicbxxgia),  Aesch.  Eum.  206. 

riycov,     dalybiov     xig    7tgia%ioSr]g    Ttsgl    xi]v  [Höfer.] 

'Acpgodixrjv,  Lobeck  a. a.  O.  1235b.    Tsgitcov,  Propiignator,  Beiname  —  1)  des  Apollo  auf 

ftsgdTiiüv  'AcpgoSixi]g,  E.  Hoff  mann,  Syllog.  einer  Münze   des  Commodus  Apollini   Propug- 

Epigr.  Graec.  323.    Pick,  Vorgriech.  Ortsnamen  [natori]  aus  Cremna  in  Pisidien,  Imhoof- Blumer, 

145.      Kaibel,    Epigr.    Praef.    p.    XVII    (vgl.  60  Monn.  Gr.  337.    Hill,  Cot.  of  the  Greek  coins  of 

nr.  784).     1.  G.  8.1.  nr.  2424  p.  641.     rsvs-  Lycia,  Pamphylia etc.  CIL  Overbeck,  Kunstmyth. 

rv XXlg,  -Ldsg  xeov  7tsgl  xr\v  Äcpgo  Sixt]v  (bez.  Apollo,    Münztafel   3,    59.    —    2)   des  Iuppiter 

Ttsgl  xr\v  'ägxsfiiv)  iiicc;    s.  Bd.  2.  Sp.   1570,  Bd.  2  Sp.  751,  59  ff.     [Höfer.] 

33  ff.    Zum  Kreise  der  Demeter  gehört  Hadreus  Propylaia  (IlgoTtvXaia),  1)  Beiname  der  Ar- 

(s.  d.  u.   Usener,   Götternamen  258):  'ASgsvg,  temis  in  Eleusis,  Paus.  1,  38,  6;  Preller,  Arch. 

dalncov    xig   Ttsgl   zr\v   d r\ \i r\ x g <x (v) ,    Et.    M.  Zeit.    4    (1846),   264.     O.  Rubensohn,   Die  My- 

18,  36.     KccXXiysvsia,  SaiiLwv  itsgl  xi)v  Ar\-  sterienheiligtümer   in   Eleusis    und   SamotJvrake 

H,r\xgu(v),  Schol.  Ar.  Thesm.  299.    EvTtogia  &scc  34 f.  106.    Wide,  Besacris  Troezen.  30.  L.Bloch, 


3133                    Propylaios  Propylaios                    3134 

Die  zuschauenden  Götter  in  den  rotfig.  Vasen-  ist  zwischen  dem  vor  oder  an  der  Haustür  auf- 
gemälden  (Diss.  München  1888)  62.  Robert,  De  gestellten  Steinsymbol  bez  der  Statue  des 
Gratiis  Atticis  (Comment.  in  honor.  Mommsen.)  Apollon  Agyieus  und  dem  Strafsenaltar  des 
147.  Immerwahr,  Kulte  u.  Myih.  Arkad.  1,  157  Gottes  (ayviEvg-  6  ngb  xwv  &vqwv  £6xwg  ßwubg 
(vgl.  121).  Dieterich,  Hymn.  Orph.  17;  zum  iv  G%rniuxi  niovog,  Hesych.)  erscheint  doch  frag- 
Tempel  der  Artemis  P.  s.  L.  Bofs,  Königsreisen  lieh,  J.  Six,  Athen.  Mitth.  19  (1894),  344.  Zu 
2,  100.  Blacette,  Fouilles  d'Eleusis,  Corr.  hell.  den  sich  inhaltlich  mit  Propylaios  deckenden 
8,  263;  vgl.  auch  die  Münze  Journ.  of  hell.  Bezeichnungen  gehören  wenigstens  z.  T.  JJpo- 
stud.  8  (1887),  35  pl.  BB16.  Die  Statue  einer  axdxr\g  (s.  d.),  JlQo6xaxr]Qiog  (s.  d.)  und  beson- 
Artemis  Propylaia  stand  neben  der  des  Apollon  io  ders  0vgalog  (über  Hermes  0vQalog  s.  unten 
an  einem  Tore  in  Halikarnassos,  C.  I.  G.  2,  ur.  2);  vgl.  Macrob.  1,  9,  6:  Sicut  Nigidius 
2661  und  dazu  Welcher,  Sylloge  p.  170.  E.  quoque  refert,  apud  Graecos  Apollo  colitur,  qui 
Curtius,  Ges.  Äbhandl.  1,  104.  —  2)  IJqottv-  0vgaiog  vocatur  eiusque  aras  ante  fores  cele- 
Xaia  i]  'Exarrj,  Hesych.  Denn  so  —  statt  des  brant,  ipsum  exitus  et  introitus  demonstrantes 
überlieferten  TJQÖnvXu  —  ist  nach  G.  Wolff,  potentem;  idem  Apollo  apud  illos  et  'iyvitvg 
Porphyr,  de  philos.  ex  oraculis  haurienda  134,  13  nuneupatur,  quasi  viis  praepositus  urbanis. 
zu  schreiben.  Wie  Hekatebilder  und  -Kapellen  Derselbe  Apollon  QvQcäog  begegnet  in  Verbin- 
vor  den  Häusern  (s.  Prothyraios  nr.  2)  sich  be-  düng  mit  anderen  &8ol  rtQonvXaioi  bei  Er- 
fanden, so  weihte  man  dieselben  auch  ttqo  tullian.  de  idolatria  15  p.  48,  14  Beifferscheid- 
tfflji  TtvXcöv,  Plut.Beg.  et  Imperat.  apophthegm.  20  Wissoioa:  apud  Graecos  Apollinem  Thyraeum 
Epaminondas  19.  Bezeugt  ist  der  Kultus  der  et  Antelios  daemonas  ostiorum  legimus, 
Hekate  Propylaia  in  Milet:  'Exdxn  r\  tiqög&sv  und  hierzu  tritt  ergänzend  Hesych.  s.v.  avxrjXior 
nvXiwv,  Sitzungsber.  d.  Kgl.  Preufs.  Äkad.  d.  ftsoi  oi  Ttqb  t&v  nvXwv  iSguusvot,  EvQtTtl- 
Wiss.  1904,  627,  25.  628,  2.  Arch.  Anzeiger  dt]g  (fr.  542)  MtXzdyQW.  Hiernach  sind  die 
1906,  2.  Nilsson,  Griech.  Feste  398.  Vgl.  Pro-  Antelioi  (=  ccv&tjXiol,  Eust.  ad  Hom.  II.  83,  3; 
stateria,  Prothyraios  2.  [Höfer.]  ad  Hom.  Od.  1562,  38.  Lobeck  ad  Soph.  Ai.s 
Propylaios  (IlQonvXcaog),  Beiname  1)  des  805)  Gottheiten,  deren  Bilder  oder  Altäre  — 
Apollo  auf  einer  Inschrift  aus  der  Nähe  des  denn  nach  Hesych.  s.  v.  ccvxiqXiog  hat  dies  Wort 
phrygischen  Eumeneia,  Bamsay ,  Cities  . .  .  of  dieselbe  Doppelbedeutung  wie  dyvisvg,  nämlich 
Phrygia  1,  374,  195  (AtioXXwvi  ILqotivXccIw},  196  30  b  ccvxlkqv  i)Xiov  idovusvog  ßw[ibg  ?}  &sog  — 
(i£Q£vg  IlQonvXcäov  'AnöXXwvog).  Freilich  will  vor  den  itvXai,  und  zwar  nach  Osten  hin  ge- 
Bamsay  a.  a.  0.  nicht  den  griechischen  Apollo,  richtet,  aufgestellt  wurden.  Das  Aufstellen 
sondern  den  ihm  angeglichenen  Men-Sozon-  nach  Osten  hin  wird  aufser  durch  das  ange- 
Sabazios  erkennen.  Eine  Münze  des  Septimius  führte  ccvxlxqv  i]Xiov  bezeugt  durch  Schol.  Aesch. 
Severus  trägt  die  Legende  Apolljini  Propula(e)o  Agam.  519:  Sai^oveg  avxrfXioi'  ol  slg  avaxoXi]v 
[Kremna  in  Pisidien],  Sollet,  Ztschr.  f.  JStumism.  oQävxsg,  und  geht  auch  aus  dem  Gegensatz 
1885,  363.  Head,  Hist.  num.  590.  Hill,  Cat.  zwischen  B67tsgog  und  avxiqXiog  bei  Soph.  Ai.  805 
of  greek  coins  of  Lycia,  Pamphylia  etc.  p.  35,  4  hervor.  Tümpel  bei  Pauly-Wissowa  1,  2351  f. 
pl.  35,  4  Introd.  p.  CIL  Vor  den  Toren  von  sieht  in  den  Antelioi  'wahrscheinlich  apolli- 
Kallipolis  auf  dem  thrakischen  Chersonnes  stand  40  nische  Daimonen',  vielleicht  eine  Verkörperung 
eine  Statue  des  Apollon  mit  Bogen  und  Pfeil,  der  ddcpvivoi  ÖQ7tr]K£g  (Kallim.  Hymn.  in  Apoll. 
um  der  Pest  den  Eingang  in  die  Stadt  zu  ver-  l.  Eur.  Ion  103,  76),  mit  welchen  die  gen 
wehren;  denn  statt  der  Lesart  bei  Kaibel,  Epigr.  Osten  gelegenen  h'oodoi  <&oißov  in  Delphi  ge- 
1034,  29:  6Tfj6ca  dt  vv  x«l  [ß]Qo[xo]Xot[yb\v  schmückt  waren;  vgl.  Etym.  31.  112,  15:  avxrj- 
To^ocpögov  <&oißov,  Xoiuov  VTt06i][LuvxfjQa  ist  Xiovg'  xovg  xijg  ddcpvng  OQ7tr]X(xg  xovg  ngb  xwv 
mit  Mordtmann,  Athen.  Mitt.  6  (1881),  263  f.  &vqwv  i6x<x^svovg.  Der  Zusammenhang  der 
Buresch,  Klaros  (Leipzig  1889)  S.  82  Vers  29  Avxr\Xioi  mit  Apollon  wird  noch  deutlicher  durch 
(vgl.  S.  86).  Kaibel,  Hermes  19  (1884),  261,  1  das  von  Tümpel  übersehene  Zeugnis  der  Anna 
zu  lesen:  axfjoca  Ss  vv  xai  7tQ[o7i]vX[a]iov  .  .  .  Comnena  12,  4  p.  150  ed.  Bei  ff  er  scheid,  wonach 
Xoi\iov  v7too£V(xvxi]Qa.  Apollon  heifst  ferner  50  sich  auf  dem  Markt  von  Byzanz  eine  nach 
Tlgonidatog  bei  Aristid.  or.  2  p.  26  Dindorf  Osten  (ngog  ävuxoXäg)  gewendete  Statue  des 
or.  15  p.  377.  Im  Schol.  Eur.  Phoen.  631  ist  Apollon  befand,  die  von  Konstantin  dem  Grofsen 
TtQonvXaiog  die  Erklärung  zu  kyvtsvg  mit  der  zwar  als  seine,  des  Kaisers,  bezeichnet  und  in 
Erläuterung  tzqo  xwv  TtvXätv  laxaaav  ayuXuaxa  Anspruch  genommen  wurde,  der  aber  trotzdem 
xov  'AnöXXavog  6>g  aXah,i%a.Y.ov  -aal  (pvXcwog  (vgl.  f)  dp^J^fi'  xs&slaa  Ttgoa^yogia  'AvrfXiog  ?}  Av%- 
E.  Curtius,  Ges.  Abhandl.  1,  103  f.  und  den  ijXiog  blieb.  Natürlich  bedeutet  kvrfXiog  hier 
Beinamen  IlQoqivXa^)  xwv  bdä>v;  vgl.  dem.  nicht,  wie  sonst,  'sonnenlos,  ohne  Sonne',  son- 
Alex.  Protr.  p.  44  Pott  =  141  Migne:  ttqo  dem  (avec  und  T/Xlos),  cder  Sonne  zugewendet', 
xwv  7ivXa>v  iaxdvxng  avxovg  (die  Steinsymbole  wie  bei  Athen.  3,  124  e  das  Verbum  KvrjXid&tv 
des  Apollon)  und  Schol.  Clern.  Alex,  p.785  Migne:  60  fder  Sonne  aussetzen'  überliefert  ist,  das  von 
xbv  Ao^iav  tzqo  xwv  &vqg)v  loxaßav.  In  diesen  Kaibel  in  i}Xid&iv  geändert  worden  ist,  aber 
zuletzt  angeführten  Stellen  ist  also  kein  Unter-  gerade  durch  unser  AvijXiog  gestützt  wird.  — 
schied  (vgl.  Hesych.  7tQOTtvXcaov  TtQÖ&vQov)  ge-  2)  des  Hermes,  dessen  Standbild  in  Athen  am 
macht  zwischen  nQonvXaiog  und  ngoftvocciog,  Eingang  zur  Akropolis  stand,  Paus.  1,  22,  8.  Er 
der  doch  sonst  gewöhnlich  beobachtet  wird,  ist  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  von  Clem. 
Lobeck,  Aglaopham.  1336  b.  Ob  die  von  Beisch  Alex.  Protr.  10,  102.  Hesych.  'EQ^iijg  auvrixog 
bei  Pauly-Wissoiva  1,  912  vertretene  Ansicht  Diogen.  4,  63  erwähnten  Hermes  'Afivnxog,  Kern, 
allenthalben   zutrifft,   dafs  streng  zu   scheiden  Athen.  Mitth.  19  (1894),  60.     Wachsmuth,  Stadt 


3135                    Propylaios  Propylaios                    3136 

Athen  1, 135  f.  139  f.  W.  Judeich,  Topographie  (1904),  208 ff.  ungefähr  das  Jahr  430  an.  Nahe 
von  Athen  206  f.  Hermes  Propylaios  ist  an  den  verwandt  dem  Hermes  Propylaios  ist  Hermes 
Propylaien  mit  Artemis  Epipyrgidia  C.  I.A.  3,  IlvXaiog,  der  nicht,  wie  Herodian  im  Schul. 
268)  =  Hekate  Epipyrgidia  (Paus.  2,  30,  2  =  Hom.  IL  2,  842  fälschlich  (Egenolff,  Philologus 
Propylaia?)  und  den  Chariten  (aber  wohl  nur  61  [1902],  83)  angiebt,  von  seinem  Kultus  in 
räumlich)  verbunden,  welche  letztere  nach  den  Pylos  abzuleiten  ist,  sondern  wohl  dasselbe 
Beobachtungen  von  Furtwängler,  Athen.  Mitth.  bedeutet  wie  der  messenische  'Eg^icäg  iv  xulg 
3  (1878),  187,  1  (vgl.  E.  Kuhnert,  Jahrb.  f.  Mass.  n  vXa  ig  (Paus.  4,  33,  3),  der  wiederum  seine 
Phil.  Suppl.  14,  290,  7)  auch  sonst  (Paus.  2,  17,  3.  Parallelen  hat  in  dem  thebanischen  Iloxsidäcov 
7,  5,  9)  am  Eingange  vor  gröfseren  Heilig-  10  'EintvXrjog  (Keil,  Sylloge  Inscr.  Boeot.  12  p.  73. 
tümern  vorkommen.  Über  die  viel  erörterte  Collitz  1,  718.  C.l.G.S.  1,  2465;  andererseits 
Streitfrage  über  den  Schöpfer  des  Hermes  Pro-  ist  für  Ephesos  ein  Poseidon  Propj'laios 
pylaios  —  Pausanias  nennt  bekanntlich  den  zu  erschliefsen  aus  der  Inschrift  C.  I.  G.  2, 
Philosophen  Sokrates;  vielleicht  war  die  Statue  3028:  o'i  iv  'Ecpiaco  igydxai  ■ngoitvXüxai  ngbg 
aber  ein  Werk  des  Alkamenes  (s.  unten)  —  xco  llo68idiovi,  in  der  es  sich  um  eine  Genossen- 
sowie  darüber,  ob  er  mit  den  Chariten  in  einem  schaft  von  Getreidehändlern  handelt,  die  ihre 
Relief  dargestellt  war  oder  als  selbständige  rBörse'  an  dem  vor  den  Toren  gelegenen  Tem- 
Fio-ur  von  ihnen  abzutrennen  ist,  was  jetzt  all-  pel  des  Poseidon  hatten)  und  in  der  kolchischen 
gemein  angenommen  wird,  s.  Scherer  Bd.  1  Artemis  'EintvXin  (Orph.  Argon.  902;  vgl. 
Sp.  2411,  30  ff.  Bursian,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  20  Propylaia,  Prothyraia).  Freilich  könnte  in  der 
79,  243  ff.  Geogr.  von  Griechenland  1,  309.  Bezeichnung  des  Hermes  als  Pylaios  auch  seine 
Amelung,  Die  Skulpturen  d.  Vatikan.  Museums:  Beziehung  zur  Unterwelt  (vgl.  Eurem,  Philo- 
Museo  Chiaramonti  nr.  360.  Vgl.  'Eguyg  ngbg  logus  65  [1906],  264;  vgl.  auch  251)  ausge- 
rrj  nvXldi,  Schol.  Dem.  Mid.  (or.  21,  562)  p.  625  drückt  sein,  wenn  bei  Diog.  Laert.  8,  31-/Egin)v 
Dindorf.  Demosth.  or.  47  p.  1146  a.  E.  Harpokrat.  radiär  slvca  xeov  ipv%tov  iial  diu  xovxo  Xiytc&cti 
86,  21  ff.  und  160,  12  ff.  Bekker  (=  196,  3  u.  IIoyLitiu  (-cäov?)  xcel  üvXulov  xca  Xftöviov 
261,  16  Dind.)  und  daselbst  Philochoros  (fr.  80  die  Überlieferung  richtig  ist;  Lobeck  ad  Soph. 
81  F.  H.  G.  1,  397),  der  sich  an  dem  Pförtchen  Ai.3  832  liest  statt  IIvXaTov.  'E^nroXaiov.  — 
in  der  Ringmauer  des  Peiraieus  befand,  Wachs-  Der  Philosoph  Xenokrates  setzte  den  beim 
muth  a.  a.  O.  1,  208  ff.  2,  33  f.  Judeich  a.  a.  O.  30  Choeni'este  gewonnenen  goldenen  Kranz  xco 
65,  142.  Milchhöfer,  Text  zu  den  Karten  von  Egiijj  xco  lögv^ivco  iitl  xi)g  ccvXfjg  auf  (Ti- 
Attica  1,  40.  Weihung:  'EgLiu  TJgonvXaico  von  maios  bei  Athen.  10,  437  b)  oder,  wie  Ael.v.h. 
der  Insel  Megiste  C.I.G.  3,  4301  =  Le  Bas-  2,  41  sagt,  xco  'Egafj  xco  ngb  xeov  &vgcov 
Waddington  3, 1268  p.  312.  Corr.  hell.  18  (1894),  iaxcoxi:  vgl.  Wachsmuih,  Die  Stadt  Athen  2,  290. 
390.  392.  Wenn  Bubensohn,  Mysterienheilig-  Weiteres  über  Qsol  ngonvXaioi.  und  ngo^vguioi 
tümer  in  Eleusis  u.  Samothrake  32  f.  die  &eoi  s.  unter  Propylaia,  Prothyraia,  Prothyridia; 
TTQOTtvlccioi,  die  Gottheiten,  rdie  mit  ihren  Tem-  vgl.  auch  den  Artikel  Ianus  Bd.  2,  29  ff.  Aber 
peln  den  Eingang  gewissermafsen  zu  eines  an-  auch  die  Heiligtümer  von  Heroen  legte  man, 
deren  Gottes  Heiligtum  bilden'  (Kuhnert  a.  a.  O.  um  sich  ihres  besonders  wirksamen  Schutzes 
290),  in  diesem  ihrem  Verhältnis  zu  den  Haupt-  40  zu  versichern ,  gern  und  oft  gleich  neben  der 
gottheiten  als  Gottheiten  zweiten  Ranges1  be-  Haustür  an,  vgl.  Zoega,  De  obeliscis  210  ff. 
zeichnet,  so  dürfte  diese  Bezeichnung,  so  zu  Lobeck,  Aglaoph.  1335  ff.  Bohde,  Psyche  2-,  197. 
sagen,  doch  zu  despektierlich  sein.  Treffend  Es  sei  zunächst  an  den  dem  griechischen  Pro- 
ist die  Thätigkeit  speziell  des  Hermes  Propy-  pylaios  in  Bildung  und  Bedeutung  entsprechen- 
laios,  fdes  freundlich  geleitenden  Wegegottes,  den  Beinamen  des  Herkules  Anteportanus 
wie  er  zugleich  über  Eingang  und  Ausgang  (Inschrift  aus  Gallia  Cisalpina,  C.  I.  L.  5,  5534) 
vor  dem  Tor  des  Heiligtums  wacht'  (Usener,  erinnert.  Als  Schützer  der  Tore  erscheint 
Bhein.  Mus.  29  [1874],  27)  bezeichnet  durch  Herakles  auch  in  Alyzia  in  Akarnanien,  wo 
die  pergamenische  Inschrift:  'Eg^riv  ©vqcüov  seine  Figur  (nach  Lysippos)  auf  einem  Eck- 
'Povyog  IsQtvg  rov  Jibg  hSqvgh  cpvXayta  tov  50  blockstein  des  Haupttores  eingehauen  gefunden 
vs cb  xßl  qvtoqcc,  Fraenkel,  Inschr.  von  Pergamon  worden  ist,  Heuzey,  Le  mont  Olympe  et  l'Acar- 
325  p.  242.  Einen  weiteren  Kult  des  Hermes  nanie  p.  413  f.  pl.  11.  Das  Heroon  des  Astra- 
Propylaios  gleichfalls  in  Pergamon  lehrt  die  bakos  lag  7t«pa  xolg  ccvXeioig  des  Ariston 
1903  gefundene  Herme,  eine  römische  Kopie  (Herod.  6,  69);  ein  Heros  inl  Ttgo&vQcp, 
des  Hermes  des  Alkamenes,  kennen,  die  die  Kallimach.  Epigr.  26  (Anth.  Pal.  9,  336);  ein 
Inschrift  trägt:  Eiörfitig  'AX-Aaiiivtog  TtiQiv.aXXsg  Epigramm  aus  Thrakien  preist  xbv  ngö  nv- 
ccyaXLia'EQii&v  xbv  7tQ0  nvXcov  siguxo  IIsq-  Xaig  "Hgcoa,  xbv  uXyn^iov  iv  xgiödoiGi,  xbv 
yu^iiog,  Conze,  Sitzungsber.  der  K.  Preufs.  Akad.  kXsivov  .  .  .  ngb  86(ioioi,  Kaibel,  Epigr.  841. 
d.  Wiss.  1904,  69  ff.  (mit  Abbild.).  Wochenschr.  E.  Loeivy,  Inschr.  griech.  Bildhauer  352  S.  249; 
/.  klass.  Phil.  1904,  250.  Arch.  Anz.  1904,  76  60  i,QcoBg  7iXr}Gi.ov  xyg  xov  iSövxog  ol%Lag  Idgv- 
(mit  Abbild.).  Loeschcke,  Arch.  Jahrb.  1904,  24.  (tivoi,  Artemid.  p.  248,  9  Hercher;  vgl.  ferner 
Bevue  des  etudes  grecques  19  (1906),  44.  —  Aesop.  fab.  161  Halm:  r;gcog  inl  xfjg  olxiccg. 
Conze  und  Loeschcke  sind  der  Ansicht,  dafs  der  Babr.  fab.  63:  v.ax'  oi'novg  ygeog.  Als  ngo- 
Hermes,  der  hier  so  xccx'  i$oxip'  rvor  den  Toren'  TrvXcaoi  d.h.  als  Schützer  des  Tores  gegen 
genannt  wird,  kein  anderer  sei  als  der  athenische  feindliches  Eindringen  sollten  auch  diejenigen 
Hermes  Propylaios,  natürlich  in  Kopie;  als  Ent-  Heroen  dienen,  deren  Grab  sich  iv  ctvxjj  xfj 
stehungszeit  des  Originals  nimmt  Loeschcke  un-  nvXn  befand  (so  das  Grab  des  Aitolos,  des 
gefähr  das  Jahr  450,  Fr.  Winter,  Athen.  Mitth,  29  Sohnes  des  Oxylos,   Paus.  5.  4,  4)   oder  vnhg 


3137                   Propyrgidia  Proseoa                      3138 

tüi>   Ttvltcüv    (Grab   der  Nitokris,   Herod.   1,  Proselenos  (Tlgoatlrivog),  König  der  Arkader, 

187;  des  Laoniedon,  Serv.  ad  Verg.  Aen.  2,  241)  nach  dem  diese  ngo6zlr\voi  genannt  sein  sollen, 

oder  unter  der  Tempelschwelle,   wie  das  Grab  Mnaseas  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  4,  264.     Sehn/. 

des   Neoptoleinos   in  Delphoi,    Asklepiades   im  Arist.  Nub.  397.    (F.  H.  G.  3,  150,  4).    Heyne, 

Schol.  Find.  Nem.  7,  62;   vgl.    auch   das  Grab  Opusc.  2,  340  ff.     0.    Müller,   Darier  2,  6«,  2. 

des  Phrygers  Koroibos,   das,   um  das  Land  zu  E.  Curtius,   Peloponnes  1,  180,  10.     Über   die 

schützen,  an  die  Grenzen  gelegt  wurde,  Paus.  Bezeichnung  der  Arkader  als  ngoailvvoi  (itgo- 

8,  26,  4.    10,  27,  1.     Lobeck,  Aglaoph.   281  u.  aslr\vcäoi)   s.  Hippys   von   Ehegion    bei  Steph. 

Bohde,  Psyche  1-,  160,  2.    Die  Statue  eines  durch  Byz.   s.   v.   'Ag*a$icc.     Ernst   ad  Hom.  II.  300, 
seine    Gerechtigkeit    ausgezeichneten    Mannes  10  24.      Frgm.    adesp.    bei    Bergk,    P.  L.   G.   34, 

steht  gewisserinafsen  als  Hüter  der  Dike  ttqo-  713,  8,    und    dazu  v.   Wilamowitz,    Hermes  37 

üvgoißt    Ai%y\g    bez.    ccy%i&vgog    Jixvg    itÜccg,  (1902),  331.     Plut.  Quaest.  Bom.  76.    Censorin. 

C.  1.  G.  2,   2589.  2592  =  Kaibel,  Epigr.  905.  de   die   not.   19  p.   41,  6  Hultsch.     {Luc.)    de 

906  (Gortyn),  und  die  Statue  eines  trefflichen  astr.  26.     Ov.  Fast.   2,  290.     Bursian,    Geogr. 

Feldherrn  itagcc   Ttgoitvla  des  Zeus  Bulaios  in  v.  Griechenl.  2,  190.     Boscher  Bd.  2   Sp.  3123, 

Milet,  Arch.  Ans.  1901,  196.     [Höfer.]  13  ff.     K.   Zacher,   Dissertat.   Phil.   Hahns.   3, 

Propyrgidia  (ngoitvgyiSicc)  nennt  v.  Wilamo-  158  ff.     Zielinski,  Archiv   für  Beligionswissen- 

witz,    Hermes  26   (1891),    211,   2    die    Artemis  schaß  9  (1906),  39  ff.     [Höfer.] 

Ilgoaxaaxngici  (Aesch.  Sept.  450)  als  Schützerin  Proseoa   (77poff7j<ua),  Beiname   der  Artemis, 
des  elektrischen  Thores  gegen  den  anstürmen-  20  unter    dem    sie    an    der    Nordküste    der  Insel 

den  Kapaneus;  vgl.  Gruppe,  Bursians  Jahres-  Euboia,  bei  Artemision   einen  Tempel  besafs, 

her.  85  (1895),  204.   •       Vgl.    Artemis    Epipyr-  Plut.  Them.   8.     De  Herod.  malign.   34.     Eine 

gidia,   C.  I.  A.  3,  268.      Hekate   Epipyrgidia,  nach  Lolling,  Athen.  Mitth.  8  (1883),  21  wahr- 

Paus.  2,  30,  2.     [Höfer.]  scheinlich  aus  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten 

Prora  (Tlgöiga).  Auf  dem  Grabstein  des  Anti-  Jahrhunderts  v.  Chr.  stammende  Inschrift  spricht 
patros  von  Askalon  (abgebildet  Athen.  Mitth.  von  einer  iitavögQ-aaig  xov  iegov  xi)g  kgxiiiidog 
13,  311)  befindet  sich  r.  ein  phantastisches  xi)g  ngoarjcöag  xort  xccTccoytsvi]  xov  ccyäXficcxog, 
Wesen,  bestehend  aus  einem  nackten  Jüngling,  Athen.  Mitth.  a.  a.  O.  19 f.  (Corr.  hellen.  10 
der  an  Stelle  des  Kopfes  den  Schnabel  eines  [1886],  256).  Das  auch  sonst  aber  ohne  Hin- 
Schiffes  trägt  und  sich  zu  dem  vor  ihm  lie-  30  zufügung  des  Beinamens  Proseoa  erwähnte 
genden  aufgebahrten  Toten,  den  von  1.  ein  Heiligtum  der  Göttin  (kgri^idog  igov,  Herod. 
Löwe  angreift,  niederbeugt.  Usener  de  Iliadis  7,  176;  'igxtiitdog  xsfisvog,  Epigramm  aus  Me- 
carmine  quodam  Phocaico  p.  33  f.  41  (vgl.  Sint-  gara,  C.  I.  G.  1,  1051.  Kaibel,  Epigr.  461. 
flufhsagen  215)  erblickt  in  dem  Löwen,  der  in  I.  Megar.  et  Boeot.  53),  dessen  Bedeutung  nnd 
der  Grabinschrift  als  ix&goMcav  bezeichnet  Ruhm  seit  dem  siegreichen  Kampfe  gegen  die 
wird,  den  Todesgott,  der  von  dem  Glauben  der  Perser  bedeutend  gewachsen  war,  scheint  für 
Semiten  als  Löwe  dargestellt  werde  und  der  das  nördliche  Euboia  den  religiösen  Mittei- 
den aus  irgend  welchem  Grunde  nicht  frite'  punkt  gebildet  zu  haben,  wie  der  Kult  der 
bestatteten  Toten  zur  Unterwelt  entführen  Artemis  Amarysia  (Jessen  bei  Pauly-Wissowa 
wolle.  Köhler  zu  C.  I.  A.  3,  2836  billigt  diese  40  1,  1743)  für  die  Westküste  Euboias,  Lolling 
Deutung  und  erklärt  die  Mischgestalt,  die  in  a.  a.  O.  7,  202.  Der  zur  Datierung  neben  den 
der  Inschrift  als  Ttgmga  bezeichnet  wird,  als  ag%ovxsg  auf  zwei  Inschriften  aus  dem  benach- 
die  Personifikation  des  Schiffes,  welches  die  bartenHistiaia-Oreos genannte jfpo^i'Trjgscheint 
Freunde  des  Antipatros  noch  zur  rechten  Zeit  der  Priester  der  Artemis  Proseoa  gewesen  zu 
herbeiführte,  um  dem  Toten  ein  feierliches  sein,  A.  Wilhelm,  Arch.  -  Epigr.  Mitth.  aus 
Begräbnis   zu  Teil  werden  zu  lassen  und  ihn  Oest.  15  (1892),  113   Z   5.  114  f.     Auf  Festver- 


"D 


so  aus  dem  Rachen  des  Löwen  (des  Todes-  Sammlungen  mit  Spielen  läfst  die  fragmen- 
gottes)  zu  retten;  vgl.  die  Worte:  cclla  cpiloi  tierte  Inschrift  nvggiin  a-81[a>'?  schliefsen, 
t'  i'jybvvav  y.ai  fiot  v.xigi6av  xäcpov  ovxrj.  P.  Lolling  a.  a.  O.  202.  Die  Lage  des  Heilig- 
Waliers,  Athen.  Mitth.  a.  a.  O.  316  wirft  die  50  tumes,  die  Ulrichs,  Beisen  und  Forschungen  in 
Frage  auf,  ob  man  hier  nur  eine  Personifikation  Griechenl.  2,  229  und  Bursian,  Geogr.  v.  Grie- 
anzunehmen  habe,  oder  ob  sich  diese  Prora  chenl.  2,  408  (vgl.  A.  Baumeister,  Topograph. 
nicht  vielleicht  aus  besonderen  mythologischen  Skizze  der  Disel  Euboia  60,  60)  ungenau  an- 
Vorstellungen der  Phoiniker  erklären  lasse.  gesetzt  haben,  ist  durch  Lolling  a.  a.  O.  15. 
Über  die  Vorstellung  vom  Totenschiff  s.  die  200  ff.  (vgl.  Wilhelm  a.  a.  O.  115)  auf  dem 
Bd.  3  Sp.  2781,  62  ff.  verzeichnete  Litteratur,  jetzt  Ai  Giorgi  (Hagios  Georgios)  genannten 
wo  es  Zeile  66  heifsen  mufs  Bh.  Mus.  59,  217  Hügel  bestimmt  nachgewiesen  worden, 
(nicht  207).  [Höfer.]  Den  Namen  IJgoarjaxx  leitet  Lobeck,  Aglao- 
Proreus  (Ilgcogevg):  1)  ein  Phaiake,  Hom.  pham.  1185  von  der  Lage  des  Tempels  her. 
Od.  8,  113.  Pott,  Zeitschr.  f.  vergleich.  Sprach-  60  Diels,  Hermes  31  (1896),  368  deutet  Artemis 
forschung  9  (1860),  172.  —  2)  einer  der  von  IIgoGr]äa  als  fdie  dem  Osten  zugewendete'  und 
Dionysos  in  Delphine  verwandelten  Tyrrhener,  vergleicht  Alkman  Parthen.  87  iywv  ds  xä 
Ov.  Met.  3,  634;  vgl.  Schmidt  zu  Hygin.  f.  y,sv  'Aäxi  itäfooxa  uvdävr]v,  wo  'Aäxig  fdie  im 
134  p.  114,  34.  [Höfer.]  Osten  verehrte  Göttin'  bedeute.  Dafs  'Aaxig 
Prorsa  (Prosa)  s.  Indigitamenta.  ein  Göttername  ist,  der  entweder  von  äöig  oder 
Proselenides  {ngoötlnvidsg),  al  'ig-naSixal  von  einem  Ortsnamen  abzuleiten  ist,  hat  zu- 
vvpcpca,  Hesych.  Vgl.  Bd.  3  Sp.  509.  25  ff.  erst  Blafs,  Hermes  13  (1878),  24  nachgewiesen, 
Gruppe,  Griech.  Myth.  439,  2.     [Höfer]  wenn   er   sich  auch  der  Deutung  auf  eine  be- 

Eoschek,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  99 


3139                       Proseooi  Proseooi                       3140 

stimmte    Göttin    enthielt.       Ihm    stimmt    bei  Gelder,  Geschichte  der  alten  Bhodier  45  f.  [vgl. 
Fr.  Schubert,  Sitzungsber.  d.  philos.-hist.  Classe  auch    52])    zeugte    Poseidon    auf   Rhodos    mit 
der   K.    Äkad.    d.    Wiss.    zu    Wien   92   (1878),  Halia,    der    Schwester    der    Teichinen,    sechs 
523  f. ,   der   gleichfalls   Ableitung  von  ccmg  an-  Söhne    und   eine    Tochter,    Rhodos,    die    Epo- 
nimmt  und  vermutungsweise  an  Helena  denkt.  nyme   der  Insel.     Nun   heilet  es  weiter:    ysvi- 
Jurenka,    Sitzungsber     der   philol.-hist.    Classe  a&ui     dt     kccxu    xbv    xaigbr    xovxov     iv    xolg 
der   K.  Äkad.    der   Wiss.   zu   Wien  135  (1896),  7iQÖg   tco  [izqsol  xi)g  vr\ßov  xovg  xX-n&svxcxg  yi- 
I,  21  fafst  Aotis  als  „Göttin  des  Morgens",  die  yavxag.     Als  Aphrodite  von  Kythera  kommend 
identisch     sei    mit    der    bei    Alkman  a.  a.  0.  auf  Rhodos  landen  will,  wird  sie  von  den  sechs- 
v.  61  genannten  'Oq&qIoc  (so  steht  im  Papyrus,  10  Poseidonsöhnen,  die  sich  auch  gegen  die  Insel- 
während im  Scholion  bei  Bergk,  P.  L.   G.  34,  bewohner  mancher  Gewaltthat  schuldig  machen, 
33  'Oofria  steht,    das  Bergk  auch  in  den  Text  an    der    Landung    gehindert.     Voll   Zorn    ver- 
gesetzt   hat).      Diels    und    Jurenka    erkennen  hängt    die    Göttin     über    die    Gewaltthätigen 
beide    in    der    Aotis    Alkmans    die    Artemis,  eine    liccvik,    so    dafs    sie    ihre    eigene    Mutter 
während  v.  Wilamoicitz,  Hermes  32  (1897),  261  vergewaltigen.      Poseidon    bannt    deshalb    die 
Aitaxig  liest  (=   'die  aus  Alk,  dem  Lande  der  Söhne   unter    die   Erde,    ovg   xir]&ijvoa   FLqoo- 
Sonne')  und  darunter  Pasiphae  oder  die  Göttin  rjaovg  dai^iovcxg.     Halia  stürzt   sich  ins  Meer 
Medeia    versteht.       Doch    empfiehlt    sich    die  und    wird    unter    dem    Namen    Leukothea    als 
Lesung  und  Deutung  von  'Awxig,  das  durch  die  Göttin    verehrt.      Die    Bezeichnung    irgoar^ooL 
Epikleseis  'Oo&oicc  und  JTpoffrja«  gestützt  wird,  20  8cd[iovsg  leitet    Lobeck,  Aglaoph.  1185  fa  situ 
zumal    da    auch    sonst   enge  Beziehungen   der  loci '  ab.     Für   identisch   mit  den  kurz   zuvor 
Artemis  zu  Eos  nachweisbar  sind,  ja  Artemis  erwähnten  Giganten  im  Osten  der  Insel  werden 
bisweilen  direkt  als  Eos  aufgefafst  worden  ist.  die  proseoischen  Daimonen  erklärt  von  Movere, 
Der  Beiname  AiQ-ottIu,  unter  dem  Artemis  auf  Die  Phoenizier  2,  2,  248  f.  Anm.  129,  der  phoi- 
Lesbos  (1h.  Bei  nach.  Bevue   d.  etudes  grecques  nikische  Hei-kunft  annimmt,  und  von  Maximil. 
5  [1892],  413  f.  =  I.  Mar.  Ins.  Aeg.  2,92  p.  41.  Mayer,  Giganten  u.   Titanen  44.     Tümpel,  Die 
Sappho  (?)  fr.  118.     Bergk  34,  127  =  Anth.  Pal.  Aithiopenl  ander  des  Andromedamythos  im  Jahrb. 
6,  269)  und  in  Aniphipolis  (Antipatros  in  Anth.  f.  Mass.  Phil.  Suppl.  16,  169.    Letzterer  schreibt 
Pal.  7,   705)  verehrt  wurde,    stammt  wohl   aus  weiter  (PhUologus  50  [1891],  43)  mit  Benutzung 
Euboia,   wo   die  Ortschaft  Ai&öitiov   zwischen  30  einer  Vermutung  von  A.  Becker,  De  primordiis 
Chalkis  und  Eretria  nach  der  Artemis  Ai&oiria  Bhodiorum  107  und  Bellte,  Hermes  a.  a.  0.  429, 
benannt   war,   Steph.   Byz.   Aiftöitiov   und   da-  die  an  der  oben  angeführten  Stelle   rovg  nln- 
selbst    Kallimachos    {fr.    417    Schneider)    und  &ivxag"Iyvrixccg  (statt  yiyavxag)  eingesetzt  haben, 
Eratosthenes.   Anakreon  (fr.  135  Bergk  34,  290)  rovg  Klrftivrag  g'  "lyvnrag  =    die   sechs    öst- 
bei  Hesych.  s.  v.  Ai%07iiy\g  ( — itüg,  cod.)  natöa.  liehen  Inselautochthonen,  um  dadurch  eine  voll- 
E.  Maafs,  De  Aesch.  Suppl.  (Greifswald  1890)  ständigere   Parallele    zu    den    sechs   Poseidon- 
XXIII.  XXXVIII.    Hermes  26  (1893),  190.    Bur-  söhnen  =  sechs  7tQOO)]cpoL  öaiLiortg  zxi  gewinnen. 
sian,  Geogr.  v.  Griechen!.  2,418.    Gruppe,  Gr.  Tümpel   (a.a.O.  44  f.)   nimmt   ferner   an,    dafs 
Myth.  66,  9.    224,  11.    Nach  letzterem  (a.  a.  0.  in  der  Erzählung  Diodors  eine  'Kontamination 
1285,  3.  4    und_  PhUologus  47  [1889],  96)    ist  40  zweier    im    wesentlichen    identischer   Parallel- 
Al&(i)o7ti<x  die  Übersetzung  des  phoinikischem  Versionen  vorliege,   die  nur  um  ihrer   gering- 
"-irx  =  'Morgenröte'.    E.  Maafs,  De  Lenaeo  et  fügigen  äufserlichen  Abweichungen  (das  Nähere 
Delphinio  (Greifswald  1891)  XII,  3  tritt  m.  E.  s.    Tümpel  Bd.  2   Sp.  953)    willen   von   Diodor 
mit  Recht  für  den  rein  griechischen  Charakter  nicht  als  Doppelgängerinnen   erkannt'  worden 
der    Artemis     Upoörjraa  =  'Diana     Matutina'  seien.     Gruppe,  PhUologus  47  (1889),  95  ff.  ver- 
ein   und    vergleicht    die    Artemis    'EvS'iccyoog  gleicht  mit  der  rhodischen  Legende   die  Tra- 
(Hesych.),   die  er  erklärt  als  r\  Ttgbg  xb  %vSiov  dition    von   Jope    über  Derketo    (Diodor  2,  4; 
&yQ£vovaa      Zur  Erklärung  von  TIooGricöcc  läfst  vgl.  Xanthos  fr.  11    F.  H  G.  1,  38),    die   sich 
sich   vielleicht  auch  hinweisen  auf  Aristid.  1,  wie  Halia -Leukothea    aus   Scham   über   einen 
157  Dind.,  wo  erzählt  wird,  dafs  die  schwangere  50  Fehltritt  in   den   heiligen   Teich   stürzt,   nach- 
Leto,    nachdem  sie  in  Zoster  ihren  Gürtel  ge-  dem   sie   den,   der  ihre  Liebe  genossen  hatte, 
löst  habe,   unter   dem  Geleite  der  Athena  ßa-  beseitigt  hatte   (äcpaviaai),  wie   die   Poseidon- 
öi^ovaa    ccsl    slg    xb    7tobg    ico    an    angag  xfjg  söhne   nach    ihrem  Frevel   unter   der  Erde  un- 
'Axxixfjg   i7ttß&6a    xäv   vriocov    nach   Delos    ge-  sichtbar  gemacht  werden.     Die  weiteren  Aus- 
kommen und  dort  den  Apollon  und  die  Arte-  führungen,  die  Gleichsetzung  von  AlQ-loirtg  = 
mis    geboren    habe.      Und    zu    Apollon    'Eäog  'Haoi  =  TlQooi]aoi,  Ai&ioitia  =  Rhodos   (vgl. 
(s.  d.  u.  d.  Art.  Proiosi,  dem  Gott  der  Morgen-  Gruppe,  Gr.  Myth.  447,  1)  lese  man  bei  Gruppe 
frühe   (7iävx£66i   (paävfrr}   rjtpog   iisxlwv,    Apoll.  selbst  nach.      Hervorzuheben  ist  (S.  98),   dafs 
Bhod.  2,  686),   stellt  sich    ungezwungen   seine  er   'Pödog,   die   Schwester    der    sechs    daiLiovsg 
o-öttliche  Schwester  als  IlQ06r]cpa,  ein  weiteres  60  Uoooricboi,  —  den  Irrtum,  dafs  es  sieben  gewesen 
Beispiel    zu    den    zahlreichen    Epikleseis,    die  sind,  hat  Gruppe,  Gr.  Myth.  266  berichtigt  — 
entweder  ganz  gleichlautend  oder  mit  geringer  als    Kurzform    zu    groöoSdv.xvlog    (s.    auch    Gr. 
Variation  beiden  Göttern  gemeinsam  sind;  vgl.  Myth.  266,  6)  oder  QodönrixvSi  dem  Beinamen 
Gruppe,  Gr.  Myth.  1296,  2.     [Höfer.]  der  Eos,    auffafst  und   so    eine  überraschende 
Proseooi  (ngoarjaoi).     Nach   dem   sehr  ver-  Beziehung    zu    der  Bezeichnung   ihrer   Brüder 
worrenen  Bericht  des  Diodor  (5,  55)  aus  Zenon  als  TTgoa-ricpoi  gewinnt. 

(vgl.  Lobeck,   Aglaoph.  1184)   oder  aus  Apollo-  Ihr  Gegenstück  scheinen  die  ügoarimoi  dod- 

doros  (Bethe,  Hermes  24  [1889],  428  f.    H  van  iiovzg  in  den  Äcool  (wohl  ätoot)  bei  Hesych.  zu 


3141                     Proserpina  Proserpina                     3142 

finden,  über  die  Crusius  Bd.  1  Sp.  387,  62  ff.  lateinische  Form  ist  mittels  einer  ital.  dialek- 
und  Beiträge  zur  gricch.  Mytlx.  u.  Beligionsgesch.  tischen  Form  in  per  zustande  gekommen,  wo- 
(Progr.  d.  Thomasschule  Leipzig  1886)  22,  6  ge-  bei  italisch  per  )> lateinisch  pro  (vgl.  umbrisch 
handelt  hat  unter  Zustimmung  von  Tümpel,  fratrusper  =  pro  fratribus).  Möglich  ist  es,  wie 
Aithiopenländer  168. 197  Anm.  172,  aber  scharfer  Lindsay  (lat.  lang.  S.  98)  vorschlägt,  dafs  die 
Zurückweisung  durch  E.  Maafs,  De  Lenaeo  et  Volksetymologie  proserpere  bei  der  Lautver- 
Delphinio  12,  3.  Reservierter  äulsert  sich  Schiebung  mitgespielt  hat.  Für  die  Epenthese 
Hiller  v.  Gaertringen  bei  Pauly -Wissoiva  1,  des  r:  sep)>serp  vgl.  aq>XaCTOv )> aplastrum. 
2657,  der  im  allgemeinen  auf  den  Zusammen-  Dagegen  haben  es  die  Alten  als  lateinisches 
hang  der  'Aoxx,  mit  Eos  hinweist;  nach  ihm  10  Wort,  und  zwar  von  proserpere  aufgefafst; 
sind  diese  die  östlichen  Götter  in  dorischer  Varro  l.  I.  S.  68:  Proserpinam  .  .  .  quod  haec  ut 
Form,  deren  Tempel  bezw.  Kultort,  vielleicht  serpens  modo  in  dexteram,  modo  in  sinistram 
auch  Wirksamkeit  und  Herkunft,  ngog  r}&  %  parte m  late  movetur.  serpere  et  proserpere 
r'jiXiov  rs  lag,  und  die  ihre  Analogien  in  der  idem  dicebant  ut  Plautus  quod  scribit  'quasi 
Artemis  n.Q06r]äa  und  den  rhodischen  SccLfioveg  proserpens  bestia' ;  Augustinus  (nach  Varro)  de 
TlQ06}}moL  haben.  Gegen  die  von  Crusius  vor-  civit.  dei  7,  20 :  a  proser pendo  Proserpina;  Arno- 
geschlagene  Gleichsetzung  des  Agöuog  in  der  bius  ad  Nat.  3,  33:  et  quod  sota  in  lucem  pro- 
Glosse des  Hesych.  mit  dem  'Tit6§QO[Log  Al&i-  serpant,  cognominatam  esse  Proserpinam;  und 
OTiiccg,  der  nach  Tümpel  in  Wirklichkeit  auf  unter  den  Modernen:  G.  Curtius  (Gr.  Etymol. 
Rhodos  anzusetzen  ist,  wendet  sich  auch  Diels,  20  nr.  338,  2A);  Corssen  (Aussprache*  I  S.  243  und 
Hermes  31  (1896),  368,  5,  der  in  den  Aaoi  =  A);  Bücheier  (Rh.  Mus.  33,  1878,  S.  283 sq.); 
&8 ol  oi  iv.  Aqouoii  iLSxa-ao^ia&ivTsg  die  Dios-  Usener  (bei  Bücheier  a.  a.  0. ;  vgl.  seine  frühere 
kuren  erkennt,  deren  Bildsäulen  und  Tempel  Ansicht  oben).  Dabei  wird  immer  ausgegangen 
am  Dromos  in  Sparta  (Paus.  3,  14,  6)  standen  von  der  Behauptung,  es  habe  eine  altrömische 
—  Movers  a.  a.  0.  292  hatte  unter  dem  Dromos  Göttin  Proserpina  gegeben,  was  aber  unbe- 
den  'A%ill£G}g  ÖQÖuog  an  der  pontischen  Nord-  dingt  abzuweisen  ist. 
küste  verstanden  —  und  die  synkretistisch  mit 

den  Kabeiren  vermengt  seien,  wenngleich  die  -^  Ursprung  des  Kultes. 
Epiklesis  Aooi,  die  an  Artemis  Aotis  (s.  Proseoa)  Die  weit  verbreitete  Annahme,  Proserpina 
erinnere,  alt  sein  könne.  Für  die  Verbindung  30  habe  zu  den  ältesten  Bestandteilen  der  rörni- 
der  Lichtgottheiten  der  Dioskuren  mit  Eos  sehen  Religion  gehört,  beziehungsweise  sei  eine 
läfst  sich  übrigens  hinweisen  auf  die  Darstel-  der  Indigitamentalgottheiten,  beruht  auf  dem 
lung  einer  praenestinischen  Ciste,  auf  der  die  ganz  allein  dastehenden  Zeugnis  des  Augusti- 
Dioskuren  neben  dem  von  Eos  gelenkten  Vier-  nus  (de  civit.  dei  4,  8:  praefecerunt  ergo  Pro- 
gespann  dahinschreiten,  Flach,  Verhandlungen  serpinamfrumentisgerminantibus).  Diese  Göttin 
der  41.  Versamml.  deutscher  Philologen  (1891)  soll  (ähnlich  wie  es  bei  Ceres  mit  Demeter 
S.  258  f.  Die  Deutung  von  Diels  hat  v.  Wila-  wirklich  der  Fall  war)  später  mit  der  grie- 
mowitz,  Hermes  32  (1897),  261  u.  Anm. 3  gebilligt,  chischen  nepötepovr]  identifiziert  worden  sein; 
nur  dafs  er  statt:  usraxonio&evTtg  dg  Sapo-  so  Bücheier  (Bh.  Mus.  33,  1878,  S.  283)  rda  er 
%QttY.r\v  (m!)  Äf\yuvov  schreibt:  (israKo^ta&^v-  40  (der  Name  Proserpina)  nach  sicherer  Spur 
reg  iv.  £auo&Q<jcxr[g  (Kcciy  Ar^ivov.  [Höfer.]  auch  in  den  Indigitamenten  enthalten  war'; 
Proserpiiia.  und  Usener  (Götternamen  S.  77)  fdafs  Proser- 
I.  Der  Name.  pina  und  Flora  hervorragende  Götter  des  römi- 
Der  Name  lautet  auf  dem  Spiegel  von  sehen  Kultus  waren ,  weifs  ein  jeder.  Proser- 
Orbetello  im  Genetiv  Proseimais  (Mon.  VI  pina  mufste  schon  in  älterer  Zeit  mehr  als  ein 
t.  24,  1;  Schneider,  Dial.  Ital.  Exempl.  I  1,  53  schattenhafter  Name  der  Indigitamenta  sein, 
=  Garrucci,  Syll.  Inscript.  Lat.  533  =  Bitschi,  wenn  sie  die  Fähigkeit  besitzen  sollte,  sich 
Prise.  Lat.  Mon.  Epigr.  XI  M;  vgl.  Jordan,  Krit.  mit  der  griechischen  Persephone  zu  verschmel- 
Beitr.  S.  4;  Bitschl,  Opusc.  IV  S.  486.  506  sq.).  zen'  (vgl.  auch  Ambrosch,  BeligionsbücherS.  20). 
Paelignisch  (oskisch)  hiefs  die  Göttin Persepona,  so  Ja,  man  ist  so  weit  gegangen  zu  behaupten, 
so  im  Genetiv  in  der  Inschrift  von  Corfinium  Proserpina  sei  Gegenstand  eines  Gentilkultes, 
Perseponas  (Zvet.  Inscript.  Pal.  med.  11;  Con-  der  Gens  Valeria,  wegen  der  unten  angegebenen 
way ,  Ital.  Dial.  216;  vgl.  Dressel,  Bull.  Inst.  mythischen  Beziehungen  der  Göttin  zu  Vale- 
1877  S.  184;  Thurneysen ,  Bh.  M.  43,  1888,  sius,  dem  eponymischen  Stammvater  der  Va- 
S.  347;  Lindsay,  Class.  Bev.  7,  1893,  S.  103).  lerii;  vgl.  G.  Pirna,  Bull.  Comun.  24,  1896, 
Der  Name  hiefs  lateinisch  regelmäl'sig  Pro-  191  sq.  wo  S.  194  die  ältere  Litteratur  ange- 
serpina  (älteste Belegstelle Naevius bei Prisciau.  geben  ist.  Dazu  fehlt  aber  jede  Grundlage. 
232  =  F.  P.  B.  31).  Dafs  der  Name  nichts  Dagegen  hat  man  bei  Flora  und  Ceres  gerade 
anderes  ist  als  die  lateinische  Anpassung  des  das ,  was  bei  Proserpina  fehlt,  ein  sicheres 
griechischen  IftpfffqpöV?;,  haben  richtig  erkannt  go  Zeugnis  von  der  Existenz  des  römischen  Kultus 
Usener  (Bh.  Mus.  22,  1867  S.  435  sq.,  der  aber  in  einer  der  Ankunft  der  griechischen  Parallel- 
später anderer  Meinung  geworden  ist,  siehe  kulte  zeitlich  vorangehenden  Periode.  Proser- 
unten);  Jordan  (Krit.  Beitr.S.  68 sq.);  Wissoiva  pina  aber  gehört  in  dieselbe  Kategorie  wie 
(Böm.  Belig.  S.  256).  Die  Lautverschiebung  Mercurius,  für  den  man  auch  fälschlich  eine 
7rtp)>pro  ist  entweder  so  zu  erklären,  dafs  ursprüngliche  römische  Existenz  behauptet  hat. 
eine  griechische  Form  Tlogatcpovri  zu  Grunde  lag  Die  Frage  von  dem  Werte  der  Zeugnisse  für 
(vgl.  KegKVQct,  Koqxvqk;  Tpsqpcbi'/oj,  Tpoqpcb-  die  sogenannten  In  digi tarnen ta  ist  eingehend 
viog),  wobei  tioq  leicht  zu  pro  wird,  oder  die  behandelt    worden    von    Wissoiva    (Gesammelte 

99* 


3143                     Proserpina  Proserpina                     3144 

Abhandlungen  S.  304 sq.;    für  Proserpina  spez.  geworden  ist;    vgl.  Cic.  in   Verr.  i,  106:  Libe- 

S.  311.  322).  ram  quam  eandem  Proserpinam  vocant;  Arnob. 

Im  Gegenteil,    die   Anerkennung    des   Pro-  ad  Nat.  5,  21:  quam  .  .  .  modo  Liberam,   modo 

serpinakultes  von  Seiten   des   Staates   geschah  Proserpinam  muicupavit ;  id.  5,  35:  pro  Libera 

erst  im  J.  505  =  249,  und  obgleich  wir  natür-  ac  patre  Dite.     Die  Identifizierung  wurde  nur 

lieh   nicht  beweisen  können,    dafs   Proserpina  durch  den  Mythus  nahegelegt:    für  den    rönii- 

nicht  schon  früher  in  Rom    als   fremde   Gott-  sehen   Kultus,    der    sich    selbst  in   dieser  Zeit 

heit  im  Privatkulte  vorhanden  war,  datiert  der  den  Mythen   gegenüber  fremd  hielt,    war  sie 

Einflufs  und   die  Ausbreitung  des  Kultes   erst  ohne  Belang.     Was  bei  Libera  der  Fall  ist  — 

von  diesem  Jahre  ( Wissowa,  Rom.  Relig.  S.  250).  10  nämlich  dafs  sie  höchst  selten  unabhängig  von 

Der   zuverlässigste   Bericht  ist   der   des    Varro  Liber   auf  der  einen    oder  von   Ceres  auf   der 

(bei  Censorin.  17,  8):    Varro  de  scaenicis  origi-  andern  Seite  erwähnt  wird  — ,  das  gilt  ähnlich 

■iiibtis  Itbro   primo   ita    scriptum    reliquit,    cum  auch   für  Proserpina,    die    fast  immer  in  Ver- 

multa  portenta  fierent,  et  murus  ac  turris,  quae  bindung  mit  Pluto-Dis   Pater  oder  mit   Ceres 

sunt  inter  portam  Collinam  et  Esquilinam,   de  vorkommt.     Ja  selbst  in   diesen  Verbindungen 

caelo   taeta  essent,  et  ideo   libros  Sibyllinos  X-  sind  die  Spuren   eines   wirklichen  Kultes   sehr 

viri .  adissent ,    renuntiarunt  uti   Diu  patri  et  schwach.    Fast  das  Einzige,  was  wir  vom  Kultus 

Proserpinae   ludi   Tarentini   in   campo   Martio  wissen,    bezieht  sich   auf  das   Opfer   am  Ta- 

fierent  tribus  noctibus ,  et  hostiae  furvae  immo-  rentum   und    den    damit    verbundenen    Ludi 

larentur ,    utique    ludi    centesimo    quoque    anno  20  Tarentini  oder  Ludi  Saeculares. 
fierent.     Ähnlich  lautet   der  Bericht  von   Ver- 

rius  Flaccus  (beim  Commentat.  Cruq.  zu  Horaz  m-  Das  Tarentum  und  die  Ludi  Tarentini. 
C.  5);  nur  das  responsum  wird  etwas  ausführ-  Als  Ort  des  Opfers  an  Dis  und  Proserpina 
licher  mitgeteilt:  ita  responderunt  bellum  ad-  wird  gleich  bei  der  ers+en  Erwähnung  (505  = 
versus  Karthaginienses  prospere  geri  posse,  si  249)  und  auch  sonst  immer  das  Tarentum 
Diu  et  Proserpinae  triduo,  id  est  tribus  diebus  (diese  Schreibweise,  also  nicht  Terentum, 
et  tribus  noctibus  continuis  ludi  fuissent  cele-  ist  durch  die  Akten  der  Saecularspiele  von 
brati  et  carmen  cantatum  inter  sacrificia.  Vgl.  Septimius  Severus  gesichert  worden ;  Eph.  Epigr. 
auch  Livius,  Perioch.  49  (nach  Livius  war  das  8,  S.  284  III  15)  angegeben  (Fest.  S.  329  und 
Jahr  502  also  252;  dafs  das  aber  gleich  505  30  vgl.  die  Wiederherstellung  von  Roth,  Rh.  Mus. 
=  249  der  Varronischen  Rechnung  ist,  zeigt  8,  1853,  374 sq.;  id.  S.  351;  Paulus  S.  350;  Vol. 
dieselbe  Epitome,  wo  am  Anfang  602  =  Varro  Max.  2,  4,  5 ;  Zosim.  2,  3,  2 ;  Acron  z.  Horat.  C. 
605);  Augustmus  de  civit.  dei  3,  18  (der  aber  S.  5;  dagegen  Censorin.  17,  7  unbestimmt  in 
ungenau  von  den  Pontifices,  statt  von  den  campo  Martio).  Dort  befand  sich  ein  zwanzig 
Xviri  spricht);  Zosimus  2,  4,  1.  Die  Erwäh-  Fufs  unter  der  Erde  (Festus;  Vol.  Max.;  Zo- 
nung  der  Xviri  und  der  Sibyllinischen  Bücher  sim.  a.  a.  0.)  gelegener  Altar,  der  jedesmal 
beweist,  dafs  es  griechische  Götter  sind,  um  die  zum  Zweck  des  Opfers  ausgegraben  und  nackt- 
es sich  hier  handelt,  und  zwar,  wie  leicht  er-  her  wieder  zugeschüttet  wurde  (man  vergleiche 
sichtlich  ist,  Hades,  Pluto  und  Persephone  (vgl.  die  ara  Consi  in  dem  Circus  Maximus,  die  nur 
Zosimus  a.  a.  0.).  Dafs  dies  Götterpaar  schon  40  bei  Opfern  aufgedeckt  wurde,  Dion.  Hai.  2,  31, 
in  Grofsgriechenland  bekannt  war,  beweisen  Plut.  Rom.  14).  Durch  die  im  J.  1886/7  er- 
die  dort  so  zahlreich  gefundenen  Vasen  mit  folgte  Entdeckung  der  Überreste  dieser  ara 
Unterweltsdarstellungen.  Abgesehen  von  den  Ditis,  auf  dem  jetzigen  Corso  Vittorio  Ema- 
griechischen  Kaufleuten,  die  nach  Rom  wan-  nuele  bei  der  Piazza  Cesarini  ist  die  Kontro- 
derten,  sind  die  Römer  mit  diesem  südlichen  verse  über  ihre  Lage  endgiltig  erledigt  (vgl. 
Teil  Italiens  speziell  im  Kriege  gegen  Pyrrhus,  R.  Lanciani ,  Monumenti  ant.  dei  Lincei  1, 
etwa  ein  Menschenalter  vor  505  =  249,  in  Be-  540sq.;  dazu  Huelsen,  Rom.  Mitt.  6,  127 sq.; 
rührung  gekommen.  Der  beste  Beweis ,  dafs  früher  hat  man  den  Altar  entweder  bei  Santa 
die  Römer  das  Götterpaar  Dis-Proserpina  Lucia  della  Tinta,  so  die  älteren  Topographen, 
als  etwas  Neues  und  Gegebenes  angenommen  50  z.  B.  Nibby  3,  96,  oder  beim  Mausoleum  des 
haben,  und  dafs  diese  neuen  Gottheiten  zuerst  Augustus,  so  Becker,  Rom.  Alt.  S.  629,  oder 
mit  keiner  der  schon  bekannten  in  Verbindung  beim  Forum  Boarium,  so  Urlichs,  Das  röm. 
gebracht  wurden,  liegt  darin,  dafs,  obwohl  Marsfeld  S.  5  gesucht).  Das  Wort  hängt  wahr- 
Persephone-Kore  als  Libera  schon  vorhanden  scheinlich  mit  dem  Stadtnamen  Tarentum  zu- 
war, erst  eine  viel  spätere  Zeit  Proserpina  mit  sammen  (verfehlte  Etymologie  bei  Festus  S.  351, 
Libera  identifiziert  hat.  Denn  gerade  wie  in  vgl.  Paulus  S.  350)  und  deutet  möglicherweise 
Griechenland  ursprünglich  Köre,  die  Tochter  auf  den  Ursprung  des  römischen  Kultes  aus 
Demeters,  von  Persephone,  der  Braut  des  Hades,  Tarentum ;  doch  beweisen  läfst  sich  dies  yor- 
ganz  verschieden  war,  und  die  zwei  erst  später  läufig  nicht  (vgl.  Zielinski,  Quaestiones  Comicae 
zusammen  geflossen  sind,  so  sind  in  Rom  Köre  60  S.  IUI  sq.,  der  auf  Analogien  der  Tarentinischen 
und  Persephone  unabhängig  von  einander  in  cHyacinthia'  weist,  doch  setzt,  wie  Wissowa, 
den  Kult  gekommen,  Köre  als  Libera  schon  Röm.  Relig.  S.  257  A.  4,  mit  Recht  hervorhebt, 
im  Jahre  258  =  496  im  Verein  mit  Demeter-  die  römische  Namengebung  einen  Kult  voraus, 
Ceres  und  Liber-Dionysos ;  und  zwei  und  ein  dessen  Träger  offiziell  die  Namen  ÜIovtcov 
halb  Jahrhunderte  später  505  =  249  Perse-  und  Tlepctcpövr}  hatten).  Hier  wurde  auf  Be- 
phone- Proserpina  im  Verein  mit  Hades -Dis.  fehl  des  Orakels  im  J.  505  =  249  in  drei  auf- 
Es  hat  lange  Zeit  gedauert,  bis  den  Römern  einander  folgenden  Nächten  ein  Opfer  schwar- 
die  Identität  von  Libera  und  Proserpina  klar  zer   Opferstiere    dem  Dis  und   der  Proserpina 


IV.  Die  Ludi  Saeculares. 


3145                     Proserpina  Proserpina                     3146 

dargebracht,  und  Spiele  (Ludi  Tarentini)  den  stöfst  man  auf  einen  schon  dastehenden,  unter- 
Gottheiten zu  Ehre  veranstaltet.  irdischen  Altar,  auf  dem  die  Inschrift  stand: 
Wenn  wir  annehmen,  der  Kult  sei  aus  DITI  PATRI  ET  PROSERPIN AE  (so  Vol.  Max. 
Tarentum  gekommen,  so  würden  die  Spiele  2,  4,  5;  Zosim.  2,  2:  iv  a>  (d.  i.  rä  ßcoam)  ypaft- 
nach  der  Stadt  ihres  Ursprungs  Ludi  Taren-  fiaro;  r)  rÄi§ov  nccl  ^bQ6t(p6vr]?,).  Darauf 
tini  heifsen,  und  erst  nachträglich  würde  sich  opferte  man  die  schwarzen  Opfertiere  und 
der  Name  Tarentum  an  den  Ort  geheftet  feierte  die  heiligen  Nächte.  Diese  Erzählung 
haben,  wo  die  Ludi  Tarentini,  d.  h.  die  aus  geht  zweifellos  auf  den  Schwindler  Valerius 
Tarentum  gekommenen  Spiele ,  stattfanden.  Antias  zurück,  der,  abgesehen  von  seiner  Vor- 
Die  Feier  des  Jahres  505  =  249  ist  thatsäch-  10  liebe  für  mythologische  Fiktionen,  ein  spe- 
lich  die  erste  gewesen;  das,  was  man  später  zielleres  Interesse  an  Valesius  dem  Stammvater 
von  früheren  Feiern  zu  wissen  glaubte,  ist  alles  seiner  eigenen  Gens  Valeria  hatte 
erdichtet  worden,  teils  um  das  Tarentum  zu 
erklären,  teils  um  den  Ursprung  der  später  so 
beliebten  Saekularspiele  noch  ehrwürdiger  zu  In  den  Berichten  über  die  erste  (wirkliche) 
machen.  Für  die  bestechende  Behauptung  von  Feier,  die  des  Jahres  505  =  249,  steht  als 
Diels  (Sibyll.  Blätter  S.  44  A),  dafs  die  Ludi  ein  Teil  des  betr.  Orakels,  dafs  die  Spiele  nach 
Tarentini  sehr  alt  und  erst  im  Jahre  505  =  Ablauf  von  hundert  Jahren  wiederholt  werden 
249  durch  die  neuen  Ludi  Saeculares  verdrängt  sollen.  Daraus  sehen  wir,  dafs  die  fremden 
worden  seien,  fehlen  die  Beweise  leider  ganz-  20  (aus  Tarentum  stammenden)  Spiele  gleich  bei 
lieh.  So  erzählte  man  von  Feiern  im  Jahre  ihrer  Einführung  an  die  italische  Idee  des 
406  =  348,  im  Jahre  305  =  449  —  [Censorin.  17,  Saeculum  geknüpft  worden  sind,  denn  man 
10,  nach  Konjektur  von  Harerkamp;  Hieron.  wird  kaum  annehmen  dürfen,  dafs  diese 
Euseb.  Chron.  II  p.  105  (Schöney  zum  Jahre  hundertjährige  Wiederholung  den  Spielen  in 
303  =  451,  was  aber  dem  Varronischen  Jahre  ihrer  Heimat  charakteristisch  war.  So  wurden 
305  =  449  gleich  ist;  demnach  war  der  my-  sie  mit  Recht  Ludi  Saeculares  genannt,  wobei 
thische  Spielstifter  L.  Valerius  Poplicola  Cos.  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen  bleibt, 
305  =  449  auch  im  ersten  Jahre  der  Republik,  dafs  daneben  Spiele  an  dem  Tarentum  hatten 
245  =  509  Censorin.  17,  10;  Vol.  Max.  2,  4,  5;  gefeiert  werden  können,  die  mit  einem  ab- 
Zosim.  2,  3,  3;  der  fungierende  Magistrat  soll  30  gelaufenen  saeculum  nichts  zu  tun  hatten 
der  erste  Konsul  P.  Valerius  Poplicola  gewesen  und  demnach  einfach  Ludi  Tarentini  und 
sein;  eine  Variante  bei  Plut.  Poplic.  21  setzt  nicht  Ludi  Saeculares  waren;  obgleich  Nach- 
die  Feier  in  das  vierte  Konsulat  des  P.  Vale-  richten  von  solchen  Spielen,  abgesehen  von 
rius  Poplicola  250  =  504;  die  Dublette  245=  den  erfundenen  (siehe  oben),  nicht  vorhanden 
509  und  305  =  449  ist  wahrscheinlich  so  zu  er-  sind.  Der  ursprüngliche  Begriff  eines  saeculum 
klären,  dafs  der  Mythus  zuerst  das  Jahr  305  =  war  zweifellos,  soweit  es  diese  Spiele  angeht, 
449,  wegen  der  historischen  Feier  des  J.  505  der  einer  Periode  von  hundert  Jahren.  Da- 
=  249,  ausgewählt  hatte,  und  daraus  später  nach  hätten  die  Spiele  zum  zweiten  Mal  im 
durch  Verwechselung  des  C.  Valerius  Poplicola  Jahre  605  =  149  gefeiert  werden  müssen;  aus 
mit  dem  berühmteren  P.  Valerius  Poplicola  der  40  uns  unbekannten  Gründen  aber  verschob  sich 
Parallelmythus  vom  J.  245  =  509,  bez.  250  =  die  Feier  etwas  und  fiel  ins  Jahr  608  =  146, 
504  sich  gebildet  hat]  —  und  sogar  unter  dem  wobei  aber  das  hundertjährige  Saeculum  vor- 
Könige Tullius  Hostilius,  während  des  Krieges  schwebt  (Zeugnisse  bei  Censorin.  17,  11;  das 
zwischen  Rom  und  Alba,  und  endlich  von  einer  an  sich  theoretisch  korrekte  Jahr  gab  Valerius 
undatierten  ersten  Feier  des  Sabiners  Valesius  Antias  und  ihm  folgend  Varro  und  Livius  an; 
aus  Eretum,  woran  sich  der  Mythus  des  Ta-  dagegen  fand  die  Feier  tatsächlich  im  Jahre 
rentum  anschlofs  {Vol.  Max.  2,4,5;  Zosim.  608  =  146  statt,  wie  die  Zeitgenossen,  Piso, 
2,  lsq.).  Während  einer  furchtbaren  Seuche  Cassius  Hemina  und  Cnaeus  Gelliiis  bezeugen, 
sind  die  Kinder  des  Valesius  in  Lebensgefahr.  vgl.  Censorin  a.  a.  ().).  Die  nächste  Feier,  die 
Dem  Gebete  des  Vaters  wird  geantwortet:  er  50  in  die  stürmischen  Jahre  des  Bürgerkrieges 
solle  mit  den  Kindern  den  Tiberflufs  herab-  zwischen  Caesar  und  Pompeius  fiel  (705  =  49), 
fahren  bis  er  nach  Tarentum  komme,  wo  er  wurde  selbstverständlich  unterlassen  (vgl.  die 
den  Kindern  Wasser  vom  Altar  des  Dis  und  Erwähnung  eines  neuen  Saeculums,  gleich  nach 
der  Proserpina  zur  Heilung  eingeben  solle.  In  Caesars  Tod,  Sero.  Verg.  Buc.  9,  46).  Erst 
Verzweiflung  —  denn  er  versteht  natürlich  mit  den  Neuerungen  des  Augustus  kam  die 
unter  Tarentum  die  süditalische  Stadt  —  wie  alte  Feier  wieder  zu  Ehren  und  doch  war  es 
er  die  lange  Fahrt  ausführen  könne  und  wie  nicht  mehr  die  alte,  sondern  eine  ganz  neue, 
überhaupt  Tarentum  auf  dem  Tiber  zu  er-  Die  Saecularspiele  des  Augustus  und  der  fol- 
reichen  sei,  fängt  er  doch  die  Reise  an.  In  genden  Kaiser  gehen  uns  bei  der  Betrachtung 
der  Nacht  legt  er  bei  der  Windung  des  Flusses  60  der  Proserpina  nur  insofern  an,  als  der  Ort 
am  Campus  Martius  an.  Der  Vater  erfährt,  das  alte  Tarentum  war,  die  drei  Nächte  bei- 
dafs  die  Gegend,  wo  sie  sich  augenblicklich  behalten  waren  und  die  Spiele  als  die  Ab- 
befinden, Tarentum  heifse,  er  schöpft  Wasser  kömmlinge  der  alten  republikanischen  Spiele 
aus  dem  Tiber,  kocht  es,  und  giebt  es  den  auftreten  wollten;  aber  die  ganze  Idee  der 
Kindern,  die  sofort  geheilt  werden.  In  Dank-  Feier,  der  Begriff  des  Saeculum,  und  die 
barkeit  will  der  Vater  dem  Dis  und  der  Pro-  Götter,  denen  geopfert  wurde,  waren  ganz  ver- 
serpina  einen  Altar  weihen,  aber  während  man  schieden.  Der  Begriff  des  Saeculums  war  nicht 
die  Erde  ausgräbt,  um  das  Fundament  zu  legen,  mehr   der    einer  hundertjährigen,   sondern  der 


3147                     Proserpina  Proserpina                     3148 

einer    hundertzehnj ährigen    Periode.      Ja    die  Rh,  3Ius.  N.  F.   8,    1853,    S.  365;    Mommsen, 

XVviri  haben  eine  ganze  Reihe  durch  hundert-  Rom.  Chron.  2.  Aufl.  S.  180  ff.;  Id.  Eph.  Epigr. 

zehnjährige    Abstände    auseinander    liegender  VIII   237  ff.;     Wissoira,     R.    R.     S.    364.    36"). 

Ludi  Saeculares  erfunden   (Bergk,  Augusti  re-  Was    den   Charakter  der    republikanischen 

rum   a  se   gestarum  index    S.  75,    nimmt    an,  Spiele  betrifft,   so    dürfen  wir  dazu  die  Zeug- 

diese  Reihe   sei   erst  unter   Septimius  Severus  nisse   für   die  neuen  kaiserlichen  Spiele   nicht 

erdacht    worden,    dagegen    spricht    aber    die  anführen,  aber  ganz  abgesehen  davon  können 

ganze  Idee   der  Palingenesie,  wie  sie   sich   in  wir  auch  für  die  alten  Spiele    einen  durchaus 

der  Augusteischen  Zeit  z.  B.  bei  Vergil  äufsert).  griechischen  Charakter  konstatieren,  einerseits 

Diese  Reihe  war  rückwärts    die  folgende :   J.  io  weil   sie  durch   die  Sibyllinischen  Bücher  an- 

628  =  126;    J.  518  =  236:   J.  408  =  346;    J.  geordnet  waren,  andererseits  weil  lectisternia 

298  =  456  (Zeugnisse  bei  Censorin.  17,  10,  11).  und   sellisternia   eine  Rolle   dabei    spielten 

Wie  man  sieht,  ist  die  Reihe  darauf  zugespitzt,  (lectisternia  Vol.  Max.  2,  4.  5;  sellisternia, 

das    Jahr    738  =  16    als    Ende    der    4x110  in    der    Epitome    Paris.;    wahrscheinlich    das 

Jahre  zu  rechtfertigen.     Aus  uns  unbekannten  erste  für  Bis,  das  zweite  für  Proserpina),  eine 

Gründen   hat  die  Augusteische  Feier  doch  ein  Tatsache,    die    an   die    athenische   Sitte,    eine 

Jahr    früher   (737  =  17)    stattgefunden    (Zeug-  %livr\    dem   Pluton   zu   bereiten,   erinnert    (vgl. 

nisse  über  die  Augusteische  Feier:   Akten  der  C  I.  A.  II  948 — 950  und  über  die  ganze  Frage 

Spiele  C.  I.  L.  IV  32  323;  vgl.  Mommsen,  Eph.  Zielinski,   Quaest.  comic.   S.  99,   und    Wissoira, 

Epigr.  VIII:    Zosim,  2,  lff.;  vgl.  Diels,  Sibyll..  20  R.  R.  S.  257). 
Blätter  S.  127  ff.;  Horat.  C  S. ;  Sueton.  Oct.  31; 

Censorin,   17,    11;    Cass.   Bio.   54,    18).     Nach  v-     Der  Kultus. 

Augustus   hatte    man   also   die   zwei   Möglich-  1)  Rom.     Abgesehen  von  den  Spielen  sind 

keiten,   das   Saeculuni  als   hundertjährig   oder  fast  gar  keine  Spuren  eines  wirklichen  Kultes 

als   hundertzehnjährig  anzunehmen.     Baneben  der    Proserpina    vorhanden.     Aufser  von    dem 

konnten  weitere  Variationen  entstehen,  indem  Tarentum  im  Marsfekle  wissen  wir  von  keiner 

man  bei   der  Rechnung   an   das  Jahr  früherer  Kultstätte    des    Staatskultes.      Auch    von    dem 

Spiele   der  andern  Messungsperiode,   oder  so-  Privatkulte  hören  wir  nichts,  denn  Inschriften 

gar  an   das   Gründungsjahr  Roms    anknüpfte.  fehlen  fast  vollständig.     Aus   dem  Jahre    319 

In   der  Tat  haben   wir  Nachrichten  von  vier  30  wird  eine  sacerdos  Matris  Beum   et  Pro- 

(bez.  fünf ?)  nachaugusteischen  Feiern  und  zwar :  serpinae  erwähnt  (C  I.  L.,  VI  508). 

unter    Claudius    im  Jahre    800=47    (CLL.  2)   Italien.      Eine   Statue    und   Altäre    zu 

VI   32  324,    32  325;     Tacit.  Ann.  11,    11:   Suet.  Vibo    (CLL.  X    39:    Q.  VIBVLLSLFQN 

Claud.  21,  vgl.  Vit.  2,  Domit.  4;  Plin.  N.  H.  7,  C •  CINCIVS •  C •  F  •  PAVL •  IIB  VIR-I(ure)B(icen- 

159;   8,   160;    Censorin.   17,   11;    Aurel.  Victor  do)  |  SIGNVM  •  PROSERPINAE  •  REFICIEN- 

Caes.  4,  14;  Zosim.  2,  4,  3);  unter  Bomitian  im  BVM  •  STATVENBYMQVE    ARASQVE  |  RE- 

Jahre    841  =  88,    ursprünglich    für    das    Jahr  FICIVNBAS  •  EX  •  S  -  C  •  CVRARVNT  •  HS 

847  =  94  geplant  (Tarif  Ann.  11,    11;    Suet.  BCCC0XX  •  MAG  •  FVERE  •  HELVIA  .  Q.F  •  OR- 

IJom.  4;    Martial.  4,  1,  7;  Stat.  Silv.  1,  4,  17;  BIAMF  |  );     eine    Weihinschrift    von    Pata- 

4,  1,  37;    Censorin.  17,  11;  Zosim.  2,  4,  3;    H.  40  vium  (C.  L  L. '  V  2804:IVSSV  PROSERPINAE 

Bressel,     Eph.   Epigr.  VIII  p.  310  ff.);    unter  LCALVENTIVSLFESTVS  |  ARAM  POSlT  | 

Septimius  Severus  im  Jahre  957  =  204  (C.L.L.  SACRVM  |  ;   ungewifs   die   Inschrift  von    dem 

VI  32  326  —  32  336;    Censorin.  17,  11;   Hero-  Ager    Ravennas    (C.  L  L.  XI  347  :  FÜRTVNAE 

Man.  3,  8,  10;  Zosim.  2,  4,  3;  Mommsen,  Eph,  RESPICIENT  |  ET   BIANAE   ET   PROSERPI- 

Epigr.  VIII.  27  4  ff.);    unter  Philipp   im  Jahre  NAE  (?)  |  usw.). 

1001  =  248  (Eutrop.  9,  3;   Aurel.  Victor.  Caes.  3)  Bie  Provinzen.     Hier  scheint  Proser- 

28,  1;    Hist.  Aug.  Gord.  33,  2;    Oros.  7,  20,  2;  pina     etwas     häufiger     vorzukommen.       Eine 

Hieron,  a.  Abr.  22.  62;  Jord.  Get.  16;  id.  Rom,  nähere  Betrachtung  aber  ergiebt,  dafs  die  Mehr- 

283;  vgl.  C.  L  L.  VI  488 ;    Eckhel  VII   323  ff.);  zahl    dieser    Inschriften    nicht    der    römischen 

auch  scheint  eine  Art  Saecularfeier  unter  Ho-  50  Proserpina    gilt,    sondern   einer  unter   diesem 

norius  im  Jahre  1157  =  404  stattgefunden  zu  Namen  verehrten  Lokalgöttin.     Bieses   ist  der 

haben  (vgl.  Claudia n  de  VL co ns.  Honorii  v.  390).  Fall  in  Spanien,  wo  die  dea  Ataecina  Turi- 

Bei  diesen  Feiern  scheinen  folgende  Gesichts-  brigensis    mit   Proserpina  identifiziert  wird: 

punkte  mafsgebend  gewesen  zu  sein:  für  Clau-  C.L.LAl  462  (Merida):  BEA-  ATAECINA  TVR] 

dius,  800  =  47,  und  Philipp,  1001  =  248,  das  BRIGPRUSERPINA  |  PER  TVAM  MAIESTA- 

hundertj ährige    Saeculum    seit    der   Gründung  TEM  |  TE    ROGO     SERVO    OBSECRO  |  VTI 

Roms  gerechnet;  für  Bomitian,  841  =  88,  und  VINBICES    QVOT    MIHI  |  FVRTI    FACTVM 

Septimius  Severus,  957  =  204,  das  hundertzehn-  EST  QVISQVIS  |  MIHI  IMVBAVIT  INVIOLA- 

jährige    Saeculum,    wo  Septimius    Severus    an  VIT  |  MINVSVE   FECIT  usw.;    C.L.L.  II  461 

die  Augusteische  Reihe   anknüpfte,   und   auch  60  (Merida):   B(eae)  S(anctae)  A(taecinae)  |  T(uri- 

Bomitian  anknüpfen  wollte,   seine   Feier  aber  brigensi)  P(roserpinae)  |  .     Von    ungefähr  der- 

fünf  Jahre  zu  früh  hielt   [die  Feier,  die  nach  selben  Gegend  und  auch   als  Ataecina   auf- 

dieser  Rechnung  im  Jahre   1069  =  314   hätte  zufassen  sind  die  drei  Bankinschriften  C  L.  L. 

begangen  werden  sollen,  blieb  aus  (Zosim.  2,  7)] ;  II  143,  144,  145,  aus  Villavicosa  und  die  zwei 

für  Honorius,  1157  =  404,  das  hundertjährige  Inschriften)^/?. Epigr. VÜI  9,10,  aus  Elvas.  End- 

Prinzip    mit    Anknüpfung    an    die    Feier    des  lieh  in  dieselbe  Kategorie  gehört  C.  I.  Lj.  II  1044 

Severus.   Über  die  ganze  Frage  der  Chronologie  aus  Curiga  in  Baetica.    Näheres  über  Ataecina 

der  Saecularspiele  vgl.  Ldeler.  2,  82  ff.;    Roth,  und  ihre  Inschriften  bei  M.  Ihm  (Pauly-Wis- 


3149                    Prosklystios  Prostaterios                     3150 

sowa  s.  v.)  und  bei  Steuding   (in  diesem  Lexi-  fürchtet'  (Gerhard,  Gr.  Mythol.  1,  209)  als  viel- 

kon  s.  v.)  mehr,  worauf  schon  die  Legende  und  die  Prä- 

Mit  Dis  Pater  erscheint  öfters,  und  speziell  position  in  IlQog-xlvGxiog  hinweist,  der  cAn- 
in  Inschriften  aus  den  Donauprovinzen,  eine  spülende,  Brandende',  Pott,  Zeitschr.  f.  vergl. 
Aera  Cura  an  der  Stelle  der  Proserpina  Sprachforschung  6  (1857),  126.  Philologus 
(näheres  hei  Koscher  im  Lexikon  s.  v.  und  Suppl.  2  (1863),  275.  Etymologische  Forsch- 
bei  Wissoica  in  Pauly-Wissowa  s.  v.  und  B.  ungen  22,  2,  1021.  Prellwitz,  Bezzenbergers 
B.  S.  258  ff.).  Danach  ist  es  wahrscheinlich,  Beiträge  9,  331.  Fick-Bechtel ,  Griech.  Personen- 
dafs  die  Proserpina  in  den  Dis  Pater  (Pluto)-  namen  440.  Lor.  Grasberger,  Studien  zu  den 
Proserpina  Inschriften  aus  derselben  Gegend  10  griechischen  Ortsnamen  107;  vgl.  auch  Solmsen, 
eben  diese  Aera  Cura  ist;  vgl.  C.  I.  L.  III  5796  Bhein.  Mus.  58  (1903),  621  Anm.  2.  [Höfer.] 
.(Augsburg):  PLVTONI  ET  PEOSERPIN  |  AE  •  Prosopelia  (?)  s.  Chrysopeleia. 
FLAVIA  |  VENERIA  |  BESSA  EX  |  VISV  AE-  Prosopites  Nonios  \nQoGco7iixr\g  voiiög)  s. 
DEM  |  D-SPVISLM  |  ;  CLL.  III  11  923  Lokalpersonifikationen  Bd.  2  S.  2106,  54.  2107, 
{Heidenheim):  DITI  PATRI  ET  |  PROSERPI-  6  und  Cat.  of  the  coins  of  Alexandria  and 
NAE  .  .  .  PRO  SALVTEM  (sie);  C.  L  L.  III  the  nomes,  Brit.  Mus.  p.  352.  [Höfer.] 
12  646  (Arcer,  Moes.  Super.):  DITI  PATRI  ET  Prosoraiel  (riQoGOQcarjl),  angeblicher  Gottes- 
[p]ROSER  |  PINAE  REG[i]N[ae];  C.  L.  L.  III  name  auf  Abraxasgeminen  u.  s.  w.,  Bellermann, 
7656  (Napoca,  Dacia)  DITI  PATRI  |  ET  PRO-  Ein  Versuch  über  die  Gemmen  der  Alten  mit 
SE  |  RPINA(e).  Auch  zu  Vienna  in  Gallia  20  dem  Abraxasbilde  2,  29  nr.  16  (=  Einladungs- 
Narbonensis  ist  Aera  Cura  verehrt  worden  schrift  des  Berl.  Gymn.  zum  Grauen  Kloster 
(vgl.  Allmer,  Lnscript.  de  Vienne  III  p.  385),  1818)  Lnscr.  Argolidis  nr.  191,  von  Bellermann 
danach  ist  Proserpina  so  zu  erklären  in  der  a.  a.  O.  3,  32  (1819)  aus  dem  Ägyptischen  ab- 
Inschrift C  L.  L.  XII  1833  (Vienna) :  PLVTONI  geleitet,  bedeutet  nach  v.  Baudissin,  Studien 
ET  PROSERP(inae).  zur  semitischen  Beligionsgesch.  1,  190,  4:  ttqog- 

Es  bleiben  übrig   C.L.L.  III  547   (Eleusis),  oqcci    (=  ngoGoga)  ~HX  =  'El  sieht.'     [Höfer.] 

wo  Proserpina  nur  eine  lateinische  Übersetzung  Prospiciens,  Beiname  der  Venus  in  Salamis 

für    Persephone    ist;    C.L.L.  X   7494  (Malta),  auf    Kypros    =    Parakyptusa    (s.   d.   u.   Bd.  1 

wo    von    einem  Tempel    deae  Proserpinae  Anaxarete).    Gegen  die  Deutung  Welckers,  Alt. 

■die  Rede  ist.     Diese   Göttin  wird  wohl  nicht  30  Denk.  5,  29  (vgl.  Ep.  Cycl.  300)  von  TtccQocxvTt- 

verschieden  sein  von  der  afrikanischen  Göttin,  xovgcc    als    mitleidig   s.    Usener,   Legenden   der 

die  in  einer  Inschrift  aus  Mauretania  (C.  L.  L.  heil.  Pelagia  XXII,  55.   Vgl.  auch  W.  H.  Engel, 

VIII  9690  Tenes),  sacra  Pros  erpine,  erwähnt  Kypros    2,    352,    359    u.    bes.    Bohde,    Griech. 

wird    und    die    ihrerseits    mit    dem   häufig   in  Boman  81  (86 2 f.)   1.  2.     [Höfer.] 

afrikanischen  Inschriften  vorkommenden  Götter-  Prostasia  (LTgocxaGta),  Beiname  der  Demeter, 

paar    Pluto,    Ceres    Cyria    in    Verbindung  die  in  dem  Haine  Pyraia  zwischen  Sikyon  und 

steht.  Phlius    einen    Tempel    hatte    Paus.   2,    11,  3. 

Wie  es  aber  in  der  römischen  Religion  Gerhard,  griech.  Myth.  410,  5.  Vgl.  d.  Art. 
öfters  der  Fall  ist,  dafs  manche  Götter,  die  Kora  und  Demeter  Bd.  2  Sp.  1294,  14  ff.  und 
im  Kulte  fast  gar  keine  Rolle  spielen,  desto  40  die  dort  angeführte  Münze.  Nach  Odelberg,  Sacra 
mehr  in  der  griechisch-römischen  Dichtung  Corintlna,  Sicyonia,  Phliasia  89  f.  führt  De- 
hervorragen, so  ist  es  auch  bei  Proserpina.  meter  den  Beinamen  als  Schützerin  der  Frucht- 
Die  Mythen  aber  bieten  nichts,  was  spezifisch  barkeit,  besonders  derjenigen  des  Weibes:  Pro- 
römisch ist,  gehören  also  nicht  hierher,  son-  stasia  wäre  also  identisch  mit  Thesmophoros, 
dem  sind  nur  als  spätere  Quellen  für  den  grie-  eine  Deutung,  gegen  die  Nilsson,  Griech.  Feste 
einsehen  Persephone -Mythus  zu  betrachten,  337,  1  Einspruch,  erhebt.  O.  Schneider,  Calli- 
wo  sie  konsequenterweise  in  diesem  Lexikon  machea  1,  427  will  den  Beinamen  TIpocraGta 
(s.  v.  Köre)  behandelt  worden  sind.  [Carter.]  überhaupt  beseitigen,  indem  er  statt  Uqov  .  . 
Prosklystios  (TlQOGY.hvGxiog) ,  Beiname  des  TLQOGxaGiag  Jrjybr\xQog  %u)  K6gt]g  liest  Isqöv  .  . 
Poseidon,  unter  dem  er  in  Argos  einen  Tempel  50  itQOGxaGiag  %.  x.  I.  und  erklärt  c  templum  xy 
(zur  Lage  E.  Curtius,  Peloponnes  1,  359.  Voll-  itQOGxaGia  JrnnqxQog  xal  Kogrig  i.  e.  templum 
graff,  Corr.  hell.  31  [1907],  172)  besafs.  Die  prineipatui  Cereris  et  fdiae  dedicatum  (?). 
aitiologische  Kultlegende  berichtet,  Poseidon  [Höfer.] 
habe  aus  Zorn  darüber,  dafs  in  einem  Streite  Prostaterios  (IlQOGxaxiJQtog),  Beiname  I)  des 
mit  Hera  um  den  Besitz  des  argivischen  Lan-  Apollon,  Soph.  El.  637,  vom  Schol.  z.  d.  St. 
des  (Paus.  2,  15,  5.  Plut.  Quaest.  conv.  9,  6.  PJiot.  Lex.  u.  Hesych.  s.  v.  TlQOGxaxijQiog  von 
Apollod.  2,  1,  4,  8.  Ed.  Meyer,  Forschungen  der  Aufstellung  seiner  Statue  7tgö  xä>v  &vqwv 
.zur  alt.  Gesch.  1,  75)  Inachos  und  die  anderen  hergeleitet.  Doch  hat  G.  Hermann  zu  Soph. 
Schiedsrichter  dieser  den  Besitz  von  Argos  zu-  Trach.  208  (vgl.  Odelberg,  Sacra  Corinthia, 
gesprochen  hätten,  das  Land  überflutet  (im-  60  Sicyonia,  Phliasia  89)  m.  R.  diese  einseitige 
xXvgsiv),  bis  ihn  Hera  mild  gestimmt  habe,  Erklärung  zurückgewiesen  und  TtQOGxaxtJQiog 
worauf  die  Argiver  ihm  an  der  Stelle,  wo  die  durch  rdefensor'  (vgl.  Apollon  als^ixa-nog,  cato- 
Flut  zurückzugehen  begonnen  habe,  unter  der  xQÖncciog)  erklärt.  Mehr  s.  unter  Prostates. 
Epiklesis  UQOGv.lvGxiog  einen  Tempel  errichtet  Bezeugt  ist  der  Kult  des  Apollon  P.  für  — 
hätten,  Paus.  2,  22,  4.  Zielinski,  Philologus  1)  Athen,  wo  ihm  und  der  Artemis  Bovlaia 
50  (1891),  162.  Der  Beiname  Prosklystios  be-  vor  der  Volksversammlung  geopfert  wurde, 
zeichnet  nicht  sowohPÜberschwemmer'(TFe?cÄ-e/-,  C  L.  A.  2,  39010.  392.  408.  417.  4319.  432.  459. 
Gr.  Götterl.  2,  677)   oder   'als   überflutend  ge-  472.  Suppl.  441  b  p.  115  ('Eqprjfi.  &qx-  1890,  151). 


3151                       Prostates  Prostropaios                   3152 

Weihung:  knöXXam  lJgoaxaxrjgia>,  C.  I.  A.  3,  noch  ausdrücklich  bezeugt  durch  Schol.  Soph. 
178.  Eine  Statuenbasis  trägt  die  Inschrift  Track.  207  AnöXXava  ngoaxdxav  6coxfjga-r 
AnöXXavog  Ayviiag  rigoaxaxrigiov  (man  beachte  vgl.  Soph.  Oed.  B.  881:  &sbv  ov  Xri^to  Ttoxh 
die  Zusammenstellung  dieser  zwei  Epikleseis,  7igoaxdxav  l'a^av  (fich  will  nie  aufhören,  mich 
die  beweist,  dafs  Prostaterios  nicht  identisch  unter  des  Gottes  Obhut  zu  stellen',  Nauck). 
ist  mit  dem  ttqo  rcbv  ftvgibv  aufgestellten  Priapos  heilst  ngoaxdxrjg  xort  6wxijg  x&v 
Agyieus)  Ilaxgäov  TLv&Lov  KXagiov  Ilavicoviov,  olxzicov,  Cornut.  de  not.  deor.  27  p.  154  Osann. 
C.I.G.  1,465.  C.I.A.  3,  175.  v.  Sybel,  Katalog  Athena  ist  als  cpgövr]Oig  'ngoatäxig  nöXsoig  v.al 
der  Skulpturen  zu  Athen  2527  p.  189.  Der  o'r/.ov  xccl  xov  ßiov  navxög',  Cornut.  20  p.  109. 
schon  oben  hervorgehobene  Unterschied  zwi-  10  Die  Seele  ist  bei  den  Stoikern  o  öai^icov,  ov 
sehen  Apollon  P.  und  Agyieus  tritt  auch  in  txdaxco  TtgoGxdxnv  v.a.1  Tjys^iova  6  Ztvg  tdwxev, 
dem  delphischen  Orakel  bei  Demosth.  in  Mid.  Mure.  Anrel.  5,  27.  Bohde,  Psyche  22,  316,  1; 
{pr.  21)  52  zu  Tage,  das  den  Athenern  befiehlt  vgl.  -näg  ßiog  itgoGxdxr\v  l^ti  8ai\iova,  Prokl. 
Titgl  vyisiag  ftvsiv  aal  sv%£G&ai  All  'Tndxcp,  Pluto  Bepubl.  2,  266,  2  ed.  Kroll.  Dike  heilst 
HgaxXtt,  AnöXXcovi  TIgoGxaxrtgicp'  itsgi  xv%ag  i]  tfjg  dlxrtg  7tgo6xdxig  ftzog,  Prokl.  a.  a.  0. 
aya&ag  'AjXÖXXojvl  Ayviü,  Aaxol,  'Agreui&i.  —  1,  106,  2,  wie  umgekehrt  die  Unverschämtheit 
2)  in  Megara:  AnöXXavog  isgbv  IlgoGxaxnglov,  (dvaiSsia)  Schutzpatronin  der  Redner  ist 
Paus.  1,  44,  2;  Reste  des  Tempels  vielleicht  (ngoGxaxul  grjxdgav),  Arist.  Equit.  325.  In 
(Bursian,  Geogr.  v.  Griechen!.  1,  375,  4)  noch  einer  Weihinschrift  nennt  der  Dedikant  die 
vorhanden,  v.  Velsen,  Arch.  Anz.  12  (1854),  421.  20  Mijx-ng  fttiov  seine  idict  Ttgooxdxig,  C.  I.  G.  4, 
Im  Tempel  befanden  sich  nach  Puusunias  6835.  Dütschke,  Bihlw.  Oberitul.  5,  806  S.  316. 
Statuen  des  Apollon,  der  Artemis  und  der  Leto  Hieraus  und  aus  dem  unter  Prostaterios  Ge- 
von  der  Hand  des  Praxiteles  (vgl.  Overbeck,  sagten  folgt  die  Bedeutung  von  ngoarecr^g  in 
Gesch.  der  griech.  Plastik  ls,  380.  Furtwängler,  dem  Sinne  von  ijyt^cov,  q;vXah„  Gcaxrig  auch  für 
Meisterwerke  538,  1),  eine  Gruppe,  die  auf  den  Beinamen  des  Apollon  in  Olbia  auf  den 
Münzbildern  (Apollon  steht  in  langem  Gewände  zahlreichen  von  Strategen  dargebrachten  Weih- 
ais Kitharode  zwischen  Mutter  und  Schwester)  ungen,  G.  I.  G.  2,  2067 — 2075.  Latyscliew,  Inscr.. 
von  Megara  erhalten  ist,  Overbeck,  Kunstmyth.  orae  septentr.  Ponti  Euxini  1,50— 70  u.  add.  68  l 
Apollon  99  Münztafel  5,  3.  Hitzig-Bluemner  p.  221.  4,  15.  16.  Arch.  Anz.  1906,  121;  vgl. 
Paus.  1  Taf.  11,  23.  Weihungen  an  Apollon  30  Boeckh  zu  C.  I  G.  2,  2067.  Stephani,  Compte 
Prostaterios,  C.  I.  G.  170  (Collitz  3,  3028.  Inscr.  rendu  1874,  100.  Birst,  Journ.  of.  Hell,  stud, 
Megar.  et  Boeot.  40).  Inscr.  Megar.  39  Collitz  22  (1902),  252  ff.  Auf  Kupfermünzen  von  Olbia 
3027).  —  3)  in  Boiotien,  wo  sich  der  Monats-  (abg.  Arch.  Jahrb.  13  [1898]  Taf.  10,  31)  mit 
name  UgoGxaxrjgiog  (bez.  JJgoGxaxsigiog)  findet:  der  Darstellung  des  nackten  Apollon,  der  in 
a)  in  Chaironeia,  Plut.  Quaest.  Conv.  3,  7.  der  vorgestreckten  R.  ein  kugelähnliches  Attri- 
Inscr.  Meg.  3328.  3351.  —  b)  in  Oropos,  Inscr.  but,  in  der  L.  Bogen  und  Pfeil  hält,  erkennt 
Meg.  276.  —  c)  Tanagra  ebend.  529.  —  d)  Theben,  Pick,  Arch.  Jahrb.  a.  a.  O.  173  mit  Anm.  130 
ebend.  2406.  eine  Nachbildung  der  altertümlichen  Kultstatue 
II)  der  Götter  im  allgemeinen  (vgl.  Pro-  des  Apollon  Prostates,  deren  Entstehen  etwa 
states  nr  1)  auf  einer  südlich  von  Pergamon  40  um  die  Mitte  des  6.  Jahrhunderts  anzusetzen 
gefundenen  Inschrift:  ftsoig  itgoGxaxr\gioig,  ftsolg  sein  dürfte.  —  UgoGxdxr\g  x&v  ayöivcov  heifst 
dXs&xdvoig  C.  I.  G.  2,  353(1.  [Höfer.]  *  Apollon  im  Schol.  Find.  Isthm.  1,  11.  [Höfer.], 
Prostates  (TlgoGxdxr\g),  1)  Beiname  der  Götter  Prostatina  (ügoexaziva?).  Auf  dem  Bruch- 
ini allgemeinen  auf  einer  Inschrift  aus  Myti-  stück  einer  messenischen  Inschrift  mit  gottes- 
lene  ©ioiai  jiuxagloi[Gi,]  TlgoGxd\xaig],  Petros  dienstlichen  Bestimmungen  (Athen.  Mitth.  16 
N.  Papugeorgiu,  Unedierte  Inschr.  von  Myti-  [1891],  352  f.  nr.  4)  begegnet  Z.  4:  x&i  TLgo6- 
lene  4  nr.  5  (vgl.  Tafel  1,  5).  Vgl.  ?j  ngoz-  raxivat,,  Z.  13:  ügoGxaxivav  wozu  A.  Wilhelm 
cxü  Ga  xfjs  nolscog  rj^iüv  d'ebgAgxeiug  (Erjhesoa),  ebend.  353  bemerkt:  rxäi  TtgoGxazivai.  (wenn 
Hicks,  Greek  Inscr.  in  the  Brit.  Mus.  nr.  482  xai  nicht  zum  Vorhergehenden  gehört);  das 
p.  142  Dittenberger,  Sylloge  22,  656  p.  476,  30.  50  Wort,  bisher  unbelegt,  kehrt  Z.  13  TtgoGxaxivag^ 
legsia  xf)g  TtQos6xmar\g  xf]g  nölscag  rj^mv  wieder.  Eine  weibliche  Bildung  zu  itQ06xdxi]g\ 
fttag  ÄQxtuidog,  (Perge)  Lanckoronski ,  Städte  ob  Kultname?'  [Höfer.] 
Pamphylicus  u.  Pisidiens  168  nr.  39.  Tbv  Prostatis  (IlQoaxdxig)  s.  Prostates. 
7tgos6xä)x<x  xi)g  .  .  7c6lscog  rjtiwv  (Teos)  Atovv-  Prostropaios  (IlQoaxyoTMxiog).  Über  die  ver- 
aov,  C.  I.  G.  2,  3108.  Au  Exquxt^k)  xai  "Hqcc  schiedene  Bedeutung  und  Anwendung  dieses 
xolg  TtccxQioig  &sotg  -aal  tzqos 6xä>6  iv  xrjg  srö-  Wortes  s.  O.  Müller,  Aeschylos  Eumeniden  135. 
Itiog  (Amastris),  Hirschfeld,  Sitzungsber.  d.Berl.  K.  Zacher,  Diss. 2)hilol.  Halens.3,222ff.  H.Meuss, 
Akad.  d.  Wiss.  1888,  876,  27.  A  diu  navrbg  Xsg-  Julirb.  f.  cluss.  Piniol.  139  (1889),  808 f.  v.  Wilu- 
G0VU61XÜV  7tQ06xuxov6u  IJaQ&tvog  (Chersone-  mowitz,  Euripides  Herakles  2,  255.  Bohde, 
sos),  Belegstellen  s.  Bd.  3  Sp.  1661,  52  ff.  Ag-  60  Bhcin,  Mus.  50  (1895),  12  f.  (=  Kleine  Schriften 
yiiav  .  .  ."Hga  ngoaxaxEi  Jtog  ädfiag,  Tjiicov  d^  2,  234  ff.).  Psyche  l8,  264,  2.  276.  Gruppe, 
A%dva  (Worte  des  Iolaos),  Eur.  Herakl.  349f.  Gr.  Myth.  759,  5.  IlQocxgÖTicdog  fder  sich  an 
Tag  Ttgosox&Gag  av&gcojtivng  ytvfaeag  Ellti-  einen  wendet'  (Eust.  Hom.  Od.  1807,  10)  ist 
ftviag,  Bio  Chrys.  or.  7,  269  B.  =  1,  139,  21  zunächst  synonym  mit  i%£xr\g,  mit  dem  es  auch 
Bind.  Dafs  die  Götter,  die  einer  Stadt,  einer  verbunden  (Soph.  Phil.  930;  vgl.  Ai.  1173)  sich 
Funktion  c vorstehen',  zugleich  Schützer  des  findet,  Aesch.  Suppl.  362  Agam.  1587;  vgl.  Soph. 
betreffenden  Objekts  sind,  ist  an  und  für  sich  Oed.  Col.  1309.  Plut.  Otho  15,  speziell  bezeich- 
schon    selbstverständlich,    wird   aber  überdies  net  es  den  mit  Schuld  Beladenen  (ebenso  das 


3153                   Prostropaios  Prosymnos                     3154 

Neutrum  =  Schuld,   Blutschuld:    die    Mörder  Od.  1807,  11  =  E.  Schivabe,  Aelii  Dionysii  et 

des  Pompeius  7igo6zgÖ7iaiov  v.al  iavzoig  xal  rrj  Pausaniae  Atticist.  frgm.  254,  7)   heifst   rtgoa- 

A'iyvnzcp  naan    ngoot&t-vzo,    Bio    Cass.  42,  3),  zgöitaiog  als  Sühngott,  Clem.  Alex.  Protr.  p.  31 

der    sich    an    einen  Menschen    oder  an   einen  Pot.  =  p.  116  Migne,    dem    man    Sühnopfer 

Gott  wendet,  um  sich  entsühnen  und  'reinigen'  (a7io8to7t6^i7trjoig,  anodtoiniüGd-ai  Bohde,  Psyche 

zu  lassen,  Aesch.  Eum.  41.  234;  vgl.  204,  und  1 2,  273,  1  a.  E.)    darbrachte.     Im    Wesen    ist 

so     bedeutet    ngoatgÖTtoiog    auch    fluch-    und  dieser  durch  Sübnopfer  versöhnte  Zeus   Tigoa- 

schuldbeladen,    Aesch.    Eum.    176.    445.    Eur.  zgonaiog  nicht  verschieden   vom  Zeus   anozgo- 

Herc.  f.  1259;  vgl.  Hesyeh.  ngoazgönaiog-  qjoviog,  ncciog;  vgl.  Schol.  Plato  Leg.  9  p.  854  B  p.  383 

iitagog,    aifiazi    iisiuaa^ievog.      %al     ngog    ziva  10  Herrn.:    ärtodiOLimjoeig'     zag    ccTtoatgocpag    rag 

TQt7ioatvog   dtrjoei   xa&äg6icag.      Wie   das    ver-  yiyvoiiivag  vnb  zov  a7tozgo7talov  tliög,    diu  zb 

gossene  Blut,  das  um  Rache  schreit,  ngoazgö-  •j.u&uigto&ut.  za   dsivd'   r\   rag   aTtOTtoimdg  tag 

naiov    alua    (Eur.    Ion   1260.      Herc.   f.    1161)  itgbg  zbv  TtgoazgoTtaiov  Aia,  xal  olovsl  Y.a&äg- 

heifst,  so  wird  der  Ermordete  selbst,  der  Rache  asig  xal  ilaauovg'   ähnlich  Schol.  Plato  Cratyl. 

von  den  Mördern  heischt,  oder  vielmehr  seine  396  E  p.  236  H.     Bekker,  Anecd.  427,   5.     Der 

zürnende    Seele    als    TtgoazgoTtatog   bezeichnet:  zürnende  Gott  (rtgoazgoTiaiog  s.  ob.  Sp.  3153,  59) 

r)iiiv  .   .   ngoazgönaiog    b    ano&ava>v  ovx  £ßrai,  wird    zum   anozgönaiog ,   wie   Zeus   Maimaktes 

Antiphon   2,  y   10;    b    anoxzsivag   (vielmehr    6  zum    Meilichios,    die    Erinyen    zu    Eumeniden 

ano&avär  oder  b  zt&vriY.cog)  tolg  alzioig  ngoa-  u.  s.  w.     Wenn    Schol.   Aeschin.    de    falsa    leg. 

zgonaiog    t6zai,    Antiphon   4,   8    10.      Erigone  20  45,    158   (323)    sagt:     ngoazgönaiog    iaxiv   .  .   . 

tötet  sich,   weil  die  Athener  den  Orestes  frei-  (vavziov  zov  anozgönaiog,  zov  ccnozgtnovxog  za. 

gesprochen     haben     und      ngoazgönaiov     zoig  xatui..     8ib  huI  dil  änozgonaico  &vo[it v,   ovkszl 

A&K]vaLoig  ysvia&at   (avrrjv    cpaaiv),   Etym.  31.  fitvzoi    xal    ngoazgonaico ,    so    meint    er   damit, 

42,  7;  vgl.  Aesch.  Choepli.  287.  Eur.  Ion  1259  f.  dafs   durch   das  Sühnopfer  Zeus  ngoazgönaiog 

( ifter    tritt    zu   ngoazgönaiog    noch   der   Name  zum  anozgönai og  wird.     [Höfer.] 

des  Beleidigten,  Gekränkten  oder  Ermordeten,  Prosumnus  s.  Polymnos  u.  Prosymnos. 

wie   bei   Erinys    (z.  B.   iii]zgbg  'Egivvg,   Bd.  1  Prosymna  (TlgöavyLva),  1)  Tochter  des  argi- 

Sp.  1321),  im  Genetiv  hinzu:  oi  z&v  ano&uvöv-  vischen      Flufsgottes      Asterion,      mit      ihren 

Twr  ngoazgönatot,  Antiph.  4,  a  4;    6  ngoazgö-  Schwestern    Akraia    und    Euboia    Amme    der 

naiog    zov    uno&avövzog    Antiph.   4,   ß   8;    zb  30  Hera,     Eponyme     von     Prosymna,     wie     ihre 

iiiaa\ia   zb   TliXonog  xal   b  MvgziXov    ngoazgö-  Schwestern  Eponymen   der  Hügel  Akraia   und 

itaiog,  Paus.  2,  18,  2.    Es  schiebt  sich  also  an  Euboia,   an  dessen  Abhänge  das  Heraion   lag, 

Stelle  der  beleidigten,   zürnenden  Seele  selbst  heifsen,  Paus.  2,  17,  1.    E.  Curtius,  Peloponnes 

ein  Daimon,  der  sich  des  Toten  annimmt  und  2,  396 f.   Bursian,  Geogr.  v.  Griechenland  2,  47. 

ihn  rächt,  wie  es  auch  die  Erinys  tut,  und  so  Nach  Röscher  Bd.  1  Sp.  2076,  46  ff.  (vgl.  Nils- 

wird     schliefslich     ngoazgönaiog    mit    'Egivvg  son,   Griecli.  Feste  45,  3.     Gruppe,   Gr.   3Iyth. 

synonym:    'Epivvg    -aal    tloivag    xal    Tlgoazgo-  S.  181   Z.  4)  sind  die   drei  Schwestern   als   lo- 

naiovg,  Polyb.  24,  8,  2  (23,  10,  2).     Tag  'Egi-  kale  Nymphen  aufzufassen.     Da  aber  die  drei 

vvag  v.al    zag   EvusviSug    naXaiivalovg  zs    xal  Namen  'AxguLu   (Boscher  Bd.  1  Sp.  2075,  58  ff. 

ngoazgonaiovg,  i-zi  8\  aXdazogag  ävansnXdxaaiv  40  Wentzel  bei  Pauly-Wissoiva  1,  1193),  Hgöoviivu 

ol  ayicpi  zt)v  6kt]vt)v  noir[zal.  Clem.  Alex.  Protr.  {Stab.   Theb.  1,  383  u.  Lactant.   Plac.  z.  d.  St. 

p.  22  Pot.  =  p.  96  31igne.    Nach  Pollux  5,  131  vgl.  Strabo  8,  373;  Ilpooviivaia ,  Timotheos  iv 

(vgl.  1,  24)    gehören    die   itpoGzpÖTiaioi  zu  den  zolg    'ApyoXiy.oig    [F.    H.    G.   4,   522,    1]     und 

öaifiovig  ol  nvpovvzzg  zag  apäg,  während   die  Agathon   von  Sanws  [F.  H.  G.  4,  291,  4]   bei 

'öaiuovsg  ol  Xvovzeg  zag  agag'  aXs'glv.u-x.01  u.  s.  w.  Plut.  de  fluv.  18,  3)  und  Evßoia  (Gruppe  a.  a.  0. 

heifsen.     Nach  Bekker,  Anecd.  296,  4.     Etym.  417,  3)  als  Kultnamen  der  Hera  begegnen,  so 

31.  700,  9.    Phot.  Lex.  s.  v.   itgoczgoTtaiog  ist  ist    es    wahrscheinlicher,    dafs    die    argivische 

Ttgocrgonaiog:  öaiucov  zig  irtl  z&v  ivuy&v.    Die  Sage     die  Namen  der  Pflegerinnen  der  Göttin 

Erklärung  bei  Phot.   a.  a.  O.   insl  ol  fisza  zb  aus    deren  Kultnamen    abgeleitet  hat,    Bobert- 

czafrfjvai  rjdn  zb  zgoTtaiov  ol  avatgovvztg  ziva  50  Preller    1,    161,    2.      Usener,    Bhein.    3Ius.    58 

züv  TtoXniiav  itgöazgoTioi  (=  fluchbeladen)  xal  (1903),    208;    vgl.    Gruppe    a.    a.    O.    183,    6  f. 

i-vaysig  siöiv  spielt  mit  den  Wörtern  zgortaiov  1133,  11.  —  2)  ügoaviiva  (Paus.  2,  37,  1)  oder 

und  Tcgoazgönaiog.    Der  genannte  Öai^iav  rrgoa-  Ugoovuvaia  (Kaibel,  Epigr.  821  =  Biscr.  Argol. 

rgonaiog  kann  einerseits  den  die  ivayelg  stra-  (I.  G.  4)  nr.  666),    Beiname    der    Demeter    in 

fenden  Daimon  bezeichnen  (Suid.  u.  Phot.  s.  v.  Lerna  s.  Bd.  3  Sp.  2660,  61  ff.    Nilsson  a.  a.  O. 

TtaXaiivalog    [mit   Bezug    auf  Zeus]:    ngoazgö-  289 f.    Nach  Hitzig-Bluemner  zu  Paus.  a.  a.  O. 

Tiaiog'  b  7tgoazgt7icov  zb  äyog  uvzolg,    nämlich  p.  654  ist  Demeter  Prosymna   im   allgemeinen 

den     Mördern),     andererseits     denjenigen,    —  identisch  mit  Demeter  Mvaia  (s.  d.)     [Höfer.] 

der,   durch  Sühnung  versöhnt,   die  Befleckung  Prosynmaia  1)  =  Hera  s.  Prosymna  nr.  1. 

und  Schuld  hinwegnimmt :  TtgozgÖTtaiog  (1.  ngoa-  60  —  2)  =  Demeter  s.  Prosymna  nr.  2.     [Höfer.] 

zgonaiog)'  b  öaiiiwv  b  zä  \Lv6r\  v.a.1  za  ayi]  v.al  Prosymnos   {HgÖ6vyivog)   s.    Polymnos.     Die 

za    [iidaiiaza   ajiozg^nav,    wie    es    in   der   von  dort  Sp.  2661,  32  ff.    erwähnte   Darstellung,   in 

G.     Wentzel,    G.  G.  A.   1897,   625    herausge-  der    de    Witte    die    Begrüfsung    des    Herakles 

gebenen  Erweiterung  des  Bekkerschen  Lexikon  durch  Dionysos  und  Prosymnos  einerseits,  durch 

(zu  Anecd.  1,  193,  10)  heifst.     Auch  Zeus,  zu  Aphrodite  und  die  Nymphe  von  Lerna  andrer- 

dem  man  sich  (um  Entsühnung  bittend)  wendet  seits  erkennen  wollte,  wird  von  B.  Engelmann, 

(■jtgoGzgoTtaiog  .  .  Ztvg  iv   grjzog tnw  Xs^inä,  Archäol.    Studien   zu    den    Tragikern  41  f.    mit 

a>   uv  zig,   <puai,   Ttgoazginoizo,  Eust.  ad  Hom.  gröfserer  Wahrscheinlichkeit  auf  die  Aufnahme 


3155                        Prote  Protesilaos                    3156 

des  Herakles  im  Olymp  durch  Zeus  bezogen.  Also  auch  zwei  Männer  aus  Phylake  bewerben 
In  dem  angeblichen  Prosymnos  wäre  dann  sich  um  Helena:  Podarkes,  der  Sohn  des  Iphi- 
Apollon,  in  der  sogenannten  Nymphe  von  Lerna  klos,  und  Protesilaos,  der  Sohn  des  Aktor. 
Artemis  zu  erkennen.  Über  eine  andere  ver-  Aktor  aber  ist  der  Bruder  des  Phylakos,  beide 
meintliche  Darstellung  des  Prosymnos  auf  einer  sind  Söhne  des  De'ion  und  Enkel  des  Aiolos, 
etruskischen  Oinochoe  (abg.  nach  Annali  1845  Apollort.  1,  9,  4.  Demnach  wäre  Podarkes  hier 
tav.  d'  agg.  M  auch  bei  Jahn,  Archäol.  Bei-  der  Neffe  des  Protesilaos.  Umgekehrt  ist  bei 
träge  Taf.  15)  s.  Gruppe  Bd.  3  Sp.  1182.  Aristot.  Pepl.  26  Podarkes  Sohn  des  Aktor. 
Für  die  Ableitung  der  beiden  Namens-  Bei  Hygin.  fäb.  103  heilst  Protesilaos  ursprüng- 
formen  üölvuvog  und  Ilpöavuvog  (Bd.  3  10  lieh  Iolaos  und  ist  der  Sohn  des  Iphiclus  und 
Sp.  2661,  28  ff.)  von  vnvog  tritt  auch  Pott,  der  Diomedea.  Nachdem  er  gefallen  ist,  wird 
Etymol.  Forschungen  5,  239  ein.  Prosymnos  er  Pr.  genannt  (quem  euneti  appellarunt  Pro- 
soll nach  R.  Schmidt,  De  Hymenaeo  et  Talasio  tesilaum,  quoniam  primus  ex  Omnibus  perierai). 
(Diss.  Kiel  1886)  S.  34,  4  und  nach  Nilsson,  Als  Freier  der  Helena  nennt  auch  Apollod.  3, 
Griech.  Feste  289,  1  die  allein  richtige  Form  10,  8,  3  den  Protesilaos,  den  Podarkes  da- 
sein;    siehe    jedoch     Bd.    3    Sp.    2657,    56  ff.  gegen  nicht. 

Sp.  2658,  59  ff.  Nach  H.  2,   695 — 710  kam  Protesilaos  mit 

Zu  den  Zeugnissen  (Sp.  2657  f.)  kommt  hin-  40  Schiffen  nach  Troja.     Ihm  folgte  die  Mann- 

zu  Gregor.  Naz.  carm.  bei  Migne,  Patrol.  Scr.  schaff  aus  Phylake,  Pyrasos  (mit  dem  Beinamen 

Graec.    37,    1572    Vers    276:     %a\     IJQOGvfivoi,o  20  zJyjuijxQog  xsutvog),   Iton,   Antron   und   Pteleos, 

(v.  1.  IIoXvuvoio)    yuxloio  &sbg  cpctlbv   äuepayec-  also    aus    der    Landschaft    Phthia.      Strabo    9 

7i&£av   dovQcitsov ,   und  dazu  Cosnias  bei  Mai,  p.  432,  433  nennt  aufserdem  als  Orte  desselben 

Spicileg.    Roman.  2,  2,  158    Z.  Off.    (=  Migne  Reichs    Halos,    das    Phthiotische  Theben    und 

38,487,  10ff.).  182 (=  Migne 510).  261  f.  (=Mig»e  Larisa    i)    KQ8u<xoxri.      Er    erwähnt    weiterhin 

581  f).    An  den  beiden  letzten  Stellen  findet  sich  p.  435  (vgl.  Eustath.  zu  IL  2,  695,  p.  324),  dafs 

wiederholt  die  Namensform  Ilolvvuvog.  [Höfer.]  Phylake  und  @fjßca   <&&iüjTidEg  nahe   bei   ein- 

Prote    (JTpcbrr]),    Tochter    des    Neleus,    von  ander  lagen.     Die  Rias   (2,   699—702)   erzählt 

Helios  Mutter  des  Phaethon  und  der  Heliaden,  noch:  Protesilaos   war  nicht   mehr   am  Leben. 

Tzetz.    Chiliad.    4,    363.      Statt  JjQÖixr],   meint  Seine    Gattin    war    als   jammernde  Witwe    in 

Kiefsling  zu  Tzetz.  a.  a.  O.,  könnte  man  IlriQco  30  Phylake  zurückgeblieben,   sein  Heim  war  ver- 

erwarten;  Welcher,  Aesch.  Trilogie  611  Anm.  18  waist.     Ihn  hatte   einer  der  Dardaner  getötet, 

stellt  Jlpcörrj    zu  IlQcoxsvg  und  sieht  in  Neleus  als  er  zuerst  von  den  Griechen  aus  dem  Schiffe 

den  Gott  des  gleichnamigen  Flusses  (Strabo  10,  ans  Land  sprang  (xöxs  d'  rjdr}  i%sv  Y.äxu  yata 

449.     Arist.    Mir.    Ausc.    170    p.    846    b39    =  ailcava.  xov  äe  v.cci  ccucpi§Qvcpi]g  üXo%og  (Pvldxt] 

Westermann,  Paradoxogr.  59.  Antigon.  Kargst.  ililtntxo   %a\    d6{iog    i)uixslr]g'    xbv    S'    zxxuvs 

78  p.  81    Westerm.).     Knaack,  Bd.  3  Sp.  2177,  Accgdccvog  avi]Q  vvbg  cnto&QwGY.ovxa  nolv  ngöi- 

41  f.  möchte  statt  Neleus:  Nereus  lesen,  so  dafs  xiaxov  A^aLav).     Pr.   heifst  v.  706   usyadv^og 

TLqioxi]  identisch  mit  IIq(ox(o  (s.  d.)  wäre.    Hier-  und  v.  708  i]Qcag  ngcaxsGiXixog'AQiJLog.    An  seiner 

für    scheint    der    Umstand    zu    sprechen,    dafs  Stelle  hatte  Podarkes   die  Führung  der  Schar 

Uqwxti  Name  eines  attischen  Schiffes  ist,  Böckh,  40  übernommen.     Er  galt  auch  als  tapferer  Held 

Die  Staatshaushaltung  der  Athener  3,  85;  über  (ö^og'ÄQi]og  704),  obgleich  Protesilaos  der  bessere 

die  Identität   von  Schiffsnamen   mit  Nereiden-  war    (ö     d'     cciicc    ngoxSQog    xcel    &qslcov    707). 

namen    s.   P.   Kretschmer,   Die    griech.    Vasen-  Apollod.  epit.  3,  30  sagt:    TtQwxog  xoivvv  aitißr] 

Inschriften  201  f.     [Höfer. j  xfjg  vscbg  JApoxEOilccog  v.a.1   y.xsivag   ovv.    bliyovg 

Proteroi  Tlieoi  (Ttpdxsooi,  d-soi),  Bezeichnung  xüv  ßctoßdocov  vcp'  "Ev-xopog  ah'^V/ft.     Protesi- 

der  Titanen,  die  vor  den  olympischen  Göttern  laos  fiel  also,  nachdem  er  eine  grofse  Zahl  von 

angesetzt  werden,  Hes.   Theog.  424;  vgl.  Anti-  Feinden  erlegt  hatte,  durch  Hektor.     Dafs  Pr. 

machos  fr.  42  K:   ynysviccg  xs  ftsovg   tipotsqt]-  zuerst  ans  Land  stieg,    erwähnt   auch  Pausan. 

ysvtag  Tixüvug.     Mehr  bei  E.  Maafs,  Aratea  4,  2,  5   nach   den   Kyprien.     Dafs   Hektor  ihn 

317  f.    O.  Müller,  Prolegomena  373.    Vgl.  Protoi  50  tötete,  stand  wohl  auch  in  den  Kyprien,  denn 

Theoi.     [Höfer.]  so    stellt    es    Sophokles   in    den    IJoiaivsg   dar 

Protesilaos  (iTpomciXaog),  Sohn  des  Iphiklos:  (Schal,   zu  Lycophr.   529:   laxoQsi  ds  £ocpox.lr)g 

R.  B  705;  Herod.  9,   116;   Apollod.  bibl.  3,  10,  iv  LTouiiaLv  vnb  xov  "Ezxopog  avcciQS&rivai  xbv 

8,3;  epit.  3, 14;  Lucian.  dial.  mort.  23;  Pausan.  TJporr  sailaov,   desgl.   Tzetzes  zu  Lycophr.  530). 

4,  36,  3;  Ovid.  her.  13,  25;  Dictys  1,  14.     Sein  und    in    der    Übersicht    über    den    Inhalt    der 

jüngerer  Bruder  ist  Podarkes:  R.  B  706;  Quint.  Kypria    bei    Proklos,    Chrestom.   (Kinkel,    epic. 

Smym.  1,  816;  Dictys  1,  14.    Als  Mutter  nennt  Graec.   frgm.   S.  19)   wird   angegeben:   frvtjßKeL 

Eustath.  zu  R.  2,  695  ff.  (p.  323)  die  Astyoche,  npcoxsailaog   vcp'  "ExxoQog.     Hektor    ist    auch 

Iphiklos.ist  der  Sohn  des  Phylakos  (B  705),  und  bei  Lykophron  526—532  derjenige,  durch  dessen 

Phylake  in  Thessalien  der  Heimatsort  des  Pro-  60  Hand  Protesilaos  fällt  (xbv  .  .  .  iy^cagiov  yiyavxu 

tesilaos  (B  700;   Quint.  Smym.  1,  231;  Lucian.  ...  xbv  Ttpibrov  zv6xöi<x>   ßoly   yaiiitbvxa   xvxjxxi 

dial.  mort.  23).     In  dem  Sitzungsber.  d.  Alcad.  itoi^viav   kIccgxoqcc,   ob    drj  itox'  ai'&cov  Ttocöxa 

d.    Wiss.  Berlin   1900,   S.  844   von    Wilamowitz  xaiviasi   öoqv  xi'pxo?   d-Qaovg  7irjdr]iicc  l<xti{n}Qbi> 

veröffentlichten   Bruchstücke   der   Hesiodischen  d/xwv,     TQaiy.uiv    aQiaxog).       FQUixäv    uoioxog 

Kataloge  heifst  es  v.  34 — 36:         \aQioxoi  heifst  hier  Protesilaos  wohl  mit  Anspielung  auf 

i%  hvldycng  S'  i^vwvxo  dv    ccvtQsg    'i'%o%  seinen    Namen.      Sonst    wird    die    Benennung 

vlög  xs  'ItpUXoLO  no8äQm]g  (Pvlccmduo  'Erster  des  Volkes'  damit  erklärt,  dafs  er  zu- 

rjvg  rs  'AxxoQidng  vitSQijvcoQ  IlQcoxsoikaog.  erst  landete   und  zuerst  fiel  (Eustath  zu  R.  2, 


3157                     Protesilaos  Protesilaos                    3158 

•698 :   IlgaxeaiXaog  dh  qisgcovvnwg  itgwxog  xs  xov  der  BegriiF  a(Kpidgvcpijg  aXo%og  wie  dö\tog  i]{ii- 

laov  xa&yjXaro   xi)g  vscog  %al   ngmxog  xov  Xaov  xeXrjg  als  die  Wirkung  hingestellt  werden,  die 

Trtnrcoxa).     Aber  es  ist  immerhin   auch   davon  der  Tod  des  Protesilaos  hat.     Ähnlich  Lucian. 

die   Rede,    dafs   Protesilaos    einen    selbst   den  dial.  mort.  19:  ajCB&avov  r\^itsXf]  [ihv  xov  8ö\iov 

Achilleus    überragenden    Heldenmut    bewiesen  ■naxaXiitoiv  %i]gav  xb  xr\v  vsöya^ov  yvvcclxa.    In 

habe  {Eustath.  vor  der  eben  angegebenen  Stelle :  Catulls  68.  Gedicht  lesen  wir  freilich  (v.  74  ff.): 

Ttttftaivsxat  de  rÖu7]gog  iv  xovxoig  inl  xm  Figo-  Protesilaeam  .  .  .  domum  inceptam  frustra,  non- 

teoiXdco,  ola  (piXeXXrjv  oixxiZ;6iisvog,    'iaxt  de  xat  dum  cum  sanguine   sucro  hostia   caelestis  paci- 

ftaviLa^cöv  xov  Q-ägaovg,  ei'neg  %qt\<sliov  do&evxog  ficasset  eros  und    quam   ieiuna  pium  desideret 
7tQa)Tov  iv  Tgoia  ntaelv  xov  7igo7n]di']oavxa  xi)g  io  ara  cruorem,   docta  est   amissa  Laodamia  viro. 

V7]bg  'A%dXsvg    phv    vnexgeae'    v.axä    xtvccg   nai  Die  Neuvermählten  hatten  also  irgend  ein  den 

xeXevxalog    sig  yfjv   6   xcbv  'EXXijvcov  itgmxiaxog  Göttern  schuldiges  Opfer   versäumt;   deswegen 

v.ax£7tridj]6£.    TlgioxeaiXaog  de  u.  s.  w.,  wie  oben).  ruhte   auf  ihrem  Hausstande   kein  Segen,   und 

Möglicherweise  las  Lykophron  in   einer   seiner  Protesilaos    mufste    sterben.      Bei   Eustath.   zu 

Quellen  etwas  Derartiges  und  machte  es  sich  11.  2,  700  (p.  325)  ist  von  dem  Groll  der  Aphro- 

der  Absonderlichkeit  wegen  zu   eigen.     Nach  dite   die  Rede,   der  bewirkte,   dafs  Protesilaos 

Philostr.  her.   2,    15 — 18   zeichnete   sich  Prote-  auch    nach   dem  Tode   noch    sich  nach  seiner 

silaos  im  Kampfe  gegen   die  Mysier  ganz  be-  Gattin  sehnen  mufste,   oder  dafs   diese  sich  in 

sonders  aus  und  wetteiferte  hier  mit  Achilleus.  Sehnsucht  nach  ihm  verzehrte.    Aphrodite  wird 
Er  entrifs  dem  Telephos  seinen  Schild  und  er-  20  auch  bei  Catull  gemeint  sein.    Neben  dem  oben 

möglichte  es  dadurch  dem  Achilleus,  jenen  zu  erwähnten    Schicksalsspruch    wäre    hier    eine 

verwunden.       Achilleus     nahm     hernach     den  zweite  Begründung  für  den  Tod  des  Protesilaos 

Schild  für  sich  in  Anspruch;  die  Griechen  aber  vorhanden,  an  die  in  der  Ilias  sicherlich  nicht 

sprachen  ihn,  wie  sich's  gebührte,  dem  Prote-  gedacht   ist,    die   dagegen   der  Tragödie  wohl 

silaos    zu.      Hektors    Namen    wollte    Demetrios  anstehen    würde.      Das    inceptam    frustra    bei 

von  Skepsis  in  den  11  i astext  (B  701)  einsetzen  Catull  oder  was  in  seiner  Quelle  dafür  gestan- 

(Tzetz.   zu  Lycophr.  530).     Hektor  wird   sonst  den  haben  mag,  ist  eine  Umdeutung  des  home- 

noch  bei  Hygin.  f.  103,  Lucian.  dial.  mort.  23,  rischen   rj^ixsX^g,   und    dieses   darf  nicht,    wie 

Dares  c.  19  und  Quint.  Smyrn.  1,  817  genannt.  Maxim.  Mayer,  Hermes  20,  102  will,   von  der 

Schal.  B  701    zählt  vier   Namen   für   den  Jag-  30  f  kaum  fertigen  Häuslichkeit'  verstanden  werden. 

davog  ccvrjg   auf:   Aineias,   Euphorbos,   Hektor,  Die  Gattin   des  Protesilaos   ist  Laodameia, 

Achates;  das  ergiebt  also  noch  mindestens  drei  die    Tochter    des    Akastos:     Ovid  her.  13,   25; 

nicht  mehr  vorhandene  Darstellungen,  in  denen  Apollod.  epit.  3,  30;  Hygin.  f.  103.  104;  Philostr. 

von   Protesilaos   die   Rede   war.     Bei  Eustath.  her.  1,  1;    Eustath.  zu  11.  2,    700  p.  325.     Die 

B  701  p.  32(5  erfahren  wir  aus  Porphyrios,  dafs  Kyprien   (bei  Paus.  4,  2,  5)   nennen   sie  Poly- 

Palaiphatos    den    Aineias    nannte.      Denselben  dora:   6  dh  xä  Inn  %oir\oag  xa  Kvngia  Ilgaxe- 

Namen  hat  Dictys  2,  11.     Achates   wird   auch  otXuov    cpiqal  .  .  .  xi)v   ywalna   IloXvdiogav   {ihr 

bei  Eustath.  Od.  X  521  p.  1697,  63  genannt.  rö  övoua,  d-vyaxiga  de  MeXedygov  cprjoiv  elvai 

Nach  einer  wohl  auf  das  Epos  zurückgehen-  xov  Oivicog    hl  xoivvv  iaxiv  aXvheg,  ul  yvvaiv.eg 

den  Überlieferung  hatte  ein  Orakelspruck  vor-  40  avxai  xgstg  ovaai  xov  agiftpöv,  dnb  Magmjaavg 

ausgesagt,    dafs    derjenige,    der  den    troischen  dg^duevoi    (also   Marpessa,    die   Gemahlin    des 

Strand  zuerst  betrete,  zuerst  fallen  werde.   Ovid.  Idas,  Kleopatra,  die  des  Meleagros,  und  Poly- 

her.    13,    93  f.:    sors    quoque    nescio    quem    fato  dora,  die  des  Protesilaos)  Ttgoano&uvovai  itäaai 

designat  iniquo,    qui  primus   Danaum    Troada  xolg    avdga6iv    savxag    iTti/aaxiacpa^av.       Ent- 

tangat    humum.      Hygin.  /'.  103:    Achivis   fuit  sprechend  heifst  es  auch  von  Laodameia,  dafs 

responsum,  qui  primus  littora  Troianorum  atti-  sie  über  den  Verlust  des  Gatten,  der  ihr  bald 

gisset,    periturum.      Tzetz.    Lycophr.    530  —  31:  nach  der  Vermählung  entrissen  wurde,  untröst- 

Xgr\ou,bg  idö%r\  xolg  "'EXXriat,   Ttgwxov    acpayi)vca  lieh  gewesen  sei.     Protesilaos  besuchte  sie  von 

xov,  ög  xat  Ttgüxog  TiaxTJoei  i'geX&av  xov  TtXoiov  der  Unterwelt  aus.     Danach  ging  sie  freiwillig 

sig  xov  Tgouxbv  ccTto&gmaKav  cclyiccXov.  Eustath.  50  in  den  Tod,  um  mit  ihm  vereint  zu  sein.    Wie- 

zu  II.  2,  698  s.  0.     Vgl.  Lucian.  dial.  mort.  19  weit  die  Geschichte  von  Protesilaos  und  Lao- 

gegen  Ende:   ov    yäg   iyco   xoixoiv   ai'xiog  (sagt  danieia   schon   im   alten  Epos   entwickelt   war, 

Protesilaos)    ccXX'    f]    Molgcc    Kai    xb    i£,    ccg%i]g  läfst    sich    nicht    feststellen;    eine    eingehende 

ovxcog  i-zixsxXwod-ea.    Bei  Ausonius  6,  12  {Peiper  Behandlung  hat  sie  jedenfalls  in  dem  rProte- 

S.  76)  springt  Odysseus  zuerst,  aber  auf  seinen  silaos'  des  Euripides  erfahren.     Schol.  Aristid. 

Schild,  und  überlistet  dadurch  den  Protesilaos.  p.  671  s.:  6  JJgaxsaiXccog  dgä^tec  yiyganxai  Ev- 

Von  dem  feierlichen  Begräbnis  des  Pr.  spricht  gmidn.    Xiysi  dh  ort  yawijaccg  y.a.1   ftiav   i]jiigav 

Dict.  2,  12;  Dares  c.  20.     Das  Schiff  des  Pro-  [ibviqv  avyysvö^vogxij  yvvcanl  avxov  j)vccyadad-t] 

tesilaos  wird  B.   15,  419  ff.   und    15,   704  ff.   er-  fiträ  xwv  'EXXijvcov  %'ccxa.  xfjg  Tgoiag  iX&slv  %al 

wähnt.      Um    dasselbe    wird   heftig   gekämpft,  60  itgättog  imßccg  xfjg  Tgoiag  itsXsvxrias.  v.al  tpr\o\v 

da  Hektor   mit   den   Seinen    es   gern   in  Brand  bxi    xovg   xäxoi    daifiovag    jixijoaxo   xcci   cctpeiftri 

stecken  möchte,   Aias  aber  mit   äufserster  An-  fiiav  rjutgav  yial  ovvsytvsxo  xf]   ywaml   avxov. 

strengung  das  Unheil  abzuwehren  sucht.     Vgl.  Aus    dieser   Angabe   ist    zu   ersehen,    dafs   das 

Apollod.  epit.  4, 6 :  cbg  dh  sidsv  'A^iXXsvg  xijv  Tlga-  Drama  das  Schicksal  des  Protesilaos  von  seiner 

xsoiXäov  vavv  Kaio^,ivr]v,  imti^ntBi  TläxgoxXov.  Vermählung  an  behandelte.     Von  Einzelzügen 

Den  Ausdruck  dö^og  i}[iLxeXrjg  II.  2,  701  er-  ist   hervorzuheben    der    nur    eintägige    Genufs 

klärt  Strabo  7  p.  296  C.  durch  das  Wort  xf]Q0s  c^v  Ehe,  die  Bitte  des  Protesilaos  an  die  unter- 

und  trifft  damit  wohl  das  Richtige,  da  sowohl  irdischen  Götter  und  seine  Rückkehr  auf  einen 


3159                    Protesilaos  Protesilaos                     3 160 

Tag.  Wie  Protesilaos  den  Pluton  und  die  Per-  einigt  gewesen  ist  und  von  ihm  wohl  auch  die 
sephone  bittet,  schildert  Lucian.  dial.  mort.  23.  Aufforderung  erhalten  hat,  ihr  bald  in  die 
Die  Liebe  zu  Laodameia  läfst  dem  Pr.  keine  Unterwelt  nachzufolgen,  es  zunächst  nicht 
Ruhe,  und  er  möchte  wenigstens  auf  kurze  glauben  will,  dafs  nichts  anderes  mehr  übing 
Zeit  zu  ihr  zurückkehren.  Dafür  verspricht  er  bleibe,  und  zum  zweiten  Mal  das  Bild  zum 
seine  Gattin  zu  baldiger  Nachfolge  ins  Toten-  Gegenstande  ihrer  Liebesbezeugungen  macht, 
reich  zu  bewegen.  Lucians  Quelle,  d.  h.  wohl  Es  läfst  sich  denken,  dafs  das  eben  noch  ein- 
Euripides,  enthielt  also  eine  derartige  Auf-  mal  genossene  kurze  Glück  sie  nicht  beruhigt 
forderung  des  Protesilaos  an  Laodameia.  Vgl.  hat,  sondern  die  zweite  Trennung  ihr  noch  un- 
Philostr.  her.  p.  130  Kayser:  iato&ccvElv  ys  asxa  10  erträglicher  scheint  als  die  erste,  weshalb  sie 
to  avctßiibvca  Xiystai  ävccTtslßai  rs  zi]v  yvvuixa  sich  jetzt  mit  um  so  heftigerer  Leidenschaft 
faißTtia&cu  ol.  Die  Rückkehr  auf  die  Oberwelt  wieder  an  das  Bild  klammert,  vielleicht  auch 
wird  für  einen  Tag  gestattet  und  so  lange  auch  in  der  verzweifelten  Hoffnung,  den  Toten  Doch 
dem  Pr.  seine  frühere  menschliche  Gestalt  einmal  erwecken  zu  können.  Wenn  Akastos 
wiedergegeben,  gleichfalls  ein  beachtenswerter  das  Bild  nebst  den  ihm  gewidmeten  Gaben 
und  von  Euripides  jedenfalls  benutzter  oder  auf  einem  Scheiterhaufen  verbrennen  läfst,  sc- 
erfundener  Zug.  Apollod,  epit.  3,  30 :  ...  tov-  soll  dies  die  endgültige  Bestattung  des  Toten 
tov  i]  yvvr\  Auodäiima  xat  Lisrä  ftüvarov  r^ga  sein,  damit  er  seine  Ruhe  habe  und  auch  die 
xßl  Ttoirjoaocc  e'l'ScoXov  IJgcoTsaiXdcp  TtuguTiXr\6iov  Gattin  nicht  mehr  durch  die  Erinnerung  an 
Tovrco  itQOGtoiUlsi.  "Egufjg  8h  £ltr\Gävxoiv  frswv  20  ihn  gecpiält  werde.  Auf  den  Satz  qui  cum 
ävriyays  IlgcoxEGiXaov  f'|  Aidov.  AcxoSd^sicc  8b  venisset  et  in  thalamos  irrupisset,  vidit  effigiem 
idovca  Kai  volilgccgcc  ccvxbv  ix  Tgoiag  tkxqüvui  Protesüai  folgen  die  Worte:  quae  ne  diutius 
tote  {isv  £%&qt],  Ttccliv  8b  irtavci%&£vxog  sig  torqueretur,  iussit  signum  et  sacra  pyra  facta 
AtSov  £avrr)v  tcpövsvGEv.  Laodameia  machte  comburi.  Man  ist  versucht,  das  quae,  anstatt 
sich  also  ein  Bildnis  ihres  Gatten,  den  sie  über  auf  Laodameia,  wie  es  gewöhnlich  geschieht, 
den  Tod  hinaus  liebte,  und  widmete  nun  dem  vielmehr  auf  das  zunächst  stehende  effigies, 
Bilde  ihre  Zärtlichkeit.  Dabei  konnte  sie  ihr  das  Bild  und  den  Geist  des  Protesilaos,  zu  be- 
Leid  klagen  und  den  Wunsch  aussprechen,  der  ziehen;  aber  bei  der  Eigenart  des  Hygini- 
Tote  möchte  ihr  doch  wenigstens  auf  kurze  selten  Stiles  läfst  es  sich  nicht  entscheiden. 
Zeit  wiedergegeben  werden.  Schliefslich  er-  30  Auf  die  Verehrung  des  Bildes  spielt  Statins 
barmten  sich  die  Götter.  Die  Bitte  des  Pro-  Silv.  2,  7,  124  f.  an  (haec  te  non  thyasis  procax 
tesilaos  in  der  Unterwelt  läfst  sich  mit  der-  dolosis  falsi  numinis  induit  figura)  und  ebenso 
jenigen  seiner  Gattin  vereinigen,  wenn  man  Philostr.  Im.  2,  9  ov%  monsg  rj  xov  IIqcotsgiXsco 
annimmt,  dafs  die  lebhaft  und  wiederholt  ge-  KarccGttcp&eiaK  olg  ißdxxEvGEv.  es  sieht  aus  wie 
äufserte  Sehnsucht  auf  den  Toten  beunruhigend  Bakchosdienst.  Eustath.  zu  11.  2,  700  (p.  325) 
und  wie  eine  Beschwörung  wirkt  (vgl.  Lucian.  bietet  zwei  verschiedene  Berichte:  a)  IlgaxEGl- 
dial.  mort.  23  6  b'gcog  rfjg  yvvuixbg  oi)  Liexgiag  Xuog  kuI  fiExd  ftdvaxov  igeov  rfjg  yvvainbg  zktk 
d.Tiov.vecl£i  (is).  Mit  Apollodoros  stimmt  Hygin.  \if\viv  Acpgodix^g  7}ti]gccto  xovg  ■xärco&n  övrag 
fab.  103  überein,  nur  dafs  die  Erwähnung  des  avsX&nv,  neu  avsX&cov  svgsv  i%Eivr[V  a.yäX\iaxi 
Bildes  fortgefallen  ist  und  dafür  die  bei  Apollo-  40  avxov  TTEgitaiLLtvrjv.  ulxr\Gccvxog  de,  cpccGi,  pi] 
dor  stillschweigend  für  iXsi^Gavxcav  &eüv  als  vGxsgsiv  ccvxov  £/qpei  8iE%gr]Gaxo  iccvxiqv.  Dafs 
Grund  vorausgesetzte  Klage  und  Bitte  der  der  Groll  der  Aphrodite  in  der  Tragödie  sehr 
Laodameia  hinzukommt:  flens  petit  a  diis,  ut  gut  verwendet  werden  konnte,  ist  oben  schon 
sibi  cum  eo  tres  horas  colloqui  liceret.  Der  gesagt.  Dafs  Laodameia  das  Bild  schon  ver- 
Schlufs  von  fab.  103  und  der  Anfang  von  104  ehrt,  als  Protesilaos  aus  dem  Totenreiche  au- 
fweisen ineinander  über.  104  erzählt  dann  langt,  stimmt  mit  Apollodoros  überein.  Die 
weiter:  rLaodameia  wufste  sich,  als  ihr  der  Bitte  des  Pr.,  ihm  bald  nachzufolgen,  ist  klar 
Gatte  nach  drei  Stunden  wieder  entrissen  war,  ausgesprochen.  Laodameia  erfüllt  sie  alsbald, 
nicht  zu  fassen.  Sie  machte  sich  ein  Bild  aus  indem  sie  sich  mit  dem  Schwerte  umbringt. 
Wachs  (cereum  statt  des  überlieferten  aereum  50  Dieser  rasche  Abschlufs  wird  dem  Euripides 
zu  lesen!),  das  ihrem  Gemahl  glich,  nahm  es  nicht  angehören,  b)  txsgoi  8b  dXXcog  cpaGt  xj]v 
in  ihr  Gemach  und  gab  vor,  ihm  zu  opfern.  AaoSdtiziccv  hcci  xe&vstoxög  te  IJgcoTtGiXdov  'igom 
Als  ein  Diener  ihr  frühmorgens  Äpfel  zum  £y.%a.i£G&<xi  %6Xca  Aq>godixt}g-  uyyEX&tvxog  yäg 
Opfer  brachte,  sah  er  durch  einen  Thürspalt,  tov  na&ovg  ov  iiövov  ^aXEitäg  i}vtyy.£,  tpccGiv, 
wie  sie  das  Protesilaosbild  umarmte  und  küfste.  ccXXä  v.ccl  ccvayxa^o^iEvi]  Ttgbg  tov  naxgbg  ydueo 
Er  glaubte,  sie  habe  einen  fremden  Geliebten  dEvxEgco  &v%&fivui  ovk  u.%£gt7\  tov  igav,  dXXcc 
bei  sich,  und  meldete  es  ihrem  Vater  Akastos.  Y,aTE%oiiivr]  ivvv.Tt'gsvE  lletcc  tov  ccvdgbg,  ii&XXov 
Dieser  drang  in  das  Gemach  und  fand  das  Bild  cclgov[i£vr\  tt^v  ngbg  tov  ts&veöjtcc,  qportf/,  gvvov- 
des  Protesilaos.  Er  liefs  einen  Scheiterhaufen  oiav  r)  ti]v  7tgbg  Tovg  gcovTug  oiuXiav,  nccl 
errichten  und  das  Bild  nebst  den  Opfergaben  60  i'^Xintv  vn  ixi&viiiug.  ^EiivQ-EVTaL  dh  revro: 
verbrennen.  Da  konnte  Laodameia  den  Schmerz  diu  to  £-x.tivr}g  yiXuvdgov,  ävEi8a}Xo7toiov^ivrtg, 
nicht  ertragen,  stürzte  sich  in  die  Flammen  cog  zixbg,  xbv  avSga  v.al  6vveivcxi  8onovar]g 
und  wurde  mit  verbrannt.'  Wenn  diese  Er-  uvxcö  nal  &av6vxi..  Aphrodites  Zorn  bewirkt, 
Zählung  die  Fortsetzung  der  vorhergehenden  dafs  Laodameia  auch  den  gestorbenen  Prote- 
bilden  soll,  so  kann  von  dem  Bilde  nicht  zum  silaos  noch  leidenschaftlich  liebt  und  mit  ihm, 
ersten  Mal  die  Rede  sein,  sondern  man  mufs  d.  h.  mit  seinem  Bilde,  die  Nacht  zubringt, 
annehmen,  dafs  Laodameia,  nachdem  sie  noch  wie  durch  Zauber  an  ihn  gebannt  (das  ist  doch 
einmal  auf  kurze  Zeit  mit  ihrem  Gatten  ver-  wohl    die    Bedeutung    von    ■AKTE%oiit'vr],    nicht 


3161                    Protesilaos  Protesilaos                    3162 

^strenge  Abgeschlossenheit',    vgl.   Hermes  20,  den  Armen  des  Gatten,  der  aus  der  Unterwelt 

S.  107).     Dem  Wunsche  des  Vaters,  der  sie  zu  zu  ihr  gekommen  war   (quae  cum  maritum  in 

einer    anderen    Heirat    drängt,    widersetzt    sie  hello  Troiano  primum  periisse  cognovisset,  op- 

sich  hartnäckig.     Es  läfst  sich  annehmen,  dafs  tavit,  -ut  eins  umbram  videret;   quare  concessa 

davon   bei  Euripides  die  Rede  war.     Dafs  sie  non   deserens   eam   in   amplexibus   eius  periit). 

schliefslieh   vor   Sehnsucht  vergeht,    sieht   aus  Die  dem  Protesilaos  gesteckte  Frist  ist  an  den 

wie  eine  spätere  Abschwächung  der  ursjjrüng-  oben   angeführten  Stellen   entweder  auf  einen 

lieh  gewaltsameren  Art,  wie  sie  sich  den  Tod  Tag  oder  drei  Stunden  bemessen.     Von  Stun- 

giebt.     Tzetzes  Chil.  2,  52,   v.  759  ff.  berichtet,  den    ist    auch   die   Rede    bei    Minucius  Felix, 

Laodameia   habe  sich  der  Sage  nach  ein  hol-  10  Octav.   11,   8    (die  Zahl   ist   ausgefallen):    quis 

zernes  Bild  von  Protesilaos   gemacht  und  mit  unusullus  ab  inferis  vel  Protesilai  sorte  remearit 

ihm  ihr  Lager  geteilt,  nach  einer  anderen  Dar-  horarum  saltem  (.  .  .)  permisso  commeatu. 

Stellung   sei   ihr  in  der  Nacht   der  Gatte   im  Völlig  ohne  Beziehung   zu   der  bis   hierher 

Traume  erschienen,  in  Wirklichkeit  aber  habe  behandelten  Sage  ist  Konon  13.     Aithilla,  die 

sie   ihr   Brautgewand    angelegt    und    sich   mit  Tochter    des    Laomedon    und    Schwester    des 

dem  Schwerte  erstochen   (iia%aiQav  Ttgbg  rinaQ  Priamos,  wird  nebst  anderen  Frauen  von  Pro- 

iußalovaccv),  um  mit  dem  Gatten  im  Tode  ver-  tesilaos    und    seinen    Gefährten    gefangen    aus 

eint  zu  sein.     Auch  von  der  Bitte,    die  Prote-  Ilion  mitgenommen.     Die  Schiffe   legen  unter- 

silaos    in    der    Unterwelt    ausspricht,    erzählt  wegs  zwischen  Mende  und  Skione  an  der  Halb- 

Tzetzes    (v.  764 — 766).     Persephone    empfindet  20  insel    Pallene    an.      Die   Griechen    gehen,    um 

Mitleid  mit  Pr.,   bittet  Pluton,   ihn  wieder   zu  Wasser  zu  holen,  ans  Land.    Die  Trojanerinnen 

beleben,  und  so  geschieht  es.     Auch  Ovid  hat  stecken,  von  Aithilla  angestiftet,  die  Schiffe  in 

wohl    in    dem   Brief   der   Laodameia   (her.   13)  Brand,   sodafs   die   Griechen   ihre  Fahrt   nicht 

manches  aus  Euripides.     Laodameia   schildert  fortsetzen    können.     Das    führt   zur  Gründung 

den    schmerzlichen    Abschied    von    Protesilaos  von  Skione.     Dafs   hier  Protesilaos  nach   dem 

und  die  Sorge,    in   der  sie  sich  nun  befindet.  Falle  Trojas  noch   leben  und   seine  Heimfahrt 

Hoffnungen  und  Befürchtungen  lösen  einander  antreten   soll,   widerspricht  der  sonstigen  aus 

ab;   die  letzteren   aber  überwiegen.     Während  alter  Zeit  stammenden   und    in   ihren  Grund- 

ihr  Gatte  abwesend  ist,  soll  ein  Bild  aus  Wachs  zügen  nie  angetasteten  Sage  und  kann   kaum 

sie    an    seine    Züge    erinnern    (v.  151  f.:   Dum  30  anders    als    durch    ein   Versehen    oder    blinde 

tarnen  arma  geres  diverso  miles  in   orbe,   quae  Willkür  erklärt  werden.     Da  nach  Tzetzes  zu 

referat  vultus  est  mihi  cera  tuos).     Mit  diesem  Lykophron  911  die  Mannschaft  des  Protesilaos 

Bilde  will  sie  sprechen  wie  mit  dem  Geliebten,  in   die   Gegend  gelangte   (oi  rov   TlQcoTt6iläov 

so  wie  ihn  will  sie  es  umarmen.     Endlich  will  slg  nsllrjrrjv  art£QQl<pr\6(xv  nX^aiov  Titdiov  Ka- 

sie  dem  Gatten  folgen,  wohin  er  sie  auch  rufe,  vdargov),   so  handelt  es  sich  wohl  nur  darum, 

sei    es    auch   in   den  Tod.     Ob   bei   Euripides  dafs  für  die  Schar  des  Protesilaos   der  Führer 

•etwa  auch,  wie  bei  Ovid,  das  Bildnis  des  Pro-  selbst  eingesetzt  worden  ist,  vielleicht  gar  nicht 

tesilaos  schon  vor  seinem  Tode  vorhanden  war,  im  ursprünglichen  Texte,   sondern  erst  in  der 

mufs  im  Hinblick  auf  die  anderen  dem  wider-  Überlieferung.    Dafs  die  Troerinnen  bei  Skione 

sprechenden  Angaben  bezweifelt  werden.    Über  40  die  Schiffe  verbrennen,  erzählt  noch  Polyainos 

das  Stück  des  Euripides  handelt  Welcher,  G  riech.  7,  47  und  Stephan.  Byz.  s.v.  Uxuovn,  ohne  den 

Trag.  2,  494  ff. ;   Härtung,  Euripides  restitutus  Namen  eines   bestimmten  Führers   zu  nennen. 

1,  268  ff. ;  Kiefsling,  Anal.  Catull.,  Greifsivald,  Sträbo  7,  25  p.  330  dagegen  verknüpft  dieselbe 

Univ.-Pr.  1877,  S.  5—12;    Maximilian  Mayer,  Begebenheit  mit  der  Heimfahrt  des  Herakles 

Hermes  20,  S.  101  ff. ;    Rieh.  Wagner,  Epitoma  aus    Troja    und    einem    Kampfe,    den    er    auf 

Vaticana   ex  Apollodori   b/bliotheca   S.  198  if. ;  Pallene  zu  bestehen  hatte,  sei  es  mit  den  Gi- 

Höfer  unter  fLaodameia'  Bd.  2  Sp.  1828.    Eine  ganten,  sei  es  mit  menschlichen  Widersachern. 

Komödie   f  Protesilaos'    schrieb    Anaxandrides,  Daraus  folgert  Höfer,  Konon  S.  63,   dafs  auch 

vgl.  Meineke,  Fragm.  com.  Gr.  3,  182  ff. ;  Koch,  Konons  Erzählung  sich  auf  die  Rückkehr  des 

Comic.  Attic.  frgm.  2,  150  ff.     Aus  einem  Epos,  50  Protesilaos  vom  ersten  Zug  gegen  Troja  unter 

das  den  Titel  'Protesilaos'  führte,  ist  ein  Vers  Herakles  und  Telamon  bezieht.     Bei  einer  sol- 

erhalten,  Steph.  Byz.  &vlccxri,  Ttölis  ©taaaliag  chen  Annahme  würde   aber  nur  eine  Unmög- 

...  neu  tö   ht   xöitov   iniggr^ia  'HXi.ödcogog  iv  lichkeit  durch  eine   andere   ersetzt,   abgesehen 

nQ(0T£6iläa>  „'Agyniav  rsXhaaiv  oaoi  <frvXdy.7i&£v  davon,   dafs  ein  unbefangener  Leser  in  dieser 

iitovro."      Über    (nicht    sicher   bezeugte)   Tra-  Erzählung  die  Worte  it,  'Iliov  aycov  cd%[idl(orov 

gödien  des  Pacuvius  und  Titius  mit  dem  Titel  ohne  weiteren  Zusatz  nicht  von  dem  Zuge  des 

cProtesilaus'   vgl.  Bibbeck,  Tragic.  Born.  frgm.  Herakles  verstehen  konnte.    In  der  Stadt  Skione 

S.  116,   Bö'm.   Tragödie  S.  326.     Auch  Laevius  selbst  galt  wohl  Protesilaos   als   der  Gründer 

hat    den   Stoff   in    seiner   Protesilaudamia  be-  und  wurde   dort  verehrt.     Das  wird   der  Kern 

handelt  (Baehrens,Fragm.poet.Boman.  S.  290  ff.)  60  der  Geschichte  sein.    Zu  Schwierigkeiten  führte 

Propertius  1,  19,  v.  7 — 10  berührt  die  Rückkehr  nur  der  Versuch,  einen  Zusammenhang  mit  der 

des    Protesilaos    zu    Laodameia,    anscheinend  Trojasage  herzustellen.    Für  die  beiden  anderen 

ohne  ihn  mit  seiner  früheren  menschlichen  Ge-  Orte,   an   denen  Protesilaos   göttliche  Geltung 

stalt  ausgestattet  zu  denken  (.  .  .  cupidus  falsis  hatte,  war  es  besser  gelungen :  aus  Phylake  war 

attingere    gaudia    palmis    Thessalis    antiquam  er  gekommen,  in  Elaius  fand  er  sein  Grab. 

venerat  umbra  domum).    Nach  einer  bei  Servius  Protesilaos   in  Thessalien,   auf  Pallene  und 

zu  Aen.  6,447  (=  Mythogr.  Vatic.  1,  158;  2,215)  im   thrakischen  Chersones   scheint  thrakischer 

erhaltenen  Überlieferung   starb   Laodameia  in  Herkunft  zu  sein,  dem  Dionysos  verwandt  und 


3163 


Protesilaos 


Protesilaos 


3164 


vielleicht  mit  Proteus  gleichzusetzen.  Vgl. 
Maafs,  Progr.  Greifswald  1886/87  und  Her- 
mes 23,  S.  72,  Anm.  2;  Maxim.  Mayer,  Her- 
mes 20,  S.  134.  Von  einem  r£(iEvog  des 
Protesilaos  in  Phylake  ist  bei  Pindar,  lsthm. 

1,  83  f.  die  Rede  (IlQcoxeoiXci,  rö  xtbv  d' 
&VÖQWV  'A%a.iüiv  iv  <&vlccv.a  xipsvog  6v^ißdX- 
lo\iai),  und  der  Zusammenhang  ergiebt,  dafs 
dort  dem  Protesilaos  zu  Ehren  Spiele  ver- 
anstaltet wurden.  Vgl.  Schol.  z.  d.  St.  Von 
dem  IbQov  in  Phylake  spricht  Philostr.  Her. 

2,  8  (S.  148  Kayser)  und  erzählt  Her.  2,  3 
(S.  143),  dafs  sich  Pr.  zuweilen  in  Phthia 
aufhalte.  Am  berühmtesten  war  nach  un- 
serer Überlieferung  das  Protesilaosheilig- 
tum  von  Elaius  im  thrakischen  Chersones 
unweit  des  Vorgebirges  Mazusia,  Sigeion 
gegenüber.  Nach  Herodot  9,  116  befand 
sich  dort  das  Grab  des  Protesilaos,  dazu 
ein  Tempel  nebst  einem  dazu  gehörigen  ge- 
weihten Bezirk  (raqpog,  aSvxov,  xifiavog). 
Der  Tempel  enthielt  reiche  Schätze  (h'v&u 
i]v  %QTJ[iaza  iroXlcc  %al  cpiälai  %qv66ou  xai 
UQyvQsat.  xal  %cclxbg  v.cd  iüfrrjg  xal  alJka. 
ävccd-ij^iccxa),  ein  Beweis  für  das  Ansehen,, 
das  Protesilaos  bei  den  Gläubigen  genofs. 
An  diesem  Tempelgut  vergriff  sich  um  das 
Jahr  480  v.  Chr.  der  persische  Statthalter 
Artayktes;  aufserdem  benützte  er  das  Tem- 
pelland zu  Saat  und  Weide  und  entweihte 
den  Tempel  selbst,  indem  er  darin  Um- 
gang mit  Weibern  pflegte.  (Vgl.  Herod.  7, 
33.)  Die  Strafe  blieb  aber  nicht  aus.  Er 
fiel  den  Athenern  in  die  Hände,  welche 
Sestos  erobert  hatten,  und  wurde  gekreuzigt. 
Noch  ehe  das  geschah,  fühlte  er  sich  durch 
ein  Wunderzeichen  an  Protesilaos1  Macht 
gemahnt.  Einer  der  Leute,  von  denen  die 
Gefangenen  bewacht  wurden,  briet  Fische; 
da  begannen  diese,  die  längst  tot  und  ein- 
gesalzen waren  (x<xql%oi),  zu  zappeln  und 
emporzuschnellen,  als  wären  sie  eben  erst 
gefangen.  Das  deutete  Arktayktes  auf  Pro- 
tesilaos, der  zwar  gestorben  und  einbalsa- 
miert sei  (xe&vtag  -aal  xägi^og  &»v),  aber 
doch  die  Macht  besitze,  einen  Frevler  zu 
bestrafen.  Auch  Thukydides  8,  102  erwähnt 
das  IbQov  xov  Hoax£6il(x.ov  zu  Elaius.  Von 
dem  Grabe  spricht  Lycophron  Alex.  532  bis 
534:  rgccixcov  agiöxog,  co  -kcümi  xtv%u  xäcpovg 
<xxzi)dol6yy.cav  svt^E7tijg  xjxft^xd-n,  Mccgovaicc 
7tQOv%ovG(x  %HQ6cciov  xigcog.  Tzetzes  z.  d.  St. : 
h'axi  ds  XsQQÖvriGog  ©paxrj?,  onov  TIq.  nsi- 
\isvog  d>g  ftebg  xoig  iy^capioig  ixi^iäxo.  Das 
IIqo3T£6i1<x£iov  nennt  auch  Strabo  7,  52 
p.  331  und  13,  p.  595,  ferner  Plin.  bist. 
not.  4,  49  (delubrum  Protesilai).  Die  Stadt 
Elaius  heifst  dem  Protesilaos  geweiht  bei 
Pausan.  1,  34,  2:  ...  xoig  ds  xal  avä%bivxui 
-itolbig,  'Elsovg  iv  XsQpovrjOco  UQcaxtßuäcp, 
AsßäSsia  Botcoxcov  Tpocpcovico.  Es  handelt 
sich  dabei  um  Menschen,  die  unter  die 
Götter  aufgenommen  sind.  Paus.  3,  4,  6 
wird  an  die  Bestrafung  des  Artayktes  er- 
innert, wie  auch  bei  Philostr.  her.  2,  1.  Bei 
dem  Grabe  des  Protesilaos  wachsen  Ulmen, 
welche,  wenn  sie  hoch  genug  sind,  um  Ilion 
zu  erblicken,  vertrocknen.    So  berichtet  Plin. 


3165 


Protesilaos 


Protesilaos 


3166 


hist.  nat.  16,  238  und  Quint.  Smyrn.  7,  408  ff. 
Vgl.  Anthol.  Palat.  7,  141.  385.  Philostratos  her. 
2,  1  erzählt,  die  Ulmen  seien  von  Nymphen  ge- 
pflanzt mit  der  Bestimmung,  dafs  die  nach  Ilion 
gerichteten  Zweige  zeitig  blühten,  dann  aber  vor 
der  Zeit  welk  würden,  ein  Bild  des  Protesilaos. 
Philostratos  berichtet  weiter,  dafs  von  dem  Tem- 
pel nur  noch  wenig  übrig  sei,  aber  wie  an  den 
Grundmauern  zu  erkennen,  war  es  ein  statt- 
licher Bau  (rö  8h  isobv  .  .  .  xovxo  i]yov,  m  %svs, 
KaxaXsi-Ttsxat  8h  avxov  ögäg  cog  oXiya.  xbxs  8h, 
oiuai,  %aQi£v  xs  tjv  Kai  ol>  [likqov,  cog  iaxi  xolg 
frsutXioig  ^vfißccXtedcci).  Das  Bild  des  Prote- 
silaos, so  fährt  er  fort,  ist  noch  vorhanden  und 
steht  auf  einem  wie  ein  Schiffsschnabel  ge- 
stalteten Sockel,  Protesilaos  ist  als  Befehlshaber 
des  Schiffes  dargestellt.  Die  Zeit  und  die  An- 
betung der  Gläubigen  haben  ihre  Spuren  an 
dem  Denkmal  hinterlassen  und  das  Gesicht 
unkenntlich  gemacht.  (tö  8h  dyaXua  xovxo 
ßißrtKS  uhv  inl  vsdag,  xb  yug  xrjg  ßdascog  6%fj(icc 
TtQÜtQo:,  idQvxai  8h  vccvccQxog.  TtiQixQiipag  8h 
ccvzb  6  XQOvog  Kai  vr\  A'i  ol  dXsixpovxsg  xs  Kai 
ol  STTiacpQayi^ö^svoL  xag  sv%ag  i£r]XXd%ccoi  xov 
tl6ovg.)  Einem  Winzer  der  Gegend  erscheint 
Pr.  öfter  persönlich  in  der  Gestalt,  die  er  ehe- 
mals vor  Troja  hatte,  also  wie  ein  zwanzig- 
jähriger Jüngling,  und  hilft  ihm  mit  Rat  und 
Tat  bei  seiner  Tätigkeit  (Her.  c.  1  u.  2).  In 
dem  Weinberg  sind  8p6{ioi,  die  ihm  besonders 
heilig  sind,  yv^vd^sxai  ydg  iv  avxolg  ö  r/Qcog 
(S.  131  Kayser).  An  den  Stellen,  denen  er 
nahekommt,  gedeiht  und  blüht  alles  besonders 
schön.  Gelegentlich  jagt  er  Schweine  und 
Hirsche  und  kommt  dann  in  der  Mittagszeit 
in  den  Garten,  um  zu  ruhen  (Her.  2,  3  .  .  .  Kai 
Ttgbg  Q"iqQ(x  6vmv  xs  Kai  iXdcpojv  ysvousvog  dcpi- 
KvsTxai  Kaxd  nsör^ißgiav  Kai  nu&svdsi  ixTet&eig). 
Als  Opfergaben  erhält  er  abends  Wein  von  den 
Reben,  die  er  selbst  pflanzt,  mittags  Früchte, 
aufserdem  zu  Beginn  des  Sommers  und  des 
Herbstes  und  zur  Vollmondszeit  im  Frühling 
Milch,  und  stets  ist  das  Opfer  schnell  ver- 
zehrt: Gitivdca  avxco  Kaxd  sonsgav  dnb  xovxavl 
xöav  ©aaicov  cqi,7ts?.av,  dg  cpvxsvsi  avxög,  Kai 
XQOjy.xu  8h  dtoata  7iQoxl,&suai  Kaxd  ybS6r^ßQiav, 
insi8dv  ftsoog  xs  tJkv  Kai  \isxÖTtxoQOv  i6xr\xai, 
ßslrjvrjg  xs  iovar^g  ig  kvkXov  iv  xfj  xov  TjQog 
ojgci  ydXa  iy%eag  ig  xov  i^vxxfJQa  xovxov  „ISov 
aoiu  Xsyco  „xb  xfjg  iogag  vä^a,  av  8h  7tlvsu, 
K&yd>  [lsv  sItiiüv  xavxa  diiaXXdxxo^ai,  xd  8h 
ßißgcoxcd  xs  Kai  Tiiitotai  ftäxxov  r)  vtJU%a\vÖGtti. 
Nach  Her.  2,  6.  7  erteilt  Protesilaos  Orakel 
(vgl.  Lucian.  Deorum  conc.  12)  und  heilt  aller- 
lei Krankheiten.  Besonders  gern  hilft  er  un- 
glücklich Liebenden:  dagegen  züchtigt  er  die 
Ehebrecher.  Seine  Tätigkeit  übt  er  in  Thes- 
salien ebenso  aus  wie  auf  dem  Chersones  (2,  8: 
xcn  ydg  xb  insivw  —  nämlich  in  Phylake  — 
isgbv  ivsgybv  xco  IlgcoxsaiXscp,  Kai  itoXXd  xolg 
©sxxaXolg  i%L6r\iLaivsi  (piXdv&gaitd  xs  Kai  sv- 
fm'7J,  Kai  ogyiXa  av,  sl  d[isXolxo. 

Kunstdarstellungen. 

In  der  Lesche  der  Knidier  zu  Delphi  ge- 
hört Protesilaos  zu  den  von  Polygnotos  im 
Unterweltsbild  zusammengestellten  Personen. 
Pausan.  10,  30.  3:  IlgcoxsaiXaog  Sh  ngbg  'A%iXXta 


dcpogä  Ka&sgöiisvov.  Einen  Protesilaos  als 
Werk  des  Deinomenes  erwähnt  Plin.  hist.  nat. 
34,  76.    Erhalten  sind  folgende  Darstellungen: 

1)  Korinthisches  Gefäfs  (Deckelbüchse)  des 
Chares,  früher  im  Besitze  De  Wittes,  jetzt  im 
Louvre  in  Paris.  Archäol.  Zeitung  1864,  S.  153  ff. 
und  Taf.  184,  wonach  unsere  Abbildung  1. 
Heydemann,  Pariser  Antiken  S.  88,  1 ;  W.  Klein, 
Griech.   Vasen  mit  Meistersignaturen,   2.  Aufl., 

10  S.  29  f.;  Dumont  et  Chaplain,  Ce'ramiques  de  la 
Grece  propre  1,  S.  232;  Pottier,  Vases  antiques 
da  Louvre  E  609.  Um  das  Gefäfs  herum  läuft 
ein  Bildstreifen.  Ein  Zug  von  fünf  berittenen 
Griechen  und  dahinter  zwei  Mann  zu  Fufs  ist 
drei  Trojanern  gegenübergestellt.  Die  griechi- 
schen Reiter  sind,  ohne  sich  sonst  zu  unter- 
scheiden, benannt  (von  links  angefangen):  Pa- 
lamedes,  Nestor,  Protesilas,  Patroklos,  Achilleus ; 
von   den   Troern  heifst  der  erste  Hektor,    der 

20  zweite  Memnon. 

2)  Münzen  von  Elaius  im  thrakischen  Cher- 
sones aus  der  Zeit  des  Commodus   zeigen   auf 


30 


2)    Protesilaos ,     Münze    von  3)  Protesilaos,  Münze  des 

Elaius  in  Berlin.     (Nach  Be-  Phthiotischen  Theben. 

Schreibung  der  antiken  Münzen  (Nach  Archäol.  Ztg.  1873, 
1,  Taf.  7,  63.)  S.  40.) 


40  der  Rückseite  Protesilaos  auf  einem  Schiffs- 
vorderteil stehend,  mit  Helm,  Panzer  und  kurzem 
Kleid,  im  linken  Arm  eine  Lanze,  die  rechte 
Hand  erhoben,  eine  Wiedergabe  des  von  Philo- 
stratos (s.  ob.  Sp.  3165,  14  ff.)  beschriebenen 
Tempelbildes. 

a)  Berliner  Sammlung.  Beschreibung  der 
antiken  Münzen  Bd.  1  Taf.  7,  63,  wonach  un- 
sere Abb.  2.  Vgl.  Drexlcr,  Ztschr.  f.  Numism. 
14,  S.  130  ff. 

50  b)  Sammlung  Waddington:  Imhoof-Blumer, 
Monnaies  grecques  S.  46,  nr.  43 ;  Zeitschr.  für 
Numism.  14,  S.  130  ff. 

3)  Münzen  des  Phthiotischen  Theben  (l.Jahrh. 
v.  Chr.),  welches  sehr  nahe  bei  Phylake  lag 
und  mit  diesem  eine  Zeitlang  vielleicht  einen 
Ort  bildete,  Bundesmünzen  der  Phthiotischen 
Achäer.  Protesilaos  hat  hier  das  Schiff  ver- 
lassen und  eilt,  mit  Helm,  Panzer,  Schild  und 
Schwert  bewaffnet,  dem  Lande  zu. 

60  a)  Berliner  Sammlung:  Archäol.  Zeitung 
1873,  S.  40ff.  (B.  Weil)  mit  Abb.  vor  dem  Texte, 
wonach  unsere  Abb.  3;  Imhoof-Blumer,  Monn. 
gr.,   Thessalien,   Thebae  6.  7. 

b)  London,  Brit.  Museum.  Catalogue,  Thessaly 
Taf.  11,  3.  4;  P.  Gardner,  Types  of  Gi-eek  coins 
S.  188  u.  Taf.  12,  7. 

4)  Relief  am  Heroon  von  Trysa:  Jahrbuch 
der    Kunstsamml.    des    österreichischen    Kaiser- 


3167 


Protesilaos 


Protesilaos 


3168 


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hauses  Bd.  9,  Taf.  24,  B  5.  Zu  Beginn  der 
troischen  Kämpfe  wird  ein  Toter  fortgetragen, 
es  wird  Protesilaos  sein. 

5)    Sarkophag    in    Sta.    Chiara    zu    Neapel, 
abgeb.   Mon.  d.  List.  3,  40  A,    dazu  Welcher, 


10 


20 


4b)  Sarkophag   in  S.  Chiara   zu  Neapel    (nach  Monumcnti 

dell'  Inst.  arch.  3,  Taf.  40 A),  linke  Schmalseite:  Protesilaos 

bittend  vor  Hades  und  Persephone. 


Ann.  d.  Inst.  14  (1842),  S.  32—37  (vgl.  Alte 
30  Denkmäler  3.  S.  553  ff.);  auch  Wiener  Vorlege- 
blätter Serie  B,  Taf.  11,  4  a.  b.  c,  wonach  unsere 
Abb.  4.  Vgl.  auch  Overbeck,  Gal.  her.  Bildw. 
S.  327  ff.  und  Maxim.  Mayer,  Hermes  20,  S.  125ff. 
Protesilaos  kommt  aus  der  Unterwelt.  Ein 
älterer  Mann  (ianitor  Orci)  weist  ihm  den  Weg. 


40 


50 


4  c)    Sarkophag   in    S.  Chiara   zu   Neapel,    rechte    Schmal- 
seite: Protesilaos  nimmt  von  Laodameia  Abschied. 


Hermes,  der  Totengeleiter,  ist  zugegen.  Lao- 
dameia ist  in  ihrem  durch  einen  Vorhang  an- 
60  gedeuteten  Gemache,  von  ihren  Dienerinnen 
umgeben,  mit  einem  Opfer  für  Dionysos  be- 
schäftigt gewesen,  dessen  Bild  in  Gestalt  einer 
bärtigen  Herme  im  Zimmer  steht,  davor  ein 
Altai-,  und  ist  jetzt  bei  dem  Anblick  oder  der 
überraschenden  Nachricht  von  der  Wiederkunft 
des  Protesilaos  erschrocken  zu  Boden  gesunken. 
Eine  der  Dienerinnen  eilt  dem  Protesilaos  ent- 
gegen,   die  zweite  zu  ihrer  Herrin,    die  dritte, 


3169 


Protesilaos 


Protesilaos 


3170 


rechts   von   Laodameia,   wohl   ihre    Amme, 
jedenfalls    eine    ältere    Person,    ist  bemüht 
'ihr  aufzuhelfen,   die  vierte   trägt  in   einem 
auf  ihrem  Kopfe  ruhenden   Korbe   Früchte 
zum   Opfer    herbei,    eine    fünfte    lehnt  von 
rechts    her    an    der    Herme.      Im    Hinter- 
gründe   sieht    man    eine   verhüllte   Gestalt, 
den  Schatten  des  Protesilaos,  wie  ihn  wohl 
Laodameia    im    Traume    oft    erblickt    hat. 
Die  Darstellung  ist  von  Selene  (links)  und 
Helios    (rechts)    eingefafst,    vielleicht    eine 
Andeutung  der  dem  Protesilaos  bewilligten 
Frist    von    einem    Tage.      An    der    linken 
Schmalseite  (4b)  ist  dargestellt,  wie  Prote- 
silaos,  durch  die  Verhüllung  auch  hier  als 
Schatten  gekennzeichnet,  von  Eros  geführt, 
vor  das  Herrscherpaar  der  Unterwelt  tritt, 
um    seine    Bitte    vorzutragen.      Die    rechte 
Schmalseite   (4  c)    giebt   ein  Bild  von   dem 
Abschiede  des  Protesilaos,  der  zu  den  Toten 
zurückkehren  mufs.     Laodameia  hält  einen 
Dolch    in   der  Hand;    sie  wird   sich   damit 
den  Tod   geben,    um   dem  Gatten  nachzu- 
folgen.    Zwischen  ihr  und  Protesilaos  steht 
Eros. 

6)  Sarkophag  im  Vatikan.  Visconti, 
Museo  Pio-Clementino  V  18,  19,  Miliin, 
Mythol  Gallerie  156,  561;  Welcher,  Over- 
beck  und  Maxim.  Mayer  a.  a.  0.;'  Wiener 
Vorlegebl  Serie  B,  Taf.  11,  3  a.  b.  Hiernach 
unsere  Abb.  5.  Beschreibung  aufserdem  bei 
Helbig,  Fährer  durch  die  öffentliche  Samml. 
klass.  Altert,  in  Born,  2.  Aufl.,  405. 

Die    Hauptseite    (5  a)    enthält    mehrere 
Darstellungen,    die    inhaltlich    aufeinander 
folgen.     Von  links   an:    1)  Tod   des  Prote- 
silaos.    Ein   Schiff  ist  an   den   Strand   ge- 
stofsen.    Ein  Grieche  steigt  aus,  ein  anderer 
steht   bereits    am   Ufer.      Am   Boden    liegt 
ein   Toter,   Protesilaos.      Dabei    steht    eine 
verhüllte  Gestalt,  sein  Schatten.    Hermes  ist 
im   Begriff,   ihn   ins   Totenreich   zu   führen. 
2)  Wiederkunft.     Protesilaos,  wieder  leben- 
dig, von  Hermes  geleitet.     3)  Wiedersehen. 
Laodameia  und  Protesilaos  stehen  einander 
gegenüber  vor  einem  Gebäude.     Die  Köpfe 
sind   nicht   ausgearbeitet,    sie   konnten   die 
Gesichtszüge  des  Ehepaares  bekommen,  für 
das  der  Sarg  bestimmt  war.     4)  Trennung. 
Laodameia  liegt  traurig  auf  ihrem  Lager, 
ihr  Vater  Akastos   sitzt  bekümmert   neben 
ihr.    Im  Bintergrunde  die  verhüllte  Gestalt 
des  Protesilaos,  der  nun  wieder  zum  Schatten 
geworden  ist.     An  der  Wand  ist  auf  einem 
Gestell  eine  Maske  angebracht,   neben  der 
rechts  das  Ende  eines  Thyrsosstabes  (Fich- 
tenzapfen), links  das  eines  zweiten,  wie  eine 
Lanzenspitze,  sichtbar  ist.    Am  Boden  liegen 
Zeichen  des  Bakekosdienstes.    5)  Rückkehr 
in  die  Unterwelt.    Protesilaos,  verhüllt,  wird 
von  Hermes  nach  dem  Tore  der  Unterwelt 
geleitet,  wo  Charon  im  Kahne  seiner  wartet. 
Von  den  beiden  Kurzseiten   giebt   die  eine 
drei  Büfsergestalten  wieder,   den  Sisyhpos, 
den  Ixion  und   den  Tantalos,   kommt  hier 
also   nicht  in  Betracht.     Auf  der  anderen 
(Abb.  5  b)   ist    der  Auszug  des   Protesilaos 
dargestellt.    Laodameia  sitzt  in  einem  durch 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III. 


100 


3171 


Proteurjthmos 


Proteus 


3172 


einen  Vorhang  angedeuteten  Gemache  und 
reicht  dem  vor  ihr  stehenden  Protesilaos  die 
Hand  zum  Abschiede.  Er  trägt  eine  Chlamys 
und  in  der  linken  Hand  einen  Speer.  Ein 
mit  Helm  und  Schild  versehener  Krieger  steht 
dabei.     [Türk.] 

Proteurythmos  (IJQcoTivQvQ-gog).  In  dem 
von  S.  Wide,  Athen.  Mitth,  19  (1894),  260,  123 
(=  Ditteriberger,  Sylloge  22,  737,  122  ff.)  ver- 
öffentlichten Dekret  der  Iobakchen  aus  Athen 
findet  sich  die  Bestimmung  MtQcöv  dl  ysivo- 
[livcov  aiqix(o  IsQSvg,  ccv&iZQZvg,  UQ%lßccx%og, 
Tctuiag,  ßovy.oli%6g,  JiovvGog,  Ivripij,  IJalaigav, 
AfpQodtirri,  IlQcoTSVQV&iLog'  xa  Sh  ovogazcc  gvv- 
■x.h]Qov6&co  Ttüai.  Mag  auch  der  Sinn  der 
Worte  ilzqüjv  de  yeivofitrcov  ccighco  verschieden 


lassen, 

Volks- 

lebte, 


5  b)  Protesilaos'  Auszug  und  Abschied  von  Laodameia. 

Schmalseite. 


ausgelegt  werden  können,  so  viel  ist  doch  wohl 
sicher,  dafs  wir  wie  in  den  vorausgehenden 
Namen  Aiövvöog,  K6qt\  u.  s.  w.  so  auch  in  Pro- 
teurythmos den  Namen  eines  Gottes  zu  suchen 
haben,  dessen  Rolle  die  Vereinsmitglieder  be- 
hufs mimischer  Darstellung  ebenso  wie  die  der 
anderen  vorausgenannten  Gottheiten  unter  sich 
verlosen,  Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  439 f. 
Keil,  Athen.  Mitth.  20  (1895),  446  Anm.  1. 
Drerup,  Neue  Jahrb.  für  d.  Mass.  Altertum  3 
(1S99),  359.  Da  die  Inschrift  ungefähr  aus 
der  Hälfte  des  3.  Jahrh.  n.  Chr.  stammt,  wo 
die  orphische  Kosmogonie  alles  mit  ihren  Dai- 
monen  belebte,  so  liegt  die  Vermutung  von 
Wide  a.  a.  0.  278  nahe,  dafs  wir  auch  hier  einen 
urphischen  Schöpfungsdaimon  zu  erblicken 
haben,  den  Daimon,  welcher  dem  Weltall  den 
(Jv&uog  gegeben  hat  und  der  am  besten  mit 
dem  orphischen,  auch  im  Pariser  Zauberpapyros 
erwähnten  Daimon  Tlncoröyorog  (Dieterich,  Ab- 
raxas  132)  zu  vergleichen  sein  dürfte.  In  ähn- 
licher Weise  erkennt  Dittenberger  a.  a.  0.  p.  595 
Anm.  61  in  Proteurythmos  'nomen  daemonis 
cuiusdam  Bacchi  ministri,  cuius  nulla  praeterea 
exstat  memoria' .     Maafs,   Orpheus  62  ff.   setzt 


wohl  kaum  mit  Recht  den  Proteurythmos  dem 
Orpheus  gleich.  Bohde,  Neue  Heidelberger 
Jahrbücher  6  (1895),  2  =  Kleine  Schriften  2, 
294  f.  sieht  unter  scharfer  Polemik  gegen  Maafs 
in  Proteurythmos  nicht  den  Namen  einer  Gott- 
heit, sondern  den  Titel  eines  Menschen,  des- 
jenigen, der  bei  der  Procession  als  erster  die 
rythmischen  Bewegungen  ausführt  und  die 
andern  zu  solchen  anleitet,  oder  wenn  das 
10  Kollegium  mehrere  r  Meister  im  Qv&gög  (tvgv&- 
fiogY  hatte,  den  obersten  dieser  Tanzmeister'. 
Nach  mündlicher  Mitteilung  wird  auch  F.  Po- 
land  in  seiner  demnächst  erscheinenden  Schrift 
Geschichte  des  griech,  Vereinswesens  (s.  Index) 
über  Proteurythmos  handeln.     [Höfer.] 

Proteus  (llQojTevg).  1)  ein  seinem  Namen 
nach  entschieden  griechischer 
Meerdaimon  (d'aigmi'  Q-alda- 
atog,  AU.  not.  an.  9,  50),  der, 
obwohl  Spuren  eines  Kultus 
sich  nicht  nachweisen 
doch  im  griechischen 
bewufstsein  als  Gott 
Theokr.  Id.  8,  52,  o  TlQaztvg 
cpmxag  v.a\  &sbg  cov  tvtybbv^  vgl. 
Orph.  Argon.  339,  wo  er  unter 
den  übrigen  Meergöttern  an- 
gerufen wird.  Diese  Vorstel- 
lung hat  sehr  frühzeitig  eine 
nachhaltige  Beeinträchtigung 
erfahren  durch  den  Dichter  der 
Telemachie  (Odgss.  4,  349  ff), 
der  ihn  als  ägyptischen  aliog 
yegcov  vr^iHQvrjg  zwar  mit  allen 
Gaben  der  Meergottheiten  aus- 
gestattet zeigt,  aber  doch  mit 
unverkennbar  komischen  Zü- 
gen zeichnet,  und  nur  zu  einem 
vitod[img  des  Poseidon  macht, 
dem  die  Hut  der  Seerobben 
anvertraut  ist  und  der  sich 
seiner  Aufgabe  in  der  Art  des 
Rübezahl  entledigt  (4,  451). 
Schon  die  Art,  wie  seine  Tochter  Eidothea 
dem  Menelaos  den  Vater  überlisten  hilft,  ent- 
behrt nicht  des  Komischen.  Gerade  deshalb 
darf  diese  anscheinend  älteste  Überlieferung 
von  Proteus  nicht  als  Ausdruck  der  wahren 
Volksvorstellung  betrachtet  werden,  obwohl 
50  auch  diese  darin  einigermafsen  zu  ihrem  Rechte 
kommt.  Denn  obgleich  nur  Hüter  der  Robben 
auf  der  Insel  Pharos,  kennt  er  doch  des 
ganzen  Meeres  Tiefen  4,  385  f.,  nicht  etwa 
blofs  die  Umgebung  der  eigenen  Gegend,  und 
vermag  sich  in  alle  Gestalten,  ja  sogar  in  Feuer 
zu  verwandeln,  4,  418.  Die  Gottheit  des  Pro- 
teus ist  somit  auch  in  dieser  burlesken  Behand- 
lung nicht  ganz  verwischt,  aber  diese  Behand- 
lung hat  die  spätere  Auffassung  von  Proteus 
60  tiefgehend  beeinflulst  und  am  meisten  zur  Ver- 
dunklung der  Kunde  von  der  ursprünglichen 
Heimat  der  Sage  beigetragen.  Sie  scheint 
namentlich  in  Ionien  herrschenden  Einflufs  ge- 
wonnen zu  haben:  die  einzige  bildliche  Dar- 
stellung des  Proteus,  die  überliefert  ist,  Paus. 
3,  18,  und  die  sich  ganz  an  die  Odyssee  an- 
schliefst, befand  sich  am  Thron  von  Amyklai 
von    dem    ionischen    Künstler    Bathykles    von 


Sarkophag  wie  5  a. 


3173                       Proteus  Proteus                        3174 

Magnesia.     Aber  Proteus   darum  lediglich  als  der  das  Tyrierlager  hiefs.    In  diesem  Temenos 
Erfindung  des  Dichters  der  Teleniachie  zu  be-  stand  ein  Tempel  der  sog.  fremden  Aphro- 
trachten  (Welcher,  Gr.  Götterl.  1,  648)  verbietet  dite.    In  dieser  vermutet  Herodot  die  Helena, 
die    sonstige    Überlieferung.      Wohl   ist   unter  da  er  die  Legende  (Xoyog)  vernahm,  dafs  Helena 
dem  Gewicht  des  Namens  Homer  seine  Urheimat  bei  Proteus   gelebt  habe.     Die  Priester  hätten 
und    Urbedeutung    fast   vergessen    und    er    an  ihm  nämlich  auf  seine  Fragen  erzählt,  Alexan- 
Pharos  und  Ägypten  gebunden  geblieben,  und  dros  sei  mit  der  geraubten  Helena  in  das  Ägyp- 
wenn   er  von   den   römischen  Dichtern   Vergil,  tische   Meer   verschlagen    worden   und  in   den 
Ovid,  Horaz  ins  Karpathische  Meer  versetzt  kanobischen  Mündungsarm   des  Nils  hineinge- 
wird,  so  widerspricht  dies  der  homerischen  An-  10  kommen.     Hier  verklagten  seine  Diener  ihren 
setzung  nicht,   da   das  Karpathische  Meer  nur  Herrn  wegen  seines  Unrechts   gegen  Menelaos 
eine     andere    Bezeichnung     des     Ägyptischen  bei  den  Priestern  des  Heraklesheiligtums,   das 
Meeres  ist  und  Proteus  nirgends  auf  die  Insel  ein  Asyl  war,  und  bei  dem  Wächter  dieses  Nil- 
Karpathos   versetzt    wird.     Aber  diese   Römer  armes,    Thonis.     Dieser    Thonis    meldet    den 
haben  doch  eine  höhere  und  edlere  Vorstellung  Fall  seinem  König  Proteus,  der  ihm  einen  Haft- 
von    ihm  und   kennen    auch   seine  griechische  befehl  zuschickt.     So   werden  Alexandros  und 
Heimat,  s.  u.  Helena    nach    Memphis    geschickt.      Nachdem 
Nun   erscheint  aber  der  griechische  Meer-  die    Untersuchung    zu    Ungunsten    Alexandros 
gott  schon  bei  Her odot  2,  112  ff.  und  nach  ihm  ausgefallen,    spricht    Proteus:    wenn    es    nicht 
bei   griechischen  Dichtern   und  Mythographen  20  mein    Grundsatz    wäre,    keinen  Fremdling    zu 
als   ein    ägyptischer    König   und   man  hat  töten,    so    würde    ich   dich  für    diesen  Frevel 
deshalb  zwei  Träger  das  Namens  unterscheiden  strafen.     Nun    aber  will   ich    mich    begnügen, 
zu  müssen  geglaubt.     Es  liegt  aber  nur  eine  dich  mit  deinen  Gefährten  des  Landes  zu  ver- 
Vermischung vor.    Herodot  beruft  sich  auf  die  weisen.     Aber  diese  Frau   und   die   geraubten 
Erzählungen  der  ägyptischen  Priester,  die  ihre  Schätze  will  ich   dem  griechischen  Fremdling 
Kunde    durch  Nachforschungen    von   Menelaos  aufbewahren,    bis   er   sie    holt.     Beim  Beginn 
selbst  (!)  erhalten  haben  wollten  (2,118).  Welcker,  des  troianischen  Krieges  schicken  die  Griechen 
Gr.  Götterl.  1,  649  sagt:  'Dafs  die  ägyptischen  eine   Gesandtschaft  in  die   Stadt,    um  Helena 
Gelehrten  auch  das  Geschöpf  griechischer  Phan-  zurückzufordern,  erhalten  aber  die  Antwort,  sie 
tasie  den  Griechen  entziehen  mochten,  um  dar-  30  hätten  diese  nicht,  sondern  sie  sei  in  Ägypten 
aus  einen  ägyptischen  König  zu  machen,  begreift  bei  Proteus.    Die  Griechen  glauben  das  nicht, 
sich',  und  vermutet,  dafs  vielleicht  Stesichoros  aber  nach  der  Einnahme  der  Stadt  finden  sie- 
auf  diese  'historische   Erfindung'   Einflufs   ge-  in    der  That    Helena    nicht    und    senden    nun 
habt  habe.    Stesichoros  hat  allerdings  in  seiner  Menelaos  zu  Proteus,  bei  dem  er  sie  denn  auch 
Palinodie  auf  Helena  diese  von  dem  Vorwurf  glücklich  in  Empfang  nimmt, 
gereinigt,   mit  Paris   nach  Troia   gegangen   zu  Diese  Fabel  hat  dann  Euripides  in  seiner 
sein.  Aber  einen  längeren  Aufenthalt  der  Helena  Helena    weiter    ausgestaltet    und    umgebildet: 
in  Ägypten  kennt  auch  der  Dichter  der  Tele-  Proteus  ist  nicht  mehr  am  Leben;  er  wird  zwar 
machie,  der  Menelaos  mit  Helena  erst  im  achten  König  in  Pharos,   nicht  in  Memphis   genannt, 
Jahre   nach    der   Einnahme   von   Troia    in   die  40  trägt   aber    durchaus    griechischen    Charakter, 
Heimat    zurückkehren    läfst    (Od.    4,    82).      In  er  heilst   Gemahl   der    Nereide    Psamathe, 
Ägypten  weilt  er  bei  Polybos  und  Alkandra  seine  Kinder  Theoklymenos,  der  mit  den  Söhnen 
in    Thebai    Od.  4,  125  ff.,    dann    bei    Thon,  des  Meergottes  den  grausamen  Brauch  gemein 
dessen  Gemahlin  Polydamna  der  Helena  ein  hat,  alle  fremden  Ankömmlinge  zu  töten,  und 
kummervertreibendes  Zaubermittel  schenkt,  Od.  Eido  (=  Eidothea),  die  später  Theonoe  genannt 
4,220 — 228,  und  der  bei  Hrodot  2,  113  Thonis  worden  sei;   er  selbst  wird  nävzav  acocpQovia- 
heifst  und   als  Wächter  des  westlichsten  Nil-  ratog  ßgoxCov  v.  47   genannt   und    soll  Helena 
armes  unter  Proteus  Herrschaft  erscheint;  vgl.  beschützen,   bis  Menelaos  sie  wieder  holt,   die 
auch  Hypoth.  z.  Eur.  Hei.     Wann   und  durch  von    Hermes    schon    auf    der    attischen    Insel 
wen  die  Versetzung  der  Helena  nach  Ägypten  so  'Helena'  dem  Paris   entführt  sein  sollte,   Eur. 
statt  nach  Troia  zuerst  vollzogen  wurde,  läfst  Hei.  1672.    Hier  sind  Züge  aus  Odyssee  4  und 
sich  wohl  nie  mehr  ermitteln;  einem  Philostr.  dem  Bericht  Herodots  vermischt  und  ist  noch 
Heroic.  693  erscheint  diese  Wendung  sogar  als  der  weitere  Zug  hinzugekommen,   den  spätere 
die  ursprüngliche,  von  der  Homer  mit  Unrecht  Mythographen    beibehalten,    dafs    Alexandros 
abgegangen    sei.      Den    ägyptischen    Priestern  ein  Schattenbild   der  Helena  nach  Troia   mit- 
konnte jedenfalls  die  Rolle  des  Proteus  in  der  bekommen  habe,   während   die   wahre  Helena 
Odyssee    nicht    passen.      Wenn    also    Herodot  in  Pharos   blieb,   Apollod.  Epit.   3,  5.    6,   29  f. 
diese   von   ihnen   so  umgestaltet  fand,   wie  er  Der  Schlüssel  für  das  Verständnis  dieser  Ver- 
berichtet, so  mufs  für  diese  Umgestaltung  ein  Wandlung    des   Proteus    in    einen    ägyptischen 
Grund  vorliegen,  der  auch  in  Herodots  Bericht  60  König   liegt  vielleicht  in   dem   Heiligtum   der 
vielleicht  noch  durchblickt.  'fremden  Aphrodite'.    Nach  seiner  Lage  in  der 
Dieser  erzählt  a.  a.  O.:  Nach  Pheron  wurde  Tyrierstadt    ist    es    klar,    dafs    mit   dieser   ur- 
ein  Memphite  König,  der  in  griechischer  Sprache  sprünglich  die  phönikische  Liebesgöttin  gemeint 
Proteus    heifst,    seinen    ägyptischen    Namen  war.     Aber  da  sie  nur   allgemein    die  fremde 
nennt  Herodot  nicht,   erst  Diodor  1,  62   nennt  Aphrodite  hiefs,    so  ist  es   möglich,    ja  wahr- 
ihn    Kixrp.     Er    hatte    zu   Herodots    Zeit    ein  scheinlich,   dafs  diese  mit  der  Zeit  unter  dem 
schönes  Temenos  in  Memphis  in  dem  Stadt-  Einflufs  griechischer  Dichtung,  die  die  schöne 
bezirk,   welchen   die   Tyrier  bewohnten,   und  Helena    schon    früh    nach   Ägypten     versetzte, 

100* 


3175                        Proteus  Proteus                        3176 

auf  Helena  gedeutet  wurde,  und  damit  konnte  der    Analogie    einer    ganzen    Menge    anderer 

auch    der    seinem    Namen    und    Wesen    nach  Mythen,   die   später   auch   mit  Phoinikien  und 

griechische  Proteus,  der  sich  des  irrenden  Mene-  Ägypten  verknüpft  sind,  die  aber  nachweisbar 

laos    annimmt,    in    einen    ägyptischen    König  aus  Euboia  und  Boiotien  stammen,  vgl.  Gruppe, 

umgedeutet  werden,    der  die  entführte  Helena  Griech.  Myth.  S.  208  u.  210.     Bei  Proteus  fällt 

aufnahm.     Diese   Vermutung  wird  wenigstens  für  euboiischen  Ursprung  der  Sage  speziell  ins 

durch    die  Lage   des   Heiligtums   der  fremden  Gewicht,     dafs    der    Chalkidier    Lykojihron, 

Aphrodite  im  Temenos  des  Proteus  sehr  nahe  Alex.  115  ff.  ihn   nach  Pallene  versetzt,   dort 

gelegt.     Dafs   die  Abneigung  gegen  die   ^evo-  mit   Torone,    der  phlegräischen   Gattin,    ver- 
xtovLcc,    die   Herodot  diesem   zuschreibt,    auch  10  mahlt  sein  und  aus  Gram  über  seine  die  Frern- 

ein  Zug  im  Charakter   des  griechischen  Meer-  den    im    Ringkampf   tötenden    Söhne    (xtKvav 

gottes   war,    ergiebt   sich   aus   andern   Quellen,  a.lv'E,ag    rag    t,tvoy.rovovg    ndlag)    seinen   Vater 

s.  u.     Aber  dafs  Herodot  die  ägyptische  Sage  Poseidon  bitten  iäfst,  ihn  wieder  in  sein  Vater- 

vom  Proteus  angenommen  hat,  ohne  des  grie-  land  zurückzuversetzen,   von   dem  er  einst  auf 

chischen    Meergottes    Proteus    Erwähnung    zu  Irrfahrten  nach  Pallene   gekommen   sei.     Hier 

thun,   könnte   zwar  ein  Beweis   scheinen,   dafs  ist  er  also  auch  ein  Sohn  des  Poseidon.    Auch 

er  die  griechische  Vorstellung  von  Proteus  gar  Lyhophrou  freilich  vermag  sich  der  herrschend 

nicht  kannte,  wahrscheinlicher  ist  jedoch,  dafs  gewordenen  Vorstellung  von   der   ägyptischen 

er  sie  bewufst  ignorierte  und   durch   sein  an-  Heimat  des  Proteus,  wo  dieser  in  der  bekannten 
gebliches    besseres    gelehrtes   Wissen    ersetzen  20  Weise  in    das  Schicksal   der  Helena   eingreift, 

wollte.  nicht  zu  entziehen.    Aber  es  ist  doch  nicht  zu- 

Die    späteren    griechischen    Mythographen  fällig,  dafs  gerade  ein  Chalkidier  uns  die  Kunde 

halten    an    der  Herodotischen   Wendung    fest,  von    dem   Aufenthalt   des   Pr.   in  Pallene   ver- 

dafs  Proteus  ein  ägyptischer  König  ist.    Diodor  mittelt.   Pallene  ist  von  Chalkis  aus  kolonisiert, 

1,  62  nennt  ihn  mit  ägyptischen  Namen  Keten  und   so   stammt    die   Sage   von  Proteus   wahr- 

und  sagt,   dieser  werde  bei   den  Griechen   für  scheinlich   aus   Chalkis    selbst.     Dieses   liegt 

den  Proteus  gehalten,  der  zur  Zeit  des  troiani-  dem  boiotischen  Anthedon   gerade   gegenüber, 

sehen  Krieges   gelebt  habe.     Die   griechischen  wo  der  Meergott  Glaukos  zu  Hause  ist,  der  viele 

Sagen  von  seinem  geheimen  Wissen  erklärt  D.  mit   Proteus   verwandte    Züge,    so   namentlich 
nach    den   Aussagen   der  ägyptischen    Priester  30  das    arvyvov   (Lyl\  Alex.  116),    die   Gabe    der 

aus  dessen  Umgang  mit  den  Sterndeutern,  die  Weissagung,    die    Bezeichnung    als   Meergreis, 

von  seiner  Ver Wandlungsfähigkeit  aus  der  Sitte  aufweist.     Auch   das   Etym.  M.    s.  v.  "H-jrvrov 

der    ägyptischen    Könige,    sich    Gesichter    von  weifs  von  Proteus  in  Thrake  zu  berichten,  nach 

Löwen,   Drachen,    Stieren  und  dergl.  über  den  dem  Tod  seiner  Söhne  habe  er  den  Berg  Epyton 

Kopf   zu    stülpen,    als   Sinnbilder    der  Stärke,  bestiegen  und  die  Götter  angerufen,  ihn  wieder 

oder  bald  Bäume,  bald  Feuer,  auch  duftendes  nach    Ägypten    zu    versetzen.      So    stark   war 

Rauchwerk  auf  dem  Kopf  zu  tragen,    um  sich  also   die  Einwirkung  der  epischen   (lyrischen) 

ein    würdiges    Ansehen    zu    geben!     —    Nach  und  dramatischen  Litteratur,  dafs  der  ursprüng- 

Apollodor  3,  5,  1  nimmt   er   zuerst  den  Dio-  liehe    Sachverhalt    mit    der    Zeit    völlig    ver- 
nysos   auf    seinen   Zügen    durch   Ägypten    und  40  schoben,     wenn    auch    nicht    völlig    verwischt 

Syrien  auf.  —  Bei  Konon  8  heifst  Proteus  ein  werden  konnte.     Für  Pallene  bez.  Chalkis  als 

ägyptischer    Seher     und     hat     eine    Tochter  Ausgangspunkt    der    Sage    s.    Gruppe   a.  a.  0. 

Theonoe.  Preller- Robert  l4,  610,   v    Wilamowitz,  Homer. 

Nun  erscheint  aber  Proteus  in  anderen  Unters.  27,  A.  25,  Escher,  Triton  p.  6,  da- 
Überlieferungen  durchaus  nicht  an  Pharos  und  gegen  Welcher,  Gr.  Götterl.  1,  650  gegen  seine 
Ägypten  gebunden,  sondern  an  den  griechi-  frühere  Ansicht,  Tril.  S.  10.  Die  Folge  der 
sehen  Küsten  des  Ägäischen  Meeres,  besonders  poetischen  Umgestaltung  war,  dafs  auch  da, 
auf  Chalkidike  zu  Hause.  Bei  Apollodor  2,  wo  die  Erinnerung  an  den  ursprünglichen  Sitz 
5,  9,  14  und  Pedias.  24  kommt  Herakles  auf  der  Sage  noch  nicht  verschwunden  war,  doch 
seiner  Rückwanderung  von  den  Amazonen  über  50  das  Verhältnis  umgekehrt  und  Proteus  zu  einem 
Thasos  nach  Torone  auf  Sithonia,  wird  von  Einwandrer  wird,  der  von  Busiris  bedrängt 
Polygonos  und  Telegonos,  den  Söhnen  des  Pro-  oder  in  Begleitung  des  Kadmos  von  Ägypten 
teus,  der  hier  ein  Sohn  des  Poseidon  heifst,  nach  Pallene  gekommen  sein  sollte, 
zum  Ringkampf  herausgefordert  und  tötet  sie.  Am  reinsten  hat  sich  die  Erinnerung  an 
Nach  Konon  32  wäre  Pr.  allerdings  erst  aus  die  chalkidische  Heimat  des  Pr.  bei  Vergil, 
Ägypten  nach  Pallene  gekommen,  indem  er  Georg.  387  ff.  erhalten.  Hier  haust  zwar  Pro- 
sich aus  Furcht  vor  Busiris  dem  Kadmos  an-  teus  auch  als  Neptuni  vates  im  Karpathischen 
schlofs,  und  hätte  hier  Chrysonoe,  die  Toch-  d.  h.  Ägyptischen  Meer,  aber  er  ist  nicht  an 
ter  des  Sithonen-Königs  Klitos,  geheiratet  und  diese  Stelle  gebunden,  er  durchmifst  das  Meer 
sei  König  des  Landes  der  Bisalten  geworden.  60  auf  einem  Zweigespann  von  Seerossen  und  so 
Seine  ihm  ungleich  gearteten  Söhne,  die  roh  hat  er  eben  auch  seine  alte  Heimat, 
und  gesetzlos  waren,  habe  Herakles  getötet  Pallene  und  die  Häfen  Emathias,  wieder  be- 
und  sei  von  Proteus  selbst  entsühnt  worden.  sucht.  Neptun,  dessen  Herden  zu  hüten  ihm 
Ist  er  auch  hier  nur  ein  mythischer  König,  so  anvertraut  ist,  hat  ihm  die  Gabe  verliehen, 
ist  in  dieser  Sage  wenigstens  seine  Verbindung  alles  zu  kennen,  quae  sint,  quae  fuerint,  quae 
mit  Pallene  erhalten.  Dafs  seine  Herleitung  mox  Ventura  trahantur,  vgl.  Orph.  h.  25,  4. 
aus  Ägypten  das  Sekundäre  ist,  ergiebt  sich  Die  Rolle  der  helfenden  Eidothea  übernimmt 
aufser  aus  dem  griechischer.  Namen  auch  aus  bei  Vergil  für  ihren  Sohn  Aristaios  die  Nymphe 


3177  Proteus  Prothoenor  3178 


Kyrene.      Die    Szene    ist    sonst     getreu    dem  wart,   Vergangenheit    und    Zukunft    kundigen, 

Überfall  des  Pr.  durch  Menelaos  in  der  Odyssee  also  doch  wohl   göttlichen  Wesen   durch,   und 

nachgebildet,    aber    die    Auffassung    von    dem  dem    widerspricht    es    durchaus     nicht,     wenn 

Seher  ist  hier  eine  höhere,  würdigere,  von  jedem  dieses   Wesen    auch    als    ein   die   Neugier  der 

komischen    Anklang    freie:    hunc  et  Nymphae  Menschen    fliehendes,    ihre    Ungerechtigkeiten 

veneramur  et  ipse  grandaevus  Nereus,  v.  391  f.  hassendes    und    darum    etwas    grämliches    ge- 

—  Bei  Ovid,  Met.  11,  224 — 265  erscheint  Pro-  schildert    wird.      Ein    förmlicher    Kult    dieses 

teus  in  Thessalien:  er  ist  es  hier,  nicht  wie  vielgestaltigen,  wandlungsfähigen  Wesens  läfst 

sonst  Themis  oder  Prometheus  (Apd.  3, 13,  5,  2),  sich  freilich  nirgends  nachweisen,   wenn  man 
der  der  Thetis  weissagt,  dafs  ihr  Sohn  gröfser  10  nicht  das  Heiligtum  des  Pr.  in  Memphis  Herod. 

sein  werde  als  sein  Vater,  er  rät  dem  Peleus,  2,  112  und  die  Erwähnung  der  Verehrung  durch 

wie    er    sich    der  Thetis    bemächtigen    könne.  die  Nymphen,    Verg.  Giorg.  4,  391    sowie   den 

Die  Spuren  sind  also  zahlreich  genug,  die  Pro-  Orphischen  Hymnus  25  und  Orpli.  Argon.  339, 

teus  als  einen  echt  griechischen  Meeresdämon  wo  er  mitten  unter  andern  Meergöttern  ange- 

erweisen.  rufen   wird,    dafür   in   Anspruch   nehmen   will. 

Die  Verwandtschaft   des   Proteus   weist  Bei  Herodot  giebt  immerhin  die  Nachbarschaft 

durchweg  auf  das  eigentliche  Griechenland  hin.  des  Hephaistion  die  Vermutung  von  Beziehungen 

Zweimal  heifst  er  ausdrücklich  Sohn   des  Po-  zwischen  Proteus  und  Hephaistos  an  die  Hand, 

seidon,  LyJcophr.  Alex.  125  nebst  Schol.  vet.  zu  wie  sie  auch  in  der  Verbindung  seine  Tochter 
115  u.  124  und  Apollod.  2,  5,  9,  14.     Seine  Ge-  20  Kabeiro  mit  Hephaistos  zu  Tage  treten, 

mahlin  ist  bei  Euripides,  Hei.  6 f.  die  Nereide  So  ist  für  uns  heute  Proteus  noch  ein  ebenso 

Psamathe,    und    die    Kinder    aus    dieser    Ehe  vielgestaltiges    und    schwer    fafsbares    Wesen, 

heifsen  Theoklymenos  und  Eido,  später  Theonoe  wie  er  es  einst  auch  für  Menelaos  und  Aristaios 

genannt.      Bei  Konon  32   ist  eine  Sithonierin,  war.     Und   schon  im  Altertum  ist  darum  sein 

Chrysonoe,  seine  Gattin  und  sind   seine  (un-  Name    sprichwörtlich    geworden,    sowohl    für 

benannten)  Söhne  durch  ihren  Kampf  mit  Hera-  Weise  als  für  gewandte  Sophisten,  für  Rhetoren 

kies  in  dessen  Zug  zu  und  von  den  Amazonen  und    Schmeichler,    s.    Papje-Benseler,    Wörterb. 

verflochten,  der  ebenfalls  in  jene  Gegend  weist.  der  griech.  Eigennamen.  —  Philostr.  Apoll,    v. 

LyJiophro)!  a.  a.  0.  (und  ebenso  Philarg.  zu  Verg.  Tycma  6  giebt  nach  der  fabelhaften  Erzählung, 
Georg.  4,    391)  nennt  die   Gemahlin   Torone,  30  dafs  der  Mutter  des  Apollonios  bei  dessen  Ge- 

die    Phlegräerin,    und    die    Schol.   vet.    zu    der  burt  Proteus   erschienen   sei   und  ihr    auf   die 

Stelle  nennen   die  Söhne  Tmolos  und  Tele-  Frage,    was    sie    gebären   werde,    geantwortet 

gonos.     (Nur  das   Schol.  vet.   zu  v.  124   giebt  habe:    mich,    den    ägyptischen    Gott    Proteus, 

ihm   schon  in  Ägypten   Söhne,    die  die   Frem-  folgende  Auskunft  über  dieses  rätselvolle  Wesen, 

den  töten  und  ihn   dadurch   zur  Übersiedlung  die  in   vieler  Hinsicht  bezeichnend   ist:    uaxig 

nach  einer  pallenischen  Stadt  in  Thrakien  ver-  fttv  dr)  x\\v  aocpiav    6  ÜQcoxsvg   iyivsto,    xi   ccv 

anlassen.)     Bei  Apollod.  2,  5,  9,  14  wird  statt  ih,r\yoly,y\v   xolg   ys   cckovovcl   xäv    ■noit]xmv,   ag 

Tmolos    Polygonos    genannt.      An    Töchtern  itoiv.ilog  xt    j)i>  aal   alloxs   allog   xca   v.ptlxxcov 

werden  genannt  Eidothea,  Hom.  Od.  4,  365 f.,  xov  c'davcci,  yiyvw6%uv  xs   tog   iSönti   -aal  tiqo- 

Eido  =  Theonoe,   Eurip.  Hei.  11,  Kon.  8.,  40  yiyvmßtisiv  ndvxa;   —    2)  Einer  der  Söhne  des 

ferner  Kabeiro,  Pherekydes  bei  Strabo  p.  472,  Aigyptos,    der    leibliche    Bruder    des   Lynkeus 

die    dem  Hephaistos    drei   Kabeiren   und    drei  von  der  Argyphia,  verlobt  mit  Danaos  Tochter 

kabeirische    Nymphen    gebiert,    wodurch   Pro-  Gorgophone  und  von  dieser  ermordet,  Apollod. 

teus  auch  in  die  lemnische  Hephaistossage  ver-  2,  1,  5,  2,  vgl.  Hyg.fub.  170,  wo  seine  Verlobte 

flochten  wird.    Auch  Torone,  sonst  Name  seiner  Scylla  heifst.     [Weizsäcker.] 

Gemahlin,    erscheint  als  Name   einer  Tochter  Protheon  (IJqoQ-swv),  ein  Sohn  des  Aigyptos, 

Steph.  Byz.   Toocovr],   629 10.     Eidothea   endlich  vermählt  mit  der  Danaide  Hyparete,  Hyg.f.  170. 

trägt  bei  Dion.  Per.  259  den  Beinamen  Pallenis.  Vielleicht  ist  Prothoon  (s.  d.)  zu  schreiben. 

In  allen   diesen  Verhältnissen   ist  eine  Be-  Protho  s.  Proto.                                 [Stoll.] 

ziehung    zu    Ägypten    nirgends    zu    erkennen,  50  Prothoe  (Hpo^örj),  1)  Geliebte  des  Apollon, 

wohl    aber    zu    den    nördlichen    Gestaden    des  nur   von   den   Kirchenvätern    erwähnt,    Arnob. 

Ägäischen  Meeres,    an    denen   wir    daher    den  adv.  gent.  4,  26.    Clem.  Alex.  Protr.  p.  27  Potter 

griechischen  Meergreis  Proteus  uns  als  eine  im  =  105  Migne.    Firmle.  Matern.  12,  3.   v.  Wila- 

griechischen  Volksglauben  immer  lebendig  ge-  moivitz,    Commentar.    grammat.    2    (Greifswald 

bliebene  untergeordnete  Seegottheit  zu  denken  1880)    nach    Bericht    von    Premier,    Bnrsians 

haben.    Ihn  als  eine  blofse  Erfindung  des  Dich-  Jahresber.  Bd.  25  (1891),  172.  —  2)  Eine  Bassaris, 

ters  der  Telemachie  aufzufassen  {Welcher,  Gr.  Norm.  Dionys.  14,  226.   —   3)   Eine  Amazone, 

Götterlehre  1,  648),  dagegen  sprechen  doch  zu  die,  nachdem  sie  sieben  Zweikämpfe  siegreich 

viele    Zeugnisse,    aus    denen    er    sich    als    ur-  bestanden  hatte,  im  Kampfe  mit  Herakles  fiel, 

sprünglicher  Meergott  erkennen  läfst.     Schon  60  Diod.  4,  16.     [Höfer.] 

der   Name   ÜQcoxsvg   bringt    diese    Auffassung  Prothoenor  (IJQo&orivaQ :  TtQO&bcov  iv  TjvoQtn 

zum  Ausdruck,   sofern   das  Wasser  als  ein  ur-  ijyovv    ccvdptia,    Eust.    ad    Hom.    11.  264,  32. 

sprüngliches,  uranfängliches  Element  betrachtet  1280,  9)  —  l)Sohn  des  Are'ilykos  (Archilykos, 

wurde,    wie    denn    auch    eine  Nereide   IIqcoxöj  Diod.  4,  67),    Hom.  II.  14,  451.     Schol.  B  L 

heifst.    Ja  selbst  durch  die  Fabeleien  der  Dich-  Hom.   II.   2,  494,    wo    er    wie    bei  Hyg.  f.  97 

ter  bricht  immer  wieder   die  Vorstellung  von  p.  91,  5    Bruder    des    Arkesilaos   (s.   d.   nr.  1) 

einem  gleich  dem  Meer  jeder  Wandlung  fähigen,  heifst,   Anführer  der  Boioter  vor  Troia,  Hom. 

alle  Tiefen  des  Meeres  kennenden,  der  Gegen-  II.  2,  495   (Dionys.   Hai.   de  compos.   verb.    16 


3179                      Prothoon  Prothyraios                   3180 

p.  214  Schäfer)  Quint.  Smyrn,  10,  76.     Diktys       23ff.   0.  Kern  a.  a.  0. 18,  7.  Als  Freier  der  Helena 

1,  13.  17,    von    Polydamas    getötet,    Hom.  II.  wird  Protkoos  genannt  Hygin.  f.  81  p.  82,  13 

14,  450  ff.  471.     Als  seine  Mutter  nennt  Tzetz.  Schm.  —  7)  Argiver  im  Heere  der  Sieben  gegen 

Prooim.   Alleg.   II.  535   und   Schol.  532  {Arne-  Theben,  Stat.   Hieb.  6,  389.     [Höfer.] 

dota  Matranga  2,  605  =  Gramer,  Anecd.  Oxon.  Prothyraia  (IlQodvQccicc) ,   1)  Wenn  Hermes 

3,  378,  17  ff.)  A6xeg6mr\,  während  sie  bei  Tzetz.  im  Homer.  Hymn,  Merc.  384  bei  den  äQavdxcov 
a.  a.  O.  536  'Agxn'i'g  mit   der  Variante  Agnvtg       8VY.6aurixcc  Ttgo&vgccicc  schwört,  so  ist  wohl  mit 

(An.   Matranga  2,  711)    genannt  wird.     Falls  Rud.  Hirzel,  Der  Eid  22,  1  (vgl.  13,  4.  20.  82) 

Tzetzes  die  Namen  nicht  willkürlich  erfunden  darin  ein  Anlauf  zur  Personifizierung  oder  doch 

hat,  dürfte  mit  Rücksickt  auf  den  Namen  des  10  zur   Belebung    des    angerufenen    Gegenstandes 

Vaters  Agr\t-lvy.og ,   der   mit  Ares    zusammen-  zu  erblicken;  auck  kommt  wokl  die  Vorstellung 

kängt  (Gruppe,  Gr.  Myth,  1376,  5),   statt  'Aq-  in  Betracht,  dafs  fdie  Pforte,  als  das  zuerst  in 

xn'tg  vielleicht  'Ag7]tg  (Quint.  Smyrn.  1,  206)  zu  die  Augen  tretende,   die  in   dem   zugehörigen 

schreiben    sein;    auch  Asterope   (Sterope)    hat  Raum  residierende  Macht  repraesentiert'.    Mit 

Beziehungen  zu  Ares  (Hyy.  f.  84.  159.    Schol.  dem  Beinamen  des  Hermes  Propylaios  (s.d.  nr. 2), 

Hom.  18,  486.     Tzetz.  Lyk.  149).    —    2)   einer  aus   dem   Baumeister  zu  Hom.  Hymn.  a.  a.  O. 

der   Kämpfer    auf  der   Hochzeit    des    Perseus,  den   Schwur   bei    den    Ttgo&vgaLcc    zu   erklären 

Ov.  Met.  5,  98.     [Höfer.]  suckt,  kat  unsere  Stelle  nichts  zu  schaffen.  — 

Prothoon   (IJgo&oojv) ,    Troer,    von  Teukros  2)    Ilgo&vgaia   =   Artemis   etc.   s.  Protkyraios 

getötet,    Hom.  II.  14,  515.      Trete.   Alleg.   II.  20  nr.  2.     [Höfer.] 

14,  75.     Vgl.  Protkeon.     [Höfer.]  Prothyraios  (IlQO&VQaiog)  1)  fteoig  Ttuxgwoig 

Prothoos  (ÜQÖd'oog)  1)  einer  der  Sökne  des  %al  Ttgoftvgcüoig  sv%W,  Inschrift  aus  Pinara  in 

Agrios    (s.    d.    nr.    6),    von    Diomedes    getötet,  Lykien,  Benndorf-Niemann,  Reisen  in  Lykien 

Apollod.  1,  8,  6.  —  2)  Sohn  des  Tkestios,  Bruder  und  Karlen  24  p.  55,  wokl  Apollo  und  Artemis, 

des  Altkaia,  nebst  seinem  Bruder  Kometes  (s.  bez.  Hekate,  über   deren  in  Lykien  weit  ver- 

d.  nr.  3)  von  Skopas    im   Giebel   des  Tempels  breiteten    Kult    s.    Gruppe ,    Gr.    Myth.    332  f. 

der  Atkena  Alea   zu  Tegea  als  Teilnekmer  an  Benndorf  a.  a.  0.  76.  ■ —  2)  "Agxecuig  Ilgp&vguLa 

der  kalydoniseken  Eberjagd  dargestellt,  Paus.  in  Epidauros,    Cavvadias,   Fouilles  d  Epidaure 

8,45,6.     E.  Kuhnert,  Bd.  2  Sp.  2616f.     Auck  162  p.  60.    Cdllitz  nr.  3336.   J.  Baunack,  Studien 

auf  manchen  Darstellungen   der  kalydoniseken  30  auf  d.  Gebiete  der  gr.  u.  d.  arisch.  Sprachen  101 

Jagd   auf  Vasen  und   Sarkopkagen  wird  Pro-  nr.  71.     Michel,  Recueil  d'  inscr.  Grecques  757. 

tkoos  trotz  der  fehlenden  Beisckrift  zu  erkennen  Fraenkel,  Inscr.  Arg.  1197.    Agxsaig  EiXsl&vux, 

sein,  wie  ikn  und  den  Kometes  z.  B.  Mylonas,  Kai    svGtuvn    ngo&vgcda,    Orph.  Hymn.   2,    12 

'Ecpr\[i.  &g%.  1891,  187  auf  dem  im  Jakre  1890  (vgl.  tit.  u.  v.  4).     Für  das  der  Artemis  Leuko- 

in  Patras  gefundenen  Sarkopkag  (abg.  'E  qp  r\  ft.  pkryene   in  Magnesia  a.  M.  gefeierte  Fest  der 

&g%.  1890  pin  9)  erkennen  will.  —  3)  Sokn  des  Eisiteria  wird   empfoklen,   dafs  jeder  Hausbe- 

Lykaon,    Apollod.    3,    8,    1.    —    4)   Freier   der  sitzer  %gb   rwv  ftvgmv   einen  Altar  mit   der 

Penelope,   Apollod.  Epit.  7,  28.  —  5)  Genosse  Inschrift  Agxi\ii8og   Asvxocpgvrjvfjg   NrAnyogov 

des  Dionysos  im  Kampfe  gegen  Deriades,  Dio-  errickte,  Kern,  Arch.  Anz.  1894,  122.     Hermes 

wysios  in    den  Bassar ika  nack  Kenyon,   Frag-  40  36  (1901),  508.  Inschr.  v.  Magnesia  a.  M.  nr.  100. 

ments    of  an   epic  poem   in   Liber  gratulat.   in  Dittenberger,   Sylloge  22,    552    p.  245,    90,    vgl. 

honorem  Herwerdeni  (1902).     W.  Crönert,  Arch.  p.  242,  9  f.     Nilsson,  Griech.  Feste  251.    Hier- 

f.   Papyrusforsch.  2   (1903),    351.     A.  Ludwich,  ker  gekört    auck  die   Stelle   bei   Hcsych.  "SItti 

Berl.  Phil.  Wochenschr.  1903,  28.  —  6)  Sokn  des  ävaaaa    tivqqcc     ngöd-vgog,     nvg    tiqo    xä>v 

Tenthredon   (xt-v&pvdwv  =  'Gallwespe'.    Fick-  &vgä>v,  über  die  ich  Bd.  3  Sp.  930,  20  ff.  (vgl. 

Bechtel,   Griech.   Personennamen  418),    Führer  Sp.  927,  50 ff.)  gehandelt  habe.  Lobeck ,  Aglaoph . 

der   Magneten    vor   Troja,    Hom.    II.    2,    756 ff.  1336  schreibt  'Qiti   avaaacc  ttccqcc  rtQO&vpoig  (so 

Apollod.  Epit.  3,  14.    Schol  Lyk.  899.     Dictys  auch   Welcker,   Griech,  Götterl.   2,   408.     Wide, 

1.  17.    Hygin.  f.  97  p.  91,  21  Schm.    Eust.  ad  De  sacris  Troezeniorum  etc.  30),  neegb  irgb  xüv 

Hom.   338,   24.     Sen.    Troad.   829.     Conon  29.  50  ftvoüv  (seil.  Iöqvsxo).     Gruppe,  Gr.  Myth,  1296 

U.  Hoefer,  Conon  78  f.    v.  Wilamowitz,  Hermes  Anm.  3   zu  S.  1295   deutet   die   Stelle   auf  ein 

30    (1895),    196.     Auf  der  Rückfakrt   fand    er  Sükneopfer  (1272,  1.  1290,  1)   speziell  auf  das 

beim    Scbiffbruck    am    Vorgebirge    Kapkereus  Sükneopfer,    das    man    der   Hekate,    die    sich, 

seinen  Tod,  während  die  Mehrzahl  seiner  Mag-  gleichfalls  als  IlQo&vQai<x  (Prokl,  Hymn.  6,  2. 

neten  nach  Kreta  verschlagen  wurden,  Apollod,  14.  Hesych.  s.v/Exarcacr  xa  71  ob  xwv  &vqCov 

Epit,   6,   15a    (Tzetz.   Lyk.   902    mit  der  Ver-  ccydl^axa),    mit   Artemis   aufs    engste    berührt 

besserung  von  R.  Stiehle ,  Philologus  8  (1853),  (A.  Dieterich,  De  hymnis  Orphicis  16),  an  der 

68  Anm.  88.    Die  Angabe  Bd.  2  Sp.  2518,  26  ff.  Ttvgä  TtQo&vpog  vor  dem  Hause  anzündete  (vgl. 

beruht  anfeinem  Irrtum:  Stiehle  a.a.O.  schreibt  auch  inl  tipoöouov  TTvpfjg,  Anth.Pal.  6,  285,  4, 

für   das   überlieferte   Mäyvvg   [bez.   Mdyvrixeg]  60  wo  nach  dem  unter  ngodo^nig  Gesagten  nichts 

öi  v.cä  Upö&oog:  Miyng  dh  xort  npö&oog),  Aristot.  im  Wege   steht,   7tpodonog   adjektivisek  aufzu- 

Pepl.  28    Bergk  24,   349.     O.  Kern,   die  Grün-  fassen,   nickt  =   ini   Ttvgfjg  (xovy  7tgoS6fiov). 

dungsgesch.  von  Magnesia  a.  M.  23.    Dagegen  Hekatebilder   ngb   xutv  &vgtor,    Ar  ist.   Vesp. 

läfst  ikn  Lykophron  (899;  vgl.  Schol,  Lyk.  902.  804;  als  Symbol  der  Hekate  bezeicknet  Porphyr. 

Tzetz.  877,  899.  902)  nack  Libyen  verschlagen  bei  Euseb.  Praep.  ev.  5,  14,  2    6c6xsgeg  01  &<x- 

werden  und  dort  sieb  ansiedeln.     Über  die  an-  läaoioi    (Asteroideen,     Seesterne)     Tigb     xwv 

gebliche  Darstellung  des  TIPO0OOC  auf  einer  &vgä>v    7t87taxxaUv^£voi,    G.    Wolff,    Porphyr. 

Münze  von  Magnesia  s.  Drexler  Bd.  2  Sp.  2007,  de  philos.  ex  orac.  haurienda  134  und  Anm.  13. 


3181                     Prothyridia  Protogeneia                    3182 

Auch  Adrasteia  ist  7iQo&vgaia,  insofern  Tlgarä,  v.  248  daxm  t?  'Pcoxä  (=  fdie  Starke') 

sie  iv  xolg  TtQo&vQotg  xov  avxgov  xfjg  NvAxög  bez.  dtaxco  %'  Evpcoxm  zu  lesen.    In  der  groi'sen 

sitzt    Ttü6i    voiio&sxovoa    xovg    ftsiovg    vo^iovg,  Ausgabe   (1902)   schreibt  Bzach   v.  243  IJXcoxco 

während   iv  xa>  advxto   xfjg  Nvnxbg   v.ä%-r[xai   6  (s.  d.),  was  schon  Beiz  empfohlen  hatte,  v.  248 

<!>Kvr\g,    iv    niaa    de    17    Nv£    [uxvxevovöc:    xolg  Uqcoxco.    Bechtel,  die  attischen  Frauennamen  74, 

S-solg,  Hermeias  in  Plat.  Phaedr.  p.  148.    Schol.  3  verwirft  IIqcotco  an  beiden  Stellen  und  möchte 

Plat.  Phaedr.  248  C  p.  271   Hermann  =  Orph.  dafür  das  eine  Mal  IJXcoxö),  das  andere  Mal  das 

fr.  109  Abel.     Lobeck,  Aglaoph.  514.     H.  Pos-  auch  als  Personennamen  bezeugte  (C.  I.  A.  2, 

nansky,  Nemesis  und  Adrasteia  (Breslauer  Phil.  3397)  üqcü&öi  einsetzen,  ügoxm  bezeichnet  wahr- 

Abhandl.  5,  2)   S.  74.    —    Vgl.    auch   Philo  de  10  scheinlich  nichts  weiter  als  die  fErste'  (die  alten 

Äbrahamo   ed.  Pfeiffer  vol.  5   p.  236:    iXnidog  Erklärungen  bei  Schoemann,  Opusc.acad.  2, 168); 

('ElTtiöog?),   r\v    i-xl    ftvQccig   ola   TtvlcoQov   i]  nach  Pott,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschung  6 

cpvaig   ißvoig?)   iögvaaxo    ß<x6ilidcov   x(ov    Ivxog  (1857),   118.     Zeitschr.    f.    Völkerpsychologie   14 

ccqstwv,  ccig  ovx  haxiv  ivxv%slv  ^r]  xavxvv  itoo-  (1883),    160f.   rdie   Erste,   Uranfängliche';   vgl. 

&£Qaittvovxa.    —    Vgl.    Propylaiä,    Propylaios,  Eust.  ad  Hom.  II.  1130,  63:  dia  xb  npcoxtvov, 

Prothyridia.     [Höfer.]  xov  vdaxog  ncä  aQ%iy.6v.     ÜQCo&m  =  Ilgo-tüftm 

Prothyridia  (nQO&vQiSia),  Beiname  der  Ar-  =  fPropella'  (vgl.  civsfiog  ngocoO-üv  [Pollux  1, 

temis,  Sext.  Empir.  adv.  mathem.  9,  185  p.  430,  1  11°])   bezeichnet  nach  Schoemann  a.  a.  0.    174 

üekker.     So   nahe   die   Änderung   von  ügoftv-  die    cdie   Schiffe  vorwärts  Treibende',  also  die 
PUIA  in  TJqo&vPAIA  liegt,  die  von  Fabricius  20  Senderin  günstigen  Fahrwindes:  anders   Weiz- 

zu  Sext.  Emp.   a.  a.  Ü.  Lobeck,  Aglaoph.  972  b  säcker,  Bd.  3  Sp.  214,  16.    Die  Bemerkung  von 

empfohlen  wird,  so  ist  doch  die  hypokoristische  Bechtel  a.  a.  0.:  fzum  Verständnis  —  des  Na- 

Bildung  (vgl.  &vplg,  &vqiölov,   s.  Hermatoi  zu  mens  Uqco&c'o  —  dient  die  homerische  Wendung 

Arist.   Nub.  93)   ebenso   berechtigt,    zumal   da  nQo)Q-i]ßrtv  ix'  h'ovcuv''  {Od.  1,  431),  ist  mir  un- 

wir  auch  einen  Hermes  itQog  xfj  7tvi.iSi  (s.  Pro-  klar;  soll  ügcod-öi  Kurzform  zu  7tQco&i]ßr]  sein? 

pylaios  nr.  2)  kennen.     Vgl.  Prothyraios  nr.  2.  Vgl.  Prote.     [Höfer.] 

[Höfer.]  Protodamas    (IlQcoxodäfMxg),    ein    Sohn    des 

Protiaon  (IlQOxiäav),  Troer,  Vater  des  Asty-  Priamos,  Hyg.  f.  54.     [Stoll.j 

noos  (s.  d.  nr.  3,  wo  es  heilsen  mufs  Paus.  10,  Protogeneia     (JlQcoxoyivuu),      ursprünglich 

26,  4),  Hom.  11.  15,  455.     [Höfer.]                        30  wohl  eine  Bezeichnung  der  Erdgöttin,  wie  Pan- 

Protias,  Protis,  -os  {Hywxiag,  ÜQcoxig,  -og;  dora  (s.  d.).    In  der  Sage:  1)  das  erste  von  Men- 

vgl.  Kaibel  zu  Athen.  13,  576  b)  s.  Boscher  Bd.  3  sehen  erzeugte  Weib,  Tochter  des  Deukalion  und 

Sp.  7,  28 ff.    (der    dort    erwähnte    Aufsatz    von  der  Pyrrha  (%uxa   fiiv  xivag  nQO^iri&icog  Schol. 

Dümmler  steht  jetzt  in  dessen  Klein.  Schriften  Pind.  Ol.  9,  84),  Pherekyd.  fr.  51  a;   Hellanik. 

2,  228)  und  ferner  den  abweichenden  Bericht  fr.  16;  Apollod,  fr.  149  (=  Schol.  Pind.  Ol.  9,86. 

bei  lustin.  43,   3,   8 ff.    E.   Maafs,  Jahresh,  d.  64);  vgl.  Schol.  Hom.  K  2.    Nach  Hellanikos  und 

■österr.  Inst.  9  (1906),  161.  —  Bohde,  Gr.  Roman  Apollodor  a.  a.  0.  (F.  H  G.  1,  48,  16;  1,  453) 

44 ff.  =  472ff.  sieht  in  dieser  Sage  feinen  ab-  wuchs  Pr.  auf  in  Kynos,   nachdem  jene  nach 

geschwächten  Nachhall'  der  asiatischen  Sage,  der    Flut    am    thessalischen    Othrys    gelandet 

die  Chares  von  Mytilene  nach  Athen.    13,  575  40  waren   {Strab.  9,   425).      Von   Zeus  wurde  Pr. 

von   der  Liebe   der  Königstochter  Odatis   und  Mutter  des  Aethlios  (s.  d.),   des   ersten  Königs 

des  Zariadres  erzählt  hatte.     [Höfer.]  von  Elis,    Ps. -Apollod.  1,   7,  2;   Paus.  5,    1,  3, 

Protis  [IlQ(axt,g),  1)  eine  der  Pleiaden,  Tochter  eine  Genealogie,   der  der  Glaube   an   den   Zu- 

-der  Amazonenkönigin ,    Kallimachos  im  Schol.  sammenhang  von  Elis  und  Thessalien  zu  Grunde 

Theokr.  13,  25  =  fr.  381  Schneider;  vgl.  Bd.  3  liegt  (Preller - Bobert  l4,  121,  3).  —  2)  Pindar 

Sp.  2550,  58 ff.  -  -  2)  Wenn  Busolt,  Gr.  Gesch.  Ol.  9.  41  f.   nennt   Opus   < Stadt   der  Pr.';   dort 

lä,  182,  3  sagt:  c Pherekydes  und  Akusilaos  bei  hätten  Deukalion  und  Pyrrha,   vom  Parnassos 

Strabo  10,  472  nennen  .  .  .  drei  Kabeiren,  Enkel  herabgestiegen,  ihre  Behausung  gegründet  und 

des  Hephaistos  und  der  Protis  oder  Kabeira',  ein  Geschlecht  aus  Steinen   geschaffen.     Hers. 

so    scheint    ein  Versehen    vorzuliegen.     Über-  50  Ol.  9,  85  ff.  erzählt,  Zeus  habe  die  Tochter  des 

liefert    ist:    iv.    KccßtiQOvg    xijg    ÜQcoxiag    v.a.1  Opus  aus   dem  Lande  der  Epeier  geraubt,   ihr 

'Hcpaiaxov    KccßziQovg    xgslg    (yivscftcci).      Vgl.  auf   dem    Mainalon    beigewohnt   und    sie    dem 

Bd.  2  Sp.  2523,  45  ff.  Kern,  Hermes  2b  1.   [Höfer.]  Lokros  übergeben,  bei  dem  sie  einen  Sohn  ge- 

Proto   (IlQcoxch),    Nereide,    Hom.   11.    18,  43.  bar,  den  sie  nach  ihrem  Vater  Opus  benannte, 

Hesiod  Iheog.  243.    248  Apollod.    1,  2,  7.     Da  den    Stammheros     der    Opuntier.      In     dieser 

der  Name  üocoxm  in  dem  Nereidenkatalog  bei  Tochter  erkannten   die   alten  Erklärer  Pr. ;   es 

Hesiod  zweimal  vorkommt,   Ioannes  Diaconus  handelt    sich    bei    Pindar    um    die    Tendenz 

(Schol ia  in  Hesiod.  p.  461  Gaisford)  aber  v.  243  (§£rjXXcc%£   Sh   xrjv    laxogiav    6    IlivdccQog  Schol. 

IlgcaQ-öi    las    —    auch    Hyg.    f.    Praef.    10,    16  Ol.  9,  86),    eine   Verbindung    der   Lokrer   von 

Schmidt  steht  im  cod.  Frisingemis  Protho,  was  60  Opus   mit  Elis  herzustellen   (s.  v.   Wilamoicitz, 

Muncker  in  Proto  geändert  hat  —  so  schrieben  Euripides'  Herakles  l3,  13,  25),  die  ihren  sprach- 

Schoemann,    Opusc.    acad.    2,    174   und    Bzach  geschichtlichen  Hintergrund  hat   (Sicoboda  bei 

(1884),  ersterer  v.  248,  letzterer  v.  243  JTpra^w,  Pauly-Wissowa   5,   2380).    —    3)   Tochter   des 

während  G.  Hermann,  Herrn,  et  Creuzer.  Epist.  Kalydon  und  der  Aiolia,  von  Ares  Mutter  des 

Hom.  et  Hesiod.  90   an  beiden  Stellen  IlQcoxä>  Oxylos,    Ps. -Apollod.    1,    7,    7.     —    4)    Älteste 

beibehielt.     Peppmüller,   Philologus  34   (1876),  Tochter  des  Erechtheus  (s.  d.  Bd.  1  Sp.  1297f.), 

180  f.  empfiehlt  v.  243  das  schon  durch  seinen  die  sich   bei   einem   feindlichen  Einfalle   eines 

Namen  für  den  Anfang  des  Kataloges  passende  Heeres  aus  Böotien   mit  ihrer  Schwester  Pan- 


3183                     Protogenes  Protogonos                    3184 

dora   (s.  d.   Bd.  3    Sp.  1529  f.)   zum  Heile    des  geht  höchst  wahrscheinlich  auf  Alexander  Poly- 

Laudes  auf  dem  Hyakinthoshügel  opfern  liefs;  histor  zurück,  dessen  Quellen  Polycharmos  und 

die  beiden  Schwestern  wurden  daher  Hyakin-  die  Avv.iu.yLa  des  Menekrates  sind,  Geffken,  De 

thiden   (s.  d.   Bd.  1    Sp.  2759)   genannt,    Suid.  Stephomo  Byz.  capita  duo  (Diss.  Göttingen  1886) 

s.  v.   üag&ivoL    (Phanodem.   fr.  3    F.  H.  G.   1,  S.  68  f.     Stemplinger  a.  a.  0.     Mir    scheint    es 

366);   Welcker,  Trüogie  S.  287.     [J.  Uberg.]  nicht    unbedenklich,   diesen    lykischen    Lokal- 

Protogenes   (IlQcoxoysvrjg),    1)   Beiname    des  mythos  mit  der  Person   des  orphischen  Proto- 

Proteus,  Orpli.  Hymn.  25,  2;  nach  Gruppe,  Gr.  gonos,  zwischen  welchem  und  Arnos  auch  gar 

Myth,  415,   5   ist  ngcotoyer^g,   wie   er  betont,  kein   Zusammenhang   besteht,    zu   verknüpfen, 

vielleicht  Vollform   zu   ÜQcoxtvg.   —   2)  Tyche  10  Ferner  ist  es  zwar  nicht   ohne  Beispiel,    dafs 

Protogenes   und   Isis    Tyche  Protogenes    (-eia)  ein  Sterblicher  einen  Gott  bekämpft  (vgl.  Per- 

s.  Primigenia.     [Höfer.]  seus:   Dionysos),    aber    diese   Sterblichen    sind 

Protogoiie  {IlQcaToyovri),  1)  Beiname  der  Kora  dann  gewaltige,  gefeierte  Helden,  nicht  un- 
(s.  d.  Bd.  2  Sp.  1293,  1)  im  attischen  Demos  bekannte  Männer,  die  nur  in  einer  dürftigen 
Phlya,  Patis.  1,  31,  4.  Milchhöfer ,  Karten  von  Notiz  erwähnt  werden.  Vielleicht  aber  ist  doch 
Attika2,  37.  Creuzer,  Symbolik  4,  229  (vgl.  260).  noch  eine  weitere  Spur  von  ihm  vorhanden: 
Toepffer,  AU.  Genealogie  208  f.  Nach  Pott,  Flut,  de  de  f.  or.  21  berichtet,  nachdem  er  er- 
Zeitschr.  f.  Völkerpsychologie  u.  Sprachiviss.  14  zählt,  dafs  Apollon  wegen  der  Tötung  des  Py- 
(1883),  161.  E.  Maaß,  De  Aeschyl.  Suppl,  38  thon  sich  einer  Reinigung  unterzogen  habe, 
bedeutet  der  Beiname  die  Schöpferin  der  Erst-  20  dafs  Typhon  wegen  seines  Frevels  an  Osiris, 
linge;  nach  Gruppe,  Gr.  Myth,  41.  46.  95.  439,  5.  Kronos  wegen  seines  Vergehens  gegen  Uranos. 
Boscher,  Lexikon  Bd.  3  Sp.  2257,  60  ff.  ist  sie  hätten  fliehen  müssen  und  an  ihrer  Ehre  Ein- 
ursprünglich identisch  mit  der  Deukalions-  bufse  gelitten  hätten:  insl  xcd  Eolv^ovg  nvv- 
tochter  Protogeneia  (s.  d.  nr.  1),  einer  Form  der  &dvo^at  xovg  Avxicov  TtQoaoixovg  iv  xolg  iidhßxa 
Erdgöttin.  In  dem  Epigramm  auf  dem  von  xi\iäv  xbv  Kqövov.  in  ei  Sh  unoxxtlvug  xovg 
Methapos  gestifteten  Bilde  in  der  Kapelle  der  &Q%ovxag  (ccQxrjyixag,  Theodoret.  Graec.  äff.  cur. 
Lykomiden  heifst  die  7tQoox6yovog  (nQcoxoyövog?)  3,  57  p.  47  Sylb.  =  p.  84  Paeder)  ctvxav  'Äq- 
Kovgcc,  Paus.  4,  1,  8.  Preller,  Demeter  u.  Per-  aalov  xa\  Jgvov  xal  TQoacoßiov  tcpvys  xal 
sephone  162,  45.  Toepffer  a.  a.  0.  219.  Da  auch  usxe%wQr}(}£v  önoidrjnoxs  (xovxo  yäg  ovx  'i%ov6iv 
Artemis  (Aischylos  bei  Paus.  8,  37,  6),  Hekate  30  slnstv),  ixtivov  aiv  aiisirftfivui,  xovg  ds  nsql 
(Orpheus  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  3,  467.  Schol.  'ÄQGalov  oxlrjQovg  &sovg  nQooayoQSvsod-ai,  Dafs 
Theokr.  2,  12.  Lobeck,  Aglaoph.  544)  und  an-  mit  der  aus  lykischer  Sage  entlehnten  Erzäh- 
dere  als  Töchter  der  Demeter  bezeichnet  wer-  hing,  nachdem  Apollon,  Typhon  und  Kronos 
den,  deutet  Alb.  Zimmermann,  De  Proserpinae  vorher  erwähnt  worden  sind,  ein  neues  Beispiel 
raptu  et  reditu  (Progr.  d.  Georgsgymn.  zu  Lingen  angeschlossen  wird,  dafs  also  eine  nochmalige 
1882)  S.  4, 1  die  nqcoxbyov og  Kovqo.  als  die  Erst-  Erwähnung  des  Kronos,  von  dessen  Kult  in 
geborene  im  Gegensatz  zu  den  genannten,  später  Lykien  m.  E.  sonst  nichts  bekannt  ist,  kaum 
geborenen  Töchtern.  —  2)  s.  Protonoe  nr.  2.  —  am  Platze  ist,  hat  Lobeck,  Aglaoph.  1186  Anm.  1 
3)   s.  Protogonos   nr.  3   Sp.  3185,    12.     [Höfer.]  richtig  erkannt,  der  für  xtuäv  xbv  Kqovov  vor- 

Protogonos    (IlQcoxoyovog)    1)    Beiname    der  40  schlug  xbv  Kqäyov,  wogegen  allerdings  Maxim. 

Persephone,  s.  Protogone  nr.  1.  —  2)  Beiname  Mayer  Bd.  2  Sp.  1490  unter  Verteidigung  des 

der  Gaia  (Ge)  in  Kroton:  ÜQcoxöyovog  F?)  iiijxriQ,  überlieferten    Kqövov    Einspruch    erhebt.      Ich 

H.  Diels,  Festschrift  für  Gomperz  1  ff.  15  bes.  möchte    für   KPONON    vorschlagen   APNO^    zu 

5;    vgl.  Fragmente  der   Vorsokrat.   495    nr.  12.  schreiben,   das   zumal  wegen  des  kurz  voraus- 

A.  Dieterich,  Archiv  f.  Beligionswiss.  8  (1905),  gehenden    Kgovog   leicht   zu   Kqövov    verderbt 

47  =  Mutter  Erde  bb  f.     Gruppe  Bd.  3  Sp.  2257,  werden  konnte.    Dann  hätte  bei  Plutarch  Arnos 

40  ff.     Vor  Diels  glaubte  man  hier  dem  orphi-  die    Landesheroen    {aQ%ovxag    bez.    aQmyixag} 

sehen  Protogonos   (nr.  3)   zu    begegnen,     Com-  der  Solymer  getötet,    und   denselben  Sinn   ge- 

paretti,  Notizie   degli  seavi  di   antichitä   1879,  winnen  wir  für  die  Notiz  bei  Steph.  Bys. :  denn 

157.    1880,  156.    0.  Kern,  Aus  der  Anomia  87.  50  ngwxöyovog  nähert   sich    in    seiner  Bedeutung 

J..  Dieter  ich,  Nekyia  86  f.  —  3)  Über  den  or-  sehr  der  von  ciQ%7]ytxrig:  der  'Erstgeborene'  ist 

phischen  Protogonos-Phanes-Dionysos  s.  Gruppe  selbstverständlich  auch  Stammvater  und  Ahne 

Bd.  3  Sp.  2251,  30  f.   Sp.  2252,  38  ff.   Sp.  2253,  seiner  Landschaft.     So  werden  die  Tritopatores 

33  ff.    Sp.  2257,  18  ff.    Sp.  2260,  2  ff.    47  ff.     A.  als  ol  nocbxoi  ix  rfjg  xal  Ovqovov,  aQ^ccvxsg 

Dieterich,  Abraxas  132  f.     0.  Kern,  Hermes  24  ds   ysvicecog  (Philochoros  bei  Phot.   s.  v.  xql- 

(1889),  501  ff.  —  Bei  Orph,  Hymn.  14,  1  heifst  xoirdxcoQ)    oder    als     ol    npcbxoi     ccQ%riyixai 

Rheia  die  Tochter  des  TtoXvfioQtpog  TlQcoxöyovog.  (Bekker,  Anecd,  1,  307.     Lobeck,  Aglaoph.  755. 

Diesen  Protogonos  setzen  Boscher  Bd.  1  Sp.  556,  701^  bezeichnet.     Möglicherweise  ist  die  Notiz. 

68  ff.     Gruppe,  Gr.  Myth,  327,  11.    E.  Stemp-  hei' Steph,  Byz.  auch  verkürzt. 

linger,   Studien   zu   den  'E&vixd   des  Steph,    v.  60        In    der    phoinikischen    Kosmogonie    (Philo- 

Byzanz  (Progr.  d.  Maximiliansgymn  z.  München  Bybl,   bei  Euseb.  Praep.   ev.  1,    10,   7.  9  p.  42 

1901/2)  S.  34   dem  Protogonos   gleich,   der  bei  Dindorf)    sind,    soviel    aus    dem    lückenhaften 

Steph.   Byz.    erwähnt    wird    s.  v.  "Aqvu-   itöhg  Text  zu  entnehmen  ist,   Aion   (s.  d.)  und  Pro- 

Avxiccg.    ovxco    yuQ    i]    Bäv&og    ixccltlro    (d.  h.  togonos  Kinder  des  Windgottes  Kolpias  (s.  d.) 

Arna  ist  der  alte   einheimische  Name  für  das  und  seiner  Gemahlin  Baaut  (=  Nyx),  sterbliche 

spätere  Xanthos,  Deecke,  Bezzenbergers  Beiträge  Menschen,   von   denen   wiederum   Genos   (s.  d.) 

12  [1886],  136)  ccTtb  'Aqvov  xov  xccxcmolznrjGav-  und    Genea    (s.    d.)    abstammen,     Movers,    Die 

xog  IJQcoxdyovov.     Die    Notiz    bei   Steph.  Byz.  Phönizier  1,  555  f.    Benan,  Memoire  sur  l'ori- 


3185                   Protoi  Theoi  Protothronos                   3186 

gine  et  la  caractere  veritable  de  l'histoire  The-  Etym.  31.  768,  7.    Lobeck,  Äglaoph.  754.    Abel, 

nicienne  (Memoires  de  l'lnst.  Imper.  de  France,  Orphica  fr.  240  p.  251  f.     0.  Kern,  Hermes  25 

Acad.    des  Inscr.   et  Belles-Lettres    23    [1858])  (1890),  7.    Eurem,  Die  göttl.  Zivillinge  bei  den 

p.  258  ff.  A.  Dieterich,  Abraxas  73.  v.  Baudissin,  Griechen  60,  3.     [Höfer.] 

Studien  zur  semit.  Religionsgesch.  1,   13  f.   274  Protokreon  s.  Protokles. 

(vgl.   40).      Wer  nicke  bei  Pauly -Wissowa   s.  v.  Protomantis  (JlQaxouavxig),  Beiname  1)  der 

Aion.     Da  mit  Aion  und  Protogonos  ein  Ehe-  Gaia  als  uralter  Orakelgöttin,   Aesch.  Eum.  2. 

paar  bezeichnet  wird,  bei  dem  Aion  der  Mann  A.  Mommsen,  Delphica  9  f. ;  vgl.  Bd.  1  Sp.  1572, 

ist,  so  schreibt  H  Ehivald,    Über  die  phoinik.  21  ff.     Rohde,   Psyche   22,   58.     Busolt,   Griech. 

Ansichten  von  d.  Weltschöpfung  u.  s.w.  (Abhandl,  10  Gesch.  I2,  674  Anm.  1).  —  2)  der  Thriai  (s.  d.), 

der  K.  Gesell,  d.  Wiss.  zu  Göttingen  5  [1851/52]  als    der  Erfinderinnen   der  Mantik,   Etym.  31. 

5.  40  und  Anm.  3  statt  TlQcoxoyovog :  IlQcaxoyovn.  s.  v.   Ggid  p.  455,  49.     [Höfer.] 

4)    Auf    einer    Fluchtafel    aus    Karthago:  Protomedeia   (TTpcaroftidaa),    Nereide,    Hes. 

oQv.i'C,co   6e  rbr  &sbv  xbv   itQOixoyövov  (so!)  xfjg  Theog.  249.    Nach  Goettling  z.  d.  S.,  der  m.  R. 

Fi)?  [vl]bv  Kstactißxccßixsig.   ftsißtxl  (Rhein.  31us.  die  Vermutung  von  Blomfteld  (ad  Aesch.  Sep- 

55  [1900],  248)  erkennt  Wünsch  ebend.  257  in  tem  123)  Flgcovouedsia  zurückweist,  =  undarum 

dem  &sbg  ...  Ttgcoxoyovog  xrjg  rfjg  vlög  zunächst  litoralium    gubernatrix    ('?);    nach    Schoemann, 

den  Uranos   (vgl.  Hes.   Theog.  126  f.:   rata   Ss  Opusc.  acad.  2,  169  =  Trimicura';  nach  Pott, 

toi  7tQcözov  [lsv  iysivaxo  laov  sccvxfj  OvQavöv),  Zeitschr.  f.    vergl.  Sprachforsch.  6   (1857),   118. 

erinnert  dabei  aber  auch  an  die  Bedeutung  des  20  Zeitschr.  f.   Völkerpsychol.  14    (1883),  160  f.   = 

orphischen  Protogonos.     [Höfer.]  'die    zuerst  herrschende,    die    erste   Walterin' 

Protoi    Theoi    (ttqCqxoi    9-soi),    Bezeichnung  oder  cdie  'um  Uranfängliches  Sorgende'.    Vgl. 

der  in  Megalopolis  (vgl.  Röscher  Bd.  3  Sp.  1352,  auch  Weizsäcker  Bd.  3  Sp.  214,  53.     [Höfer.] 

31  ff.)  zu  einer  Kultuseinheit  zusammengefafsten  Protonoe  (TlQcoxovöri),  1)  Tochter  des  Inder- 

Horen,   des  Pan   und  des  Apollon,   taxi  de  Kai  königs  Deriades  und   der   Orsiboe,    Schwester 

i-xiyQawua    in     avtotg    dvai    ßcpäg    frsüv    rüv  der  Cheirobie,   Gemahlin   des   Orontes,   Nonn. 

7tQ(or(ov,  Paus.  8,  31,  3.      Usener,  Rhein.  Mus.  Diomjs.  26,  17.  35,  80.  40,  109.  125.  174.  177. 

58    (1903),   28.     Nach    P.   Wetzet,    De   love    et  195.    205.      R.    Koehler,    Die    Dionysiaka    des 

Pane   (Diss.   Breslau   1879)   S.  32,    1   wäre   die  Nonnos  50.     Gruppe,  Gr.  31yth.  1517,  4.     Sie 

Bezeichnung    ngarot    &toi    vielmehr    auf   die  30  heilst  auch  TIqoitovöslu,  Nonn.  a.  a.  O.  34,  179. 

cgrofsen  Göttinnen'  Demeter  und  Kora,  in  deren  Beachtenswert  ist  der  Gegensatz  in  den  Namen 

Tempel    sich    das   Relief  mit   der  Darstellung  der   zwei  Schwestern  TLqcotovÖi]   und  Xsigoßin, 

der  Hören,   des  Pan  und  des  Apollon  befand,  die  sich  wie  Rat  zur  Tat  verhalten.  —  2)  Tochter 

zu    beziehen,    allenfalls    auch    auf    die   Hören.  des  Dysaules,  Schwester  der  Niacx,  Asklepiades 

Schubart   in    der    deutschen    Übersetzung    des  in    Tgccy ad oviisvcc    bei  Harpokration   64,   5 

Pausanias  hielt  TtQmrcov  für  verderbt  und  schlug  Bekker  =    100,   13   Dindorf  (vgl.   Suid.)     Für 

tiutqgxüv   vor.     Doch   kann   die   Lesart  richtig  Nl6u  hat  schon  Müller  F.  H.  G.  2,  339  fr.  3 

sein; 'nennt  doch  auch  Pindar  (Nem.  11,  6)  die  =  3,  302  fr.  6  (vgl.  Bd.  2  Sp.  3024,  1  BF.)  Mißa 

Hestia  ttqwtuv  ^t&v,  und  Orpheus  die  Ge  tiqw-  (s.    Mise)   korrigiert,    für  IlQcoxov6r\   haben  A. 

xt\  vv\Kpi],    Proclus  in  Plat.   Tim.  5,  295.     Lo-  40  Dieterich,   Philol.  52  (1894),  2  Anm.  6  und  L. 

beck,    Aglaoph.    761.     Eine    andere   Bedeutung  Bloch,  Philol.  a.  a.  O.  577  (vgl.  Bd.  2  Sp.  1318 

hat   TiQüitot   &£oi   bei   Bahr.  fab.  66,    1:    ftsüv  Anm.)     UgtoToyöri]    vermutet,     das     weibliche 

IlQoiirftsvg  rtv  xig,   oüXu  xav  TtQmxcov,   wo    es  Gegenstück  zum  orphischen  Protogonos.    Vgl. 

wohl    synonym    mit   ttqÖxsqol   &toi  =  Titanen  Protogone  nr.  1.     [Höfer.] 

ist.     Wäre   das   adjektivische  7tQcoxog  =  'vom  Protoplianes     (JlQcoxocpavrig);      bei     Nonn. 

Schicksal  bestimmt',  das  manche  bei  Hom.  Tl.  Dionys.  7,  10   wird  Aion  (s.  d.  und   Wernicke 

6,  489.  Soph.  Oed.  Col.  145  eingesetzt  haben  bei  Pauly-  Wissoica  1,  1042  f.)  als  ytQcav  ttqco- 
(vgl.  W.  Schulze,  Quaest.  epicae  23  Anm.),  besser  xocpavqg  bezeichnet,  vgl.  Aug.  Winkler,  Aus 
bezeugt,  so  könnte  man  es  auch  in  dem  oben  der  Anomia  155;  s.  auch  J?.  Koehler,  Die  Dio- 
erwähnten    Epigramm    einsetzen:    die    ttqojxoI  50  nysiaka  des  Nonnos  14.     [Höfer.] 

&toi  wären  dann  die  vom  Schicksal  (als  Schutz-  Protopolites     (JlQaxoTtolixrig).      Im    Papyr. 

götter   für   die    Stadt),    wie   Qsoi   Ttvftöiqrfixoi  Oxyrhynch.  1,  41,   4  (vgl.    Wilcken,   Arch.   für 

(s.  Pythochrestos)   die  vom  Orakel  bestimmten  Papyrusforsch.   3    [1906],    541)    wird    Okeanos 

Gottheiten  sind.     Ein  gewisses  Gegenstück  zu  angerufen:  'flxsocvs  -jtqvxuvi,  'Slxsavh  d6£<x  tto- 

den  ttqwtol,  wenn  man  so  betont,   &soi  bildet  Itcog,  ^Qxtavs  zJtöay.oga  TtQioxo-jtolixa.     [Höfer.] 

die   auf  Thera   verehrte   Gottheit  JsvxsQog  (1.  Protothronia    (IlQioxo&Qovia)    Beiname    der 

Ins.  31ar.  Aeg.  3,  358),    die    nach    Hiller   von  Artemis   1)   in  Ephesos,   Paus.    10,   38,   6.     E. 

Gaertringen,  Die  arch.  Kultur  der  Insel  Thera  31aafs,  Hermes  25  (1890),  409,  3.     K.  Kuiper, 

20  vielleicht  mit  Gestalten  wie  Protogonos  und  Studia  Callimacheall(=D.  Callim,  Theologum.) 

Proteus  in  Beziehung  steht.     [Höfer.]  60  29.   —   2)   auf  Samos   (llQCüxo&Qovog),   Kallim. 

Protokles     (TIpcaroz/.?)?;     und     Protokreon  Hymn.    3,    228.     Maafs    a.    a.    O.    403.    409. 

(UpcoroxpsW),    neben    Amakleides    (s.   d.    und  Kuiper  a.  a.  O.  28.     Vgl.   die   Artemis  %qv6o- 

Hiller  v.  Gaertringen  bei  Pauly  -Wissoica  s.  v.  ftgovog  (Hom.  11.  9,  533.     Od.  5,  123)  und  iv- 

Amalkeides)  Namen  der  (ursprünglich  namen-  ftgovog  (Kaibel,  Epigr.  1046,  53),  Gruppe,  Gr. 

losen  und  auch  an  Zahl  unbegrenzten,  Rohde,  Myth.  1301,  4  a.  E.     [Höfer.] 

Psyche  l2,  248,  1)  Tritopatores  (s   d.),  Orphiker  Protothronos  1)  Artemis  s.  Protothronia  2. 

bei  Suid  u.  Phot.   s.  v.    TQixonäxoQsg,   -näxcag.  —  2)  Beiname  der  Hera,  Colluth.  151.    Nonn. 

Schol.  Hom.  Od.   10,   2.     Tzetz.   Lykophr.   738.  Dionys.  8,  166.     [Höfer.] 


3187                    Protrygaios  Providentia                    3188 

Protrygaios    (IlQOTQvyaiog) ,     Beiname    des  et  senatus  u.a.  w.  [vgl.  die  Providentia  Senatus 

Dionysos   als   des  Weingottes   bes.   des   Gottes  auf  einer  Münze  Nervas  Cohen  2   Nervei  129], 

der  Weinlese,    Ael.   v.  h.  3,  41.     Achill.    Tat,  auf  Trajanus    C  I  L.  10,   6310   Providentiae 

2,  2   und  Boden  z.  d.  St.     Anonym,  Law.   in  imp.  Caesaris  Nervae  |  Traiani.  Augusti  |  Ger- 

Anecd.  var.  ed.   Schoell-Studemunel  1,  268.   Nach  manici.  |  ex.   s.  c,   auf  Severus   und  Antoninus 

Maafs.  Anal.    Eratosth.    109  ff.    ist   von  Era-  3,   1439   Numini,   et.  Pro  [  videntiae  im[pp.] 

tosthenes  der  kurz  vor  der  "Weinlese  aufgehende  Severi.  et.  Ant[onini]  |  u.  s.  w. ;  5,  1871  Provi- 

Stern  IlQOTQvycciog  oder  JIpoTpvyrjT^'p  als   Dio-  dentiae  |  Augustae;   8,   841    Providentiae  \  Aug. 

nysos    Protrygaios    selbst    aufgefafst    worden.  sacr.  |  u.  s.  w.);    aber    auf   den    Kaisermünzen 

Merkwürdig  ist   die   Glosse  bei   Hesych.    tiqo-  io  wird  die  Göttin  oft  genannt  (mit  dem  Beinamen 

TQvycacc  togri]  diovvaov  kul  IJoa^iSüvog,   inso-  Augusta  zuerst  auf  Münzen  des  Titus,   Cohen  1 

fern   dieses   Fest   auch   als   poseidonisches   be-  Titus  178 — 180;    2   Trojan   315 — 323.     Adrien 

zeichnet    wird;    vgl.    31.    P.    Nilsson,    Griech,  1198—1206.   3  Marc  Aurele  529.    Commode  620 

Feste  84.     Vielleicht  ist  in   dieser  Notiz  noch  bis    622.     635 — 644    mit    Abbildungen,     dazu 

eine  weitere  Spur  von  der  Vorstellung  Posei-  Eclhel  7  S.  117.  119.  128;  u.s.w.).    Die  Münzen 

dons  als  Vegetationsgott  erhalten;  vgl.  d.  Art.  der  späteren  Kaiserzeit  nennen  aufser  der  Pro- 

Phytalmios  u.  Gruppe,  Gr.  Myth.  1158  f.     ®sol  vielen tia  Augusta  oder  Augusti  (Cohen  2  Trajan 

■KQOtQvyaioi  bei  Pottux  1,  24.    Nach  K.  Zacher,  320 — 323.     Adrien  1206;   vgl.   die   Providentia 

Diss.  Phil.  Halenses  3,  163  f.  ist  der  Beiname  Probi  Aug.  nostri  Cohen  6  Probus  503.  504)  eine 

herzuleiten  von  den  Opfern,  die  vor  der  Wein-  20  Providentia  Augustorum  (Providentia  Augg.  z.B. 

lese    (tzqö    rfjg    rgvyi]g)    dargebracht    wurden,  Cohen   4  Septime   Severe   586—588.    5   Gordien 

wohl  im  7iQozQvycaog  ^irjv  (SuidJ)     [Höfer.  ]  d'Afrique  pere  4 — 6.    Gor dien  d'Afrique  fils  5 — 7. 

Providentia.      Eine   Göttin  Providentia   ist  6  Carus  69.    Numerien  83.  84.     Carin  110.  111. 

uns,  wenn  wir  von  einer  unsicheren  Stelle  des  Diocletien  412.  413.  427,   dazu  Eckhel  8   S.  10; 

jüngeren   Plinius  (s.  unten)   absenen,   nur   aus  Providentia    Auggg.    z.  B.   Cohen   7    Carausius 

Inschriften  und  von  Münzen  und  zwar  in  einer  267 — 271.  280)  und   eine  Providentia   Caesaris 

zweifachen  Bedeutung  bekannt,     a)   Zunächst  (z.  B.  Cohen  7  Constantin  II 160.    Constance  II 

ist  die  Göttin  die  Verkörperung   der  Fürsorge  167 — 173)  und  Caesarum  (z.B.  Cohen!  Licinius 

des  Kaisers  für  Rom  und   die   Römer:   Provi-  pere  149.  Licinius  fils  37 — 44.  Constantin  1 462). 

dentia  Augusta.     Schon  zur  Zeit  des  Augustus  30  —  b)  Neben  die  Personifikation  der  Fürsorge  des 

hatte  diese  Providentia,   wie  es  scheint,  einen  Kaisers  stellt   sich  als  Verkörperung  der  über 

Altar,  der  mit  der  Beischrift  PROVIDENT.  auf  dem    Kaiser    waltenden    göttlichen  Vorsehung 

Münzen  dieses  Kaisers   abgebildet  ist  {Eckhel,  die  Providentia  Deorum.    Ihr  machen  die  Arval- 

Doctr.  mim.  6  S.  128.    Cohen,  Med.  imp.  2.  ed.  1  brüder  im  J.  183  pro  salute  imperatoris  (d.  i. 

Octave  Auguste  228  mit  Abbildung;  ebenso  auf  Commodus)  ein  Gelübde  (Henzen  S.  CLXXXVIII, 

Münzen  des  Nero,  Galba,  Vitellius,  Vespasianus,  18  =  C.  I  L.  6,  2099  III  18).     Vielleicht  aber 

Titus,  Domitianus:  Cohen  1   Ne'ron  225.    Galba  ist  uns  die  Göttin  schon  für  die  Zeit  des  Tra- 

162.    Vitellius  73.  74.  Vespasien  396 — 400.   Titus  janus  bezeugt,  falls  nämlich  bei  Plinius  pantg. 

173 — 177.    Domitien  404 — 406;    vgl.   die  resti-  10,  4    iam  te  Providentia   deorum  primum    in 

tuierte  Münze,  die  auf  der  Vorderseite  den  Kopf  40  locum  provexerat  zu  lesen  ist  Providentia.    Auf 

des  DIVOS  IVLIVS  CAESAR,  auf  der  Rückseite  den  Münzen  erscheint  sie  zuerst  unter  Hadrianus 

Altar  mit  Beischrift  PROVID.  zeigt,   Eclchel  6  {Eckhel  6  S.  507.     Cohen  2  Adrien  1207.  1208 

5.  12.  Cohen  1  Jules  Cesar  57);  die  Arvalakten  mit  Abbildung)  und  dann  weiterhin  sehr  oft 
sprechen  von  der  ara  Providentiae  Augustae  (z-  B.  Cohen  2  Antonin  677  —  685.  3  Marc 
unter  Caligula  und  Claudius  (Acta  fratrum  ar-  Aurele  505 — 528.  Lucius  Verus  142 — 156.  Com- 
valium  q.  s.  rest.  G.  Henzen.  Berol.  1874  S.  XLV,  mode  623—634.  Pertinax  39 — 53  mit  Abbil- 
15  =  CIL.  6,  2028  d  15;  Henzen  S.  LVI,  5  düng,  dazu  Eckhel  7  S.  144.  Cohen  4  Septime 
=  CLL.  6,  2033,  5).  G.Wissowa  (Beligion  u.  Severe  594;  u.s.w.).  Eine  eigenartige  Zusam- 
Kultus  d.  Römer.  München  1902  [=  Handbuch  menstellung  ist  die  von  Providentia  Deorum 
d.  Jdass.  Altert. -Wiss.  5,  4]  S.  279)  hebt  hervor,  50  und  Quies  Augg.  auf  Münzen  des  Diocletianus 
dafs  der  Providentia  Augusta  namentlich  dann  und  Maximianus  Herculius  (Eckhel  8  S.  14.  24. 
geopfert  wird,  wenn  eine  dem  Kaiser  und  seinem  Cohen  6  Diocletien  397.  404.  405.  422  —  426. 
Hause  drohende  Gefahr  glücklich  abgewendet  Maximien  Hercule  478.  482  —  484.  489  —  493). 
worden  ist,  z.  B.  nach  dem  Sturze  des  Sejanus  —  Das  Bild  der  Providentia  zeigen  zuerst  die 
(H.  Dessau,  Inscriptiones  latinae  selectae.  1.  Münzen  des  Trajanus:  die  Göttin  stehend,  auf 
Berol.  1892.  157. 158),  nach  der  Ermordung  der  eine  Säule  gestützt,  hält  ein  seeptrum,  zu 
Agrippina  (Henzen  S.  LXXIV,  14  =  C  I  L.  6,  Füfsen  die  Weltkugel  (Cohen  2  Trajan  315. 
2042a  14),  nach  der  Entdeckung  der  pisonischen  320  —  323;  ebenso  z.  B.  Adrien  1199  —  1203); 
Verschwörung  (Henzen  S.  LXXXI,  c  3  =  C.  I.  L.  dann    wieder    erscheint    Providentia    stehend, 

6,  2044  d  3),  auch  als  Galba  durch  Adoption  des  60  einen  Stab  und  ein  seeptrum  haltend,  zu 
Piso  Licinianus  seine  Herrschaft  und  die  Thron-  Füfsen  die  Weltkugel  (Cohen  2  Adrien  1205 
folge  von  neuem  befestigt  hat  (Henzen  S.  XCI,  und  z.  B.  3  Commode  620  —  634.  4  Septime 
29  =  C.  I.  L.  6,  2051  I  29).  In  Widmungs-  Severe  586—588.  592—594),  oder  stehend,  eine 
inschriften  begegnet  Providentia  Augusta  nicht  Weltkugel  und  ein  Füllhorn  haltend  (Cohen  2 
allzu  häufig  (mit  Beziehung  auf  Tiberius  die  Antonin  677  und  z.  B.  3  Marc  Aurele  506 — 528. 
schon  angeführten  Inschriften  Dessau  157  Pro-  Lucius  Verus  142 — 156),  u.  s.  w.  Die  Münzen 
videntiae  Ti  Caesaris  Augusti  u.s.w.,  158  des  Hadrianus,  auf  denen  zuerst  die  Providentia 
[Numjini  ac  Providentiae  [Ti.  Cajesar.  Aug.  Deorum   genannt  wird   (s.  oben),   zeigen   nicht 


3189                     Provinciae  Prumathe                      3190 

das  Bild  der  Göttin,  sondern  stellen  den  Kaiser  unter  den  Dedikanten  Frauen  sind,  könnte 
dar,  wie  er,  eine  Rolle  haltend,  von  einem  man  für  den  weiblichen  Charakter  der  Gott- 
herabschwebenden  Adler  ein  sceptrum  em-  heiten  anführen.  Andererseits  steht  nichts  im 
pfängt  (vgl.  zu  den  Attributen  des  sceptrum  Wege,  bei  den  männlichen  Dedikanten  an 
und  der  Weltkugel  Preller,  Rom.  Myth. s  2  Proxumi  zu  denken.  Man  hat  die  P.  zu  den 
S.  268  und  zu  einer  auffälligen  Verwendung  keltischen  Müttern  (Matres,  Matronae ,  vgl. 
von  Typen  anderer  Göttinnen  für  Providentia  dieses  Lex.  Bd.  2  Sp.  2475)  in  Beziehung  ge- 
in  der  späten  Kaiserzeit  J.  Friedländer  in  setzt.  In  der  That  finden  wir  analoge  Relief- 
Zeitschr.  f.  Numismatik  4  [1877]  S.  348  f.).  darstellungen,  3  Büsten,  auch  bei  diesen  (Bon». 

[R.  Peter.]       10  Jahrb.  83  p.  140  nr.  239;   p.  149  nr.  295),  und 

Provinciae.     Über  die  Darstellung  der  Per-  ebenso  ist   das  Epitheton  suae  den  Proxumae 

Bonifikationen  von  Provinzen  s.  d.  Art.  Lokal-  und   den  Matres  gemeinsam.     Aber  damit  ist 

Personifikationen  Bd.  2   Sp.  2094  ff.     Über   die  die  Ähnlichkeit  auch   erschöpft.     Unvereinbar 

Reliefdarstellungen  der  Provinzen  in  der  Nep-  mit    dem    Wesen    der    Mütter    und    Matronen 

tunsbasilica  in  Rom  (Lokalpersonifikat.   Bd.  2  scheinen  Widmungen,  wie  Proxumis  Restituti 

Sp.  2096 f.)  vgl.  jetzt  besonders  H.Lucas,  Arcli.  (s.  o.),  Proxumis  Ledae  (C.  1.  L.  12,  2961)  oder 

Jahrbuch  1900,  5  ff.     [Höfer.]  gar  die  Aufschrift  einer  rarca  lapidea'  Laliae 

Proxumae,  keltische  Gottheiten,  deren  Kultus  Primulae  Proxsumis  suis  (12,  3119  mit  den 
sich  auf  einige  Teile  des  südlichen  Frankreich  add.),  eine  Fassung,  die  wohl  so  zu  erklären 
beschränkte  und  seinen  Hauptsitz  in  Nemausus  20  ist  Proxumis  Laliae  Primulae,  Lalia  Primula 
(Nimes)  hatte.  Wir  kennen  sie  nur  durch  In-  Proxumis  suis  (seil,  votum  solvit);  in  diesen 
Schriften,  die,  sämtlich  ganz  kurz  gefafst,  auf  drei  Fällen  stehen  die  Namen  zweifellos  im 
Steinen  und  Altärchen  von  winzigen  Dirnen-  Genetiv,  so  dafs  man  die  P.  eher  mit  den 
sionen  stehen  und  z.  T.  roh  und  schlecht  ein-  Genien  der  Frauen,  den  Iunones  zusammen- 
gehauen sind,  was  auf  den  niederen  Stand  der  stellen   (s.    dieses    Lex.  2  Sp.  615  ff.)   und    an- 


■ö 


Dedikanten  schliefsen  läfst.    Zeitlich  läfst  sich  nehmen  könnte,   dafs   sie  mit   dem  Totenkult 

keine    der    Inschriften    genauer    fixieren.      Sie  in  Beziehung  stünden.     Und   so   nimmt    auch 

sind  zusammengestellt  Bonner  Jahrb.  83  p.  175 f.  Aures   an,   die  P.  seien  den   Volcae  Arecomici 

nr.  470- — 495.     Neu  hinzugekommen  sind  seit-  eine    Art    Manen    gewesen    und    als    Schütze- 

dem  (vgl.  auch  ATimer,  Revue  epigr.  1902  unter  30  rinnen    des   Hauses    und    der  Familie    verehrt 

nr.  1512)  einige  andere:  zwei  aus  Nimes  (Revue  worden.     'Leur  culte',   sagt  er,  'essentiellement 

epigr.    1891    nr.  846   Proxumis  Restituti;   1895  prive,    demeurait   enferme   dans  Vinterieur   des 

nr.  1086   [=  Cagnat,   Rev.   archeol.   3.   ser.   27  laraires  et  devait  etre  assimile,  malgre  cela,  aux 

p.  143]   lanuafriaj  Proxfsujmis  sfujis);   eine  eultes  des  Meres,  des  Junons  ou  des  fees,  avec 

aus  Vaison   (Beurlier*),   Bulletin  de   la  soc.  d.  lesquels   on  pouvait   le   confondre   quelquefois.'' 

antiquaires  de  France  1895  p.  287    [=  Cagnat  Zuversichtlicher  äufsert  sich  Fl.  Vallentin  (Le 

a.  O.    29    p.   137]   Proxumis    votum    T.  Atilius  culte    des    Matrae    dans    la    cite    des    Voconces 

Felix)    und    eine    aus    Mazan,    dep.    Yaucluse  p.  25):  (Les  Proxumae  ne  me  paraissent  avoir 

(Allmer,  Rev.  epigr.  1891  p.  124  nr.  871  Prox-  ete  que  les   Matrae,  plus  specialement   consi- 

sumfis]    suis    Senfnjius    TertiolfusJ ,    so    von  40  derees  comme  genies  tutelaires  et  protecteurs  de 

Allmer  ergänzt).     Von    den   früher  bekannten  la  famille  et  du  foyer  domestique.' 
fallen  auf  Nimes  16,  auf  Vaison  und  Umgebung  Als  ein  weiteres  Zeugnis  für  diesen  Kultus 

3;    die    übrigen   verteilen    sich    auf  Beaucaire,  betrachtet    Kenne    (Korresp.-Bl.     der    Westd. 

Baron    bei    Uzes,     Clansayes    (im    Gebiet    der  Zeitschr.  15,  1896  p.  4 f.)  den  in  Barry  gefun- 

Tricastini),  Orange,  Avignon  und  Arles.    Sonst  denen   Marmorcippus    C.  I.  L.    12,    1251,    auf 

läfst   sich,    bei   der  knappen  Fassung  der  In-  dem    in    einer  Nische    drei    weibliche    Büsten 

Schriften,  über  den  Kultus  wenig  Sicheres  sagen,  dargestellt  sind  und  darunter,   zwischen  zwei 

trotzdem    ein    französischer   Gelehrter,    Aures,  Pilastern,   ein  kleiner  Altar  in  Relief.     Doch 

demselben    eine    Monographie    gewidmet    hat  ist  die  Lesung  und  Deutung  der  Inschrift,  ab- 

(Etude   e'pigraphique  et  metrologique  des  monu-  50  gesehen    von    den    auf   dem    Altar    stehenden 

ments  dedie's  aux  Proxumes.    Montpellier  1870;  Worten  sibi  et  suis,  nicht  hinlänglich  gesichert, 

vgl.    Bonner   Jahrb.    83    p.  96  ff. ,    wo   weitere  0.   Hirschfeld   liest   Beratia   (für    Veratia)  .  .  . 

Litteratur  verzeichnet  ist).  Die  übliche  Namens-  [PJroxuma    s(orores?)    sibi    et   suis,    während 

form  (im  Dativ)  ist  Proxumis ,   daneben  findet  Kenne  meint,   dafs   auf  die  Namen  der  allem 

sich     häufig     Proxsumis,     einmal     Proxxumis  Anschein    nach    weiblichen    Dedikantin    nach 

(C.  I.  L.   12,   3112   mit  add.);    mehrfach  sind  griechischem  Brauch   der  Accusativ  Proxumas 

Abkürzungen  angewendet,  darunter  das  blofse  folgte.     [M.  Ihm.] 

P,  ein  Zeichen,  dafs  die  Gottheiten  in  gewissen  Prumathe  (pruma^ej  ist  die  etruskische 
Kreisen  sehr  bekannt  gewesen  sein  müssen.  Form  des  Namens  Prometheus  (Deecke  in 
Dafs  weibliche,  nicht  männliche  Gottheiten  zu  60  Bezzenbergers  Beitr.  2,  164  no.  18).  Der  Name 
verstehen  sind,  zeigt  der  mit  drei  weiblichen  findet  sich  auf  zwei  Spiegeln  unbekannter  Her- 
Büsten  geschmückte  Stein  C.  I.  L.  12,  3114.  kunft.  Der  erste  derselben  ist  veröffentlicht 
Auch  über  der  Inschrift  12,  1737  sind  2  Büsten  von  Micäli  Storia  etc.  tav.  L  no.  1;  von  Ger- 
in  Relief  dargestellt;  ob  weibliche,  läfst  sich  hard,  Etr.  Spiegel  3,  131  Taf.  CXXXVIII  no.  1 
nicht  mehr  erkennen.    Auch  dafs  die  Mehrzahl  und    von    Fabretti,    C.  I.  I.    no.  2505.      Hier 


ist     die    Lesung    sicher.      Auf    dem    zweiten 
Spiegel,  veröffentlicht  von  Gerhard,  Etruskische 
p.  361.  Spiegel  3,   113    Taf.  CXXXIX    no.  1    und    von 


*)  Zu    den  Bemerkungea   Beurliers   vgl.    das   Referat 

von  Audoiient,  Renne  de  i'hiHoire  des  reiigions  34  (1896,       ^eg^  veröffentlicht  von  Gerhard,  Etruskische 


3191                      Prumnis  Prytauis                      3192 

Fabretti.  C.  1. I.  no.  2481,  sind  einige  Unsicher-  Dionys.  13,  143.  28,  273.  Lobeck,  Aglaoph- 
heiten:  Die  ersten  beiden  Buchstaben  sind  zer-  1134  e.  Immisch  Bd.  2  Sp.  1623,  9  f.  [Höfer.} 
stört,  von  \M  ist  nur  M  übrig  und  das  a  steht  Prymnis  (IlQvuvig,  auch  ügoviivig),  Nach- 
auf dem  Kopf;  trotzdem  ist  aber  auch  hier  komme  des  Herakleiden  Aletes,  Vater  des  (im 
nicht  daran  zu  zweifeln,  dafs  der  Name  pru-  Schol.  Apoll.  Bhod.  4,  1212  als  Sohn  des  Dio- 
inade  vorliege.  Auf  dem  ersten  der  beiden  nysos  bezeichneten)  Bakchis,  des  Stammvaters. 
Spiegel  haben  wir  den  durch  Castor  (castur)  der  Bakchiaden,  Diodor  7  frg.  9  (Synkell.  Chron. 
und  Hercules  Callinicus  (calanice),  nicht  Poly-  p.  179.  Euseb.  Chron.  1,  220  Schöne).  Paus.  2T 
deukes,  wie  Micali  wollte,  seiner  Fesseln  ent-  4,  4.  Busolt,  Hermes  28  (1893),  312.  Gr.  Gesch. 
ledigten  Prometheus.  Auf  dem  zweiten  ist  er  10  l2,  G31  ff.  (mit  Litteraturangaben).  Murr,  Die 
noch  gefesselt,  aber  zu  seinen  Seiten  stehen  Pflanzenwelt  in  d.  griech.  Mythol.  66.  [Höfer.] 
bereits  Apollo  (ap[l]u)  und  Hercules  (kercle),  Prymno  (IIqv[ivw),  Tochter  des  Okeanos  und 
beide  augenscheiiilich  bereit,  ihn  von  den  Fes-  der  Tethys,  Hes.  Theog.  350.  Schoemann,  Op. 
sein  zu  befreien.  Was  die  Lautform  des  etr.  Ac.  2,  148  (Imula,  quae  ex  imis  montium  radi- 
pruma^e  betrifft,  so  wurde  aus  nQouri&ivg  zu-  cibus,  iv.  TtQOfivcoQsLag,  H.  14,  307,  aut  ex  con- 
nächst  prüm9-e  und  dann  mit  Hülfsvokal  prü-  vallibus,  7tQvuvcug  vccTtcag,  Eur.  El.  445  profluit). 
rnä-fre.  Dies  ist  wahrscheinlicher,  als  dafs  pru-  Braun,  Gr.  Götterl.  §  148  (nQvuvr},  Schiffshinter- 
ma#e  etwa  direkt  auf  ein  griech.  UnoaäQ-svg  teil).  Gerhard,  Gr.  Myth.  §  1  544  d.  [Stoll.] 
zurückgehe.      [C.  Pauli.]  Pryos  (ügvog),  Heros  auf  Teos,  nach  welchem 

Prumnis  s.  Prymnis.  20  ein  nvQyog  (Demos)  genannt  war,  C.  I.  G.  2,  3064. 

Pryleie,   -neie,   -noe  (TIqvIüi],  -veirj,  -v6r\)  [Höfer.] 

s.  Pronoe  nr.  7.  —  H.  Flach,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  Prytaneia  (TLQvxavsicc),  Beiname  der  Hestia.. 

123  (1881),  817  Anm.  1  schreibt  Tlgornri.  1)  in  Syros,  Premier  Bd.  1  Sp   2636,  50;    vgl. 

[Höfer.]  Hestia- Vesta   12.     103,  13.      Das    seitdem    be- 

Prylis  (TJQidig),  Sohn  des  Hermes-Kadmilos  deutend  vermehrte  inschriftliche  Material  mit 

und   der  lesbischen   Nymphe  Issa    (s.   d.    und  der  stehenden  Formeln  ixcdltsQiiotv  .  :  'Eaxicc 

Bethe,  Hermes  24  [1889],  437.    E.  Maafs  ebend.  HQvzavsia   %al  xolg  älloig  &eolg  ist  jetzt  ge- 

646),  Seher  auf  Lesbos.,  der  sich  von  Palamedes  sammelt    in    Inscr.    Ins.     Mar.    Aeg.   5,   660. 

durch   Geschenke  bestimmen  läfst,   dem  Aga-  662 — 667.    Vgl.    den    Ephebeneid    von  Dreros- 

memnon,    als   dieser   auf  seinem    Zuge    gegen  30  (Kreta)    ouvvoa  xav  'Eozictv  xav  iit  7iQvxccvbm, 

Troia  auf  Lesbos  gelandet  war,  zu  weissagen,  Cauer  Del.2  121  p.  77.    Michel,  Recueil  d'  inscr. 

dafs   Troia  durch    das    hölzerne  Pferd    einge-  grecqiies  23  p.  28.    Dittenberger,  Sylloge  2 2,  463 

nornnien    werden     könne,    Lyk.    Alex.    219 ff.  p.  67.     Irrtümlich  (s.  Inscr,  Ins.  Mar.  Aeg.  2r 

(Eust.  ad  Hom.  II.  601,  4.   893,  40)  und  Schol.  68,  3  p.  29)   nehmen  Hauvette-Besnault ,   Corr. 

219.    Tzetz.  Lyk.  219— 222.    Apollodoros  (nach  hell.  4   (1880),  425   und   Preller  -  Robert  425,  2 

Crusius,   Phüologus  49   [1890],   717   Anm.  24)  auf  Grund  einer  fragmentierten  Inschrift  einen 

bei   Zenobios-Uidymos   3,    70   MM.   p.   372  =  Kult  der  Hestia  Prytaneia  in  Mytilene  an.   — 

Pseudo-Plut.   de  proverb.  Alex.  42  Paroimiogr.  2)  in  Sinope:  t[?>  'E]arica  7iQv[Ta]vsLcu,  David 

1,  327.    Lobeck,  Aglaoph.  269.    Tümpel,  Philo-  M.  Robinson,    Greek    and    Latin    Inscr.    front 

logus   a.  a.  O.  717.     Max.  Mayer,   Hermes   27  40  Sinope  nr.  40  (Separ.-Abdr.   aus   Amer.  Joitrn. 

(1892),  514.    Wie  Pyrrhos  bez.  Pyrrhichos  (s.  d.)  of  Archacol.    9   [1905],   295  ff.)   nach   Ziebarth, 

als    Erfinder    des  Waffentanzes    tivqqL%7]   galt,  Berl.  Phil.    Wochenschr.  1907,  333.     [Höfer.] 

so  wird  Prylis  seinen  Namen  von  der  kretischen  Prytauis  (nQvravig),   1)  Lykier,   von  Odys- 

spez.    gortynischen   Bezeichnung    der    7ivQQi%r}  seus  vor  Troia  erlegt,  Hom.  II.  5,  678.    Tzetz. 

als   TtQvlig  (Schol.   Hom.  II.  12,  77.     Eust.  ad  Homer  98.     Alleg.   Iliad.  5,  101.     Ov.  Metam. 

Hom.  II.  893,  36;  vgl.  Kallim.  Hymn.  in  Iov.  13,  258.     Gruppe,  Gr.  Myth.  639,  5.  —  2)  Bei 

52.  in  Dian,  240.  Hesych.  s.  v.  ■jtQvliv)   haben,  Verg.  Aen.  9,  767  (Übersetzung  des  Verses  aus 

Gruppe,   De   Cadmi  fabula    (Progr.    d.  Askan.  Hom.  a.  a.  O.)  Genosse  des  Aineias,  von  Tur- 

Gymn.  Berlin  1891)  S.  6.     Gr.  Myth  60,  9.  10.  nus  getötet.  —  3)  Bezeichnung:  a)  desApollon: 

Irrtümlich  steht  im  Schol.  Find.  Pyth.  2,  127:  50  ccyoQyg  y.u11i%6qov  TtQvrccvig,   Simonides  Epigr. 

7TVQQL%r],  rjv  TiciQcc  KvntQLoi  g  cpnol  (seil.  Aristo-  164,  2  Bergk  P.  L.  34,  504  —  b)  des  Dionysos: 

teles)   TiQvXiv   Itysa&ca,   woraus    W.  H.    Engel,  sv&viiav    ovj.i7to6icov    ngiravig    Ion    (fr.    1,   14 

Kypros  1,  191  (vgl.  auch  G.  Hermann,  Opusc.  Bergk  2  4,  252)  bei  Athen.  10,  447  f.  av&QWTMov 

4,   290.      O.   Hoffmann,   Griech.   Dial.    1,   123)  (ä&avätav,  v.   Wilamowitz)   TZQvzavig,   Ion  (fr. 

weitere  Folgerungen  gezogen  hat;   es  ist  viel-  9,  4    Bergk.    24,  255)    bei    Athen.    2,  35  e.   — 

mehr  statt  itccQa.  KvnQioig  zu  lesen  nagee  Kgriai,  c)  der  Muse:  ylvxvTccrcov  itQvravig  v^ivcov,  Ano- 

Arist.    fr.    519    Rose.       Zur     Etymologie     von  nym.  (nach  Bergk  34,  710  fr.  80  Alkman)  bei 

nQvlig  =  TiQO-J-elig,  latein.  proelium,   s.  Fick,  Athen.  14,  633  a.  —  d)  des  Okeanos   s.  Proto- 

Wörterbuch  2S,  145.     Die  oben  erwähnte  Gabe  polites.  —  e)  des  Poseidon:  -noilcovi^av  iimcov 

der  Weissagung,  die  Prylis  besitzt,  hat  er  mit  60  7iqvtuv ig,  Stesichoros  (fr.  49  Bergk  3 4,  224)  im 

den    Kureten    gemeinsam,    s.   Bd.  2  Sp.  1604,  Schol.  Hom.  II.  6,  507.  —  f)  der  Sphinx:   Sv6- 

10  ff.     Nach  Lesbos   scheint  Prylis  von  Kreta  a^isgiuv  nQvravig,   Aeschyl.  (fr.  236)  bei  Ar  ist. 

über  Boiotien  gekommen  zu  sein,  Gruppe,  Gr.  Ran.    1287    und  das.    Kock.   —    g)   des   Zeus: 

Myth.  60.  296  f.     [Höfer.]  ßeegvoreeev  axtQOTtäv  hsquvvcöv  xs  nQvxavig,  Find. 

Prymneus  (IlQviLvzvg),  1)  ein  Phaiake,  Hom.  Pyth.  6,  24.    [iccxciQcov  nQvxuvig,  Aeschyl.  Prom. 

Od.  8,  112.     Pott,    Zeitschr.    f.    vergl.    Sprach-  169;  als  den  itQvxavig  ^Qvytog  ruft  ihn  Hekabe 

forschung  9  (1860),  172.  —   2)  Kuret  und  Be-  an,  Eur.  Trood,  488.  —  4)  Hestia  s.  Prytanitis. 

gleiter  des  Dionysos  auf  dem  Inderzuge,  Nonn.  [Höfer.] 


31 93                    Prytanitis  Psamathe                    3194 

Prytanitis  (IlQVTavirig),  Beiname  der  Hestia  Murr,  Die  Pflanzemcelt  in  d.  griech.  Mythöl. 

in  Naukratis,    Hermeias    bei  Athen.   4,    149  d  234  f.)  verwandelt  worden,  mit  deren  Blättern 

(F.  II  G.  2,  80,  2).     Premier,  Hestia-  Vesta  98.  jener   später  aus   Mitleid   die   Krone   der  Ari- 

Nach  Nilsson,   Gr.  Feste  429,  3   soll   sich   auf  adne  geschmückt  habe;  vgl.  0.  Jahn,  Archäöl. 

Vasenscherben  aus  Naukratis  eine  Votivinschrift  Beiträge  292  f.,   der  die  Annahme   von  Baoiä- 

an   Hestia   im  Amiual   of  the  Brit.  School  at  Bochette  a.  a.  0.  59  zurückweist,  dafs  auf  einem 

Athens  5,  53  ti".  linden.     Ich   habe   sie   am    an-  pompeianischen     Wandgemälde     (abg.     ebend. 

gegebenen  Orte  nicht  finden  können.     Gruppe,  pl.  3;  s.  jetzt  auch  Hclbig,  Wandgem.  Campän. 

Gr.  Myih.  1405,  1.    1862  (Index)  schreibt  statt  1237)  die  Nymphe,  die  den  Dionysos  der  schla- 

Prytanitis:  Prytanis.     [Höi'er.]  10  fenden   Ariadne    zuführt,    Psalakantha    zu  be- 

Psais  (WaCg),  griechische  Transskription  des  nennen  sei.      Willi.  Engel,  öuaestiones  Naxiae 

ägyptischen  Gottesnamens  Psai  (Sai)  oder  Psoi,  (Diss.   Göttingen   1835)    p.  tjO,    3    und    Baoul- 

Griffith,  Zeitschr.  für  aegypt.  Sprache  38  (1900),  Bochette  a.  a.  O.  zitieren  für  eine  weitere  Er- 

92  f.     Dieser  Gott  ist  ursprünglich  wohl  chtho-  wähnung    der    Psalakantha    Athen.    15,   684  f.: 

nisch,     worauf    die     griechische    Übersetzung  doch    findet   sich    doi't   nur  Ariadne   und   eine 

''Hqcov   (W.   Spiegelberg ,   Aegyptische  u.  griech.  (Göttin,   Nymphe)   Leukerea  ('?   s.  d.)   erwähnt. 

Eigennamen    11*    nr.   71)    oder   'Aycc&odaiyLOiv  [Höfer.] 

(E.  v.  Bergmann,  Sitzungsber.  d.  phil    hist.  Gl.  Psamathe  (Wu^.äd"r\),  1)  Nereide,  Hes.  Iheog. 

d.  k.Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  86  [1877],  412,  1;  260.    Apollod,  1,  2,  7.    Koun.  Dionys.  43,  360, 

über  den  Kult  des  mit  Sai  identifizierten  kya-  20  von    Aiakos    Mutter    des    Phokos   (s.  d.),  Hes. 

d-odcäucov    bez.     'Ayu&bg    dcdpcav    s.   Lumbroso,  Theog.  1004.     Bind.   Nem.  5,  13  (24)  u.  Schot 

L'Egitto   al    tempo   dei   Graect  et  dei   Bomaui  12.  21.     Paus.  2,  29,  9    (wo    ihr   Name    nicht 

17u.    Ausfeldt,  Bhein.  Mus.  55,  378.    A.  Schiff,  genannt  ist).     Anton.    Eiber.    38.       Dorotheos 

Festschrift  für  O    Hirschfeld,  377,  1.     Beitzen-  (Theodoros?,  Hübner  in  Scriptor.  Alex.  Magni 

stein,    Göttl.  Gel.  Nachrichten   1904,   318)    hin-  ed.    C.  Müller  p.  156)   bei  Plut.   Parall.   min. 

weist,  speziell  Erntegott,  der  oft  zusammen  mit  25.     Schol.  Eur.   Troad.  9  p.  347,  16  Schwarte. 

der  Erntegöttin  Qzouovd-ig  (Spiegelberg  a.  a.  0.  Schol.   u.    Tzetz.   z.  Lykophr.  53.     Schol.  Hom, 

12*  ff.)  genannt  wird.     Als  Erntegott  erhält  er  II.  2,  517.     Philostephanos  im  Schol.  Hom.  II. 

in  den   Gebeten    das    Beiwort    6    tgscpav    xr\v  16,  14.     Tzetzes  Exeges.  in  Iliad.  59,  27  Her- 

oixovutvriv,  Beitzenstein,  Poimandres  16.     Gott.  30  mann.     Wie  man  erzählte,  dafs  sich  Thetis  in 

G.  N.  a.  a.  O.  318,  3;  sein  Leib  ist  der  Erden-  einen  Tintenfisch  (ar^ia.)  verwandelt  habe,  um 

schofs,  sein  Haupt  das  Saatfeld,   Griffith,  The  sich    dem    Peleus    zu    entziehen  (Schol.  Apoll, 

demotic  magical  papynis  of  London  and  Leiden  Bhod.   1,  582.     Tzetz.   Lyk.    175.    178.     Etym. 

p.  42.     Beitzenstein,    G.  G.  N.  318,   3.     Er  er-  M.  s.  v.  Siimäg.      Tümpel,    Bemerkungen    zu 

scheint    später    auch    als    kosmische   Gottheit,  einigen  Fragen  d.  griech.  Beligiousgesch.  [Progr. 

deren   Name   auch   als   Personenname   oder  in  Neustettin  1887]  S.  11),    so    bildete  man   mit 

Zusammensetzungen  (z.  B.   neriipcag,    C.  I.  G.  Anspielung     auf    den    Namen     ihres    Sohnes 

3,   4980  If.     Parthey,   Aeg.   Personennamen   81)  (frwitog  die  Sage,   dafs  sich  Psamathe  in  eine 

begegnet,    O.   Steindorff,   Zeitschr.    für  aegypt.  Robbe  (q>m%T])   oder  in   einen  im  Seetang  le- 

ßprache  28  (1890),  51  ff.     W.  Spiegelberg  a.  a.  O.  40  benden  Fisch   (<pv%r\)  verwandelt  habe,   aber 

hl* ff.     Nach  v.   Bergmann   a.  a.  O.    erscheint  trotzdem   von   Aiakos   bezwungen  worden  sei, 

Sai   in  Gestalt  der  geflügelten  Sonnenscheibe,  Apollod.  3,  12,  6,  8.     Schol.   Eur.   Andr.    687. 

zwischen   deren   ausgebreiteten   Armen   die   zu  G.  Hermann,  De  myih.  Graec.  ant.  23.    H  D. 

neuem    Leben    erweckenden   Strahlen    auf  die  Müller,  Mythol.  d.  griech.  Stämme  1,  82  f.   Pott, 

Mumie  des  Osiris  fallen  (Champollion,  Pantheon  Philologus  Suppl.  2,  293.    Zeitschr.  für  Vö/ker- 

2,  277).     Über  die  Gleichsetzung  des  Sai  mit  psychologie  14  (1883),   160.      Keller,    Tiere  des 

dem  Erd- und  Nil gott  Chnum  und  anderen  Gott-  klass.  Altertums  200.     v.   Wilamoivitz ,  Homer. 

heiten,  insbesondere  dem  hellenistischen  Aimv,  Unters.    245,    9.      Grippe,    Gr.    Myih.    90,    7. 

s.  Beitzenstein,  G.  G.  N.  319  f.     [Höfer.]  Weniger  Bd.  3  Sp.  2413.  2414.    0.  Kern,  Phokos 

Psalakantha  (Wuläaciv&a).  Im  Anschlufs  50  der  Bobbengott  in  Archiv  f.  Beligionswissensch. 
an  einen  angeblichen  (Hercher,  Philologus  Suppl.  10,  (1907),  82  ff.  Aus  Rache  wegen  der  Errnor- 
1,  282)  Vers  des  Komikers  Eubulos  (Meineke,  düng  ihres  Sohnes  durch  seine  Halbbrüder  Pe- 
Com.  Graec.  3,  219  fr.  4  =  Kock  2,  174  fr.  28):  leus  und  Telamon  schickt  sie  einen  gewaltigen 
%ui  TlQOY.Xiovg  initoi  ylagav  ipalaY.av&ccv  ltdov-  Wolf  (nach  Forchhammer,  Hellenika  28  das 
civ  berichtet  der  unzuverlässige  Ptolem.  He-  Symbol  der  Überschwemmung),  der  unter  den 
phaest.  (Mythogr.  Westermann  191,  12  ff.  =  Herden  des  Peleus  wütet,  bis  sie  sich  schliefs- 
Phot.  Bibl.  150  a  27  ff.  Bekker),  Psalakantha  sei  lieh  durch  ihre  Schwester  Thetis  erweichen 
eine  Nymphe  iv  'Ixocqicc  rfj  vr\6(o  (iv  Aia  rf]  läfst  und  den  Wolf  versteinert,  Tzetz.  Lyk. 
vr\6co,  Baoul- Bochette,  Choix  de  peintures  de  175  (p.  447  M.)  901.  Eudocia  762  p.  563  Flach. 
Pompeibl,  2)  gewesen,  die  dem  Dionysos  bei- 60  Ov.  Met.  11,  366  ff.  380  f.  398  ff.  Möglicher- 
gestanden habe,  die  Gunst  der  Ariadne  zu  ge-  weise  ist  die  Mutter  des  Phokos,   des  Epony- 


r* 


winnen  unter  der  Bedingung,  dafs  er  auch  ihr  mos  der  Phoker,    ursprünglich  nicht  identisch 

seine  Liebe   schenke.     Voll  Erbitterung,   dafs  mit  der  gleichnamigen   Nereide,   sondern   die 

der  Gott  nicht  Wort  gehalten  habe,    habe  sie  Eponyme    der    boiotischen    Quelle    Psamathe, 

der  Ariadne  nachgestellt  und  sei   deshalb  von  Plin.  n.  h.  4,  12,  25.    Schol.  Nikand.  Ther.  887; 

Dionysos  in  die  gleichnamige  Pflanze,  der  man  Unger,  Thebana  Paradoxa  158 f.;  im  Schol.  Nik. 

die   Gabe   zuschrieb,   Sieg  und   Glück  zu  ver-  a.  a.  O.    wird   auch   eine  boiotische   Ortschaft 

leihen   (vgl.   Suid.   s.  v.    JTro^ffiafos  Kv&ijoiog.  Wa^u&og    erwähnt.     Nach    der  Dichtung    des 


3195                      Psamathe  Psamathe                      319& 

Euripides  {Hei.  6ff.)  hat  Proteus,  der  hier  als  various  Countries  ofthe  Fast  (zwischen  p.  410/11) 
ägyptischer  König  erscheint,  die  Nereide  Psa-  =  Mülingen,  Anc.  uned.  Monum.  I  pl.  A  1. 
mathe,  nachdem  diese  die  eheliche  Gemein-  =  Dubois  Maisonnetive  Introd.  Taf.  70,  1. 
schaft  mit  Aiakos  aufgegeben  hatte  (iiHziSr]  Auch  auf  manchen  anderen  gleichartigen  Dar- 
Hy.xq  acpijY.sv  Aicoiov),  geheiratet  und  mit  ihr  Stellungen  wird  man  trotz  der  fehlenden  Bei- 
den Theoklymenos  und  die  Eido  (später  The-  schritt  am  ehesten  an  Psamathe  denken;  vgh 
onoe  genannt)  gezeugt.  Raoul-Rochette,  Monuments  inedits  9. 

Neben  ^'a^d&ri   findet  sich  die  Form  Wcc-  Als   Personenname   findet  sich   Wa^d&a  in 

liä&sia  (Find.  a.  a.  U),  der  Aiid&sicc  (Hom.  II.  Hermione,  C.  I.  G.  1,  1211  p.  599.     Cauer,  Del.* 

18,  48  Hyg.  Fab.  praef.  p.   10,   19  Schm.)  ent-  10  61  p.  46.     Inscr.  Argol.  732,  4  Z.  16;   Waudfrri 

spricht;    denn   duct&og  ist  =  ipd^cc&og  (Hom.  als  Hetärenname,  (Lysias)  bei  Athen.  13,  586 e. 

Hymn.  in  Apoll.  439.    J.  Schmidt,  Zeitschr.  für  592  e,    und,    wie    andere    Nereidennamen,    als 

vergleich,  Sprachforschung  32  [1893],  362).    Zu  Name   eines  athenischen   Schiffes,   Kretschmer^ 

'Apd&sia  stellt  sich derNereidennaineBAMA©OS  Vaseninschr.   202.      Boeckh,   Staatshaushaltung 

auf  einer  Hydria   aus  Caere  mit   der  Darstel-  der  Athener  3,  93. 

lung    der    Prothesis    einer   Leiche    (wohl    des  2)    Tochter    des    Krotopos    (Kgöxiog,    Phot. 
Achilleus),  die  von  klagenden  Frauen  (Nereiden)  Lex,  s.  Y  Aivov^  eine  Form^  die  nach  E  Maafs 
umgeben  ist,    Cataloghi   del   Museo    Campana,  Hermes  31  [1896],  417  Anm.  1  ebenso  berech- 
Uasse  I     Serie  II,    nr.  2,    abg.    Annah    1864  tigt  ist,  wie  KgörcoTtog  und  nicht  mit  M.  Haupt, 
tav.  0.  P      Duruy,   Histoire  des  Grecs  1,  248.  20  0p.  3,  542  f.    Knaack,  Anal.  Alcxandr, Roman. 
Histoire  des  Romains  2,  132.    Pottier,  Vases  ant.  29  Anm.     Kalkmann,  Paus.  d.  Perieget  228,  2 
du  Fouvre  pl.  51  nr.  643.  Der  Name,  von  Lenor-  jn    Kgörconog   geändert   werden    darf),   gebiert 
mant  bei  A.  Dumont  und  Chaplaw,  Les  cera-  aus  der  Umarmung  des  Apollon   den  Linos  (s. 
miques  de  la  Grece  propre  1,  249,  8  (vgl    aber  Bd.  2  Sp.  2054),  den  sie  aus  Furcht  vor  ihrem 
auch  259,  4)  «Papaflij,  von  Dumont  a.  a.  O.  417  yater  aussetzt,  Paus.  1,  43,  7.    Intp.  Serv.  Verg. 
(Index)  ( Apad-oia    gelesen    (über    die    frühere  Eci  ^  56      Lact  Plac   ad  Stat   Theh_  ^  570 
Lesung  AXa&o  s.  Bd.  1  Sp.  1818  unter  Halatho  6?  64.     Die  Sage  war  ausführlich  behandelt  in 
und  Cauer,  Fei.2  74.    Conze,  Annali  1864,  188),  den   Alna   des    Kallimachos,    auf  den    Statins 
lautet  vielmehr  A^a&mi   (Benndorf,    Griech,  u.  (Theo.  1,  570  ff.),  Pausanias  (vgl.  jedoch  auch 
Steil,  Vasen  p.  6  nr.  8.   F.  Kretschmer,  Zeitschr.  f.  30  Kalkmann,  Pausanias  211.     K.  Seeliger,  Fest- 
vergl.  Sprachforsch,  29  (1889),  170.    Die  griech,  schrift  f.  Overbeck  44)  und  Konon  (19)  zurück- 
Vaseninschriften   22  nr.   24.     Blafs  bei  Collitz  gehen    nach    Knaack   a.  a.  O.    14  ff.;    vgl.    E. 
3137.     J.  Schmidt  a.  a.  0.  363.     Wilisch,  Die  Dittrich,   Callimachi  Aetior.  lib.  I  in  Jahrb.  f. 
altJcorinth,   Thonindustrie  158   nr.  30)  und   ge-  Mass.  Phil.  Suppl.  23,  178  ff.     U.  Hoef er,  Konon 
hört    trotz    des    schwer    zu    erklärenden    aber  38  f.     Nachdem   Linos    bis    dahin    von   Hirten 
durch    andere   Analogien    gestützten   h   —   E.  aufgezogen    in    einem  Alter    von    vier   Jahren 
Maafs,   hidogerm.   Forschungen  1   (1892),    168  (Kallimachos)    von    Hunden    zerrissen    worden 
deutet  kfm#G>,  wie  er  liest,  als  das  'zusammen  war,  wurde  der  Fehltritt  Psamathes,    die  also,, 
mit   anderen   laufende'   flinke  Wassermädchen  wie    anzunehmen  ist,    in   einer   gewissen   Ver- 
—  zu  äiMx&og,   ist  also  synonym  mit  A^id&sicc  40  bindung    mit   Linos    und    seinen   Pflegern    ge- 
=   Wcciidd-8ia,    J.    Schmidt    a.    a.    0.   363.      P.  blieben  sein  rnufs,  infolge  ihres  Schmerzes  und 
Kretschmer,  Zeitschr.  a.  a.  0.  170.     Gr.    Vasen-  ihrer  Trauer  dem  Krotopos  offenbar,  und  dieser 
inschr.  49 f.;   vgl.    W.  Schulze,   Quaest.   Epicae  verurteilte   sie  im  Glauben,   dafs  ihre  Angabe, 
261  Anm.     Die  Form  VEMAOE  findet  sich  auf  den   Sohn   von   Apollon   empfangen   zu  haben, 
einem  rtfgr.  Aryballos  in  Neapel  (Heydemann  auf  Lüge  beruhe,  zum  Tode,  Konon  19;   nach 
3352  p.  599  f.  mit  weiteren  Litteraturangaben)  Ov.  Ibis  573  f.  und  Schol.  z.  d.  St.  liefs   er   sie 
mit  der  Darstellung   eines   sonst  unbekannten  lebendig   begraben.     Zur  Abwehr  der   deshalb 
Mythos  (vgl.  Bd.  3  Sp.  249,  47  ff.),  J.  Schmidt  von  Apollon  gesendeten  Pest  befiehlt  das  Orakel, 
a.    a.  0.  360.      Kretschmer,    Zeitschr.   a.   a.   0.  Linos  und  Psamathe  zu  versöhnen,  Konon  a.a.O. 
a.  a.  0.  409.     Gr.   Vaseninschr.  117  f.                  50  Bd.  2    Sp.  2054,   44  ff.     Nilsson,    Griech.   Feste 
Sonst  erscheint  W<x[id&n  —    a)  in  Verkehr  435  ff.     In  Argos    befand    sich    das   Grab   des 
mit   Nereus   und    anderen   Nereiden    auf   dem  Linos  und  der  Psamathe,  Paus.  2,  19,  8,   und 
Skyphos   des  Xenotimos,   s.   Ploto.    —    b)  mit  auf  dem  Grabmal  des  Koroibos  zu  Megara,  des 
Nereiden    (fragmentiert)    auf    einem    Glocken-  Bezwingers  der  von  Apollon  zur  Strafe  für  den 
krater  in  der  Arch.  Sammlung  der  Universität  Tod  des  Linos  gesendeten  Poine  (Bd.  2  Sp.  1154. 
Wien,    Wiener    Vorlegeblätter   1890/91    Taf.   9.  Bd.  3    Sp.  2603,    57  ff.),   befanden    sich    ilsytlcc 
Kretschmer,   Vaseninschr.  201  Anm.  12.  —  Die  .  .  .  ig    Wajidd-riv    %al  .  .  .  KÖQOißov,    Paus.  1, 
folgenden  Darstellungen  zeigen  Psamathe  beim  43,  8.     Anth,  Pal.  1,  154.     Nach   Welcher,  Kl. 
Ringkampf    zwischen    Peleus    und    Thetis:  —  Schriften    1,    17    sollen    die    Namen    Krotopos 
c)  rtfgr.  Krater  in  Würzburg,  F.  Urlichs,  Ver-  60  rSchlägiing'    und    Psamathe    fSand'    sich    auf 
zeichnis   der  Antikensamml.    Würzburg  3,  397.  den  Brauch  beziehen,  bei  Trauer  (im  vorliegen- 
Campanari,  Collezione  Feoli  nr.  100.     C.  I.  G.  den  Falle  um  Linos)  sich  die  Brust  zu  schlagen 
4,    8354.      Franz    Winter,    Die  jüngeren    att,  und  das  Haupt  mit  Sand  zu  bestreuen.    Näher 
Vasen  71,  XV,  1.     Overbeck,  Heroengallerie  196  liegt  wohl,  bei  Psamathe  an  die  gleichnamige 
nr.  44  Taf.  8,  7  =  Mon.  d,  I.  1,  38.  —  d)  Vasen-  Quelle  in  Argos   (Plin,  n.  h.  4,  9,  17.     Unger, 
fragment   (die  Figur   der  Psamathe  nicht    er-  Theb.  Farad.  407)  zu  denken :  ihr  Kind,  die  auf- 
halten),   C.  J.  G.  4,  8353.      Overbeck   a.   a.   0.  blühende  Vegetation  (Greve  Bd.  3  Sp.  2062,  47. 
191  ff.  nr.  38  Taf.  8,  1  =   Walpole,   Travels  in  Nilsson    a.  a.  0.   438,    1),    verwelkt    unter  der 


3197                     Psaniatkos  Psithyros                      3198 

Gluthitze  des  Sommers,  wie  sie  selbst  versiegt  es   bedenklich,    aus   dem  Beinamen   Psilax   = 

(vgl.  Sdiol.  Ov.  Ibis  a.  a.  0.:   Orotopus;  filiam  cder  Geflügelte'  oder  vielmehr  nach  Pausanias 

in  terram   infodit).     Gruppe,  Griech.  Myth.  cder  Beflügelnde'  auf  eine  Darstellung  des  ge- 

90,  8.    98,  10    hält   unsere    Psamathe    für    ur-  flügelten  Dionysos  (mit  Vogel  oder  Schmetter- 

sprünglich    identisch    mit   Psamathe   (s.  nr.  1),  lingsflügeln   an   den  Schläfen)   in   Amyklai   — 

der  Mutter  des  Phokos.     [Höfer.]  denn  eine  solche  singulare  Form  der  Bildung 

Psamathos?  {Wäuaftog?),  nach  Welcher,  Kl.  würde  Pausanias   sicherlich  nicht  stilisch wei- 

Schriften  1,  17  Anm.  22  Bruder  des  Linos  (vgl.  gend  übergangen  haben  —  und  auch  anderswo 

Psamathe  2).  Die  Belegstelle  ist  nicht  angegeben  zu  schliefsen,   s.  E.   Ihraemer  Bd.  1  Sp.  1152, 

und  mir  unauffindbar.     [Höfer.]                               10  40  ff.,  wo  noch  hinzugefügt  werden  kann  E.  de 

Psekas  (Wsxdg),   dienende  Nymphe  der  Ar-  Chanot,   Gazette  arch.  1   (1875),    110  ff.   pl.  28. 

temis,   Ov.  Met.  3,  172.     Der  Name  (if>sxdg  =  Zur  Deutung   des   Namens  Psilax   zieht   Wide, 

Tropfen)  ist  gewählt  mit  Rücksicht  darauf,  dafs  Lakonische    Kulte    162    (nach    dem    Vorgange 

bei    den   Römern   Psekas    der   stehende  Name  W.  Poschers  in  Curtius,  Stud.  z.  griech.  u.  lat. 

für  die  Zofe  war,   die  mit  wunderbarer  Kunst  Gr.  2  S.  423  f.,  der  die  Erklärung  des  Pausanias 

wohlriechendes    "Wasser   aus    dem    Munde    auf  verwirft)     die    lakonische    Glosse    bei    Suidas 

die  Haare  ihrer  Gebieterin  im  feinsten  Staub-  heran:  iiiiXsvg'  in   ay.gov  %ogov  iardiisvog'  o&sv 

regen   spritzte,    luven.    6,    491    und   Schol.    (in  v.al   cpiXöifnXog  nocgu  AXy.uüvi    (fr.  152   Bergk 

der    Ausgabe    von    Jahn-Bueeheler;    vgl.    das  34,  77),   rj   tpiXovoa   in    u%gov  %ogov   i6tccg&cci, 

Cor nutus- Schol.   im   Philologus  53  [1894],   524.  20  und   erklärt  demnach  den  Dionysos  Psilax  als 

Caelius  bei  Cic.  Epist.    ad  fam.  8,    15.     C.  A.  "6    in     uv.gov    %ogov    xütv    Bu-a^cqv   iatdusvog\ 

Böttiger,  Säbina  1,  123.  145).     Auch  als  Spitz-  wozu   er  den  Dionysos  MsXnousvog  (s.  d.)  und 

name  für  einen  Menschen,  der  beim  Sprechen  den  Apollon  Movauyirng  vergleicht.     Daneben 

sein  Gegenüber   ansprudelt,   wurde  Wwdg  ge-  erinnern  Poscher  und  Wide  a.  a.  0.  162,  1  auch 

braucht,  Arist.  Acharn.  1150  und  Schol.  Suid.  an  die  iplXivoi  genannten  Kränze  aus  Palmen- 

s.  v.   Wsvdg.     [Höfer.]  blättern,  die  bei  dem   apollinischen  Feste   der 

Pseras  (Wvgug),  Freier  der  Penelope,  Apollod.  Gymnopaidia     in     Sparta     getragen     wurden, 

Epit.  7,  28;  nach  Papadopulos-Kerameus  Wvgäg  Sosibios  (F.  H.  G.  2,  626)  bei  Athen.  15,  678  b. 

zu  schreiben.     [Höfer.]  Nach  Lobeck,  Phrynich.  435,    der  Jtowoov  .  . 

Pseudanor  (Wsvddvcog) ,  Beiname   des   Dio-  30  Wik&v  liest  (überliefert  ist  ipiXdv.uv,  ipiXuv  nul, 

nysos   in   Makedonien,   Polyainos  4,  1 :    s.  das  nxiXav  v.ul  u.  s.  w.,  die  Lesart  ipiXaxu  stammt 

Nähere  Bd.  2   Sp.  2972,    wo    auch    die   Kult-  von    Porsori),    würde    der   Beiname   Xstoyivsiog 

legende,    die    sich   wahrscheinlich    schon   bei  (imberbis)  bedeuten,   wobei  freilich  die  Erklä- 

Kallimachos  fand,    erzählt  ist,    Welcker,  Nach-  rung   des    Pausanias   unberücksichtigt    bleibt. 

trag  zur  Aeschyl.    Trilogie  202.   220.     Lobeck,  [Höfer.] 

Aglaopham.  292  e.  Gruppe,  Griech.  Myth.  904,  2.  Psithyristes  s.  Psithyros. 

Nach    Otto    Hoffmann,    Die    Makcdonen,    ihre  Psithyros   (Wi&vQog).     Das   Wesen   des  für 

Sprache   n.   ihr   Volkstum   94    birgt   sich  unter  Athen  bezeugten  Heros  Psithyros  (Hesych.  s.  v. 

WtvdäviöQ   höchst  wahrscheinlich    ein    einhei-  ipL&vga)  sowie  derjenigen  Götter,  die  die  Epi- 

mischer    Name    des    makedonischen    Dionysos  40  klesis  ipi&vgog  bez.  ipt&vQiGTTJs  (s.  unten)  führen, 

von  demselben  Stamme,    der   in    der   makedo-  wird  erläutert  durch  den  aus  einem  Epigramm 

nischen  Bezeichnung    der   Silene    als  UaväSai  aus  Lindos  bekannt  gewordenen  Kult  des  Psi- 

(Hesych.  A.  Fick,  Vorgriechische  Ortsnamen  65)  thyros    (Kinch   in    Oversigt   over   det   kongelige 

vorliegt,  ein  Name,  der  dem  thrakisch-phrygi-  Danske    videuskabemes   selskabs    forhandlinger 

sehen  Savadios  (Sevadios),  Zccßä£iog  (Zeßdttog)  1904,  67  f.    Berl.  Phil.  Wochenschr.  1904,  1150. 

entspricht  und  von   den  Griechen  volksetymo-  Hiller  v.  Gaertringen,  Arch.  Am.  1904,  185  f.), 

logisch  in  WsvdävaQ  umgestaltet  wurde.     Zur  den   Usener,  Phein.  Mus.  59  (1904),  623  f.  (vgl. 

Erklärung  des  letzteren  Namens  und  der  Be-  auch  Götternamen  267  f.     Sudhaus,  Archiv  für 

Zeichnung  der  Bakchen  als  Mimallones  scheint  Peligionswissenschaft  9   [1906],    189)    gedeutet 

dann    die    oben    erwähnte    Legende    erfunden  50  hat.     Der  Tempel  des  Psithyros  lag  nahe  am 

worden  zu  sein.     [Höfer.]  Tempel  der  Athena  Lindia,  und  wer  den  letz- 

Psendopaideia   (Wsvdoncaösla) .    die   perso-  teren    betreten    wollte,    opferte    zunächst    im 

nifizierte  falsche  Gelehrsamkeit,  Afterbildung,  Tempel   des  Psithyros  eine  Drachme,   um  sich 

auf  dem   Pinax   des  Kebes  (c.  10.  11.  21.  22).  des  Erfolges  seines  Opfers  und  Gebetes  an  die 

[Höfer.]  Burggöttin    zu    versichern.     So    erscheint  Psi- 

Psilax   (WiXag),   Beiname    des    Dionysos   in  thyros  hier  gewissermafsen  als  Mittler  zwischen 

Amyklai:    ipiXct    ydg    -AaXovaiv    ol    Jcogislg    zu  Athena   und    denen,    die    sich    ihr   nahen;    ur- 

nrsgä,  av&gwnovg  öh  oivog  incdgsi  rs  xort  ceva-  sprünglich  aber  steht  hinter  ihm  sowie  hinter 

•Aovyi&i    yvcbiivv    ovSiv    xt    r\66ov    ?)    '6gvi%ag  dem  athenischen  fHeros'  gleichen  Namens  ein 

ntsgd,   Paus.  3,  19,  6.      Man   kann   wohl    mit  60  alter    Sondergott.     Während   Hiller   v.    Gaert- 

Sicherheit    annehmen,    dafs    die  Deutung    des  ringen  a.  a.  O.  186   den    Psithyros    aktiv    auf- 

Pausanias  von   dem  Dionysos  Psilax   als   des  fafst  als   den,   der  dem  Fragenden   seinen  Be- 

durch   den  Wein  das  Herz   der   Menschen   er-  scheid  ins  Ohr  flüstert,  erklärt  ihn  Usener,  Ph. 

hebenden  Gottes  (vgl.  Xv6t[iegi[ivog,  Anih.  Pal.  Mus.  a.  a.  O.    passiv    als    den,    cdem  man   zu- 

9,  524,  12;  Xvainovog,  Oppian  Kyn.  4,  254;   6  flüstert'.    Für  diese  Erklärung  spricht  zunächst 

Xvaicpgcov   6   Avaiog,    Auakreont.   47,   2    Bergk  der  ganz  analoge  Brauch,  den  Paus.  7,  22,  2  f. 

34,  325)  nicht  die  ursprüngliche  ist;  vgl.  Creuzer,  von   den  bei   Befragung   des  Hermes  Agoraios 

Symbolik  und  Mythologie  3,   435.     Ebenso   ist  in  Pharai  in  Achaia  üblichen  Ceremonien  be- 


3199                     Psoloeis  Psychagogos                  3200 

richtet:  der  Orakelsuchende  legt  nach  einem  202)  die  Frauen  'OXsiat  nennen,  das  Plutareh 
Räucheropfer  ein  Geldstück  (wie  beim  Psithyros  als  r  Verderberinnen'  (olov  olocä)  erklärt,  treten, 
eine  Drachme)  auf  den  Altar  xccl  igcorä  ngbg  was  richtiger  ist,  Wentzel  bei  Pauly-Wissowa 
tu  ovg  rbv  &söv  u.  s.  w.  Dann  wird  auch  1,  896,  3.  Welcher,  Aesch.  Trilogie  591.  Nach- 
rnit  Bezug  auf  die  Aphrodite  Wi&vQog  in  Athen  trag  zur  Aesch.  Trilogie  193  Anm.  3.  Toepffer, 
dieser  Brauch  ausdrücklich  bezeugt  von  (dem  Att.  Genealogie  189  f.  Gruppe,  Gr.  Myth.  80. 
Atticisten)  Pausanias*)  bei  Eust.  ad  Hom.  Od.  P.  Friedlaender,  Argolica  38  für  die  Schreibung 
1882,  2:  £%ocIhto  ös  tyiQ-vQog  diu.  tö  rag  £v-  Aioltlca  an  und  erklären  dies  entweder  als 
%outvag  avtfi  itQog  tö  ovg  liysiv.  Neben  die  Aiolerinnen,  die  Nachkommen  des  Aiolos, 
Aphrodite  Ps.  wird  von  Pausanias  a.  a.  0.  noch  io  wie  Minyas,  der  Vater  der  Minyaden,  ausdrück- 
"Egcog  ipi&vQog  und  vielleicht  (Mor.  Herrn.  Ed.  lieh  Aloliöng  {Apoll.  Bhod.  3,  1094  und  Schöl.) 
Meier,  Opusc.  acad.  2,  105.  E.  Sehwabe,  Aelii  heifst,  oder  im  Gegensatz  zur  Bezeichnung  ihrer 
Dionysii  et  Pausaniae  Attic.  fr  gm.  220)  auch  Männer  als  Psoloeis  als  rdie  Glänzenden,  Strah- 
rEQiu)g  Wi&vQLOrrig  genannt,  dessen  Erwähnung  lenden',  oder  leiten  es  von  der  bunten  Nebris 
man  hier  nur  ungern  vermifst,  da  auch  sonst  her.  Daneben  hält  Gruppe  a.  a.  0.  841,  3  auch 
diese  drei  Gottheiten  vereint  genannt  werden,  die  Herleitung  von  aiö/.og  c rasch,  beweglich' 
Harpokration  p.  186,  24  ff.  BekTcer,  Anecd.  317,  (Buttmann,  Leosilogus  2 2,  73  ff.  P.  Stengel,  Tavs- 
11  ff.  Suidas  s.  v.  ipi&vQicri]g  'EQuf]g  und  s.  v.  &hux6v  zum  Buttmannstage  [1899],  S.  25 f.  für 
ipi&vQiotov  'Egpov ;  letzterer  auch  noch  bei  möglich,  so  dafs  Aioisiai  c  die  Schnellen '  be- 
(Demosth.)  in  Neaeram  39  p.  1358.  Der  Kult  20  deuten  würde,  wie  Gviadsg,  Soßädtg  u.  s.  w. 
dieser  drei  Gottheiten  wird  an  den  genannten  [Höfer.] 
Stellen  auf  Theseus  zurückgeführt;  die  Erklä-  Psophidios?  (Wacpidiog?).  Aus  Paus.  8,  24, 
rungen  aber,  die  daselbst  gegeben  werden  2,  wo  bei  Gelegenheit  der  arkadischen  Besie- 
(entweder  von  den  Verleumdungen,  die  Phaidra  delung  der  Insel  Zakynthos  berichtet  wird,  dafs 
dem  Theseus  gegen  Hippolytos  zugeflüstert  die  Akropolis  von  Zakynthos  Psophis  genannt 
habe,  oder  weil  die  Leute  sich  an  den  Bild-  sei  fuTt  vtxvalv  ig  ri]v  v\\6ov  i-jttQCiiwQ'i}  TtQüzog 
säulen  dieser  Götter  getroffen  und  sich  leise  v.al  iyinxo  olyaaxqg  ävi]Q  Wcacpldiog  Zäv.vv&6g 
ihre  Geheimnisse  mitgeteilt  hätten),  sind  wert-  rs  ö  Aagdärov'  hat  man  (z.  B.  noch  O.  Hoff- 
los. Zu  Aphrodite  ipi&vpog  vgl.  noch  Sudhaus  mann  bei  Collitz,  TJialektinschr.  2,  172)  zwei 
a.  a.  O.  195  und  Aesch.  Suppl.  1042  (ips&vQol  30  Söhne  des  Dardanos  (über  die  arkadische  Dar- 
kcpQo8itr}g).  Engel,  Kypros  2,  358  bezog  den  danossage  s.  Thraemer  bei  Pauly-Wissowa  4 
Beinamen  der  Aphrodite  auf  das  heimliche  Sp.  2169,  55  ff.)  Psophidios  und  Zakynthos 
Liebesgeflüster;  auch  Immerwahr,  Kulte  und  herausgelesen,  während  doch  schon  der  Singu- 
Mythen  Arkadiens  1,  96  legt  der  Verbindung  lar  tyivzTO  oi-Kiatrjg  darauf  hinweist,  dafs  mit 
des  Hermes  apL&vQiorrig  mit  Aphrodite  erotische  Schubart  z.  d.  St.  bei  Paus,  zu  lesen  ist  ccvtjq 
Bedeutung  bei.  W.  Vischer,  Epigr.  u.  archäol.  WoicpiStog,  Zäuvv&og  o  z}ccq$ö.vov.  [Höfer.] 
Beiträge  aus  Griechen!.  8  =  Kl.  Schriften  2,  Psophis  (Wä>cpi,g,  Wacpig).  Als  Eponymen 
15  (vgl.  Jahrb.  für  Mass.  Phil.  TS  [1856],  80.  der  arkadischen  Stadt  Psophis.  die  früher  #tj'- 
Welcker,  Gr.  Götterlehre  2,  460,  149)  wollte,  ysia  hiefs,  werden  genannt  1)  Wcocpig,  Sohn  — 
wenigstens  für  Hermes,  den  Beinamen  ipi&v-  40  a)  des  Lykaon,  Steph.  Byz.  s.  v.  Wcaqiig  — 
oi6Ti]g  in  der  Bedeutung  von  §6hog  fassen.  b)  Sohn  des  Arrhon,  eines  Nachkommen  des 
Doch  wird  die  oben  gegebene  Deutung  auch  Nyktimos,  Paus.  8,  24, 1.  Kalkmann,  Pausanias 
empfohlen  durch  den  Bd.  1  Sp.  734,  33  ff.  s.  v.  d.  Perieget  266  f.  In  der  von  Paus,  angegebenen 
Aures  besprochenen  Brauch,  den  c Öhren'  von  Geschlechtsfolge  (Nyktimos,  Periphetes,  Par- 
Gottheiten  nach  Erhörung  eines  Gebetes  u.  s.  w.  thaon  [codd.  TlaQ^giav],  Aristas,  Erymanthos, 
Weihungen  darzubringen.  Furtivängler  hat  Arrhon)  scheint  mit  Claviez  (vgl.  Hitzig-Bluem- 
Bd.  1  Sp.  1353,  1  ff.  das  Sp.  1351/52  abgebildete  ner  zu  Paus.  a.  a.  O.)  zwischen  Periphetes  und 
Terrakottarelief  auf  einen  Kult  bezogen,  in  Nyktimos  (codd.  Tttoixfnqxov  tov  ivvnriiiov,  oder 
dem  mit  Hermes  und  Aphrodite  zusammen  itb Qicpijrov  (pQovvny.ti\iov  bez.  cpqovvvktulov)  der 
auch  Eros  verehrt  worden  sei;  es  sei  wenigstens  50  Ausfall  eines  Namens  angenommen  werden  zu 
daraufhingewiesen,  dafs  an  den  obigen  Stellen  müssen;  Schubart,  Praefat.  XIII  schiebt  IIoq- 
diese  drei  Götter  mit  der  gemeinsamen  Epi-  cpvpi<av  ein.  —  2)  Wcocpig,  Tochter  —  a)  des 
kiese  Psithyros  bez.  Psithyristes  verbunden  er-  Xanthos,  eines  Sohnes  des  Erymanthos,  Paus. 
scheinen.  [Höfer.]  8,  24,  1  —  b)  des  Eryx,  des  Herrschers  in 
Psoloeis  (WoloEig),  Bezeichnung  der  Männer  Sicilien,  Gattin  des  Herakles,  die  von  diesem 
der  Minyaden  in  Orchomenos,  die  cRufsigen,  schwanger  bei  seinem  Gastfreunde  Lykortas  in 
Trauernden',  so  genannt  nach  der  Trauerklei-  Phegeia  zurückgelassen  wurde  und  dort  den 
düng  (ßvOHUttTovvxsg  vitb  Ivnng  v.al  nsv&ovg),  Echepbron  und  Promachos  gebar,  die  ihrer 
während  ihre  Frauen  Alolslcu  hiefsen,  Plut.  Mutter  zu  Ehren  die  Stadt  Psophis  (zur  Er- 
Quaest.  Graec.  38.  Das  Nähere  s.  bei  F.  A.  60  innerung  an  die  sikilische  Heimat  der  Psophis 
Voigt  Bd.  1  Sp.  1053  41  ff.  Sp.  1054,  51.  Bapp  daselbst  Kult  der  Aphrodite  'EQvmvrj,  Paus. 
Bd.  2  Sp.  3015.  Während  aber  diese,  wie  auch  8,  24,  6)  nannten,  Paus.  8,  24,  2.  7.  Charax 
ich  Bd.  3  Sp.  830,  38  ff,  und  Nilsson,  Gr.  Feste  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  ^ijysicc  (mit  der  Ergänzung 
273.  Weniger,  Archiv  für  Beligionswissenschaft  von  Meineke).  Steph.  Byz.  s.  v.  Wcocpig.  Kalk- 
10  (1907),  67  (vgl.  Buttmann,  Mythologus  2,  mann  a.  a.  O.  171  f.  (vgl.  267,  1).  v.  Baudissin, 
*•>  rp-      ,w  D    7.n".      ,1  9-51  ßQ  an „i .  v  .*„/*„•„.  Studien  zur  scmit.  JBeTifliowsflescÄ.  2,  197  f. 

*)  Tümpel  Dei  Pauly-\\ issowa  1,  lioi,  6»  sagt:  hustatnios  j          j                i  rTj-i1 

eitlere  'fälschlich,  aus  Pausanias'' .  —  Da  scheint  eine  Ver-  I  rlOier.J 

wechslung  mit  dem  Periegeten  vorzuliegen.  PsycbagOgOS    S.    Psy  cho  pompös. 


3201       Psyche  (Litteratur,  Etymol.)  Psyche  (b.  Homer)               3202 

Psyche  (Wv%ri).  Zum  ganzen  Artikel  vgl.  vor  i/w%tj,  das  allein  in  den  Hades  eingeht,  Namen 
allem  E.  Rohde,  Psyche*,  1  u.  2.  Freiburg  i.  B.  und  Wert  der  vollen  Persönlichkeit,  des  'Selbst' 
1898;  ferner  0.  Jahn,  Arch.  Beitr.  (1847)  S.  121  des  Menschen  zugestanden.  Doch  wenn  man 
bis  197.  Alex.  Conze,  De  Psyches  imaginibus  nun  geschlossen  hat,  der  Leib  sei  der  'eigent- 
quibusdam,  Diss.  Berlin  1855.  Rieh.  Hirsch,  liehe  Mensch'  oder  anderseits  vielmehr  die 
De  animarum  apud  antiquos  imaginibus,  Diss.  tyv%r\  sei  es  (die  erste  Meinung  ist  die  von 
Leipzig  1889.  Georg  Weicher,  Der  Seelenvogel  Nägelsbach,  die  andere  vertritt  Grotemeyer),  so 
m  der  alten  Literatur  und  Kunst,  Leipzig  1902 ;  hat  man  in  jedem  Fall  die  eine  Hälfte  der 
ferner  vgl.  die  Artikel  Psyche  bei  Baumeister,  Aussagen  unbeachtet  oder  unerklärt  gelassen. 
D.  d.  kl.  A.  (3)  S.  1423—1428  und  bei  Darem-  10  Wie  E.  Bohde  gesehen,  der  für  das  Folgende 
berg  et  Saglio,  Dict.  4,743 — 750  (Georges  Nicole).  unser  Hauptgewährsmann  ist  (vgl.  Psyche3  1, 
Weitere  Literatur  bei  den  einzelnen  Abschnitten,  5  ff.)  lehren  die  einander  scheinbar  wider- 
namentlich zum  Abschnitt  „Psyche  mit  Eros".  sprechenden  Ausdrucksweisen,  dafs  sowohl  der 
Sprachliches.  Etymologisch  gehört  ipvxrj  sichtbare  Mensch  (der  Leib  und  die  in  ihm 
zu  Tpv%co,  wie  &qxv  zu  üq%co,  q)vr\  zu  cpvco,  cpvyrj  wirksamen  Lebenskräfte),  als  auch  die  dem 
zu  cpsvyca  u.  s.  w. ;  tyv%a>  aber  bedeutet  'ich  Leib  innewohnende  ipvxrj  als  das  'Selbst'  des 
hauche',  vgl.  z.  B.  Hom.  11.  20,  440  r\%a  ybälu  Menschen  bezeichnet  werden  können,  mit  andern 
tpv^txaa,  wo  ein  ganz  gelindes  Blasen  der  Athene  Worten,  dafs  der  Mensch,  nach  homerischer 
genügt,  den  Speer,  den  Hektor  gegen  Achill  ent-  Auffassung,  zweimal  da  ist,  in  seiner  wahr- 
sandt,  zurückfliegen  zu  lassen;  weiter  bedeutet  20  nehmbaren  Erscheinung  und  in  seinem  unsicht- 
tpv%(a  auch  'ich  kühle',  vgl.  ipv%og  n.  Kühle,  baren  Abbild,  das  frei  wird  erst  im  Tode. 
ipv%g6g  kalt,  frisch,  ipvaxrjQ,  ipvysvg  Küblgefäfs  Eine  solche  Vorstellung  aber,  nach  der  im 
u.  s.  w.,  und  wird  so  von  G.  Curtius,  Grund-  lebendigen  Menschen  wie  ein  fremder  Gast  ein 
Züge  d.  griech.  Et.6  509.  702  zu  einer  Wurzel  schwächerer  Doppelgänger,  ein  'Alter  ego'  als 
spu,  sphu  gestellt,  vgl.  auch  Prellwitz,  Et.  Wb.  ipvxrj  wohnt,  ist.  wie  dies  namentlich  Herbert 
d.  gr.  Spr.2  S.521.  Also,  wie  in  andern  Sprachen  Spencer  ergründet  hat,  der  Glaube  der  sog. 
die  Benennung  der  Seele,  so  bezeichnet  auch  Naturvölker  der  ganzen  Erde,  so  auch  der 
das  griech.  ipv%rj  eigentlich  etwas  Hauchartiges,  zivilisierten  Völker  alter  Zeit.  Nichts  anderes 
den  Hauch,  den  Atem,  vgl.  nvsv^ix  und  lat.  als  ein  solches  das  sichtbare  Ich  des  Menschen 
Spiritus  zu  spirare,  animus,  anima  zu  uvs\iog,  30  wiederholendes  el'äcoXov  und  zweites  Ich  sind 
hebr.  PFH  (mach),  ds:  (nephesch)  und  nttia:  der  ursprünglichen  Bedeutung  nach  die  Genii 
(neschämäh),  skr.  ätmäu  Hauch,  Leben,  Seele,  bzw.  Iunones  der  Römer,  die  Fravaschi  der 
abd.  ätum  Atem  Geist,  nhd.  Atem,  Odem  Perser,  das  Ka  der  Aigypter.  Zumal  aus  den 
(griech.  ax^iög  Dampf,  Dunst,  Rauch),  Kluge,  Erfahrungen  eines  scheinbaren  Doppellebens 
Et.  Wb.  d.  deutschen  Spr.6  S.  22,  vgl.  Unland:  im  Traume,  in  der  Ohnmacht  und  Ekstase  hat 
'Deines  Geistes  hab' ich  einen  Hauch  verspürt'.  man  geschlossen  auf  das  Dasein  eines  zwie- 
Vgl.  u.  a.  noch  Nägelsbach,  Hom.  Theolr  380.  fachen  Lebendigen  im  Menschen,  eines  im 
W.  H.  Röscher,  Hermes  der  Windgott,  Leipzig  lebendigen  Menschen  hausenden  Doppelgängers. 
1878,  S.  54  ff.  Manuk  Abeghian,  Der  arme-  Wenn  der  Mensch  todähnlicher  Erstarrung  ohne 
nische  Volksglaube,  Diss.  Jena  1899,  S.  8  f.  40  Traumerlebnisse,  d.  h.  einer  Ohnmacht,  verfällt, 
H.  Meltzer,  Die  Vorstellungen  der  alten  Grie-  so  hat  ihn  die  tyv%r\  verlassen,  daher  dieser 
chen  vom  Leben  nach  dem  Tode  (Virchow-  Zustand  bezeichnet  wird  als  Xsuroibvxicc,  auch 
Holtzendorff,  Vorträge  N  F.  15,  347)  S.  6  f.  IsiTto&viiia,  vgl.  H.  5,  696  (von  Sarpedon),  22, 
0.  Schrader,  Sprachvergleichung  und  Ur-  467  (von  Andromache),  auch  Od.  24,  348  (ceno- 
geschichte3  2,  427 f.  E.  Bethe,  Rhein.  Mtis.  N.  F.  ipvxovxa,  von  Laertes).  Für  dieses  Mal  kehrt 
62,  1907,  461  f.  Seit  Aristoteles  ist  ipvxrj  auch  nun  die  ipvxrj  wieder  zurück,  und  mit  ihr  „wird 
nachweisbar  in  der  Bedeutung  von  Falter,  der  -frufidg  in'das  Zwerchfell  wieder  versammelt", 
Schmetterling,  darüber  s.u.;  vgl.  Hesych.  s.  v.  vgl.  II.  22,  475  (=Od.  5,  458.  24,  349),  wo 
ipvxrj'  itvsv(ia.  xai  £covcpiov  itxr\vov.  freilich  nur  der  Wiederkehr  des  ftvuog  gedacht 

50  wird,  während  doch  natürlich  auch  die  ip.  zu- 

Literarische  Überlieferung.  rückkehren  mufs.     Wenn  da^e^en  der  Mensch 


*bvB^ 


|  J'Für    ipvxrj   bei    Homer    verdient    besonders  gestorben  ist,    so    gebt    die  ipvxv   zwar    nicht 

berücksichtigt  zu  werden  //.  23,  65 — 107,  Od.  unter,  so  wenig  sie  verloren  gegangen   ist  bei 

11  (v6v.vici)  u.  24,  1 — 204  (vinvia  dsvrsQoc),  vgl.  Fällen    von    zeitweiliger   Trennung,    bei    Ohn- 

jetzt  dazu  Georg  Finsler,  Homer  S.  469  ff.  macht  u.  dgl. ;  aber  sie  verläfst  jetzt  den  Kör- 

a)  H.  23, 65 — 107.     Dem  schlafenden  Achill  per    endgiltig    und    geht    zum    Hades.      Klar 

erscheint  die  ipvxrj  des  Patroklos,  diesem  selber  spricht  Pindar  das  Wesen  der  Seele  aus,   frg. 

in  allem  gleich,  in  Gröfse,  Augen  und  Stimme,  131:  der  Leib  folgt  dem  Tode,  dem  allgewaltigen; 

und    in   ebensolche    Gewänder    gehüllt.      'Ihm  lebendig    aber   bleibt    noch    das    Abbild    des 

selber  gleich',  ccvrä  heifst  es  v.  66  und  wieder  60  Lebenden,  aiwvog  sidcolov  („denn  dieses  allein 

v.  107.     Es  wird  also  hier  wie   anderswo   die  stammt  von   den  Göttern");    es  schläft  aber, 

sichtbare    Leiblichkeit    des   Menschen    als    'er  während  die  Glieder  tätig  sind,  aber  den  Schla- 

selbst'  gegenübergestellt   der  ipvxrj,    die   dem-  fenden    oft    im  Traume   zeigt   es   Zukünftiges, 

nach  jedenfalls   kein  Teil  dieser  Leiblichkeit  Demnach  ist  sein  Reich  die  Traumwelt:  wenn 

sein  kann.     Anderseits  wird  gelegentlich  auch  das  eine  Ich,  seiner  selbst  unbewufst,  im  Schlaf 

das  im  Tode  zum  Reich  des  Hades  Forteilende  liegt,  wacht  und  wirkt  der  Doppelgänger.     In 

mit    dem    Eigennamen   des  Lebenden    als    'er  der  Tat,  während  der   Leib    des   Schlafenden 

selbst'  bezeichnet,  d.  h.  dem  Schattenbild  der  unbeweglich    verharrt,    sieht    und     erlebt    „er 

Boscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  MythoL    III.  101 


3203               Psyche  (b.  Homer)  Psyche  (b.  Homer)               3204 

selbst"  im  Traume  Vieles  und  Seltsames  —  er  der  Ortssage  ihre  reine  Vogelgestalt  treuer  be- 
selbst  (daran  kann  er  nicht  zweifeln)  und  doch  wahrt  haben  als  selbst  die  Seirenen",  und 
nicht  sein  ihm  und  andern  wohlbekanntes  sieht-  darum  fliehen  vor  ihm  die  Seelenvögel  im 
bares  Ich;  denn  dieses  lag  ja  wie  tot  da,  allen  Hades,  vgl.  Weicher,  Der  Seelenvogel  S.  21,  der 
Eindrücken  unzugänglich.  Es  lebt  also  in  ihm  in  diesen  Stellen  Rudimente  erkennt  einer  vor- 
ein anderes  Ich,  das  im  Traum  tätig  ist.  Dafs  homerischen  Anschauung,  des  indogermanischen 
die  Traumerlebnisse  tatsächliche  Vorgänge  sind,  Glaubens  an  die  Vogelgestalt  der  Menschen- 
nicht  leere  Einbildungen,  steht  auch  für  Homer  seele,  vgl.  schon  E.  Biefs,  Bhein.  Mus.  N.  F. 
noch  fest.  Nie  heifst  es  da,  wie  oft  bei  spätem  49,  1894,  189  f.  Sam  Wide.Ath.  Mut.  26,  1901, 
Dichtern,  dafs  der  Träumende  dies  und  jenes  10  153.  Norden,  Verg.  Aen.  Buch  VI  S.  162,  1, 
zu  sehen  ,, vermeinte",  sondern,  was  er  im  Traum  auch  Finster,  Homer  S.  469.  —  Weg  war  die 
wahrnimmt,  sind  wirkliche  Gestalten:  wie  das  ipv%rj  des  Patroklos,  wie  sich  auch  des  Odys- 
Sehen  des  Träumenden  ein  realer  Vorgang  ist,  seus  Mutter  im  Hades  der  Umarmung  ihres 
so  ist  das,  was  er  sieht,  ein  realer  Gegenstand.  Sohnes  entzieht  (Od.  11,  204  ff.,  vgl.  Verg. 
So  ist  es  denn  auch  ein  Wirkliches,  was  dem  Aen.  6,  700  ff.  2,  792  ff.  Dante,  Burg.  2,  76  ff. 
Träumenden  als  Gestalt  eines  jüngst  Verstor-  Norden  a.  O.  297),  und  es  seufzt  der  allein 
benen  erscheint.  Und  weiter:  Kann  diese  Ge-  zurückbleibende  Achill:  „Wahrhaftig,  so  gibt 
stalt  dem  Träumenden  sich  zeigen,  so  mufs  sie  es  also  wirklich  auch  im  Hades  noch  tyvyj] 
eben  auch  noch  vorhanden  sein;  sie  über-  v.a.1  si'Salov,  ccxuq  cpQsvsg  ovv.  h>i  TtäyMav,  ein 
dauert  also  den  Tod,  aber  freilich  nur  als  luft-  20  hauchartiges  Abbild  oder  Schattenbild  des  wirk- 
artiges Abbild,  so,  wie  wir  etwa  unser  eigen  liehen  Menschen  ohne  Zwerchfell",  vgl.  Ebeling, 
Bild  im  Wasserspiegel  sehen;  greifen  und  fest-  Lex.  Hom.  s.  eporjv  (2,  449  a),  vgl.  auch  2,  481  b. 
halten,  wie  einst  das  sichtbare  Ich,  läfst  sich  Bohde  1,  7  f. ;  ähnlich  Verg.  Georg.  4,  472: 
dieses  Luftwesen  nicht;  darum  eben  heifst  es  umbraeibanttenuessimulacraque  lucecaren- 
iI>v%tj,  Hauch.  —  So  stellt  sich  der  tote  Freund,  tum.  Einzig  des  Teiresias  tyvyv\  hat  noch  cpgtvtg 
bzw.  seine  ipv%r]  zu  Häupten  des  schlafenden  $[nt£doi,  was  durch  vovg  und  n£7tvvad,ai  verdeut- 
Achill  und  bittet  um  möglichst  schnelle  Be-  licht  wird,  sagen  wir  also  fungesch wachten 
stattung,  auf  dafs  sie  durchschreiten  könne  Verstand'  (Od.  10,  493  ff.).  Diese  cpQivsg  fywrf 801. 
die  Tore  des  Hades.  Weil  unbestattet,  liefsen  bekunden  sich  darin,  dafs  Teiresias  den 
sie  die  übrigen  Seelen  ([tpvxcd,]  si'dcoloc  xctiiövxcov,  30  Odysseus  ohne  weiteres,  d.  h.  ohne  vom  Blut 
v.  72,  ebenso  Od.  11,  476.  24,  14)  nicht  sich  getrunken  zu  haben,  erkennt  und  anredet  (Od. 
ihnen  beigesellen  über  den  Strom.  Ganz  ver-  11,  91  ff.);  vgl.  Bohde  1,  117  f.,  2. 
einzelt  steht  da  das  Abwehren  der  Seelen  Un-  b)  Des  Teiresias  Seele  zu  befragen  (Od.  10, 
bestatteter  seitens  der  andern  Seelen  selbst;  im  492=565,  auch  11,  165.  23,  323),  wird  Odysseus 
übrigen  ist  zu  vergleichen  einerseits  die  Elpenor-  von  Kirke  in  den  Hades  geschickt :  das  ist  — 
episode  Od.  11,  51 — 83,  wo  die  noch  nicht  be-  wunderbar  genug  —  die  Motivierung  der 
stattete  Seele  dieses  Odysseusgenossen  den  ganzen  Nekyia,  der  Hadesfahrt  des  griechischen 
Odysseus  um  Bestattung  angeht,  anderseits  Verg.  Märchenhelden;  Teiresias  soll  ihm  das  Nötige 
Aen  6,  325 — 330,  wo  gleichfalls  davon  die  Rede  über  die  endliche  Heimkehr  mitteilen  (10, 539  f.). 
ist,  dafs  die  axaepot  nicht  über  den  Acheron  40  Nachdem  Odysseus  die  von  Kirke  vorgeschrie- 
gelangen;  die  Zeit,  da  sie  um  diese  Gestade  benen  Opfer  dargebracht,  sammeln  sich,  wie 
flatternd  heruniirren,  ist  (wie  es  scheint,  von  gleichfalls  Kirke  vorausgesagt  (10,  529  f.),  aus 
Vergil)  auf  hundert  Jahre  beschränkt,  vgl.  dar-  dem  Erebos  die  Seelen  der  dahingeschiedenen 
über  Norden,  Verg.  Aen.  Buch  VI  S.  10  ff.  -  Toten  (11,  36  f.),  Odysseus  aber  liefs  sie  (vtxvcov 
Patroklos  sagt  Achill  sein  Schicksal  voraus,  a[LSvr\va.  xdorjvcc  Od.  10,  521.  536.  11,  29.  49, 
v.  80  f.,  wie  allgemein  die  Seelen^die  Zukunft  s.  u.  über  die  Seele  in  blofser  Kopfgestalt, 
voraussehen.  Patroklos  selber  hat  zur  Hand-  Weicher  a.  O.  30  f.)  dem  Blute  nicht  näher 
reichung  zu  einem  letzten  Lebewohl  aufge-  treten,  bevor  er  Teiresias  befragt  (zu  10,  531 
fordert  (v.  75 f.);  wie  aber  .Achill  verlangend  bis  537  mit  dem  Auftrag  der  Kirke  vgl.  11, 
nach  ihm  die  Hände  ausstreckt,  da  war  ent-  50  44 — 50).  Zunächst  Gespräch  des  Odysseus  mit 
wichen  die  tyvyT]  unter  die  Erde,  gleichwie  ein  Elpenor,  der  um  Bestattung  fleht  (10,  51 — 83): 
Rauch  (r)vt£  Kanvög  v.  100),  mit  leisem  Ge-  insl  äxaepog.  xä>v  8h  xoiovxav  %al  tiqo  xov 
rausch,  wie  es  junge  Vögel  oder  Fledermäuse  nietv  cp&syyovxai  cd  ipvxcci  (Schol.  V);  dafs 
verursachen;  xexQiyvicc  heifst  es  v.  101,  zwit-  immerhin  auch  Elpenor  Blut  zu  trinken  be- 
schernd  (der  gleiche  Ausdruck  wird  11.  2,  314  von  gehrt,  läfst  sich  nicht  wohl  aus  v.  82  ent- 
wirklichen Vögeln  gebraucht)  enteilt  die  Seele  nehmen.  Wiederum  bezeichnend  ist,  dafs  El- 
zum  Hades;  zwitschernd  oder  seh  wirrend  wie  die  penor  Zukünftiges  kennt,  dafs  er  bestimmt 
Fledermäuse,  nach  homerischer  Auffassung  doch  weifs,  dafs  Odysseus  wieder  aus  dem  Hades 
wohl  echte  Vögel,  folgen  die  Seelen  der  Freier  an  die  Oberwelt  zurückkehrt  (v.  69  f.).  Zwei- 
dem  Hermes,  Od.  24,  5  ff . ,  vgl.  Aristoph.  Vö.  60  tens  taucht  auf  die  Seele  der  Antikleia,  der 
1564  (XeuQscpüv  7)  vv%xEQig),  und  das  Geschrei  Mutter  des  Helden;  auch  ihr  mufs  er  zunächst 
der  Toten,  die  vor  dem  mit  drohend  ge-  noch  wehren  (11,  84 — 89),  und  still  sitzt  sie 
spanntem  Bogen  einherschreitenden  Herakles  jetzt  in  der  Nähe  des  Blutes,  ohne  den  Sohn 
erschreckt  nach  allen  Seiten  flattern,  wird  zu  erkennen  (11,  142  ff.).  Endlich  kommt  Teire- 
dem  der  Vögel  verglichen  (xXayyrj  vsnvcov  .  .  sias,  der  ohne  weiteres  Odysseus  erkennt  und 
oiavcov  cog,  Od  11,  605.  633);  denn  Herakles  anredet  (v.  91);  immerhin  wünscht  auch  er  erst 
hat  die  Stymphaliden  bekämpft,  „eine  lokale  vom  Blut  zu  trinken,  zur  Stärkung  der  tpt'xv, 
Gattung  gewalttätiger  Seelendämonen,    die  in  um  dann  die  Wahrheit  zu  künden;  im  fernem 


3205               Psyche  (b.  Homer)  Psyche  (b.  Homer)               3206 

erklärt  auch  Teiresias,  dafs,  wen  von  den  Toten  mit  dem  Asphodelos  benannten,  üppig  wuchern- 
Odysseus  dem  Blute  sich  nähern  lasse,  dafs  der  den  Unkraut,  dem  man  in  Griechenland  und 
ihm  die  Wahrheit  sage;  wem  er  es  neide,  dafs  Italien  begegnet,  überall,  wo  die  Kultur  nicht 
der  wieder  nach  dem  Hintergrund  gehe  (147  ff.).  tätig  ist,  zumal  auf  steinigem  Boden  und  san- 
Über  den  Blutgenufs  der  Seelen  vgl.  z.  B.  digen  Uferstrecken,  mit  grofsen  Stengeln  uud 
Julius Lippert,  Die  Religionen  der  europ.  Kultur-  Blättern  und  vielen  blafsfarbigen  Blüten,  die 
Völker  S.  277  f.  Blut  ist  die  eigentliche  Seelen-  keine  nährende  Frucht  tragen.  Sehr  oft  sieht 
speise,  und  auf  dieser  Grundlage  erklärt  sich  man  Asphodelos  auf  attischen  Grablekythen, 
der  weitverbreitete  Vampyrglauben,  da  liegen  z.  B.  auch  auf  dem  Unterweltsbild  vom  Esquilin 
vielleicht  auch  die  Wurzeln  des  Kannibalismus,  10  bei  Baumeister,  D.  d.  kl.  A.  (2)  S.  858  Abb.  939, 
vgl.  Weicker  a.  0.  S.  2.  —  Weiter  das  Ge-  farbig  bei  Wotrmanu,  Gesch.  d.  Kunst  aller 
sprach  des  Odysseus  mit  seiner  Mutter,  die  Zeiten  und  Völker  1,  zw.  S.  416  u.  417.  —  Die 
nun  gleich,  nachdem  sie  Blut  getrunken,  den  andern  Seelen  aber  standen  trauernd  da  und 
Sohn  erkennt  (11,  152 — 224).  Odysseus  will  befragten  Odysseus  über  die  Gegenstände  ihrer 
die  Seele  seiner  Mutter  umarmen,  dreimal  macht  Sorgen ;  nur  die  des  Aias  blieb  in  der  Ferne 
er  vergeblich  den  Versuch  (s.  o.):  ' einem  Schat-  stehen,  noch  grollend  dem  Odysseus,  den  sie 
ten  oder  auch  einem  Traume  gleich'  entflog  irgendwie  erkannt  hat  (11,  541  ff.),  und  auf  die 
sie  den  Händen  (Gxiy  si-nelov  ?}  Kai  öveiga,  Ansprache  des  Odysseus  antwortete  sie  nicht, 
vgl.  6Y.iaL  für  wg  6%icci  Od.  10,  495;  der  Ver-  sondern  ging  mit  andern  Seelen  zum  Erebos 
gleich  mit  einem  Traum  gleich  wieder  v.  222);  20  zurück  (11,  563  f.).  —  Nun  ist  sicher  späterer 
„denn  nicht  mehr  halten  Sehnen  Fleisch  und  Zusatz  der  Schlufs  der  Nekyia,  eingeleitet  mit 
Knochen  zusammen,  sondern  dies  bezwingt  die  des  Odysseus  Verlangen,  auch  die  Seelen  der 
gewaltige  Wut  des  lodernden  Feuers,  sobald  übrigen  Toten  zu  sehen.  Er  sieht  Minos,  den 
der  &v\iög  die  weifsen  Gebeine  verlassen  hat;  Richter  der  Toten  (11,  568  ff.),  dann  denjagen- 
die  ipv%ri  aber  fliegt  weg  und  schwebt  dahin  den  Orion  (572  ff.),  dann  die  drei  Büfser- 
wie  ein  Traum"  —  wobei  man  für  ftviiog  an  gestalten  Tityos,  Tantalos  und  Sisyphos  (11, 
animus,  für  tyv%r\  an  anima  denken  und  darin  576 — 600):  „Den  Seelen  dieser  drei  Unglück- 
von  einander  unterschieden  sehen  möchte  den  liehen  wird  volles  und  dauerndes  Bewufstsein 
mehr  philosophischen  Begriff  'Geist'  und  die  zugetraut,  ohne  das  ja  die  Strafe  nicht  empfun- 
religiös-mystische  Vorstellung  von  der  'Seele'.  30  den  werden  könnte  und  also  nicht  ausgeübt 
— ■  Bis  hierher  reicht  der  erste  Teil  der  Nekyia,  werden  würde"  (Rohde  1,  61  f.).  Endlich  habe 
der  in  die  Sphäre  sehr  alter  Jenseitsvorstellung  Odysseus  in  der  Unterwelt  das  si'öcoXov  des 
führt;  nun  folgt  ein  Katalog  von  Heroinen,  die  Herakles  gesehen,  wogegen  'er  selbst',  der 
Aufzählung  berühmter  Frauen,  die  Odysseus  ein-  wahre  Herakles,  unter  den  Unsterblichen  weile 
zeln  vom  Blute  trinken  läfst  und  befragt  (11,  225  (11,  601  ff.),  und  Herakles  erkennt  den  Odysseus, 
bis  329).  Und  wie  Persephoneia  diese  Seelen  sobald  er  seiner  ansichtig  geworden,  und  hält 
hinauf  getrieben  (v.  226),  so  zerstreut  sie  sie  eine  Ansprache  an  ihn,  um  dann  wieder  ins 
auch  wieder  (v.  385),  und  es  kommt  nun  die  Haus  des  Hades  zu  gehen  (11,  615  f.).  Diese 
Seele  Agamemnons  (387 — 466).  Er  erkennt  Partie,  da  die  Menschen  nicht  als  Schatten, 
Odysseus,  sobald  er  Blut  getrunken,  und  möchte  40  sondern  in  aller  Wesenhaftigkeit  fortleben, 
den  Freund  umarmen;  allein  es  fehlt  die  Kraft;  scheint  erst  im  6.  Jahrh.  zu  Athen  entstanden 
er  kündet  Odysseus  dessen  besseres  Los  (v.  im  Zusammenhang  mit  der  orphischen  Lehre, 
444  ff.).  Es  kamen  ferner  die  Seelen  des  Achill,  nach  der  es  im  Jenseits  eine  Vergeltung,  Lohn 
die  des  Patroklos  und  des  Antilochos  und  des  und  Strafe,  gab,  vgl.  Finsler,  Homer  S.  475. 
Aias  (v.  467  ff).  Sogleich  erkannte  des  Achil-  —  Schliefslich  packt  den  Odysseus  die  blasse 
leus  Seele  den  Odysseus,  wie  es  scheint,  ohne  Furcht,  und  er  kehrt  zurück  zum  Schiffe. 
Blut  genossen  zu  haben  —  etwa,  weil  er  ge-  c)  Die  zweite  Nekyia,  Od.  24,  1 — 204,  offen- 
waltig  herrscht  unter  den  Toten?  Doch  ist  bar  das  letzte  in  die  Odyssee  gelangte  Stück, 
auch  weiterhin  nicht  mehr  die  Rede  vom  Blut-  das  ohne  Lücken  zu  hinterlassen  aus  dem  Epos 
trinken,  und  wenn  Odysseus  sagt:  'Du  bist  50  ausgeschieden  werden  könnte;  sie  hat  den 
sehr  geehrt  unter  den  Toten'  (v.  485),  so  meint  Zweck,  nochmals  die  Schicksale  des  Odysseus 
er  das  wohl  im  Hinblick  auf  des  Achilleus  Ge-  und  des  Agamemnon  in  Parallele  zu  setzen, 
folge.  Auf  des  Freundes  tröstlichen  Zuspruch  Finsler,  Homer  S.  474.  Unerwartet  taucht  da 
aber  erwidert  dieser  die  traurig  schönen  Worte,  Hermes  auf  in  seiner  Eigenschaft  als  tyv%o- 
die  so  bezeichnend  sind  für  die  homerische  und  no^inög,  als  der  er  allenfalls  noch  Od.  11,  626 
für  die  griechische  Anschauung  überhaupt,  zu  erkennen  ist,  in  einer  gleichfalls  späten 
jene  Worte  über  den  Wert  oder  richtiger  Un-  Partie,  eben  da,  wo  Herakles  im  Hades  dem 
wert  des  Schattendaseins  nach  dem  Tode,  v.  Odysseus  von  der  Heraufholung  des  Kerberos  er- 
489 — 491,  vgl.  Verg.  Aen.  6,  436  f.  Waser,  zählt:  'Hermes  geleitete  mich  und  die  ylavyiäyjtig 
Charon,  Charun,  Cliaros  S.  53  f.  86.  Finsler,  60  'A&rjvr}'.  Sonst  gehen  die  Seelen  überall  ohne 
Homer  S.  467.  479  f.  Dagegen  freut  Achill  als  des  Hermes  Geleite  in  den  Hades  ein;  hier 
Vater  das  Lob  des  Neoptolemos,  der  noch  dro-  aber,  in  der  zweiten  Nekyia,  ruft  Hermes  die 
ben  im  Lichte  weilt  und  Heldentaten  verrichtet.  Seelen  der  von  Odysseus  getöteten  Freier  der 
Und  mit  grofsen  Schritten  geht  Achill  zurück  Penelope  zu  sich  heraus  aus  dem  Palaste,  wo 
zur  Asphodeloswiese  (Od.  11,  539,  dazu  v.  573.  ihre  Leiber  noch  unbestattet  liegen  (Od.  24, 
24,  13);  denn  auf  dem  aocpoÖsXög  Xsi^iav  schwe-  186  f.).  Hermes  führt  die  Qaßdog  ncdi]  %qvG£it\, 
ben  die  Schattenbilder  der  Verstorbenen  hin  'mit  der  er  die  Augen  der  Menschen  zuschliefst, 
und  her.     Es  ist  dies  aber  ein  Anger,  bedeckt  welcher  er  will,   und  wieder  vom   Schlummer 

101* 


3207               Psyche  (b.  Homer)  Psyche  (b.  Homer)                3208 

erwecket',  vgl.  auch  Verg.  Aen.^  4,  242  ff.  eine  einzige  Seele,  nur  ein  Leben  habe,  macht 
Schillers  Gedicht  'Die  Macht  des  Gesanges',  sich  Agenor  Mut  zum  Kampf  (II.  21,  569). 
ausführlich  über  diese  gaßdog  Paul  Schadow,  Vgl.  auch  11.  22,  325  (xpvxijg  öXs&pog),  13,  763 
Eine  attische  Grableki/thos,  Diss.  Jena  1897,  =  24,  168  (tyv%ug  oXtaavTsg)  u.  s.  \v.  Weitere 
S.  16  ff.  z.  Taf.  2  und  3.  Die  Freier  folgen  Hermes  Stellen  lassen  eine  sinnliche  Deutung  von  n>. 
mit  dem  leisen  Geräusch  der  Fledermäuse  zu  oder  fordern  sie,  so  II.  5,  696  ff.  8,  123. 
(s.  o.)  und  gehen  vorbei  an  des  Okeanos  Fluten  Od.  18,  91  u.  s.  w.  tyv%r\  erscheint  in  Ver- 
und  der  Xsvv.ag  71&tqt\,  den  Toren  des  Helios  und  bindung  mit  aimv  (Zeitdauer,  Lebenszeit),  psvog 
dem  Volk  der  Träume  und  gelangen  mit  einem  (Lebenskraft),  ■fruft-ög  (das  Belebende,  der  Lebens- 
Mal  auf  die  Asphodeloswiese,  wo  die  Seelen  10  mut),  und  diese  Begriffe  werden  beinahe  zu 
wohnen,  die  Schattenbilder  der  Toten  (24,  1  Synonyma.  i/m>#?j  ts  xccl  ulöiv,  Odem  und  Leben, 
bis  14).  So  wird  hier  der  Eingang  zur  Unter-  verlassen  den  Sarpedon  zugleich  (R.  16,  453). 
weit  in  eigenartiger  Weise  geschildert,  auch  Die  gleiche  Verbindung  findet  sich  Od.  9,  523, 
wenn,  was  hier  an  Einzelheiten  gebracht  wird,  wo  Odysseus  den  frommen  Wunsch  tut,  dafs 
nicht  direkt  kontrastiert  mit  der  Schilderung  er  den  Kyklopen  wie  des  Auges  so  auch  ip^x^S 
der  ersten  Nekyia,  vgl.  zu  Teuffei,  Studien  und  ts  kui  cclmvog  berauben  und  zum  Hades  schicken 
Charakteristiken  u.  s.  w.  S.  43  Rohde  1,  54,  1.  könnte;  hier  steht  ip.  in  Verbindung  mit  ulöiv 
In  der  Unterwelt  finden  die  Freier  eine  Ver-  besonders  deutlich  =  Leben;  denn  der  ipvxv 
einigung  berühmter  Schatten;  wieder  sind  im  im  eigentlichen  Sinn  beraubt  kann  niemand 
Gefolge  des  Achill  die  Schatten  des  Patroklos  20  zum  Hades  gehen;  eben  die  ip.  ist  es  ja,  die 
und  des  Antilochos  und  des  Aias  (vgl.  zu  Od.  24,  allein  in  den  Hades  eingeht,  vgl.  Rohde  1,  47, 
15—18  Od.  11,  467—470).  Im  Widerspruch  1.  Ferner  ipv%ri  re  [isvog  ts:  11.  5,  296  =  8, 
mit  Od.  11,  387—466,  wo  Agamemnon  bereits  123  u.  315;  an  allen  drei  Stellen  heifst  es: 
zur  Zeit  der  Hadesfahrt  des  Odysseus  bei  den  -.zov  S'avQ-i  Xv&7]  tyvyr\  ts  psvog  ts  'ihn  aber 
Schatten  weilt,  scheint  er  hier  eben  erst  im  verliefs  Leben  und  (jede  sich  äufserlich  be- 
Hades eingetroffen  und  bespricht  sich  gerade  tätigende)  Lebenskraft' ;  II.  3,  294  sind  (isvog 
mit  Achill,  als  die  Seelen  der  Freier  unter  und  &vii6g  zusammengebracht.  Endlich  ipv%TJ 
Hermes'  Führung  anrücken  (Od.  24,  19—98).  zusammen  mit  &v[Log  (=  fumus),  vgl.  II.  11,  334, 
Ohne  Blut  getrunken  zu  haben  erkennt  Aga-  ftviiov  xcci  ipvp'ig  ■x.sv.a.dwv  =  (sie)  der  Seele 
memnon  den  Amphimedon,  des  Melaneus  Sohn  30  und  des  Lebens  beraubend,  und  dieselbe  Ver- 
(102 ff.);  das  Gespräch  schliefst  Agamemnon  bindung  Od.  21,  154  u.  171,  wo  es  beidemal 
mit  einem  Preis  der  iftscpporv  IJvvsXÖTtsi-a,  mit  heifst:  xsxadrjOSL  ftvuov  xo;i  ibv%f\g.  Synonym 
der  die  buhlerische  und  verbrecherische  Kly-  sind  Xsi%otyv%La.  und  Xsntod'v(iia  im  Sinn  von 
taimestra  kontrastiert  (v.  192 — 202V  „Also  Ohnmacht,  und  am  schwersten  ist  es  also,  die 
besprachen  sich  jetzo  die  Luftgebilde  der  Begriffe  i^«%tj  und  &vuog  auseinander  zu  halten. 
Toten,  unter  der  Erde  stehend,  in  Hades'  dunk-  Und  nun,  wie  der  Glaube  an  mehrere  Seelen 
ler  Behausung'1,  so  schliefst  die  zweite  Nekyia  im  Menschen  sehr  verbreitet  ist,  wie  z.  B.  auch 
der  Odyssee.  die  Unterscheidung  der  fünf  im  Menschen  woh- 
£|  Für  die  Stellen,  wo  ipv%rj  bei  Homer  vor-  nenden  seelischen  Kräfte  im  Avesta  im  Grunde 
kommt,  32  in  der  Rias,  48  in  der  Odyssee,  40  genommen  auf  dasselbe  hinausläuft,  so  will 
vgl.  Ebeling,  Lex.  Hom.  2,  481  f.  Nägelsbach,  Theodor  Gomperz  im  Anschlufs  an  eine  Be- 
Hom.  TheoU  380  ff.  W.  Schröder,  Jahrb.  /'.  merkung  Alfreds  von  Kremer  in  'Studien  zur 
class.  Philol.  131,  1885,  148  ff'.  Finster,  Homer  vergleichenden  Kulturgesch.  vorzüglich  nach  ara- 
S.  317  f.  463  ff.  In  der  Mehrzahl  der  Fälleist  bischen  Quellen''  (Wiener  Sitz.-Ber.  d.  philos.- 
tyv%ri  geradezu  gleichbedeutend  mit  'Leben';  hist.  Kl.  120,  1890  Abh.  3)  S.  53  ähnlicher 
freilich  „wer  statt  'Leben'  Psyche  sagt,  wird  Weise  auch  bei  Homer  eine  rZweiseelentheorie' 
darum  noch  nicht  sofort  auch  statt  Psyche  ausgeprägt  finden,  Griech.  Denker  1,  200  f.  450. 
'Leben'  sagen  (und  der  Dichter  tut  es  nicht)",  Gomperz  fafst  &vu,6g  und  ipvxij  als  'die  Rauch- 
Rohde  1,  47;  tyv%r\  ist  nicht  der  Geist,  etwa  und  die  Hauchseele';  neben  der  tyv%i]  kenne 
in  individuellem  Sinn  =  animus  im  Gegensatz  so  Homer  im  ftvuog,  der  vom  Dampf  des  frisch 
zum  Körper,  sondern  lediglich  das  Beseelende,  vergossenen,  noch  heifsen  Blutes  benannt  sein 
das  Lebensprinzip,  der  Lebensodem  =  anima.  soll,  eine  zweite  Seele,  neben  der  'Atemseele', 
Zunächst  also  Homerstellen,  wo  i/>.  im  Sinne  der  tyv%r\,  eine  'Rauchseele';  vgl.  dagegen 
von  'Leben'  steht,  vgl.  z.  B.  Schrader  a.  0.  Rohde  1,  45  f.,  1  und  auch  2,  141  f.,  2.  Ein- 
167,  118.  Um  das  Leben  Hektors  geht  es  bei  mal  allerdings,  11.  7,  131,  wird  der  ary^ös  ge- 
dem  furchtbaren  Lauf  um  die  Stadt  (11.  22,  nannt  als  das  in  den  Hades  Eingehende.  Hek- 
161  itSQL  tyvxrjg  &eov  "'Enrooog),  um  das  der  tors  Herausforderung  will  sich  keiner  der 
Freier  beim  letzten  Kampfe  (Od.  22,  245  n.  Achaier  stellen;  da  ruft  Nestor:  wenn  Peleus 
ipvxicov  £[iä%ovxo);  das  Leben  galt  es  beim  das  wüfste,  er  würde  die  Götter  anflehen,  dafs 
Kyklopen  (Od.  9,  423  rog  ts  tisqi  tyv%T)g).  Sein  60  sein  ftvwog  aus  dem  Leib  in  den  Hades  tauchen 
Leben    setzt    Achill    zucfunsten    A<?amemnons  möchte.     Dies    einzige    Mal    aber    kann    eine 


&x 


fortwährend    aufs     Spiel    (11.    9,    322    ipv%ijv  Ungenauigkeit    oder    Nachlässigkeit  oder  Ge- 

itupaßcdXousvog,  vgl.    Od.   3,    74  =  Od.    9,  255  dankenlosigkeit    vorliegen;    denn    sonst    stirbt 

=  Hom.   H.   in    Ap.   455    ipv%ttg    TtuQ&tusvot.  der  innere  Mensch,  der  &v(i6g,  immer  mit  dem 

wofür  Od.  2,  237  Ttap&tfisvoi  KscpccXag),  und  alle  Leibe,   und  wenn  er  gelegentlich  (II.  16,  469) 

Schätze  der   Welt  können   es  ihm  nicht  auf-  gleich  der  tyvp\  'entfliegt',  so  wird  doch  nir- 

wägen  (11.  9,   401  ipv%rjg  avrcl^iov).     Mit   dem  gends  von  seiner  Fortdauer  gesprochen  (Fins- 

Gedanken,   dafs  Achill,   der  sterblich  ist,  nur  ler,  Homer  S.  318).     Der  ftv^dg    ist    durchaus 


3209               Psyche  (b.  Homer)  Psyche  (spät.  Hadesfahrten)       3210 

als  eine  Eigenschaft  des  lebendigen  Leibes  zu  gestreift.  Berühmt  war  das  Unterweltsgemälde 
betrachten;  dieser  hat  alle  seine  Lebenskräfte,  des  Polygnotos  von  Thasos  in  der  Lesche  der 
nicht  nur  9v^6g,  sondern  ebenso  atvog,  voog,  Knidier  zu  Delphi,  und  des  Pausanias  Be- 
ufjttg,  ßovh]  in  sich  selbst,  Leben  hat  er  jedoch  Schreibung  (10,  28 — 31)  hat  Veranlassung  ge- 
erst,  wenn  die  tyv%i]  hinzutritt,  die  etwas  von  geben  zu  zahlreichen  Versuchen  der  Rekon- 
all  diesen  Lebenskräften  völlig  Verschiedenes  struktion,  vgl.  schon  Goethe  '  Polygnots  Gemälde 
ist,  ein  selbständiges  Wesen  für  sich,  allein  mit  in  der  Lesche  zu  Delphi'  (auf  Grund  des  Wieder- 
dem  Namen  'Seele'  zu  benennen.  Unter  den  herstellungsversuches  der  Gebrüder  Riepen- 
dem  lebendigen  Menschen  innewohnenden  hausen),  Carl  Robert,  Die  Nekyia  des  Polygnot 
Lebenskräften  ist  wohl  der  frvuog  die  höchste  10  (16.  Hall.  Wiuckelmannsprogr.  1892),  Paul 
und  allgemeinste,  fdie  Gesamtheit  des  inneren  Weizsäcker,  Polygnots  Gemälde  in  der  Lesche 
Menschen'  (Finder  S.  319),  die  ipv%r\  aber  ist  der  Knidier  zu  Delphi  (1895),  Theodor  Schrei- 
nach Rohde,  wie  oben  ausgeführt,  der  seelische  6er,  Die  Nekyia  des  Polygnot  in  Delphi,  in  der 
Doppelgänger  des  sichtbaren  Menschen,  der  'Festschrift  f.  Joh.  Overbeck'  (1893),  184  ff.  und 
nach  dem  Tod  die  Gestalt  des  Lebenden  bei-  'Die  Wandbilder  des  Polygnotos  in  der  Halle 
behält  nnd  im  Hades  weilt  als  Abbild  des  der  Knidier  zu  Delphi',  1.  Teil  (Abh.  d.  Sachs. 
Gestorbenen.  —  Die  ipv%ri  entweicht  aus  dem  Ges.  d.  Wiss.  39  [philol.-hist.  lvl.  17],  1897 
Munde,  11.  9,  408  f.  (tgv.og  ödovrcov),  oder  durch  nr.  6),  Bruno  Sauer,  Über  die  delphische  Lesche 
die  klaffende  Wunde,  IL  14,  518  (x«t'  ovtautvvv  der  Knidier  and  ihren  Gemäldeschmuck  (Verh. 
mTEiXrjv),  vgl.  dazu  PI.  16,  504 f.,  oder  sie  ent-  20  d.  46.  Vers.  d.  Philol.  und  Sehulm.  in  Strafsb. 
fliegt  aus  den  Gliedern  zum  Hades,  11.  16,  1901)  S.  93  ff.,  Waser,  Charon,  Charun,  Charos 
856  =  22,  362  (c'x  $s&{<dv),  vgl.  II.  7,  131.  S.  40  ff.  150.  Im  vierten  Jahrh.  hat  es  auch 
Die  Seele  verläl'st  das  Tageslicht,  vgl.  Hom.  noch  der  Maler  Nikias  von  Athen  unternommen, 
Hymn.  auf  Aphrod.  273;  der  Hades  ist  ihr  eine  'Neeyomantea  Homeri'  zu  malen,  Pliu. 
Ziel,  II.  1,  3,  wozu  11,  55;  5,  654  =  11,  445  35,  132.  Zwei  Unterweltsbilder  haben  sich  er- 
=  16,  625;  II.  7,  330,  wozu  Od.  10,  560  =  11,  halten  unter  den  Odysseelandschaften  vom  Es- 
65,  vgl.  Od.  24,  1.  14.  Dafs  die  Seele  durch  quilin,  heute  in  der  vatikanischen  Bibliothek, 
den  Mund  entweicht,  ist  heute  noch  Volks-  b.  Heibig,  Führer2  2,  167  f.  —  Auf  literarischem 
glaube  in  Griechenland,  vgl.  z.  B.  B.  Schmidt,  Gebiet  wäre  zu  gedenken  des  verloren  ge- 
Volksleben der  Neugriechen  1,  228.  G.  Nicole,  30  gangenen  Epos  mit  dem  Titel  Mivvdg  und  einer 
(bei  Daremberg  et  Saglio)  744,  9  und  „ist  so  ebenfalls  verlorenen  Dichtung  ' Oqfpiag  xccrcc- 
natürlich  und  so  weit  über  die  Erde  verbreitet,  ßccaig  sig  "Aidov.  Es  ist  vermutet  worden,  dafs 
dafs  man  sich  darüber  wundern  mufs,  dafs  bei  ein  und  derselbe  Dichter  Prodikos  die  Minyas 
den  Griechen  von  dieser  Vorstellung  so  wenige  und  die  genannte  v.axdßu6ig  gedichtet  habe; 
Zeugnisse  erhalten  sind;  wir  finden  einen  der-  allein  bei  des  Orpheus  y.atdßaaig  nlg  r'Ai8ov 
artigen  Volksglauben  bei  den  Germanen  wie  wird  der  Unbefangene  ohne  weiteres  annehmen, 
bei  den  Slaven,  bei  den  alten  Aigyptern ,  bei  dafs  Orpheus  selbst  es  ist,  der  hinabsteigt,  und 
den  semitischen  Völkern  und  in  den  christ-  anderseits  gestattet  ein  bei  Paus.  10,  28,  2 
liehen  Heiligenlegenden",  S.  Wide,  Ath.  Mitt.  mitgeteiltes  Bruchstück  der  Minyas  wiederum 
26,  1901,  153;  vgl.  auch  Manuk  Abeghian,  40  ohne  weiteres  den  Schlufs,  dafs  es  hier  Theseus 
Der  armenische  Volksglauben,  Diss.  Jena  1899,  und  Peirithoos  'die  frevelhaften  Stürmer  der 
S.  9  f.  Die  Seele  entweicht  aus  der  Wunde,  Unterwelt'  waren,  'deren  Hadesfahrt  den  Rah- 
d.  h.  mit  dem  entströmenden  Blute ;  denn  das  men  für  die  Hadesepisode  des  Gedichtes  ab- 
Blut ist  der  eigentliche  Lebenssaft  und  wie  gab'  {Rohde  1,  303  A.);  somit  fällt  der  Zu- 
die  eigentliche  Seelenspeise  (s.  o.),  so  nach  sammenhang  zwischen  den  beiden  Gedichten 
weit  verbreiteter  Anschauung  der  eigentliche  dahin;  vgl.  Waser,  Charon  S.  18  f.  In  des 
Sitz  der  Seele;  'die  Seele  ist  im  Blute',  vgl.  Aristophanes  'Fröschen'  ist  es  Dionysos,  der 
Kritias  bei  Aristot.  7t.  ipv%rig  1,  2,  19;  Blut,  zum  Hades  niedersteigt,  nachdem  er  sich  bei 
Seele,  Leben  sind  Begriffe,  die  in  frühester  Herakles  Auskunft  geholt.  „Dafs  Vergil  die 
Zeit  sich  decken,  vgl.  v.  Kremer  a.  0.  S.  39  f.  50  ■x.axdßtxGig  Aivtiov  vor  allem  in  der  Absicht 
J.  Lippert  a.  0.  S.  5 f.  278.  Weicker  a.  0.  S.2;  gedichtet  hat,  ein  Gegenstück  zur  nutdßcc6ig 
'Haar,  Blut,  Penis  sind  Sitze  der  Seele,  des  'OSvGatag  zu  schaffen,  bedarf  keines  Beweises", 
Lebens',  Bethe,  Rhein.  Mus.  N.  F.  62,  1907,  Norden,  Verg.Aeneis  Buch  VI  S.  3.  Eine  Aus- 
466  A.  (463).  Ebenso  gilt  das  Herz  als  Sitz  der  malung  der  Schattenwelt  mit  ihren  Bewohnern 
Seele,  und  zum  Blute  tritt  auch  das  Fett  der  bietet  ferner  die  pseudoverg.  Dichtung  Culex, 
Nieren,  Lippert  a.  0.  S.  7.  Meltzer,  Die  Vorst.  v.  216 — 375,  und  auch  in  des  Apuleius  Märchen 
d.  alten  Griechen  vom  Leben  nach  dem  Tode  von  Amor  und  Psyche  ist  eine  Hadesfahrt  ein- 
{Virchow-Holtzendorff,  Vorträge,  N.  F.  15,  347),  gelegt  (met.  6,  16  ff.).  Die  mittelalterliche  Apo- 
S.  7.  Bethe  a.  0.  465  f.  A. ;  auch  die  Pupille  kalyptik  ist  merkwürdigerweise  durch  die  ver- 
(xo(»7))  ist  als  Sitz  der  Seele  zu  nennen,  Cru-  60  gilische  Nekyia  nicht  beeinflufst:  „Dante  ist 
sius,  Rh.  Mus.  N.  F.  46,  1891,  319.  Rohde  1,  der  erste  gewesen,  der  die  ihm  vorliegende 
23,  1.  Meltzer  a.  0.,  ferner  das  OTctgua,  das  und  nachweislich  von  ihm  stark  benutzte  mittel- 
'semen  virile',  Bethe  a.  0.  465  ff.  alterliche  Apokalyptik  mit  Motiven  der  ver- 
Hadesfahrten,  ■xaraßdosig  sig  "Aidov  und  gilischen  Nekyia  verbunden  hat",  Norden  a.  0. 
vhKviai,  lassen  sich  von  Homer  ab  weiterhin  S.  8.  Seine  Hadesfahrt  hat  auch  Lukian  ge- 
verfolgen durch  Literatur  und  Kunst,  doch  für  schrieben  in  dem  Mevimtog  rj  vs-avoaavTHcc 
die  persönlich  gefafste  ipv%r)  gewinnen  wir  betitelten  Dialog,  und  Imitationen  des  luki- 
dabei  nicht  viel;   es   sei   dies   daher  nur  kurz  anischen    Dialoges     finden    wir    zahlreich    in 


3211      Psyche  (b.  d.  Philosophen  etc.)  Psyche  (b.  Pindar,  Apul.  etc.)     3212 

'Höllenfahrten''  der  byzantinischen  Literatur,  und  Bestimmung  der  Seele  mit  dem  Anspruch 
des  griechischen  Mittelalters,  vgl.  den  Dialog  auf  gleiche  Geltung  aufzutreten.  In  den  Sieges- 
TiuciQicov  aus  der  Mitte  des  12.  Jahrh,  die  liedern  überwiegen  Andeutungen,  die  schliefsen 
Hadesfahrt  des  Mazaris  aus  dem  Beginn  des  lassen  auf  eine  mit  dem  volkstümlichen  Glau- 
15.  Jahrh.,  die  des  Joannes  Pikatöros  aus  dem  ben  übereinstimmende  Ansicht;  da  sind  es 
Ende  des  15.  oder  Anfang  des  llj.  Jahrh.  u.  s.w.,  Anschauungen,  in  denen  sich  ergehen  mochte, 
vgl.  Waser,  Charon  S.  90  f.  —  vsxvoficcvTtia  wer  vollständig  auf  dem  Boden  volkstümlichen 
ist  Toten-  oder  Seelenbeschwörung,  wie  sie  der  Glaubens  geblieben.  Ihnen  aber  stehen  bei 
vsxvoiiavTis  oder  vey.QoaccvTig  vornimmt ;  vt-v-vo-  Pindar  Darlegungen  gegenüber,  die  in  breiter 
(lavtsla  oder  vtxfJonecvTbia,  ibv%oiuxvTnoc  heifsen  10  Ausführung ,  mit  dogmatischer  Bestimmtheit 
Örtlichkeiten,  wo  man  die  Toten  beschwört,  vorgetragen  sich  geben  wie  der  Inbegriff  einer 
ihre  Seelen  über  Zukünftiges  befragt,  \pv%o-  festgeprägten  Lehre  von  Natur,  Bestimmung 
■Ko\inHa  Orte,  von  wo  die  abgeschiedenen  und  Schicksal  der  Seele  und  die  sich  in  der 
Seelen  in  die  Unterwelt  niedersteigen  und  wo  Hauptsache,  trotz  einiger  poetischen  Freiheit 
sie  aus  dieser  wieder  heraufbeschworen  werden;  im  Ausmalen  einzelner  Züge  des  Bildes,  doch 
es  gab  ja  bestimmte  Hadeseingänge,  XaQÖn\e)i,a,  zusammenschliefsen  zu  einem  wohlverbundenen 
auch  niovxwviu  u.  s.  w.  genannt,  Orte,  wo  man  Ganzen.  Und  diese  Gedanken,  namentlich  von  der 
sich  Zugänge  zur  Unterwelt  dachte,  wie  z.  B.  göttlichen  Abstammung  der  Seele,  ihren  Schick- 
am  Tainaron  u.  s.  w. ;  vgl.  Rohde  1,  213  f.  salen,  ihrer  endlichen  Bestimmung  müssen,  je 
Waser,  Charon  S.  61  ff.  und  bei  Patdy-  Wissowa  20  weiter  sie  abweichen  von  den  im  Volk  verbrei- 
s.  v.  Cliaroneia  (3,  2183).  Auch  ipv^aycoyol  gab  teten  Ansichten,  um  so  gewisser  als  der  eigenen 
es,  Geisterbeschwörer,  die  einzelne  Seelen  auch  und  wahren  Überzeugung  des  frommen  Dich- 
anderswo,  nicht  blofs  an  Offnungen  der  Unter-  ters  angehörig  gelten.  Bei  blofs  flüchtiger  Be- 
weit, zu  erscheinen  zwingen  konnten ;  Thessa-  rührung  der  jenseitigen  Dinge  sich  den  her- 
ben war  so  das  Land  der  Zaubererund  Schwind-  kömmlichen  Vorstellungen  anbequemend  gibt 
ler  dieser  Art,  und  zumal  die  spätere  Literatur  sich  der  Dichter  seinen  eigenen  Ahnungen  und 
ist  voll  von  solchen  Seelenzitierungen;  da  war  Hoffnungen  da  hin,  wo  der  Gegenstand  seines 
es  ein  beliebtes  Zauberstück,  die  Hekate  zu  Liedes  zur  Vertiefung  in  die  Geheimnisse  jen- 
zitieren, die  Hauptgestalt  alles  Aberglaubens,  seifigen  Lebens  einlud,  also  zumal  in  Trauer- 
nächtlichen Spukes  und  Zaubers,  vgl.  Rohde  30  gesängen  um  Verstorbene.  Das  sind  eben subjek- 
2,  87,  2.  tive  Färbungen  der  allgemeinen  Vorstellungen, 
Aus  Homer  läfst  sich  einigermafsen  noch  auf  die  wir  hier  nicht  eingehen.  Es  ist  klar, 
die  volkstümliche  Vorstellung  von  der  tyv%rj  dafs  auf  keinem  Gebiet,  wie  auf  dem  der 
erkennen;  selbst  noch,  wie  wir  gesehen,  Rudi-  Vorstellungen  vom  Leben  der  Seele  nach  dem 
mente  einer  vorhomerischen  Anschauungsweise  Tode,  die  Möglichkeit  so  grofs  ist,  dafs  so- 
kommen  da  zum  Vorschein,  Spuren  der  uralten  gar  in  einem  und  demselben  Kopfe  die  wider- 
Vorstellung von  der  Vogelgestalt  der  abgeschie-  sprechendsten  Anschauungen  friedlich  bei  ein- 
denen  Seele,  die  ihrerseits  in  dem  rein  therio-  ander  wohnen,  wie  das  zu  allen  Zeiten  beob- 
morphen  Götterglauben  der  ältesten  rmyke-  achtet  werden  kann  (Finsler,  Homer  S.  463).  — 
nischen'  Epoche  wurzelt,  vgl.  Weicker  a.  O.  40  Auf  des  Apuleius  Märchen  kommen  wir  unten 
S.  20  f.  Bei  allem  Unterschied  in  der  Wert-  zurück;  die  mythologische  Verwendung  der 
abschätzung  von  Seele  und  Leib  stimmt  mit  Psyche  darin  darf  sicherlich  nicht  auf  hohes 
der  im  homerischen  Epos  niedergelegten  volks-  Alter  Anspruch  machen.  Eine  Erinnerung  an 
tümlichen  Vorstellung  im  allgemeinen  wenig-  den  im  Märchen  geschlossenen  Ehebund  zwi- 
stens  die  religiöse  Theorie  der  Orphiker  und  sehen  Eros  und  Psyche,  dem,  beiläufig  bemerkt, 
anderer  Theologen  überein.  Etwas  ganz  anderes  eine  Tochter,  die  Voluptas,  entsprofs,  enthält 
aber  als  jene,  wir  dürfen  wohl  sagen,  einiger-  das  allegorische  Machwerk  des  Martianus  Ga- 
mafsen  konkrete  Psyche  des  Volksglaubens,  die  pella,  zugleich  auch,  wie  vermutet  wird,  eine 
gleichsam  als  Doppelgänger  des  leiblichen  Erinnerung  an  den  fSeelenbräutigam'  Hermes, 
Menschen  ihr  Sonderleben  führt,  ist  die  tyv%r\  50  'wahrscheinlich  durch  Varro  oder  andere  My- 
der  Philosophen,  zunächst  der  ionischen:  für  stiker  des  1.  Jahrh.  v.  Chr.  vermittelt',  Gruppe, 
diese  ist  ip.  eine  zusammenfassende  Benennung  Gr.  Myth.  1329,  8.  Auf  seiner  Brautfahrt  be- 
jener  Kräfte  des  Sinnens,  Strebens,  Wollens  gehrt  Hermes  auch  die  Psyche,  die  Tochter  des 
(voog,  asvog,  ^ifjTig,  ßovhj),  zu  oberst  desth^ds,  Helios  und  der  Entelecheia,  weil  sie  über  die 
die  nach  homerisch -volkstümlicher  Zuteilung  Mafsen  schön  und  mit  allen  Tugenden  begabt 
ganz  dem  Bereich  des  sichtbaren  Menschen  war  (am  Tage  ihrer  Geburt  haben  sie  sänit- 
und  seines  Leibes  zufallen.  Das  führt  ab  ins  liehe  Götter  mit  ihren  Gaben  beschenkt);  allein 
Gebiet  philosophischer  Spekulation  und  zu  ab-  sie  war  bereits  in  des  Liebesgottes  Gewalt, 
strakterem  Unsterblichkeitsglauben  bei  den  Mart.  Cap.  1,  7  p.  4  ed.  Eyss.  Eine  Entstehung 
Griechen,  vgl.  darüber  Rohde  2,  137  ff. ,  für  60  der  Psyche  gibt  der  von  Albrecht  Dieterich 
Piaton  2,  263  ff.  Eher  noch,  scheint  es,  liefse  bearbeitete  Leidener  Zauberpapyrus  in  seiner 
sich  aus  dem  f Die  Laien''  überschriebenen  Ab-  kosmogonischen  Einlage :  siebenmal  lacht  der 
schnitt  S.  198  ff.  etwas  für  unsere  Darstellung  Gott,  und  es  entstehen  die  sieben  Götter;  zum 
gewinnen;  allein  auch  da  verlieren  wir  uns  zu  siebenten  Male  lachte  er  und  brach  dabei  in 
sehr  in  subjektive  Anschauungen.  Ein  Bei-  Tränen  aus,  und  es  ward  die  ibv%r'\\  Hermes 
spiel  möge  dies  zeigen.  Bei  Pindar  (s.  Rohde  wird  ihr  Führer  sein;  vgl.  Dieter  ich,  Ahraxas 
2,  204  ff.)  scheinen  zwei  einander  entgegen-  S.  18,  75.  65.  82.  'Eine  unerschöpfliche  Fand- 
gesetzte  Vorstellungen    von   Wesen,   Herkunft  grübe   für   uralte  volkstümliche  Vorstellungen' 


3213 


Psyche  (Seelenvogel) 


Psyche  (SeelenvogeL 


3214 


aber  sind  Artemidors  Oneirohritiha,  wozu  z.  B. 
vgl.  E.  Miefs,  Volkstümliches  bei  Artemidoros, 
Rh.  Mus.  N.  F.  49,  1894,  177—193;  auch  den 
so  zahlreichen  Verwandlungsmythen  läl'st  sich 
gewii's  manches  Einschlägige  abgewinnen,  vgl. 
Weicher  a.  0.  S.  22  ff. ;  allein  das  schillert  alles, 
und  die  literarische  Überlieferung  erscheint 
zu  trümmerhaft';  eine  deutlichere  Sprache  reden 
die  bildlichen  Darstellungen. 

Bildliche  Darstellungen. 

Mit  den  Vorstellungen,  die  man  sich  von 
der  äufsern  Erscheinung  der  Seele  machte,  hat 
sich  Ericin  Rohdc  nicht  befafst;  darüber  ist 
aufser  der  etwas  dürftigen  Dissertation  von 
Rieh.  Hirsch,  De  animar.  ap.  ant.  imag.,  Leipzig 
1 889,  namentlich  zu  vergleichen  Georg  Weicher, 
De  Sirenibus  quaestiones  selectae,  Diss.  Leipzig 
1895  und  'Der  Seelenvogel  in  der  alten  Lite- 
ratur und  Kunst.  Eine  mythologisch-archäo- 
logische Untersuchung',  Leipzig  1902;  ferner 
vgl.  die  Art.  Psyche  bei  Baumeister  und  Darem- 
berg  et  Saglio,  sowie  Sittl,  Arch.  d.  Kunst 
S.  844  f.  (433).  Unsere  Darstellung  scheidet  sich 
am  besten  in  die  drei  Abschnitte :  Seelenvogel, 
fi'öcüXct,  Psyche  als  Schmetterling. 

•  a)  Der  Seelenvogel. 

Eine  älteste,  aber  durchaus  nicht  auf  grie- 
chisches Gebiet  beschränkte  Vorstellung  ist  die 
vom  Seelenvogel  ('l'äme  est  representee  par  un 
oiseau  ä  tete  humaine',  Collignon,  Reo.  arch. 
n.  s.  30,  1875,  203),  auf  griechischem  Boden 
zumal  in  der  Gestalt  der  sogenannten  Grab- 
seirene nachweisbar,  vgl.  z.  B.  Baumeister,  D. 
d.  hl.  A.  (3)  S.  l(>44f.  Abb.  1701  und  1702. 
Früher  pflegte  man  in  diesen  auf  Gräbern 
stehenden  Seirenen  eine  Art  Äternisierung  der 
Totenklage  zu  sehen,  man  pflegte  sie  zu  deu- 
ten als  Sinnbild  der  tönenden  Trauergesänge, 
der  fortwährenden  tönenden  Klage  um  den 
Toten,  die  in  der  Grabseirene  gleichsam  Stein 
geworden,  versteinert  ist.  Dagegen  erscheint 
nun  ungemein  einleuchtend  die  Auffassung 
Weichers,  dafs  sie  Abbilder  seien  der  ent- 
schwundenen Seelen.  Von  den  Seirenen  als 
Totengeistern  ausgehend  und  lüfsend  auf  den 
Forschungen  von  Crusius  und  Rohde,  zumal 
des  erstem  Aufsatz  Die  Epiphanie  der  Sirene, 
Philol.  50,  1891,  93—107,  hat  Weicher  als 
älteste  Vorstellung,  die  man  sich  von  der 
äufsern  Erscheinung  der  Seele  machte,  die 
Vogelgestalt  nachgewiesen,  wie  ja  auch  Götter 
gerne  diese  annahmen,  vgl.  z.  B.  Finsler,  Homer 
S.  401.  459.  Weicher  ist  dem  Seelenvogel  in 
seinen  wechselnden  Gestalten,  seinen  Misch- 
bildungen nachgegangen  und  hat  ein  fast  über- 
reiches Material  zusammengetragen  in  seiner 
Monographie  'Der  Seelenvogel  in  der  alten  Lite- 
ratur und  Kunst',  vgl.  dazu  die  ausführlichen 
Besprechungen  von  Sam  Wide,  Berl.  philol. 
Wschr.  23,  1903,  780  ff.  W.  H.  Röscher,  Wschr. 
f.  hlass.  Phil.  20,  1903,  895  fl'.  u.  s.  w.,  vgl.  auch 
Weicher,  Ath.  Mitt.  30,  1905,  207  ff.  Ob  man 
freilich  in  all  diesen  Fällen  auf  jede  weitere 
Deutung  verzichten  kann,  bleibt  sehr  die  Frage ; 
man  hüte  sich,  alles  aus  der  'Seelenvogelperspek- 
tive' zu  betrachten!    Überhaupt  ja  eröffnen  sich 


gerade   auf  dem  Gebiete 


der  Seelenforschung 
die  weitesten  Ausblicke,  ist  doch  dies  ein 
Thema  von  allgemeinstem  Interesse,  and  dem 
Anteil,  den  alle  Völker  und  alle  Zeiten  und 
jeder  einzelne  daran  nehmen,  entsprechen 
eben  die  mannigfachsten,  wechselnden  Vor- 
stellungen. Seinen  Ausgang  nimmt  Weicher 
von  den  allerältesten,  bereits  in  der  altern 
aigyptischen  Kunst    vorliegenden    Typen    des 

io  Seelenvogels,  die  auch  mafsgebend  blieben 
für  alle  spätem  Epochen  der  Kunst,  insbeson- 
dere der  ostgriechischen.  Diese  sind  a)  der 
menschenköpfige  Vogel,  bärtig  oder  unbärtig, 
in  voller  Vorderansicht,  die  Flügel  beiderseits 
ausgebreitet,  mit  meist  eiförmigem  Körper, 
Fächerschwanz  und  ausgestreckten  Beinen,  die 
oben  eine  charakteristische  hosenartige  Ver- 
breiterung haben,  endlich  mit  ausgebreiteten 
entweder  völlig   ausgebildeten    oder  nur  noch 

20  rudimentär  vorhandenen  Armen  (vgl.  Weicher 
S.  88,  Fig.  21)  und  b)  der  menschenköpfige 
Vogel,  bärtig  oder  unbärtig,  mit  anliegenden 
Flügeln;  situationslos  dasitzend,  die  ziemlich 
kurzen,  aber  in  den 


ostgriechischen 
Typen  mit  gewal- 
tigen Krallen  ver- 
sehenen Beine  tra- 
gen auch  hier  stets 

3d  deutliche  'Hosen'; 
die  Flügel  kreuzen 
sich  stark  mit  den 
Spitzen  (vgl.  z.  B. 
TJ>t'cfce>-S.102,Fig. 
32) ;  durch  meist 
unorganisch  ange- 
fügte Arme  wird 
daraus  der  Typus 
des     adorierenden 

io  Ba  geschaffen,  vgl. 
Weicher  S.  119,  Fig, 


1)  Seelenvogel  (Eagle-lady)  auf 

einem  kretischen  Siegelstein 

(nach  .Tourn.  of  hell.  stud.  22, 

1902,  79  Fig.  8). 


43.  Auch  manche  ältere 
ostgriechische  Seirenentypen  weisen  am  obern 
Ende  der  Beine  die  erwähnten  Hosen  auf,  und 
nach  den  Erkundigungen  Roschers  (a.  O.  901  f., 
vgl.  auch  Sp.  896  f.)  ergibt  sich,  dafs  diese 
Seelenvogeltypen  der  aigyptischen  und  ost- 
griechischen  Kunst  mit  ihren  'Hosen'  und  'ge- 
kreuzten  Flügelspitzen'  dem  Typus  der  in 
Aigypten    so  häufigen    Sperber  oder  Geier   (?) 

50  entsprechen,  die  beide  in  der  aigyptischen 
Religion  und  Kunst  eine  ganz  hervorragende 
Rolle  gespielt  haben  und  als  nach  Blut  und 
Aas  gierige  Tiere  ganz  von  selbst  zu  'Seelen- 
tieren', d.  h.  zu  Inkarnationen  der  vom  Kör- 
per befreiten  Seelen  werden  mufsten.  Auf  die 
altaigyptischen  Typen  des  Seelenvogels  folgen 
diejenigen  der  ostgriechischen  Kunst,  die  im 
wesentlichen  den  aigyptischen  entsprechen. 
Auch  für  die  sog.  aigaiische  Kunst  ist  nun  der 

co  Seelenvogel  nachgewiesen  auf  kretischen  Siegel- 
steinen, vgl.  D.  G.  Hogarth,  Tire  Zahro  sealings, 
Journ.  of  hell.  stud.  22,  1902,  7G  ff.  z.  pl.  6  ff . 
Weicher  a.  0.  S.  218  (Zusatz  zu  S.  93,  2).  Es 
sind  da  recht  verschiedene  Typen  dieser  phan- 
tastischen Gebilde,  doch  läl'st  sich  im  allge- 
meinen feststellen,  dafs  beidseitig  des  nackten 
weiblichen  Oberkörpers  mit  stark  betonten 
Brüsten  die  Flügel  ausgebreitet  sind  und  dafs 


Psyche  (Seelenvogel) 


Psyche  (Grabseiren  en) 


3216 


diese  rEagle-lady'    (nach  Hogarth)   unterwärts 
bekleidet  ist  mit  dem  charakteristischen 
kenischen' 


my- 


tzMMfflZW/wy/A 


Frauenrock, 

vgl.  z.  B.  Ho- 

qarth     a.    0. 

S.  79  Fig.  8  (s. 

unsereAbb.l). 

Ferner  schlie- 

l'sen    sich    an 

die  Typen  der 

Kunst  des 
griechischen 

Mutterlandes 

(Chalkis,  Ko- 

rinth,      Boio- 

tien,    Attika), 

die    der    ost- 
griechischen 

Kunst  in   hellenistischer  Zeit,   endlich   die  der  20  derseits    ausgebreiteten   Flügeln  und   halb   an 


2)  Behelmter  Seelenvogel  auf  dem  korinthischen  Kugelaryballos  zu  Karlsruhe 
nr.  81  (nach   Weicher,  Seelenvogel  S.  35  Fig.  15). 


den  des   Zweigespanns ,    auf  der  andern   über 
dem  Rücken  eines  Stieres,  beidemal  rechtshinr 

vgl.  Weicher 
Fig.  82  (S.  34  f. 
161)  (s.  unsere 
Abb.  3).  Die- 
sen attischen 
Arbeiten  aber 
dürfte  nach- 
gebildet sein 
die  Seirene 
unter  dem 
Henkel  einer 
korinthischen 
Oinochoe  im 
Brit.  Museum 
(A 1353);  auch 
diese  Seirene 
flieg-t  mit  bei- 


3)  Seelenvogel  auf  der  (attischen) 

Exekias-Amphora  im  Louvre  F  53 

(nach  Gerhard,  Auserl.  Vasenb.  2  Tf.  107). 


westgriechisch-italischen  Kunst  (Etrurien,  Cam- 

panien,Unter- 
italien,  Rom). 
Für  Korinth 
ist  besonders 
bemerkens- 
wert das  häu- 
fige Vorkom- 
men von  bär- 
tigen Seirenen  30 
und  solchen 
mit  Kalathos 
auf  dem  Kopf, 
vgl.  Weicher 
S.  141,  4.  142,  1  (ebenso  nachzuweisen  für  Boi- 
otien,  Weicher  S.  152).  Ein  Unikum  in  der 
Vasenmalerei  ist  der  be- 
helmte Menschenvogel  des 
korinthischen  Kugelary- 
ballos zu  Karlsruhe  nr.  81, 
wohl  die  Seele  eines 
wackern  Kriegers  reprä- 
sentierend, vgl.  Weicher 
S.  35,  Fig.  15.  Darem- 
berg  et  Saglio  Fig.  5839 
(s.  unsere  Abb.  2).  Eine, 
wie  es  scheint,  selbst- 
ständige Schöpfung  der 
attischen  Kunst  ferner 
liegt  vor  in  dem  Flug- 
schema der  Seirene,  wie 
es  z.  B.  auf  der  Exekias- 
amphora  des  Louvre  F  53 
und  auf  einer  kleinen 
attisch  schwarzfisrurip-en 
Amphora  des  Cabinet  des 
medailles  (nr.  817)  ver- 
wendet ist:  die  Seirene, 
deren  Brust  weit  vorge- 
wölbt und  deren  Körper 
und  Schwanz  auffallend 
lang  und  schmal  ist,  fliegt 
mit  beiderseits  ausgebrei- 
teten Flügeln,  der  rechte 
ist  mit  der  Spitze  gesenkt, 
die  Beine  sind  rechtwink- 
lig vorgestreckt,  auf  der 
Exekiasvase  über  den  Pfer- 


den Leib   gezogenen  Beinen  nach  rechts. 


vgl. 


4)   Seelenvogel    auf   der    korinthischen  Oinochoe    im  Brit. 
Museum  A  1353  (nach   Weicher,  Seelenvogel  S.  144  Fig.  68). 

Weicher  Fig.  68  (S.  143 f.,  s.  unsere  Abb.  4). 
Erst  in  der  Jüngern  attischen  Sepulkralskulptur 
erscheinen  die  zu  Anfang  dieses 
Abschnittes  erwähnten  Grabsei- 
renen,  vgl.  Baumeister,  D.  d.  hl. 
A.  (3)  S.  1644  f.  Abb.  1701.  1702. 
Bruchm.  Taf.  549.  S.  Beinach,  Bep. 
de  la  stat.  1,  177.  505.  2,  701  tf. 
Weicher  S.  171  ff.  Fig.  88  (s.  unsere 
Abb.  5  u.  6).  Noch  keine  hat  sich  auf 
attischem  Boden  gefunden,  die  über 
die  letzten  Jahrzehnte  des  fünften 
Jahrhunderts  hinaufreichte,  und 
doch  läßt  die  Darstellung  der  auf 
dem  Grabmal  stehenden  musizieren- 
den Seirene  auf  altern  weifs- 
grundigen  Lekythen  (vgl. 
Weicher  S.  161  und  dazu 
S.  51  Fig.  19)  entsprechende 
plastische  Werke  auch 
schon  für  das  6. 
Jahrhundert  vor- 
aussetzen. Unter- 
scheiden lassen 
sich  musizierende 
und  klagendeGrab- 
seirenen,  und  letz- 
tere zerfallen  wie- 
derum in  zwei 
Hauptgruppen,  je 
nachdem  die  Rech- 
te das  Haar  rauft 
und  die  Linke  die 
Brust  schlägt  oder 


5)  Leierspielende  Grabseirene  im  Nationalmuseum  zu  Athen 
nr.  774  (nach  Revue  arch.  n.  s.  9,  1864  pl.  12). 


3217 


Psyche  i  Grabseirenen) 


Psyche  (als  Hahn) 


3218 


umgekehrt  die  Linke  das  Haar  rauft  und|die 
Rechte  die  Brust  schlägt.  Andere  Trauerge- 
bärden sind  vereinzelt,  so  z.  B.  dafs  die  Seirene 
mit  beiden  Händen  das  Haar  rauft  oder  mit 
beiden  Händen  sich  die  Brüste  schlägt.    Auch 


auf  Grabstelen'  behandelt  werden,  S.  207 
bis  212.  In  der  Tat  schliefst  sich  direkt  an 
die  Darstellung  der  leierspielenden  Seirene  auf 
einem  altarähnlichen  Grabpfeiler,  wie  wir  sie 
auf    der    weifsgrundigen    Lekythos    im    Brit. 


6)  Grabseirene  im  Louvre  (nach 

Bouillon,  Musee  des  Antiquen 

Bd.  3  Basrel.  6). 


7)  Leierspielende  Seirene  auf  der  weilsgrundigen  Lekythos  im  Brit. 
Museum  B  (»51  (nach  Harrison  and  Verrat,  Myth.  and  Mon.  of  anc.  Athens 

p.  584  Fig.  19). 

noch  ein  anderer  Museum  B  651  sehen,  bei  Weicher,  Seelenvogel 
Gestus  der  tiefsten  S.  51  Fig.  19  (s.  unsere  Abb.  7),  diese  andere 
Trauer  hat  wohl  bei  an  auf  einer  ziemlich  gleichzeitigen  weifsgrun- 
attischen  Grabsei-  30  digen  Lekythos  im  Nationalmuseum  zu  Athen, 
reuen  Verwendung       bei   Weicher,  Ath.  Mitt.    a.  0.    S.  207    Abb.  1 

(s.  unsere  Abb.  8),  nur  dafs  hier  eben  der  Hahn 
rechtshin  auf  dem  Grabmal  steht.  Und  ebenso 
vergleichen  sich  gut  Weicher,  Seelenvogel  S.  164 
Fig.  84  ('s.  unsere  Abb.  9)  und  Weicher,  Ath. 
Mitt.  a.  Ö.  208  Abb.  2  (s.  unsere  Abb.  10):  auf 
einem  kleinen  rf.  Aryballos  im  Nationalmuseum 
zu  Athen  erscheint  neben  dem  Grabpfeiler 
gleichfalls   ein  Hahn,   während  uns   anderseits 


gefunden,  das  Mo- 
tiv der  trauernden 
Dienerinnen  (vgl. 
Furtwängler ,  La 
coli.     Sabouroff    1, 


Taf.  15—17.  Bruchm.  Taf.  534):  der  zur  Seite 
geneigte  Kopf  ist  in  die  hohle  rechte  bzw. 
linke  Hand  gestützt,  der  Ellbogen  ruht  auf  der 

vor  den  Leib  gelegten  andern  Hand.  —  Nicht  40  eine  Gruppe  von  kleinen  rf.  Lekythen  und  Ary- 
mehr  hierher  gehört  üer  Androseiren  in  pom-  ballen  eine  stets  armlose  Seirene  zeigt  auf  einer 
pejanischen  Wandbil- 
dern, vgl.  Weicher  S. 
181  ff.  Fig.  92;  keines- 
wegs ja  klingt  in  ihm 
noch  der  hocharchaische 
Typus  der  bärtigen  Sei- 
rene nach,  vielmehr  er- 
scheint er  rein  dekora- 
tiv verwendet  gleich 
andern  schwebenden  Fi- 
guren, entsprungen  dem 
f  Bedürfnis  formaler  Re- 
sponsion'. 

Aber  nicht  blofs  der 
menschenköpfige  Vogel 
gilt  als  das  Abbild  der 
menschlichen  tyv%rj,  auch 
in  reiner  Vogelgestalt, 
als  Vogel  ohne  Men- 
schenkopf ward  die 
Menschenseele    bildlich 

wiedergegeben  (vgl.  S.  Wide,  Ath.  3Iitt.  26, 
1901,  152  ff.  und  a.  O.  Sp.  783  f.),  'wenn  durch 
andere  Umstände  der  dämonische  Charakter 
des  Vogels  unverkennbar  ist',  fügt  Weicher 
vorsichtig  bei,  Ath.  Mitt.  30,  1905,  209,  wo  im 
Zusammenhang  mit  dem   Seelenvogel    fHähne 


8)  Hahn  als  Seelenvogel  auf  einer  weilsgrundigen  Lekythos  im  Nationalmuseum  zu 
Athen  (nach  Ath.  Mitt.  30,  1905,  207  Abb.  1). 

niedrigen  Erhöhung,  dem  Tumulus ,  sitzend 
neben  der  Stele.  —  Einen  gewöhnlichen  Vogel 
sehen  wir  z.  B.  über  dem  von  der  geflügelten 
Eos  weggetragenen  Leichnam  des  Memnon 
rechtshin  fliegen,  und  zwar  direkt  über  des 
Toten  Mund,  auf  der  kleinen  rf.  Amphora  der 


3219         Psyche  (als  bloßer  Kopf) 

5.  Bourguignon  zu  Neapel,  vgl.  Ann.  d.  Inst.  55, 
1883,  208  ff.  (P.  J.  Meier)  z.  tav.  d'agg.  Q.  ßal. 
Peinach,  Bep.  des  vases  1,  347,  2.  —  Über 
Träume  als  Seelenwesen  in  Vogelgestalt  vgl. 
Norden,  Verg.  Aen.  Buch  VI  S.  -210  ff.  (z.  Aen. 

6,  283  f.).  —  Wie  allgemein  die  Seelen  die  Zu- 
kunft voraussehen  und  -sagen  (s.  o.),  so  schrieb 
man  ja  auch  den  Vögeln  die  Gabe  der  Weis- 
sagung zu.  Ihr  „unberechenbares  und  geheim- 
nisvolles Kommen  und  Gehen  aus  dem  und  in  10 


20 


9)  Seirene  mit  Haube,  auf  dem  Grabhügel  vor  einer  do- 
rischen Säule  stehend,  auf  der  attisch,  rf.  Lekythos  zu 
Berlin   nr.  2229    (nach  Weicher,  Seelenvogel   S.  164   Fig.  84)- 

30 

den  Raum,  in  welchem  man  den  Sitz  der  Un- 
sterblichen wähnte,  liefs  sie  vor  anderen  Tieren 
geeignet  erscheinen,  dem  Menschen  über  den 
Willen  der  Götter  oder  über  das  Dunkel  der 
Zukunft  Andeutungen  zu  machen1',  0.  Schröder, 
Sprachvergleichung  und  Urgeschichte 3  2,  141. 
Vgl.  Boscher,  Kynanthropie  S.  73  ff.  Und 
schliefslich  sei  in  diesem  Zusammenhang  we- 
nigstens gestreift,  dafs  die  Taube  ein  indoger- 
manischer Totenvogel  ist,  vgl.  Schröder  a.  0.,  und  40 

auch  auf  die  Taube 

hingewiesen     als 

christliches    Symbol 

des  heiligen  Geistes. 

Am   besten  wohl 

im  Anschlufs  au  den 

menschenköpfigen 
Vogel  läfst  sich  eine 

weitere    Erschei- 
nungsform der  Seele  so 
betrachten,  nämlich 
der  körperlose  Kopf. 
Auch    der    einfache 
Kopf,    der   Sitz    der 
Sinne   (vgl.  Artemidor.  Oneirokr.  1,   35    p.  34), 
konnte    als   Sitz   der   Seele    aufgefafst    und    in 
Wort  und  Bild   als   eine  Art  Abbreviatur  des 
menschenköpfigen  Seelenvogels  oder  des  Eido- 
lons    (s.  u.),    als    Symbol    der  Seele   verwendet 
werden,    vgl.     Weicher,    der    einer    Andeutung  60 
llethes  folgt,  a.  0.  S.  30  f.,  G.  Nicole  a.  0.  747, 
19.      Bethe,   Deutsche   Lit.-Ztg.    24,    1903.   996. 
Bh.  Mus.  N.  F.  62,  1907,  405  f.  A.  62,  wo  auch 
über   den  Phallos  als  Seelendarstellung.     Man 
halte    zusammen    Hom.    II.    11,     54  f.     ovvtK 
fyzXXsv I TtoXXag  icp&i^iovg   xecpuXag  "Aldi  tiqoi- 
dipstv  mit  II.  1,3  itoXXag  d' icp&ifiovg  xpv%ccg'Äi8i 
it  qoio.i1)  tv,    und   es   ergibt    sich    die    Gleichung 


10)  Hahn  als  Seelenvogel  auf 

einem  rf.  Aryballos  im  Na- 

tionalmuseuru  zu  Athen  (nach 

Ath.  Mitt.  30,  1905,  208  Abb.  2). 


Psyche  (als  bloßer  Kopf  3220 

■asqxxXai.  =  ii>v%a.L,  die  auch  die  Scholl.  11.  1,  3 
bestätigen;  so  aber  erklären  sich  auch  vtxviov 
ausvr]vä  yiaonvu.,  Rom.  Od.  10,  521.  536.  11, 
29.  49.  Und  weiter  wird  man  in  der  Darstel- 
lung des  Kampfes  um  des  Troilos  Leiche  auf 
der  sf.  Amphora  zu  München  bei  Gerhard, 
Auserl.  Vasenb.  3  Taf.  223.  Baumeister,  I). 
d.  Mass.  Altert.  (3)  S.  1902,  Abb.  2001.  Sal. 
Beinach,  Bep.  des  vases  2,  113  den  schweben- 
den Kopf  über  dem  Leichnam  zwischen  den 
Kämpfern  als  die  Seele  des  Troilos  deuten; 
anders  Loeschche,  vgl.  Bethe,  Bh.  Mus.  a.  0. 
Namentlich  auch  tritt,  in  diesem  Zusammen- 
hang betrachtet,  eine  merkwürdige  Gruppe  von 
Gemmen  in  neue  Beleuchtung.  Wiederholt 
findet  sich  da  ein  aus  der  Erde  emporkom- 
mender wahrsagender,  meist  bärtiger  Kopf,  vgl. 
Furtivängler,  Die  ant.  Gemmen  Taf.  20,  53.  22, 
1_9.  12—15.  61,  51.  Bd.  3,  245  ff.  Fig.  138.  Dal's 
er  sprechend  oder  singend  gedacht  ist,  geht 
sowohl  aus  der  meist  zurückgebeugten  Kopf- 
haltung als  auch  daraus  hervor,  dafs  der  Mund 
mehrfach  geöffnet  erscheint, 
sowie  vor  allem  daraus,  dafs 
häufig  eine  Figur  vor  dem 
Kopf  aufmerksam  horchend 
in  ein  Diptychon  aufschreibt, 
was  sie  vernimmt.  Von  Furt- 
wängler  wird  dieser  Kopf  in 
Zusammenhang  gebracht  mit 
Kult  und  Verehrung  des  pro- 
phetischen Örpheushauptes, 
vgl.  Maa/'s,  Orpheus  S.  132, 
10.  ,,Der  vornehmste  Typus 
der  Totenbeschwörer  ist  na- 
türlich Hermes,  der  grol'se 
Zauberer,  der  schon  im  ho- 
merischen Epos  den  Zauber- 
stab und  das  Zauberkraut 
Moly  besitzt,  der  Schlaf  und 
Träume  sendet  und  der  die 
Seelen  der  Verstorbenen  emp- 
fängt, führt  und  leitet''  (Furt- 
ivängler a.  0.  S.  253),  und  auf  Gemmen  ist  es 
eine  beliebte,  häufig  wiederkehrende  Darstellung, 
wie  Hermes  eine  menschliche  Gestalt  aus  der 
Tiefe  emporlockt  oder  emporzieht;  bald  taucht 
nur  ihr  Kopf  aus  dem  Boden  empor,  bald  er- 
scheint der  Oberkörper,  und  Hermes  zieht  die 
Gestalt  am  Arme  aus  der  Erde  herauf  (vgl. 
Tf.  21,  64 — 72  und  die  dazu  genannten  Re- 
pliken, sowie  Brit.  Mus.  Cot.  nr.  690.  691). 
Vgl.  auch  den  Chalkedon-Skarabaios  aus  Chiusi 
im  Brit.  Mus.  Cat.  nr.  433,  bei  Furtivängler 
Tf.  20,  32.  Bd.  3,  202  (s.  unsere  Abb.  11),  wo 
Hermes  einen  Geist,  eine  Seele,  die  als  bärtiger 
Kopf  sich  zeigt,  aus  einem  Pithos  hervorruft. 
Wir  haben  also  auch  hier  die  Seele  in  reiner 
Kopfgestalt,  und  es  ist  in  diesen  Fällen  in  all- 
gemeiner Deutung  fder  durch  Hermes  oder 
menschliche  Nekromanten  beschworene  Geist', 
der  als  blofser  Kopf  aus  der  Erde  auftaucht, 
Weicher  S.  30.  Auch  die  Karneole  bei  Furt- 
wängler  Tf.  19,  49  und  50,  letzterer  auch  bei 
Imhoof- Blumer  und  Keller,  Tier-  und  Pflanzen- 
bilder Tf.  26,  33  und  darnach  bei  Weicher 
S.  12,  5  Fig.  6  (s.  unsere  Abb.  12),  wo  Hermes, 
das    eine   Mal   mit  Stäbchen   in   der   Rechten, 


11)  Seele  in  Kopfge- 
stalt, von  Hermes 
aus  einem  Pithos 
heraufgerufen,  auf 
dem  Chalkedon-Ska- 
rabaios aus  Chiusi 
im  Brit.  Museum 
nr.  433  (nach  Furt- 
ivängler, Ant.  Gemmen 
Taf.  20,  32). 


3221     Psyche  'als  Biene,  Fliege  etc.) 


Psyche  (als  el'daXov) 


3222 


das  andere  Mal  mit  Petasos  auf  dem  Kopfe, 
beschäftigt  ist  mit  einer  menschenköpfigen 
Seirene  mit  unverhältnismäfsig  langem  Hals, 
nach  Furttcöngler  'einen  menschlichen  Kopf 
auf  einem  Schwanenkörper  zurechtsetzend', 
dürften  in  diesem  Zusammenhang  Beachtung 
finden,  und  es  läge  hier,  wie  Weicher  sich  aus- 
drückt, ceine  etwas  unorganische  Verbindung 
der  beiden  Seelentypen'  vor,  eine  Verquickung 
der  Seele  als  Kopf  und  der  Seele  als  Vogel. 
Und  noch  weitere  Perspektiven  tun  sich  auf  bei 
Aufnahme  des  körperlosen  Kopfes  unter  die 
Abbilder  der  Seele,  z.  B.  für  das  Verständnis 
des  Gorgoneions  (vgl.  die  rooytLi)  xscpcdri  der 
Nekyia,  JSom.  Od.  11,  634),  ja,  möglicherweise 
noch  für  die  richtige  Einschätzung  der  ge- 
flügelten Engelsköpfe  der  christlichen  Kunst, 
der  sog.  Cherubim  oder  Seraphim,  wie  sie  schon 
in  den  Fresken  aus  dem  7.  oder  8.  Jahrh.  in 
S.  Maria  Antiqua  am  Forum  Romanum,  in 
charakteristischer  Form  z.  B.  auch  in  der  cVer- 
kündigung'  des  Senesen  Simone  Martini  in  den 
Uffizien  zu  Florenz  erscheinen. 

Auch  nicht  auf  das  eigentliche  Vogelreich, 
wie  es  die  zünftige  Zoologie  begrenzt,  bleiben 
diese  Vorstellungen  von  der  Seele 
beschränkt.  Für  den  Volksglau- 
ben besteht  z.  B.  nicht  der  zoo- 
logische Unterschied  zwischen 
Vogel  und  Fledermaus.  Mit 
schwirrenden  Fledermäusen  wer- 
den ja  im  letzten  Gesang  der 
Seeienvogei  auf  Odyssee  v.  5  ff.  die  Seelen  der  er- 
dem  westgriech.  mordeten  Freier  verglichen.  Ei- 
Karneol-Skara-  gentlich  zoologische  Erwägungen 
liegen  natürlich  dem  naiven  Volks- 
glauben fern,  und  wenn  er  un- 
bekümmert die  Fledermaus  den 
Vögeln  einreiht,  so  macht  er  es 
nicht  anders  mit  den  Insekten, 
speziell  den  Bienen;  auch  diese 
leicht  beschwingten  Wesen  werden  zu  Erschei- 
nungsformen der  Seele,  vgl.  Weicher  S.  29  f.  217, 
und  als  Verwandlungsform  kommt  auch  die 
Fliege  in  Betracht.  Auch  der  neugriechische 
Volksglaube  sieht  gelegentlich  in  Bienen  und 
Fliegen  die  aus  dem  Körper  geschiedenen  See- 
len, vgl.  B.  Schmidt,  Das  Volksleben  d.  Neu- 
griechen 1,  220,  3.  Am  bekanntesten  aber  ist 
ja  die  Verwendung  des  Schmetterlings  in 
diesem  Sinne,  darüber  s.  u. 

Seelenwesen  sind  auch  die  Schlangen. 
Auf  zahllosen  Darstellungen  chthonischen  Cha- 
rakters tritt  ja  die  Schlange  auf,  von  den  be- 
kannten altspartanischen  Reliefs  an,  und  „die 
Beobachtung,  dafs  Schlangen  häufig  an  Grab- 
hügeln hausten,  mochte  neben  dem  geheimnis- 
vollen, oft  unheimlichen  Eindruck,  den  ihr 
rasches  Erscheinen  und  Verschwinden  hervor- 
rief, diese  Vorstellung  (von  der  Schlangen- 
gestalt der  Menschenseele)  besonders  gefördert 
haben",  Weicher  S.  30,  vgl.  S.  25,  2.  Vgl. 
auch  J.  Lippert,  Die  Religionen  der  europ. 
Kulturvölker  S.  300  f.  und  0.  Schröder,  Sprach- 
vergleichung u.  Urgeschichte3^, 428 f. :  ,, Aufserlich 
stellt  man  sich  die  Seelen  der  Verstorbenen 
gern  unter  dem  Bilde  der  Schlange  vor,  deren 
am  Boden   sich  fortschlängelnde  Bewegungen 


12)  Hermes  mit 


nr.  371  (nach 
Imhoof-Blu  nter 
xi.  Keller.  Tier- 

u.  Pflanzen- 
bilder  Tf.  26,  33) 


an  die  halb  unter,  halb  über  der  Erde  ge- 
dachten Geister  erinnern  mochten". 

So  sind  denn  die  Seirenen,  von  denen  die 
Seelenvogelforschungf  auf  griechischem  Boden 

O  O  CT 

ausgeht,  wesens verwandt,  ja  wesensgleich  mit 
zahlreichen  andern  Gestalten  der  niedern 
griechischen  Mythologie;  namentlich  die  Har- 
pyien,  Keren,  Erinyen,  Stymphalideu,  vielleicht 
auch   die  Gorgo   werden   als   Parallelgestalten 

10  verständlich.  Eng  ist  aber  auch  der  Zusammen- 
hang, in  dem  die  Seirenen  u.  s.  w.  stehen  mit 
dem  weitverbreiteten  Vampyrismus,  vgl.  den 
Aufsatz  von  O.  Crusius,  Die  Epiphanie  der 
Sirene,  Philol.  50,  1891,  93—107,  und  mit  den 
Vurkolaken  im  Volksglauben  der  Neugriechen 
und  anderer  östlichen  (slaw.)  Völker,  vgl.  Waser, 
Charon  S.  102,  4.  Wie  wir  aber  leicht  den 
Übergang  finden  vom  Seelenvogel  zum  See- 
lenschmetterling,   so  können  wir   vom  Seelen- 

20  vogel  auch  zu  den  Eidola  überleiten  auf  Grund 
der  folgenden  Erwägung:  „Schritt  für  Schritt 
weichen  (auf  griechischem  Boden  alte  therio- 
morphe  Bildungen  den  anthropomorphen,  der 
uralte  Typus  des  Seelenvogels  bekommt  erst 
einen  Menschenkopf  und  ward  dann  zum  Men- 
schen mit  Flügeln",  Alfred  Körte,  Melanges 
Nicole  (1905)  S.  291,  vgl.  auch  Wide,  Ath,  Mitt. 
26,  1901,  153  f.  und  die  ähnliche  Betrachtung 
bei   Waser,  Shylla  und   Charybdis  S.  78,   und 

30  unter  dem  gleichen  Gesichtspunkt  läfst  sich 
auch  die  Fortentwicklung  des  Schmetterlings 
zum  Mädchen  mit  und  ohne  Flügel  verstehen. 

b)  sido)).a. 

Namentlich  auf  Vasen  finden  wir  die  Seele 
des  Verstorbenen,  die  tyv%ri,  das  ei'dalov  dar- 
gestellt als  kleine  geflügelte  oder  auch  un- 
geflügelte Figur,  gewöhnlich  in  der  Luft  flatternd 
oder  durch  die  Luft  eilend  im  alten  Kuielauf- 

40  schema,  man  denke  an  Hom.  Od.  11,  222:  \p. 
d'rjvr  'övsiQog  catoitxauivr^  Tttit6x)-\xui,  vgl.  Jahn, 
Arch.  Beitr.  128  ff.  Hirsch,  De  animar.  ap.  ant. 
imag.  Diss.  Leipzig  1889.  Alfred  Körte  bei  Pauly- 
Wissoira.  Beal-Enci/el.  d.  hlass.  Altertumsiciss. 
s.  v.  Eidcolov  5,  2081—2096.  So  ist  ein  beliebter 
Gegenstand  auf  altern  Vasen  Hektors  Schlei- 
fung (s.  o.  Bd.  1,  Sp.  1921  ff.  Bd.  3,  Sp.  1711  f. 
unter  Hektar  und  Patrohlos,  vgl.  Luchenbach, 
Jahrb.  f.  hlass.  Philol.  11.  Suppl.  1880,  499  ff.)  und 

öo  dabei  das  ti'dmlov  des  Patroklos,  das  in  voller 
Rüstung  den  Grabhügel  umschwebt,  vgl.  Plat. 
Phaidon  p.  81  C/D  ip.  negl  tu  avr'iuaxa.  xs  %al  xovg 
xacpovg  xvlivSoimtvr],  nsgi  u  öi]  xai  coqp-ib;  axxu 
ipv%(bv  ff/t/Of((3))  (fiavTccauata,  oia  nagi^ovrca.  cd 
xotuvxut  tyv%ai  si'dcola  %xl.  (vgl.  auch  p.  108 
A/B);  auch  hier  ist  ja  der  Glaube,  dafs  die 
Seelen  der  Verstorbenen  noch  an  den  Gräbern 
weilen,  wenigstens  angedeutet ;  vgl.  auch  Luhian. 
Charon  22:  %hniGx£VY.a6i  yovv  rag  ipv%ug  ccvu- 

60  7tsu7tO[isvc:g  kÜtco&sv  ätiTtvetv  [lsv  mg  olov  xs 
it  s  QiTtBxo^iivag  xr\v  xvtaav  xal  xbv  xa-xvov, 
Ttivtiv  8h  &7tö  xov  ßö&QOv  xb  iiBXiv.Qc.tov.  Zu- 
nächst nennen  wir  die  Darstellung  mit  Namens- 
inschriften auf  einer  sf.  Amphora  des  Brit. 
Mus.,  vgl.  Gerhard,  Anserl.  Vasenb.  3,  199. 
Jahn  a.  O.  133  f.  S.  Beinach ,  Be'p.  des  vases 
2,  100,  1,  s.  o.  Bd.  3,  Sp.  1711,  Abb.  12.  Über 
dem  weifsen  omphalosartigeu  Grabhügel  rechts 


3223 


Psyche  (als  sidaXov) 


Psyche  (als  ei'dmlov) 


3224 


mit  Schlange  als  Grab-  und  Erdsymbol  (oder 
Verkörperung  der  Seele)  sehen  wir  das  kleine 
Eidolon  in  Gestalt  eines  wie  im  Sturmschritt 
linkshin  laufenden  Kriegers  mit  Helm  und 
Schild  und  eingelegter  Lanze,  ohne  Beflügelung, 
mit  Beischrift  r~TPOKK)S ;  davor  Achill  rechtshin 
stehend,  in  den  Anblick  von  Hektors  Leichnam 
versunken;  weiterhin  das  Viergespann,  geleitet 
von  Automedon;  aufserdem  diesem  zugewandt 
ein  weiblicher  Daimon  mit  Flügeln,  Ium(ß)op(?), 
die  Personifikation  des  Staubes,  und  vor  dem 
Viergespann  linkshin  schreitend  Odysseus,  von 
einem  Hunde  gefolgt.  Ferner  die  Darstellung 
einer  Amphora  im  Museo  nazionale  zu  Neapel, 
abgebildet  bei  Baumeister ,  I).  d.  M.  A.  (1) 
Abb.  789  (S.  735  f.)  nach  Baoul  -  Bochette, 
Mon.  ine'd.  1,  pl.  17  (unsere  Abb.  13);  wir 
sehen  das  Viergespann  in  vollem  Laufe  dahin- 
jagen  und  Hektors  Leiche  nachschleifen,  im 
Wagenkorb  Automedon  im  langen  Gewand  der 


von  rechts  wahrscheinlich  wieder  Achill  ent- 
gegeneilt, auf  der  sf.  Amphora  zu  Berlin,  Furt- 
tvängler  nr.  1867,  vgl.  Gerhard  a.  0.  3,  198,  3. 
Jahn  a.  0.  134.  Beinach  a.  0.  2,  99.  6.  Zu 
Hirsch  a.  0.  nr.  1 — 6  füge  bei  eine  sf.  Leky- 
thos im  Brit.  Mus.  (Walters  Cat.  2,  B  543)r 
auf  der  Hektors  Leiche  und  Achill  fehlen;  das 
Eidolon  über  dem  Grab  ist  geflügelt  und  ge- 
wappnet.    Ein  auffallend  grofses  Eidolon,  das 

io  des  Patroklos  oder  des  Achill,  sehen  wir  in 
voller  Rüstung  und  mit  Flügeln  rechtshin 
flattern  über  einem  unbemannten  Schiffe,  dar- 
unter Fische  und  links  einen  Raben  auf  einem 
Vorgebirge,  vielleicht  dem  Sigeion,  auf  der  sf. 
Vase  des  Brit.  Mus.  Cat.  2,  B  240.  Hirsch  nr.  9. 
Gerhard  a.  0.  3,  198,  1.  S.  Beinach  a.  0.  2r 
99,  4.  An  das  Eidolon  des  Patroklos  oder  des 
Achill  dachte  man  ferner  bei  der  Darstellung 
der  Amphora  bei  Gerhard  a.  0.  215.  Jahn  a.  0. 

20  135  f.  Beinach  a.  0.  2,    108  f.,  7;    wahrschein  - 


13)  Hektors  Schleifung  (beteiligt  Automedon  und  Achill)  auf  einer  Amphora  im  Museo  nazionale  zu  Neapel 

(nach  Raoul- Röchelte,  Mon.  ine'd.  1,  pl.  17). 


Wagenlenker  und  mit  Schild  auf  dem  Rücken, 
hinter  den  Pferden  den  schnellfüfsigen  Achill, 
neben  dem  Wagen  einherlaufend,  endlich  links 
hinter  Automedon  über  dem  wohl  blofs  durch 
die  Schlange  angedeuteten  Grabhügel  das  ge- 
flügelte Eidolon  des  Patroklos  in  voller  Rüstung 
rechtshin  schwebend.  Näher  zusammengerückt 
erscheint  die  Darstellung  auf  einer  Lekythos 
aus  Sizilien,  bei  Baoul-Bochette  a.  0.  1,  pl.  18, 
2,  s.  o.  Art.  Hektor  Bd.  1,  Sp.  1923  nach  Overbeck,  50 
Gatt.  her.  Bildic.  19,  7;  hier  erscheint  das  Eido- 
lon über  dem  ovalen  Grabhügel  im  Hintergrund 
zwischen  Wagenlenker  und  Viergespann,  Achill 
selber  lenkt  den  Wagen,  ein  Bewaffneter  läuft 
daneben  her,  und  unter  dem  Gespann  ist  ein 
gefallener  Krieger  angebracht,  der  an  das 
Schlachtfeld  als  Schauplatz  denken  läfst.  Ferner 
vgl.  die  bei  B.-Bochette  pl.  18,  1  abgebildete 
Lekythos  aus  Sizilien,  wo  Achill  mit  Auto- 
medon auf  dem  Wagen  steht,  das  Eidolon  un-  60 
geflügelt  über  dem  Tumulus  erscheint  und 
doch  wiederum  zwei  entgegenstürmende  Krieger 
auf  das  Schlachtfeld  hinweisen.  Der  Leich- 
nam Hektors  fehlt  am  Wagen,  wir  sehen  das 
Eidolon  in  Gestalt  eines  kleinen,  linkshin  durch 
die  Luft  fliegenden  Kriegers  über,  dem  Grab- 
hügel mit  Schlange  und  über  dem  rechtshin 
sprengenden  Viergespann  mit  Automedon,  dem 


lieh  ist  Aias  dargestellt  mit  Achills  Leiche, 
und  die  kleine  Kriegergestalt,  die  vorauseilt,, 
wird  trotz  dem  Fehlen  der  Flügel  als  Eidolon 
des  Achill  zu  deuten  sein.  Dieselbe  Darstel- 
lung mit  den  Namensbeischriften  Aifas  und 
Achele  findet  sich  auf  einem  vielpublizierten 
etruskischen  Skarabaios  in  der  Ermitage  zu 
Petersburg;  hier  ist  das  Eidolon  eine  kleine 
waffenlose  nackte  Flügelfigur  (der  rechte  Flügel 
ist  deutlich  zu  erkennen),  vgl.  Furtivängier, 
Die  ant.  Gemmen  Tf.  16, 19.  —  Hierher  gehören 
die  Darstellungen  der  sog.  Psycho-,  richtiger 
Kerostasie,  vgl.  den  Art.  Keren  von  O.  Cru- 
sius  in  diesem  Lexikon  Bd.  2.  Sp.  1143  f.  und 
den  Art.  Memnon  von  B.  Hottand  Bd.  2, 
Sp.  2674  f.  Luckenbach  a.  0.  617.  Nach  Homer 
wägt  Zeus  die  xjjpts,  bzw.  die  beiden  xf/pg  der 
Kämpfenden  auf  einer  Wage,  11.  8,  69  ff.  22, 
209  ff.,  an  letzterer  Stelle  speziell  die  Todes- 
lose des  Achill  und  des  Hektor;  Vergil  Aen. 
12,  725  ff.  läfst  ebenso  die  cfata'  abwägen ;  in 
der  Aithiopis  wurden  die  ■ktjqs  des  Memnon 
und  des  Achill  beim  entscheidenden  Zweikampf 
gewogen,  ebenso  in  des  Aischylos  verlorenem 
Drama  mit  dem  Titel  ipvxoaracitt,  und  selbst 
noch  bei  Quintus  Smyrnaeus  2,  540  f.  wird  in 
der  gleichen  Szene  die  Schicksalswage  in  Be- 
wegung gesetzt,   doch  von  Eris;  in   den   bild- 


3225 


Psyche  (als  si'öa)Xov) 


Psyche  (als  si'dcolov) 


3226 


liehen  Darstellungen,  die  offenbar  schon  von 
der  epischen  Quelle  abhängig  sind,  erscheint 
Hermes  als  Seelenwäger,  tyv%o6zäTrig,  wozu  er 
eich  ja  als  ipv%o7ton,7t6<s  empfahl,  vgl.  C.  Robert, 
Bild  und  Lied  S.  143  ff.  Voraischyleisch  ist 
die  sf.  Lekythos  aus  Capua  im  Brit.  Mus.,  s. 
o.  Bd.  2,  Sp.  1142,  Abb.  1,  wo  der  spitzbärtige 
Hermes  in  Chlamys,  Petasos  und  Flügelschuhen 
zwischen  zwei  ausfallenden  gewappneten  Krie- 
gern mit  der  Linken  die  Wage  haltend  zwei  10 
nackte  geflügelte  Figürchen  wägt,  und  zu  den 
ältesten  Vertretern  dieses  Typus  gehört  auch 
die  sf.  Vase  aus  Caere  in  Wien,  vgl.  K.  Mas- 
ner, Sammlung  ant,  Vasen  und  Terrakotten  im 
k.  k.  Österreich,  Mus.,  Wien  1892,  nr.  235,  wo 
wiederum  der  bärtige  Hermes  die  Wage  mit 
Flügelfiguren  hält,  während  Zeus  dabei  sitzt 
und  aufser  den  Müttern,  Thetis  und  Eos,  noch 
zwei    bärtige    Männer    zugegen    sind.     Ferner 


1,  19  bei  Baumeister,  D.  d.  kl  A.  (2)  S.  921 
Abb.  994  und  o.  Bd.  2,  Sp.  1142,  Abb.  2,  vgl. 
Jahn  a.  0.  129.  Im  obern  Teil  beobachtet  der 
jugendlich  unbärtige  Hermes  die  an  einem 
Baumstamm  befestigte  Wage,  in  deren  Schalen 
nackte  Flügelwesen  stehen;  die  Schale  rechts 
sinkt  beträchtlich ;  links  steht  Thetis  mit  Mauer- 
krone, rechts  weicht  Eos  zurück  mit  Gebärden 
der  Verzweiflung ;  unten  die  beiden  unbärtigen 
Kämpfer,  Mernnon  rechts  mit  einem  Speer  im 
Hals  ins  rechte  Knie  gesunken,  Achill  links 
zum  Todesstofs  ausholend.  Daran  liefse  sich 
anschliefsen  das  Vasenbild  bei  Jahn  a.  0. 
Taf.  7,  1;  offenbar  aber  liegt  hier  eine  Dar- 
stellung des  Eroten  Verkaufs  vor :  „Die  Flügel- 
knaben unterscheiden  sich  schon  durch  die 
Art,  wie  sie  es  sich  in  den  Schalen  bequem 
machen,  und  ihre  lebhaften  Gebärden  von  den 
kleinen  Figuren   der  Keren   oder   Eidola  .  .  .", 


14)  Herines  (als  Psychostates)  zwischen 

Thetis  rechts   und  Eos   links,   die  Eidola   von  Achill  und 

Memnon  wägend,  auf  einer  campanischen  Schale  im 

Louvre  (nach  Mon.  d.  Inst.  6,  1857  tav.  5  a). 


Hermes,  wiederum  spitzbärtig,  mit  Kerykeion 
in  der  erhobenen  Linken,  mit  Wage  in  der 
Rechten  zwischen  Zeus  rechts  und  Thetis  links 
auf  dem  rf.  Vasenbild  aus  Corneto,  aus  der 
Sammlung  des  Duc  de  Luynes  in  der  Biblio- 
theque  nat.  zu  Paris,  vgl.  Bull.  d.  Inst.  1831,  5. 
De  Witte,  Ann.  d.  Inst.  6,  1834,  295  z.  Mon.  50 
2  tav.  10  B.  Jahn  a.  0.  130  f.  S.  Beinach  a.  0. 
1,  89,  4,  s.  o.  Bd.  2,  Sp.  1143,  Abb.  3;  in  den 
beiden  ungeflügelten  Miniaturkriegern,  die  in 
den  Wagschalen  stehen  und  einander  zuge- 
wandt drohend  die  Lanzen  schwingen,  wird 
man  in  diesem  Fall  Achill  und  Hektor  er- 
kennen im  Anschlufs  an  Hom.  Tl.  22,  209  ff. 
Wiederum  steht  der  bärtige  Hermes,  mit  dem 
Petasos  im  Rücken,  mit  Kerykeion  in  der  vor- 
gestreckten Linken  und  mit  Wage  in  der  ge-  60 
senkten  Rechten,  die  Eidola  von  Achill  und 
Memnon  wägend,  zwischen  den  beiden  Müttern, 
Thetis  rechts  und  Eos  links,  auf  der  campa- 
nischen Schale  im  Louvre,  beschrieben  von  L. 
Schmidt,  Ann.  d.  Inst.  29,  1857,  118 ff.  z.  Mon.  6 
tav.  5  a.  S.  Beinach  a.  0. 1, 144  (s.  unsere  Abb.  14). 
Ferner  vgl.  die  Darstellung  einer  unteritalischen 
•(nolanischen)  Vase  nach  Miliin,  Teint,  de  vases 


Jahn  a.  0.  S.  220.  Endlich  zwei  etruskisch- 
italische  Darstellungen,  hauptsächlich  ihrer 
Beischriften  wegen  interessant.  Auf  einem 
etruskischen  Spiegel,  bei  Gerhard,  Etr.  Spiegel 
Tf.  235,  1,  o.  Bd.  2,  Sp.  1143,  Abb.  4,  vgl. 
Jahn  a.  0.  S.  129  f.,  sehen  wir  den  jugendlich 
unbärtigen  Hermes  (Turm)  sitzend  und  mit  der 
Rechten  die  Wage  hochhaltend,  in  den  Wag- 
schalen die  Eidola  von  Achle  und  Efas,  d.  h. 
von  Achill  und  der  Eos  Sohn  (?),  und  rechts 
dabei  sitzend  als  Zuschauer  Apollou  (Aplu), 
und  auf  einer  pränestinischen  Cista  (vgl.  Mon. 
6,  54  und  dazu  M.  Mayer,  Herrn.  27,  499 ff. 
und  o.  Bd.  2,  Sp.  2682  f.,  65  ff.)  wird  wiederum 
die  Seelenwägung  von  Mircurius  ausgeführt, 
während  Aciles  sich  zum  Kampf  rüstet  und 
Jacor,  sein  Gegner,  wartet;  wie  bei  Efas  an 
der  Eos  Sohn,  so  denkt  man  auch  bei  Jacor 
an  Memnon.  —  Auch  Darstellungen  der  Ber- 
gung von  Memnons  Leiche  kommen  hier 
in  Betracht.  Auf  einer  kleinen  spät  sf.  flüch- 
tigen Amphora  im  Louvre  fnr.  388),  beschrieben 
von  W.  Heibig,  Ball.  d.  Inst.  1864,  175  f.,  und 
auf  einer  sehr  ähnlichen  sf.  Amphora  der 
S.  Bourguignon    zu  Neapel,  vgl.    T.  J.  Meier, 


3227 


Psyche  (als  si'Öotiov) 


Ann.  d.  Inst,  55,  1883,  208  ff.  z.  tav.  d'agg.  Q. 
Sal.  Beinach  a.  0.  1,  347,  1  tragen  zwei  Krie- 
ger (wohl  Hypnos  und  Thanatos,  da  die  jugend- 
lich unbärtigen  Krieger  auf  der  erstgenannten 
Amphora  geflügelt  sind)  die  Leiche  weg  und 
über  dem  Toten  fliegt  das  Eidolon,  mit  Schild 
in  der  Linken  und  Speer  in  der  Rechten,  vgl. 
Furtivängler,  Arch.  Jahrb.  8,  1893,  85  f.  (Anz.). 
o.  Bd.  2,  Sp.  2677,  s.  v.  Memnon.  —  Weiter 
schliefsen  wir  an  das  Vasenfragment,  das  u.  a. 
P.  Hartwig,  Journ.  of  hell.  stud.  12,  1891, 
340  ff.  besprochen  hat,  s.  o.  Bd.  2,  Sp.  1151  f. 
Abb.  7.  Über  einem  in  die  Knie  gesunkenen 
Krieger  sehen  wir  einen  kleinen  nackten  Dai- 
mon  mit  mächtigen  Schwingen,  als  sei  er  von 
oben  auf  den  Krieger  zugeflogen;  die  Linke 
nähert  er  der  Stirn  oder   eher    dem  Auge,  die 


in 


Psyche  (auf  Charonbildern)        3228 

ragenden  Fasses  je  zwei  kleine  geflügelte  Wesen 
im  kurzen  Chiton  mit  gehenkelten  Hydrien; 
sie  klettern  an  dem  gewaltigen  ni&og  empor, 
und  die  beiden  obersten  giefsen  den  Inhalt 
ihrer  Hydrien  hinein ;  vgl.  Jahn,  Vasensammlung 
des  Königs  Ludwig  nr.  153,  abgeb.  bei  Müller- 
Wieseler,  D.  d.  a.  K.  2,  8G6.  Baumeister,  D. 
d.  kl.  A.  (3)  S.  1924,  Abb.  2040,  o.  Bd.  1, 
Sp.  950  s.  v.  Dana'iden. 

Unter  den  Charondarstellungen  mit  Eidola 
steht  obenan  eine  sf.  attische  Malerei,  etwa  dem 
6.  Jahrh.  angehörig,  auf  einer  zu  Athen  gefun- 
denen, jetzt  in  München  befindlichen  tönernen 
Eschara,  einer  Art  nach  beiden  Seiten  offenen 
Zylinders,  durch  den  man  den  Toten  die  Opfer- 
spenden in  die  Erde  hinabgofs  (ob.  Bd.  2, 
Sp.  2321,   Deneken  in  diesem   Lexikon  Bd.   1, 


■'-■ 


15)  Charondarstellung  mit  drei  Eidola  auf  einer  Lekythos  im  Louvre  (nach  Stackeiberg,  Gräber  der  Hellenen  Taf.  48). 


Rechte  dem  geöffneten  Mund  des  Verscheiden- 
den: es  ist  also  entweder  die  Seele,  die  den 
menschlichen  Leib  durch  den  Mund,  wohl  auch 
durch  die  Augen  verläfst,  oder  der  Maler  hat, 
nach  0.  Crusius,  „die  epische  Kr]Q  ttavüroio 
darstellen  wollen,  die  des  Helden  ^v%ri  mit 
sich  fortführt  ins  Jenseits  .  .  ."  (über  die  Keren 
s.  u.).  Hierher  gehört  auch  ein  Vasenbild,  wo 
neben  zwei  Kriegern,  die  über  einem  dritten 
bereits  gefallenen  kämpfen,  in  der  Luft  eine 
kleine  geharnischte  Figur  erscheint,  vgl.  De 
Witte,  Ann,  d.  Inst,  5,  1833,  315.  Cat.  Du- 
rand 396.  Jahn  a.  0.  134.  Und  in  derselben 
Weise  haben  wir  uns  wohl  auch  die  si'dcoXcc 
der  getöteten  Freier  der  Hippodameia  zu  denken, 
die  auf  einem  Gemälde  bei  Philostratos  d.  J. 
bly..  9  neben  dem  Wagen  des  Pelops  schweben. 
Gestreift  sei  hier  die  älteste  Darstellung  der 
Dana'iden,  die  einer  sf.  archaischen  Vase  zu 
München,  wo  auch  die  Dana'iden  als  Flügel- 
wesen, gewissermafsen  Eidola,  gegeben  sind; 
hinter  dem  den  Stein  wälzenden  Sisyphos 
sehen    wir    beidseitig    eines    aus    dem    Boden 


Sp.  2501  A.),  vgl.  Furtivängler,  Arch.  f.  Beligions- 
iviss.  8,  1905, 191 — 202.  Höfer  in  diesem  Lexikon 
Bd.  3,  Sp.  278-2  f.  Abb.  1  u.  2  (s.  v.  Porthmeus), 
Georges  Nicole  bei  Daremberg  et  Saglio,  Dict. 

50  s.  v.  Psyche  S.  746 ,  Fig.  5838.  „Dargestellt 
ist  Charon  als  greiser  Fährmann  mit  weifsem 
Bart  und  ebensolchem  unter  der  runden  Schiffer- 
mütze hervorquellendem  Haupthaar;  er  sitzt  im 
Hinterteile  seines  Bootes  bei  den  beiden  Steuer- 
rudern ,  die  Linke  unter  dem  Mantel ,  in  den 
er  sich  gewickelt,  geborgen,  die  Rechte  be- 
fehlend vorgestreckt,  den  Mund  wie  zum  Schel- 
ten geöffnet.  Sein  Schelten  gilt  den  geflügelten 
Seelen,   den  Eidola,   die  von  oben  herab  sich 

60  in  das  Boot,  um  mitgenommen  zu  werden,  zu 
schwingen  oder  gar  von  der  Bootspitze  aus  in 
den  Kahn  zu  gelangen  suchen.  Denn  nicht 
für  alle  ist  Platz  im  Boote;  viele  müssen 
warten,  und  manche  scheinen  wieder  zum 
Ufer  zurückzufliegen.  Die  Seelen,  die  mitge- 
nommen werden,  müssen  rudern  (vgl.  Waser, 
Charon  S.  49  f.),  und  so  sehen  wir  unmittelbar 
vor    Charon    eine    solche    auf   der   Ruderbank 


3229 


Psyche  (auf  Lekythen > 


Psyche  (auf  Lekythen) 


3230 


hocken   im  Begriffe  zu   rudern 


."  Und  nun 
die  Lekyth  osdarstellungen,  auf  denen 
Eidola  erscheinen  im  Zusammenhang  nicht 
nur  mit  Charon,  sondern  zumal  auch  noch  mit 
der  ■KQoQ'satg  und  der  &cqpopa  des  Toten  und 
mit  Opferspenden  am  Grabe,  für  die  nament- 
lich verwiesen  sei  auf  E.  Pottier,  Etüde  sur 
les  Ucythes  blancs  attiques  ä  repre'sentations 
funer air es,  Paris  1883.  Waser,  CJiaron  S.  45  f. 
Arnold  von  Salis,  Studien  z.  d.  att 


Flügelwesen  rechtshin,  die   ihre  Linke  an  den 


Schatten; 
ben    wie 
lassenen 
hin     drei 


"Wmr^ 


in  „luvenes  dum  sumus",  Aufsätze  zur  klass. 
Alter  tumswiss.  Basel  1907,  S.  62 — 74.  Eidola 
finden  wir  auf  mindestens  vier  Lekythen  mit 
Charondarstellung,  nämlich : 

a)  auf  einer  Lekythos  im  Louvre,  abgebildet 
z.  B.  bei  Stackeiberg,  Gräber  der  Hellenen  Tf.  48 
(farbig);  bei  Müller-Wieseler,  B.  d.  a.  K.  2, 
Tf.  69,  869;  Baremberg  et  Saglio,  Biet.  1,  1099 
Fig.    1356,    vgl.    Jahn    a.    0.    128. 

Pottier  S.  35,  4.    Hirsch  a.  0.  S.  17, 

36.    Waser  a.  0.  S.  109,  1 1  (s.  unsere 

Abb  15).  Charon  empfängt  zwei 
durch  die  Luft  sckwe- 
Luftgenien  in  den  ge- 
Zwischenräumen rechts- 
kleine   Flügelwesen    in 

grauvioletter  Farbe,  das  erste  links 

mit    der    Gebärde    der    Klage,    die 

Rechte  zum  Kopf  bewegend. 

b)  auf  der  Lekythos  aus  Samml. 
Rollin-Feuardent,  seit  1887  im  Anti- 
quarium  zu  Berlin,  vgl.  Pottier  S.  3», 
21.  155,  99.  Hirsch  S.  17,  37.  Waser 
S.  112,  20.  Charon  wiederum  mit 
zwei  Schatten ,  einer  Frau  und 
einem  Jüngling;  im  Felde  fliegen 
zwei  Eidola,  ein  drittes  hat  sich 
aufrecht  stehend  auf  einer  Rute 
niedergelassen,  die  ausgeht  vom 
Halse  einer  auf  dem  Vorderteil  des 
Nachens  stehenden  Vase. 

c)  auf  der  Lekythos  aus  Samm- 
lung Messinesis  in  der  Vasensammlung  des 
Polytechneion  (nr.  2968^  zu  Athen,  abgebildet 
Ant.  B.  1,  23,  1  (Text  S.  10),  vgl.  v.  Buhn, 
Arch.  Ztg.  43,  1885,  19  f..  5.  Arch.  Jahrb.  2, 
1887,  240  ff.  Pottier  S.  37,  14.  Waser  S.  115, 
29  (s.  unsere  Abb.  16).  Charon  mit  kleinem 
Mädchen  und  Frau;  zwischen  Charon  und  Grab- 
stele in  der  Höhe  ein  Eidolon  mit  der  ge- 
wohnten Klagegebärde  eine  Hand  zum  Kopf 
führend. 

d)  auf  einer  weifsgrundigen  Lekythos  aus 
Athen  unter  den  Erwerbungen  des  Ashmolean 
Museum  zu  Oxford  für  das  Jahr  1899,  vgl. 
Arch.  Jahrb.  15,  1900,  114  (Anz.).  Charon 
empfängt  den  Verstorbenen,  der  dargestellt 
ist  in  der  Gestalt  eines  kleinen  geflügelten 
Eidolons. 

Ferner    Eidola    in    drei    Darstellungen 
Prothesis  : 

a)  auf  einer  Lekythos  zu  Wien,  nach  O.  Benn- 
dorf,  Griech.  und  steil.  Vaseub.  Tf.  33,  Text 
S.  65  f.,  s.  o.  Bd.  2,  Sp.  1149  f.  Abb.  6,  vgl.  Pot- 
tier S.  12,  5.  Hirsch  S.  17,  35.  Den  auf  der 
Bahre  liegenden  Toten  umstehen  drei  Frauen- 
gestalten, zum  Teil  mit  Gebärden  der  Klage; 
zwischen  diesen  Frauen   flattern   drei    winzige 


Kopf  legen,  die  Rechte  vorstrecken. 

b)  auf  der  Lekythos  zu  Berlin  bei  Furt- 
wängler,  Beschr.  d.  Vasensammlung  im  Anti- 
quarium  2,  768  f.  nr.  2684  (2359),  vgl.  Pottier 
S.  12,  6.  Hirsch  S.  16,  34.  Der  auf  einer  Kline 
liegende  tote  Jüngling  wird  umgeben  und  be- 
jammert von  Mutter  und  Schwester  und  dem 
greisen  Vater;  links  hinter  der  Mutter  flattert 

Lekythen,  10  in  der  Höhe  ein  ganz  verblafstes  violettgraues 
Eidolon  nach  rechts  empor,  beide  Arme  vor- 
streckend, nur  als  flüchtige  Silhouette  gemalt. 

c)  auf  einer  Lekythos  im  Louvre,  vgl.  Pot- 
tier S.  12,  7.  148,  63.  Hirsch  S.  16,  33.     Beid- 


seitig einer  auf  einem  Bett  von  rechts  nach 
links  ausgestreckten  Toten  steht  je  eine  Frau 
mit  Gebärden  der  Klage;  darüber  flattert  ein 
Eidolon. 


-  f  |p 


HO 


Charondarstellung  mit  Eidolon  auf  der  Lekythos  im  Polytechneion 
zu  Athen  nr.  2968  (nach  Ant.  Denkin.  1,  23,  1). 


Ferner  ist  eine  Darstellung  der  jxqpopa  hier 
heranzuziehen,  nämlich  die  bei  Pottier  pl.  2 
abgebildete  Lekythosdarstellung ,  vgl.  dazu 
S.  25,  5.  Zwischen  zwei  einander  zugewandten, 
in  ihre  Gewänder  gehüllten  bärtigen  Männern 
halten  zwei  geflügelte,  gleichfalls  bärtige  Dai- 
monen  (Hypnos  und  Thanatos)  einen  nackten 
50  bärtigen  Toten,  im  Begriff,  ihn  auf  einen  Sitz 
niederzulassen;  vor  dem  Toten  steht  in  der 
Luft,  in  der  Höhe  seines  Antlitzes,  ein  nacktes 
kleines  Flügel wesen,  das  beide  Hände  gegen 
den  Leichnam  vorstreckt. 

Endlich  zählt  Pottier  ein  Dutzend  Lekythen 
auf,  die  in  der  Darstellung  von  Opferspendeu 
am  Grab  auch  das  Eidolon  bieten,  das  über 
der  Grabstele  flattert  in  der  Gestalt  eines 
kleinen  schwarzen  Flügelwesens,  vgl.  Pottier 
der  60  S.  65  A.  2.  148  f.,  62.  69.  pl.  4.  Hirsch  S.  14  ff. 
Benndorf,  Griech.  und  sicil.  Vasenb.  Tf.  14 
(Text  S.  33  f.).  Furtwäiigler,  Beschr.  d.  Vasens. 
im  Ant.  2,  686  nr.  2459  (2084)  u.  s.  w.  Dazu 
vgl.  auch  die  1896  für  Dresden  erworbene 
grofse  Lekythos,  angeblich  aus  Eretria,  mit 
Szene  am  Grab,  wo  auch  rechts  und  links  von 
der  Stele  oben  im  Grund  jederseits  ein  flat- 
terndes  Eidolon,    Arch,  Jahrb.  13,    1898,    137 


3231 


Psyche  (auf  Lekythen) 


Psyche  (auf  Gemmen; 


3232 


(Anz.).  —  Schliefslich  noch  zwei  Lekytkosdar- 
stellungen  besonderer  Art.  Ihrer  vier  nackte 
Flügelwesen  sieht  man  am  oder  im  ornphalos- 
artigen  Grabhügel  mit  der  Schlange  als  See- 
lenwesen herumflattern  auf  einer  Lekythos, 
nach  Mon.  8  tav.  5  abgebildet  in  diesem  Lex. 
Bd.  2,  Sp.  1147  Abb.  7  und  bei  8.  Beinach, 
Rep.  des  vases  1,  165,  vgl.  P.  Wolters,  Ath. 
Mitteil.  16,  1891,  379  nr.  11;  um  das  Grab- 
mal läuft  die  verstümmelte  Inschrift:  'AvSgbg 
anocpftiuivoio  gdxog  xcncöv  svd'ccSs  y.£t^,ai;  in 
den  Eidola  sieht  man  die  Seelen  von  verstor- 
benen Verwand- 
ten des  hier  Be- 
grabenen. Und 
für  eine  andere 
attische  Grable- 
kythos  mit  sin- 
gulärer  Darstel- 
lung im  archäolo- 
gischen Museum 
der  Universität 
Jena  vgl.  Rud. 
Gaedechens,  Verh. 
d.  Philologenvers, 
zu  Gera  1879  S. 
115.  Paul  Scha- 
dow,Eine  attische 
Grablekythos, 
«■«  J  ,  T>-,  ,  Diss-    Jena    1897 

17)  Hermes  und  Eidola  auf  einer       ci     n  u?  tv         •< 

T     1  _«.  I.-      1  AT  ö.     6  Ü.     Z.     tlS.     1. 

Bekythos  im  archaolog.  Museum  & 

der  Universität  Jena  (nach  Journ.      t'me     -&•     Ham- 

of  hell.  stud.  20,  1900,  101  Fig.  i).     son,  Journ.  ofhell. 

stud.  20,  1900, 
101,  Fig.  1,  oben  Bd.  2,  Sp.  1149  f.,  51  ff.  (s. 
unsere  Abb.  17).  Wir  sehen  da  den  bär- 
tigen Hermes  rechtshinstehend,  mit  Chlamys, 
hoher  spitzer  Mütze  und  hohen  Schuhen,  mit 
Kerykeion  in  der  Linken  und  mit  Rhabdos 
(s.  o.)  in  der  Rechten,  und  vor  ihm  einen 
mächtigen  Pithos,  mit  der  untern  Hälfte  in 
den  Boden  eingelassen,  an  dessen  Öffnung  vier 
kleine  nackte  Flügelgestalten  schweben.  Offen- 
bar bedeutet  das  Fafs  den  Eingang  zur  Unter- 
welt, und  es  ist  an  die  eben  angeführte  Eschara 
mit  Charondarstellung  zu  erinnern,  an  die  Sitte. 
Gefäfse,  oft  ohne  Boden,  auf  Gräbern  anzubrin- 
gen, sowie  an  Gemmendarstellungen,  z.  B.  den  er- 
wähnten Chalkedon-Skarabaios  aus  Chiusi  im 
Brit.  Museum  (unsere  Abb.  11),  wo  Hermes 
eine  Seele  aus  einem  Pithos,  einem  Tonfafs, 
heraufruft.  Dem  Lekythenmaler  aber  schwebte 
bei  seiner  Darstellung  etwas  wie  das  Aller- 
seelenfest der  Griechen  vor.  Wir  wissen  ja, 
dafs  am  13.  Anthesterion,  dem  Fest  der  Chy- 
tren,  den  Toten  geopfert  wurde  und  die  Seelen 
der  Verstorbenen  an  die  Oberwelt  kommen 
durften,  und  keinem  der  Olympier,  nur  dem 
chthonischen  Hermes,  dem  Seelengeleiter,  war 
dieser  Tag  geweiht,  vgl.  Rohde,  Psyche2  1, 
237  ff.  Die  Seelen  kommen,  aus  der  Unter- 
welt befreit,  herauf  ans  Licht  geflattert,  bis 
sie  am  Schlufs  des  Festes  durch  den  allge- 
meinen Ruf  der  Menschen  ©vgcc^s,  xi'iQSg,  ovv. 
%r  'Av&satriQia  wieder  von  der  Oberwelt  ver- 
scheucht werden  und  der  unerbittliche  Hermes 
sie  auf  lange  Zeit  in  den  Hades  zurückführt. 
Diese    Szene    ist    festgehalten:    ein     Teil    der 


Seelen,  aus  langer  Haft  entlassen,  flattert  aus 
der  Unterwelt  ans  Tageslicht,  um  das  Opfer 
in  Empfang  zu  nehmen  und  sich  an  der  Sonne 
zu  freuen;  eine  Seele  aber,  die  vielleicht  von 
ferne  schon  den  menschlichen  Mahnruf  gehört, 
weifs,  dafs  die  Zeit  bald  abgelaufen  ist,  und 
stürzt  sich  wieder  in  die  düstere  Tiefe,  ehe 
sie  der  dabeistehende  Hermes  kraft  seines 
Amtes  mit  Gewalt  zur  Rückkehr  zwingt. 

10  Eidola,  die  Hermes  trägt  als  Psychopompos, 
sind  wohl  auch  zu  erkennen  in  den  freilich 
ungeflügelten  kleinen  menschlichen  Gestalten 
auf  etruskischen  Skarabaien  bei  Furtivängler, 
Die  ant.  Gemmen  Tf.  16,  54  und  18,  12,  vgl. 
Bd.  3,  202.  Auf  dem  Karneol  zu  Berlin, 
Katal.  nr.  203,  vgl.  Welcher,  Alte  Denkmäler  2, 
323  f.  z.  Tf.  16,  30.  Müller-  Wieseler,  D.  d.  a. 
K.  2,  331.  Furtivängler  Tf.  16,  54  (s.  unsere 
Abb.    18),    trägt    der    unbärtige    Hermes,    im 

20  Nacken  den  Petasos,  den  Winckelmann  für 
eine  Schildkröte  ansah,  in  der  Rechten  das 
Kerykeion,  auf  seiner  Linken  eine  kleine  nackte 
menschliche  Figur,  einen  Jüngling,  der  die 
Rechte  adorierend  erhebt  und  in  der  gesenkten 
Linken  einen  Zweig  hält.  Ebenso  ist  die  Dar- 
stellung auf  dem  gestreiften  Sardonyx  im  Brit. 
Mus.  Cat.  nr.  320  pl.  E  aufzufassen,  bei  Furt- 
ivängler Tf.  18,  12:  Hermes,  wieder  mit  Peta- 
sos im  Nacken  und  mit  langem  Kerykeion  in 

30  der  Rechten,  trägt  eine  kleine  nackte  mensch- 
liche Gestalt,  also  ein  Eidolon  auf  dem  linken 
Arm;  rechts  unten  scheint  durch  Wasser  der 
Acheron  angedeutet. 

Jeglicher  Stütze  in  der  literarischen  wie 
der  monumentalen  Überlieferung  ermangelt 
Pottiers  Deutung  des  sog.  Eidolons  auf  einen 
„Eros  funebre  qui  -personnifie  lajeunesse,  Vamour 
et  toutes  les  joies  de  la 
rieu    (S.    78);    dagegen 

40  Hirsch  S.  30  f.  Am  ehe- 
sten wecken  die  Eidola 
auf  der  von  Furtivängler 
publizierten  Eschara 
oder  jene  drei  in  den  ge- 
lassenen Zwischenräu- 
men rechtshin  durch  die 
Luft  schwebenden  Flü- 
gelwesen einer  attischen 
Lekythosdarstellung 

50  (unsere  Abb.  12)  die  Er- 
innerung an  Hom.  B.  23, 
71  ff.,  wo  des  Patroklos 
tyv%r\     den    Achill     um 

schleunigste  Bestattung  "^^  Zwängler,  Antike 
bittet:    xflli   ft'    Uqyovai  Gemmen  Taf.  16,  54). 

i\>v%uL,  si'dcoXa  xorftöv- 

vcov,  ovds  (i£  7ta>  iiiGysö&cii  VTthg  ttotc/lloio 
iwßiv,  ccXX'  avrcog  ccXälv^icci  ccv'  si>Q-V7evXsg 
"Atöog  du,   oder  an   Verg.  Aen.  6,   326  ff.,    vgl. 

60  Waser,  Charon  S.  45,  9.  Als  von  der  Über- 
fahrt zurückgewiesene  Seelen  wird  man  solche 
kleine  Flügelwesen  verstehen  und  begreift  die 
gelegentlich  angewandte  Gebärde  der  Klage, 
wozu  auch  vgl.  Tibull.  1,  5,  51:  Haue  volir 
tent  animae  circum  sua  fata  querentes.  Dal's 
solche  Vorstellung  der  ipv%ri,  des  ei'dalov  nicht 
übel  der  Homers  entspricht,  ist  nicht  zu  ver- 
kennen; das  Eidolon  ist  „das  luftige  Scheinbild 


18)  Hermes  als  Psycho- 
pompos mit  Eidolon  auf 
dem  etruskischen  Karneol- 
Skarahaios  zu  Berlin  nr.  20.1 


3233             Psyche   (als  Eidolon)  Psyche  (Schmetterling)           3234 

des  Menschen  selbst,  das  daher  die  mensch-  1892,  ferner  in  den  beiden  Unterweltsbildern 
liehe  Gestalt  trägt,  mitunter  gerüstet  und  be-  unter  den  Odysseelandschaften  vom  Esquilin, 
kleidet,  wie  sie  im  Leben  war,  mitunter  nackt,  vgl.  Heibig,  Führer2  2,  167  f.,  ferner  auf  den 
aber  klein,  um  dadurch  zu  bezeichnen,  dafs  es  bekannten  Unterweltsvasen  von  Altamura 
nicht  der  wirkliche,  tatkräftige  Mensch  sei",  (Neapel),  Canosa  (München),  Ruvo  (Karlsruhe) 
und  um  die  luftige  Natur  des  Eidolons  anzu-  u.  s.  w. ,  und  ebenso  zeigt  auf  der  Münchner 
deuten,  sind  die  Flügel  da,  die  an  und  für  Medeiavase  aus  Canosa  (abgebildet  in  diesem 
sich  auch  diese  Darstellung  der  Menschenseele  Lexikon  Bd.  2,  Sp.  2509  f.)  das  Schattenbild 
in  Zusammenhang  bringen  mit  der  in  Vogel-  des  Aietes  (ti'Salov  'Arpov,  das  beim  Kinder- 
gestalt, vgl.  Jahn  a.  0.  S.  136  f.  Benndorf,  10  mord  der  Medeia  auftritt  wie  etwa  das  des 
Griech.  u.  sicil.  Vasenb.  S.  34.  Enge  berühren  Dareios  in  des  Aischylos  Persern)  den  Herr- 
sich diese  u§aiXu-ipv%cil  mit  den  KiJQtg.  Die  scher  von  Aia  ganz  wie  im  Leben,  aber  wie 
Ker,  bei  Homer  für  gewöhnlich  das  'Todes-  eine  Statue  auf  erhöhtem  Standpunkt,  wie 
Verhängnis',  ist  das  schon  vorhomerische  Seelen-  es  scheint,  auf  einem  Felsen.  I 
gespenst,  ursprünglich  die  Seele  eines  Ab- 
geschiedenen, die  kommt,  um  die  eines  Lebenden  c)  Schmetterling, 
zu  holen,  und  in  alter  Zeit  war  wohl  der  Eine  ungemein  beliebte,  wie  sich  immer 
Glaube  lebendig,  dafs  auf  jeden  Lebenden  eine  mehr  herausstellt,  gar  nicht  so  späte  Dar- 
Ker  lauere,  vgl.  den  Art.  Keren  in  diesem  stellungsform  für  die  menschliche  Seele  war 
Lexikon  Bd.  2,  Sp.  1136  ff. ,  dessen  Verfasser  20  der  Schmetterling,  und  auffallender  Weise 
O.  Grusius  einen  Grofsteil  der  hier  aufgeführten  findet  sich  vorzüglich  die  cpäXuiva  wieder- 
Eidoladarstellungen  als  solche  der  Keren  an-  gegeben,  der  dickleibige  Nachtfalter  mit 
spricht,  vgl.  auch  P.  Hartwig,  Journ.  ofhell.stud.  kleinen  weichen  Flügeln.  Der  Schmetterling 
12, 1891,  344f.  Finster,  Homer  S.  446 f.  469.  471.  ward  das  Symbol  der  Unsterblichkeit  (der 
Neben  den  Danaiden  als  kleinen  geflügelten  geheimnisvoll  wunderbare  Vorgang  der  Ent- 
Figuren steht  aber  auch  ein  Sisyphos  ohne  wicklung  aus  der  Puppe  mochte  diese  Auf- 
Flügel und  in  gewöhnlicher  Lebensgröfse,  und  fassung  begünstigen),  und  dies  führte  dazu, 
auch  jene  ungeflügelten  nackten  Gestalten  beider-  die  Seele  entweder  direkt  unter  dem  Bild 
lei  Geschlechtes ,  wie  sie  auf  einer  attischen  des  Schmetterlings  darzustellen  oder  dann  auch 
sf.  Lekythos  zu  Palermo  (vgl.  Heydemann,  Arch.  30  unter  dem  eines  mit  Schmetterlingsflügeln 
Ztg.  28,  1870,  42 f.  z.  Tf.  31.  Sah  Reinach,  geschmückten  Mädchens;  in  seltenern  Fällen 
Rep.  des  vases  1,  408,  2.  Furtivängler,  Arch.  auch  fehlen  dem  Mädchen  die  Flügel,  oder  es 
Jahrb.  5,  1890,  24  f.  [Anz.])  eilend  Wasser-  sind  ein  Paar  Vogelflügel,  wobei  man  wieder 
krüge  schleppen,  um  sie  in  ein  grofses  Fafs  an  den  eigentlichen  Seelen vogel  denken  mag. 
zu  entleeren,  führen  uns  in  die  Unterwelt,  wie  Dabei  ist  zu  erinnern,  dafs  man  mit  dem  Worte 
schon  die  Beigabe  des  Oknos  mit  seinem  Esel  ipv%r\  direkt  auch  einen  Schmetterling  oder 
beweisen  kann;  auch  sie  sind  als  rEidola'  im  Falter  bezeichnete  (vgl.  Hesych.  s.  v.  i/>i>#t/- 
weitern  Sinne  zu  betrachten.  Hier  sind  es  nvtv^a.  xccl  ^wvcpiov  Ttxr\vöv ,  ferner  Schol.  z. 
noch  nicht  speziell  die  Danaiden,  die  im  Hades  des  Nikandros  Theriaka  v.  760  p.  108  ed. 
Wasser  schöpfen  müssen  in  ein  leckes  Fafs,  40  Schneider:  rj  cpdXcavd.  iotiv  17  ticcq  tj^vIv  ipv%ri), 
es  sind  ja  weibliche  und  männliche  Figuren  soweit  wir  sehen,  seit  Aristoteles,  und  es  fragt 
dargestellt,  vielmehr  haben  wir  hier  ganz  all-  sich,  ob  dieser  Doppelsinn  des  Wortes  Folge 
gemein  Bilder  der  Seelen  und  eine  Darstellung  oder  Anlafs  war  von  der  Darstellung  der  tyv%ri 
ihrer  Pein,  und  es  ist  zu  erinnern  an  Poly-  unter  dem  Bilde  des  Schmetterlings.  Ersteres 
gnots  Unterweltsbild  in  der  Halle  der  Knidier  ist  das  Wahrscheinlichere,  da  wir  doch  schon 
zu  Delphi,  wo  man  auch  Personen  verschie-  ziemlich  früh  wenigstens  vereinzelte  Beispiele 
denen  Geschlechtes  und  Alters  in  zerbrochenen  finden  für  die  Darstellung  der  Seele  als  Schmet- 
Krügen  Wasser  tragen  sah  in  ein  (durch-  terling,  vielleicht  die  älteste  Darstellung  auf 
löchertes?)  Fafs,  sie,  welche  die  Weihen  von  der  attischen  sf.  Amphora  zu  Berlin  nr.  1684. 
Eleusis  für  nichts  geachtet,  die  ativnToi,  wie  50  Dargestellt  ist  da  „ein  stehender  bärtiger  Mann 
die  Beischrift  auf  dem  Gemälde  gelautet  haben  nach  rechts  mit  vorgebeugtem  Kopfe  die 
mag,  vgl.  Paus.  10,  31,  9.  11.  Waser,  Arch.  f.  Doppelflöte  blasend;  sein  Phallos  ist  erigiert, 
Religionswiss.  2,  1899,  58  f.  Und  im  allge-  und  vier  Samentropfen  fallen  nieder  in  der 
meinen  mag  gelten,  was  0.  Benndorf  sagt  Richtung  auf  einen  Schmetterling,  der  in  der 
{a.  0.):  „Wo  die  spätere  Kunst  Abgeschiedene  Luft  fliegt  und  im  Verhältnis  viel  zu  grofs 
darstellt,  pflegt  sie  sich  der  vollen  mensch-  gemalt  ist",  Furtivängler,  Beschr.  d.  Vasens. 
liehen  Gestalt  zu  bedienen  und  durch  Steifheit  1,  222.  Weicher  a.  0.  S.  2,  4.  Bethe,  Rh.  Mus. 
oder  Feierlichkeit  der  Bewegungen,  die  sie  ihr  N.  F.  62,  1907,  471.  Hier  scheint  in  der  naiv 
gibt,  durch  die  vollständige  Umhüllung  eines  deutlichen  Weise  des  6.  Jahrh.  ausgedrückt, 
grofsen  Gewandumwurfs  den  Charakter  des  60  dafs  der  männliche  Samen  der  natürliche  Trä- 
Gespensterhaften  und  des  Aufserordentlichen  ger  der  Lebenskraft  ist  auch  für  die  Geister 
zu  erreichen."  So  sind  ja  als  wirkliche  Men-  der  Verstorbenen.  Ein  interessantes  Seiten- 
schen  wiedergegeben  die  eben  Verstorbenen  stück  aber  zu  dieser  Vase  in  Berlin  bildet  ein 
auf  den  attischen  Grablekythen,  so  auch,  wie  quergestreifter  Sardonyx  der  Sammlung  Thor- 
angedeutet, die  Hadesbewohner  in  der  Unter-  waldsen  bei  Furtivängler ,  Die  ant.  Gemmen 
weltsdarstellung  des  Poly gnotos,  vgl.  z.  B.  die  Taf.  24,  59:  auf  den  Samenstrahl,  der  sich 
Rekonstruktion  bei  Carl  Robert,  Die  Nelcyia  aus  dem  Phallos  einer  bärtigen  Priaposherme  er- 
des    Polygnot,    16.    Hall.    Winckelmannsprogr.  giefst,  fliegt  Psyche  herzu  als  Schmetterling,  „ein 

Rosohkr,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    HI.  102 


3235  Psyche  (Schmetterling) 

deutliches  Symbol  unsterblicher  Lebenskraft", 
vgl.  Furtivängler  &.  0.  Bd.  3, 203. 264. 292.  Weicher 
a.  0.  S.  30,    4;   auch  der  Pfau,    der   auf  dem 
Rand  der  Brunnenschale  sitzt,  in  die  der  Strahl 
fliefst,    hat    symbolische    Geltung,    wird    von 
Furtivängler  3,  264  erklärt  als  „ein  ursprüng- 
lich orphisches  Symbol  der  Seligkeit  des  ewigen 
Lebens".  —  Auch  schon  auf  etruskischen  Skara- 
baien  des   5.  Jahrh.   erscheint   der   Schmetter- 
ling als  Bild  der  Seele ;  in  diesem  Sinne  dürfte 
er  z.  B.  dem  Hermes  beige- 
geben sein,  auf  dessen  rech- 
ter Schulter  er  sitzt,  auf  der 
Gemme  bei  Furtivängler  Tf. 
18,   22,   und   selbst  die  Bei- 
fügung von   Schmetterlings- 
flügeln  zu    einer  weiblichen 
Gestalt,  die  dadurch  als  See- 
lenwesen    bezeichnet    wird, 
findet    sich    hier    schon    im 
strengen  Stile,   vgl.  den  ge- 
streiften   Sardonyx  im   Brit. 
Museum  Catal.  nr.  353  pl.  E 
=    Furtivängler  Tf.  18,   25; 
da  sehen  wir  eine  Frau  mit 
Schmetterlingsflügeln     trau- 
ernd   sitzen    im    Motiv    der 
sog.  Penelope,  vor  ihr  einen 
Bogen  wie  bei  Penelope,  vgl. 
Furtivängler  Bd.  3,  202  f.  —  Auf  Gemmen  er- 
scheint der  Schmetterling  auch  etwa  über  einem 
Totenkopf  oder   Totenschädel,    so    auf  einem 
seinerzeit  der  Sammlung  Demidoff  angehören- 
den   Karneol    bei    Furtivängler    Tf.  29,   48    (s. 
unsere  Abb.  19).    Den  Schmetterling  über  einem 


19)  Schmetterling 
über  einem  Toten- 
schädel auf  einem 
8.  Z.  der  Sammlung 
Demidoff  angehören- 
den Karneol  (nach 
Furtivängler,  Ant. 
Gemmen    Taf.  29,   48). 


Psyche  (Schmetterling)  3236 

Mon.  a.  0.  3.  Berlin  nr.  4507  ff.  —  Zum  Seelen- 
schmetterling vgl.  u.  a.  die  Inschrift  bei  Jahn 
a.  0.  S.  139,  84.     C.  1.  L.  2,  2146.     Buecheler- 
Biese,    Anth.   hat.   2    (Carm.  epigr.),    2,    1851: 
Heredibus  mando   etiam  cinere  ut   m{era  vina 
f er  ant),  volitet  meus  ebrius  papilio  eet.,  vgl. 
auch  C.  1.  L.  6,  26011.    Buecheler  a.  0.  1063. 
Die  ipvxv  als  Schmetterling  finden  wir  des 
fernem    zumal   in   Darstellungen    des    Mythos 
10  vom    Menschenbildner    Prometheus,    s.  o.  Art. 
Prometheus  Bd.  3,   Sp.  3047,   18ff.    Sp.  3103  ff. 
Eine    noch    einfache    Komposition     zeigt    ein 
Bronzemedaillon    des    Antoninus    Pius,    abge- 
bildet bei  Müller -Wieseler,  I).  d.  a.  K.  2,  65, 
835   nach     Venuti,    Ant.   Num.   Mus.    Vat.    1, 
t.  25,  2.  Prometheus   in  Handwerkertracht  ar- 
beitet rechtshin   sitzend    mit    dem    Modellier- 
stab an  der  etwas  erhöht  vor  ihm   stehenden, 
nahezu  vollendeten  Menschenfigur;  rechts  steht 
20  Athene  und   setzt  entsprechend    der  ihr  zuge- 
teilten   Rolle    (vgl.    z.  B.    Hyg.   f.   112   p»  23, 
2  f.    Sch.)    dem    Menschen    den    Schmetterling 
aufs  Haupt,    das   Symbol   der    Seele.     In   ver- 
ständnisloser Weise  ist  auf  dem  späten  Flach- 
relief im  Musee  Nap.  1  pl.  14  (aus  Villa  Albani) 
das  symbolische  Psychemotiv  verwendet,  indem 
hier  Athene  mit  dem  Schmetterling  dem  schon 
lebenden  Geschöpfe  des  Prometheus  entgegen- 
tritt.    Zumal  auf  römischen  Sarkophagen  aber 
30  erscheint  diese   allegorische   Komposition,  be- 
sonders reich   ausgeführt   auf  der  Vorderseite 
des  allerdings  wohl  erst  im  vorgerückten  dritten 
Jahrh.  nach  Chr.  gearbeiteten   Sarkophags   im 
kapitolinischen  Museum  bei  Heibig,  Führer'  457, 
abgebildet  z.  B.  bei  Baumeister,  D.  d.  kl.  A.  (3) 


20)  Prometheus  und  das  Mensclumschicksal,  Reliefdarstellung  auf  dem  Prometheussarkophag  im  kapitolinischen 

Museum  (nach  Righetti,  Descr.  dcl  Campidoglio   1,  75). 


Totenkopf  sehen  wir  rechts  am  Boden  vor 
einem  rechtshin  stehenden,  auf  seinen  Stab  ge- 
stützten Landmann,  auf  dem  quergestreiften 
Sardonyx  bei  Furtwängler  Tf.  22,  12,  vgl.  Berlin 
nr.  414  ff.,  und  ebenso  vor  einem  nach  rechts 
sitzenden  lesenden  Mann,  wohl  einem  Philo- 
sophen, der  über  die  Unsterblichkeit  der  Seele  60 
liest,  auf  einer  Paste  zu  Berlin  bei  Imhoof- 
Blumer  und  Keller,  Tier-  und  Pflanzenbilder 
Tf.  23,  23  (vgl.  den  Text  S.  141  f.),  vgl.  auch 
den  Sardonyx  unbekannten  Besitzers  Mon.  d.  I. 
3  tav.  7,  1.  lurtwängler  Tf.  30,  45,  wo  aber 
der  in  einer  Rolle  lesende  bärtige  Mann  links- 
hin  sitzt  und  der  Totenkopf  mit  Schmetterling 
vor    ihm   auf   dem    Scrinium    ruht,    vgl.    auch 


S.  141 3  Abb.  1568  (unsere  Abb.  20),  vgl.  Jahn  a.  0. 
S.  169  ff. :  Prometheus  im  Typus  des  Zeus  hält 
den  eben  aus  Ton  geformten  Menschen  mit 
der  Linken  auf  dem  Schofs  und  überlegt  mit 
dem  Modellierstab  in  der  Rechten,  was  noch 
zu  bessern  sei;  schon  ist  Athene  herzugetreten 
und  im  Begriff,  das  vollendete  Gebilde  durch 
den  darübergehaltenen  Schmetterling,  die  ipv%ri, 
zu  beseelen,  zu  beleben.  Rechts  liegt  auf  der 
Erde  ein  totes  Menschenkind,  über  dem  die 
vom  Körper  getrennte  entfliehende  Seele  in 
Gestalt  eines  Schmetterlings  schwebt  und  auf 
dessen  Brust  der  trauernde  Todesgenius  die 
umgestürzte  Fackel  aufsetzt.  Weiter  rechts 
ist  Hermes  zu  erkennen,   der  im  rechten  Arm 


3237               Psyche  (u.  Eros)  Psyche  (u.  Eros)               3238 

die  zierlich  schwebende  Seele  des  Toten  in  sein  auf  Pia  ton  und  dessen  Vorstellungen  von 
den  Hades  entführt,  die  diesmal  in  der  Ge-  der  menschlichen  Seele.  Schon  bei  ihm  dürfte 
stalt  eines  Mädchens  mit  Schmetterlingsflügeln  die  später  so  beliebte  Verbindung  einsetzen, 
erscheint;  charakteristisch  ist  die  abweh-  zum  mindesten  angebahnt  sein,  hauptsächlich 
rende  Gebärde  der  auswärts  gekehrten  Hände  durch  den  Dialog  Phaidros;  schon  bei  Piaton 
des  kleinen  Wesens;  sie  wiederholt  sich  auf  liegt  die  Vorstellung  der  von  Eros  beherrschten 
andern  Denkmälern;  endlich  sehen  wir  links  Psyche  vorgebildet  vor.  Im  Phaidros  speziell  ist 
vor  der  gelagerten  Erdgöttin  die  bekannte  die  Rede  von  der  ursprünglich  befiederten  Seele. 
Gruppe  der  sich  umarmenden  Kinder  Eros  und  „Vollkommen  und  befiedert  schwebt  die  Seele 
Psyche  (s.  u.).  Mit  geringen  Abweichungen  10  in  den  höhern  Regionen  und  waltet  durch  die 
kehrt  die  nämliche  Komposition  wieder  auf  ganze  Welt;  die  entfiederte  aber  treibt  sich 
zwei  Sarkophagen  und  einem  Fragment  im  herum,  bis  sie  auf  ein  Starres  trifft,  worin  sie 
Louvre,  vgl.  Jahn  a.  O.  S.  169,  193,  o.  Bd.  3,  wohnhaft  wird  einen  irdischen  Leib  annehmend" 
Sp.  3107,  1  ff.  Spät  und  ziemlich  rohe  Arbeit  (p.  246  b.  c).  Auch  der  Gedanke,  Psyche,  die 
ist  ein  nicht  vollständig  erhaltenes  Sarkophag-  Seele,  werde  wieder  beflügelt  durch  Eros,  die 
relief  der  vatikanischen  Sammlung  mit  latei-  Liebe,  ist  wenigstens  angedeutet  im  Phaidros 
nischen  Beischriften,  vgl.  o.  Bd.  3,  Sp.  3105  f.,  (p.  255  c.  d).  Deutlicher  spricht  Meleagros  ron 
Abb.  11,  vgl.  0.  Jahn  a.  0.  S.  139  ff.  Links  Gadara,  vgl.  Anth.  Pal.  5,  57.  179.  12,  80,  be- 
von  PROMETHES,  der  mit  dem  Modellierstab  sonders  12,  132;  allerdings  ist  auch  da  Psyche 
an  dem  fast  vollendeten  Haupt  des  vor  ihm  20  noch  nicht  personifiziert;  aber  es  ist  wahr- 
stehenden Weibes  (MVLIER)  arbeitet,  sehen  scheinlich,  jedenfalls  möglich,  dafs  Meleagros 
wir  Mercurius,  der  mit  der  Rechten  ein  Mäd-  das  spätere  Verhältnis  bereits  als  bekannt  vor- 
chen  mit  Schmetterlingsflügeln  (ANIMA)  am  aussetzt.  Bei  Apideius  erst  erscheint  das  be- 
linken Handgelenk  gefafst  hält  und  die  zaghaft  rühmte  Märchen  von  Amor  und  Psyche,  Metam. 
Vorschreitende  führt;  offenbar  will  er  die  Seele  4,  28  bis  6,  24;  auf  Apuleius  beruhen  die 
zur  Unterwelt  hinabgeleiten,  wie  die  abwärts  weitem  antiken  Erwähnungen  des  Märchens, 
weisende  Geste  seiner  Linken  zeigt;  ein  Grauen  Pulgent,  myth.  3,  6.  Myth.  vat.  1,  231.  —  Fulgen- 
aber  vor  der  Unterwelt  deutet  die  Gebärde  der  Mus,  der  bereits  eine  allegorisierende  Deutung 
Rechten  der  Psyche  an;  weiter  links  die  drei  versucht,  nennt  auch  eine  griechische  Bearbei- 
Parzen.  —  Unsicher  bleibt  die  Deutung  als  30  tung  des  Stoffes  durch  Aristophontes  von  Athen 
Psyche  für  das  Mädchen  mit  ähnlicher  Ge-  unter  dem  Titel  Dysarestia;  doch  läl'st  sich 
bärde  der  Rechten  in  dem  Relief  an  der  Vor-  mit  dieser  Notiz  nichts  anfangen,  vgl.  Jahn, 
derseite  des  1817  bei  Pozzuoli  gefundenen  Arch.  Beitr.  123,  3.  449.  Für  das  Märchen 
Sarkophags  im  Museo  nazionale  zu  Neapel  des  Apuleius  vgl.  besonders  die  Ausgaben  von 
(nr.  6705),  abgebildet  z.  B.  bei  Welcker,  Alte  Carl  Weyman  z.  Ind.  lect.  von  Freiburg  (Schweiz) 
Denkm.  2,  286  ff.  z.  Tf.  14,  26.  Müller-Wie-  1891  und  Jahn- Michaelis5  (1905);  von  modernen 
seier,  I).  d.  a.  K.  2,  nr.  841,  s.  o.  Bd.  3,  Bearbeitungen  ist  am  bekanntesten  die  von 
Sp.  3108,  39  ff.  Robert  Hamerling  (1882),  ferner  vgl.  die  Über- 
tragung von  Eduard  Norden  mit  Bildern  von 
Psyche  mit  Eros.  40  Walter  Tiemann  (1903)  und  die  Übersetzung 
Die  als  Schmetterling  oder  Mädchen  ver-  in  Versen  von  Hugo  Blümner,  S.-A.  aus  'Die 
körperte  Psyche  ward  zumal  in  Verbindung  Schweiz'  11,  1907,  367  f.  390  ff.  414  ff.  454  ff. 
gebracht  mit  Eros,  und  „wie  der  Liebesgott  462  ff.  486  ff.  509  ff.,  vgl.  auch  Blümner,  Das 
als  der  Beseliger  und  als  der  Quäler  der  Märchen  von  Amor  und  Psyche  in  der  deut- 
menschlichen  Seele  betrachtet  wurde,  fafste  sehen  Dichtkunst,  N.  Jahrb.  f.  d.  klass.  A.  11, 
auch  die  bildende  Kunst  diesen  Gegensatz  1903,  648 — 673.  —  Die  Namen  Amor  bezw. 
auf"  (Jahn  S.  142).  Für  die  Verbindung  der  Cupido  und  Psyche  haben  die  meisten  Erklärer 
Psyche  mit  Eros  vgl.  aufser  0.  Jahn,  Arch.  seit  dem  Altertum  verleitet,  die  Allegorie  von 
Beitr,  (1847)  S.  121 — 197  und  Ber.  d.  Sachs.  einem  Verhältnis  der  menschlichen  irdischen 
Ges.  d.  Wiss.  3,  1851,  153 — 179  A.  Hirt,  50  Seele  zur  himmlischen  Liebe  für  die  eigent- 
jjber  die  Fabel  des  Amor  und  der  Psyche  nach  liehe  Basis  der  Erzählung  bei  Apideius  zu 
Denkmälern,  Abh.  d.  kgl.  Akad.  d.  Wiss.  in  halten,  zu  vermuten,  es  liege  dem  Märchen 
Berlin  1812/13,  Hist.-phüol.  Kl.  1 — 17 .  Stephani,  vor  allem  die  Hindeutung  zu  Grunde  auf  die 
C.-R.  1877,  53—219.  Gollignon,  Essai  sur  les  Prüfungen,  die  Bufsübungen  der  irdischen 
mon.  grecs  et  romains  relatifs  au  mythe  de  Seele,  ehe  sie  eingehe  in  die  Herrlichkeit  der 
Psyche,  Paris  1877.  Zinzow,  Psyche  und  Eros,  himmlischen  Liebe.  Eine  allegorisierende  Deu- 
ein  milesisches  Märchen  auf  seinen  mythol.  tung  hat  bereits  (der  Christ)  Fulgentius  ver- 
Zusammenhang, Gehalt  und  Ursprung  zurück-  sucht,  Myth.  3,  6,  und  so  stand  denn  auch  den 
geführt,  Halle  1881.  Wolters,  Arch.  Ztg.  42,  neuern  Symbolikern  wie  Georg  Friedrich  Creu- 
1884,  1 — 22  z.  Tf.  1.  Furtwängler,  La  coli.  60  zer  der  Zusammenhang  der  Psycheerzählung 
Sabouroff  2  z.  pl.  135;  Artikel  Eros  in  diesem  mit  den  Mysterien  fest,  und  zwar,  nach  der 
Lexikon  Bd.  1,  Sp.  1370—1372 ;  Die  ant.  Gemmen  zuerst  von  Buonarruoti ausgesprochenen  Ansicht, 
Bd.  3,  167 f.  280 f.  290 f.  293.  330.  341.  343.  Pe-  mit  den  Mysterien,  die  zu  Thespiai  gefeiert 
tersen,  Rom.  Mitt.  16,  1901,  57 — 93.  Gruppe,  worden  seien,  vgl.  Creuzer,  Symb.  und  Myth.  d. 
Griech.  Myth.  726,  1.  871  ff.  873,  3.  Waser  bei  a.  V.  4S,  161  ff.  170  ff.  Hirt,  Abh.  Alad.  Berl. 
Pauly-Wissowa,  Realencycl.  d.  class.  Altertums-  1812/13,  1 — 17.  —  Noch  Otfr.  Müller,  Hdb.  d. 
wiss.  s.  v.  Eros  6,  531—542.  Die  Verbindung  Arch.3  626  und  H.  W.  Stoll,  Neue  Jahrb.  f. 
der    Psyche    mit    Eros    dürfte    zurückzuführen  Phil.  u.  Päd.  Suppl.  13,  1847,  77—96  hielten, 

102* 


3239                Psyche  (u.  Eros)  Psyche  (u.  Eros)                3240 

obgleich  der  letztere  zum  Teil  bereits  die  Volksl.  S.  13  f.,  3;  vgl.  auch  die  Analyse  des 
modernen  Parallelen  kannte,  den  mystischen  Märchens  und  die  Beibringung  zahlreicher 
Charakter  des  Märchens  fest.  Erst  Jahn  be-  Parallelen  in  I riedländers  Sittengesch.  Roms  l6 
stritt  den  Zusammenhang  mit  den  Mysterien  522  ff.,  ferner  Emmanuel  Cosquin,  Contes  pop. 
und  das  hohe  Alter  des  Märchens,  wie  es  bei  de  Lorraine  2,  217  ff.,  236  ff.  Weinhold,  Zeitschr. 
Apuleius  steht,  Arch.  Beitr.  124  ff.  Neuerdings  f.  Volksk.  3,  1893,195 — 204.  Ad.  Thimme,  Lied 
wieder  neigt  Gruppe  zu  der  Annahme,  dafs  die  u.  Märe  S.  146  ff.  Petersen,  Rom.  Mitt.  16,  1901, 
von  Apuleius  in  ganz  märchenhafter  Form  er-  57  ff.  Gruppe,  Gr.  Myth.  726,  1.  871  ff.  872,  3. 
zählte  Legende  zu  einem  lange  Zeit  völlig  ver-  Wie  Psyche  zur  Lampe,  so  griff  ja  schon  Eva 
schollenen  Zweig  der  Mysterienkulte  gehöre,  10  nach  dem  Apfel,  und  wie  im  Psychemärchen 
Gr.  Myth.  871  mit  A.  2.  Jedenfalls  aber  ist  des  Apuleius,  so  hat  sich  auf  der  modernen 
nicht  zu  verkennen,  dafs  wir  es  bei  Apuleius  Opernbühne  der  Bruch  des  Verbotes  —  „Nie 
in  erster  Linie  mit  einem  alten  volkstümlichen  darfst  du  mich  befragen  ..."  —  zu  einer  Tra- 
Märchen  zu  tun  haben ;  erst  durch  willkürliche  gödie  der  weiblichen  Neugier  gestaltet. 
Einführung  der  Namen  Cupido  und  Psyche  Die  antike  Kunst  hat,  wie  wir  noch  sehen 
für  Held  und  Heldin  ist  es  zur  allegorisierenden  werden,  des  Apuleius  Märchen  direkt  wenigstens 
Dichtung  geworden,  wohl  erst  durch  Apuleius  kaum  beeinflufst;  doch  läfst  sich  schon  für 
selbst,  den  literaturkundigen,  platonfesten  das  4.  Jahrh.  in  der  bildenden  Kunst  die  Ver- 
Mann,der  ja  das  Märchen  z.  B.  auch  mit  römi-  bindung  von  Eros  und  Psyche  nachweisen,  und 
sehen  Abstraktionen  und  mit  Scherzen  römischen  20  zwar,  wie  sich  zeigen  wird,  sowohl  Eros  mit 
Lokalkolorits  ausstaffiert  hat.  In  seiner  Er-  dem  die  menschliche  Seele  versinnbildlichenden 
Zählung  hat  Apuleius  zwei  heterogene  Dinge,  Schmetterling  als  auch  Eros  mit  Psyche  in  der 
Allegorie  und  Märchen,  miteinander  verschmol-  Gestalt  des  Mädchens  mit  Flügeln  am  Rücken, 
zen,  die  Elemente  eines  echten  sog.  milesischen  Schon  ein  Ohrgehänge,  gefunden  in  der  Krim 
Märchens  übertragen  auf  die  Gestalten  Eros  in  einem  Holzsarkophag  vom  Ende  des  4.  oder 
und  Psyche,  vgl.  Gust.  Meyer,  Essays  u.  Stud.  Anfang  des  3.  Jahrh.  v.  Chr.,  zeigt  Eros,  wie 
z.  Sprachgesch.  u.  Volksk.  1,  195 — 207.  J.Dietze,  er  einen  Schmetterling  bei  den  Flügeln  gefafst 
Philol.  59,  1900,  136—147.  In  der  Tat  läfst  hat,  vgl.  Ant.  du  Bosph.  Cimm.  pl.  7,  8.  — 
sich  in  der  Märchenliteratur  der  Völker  so-  Schon  der  Umstand,  dafs  man  sich  Eros  als 
wohl  der  Grundstock  des  Märchens  von  Amor  30  mutwilligen,  wilden  Knaben  dachte,  führte  bei 
und  Psyche  noch  wiederholt  nachweisen,  als  seiner  Verbindung  mit  Psyche  als  Schmetter- 
auch  sozusagen  jeder  Einzelzug  hier  und  dort  ling  eine  Reihe  naiver  Motive  herbei,  und  zu- 
in  anderer  Verwendung  und  Verbindung  wieder-  mal  die  Fackel  ward  da  bedeutsam,  d.  h. 
finden,  „wie  ja  überhaupt  die  Märchendichtung  neben  Pfeil  und  Bogen  des  Eros  Hauptattribut; 
die  scheinbare  Fülle  ihrer  Schöpfungen  einer  auch  dafs  die  Nachtfalter  dem  Lichte  zufliegen 
kaleidoskopartigen  Vermischung  einer  nicht  und  sich  daran  die  Flügel  versengen,  mochte 
grofsen  Anzahl  von  Grundformen  verdankt'1.  dazu  beitragen,  dafs  Psyche  durch  des  Eros 
Zu  Grunde  liegt  das  Märchen  von  der  Königs-  Fackel  verbrannt  wird.  Wir  sehen,  wie  Eros 
tochter,  die  vermählt  wird  mit  einem  schönen  den  Schmetterling  bald  mit  Fackel  und  Bogen 
verwunschenen  Prinzen,  der  nur  bei  Nacht  ±0  verfolgt,  bald  mit  Netz  oder  Leimrute  zu  fan- 
seine  wahre  Gestalt  hat,  während  er  bei  Tag  gen  sucht,  ferner,  wie  er  den  gefangenen 
in  eine  grofse  Schlange,  einen  Drachen  ver-  Sommervogel  über  seine  Fackel  hält,  ihn  zu 
wandelt  ist,  und  <;inen  wesentlichen  Zug  bildet  sengen,  ein  grausam  Spiel,  wie  es  sich  die 
das  Verbot,  nach  der  wahren  Gestalt  zu  for-  Liebe  erlaubt  mit  der  Seele,  dem  menschlichen 
sehen,  was  unser  Märchen  verweist  unter  die-  Herzen.  Eros  hascht,  gebückt  vorschreitend, 
jenigen  vom  Typus  der  Melusinensage,  vgl.  einen  Schmetterling  mit  beiden  Händen,  vgl.  den 
Marie  Nowack,  Die  Melusinensage  u.  s.w.  Diss.  Hyazinth  zu  Berlin  (nr.  1112)  und  den  in  Samm- 
Zürich  1886.  Ludw.  Eränkel,  Altes  u.  Neues  z.  lung  Thorwaldsen  bei  Furtioängler ,  Die  ant. 
Melusinensage,  Zeitschr.  f.  Volksk.  4,  1894,  387  Gemmen  Taf.  34,  49.  50;  Eros  will  den  am 
bis  392.  Dieser  Typus  ist  ungemein  verbreitet,  50  Boden  kriechenden  Schmetterling  erhaschen, 
selbst  bei  den  Arabern,  Wellhausen,  Reste  des  Furtwängler  Taf.  34,  52;  er  läuft  hinter  einem 
arab.  Heidentums  154;  seine  älteste  und  be-  Schmetterling  her  und  hält  in  der  Linken  etwas 
rühmteste  Spur  aber  ist  der  alte  indische  wie  einen  Sack  oder  ein  Netz  zum  Fangen, 
Mythos  von  Purüravas  und  Urvacl  (noch  jetzt  Karneol  zu  Wien  nr.  262,  Furtwängler  Taf.  28, 
läuft  in  Hindustan  beim  Volke  um  das  mit  dem  21;  Eros  hält  mit  der  Rechten  den  Schmetter- 
des  Apideius  genau  verwandte  Märchen  von  ling  einer  Gans  hin,  die  darnach  schnappt, 
des  Holzhauers  Tochter  Tulisa),  und  auf  grie-  Karneol  zu  Petersburg  I  urtwängler  Taf.  43, 
chischem  Boden  beruht  auf  derselben  Grundlage  65 ;  Eros  hält  einem  Schmetterling  die  Fackel  (V) 
der  Mythos  von  Zeus  und  Semele ,  vgl.  Felix  hin  und  beobachtet  gespannt,  wie  er  sich  nähert, 
Liebrecht,  Amor  und  Psyche — Zeus  und  Semele —  go  Stein  aus  Sammlung  Carlisle  im  Brit.  Mus. 
Purüravas  und  Urvaci,  Kuhns  Ztschr.  f.  vgl.  Furtwängler  Taf.  34,  53.  Ferner  Eros  mit 
Sprachf.  18,  1869,  56-66  ( =  Zur  Volkskunde  aufgebogenen  Flügeln  röstet  Psyche  in  Schmet- 
[1879]  239 — 250).  Schon  J.  Grimm  hat  mit  terlingsgestalt  an  einem  Bratspiefs  über  einem 
des  Apuleius  Märchen  einen  ganzen  Kreis  neu-  brennenden  Kohlenbecken,  das  auf  drei  Füfsen 
erer  Märchen  verglichen,  Kinder-  und  Haus-  6teht,  Furtwängler  Taf.  42,  33,  oder  er  ist 
märchen  33,  155;  seither  hat  sich  die  Zahl  der  dargestellt  als  Sieger  neben  einem  Tropaiou, 
Varianten  bedeutend  vermehrt,  für  neugriechi-  den  einen  Fufs  auf  einen  Schild  setzend,  mit 
sehe  vgl.  B.  Schmidt,  Gr.  Märchen,  Sagen  und  Bogen  und  Pfeil  in  der  Linken  auf  dem  Rücken 


3241     Psyche  (Nemesis,  Elpis  u.  Eros)  Psyche   (u.  Eros)                 3242 

und  hält  der  armen  Psyche,  die  als  Schmetter-  Furtwängler  Taf.  27,  2.  3.  Der  zuletzt  ge- 
ling auf  eine  Lanze  gespiefst  ist,  die  brennende  nannte  Karneol  der  Petersburger  Ermitage 
Fackel  unter  den  Kopf,  Karneol  zu  Berlin  (vgl.  auch  Stephani,  C.-R.,  1877,  122,  2a)  zeigt 
nr.  6777.  Furtwängler  Taf.  42,  45.  Hierher  Eros  mit  auf  den  Rücken  gefesselten  Händen 
gehört  auch  das  Elfen beinplättchen  mit  Relief  auf  einem  bekränzten  Rundaltar  sitzend  und 
aus  Sammlung  Durand  im  Louvre  bei  Darein-  Psyche  als  Schmetterling  mit  den  Enden  seiner 
berg  et  Saglio  Fig.  5840.  Ferner:  Eros  hält  Fesseln;  als  Zeichen  ihres  Sieges  über  Eros 
in  der  Linken  einen  grofsen  Nagel  und  schwingt  ist  ein  Tropaion  errichtet.  In  ähnlichem  Sinn 
in  der  Rechten  den  Hammer,  im  Begriff,  Psyche  Psyche  vor  Eros  flatternd,  dem  die  Hände  auf 
als  Schmetterling  an  einen  Baumstamm  zu  10  den  Rücken  gefesselt  und  der  rechte  Fufs  in 
nageln,  vgl.  die  Glaspaste  des  Kestnermuseums  einer  Falle  gefangen  ist,  Furtwängler  Taf.  64, 
zu  Hannover  bei  Furtwängler  Taf.  64,  74  und  60.  Aufserdem  gibt  es  ähnliche  Darstel- 
diejenige  zu  Berlin  nr.  3886 ,  vgl.  auch  Arch.  lungen,  bei  denen  aber  der  Schmetterling  fehlt. 
Jahrb.  4,  1889,  53.  Eros  und  Anteros  reifsen  Interessant  ist  Ftirtwängler  Taf.  29,  24.  Ein 
sich  um  Psyche  als  Schmetterling,  reifsen  ihr  Eros  sitzt  mit  auf  den  Rücken  gefesselten  Hän- 
vielleicht  die  Flügel  aus,  Imhoof- Blumer  und  den  am  Fufs  einer  Säule,  an  die  seine  Hände 
Keller,  Tier-  und  Pflanzenbilder ,  Taf.  23,  28.  gebunden  zu  denken  sind;  ein  zweiter  streckt 
Eros  bändigt  den  Schmetterling;  er  steht  auf  beide  Arme  empor  nach  einem  von  oben  her- 
einem  solchen  und  lenkt  ihn  am  einen  Fühler,  abfliegenden  Schmetterling  mit  Palmzweig; 
Stephani,  C.-B.  1877,  134,  1,  Furtwängler  20  wie  es  scheint,  hat  Psyche  einen  Eros  siegreich 
Taf.  34,  47;  er  pflügt  mit  zwei  Schmetterlingen,  überwunden  und  gefesselt;  doch  während  sie 
Stephani  a.  0.,  Furtwängler  Taf.  29,  20 ;  Schmet-  sich  mit  ihrem  Siegeszeichen  entfernt,  stellt 
terlinge  ziehen  den  Wagen  des  Eros,  Imhoof-  ihr  ein  anderer  Eros  nach,  dem  sie  erliegen 
Blumer  und  Keller  a.  0.  Taf.  23,  24 — 27.  Eros  wird.  Für  Eros  mit  Schmetterling  kommen 
ist  am  einen  Ende  einer  langen  Säge  an  noch  folgende  Gemmen  bei  Furtwängler  in  Be- 
einem  Holzblock  beschäftigt  (?),  am  andern  tracht:  Taf.  35,  46—48.  42,  57.  43,  41  (Aphro- 
Ende  sitzt  Psyche  als  Schmetterling  und  soll  dite  Anadyomene,  mit  beiden  Händen  die  nassen 
mitarbeiten,  Furtwängler  Taf.  42,  40.  Viel-  Haare  fassend,  zwischen  Eros  mit  Spiegel  und 
sagend  ist  die  Darstellung  des  Marmorkraters  Psyche  als  Schmetterling).  63,  28. 
in  Palazzo  Chigi  zu  Rom,  z.  B.  Baumeister,  30  Wiederum  tritt  Eros  als  der  Peiniger  der 
D.  d.  kl.  A.3,  1425,  Abb.  1575,  ob.  Bd.  3,  Sp.  155,  Psyche  auf  auch,  wo  diese  unter  der  Gestalt 
Fig.  5,  vgl.  Jahn  a.  0.  149  ff.  Waser  bei  Pauly-  des  Mädchens  mit  Schmetterlingsflügeln  er- 
Wissowa  5,  2455,  37  ff  In  der  Mitte  einer  scheint,  und  der  andern  Bildung  der  Psyche 
Seite  steht  zwischen  Nemesis  links  und  Elpis  entsprechen  andere  Motive  der  Darstellung, 
rechts  Eros  auf  niedriger  Basis,  an  die  die  Hierher  gehört  die  Gruppe  im  Louvre,  S. 
lodernde  Fackel  gelehnt  ist;  er  hält  mit  der  Reinach,  Bep.  de  la  stat.  1,  134.  Links  kniet 
Rechten  den  Schmetterling  bei  den  Flügeln  Psyche,  völlig  bekleidet,  zu  des  Eros  Füfsen; 
über  die  Flamme  und  wendet  sich  dabei  wei-  flehend  richtet  sie  das  Antlitz  zu  ihm  empor 
nend  ab,  indem  er  mit  der  Linken  sich  die  und  legt  beteuernd  die  Rechte  auf  die  Brust; 
Tränen  abwischt.  Auch  sonst  erscheinen  die  40  Eros,  dessen  Gewand  über  den  Pfeiler  rechts 
beiden  Göttinnen  in  Verbindung;  zumal  in  der  niederfällt,  steht  ruhig  da,  nur  leise  das  Haupt 
Liebe  walten  sie  beide  mächtig,  die  Nemesis,  neigend;  die  Arme  sind  neu,  ungeschickt 
das  Überschreiten  des  Mafses  zu  strafen,  die  genug  das  Salbgefäfs,  das  ihm  der  Ergänzer 
Elpis,  auch  den  unglücklich  Liebenden  und  in  die  Rechte  gegeben.  In  diesem  Sinn  ist 
Verschmähten  mit  Trost  und  Hoffnung  zu  er-  auch  die  schöne,  oft  wiederholte  Statue  auf- 
füllen, und  so  sind  sie  mit  Recht  zugegen,  wo  zufassen,  da  Psyche  in  einer  fast  knieenden 
die  Qual,  die  die  Seele  durch  die  Liebe  zu  Stellung,  als  erliege  sie  unter  dem  Druck  ihrer 
erdulden  hat,  als  eine  Handlung  des  Eros  dar-  Leiden,  schmerzlich  flehend  das  Haupt  nach 
gestellt  wird;  Eros  aber,  der  sonst  so  oft  als  oben  wendet,  indem  sie  die  Rechte  auf  die 
schadenfroher  Peiniger  erscheint,  weint  hier  50  Brust  legt  und  die  Linke  bittend  emporstreckt, 
selbst,  weil  er,  obschon  der  Urheber  des  Zu-  Die  beste  Wiederholung  findet  sich  zu  Rom  im 
Standes,  in  dem  sich  die  liebende  Seele  be-  kapitolinischen  Museum,  Heibig,  Führer1  442, 
findet,  doch  auch  wiederum  in  Mitleidenschaft  abgebildet  Baumeister,  D.  d.  a.  A.  3,  1427  Abb. 
gezogen  wird.  Anders  0.  Bofsbach  oben  Bd.  3,  1577.  Amelung,  Führer  d.  d.  Ant.  in  Florenz 
Sp.  157,  9  ff. :  „Dulden  müssen  Psyche  und  Eros,  Abb.  30  (s.  unsere  Abb.  21).  Eine  Wiederholung 
so  bestimmt  es  die  Schicksalsgöttin,  aber  es  existiert  nämlich  auch  in  den  Uffizien  zu  Florenz, 
bleibt  ihnen  die  Hoffnung  auf  eine  glücklichere  gleichzeitig  mit  den  Niobiden  gefunden  und  so 
Zukunft".  Gelegentlich  aber  wird  auch  Eros  auch  im  Saal  der  Niobiden  aufgestellt,  Amelung 
überwunden  und  gefesselt  und  bewacht  von  nr.  169.  Erst  durch  Ergänzung  ist  die  Statue 
dem  Schmetterling.  So  sehen  wir  auf  dem  60  ihrer  Flügel  beraubt  worden;  am  Rücken,  wo  die 
Karneol  zu  Berlin  nr.  3060  (bei  Jahn  a.  0.  Ansatzstelle  der  Flügel  war,  ist  ein  viereckiges 
Taf.  7,  5.  Furtwängler  Taf.  43,  40)  Eros  an  Stück  eingefügt.  Immerhin  hat  die  gequälte 
eine  Säule  gefesselt  und  Psyche  als  Schmetter-  Psyche  in  den  Gewandmotiven  sowohl  als  auch 
ling  das  Ende  der  Fessel  haltend ,  kaum,  wie  in  der  Gesichtsbildung,  im  Pathos  des  Antlitzes, 
Jahn  S.  143  interpretierte,  Eros,  der,  an  eine  manche  Verwandtschaft  mit  den  Niobiden,  sie 
Säule  gelehnt,  an  einen  Faden  gebunden  den  dürfte  in  die  gleiche  Zeit  hinaufzurücken,  dem 
Schmetterling  hinter  sich  hält.  Ähnlich  sind  nämlichen  Künstlerkreis  zuzuweisen  sein.  Nicht 
die   Darstellungen    zu  Berlin    nr.  1652  ff.   und  die  von  Aphrodite   gezüchtigte  Psyche  ist  ge- 


3243 


Psyche   (u.  Eros) 


Psyche   (u.  Eros) 


3244 


meint,  wie  man  nach  des  Apuleius  Märchen 
erklärt  hat,  sondern  es  ist  wohl,  wie  die  Gruppe 
im  Louvre  und  andere  Kunstdenkmäler  lehren, 
an  Eros  als  Peiniger  zu  denken;  er  ist  es,  der 
Psyche  verfolgt  und  peinigt;  zu  ihm  erhebt  sie 
flehend  ihr  Auge,  da  ihr  der  Jammer  den  Busen 
beklemmt  und  die  Knie  löst.  Freilich  ist  Eros 
in  diesem  Falle  nicht  mit  dargestellt,  sondern 
vom  Beschauer  hinzuzudenken;  denn  es  liefse 
sich  mit  der  gequälten  Psyche  keine  Figur  zu 
einer  befriedigenden  Gruppe  vereinigen.  Kaum 
ist  Psyche  dargestellt  in  der  sog.  Psyche  von 
Capua,  dem  aus  dem  capuanischen  Amphi- 
theater stammenden  Marmortorso  im  Museo 
nazionale  zu  Neapel  nr.  6019,  vgl.  Kekule,  Ann. 


21)  Die  gequälte  Psyche,  Statue  im  kapitolinischen 
Museum  zu  Rom  (nach  Photographie). 

d.  Inst.  36,  1864,  139  ff.  z.  tav.  d'agg.  J  12. 
Furtwängler ,  Meisterwerke  647  f.  Wilh.  Rolfs, 
Neapel  I  (Berühmte  Kunststätten  nr.  29)  S.  61  ff. 
Abb.  34  u.  35.  Die  Benennung  Psyche  ist  ver- 
anlafst  teils  durch  eine  an  der  rechten  Schulter 
befindliche  Vertiefung  mit  zwei  Löchern,  was 
auf  eingesetzte  Flügel  schliefsen  liefs ,  teils 
durch  den  melancholischen  Charakter  des  Gan- 
zen, und  nach  Mafsgabe  von  Gemmenbildern 
dachte  man  sich  eine  trauernde,  von  Eros  ge- 
fesselte Psyche  mit  auf  den  Rücken  gebundenen 
Händen;  diese  Annahme  aber  scheitert  eigent- 
lich von  vornherein  an  der  Richtung  der  Arme, 
zumal  des  linken,  ferner  scheint  die  Figur 
für  Psyche  nicht  mädchenhaft  genug,  etwas  zu 
reif  entwickelt;  indem  man  daher  die  einstige 
Beflügelung  in  Abrede  stellte,  hat  man  die 
alte  Deutung  aufgegeben  und  denkt  nun  an 
Aphrodite,  eine  zweite  „Aphrodite  von  Capua" 
oder  auch  an  eine  der  Nymphen. 

Oft  genug  ja  treffen  wir  auf  geschnittenen 
Steinen  Psyche  in   der  Gestalt  des   Mädchens 


mit  Schmetterlings-  und  Vogelflügeln  von  Eros 
gefesselt,  mit  der  Fackel  bedroht  und  gequält. 
Auch  in  dem  Mädchen  ganz  ohne  Flügel,  nackt 
mit  Halsband  und  Ohrgehänge,  dem  Eros  die 
Hände  auf  den  Rücken  fesselt,  bei  Furtwängler 
Taf.  34,  28,  kann  man  nur  Psyche  erkennen, 
nicht  Aphrodite,  wie  Kekule  wollte,  a.  O. 
S.  144  z.  tav.  J  11,  vgl.  z.  B.  auch  die  Dar- 
stellung der  an  einen  Baum  gefesselten,  ebenso 

10  ungeflügelten  und  nackten  Psyche  auf  den 
Gemmen  zu  Berlin  nr.  1664f.  4251,  oder  Berlin 
nr.  6230  (Jahn,  B er.  d.  Sachs.  Ges.  3,  1851,  159; 
Furtwängler  Taf.  37,  18):  Psyche  (als  unge- 
flügeltes bekleidetes  Mädchen)  wird  von  zwei 
Eroten  als  Gefangene  gefesselt  herbeigeführt, 
während  ein  dritter  ein  Tropaion  errichtet. 
Ein  Eros  bindet  der  am  Boden  sitzenden  Psyche 
mit  nacktem  Oberkörper  und  Schmetterlings- 
flügeln die  Hände*  auf  dem  Rücken  zusammen, 
ein  zweiter  bedroht  sie  mit  der  Fackel  (nach 
Stephani  mit  Stockschlägen),  rechts  sitzt  Dio- 
nysos mit  Thyrsos,  Sardonyx  zu  Petersburg, 
Stephani  C.-R.  1877,  76,  4.  1881,  112  ff.  pl.  5,  15. 
Furtwängler  Taf.  57,  14;  Jahn- Michaelis  5p.  81. 
Mit  auf  den  Rücken  gebundenen  Händen  sitzt 
Psyche  auf  einer  viereckigen  Basis  vor  einer 
hohen  Säule  mit  Standbild  der  Aphrodite,  vgl. 
die  Gemme  bei  Jahn,  Arch.  Beitr.  Taf.  7,  2. 
Eros  kniet,  einen  Hammer  in  der  Linken,  die 
Fessel  in  der  Rechten,  mit  der  er  den  rechten 
Fufs  der  vor  ihm  mit  auf  den  Rücken  ge- 
bundenen Händen  knieenden  Psyche  zu  um- 
geben im  Begriff  ist;  Psyche  hat  Vogelflügel, 
vgl.  den  Karneol  einer  Privatsammlung  zu 
Smyrna,  Furtwängler  Taf.  64,  68.  Ähnlich 
wie  gelegentlich  Eros  mit  Fesseln  an  den  Füfsen 
zu  harter  Sklavenarbeit  verdammt  ist  und 
trauernd  sich  auf  die  Doppelhacke  lehnt  (vgl. 
z.  B.  Furtwängler  Taf.  57,  9),  so  steht  auch 
Psyche,  zur  schweren  Landarbeit  als  Sklavin 
verurteilt,  auf  die  Doppelhacke  gestützt  da, 
während  Eros  ihr  die  Fesseln  an  die  Füfse 
schmiedet;  an  ihrem  linken  Fufs  ist  die  Fessel 
mit  der  Kette  schon  befestigt,  und  Eros  ist  im 
Begriff,  die  Fessel  für  den  andern  Fufs  mit 
dem  Hammer  zu  bearbeiten ;  auf  dem  Felsen 
ein  zweiter  Eros,  der  sie  zu  verhöhnen  scheint, 
Sardonyx  der  Petersburger  Ermitage  AA  2,  25. 
Stephani  C.-R.  1877,  205  f.     Furtwängler  Taf. 

50  57,  12.  Ein  Sardonyx  zu  Berlin  (nr.  945,  vgl. 
Furtwängler  Taf.  24,  54)  zeigt  Eros  vor  Psyche 
bemüht,  an  ihrem  Fufs  etwas  zu  machen, 
wahrscheinlich  sie  von  einer  Fufsfessel  zu  be- 
freien; Psyche  ist  in  steifer  Stellung  gegeben, 
mit  aufgebogenen  Vogelflügeln.  Wieder  als 
Mädchen  mit  Schmetterlingsflügeln  sitzt  Psyche 
klagend  auf  einem  Felsen,  Eros  eilt  herbei,  vgl. 
Furtwängler  Taf.  62,  25.  Grausame  Behand- 
lung erleidet  Psyche  durch  Eros  auf  dem  be- 

60  kannten  Jaspis  zu  Florenz,  Furtwängler  Taf. 
57,  13,  vgl.  auch  Apulei  Ps.  et  Cupido  ed.  Jahn- 
Michaelis1'  p.  79.  Eros  hat  Psyche,  die  mit 
nacktem  Oberkörper  und  Schmetterlingsflügeln 
dargestellt  ist,  beim  Haar  gepackt,  stemmt  den 
linken  Fufs  in  die  rechte  Hüfte  der  Hinge- 
stürzten und  schwingt  in  der  Rechten  die 
Fackel,  um  Psyche  zu  brennen;  diese  hebt 
beide  Hände  in  die  Höhe,  wie  um  sich  zu  be- 


3245 


Psyche   (u.  Eros) 


Psyche  (u.  Eros; 


3246 


freien;  der  zornige  Liebesgott  hat  flammen- 
artig gesträubtes  Haar.  So  zeigt  auch  das 
Bruchstück  einer  Gruppe,  wie  Eros  der  am  Boden 
liegenden  Psyche,  die  einen  Kranz  hält,  den 
Ful's  auf  die  Brust  setzt,  vgl.  Jahn  a.  0.  179  f. 
Endlich  die  seit  18(50  im  Besitz  von  Eugen 
Petersen  befindliche  Glaspaste,  als  Titelvignette 
Rom.  Mitt.  16,  1901,  57.  Eros  hält  abgewendet 
stehend  die  brennende  Fackel  der  mit  auf  den 
Rücken  gebundenen  Händen  stark  vorgeneigt 
auf  der  Erde  sitzenden  Psyche  unter  den  Busen; 
in  des  Künstlers  Absicht  lag  es  wohl,  durch  die 
etwas  steifen  Arme,  Kopf  und  Flügel  zusammen 
den  Eindruck  eines  Schmetterlings  zu  machen. 
Ähnliche  Peinigung  stellt  ausführlicher  ein 
pompejanisches  Wandgemälde  dar,  Heibig 
nr.  854,  vgl.  Jahn  a.  0.  180  ff.  ob.  Bd.  3,  Sp.  161  f. 
Fig.  7.  Haremberg  et  Saglio  Fig.  5841.  Psyche 
als  Jungfrau  mit  Schmetterlingsflügeln  sitzt 
mit  entblöfstem  Oberkörper  und  auf  den  Rücken 
gebundenen  Händen  rechtshin  auf  viereckiger 
Basis,  vornübergebeugt  vor  sich  hinstarrend; 
drei  Eroten  sind  beschäftigt  sie  zu  peinigen, 
vielleicht  Eros,  Himeros  und  Pothos.  Eros  ist 
wohl  der  eigentliche  Peiniger,  er  ist,  weil  der 
Psyche  am  nächsten  verwandt,  durch  Schmet- 
terlingsflügel ausgezeichnet;  mit  gespreizten 
Beinen  vor  Psyche  stehend  hält  er  mit  der 
Rechten  eine  brennende  Fackel  direkt  an  ihre 
rechte  Brust,  während  er  mit  der  Linken  eine 
zweite  Fackel  gegen  die  Erde  stemmt,  wohl  nicht, 
um  sie  auszulöschen,  eher,  sie  zu  schüren.  Einen 
zweiten  Eros  mit  gewöhnlichen  Flügeln  sehen 
wir  über  Psyche  schweben;  aus  einem  Gefäfs 
giefst  er  Nafs  auf  sie  nieder,  schwerlich  um 
die  Flamme  zu  löschen,  eher,  um  die  erliegende 
Psyche  durch  augenblickliche  Erquickung  für 
neue  Qualen  zu  erfrischen.  Der  dritte  Flügel- 
knabe ist  hinter  Psyche  auf  die  Basis  gestiegen, 
und  mit  einem  Knie  auf  dieser  ruhend  hält  er 
Psyches  Arm  gefafst,  um  sie  zu  hindern,  sich 
der  Peinigung  zu  entziehen.  Links  hinter  die- 
sem Eros  steht  (wie  auf  dem  Chigischen  Mar- 
morkrater) Nemesis;  rechts  schliefst  eine  Säule 
ab,  hinter  der  eine  der  Elpis  entsprechende 
Frauengestalt  mit  Fächer  in  der  Rechten  er- 
scheint, deren  Benennung  schwierig  ist.  Hier- 
her gehören  auch  die  Wandgemälde  bei  Heibig 
nr.  828,  833,  844.  Nicht  selten  auch  erscheinen 
Eros  und  Psyche  als  Genossen  des  bakchischen 
Thiasos,  wobei  dann  die  armen  Psychen,  von 
ihrem  Peiniger  Eros  gezügelt,  des  Dionysos 
Triumphwagen  ziehen  müssen,  vgl.  den  von 
Donatello  kopierten  Sardonyx  zu  Neapel,  Furt- 
wängler  Taf.  57,  15,  und  den  geringern  zu 
Florenz,  Furtivängler  Taf.  57,  16,  wo  die  Psy- 
chen Vogelflügel  haben. 

Doch  gelegentlich  wird  auch  der  Spiefs 
umgedreht  und  Eros  durch  Psyche  oder  eine 
Mehrzahl  von  Psychen  überwunden  und  ge- 
fesselt. So  zeigt  der  Sardonyx  bei  Furt- 
wängler  Taf.  25,  9  Eros,  die  Doppelhacke  auf- 
stützend und  an  beiden  Händen  gefesselt,  vor 
dem  Mädchen  mit  Schmetterlingsflügeln,  das 
in  der  Linken  eine  brennende  Fackel  hält; 
hier  hat  offenbar  Psyche  den  Eros  überwunden 
und  ihm  die  verderbliche  Fackel  genommen, 
vgl.  auch   die   geschnittenen   Steine   zu  Berlin 


nr.  3891  ff.  Eine  ähnliche  Darstellung  bietet 
ein  Sarkophagrelief,  von  Jahn  aus  dem  Codex 
Pighianus  publiziert,  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss. 
3,  1851  Tat".  5,  das  Mittelstück  auch  in  Apulei 
Ps.  et  Cupido  ed.  Jahn- Michaelis5  p.  84.  Dem 
nackten  Eros,  der  auf  einer  Basis  steht,  werden 
von  einer  Psyche  die  Hände  auf  den  Rücken 
gebunden,  während  eine  andere  Psyche  rechts 
des  Eros  Fackel  dazu  verwendet,  seine  unheil- 

10  stiftenden  Jagdwaffen,  Köcher  und  Bogen,  in 
Brand  zu  stecken;  dazu  schneidet  der  kleine 
Schelm  ein  gar  klägliches  Gesicht,  und  voller 
Bedenken  sieht  noch  ein  Gespiele  dem  Vor- 
gang zu;  zu  jeder  Seite  dieser  Hauptgruppe 
sind  drei  entsprechend  geordnete  Eroten.  Mit 
dem  gefesselten  Eros  hat  wiederum  Psyche  Mit- 
leid, so  in  der  seit  1873 
im  Berliner  Museum 
befindlichen      Marmor- 

20  gruppe  aus  Aphrodisias, 
etwa  aus  der  Zeit  um 
Christi  Geburt, Ärch.Ztg. 
42, 1884, 20.  Kekule,  Die 
griech.  Skulptur  (Handb. 
d.  kgl.  Museen  zu  Berlin) 
S.  281  f.  (s.  uns.  Abb.  22). 
Trotz  dem  Mangel  der 
Flügel  wird  man  in  dem 
Kinderpaar    doch    Eros 

30  und  Psyche  erkennen 
können:  zu  dem  weinen- 
den Eros,  dem  die  Hände 
auf  den  Rücken  gebun- 
de.n  sind,  ist  mitleidi- 
gen Herzens  Psyche  ge- 
treten; die  Rechte  mit 
dem  Ende  der  Fessel 
legt  sie  auf  des  Knaben 
rechte  Schulter,  mit  der 

40  Linken  fal'st  sie  ihn  am 
linken  Oberarm.  Dies 
führt  zur  Vereinigung 
von  Eros  und  Psyche,  zur 
Gruppe  der  sich  küssen- 
den Kinder  und  weiter  dann  zu  Darstellungen 
der  Hochzeit  von  Eros  und  Psyche.  Wenn 
nicht  dem  4.,  so  gehört  doch  wohl  noch  dem 
3.  Jhdt.  v.  Chr.  an  als  sicher  griechische  Schö- 
pfung das  schöne  Relief  aus  getriebener  Bronze, 

50  das  Relief  einer  Spiegelkapsel  aus  Epeiros  im 
Berliner  Museum,  Wolters,  Ärch.  Ztg.  42,  1884, 
lff.  z.  Taf.  1  (darnach  Rom.  Mitt.  16,  1901,  71 
Fig.  2).  Neben  dem  nackten  Eros  erscheint  rechts 
ein  züchtig  bekleidetes  Mädchen,  als  Gegen- 
stück zu  Eros  gleich  diesem  mit  Vogelflügeln 
ausgestattet ;  mit  seiner  Rechten  sucht  Eros  des 
Mädchens  Kinn  zu  fassen;  hierin  aber  wie 
namentlich  auch  im  Standmotiv  enthält  die 
Gruppe  bereits   gewisse  Grundzüge,    die  auch 

60  später  immer  festgehalten  wurden.  Beträcht- 
lich jünger  ist  eine  kleinasiatische  Terrakotte 
der  Sammlung  Sabouroff,  wohl  dem  2.  oder 
1.  Jhdt.  v.  Chr.  angehörend,  Furtwängler ,  La 
coli.  Sabouroff'  2,  pl.  135.  Beibehalten  sind 
das  Motiv  der  Rechten  des  Eros  und  die  Vogel- 
flügel für  beide;  doch  Eros  fafst  hier  wirklich 
das  Kinn  des  sich  etwas  sträubenden  Mädchens, 
und  die  Flügel  sind  bei  beiden  klein  gehalten 


22)  Eros  und  Psyche, 

Marmorgruppe  aus 

Aphrodisias  im  Berliner 

Museum  (nach  Archäoloy. 

Zeituvtj  42,  1884,  20). 


3247 


Psyche  (u.  Eros) 


Psyche   (u.  Eros) 


3248 


gegenüber  den  mächtigen  des  Bronzereliefs; 
ferner  zeigt  das  Mädchen  nackten  Oberkörper 
und  legt  seinerseits  die  Arme  um  den  Genossen. 
Durch  diese  und  ähnliche  Terrakotten  aber 
wird  fast  genau  dieselbe  Darstellung  geboten, 
die  auch  jene  berühmte  Kindergruppe  des  kapi- 
tolinischen Museums  wiedergibt,  Heibig, Führer* 
465.  Bruckmann  Taf.  375  (uns.  Abb.  23);  nur  ist 
hier  ein  Schritt  weiter  getan,  der  Knabe  im 
Begriff,  das  Mädchen  zu  küssen;  ferner  fehlt 
jede  Beflügelung  der  Kinder.  Wenn  man  da- 
her die  Darstellung  des  Bronzereliefs  und  der 


Wf~^'n^\ 

Bssjsgfljy 

B 

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Dm 

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1                       1 

23)  Eros  und  Psyche,  Marinorgruppe  im  kapitolinischen 
Museum  zu  Eom  (nach  Photographie). 

Terrakotten  wohl  mit  Recht  auf  Eros  und  Psyche 
gedeutet  hat  (eine  recht  geringe  Replik  als 
Marmorgruppe  steht  in  den  Uffizien  zu  Florenz 
im  Gabinetto  dell1  Ermafrodito,  1666  zu  Rom 
auf  dem  Monte  Celio  gefunden,  vgl.  Cesare 
Bigoni,  Catal.  degli  Uff.  [1891]  nr.  323;  vgl.  u.  a. 
auch  den  oben  besprochenen  kapitolinischen 
Prometheussarkophag,  unsere  Abb.  20,  in  dessen 
Reliefdarstellung  links  die  bekannte  Gruppe 
des  die  Psyche  umarmenden  Eros  dem  rechts 
über  der  Leiche  trauernden  Eros  entspricht), 
so  möchte  man  anderseits  in  der  kapitolini- 
schen Gruppe  eher  eine  rein  genrehafte  Dar- 
stellung erkennen,  für  die  man  einer  modernen 
Kindertragödie  den  Titel  'Frühlings  Erwachen', 
einem  Hodlerschen  Gemälde  den  andern  fLe 
printemps'  entlehnen  könnte.  Jedenfalls  hal- 
ten wir  mit  Gruppe,  Gr.  Myth,  1678  nicht 
für    wahrscheinlich,    was    Petersen    annehmen 


wollte,  Böm.  Mut.  16,  1901,  57 ff.,  dafs  es  zu- 
nächst Nike  war,  die  mit  Eros  gepaart  wurde, 
selbst  nicht  angesichts  der  von  Petersen  a.  0. 
78  Fig.  3  wiedergegebenen  Reliefdarstellung; 
in  der  Literatur  haben  wir  nicht  ein  Zeug- 
nis dafür,  und  anderseits,  will  man  nicht  das 
Mädchen  mit  Vogelflügeln  direkt  herleiten  aus 
der  Vogelgestalt  der  Seele,  so  ist  wohl  glaub- 
lich, dafs  die  von  Eros  beherrschte  Psyche  als 

10  des  Eros  Genossin,  als  eine  Art  Erotin  zunächst 
dem  Eros  ähnlich  mit  Vogelflügeln  gebildet  ward, 
dafs  die  Schmetterlingsflügel  erst  aus  anderer 
Anschauung  heraus  für  Psyche  typisch  gewor- 
den sind;  ebenso  finden  wir  ja  auch  die  Schmet- 
terlingsflügel von  Psyche  übertragen  auf  Eros, 
z.  B.  auf  einer  Cista  des  3.  oder  2.  Jahrh.'s  (Ann. 
d,  Inst.  49,  1877,  189  ff.  z.  Mon.  10,  45)  und 
in  kleinasiatischen  Terrakotten  derselben  Zeit, 
ferner  auf  dem  pompejanischen  Wandgemälde 

20  bei  Heibig  nr.  854,  auf  dem  zu  Cilli  gefundenen 
Relief  bei  Jahn,  Arch.  Beitr.  Taf.  3,  2  usw. 
Alles  in  allem  sind  von  der  weltbekannten 
Gruppe  rund  ein  Dutzend  mehr  oder  minder 
getreue  Kopien  in  Marmor,  andere  in  Terra- 
kotta, aufserdem  aber  zahlreiche  Nachbildungen 
in  Marmor-  und  Tonrelief,  auch  anderer  Art 
auf  uns  gekommen,  Petersen  a.  O.  67,  vgl. 
Collignon,  Bev.  arch.  n.  s.  30,  1875,  201 — 204  z. 
pl.  22.     Sal.  Beinach,    Bep.  de   la  stat.  1,  80. 

30  361.  2,  459 f.;  vgl.  z.  B.  auch  Arch.  Anz.  17, 
1902,  130  (Gruppe  in  Terrakotta  aus  Myrina, 
1901  für  das  Mus.  of  Fine  Arts  zu  Boston  er- 
worben) und  169  (unter  zehn  antiken  Marmor- 
skulpturen eine  Gruppe  von  Amor  und  Psyche 
auf  Schlofs  Emkendorf  in  Schleswig-Holstein) 
usw.  Und  die  Gruppe  erscheint  fast  ebenso 
häufig  auf  christlichen,  wie  auf  heidnischen 
Sarkophagen,  cdas  Wiederfinden  im  Jenseits 
ausdrückend';   nicht  weniger   als  neun  christ- 

40  liehe  Sarkophage  mit  Eros  und  Psyche  werden 
von  Collignon,  Essai  sur  les  mon.  relatifs  au 
mythe  de  Psyche  152 — 156  aufgezählt,  vgl.  auch 
Victor  Schnitze,  Gesch.  des  Untergangs  des 
griech.-röm.  Heidentums  2,  67.  Archäologie  der 
altchristl.  Kunst  S.  179.  253.  368.  Für  die 
Darstellung  der  Gruppe  auf  geschnittenen 
Steinen  vgl.  Stephani,  C.-B.  1877,  168,  76—85, 
ferner  den  in  doppelter  Gröfse  gegebenen  Kar- 
neol   Arch.    Ztg.  42,   1884,  18,    den    Onyx    zu 

50  Petersburg  bei  Furtioängler  Taf.  42,  51.  Auch 
auf  Kupfermünzen  der  römischen  Kaiserzeit 
tritt  uns  die  Gruppe  entgegen,  nämlich  auf 
solchen  des  Commodus  von  Patrai  in  Achaia, 
vgl.  lmhoof-Blumer,  Monn.  gr.  166,  94b.  Im- 
hoof- Blumer  und  Gardner,  Münzkomm,  zu 
Paus.  81  f.,  13,  und  des  Caracalla  von  Serdike 
(Ulpia  Serdica)  in  Thrakien,  vgl.  Mionnet  1, 
421,  369.  Biggauer,  Ztschr.  f.  Num.  8,  1881,  94 
z.  Taf.  1,  26.      Auch    auf   einer    Kupfermünze 

60  von  Nikomedeia  in  Bithynien  mit  Maximus 
sehen  wir  Eros  linkshin  fliehend  mit  ausge- 
strecktem rechtem  Arm,  über  dem  die  Chla- 
mys  hängt,  sich  zurückwendend  nach  der  auf 
das  linke  Knie  niedergelassenen,  langbeklei- 
deten, flehend  die  Arme  ausstreckenden  Psyche, 
Mionnet,  Suppl.  5,  213,  1261  z.  Taf.  1,  3.  Big- 
gauer a.  O.  S.  94 f.,  vgl.  Jahn,  Arch,  Beitr.  177  f. 
Die  Hochzeit  des  Eros  mit  der  Psyche  gibt 


3249 


Psyche  (u.  Eros) 


Psyche   (u.  Eros) 


3250 


wieder  der  Karneol  der  Sammlung  Pauvert  de  la 
Chapelle,  Furtwängler  Taf.  50,  34  und  darnach 
Apulei  Ps.  et  Cupido  ed.  Jahn- Michaelis 5  p.  76. 
Voran  schreitet  ein  Eros,  der  die  Doppelflöte 
blast ;  es  folgt  ein  tanzender  Eros  mit  Fackel, 
dann  Ei-os  der  Bräutigam,  mit  Mantel  um  den 


10 


24)    Hochzeit  des  Eros  und  der  Psyche  auf  dem  Sardonyx- 

Cameo  des  Tryphon  im  Museum  of  Eine  Arts  zu  Boston 

(nach  Furtwängler,  Ant.  Gemmen   Taf.  57,  11). 

Unterkörper:  er  wendet  sich  und  streckt  die  30 
Rechte  aus  nach  der  in  kleinen  Schritten  fol- 
genden Psyche,  die,  mit  Schmetterlingsflügeln 
ausgestattet,  ganz  verhüllt  ist  und  das  Gewand 
auch  über  den  Kopf  gezogen  hat;  im  Hinter- 
grund sind  Teppiche  an  einem  Baum  aufge- 
spannt zur  Andeutung  des  Festes ;  hinter  Psyche 
ist  das  Brauthaus,  rechts  das  bekränzte  Tor 
des  Hauses  des  Bräutigams.  Zumal  ist  zu 
nennen    der    berühmte    Sardonvx  -  Cameo    des 


Köpfe  verhüllt  sind,  an  einer  geknoteten  Tänie 
zum  Hochzeitsbett  geführt,  das,  rechts  in  Ver- 
kürzung sichtbar,  ein  anderer  Eros  aufdeckt; 
wieder  ein  anderer  hält  ein  Liknon  über  die 
Köpfe  des  Paares;  Eros  drückt  eine  Taube  an 
die  Brust,  Psyche  ist  als  langgekleidetes  Mäd- 
chen mit  Schmetterlingsflügeln  gebildet.  Fer- 
ner gehört  hierher  die  Reliefdarstellung  aus 
Sammlung  Townlev  im  Britischen  Museum, 
z.  B.  Baumeister,  D.  d.  kl.  A.  (3)  S.  1546  Abb.  1610 
i  darnach  unsere  Abb.  25),  vgl.  auch  Apulei  Ps. 
et  Cupido  ed.  Jahn- Michaelis6  p.  68  (Jahn,  Arch. 
Beitr.  174ff.).  Die  Mittelgruppe  zeigt  Eros  und 
Psyche,  letztere  mit  Schmetterlingsflügeln,  in 
zärtlicher  Umarmung  auf  einem  Ruhebett  ge- 
lagert; davor  ein  dreifüfsiges  Tischchen  mit 
Fisch  auf  einer  Platte ;  Eros  fafst  den  Becher  mit 
der  Linken  und  mit  der  Rechten  Psyche  um 
den  Nacken;  links  zu  Füfsen  der  beiden  steht 
ein  kleinerer  Eros  mit  Vogel,  jedenfalls  einem 
aphrodisischen  Symbol;  unter  der  Kline  liegt 
noch  ein  Knabe  (ob  geflügelt,  ist  nicht  be- 
stimmt zu  sagen)  auf  den  Knieen  und  spielt 
mit  einem  Hasen,  dem  er  eine  Traube  hinhält; 
weiterhin  erscheinen  noch  Eroten  und  Psychen 
als  Diener  und  Dienerinnen  des  einen  Eros  und 
der  einen  Psyche.  Darstellungen  besonderer 
Art  sind  die  folgenden.  Eine  Glaspaste  zu 
Berlin  (nr.  956,  Furtwängler  Taf.  24,  55)  zeigt 
Psyche  mit  aufgebogenen  Vogelflügeln,  wie  sie 
mit  der  Linken  den  Gestus  der  Nemesis,  das 
Heraufziehen  des  Gewandes  (s.  darüber  unten), 
vollführt,  mit  der  Rechten  ein  auf  einer  Säule 
aufgestelltes  Rad  dreht,  über  das  ein  Faden 
läuft,  dessen  Ende  Eros  hält;  das  Rad  ist  der  für 
Liebesorakel  verwendete  göußog  oder  TQO%6g, 
Gruppe,  Griech.  Mijth.  851,  6.  Ferner  Psyche 
mit  Schmetterlingsflügeln,  das  schlafende  Eros- 
kind   auf  dem   Schofs,    auf  dem   Karneol    der 


25)  Hochzeit  des  Eros  und  der  Psyche  auf  einem  Sarkophag  aus  Sammlung  Townley  im  Brit.  Museum 
(nach  Combe,  Ancient  Marlies  in  Brit.  Museum  5,  Taf.  9,  3). 


Tryphon,  seinerzeit  in  Sammlung  Marlborough, 
189y  in  das  Mus.  of  Fine  Arts  zu  Boston  ge- 
langt, Jahn,  Arch.  Beitr.  173 f.  Brunn,  Künstler- 
gesch.*  2,  431  ff.  (635ff.).  Furtwängler,  Arch. 
Jahrb.  4,  1889,  58f.  Die  ant.  Gemmen  Taf.  57,11. 
Jahn- Michaelis 5  p.  69.  Daremberg  et  Saglio 
Fig.  5842  (s.  unsere  Abb.  24),  vgl.  Arch.  Am. 
15,  1900,  220.  Dargestellt  sind  die  mystischen 
Weihen  von  Eros  und  Psyche  als  Heiligung 
ihrer  hochzeitlichen  Verbindung.  Von  einem 
Eros  mit  langer  Fackel  wird  das  Paar,  dessen 


Kestnerschen  Sammlung  zu  Hannover,  Furt- 
wängler Taf.  42,  36;  mit  der  Rechten  scheint 
60  sie  ihm  die  Fliegen  abzuwehren;  Köcher  und 
Bogen  häncren  an  einem  Baum.  Ahnlich  ist 
die  Darstellung  einer  Glaspaste  im  Brit.  Mu- 
seum (Cat.  nr.  825),  wo  Psyche  den  kleinen 
Eros,  den  sie  wie  ein  Baby  auf  dem  Schofs 
hat,  zu  stillen  scheint,  Furtwängler,  Die  antiken 
Gemmen  Bd.  3,  281.  Vereinzelt  ist  auch  die 
Darstellung  von  Psyche  und  Klein-Eros  auf 
einem  Elefanten,  wie  sie  ausgeführt  ist  in  einer 


3251 


Psyche  (=  Nemesis) 


Psyche  (=  Nemesis; 


3252 


Terrakotte  der  Sammlung  Misthos  im  National- 
museum zu  Athen,  vgl.  Daremberg  et  Saglio 
Fig.  5843.  Dem  Eros,  der  auf  einem  baktri- 
schen  Kamel  reitet  (Furtwängler 
Taf.  42,  49),  entspricht  die  Psyche 
auf  einem  Dromedar,  S.  Beinach, 
Bep.  de  la  stat.  1,71,  und  ähnlich 
sitzt  Eros  auf  einem  Kentauren, 
der  die  Leier  spielt,  Psyche  da- 
gegen auf  einer  Kentaurin,  welche 
die  Doppelflöte  bläst,  vgl.  Jahn, 
Ärch.  Beitr.  S.  190  usw.  Da  ist 
natürlich  Psyche  weniger  die  Ge- 
liebte als  die  Schwester  und  Ge- 
nossin des  Eros,  die  alles  macht, 
was  Eros  tut,  in  Ein-  und  Mehr- 
zahl. Doch  ehe  wir  speziell  auf 
die  Vervielfältigung  der  Psyche 
eingehen,  sei  noch  kurz  gedacht 
der  für  sich  allein  erscheinenden 
Psyche  in  dem  Mädchentypus,  wie 
er  sich  im  Zusammenhang  mit  Eros 
ausgebildet  hat,  und  besonders 
des  Psyche-Nemesis-Typus. 
Psyche  als  Mädchen  mit  Schmet- 
terlingsflügeln besitzen  wir  schon 
in  Terrakotten  des  3.  oder  2.  Jahr- 
hunderts aus  Myrina,  und  zwar  ist 


ist  Psyche  gleichfalls  rechtshin  mit  Schmetter- 
lingsflügeln  und  mit  dem  Gestus  der  Nemesis 
dargestellt,    aber    sie    hält    mit    der   Rechten 


anmutige,  wie 
einem     Felsen 


es  namentlich  die 
träumerisch  auf 
sitzende  Mädchenfigur,  wie  sie 
z.  B.  wiedergegeben  ist  bei  Bottier 
und  Beinach,  Bull,  de  corr.  hell. 
9,  1885  pl.  4  (vgl.  S.  158—160), 
auch  Daremberg  et  Saglio  Fig.  5845 
(s.  unsere  Abb.  26);  dazu  die 
Psyche  im  Motiv  der  trauernden 
Penelope  auf  dem  etruskischen 
Skarabaios  bei  Furtwängler  Taf. 
18,  25.  —  Häufig  nun  ward  auf 
Psyche,  wie  bei  der  Darstellung 
der  angeführten  Glaspa.^te  bei 
Furtwängler  Taf.  24,  55,  der 
Gestus  der  Nemesis  übertragen, 
und  zwar  vorzugsweise  in  zwei  Typen.  Wir 
finden  Psyche-Nemesis  stehend,  z.  B.  bei  Furt- 
wängler Taf.  24,  39.  47.  53.  63.  Auf  dem  Stein 
unbekannten  Besitzers  bei 
Furtwängler  Taf.  24, 39  sehen 
wir  Psyche  mit  Schmetter- 
lingsflügeln  rechtshin  ste- 
hend, mit  dem  Gestus  der 
Nemesis,  d.  h.  mit  der  Rech- 
ten das  Gewand  vor  der 
Brust  emporziehend,  mit  Ke- 
rykeion  in  der  Linken  wie 
Pax,  mit  den  Füfsen  über 
der  Weltkugel  schwebend 
wie  Nike ;  wohl  gleichfalls 
Psyche  ist  zu  erkennen  in 
dem  lang  bekleideten  Mäd- 
chen mit  gehobenem  Flügel 
und  mit  Fackel  in  beiden 
Händen  auf  dem  querge- 
streiften Sardonyx  zu  Berlin 
nr.  946,  bei  Burtwängler  Taf.  24,  38.  Auf  dem 
quergestreiften  Sardonyx  zu  Berlin  nr.  947, 
bei  Furtwängler  Taf.  24,  47  (s.  unsere  Abb.  27), 


26)  Psyche,  Terrakotte  aus  Myrina  (nach  Bull,  de  corr.  hell.  9,  1885,  pl.  4). 


die  Schleppe  des  Gewandes.  Linkshin  stehend 
mit  Gestus  der  Nemesis  geben  sie  die  Gemmen 
bei  Furtwängler  Taf.  24,  53  und  63;  das  eine 


27)  Psyche-Nemesis 

auf  dem  Sardonyx  zu 

Berlin  nr.  947  (nach 

Furtwängler,  Ant.  Gemmen 

Taf.  24,  47). 


28)  Psyche-Nemesis 
auf  dem  gelbbraunen  Sard. 

der  Sammlung  Sir  J.  C. 
Robinson  I  nach  Furtwängler, 

Ant.   Gemmen  Taf.  63,  33). 


29)  Psyche  auf  dem 
Sardonyx  zu  Berlin 
nr.  944  (nach  Furt- 
wängler, Ant.  Gemmen 
Taf.  30,  27). 


Mal  zieht  sie  mit  der  Linken  das  Gewand 
vor  der  Brust  empor  und  auch  ihre  Rechte 
fafst    an 


das    Gewand,     das    andere    Mal    er- 


3253 


Psyche   (=  Nemesis) 


Psychai  (Erotinnen) 


3254 


scheint  sie  mit  Vogelflügeln,  mit  der  Rechten 
das  Gewand  heraufziehend,  in  der  Linken  aber 
mit  dem  Zaum,  dem  Attribut  der  Nemesis.  Ferner 
gibt  es  eine  kleine  Gruppe  tief  geschnittener 
Steine  und   in  Nachahmung  von  Kameen   ffe- 

m  o  o 

arbeiteter  Glasj^asten,  die  im  Profil  nach  links 
das  Brustbild  eines  bisweilen  geflügelten  Mäd- 
chens mit  Schleier  zeigen,  das  wiederum  in  der 


flügeln  kniet  mit  auf  den  Rücken  gebundenen 
Händen,  in  ihrem  Herzen  des  Eros  Pfeil)  und 
der  Karneol  zu  Berlin  nr.  6781,  bei  Furtwängler 
Taf.  43,  63  (Psyche  mit  Schmetterlingsflügeln 
im  Chiton,  im  Typus  der  Pax  d.  h.  mit  Kery- 
keion  in  der  gesenkten  Linken,  mit  Ähre  und 
Mohnstengel  in  der  Rechten). 

Psyche  in  der  Mehrzahl   haben  wir  bereits 


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30)  Bluinenpflückende  Psychen,  Wandmalerei  im  Hause  der  Vettier  zu  Pompeji  (Phot.  Sommer,  Neapel). 


Weise  der  Nemesis  das  Gewand  berührt  und 
mit  anmutiger  Neigung  des  Kopfes  in  den  Busen 
blickt,  vgl.  Kekule,  Ann.  d.  Inst.  36,  1864,  139  ff. 
z.  tav.  d'agg.  J  1 — 5,  die  Vignette  vor  dem  Text 
von  Apulei  Ps.  et  Cupido  ed.  Jahn- Michaelis5 
p.  1,  s.  o.  Bd.  3,  Sp.  164  f.  Fig.  10.  Furtwängler,  Die 
ant.  Gemmen  Taf.  40,  20.  21.  63,  33  (s.  unsere 
Abb.  28);  in  den  Beispielen  bei  Furtwängler 
sitzt  auf  dem  Gewandbausch  vorn  am  Hals  ein 
Schmetterling  und  des  Mädchens  Rechte  greift  40 


getroffen;  es  entspricht  eben  der  Einführung 
mehrerer  Eroten  in  Literatur  und  Kunst  die 
Vervielfältigung  auch  der  einen  Psyche;  na- 
mentlich in  der  bildenden  Kunst  mufste  das 
Streben  nach  Symmetrie  und  Abwechslung 
wünschenswert  erscheinen  lassen,  den  Eroten 
entsprechende  weibliche  Wesen  gegenüberzu- 
stellen, gewissermafsen  Erotinnen,  und  diese 
Rolle  übernahmen  die  Psychen.  Zumal  auch 
im  Rahmen  der  Darstellungen,  da  die  mannig- 


31)  Psychen  mit  Eroten  bei  Ölfabrikation  und  -verkauf,  Wandmalerei  im  Hause  der  Vettier  zu  Pompeji 

(Phot.  Sommer,  Neapel). 


nach  dessen  Flügeln ;  es  überwiegt  also  deutlich 
genug  der  Begriff  der  Psyche.  —  Hier  reiht  sich 
an  die  Wiedergabe  der  Psyche  mit  Schmetter- 
lingsflügeln als  Hermenbüste  im  Profil  nach 
rechts,  vgl.  den  quergestreiften  Sardonyx  zu 
Berlin  nr.  944  bei  Furtwängler  Taf.  30,  27  (s. 
unsere  Abb.  29)  und  den  konvexen  Granat  in 
goldenem  Fingerring  aus  Kertsch  in  der  Ermi- 
tage zu  Petersburg,  Antiqu.  du  Bosph.  Cimm. 
pl.  15,  16,  bei  Furtwängler  Taf.  33,  53.  Endlich 
wären  von  Gemmen  noch  zu  nennen  der  quer- 
gestreifte Sardonyx  zu  Berlin  nr.  959,  bei  Furt- 
wängler Taf.  24,  46  (Psyche  mit  Schmetterlings- 


fachsten  menschlichen  Handlungen  auf  Eroten 
übertragen  erscheinen,  tritt  Psyche  als  das 
weibliche  Gegenstück  zu  Eros  auf,  und  Proben 
haben  besonders  die  Wandmalereien  des  Vettier- 
60  hauses  geliefert,  Bilder  des  letzten  Stils.  Da 
sind  es  Psychen,  die  Blumen  pflücken,  vgl. 
Engelmann,  Pompeji  (Berühmte  Kunststätten 
nr.  4)  S.  97  Fig.  127.  Mau,  Pompeji  in  Leben 
und  Kunst  S.  330  Fig.  173  und  unsere  Abb.  30. 
Aber  auch  bei  der  Darstellung  beruflicher 
Verrichtungen  finden  wir  unter  die  Amoren 
Psychen  eingestreut,  so  bei  der  Ölfabrikation, 
Mau  a.  0.  324 f.  Fig.  167  (s.  unsere  Abb.  31), 


3255 


Psychai  (Erotinnen) 


Psychopompos 


3256 


bei  den  Goldschmieden,  Mau  a.  0.  Fig.  169, 
beim  Walkergeschäft  usw.;  vgl.  z.  B.  auch 
Baumeister,  D.  d,  kl.  A.  (2)  S.  795  Abb.  859, 
wo  wieder  Amoretten  und  Psychen,  die  Blumen 
zu  Kränzen  winden,  ferner  Heibig  nr.  767. 
Baumeister  (1)  S.  557  Abb.  595,  wo  musizierende 
Amoretten  und  Psychen.  Diese  Psychen  im 
Verein  mit  den  Eroten  leben  fort  in  altchrist- 
licher Kunst,  in  der  Katakombenmalerei.  So 
enthält  die  Gewölbedekoration  der  sog.  Crypta  10 
quadrata  in  S.  Pretestato  zu  Rom  u.  a.  Psychen 
und  Eroten,  die  Getreide  schneiden  und  ein- 
heimsen, vgl.  Victor  Schnitze,  Die  Katakomben 
S.  92;  ferner  vgl.  das  Deckengemälde  in  der 
neapolitanischen  Katakombe  S.  Gennaro,  das 
dem  beginnenden  zweiten  Jahrh.  anzugehören 
scheint,  bei  V.  Schultze  a.  0.  S.  93  Fig.  22  und 
in  desselben  „Archäologie  der  altchristl.  Kunst" 


20 


30 


32)  Harpyie  oder  Seirene  mit  Eidolon,  40 

westgriechische  Terrakotte  zu  Berlin  nr.  8299 
(nach  Fröhner,  Coli.  Jules  Grc'au  nr.  240). 

S.  166  Fig.  52,  vgl.  auch  die  Blumen  pflückende 
Psyche  bei  Schultze,  Katak.  S.  98  Fig.  23. 
Des  Apuleius  Märchen  hat  direkt  wenig- 
stens die  antike  Kunst  kaum  beeinflufst;  aus 
dem  Altertum  gibt  es  nur  ein  paar  Kunst- 
darstellungen, die  als  Illustrationen  zu  dem 
Märchen  gelten  können,  ihre  Abhängigkeit  von  50 
Apuleius  ist  nicht  einmal  sicher.  Auf  Gemmen, 
deren  Echtheit  ja  meist  nicht  über  allen  Zweifel 
erhaben  ist,  sehen  wir  Psyche  mit  Leuchte  in 
der  Hand  ans  Lager  des  schlafenden  Eros  treten 
oder  Psyche,  stehend  mit  Gefäfs  in  den  Hän- 
den, neben  ihr  Eros  und  hinter  ihr  auf  einer 
Säule  das  Standbild  der  Aphrodite  aufgerichtet, 
was  wohl  richtig  auf  Psyches  Rückkehr  aus 
der  Unterwelt  gedeutet  wird,  Jahn,  Arch.  Beitr. 
196  f.  Wenn  es  aber  eines  Beweises  bedurfte,  eo 
dafs  das  Märchen  reich  ist  an  Motiven  für  die 
bildliche  Darstellung,  so  hat  ihn  zumal  Raffael 
geliefert  in  den  berühmten  Fresken  der  Far- 
nesina und  noch  in  einem  andern  Zyklus  an- 
mutiger Darstellungen:  'Psyche',  32  Kompo- 
sitionen von  Raffael,  gestochen  von  Adolf 
Gnauth.  Und  seit  den  Zeiten  der  Renaissance 
ist  das  Psychemärchen  Gegenstand  der  mannig- 


faltigsten Behandlung  durch  die  bildende  Kunst 
geworden;  die  Kunstdenkmäler,  in  denen  es 
nachklingt,  sind  geradezu  Legion. 

Nachtrag.  Bereits  ist  im  Zusammenhang: 
mit  dem  Seelenvogel  oben  Sp.  3222,  7  f.  auch 
der  Harpyien  gedacht;  allein  Sp.  3215  zw.  Z.  8 
u.  9  war  unbedingt  auch  auf  das  sog.  Har- 
pyiendenkmal  von  Xanthos  hinzuweisen,  an 
dessen  Nord-  und  Südseite  wir  vier  Harpyien 
oder  vielleicht  eher  Seirenen  alsTodesdaimonen, 
gewissermafsen  Todesengel  in  Vogelgestalt  mit 
weiblichem  Kopf  and  Frauenbrust  und  mit  ei- 
förmigem Abschlufs  des  Körpers  Verstorbene 
wie  kleine  Kinder  (als  Eidola)  in  den  Armen 
davontragen  sehen,  vgl.  z.  B.  Bruckmannsche 
Taf.  147,  ferner  die  Abbildung  in  diesem  Lexi- 
kon Bd.  1  Sp.  1846  und  darnach  bei  Weicker, 
Der  Seelenvogel  S.  7  Fig.  4,  dazu  S.  32  f.,  Anm.  3, 
S.  125  f.;  ferner  vgl.  auch  S.  4  Fig.  5,  die  west- 
griechische Terrakotte  aus  Sammlung  Greau 
zu  Berlin  Inv.  nr.  8299  (unsere  Abb.  32). 

Die  Prothesisdarstellung  der  Berliner  Le- 
kythos,  oben  Sp.  3230,  3  ff.  besprochen,  ist 
wiedergegeben  bei  Winter,  Kunstgesch .  in  Bil- 
dern Taf.  91,  1  und  bei  Springer^  Michaelis), 
Hdb.  d.  Kunstgesch*  1,  234  Fig.  428. 

[Otto  Waser.] 
Psychopompos  (Wvyonointög),  Beiname  1)  des 
Hermes,  Gornut.  de  nat.  deor.  16  p.  66  Osann. 
Eust.  ad  Hom.  Od,  1951,  11  f.  ad  Hom  11.  561, 
37.  Diodor  1,  96  (vom  ägyptischen  'Hermes', 
vgl.  Bd.  1  Sp.  387,  3).  Als  Geleiter  der  Toten 
zur  Unterwelt  (Hom.  Od.  24,  1  ff.  Röscher, 
Hermes  der  Windgott  69.  Bretter,  Demeter  u. 
Persephone  203.  206.  Robert,  Bild  u.  Lied  110, 
39.  Eurem,  Philologus  65  [1906],  268.  280.  Rofs- 
bach,  Rhein.  Mus.  48  [1893],  596.  Rohde,  Psyche 
2*,  388,  1)  hat  Hermes  auch  die  Beinamen 
TIofinaTog  (s.  d.  2),  TJoybTtEvg  (s.  d.),  Ilo^nog  (s.  d.)T 
Wv%o6t6Xos  (Nonn.  Dionys.  44,  207.  Tryphiodor 
572),  Ney.Q07TO{i7t6g  (Lukian.  Dial.  deor.  24,  1. 
Katapl.  1),  Nsuvriyog  (Epigramm  aus  Antandros, 
Sitzungsber.  d,  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1894,  908), 
6  ftebg  6  Naxvccycoybg  b  uyiog  'Egiujg  (kartha- 
gische Fluchtafel,  Rhein.  Mus.  55  [1900],  249 
Z>  10;  vgl.  auch  ra^iiag  x&v  tyv%ü>v,  Diog.  Laert, 
8,  1,  31).  Über  Darstellungen  des  Seelengeleiters 
Hermes  s.  Waser,  Archiv  für  Religionsiviss.  1 
(1898;,  165.  Robert,  Thanatos  25.  Furtivängler 
Bd.  1  Sp.  2416.  2421,  44  ff.  M.  Mayer,  Hermes 
20  (1885),  125,  1.  Eine  grausame  Ironie  ist  es, 
wenn  nach  Tertull.  Apolog.  15  der  Sklave,  der 
bei  den  Gladiatorenspielen  in  Karthago  mit 
dem  glühenden  Eisen  zu  prüfen  hatte,  ob  die 
gefallenen  Gladiatoren  wirklich  tot  seien,  diese 
Aufgabe  im  Kostüm  des  Hermes  (Psychopompos) 
erfüllte;  auf  diese  Notiz  hat  nach  A.  Schulten, 
Arch.  Anz.  16  (1901),  68.  Wünsch,  Rhein.  Mus. 
55  (1900),  266.  Cagnat  p.  91  die  Darstellung 
auf  einem  Defixionsblei  aus  Karthago  (Musee 
Lavigerie  de  St.  Louis  de  Carthage  2  Taf.  22,  2) 
bezogen,  auf  dem  der  als  Hermes  tyv%oTxouTxög 
kostümierte  Sklave  mit  dem  linken  Knie  auf 
einem  ausgestreckten  Menschen  knieend  diesem 
einen  Dolch  in  die  Brust  stöfst.  Ursprünglich 
ist  aber  Hermes  höchst  wahrscheinlich  nicht 
Führer  der  Seelen  zum  Hades,  sondern  ihr 
Emporführer  zum  Elysion  und  Erlöser  aus  dem 


3257                 Psychopompos  Psyttalos                     3258 

Hades  (vgl.  die  ähnliche  Rolle  des  Mithras  Bd.  2  als  Götterepitheton.  Als  solches  —  abgesehen 
Sp.  3055,  43),  eine  Vorstellung,  die  litterarisch  von  dem  Hermes  ipv^uyoiyog  der  Naassener  — 
allerdings  erst  spät  bezeugt  ist,  Stat.  Theb.  4,  vermag  ich  ipv%uycoy6g  nachzuweisen  nur  für 
482  und  Schol.  (vgl.  v.  Wilamoioitz,  Hermes  34  den  mit  Psais  (s.  d.)  identifizierten  ägyptischen 
[1899].  604).  Sil.  Ital.  13,  630f.  Val.  Fl.  1,  841;  Agathos  Daimon:  rov  'Aya&ov  dcä{iovog  navro- 
vgl.  Hör.  carm.  1,  10,  17.  Gruppe,  Gr.  Myth.  867,  xgdtoQog  xtTQccnQOGmnov  daipovog  vtyiotov  oko- 
6.  1321,  2  ff.  Zielinski,  Arch.  f.  Beligionswiss.  xiov  xai  ipv%uycoyov,  Griffith,  The  demotic 
9  (1906),  48.  Vgl.  auch  Aesch.  Pers.  626  ff.  magical  papyrus  of  London  and  Leiden  42  nach 
Orph.  Hyinn.  57,  6  ff.  Verg.  Aen.  6,  749  und  Beitzenstein,  Gott.  Gel.  Nachr.  1904,  318,  3.  Da 
Serv.  z.  d.  St.  Norden,  Verg.  Aen.  Buch  VI  p.  305.  10  Psais,  wie  es  scheint,  mit  Anubis  in  Parallele 
Nach  Ed.  Meyer,  Hermes  30  (1895),  266  f.  (vgl.  (Beitzenstein  319,  1)  gestellt  worden  ist,  Anubis 
Zielinski  a.  a.  O.  50)  ist  Hermes  als  Seelen-  aber  (Bd.  1  Sp.  387;  er  führt  das  Epitheton 
erlöser  aufzufassen  auch  in  seiner  Rolle  als  rjys^iwv,  Bd.  1  Sp.  1876,  3  ff . ;  wird  angerufen, 
Beschützer  des  Odysseus  bei  Kirke  und  bei  aus  der  Unterwelt  die  Schatten  der  Toten  zu 
Kalypso:  beide  Göttinnen  sind  nach  Meyer  senden,  Bd.  1  Sp.  2313,  22  f.)  als  Seelengeleiter 
Varianten  der  Todesgöttin,  die  den  Odysseus  gilt,  so  ist  wohl  hieraus  das  dem  Agathos 
in  Gefangenschaft,  d  h.  in  der  Welt  des  Todes  Daimon  gegebene  Epitheton  ipv%ayo]y6g  zu  er- 
halten, aus  der  Hermes  ihn  erlöst.  Darstel-  klären.  —  2)  Charon  tyv%onon,Tt6g  Eur.  Alk. 
lungen  des  Hermes  als  Totenbeleber  s.  Furt-  361;  vgl.  vt-Agonounög,  ebenda  441;  vsxvooxöXog, 
wängler  Bd.  1  Sp.  2406,  58  ff.  Bapp  Bd.  3  20  Anth.  Pal.  7,  63;  vwvrjyog,  Anth.  P.  7,  68; 
Sp.  3103,  25  ff.  Waser  oben  Bd.  3  Sp.  3220  f. ;  vMQuyooyog,  Konst.  Man.  4,  5.  Waser,  Charon, 
vgl.  J.  Harrison,  Journ.  Hell.  stud.  20  (1900),  Charun,  Charos  26.  [Höfer.] 
101.  Crusius  Bd.  2  Sp.  1149.  Die  meisten  Ge-  Psydreus  (WvdQtvg).  Nach  W.Vischer,  Epigr. 
lehrten  (vgl.  auch  Preller- Bobert,  Gr.  Myth.  405.  u.  arch.  Beiträge  aus  Griechenland  8  =  Kl. 
Müller -Wieseler  2  p.  251)  nennen  den  Her-  Schriften  2,  15  (vgl.  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  73 
mes  als  Totenbeleber  Tpv%uy(üyög,  so  dafs  [1856],  80.  Welcker,  Gr.  Götterlehre  2,  460,  149. 
(vgl.  Furtwängler  a.  a.  O.  2406,  56)  also  tyv%a-  W.  H.  Boscher,  Hermes  d.  Windgott  48.  Bd.  1 
ycoyög  den  Führer  aus  dem  Totenreich,  tyv%o-  Sp.  2347,  42  ff.)  ist  der  korkyräische  Monat 
Ttotntog  den  Führer  zum  Totenreiche  bezeichnen  Wvdgsvg  (vgl.  Neicton,  Anc.  greek  inscr.  in  the 
sollte.  Soviel  ich  sehe,  ist  in  der  rein  griechi-  30  Brit.  Mus.  CLXVI.  E.  Bischoff',  De  fastis  Graec. 
sehen  Religionsgeschichte  für  Hermes  das  Epi-  ant.  372  ff.)  nach  einem  Beinamen  des  Her- 
theton  ipv%<xycüy6g  überhaupt  nicht  bezeugt.  mes,  WvSgsvg  bez.  *FvdQog  =  doXiog,  benannt. 
Nur  in  der  Lehre  der  Naassener  (vgl.  Beitzen-  Kult  des  Hermes  ist  für  Korkyra  bezeugt  durch 
stein,  Zwei  religionsgexchichtl.  Fragen  111,  2)  eine  dort  gefundene  Inschrift  C.l.G.  2,  1880: 
wird   Hermes  Logios,   der   dem  Jesu  =  Logos  'Eqllü,  'HquxXsi.     [Höfer.] 

(vgl.  Liechtenhan  bei  Herzog,  Bealencyklopädie  Psylla  (WvXXcc),  eins  der  schnellen  (Aquilone 

14s,  411  s.  v.  Ophiten)   gleichgesetzt  wird,   als  velociores,  Hyg.  fab.  84  p.  83  Schm.  velocissimi 

'EpfiijS  tyvx a y co y 6 g  .  .  .  xort  ipvxonointbg  xca  utpote  ventorum   flatu  creati,  Mythogr.    Vat.  1, 

tyv%ä>v  cchiog  bezeichnet,   der  die  Seelen  führt,  21)  Rosse  des  Oinomaos,  Pherekydes  ('?  vgl.  C. 
aber  nicht  die  Seelen   der  Toten,   sondern  die  40  Luetke,  Pherecydea  [Diss.  Göttingen  1893]  S.  18) 

der  Erweckten  (rcov  i^vnviaatvcov  xal  ävsyLvrfi-  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  752.     Lyk.  Alex.  166 

titvcov),    Hippolyt.    Befut.    omn.    haeres.    5,    7  und  Schol.  u.  Tzetz.  z.  d.  St.  Schol.  Eur.  Or.  990 

p.  144,    53  ff.    ed.    Duncker-Schneidewin.      Bei  p.  196,  5  Schwartz.     Vgl.  Bd.  3   Sp.  765,  50  ff. 

Hesych.   s.  v.   il>v%ccy(oy6g  heifst  es   neben   an-  Der  Name  bedeutet  wohl  'Springer'  (vgl.  rpvlla, 

deren   Erklärungen   ö   nardyav  rüg   ipvxag  slg  Floh),  Elard  H.  Meyer,  Gandharren-Kentauren 

adov,   aber  dafs   rpv%aya>y6g  ein  Epitheton  des  —^  Jndogerm.  Mythen  1,  194.     [Höfer.] 

Hermes  sei,  wird  nicht  gesagt.    Übrigens  geht  Psyllos  (*FvXXog),  1)  ein  König,  nach  welchem 

aus  Hesych.  hervor,  dafs  zwischen  ipv%o7to[nt6g  das    als    Schlangenbeschwörer   berühmte    Volk 

und    ipv%(xy(üyög    kein     Bedeutungsunterschied  der  Psylloi  im  Innern   von  Kyrenaika  benannt 
ist,    dai's    beide   Worte    das    Hinabführen    zum  50  war,   Sohn   des   Amphithemis   (s.  d.  nr.  1)  und 

Hades   bedeuten   können,  wie  ja   auch   in   der  einer  Nymphe.     Sein  Grab  befand  sich  an  der 

oben  angeführten  Stelle  aus  Ilippolytos  tyv%a.-  groi'sen   Syrte,   Agroitas  (Müller  fr.  hist.  gr.  4 

ycoyog  und  ^pv^oTto^nrog,  freilich  in  anderer  Be-  p.  294  fr.  1)   bei   Herodian.  n.  ftor.  Xsl;,  p.  11, 

deutung,    neben    einander    gebraucht    werden.  19.     Agatharchid.   (Müller  3  p.  197  fr.  20)  bei 

Dasselbe  folgt  aus  Cornut.  p.  66,  der  den  Her-  Plin.  H.  N.  7,  2  p.  4   Tauchn.     Steph.  B.  s.  v. 

mes  ipv%  o  m  o  (i  n  6  g  nennt,  weil  iSiov  avxov  iori  WvXXot.    —    2)    Vater    des    Krataigonos,    des 

rö    tyv%ayay£lv;    bei    Luk.   Dial.   deor.   7,    4  Führers   libyscher  Völker  im   Heere   des  Dio- 

heifst  es  von  Hermes,   dafs    er  ipv%aycoyH   xai  nysos  gegen  die  Inder,  welchen  ihm  Anchiroe 

xaTayft    rovg    vtxQovg;    vgl.   ebend.   24,    1,    wo  gebar.     Als   einst  der  heifse  Hauch  des  Notos 
Hermes  klagt,   Sü  yus  .  .  .  rä  nXovxatvt  il)v%a-  60  ihm    die    Früchte    versengte,    rüstete    er    eine 

ycaynv  xccl  vsxQonofiitov  uvcti.    Daneben  findet  Flotte  aus,  um  ihn  zu  bekriegen  und  zu  töten; 

sich    allerdings    auch    ipvxuycoyog    (Eur.    Alk.  aber  er  und  die  Flotte  gingen  in  der  Nähe  der 

1128.    Plutarch  im  Schol.  ebenda),  tyv%uyix>yHv  Insel  Aiolia  durch  die  Sturmwinde  zu  Grunde, 

(Plato  Leg.  10,  909  b.    Bohde,  Psijche  22,  87,  2)  Nonn.  Dion.  13,  381  ff.     Wahrscheinlich  iden- 

neben  tpv%07ionn6g  (Plut.   ser.    num.   vind.    22  tisch  mit  nr.  1.     [Stoll.] 

p.  566b.     Lobeck,  Aglaoph.  221  f.)   in   der  Be-  Psyttalos  (WvzzaXog),   ein  Heros,  nach  wel- 

deutung  cdie  Seelen  (durch  Zauberformeln  und  chem  die  Insel  Psyttaleia  bei  Salamis  benannt 

Beschwörungen)  ans  Licht  führen',  nicht  aber  war,  Steph.  B.  s.  v.   WvrtäXsia.     [Stoll.] 


3259                        Ptarmos  Pteras                         3260 

Ptah  s.  die  Nachträge  zu  Bd.  4.  nicht  wie  Pausanias  angiebt,  Delphier,  sondern 

Ptarmos   (TIxccg[i6g).     Bei   der  bedeutsamen  Kreter  (vgl.  Cook,  Journ.  of  hell.  stud.  15  [1895], 

Rolle,  die  das  Niesen  wie  im  Aberglauben  fast  5.    E.  Maafs,  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Jtist. 

sämtlicher  Völker   (Tylor ,    Die    Anfänge    der  9,    142),   und    die    Stiftung   des   Apollotempels 

Cultur,  übers,   von  Spengel  und  Poske  1,  97  f.  in    Delphoi    durch    den    später    zum    Delphier 

100.     J.    Grimm,  Deutsche   Mythol.  24  [1876],  gemachten  Kreter  Pteras  findet  ihre  Parallele 

934  f.    A  Saupe,  Der  Indiculus  Superstitionum  in  den  Sagen,  die  den  Kult  des  Apollon  (Del- 

[Progr.  d.  Stadt.  Realgymn.  Leipzig  1891]  18  f.  phinios)   aus  Kreta    nach   Delphoi    übertragen 

Wellhauseti,  Reste  arabischen  Heidentums*  163)  lassen,   Th.  Schreiber,  Apollon  Pi/thoktonos  40  ff. 

so    auch    bei    den    Römern    (Catull  45,  8.  18.  10  50.   54.     Gruppe,    Gr.   Myth.   89,    16.    101,   12. 

Propert.  2,  3,  24.    Petron.  Sat.  98.    Cic.  de  div.  1227,  1.     Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  673,  2.     Tlxs- 

2,  40,  84.     Plin.  n.  h.  28,  2,  5    [28,    23])   und  g&g,  der  Eponym  von  "A-nxzga,  ist  ohne  Zweifel 

Griechen    spielt    (Hom.    Od.  17,  541,  545    und  identisch  mit  dem  Kreter "Anxsgog  (Parthen.  35; 

Schol.  541.     Eust.  Hom.  Od.  1831,  26  ff.     Hom.  s.  Eulimene  nr.  2.     Lykastos   nr.  2)   und   dem 

Hymn.  in  Merc.  297.    Arist.  ar.  720.     Xenoph.  kretischen   Könige    und   Gründer    von   Aptera, 

Anab.   3,   2,   9.     Theokr.  7,  96.    18,  16.     Plut.  Namens  knxt'gug,  Syncell.  296,  19  Hieronymus 

Them.  13.     De  genio  Socr.  11  p.  581a.     Anth.  ad    ann.    Abrah     518    bei    Euseb.    Chron.    ed. 

Pal.  11,  268.     Dio  Chrysost.  or.  33  p.  27  E.  =  Schöne  2,  31.     Hoeck,   Kreta  1,  363.     Pashley, 

2,  19,  5  ff .  Dind.),  ist  es  erklärlich,   dafs  man  Travels   in  Crete  1,   50.   56.       Raoul  -  Rochette, 

in    dieser   Reflexwirkung   etwas    Heiliges    und  20  Histoire    crit.    de    V  etablissement    des    colonies 

Göttliches  (nxag\ibg  ..  ar^tslov  olcovicxtvibv  %al  Grecques  2,  168  (vgl.  143  f.),  ursprünglich  aber 

tegöv,  Arist.  hist.  an.  1,  11,  4;    vgl.  Athen.  2,  ist    es   wohl  Apollon   selbst.     Es  ist  bekannt, 

66  c.     Xenoph.   a.  a.  0.)   sah ,  ja  dafs  Aristo-  wieviel  Beinamen  Apollon  und  seine  Schwester 

teles  (Probl.  33,  7)  geradezu   sagt:    xbv   Jlxag-  Artemis  gemeinsam  haben,   in  Aptera   ist  ein 

abv  &£Öv   iiyovus&a    elvc<i;   vgl.    Welcker,    Gr.  iegbv  .  .  xäg  kgxs^iLSog  xi)g  'Anxigag   bezeugt, 

Götterl.  3,  215.    Nägehbach,  Nachhomer.   Theo-  Le  Bas-Waddington  3,  75  =  Cauer,  Deleetus* 

logie  166  c.     [Höfer*]  nr.  128,  56.     P.  Kretschmer,   Einleitung  in  d. 

Ptelea   (TJrt/Ua;   cod.    n^taXia,  vgl.  Lobeck,  Gesch.  d.  griech.  Sprache  419.    Das  von  Gruppe, 

Paralipom.  337),  eine  Nymphe  (mslta  =  Ulme),  Gr.  Myth.  345,  3   als  Epitheton    der    Artemis 

Tochter  des  Oxylos  und  seiner  Schwester  Ha-  30  angeführte  'Anxsguia    (Dionys.  Kalliphon.  122 

madryas,   Pherenikos  bei  Athen.  3,    14  p.  78  b.  in   Geogr.    Gr.    Minor,   ed.  Müller  1,  242)   be- 

Schömann,    Opusc.   acad.    2.    133.     Vgl.   Bd.  1  zeichnet  nicht  die  Göttin,   sondern  meint  das 

Sp.  1827,   4  ff;     Bd.  3  Sp.  526,   19  ff.    Sp.  1237,  Gebiet  von  Aptera.     Nun  berichtet  alte  Über- 

54  ff.     [Höfer.]  lieferung,  dafs  sich  Apollon  selbst  seinen  del- 

Pteleades  (Ilxs/Lsädsg),   Nymphen,   spez.   der  phischen  Tempel  gegründet  hat  (Hom.  Hymn. 

Ulmen,  Hesych.     Vgl.  Ptelea.     [Höfer.]  in  Ap.  285  ff.),  in  der  Legende  bei  Pausanias 

Pteleon   (üxelimv),   Liebhaber   der  Prokris,  wird    Tlxsgäg  =  "Anxsgog    als    Gründer    dieses 

die    er   durch    einen    goldenen  Kranz  gewinnt,  Tempels  genannt,  "Anxtgog  aber  läfst   sich  als 

Apollod.  3,  15,  1.     Tzetz.  Chil.  1,  544.     Usener,  Beiname    des    Apollon    aus    dem    Artemisbei- 

Rhein.  Mus.  23  (18r>8),  337.     Pteleon  ist  Epo-  40  namen  erschliefsen,  —  so  darf  mit  Wahrschein- 

nymos  der  attischen  Demos  TLxklia,   v.   Wila-  lichkeit    gefolgert    werden,    dafs    der    Kreter 

mouritz,  Hermes  18  (1883),  425  Anm.  2  zu  424.  (Delphier)  Pteras  eine  Hypostase  Apollons  ist. 

Toepffer,  Att.  Genealogie  258.    Murr,  Die  Pflan-  Vielleicht  besteht  auch   zwischen  Tlxsg&g  und 

zenwelt  in  d.  griech.  Mythol.  27.     [Höfer.]  der  Apollohypostase    Hdxagog    ein    enger   Zu- 

Ptensenis    (Ilxtvaijvig)    s.    Petensenis;    vgl.  sammenhang.      Schon   Crusius  hat  wenigstens 

Dittenberger,  Orient.  Graeci  Inscr.Sd.  1,  130  Z.  10  den  Städtenamen  'Anxsga  oder  vielmehr,  wie  es 

u.  Anm.  16.  17  p.  209.    Röscher  Bd.  1  Sp.  2355,  auf  Münzen  und  Inschriften  heilst,  A-Ttxaga  zu 

56  ff.     Drexler  Bd   2   Sp.  1251,   47  ff.     [Höfer.]  Iläxaga  in  Lykien  gestellt  (Bd.  1  Sp.  2808,  22); 

Pteras  (Ilxsg&g),  Delphier,  zugleich  Eponym  in  Lykien  gab  es  daneben  auch  noch  ein  "A%- 

der   kretischen   Stadt  'AnxsgaloL   (Änxega),   Er-  50  xtga  (Steph.  Byz).     Auch   A.  Fick,   Vorgriech. 

bauer  des  nach  ihm  v8cog  -nxigirog  benannten  Ortsnamen  18.  24   erklärt  die  Namen  vA%xuga 

zweiten   delphischen  Apollotempels,    Paus.  10,  (Anxtga)  und  IJdxagix  für  identisch.    Die  engen 

5,  10,   dessen  Quelle  nach   E.  Maafs,   De  Si-  Beziehungen  zwischen  Kreta  und  Lykien,  auch 

byllarum    indicibus    22    Alexander    Polyhistor  im   Kult,    sind    bekannt,    vgl.   Bd.  3   Sp.  2926. 

ist.     Die  Legende   ist   schon  Bd.  1    Sp.  2807,  Pataros   scheint  wie  Pteras  der  r fliegende'  zu 

64 ff.  von   Crusius    besprochen;    der   dort   ver-  bedeuten,  s.  Bd.  3  Sp.  1680,  11  ff.     Wenn  man 

zeichneten     Litteratur     ist     hinzuzufügen     O.  die  bei  Paus.  a.  a.  0.  erwähnte  andere   Form 


■■o' 


Schroeder,  Archiv  für  Religionsiv.  8  (1905),  81.  der    Sage,    nach   der  Apollon    zu    den  Hyper- 

Da   Pausanias,    wie    es    scheint,    den   Namen  boreern  (hier  =  Delphiern,  Welcker,  Gr.  Götterl. 

Ilxagäg    von    nxtgov    'Feder'    ableitet    (Fick-  60  2,  360.    Crusius  Bd.  3  Sp  2808,  4ff.)  den  Tempel 

Bechtel,  Griech.  Eigennamen  408),  so  vermutet  aus  Bienenwachs  xat  ix  icxsgäv  (nämlich  von 

P.  F.  Stuhr,  Die  R>  ligionssysteme  der  Hellenen  Schwänen)  geschickt  habe,  kombiniert  mit  der 

54,    dafs    zur  Zeit  jener   mythischen   Tempel-  andern  Version,  die  die  Tempelgründung  dem 

Stiftung    die  Form    der  Orakelgebung  in   Del-  Ilxsgäg  zuschreibt,   dem  Fliegenden,  wenn 

phoi  hauptsächlich   in   Vogelschau    bestanden  man  ferner  bedenkt,  dafs  nach  Hom.  Hymn.  in 

habe.     Ist  Ilxsgäg  Eponym  von  "A-nxi-gcc  (über  Ap.  294  Apollon  selbst  das  Fundament  des 

das    prothetische   Alpha   s.    die   Beispiele    bei  delphischen  Tempels  gebaut  hat,  der  in  Del- 

Gruppe,  Gr.  Myth.  152,  8)  in  Kreta,  so  ist  er,  phingestalt  (Hom.  Hymn.  494.    Plut.  sol.  anim. 


3261                       Pterelaos  Pterelaos                      3262 

36)  die   kretischen  Männer  als  Priester  seines  5,  3   {Tzetz.   zu   Lyk.  932)   Taphios,    der  Sohn 

Tempels  nach  Delphoi  führte,  so  liegt  es  nahe,  des  Poseidon  und  der  (bei  Herodor  als  Mutter 

an  eine   Form   der  Sage   zu   denken,    die  den  des    Pterelaos    genannten)    Hippothoe    einge- 

Apollon  in   anderer  Tiergestalt,    als   Schwan  schoben.     Noch   verworrener  wird  die   Genea- 

nach  Delphoi  kommen  liefs,  zumal  da  der  Gott  logie  dadurch,  dafs  Hippothoe,  die  nach  Herodor 

auch  sonst  als  Schwan  gedacht  wird,  0.  Müller,  Mutter,    nach    Apollodor    a.  a.  0.    Grofsmutter 

Prolegomena  264  f.  des  Pterelaos  ist,  nach  Schol.   Townl.  Hom.  U. 

Auf  dem  Revers  vieler  Münzen  von  Aptera  19,  116.    Hypothes.  Hesiod.  Scut.  4  (wo  Ptere- 

findet  sich  neben  der  Darstellung  eines  Krie-  laos  Sohn  des  Taphios  und  Enkel  des  Teleboas 

gers,  der  in  der  L.  Speer  und  Schild  trägt  und  10  heifst)   Gemahlin   des  Pterelaos   genannt  wird, 

die  R.  wie  zum  Gebet  (oder  um   ein  Blatt  zu  Dasselbe  berichtet  auch  (im  Widerspruch  mit  der 

pflücken?)   nach   einem  Baum   ausstreckt,   die  ob.  Z.  51  ff.  angeführten  Überlieferung)  ApoUod. 

Beischrift    IJxoXioi-nog,    Baoul-Rochette,    Lettre  2,  4,  6,  1 :    denn   wenn    die   naidsg  IIxbqsXccov 

sur  les  graveurs  des  monnaies  grecques  4  Anni.  1  Anspruch    auf  Mykenai    erheben    als    auf  die 

(die   Abbild.    S.   49    zeigt    deutlich,     dafs    die  &Q%i]    Mr\6xoQog  xov   \n\xoonaxoQog,    so   ergiebt 

Legende  HxoXoaxoiv)  bei  Eckhel,  Doctr.  num.  sich    daraus,   dafs  Apollodor  hier  eine   Quelle 

vet.  2,  304  auf  einem  Irrtum  beruht).      Wroth,  benutzte,  die  die  Mestortpchter  Hippothoe  als 

Catal.  of  thc  greek  coins  in  the  brit.  Mus.  Crete  Gemahlin  des  Pterelaos  bezeichnete,  Luetke  53. 

8,  1.  2.  3  pl.  2,  3.  4.  5  (vgl.  10,  11  pl.  2,  10).  Die  von  Luetke  (oben  Sp.  3261)   dem  Herodoi 

Head,    Hist.    num.   386.      Gardner,    Types    of  20  zugeschriebene  Abstammung  des  Taphios  und 

greek  coins  164  pl.  9,  11.   rixoXioixog  gibt  Head  Teleboas  (die  nach  anderer  ÜberlieferungVäter 

a.  a.  0.     Macdonald,    Cat.    of  greek    coins   in  des  Pterelaos  sind,  Sp.  3261)  von  Pterelaos  und 

the  Hinter.  Coli  2,  168,  177  pl.  40, 15.  Zweifel-  Hippothoe  findet  sich  auch,  aber  ohne  Nennung 

haft  wie  die  Bedeutung  ist  die  Beziehung  der  des  Mutternamens,  im  Schol.  Apoll.  Bhod.  a.a.O. 

Münzlegende:  Nach  dem  Vorgang  von  Baoul-  p.  344,  30  f.  Keil:   TlxsosXäov  ncäSeg  TriXtßöug 

Bochette  a.  a.  0.,  der  auch  die  LegendeJTroÄi-  xca  Täcpiog.     Nach  Apollod.  2,  4,  5,  3.    Tzetz. 

oi%og  erwähnt,    die  Darstellung    freilich    aber  zu  Lyk. 932  hat  Pterelaos  folgende  Söhne:  Chro- 

auf    Ares    bezieht,    deuten    Gardner    a.   a.   0.  mios,   Tyrannos,    Antiochos   (Ampelos,    Tzetz.), 

Head  a.  a.  0.  387   und  Wroth  a.  a.  0.  und  In-  Chersidamas,   Mestor,   Eueres.      Damit  stimmt 

trod.  p.  XXX f.  nxoiioiy.og  als  noXicog  olx.i6xi]g  30  z.  T.  Hypothes.  Hes.  a.  a.  0.,  wonach  Pterelaos  6 

bez.    noXiov%og    und   beziehen   (vgl.  Hirschfeld  Täcpov  xov  Tr\Xtß6oc  (s.  ob.  Sp.  3262,  lff.)  ncüSag 

bei  Pauly-Wissowa  2,  287,  16  f.)   die  Legende  ^tf^fv  §nxä,  'Avxio%ov,   XtiQodduccvxa,   Xqo\dov, 

auf  den  daneben  stehenden  Krieger,  in  welchem  Tvqccvvov,    MrjßxoQa,    TrjXsßoav,    Tdcpiov.      Die 

sie  Pteras  (Apteras)  erkennen,   während  Blafs  Hypothes.  Hes.  läfst  also  den  Eueres  weg  und 

bei  Collitz.  Dialektinschr.  3,  4951  in  JJxoXiotY.og  setzt  an  seine  Stelle  zwei  andere  Namen,   Te- 

(vgl.  Xal-Aioi-Kog)  einen  Beinamen  der  Athene,  leboas   und  Taphios,    die   auch   nach    anderer 

Friedlaender,  Bepertor.  zur  ant.  Numism.  212  Überlieferung  (ob.  Sp.  3261,  65  ff.)  als  seine  Väter 

einen  Beamtennamen  sieht.    Svoronos,  Numis-  genannt  werden.    Ferner  werden  als  Söhne  des 

matigue  de  la  Crete  ancienne  ist  mir  nicht  zu-  Pterelaos    (denn    der    hier   genannte   ist    doch 

gänglich,   doch  ist  aus  der  von  ihm   (E(pr}fi.  40  wohl   mit   unserem  Pt.    identisch)   und   seiner 

&Q%.  1889,  196  nr.  7)  gegebenen  Beschreibung  Gemahlin,  hier  k^,(pi(itSr)  genannt,   aufgeführt 

einer  Münze  von  Aptera:  ''Anxi-Qtxg  (ö  nxoXioixog)  Ithakos,  Neritos  und  Polyktor,  die  aus  Kephal- 

ndvonXog,  icxd^iavog  ngbg  ccq.,  xr\v  8ti,idv  vipäv  lenia  —  denn  Taphos,  die  Insel,  über  die  Ptere- 

7iqö   SsvSqov   alg  OT\\L£iov   Xccxosiag''   ersichtlich  laos  nach  allgemeiner  Überlieferung  herrschte, 

dafs  auch   er  in  IlxoXioi-nog  eine  Bezeichnung  wurde   mit    zu    Kephallenia    gerechnet,    Steph. 

des  Pteras  (Apteras)  erkennt.     [Höfer.]  Byz.  s.  v.  Tdcpog.     Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl. 

Pterelaos    (IIxaQtXccog).      Über    die    Formen  2,  365,  1  —  nach  Ithaka  auswanderten,  Akusi- 

nxegüocg  und  IIxsQÜicog  s.  unten  Sp.  3264,  62  ff.  laos  im  Schol.  Hom.  Od.  17,  207  (F.  H  G.  1, 

Genealogisches:  vgl.  Carl  Luetke,  Phere-  103,  30).    Eust.  ad  Hom.  Od.  1815,  50.    0.  Hoff- 

cydea  (Diss.  Göttingen  1893)  S.  51  ff.    Pterelaos  50  mann  bei  Collitz,  Dialektinschr.  2,  169.   Schliefs- 

ist  Sohn  des  Poseidon  und  der  Hippothoe  (s.d.  5),  lieh  ist  mit  unserem  Pterelaos  wohl   auch  der 

der  Tochter  des   Mestor  (s.  d.  1),  Herodor  im  Erbauer    der   den    Nymphen    geweihten    Heil- 

Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  747,  wo  Luetke  54  z.  T.  quelle    auf  Taphos   (nicht  Papho«,    wie  Bd.  3 

mit  dem  cod.  Florent.  u.  Paris,  schreibt:  'Inno-  Sp   53,2,  39  steht)  Pterelas  (Bergk,  Griech.  Lite- 

&6rj,  fjg  xai  üoczidavog  nxaQtXuog,  xov  dh  Tr\-  raturgesch.  1,  197  Anm.  31),  der  hier  Sohn  des 

Xsßöceg   v.a.1    Tdcpiog.    wg   xi  xivsg   (avxfjg   %aiy  Enyalios   (Anth.  Pal.  9,  684)    heifst,    identisch. 

IIxsQtXccov    xov    Tr]Xsß6ov    iyivovxo    ncxiäsg    ol  —  Gruppe,  Gr.  Myth.  477,  5.  6.     Toepffer,  Att. 

KdXov^svot.  TriXsßöai.     Hier  erscheint  also  die  Genealogie  267.     Escher  bei  Pauly- Wissoua  4 

Variante,    dafs    Pterelaos    Sohn    des    Teleboas  Sp.  2400,  4  f.  s.  v.  Deion.     Oberhummer,  Phoe- 

und  somit  nicht  (wie  bei  Herodor)  Sohn,  son-  60  nizicr  in  Akarnanien  41)  nennen  nach  der  Über- 

dern  Enkel  des  Poseidon  ist:  denn  nach  Anaxi-  lieferung  bei  Strabo   10,  2,  9    p.  452    den  Pt. 

mandros  iv  xfj  'HQcooXoyia  bei  Athen.  11,  498  c  einen  Sohn  des  De'ioneus;  doch  ist  mit  Casau- 

(F.  H.  G.  2,  67)  giebt  Poseidon  den  (unten  zu  bonus,  Kramer,  Meineke:  KicpaXöv   cpuoiv  iga- 

erwähnenden)  Becher  seinem   Sohne  Teleboas,  G&tvTcc  IlxageXa  xov  Ar\ioviv>g  zu  schreiben,  da 

dieser  aber  dem  Pterelaos,  der  also  hier  doch  Kephalos    (Bd.  2    Sp.  1089)    durchgehends    als 

wohl   als   Sohn    des  Teleboas   aufzufassen   ist.  Sohn  des  Deion(eus)  gilt.     Vgl.  unten  nr.  2. 

Ist  hier  zwischen  Poseidon  und  Pterelaos  Te-  Pterelaos  und   Komaitho.     Sein  Tod 

leboas  eingeschoben,  so  ist  bei  Apollod.  2,  4,  Pterelaos  hatte   von   seinem  Vater  bez.  Grofsl 


3263                     Pterelaos  Pterelaos                      32(34 

vater  (s.  oben)  Poseidon  ein  goldenes  Haar  son,  dessen  Kraft  von  ihm  weicht,  nachdem 
(vgl.  aufser  den  unten  angeführten  Stellen  Dio  sieben  Locken  seines  Hauptes  geschoren  sind 
Chrysost.  or.  64  p.  341  E  =  p.  214,  19  Dind.  (Buch  d.  Richter  16,  17  ff.),  gehört  hierher  und 
Bei  Eust.  ad  Ho?n.  II.  83,  6  ist  mit  Anspielung  es  ist  wohl  eine  Reminiszenz  an  den  Pterelaos- 
auf  den  Namen  seiner  Tochter  Ko^,-<xi&m  von  mythos,  wenn  das  Schol.  Luc.  de  sacrif.  15 
einer  ul&r]  xöuv  die  Rede)  erhalten,  das  ihm  p.  150,  24  Habe  von  Simson  berichtet  Xiyexui 
Sieg  und  Leben  verbürgte.  In  dem  Kampfe  Irziv  xqi%k  %qvgi£ov6uv  xat  xavxr\v  ivfyvgov 
aber  gegen  Amphitryon  und  seine  ßundesge-  sivai  ol  xfjg  ävögelccg  xfjg  ngoGovang  wvxw.  In 
nossen  Kephalos,  Panopeus  u.  s.  w.  (vgl.  Bd.  1  ähnlicher  Weise  war  an  die  dem  tegeatischen 
Sp.  322  f.  Bd.  2  Sp.  1095.  Oberhummer  a.  a.  0.  10  Kepheus  bez.  seiner  Tochter  von  Athena  ge- 
72.  v.  Wilamowitz,  Hermes  14  [1879J  S.  458  schenkte  Locke  der  Medusa  das  Schicksal  Te- 
und  derselbe,  Euripides  Herakles  1,  297.  0.  geas  geknüpft,  Paus.  8,  47,  5.  Apollod.  2,  7, 
Hoffmann  bei  Collitz  a.  a.  0.  2,  1§6  f.)  fand  3,5.  W.  H  Röscher,  Gorgonen  81.  Tümpel  Bd.  2 
Pterelaos  (nach  einjähriger  Belagerung,  Schol.  Sp.  1108,  32  ff.  Über  die  weit  verbreitete  auch 
Hom.  11.  14,  323)  seinen  Tod,  indem  seine  in  zahlreichen  modernen  Parallelen  wieder- 
Tochter Komaitho  aus  Liebe  zu  Amphitryon  kehrende  Vorstellung,  dafs  in  den  Haaren  oder 
oder  zu  Kephalos  ihm  das  goldene  Haar  aus-  in  einem  besonders  gekennzeichneten  Haare 
zog,  Apollod.  2,  4,  7,  4.  Schol.  Lykophr.  934.  der  Sitz  der  Stärke  und  des  Lebens  enthalten 
Tzetz.  zu  Lykophr.  932.  934.  Ovid  Ibis  361  f.*)  sei  und  dafs  mit  dem  Abschneiden  derselben 
Dafs  Pterelaos  von  der  Hand  des  Amphitryon  20  der  Besitzer  dem  Tode  verfallen  sei,  vgl.  K. 
fällt,  berichtet  nur  Plaut.  Amphitr.  252.  Doch  Schwenck,  Rhein.  Mus.  6  (1839),  556.  F.  Wie- 
schliefst  v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  2,  242  zu  Eur.  seier,  Philologus  9  (1854),  715.  Pickermann, 
H.  f.  1078:  Tacpicov  nsQixlvoxov  äaxv  n£Q6&$,  Melampus  und  sein  Geschlecht  163  f.  Lobeck, 
(vgl.  auch  Vers  60),  dafs  auch  Euripides  schon  Aglaopham.  283  f.  O.Jahn,  Arch.  Beiträge  381. 
eine  Form  der  Sage  kannte,  nach  der  Pterelaos  Gruppe,  Gr.  Myth.  882,  3.  4.  G.  Knaack,  Rhein. 
nach  Erstürmung  der  Stadt  in  einem  Zwei-  Mus.  57  (1902),  217,  3.  Frazer,  The  gold>n 
kämpf  von  der  Hand  des  Amphitryon  seinen  bough  3,  359  f.  Radermacher,  Das  Jenseits  im 
Tod  fand.  Der  Schild  des  Pterelaos  (Theokr.  Mythos  der  Hellenen  141.  0.  Waser,  Charon, 
24,  4)  und  sein  Becher,  eine  Gabe  Poseidons  Charun,  Charos  102  f.  (vgl.  Skylla  u.  Charybdis 
(oxvTHpog,  Anaximandros  a.  a.  0. ;  denag,  Charon  30  62).  Hervorzuheben  ist  besonders  das  neugrie- 
[F.H.G.  1,  35]  bei  Athen.  11,  475  c;  Y.a.Q%ri6iov,  chische  Märchen  von  Zakynthos:  cDer  Kapitän 
Pherekydes  [F.  H.  G.  1,  77]  bei  Athen.  11,  474f.  Dreizehn',  dessen  Schauplatz  also  in  derselben 
Schol.  Hom.  Od.  11,  266;  vgl.  H.  Bertsch,  Gegend  liegt,  in  welcher  die  Pterelaossage 
Pherekyd.  Studien  (Progr.  d.  Gymnas.  Tauber-  spielt.  Der  Kapitän  Dreizehn,  dessen  ganze 
bischofsheim  1897/98)  S.  9;  Herodor  [F.  H  G.  Stärke,  wie  die  der  alten  Hellenen,  in  drei 
2,29)  bei  Athen  11,  474  f.;  x^JU£,  Paus.  5, 18,  3;  Brusthaaren  safs,  wird  von  seinem  Weibe  um 
patera,  Plaut,  a.  a.  0.  260)  wurden  die  Beute  Gold  an  die  Feinde  verraten,  indem  sie  ihm  die 
seines  Bezwingers.  Die  Sage  von  Pterelaos  und  Haare  auf  seiner  Brust  abschnitt,  und  geriet 
Komaitho  ist  wohl  kaum  (Gruppe,  Gr.  Myth.  in  Gefangenschaft.  Aber  die  Haare  wuchsen 
478,  9;  vgl.  auch  G.  Knaack,  Rhein.  Mus.  57  40  ihm  wieder  und  mit  ihnen  seine  Stärke.  Von 
[1902],  217),  wie  v.  Wilamowitz  a.  a.  0.  2,  242  den  Feinden  in  einen  Abgrund  geworfen  und 
meint,  eine  späte  Nachbildung  des  Mythos  von  auf  wunderbare  Weise  gerettet  fand  er  dort 
Nisos  (ö.  d.  u.  Waser,  Skylla  u.  Charybdis  56  ff.)  einen  toten  Vogel,  dessen  Flügel  er  sich  mit 
und  Skylla,  sondern  eine  vollwertige,  alte  Paral-  Lehm  an  die  Hände  klebte.  Dann  flog  er  in 
lele  zu  dieser  Sage:  bei  Nisos  das  purpurne,  die  Höhe,  stiefs  mit  dem  Kopfe  an  den  Berg, 
bei  Pterelaos  das  goldene  Haar  als  Gewähr  der  über  den  Abgrund  getürmt  war,  und  schleu- 
dea  fjebens,  bei  Skylla  wie  bei  Komaitho  als  derte  ihn  empor  an  die  Sonne.  Aber  ein  Regen- 
gleiches Motiv  zum  Verrat  die  Liebe  zum  Feinde  gufs  erweicht  den  Lehm,  und  der  Held  stürzt 
ihres  Vaters,  beide  unnatürlichen  Töchter  em-  ins  Meer  u.  s.  w.,  Beruh.  Schmidt,  Griech.  Mär- 
pfangen  statt  des  erhofften  Liebeslohnes  den  50  chen,  Sagen  u.  Volkslieder  91  ff.  Das  Volks- 
Tod  von  der  Hand  desjenigen,  dem  zu  Liebe  leben  der  Nnigriechen  u.  das  hell.  Altert.  206. 
sie  den  Verrat  begangen  haben.  Das  gleiche  Ganz  ähnlich  ist  das  Märchen  von  Syra  (I.  G. 
Motiv  (Verrat  des  Vaters  bez.  des  Vaterlandes  v.  Hahn,  Griech.  u.  albanes.  Märchen  2,  282) 
aus  Liebe  zum  Feinde,  der  dann  die  Verräterin  und  das  kyprische  Märchen  {Sakellarios,  Kv- 
tötet)  kehrt  wieder  in  der  Sage  von  Peisidike  ngiaxä  nr.  8.  Schmidt,  Gr.  Märch.  229),  nach 
(s.  d.  nr.  1),  wohl  auch  in  der  von  Krokodike  denen  ein  Jüngling,  der  auf  seinem  Scheitel 
(Arrian  bei  Eust.  ad  Hom.  R.  1493,  98),  in  drei  goldene  Haare  hat,  in  denen  seine  Stärke 
anderer  Form  bei  Tarpeia  und  in  der  von  Plut.  sitzt,  von  seiner  Mutter  bez.  seiner  Schwester 
Parall.  15  damit  zusammengestellten  ephesi-  derselben  beraubt  wird.  Vgl.  auch  Grimm, 
sehen  Sage,  in  dem  Mythos  von  Arne  (s.d.  nr. 3).  60  Kindermärchen  29:  Der  Teufel  mit  den  drei 
Auch  die  Sage  vom  Verrate  der  Delila  an  Sim-  goldenen  Haaren. 

Etymologie  und  Deutung.    Die  Neben- 

*)  Wertlos  (s.  Ellit  z.  d.  St.)   sind  -wohl  die  Angaben  form  flxegsltcog  (Athen.  11,  498  c)   und  IlTSQkXttg 

der  Scholien  zu  Ov.  Jbis,   die  der  Tochter   den  Namen  AI-  (Aidh.    Pal.    9,    684.     Strabo   a.   a.  0.      TzetZ.    ZU 

thea  oder  Kalokarpis    geben   oder  sie  Policapis  (Polykar-  L    k   9g2      m          M  552    4y)  weiseil  darauf  hin, 

pia),   Tochter  des  Pterelaos    und   der  Althea   nennen   und         j  *p  ■      J  .,         t-,      ,       ja   -i    j„      -vr, «    ~ 

sie    dem   Vater    das    Haunt    abschlagen    lassen     entweder  dafs    man    im    zweiten    Bestandteil    des    Namens 

olM       U*    Mi        V  d>  bor      Udo       Il.llljll       ilUöCUltLyüU       ItlSytüU,       ÖIllWÖUBr  _                               ttt           l                  '             1         t           f  it      11     1              1                                      "V* 

<quod  secum  coneumbere  nolebat'  oder  -  das  Gegenteil  -  Pt-    das  Wort  X(X0S,   **»?     V  olk     erkannte.     Von 

<>juia  cum  ea  coneumbere  voiuif.  den  Neueren  hat  E.  Stecke,  De  Niso  et  Scylla 


3265                     Pterelaos  Pterelaos                     3266 

in  aves  mutatis  (Progr.  d.  Friedrichsgymnas.  ist  die  Sonnenhöhe  des  Mittags  und  des  Mitt- 
Berlin  1884)  7.  13.  15,  dem  O.  Keller,  Tiere  d.  sommers.  Von  dieser  stürzt  der  geflügelte 
Mass.  Altert.  444  Anm.  221  folgt,  wohl  in  An-  Sonnengott,  der  Sonnenvogel,  ins  Meer,  mit  von 
schlufs  an  die  gleiche  Deutung  der  Sage  von  der  Mittags-  und  Sonnenglut  versengten  Flü- 
Simson  und  Delila  durch  Steinthal,  Zeitschr.  f.  geln.  Ein  Nachen  nimmt  den  Gestürzten  .  .  . 
Völkerpsychöl.  u.  Sprachwissensch.  2  (1862),  141  f.  auf  und  bringt  ihn  an  den  Ort  des  Aufgangs, 
H.  Husson,  Rev.  arch.  N.  S.  vol.  20  (1869),  333  ff.  wo  er  sich  zu  neuem  Leben  erhebt.  Wenn 
341,  den  Pterelaos  erklärt  als  den,  'qui  popu-  Pterelaos  wirklich  eine  Erscheinungsform  des 
lum  alatuni  regit',  als  den  Fürsten  über  'ge-  Sonnengottes  ist,  spielt  vielleicht  sein  Becher, 
flügeltes  Volk',  der  als  Sonnengott  der  Herr  10  der  seinen  häufigen  Erwähnungen  (ob.  Sp.  3263) 
der  Wolken  u.  s.w.  ist;  seine  Tochter  Komaitho  nach  bedeutsam  gewesen  sein  mul's,  eine  ähn- 
'die  mit  brennenden  Haaren'  soll  ein  Beiname  liehe  Rolle,  wie  der  Sonnenbecher  des  Helios 
oder  eine  Bezeichnung  des  Mondes  sein.  Nach  (Bd.  1  Sp.  2013,  62  ff.);  vgl.  Oberhummer,  Akar- 
Aug.  Schultz,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  123  (1881),  nanien  51,  7.  Auch  Gruppe,  Gr.  Myth,  1412,  6 
307  bedeutet  Komaitho  'Brandhaar'  den  Blitz,  sieht  in  dem  Abschneiden  des  Haares  in  der 
im  Namen  Pterelaos  soll  die  'Andeutung  der  Nisossage  einen  Hinweis  auf  einen  Kultus  des 
Beflügelung  des  Blitzes'  liegen,  wie  im  Nanien  Sonnengottes  und  schliefst  für  die  taphische 
seines  Vaters  bez.  Sohnes  Teleboas  die  Be-  Legende  aus  dem  Namen  Pterelaos,  dafs  auch 
Zeichnung  des  'fernhinbrüllenden'  Donners.  in  ihr  wie  in  der  megarischen  von  Nisos  und 
Dafs  der  Name  Koutxi&cb  'Brandhaar'  aus  der  20  Skylla  (auch  Arne,  die  an  Minos  ihr  Vaterland 
Natur  des  Vaters  Pterelaos  abgeleitet  auf  dessen  verrät,  wird  in  einen  Vogel  verwandelt,  Ovid. 
goldenes  Haar  anspielt,  scheint  wahrscheinlich,  Met.  7,  465  ff.)  ein  Vogel  bedeutsam  gewesen 
s.  ob.  Sp.  3263,  Schwende  a.  a.  0.  555.  Maxim.  sei.  Als  Stütze  für  diese  Annahme  könnte  das 
Mayer,  Hermes  27  (1892),  489.  506;  letzterer  ver-  oben  erwähnte  neugriechische  Märchen  dienen, 
mutet  auch  (a.a.O.  506),  dafs  'der  König  Ptere-  in  dem  ja  der  Held,  wenn  auch  nicht  als  Vogel 
laos  und  das  Volk  der  Taphier  sich  in  letzter  selbst,  so  doch  fliegend  erscheint,  falls  nicht 
Linie  aus  jenem  Winkel  Kleinasiens  herleiten  eine  Kontamination  mit  dem  Ikarosmythos  vor- 
müssen, wo  TlriQia  und  Täßiov  (vgl.  Stein  zu  liegt.  Max.  Mayer  a.  a.  O.  489  (vgl.  484  f.) 
Herod.  1,  76)  beisammen  lagen',  d.  h.  in  der  vermutet,  dafs  der  Name  der  Pterelaostochter 
Nähe  der  Halysmündung,  unweit  von  Sinope.  30  Kom-aitho  mit  ccl&vicc  '  Tauchervogel '  zusam- 
Ini  Hinblick  auf  die  'ruderliebenden '  Taphier  menhängt.  Liegt  wirklich,  wie  die  Analogie 
(Hom.  Od.  1,  181)  und  die  Bezeichnung  der  mit  der  Nisossage  empfiehlt,  eine  Vogelmeta- 
Ruder  als  nrsga  vr\vai  {Hom.  Od.  11, 125)  sieht  morphose  auch  hier  vor,  so  liegt  vielleicht  ein 
Schwenck  a.  a.  O.  555  in  Pterelaos  (nngöv  und  Hinweis  darauf,  in  welche  Vögel  Pterelaos  und 
ilavvco)  den  'Flügeltreiber'  d.  h.  den  Ruderer,  Komaitho  verwandelt  worden  sind,  in  dem 
der  das  Wesen  der  seefahrenden  Taphier  per-  ,£^n£erfragrnente  bei  Suid.  s.  v.  jcp^xor  xr]v 
sonifizieven  solle;  ähnlich  Oberhummer,  Akar-  rpi%ct:  TIoq^vq^vv  iJiLw6£  xps'xc:  vor,  das  schon 
nanien  50,  5  Pterelaos  =  'der  König  der  be-  Lobeck,  Aglaoph.  284  e  auf  die  That  der  Skylla 
flügelten  Ruderer'.  Pott,  Kuhns  Zeitschrift  f.  oder  Komaitho  bezogen  hat;  denn  wie  dem  Nisos 
vergl.  Sprachforschung  6  (1857),  412  deutet  den  40  statt  des  gewöhnlich  purpurnen  Haares  auch 
Namen  Pterelaos  als  'beflügelnd  —  TtxeQÖca  —  ein  goldenes  (Bd.  3  Sp.  426,  13.  Knaack  a.  a.  0.) 
das  Volk',  ohne  näher  zu  erklären,  in  welchem  zugesprochen  wird,  so  ist  es  bei  Pterelaos  ebenso 
Sinne  er  dies  aufgefafst  wissen  will,  während  gut  möglich,  dafs  man  von  einem  Purpurhaar 
er  den  gleichlautenden  Hundenamen  (s.  Ptere-  sprach.  Dafs  seltene  zq^  in  der  Bedeutung 
las  1)  von  tlccvvco  ableitet.  Wieseler  a.  a.  0.  'Haar'  (vgl.  Eust.  ad  Hom.  Od.  1528,  18  f.),  er- 
hält es  für  möglich,  in  Komaitho  ein  Wesen  innert  unwillkürlich  an  den  Vogel  xqe£  (Herod. 
der  Unterwelt,  eine  Todesgottheit  zu  erblicken,  2,  76.  Arist.  av.  1138.  Arist.  hist.  an.  9,  1,  16), 
vgl.  Verg.  Aen.  4,  698.  Kur.  Alk.  76.  Nach  der  für  -naKOTtox^os  (Arist.  hist.  an.  9,  17,  91. 
A.  Fick,  Vorgriechische  Ortsnamen  138  ist  uzt-  Kallimachos  und  Euphorion  [Meineke,  Anal. 
Qblag  (von  itxiqov  und  ilavvco)  'der  auf  Flügeln  50  Alexandr.  p.  40  fr.  4]  bei  Tzetz.  zu  Lykophr. 
Daherfahrende',  das  im  Federkleide  (vgl.  die  515.  Suid  s.  v.  xpg^),  besonders  für  Vermählte 
auch  schon  von  Crusius  Bd.  1  Sp.  2833  Anm.  2  galt.  Es  wäre  also  möglich,  dafs  in  dem  an- 
gemachte Andeutung)  vom  leukadischen  Felsen  geführten  Verse,  falls  er  sich  auf  das  Schick- 
herabgestürzte Opfer,  ein  Zeugnis  von  dem  sal  des  Pterelaos  bezieht,  durch  die  Bezeich- 
Sonnendienste  der  Leleger  (über  die  Teleboer  nung  des  Haai-es  als  %ps'|  ein  Hinweis  auf  die 
als  lelegisches  Volk  s.  Heimimg,  Leleger  157.  Verwandlung  in  den  Vogel  xpg|  (ganz  ähnlich 
M.  Mayer  a.  a.  0.  505.  Oberhummer,  Akar-  sagt  Oo.  Met.  8,  151  in  dem  Parallelmythos: 
nanien  54  f.).  Die  Sage  von  Pterelaos  ist  in  avem  mutata  vocatur  Ciris,  et  a  tonso  est 
nach  Fick  eine  Variation  zu  der  von  Ikaros,  hoc  nomen  adepta  capillo)  enthalten  ist,  der 
dem  Sonnengott  und  Sonnenvogel,  der  mit  60  nach  Ael.  n.  an.  4,  5  in  Feindschaft  mit  dem 
gelösten  Flügeln  ins  Meer  stürzt,  oder  zu  Tauchervogel  ai%via  (vgl.  oben  Sp.  3263  Koa- 
Nisos  'dem  Sonnenvogel',  der  sterbend  in  einen  ca&w)  lebt. 

Meeradler  verwandelt  wird.    In  Kouca&m  'Haar-  2)  Nach   alter  Überlieferung  bei  Strabo  (s. 

brand'  sieht  Fick   die   Genie   der  Mittagsglut,  ob.  Sp.  3262,  60 ff.)  soll  Kephalos  aus  Liebe  zum 

der  Zeit,  wo   der  Sonnengott  abzustürzen   be-  Pterelaos  sich  zuerst  vom  leukadischen  Felsen 

ginnt;  des  Sonnengottes  Tochter  verbrennt  das  herabgestürzt  haben;   vgl.  Oberhummer,   Phoe- 

Haar,  d.  i.  die  Flügel  des  Vaters,  und  führt  so  nizier  in  Akarnanien  49.    Toepffer,  Rhein.  Mus. 

seinen  Sturz  herbei:  'Der  Gipfel  des  Leukatas  43    (1888),    144.     Att.    Geneal.   267.     Schwenck 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  103 


3267                     Pterelas  Ptoios                       3268 

a.a.O.  554.   Itadermacher,  Das  Jenseits  im  Myih.  dbg  uvxov   y.a\   ~Ev£,L-jtnr\g  (=  Herodian   ed. 

d.  Hell.  74  f.      Möglich,  ja   wahrscheinlich   ist  Lenz  1,  112,  3  =  1,  377,  5)  erstens  Z£vt,lmtr]g 

es,  dafs  dieser  Pt.  mit  dem  vorigen  Ursprung-  zu  lesen    statt  Ev^innrjg.   und   zweitens   uvxov 

lieh  identisch  ist,  wie  z.  B.  Welcher,  Alte  Denk-  auf  Apollon  zu  beziehen,  nicht  auf  AxQcucpsvg, 

mäler  3,  59  annimmt,   aber  die  Mittel  unserer  wie  man  früher  {Steuding  Bd.  1  Sp.  1440,  34  ff. 

Überlieferung    reichen    zu    diesem    Nachweise  Tümpel  bei  Pauly -Wissoiva   s.  v.  Akraipheus) 

nicht    aus.     Im   Gegenteil    erscheint   Kephalos  annahm.      Ist    Ptoios    nach    der    Pindarischen 

als  Gegner  des  Pterelaos,  und  vor  allem  müssen  Genealogie   Enkel   des   Athamas,    so    erscheint 

wir  uns  doch  diesen  als  igmusvog  des  Kephalos  er   als   dessen  Sohn   von  Themisto  nach  Asios 

jung,  auf  jeden  Fall  jünger  als  den  igüv  vor-  10  bei  Paus.  9,  23,  6      Herodor  im  Schal.  Apoll. 

stellen;  damit  steht  aber  im  Widerspruche,  dafs  Bhod.  2,  1144  (vgl.   0.  Maller,  Orchomenos  170 

Pterelaos  eine  erwachsene  Tochter  hat,  die  sich  und  Anm.  6).     ApoUod.  1,  9,  2.     Tzetz.  Lykophr. 

ihrerseits  in  Kephalos  verliebt.     [Höfer.]  22  p.  311    Müller.     Nonn.  Dionys.   9,   318.     v. 

Pterelas   (nxsQelag)   1)  Hund    des   Aktaion,  Wilamoicitz,    Hermes   26    (1891),    204    Amn.  1. 

Ov.  Met.  3,  212.    Hyg.  fab.  181  p.  37,  8  Schm.  F.  Noack,  Athen.  Mitteil.  19  (1894),  451.     Die 

Vgl.  Pterelaos  Sp.  3265,  44.  —  2)  s.  Pterelaos  letztere   Genealogie  ist  wohl   die   ältere   {Per- 

1  u.  2.     [Höfer.]  drizet,    Corr.    hell.    22    [1898],    245),   nicht   die 

UreQiÖss,'  xwv  Nvuyav  xivss  ovxw  v.alovv-  andere,  die  ihn  einen  Sohn  des  Apollon  nennt, 

ruf   anb  zfjg  nöag,   Hesych.     Das  Kraut  {itoa)  und  die  v.  Wilamoicitz,  Hermes  29,  247  für  die 

nxioig,   Farrenkraut,    mit  welchem   der  uralte  20  ältere  hält.     Denn  zum  Sohne  des  Apollon  ist 

fabelhafte,  von  Bienen  aus  Wachs  und  Federn  Ptoios  erst  gemacht  worden,  seitdem  der  Apollo- 

(nrsQÖ.)   gebaute  Tempel   über   dem  Weissage-  kultus  den  einheimischen  Kult  des  Ptoios  ver- 

schlund  zu  Delphi  durchflochten  gewesen  sein  drängt  hat.     Dies    geht    eigentlich   schon   aus 

sollte,  wird  erwähnt  Paus.  10,  5,  5.     [Stoll.]  dem    auf   Asios    zurückgehenden    Bericht    des 

Pteros  {Utigtos),  angeblicher  Name  des  Eros  Pausanias    hervor:    sivcci    .  .  .   'A&aLiavxog    xat 

—  öiu  TtrsgoepoLTOv  aväyv.r\v —  bei  den  Göttern,  0£iiioxovg  nuida   rbv   IIxcöov,   cetp'    ov   xä  zz 

uvhg  rOftr]p/da»i'  bei  Plat.  Phaedr.  32  p.  252  b.  c.  AnoD-cori    iitixlr}Oi  g  nccl   xm  ögei  xb    ovoua 

Furtwängler  Bd.  1  Sp.  1346,  32  ff.     /.  Grimm,  iyivsto,  wird  aber  noch  ausdrücklich  bestätigt 

Über  den   Liebesgott  {Abhandl,  d.  Berl.  Akad.  durch  zwei  Weihinschriften:  b  Ssiva  iv  'Ay.q\ci- 

d.  Wiss.    1851)   S.  143.      Max   Müller,   Essays  30  (pisiscöi  El'qcol  nxai[tl]i,  Korolkow,  Athen.  Mitt. 

2,  123  (deutsche  Ausgabe).     Vgl.  Pterote.  9  (1884),  9.    Inscr.  Gr.  Megar.  Boeot.  (im  fol- 

[Höfer.]  genden  I.  B.  citiert)  nr.  2734  und  'AnQri(pisie[g 

Pterote  {TIxsqcox^?).  Bei  Luc.  Piscat.  39:  El']gioi  IItcoIoi,  Corr.  hell.  a.a.O.  243  f.  Viel- 
7iQ06£y.vvrißu  xtjv  ye  Ttg6)Xi\v  {läXlov  6s  xgayi-  leicht  gehören  hierher  auch  die  beiden  In- 
y.iox£Qov  kvxo  7toir}Gtiv  hol  dornt.  GtLivoxsQov  schritten  (I.  B.  2730.  2735):  xü  nxco'i£io[g]  bez. 
ytig'  m  uiya  6S[lvt]  Nixtj,  xbv  tubv  ßioxbv  xü>  Tlxaitlog  lccqov  (von  M.  Fränkel,  Arch.  Zeit. 
■Kctxtioig  etc.  {Für.  Or.  1691  ff.  u.  oft.)  liest  40  [1882],  387  merkwürdigerweise  auf  einen 
Madvig,  Advers.  Critica  1,  143:  Ttgo6k%vvr\Ga  heroisierten  Toten  bezogen),  die  sich  allenfalls 
xi]v  UxtQOJxiqv  d.  i.  xr\v  Niy.r\v.  So  wird  auch  freilich  auch  auf  Apollon  beziehen  können, 
Eros  als  nxsQcoxög  bezeichnet,  Timotheos  fr.  40  wenngleich  in  den  zahlreichen  anderen  In- 
15,  1  {Poet.  lyr.  Bergk  34,  p.  625).  Mehr  Beleg-  schritten,  die  dem  Apollo  gelten,  fast  aus- 
stellen über  Eros  IIxspcoxög  und  JJxsQÖstg  bei  schliefslich  (die  einzige  Ausnahme  bildet,  so 
Bruchmann,  Epitheta  deor.  115  und  Paris.  viel  ich  sehe,  die  Inschrift  i.  B.  4135,  20:  iv 
Zauberpapyr.  Vers  1843  in  Denkschr.  d.  Wiener  xa>  Isqco  xov  üxcotov,  wo  aber  Zeile  6  voran- 
Akad.  d.  Wiss.  36  (1888)  p.  90.  Vgl.  im  Götter-  geht  xb  tegbv  rov  AnölUovog  xov  Ilsa'tov)  von 
kataloge  bei  Cic.  de  nat.  deor.  3,  23,  58  den  'AitöXXwv  JJxoi'Cog  die  Rede  ist.  Ptoios  war  also 
als  ersten  der  drei  Cupidines  bezeichneten  Cu-  ursprünglich  ein  boiotischer  Heros,  der  Heros 
pido  pinnatus.     Vgl.  Pteros.     [Höfer.]  des  Ptoongebirges  bei  Akraiphia,  Asios  a.  a.  O. 

Ptoa  {TLxcocc),  Beiname  der  Leto,  Schal.  Ly-  Steph.   Byz.   a.  a.  O.     Perdrizet  a.  a.  O.   244  f. 

kophr.  265.     Tzetz.  Lyk.   266;    nach  letzterem  50  Usener,    Götternamen    354.     L.    Ziehen,    Leges 

auch  Beiname  der  Artemis.   Vgl.  Bd.  2  Sp.  1961,  Graec.    sacr.    2,    1    p.  213.     Vgl.    auch    Bouse, 

57  ff.  u   d.  Art.  Ptoios.     [Höfer.]  Greek  votive  offerings  11.     Ob  er  auch  Orakel- 

Ptoides  {üxcoidsg),  vv^Kpai  Hesych.     Es  sind  gott  war,  wie  Nilsson,  Gr.  Feste  163  vermutet, 

wohl  die  Nymphen  des  Ptoongebirges  gemeint.  läfst  sich  nicht  entscheiden;  Perdrizet  a.  a.  O. 

[Höfer.]  stellt   es    in    Abrede.      Wenn    sein   Name    den 

Ptoios  (Ilxolog,  JTxmog,  Ilxwog)  —  1)  Sohn  'Schrecker'  {Gruppe,  Gr.  Myih.  755,  1;  vgl. 
des   Apollon    und    der  Zeuxippe,    der  Tochter       Ttxoitta,   Ttxoia)  bedeutet,    so  war  er  wohl  eine 

des  Athamas,  Pindar  iv  viivoig  im  Schol.  Paus.  ähnliche  Gestalt  wie  Phobos  (s.  d.),  zu  dem 
9,  23,  6  {Hermes  29  [1894],  149  =  Pausanias       man  betete,  Schrecken  den  Feinden  zu  senden. 

ed.  Spiro  3  p.  222).  Hiernach  ist  mit  v.  Wila-  60  Als  Apollo  an  die  Stelle  des  Ptoios  trat  und 
mowitz,  Hermes  a.  a.  O.  246  f.,  nach  welchem  den  Beinamen  Ptoios  erhielt,  erklärte  man  den 
(vgl.  Hermes   38   [1903],   578  f.)    das    erwähnte       Apollobeinamen  Pt.  von  dem  Schreck,  den  ein 

Fragment    des  Pindar   zu    dem   von  Strabo  9,  plötzlich    erscheinender    Eber    {xaTTQog,    Flut. 

412  1'.    (=    Find.   fr.    101.    102    Bergk"   p.  407)  Pelop.  16.  Steph,  Byz.  a.  a.  O.  6vg  u£yälr\,  Tzetz. 

fragmentarisch    erhaltenen    Apollohymnos    ge-  Lyk.  265)  der  kreisenden  Leto  auf  dem  Ptoon, 

hört,  bei   Steph.  Byz.  s.  v.  'Axgccicpicc  •  .  .  .  vitb  wo  man  also  auch  Apollos  Geburt  lokalisierte, 

'A&äuavxog    xxi6&ei6<x    1)    vnb    'A-ngccKpicog    xov  eingeflöfst  {avaitxoHv)  haben  sollte,   Th,  Sclirei- 

'Anöilavog.  xat  OQog  ■x.lrjfrijvai  anb  FLxwov  nui-  ber,   Apollon  Pythoktonos   55.     Wenn    Plut.   de 


3269                      Ptoios  Ptoios                      3270 

def.  or.  8  von  einer  Sage  berichtet,  dafs  das  Hyrieus,  der  den  Euonymos  verjagte;  auf  Hy- 
Ptoon  v-jtb  &t]qlov  %ccl£Ttov  dQ<xY.aivr\g  -nolvv  rieus  folgte  sein  Sohn  Orion,  auf  diesen  Akrai- 
Xqovov  ^Q7]fiov  ysvsa&ca  neu  catQ06Tthla6xov,  so  phen  (A-Agaupriv,  'AxQt](p£iv),  der  Eponymos  von 
ist  in  Erinnerung  an  die  delphische  Delphyne  Akraiphia,  einer  der  fünfzig  Söhne  des  Orion. 
(bez.  an  Python)  dieses  Ungeheuer  an  die  Auch  sonst  erscheint  der  Ttgocprjxrig  (itoouuvxLg, 
Stelle  des  Ebers  getreten;  es  ist  zu  vermuten,  Her  od.  9,  135),  Flut,  de  def.  or.  5.  /.  B.  1435 
dafs  die  Sage  diese  Ungetüme  gleichfalls  von  (Ziehen  70,  14;  vgl.  p.  213,  6).  4138.  4142.  4147. 
Apollos  Hand  fallen  liefs,  Gruppe,  Gr.  Myth.  4155,  ebenso  wie  der  Ugsvg,  I.  B.  4135  (Ziehen 
1258,  4.  —  2)  Beiname  des  Apollon  (vgl.  nr.  1);  70,  14).  4147.  Das  Orakel  (Paus.  4, 32,  5.  9,  23,  6. 
JJxoiog  (TJxoCog),  Anonym.  Laur.  in  Anecd.  var.  10  Plut.  de  def.  or.  5.  8.  1.  B.  2712,  60.  Gust. 
ed.  Schoell-Studemund  1,  267,  32  und  in  dem  Wolff,  De  novissima  oracul.  aetate  21.  Bouche- 
neuen  Fragment  des  Kallimachos  aus  Herodian  Leclercq,  Hist.  de  la  divination  3,  214  ff.)  war 
bei  Beitzenstein,  Geschichte  d.  griech.  Etymol.  hauptsächlich  deshalb  berühmt,  weil  es  einem 
305.  Nach  einer  von  P.Paris,  Corr.  hell.  10  (1886),  Abgesandten  des  Mardonios,  dem  Karer  Mys,  in 
372,  11  (vgl.  374)  =  Paris,  Elatee  in  Bibl.  des  dessen  eigener  Sprache  geantwortet  haben  soll, 
ecoles  francaises  d'Athenes  et  de  Born  fasc.  6  Herod.  8,  135  (u.  Stein  z.  d.  St.)  Paus.  9,  23,  6. 
p.  221  nr.  20  herausgegebenen  Inschrift  aus  Ela-  Plut.  def.  or.  5.  G.  Meyer,  Bezzenbergers  Bei- 
teln fände  sich  auf  dieser  ein  hesvg  xov  TLxoiov  träge  10  (1886),  153.  Die  dem  Apollon  Pt.  ge- 
ÄTtöllavog  erwähnt;  doch  ist  vielmehr  nach  feierten  Spiele  IIxwCcc,  1.  B.  351.  2712,  56.  4135. 
Lolling  in  Inscr.  Graec.  Phocid.  Locrid.  etc.  144  20  4138.  4139,  die  später  mit  den  Kcci6<xq£lcc  ver- 
stattTTTOlOY  zu  lesen  TTYOIOY.  Damit  wird  bunden  sind  (to:  usydXa  TJxwia  nal  Kcaeägricc, 
der  von  Wernicke  bei  Pauly-Wissoica  2  Sp.  64,  I.  B.  2712,  58.  6  ayav  xav  7t£vxa8xr}Qix.cov 
52  für  Elateia  angenommene  Kult  des  Apollon  üxcoicav  Kaiaagsicov,  Corr.  hell.  27  [1903],  297), 
Pt.  hinfällig.  Zur  Form  Tlxolog  vgl.  auch  v.  waren  pentaeterisch,  I.  B.  2710.  4138.  4139. 
Wilamomtz,  Hermes  26  (1891),  204, 1.  29  (1904),  4147.  4148;  vgl.  Holleaux,  Corr.  hell.  14  (1890), 
248,  1.  Sonst  finden  sich  die  Formen  Ilxäog  60  ff.  16  (1892),  457.  Gruppe,  Gr.  31yth.  74,  16. 
(IlxwCog),  Herod.  8,  135.  Plut.  Gryll.  7.  Paus.  Usener,  Sintflutsagen  147,  2.  Nilsson,  Gr.  Feste 
9,  23,  6.  In  den  Inschriften  (s.  Index  zu  I.  B.  162  ff.  Die  üxwCa  wurden  auch  von  anderen 
M.  Fränkel  a.  a.  O.  Heydemann  im  12.  Hall.  Städten  beschickt,  von  Orchomenos  (I.  B.  4138), 
Winckelmannsprogr.  87,  6.  Holleaux,  Corr.  hell.  30  Oropos  (1.  B.  351),  Thespiai  (?  I.  B.  4140.  4142. 
10  [1886],  191)  findet  sich  neben  IlxdoCog  das  Vgl.  die  Weihung  der  Thespier  an  Apollon  Pt., 
seltenere  IlxaCsvg.  Das  im  Jahre  1885  von  I.  B.  4155),  Thisbe  (I.  B.  4139).  Weihungen 
Holleaux  (Corr.  hell.  10  [1886],  66  ff.  98  ff.  190  ff.  der  Akraiphier  an  Apollon  Pt.,  LB.  2710. 
269  ff.  14  [1890],  602  ff.,  vgl.  Ad.  Michaelis,  4156  ff.,  der  Boioter,  LB.  2723.  2724.  2724a— e. 
Die  archäol.  Entdeckungen  des  W.Jahrh.  121  f.)  Der  L.B.  4155  erwähnte  ao%(av  inl  xb  ayulua 
entdeckte  und  ausgegrabene  Heiligtum  des  ist  nach  Dittenberger  z.  d.  St.  derjenige,  dem 
Apollon  Pt.  —  xeuevog  und  Isqov,  Herod.  8,  die  Hut  über  die  Kultstatue  des  Apollon  an- 
135.  Isqov,  Paus.  9,  23,  6.  1.  B.  2712,  102.  vertraut  ist.  Bei  den  Ausgrabungen  sind  meh- 
107.  2713,  57.  4135  (=  Ziehen  a.  a.  0.  70,  6.  rere  Apollostatuen  gefunden  worden,  von  denen 
14.  18).  Corr.  hell.  16  (1892),  459,  3.  vaög,  40  1)  die  eine  auf  dem  Schenkel  die  Weihinschrift 
I.  B.  2713,  50.  xtusvog,  L.  B.  4130,  50.  4131,  26.  ...  aQyv]  qoxo%6oi  (ä(iyvQOXQi,cp)  trägt,  Holleaux, 
&6log,  Plut.  Gryll.  7  —  lag  fünfzehn  Stadien  Corr.  hell.  10  (1886),  270  pl.  X  =  11  (1887), 
nordöstlich  von  Akraiphia,  das  nach  einem  Ora-  275  ff.  pl.  XIW.  G.  Bich.  Lepsius,  Griech.  Mar- 
kelspruehe  des  Trophonios  (1.  B.  4136,  Ziehen  morstudien  (Abh.  d.  Preufs.  Akad.  d.  Wiss.  1890) 
70,  28  ff. ;  vgl.  p.  213  f.)  dem  Apollon  Pt.  heilig  96  nr.  278.  Kavvadias,  yXvrcxä  xov  i&vLKOv 
sein  sollte,  auf  dem  dreigipfeligen  Ptoongebirge,  iiovßslov  uaxaloyog  nsQiyQaq).  nr.  20.  Overbeck, 
Paus.  9,  23,  6.  Strabo  9,  2,  34  p.  413;  vgl.  Kunstmythol.  Apollon  33.  —  2)  Holleaux  a.a.O. 
Herod.   8,   135.     Bursian,   Geogr.  v.  Griechenl.  10,  74  pl.VII  =  Kavvadias  nr.  2.  —  3)  Holleaux 

1,  212  f.,  und  besafs  das  Asylrecht,  1.  B.  4135  10,  66  ff.  pl.  IV.  Kavvadias  nr.  10.  Lepsius  93 
(=  Ziehen  70,  6).  4153.  4154.  Der  mythische  50  nr.  252.  —  4)  Holleaux  11  pl.  VIII.  Kavvadias 
nQocprjxrig  (vcconoXog  lidvxig,  Pind.  fr.  101.  102)  nr.  12.  Lepsius  96  nr.  276.  G.  Mendel,  Corr. 
des    Orakels   des  Apollon   Pt.    soll   sein   Sohn  Gott  _  über  Praxidike  und  Praxi(likai  als  chthonische 

TenerOS    (s.    d.)    gewesen    sein,     Strabo   413.      V.  Gottheiten  s.  jetzt   auch  R.  Hirzel,  Themis,  Dike  und   Ver- 

WilamOWitZ,  Hermes  26,  204.   29,  247.     Dagegen  wandtet   137,  3.   143,  6.    149,  2.  —  Neu   kommt  hinzu   die 

war    nach   Korinna    (Berliner   Klassikertexte    5,  Erwähnung  der  Praxidike    auf  einem  Defixionsplättchen 

2,  33  Vers  68  ff.  Und  V.  WUamOwitZ,  ebenda  52  f.)  a«s  Pantikapaion  (Arch.  An;.  1907,  128):  xa-COQÖa(a)o,  £1- 

der  erste  von  Apollon  eingesetzte  ngomaxctg  Euo-  wf*v  •  •  ■  * f?J  '-%<«>'  Cr)**-«»  *<*'<  *«e'  '•%<*»'  (™r- 

*\     4           •        ni,n„     „j.„i„     •„■!,  —.'i  n^^^U  schrieben  für    Exäxav?   oder  Dittographie)  (y)96riov   xai 

nvmos.*)  An  seine  Stelle  setzte  sich  mit  Gewalt  ,    „,    ^.j           ,         ,    „    >■*>          »    -          ! 

J              '  naqa    IJ/.ovtoooti]v   y.ai    nafjtx    IlQa^totxav   x&oviav   xai 

*)  Damit  ist  endgiltig  das  Schwanken  der  Lesart  bei  jtor(oor)  IltQattpovav  x&oviav,  ein  weiterer  Beweis  für  die 

Steph.  Byz.    Avllq   zwischen    hnb    AvlLäog   tijg   und   xov  Bd.  3  Sp.  2i)15  f.   ausgeführte    chthonische  Bedeutung   der 

Evwvvuov   zu  Gunsten    der   letzteren  Lesart   entschieden,  Praxidike.     Ein   merkwürdiges    Seitenstück   zu   der  Ver- 

und   darnach   ist   auch   die  Angabe   Bd.  3  Sp.  2922,   7    zu  ehrung    der    Praxidike,    —    -dikai    in   Kopfgestalt   (Bd.  3 

korrigieren.     An  den  dort  ausgeführten  Folgerungen  an.  Sp.  2916  f.)  bildet  die  Erwähnung  eines  siöwAov  Iczicpaloy 

dert  das  nichts,  nur  dafs  Eüwvv/tiog  als  männliches  Gegen-  /fixrjg  bei  den  Ägyptern,   die  hierin  wie   in  den  anderen 

bild  zur  Erinyenmutter  Evaivu/ui]  erscheint,    v.  Wilaiuowitz,  Vorstellungen  von  der  Unterwelt  u.  s.  w.  nach   dem   aus- 

Berl.   Klassikertexte   a.  a.  O.    52   weist   auf   den    böotischen  drücklichen   Zeugnis   Diodors  (1,   96   a.  E.)  sich   mit   den 

Eigennamen  Evoivv/adduigog   hin,    der   in   Inschriften   von  Anschauungen  der  Griechen   deckten.     Ich  halte  dies  für 

Tanagra   (/.  B.  537.    1053),   Theben  (419),   Haliartos   (2724)  einen  Zug,  der  auf  der  Vorstellung  beruht,  die  wir  schon 

begegnet,   und    sieht   in   EiiüJWfiog  einen   ursprünglichen  Bd.  3  Sp.  2917  f.  angenommen  haben. 


103 


* 


3271                    Ptolemaios  Puci                        3272 

hell.  31  (1907),   187  pl.  17.  18.  19.     Über  wei-  Städte  zur  See  und  elf  zu  Lande  zerstört  hatte, 

tere  aus  dem  Ptoion  stammende  Apollostatuen  Hom.  11.  8,  372.  15,  77.  21,  550.  24,  108.   Eust. 

s.  Mendel  a.  a.  0.  191  ff.     [Höfer.]  ad   Hom.  II.  718,   50.     Hiernach    ist    die    Be- 

Ptoleuiaios   (IlroXificäog)   1)   Sohn   des   Pei-  hauptung  von  Cic.  ad  Famil.  10,  13   und  von 

raios,  Vater  des  Eurymedon,  des  Wagenlenkers  Porphyr,  im   Schol.  Hom.   Od.  8,   3  =  Quaest. 

des  Agamemnon,  Born.  II.  4,  228;   vgl.  Peira-  Hom.  ad  Odyss. pertin.  p.  71,  23 ff.  ed.  Schrader, 

'ides.      C.    Robert,    Studien   zur    Utas    489.    —  dafs  Achilleus  das  Epitheton  nroXinoQ&og  nicht 

2)  Sohn  des  thebanischen  Königs  Damasichthon,  führe,  zu  berichtigen,  eine  Behauptung,  die  auf 

Vater   des   von  Andropompos   durch  Hinterlist  den  Aristarchschen  Athetesen  derjenigen  Verse 
im   Zweikampfe    getöteten  Xanthos,    Paus.   9,  10  beruht,  in  denen  Achilleus  das  Epitheton  itToXi- 

5,    16.    —    3)    Freier    der    Penelope,    Apollod.  Ttog&og  führt,  F.  A.  Wolf,  Prolegomena  259  = 

Epit.  7,  27.     [Höfer.]  2003    ed.    Peppmüller.     Auch    Spätere    (Quint. 

Ptolioikos,  -oitos  s.  Pteras.  Smyrn.  1,  377.    Tzetz.  Antehom.  284.  304)  geben 

Ptoliporthe,  -es  (TlroXLTCOQQ-r],  -r}g).  In  der  dem  Achilleus  dieses  Beiwort.  —  7)  Beiname 
Thesprotis  (Gruppe,  Gr.  Myth.  714)  war  nach  des  Oileus,  Hom.  II.  2,  728;  vgl.  Türk  Bd.  3 
Paus.  8,  12,  6  erzählt  f  i%avy\%ovxi  i%  TooLccg  Sp.  750,  6  ff.  —  8)  Beiname  des  Otrynteus,  Hom. 
'OSvßßsi  rsxtTv  ri]v  nrjvsXoTtrjv  ntoli7tÖQ&j]v  II.  20,  384.  —  9)  Beiname  des  Odysseus,  Hom. 
Ttafdo:'.  Dafs  die  Gleichsetzung  dieses  Sprosses  IL  2,  278.  10,  363.  Od.  8,  3.  14,  447.  16,  442. 
des  Odysseus  mit  dem  Polypoites  der  Telegonie  18,  356.  22,  283.  24,  119.  Schol.  Hom.  II.  21, 
hinfällig  ist,  ist  schon  Bd.  3  Sp.  2717,  11  ff.  20  550.  Eust.  ad  Hom.  11.  718,  51.  Cic.  a.  a.  O. 
angeführt.  Ja,  es  fragt  sich  sogar,  ob  über-  Porphyr,  a.  a.  O.  Strabo  1,  2,  4  p.  17.  Neben 
haupt  von  einem  Sohne  des  Odysseus  die  Ttroli-xoQd'og  findet  sich  auch  die  Form  itxoXi- 
Rede  ist.  Die  Bezeichnung  als  nalg  bei  Pau-  jropthog,  Hom.  Od.  9,  504.  530.  Eust.  ad  Hom. 
sanias  weist  noch  nicht  mit  Notwendigkeit  auf  Od.  1643,  27.  Vgl.  Ameis,  Anhang  zu  Hom. 
einen  solchen  hin,  und  bei  Apollod.  Epit.  7,  Odyss.  3,  73  zu  16,  422,  der  die  Bezeichnung 
35  ist  überliefert:  (Odysseus)  tvQloxsi  in  Hr\v£-  des  Odysseus  als  TttoliTtoQ&og  nicht  auf  die  Er- 
Xöitng  IIolnt6Q&T]v  ccvrci  ytysvrniivnv  (so!),  was  oberung  Troias  (Hom.  Od.  1,  2.  22,  230)  be- 
R.  Wagner  freilich  (Rhein.  Mus.  46  [1891],  414,  zieht,  sondern  das  Epitheton  als  ein  fallge- 
2  und  in  seiner  Ausgabe  des  Apollodor)  in  ys-  meines  Beiwort'  betrachtet.  Nach  Robert  bei 
ys vvr\\iivov  geändert  hat  mit  Rücksicht  auf  30  Ed.  Meyer,  Hermes  30  (1895),  268  war  itxoXi- 
Pausanias,  dessen  r7iccidu''  aber,  wie  oben  er-  TtoQ&og  ursprünglich  ein  Beiname  des  Erd- 
wähnt, durchaus  nicht  dagegen  spricht,  mit  erschütterers  Poseidon  und  ist  von  diesem  auf 
der  Überlieferung  bei  Apollodor  eine  Tochter  Odysseus,  den  Meyer  als  Hypostase  des  Posei- 
des Odysseus  anzunehmen,  wie  auch  Ed.  Jacobi,  don  auffafst,  übertragen  worden.  —  10)  Bei- 
Handwörterbuch  d.  griech.  u.  röm.  Myth.  776  name  des  Agamemnon,  vgl.  Aesch.  Agam.  783. 
bei  Paus.  a.  a.  O.  HroXntÖQfrr]v  als  Akkusativ  —  11)  des  Minos,  Nonn.  Dionys.  25,  165.  — 
zu  IlroXntoQ&T]  fafst.  Der  Name  ist  nach  be-  12)  des  Pothos,  der  den  städtezerstörenden  Krieg 
kanntem  Brauche  (O.  Müller,  Prolegomena  275.  entzündet,  Nonn.  Dionys.  25,  154.  [Höfer.] 
O.  Seeck,   Quellen  der  Odyssee  66,  1)   von   dem  Ptoos  s.  Ptoios. 

Beinamen  des  Odysseus  HtoXinoQ&og  (s.  d.  nr.  1  40      Ptorthios  (Jlrdpahog),  Beiname  des  Poseidon 

und  9)  hergeleitet.     [Höfer.]  (Hoöudövi  [so !]  IlroQ&l[oi)  auf  einer  in  Chalkis 

Ptoliporthos  (TJxolinoQQ-og)  1)  Sohn  des  auf  Euboia  gefundenen,  aber  wohl  nach  Attika 
Telemachos  und  der  Nausikaa,  dem  sein  Grofs-  (A.  Wilhelm,  'Ecpr\yt,.  a.Q%awX.  1902,  135  ff.  1904, 
vater  Odysseus  selbst  diesen  Namen  gab,  Dictys  103  ff.)  gehörigen  Inschrift  mit  Opferbestim- 
6,6;  vgl.  Wörner  Bd.  3  Sp.  32,  45  ff.  F.Noack,  mungen,  Papabasileios,  'Eq&rjjx.  clq%uioX.  1902, 
Philologus  Suppl.  6,  416.  J.  Fürst,  Philologus  31  A  16  (vgl.  1903,  127).  L.  Ziehen,  Leges  Graec. 
60  (1901),  357.  Vgl.  Persepolis  nr.  1,  Ptoli-  sacr.  2,  1  nr.  10  A  16  p.  41.  Den  sonst  nicht 
porthe(s)  u.  unt.  nr.  9.  —  2)  Beiname  (vgl.  die  bezeugten,  von  nrogfrog  (Keim,  Schöfsling)  ab- 
Zusammenstellung von  L.  Kräh,  Philologus  17  zuleitenden  Beinamen  vergleicht  Papabasileios 
[1861],  214)  des  Ares,  Hom.  B.  20,  151.  Hes.  50  a.  a.  O.  1902,  37  (vgl.  Ziehen  a.  a.  O.  44)  mit 
Theog.  936.  Anth.  Pal.  6,  324,  1.  Orac.  Sibyll.  Recht  dem  bekannten  Beinamen  des  Gottes 
13,  140  Rzach.  Anonym.  Laur.  in  Anecd.  var.  Phytalmios  (s.  d.),  der  wie  Ptorthios  und  Pro- 
Gr.  ed.  Schoell-Studemund  1,  268.  —  3)  Bei-  trygaios  (s.  d.)  den  Poseidon  als  Gott  der  Vege- 
name  der  Athena,  Tryphiodor.  390.  C.  I  G.  tation  bezeichnet.  [Höfer.] 
3,  4269,  7  =  Kaibel,  Epigr.  768  =  Jahreshefte  Puanea,  tanzender  Satyr  auf  einem  etrus- 
d.  öst.  arch.  Inst.  3  (1900),  111  =  Neue  Jahrb.  kischen  Spiegel  in  Perugia;  neben  ihm  er- 
f.  d.  klass.  Altert.  3  (1899),  679  (Epigramm  aus  scheint  ein  zweiter  Satyr  mit  der  Beischrift 
Xanthos  in  Lykien)     Gruppe,  Gr.  Myth.  1208,  Aulunthe  (vgl.  avXog,  avXico),  Klügmann- Körte, 

3.  — ■  4)  Beiname  der  Enyo,  Hom.  II.  5,  333;  Etrusk.  Spiegel  5,  55  nr.  45  a.  Heydemann, 
vgl.  Nonn.  Dionys.  37,  131.  E.  Buchholz,  60  Pariser  Antiken  (12.  Hall.  Winckelmannsprogr.) 
Homer.   Realien   3,   1    S.  200.    —    5)    Beiname  S.  83  nr.  43.     [Höfer.] 

des   Herakles   auf  einem   Zauberplättchen   aus  Puci  (puci)  liest  man  auf  einem  Skarabäus 

Kreta,    Ziebarth,   Gott.   Gel.  Nachr.    1899,   131,  von  Carneol   von   unbekannter  Herkunft,    ver- 

nr.  26,  3.     Wünsch,  Rhein.  Mus.  55  (1900),  76,  öffentlicht    von    Brunn    im    Bull,    dell'  Instit. 

der  auf  die  Zerstörung  von  Troia  und  Oichalia  1860,  235  und  von  Fabrctti,  C.  1. 1.  110.  2540 bis. 

durch  Herakles  verweist.   Vgl.  Schol.  Pind.  Nem.  Deecke   (in  Bezzenbergers  Beitr.  2,  169  no.  87) 

4,  40.  C.  Luetke,  Pherecydea  59.  —  6)  Beiname  will  die  Form  dem  griech.  Phokos  gleichsetzen 
des  Achilleus,  der  nach  Hom.  II.  9,  328 f.  zwölf  und  fragt  an,  ob  etwa  puce  zu  lesen  sei.     So 


3273  Pucloi  Pudicitia  3274 


müfste  allerdings  die  regelrechte  Form  lauten,  hause  abgetrennten  Räume  ein  sacellum  mit  ara 

denn  die  Endung  -os  wird  etr.  zu  -e,  während  der  Pudicitia  plebeia;  eodem  ferme  ritu  et  haec 

puci  =  gr.   $mHios   sein   würde.     Die  Darstel-  ara,    quo   illa   antiquior,    culta   est,    ut    nulla 

lung    zeigt    einen    nackten    Jüngling    mit    ge-  nisi  spectatae  pudicitiae   matrona   et  quae  uni 

neigtem    Haupte,    von    dem    reichliche    Bluts-  viro  nupta  fuisset  ius  sacrificandi  haberet  (§  9). 

tropfen    herniederträufeln.     Zu    seinen    Füfsen  Auf  dieselbe  Pudicitia  auf  dem  Forum  boarium 

liegt  ein  Diskus ,    von   dem   ohne   Zweifel   die  bezieht  sich   Festus   S.  242  M. :    Pudicitiae   si- 

Kopfwunde  herrührt.    Da  Apollod.  3, 12,  6  und  gnum  in  foro  bovario  est,  ubi  Aemiliana  aedis 

Pausan.  2,  29,  7    erzählen,    dafs    Phokos,    des  est  Herculis    (vgl.    über    diesen    Tempel    oben 

Aiakos  Sohn,  von  seinem  Stiefbruder  Telamon  10  Bd.  1,  2    Sp.  2903,  7  ff.    2909,  23  ff.     Wissowa, 

aus  Neid   mit  dem  Diskus  getötet  sei ,  so  hat  Analecta  S.  9  ff.   =   Abhandl.   S.  260  ff.),    eam 

schon  Mazzetti  das  puci  mit  vollem  Rechte  —  (d.  h.  die  statua  oder  imago  der  Pudicitia,  von 

trotz   des  unregelmäfsigen  -i  am  Ende  —  auf  der    Verrius    Flaccus   hier    gesprochen    haben 

diesen  Phokos  bezogen.      [C.  Pauli.)  mufs)  quid  am   Fortunae    esse    existimant.    item 

Pucloi.    Auf  einer  sabellischen  Inschrift  aus  via  Patina  ad  milliarium  IUI  Fortunae  mu- 

Sulmo  (C.  I.  L.  1  p.  555)  findet  sich  die  Weih-  liebris  nefas  est  attingi  nisi  ab  ea,   quae  semel 

ung:    Ioviois    puclois.      Während    Bergk,    De  nupsit  (dazu  Paulus   S.  243  M. :   Pudicitiae  si- 

Paelignorum  sermone  1,  6  (Ind.  Scholar.  Halle  gnum  Romae  colebatur,  quod  nefas  erat  attingi 

S.  S.   1864)   =   Kleine  Phil.   Schriften   1 ,   525  nisi  ab  ea,  quae  semel  nupsisset).     Gestützt  auf 

Iovialibus  poculis  interpretierte  und  überhaupt  20  diese  Zeugnisse  wollte  man  früher  den  Tempel 

keine  WTeihinschrift  annahm,   erklärt  Huschke,  der  Pudicitia  patricia  in  der  Kirche  S.  Maria 

Jahrb.  f.  klass.  Phil.  Suppl.  5,  862  f.    die  Iovii  Egiziaca  erkennen  oder  in  der  Kirche  S.  Maria 

Pucloi,  deren  Namen  er  mit  pu(n)gere,  pug-na,  in  Cosmedin  suchen  (vgl.  W.  A.  Becker,  Handb. 

nvt,,  7ivxzr}s  zusammenstellt,  für  Dämonen,  die  d.   röm.   Altertümer   1    (Topogr.)    Leipzig    1843 

im  Dienste   des  Iuppiter  stehen  als  'Schläger'  S.  477  ff.);    jedoch    hat    schon   C.   Sachse  (Ge- 

d.  h.  als  Schleuderer  des  Blitzes   des  Iuppiter.  schichte  u.  Beschreibung  d.  alten  Stadt  Born.  1. 

Bücheier,  Rhein.  Mus.  33(1878),  15  f.  sieht  in  Hannover    1824    S.   365  f.),    dann    H.    Jordan 

pu-kloi  ein  mit  dem  Suffix  -klo  und  der  Wurzel  (Topogr.  d.  Stadt  Rom.  1,  2.  Berlin  1885  S.  483) 

pu-,   die  in  pu-er   enthalten  ist,   zusammenge-  und   besonders    Ch.  Hülsen   (II  Foro  Boario  e 

setztes  Wort  und   erklärt  die  Iovii  pucloi   als  30  le  sue  adiacenze  nelV  antichitä,  in:  Hissertazioni 

""Söhne  des  Iuppiter',   entsprechend   den   grie-  della  Pontiftcia  Accademia  Romana  di  archeo- 

chischen  Dioskuren.    S.  Bugge,  Altital.  Studien  logia.    Ser.  2,  T.  6  [1896]  S.  231  ff.,  besonders 

9  f.  deutet  unter  Annahme   des  Stammes  rpu'  268  f.)    die     Unhaltbarkeit     dieser    Annahmen 

=  reinigen   die  Iovii  pukloi    als  'reinigende',  nachgewiesen:   jenes   Heiligtum    der  Pudicitia 

'sühnende'    Dämonen.     Auch   auf    einer  oski-  patricia  sei  doch  sicher  keine  aedes  sacra,  son- 

schen  Verwünschungstafel  aus  Capua  (Bücheier  dem    ein    sacellum  (Festus   S.  318  M. :    sacella 

a.  a.  0.  76  f.     Zwetajeff,  Sylloge  inscr.  Ose.  50  \dicuntur  loca]  dis  sacrata  sine  tecto)  gewesen. 

p.  33.     Bugge  a.  a.  0.  4)  findet  sich  das  Wort  Schon  Preller  (a.  a.  0.    S.  182    Anm.  1)    hatte 

in  verschiedenen  Kasusformen  (pukla,  pukluni  vorübergehend  die  Vermutung  aufgestellt,  dafs 

u.  s.  w.)  hinter  dem  in  seiner  Bedeutung  gleich-  40  das  bei  Festus  genannte  Pudicitiae  signum  in 

falls   nicht  feststehenden   valaimas,   valaimais,  foro  bovario  nicht  verschieden  gewesen  sei  von 

und   wird  von   Bücheier   hier   als    (dii)  Mänes  dem  von  Varro  (de  vita  populi  rom  Hb.  I   bei 

erklärt  (vgl.  auch  Preller- Jordan,  Rom.  Myth.  Nonius  S.  189  Merc.  s.  v.  undulatum,  vgl.  oben 

1,  76,  1);  anders  Bugge  a.  a  0.  7.  11.  25.  43.  48.  Bd.  1,  2  Sp.  1510,  16  ff.)   erwähnten  Bilde   der 

[Höfer.]  Fortuna  Virgo  (oben  Bd.  1,  2  Sp.  1508  ff.);  doch 

Pudicitia.  Literatur:  Preller,  Rom.  Myth*  hat  er  diese  Vermutung  weiterhin  bei  Behand- 
2  S.  264  f.  G.  Wissowa.  Analecta  romana  topo-  lung  der  Pudicitia  (S.  264  f.)  nicht  festgehalten. 
graphica.  Halis  1897  (Univ.-Progr.)  S.  5  ff.  =  Wissowa  (Analecta  =  Abhandl.  a.  a.  0.)  weist 
Wissowa,  Gesammelte  Abhandlungen  z.  röm.  eingehend  nach,  dafs  auf  dem  Forum  boarium 
Religions-  u.  Stadtgeschichte.  München  1904  50  nie  ein  Heiligtum  der  Pudicitia  patricia  be- 
S.  254  ff.  Ders.,  Religion  u.  Kultus  d.  Römer.  standen  hat,  sondern  dafs  nur  von  einigen  Ge- 
München 1902  (=  I.  v.  Müllers  Handb.  d.  klass.  lehrten  jenes  in  dem  Tempel  der  Fortuna 
Altert.  -  Wiss.  Bd.  5  Abt.  4)  S.  276  f.  —  Livius  Virgo  am  Forum  boarium  stehende  geheimnis- 
(10,  23,  3  ff.)  erzählt,  dafs  im  Jahre  296  v.  Chr.  voll  verhüllte  Bild  vermutungsweise  auf  Pudi- 
in  sacello  Pudicitiae  patriciae,  quae  (so  die  citia  gedeutet  wurde.  Bei  Festus  d.  h.  Verrius 
massgebenden  Hss.,  quod  die  jüngei'en  Hss.)  in  Flaccus  ist  gar  nicht  von  einem  Heiligtume, 
foro  bovario  est  ad  aedem  rotundam  Herculis  sondern  nur  von  einem  Götterbilde,  das  seiner 
ein  Streit  unter  den  Matronen  entstand:  Ver-  Beschaffenheit  nach  sowohl  für  eine  Pudicitia 
ginia,  die  Tochter  des  Aulus,  aus  patrizischem  als  für  eine  Fortuna  gehalten  werden  konnte, 
Geschlecht,  wurde,  weil  sie  den  plebejischen  60  die  Rede;  und  die  Stelle  des  Livius  kann  dem 
Konsul  L.  Volumnius  geheiratet  hatte,  des-  gegenüber  als  grundlegendes  Zeugnis  für  ein 
wegen  von  den  Patrizierfrauen  von  der  Teil-  Heiligtum  nicht  in  Anspruch  genommen  wer- 
nahme  an  den  Opfern  der  Pudicitia  patricia  den,  da  die  gleichzeitige  Verwendung  von  sa- 
ausgeschlossen;  vergebens  berief  sie  sich  dar-  cellum  und  templum  in  dem  Berichte  eine 
auf,  se  et  patriciam  et  pudicam  in  patriciae  unklare  Vorstellung  verrät;  überdies  wird,  was 
Pudicitiae  templum  ingressam  et  uni  nuptam,  nicht  unbeachtet  bleiben  kann,  bei  Livius  nicht 
ad  quem  virgo  dedueta  sit.  Schliefslich  stiftete  von  einem  sacellum  Pudicitiae,  quod  in  foro 
sie  im  Vicus  longus  auf  einem  von  ihrem  Wohn-  bovario  est,  sondern  von  einem  sacellum  Pudi- 


3275 


Pudicitia 


Pudicitia 


3276 


citiae,  quae  in  foro  bovario  est,  gesprochen. 
Wir  haben  es  bei  Livius  mit  einer  ätiologi- 
schen Tradition  zu  tun,  die  den  Ursprung  des 
alten  Kultes  der  Pudicitia  plebeia  im  Vicus 
longus  (s.  weiterhin)  durch  den  Gegensatz  einer 
Pudicitia  patricia  zu  erklären  sucht.  Dafs  aber 
thatsächlich  das  uralte  verhüllte  Bild  der  For- 
tuna Virgo,  das  sogar  für  ein  Bild  des  Königs 
Servius  gehalten  wurde  (s.  ob.  Bd.  1,  2  Sj>.  1509, 
34  ff.  und  Wissowa,  Analecta  S.  7  =  Abhandl. 

5.  257),  zu  der  Tugend  der  pudicitia  in  enger 
Beziehung  stand,  ersehen  wir  aus  Ovidius,  fast. 

6,  619  f.:  ore  revelato  qua  primum  luce  patebit  \ 
Servius,  haec  positi  prima  pudoris  erit. 
Die  Deutung  des  Bildes  auf  Pudicitia  konnte 
sich  darauf  stützen,  dafs  auch  Pudicitia  unter 
dem  Bilde  einer  verhüllten  weiblichen  Figur 
dargestellt  wurde  (s.  weiterhin)  und  dafs  das 
bei  Livius  angedeutete,  aus  Festus  für  den 
Pudicitia-Kultus  zu  erschliefsende  (von  Paulus 
richtig  zum  Ausdruck  gebrachte)  Sakralgesetz, 
wonach  nur  matronae  univirae  (vgl.  über  diese 
Wissowa,  Analecta  S.  8  Anm.  1  —  Abhandl. 
S.  258  Anm.  1.  Religion.  S.  208  u.  277  Anm.  2) 
von  anerkannter  Unbescholtenheit  das  Bild  der 
Göttin  berühren  durften,  auch  im  Kultus  der 
Fortuna  bestand  (s.  das  Nähere  bei  Wissowa, 
Analecta  S.  7  f.  =  Abhandl.  S.  257  f.).  Durch 
die  Untersuchungen  Wissowas  erledigt  sich  von 
selbst  die  an  sich  wenig  ansprechende  An- 
nahme 0.  Gilberts  {Geschichte  und  Topogr.  der 
Stadt  Rom  im  Altert.  3.  Leipzig  1890  S.  434), 
dafs  in  dem  Kult  der  Pudicitia  patricia  wahr- 
scheinlich der  einer  älteren  Gottheit  zu  er- 
kennen sei,  die  im  Laufe  der  Zeit  sich  in  die 
Abstraktion  einer  pudicitia  verflüchtigt  hatte. 
Gegen  Wissowa  erhebt  0.  Richter  ( Topogr.  d.  Stadt 
Rom2.  München  1901  =  1.  v.  Müllers  Handb. 
der  Mass.  Altert.  -Wiss.  Bd.  3  Abt.  3  Hälfte  2 
S.  190  Anm.  1)  den  Einwand,  dafs  er  fdas  aus- 
drücklich als  neben  der  aedes  Aemiliana  be- 
findlich bezeichnete  signum  Pudicitiae  mit  dem 
simulacrum  Fortunae  im  Tempel  der  Fortuna 
an  der  anderen  Seite  des  Forum  boarium  iden- 
tifiziere', und  dieser  Einwurf  scheint  durch 
den  Plan  auf  S.  193  gerechtfertigt  zu  werden; 
zieht  man  aber  den  noch  besseren  Plan  bei 
Hülsen  (a.  a.  O.  Taf.  4)  zu  Rate,  so  erkennt 
man,  dafs  der  Tempel  der  Fortuna  und  der 
Rundtempel  des  Hercules  wirklich  benachbart 
waren. 

Ein  altes  sacellum  besafs  nach  Livius  die 
Göttin  als  Pudicitia  plebeia  im  Vicus  lon- 
gus. Eine  Überlieferung  führte  also,  wie  er- 
wähnt, seinen  Ursprung  zurück  auf  den  Gegen- 
satz zu  einer  angeblich  auf  dem  Forum  boarium 
verehrten  Pudicitia  patricia.  Das  Heiligtum  im 
VicuH  longus  meint  jedenfalls  Iuvenalis  (6,  308): 
Pudicitiae  veterem  cum  praeterit  aram. 

Ihrer  Bedeutung  nach  ist  Pudicitia,  wie  die 
noch  näher  zu  besprechende  Art  ihrer  Dar- 
stellung und  die  erwähnte  Kultussatzung  zeigen, 
eine  Frauengöttin,  insbesondere  die  Beschützerin 
der  ehelichen  Keuschheit  der  Frauen.  In  der 
Inschrift  G.  I.  L.  10,  6351  (mit  Suppl.):  Pudi- 
citiae |  Caeci\liae]  Q.  f.  Metro  \  [dorae]  / //// //us 
coniugi  |  [et  par)entes  |  [f~\ecer.  ist  Pudicitia 
Caeciliae  nach  Wissoica  (Religion  S.  277  Anm.  2) 


gleichbedeutend  mit  Iuno  Caeciliae.  Ms  die 
alten  strengen  Sitten  verfielen,  wurde,  wie 
Livius  berichtet,  der  Kult  der  Göttin  herab- 
gewürdigt und  geriet  zuletzt  in  Vergessenheit 
(§  10  vulgata  dein  religio  pollutis,  nee  matronis 
solum,  sed  omnis  ordinis  feminis,  postremo  in 
oblivionem  venu;  vgl.  Propertius  2,  6,  25  f. : 
templa  Pudicitiae  quid  opus  statuisse  puellis,  \ 
si  cuivis  nuptae  quidlibet  esse  licet?).   Der  Anna- 

10  list  L  Calpurnius  Piso  (bei  Plinius,  n.  h.  17, 
244  =  annal.  fr.  38*  [aus  Buch  7j  Peter;  vgl. 
Festus  S.  285,  25  ff.  M.  s.  v.  religionis)  bringt 
den  Beginn  des  Verfalls  der  pudicitia  mit 
einem  Prodigium  des  Jahres  154  v.  Chr.  in 
Zusammenhang:  in  jenem  Jahre  war  in  dem 
kapitolinischen  Iuppiter-Tempel  an  der  Stelle 
einer  auf  dem  Altare  gewachsenen  und  zugrunde 
gegangenen  Palme,  die  den  Sieg  und  Triumph 
über  König  Perseus  vorbedeutete,   ein  Feigen- 

20  bäum  emporgewachsen  (die  Feige  ist  das  be- 
kannte Symbol  der  Unkeuschheit). 

In  der  Kaiserzeit  erscheint  Pudicitia  unter 
den  Gottheiten 
des  Kaiserhau- 
ses. Nachdem 
schon  Valerius 
Maximus  (6,  1, 
praef.)Pudicitia 
mit  der   Kaise- 

30  rin-MutterLivia 
in  Verbindung  \ 
gebracht  hatte, 
wird  auf  Mün- 
zen der  Plotina, 
der  Gemahlin 
Trajans,  mit  der 
Beischrift  ÄRA 
PVDIC.  ein  Al- 
tar  der  Göttin 

40       abgebildet 

(Eckhel,  Doctr.  num.  6  S.  465.  Cohen,  Med. 
imp.  ~  2  Plotine  6,  7),  was  man  mit  Wissowa 
(Religion  S.  277)  am  besten  so  erklärt,  dafs 
Plotina  durch  Errichtung  eines  Altars  der 
Pudicitia  geehrt  wurde;  vgl.  C.  I.  L.  8,  993: 
aedem  quam  Cassia  Maximula  flaminica  divae 
Plotinae  caelesti  deae  voverat  sextili  Martialis 
maritus  sacerdos  publicus  omnibus  honoribus 
funetus    et    Martialis    filius    flamen    perpetuus 

50  aedilis  suo  sumtu  a  solo  aeäificatam  d.  d.  mar- 
maribus  et  museis  et  statua  Pudicitiae  Aug.  et 
thorace  caelestis  Augustae  omaverunt  usw.  Von 
da  ab  erscheint  der  Name  und  das  Bild  der 
Göttin  häufig  auf  den  Münzen  der  Kaiserinnen 
und  einzelner  Kaiser,  zuerst  einfach  als  PVDI- 
CITIA  (Eckhel  6  S.  507.  521;  7  S.  79.  267.  333. 
347;  Cohen  2  Adrien  1209.  Sabine  57—63; 
3  Faustine  jeune  185 — 188.  Lucille  57 — 64. 
Crispine  29.   30;    4  Septime  Severe   595.     Julie 

60  [Julia  Domna]  164—172.  Soemias  6.  Maesa 
36—43.  Orbiane  11.  Mamee  52.  53;  5  Gallien 
893.  894.  Salonine  92 — 96),  erst  später  als 
PVDICITIA  AVGVSTAE  (Cohen  4  Mamee  54; 
5  Etruscille  25.  26.  Salonine  102),  PVDICITIA 
AVG.  (Echhel  7  S.  285.  316.  318.  345.  352.  368. 
519;  Cohen  5  Gordien  le  Pieux  310.  Tran- 
quilline  10.  Otacilie  51 — 60.  Trajan  Dece  98. 
Etruscille  16 — 24.    Herennius  35.    Hostilien  43 


Münze 

(nach  Froehner,  Lei  medaillons  de 

l'empire  roniain  S.  250). 


3277                      Pudor  Pultuce                     3278 

Tre'bonien  Galle  104.    Salonine  97 — 100;  6  Ma-  sind  den   betr.   Personen    beigefügt.      Gerhard 

gnia  Urbica  5.  0)  und  PVDICITIA  AVGG.  {Cohen  bat  auf  Grund  dieses  Sachverhaltes,  insbeson- 

5   Volusien  110.    Salonine  101).     Das  Bild  der  dere  wegen  der  Kitharis  und  des  Plektron,  den 

Göttin  ist  das  einer  sitzenden  oder  stehenden  pulxKsqp  für  den  Apollo  erklärt,  aber,  wie  ich 

verhüllten  Frau,    die  rnoist  mit  der  erhobenen  glaube,  durchaus  zu  Unrecht.     Die  snena^  ist 

Rechten    den    Schleier    vor    das   Antlitz    zieht  eine   dienende  Frau    der    turan,    ihre  unctrix, 

(vgl*  die  Abbildungen  Cohen  4  zu  Otacilie  51.  wie  sie  gerade  neben  der  turan  auf  etruskischen 

58  und  H.  A.  Grueber  &  R.  St.  Poole,  Roman  Spiegeln    massenhaft    vorkommen    (unter    den 

medallions    in    the    Brit.    Mus.     London    1874  Namen    malavis^,    mlacu^,    mun^fu]^,    mean, 

Taf.  48,  1  u.  2,   dazu  S.  51,  1  u.  2  [Medaillons  10  alpan,  tipan,  •fralna,  •franr,  a^uvitr,  altria,  zirna, 

der    Otacilia];    Cohen    5    zu    Etriiscille    16,    zu  e#ausva,  tali^a).     Die  Komposition  der  etrus- 

Hostilien  43,   zu  Salonine  102  und  Grueber  &  kischen  Spiegel  ist  allgemein  derart,  dafs  die 

Poole  Taf.  50,  3,  dazu  S.  69,  3  [Medaillon  der  analog  geordneten  Figuren   auch  in  ihrer  Be- 

Salonina].      W.  Froehner,    Les    medaillons    de  deutung   entsprechen.     Daraus    folgt    also    für 

Tempire  romain.    Paris  1878  S.  222  [Medaillon  unseren  Fall,  dafs  der  puliHsqj  kein  Hauptgott, 

der   Salonina];    Cohen   6   zu  Magnia   Urbica   6  wie  es  doch  Apollo  wäre,   sein  kann,  sondern 

und  Froehner  S.  250   [Medaillon   der    Magnia  eine  untergeordnete  Gottheit,  eben  der  snena-fr 

Urbica;    darnach    nebenstehende    Abbildung]).  entsprechend.     Es    liegt   am    nächsten,    einen 

Vgl.   die  Widmung    C.  I.  L.  3   Suppl.  14156 1:  Sänger   darin   zu   sehen,   der,   wie  die  snena-S- 

[Pie]tati  |  et  |  [P]udicitiae  (nämlich  wohl  einer  20  die   turan   für   die  Zusammenkunft   mit  atunis 

Kaiserin).     Auf  die   durchaus  willkürliche  Be-  geschmückt    hat,    jetzt    vielleicht    ein    ini&cx- 

nennung  zahlreicher  antiker  Statuen,  die  nach  Xdfiiov  zu  singen  hat.     Diese  Auffassung  wird 

Art    der    Pudicitia-Bilder    verhüllte    weibliche  auch    durch    den  hinter   dem  puLSisqp   befind- 

Figuren  darstellen,  als  Pudicitia  ist  hier  nicht  liehen  Schwan  nicht  beeinträchtigt.    Zwar  hat 

näher  einzugehen.     [R.  Peter.]  ja   der  Schwan  Beziehungen   zum  Apollo  (Ste- 

Pudor,  Personifikation  der  Schamhaftigkeit,  phani,    Compte  rendu    1883,   28  sqq.;    Preller, 

der    griechischen    Aidos    (s.  d.)    entsprechend,  Griech.  Myth.  I4,  243),  allein  gerade  auf  einem 

luv.  11,  55  u.  dazu   W.  Christ,  Sitzimgsber .  d.  etruskischen    Spiegel    (Gerhard ,    Etr.    Spiegel 

philos.  philol.  Gl.  d.  K.   bayr.   Akad.   d.   Wiss.  Taf.  CX,  3,  108)   haben   wir  den  Schwan  viel- 

zu  München  1897,1,  129;  mit  Metus  als  tvccqs-  30  mehr    in    Beziehung    zur    Venus,    die    er    auf 

Sqoi   der  Maiestas   auf  dem   Olymp   thronend,  seinen  Rücken  trägt.     Es  ist   daher  auch   für 

Ov.  Fast.  5,  29;  mit  Mens  bona  als  Gefangene  unsern     Spiegel     wahrscheinlicher,     dafs     der 

im    Triumphzug    Cupidos,    Ov.    Am.    1,   2,    32.  Schwan   gar   nicht   zum   puliHsqp,   sondern  zur 

Pudor  serus  (=  Metameleia):  Seneca  H.  f.  692.  Venus  gehört,    die,  von  ihm  getragen,  zu  der 

[Höfer.]  Begegnung    mit    dem    Adonis    gekommen    ist. 

Puemunus,  Gottheit,  in  Iguvium  verehrt,  Was  nun  die  Namensform  pulaHsqp  betrifft,  so 
öfters  in  Verbindung  mit  Vesuna  (s.  d.),  die  könnte  man  wegen  etr.  pultuke  =  Ilolvdtvxris 
wohl  als  seine  Gattin  zu  betrachten  ist,  auf  den  versucht  sein,  in  ihr  einen  griechischen  Namen 
Tabulae  Igavinae  (3,  25.  35  p.  8  bei  Bücheier,  mit  JIoXv-  zu  suchen,  und  so  hat  in  der  That 
Umbrica;  4.  3.  5.  10.  11.  12.  24.  26  p.  9)  er-  40  Deecke  (Etr.  Forsch.  4,  27)  nach  älterem  Vor- 
wähnt, höchst  wahrscheinlich  das  männliche  gange  das  griech.  itolv&Ea-itig  darin  finden 
Gegenstück  zur  Göttin  Pomona  (s.  d.),  Bücheier  wollen.  Allein  das  ist  kaum  richtig.  Da  die 
a.  a.  O.  158  f.  Mommsen  zu  C.  I.  L.  1,  182  p.  34.  snena-9-  einen  zweifellos  etruskischen,  nicht 
Preller- Jordan,  Rom.  Myth.  1,  454.  Wissoica,  griechischen  Namen  hat,  so  verlangt  das  der 
Rel.  u.  Kult  der  Römer  164  f.  u.  oben  Bd.  3  Parallelismus  auch  für  den  puUHsgp.  Der  Aus- 
Sp.  2749,  3  ff .     [Höfer.]  laut  ist  ähnlich,  wie  in  dem  Namen  malavis^ 

Pugiia,   Tochter   der  Nox    und   des  Erebus,  und  dem  Zahlwort  cesp.     [C.  Pauli.] 

Personifikation  des  Kampfes,   Hyg.  fab.  praef.  Pultuce    (pultuce)    ist    die   etruskische   Um- 

p.  9,  16  Schmidt;   vgl.  Mä%ui    als  Töchter  der  formung    des    griech.    Polydeukes    (Deecke    in 

Eris  bei  Hes.   Theog.  228.     [Höfer.]                      50  Bezzenbergers  Beitr.  2,  169  no.  88).     In  dieser 

Pulthisph  (pul<9isqp) ,  ein  mit  dem  Adonis-  Form  ist  der  Name  belegt  auf  drei  Spiegeln, 
niythus  verknüpfter  Gott.  Er  ist  nur  einmal  deren  erster  aus  Voltera  stammt,  während  der 
belegt,  und  zwar  auf  einem  Spiegel,  der  von  zweite  aus  Viterbo  und  der  dritte  unbekannten 
Gerhard,  Etr.  Spiegel  3, 109  und  Fabretti,C. LI.  Fundortes  ist.  Zweimal  findet  sich  in  alter- 
no.  2494  herausgegeben  und  bei  Gerhard,  Über  tümlicherer  Orthographie  auch  die  Form  pul- 
die  Metallspiegel  fAbhandl.  der  Berliner  Aka-  tuke  und  einmal  pulutuke.  Jene  ist  belegt  auf 
demie  1836)  Taf.  II  und  Etr.  Spiegel  Taf.  CXI  zwei  Spiegeln,  deren  ersterer,  unbekannter 
abgebildet  ist.  Dieser  Spiegel  zeigt  folgende  Herkunft,  sich  im  Florentiner  Museum  be- 
Darstellung: eine  Mittelgruppe  enthält  stehend  findet,  während  der  andre  bei  Perugia  ge- 
die  Venus  (etr.  turan),  links  den  Adonis  (etr.  60  funden  ist.  Die  Form  pulutuke  dagegen  steht 
taunis);  rechts  von  der  Venus  eine  dienende  auf  einem  Grusinischen  Spiegel.  Der  Spiegel 
Göttin,  snena^  genannt,  in  den  Händen  Metall-  von  Volterra  ist  veröffentlicht  von  Schiassi, 
stift  zum  Scheiteln  der  Haare  und  Pomaden-  tab.  XIV  und  aus  ihm  von  Gerhard,  Etr.  Spiegel 
büchschen  haltend,  nicht  Schreibgriffel  und  3,  50  Taf.  LIX  no.  3;  weiter  von  Inghirami, 
Tintenfafs,  wie  Gerhard  meint;  links  vom  Mon.  etr.  tom.  2  (=  vol.  4)  tav.  LIV  und  Storia 
Adonis  sitzt  eben  unser  puLiHsqp  mit  Ki-  della  Tose.  tav. XVI  no.  1  und  von  Fabretti,  Gl.  I. 
tharis  und  Plektron  in  den  Händen,  hinter  no.  304.  Den  Spiegel  von  Viterbo  haben  ver- 
ihm   ein  Schwan.     Die  genannten   etr.  Namen  öffentlicht Gerhard, Etr.Spiegel3,2'i2Taf.CCLY'B 


3279                      Pultuce  Pulunice                     3280 

und  Fabretti,  C.  I.  I.  no.  2054  quater.  Den  klang  an  Kalchas  ist  doch  wohl  nur  zufällig, 
Spiegel  unbekannter  Herkunft  haben  heraus-  da  es  an  sachlichem  Zusammenhange  fehlt, 
gegeben  De  Witte,  Catal.  Durand  no.  1960;  [C.  Pauli]. 
Gerhard,  Etr.  Spiegel  3,  57  Taf.  LYI1T  und  Pultuke,  etr.,  siehe  unter  Pultuce. 
Fabretti,  C.  I.  I.  no.  2504.  Der  Florentiner  [C.  Pauli.] 
Spiegel  ist  veröffentlicht  von  Dempster  tab.  VII  Puluctre  (puluctre)  wird  von  Deecke  (in 
(Buonarr.  pag.  22);  Gori,  Mus.  etr.  I,  XIII  u.  2,  Bezzenbergers  Beitr.2,  169no.89)  fragend  einem 
167  sq.;  Passer i,  Paralip.  29 ;  Lanzil,  214  =  170  griechischen  TIolvv-raQ  oder  IIoivHTOQo^  gleieh- 
tav.  XI  no.  6;  Mittin,  Gal.  myth.  2,  248  pl.  CXLVI  gesetzt  und  dieses  als  =  TlvldSrig  genommen. 
Inghirami,  Mon.  etr.  tom.  2  (=  vol.  4),  475  10  Der  Name  ist  nur  einmal  belegt,  und  zwar 
tav.  XL VIII  tom.  4  tav.  III  und  Storia  della  auf  einer  Volterranischen  Alabasterurne,  die 
Toscana  tav.  XVII ;  Creuzer,  ed.  Guign.  pl.  CLXXI  veröffentlicht  ist  von  Micali,  Mon.  ant.  tav.  CIX ; 
ter  no.  632;  Conestabile  Iscr.  etr.  194  tav.  LIX  Inghirami,  Mon.  etr.  tom.  1  (=  vol.  1)  tav.  XLIII 
no.  206;  Gerhard,  Etr.  Spiegel  Taf.  CCCLV  und  no.  1,  tom.  6  (=  vol.  9)  tav.  A  2  und  Storia 
Fabretti,  C.  I.  I.  no.  108.  Den  Perusinischen  della  Toscana  tav.  LXXIII  no.  1;  Baoul-Bochette, 
Spiegel  hat  herausgegeben  Conestabile  in  der  Mon.  ined.  1  pl.  XXIX  no.  1;  Gerhard,  Gott- 
Gazetta  dell'  Umbria  10  no.  49  (2.  März  1869),  im  heiten  der  Etrusker  Taf.  VIb  und  Fabretti,  C. 1. 1. 
Butt,  dell'  Inst.  1869,  47  sqq.  und  in  den  Monum.  no.  305  tab.  XXV.  Zu  pul  verkürzt,  begegnet  der 
di  Perugia  4,  468  no.  695  =  MXXIII  tav.XCVT  Name  noch  ein  zweites  Mal  auf  einem  Ser- 
no.  1  und  nach  ihm  Fabretti,  C.  I.  I.  suppl.  1,  20  pentinstein  der  Sammlung  des  Herzogs  von 
no.  252.  Der  Clusinische  Spiegel  endlich  findet  Blacas  (Fabretti,  C.  1. 1.  no.  2514 bis.  tab.  XLIV), 
sich  veröffentlicht  von  3IicaliStoriaetc.t&Y.XLYU  aber  die  Inschriften  dieses  Steines  sind  plumpe 
no.  1;  Gerhard,  Etr.  Spiegel  3,  52  Taf.  LVI  no.  1;  Fälschungen  nach  der  Volterranischen  Urne. 
Baoul-Bochette  im  Journal  desSav.  1834,  710  sq. ;  Die  dargestellte  Scene,  soweit  sie  für  uns  hier 
Lajard  in  den  Ann.  dell'  Inst.  1851,  228  und  von  Belang  ist,  ist  die  Ermordung  der  Kly- 
Fabretti,  C.  I.  I.  no.  479  tab.  XXX.  taimestra  (clutrnsta).  Es  sind  drei  nackte,  mit 
Auf  dem  Spiegel  von  Volterra  haben  wir  Schwertern  bewaffnete  Helden,  die  sich  mit 
im  Mittelpunkt  Venus,  hinter  ihr  Minerva,  ihr  zu  schaffen  machen;  der  erste,  der  sein 
rechts  Castor.  links  Polydeukes.  Die  Namen  Schwert  bereits  in  ihre  Brust  gesenkt  hat,  ist 
sind  zum  Teil  verwischt:  das  turan  fehlt  ganz,  30  als  urste  (Orestes)  bezeichnet;  aber  auch  der 
von  menrva  ist  nur  das  va,  von  castur  nur  cas,  zweite,  der  links  hinter  ihr  mit  gezücktem 
von  pultuce  nur  pultuc  übrig.  Aber  das  Feh-  Schwerte  steht,  hat  die  gleiche  Beischrift  urste, 
lende  bietet  uns  der  parallele  Spiegel  bei  Ger-  während  der  dritte,  in  ganz  ähnlicher  Stellung 
hard  auf  derselben  Tafel  LIX  no.  2.  Hier  haben  noch  weiter  links  stehende  eben  als  puluctre 
wir  statt  castur  zwar  die  Beischrift  laran  und  bezeichnet  ist.  Wie  das  doppelte  urste,  welches 
statt  pultuce  vielmehr  aplu ,  aber  das  turan  der  Blacassche  Serpentinstein  gewissenhaft 
und  menrva  sind  vollständig  erhalten.  Der  wiederholt,  uns  zeigt,  sind  hier  die  Beischriften 
Spiegel  von  Viterbo  zeigt  links  die  Minerva  nicht  zuverlässig,  und  so  könnte  denn  ja  auch 
(menrva)  im  Gespräch  mit  Oileus  (vile),  rechts  hier  das  puluctre  möglicherweise  ein  Versehen 
die  beiden  Dioskuren  (castur  und  pultuce).  40  für  pulate  oder  pulaze  (Pylades)  sein.  Andrer- 
Der  Spiegel  unbekannter  Herkunft  stellt  die  seits  aber  ist  ein  Heroenname  IIoIvxtcoq,  dem 
Dioskuren  (castur  und  pultuce)  dar  in  der  unser  puluctre  in  der  That  entsprechen  kann. 
Überwältigung  eines  Dritten,  dem  der  Name  wirklich  belegt  (Fiele,  Griech.  Personennamen* 
nicht  beigeschrieben  ist  und  der  verschie-  407).  Eine  dritte  Möglichkeit,  die  vielleicht 
den  gedeutet  worden  ist.  Aus  der  Darstel-  das  Richtige  trifft,  ist  diese:  Da  auch  %\Ar\  ein 
hing  selbst  ergiebt  sich  nicht,  wer  gemeint  Namenwort  ist  (Fick  a.  0.  408),  TlvXadrß  davon 
sein  könne.  Auf  dem  Florentiner  Spiegel  aber  nur  eine  Koseform,  so  könnte  uns  in  pu- 
haben  wir  im  Mittelpunkt  den  Meleager  (me-  luctre  der  dazu  gehörige  Vollname  erhalten  sein* 
lakre),  hinter  ihm  Menelaus  (menle),  rechts  der  aber  alsdann  natürlich  nicht  =  IIoIvy.ziöq, 
Castor  (castur),  links  Pollux  (pultuce).  Auf  50  sondern  vielmehr  =  TIvIov.tcoq  sein  würde.  Die 
dem  Spiegel  von  Perugia  haben  wir  in  der  etruskische  Form  läfst  beide  Erklärungen  zu. 
Mitte  Helena  (elinei)  und  Laomedon  (lamtun),  [C.  Pauli.] 
diesen  vielleicht,  wie  man  meint,  durch  ein  Pulunice  (pulunice)  erscheint  als  etruskische 
Versehen  für  Tyndareos;  rechts  befindet  sich  Umformung  des  griechischen  Polyneikes  (Deecke 
Castor  (kastur),  links  Pollux  (pultuke).  Der  in  Bezzenbergers  Beitr.  2,  170  nr.  109)  auf  einer 
Clusinische  Spiegel  endlich  zeigt  links  die  Mi-  Wand  des  Francoisgrabes  von  Volci.  Daneben 
nerva  (ohne  Beischrift),  rechts  die  Venus  (turan),  erscheint  der  Name  als  qpulnice  auf  einem 
in  der  Mitte  eine  Gruppe  von  drei  Jünglingen,  Skarabäus  von  Karneol  Perusinischer  Herkunft 
die  ,,wie  im  Ringerkampf  einander  umschlungen  und  als  gpulnise,  so  überliefert  auf  einer  Gemme 
halten"  (Gerhard).  Der  mittlere  trägt  die  Bei-  60  von  Karneol  unbekannten  Fundortes.  Das  Fran- 
schrift  ^alu^asu  und  ist  vielleicht  derselbe,  wie  coisgrab  ist  veröffentlicht  von  Noel  des  Vergers; 
der  dritte  ohne  Beischrift  auf  dem  Spiegel  von  Garrucci ,  Tavole  fotogra flehe  delle  püture 
unbekannter  Herkunft,  der  rechts  heilst  ka-  vulcenti  etc.  tav.  VII;  von  Brunn  in  den  Ann. 
sutru,  der  links  pulutuke.  Bemerkenswert  an  dell'  Inst.  1859,  352  sqq.  und  Monum.  ined.  6/7 
diesen  Formen  sind  die  vielen  Hülfsvokale  mit  tav.  XXXI  sq.  und  von  Fabretti,  C.  1. 1.  nr.  2168 
u-Färbung,  denn  sie  sind  aufzufassen  als  ,,^a-  tab.  XL.  Den  Skarabäus  von  Perusia  haben  ver- 
las", kasutru,  pub'tuke.  Über  den  ersten  dieser  öffentlicht  Gori,  Stör.  ant.  etr.  p.  CXXHI  tav.  VIII ; 
Namen   sind  wir  im  Unklaren,   denn  der  An-  Winckelmann,  Mon.  ined.   nr.  105   (tab.  CXXII 


3281                     Pulutuke  Putunia                     3282 

no.  283  ed.  Prat.);  Marini,  Arvali  pag.  V;  Fea  die  Venus  darin  sehen,  die  auch  sonst  in  ähn- 

bei   Winckelmann.  Storia  delle  arti  del  disegno  liehen   Gruppen   mit  ähnlichem  (phrygischem) 

1, 163;  Lanzi2,  146  =  117  tav.VlUnr.  7;  Miliin,  Kopfputz  erscheine.    Mir  scheint  jeder  Anhalt 

Gall.  Jfafyife.2,54sq.pl.CXLIIInr.507;  Vermiglioli,  für  die  Venus   zu  fehlen.     Bugge  (in  Deeckes 

Bibliogr.   Perus,    zu    Schlufs   und   Iscr.  Perug.  Etr.  Fo.  u.  Stu.  4,  25  sq.),   durch  eben  diesen 

pag.  XIX  und  77;  Inghirami,  Mon.  etr.  tom.  6  phrygischen    Kopfputz    verleitet,    möchte    das 

(=  vol.  9)  tav.  U2  nr.  1  und  Stör,  della  Tose.  puri#    „nicht   ohne    Zweifel"    als    (pgvyicc    „die 

tav.  VII  nr.  1;  Müller,  Denkm.  der  alten  Kunst  phrygische  Frau"  deuten:  die  Vokale  seien  um- 

lTaf.LXHI  nr.  319  und  Fabretti,  GL  I.  nr.  1070  gestellt  [also  puri^;  für  pru^i!]  und  das  -a  sei 

t.  XXXVI.  Behandelt  ist  der  Skarabäus  aufserdem  10  abgefallen.      So    gewaltsame    Lautbehandlung 

noch  von  Guarnacci,  Or.  ital.  1,  364;  Antonioli,  kennt  das  Etruskische  nicht,  obwohl  ähnliche 

Spieg.diun'  ant.  gemma;   Winckelmann,  Pierres  Dinge  ja   oft  genug  von  den  Interpreten   an- 

gravees  de  Stosch  334  nr.  172;   Visconti,  Op.var.  genommen  werden.    Überdies  ist  nicht  berück- 

2,256;   Toelken,  Erklär.  Verzeichn.  der  Berliner  sichtigt,   dafs  -#  eine   auch   sonst  begegnende 

Gemmensammlung  59;  Lepsius  in  den  Ann.  delV  Endung   in    echt   etraskischen  mythologischen 

Inst.    1836,    197  sq.;    Conestabile,    Montan,    di  Namen  ist.     So   haben  wir  malavis^,   mlacu#, 

Perugia  4  nr.  1019.     Die  Gemme   endlich   un-  munthi^.     Es    ist    daher   auch   puri#  für  eine 

bekannter   Herkunft,  jetzt   in    der    Sammlung  etruskische   Form    zu    halten,    von    deren  Be- 

Castellani  in  Rom,  ist  veröffentlicht  von  Heyde-  deutung   wir  aber,    wie  gesagt,    nichts  weiter 

mann    im   Bull.   delV  Inst.  1869,  56    und    von  20  wissen.     [C.  Pauli.] 

Fabretti,  C.  I.  I.  suppl.  1  nr.  463.  Auf  der  Fran-  Purpureus,  lateinische  Übersetzung  des 
cois-Grabwand  ist  der  Brudermord  des  Eteokles  griechischen  Gigantennamens  Porphyrion  (s.  d.), 
und  Polyneikes  ohne  weitere  Zuthaten  darge-  Naevius  bell.  Pun.  fr.  10  Vahlen  aus  Priscian 
stellt  unter  Beischrift  der  beiden  Namen.  Der  6,  6  {Gramm.  Lot.  Keil  2  p.  199).  Max.  Mayer, 
Skarabäus  von  Perugia,  die  schlummernden  Giganten  und  Titanen  200,  89.  [Höfer.] 
und  von  ihren  Gefährten  bewachten  Helden  Pursepmunis  (IlovQOtTtuovvig) ,  ägyptische 
vor  Theben  darstellend,  ist  schon  von  mir,  Gottheit  auf  Inschriften  aus  Gartaas  (Nubien), 
s.  v.  parfranapae,  beschrieben  worden.  Eben-  GL  G.  3,  5006.5008.5014;  vgl.  Franz  zu  5001. 
dort  ist  auch  die  zweite  Gemme  besprochen.  Parthey,  Aegypt.  Personcnnamen  98.  [Höfer.] 
Auf  dieser  sind  die  Buchstaben  sehr  undeut-  30  Pusiris  (flovctqig),  der  Name  des  Osiris  mit 
lieh,  und  es  ist  mir  sehr  zweifelhaft,  dafs  auch  Artikel,  Spiegelberg,  Aegypt.  u.  griech.  Eigen- 
hiev Pulnice  zu  lesen  sei.     [C.  Pauli.]  namen  32*,  223,    der   die   Frage    aufwirft,    ob 

Pulutuke,  etr.,  siehe  unter  pultuce.  der     bekannte    Unhold    Busiris     ursprünglich 

[C.  Pauli.]  auch   nichts    anderes  als  der  mit  dem  Artikel 

Pulvinensis,  Beiname  der  Bellona,  d.  h.  der  versehene  Osirisname  gewesen  ist.     [Höfer.] 

kappadokischen  Ma,  CLL.  6,  490.  2232.2233.  Puta  s.  Indigitamenta. 

2235.    Vielleicht  ist  der  Beiname  von  der  Lage  Puthios  s.  Pythios. 

ihres  Tempels   in   der  Nähe   des   pulvinar  des  Putuuia   erscheint  als  Zuname   einer  etrus- 

Circus    Flaminius    (Fest.  p.  364   s.  v.   Tensam)  kischen  Göttin  auf  einein  bei  Bolsena  gefundenen 

abzuleiten,  Procksch  Bd.  1  Sp.777,  22 ff.   Drexler  40  Bronzespiegel,  der  jetzt  im  Britischen  Museum 

Bd.  2   Sp.  2224,    18  ff.     A.  Forbiger,   Hellas  u.  sich  befindet.    Er  ist  veröffentlicht  von  Brunn 

Rom  2, 161.  187  291.   0.  Gilbert,  Gesch.  u.Topogr.  im  Bull.  MV  Inst.  1858,  185  sq.,  von  Gerhard, 

der  Stadt  Rom  im  Altert.  33,  75.    Wissoiva,  Rel.  Etr.  Spiegel  3,  276  u.  328  Taf.  CCLVH  B  und 

d.  Römer  291.     Preller- Jordan,   Rom,  Mythol.  von  Fabretti,  C.  I.  I.  nr.  2094.    Die  Darstellung 

2,  386,  3.    Aust  bei  Pauly-Wissowa  3  Sp.  256  enthält  fünf  Gottheiten  und  drei  Götterkinder: 

s.v.  Bellona.    Jordan-  Huelsen,  Topographie  d,  die  Mittelgruppe  bilden  Venus  (turan)  und  rechts 

Stadt  Rom  (1907)  1,  554,  31.     [Höfer.]  von   ihr  Mars   ([l]aran),   links   von    der  Venus 

Puntasbas    (Ilovvzaoßccg),    phrygische    Gott-  steht  Minerva  (menrva)   in  ihrer  gewöhnlichen 

heit  neben  MitoeupccTcc  und  Mag  Ts^iQoys  10g  ge-  Darstellung,   und   ihr   zu  Füfsen    erhebt   sich, 

nannt,  wahrscheinlich  wie  die   beiden    andern  50  von   ihr  angefal'st,   aus  einem  Gefäfs  der  eine 

ein    Unterweltsgott,     da     die    Gräber     ihrem  Knabe  (marishusrnana);  links  ist  Mercur  (turms) 

Schutze    anempfohlen    werden    (Inschrift    aus  mit  einem  der  andern  Knaben  (marisismin^ians) 

Dorylaion),     Athen.     Mitth.     23     (1898),     362.  in  der  linken  Hand ;  rechts  endlich  steht  unsere 

P.  Kretschmer  ebend.    25  (1900),   445  f.    —  A.  Göttin  (amaputunia),  den  dritten  Knaben  (ma- 

Dieterich,  Ath,  Mitth.  23,  363  hatte  die  in  der  rishalna)    auf  dem   linken  Arm.     Lesung   und 

Inschrift   ausdrücklich   als    &sot   bezeichneten  Erklärung     dieses    amaputunia    sind    zweifel- 

Puntasbas  u.  s.  w.  für  vergötterte    Toten    ge-  haft.     Brunn  liest  amatütunia,   Gerhard  ama- 

halten  auf  Grand  der  phrygischen  Sitte,    die-  tutun,  Deecke  (Etr.  Fo.  4,  32.  86)  amatütunia (?), 

selben   Namen   für   Götter   und   Menschen    zu  Bugge  (Etr.  Fo.  u.  Stu.  6,  32)  amatunia,   Fa- 

gebrauchen  (P.  Kretschmer,  EM.  in  d.  Gesch.  60  bretti  amaputunia.     Mir  scheint  nach   der  Ab- 

d,  griech.  Sprache  200,  1).     [Höfer.]  bildung  von  Gerhard   nur  amaputunia  gelesen 

Purich  (puri^)  erscheint  als  der  Name  einer  werden  zu  können.  Gerhard  (Et):  Spiegel  3,  329) 

dienenden  Frau  auf  einem  Spiegel  der  Samm-  schliefst   den   Namen    an    die  'Aua&ovcia   und 

lung  Terrosi  in  Cetona,  von  dem  ich  die  Litte-  sieht    in    der  Figur    die  Venus,    ebenso    auch 

ratur   und   die  Beschreibung  der  Darstellung,  Deecke  und  Bugge,   die  nur  in  der  lautlichen 

s.  v.    palmi-fre   gegeben  habe.     Wer  die  puri#  Erklärung   der  Form  von  einander  abweichen, 

sei   und   was    der  Name    bedeute,    wissen   wir  sofern    Deecke   volksetymologische    Anlehnung 

nicht.     Gerhard   (Etr.  Spiegel   3,   337)   möchte  an   amare  und  Tutunus  vermutet,   Bugge  hin- 


3283                          Pydes  Pygmaien   (Litteratur)            3284 

gegen  die  Form  aus  dem  griechischen  Akkusativ  Myth.  (1835),  776  f.  und  Baumeister,  D.  d.  kl. 
'Apccdovvxa  vermittelst  des  Suffixes  -unia  ableiten  A.  (3),  S.  1428  f. 
will.  Ich  halte  diese  ganze  Erklärung  für  un-  .  „ 
zulässig,  sprachlich  wie  sachlich.  Der  vierte  L  Literarische  Überlieferung. 
Buchstabe  der  Form  kann  kein  t  sein,  sondern  Im  Eingang  des  dritten  Gesanges  der  Utas 
ist  ein  p ,  und  da  die  Venus  schon  als  turan  ziehen  die  Troer  mit  Geschrei  und  Rufen  daher, 
auf  dem  Spiegel  vorhanden  ist,  so  hat  eine  die  Achaier  aber  in  entschlossenem  Schweigen; 
Amathusia  dort  nichts  mehr  zu  suchen.  Be-  der  wirre  Lärm  der  Troer  nun  ist  verglichen 
achten  wir,  dafs  die  Namen  der  drei  Knaben,  mit  dem  der  Kraniche  (ytouvoi,  ccl,  erst  später 
marishalna,  marishusrnanaundmarisismin^ians,  10  ol,  lat.  grues),  die  auf  ihrer  Flucht  vor  dem 
in  maris  halna,  maris  husrnana  und  maris  Winter  mit  Geschrei  hinfliegen  zu  des  Okeanos 
isminaHans  sich  zerlegen,  so  wird  eine  gleiche  Strömungen,  pygmaiischen  Männern  Tod  und 
Zerlegung  auch  des  amaputunia  in  ama  putunia  Verderben  bringend  (v.  6).  In  ähnlichem  Gleich- 
möglich. Und  sie  wird  wahrscheinlich,  wenn  nis,  das  sich  bezieht  auf  „das  geräuschvolle 
wir  sehen,  dafs  beide  Stämme  auch  sonst  sich  Getümmel  des  in  einzelnen  Zügen  in  die  Ebene 
belegen  lassen.  So  haben  wir  ama  auf  dem  einrückenden  Heeres"  (Ameis-Henzen),  gedenkt 
Cippus  Perusinus  (Fabretti,  C.  I.  I.  no.  1914.  der  Dichter  auch  II.  2,  459  ff.  der  grofsen 
A.  Z.  5  und  B.  Z.  15)  und  auf  der  Mumienbinde  Schwärme  von  Wildgänsen,  Kranichen  und 
(10,  9.  14),  und  ame,  anscheinend  eine  Kasus-  Singschwänen,  die  lärmend  die  Flufsgestade 
form  von  ama,  ebendort  auf  dem  Cippus  Peru-  20  bevölkern ;  II.  3,  3  ff.  aber  ist  von  epischen 
sinus  (A.  Z.  2)  und  auf  der  Mumienbinde  (7, 14;  Dichtern  vielfach  nachgeahmt  worden.  Am 
8,  6.  8;  10,  3.  5).  Für  dieses  ama  hat  bereits  engsten  schliefst  sich  Nonnos  an,  Dion.  14, 
Migliarini  (Zibaldone  etc.  18,  34  sq.)  die  Be-  331  ff.,  und  Oppian  Halieut.  1,  620 ff.  hat  das 
deutung  „Mutter"  vermutet,  was  sachlich  für  Gleichnis  auch  auf  das  Vordringen  gröfserer 
unsere  ama  putunia  vortrefflich  pafst.  Wie  Massen  von  Fischen  übertragen.  Unter  den 
halna,  husrnana  und  isminiKans ,  so  hat  auch  römischen  Nachahmern  steht  obenan  Vergil. 
putunia  das  Aussehen  eines  Adjektivs.  Es  Aen.  10,  264  ff. ;  schon  Macrobius  satum.  5, 
zerlegt  sich  in  put — unia  (=  un — ia).  Der  10,  1  zitiert  dazu  das  homerische  Vorbild; 
Stamm  put-  liegt  vor  in  pute  auf  der  Mumien-  weiter  vgl.  Lucan.  Phars.  5,  711  ff.  Val.  JBlacc. 
uinde  (2,  6;  3,  22;  4,  3,  16;  5,  5.  12;  9,  4.  11.  20)  30  Arg.  3,  359  ff.  Stat.  Theb.  5,  11  ff.  12,  515  ff. 
und  in  puts  ebenda  (12,  41)  wofür  an  einer  vgl.  auch  7,  285  ff.  Claudian.  15  (de  bello 
andern  Stelle  (8,  12)  pu-frs  geschrieben  ist.  Dies  Gildonico)  474  ff.  Aufser  bei  Nonnos  und 
pu'frs  steht  mit  zweimaligem  ame  in  demselbem  Oppian  ist  der  Pygmaien  nicht  mehr  gedacht, 
Stück  des  Textes,  und  es  wird  auch  dadurch  und  überall  ist  da  die  Rede  von  den  thraki- 
doch  wohl  die  Lesung  ama  putunia  bestätigt.  sehen  Kranichen,  die  den  Strymon  mit  dem 
Was  dies  put-  heifse,  wissen  wir  nicht.  An  Nil  vertauschen  und  umgekehrt.  Für  die 
ein  griech*.  LTv&covla,  dem  das  putunia  lautlich  Kraniche  „die  fernhin  nach  des  Südens  Wärme 
genau  entsprechen  würde,  wird  man  doch  nicht  in  graulichtem  Geschwader  ziehn"  vgl. Schillers 
denken  dürfen,  denn  der  Stamm  put-  ist  doch  Ballade  ,,Die  Kraniche  des  Ibykus" ;  s.  Jahn 
für  rein  etruskisch  zu  halten.  Auch  wenn  ama  40  a.  O.  418,  1.  Stephani  a.  0.  118,  8. 
tutunia  die  richtige  Lesung  sein  sollte,  würde  Die  Pygmaien  erwähnt  nach  Homer  auch 
die  Trennung  in  zwei  Wörter  aufrecht  zu  er-  Hesiodos,  wie  dieser  auch  der  KarovSaloi  ge- 
halten sein,  da  es  auch  einen  Wortstamm  tut-  dachte,  der  „unter  der  Erde  lebenden"  Menschen, 
giebt.     [C.  Pauli.]  und    anderer  Fabelvölker   wie    der  Hemikynes 

Pydes    (Ilvdrig),     Gott     des     gleichnamigen  (s.  0.  Bd.  1,  Sp.  2034,  39  ff.)  und  der  Makro-  oder 

Flusses    in    Pisidien,    Antimachos    bei    Bergk,  Megalokephaloi  (s.  o.  Bd.  2,  Sp.  2541,  24  ff.),  vgl. 

Poet.  lyr.  24,  293:   IIvör\xog  xovqt]  njlsvlsirov  Hesiod.  ed.  Rzach  frg.  84  {Philodem.  n.  svaeß. 

Ttozapoio.     [Höfer.]  10  Gomp.)  und  frg.  86  (Strab.  1  p.  43.  7  p.  299). 

Pygmaien  {Ilvy^ialoi,  zu  7)  itvyinq,  die  Faust,  In   der  Folge   aber  ward  vielfach   darüber  ge- 

als  Längenrnafs   die  Länge   vom  Ellbogen  zur  50  handelt,    ob    in   Wirklichkeit    ein  zwerghaftes 

geballten  Hand  =  18  8äv.xvloi  =  1,125  -jzödsg,  Volk    der  Pygmaien,    das   mit   den  Kranichen 

also  „Fäustlinge").  Krieg  führt,  existiere  und  wo  denn  dies  Volk 

Literatur.    Otto  Jahn,  Arch.  Beitr.  (1847),  zu  suchen  sei.     Nach  Hekataios  von  Milet  F. 

S.418— 434  z.  Taf.  2,  1.  3— 6  u.  Taf.  12.    Ludolf  H    G.   1,    18,    266    (vgl.   Eustath.    z.    //.  3,  6 

Stephani,  Compte-Rendu  de  Petersb.  1865,  119ff.  p.  372,  9ff.  und  Schol.  z.  St.)   waren   die  Pyg- 

(mit  Textabbildungen  S.  159  u.  186).    v.  Sybel,  maien    ein    ackerbautreibendes   Völkchen,    das 

Mythologie    d.    Ilias   1877,    S.  7  ff.    246.    300.  sich  der  Kraniche  erwehrt,  welche  die  Pygmaien 

Alfred  Wiedemann,  Herodots  zioeites  Buch  mit  deren  Kleinheit  wegen  verachten,   ihre  Saaten 

sachl.  Erlernt.  (1890),  S.  139 — 141.    Paul  Mon-  schädigen   und  Hungersnot   bringen   über   ihr 

ceaux,  La  legende  des  Pygmees  et  les  nains  de  60  Land.     Wie   sich   die  Pygmaien    der  Kraniche 

VAfrique    e'quatoriale,    Revue   hist.,    16.  annee,  erwehren,  darüber  unten.    Wahrscheinlich  hat 

tome  47,   Sept.  —  Dec.  1891,    p.  1 — 64.     Franz  schon  Hekataios,   Homers  Ortsbestimmung  in 

Stuhlmann,   Mit  Emin   Pascha   ins   Herz   von  'Slxzavoio  yoäcov  („am  Südrand   der  Welt",  G. 

Afrika  (1894),   S.  303.  436—475   (20.  Kap.  mit  Finsler,  Homer  S.  194)  präzisierend,  die  Pyg- 

, , Literatur    über    die    P."    auf    S.  473  ff.).    849.  maien    sig   xa  avcoxäxco   fi^prj   xfjg  AlyvTtTiaxfjg 

Vgl.   noch    E.  H.  Berger,    Myth.  Kosmogr.    d.  yi)g   TtXr\Giov   xov   'Q-asuvov    angesetzt;    freilich 

Griechen  (1904),  S.  24 f.   sowie   die  Artikel  bei  geht   dies   aus   dem  HomerschoJion  nicht  klar 

Ed.  Jacobi,   Handwörterb.  d.  griech.  und  röm.  hervor,    erst    aus    der    Kombination    der    ver- 


3285      Pygmaien  (litterar.  Überlieferung)  Pygmaien  (litterar.  Überlieferung)      3286 

schiedenen  Zeugnisse.  Dagegen  hatte  Herodot  zweiten  Buch  seiner  'Ivdixd  die  kleinen  Männer, 
indirekte  Kunde  von  einem  pygmaienhaften  die  mit  den  Kranichen  Krieg  führen  und  Reb- 
Volke  in  Aigypten,  bezw.  im  Innern  Afrikas;  hühner  als  Reittiere  gebrauchen,  F.  H.  G.  4, 
den  Volksnamen  nennt  er  allerdings  nicht,  346  aus  Athen.  9  p.  390b,  vgl.  noch  Philostr. 
scheint  er  nicht  zu  kennen.  Herodot  berichtet  Vita  Apoll.  Tyan.  3,  47.  Nach  anderer  Über- 
2,  32,  dafs  nasamonische  Jünglinge  auf  kleine  lieferung  haben  die  Pygmaien  in  Karien  ge- 
Männer gestofsen  seien,  ävdgag  oiiMQovg,  u£-  wohnt,  in  der  Gegend  von  Tralleis,  Plin.  5,  109. 
tqIcov  ilaar>ovag  cu>8qiov,  von  fremder  Sprache ;  Ferner  sollen  sie  im  Gebiete  der  Aroteres 
von  diesen  seien  sie  weggeführt  worden  durch  Skythai  gesessen  haben  und  von  den  Kranichen 
gröfste  Sümpfe  und  in  eine  Stadt,  in  der  alle  io  vertrieben  worden  sein  aus  der  Stadt  Geraneia, 
Leute  von  gleicher  Gröfse  waren  wie  die  Führer  die  bei  den  Barbaren  Kattuza  hiefs,  vgl.  Plin. 
und  schwarz  von  Farbe,  „7tQog  &yvQov  mufs  4,  44.  Solin.  p.  77,  3  ed.  Momms.  Steph.  Byz. 
den  Sinn  südwestlich  haben  und  dient  wohl  s.  v.  Kccxxov^cc;  diese  Lokalisierung  wird  damit 
nur  dazu,  um  die  Gegend  zwischen  Aigypten  zusammenhängen,  dafs  die  Kraniche  von  Thra- 
und  der  Oase  Ammon  auszuschlieisen",  vgl.  kien  her  nach  Aigypten  ziehen.  Auch  an  der 
Wiedemann,  Herodots  zweites  Buch  S.  138  ff.  andern  Seite  des  Schwarzen  Meeres,  bei  den 
Nach  Aigypten  versetzte  Aristoteles  die  Pyg-  Kolchiern  scheint  man  die  Pygmaien  gesucht 
maien,  vgl.  Hist.  anim.  8,  12,  76.  Eustath.  zu  haben,  Palaiphatos  (?)  F.  H.  G.  2,  339,  2 
a.  0.  p.  371,  44  f.  p.  372,  12 ff.  F.  H.  G.  2,  (Steph.  Byz.  s.  v.  MuxQoxicpcdoi).  So  war  denn 
180,  250  (aus  Plin.  h.  n.  7,  27).  Aristoteles  20  später  auch  von  nordischen  Pygmaien  die  Rede, 
hält  die  Geschichte  von  den  Pygmaien  nicht  Boqsioi  Ilvyualoi,  die  irgendwo  in  der  Gegend 
für  eine  Fabel  (wofür  sie  also  offenbar  von  von  Thule  wohnten  (tv&cc  xa  Vyxitxa),  kurz- 
anderer Seite  schon  damals  angesehen  ward)  leibig  auch  sie  und  von  geringer  Lebensdauer, 
und  behauptet,  es  habe  in  Wirklichkeit  solche  nadelfeiner  Geschosse  sich  bedienend,  vgl. 
gegeben  irgendwo  in  der  Gegend  der  Sümpfe  Eustath.  a.  0.  p.  372,  21  ff.  „Und  es  giebt 
in  Oberaigypten,  wo  der  Nil  entspringt;  klein  auch  Leute",  heifst  es  da,  „die  versichern, 
seien  sie  selber  sowie  auch  ihre  Pferde  und  derartige  Menschlein  gesehen  zu  haben"  — 
Troglodyten  inbezug  auf  ihre  Lebensweise;  ins  wogegen  andere  wie  Apollodor  und  Strabon 
Gebiet  der  Nilquellen  aber  wandern  die  Kra-  die  Existenz  der  Pygmaien  völlig  in  Abrede 
niche  aus  den  skythischen  Steppen,  gewisser-  30  stellten.  Zunächst  Apollodor  im  zweiten  Buch 
mafsen  £%  xäv  iö^ccxcov  slg  xa  ha%cixcc  Dem  seines  naxäloyog,  eines  Kommentars  zum  home- 
Aristoteles  sind  nicht  wenige  Schriftsteller  ge-  rischen  Schiffskatalog,  vgl.  F.  H  G.  1,  456, 
folgt,  vgl.  z.B.  Plin.  6,  188.  Pomp.  Mela  3,  81  160,  nach  Tzetz.  Chil.  7  hist.  144,  760 ff.,  wo 
(3,  8,  8)  ed.  Parthey.  Philostr.  Vita  Apoll.  Tyan.  die  Pygmaien  ein  Glied  nur  bilden  in  einer 
6,  1.  25.  Claudian,  40  (ad  Serenam),  13  ff.  langen  Kette  von  Fabelvölkern,  lauter  xioaxä  xs 
Hesych.  s.  v.  JTvyuaioi,  vgl.  auch  s.  v.  Näßcci  ncä  TtXäa^ccxa;  zum  Teil  kehren  sie  wieder  bei 
(Novßai?)'  JJvywuioi,  ferner  vgl.  Said.  s.  v.  Strabon,  ihrer  nicht  wenige  aus  Megasthenes. 
cpQtvoßlußrig;  die  Pygmaien  sind  als  die  „Süd-  Es  werden  da  mit  den  Pygmaien  zusammen 
lichsten"  (votimxaxoi)  bezeichnet  bei  Eustath.  genannt:  die  'HuUvvsg  (bei  Strab.  p.  43.  299. 
z.  Dion.  Perieg.  39  (aus  Strab.  17  p.  821).  40  s.  0.  Bd.  1,  Sp.  2034,  39  ff.),  die  Mccxqokqccvoi  (vgl. 
Ktesias  von  Knidos  hingegen  versetzte  die  Pyg-  die  Mocv.qo-  und  MsyaloKEcpcclot  bei  Strab.  p.  43. 
maien  in  das  allgemeine  Wunderland,  nach  299  (520).  s.  0.  Bd.  2,  Sp.  2541,  24ff.),  die  Sts- 
Indien,  und  im  Auszug  des  Photios  wird  uns  yavoitodsg  (bei  Strab.  p.  43.  299),  die  Sxsqv- 
auch  des  Ktesias  fabelhafte  Beschreibung  der  öy&aluoi  (bei  Strab.  p.  43.  299),  die  Kvvo- 
Pygmaien  geboten,  s.  u.,  vgl.  die  Fragmente  ntcpaloi  (bei  Strab.  p.  43.  299.  774),  die  Mov- 
aus  Phot.  bibl.  c.  72  p.  144 ff.  in  der  Ausgabe  o^axoi  (bei  Strab.  p.  43.  299.  711,  Movo- 
von  Jo.  Christ.  Felix  Baehr  (1824),  p.  250.  cp&ccXuoi  bei  Strab.  p.  70),  die  'Ipavxönodsg  und 
294  ff.  und  im  Anhang  der  Didotf  sehen  Herodot-  ' IaccvxoaycsXsTg  (vgl.  die  MaxQoaxsXsig  bei  Strab. 
ausgäbe  von  C.  Müller  p.  81  f.  94.  105.  Zumal  p.  70),  die  Mo voxov.i]xcci  (vgl.  die  'Evcoxonolxai 
seit  der  Zeit  Alexanders  des  Grofsen  spielen  50  bei  Strab.  p.  70.  711),  die  "A^Qivsg  (bei  Strab. 
in  den  beliebten  Erzählungen  von  den  Wundern  p.  70,  vgl.  dazu  auch  die  ,A[ivY.x7\Qi:g  bei  Strab. 
Indiens  auch  die  Pygmaien  eine  bedeutende  p.  711)  und  die  "Aoxouot,  (bei  Strab.  p.  70.  711, 
Rolle.  Als  solche,  die  über  Indien  schrieben  vgl.  Plin.  7,  25),  die  'Ortio&oSdxxvXoi  (bei  Strab. 
(01  7t£ol  xtjg  'Ivdixqg  ygäipavxsg)  und  auch  die  p.  70)  und  die  'AysXaöxovvxsg.  In  ähnlicher 
homerische  Geranomachie  der  Pygmaien  wieder  Gesellschaft,  zusammen  mit  Einäugigen,  Mund- 
aufwärmten, werden  von  Strabon  zumal  Hei-  losen  u.  s.  w.  nennt  auch  Augustin  die  Pyg- 
machos  (s.  Pauly-Wissoiva,  Beal-Encycl.  d.  maien,  de  civ.  d.  16,  8,  1,  woraus  Isidor.  Hisp. 
klass.  Altertumswiss.  4,  2008  f.  s.  Daimachos  Etymolog.  (Orig.)  11,  3,  26.  Wiederholt  kommt 
nr.  2)  und  Megasthenes  genannt,  vgl.  Strab.  2,  Strabon  auf  die  Pygmaien  zu  sprechen,  ja,  er 
1,  9  (p.  70).  Megasth.  F.  H.  G.  2,  423,  29;  60  kann  sich  kaum  genug  darin  tun,  sie  ins 
Strabon  kommt  darauf  zurück  B.  15,  1,  57  Reich  der  Fabel  zu  verweisen,  vgl.  p.  37.  42  f. 
(p.  711).  Megasth.  F.  H.  G.  2,  423 f.,  30,  wozu  70.  299.  711.  821;  nicht  aus  Unkenntnis  der 
Gellius  9,  4,  10;  vgl.  auch  noch  Megasth.  F.  örtlichkeiten  habe  Homer  derartige  Fabeleien 
H.  G.  2,  424f,  33  aus  Plin.  7,  26;  ferner  Plin.  erzählt,  sondern  lediglich  um  zu  amüsieren, 
6,  70.  Solin.  p.  206,  4  ed.  Momms.,  woraus  vgl.  Strab.  1  p.  37;  vielleicht  auch  habe  man 
Mart.  Cap.  6,  695  und  Isidor.  Hisp.  Etymolog.  im  Hinblick  auf  die  kleine  Statur  der  Aithiopen 
(Orig.)  11,  3,  26,  ferner  noch  Lactantii  carm.  die  Pygmaien  ersonnen  und  von  ihnen  gefabelt, 
de  phoenice   81.      Auch    Basilis    erwähnte    im  Strab.    17    p.  821    (darnach   Eustath.    z.  Dion. 


3287      Pygmaien  (litterar.  Überlieferung)  Pygmaien  (litterar.  Überlieferurig,      3288 

Perieg.    39)    u.  s.  w.      Wie    sieb    die    neuem  Babrii  fab.  26  (ysaQybg  v.al  yigavoi)  v.  10.  Anth. 

Reisenden  zu  der  Frage  stellen,  darüber  s.  im  Pal.  11,  369  (Iulianos).  Symphosii  aenigm.  26.  — 

dritten  Abschnitt.  Der  Pygmaien  Kampf  mit  den  Kranichen  hatte 

Ein  Hauptzug   in    der  Sage  von    den  Pyg-  seine    Begründung    in    der    Verteidigung    der 

maien    war    ihr    Kampf  mit    den    Kranichen.  Saatfelder,  s.  o.;    es   gab    aber   auch    eine  be- 

Nach  Hekataios  bei  Eustath.   a.  0.    (F.  H.  G.  sondere  Sage,  die  diese  Geranomachie  mythisch 

1,  18,  266)  setzen  sie  sich  Hörner  auf,  und  in  rechtfertigte.     Im  zweiten  Buch  einer  öqvl&o- 

der   Gestalt   von  Widdern   (iv    6%rmaTi   %qi&v)  yovia  erzählte  Bolog  oder  Boim,  wie  Philochoros 

und  mit  Klappern  (xpoTaÄa),  mit  denen  sie  sagt  (F.  H.  G.  1,  417,  207),  dafs  es  bei  den 
Geräusch  machen,   versuchen   sie   die    kämpf- 10  Pygmaien  ein  Mädchen  gab  von  ausgezeichneter 

lustigen    Kraniche    {nvyy  aio\iä%ovg    ysgävovg)  Schönheit,  das  deshalb  von  seinen  Mitbürgern 

abzuwehren.  Daher  kommt  es  denn,  dafs  Ziegen-  göttlich  verehrt  ward  und  nun  die  wirklichen 

bocke  ihre  Reittiere  sind,  z.  B.  auf  der  Francois-  Götter   verachtete,    zumal  Hera   und  Artemis^ 

vase  (s.  Fig.  1)  und  nach  Plin.  7,  26  (insidentes  in   ihrem   Unwillen    verwandelte    sie    Hera   in 

arietum  caprarumque  dorsis).   iv  ß%ijiiari  xQtibv  einen   Kranich   und   machte    sie   verhafst   den 

im  Bericht  des  Hekataios  bei  Eustathios  dürfte  Pygmaien,  die  sie  vordem  geehrt  hatten,  setzte 

aber  das  Richtige  sein  und  auch  gelten  für  d.  ewige  Feindschaft  zwischen  ihr  Geschlecht  und 

Schol.  z.Hom.  IL  3,  6,  wo  man  also  mit  Unrecht  das  Volk  der  Pygmaien,  vgl.  Boios  bei  Antonin. 

statt  inl  6%ruiÜT(ov  hqi&v  vorgeschlagen  hat  in'  Lib.  16  und  bei  Athen.  9  p.  393  e  f  (daraus 
6%7]\idtcov  xqlüv.    Ausnahmsweise  werden  auch  20  Eustath.    z.  Hom.  II.    23,   660    p.  1322,   50 ff.), 

Rebhühner  (nigdi-usg)   wie  als  Reittiere  (s.  0.),  ferner  vgl.  Ailian.  de  nat.   an.   15,  29  (daraus 

so    auch    als    Feinde    der   Pygmaien    genannt.  Apostol.  16,  62),   endlich   die  Reminiszenz   bei 

Des  Megasthenes  'lvdiv.ä   entnimmt  Strabon  15  Ovid.  met.  6,  90  ff.    Für  Athenaios  und  Ailian 

p.  711    (vgl.   Megasth.  F.  H.   G.   2,  423 f.,    30),  scheint   die  Quelle    gewesen    zu    sein    d.  Buch 

dafs  mit  den  tqlo7iL&<xiiol,  den  Dreispännigen,  it.    £a>cov   des   Alexandros   von    Myndos,    eines 

die    Kraniche    Krieg    führten    (wie    ihn    auch  Zeitgenossen  des  Marius,  nicht  aber  für  An- 

Homer  erwähne)  und   die  Rebhühner,    diese  toninus:  ,,die  von  den  erstem  erzählte  Sage  von 

in  der  Gröfse  von  Gänsen,  dafs  ferner  die  Drei-  der  Pygmaienkönigin  Gerana  stimmt  weder  im 

spannigen  die  Kranicheier  sammelten  und  ver-  Namen  noch  in  Einzelheiten  mit  der  aus  ver- 
nichteten; dort  nämlich  pflegten  die  Kraniche  30  wandter    Quelle    geflossenen  Parallelerzählung 

zu  brüten,  weshalb  man  sonst  nirgends  weder  bei  Anton.  Lib.u,  vgl.  Knaack,   Wochenschr.  /". 

Eier  noch  Junge  von  Kranichen  finde;  oft  auch  Mass.  Philöl.  7, 1890,  39  und  bei  Pauly -Wissotva, 

entfliehe    ein   Kranich,    der   noch    eine   Eisen-  Beal-Encycl.  3,  633 f.  s.  v.  Boio.    Bei  Antoninus 

spitze    von   den   dortigen  Pfeilschüssen  her  in  heifst    die  Jungfrau    nicht    wie    sonst    Gerana 

sich   trage.      Ähnlich  lautet    der    Bericht    bei  (s.    diesen    Artikel    o.    Bd.    1,     1627  f.,    56  ff.), 

Plin.  7,  26,  vgl.  Megasth.  F.  H.  G.  2,  425,  33,  sondern  Oinoe;  femer  erfährt  man  durch  An- 

dafs    die    Pygmaien,    auf    dem    Rücken    von  toninus,  dafs  diese  Oinoe  mit  ihrem  Mitbürger 

Widdern  und  Ziegen  sitzend,  mit  Pfeilen  be-  Nikodamas    verheiratet    einen    Knaben    gebar, 

waffnet,  zur  Frühlingszeit  in  geschlossenem  den  Mopsos,  und  dafs  sie  nach  ihrer  Ver- 
Zuge ans  Meer  hinabsteigen  und  die  Eier  und  40  wandlung    aus    Sehnsucht   nach    ihrem    Kinde 

Jungen  der  Kraniche  verzehren;  dieser  Feldzug  Mopsos  das  Haus  beständig  umflog  und  nicht 

werde  in  je  drei  Monaten  beendigt,  sonst  könne  verliefs ;    die  Pygmaien    aber   wappneten    sich 

den  künftigen  Kranichen  nicht  Widerstand  ge-  insgesamt  und  verfolgten  ßie,  und  seither  und 

leistet  werden;   der  P.  Hütten  würden   erbaut  noch  jetzt   besteht  Krieg   zwischen  Pygmaien 

aus    Lehm,    Federn  und    Eierschalen.     Ferner  und  Kranichen;  bei  Athenaios  dagegen  ist  nur 

berichtet  Basilis  im  zweiten  Buch  seiner  'Ivöikü,  noch  beigefügt,  dafs  von  Gerana  und  Nikodamas 

dafs    die   kleinen    Männer   im  Krieg   mit   den  die  Landschildkröte  abstamme.    Sprichwörtlich 

Kranichen    sich    der  Rebhühner    als   Reittiere  ward  die  Ttfirj  rtgävrig;   man  brauchte  diesen 

(öxr'iiiccri)  bedienten,  F.  H.  G.  4, 346  (aus  Athen.  9  Ausdruck,  wohl  im  Sinne  einer  Warnung,  inl 
p.  390b),    und  weiter  heifst  es   bei  Athenaios,  50  x&v    %ccq'    a&ccv   n^iiaiiivcov,    Apostol.    16,    62. 

auch  Menekles  aus  Barka  habe  im  ersten  Buch  Vgl.  noch  Jahn  a.  O.  420.    Stephani  a.  0.  S.  99, 

seiner  Zvvayayri  die  Notiz,  dafs  die  Pygmaien  4.  122.  146,  5.     Wie   hier   von    einer   Königin 

mit  den  Rebhühnern   und   mit  den  Kranichen  Gerana  die  Rede  ist,    die  Königin  ward,   weil 

in  Fehde  liegen,    vgl.  F.  H.  G.  4,  450,  7  und  ein  männlicher  König  fehlte  (vgl.  Ailian.  und 

zu  Athen.  9  p.  390  b   vgl.  Eustath.  z.  Hom.  11.  Apostol.  a.  0.),  so  taucht  gelegentlich  auch  ein 

3,  6  p.  372,  17  ff.  und  z.  II.  23,  660  p.  1322,  König  Pygmaios  auf,  natürlich  als  Heros  epo- 
48  f.  Wie  des  Kranichs  unermüdliche  Kampf-  nymos  des  Völkleins  erfunden,  so  im  Zusammen- 
und  Streitlust  die  Veranlassung  ward,  dafs  im       hang    mit    andern    etymologischen   Versuchen 

römischen  Amphitheater  auch  kämpfende  Kra-  im  Schol.  z.  Hom.  IL  3,  6,  aber  auch  bei  Steph. 
niche  vorgeführt  wurden  (vgl.  Dion.  Cass.  66,  26  60  Byz.  s.  v.  Ilvy^cüoi,   wo  Pygmaios    aufserdem 

yigavoi  rs  yag  üllrjloig  i\iuiiGavxo  xcci  iXecpctv-  noch     als    Sohn    des    Doros,    des    Sohnes     des 

tsg  rsGCdQsg),   so  wurden    auch  die  Rebhühner  Epaphos,  in  einen  gröfsern  Zusammenhang  ge- 

ihrer   Streitbarkeit   wegen    gleich   Hähnen    zu  rückt,    durch    Epaphos    deutlich    in    Ägypten 

Zweikämpfen  abgerichtet,  vgl.  Jahn  a.  0.  419  f.  heimisch  gemacht  wird.    Und  wenn  der  Vater 

mit  Anm.  13.     Stephani  a.  0.  S.  118.  152f.,  3.  den  Namen  Jwgog  bekommt,  so  heilst  er  laut- 

158.  —  Wohl  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  ziehen  lieh  gleich  dem  Sohne  Hellens   und  Ahnherrn 

die  Pygmaien  den  kürzern :  das  zeigen  die  Bild-  der  Dorer,  aber  in  diesem  Falle  ist  der  Name 

werke,  vgl.  aber  auch  Aristeides  or.  45  p.  168.  anders,    nämlich    von    öwqov   „Spanne"    abzu- 


3289      Pygmaien  (litterar.  Überlieferung)  Pygmaien  (litterar.  Überlieferung)      3290 

leiten ;  unter  den  „Fäustlingen"  ist  der  „Spann-  7,  26.     Bei    Strabon    heifst   es    das    eine   Mal, 

lang"  König,   wie  unter  den  Blinden  der  Ein-  Dei'machos   und  Megasthenes   hätten   die   Pyg- 

äugige,  vgl.  Fick-Bechtel,  Die  griech.  Personen-  maien    als    3    Spannen    lang    bezeichnet,    das 

namen  -   S.   435 ,  wo  überdies   auch  der  Name  andere  Mal,  M .  spreche  von  Ttsvtcca-iti&aiiot  und 

der  Königin  Fsgäva  nicht  als  „Kranichin",  son-  XQLöTtid-cc^oL ,    die     Dreispannenmännlein    aber 

dem  als   ysQavo-^d^r]   oder  -vimr\   erklärt  und  seien    die    homerischen    Pygmaien;    da    eine 

diese   witzige    Narnengebung   für   das  Königs-  Spanne,  ani&aari  =  12  §dv.xvloi  =  3/4  novg  = 

paar    der    Pygmaien    vermutungsweise     einer  1/i  -nf\%vg  ist,  so  ergibt  sich  für  die  Pygmaien 

ps. -homerischen  Geranomachie   zugeteilt  wird.  die  Länge  von  2 y/.    Plinius  berichtet  von  cSpi- 

Etwa  wie  Mr.  Gulliver  von  den  Liliputanern  io  thami  Pygmaeique',  die  in  ihrer  Länge  fternas 

redet,    erzählt    schon    Hekataios   bei   Eustath.  spithamas  h.  e.   ternos   dodrantes'   (1  dodrans 

a.  0.,  die  Pygmaien  hätten  Ackerbau  getrieben  =   3/4')   nicht  übersteigen,    und    dazu    stimmt 

und  sich  einer  Axt  bedient  für  den  einzelnen  wiederum  Gdlius  N.  A.  9,  4,  10,   der  aussagt, 

Getreidehalm,  vgl.  auch  Philostr.  sen.  imag.  2,  22  dafs  der  Pygmaien  längste  nicht  länger  seien 

mit  dem  Zusatz  i)yov^svoL  avxbv  (rbv  a6x<x%vv)  als  fpedes   duo  et    quadrantern',   also  21//.  — 

ÖevSqcc  slvca,  während  Eustathios  dazu  bemerkt:  Der  Pygmaien  Kleinheit  war  bei  Griechen  und 

yslolov  plv  Kai  ov  Tti&avov,  liysxai  §£.    In  aus-  Römern    sprichwörtlich,    vgl.    z.    B.     Lukian. 

führlichster  Weise  aber  beschreibt  Ktesias  seine  Hermot.  5  und  dazu  Oskar  Schmidt,  Metapher 

indischen  Pygmaien,  vgl.  p.  81  f.  ed.  C.  Müller.  und  Gleichnis  in  den  Schriften  Lukians,  Diss. 

Mitten    in    Indien    leben    sie    und    haben    die  20  Zürich  1897  S.  48.    Otto,  Die  Sprichwörter  etc. 

gleiche  Sprache  wie  die  übrigen  Inder ;  schwarz  der  Römer  S.  292.    Die  Griechen  besafsen  das 

sind  sie  und  ganz  klein;    die  längsten  messen  Sprichwort  HvyiLalu  <xy.qo&Ivicc  %oXoaaä  iq>ccg- 

zwei  Ellen,    die  meisten  indes  nur  eine  halbe.  (io£eiv,    das    man    anwandte    inl    x&v    ^idxr\v 

Das  Haupthaar  tragen  sie  ungemein  lang,  bis  kotciwvxcov,    ini   rä>v    ccvö^iota   tioiovvxcov,    vgl. 

zu  den  Knieen  hinunter  und  noch  länger,  und  Philostr.  Vitae  sophist.  1,  19  p.  512.    Suid.  s.  v. 

die  gröfsten  Barte  haben  sie  von  allen  Menschen  dxgo&ivia.  Eustath.  z.  Hom.  Od.  19,  205  p.  1862, 

(wie    die    Zwerge    der    deutschen    Volkssage) ;  35  ff.    Apostol.  15,  12.    „Kleiner  als  ein  Zwerg" 

statt  aller  Kleidung  können  sie  sich  so  in  ihr  sagte  man  auch  bei  den  Römern,  vgl.  Priapea 

Haar  einhüllen.    Unverhältnismäfsig  grofs  und  46,  3  (Pygmaeo  brevior  gruem  timenti).    luven. 

dick  sind  ihre  Geschlechtsteile,  sodai's  sie  ihnen  30  sat.  6,  505  f.  (breviorque   videtur  virgine  Pyg- 

bis    selbst  an   die   Knöchel    reichen   (ol   vävoi  rnaea).     Und   wie  man    natürlich    dem  Kampf 

lisyäXa  I^ovgiv  cridotcc,  Hesych.  Phot.  Suid.  s.  v.  der  Pygmaien  mit  den  Kranichen  häufig  genug 

vävog,  vgl.  Jahn  a.  O.  432,  74),   auch  sind  sie  die  komische  Seite  abzugewinnen  wufste,  vgl. 

611101,  stumpfnasig,   und  häfslich  von  Gesicht.  z.  B.  Stat.  silv.  1,  6,  63  f.    luven,  sat.  13,  16  ff., 

Klein  sind  auch  ihre  Tiere  (dasselbe  sagt  Strab.  Namat.   de  reditu  suo  1,  291  f.   (wo   die  Sache 

17  p.  821   von   den  Haustieren    der  Aithiopen  als  unglaublich   hingestellt  ist),    so  tritt  diese 

ausj.     Ihre  Schafe   sind    gleich  Lämmern    und  Komik  zumal  hervor  in  der  kontrastvollen  Zu- 

die  Esel   und    Rinder  ungefähr   so    grofs   wie  sammenstellung  der  Pygmaien  mit  dem  Gröfsten 

Böcke  und  nicht  gröfser  ihre  Pferde  und  Mäuler  aller  Helden,  Herakles,  vgl.  Philostr.  sen.  imag. 

und   sonstigen  Zugtiere.     Es   folgen  aber  dem  40  2,  22  (Hgaulfig  iv  Tlvyiiccioig).    Ammian.  Marc. 

König  der  Inder  3000  Pygmaien;  sie  zeichnen  22,  12,  4;  im  Anschluß?  hieran  wurden  ja  die 

sich  aus   als  Bogenschützen.     Überaus  gerecht  Pygmaien  auch  uns  „zum   spafshaften  Symbol 

sind  sie  und  haben  dieselben  Gesetze  wie  die  für    die    Auflehnung    kleiner    Geister    gegen 

Inder.    Sie  machen  Jagd  auf  Hasen  und  Füchse,  Geistesheroen",     vgl.     Büchmann ,      Geflügelte 

doch   nicht  mit  Hunden,    sondern   mit  Raben,  Worteir  S.  94 f.;    weiteres  über  die  Pygmaien 

Geiern,   Krähen    und  Adlern.     Ein  See   ist    da  zusammen  mit  Herakles  im  Abschnitt  über  die 

von  achtzig  Stadien  im  Umfang,  und  bei  Wind-  bildlichen  Darstellungen.  —  Aber  nicht   blofs 

stille  schwimmt  Öl  obenauf.    Sie  befahren  den  winzig  dachte  man  sich  die  Pygmaien,  sondern, 

See  in  Kähnen  und  schöpfen  mit  Gef  äfsen  das  wie    schon    aus   des   Ktesias   Schilderung,    be- 

öl  ab  zu  ihrem  Gebrauch;   daneben  bedienen  50  sonders  aber  aus  den  Kunstwerken  hei-vorgeht, 

sie  sich  des  Öls  aus  Sesam    und    aus  Nüssen;  vielfach    auch    als   mifsgestaltete   Zwerge,    die 

besser   aber  sei   das  aus    dem  See  gewonnene  man    ebenfalls    TtvyiLaloi    nannte,    vgl.    z.  B. 

ÖL    Auch  Fische  beherbergt  der  See.    An  des  Aristot.  n.  gcocov  y.  2,  8  p.  749  a  3  f.  ed.  Bekker 

Ktesias  Schilderung   erinnert   vielfach   ein  Be-  (ofioicog  dh  yivovxcci  kccI  ol  %vy^cäoi  .  .  .  maneg 

rieht  des  Nonnosos  (Novvoaog)  über  Menschen,  u£td%oiQu  nal  ylwoi).  nQoßX.  10, 12.  Ps.  Longin. 

die  von  kleinster  Statur,  von  schwarzer  Haut-  7t.  vip.  44,  5,  auch  Tivyfialog  avirgomog  bei  Sext. 

färbe  und  am  ganzen  Körper   behaart  waren;  Empir.   7tg.   doyuecr.  1   p.  300,  4.  3  p.  467,  27 

er   habe  dies  Volk   angetroffen    auf  einer  Ge-  ed.  B.,   vgl.    Jahn    a.  O.  420,    17.   432.     Nach 

sandtschaftsreise,    die  ihn    unter  Justinian  um  Herodot  3,    37    hatte    der  Pataike   Pygmaien- 

533    n.    Chr.    zu    den    Sarazenen    und    andern  60  typus :     nvy^aiov    arSgog     fufr?](7ts     &m;     die 

Völkern  des  Orientes    führte    und    der  er  eine  IJardcnoL  aber  sind  die  zwergartigen  Gottheiten 

Schrift  widmete,    aus  welcher   uns  Photios   in  der  Phoiniker,    die    diese   am  Vorderteil  ihrer 

seiner   Bibliothek    cod.  3    ein   Bruchstück  mit-  Dreiruderer  anbrachten,  s.  o.  Bd.  3,  Sp.  1675  ff., 

teilt,  vgl.  F.  H.  G.  4,  180.    Hist.  Gr.  min.  ed.  41  ff.,  und  von  Aisopos,   dessen  Mifsgestalt  ja 

Dind.  1,  476.    Krumbacher,  Gesch.  d.  byz.  Lit.2  bekannt  ist,  heifst  es:   ovrog  zfjg  t£QKxo\iaiiccg 

240.     Über    die   Gröfse    der  Pygmaien    unter-  6<xl7iiGxr\g  ißxi,  Vita  Aesopi^  ed.  Westerm.  (1845) 

richtet  uns  auch  Megasthenes  E.H.  G.  2,  423  ff.  p.    11,   8,    wo   Schneiders  Änderung  in  ysgavo- 

29.  30.  33  bei  Strab.  2  p.  70.    15  p.  711.    Plin.  (icc%lug  ansprechend,  doch  nicht  nötig  ist,  vgl. 


3291      Pygraaien  (in  d.  Kunst:  Vasen) 

dazu  auch  die  pygmaienmäfsige  Wiedergabe 
des  sagenhaften  Begründers  griechischer  Fabel- 
dichtung auf  der  Schale  des  Museo  Gregoriano 
Etrusco  bei  Heibig,  Führer  d.  d.  öffentl.  Samml. 
Mass.  Altert,  in  Rom*  nr.  1253  (2,  321),  abge- 
bildet bei  Jahn  a.  0.  Taf.  12,  2  (S.  434)  und 
Panofka,  Parodien  und  Karikaturen  auf  Werken 
d.  klass.  Kunst  (1851)  Taf.  1,  10  (S.  19  f.). 

II.  Bildliche  Darstellung.  10 

In  erster  Linie  ist  hier  der  berühmten  Fran- 
coisvase  (Fig.  1)  zu  gedenken,  des  Kraters  des 
Klitias  und  des  Ergotimos  im  Archäologischen 


Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Vasen)      3292 

Zeiten  bei  ihnen  wiederholt  aufgeführten  Sieges- 
reigen des  Theseus  den  Kranichtanz,  ytgavo? 
(Plutarch.  Thes.  21,  vgl.  dazu  Siephani  a.  0. 
S.  123  f.)."  Es  sind  ihrer  neunzehn  Pygmaien 
und  vierzehn  der  gravitätischen,  langbeinigen 
und  langhalsigen  Tiere.  ,,Die  kleinen  Kobolde 
kämpfen  gar  ernsthaft  mit  den  grofsen  Vögeln, 
aber  gerade  durch  ihren  Ernst  wirken  sie  ko- 
misch. Da  sprengen  sie  einher  ganz  wie  eine 
leichte  Reiterei,  ausgerüstet  mit  Schleudern 
und  breiten  Taschen  für  die  Steine;  doch  ihre 
Reittiere  sind  Böcke,  wie  sie  bei  den  Menschen 
wohl  scherzenden  Kindern  zum  Reiten  dienten. 


Museum  zu  Florenz,  bei  Amelung ,  Führer  d. 
d.  Antiken  in  Ilorenz  nr.  223,  an  deren  Fufs 
in  launigem  Gegensatz  zu  den  aufserdem  dar- 
gestellten Heldenabenteuern  eine  vollständige 
Geranomachie  wiedergegeben  ist:  „Wie,  aller- 
dings in  etwas  vorgeschrittenerer  Zeit,  der 
Tragödie  das  Satyrspiel  folgte,  so  dient  auch 
hier  das  humoristische  Bild  des  Kampfes  der 
Pygmaien  und  Kraniche  wie  zur  Erholung  von 
dem  Ernst  der  übrigen  Darstellungen",  Brunn,  60 
Griech.  Kunstgesch.  1, 169,  wo  es  weiter  heifst: 
„Gönnen  wir  aber  überhaupt  dem  Humor  eine 
Stelle,  so  dürfen  wir  vielleicht  noch  einen 
Schritt  weiter  gehen  und  an  die  Möglichkeit 
denken,  dafs  zur  Wahl  gerade  dieses  Gegen- 
standes an  untergeordneter  Stelle  in  leichtem 
Scherze  ein  Wortspiel  den  Anlafs  geboten 
habe:  die  Delier  nannten  den  noch  in  späteren 


Andere  kämpfen  mit  Keulen,  andere  mit  einem 
krummen  Wurfholze.  Sie  sind  durchaus  nur 
wie  kleine  Menschen  gebildet  und  ihre  Possier- 
lichkeit beruht  nur  auf  ihrer  Kleinheit,  wäh- 
rend die  spätere  Kunst  hier  mifsgestaltete 
Zwerge  zu  bilden  pflegte.  Prächtig  sind  die 
grofsen  Kraniche  gezeichnet,  in  den  ver- 
schiedensten Stellungen;  sie  treten  mutig  zum 
Kampfe  an  und  haben  schon  manchen  ihrer 
Gegner  überwunden.  In  Erfindung  wie  Zeich- 
nung hatte  der  Maler  hier  noch  viel  mehr  Ge- 
legenheit, sein  hohes  Können  zu  zeigen,  als 
an  dem  Friese  des  feierlichen  Götterzuges", 
Furtivängler  (u.  Reichhold),  Griech.  Vasen- 
malerei S.  7  z.  Taf.  3,  9  (darnach  unsere  Abb.  1); 
vgl.  auch  Brunn,  Künstler gesch*  2,  463 f.  (680). 
Amelung  a.  0.  S.  223.  Wiener  Vorlegebl.  1888 
Tf.  4,  Ib.    S.  Reinach,  Rep.  des  Vases  1,  136. 


3293      Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Vasen) 

Der  1844  eine  Meile  nördlich  von  Chiusi 
gefundenen  Francoisvase  aus  der  ersten  Hälfte 
des  sechsten  Jahrh.  gesellen  sich  verschiedene 
Vasen  von  Volterra  bei,  die  sich  durch  eigen- 


2)  Pygrnaie  im  Kampf  mit  einem  Kranich  auf  einer  Vase 
von  Volterra  (nach  Inghirami,  Vasi  fittili  4  tav.  357). 


Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Rhyta)      3294 

bartloser  und  kahlköpfiger  Pygrnaie  (?),  der 
mit  Hanteln  {alxfjQS?)  in  den  Händen  tanzt, 
Inghirami  a.  0.  2,  53 f.  z.  tav.  130.  In  einem 
weitern  sf.  Vasenbild  bei  Inghirami,  Gall.  Ome- 
rica  1,  113  ff.  z.  t.  53  (unsere  Abb.  4)  sehen  wir 
je  einen  nackten  bärtigen  Pygmaien  im  Kampf 
mit  einem  Kranich;  der  eine  dringt  mit  ein- 
gelegter Lanze  in  der  Rechten  (über  den  vor- 
gehaltenen   linken    Arm    ist    ein    Tierfell    ge- 

10  worfen)  mutig  auf  den  vor  ihm  stehenden 
Kranich  ein,  rechtshin,  der  andere,  kahlköpfig, 
mit  mächtigem  Phallos,  ein  ungestalter  Zwerg, 
fällt  rückwärts  zu  Boden;  er  stützt  sich  noch 
mit  der  Rechten;  mit  der  Linken  fafst  er  mit 
einer  Gebärde  des  Schmerzes  die  Stirn,  wäh- 
rend der  Kranich  auf  ihn  einstürmt. 

Namentlich  sind  es  aus  Campanien  stam- 
mende Trinkhörner,  Qvtd,  in  großer  Zahl, 
die  ihrer  Pygmaiendarstellungen  wegen  hier  in 

20  Betracht  kommen;  nach  Stephani  a.  0.  S.  143, 
1  ergäbe  sich  rund  ein  Dutzend  solcher  Rhyta; 
allein  er  hat  in  seiner  Liste  auch  Vasen,  die 
keine  Trinkhörner  sind.  Auf  einem  Trinkhorn 
aus  Nola,  das  als  Schweinskopf  gebildet  ist 
(vgl.  Jahn  a.  0.  S.  423  z.  Taf.  12,  1  und  a.  b. 
Baumeister,  D.  d.  kl.  A.  (3)  S.  1428  z.  Suppl.- 
Taf.  nr.  5  und  unsere  Abb.  5)  sehen  wir  einen 
dieser  Pygmaien,  wie  er  mit  beiden  Händen 
seine  Keule   schwingt,   um  gegen  den  mit  ge- 


tümliche  Plumpheit    der  Gefäfsform    wie    der 
Zeichnung    bemerklich    machen    und    einzelne 

Pygmaien  mit  einem  Kranich  im  Kampfe  zeigen.  30  spreizten  Flügeln  vor  ihm  stehenden  Kranich, 
Auf  einer  solchen  (vgl.  Inghirami,  Pitture  di  den  er  mit  wütendem  Blick  ansieht,  den  ver- 
vasi  fittili  4,  85  f.  z.  tav.  357  und 
unsere  Abb.  2.  Jahn  a.  0.  S.  421) 
hat  ein  nackter,  unbärtiger  und 
kahlköpfiger  Zwerg  mit  grol'sem 
Phallos  mit  der  Linken  den 
Kranich  beim  Hals  gefafst  und 
schwingt  mit  der  Rechten  eine 
Keule  gegen  ihn,  während  der 
Kranich  seinen  Gegner  mit  der 
Kralle  beim  rechten  Oberschenkel 
gepackt  hat  und  in  die  Weichen 
beifst;  hinter  dem  Pygmaien  liegt 
ein  ovaler  Schild.  Auf  einer  an- 
dern Vase  aus  Volterras  Gräbern 
im  Museo  etrusco  daselbst  (vgl. 
Inghirami  a.  0.  S.  86  f.  z.  tav.  358 
und  unsere  Abbildung  3.  Jahn 
a.  0.)  ist  zu  jeder  Seite  ein 
nackter     unbärtiger     Pygrnaie,     mit     grofsem  50  nichtenden    Schlag    zu    führen,    während    ein 


3)  Pygmaien  im  Kampf  mit  Kranichen  auf  einer  Vase  von  Volterra 
(nach  Inghirami,  Vasi  fittili  4  tav.  358). 


Kopfe,  krummer  Nase,  schiefen  Beinen  und 
gewaltigem  Phallos,  dargestellt,  wie  er  sich 
gegen  einen  grofsen  Kranich,  der  eine  Kralle 
in  sein  Bein  geschlagen  hat  und 
ihn  mit  dem  Schnabel  bedroht, 
zu  verteidigen  sucht,  der  eine  mit 
Lanze  in  der  erhobenen  Rechten, 
der  andere  mit  Harpe,  beide  mit 
viereckigem  Schild  am  linken  Arm. 
Auf  zwei  ähnlichen  Vasen  von 
Volterra  scheinen  gleichfalls  Pyg- 
maien dargestellt,  aber  nicht  im 
Kampfe  begriffen,  ohne  Kraniche. 
Das  eine  Mal  sind  es  zwei  nackte, 
mit  ovalem  Schild  und  mit  Lanze  bewaffnete 
pygmaiische  Krieger,  die  rechtshin  marschieren 
zum  Kampf,  vgl.  Inghirami  a.  0.  1,  146  f.  z. 
tav.  100,    das   andere  Mal   ist   es   ein   nackter 


zweiter  Pygrnaie  glücklich  seinen  Kranich 
niedergestreckt  hat  und  schon  mit  größerer 
Bedächtigkeit  dem    auf   dem   Rücken    liegen- 


4)  Pygmaien  im  Kampf  mit  Kranichen,  sf.  Vasenbild 
(nach   Inghirami,  Gall.  Om.  1  tav.  53). 

den  Tier  zu  Leibe  rückt,  um  ihm  mit  der 
gleichfalls  mit  beiden  Händen  gefafsten  Keule 
den  Rest  zu  geben ;  beide  Pygmaien  sind 
nackt,   der  rechts  ist    bärtig.     Dieselben  zwei 


3295  Pygmaien  (in  d.  Kunst) 


Pygmaien  (in  d.  Kunst)  3296 


5)  Pygmaien  im  Kampf  mit  Kranichen  auf  einem  Trinkhorn  aus  Nola 
(nach  Jahn,  Arch.  Beitr.  Taf.  12,  1). 


<&£&WS£MttVWVWV 


7)  Pygmaie  mit  Kranich,  am  Hals  eines 

Trinkhorns  (nach  Pano/ka,  Griech.  Trink- 

hörner  Taf.  2,  11). 


6)  Pygmaien  im  Kampf  mit  Kranichen  auf  einem  Trinkhorn  (nach  Pano/ka,  Griech.  Trinkhörner  Taf.  1,  12). 


8)  Pygmaie,  zwei  Kranichen  unterliegend,  auf  dem  Trinkhorn  der  Peters- 
burger Ermitage  nr.  360  (nach  Compte-Rendu  de  Petersb.  1865,  S.  159). 


9)  Pygmaien  mit  Kranich,  auf  dem  Trinkhorn  der  Petersburger  Ermitage 
nr.  360  (nach  Compte-Rendu  de  Petersb.  1865,  S.  186). 


10)  Pygmaie  mit  Kranich 
an  einem  Trinkhorn  (nach 
Jahn,  Arch.  Beitr.  Taf.  2,  1). 


11)  Pygmaie  im  Kampf  mit  zwei  Kranichen  auf  der  rf.  Vase  der 

Petersburger  Ermitage  nr.  1814  b 

(nach  Compte-Rendu  de  Petersb.  1868  Atlas  pl.  4,  3). 


12)  Pygmaie,  zwei  Kranichen  unterliegend, 

auf  einer  rf.  Vase  der  Petersburger  Ermitage 

(nach  Compte-Rendu  1878,  S.  5). 


3297      Pjgmaien  (in  d.  Kunst:  Rhyta)  Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Vasen)      3298 

Gruppen  wie  auf  dem  Vasenbild  bei  Inghirami,  hängenden  Klappen  und  haben  an  rotbraunen 
Gall.  Om.  t.  53,  nur  durch  zwei  Pygmaienfiguren  Bändern  der  eine  eine  Schwertscheide,  der  an- 
erweitert, treffen  wir  auf  einem  sog.  %Qiow.ccrtQog,  dere,  wie  es  scheint,  den  Goryt  umgehängt ;  der 
einem  Trinkborn,  das  nicht  wie  die  übrigen  in  eine  durchbohrt  den  gemeinsamen  Feind  mit 
einen,  sondern  in  zwei  verschiedene  Tierköpfe  dem  Schwert,  der  andere  hat  mit  der  Linken 
ausgeht,  in  einen  Widder-  und  einen  Eberkopf,  seinen  Hals  erfafst  und  schwingt  mit  der  Rech- 
vgl.  TP.  Tischbein,  Coli,  of  engravings  from  anc.  ten  eine  Keule.  Was  eine  Haupteigentürolich- 
vases  2  pl.  7.  Jahn  a.  0.  S.  423,  31.  Panofka,  keit  in  der  Pygmaienbildung  ausmacht,  kommt 
Die  griech.  Tririfchörner  u.  ihre  Verzierungen  hier  ganz  besonders  zur  Geltung,  die  über- 
(1851)  S.  20  z.  Taf.  1 ,  12 — 14.  Sal.  Beinach,  10  mäfsige  Entwicklung  der  Glutäen  —  hängt 
Bep.  des  vases  2,  295,  1 — 4  und  unsere  Abb.  6.  diese  etwa  damit  zusammen,  dafs  das  Wort 
Hier  eilt  dem  niedergefallenen  Pygmaien  von  Ttvy^alog  anklingt  an  nvyi']?  Bemerkenswert 
jeder  Seite  her  ein  Genosse  zu  Hilfe;  der  eine  ist  ein  weiteres  Rhyton,  bei  dem  indes  der 
mit  gezückter  Lanze,  ein  Tierfell  über  den  Pygmaie  fast  freistehend  gearbeitet  ist,  dem 
linken  Arm,  läuft  kampfesmutig  von  links  her-  Gefäfs  als  Basis  dient,  vgl.  Jahn  a.  0.  425  z. 
bei,  um  den  Kranich  abzuwehren,  der  andere,  Taf.  2,  1.  Baumeister  a.  0.  1428  z.  Suppl.- 
von  rechts  herbeifliegend  in  gestrecktem  Lauf,  Taf.  nr.  6  und  unsere  Abb.  10.  In  gewohnter 
völlig  nackt  und  ohne  Waffen ,  begleitet  mit  Weise  ist  der  Pygmaie  ganz  nackt  und  mit 
den  Armen  seine  rasche  Vorwärtsbewegung;  mächtigem  Phallos  dargestellt,  in  vorgerücktem 
rechts  dann  die  andere  Gruppe.  Wenn  all-  20  Alter;  mit  großer  Anstrengung  schleppt  er 
gemein  diese  etwas  abenteuerlichen  Gefäfs-  einen  Kranich  auf  dem  Rücken  hinter  sich 
formen  gut  harmonieren  mit  den  burlesken  her,  indem  er  mit  der  Linken  den  über  die 
Darstellungen  am  Halse,  so  dürfte  in  diesem  Schulter  gelegten  Hals  des  Tieres  gepackt 
Fall  speziell  noch  der  Widderkopf  den  Pyg-  hält.  Einen  Pygmaien,  der  einen  erlegten 
inaien  entsprechen,  die  ja  gelegentlich  auf  Kranich  auf  seiner  Schulter  fortschleppt,  stellt 
Widdern  reiten,  der  Eberkopf  aber  den  kämpf-  auch  eine  sehr  gut  gearbeitete  Statuette  aus 
lustigen  Kranichen  (vgl.  Panofka  a.  0.  S.  19 f.).  Knochen  oder  Elfenbein  (?)  dar  im  Archäo- 
Auf  dem  Hals  eines  xangog  ferner,  eines  logischen  Museum  zu  Florenz,  im  Zimmer  der 
Eber-Rhytons,  bei  Panofka  a.  0.  Taf.  2,  11.  12.  Chimaira,  vgl.  Jahn  a.  0.  und  dazu  Amelung, 
(S.  19  f.,  vgl.  unsere  Abb.  7)  sehen  wir  wieder-  30  Führer  d.  d.  Ant.  in  Florenz  S.  260,  und  ähn- 
um  den  Pygmaien,  nackt,  mächtig  ausschrei-  lieh  sehen  wir  auf  einer  braunen  antiken  Paste 
tend  und  mit  der  Keule  in  der  Rechten  zum  bei  Jahn  a.  0.  Taf.  2,  6  (nach  Toelken,  Erklär. 
Schlag  ausholend  gegen  einen  in  der  Luft  Verzeichnis  d.  antiken  vertieft  geschnittenen 
schwebenden  Kranich,  den  er  mit  der  Linken  Steine  der  königl.  prenfs.  Gemmensammlung  4, 
zu  halten  scheint.  Auf  einem  Rhyton  der  430,  vgl.  auch  nr.  431)  einen  Pygmaien,  der, 
Sammlung  Jatta  zu  Ruvo  {Catal.  Jatta  nr.  1408,  nur  durch  einen  großen  Kopf  ausgezeichnet, 
vgl.  Bull.  arch.  nap.  4  pl.  1,  10.  S.  Beinach  gebückt  einherschreitet  unter  der  Last  eines 
a.  0.  1,  470,  3)  ist  der  bärtige  Pygmaie  wieder-  Kranichs,  der  ihm  über  den  Rücken  hängt  mit 
um  mit  einer  Art  Keule  bewaffnet ;  er  hält  dem  Kopf  nach  unten  und  dessen  Beine  er  vor 
aber  mit  der  Linken  ein  Tierfell  wie  einen  40  der  Brust  mit  beiden  Händen  gefafst  hat. 
Schild  vor  sich,  trägt  auf  dem  Kopf  eine  Zurück  zu  den  Vasen!  Noch  in  andern 
phrygische  Mütze  und  hat  auch  nichts  Zwerg-  Beispielen  erscheint  ein  einzelner  Pygmaie  von 
haft- Verkrüppeltes  an  sich ;  der  Kranich  ähnelt  zwei  Kranichen  zugleich  bedroht,  so  auf  der 
einem  Pfauen.  Ferner  das  Rhyton  der  Peters-  rf.  Vase ,  die ,  von  der  taurischen  Halbinsel 
burger  Ermitage  nr.  360,  stammend  aus  S.  stammend,  seit  1867  der  Petersburger  Ermitage 
Campana,  publiziert  von  Stephani  a.  0.  S.  14  3  ff.  angehört  als  nr.  1814b  und  die  der  nachlässigen 
z.  d.  Textabbildungen  S.  159  u.  186,  vgl.  auch  Ausführung  wegen  kaum  vor  das  dritte  Jahrh. 
S.  Beinach  a.  0.  1,  54,  5.  6  und  unsere  Abb.  v.  Chr.  zu  setzen  ist,  vgl.  Stephani,  C.-B.  1868, 
8  und  9.  Dieses  Trinkhorn  geht  aus  in  den  75  f.  z.  Atlas  pl.  4,  3.  S.  Beinach  a.  0.  1,  27, 
Kopf  eines  Jagdhundes  und  zeigt  am  obern  50  7  und  unsere  Abb.  11.  Ein  nackter  Pygmaie, 
Rand  in  roten  Figuren  auf  schwarzem  Grund  von  üppig  vollen  Formen,  mit  Petasos  auf 
zwei  Gruppen.  Das  eine  Mal  sieht  man  einen  dem  Kopfe,  mit  Keule  in  der  Rechten  und  mit 
Pygmaien  dem  gemeinsamen  Angriff  zweier  rundem  Schild  und  Pantherfell  in  der  erhobenen 
Kraniche  unterliegen.  Der  Pygmaie  ist  im  all-  Linken  eilt  rechtshin  zwischen  zwei  ihm  hart 
gemeinen  nackt;  sein  Kinn  ist  mit  kleinem  zusetzenden  Kranichen.  Schlimmer  noch  steht 
Zwickelbart  ausgestattet;  im  Haar  trägt  er  ein  es  um  den  Pygmaien  auf  einer  weitern,  1877 
Band,  an  den  Füßen  hohe  Stiefel;  um  den  Hals  in  der  Nähe  von  Kertsch  (IlavrtxccTtaiov)  ge- 
hat  er  ein  fleckiges  Fell  geknüpft  und  über  fundenen  Vase  der  Ermitage,  die  wiederum  in 
die  eine  Schulter  ein  rotbraunes  Band  gelegt,  der  nachlässigen  Behandlungsweise  des  dritten 
an  dem,  wie  es  scheint,  ein  ycoQvrog  hängt;  mit  60  Jahrh.  v.  Chr.  rote  Figuren  auf  schwarzem 
der  Linken  hält  er  einen  Bogen,  mit  der  Rechten  Grund  zeigt,  vgl.  Stephani,  C.-B.  1878,  S.  12  f. 
eine  Keule;  allein  beide  Waffen  sind  ihm  un-  z.  Textvignette  auf  S.  5.  S.  Beinach  a.  0.  1, 
nütz  geworden,  da  er,  von  den  gewaltigen  61,  5  und  unsere  Abb.  12.  Der  Pygmaie,  nackt, 
Schnäbeln  seiner  Feinde  bedroht,  bereits  ohn-  mit  nur  leise  angedeutetem  Bart  und  mit 
mächtig  niedersinkt.  Ähnlicherweise  unter-  spitzer  Kopfbedeckung,  ist  ins  linke  Knie  ge- 
liegt auf  der  andern  Seite  in  der  Nähe  eines  sunken  und  verteidigt  sich  nur  noch  mühsam 
Baumes  ein  Kranich  zwei  Pygmaien.  Beide  gegen  die  zwei  auf  ihn  eindringenden  Kraniche, 
sind  bärtig,   tragen   spitze  Mützen  mit  herab-  indem  er  mit  der  Keule   in   der  Rechten  zum 

Kosohbr,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    in.  104 


3299     Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Vasen) 

Schlag  ausholt,  in  der  Linken  ein  Pantherfell 
nach  Art  eines  Schildes  hält;  an  den  Vögeln 
sind  nur  die  Flügel  mit  roter,  alle  übrigen  Teile 
mit  weißer  Farbe  dargestellt.  Aus  der  Nähe 
des  alten  Pantikapaion  stammt  auch  die  rf. 
Amphora,  die  farbig  wiedergegeben  ist  in  den 
Antiquites  du  Bosphore  Cimmerien  pl.  55,  dar- 
nach unsere  Abb.  13;  hier  sind  es  drei  Kraniche 
und  vier  Pygmaien,  wieder  in  roher  Zeichnung, 
plumpe  nackte  Figuren:  zwei  Pygmaien,  be-  10 
waffnet  mit  Schwert  oder  Keule,  Tierfell  und 
Schild,  folgen  ihrem  gleicherweise  ausgerüsteten 
Führer  zum  Kampf  gegen  zwei  Kraniche,  wäh- 
rend ein  vierter  Pygmaie   im  Kampf  mit  dem 


Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Vasen)      3300 

ein  wiederum  wie  ein  großer  Schwan  gebil- 
deter Kranich,  den  ein  Pygmaie  mit  dickem 
Bauch  und  dünnen  Beinen  mit  der  Rechten 
am  linken  Flügel  fafst,  während  er  in  der 
Linken  eine  kurze  Waffe  schwingt;  dann  ein 
Pygmaie  nach  rechts,  der  mit  der  Linken  einen 
Kranich  am  Halse  fafst  und  in  der  Rechten 
eine  kurze  Waffe  hält;  er  hat  eine  Glatze,  und 
sein  bärtiges  Gesicht,  en  face  gegeben,  ist 
karikiert  seilenenhaft;  endlich  rechts  der  dritte 
Pygmaie,  der  einen  heranschreitenden  Kranich 
am  Koj)f  fafst;  abgesehen  von  dem  etwas  dicken 
Bauche  ist  er  ganz  menschlich  gebildet.  Unter 
den  Erwerbungen   des    Museum    of  Fine  Arts 


13)  Pygmaien  mit  Kranichen  auf  einer  rf.  Amphora  (nach  Antiquites  du  Bosphore  Gimm.  pl.  55,  2). 


dritten  Kranich  im  Begriffe  ist,  sich  durch  die 
Flucht  zu  retten.  Ferner  hat  Gerhard  unter 
den  „Neuerworbenen  antiken  Denkmälern"  H.  1 
(1836)  S.  9  f.  unter  nr.  1585  eine  Hydria  mit 
Seirene  erwähnt,  herrührend  von  den  volcen- 
tischen  Ausgrabungen  Campanaris,  vgl.  Jahn 
a.  0.  S.  422.  Auf  der  Schulter  dieses  Gefäßes 
sei  ein  Jüngling  dargestellt,  der  die  Keule 
nach  einem  langhalsigen  Vogel  führe;  obwohl 
dieser  einem  Schwan  ähnlicher  sehe  als  einem 
Kranich,  so  liege  es  bei  der  unvollkommenen 
Zeichnung  dieses  Werkes  doch  wohl  am  nächsten 
an  Pygmaienkanrpf  zu  denken.  Als  im  Anti- 
quarium  zu  Berlin  befindlich  verzeichnet  Furt- 
ivängler  das  Bruchstück  einer  sf.  attischen 
Schale  altern,  doch  zierlichen  Stiles  mit  Pyg- 
maiendarstellung,  vgl.  Furtivänglers  Beschr.  d. 
Vasens.  1,  298  nr.  1785.  Erhalten  ist  ein  großer 
Teil  der  einen  Seite:  es  sind  dort  drei  bär- 
tige Pygmaien  mit  drei  Kranichen  zu  sehen. 
Zunächst  rechts  von  der  linken  Henkelpalmette 


zu  Boston  im  J.  1899  figuriert  als  Nr.  32  ein 
Skyphos  im  Stil  der  Kabeiriongefäfse  (h.O,  205), 

50  auf  dem  wir  fürs  erste  einen  Pygmaien  sehen, 
der  einer  Gans  aus  einem  Trinkhorn  Wein 
anbietet,  sodann  einen  zweiten,  der  die  eine 
Hand  nach  einem  Kranich  ausstreckt,  in  der 
andern  einen  Stock  hält,  vgl.  Arch.  Jahrb.  15, 
1900,  220  (Anz.),  Rein  dekorativ  verwendet 
sind  zwei  Kraniche,  beidseitig  eines  reich  aus- 
gebreiteten Palmettenornamentes  in  symmetri- 
scher Anordnung  einander  zugekehrt,  geritten 
von  je  einem  jugendlichen  nackten  Pygmaien, 

60  der  in  der  erhobenen  Rechten  die  Peitsche 
schwingt  und  mit  der  Linken  den  Hals  des 
Kranichs  umfafst;  raumfüllend  sind  noch  ein- 
zelne Tiergebilde  angebracht,  nämlich  zwei 
Igel,  ein  rechtshin  springendes  Häschen  und 
ein  lauernder  Fuchs,  dies  auf  einer  sf.  ar- 
chaischen Amphora  ionischer  Fabrik,  seinerzeit 
in  der  Sammlung  des  Lord  Northampton  zu 
London,  vgl.  Gerhard,  Auserles.   Vasenb.  4,  90 


3301      Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Gemmen) 

z.  Taf.  317/18.  S.  Reinach  a.  0.  2,  156  C.  Einen 
bärtigen,  mit  Chlamys  bekleideten,  wie  es 
scheint  gehörnten  Zwerg  gewahren  wir  zwischen 
einem  linkshinstehenden  Mann,  der  die  Doppel- 
flöte bläst,  und  sechs  von  links  heranrücken- 
den, auf  Straußen  reitenden  Kriegern  auf  einem 
Bildstreifen  des  sf.  Skyphos,  der  seinerzeit  der 
Sammlung  des  Francesco  Mongelli  angehörte, 
vgl.  Minervini,  Bull.  arch.  nap.  n.  s.  5,  134  ff. 
z.  pl.  7.  S.  Reinach  a.  0.  1,  486,  1.  Kaum  10 
Pygmaien  sind  die  beiden  sonderbaren  Gestalten 
auf  einer  Vase  der  Hamiltonschen  Sammlung 
bei  W.  Tischbein,  Coli,  of  engravings  from  anc. 
vases  t.  2  pl.  57,  darnach  in  Verkleinerung 
wiederholt  bei  A.  Dieterich,  Pulcinella  S.  239 
und  S.  Reinach  a.  0.  2,  305,  2.  Einen  antiken 
Don  Quichote  und  Sancho  Pansa,  einen  Ritter 
und  seinen  Schildknappen,  einen  Alazon  oder 
Miles  gloriosus,  der  mit  seinem  kleinen  dicken 
Diener  zum  Kampf  geht,  möchte  Dieterich  in  20 
dem  seltsamen  Paar  erkennen.  Sie  tragen  beide 
einen  indianermäßigen  Kopfputz;  es  sind 
Hahnenfedern,   bei    dem   sonst  menschlich  er- 


14)  Pygmaien  im 
Kampf  mit  Kra- 
nichen auf  dem 
Karneol  zu  Ber- 
lin nr.  7588  (nach 
Furtwänr/ler,  Ant. 
Gemmen  Tf.  46,  8). 


15)   Pygmaie    im 

Kampf  mit  einem 

Kranich  auf 

einem  Karneol 

(nach   Furtwäng- 

ler,  Ant.  Gemmen 

Taf.  33,  49). 


Iß)  Pygmaie  im 
Kampf  mit    einem 
Kranich  auf  einem 

Plasma  im  Brit. 
Mus.  (nach  Imhoof- 
Blumer  u.  0.  Keller, 
Tier-  u.  Pflanzenbil- 
der Taf.  22,  17). 


30 


scheinenden  Vordermann  zugleich  zu  einer 
Art  Hahnenkamm  geformt;  sie  schreiten  links- 
hin,  mit  der  Rechten  die  Lanze  über  der  40 
Schulter  tragend,  mit  Schild  in  der  Linken; 
dazu  kommt  bei  dem  Kleinen  noch  Dickbauch 
und  Phallos  sowie  ein  burlesk  gebildetes  Ge- 
sicht oder  eine  Gesichtsmaske. 

Zu  der  erwähnten  Gemmen  dar  Stellung 
kommen  noch  weitere,  vgl.  Toelken,  a.  0.  4, 
427—435  (S.  307  f.).  So  der  Karneol  zu  Berlin 
Nr.  7588,  bei  Toelken  427.  Jahn  a.  0.  Taf.  2,  5. 
Furtwängler,  Die  ant.  Gemmen  Taf.  46,  8, 
darnach  unsere  Abb.  14.  „Hier  sind  zwei  nackte  50 
Pygmaien;  der  eine  erwartet  auf  ebener  Erde, 
festen  Fufses,  mit  eingelegter  Lanze  einen 
grol'sen  Kranich,  der  auf  ihn  zuschreitet;  zwi- 
schen ihnen  liegt  ein  von  einem  Speer  ge- 
troffener Vogel,  daneben  ein  Schild ;  hinter  ihm 
steht  auf  zwei  übereinandergelegten  Felssteinen 
der  andere  Pygmaie  und  erwartet  ebenfalls 
mit  vorgehaltener  Lanze  einen  heranfliegen- 
den Kranich  .  .  .",  Jahn  a.  0.  S.  424  f.  Die 
Pygmaien  sind  bärtig;  was  aber  Jahn  für  einen  60 
Hahnenkamm  auf  dem  Kopfe  des  einen  Pyg- 
maien ansah,  ist  nach  Furtwängler  nur  eine 
Verletzung  des  Steines.  Ferner  vgl.  den  Kar- 
neol unbekannten  Besitzers  bei  Furtwängler 
a.  0.  33,  49,  darnach  unsere  Abb.  15.  Ein 
Pygmaie  mit  dickem  Kahlkopf  und  grofsem 
Glied  kämpft  gegen  einen  Kranich;  der  Pyg- 
maie,   rechts   stehend,    nackt,    hat  einen   mit 


Pygmaien  (in  d.  heilenist.  Kunst)      3302 

Halbkreisen  verzierten  Bundschild.     Ganz  ent- 
sprechend ist  die  Darstellung  auf  dem  Plasma 
(Jaspis  der  Alten)  im  Brit.  Museum  bei  Imhoof- 
Blumer  und  0.  Keller,  Tier-  u.  Pflanzenbilder 
auf  Münzen  und  Gemmen  Taf.  22,  17  (S.  135), 
darnach  unsere  Abb.  16.     Dargestellt  ist  auch 
da  ein  nackter,  offenbar  bärtiger  Pygmaie  mit 
kurzen  Beinen,  eigentlichem  Wanst  und  großem 
Phallos ;    den    ovalen    Schild    mit  der    Linken 
haltend  packt  er  mit  der  Rechten  den  Schnabel 
des  Kranichs,    um   ihn  von   sich   abzuwehren; 
dieser  stürmt  gegen  den  Pygmaien  heran  mit 
seinem   linken  Bein  und  mit  seinem  Schnabel 
kämpfend.     Ferner  bietet  Jahn  a.  0.  Tf.  2,   3 
u.  4  (Toelken   a.  0.  428  u.  429)   spätere  Gem- 
men,  auf  denen    die   Pygmaien    ohne   Mifsbil- 
dung    erscheinen    in    heroischer    Bewaffnung. 
Das   eine  Mal   ist    der  Pygmaie  ein  Miniatur- 
krieger mit  Helm   auf  dem  Kopf,  mit  Panzer 
um   die  Hüften,    mit  Schild    am  rechten  Arm 
und  mit  Lanze   in   der  Rechten;  er  flieht  vor 
dem  grofsen  schwanähnlichen  Vogel,  sieht  sich 
im    Fliehen    um    und    hält    ihm    drohend    die 
Linke    entgegen;    das    andere    Mal    bohrt  der 
Pygmaie  dem  vor  ihm  stehenden  Kranich  mit 
der    Linken    den   Speer    in    den  langen   Hals; 
mit  der  Rechten  hält  er  wiederum  den  Schild, 
auf  dem  Kopf  trägt  er  den  Helm,  um  die  Len- 
den eine  Binde,  im  übrigen  ist  er  nackt.    Nicht 
alle   Zwerge   aber,    wie  sie  auf  geschnittenen 
Steinen  sich  bieten,  sind  als  Pygmaien  zu  be- 
trachten,   vgl.   z.   B.    noch    Furtivängler    a.  0. 
Tf.  25,    18f.    28,    30 f.  29,    28—32.    Bd.  3,    286, 
weiteres  darüber  in  unserm  dritten  Abschnitt. 
Zumal  die  hellenistische  Zeit  hatte  eine 
ausgesprochene    Vorliebe    für    die    Pygmaien, 
und  deren  starke  Betonung  in  der  Kunst  dieser 
Epoche  begünstigten  namentlich  folgende  Fak- 
toren.    Fürs    erste    hat    sich    die   Kunst  nach 
Praxiteles  immer  mehr   dem  Zierlichen,  Nied- 
lichen, Tändelnden  zugewandt,   ist    anderseits 
auf  der  Bahn    des    Sinnlichen    fortgeschritten 
zum  Lüsternen,    Obszönen,    und    diese    beiden 
Richtungen    fanden    nun   eine    Verschmelzung 
im  Grotesk -Komischen,   Frivol -Unflätigen  der 
Pygmaiendarstellungen.     Sodann  war  von  Be- 
deutung  das  Hervortreten   der  Ptolemaierresi- 
denz,  Alexandreias  in  Aigypten.    Die  bekannte 
alexandrinische   Spottsucht    und  Neigung    zur 
Parodie   und  Karikatur   drängte  geradezu  hin 
zur  Ausbeutung  des  Burlesken,  Derbkomischen, 
das    die    Pygmaien    umgibt,     welch     letztere 
überdies  auch  ihre  realen  Vorbilder  hatten  in 
wirklichen  Strafsentypen  der  Weltstadt  Alexan- 
dreia.      Denn    Zwerge    waren    keine    seltenen 
Erscheinungen  unter  den  so    bunt  gemischten 
Volkselementen  der  Ptolemaierresidenz ,   hatte 
man  doch   ein   eigentliches  Faible   für  zwerg- 
haft verkrüppelte  Sklaven  und  kleine  Menschen, 
wie  man  sie  aus  den  südlichen  Nilländern  aus- 
führte; das  königliche  Haus  hielt  sich   solche 
Zwerge   als  Hofnarren,  vgl.  Theodor  Schreiber, 
Ath.    Mitt.     10,    1885,    393.      Über    derartige 
Luxussklaven    bemerkt  Friedländer    in    seiner 
„Sittengeschichte    Roms"6    3,    141:     „ .  .  .  Es 
wurden  Zwerge,  Riesen  und  Riesinnen,  f echte' 
Cretins,    angebliche  Hermaphroditen  und   an- 
dere Abnormitäten  und  Mifsgeburten  gehalten 

104* 


3303      Pygmaien  (in  d.  hellenist.  Kunst) 

und  vorgeführt;  es  gab  selbst  in  Rom  einen 
'Markt  der  Naturwunder',  auf  dem  ''waden- 
lose, kurzarmige,  dreiäugige,  spitzköpfige' 
Menschen  zu  kaufen  waren;  die  Zwerggestalt 
wurde  durch  künstliche  Vorrichtungen  hervor- 
gebracht, und  zahlreiche  groteske  Bronzefigür- 
chen  aus  jener  Zeit,  welche  die  verschiedensten 
Verkrüppelungen  und  Verkrümmungen  dar- 
stellen, bezeugen  die  Verbreitung  einer  so 
scheufslichen  Liebhaberei"  (für  die  Belege  vgl. 
Bd.  1,  46).  Auch  andere  Stralsentypen  hat 
uns  ja  die  alexandrinische  Kunst  getreulichst 
überliefert,  vgl.  Schreibers  aufschlufsreichen 
Aufsatz  „Alexandrinische  Skulpturen  in  Athen", 
Ath.  Mut.  a.  0.  380—400  z.  Taf.  10—12.  Zu 
gedenken  ist  des  alexandrinischen  Apelles, 
des  Antiphilos,  eines  Zeitgenossen  des  ersten 
Ptolemaiers  und  Widersachers  des  grofsen 
Apelles,  dem  die  Erfindung  der  Grylloi  zu- 
geschrieben ward  (Plin.  35,  114);  die  alther- 
gebrachten tierköpfigen  Götterfratzen  des  Nil- 
landes brachten  ihn  auf  die  Verwendung  von 
Menschen  mit  Tierköpfen  in  parodistischen 
Szenen,  den  Gryllen  verwandt  aber  sind  in 
gewissem  Sinn  die  Pygmaien,  vgl.  Schreiber 
a.  O.  S.  392.  Springer- Michaelis,  Kunst  d.  Al- 
tertums (Handb.  d.  Kunstgesch  1)  8  S.  348, 
auch  Wilh.  Klein,  Gesch.  d.  griech.  Ktmst  3,  22, 
für  die  Pygmaien  in  hellenistischer,  speziell 
alexandrinischer  Kunst  3,  98. 

So  sind  denn  die  Pygmaien  nicht  vergessen 
in  den  Reliefdarstellungen  an  der  Basis 
der  Neilosstatue  im  Braccio  nuovo  des  Vatikan, 
bei  Heibig,  Führer2  1,  27  ff.  nr.  48.  Amelung, 
Die  Skulpturen  d.  Vatikan.  Museums  1, 124 — 134, 
nr.109  (Taf.  18),  vgl.  d.  Bruckmannsche  Taf.  196. 
Diese  Reliefs  schildern  das  Leben,  das  sich  im 
Flusse  und  an  seinen  Ufern  abspielt;  man  sieht  da 
Kämpfe  zwischen  Nilpferden  und  Krokodilen,  u.a. 
aber  auch  Barken,  gerudert  von  zwerghaften 
Pygmaien,  die  von  Krokodilen  oder  Nilpferden 
bedroht  werden.  Da  ist,  nach  Amelungs  ge- 
nauer Beschreibung  S.  129,  „ein  Nilpferd  nach 
rechts,  das  mit  den  Zähnen  den  Schnabel  eines 
Bootes  packt,  in  dem  ein  unbärtiger  (1.)  und 
ein  bärtiger  Pygmaie  sind;  der  links  steht 
stark  vorgeneigt  nach  rechts,  auf  die  Rechte 
gestützt,  der  das  Ruder  entfallen  ist,  und  um- 
blickend; der  rechts  sitzt  vorgebeugt  nach 
links,  in  der  Linken  ein  Ruder.  Dann  ein 
zweites  Boot,  wieder  mit  einem  unbärtigen  (1.) 
und  einem  bärtigen  Pygmaien  .  .  .  Der  Pyg- 
maie links  sitzt  nach  rechts,  in  beiden  Hän- 
den ein  Ruder,  herabblickend  nach  einem 
Krokodil,  das  nach  dem  Ruder  beifst;  der 
rechts,  der  in  der  abgebrochenen  Rechten  das 
Ruder  hielt,  nach  rechts  in  ähnlicher  Haltung 
wie  der  links  im  ersten  Boot  .  .  ."  Zu  den 
vier  Pygmaien  kommt  ferner  „ein  Vogel  mit 
hohen  Beinen,  langem  Hals  und  geöffnetem 
Schnabel  nach  rechts  stehend .  .  .  augenschein- 
lich ein  Kranich  .  .  ."  So  schlägt  an  der 
Basis  der  vornehm  heitere  Ton,  der  im  übrigen 
die  Gruppe  beherrscht,  ins  Burleske  um,  ähn- 
lich wie  bei  der  Francoisvase,  indem  die  Pyg- 
maien den  Kampf  mit  den  gefährlichen  Tieren 
des  Stromes  im  Sinn  und  Geist  etwa  des 
„Froschmäusekrieges"  komisch  parodieren. 


Pygmaien  (in  d.  hellenist.  Kunst)      3304 

Monumental -statuai-isch  ist  diese  Kunst 
nur  noch  selten,  sie  lebt  sich  aus  in  kleinen 
Bronzen  und  Terrakotten,  Reliefbildern, 
Mosaiken  und  Wandmalereien.  Zu  der  vorer- 
wähnten Pygmaienstatuette  im  Museo  archeo- 
logico  zu  Florenz  bei  Amelung,  Führer  S.  260 
vgl.  die  Zusammenstellung  von  solchen  Figür- 
chen,  Pygmaien  und  anderweitigen  Grotesken 
bei  S.  Reinach,  Re'p.  de   la   statuaire  2,   559  ff. 

io  Ein  deutlicher  Pygmaie  in  Kämpferstellung 
ist  z.  B.  der  nackte  bärtige  Zwerg  mit  kurzen 
Beinen  und  übermäfsig  entwickelten  Genitalien, 
der  in  Ausfallstellung  mit  beiden  erhobenen 
Händen  eine  Lanze  hielt,  die  verloren  ge- 
gangen, eine  kleine  Bronze  im  Museum  von 
Narbonne,  in  der  Urugebunar  dieser  Stadt  ge- 
runden;  sie  ist  nach  einer  Zeichnung  von 
Prosper  Merimee  in  Originalgröfse  wieder- 
gegeben in  der  Gas.  arch.  2,  1876,  57,  darnach 

20  auch  bei  S.  Reinach  a.  0.  2,  564,  6  und  unsere 
Abb.  17;  nach  Aigypten  speziell  verweist  diese 
Statuette  der  Schmuck 
über  der  Stirne,  der 
an  die  Lotosblume  er- 
innert und  wieder- 
kehrt    bei     gewissen 

Harpokratesdarstel- 
lungen,    vgl.    z.  B.    S. 
Reinach,    Re'p.    de    la 

30  stat.  2,  481  ff.  Beson- 
dere Beachtung  ver- 
dient der  unbärtige 
Zwerg  in  Kämpfer- 
stellung zu  Dresden, 
h.  0,058,  eine  ganz 
vorzügliche,  wohl  echt 
griechische  Arbeit,  vgl. 
P.  Herrmann,  Arch. 
Jahrb.    6,    1891,    165 

40  {Am.),  darnach  S.  Rei- 
nach a.  O.  2,  564,  4 
u.  s.  w.  Ferner  erwähnt  v.  Bissing,  Arch.  Jahrb. 
18,  1903,  149  (Anz.)  kleine  Pygmaienfiguren 
im  Museum  zu  Kairo,  die  am  Kopf  einen 
Bing  haben  und  beim  Zünglein  der  Wage 
angebracht  waren,  so  Nr.  27705  (vgl.  Fig.  4h, 
nicht  k),  ein  Pygmaie  (h.  0,067),  der  zur  Strafe 
für  irgend  einen  bösen  Streich  Kopf  und  Arme 
(nach    einer  noch  jetzt  in   Aigypten   üblichen 

50  Weise)  im  Prangerbrett  stecken  hat  (vgl.  über 
ein  ähnliches  Figürchen  im  Pariser  Cabinet 
des  Medailles  aus  der  Sammlung  Üppermann 
Schreiber  a.  O.  S.  393,  ferner  das  Exemplar 
dieser  Art  in  Sammlung  Dutuit  bei  S.  Reinach 
a.  O.  2,  562,  5);  auf  die  Brust  hängt  ein  Tuch- 
ende (?)  herab;  trotz  der  starken  Verletzung 
der  Oberfläche  treten  die  allgemeinen  Formen 
und  das  kecke  Bewegungsrnotiv  gut  hervor. 
Die  folgende  Nummer  trägt  ein  anderer  alter 

60  Pygmaie  mit  stark  entwickeltem  herabhängen- 
dem Glied  (Ja..  0,059),  der  fröhlich  vor  sich  hin- 
grinst; auch  bei  ihm  ist  der  Ansatz  eines 
Ringes  erhalten. 

Auf  dem  Bruchstück  eines  hellenistischen 
Reliefbildes  in  Villa  Albani  zu  Rom,  bei  Hei- 
big a.  O.  nr.  867  (vgl.  Jahn  a.  O.  427.  Wiener 
Vorlegebl.  Serie  3,  Taf.  12,  6.  Schreiber,  Die 
hellenist.    Relief büder    Tf.    30,    1.     E.    Loewy, 


17)  Bronzestatuette  eines 

kämpfenden  Pygmaien  im 

Museum   zu  Narbonne  (nach 

Gaz.  arch.  2,  1876,  57). 


3305      Pygmaien  (in  d.  heilenist.  Kunst) 

Beim.  Mut.  12,  1897,  69,  3.  Waser,  N.  Jahrb. 
f.  d.  klass.  Altert.  15,  1905,  120  z.  Taf.  4,  3 
und  unsere  Abb.  18)  sehen  wir  Herakles  wohl 
im  Schlafe  auf  der  Löwenhaut  ausgestreckt 
daliegen,  in  der  Linken  den  Skyphos  haltend; 
ein  kleiner  Wicht  aber,  ein  Satyr  oder  viel- 
leicht eben  ein  Pygmaie,  hat  eine  Leiter  an- 
gelegt, diese  erklommen  und  auf  der  obersten 
Sprosse  stehend  neigt  er  sich  mit  dem  ganzen 
Oberkörper  über  des  Bechers  Band  und  schlürft 
aus  Leibeskräften,  ohne  dafs  der  Biese  dessen 
innewird  —  man  denkt  an  den  schlafenden 
Kyklopen  in  einem  kleinen  Gemälde  des  Ti- 
manthes,  wo  dieser  Meister  (noch  des  5.  Jahrb.), 
um  auch  so   des  Biesen  Gröfse  zum  Ausdruck 


18)  Trunkener  Herakles  und  Pygmaie,   Relieffragment  in 
Villa  Albani  zu  Rom  (nach  Schreiber,  Hellenistische  Relief- 
bilder Taf.  30,  1). 

zu  bringen,  neben  ihm  (winzige)  Satyrn  gemalt 
hat,  die  mit  dem  Thyrsos  seinen  Daumen  aus- 
messen, Plin.  35,  74.  Brunn,  Künstle rge seh.*  2, 
82  (122).  In  dem  Eelieffragment  ist  der  Pyg- 
maie nicht  mifsgestaltet  gebildet,  da  hier  der 
Unterschied  in  der  Gröfse  zwischen  dem  klei- 
nen Wicht  und  dem  riesigen  Herakles  die 
Hauptsache  war.  Philostratos  aber  beschreibt 
ein  Gemälde,  das  einen  Angriff  von  Pygmaien- 
scharen  auf  den  schlafenden  Herakles  dar- 
stellte, wiederum  eine  echt  Gulliversche  Szene, 
vgl.  Philostr.  sen.  imag.  2,  22  (Hga-alfi?  iv 
IIvy[iatoig) ,  dazu  Amm.  Marcell.  22,  12,  4. 
Neben  dem  tot  hingestreckten  Antaios  liegt 
Herakles  in  tiefem  Schlaf;  dabei  steht  Hypnos; 
um  den  Heros  aber  scharen  sich  die  Pygmaien, 
an  ihm  den  Tod  ihres  Biesenbruders  Antaios 
zu  rächen;  denn  auch  sie  sind  yriysvslg,  Erd- 
geborene, Söhne  der  Mutter  Erde.  Sie  scharen 
sich  zum  Angriff,  ein  Schwärm  gegen  die  linke, 
zwei  andere  gegen  die  rechte  Hand  gerichtet; 


Pygmaien  (in  d.  heilenist.  Kunst)      3306 

Bogenschützen  und  Schleuderer  greifen  die 
Beine  an,  voller  Staunen  über  die  mächtigen 
Waden;  gegen  das  Haupt  zieht  eine  andere 
Schar  unter  Anführung  des  Königs  mit  mancher- 
lei Geschütz  und  Belagerungsgerät.  So  krabbeln 
sie  auf  des  Gewaltigen  Gliedern  herum  und 
versetzen  sein  Haupt  in  Belagerungszustand, 
ohne  ihn  im  mindesten  zu  schädigen.  Dies 
alles  läfst  sich  als  Gemälde  wohl  denken;  wenn 

10  es  aber  weiter  heifst:  „Sieh,  wie  er  sich  auf- 
richtet und  wie  er  über  die  Gefahr  lacht! 
Seine  Feinde  steckt  er  samt  und  sonders  in 
die  Löwenhaut  und  bringt  sie,  denk'  ich,  dem 
Eurystheus  .  .  .",  so  gibt  der  Erklärer  des 
Gemäldes  hier  wie  in  andern  Fällen  noch  eine 
weitere  Szene,  die  kaum  wohl  neben  der  ersten 
dargestellt  war;  das  dürfte  rhetorischer  Zu- 
satz, eine  Ausschmückung  sein,  die  blofs  auf 
eindringlichste  Weise    die  Wirkung    schildern 

20  soll,  die  der  Anblick  des  von  den  Zwergen 
belagerten  Heros  macht :  man  sieht's  kommen, 
wie  er  lachend  die  ganze  Sippschaft  mit  sich 
forttragen  wird;  dem  beschriebenen  Gemälde 
mag  ein  wirkliches  zugrunde  gelegen  haben, 
allein  die  Beschreibung  geht  über  das  Dar- 
gestellte hinaus  in  rhetorischem  Aufputz,  vgl. 
Jahn  a.  O.  S.  427  f.  Sei  dem  aber  wie  ihm 
wolle,  so  ward  eben  durch  die  Zusammen- 
stellung der  kleinen  Unholde  mit  dem  Gewal- 

30  tigsten  aller  Helden  der  gröfstmögliche  Kon- 
trast hervorgebracht;  das  Kerkopenabenteuer 
des  Herakles  dürfte  darauf  geführt  haben,  auch 
wenn  auf  Kunstwerken  die  Kerkopen  kaum  je 
pygmaienhaft  gebildet  sind.  In  seinem  Aufsatz 
„Philostrats  Gemälde  und  Antik  und  Modern" 
hat  Goethe  die  Notiz:  „Hercules  und  die  Pyg- 
mäen, köstlicher  Gegensatz;  derselbe  Gegen- 
stand, glücklich  aufgefafst  von  Julius  Roman 
(Giulio  Romano)".     Auch  „Frans    de    A'riendt, 

40  genannt  Floris.  der  'niederländische  Baffael' 
1520 — 1570,  zeichnete  diese  Szene  und  H.  Cock 
verbreitete  das  Blatt  durch  den  Kupferstich", 
Büchmann,  Geflügelte  Worte  21  S.  94.*) 

Unter  der  Herrschaft  der  Ptolemaier  nun 
hat  sich  in  Aigypten  eine  Landschaftsmalerei 
entwickelt,  die  speziell  den  Nil  und  seine 
Umgebung  behandelte  und  Pygmaien  als 
Staffagefiguren  verwendete;  von  der  Weltstadt 
Alexandreia  aus  fand  diese  Kunstgattung  auch 

50  in  Italien  Eingang  und  Verbreitung  im  übrigen 
römischen  Beiehe,  und  seit  dem  Beginn  der 
römischen  Kaiserzeit  treffen  wir  in  römischen 
Häusern  häufig  Wandgemälde  und  Mosaik- 
fufsböden,  die  Nillandschaften  zeigen.  Ein 
solches  Mosaik  mit  Nillandschaft  ist  beispiels- 
weise 1858  auf  dem  Aventin  gefunden  worden, 
bei  Sta.  Saba  in  der  Vigna  Maccarani,  heute 
Torlonia,  und  ist  aus  dem  Museo  Kircheriano 
ins  neue  Thermenmuseum  gelangt,  bei  Heibig, 

60  Führer  nr.  1038.  Vor  verschiedenen  Archi- 
tekturen sieht  man  den  Nil  fliefsen,  und  darin 
schreitet  ein  Hippopotamos  auf  einen  Nachen 

*)  Hier,  -wie  auch  sonst  mehrfach,  dürften  auch  die 
Vorstellungen  von  zwerghaften,  koboldartigen,  oft  erotisch 
(ithyphallisch)  gedachten  Alpdaimoiien  mit  hinein- 
spielen, welche  die  Schäfer  im  Traum  auf  mannigfache 
Art  angreifen  und  belästigen;  vgl.  Röscher,  Ephialtes  S.  14 ff. 
und  S.  82  ff.     [Röscher] 


3307      Pjgmaien  (in  d.  heilenist.  Kunst) 

los,  in  dem  sich  zwei  Pygmaienweibchen  be- 
finden, während  von  oben  zwei  Pygmaien  mit 
geschwungenen  Speeren  auf  das  Ungeheuer 
zueilen;  ein  dritter  schreitet  unterhalb  des 
Hippopotamos  einher,  auch  dieser  mit  einem 
Speer  in  der  Rechten;  anstatt  der  Schilde  be- 
dienen sich  diese  drei  Pygmaien  der  Ober- 
stücke tönerner  Amphoren,  durch  die  sie  die 
linken  Arme    durchgesteckt  haben;    noch    ein 


Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Wandbilder) 


3308 


Flufspferdes  sind  auch  die  Boote,  die  im  Bau 
und  aufgemalten  Rhombus  an  der  Stelle  des 
Auges  an  die  alte  Fischgestalt  erinnern. 

Nun  die  Wandmalereien!  Nachzutragen 
ist  zunächst  die  Wandmalerei  eines  Grabes  in 
der  Nähe  von  Kertsch  (Pantikapaion) ,  die  in 
gewissem  Zusammenhang  steht  mit  verschie- 
denen der  oben  betrachteten  Vasenbilder,  vgl. 
Fred.  Dubois  de  Montpereux,  Voyage  autour  du 


vierter  Pygmaie,  der  in  jeder  Hand  zwei  gelbe  10  Caucase  5,  181  ff.  z.  Atlas    s.   4   pl.    18.     Jahn 
Stäbchen  hält,  schreitet  oberhalb  eines  zweiten       a.  0.  424.     Acht  fast  quadratische  Felder  mit 
Hippopotamos   rechtshin;    doch   tritt    die    Be-      je    einem  Pygmaien   und  einem  Kranich,   rot- 
figurig  auf  hellem  Grund,  geben  eine 


friesartige  Wandverzierung  ab. 
Pygmaien    sind    nackt,    zum 


19 — 21)  Pygmaien  im  Kampf  mit  Kranichen,  Wandmalereien  der  Casa 

dei  capitelli  colorati  zu  Pompei  (nach  Zahn,  Die  schönsten  Ornamente  etc. 

von  Pompeji  etc.  2,  30). 


ziehung  dieser  Figur  zu  den  übrigen  nicht  klar 
hervor.  Ein  anderes  farbenreiches  Mosaik 
dieser  Art  birgt  das  Museum  der  tunesischen 
Küstenstadt  Sousse  (Susa),  vgl.  E.  Petersen, 
Ärch.  Jahrb.  18,  1903,  20  (Am.).  Dargestellt 
ist  überschwemmtes  Gebiet  mit  Inselchen  und 
aus  dem  Wasser  aufsprießendem  Sumpf- 
gewächs; dazwischen  drei  Ruderboote,  deren 
Insassen  teils  breitkrämpige  Hüte  tragen,  teils 
unverkennbare  Pygmaien  sind,  auch  mit  dem  60 
spitzen  Hut  und  grofsen  Glied.  Sie  kämpfen 
gegen  Nilpferde  und  andere  Geschöpfe.  Zu 
dem,  der  links  mit  dem  Ruder  zum  Schlage 
ausholt,  fehlt  eben  das  bekämpfte  Tier;  im 
dritten  Boot  sitzt  ein  Angler,  daneben  links 
ist  ein  grofser  Fisch  im  ausgespannten  Netz, 
ebenfalls  unvollständig.  Buntfarbig  wie  die 
Wasserblumen  oder  der    schillernde   Leib    des 


Die 
Teil 
ausgerüstet  mit  runden  Schilden, 
einer  mit  Schild  und  Lanze;  ihrer 
drei  liegen  auf  dem  Rücken,  drei 
scheinen  zu  fliehen;  einer  greift 
den  abgewandten  Kranich  beim 
Schwänze  an,  und  der  Vogel  sieht 
sich  drohend  nach  dem  Frechling 
um;  endlich  kämpft  einer  Leib  an 
Leib  mit  seinem  Kranich  und  drückt 
ihm  von  oben  den  Hals  nieder,  so- 
dafs  der  Vogel  sichtlich  unterliegt. 
—  Bei  Heibig,  Wandgemälde  der 
vom  Vesuv  verschütteten  Städte  Cam- 
paniens  (1868)  kommen  Nr.  1527 
bis  1547  (S.  378  ff.)  in  Betracht,  da- 
zu vgl.  Heibig,  Untersuchungen  über 
die  campanische  Wandmalerei  (1873) 
S.  69.  78  f.  86.  101.  138.  302.  Over- 
beck  {-Mau),  Pompeji*  S.  583  f.  Die 
Pjgmaien  erscheinen  bald  im  Kam- 
pfe mit  den  Vögeln  des  Landes, 
vorab  den  Kranichen,  aber  auch 
mit  Hähnen  u.  s.  w.,  bald  in  genre- 
haften Situationen.  Zwei  Kraniche 
schreiten  linkshin  gegen  zwei  Pyg- 
maien vor,  von  denen  der  eine  den 
Schild  vorhält  und  mit  der  Rechten 
den  Speer  zückt,  während  der  an- 
dere einen  gefallenen  Kranich  vom 
Kampfplatz  wegzuziehen  bemüht 
ist.  Hier  und  auf  den  Gegenstücken 
sind  die  Pygmaien  nach  römischer 
Weise  bewaffnet;  nur  sind  ihre 
Helmbüsche  karikiert  grofs.  Gegen- 
stück: links  steht  ein  Kranich  über 
einem  gestürzten  Pygmaien;  weiter  rechts  stößt 
ein  Pygmaie  den  Speer  in  die  Brust  eines  ge- 
fallenen Kranichs  und  ist  ein  Pygmaie  mit 
einem  Kranich  im  Kampf  begriffen.  Gegen- 
stück: rechts  steht  ein  Kranich  neben  einem 
Pygmaien,  der  auf  das  Gesicht  niederfällt,  und 
scheint  ihn  in  das  Bein  zu  beifsen ;  weiter  links 
geht  ein  Kranich  auf  zwei  Pygmaien  los,  von 
denen  sich  der  eine  mit  Schild  und  Speer  zur 
Wehr  setzt;  vgl.  die  Wandmalereien  im  Cubi- 
culum  der  Casa  dei  capitelli  colorati  zu  Pom- 
pei, bei  Wilh.  Zahn,  Die  schönsten  Ornamente 
und  merkwürdigsten  Gemälde  aus  Pompeji,  Her- 
kulanum  u.  Stabiae  2,  30,  darnach  unsere  Abb. 
19— 21;  bei  Heibig  S.  378,  1528.  Ferner  Nr.  1592 
(S.  378),  die  Wandmalerei  der  Casa  d'Adonide 
zu  Pompei:  hier  ein  Kampf  zwischen  sechs 
mit    Schild,    Schwert  und    Speer    bewaffneten 


3309      Pygmaien  (in  d.  Kunst :  Wandbilder) 


Pygmaien  (in  d.  Kunst :  Wandbilder)      3310 


Pygmaien,  von  denen  einer  beritten  ist,  und 
fünf  Häbnen;  rechts  in  einer  Blutlache  liegt 
ein  verwundeter  Pygmaie,  auf  dem  ein  Hahn 
sitzt,  der  nach  ihm  hackt,  links  ein  von  einem 
Speer  durchbohrter  Hahn.  Ferner:  zwei  Wach- 
teln stehen  kampfbereit  einander  gegenüber, 
dahinter  ein  Zwerg  mit  einem  Zweig  in  der 
Rechten,  Wandgemälde  aus  Pompei  bei  Hei- 
big S.   380,   1535. 

Sollte  die  Wirkung  eine  drastische  sein,  so 


(-Michaelis),  Handb.  d.  Kunstgesch.  I7,  S.  316 
Fig.  567,  in  8.  Aufl.  S.  348  Fig.  660.  W.  Rolfs, 
Neapel  1  (Berühmte  Kunstst.  Nr.  29)  S.  163 
Abb.  131  und  darnach  unsere  Abb.  23.  Rechts 
auf  einem  Tribunal  sitzt  der  rechtsprechende 
König  mit  zwei  Beisitzern;  hinter  ihm  und  neben 
dem  Tribunal  stehen  die  Soldaten  der  Leib- 
wache; vor  dem  Tribunal  aber  ist  ein  Fleischer- 
block aufgestellt,  auf  dem  ein  nacktes  Kind 
10  liegt,  das  just  ein   Soldat   mit    einem   grofsen 


22)  Maleratelier,  durch  Pygmaien  dargestellt,  pompeian.  Wandgemälde  (nach  Panofka,  Parodien  u.  Karikaturen  Taf.  1,  6). 


wurden  Pygmaien  zu  T  r  ä  g  e  r  n  derHandlung 
gemacht,  und  so  finden  wir  sie  eben  vielfach 
genrehaft  verwendet,  als  Landleute,  Jäger, 
Fischer.  Maler  u.  s.  w.,  ähnlich  wie  die  Zwerge 
auf  geschnittenen  Steinen  (s.  u.),  dafür  vgl. 
Heibig  S.  379  ff.,  1530  ff.  Besonders  interessant 
ist  Nr.  1537  (S.  380  f.),  vgl.  auch  Zahn  a.  0. 
1,  86.  Jahn  a.  0.  S.  429.  Panofka,  Parodien 
und  Karikaturen  S.  52  z.  Taf.  1,  6  und  unsere 
Abb.  22.     Veranschaulicht  ist  hier  das  Atelier 


Hackmesser  zu  zerteilen  im  Begriff  ist,  wobei 
30  es  von  einer  reich,  wenn  auch  komisch  auf- 
geputzten Frau  festgehalten  wird,  während 
eine  zweite  sich  vor  dem  König  auf  die  Knie 
geworfen  hat  und  mit  ängstlichen  Gebärden 
offenbar  um  Schonung  des  Kindes  fleht;  links 
steht  zuschauendes  Volk.  Wiederum  aber  sind 
die  handelnden  Personen  deutliche  Pygmaien, 
Zwerge  mit  dickem  Kopf  und  spindeldürren 
Beinen,  wie  denn  auch  aufserdem  im  gleichen 


23)  „Urteil  Salomonis",  pompeian.  Wandgemälde  (nach  Rolfs,  Neapel  1,  163  Abb.  131). 


eines  Malers  und  seiner  Schüler  nebst  einem 
Fremden,  der  sich  porträtieren  läfst,  und  viel- 
leicht noch  zweien  seiner  Freunde,  die  eben 
eingetreten  sind,  um  zu  beurteilen,  ob  das  Bild- 
nis getroffen  sei;  sämtliche  Figuren  aber  sind  60 
als  Pygmaien  gegeben,  und  nicht  fehlt  ein 
kranichähnlicher  Vogel,  der  auch  hier  die 
Ruhe  der  Pygmaien  zu  bedrohen  scheint.  — 
Verwandter  Natur  ist  das  merkwürdige,  1882 
zu  Pompei  gefundene  Wandgemälde,  das  eine 
Art  „Urteil  Salomonis"  darstellt,  vgl.  Overbeck 
(-Mau),  Pompeji*  S.  584  z.  Fig.  306.  Mau,  Pom- 
peji in  Leben  u.  Kunst  S.  15  Fig.  6.    Springer 


Zimmer  noch  weitere  Pygmaiendarstellungen 
gefunden  worden  sind.  Am  nächsten  liegt  der 
Gedanke,  der  Gegenstand  des  Bildes  sei  der 
Erzählung  entnommen  im  ersten  Buch  der 
Könige  3,  16  ff. ,  zumal  ja  das  salomonische 
Urteil  den  alexandrinischen  Juden  natürlich 
bekannt  war  und  es  an  Spuren  des  Judentums 
zu  Pompei  auch  sonst  nicht  fehlt.  Doch  der- 
artige Geschichten  wandern  im  Orient  von 
einem  Volke  zum  andern,  und  wenn  man  nicht 
glauben  kann,  dafs  eine  biblische  Erzählung 
so,  wie  es  hier  geschehen  wäre,  ins  Komische 
gewendet  worden  sei,  so  mag  man  sich  an  die 


3311      Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Wandbilder)  Pygmaien  (in  d.  Kunst:  Wandbilder)      3312 

Lösung  des  Rätsels  halten,  die  Giaconio  Lum-  unzweifelhaft  aigyptisch.  Wir  sehen  diese 
broso  gegeben  in  den  Memorie  della  B.  Acca-  grotesken  Figuren,  wie  sie,  in  wechselnden, 
demia  dei  Lincei  s.  3  vol.  11  (1883),  303;  er  z.  T.  eben  auch  obszönen  Situationen  auf- 
hat hingewiesen  auf  den  sagenhaften  aigyp-  gefafst,  auf  den  Nilbarken  einherfahren,  fischen 
tischen  König  Bokehoris,  der  auch  für  einen  und  jagen  oder  mit  Krokodil  und  Nilpferd 
Ausbund  von  Weisheit  und  Gerechtigkeit  galt  allerlei  Schabernack  treiben,  vgl.  Heibig  S.  38lff.r 
und  von  dem  man  ähnliche  weise  Urteile  er-  1538  ff.  Da  sind  z.  B.  drei  Wandmalereien 
zählte  wie  von  König  Salomo;  von  anderer  aus  dem  sog.  Venus-,  richtig  wohl  Apollotempel 
Seite  ist  eine  indische,  buddhistische  Erzählung  zu  Pompei,  vgl.  Gell  u.  Gandy,  Vues  des  ruines 
herangezogen  worden  als  Quelle  der  biblischen  io  de  Pompei  (Paris  1827)  S.  134  z.  pl.  XIII  u. 
Geschichte  und  auch  des  pompeianischen  Bildes,  XV,  bei  Heibig  nr.  1544.  In  tropischer  Land- 
vgl.  JE.  Samter,  Arch.  Jahrb.  13,  1898,  49  f.  schaft  mit  allerlei  Gebäuden  sehen  wir  links 
(Ans.),  ferner  Engelmann,  Hermes  39,  1904,  einen  nackten  Zwerg  vom  Rücken  mit  Angel- 
146  ff.  Für  die  mannigfachen  Versionen  dieser  rute  und  Eimer  davoneilen;  in  der  Mitte 
Erzählung  in  den  verschiedenen  Literaturen  und  füttert  eine  mit  Chiton  bekleidete  Zwergin 
Volksüberlieferungen  vgl.  Gaidoz,  Melusine  4,  einen  Vogel;  ihr  gegenüber,  rechts,  steht  ein 
1889,  313  £f.  Jedenfalls  liegen  hier  die  Anfänge  Zwerg  auf  einem  mächtigen  Dolium  linkshin, 
vor  eines  aigyptisch-griechischen  Synkretismus  und  ganz  rechts  wandert  ein  anderer  mit 
in  der  bildenden  Kunst,  der  sich  später  noch  chlamysartigem  Gewand,  wie  es  scheint,  eine 
weiter  entwickeln  sollte.  —  Ferner  sehen  wir  20  Angelrute  schulternd,  halbrechts,  kompositionell 
die  Pygmaien  als  Faustkämpfer.  Ein  von  entsprechend  dem  links  weglaufenden  Pyg- 
rechts  ausschreitender  Zwerg,  den  Caestus  an  maien.  Gegenstück:  Landschaft  gleichfalls  mit 
den  schlagfertigen  Händen,  hat  einen  andern  Palmen,  Villenanlagen  und  Pavillons;  darin 
niedergeworfen,  der  vor  ihm  liegt  und  flehend  als  Staffage  ein  Krokodil,  ein  Zwerg,  der  einen 
die  Linke  zu  ihm  emporstreckt;  links  und  Eimer  trägt,  und  mehrere  andere  nicht  deut- 
rechts  die  Kampfpreise,  vgl.  Heibig  nr.  1536  lieh  kenntliche  Figuren,  worunter  links  wieder- 
um! ähnlich  nr.  1536b  (S.  380),  das  eine  aus  um  eine,  die  zwei  Vögel  füttert.  Anderes 
Herculanum,  das  andere  aus  Pompei  aus  der  Gegenstück:  in  ähnlicher  Landschaft  rechts 
Casa  del  banchiere.  vor  einem  Tempel  drei  vollständig  bekleidete 
So  erscheinen  die  Pygmaien  vielfach  aufser  30  Zwergfiguren,  von  denen  eine  weiblich  zu  sein 
allem  Zusammenhang  mit  mythischen  Begeben-  scheint,  um  einen  Altar  gruppiert;  dahinter 
heiten  in  den  mannigfachsten  Beschäftigungen  ein  Gewässer,  in  welchem  ein  Krokodil  einen 
und  Verhältnissen  des  täglichen  Lebens,  ahn-  Zwerg  verschlingt,  der  ins  Wasser  gefallen  ist; 
lieh  wie  ja  auch  die  Eroten  und  Psychen  ver-  weiter  links  am  Ufer  steht  mit  Zeichen  des 
wendet  sind  gerade  in  der  pompeianischen  Schreckens  ein  vierter  Zwerg,  nackt,  mit  Rute 
Wandmalerei;  in  alle  möglichen  Situationen  in  der  erhobenen  Rechten.  —  Obszön  ist  z.  B. 
des  Alltagslebens  spielen  diese  Zwerge  hinein.  das  Wandgemälde  Nr.  1540  (S.  381  f.)  aus  der 
Sehr  oft  aber  auch  dienen  sie  lediglich  als  Casa  delle  quadrighe  zu  Pompei.  Im  Wasser, 
Staffage,  bevölkern  sie  die  Landschaft,  in  der  aus  dem  üppige  Pflanzen  '  emporragen ,  eine 
sie  sich  ergehen,  mit  Vorliebe  auf  Kähnen  40  Barke;  an  der  Prora  liegt  ein  Zwerg,  ein  Ru- 
fahren,  bald  auch  wieder  unter  einem  Zelt-  der  in  der  Hand;  ein  zweiter,  ein  Ruder  in 
dache  opfern  und  schmausen,  während  andere  der  Linken,  ist  mit  einer  vor  ihm  kauernden 
Lebensmittel  zur  Stelle  schaffen  u.  s.  w.  Dabei  Zwergin  beschäftigt,  die  sich  ihm  von  hinten 
gefallen  sich  diese  Wichte  gelegentlich  auch  darbietet ;  links  im  Wasser  ein  Krokodil,  rechts 
in  mancherlei  Unflätigkeiten,  wie  es  eben  ein  Hippopotamos.  Gegenstück:  im  Wasser 
hineinpafst  in  den  Rahmen  der  hellenistischen,  ein  viereckiges  Flofs;  darin  kauert  eine  Zwer- 
speziell  der  alexandrinischen  Kunst;  es  setzt  gin,  ein  Ruder  in  der  Hand,  und  bietet  sich 
hier  eine  Lokalkunst  ein,  die  am  Widerlich-  von  hinten  einem  hinter  ihr  stehenden  Zwerge 
Komischen  ebenso  Freude  hat  wie  an  den  dar;  hinter  ihnen  steht  ein  Zwerg,  mit  Rudern 
derbsten  Obszönitäten.  In  einer  mit  Amphoren  50  beschäftigt,  links  eine  Hütte.  Es  fehlt  nicht 
beladenen  Barke  sitzt  rechts  an  der  Prora  ein  an  derb    komischen  Darstellungen.     Im  Schilf 


'o' 


Zwerg,  ein  weifses  Gewand  um  die  Hüften;  steht  ein  Hippopotamos  und  stiert  mit  auf- 
er hält  mit  der  Rechten  ein  Ruder  ins  Wasser  gesperrtem  Rachen  nach  einem  nackten  Zwerg 
und  erhebt  die  Linke  im  Gespräch  zu  einem  empor,  der  auf  dem  Rand  der  Barke  stehend 
andern  Zwerg,  der,  ein  rotes  Gewand  um  die  und  sein  Hinterteil  vorstreckend  seinen  Kot 
Hüften,  auf  der  entgegengesetzten  Seite  des  in  den  Rachen  des  Tieres  streichen  läfst;  er 
Schiffes  steht  und  ein  Netz  aus  dem  Wasser  streckt  dabei  vergnügt  die  Hände  aus  und 
zu  ziehen  scheint.  Gegenstück  (das  Bild  ist  blickt  sich  wie  fragend  nach  dem  Tiere  um; 
zerstört):  im  Wasser,  in  dem  Fische  spielen,  neben  ihm  Hegt  ein  Ruder;  hinter  ihm  in  der 
eine  Barke  und  darin  drei  nackte  Zwerge;  der  60  Barke  sitzt  ein  anderer  Zwerg,  vgl.  Heibig 
eine  steht  und  hält  in  jeder  Hand  eine  weifse  S.  382,  1541 ,  Gemälde  aus  Pompei  im  Museo 
Wasserblurne,  um  einen  zweiten  zu  krönen,  nazionale  zu  Neapel.  Mit  unverhältnismäfsig 
der  den  Oberkörper  vorgebeugt  vor  ihm  steht;  grofsen  und  dicken  Genitalien  erscheinen  diese 
hinten  sitzt  ein  dritter,  der  nach  der  vor  ihm  Zwerge,  vgl.  z.  B.  Heibig  S.  378,  1527,  Wand- 
befindlichen Gruppe  die  Zunge  herausstreckt,  gemälde  aus  der  Casa  del  labirinto  zu  Pompei: 
vgl.  Heibig  S.  381 ,  1539.  Für  schmausende  ein  unbärtiger  Zwerg  mit  langem  Phallos 
Pygmaien  vgl.  Heibig  S.  379  f.,  1532  f.  Sehr  schreitet  vorwärts,  in  den  Händen  ein  Band 
häufig  ist   die  Landschaft   und  Szenerie   ganz  haltend;  ferner  Heibig  S.  382, 1542:  im  Wasser 


3313      Pygmaien  (in  d.  hellenist.  Kunst)  Pygmaien  (Allgemeines)          331-i 

schnellt  sich  ein  kolossaler  Fisch  in  die  Höhe;  den  Bocke  entgegeneilt,  auf  dem  etruskischen 

darüber    am    Ufer    schreitet    ein    Zwerg    mit  Spiegel  bei  Gerhard,  Taf.  422,  1. 

langem  Glied,  einen  Korb  in  der  Linken,  und 

stöfst  mit  einem  Dreizack   nach    dem  Fisch;  HI.   Allgemeines.   Zwerge  in  alter  und  neuer 

unten     zwischen     Wasserpflanzen     steht      ein  Zeit. 

Hippopotamos,  u.  s.  w.  Die  grofse  Rolle,  die  den  Zwergen  z.  B.  in 

Zu  den  Wandgemälden   der    campanischen  der  deutschen  Volkssage,  im  deutschen  Märchen 

Städte  gesellen  sich  ein  paar  weitere,  z.  B.  ein  zukommt  (vgl.  u.  a.  Adolf  Thimme,  Lied  und 

zu  Rom  beim  Palazzo  Rospigliosi  ausgegrabe-  Märe,   Studien  z.  Charakteristik   der  deutschen 
nes,    wo    Pygmaien    beschäftigt    sind,    einen  io  Volkspoesie  S.  122  ff.),    spielten    sie    kaum    im 

wilden  Ochsen  zu  jagen,  dabei  aber  ihre  Furcht  Mythos  und  in  den  volkstümlichen  Vorstellungen 

in  komischer  Weise   an   den  Tag    legen,    vgl.  der  alten  Griechen  und  Römer.    Und  doch,  so 

Jahn    a.    0.    S.    429.      Pygmaiendarstellungen  ganz  fehlen  sie  auch   da  nicht.     „Sie    werden 

kommen   mehrfach,    im    ganzen   sechsmal   vor  von  dergriechischenMythologie  ziemlich  schlecht 

in    dem    1838   aufgedeckten  Columbarium   der  behandelt,   weil  die   hohe  Poesie  wenig  Notiz 

Villa    Doria    Pamtili    auf    dem    Janiculum    zu  von  ihnen  genommen  hat ;  aber  sie  waren  doch 

Rom,    vgl.  darüber  E.  Samter,  Rom.  Mitt.  8,  da  .  .  ."  (v.  Wilamowitz,  Gott.  Nachr.,  philol.- 

1893,  105 ff.  Arch.  Jahrb.  13,  1898,  48f.  (Anz.),  hist.  Kl.  1895,  241).    Im  Griechischen  hat  man 

an  letzterer  Stelle  polemisierend  gegen  A.  Die-  für  Zwerg  die  Bezeichnung  vdvvog  oder  v&vog, 
terich,  Pulcinella    S.  167  f.     Wie    Herakles   ja  20  was  übergegangen  ist  ins  Lateinische  als  nänus 

oft  in  parodistischer  Absicht  mit  den  Pygmaien  (vgl.  z.  B.  nani   et  nanae  bei  Lamprid.  Alex. 

zusammengestellt  worden,    so   ward  hier   dem  Sev.  34,    2)    und    weiter    in    die    romanischen 

Kampf  des   riesigen  Herakles    mit  dem    halb-  Sprachen  (ital.  nano,  franz.  nain  u.  s.  w.);  vgl. 

tierischen  Kentauren    als   Parodie    gegenüber-  auch  otilnav  (onconalog)    für   Zwerg    bei    den 

gestellt  der  Kampf  der  kleinen  Pygmaien  mit  Sybariten  b.  Athen.  12  p.  518  f.     Gloss.  v&vol, 

dem  Tiervolk  der  Kraniche.   Ein  nackter  Pyg-  stilpones.     Jahn  a.  0.  S.  430,  68;   rein    latei- 

maie  liegt  auf  dem  Bauch  und  streckt  flehend  nische    Vokabeln    sind    pümilus    und    pümilio 

die  Hände  aus;  auf  seinem  Rücken  und  Kopf  (vgl.   Festus  s.   nanum  p.  191    ed.    TJiewreiok), 

steht  ein  Vogel  mit  langem  Hals,  der  ihm  den  wahrscheinlich  stammverwandt  mit  puer.    Dafs 

Schnabel  in  den  After  steckt;  von  rechts  eilen  30  wirkliche  Zwerge,   namentlich  zu  Alexandreia 

zwei  Männer  mit  spitzer  Mütze   und   rundem  in  Aigypten,   auftraten  und  dafs   die  Vorliebe 

Schild  herbei;  hinter  ihnen  reitet  ein  nackter  dafür  sich  auch  nach  Rom  verpflanzte,    davon 

Mann  auf  einem  Bock  heran.    Im  übrigen  sind  war  schon  die  Rede.  —  Am  ehesten  entsprechen 

die    Pygmaien    wiederum    in    Geschäften    des  den  Zwergen   der  deutschen  Volkssage  neben 

menschlichen  Lebens  dargestellt,    als    Schiffer  den  IJvyualoL  als   den  Fäustlingen   die  'iö'aioi 

auf  dem  Nil,   im  Kampf  mit   Krokodilen,   als  JclktvIoi,  das  sind  Däumlinge  oder  eigentlich 

Flötenbläser,  Tänzer,  Lastträger.   Auch  da  sind  Fingerlinge,  „Finger",  die  Idaloi  heifsen,  weil 

sie  parodistisch  verwendet,   sie  parodieren  die  sie  im  Walde  leben,  vgl.  v.   Wilamowitz  a.  0. 

menschlichen  Figuren  anderer  Bilder   des  Co-  S.  241  ff.  Reden  und   Vorträge  S.  176.    An  ein 

lumbariums.    Der  Tänzer  und  der  Flötenspieler,  40  Märchen    vom    Däumling    denkt    Friedländer, 

der  das  -ngoviti^iov  tritt  (vgl.  die  Abb.  in  den  Sittengesch.    Roms6  1 ,   528   bei    der  Redensart 

Rom.  Mitt.  a.  0.  S.  130  Fig.  11),  entsprechen  „in  rutae  folium  conicere"  (Petron.  sat.  37.  58, 

ganz    genau    den    gleichartigen    menschlichen  vgl.   Otto,  Die  Sprichw.  u.  sprichw.  Redensarten 

Figuren  anderer  Bilder  (vgl.  Rom.  Mitt.  S.  127,  d.  Römer  S.  304, 1561),  „wie  Grimm  37  {Dau- 

2),  und    ähnliche   Figuren,   wie    der  Pygmaie,  mesdick)    und  45  (Daumerlings   Wanderschaft), 

der  eine  Last  über  den  Schultern  trägt,  kom-  wo  der  an  den  Kräutern  auf-  und  abkriechende 

men  mehrfach  auf  den  Landschaftsbildern  des  Daumerling  mit  dem  Grase  von  der  Kuh  ver- 

Columbariums  vor.  schluckt  wird,  besonders  da   auch  griechische 

Auch    auf   gewöhnlichen    Gebrau chsgegen-  Däumlingssagen    bekannt    sind    (vgl.     Grimm, 

ständen,  Erzeugnissen  des  Kunstgewerbes  lassen  50  Kinder-  u.  Hausmärchen-  3,73  f.  Karl  Schenkl, 

sich  wohlhin und  wieder  Pygmaiendarstellungen  Germania   8,    1863,   384)u.     Und    die    Schiffer 

nachweisen.     So  findet  man  etwa  auf  Lampen  des  Aigaiischen    Meeres    haben    sich    in    alter 

derartige  Figuren  als  Handwerker,    z.  B.  Erz-  Zeit  von    tückischen  Seekobolden  erzählt,  den 

giefser,  oder    als  Musiker,   die  Leier  spielend  Teichines,   Wichtelmännchen   der  See  (v.   Wi- 

oder  auch  die  Flöte  blasend ,   vgl.  Jahn  a.  Ü.  lamoicitz  a.  0.),   denen  vielleicht  in  gewissem 

S.  429,  speziell  über  eine  Tonlampe  aus  Pozzuoli  Sinne  die  Pataiken    der  Phoiniker  (s.  0.)    sich 

im  Museo  nazionale  zu  Neapel  vgl.  JE.   Vinet,  an  die  Seite  stellen  lassen  oder  das  Klabauter- 

Revue   arch.  2,    1845,  478;    doch   ist   Vorsicht  männchen  (vgl.   Waser,  Charon,  Charun,  Cha- 

geboten,  die  Deutung  auf  Pygmaien  in  diesen  ros  S.  9)  oder  der  rlutin'  in  der  französischen 

Fällen  keineswegs  gesichert.     Auf  Terrakotta-  60  Volkssage,  seinem  ursprünglichen  Wesen  nach 

reliefs   sieht   man    zwei  Pygmaien   auf  einem  ein  „Wassergeist";  „in  dem  heutigen  lutin  lebt 

Kahn   fahren,    wo    ein  im   Wasser    sichtbares  wahrscheinlich    der  alte  Gott  Neptunus  fort", 

Krokodil  und  am  Ufer   zwei  Ibisse  auf  einem  Gröber,    Grundriss  der  roman.  Philol.  I3,  801, 

Hause    das   Lokal    als    aigyptisch    charakteri-  über  Neptunus-lutin  vgl.  zumal  F.  Ed.  Schnee- 

sieren,   Jahn  a.  0.  S.  430  u.  s.  w.     Kaum   als  gans,Ztschr.  f.  roman. Philol.  24,  1900,557— 564. 

Pygmaie  anzusprechen   ist  der   allerdings  mit  Verschmitzte,    koboldartige   Wesen,    vielleicht 

etwas  derben   Formen    gegebene    Knabe,    der,  auch  Zwerge  volkstümlicher  Vorstellung  sind 

beide  Hände  ausgestreckt,  einem  sich  bäumen-  ferner  die  Kerkopen,  die  „Schwänzlinge"  (von 


3315           Pygmaien  (Allgemeines)  Pygmaien  (Allgemeines)          3316 

yjQxog),  wie  sie  in  der  Heraklessage  vorkommen,  in  dem  Kranich  zwar  dieselbe  komische  Häfs- 
s.  o.  Bd.  2,  Sp.  1166  ff.,  61  ff.  und  Boscher,  lichkeit,  aber  weibliches  Wesen  ausgeprägt 
Ephialtes  S.  84  Anm.  258  ff.  Auch  der  nt]%£ig  erschien  .  .  .  auch  war  nach  alter  Anschauung 
läfst  sich  hier  gedenken,  der  allegorischen  dieser  Häfslichkeit  des  Kranichs  ebenso,  wie 
Kindergestalten,  die  als  die  personifizierten  der  Häfslichkeit  der  Pygmaien,  eine  mehr  oder 
„Ellenu,  um  die  der  Nil  zu  steigen  pflegt,  in  weniger  stark  ausgeprägte  laszive  Beimischung 
den  Kunstdarstellungen  des  Vater  Neilos  er-  eigen  .  .  .",  vgl.  Stephani  a.  0.  S.  121  f. 
scheinen,  vgl.  zur  vatikanischen  Gruppe  Plin.  Im  Gegensatz  zu  Strabon,  dem  Geographen 
n.  h.  36,  58.  Lukian.  'Pwtoqcov  diddoxalog  6.  des  Altertums  xcr  &,o%t\v ,  der  die  Pygmaien 
Philostr.  sen.  imag.  1,  5,  s.  o.  Bd.  3,  Sp.  1722,  io  durchaus  ins  Reich  der  Fabel  verwies,  haben 
60  ff.  Mit  diesen  Nilkindern  hat  man  denn  die  neuern  Afrikareisenden  und  -forscher  mit 
auch  früher  gerne  die  Pygmaiensage  in  Ver-  andern  der  alten  Autoren  die  Pygmaien  ernst 
bindung  gebracht,  vgl.  Creuzer,  Symb.  u.  Myth.  genommen,  nachzuweisen  gesucht  und  zu  fin- 
d.  a.  Völker  2S,  30  A.  Den  Krieg  der  aigyp-  den  geglaubt;  fast  durchweg  nehmen  sie  an, 
tischen  Pygmaien  mit  den  Kranichen  hat  man  dafs  schon  die  Alten,  wenn  sie  von  den  Pyg- 
dahin  zu  erklären  versucht,  dafs  die  Pygmaien  maien  fabelten,  mehr  oder  weniger  bestimmte 
Symbole  der  Ellen  des  Nilwasserstandes  seien,  Kunde  und  Kenntnis  hatten  vom  Dasein  klein- 
der  zu  der  Zeit,  wenn  die  Kraniche  kamen,  wüchsiger  Völker  in  Afrika,  von  den  Zwerg- 
gefallen sei,  Jacobi,  Hwb.  d.  Myth.  S.  777;  vgl.  Völkern  im  tiefen  Innern  des  „dunkeln"  Erd- 
auch  die  etymologisierende  Erklärung  Tlvy^cüoi  211  teils.  Zuerst  ist  es  Du  Chaillu  im  Jahre  1867 
=  Ttr\%vcdoi,  Schol.  Hom.  11.  3,  6.  Hesych.  s.  TJvy-  gelungen,  an  der  Westküste  Afrikas  ,  in  der 
uccloi.  Am  populärsten  unter  diesen  Vertretern  Gegend  etwa,  wo  auch  der  Perser  Sataspes, 
der  niedern  Geisterwelt  in  der  griechischen  My-  ein  Achaimenide ,  kleine  Leute  vorgefunden 
thologie  sind  eben  die  Pygmaien,  und  das  Wort  haben  will  (Herodot.  4,  43),  im  Gebiet  der 
TIvyyLcäoi  selbst  ward  ja  gelegentlich  auch  Aschongo  mehrere  Dörfer  eines  Zwergvolkes 
appellativisch  für  Zwerge  im  allgemeinen  ge-  mit  eigenen  Augen  zu  sehen,  das  er  als  Obongo 
braucht  (s.  o.),  wie  sich  denn  auch  in  der  bezeichnet  hat.  Der  erste  aber,  der  kurz 
Kunst  eine  ganz  strenge  Scheidung  zwischen  darauf  ausführliche  Berichte  gebracht  über  ein 
Pygmaien  und  gewöhnlichen  Zwergen  kaum  Zwergvolk  in  den  obern  Nilländern,  in  Mon- 
durchführen  läfst :  das  zeigen  die  Wandgemälde,  30  buttu  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Grad 
und  ähnlich  steht  es  mit  gewissen  Gemmen-  nördlicher  Breite,  ist  der  Deutsche  Georg 
darstellungen.  Auf  geschnittenen  Steinen  sehen  Schiveinfurth,  vgl.  dessen  Werk  „Im  Herzen 
wir  Zwerge,  die  angeln  (Furtwängler,  Die  ant.  von  Afrika,  Reisen  und  Entdeckungen  im  cen- 
Gemmen  Taf.  25,  32.  28,  30),  als  Fischer  und  traten  Aequatorial-  Afrika  wahrend  der  Jahre 
Schiffer  (Furtwängler  Taf.  25,  18.  28,  31.  29,  1868  bis  1871"  2,  73.  131  ff.  —  155.  Nach 
29.  30)  oder  als  Landleute  (Furtwängler  Taf.  Schweinfurth  heifsen  diese  Zwerge  in  Mon- 
25,  19.  29,  28);  ein  Zwerg  mit  Pilos  auf  dem  buttu  Akkä  (oder  Tikitiki);  als  Maximum 
Kopf  reitet  auf  einer  Gans,  Furtwängler  Taf.  ihrer  Gröfse  nimmt  er  1,5  m  an,  und  diese 
29,  31,  ein  anderer  auf  einem  Hahn,  Berlin  Akkä  scheinen  ihm  „ein  Glied  zu  bilden  in 
Nr.  4549,  ein  Zwerg  mit  Umhang  und  Kapuze  40  der  langen  Kette  von  Zwergvölkern,  welche, 
bläst  die  Doppelflöte,  Furtwängler  Tf.  29,  32  mit  allen  Anzeichen  einer  Urrasse  ausgestattet, 
u.  s.  f.  Mit  den  Pygmaien  haben  diese  Zwerge,  sich  quer  durch  Afrika  längs  des  Äquators  er- 
direkt wenigstens,  nichts  zu  tun,  und  ander-  streckt",  a.  0.  S.  142.  Friedländer,  Sittengesch. 
seits  sind  sie  schwerlich  als  Figuren  der  Wirk-  Borns6  2,  146,  10.  Stanley  nennt  diese  Zwerge 
lichkeit  gemeint.  Furtwängler  Bd.  3  S.  286  zuerst  „Watwa",  vgl.  „Durch  den  dunkeln 
denkt  an  segenbringende  Zwergdaimonen,  ge-  Weltteil"  (1878)  2,  189  f.  240;  er  spricht  von 
schäftige  Kobolde ,  die  sich  namentlich  auf  einem  Zwergenpaar,  das  man  ihm  in  Avatiko 
dem  Wasser  herumtrieben,  und  erinnert  an  die  brachte  (Gröfse  des  Mannes  1,219  m),  und  sagt 
etruskische  Gestalt  mit  dem  Namen  Nävog,  dann:  „Ihre  Verwandten  sind  in  der  Kapkolonie 
die  mit  dem  auf  der  See  wandernden  Odysseus  50  als  Buschmänner,  im  Becken  des  Lulongo  als 
identifiziert  ward  (vgl.  K.  0.  Müller -Deecke,  Watua,  in  Monbuttu  als  Akka,  bei  den  Ma- 
Die  Etrusker  2,  281  ff.  Bachofen,  Gräbersymb.  bode  als  Balia,  im  Tale  des  Ihuru  als  Wam- 
d.  Alten  S.  322  f.    Waser,  Skylla  u.  Charybdis  butti  und  unter  den  Schatten  des  Mondgebirges 

5.  94.  o.  Bd.  3,  Sp.  6 f.).  Gewifs  aber  sind  als  Batua  bekannt1',  vgl.  Henry  M.  Stanley, 
auch  dies  einfach  Travestien  des  Treibens  der  Im  dunkelsten  Afrika  (1890)  2,  40  ff.  Ferner 
gewöhnlichen  Sterblichen;  diese  Zwerge  sind  vgl.  z.  B.  „Dr.  Willi.  Junkers  Beisen  in  Afrika 
in  der  Art  der  Eroten  (u.  Psychen)  verwendet  1875—1886"  3,  86  ff.  Franz  Stuhlmann,  Mit 
(s.  o.  Bd.  1,  Sp.  1367,  22  ff.  Bd.  3,  Sp.  3252,  59  ff.  Emin  Pascha  ins  Herz  von  Afrika  (1894)  S. 
Waser  bei  Pauly-Wissowa,  Bealencycl.  s.  Eros  303.  436 — 475  (20.  Kap.  Das  Volk  der  P.,  mit 

6,  511,  12  ff.);  in  noch  komischerer  Weise  als  60  einem  Literaturverzeichnis  über  die  P.),  ferner 
jene  parodieren  und  travestieren  sie  den  Ernst  de  Quatrefages,  Les  Pygmees,  Paris  1887  und 
des  Lebens.  —  Für  die  Pygmaien  vor  allem  Paul  Monceaux ,  Bevue  Inst.  47  (1891),  1 — 64, 
charakteristisch  ist  ihre  Zusammenstellung  mit  ferner  Friedr.  Batzel,  Völkerkunde  (1887)  1, 
den  Kranichen;  dazu  hier  noch  eine  Bemerkung  117 — 127  (Die  Zwergvölker  Afrikas)  u.  Wilh. 
Stephanis,  nämlich  „dafs  den  Alten  ebenso  Sievers,  Afrika,  eine  allg.  Landeskunde  (1891) 
entschieden,  wie  ihnen  für  den  Pygmaien-  S.  227.  254  ff.  (Über  kleine,  fälschlich  Zwerg- 
Begriff  männliches  Geschlecht  und  lächerliche  Völker  genannte  Stämme),  endlich  Karl  Weule 
Häfslichkeit  als  unerläßliche  Elemente  galten,  bei  Hans  Kraemer,   Weltall  und  Menschheit  3, 


3317                      Pygmaion  Pygmalion                     3318 

356  f.  und  413,    wo  Pygmaien   im  Kampf  mit  diesem  alle  Zärtlichkeiten  erwiesen  haben  wie 

Kranichen    gegeben    sind    in    einer  Abbildung  einer   lebendigen    Gattin.      So   erzählte  Philo- 

nach    Olaus  Magnus  (16.  Jh.)  und   die  Bemer-  stephanos  in  seinem  Buche  über  Kypros.     Clem. 

kung :    „Aristoteles   setzt    die    kleinwüchsigen  Alexanär.   Protr.   p.  17,  31  ff.  S.   (p.  51 P.)  (= 

Völker  dorthin,  wo  die  jüngste  Vergangenheit  Philost.  fr.  13,  F.  H.  G.  3,  p.  31):  ovrcog  6  Kv- 

der  Afrikat'orschung,    ein    Georg    Schiveinfurth,  TtQiog  6  Ilvy^aXicov  i-Asivog  iXitpavrivov  i)QÜ6Q-r\ 

Emin  Pascha,  Wilhelm  Junker,  Kersting,  Kandt  ccydXuarog    —    tö    ayccX\iu    'AcpQoditng    r\v   vlcu 

und  andere    sie    tatsächlich   vorgefunden    hat,  yv\ivi]    r\v    —    vixärca   6   KvrtQiog  to5   ff^r^art 

nämlich  an  die  Quellen  des  Nil".  —  Auch  die  %cd   avvsQx^tai  tä   äyäX\iuTi,  xcci  tovro    &1X0- 

indischen  Pygmaien,  die  der  griechische  Leib-  10  aricpccvog  i6t0Q£l  .  .  .  iv  r<5  Ttegl  Kiwqov.    Aus 

arzt  des  Königs  Artaxerxes  beschrieben,  glaubte  derselben  Quelle  Arnobius  adv.  nationes  6,  22: 

man  nachweisen  zu  können:  dem  Ktesias  wa-  Philostephanus  in  Cypriacis  auctor  est,  Pygma- 

ren  „Berichte  von  echt  weddaischen  Urstämmen  lionem  regem  Cypri  simulacrum  Veneris,   qnod 

zugekommen,    die   sich  damals  genau    so  ver-  sanctitaiis  apud  Cyprios  et  religionis  habebatur 

hielten  wie  heutzutage",   vgl.  Paul  und  Fritz  antiquae,   adamasse   ut  feminam  mente  anima 

Sarasin,    Ergebnisse    naturicissenschaftl.    For-  lumine  rationis   iudicioque   caecatis   solitumque 

schungeyi  auf  Ceylon  (1887 — 1893)  Bd.  3.    Die  dementem,  tamquam  siuxoria  res  esset,  subleuato 

Weddas  von  Ceylon  etc.  S.  594  f.  —  Über  die  in  lectulum  numine  copularier  amplexibus  atque 

Auffindung   der    Skelettreste   von   „Pygmaien"  ore  resque  alias  agere  libidinis  uacuae  imagina- 

aus  der  (Jüngern)  Steinzeit  am  Schweizersbild,  20  tione    frustrabiles.      Eine    andere    Darstellung 

im  Dachsenbüel  und  im  Kefslerloch,    also  aus  giebt  Ovid  Metam.  10,  243  ff. :  Pygmalion  schuf 

der  Gegend  von  Schaff  hausen,  vgl.  z.  B.  Jakob  aus    Elfenbein    ein    wunderschönes    weibliches 

Nüesch,   Anz.   f.   Schweiz.  Altertumsk.  n.  F.  2,  Bildnis,  dessen  Liebreiz  ihn  selbst  bezauberte. 

1900,  1  ff.  6,  1904/05,  202  ff.      [Otto  Waser.]  Als   wenn   er  ein   lebendiges  Wesen   vor   sich 

Pygmaion  (Ilvyiicdcov),  6  "AScovig  itaqa  Kv-  hätte,  sprach  er  mit  dem  Bilde,  umarmte  und 
■jtQioig,  Hesych.  Nach  Is.  Vofs  ist  JJvy(iaXicov  küßte  es,  brachte  ihm  allerlei  Geschenke,  wie 
(Lewy,  Semitische  Fremdwörter  im  Griech.  226)  sie  den  Mädchen  gefallen,  z.  B.  Schmucksachen, 
zu  schreiben,  ein  Name,  den  Adonis  nach  sei-  auch  Kleider,  legte  diese  der  geliebten  Gestalt 
nem  Grofsvater  Pygmalion,  dem  Vater  seiner  an,  dazu  ein  Halsband,  Ohrringe  und  Brust- 
Mutter  Metharme  (s.  d.)  führe.  Ihm  folgt  W.  30  schmuck.  Er  bettete  sie  zärtlich  auf  sein  Lager 
Greve,  De  Adonide  (üiss.  Leipzig  1877)  S.  50,  und  nannte  sie  seine  Gattin.  Bei  einem  Feste 
der  die  von  Movers,  Die  Phoenizier  1,  226  em-  der  Göttin  Aphrodite  betete  er,  nachdem  er 
pfohlene  Ableitung  aus  dem  Hebräischen  ver-  sein  Opfer  gebracht  hatte,  zu  den  Göttern,  sie 
wirft.  Umgekehrt  führt  Gruppe,  Gr.  Mythol.  möchten  ihm  eine  Gemahlin  geben,  die  dem 
335,  3.  4  den  Namen  Pygmalion  auf  Pygmaion  Bilde  aus  Elfenbein  gleiche.  Als  er  darauf 
zurück.     [Höfer.]  dieses    zu  Hause   liebkoste,   schien   es  sich  zu 

Pygmaios  (nvy^ialog),  1)  Beiname  des  Apol-  regen.     Und  es  schien  nicht  nur  so,  es  wurde 

Ion,    Anonym.  Laurent,   in  Anecd.  var.  Graec.  eine  lebendige  Jungfrau  und  seine  Gattin.    Er 

ed.  Schoell  u.  Studemund  1,  267,  33,  von  Wer-  dankte  der  Aphrodite,  die  das  Wunder  bewirkt 

nicke  bei  Pauly-Wissowa  2,  64,  61  s.  v.  Apollon  40  hatte.    Pygmalion  erhielt  eine  Tochter  namens 

mit  dem  Apollobeinamen   nv-Ktng   (s.  d.)    ver-  Paphos ;  deren  Sohn  war  Kinyras.    Die  bei  Ovid 

glichen.     Doch  ist  wohl  eher  der  Adonisname  wiedergegebene  Fassung  ist  wohl   die  eigent- 

Ilvy^aicüv   heranzuziehen,    da,    wie    es    scheint  liehe  Sage,  während  die  Erzählung  des  Philo- 

(Gruppe,    Gr.    Mythol.   1093,    15),    auch    sonst  stephanos  eine  Abkürzung   darstellt.     Zu   ver- 

Adonis   dem  Apollon  angeglichen  worden   ist.  gleichen  ist  u.  a.  Hephaistos,  der  zwei  goldene 

—    2)   Sohn    des   Doros,    Enkel   des   Epaphos,  sich  bewegende  Mägde  schmiedet,  IL  18,  417 ff., 

Eponynios  der  Pygmaien,  Steph.  Byz.  s.  v.  JJvy-  ferner  der  finnische  Götterschmied  Ilmarinen,  der 

autoi    (Herodian    ed.    Lenz    1,    133,    11);    vgl.  sich  eine  goldene  Frau  von  wunderbarer  Schön- 

E.   Maafs,   De  Aesch.  Suppl.  XXI  u.  Anm.  1.  heit  schmiedet  (Mannhardt,  Ztschr.  für  Ethnol. 

Gott.  Gel.  Anz.  1890,  377,  4.    Doros,  der  Vater  50  1875,  S.  320  und  Art.  c Hephaistos'  Bd.  1,  Sp. 

des  cDäumlings'  Pygmaios  führt  seinen  Namen  2047),  und  die  litauischen  Engel  der  Schmiede- 

von  Scoqov  =  TttxXcaat7]  f Spanne'  (vgl.  Hom.  J7.  kunst  Ugniedokas  und  Ugniegawas,   die   eine 

4,109  tHxaidaxccdmQog),  Fick-Bechtel,  Die  griech.  lebendige  Jungfrau  aus  Gold  schmieden  (Edm. 

Personennamen  435.     [Höfer.]  Veckenstedt,  Die  Mythen,  Sagen  und  Legenden 

Pygmalion,  1)  König  von  Tyros,  der  Sohn  der  Zamaiten  [Litauer],  Heidelberg  1883,  S.  34). 

seines    Vorgängers    Mutto.      Er    brachte    den  [Was   von   dem    kyprischen   König  Pygmalion 

Sicharbas,  den  Gatten  seiner  Schwester  Elissa  erzählt  wurde,   kam  wohl  ursprünglich  einem 

(Dido),  um,  in  der  Hoffnung,  sich  seiner  Schätze  Gotte  zu.    Der  Name  Pygmalion  ist  phönikisch. 

zu  bemächtigen.    Dido  erfuhr  im  Traume,  wer  Ein  König   des  Namens   kann  aufser  in  Tyros 

der  Mörder  sei,  und  wanderte  mit  einer  Schar  60  auch  in  Kitium,  dem  tyrischen  Teile  von  Kypros, 

von  Tyriern,  die  unter  Pygmalion  nicht  leben  geherrscht  haben.    Der  Name  enthält  wohl  den 

wollten,  aus,  wobei  sie  das  Vermögen  des  Si-  Bestandteil  ""23  =  Pumaj;   das   ist  ein  phöni- 

charbas    mitnahm.      So    Justin.  18,   4,    3    und  kischer  Göttername,  mit  dem  die  Eigennamen 

Appian.  Libyc.  1.     Vgl.  Verg.  Aen.  1,343 — 364  Matpumaj  und  Abdpumaj  gebildet  werden,  vgl. 

und  Joseph,  c.  Apion.  1, 18  (Menandros,  F.  H.  G.  Bloch,  Phon.  Glossar.    Der  Gott  Pumaj  konnte 

4,  446).    Mehr  unter  „Dido",  Bd.  1,  Sp.  1012  ff.  als 'eljon  "TÖS»  (=  geljon)   bezeichnet  werden, 

2)   König  auf  Kypros.     Er  soll  sich  in  ein  woraus    sich    der    Personenname   Pumaj  -eljon 

elfenbeinernes  Bild  der  Aphrodite  verliebt  und  und  die  griechische  Form  IIv)'\lccXIcov  erklären. 


3319  Pykimede  Pylades  3320 

Hüsing.]     Dafs  Aphrodite   den  Pygmalion  be-  tern  und  Künstlern  vielgefeiert,  s.  bes.  Eur.  Or. 

günstigte  und  ihm  langes  Leben  verlieh,  wird  1155  ff.,  und  wurde  sogar  sprichwörtlich.  UvXcc- 

bei  Nonuos  Dion.  32,  212 f.  erwähnt:  ovx  ccnb  doct,  —  Freunde  wie  Pylades,  Kallim.  ep.  60  in 

HvyyiciXLcavog  %%sls  y^vog,  a>  tioqs  KvitQig  fwjxf-  Anth.  11,    362;    von   Pyladea   amicitia    spricht 

öavi]v   ßiöxoio   ■jioXv%qovioio   noQsir]v.     Dafs  P.  Cic.  de  fin.  2,  26,  84;    Ovid  passim,  z.  B.  rem. 

aus  Phönikien  stammt,  sagt  Porphyr,  de  abstin.  am.  589. 

4,  15:    ....  v.axa   UvyiiaXiava    xbv    ytvsi  (ihv  Dafs   Pylades    schon   Hesiod   bekannt   warT 

4>oivi.x(x,ßcc6iX£v6ccvrccdhKii7rQLuv.  Eine  Tochter  kann  aus  Hes.  fr.  121  (=   Tzetz.  Exeges.  in  JL 

dieses  Königs  namens  Metharme  nennt  Apollod.  p.  68)  nicht  geschlossen   werden,   wie  Gruppe,, 

bibl.  3,  14,  3,  2;  sie  ist  die  Gemahlin  des  Ki-  io  Gr.  Myth.  701,  6  will,   da  dort  keine  Hesiod- 

nyras,   ihr  beider  Sohn  ist  Adonis.     Als   eine  stelle    im   Wortlaut    zitiert,    sondern    nur    von 

Gründung    des    Pygmalion    gilt  Karpasia    auf  Tzetzes   gesagt   wird,    dafs    nach   Homer  Aga- 

Kypros.    Stej)h.  Byz.:  Kagnacia,  nöXig  Kvxqov,  memnon,   Menelaos   und  Anaxibia,   die  Mutter 

r\v   TLvyiLaliav   Z-hxiczv,   ag  'EXXävfuog   iv   xolg  des  Pylades,    einfach   Kinder  des  Atreus  und 

KvjtQiaKolg.     Vgl.  Pygmaion.     [Türk.]  der  Aerope,  nicht,  wie  Hesiod  sage,  Kinder  des 

Pykimede    (JIwxtfMjdrj) ,    angeblich    Tochter  Pleisthenes  und  Enkel  des  Atreus  seien.     Es 

des   Apollon   (Vit.  Hom.  et  Hes.  in   BioyQucpoi  ist  deutlich,  dafs  hier  cdie  Mutter  des  Pylades' 

ed.    Westermann  35,   49)   von  Dios   (s.  d.  nr.  7.  nur  ein   Zusatz   des   Tzetzes  ist,    sonst    müfste 

Lobeck,  Aglaoph.  326.    ilach,  Hermes  8  [1874],  sich  ja  Pylades   auch   im  Homer  finden.     Da- 

458  f.     Bohde,   Bliein.  Mus.  36  [1881],    398  =  20  gegen  hat  ihn  der  Dichter  der  Nosten  bereits 

Kleine  Schriften  1,  20.    Crusius,  Philologus  54  gekannt,  vgl.  Proklos  bei  Kinkel,  Epic.  Graec. 

[1895],  733  Anm.  52.    Gruppe  Bd.  3  Sp.  1075  f.  Fragm.  1,  53,   Jahn- Michaelis,  Griech.  Bilder- 

1077,  18  ff.),  Mutter  des  Hesiodos  und  des  Per-  Chroniken  112:    'Aya^i\Lvovog  v%    Alyio&ov   nett 

ses  (Ephoros  bei  Plut.  de  vita  et  poes.  Hom.  2.  KXvxaiiirjaxQccg  ccraiQt&tvrog  v%     Oqigxov    vm\ 

Suid.  s.  v.  'HdoSog  =  Hsych.  Miles.  ed.  Flach  TlvXädov  rt^cogia.     In   der   Oresteia   des   Stesi- 

p.  88  nr.  330  =  Biographi  Gr.  qui  ab  Hesychio  choros  wird  Pylades  kaum  gefehlt  haben,  wenn 

pendent  ed.  Flach  p.  53   nr.  330.     Vgl.  Bergk,  sich  sein  Name  auch  in  den  Fragmenten  des- 

Gr.    Liter -aturgesch.    1,    920    Anm.  5.      Ezach,  selben    nicht    findet.      Pindar    kennt    ihn    als- 

Wiener  Studien  16  [1894],  329).     [Höfer.]  Freund  des  Orest  während  dessen  Aufenthalts 

Pyktes  (TIvy.xr\g),  Beiname  des  Apollon  in  30  bei  Strophios,  Pyth.  11,  23. 
Delphoi  als  des  Gottes  der  Gymnastik,  wie  er  Erst  im  Drama  erscheint  Pylades  in  vollem 
in  Lakedaimon  und  Kreta  als  dQoyuxlog  verehrt  Lichte,  als  der  unzertrennliche  Begleiter,  Ge- 
wurde, Plut.  Quaest.  conv.  8,  4,  4;  vgl.  die  Le-  hilfe  und  Berater  des  Orestes,  z.  T.  nur  als. 
gende  von  Olympia,  nach  der  Apollon  den  Ares  stumme  Person,  wie  in  Sophokles'  und  Euri- 
im  Faustkampfe  und  den  Hermes  im  Wettkampfe  pides'  Elektro,,  oder  doch  sehr  wenig  hervor- 
besiegt haben  soll.  Paus,  5,  7,  10.     [Höfer.]  tretend,  wie  in  Aischylos'  Choeph,  900,  z.  T.  als. 

Pylades  (IJvXäd'rig),  der  bekannte  Freund  des  das  eigentlich  treibende  Element,  wie  bei  Euri- 
Orestes,  ist  mit  diesem  in  der  Sage  so  eng  pides  in  der  Iphig.  Taur.  und  besonders  im 
verknüpft,  dafs  er  eine  selbständige  Bedeutung  Orestes,  wo  er  ihn  als  ebenso  klug  und  ver- 
gär nicht  erhalten  hat  und  dafs  eine  eingehende  40  schlagen  in  Bat  wie  mutig  in  der  That  schil- 
Behandlung  zu  endlosen  Wiederholungen  führen  dert  und  Helden  wie  Odysseus,  Hektor  und 
müfste.  Es  wird  daher  nur  eine  kurze  Zu-  Aias  an  die  Seite  stellt,  vgl.  v.  1403  ff.  Er  ist 
sammenstellung  der  Hauptpunkte  gegeben  und  es  hier,  der  die  verzagenden  Geschwister  Orestes 
im  übrigen  auf  die  Artikel  Orestes  und  Elektra  und  Elektra  zu  neuer  Thatkraft  aufrüttelt  und 
sowie  Iphigeneia  verwiesen.  so  die  zu  ihrer  Rettung  entscheidende  Wen- 
Die  homerischen  Epen  kennen  Pylades  nicht.  düng  herbeiführt.  An  die  Ermordung  Aigisths 
Odyss.  3,  305  ff.  erscheint  Orestes  allein  als  scheint  sich  nach  einer  Wendung  der  Sage  ein 
Rächer  seines  Vaters  und  kommt  dabei  nicht  Kampf  angeschlossen  zu  haben,  bei  dem  ihm 
aus  Phokis,  sondern  von  Athen  (s.  Orestes  Bd.  2  die  Söhne  des  Nauplios  zu  Hilfe  kamen,  die 
Sp.  956,  38  ff.).  Nach  allgemeiner  Überliefe-  50  dann  von  Pylades  besiegt  wurden :  dies  war 
rung  ist  Pylades  der  Sohn  des  Strophios,  der  Gegenstand  eines  Gemäldes  in  der  Pinako- 
Eurip.  Or.  v.  764,  eines  Enkels  des  Eponymos  thek  zu  Athen,  Paus.  1,  22,  6.  Bei  Philostrat, 
von  Phokis,  (Paus.  2,  29,  4;  10,  1,  1;  10,  39,  4;  Heroic.  6  (s.  p.  307,  4  Kayser)  ist  bei  diesem 
10,  33,  12)  und  auch  dort  zu  Hause.  Als  seine  Kampf  des  Orest  mit  den  Argeiern  nur  von 
Mutter  wird  ebenda  Anaxibia,  die  Schwester  den  phokischen  Bundesgenossen  im  allgemeinen 
des  Agamemnon  und  Menelaos,  genannt,  vgl.  ohne  Nennung  des  Pylades  die  Rede. 
Tzetzes,  Exeges.  in  11.  p.  68  =  Hesiod  fr.  121  Er  erhält  nach  Vollzug  des  Racheaktes  des 
u.  Schol.  Eur.  Orest.  v.  764  (753).  Nach  Schol.  Orestes  in  Argos  (Mykenai)  Elektra  zur  Gattin. 
Eur.  Or.  33  hiefs  sie  Kydragora,  nach  Hyg.  Nach  dem  Drama  Aletes  von  Sophokles,  vgl. 
fab.  117  Astyochea.  Indem  Strophios  den  60  Hyg.  fab.  122,  Furtwängler,  Art.  Elektra  Bd.  1 
vor  den  Nachstellungen  seiner  Mutter  und  Sp.  1238,  findet  die  Verbindung  mit  Elektra 
Aigisths  geflüchteten  Neffen  Orestes  bei  sich  erst  nach  der  Rückkehr  der  Freunde  mit  Iphi- 
aufnimmt,  entwickelt  sich  zwischen  den  heran-  geneia  aus  Taurien  bei  einem  zufälligen  Zu- 
wachsenden Vettern  jenes  vorbildliche  innige  sammentreffen  der  Geschwister  in  Delphi  statt. 
Freundschaftsverhältnis,  vermöge  dessen  sie  alle  Als  Kinder  dieser  Ehe  nennt  Hellanikos  bei 
Gefahren  miteinander  teilen  und  jeder  für  den  Paus.  2,  lfi,  7  Medon  und  Strophios. 
andern  selbst  in  den  Tod  zu  gehen  bereit  ist.  Weiterhin  tritt  Pylades,  aufser  auf  der  Fahrt 
Diese  Freundschaft  war  im  Altertum  von  Dich-  nach  dem  taurischen  Chersonnes  (bei  Euripides) 


3321                      Pylades  Pylaiidees                    3322 

und  nach  Sminthe  (bei  Sophokles,  Chryses  und  wurde  ein  Grab   des  Pylades    mit  Heroenkult 

Paciwius,  Chryses,  Hyg.  fab.  121,  Ai-tikel  Orest  gezeigt.    (Das  Epigramm  des  Ariston  in  Anthöl. 

Bd.  2  Sp.  998),  in  der  älteren  Litteratur  nicht  app.  9,  47,   wonach   sein  Grab   in  Phokis  war, 

mehr  hervor,  namentlich  nicht  bei  der  Sühnung  kann  als   ausreichendes   Zeugnis  nicht  in  Be- 

des  Orestes.     Nach  Pacuvius  bei  Serv.  ad  Verg.  tracht  kommen.)     Auch  dieser  Umstand  zeigt, 

Am.  1,  473   ist  es  Pylades,    der  Orest  veran-  dafs  Pylades   nie   eine  recht  greifbare  Sagen- 

lafst,   im  Tempel   des  Apollon  Schutz  vor  den  gestalt  war.    Nur  in  der  auf  Antrieb  des  Apollon 

Erinyen    zu  suchen  (Orest,   Bd.  2  Sp.  979,  14).  unternommenen  Rachethat  des  Orestes  und  ihren 

Auf   Bildwerken,    die    die    Verfolgung    Orests  Folgen  tritt  er  als   mithandelnde,  ja  z.  T.  als 

durch  die  Erinyen,  und  solchen,   die  die  Süh-  io  treibende   Persönlichkeit  hervor,   nachher  ver- 

nung  Orests  darstellen,  scheint  zuweilen  Pyla-  schwindet  er,  und  auch  dies  verleiht  der  An- 

des   anwesend   zu   sein  (s.  Artikel  Orest  Bd.  2  sieht  einen  hohen  Grad  von  Wahrscheinlichkeit, 

Sp.  979 ff.),  doch  ist  angesichts  des  Schweigens  dafs   er  kein  eigentlicher  Heros,   sondern   nur 
der   Litteratur   Vorsicht    in   der   Deutung   auf      eine  vermenschlichte  Form  des  Apollon  selber 

Pylades  geboten.  ist,  was  denn  auch  seine  Rolle  als  hilfsbereiter 

Die  Fahrt  nach  dem  taurischen  Chersonnes  Freund  des  Orestes  in  Sagen,  wo  Apollon  nicht 

(Orest  Bd.  2  Sp.  994 — 1010)  hat  eine  Spur  darin  selbst  eintritt,  erklären  würde, 

hinterlassen,   dafs   nach  Lukian,  Tox.  6  f.    bei  Deutung.      Diese   Verbindung    von    Orest 

den    Skythen    Pylades    gemeinsam    mit    Orest  und  Pylades  scheint  sehr  alt  zu  sein,   obwohl 

einen  Tempel  hatte,    das  sog.  'Oq^otsiov,    und  20  sie    in    der  Litteratur    nicht    vor    den    Nosten 

beide    Freunde    unter    dem    Namen    Koqkkoi  nachzuweisen  ist.    Nach  Gruppe,  Griech.  Myth. 

(skyth.  =  tpihoi  dccqiovsg)  göttliche  Ehren  ge-  98  hat  Pylades  seinen  Namen  von  einer  unter 

nossen.  argivischem    Protektorat    stehenden    Amphik- 

Uber  die  späteren  Schicksale  des  Pylades  tyonie,  deren  Mittelpunkt  das  Demeterheilig- 
ist nichts  überliefert.  In  dem  Konflikt  des  tum  bei  Pylai  (=  Thermopylai)  war  und  deren 
Orests  mit  Neoptolemos  spielt  er  merkwürdiger-  Stiftung  dem  Argiver  Akrisios  zugeschrieben 
weise  gar  keine  Rolle,  wo  man  doch  meinen  wurde,  Strab.  p.  420,  und  wird  darum  vom 
sollte,  Pylades  wäre  dem  Freunde  zu  Hilfe  ge-  Mythos  in  ein  doppeltes  Verwandtschaftsver- 
kommen. Nur  Pausanias  2,  29,  9  macht  eine  hältnis  zu  dem  Argiver  Agamemnon  gesetzt, 
dunkle  Anspielung,  die  sich  über  den  Wert  30  als  Sohn  von  dessen  Schwester,  und  Gemahl 
einer  Vermutung  nicht  erhebt:  Weil  Peleus,  von  dessen  Tochter  Elekh-a.  —  Eine  andere 
der  Grofsvater  des  Neoptolemos,  seinen  Halb-  Erklärung  sieht  in  Pylades  eine  Hypostase 
bruder  Phokos,  den  Ururgrofsvater  des  Pyla-  Apollons  0.  Müller ,  Eumeniden  131  f.  u.  a., 
des,  beim  Diskosspiel  absichtlich  tötete,  so  was  Zielinski,  Die  Orestessage  und  die  Recjit- 
habe  Pylades  aus  diesem  Grund  (also  Blut-  fertigungsidee,  Neue  Jahrb.  f.  d.  kl.  Altert.  1899, 
räche),  und  nicht  blofs  aus  Freundschaft  zu  Bd.  3,  88,  noch  weiter  dahin  ausführt,  dafs 
Orestes  die  Ermordung  des  Neoptolemos  be-  Orest  und  Pylades  eine  Doppelhypostase  des 
schlössen.  Es  ist  aber  sonst  nirgends  davon  Apollon  als  des  Mannes  vom  Berge  (Parnafs) 
die  Rede,  dafs  bei  dieser  Pylades  überhaupt  und  des  Mannes  von  den  Pylen  sei,  vgl.  Art. 
irgendwie  beteiligt  war.  Aber  es  steckt  in  40  Orestes  Bd.  2  Sp.  976  und  die  dort.  Litteratur. 
dieser  Vermutung  doch  ein  Kern  von  Wahr-  Panofka  endlich,  Abh.  d.  Berl.  Ak.  d.  Wiss. 
heit:  Dem  Zug  Neoptolems  nach  Delphi  liegt,  1856,  236  hält  Strophios  und  Pylades  fürHypo- 
abgesehen  von  der  versöhnlichen  Wendung  stasen  des  thürhütenden  Hermes  Strophaios. 
Pindar  Nein.  7,  50  ff.,  die  in  dem  Zwecke  des  Bemerkenswert  ist  jedenfalls  das  völlig  ver- 
Gesangs ihren  Grund  hat,  eine  feindliche  Ab-  eiiizelte  Vorkommen  des  Namens  Pylades,  das 
sieht  gegen  das  delphische  Heiligtum  zu  Grunde,  den  Gedanken  nahelegt,  dafs  darin  nicht  ein 
in  der  das  feindliche  Verhalten  seines  Ahnen  selbständiger  Heroenname,  sondern  nur  der  Bei- 
Peleus  gegen  Phokos,  den  Ahnherrn  des  Pyla-  name  eines  Gottes  zu  sehen  ist.  [Weizsäcker.] 
des,  sich  fortsetzt.  Die  natürlichen  Beschützer  Pjiaia  (Uvlccla),  Beiname  der  Demeter  in 
Delphis  sind  die  Phoker,  und  das  Auffallendste  50  einer  Weihinschrift:  Jrnir\tQi  xfi  IlvXaia  .  .  . 
an  der  ganzen  Sage  vom  Tode  des  Neoptole-  %ai  rfj  kccxco  %vyatQi,  Kallim.  Ep.  40  Schneider 
mos  in  Delphi  ist,  dafs  darin  der  Name  des  (39  Wilam.  =  Anth.  Pal.  13,  25)  Schol.  Toivnl. 
Phokers  völlig  fehlt,  während  sein  Freund  Hom.  11.  16,  174.  Erotian,  Vocum  Hippoerat. 
Orestes  dabei  eine  Rolle  spielt.  Hier  ist  offen-  conlectio  s.  v.  IlvXccg  p.  112,  4  Klein.  Vgl. 
bar  die  ältere  Sagenforrn  unter  dem  Einflüsse  Lobeck,  Paralip.  342,  35.  E.  Curtius,  Ge- 
der  Umgestaltung  durch  die  Tragiker,  die  Her-  sammelte  Abhandl.  1,  105,  1.  Bloch  ob.  Bd.  2 
mione  als  Zankapfel  zwischen  Orest  und  Neo-  Sp.  1289,  11  ff.  Gruppe,  Gr.  Myth.  93,  9.  98, 
ptolem  hereinbrachten,  verdunkelt  worden.    Sie  1167,  2.     [Höfer.] 

dürfte  wohl  gelautet  haben,  dafs  Pylades  dem  Pjiaieus  (IlvXcaevg),  ein  Satyr  im  Heere  des 
Eindringling  Neoptolem  in  Delphi  entgegen-  uo  Dionysos  gegen  die  Inder,  von  Tektaphos  er- 
trat und  dafs  ihm  dabei  sein  Freund  Orest  zu  legt,  Nonn.  Dion.  30,  136.  [Stoll.] 
Hilfe  kam  und  jenen  tötete.  Gerade  das  Zu-  Pylaiidees?  (nvlaudseg?  =  üvlcatSeg?)  ai 
rücktreten  des  Namens  Pylades  bei  diesem  §v  xccXXsl  HQivöpsvca  xäv  yvvai%S>v  v.al  vixcbaai 
Ereignis  ist  vielleicht  eine  Stütze  für  die  Auf-  Hesych.  Nach  Tümpel  (Phüolog.N.F.A  S.  566  ff.) 
fassung  dieser  Sagengestalt  als  einer  Hypo-  bezieht  sich  der  Ausdruck  auf  die  Siegerinnen 
stase  des  Apollon,  s.  u.  im    lesbischen    Schönheitswettstreit,    von    dem 

Über    Tod     und     Begräbnis     des     Pylades  schon  Homer  (I  128  f.;   vgl.  Tümpel  im  Philol. 

schweigt  die  Überlieferung  gänzlich.    Nirgends  N.  F.  2  S.  103 f.)  andeutungsweise  redete.    Vgl. 


3323 


Pylaimachos 


Pylaimenes 


3324 


d.  Schol.  z.  d.  St.  Ttccgu  As6ßLoig  ayiov  äyzrca 
xdXXovg  yvvcciv.&v  iv  reo  rfjg  "HQag  t£(ih'si 
Xsyöusvog  xccXXiGTsia.  Theophr.  b.  Athen. 
p.  610  A  =  fr  gm.  112  p.  192  Wimm.,  xQiosLg 
yvvaixwv  . . .  yiv£6&ai  [jrfpi]  yiäXXovg  . . .  xa&cc7tSQ 
xul  Ttagä  Tsvsdioig  %al  Asaßiotg.  Man  hat 
nicht  ohne  Grund  vermutet,  dafs  dieser  les- 
bische Schönheitswettstreit  die  Wurzel  des  der 
Sage    nach    durch   Eris    erregten    Streites    der 


Tzetz.  Prooim.  Alleg.  II.  825.  C.  Robert,  Stu- 
dien zur  llias  451.  Seinen  Tod  fand  Pylaimenes 
entweder  durch  Menelaos  (Hom.  II.  5,  576  ff. 
Hygin.  fab.  113  p.  100,  21  Schmidt.  Tzetz.  Homer. 
85.  Alleg.  Tl.  5,  81.  Rias  Tatina  519,  in  der 
aber  nicht  mit  Namen  genannt  wird,  wenn- 
gleich Baehrens  Vers  249  für  das  überlieferte 
Coroebus  die  unmögliche  Form  Pylaemen  ein- 
gesetzt hat;  vgl.  Nathansky,  Wiener  Studien  28 


Hera,  Athena  und  Aphrodite  um  den  Preis  der  10  (1906),  315.  323)  oder  durch  Achilleus  (Dictys 


Schönheit  bilde  (vgl.  Preller- Robert,  Gr.  M. 
I4,  163).  Aus  der  Bezeichnung  üvlauöseg  fol- 
gert Tümpel  a.  a.  0.,  dafs  die  Siegerinnen 
diesen  ihren  Namen  der  Ortschaft  TIvlociov  bei 
Larisa  verdankten  (vgl.  Hom.  B  840  ff.  Hella». 
b.  Strab.  621 ;  vgl.  Piniol.  N.  F.  3,  1890,  S.  711  ff.). 
Vgl.  Pylaios  1.     [Röscher.] 

Pylaimachos    (IIvXciiuä%og),     Beiname     der 
Athena,   wohl  in  Erinnerung  an   die  Bezeich 


3,  5.  Epigramm  aus  Laurion,  Corr.  hell.  12  [1888], 
246,  vgl.  Reinach  a.  a.  0.)  oder  durch  Patroklos 
(Cornel.  Nep.  Dat.  2,  2,  der  sich  auf  Homer 
beruft).  Sein  Grab  befand  sich  in  Troia,  (Arist.) 
Pepl.  57  Bergk  22,  354.  Trotzdem  Pylaimenes 
bei  Hom.  bereits  II.  5,  576  ff.  gefallen  ist,  er- 
scheint er  II.  13  658  (vgl.  643  ff)  wieder,  trau- 
ernd der  Leiche  seines  von  Meriones  getöteten 
Sohnes  Harpalion  folgend.  Diese  Aporie  suchten 


nung  des  Ares  als  nvXund%og  durch  Stesichoros  20  die    Alexandriner    entweder    durch    Korrektur 


{Athen.  4,  154  f.  [fr.  48  Bergk*].  Schol.  Ven. 
A.  Hom.  II.  5,  31.  Otto  Hoffmann,  Die  Ma- 
kedonen  213)  auf  die  Göttin  übertragen,  Ar. 
Equit.  1172.  Kallim.  im  Schol.  Hom.  Od.  3, 
380  =  fr.  503  p.  658  Schneider.  Tobeck  ad 
Phrynich.  648.  Reitzenstein,  Hermes  26  (1891), 
312.  Bei  Aristophanes  (vgl.  Schol.  u.  Koek  z. 
d.  St.)  liegt  zugleich  eine  Anspielung  auf  die 
glücklichen   Kämpfe   bei  Pylos   vor:    die   Tor- 


(Zenodot  schrieb  H.  13,  643:  KvXai^isvaog)  oder 
Athetese  oder  Annahme  einer  Homonymie  zu 
beseitigen,  Schol.  Toicnl.  Hom.  77.  5,  576.  13. 
643.  Tehrs,  De  Aristarchi  stud.  Homer.  363 
(=  347 2).  Kleine  Schriften  1,  32  f.  T.  Fried- 
länder, Jahrb.  für  klass.  Philol.  Suppl.  3,  825 
und  Anm.  430.  Bergk,  Griech.  Literatur gesell. 
1,  579,  77.  A.  Ludtvich,  Aristarchs  Homer. 
Textkritik  1,  364.     Friedreich,  Realien  in  der 


stürmerin  ist  zugleich  die  Pylos-Kämpferin  ge-  so  Tilade   und  Odyssee*  585.     Doch  ist   wohl   am 


worden.  Mit  Recht  weist  Michaelis,  Athen. 
Mitt.  2  (1877),  91  die  von  Wordsicorth,  Athen 
and  Attica3  107  (=  129 2,  4)  vorgeschlagene 
Gleichsetzung  der  Athena  Pylaimachos  mit  der 
A.  Promachos  zurück:  denn  ersteres  kann  doch 
nur  c  Torstürm erin',  nimmermehr  fTorschir- 
merin'  bedeuten,  und  Torstürmerin'  wäre  eine 
höchst  unpassende  Bezeichnung  der  grofsen 
Burggöttin.    Ebensowenig  dürfte  der  von  Pott, 


einfachsten  Identität  beider  Helden  und  zur 
Erklärung  des  Widerspruches  Benutzung  ver- 
schiedener Quellen  anzunehmen,  F.  A.  Wolf, 
Prolegomena  133  u.  Anm.  99  (=  101 3  ed.  Pepp- 
miiller).  Faesi  zu  Hom.  II.  5,  576.  13,  643. 
Gruppe,  Gr.  Myth.  642,  9.  Nachkommen  des 
Pylaimenes  machte  Pompeius  zu  tributpflich- 
tigen Königen  von  Paphlagonien,  Strabo  12,  3, 
1  p.  541  (vgl.  auch  oben  die  Anm.),  wie  auch 


Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforschung  9  (1860),  345  40  die   paphlagonischen  Könige  selbst  in  Erinne- 


konstruierte  Unterschied  zwischen  IIvX(xnid%og 
=  fTorschirmerin'  und  IIvX<xud%og  =  fdie  feind- 
lichen Tore  erstürmend'  zutreffend  sein,  und 
ebensowenig  der  von  Weniger,  Archiv  für  Re- 
ligionsivissenschaft  10  (1907),  233,  1  zwischen 
Athena  Pylaimachos  und  Athena  Pronaia  (s.  d.) 
gezogene  Vergleich.  Z weife lhaft  ist,  ob  die 
Glosse  bei  Hesych.  7tvXaL^a[Q^og-  TZoXt[iciQ%og 
hierher  gehört;  vgl.  Schmidt  z.  d.  St.     [Höfer.] 


rung  au  ihren  Ahnen  den  stehenden  Namen 
Pylaimenes  führten,  lustin.  37,  4,  10.  Th.  Rei- 
nach, Mithridate  Eupator  44.  89.  96.  Eckhel, 
Doctr.  num.  vet.  2,  395.  Head,  Hist.  num.  436. 
Catal.  of  greek  coins  brit.  Mus.  Pontus,  Paphla- 
gonia  103.  Dittenberger,  Orient.  Graeci  lnscr. 
sei.  2  p.  203  Anm.  6.  Nach  Plin.  n.  h.  6,  2,  5 
hiefs  Paphlagonien  auch  Pylaemenia.  Über  die 
eventuelle    Identität    des    Homerischen    Pylai- 


Pylaimenes  (llvXaiii^vrig),   1)  Sohn   des  Bil-  50  menes  mit  dem  folgenden  Homonymen  s.  Gruppe, 


sates*)  (Apollod.  Epit.  3,  35)  oder  desMelios**) 
(?  Dictys  2,  35),  König  der  paphlagonischen 
Eneter,  Bundesgenosse  der  Troer,  Hom.  II.  2, 
851.  Strabo  12,  3,  8  p.  543.  Eust.  ad  Dionys. 
Per.  378.    Tiv.  1,  1.    Interpr.  Verg.  Aen.  1,247. 

*)  Für  Uu^aijusvtjg  Btkaätov  vermutet  Rieh.  Wagner, 
Rh.  Mus.  46  (1891),  416  Btaülrov.  Das  kaiin  kaum  richtig 
sein,  da  nicht  einzusehen  ist,  wie  Bisaltes,  der  Heros  Epo- 
nymos  der  thrakischen  Bisalten,  mit  Paphlagonien  in  Zu- 
sammenhang steht.  Statt  BIJ2ATOY  ist  vielmehr  mit 
ganz  unbedeutender  Änderung  BIA2ATOY  zu  lesen. 
Der  milesische  Schriftsteller  Maiandrios  berichtet  (Strabo 
12,  3,  25  p.  552)  von  der  Beteiligung  der  Eneter  (=  Paphla- 
gonier),  deren  Anführer  Pylaimenes  -war,  am  troischen 
Kriege  und  von  der  Verschmelzung  eines  Teiles  derselben 
mit  den  Kappadokiern,  bei  denen  sich  als  Folge  dieser 
Verschmelzung  paphlagonische  Eigennamen  fänden,  wie 
Bäyag  y.ai  Bidoag  y.al  Atvtätqg  xal  'Patihttjq  CAt(üttjg 
ist  mit  Th.  Reinach,  Revue  des  etudes  grecques  2  [1889],  94  f- 


Gr.  Mythol.  322,  5.  6.  642,  9.  —  2)  Sohn  des 
Neleus,  Schol.  Ven.  u.  Totvnl.  Hom.  11.  11,  692. 
—  3)  Lakonier,  Gründer  der  angeblichen  dori- 
schen Dekapolis,  Schol.  Hom.  2,  649.  Gruppe 
a.  a.  0.  642,  9.    Nach  0.  Müller,  Dorier  1,  103 

vgl.  Kretschmer,  Einlcit.  in  die  Gesch.  d.  griech.  Sprache  207 
zu  schreiben,  wie  der  paphlagonische  Emigrant  auf  dem; 
Epigramm  aus  Laurion  [s.  oben  im  Text]  heifst,  der  seinen 
Stammbaum  auf  unseren  Pylaimenes  zurückführt,  wie  der 
paphlagonische  Dynast  Thuys  bei  Cornel.  Nep.  a.  a.  0.). 
Der  Name  Biaateg  einerseits,  das  Suffix  -ttjg  andererseits- 
iu  den  Namen  Aiviü-Tiig,  'Atdj-rtjg  zeigen,  dafs  Btdcaag 
Kurzform  zu  BiaauTtjg  ist. 

**)  Im  benachbarten  Bithynien  gab  es  einen  Zeus 
MtjXiog  (s.  d.  nr.  5).  Freilich  kann  diese  Homonymie  zu- 
fällig sein.  Auch  ein  Sohn  des  Priamos,  mit  dem  Pylai- 
menes nach  Dictys  a.  a.  O.  (vgl.  J.  A.  Fuchs,  Quaestiones  de 
varietate  fab.  Troicarum  36)  verwandt  war,  hiefs  Melios 
(s.  d.  nr.  4). 


3325                      Pylaios  Pylartes                     3326 

Anm.  3,  dem  Hoeck,  Kreta  2,  437  Anm.  o  bei-  bei  Plut.  Is.  et  Osir.  35.     Pylaocbos  fder  Tor- 

stinmit,  ist  bier  JJvXainivTqg  nur  eine  Korruptel  balter',  der  Torwart  der  Unterwelt',  ist  eine 

für  'AXQ-aiutvrig  (s.  d.  u.  Busolt,  Gr.  Gesch.   I2,  Bezeichnung  des  Hades  selbst,  vgl.  Bd.  1  Sp.  1057, 

327,    1).    —    4)  Freier  der  Penelope,   Apollod.  9  ff .  Sp.  1785,  45  ff.    Rohde,  Psyche  2 2,  13  Anm. 

Epit.  7,  27.     [Höfer.]  E.  Maafs,   Deutsche  Litter  atur  Zeitung  1896,  7. 

Pylaios  LUvXaiog)  1)  Sobn  des  Letbos  (s.  d.),  Usener,  Sintflutsagen  104.    K.  Th.  Preufs.  Neue 

mit    seinem    Bruder    Hippotboos    (s.  d.    nr.  5)  Jahrb.  f.d.  Mass.  Altert.  9  (1906),  17 4.  W.Köhler, 

Führer  der  Pelasger  aus  Larisa  und   Bundes-  Archiv  f.  Religionswiss.  8  (1905),  222.     Weniger 

genösse  der  Troer,  Hom.  B.  2,  842.    Strabo  13,  ebenda  10  (1907),  243,  2.    Nilsson,  Griech,  Feste 
3,   2.  3   p.  620.  621.     Tzetz.  Prooim.  Allcg.  IL  10  288,  2.     Vgl.  Pylartes.     [Höfer.] 

819.    Ilias  Latina  240  (und  dazu  A.  Nathansky,  Pylaon  (UvXäcav)    1)  Sohn   des   Neleus   und 

Wiener  Studien  28  (1906),  314).     Dictys  2,  35.  der  Cbloris  Apollod,  1,  9,  9.    Schol.  Apoll.  Rhod, 

Nach  letzterem  (3,  14)  fällt  er  zusammen  mit  1,  152,  wo  eine  andere  (namenlose)  Mutter  ge- 

seinem    Bruder    (Hom,   II.    17,    288  ff.).     Über  nannt  wird.    —    2)  Genosse    des  Dionysos   im 

die    Heimat    des    Pylaios    u.  s.  w.    vgl.    S.   L.  Kampfe    gegen    die    Inder,    Dionysios   in    den 

Plehn,    Lesbiacorum     Über    p.    30  f.      Tümpel,  Bassarika  aus  dem  Papyr.  d.  brit.  Mus.  273  ed. 

Philologiis  49  (1890),    708.    710  f.    715  f.   720  u.  F.  G.  Kenyon,  Fragments  of  an  epic  poem  in 

Bd.  2   Sp.  1958,   31  ff.     Busolt,    Gr.  Gesch.    ls,  Album  gratulat.  in  honorem  Heriverdeni  p.  138. 

165  f.     Ed.    Meyer,    Forsch,    zur    alten    Gesch.  A.  Ludwich,  Berl.  Phil,  Wochenschr.  1903,  28. 

I,  34  f.  37.  105,  2.  A.  Fick,  Vorgriech.  Orts-  20  W.  Crönert,  Archiv  für  Papyrusforschung  2 
namen  77  f.    106.     Pylaios   scheint,  wie  Pylas,  (1903),  351.     [Höfer.] 

-aon, -artes  u.s.w. ,  nach  einer  Hadesbezeichnung  Pylarge  (IIvltxQyr)),  eine  Danaide,  vermählt 

(ob  sein  Vater  Afj&og  mit  Arfö-n  in  Zusammen-  mit   dem  Aigyptiden   Idmon,   Apollod.  2,  1,  5. 

bang  steht?)  genannt  zu  sein,  Pott,  Zeitschr.  f.  [Stoll.] 

vergleich.  Sprachforsch.  9  (1860),  345.     Gruppe,  Pylartes  (IJvXaQxr]g),  1)  Beiname  des  Hades 

Gr.    Myth,  400,    1.    —    2)    TLvXaZog  (über   den  als  des  Torwartes  der  Unterwelt  —  xag  nvXag 

Accent  s.  Lobeck,  Paralip.  342.     Zacher,  Diss.  la^vQ&g  ägxag,  0  ißxi  Kaxaoxsvcc^cüv  %al  gvvccq- 

Phil.  Halens.  3,  155.     Egenolff,  Philologus  61  uogcov,  Etym,  M.  696,  48  f.    Porphyr,  im  Schol. 

[1902],  83.    Lehrs,  De  Aristarchi  studiis  Homer.  Hom.  Od.  11,  276.    Eust.  ad  Hom.  B.  718,  20. 

307  =  2962),  Beiname  des  Hermes,  Schol.  Hom.  30  940,  5.    ad  Odyss.  1684,  42.    Apoll  Soph.  Lex. 

II.  2,  842.  Eust.  ad  Hom.  B.  a.  a.  O.  p.  358,  Hom.  p.  137,  25  Bekker  u.  Apion  ebend.  Gornut. 
19.  Etym,  Florent.  bei  Miller,  Melanges  de  litter.  de  nat.  deor.  35  p.  213  Osann,  Schol.  Hom.  B. 
237.  Bei  Diog.  Laert.  8,  1,  19,  31,  wo  Hermes  8,  367.  Hesych,  s.  v.  nvXäqxao  und  nvXaQxao 
als  xap'iag  t&v  tbv%&tv  die  Epitheta  nounaiog,  xQaxtQoto.  Suid.  s.  v.  %vXüqxov.  Hom.  II.  8, 
nvXcciog  und  Xftoviog  erhält,  will  Lobeck  zu  367.  13,  415.  Od.  11,  277.  Mosch.  Idyll.  4,  86. 
Soph.  Aiax3  832  p.  302  für  UvXalog:  'E^ito-  Usener,  De  lliadis  carmine  quodam  Phocaico 
Xcciog  lesen,  da  LTvXcäog  zu  dem  Amte  eines  31.  Der  Stoff  des  griech.  Epos  (Sitzungsber.  d. 
ranLug  räv  i/w^wr  nicht  passe.  Doch  ist  JTv-  Kais.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien,  philos.-histor. 
Xalog,  cder  Pförtner',  der  die  Seelen  durch  die  Klasse  137  [1897],  3)  S.  31  (daselbst  auch  Bei- 
Tore der  Unterwelt  in  den  Hades  führt  bezw.  io  spiele  über  die  Vorstellung  von  den  Toren  der 
sie  aus  diesen  Toren  zur  Erlösung  herausführt  Unterwelt,  vgl.  auch  Bd.  2  Sp.  1215,  58ff.  Rofs- 
(vgl.  Psychopompos) ,  ein  durchaus  treffendes  bach,  Rhein.  Mus.  48  [1893],  594).  W.  Köhler, 
Epitheton  für  diese  Tätigkeit,  vgl.  Osann  zu  Archiv  f.  Religionswiss.  8  (1905),  222  f.;  vgl. 
Comut,  de  nat.  deor.  p.  279.  Rofsbach,  Rhein.  Steinthal,  Zeitschr.  f.  Völkerpsych.  u.  Sprachwiss. 
Mus.  48  (1893),  596.  Vgl.  Pylios  nr.  1.  —  2  (1862),  139.  L.  Radermacher,  Rhein,  Mus.  60 
3)  Beiname  des  Zeus  (?)  in  Athen  (?)  nach  dem  (1905),  592.  Das  Jenseits  im  Mythos  der  Hellenen 
verstümmelten  Schol,  Lyk,  519:  Athena  beifst  150.  Fries,  Rhein.  Mus.  59  (1904),  215f.  Gruppe, 
''OpoXcolg  nKQcc  'JQ-r]v<xioig  xal  6  Zsvg  tkxq'  Gr.  Myth.  400,  1.  C.  Fredrich,  Gott,  Gel,  Nachr. 
avzolg  'OpoXcolg  (so!  'O^oXmiog?)  xort  IlvXcaog  1895,  105  f.  Wide,  Archiv  f.  Religionswiss.  10 
'OuoXcoig'  (so!).  Vielleicht  beziehen  sich  die  50  (1907),  259,  1.  Vielleicht  führt  auch  der  von 
letzten  Worte  aber  nur  auf  die  UvXr]  'O^ioXcolg  Vib.  Seau.  17, 12  erwähnte  Berg  bei  Dyrrhachion 
oder  IlvXai  'O^olcoLdeg  in  Theben ;  vgl.  v.  Wila-  seinen  Namen  Pylartes  nach  dem  dort  verehrten 
mowitz,  Hermes  26  (1891),  215.     [Höfer.]  Hades  Pylartes,  Gruppe,  Gr.  Myth.  745,  17.  — 

Pylaitis  (IlvXaltig,  nach  Lobeck,  Pathol.  373:  2)  Name  zweier  (vgl.  Schol.  Hom.  II.  Venet.  u. 

nvXäxig),    Bezeichnung    der    Athena    (AacpgLa  Townl,  13,  643)  Troer,  von  denen  der  eine  zu- 

HvX&xig),  Lykojjhr.  356.     Nach   Tzetz.  zu  Lyk,  sammen  mit  IIa i'douog,  A voavdgog  und  IIvQa6og 

a.  a.  O.  u.  Schol.  rec.  A.  Aesch.  Suppl.  164  p.  320,  von  dem  Telamonier  Aias   (Hom.  II.  11,  491. 

12  f.   führte   die  Göttin    den  Beinamen  davon,  Tzetz.  Alleg    II,  11,  193),   der  andere  von  Pa- 

dafs    man   ihr  Bild    an   den  Toren    der  Stadt  troklos  (Hom.  B.  16,  696)  erlegt  wird.     Schon 

und  Häuser  an  die  Wand  malte;  vgl.  E.  Cur-  60  Emper,  Rhein.  Mus.  1  (1842),  448  hat  erkannt, 

tius,  Ges.  Äbhandl.  1,   105.     [Höfer.]  dafs    alle    diese    Namen,    Pandokos    (s.    Bd.  3 

Pylaochos   (LTvXdo%og).      Wenn   die  Argiver  Sp.   1263,    54),    Lysandros    (=    qui   mortaliam 

den  Dionysos   ßovysvijg  unter  Trompetenschall  artus  solvit),   Pyrasos  (=   qui  mortua  corpora 

aus  dem  See  Alkyonia  bei  Lerna  'heraufriefen',  rogo  imponit),  Pylartes  (s.  ob.  nr.  1   und  Pott, 

versenkten    sie    als    Opfer    dem   IIvXdo%og   ein  Zeitschr.   f.  vergl.  Sprachforsch,  9    [1860],   345) 

Lamm  in  die  unergründlichen  Tiefen  des  Sees,  Hadesbezeichnungen  sind ;  vgl.  Usener,  De  Riad. 

damit  jener  seine  Tore  dem  zur  Oberwelt  em-  carm.  a.a.O.  Stoff  d.  gr.  Epos  31,  1.  34.  Gruppe, 

porfahrenden  Gotte  öffne,  Sokrates  7i£Qi  'Oaicov  Gr.  Myth.  307,  16.    Faesi  zu  Hom.  II,  5,  397. 


3327                       Pylas  Pylios                      3328 

Fick-Bechtel,   Gr.  Personennamen   423.     Elard  waschen    haben    soll.     Infolgedessen    soll    das 

H.   Meyer,    Achilleis  =  Indogerman.    Mythen  Wasser  des  Anigros  seinen  übelriechenden  Ge- 

2^  63**.  —  3)  In  dem  im  ägyptischen  Theben  ruch  erhalten  haben,  Paus.  5,  5,  10;  vgl.  Strabo 

gefundenen    Papyrusfragmente    eines    in    der  8,  346  a.  E.    Ov.  Met.  15,   282  ff     Pylenor  ist 

Weise  der  Dionysidka  des  Nonnos  gehaltenen  Eponymos  des  triphylischen  Pylos  und  des  TLv- 

Epos,    der  es  auch   zeitlich   nahesteht,   der  so-  Xlccxöv  ntdiov  (Strabo  8,  344.    Bursian,  Geogr. 

genannten  Blemyomachia  findet  sich  u.  a.  der  v.  Griechenl.  2,  279.  281,  1);  vgl.  Boscher  Bd.  2 

Vers:  üsgaivoog  d'  öXsnsv  JöXiov   xqutsqov  ts  Sp.  1044,  40  ff.     [Höfer.J 

nvlagtriv  \  Aa^7t£tiS7]v   dh   <pccXr]Qbv    (<&älr\Qov,  Pyleos   (UvXsog),   Sohn   des   Klymenos   (s.  d. 
A.  Ludwich)  'Ayrjvoga  %'  cdoXourjrvv,  L.  Stern,  10  nr.  4.     Paus.  9,  37,    1),    Pylos    rder  Pförtner' 

Zeitschr.  f.  ägypt.  Sprache  u.  Altertumskunde  19  und   der  Name   seines  Vaters  Klymenos   (s.  d. 

(1881),  7lA  6  (vgl.  75).    Wessely,  Wiener  Studien  nr.  1.     Usener,  Stoff  d.  griech.  Epos  35  vgl.  29) 

7  (1885),  78.     Bücheier,  Rhein.  Mus.  39  (1884),  sind  wie  Pylartes,  Pylaios  u.  s.w.  Bezeichnungen 

27,81,6.   A.  Ludicich ,  Eudociae  Augustae,  Prodi  des  Hades,  Pott,  Zeitschr.  f.  vergl.  Sprachforsch. 

Lycii  u.s.w.  carm.  Graec.  reliquiae  p.  191  (vgl-  9  (1860),  345.     Nach  G.  Lindorf  im  Thesaur. 

187  ff.).    Alle  in  den  oben  angeführten  Versen  s.  v.  IlvXtog  wäre  TlvXaiog  zu  schreiben.    Vgl. 

vorkommende  Namen   finden  sich  auch  in  an-  auch    Buttmann,  Mythologus  2,   214.     [Höfer.] 

deren  Epen.    Vgl.  Pylas,  -eos  u.  s.  w.     [Höfer.]  Pyles    (TIvXr}g),    Vater    des    Kyathos    (s.  d.), 

Pylas  (IlvXocg;    bei   Paus.  4,   36,    1:    TLvXog;  Nikand.   bei  Athen.   9,   411a   =   fr.  17   p.  30 
Paus.  6,  22,  5;  an  beiden  Stellen  will  K.  Seeliger,  20  Schneider.    Knaack,  Hermes  23  (1888),  138.    H. 

Festschrift  f.  Overbeck  34  TLvXag  schreiben;  vgl.  Kullmer,  Jahrb.  f.  kl.  Philol.  Suppl.  27,  521  (im 

jedoch  auch  Usener,  Götternamen  18.    Stoff  des  Index  p.  800  steht  irrtümlich  Pyletos).  —  2)  Im 

griech.  Epos  in  Sitzungsber.  d.  Wien.  Akad.  d.  griechischen   Text   des    Monum.    Ancyr.    7,    5 

Wiss.   137  [1898],   3   S.  28,  4.  29.  31.     Ahrens,  entspricht   dem   lateinischen  Ianum    Quirinum 

Philologus  23  [1866],  205.    Kl.  Schrift.  1,  418),  das  griechische  IIvXnv'EvvdXiov,  Th.  Mommsen, 

Sohn  des  Kleson,  Enkel  des  Lelex,  König  von  Bes  gestae  Livi  Augusti  LXXXV  und  49  f.  Vgl. 

Megara,  Paus.  1,39,  6.  4,  36, 1.  6,  22,5.   Ergab  Quirinus.     [Höfer.] 

seine  Tochter  (sie  hiefs  nach  Apollod.  3,  15,  5  Pylia  (HvXia),  Tochter  des  Pylas  (s.  d.),  Ge- 

Pylia)   dem   Pandion  zur  Frau,   Paus.  1,  5,  3.  mahlin  des  Pandion,  Apollod.  3, 15,  5.    S.  Pylas; 
39,  6  (vgl.  L.  Pallat,  Le  fdbula  Ariadnaea  67)  30  Pandion  (Bd.  3  Sp.  1518,  43  ff.).     Toepffer,  Att. 

und   übergab    dem    Pandion    auch    sein   Reich  Genealogie  161.     [Höfer.] 

(Paus.  1,  39,  4),  als  er  wegen  eines  Totschlages,  Pylios  (IlvXiog),  1)  Beiname  des  Hermes  in 

den  er  an  dem  Bruder  seines  Vaters  Bias  be-  Erythrai:    \^Eq]uov    IIvXiov   'AQuotecog ,    Bayet, 

gangen  hatte  (Apollod.  a.  a.  O.),  Megara  ver-  Bev.  arch,  N.  S.  33  (1887),  127.     H.  Herbrecht, 

liefs;    er    gründete    zunächst   das    messenische  Le  sacerdotii  apud  Graecos  emptione  venditione 

Pylos,    darauf,   von  Neleus    aus    diesem  Besitz  (Liss.  phil.  Argentorat.  10, 1)  p.  51  Z.144.  Litten- 

vertrieben,   das   elische  Pylos,    Paus.  4,  36,  1.  berger,  Sylloge  22,  600, 143  p.  371.    Über  Hermes 

6,  22,  5.     Leimling,  Leleger  155  f.    A.  Schultz,  Harmateus   s.    Gruppe,   Gr.  Myth.  535,   5,   der 

Lie   Aktorionensage   (Progr.    d.   Königl.  Gymn.  den  Beinamen  mit  dem  Ort  Z4qucc,  wo  Arnphi- 
Hirschberg.  1881)  S.  25 f.   H.  L.  Müller,  Mythol.  40  araos   versunken   sein  soll,   in   Zusammenhang 

d.  griech.  Stämme  1,  216,  1.     Kalkmann,  Pau-  bringt.    TLvXiog  dürfte  wie  Pylaios  (s.  d.  nr.  2) 

sanias  d.  Perieget  163.    Seeliger  a.  a.  O.     Nach  chthonische    Bedeutung   haben.     Denn   IlvXog, 

Usener   aa.  aa.  Oo.    ist   der    Name    Pylas,    -os,  wo  Herakles  mit  Hades  iv   vstivsaai  (Hom.  II. 

-on   ebenso  wie   der  seines  Vaters  Kleson   ur-  5,  397)  kämpft,  wo  Hermes  seinen  Rinderraub 

sprünglich  Bezeichnung    des    Unterweltgottes:  birgt    (Hom.   Hymn.   in   Merc.   216.    355.   389; 

Pylos  =  fTormann  der  Unterwelt',  Kleson  =  vgl.  auch  Paus.  4,  36,  2),  ist  wohl  ursprüng- 

rLademann',   letzterer  identisch   mit  KaXr\6tog  lieh  die  Hadespforte  selbst,  Steinthal,  Zeitschr. 

(vgl.    Usener,   Altgriech.  Versbau  32),   KccXtJtojq,  für  Vö'lkerpsych.  u.  Sprachwiss.   2   (1862),   139. 

noXvdi-Arr\g,    JJoXvdsywav*),    TloXv'givog.      Eine  Faesi    zu    Hom.    11.    5,    397.      Usener,    Stoff  d. 
treffende    Parallele    zu    TJvXog  :  KXr\6(ov    bildet  50  griech.  Epos  29  f.    Eurem,  Philologus  65  (1906), 

Evgv-nvXog  :  4et,txu£[i6g  (Paus.  7,  19,  9):  Eury-  264.    E.  Maafs,  Hermes  26  (1891),  180,  2.    Nach 

pylos  rder  Weittorige',  der  Sohn  des  alle  Men-  v.   Wüamowitz ,   Euripides  Herakles  2,    131,    1 

sehen    r  Aufnehmenden',    A.  Schultz,  Jahrb.   f.  soll  Hermes  von  Maia  in  Pylos  geboren  worden 

klass.  Phil.  123  (1881),  307  (vgl.  auch  E.  Maafs,  sein,  —  wo  wird   dies  berichtet?   —    2)  Eleu- 

Hermes  26  [1891],  180,  2).     [Höfer.]  sinier,  der  den  Herakles,  um  ihm  die  Weihung 

Pyledokos  (HvXi]ft6y.og),  Beiname  des  Herrnes  in   die    Mysterien   zu   ermöglichen,   adoptierte, 

cder   an  der  Pforte   empfangende,    wachende',  Plut.  Thes.  33.    Seh  ol.  Hom.  P.A.  8,  368  (vol.  1 

Hom.  Hymn.  Merc.  15.     Usener,   Rhein.   Mus.  p.  287   Lindorf,    wo    statt    @vb6xr\g  6   TIvXiov 

29  (1874),  27.     K.  Keil,  Sylt.  Inscr.  Boeot.  74.  ncüg  zu  lesen  ist  &srbg  TIvXiov  ncdg,  s.  Apollod. 
E.  Curtius,  Ges.  Abhandl.  1,   105,  1.     [Höfer.]  60  2,  5,  12,  2  und  das.  Wagner).    Wenn  man  sich 

Pylenor    (nvXijvcoQ),    ein  Kentaur,    der,    im  an    den   bekannten    orphischen  Vers   (Orph. 

Kampfe  mit  Herakles  durch  diesen  mit  einem  bei  lustin.  Coli,  ad  gent.  15  =  fr.  4  Abel)  er- 

ins  Gift  des  Hydra  getauchten  Pfeile  verwundet,  innert:    qpO'f'y^ofiKt   olg   fttuig    iari-    ftvQag    d' 

sich    die    Wunde    im    Bache    Anigros    ausge-  inL&te&s   [U§r\Xoi   ndvzsg   ouov,   und   an  seine 

,,„,„,  r             „    .       „            ..    .      T     ,   .,,  Variation   durch   Pluto   (Sympos.  33  p.  218  b): 

*)  Ob  JJo/.uotyuo)r  auf  einer  fragmentierten  Inschrift  ,     ,,,       ,     ,                   ,       „             «•«         j      1     o'o    i  ' 

von   Priene   Bezeiclmung   des   Hades   oder  Personenname  Ol   Ssmnhai,    %ai   St  Xig    aXXog   ißtl    ßeßljXog  TS 

ist,  läfst  Biller  v.  Gaertringen,  Inschriften  von  Priene  89,16  %a\    ayQOiHOg,    TtvXcxg  rtccvv    USyaXccg    roig    oiOiv 

unentschieden.  irtid-softz,   so   dürfte  es  nicht   zweifelhaft  sein, 


3329  Pyloites  Pyloros  3330 

dafs  Pylos   hier  den  'Pförtner'    in   dem  Sinne  als  Torwart  der  Unterwelt  aber  bedeutend  älter 

bedeutet,   dafs  er  dem  Herakles   durch  die  an  ist,   ergiebt  sich  aus  Gregor.  Corinth.  in  Rhet. 

ihm  vollzogene  Adoption  die  Pforten  der  Myste-  Gr.  7  p.  1312,    nach   dem   Euripides   (fr.  594) 

rien  erschliefst.     Nach  Bericht  in  Wochenschr.  im   Peirithoos,   dessen  Echtheit  allerdings   be- 

/'.  Mass.  Philo! .  19  (1902),    1098  will  Svoronos,  stritten    wird,    da    auch    Kritias    (vgl.    Nestle, 

Journ.    internat.    d'archeol.    numism.    4    (1901)  Neue  Jahrb.  f.  klass.  Piniol.  11  [1903],  104  ff.) 

S.  271  ff.  auf  der  ebend.  pl.  13  a  abgebildeten  als  Verfasser  angesehen  wird,  den  Aiakos  dem 

Pourtalesvase  (vgl.  Stephani,  Campte  rendu  1859,  Herakles  bei  seiner  Ankunft  in  der  Unterwelt 

90,2.   Furtträngier  Bd.  1  Sp.2185,  41  ff.   Preller-  die  Frage  nach  Heimat,  Herkunft  u.a.m.  vor- 

Robert,  Gr.  Myth.  1,  790,  5)  und  S.  284  ff.  auf  10  legen  liefs.    Auch  bei  Arist.  Ran.  4Ü4ff.  wollten 

der    pl.  14  ß'    abgebildeten   Pelike   aus   Panti-  manche   der  alten  Erklärer  in    dem  &£Qunbiv 

kapaion  den  Pylos  als  Mystagogen  des  Herakles  nXovrcovog  (vgl.  Schlufs  des  Personenverzeich- 

erkennen.  —  3)  Sohn  des  Hephaistos  (v.  1.  TIr\-  nisses   und   Schol.  Yen.   465:   elg  xCov   iv   aöov 

Xiog)   auf  Lemnos,    der   den   Philoktetes   heilte  Uyzi.    nvhg    de    xbv    Alaubv   Xeyovoiv    aitoy.Qi- 

und  von  diesem  die  Kunst  des  Bogenschiefsens  vccß&ca,   07i£Q   ccTtl&avov    vgl.   Koch   zu   Arist. 

lernte,   Ptolcm.   Heph.   bei    Phot.   Bibl.    152  b,  a.  a.  O.  464)  den  Aiakos  erkennen.    E.  v.  Leutsch, 

13  =  Mythogr.  Gr.  Westermaun  197,  2.  Aus  Bhilologus  Suppl.  1,  146  ff.  vermutete,  dafs 
dieser  Quelle  stammt  nach  H.  Banger,  Bictys-  Aristophanes  den  Aiakos  in  dieser  Rolle  dem 
Septimius  (Progr.  d.  Vitzthumschen  Gymn.  zu  Peirithoos  des  Euripides  (s.  oben)  entnommen 
Dresden  1878)  S.  44  die  Angabe  bei  Bictys  2,  20  habe.      Dagegen    behauptet    Hiller,   Hermes  8 

14  (vgl.  Schol.  Hom.  B.  2,  723.  Eust.  ad  Hom.  (1874),  454  ff.  —  und  ihm  stimmen  zu  Pr  eller  - 
B.  330,  16),  dafs  Philoktetes  von  leninischen  Bobert  808,  6.  O.  Rofsbach,  Rhein.  Mus.  48 
Priestern  des  Hephaistos  geheilt  worden  sei.  (1893),  596.  Wolters,  Athen.  Mitt.  a.  a.  O.  269 
—  4)  Krieger  mit  drei  anderen  Helden,  von  — ,  dafs  Aiakos  weder  zur  Zeit  des  Aristo- 
deren  Namen  nur  Ai'ag  sicher  ist,  auf  einem  phanes  noch  später  nvicoQÖg  des  Hades  gewesen 
Vasengemälde,  G.  Loeschcke,  Annali  50  (1878),  sei,  sondern  Richter,  eine  Thätigkeit,  die  das 
307  f.  Bumont-Chaplain,  Les  ceramiques  de  la  Amt  eines  Pförtners,  das  ihm  erst  von  Lukian 
Grece  propre  1,  258,  25.  Collitz  3142:  Ai'fccg  gegeben  worden  sei,  ausschliefse,  und  dafs  erst 
TLvUog.  Tägag.  —  5)  Beiname  des  Nestor  (s.  d.),  spätere  Interpreten  dem  türhütenden  Sklaven 
Soph.  Phil.  422.  (Arist.)  Pepl.  9  Bergk,  P*  L.  G.  30  bei  Aristophanes  den  Namen  des  Aiakos  bei- 
24  p.  346.  Anth.  Pal.  7,  157.  144.  Luc.  Imag.  gelegt  hätten.  Irrtümlich  aber  erscheint  mir 
13.  Die  Belegstellen  aus  römischen  Dichtem  die  Annahme  von  Rofsbach  a.  a.  0.,  dafs  das 
bei  Carter,  Epitheta  deorum  76.     [Höfer.]  Amt  des  Aiakos  als  nvlcoQÖg   ein   niederes  sei 

Pyloites  [nvXoixvg),   1)  ein  Inder  aus  Arei-  und  recht  verschieden  von  dem  ihm  in  einem 

zanteia,  im  Heere  des  Deriades  gegen  Dionysos,  Epigramm  (C.  I.  G.  3,  6298,  4  =  Kaibel,  Epigr. 

Sohn  des  Hippalmos,  Nonn.  Dion,  26,  216.  —  646,  4  =  Inscr.  Bai.  et  Sic.  1746)  zugeschrie- 

2)  Sohn  des  Marathon,  Kaukasier,  Bundesgenosse  benen  priesterlichen  Amt   als   Hletdovxog   (vgl. 

des  Deriades,  Nonn.  Bion.  26,  334.    Der  Name  Apollod.  3,  12,  10:  riy.ätai  .  .  .  tmxqu  THovrcovi 

bedeutet  nach  Pott,  Zeitschr.  f.  Völkerpsych.  14  Tslsircrjeccg   Alav.6g,    %cu    tag    uXelg    roß  "AiSov 

(1883),  39  cüber  die  Tore  der  Stadt  wachend'.  40  cpvläxzai).      Mir   scheinen    die    Bezeichnungen 

[Stoll.]  TtvXcoQog  und  v.Xei§ov%og  synonym  zu  sein,  und 

Pylon  (nvXcov)  1)  =  Pylas  (s.  d.).  —  2)  Troer,  wenn  Hades  selbst  als  Pylaochos  oder  Pylartes", 

von  Polypoites  getötet,  Hom.  B.  12,  186.    Tzetz.  das  nach  Hesych.  s.  v.  itvXäQtao   y.Qat£QoZo  = 

Alleg.  B.  Vi,  93.  —  3)  Vater  der  Antiope,  der  rov  SSov  xvXcoqov   ioivqov  ist,   genannt  wird, 

Gemahlin    des    Eurytos,    Hyg.  f.  14  p.  45,    17  so  bekundet   die  Bezeichnung  des  Aiakos   als 

Schmidt;    vgl.    Bd.  1    Sp.  383,   53.     1436,   4  ff .  TtvXcoQog    durchaus    nicht,    dafs    sein   Amt   ein 

Auch  bei  Hesiod  (fr.  110  Rzach)  im  Schol.  Soph.  niederes  oder  seine  Stellung  eine  untergeordnete 

Brach.    266    will    Bentley    (s.    Papageorgiu   zu  (0.   Waser,   Charon,   Charun,   Charos   121)    ist. 

Schol.  Soph.  a.  a.  0.)  für  das  überlieferte  'Avxi-  Im    Gegensatz    zu    der    Annahme    von    Hiller, 

6%r\  xQsiovaa  naXaibv  yivog  NuvßoXidcco  lesen:  50  Rofsbach  u.  s.  w.  nimmt  Bohde,  Psychel*,  310f. 

AvrtOTtv  y.Qsiov6a  Hidcovog  Nccvßolidcco.  Anm.   1    unter    Zustimmung   von    Gruppe,    Gr. 

[Höfer.]  Myth.  862,  1  (vgl.  405,  5.     W.  Köhler,  Archiv 

Pyloros  (nvXcoQÖg),  Beiname  1)  des  Aiakos:  /'.  Beligionswiss.  8  [1905],   223)    an,    dafs    das 

Alans   TtvXcoQh   v.Xid-Qojv    t&v    asiSlcov,    Grofser  Schlüsselamt    des    Aiakos    an    der  Pforte    des 

Baris.  Zauberpapyr.  1465  (=  Denkschr.  d.  Wien.  Hades  älter  und  ursprünglicher  ist  als  die  ziem- 

Ahad.   36    [1888],   2   p.  81).     'Aidsco   nvXdovQog  lieh  banale  Richterwürde,  die  ihm  zuerst  Plato 

(Epigramm  aus  Smyrna),  Athen.  Mitt.  23  (1898),  zugeschrieben  hat.    Hinzugefügt  sei,  dafs  Aia- 

268.     Aianog  TtvXcoQog  .  .  .  olovsl  itQonvXaiog  rov  kos  bei  Bnc.  Nekyom.  17.    Charon  24  das  Amt 

Aidov,    Tzetzes  zu  Lykophron  705 — 711  p.  752  eines  Quartiermeisters,   der  jedem   sein  Plätz- 

Müller.  Häufig  begegnet  Aiakos  als  Pförtner  des  60  eben  in  der  Unterwelt  zuweist,  versieht.     Viel- 

Hades  bei  Lukian  (Bial.  Mort.  20,  1,  wo  seine  leicht  ist  ferner  mit  A.  Bieterich,  Nekyia  51,  1 

Thätigkeit    durch    TtvXcoQtlv    bezeichnet    wird;  (vgl.  auch  Rein  a.  a.  O.  35  ff.)  Aiakos  auch  in 

vgl.  ebend.  13,  4.  16,  2.    Be  luctu  4.    Nekyom.  dem    Ianitor    bez.    Ianitor    Orci    zu    erblicken, 

8.     Catapl.  4.     Charon  2) ;  '  vgl.   auch   Bhilostr.  der    inschriftlich     bezeugt    auf    dem    Grabge- 

vit.  Apoll.  Tyan.  7,  31.     Rud.  Helm,  Bucian  u.  mäkle  aus  Ostia  (abg.  Bd.  3  Sp.  1175)  erscheint 

Menipp  67  f.     Ed.  Rein,  Aiakos  in  der  Unter-  und  wohl  auch  auf  dem  Aachener  Korasarko- 

welt  in  Acta  Societatis  Scientiar.  Fennicae  32,  7  phag  (Robert,   Arch.  Zeit.  43  [1885],  74),   dem 

S.  5  f.    32  ff.     Dafs  die  Vorstellung  von  Aiakos  Neapeler    Protesilaossarkophag    (A.    Kiefsling, 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.  III.  105 


3331                       Pylos  Pyr                        3332 

Andlecta  Catull.  in  Ind.  lect.  aest.  Greifswald  1871  bricht   (vgl.  Strabo  11,  14,   13  p.  531.     Schol. 

p.  9.  Türk  Bd.  3  Sp.  3168,  35.  Abbildung  Aesch.  Prom.  715).  -  -  4)  Bei  Apollod.  2,  7,  8,  4 
8p.  3167)  und  einem  etruskischen  Vasengemälde  wird  unter  den  Söhnen  des  Herakles  von  den 
(B.  Förster,  Raub  u.  Rückkehr  d.  Persephone  237)  Töchtern  des  Thespios  auch  ein  KanvXog  ge- 
zu  erkennen  ist.  Litterarisch  nachgewiesen  ist  nannt,  was  Commelinus  (s.  Wagner  z.  d.  St.) 
der  menschlich  gestaltete  Ianitor  —  denn  sonst  in  Ilvlog  geändert  hat.  Mir  scheint  Kaunvlog 
ist  Ianitor  Orci  u.  s.  w.  Bezeichnung  für  den  näher  zu  liegen,  ein  Name,  der  für  einen  Flufs 
Kerberos,  Verg.  Aen.  8,  296  (vgl.  6,  398  f.).  in  Aitolien  bezeugt  ist  (Diod.  19,  67;  nach  den 
Hör.  carm.  3,  11,  16.  Sil.  lt.  2,  552.  3,  36.  vielen  Krümmungen  seines  Laufes  benannt, 
Stat,  Silv.  3,  2,  111  (vgl.  jedoch  zu  dieser  Stelle  10  Bursian,  Geogr.  v.  Griechenl.  1,  141.  Maafs, 
auch  B.  Beitzenstein,  Hellenistische  Wunder-  Jahreshefte  d.  österr.  arch.  Inst.  9  [1906],  151, 
erzählungen  154,  2).  5,  3,  278.  Theb.  6,  498  f.;  44)  und  der  zugleich  an  die  Kawnv?M  ro^a 
an  letzterer  Stelle  wollte  F.  Spiro,  De  Euri-  (Hom.  II.  3,  17)  erinnert,  die  von  Herakles  so 
pidis  Phoeniss.  54  Anm.  82  irrtümlich  (s.  G.  häufig  gebrauchte  Waffe.  Und  wie  dieser  Um- 
Ettig,  Acheruntica  in  Leipz.  Studien  13  [1890],  stand  die  Veranlassung  war,  einen  Sohn  des 
407  zu  279,  2)  nicht  den  Kerberos,  sondern  Herakles  To^önltixog  (s.  d.)  oder  To'gsvg  (s.  d.) 
Ianitor  als  Person  erkennen  —  von  Ettig  a.  a.  0.  zu  nennen,  so  liegt,  zusammengehalten  mit  der 
aus  Lucan  6,  702  f.,  wo  neben  Persephone  und  Überlieferung  Kcmvlog,  die  Vermutung  nahe, 
Hekate  angerufen  wird:  ' Ianitor  et  sedis  laxae,  dafs  auch  aus  dem  Epitheton  des  Bogens  xau- 
qui  viscera  saevo  Spargis  nostra  cani\  wo  also  20  nvlog  ein  Personennamen  gebildet  worden  ist. 
der  Ianitor  von  Kerberos,  dem  er  die  viscera  • —  5)  Satyr  (?  überliefert  ist  Ilölvg),  Nonn. 
zuwirft,  streng  geschieden  wird.  Ettig  a.  a.  O.  Dionys.  28,  113.  —  6)  Ilvlog  (Stadt)  =  Hades- 
will freilich  in  diesem  Ianitor  den  Anubis  bez.  pforte  s.  Pylios  nr.  1.  Vgl.  auch  das  der  Hades- 
Hermanubis  erkennen,  Bofsbach  a.  a.  0.  595  geliebten  Minthe  homonyme  Gebirge  im  Ge- 
den  Briareos  mit  Berufung  auf  Sil.  B.  13,  587 f.:  biete  von  Pylos  mit  einem  Temenos  des  Hades, 
sedet  ostia   Ditis  Centenis    suetus  Briareus  re-  Strabo  8,  344.     [Höfer.] 

cludere  palmis  (vgl.  Hes.  Theog.  732  ff.).     Vgl.  Pylostrophos?     (IIvlooxQoqiog'?),    vielleicht 

auch  den  auf  kyprischen  Defixionstafeln  häufig  Beiname  des  Hermes   s.  Bd.  3  Sp.  2236,   33  ff., 

erscheinenden  xov  v.ax'  Adnv  ftvomqbg  xal  xbv  wo  auch  die  übrigen  Emendationsversuche  ver- 

iiil  Ttvlcbvog  xov  ASovg  xs   (hczI)   xü>v   xIt]&qcov  30  zeichnet  sind.   Xanthudides,  Corr.  hell.  27  (1903), 

xov    ovqccvov    xtxayuBvov,    Proceedings    of  the  295,  ergänzt:   Ti[^icav  IIccvl]  vloG\v.67tco]  Kvcpa- 

Soc.  of  Bibl.  Arch.  13  (1891),  174  ff.     Wuensch,  Qi6o[ixa]    tv%üv      Hol,    KvcpccQiaclxa  ' Kvlldvis 

Def  tob.  Praef.  XVIH  f.  Aug.  Audoüent,  Defix.  u.  s.  w!     [Höfer.] 

tabell.  nr.  22,  18  p.  40.    24,  9  p.  45.    26,  12  p.  47.  Pyuna  (IIvvvci),  r}nHgcx,  Hesych.    Überliefert 

28,  12  f.  p.  50.    29,  11  p.  52.    30,  14  p.  54.    31,  ist  nvnva,   doch  fordert   die  Reihenfolge   das 

11   p.  56.     33,  13   p.  61.     34,   12   p.  63.     35,  10  von    1s.    Vofs   eingesetzte   TLvvvcc.     Schmidt   zu 

p.  64.    A.  Dieterich,  Abraxas  49  Anm.  4  zu  48.  Hesych,  bemerkt:    'Forte  TTYHNA  =  IITHNH'. 

Jüdisch-christlichem  Ideenkreise  entstammt  die  K.  F.  Johansson,    G.  G.  A.    1890,    766    nimmt 

Stelle  bei  Epiphan,   tlg  xr\v  xa<pi]v  xov  ■kvqIov  etymologischen  Zusammenhang  von  IIvvvcc  mit 

p.  261  A    (ed.    Diudorf   4,   2    p.  11,  11):    %&tg  40  sskr.   Püsän,   der  Bezeichnung   des  Gottes   der 

ijtovQyoi    xov    Hiluxov    avxco   (Jesus    Christus)  Ehe  an,  und  erklärt  demgemäfs  die  Hera  Pynna 

ivtncagov,  orjutQov  ol  Ttvlooooi  xov  Aidov  ccvxbv  als  Göttin  der  ehelichen  Zeugung.     [Höfer.] 

typi&v;  vgl.  Bein  a.  a.  O.  38. — Vgl.  über  christ-  Pyr  (IIvq).    Göttliche  Verehrung  des  Feuers 

liehe  \tvq(dqoL  d.  A.  Raphael.  —  2)  des  Kerberos,  (UtQGai  .  .  &eov  vou'it,ov6i  tivai  xb  7ivq,  Herod. 

Eur.  Her.  f.  1277:  "Aidov  TivlcaQÖg  (s.  v.  Wila-  3,  16,  vgl.  Theodoret.  Eccles.  Histor.  5,  39  p.  486, 

moicitz  z.  d.  St.).    Anth.  Pal.  7,  319.     [Höfer.]  10  Gaisford.    Giern.  Roman.  Homil,  9,  6.    Joh. 

Pylos  (Tlvlog)  —  1)  =  Pylas  (s.  d.)  —  2)  Sohn  Chrysost.  ad  popidum  Antioch.  Homil.  4  p.  54 

des  Ares  und  der  Demonike  (Demodike,  Schöl.  in  Migne  S.  G.  49/50  p.  64)  war  vor  allen  bei 

Apoll.  Bhod.  1,  146),  Bruder  des  Euenos,  Molos  den  Persern  übHch  {Herod,  a.  a.  O.  u.  1,  131. 

undThestios,  Apollod.  1,  7,  7.   Gruppe,  Gr.  Myth.  50  Diog.  Laert.  Prooim.   6.     Luc.   Iup.   Trag.  42. 

147.    345.      Darnach    ist    mit    P.    Friedländer,  Strabo  15,  3,  13f.  p.  732.  15,  3,  16  p.  733.  Eust. 

Herakles   (=   Philolog.    Untersuch.    19    [1907])  ad '  Dion.  Per.  1059.    Diodor  17,  114.    Gurt.  Ruf. 

S.  69.  4  bei  Apollod.  1,  8,  2,  3  (§  67)  für  das  4,  48.  55.    Firmic.  Matern,  De  errore  prof.  rel. 

überlieferte  Hvuag  'Äosog,  wo  man  seit  Aegius  5.     Rufinus,  Hist.  Eccles.  2,  26.    'ÄxrXnaig  x&v 

Aovag   las,    Ilvlog  "Agsog   zu   schreiben,    wenn  uyicov  ov'  x&v  iv  UsQaiöi  xsXsia&tvzcüv  in  Acta 

man  es  nicht  vorzieht,  das  näher  liegende  mit  Sanctor.  April.  Tom.  1  p.  HI),  die  ihm  opferten 

Ilvlog  identische  IJvXag  einzusetzen;  und  der-  und,   indem   sie  es  mit  Holz,   seiner  Nahrung, 

selbe  Name   und    dieselbe   Person  kehrt ,    wie  speisten,  riefen :  TJvq  dt07toxa,  ha&is,  Max.  Tyr. 

gleichfalls    Friedländer    richtig    gesehen    hat,  Diss.  8,  4.    Paus.  5,  27,  5.  6;  vgl.  Rapp,  Zeit- 

kurz  darauf  bei  Apollod.  1,  8,  2,  6  (§  70)  richtig  60  Schrift  der  deutschen   morgenländ.   Gesellseh.  19 

übe.  liefert   als   Ilvlog  wieder,   ein  Name,   den  (1865),  73  f.     Ferd.  Justi,  Die  älteste  iranische 

die  Herausgeber  gleichfalls  dem  Aegius  folgend  Religion  in  Preufs.  Jahrbuch.  88  (1897),   83  ff. 

irrig  in  'Tlsvg  geändert  haben.     Vgl.  auch  v.  Cumont,   Westdeutsche  Zeitschr.  13  (1894),  102. 

Wilamowitz,    Berliner  Klassikertexte   5,   1,    24  H.  Oldenberg,  Aus  Indien  u.  Iran  157.  163.  182. 

Anm.  1.  —  3)  Vater  des  Araxes   (das   Nähere  Die  iranische  Religion  in  Kultur  der  Gegenwart 

s.  unter  Arbelos  nr.  4),  (Ktesiphon)   bei  (Plut.)  Teil  I  Abt.  3,  1  S.  83.    Die  Stiftung  des  Kultes 

de  f luv.  23,1.    Der  Vatersname  Ilvlog  soll  wohl  des   Feuers    wurde   auf  Perseus   zurückgeführt 

das  Felstor   bezeichnen,   das    der  Flufs   durch-  (Bd.  3  Sp.  2008,  1  ff.),  der  wie  bei  den  Ioniten 


3333                            Pyr  Pyraichmes                     3334 

in  Syrien  so  bei  den  Persern  ein  Isqov  Ilvobg  (Bd.  2  Sp.  2608  u.  Bull,  della  comm.  arch.  com. 

d&avdxov  errichtet  und  als  Priester  die  söge-  di  Borna  1883,  218)  u.  Gruppe,  Gr.  Myth.  727, 1. 

nannten  Magier  eingesetzt  haben  soll,  Pausanias  Als  Grund  hierfür  giebt  Porphyr,  de  abst.  2,  5 

Bamasc.  bei  Malalas  p.  38  ed.  Bonn,  und   im  an:    xovxoig    (den    ovodvioi   ftsoi)    xca   xb   nvg 

Chronik.  Paschale    p.  73.     0.  Müller,    Antiqu.  a&dvaxov  itpvXaxxov  iv  tols  iegolg,   mg  ov  fia- 

Antioch.  20,  9.    Die  Feuertempel  hiefsen  TtvQüa.  Xiaxcc  avxolg  6y.oL6xaxov.  —  Vgl.  auch  das  Ge- 

(tivqsicc  .  .  .  Ktxlovoiv   txzivoi   [die   Perser]   xov  bet:  nHXie  8i6noxcc  xal  nvo  isqov,  xfjg  sivodiag 

nvgbg  xovg  vsmg,   Theodoret.  a.  a.  0.),  Nikephor.  'Ettdxvg  %y%og,   Soph.    (fr.  492   2V.2)    im  Schol. 

Histor.  breviar.  19  B  =  p.  IG,  19   ed.  v.  Boor  Apoll.  Bhod.  3,  1214.    "EX&'  r'H]gn  -aal  X&wv, 

(=  Suid.  s.  v.  itvQslov  und  dazu  Toup,  Opusc.  10  nvg   dcpxrixov  r'HXie   Tuxdv,  Papyr.  Oxyr.  412 

Critica2  1,   3    p.  392  f.).     Martyr.    S.  Sirae  in  (vol.  3  p.  38  Grenfell-Hunf).    A.  Ludwich,  Berl. 

Perside  c.  12  in  Acta  Savictor.  18  Maii  Tom.  IT  Phil.   Wochenschr.  1903,  1468. 

p.  176  F.  oder  (in  Kappadokien)  nvoaid-tla  und  Über  Pyr  in   der  phönikischen  Mythologie 

die  Priester  7tvQ<xifroi;  Strabo  15,  3,  15  p.  733.  als  Bruder  des  Phos  und  Phlox  (Lobeck,  Aglaoph. 

Lust,  ad  Bion.  Per.  970;  vgl.  Agathias  2,  25.  1271    nennt  die  drei  Geschwister  Pyrios,  Pho- 

Die  Perser  heifsen  als  Feuerdiener  TtvgoXdxQcu,  tios,    Phlogios)    s.    Euseb.  Praep.   er.   1,    10,   9 

A.   Tougard,   Quid   ad  profanos   mores  digno-  p.  42  Bind,  und  die  unter  Phlox,  Phos,  Proto- 

scendos  .  . .  conferant  acta  Sanctor.  Graeca  Bol-  gonos  Bd.  3  Sp.  3184,  68  ff.  angegebene  Litte- 

landiana  177.  ratur.     [Höfer.] 

In  den  Mithrasmysterien  erscheint  oft  ein  20  Pyraia  (IIvQala).  Der  zwischen  Sikyon  und 
Feuergott  (vgl.  Cumont  Bd.  2  Sp.  3041,  31  ff),  Phlius  gelegene  Hain  Pyraia  (Paus.  2,  11,  3) 
der  von  A.  Bieterich,  Abraxas  53  f.  u.  Eine  mit  einem  Heiligtum  der  Demeter  Prostasia 
Mithrasliturgie  66  f.  für  Aion  (vgl.  aber  auch  (s.d.)  ist  nach  Gruppe,  Gr.  Myth.  1178,  6  nach 
Cumont,  Westdeutsche  Zeitschrift  a.  a.  O.  103)  einem  Beinamen  der  Demeter  (von  nvgög  fWei- 
oder  Kronos,  den  Himmelspförtner  der  Mithras-  zen'  abgeleitet)  benannt;  vgl.  auch  Pott,  Kuhns 
mysterien  erklärt  wird.  Er  spricht  von  sich  Zeitschrift  6,  324.  Philologus  Suppl.  2,  285. 
selbst:  iyü  h[ll  .  .  .  to  nvo  xb  cc&ävuxov,  Papyr.  [Höfer.] 
Anastasy  v.  148  (Benkschr.  d.  Kais.  Akad.  d.  Pyraichmes  (ürgal^ng;  über  die  Länge 
Wiss.  zu  Wien  36  [1888],  129),  und  wird  in  des  v  vgl.  W.  Schuhe,  Quaest.  Epicae  476,  1) 
dem  Paris.  Papyr.  v.  588  ff.  (=  Bieterich,  Abrax.  30  1)  Führer  der  Paionier,  die  er  aus  Amydon 
48  f.  Mithraslit.  8)  angerufen  als:  kvqls  ö  6vv~  cm'  Ä&ov  svovotovxog  (daher  macht  ihn  Bietys 
Svaag  Ttvsviiaxi  xa  tcvqlvcc  xX£l&q<x  xov  ovqccvov,  2,  35  irz'tümlich  zum  Sohne  des  Flufsgottes 
.  .  .  nvQiTtoXs,  .  .  .  TtvQL7ivo£,  TtvQL&vus,  7ivQL%<xQfj,  Axios ;  vgl.  Bedericli  zu  Bietys  a.  a.  O.  H. 
7ivQi6a>iiax£,  itvQiG7i6os,  nvQixXöve,  nvQidlvcc  Bunger,  Bietys- Septimius  [Progr.  d.  Vitzthum- 
(ffeuerwirbelnd');  v.  636f.  heifst  er  %vqiv6&qi£,  sehen  Gymn.  zu  Dresden  1878]  S.  38)  den  Troern 
.  .  .  'i%av  nvQivov  ßxtcpccvov.  Ein  Feuergott  zu  Hilfe  führt,  Hom.  B.  2,  848.  Apollod.  Epit. 
(6  TtvQivog  &sög)  erscheint  auch  in  dem  Ley-  3,  34.  Tzetz.  Prooim.  Älleg.  B.  823.  Ilias  La- 
dener Papyr.  4,  9  =  Jahrb.  für  klass.  Philol.  tina  243  (clarus  aetate  Pyraechmes).  Pyraich- 
Suppl.  16,  800,  vgl.  A.  Bieterich,  ebend.  766,  mes  tötete  den  Eudoros,  den  Achilleus  dem 
und  den  Naassern  galt  der  nvoivog  ftebg  'IaX-  40  Patroklos  als  t^v^ucov''  =  Rater,  Warner  mit- 
do:ßctco&  als  Sr]^tovQybg  nal  Ttccxr]Q  xov  xöoiiov,  gegeben  hatte,  Timolaos  von  Makedonien  bei 
Hippolyt.  Befut.  omu.  haeres.  5,  7  p.  146,  4  Eust.  ad  Hom.  Od.  1697,  57  (F.  LT.  G.  4,  521), 
Buncker-Schneidetvin.  Über  die  Verehrung  des  und  fiel  selbst  von  der  Hand  des  Patroklos 
Feuers  und  der  anderen  Elemente  bei  den  (Hom.  B.  16,  287.  Eust.  ad  Hom.  B.  359,  33. 
Ägyptern  s.  Brugsch,  Bei,  u.  Mythol.  d.  alten  Tzetz.  Älleg.  B.  16,  22;  vgl.  C.  Bobert,  Stu- 
Ägypter  125.  Ohne  ein  bestimmtes  Volk  zu  dien  zur  Pias  369)  oder  des  Diomedes  (Bietys 
nennen,  spricht  von  der  göttlichen  Verehrung  3,  4)  und  wurde  in  Troia  begraben,  (Arist.) 
des  Feuers  das  Buch  d.  Weisheit  13,  2:  ?}  nvg  Pepl.  47  Bergk  24,  352.  Da  als  Führer  der 
7]  itvi-viLa  7)  xcc%tvbv   Mqcc  i)  xvxXov   aaxQcov  J)  Paionier    auch    Asteropaios,     der    Enkel    des 


ßicaov    vScoq    t)    tyco6xi)Qag    ovqccvov    novxdvsig  50  Axios,  genannt  wird  (Hom.  B.  21,  140.  155),  so 

■i  /  i  t  i  '  i  i  Aai       .J-f*  r/^«in        /<iinii  if?  ,    ■   ■  i  nr  A  rrtt         I    '  I  1/1/         I  _m.i  n/in  rwi  i  r\  nvifi  4-ir»i  /"»-»»/■*  »-i  IJn  ivs  si  U  f\nn  n/i7/>u  n  -w~*  TT 


p.  189)  verweist.  Vgl.  auch  Ed.  Gräfe  in  Theolog.  Faesi  mit  dem  Hinweis,  dafs  die  Identität  auch 

Abhandlungen  C.  v.  Weizsäcker  gewidmet  (1892)  durch   die  Namen  nvQeä%iLvg   =    'der  Feuer- 

S.  270  f.    —    Als    acht  Hauptgottheiten   nennt  lanzige'    (vgl.   Pyraichmes   nr.  2)  und  Astero- 

Euandros  bei   Zenob.  5,   78:    IIvq,  "Täcag,   Pij,  paios    fder  Blitzende'    ausgedrückt   sei.     Por- 

Ovoavog,  ZsXiqvi],  "HXiog,  Ml&oug,  JVv|.  phyrios   erklärte    diese    doppelte   Führerschaft 

Unter  den   criftspcoi  &soL  zählt  Artemid.  2,  der  Paionier  dadurch,  dafs  Asteropaios  im  Laufe 
34  p.  130,  23.    2,  35  p.  133,  19  f.  Hercher  neben  60  des  Krieges  mit  neuen   Scharen    der  Paionier 

Zeus,  Hera,  Aphrodite,  Urania,  Artemis,  Apollon  den  Troern  zu  Hilfe  gekommen  und  nach  dem 

und  Athena   auch    JJvq   xb    cti&£QLov   auf.     Im  Tode  des  Pyraichmes  an  dessen  Stelle  getreten 

Amphiktyoneneid     werden    Themis,    Apollon,  sei,    Porphyr.    Quaest.   ad   Iliad.  pert.    ed.    H. 

Pythios,   Leto,  Artemis,  'Eaxla  y.al   tivq   a&d-  ScJirader   p.  50.     Eust.  ad  Hom.  B.    359,  33  f. 

vaxov  y.a.1  fttol   Ttdvxeg  angerufen,    Corr.   hell.  H.  Schrader,  Hermes  14  (1879),  237.  247,  2.  

27  (1903),  107  Zeile  14  (vgl.  Colin,  ebend.  135f.)  2)  Aitoler,   der  als   trefflicher  Schleuderer  im 

30  (1906),  248  Anm.  4  zu  247.    Über  das  fewige'  Zweikampf  den  ihm  von  den  Eleiern  ento-eo-en- 

Feuer  im  Dienste  der  Götter  s.  d.  Art.  Hestia  gestellten  Bogenschützen  Degmenos  (Polyacn. 

105* 


3335 


Pyraithos 


Pyrainos 


3336 


Strat.  5,  48  nennt  ihn  Aischines,  ein  Name, 
der  auch  sonst  in  Elis  begegnet,  Paus.  6,  14, 
13.  African.  bei  Euseb.  Chron.  1,  195)  besiegte 
und  so  dem  Oxylos  Elis  gewann,  Ephoros  bei 
Strabo  8,  357.  Paus.  5,  4,  2.  Eust.  ad  Hom. 
11.  311,  21.  Vgl.  H.  I).  Müller,  Myfhöl.  der 
griech.  Stämme  1,  105  f.,  der  den  Pyraichmes  als 
den  fdie  feuergehärtete  Lanze  führenden'  Re- 
präsentanten der  Aitoler  erklärt,  seinen  Gegner 
Degmenos  (von  Si^töQ'ai  =  sustinere  impetum) 
als  Vertreter  des  cgegen  die  Eindringlinge  sich 
wehrenden  Volksstammes'  auffafst.  —  3)  König 
von  Euboia,  der  in  Boiotien  einfiel,  aber  von 
dem  jungen  Herakles  besiegt,  an  Rosse  ge- 
bunden und  zerrissen  wurde.  Die  Stätte,  wo 
dies  geschehen  war,'  hiefs  Ilütloi  HvqccL%uov 
und  lag  am  Flusse  Herakleios  (Unger,  Theban. 
Paradoxa  180.  409),  aus  dem,  wenn  Pferde 
aus  ihm  tranken,  ein  Wiehern  erklang,  Plut. 
Parall.  7.     [Höfer.] 

Pyraithos  i  ?)  s.  Pyretos  2  u.  ob.  Sp.  3333, 14. 

Pyrakmon  (IIvQäxycov),  einer  der  Kyklopen 
(s.d.),  Verg.  Aen.  8,  425.  Val. Flacc.  1,  583.  Clau- 
dia n.  De  raptu  Proserp.  1,  238.  De.  III  Consul. 
Sonor.  195.  Apollon.  Sidon.  carm.  11,  16. 
Serv.  ad  Verg.  Aen.  8,  425  (cbrö  rov  -xvoog 
jccm  rov  av^iovog).  Myth.  Vat.  3,  10,  5  p.  224 
Bode.  Waser,  Charon  18.  Gruppe,  Gr.  Myth. 
271,  5.  413,  7.  Bei  Ov.  Fast.  4,  288  heifst 
derselbe  Akmonides.    Vgl.  Pyraknios.     [Höfer.] 

Pyraknios  (IJvQK-nyog),  Kentaur,  von  Kaineus 
getötet,  Ov.  Met.  12,  460.  Der  Name  bedeutet 
nach  Pott,  Zeitschr.  f.  Völkerpsychol.  u.  Sprach- 
ivissensch.  14  (1883),  14  den  fim  Feuer  Uner- 
müdlichen'. Merkel  schreibt  Pyractes.  Vgl. 
auch  W.  H.  Boscher  in  Fleckeisens  Jahrbuch. 
105  (1872),  426.     [Höfer.] 

Pyramos  und  Thisbe  (LTvQauog,  nur  bei  Dion. 
Per.  867  aus  Versnot  JJvQayoio;  über  den  Ac- 
cent  Lobeck,  path.  graec.  proll.  156.  —  @i6ßr\). 
Der  kilikische  Flufs  Pyramos  (jetzt 
Djihän),  aus  Kataonien  kommend,  den  Tauros 
durchbrechend,  unweit  Mallos  bei  Magarsos 
(oder  Megarsos)  mündend:  Xcnoph.  Anab.  1, 
4,  1;  Skylax  102;  Lykophrbn  439  (mit  Scholl); 
Euphorion  fr.  50  (Meineke,  Anall.  Alex.  90); 
Strabon  1,  52 f.  12,  536.  14,  675 f.,  682;  Pomp. 
Mela  1,  13,  1;  Curtius  Bufm  3,  4,  8  und  3, 
7,  6;  Plin.  not.  hist.  5,  27,  22;  Apollodor,  Bibl. 
3,  1,  5;  Dion.  Per.  867  (mit  Eust.,  Geogr.  gr. 
min.  2,  369  Müller,  aus  Strabon);  Ptolemaios, 
qeoqr.  5,  7,  4;  Arrian ,  Anab.  2,  5,  8;  Ailian 
it.  $cocov  12,  29;  Orac.  Sib.  4,  95 ff.  u.  13  (11),  133 
Bza'ch  (vgl.  Tzetzes,  Chil.  7,  572 ff.  p.  261  Kiefs- 
ling);  Arienus,  descr.  orb.  terr.  1031;  Nonnos, 
Dion.  6,  345  ff.  u.  12,  84;  Steph.  Byz.  s.  v.  und 
v.  jivxio%sia,  Mötyov  £6tlk]  Hesych.  Et.  M., 
Said.  s.  v.  (der  letztere  auch  v.  (Päoog);  Stadiasm. 
mar.  magn.  159 ff.  (Geogr.  gr.  min.  1,  479;  nach 
159  und  Suid.  ist  IIvQccyog  möglicherweise  auch 
Name  des  —  vom  Flusse  durchströmten?  — 
Gaues  gewesen.).  Name  und  Darstellung  auf 
kilikischen  Münzen  bei  Head,  Hist. nnm.  598 ff., 
besonders  605  ff. 

Obwohl  Pyramos  später  auch  als  griech. 
Personenname  begegnet  (vgl.  Pape-Benseler  s.  v.) 
und  bei  Steph.  Byz.  s.  v.  von  einer  Umnennung 
des  Flusses  die  Bede  ist  (iucdttvo  dk  tiqöteqov 


AsvxöavQog),  so  kann  doch  kein  Zweifel  an 
dem  epichorisch  -  kleinasiatischen  Ursprünge 
des  Namens  aufkommen.  Er  hat  weder  mit 
Feuer  etwas  zu  thun  (wenn  auch  später  die 
griech.  Anwohner  dies  geglaubt  haben  sollten, 
Head  603),  noch  mit  Weizen  (Hesych.  u.  Et. 
M.,  vgl.  nvpayovg  ein  Kuchen):  vielmehr  ge- 
hört er  zu  den  zahlreichen  von  Kretschmer, 
Einleitung  in  die  Gesch.  d.  griech.  Sprache  322  ff. 

10  behandelten  Bildungen  mit  w-Suffix;  vgl.  in- 
sonderheit lyk.  "Ticcpoi,  IliyQccyog,  nrjpixyog; 
pamph.  pisid.  nXly.a^og,"Slla^og;  kar."7fij3pauog, 
TsvT(X[iog;  1yd.  Tiutiog,  ferner  LTglayog,  TltQyu- 
yog  u.  s.  w.  Das  weist  mit  Sicherheit  auf  klein- 
asiatisches Volkstum,  mag  auch  gerade  im 
östl.  Kilikien  dessen  Abgrenzung  gegen  das 
Semitische  schwierig  sein,  da  hier  aramäische, 
phoinikische,  assyrische  Einflüsse  unzweifelhaft 
sind.    Vgl.  Skylax  und  Apollodor  a.  a.  O.,  nebst 

20  Kiepert,  Lehrb.  d.  alt.  Geogr.  130  und  Kretschmer 
396  ff.  Die  semitische  Ausdeutung  der  Münzen 
von  Mallos  —  Head  605  ff.  —  ist  z.  T.  zweifel- 
haft nach  Mayer,  Artikel  Iris  Bd.  2,  Sp.  353, 
der  aber  im  Artikel  Kronos  Sp.  1500  den  wirk- 
lich orientalischen  Kronos  in  Mallos  mit  Un- 
recht Zsvg  üvQccuog  nennt.  Es  kann  sich  beim 
Namen  IIvQctyog  nur  um  den  kilikischen  Flufs 
und  Flufsgott  handeln.  Der  zu  diesem  gehörige 
epichorische  Mythus  ist  nicht  mehr  kenntlich; 

30  von  den  überlieferten  Sagen  sind  ersichtlich 
zwei  griechischen  Ursprungs  (über  die  sehr 
alte  und  auch  sagengeschichtlich  sehr  fühlbare 
Kolonisation  vgl.  Verf.,  Klaros,  Suppl.  der 
Jahrb.  17,  163 ff.);  eine  dritte  stellt  sich  als 
ursprünglich  semitisch ,  aber  gleichfalls  in 
griechisches  Gewand  eingekleidet  heraus.  Offen 
bleibt  natürlich  die  Frage,  inwiefern  etwa  schon 
die  heimische  Tradition  analoge  Züge  enthielt 
und    dadurch    die    Umgestaltungen    hervorrief 

40  oder  erleichterte.  Wahrscheinlich  ist  dies  aller- 
dings schon  deshalb,  weil  das  Grundrnotiv  aller 
drei  Sagen  das  gleiche  ist:  unglückliche,  mit 
ihrer  Treue  selbst  Trennung  und  Tod  über- 
windende Liebe.  Griechisch  aber  ist  jedenfalls 
der  wiederum  allen  drei  Sagen  gemeinschaft- 
liche Name  Thisbe,  später  auch  als  Personen- 
name vorkommend  (vgl.  Pape-Benseler  s.  v.) 
und  von  altersher  im  Mutterland  festsitzend 
im   Namen    der  böotischen    Stadt    Qiaßr]    und 

50  ihrer  eponymen  Nymphe  (schon  Hom.  B  502; 
vgl.  Frazers  Pausanias  6,  160 ff.).  Der  Endung 
nach  mit  (dem  öfter  damit  verwechselten)  ©jjßr] 
vergleichbar,  wird  der  Name  von  Curtius,  Graz.5 
588  gewifs  mit  Recht  zu  &t6GecG&ca  (wünschen) 
gestellt;  vgl.  @s6t(oq,  Ttokv&soTog  u.  a.  m.  Das 
Jota  vor  mit  a  beginnender  Konsonanteiigruppe 
ist  echt  böotisch  (Meister,  Griech.  Dial.  1,  242. 
Suidas'  Erklärung  60Qog  beruht  vielleicht  auf 
Verwechslung  mit  &iß)];    vgl.   Steph.    Thes.    4, 

60  387.  384). 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  sind  die 
Sagen  folgenderrnafsen  zu  scheiden,  wobei  die 
Untersuchung  Bohdes,  Griech.  Boman-  153  f. 
weiter  zu  führen  war : 

1)  Übertragung  der  seit  Ibykos  nachweis- 
baren Alpheios-Arethusasage  (vgl.  Hol- 
land, Comm.  Bibbeck.  400),  wozu  die  Natur 
des  Pyramosflusses  den  Anlafs   geboten  haben 


3337                       Pyramos  Pyramos                       3338 

wird,    der   in    seinem    Oberläufe    eine    Strecke  zweifelhaft  sein,  dafs  sich  auf  die  gleiche  Sage 
unterirdisch  fliefst  (Strab.  536),  vor  allem  aber  bezieht  Himerios,  or.  1, 11:  itoxauco  iiev  xco  ys ixovi 
durch    reichliche   Sinkstoffe   an    der   Mündung  ttqo&veI   (seil.    6    ycc^og)    ®ißßr\v    rrtv    yzlxovcc, 
Alluvionen  bildet,  über  die  die  Alten  (ihre  Be-  r)v    xai   in    %6gT\g    big   vdag    czabißbi    v.ul    xijQbt 
deutung  übertreibend,  vgl.  Kiepert  a.  a.  0.  131)  [>>£%Qi   vaaüxav  xbv  Vgcoxa,  big  xavxbv  aycov  xfjg 
ein  Orakel  kannten,  das  schon  Strabon  anführt  xb  bQa^iivrjg  xcct  xov  vv{i(piov  xk  Qsvficcxcc.     Als 
(53  und  536):   b'GObxcci  iaaoiibvotg,  oxs  üvQcc^og  relativ  alt  erweist  sich  das  durch  einen  Meta- 
&QyvQodlvr\g    i]i6va    7tQ0%iiav    itQ))v    ig   Kvttqov  morphosenkatalog  in  den  sogen.  Ps.-Clementinen 
iY.r\xai  u.  mit  Variante  Or.  Sib.  4,  95;  vgl.  Eust.  (Becogn.    10,    26    in    den    Homilien    fehlend): 
zu  Dion.  Per.  u.  Tzetz.  a.  a.  0..    Das  legte  die  10  Thysben  apud  Oiliciam  in  fontem  et  Pyramum 
Gleichung    nahe    Pyramos  :  Kypros  :  Thisbe    =  inibi   in  flurium  resolutos.     Schwache   Spuren 
Alpheios  :  Sizilien  :  Arethusa.     Die  Ausbildung  deuten  auch  hier  auf  Übertragung  mutterlän- 
der  Sage  setzt  Nonnos  voraus,  der  Dion.  6,  344 ff.  disch-griechischer    Sage,    indem    die    Asopos- 
unter  den  bei  der  grofsen  Flut  umherirrenden  tochter  oder  -geliebte  Thebe   {Herodot  5,  80; 
Flüssen   von  Alpheios   den  Pyramos   als   einen  Diod.  4,  72,  1 ;   Ovid,  amor.  3,  6,  33)  mit  der 
Leidensgefährten  ansprechen  läfst  (2/upTjxotfwjs  bei  Paus.  9,  32,  3  genannten  eponymen  Nymphe 
8'  llgbO-ova-qg  i%via  ^acxbvßco,   6v   de,  Tlvgccub,  der  Stadt    ©i6ßr\   vertauscht   ward,    die    aller- 
Sl&o  ©iaßrjv,  354).     Dafs  auch  hier  eine  Ver-  dings  bei  Stepk.  Byz.  s.  v.  wie  bei  Eustath.  zu 
Wandlung  vorausging,  beweist  derselbe  Nonnos,  Hom.  B  502  (1,  216  Lips.)  nur  eine  Tochter, 
indem   er   (12,   84)  unter   den   auf  der  dritten  20  nicht  die  Geliebte  des  Asopos  genannt  wird. 
Tafel  der  Harmonia  von  Phanes  verzeichneten  (Wernsdorf  zu  Hirn.  a.  a.  0.  hält  es    aber  für 
Metamorphosen  aufführt:  &ißßr\  S'  vygbv  vöcoq  möglich,  dafs  die  Hinter  iosstelle  wie  auch  die 
(seil.  £G6£x<xi)  Kai  Hupaftog   tjlixbg  äuepco  alh]-  oben  angeführte  des  Themistios  auf  diese  böo- 
Xovg    nofttovxbg.      Allerdings    ist    Thisbe    als  tische  Thisbe-Thebe  zu  beziehen  sei;  viel- 
kyprische  Quellnymphe,    wie  nach  der  Ana-  leicht     stand     umgekehrt     für     0rjßn     Kiliv.og 
logie  zu  erwarten  wäre,  nicht  erkennbar.    Doch  &vyäxrtQ  bei  Diod.  5,  49,  3  ursprünglich  Qiaßi]). 
ist    bemerkenswert,    dafs    die    Cyprioten    noch  3)  Die  dritte  Sagengestaltung  begegnet  uns 
heute   glauben,   der   Quellreichtum   der   cypri-  in    der   weltberühmten    0  vidi  sehen    Novelle: 
sehen  Nordkette  (speziell  die  Quelle  von  Chy-  Met.    4,   55—166.      Pyramus   und   Thisbe,    ein 
troi)   entstamme   einem  Sammelbecken   in  den  30  Liebespaar  zu  Babylon,    durch    die  Väter   am 
karamanischen  Gebirgen  Kleinasiens ;  vgl.  Ober-  Ehebunde  verhindert,   verkehren  mit    einander 
bummer,  Die  Insel  Cypem  1  (1905)  226.  —  Auf  durch   eine   Spalte  in  der   ihren  Häusern   ge- 
die  gleiche  Sage  wird  (wegen  der  Zusammen-  meinsamen  Wand  und  verabreden  eine  nächt- 
stellung    mit  Alpheios)    Themistios   hinweisen:  liehe  Zusammenkunft  vor  der  Stadt,  am  Grab- 
via\  IfjQov  [ihv  ti'itoig   av  xi]v   UbiQi]vrlv1   Xtjqov  mal    des    Ninus,    unter    dem   Schatten    eines 
dh   xtjv    Qloßi]v,    blui)    Ss    Ttgäyuaxa    i%nv   xbv  daselbst  neben  einer  Quelle  wachsenden  Maul- 
'lltpbibv  iQöavxcc  x))g   'iQt&ovGijg  (or.  11,   151  c/d  beerbaumes.      Die    früher    gekommene   Thisbe 
p.  180  Dind.).  wird  von  einer  die  Quelle  aufsuchenden  Löwin 
2)  Eine  zweite  (von  Bohde  nicht  abgeson-  verscheucht  und  verliert  auf  der  Flucht  ihren 
derte)  Sage  entbehrt  des  Motivs  der  Trennung  40  Schleier,    der,  von   der  Löwin  mit   ihrem   von 
und  des  Suchens  und  betont  die  den  Tod  (und  frischem  Raube  noch  blutigen  Maule  auf  dem 
die    Verwandlung)    überdauernde    Treue     der  Rückwege  von  der  Quelle  besudelt  und  zerfetzt, 
Liebenden.      Thisbe    ist    hier    eine    Quelle    in  in    dem    später    erscheinenden    Pyramus    den 
Kilikien,   die,   wie  es  scheint,  kurz  vor  oder  Glauben  erweckt,  Thisbe  sei  zerrissen  worden, 
in   der  Mündung  des   Flusses   selbst   sich   mit  Verzweifelt  ersticht  er  sich,  und  über  ihm  tötet 
diesem    vereint,    nach    der    (mündlichen)   Ver-  sich    alsbald    auch    die    zu    spät    aus    ihrem 
mutung  von  Jos.  Partsch  wohl   vom  Kap  Ka-  Versteck    zurückeilende    Thisbe.      Ihre    letzten 
ratash  herkommend,  auf  dessen  Höhe  Magarsos  Wünsche  erfüllen  sich:  die*  Asche  der  Lieben- 
lag.   Sie  ist  wohl  nur  zufällig  von  den  Reisen-  den  wird  in  derselben  Urne  beigesetzt,  und  der 
den  nicht  beachtet  worden,  vgl.  Heberdey  und  50  bisher  mit  nivea  poma  (89)   behangene   Baum 
Wilhelm,  Denkschr.  d.  Wiener  AJkad.  44  (1896)  trägt  hinfürder  {gemini  monumenta  cruoris  161) 
10;  Frz.  Schaff  er,  Oilicia,  Ergänzungsheft  141  so  dunkelfarbige  Früchte,  wie  sie  es  durch  das 
zu,   Peterm.    Mitt.    1903,    16;    A.    Janke,    Auf  emporspritzende    und    die    Wurzel    tränkende 
Alexanders  d.  Gr.  Pfaden  (1904)  94.    Am  aus-  Blut  des  Pyramus    geworden   sind   (worin   für 
fübrlichsten  erzählt  der  zwar  erst  im  5.  Jahrh.  Ovid  das  für  die  Aufnahme   des  Stoffes  erfor- 
lebende.    aber   aus    dem   benachbarten   Lykien  derliche  Verwandlungsmotiv  gegeben  war).  — 
gebürtige  Progymnasmenverfasser  Nikolaos  (vgl.  Lokal,    Handlungsverlauf    und    Metamorphose 
J.  Jacobs,  de  progymn.  stud.  mijth.,  diss.  Marb.  beweisen,  dafs  die  Novelle  mit  der  kilikischen 
1890,  9 ff.):    Oiaßn  neu  HvQuuog  xbv   i'aov  7tQog  Tradition     über     einen     Flufs(gott)    und    eine 
alliqXovg  iY.itixiqvxo  Ttoftov.    igavxbg  8h  bTtlr[6ia-  60  Quell(nymphe)   gar   nichts   mehr   zu   thun   hat. 
£ov.  Kvovßa  8h  17  nerfg  xat  to  ybyovbg  Ttbigoauivri  Selbst   die    Quelle    in    der   Geschichte   (90)    ist 
lufttZv   ccvaiQH  uhv   huvxijv,   ua&eov   8h    6    viog  nicht   etwa    als  Residuum   des    ursprünglichen 
TiuQcciilrißiav  vcpiöxaxca  xi>^r\v.  xcel  &eol  xb  av(i-  Mythus  zu  deuten,   sondern  als  TtQOTKXQccGxbvrj, 
ßkv  ilsrJGavxsg  big  v8cog   äjiqxo   ubxbGxrißav  nai  sie    motiviert    das    Erscheinen     der     durstigen 
jToxaabg  [ihv    ysyovcbg  6  Ilyga^iog  öiocqq8£i   xovg  Löwin.     Offenbar  hat  ein  (wahrscheinlich  wirk- 
KiXLxccg,    nnyi)    8h    17    0iaßr]    v.al    itagä   xovxov  lieh  orientalischer)  Novellenstoff  nur  rein  äufser- 
Tioislxai  xag  ixßoXccg  (rhet.  graec.  1,  271  Walz;  lieh  die  Namen  Pyramus  und  Thisbe  als  eines 
Mythogr.   384,    21    Westerm.).     Es   kann  nicht  berühmten    unglücklichen    und    erst    im  Tode 


3339 


Pyramos 


Pyramos 


3340 


vereinten  Liebespaares  erhalten.  (Schwerlich, 
steht  der  von  Steph.  Byz.  erwähnte  angebliche 
'frühere'  Name  des  Flusses  Pyramos  Asv- 
xoövQog  im  Zusammenhang  mit  dem  Farben- 
wechsel der  Früchte.;  Durch  wen  das  zuerst 
geschehen  ist  und  wer  der  Gewährsmann  Ovids 
war,  ist  umsoweniger  auszumachen,  als  der 
Dichter  einerseits  selber  sagt  vulgaris  fabula 
non  est  (53),  während  anderseits  die  übrigen 
litterar.  Erwähnungen  der  Geschichte  entweder  10 
offenkundig  von  Ovid  abhängen  oder  doch 
mindestens  als  unabhängig  nicht  zu  erweisen 
sind.  Völlig  nach  Ovid  erzählt  der  erweiterte 
Servius  zu  Vergils  ed.  6,  22  (obwohl  das  an 
dieser  Stelle  vom  Dichter  gebrauchte  Beiwort 
für  die  Maulbeeren,  sanguinea,  nicht  dazu 
nötigt,  schon  bei  Vergil  eine  Kenntnis  der  Sage 
anzunehmen,  ebenso  wenig  wie  bei  Colum.  10, 
401 ;  wohl  aber  bei  Alcimiis,  antlwl.  lat.  1,  2, 
162  nr.  715,  7  f.  Biese,  poet.  lat.  min.  4,  105  20 
nr.  117,  7  Baehrens).  Schwerlich  unabhängig 
von  Ovid  sind:  Hygin.  fab.  242  und  243  (135, 
11  und  136,  15  Schmidt),  Pyramea  arbor  für 
Maulbeerbaum  bei  Q.  Seren.  Samm.  548  (poet. 
lat.  min.  3,  132  Baehr.)  und  das  Epigramm 
antik,  lat.  1,  1,  91  nr.  73  Biese  (4,  266  nr.  261 
Baehr.),  sowie  die  wunderliche  griechische  In- 
schrift aus  Ostia,  in  welcher  der  Gatte  unter 
den  von  seiner  verstorbenen  Gattin  noch  über- 
troffenen  Beispielen  mythischer  Liebespaare  30 
auch  cpilia  Qioßrig  xul  Uivoüuov)  nennt:  Kaibel, 
Inscr.  gr.  Sic.  et  It.  930. 

Man  sieht  weder,  mit  welchem  Rechte  Hehn 
die  ovidische  Novelle  ceine  ganz  kleinasiatische, 
auch  bei  andern  Pflanzen  wiederkehrende  Sage, 
die  diesmal  Babylon  zum  Schauplatz  gewählt 
hatte'  nennt  (Kulturpfl.  und  Haustiere 6  1894, 
377),  noch  warum  Lafaye  über  die  Herkunft 
von  Ovids  Geschichte  bemerkt:  sans  doate  em- 
prunte  ä  un  historien  (les  metam.  d'Ovide  1904,  40 
176).  Vielleicht  beruht  das  auf  Theopomp.  fr. 
294  (F.  H.  G.  1,  328),  wo  Wyttenbach  Giaßrig 
aus  ©r/ßng  konjiziert  hat,  ohne  Not,  wie  Bohde 
a.  a.  0.  bewiesen  hat  (auch  gegen  Dilthey,  de 
Call.  Cyd.  119).  Bemerkenswert  für  die  Cha- 
rakteristik der  Quelle  erscheint  vielmehr  folgen- 
des :  a)  Ovids  Erzählerin  wählt  (44  ff.)  den  Stoff 
aus  einer  Dreiheit '  von  babylonisch-syri- 
schen Stoffen  aus,  die  beiden  andern  sind  die 
Geschichten  von  Derketis  (Derke,  Derketo  =  50 
Atargatis,  Astarte;  vgl.  Bd.  1,  Sp.  992)  und 
Semiramis.  Vgl.  Joh.  Dietze,  Komposition 
und  Quelle nbenutzung  in  Ovids  Metamorphosen, 
Festschr.  z.  Hamburger  Philologenversammlung 
1905,  10.  —  b)  Auch  die  beiden  andern  Stoffe 
sind  Verwandlungssagen  (Fisch  und  Taube), 
und  auch  in  unsrer  Novelle  ist  das  Metamor- 
phosenmotiv nicht  äufserlich  angesetzt,  sondern 
gehört  zu  der  babylonischen  Ttsoiaraßig  der 
Geschichte.  Das  beweist  der  Farbenwechsel  60 
der  Früchte.  Unmöglich  kann  für  diesen  mafs- 
gebend  sein  das  Verhältnis  der  noch  unreifen 
(weifsen  und  weifsgrünen)  zur  reifen  (schwarz- 
roten) Frucht;  vgl.  Hehn  a.  a.  0.  376.  Viel- 
mehr mufs  zu  Grunde  liegen  das  Nebenein- 
anderbestehen von  morus  alba  L.  und  mortis 
nigra  L.  Nun  ist  aber  die  in  China  und  im 
nördl.   Ostindien   heimische   weifsfrüchtige  Art 


erst  gegen  Ende  des  Mittelalters  in  Europa 
erschienen,  wo  sie  die  Hauptträgerin  der  Seiden- 
raupenzucht ward  (Hehn  a.  a.  0.  378.  584). 
Wohl  aber  konnten  die  Griechen  eine  Ahnung 
von  dem  Vorhandensein  dieser  Art  erhalten 
durch  die  Seidenindustrie  des  Euphratgebietes 
und  Syriens,  wie  denn  schon  zu  Aristoteles' 
Zeit  von  da  her  Kokons  zur  weiteren  Verar- 
beitung nach  Kos  kamen  (vestes  Coac);  vgl. 
Blümner,  Technologie  1,  190ff.  Der  bei  den 
Griechen  ausschliefslich  heimische,  dunkel- 
früchtige  Baum  sollte  nunmehr  unursprünglich, 
durch  eine  Metamorphose  entstanden  sein,  ein 
Gedanke,  der  natürlicherweise  zuerst  in  der 
Berührungszone  der  Verbreitungsgebiete  auf- 
tauchte. So  ist  die  Metamorphose  gewifs  schon 
von  vornherein  mit  dem  babylonischen  Lokal 
verbunden  gewesen.  —  c)  Wahrscheinlich  ist  die 
Quelle,  die  diese  in  jeder  Hinsicht  spezifisch 
orientalischen  sr^QOLov^iavo:  verbunden  enthielt, 
in  der  hellenistischen  Poesie  zu  suchen 
(Nikander?  Vgl.  Dietze  a.  a.  0.  21.  28).  Auf 
ein  solches  wohl  sehr  genau  wiedergegebenes 
Vorbild  führt,  wie  mir  scheint,  neben  der 
zarten  Romantik,  die  das  Ganze  trägt,  der 
Mangel  an  der  Ovid  eignen  spielenden  und 
deplazierten  Rhetorik,  die  Sorgfalt  in  der  Aus- 
wahl eines  stimmungsvollen  Details  und  die 
feine  Realistik  in  der  Motivierung  der  Hand- 
lung. Wie  stimmungsvoll  ist  es  z.  B.,  dafs  ge- 
rade ein  Grabmal  den  Unglücklichen  das  Stell- 
dichein darbieten  mufs,  wie  sorgfältig  bereitet 
z.  B.  v.  82  vor,  was  der  Dichter  später  braucht: 
Durst,  Staub  (v.  106),  klares  Mondlicht. 

Kein  Wunder,  dafs  die  ovidische  Erzählung 
eiuen  ganz  einzigartigen  Lauf  durch  die  Welt- 
litteratur  angetreten  hat,  was  allerdings  wohl 
z.  T.  befördert  wurde  durch  die  Fügsamkeit, 
die  der  Stoff  der  geistlich-allegorischen  Aus- 
deutung darbot:  Thisbe  die  Menschenseele, 
Pyramus  der  Heiland,  die  Wand  die  Erbsünde, 
der  Löwe  der  Teufel  u.  s.  w.,  besonders  gepflegt 
seit  Thom.  Walley  (j  1310;  vgl.  M.,  Grenz- 
boten 1901,  477 f.)  und  schon  auf  einem  Kapital 
des  Baseler  Münsters  dargestellt  (Panzer,  II- 
bergs  Jahrb.  13,  1904,  140  f.).  Über  die  viel- 
verzweigte Litteratur,  aufser  den  gesta  Boma- 
norum  it.,  span.,  franz.,  mhd.  und  nhd.,  holl., 
engl.  Bearbeitungen  (Shakespeare!)  siehe  aufser 
den  bei  Bohde  a.  a.  0.  genannten  Schriften 
von  Bartsch  und  Oesterley  jetzt  besonders  Georg 
Hart,  Ursprung  und  Verbreitung  der  Pyramus- 
und  Thisbe-Sage.  (Diss.  Monac.)  in  den  Beilagen 
z.  Jahresber.  d.  Kreisrealschule  von  Passau  1889. 
1891  und  Bonnard,  une  trad.  de  Pyr.  et  Thisbe 
en  vers  frangais  du  XIII  siede.  (Diss.  Lau- 
sanne) 1892.     [0.  Immisch.] 

Pyrante  (n.vQÜvzr]'?)  und  Pyrantis  (IIvquv- 
Tig?),  zwei  Töchter  des  Danaos,  die  erste  mit 
dem  Aigyptiden  Athamas  (Acamas,  Bunte),  die 
zweite  mit  Plexippos  vermählt,  Hyg.  f.  170 
p.  33,  9.  19  Schmidt.  W.  Schwarz,  Jahrb.  für 
Mass.  Phil.  147  (1893)  107.  Für  Pyrante  ver- 
mutet M.  Schmidt  Pylarge  (s.  d.)     [Höfer.] 

Pyrasos  (Ilvgccoog),  1)  Troer,  Hom.  II.  11,  491. 
Tzetz.  Alleg.  II.  11,  193.  Zur  Deutung  des 
Namens  s.  Pylartes  nr.  2.  Anders  Pott,  Philo- 
logus  Suppl.  2,  285.  —  2)  üvQgaGog,  Vater  des 


3341                       Pyremos  Pyrene                        3342 

Aithops  (s.  d.  1),    Quint.  Smyrn.  2,   247.     Vgl.  Sohn   des  Ares   und   der  Pyrene,   Lykaon,    der 

IIvQQog  neben  IIvQog  (s.  d.).     [Höfer.]  vielleicht  nach  einem  alten  Beinamen  des  Ares 

Pyremos?  (Tlvoswog^);  vgl.  Hyg.  f.  14  p.  44,  selbst  genannt  ist  (K.Dilthey,  Bonner  Jahrbuch 

12   Sehnt,   im  Argonautenverzeichnis:   Asterion  53  [1873],  42),  ist  schon  bekannt  aus  Eur.  Alk. 

Pyremi  (?)  fdius  matre  Antigona,  Pheretis  filia,  502,  wo  Herakles  sagt:  .  .  .  %Qr\  ps  -xaielv  ovg 

ex  urbe  Pelinna.    Alii  aiunt  Prisciil)  filium  ex  "Agng    iysivaxo    \    wä%r}v    ßvvdipat,    ngcöra    usv 

urbe  Piresia.     [Vgl.  die  Lapithen  Peirasos  und  Avxaovi,  |  av&ig   8s   Kvxvco,   xovds   8'   SQ%oaai 

Priasos.     R.]     [Höfer.]  xqixov   \   ccyüvcc    Ttwloig    SsGTtovn    rs    Gvußuidiv. 

Pyrcuaia  (nvonvaicc),  Beiname   der  Aphro-  Mit  diesem  XQixog   uymv  ist  gemeint  der  Zug 
dite  (Strabo  4,  1,  3  p.  178.    Plin.  n.  h.  3,  3,  22)  10  des  Herakles,  um  die  Rosse  des  Bistonenkönigs 

mit   einem  Tempel   auf  der  Grenze    zwischen  Diomedes  zu  holen,  der  nach  Apollod.  2,  5,  8,  1 

Iberien  und  Gallia  Narbonensis,  Strabo  4,  1,  6  ein  Sohn  des  Ares  ist  und  der  —  Kvor\vT\,  ein 

p.  181.    182.    Ptolem.  2,  6,  12     Mardern.  Hera-  Name,  der  wohl  (s.  unten)  IJvq^vti  zu  schreiben 

Meota  2,  5  p.  78,  4.   79,  2.   80,  1  ed.  E.Miller.  ist.     Die   Erzählung  bei  Apollod.   2,   5,    11,   3 

Tümpel  bei  Pauly-Wissowa  1   Sp.  2766,    60  ff.  (Herakles   kommt  auf  seinem  Zuge  nach   den 

Gruppe,   Gr.  Myth.  1313,   10.  11.     Müllenhoff,  goldenen  Äpfeln    der  Hesperiden    zum   Flusse 

Deutsche  Altertumskunde  1,  182).     Vgl.  Pyrene  E%sdcoQog.     KvKvog  8s  "Agsog  -aal  Ilvgr^vrig  slg 

nr.  1.     Pyreneus.     [Höfer.]  ilovo\im%Iccv  avxov  itQOSY.alslxo*)  stimmt,  abge- 

Pyrene  (UvQrivr\)  1)  Tochter  des  Bebryx,  des  sehen  von    dem  Namen    des   Aressohnes   (hier 

Königs   der  sogenannten   narbonensischen  Be-  20  Kyknos,    dort    Lykaon)    mit    dem    Bericht    im 

bryker  (E.  Herzog,  Galliae  Narbon.  histor.  3  f.),  Etym.  Florent. :   beide  lassen  den  Kampf  des 

die  Herakles  auf  seinem  Zuge  nach  den  Rindern  Herakles   mit  dem  Aressohne   bei  Gelegenheit 

des  Geryones  von  Wein  trunken  schwängerte.  des  Hesperidenzuges  stattfinden,  beide  nennen 

Sie  gebar  eine  Schlange,  floh   aus  Furcht  vor  dieselben    Eltern,    beide    dieselbe    Örtlichkeit, 

dem    Zorn    ihres    Vaters    in    die    Einöde    und  Freilich  ist  die  letztere  für  das  Etym.  Florent. 

wurde  hier  von  wilden  Tieren  zerrissen.     Auf  erst  zu  gewinnen:  Lykaon  heilst  hier  ßaötlsvg 

seiner  Rückkehr  fand  Herakles  den  zerfleischten  zöbv    Kqt]xwv.      Das    kann   unmöglich    richtig 

Leichnam  und  begrub  ihn  trauernd.    Der  Name  sein.      Nach    Apollodor    fand    der    Kampf   am 

der  Pyrene   lebte  fort  in   dem  gleichnamigen'  Echedoros  statt:    am  Echedoros   aber  wohnten 

Gebirge,   Sil.  Ital.  3,  420  ff.   (vgl.  Plin.  h.  nat.  30  die    Krestonaier    bez.    Krestoner:    Ttoxaubv 

3,3,8),  dessen  Quelle  nach  J.  Geffken,  Timaios'  'E%s8coqov,  og  in  Kovcxcovauov   äg^dusvog  qssi 

Geogr.  des  Westens  81  (vgl.  Müllenhoff,  Deutsche  Sia  MvySoviag  Herod.  7,  124:  ix  Kori6xcovaiav 

Altertumskunde  1,  167)  wahrscheinlich  Timaios  qscov  'E%sSaQog,  Herod.  7,  127.     Also  ist  statt 

ist.      Gruppe,    Gr.    Myth.    807,    2    erkennt    in  x&v  Kqwxcöv  zu  lesen:   xü>v  KQijaxävoov.    Denn 

Pyrene   einen    weiblichen   Dämon  des  Feuers,  die    Form    KQvavwvsg   ist    ebenfalls    bezeugt: 

erklärt  (373.  375,  16)   die  Namensübereinstim-  'ExaxaTog  ...  Konoxcövag  avxovgjv  Evpccntn , 

mung  mit  nr.  2  (vgl.  auch  die  von  Gruppe  487,  Steph.  Byz.  KqtjGxcov.     Für   die  Änderung  von 

1    angeführte   mir   nicht   zugängliche  Abhand-  Kqh\x&>v   in  Koijaxdivcov   spricht   auch   der  Um- 

lung  von   d'Arbois   de  Jubainvüle  in  Mem.  de  stand,   dafs   nach   dem  Et.  Hör.  Herakles  diu 

la  soc.   lingu.   4   [1881],    13  ff,    der    keltischen  40  xfjg  EvQÜmr\g  zog,  als  er  zu  dem  Hain  Pyrene 

Ursprung   beider   Sagen   annimmt)    aus   rhodi-  kam.     Es   wäre   geschmack-,  ja  sinnlos,    wenn 

schein  Einflufs   und  sieht  in  beiden  Heroinen  man  neben  dieser  speziellen  Lokalangabe  Eu- 

Hypostasen     der    Aphrodite    UvQ7]vaia    (1362  ropa  hier  als  Bezeichnung  für  den  Erdteil  auf- 

Anm.  3  zu  1361;  vgl.  1313,  10).     Mit  der  Sage  fassen    wollte.      Vielmehr   mufs    EvQm-Ttr}    hier 

von  Herakles  und  Pyrene  läfst  sich  desselben  eine    andere    prägnantere    Bedeutung    haben. 

Helden    Abenteuer    mit    Kelto    (Keltine)    ver-  Und   diese   ist  bezeugt   durch   lustin.  7,    1,    6, 

gleichen,    die    nach   E.    Maafs,   Jahreshefte  d.  der  bei  der  Beschreibung  Makedoniens   sagt: 

österr.  arch.  Inst.  9  (1906),  159  ff.  ursprünglich  In  regione  Paeonia,  quae  nunc  portio  est  Mace- 

ein    S  chlan  ge  n  weib     (Hinweis     auf    Auto-  doniae,  regnasse  fertur  Pelegonus,  pater  Astero- 

•chthonentum !)  ist".  —  2)  von  Ares  Mutter  des  50  paei  .  .  .   Ex  alio   latere   in  Europa  regnum 

thessalischen   Kyknos  (s.  d.  1),    Apollod.   2,   5,  Europus  (Europos  ist  Grofsvater  der  Pyrene! 

11,  3,  der  indirekt  auf  Stesichoros  zurückgeht,  s.  Et.  Flor.  u.  unten  Sp.  3345)  nomine   tenuit, 

Hub.  Schmidt,    Observ.   arch.  in  carm.  Hesiod.  wo    Vossius,   dem  Buehl  folgt,   für  in  Europa 

IDiss.  Phil.  Hai.  12)  p.  162  f.    Vgl.  nr.  1.     Eine  schreibt  in  Europia  mit  der  richtigen  Bemer- 

höchst  wichtige,  bisher  aber  m.  E.  noch  nicht  kung:    Europia  est  portio  Macedoniae,  in  qua 

verwertete  Notiz,   die  wohl   auch  die  doppelte  _ 

Überlieferung  über  Kyknos  bei  Apollodor  (2,  5,  *)  Apotiodor  fährt  fort:  'Aoeo;  6?  toütov  ixöucovvtog 

11,    3    und    2,    7,    7,    4;    vgl.    Bd.   2    Sp.   1690  f.  *al    ovvior&vt0i    ^ovo^xiav     (ihj9ti;    xtQavvu;  j.taog 

H    Tt     Müller     A reo  77  ff  erklärt     findet   sich  «vpoteQwv  i,iv  (taty.    Mit  Kecht  hat  schon  u.  Gemoll, 

M.  L).  muuer,  ^es  u  1.)   erklärt,   nnaec  sicn  j-aÄrft. /.  i/aM.  p;,«0;.  125  (I8S2),  465  konstatiert,  dafs  nach 

im  Etym.  Florentin.  S.  V.  IIvQl]VT}  bei  E.Miller,  60  ttitov  „ooexcaeito  ein  kurzer  Satz  ausgefallen  sein  mufs, 

Melanges  de   litterat.   grecque  258 :    IJvQTjVr]   CCTtb  worin  der  Tod  des  Kyknos  erzählt  war.     Denn  nur  dann 

IJvQrjvrjg    xfjg     I[lSQOV    XOV  EvQCOttOg,    aep      i]g    XO  wird    verständlich,    warum    Ares    von    Herakles    Kechen- 

äXcog      Httlslxctl     IJvQr\Vr\.      <xvxr]     äs     l)     IIvQ1]Vri  schaft  fordert.    Dem  Apulludurschen:  tu  iiovof.iayutv  aiitov 

(iLysiacc   "Aast    iyivvr\6S    Avxäova    xbv    ßccotlw  itqotxalsfto  entspricht  im  Et.  Flor.:  aiitov  ...  nqoxaXiitai 

-rr     „                 "       >ti      irr         1  '        r   '    _~      p;      '  iiovo    aynaat,  das  fortfährt:  y.ai  uraioi'irat  ort    cwtov,  ein 

,^    ',                 ,              ,     ,    v    ,                  _        '^.        '     ,  Satz,  der  dem  Sinne  nach,  ja  womöglich  wörtlich  (hoch- 

«f]S    tmioyxa    uovov    im    xa    %qvgcc    mUt    xou  8ten3  mit  der  j^^^g  von  ^vai(,(-ltai  ^  ^,,lii9>,  wegen 

iäcov    avxov    iv    ccXasi    Ti?     IJvQrjVV    TtQOV.cclsixm  des    vorausgehenden    Praeteritums)    zur    Ergänzung    der 

liovouc(%fjG<xi    v.ocl    ccvaiQslxat    vn     avxov.      Der  ^po/fotforstelle  dient. 


3343  Pyrene  Pyrene  3344 

Europus  civitas,  tibi  Europum  .  .  .  regnum  (s.  d.)  heifst,  dessen  Priester,  gleichfalls  nvg- 
tenuisse  penes  auctore.^  ftdes  est.  Auch  paläo-  q:6goi  genannt,  mit  brennenden  Fackeln  den 
graphisch  macht  die  Änderung  von  Kgr\x&v  in  Kampf  der  feindlichen  Heere  eröffnen  (Schal. 
Kgvoxwvcov,  zumal  da  bei  dem  letzteren  Worte  Eur.  Phoen.  1377),  steht  also  eine  ebenfalls 
die  zwei  Endsilben  -covcov  gleichlautend  sind  nach  dem  Feuer  benannte  Gattin  Ilvgtjvrj  zur 
und  daher  das  eine  cor  leicht  ausfallen  oder  in-  Seite,  deren  Name  sicher  durch  Apollod.  2,  5, 
folge  von  Abbreviatur  übersehen  werden  konnte,  11,  3  und  das  Etym.  Flor,  bezeugt  und  jeden- 
keine  Schwierigkeit,  sachlich  ist  sie  unbedingt  falls  für  die  bisher  Kyrene  genannte  Mutter 
notwendig:  Der  Aressohn  Lykaon  ist  König  im  der  Krestone  einzusetzen  ist,  wahrscheinlich 
Lande  der  Krestonaier,  wie  sein  Vater  selbst  10  auch  für  die  gleichnamige  Mutter  des  Dio- 
KgrjetmvTjg  &eog  heifst,  Lykophr.  937.  Dieses  medes.  Merkwürdigerweise  erscheint  Kyrene 
Krestone  aber  ist  benannt  cmbKgr)Gxwvvg,"Agscog  (von  Studniczka  a.  a.  0.  übersehen)  auch  noch 
■Kai  Kvgiqvr\g  ftvyaxgog,  Tzetz.  zu  Lykophr.  499.  in  einem  anderen  Mythos  als  Mutter  eines 
Trotz  der  eingehenden  scharfsinnigen  Begrün-  Gegners  des  Herakles.  Lakinios,  der  König 
düng,  durch  die  Studniczka,  Kyrene  140  und  und  Eponymos  von  Lakinion,  weigerte  dem 
Bd.  2  Sp.  1736  Kyrene  als  Mutter  der  Krestone  mit  den  Rindern  des  Geryones  zurückkehren- 
wie  die  Homonyme  Kyrene  (Kyrene  137  ff.  141  f.  den  Herakles  die  Aufnahme  und  schlug  ihn, 
Bd.  2  Sp.  1735;  vgl.  auch  Bethe  bei  Pauly-  als  er  dieselbe  erzwingen  wollte,  siegreich  zu- 
Wissoiva  s.  v.  Diomedes  Sp.  816  34 ff.)  als  Mutter  rück:  (Lacinius),  cui  dabat  superbiam  mater 
des  thrakischen  Diomedes  zu  erweisen  sucht,  20  C  y  r  e  n  e  et  Hercides  fagatus,  Scrvius  ad 
möchte  ich  Kvgrjvri  in  flvgyjvri*)  ändern.  Den  Vergü.  Aen.  3,  552.  Es  kann  kein  Zufall  sein, 
Ares  als  Gott  von  Krestone  nennt  Lykophr.  dafs  wir  hier  im  Zusammenhang  mit  einem 
937  f. :  xbv  Kgrjßxcov^g  fttbv  KavSäov'  (Kccv-  Gegner  des  Herakles  wiederum  dem  Namen 
dalov  v.  Holzinger)  tj  Mäitsgxov  OTtlixnv  Ivv.ov  Kyrene  oder,  wie  ich  auch  hier  lesen  möchte, 
(vgl.  seinen  Sohn  Avkczcov);  an  einer  anderen  Pyrene  begegnen,  ein  Name,  der  auch  in  an- 
stelle heifst  Ares  KavSalog  (Lykophr.  1410;  derem  Zusammenhang  (s.  ob.  nr.  1)  mit  Hera- 
vgl.  Schal,  u.  Tzetz.  Küentzle  Bd.  3  Sp.  1029,  kies  verbunden  erscheint.  Benannt  ist  nach 
37  ff.).  Dieser  Beiname  aber,  abgeleitet  c:Ttb  Pyrene,  der  Mutter  des  Lykaon,  der  honio- 
xov  xaLvtiv  -nal  daisiv  Siä  xt)v  %av6xiigav  iiyme  Hain,  den  wir  uns  am  Echedoros  im 
Ltä%rjv  (vgl.  Harn.  IL  4,  342.  12,  316)  xr)v  xal  30  Gebiet  der  Krestonaier  zu  denken  haben,  am 
drfiSa  (Pausanias  Attic.  bei  Eust.  ad  Hom.  IL  Schauplatz  des  Kampfes  zwischen  Herakles  und 
437,  12.  Philemon  Grammat.  cd.  Osann  p.  101.  Lykaon.  Denn  m.  E.  wird  durch  das  Etym. 
Tzetz.  zu  Lykophr.  938),  zusammenhängend  mit  Flor,  in  Verbindung  mit  der  oben  zitierten 
xdvdagog  =  av&gah,  (Hesych.),  mit  dem  Namen  Stelle  des  Euripides  erwiesen,  dafs  am  Eche- 
des  rhodischen  Heliossohnes  KdvSalog  (s.  d.),  doros  ursprünglich  der  Aressohn  Lykaon,  nicht 
mit  dem  lat.  cand-or,  cand-ere,  bedeutet  den  Kyknos,  der  Gegner  des  Herakles,  war.  Gerade 
'Glänzenden,  Feurigen',  Bergk,  Kleine  philol.  die  aparte  Erwähnung  des  Lykaon,  des  Königs 
Schriften  1,  513.  Welcher,  Gr.  Götterl.  1,  414.  der  Krestonaier,  sichert  dem  Etym.  Flor,  gegen- 
H.  L.  Ahrens,  Kleine  Schriften  1,  363  f.  Toma-  über  dem  Berichte  des  Apollodor,  der  den 
schek,  Die  alten  Thraker  2,  56  in  Sitzungsber.  40  Kyknos  nennt,  die  gröfsere  Glaubwürdigkeit, 
d.  Wieiier  Akad.  d.  Wiss.  phil.-hist.  Klasse  130  und  weitere  Quellen,  die  dieselbe  Örtlichkeit 
(1893).  v.  Holzinger  zu  Lykophr.  328.  Dem  nennen,  giebt  es  m.  W.  nicht.  An  anderer 
thrakischen-makedonischen  Feuer gott  (Sojjh.  Stelle  (2,  7,  7,  4)  giebt  Apollodor  als  Lokal 
Oed.  Bex  190  ff. ;  vgl.  27:  nvQcpogog  &t6g)  Kav-  des  Kampfes  mit  Kyknos  Itonos,  übereinstim- 
ddcov  "Aong,  der  wie  sein  Planet  selbst  iivgötig  mend  mit  Nikol.  Damasc.  (Bd.  2  Sp.  1691,  63  f.), 
*)  An  beiden  stellen  steht  "Am«>;  bez.  "Aq^  r.al  an;  auch  sämtliche  andere  Quellen  verlegen 
Kvqi)nji.    Dars  das  bekanntere  Kvgtfvrj  an  Stelle  von  den  Kampf  in  die  Nähe  des  pagasäischen  Meer- 

Hvqi)vi]  treten  konnte,  zumal  da  das  vorhergehende  Wort  busens   (Bd.  2    Sp.  1691),    also  weit  entfernt  VOin 

gleichfalls  mit  y.  beginnt,  ist  leicht  erklärlich.    Ein  Bei-  Echedoros.      Mit   dieser    thessalischen    Lokali- 


.    Cyrcncs    f(üius).      Merkwürdiger ,. . 

Tomaschck   in   der   unten    angeführten  Abhandlung    S.  54:  Hesiod,     StCsichorOS,     Pindar     (Bd.    2     Sp.  1691) 

'am  Flusse  Echeidoros  erschlug  Herakles  .  .  .  den  Kyknos,  besangen  den  Kampf  des  Kyknos  mit  Herakles, 

Sohn  des  Ares  und  der  Kyrene.'    Also  ist  modernen  Inter-  und    SO    hat    der    dadurch    ungleich    berühmter 

preten    zweimal    das    entgegengesetzte    Versehen    -  -   Ky-  gewordene  KyknOS  sich  allmählich  an  die  Stelle 

rene   statt   Pyrene    zri-  schreiben    -  widerfahren.   -    Wie  deg   Lykaon    gehoben.       Aber    Ursprünglich    ge- 

ich   aus    der   nach    der   Niederschrift    dieses  Artikels    er-  j^  w{q  K    knQg  nach  Thessalien,  SO  Lykaon  in 

scnienenen    Untersuchung    von     P.    Friedlander,    Herakles  ,         „    ,  .    .J  ^r  -i  t-i 

(=  PMioiog.  Untersuch.  19  [1907])  s.  27,  2  ersehe,  hat  schon  das  Gebiet  von  Krestone,  deren  Eponyme,  wie 
Malten,  Cyrenarum  origines  28  bei  Apollod.  2,  5,  8,  i  Kvo,)vt]  60  wir  sahen,   seine   Schwester  ist.     Merkwürdig 

in    Tlvoi'jr)]   verbessert.      Auch    Friedländer   stimmt   dieser  ist   die   Angabe    des    Schol.   AB  D    Hom.  B.    23, 

Verbesserung   bei,    und   ist    gleichfalls   geneigt,   auch   bei  346,  dafs  der  Kampf  stattgefunden  habe    iv   TOO 

Sermus    (s.  unten    Sp.  3844)    als    Namen    der    Mutter    des  T0fi     JJaya6aiov    Anöllcovog    hgä),     0     ißxi    Ttgb'g 

Lakinios  Pyrene  statt  des  überlieferten  Kyrene  einzusetzen.  Tov£f>VL    (SO  Überliefert),    bei  Bekker   U.  Dindorf 

Die  wichtige  Notiz  im  Ftyin.  Florent    »t  aber  auch  Fried-  ^    daför    T       £-         wag    ich    nicM   verstehe. 

landcr  entgangen.     Über  Pyrene  nr.  1  s.  jetzt  auch  Fried-  t~..  ,  n  -i    f         i  -i  n  n   -,  ■ 

länder  a.a.O.  27,  4,   der  urteilt,    dafs    die  Sage    allenfalls  Dle    anderen    Schollen    lassen    den    Zusatz    O    bis 

auf  Timaios  zurückgehen  könne,   dafs  sie  aber  nicht  sehr  Tgv£fjVL   weg.      Sollte  dieses   Tgv^fjVL   nicht  ver- 

ait  aussehe.  derbt  sein  aus  JJvg^vn  und   der  Zusatz   eines 


3345                      Pyreneus  Pyrias                         3346 

Lesers  sein,  der  sich  an  den  Kampf  des  Hera-  hist.  12,  11.  —  2)  TJvQrjrog  (v.  1.  IJvQixi&og;  vgl. 

kies  im  Haine  Pyrene  erinnerte,  und  nun  frei-  W.  H.  Boscher,  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  105  [1872], 

lieh  an  unpassender  Stelle  seine  Weisheit  aus-  426),  Gigant,  von  dem  Lapithen  Periphas  (s.  d. 

kramte?     Pyrene  heilst  im   Et.  Flor.  Tochter  11)  getötet,  Ov.  Met.  12,  449;  vgl.  Pott,  Zeitschr. 

'I{lsqov  rov  EvQomog.    Auch  diese  Namen  sind  f.   Völker psychol.  it.  Sprach wiss.  14   (1883),    14, 

nicht  völlig  unbekannt.  Nach  Tzetz.  z.  Lykophr.  der  für  victorem  gemini  Periphanta  Pyreti  ent- 

1283  p.  988  Müller  sagten  einige,   der  Erdteil  weder  gemini  Pyreti  Periphanta  lesen  will  oder 

Europa   sei   benannt  öcuö   xivog  Eigänov   (v.  1.  Pyretos    (vgl.    xt(ii]x6g:    zLy,rj)    zu    itvgä    stellt. 

EvgcoTTog),    viov   'Iueqov.      Es    sind    dieselben  Vielleicht  ist  aber  statt  Pyreti  zu  lesen  Pyretis, 

Namen  und   Personen;   nur   ist  das  Vaterver-  10  da  Ilvgrig  (s.  d.,  vgl.  auch  Toepffer,  Att.  Geneal. 

hältnis  umgekehrt.    Mit  Bezug  auf  Pyrene  wird  313)    als   Nebenform   für  LTvQgog   bezeugt   ist. 

man   bei  Evgcoip   bez.  Evgwnog  jedoch  an  den  Vgl.  auch  den  Kentauren  LJvgog.     [Höfer.] 

Eponymen   der  makedonischen   Stadt  Europos  Pyrgeiisis.    Der  auf  einer  Inschrift  aus  Pyrgi 

zu  denken  haben,  Steph.   Byz.   s.  v.    Evgomog  (Hafenplatz   von   Caere  in  Etrurien)   erwähnte 

u.  'SlgcoTtög  p.  710,  18  mit  der  Bemerkung  von  Pater  Pyrgensis  ist  der  Oikist  oder  Stadtgott, 

Meinekc;    vgl.    oben   Sp.  3342.      Unerklärt   ist  Bormann  zu  CLL.  11,  3710.     Wissowa,  Bei. 

noch  "Iusgog  als  Vater  der  Pyrene  und  als  Sohn  u.  Kultus  d.  Römer  183,  10.     [Höfer.] 

des   Europos.     Durch  Kombination   mit  Steph.  Pyrgeus  (Ilvgysvg),  Vater  des  Lepreos  (s.  d.) 

Byz.  EvQioTtög  ergiebt  sich  die  Reihe :  Makedon-  und  der  Leprea  (s.  d.),   Eponymos    des  triphy- 

Europos-Tftf  gog  (?).      Die    zwei   makedonischen  20  lischen  Pyrgos  (Pyrgoi),  wie  seine  Kinder  Epo- 

Eponymen    Makedon    und    Europos    legen    es  nymen    von    Lepreos    sind,    Paus.    5,   5,   4.   5. 

nahe,  auch  in  dem  dritten  Namen  r'I[isgog  einen  Bursian,  Geogr.  v.  Grieche nl.  2,  278,  1.     Pott, 

Eponymen  zu  suchen,  und  das  ist  mit  leichter  Ztschr.f.vergl.  Sprachforsch.  9  (1860),172.  Ecker- 

Anderung  Ilisgog.  - —  3)  Danaide,  Hyg.  f.  152  mann,  Melampus  u.  s.  Geschlecht  163.     [Höfer.] 

p.  33,  20  Schm.;  wohl  kaum  mit  Bunte  Pirene  Pyrgo  (IJvgym)  1)  Gemahlin  des  megarischen 

(Ilsig^vv,  s.  d.  2)  zu  lesen,  W.  Schwarz,  Jahrb.  Königs  Alkathoos  (s.  d.  1),  deren  Grabmal  sich 

für  klass.  Philol.  147  (1893),  107.  109.     [Höfer.]  in  der  Nähe  des  Heroons  ihres  Gatten  befand, 

Pyreneus  (IlvQi]vsvg),  König  in  Daulis,  der  Paus.  1,  43,  4.     Bursian,   Geogr.  v.  Griechen!. 

die  auf  dem  Wege  zum  Parnassos  befindlichen  1,   377.     Eckermann,   Melampus   163.     Eurem, 

Musen  bei  stürmischem  Wetter  in  seinen  Palast  30  Die   göttl.  Zivillinge   bei   den   Griechen   91.   — 

einlud,  sie  dann  aber  zu  vergewaltigen  suchte.  2)  Greise  Amme  der  Kinder  des  Priamos,  be- 

Die  Göttinnen  entflohen  auf  Flügeln   (sumptis  gleitet   den  Aineias  auf  seinen  Irrfahrten  und 

alis);  Pyreneus  aber,   der  ihnen  folgen  wollte,  giebt  mit  Veranlassung  zur  Verbrennung  eines 

stürzt  zerschmettert  von  seiner  Felsenburg  her-  Teiles  der  Schiffe,  Verg.  Aen.  5,  645  ff.  —  Der 

ab,  Ov.  Met.  5,  274  ff.    Rödiger,  Jahrb.  f.  klass.  Name  'Pyrgo'  findet  sich  auch  Appendix  Probi 

Philol.   Suppl.   8,    272.     E.   Bethe,    Hermes  39  in  Gramm.  Lat.   ed.  Keil  4,   105,    10;    vgl.  E. 

(1904),   4.     Nach   Gruppe,  Griech.  Myth.  1313,  Maafs,  Griech.  u.  Semit,  auf  d.  Lsthm.  v.  Korinth 

9.  10  (vgl.  1360,  6.  1361,  2)  ist  Pyreneus  eine  104,  2.     [Höfer.] 

ähnliche  Gestalt  wie  Daidalos-Heph aistos  und  Pyrgophoros  (LTvgyocpogog),  Beiname  der 
in  der  Sage  von  Pyreneus  liegt  eine  r letzte  40  Kybele-Rhea  von  ihrem  Symbol,  der  Mauer- 
Spur  des  sonst  verschollenen  Originals  der  kröne,  Paul.  Silentiar.  in  Anth.  Pal.  5,  260,  2 
Wielandsage'  (vgl.  Kuhn,  Kuhns  Zeitschr.  4,  (=  Suid.  s.  v.  dsixtlov  und  Ttvgyocpogog).  Synes. 
95  f.  TP.  Golther,  Germania  33  [1888],  449  ff.  Epist.  3  p.  639  H.  Vgl.  Bapp  Bd.  2  Sp.  1647, 
453.  465)  vor.  Wahrscheinlich  hätten  in  der  30  ff.  Gruppe,  Gr.  Myth.  1541,  5.  Auch  Atar- 
ursprünglichen  Form  der  Sage  die  bei  Pyreneus  gatis  £%i  zj]  %s(pal]j  nvQyocpoQht,  Öy.oLt]v  'Ptnv 
einkehrenden  Göttinnen,  von  Ovid  und  seiner  Avdol  nodovßiv,  Luc.  de  dea  Syr.  15  (vgl.  32). 
Quelle  Musen  genannt,  Schwanengestalt  ange-  Wenn  auch  Demeter  nach  Suid.  Arju^trjQ.  Codin. 
nommen  und  eine  von  ihnen,  Aphrodite  Ilvgr}-  De  origine  Constant.  p  14  als  TtvQyotpögog  dar- 
vaia  (s.  d.),  sei  von  Pyreneus,  der  seinem  Namen  gestellt  worden  ist,  so  ist  sie  hier  wie  oft  der 
nach  ursprünglich  Bringer  des  Feuers  oder  50  Kybele  gleichgesetzt,  wie  die  römische  Ops 
Schmied  gewesen  sei,  überwältigt  worden.  Vgl.  Turrigera,  Ov.  Trist.  2,  24.  Bei  römischen 
auch  P.  Friedländer,  Herakles  (=  Philol.  Dichtern  heifst  Kybele  Turrigera,  Ov.  Fast. 
Untersuch.  19)  S.  27,  3.     [Höfer.]  4,  224.  6,  321.     Claudian  33  (=  De  raptu  Pros. 

Pyres(JIu£>?;s).  l)Der  von Aristarch(vgl.Lehrs,  1),  181  oder  Turrita,  Ov.  Met.  10,  696.    Sidon. 

De  Arist.  stud.  Homer.  359  =  343 s)  athetierte  Apollin.  7,  31.    Claudian  36  (=  De  raptu  Pros. 

Vers  Hom.  LI.  19,  327:  si  tiov  In  tmu  yt  Ns-  3),  271.     Vgl.    Verg.  Aen.  10,  253.     [Höfer.] 

öitxols flog  &to£iät]g  lautete  nach  Schol.  z.  d.  St.  Pyrias  (IIvQiag,  auch  Ilvg^lag)  1)  zusammen 

auch:  ei'  nov  'ixi  £«£/.  ys  IlvQf]g  sfiog,  ov  xatf-  mit  Glaukos  als  Rofs  der  Hera  genannt,  Schol. 

Itirtov;    vgl.    P.   Friedlaender,   Argolica  (Diss.  Toivnl.  Hom.  II.  4,    27.    —    2)   ein  Fährmann 

Berlin  1905)  91,  2,  der  richtiger  Ilvg^g  akzen-  60  aus  Ithaka,   der   aus  Mitleid   einen   Greis   und 

tuiert.     Die  Variante  verdient  Beachtung  und  mit  ihm  zugleich  Krüge,  die  mit  Pech  gefüllt 

bietet    vielleicht    den    ursprünglichen    Namen,  waren,    aus   den  Händen  von   Seeräubern  los- 

v.  Wilamoivitz,  Aristoteles  u.  Athen  2,  184  und  kaufte.     Wie  es  sich  später  herausstellte,  be- 

Anm.  34.    Noack,  Iliupersis  81  f.  —  2)  Vgl.  Py-  fanden  sich  unter  dem  Pech  reiche  Schätze  an 

retos  nr.  2.     [Höfer.]  Gold  und  Silber,  und  der  plötzlich  zum  reichen 

Pyretos  (Tlvg^tog),   1)   Gottheit  des   Fiebers  Manne    gewordene  Pyrias   opferte   dem   Greis, 

=  lat.  Febris  (s.  d.),  Arrian.  Epiktet.  1,  19,  6  der    so   sein  Wohlthäter  geworden    war,    zum 

p.  64,  21  Schenkl.     1,  22,  16  p.  72,  9.     Ael.  v.  Danke  ein  Rind.     Daher  sollte  das  Sprichwort 


3347                     Pyribromos  Pyrites                         3348 

kommen:   oväslg  itöntors  svsQyhjj  ßovv  e&vgsv  auch,   gleichfalls    in   Boiotien,    als    Eigenname 

all'    r\   UvQ(g)iu$   (Iambus?   vielleicht:    ovSsig  (Ilvginna.)  auf  einer  Inschrift  aus  dem  Kabirion, 

Ttwnors  |  ivfQytxw  ßovv  ftvaev  cell'  ?)  IJvQQtag),  bei   Theben,    Arch.  Am.   18   (1903),    209;    vgl. 

Aristoteles    (K.    Giesen,    Philologus    60    [1901],  das  männliche   IlvQLititog   (aus    der  Nähe    von 

457  ff.)  bei  Herakl.    Pont.  37,   2   (ed.  Schneide-  Chaironeia),  Inscr.  Meg.  et  Roeot.  3458.    [Höfer.] 

win  p.  108).     Plut.  Quaest.  Graec.  34  =  frgm.  Pyris  (IIvQig),  Lyker,  von  Patroklos  getötet, 

505  Mose.     [Höfer.]  Hom.  II.  16,  416.    Tzetz.  Alleg.  II.  16,  97.    Zum 

Pyribromos    (nvgißgouog)    1)    Bezeichnung  Namen   vgl.  Mor.  Schmidt,  Neue  lykische  Stu- 

des     Dionysos    (vgl.     Tivgißgo^iog    Elgo:cpimxr]g,  dien  55.     [Höfer.] 

Norm.  Dionys.  14,  229)  auf  einer  Weihinschrift,  10      Pyrisporos  (JIvoiGnoQog),  Beiname  des  Dio- 

Arch.-Epigr.  Mitt.  aus  Oest.  11  (1887),  48  nr.  60  nysos,  Orph.  hymn.  45,  1.    52,  2.    Oppian.  Cyn. 

und  E.  Heisch,  ebend.  61,  nach  welchem  Pyri-  4,  304.     A.  Dieterich,  Abraxas  50.    F.  Lasalle, 

bromos  eine  häufige  Bezeichnung  des  Dionysos  Herakleitos  1,  255  f.     [Höfer.] 

in  dem  Mysterienkultus   war.     Der  Name  be-  Pyris(s)oos  (nvQio[o]oog),  ""der  aus  dem  Feuer 

deutet  wie  das  synonyme  UvQißQSuixrig  entweder  Gerettete',  angeblich  ursprünglicher  Name  des 

6  itvol  ßgipav  oder  ö  8ia  7tvQÖg  ßpiuovvog  yg-  Achilleus,  weil  ihn  seine  Mutter  Thetis,  um 
yovmg,  Timaclüdas  bei  Hesych.  nvQißQsuhccg.  das  Sterbliche  an  ihm  durch  Feuer  zu  tilgen 
Vgl.  Pyrigenes.  —  2)  Beiname  des  Zeus,  Orph.  (Apollod.  3,  13,  6,  1.  2.  Apoll.  Rhod.  4,  868  f. 
hymn.  20,  2.-3)  Beiname  des  Eros,  Orph.  Preller,  Demeter  und  Persephone  112,  86),  oder 
hymn.  58,  2.     [Höfer.]  20  aus  Unwillen  über  die  erzwungene  Vermählung 

Pyrigenes  (tlvQiysvqg),  Beiname  des  Diony-  mit  Peleus  (Theon  bei  Tzetz.  z.  Lyk.  178  p.456; 

sos  entweder  wegen   seiner  Gleichsetzung  mit  vgl.  Dittrich,  Philologus  49  [1890],*  740  f.)  ebenso 

Helios  (Joh.  Lydus,  De  mensibus  4,  51  p.  108,  wie  ihre  sechs  früher  geborenen  Kinder  (Tzetz. 

7  Wuensch)  oder  von  seiner  Feuergeburt  (vnb  a.  a.  O.  Schol.  Hom.  11.  16,  37.  Schol.  Arist. 
v.sqccvvov  xai  ßQOvri'ig  ysvousvog,  Dio  Chrysost.  Nub.  1068.  Schol.  Apoll.  Rhod.  4.  816:  vgl. 
or.  27  p.  527  R.),  Diodor  4,  5.  Gruppe,  Gr.  Elard  H.  Meijer,  Achilleis  (Indogerm.  Mythen  2) 
Myth.  1415.  F.  Lasalle,  Die  Philosophie  Hera-  S  425)  ins  Feuer  warf,  aus  dem  ihn  Peleus 
kleitos'  des  Dunkeln  1,  255  f.  F.  A.  Voigt  rettete;  daher  der  Name  UvQißGoog  r8id  xb  iv. 
Bd.  1  Sp.  1045.  Nach  Strabo  13,  4,  11  p.  628  nvobg  avxbv  Gcod-fir/xi'.  Ptolem.  Chennos  bei  Pho- 
(Eust.  ad  Hom.  R.  346,  32)  bezogen  einige  das  30  tios Ribl.l52h 30 (=Mythogr. Gr. ed. Westermann 
Epitheton  auf  das  Feuer  des  Weines.  Vgl.  197,  16  f.).  Der  auf  Ptolemaios  Chennos  zurück- 
auch  das  Wortspiel  bei  Julian  Caes.  in  Anth.  gehende  Tzetzes  (z.  Lykophr.  a.  a.  O.  und  Exeg. 
Pal.  9,  368,  6  mit  IIvQiysvrjg  und  TJvQoysvr\g  in  Riad.  ed.  Hermann  105,  28  ff.)  führt  als 
(d.  i.  oivog  ccnb  y.Qid'fjg).     [Höfer.]  Gewährsmann  hierfür  den  Agamestor  aus  Phar- 

Pyrinus   (TIvQivovg)    r  Feuergeist ',    Beiname  salos    an  und    zitiert    zwei  Verse    aus    dessen 

des  Hermes    (nvQivov    Mbq%ovqi,   =    Mercurii)  iitiQ-aläybiov     zi)g    QtxtSog    (vgl.    Schneidewin, 

auf   einem    Zauberstein    aus   Pergamon,    Rieh.  Philologus  1  [1846],  155  f.    G.Hermann,  ebenda 

Wünsch,    Antikes    Zaubergerät    aus    Pergamon  5  [1850],  742  f.).    Doch  ist,  wie  Hereber,  Jahrb. 

{Archüol.  Jahrb.  Ergänzungsheft  6)   S.  16  B.  8  f.  klass.  Philol.  Suppl.  1,  280  f.  283.  292  nach- 

S.  27  f.     [Höfer.]  40  gewiesen  hat,  dieser  Agamestor  einer  der  vielen 

Pyrios?   (IIvQiogT).     1)  In    dem  Verzeichnis  von   Ptolem.   Chennos   fingierten  Autoren.     Zu 

der  als  Opfer  für  den  Minotauros   bestimmten  Eudocia  225  p.  363  Flach:  'Aya^rj6TcoQ  ds  aqp' 

von   Theseus    aber    geretteten    Jungfrauen    bei  a.Qna6tiag  ■jtvQidoov  (so!   Druckfehler?)  Xsysi 

Sero,  ad    Verg.  Aen.  6,  21   wird  u.  a.  genannt  xbv  'AviXXia   •luxisl6&ca   iv  rä  tfjg  ©hidog  tm- 

rMedippe  Pyrii',  wofür  O.  Jahn,  Arch.  Reitr.  ihcilajura  bemerkt  Flach:  aep'  agnaaslag  men- 

453  vorschlägt:   Medippe  Rari  (s.  Rar.  Raros),  dosum    esse   manifestum   est,    teugcäliog   autem 

während  bei  Thilo-Hagen  fMelanippe  Pyrrhi'  reeipere  dubitavi.     Sollte   nicht  zu  lesen  sein: 

steht.  —  2)  s.  Pyr  a.  E.     [Höfer.]  'Aya.\ir\GX(üQ  8h  ccrpcco-jtoca&ivxa  (nvQogy  itv- 

Pyriphenges  (nvoHpeyyrig),  Beiname  lj  des  qLggoov  x.  t.  X.;   vgl.  Schol.  Hom.  R.   a.  a.  O.: 

Dionysos,   Orph.  hymn.  52,  9.    A.  Dieterich,  De  50  d-saed^svog  ös  nnlsvg  ccq>i]Q7tcc6£    xbv  ncüdec. 

hymnis    Orph.    51  f.    —    2)  des    Helios,    Orph.  —    Forchhammer,    Hellenica    1,    19 ff.    bes.    22 

Arg.  214.     [Höfer.]  sieht  gemäfs  seiner  Deutung  des  Achilleus  als 

Pyriphlegethon  (nvQicpXtyE&cov),  Hadesstrom  des  Heros  der  Überschwemmung  in  Ilvgiaoog 
s.  Phlegethon  und  Arrian  Epikt.  3,  13,  15  p.  244,  den  aus  der  Glut  geretteten  d.  h.  den  vor  Ver- 
24  Schenkl.  Joh.  Diakon.  Alleg.  in  Hes.  Theog.  siegung  und  Austrocknung  geschützten  Wasser- 
in Poet.  Min.  Graec.  ed.  Gaisford  2,  570,  26  ff.  gott.  Ich  halte  es  nicht  für  unmöglich,  dafs 
Mythogr.  Lat.  3,  12  p.  236,  15  Rode.  Lydus,  der  Mythos  von  dem  aus  dem  Feuer  geretteten 
De  mensibus  4,  32  p.  91,  8  Wuensch.  4,  148  Achilleu§  durch  Umdeutung  eines  alten  Epi- 
p.  167,  21.  K.  Lehrs,  Populäre  Aufsätze  aus  thetons  entstanden  ist,  das  ursprünglich  das 
d.  Altert.3  308.  Waser,  Arch.  f.  Religionsiciss.  60  wilde  Ungestüm  des  Achilleus  bezeichnete,  fden 
1  (1898),  157.  Radermacher,  Das  Jenseits  im  wie  Feuer  unwiderstehlich  dahinstürmenden', 
Myth.  d.  Hellenen  93 f.  96  f.  Gruppe,  Gr.  Myth.  von  aoog,  aöouca,  asvo^ica,  u.  s.  w.  Vgl.  Hom. 
402,  9.  809,  3.  Norden,  Verg.  Aeneis  Buch  VI  II.  17,  565:  "Ey.xcoq  nvobg  cclvbv  %%£i  uivog. 
p.  215.     Vgl.  auch  F.  Roll,  Sphaera  248  ff.  Hom.    11.   11,   596.     17,   366:    (nxgvavxo    depag 

[Höfer.]  Ttvgög.     Hom.  R.  20,    371:    xm    8'    iyoa    ävxiog 

Pyrippe   (TIvQi7t7tri),    eine    der   Töchter    des  slfii,  v.ui  si  nvQi  %tiQocg  lcoi%sv.     [Höfer.  | 

Thespios,  die  von  Herakles  den  Patroklos  ge-  Pyrites  (Hvoixi]g),   Beiname   des  Hephaistoa 

biert,  Apollod.  2,  7,  8,  6.     Der  Name  erscheint  als  des  Feuergottes,  Anonym.  Laur.  in  Anecd 


3349                      Pyrkaeus  Pyros                         3350 

var.  ed.  Schoell-Studemund  1,  268,  vgl.  Luc.  de  Hippolyt.  Befut.  omn.  haeres.  p.  66,  60.  68,  77 

sacrif.  6.     Iup.  conf.  8.     [Höfer]  Duncker-Schneidewin.     Auson.  p.  25,   29.    94, 

Pyrkaeus  (üvgyiasvg):   ö  i^ingriaag  xü.%     av  VI,  2   Peiper.     Prob,   ad   Verg.  Georg.    1,   336. 

TtvQxasvs  6vo{id£;oiTo,  v.ax'  Aia^vlov  ncci  Ho-  Censor.  de   die  nat.  13,   4.     Schol.  in   German. 

goxXsa  ovxcog  ixiygdtpccvxag  xcc   Sgäuaxcc,   xbv  Amt.  103,  4.  7.    183,  20.    185,  21.    227,  17.   229, 

(ihv  xbv  Ilgo ft T)& sa  (Bapp  Bd.  3  Sp.  «035,  25 ff.  12   ed.   Breysig.      Mart.    Capella   8,    851.    884. 

3063,  64  ff.),  xbv  ds  xbv  Nuvitliov  {Wagner  Dichterstellen   bei  Bruchmann,  Epitheta  deor. 

Bd.  3  Sp.  26,  20  ff.    Geffcken,  Hermes  26  [1891],  p.  42.     Dagegen   heilst  nach  Achilles  Isag.  in 

38),  Pollux  9,  156.     [Höfer.]  Arat.  bei  Maafs  a.  a.  0.  p.  43,  20  6  xov  'Agsog 

Pyrkon   (Ilvg-ncov).     Orakeldiener  (v7ti]Q£xng  10  itugä  (isv  "Ellr\6i  üvgosig,  itaga  Sh  Aiyvitxioig 

sig   xu   iiavxzvtuxxa)    des  Poseidon,    als    dieser  'Hga-nXeovg  aoriqg.     An  Stelle  der  Ägypter  wer- 

niit  Ge   zusammen   das   vorapollinische  Orakel  den    die   Chaldäer    genannt  von  Epigenes    im 

zu  Delphi  inne  hatte,   nach  der  dem  Musaios  Schol.  Apoll.  Bhod.  3,   1377.      Varro  bei  Serv. 

zugeschriebenen  Dichtung  Eumolpia  bei  Pau-  ad  Verg.  Aen.  8,  285.     Macrob.  Sat.  3,  12,  6; 

sanias  10,    5,  3.     Ähnliche   Heroengestalt,   wie  vgl.  Arist.  de  mundo  2,  8.    Apuleius,  De  mundo 

der  delphische   Machaireus   (s.d.),    vermutlich  2  p.  343  Hildebrand.   Hygin.  Astr.  2,  42  p.  79 1>. 

aus  der  Überlieferung  von  einem  altertümlichen  Plin.  n.  h.  2,  8,  34.    Ahrens  a.  a.  O.  366.  386  f. 

Priesteramt  auf  dem  füf  sakrale  Sagenbildung  Tomaschek,  Die  alten  Thraker  2,  55  in  Sitzungs- 

fruchtbaren  Boden  des  heiligen  Ortes  entstan-  ber.  d.  Wien.  Akad.  d.  Wiss.  130  (1893).     Auf 

den.      Zu    Grunde    liegt    die    Erinnerung    an  20  dem  Horoskop   des  Antiochos  von  Kommagne 

einstige  Empyromantie  zu  Delphi.    Vgl.  Hesych.  ist  einem  der  grofsen  über  dem  schreibenden 

■xvqkooi.  vnb  zJsXcpcbv  legstg  öl'    iiinigcov  [luv-  Löwen     augebrachten     Sterne     beigeschrieben 

xsvö^Lsvoi.  id.  7tvQy.a'Cd.  i^,7tvgiG^.6g.    S.  Plutarch  Ilvg68ig'Kgc:xX[£ovg[  Humann-Puchstein,  Beisen 

de  Pythiae  or.  24.  Pollux  9,  156.   Vgl.  0.  Müller,  in   Kleinasien  u.  Nordsyrien  329   Taf.  40.     J. 

Dorier2  1,  237.     [Weniger.]  Moeller,  Studia  Maniliana  (Diss.  Marburg  1901) 

Pyrnos  (Ilvgvog),   1)   Kyzikener,   Vater    des  S.  18,   10.     Über    die   Gleichsetzung    des   Ares 

Bienor,  Val.   Flacc.  Arg.   3,   112.    —    2)  Nach  mit  Herakles  s.  Humann-Puchstein  a.  a.  O.  335, 

Vermutung  von   Wesseling  zu  Diod.   5,   60  ist  4.    282,  1.     Camont  Bd.  2    Sp.  3043,  2  ff.;    vgl. 

für   Kvgvog   (s.  d.   2)   Ilvgvog  zu   schreiben;   v.  Bd.  3  Sp.  1048,  35  ff.     [Höfer.] 

Wilamouits,  Isyllos  50,  14  schlägt  EvQvog  vor,  30      Pyroessa  s.  Pyroeis  3. 

Bethe,  Hermes  24  (1889),  436,  1  AvQv.og  (s.  d.).  Pyron   (IIvqcov),    ein  Heros,    nach  welchem 

[Höfer.]  die    Stadt    Pyronaia    in    Lokris    benannt    sein 

PyrodeSj    Sohn    des    Kilix;    erfand    zuerst,  sollte,  Steph.  B.  s.  v.  IIvQcovcdcx.     [Stoll.] 

Feuer  aus  dem  Kieselstein  zu   schlagen,   Plin.  Pyronia  (Tlvgoivta),    Beiname    der  Artemis, 

n.  h.  7,  57.     [Stoll.]  aus  deren   auf  dem  Krathisberge   bei  Pheneos 

Pyroeis   (Tlvgösig)   1)  Rofs   des   Helios   (vgl.  in  Arkadien  gelegenen  Heiligtume  die  Argeier 

Bd.  1    Sp.  2006,  54  ff.),    Ov.  Met.  2,  153.     Val.  in  älterer  Zeit  das  Feuer  —  damit  steht  eben 

Flacc.  5,   431.     Hyg.  fab.  183    p.  36,   5   Schm.  der  Beiname  Ilvgcovicc  in  Zusammenhang  (vgl. 

G.  Knaack,  Quaest.  Phaethonteae  (Phil.  Unter-  Härtung,  Bei.  d.  Bömer  2,  193),  der  also  nicht 

such.  8)   S.  37,  37.    43,  47.  —  2)  Beiname  des  40  mit   Pape-Benseler   s.  v.    Ilvgcovicc    von    nvgog 

Dionysos,    Nonn.  Dionys.   21,   220.    24,  7.    —  fWeizen'  abzuleiten  ist  —  zu  den  lernaiischen 

3)  Beiname  des  Eros,  ebenda  48,  264.  613.  Festopfern  zu  holen  (über  dieselbe  Sitte  der 
Dracont.  10,  127.  Vgl.  Pyroessa,  als  Beinamen  Athener,  von  Delphi  das  heilige  Feuer  zu  holen 
der    Aphrodite,    Nonn.    Dionys.    42,    383.    —  s.  Dittenberger,  Sylloge  22,  665,  3.    718,  2  und 

4)  Aus  dem  Beinamen  üvgosig  des  Eros  einer-  Anm.  1  zu  nr.  611  p.  390.  E.  Curtius,  Wochen- 
seits  und  den  Namen  der  Heliosrosse  üvgosig  Schrift  f.  klass.  Phil.  1895,  639  f.  Nilsson,  Griech. 
und  Ai'&cov  (s.  d.  2)  andererseits  hat  Claudian  Feste  173  f.  470  f.)  pflegten,  Paus.  8,  15,  9. 
carm.  min.  25,  141  p.  307  Birt  die  zwei  Eroten-  E.  Curtius,  Peloponnesos  1,  194.  [Höfer.] 
namen  Pyrois  und  Aethon  gebildet.  — ■  5)  Name  Pyros  (Ilvgog),  Kentaur  auf  der  Francois- 
des  Ares  bei  den  Ägyptern,  während  er  bei  50  vase  =  Ilvggog,  C.  I.  G.  4,  8185  c.  Braun, 
den  Makedoniern  den  gleichbedeutenden  (H.  Annali  20  (1848),  338.  Weizsäcker,  Bhein. 
L.  Ahrens,  Kl.  Schriften  1,  363;  vgl.  aber  auch  Mus.  33  (1878),  374.  W.  Beichel,  Arch,  Epigr. 
Otto  Hoffmann,  Die  Makedonen  110  f.)  Namen  Mitt.  aus  Oest.  12  (1888),  57.  W.  Klein,  Die 
Eavdixög  (£av&ix6g;  gebildet  von  demselben  griech.  Vasen  mit  Meistersignatur.-  33.  S.  Bei- 
Stamm  wie  der  Aresbeiname  Kavddcov,  -cäog,  nach,  Bepert.  des  vases  peints  1,  135.  A.  Furt- 
s.  Pyrene  Sp.  3343)  führt,  Lyd.  de  mens.  4,  34  wängler  und  K.  Beichhold,  Griechische  Vasen- 
p.  92,  24  Wuensch;  vgl.  2,  8  p.  25,  3.  Ahrens  maierei  S.  59.  Abbildung  ebenda  Tafel  11.  12 
a.  a.  O.  361.  v.  Wilamowitz,  Hermes  18  (1883),  Gegen  die  Ansicht  Wiegands,  Poros-Architektur 
421.  Sonst  ist  Pyroeis  —  dafür  die  Neben-  der  Akropolis  77,  dafs  ein  Feuerbrand  mit  der 
form  IlvgosLÖ^g,  Eratosth.  Catast.  21.  Plut.  60  Bezeichnung  nvgog  dargestellt  sei,  bemerkt 
frgm.  Daedal.  5.  Eudoxos-Papyrus  col.  V;  vgl.  Bobert,  Hermes  39  (1904),  473  mit  Recht,  dafs 
Stephanus,  Thesaur.  6  p.  2274  C  —  bei  den  der  vermeintliche  Feuerbrand  der  Pferdeschwanz 
Griechen  Bezeichnung  des  Planeten  Mars  (vgl.  des  Kentauren  Asbolos,  Ilvgog  aber  der  Name 
Agsg  .  .  .  Ttvgccvyia  y.vyXov  eXiggcov,  Hom.  Hymn.  des  r.  unter  Melanchaites  getötet  daliegenden 
in  Mart.  6),  Plut.  de  anim.  proer.  32  p.  1029  B.  Kentauren  ist,  der  sonst  ohne  Beischrift  bleiben 
Hygin.  Astr.  4,  19  p.  120  Bunte.  Cic.  de  nat.  würde.  Die  Schreibung  Ilvgog  statt  üvggog 
deor.  2,  20,  53.  Anonym.  Schol.  in  Arat.  bei  findet  sich  auch  in  einem  Künstlernamen,  Arch. 
Maafs.       Comment.    in    Arat.    reliqu.    p.    274.  Anz.  14  (1899),  142  r.     Vgl.  Pyres.     [Höfer.] 


3351                       Pyrphoros  Pyrrha                         3352 

Pyrphoros  (IIvpcpÖQog)  Beiname  1)  der  De-  G.  1379,  1)  Ares  gedachten  Pest,    Soph.  0.  R. 

nieter,  Eur.  Suppl.  260.    Kaibel,  Epigr.  153,  12.  27  (vgl.  166.  176.  190  f.).     K.  Dilthey,  Bonner 

C.I.G.  1,  952  (ergänzt).  Bei  Eur.  Phoen.  687  Jahrbuch  53  (1873),  42,  1.  Auch  der  Planet 
und    in    dem    Epigramm    aus    Lerna    (Kaibel       Mars  heifst  7tvgq)6Qog,  Bruchmann,  Epith.  deor. 

a.  a.  0.  821,  5  Inscr.  Argol.  666,  5;  vgl.  Nilsson,  p.  42.    Vgl.  Pyroeis  5.  —  6)  Beiname  des  Pro- 

Gr.  Feste  290)  werden  Demeter  und  Köre  als  metheus,  Bapp  Bd.  3  Sp.  3035,  30  ff.  3066,  22. 
nvQcpÖQOL  ftsol  bezeichnet.  Nach  dem  Schol.  zu  Maxim.  Mayer,  Giganten  und  Titanen  95. 
Eur.  a.  a.  0.  las  man   auch   Tri'pocpÖQovg  freccg       Vgl.  nr.  8.   —    7)  Kapaneus  (s.  d.),   Soph.  Ant. 

=  oitocpÖQovg  (vgl.  Bd.  2  Sp.  1327,  62),  wäh-  135  u.  Schol.  —  8)  Auf  der  Rückseite  einer 
rend  nach  der  anderen  Erklärung  die  Göttinnen  10  Bleitessera,  die  auf  der  Vorderseite  die  Inschrift 

den    Beinamen    davon    führen,    iitsl    SaSovyJai  Kögvxog  und   eine   von  A.  Engel  als  Nemesis 

avxalg  yivovxai.     Tiber  die  Fackel  als  Attribut  gedeutete  weibliche  Figur  zeigt,  steht  um  einen 

der  Demeter  und  die  Darstellungen  der  Göttin  Altar  die  Inschrift  ATA  (Ailiov,   Engel)  TIvq- 

mit  Fackeln  s.  Bd.  2  Sp.  1315,  33  ff.    1359,  62.  cpögov,    Corr.  hell.  8    (1884),    11,    68    pl.  3.    68. 

1366,   2.     1367,   4  ff.    67  ff.     1377,   60.     Preller,  Wenn    Atlas     wesensgleich     mit     Prometheus 

Demeter  u.  Persephone  89  f.     Stephani,  Compte  (Gruppe,    Gr.    Myth.   382,    14.    415,  2.    419.  7. 

rendu   1859,   43  ff.      Overbeck,  Kunstmythol.   2,  Bapp  Bd.  3  Sp.  3048,  67)  ist,  könnte  man  an 

2  p.  465  ff.     Gruppe,   Gr.  Myth.    1186,    5.     M.  "Axl(avxo.)  Tivpqiopov  denken.    Vgl.  nr.  6.    Doch 

Ruhland,  Die  eleusinischen  Göttinnen  98.  Zu  bleibt  die  Deutung  sehr,  unsicher.  —  9)  Bei- 
Perspphone  nvQcfÖQog  vgl.    auch   ihre  Bezeich-  20  name    der    Erinys,    zu    erschliefsen    aus    dem 

nung   als    nvpbg    Stönoivcc.    Eur.   fr.    781,    53.  Fragmente  des  Pindar  (Oxyrynchus  Papyri  5, 

v.  Wilamowitz,  Hermes  18  (1883),  407,  1  zu  406.  65  fr.  82,  30),   nach   dem  Hekabe   träumt,    sie 

—  2)  des  Eros:  7ivpcp6pov  avxbv  oi'  xs  7ioirtxcd  habe  geboren   nvpcpopov  'Epi[vvv^  kxuxöyßtipa. 

(z.  B.    Rufin.   Anth.   Pal.   5,    88.     Nicet.   Eug.  Damit    ist    wohl    zunächst    die    von    anderen 

Dros.   et   Char.   4,    181.     Psell.   in   Anth.   Pal.  Quellen  (Bd.  1  Sp.  1879,   58  ff.)  erwähnte   glü- 

app.   ed.  Cougny   7,   36;    aber  auch  in  Prosa,  hende  Fackel,  die  Troja  in  Brand  stecken  soll, 

Alkiphr.  Epist.  1,  22  [19],  1)  oi'  xt  ztläexai  y.al  gemeint,  aber  das  angeführte  Zitat  erweist  doch 

ypayüg    (Eurtwängler    Bd.  1     Sp.  1361,    60 ff.  auch,  dafs  schon  Pindar  die  Fackel  als  Attri- 

1364,  30  ff.  1365,  21.  Gruppe  a.  a.  O.  849,  7)  but  der  Erinys  kannte,  das  demnach  älter  ist, 
8r\iiiovQyov6iv,   6xi  ■x.al  xov   nvobg  xb  (ihr  Xau-  30  als  Bd.  1  Sp.  1313,  45  ff.  vermutet  worden  ist. 

Ttgbv    ijÖLOxöv   iaxtv,   xb   ds   xuvaxixbv   ccXysivo-  [Höfer.] 

xaxov,    Flut,   ex  libro  de  amore  2   vol.  7,   132  Pyrrha  (Ilvppa)  1)  Tochter  des  Epimetkeus 

Bernardakis.    V gl.  auch  Cornut.  de  nat.  deor.  25  und    der    Pandora,    durch   jenen    Enkelin    des 

p.  140:  avccdidoxai  dh  v.u.1  Xagnäg  avxä  tivqovv  Titanen  Iapetos,    daher  Titania   genannt  Ovid. 

öOKovvxi  rag  ipv%äg,  und   denselben  Gedanken  Met.  1,  395;  vgl.3 laiti-xiovidog  yvxXecg  Find.  Ol. 

Anth.  Pal.  5,   37.    12,  80.    132,   5.     Aristaenet.  9,80,  Gemahlin  des  Promethiden  Deukalion, 

Epist.  2,  7  p.  149  Boissonade.     Vgl.  Pyroeis  3.  Mutter  des  Hellen  und  Amphiktyon  (s.  d.)r 

"Epag  IJvQLco7t7]g  (Abel,   cod.   7ttQi(a7ir]g),   Orph.  der  Pr  otogen  eia,  Pandora  II  (Hes.  fr  gm.  24 

Arg.  14.  —  3)  der  Artemis  ('?),  wenn  in  der  Rzach),  Melantho  und  Thyia  (Hes.  frgm. 
Sesselinschrift    aus     dem    Dionysostheater    in  40  25  Rzach). 

Athen:  ispiag  Xaoixcov  xul  'ÄQxiiLiöog'E-xinvp-  In  der  ganzen  griechisch-römischen  Littera- 

yidiag  nvQq,OQOv  (C.  I.  A.  3,  268)  mit   Vischer,  tur  galt  Pyrrha  für  nichts  anderes  als  die  Ge- 

Neues  Schweiz.  Mus.  3  (1863),  51  (der  irrtüm-  mahlin  des  Deukalion.    Dieser  ist  ein  König,  zu 

lieh    qpwffqpöpou    für    nvgcpoQov    liest).     Robert,  dessen  Zeit  die  nach  ihm   benannte  Flut  über 

De    Gratiis    Atticis    in    Comment.    in    honor.  Griechenland  hereinbrach  und  das  Menschenge- 


o 


Mommsen.  147.     Gruppe,  Gr.  Myth.  25,  4  (vgl.  schlecht  bis  auf  wenige  Überlebende  vernichtete, 

auch  E.  Maafs,  G.  G.  A.  1889,  815)  nvgcpÖQov  Deukalion  lebte  mit  seiner  Gattin  Pyrrha  in  der 

als  Epitheton  der  Artemis  aufzufassen  ist,  wäh-  Phthiotis,   Apollod.  1.  7,  2.    Conon,  Narr.  27. 

rend  Alb.    Müller,   Philologus   23   (1866),    491.  oder  in  Lykoreia  am  Parnass,  Marm.  Par.  = 

Furtwängler,    Athen.    Mitt.    3    (1878),    192,    4.  50  C.  1.  Gr.  2374  v.  4,  vielleicht  auch  nach  Ovid, 

A.    Mommsen,    Bursians  Jahresber.   52   (1887),  Met.  1,  318,   da  er  sich  in  der  Gegend   sofort 

347  unt.    in    Pyrphoros    die    Bezeichnung    für  auskennt.     Die  Landung  des  Paares  nach   der 

einen  Priester  sehen.     Sicher  aber  ist  das  Epi-  Flut   erfolgt  nach  fast  einstimmigem  Zeugnis 

theton  für  Artemis-Selene-Hekate  in  dem  Epi-  der  Alten  am  Parnass,  aufser  obigen  Stellen  s. 

gramm  aus  Kastabala  in  Kilikien:  El'xs  H]slr]-  Find.   Ol.  9,   66   (nach   dem   Schol.  z.  d.  Stelle 

val))v  ti't'  "Aqx£ui[v  si'x^  a]i,  öalpov,  üvQcpÖQOv  setzt  es  sich  am  Othrys,  also  in  der  Phthiotis 

[iv   xQio]doig   r]v   (xi]v?    aber   nicht    r>)v.    vgl.  fest).    An  den  Ätna  verlegt  die  Landung  Hygiu. 

Rohde,  Psyche  22,  81  zu  80,  2)  G£ß6[i£6&'  *Ey.ü-  fab.  153,  an  den  Agdos  in  Phrygien  Arnob.  5, 

xwv,   Journ.  of  hell.   stud.    11    (1891),   252,   27;  5,158.    Am  Orte  der  Landung  empfinden  Deu- 

besser  Heberdey  u.  Wilhelm,  Reisen  in  Kilikien  60  kalion  und  Pyrrha  das  Trostlose  ihrer  Einsam- 

26  nr.  58  (Denkschriften  der   Wiener  Akad.  44  keit,  sie  wünschen  sich,  als  Zeus  ihnen  auf  ihr 

[1896]).     Vgl.  'ÄQxmig  äiMpL-jtvQog  Soph.   Track.  Opfer  eine  Bitte  freistellt,  —  Menschen,  nicht 

214;    xug   TtvgcpoQovg  Agxnudog    ai'yXag,    Soph.  Kinder,  sondern  Menschen,  und  aus  den  Steinen 

O. R.  206 f.  öinvQOvg  &v£%ovgu  XaiiTtädccg'Exdxa,  (lag  =  XL&og),  die  sie  hinter  sich  werfen,  ent- 

Arist.  Ran.  1362  f.  —  4)  des  Zeus,  Soph.  Phil.  steht   ihnen   ein  Volk   laog  von  Männern   und 

1198;    vgl.  O.  R.  200.     Arist.  Av.    1746.  —  5)  Weibern.     Von    diesem  aus  der  Steinsaat  ent- 

üvQcpoQog   &sög,   Bezeichnung   der   unter    dem  standenen  Volk    Xi&ivov   yivog,    das    sie    axbQ 

Bilde  des  Feuerdämons  (Gruppe,  Gr.  Myth.  895,  svv&g  (Find.  Ol.  9,  69)  begründeten,  sind  nun 


r-> 


3353                         Pyrrha  Pyrrha                         3354 

scharf  zu  unterscheiden  und  werden  auch  deut-  einen  Erdspalt,  durch  den  die  Flut  sich  ver- 
lieh unterschieden  die  eigenen  Kinder  des  laufen  habe,  fzum  Beweise  aber,  dafs  D.  in  Athen 
Paares,  jenes  bildet  die  Untertanen,  diese  wer-  gewohnt  habe,  zeigen  sie  nicht  weit  vom 
den  die  Herrscher  und  hernach  auch  Namen-  Tempel  sein  Grab',  Paus.  1,  18,  7  f.  Strabo 
geber  des  Volkes,  des  harten,  steinernen  Ge-  a.  a  0.  Nach  dem  Etym.  M.  s.  v.  zlcodcovatog 
schlechts.  So  sagt  Apollodor  a.  a.  0.:  Söhne  des  wird  mit  Berufung  auf  Thrasybul  und  Akestodor 
D.  und  der  P.  waren  Hellen  und  Amphi-  erzählt,  Deukalion  sei  nach  der  Flut  nach  Ep  ei- 
ktvon  und  eine  Tochter  Protogeneia.  Hellen  ros  gekommen  und  habe  den  Orakelspruch  er- 
nannte nach  sich  die  Graiken  Hellenen,  und  halten,  er  solle  die  Gegend  besiedeln;  da  habe 
nach  seinen  Söhnen  und  Enkeln  wurden  deren  10  er  die  aus  der  Flut  Überlebenden  ge- 
Völker Achaier,  Ionier,  Dorier,  Aiolier  sammelt  und  das  Land  nach  Zeus  und  Dodone, 
genannt.  Aethlios,  ein  Sohn  des  Zeus  und  einer  der  Okeaniden,  Dodona  genannt.  Eben 
der  Protogeneia,  ward  König  von  Elis,  s.  Aeth-  dahin  verlegt  Aristot.  Meteorol.  1,  14  die  Flut 
lios.  An  Protogeneia  ist  nach  Pindar  a.  a.  0.  selbst.  Ganz  rationalistisch  erklärt  Justin  2,6: 
durch  den  Epeier  Opus  das  Herrschergeschlecht  zu  Amphiktyons  Zeiten  habe  eine  grofse  Flut 
der  opuntischen  Lo  kr  er  geknüpft,  deren  Herr-  den  gröfsten  Teil  der  Völker  Griechenlands 
scher  auch  Hesiod  im  Katalog  Lokros  nennt,  verschlungen.  Übriggeblieben  seien  nur  wenige, 
während  seine  Untertanen  daselbst  Leleger  die  sich  in  die  Gebirge  flüchteten  oder  die  auf 
heifsen,  die  Zeus  dem  Deukalion  aus  Steinen  Flöfsen  zu  König  Deukalion  nach  Thessalien 
geschaffen  habe,  Hes.  bei  Strab.  p.  322  =  frgm.  20  flüchteten,  und  deshalb  sage  man,  von  ihm  sei 
141  Rzach.  Eine  andere  Tochter  des  Deukalion  das  Menschengeschlecht  neu  gegründet  worden, 
und  der  Pyrrha,  Pandora,  gebiert  von  Zeus  Nach  dieser  Wendung  hätte  die  Flut  Deukalion 
den  Graikos,  Eponyni  der  Graiken,  Hesiod  und  Thessalien  überhaupt  nicht  betroffen.  Nach 
n.  Laur.  Lyd.  de  mens.  1,  13  (=  frgm.  24  Rzach),  Thessalien  verlegen  auch  Hekataios  und  Hesiod, 
eine  dritte,  Thyia,  ebenfalls  von  Zeus  den  s.  Schol.  Laur.  ad  Apoll.  Rhod.  4,  266  (Hes. 
Magnes  und  Make  don,  die  Eponyme  der  frgm.  28  Rzach)  die  Herrschaft  der  Nachkommen 
Magneten  und  Makedonier,  Hesiod  bei  Con-  des  Deukalion. 

stant.  Porphyr,  de  them.  p.  22  Par.  =  frgm.  25  Aus  alledem  ergibt  sich  für  Pyrrha  nur, 
Rzach,  eine  vierte,  Melantho  (s.  d.),  war  von  dafs  sie  in  die  Sage  verhältnismäfsig  spät  ein- 
Poseidon Mutter  des  Delphos.  Orestheus,  30  trat  und  für  nichts  anderes  galt,  als  für  die 
gleichfalls  ein  Sohn  des  Deukalion  und  der  aus  göttlichem  Geblüt  entstammte  Stammutter 
Pyrrha,  war  König  in  Aitolien,  Paus.  10,  38,  1  zahlreicher,  wo  nicht  aller  griechischer  Herren- 
und  Hekat.  im  Schol.  Thukj/d.  1,  3.  In  Akar-  geschlechter.  Demgegenüber  kann  es  sich  hier 
nanien,  Aitolien,  im  opuntischen  Lokris,  in  nicht  darum  handeln,  die  Urbedeutung  der 
Megaris,  auch  in  Boiotien  und  Leukas  erwähnt  Flutsage,  wie  sie  in  den  Untersuchungen  von 
Strabo  p.  321  f.  mit  Berufung  auf  Aristot.  Polit.  Usener,  Sintflutsagen  1899  und  andern  darge- 
und  auf  Hesiod  (fr.  141  Rzach)  als  ältere  Be-  stellt  wird,  zu  wiederholen  oder  zu  kritisieren, 
wohner  die  Leleger  und  zwar  mit  ausdrück-  wonach  der  Held  der  Flutsage,  der  Lichtgott, 
lieber  Betonung  der  Angabe  Hesiods,  dafs  diese  auch  der  Schöpfer  und  Bildner  der  Einzelwesen 
Leleger  aus  der  Steinsaat  des  Deukalion  her-  40  auf  der  Erde  (Usener  S.  246)  und  die  Sintflut- 
vorgegangen. In  all  diesen  Angaben  spiegelt  sage  nur  eine  andere  Form  der  Schöpfungs- 
sich  das  Bestreben,  die  herrschenden  Ge-  sage  ist  (Böklen,  Archiv  f.  Religionswissensch. 
schlechter  der  griechischen  Stämme  von  dem  6  [1903],  S.  101)  oder  Deukalion  und  Pyrrha 
aus  der  Flut  geretteten  Paare  göttlichen  Ur-  nur  eine  Wiederholung  und  also  eigentlich 
sprungs  abzuleiten,  die  Beherrschten  aber  als  gleichbedeutend  sind  mit  Prometheus  und  Pan- 
Nachkommen der  aus  den  "" Gebeinen  der  Mutter  dora  (Bapp,  Prometheus  S.  36 ff.).  Die  Haupt- 
Erde'  entstandenen  Xaol  darzustellen.  Dieser  frage  ist:  woher  stammt  der  Name  der  Frau 
Glaube  war  offenbar  die  herrschende  Vorstel-  des  Flutmannes?  In  keiner  anderen  Flutsage 
lung  der  Griechen.  Und  derselbe  Glaube  spricht  hat  dieselbe  einen  Namen.  Zahlreiche  Örtlich- 
sich  auch  in  den  verschiedenen  Nachrichten  50  keiten  tragen  ihren  Namen:  1)  Pyrrha  soll 
über  die  Ansiedelung  des  Paares  nach  der  Er-  der  alte  Name  der  Stadt  Melitaia  am  Othrys 
Schaffung  der  Xaol  aus  Steinen  aus.  in  Thessalien  gewesen  sein,  wo  das  Grabmal  des 


n 


Pindar,  Pyth.  9,  64ff.   sagt,   an   Stelle   der  Hellen  sich  befand,  Strab.  p.  432,  2)  Pyrrhaia 

Stadt  der  Protogeneia,  Opus,  haben  sich  Pyrrha  der  alte   Name   von  Thessalien,  Strab.  p.  443, 

und  Deukalion,  nachdem  sie  vom  Parnass  herab-  3)  Pyrrha  hiefs  ferner  ein  Städtchen  in  Ionien 

gestiegen,  zuerst  ein  Haus  gebaut  und  hier  sich  bei  Milet,  Strab.  p.  636,  4)  in  Lesbos  p.  617  f., 

ätSQ  svv&g  ein  steinern  Geschlecht  gegründet,  5)    eine   Landspitze   südlich   von  Adramyttion, 

das  sie  Xaol  nannten.    Hellanikos  im  Schol.  z.  d.  Strab.  p.  606,  auf  der  ein  Tempel  der  Aphro- 

Stelle  läfst  sie  sich  am  Othrys,  in  derPhthiotis  dite  stand,  6)  ein  Vorgebirge  im  Pagasäischen 

ansiedeln,  die  nach  einigen  ihre  frühere  Heimat  60  Meerbusen  zwischen  Pagasä  und  Pyrasos  (jetzt 

war.     Ebenderselbe   weil's   aber  auch    von   der  Kap  Ankistri)  und   7)  in  der  Nähe   davon   die 

Ansiedlung  in  Kynos,  der  Hafenstadt  von  Opus,  beiden   Klippeninseln   Pyrrha   und   Deukalion, 

und   Strabo  p.  425   sagt  ebenfalls,    Deukalion  Strab.    p.  435.      Alle    diese    Ortsbenennungen 

habe  in  Kynos  gewohnt,  und    man  zeige  da-  können  zunächst  nur  zum  Beweise  dafür  dienen, 

selbst  das   Grab   der  Pvrrha.     Die  Athener  dafs    die    Besiedler    dieser    Gegenden    diesen 


'&v 


aber  behaupten,  dafs  Deukalion  nach  der  Flut  Namen  mitbrachten  und  dafs  er  für  sie  eine 
den  ältesten  Tempel  des  Zeus  Olympios  in  hohe,  wo  nicht  heilige  Bedeutung  hatte.  Auch 
Athen  gebaut  habe,  und  zeigen  in  der  Nähe       ihr  Grabmal  in  Kynos  weist  darauf  hin,   dafs 


3355  Pyrrha  Pyrrhakos  335G 

sie   dort,    wenn    auch    kein  Kult    bezeugt  ist,  5)  Ayaurjdri,  xönog  7t£Qi  Hvqqccv  rfjg  Asaßovf 

wenigstens  in  ehrenvollem  Andenken  gehalten  cntb  'AyaiLr\8r\g  xi)g  MdxctQog  (so  Meineke '■;  cod. 

wurde.      Auf    verschiedenen    Wegen    kommen  Mccxagiccg-  Perusinus:  May.giag),  rf]g  y.ui  ürggag 

nun  verschiedene  Forscher  zu  ähnlichen  Ergeb-  htiv.ht\Giv,    Steph.    JEtyz.     s.   v.   'Aya^Sr];     vgl. 

nissen.    An  Lokris  und  Delphi  ist  die  Flutsage  Tümpel,  Philologus  48  (1889),  123,  51. 
in  erster  Linie  geknüpft,  in  Delphi  wurde  ein  6)  Jüngere  (Apollod.  2,  4,  11,  6)  Tochter  des 

wegen    des  Kataklysmos   dargebrachtes    Opfer  thebanischen  Kreon,   Schwester   der  Herakles- 

aiylri  fGlanz'  genannt,  worin  sich  nach  Usener  gemahlin    Megara    und    Gattin    des    Iphikles 

a.  a.  0.    die    Begrüfsung    des    nach    der    Flut  (Moschos),    Idyll.   4    (Msydga),    52,   von  Pape- 
wiederkehrenden    Lichts     ausdrücken    würde,  10  Benseier  s.  v.  JJvQQa  3  irrtümlich  von  der  oben 

während    Gruppe,    Griech.  Mythol.    S.  94  f.    in  unter  3  erwähnten   unterschieden,   mit  der  sie 

Pyrrha  die  mythische  Stifterin  einer  Pyrrhiche  doch  identisch  ist. 

sieht,  eines  Fackeltanzes,  der  aufgeführt  wurde,  7)  Vielleicht  Beiname  der  Opis-Artemis  s. 
wenn  man  bei  einer  wahrscheinlich  aus  Kreta  Bd.  3  Sp.  930  (vgl.  3180,  42  ff.).  Auch  die 
nach  Lokris  gebrachten  Sühnzeremonie  an  einer  Mondgöttin  scheint  den  gleichen  Beinamen 
Erdschlucht,  einem  vermeintlichen  Eingang  in  geführt  zu  haben;  vgl.  Paris  Zauberpapyr.  958 
die  Erdtiefe,  durch  welchen  sich  das  Wasser  (Denkschr.  d.  Wien.  Äkad.  42  [1893],  51:  orccv 
der  grofsen  Flut  samt  den  dabei  Umgekom-  si'dng  (läng)  rfjv  &iäv  tivqquv  ysivoaivnv. 
menen  verlaufen  haben  sollte,  ein  Opfer  dar-  [Höfer.] 
brachte  und  dabei  Wasser  in  die  Tiefe  gofs.  20  Pyrrhaia  (JIvQQaLa),  Beiname  der  ThetisT 
Gruppe  vermutet  nun,  wenn  ich  ihn  recht  ver-  Hesych.;  Tümpel,  Bemerkungen  zu  einigen 
stehe,  dafs  man  in  der  Ausgestaltung  der  Flut-  Fragen  der  griech.  Religionsgesch.  (Progr.  Neu- 
sage die  Stifterin  dieses  Opfers  und  Tanzes  dem  Stettin  1887)  S.  11.  Gruppe,  Gr.  Myth.  94,  15. 
Deukalion  zur  Frau  gab,  indem  man  auf  eine  [Höfer.] 
sagenhafte  Frau,  die  Gemahlin  des  Flutmannes,  Pyrrhakos  (IIvQQUY.og),  ijQcog  v.ccz  EqvoI- 
die  erste  Ausführung  jenes  Opfers  zurückführte,  %&ovcc  ysyovwg,  Hesych.  Schon  L.  Preller,  De- 
dafs  aber  in  der  Tat  diese  Frau  ursprünglich  meter  u.  Persephone  332,  8  hat  richtig  vermutet, 
nichts  anderes  gewesen  sei,  als  die  fackel-  dafs  unter  Erysichthon  hier  der  attische  Heros 
tragende  Göttin,  Demeter,  selbst.  Diese  sei  in  (s.  Bd.  1  Sp.  1383  f.)  gemeint  sei,  wenn  er  gleich 
diesem  delphischen  Kult  wahrscheinlich  mit  30  durch  die  Notiz  des  Hesych.  ein  nur  äufser- 
Kore  gepaart  gewesen,  denn  die  Tochter  der  liches  Zeitverhältnis  zwischen  Pyrrhakos  und 
Demeter-Pyrrha,  Protogeneia,  trage  einen  Kult-  Erysichthon  ausgedrückt  sah.  Auf  einer  In- 
namen  der  Persephone  (ngcaröyorog).  Nur  schrift  aus  Delphoi  (Hermes  28  [1893],  620  f.; 
schüchtern  wage  ich  die  Vermutung  auszu-  jetzt  auch  Dittenberger,  Sylloge  22,  611  =  Corr. 
sprechen,  ob  nicht  auch  das  dem  Vorgebirge  hell.  30  [1906],  201  nr.  13  b  =  Colin,  Le  culte 
Pyrrha  in  Thessalien  benachbarte  TIvQaaog,  et  Apoll on  Pythien  ä  Athenes  48  nr.  13  b)  wer- 
Strab.  p.  435,  mit  Pyrrha  zusammenhängt;  dort  den  unter  den  athenischen  Pythaisten  auch 
war  wenigstens  in  der  Nähe  ein  Heiligtum  der  Angehörige  des  Geschlechtes  der  IIvQQccy.idca 
Demeter,  Strab.  a.  a.  O.  Ist  in  Pyrrha  Ursprung-  erwähnt.  Nikitsky,  Hermes  a.a.O.  627  (vgl. 
lieh  Demeter  zu  erkennen,  so  erklärt  sich  auch  40  Dittenberger  a.  a.  0.  p.  391  Anm.  7)  führt  mit 
ihre  anderwärts  (von  Bapp  a.  a.  0.)  angenom-  Recht  dieses  Pyrrhakidengeschlecht  auf  den 
mene  Gleichsetzung  mit  Pandora,  die  sich  auch  oben  erwähnten  Pyrrhakos  als  mythischen  Ahn- 
durch  den  Titel  eines  Stücks  des  Epicharm  herren  zurück,  der  mit  Erysichthon  wohl  nicht 
TIvqqcc  neu  IlQoiiri&evg  (Athen.  3,  p.  86  a  und  nur  als  Zeitgenosse,  sondern  auch  in  Bezieh- 
Pollux  10,  82)  und  die  Paarung  des  Prometheus  ung  zu  dem  Apollokultus  verbunden  sei.  Bei 
und  der  Pyrrha  als  Eltern  des  Hellen  bei  Plwtius  -findet  sich  die  Glosse  'PaxLdca-  öfjiiog 
Hesiod  in  Schol.  Laur.  ad  Apoll.  Rhod.  3,1086  'Ayf.a[iavxi8og  (vgl.  Toepffer,  Att.  Geneal.  316). 
=  frg.  21  Bzach  nahelegt,  wo  dsvxallcovog  st.  Nikitsky  vermutet  entweder,  dafs  man  bei  Phot. 
IlQO[i7j&£cüg  nur  eine  Korrektur  der  Überliefe-  für  'Paxidai:  [nvg)Qax.i§ixL  zu  korrigieren  habe, 
rung  ist.  Nicht  zu  vergessen  ist,  dafs  die  Sage  50  wie  es  ja  wiederholt  vorkomme,  dafs  ein  Demos 
durch  die  Verknüpfung  dieser  Pyrrha  =  De-  und  ein  Geschlecht  denselben  Namen  führe, 
meter-Pandora-Gaia  mit  Deukalion  diese  ur-  wobei  es  aufserdem  noch  möglich  sei,  dafs  die 
sprüngliche  Bedeutung  völlig  verdunkelt  hat.  Erklärung  des  Photius  dfßLog  statt  ysvog  auf 
und  wenn  diese  wirklich  richtig  erkannt  ist,  einem  Mifsverständnis  beruhe,  oder  er  nimmt 
so  ist  es  eine  eigentümliche  Ironie,  dafs  so  die  an,  dafs,  wenn  die  Überlieferung 'Pa-aiäca  richtig 
stolzen  Nachkommen  des  geretteten  Menschen-  ist,  die  Pay.L§ca  sich  zu  den  UvQ-Qax.Ldca  ähn- 
paares,  die  den  o%log  aus  den  von  diesem  ge-  lieh  verhalten  wie  die  BovrdSca  zu  den  'Ezso- 
worfenen  Steinen  erstehen  liefsen,  selbst  auch  ßovtädcci  (vgl.  Toepffer,  Att.  Gen.  117).  Unter 
zu  einfachen  Söhnen  der  fErde'  werden.  den  Pythaisten  erscheinen  die  TIvQQay.iSai.  auf 

2)  Name  des  Achilleus,  solang  er  als  Mäd-  60  weiteren  Inschriften  auf  Delphoi,  Corr.  liell.  30 
chen  verkleidet  unter  den  Töchtern  des  Lyko-  (1906),  194  nr.  2  Z.  11  =  Colin  a.  a.  0.  41  nr.  2. 
medes  weilte,  Hygin.  f.  97,  Ptol.  Hephaest.  Corr.  hell.  a.  a.  0.  196  nr.  6  Z.  7  =  Colin  a.  a.  0. 
nov.  hist.  1,  p.  183  Westermann,  oder  auch  der  41  nr.  6.  Besonders  wichtig  ist  die  Inschrift 
Mutter  des  Neoptolemos,  Anth.  9.  485.  Corr.  hell.  a.  a.  0.  196  nr.  23  a  =  Colin  a.  a.  0. 

3)  Tochter  des  Kreon  von  Theben, 7Ja?/s.  9,10,3.  43  nr.  23  a,  weil  unmittelbar  auf  die  UvQQaY.i8ac 

4)  Mutter  der  Helena,  Hyg.  fab.  155,  n.  d.  die  'Egvotxityoviöat  folgen,  wodurch  der  durch 
St.  identisch  mit  Pyrrha  1,  eine  sonst  nirgends  Hesych.  angedeutete  und  von  Nikitzky  er- 
sieh findende  Angabe.     [Weizsäcker.]  schlossene  Zusammenhang  zwischen  Pyrrhakos 


3357                     Pyrrhakos  Pyrrhichos                     3358 

und    Erysichthon    bestätigt    wird;    vgl.    Colin  Ausdruck  gebrachte  Sitte,  nach  Athen  heiliges 

a.a.O.  02  =  Corr.  hell.  a.a.O.  215:  ec'est  sans  Feuer  aus  Delphi  sich   bringen  zu  lassen,   zu- 

doute  que  des  legendes  aujourd'hui  perdues  rap-  rückgehen.  Nach.  Plut.  Arisüd.  20  (vgl.  Preuner, 

prochaient  les  deux  heros,  et  que  le  souvenir  de  Hestia-Vesta  474)  hatten  die  Griechen  auf  Ge- 

l'un    appelait    naturellement   celui    de    Vautre*.  heifs  des  delphischen  Orakels  nach  der  Schlacht 

Die  Existenz   des  Geschlechtes   der  'EQvat%&o-  bei  Plataiai  allüberall  ihr  Feuer,  das  durch  die 

viöat  beweist,   dafs   die  Notiz  bei  Apollod.  3,  Barbaren    befleckt    war,    gelöscht    und    reines 

14,   2,    1,    Erysichthon    sei    äxtxvog    gestorben,  Feuer  ward  vom  Altar  des  delphischen  Apollo 

nicht  wörtlich   zu   verstehen  ist,    sondern  nur  geholt.    Doch  reicht  wohl  diese,  in  dem  letzten 

besagen  will,  dafs  die  Nachkommen  desErysich-  10  Falle  durch  aufserordentlichen  Anlafs  gebotene 

thon  ebenso  wenig  wie  er  selbst  (Paus.  1,  2,  6)  Sitte  in   frühere   Zeit   zurück  und  knüpft  für 

zur  Regierung  gelangt  sind;  vgl.  Preller  a.  a.  0.  Athen  wahrscheinlich  an  den  Namen  des  Pyrrha- 

331,    7.      Wie    Erysichthon  ./Bd.  1    Sp.  1383  f.  kos   an.     Möglicherweise    hat   auch  Pyrrhakos 

Sp.  2820,  23  ff.     Milchhöfer,  Über  d.  att.  Apollon  im   Apollokultus   dieselbe   Rolle  gespielt,    wie 

11.    Toepff'er,  Hermes  23  [1888],  328  ff.)  in  enger  Pyrkon  (s.  d.)  im  Kultus  des  Poseidon.    [Höfer.] 

Beziehung  zum  Apollonkultus  in  Delos-Prasiai-  Pyrrhasos  (IIvQQaaog)  s.  Pyrasos  2.    [Höfer.] 

Athen  steht,   so   ergiebt   sich   eine   ebensolche  Pyrrhichos   (nvQQL%og),    einer   der  Kureten 

enge  Beziehung  zwischen  Pyrrhakos   und  dem  (oi    de    elvcci    &söv    üvqql^ov   xätv    xaXovuevav 

Apollonkultus    aus    der   Notiz   des   Hesych.   in  Kovqijxcov,  Paus.  3,  25,  2),   Erfinder  des   nach 

Verbindung   mit   der  Tatsache,    dafs    IIvqqu-  20  ihm  TivQQixr]  benannten  Waffentanzes,  JEphoros 

Kidai   und  'EQveii&ovLSui    als   Pythaisten    ge-  bei  Strabo  10,  4,  16  p.  480,  wo  mit  Casaubonus 

nannt  werden.     Welcher  Art  die  Beziehungen  (vgl.    Hoeck,    Kreta    1,    213    Anm.  h.     Lobeck, 

des   Pyrrhakos   zu   dem   Apollokultus  gewesen  Aglaoph.    1138  Anm.  h.     Beimann,   Philologus 

sind,  über  die  wir  bei  Erysichthon  unterrichtet  54  [1895],  662.  697.    Ed.  Meyer,  Forschungen 

sind,  liefse  sich  vielleicht  ermitteln,  wenn  die  z.  alt.  Gesch.  1,  216,  3)  zu  lesen  ist:  xo£,ixf]  v.ul 

Etymologie   des  Namens  nvQQuxog  feststünde.  ivo-jiXicp   öp^Tjcei,   r\v  'AuxuSet^ui  KovQfjxu   7Tqü)- 

Auffallend  ist,  dafs  der  Personenname  IIvqqu-  xov,  vaxeQOv  de  v.al  ^üvqqijov  xbvy  avvxaguvxu 

kos,    wie   es   scheint,    sich   nur   auf  Delos  und  xi)v   xXri&elauv   cnt    ccvxov   7tvQQL%r}v,   vgl.  Bio- 

anderen   Kykladen   findet:   Delos  (Corr.  hell.  8  medes  in  Gramm.  Lat.  ed.  Keil  1,  478,  26  (und 

[1884],  285  Z.  45),  Mykonos  (Hermes  8  [1874],  30  dazu  Lobeck  a.  a.  O.  1177).    Eust.  ad  Hom.  B. 

193  Z.  26.    Bittenberger,  Sylloge  22,  817  Z.  26),  771,  49ff.    Schol.  Strabo  10,  3,  8  p.  467.    Etym. 

Tenos  (C.  I.  G.  2,  2334  Z.  32.    23o8  Z.  77  p.  270.  M.   699,    1.      Als  Kuret  heifst  Pyrrhichos   ein 

C.  I.  A.   2,   983    col.  3    Z.  131    p.  425),    Paros  Kreter,  Hesych,  s.  v.  tivqql%L&iv.    Pollux  4,  99. 

(C.  I.  G.  2,  2391.     1.  Ins.  Mar.  Aeg.  5,  176,  3  Schol.  Pind.  Pyth.  2,  127.     Nonn.  Bionys.  14, 

p.  53),  vielleicht  auch  Keos  (IIvQQuXi[di]g  nach  34.    13,  37.  40.    28,  293    (vgl.   Immisch  Bd.  2 

Halbherr,    Athen.   Mitt.    9    [1884],    319    col.  4  Sp.  1600,  29 ff.).  Solin  11,  4  p.72, 11  f.  Mommsen. 

Z.  86,  wo   Nikitzky  a.  a.  O.   nvQQuy.idvg  lesen  Isigonos  Nicaeensis  in  dem  von  Pohde,  Acta 

möchte).      Vgl.   auch  Antigon,   Hist.   mir.   171  soc.  phil.  Lips.    1    (1872),   42  nr.  64  herausge- 

(Paradoxogr.   Westerm,   p.  97) :    <Pccvla$  de  ri]v  gebenen    Paradoxograph,    Vatican.    =    Beritm 

rüv   üvQtxKcov   (UvqqÜy.&v'!   IIvQQaiav,   Meurs.  40  natur .  scriptores  ed.  Keller  1,  115  nr.  64,  speziell 

Vgl.  auch  B.  Koldewey,  Bie  antiken  Bauiverke  ein  Kydoniat,  Ephoros  (vgl.  Beimann  a.  a.  0.) 

der  Insel  Lesbos  32.   EvQÜxav,  Bentl.)   lluvr\v,  bei  Nikol.  Bamasc.  (F.  H.  G.  3,  459,   fr.  115) 

oxav   ava^wQca'&f]   y.äe6&cu    (Uyei),     Wenn   die  bei    Stob.   Flor.    44,    41    (vol.  2,    189   Meineke 

Lesart    TlvQaY.(£>v    =     nvQQccxcov     richtig    ist,  =    Paradoxogr.    Westermann   p.    171    fr.    14). 

scheint  es   auch   ein   Ethnikon    IIvqq<xxos    ge-  Mant.  Proverb.  2,  75  in  Paroemiogr.  ed.  Leutsch 

geben  zu  haben.     Auf  jeden  Fall  hängt  IIvq-  2,  769,  8  ff.    Marius  Plot.  de  metris  in  Gramm, 

Qaxog    mit    kvq    r Feuer'    zusammen,    und    da,  Lat.  Keil  6,  497, 19.   Vgl.  Hoeck  a.  a.  0.  1,  211  ff. 

wie  oben  erwähnt,  Pyrrhakos  und  die  Pyrrha-  C.  Sittl,  Bie  Gebärden  der  Griech.  und  Römer 

kiden  in  Beziehungen  zu  Apollo  stehen,  ist  es  236  ff.     Bownes,    The   class.   review   18   (1904), 

vielleicht  möglich,   dafs   der  Namen  nvQQanog  50  101  ff. 

hinweist  auf  die  in  obiger  Inschrift  (Sp.  3356)  Nach  Aristoxenos  bei  Athen,  14,  630  e  (vgl. 
erwähnte  nvQcpÖQog,  die  Frau,  die  mit  den  athe-  Eust,  ad  Hom.  B.  957,  46)  war  Pyrrhichos, 
nischen  Pythiasten  zu  bestimmten  Festzeiten  der  Erfinder  der  Pyrrhiche,  ein  Lakonier,  wie 
von  Delphi  das  heilige  Feuer  und  den  heiligen  denn  der  Name  Pyrrhichos  überhaupt  häufig 
Dreifufs  holte  (Uaßev  xbv  leQov  xqL-xoScc  £%  Ae"k-  in  Lakonien  begegne.  Damit  ist  die  Notiz 
cpcöv  nccl  c£Ttev.6iu6ev,  xal  xr\v  TivQcpoQov  ijyayev,  bei  Pausanias  (3,  25,  2)  zu  verbinden,  dafs  die 
Bittenberger,  Sylloge  22,  665,  3;  vgl.  718,  2  und  Bergstadt  Pyrrhichos  auf  der  Taygetoshalb- 
Anm.  1  zu  nr.  611  p.  390.  E.  Curtius,  Wochen-  insel  ihren  Namen  habe  von  Pyrrhos,  dem 
schrift  f.  klass.  Phil.  1895,  639  f.  =  Archäol.  Sohne  des  Achilleus,  oder  von  dem  Kureten 
Anzeig.  10  [1895],  109  f.).  Da,  wie  wir  oben  60  Pyrrhichos,  während  nach  der  Überlieferung 
gesehen  haben,  Pyrrhakos  eng  mit  Erysichthon  von  Malea  Pyrrhichos  ein  Silen  aus  Malea  ge- 
verbunden erscheint,  letzterer  aber  nach  atti-  wesen  sei,  der  nach  der  nach  ihm  benannten 
scher  Überlieferung  die  gottesdienstliche  Ver-  Stadt  Pyrrhichos  gekommen  sei  und  den  Ein- 
bindung zwischen  Athen  und  Delos  in  Bezug  wohnern  einen  Brunnen  habe  entstehen  lassen, 
auf  den  Apollokultus  geschaffen  hat,  so  könnte  vgl.  v.  Wilamowitz ,  Hermes  33  (1898),  515. 
Pyrrhakos  dieselbe  Rolle  zwischen  Athen  und  Gruppe,  Gr.  Myth.  1385,  2.  B.  Weil,  Athen. 
Delphi  gespielt  haben;  auf  ihn  könnte  die  in  Mitt.  1,  (1876),  158.  Auch  Pindar  bei  Paus. 
dem    ersten    Bestandteil    seines    Namens    zum  a.  a.  O.  (fr.  156  Bergk*,  wo  v.  Wilamowitz  a.  a.  0. 


3359                     Pyrrhichos  Pyrrhos                       3360 

516  für  ov  Malsäyovog  aftgsifs  lesen  will  Mcc-  Archiv  f.  Beligionsiciss.  8  (1905),  488  Wider- 
Xiag  OQog  s&Qttys,  wohl  kaum  mit  Recht,  s.  sprach  P.  Friedländer,  Argolica  (Diss.  Berlin 
Gruppe  a.  a.  0.  Hitzig- Bluemner  zu  Paus.  a.a.O.  1905)  p.  91  ff.  mit  der  wohl  richtigen  (vgl.  auch 
p.  8615)  liefs  den  Silen  in  Malea  aufgewachsen  Gruppe,  Gr.  Myth.  705  Anm.  6  zu  704)  Be- 
sein,  ohne  ihn  freilich  Pyrrhichos  zu  nennen.  merkung,  dafs  Orestes  ursprünglich  mit  der 
Da  nach  Pollux  4,  104  in  Malea  Tänze  von  Ermordung  des  Pyrrhos,  die  nach  älterer  Sage 
Silenen  und  Satyrn  aufgeführt  wurden,  Pyr-  dem  Machaireus  (s.  d.)  oder  den  Delphiern 
rhichos  aber,  der  Erfinder  des  Tanzes  rtVQQixrj,  (Bd.  3  Sp.  172)  zugeschrieben  wird,  nichts  zu 
nach  lakonischer  Überlieferung  (s.  oben)  selbst  thun  hat,  und  dafs  die  ganze  Sage  von  der  Er- 
Lakonier  war,  so  scheint  der  lakonische  Silen  10  mordung  des  Pyrrhos  aus  der  Tradition  von 
Pyrrhichos  aus  einer  Verschmelzung  dieser  seinem  Grabe  in  Delphoi  (s.  Pyrrhos  nr.  1) 
beiden  Überlieferungen  erklärt  werden  zu  herzuleiten  ist,  also  eine  aitiologische  Legende 
können.  Ursprünglich  ist  wohl  auch  der  Silen  ist.  Übrigens  hat  nach  Pomtotc,  Berl.  Piniol. 
Pyrrhichos  nicht  identisch  mit  dem  Eponymen  Wochenschrift  1906,  1180  das  sogenannte  falte 
(vgl.  Wide,  Lakon.  Kulte  357)  der  Stadt  Pyr-  Temenos  des  Neoptolemos'  (Fouilles  de  Delphes 
rhichos,  sondern  erst  nachträglich  infolge  der  pl.  6)  überhaupt  nie  existiert.  Über  des  Pyr- 
Homonymie  an  die  Stelle  des  letzteren  getreten ;  rhos  hilfreiches  Eingreifen  zusammen  mit  den 
vgl.  Gruppe  a.  a.  0. 1392,  1.  Wenn  der  Eponym  f  Sturm-  und  Reifriesen  und  Schneedämonen' 
von  Pyrrhichos  ein  Kuret  heifst,  so  weist  dies  Hyperochos  und  Amadokos  bei  der  Invasion 
auf  Beziehungen  zu  Kreta  hin,  wo  sich  gleich-  20  der  Galater  vgl.  L.  Weniger,  Arch.  f.  Beligions- 
falls  ein  Vorgebirge  Malea  findet,  Bhianos  bei  wiss.  10  (1907),  235  f.  242.  [Höfer.] 
Steph.  Byz.Ai&ijoiog.  Gruppe  a.  a.  O.  156,  3.  An  Pyrrhos,  IIvQQog.  1)  In  der  Heldensage  der 
Stelle  von  Pyrrhichos  wird  als  Erfinder  der  Pyr-  Sohn  des  Achilleus  und  der  Deidameia,  Tochter 
rhiche  auch  Pyrrhos  (s.d.),  der  Sohn  des  Achilleus,  des  Lykomedes,  Königs  von  Skyros,  gewöhn- 
genannt, Luc.  de  salt.  9.  Plin.  n.  h.  7,  56,  204.  lieh  Neoptolemos  genannt.  Seinen  Namen 
Proklus  Chrestom.  bei  Phot.  Bibl.  p.  320  b.  36  soll  er  von  der  rötlichen  Farbe  seiner  Haare 
(=  Hephaestion  ed.  Gaisford  213,7).  Choerobosc.  erhalten  haben,  Serv.  z.  Verg.  Aen.  2,469  oder 
in  Anecd.  Graec.  ed.  Schoell-Studemund  1,  58,  Slcc  tö  igvO-gonoÖGontov  slvat  Suid.  vgl.  Etym. 
4  (=  Hephaestion  ed.  Consbruck  213,  7).  Bio-  M.  p.  475,  21.  Über  seine  Schicksale  als  Gegen- 
nysius  de  pedibus  bei  Schoell-Studemund  1,  161.  30  stand  der  Heldendichtung  genüge  der  Hinweis 
Anecd.  Chisian.  ebend.  1,  207.  Anonym.  Ambros.  auf  den  Artikel  Neoptolemos.  Dort  ist  zu 
ebend.  1,  227.  Etym.  M.  699,  1.  Marius  Plot.  Spalte  170  aus  Paus.  3,  25, 1.  26,  7  noch  nach- 
a.  a.  0.  6,  497,  21.  Diomedes  a.  a.  0.  1,  475,  zutragen,  dafs  er,  hier  Pyrrhos  genannt,  zum 
15.  Excerpta  Iuliani  ex  Comment.  in  Donat.  Zweck  der  Heimführung  der  Hermione  von 
bei  Keil  5,  322,  14.  Schol.  Hephaest.  bei  Cons-  Skyros  kommend  in  den  lakonischen  Flufs 
brück  a.  a.  0.  299,  1;  vgl.  Eur.  Andr.  1135.  Skyras  eingelaufen  sei,  der  hiervon  seinen 
Wichtig  ist  besonders  die  Bemerkung  von  Namen  erhalten  habe.  Aus  Od.  4,  init.  dagegen 
Plin.  a.a.O.,  dafs  Pyrrhos  die  Pyrrhiche  in  geht  nicht  hervor,  dafs  Pyrrhos  die  Braut  selbst 
Kreta  erfunden  habe,  da  dadurch  die  Ver-  heimgeholt  habe.  Sein  Kultus  als  Heros  in 
mutung  nahegelegt  wird,  dafs  IIvQQog  Ursprung-  40  Delphi  läfst  aber  erkennen,  dafs  er  nicht  ledig- 
lich identisch  mit  TIvQQixog  ist,  das  weiter  lieh  eine  Gestalt  der  Heldendichtung  ist.  Der 
nichts  ist  als  das  Deminutivum  zu  IIvQQog  Grund  seiner  Verehrung  in  Delphi  wird  ver- 
(Schol.  Theokr.  4,  20.  Usener,  Sintflutsagen  75),  schieden  angegeben.  Nach  Paus.  1,  4,  4  hätte 
und  dafs  dieser  Pyrrhos,  der  ursprünglich  ein  er  göttliche  Verehrung  erst  genossen,  seit  er 
selbständiger  Gott  war,  erst  nachträglich  mit  beim  Einfall  der  Gallier  den  Griechen  im  Ver- 
den! gleichnamigen  Sohne  des  Achilleus  iden-  ein  mit  den  hyperboreischen  Heroen  Hyperochos 
tifiziert  worden  ist,  teils  wegen  des  Anklangs  und  Amadokos  Hilfe  gebracht  habe,  während 
seines  Namens  an  Pyrrhichos  teils  weil  es  zu  die  Delphier  vorher  sein  Grabmal  als  das  eines 
dem  kriegerischen  feurigen  Charakter  des  Feindes  mifsachtet  haben.  Das  kann  so  nicht 
Achilleussohnes  trefflich  pafste,  als  Erfinder  50  richtig  sein,  wenn  auch  ein  Kern  von  Wahrheit 
der  TtvQQi%ri  bezeichnet  zu  werden.  Pyrrhos  darin  stecken  mag.  Denn  Heroenverehrung 
ist  nach  Usener,  Archiv  f.  Beligionswissensch.  hat  er  nachweislich  schon  vorher  genossen, 
7  (1904),  329  ff.  (vgl.  Bh.  Mus.  53  [1898],  366.  Find.  Nem.  7,  62  (nebst  Schol),  wo  es  heifst, 
60  [1905],  7)  in  Delphoi  der  alte  Doppelgänger  der  Held  sei  in  friedlicher  Absicht,  um  Apollo 
des  Apollon,  wie  Orestes  der  des  Dionysos.  das  Beste  der  Troerbeute  darzubringen,  nach 
Die  Tötung  des  Pyrrhos  durch  Orestes  ist  eine  Delphi  gekommen,  und  sei  dort  im  Streit  um 
Parallele  zu  den  Mythen  von  der  Vertreibung  Opferfleisch  erschlagen  worden,  sei  aber  dann 
des  Sommers  durch  den  Winter:  Apollo  weicht  hernach  als  untrüglicher  Vorsteher  der  Kampf- 
während der  drei  Wintermonate  dem  Dionysos  spiele  verehrt  worden.  Immerhin  aber  über- 
(Plut.  de  El  apud  Delph  9  Bd.  1  Sp.  1033).  60  wiegt  in  der  Überlieferung  die  Vorstellung  von 
Dagegen  tritt  nach  Badermacher,  Das  Jenseits  der  feindlichen  Absicht  seiner  Ankunft  in 
im  Mythos  der  Hellenen  51  ff.  Pyrrhos  an  die  Delphi.  Aber  in  diesem  Falle  ist  seine  Ver- 
stelle des  Dionysos,  Orestes  an  die  Stelle  des  ehrung  als  Heros  eigentlich  unerklärlich,  und 
Apollon.  Gegen  diese  Gleichsetzung  des  Pyrrhos  mufs  daher  einen  tieferen  Grund  haben,  als 
mit  Apollon  bez.  Dionysos  und  besonders  gegen  die  Heldensage  erkennen  läfst.  Die  Ortssage 
die  Annahme  einer  alten  Überlieferung  von  berichtet,  dafs  er  nach  seinem  gewaltsamen 
dem  Streite  des  Orestes  und  Pyrrhos  in  Delphi  Tod  zuerst  Bunter  der  Schwelle  des  Apollo- 
erhebt   unter    Zustimmung    von    A.    Dieterich,  tempels  selbst,  später  noch  innerhalb  des  hei- 


3361                        Pyrrhos  Pyrrhos                         3362 

ligen  Tenipelbezirks  sein  Grab  gefunden  habe,  14,  631 A.  Die  Sache  scheint  jedoch  so  zu 
Paus.  10,  24,  6;  Asklepiades  Tragi!,  im  Schol.  liegen,  dafs  die  Pyrrhichier  ihren  Brunnen  auf 
zu  Pind.  Nem.  7,  G2.  Nun  ist  es  mit  der  For-  Silenos,  der  auch  sonst  ein  Quelldämon  ist, 
derung  der  Reinheit  von  Tempelräumen  und  zurückführten  und  diesen  dann  ihrem  Epony- 
heiligen  Bezirken  unvereinbar,  dafs  darin  Gräber  inen  Pyrrhos-Pyrrhichos  gleichsetzten.  In  die- 
sind.  Wo  sich  dennoch  solche  finden,  müssen  sem  haben  wir  jedenfalls  einen  in  dieser  Stadt 
die  darin  ruhenden  Heroen  im  engsten  Zu-  verehrten  Gott  zu  erkennen,  der  erst  dann,  als 
sammenhang  mit  dem  Gott  oder  wenigstens  von  der  Heldensage  Pyrrhos-Neoptolemos  nach 
mit  dessen  Kultus  stehen,  und  in  der  Regel  Lakonien  geführt  wurde,  um  Hermione  heim- 
bergen sich  unter  solchen  Heroen  ältere  ort-  10  zuholen  (Paus.  3,  25,  1.  26,  7,  Hyg.  fab.  123), 
liehe  Bezeichnungen  der  Gottheit,  Usener,  Sint-  mit  diesem  in  eine  Person  zusammengezogen 
flutsagen  S.  68.  Den  von  Usener  zum  Beleg  wurde,  während  er  in  der  Tat  schon  vorher 
beigebrachten  Beispielen  reiht  sich  Pyrrhos  als  Stadtgründer,  Lichtgott  und  Erfinder  des 
ungezwungen  ein.  Nun  gilt  Pyrrhos,  nach  an-  Fackeltanzes  Verehrung  daselbst  genofs.  Der 
dem  Pyrrhichos  (s.  d.),  eine  Deminutivbildung  lakonische  Pyrrhos-Pyrrhichos  stammt  offen- 
von  P.,  als  Erfinder  der  Pyrrhiche,  Etym.  M.  bar  aus  Kreta.  Dort  war  die  Pyrrhiche  aufs 
p.  699,  1,  Lukian,  de  Salt.  9,  Hesych.  s.  v.,  engste  verbunden  mit  dem  Mythos  von  der  Ge- 
7tvQQi%iZsiv.  Aristoxenos  bei  Athen.  14,  630.  Die  burt  des  Zeus,  und  der  dortige  Waffentanz  der 
Pyrrhiche  ist  ein  Waffen-  und  Fackeltanz,  bei  Kureten  ist  nichts  anderes  als  ein  Kultgebrauch, 
dem  eine  Beziehung  auf  die  Verehrung  des  20  bei  dem  auserlesene  Jünglinge  zur  Begrüfsung 
feurigen  Lichts  schon  durch  den  Namen  nahe-  des  neuaufgehenden  Jahreslichts  einen  Waffen- 
gelegt ist.  Darnach  wäre  anzunehmen,  dafs  tanz  aufführten,  Usener,  Sintflutsagen  75;  denn 
Pyrrhos  vor  Aufkommen  des  persönlichen  Licht-  schon  die  Namen  der  Orte,  wohin  dieser  Waffen- 
gottes Apollon  eine  Gottheit  des  Lichts  war,  tanz  mythisch  verlegt  wird,  Lyktos  und 
die  auch  in  Delphi  als  solche  Verehrung  genofs,  Dikte,  weisen  auf  einen  Zusammenhang  mit 
und  deren  Kultus  hernach  hinter  dem  des  der  Verehrung  des  Lichtes  hin,  ebenso  auch 
Apollon  zurücktreten  mufste,  aber  doch  nicht  ähnliche  Gebräuche  beim  Aufgang  des  Seirios 
völlig  verdrängt  werden  konnte.  Vielleicht  ist  und  bei  Mondfinsternissen,  s.  Preller- Robert, 
die  spätere  Ausgestaltung  der  Sage  von  der  Gr.  Myth.  l\  134,  A.  4.  Auch  bei  den  Indern 
gegenseitigen  Feindschaft  des  Pyrrhos  und  30  wurde  nach  Luk.  de  salt.  17  die  aufgehende 
Apollon  nichts  anderes,  als  ein  dunkler  Nach-  Sonne  täglich  mit  einem  Tanze  begrüfst.  Auf 
klang  von  der  Zurückdrängung  des  Pyrrhos-  kretische  Einwirkung  wird  man  auch  in  Delphi 
kults  hinter  den  Apollonkult,  und  auch  die  geführt  durch  die  Nachricht  des  Pausanias 
Behauptung  des  Pausanias  1,  4,  4,  dafs  Pyrrhos  10,  24,  6,  dafs  in  nächster  Nähe  des  Grabmals 
erst  seit  seiner  Hilfe  beim  Galliereinfall  gött-  des  Neoptolemos  ein  kleiner  Stein  gezeigt 
liehe  Ehre  genossen  habe,  kann  sehr  wohl  so-  wurde,  der  täglich  mit  Öl  begossen  und  an 
weit  richtig  sein,  dafs  die  Verehrung  des  Pyrrhos  jedem  Fest  mit  Wolle  belegt  wurde,  und  der 
eine  Zeitlang  in  Abgang  gekommen  war,  und  für  den  Stein  galt,  den  Rhea  dem  Kronos  statt 
nun  erst  neue  Belebung  erfuhr.  Vgl.  Sp.  3376.  des  Zeusknäbleins  zum  Verschlingen  gab. 
Pyrrhos  galt  ferner  in  Lakonien  als  Grün-  40  Dies  weist  doch  deutlich  genug  auf  den  inni- 
cler  der  Stadt  Pyrrhichos,  Paus.  3,  25,  2,  und  gen  Zusammenhang  mit  dem  Mythos  von  der 
mufs  als  solcher  dort  auch  einen  entsprechen-  Geburt  des  Zeus  und  der  damit  unzertrennlich 
den  Kult  genossen  haben,  s.  S.  Wide,  Lakou.  verbundenen  Pyrrhiche  und  damit  auch  auf 
Kulte  S.  72.  357.  Was  Pausanias  hier  be-  die  ursprüngliche  Bedeutung  des  Pyrrhos  als 
richtet,  ist  von  grofser  Wichtigkeit.  Er  hörte,  eines  Lichtwesens  hin.  Es  wird  somit  die  An- 
dafs  die  Stadt  ihren  Namen  von  Pyrrhos,  dem  nähme  kaum  abzuweisen  sein,  dafs  Pyrrhos, 
Sohne  des  Achilleus,  habe,  nach  andern  aber  ehe  er  in  der  Heldensage  zum  Sohn  des  Achilleus 
sei  Pyrrhichos  ein  Gott,  einer  der  sog.  wurde,  ursprünglich  ein  Lichtgott  war,  der 
Kureten  gewesen,  wozu  Hitzig -Blümner  im  schon  lange  zuvor  auch  in  Lakonien  als  solcher 
Kommentar  z.  d.  Stelle  auf  Nonnos,  Dionys.  50  verehrt  und  erst  später,  als  man  seine  Bedeu- 
14,  34.  28, 293  verweisen.  Wenn  er  dann  frei-  tung  nicht  mehr  verstand,  mit  Pyrrhos-Neo- 
lich  den  Silenos  von  Malea  hereinbringt,  ptolemos  zusammengeworfen  wurde.  Auch  der 
der  den  Einwohnern  von  Pyrrhichos  ihren  Name  Neoptolemos  endlich,  den  nach  den 
Brunnen  verschafft  habe  und  von  dem  die  Um-  Kijprien  bei  Paus.  10,  26,  4  Phoinix  dem  zu- 
wohner  von  Malea  behaupteten,  er  habe  auch  erst  von  seinem  Grofsvater  Lykomedes  (auch 
Pyrrhichos  geheifsen,  und  dann  ein  Pindar-  ein  Lichtname!)  Pyrrhos  genannten  Jüngling 
fraginent  anführt,  aus  dem  zwar  hervorgehe,  beigelegt  haben  soll,  braucht  nicht  erst  durch 
dafs  Silenos  in  Malea  erzogen  worden  sei,  aber  die  Heldensage  auf  Pyrrhos  übergegangen  zu 
nicht,  dafs  ihn  Pindar  ebenfalls  Pyrrhichos  sein,  da  Pyrrhos  schon  als  Prototyp  der  Pyrrhi- 
genannt  habe,  so  könnte  man  durch  dieses  60  chisten,  die  immer  als  jugendliche  Krieger 
Fragment  (6  gcxusviig  d'  6  %OQOixvnog ,  ov  (vsonrola^oi)  aufgefafst  waren,  vgl.  ihren  Namen 
Malsäyovog  g&QBtps  Ncc'ldog  c<xoiTug  Zdr]v6g),  Y.ovQi)t£g,  Strdb.  10,  p.  468,  füglich  auch  als 
wo  in  dem  Zögling  des  Silenos  doch  nur  vsoTtrölsybog  bezeichnet  werden  konnte. 
Dionysos  gemeint  sein  kann,  zu  einer  Gleich-  Auf  den  Kult  des  Pyrrhos  ^  innerhalb  des 
setzung  Pyrrhos-Dionysos  versucht  werden,  auf  heiligen  Bezirks  in  Delphi  scheint  auch  durch 
die  vielleicht  auch  der  Umstand  hindeutet,  dafs  die  bevorzugte  Stellung  desselben  im  Mittel- 
die  Pyrrhiche  in  späterer  Zeit  auch  mit  dem  punkt  der  Iliupersis  des  Polygnot  in  der  Lesche 
Dionysosdienst  in  Verbindung  erscheint,  Athen.  der  Knidier,  nicht  weit  vom  Grabe  des  Heros, 

Boscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  106 


3363                      Pyrrhos  Pythaeus                      3364 

* 

Rücksicht  genommen  zu  sein.    Vgl.  auch  Pyr-  nach    der    Göttin    brennen.      R.    Kohle)-,    Die 

rhichos,  sowie  Pyrrhos  5  u.  8.  Dionysiaka  des  Nonnos  24,  4  (vgl.  auch  K.  JB. 

2)  Sohn   des  Neoptolemos,    Plat.  Pyrrh.  1.  Stark,    Niobe   u.    die   Niobiden    443  f,)    erklärt 

[Weizsäcker.]  diesen  Mythos  für  sonst  unbekannt.     Nun  be- 

3)  Kentaur  auf  der  Francoisvase,  s.  Pyros.  richtet  aber  Paus.  7,  5,  11  von  den  Klazoineniern:. 

4)  Vater  der  Melanippe,  s.  Pyrios  1.  -xccl  uvxqov  ^riXQog  acpia  (so  statt  cpaai  Bekker) 

5)  Ein  delischer  Fischer  in  der  Reihe  der  Dvqqov  xaXov{Lsvov  (Buttmann  statt  v.aXov- 
Vorgeburten  des  Pythagoras  (Aithalides-Eu-  fi-fVrjs),  xca  Xöyov  iit\  xä>  IIvqqoj  XiyovGi 
phorbos-Hermotimos-Pyrrhos-Pythagoras),  He-  xm  itoi^ivi.  Da  die  Erwähnung  einer  Mutter 
rakleides  Pontikos  bei  Diog.  Laert.  8,  4,  5.  10  des  Pyrrhos  hier  durchaus  nicht  am  Platze  ist,, 
Tertull.  de  an.  28.  31.  Vgl.  Klearchos  und  so  ist  ohne  Zweifel  statt  \ir\xQ6g:  MrjxQog  zu 
Dikaiarchos  bei  Gellius  4,  11,  14.  Hippolyt.  schreiben;  möglicherweise  ist  vor  oder  nach 
Refut.  omn.  haeres.  1,  2,  55  p.  12  Duncker-  kvxqov,  was  wegen  der  gleichen  Endung 
Schneideicin.  Im  Schol.  Soph.  El.  62  ist  statt  leicht  geschehen  konnte,  Isq6v  ausgefallen; 
IIvQQog  überliefert  Ilvfi-iog,  im  Schol.  Apoll.  vgl.  Paus.  10,  32,  3:  avxQOv  v.aXov\xtvov  Iksv- 
Pvhod.  1,  645:  IIvqqov  röv  KQi]xa,  sixcc  'HXüöv  vog  .  .  .  Mr\XQog  öi  iaxiv  Isqov.  Also  bei  Kla- 
(Jr\Xiov  oder  ccXiea  Staveren,  s.  Keil  zu  Schol.  zomenai  war  eine  Höhle  (über  die  Höhlen  der 
Apoll.  Phod.  a.  a.  0.),  ov  xb  övofia  ayvotixai.  Kybele-Rhea  s.  Mesych.  KvßtXoc  .  .  .  xul  avxqcc 
Vgl.  Göttling ,  Gesammelte  Abhandl.  aus  dem  -aal  &ä.Xcc^,oi.  Zoega,  Bassirü.  1  p.  81  C.  Cur- 
klass.  Altert.  2,  226  f.  Opusc.  acad.  212.  Rohde,  20  Mus,  Metroon  6.  oiii]Xaiov  xi)g  'Ptag,  Paus.  8, 
Psyche  2 2,  418  f.  Über  die  Person  dieses  Pyrrhos  36,  3.  iir\xQbg  ftscov  dlvxqov,  Strabo  13,  1,  67 
sowie  darüber,  warum  gerade  er  in  die  Reihe  p.  614.  &ald[ica  'Pelr^g  JMkand.  AI.  8  nach 
der  früheren  Verkörperungen  des  Pythagoras  dem  Schol.  z.  d.  St.  =  xönoi  IsqoI  vnoyaoi)  der 
mit  hereingezogen  worden  ist,  sind  wir  völlig  Göttermutter,  genannt  die  Höhle  des  Pyrrhos, 
im  Dunkelen.  Göttling,  Abh.  a.  a.  0.  hält  ihn  und  von  einem  Hirten  Pyrrhos  erzählten  die 
für  einen  berühmten  älteren  Musiker.  Durch-  Klazomenier;  was,  wird  nicht  berichtet.  Sollte 
geht  man  die  Reihe  Aithalides-Euphorbos-Her-  es  nicht  dasselbe  gewesen,  was  JXonnos  erzählt? 
motimos-Pyrrhos  (Pythios),  und  erinnert  sich,  Hingewiesen  sei  auch  auf  den  Bericht  des 
dafs  Pythagoras  nach  Schol.  Apoll.  Rhod.  a.a.O.  Timotheos  bei  Arnöb.  adv.  nat.  5,  5  (über  das 
Sohn  des  Hermes  gewesen  sein  soll,  so  können  30  Quellenverhältnis  vgl.  Kalkmann,  Pausanias 
die  Namen  Aithalides,  der  ja  auch  Sohn  des  d.  Perieget  247):  Kybele  sei  entstanden  aus 
Hermes  ist,  und  Hermotimos  auf  das  ange-  einem  von  Pyrrh a  (Femininum  zu  Pyrrhos) 
nommene  Verhältnis  zu  Hermes  hinweisen.  auf  dem  Felsengebirge  Agdos  (an  der  Grenze 
Für  die  Wahl  des  Euphorbos  als  frühere  Ver-  Phrygiens)  geworfenen  Steine.  Zeus  von  Be- 
körperung  des  Pythagoras  haben  schon  Müller,  gierde  entbrannt  (wie  der  Phryger  Pyrrhos  bei 
De  Aeneae  in Italiam  adventu  314  (vgl.  Welcher,  Nonnosl)  habe  ihr  beizuwohnen  gesucht;  als 
Aesch.  Trilogie  276  Anm.  474).  Göttling,  Opusc.  Kybele  aber  sich  seiner  Brunst  wiedersetzt 
210.  Krische,  De  soc.  Pythag.  67  (vgl.  Rohde  habe,  und  Zeus  das  Vergebliche  seiner  Mühe 
a.  a.  0.  418)  auf  das  Verhältnis  des  Euphorbos  erkannte,  Voluptatem  in  lapidem  lüdit',  eine 
bez.  seines  Vaters  Panthus  zu  Apollon  hinge-  40  Umarmung,  aus  der  Agdistis  (s.  d.)  entsprang, 
wiesen.  So  könnte  auch  für  Pyrrhos  eine  Be-  Seltsam  ist  es  ferner,  dafs  auch  die  delphische 
ziehung  zu  Apollon  anzunehmen  sein,  von  der  Legende  bei  Paus.  10,  24,  6  den  Pyrrhos- 
freilich  nichts  überliefert  ist,  —  aber  Usener  Neoptolemos  in  Verbindung  mit  Rhea  setzt: 
hat,  allerdings  von  anderen  Erwägungen  aus-  nicht  weit  von  seinem  Grabmahl  befand  sich 
gehend,  den  Namen  Pyrrhos  (s.  d.  Art.  Pyrr-  ein  Stein,  den  Rhea  einst  statt  des  Zeus- 
hichos  a.  E.)  als  Götternamen  und  in  naher  knäbleins  dem  Kronos  gegeben  und  den  dieser 
Beziehung  zu  Apollon  selbst  stehend  nachzu-  wieder  ausgespien  haben  sollte.  Ein  Stein 
weisen  versucht.  Über  des  Pythagoras  Be-  spielt  bekanntlich  eine  verhängnisvolle  Rolle 
Ziehungen  zu  Apollon  s.  Pythais.  auch  für  Pyrrhos,  den  König  von  Epeiros,  dessen 

(})    Sohn    eines    (mythischen  ?    vgl.    Niese,  50  Ahnherr  der  gleichnamige  Sohn  des  Achilleus 

Hermes  26  [1891],  30)  Königs  von  Elis,  namens  ist.     Nach   argivischer  durch  den  Lokalepiker 

Pantaleon  (Herald.  Pont.  Pol.  6.    Strabo  8,  362.  Lykeas  {Kalkmann,  Pausanias  d.  Perieget  145. 

Paus.  6,  21,  1),  Paus.  6,  22,  4.  Wilh.  Gurlitt,  Über  Pausanias  191)  besungener 

7)  Mythisches  (?)  Rofs  (IIvQfög)  auf  einem  Sage  war  es  Demeter,  die  in  Gestalt  einer 
Vasengemälde,  Furhoängler,  Berl.  Vasen  565.  sterblichen  Frau  den  todbringenden  Stein  auf 
P.  Kretschmer,  Die  griech.  Vaseninschr.  48  nr.  39  Pyrrhos  warf,  der  später  in  dem  auf  Befehl 
u.  Anm.  3.     Inscr.  Argol.  331.     Collitz  3119  h.  des  delphischen  Orakels   an  der  Stelle,  wo  er 

8)  Dem  Steinbild  der  Niobe  am  Sipylos  gefallen  war,  erbauten  Demetertempel  bestattet 
ta6£xcci  ccvxö&l  yslxajv  \  IIvQQog  iQcofiavBcov  wurde,  Paus.  1,  13,  8.  21,  4.  Oberhummer, 
f^Qvyiog  XL9og,  dazxi  'Ptiiqg  \  oIczqov  t%(av  ufts-  60  Akarnanien  150,  2.  Ob  freilich,  selbst  wenn 
[ligxov  ccvv{Lcp£vx(av  vutvctiiav,  Noidk  Dionys.  Demeter  hier  wie  so  oft  Metastase  für  Rhea 
12,  81  ff.  Demnach  ist  also  ein  Sterblicher  ist,  irgend  welcher  Zusammenhang  mit  obiger 
Pyrrhos,  der  sich  in  Liebesbrunst  der  Rhea  zu  Sage  angenommen  werden  darf,  ist  nicht  nach- 
nahen  gewagt  hatte,   versteinert  worden,   und  weisbar.     [Höfer.] 

zwar  wird   er,    wie   der  Vergleich    mit  Niobe  Pyrsanides  (IIvQGavidsg),  ovxco  Nv^cpca  v.a- 

nahelegt,    auch   in  seiner  Versteinerung  seine  Xovvxai,  Hesych.     \  Höfer.] 

menschliche   Gestalt    behalten    haben;    soll  ja  Pythaeus,   Pythaieus  (Ilv&citvg,  üv&casvg) 

auch  sein  Steinbild  immer  noch  von  Verlangen  1)  Sohn   des   Apollon,    der    aus   Delphoi    nach 


3365                      Pythaeus  Pythaeus                      3366 

Argos  gekommen  und  den  Tempel  des  Apollon  des  Beinamens  JsiQadtu>rr]g  als  '  Tortor,  Fell- 

Pythaeus  auf  der  Akropolis  daselbst  gegründet  abzieh  er'.    Nach  Mitteilung  von  Vollgraff,  Corr. 

haben  soll,  Telesilla  (vgl.  Kalkmann,  Pausanias  hell.  31, 163  enthalten  die  bei  den  Ausgrabungen 

d.  Perieget  144,   3)  bei  Paus.  2,  35,  2.    24,  1.  in  Argos  gefundenen,  zur  Zeit  noch  nicht  pu- 

v.   Wilamowitz,   Aischylos   Orestie   2   (=    Opfer  blizierten  Inschriften  beide  Epikleseis  des  Apol- 

am  Grabe)   S.  256,   2.     Nach    TJsener,   Sintflut-  Ion,    Ilvd-txevg    und    AsigaSimtrig.     Von  Argos 

sagen  69  ist  dieser  mythische  Tempelgründer  aus  fand  der  Kult  des  Apollon  Pythaeus  wei- 

identisch  mit  dem  Gotte   selbst,    dem  er   den  tere  Verbreitung;  einige  Kultstätten  (Hermione, 

Tempel  erbaut  hat.     Aber  ebenso  wahrschein-  Asine)    werden   direkt  als  Filialen  bezeichnet, 

lieh   ist,   dafs  Ilv&ccsvg,   abgeleitet  von  nvfret,  io  die   dem   argivischen  Heiligtum   gegenüber  zu 

wie   KQTjTccsvg  von   KqiJtc!,   BrjOtxsvg  von  Bf/cror  bestimmten     Leistungen     verpflichtet     waren, 

(Steph.  Byz.  s.  v.  Ilv&w.    E.  Maafs,  De  Lenaeo  Preller-Robert  267,  2.     Immerwahr,  Kulte  und 

et  Delphinio  13.     Dibbelt,  Quaest.  Coae  mythol.  Mythen   Arkadiens    1,   136.    188.      P.   Wolters, 

39,    5;    vgl.    Boeckh   zu    C.  I.   G.    1    add/l<)58  Arch.  Jahrb.  11  (1896),   10.     Die   Stiftung   des 

p.  921),   ursprünglich  ein   Sondergott  war,    an  Kultus  des  Apollon  Pythaeus   (in  einer  wegen 

dessen   Stelle    der  Kult    des  Apollon    getreten  des   verstümmelten   Textes    leider    nicht   mehr 

ist,  und  dessen  Verdrängung  desto  leichter  war,  bestimmbaren  Stadt)  von  Argos  aus  durch  Me- 

je  mehr  der  berühmte  Apollobeiname  Tlv&iog  lampus    wird    geschildert    in    dem    Fragment 

an  den  Gottesnamen  Ilv&asvg,  den  Dibbelt  als  eines  unbekannten  Lyrikers  im Papyr.  Oxyrynch. 

Apollobeinamen    speziell    für    dryopisch    hält,  20  nr.  426  (Grenfell-Hunt,  The  Oxyrynchus  Papyri 

anklang.     Es  scheint,  als  sei  es  eben  Telesilla  3  p.  73),   das   gerade   an   der  hier  in  Betracht 

gewesen,    die    durch    ihre    Dichtung    von    der  kommenden  Stelle  (Vers  12  ff.)  am  leichtesten 

Stiftung  des  Kultes  des  Apollon  Pythaeus  durch  lesbar  ist,  und  nach  0.  Schroeder,  Berl.  Phil. 

den   aus  Delphoi  kommenden  Pythaeus   diese  Wochenschr.  1903, 1447.  Blafs,Arch.f.Papyrus- 

Umwandlung  begründete.  forsch.  3  (1906),  267  nr.  195  lautet: 

2)  Beiname  des  Apollon,  gewöhnlich  (Boeckh  -,       .,  'Aovsvg  Mtlccn\%ovg 

zu  C.  I.  G.  1,  1058.     Panofka,  Abhandlunqen  J  S  f  AW£V?  JK«-W«Wß 

der  Berliner  Akad.  1854,  556.     Wide,  De  sacris  ]  Q  oua&<xovi8ag  (1.  'Auv&ccovidag) 

Troezen.  21.  Lakon.  Kulte  MO.  Preller- Bobert  267.  ßajuov  te  Ilv&asl  xTi6t[v 

Hiller  v.  Gaertringen  bei  Pauly-Wissoua  s.  v.  30       15-  *«*]  misvog  ^äftsov 

Delphoi   Bd.  4    Sp.  2541,   15  ff.     Dittenberger,  xsiv?]as  &itb  pfö*S'  *b  <?£  %Q\y6oxöuag 

Orient.  Graec.  Inscr.   Sei.  1,   35,   3  p.  61;    vgl.  ££,o\%ag  zl^aa'  AtcoUcov.*) 

E.  Curtius,  Peloponnesos  2,  563)   für  identisch  „.  _..                .      ,       ,„  „        ,    , 

.,„,,.'     ,       f.         ni...           i   '       ii.  )  Die  vorausgehenden  elf  Verse  lauten: 

mit  Pvthios  (s.  d.)  erklärt  und  auch  bei  man- 
chen Schriftstellern    (Diod.  12,    78:    Ilv&iog  =  }*<*  *vtw[                             ].  xt<nv  tav<u>tpvUov[ 
Thuk.    5,    53,    1 :    IIvdi«)Evs)    in    Pythios    ver-  >!"  *"Ä1                             3  ?"/"*'"  ««'«* 
ändert.     Aber  der  Umstand,   dafs  in  manchen  x]ilwm  <J>oißo?                 ]  v<s,mv  «; 
Kulten  Ilv&iog  neben  nv&asvg  sich   findet  (s.  1  nokfiatimtov  vi           io.  ]  Xef  iv  äi  xq6v[on 
unten  u.  Rhodos)  kann  wenigstens  auf  eine  ur-  5-  ]  tx  vaov  rs  xal  naQ[          ]  *>  fj-;  aliy'"v  re^ 
sprüngliche  Verschiedenheit  hinweisen  (s.  auch  40          ^  «  ä  iv'  XwVa                     J  ?  ^  A^yivg  u.  s.  w. 

Oben   nr.  1).     Bezeugt   ist   der  Kult   des  Apollon  Versuche    zur    Lesung    und    Deutung    dieser   Verse    sind 

Pythaeus   für  aufser  den  auf  der  Hand  liegenden  Lesungen  m.  W.  noch 

a)   Aro-os    S.    ob.    nr.  1.    —    Das   Amt    einer  nicht  gemacht  worden,   nur  dafs  Bla/s  268  bei  noXt/jctivs- 

ProphetiiT  verwaltete   zur  Zeit  des   Pausanias  Tor  (v'  4)  an  ehien  EiseilIiamei1  denkt.  Da  das  Fragment 

■    „     t          c  „          ]•_          „             •                   j            üii.  für   den   Kult    des   Pythaeus   wichtig   erscheint,    versuche 

eine  Jungfrau,   die,   wenn   sie  von   dem  Blute  .  ,                      .  .  ,.,.  .      .      w.  ,    .      .  „'              ° 

ein.           t            ,,              ü-    i      •         i         -NT      ii  icn    wenigstens    inhaltlich    eine    Wiederherstellung.      Mit 

eines  bchafes,   das   allmonatlich   in   der  Nacht  Vera  10  iv  6i  w<jr[aM]  setzt  ein  zeitlich  späteres  Ereignis 

geopfert  wurde,  getrunken  hatte;  in  Verzückung  ein.     Das  in  Vers  ll    überlieferte   s£   aXtx&v  ist   parallel 

geriet.     Paus.    2,     24,     1.       W.    Kroll,    Arch.    für  mit  ig'AQyevg  und  ist  sicher  l£  'AXiy.Cov  zu  lesen.    'AXuT$ 

Beligionswiss.  8  (1905)   Beiheft   S.  40.     Dagegen  oder  'AXtxi)  war  eine  zur  Zeit  des  Pausanias  (2,  36,1)  in 
werden    auf    einer    älteren  Inschrift    männliche  50  Trümmern  liegende,  zum  Gebiete  von  Hermione  gehörige 

jrpoqpijTcu  neben  ebensolchen  Ttooiidvtsic  genannt,  kleilie  Seestadt.  Herod-  7.  W-    sträbo  8,  373.  Ephoros  bei 

Vollgraff,  Corr.  hell.  27  (1903),  271  nr.  28,  1,  4.  ^  ***; .^if  f™*"*'  Ä  *"  °T ^  2 '  T  101- 

k     p          i         m             11              •      i             i  Tiilh.  Gurhtt,   über  Pausanias  439  ff. ;   vgl.  auch  v.  tttlamo- 

Aufser  dem  Tempel  gab  es  ein  besonderes  ftw-  wit2>  Hermes  19  (1884))  449>  2     Durch  unser  Fragment 

VSIOV,   eoend.    271    nr.  28,    11    (vgl.   p.  276).      Auf  wird  zugleich  die  Notiz  des  Pausanias  a.a.O.  richtig  ge- 

delphische   Nachbildung    (vgl.    die    Kultlegende  stellt:    «XXo   dh   ovyyQa/nfi«   (d.h.   aufser   den  Lisclmften 

oben  nr.  1)  läfst  die  Notiz  in  derselben  Inschrift  im  Asklepio Stempel   zu  Epidauros,   die   von  wunderbaren 

(26  f.    Vgl.  p.  275)    schliefsen,    dafs   die  TtQOCpfitca  Heilungen  einiger  Einwohner  von  Halike  berichten,  eine 

Ttazsßyisvaoaav    7.cä     tßoavto     \tbvl     EX     fiawriag  Notiz'  die  durch  die  ta  EPidauros  gefundenen  Inschriften 

r&g   ouyalöv.     Das   eherne  Kultbild  hiefs  von  bestätigt  wird,  inscr.Argoi.  951,  120.  952,  19.  69  70)  rit* 
dem  Standort  des  Tempels,   dessen  Lage  jetzt  eo  -AhxSn,  $m.    Da  Halike  zum  Geb/et  ;von  ^erniion8 

testgestellt   ist   (Vollgraff,   Arch.  Anz.  18  (1903),  gehörte,  Hermione  aber  (s.  oben  e)  den  Kult  des  Pythaeus 

45.       W'ochenSChr.    für   klaSS.  Philol.  1903,    305  f.  von  Argos  empfangen  haben  sollte,  ist  es  wahrscheinlich, 

Corr.     hell.     31     [1907],     163),     auf    der    AsiQCCg  dafs   auch  in  Halike   ein  Kult   desselben  Gottes   bestand, 

(Bursian,    Geogr.   V.    Griechenland   2,    49  f.)    ge-  ein  Kult>   der   zur  Zeit   unseres   unbekannten  Dichters   so 

nannten  Felseneinsattelung,  Anollav  JelqccSl-  ansesenen  war>  dafs  die^r  ihn  sogar  an  erster  steile  er- 

1              TT l.        i      •    1  •    i        •     i    j-     tt  wähnte,   während   er   Argos    erst  an   zweite    Stelle   setzte 

oorrig.    Unwahrscheinlich  sind  die  Vermutungen  ^.         '       ,       ...„     ,.B,              ,  ^wcllü  °™t  >  »*lzie- 

t>         ri         /             rv     r- . .  a; \    «r          j         rn                i  Darnach     also     hatte    Melampus,     kommend    i^    AXty.üv 

Panofkas  (&   a.  O.  5o4  ff.)  über  den  Typus  des  Tf/,[fl(,,„?]  oder  s0  etwas  wie  ^[cb* . . .  666v  (Wta^ 

Apollon  Pythaeus  Und  seine  Erklärung  (b.  558 ff.)  oder    i;  'Aoyev;,   den    Kult    des  Apollon    P.    in    der    aus 

106* 


3367  Pythaeus  Pythaeus  3368 

Blafs  nimmt  als  Dichter  Findet r  an,  Schroeder  oj)fer    für  Kastration    der  Stiere,    also    wegen 

würde    gleichfalls    Pindar   für    den    Verfasser  einer  der  Heiligkeit  und  Unverletzlichkeit  des 

halten,    zumal   da  für  diesen   (fr.    179   Bergki  Rindes    widerstreitenden   Handlung.      Ähnlich 

p.  443)  ein  Lied  zum  Preise  der  Amythaoniden  hatte    schon    Didot    (vgl.    Poppo    zu    Thukyd. 

bezeugt  ist,  wenn  nicht  einige  sprachliche  Be-  a.  a.  0.  vol.  3,  3  p.  584)  für  ßoxaiiicov   gelesen 

denken  vorlägen;  er  neigt  daher  mehr  zu  der  ßovxouicov,  was  er  durch  ßovyovicov,  ßov&vOLwv 

Annahme,    dafs    Bakchylides    der  Dichter    sei.  erklärte.  Darstellung  des  Apollon  P.  auf  Münzen 

Dies  ist   eine   neue  Bestätigung  für  Argos  als  von  Asine,  Head,  Hist.  num.  3(52.    Auch  für  das 

den  Ausgangspunkt  des  Kultes  des  Apollon  P.  messenische  Asine  ist  Kult  des  Apollon  P.  bezeugt 
Neu  ist  m.  W.,  dafs  Melampus,  der  sonst  als  10  (vgl.  Paus.  4,  34,  11),  Immerwahr  a.  a.  0.  130. 
Stifter  des  argivischen  Dionysoskultes  (Herod.  c)   Epidauros    s.   Asine.     Apollo   IIv&los, 

2,  49)  und  des  Dienstes  ber  tegeatischen  Athena  Inscr.  Argol.  1169.  IIv&Log  Haxowog  ebend.  1003. 
Alea  (Paus.  8,  47,  3)  bezeugt  ist,  hier  als  Yer-  d)  Halike  (Halieis)  s.  Sp. 3066  Anmerkung, 

breiter  des  Kultus  des  Apollon  Pythaeus  (nach  ej  Hermione:  Tempel;  xb  .  .  .  xov  IIvQ-aewg 

Hesiod  in  den  Eoien  war  Melampus  'AnoXXavi  övoua  iib[iaQ-r]v.a6i  Ttaga.  'AgysLcov,  Paus.  2,  35,  2. 
cpiXxuxog,  Schol.  Apoll.  Bhod.  1,  118;  vgl.  Apollod.  f)    Kameiros:     Zu    erschliefsen    aus    dem 

1,  9,  11,  3)  erscheint.  Kollegium  der  nv&u'Caxai.,  Inscr.  Ins.  Mar.  Aeg. 

b)  Asine:    Hv&cciag  AitöXXcovog   isgov,   das  1,  701,  10. 
bei   der  Eroberung  und  Zerstörung   der  Stadt  g)    Kynuria:    Weihung    dargebracht    toI 

durch  die  Argiver  von  diesen  allein  verschont  20  nvQ-ca[sl],  Boehl,  I  G.  A.  59  =  Wide,  Lakon. 

wurde,    ein  Beweis   für   die   enge   Verbindung  Kulte  71. 

beider  Kulte,  Paus.  2,  36,  5.  Vielleicht  bezieht  h)  L  in  dos:  Priester  AnoXXcovog  Tlv&ixscog, 
sich  auf  diesen  Tempel  auch  die  Erzählung  Inscr.  Ins.  Mar.  Aeg.  1,  788.  815  b.  820,  5. 
bei  Thuk.  5,  53,  1  (vgl.  Bursian  a.  a.  0.  2,  61.  834,  2.  Der  Kult  erklärt  sich  aus  der  von 
Classen  z.  Thuk.  a.  a.  0.)  von  einem  Kriege  Argos  aus  erfolgten  Besiedelung  von  Rhodos, 
der  Argiver  mit  den  Epidauriem  ngoopdöEL  ...  i)  Megara:  Spiele  Ilv&ccria,  C.  I.  G.  1, 
tceqI  xov  &v[LCixog  xov  AitöXXcovog  xov  IIv&Bcog  1058  =  Inscr.  Meg.  et  Boeot.  106;  vgl.  unter 
(llv&caog  Stahl;  nv&cticog  Hude ;  JlvQ-atcog  Sparta.  —  Paus.  1,  42,  5  nennt  ihn  Ilv&iog 
Classen),  0  Siov  ä.Ttayay£lv  ovv.  u.Tii%h\LTtov  vtisq  und  berichtet  von  seiner  Statue  aus  Ebenholz 
ßoxapicov  (s.  unten)  'EnidctvQioi.  v.vQiä>xaxoi  Ss  30  (vgl.  Head,  Hist.  num.  330). 
xov  hoov  i]öav  Aoyaloi.  Vgl.  Diod.  12,  78:  'Aq-  k)  Rhodos:  Priester  AitöXXcovog  IJv&cxtcog, 
yeloi  iyxttlE6txvxsg  xoig  AaytiöoaiLovLoig,  öxi  rä  Inscr.  Ins.  Mar.  Aeg.  1,  67.  Blinkenherg  und 
&v{lccxcc  ovy.  &7tiSo6av  reo  AitöXXcovi  xm  Ilv&la.  Kinch,  Oversicht  over  det  Kongel.  Danske 
Nach  v.  Wüamoicitz.  Hermes  37  (1902),  307  Videnskahernes  Selskabs  Forhandlinger  1905 
(vgl.  E.  Maafs,  Griecli  u.  Semiten  a.  d.  Isthmus  S.  56  Z.  5.  6.  S.  57  Z.  64.  65.  In  der  Weih- 
von  Korinth  25,  3)  ist  der  Sinn  der  oben  an-  inschrift  eines  Atheners  findet  sich  der  Bei- 
geführten Stelle  aus  Thukydides  der:  Die  Epi-  name  Hv^riog,  Inscr.  Ins.  1,  25. 
daurier  schuldeten  dem  Apollon  Pythaeus  von             1)  Sellasia  s.  Thornax. 

Argos  ein  Opfer  iitsg  ßoraidcov  d.  h.  ein  Sühn-  m)    Sparta:    ayaX^ia    HvO-aicog  AitöXXcovog 

40  neben    den  Statuen  der  Artemis  und  der  Leto 

dem    Fragment   nicht    ersichtlichen,    aber   höchst    wahr-  auf  dem   Xogög   genannten   Teil   der  Agora,   WO 

scheinlich  in  Argoüs  gelegenen  Stadt  begründet,    v.  16  die    Epheben    beim    Feste    der    Gyinnopaidiai 

ist    wohl   nicht    mit   Blafs   yMv?]ag   hnh    gitag    zu   lesen,  yOQOV?     iox&Cl     xeo    AitöXXcovi,     Paus.    3,     11,    9. 

sondern   y.OLv]ä?:  des  Kult   geht   auf   einen   gemeinsamen  NÜ8SOn,   GHech.  Feste  141.      Nachbildungen  der 

Ursprung   zurück.      In    den   vorausgehenden  Versen   war,  ,        11  n  .     -„,-  ,,  r\      \*  n?     • 

wie  ich  vermute,    die  Stiftung  des  Kultus  des  Apollon  P.  Apollostatue    erkennt    WölUVS    a.    a.   0.     1  ff.    in 

in  Argos  selbst  durch  Pythaeus  (s.  oben  i)  geschildert,  einer  nackten  leierspielenden  Bronzestatue  aus 

wohl  im  Anschiufs  an  TcUsiiia.    Diese  hatte  (Paus.  2,  24,  i)  Pompei  (abg.  a.  a.  0.  2)  und  auf  spartanischen 

gedichtet,  dafs  Pythaeus  rtaoaytvo/uevo;  ix   Jelcpwv  in  Kupfermünzen  (S.  7).     Ob  die   auf  einer  lako- 

Arfeos  den  Tempel  des  Apollon  gestiftet  habe;  vgl.  Paus-  nischen  Inschrift   erwähnten  Hv&är\a.   sich  auf 
2,  35,  l:  CAgyeioig)  . . .  &Vtxia9ai . . .  tbv  flv&aia  i?  t!,v  50  gparta  selbst  beziehen,  ist  zweifelhaft,  C.  I  G. 

y&gav.     Damit  stimmen  die  ersten   fünf  Verse  des  Frag-  ±     U2Q    un(j    dazu    ^^     »^    BdpUca    aut 

ments:  [Pythaeus  A  Jl  vd-w  ...  /.eins  (t/f  im) ...  \vtg_,  y.tXsvos  ,V  .  , ,,         TT7-.  ,        t-v7  t^  -y.      ,,„      „ 

#<,»<*  und  gelangt  nach  dem  noX^ah.rov  ["Agyog],  Megartca  sunt').     Wide    Lakon.  Kulte   90,   2. 

kommend   vom   Tempel   (vaoO)    [in   Delphoi].     Vers   6  ff . :  n)   Berg     1 hornax    bei    Sellasia:     ayaXlia 

im  [argivischen]  Lande  CAgyiiatj  d'  irl  /oiga  (vgl.  oben  Tlvd'CiSCog  AitöXXcovog,    Kaxa    XCC    ccvxa    (also    mit 

Z.  f>3)  aber   siedelte   er   ([&i?]xioev)   an,  —  das   Objekt   ist  kriegerischen    Attributen)    XG)   iv   AflVtlXcitg    Tt£- 

nicht   sicher,    da    tav(ö"><pvXXov{    tyrog?    xXädov?]    iXaiag  7toi7](lbVOV,   PailS.    3,    10,    8,    der   hinzufügt,    dafs 

auch  Objekt  zu  öupag  sein  kann,  falls  letzteres  wirklich  die   Lakedaimonier    das    von   Kroisos    für   die 

Partizipium  zu  Ö/^W  ist  und  nicht  etwa  zu  etwas  anderem  gtatue    deg    A       Uon   pythaeus    geschickte    Gold 

ergänzt  werden  mufs.    Vielleicht  war  erzahlt  (v  9:  waalv),  „..       n         „.,  n     \         »        ii       •       »         i  i    •  i    j. 

dals   aus  dem    von   Pythaeus    mitgebrachten    Olivenzweig  fUr   daS  Blld    deTS  APoll°    m  Amyklai  verwendet 

(über  die  Beziehung  der  Olive  zu  Apollo  vgl.  h.  Köbert,  «o  hatten,    eine    V  ersion,    von    der    Herod,    1,   69 

Der   zahnte   Ölbaum    in   der   religiösen    Vorstellung   d.   Griech.  (ayaX^La    XO    iv    0OQV(XY.L  AltÖXXlüVOg)    Und    Theo- 

[Progr.  d.  Maximilians-Oymn.  München  1894]   S.  20  ff.)   in  pompOS     bei    Athen.    6    p.    231  f.     nichts    wissen; 

ähnlicher  "Weise,  wie   man  in  Olympia  erzählte  ([Aristot.]  vgl.    Immerwahr,    Lakotlika    des    PaUSaniaS    53. 

Mir.  ausc.  51.   Schoi.  Thcokr.  4,  7),  ein  für  Argos  bedeut-  Conr    Wernicke,  De  Pausaniae  studiis  Herodot. 

samer  Ölbaum  entstand.     Und  in  der  That  berichtet  Plin.  u       Naßh    Hesych     g     v      &6Qva£     hiefs     dieser 

n.  h.  16,  239:  Arqis  olea  ctiaiutum  durare  dicüur,   ad  quam  »n  i)--i  i  ttiiv  x. 

T    .    .  \  t      A  „■     „„■,      t„i,  ,„!„j„l„i0  Apollon  auch    GoovccKiog.     Verl.    auch  Xenoph. 

Io  in  taurum  mutatam  Argus  adhgaverit.  —  Ich  wiederhole,  *  A     ±-  -n  i  n      «m 

dafs  dies  nur   ein   unmafsgeblicher  Vorsuch   sein   soll,  —  Hell.    6,    5,    27.      LurtlUS,    PelOpOMieSOS    2,    259. 

Hatevoi  ö'  aXXog  aXXrjv  av  y.iXtvtov.  Bursian   a.  a.  0.    2,    117. 


3369                      Pythaieus  Pythios  (Kult  zu  Agylla)          3370 

o)  Inschrift  auf  einem  massiven,  nicht  näher  Pythias    (Ilvö-iäg),    1)    Personifikation    der 

zu  bestimmenden  Votivgegenstand  unbekannter  pythischen    Spiele    s.    Olympias    nr.  1.     Ober- 

Herkunft:  DYOAIEOI  rob  der  Gegenstand  dem  hunnner,  Akarnanien  236.    Bouse,  Greek  votive 

Apollon  geweiht  war,  mufs  dahingestellt  blei-  offerings  174.  H.  Brunn,  Kleine  Schriften  2,  27 5. 

ben,  da  den  ähnlichen  Namen  auch  Menschen  —   2)    Nvucpca    JJv&iddi-g,   Anih.  Pal.    9,    676. 

geführt  haben',   Bofsbach,  Griech.  Antiken  des  Pytliie  s.  Pytheia.                           [Höfer.] 

arch.  Museums  in  Breslau  43  Taf  2,4.    [Höfer.]  Pythioi  s.  Pythia. 

Pythaieus  s.  Pythaeus.  Pythiouike    (Ilv&iovlicri).      Seiner    Buhlerin 

Pytkaios  (IJv&aTog)  =  Ilv&iog,  Steph.  Byz.  Pythionike   errichtete  Harpalos   einen  Tempel, 

s.  v.  Hvxtm.     Der  auf  einer  Inschrift  von  Kor-  10  den    er    vabv    Ilv&Lovix.rig   'AcpQoSitrjg    nannte, 

kyra,   wo  auch  sonst  Apollokultus  bezeugt  ist  Theopomp.   (F.  H.  G.  1,  325,   277)   bei  Athen. 

{Apoll.  Ehod.  4,  1218),  erwähnte  §6og  IIvQ-cäog  12  p.  595  a.  c.    Vgl.  Paus.  1,  37,  5  und  Hitzig- 

"bedeutet  einen  dem  Apollon  geheiligten  Bach,  Blümner  z.  d.  St.    Plut.  Phoc.  22.    Diod.  17, 108. 

Boeckh  zu  C.  1.  G.  2,  1877.     Boehl,  Inscr.  Gr.  Die   Vermutung  von   Boeckh,   C.  I.  G.    1,   508, 

Ant.  347.    Gruppe,  Gr.  Myth.  357,  4.     Vgl.  Uv-  dafs    in    einer    attischen    Inschrift    TLvd'ovly.rig 

&caog  (Ilv&atog) '  bvo^a  soQtijg  'A%i)vy\6iv  ayo^i-  ^[qppo]öi'[T7j?]  i8Q8vg  zu  lesen  sei,   hat  sich  als 

vrjg  xov  AnöXXcovog,  Lex.  Seg.  bei  Bckker,  Anecd.  irrig  erwiesen,  Conze,  Philohgus  14, 150.  Ditten- 

Gr.  1,  295,  23.    Etym.  M.  669,  23.     [Höfer.]  berger  zu    C.  1.  A.  3,   3823.     Vgl.  auch  C.   W. 

Pythai's  (Jlv&utg),  Mutter,  nach  einigen  von  Goettling,  Gesammelte  Abhandl.  aus  dem  klass. 

Apollon,  des  Pythagoras,  Porpmyr.  Vit.  Pyth.  2.  20  Altert.  1,  117  f.  2,  265.     [Höfer.] 

Iambl.    Vit.  Pyth..  4.  6.  7;    vgl.  133.    140.   177.  Pythios  (Dv&tog)    I.   ftsol  oi  ni<&ioi,  s.  Py- 

Luc.  Galt.  16.     Über  Beziehungen  des  Pytha-  thia  nr.  2. 

goras  zu  Apollon  vgl.  Crusius  Bd.  1  Sp.  2822,  II.    Beiname     des    Zeus     in    Tarent    nach 

1  ff.  Luc.  dial.  mort.  20,  3.  Vgl.  auch  Pyrrhos  dem  im  Philol  53  (1894),  518  veröffentlich- 
nr.  4  u.  Boscher,  Hebdomadenlehren 24.    [Höfer.]  ten     Cornutus  -  Scholion     zu    Iuvenal     6,    297: 

Pytheia,  Pythie  (IIv&sLri,  IIv&ii]),  einer  der  „Tarentum,  ubi  olim  Iovis  Pythii  et  Apollinis 

vielen,  von  Apollon  auf  Artemis  übertragenen  ludi  celebrabantur" .     Möglicherweise   liegt  ein 

{Gruppe,  Gr.  Myth.  1296,  2)  Beinamen,   unter  Irrtum  vor,  vielleicht  aus  Mifsverständnis  einer 

dem  sie  im  Didymaion  bei  Milet  verehrt  wurde,  griechischen  Vorlage  {Jibg  Tlv&iov  rs  JtvoXXco- 

Bevue  de  philol.   23   (1899),  148  nr.  29,  21  (=  30  vog)  hervorgegangen. 

Bitte nberger,    Orient.  Graec.  Inscr.  Sei.  2,  472,  III.  Beiname  des  Apollon.    Andere  Formen 

21  p.  75  =  Haussoullier,  Etudes  sur  Vhistoire  des  Namens  s.  unten  Sp.  3396  f..     Etymologie 

de  Milet  et  du  Didymeion  p.  265  Z.  22).    Bev.  s.  unten  Sp.  3397  f.      Zusammenstellungen  der 

de  phil.  24  (1900),  323  (=  Dittenberger  a.  a.  O.  Kultstätten    des  Apollon   Pythios  geben  Wer- 

1,  35   p.  60  =  Strack,  Arch.  f.  Papyrusforsch.  nicke  bei  Pauly-Wissowa,  2,  65  ff.  (unter  Apol- 

2  [1903],  541,  14  =  Haussoullier  a.  a.  0.  p.  67).  Ion),  Hiller  von  Gaertringen  ebenda  4,  2537  ff. 
Haussoullier  a.  a.  0.  p.  252.  253.  Daneben  (unter  Delphoi),  Gruppe,  Gr.  Myth.  1255  f. 
findet  sich  die  Form  Ilv&lr},  C.  I.  G.  2,  2866.  Doch  konnte  das  Material  in  der  hier  gege- 
2885  (=  Le  Bas-Waddington  223).  2885  c  add.  benen  Übersicht  z.  T.  auf  Grund  neuer  in- 
p.  1121,  vgl.  2885  b  (=  Le  Bas -Waddington  40  schriftlichen  Publikationen  noch  vermehrt 
225).  Corr.  hell.  1  (1877),  288,  64.  Bevue  de  werden.  Bei  der  Möglichkeit,  daß  nv&a{L)svg 
phil.  25  (1901),  6  ('=  Dittenberger  a.  a.  0.  226  nur  eine  Nebenform  zu  nv&iog  ist,  wird  hier 
p.  361  =  Haussoullier  a.  a.  0.  p.  73).  Vgl.  auch  auf  die  Kultstätten  des  Apollon  Pytha(i)eus 
Soldan,  Zeitschr.  f.  Altertumswissenschaft  1841,  mit  verwiesen.  Bezeugt  bez.  zu  erschliefsen 
583.  H.  Geizer,  De  Branchidis  (Diss.  Leipzig  ist  der  Kultus  des  Apollon  Pythios,  der  sich 
1869)  S.  38  f.  v.  Wilamoicitz,  Sitzungsber.  d.  auch  in  den  zahlreichen  von  Ilvfr-,  IIv&o- 
Berliner  Akacl.  d.  Wiss.  1906,  65,  2.     [Höfer.]  u.s.w.  abgelesenen  Personennamen  (Zusammen- 

Pythes  {nvQ-7]g)  1)  Sohn  des  Delphos,  König  Stellung    bei    Fick-Bechtel ,    Griech.    Personen- 

von  Delphoi,   nach  welchem   dieses  Pytho   ge-  namen   245 f.)    ausspricht,    aufser    für  Delphoi 

nannt  sein  soll,  Paus.  10,  6,  5,  der  als  Urheber  50  (s.  nr.  32)    für    die    unten  verzeichneten  Orte, 

dieser  Überlieferung  oi   ysvtaloytlv  tä  n&vru.  wobei  freilich  zu  bemerken  ist,    dafs   die  Er- 

t&i'lovTEg  (worunter  nach  E.  Maafs,  De  Sibyl-  wähnung    von    pythischen    Spielen    nicht    mit 

larum    indieibus  21    Alexandros  Polyhistor   zu  Notwendigkeit  einen   Schlufs    auf   einen  Kult 

verstehen   ist)   angiebt.     Vgl.   Pythis.    —   2)  s.  des    Apollon  P.    fordert,    da    die    agonistische 

Phrygios  nr.  1.     Pieria  nr.  4.     [Höfer.]  Bedeutung  die  religiöse  völlig  verdrängt  hat, 

Pythia  {nv&ia)   1)  Beiname   der  Artemis  s.  Nilsson,   Gr.  Feste  159  f.     Beisch    bei    Pauly- 

Pytheia.  —  2)  Unter  den  fttol  oi  IJv&ioi  %a\  ai  Wissoica  1,  860. 

Tlvfricci,  bei  Ar.  Thesm.  332 f.  sind  wohl  Apollon  1)  Agylla    (Caere):     Schatzhaus    in    Del- 

Pythios,    Artemis,    Leto    und    Athena    Pronaia  phoi,  Strabo  5,  2,  4  p.  220;  vgl.  Herod.  1,  167. 

{Aesch.  in  Ctesiphon.  108.  110.  111)  zu  verstehen,  60  Mommsen,    Rom.    Gesch.    I8,    139.      Über    die 

Fritzsche  zu  Ar.  a.  a.  0.    Auch  auf  einer  Inschrift  Schatzhäuser  im  allgemeinen  vgl.  Strabo  9,  419 : 

aus  Massilia,  deren  Echtheit  freilich  von  Hirsch-  6r]lov6i    (das    hohe    Ansehen    des    delphischen 

feld,  Sitzungsber.  d.  phil.-histor.  Klasse  d.  kais.  Heiligtums)  oi'  ts  9i]aavQoi,  ovg  xal  S))(ioi  x.al 

Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  107  (1884),  231  Anm.  1  dvväoxcti    xcctsokevkgccv,    tlg    ovg    xal   ^Qrjuccrcx. 

bezweifelt   wird,    finden    sich    fttol    y.alov^itvoi  avsri&Bvvo  xafrL£Qcüj.L£va  xal  h^yce  rüv   (xqiotcov 

Ilv&ioi,   C.  1.  G.  3,  6769  und  Gerhard  z.  d.  St.  driuiovQymi<      Ein   Werk   Ttegi  xibv   iv    dslcpolg 

Kaibel  zu  Inscr.  Gr.  Ital.  et  Sicil.  2i39.     [Höfer.]  &rj6uvQcov   hatte  nach  Plut.  Quaest.  conv.  5,  2 

Pythias?  {üvtriug?)  s.  unt.  Sp.  3396.  p.  675b  Polemon  geschrieben.     Nach  Bericht 


3371      Pythios  (K.  v.  Aigina — Apollonia)  Pythios  (Kult  von  Atheu)         3372 

von  L.  Zielten  in  Bursians  Jahresber.  Bd.  140  14)   Apuluin  (Dacia):    Weihungen  an  den 

(1908),  13  f.   handelt  L.  Dyer ,  Olympiern  treei-  Deus  bonus  puer  P(h)osphorus  Apollo  Pythius, 

suries  and  treasuries   in   general  im  Journ.  of      C.  I.  L.  3,  1133.  1138;   vgl.  Azizus,   Phospho- 

hell.  stud.  25  (1905),  294  ff,  dem  die  z.  T.  mit  ros  nr.  9,  Posphoros. 

seinen  Ausführungen    sich   berührende  Unter-  15)  Argos:  s.  Pythaeus  2a.     Weihung  der 

suchung  von   L.  v.  Bonop,   De  variis  anathe-  Statuen  des  Kleobis  und  Biton   nach  Delphoi. 

matum  Belphicorum  generibus  (Diss.  Göttingen  Herod.  1,  31.     Andere  Weihgeschenke,    Paus. 

1868)    p.    8  ff.    unbekannt    geblieben    zu    sein  10,  10,  3  ff.     Beteiligung    an    den    jjytkischen 

scheint,    auch   über    die  Schatzhäuser  in  Del-  Spielen  in  Delphoi,  Le  Bas,  Pelop.  119. 

phoi,   die   auch   hier  wie  anderwärts   nur    an-  10        16)  Arkadien  s.  Lykaion. 

fänglich     wirkliche     Schatzhäuser     (fty\GavQO-  17)  As  in  e  s.  Pythaeus  2  b.    An  der  dort  an- 

cpvlccxitx)  waren,    in    später  Zeit    aber  in    der  geführten  Stelle  (Thuk.  5,  53,  1)  liest  B.  Meister, 

Hauptsache  nur    als   Magazine    für  das   Kult-  Dorer  u.  Achäer   1,   30  Anm.   (=  Abhandl.  d. 

gerät  dienten,  das  die  Theoren  der  betreffen-  K.  Sachs.  Gesellsch.  d  Wiss.  24,  3)  ^^gp  ßoxa- 

den    Gemeinden    zu    ihren    Opfern    brauchten.  viav'  (ßoxaviov  =  'Gras,  Wiese'). 

Statt  der  gewöhnlichen  Bezeichnung  &r}6avg6g  18)  Athen:   vgl.  Colin,  Le  eulte  d'  Apöllon 

findet  sich  in  Delphoi  (wie  auch  in  Delos)  die  Pythien    ä    Athenes    (vgl.    auch    Corr.   hell.   20 

Benennung     ohog,     Plut.    de    Pyth.    orac.    12  [1896],  639 ff.): 

(p.  399  f.),  13  (p.  400),  14  (p.  400  f.).     Sept.  sap.  LTv&iov,  angeblich  eine  Stiftung  des  Peisi- 

conv.  21  (p.  164ab).     Corr.  hell.  17  (1893),  612.  20  stratos  (Hesych.  s.  v.  iv  Tlvfrla  %k6ai.  Phot.  s.v. 

Piniol.  53  (1894)  Ergänzungsheft  p.  1.    E.  Cur-  IIv&lov  p.  472,  23 ff.  Suid.  s.'v.  LUQ-iov);  doch 

tius,  Sitzungsber.  d.  Berl.  Akad.  1896,  241.  beruht  diese  Notiz   höchst  wahrscheinlich  auf 

2)  Aigina:  Find.  Nem.3,  70  (122)  u.  Schol.  einer  willkürlichen  Umdeutung  von  Thuk.  6, 
(119):  iv  Aiyivn  ...  iv  xä  xov  Tlv&iov  '  A-rtöX-  54,  6,  wonach  der  jüngere  Peisistratos ,  der 
Xcavog  isgö)  olv.ög  iaxt  kccXovusvov  Osäpiov,  vgl:  Sohn  des  Hippias  xiöv  dädsnee  &scov  ßoiuov  .  . 
Bissen,  Expl.  376.     Vgl.  auch  C.  I.  A.  2,  545.  aviftr\w.£  neu  xov  xov  AnöXXcovog  iv  üv&iov  mit 

3)  Aitolien:  Fest  £(oxi]Qicc,  von  dem  aitoli-  der  Weihinschrift:  fivf]ua  x68  rj?  äp#J)s  ITs «fi- 
schen Bunde  dem  Zeus  HaxrjQ  und  dem  Apollon  axgaxog  ^lititiov  viög  &i)%£v  'AnoXXavog  JJvQ'iov 
Ilvd-iog  aus  Anlaß  der  Sieges  über  die  Kelten  iv  xsy.iv£L  =  I.  A.  4,  1,  1  (I.  G.  L  Suppl.) 
gestiftet,  C.  I.  A.  2,  323.  Dittenberger,  Sylloge  30  p.  41  nr.  373  e,  wobei  nicht  ausgeschlossen  ist, 
149,  8  (2052,  8).  Haussoidlier ,  Corr.  hell.  5  dafs  der  Kult  des  Pythios  in  Athen  älter  als 
(1881),  308.  Nilsson,  Griech.  Feste  34.  Vgl.  Peisistratos  ist,  v.  Wilamowitz,  Homer.  Unter- 
auch  Paus.  10,  18,  6.  16,  6.  suchungen  209,    Anm.  6.   (vgl.   Aristoteles  und 

4)  Akanthos:  Schatzhaus  in  Delphoi,  Plut.  Athen  2,  44  f.)  W.  Judeich,  Topographie  von 
de  Pyth.  orac.  14.  Lysand.  1.  18.  Pomtoio,  Athen  61,  10.  Nach  Demosth.  or.  18  (de  co- 
Berl.  Piniol.  Wochenschr.  1906,  1179.  rona),    141:    xedra    .  .   xov   'Anollco    xov    JJv- 

5)  Alexandreia:  Münzen  des  Nero  mit  &iov,  og  naxQcoög  iaxi  xfi  nöXsi  war  nur  der 
der  Legende  'AnöXXcov  FLv&eiog  bez.  Ilv&iog.  pythische  Gott,  für  die  Athener  der  naxocpog 
Eckhel,  Boctr.  num.  vet.  4,  53.  Mionnet  6,  68  (s.  Bd.  3,  Sp.  1714  f.  1685);  vgl.  Mommsen, 
207.  Head,  Hist.  num.  719.  Catal.  of  greek  40  Feste  der  Stadt  Athen  486,  2.  Wachsmuth, 
coins  brit.  Mus.  Alexandria  Bitrod.  XL1V  und  Stadt  Athen  1,  296.  E.  Maafs,  Be  Lenaeo 
p.  18.  Macdonald,  Catal.  of  greek  coins  in  the  et  BeJphinio  p.  17  (vgl.  14 f.).  O.  Gilbert,  Gr. 
Hunter.  coli.  University  of  Glasgoiv  3,  416,  118.  Götterl.  434;    vgl.  aber  auch  Toepffer,  Hermes 

6)  Alexandreia  Troas:  Tlv&ia,  Lolling,  23  (1888),  332,  3  =  Beiträge  zur  griech.  Alter- 
Athen.  Mitt.  9  (1884),  72.  Nilsson,  Griech.  Feste  tums Wissenschaft  129,  Anm.  1.  L.  B.  Farnell, 
143,  2.     Vgl.  unten  Troas.  Class.  Review  14  (1900),  373.  Opfer  für  Apollon 

7)  Ambrakia:  2wxi]Q  LTv&iog,  Anton.  Pythios  s.  unter  Chalkis.  Über  die  Lage 
Liberal.  4,  4.  Oberhummer,  Äkarnanien  229.  des  Pythions  (TIvQ'iov,  Thuk.  2,  15,  'S.  Strabo 
Nilsson,  Griech.  Feste  174  f.  9,  404),   das  höchst  wahrscheinlich  nur  durch 

8)  Amphipolis:  [Ilvföicc,  Cumont,  Jahresh.  50  die  Stadtmauer  des  Themistokles  vom  Olym- 
d.  öst.  arch.  Inst.  1  (1898),  182  Z.  50,  während  pieion,  dem  Heiligtum  des  olympischen  Zeus, 
Wilhelm  nach  Cumont  a.  a.  O.  183  f.  weniger  getrennt,  südwestlich  von  diesem,  am  Ilissos, 
wahrscheinlich  [IlQourj]Q-iu  ergänzt.  auszusetzen  ist,    s.    Wachsmuth,  Neue  Beiträge 

9)  Anaphe,  Weihungen  an  Apollon  Ilvxriog  zur  Topographie  v.  Athen  in  Abhandl.  d.  Sachs. 
und  Artemis  Soteira,  I.  G.  12,  3,  nr.  268— 271.  Gesellsch.    d.    Wiss.    18    (1897),    14ff.   und    bei 

10)  Ankyra  (Galatia):  Tlvfria,  Cat.  of  greek  Pauly-Wissowa,  Suppl.  1,  123f.  (mit  Litteratur- 
coins  brit.  Mus.  Galatia,  Cappadocia  andSyria  angaben).  W.  Judeich  a.  a.  O.  344.  Petersen, 
16,  47.  MsydXa  Aßvlnuiüa  "Io&uhx  II6&ia,  C.  Rhein.  Mus.  62  (1907),  529.  Ob  das  TLv&iov 
1.   G.  3,  4016.  4017.  als  Tempel  zu  betrachten  ist,  obwohl  Hesych 

11)  Aphrodisias  (Karien):  KansxwXKx-Ilv-  60  a.  a.  O.  von  einem  vaog,  Phoi.  u.  Suid.  a.a.O. 
duz,  Iuthoof -Blumer,  Monn.  grecques  306,  21.  von  einem  Ibqov  sprechen,  ist  mindestens 
Kleinasiat.  Münzen  115,  14.  Head,  Hist.  num.  zweifelhaft.  Studniczka,  Arch.  Jahrb.  21  (1906), 
520.     Cat.  of  greek  coins  brit.  Mux.  Caria  50f.  81  ff.     erkennt    eine    Nachbildung     des    athe- 

12)  Apollonia:  Weihung  des  ftigog  %qv-  nischen  Pythions  auf  einem  Kitharoedenrelief. 
govv  nach  Delphoi,  Plut.  Be  Pyth.  or.  16;  Pausanias  (1,  19,  1)  spricht  nur  von  einem 
vgl.  Corr.  hell.  20  (1896),  695,  3.  ayuXua.   'AitoXXcovog  Ilv&iov   (dasselbe   Kultbild 

13)  Apollonia  Pisidiae:  LTv&iKd,  Corr.  gemeint  im  Lex.  Seguer.  bei  Bekker,  Anecd.  1, 
hell   17  (1893),    256    nr.  35,    6,    18  (1894),    199.  299,    8:    Ilv&iog  xcd    Ai]Xiog    'AnöXXav.     ccyaX- 


3373         Pythios  (Kult  von  Athen)  Pythios  (Attaleia — Chartagenna)      3374 

(lärcov  övouaza  Ad"r\vr\6i  xnica^iitiav).    Der  Ein-  nr.    35,     Z.   16.      &r]GuvQbg    xT]g    nolsag,    otxog 

fall  v.     Wüamoieitz',    Aus    Kydathen    229    (zu  'A&rjvccimv,    Corr.    hell.    17    [1893],    612)    und 

150,  Anm.  69),    dafs  Pausanias  den  Ausdruck  Säulenhalle    (6xoä,   Paus.  10,  11,  6,  Inschrift: 

*ayaliia  von  einem  Tempel,  dem  Pythion'  ge-  Aftsvuioi   ävi&SGav   xtv    oxoav   xori   xä    Ho-JtX[cc 

braucht   habe,    ist   zurückgewiesen   von   J.  H  ii]al  xa-Agoxigiu  Htlövxeg  xov  7to[Xs/xto]i>,  Arcli. 

Ch.  Schubart,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  125  (1882),  Am.  17  [1902],   85)  in  Delphoi;  vgl.  Pomtoiv, 

43.    Über  ein  im   Volksmunde   gleichfalls  Uv-  Beiträge    zur    Topographie    von    Delphi    42  ff. 

ftiov   (Philostr.  vit.  sophist.  2.    1,   5)  genanntes  U.  Köhler,   Rhein.  Mus.  46  (1891),   lff.  Pom- 

zweites  Apollo heiligtmn,  das  Heiligtum  des  tow,  Rhein.  Mus.  49  (1894),  627  ff.  Arch:  Anz. 
Apollon  '  TnaKQuiog  am  Xordwestabhange  der  10  9  (1894),  183f.,  13  (1898),  43ff.,  17  (1902),  81f. 

Burg   s.   Wachsmuth,   Rhein.  Mus.  23,   56  (an-  85 f.     Berl.    Philol.    Wochenschr.    1903,    264 ff. 

ders  Stadt  Athen  im  Altertum  1,  295  ff.)  Judeich  Auf  einer  im  Schatzhause  der  Athener  gefun- 

a.  a.  O.  271.    Dörpfeld,  Athen.  Mitt.  20  (1895),  denen    Stele    ist   ein    Paian    auf  Apollon    von 

198.     Farnell    a.  a.  O.   372.     Im  Pythion   (iv  dem  Dichter  Aristonoos  aus  Korinth  gefunden 

IJv&iov,  Plato  Gorg.  p.  472a.  b.    Isaios  5,   41)  worden,   aufserdem  noch    andere  Hymnen  auf 

wurden  die  von  den  Siegern  an  den  Thargelien  Apollon,    Corr.  hell.  17  (1893),  563 ff.    Crusius, 

(Phot.  Suid.  a.  a.  0.)  geweihten  Dreifüfse  auf-  Philologus  53  (1894),  504.   Ergänzungsheft  lff. 

gestellt,    und    die   Funde   im    Pythion    haben  19)  Attaleia   (Pamphylien) :    In  dem   dor- 

dies  bestätigt,  Mommsen,  Feste  der  Stadt  Athen  tigen  Würfelorakel  wird  ein  Wurf  JJv&iov 
484  f.     E.  Reisch,    Griech,    Weihgeschenke  (Ab-  20  A-nöllcovog  genannt,  Kaibel,  Hermes  10  (1875), 

handl.  d.  arch.  epigr.  Seminars  zu  Wien  8  [1890])  198,  VI.     Doch  ist  es  fraglich,  ob  hieraus  ein 

S.   80  ff.     Aufstellung    eines  Ehrendekretes   iv  Kult   des  Apollon  P.   gefolgert  werden  kann. 

itöh]    "acCi    iv  nv&iov,    I.   G.  2,  V  (C.  I.  A.  4,  20)  Attuda  (Phrygien):  üvö-ta,  C.  I.  G.  3, 

Suppl.  2),  p.  11,   nr.  25  Z.  10.     Priester  AnöX-  3950.3952.  Ut>07.xa,  Corr.  hell  14 (1890),  238  nr.13. 

Xiovog    IJv&Lov    (Sesselinschrift    im    Dionysos-  21)   Augusta   Caesarea  (Syrien):    (aycov) 

theater),  I.   G.  3  (C.  1.  A.  3),  247.     Isosbg  xov  Tlv&inog,  C.  I.   G.  3,  4472  Z.  9  p.  220. 

'Aitöllcüvog  xov  IIvölov,  Colin  a.  a.  O.  141,  nr.  22)   Beroia   (Makedonien):    IJv&iix   (Münz- 

53,  4.     Inschrift  auf  einem  Altar:    'AnöXXavog  legende),  H.  v.  Fritze,  Klio,  Beiträge  zur  alten 

'Ayvtscoc   ngoaxaxrjQiov  Tlaxgcpov   JIv&lov  KXa-  Geschichte  7  (1907),  13. 

giov  Tluviavlov  ebenda  175.    Fragmentiert  sind  30        23)  Binda  (Phrygien):  Ilv&md  Sterret,  Pa- 

die  Inschriften:     ip    IIvfri(ov),   I.  G.  1  (C.  I.  pers  of  amer.   school  3,    600  p.  409.     Ramsay, 

A  1),   2  0,   Zeile  20  —  [Ä7tol]lcovog  TIv[&iov],  Cities  and  bishoprics  of  Phrygia  334  nr.  153. 

ebenda  212,   4  —  t<m  Ilv&icp,   IJv&iot.  .  .  .  xov  24)  Boiotien:   Halle   bez.  Schatzhaus   der 

JJv&iov  (auf  der  Akropolis  gefunden)  I.  G.  2,  Boioter  in  Delphoi,  Pomtoiv,  Berl.  Phil.  Woche n- 

V  (C.  I.  A.  4,  Suppl.  2),  nr.  4333,  p.  294.  Vgl.  sehr.  1903,  263  f.  (unter  der  Gxoä  bei  Theopom- 

auch  Lex.  Seg.  bei  Bekker,  Anecd.  1,  295,  23  :  pos   [fr.  182    F.  H.  G.    1,    308    aus    Athen.  13, 

IJvd-aiög'  övo{itt  toQxijg  A&ijvrjGLv  cc/oj.Lkvr\g  xov  605a]  ist  nicht  die  Halle  der  Athener,  sondern 

'Aitollcovog,  iknb  xov  Tlv&cavog.    Absendung  von  der  Boioter  zu   verstehen)    1906,    1178 f.     Klio, 

heiligen  Festgesandtschaften  (Tlvfriäg,  I.  G.  2,  Beiträge  zur  alt.  Gesch.  6  (1906),  95,  2.  Vgl. 
545.    JJv&cug,   I.  G.  2,  550)  nach  Delphoi,  die  40  unten  Theben, 

dem  AjtöXloivi   xeo  IJv&ia)   anag^ag  ccTtdyovaiv,  25)  Caere  s.  Agylla. 

1.  G.  2,  985 A  3^  p.  433;  vgl.  Colin  p.  35,  nr.  26)  Chalkedon:  IJvQ-ia  iv  KalxaSövi  (so!) 
21,  p.  137.     Die  Teilnehmer  (oi  Ilv&wds  &ea>-  Arch,  Epigr.  Mitt.  aus  Oest.  8  (1884),  220  nr.  49. 

■  goi,  Pollux  2,  55)   heifsen  Uv&iaaxai  (Hcsych.  Dumont,  Melanges  d'archeologie  et  d'epigraphie 

s.    v.     aßXQum])    oder    gewöhnlich    FLv&aCGxaL  392,  74  s.    Xalxi]d6vct  IIv[&ia\,  C.  1.  G.  2,  3676. 

.(Strabo  9,  404.  Steph.  Byz.   s.  v.  Ilv&w.     I.  G.  27)    Chalkis  (?).     In   einem   Staatsvertrag 

2,  V  [C.  I.  A.  4,  2]  1190  b.  1190  c.  Athen.  zwischen  Chalkis  auf  Euboia  bez.  einer  seiner 
Mitt,  23  [1898],  24  Z.  11.  Colin  p.  33,  nr.  12.  Kolonien  und  einer  unbekannten  griechischen 
p.  43,  nr.  23  a,  b,  p.  47,  nr.  7  (hier  IJv&aiiGxal  Stadtgemeinde  wird  'AnolXcav  6  Ilv&iog  ge- 
geschrieben; vgl.  Tcv&adg  p.  81,  nr.  8  Z.  3.  50  nannt,  Roehl,  I.  G.  A.  374  p.  103  =  Roehl, 
Dittenberger,  Sylhge  2  2,  611)  1.  Töpff  er,  Hermes  Imagines  nr.  15.  Collitz  5291.  Dittenberger- 
23  (1888),  321  ff.  =  Beiträge  u.  s.  w.  118  ff.  Purgold,  Inschr.  v.  Olympia  nr.  25;  vgl.  Kirch- 
Nikitsky,  Hermes  28  (1893),  628.  Dittenberger  hoff,  Arch.  Zeit.  37  (1879),  52  zu  nr.  226.  Eine 
a.  a.  0.  p.  391,  Anm.  3.  E.  Pfuhl,  De  Athe-  Bestätigung  der  Annahme  eines  Kultus  des 
niensium  pompis  sacris  (Berlin  1900),  p.  104  ff.  Apollon  Pythios  in  Chalkis  würde  die  dort 
u.  bes.  Colin  a.  a.  O.  23  ff  Über  die  Bezeich-  gefundene  Inschrift  mit  der  Opferbestimmung 
nung  TiiiLitBiv  xr\v  Jlvxrcd'Scc,  Colin  p.  112  Z.  5,  [' A]n6lXovi  Ilvfrioi  xi[lsov]  {Papabasileios, 
p.  117,  p.  131,  nr.  51  (vgl.  i&noövolri  xf\g  Ecprui.  ccqx-  1902,  32 A  13;  vgl.  p.  33.  37. 
nv&aidog  p.  136,  nr.  31);  aysiv  xr\v  IlviraCdcc  'Eqprjfi.  &qx-  1903,  127.  Ziehen,  Leges  Grae- 
p.  31,  nr.  22,  p.  32,  nr.  5,  p.  54,  nr.  13  a,  p.  60  corum  sacrae  2,  fasc.  1  nr.  10  p.  41,  13;  vgl. 
35,  nr.  21,  p.  72,  nr.  9,  p.  91,  nr.  20;  av^i-  auch  Revue  des  e'tudes  grecques  17  [1904],  244) 
Tiiimsiv  xi]v  Ilvfrcädci,  p.  41,  nr.  6,  p.  46,  nr.  3,  p.-<?  bieten,  wenn  die  Inschrift  nicht,  wie  A.  Wil- 
97,  nr.  37;  TtgoTti^nsiv  xrjv  Ilv&cxiäu,  p.  74,  heim,  'Ecpr ft.  üg%.  1902,  135ff.  1904,  103  ff. 
nr.  16,  p.  75,  nr.  25;  6vv7iaoartE{L7i£iv  xijv  Uv-  wahrscheinlich  macht,  aus  Attika  stammte. 
&atda,  p.  81,  nr.  8a,  3;  vgl.  Colin  83.  Über  28)  Chartagenna:  Jlv&ia  iv  Xapxtxyevvrj 
die  gottesdienstliche  Verbindung  Athens  mit  (so!)  Arch.  epigr.  Mitt.  aus  Oest.  8  (1884),  220 
Delphoi  s.  auch  den  Artikel  Pyrrhakos.  Schatz-  nr.  49.  Dumont,  Melanges  d'archeologie  et 
haus  (&r}6avQÖg,  Paus.  10,  11,  5.    Colin  p.  65,  d'epigraphie  392,  74  s. 


3375                Pythios  (Chios)  Pythios  (Delphi)               3376 

29)  Chios:  Entsendung  eines  %ogög  von  200  frgm.  7.  An  der  ersten  Stelle  wird  Python 
Jünglingen  nach  Delphoi,  Her  od.  6,  27.  als   Wächter    (icpgovgsL)    des    rg'ntovg    {lavzziog 

30)  Deipnias  (bei  Larissa):  Apollon  soll  bezeichnet.  Das  im  Artikel  Python  besprochene 
dort  auf  seiner  Sühnfahrt  nach  Erlegung  des  ennaeterische  Fest  Septerion  oder  Stepterion 
Python  zum  ersten  Male  wieder  Speise  genossen  (Litteratur  bei  Nilsson,  Gr.  Feste  150  ff.  Gruppe, 
haben,  Steph.  Byz.  zSsinviäg.  Weniger,  Pythien  Gr.  Myth,  106,  14.  Usener,  Arch.  f.  Beligions- 
32.     Gruppe,  Gr.  Myth,  107,  1.     Vgl.  Larissa.  wiss.  7  [1904],  317,  1)  hat  durch  Usener  a.  a.  0. 

31)  Delos:  IIv&iov,  Homolle,  Corr.  hell.  6  317 — 339  eine  überraschende,  m.  E.  freilich 
(1882),  22  Z.  181.  182.  23  Z.  183.  184 ff.  24  durchaus  nicht  sichere  Deutung  erfahren,  die 
Z.  192 ff.  (vgl.  Lebegue,  Bev.arch.S.  Ser.  Tome  10  hier  nur  kurz  skizziert  werden  kann:  Das  Fest 

7.  [1886]  p.  250).  14  (1890),  398  (vgl.  496).  Einxrigwv fiel  in  den  Monat 'ilcüog,  höchst  wahr- 
Dürrbach,  Corr.  hell.  28  (1904) ,  161  Z.  5.  9.  scheinlich  auf  den  23.  dieses  Monats,  einen  Tag, 
15.  18 ff.  der  mit  dem  23.  Thargelion,  dem  für  Uions  Zer- 

32)  Delphoi:  Der  Tempel  des  pythischen  Störung  angenommenen  Tage,  zusammenfiel,  der 
Apollon  wird   schon  bei   Hom.  11.  9,  405.  Od.  heimliche    nächtliche    Angriff    gegen    die 

8,  ,80  (vgl.  IL  2,  519.  Od.  11,  581)  erwähnt.  Hütte,  die  eine  Nachbildung  eines  könig- 
Nach  dem  Homer.  Hymn.  287ff.  ist  Apollon  liehen  Palastes  ist,  erfolgt  auf  dem  Wege 
selbst  Stifter  des  Heiligtumes,  dessen  Funda-  AoXwvtia  (vgl.  den  Späher  z/oäcov,  der  heim- 
ment  er  legt,  damit  der  Tempel  sei  ein  %gr\-  lieh  in  ein  Wolfs  feil  gehüllt  [Apollon  Avxsiog 
oxrjgiov  für  die  Menschen;  die  steinerne  Schwelle  20  u.  s.  w.!]  seinen  nächtlichen  Gang  antritt)  u.  s.  w. 
(Hom.  II.  9,  404.  Od.  8,  80)  aber  legten  auf  cDie  geheimnisvolle  Einäscherung  des  palast- 
das  Fundament  Agamedes  (s.  d.)  und  Tropho-  ähnlichen  Holzbaues  ist  eine  gottesdienstliche 
nios.  Nach  Gründung  des  Tempels  und  Er-  Nachbildung  des  Brandes  von  Priamos'  Schlofs', 
legung  des  Pythondracheu  führt  Apollon  kre-  von  Ilions  Fall.  cBevor  das  Fest  seinen  jün- 
tische  Männer  von  Knosos  nach  Pytho(v.  3910°.),  geren  Namen  Septerion  erhielt,  mufs  es  'ilala 
die  ihm  als  Priester  dienen  und  seine  Orakel  geheifsen  haben,  und  sein  mythologischer  In- 
verkünden sollen.  Nach  Pindar  (fr.  55,  Bergk  halt  war  die  Zerstörung  des  Schlosses,  in  dem 
p.  387 4)  im  Schol.  Aesch.  Eum.  3  bemächtigte  der  räuberische  Dämon  seine  Beute  verborgen 
sich  Apollon  Pythos  mit  Gewalt  und  daher  ver-  hielt.  Der  Zerstörer  des  Schlosses,  also  der 
suchte  ihn  Gaia  (vgl.  Z.  39  f.)  in  den  Tartaros  30  Überwinder  des  Dämons,  war  der  noch  jugend- 
zu  stofsen.  Von  einer  gewaltsamen  (vgl.  auch  liehe  Apollon,  wie  er  durch  den  delphischen 
Apollod.  1,  4,  1,  3)  Verdrängung  zwar  nicht  Knaben  dargestellt  wurde.  Ein  Doppelgänger 
der  Gaia,  aber  ihrer  Tochter  Themis  durch  des  Apollon  ist  Pyrrhos:  wie  Pyrrhos  Ilions 
Apollon  berichtet  auch  Euripides  (Iph,  Taur.  Burg  stürmt,  so  vernichtet  Apollon  das  Schlofs 
1259 ff.),  wonach  dann  Gaia,  um  ihre  Tochter  des  räuberischen  Dämons.  Bei  beiden  Kämpfen 
zu  rächen,  Traumorakel  eingeführt  habe,  die  war  der  ursprüngliche  sakramentale  Zweck, 
Apollons  Mantik  verdrängt  hätten,  wenn  sich  den  Bann  des  Dämons  zu  brechen,  der  das 
nicht  auf  Apollons  Bitten  Zeus  ins  Mittel  ge-  himmlische  Wasser  geraubt  hatte  und  im 
legt  hätte.  Gewöhnlich  freilich  gilt  Gaia  als  Hochsommer  die  segenbringenden  Wasser  des 
die  älteste  Inhaberin  des  delphischen  Orakels,  40  Himmels  zurückhielt,  und  den  Segen  der 
als  dessen  ngö^iavTig  sie  die  Bergnymphe  Regenwolken  aus  der  Gewalt  des  Räubers  zu 
Daphnis  eingesetzt  hatte,  Paus.  10,  5,  5.  Dio-  befreien.  fNahe  dem  Tempel  fliefst  eine  schöne 
dor  16,  26.  Nach  der  unter  dem  Namen  des  Quelle:  da  hat  Apollon  das  Drachenweib  ge- 
Musaios  gehenden  Eumolpia  bei  Paus.  10,  tötet  durch  einen  kräftigen  Pfeilschufs'  (Hom. 
5,  6  (vgl.  24,  4)  waren  Gaia  und  Poseidon  ge-  Hymn.  Apoll.  300).  Bei  dem  Kampfe  um  Ilion 
meinsame  Besitzer  des  Orakels;  Gaia  trat  ihren  ist  freilich  der  ursprüngliche  Schatz,  der  ge- 
Teil an  Themis  ab,  die  ihn  ihrerseits  dem  raubt  worden  ist  und  wiedererobert  werden 
Apollon  als  Geschenk  gab,  während  Apollon  soll,  durch  ein  anderes  Bild  ersetzt,  durch 
den  dem  Poseidon  gehörigen  Anteil  gegen  die  Helena  und  die  mit  ihr  geraubten  Schätze: 
Insel  Kalauria  (Paus.  2,  33,  2.  Schol,  Apoll,  50  statt  des  'segenbringenden  Himmelswassers 
Bhod,  3,  1242.  lykophr.  617  u.  Schol.)  ein-  dachte  man  sich  das  Licht  des  Himmels  ge- 
tauschte.   (Über  Poseidon  und  Apollon  in  Del-  raubt.     Vgl.  oben  Sp.  3361. 

phi  s    Mommsen,  Delpliica  1  ff.  und  abweichend  Über    die   Rolle    der  Hyperboreer    bei    der 

von  ihm  Bobert,  Arch,  Jahrb.  5  [1890],  225f.).  Gründung  des   Tempels   s.   Paus.    10,   5,   7,   8. 

Aischylos   (Eumen.  1  ff.)    dichtete,   dal's    zuerst  Crusius  Bd.    1,   Sp.  2807 f.     Der   erste  Tempel 

Gaia  Inhaberin  des  Orakels  war,  das  sie  ihrer  soll  aus  Lorbeerzweigen,  die  aus  Tempe  (s.  unt. 

Tochter  Themis  überliefs,  von  dieser  erhielt  es  pr.  146)  herbeigeschafft  worden  waren,  gebaut 

Phoibe  und  von  dieser  wiederum  Apollon;  hier  worden  sein,  Paus.  10,  5,  9.    Der  zweite  Tem- 

vollzieht  sich  jeder  Übergang  in  Frieden  und  pel,  der  vewg  itxigivog  (Aristoteles  bei  Porphyr. 

Harmonie,  Ol Müller,  Aeschylos'  Eumeniden  183.  60  in  Stob.  Flor.   21,   26.  Strabo  9,   3,   9    p.  421. 

Über  den    Kampf  mit  Python,   von  dessen  Pseudo-Eratosth,    Catast.   29)   sollte  nach   del- 

Überwindung  Apollon    den   Beinamen  nv&coog  ^phischer  Sage  von  Bienen  (vgl.  Weniger  Bd.  2, 

(Sp.  3397)  erhalten  haben  soll,  s.  Python,  wo  Sp.  2640,  32 ff.)  aus  Wachs  und  Federn  (ix 
erwähnt  werden  konnte,  dafs  der  Drachenkampf       mtgmv,  vgl.  Bd.  1,  Sp.  2808,  4)  gebaut  worden 

auch  in    den   Fragmenten   zweier   delphischen  sein,  Paus.  10,  5,  9.  Philostr.  vit.  Apoll.  6,  10, 

Hymnen   besungen   war,    Weil,   Corr.  hell.    17  oder  seinen  Namen  von  dem  Erbauer  Pteras  (s.d.) 

(1893),  574  Z.  6.  583  frgm.  T  =  Crusius,  Phi-  erhalten  haben,  Paus.  10,  5,  10,  der  noch  eine 

lologus   53   (1894)  Ergänzungsheft  33  Z.    5.  84  dritte,  von  ihm  selbst  aber  als  unglaublich  be- 


3377                 Pythios  (Delphi)  Pythios  (Delphi)                3378 

zeichnete  Version  hinzufügt,  clafs  der  nxigivog  Jahrcsber.  140,  36  f.)  und  in  Corr.  hell.  24 
vscog  aus  Farrenkraut  (itrsQig)  geflochten  wor-  (1900),  258  f.  Doch  ist  die  Auffassung  des 
den  sei.  Der  dritte  Tempel  war  ehern  (%aX-  Omphalos  als  [lavxelov,  cals  sprechender  Grabes- 
■x.ovg),  Aristoteles  a.  a.  0.  Paus.  10,  5,  10 f.;  mund'  sehr  zweifelhaft,  Ziehen  a.  a.  0.  Gruppe, 
doch  erhebt  Pausanias  Widerspruch  gegen  die  Bursians  Jahrcsber.  137  (1908),  244 f.,  aus  dem 
Annahme,  clafs  Hepbaistos  der  Erbauer  und  ich  entnehme,  dafs  Cook,  Folklore  15,  144  den 
der  Tempel  mit  den  goldenen  Bildern  der  önqxxXög  ebenfalls  mit  ojicpr;  in  Zusammenhang 
Kr\Xr\86v8g  (s.  d.)  geschmückt  gewesen  sei.  bringt  =  cOrakelbaum',  und  in  ihm  ursprüng- 
Dieser  Tempel  soll  entweder  in  den  Erdschlund  lieh  eine  verwitterte,  dem  Zeus  geweihte  Eiche 
versunken  oder  von  der  Glut  des  Feuers  ge-  10  erkennen  will.  Die  gewöhnliche  Sage  be- 
schmolzen sein.  Der  vierte  steinerne  Tempel  war  richtet ,  dafs  Zeus ,  um  den  Mittelpunkt  der 
von  Agamedes  und  Trophonios  (s.  ob.  Sp.  3375)  Erde  zu  bestimmen,  zwei  gleichschnelle  Adler 
erbaut,  Paus.  10,  5,  13.  (vgl.  9,  37,  5).  Pindar  —  Schwäne,  Plut.  de  def.  or.  1;  Raben,  Strabo 
(fr.  2  Bergk  p.  374 4)  im  Sclwl.  Lue.  Dial.  Mor.  9,  3,  6  p.  420  — ,  den  einen  von  West,  den 
10  p.  255  f.  ed.  Babe  und  (fr.  3  Bergk  a.  a.  0.)  anderen  von  Ost  habe  auffliegen  lassen,  in 
bei  Plut.  cons.  ad.  Apoll.  14.  [Pluto]  Axioch.  Delphoi  seien  sie  zusammengetroffen,  und  zur 
6  p.  367 C.  Strabo  9,  421.  Steph.  Byz.  s.  v.  Erinnerung  daran  wurden  beim  Omphalos  zwei 
JeXcpoi.     Schol.    Arist.    Nub.    508.     Cic.    Tusc.  Adler  aus  Gold  angebracht  —  nach  ihrem  Raube 

1,  47,  114;  er  brannte  Ol.  58,  1  (548  v.  Chr.)  im  phokischen  Kriege  (Schol.  Find.  Ptßh.  4,6), 
avröucczog  —  von  einer  böswilligen  Brandstif-  20  scheinen  sie  nur  als  Fufsbodenmosaik  wieder- 
tung  berichtet  Sclwl.  Pind.  Pyth.  7,9  —  ab,  hergestellt  zu  sein ,  Schol.  Luc.  de  salt.  38 
und  die  Ampbiktyonen  verdangen  den  Ausbau  (Jacobitz  IV  p.  144  =  Babe  p.  189).  Wolters, 
des  neuen  Tempels  an  die  Alkmeoniden,  Herod.  Ath.  Mitt.  12  (1887),  379 f.     Studniczka,   Her- 

2,  180,  5,  62  (vgl.  1,  51).  Arist.  Athen.  Polit.  mes  37  (1902),  264,  der  a.  a.  0  258  ff.  nach 
19.     Paus.  10,  5,  13.     Strabo  9,  421.    Pomtoiv,  einer  Anregung  von  Bobert  in  den  viel  behan- 

.  Rhein.  Mus.  hl  (1896),  328  ff.,  52  (1897),  105ff.  delten  Versen  bei  Eur.  Ion  224f..  nach  der 
'"  —  Pausanias  spricht  also  im  ganzen  von  fünf  sich  zu  beiden  Seiten  des  Omphalos  Fogyövsg 
Tempeln:  —  a)  von  dem  aus  Lorbeer,  ■ —  b)  befinden  sollen,  durch  Konjektur  die  Adler 
von  dem  vsmg  iTxigivog,  —  c)  i>£Üs  %uXy.ovg,  einsetzt,  indem  er  schreibt:  d'jiqp!  de  yogy[co 
—  d)  Bau  des  Agamedes,  ■ —  e)  Bau  der  Am-  30  Xgvaocpasvvco  Aibg  olojvw]  u.  s.  w.  — ,  Pind. 
phiktyonen.  Nach  der  Notiz:  xbv  .  .  icp  Pyth.  4,  4  (wo  die  Pythia  %gvaimv  Jibg  ahxav 
rjiiwv  .  vccbv  cp-Ao86ui]6av  ol  'JiicpiKXvovsg,  TtageSgog  genannt  wird)  und  frgm.  54  (p.  387, 
&qiix£y.xcx)v  8h  Hitlv&agog  iytvexo  avxov  KoqLv-  Bergk*),  Schol.  Pind.  Pyth.  4,  6.  Strabo  9,  420. 
%-iog  glaubte  Pausanias,  noch  zu  seiner  Zeit  Schol  Eur.  Or. 331.  Schol.  Oed.B.  480.  Derbeiden 
den  letztgenannten  Tempel  zu  sehen.  Doch  Ausgrabungen  in  Delphoi  gefundene  Omphalos, 
ist  nach  dem  Nachweis  von  Pomtoic,  Bhein.  offenbar  eine  getreue  Kopie  des  Originals  (abg. 
Mus.  51,  347  ff.  (vgl.  Hiller  v.  Gaertringen  bei  Corr.  hell.  1900,  259;  vgl.  1894,  180  bei  der 
Pauly-Wissoica  4,  2563.  2577.  2579.  Gruppe,  Aufzählung  des  Fundes:  un  omphalos  de  marbre 
Gr.  Myth.  108.  E.  Beisch,  Jahreshefte  des  =  Paus.  10,  16,3:  ö^icpaXbg  Xi&ov  Xsvkov),  zeigt 
österr.  arch.  List.  9  [1906],  199  ff.)  der  Tempel  40  keine  Spur  von  dem  einstmaligen  Schmuck 
um  373  wiederum  durch  Feuer  (im  phokischen  durch  Adler,  was  sich  wohl  durch  die  oben 
Kriege  oder  dm-ch  Erdbeben,  Sokoloff,  Klio  erwähnte  Thatsache  (Z.  18)  erklärt,  ebensowenig 
Beiträge  zur  alten  Geschichte  7  [1907]  55  Anm.  1)  finden  sich  —  aufser  auf  den  unten  verzeich- 
zerstört  worden;  das  gleiche  Schicksal  traf  ihn  neten  Monumenten  —  die  Adler  auf  den  zahl- 
teilweise  im  Jahre  83  v.  Chr.  durch  die  Maider,  reichen  Darstellungen  des  Omphalos*),  die  zu- 
und  erst  im  Jahre  67  wurde  durch  Nero  der  sammengestellt  sind  von  M.  W.  de  Visser,  Die 
neue  Tempelbau  vollendet.  Es  ist  also,  ab-  nicht  menschengestaltigen  Götter  der  Griechen 
gesehen  von  den  drei  mythischen  Tempelbauten,  85  ff.  G.  Hock,  Griechische  Weil/gebrauche 
ein  viermaliger,  wenn  auch  bei  der  nur  teil-  (Würzburg  1905)  36 ff.  Vgl.  auch  die  Über- 
weisen Zerstörung  nicht  vollständiger  Tempel-  50  sieht  der  Darstellungen  des  auf  dem  Ompalos 
neubau  anzunehmen:  der  dem  Agamedes  zuge-  sitzenden  Apollon,  A.  J.  B.  Wace,  Tlie  annual 
schriebene,  der  Tempel  des  Spintharos,  der  of  thebrit.  school  at  Athens  9  (1902/03),  211  ff. ; 
Bau  nach  373  und  die  unter  Nero  erfolgte  vgl.  auch  Gruppe,  Gr.  Myth.  1261,  3. 
Wiederherstellung.  Darauf  scheint  sich  auch  Den  Omphalos  mit  den  beiden  Adlern 
zu  beziehen  Libanius  (or.  11,  228  =  ed.  Beiske  zeigen:  —  1)  Relief  aus  Sparta,  Apollo  und 
1,  347):  6  rov  LTv&iov  vsag  noXlcüg  el^s  %v%aig  Artemis,  zu  ihren  Füfsen  der  Omphalos,  Wolters, 
hccI  r tragt og  ö  vvv  t6tr\-Awg  tariv  inl  roTg  Athen.  Mitt.  12  (1887),  378,  Taf.  12  =  Darem- 
tiMQOG&iv  ol%o[itvoLg.  berg-Saglio,  Fictionnaire  des  Ant.  Grec.  et  Born. 
Omphalos.  Aufser  der  gewöhnlichen  Auf-  4,  1,  Fig.  5403  =  Hermes  37  (1902),  267,  Fig.  6 
fassung  des  Omphalos  als  'Erdnabel',  die  aber  60  (nur  der  Omphalos  mit  den  Adlern).  — 
auch  nicht  die  ursprüngliche  ist  (s.  Sp.  3379),  2)  Relief,  unweit  des  Marktthors  in  Athen 
findet  sich  auch  die  Ableitung  von  djxcp?]':  ov%  gefunden,  nur  kurz  erwähnt  von  A.  Wilhelm, 
ä>g  iieocdtctTog  cov  avrf]g  (zfjg  yfjg),  &XX'  cc7tb  rfjg 

avcc8L8oii£vr}S   &    ccvxcö    ÖLLcpfig,    nxig   ißxl    dsia  *)  de  Visser  ^ebt  a-  a-  °-  84f-  <VBX-  auch-ÖVa^e,  Gr. 

<pavj,   Cornut.  de  nat.  deor.  32  p.  226  (p.  196  f  (*■  1033;  4->  au,ch  ^e.^7"luilg  d£  8(telle"'  aT\defnen 

r\        ".      „  7    ,       ,-,             ._         _„.      ,r     ..„_    v4s  ,       .  d.  oiimalo;  bei  den  Schriftstellern  erwähnt  wird.    Ich  luge 

Osann)    Schol.    Eur.    Or     331    (p.  132    Schw.)  MnJ  pinda^  Paian  6>  l6>  126  in  The  0xyrynchus  Papyri 

J.  F.  HarriSOn,   Joum.   of.   hell.  Stltd.  19  (1899),  5j  43  bezw,  47.  an  der  letzteren  Stelle  erhält  der  6/ucpahJ; 

235 ff.    (nach    Bericht    von    Ziehen,    Bursians  das  Epitheton  tvQvg.    Vgl.  auch  Bakchyi.  a,  4. 


3379                Pythios  (Delphi)  Pythios  (Delphi)                3380 

Anzeiger  d.  k.  k.  Akad.  d.  Wiss.  in  Wien  1899,  phischen  Pythions  flofs  ein  Bach  Aigas, 
3  =  Jahreshefte  des  ästen:  arch.  Inst.  1  (1898),  lag  ein  Berg  Aiyalov  und  das  iteSiov  AI- 
Beiblatt  43:  'Apollo  und  Artemis,  der  Om-  yalov,  das  an  das  Gebiet  von  Klqqcc  (Koißa) 
phalos  mit  den  zwei  goldenen  Adlern  in  der  grenzte.  Es  ist  unzweifelhaft,  dafs  des  Python 
Mitte'.  —  3)  Stater  von  Kyzikos:  abg.  Hermes  Sohn  Ai'g  mit  den  genannten  Örtlichkeiten  in 
a.  a.  O.  266,  Fig.  5  =  Numism.  Chron.  1876,  Zusammenhang  stehen  mufs,  dafs  er  als  ihr 
Taf.  8,  6  =  Catal.  of  greek  coins  Brit.  Mus.  Eponymos  galt.  Heilst  nun  der  Omphalos 
Mysia  Taf.  8,  7  p.  32,  100.  Auszuscheiden  ÖLupalbg  Aiybg  (bezw.  Alyalog),  so  läfst  sich 
ist  das  Bild  einer  Lekythos  im  britischen  Mu-  aus  der  Analogie,  die  den  o^cpalog  als  Grab- 
seum  (Walters,  Catal.  of  the  greek  and  etruscan  10  mal  des  Python  (s.  d.  und  vgl.  auch  Eust.  ad 
vases  brit.  Mus.  2  p.  291  nr.  641 :  the  Delphic  Hom.  II.  309,  39 :  6  tisqI  nv&cova  xonog  d\i- 
omphalos;  on  either  side  of  it,  branches  with  cpalög  i-al^r}  yi)g)  bezeichnet,  schliefsen,  dafs 
fruit,  on  ivhich  are  perched  two  eagles) ;  s.  Stud-  Ali,,  der  Sohn  des  Python,  entweder  mit  Python 
niezka,  Hermes  a.  a.  0.  265.  selbst  identisch  ist,  oder  dafs  die  Sage  einst 
Der  Omphalos  befand  sich  höchst  wahr-  auch  von  einem  Kampfe  Apollos  mit  des  Py- 
scheinlich  nicht,  wie  Preuner ,  Hestia-Vesta  thon  Sohne  Aix  berichtet  hat.  Der  delphische 
129  und  andere  annehmen,  in  der  Cella,  son-  Dreifufs  (vgl.  Lucian,  Astrol.  23:  Sgäv-cov  vnb 
dem  im  Adyton,  vgl.  Studniczka  a.  a.  0.  263.  xä  xqmoSi  cp&iyysxai)  war  nach  Serv.  ad  Verg. 
Gruppe,  Gr.  Myth.  103,  4.  (Nach  Legrand,  Aen.  3,  92,  6,  347.  Eust.  Dionys.  Per.  441 
Mevue  des  etudes  grecques  14  [1901],  62  ff.  be-  20  (vgl.  Wieseler,  Jahrb.  f.  Mass.  Phil.  89  (1864), 
stand  der  ältere  Tempel,  d.  h.  der  im  phoki-  243.  Abhandl.  d.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Göt- 
schen  Kriege  (ob.  Sp.  3377)  zerstörte,  über-  tingen  15  [1870],  235 f.).  Myth.  Lat.  3,  8,  5, 
haupt  nur  aus  einem  einzigen  grofsen  hypä-  mit  Pythons  Haut  (vgl.  auch  Serv.  a.  a.  0.  3, 
thralen  Räume,  der  sich  unmittelbar  an  den  360:  tripus  cum  ossibus  et  dentibus  Pythii  ser- 
Ttgovaog  anschlofs.)  Des  Omphalos  eigentliche  pentibus,  und  dazu  Wieseler,  Abhandl.  a.  a.  0. 
Bedeutung  ist  nicht  ganz  sicher:  C.  Bötticher,  238 f.)  bedeckt.  Der  Ausdruck  Alybg  oder. 
Her  Omphalos  des  Zeus  zu  Delphi  (19  Berl.  Aiyalog  oLiyalög  läfst  schliefsen,  dafs  der  Om- 
Winckelmannsprogr.)  S.  5  erkannte  in  ihm  das  phalos  mit  dem  Felle  des  A'i%  bekleidet  *)  war 
fWeihetum  des  Zeus  Moiragetes  und  der  ihm  und  zugleich  als  sein  Grab  galt.  Ai%,  sei  es 
beisitzenden  Moiren' ;  Cook  (s.  Sp.  3378,  5)  30  Python  selbst,  sei  es  sein  Sohn,  ist  ein  Unge- 
sieht  in  ihm  eine  Eiche,  de  Visser  a.  a.  0.  88  heuer,  wie  die  ziegengestaltigeChimaira(6rrwppe, 
hält  ihn  mit  Urlichs,  Reisen  u.  Forschungen  in  Gr.  Myth.  822,  1),  die  furchtbare  Alyig  (s.  u.), 
Griechenland  78.  Mommsen,  Delphica  11  für  der  feuerspeiende  (Verg.  Aen.  10,  566)  Aigaion 
einen  Sitz  der  Gaia  (für  den  Sitz  der  Hestia  u.  s.  w.  Vielleicht  leitete  auch  eine  Sage  den 
Wieseler  s.  Bd.  1,  Sp.  2640,  12  ff.)  oder  auch  Ursprung  der  alyig,  die  auch  Apollon  trägt 
für  den  Sitz  eines  anonymen  Geistes;  erst  (Hom.  II.  15,  308,318,361.24,20;  vgl.  Macrob. 
später  sei  die  Fabel  vom  Mittelpunkt  der  Erde  1,  17,  67.  Gruppe,  Gr.  Myth.  1226,  1),  von  der 
erfunden  worden.  Für  einen  Grabtumulus  (des  Erlegung  des  Python-Aix  her,  dessen  Haut 
Python  [s.  d.])  von  der  Gestalt  eines  Kuppel-  Apollon  abgezogen  hat.  So  verfertigt  sich 
grabes  halten  ihn  Rohde, Psyche  l2,  132,  Anm.  1.  40 

Hock&.a,.  0.36.  Noack,  Athen. Mitt.  19  (1894),  477.  *)  Zu    dem   Resultat,    dafs    der  Omphalos   mit   einem 

Stengel,  Griech.  Kultusalterlr  65.    Br.  Schröder,  Ziegenfell  bekleidet  gewesen  sei,    kommt,   allerdings  von 

Bonner  Jahrb.    108/9    (1902),     76.      Auf  Pythons  ganz  andern  Gesichtspunkten   ausgehend,   /.  E.  Harrison, 

Zimimmenhano-    mit    dem    Omnhalos    weist   die  Corr.  hell.  U(iM0),25iS.  (vgl.  Ziehen,  Bursian  Jahrcsber.  U% 

Ausammennang   mit   dem  Umpüaios  weist  die  wie  ob  gp  33?7  f  erwahnt)  den  6      l6?  als  ))la 

Notiz    bei     Hesych,     öiiyalog    Aiyog   (Aiyaiog,  pierre   de  vdfi(p^  la  sainte  voix  propa6tique"   auffafst. 

Salmasius).     ^Xtlxai.    Ttäg    xi]V    IIv&ö)    OLlCpalbv  gie  schliefst,   dafs  das  den  Omphalos  umgebende  Netzwerk 

Aiyalov,   Vgl.  Gruppe,    Gr.  Myth.  102,    12.   1226,  ursprünglich    die  Bedeutung   gehabt   habe,    den  u/i<(paZ6;, 

1    a.    E.;    denn   nach   Plut.    Quaest.    Gr.    12    hiefs  diesen  sfitpvxog  U&og  auch  durch  das  Gewand  als  einen 

der    Sohn    des    Python    A'l%    (vgl.    die   Sage    bei  fi&vtig   zu    charakterisieren.     Dieses  Gewand  aber  sei  die 
Diodor   16,    26   nach   welcher   Ziegen   den   man-  50  aiV«   gewesen,   für   dieaufser   der  gewöhnlichen  Bedeu- 

..      t           oii        j          j.jii.T-'L               lij.            i    i  ~  tung  noch    die   von  tu  ty.  tmv  attuuaTMr  OiantnktyLiiYov 

tischen  Schlund  entdeckt  haben  sollten,  daher  ,,          .„      ,      ,   „  .,          ,,  ,y       Ttll       .     j„,. 

,..                   „         '       -w\   i    i  '        -ra            7        7  jy                ic.  oiy.ruov  (Hesych,  vgl.  Suid.  s.v.  Aiytüaz.    Bckker,  Anecd.  3o4 

Ziegenopfer  m  Delphi,    Plut.   de  def.   or.    49;  4)  feitateht/ aiyi,  i3t  also  SyUOnym  mit  dem  &w*<$v  ge- 

Ziegenkopf     auf    delphischen     Münzen,      Head,  nannten  ntiy/ua  i$  i$lwv  Öiy.tvoudi?(Pollux  4,  116.  Hesych 

Hist.num.  280,  Weniger,  Pythien28,2). —  Gruppe  Etym.  M.).     Ursprünglich   aber   sei    das    Gewand   wirklich 

a.    a.    0.     102,     12    weist    ferner    auf    das   Weih-  ein   Ziegenfell   gewesen,    die   altertümliche   Kleidung, 

geschenk   von   ElyrOS    (unten   nr.    35)    nach   Del-  mit  welcher   sich   die  Wahrsager   zu   umgürten  pflegten, 

phi,  eine  eherne  des  Apollons  Söhne  säugende  für  das  er8t  spater  das  Netz  a™  Wollfäden  eingetreten 

Z.             i  .            -vt           i              j.              i_                     vT-    t_   i.  sei.     Daraus  erkläre  sich  auch    die  Erwähnung  der  1  oo- 

iege    hm.      JNun    kommt    noch    eine    noenst  ,                   ,   .      .        a   „„__,        .    „.,           T     * 

.  W  ,.           ,      i       s\     -nr  »n           t->       •                  e>*r>        ^\  vuvez  am  Omphalos  (s.  o.  S.  3378):  nach  Ridgeivay,  Journ. 

Wichtige    (Vgl.     0.    Muller,     Honer     1,    318,^  1)  0/  heU.  stud.  n,  1±   sei   yoyyovilov    der    Kopf    der    Ziege, 
Notiz    hinzu    bei    Steph.    ByZ.    S.    V.    Alyä.-    iGXl  60  die  n0Ch  am  Felle  sitzt.     Da  der  kugelförmige  Omphalos 

Y.eu    Aiyalov     TtSÖlov    GwaittOV     tf/    KlQQCC,  zwei  Felle  zu  seiner  Bedeckung  gebraucht  habe,  die  erst 

a>g* Hdiodog   (fragm.    42   Rzach   [1902])  Itystai  später  durch  den  Netzumhang   ersetzt  worden   seien,   an 

TtaQCC   Alyäv   7lora(lbv   (p£QÖ^LtVOV   anb   XOV  itSQL  dem    aber    vielleicht    die    Ziegenköpfe    als    „broches    ou 

rö     IIv&LOV    Öoüvq,      aw       ol    %al     xb     Tti-Siov  mM«UM"  geblieben  sein   könnten,    spreche  Euripidcs  mit 

.  >                             j       TP    _i                 t->  •                  -n          -i  •>«  Hecht  von  zwei  1  ouyuvi;;    vgl.  Hesych.    yupyovti   aiytotg' 

Aiyaiov    und    Eust.    zu    Hionys.    Per.    132:  ,  ,.,     ,    ,  ,    .      FL      '    ,           y„    /  v'..        .'    ,L 

.'        _,                        ,       ,                    ,  _      ^           ,  ot  de  ra  int  rwv  uiytooir  nouauma.    Erst  spater  seien  die 

xat  itediov  XL  tisqi  xr\v  $co%i.da   yyv  iGXOQeixai  j-uf)y6re?    unter    dem    Einflufs    der   Zeusreligion    durch 

Hulovfltvov  Aiyalov  iv.nvo  naqä  XOV  ixsl  Qtovxa  Adler  ersetzt  worden.    S.  dagegen  Gruppe,  Bursians  Jahres- 

Aiyav  noxaiiöv.     Also    in  der  Nähe  des  del-  bericht  137  (1908),  244 f.  499 f. 


3381                Pythios  (Delphi)  Pythios  (Delphi)                3382 

Athena  aus  der  abgezogenen  Haut  des  Pallas  Ael.  a.  a.  0.  p.  274,  32)  Matrone  (yvvrj,  Eur. 
oder  des  erlegten  Ungeheuers  Alyig  (Diodor  3,  Ion  91)  (ayviq  Sia  ßiov  ital  %aQ^ccQSvov6oc,  (Plut. 
69)  die  alyig,  Tzetz.  zu  Lykophr.  355.  Apollod.  de  f.  OT.  46;  vgl.  Pyth.  or.  22:  Ttag&ivog  ag 
1,  6,  2,  3.  Clem.  Alex.  Protrept.  2,  28  p.  24  cdrj&wg  xx\v  tyv%r\v).  Ihre  Gewandung  (über 
Potter,  oder  sie  trägt  die  Haut  der  erlegten  die  Einzelheiten  s.  0.  Müller,  Aeschyl.  Eume- 
Gorgo  als  alyig,  Eur.  Ion  995;  vgl.  auch  die  niden  111)  war  die  Tracht  einer  naoftivog 
Herleitung  der  alyig  des  Zeus  von  dem  Fell  (-itaQ&tvixi]  gksvi]),  in  Erinnerung  daran,  dai's 
der  kretischen  Ziege  Amaltheia  (s.  Bd.  1,  Sp.  früher  Jungfrauen  das  Amt  der  Pythia  ver- 
150.  262).  Usener  (in  dem  oben  Sp.  3376  exzer-  sehen  hatten,  bis  seit  der  Frevelthat  des  Thes- 
pierten  Aufsatze  338  und  Anm.  1)  vermutet,  10  salers  Echekrates,  der  eine  jugendlich  schöne 
dafs  der  Name  des  Python  möglicherweise r Rog  jungfräuliche  Pythia  entführt  und  entehrt 
oder  'IXisvg  (Oilavg)  gewesen  sei,  den  er  für  hatte,  die  Delpher  zum  Amte  der  Pythia  nur 
einen  Sohn  des  Hades  (S.  327)  hält,  und  dafs  noch  Frauen  von  mindestens  fünfzig  Jahren  zu- 
man  demgemäß  den  Namen  seines  Sohnes  Al'£  ließen.  In  ähnlicher  Weise  war  es  eine  Witwe 
in  Al'ag  ändern  könnte,  —  aber  dagegen  spre-  (yvvi)  %£itav\iivr\  yäuwv,  Plut.  Numa  9.  Pres- 
chen die  mit  Ali,  in  engem  Zusammenhang  ner,  Hestia-Vesta  191,  3),  die  auf  der  soxia  mit 
stehenden  Namen  Alyäg,  Alyalog  itoxauog,  AI-  Tannenholz  {Plut.  de  El  apud  Delph.  2)  das 
yaiog  oucpalög  u.  s.  w.  ewige   Feuer  (Aesch.  Choeph.  1037)  unterhielt; 

Weissagungen:    In    ältester    Zeit    wohl  vgl.  Preuner  a.  a   0.  128f.  196.    Bei  Eur.  Ion 

durch    Losorakel,    Lobeck,    Aglaphamus  814f.  20  1323   heilst  die  Pythia  itaaäv  Jtlcpidcov   i£,ai- 

Bergk,   Griech.  Litter  aturgesch.  1,  334.    Bohde,  gsxog.    Ob  sich  das  auf  vornehme  Abstammung 

Psyche   2 2,    57.     Aus   dem  Rauschen   des  hei-  oder  nur  den  Adel  der  Gesinnung  bezieht,   ist 

ligen    Lorbeerbaumes,      Hom.     Hymn.    in  zweifelhaft;      wenigstens     berichtet     Plutarch 

Apoll.   391    (396);    vgl.    Kallim.  4,    4.     Robert,  (Pyth.  or.  22)  aus  seiner  Zeit,  dafs  die  Pythia 

Arch.  Jahrb.  3  (1888),   60.     C.  Boctticher ,  Der  iv    olxia   yscogycov   7tsvrjxcov  unschuldsvoll  und 

Baumkultus  der  Hellenen  344 ff.     Die  Pythia*)  ohne  Weltkenntnis  aufgewachsen  sei.  Zu  Plu- 

(Apollo    selbst,    Hymn.    bei   Abel,    Orphica   p.  tarchs  Zeit  (Def.   or.   8.    46)   gab   es  nur  eine 

288,  2)  kaute  Lorbeerblätter,  Luc.  bis  accus.  1;  Pythia,    zur   Zeit,   da  das  Orakel  in  höchster 

vgl.   Sacpvriyäyog,   Lykophr.  6  u.  Scltol.  Tzetz.:  Blüte  stand,  zwei  oder  drei,  Plut.  Pyth.  or.  8. 

oi  uävxsig  öccq)vag  iG&iovxtg  iuavxsvovxo.  Schol.  30  Auf  dem  Dreifufs  sitzend  nimmt  die  Pythia 

Hes.    Theog.  30:    17    däcpvt]    ivsgysl    TtQog   xovg  das  7tvsvua   ivQ'ovGxiay.bv    (Bohde,   Psyche  22, 

iv&ov6iaGiiovg;  vgl.  luven.  7,  19.     Tibull  2,  5,  60),  auf  das   sie  nicht  immer  gleichmäfsig  re- 

63 f.    Hesiod  beiist  tö  xä>v  MovGav  dacpvocpdyov  agiert  (Plut.  Def.  or.  50 f.)  auf  und  <x7io&tG7ii- 

&Qi^aa,    Anecd.    Boissonade    3,    385,    8.     Vgl.  gu  ^^sxqcc  %s  %al  a^istga,  Strabo  9,  419.   Nach 

Gruppe,  Gr.  Myth.  783,  2.   890,  3.   925,  1  und  später  Überlieferung  (Joann.  Chrysost.  in  epist. 

bes.  Crusius,  Philologus  53,  Ergänzungsheft  S.  llf.  I.  ad  Corinth.  Homil.  29  bei  Migne,  S.  G.  61, 

zu  Aristonoos,   Paian   9  f. :     ÄTtoVkov,  .  .  .    cctco  p.    242    =    Schol.    Arist.    Plut.    39    [Juntina]) 

tqittoöcov   &so-axr\t(av   %X(oq6towov  8äq>vav  asicov  nimmt   die  Pythia   die   aufsteigenden  Dämpfe, 

uavtoGvvav  £itoi%v£ig.    Nach  Schol.  Arist.  Plut.  indem  sie  die  Schenkel  spreizt,  Ölcc  tü>v  y£vvr\- 

213  stand  nahe  dem  Dreifufs  ein  Lorbeerbaum,  40  riKihv  auf,  und  von  Exstase  (iiavia)  erfüllt  löst 

den  die  Pythia,  so  oft  sie  weissagte,  schüttelte.  sie  die  Haare,  Schaum  fliefst  aus  ihrem  Mund, 

Über    den    Dreifufs,    der    im    Adyton    über  und    in    ihrer   Verzückung   (ixßaxxevoiisvr},   iv 

dem  Erdspalt  stand,   aus  dem   das  nvsvuu  iv-  napoLvia    ysvo^svr])    xa    xijg    uaviag   (p&iyyexat, 

ftovGxia-Aov  (Strabo  9,  419)  emporstieg,  handelt  Qij^iaxa.     Die  Aussprüche    der  Pythia  wurden 

erschöpfend  F.  Wieseler,   lieber  den  delphischen  von    dazu    durch    das    Los     (Eur.    Ion  415  f.) 

Dreifufs  in  Abhandl.  d.  Wiss.  zu  Göttingen  15  bestimmten    Männern    (Ttor\xi%oi   xivsg    av$Qsg, 

(1879),    221  ff.     Vgl.    auch  Beisch    bei    Pauly-  Plut.   de  Pyth.    or.    25;    %oir\xai    xivsg  vtcovq- 

Wissoioa  5,  1679  ff.  s.  v.  Dreifufs.  yovvxsg   x<ö  Isqco,   Strabo  9,   419)  unter  Vorsitz 

Auf  diesen  Dreifufs  setzte  (y.ad~i^dvEiv,Aesch.  eines  TtQocprjxrig  (Plut.  Def.  or.  51),  der  zugleich 

Eum.  29;    dvaßaivs iv ,  Strabo  9,  419)  sich  die  50  Priester    war    (Potntow,    Jahrb.    f.   klass.    Phil. 

Pythia    (ISicog   i]    iv   Aslcpolg  TtQoepfjXLg    Ilv&ia  139  [1889],  550.  Philologus  54  [1895],  597,  18), 

[■xaXslxai],  Pollux  1,  14),  nachdem  sie  Lorbeer-  in    hexametrische    Form    gebracht.     Doch   war 

blätter  (oben  Z.  28)  und  Gerste  (Plut.  de  Pyth.  die    Form   der    Orakel    nicht   immer   metrisch 

or.  6)  gekaut  und  vom  heiligen  Wasser  (Luc.  (Plut.   Pyth.   or.    19),    wenn    sie  auch  für    die 

Hermot.  60;  bis  accus.  1;  vgl.  Ael.  n.  a.  11,  10  ältere  Zeit  die  Regel  war;  für  die  hellenische 

p.  275,  1  Hercher)   der  Kassotis  (Paus.  10,  24,  Zeit  ist  das  Orakel  in  Prosa  (ein  solches  schon 

7)  getrunken  und  zu  den  Göttern  gebetet  hatte,  Demosth.  or.  43,  66  p.  1072)  üblich,  wenngleich 

Aesch.    Eum.    lff.     Die  Pythia,    deren  mythi-  die  Behauptung  Ciceros  (de  dicin.  2,  56,  116): 

sches  Vorbild  Phemonoe  (s.  d.)   war  —  Homer  rPyrrhi    (des    Epirotenkönigs)    temporibus    iain 

kennt    die  Pythia  noch  nicht,   Lobeck,   Aglao-  60  Apollo    versus    facere    desierat\    nur    mit    Ein- 

pham.    264 f.;    vgl.    v.    Wilamowitz,    Aisehylos''  schränkung   gilt;    vgl.    Homolle,    Corr.   hell.    4 

Orestie  2,  18 f.;  Bohde,  Psyche  2  2,  57,  4 — war  (1880),    476.     Freilich   haben    v.    Wilamowitz, 

eine    bejahrte    (ygavg,    Aesch.    Eum.  38;   yvvrj  Hermes  38  (1903\  579  und  ausführlicher  Oppe, 

TiQtGßi'xiQa  Ti£vxr\v.ovxa  ixcäv,  Diod.  16,  26;  vgl.  The  Chasm  at  Delphi  in  Journ.  of  Hell.  Stud. 

*)  An  der  von  Werniche  (Pauly-Wissowa  2,  110,  51)  für  ..'»,"        ,'      ^      .         '            ij.jpj-ttijj"         j>  ' 

das  Lorbeerkauen    der  Pythia    citierten  Stelle  aus  Pausa-  34f0  nachzuweisen  gesucht,  dafs  die  Erddampfe, 

nias  (io,  24,  5)  steht  nichts  davon.    Die  Sache  ist  bei  von    denen    die  Pythia    begeistert  sein    sollte, 

Pausanias  überhaupt  gar  nicht  erwähnt  ebenso  wie  der  Erdspalt  im  Adyton  eine  späte 


3383                Pythios  (Delphi)  Pythios  (Delphi)                 3384 

rationalistische  Fabel  seien,  und  dafs  unter  dem  nung  ©soqxivicc ,  die  man  für  dieses  Fest  in 
X^a^a  die  Schlucht  der  Kastalia  zu  verstehen  Anspruch  genommen  hat  (vgl.  Orusius,  Ergän- 
sei,  wo  ursprünglich  auch  das  Heiligtum  ge-  zungsheft,  Philol.  53,  65  ff.)  ist  sehr  problema- 
legen  habe.  Selbst  Platarch  {Tief.  or.  42),  führt  tisch,  da  bei  Herod.  1,  51,  wonach  der  Misch- 
Oppe  aus,  spreche  nie  von  einer  Höhle  oder  krag  des  Kroisos  0£ocpavloi6L  gefüllt  wurde, 
eiüem  Spalt,  aus  dem  die  Dämpfe  heraufstiegen,  höchst  wahrscheinlich  ein  Fehler  der  Über- 
sondern seine  Meinung  sei,  dafs  die  Luft  in  lieferung,  veranlafst  durch  das  folgende  (pccal 
Delphoi  überhaupt  auf  die  Pythia  (Def.  or.  vorliegt,  so  dafs  auch  hier  6to£,£vloioi  zu 
46 ff.),  freilich  nur  auf  diese,  den  mantischen  schreiben  ist,  Ad.  Wilhelm,  Athen.  Mitth.  30 
Einflufs  ausübe.  Als  Hauptstütze  seiner  Ansicht  10  (1905),  220.  Denn  die  Füllung  des  Mischkruges 
führt  Oppe  an,  dafs  geologische  Gründe  über-  erfolgte  nach  der  Inschrift  Corr.  hell.  20  (1896), 
haupt  die  Annahme  eines  Erdspaltes  unmög-  625,  4  Z.  4.  Homolle  21  (1897),  484  Oso\svioig 
lieh  machen,  da  Delphoi  selbst  auf  einer  Ter-  (vgl.  Dittenberger,  Sylloge2  nr  438,  174.  662, 
rasse  von  Tonschiefer  liegt,  während  nur  für  3.  5).  Orusius  a.  a.  0.  69  und  Homolle  halten 
die  auf  Kalksteinfelsen  liegende  Umgebung  die  Otocpävia  und  Qso^iviu  für  identisch,  wo- 
von Delphoi  ein  Erdspalt  in  Betracht  kommen  bei  freilich,  wie  Orusius  selbst  bemerkt,  die 
könne.  Ist  diese  Ansicht  Oppe's  richtig,  und  Erklärung  der  Doppelnamigkeit  für  ein  Fest 
sie  hat  sehr  viel  Wahrscheinliches  für  sich,  Schwierigkeiten  bereitet.  Vgl.  auch  Bhode, 
dann  bleibt  nichts  anderes  übrig  als  mit  Psyche  22,  61  Anm.  1.  Gegen  die  Annahme 
Gruppe,  Bursians  Jahresber.  137  (1908),  244  20  von  Osk.  Meiser,  Mytholog.  Untersuchungen 
anzunehmen,  dafs  seit  Verlegung  des  Tempels  zu  Bacchylides  (Diss.  München  1904).  S.  32 ff. 
im  6.  Jahrhundert  (s.  ob.  Sp.  3377)  von  der  bis  35 f.,  dafs  die  Theoxenien  im  Februar-März, 
Kastalia  nach  seinem  späteren  Platze  die  Prie-  die  Theophanien  im  Juni  gefeiert  worden  seien, 
ster  durch  irgendwelche  Mittel  den  Anschein  s.  Gruppe,  Berl.  Phil.  Wochenschr.  25  (1905), 
zu  erwecken  verstanden,  und  800  Jahre  lang  724.  Bursians  Jahresber.  137  (1908),  403 f. 
trügerisch  den  Glauben  erhalten  haben,  es  Über  das  auf  der  delphischen  Labyaden- 
würde  noch  in  der  alten  Art  geweissagt.  Inschrift  erwähnte   apollinische  Fest  des  Bov- 

Die  Reihenfolge  der  Orakelsuchenden  (&so-  xäxia,   Dittenberger,   Sylloge*  nr.  438,  42.  167. 

-XQÖitoi  Herod.  1,  67.  6,  57.   7,  140.  141.  Aesch.  210,  an  dem  4u  txuxpuho -nul  xanröllcovi  geopfert 

Prom.    659;    Q-sagög    Soph.    Oed.   B.  114.    Oed.  30  wurde,  s.  Dittenberger  a.  a.  0.  p.  28,  Not.  24. 

Col.    413)     wurde    durch    das    Loos    bestimmt,  p.  32,  Not  54.     Nilsson  a.  a.  0.  162,  466. 

Aesch.  Eum.  32.     Doch  besafsen  nicht  wenige  Über  das  Fest  Septerion  s.  oben  Sp.  3376. 

Personen  (Herod.  1,  54.  Demosth.  de  falsa  leg.  Die  pythischen  Feste  (Ilv&ia,   auch  Tlvd-ta  iv 

§327.  Philippica  3,  32)  oder  Gemeinden  das  Recht  ^Mqpof?,  C.  I.  G.  1,  1068),  der  Sage  nach  selbst 

der  Tipouavxsiu,   d.  h.    das  Vorrecht,   vor   den  von  Apollon  als  Siegesfeier  für  den  Sieg  über 

übrigen  Fragern  sich  Orakel  erteilen  zu  lassen,  Python  eingesetzt  (Hypothes.    Find.  Pyth.  Ov. 

Legrand,    La    Promanteia    in  Ben.    des  e'tudes  Met.  1,  445 ff.  Hygin.  f.  140  p.  18  Schm.  Myih. 

greeques  13  (1900),    281  ff.   (vgl.  Famell,    Cults  Lat.  2,    10),   ursprünglich  wohl   ein  aycbv  int- 

of  Greek  states  4,  213);  nach  der  von  Legrand  xäcpLog    (Bohde,    Psyche  l2,    1521)  für  Python, 

a.  a.  0.  284,    1   gegebenen  Zusammenstellung,  40  oder  nach  der  m.  E.  irrigen  Annahme  von  A. 

wozu  noch  Theben  kommt  (Corr.  hell.  23  [1899],  Körte,    Hermes    39    (1904),    227    Leichenspiele 

507),  besafsen  folgende  Gemeinden  die  tiqouuv-  für  die  im  ersten  heiligen  Kriege  Gefallenen 

xsla:   Kalydon,  die  Lyder,  Sparta,  Athen,  Na-  des  hauptsächlich  aus  Thessalern  bestehenden 

xos,  Thurioi,  Knidos,  Chios,  Sardes,  Alexandria,  Amphiktyonenheeres,     zuerst    ennaeterisch    (o 

Smyrna,Messenien,  Chersonesos,  wobei  natürlich  ivvairriQix.bg    aywv    xwv    Hv^icov,     Demetrios 

nicht  ausgeschlossen  ist,  dafs  nur  durch  Zufall  Phaler.  bei    Eust.   ad    Hom.    Od.    p.    1466,    29 

die  Verleihung  dieses  Vorrechts  an  manche  andere  Schol.    Hom.    Od.    3,    267    (p.  143,    17  Dind.) 

Gemeinden  in  der  Überlieferung  nicht  erhalten  Censor.  de  die  nat.  18  (vgl.  Sp.  3385),  dann  seit 

ist.     Nach  Vollziehung  der  üblichen  Bräuche,  dem  Kriege  gegen  Kirrha  (s.  unten)  pentaete- 

Keinigung  und  Darbringung  von  Opfern  (Eur.  50  risch    (Pind.   fr.    193:    Tttvxuixrßlg  iooxa  ßov- 

Ion    226ff.    Androm.   1113;    Prüfung  der  Be-  7to^i7t6g;    Philodamos,    Paian     131    bei     Weil, 

schaffenheit  der  Opfertiere  durch  die  Priester,  Corr.  hell.  19  [1895],  408  =  Diels,  Sitzungsber. 

Plut.  Def.  or.  49),  betraten  die  Orakelsuchen-  d.  Berl.  AJcad.  1896,  460:   Uvftiüoiv    nsvxtxT]- 

den  den  heiligen  Raum,  Herod.  7,  140.    Nach  goiai  xponcäg;  vgl.  Hypothes.  Find.  Pyth.  3  p. 298 

Plut.  de  El  ap.  Delph.  2  (fw^e/uü  yvvccixl  itgbg  Boeckth:  treliiro  Sh  6  ceycov  %ax   ap%ag  [ihv  diu 

xb  xQrjdxr]QLov  sivat  tiqogzI&hv)  waren  Frauen  ivv£ocxrtQiöog,    (isrsaxr]  Öh  tlg  ittvxcaxrßiSa  dia 

von  der  Befragung  des  Orakels  ausgeschlossen,  xb  xag  JJciQvaßiöag  vv^epag  'Artölloovt  xmWirt 

womit  freilich  Eur.  Ion  226 ff.  in  Widerspruch  xb  &rtQiov   xag  iv  xatg  %eQolv  OTtoigag  7Zqogev£- 

steht;  verschiedene  Vorschläge  zur  Beseitigung  yuslv    deoga   ■ —    aus    den    letzten    Worten    hat 

dieses  Widerspruches  (Annahme  einer  Textver-  60  man    geschlossen,    dafs   dem  Apollon   an    den 

derbnis  bei  Plut.   oder  Betonung   der  Präpo-  Pythien  Früchte  als  Opfer  dargereicht  worden 

sition    in    7tgoatl&elv)  bei  Legrand,    Bev.   des  sind   (vgl.  Nilsson,   Gr.  Leste  159;    Mommsen, 

etudes  grecejues  14  (1901),  67  ff.  Delphica  163),  wurden,  wie  jetzt  fast  allgemein 

Feste:  Geburtstagsfeier  des  Apollon,  Nilsson,  angenommen  wird,  im  Monat  BovxäxLog  (Meta- 

Gr.  Feste  158.  Gu.  Schmidt,    De  die  natali  apud  geitnion)  gefeiert,  Kirchhoff.  Monatsber.  d.  Berl. 

vet.  quaest.  sei.  (Giefsen  1905)  p.  10ff.;  gefeiert  Alcad.  1864,  129 ff.    Mommsen,  Delphica  154ff. 

in  Delphoi  am  7.  Bysios,  der  ursprünglich  der  Köhler  zu  C.  I.  A.  2  (I.  G.  2,  I)  p.  319.    Unger, 

Tag  der  Epiphanie  des  Gottes  ist.  Die  Bezeich-  Ber.  d.  bayr.  Akcid.  Phil.-Hist.  Klasse  1879,  2, 


3385                 Pythios  (Delphi)  Pythios  (Dreros— Gortyn)          3386 

177.     Studniczka,    Kyrene    81.     Sokoloff,    Klio  Von    den    zahllosen    Weihgeschenken,    deren 

Beiträge  zur  alt.  Gesch.  5  (1905),  219.   Usener,  teilweise  hoher  Wert  immer  zu  Plünderungen 

Archiv  f.  Beligionswiss.  7  (1904),  325.    Zur  Zeit  verlockte  (Anaxandridas  schrieb  keqI  xöjv  av- 

des   phokischen  Krieges   im  ersten  Drittel  des  Xi]&tvxav  tv  JsXcpolg  ava&n^dxcov,  F.  K.  G.  3, 

4.    Jahrhunderts    und   auch   einige  Jahrzehnte  106.    Susemihl,    Litt.-Gesch.   d.  Alexandr.-Zeit 

später  wurden  die  Pythien  im'HQcäog  (Pyanep-  1,  665.     L.  Colin,   Breslauer  Phil.  Abhandl.  2, 

sion),   also  zwei  Monate  später,   gefeiert,    wie  2  p.  52),  giebt  Pausanias  (oitoacc  8s  xa>v  ccvec- 

die  neuen  Funde  beweisen,  E.  Bourguet,  L'ad-  &r]udx(ov  slvcci  f/ot  Xoyov  ^iäXi6xa  a|/,o:  icpcävsxo, 

ministration   financiere  du  sanctuaire  Pythique  nouioöiibQ-cc   ccvxcöv  ^iv^^irjv)  eine  Beschreibung, 

au  IVe  siede  142ff.    Da  in  der  Amphiktyonen-  10  10,  9 ff. ;  vgl.  v.  Donop  a.a.O.  (Sp.  3371,  6)  p.  19ff. 

inschrift  vom  Jahre  380  (I.  G.  2,  1,  545  Z.  45  Auf  Grund  der  Ausgrabungen  und  Funde  sind 

p.   320,   wo  man  für  das    überlieferte  TTY<:)IA-  die  von  Paus.  10,  9,  2  bis  10,  10,  5  erwähnten 

AA60NTS2N   xov    Bovaaxiov   [ir\vbg    iv  AsXcpoig  Weihgeschenke  ausführlich  besprochen  worden 

bisher  UvQ-ia  d' äyövxcov  korrigierte)  der  bisher  von    Pomtow,    Athen.    ALitt.    31    (1906),    444ff. 

auf  die  Pythien  bezogene  Monat  Bukatios  viel-  (Statue  des  Krotoniaten  Phayllos)  450  ff.  (Stier 

mehr  auf  das  jährliche  Opfer,  auf  die  iviavtla  von  Korkyra).  461  ff.  (Arkader-Monument).  492ff. 

a  isQo^r\vla  a  IJvQ-iäg  (Mommsen,  Delphica  152.  (Denkmal  Lysanders  für  Aigospotamoi).     Klio 

Sokoloff'  a.  a.  0.  218)  zu  beziehen  ist  —  Bour-  7  (1907),  395ff.  (Nische  der  Könige  von  Argos). 

guet   a.   a.  0.    142    ergänzt    dem    Sinne   nach:  426ff.  (Aitoler-Basis).    8  (1908),  73 ff.  (Maratho- 

[.   .  .  Ttbx  xav  isQoiir\vL(xv  xa\x]  TLv&iäScc  iovrcav  20  nisches     Weihgeschenk    der    Athener).     102 ff. 

xov  Bovxaxiov  u.  s.  w.  — ,  die  zweite  Inschrift  ('hölzernes  Pferd'  der  Argiver).  186  ff.  (andere 

aber  (1.  G.  2,    1  nr.  551   Z.  53  ([irjvbg  Bovxcc-  argivische  Weihgeschenke:  Die  'Sieben'  gegen 

xiov,  IIvQ'Loig)  in  viel  jüngere  Zeit  fällt  (kurz  Theben,  Amphiaraos-Wagen,  Epigonen);    über 

nach  279  v.  Chr.,  Köhler  zu  I.  G.  a.  a.  0.  p.  328),  das  Weihgeschenk   der  Phoker  (Paus.  10,  13, 

so  nimmt  Bourguet  an,  dafs  der  ursprüngliche  4  ff.)    handelt    Keramopoullos,  'Ecprj.  <xq%.  1907, 

Monat  der  Pythienfeier  der  Heraios  gewesen,  105 ff.   (Wochenschr.   f.  klass.   Phil.  1908,    360). 

und  erst  später  (nach  336  v.  Chr.)  der  Bukatios  33)  Dreros:  Schwur  bei  knoXXcov  6  Uolxiog. 

eingetreten   sei.     Pomtow,    Klio    Beiträge    zur  Museo  italiano  di  antich.  class.  3  (1890),  660  A 

alt.    Gesch.  2  (1906),   92 f.,    der  zuerst  der  An-  24  =  Bittenherger,    Sylloge  22,  463,  24  p.  68. 

sieht  Bourguets  völlig  beigetreten  war,  hat  auf  30  Collitz  4952,  25 ;  s.  Poitios.     Vgl.  Kreta. 

Grund  einer  Mitteilung  Von  A.  Mommsen  diese  34)  Elateia:  isgsvg  rov  Uvti-lov'Anollcövog, 

Zustimmung    dahin    eingeschränkt,    dafs    man  /.  G.  7,  144;  von  P.Paris,  Corr.  hell.  10  (1886), 

den  Heraios  als  Pythienmonat  nur  für  die  oben  372,  11  =  Bibl.  des  e'coles  frangaises  dAthenes 

(Sp.  3385,  4  f.)    angegebene  Zeit  gelten   lassen  et  de   Borne  fasc.   6   p.  221    nr.  20   irrtümlich 

dürfe,   sonst   aber  der  Bukatios  als  Monat  die  TJxoiov  gelesen. 

Pythienfeier  anzunehmen   sei.     Der  Agon,  zu-  35)  Elyros  (Kreta):  Weihgeschenk  in  Del- 

erst    nur    musisch  (Paus.  10,    7,  2;    vgl.  Emil  phoi,   eine   eherne  Ziege,    welche  des  Apollon 

Beisch,    De    musicis    Graecorum    certaminibus  Söhne,  Phylakides  und  Philandros,  säugte,  Paus. 

[Wien  1885],  6  f.),   wurde  nach  der  Einnahme  10,16,5  (vgl.  2,  7,  7).     O.Müller,  Prolegomena 

von  Krisa  im  Jahre  590  (Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  40  158.     Dorier  1,  207. 

694,  2.  697,    1)    durch   gymnische  Wettkämpfe  36)  Emesa  (Syria  Apamene):  Ilv&icc,  Mac- 

erweitert,  Strabo  9,  421;  doch  blieb  der  musi-  donald,  Cat.  of  greek  coins  in  the  Hunter.  coli. 

sehe  Agon  immer  der  wichtigere  und  ging  den  3,  197,  11.     Catal.    of  greek    coins  brit.   Mus. 

anderen   Agonen  immer  voraus,   Plut.  Quaest.  Galatia,  Cappadocia  and  Syria  240,  21.    Head, 

Sympos.  2,   4.    Busolt  695,   2.     Waren  bei  der  Hist.  num.  659.    Eckhel,  Doctr.  num.  vet.  4,  442. 

auf     die     Einnahme     von     Kirrha     folgenden  37)  Ephesos:  Isgbv  'Aitöllcüvog  xov  Uv&iov 

Pythienfeier    wertvolle    Preise   (äycov   ^pTjfiart-  inl   xä  Xiilsvi,  Kreophylos  bei  Athen.  7  p.  361e 

ttjs,   Marmor  Par.   37  p.    12  Jacoby.    Hypoth.  (F.  H.  G.  4,  371).    v.  Wilamoivitz,  Sitzungsber. 

Pind.  Pyth.  298.  Paus.  10,  7,   5)  verteilt  wor-  d.  Kön.  Preuß.   Akad.   d.    Wiss.   1906,    65,  2; 

den,    so    wurde   bei    der    kurz    darauf  (Busolt  so  vgl.    Plin.    n.    h.    34.    58    (Apollostatue    von 

a.   a.    0.    697  f.)    erfolgten   Reorganisation    der  Myron).     Priester  'AnölXavog  üvtriov,   Jahres- 

Pythien  der  aycov  %Qriwccxlxr\g  wieder  in   einen  hefte    der    österr.    arch.    Inst.    8,    (1905),    136. 

aycov  axiepavix-ng  verwandelt,   Marmor  Par.  38  Apollon  und  Artemis  als  Kinder,  zwischen  ihnen 

p.  23  Jac.  Strabo  9,  421.   Paus.  10,  7,  5.    Der  der   Drache   Python,    auf  Münzen,  Mionnet  3, 

Preis  bestand  in  einem  Lorbeerkranz,  Paus.  8,  109,    361.     Suppl.    6,  154,    489.    502.    Imhoof- 

48,  2.  10,    7,  8;    Hijpothes.  Pind.  Pyth.  p.  297  Blumer,   Monnaies  grecques  285,   41.  286,  42. 

B.  a.  E.  p.  298  (daher  av(xiQ£l6&ca  xr,v  dttcpvnv  38)  Epidauros:  'AnöXlcov  6  TLv^tog,  Cavva- 

=  an__  den   Pythien    siegen,    Paus.    10,    7,    7).  dias,  Fouilles  d'Epidaure  9  p.  37  =  I.  G.  4, 

Von   Äpfeln   als   Siegespreisen   berichten  Luc.  1169.     ' AnoXXav   Ilvfriog  üccxgcöog,   Cavvadias 

Anach.  9.  13.  16.    Anth.  Pal,  9,   357,  4.    Vgl.  60  48  p.  46  =  I.  G.  4,  1003.    Vgl.'  auch  Paus.  2, 

das  Epigramm  I.  G.  3  (C.  1.  A.  3),  116:  ^i)Xa  26,  2. 

d]^axcc    vi%r\g    Uv%-m\g\    vgl.    auch    Mommsen,  39)  Eretria:  av&Qmncov  anaQ^ai  nach  Del- 

Delphica  163,  2.    Aufserdem  erhielt  der  Sieger,  phoi  geschickt,  Plut.  De  Pyth.  orac.  16. 

wie  auch  bei  den   anderen  Festen  üblich  war,  40)   Erimopolis   (=   Salmone?,    Bursian, 

einen  Palmzweig,  Plut.  Quaest.  conv.  8,  4,  lff.  Geogr.   v.    Griechenl.    2,    576 f.)    auf   Kreta:    s. 

Paus.  8,    48,  2.     Bötticher,    Baumkultus  414  ff.  Itanos. 

Hermann,  Gottesdienstl.  Altert.2  §  50,  23.  41)  Gortyn  (Kreta):   Ilv&iov,  Hauptheilig- 

Über  die  Schatzhäuser  s.   oben   Sp.  3370  f.  tum   der  Stadt,   nach   dem   auch   ein  Stadtteil 


3387         Pythios  (Gortyn— Ionien)  Pythios  (los— Korkyra)           3388 

biefs,  Steph.  Byz.  s.  v.  Tlv&tov;  auf  Inschriften  53)  los:    Weihung    eines  Priesters    an  den 

IIvtlov,    Collitz  5016,   20.     Monumenti  antichi  Apollon   Pythios,    Corr.    hell.  1  (1877),  136  nr. 

dei  Lincei  1  (1892),  49  Z.  20,  wohl  auch  Museo  56.      Collitz   5394.     'Isqov    toi)    knöXXcovug   tov 

itdl,    di    ant.   elass.    3    (1890),    728,  176  Z.  19.  Ilv&iov,  I.  G.  12  fasc.  5  nr.  3.  4.  5.  7.     Corr. 

Collitz    5085,     19.      Schwurgott    nach    Ergän-  hell.  27  (1903),  397  Z.  13.    28  (1904),  312  Z.  17. 

zung   von    Halbherr ,    Museo   Italiano    di    ant.  314  Z.  13.    325  Z.  8.   Revue  des  e'tudes  grecques 

class.    3    (1890),    692,    14.      Collitz   5023    (vgl.  17  (1904),  197  Z.  21.    \7 gl.  B.  Weil,  Athen.  Mitt. 

5024,  79).    Vgl.  Halbherr,  Belazione  sugli  scavi  2  (1877),  79. 

del  templo  d' Apollo  Pythio  in  Gortyna  in  Mo-  54)  Itanos  (Kreta):    Schwur    bei  'AnoXXcov 

numenti    antichi    a.    a.    O.    9 — 76;    vgl.    auch  10  Tlv&iog,  Museo  Italiano  di  Ant.  Class.  3  (1890), 

Comparetti  ebenda  77  ff.     Über  die  Statue  des  564,  8.     Dittenberger,   Sylloge2  462,  8.     Collitz 

Apollon    s.    L.  Savignoni,  Ansonia  1907,  16 ff.,  5058,  8.     Weihung  eines  Priesters:   'AnöXXcovi 

vgl.  Berl.  Phil.    Wochenschr.  1908,  539.  Ilvriai,  ebenda  588  nr.  7  =  Corr.  hell.  9  (1885), 

42)  Gortyn  (bei  Megalopolis)   s.  Lykaion.  20.     'Collitz  5063. 

43)  Gryneia  bei  Myrina  (s.  unten  nr.  90):  55)  Iulis  (Keos) :  ls qov  AnoXXavog  rö  IIvfrior 
Pythonlegende,  Sero,  ad  Verg.  Eclog.  6,  72  (ed.  Athen.  Mitt.  2  (1877),  143  Zeile  23  (C.  I.  A. 
Thilo-Hagen  3,  78,  34  f.).  Schreiber,  Apollon  4,  2  p.  18  nr.  54  b.  Dittenberger ,  Sylloge  l2, 
Pythoktonos  All  101  p.  167  Z.  23).    1.  G.  12  fasc.  5  nr.  598,  8. 

44)  Gytheion  (?):  tivig  cpctav  ort  Uv&iov  nr.  599,  19.  IIv&lov ,  1.  G.  a.  a.  O.  nr.  595A 
ixccXelto,  %ecy.&g,  Steph.  Byz.  s.  v.  Fv&siov.  20  17.  B  20.  22.  25. 

45)  Halike  s.  Pythaeus  2d.  56)  Kameiros:  Priester  kitoXXcovog  TIv&lov 

46)  Halos(Phthiotis):  Monat  Jlvtfofos,  Heu-  I.  G.  12,  1  nr.  705,  18  =  Collitz  4124,  20. 
zey,  Bev.  arch.  N.  S.  17.  annee,  31.  vol.  (1876),  Priester  [tin]  6XXco[v]og  [Hv&iov  xccl  Ka]Qvsiov, 
256  (vgl.  258.  260),  Corr.  hell.  11  (1887),  364,  I.  G.  12,  1  nr.  697. 

13  (vgl.  370.  372)      I.  G.  9,  2  nr.  190a,  13  p.  57)  Karthago:    Carthaginem  .  .  .  donatani 

40.    Vgl.  E.  Bischoff,  Leipziger  Stud.  7  (1884),  Pythio  agone,   Tertullian,  c.  gnost.  scorp.  6. 

327f.     Vgl.  Melitaia.  58)  Karthaia  (Keos):    Weihung  AtcoXXcovi 

47)  Hermione  s.  Pythaeus  2e.  Ilv&icp  v.a\  nä6ivJ}£olg  dargebracht,  Corr.  hell. 

48)  Hi er apolis  (Phrygien)  nv&tcc,  Imhoof-  29  (1905),  359.  Über  den  Apollotempel  (isqov 
Blumer,  Monnaies  grecques  403,  114.  Klein-  30  tov  '  AnoXXavog,  Athen.  10,  456 f.  Corr.  hell.  30 
asiatische  Münzen  241,  32.  Cat.  of  greek  coins  [1906],  101  nr.  21.  I.  G.  12  fasc.  5  nr.  534. 
brit.  Mus.  Introd.  p.  LXIX.  p.  238,  66.  239,  538  [vgl.  auch  547 ff.];  vgl.  Dittenberger,  Sylloge 
70.  255,  157.  260,  175.  Head,  Hist.  num.  564.  I2,  101  p.  167  Z.  23)  s.  Graindor ,  Corr.  hell. 
Bamsay,  The  cities  and  bishoprics  of  Phrygia  29,  339.  Fest  Tlv&ia,  Anton.  Lib.  1.  Nilsson, 
1,    108    (vgl.  90.  193).     AnoXXwvsta    Ilv&ta    iv  Griech.  Feste  160. 

'l£Qcc%6Xu,   C.  I.  G.  2,  3428.    'Äv.ricc  A7]t(i)6elcc  59)  Kibyra  (Phrygien):  ntöia,  Mionne  U, 

Tlvö-ia,  C.  I.  G.  3,  3910.    Judeich,  Altertümer  261,    391.     Catal.    of  greek   coms   brit.    Mus. 

von  Hierapolis  in  Jahrb.  d.  Jcais.  deutsch,  arch.  Phrygia  Introd.  p.XLVIIl.  Head,  Hist.  mim.  561. 

Instituts,  Ergänzungsheft  4.  p.  73  nr.  15.     Ci-  60)  Klazomenai:    Schatzhaus  in  Delphoi, 

chorius  ebenda  39f.  42f.     riv&ia  iv  'IsQOTtoXsi,  40  Herod.l,  51.    Winter,  Arch.  Jahrbuch  15(1900), 

I.  G.  3  (C.  I.  A.  3,  1,  129  p.  59.    O.  Liermann,  83  und  Anm.  7. 

Dissert.  Hai.  10,  153  nr.  30.    Vgl.  F.  v.  Papen  61)  Knidos,  Schatzhaus  in  Delphoi,  Paus. 

in  Ztitschr.  für  Numismatik  26,  161  ff.    (Berlin.  10,  11,  5.     Pomtoir,  Arch.  Anz.  13  (1898),  41  f. 

Philol.  Wochenschrift  1907,  315).     An  das  del-  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1906,  1178;  aufserdem 

phische    Heiligtum    mit    den    aus    dem   %äa^a  auch    Aio%r\,    Paus.   10,  25,  1.     Plut.   de  def. 

aufsteigenden   Dünsten   erinnert   auch   die  Er-  orac.  6.     Luc.  Imag.  7.     Pomtoiv,   Arch.   Anz. 

Zählung   bei    Damasc.    vit.   Jsidori    131    (Phot.  a.  a.  O.    45f. ;    nach    Dyer    a.  a.  O.    [s.    oben 

Bibl.  344  b  35),    ort  iv  'hQctrtoXsi   rfjg  $Qvylccg  Agylla]    ist    die  Lesche    mit    dem    von    Paus. 

hQov    7\v   slrtoXXcovog,   vnb    dh  röv    vabv   v.axa-  a.  a.  O.  erwähnten  Thesauros  identisch.   Weih- 

ßäaov    vTci-Atito    %avaai\Lovg    ävccitvoag    tcccqs-  50  ung    eines   Damiurgos    dem  ' AnöXXcovi   TIv&lü) 

%6usvov.  dargebracht,    Newton,    Halicarnassos ,    Cnidos 

49)  Hier apytna:  ÄTtoXXav Ilv&tog (Schwur-  and  Branchidae  2,  765  nr.  51.  Hirschfeld, 
gott)  C.  I.  G.  2,  2555,  13.  Collitz  5039  (vgl.  Anc.  greek  inscr.  in  the  Brit.  Mtis.  4,  816  p.  24. 
5024,  79.  5041,  21).  Hoeck,  Kreta  3,  144:  Dei-  Fest  Jcoqsicc  mit  pythischen  Agonen,  Corr.  hell, 
ters,  Bh.  Mus.  56.  5  (1881),  231  nr.  20  Z.  16  (vgl.  p.  235).    Paton- 

50)  Hyp ata  (Thessalien):  IIv&kx,  Corr.  hell.  Hicks,  Inscr.  of  Kos  nr.  104.  Collitz  3660. 
15   (1891),   336   nr.  5,  7    (I.  G.  9,  2  nr.  44,  7  Dittenberger,  Sylloge  399  (677 2). 

p.    16).     Doch    können    auch    die    delphischen  62)  Konana  (Phrygien  bez.  Pisidien;    vgl. 

Spiele  gemeint  sein.  H.   Bott,   Kleinasiat.   Denkmäler  aus  Pisidien 

51)  Ikaria:  Tempel  des  Apollon  Pythios  60  in  Studien  über  christl.  Denkmäler  5/6  [1908], 
(Ikuqi&v  tö  IIv&iov),  I.  G.  2,  V  (C.  I.A.  4,  II)  82  f.):  TIv&i-Aä,  Sterret,  Papers  of  amer.  school 
nr.  1657b  p..26"i.     Bück,   Papers  of  the  Amer.  3,  472  p.  338. 

School  of  class.   studies  at  Athens  5,  63ff.    97  63)  Kor  in  th:  Schatzhaus  in  Delphoi,  Herod. 

nr.  9   Z.  11.   98  Z.  30.      Vgl.  Milchhöfer ,    Text  1, 14.  50.  51.  4,  162.    Paus.  10,  13,  6.    Pomtow, 

zu  den  Karten   von  Attika  3,  56.     v.  Wilamo-  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1903,  264.     Vgl.  auch 

ivitz,  Aristoteles  u.  Athen  2,  45,  19.  Bethe,  Theban.  Heldenlieder  147 f. 

52)  Ionien:  enge  Beziehung  zu  Delphoi,  64)  Korkyra  s.  Pythaios.  Die  Inschrift 
Diod.  15,  48.     Vgl.  Ephesos.  anch  bei  Collitz  3193.    Vgl.  auch  Paus.  10,  9,  3. 


3389             Pythios  (Kos— Lydien)  Pythios  (Lykaion— Myrina)        3390 

65)  Kos:  ÄTtoXXiav  LTvftiog,  B.  Herzog,  Ko-  Kroisos  ist  (Herod.  7,  27 ff.,  Plut.  mul.  virt:  27. 
ische  Forschungen  u.  Funde  p.  69  nr.  36.  p.  Steph.  Byz.  s.  v.  TIvO-oTioXig) ,  wird  in  Kroisos' 
70  nr.  37;  vgl.  p.  168f.  173.  Dibbelt,  Quaest.  engen  Beziehungen  zum  pythischen  Orakel  und 
Coae  myth.  61.  den  Delphiern   seinen  Ursprung  haben,   Stein 

66)  Kreta:  Monat  TLoixvog  nach  der  Emen-  zu  Herod.  7,  27. 

dation   von    Dittenberger ,    Hermes    16    (1881),  79)  Lykaion  (arkadischer  Berg):  am  Ost- 

168,  1    für  das  korrupte    IJovrog  des  Florenti-  abhang  AnöXXcovog  isgöv  iniy.Xr\Giv   IIuqqccgLov. 

nischen  Hernerologiums.     Vgl.   Dreros,    Elyros,  x'ifttvxai  dh  ccvxw  -aal  Ilv&iov  övo^icc,  Paus.  8, 

Erimopolis,  Gortyn,  Hierapytna,  Itanos,  Lappa,  38,   8.     In   der   Inschrift    G.  L   G.    1534   heißt 

Lato,  Lyktos,  Phaistos,  Praisos,  Priansos.     Im  10  das  Heiligtum  xb  TIvxiov;  vgl.  Bursian,  Geogr. 

Vertrag    einer    unbekannten    kretischen    Stadt  v.  Griechen!.  2.  236.     Aus  der  Schreibung  IJv- 

(Mittelkretas,  Meister,  Dorer  und  Achäer ,  1,74)  tiov  schliefsen  W.  Schulze,  Berl.  Phil.  Wochen- 

mit  Mylasa  wird  ein  Tempel  'AneXXcov og  HvxL(a>)  sehr.  1890,  1437  u.  B.  Meister,  Berichte  d.  K. 

erwähnt.     Corr.  hell.  14,  618  ff.    Baunack,  Stu-  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Leipzig  56  (1904), 

dien  205f.     Collitz  5163b  11.  27,  1  auf  kretischen  Ursprung  des  Kultus. 

67)  Kr o ton:  IIvQ-iov,  Iambl.  vit.  Pythag.  9,  80)  Lyktos  (Lyttos):  Schwur  bei  Apollon 
50.  35,  261.  Vgl.  die  Münzen  von  Kroton  mit  TIvxtog,  C.  I.  A.  2,  549  b  0.  =  Collitz  5147  b  6. 
der  Darstellung  des  Kampfes  des  Apollon  mit  —  Collitz  5041,  14 

Python  und  des  delphischen  Dreifufses,  Furt-  81)  Magnesia  a.  M. :  Anöllav   6  TIvQ-tog, 

wänglcr  Bd.  1  Sp.  458  (mit  Abbild.)  und  unten  20  O.  Kern,  Inschriften  von  Magnesia  u.M.  nr.  16, 7. 

Sp.  3407.   Baumeister,  Denkmäler  956  Fig.  1124.  98,  49  (Dittenberger,  Sylloge  l2  p.  404  nr.  256,  8. 

A.  Dieterich,  Abraxas  llöf.  2S  p.  248  nr.  553,  49).    Uvüia,  C.  I.  G.l,  1068 

68)  Kuphonisi  (kleine  Insel  unweit  des  =  I.  G.  7,  49.  Vgl.  die  Bezeichnung  der 
Hafens  von  Amorgos,  vielleicht  das  antike  Magneten  als  UqoI  xov  &sov,  JtXcpäv  ci.7toiy.oi, 
Phakusa,  Bursian,  Geogr.  v.  Griechen!.  2,  511):  ÄQißxoxiXr\g  7)  GsofpQcccxog  iv  xolg  vno- 
IIv&lov  (xb  üvd'LOv'?  \A%öXXtava  xbv\  HvftiovT),  uvrj\icc6t  tcsqI  Muyvrjxcov  bei  Athen.  4,  173 
Tlmmb,  Athen.  Mitt.  16  (1891),  180  Z.  24.  ef.     Vgl.    auch   Conon   29.     U.   Höfer,    Conon 

69)  Kynuria  s.  Pythaeus  2  g.  78 f.     O.  Kern,    Die    Gründungsgeschichte   von 

70)  Kyrene:  Schatzhaus  (?)  in  Delphoi,  Magnesia  a.  M.  (bes.  S.  26f.).  v.  Wilamoivitz, 
Pomtoiv,  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1906,  1179.  30  Hermes  30  (1895),  180f. 

71)  Kyzikos(?):  Fest  der  Köre  mit  pythi-  82)  Marathon:  LTv&iov,  Philochoros  im 
scheu  Agonen   (ItQov  Kogng  lgotcv&iov)  ,   Arch.  Schol.  So})h.  Oed.  Col.  1047. 

epigr.    Mitt.    aus    Oest.   8   (1884),    220   nr.   49.  83)    Massalia:     Schatzhaus     in     Delphoi, 

Dumont,  Melanges  d'archeologie  et  d'epigraphie  Diodor  14,  93.    Appian.  Pal.  8  (ed.  Mendelssohn 

392,  74  s.     Nilsson,  Gr.  Feste  359.  1,  24,  24). 

72)  Laodikeia  (Phrygien):  IIvQ-ia,  Head,  84)  Megara:  LTvO-icc,  Schol.  Pind.  Nem.  5, 
Hist.  nam.  566.  Bamsay,  The  cities  and  bis-  84.  Schol.  Pind.  Ol.  7,  157.  13,  155.  Philostr. 
hoprics  of  Phrygia  1,  53.  TlQocpijxrig  (bez.  tzqo-  vit.  Sophist.  1,  p.  529  Olear.  (=  2,  42  ed.  Kay- 
cprjXEvcov)  A7tolX(Dvog  IIv&iov,  Jahreshefte  d.  ser).  Statue  des  Apollon  IJvd-iog,  Paus.  1,  42, 
österr.  arch.  Inst.  8  (1905),  167 A  7.  164,  5  (vgl.  40  5;  6  xov  nv&iov  vswg,  Plut.  Anton.  23.  Vgl. 
165).    169.     Macridy    ebenda    171.     Corr.    hell.  Pythaeus  i. 

18  (1894),  218  Z.  10.  85)   Melitaia  (Phthiotis):  Monat  LTv&otog, 

73)  Laodikeia  (Syrien):  Spiele  in  der  Corr.  hell.  5  (1881),  424  nr.  37,  2.  (Collitz  2138, 
tcqcoxv  nv&iccg  gefeiert.     C.  I.  G.  3,  4472  Z.  15.  2.)  F.  Bischoff,  Leipziger  Stud.  7  (1884),  328 f. 

74)  Lappa  (Kreta):  'An^XXcov   6   IIvxi\og],  Vgl.  Halos. 

Corr.  hell.  7  (1883),  248f.  86)  Metropolis  (Phrygien):  IIv&iv.u,  Bam- 

75)  Larissa  (Thessalien):  Weihinschrift  say,  Cities  and  bishoprics  of  Phrygia  757 
Ilv&ioL,  L.  G.  9,  2  nr.  588  p.  162.   Vgl.  Deipnias  nr.  694.   758  nr.  695. 

nr.   30.  87)  Milet:   LTv&ia   iv  MuXrixcp,    C.l.G.  1, 

76)  Lato:  Schwur  bei  ['AnoXXav  üv]xiog,  50  1068  (=  J.  G.  7,  49),  nach  Hirschfeld  zu  Anc. 
Museo  Italiano  di  Ant.  Class.  1  (1884),  145,  74.  greek  inscr.  in  the  brit.  Mus,  4,  102  zu  nr.  928 
Collitz  5075,  75.  identisch  mit  den  auf  einer  Inschrift  aus  Bran- 

77)  Lindos:  Priester  des  Apollon  ni<&iog,  chidai  erwähnten  \isyaXa  Ilv&ia  Ilavicbvux, 
J.  G.  12,  1  nr.  786,  4.  809.  836,  4  (=  Collitz  C.  I.  G.  2,  2882  (so!  nicht  2881,  wie  Hirsch- 
4191).  Vgl.  Pythaeus  2  h.  Vgl.  auch  Paus.  feld  und  nach  ihm  Nilsson,  Gr.  Feste  178 
10,  18,  3.  Anm.  2  angiebt);  vgl.  die  Münzen  mit  der  Le- 

78)  Lydien  u.  Phrygien:  Weihgeschenke  gende  MtXr}6lcov  Iluviiovia  nv&icc,  Fckhel, 
des  phrygischen  Königs  Midas,  Herod.  1,  14.  Doctr.  num.  vet.  2,  508.  Head,  Hist.  mim.  505. 
Körte,    Gordion   (Frgänzungshefte  d.  Jahrb.  d.  Gruppe,  Gr.  Myt  .  287,  12. 

Kais,    deutsch,    arch.    Inst.   5)    S.    21.      Weih-  60        88)  Minoa   (Amorgos):    [Y.oQ§av.i\oxcci   [xä>v 

geschenke  der  lydischen  Könige:  Paus.  10,  16,  7rfp]i  xbv  IIv&i[ov]  'AnoXXcovu   v-orjöäxcov,  C.  L. 

1:  desGyges,  Herod.  1,14;  des  Alyattes,  Herod.  G.  2  add.  p.  1035  nr.  2264  0.     C.  G.  12,  fasc. 

1,  25  (vgl.  1,  19).     Paus.  a.  a.  O.;*  des  Kroisos,  7  nr.  246. 

Herod.  l,50ff.  Bakchylides  3,  61  f.  Dio  Chrysost.  89)  Mylasa:   hgsvg  ÄTtöX\Xcovog\   TIvQ-iov,e 

or.  13  p.  421  Beiske  (1,  242,  30  ff.  Dind).    Auch  Le  Bas  nr.  415  Z.  19 

der  Name  Hv&iog  oder  nv9i]g,  den  der  reichste  90)  Myrina    (Aiolis):    Sendung    des  &£Qog 

Lyder,  der  Sohn  des  Atys,  führt,  welch  letzterer  %qv6ovv   nach  Delphoi,   Plut.  de   Pyth.  or.  16. 

wiederum  höchst  wahrscheinlich  ein  Sohn  des  Vgl.  den  Namen  des  dortigen  Flusses  Ilv&ixög, 


3391         Pythios  (Naukratis— Pherai)  Pythios  (Philippop.—  Pythion)      3392 

Agathiasip.9  ed.  Bonn.   Pottier-Beinach-Veyries,  Apollon  Dienstbarkeit  bei  Admetos  wegen  der 

La    ne'cropolc    de    Myrina    33 ff.      Münzbilder  Tötung   des   Python,   Anaxandridas  im  Schol. 

zeigen   den  Apollon,   den   Omphalos  und  Lor-  Eur.  Alk.  1.   0.  Müller,  Darier  1,  202 ff.,  323 ff. 

beerzweige.  Col.  of  greek  coins  brit.  Mus.  Troas  Prölegomena  304 f.,  423.   Weniger,  Pythien  30 f. 

135.     Head,    Hist.  'nun,.    481    Fig.  292.     Vgl.  Gruppe,  Gr.  Myth.  119. 

oben  Gryneia.  106)  Philippop olis:    rivQ-iu   iv   <f>iUit7io- 

91)  Naukratis:  Priester  tov  IJv&iov  'Anol-  -xölzi,  Arch.  epigr.  Mitt.  aus  Gest.  8  (1884),  220 
lavog,   Hermeias  (F.  H.  G.  2,  80)   bei  Athen.  nr.  49.    Dumont,  Melanges  d' archeologie  et l  d'e'pi- 

4,  149 e.  graphie  392,    74  s.     C.  1.  A.  3,    129   p.  59  (so! 

92)  Naxos:  alte  Beziehungen  zu  Delphoi  10  Reinach  [s.  unten]  schreibt  zweimal  120)  Z.  19. 
beweist  die  dort  gefundene  Basis  der  Naxier-  Liermann,  Dissert.  Hai.  10,  153  nr.  30.  Auf 
säule,  auf  der  den  Naxiern  TtQO[Luvx£ia  %arxa  Münzen  nv&ia,  Macdonald,  Catal.  of  greek  coins 
ccQ%ala  verliehen  wird,  Pomtow ,  Beiträge  zur  in  the  Ilunterian  coli.  1,  444,  10.  Pick,  Jahresh. 
Topographie  v.  Delphi  45 ff.  Taf.  8.  des  österr.  arch.  Inst.  7  (1904),  38  u.  Anm.  88. 

93)  Nikaia  (Bithynien):  Aiovvaia  Hvftiu,  Cat.  of  greek  coins  brit.  Mus.  Tauric  Chersonese- 
Imhoof- Blumer,  Griech.  Münzen  603,  133  TJ>.  Thrace  165  f.  JE.  Bormann,  Arch.  epigr.  Mitt. 
Beinach,  L'histoire  par  les  monnaies  125.  Head,  aus  Ost.  19  (1896),  231.  Auch  KtvdQsi.oeLcc*) 
Hist.  num.  443.  [Udiu,    Mionnet,   Descr.  1,  418    nr.  355.  356. 

94)  Nikomedeia  (Bithynien):  Hv^ik,  Th.  Beinach,  Bev.  des  etudes  Grecques  15  (1902), 
Eckhel,  Doctr.num.vet.  4,451.    Mionnet,  Suppl.  20  32  ff.  =  Histoire  par  les  monnaies  123  f.     Auf 

5,  200,  1185.  einer  in  Philippopolis  gefundenen   Basis   wird 

95)  Odessos:  Münzlegende  r'HXia  üvü-ia,  von  der  Weihung  einer  Statue  des  Pythios  be- 
Nilsson,  Griech.  Feste  47 4  (zu  428)  richtet:  rPovcpog  ...  tov  Ilvföjiov  rrj  ^rjTQ07t6l£i, 

96)  Oinoe  (Attika) :  HvO-iov,  in  dem  beim  Athen.  Mitth.  24  (1899),  90.  Schriften  der 
Abgang  der  attischen  Pythaisten  nach  Delphoi  Balkankommission  4.  F.  Kaiinka,  Antike 
geopfert  wurde,  Philochoros  im  Schol.  Soph.  Denkmäler  in  Bulgarien  163  p.  148.  Ein  TL6- 
Oed.  Col.  1047.  Vgl.  Strabo  9,  392.  Toepffer,  ftiov  in  der  Nähe  von  Philippopolis  erscheint 
Hermes  23  (1888),  321.  326  (=  Beiträge  zur  auf  der  fragmentierten  Inschrift  bei  Dumont 
griech.  Altertumswissensch.  118.  122).  Bursian,  a.  a.  O.  336,  43. 

Geogr.  v.  Griechenland  1,  339.                               30  107)  Phokaia  (?);    Thesauros   in  Delphoi, 

97)  Olympia:  ßaubg  '  Anöllavog  incow-  Homolle,  Bevue  de  l'art  ancien  et  moderne  1901; 
(iiccv  nv&Lov,  Paus.  5,  15,  4.  372;  gegen  diese  Annahme  s.  Pomtow,  Klio  6 

98)  Paros:  IIv&lov,  C.  1  G.  2,  add.  2374c  (1906),  121,  Anm.  2. 

p.  1073.  Bofs,  Inscr.  ined.  2,  147  p.  141.  I.  G.  108  Phrygien  s.  Lydien. 

12  fasc.  5  nr.  110.    O.  Bubensohn,  Athen.  Mitt.  109)   Potidaia:    Schatzhaus    in    Delphoi, 

27  (1902),  190ff.;  vgl.  auch  229.  235 ff.    'Anol-  Paus.  10,  11,  5.    Pomtoiv,  Berl.  Phil.  Wochen- 

Icovog  nv&Lov  I.   G.  12,  5,   134.    Collitz  5435.  schrift  1903,   267. 

99)  Pergarnon:  tö  ovoua^ö^ibvov  nv&iov,  110)  Praeneste:  Die  von  Wemicke  a.  a.  O. 
Paus.  7,  35,  7.  isQsvg  ' A-Ttöllcovog  IJv&tov,  p.  67  nr.  60  herangezogene  fragmentierte  In- 
Fränkel,  Inschr.  v.  Pergarnon  309  (vgl.  285.  290).  40  schrift  (C.  1.  L.  14,  2847/48:  Apolon  .  .  .)  reicht 
*hQ£vg  rov  nv&iov  knollnvog,  Hepding,  Athen.  m.  E.  nicht  als  Beweis  für  einen  Kult  des  A. 
Mitt.  32  (1907),  327  nr.  58  a.  229  nr.  60.   nv&ioc,  Pythios  aus. 

Mionnet  2,   614,   647.     Vgl.  Corr.  hell.   5,   230  111)  Praisos  (Kreta):  Schwur  bei  'A-nöll<ov 

ni.  20.      Paton-Hicks,  Inscr.   of  Kos  nr.  104.  IJv&i[og],  Dittenberger,  Sylloge  22  nr.  427,  17. 

Collitz  3660.     Dittenberger,   Sylloge  399  (6772).  Collitz  5120,  17 

100)  Perge  (Pamphylien) :  IJv&icc  iv  Tligyr]  112)  Priansos  (Kreta):  Schwur  bei  Äno\- 
C.  LG.  1,  1068.  I.  G.  7,  49.  nv&icc,  Cat.  of  Xav  [JTvtios],  Collitz  5024,  62  nach  Ergänzung 
greek  coins  brit.  Mus.  Lycia,  Pamphylia  and  von  B.  Bergmann,  De  inscriptione  inedita  Cre- 
Pisidia  136,  84.  tensi  in  Jahre sber.  des  Gymnas.  zu  Brandenburg 

101)  Perinthos:  TIv&kx,  Arch.  epigr.  Mitt.  50  1860/1861  p.  13  Z.  79. 

aus  Oest.  8  (1884),   220  nr.  49.     Dumont,  Me-  113)  Pythion  s.  Gortyn. 

langes   d' archeologie   et   d'epigraphie   292,    74s.  114)  Pythion:   MaxsdovLag,   iv    a>  nai  ra 

C.  L  G.  2,  3676.     Münzlegende:  IJv&La,  Mac-  IIv&icc    iniTtlsltm ,    Steph.  Byz.  s.  v.   Hvftiov. 

donald,   Cat.   of  greek  coins   in  the  Hunterian  Schol.  Lucan.  6,   407   (vgl.   unten  Thessalien); 

coli.  1,  401,    13  ff.     Pick,  Jahreshefte  d.  österr.  vgl.  Liv.  42,  53.  44,  2.  32.  35.    Flut.  Aem.  Paul, 

arch.  Inst.   7   (1904),   8,1.    9,    7   (vgl.  33  und  15  und  Epigramm  ebenda.     Ptolem.  3,  13,  42, 

Anm.  71).    Cat.  of  greek  coins  brit.  Mus.  Tauric  wo   die   Handschriften   Ilv&caov   oder  IIv&zov 

Chersonese  —   Thrace  151  f.  bieten.     Bursian,   Geogr.  v.  Griech.  1,  57.     O. 

102j  Ph aistos  (Kreta):  Sühngebräuche  dem  Müller,  Dorier  1,  21,  4.  202. 

'AnöXlcov   TTv&cpog   gewidmet,    ebenso    wie   in  60  115)  Pythion  itXr\6iov  xov  'AoTuxrjvov  y.6%- 

Tarrha  (s.  unten;,    Grac.  bei  Fuscb.  Praep.  ev.  nov,  Steph.  Byz.  Tlvö-tov  und  Meineke  z.  d.  St., 

5,  31.  (Hendess,  Grac.  Graeca  94,  184).  der  auch  bei  (Arist.)  Mir.  auscult.  73  (74)  für  das 

103)  Phakusa  s.  Kuphonisi. 


104)  PheneOS:  'AltÖUcavog  Ilv&iov  vaog  (15  *)  Der  Bd-  2  s-  v-  Kendreisos   vermutungsweise  ange 

Stadien  von  Pheneos  entfernt),  Paus.  8,  15,  5.  ^mm6ne  Apollobeiname  wird  bestätigt  durch  die  vor 

t  7         TT-    i,  -nr    .7  att  ,    -..,.  Rnnach   &■&.    aa.    üo.    32    bez.   123    publizierte    Inschrift 

Immerwahr,  Kulte  u.  Mythen  Arkadiens  1,135.  >4„'J3,  ,    /.-    t    „.-  »-q.,,,  u^,  \  „  <c  .,■,,  v,,„/„,  a.c- 

105)  Pherai:  Hauptstation  der  Prozession  ÖSlQ0V  &V{&>1XIV.    vgl.    Pick,   Jahreshe/te  d.  österr.  arch 
von  Delphoi  nach  Tempe  in  Erinnerung  an  des  i„st.  7  (1904),  38,  Anm.  89. 


3393      Pythios  (Pythopolis— Sillyon)  Pythios  (Siphnos— Theben)       3394 

im  Cod.   Vind.  überlieferte   iv  'Pv&La>   liest  iv  129)    Siphnos:     Schatzhaus     in    Delphoi, 

IJvQ-loi.  Herod  3,  57.  Paus.  10, 1 1,  2 ;  vgl.  Homolle,  Corr. 

116)  Pythopolis    (Bithynien):    nach    der  hell.  20  (1896),   581  ff.      Pomtow,  Arch.  Anz.  9 
Gründungssage  des  Menekrates  (fr.  8  F.  H.  G.  (1894),  185.    10  (1895),  9.    13  (1898),  41  ff.  (bes. 
2,345)  bei  Plut.  Thes.  26  von  Theseus  nach  dem  43,  1).     Berl.  Phil.  Wochenschr.  1906,  1178. 
pythischen  Gotte  benannt.  130)  Sparta  s.  Pythaeus  2m.  Hv&ioi  (Jloi- 

117)  Rhodos:  IIv&iov,  los.  Ant.  lud.  16,  5,  &ioi,  Phot.  Lex.  437,  5  s.  v.  TIoL&ioi)  hiefsen 
3.    Bell.  lud.  1,21,11.  Vgl.  Pythaeus  Sp.  3368  k.  die  vier,  je  zwei  von  jedem  Könige  erwählten 

118)  Rom:  Weihung  nach  Delphoi  s.  unten  fttoiTQOTioi,  die  den  Verkehr  mit  Delphi  ver- 
Sp.  3396,  60.  Gesandtschaften  und  Weihge-  10  mittelten.  Herod.  6,  57.  Xen.  de  republ.  Laced. 
schenke,  Liv.  1,  56.  5,  15  f.  Diod.  14,  93.  Liv.  15,  5.  Cic.  de  div.  1,  43,  5.  Tim.  Lex.  Plut. 
22,57.28,45.29,10;  vgl.  38,  48.  45,  27.  Plut.de  Suid.  s.v.  IIv&ioi.  O.  Müller,  Borier  2,  18. 
vit.  aere  alieno  3  p.  828  C.  Preller-  Jordan,  Böm.  v.  Wilamowitz ,  Aristoteles  und  Athen  2,  45. 
Myth.  1,  301,  4.  Biels,  Sibyllinische  Blätter  46,  Busolt,  Gr.  Gesch.  I2,  548.  Weihgeschenk  in 
3.     Vgl.    auch   Bd.  1.    Sp.  446.     Claudian,  De  Delphoi,  Paus.  10,  9,  7. 

Bello    Pollentino   4    und    dazu    Birt,    Monum.  131)  Spina  (Gallia  Cisalpina):   Schatzhaus 

German.  Auetor.  ant.  10  Praef.  p.  53.  in  Delphoi,  Strabo  5,  214.     Polemon  bei  Athen. 

119)  Samos:  vccbg  &p%cäog  ÄnöXXiovog  JJv-  13,  606b.  Preller-Jordan,  Böm.  Myth.  1,  301, 
friov,  Paus.  2,  31,  6;   vgl.  Iambl.   vit.  Pythag.  4.     Mommsen,   Böm.  Gesch.  I8,  139 

2,  9.    Suid.  und  Phot.  Lex.  s.  v.  Ilv&tcc.  Suid.  20        132)    Syrakusai:    Schatzhaus    in    Delphoi 
s.  v.   Tavxcc  601  Kul  Tlvd-ia.  Paus.  10,  11,  5.  Pomtow,  Berl.  Phil.  Wochenschr. 

120)  Sardes:     [II]v»ia    [xcc   iv   2ccq8]s6iv,  1903,  267. 

Athen.  Mitth.  8    (1883),    327.     Sterrett,   Papers  133)  Syme:  Isgt ig  'AnoXXavog  TLvQ-iov,  1.  G. 

of  american  school  1  p.  106  f.  12,  3  nr.  1.  « 

121)  Seleukeia(?)  von  Wernicke  a.a.O.  67  134)  Tabai  (Karien):  IIv&icc,  Cat.  of  greek 
nr.  66  als  Kultstätte  des  A.  Pythios  bezeichnet  coins  brit.  Mus.  Caria  and  Islands  174,  104. 
mit    Berufung    auf   Ammian.  Marc.  23,  6,  24.  Mionnet,  Suppl.  6,  551,  551. 

Doch    wird    hier    nur    ein    simulacrum    Comei  135)  Tarent:    s.  oben   Sp.  3370,    29;    vgl. 

Apollinis  erwähnt.    Derselbe  Beiname  Kcoucäog  Paus.  10,  10,  3.    11,  1.    13,  10. 

findet  sich   in  Naukratis,  wo   aufserdem  noch  30        136)  Tarrha  s.  Phaistos.  Entsühnung  Apol- 

Apollon  üvfriog  (s.  nr.  91)  bezeugt  ist.    Es  liegt  los  von  der  Tötung  des  Python  durch  den  Tarr- 

also  gar  kein  Grund  vor,  den  Apollon  Corneus  haier  Karmanor    (vielleicht    ursprünglich   Ka- 

für  identisch  mit  dem  Pythier  zu  halten.  &ciqiiccvüjq),  Paus.  2,  7,  7.    30,  3.    10,  7,  2.  16,  5. 

122)  Sellasia  s.  Pythaeus  2  1.  n.  O.  Müller,  Borier  1,  207 f.    Proleg.  158f.   Schrei- 

123)  Serdica  (Sofia):  [KsvSQiiaia  tu  IJv]-  ber ,  Apollon  Pythoktonos 41 .    Gruppe,  Gr.  Myth. 
&hx,    Schriften    der    Balkankommission   4.     E.  102,  12.    Aßmann,  Philologus  1908,  166. 
Kaiinka,  Antike  Benkm.  in  Bulgarien  102  p.  100  137)   Tegea:  AnoXXcovog  iitUlvaiv  TIvQ-iov 
=  Arch.  epigr.  Mitt.  aus  Oest.  18,  110  nr.  13.  hgov,  Paus.  8,  54,  5.    Weihgeschenk    in   Del- 

124)  Si de  (Pamphylien):  Münzen  mit  Apollo-  phoi,  Paus.  10,  9,  5. 

darstellung    und    der    Legende    Zi§i]xiöv    liv-  40        138)  Tegyra  (Boiotien):  Lokalisierung  des 

&(iog),    Cat.   of  greek    coins  brit.  Mus.   Lycia,  Kampfes  mit  Python  in  Tegyra,   das  zugleich 

Pamphylia  and  Pisidia  158,  99.  Spiele  ffi'^ia,  als   Geburtsort  Apollos   galt,    Plut.   Pelop.  16 

Iiuhoof-  Blumer ,    Kleinasiat.  Münzen    343,  35.  Be  def.  orac.  5,  p.  412  bc.    Semos  (fr.  14  F.  H. 

Mionnet    7,    75,    230.      JTWixa,    Corr.    hell.    3  G.  4,  495)   bei  Steph.  Byz.   Tiyvqa.     Schreiber, 

(1879).  341    nr.  15.      IJv&La   iv  Hidy,   C.  I.  G.  Apollo  Pythoktonos  42 f.    O.  Crusius,  Philologus 

1.  1068.     I.  G.  7,  49.     C.  I.  G.  2,  3206.     Vgl.  53  (1894)  Ergänzungsheft  74. 

Sidetes.  139)  Telos:   Weihung  an  Apollon  Ilv&iog, 

125)  Sidon:  Weihung  AnölXcovi  JtX(piv.&  wahrscheinlich  auch  ein  Kollegium  der  \Tlv%ai\- 
dargebracht,  Le  Bas  nr.  1866  c  p  446.  6tui,    Hiller   von    Gaertringen   zu   1.  G.   12,   3 

126)  Sikinos:  isgbv  xov  JJvxtiov,  C.I.  G.  2,  50  nr.  34.  35. 

add.  p.  1083  nr.  2447  b.     I.  G.  12  fasc.  5  nr.  24.  140)  Teos,  Fest  Jiovvasicc  mit  pythischen 

127)  Sikyon:  IIv&lcc,  Schol.  Find.  Nem.  9,  Agonen,  Corr.  hell.  5  (1881),   231  nr.  20  Z.  21 

3.  10,  49.  76.  Schol.  Pind.  Ol.  13,  155.  Boeckh  (vgl.  p.  235).  Paton-Hicks,  Inscr.  of  Kos  nr.  104. 
zu  Schol.  Pind.  p.  491  Anm.  2.  Paus.  2,  7,  7  f.  Collitz  3660.  Bittenberger ,  Sylloge  399  (677*) 
Th.  Schreiber,  Apollon  Pythoktonos  43 ff.  (44  141)  Termessos  (Pisidien):  Ilvd-ia,  Mion- 
Anm.  30  weitere  Literaturnachweise).  Odelberg,  net  3,  529,  219.  Cat.  of  greek  coins  brit.  Mus. 
Sacra  Corinthia,  Sicyonia,  Phliasia  40.  Ed.  Lycia,  Pamphylia  and  Pisidia  Introd.XCl  not.§. 
Lübbert,  Prolusio  in  Pindari  locum  de  ludis  142)  Thasos:  'AnoXXcav  6  LTv&iog,  C.  I.  G. 
Pythiis  Sicyoniis,    Ind.    schol.   Bonn.  1883/84.  2,  2161,  14.     Collitz  5464,  14. 

Schatzhaus  in  Delphoi,  Paus.  10,  11.  1.     Plut.  60        143)  Theben:  fragmentierte  Inschrift:  Hv- 

Quaest.  conv.  5,  2  p.  675b.    Pomtow,  Arch.  Anz.  &Lov,  I.  G.  7,  2524.   Weihinschrift  auf  einem  in 

1894,  185.    Berl.  Piniol.  Wochenschr.  1906,  1178.  Theben  gefundenen,  höchst  wahrscheinlich  aus 

128)  Sillyon:  'AniXcav  IUxiog,  Collitz  1  p.  dem  Apollotempel  stammenden  Becken :  htccgbv 
367.  nr.  1266,  30  (m.  Literaturangaben).  Nie-  xo  Ilv&io,  Kuruniotes,  'Ecpnu.  ccqx-  1900,  109. 
mann-Petersen-Lanckoronski,StädtePamphyliens  110;  vgl.  Amer.  Journ.  of  arch.  5  (1901),  101. 
n.  Pisidiens  1,  54  p.  173,  30  (vgl.  p.  65).  B.  Bouse,  Greek  votive  offer ings  280,  1.  Schatz- 
Meister,  Berichte  d.  K  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  haus  in  Delphoi,  Paus.  10,  11,  5.  Pomtotv,  Arch. 
zu  Leipz.  56  (1904),  14,  30.  Anz.  1894,   10.     Berl.  Phil    Wochenschr.  1903, 

Koscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    ITJ.  107 


3395          Pythios  (Thera— Zeleia)  Pythios  (Nebenformen)           3396 

95,2    1906,1178.    TlQouavxna  an  die  Thebaner  5532,  17;    vgl.  LoUing,   Athen.  Mitt.   6  (1881), 

verlieben,    Corr.  hell.  23   (1899),   517.     In  Del-  232. 

pboi    besafs    Theben    einen    £,iv£cbv    und    eine  Aufser  der  gewöhnlichen  Form  UvQ-iog  fin- 

olKia,  besonders   als   Absteigequartier  für  die  den  sich  folgende  Nebenformen: 

Gesandten,  Corr.  hell.  25  (1901),  137.    Pomtow,  1)  Tlv&sog,  Kaibel,  Epigr.  1039,  2.  1040,  7. 

Klio  6  (1906),  96.  Vgl.    den    Personennamen    Tlvd-sog    auf    einer 

144)  Thera:  lagov  xov  'AnöXXavog  xov  TLv-  Münze  von  Erythrai,  Cat.  of  greek  coius  brit. 
9lov,  I.  G.  12,  3,  322.  Collitz  4695 ;  vgl.  Hiller  Mus.  Ionia  138,  191.  Vgl.  auch  Sp.  3392,  57. 
von  Gaertringen,  Thera  3,  70  f.  139  f.   105.  2)  Tlv&siog  s.  Alexandria,  vgl.  TIv&s ia  %av- 

145)  Therma:  löxi  Kai  Bi&vvlag  (%coq(,ov)  10  riyvgig  Kai  sooxi]  rEXXr\viKr},  Etym.  Gud.  488, 
Police  Tlv&ia.  Xsyopsva,  Steph.  Byz.  s.  v.  QtQiia.  46.  Phot.  Lex.  472,  40.  Hesych.  s.  v.  IIv&[s]lcc. 

146)  Thessalien:  Entsendung  von  Heka-  Etym.  M.  696,  22.  Vgl.  W.  Schuhe,  Quaest. 
tomben nach  Delphoi,  Hes.Scut.  479 f.  O. Müller,  ep.  254.  Tlvfrsiog  als  Personenname,  Bechtel 
Prolegomena  303.  v.  Wüamowitz ,  Hermes  38  bei  Collitz  5388.  Vgl.  Uv^eiv  (s.  d.)  als  Bei- 
(1903),  579.    Vgl.  auch  die  wichtige  Rolle,  die  namen  der  Artemis. 

das  thessalische  Tempe  und  der  dort  wachsende  3)  TIv&aTog  s.  Pythaios  und  Etym.  M.  696, -J2. 

Lorbeer  (O.  Müller,  Dotier  1,  202  f.     Prolego-  Vgl.  oben  Sp.  3392,  57. 

mena  157.  Gruppe,  Gr.  Myth.  106,  12  ff.  Nilsson,  4)  Ilvdoiog,  zu  erschliefsen  aus  dem  gleich- 
er. Feste  153.  157)  im  Apollokult  spielt,  Plut.  lautenden   Monatsnamen,   s.   oben   Halos.   Me- 
de  def.  or.   15.     Quaest.    Graec.    12.     Ael.   var.  20  litaia. 
hist.  3,  1.  5)    Jlvd-a^svg    s.   d.    nr.  2    und    Hyperid. 

147)  Thessalonike:  LTv&ia  iv  OsaaaXo-  (fr.  11  ed.  Blafs  p.  963)  bei  Harpokrat.  s.  v. 
vikv,    I.   G.   7,  49  (C.  I.   G.   1,   1068).      Tlv&ia,  Tlv&aia. 

Diichesne  und  Bayet,  Memoire  sur  une  mission  6)  Tlv&avg,  Steph.  Byz.  s.  v.  Tlv&m  p.  539,  16. 

au  mont  Athos  13 f.  nr.  3.     Münzlegende  IJv&ia,  7.  TIvQ-iag  (?):  a%b  xov  Ilvico  Q-nXvKov  övö- 

Macdonald,  Catal.  of  greek  coins  in  the  Htm-  uaxog  yivsxcu  Kai  TIvQ-iag  6  'A-xollav  Kai  Tlv&o- 

terian  coli.  1,  374,  72.  74.  375.  76.  77.  79  (mit  [iavxia,  A.  Ludwich,  Anecdota  zur  griech.  Ortho- 

Apollodarstellung).  graphie  3,  92,  18    im  Index  Lect.    Königsberg 

148)  Thyateira:  "HXiog  Ilv&iog  'Anollcov  1906/7  und  dazu  Ludicich:  vielleicht  ist  nach 
TvQiixvuiog  s.  Propator  2  (Bd.  3  Sp.  3124).  Im-  30  IJv&iag  „xai  IIv&Log"  ausgefallen,  wahrschein- 
hoof-Blumer,  Lydische  Stadtmünzen  150 ff.  —  lieh  aber  einfacher  Ilv&iog  zu  bessern. 
üvö-ta,  Cat.  of  greek  coins  Brit.  Mus.  Lydia  8)  Tlvziog  s.  Gortyn  (Kreta),  Itanos,  Kreta, 
312,  12  und  Introd.  p.  CXXVII.  Macdonald,  Lappa,  Lato,  Lyktos,  Praisos,  Priansos,  Sillyon; 
Cat.  of  greek  coins  in  the  Hunter.  coli.  2,470,  17.  vgl.  E.  Meister,  Borer  u.  Achäer  1,  78 ff.  Ber. 
Avyovexucc  Ilv&ia,  Ath.  Mitt.  12  (1887),  254,  d.  E.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Leipzig  56 
18.  M.  Cherc,  De  rebus  Thyatirenorum  (Paris  (1904),  27.  Herforth ,  De  dialecto  Cretica  in 
1893)  p.  84.  Diss.  Phil.  Hall.  8,  238.    P.  Kretschmer,  Kuhns 

149)  Tr alleis:  Münzen  mit  Apollodarstel-  Zeitschr.  30  (1890),  583 f.  Vgl.  Pitium  Apol- 
lung    und  Legende   Tlvfriog,    Mionnet  4,    184,  linem,  Gloss.  Lat.  5,  133,  27. 

1065.    Head,Hist.num.bbb.    Cat.  of  greek  coins  40        9)  TLoixiog  s.   Dreros,   Kreta;  vgl.  Herforth 

brit.  Mus.  Lydia   346,  132  pl.  36,  4.     Introd.  a.    a.    O.     Kretschmer   a.    a.    O.     R.    Meister, 

p.   CXLVI.     Spiele  IUftia  iv  TqdllsGt,    I.  G.  Dorer  u.  Achäer  1,  80,  1.    Über  die  Erklärung 

3,  129  p.  59.    Diss.  Hai.  10,  153.    Athen.  Mitt.  von  Fick  (TLoixiog  =  'Bäckerei',  von  xivco  ab- 

26  (1901),  239  nr.  4,    Jahreshefte  d.  österr.  arch.  geleitet)  s.  Potios;  vgl.  auch  Gruppe,  Gr.  Myth. 

Inst.  10  (1907),  284.     Corr.   hell.  28  (1904),  82  1237,   3.     Noch  unwahrscheinlicher  ist  m.   E. 

nr.  5,  14.     88  nr.  10,  16.     89   nr.  11,  6.     Cat.  der   von   Froehde,    Bezzenbergers   Beiträge   19 

brit.   Mus.   a.  a.  0.  342,  104.    343,    109.    352,  (1893),  237  vermutete  Zusammenhang  von  JToi- 

160.    357,181.    361,203.  xiog  mit  Ttoi-\ii\v  =  TIoLuvtog,  Nouiog,  KaQvslog. 

150)  Tripolis:  Arixwtia  Tlvfria,  Imhoof-  10)  Tlol&iog,  zu  erschliefsen  aus  TIoi&ioi  = 
Blumer,  Lydische  Stadtmünzen  41.  Cat.  of  greek  50  Hv&ioi  (s.  oben  unter  Sparta);  vgl.  Kretsch- 
coins  brit.  Mus.  Lydia  371,  47  ff.    Macdonald,  mer  a.  a.  O. 

Cat.  of  greek  coins   in  the  Hunterian   coli.   2,  11)  Tlov&iog  (böotiscb),  I.  G.  7,  2418.  Spiele 

496,  6.     Pamsay,    The  cities  and  bishoprics  of  Tlovfria,  I.  G.  7,  2533.     Kaibel,  Epigr.  Praef. 

Phrygia  1,  193.    S.  auch  v.  Papen  an  der  oben  p.  XIV  nr.  492  b.     Collitz  710. 

unter  Hierapolis  angeführten  Stelle.  12)  Putius:    Sanctus  Iove  prognatus  Putius 

151)  Troas:  Tlvö-ia,  Arch.  epigr.  Mitth.  aus  Apollo,  Naevius  fr.  30.  A.  Beichardt,  Jahrb. 
Oest.  8  (1884),  220  nr.  49.  Dumont,  Melanges  f.  klass.  Phil.  Suppl.  19,  218.  Gloss.  Placid.  in 
d'archcologie  et  d'epigraphie  392,  74  s.  Vgl.  Corp.  Glossar.  Lat.  5,37,  18:  Putium  pithium 
Alexandreia  Troas.  (Pythium)  Apollinem. 

152)  Troizen:  ayiav  x<bv  IJv&iojv  angeblich  60  13)  Phutios:  Die  vönQ.Minucius  dem  Apollon 
von  Diomedes  eingesetzt,  Paus.  2,  32.  2.  Sam  in  Delphoi  gewidmete  Weihinschrift  (C.  1.  L.  1. 
Wide,  De  sacris  Troezeniorum  etc.  p.  23  f.  E.  562  =  3,  566  =  3,  7304  =  Philologus  54  [1895], 
Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio  15.  llv&ia  227;  vgl.  die  Beilage  ebenda  zwischen  S.  226/227) 
auch  inschriftlich  bezeugt,  I.  G.  4,  750,  39  ist  nach  Perdrizet,  Corr.  hell.  20  (1896),  481  f. 
und  dazu  Fraenkel.  Pomtow,   Hermes    41    (1906),    368 f.    zu    lesen: 

153)  Zeleia:  hgbv  xö  AnoXXavog  xö  TIvd-Lo,  APOLLINEI  RVTIO  d.  i.  PHVTIO  (Ligatur  von 
O.  Hoffmann,   Die   griech.  Dialekte   3,   64  nr.  P  und  H. 

139.   Dittenberger,  Sylloge  l2, 154  p.  256.    Collitz  14)  Phithios  nach  Corp.  Gloss.  Lat.  4.  419, 


3397             Pythios  (Etymologie)  Pythios  (Etymologie)             3398 

32:  Phition  Appolon  (sie!)  Phoepus  (sie!).    Vgl.  Namen   IIv&co  u.  s.  w.    mit   der  Erlegung    des 

unten  Sp.  3398,  35  ff..  Drachen  in  Zusammenhang  gebracht. 

15)  Pisius,  Not.   Tir.  81,  83  nach  Thesaur.  2)  von  itvv&dvead-at,:  Tlv&iog  .  .  .  &7tb  xov 

Ling.  Lat.  2,  245,  67.  dsvoo  iQ%oybtvovg  xovg  av&pwnovg  7tvv&ccv£6&cu 

Etymologie     (vgl.     Schümann,     opuscula  xa.  nad'  kavxovg,   Comut.   de  nat.  deor.  32  (p. 

acad.  1,  340  ff.     C.  Pascal,  II  mito  del  Pitone  196  Osanri).   Flut,  de  ei  apud  Delph.  2.   Eust. 

nelle  antiche  tradizioni  greche  in  Studii  diantich.  ad  Hom.  II.  274,  15.     Mythogr.    Lat.  3,  8,  1. 

e  mitologia  227  ff).  Schul.  Ar  ist.  Plut.  39.     So    leitet   auch  Strabo 

1)  von  itv&s tvbez.  nvd-ea&ai  =  putrefacere  9,  419  (vgl.  Schul.  Hum.  11.  2,  519.  9,  405. 
bez.  putrefieri,  weil  der  von  Apollon  erlegte  10  Eust.  ad  Dionys  Per.  444.  Hyputh.  u.  Schol 
Drache  (s.  Python)  in  Pytho  (=  Delphoi)  faulte;  Pind.  Pijth.  a.  a.  0.  Schul.  Apoll.  Ehud.  1,  207. 
vgl.  Hom.  Hymn.  Apoll.  371  ff.  (vgl.  Usener,  4,  1405.  Etym.  M.  696,  26)  die  Bezeichnung 
Rhein.  Mus.  56  [1901],  185):  n)v  (die  Drachin)  der  ngocpfirig  (ngö^avtig)  als  Ilv&i'a  und  den 
ö'  avxov  xuxiTtvö'  ieobv  pevog  -i]elioio.  £|  ov  Namen  der  Stadt  TIv&w  (=  'Frageort',  Welcher, 
vvv  IJv&a)  [vgl.  Paus.  10,  6,  5]  Y.iYlr\G%exav  oi  Gr.  Gütterl.  1,  519;  dieser  Etymologie  schliefsen 
de  ava-nxa  nv&tov  (IIv9'wov,  Bergk,  Griech.  sich  an  Schümann  a.  a.  O.  342.  Stüzle,  Das 
Literaturgesch.  1,  755,  34  und  Gemoll  in  sei-  griech.  Orakelwesen  2,  6  Anm.  1  [Progr.  Ell- 
ner Ausgabe;  LTv&siov ,  W.  Schulze,  Quaest.  wangen  1891].  Froehde,  Bezzenbergers  Beiträge 
epicae  254)  ■naleovaiv  tTtcovvjiov ,  ovvty.ee  xel&i  19  [1893],  238)  von  Tcvv&äveo&ui  ab,  wobei  er 
avxov  Tivoe  7teXojQ  jitvog  d£,eog  r\elloio;  vgl.  20  zur  Erklärung  der  Länge  des  v,  das  ja  in 
Etym.  M.  696,  25.  Ähnlich  erklären  Hyg.  fab.  rtv&eo&ai  an  und  für  sich  kurz  ist,  auf  die 
140  (p.  18,  11  Schmidt).  Mythogr.  Lat.  1,  113.  Dehnung  der  ersten  Silbe  in  den  Wörtern 
2,  19.  3,  8,  1.  Schol.  Hom.  II.  2,  519.  9,  405.  ä&üvaxog,  änäuaxog ,  did-AOvog  verweist.  Vgl. 
Od.  8,  80.  Phot.  Lex.  473,  20  s.  v.  tiv&qo  (vgl.  auch  die  Anspielungen  bei  Soph.  Oed.  B. 
472,26  s.  v.  TLv&iog  .  .  .  uitb  IJvQ-mvog).  Eust.  603:  nv&äö'  ia>v  Ttv&ov;  ebend.  70 f.:  ig  zu 
ad  Dionys.  Per.  444.  Schol.  Apoll.  Bhad.  1,  Tlvfima.  hne^itpa  4?oißov  ömua&\  <bg  nvd-otxo; 
207.  4,  1405.  Suid.  s.  v.  deXcpoi.  Hypothes.  Apoll.  Bhod.  530f. :  Ilvico  iQr}v  Ttevaöjievog 
Pind.  Pyth.  3  (p.  298  Boeckh).  Schol.  Pind.  iiexeuiaxre  und  Schol:  itevaiv,  %Qr\Gubv  aixrj- 
Pyth.  1  p.  300.  Victorin.  in  Grammat.  Lat.  6,  c6[isvog  naget,  xov  'A-Jtollcovog.  Vgl.  auch  die 
215,  18.  Corp.  Glossar.  Lat.  5,  555,  26.  (vgl.  30  oben  unter  1  angeführte  Stelle  aus  Macrubius. 
Ov.  Met.  1,  447  den  Beinamen  von  der  Er-  Auch  den  delphischen  Monat  Bvoiog  erklärt 
legung  des  Python,  also  =  Pythoktonos  (s.  Plut.  Quaest.  Gr.  9  =  LTvaiog,  iv  co  Ttvaxiäv- 
d.).  Eine  physikalische  Deutung,  auch  von  xai  y.al  nvv%ävovxai  xov  &sov  ...  iv  xä  {invl 
Ttv&eiv  abgeleitet,  findet  sich  bei  Macrob.  1,  yag  xovxco  %Qr\6xi]Qiov  iyiyvexo. 
17,  50:  ^'AnölXav  üvftiog  ovv.  änb  xf/g  itevßecog  3)  ,,Dicitur  Pythius  ...  cpvxiog  id  est  fidem 
(s.  unten  2),  id  est  a  consultatione  oraculorum  afferens",  Mythogr.  Lat.  3,  8,  1,  wo  Bode  für 
dictus  a  physicis  existiniatur ,  sed  anb  xov  cpvxiog,  da  die  Erklärung  'fidem  afferens'  Ab- 
tcv&siv  i.  e.  arjTtsiv,  quod  nunquam  sine  vi  leitung  von  nei&eiv  voraussetzt,  nei&iog  ver- 
caloris  efficitur.  Hinc  ergo  Ilv&iov  dictum  mutet.  Liegt  vielleicht  dem  cpvxiog  =  fidem 
existimant,  licet  hoc  nomen  ex  draconis  nece  40  afferens  eine  Reminiszenz  an  den  italischen 
inditum';  vgl.  A.  Dieterich,  Abraxas  82  und  Fidius  (s.  Dius  Fidius)  zu  Grunde? 
Anm.  5.  —  Auch  das  Schol.  Marcian.  in  Dionys.  4)  Cum  sol  in  signo  Canceris  aestivum 
TJiracis  art.  grammat.  in  Grammat.  Graeci  3,  solstitium  facit,  in  quo  est  longissimi  diei 
547 ,  31  ff.  leitet  den  Beinamen  IIvQ-iog  anb  terminus  et  inde  retrogressum  agit  ad  diminu- 
xov  ■jtv&eiv  i'iyovv  6-rpieiv  ab,  sieht  aber  in  dem  tionem  dierum,  Pythius  eo  tempore  appel- 
Beinamen  LTvO-iog  im  Gegensatz  zu  dem  Bei-  latur  mg  7tv[iaxov  frecov,  ö  iaxi  xbv  xelev- 
namen  Kovgoxgocpog,  der  die  Q-Qeitxiy.i]  ovaia  xalov  Soopov  xge%cov,  Cornificius  in  Etymis  bei 
des  Gottes  negl  xi]v  r\liv.iav  xäv  Ttaiöcov  aus-  Macrob.  1,  17,  61. 

drücke,  einen  Ausdruck  der  cpQ-aoxiY.i]  Svva^ig  5)  Nach  Tümpel,  Ares  u.  Aphrodite  in 
Apollons.  (Als  Apollon  Pythios  =  'Verderber,  50  Jahrb.  f.  klass.  Phil.  Suppl.  11,  694  (vgl.  Pape- 
Vernichter  durch  die  Aigis'  bezeichnet  H.  Benseier  s.  v.  JJv&cov  p.  1284  unten)  gehört 
Brunn,  Kleine  Schriften  2,  400  den  Typus  des  IIvQ-cav  zu  Ttvft-\L-t)v ,  ßv&6g  'Erdschlund',  be- 
Apollo vom  Belvedere.)  Dafs  die  Ableitung  von  zeichnet  also  den  Drachen  als  das  Tier  des 
nvd-siv  'faulen',  die  von  den  Neueren,  Pott,  Erdschlundes;  Apollon  Ilv&iog  würde  also  den 
Kuhns  Zeitschr.  6  (1857),  123  f.  Vanicek,  Griech.-  über  dem  delphischen  Erdschlund,  über  dessen 
lat.  Etym.  Würterbuch  1,  546  billigen,  nicht  Öffnung  der  Dreifufs  stand,  Waltenden  be- 
ursprünglich sein  kann,  darauf  hat  schon  O.  zeichnen.  Weniger,  Pythien  28  (vgl.  auch 
Müller,  Prolegome.na  232  (vgl.  Gruppe,  Griech.  Gruppe,  Gr.  Myth.  102,  5.  812,  3.  1255,  1) 
Myth.  1255,  1)  hingewiesen.  A.  Mommsen,  sieht  auf  Grund  der  Namensähnlichkeit  zwi- 
Delphika  13,  2  vermutet,  Ilv&ä  (dies  die  ältere,  60  sehen  IIvQ-cav  und  Tvcpwv  und  ihres  verwandten 
Ilv&dav  die  jüngere  Form  nach  Ahrens,  Kuhns  Wesens  in  nv&cov  einen  'variierten  Typhon', 
Zeitschr.  3  [1854],  105)  'Faulschlucht'  sei  ein  alter  wie  dieser  genannt  nach  dem  Dampf  und 
Bergname,  der  ebensowenig  wie  der  Name  des  Rauch  (xvcpog),  der  aus  dem  %Ü6\i.a  emporsteigt. 
Faulhorns  in  der  Schweiz  ursprünglich  irgend-  Dieselbe  Vermutung  schon  bei  Edmund  Dickin- 
welchen  Bezug  zum  religiösen  Glauben  gehabt  son,  Delphi  phoenizirantes  (Oxford  1655)  p.  1  ff. 
habe;  erst  später  habe  priesterliche  Orthodoxie,  6)  Nach  E.  Maafs,  De  Lenaeo  et  Delphinio 
um  auf  den  faulenden  Drachen  anzuspielen  13  (vgl.  W.  Schulze,  Kuhns  Zeitschr.  f.  vgl. 
(vgl.   das   zu  Sündflut  entstellte  Sintflut),    den  Sprachforsch.  33   [1895],    236)  ist  Ilv&iog  von 

107* 


3399                          Pythis  Python  (Mythus)                 3400 

der  Wurzel  q>v  abzuleiten  =  <]>v-d--iog  =  TLv-  Unter  'AvQ-iaxrjQ  ist  wohl  nicht  ein  selbständiger 
&-iog  (die  Tenuis  TL  wegen  der  folgenden  Aspi-  Gott,  sondern  vielmehr  Dionysos  zu  verstehen, 
rata  9)  und  bedeutet:  cfecundans,  procreans'.  Hiller  v.  Gaertringen  a.  a.  0.  227  ff.  Thera  1, 
Nun  findet  sich  zwar  frvxiog  als  Beiname  des  244.  Hermes  36  (1901),  139.  Kilo,  Beiträge 
Helios  (=  Apollon?  s.  Phytios),  das  wohl  syn-  z.  alten  Gesch.  1  (1902),  219.  Festschrift  für 
onyme  ^vxdX^iog  (s.  d.  4)  als  Beiname  des  0.  Hirschfeld  98.  [Höfer.] 
Apollon  selbst;  auch  der  Name  des  delphischen  Pythoktouos  (Ilv&oxxovog) ,  Beiname  des 
Monat  Bvatog  (s.  ob.  2  a.  E.)  wurde  nach  Flut.  Apollon,  Orph.  hymn.  34,  4.  Als  Erleger  des 
Quaest.  Gr.  9  von  den  meisten  als  $v6iog  ge-  Drachens  Python  führt  Apollon  auch  den  Bei- 
deutet 'tagog  yag  ap^ft  v.al  tu  noXXa  cpvsxai  10  namen  ÄQytKpovxrig  (ort  xbv  öcpiv  xbv  IIv&cövcc 
rnviv-ocvra  v.ul  8taßXaaxävsL\  ferner  wird  Uv-  ävkiXev,  kccxo.  yäg  xi]v  xcöv  'Agyelav  yXcoaaav 
&iog  direkt  durch  cpvxiog  (s.  oben  Sp.  3398,  35)  ccQyi]g  %ocksixai  6  öcpig  i'v'  jj  6<piov.x6vog,  Sopho- 
erklärt,  aber  tiotzdem  bleibt  die  Ableitung  von  kies  (vgl.  jedoch  Nauck,  F.  T.  G.  Soph,  fr.  9202) 
yvco  zweifelhaft,  vgl.  v.  Prott,  Bursians  Jahres-  im  Etym.  Gud.  72,  53  ff.  Etym.  Sorbon.  bei 
her.  102  (1899),  110  f  Es  scheint,  als  habe  Gaisford,  Schol.  Hes.  Op.  84  p.  99.  Cramer, 
Maafs  selbst  seine  Ableitung  von  cpva  später  Anecd.  Paris.  4,  60,  27.  Anecd.  Oxon.  1,  84,  20. 
aufgegeben ;  wenigstens  leitet  er  Oesterr.  Jahres-  Pausan.  Attic.  bei  Eust.  ad  Hom.  B.  183,  12. 
hefte  9  (1906),  166  den  Ortsnamen  Tlv&m,  von  Welcher,  Gr.  Götterl.  1,  337,  Anm.  7.  E.  Maafs, 
dem  IIvQ-Log  doch  nicht  zu  trennen  ist,  von  De  Lenaeo  et  Delphinio  18,  5.  Aus  dem  Um- 
dem  Verbum  txv&slv  ab,  wenngleich  er  dabei  20  stand,  dafs  Apollon  mit  Hermes  das  Epitheton 
den  Drachentöter  Apollon  als  üaiccv  bezeich-  ÄQysixpbvxvg  (Toter  des  sternbedeckten  Nacht- 
net. Das  Wahrscheinlichste  bleibt,  dafs  uv-  himmels')  gemeinsam  hat,  erschliefst  O.  Seeck, 
ftiog  von  dem  Ortsnamen  Ilv&ä  (Mommsen,  Geschichte  des  Untergangs  der  antiken  Welt  2, 
Delphica  150.  Wernicke  bei  Pauly-Wissowa  2,  574  die  ursprüngliche  Wesensgleichheit  des  Her- 
5)  oder  vielmehr  von  einer  verschollenen  Form  mes  und  des  Apollon,  die  er  beide  für  Sonnen- 
IIv&wv  (Gruppe,  Gr.Myth.  1256  Anm.),  deren  götter  hält.  Natursymbolische  Deutung  des 
Bedeutung  nicht  mehr  festgestellt  werden  Apollon  Hv%ov.xövog  (Vernichter  der  Fäulnis) 
kann,  abgeleitet  ist.  Gleichbedeutend  mit  bei  Pott,  Kuhns  Zeitschr.  6  (1857),  123.  C.  Pascal, 
Tlvd-iog  ist  JeXcpixog  (s.  oben  Sidon  nr.  125.  Studii  di  antich.  e  mitologia  227  ff.  (=  Reale 
Philostr.  vit.  Apoll.  Tyan.  6,  10  p.  110.  Orph  30  accademia  dei  Lincei  5,  IV  [1895],  366  ff.).  Zu 
Hymn.  34,  4)  oder  Atlyög  (in  der  Weihin-  den  unter  Python  aufgeführten  Darstellungen 
schrift  Alexanders  des  Grofsen  am  Hyphasis,  des  Apollon  Pythoktonos  kommt  hinzu  das 
Philostr.  a.  a.  0.  Norm.  Dionys.  19,  321.  40,  bisher  auf  Kadmos'  Drachenkampf  bezogene 
401),  wie  sich  neben  6  ftsbg  6  iv  Jslyolg  Bild  einer  kyrenäischen  Schale  {Vottier,  Vases 
(Lykurg.  93)  die  Bezeichnung  ö  &sbg  iv  Ilvftol  antiques  du  Louvre  E  669  p.  63;  abg.  Arch. 
(Schol.  Apoll.  Bhod.  4,  1091)__oder  iv  Uv&&vi  Ztg.  1881,  Taf.  12,  2  [Puchstein  ebenda  p.  239], 
freog  (Theognis  807)  findet.  Über  die  vermut-  Studniczka,  Kyrene  33  Fig.  25.  Jahreshefte  des 
liehe  Gleichsetzung  IUd-tog  =  dtlcpiviog  s.  öst.  arch.  Inst.  2  [1899]  Fig.  14.  Beinach  Be- 
Schömann,  Opusc.  acad.  1,  343  f.  Wernicke,  pertoire  des  vases  peints  1,  435,  1),  auf  der  nach 
Pauly -Wissowa  2,  5.  Hiller  v.  Gaertringen  40  Zahns  Vorgang  F.  Haaser,  Jahreshefte  d.  öst. 
ebenda  4,  2527.     [Höfer.]  arch.  Inst.  10   (1907),   9   Apollon   in  Hopliten- 

Pythis  (Ilvd-ig),   Tochter  des  Delphos,   Epo-  rüstung    —    Apollon   mit   der  Lanze,    auch  in 

nyme  von  Pytho,    Schol.  Apoll.  Bhod.  4,  1405.  Delphoi  dargestellt,  Häuser  a.  a.  0.  8  —  gegen 

Vgl.  Pythes.     [Höfer.]  Python  kämpft;  vgl. auch  die  oben  unter  Pythios 

Pytho  (nv&oA,  eine  des  Hyaden  (s.  d.)  Serv.  erwähnten  Münzen  von  Ephesos.     [Höfer.] 

ad   Verg.  Georg.    1,    138    (3,    165,   8   ed.    Thilo  Pytholetas  (Tlv&oXsxcig),  Beiname  des  Apollon 

Hagen).     [Höfer].  ==  Pythoktonos  (s.  d.),  Zauberpapyrus  im  Brit. 

Pythochrestos  (JTtxfrö^eros),  Beiname  der-  Mus.  (Papyr.  XLVII)  ed.  Kenyon,  Greek  Papyri 

jenigen   Götter,    deren   Kult    auf  Geheifs   oder  in  the  Brit.  Mus.  Catalogue,   With  Texts  p.  82 
unter    Zustimmung    des    delphischen    Orakels  50  v.  32   =    Wessely,    Griech.   Zauberpapyrus  von 

eingesetzt  worden  ist.    Eine  Anzahl  von  Göttern  Paris  u   London  in  Denkschr.  d.  Akad.  d.  Wiss. 


'S 


erhält  diesen  Beinamen  auf  einer  Inschrift  aus  zu   Wien  36  (1888),  II,  149  v.  32.     [Höfer.] 

Erythrai,  Bayet,  Bev.  archeol.  N.  S.  33  (1877),  Python  (riv&cov),  Drache  in  der  Gegend  von 

108  ff.    H  Herbrecht,  De  sacerdotii  apud  Grae-  Delphi    am  Parnafs,   von  Apollon  durch  einen 

cos  emptione    venditione  (Diss.  phil.   Argentor.  Pfeilschufs    getötet.       Hom.    hymn.    in    Apoll. 

10,  1)  p.  46  ff.    Dittenberger,  Stßloge  22  nr.  600,  282  ff.:  Apollon  kam  in  die  Gegend  von  Krisa 

und  zwar  —  1)  Aphrodite,  Bayet  115,  25.  119,  am  Parnafs  und  baute  dort  einen  Tempel,   in 

47.     Herbrecht  48,   74.    51,    161.     Dittenberger  welchem  er    die    Gaben    seiner   Verehrer  em- 

Zeile  74.  160.  —  2)  Köre,  Bayet  115,  41.   Herb-  pfangen    und    Weissagungen    erteilen    wollte. 

recht  49,  89.   Dittenberger  Z.  89.  —  3)  Dionysos,  60  In  der  Nähe    des   Tempels    hauste    bei    einer 

Bayet  119,  33.    Herbrecht  51,  146.    Dittenberger  Quelle    ein    Drache    (Sqü-ucclvcc    V.    300),    der 

Z.  145.    Vgl.  nr.  5.  —  4)  Eine  Gottheit,  deren  Menschen  und  Vieh  umbrachte.    Er  wurde  von 

Namen     ausgefallen     ist:      ...  nv&]oxQVOrov,  Apollon    erlegt.     (300—304:     <xy%ov    Sl    KQrjvn 

Bayet  108,   2.     Herbrecht   46,   2.     Dittenberger  ■KalliQQoog,  VvQ-cc  öqu-acclvccv  Htsivsv  äveet-,  Jibg 

Z.  1.  —  5)  Auf  einer  Inschrift  aus  Thera  wird  vidg,  unb  ■xQaxsooio   ßiolo,    ^axQecpsa,    ^sydXrjv, 

ein   notvbv    xov  'Av&iaxfjQog    xov    nvüo%Qr}6xov  XEQccg  ayQiov,  1)  Kauet  itoXXa  dv&gmTtovg  sqöso- 

erwähnt,  Inscr.  Ins.  Mar.  Aeg.  3,  329.     Hiller  hsv    inl   %&ovL ,    noXXu  asv   avxovg,    noXXd    Ss 

v.  Gaertringen,  Festschrift  für  O.  Benndorf  226.  ufftet   xavatmoS' ,    ixsl    neXe    Ttfj^ia    datpotvöv. 


3401  Python  (Mythus)  Python  (Mythus)  3402 

Diesem  Tiere  hatte  Hera  den  schrecklichen  Sein  Besieger  Apollon  muß  dann  ursprünglich 
Typhon,  der  ihres  Leihes  Frucht  war,  in  Pflege  der  helle  Mond  sein  und  zwar  zunächst  die 
gegehen.  Nun  traf  den  Drachen  Apollons  neue  Sichel  des  zunehmenden  Mondes.*)  Dafs 
Pfeil;  von  grimmigen  Schmerzen  gepeinigt  Apollon  den  Drachen  in  frühester  Jugend  er- 
wälzte er  sich  schwer  röchelnd  umher.  Von  legte,  wird  mehrfach  hervorgehoben:  Eurip. 
Zeit  zu  Zeit  stiefs  er  ein  gräfsliches  Gebrüll  Iph.  Taur.  1250  (ht,  ßgicpog);  Apollon.  Bhod. 
aus,  wand  sich  im  Walde  hierhin  und  dorthin  2,  707  (novgog  icov  hi  yvpvog,  ht.  TtXow.au.oi6i 
nnd  spie  Blut,  bis  ihm  das  Leben  entfloh.  Da  ysyn&wg)',  KlcarcJios  bei  Athen.  15  p.  701c 
frohlockte  Apollon:  „Hier  bleibe  jetzt  liegen  (r)  Ar\tia  xcbv  rtaiSav  xbv  sxsqov  iv  xulg  äyncc- 
und  verfaule.  Du  wirst  den  Menschen  nicht  10  Xaig  exovßce);  Hygin.  fab.  140  {post  diem  quar- 
mehr  gefährlich  werden,  die  ihre  Opfer  dar-  tum  quam  essent  nati) ;  Macrob.  Sat.  1,  17,  52 
bringen  wollen.  Weder  Typhon  noch  Chi-  in  prima  infantia)  u.  a.  Die  ganze  Gattung 
maira  kann  dir  helfen,  sondern  die  schwarze  solcher  Mondgeschichten  behandelt  Sieche, 
Erde  und  der  strahlende  Hyperion  werden  Drachenkämpfe,  Leipzig  1907  (=  Mythologische 
deine  Verwesung  bewirken."  Nach  dem  fau-  Bibliothek,  hsg.  v.  d.  Gesellschaft  für  vergleich. 
lenden  Leichnam  heifst  der  Ort  Pytho  und  Mythenforschung  1,  1).  Über  Python  siehe 
der  Gott  Ilv&äog  (356 — 374).  Vgl.  Pythios  besonders  S.  42  f.  Andere  Deutungen,  wie  als 
Sp.  3397.  Symbol  des  Winters  (vgl.  Artikel  „Apollon", 
Bis  auf  die  Beziehung  zwischen  Ttv&ta-  Bd.  1,  Sp.  428)  oder  der  Finsternis,  scheinen 
&ai  und  IJv&d)  wird  die  Erzählung  dem  20  dem  Verstände  der  einfältigen  Leute,  welche 
alten  Volksglauben  entsprechen.  Der  Drache  die  Mythen  schufen,  weniger  angemessen, 
ist  namenlos:  für  die  SqÜy.ccivcc  weiblichen  Simonides  (frg.  26  Bergk  =  lulian.  ep.  24, 
Geschlechtes  paßt  das  Wort  IIv&cov  nicht.  395D),  brachte  den  Drachenkampf  in  Zusammen- 
Bei  Callimach.  hymn.  in  Apoll.  100  f. :  TLv-  hang  mit  dem Namen^Exaros :  Apollon  habe  hun- 
&w  roi  xariöi'TL  6vvr\vxsxo  Saiyböviog  &t]Q,  dert  Pfeile  auf  das  Tier  abgeschossen  (Eiucoviöv 
aivbg  öcßig  kann  IJv&w  nicht  der  weibliche  xw  uzXmw  Ttgbg  xrjv  AnoXXcovog  £vcpr\iiLav  üqxh 
Name  des  Drachen  sein,  es  ist  vielmehr  An-  xbv  fttbv  "Enarov  iiqoGtniövxi  v.cc\  y,u%Ü7t8 q  avx 
gäbe  des  Zieles  bei  kuxiÖvxl.  Ein  besonderer  aXXov  xivbg  hgov  yvcooiouccxog  uvxov  xr\v  inco- 
Zusammenhang  zwischen  dem  Ungeheuer  und  vvfiiccv  xoaufjOai,  diöxi  xbv  üv&oova  xbv  Sqcc- 
der  Gegend  ist  nicht  ersichtlich,  etwa  so,  dafs  30  ■x.ovxcc  ßiXi6tv  i-naxöv,  mg  cpnaiv,  i%eiQ<i)6cixo). 
zu  Pytho  einmal  der  Glaube  an  den  Drachen  Vgl.  Hesych.  ixaxrißoXog  und  Etym.  Magn. 
vor  dem  Glauben  an  Apollon  vorhanden  ge-  txuxrißeXsxao.  Kalltmachos  spricht  von  einer 
wesen  wäre.  Dagegen  ist  der  Zusammenhang  großen  Zahl  von  Pfeilen,  hymn.  in  Apoll.  101  f.: 
mit  Apollon  unlöslich.  Der  Drache,  später  xbv  {ihv  6v  y.axr\vaQSg ,  ccXXov  in'  aXXco  ßäXXcov 
meist  Python  genannt,  ist  stets  Apollons  Lieg-  wxvv  öiaxov.  Ovid  metam.  1,  438  ff  nennt  den 
ner  und  erliegt  seinem  Pfeile.  Also  kam  mit  Python  einen  Sohn  der  Erde,  die  ihn  nach  der 
dem  Glauben  an  Apollon  und  der  Gründung  grofsen  Flut  hervorgebracht  hat,  ein  Ungetüm, 
seiner  Weissagestätte  auch  der  Glaube  an  den  dessen  Gröfse  das  neue  Menschengeschlecht  in 
von  ihm  getöteten  Feind  nach  Delphi  oder  Schrecken  setzte  (populisque  noris,  incognite 
Pytho.  Und  wie  Apollon  hier  den  Beinamen  40  serpens,  terror  eras:  tantum  spatii  de  monte 
Ilv&iog  (s.  d.)  oder  IJv&ä og  erhielt,  so  wurde  der  tenebas).  Ihn  tötete  Apollon  mit  tausend 
Drache  IIv&cov  genannt,  z.  B.  Athen.  15,  p.  Pfeilen  (mille  gravem  telis,  exhausta  paene 
701c  (Klearchos  von  Soloi)  =  F.  H.  G.  2,  318;  pharetra,  perdidit  effuso  per  vulnera  nigra  ve- 
Plutarch.  Pelop.  16;  Apollod.  bibl.  1,  4,  1,  3  neno)  und  stiftete  zum  Andenken  an  den  Sieg 
u.  a.  Wie  von  Pytho  der  Name  nv&wv,  so  die  Pythien.  Bei  Claudian.  in  Bufinum  praef. 
erscheint  von  Delphi  abgeleitet  d£Xq>vvr\g  oder  werden  Berge  von  den  Windungen  des  Drachen 
4tXcpvvr\.  Apollon.  Bhod.  2,  706  hat  das  erstere  bedeckt,  Flüsse  von  seinem  Rachen  aufgesogen 
{jdsXq>vvr\v  x6£,oi6i  tisXcoqiov  i^svägi^sv).  Schol.  und  sein  blutiger  Kamm  reicht  bis  zu  den 
dazu:  to  övo^ia  xov  ÖQdxovxog  oi  usv  ccqqe-  Sternen.  Das  „Faulen"  als  Grund  für  den 
vixcög,  oi  dh  &r}Xv>icbg  sinov,  0  xca  ßiXxiov  50  Namen  Tlv&cb  wird  erwähnt  bei  Paus.  10,  6,  5 
aXXcog.    ort   4sX(pvvr}g   inaXtixo    6    cpvXäaöcov   xb  und  Schol.  11    9,  405. 

iv  dsXyoig  %orj6xriQiov  Mctidcvögiog  y.u\  KaXXi-  Einen    scheinbar    tieferen    Grund    für    die 

ua%og  sinov    dgänaivccv  Sh  a.vxr\v  cpr]6iv    elvcu  Feindschaft      zwischen      Apollon      und       dem 

&r}Xvx.cbg  xaXoviLevnv  diXffvvuv  6  avxbg  KaXXi-  Drachen     fand     man     darin,     dafs     das     Tier 

ßa%og.      Also    haben    Maiandrios   und    KalU-  dem    Gotte    selbst    hinderlich    gewesen    war. 

machos  ebenfalls   die  Form  Delphynes,   Kolli-  Als  Apollon  von    der  Gegend,    dem  Heiligtum 

machos  aufserdem  daneben  die  weibliche  Form.  und   der  Weissagung  Besitz   ergreifen   wollte, 

Vgl.  Dionys.  Perieg.  441,  Nonn.  Dion.  13,  28,  mußte  er  erst  den  Python,  der  das  Orakel  be- 

Suid.  s.  v.  JsXcpol,    Etym.  Magn.  s.  v.  t-/.axv-  safs    oder  wenigstens    hütete,    beseitigen.     So 
ßeXixao,    Schol.    Eurip.    Phoeniss.   232   u.    233  60  wurde  Python  zum  ehemaligen  Inhaber  {Hygin. 

(Delphynes).    Der  ursprüngliche  Schauplatz  des  f.  140:  Python  .  .  .  ante  Apollincm   ex  oraculo 

Kampfes  zwischen  Apollon    und   dem  Drachen  in  monte  Parnasso  responsa  dare   solitus   erat; 

wird  am  Himmel  zu  suchen  sein.     Es  ist  eine  vgl.  Hesych.  IIv&cov   öaiuoviov  ua.vxiv.6v)  oder 

der  Drachentötungen,  durch  welche  das  Licht  Hüter   des    delphischen    Orakels.     Eurip.  Iph. 

des  Mondes  gerettet  wird  oder  der  Mond  selbst  Taur.  1245 — 1252:    Leto  trug  den   eben  gebo- 
seinen   Widersacher  besiegt.     Der    Drache    ist  *,  .    „  w       .    .     „  .„    v«™— v    ^»,    j.r 

,  ,  ,.  iiii      ttt  )  -A-Uf  Wunsch  des  Herausgebers   bemerke  ich,    aais 

das  den  Mond  verdunkelnde  Wesen  oder,    an-  ihm  der  Gedanke,  Apollon  könne  einmal  den  Mond  be- 

ders     ausgedrückt,     der     dunkle     Mond     selbst.  deutet  haben,  unannehmbar  erscheint. 


3403                 Python  (Mythus)  Python  (Mythus)                  3404 

renen  Apollon   von  Delos    nach    dem  Paruafs,  Sprofs  umkommen  sollte.    Nun  wurde  Leto  von 
wo    der    buntgefleckte    Drache    (noixiXövcoTog  Zeus   besucht.     Als  Hera   das   erfuhr,   ordnete 
olvnitbg  Sgäwov),   um   einen   Lorbeerbaum  ge-  sie  an,  dafs  Leto  nur  da  gebären  dürfe,  wo  die 
ringelt,     das    Orakel    der    Themis    bewachte  Sonne  nicht  leuchte.     Als  Python   hörte,   dafs 
(a^qpsTrf     [iccvtsiov    %&6viov ,    Themis    ist    die  Leto  von  Zeus  schwanger  sei,  verfolgte  er  sie 
Tochter  der  Gaia,  vgl.  V.  1259 — 1268);  er  selbst  und  wollte  sie  umbringen.    Da  trug  der  Wind 
heißt   hier  yäg  nsXwgiov  xigug,  das   ungefüge  Boreas    auf  Befehl   des   Zeus   die  Leto   zu  Po- 
Wunderwesen    der   Erde,    also    von   der    Erde  seidon.    Dieser  gewährte  ihr  Schutz.    Um  aber 
hervorgebracht.     Apollon  tötete  nun,  noch  ein  Heras  Verordnung  nicht  zu  verletzen,   brachte 
Kind  auf  den  Armen   der  Mutter  (hi,  ßgicpog.  io  er  sie  nach  der  Insel  Delos,    die    er    mit    den 
£Tt  cpiXccg  i-jtl  iiaxigog  dyxäXaiat  ftgcba-xcov),  den  Meeresfluten  bedeckte.     Python  fand  die  Leto 
Drachen  und  nahm  dann  das  Orakel  in  Besitz  nicht    und    kehrte    nach  dem  Parnafs   zurück. 
([mxvtsLcov  8'  inißocg  ga&iav).    Maiandrios  und  Nun  hob  Poseidon    die  Insel  wieder  über  das 
Kallimachos  bei  Schol.  Apoll.  Rhod.  2,  706:  öxi  Meer  empor,  und  Leto  gebar  den  Apollon  und 
4sX(pvvr]g  ixccXsTxo  6  cpvXdaacav   xb   iv  dzXcpoig  die  Artemis,  denen  Hephaistos  Pfeile  zum  Ge- 
%Qt]CxrjQiov,       Mociävdgiog       v.al       KceXXi^ix^og.  schenke    gab.      Am    vierten     Tage     nach     der 
Apollod.bibl.l,  4,  1,  3:  A-zoXXav  xi]v  ^iuvxiy.i]v  Geburt  rächte  Apollon  seine  Mutter.    Er  ging 
lia&av    nuga.    JJavbg    xov  Aibg    xccl    &vfMßg£cog  nach     dem    Parnafs   und    erlegte    mit    seinen 
Tjjtsv  slg  AeXcpovg  %gn6iia3§ov6rig   xoxs  0BiiiSogm  Pfeilen  den  Python,   wovon    er   den  Beinamen 
äg   de   6    qjgovgüv    xb     [iccvxhov   Ilv&cov    öcpig  20  Pythius    erhielt.      Die    Gebeine    des    Drachen 
ixcoXvsv  avxbv  7iagsX&siv  inl  xb  %ccO[ic£,  xovxov  barg  er  in  einem  Kessel  (cortina)  und  bewahrte 
aveXwv   xb   iLavxsiov  7taguXaiißccvti.     Paus.  10,  sie  in  seinem  Tempel  auf.    Auch  veranstaltete 
6,  5:    xbv   dh  ano&ccvövxa  vitb   xov  'AnöXXavog  er  Spiele  zur  Totenfeier  (ludos  funebres),  welche 
noLr]xcci  (liv  dga.Y.ovxa  slvcci  %al  iiti  xa>  [iccvxelcp  Pythien  genannt  wurden.    Nach  Mythogr.  Vat. 
(piXccKct  V7tb  rf]g  xsxdx&ou  tpaai.     Aelian.  v.  h.  1,  37  und  2,  17  stiftete  Hera    den  Python  zur 
3,  1:    xbv  TIvQ'avcc  xbv  Sgä%ovxa   naxBxo&vöev  Verfolgung   der  Leto    an    (cum    Inno  Pythone 
cpvXdxxovxa  xovg  AsXyovg  xijg  rfjg   %xi  £%ov6r}g  immisso  gravidam  Latonam  persequeretur) .    Als 
xb  iiavxsTov.     Vgl.  Schol.  H.  9,  405  und  Schol.  Artemis    und    Apollon     zur    Welt    gekommen 
Find.  Pyth.  Hypoth.  1  p.  297  Boeckh.    Zu  be-  waren,  tötete  dieser  sogleich   den  Python  und 
achten  ist,  dafs  die  überwiegende  und  sichtlich  30  rächte  so  an  ihm  die  der  Mutter  widerfahrene 
ältere    Vorstellung    nicht    die    des    Inhabers,  Bedrängnis    (qui  statim    occiso    Pythone    ultus 
sondern  die    des  Hüters    ist.     Ein    solcher    ist  est    matris    iniuriam).      Was    Euripides    Iph. 
neben  dem  Besitzer  nicht  notwendig  und  hier  Taur.  1245  ff.  erzählt,    wäre    besser   verständ- 
nur  deswegen  als  Apollons  Gegner  angenommen  lieh,    wenn  es  sich  darum  handelte,    Leto    zu 
worden,  weil  die  Gegnerschallt  an  sich  bestand.  rächen ;  für  die  Gewinnung   des  Orakels  pafst 
Es  scheint  nicht   ratsam,    den  Zusammenhang  der  Knabe   auf   dem  Arme    der  Mutter  nicht, 
des  Python  mit  dem  Orakel   stark  zu  betonen  Nach  Macrob.  Sat.  1,  17,  52  bedrohte  Python 
und  etwa  darin   seine  Grundbedeutung  zu  su-  die  neugeborenen  Götter  (invasisse  eunas  deo- 
chen,  also  wie  Pohde,  Psyche  S.  132  f.,  in  Py-  rum),    und    das    Apollonknäblein    tötete    ihn 
thon  einen  Orakeldämon  zu  sehen.     Gerade  die  40  (Apollinemque  in  prima  infantia  sagittis  beluam 
Euripidesstelle,    auf    welche    diese    Meinung  confecisse).     Bei  Hygin.  a.  a.  O.  ist  wohl   an- 
sich  hauptsächlich  stützen  müfste,  enthält  einen  genommen ,  dafs    Apollon  mit    vier  Tagen  er- 
bedenklichen   Punkt.      Apollon    ist    hier    ein  wachsen   war.     Von  der   Gegenwart  der  Leto 
Kind;  als  solches  stellte  man  sich  den  Inhaber  bei  dem  Kampfe  ist  aufser  bei  Euripides  auch 
des  delphischen  Orakels   sicherlich   nicht    vor.  bei    Apollonios    Phodios    2,    703  ff.    die    Rede 
Die  Geschichte  sieht  also  so  aus,  als  ob  sie  aus  (Apollon   heifst    hier    xovgog    hi   yviirög);    die 
zwei    ursprünglich    nicht    zusammengehörigen  korykischen  Nymphen  sehen  zu  und  ermutigen 
Stücken  zusammengesetzt  wäre.     Auch   würde  den   göttlichen   Knaben    durch  Zuruf.     Klear- 
zu  dem  Orakelgeiste  die  im  homerischen  Hym-  chos  aus  Soloi  (bei  Athen.  15,  p.  701c)  berich- 
nus   gegebene   Schilderung   gar   nicht   passeh,  50  tet:  Leto  brachte  den  Apollon  und  die  Artemis 
und  es  wäre  unerklärlich,  wie  gerade  hier  ein  aus  Chalkis  auf  Euboia  nach  Delphi  und  kam 
alter  Volksglaube   unberücksichtigt  geblieben  an   die  Höhle   des  Python.     Als   dieser   gegen 
und    dafür    eine    willkürlich    erfundene    Vor-  sie  vordrang,  sagte  Leto  zu  Apollon,    den   sie 
Stellung  fast  entgegengesetzter  Art  eingemengt  auf  dem  Arme  trug:  „Schiefs,  Knabe!"  (<"f  ital). 
sein  sollte,  nämlich  das  Ungeheuer,  das  Men-  Apollon  hatte  gerade  einen  Bogen  in  der  Hand, 
sehen  und  Vieh  umbringt  und  den  Zutritt  zum  Dabei  hatte  Leto    einen  Fufs    auf  einen   Stein 
Heiligtume    erschwert,    anstatt    des    orakel-  gesetzt,  so  wie  das  eherne  Standbild,  das  jetzt 
hütenden  Wesens.    Vgl.  Schreiber  S.  6  ff.  zum    Andenken    an    die    Begebenheit    an    der 

Der  Kampf  zwischen   Apollon    und  Python  Stelle,    bei    der   Platane,   errichtet  ist. 

wird  auch  mit  Leto  (s.  d.)  in  Beziehung  gebracht.  60        Nach  Varro  l.  I.  7,  1 7  lag  Python  unter  dem 

Leto  wird  von  Python  verfolgt,  gewöhnlich  schon  Omphalos  im  Tempel  des  Apollon  begraben  (6ft- 

vor  der  lieburt  des  Apollon  und  der  Artemis;  cpaXöv    quem    Pythonos    aiunt    esse    tumulumj. 

öfter  wird  hinzugefügt,  dafs  Hera  den  Python  Ebenso  Hesych.   To^iov  ßovvög:  ...  6  o^icpaXbg 

dazu  veranlaßt.     Die  vollständigste  Erzählung  xf]g  yfjg  xätpog  ißxl  xov  nv&covog.     Bei  Hygin. 

derart  giebt  Hygin.  fab.  140:  Python  war  ein  fab.    140  (s.  o.)  enthält    der   Dreifufs  (cortina) 

Sohn    der  Erde    und    ein    ungeheurer   Drache.  die  Gebeine  des  Drachen.    Vgl.  Serv.  zu  Verg. 

Vor  Apollon  gab  er  am  Parnafs  Orakel.     Das  Aen.  3,  360:  .  .  .   in    eodem    templo    tripus   est 

Schicksal  hatte  bestimmt,  dafs  er  durch  Letos  cum  ossibus  et  dentibus  Pythii  serpentis.    Nach 


3405                Python  (Mythus)  Python  (in  d.  Kunst)             3406 

Mythogr.  Vatic.  3,  8,  5  ist  der  Dreifufs  mit  der  gewesen    war,     Python    den  Weissagedreifui's 

Haut  des  Drachen  überzogen  (Tripos  ....  mensa  inne    hatte    (Ilv&covog    xöxs    xvQisvßccvrog    xov 

Apollinis  Pythii  serpentis  corio  tecta).  Ahnlich  TtQO(prkxiy.ov   xQinodog),    d.  h.   die   Sprüche    der 

Serv.  zu   Verg.  Aen.  3,  92;    6,  347    und    Lact.  Gottheit  mitteilte.    Er  war  darin  der  Nachfolger 

Plac.  ad  Stat.  Tlteb.  1,  509.   Vgl.  auch  Dionys.  des  Dionysos.  Neben  diesem  Python  wird  aber 

Perieg.  441  ff.  auch   noch    ein  Drache   des   Namens   genannt, 

Auch  in  Tegyra  in  Boiotien  erzählte  den  Apollon  tötete, 
man  von  Python.  Nach  Plut.  Pelop.  16  Nach  Plutarch.  quaest.  graec.  p.  293  C  galt  das 
stand  dort  ein  Tempel  des  Apollon,  mit  zu  Delphi  gefeierteFest  Septerion  (oder  Stepte- 
dem  ein  Orakel  verbunden  war,  das  bis  zu  io  rion?*)  als  eine  Darstellung  des  Kampfes  mit 
den  Perserkriegen  blühte.  Man  meinte,  dafs  Python  und  des  darauffolgenden  Ganges  nach 
der  Gott  hier  geboren  sei,  und  bewies  es  da-  Tempe,  wo  Apollon  Entsühnung  suchte.  Wenn  es 
mit,  dafs  es  in  der  Nähe  einen  Berg  namens  sich  aber  um  eine  genauere  Erklärung  der  Fest- 
Delos  und  zwei  Quellen  nameus  Phoinix  und  gebrauche  handelte,  so  gingen  die  Meinungen 
Elaia  gab;  und  auch  der  Kampf  mit  Python  auseinander.  Entweder  war  Apollon  der  Flüch- 
sollte  hier  stattgefunden  haben.  Ebenso  war  tige,  den  die  Blutschuld  trieb,  oder  Python 
die  Sage  in  Gryneia  bei  Myrina  in  Aiolis  floh  und  wurde  von  Apollon  verfolgt.  Unter- 
heimisch (Serv.  zu  Verg.  Ed.  6,  72  =  oracu-  wegs  starb  er  an  seiner  Wunde  und  wurde 
lum  Apollinis,  qui  serpentem  ibi  interfecit,  vgl.  von  seinem  Sohne  Aix  bestattet;  das  war  eben 
Schreiber  S.  47)  und  wohl  noch  an  manchem  20  geschehen,  als  Apollon  den  Ort  erreichte.  An 
anderen  Orte.  Nach  der  Sage  von  Sikyon  einer  anderen  Stelle  (de  defect.  orac.  p.  418 A) 
(Paus.  2,  7,  7)  töteten  Apollon  und  Artemis  macht  Plutarch  nähere  Angaben  über  den 
gemeinsam  den  Python;  dann  kamen  sie  der  Verlauf  des  Festes.  Es  wird  ein  hölzernes 
Sühnung  wegen  dorthin  (AnöXXoiv  v.a.1  "Apxsuig  Gebäude  errichtet,  eine  v.aXiäg  (bei  welcher 
aitov.xüvavxig  LTv&covcc  nagiyevovxo  £g  xitv  auffällt,  dafs  sie  gar  nicht  einer  Drachenhöhle. 
AlyicclsLctv  •AuftaQölaiv  tvsxu).  Den  Kampf  sondern  eher  einem  fürstlichen  Hause  ähnlich 
selbst  dachte  man  sich  wohl  auch  in  der  Nähe  sieht) ;  dorthin  geht  mit  brennenden  Fackeln 
von  Sikyon.  Apollon  und  Artemis  kämpfen  der  Festzug,  an  der  Spitze  ein  Knabe,  der  noch 
beide  gegen  Python  auch  auf  einem  etrus-  beide  Eltern  hat.  Das  Haus  wird  angezündet, 
kischen  Spiegel,  s.  u.  Nach  Aelian.  var.  hist.  30  der  Tisch  (darin)  umgeworfen ;  darnach  Hieben 
3,  1  fand  Apollon  von  der  durch  Pythons  Tod  alle  aus  dem  Heiligtum.  Nun  folgen  nXdvca, 
entstandenen  Blutschuld  in  Tempe  Sühnung  Xaxgsla  xov  ncciSog  und  Sühnung  in  Tempe. 
(ivxavifcc  xoi  q>a.6i  Ttaldsg  Gsxrcdäv  v.a.1  xov  Die  Beziehung  dieser  Gebräuche  auf  Python 
'  AnölXcova  xov  Uv&iov  Y.a&rjQaa&ca  xccxcc  ist  nicht  klar  ersichtlich.  Sein  Tod  mufs  wohl 
TtQÖoxay^a  xov  Aiog,  oxe  xov  IIvQ'covtt  xov  dgä-  auch  zur  Darstellung  gekommen  sein.  Auch 
y.ovxu  -Aazexo^svas).  Nach  Schol.  Pind.  Pyth.  scheint  die  Feier  in  ihrer  bei  Plutarch  über- 
Hypothes.  2  p.  298  Boeckh  reinigte  ihn  Chryso-  lieferten  Gestalt  sich  einer  späteren  Auffassung 
themis  in  Kreta  (xud'ccQ&eig  6  'AitöXXayv  xov  anzuschliefeen,  nach  der  Python  ein  Mensch 
xfjg  dQecnovxoHxoviccg  cpdvov  iv  KqiJxt]  nccQa  war,  wie  bei  Strabo  9  p.  422  (s.  0.).  Vergl. 
XQvaob-^uSi  i-nsldsv  Tjkd-£v  iitl  xu  ©S66aliy.a.  40  Nilsson,  Griechische  Feste,  Leipzig  1906,  S.  150  ff. 
xiiLTir\).  Auch  der  bei  Euseb.  praep.  evang,  5,  Eine  seltsame  Angabe  findet  sich  bei  Porphyr. 
31  mitgeteilte  Orakelspruch:  $>ui6xov  xca  vit.  Pythag.  16,  nämlich  dafs  Apollon  von  Py- 
Täggag  vaixai  A'iov  xs  noXiggov,  Ilv&aov  v.i-  thon  getötet  worden  sei,  Apollon,  der  Sohn  des 
Xopai  xsXhiv  Qoißoto  -nu^agaör  bezeichnet  Seilenos.  —  Über  Python  handeln:  Preller, 
Kreta  als  den  Ort  der  Reinigung.  Kreta  nennt  Delphica  (Berichte  d.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  phil.- 
auch  Pausan.  2,  30,  3  und  2,  7,  7.  Die  Süh-  hist.  Gl.  6  (1854),  S.  124 ff.  =  Ausgew.  Aufs. 
nung  vollzieht  Karmanor.  Auf  den  Sieg  über  S.  229 ff.);  Weniger, Die  religiöse  Seite  der  großm 
Python  wird  die  Gründung  der  pythischenFest-  Pythien  (Progr.  Breslau  1870),  S.  19  ff. ;  Röscher, 
feier  zurückgeführt:  Schol.  Pind.  Pyth.  Hypoth.;  Apollon  u.  Mars  (=  Stud.  z.  vgl.  Mythol.  d. 
Ovid.  metam.  1,  445 — 447;  Hi/gin.f.liO;  Myth.  50  Griech.  u.  Rom.)  S.  40  ff.;  Aug.  J\jommsen, 
Tat.   2,   19;    Schol.    Lucan.  '6,    407.  ,    Delphica  S.  168  ff.;  Th.  Schreiber,  Apollon  Py- 

Die  Anschauung,  dafs  Python  ein  Mann  ge-  thoktonos  (Habil. -Sehr.  Leipzig  1879);  Overbeck, 

wesen  sei,  findet  sich  bei  Paus.  10,  6,5.    Ferner  Kunstmythologie  3,  Apollon  S.  370  ff.    Für  die 

erzählt  Strabo  9  p.  422  nach  Ephoros:  Nachdem  Kunstdenkmäler  kommen   die  beiden    letztge- 

Apollon    auf   seinem    Wege    von   Athen    nach  nannten  Werke  in  Betracht.    Vgl.  auch  Pythios. 
Delphi  in  Panopeus  den  gewalttätigen  Tityos 

umgebracht    hatte,    baten    ihn     die    Parnafs-  Kunstdarstellungen. 

bewohner,  sie  von  dem  Bösewichte  Python  zu  Pythagoras  von  Rhegion  bildete  in  Erz  den 

befreien,  der  den  Beinamen  Drakon  hatte.    Er  Apollon  und  den  Drachen,  der    seinen  Pfeilen 

schofs  ihn  nieder,  während  sie  riefen :  i's  %aiäv.  60  erliegt.     (Plin.  nat.    hist.   34,    59 :    Pytliagoras 

Die  Hütte  Pythons  wurde  dann  von   den  Del-  Rheginus  fecit  Apollinem  serpentemque  eius  sa- 

phiern  angezündet,  so  wie  es  auch  jetzt  noch  gittis  configi).    Vgl.  Schreiber  S.  67  ff.  und  Over- 

bei    der    Erinnerungsfeier     geschieht.       Nach  beck,  Kunstmythologie  Bd.  3  (Apollon)  S.  83  ff. 

Schol.    Pind.    Pyth.    Hypoth.    1    ging    Apollon  und  379.  Auf  Münzen  von  Kroton  i  Carelli,  N%im . 

von  Delos  nach  Lykien  und  von  da  nach  Delphi,  It.  vet.  tab.  183,  21  ss  ,  Eckhel,  Num.  aneed.  tab.  3, 

wo  er  die  Rinder  des  Python  weidete.    Aufser-  25,  Miliin,  Gal.  myth.  16,  54,  Müller -Wisseier, 
dem  heifst  es  ebenda,  dafs  in  dem  Orakel,  das 

erst    im    Besitze    der  Nyx,    dann   der  Themis  *>  vgl.  Röscher,  N.  Jahrb.  f.  Mass.  PMioi.  1879  s.  734  f. 


3407 


Python  (in  d.  Kunst) 


Python  (in  d.  Kunst) 


3408 


Denkm.  d.  a.  Ku 
Overbeck  S.  84  u. 


iWrf^fh 


1)  Münze 

von  Kroton  (nach 

Overbeck,  Kunstmyth. 

Apollon, 

Münztafel  5,  21). 


nst  2,  145;  vgl.  Schreiber  S.  68  u. 

380,  Abb.  Münztafel  V  21,  da- 
nach unsere  Abb.  1)  findet 
sich  eine  Darstellung,  die 
vielleicht  durch  jenes  Werk 
beeinflufst  ist.  Als  genaue 
Wiedergabe  ist  sie  indes 
schwerlich  anzusehen,  weil 
zwischen  dem  Gotte  und  der 
Schlange,  nach  der  er  zielt, 
ein  grofser  Dreifufs  steht, 
der  wohl  zu  der  Gruppe  des 
Pythagoras  nicht  gehörte. 
Die  Pythonschlange  hat  sich 
in  mehreren  Windungen  em- 


bedrohte    (Anthol.  Pal.   3,    6).     Vgl.    Schreiber 
S.  71  f.,  Overbeck  S.  381  f. 

Den  bereits  erlegten  Python  zeigt  ein  Wand- 
gemälde im  Hause  der  Vettier  in  Pompeji. 
(Mau,  Mitteilungen  d.  archäologischen  Instituts, 
röm.  Abt.  11  S.  08  mit  Abb.;  Sogliano,  Monum. 
ant.  pubbl.  per  cum  della  B.  Acc.  dei  Lincei  8 
(1898)  S.  233  ff.  mit  Taf.  11,  3;  P.  Herrmann- 
Brackmann,  Denkmäler  d.  Malerei  des  Altertums 
10  (1907),  Lief.  3,  Farbendruck  II  und  Taf.  20, 
darnach  unsere  Abb.  2).  Apollon  feiert  seinen 
Sieg  über  den  Python  durch  Gesang  und 
Saitenspiel.  Der  getötete  Drache  ist  um  den 
Omphalos  geringelt,  der  Kopf  zu  Boden  ge- 
sunken.    An    einer  Säule   hängen   die  Waffen 


2)  Apollon  feiert  seinen  Sieg  über  Python.     Anwesend   Artemis,  Priester,  Dienerin.     Wandgemälde  im  Hause  der 
Vettier  in  Pompeji  (nach  P.  Herrmann-Bruckmann,  Denkmäler  der  Malerei  des  Altertums  3,  20). 


porgerichtet;  der  geduckte  Kopf  ist  dem  Gegner       des  Gottes,  Bogen  und  Köcher.    Artemis  ist  zu- 
zugewendet, gegen.     Sie  stützt  sich,  mit  Köcher  und  Lanze 
Eines  der  Säulenbilder  (orvloTtivätua.)  im  Tem-  40  ausgerüstet,   auf  einen  Pfeiler.   Eine  Dienerin 

pel    der    Apol-       führt  einen  Stier  zum  Opfer  herbei,   das  wohl 


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3)  Oberes  Bild :  Artemis,  Apollon, 

Iieto,  Python.     Dreifufsbasia  in 
Konstantinopel  (nach  Zeitschrift  d. 
deutschen  Palästinavereins  7,  Taf.  2). 


lonis  (2.  Jahrh. 
v.Chr.),  der  Mut- 
ter des  Attalos 
II.  und  des  Eu- 


der  anwesende  Priester  vollziehen  soll. 

Eine  in  Nabulus  in  Palästina  (Neapolis 
=  Samaria)  gefundene  Dreifufsbasis ,  jetzt 
im     Museum    von     Konstantinopel    (Schreiber, 


4)  Leto  mit  Apollon,  Artemis  (?),  Python.     Lekythos  in  Paris 
(nach  Elite  ceramogr.  2,  t.  I  A). 


menes,  zu  Ky- 
zikos  hatte  zum 
Gegenstand  den  Kampf  des  Apollon  und  der 
Artemis   gegen   den  Drachen,    der  ihre  Mutter 


Zeitschrift  d.  deutschen  Palästinavereins  7 
(1884),  S.  136  ff.  und  Taf.  2,  wonach  unsere 
Abb.  3;  vgl.  Berliner  philo!,.  Wochenschr. 
1884,   S.  181   u.  1885,   S.  411;    Beisch,  Griech. 


3409 


Python  (in  d.  Kunst) 


Python  (in  d.  Kunst) 


3410 


Weihgeschenke  =  Abh.  d.  archäol.-epigraph. 
Seminars  der  Univ.  Wien  8,  S.  98  f.)  ist  mit 
sechs  verschiedenen  Reliefdarstellungen  ge- 
schmückt; auf  einer  davon  erscheint 
Artemis ,  Apollon  und  Leto 
(Namen  beigeschrieben)  und 
vor  ihnen  der  getötete  Py- 
thon, dessen  Kopf  schlaff 
am  Boden  liegt. 

Apollon    als    Kind 
auf  dem  Arme  seiner 
Mutter    schiefst   mit 
dem  Bogen  nach  dem 
DrachenPython:  das 
ist    das    Bild    einer 
schwarzfigurigenLe- 
kythos    im    Pariser 
Münzkabinett      (Le- 
nprmant  -  De    Witte, 
Elite  ceramograph.   2, 
t.  IA,  darnach  unsere 
Abb.  4;  Schreiber,  Apol- 
lon   Pythoktonos    S.  9 
vgl.  auch  d.  Artikel  ,,Leto 
Bd.  2,   Sp.  1973).     Leto  mit 
Apollon   auf  dem   Arme    steht 
links,   rechts   kommt  halb    hinter 
Felsen  versteckt  die  gekrümmte  Gestalt 
des  Drachen  zum  Vorschein.     Zwischen 
ihm  und  Leto  steht  eine  erwachsene  weib- 
liche Person,  vielleicht  Artemis,  aufser- 
dem   zwei  Palmbäume.     Ein  Ausschnitt 
aus  einer  ähnlichen  Gruppe  könnte  das 
Bild  auf  der  rotfig.  Lekythos  Berlin  2212 
sein,  abgeb.  bei  Overbeck,  Kunst 


Munde  und  vorgestreckter  Zunge.  Ihr  gegen- 
über stehen  ganz  nahe  Apollon  und  Artemis, 
beide  noch  Kinder,  Artemis  zunächst  mit  ge- 
spanntem Bogen,  der  Pfeil  ist  auf- 
gelegt zu  denken.  Zwei  Pfeile 
sind  nebenbei  am  Boden  zu 
sehen,  die  sie  wohl  in  der 
linken  Hand  hält.  Ähn- 
lich hinter  ihr  Apollo, 
bei  fdem  der  abzu- 
schiefsende  Pfeil  deut- 
lich zu  sehen  ist. 

Ein  Bild  der  Leto, 
die,  von  dem  Drachen 
bedrängt,  dem  Kna- 
ben    Apollon      auf 
ihrem  Arme    zurief, 
er     solle     schiefsen, 
während  Artemis  viel- 
leicht neben  ihr  stand, 
war   in   Delphi  aufge- 
stellt; wir  erfahren  da- 
von durch  Klearchos  von 
Soloi  (Athen.  15,  p.  701c  = 
F.   H.  G.  2,  318),    wie  oben 
erwähnt.     Python  war  nicht  mit 
abgebildet,     wenigstens      wird      es 
nicht    gesagt.      Erhalten    sind    Darstel- 
lungen der  Leto  mit  ihren  beiden  Kin- 
dern auf  den  Armen,  wie  sie  vor  Python 
flieht,    den   Kopf   nach    ihm    zurückge- 
wandt.    Apollon,    mit   dem  Bogen    be- 
waffnet, ist  im  Begriffe  nach  dem  Ver- 
folger  zu    schiefsen,    während    Artemis 
auf  dem  anderen  Arme  ruhig  sitzt. 


mythologie,  Apollon  S.  378;  vgl.  5)  Artemis  und  Apollon  nach  Python  selbst  ist  meist  nicht  da 
„Leto"  Sp.  1973:  der  bogenschie-  dem  Python  schiefsend,  anwesend  bei.  Vgl.  Schreiber,  Apollon  Py- 
fsende  Apollon  auf  Letos  Arm.  Leto-  Etruskischer  Spiegel  thoktonos  S.  74 ff.  u.  Heisch,  Ein 
Ein  römisches  Relief,  zu  Gelb  (nach  Gerhard<  Etrmkische  vermeintliches  Werk  des  Euphra- 
(Gelduba)    am    Rhein    gefunden,  Spugel  Taf- 291  A)"  nor  (=  Festgrufs  aus  Innsbruck 

jetzt  in  Berlin  (A.  Rein,  Ann.  dell'  an  die  42.  Versammlung  deutscher 

Inst.  arch.  32  (1860),  S.  201 ;  Schreiber  S.  94)  Philologen  und  Schulmänner  in  Wien  1893, 
stellt  eine  Frau  dar,  welche  zwei  Kinder  auf  S.  153  ff.  Zwei  in  Rom  befindliche  Statuen 
den  Armen  erhebt,  um  sie  vor  einer  mächtigen       von  halber  Lebensgröfse,   eine   im  Museo   Ca- 


Schlange  zu  schüt- 
zen, die  ein  drittes 
schon  umschlungen 
hält.  Das  Muster 
war  wohl  Leto  mit 
Apollon  und  Arte- 
mis. Ein  etruski- 
scher Spiegel  (Ger- 
hard, Etr.  Spiegel  4, 
291 A,  darnach  un- 
sere Abbildung  5 ; 
Archäol.  Anz.  23 
(1865),  S.  107  ;ScÄm- 
b  r  8.  93;  ob.  Bd.  2 
unt.„Leto",  Sp.  1974) 
stelltApollonund  Ar- 
temis dar,  die  beide 
gemeinsam  nach  dem 
Python  schiefsen. 
Hinter  ihnen  steht  Leto;  zugegen  sind  noch 
ein  Satyr  und  eine  Nymphe,  von  denen  Kopf 
und  Brust  zu  sehen  sind,  als  staunende  Zu- 
schauer. Die  Schlange  steht  links  aufgerichtet, 
geringelt,    den   Kopf  gebeugt   mit  geöffnetem 


6)  Leto  mit  den  Zwillingen  flieht  vor  dem  Python, 
rotfig.  Vasenbild  (nach  ilüller-Wieseler,  Denkmäler  2,  13,  144). 


pitolino  (abgeb  bei 
Schreiber  Taf.  1,  2 
und  bei  Overbeck, 
Kunstm . ,  Apollon, 
Atlas  Taf.  23,  18), 
die  andere  im  Mu- 
seo Torlonia  (abgeb. 
bei  Schreiber  Taf.  1, 
1,  bei  Overbeck,  Atlas 
Taf.  23,  17  und  oben 
unter„LetouSp.l973) 
stimmen  mit  einan- 
der im  wesentlichen 
so  überein,  daß  sie 
auf  ein  gemeinsames 
Urbild  zurückgehen 
werden,  welches,  wie 
Reisch  nachgewiesen 
hat,  dem  5.  Jahrh. 
angehört.  Das  eherne  Bild  zu  Delphi,  von 
dem  bei  Athen.  15,  701c  berichtet  ist,  wird 
es  aber  nicht  sein.  Dagegen  sprechen  die 
Worte:  rj  Antco  xmv  ircäSwv  rbv  stsqov  iv  rcclg 
äyndlaig   %%ovßa,    imßäßa  r<ö   iL&w  xa>  vvv  $ri 


3411             Python  (in  d.  Kunst)  Pyxios                          3412 

■nsi^va    vnb   tg5   Ttodl   xfjg  %alv.fig   slgyaö^vrig  Arezzo  ist  erwähnt  bei  „Leto"  Sp.   1974,  52  ff. 

Antovg,    und    die    von    Reisch    vorgebrachten  Vgl.   auch  Pytbios  und  Pythoktonos.     [Türk.] 

Gründe  helfen   darüber  nicht  hinweg.     Unge-  Pythoos  (IJv&äog)  s.  Pythios  u.  Python, 

fähr  dieselbe   Auffassung   wie    die   beiden  rö-  Pythos  (IIvQ-og),  Erfinder  der  Athletik,  Plin. 

mischen    Statuen    zeigt    ein    rotfig.    Vasenbild  n.  h.  7,  56  (57),   207;   doch  ist  die  Stelle  viel- 

Elite  ceramograph.  2,  1;  Müller-Wieseler  2,  13,  leicht    nicht    ganz    heil,    L.    ürlichs,  Jahrb.  f. 

144,    wonach    umstehend    Abb.    6;     Overbeck,  Mass.    Phil.    77    (1858),    489.      G.    Wustmann, 

Atlas  23,    1;    ob.  unt.  „Leto"   Sp.  1973).     Hier  Rhein.  Mus.  23  (1868),  231  f.  Anm.  19.    [Höfer.] 

ist  Python  dabei,  halb  zusammengeringelt,  halb  Pytios  s.  ob.  Sp.  3396. 

gerade  aufgerichtet  in  etwa  gleicher  Gröfse  10  Pyttios  (Tlvrriog),  Thessaler,  der  nach  Elis 
mit  Leto ;  rechts  und  links  Felsen.  Ob  Apollon  auswanderte,  Vater  des  Amarynkeus  (s.  d.), 
wirklich  blofs,  wie  es  scheint,  seine  Hände  Paus.  5,  1,  11.  Der  Name  gehört  wohl  zu  den 
nach  der  Schlange  ausstreckte  oder  Ursprung-  mit  TIlx{&)-  zusammengesetzten,  die  irrtüm- 
lich einen  Bogen  hatte,  der  jetzt  nicht  mehr  lieh  auch  mit  üvt&-  geschrieben  werden;  vgl. 
zu  erkennen  ist,  läfst  sich  nicht  sagen.  Leto  Sohnsen,  Rh.  Mus.  53  (1898),  137  ff.  58  (1903), 
mit  den    beiden    Kindern    erscheint   auch    auf  604,  1.     [Höfer.] 

einer  Reihe  von  kleinasiatischen  Münzen,  die  Pyxios  (Tlv^iog),  Beiname  1)  des  Apollon 
bei  Schreiber  S.  79  ff.  (mit  Taf.  2 ,  1 — 7)  und  von  dem  koischen  Demos  TIv'^cc,  der  auf  den 
Overbeck,  Kunstm.,  Apollon  S.  372 ff.  und  Inschriften  {Piaton- Hicks,  Inscr.  of  Kos  327. 
Münztafel  5,  17 — 20  aufgezählt  sind.  Vgl.  20  328  p.  215.  R.  Herzog,  Koische  Forschungen 
dazu  lmhoof -Blumer,  Monnaies  grecques  S.  285,  197,  7  p.  132;  vgl.  p.  164.  v.  Wilamowitz,  Her- 
IQ  und  Numismat.  Zeitschr.  16  (1884),  S.  274  mes  34  [1899],  616)  $v&  heifst,  Schol.  Theokr. 
und  Taf.  5,  12.  Eine  Abb.  auch  unter  „Leto"  7,  130.  Vgl.  Paton  und  C.  Smith  in  Class. 
Sp.  1974.  Auf  einigen  dieser  Münzen  ist  zu  Review  2  (1888),  265  b.  Dibbelt,  Quaest.  Coae 
erkennen,  dafs  Apollon  einen  Bogen  hielt  und  mythol.  60  u.  Anm.  5.  Den  Namen  des  Demos 
mit  der  andern  Hand  einen  Pfeil  aus  dem  ^v^at,,  der  neben  der  Form  Hv^a  (vgl.  neben 
Köcher  zog.  'Olocpv^og  die  Form  'Olöitv^og,  Fick,  Vorgriech. 
Die  von  Leto  mit  ihren  Kindern  gebildete  Ortsnamen  21)  sich  auf  im  Schol.  Theokr.  a.  a.  O. 
Gruppe  kehrt  in  fremdem  Zusammenhange  auf  findet,  weshalb  Ahrens  bei  Ziegler,  Schol.  Ambros. 
einem  römischen  Grabstein  des  Museo  Chiara-  30  Theokr.  z.  d.  St.  statt  Tlv^iog  als  Apollobei- 
monti  wieder  (Visconti-  Guattani,  II  Museo  namen  ^v^Log  vorschlägt,  leitet  dasselbe  ab 
Chiaramonti  3,  tav.  23;  Müller-Wieseler  2,  70,  naQu  xr\v  yv^iv  (vgl.  Plut.  Quaest.  Graec.  58. 
880;  Schreiber  S.  85  ff. ;  Overbeck,  Km.,  Apollo  Schol.  Ambros.  Theokr.  7,  5.  Tümpel,  Rhein. 
S.  376  ff).  Über  einen  Karneol  der  kais.  russi-  Mus.  46  [1891],  546,  1.  M.  P.  Nilsson,  Grie- 
schen  Sammlung  (abgeb.  Montfaucon ,  l'anti-  chische  Feste  451)  xov  *HQecx.l£ovg  rr\v  vnb  tav 
quite  expl.  2,  2  pl.  155)  vgl.  Schreiber  S.  87f.,  Käxav  ysvoiiivr]v.  —  2)  des  Pan,  Schol.  Theokr. 
Overbeck  S.  377.    Ein  Terrakottabruchstück  in  7,  130.     [Höfer.] 


3413      Palladion  (Sage  von  Neu-Ilion)  Palladion  (Sage  von  Neu-Ilion)      3414 


Palladion.     (Schlufs,  s.  ob.  Sp.  1301 — 1324.)  widerlegt,   es  hätten  äolische  Kolonisten  erst 

Neben    der  Sage  vom   troischen    Palladion  unter    lydischer    Herrschaft    (d.  h.  unter 

stehen  andere  Palladionsagen,   von  denen   die  Kroisos)  Neu-Ilion  und  den  Tempel  gegründet. 

einen  mit  der  troischen  zusammenhängen,  an-  Diese  Weihung  von  Menschen  an  eine  Gott- 

dere  von  ihr  unabhängig  sind.    In  der  folgen-  heit    ist    Beweis   für    das    hohe    Ansehen    der 

den  Darstellung  ist  im  wesentlichen  eine  geo-  Athena  Ilias  und   den  Einflufs   der  kyklischen 

graphische  Anordnung  befolgt,   doch   so,   dafs  Epen  auch  in  religiöser  Hinsicht.     Denn  wenn 

die  in.  E.  von  wichtigen  Kultstätten  abhängen-  Aristoteles  das  Aufkommen  dieses  Brauches  bis 

den    Sagen    zugleich    mit    diesen    besprochen  in   den  Anfang  des   7.  Jahrh.  hinaufrückt,   so 

werden.  io  kommen  wir  der  Entstehungszeit  der  kyklischen 

i     th„  c„„.,v  ™„  v«..  m«..  Epen  etwa   auf  100  Jahre  nahe;  ein  Zeitraum 

1.  Die  »as^e  von  Äeu-Ihon.  ■,  l                  ,  P    .     .,       ,.    a  '             ■, 

lang  genug,  dais  in  ihm  die  Sage  aus  der  ge- 

In  Neu-llion  galt  das  Standbild  im  Tempel  waltsarnen   Wegschleppung,   von   der  die  Iliu 

der  Athena  für  das  alte  echte  troische  Palladion.  Persis  berichtete  (vgl.  ob.  Sp.  1302  f.),  die  Schän- 

Strabo  führt  p.  600  a.  E.  eine  Tempelsage  an,  düng  der  heiligen  Jungfrau  im  Tempel  zu  Ilion 

die    den  Kultus  der  Athena  Tlias  in   die   Zeit  machen     konnte.      Die     delphischen    Priester, 

unmittelbar  nach  dem  trojanischen  Krieg  hin-  die    das     Orakel    gaben,    und   die    lokrischen 

aufzurücken  bestimmt  ist  (vgl.  Bd.  1  Sp.  138,  Volksgemeinden,  die  es  befolgten,  hielten  den 

31  ff.):  al  yovv  Ao-ngidsg  naQ&svoi  uikqsv  vgtsqov  damaligen  Tempel  auf  der  Burghöhe  von  Neu- 
aQ^äusvat  £7t£(i7iovzo  -kccx   hog  und  fügt  hinzu:  20  Ilion  für  den  Ort  des  zu  sühnenden  Verbrechens 

„dies  ist  aber  nicht  homerisch".    Die  Sage  ist  und  das  Götterbild  für  dasjenige,  vor  dem  die 

bezeugt  von  Timaios,  Aineias  Takt.,  Aristoteles,  Schändung    verübt     worden    war.      Die    liier 

Strabo,  Plutarch,  Kallimachos,  Lykophron,  Eu-  selbst  bezogen  die  Stelle  llias  6,  237 — 311  auf 

phorion    (?);     vgl.    Schneider,    Callimachea    2,  ihr  Kultbild;  vgl.  Strabo  p.  600  (=  31,  1,  41); 

126   zu  frgm.  13  d,    Meineke,    Anal.  Alexandr.  dieser  bestreitet  den  Glauben,  weil  das  Götter- 

165,  Haubold,  De  rebus  Piensium  (Lpz.  1888,  bild   bei   Homer   als   sitzend   bezeichnet    wird, 

S.  29  ff.),  Holzinger  zu  Lykophr.  Alex.  v.  1143.  während  das  Kultbild  der  Hier  stand.     Trotz- 

1153;     ungenügend   ob.   Bd.    1     Sp.    138;    vgl.  dem  gaben   es   die  Hier  für  das   echte  alte  P. 

jetzt  Schömann-IJpsius,    Gr.  Altert.   24,  225  u.  aus,  vgl.     Appian    ed.    Bekker    (1852)    S.  365, 
Ed.   Meyer,   Gesch.   der  Troas  S.  66  ff.     Nach  30  15  f.      Über  das    Äufsere    des   Kultbildes    vgl. 

Timaios  bestand  der  Brauch,   dafs  die  Lokrer,  Sp.  3447  Z.  44  ff. 

um  den  von  Aias  an  Kassandra  im  Tempel  der  Aus  den  wechselvollen  Geschicken  Neu-Hions 
Göttin  begangenen  Frevel  zu  sühnen,  infolge  (vgl.  P.  Haubold,  De  rebus  Piensium  1888; 
eines  delphischen  Orakels  —  Pest  und  Hungers-  Ed.  Meyer,  Gesch.  der  Troas  1877)  hebt  sich 
not  waren  vorausgegangen  —  je  zwei  Jung-  heraus  die  Zerstörung  der  Stadt  im  mithridat. 
frauen  aus  edlem  Geschlecht  als  Dienerinnen  Kriege  durch  C.  Flavius  Fimbria  (85  v.  Chr.). 
in  den  Tempel  der  'A&r\va  'Ihug  1000  Jahre  Als  Quelle  der  erhaltenen  Berichte  nimmt 
lang  zu  senden  hatten,  seit  Ablauf  des  3.  Jahres  Chavannes  S.  63  Poseidonios  v.  Rhodos  an,  aus 
nach  Ende  des  Kriegs.  Sie  taten  dies  bis  nach  dem  Livius  (Perioch.  83)  und  Appian  Mithrid. 
dem  phokischen  Krieg;  vgl.  v.  Holzinger  zu  40  c.  53  geschöpft  haben.  Appian  sagt:  „Als 
Lykophr.  1153.*)  Nach  Aristoteles  (vgl.  Polyb.  Fimbria  in  die  Stadt  eingedrungen  war,  tötete 
12,  5,  7)  wurden  die  Jungfrauen  scbon  vor  der  er  alle,  die  ihm  in  den  Weg  kamen,  und  zün- 
Gründung  von  Lokroi  Epizephyrioi  (d.  i.  vor  dete  alles  au  .  .  .,  ohne  die  Heiligtümer  noch 
673  v.  Chr.)  nach  Ilion  entsendet.  Nach  Strabo  diejenigen  zu  schonen,  die  in  den  Tempel  der 
601  Anf.  geschah  es  zur  Zeit  der  Perserherr-  Athena  geflohen  waren,  die  er  samt  dem  Tempel 
schaft  (zag  6k  Ao-ngiSag  nswcpd-fivai  Usqciov  i)8r\  verbrannte  .  .  .  Da  war  keine  Hausstelle  der 
xQaxovvxcüv  6wißr\),  also  etwa  seit  der  Mitte  Stadt,  kein  Heiligtum,  kein  Götterbild  mehr 
des  6.  Jahrh.  Haubold  a.  a.  O.  32  nimmt  wohl  übrig.  Einige  aber  glauben,  damals  sei  das 
mit  Becht  an,  dafs  schon  vor  dem  7.  Jahrh.  Bild  der  Athena  (rb  xf\g  'Aftnvüg  SSog),  das  sie 
ein  Tempel  der  A.  Ilias  auf  der  Burg  von  Neu-  50  P.  nennen  und  für  himmelentstammt  halten, 
Ilion  bestand  und  eine  den  Dienst  der  Göttin  unversehrt  ((a&QKvatov)  aufgefunden  worden, 
pflegende  Bevölkerung  dort  lebte.  Ein  Teil  indem  das  stürzende  Gemäuer  es  rings  u rü- 
der auf  der  Burghöhe  von  Hissarlik  ausgegra-  geben  habe,  wofern  nicht  Diomedes  und 
benen  griechischen  Tongefäfse  gehört  mindestens  Odysseus  es  aus  Ilion  fortgeschafft  haben 
dem  7.  Jahrh.  v.  Chr.  an,  vgl.  Schliemann,  Bios  (ustrjvsyyiccv)" .  Die  Sage  von  der  wunder- 
S.  684  ff.,  Troia,  Vorrede  S.  19.  32.  Dadurch  baren  Erhaltung  des  Palladions  ist  von  Livius 
wird  Strabos  Zeitangabe  (601  a.  E.,  590  a.  E.)  bevorzugt  worden,  wie  aus  Julius  Obsequens 
*)  [Vgl.  jetzt  auch  värtheim,  De  Aiacü  origine,  natu,  c-  56  (Jahn)  und  aus  Augustinus,  De  civ.  d. 
patria.    Lugd.  Bat.  1907  p.  104 ff.    K.]  3,  7  hervorgeht,   der  den  Livius    ausdrücklich 


3415     Palladion  (Sage  von  Neu-Ilion)  Palladion  (Sage  von  Alalkomenai;      34 IG 

als    seine    Quelle    nennt.     Etwas    abweichend  a      n.     c,  . ,  ,,  .    .     ~..   ,. 

sind  die  Angaben  bei  (Aurelius  Victor)  De  viris  2*    Die  Sage  von  A1alkoiDenai   m  Böotien. 

illustr.  70  und  bei  Cassius  Dio  frgm.  104.  7  Ein  altes  P.  ist  durch  Pherekydes  (fr.  101) 
(vol.  1,  146  Dind.).  Diese  Tempelsage  kennt  und  Antiochos  bezeugt  für  Alalkomenai  im 
auch  Servius  zu  V.  Aen.  2,  166:  quamquam  alii  westlichen  Böotien;  vgl.  unteu  Sp.  3423  Z.  12  ff. 
dicant,  simidacrum  hoc  a  Troianis  absconditum  Zur  Zeit,  als  der  Ureingebome  Alalkomenos 
ftiisse  intra  exstructum  parietem,  postquam  agno-  (Alalkomeneus)  die  Stadt  (südlich  vom  See 
verunt  Troiam  esse  perituram:  quod  postea  hello  Kopais  am  Tritonbache)  gründete,  sollte  es  vom 
Mithridatico  dicitur  Fimbria  qiiidam  Bomanus  Himmel  gefallen  sein;  vgl.  die  Gründungssage 
inventum  (v^indicasse :  quod  Bomam  constat  ad-  10  von  llion.  Für  das  Alter  der  Sage  spricht  der 
vectum.  Demnach  hatten  die  Trojaner  noch  Umstand,  dafs  llias  4,  8  und  5,  908  die  Göttin 
vor  der  Zerstörung  ihrer  Stadt  das  P.  im  nach  dieser  Stadt  den  Beinamen  'Alal%o\LEvr\ig 
Athenatempel  eingemauert;  später  hat  Firn-  führte,  sowie  Strabo  9,  413  und  Diod.  19,  53. 
bria  im  Mithridatischen  Kriege,  als  er  Neu-  Pausanias  (vgl.  9,  33,  5  und  Suidas  unter  cati&ijg) 
llion  zerstörte,  das  heilige  Bild  aufgefunden  nennt  das  alte  Bild  der  A.  ayaX^u  uqiuiov 
und  davon  Anzeige  erstattet  (dem  Senat?);  ilitpavxog.  Sulla  raubte  dieses  Bild  aus  dem 
vindicasse,  was  der  Mythogr.  Vatic.  hat,  gibt  Tempel  und  seitdem  wurde  das  Heiligtum  Ver- 
den guten  Sinn,  dafs  Fimbria  als  Eroberer  nachlässigt,  da  es  der  Göttin  (=  des  Götter- 
der  Stadt  das  aufgefundene  P.  als  sein  Eigen-  bildes)  beraubt  war  (&ts  rjQ^iiauevov  xf]g  &sov). 
tum  in  Anspruch  genommen  hat.  Neu  ist  die  20  Über  denselben  Tempel  erzählt  Ailian  Var. 
Angabe,  das  P.  sei  damals  (etwa  durch  Sulla  Hist.  12,  57:  „Als  Alexander  der  Gr.  gegen 
als  den  Rechtsnachfolger  Fimbrias)  nach  Rom  Theben  zog,  ereignete  sich  aufser  anderen  Vor- 
gebracht worden.  Ovid  hat  auf  seiner  Reise  zeichen  dieses,  dafs  das  Bild  der  Athena  Alal- 
durch  Kleinasien  den  Tempel  der  Athena  llias  komeneis  (tö  xf]g  'A&vväg  xi)g  v.cclovu£vT\g  'Alal- 
in  Neu-Ilion  besucht  und  den  Ort  gesehen,  wo  v.outvri'tdog  ayaliia)  von  selbst  in  Flammen  auf- 
einst das  P.  gestanden,  das  sich  jetzt  in  Rom  ging,  ohne  dafs  Feuer  in  seine  Nähe  gekommen 
befinde :  Fast.  6,  423  f. :  Cura  videre  fuit.  vidi  war."  Dies  war  wohl  das  hölzerne  Idol  der 
templumquelocumque.hocsuperestillic:  Pallada  Göttin  im  Alalkomenion,  das  später  durch  ein 
Roma  tenet.  archaisches  von  Elfenbein  ersetzt  wurde.    Auch 

Die   verschiedenen    Ehrungen,    die  Fürsten  30  den  in  der  Nähe  fliefsenden  Giefsbach  Triton, 

und    Feldherren    von    Xerxes    an    bis    zu    den  an  dem  nach  der  Sage  Athena  aufwuchs   (xi]v 

römischen   Kaisern   der   Athena  llias    erwiesen  'A&vväv   xQatpfjvea   Ttaga.    noxauo)  Tqitcovi   ixu 

haben,   sind  in  den   oben  erwähnten  Arbeiten  Xoyog)   erwähnt  Pausanias  9,    33,   5.     In    ihm 

von    Haubold,   Ed.  Meyer,   Schliemann    (llios  wurde,  wie   aus   der  Teiresiassage  geschlossen 

S.    193  —  209)     zusammengestellt.       Das    Ver-  wird  (vgl.  Kallimachos  Hymn.  5,  57 — 130),  das 

sprechen    Alexanders    des    Gr.,     er    wolle    die  Kultbild  der  Göttin  gebadet;  hierzu  bietet  die 

.Stadt  grofs  und  den  Tempel  berühmt  machen  attische  und  argivischePalladionsage  Parallelen, 

und  Kampfspiele  dort  stiften,  hat  Lysimaehos  vgl.  unten  Sp.  3425  u.  3429.     Die  Sage  scheint 

(f  281)  erfüllt.    Für  den  schlichten  Tempel  der  einer  alten  Zeit  anzugehören,  in  der  Alalkomenai 

äolischen   Ansiedler   erbaute   er   einen   grofsen  40  einen  Mittelpunkt  des  Athenadienstes  in  Böotien 

Marmortempel,  dessen  Fundamente  Schliemann  bildete.     Der  Kultus  war    so   angesehen,   dafs 

(vgl.  Ilios  S.  680)  ausgegraben  hat,  umgab  die  ein  Monat  in  Böotien  den  Namen  'Alalv.o\iiviog 

Stadt  mit  einer  Mauer  von  40  Stadien  Umfang  für    alle    Zeit    erhielt;    Plutarch.    Aristid.    21. 

und   siedelte  in   ihr    die    Einwohner    der  um-  C.  I.  G.  3,    1569  a.      Nach  Istros  fr.   52   gebar 

liegenden  Städte  an;  vgl.  Strabo  13,  593.     Seit  Antikleia,  als  sie  von  Laertes  in  die  neue  Hei- 

dieser  Zeit  sind  wohl  die  'Iliua,  die  Festspiele  mat  geleitet  wurde,  tisqI  tö  'AXalv.o\iiviov  den 

zu  Ehren  der  Göttin,  auch  'iXiccnd  oder  Ilava-  Odysseus;   deshalb   nannte    dieser  später   eine 

9-rivcaa  genannt,   gefeiert  worden ,    von   denen  Stadt  in  lthaka  so.    Nach  Apollodor  bei  Strabo 

Hesychios  unter  'liisia  sagt:  soqti]  . .  .  iv  'Ilico  10,  456    a.  E.    lag    freilich    dies    Alalkomenai 

'A&riv&g  'Ilicidog    xct  Ttoimi]  -aal  aywv.*)     Vgl.  50  nicht  auf  lthaka  selbst,   sondern   auf   der  be- 

Haubold  a.  a.  0.  16.  63  f.    Droysen,  Gesch.  des  nachbarten  Insel  Asteria  (vgl.   0.  Gruppe,  Gr. 

Hellmism.2,2,  382ff.  [Nilsson,  Gr. Feste  d2i\  R.]  31.  77.  357).     Bei  Strabo  7,  327  erscheint  auch 

Mit  dem    Kult   der  A.  llias   in  llion   hängt  in  Makedonien  im  Gebiet  der  Deurioper  eine  Stadt 

gewifs    derselbe    Kult  in    Physkos    im    ozo-  Alalkomenai   (vgl.   Bd.    1    Sp.  677    Z.  53  ff.    u. 

lischen  Lokris   zusammen,    Inscr.  Gr.  Pho-  Sp.  679  Z.  21  bis  34), und  nach  dem Schol.  lownl.* 

cidis  Locridis  349.  350.     Beide  Inschriften,  aus  zu  llias  4,  8  (vol.  6   S.  505  Maafs)  gab  es  ein 

den    Jahren  kurz  nach    170  v.  Chr.,   sind  Ur-  'AXcdxofitviov  ögog,  nach   dem   die   Göttin   ge- 

kunden    über    Freilassung    von    Sklaven    und  nannt  sein  sollte.    Aus  dem  SchoUon  Toicnl.1  z. 

Sklavinnen,  vgl.  ob.  Bd.  3    Sp.  2612   Z.  5—11;  d.    St.    (vol.    5    Maafs):    'AXal-no^vrii'g    'A&tjvr}- 

unter    Physkos    Sp.  2489    und    Lolros    Bd.   2  60  xovro  xb  övopa  Kexpoty  avxjj  iTtixt&siKS  itgtoxog 

Sp.  2141.    Ferner  stand  auf  der  Akropolis  von  v.al  ovxcog  ixi^inGs,  geht  hervor,  dafs  die  spätere 

Amphissaim   Tempel   der  Athena   ein  altes  gelehrte  Forschung  einen  sehr  alten  Zusammen- 

Kultbild  (aya%iicc)  aus  Erz,  das  Thoas  aus  Troja  hang  des  attischen   und  des  böotischen  Palla- 

als     Beutestück     dorthin    mitgebracht    haben  dionkultus annahm  (vgl.  Bd.  2  Sp.  1015  Z.  26ff.). 
sollte;  Paus.  10,  38,  5  nennt  es  ägyoxsQov  xi]v  Die  böotische  Palladionsage    scheint  unab- 

xi%vvv.  hängig    von    der    troischen;     eigentümlich    ist 

*)  Vgl.  oben  Sp.  2611  f.  unter  l? ;  o.  Gruppe,  Gr.  m.  ihre  Verbindung  mit  Odysseus,  sowie  ihre  An- 

u.  R.  315  Anm.  18.  knüpfung  an  die  älteste  attische  Sage. 


3417         Palladion  (attische  Sage) 


Palladion  (attische  Sage)         3418 


3.    Die  attische  Sage. 

A.    Die  Athener  behaupteten  das    troische 
Palladion  zu  besitzen. 

1.    Das    älteste    Zeugnis    dafür    bildet    die 


hobenem  Arm  schwingt,  während  das  P.  des 
Diornedes  die  Lanze  im  gesenkten  Arme  hält. 
Dem  Odysseus  entgegen  eilt  Akamas,  der  mit 
der  Linken  des  Odysseus  Schulter  fafst,  mit 
der  Rechten  gegen  ihn  seinen   Stab  schwingt. 


1)  Schale  des  Hieron,  oberes  Stück:  Streit  des  Diornedes  und  Odysseus  um  das  Palladion;  anwesend:  Akamas, 
Demophon,  Agamemnon,  Phoinix;  unteres  Stück:  6  Geronten;  Mitte:  Theseus  u.  Aithra  (nach  Wiener  Vorlegeblätter  A 8). 


Schale  des  Hieron  (Anf.  d.  5.  Jahrh.);  Jahn, 
Annali  1858,  228 ff.,  Cliavannes  S.  2 ff.:  Odys- 
seus und  Diornedes  sind  aus  Troja  ins  Schiffs- 
lager zurückgekehrt,  jeder  mit  einem  Palladion; 
sie  streiten  darüber,  welches  von  beiden  das 
echte  P.  sei.  Der  Vasenmaler  hat  die  beiden 
Palladien,  die  statt  des  Schildes  die  Aigis  vor- 
strecken, dadurch  unterschieden,  dafs  das  P., 
welches    Odysseus    trägt,    die    Lanze    mit    er- 


Auf  der  andern  (linken)  Seite  weicht  Demophon 
vor  dem  andringenden  Diornedes  zurück,  der 
in  der  gesenkten  Rechten  das  blofse  Schwert 
trägt,  während  auf  der  andern  Seite  Odysseus 
das  seine  in  der  Rechten  gegen  Diornedes  erhebt. 
In  der  Mitte  stehen  Agamemnon  und  Phoinix, 
jener  dem  Diornedes  entgegentretend,  dieser 
vor  Odysseus  zurückweichend.  Die  andre 
Hälfte  der  Innenseite  der  Schale  zeigt  die  Ge- 


3419         Palladion  (attische  Sage)  Palladion  (attische  Sage)          3420 

stalten  beratender  Männer.  Beide  Darstellungen  Gerichtshofs  erfahren  wir  nichts;  doch  ist  an- 
gehören wahrscheinlich  zusammen  (anders  Cha-  zunehmen,  dafs  das  P.  an  Ort  und  Stelle  blieb. 
vannes  S.  3).  Die  beiden  Streitenden  werden  Vgl.  Aristoteles,  de  rep.  Ath.  ed.  Kaibel  et  v. 
von  den  übrigen,  namentlich  von  Agamemnon,  Wilamowitz-M.  c.  57. 

getrennt  und  angewiesen,  ihre  Sache  der  Ent-  b)  Die  andere  Version  geht  auf  den  Atthido- 

scheidung  der  versammelten  Geronten  zu  über-  graphen  Phanodemos  (um  400  v.  Chr.)  zurück; 

lassen,  bis  dahin   aber  ihre  Palladien    an  Un-  vgl.  Schol.  zu  Aesch.,  de  falsa  leg.  §  87,  Voll. 

parteiische,    wahrscheinlich    an   Akamas    oder  8,  118,  Hesych.  s.  v.  ayvwxsg,  Suidas  (inl  II.), 

Demophon,   abzugeben.     Der  Vasenmaler   gibt  Apostolios    und    Eustathios    a.  a.    0. ;    Freyer, 

also  eine  attische  Sage  wieder.*)     Die  Söhne  10  Quaestiones  de  schol.   Aeschin.  fontibus,   Leipz. 

des    Theseus,    Akamas  (s.  d.)    und  Demophon  St.    5,    252 ff.      Der    Scholiast    a.    a.  0.    sagt: 

(s.  d.)  sind    zuerst  von   Arktinos   in   der  'Iliov  'Agytloi  xb  IlaXXdöiov  fyovxsg  xb  uitb  'IXiov  neu 

TTtQOig  in  den  troischen  Sagenkreis    eingeführt  i%  Tgoiag  afay.ofu£dft£i'oi  wg^iioavxo  $aXi]goZ, 

worden.       Die     dargestellte    Szene    spielt    im  nal  avxovg  xwv  iy%oogicov  tivsg  ccxovaiag  aveci- 

Lager    vor    Troja    und    knüpft    wohl    an    den  gov6iv.    [levÖvxcov    81    inl    noXvv    %gövov    zwv 

Streit  zwischen  Diomed  und  Odysseus  an,  den  ve%g&v  ddiacp&ogcov  xort  ccipuvazcov  vnb  &7]gicov 

Lesches    in   der  kleinen  llias   (s.  ob.  Sp.   1309)  noXvngayiiovr'jCccvzag  oi  iyymgioi  tyvcoaav    nag' 

erzählt  hatte.  'Av.dyua.vzog,  ort  'Agystoi  T)6uv.  v.ctl  zb  IlaXXd- 

2.  Auch  von  Polyainos,  Strateg.  1,  5  wird  Siov  svgövxsg  idgvßavxo  zs  nagd  xfj  'A&vvä 
dieser  Vorgang  in  das  Lager  vor  Troja  ver-  20  xfj  $aXr\gol  xca  xovg  vexgovg  &dipa'vxsg  dixa- 
legt  (vgl.  ob.  Sp.  1318  G).  —  Toepffer,  Att.  Ge-  6xr\giov  inolrfiav  ixsi  zolg  inl  cckovcuo  cpövay 
nealog.  146  und  Maafs,  Gott.  gel.  Anz.  1889  cpsvyovoiv.  ^Suidas  nennt  Phanodemos  als  Quelle. 
2,  819  schliefsen  aus  Polyain  a.  a.  0.,  das  Er-  In  dieser  Überlieferung  fehlen  die  Namen  des 
eignis  spiele  sich  bei  der  Landung  Agamem-  Agamemnon  und  Demophon,  statt  Demophon 
nons  an  der  Küste  Attikas  ab.  Ich  halte  diese  tritt  Akamas  auf,  aber  dieser,  an  dem  Vor- 
Auffassung und  die  von  v.  Bobschütz,  Christus-  fall  unbeteiligt,  erklärt  nur  die  wunderbaren 
bilder,  Belege  S.  53  f.  nr.  72  gegebene  Er-  Begleiterscheinungen ;  dagegen  ist  der  Ort  des 
klärung  für  unrichtig;  das  Zitat  ist  vielmehr  Vorganges  angegeben;  bei  der  Athena  im 
eine  selbständige  Sagenwendung;  v.  Bobschütz  Phaleron  wird  das  P.  aufgestellt. 

weist  a.  a.  0.  auf  Clemens  Alexandr.,  Protrept.  30        c)  Die   dritte    Sagenwendung  giebt  Pausa- 

1,  51,    11    {Bind.   1869)  hin:    „Viele  wundern  nias  1,    28,    9    (übereinstimmend  mit    Becker, 

sich  vielleicht,   wenn   sie   erfahren,   das   söge-  Anecd.  gr.  1,  311).    Nachdem  er  vorausgeschickt 

nannte  vom  Himmel   gefallene  P.,    das    nach  hat,    dafs    im    Gerichtshof  inl    U.   unvorsätz- 

der  Erzählung  Diom.   und    Od.    aus   Ilion  ge-  licher    Totschlag  gerichtet  worden   sei,    fährt 

raubt  und   dem  Demoj>hon    [selbstverständlich  er  fort:  Kai  oxi  \i\v  Jviiocpäv  ngwxog  ivxav&a 

im  Lager  vor  Troja]  übergeben  haben,  sei  aus  vnia^s   äiy.vv,   ducpiaßr^ovaiv  ovSivtg,  icp     Öza 

den  Knochen  des   Pelops  hergestellt,   wie   der  di,    öidtpoga    ig    zovzo    £igr\zai.       dio\hri§r\v 

Zeus   in   Olympia   aus   den  Knochen   des   Ele-  q>a6iv  dXovarjg  'IXiov   zalg  vavalv   oniaco  v.oul- 

fanten.     Und  als  Zeugen   dafür   führe  ich  den  ^£(7'9'o:iMart?jd,7]Tf  vvY.zaini%siv,(ogY.aza  $>dXr\gov 

Erzähler    (lazogovvza)     Bionysios    im     5.    Teil  40  nXiovzsg  ylvovzai,    %al    zovg    Agysiovg    a>g    ig 

seines  Kyklos  an".    Der  Kyklograph  Bionysios  noXsuiav  dnoßf]vai  zr\v  yfjv,  aXXr\v  nov  do^avzag 

(etwa  um  100  v.  Chr.)  folgt  aber  ohne  Zweifel  iv  zfj  vvxzl  nal  ov  xr\v  Äzziya)v  slvai.  ivzav&a 

älteren  Quellen   (s.    ob.  Sp.  1318  Z.    42  ff.  und  Jnyo(pwvza  Xiyovöiv   iy.ßov&tjßavza  ovv.  ini- 

Sp.   1306  Z.  23 — 30).**)  6zd[i£vov    ovds   zovzov   zovg    dnb  z&v   V8a>v  mg 

3.  An  die  attische  Küste,  und  zwar  in  eißlv  Agysioi,  xai  dvSgag  avzibv  anoxzsivai. 
die  Nähe  Athens,  verlegen  den  Vorgang  fol-  xal  zb  TlaXXddiov  dgndaavza  oi%tGftai,  k&n- 
gende  Versionen  der  Sage:  a)  Auf  den  Atthido-  valov  zs  dvSga  ov  ngo'iSöiisvov  vnb  zov  i'nnov 
graphen  Kleilodemos  (Kleidemos)  (5.  Jahrh.  v.  zov  Jrj^ocpwvzog  dvazganfjvai  nal  6v\Mazr\&ivza 
Chr.)  geht  zurück  die  Sage  bei  Harpokration  ano&avtlv.  inl  zovxco  Jr^iocpürza  vno6xslv 
(inl  üaXXaöicp),  im  Etym.  magn.,  bei  Suidas,  50  dixag,  oi  [ihv  zov  6v^inazv&ivxog  xotg  ngoßrj- 
Apostolios  6,  34,  Eustathios  p.  1419.  Die  Stelle  kovoiv,  oi  Sh  kgyslcov  <pci6i  xänoivco.  Deutlich 
bei  Harpokration  lautet:  Äya^iyvovog  \isxd  tritt  hier  die  Absicht  hervor,  zu  erklären,  warum 
xwv  'Agyticav  avv  z<p  HaXXccSim  7tgocavz%&ivzog  Demophon,  der  (wie  in  3a)  das  P.  erbeutet, 
'A&tjvaig  i^'lXiov  jdwuocp&v  ccgnäfei  zb  IIccXXü-  die  Argiver  nicht  erkannt  habe,  und  warum 
diov  wxi  noXXovgzcöv  dtcoxovzcov  avcctgzi.  'Aycc-  diese  die  attische  Küste  wie  eine  feindliche 
lii^ivcov  ds  dva%sgävag  div.r\v  xov  ägndcccvxog  geplündert  hätten.  Ferner  beseitigt  dieser  Be- 
ajra/rfr  nal  6vvi6xccxca  zb  dixaßzrigiov  inl  v'  rieht  die  für  die  Athener  unangenehme  An- 
(ihv  'A&rjvaicov,  v  öh  'Agysicov,  o'vg  iepizag  iv.d-  gäbe,  dafs  den  ersten  Gerichtshof  athen.  und 
Xsaccv   nagee  zb   d^qjozigco&sv    icptfrfjvai  avzolg  argiv.  Richter  gebildet  hätten. 

za  zi]g  Kgiascog.     Über  die  Entscheidung  dieses  60        d)  Zu   den  beiden  letzten  Berichten  (3  b  c) 

gibt  es   eine  Variante  (vgl.  v.  Bobschütz  S.  96 

*)  Das  Mittelbild  enthält  gleichfalls  attische  Sage:  nr.  135)  aus  einem  Lexikon  zu  Demosthenes 

Theseus,   zum  Jüngling  herangewachsen   und    im  Begriff  aus     c0(l_    patm.     273,     hrsgeg.     von     Sakkelion, 

auf  Abenteuer  auszuziehen,   zwingt   seine  Mutter   Aithra  Jßuu     dß   co„.     hejj     j     lg77     13g    zu  £^  UaXXa- 

(in  Troizen)  ihm  den  Ort  anzugeben,  an  dem  Aigeus  die  »'  tv n      'ai  t,    e        i.   j.»    -r»  ~       ~„u„_ 

1,  ,                           ...                „     '                .  *    ,  oi«:   „Diesen   berichtshof  setzte  Demo p hon, 

Erkennungszeichen    für    seineu    Sohn   niedergelegt    hatte  n   '     0    ,          ,        rm                           ,        .              n           i      -i 

(Bd.  i  Sp  201)  "er  Sohn  des  lheseus,  nach  einem  Spruch  des 

**)    Die    hier    besprochene    Stelle    aus    dem    Kyklogr.  delph.    Apollo    ein  (Idgvßaxo).      Denn  als    er  von 

Bionysios  ist  ob.  Sp.  1316  vor  c  nachzutragen.  dem  Argiver  Alkmaion  über  die   in  Phale- 


3421          Palladion  (attische  Sage)  Palladion  (attische  Sage)          3422 

ron  Getöteten  unterrichtet  worden  war,  begrub  320   (Dind.):    6   yag    druiöyiXog  (=   druioymv) 

er  sie   und   gründete  diesen    Gerichtshof.     Er  TiaQcc  Aio^ir'jSovg  <xQncct,<xg  slg  rrjv  noXtv  rjyccysv 

wurde    rbeirn    Palladion'     genannt,    weil    D.,  (erg.  tö  IlccXXddiov)  mg  Avßlctg  iv  tw  vni-Q  2co- 

nachdem  er  das  von  den  Argivern,  den  Leuten  xQccrovg    nQog    IIoXvy.Q(itr]v    X6ya>.      Aber    eine 

des  Diomedes   (ynb   x&v  itsgi    Aio[Lri8r\v),    aus  andre  Ortsbestimmung  enthält  die  Stelle  bei 

Troja    mitgebrachte    P.    in    seine    Gewalt    be-  Plutarch.   Ihes.  27.     Dort  sagt  Kleidemos,  die 

kommen    (Xaßav)   und  es    darauf   wieder     ans  Athener    unter  Theseus    seien   vom    Heer    der 

Meer   zurückgebracht    (xciTccyuycov)    und    dort  Amazonen  von  der  Pnyx  her  bis  zum  Tempel 

wegen  der  Tötung  (der  Ärgiver)  gereinigt  hatte  der  Eumeniden  zurückgeworfen  worden ;  darauf 

(äyv ißag) ,  das   Palladion   an  diesem  Orte   auf-  10  aber  hätten  sie   ccnb  TJaXXaSiov    kocI   Äqötittov 

stellte.     Man  hat  sich   den   Bericht   so  zu   er-  xod    Avasiov   den   Angriff   auf   die    Amazonen 


s* 


ganzen:  Nach  der  Erbeutung  des  Palladions  wieder  aufgenommen  und  diese  bis  zu  ihrem 
läfst  Demophon  zunächst  die  Getöteten  unbe-  Heerlager  zurückgetrieben.  Wie  das  Lykeion 
stattet  (vgl.  3b);  darauf  erfährt  er  von  dem  im  Osten  und  der  Felsenhügel  Ardettos  im 
Argiver  Alkmaion,  die  Getöteten  seien  Argiver.  Südosten,  so  ist  wahrscheinlich  auch  das  Pa  11a- 
Deshalb  befragt  er  das  delphische  Orakel,  was  dion  nicht  weit  vom  Ardettos,  und  zwar  west- 
er zu  tun  habe.  Dieses  antwortet,  er  solle  lieh  von  ihm,  aufserhalb  der  alten  Stadtmauer 
die  Getöteten  bestatten,  das  P.  ans  Meer  zu-  gelegen.  ^Heraus  folgt,  dafs  Kleidemos  im 
rückbringen  und  dort  reinigen.  Nachdem  er  Gegensatz  zu  Phanodemos  den  Ort  des  Palla- 
dies befolgt  hatte,  stellte  er  das  entsühnte  P.  20  dions  unweit  des  Ardettos  nahe  vor  der  Sud- 
an diesem  Orte,  also  in  Phaleron  auf,  setzte  liehen  Stadtmauer  ansetzte, 
den  Gerichtshof  ein  und  war  der  erste,  der  B.  Andre  attische  Sagen  sind  folgende: 
sich   dem    Spruche   dieses   Gerichtes  unterzog.  Nach  Dionys.  v.  H.  1,  61  hat   der  schon    ge- 

Der  Bericht  b,  der  in  wesentlichen  Stücken  nannte  Atthidograph  Phanodemos  mit  "Vielen 
mit  d  übereinstimmt,  macht  die  Sache  durch  anderen'  erzählt,  Teukros,  der  Ahnherr  der 
das  Eintreten  des  Akainas  kürzer  ab;  doch  Teukrer,  habe  ursprünglich  in  Attika  gewohnt 
braucht  dieser  Zug  in  d  nicht  auf  irrtümlicher  als  Fürst  (üq%cüv)  des  Demos  $Hwtsxcawv,  sei 
Verwechselung  des  Alkmaion  mit  Akamas  zu  von  dort  nach  Asien  ausgewandert  und  habe 
beruhen,  sondern  hat  wohl  in  der  Quelle  dieses  später  seine  Tochter  dem  Dardanos  gegeben.*) 
Berichtes  gestanden.  Ich  vermute ,  dafs  der  30  Der  Demos  Xypetaion  (oder  Evitsxrj)  lag  un- 
Bericht des  Phanodemos  (b)  im  Sinne  der  weit  von  Phaleron,  also  in  derselben  Gegend, 
Akamantiden,  der  Bericht  d  im  Sinne  der  Alk-  in  der  die  oben  angeführten  Sagen  spielen, 
maioniden*),  die  Berichte  a  und  c  im  Sinne  Diese  Überlieferung  kannte  auch  Strabo  13, 
der  Familien,  die  sich  von  Demophon  ableiteten,  604 ;  denn  er  gibt  an,  gegenüber  der  gewöhn- 
verfafst  sind.  Wichtig  ist  die  Reinigung  und  liehen  Sage,  Teukros  und  die  Teukrer  seien 
Entsühnung  des  Palladions  im  Meere  an  der  aus  Kreta  nach  der  Troas  gekommen,  sei  es 
Küste  von  Phaleron  als  Zeugnis  für  den  Zu-  die  Ansicht  der  Jüngeren,  aus  Attika  sei 
sammenhang  der  Plynterien  mit  dem  Kultus  ein  gewisser  Teukros  dorthin  gelangt  {cccpT%- 
dieses  Ortes;  vgl.  C.  I.  A.  2,  469  ff.  &al  nva  Tsvhqov)  aus  dem  Demos  der  Troer, 

Diese  voneinander  abweichenden  Berichte  40  og  vvv  01  EvrtSTcacövsg  Xiysxai,  TtvxQOvg  8h 
knüpfen  übereinstimmend  die  attische  Sage  yi7\8iv<xg  £X&elv  ex  rfjg  Kgrirr^g.  Hierzu  sagt 
an  die  Ereignisse  vor  Troja  an.  Der  Bericht  2  Gruppe,  Gr.  M.  u.  B.  S.  22  mit  Anm.  10 — 12: 
führt  in  seiner  Art  die  Andeutungen  des  Vasen-  „Im  Palladion ,  auf  dem  Wege  von  Phaleron 
bildes  (1)  weiter  aus.  Auf  diesem  ist  schon  zur  Burg  im  Demos  Xypete  sollte  das  Bild  der 
angedeutet,  dafs  das  echte  P.  in  den  Besitz  ilischen  Pallas  gestanden  haben;  von  hier  sollte 
eines  der  Theseussöhne  kommt;  der  Bericht  2  Teukros  nach  Troja  gegangen  sein,  wahr- 
gibt an,  aufweiche  Weise  dies  geschehen,  und  scheinlich  eben  mit  dem  Palladion,  das 
wie  das  echte  P.  aus  dem  Besitze  des  The-  dann  nach  der  Zerstörung  llions  durch  Akamas 
seussohnes  _  (Demophon)  nach  Athen  gelangt  und  Demophon  nach  Xypete,  seiner  ursprüng- 
sei.  Der  Überbringer  ist  Buzyges,  von  dem  50  liehen  Stätte,  zurückgebracht  wurde."  Gruppe 
das  attische  Priestergeschlecht  der  Buzygen  kommt  zu  dieser  Vermutung  durch  die  Ety- 
sich  ableitete.  Toepffer,  Att.  Genealog.  S.  145  f.  mologie  des  Namens  Evjtsxr),  den  er  auf  das 
(vgl.  Chavannes  S.  34  f.)  hat  auf  Grund  der  vom  Himmel  gefallene  (81  i%t xig)  P.  deutet. 
Inschriften  C.  I.  A.  1,  273  e  f,  3,  273,  3,  71  ver-  Indessen  in  den  überlieferten  Sagen  ist  nirgends 
mutet,  dafs  die  Buzygen  zu  gleicher  Zeit  davon  die  Rede,  dafs  das  P.  ursprünglich  im 
Priester  des  Zeus  und  der  Athena  ini  IJaXXaSup  Demos  Xypete  gestanden  habe,  ebensowenig 
waren.**)  Demnach  dürfen  wir  in  dieser  Sage  davon,  dafs  es  in  der  Vorzeit  aus  Attika  nach 
eine   Tradition    dieses   Geschlechtes    erblicken.  Troja  gebracht  worden  sei.     Vielleicht  enthält 

Nach  Phanodemos  (3b)  haben  wir  das  das  Scholion  Daniel,  zur  Aen.  2,  166  eine  An- 
Heiligtum im  Gebiet  von  Phaleron  zu  suchen.  60  deutung:  sed  hoc  Atheniense  Palladium  (ge- 
Denn  der  Wortlaut  des  Paus.  (3  c)  enthält  meint  ist  das  auf  die  Brücke  bei  Athen  nieder- 
nichts  davon,  wohin  Demophon  das  P.  entführt  gefallene)«  veteribus  Troianis  Ilium  trans- 
habe;  dies  steht  erst  im  Schol.  zu  Aristides  3,  latum.      Unter   den    veteres    Troiani    könnte 

,                     ,  ,  man  Teukros  und  seine  Leute  verstehen. 

t   *)  Vgi.fi«ycA .:  AX^awmöag-  A9,]vnaiv,  &7tu  AXx-  c    Nach  andrer  g         besafsen  die  Athener 

**)  Daneben  ini  UaXXadlov  und  iv  ilaUaÖicp;  letz-  ein  eigenes  vom  Himmel  gefallenes  Palladion. 

teres  zeigt  an,    dafs    der   Ausdruck   zur   Ortsbezeichnung  *)  Vgl.  hierzu  0.  Crusius,    Sagenverschiebungen   in  den 

geworden  ist.  Sitzungsber.  der  Münchn.  Ak.  d.   W.  1905,  S.  77G  ff. 


3423         Palladion  (attische  Sage)  Palladion  (attische  Sage)         3424 

Dies  berichtet  das  Scholion  Veron.  zu  Aen.  2,  alte  Schatzurkunde  (Ol,  89,  2  =  423  v.  Chr. : 
165  S.  86.  5  ff.  Keil:  duo  Palladia  traduntur  C.  I.  A.  273,  2 f.)  die  Bezeichnung  'AQ^nvaiag 
(exstitisse,  alterum  in)  Attices  regione,  ijcl  UallaSico  4r\giov\£i\cp  enthält,  dieselbe 
(alterum)  in  Troade,  atque  illud  quod  Athe-  Urkunde,  die  vor  der  Erwähnung  der  Athene 
nis  repertum  est,  videbatur  ponti  illapsum,  unde  die  Zinsen  für  Demo p hon  anführt,  der  gerade 
apud  Mos  tum  (colebatur  dea)  rs(pvg(Z)t(t)g  mit  der  Stiftung  des  Gerichtshofes  i.  II.  in 
A&nvü.  Vgl.  Servius  zu  Aen.  2,  166:  dicunt  Verbindung  steht.  Was  soll  der  Zusatz  Jr\giö- 
sane  alii,  unum  simulacrum  caelolapsum,  quod  veiov  bedeuten?  wird  dadurch  dieses  P.  von 
nubibus  advectum  et  in  ponte  depositum,  einem  andern  unterschieden? 
apud  Athenas  tantum  fuisse,  unde  et  rs q>v-  10  Vielleicht  läfst  sich  die  Schwierigkeit  auf 
g(l)r(i)g  dicta  est.  Die  Gewährsmänner  für  folgende  Weise  lösen:  Wie  weit  ursprünglich 
diese  Sage  werden  genannt  in  dem  Scholion  der  Bezirk  von  Phaleron  nach  Norden  reichte, 
zu  Aristides  Panaihen.  187,  20  (1,  306.  3,  320  ist  unbekannt;  in  geschichtlicher  Zeit  schob 
Dind.).  Der  Redner  sagt,  die  Athener  besäfsen  sich  zwischen  Phaleron  und  Athen  der  Demos 
Götterbilder  vollendetster  Kunst  aus  alterund  Xypete  ein.  Dieser  bildete  mit  Phaleron, 
neuer  Zeit,  abgesehen  von  den  'himmlischen'  Peiraieus  und  Thymoitadai  einen  alten  Kult- 
(vom  Himmel  gefallenen)  favsv  räv  ovgavicav\  verband,  eine  tst  gccncoiilcc,  mit  einem  Heiligtum 
Diesen  Ausdruck  bezieht  das  Scholion  BD  zu-  des  Herakles;  vgl.  Judeich,  Topogr.  v.  Ath. 
nächst  auf  das  troische  Palladion,  sodann  fährt  S.  162;  über  Thymoitadai  WacJismuth,  Die  St. 
es  fort:  Xtyoid'ocv  %al  nsgl  allcov  noXXäv  TlaXXa-  20  A.  i.  Altert.  1,  121.  Diese  ganze  Gegend  lag 
diav  rov  rs  xc;t'  AX(aX)y.6y.avov  xbv  <xvt6%&ovcc  aufserhalb  sowohl  der  ältesten  Ummauerung, 
v.al  Ttzgl  x&v  ccnö*)  r&v  yscpvgwv  xaXovusvcov,  als  auch  der  Themistokleischen  Mauer,  vgl. 
wg  <p£QtKvdr}g  xal  Ävxio^og  lozogovai'  nccl  t&v  Wachsmuth  a.  a.  0.  393.  Von  den  vier  Dorf- 
KccTivrjvsyntvcov  iv  rfj  twv  yLyävrav  y-dxfj,  äg  schaften  war  ohne  Zweifel  in  der  alten  Zeit, 
iv  avcxygacpccig  6  <&vXag%6g  cprjGL.  Vgl.  v.  Wila-  um  die  es  sich  hier  handelt,  Phaleron  als  der 
mowitz-M.,  Hermes  34  (1899)  S.  607  zu  Joannes  Hafenplatz  der  ganzen  Gegend  der  bedeutendste 
Lydus,  de  mensibus  4,  15.  Die  Angaben  des  Ort.  So  ist  wohl  dort,  wie  Phanodemos  be- 
Scholion  Veron.  gewinnen  durch  die  Namen  zeugt,  der  ursprüngliche  Standort  des  P.  und 
des  Pherelcydes  und  des  Antiochos  v.  Syrakus  der  Sitz  des  Gerichtshofs  gewesen.  Aber  es 
an  Bedeutung.  Man  hat  wohl  an  die  Brücke  30  ist  dies  nicht  für  alle  Zeiten  so  geblieben, 
zu  denken,  über  die  die  alte  Strafse  von  Athen  sondern  man  hat  das  Idol,  sei  es  seiner  Sicher- 
nach  Phaleron  führte;  sie  setzte  südlich  von  heit  wegen,  sei  es  wegen  der  zu  weiten  Ent- 
der  Stadt  über  den  Bisos  und  seinen  Zuflufs.  fernung  des  Gerichtshofs  von  der  Stadt,  näher 
In  dieser  Gegend  wird  demnach  das  Idol  der  an  die  Stadt  verlegt.  Aischylos  hat  in  den 
'J&vvä  reyvgiTig  gestanden  haben.  Aber  das  Eumeniden  (aufgef.  458)  9 — 14  auf  die  Frem- 
Scholion  zu  Aristides  spricht  von  mehreren  denstrafse  von  Phaleron  nach  Athen  hingewiesen, 
Brücken.  Die  Sache  ist  vielleicht  so  zu  er-  wenn  er  Apollo,  nachdem  er  Delos  verlassen 
klären:  Ebenso  wie  die  Ilisosbrücke  an  der  hat,  an  „den  schiffbefahrenen  Gestaden  der 
alten  Fremdenstrafse  von  Athen  nach  Phaleron  Pallas'1  landen  und  ihn  den  Weg  nach  Delphi 
(vgl.  Judeich,  Topograph,  v.  Athen  173)  unter  40  über  Athen  nehmen  läfst,  geleitet  von  den 
dem  Schutze  einer  'Äfrrivä  rtcpvglrig  stand,  „strafsenbauenden  Söhnen  des  Hephaistos". 
werden  auch  andere  feste  Brücken  alter  Heer-  Darunter  sind  die  strafsenbauenden  Handwerker 
strafsen  diese  Schutzgöttin  besessen  haben.  und  Zimmerleute  Athens  zu  verstehen;  vgl. 
Die  konfusen  Angaben  bei  Joannes  Lydus,  de  Ephoros  bei  Strabo  9,  422  und  Schol.  zu  Aisch. 
mensibus  4,  15  und  bei  Zosimos  4,  36  weisen  Eumen.  v.  10.  Der  schwierigste  Teil  dieser 
auf  zwei  solche  Brücken  hin;  jener  redet  von  Fremdenstrafse,  dort,  wo  sie  den  Bisos  über- 
einer  Brücke  über  den  Spercheios  im  süd-  schritt,  stand  demnach  unter  dem  Schutze  der 
liehen,  dieser  von  einer  Brücke  über  den  Pe-  Athe  na  Gephyritis;  denn  wie  die  Göttin 
neios  im  nördl.  Thessalien.  Die  Athena  Ge-  überhaupt  als  die  Schützerin  des  Handwerks 
phyritisder  Athener  hatte  also  mit  dem  troischen  50  galt  (vgl.  Bd.  1  Sp.  682  Z.  39  ff.),  so  auch  als 
Palladion  nichts  zu  thun.  die  des  Damm-  und  Brückenbaues.  Aus  dieser 
D.  Man  sollte  meinen,  wie  es  in  Athen  nur  Anschauung  hat  sich  wohl  die  Sage  ent- 
einen  Gerichtshof  inl  U.  gab,  so  hätte  es  dort  wickelt,  ihr  Bild  habe  sich,  von  Wolken  ge- 
auch  nur  ein  troisches  Palladion  gegeben.  tragen,  auf  die  Ilisosbrücke  niedergesenkt.  Ich 
Allein  dem  widerspricht  die  oben  Sp.  3422  an-  nehme  nun  an,  dafs  bei  der  Verlegung  des 
gegebene  Thatsache.  So  nimmt  auch  Maafs  phalerischen  P.  näher  an  die  Stadt  heran  der 
(Gott.  gel.  Anz.  1889  2 ,  S.  820  ff.)  für  Attika  Ort  an  der  Fremdenstrafse  gewählt  worden  ist, 
zwei  troische  Palladien  an,  das  eine  in  Pha-  in  dessen  Nähe  seit  alters  das  Idol  der  A.  Ge- 
leron mit  dem  Blutgerichtshof,  das  andere  in  phyritis  gestanden  hatte.  Damit  kommen  wir 
der  östlichen  Vorstadt  Athens;  ebenso  Busolt,  60  in  die  Gegend,  von  der  Judeich,  Topogr.  v.  A. 
Gr.  Gesch.  22  235  Anm.  1.  Es  liegt  nahe,  bei  372  sagt:  „In  der  Hügelgegend  westlich  des 
der  Athena  im  Phaleron  an  den  Tempel  der  Stadion  —  man  könnte  an  den  "Windmühlen- 
Athena  Skiras  zu  denken,  der  dort  lag:  Paus.  berg'  und  die  Reste  dort  denken  —  mufs  .  .  . 
1,  1,  4,  vgl.  Aug.  Mommsen,  Feste  der  Stadt  die  alte  Blutgerichtsstätte  des  P.  angesetzt 
Athen  505,    Anm.  4.     Auffällig    ist,    dafs    die  werden";  vgl.  ebd.  370,  über  die  Strafsen  nach 

*)  So  vermute  ich  8tatt  des  unverständlichen  xai  rör  Ph-    ehd'    "8-    175"      Eine    S0    gewaltsame    Ver- 

TiiQl  aircv  ytyvQüv  xaXovfihuv,  ntqi  ist  an  die  falsche  änderung  konnte    vorgenommen    worden    sein 

steile  gekommen,  für  avt&v  vermute  ich  anü  twv.  nach  der  Schlacht  bei  Salamis,  damals  als  die 


3425      Palladion  (attische  Sage  u.  Kult)  Palladion  (attische  Sage  u.  Kult)      3426 

Bürgerschaft  hei  ihrer  Rückkehr  das  ganze  die  Ephehen,  die  nach  C.  1.  A.  2,  469.  470.  471 
Stadtgebiet  verwüstet  vorfand.  Phanodemos  ti]v  IIuXXdö<x  nach  Phaleron  (<&airjQol)  mit  hin- 
würde demnach  den  ursprünglichen  Standort  ausbrachten  und  wiederum  abends  bei  künst- 
des  P.  (und  des  Gerichtshofs),  Kleitodemos  den  licher  Beleuchtung  (jistu  cpcoTog)  in  die  Stadt 
späteren  Standort  angeben.*)  zurückgeleiteten,    dies    getan   haben    bei    den 

Vom  Kult  des  Palladions  in  Athen  ist  wenig  Plynterien  der  Polias,  wie  Mommsen  (a.  a.  0. 
überliefert.  Vgl.  Photios  s.  voiLocpvlcLKhg  (wieder-  S.  496  Anm.  3)  will,  oder  bei  dem  Pestzuge 
holt  bei  Suidas  s.  v.,  in  abgekürzter  Fassung  im  des  Palladions,  wie  Chavannes  a.  a.  0.  S.  36  f. 
Lex.  Cantabr.  s.  v.  und  bei  Pollux  8,  94):  [oi  Sh  vermutet. *j  Nicht  erweisen  läfst  sich,  was 
vo[iocpvl(XK6 g] .  .  .  .  ■aal  ry  Ualladi  xy\v  ito[LTti]v  iq  Petersen,  Die  Feste  der  Pallas  Athene  i.  A. 
ix6o(iovv,0TE  HOfLigoLTO  to  £6avov  irtl  t))v  &uXoc6-  S.  15  behauptet,  die  Musterung  der  attischen 
cav  Es  ist  strittig,  ob  das  £6<xvov  TJallädog  auf  Reiterei  habe  am  Feste  'lliticc  bei  Phaleron 
die  A.  Polias  auf  der  Burg,  oder  auf  das  troische  alljährlich  stattgefunden  und  sei  in  der  Wiesen- 
Palladion  zu  beziehen  ist.  A.  Mommsen,  Feste  ebene  bei  Xypete,  das  auch  Troja  und  wahr- 
494  ff. ,  bes.  495  Anm.  2  bezieht  die  Angabe  scheinlich  auch  Ilion  geheifsen  habe,  abge- 
auf  das  Plynterienfest  der  Athena  Polias,  eben-  halten  worden.  Denn  dieses  Fest  habe  man 
so  Starker,  De  nomophylacibus  Athen.  S.  18  der  Athene  Ilias  auch  in  Athen  mit  Festzug 
und  Toepffer,  Att.  Geneal.  135;  dagegen  be-  und  Wettkampf  gefeiert.**) 
ziehen  sie  Dittenberger,  De  epheb.  att.  63  und  Für  grofses  Ansehen,  in  dem  der  Kultus  des 
Dumont,  Le'phebie  attique  283  auf  die  Oscho-  20  P.  in  Athenstand,  spricht  folgendes:  Die  Stadt 
phorien  der  Burggöttin;  Petersen,  Die  Feste  hatte  aus  der  Perserbeute  ein  goldenes  P.,  das 
der  P.  Athene  S.  12  und  0.  Jahn,  De  antiqu.  auf  eherner  Palme  stand,  nach  Delphi  geweiht : 
Min.  simulacris  attic.  21  ff.  auf  das  troische  Plut.  Nie.  c.  13  und  de  Pythiae  oraculis  c.  8 
Palladion.  Chavannes  a.  a.  0.  S.  36  ff.  tritt  (bei  Bernardakis  3,  36,  19  ff.);  Nikias  liefs  ein 
der  Ansicht  der  beiden  letztgenannten  bei,  vergoldetes  Palladion  auf  der  Akropolis  auf- 
weil (nach  Petersen)  die  Gesetzeswächter,  die  stellen,  das  noch  zu  Plutarchs  Zeit  dort  stand, 
den  Festzug  zu  ordnen  hatten,  eher  zu  dem  Plut.  Nie.  3;  ein  Verzeichnis  der  Weihge- 
Gerichtshofe  beim  Palladion,  als  zu  der  Burg-  schenke  des  Hekatompedon  (390  v.  Chr.)  führt 
göttin  in  Beziehung  standen,  weil  ferner  (nach  ein  vergoldetes  P.  aus  Elfenbein  an,  das  'AQ%Lug 
O.  Jahn)  der  Name  Ilalläg  nicht  auf  die  30  4p  IIsiQcasi  dorthin  geweiht  hat:  C.  I.  A.  2, 
Polias  bezogen  werden  könne  und  es  wohl  2,  660.  58  f.  (p.  18) ;  eine  Inschrift  aus  dem 
begründet  sei,  dafs  jährlich  das  P.  an  der  3.  Jahrh.  nach  Chr.  C.  I.  A.  3,  71  bezeugt, 
Seeküste  entsühnt  und  gereinigt  werde,  an  dafs  ein  Priester  des  Zeus  beim  P.  (xov  inl 
der  es  von  Demophon  mit  blutigen  Händen  Ilcdlud iov)  aus  dem  Geschlecht  der  Buzygen 
den  Argivern  entrissen  worden  sei;  vgl.  ob.  nach  der  Weisung  des  pythischen  Apollo,  man 
Sp.  3420 f.  Dazukommt,  dafs  sich  das  Stiftungs-  solle  ein  anderes  Bild  der  Göttin  (trsQov  töog 
fest  des  Gerichtshofes  wohl  dem  Eroberungstage  rfjg  üoliädog)  herstellen,  dies  auf  eigene  Kosten 
Trojas  angeschlossen  hat.  Vgl.  A.  Mommsen  verfertigen  liefs  und  den  Göttern  und  der  Stadt 
a.  a.  0.  495  Anm.  3.  Die  Nomophylakes  sind  weihte  {&v£&r}itsv).  Jadeich,  Topogr.  S.  100  und 
erst  von  Ephialtes  (um  460  v.  Chr.)  eingesetzt  40  Toepffer,  Att.  Geneal.  S.  146  erklären,  das  Bild 
worden;  haben  sie  also  den  Festzug  des  troi-  sei  im  'Palladion'  aufgestellt  worden;  sonst 
sehen  P.  an  die  Seeküste  von  Phaleron  geleitet,  wird  aber  mit  LToXiccg  die  alte  Burggöttin  be- 
so  ist  diese  Einrichtung  eine  verhältnismäfsig  zeichnet,  deren  hölzernes  Kultbild  im  Erech- 
späte,  da  der  genannte  Gerichtshof  und  die  theion  stand  (vgl.  Bd.  1  Sp.  687  f.  und  690). 
Verehrung  des  troischen  P.  ohne  Zweifel  älter  Die  Athener  glaubten,  dafs  auch  Nach- 
ist. Welche  Beamte  vor  den  Nomophylakes  bildungen  des  Palladions  die  schützende  Kraft 
dieses  Amt  zu  versehen  gehabt  haben,  ist  nicht  des  Idols  bewahrten;  denn  sie  liefsen  kleine 
überliefert;  bei  den  Plynterien  der  A.  Polias  vergoldete  Palladien  aus  Holz  auf  den  Vorder- 
versorgten die  Praxiergiden  diesen  heiligen  teilen  der  Trieren  anbringen.  Dies  bezeugt  Aristo- 
Dienst.     Ebenso  mufs  dahingestellt  bleiben,  ob  50  phanes  Acharn.  (aufgef.  425  v.  Chr.)  v.  547  und 

*,  ,.          D,  .     „    „   .,  _Q  „ona.  Q   ino        .,      ,  dazu  das  Scholion  des  cod.  Bavcnn.  bei  Buther- 

*)  Usener,  Rhein.  M.N.b.  58  (1903)  S.  193  macht  auf 

eine  Eeliefplatte  mit  doppelter  Pallas  aufmerksam,  die  in  lora    *i    oiJ    una    nds     «CAfOt.    Cies   CO«,     venei.    D 

der  Umgegend  Athens    gefunden   worden  ist.     „In   einem  ^U   1  liaS    D,    oll. 

zweiteiligen  Kapellehen  stehen  zwei  Pallasbilder  von  alter-  Auf  eine    Spur   des   Palladionkllltus     aufser- 

tümlicher  Kunstart  nebeneinander."     Beide  Gestalten  sind  halb   Athens   in    Attika    ist   hingewiesen    unten 

bis  auf  die  Fältchen  der  Gewandung  gleich  gebildet;  nur  gp,  3434   2.  61  ff.      Einen   alten   Zusammenhang 

ein  kleiner  Unterschied  besteht:  das  eine  (auf  dem  kreis-  zwischen  Athen  und  Troizen  in  Argolis  wei- 

runden  Schilde  angebrachte)  Gorgoneion  streckt  die  Zunge  ^    nf   ht                di       g                ^   Ai                 Aithra 

heraus,    das    andere    nicht.      Man    konnte    daran    denken,  t     mi                         o               i                     1      «i          ■      j.- 

dafs  bei  der  Verlegung  des   troischen  Palladions   an   den  Und    Theseus    auf,    sondern    auch    ubereinstim- 

standort  oder  in  die  Nähe  des  Standortes  der  I49nvü  60  mende  Züge  im  Kultus  der  Athena;  vgl.  Paus. 

retpvQlttg   beide    Idole    in    solcher   Weise    nebeneinander  2,    30,    6   und    32,  5;   Joiim.  of  Hell.  St.    6(1885) 

gestellt   worden    sind;    die    Sache    bedarf  weiterer   Unter-  S.    95.    7,     S.    96.    2.      Eine    Münze     (unter    Com- 

suchung.    Vgl.  Svoronos,  Bas  Athener  Nationalmuseum  (190S)  modus)  zeigt  das  einem  Palladion  gleichende 

S.  103   mit  Taf.  26.     Eine  andere  Auffassung   der  Athena  Bild    der    Göttin 
Gephyritis   vertritt   Gerhard,    Griech.  ilythol.    1,    123    §  248, 

7b.    —   Auch   auf  einer    attischen  Münze   erscheint   die  *)  Hingewiesen    sei  auf  C.  I.  A.    3,    1    nr.  338    S.  87: 

Eule   zwischen   zwei   Palladien,    0.  Jahn,   De  antiquissimis  y.arijcpuootz  y'  hn!)  TJaXXadiov. 

Min.  sim.   att.   S.  25    Anm.  96   Taf.  3,  3;   De   Visser  a.a.O.  **)  Quelle  dafür  ist  Hesychius  unter'  ['/.Uta.    Dort  wird 

S.  115  §  100.  iv  ^Ifri'patg  von  Meinehe  und  M.  Schmidt  gestrichen. 

Röscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  108 


3427     Palladion  (Sage  u.  Kult  v.  Argos)  Palladion  (Sage  u.  Kult  v.  Argos)     3428 

4.  Die  argivische  und  die  lakonische  Sage.  ^önig  geflüchtet  hatte   bei  der  Verteilung  der 

Beute  erhalten  und  nach  Argos  gebracht  haben ; 
Gleich  den  Athenern  behaupteten  die  Ar-  eine  Sage,  die  die  Kenntnis  der  Iliu  Persis 
giver  das  troische  P.  zu  besitzen;  vgl.  Pausan.  voraussetzt.  Das  Standbild  der  Athena  im 
2,  23,  5:  Xiyovßt  yccg  Agytloi  .  .  .  kuI  ayal^ia  Tempel  auf  der  Larisa  war  ein  Xoanon,  denn 
■A.HGd'ca  Ttugu  ßqiißiv  'A&r]vüg  xb  itiKo^icviv  i£,  Paus.  2,  25,  10  gibt  an,  am  Wege  von  Argos 
'IXiov  xccl  cdwvcu  TtoifjGuv  "Iltov.  Gleich  darauf  nach  Epidauros  habe  im  Dorfe  A  fjßßa.  ein  Tempel 
widerspricht  er  aber  dieser  Sage,  da  bekannt-  der  Göttin  gestanden  mit  einem  Xoanon,  das 
lieh  Aineias  das  P.  nach  Italien  gebracht  habe.  völlig  mit  jenem  übereinstimmte.  Die  Göttin 
Die  vorher  behandelten  attischen  Sagen  setzen  io  führte  auch  den  Beinamen  'Ayqicc*)  (jj  A&7]vä 
nicht  sowohl  eine  schon  vor  ihnen  bestehende  iv  "Agyet  ini  xivog  cixgctg  iSgv^ivr\). 
argivische  Sage,  wie  Chavannes  (a.  a.  0.  S.  38)  Wo  stand  in  Argos  das  Palladion?  Pausa- 
will,  sondern  die  Kenntnis  der  von  den  kyk-  nias  hat  in  keinem  der  genannten  Tempel  das  P. 
lischen  Epen  behandelten  troischen  Sage  vor-  gesehen,  oder  wenigstens  keines  der  dort  stehen- 
aus.  Unter  dem  Einflufs  dieser  Epen  kann  den  Bildwerke  für  das  P.  gehalten.  Dies  ist 
sich  gleichzeitig  in  Attika  und  Argos  im  An-  in  seiner  oben  Sp.  3427  angegebenen  Über- 
schlufs  an  einen  schon  vorhandenen  älteren  zeugung  begründet ;  vielleicht  wurde  auch  das 
Kultus  diese  Sage  gebildet  haben.  Das  älteste  P.  in  dem  betreffenden  Tempel  geheim  ge- 
Zeugnis für  die  argivische  S.  ist  eine  Silber-  halten  und  nicht  zur  Schau  gestellt.  Kalli- 
münze  aus  Argos  aus  dem  4.  Jahrh.  v.  Chr.,  20  machos  im  Hymnus  auf  das  Bad  der  Athene 
auf  der  Diomedes  dargestellt  ist  vorsichtig  braucht  nirgends  den  Namen  Palladion;  zu 
nach  rechts  schreitend,  in  der  gesenkten  Rech-  v.  1  gibt  der  Scholiast  an:  „An  einem  dafür 
ten  das  Schwert,  in  der  ausgestreckten  Linken  festgesetzten  Tage  hatten  die  argivischen  Frauen 
ein  kleines  P. ,  das  Helm  uud  langen  Chiton  die  Sitte,  das  Bild  (ayaXiia)  der  Athene  und 
trägt,  am  linken  Arm  runden  Schild,  in  der  den  Schild  des  Diomedes  (von  ihren  Standorten) 
erhobenen  Rechten  die  Lanze,  vgl.  Journ.  of  zu  nehmen  und  zum  Inachos  zu  fahren  (aytiv) 
hell.  Stud.  1885  S.  88;  andre  argivische  Münzen  und  dort  abzuwaschen  (ünoXovsiv)".  Die  Bade- 
gleicher Zeit  und  gleicher  Darstellung  sind  frauen  —  Awrpo^ooi  —  waren  die  jungfräu- 
noch  nicht  ediert.  Demnach  war  die  Sage  liehen  Töchter  der  grofsen  Akestoriden  (itaQ&t- 
schon  vor  dem  4.  Jahrh.  in  Argos  eingebürgert.  30  vwal  ^itydXcov  italdbg  'Av.bßxogiSäv  v.  34;  vgl. 
Eine  argiv.  Münze  mit  dem  Kopfe  des  Anto-  v.  138);  dazu  sagt  der  Scholiast:  'Anbßxogidai 
ninus  Pius  (Journ.  of  hell.  St.  1885  t.  54.  42)  cpvXi)  inißrifiog  iv  Agyst.  Dabei  wird  der  Schild 
zeigt  das  P.  in  einem  kleinen  Tempel  auf  des  Diomedes  einhergetragen,  wie  dies  eine 
steilem  Hügel  stehend.*)  Pausan.  2,  24,  2  ältere  Sitte  der  Argiver  ist,  die  Eumedes  (die 
nennt  ein  hgbv  der  Athena  'O^vdbg-urjg,  das  an  Argiver)  lehrte,  der  der  Göttin  wohlgefällige 
den  Tempel  (vabg)  des  Apollo  Jbigadimxrjg  an-  Priester.  Als  dieser  aber  erkannte,  das  Volk 
stiefs.  Der  Beiname  D.  wird  damit  erklärt,  bereite  ihm  den  Tod,  floh  er  mit  dem  heiligen 
dafs  der  Standort  des  Tempels  öbigdg  (Hals,  Bilde  der  Göttin  und  gab  ihm  auf  dem  Berge 
Bergrücken)  hiefs,  am  Anstieg  nach  der  Larisa,  Kreion  eine  Wohnstätte ;  er  stellte  die  Göttin 
der  Burghöhe  von  Argos,  gelegen.**)  Das  40  auf  steile  Felshöhe:  äjioggwybßßiv  ^&rtxfv  iv 
Heiligtum  der  A.  Oxyderkes  sollte  Diomedes  nixgectg,  die  jetzt  (der  Hymnus  ist  wohl  vor 
geweiht  haben,  weil  ihm  einst  die  Göttin,  als  250  v.  Chr.  gedichtet)  IltxXXaxidbg  (nixgcci) 
er  vor  Troja  kämpfte,  das  Dunkel  von  den  heifst.  Zu  v.  37  gibt  der  Scholiast  an:  Als 
Augen  genommen  hatte  (ort  ol  ua^o^bveo  noxh  die  Herakliden  gegen  die  Nachkommen  des 
iv  'IXlco  xr\v  &%Xvv  äcptlXs  i]  &bbg  unb  xcbv  Orestes  herangezogen  waren,  wurde  Eviiijdrig, 
ocp&aXuüv);  vgl.  II.  5,  127.  Die  Stiftung  des  der  Priester  der  Athene,  von  den  Argivern  be- 
Heiligtums war  demnach  mit  der  Aristeia  des  argwöhnt,  er  wolle  das  Palladion  den  Hera- 
Helden  in  der  Ilias  zusammengebracht,  nicht  kliden  ausliefern  (ngodovvat).  Aus  Furcht  nahm 
mit  dem  Palladionraub.***)  Aufserdem  führt  Eumedes  das  P.  und  begab  sich  nach  dem 
Pausanias  2,  24,  4  auf  der  Höhe  der  Larisa  50  Berg  Kreion  (xcci  nagbyivbxo  tlg  ögog  xb  Hcdot"'- 
einen  Tempel  (vecog)  des  Zeus  Larisaios  und  pbvov  Kgblov,  vulg.  "icpbiov).  Der  Scholiast  er- 
einen Tempel  der  Athena  an,  den  er  als  sehens-  klärt  sehr  unbestimmt:  ögog  "Agyovg.  Es  ist 
wert  bezeichnet,  weil  in  ihm  aufser  anderen  wichtig,  dafs  in  dieser  von  KalUmachos  über- 
Weihgeschenken  ein  Holzbild  (t-öavov)  des  Zeus  lieferten  Sage  die  Entführung  des  Bildes  aus 
stand,  das  drei  Augen  hatte,  aufser  den  beiden  Argos  in  die  Zeit  der  dorischen  Wanderung 
gewöhnlichen  eines  auf  der  Stirn.  Sthenelos,  gesetzt  wird,  als  die  über  Argos  herrschenden 
des  Diomedes  Gefährte,  sollte  dieses  Standbild  Nachkommen  Agamemnons  von  Temenos  an- 
des  Zeus  (-jTccxgaog  bei  Paus.),  das  im  Hofe  gegriffen  wurden, 
des  Priamos  gestanden,   und  zu  dem  sich  der  Eine  Variante  der  Sage  gibt  Plutarch,  Quaest. 

*)  Andre  ähnliche  Münzen,  die  noch  nicht  ediert  sind,  *)  Vgl.  Hesychios  unter  d.  W. ;   Akrisios,   nach   dieser 

führt  Mionnet  an  Supplem.  4,  23G  ff.  nr.  95.  10(3.  «xoor  benannt  (so  Hesyck.),  lag   nach   der   Sage   in  diesem 

**)  Vielleicht  ist    auf  diesen  Ort  zu   beziehen  Ps.  Plut.  T.  begraben;  vgl.  Bd.  1  Sp.  214  und  K.  0.  Müller,  Kl.  Sehr. 

de  fluviis  18,  12:    Diomedes     stieg,    nach     Argos    zurück-  2,  168.     Pausanias    2,  22,   2  erwähnt  in   Argos    noch   eine 

gekehrt,  auf  den  „Donnerhügel"  (Ktgaüvio;  Zuqiui),  grün-  altertümliche    Athenastatue ,    die    mit    den   altertümlichen 

dete  dort  einen  heiligen  Bezirk  (rffinoz)  der  Athena  und  Statuen  der  Artemis   und   des  Zeus  Mechaneus  auf  einer 

nannte  nach  der  Göttin  den  Berg  (to  ü(jo^)  mit  veränder-  niedrigen   ehernen   Basis   stand.     Am   Markt   befand  sich 

tem  Namen  *A&ipaiov.  das  Heiligtum  der  Athena  Salpinx:  ebd.  2,  21,  3;  im  Gym- 

***)   Ebenso    erklärt    Röscher,  Berl.  philol.  Wochen.ic/ir.  nasion  des  Kylabaros    (Sohnes   des  Sthenelos)    stand  eine 

1892  S.  504  f.  den  Beinamen  'Oivötpxi'j?.  Statue  der  A.  Kapaneia:  ebd.  2,  22,  9. 


3429  Palladion  (lakon.  Sage)  Palladion  (Sage  u.  Kult  v.  Argos)      3430 

gr.  48:  Ergiaios,  einer  der  Nachkommen  des  liebes  Bad  zu  spenden  (v  45 — 50).  Kein  Mann 
Diomedes,  entwendete,  von  Temenos  dazu  be-  darf  dem  Orte  naben,  denn  wer  die  Göttin 
redet,  das  P.  aus  Argos*)  mit  Wissen  und  Bei-  nackt  erblickt,  mufs  erblinden.  Das  Götter- 
hilfe des  Leagros,  eines  Vertrauten  des  Temenos.  bild  wird  von  den  Jungfrauen  mit  frommen 
Später  ging  Leagros,  der  sich  mit  T.  verfeindet  Worten  und  Gebeten  und  lautem  Anrufe 
hatte,  von  Argos  nach  Lakedaimon  und  (ololvyalg)  bei  seinem  Erscheinen  vor  dem 
brachte  dorthin  das  Palladion.**)  Die  Könige  Tempel  empfangen.  Nach  Bekker,  Anecd.  gr. 
nahmen  es  gern  an  und  stellten  es  in  der  Nähe  1,  231  besorgten  die  rsgagäötg,  Frauen  der 
des  Heiligtums  der  Leukippiden  auf.  Auf  ihre  edelsten  Männer,  das  Ankleiden  des  Xoanon 
Anfrage  antwortete  das  delphische  Orakel,  sie  10  nach  dem  Bade. 

sollten  einen  von  denen,  die  das  P.  geraubt  Viele  Züge  der  Sage  und  des  Kultus  stim- 
hätten,  zu  seinem  Wächter  machen.  Deshalb  men  in  Athen  und  Argos  überein.  Lu  Athen 
errichteten  sie  an  Ort  und  Stelle  ein  Heroon  das  Bad  der  Göttin  an  den  Plynterien  von  den 
des  Odysseus,  zumal  dieser  durch  seine  Praxi ergiden  vollzogen,  in  Argos  an  dem  be- 
Gattin Penelope  zu  ihrer  Stadt  in  naher  Be-  stimmten  Tage  von  den  Akestoriden  und  Ge- 
ziehung  stand.  Diese  Sagenwendung  knüpft  raraden;  die  Xovrgidsg  in  Athen,  die  Xwrgoxooi 
an  das  oben  Bd.  3  Sp.  1303  C.  1329  Z  .59ff.  (Je-  in  Argos,  dort  das  Bad  am  Gestade  von  Pha- 
sagte  an;  vgl.  noch  unten  die  Ursprungssagen  leron,  angeblich  an  der  Ausmündung  der  Burg- 
des  P.  unter  4.  —  Die  beiden  Berichte  stimmen  quelle  (vgl.  Mommsen  a.  a.  0.  494  Anm.  6), 
darin  überein.  dafs  das  P.  aus  Argos  entführt  20  hier  im  Inachos;  dort  das  Priestergeschlecht 
wird,  wie  vordem  aus  Troja,  und  zwar  zu  der  der  Buzygen,  hier  die  Priester  aus  dem  Ge- 
Zeit, als  die  Dorer  die  Stadt  Argos  belagerten,  schlecht  des  Diomedes;  in  beiden  Städten  hängt 
nach  KaUimachos  vom  Priester  Eumedes,  nach  die  Palladionsage  zusammen  mit  dem  homer. 
Plutarch  von  Ergiaios,  einem  Nachkommen  des  und  kyklischen  Epos.  Dagegen  wird  in  Athen 
Diomedes.  Hieraus  darf  man  schliefsen,  dafs  das  alte  himmelentstammte  Xoanon  der  Göttin 
beide,  Ergiaios  und  Eumedes,  Nachkommen  auf  der  Burg  von  dem  Palladion  der  Vorstadt 
des  Diomedes  waren,  der  das  P.  nach  Argos  unterschieden;  in  Argos  fiel  allem  Anschein 
gebracht  hatte,  und  dafs  im  Geschlecht  des  nach  das  Xoanon  auf  der  Burg  auch  seiner 
Diomedes  das  Priestertum  der  Pallas  fortgeerbt  Gestalt  nach  mit  dem  P.  zusammen, 
habe;  daher  wird  auch  die  Sitte,  den  Schild  30  In  Argos  selbst  fabelte  man,  eine  Zeit  lang 
des  Diomedes  bei  der  Prozession  der  Göttin  habe  das  P.  seinen  Standort  auf  einem  Berge 
einherzutragen,  auf  einen  Mann  dieses  Ge-  aufserhalb  der  Stadt  gehabt  (vgl.  KaUimachos, 
schlechtes  zurückgeführt.  Hymn.  5,  37 — 42  und  Schol.  zu  37.  40).     Darin 

Aus    dem  bisher    Erörterten    schliefse    ich,  hat  sich  wohl   eine  Erinnerung  an   Sagen  er- 

dafs    die   Argiver    das  Xoanon   der   Göttin  im  halten,  die  von  anderen  Standorten   des  P.   in 

Athenatempel  auf  der  Larisa  für  das  echte  P.  der  Peloponnes  erzählten.   Nach  der  lliu  Persis 

hielten.***)     Die    von    KaUimachos  besungene  kam    das  Bild  mit  Kassandra  ins  griechische 

Zeremonie  bezieht  sich  auf  dieses  Xoanon,  das  Lager  und  zu  Agamemnon;  vgl.  Bd.  3  Sp.  1302 

Atheua  als   Kriegsgöttin   nach   Art  der  Palla-  Z.  52  ff.,  Sp.  1303  Z.  34  ff.     Agamemnon  nahm 

dien  (vgl.  Bd.  1  Sp.  690)  darstellte.     Vgl.  v.  53:  40  es  mit  in   die   Heimat;   vgl.   ob.    die   attischen 

IlaXXag  a  TtoXiov%og,   ittgci-itroXig,   %gv6onriXT\£,,  Sagen  Sp.  3419.  3;  und  er  hat  es  wahrscheinlich 

tmtcov  m«  autitcov  ädo^itva  Ttaxäyco  43  f.;  dazu  auch  dort  aufgestellt;  vgl.  Bd.  1  Sp.  91.     Die 

stimmt  der  Hinweis,  dafs  die  Göttin  stets  erst  Vernichtung   der  Städte  Mykenai  und   Tiryns 

dann   die   mächtigen   Arme   gewaschen,    nach-  (468  v.  Chr.)  durch    die  Argiver   scheint   auch 

dem  sie  ihrem  Gespanne   den    Staub    von   den  die    alten   Sagen   dieser    Städte  stark    zurück- 

Lenden  gerieben  hatte,    auch   damals,   als   sie  gedrängt  zu  haben. 

aus   dem   Kampf  gegen   die  Giganten   zurück-  In   der  Angabe    des   KaUimachos,    bei    der 

gekehrt  war.  Prozession  zu  Ehren  der  Göttin  sei  der  Schild 

Bemerkenswert  sind  die  Angaben  des  Kalli-  des  Diomedes  einhergetragen  worden,  hat  sich 

machos  über  das  Bad  des  Götterbildes.     Nicht  50  wohl  ein  Hinweis  auf  die  älteste  Form  des  soge- 

Salben    ({ivgcc)    und    Salbgefäfse    (qXäßaotgu),  nannten  mykenischen  Palladienkultus  erhalten; 

auch    nicht   Spiegel,    sondern   das   Öl  des   Öl-  vgl.  Sieveking  ob.  Sp.  1326 — 28.    Die  argivische 

baums   (rag   idlccg    ttiyovcc    cpvraXiäg)    und    den  Sage    führt    die    Sitte    auf    den    homerischen 

goldenen  Kamm,   damit  die   Göttin  ihr   glän-  Helden    zurück   und    setzt   ihr  Aufkommen  in 

zendes  Haar  kämme  (!),    sollen  die  Badejung-  die  Zeit  der  dorischen  Eroberung  des  Landes, 

fern    mitbringen.     Die    Stadtbewohner    sollen  So  sehr  war  die  Erinnerung  an  die  sogenannte 

am  Tage  des  Bades  nicht  Wasser  des  Inachos  mykenische  Kultur  verloren  gegangen.*) 
trinken,  sondern  nur  Quellwasser,  wie  das  der  Auch    zu   Kleonai    in    Ärgolis    stand   im 

Quellen   Physadeia  und   Amymone.     Denn    an  Athenatempel  ein  altertümliches  Kultbild,  nach 

diesem  Tage  wird   der  Inachos   mit  Gold  und  60  Paus.  2,  15,   1  UxvXXiSog  r£%vr}   nccl  diitoivov. 

Blumen  sein  Wasser  vermischend  von  den  Ber-  Eine  Münze  der   Stadt  (unter  Geta)   zeigt    die 

gen  herabkommen,  um   der    Göttin   ein  herr-  Göttin    stehend    mit    Schild    und    Speer    nach 

Art  der  Palladien;  Journ.  of  Hell.  St.  6  (1885) 

*)  Maafs,  Gott.  gel.  Am.  1889,  2,   825  verändert   will-  S    81     1 
kürlich  den  Wortlaut  der  Stelle. 

**)  Vgl-   0D-  Sp.  2608  Puliachos  und  Nilsson,  Gr.  Feste  *)  Auf  dem  R..  einer  Münze  von  Kos  erscheint  Palla- 

S.  90  f.  dion,  Altar  und  Ölbaum.     De  I 'isser  a.  a.  O.  S.  142  §170; 

***)  Charannes   a.  a.  O.  S.  80  f.  denkt  an  das  Bild   der  nach  0.  Gruppe,  Gr.  M.  S.  265    mit  Anm.   2  ist   Kos   eine 

A.  oivätQy.i'jg.  argivische  Gründung. 


108 


* 


3431            Palladion  (in  Luceria)  Palladion  (in  Siris)               3432 

5.  Das  Palladion  in  Luceria.  lo*>  ^tq6s  **  ^«P^ß  *fc  .IcmW  ^r?o? 

war  Korns  Grunder  Romos  Sonn  des  Italos 
Luceria,  im  nordwestl.  Teil  Apuliens  ge-  und  der  Leukaria,  der  Tochter  des  Latinos. 
legen,  behauptete  auch  das  P.  zu  besitzen.  Niese,  Die  Sage  von  der  Gründung  Borns  (Syb eis 
Die  Sage  ist  ohne  Zweifel  dorthin  mit  den  H.  Z.  1888,  23.  Bd.  N.  F.  S.  490)  schliefst 
Sagen  von  Diomedes  gekommen;  vgl.  Labbert,  hieraus,  Leukaria  sei  als  Eponym  der  Stadt 
Comment.  de  Diomede  heroe  per  Italiam  infer.  Luceria  anzusehen,  in  die  315  v.  Chr.  Rom 
divinis honor.  culto,  Ind.  lect.  hib.  Bonn.  1889/90 ;  eine  latinische  Kolonie  führte,  ,, fortan  eine 
Bucherer,  Die  Diomedessage.  Heidelb.  Doktor-  wichtige  Stütze  seiner  dortigen  Herrschaft". 
dies.  1892,  Holland, Diomedes  in  Italien.  Jahresb.  to  Vgl.  Niese,  B.  G.  S.  45,  Diodor  19,  72.  „Da- 
des  Thomasgymn.  zu  Lpzg.  1S95  S.  20  ff.  Nach  zu  passe  die  Herleitung  (des  Romos)  von  Italos, 
Strabo  6,  264  wurde  das  dort  befindliche  denn  Luceria  liege  ungefähr  im  Bereiche 
Schnitzbild  (£,6avov)  der  Göttin  als  von  Ilion  Italiens  im  älteren  Sinne.  Die  Erzählung 
dorthin  gebracht  'Ifoag  'Jd-nvü  genannt;  p.  284  könne  erst  nach  315  entstanden  sein,  aber  ge- 
fügt Strabo  hinzu,  aufser  vielen  anderen  An-  wifs  gehöre  sie  zu  den  ältesten  Gründungs- 
zeichen der  Herrschaft  des  Diomedes  in  jenen  geschichten  Roms."*)  Vgl.  Romulus. 
Gegenden  zeige  man  in  Luceria,  einer  alten 

Stadt   von  Daunia,    im  Heiligtum   der  Athena  6«    Das  Palladion  in  Siris. 

alte  Weihgeschenke  (italaia.  avaQ-ijuaxa).     Auf  Strabo  6,  264  nennt  Siris  in  Lukanien  eine 

dasselbe  Heiligtum  bezieht   sich   Ailian.   Hist.  20  troische  Stadt;  als  Beweis  dafür  berufen  sich 

an.  11,  5:  iv  xr\  yfj  xrj  Aavvia.  vtcov   fisv  slvai  die  Siriten  auf  das   dort   stehende  Schnitzbild 

■tfig'A&rjväs  rfjg  'Iliädog  a Sov a  1  (wohl  von  dich-  der  irischen  Athena  (rfjg  Sh  xav  Tqwcov  kcctoi- 

terischer  Überlieferung).     Worin    diese    Weih-  %iag  xskih]qiov  noiovvxai   xb   xfjg   'A&r]vag  xfjg 

geschenke    bestanden    haben,    gibt    wohl    Ps.  'HiäSog  £6ccvov  iSovusvov  avxö&i).     Über  Siris 

Aristoteles  Mir.  ausc.  109  an:  Asysxca  nsgl  xbv  vgl.    Nissen,   Ital.  Landesk.    2,    194  f.;  Busolt, 

övoua£6u,8vov  ri)g   davviag    xönov    Isqov    tivai  Gr.  Gesch.    1,    263;    Chavannes   a.  a.  0.    57  ff. 

'A&nv&g  'A%atag  xaXov(iEvov,    iv  a>  Sij    Titlinsig  Die  Sage  über  das  Wunder,  das  sich  zu  Siris 

%alxovg  Kai  onXa  xwv   ^Jiou.rjöovg    ixaLpoov  Kai  im  Athenatenijael  einst  begeben  hat,  wird  ver- 

avxoy  ccvaKHO&cci.     Vielleicht  haben  wir  noch  schieden  erzählt: 

die  Überlieferung  darüber,  wie  diese  Waffen  in  30  a)  Strabo  a.  a.  0. :  „Man  fabelt  (iivös vovgl), 
den  Tempel  des  daunischen  Landes  gekommen  das  Götterbild  habe  die  Augen  geschlossen 
sind,  bei  Polyain.  Strateg.  8,  18;  vgl.  auch  (Kata^vaai),  als  von  den  Ionern  nach  der  Ein- 
Nikandros  bei  Anton.  Liber.  37  (Mythogr.  gr.  nähme  der  Stadt  diejenigen  (der  alten  Ein- 
2  fasc.  1  S.  118  und  Vorrede  S.  58  Martini).  wohner)  vom  Götterbild  weggerissen  wurden, 
Nach  beiden  Berichten  fallen  die  Barbaren  bei  die  dort  Schutz  gesucht  hatten.  Denn  die 
einer  Festfeier  über  die  Hellenen  her;  bei  Ion  er  seien  als  Ansiedler  (olxrjxogeg)  ins  Land 
Antoninus  L.  ist  Daunos  an  dem  Überfall  un-  gekommen  vor  der  Herrschaft  der  Lyder  fliehend 
schuldig,  aber  nach  dem  Schol.  vet.  zu  Lyko-  (d.i.  um  670),  hätten  die  Stadt,  die  den  Cho- 
phron  v.  610  soll  schon  Mimner  mos  dasselbe  nen  gehörte  (xrjv  itöliv  Xmvcov  ovgocv),  mit  Ge- 
überliefert haben,  was  Polyain.  Strateg.  8,  18  40  walt  genommen  und  sie  nolisiov**)  genannt, 
erzählt.  Der  Seholiast  a.  a.  0.  sagt:  xbv  Ss  und  man  zeige  noch  jetzt  das  Bild,  wie  es  die 
{Jioarjdri)  Kaxacpvyovxa  sig  ßcou^bv  xfjg  "Hgag  Augen  schliefst  {StL%vv6&eci  Se  Kai  vvv  xaxa- 
Siä  vvKxbg  cpvytlv  (abhängig  von  einem  vor-  \lvov  xb  £,6uvov).  Nach  Athenaios  12,  25  p.  523  c 
ausgehenden  Ka&wg  (p-nat  MLiivEQ[iog)  avv  xolg  waren  diese  Ioner  aus  Koloph  011  ausgewandert; 
ixalgotg  Kai  il&ttv  slg  'Ixaliav  izpbg  davvov  als  Zeugen  nennt  er  Timaios  und  Aristoteles, 
ßaatlia,  hörig  avxbv  Sola  üveIIev.  Durch  Bnj-  Auch  Athenaios  sagt:  r\v  (JSIqiv)  itQcbxoL  Kaxic- 
kos  von  Rhegion  und  Pindar  (Nem.  10,  12  und  yov  01  catb  Tgoiag  iX&ovtsg.  Die  Stelle  des 
Schol.  zur  St.)  ist  bezeugt,  dal's  die  Diomedes-  Strabo  geht  wohl  anf  Antiochos  von  Syrakus 
sage  in  Unteritalien  seit  alter  Zeit  bodenständig  zurück,  vgl.  Geffcken,  Timaios'  Geogr.  des  Wes- 
war.     Zahlreich   sind    die   Städte,   die  D.  dort  50  tens  S.  16  Anm.  5. 

gegründet    haben   soll.     Wie  kommt    es   aber,  b)  Die     zweite    Wendung    der    Sage    gibt 

dafs    gerade    Luceria,   das  nicht    einmal    eine  Justin   20,   2:   (Sed)  principio   originum  Meta- 

Gründung  des  D.  genannt  wird,    ein  troisches  pontini  cum  Sybaritanis  et  Crotoniensibus  pellere 

Palladion  besitzt?  Ich  vermute,  ein  altes  ein-  ceteros  Graecos  Italia  statuerunt.  Cum  pr  im  um 
heimisches   Götterbild    in    einem    angesehenen 

Heiligtum  wurde  später  von  den  dorischen  Ein-  *)  Die  Lesart  Jtvy.aoia  steht  nicht  fest,  sie  ist  Ver- 

wandrern  dem  troischen  P.  gleichgestellt;   die  mutung  Kie/siings;  die  Stadt  heifst  bei  Poiyb.  3,  88,  5. 

'A&nvä  Ayaia   (vgl.  oben)  weist  auf  die  ersten  J°°' L  3  A,0V*?Pla\  bei  st™b°  6'  264'  !84  u"  bei  Oio^19' 

.        •    ji     *        ,  ..  .      ,             CiL                     i  •           t         t  «2  -liicxima,  dies  ist   auch  die  Vulg.    bei  Polybios.     Ubn- 

Ansiedier    achaiscnen    Stammes    hin,    die    die  \  -L      ■    ,  ■  «     ,•       •  ,.      Ti  t      •     -it 

_.                         .                              '                t\-  geus  wurde  Baiima  d.  1.  Apuhen  nicht  zu  Italien  im  alteren 

Sage    unter    Diomedes    einwandern    läfst.       Die  60  Sinne  gerechnet;   vgl.    Kiepert,   Lehrt,  d.  alt.  Geogr.    §  327 

Dorer  bei   Ntkandros  sind  die   späteren  Kolo-  u.  388  f. 

nisten   dorischen  Stammes.     Es  wird  auch  ein  **)  Vgl.  steph.  Byz.:  zini;,  nü).i;  "itakia;  altjolov  toü 

altes    einheimisches    Geschlecht    genannt,    die  MstaTtovtlov  xal  aoian6s.  fittavo/uda^t}  dh  xai  Tloli- 

Dasii  in  Arpi,  das  sich  von   dem  Helden  ab-  f,ov  &n»  %>H  lv  'IU<P  HohAdos  Id&tiv&g.    Etym.  m.  680, 

leitete;  vgl.    Klausen,   Aen.  u.  d.  Pen.  1194  f.,  n:  noXUtovTtöXt?  iath  itecXiag  XQ&t^ov  Statt  **lov- 

Bd.  3  Sp.  1313   Z.  35  ff.   u.    Livius  24,  45.  -  ','*' "'. "-*"  f 'A,ö°;,  TTi"  *'  t^Ä    "il  S 

,T      ,          i                                                  ,       ^-^u          ,      ~-    y  fi-  avxtj  tativ.     Schul.    Lykophr.  856:   ly    de  no/.a,  Ztfiiz   vvv 

JNach  Dionys.  Mal.   1,   72:  eirt  de  xivsg  o^thv  noXUwv  Xiyttat  hnb  nöhSog  xäaecog  {.xaaaim?   Müller) 

Pio\ir\v   tKXioftai   XiyovCtv   intb  'Pw[iov  xov  'Ixa-  i^nögov.    Vgl.  Lorentz,  Tarentinorum  res  gestae  S.  11    A.  6. 


3433               Palladion  (in  Siris)  Palladion  (in  Laviniuin)          3434 

urbem  Sirim   cepissent,    in  expugnatione   eins  der    anderen   als   die   Mifshandelten.     Die  do- 

quinquaginta  iuvenes  amplexos  Minervae  simu-  rische,  ionerfeindliche  Fassung   vertritt  Strabo 

lacrum  sacerdotemque  deae  velatum   ornamentis  (Quelle  wohl  Antiochos  v.  Syrdkus),  die  ioner- 

inter   ipsa   altaria   trueidaverunt.*)     Die  belei-  freundliehe  Lykophron  und  Irogus    Pompeius 

digte    Göttin    sendet    den    Frevlern    Pest    und  (Quelle  Timaios  von  Tauromenion  und  vielleicht 

Bürgerzwist.    Da  wenden  sich  zuerst  die  Kroto-  Lykos  von  Bliegion). 

niaten   an   den  Gott   in  Delphi;    auf  die  Wei-  Was    die    Beweglichkeit     der    Augen    des 

sung,    sie    sollten    die  Göttin   und   die  Manen  Schnitzbildes  anlangt  (vgl.  ob.  Sp.  3432  Z.  41  ff.), 

der  Getöteten  versöhnen,  lassen  sie  den  Jung-  so  hält  Lorentz,  Tarentinorum  res  gestae  Luckau 

lingen  und    insbesondere    der   Göttin   (eherne)  10  1838   S.  12   Anm.  8   die  geschlossenen   Augen 

Standbilder  von  gehöriger  Gröfse  (iustae  niagni-  für    ein   Zeichen    altertümlicher    roher   Kunst- 

tudinis)  anfertigen.    Kaum  hören  dies  die  Meta-  Übung,    die    die   Augen    der  Götterbilder   nur 

pontiner,   so   beschliefsen   sie,  jenen   zuvorzu-  durch    einen    Strich    angedeutet    habe.     Aber 

kommen  und  vor   ihnen  den  Frieden   und   die  nach   andrer   Auffassung   konnte    das  Bild  die 

Gnade  der  Göttin  und  der  Manen  sich  zu  ge-  Augen   öffnen   und  schliefsen;    vgl.  Servius  zu 

winnen.      Daher    stellten    sie    den  Jünglingen  V.  Aen.  2,  166. 
mäi'sig  grofse  Bildsäulen  von  Stein  auf  (modica 

et    lapidea  simulacra    ponunt)  und  versöhnen  7#  Das  palladion  in  Lavinium. 
die     Göttin     durch      Upferkuchen     (panificiis). 

Atque  ita  £>esfa's  utrobique  sedata  est,  cum  20  Strabo  2,  264  (=2,  1,  14)  bezeugt,  die 
alteri  magnificentia  altert  velocitate  certassent.  Athene  in  Lavinium  sei  'Iliäg  genannt  worden, 
Nach  Enmann,  Untersuchungen  über  d.  Quellen  wie  in  Rom,  Luceria  und  Siris,  weil  sie  von 
des  Pompeius  Trogus  S.  160  ff.  und  Geff'eken  dort  (Ilion)  in  diese  Stadt  gebracht  worden 
a.  a.  0.  15  f.  138  geht  die  Erzählung  auf  Ti-  sei.  Lykophron  weist  1261  f.  auf  den  Bau 
maios  zurück.  ihres  Heiligtums  durch  Aineias  hin:  dtiuetg  6h 
c)  Lykophron  v.  978 — 992  gibt  die  Sage  67}-aov  MvvSLct  UallrfindL [ %axpa>  äyäluux'  iyna- 
etwa  in  folgender  Fassung:  „Nachdem  die  xoikih  ftetov.  Der  Dichter  hat  vorher  (Vers 
Unglückseligen  eine  Ilion  gleichende  Stadt  1255 — 60)  von  den  dreifsig  Burgen  gesprochen, 
(im  Land  der  Choner  am  Sinis  d.  i.  Siris)  er-  die  Aineias  im  Lande  der  Boreigonoi  gründet, 
baut  haben,  werden  sie  einst  die  Göttin  krän-  30  entsprechend  der  Zahl,  die  ihm  das  vom  Ida 
ken  dadurch,  dafs  sie  in  ihrem  Tempel  an  den  mitgebrachte  Mutterschwein  nach  der  Landung 
Xuthossöhnen  (=  Ionern),  die  vorher  die  Stätte  geworfen  hat.  In  einer  dieser  Städte  (Vers 
bewohnten,  Totschlag  verüben.**)  Dabei  färbt  1259  f.  rjg  (=  6vbg)  v.a\  ttoXsi  dsiurilov  av&rjatL 
der  Sohn  der  Priesterin  zuerst  vor  den  anderen  [liü  ! %al%<ä  xvTtwGccg  -aal  temvcov  ylcxyoxgöcpcov) 
mit  seinem  Blute  den  Altar  der  Göttin,  und  stellt  er  ein  ehernes  Bild  der  Bache  und  der 
das  Tempelbild  schliefst  seine  blutlosen  Augen  Jungen  auf.  Damit  kann  nur  Lavinium  ge- 
(ylrivaig  cf  ayalua  xcrfg  avcaiiäxoig  (juvaat),  schau-  meint  sein,  vgl.  Dionys.  H.  1,  57.  59.  Da  sich 
end  den  Frevel,  den  Achäer  an  Ionern  ver-  nun  die  Stelle  v.  1261  unmittelbar  anschliefst, 
üben.''-  Wer  sind  die  'Unglückseligen'?  v.  Hol-  so  mufs  man  Lavinium  als  den  Ort  des  Athene- 
zinger  z.  St.  erklärt  richtig:  die  Achäer;  40  tempels  ansehen.  Warum  Lykophron  für  Athene 
denn  auch  in  den  unmittelbar  vorausgehenden  die  Namen  Mvvöia  TIaHr]vig  gewählt  hat,  ist 
Partien  der  Alexandra  ist  von  den  Geschicken  bisher  nicht  erklärt.  Klausen,  Aeneas  u.  d.  P. 
der  von  Troja  zurückkehrenden  Achäer  ge-  S.  159  vermutet  mit  Bezug  auf  Strabo  13, 
handelt.  Aber  die  Sdiolien  zu  Lykophron  be-  611  einen  Zusammenhang  des  myndischen 
ziehen  den  Ausdruck  auf  die  Troer;  vgl.  Pallasdienstes  mit  dem  troischen;  denn  bei 
schol.  vet.  zu  v.  984  (Kinkel):  tr\v  nöliv  Sh  Myndos  in  Karien  hätten  aus  der  Troas  ver- 
irre/r o[toiav  rfj  'Hup  oi  Kccnoöai^ovsg  Tg&sg  triebene  Leleger  sich  angesiedelt.  Vielleicht 
y.aT<xoK!:väcc:vT£g  Xvnrioovoi  rr\v  .  .  .  kdwväv,  liegt  die  Sache  so:  Myndos  war  Tochterstadt 
%8iqco6ccu£vol  v.ccl  ciTtoKTsLvavTsg  tv  reo  vuo)  Ti)g  von  Troizen  (Pausan.  2,  30,  9),  wo  k&rivä 
Vzäg  rovg  ttqÖg&sv  "loivag  to  h'dacpog  xutol-  50  Uoliäg  und  Z&bviag  verehrt  wurde;  vgl.  Preller- 
v.ovvxag.  oi  yuo  Kqotcöviüxcu  (^iith(Sxqäxtv6(xv  Sobert  215.  219  und  zu  Pausan.  2,  32,  5:  Jottni. 
inlxijv  nölivy  xr\viv.avxa  oI-aovil£vi]v  vtco 'ic'ovcov,  of  Hell.  Stud '.  6  (1885)  S.  96,  2,  wo  eine  Bronze- 
ovaxtvag  oi  Kgoxcoviäxca  utxa  x&v  Tqwcov  %£iqco-  münze  mit  dem  P.  aus  der  Zeit  des  Commodus 
ßccuivot  avHXov  iv  xcp  vccco  xfjg  A&r]väg  cpvyov-  angeführt  wird.  Wahrscheinlich  verehrte  die 
xixg  ötb  i]  'A&r\vä  ögyiofreica  tfiv6t.  Vgl.  die  Tochterstadt  dieselbe  Gottheit.  Der  alexan- 
Scholien  v.  978.  989.  Der  Scholiast  bietet  also  drinische  Hofdichter  L.  kannte  gewifs  Myndos 
eine  aus  a  und  b  kontaminierte  Fassung  der  aus  eigener  Anschauung,  da  es  in  der  Nähe 
Sage.  Diese  beruht  ohne  Zweifel  auf  einer  von  Kos  lag  und  als  Hafenplatz  zum  Reich 
von  den  Priestern  der  Athena  Ilias  in  Siris  der  Ptolemäer  gehörte,  vgl.  JDiodor.  20,  37.  — 
überlieferten  Tempellegende.  Es  sind  zwei  60  Über  'AQr\vä  TLallnvig  vgl.  Preller-Bobert  204 
Fassungen  der  Sage  zu  unterscheiden;  in  der  mit  Anm.  4.  Ob  das  Götterbild  in  dem  alten 
einen  erscheinen    die  Ioner  als  die  Frevler,  in  Heiligtum,  das  am  Wege  nach  Marathon    lag, 

einem  Palladion  glich,  wissen  wir  nicht;  dafür 

i    *)  Schal,  vet.  zu  Lyicophr.  r.  984  (Kinkel):  Mtp  d,v  y.al  sprieht  die  Gleichstellung  der  k&vvä  'iXtcig  bei 

TväBävghoT                  "V&Ü0V  YVvai>ifUv  ia9r'tcc  Strabo  mit  der  Mvvdicc  üaXXvvlg  bei  Lykophron; 

'  **Tm°ssen  a.  a.  o.  setzt  den  Vorfall  ins  6.  Jahrk.  v.  ^eT  (\er  Umstand,   dafs   der  attische  Demos 

Chr.,  Chavannes  s.  59  um  560  v.  Chr.,  Beloc/,,  Hermes  29,  Pallene  lür  den  Schauplatz  des  Gigantenkampfes 

609  um  530—520.  galt,  an  dem  die  kriegerische  Göttin  beteiligt 


3435              Palladion  (in  Rom)  Palladion  (in  Rom)              3436 

war.*)  Ist  die  Gleichstellung  richtig,  so  würden  (250  v.  Chr.),  als  Pontifex  M.  bei  einem  nächt- 
die  Kultbilder  der  A.  Pallenis  und  der  A.  liehen  Brande  des  Vestatempels  aus  diesem 
Myndia  Palladien  gewesen  sein  und  die  Stelle  das  P.  rettete  und  dabei  erblindete  (241  v.Chr.); 
Lykophrons  würde  besagen :  Aineias  baut  (in  vgl.  Halm  zu  Cic.  pro  Mit.  §  33,  Dionys  v.  H. 
Lavinium)  der  kriegerischen  Athene  ein  Heilig-  2,  66,  Valerius  Max.  1,  4,  4,  Plinius  N.  H. 
tum  (ciqxög)  und  weist  in  ihm  den  Göttern  7,  141.*)  Von  den  Dichtern  der  augusteischen 
seiner  Ahnen  ihren  Wohnsitz  an.  Zwar  sagt  Zeit  erzählt  dies  ausführlich  Ovid  Fast.  6,  437 
der  Dichter  nicht,  dafs  das  Kultbild  dieses  bis  454  (etwa  8  nach  Chr.);  unter  Trajan  be- 
Tempels das  ilische  P.  war**),  aber  rund  rührt  es  Iuvenal  1,  3,  138  f.  An  zwei  anderen 
300  Jahre  später  spricht  Strabo  von  der'Jabpä  10  Stellen  gebraucht  Cicero  das  Wort  in  einem 
'iliäg  in  Lavinium.  Auch  das  niufs  dahin-  Vergleich;  in  der  11.  Philipp.  Rede  (geh. 
gestellt  bleiben,  ob  etwa  nach  Lykojihrons  An-  43  v.  Chr.)  §  24:  qui  (D.  Brutus)  ita  conser- 
schauung  zu  den  neergaa  uyäluaxcc  &ewv  das  vandus  est,  ut  illud  Signum,  quod  de  caelo  lap- 
ilische  P.  gehörte.  Vgl.  Timaios  bei  Dionys.  sum  Vestae  custodiis  continetur,  quo  salvo  salvi 
v.  H.  1,  67,  der  von  xrjpvxta  6idnQ&  nal  %aXY.ü  sumus  futuri,  d.  h.  Dec.  Brutus'  Erhaltung  ist 
%al  xtpafto?  Tp oj'ixd s  redet.  Jedenfalls  be-  für  den  Senat  ebenso  unerläfslich,  wie  die  Er- 
sitzen wir  für  die  Existenz  dieses  Athenetempels  haltung  des  P.  für  den  Bestand  des  Staates. 
in  Lavinium  ein  Zeugnis  aus  den  ersten  Jahr-  Ferner  pro  M  Hone  §  33  (geschr.  nach  52  v.  Chr.): 
zehnten  des  3.  Jahrh.  v.  Chr.  (vgl.  v.  Holzinger  exhibe  quaeso,  Sexte  Clodi,  exhibe  librarium  illud 
zur  Alexandra  S.  61  f.),  das  um  so  altertüm-  20  legum,  quod  te  aiunt  e  domo  et  ex  mediis  armis 
licher  erscheint,  als  der  Dichter  in  Rom,  das  turbaque  nocturna  tamquam  Palladium 
damals  die  Latiner  längst  unterworfen  hatte,  sustulisse.  Hier  wird  der  die  Gesetzes- 
nur  eine  von  den  dreifsig  latinischen  Bundes-  Urkunden  enthaltende  Schrein  verglichen,  sei 
städten  sieht.  Nun  findet  sich  allerdings  über  es  mit  der  aedicula,  in  der  Anchises-Aeneas  das 
diesen  Athenetempel  nichts  bei  Dionys,  der  P.  und  die  troischen  Penaten  aus  dem  nächt- 
sonst  über  Lavinium  sehr  ausführlich  handelt,  liehen  Brande  Trojas  davontrugen,  sei  es  mit 
aber  er  sagt  doch  1,  64:  Aiveiag  de  xorra-  dem  dolium,  in  dem  Metellus  aus  dem  Vesta- 
oxeväaag  leQolg  ze  v.nl  xolg  ulloig  yiößuoig  aito-  tempel  das  P.  rettete.  Mit  Chavannes  a.  a.  0. 
XQcovrojg  ri]v  %6%iv.  uiv  xa  TtXetoxa  hi  v.al  elg  S.  64  glaube  ich,  dafs  der  Redner  damit  das 
i(is  t\v  u.  s.  w.  Zu  diesen  Heiligtümern  könnte  30  troische  P.  gemeint  hat;  anders  Wissowa, 
auch  ein  solches  der  Minerva  gehört  haben.  Die  Überlieferung  über  die  röm.  Penaten,  Hermes 
Damit  stimmt  Lucan.  Phars.  9,  990  überein,  22,  43.  Chavannes  S.  69  nimmt  an,  der  Glaube 
bei  dem  Caesar  die  Götter  des  in  Trümmern  des  röm.  Volkes,  im  Vestatempel  werde  das 
liegenden  Ilion  so  anredet:  Di  cinerum,  Phry-  P.  aufbewahrt,  sei  erst  im  1.  Jahrh.  v.  Chr. 
gias  Colitis  quieunque  ruinös,  Aeneaeque  mei,  aufgekommen;  die  dafür  gegebene  Begründung 
quos  nunc  Lavinia  sedes  Ser  rat  et  Alba,  (S.  67  f.)  halte  ich  nicht  für  überzeugend;  vgl. 
lares,  et  quorum  lucet  in  aris  Ignis  adhuc  Dionys  v.  H.  2,  66  mit  Livius  26,  27,  14;  5, 
Phrygius,  nullique  aspeeta  virorum  Pal-  52,  7  und  die  Epitome  des  19.  Buchs  mit 
las,  in  abstruso  pignus  memorabile  Valer.  Max.  1,  4,  4;  Augustin.  de  civ.  D.  3, 
templo  et  q.  s. ;  vgl.  Haubold,  De  rebus  llien-  40  18.  Die  sagenhaften  Züge  bei  Ovid  Fast.  6, 
sium  S.  41  f.;  über  die  Tempelsage  von  Alba  450,  bei  Valer.  Max.  a.  a.  0.,  bei  Seneca  Con- 
Dionys.  1,  67;  über  die  heilige  Hütte  (xuliccg),  trov.  4,  2  mögen  spätere  Zutaten  sein,  aber 
von  der  Dionys.  1,  57  spricht,  vgl.  ob.  Sp.  1894  bemächtigten  sich  nicht  die  Römer  der  unter  - 
Z.  63  ff.  italischen  Städte,  zu  denen  Siris  gehörte,  durch 

den  Tarentinischen  Krieg?   war   nicht  Luceria 

8.  Das  Palladium  in  Rom.  noch    früher    ihre    Kolonie    geworden?     Nach 

Der  älteste  Zeuge   dafür,   dafs   sich  das  P.  Preuner,   Hestia-Vesta   425   (mit  Anm.  3)    war 

im  Vestatempel  zu  Rom  befand,  ist  Cicero  pro  schon   in   frühesten   Zeiten   im  Glauben    des 

Scauro  §  48:  (ut  recor demini)  illius  M.  Metelli,  Volkes  Vestakult  und  Palladiondienst verknüpft; 

pontificis     maximi,     qui     cum     templum    illud  50  auch    dies    läfst    sich    nicht    erweisen.      Vergil 

(=  Vestae)    arderet,   in  medios  se  iniecit   ignis  schweigt  über  die  Beziehungen  des  Aeneas  zum 

et  eripuit  flamma  Palladium  illud,    quod  quasi  Palladium,   vgl.    Bd.  3   Sp.  1312    Z.  21  ff. ;   die 

pignus  nostrae   salutis   atque    imperii    custodiis  Frage  ist   von    Wissoira   Bd.   3   unter   Penates 

Vestae  continetur.     Man  hielt   es   also   damals  erschöpfend  behandelt,  vgl.  namentlich  Sp.  1897 

für  eine  Tatsache,  dafs   L.  Caecilius  Metellus,  Z.  54—60.     Aeneas   ist  für    Vergil  der    Über- 

der   Sieger  in    den  Gebirgen    von    Panhormus  bringer  der  troischen  Penaten:  sum  pius  Aeneas, 

raptos  qui  ex  hoste  Penates  classe  veho  mecum 

*)  Für    Lykophron    scheint    mir    folgende    Erklärung  (J     37g  f  v    ku       .    w[q   ßin   Leitmotiv    durch    das 

näher  zu  liegen.     Xach  Hellanikos  (vgl.  Dioni/sv.  H.  1,  48.  4-,               t      tt    i  i      i      -j.           l    tt    i       i.-          j.t_    •*.    j 

.„>  ,        ..    .                    ,    ,      xi  ii  ■      i  t>  ii            •  Epos;  die  Unklarheit  und  Unbestimmtheit  der 

49)  kam  Ameias  zuerst  nach  der   Halbinsel  Pallene,    wie  1  <.»                      i           t-v                               i               c 

Lykophrons.  1236  bestätigt;  denn  'Paixtjlo;,  das  er  nennt,  60  Auffassung    des    Dichters    beruht    auf    semer 

lag  am  Thermäischen  Mb.  (vgl.  Aristot.  Th>)..  Alf.  15,  io  Scheu,   Dinge  deutlich  auszusprechen,    die  für 

Kaibei  u.  w.)  und  ist  alter  Name  für  Ahmtet  (Strabo  7,  Staatsgeheimnisse   galten.     Dazu  kommt,  dafs 

:S30),  das  sich  für  eine  Gründung  des  Helden  ausgab  (Li f.  Vergil    2,     163  ff.     erzählt    hatte,     das    echte    P. 

40,  4,  9  f.).     Auch  die  Halbinsel  Pallene  galt  für  den  Schau-  se[    VQn    Diomedes    Und     UHxesinS    griechische 

platz  des  Gigantenkampfes.     Gab  es  in  Aineia  ein  Heroon  L              entführt    worden   (vgl.    Bd.    3    Sp.  1310  f. 

des  Aineias,  in  dem  auch  ein  Palladion  stand  ?  °                                                  v  D 

**)  Lykophron  konnte  dies  nicht,    ohne    sich    selbst  zu  *)  Vgl.  die  Erzählung  von  Ilos  und  dem  Brande  des 

■widersprechen,   vgl.    unten    Sp.  3440    Z.  11  ff.  v.    Holzinger  Athenatempels    in   Ilion   bei   Ps.-Plutarch  (!)    rtt(>i  nafjaX- 

zu  Lyk.  Alexandra  S.  69 f.  /L^Xtav  'Ell.  y..  Toi^t.  c.  17  (6,  456  Bernardakis). 


3437 


Palladion  (in  Rom) 


Palladion  (in  Rom) 


3438 


unter  B).  Zwar  steht  dies  im  Lügenberichte 
Sinons,  aber  da  der  Dichter  den  König  und 
die  Troer  durch  ihr  Stillschweigen  den  Inhalt 
des  Berichts  als  wahr  hinnehmen  läfst,  würde 
er  sich  selbst  widersprochen  haben,  wenn  er 
im  Verlauf  des  Epos  den  Helden  als  den  Über- 
bringer des  P.  ausdrücklich  bezeichnet  hätte. 
Erst  nach  Vergils  Tode  hat  Augustus  (12  v.  Chr.) 
als  Pontifex  maximus  einen  neuen  Kult  der 
Vesta  mit  den  Penaten  seines  Hauses  und  10 
dem  Palladium  in  seinem  Palast  auf  dem 
Palatin  begründet,  vgl.  Wissoiva  Bd.  3  Sp.  1892 
Z.  57  —  Sp.  1893  Z.  16.  Daher  vertreten  die 
folgenden  Dichter  Ovid  Fast.  1,  527  f.;  3,  129; 
6,  424.  435  f.,  Properz  5,  4,  45  f.,  Iuvenal  1,  3, 
138,  Statins  Silv.  5,  3,  178  ff.    die  Anschauung, 


20 


30 


40 


S)   Sorrentiner  Eelief;   Vesta  vor  ihrem  Tempel   sitzend, 

über  ihr  das  Palladium 

(nach  Rom.  Mitt.  d.  K.  d.  Archäolog.  Inst.  Bd.  4,  X  c). 

dafs  im  Vestatempel  zu  Rom  das  P.  aufbe- 
wahrt werde.  So  erscheint  seit  der  Zeit  Gal- 
bas auf  römischen  Münzen  Yesta  sitzend  und 
in  der  vorgestreckten  Rechten  das  P.  haltend; 
vgl.  Chavannes  S.  22  unter  nr.  17  und  S.  65,  50 
Premier,  Hestia-Vesta  S.  326  mit  Anm.  7.  — 
Auf  einem  Sorrentiner  Relief  (Rom.  Mitt.  1889 
T.  Xc)  ist  innerhalb  des  Vestatempels  ober- 
halb der  vor  dem  Tempel  sitzenden  Gestalt 
der  Vesta  über  das  Peripetasma  hervorragend 
das  Palladium  dargestellt,  die  Rechte  erhoben, 
den  Schild  in  der  Linken,  den  Helm  auf  dem 
Kopfe,  in  langem  Gewand;  vgl.  E.  Samter, 
Rom.  Mitt.  1894.  S.  131.  Bei  einem  Brande 
des  Vestatempels  unter  Commodus  sahen  die  60 
Römer  zum  ersten  Male  das  P.  unverhüllt,  als 
es  die  Vestalinnen  über  die  heilige  Strafse 
nach  dem  kaiserl.  Palaste  trugen:  Herodian  1, 
14,  4.  Elagabal  wollte  das  Palladium  mit 
dem  Sonnengotte  vermählen,  dessen  Priester 
er  war;  Herodian  5,  6,  3:  tijg  Ilallccdog  tö 
ayal^a,  b  ■x.QVjtxov  neu  aogazov  6sßov6i  'Pco- 
(ictioi,    ig    xbv    iavrov   &dXa{iov    [isrrjyays'    v.ai 


ftr)  yuvrftsv  ih,  ovnsQ  ^X&sv  änb  'iliov,  sl  fi7j 
orf  Ttvgi  xar£cpl(%&r}  o  v£w£,  i%Lvr\Gi:V  ovtog, 
xai  rtgbg  yduov  di]  ig  ri]v  ßaaiXicov  av\r,v  rä 
Q-S(äccv7]yay£.  Aber  dem  Sonnengott  mifsfiel  die 
kriegerische  Göttin,  und  diese  wurde  wohl  wie- 
der an  ihren  alten  Ort  im  Vestatempel  zurück- 
gebracht. Etwas  anders  erzählt  Aelius  Lampri- 
dius  (c.  310  nach  Chr.)  vit.  Heliogab.  3,  4.  6,  7 : 
Signum . . .  quod  Palladium  esse  credebat,  abstulit 
et  auro  vinetum  in  sui  dei  templo  locavit. 

Aus  der  Zeit  des  Augustus  berichtet  Dionys. 
v.  H.  1,  69.  2,  66,  dafs  die  Ansichten  über  die 
im  Vestatempel  aufbewahrten  Heiligtümer  sehr 
verschieden  waren;  unter  Trajan  bestätigt  dies 
Plutarch,  Camillus  c.  20:  Bei  der  Eroberung 
Roms  (390  v.  Chr.)  seien  die  Vestalinnen  mit 
dem  Feuer  der  V.  und  den  Heiligtümern  ihres 
Tempels  (usru  r&v  iegcöv)  geflohen.  Dabei 
führt  er  5  Ansichten  an:  1.  Die  Vestalinnen 
bewahrten  nur  das  Feuer.  2.  Aufser  dem 
Feuer  waren  dort  noch  andere  Heiligtümer  vor- 
handen, im  Innern  des  Tempels  verborgen,  nur 
für  die  Vestalinnen  sichtbar,  a)  Nach  der  ge- 
wöhnlichen Überlieferung (na l nlsißzog [ihr  Xoyog 
KttTHxs)  befand  sich  dort  das  troische  von 
Aeneas  nach  Italien  gebrachte  Palladion.  b)  Die 
Schriften  über  die  Samothrakischen  Heilig- 
tümer (ot  tu  Ztuuo&Qcixia  iiv&oXoyovvtsg)  be- 
richten, Dardanos  habe  jene  aus  Samothrake 
nach  Troja  gebracht,  und  ihnen  nach  der 
Gründung  der  Stadt  einen  besonderen  Kult  ge- 
weiht (ogyiäßat  xk(  xa&iSQüßat),  Aeneas  aber 
habe  sie  bei  der  Eroberung  der  Stadt  heimlich 
entführt  und  sie  nach  Italien  gerettet.  Damit 
sind  die  Penaten  gemeint,  c)  Diejenigen,  die 
sich  tiefere  Kenntnisse  zuschreiben,  behaupten, 
es  lägen  im  Vestatempel  zwei  nicht  eben  grofse 
Fässer,  das  eine  offen,  das  andere  gefüllt  und 
versiegelt,  beide  nur  den  Vestalinnen  sichtbar, 
d)  Nach  andrer  Ansicht  beruht  diese  Angabe 
auf  einem  Irrtum;  die  Vestalinnen  hätten  näm- 
lich damals  die  meisten  Heiligtümer  (xa 
%lü6xu  zäv  isQcbv)  in  zwei  Fässer  (sig  Tti&ovg 
dvo)  geworfen  und  diese  in  der  Erde  unter 
dem  Tempel  des  Quirinus  verborgen,  wovon 
der  Ort  noch  jetzt  die  Täfschen'  heifse.  Da- 
zu findet  sich  bei  Livius  5,  40  die  weitere 
Ausführung:  „Der  Flamen  Quirinalis  und  die 
Vestalinnen  hätten  damals  einen  Teil  der  betr. 
Heiligtümer  in  Fäfschen  geborgen  und  in  der 
Kapelle  neben  dem  Hause  des  Flamen  Quiri- 
nalis vergraben  {Optimum  dueunt  condita  in 
doliolis  (sacra)  sacello  proximo  aedibus  flaminis 
Quirinalis,  ubi  nunc  despui  religio,  defodere); 
die  übrigen  hätten  sie  weggetragen  (partito 
inter  se  onere)  und  zwar  über  den  pons  sub- 
licius  nach  dem  mons  Ianiculus" .  Bei  Livius 
und  Plutarch  wird  darauf  die  edle  Tat  des 
L.  Albinus  erzählt,  der  durch  die  Überlassung 
seines  Wagens  die  Flucht  der  Vestalinnen  er- 
leichterte. Dagegen  sagt  Varro  de  L.  L. 5,  157 f.: 
Locus,  qui  vocatur  Doliola,  ad  cluacam  maxi- 
mam,  ubi  non  licet  despuere,  a  doliolis  sub  terra. 
Eorum  duae  traditae  historiae,  quod  alii  inesse 
aiunt  ossa  cadaverum,   alii  Numae  Pompilii*) 

*)  Nach  Florus  1  o.  2  geht  auf  Numa  Pompilius  unter 
anderem  die  Verehrung  der  Ancilia  und  des  Palladiums 
zurück,  die  dort  secreta  quaedam    imperii  pignora   heißen ; 


3439              Palladion  (in  Rom)  Palladion  (in  Rom)               3440 

religiosa  quaedam post  mortem  eins  infossa. Varro  Wie  kam  das  P.  nach  Lavinium  bez.  Rom? 
gibt  hier  offenbar  altrömische  Sage,  die  An-  1.  Timaios  spricht  nur  von  der  Gestalt  der 
gaben  von  Dionys,  Livius,  Plutarch  sind  z.  T.  Penaten  zu  Lavinium.  —  2.  Nach  Lykophron  hat 
von  der  griechischen  Sage  beeinflufst.  Aeneas  der  Myndia  Pallenis  dort  ein  Heilig- 
Merkwürdig  ist  die  Übereinstimmung  zwi-  tum  gegründet  und  in  diesem  die  Penaten 
sehen  der  Angabe  des  Timaios  (bei  Dionys  v.  (naxocöoi  &£oi)  aufgestellt.  Dort  wird  auch  die 
H.  1,  67)  über  die  Heiligtümer  im  innersten  k&vvä  'lltdg,  von  der  Strabo  6,  264  spricht, 
Tempelraum  zu  Lavinium  und  zwischen  den  also  das  Palladion ,  gestanden  haben.  Ob 
oben  besprochenen  Angaben  über  die  Sacra  im  Lykophron  diese  neuen  Züge  der  Sage  aus 
Vestatempel  zu  Rom.  Bei  Timaios  der  nega^iog  10  Timaios  oder  aus  einer  anderen  Quelle  hat,  ist 
TgcoCxog,  bei  Livius  und  Plutarch  die  doliola,  nicht  zu  entscheiden.  Aber  nach  Lykophron 
7T1&01,  Tti&ioKoi;  sie  sind  offenbar  nur  die  Ge-  hat  Aeneas  das  P.  nicht  aus  Ilion  mitgenommen, 
fäfse  für  die  bei  plötzlich  eintretender  Gefahr  es  auch  nicht  während  seiner  Irrfahrten  bei 
zu  rettenden  Heiligtümer.  Worin  diese  be-  sich  gehabt;  nach  ihm  ist  Odysseus  der  Räuber 
standen,  hatte  Varro  im  2.  Buch  der  Anti-  des  Bildes.  —  3.  Dionysios  v.  M.  1,  69  {ed. Kiefs- 
quitates  rerum  human,  überliefert:  vgl.  schol.  ling  Bd.  1  S.  84  Z.  18—24)  beruft  sich  auf 
Veron.  zu  Aen.  2,  717  deos  penates  ligneis  Kallistratos,  den  Schüler  des  Aristophanes  v. 
sigillis  vel  lapideis ,  terrenis  quoejue  Aenean  B.,  und  auf  Satyros,  den  Schüler  Aristarchs 
(umeris  extulissey.  Demnach  sind  es  kleine  (vgl.  ob.  Sp.  1316  B)  für  die  Sage,  Aeneas  habe 
Götterbilder  aus  Holz  oder  Stein,  auch  aus  20  xä  xt  Uqcc  xwv  (ityälcov  &t<bv  v.al  oittQ  TtSQifjv 
Ton;  Servius  plenior  zu  Aen.  1,  378.  3,  148  IlaXXdöiov  aus  dem  Adyton  des  Tempels  in 
spricht  nur  von  hölzernen  und  steinernen.  Troja  mitgenommen  und  nach  Italien  d.  h. 
Livius  und  Plutarch  trennen  von  diesen  ver-  nach  Lavinium  gebracht.  Diese  Sage  bestä- 
grabenen  sigilla  solche,  die  von  den  Vesta-  tigen  Ovid  Fast.  6,  434,  Plutarch,  Camillus 
linnen  weggetragen  wurden  (partito  inter  se  20,  5,  Pausanias  2,  2.3,  5.  —  4.  Aeneas  erhält 
onere);  nach  Plutarch  xä  kvqiwxuxcc  xcä  w£yi6xa  erst  in  Italien  das  Palladium. 
xav  isQüv.  Hat  dabei  der  Gewährsmann,  dem  A.  Aus  Serv.  z.  Verg.  Aen.  2,  166;  3,  407. 
sie  folgen,  etwa  an  das  Palladium  gedacht,  550;  5,  81  ergibt  sich  folgende  Gestalt  der 
damit  in  jenes  hohe  Altertum  eine  Anschauung  Sage  bei  Varro:  Diomedes,  der  im  Besitz  des 
übertragend,  die  erst  später  aufkam?  Kurz,  30  P.  ist,  hat,  von  stetem  Mifsgeschick  heimge- 
der  Vergleich  ergibt :  Nur  des  Timaios  „eiserne  sucht,  das  Orakel  erhalten,  er  solle  den  Troern 
und  eherne  Heroldstäbe"  können  als  aniko-  das  P.  zurückgeben.  Da  begegnet  er  in  Kala- 
nische  Symbole  der  Penaten  erklärt  werden,  brien  (Servius  z.  3,  550  und  Servius  amplior 
der  jcf'pafios  TgioC-AÖg  entspricht  den  Doliola  zu  2,  166)  und  zwar  bei  castrum  Minervae 
mit  den  in  ihnen  geborgenen  sigilla  der  Pe-  (Vergil)  dem  Aeneas,  der  im  benachbarten 
naten.  Folglich  hätten  wir  schon  bei  Timaios  Aphroditehafen  gelandet  war,  wie  er  gerade 
einen  Hinweis  auf  bildliche  Darstellung  dieser  Minerva  und  Iuno  (Vergil)  ein  Opfer  bringt. 
Gottheiten.  Vgl.  Bd.  1  Sp.  189  Z.  57  ff.  Sp.  190  Aeneas  verhüllt  das  Haupt  und  wendet  sich 
Anf.  —  Ob  nun  zu  diesen  Götterbildchen  ein  um  (den  Rücken  dem  Diomedes  zukehrend)^ 
kleines  P.*)  gehört  hat,  das  für  das  uralte,  40  damit  er  nicht  durch  des  Feindes  Anblick  im 
echte  galt,  oder  ob  das  P.  von  diesen  Götter-  Opfern  gestört  werde.  Trotzdem  führt  Dio- 
bildchen  verschieden  war,  darüber  läfst  sich  medes  seinen  Vorsatz  aus,  und  Nautes,  des 
nicht  zu  Gewifsheit  kommen,  weil  über  diese  Aeneas  Gefährte,  nimmt  das  P.  in  Empfang. 
Dinge  von  Staats  wegen  Stillschweigen  beob-  Daher  bewahrte  die  Familie  der  Nautae  oder 
achtet  wurde.  Denn  nach  Plinius  N.  H.  28,  18  Nautii,  nicht  die  gens  lulia,  die  Sacra  Miner- 
(Quelle  Verrius  Flaccus)  wurde  sogar  geheim  ge-  vae;  vgl.  Servius  zu  3,  407;  5,  704;  2,  1(56. 
halten,  in  welcher  Gottheit  Schutze  Rom  stände,  Dieser  Nautes  brachte  das  P.  nach  Rom.  So 
vgl.  Macrobius  Saturn.  3,  9,  1 — 9,  der  sich  lehrte  Varro  in  libris,  quos  de  familiis  Tro- 
auf  das  5.  Buch  rerum  reconditarum  des  Sam-  ianis  scripsit:  Servius  zu  5,  704.  Vergil  hat 
monicus  Serenus  beruft.  Hierher  gehört  die  50  für  sein  Epos  davon  nur  die  Landung  im 
Angabe  des  Servius  zu  Aen.  1,  277:  urbis  enim  Venushafen  bei  castrum  Minervae  beibehalten 
■illius  (=  Bomae)  verum  nomen  nemo  vel  in  (3,  530 — 47)  und  die  gelegentliche  Nennung 
sacris  enunciat.  Ein  Volkstribun  vergeht  sich  des  Nautes  (5,  704).  Übrigens  geht  aus  Servius 
gegen  diese  Vorschrift  und  wird  mit  dem  Tode  zu  4,  427  und  5,  81  dies  hervor,  dafs  nach 
bestraft,  ut  ait  Varro  et  multi  alii.  hoc  autem  Varro  Diomedes  auf  Grund  des  Orakelspruches 
urbis  nomen  ne  Hyginus  quidem,  cum  de  situ  die  Gebeine  des  Anchises  ausgegraben,  aber 
urbis  loqueretur,  expressit;  vgl.  Mir  seh,  Var-  diese  zugleich  mit  dem  P.  dem  Aeneas  zurück- 
ronis  antiqu.  rer.  htim.  fragm.  Lpzg.  Stud.  gegeben  hat.  An  welchem  Orte  Aeneas  vorher 
5,  100.  2.  Dadurch  erst  gewinnen  die  Worte  seinen  Vater  bestattet  hatte,  wird  nicht  ge- 
des  Dionys  v.  H.  2,  66  ihre  volle  Bedeutung:  60  sagt;  vgl.  Bd.  1  Sp.  339  Z.  15 — 55.  Indessen 
xiva  dh  xavx'  %axiv  (nämlich  die  von  den  Vesta-  wird  Varro  an  Süditalien  gedacht  haben:  vgl. 
linnen  bewahrten  Heiligtümer)  ovh  c|iö»  tcoXv-  Dionys  v.  H.  12,  16  Alvsluv  liyov6i  .  .  .  xä>v 
TTQuyuovtiv  ovx'  ijiavxbv  ovxs  allov  ovSiva  x&v  'A%atcöi.  ldtti>  xivcc  .  .  .  tixs  'OSvaasa  .  .  .  sivs  Aio- 
ßovlo[ibvcüv  xä  7CQÖg  friovg  ooicc  xvqhv.  iirjdriv,   ijvLxcc   Actvvm   6v{iiia%og   acpUtxo,    denn 

Diomedes  kam  dem  Daunos  gegen  die  Messa- 

vgl.  damit  die  VII  pignora  imper.  Rom.  b.i  Serv.  z.    V.  A.  .    r    ,.       KalaDrien")    ZU    Hilfe 

7,  188  u.  dazu  Röscher,  Hebdomadenlehren  S.  193  A.  270.  *       „*•_,.         _T      .     '     J     ..           '                ,     ,    .™,      , 

*)  Nach  Kanon  c.  34  ist  das  echte  p.  das  kleinste  von  B.   Eine  Variante   dieser  Sage   betrifft  den 

vielen;  vgl.  ob.  Sp.  1316  f.  unter  i>.  Ort  der  Übergabe.    1)  Diomedes  lieferte  das  P. 


3441              Palladion  (in  Rom)  Palladion  (in  Rom)              3442 

an  der  Küste  Latiums  und  zwar  auf  Lauren-  rem  divinam  faceret,  in  littore  Latirentis  agri 
tischem  Gebiete  ab.  So  schon  L.  Cassius  Veneri  matri,  ne  ab  Ulyxe  cognitus  interrum- 
Hemina  im  1.  B.  der  Annale»  (Peter,  Hist.  peret  sacrificium,  caput  adoperuit  atque  ita  con- 
Bom.  Bell.  1,  97.  7):  uhi  (in  agro  Laurenti)  spectum  Jiostis  evitavit.  Die  Überlieferung  hängt 
dum  simulacrum,  quod  secum  ex  Sicilia  ad-  zusammen  mit  dem  Bd.  1  Sp.  175  Z.  57  ff.  u. 
vexerat,  dedicat  Veneri  matri,  quae  Frutis  dici-  Sp.  182  Z.  15  ff.  angeführten  Zeugnis  Lyko- 
tur,  a  Diomede  Palladium  suscepit;  ebenso  Si-  phrons  v.  1242  ff.  (vgl.  v.  Holzinger  z.  Lykophr. 
Uus  Itäl.  Punic  13,  51 — 78.  —  2)  Die  Über-  1244.  805),  in  dessen  Auffassung  sich  die  Sage 
gäbe  erfolgt  zu  Benevent  nach  Prokop  de  gut  einfügt,  dafs  Aeneas  erst  an  der  Küste 
b.  Gotli.  1,  15  (ed.  Bonn.  2,  78).  Aeneas,  aus  10  Latiums  oder  Kampaniens  das  P.  von  Odys- 
Ilion  dortbin  gelangt,  erhält  es  von  Diomedes,  seus  erhält.*)  Nach  der  Sage  haben  Lavinium 
der  Benevent  gegründet  hatte:  Servius  z.  Aen.  und  Korn  zu  gleicher  Zeit  das  Palladium  und 
8,  9;  11,  246.  Das  Orakel  verhelfst  dem  Dio-  die  Penaten  beherbergt.  Dies  erklärt  sich  aus 
medes  nur  dann  Befreiung  von  schwerer  Krank-  der  Anschauung,  Lavinium  sei  die  Mutterstadt 
heit,  wenn  er  das  P.  einem  Troer  herausgibt.  Roms  (vgl.  ob.  Sp.  1894),  und  aus  den  geschicht- 
Ahnlich  Malalas  (um  540  nach  Chr.)  im  6.  B.  liehen  Vorgängen.  Auch  nach  der  Unterwerfung 
pag.  163  Bonn.-.  Aeneas,  auf  der  Fahrt  von  der  Latiner  (338  v.  Chr.)  blieb  für  Rom  die 
Libyen  (Afrika)  an  die  Küste  von  Kalabrien  sakrale  Gemeinschaft  mit  ihnen  bestehen.  Da- 
verschlagen,  kommt  nach  Argyrippa  (Arpi),  der  bei  läfst  sich  wohl  annehmen,  dafs  mit  der 
Gründung  des  Diomed,  das  später  Benevent  (!)  20  Zeit  die  sogenannten  echten  Kultgegenstände 
genannt  wurde:  ibid.  p.  167.  Aeneas  bringt  stillschweigend  aus  L.  nach  Rom  gebracht 
dort,  von  Diomedes  gut  aufgenommen,  den  Win-  worden  und  dort  nur  Nachbildungen  zurück- 
ter  zu.  Dieser,  von  unaufhörlichem  Mifsgeschick  geblieben  sind;  vgl.  v.  Döbschütz,  Qiribtusbilder , 
verfolgt,  erhält  von  der  Pythia  die  Weisung,  1.  Hälfte  S.  38*d.  39*  unter  b. 
er  solle  das  P.  den  Troern  zurückgeben,  und  Aus  der  Sage  von  Nautes  oder  Nautios 
nach  einem  feierlichen  Opfer  liefert  er  es  dem  läfst  sich  schliefsen,  dafs  zu  einer  bestimmten 
Aeneas  aus,  der  mit  Eintritt  der  guten  Jahres-  Zeit  Aeneas  nur  für  den  Überbringer  derPenaten, 
zeit  nach  Italien  (!)  zu  Latinus  fährt.  Ibid.  p.  168:  Nautes  für  den  des  Palladions  gegolten  hat; 
In  Latium  gründet  Aeneas  eine  Stadt  'AXßccvicc  vgl.  oben  Sp.  3440  Z. 42 ff.  und  besonders  Dionys. 
und  stellt  in  ihr  das  P.  auf;  p.  169 :  Askanius  30  v.  H.  6,  69,  1.  der  wohl  an  dieser  Stelle  die 
bringt  das  P.  von  dort  nach  Aaßivict;  p.  170:  Familientradition  der  Nautier  vertritt.  Denn 
unter  dem  König  Albas  erhält  es  seinen  Stand-  nach  dieser  St.  ist  Nautius  (=  Nautes)  1.  einer 
ort  in  der  Stadt  Silva  (Zllßr);  B.  7  p.  170:  der  Führer  der  troischen  Auswandrer;  2.  er  ist 
Romulus  und  Remus  bringen  es  nach  Rom.  in  Troja  Priester  der  Athene  Polias  gewesen 
Vgl.  Chronicon  paschale  (Bonn.  1832)  p.  204.  (vgl.  Verg.  Aen.  5.  704  ff.);  3.  er  hat  das  P. 
—  Kedrenos  (Bonn.  1838)  1,  237  f.  stimmt  in  mit  aus  Troja  gebracht,  also  es  nicht  unter- 
den  erwähnten  Punkten  mit  Malalas  überein,  wegs  von  Diomedes  übernommen;  4.  das  Göt- 
als  Ort  des  Zusammentreffens  von  Aeneas  und  terbild  ist  ein  'E,öavov,  also  ein  Schnitzbild  aus 
Diomed  nennt  er  allgemein  Kalabrien.  • —  Holz;  5.  der  Kult  hat  sich  in  der  Familie  ver- 
3)  Vielleicht  wird  Buthrotos  an  der  Küste  40  erbt.  Leider  ist  die  wichtige  Stelle  bei  Festus 
von  Epirus  als  Ort  der  Übergabe  bezeichnet  pag.  116  Sp.  1  Z.  15 ff.  zu  sehr  verstümmelt; 
durch  Servius  amplior  z.  3,  407 :  saue  quidam  nur  so  viel  steht  fest,  dafs  nach  Verrius  Flac- 
dieunt  absurde,  ab  Heleno  Diomeden  suppres-  cus  das  Bild  der  Minerva  Nautia  aus  Erz  be- 
sum;  sed  intellegendum  est  de  industria  factum,  stand  im  Unterschied  von  der  Angabe  bei  Dionys. 
ne  terror  iniceretur  Aeneae.  Wenn  Helenus  Aber  den  Schlüssen,  die  Th.  Mommsev,  De  col- 
den  Diomedes  davon  zurückhielt,  dafs  er  Aeneas  legiis  et  sodalic.  Born.  S.  11  daraus  zieht,  kann 
beim  Opfer  störe,  so  ist  an  Epirus  zu  denken;  ich  nicht  beistimmen.  Die  auf  den  Überbringer 
vgl.  Bd.  1  Sp.  1980  Z.  51  ff.  des  P.  bezügliche  Tradition  der  gens  Nautia  er- 
C.  Eine  weitere  Variante  betrifft  den  Über-  scheint  mir  älter,  als  die  der  gens  Iulia,  soweit 
bringer  des  Palladiums.  Odysseus  wird  50  sie  den  Aeneas  als  den  Überbringer  des  P.  be- 
neben Diomedes  genannt;  Servius  z.  3,  550:  trifft.  Dafür  spricht  auch  das  in  der  Familie 
uhi (=  in  Ccdabria)  dieuntur  (Troiani)  aeeepissc  vom  Vater  auf  den  Sohn  übergehende  Priester- 
Palladium  .  .  .  a  Diomede  vel  ab  Ulixe:  nee  tum  der  Minerva  (vgl.  Servius  amplior  zu  11,  768) 
immerito;  ut  enim  in  seeundo  <[166y  legimus,  und  der  Name  des  Ahnherrn  Nautes,  vgl. 
ambo  rapuerunt.  Die  Angabe  geht  wohl  auf  Bd.  1  Sp.  189  Z.  25 — 28.  45 — 51.  Über  die  gens 
Varro  zurück;  vgl.  Dionys  v.  H.  12,  16  Aivtiav  Nautia  als  ein  ursprünglich  etruskisches  Ge- 
Uyovai  .  .  .  rar  A^aimv  Idsiv  nva  .  .  .  slts  '0Öv6-  schlecht  (?)  vgl.  Paidy,  Beal-Eucycl.  5,  476. 
da,  ~6t£  reo  Tttoi  xov  "Aoqvov  (lavThico  %pfio&ctL  Über  altertümliche  Erzbilder  der  Göttin  in 
l'iisilsv,  sucs  Aionr'iSr]v  u.  s.  w.  Von  diesem  Hellas  vgl.  Sp.  3445*.  Warum  sollte  nicht  in 
Aufenthalt  des  0.  am  Avernersee  weifs  auch  60  verhältnismäfsig  früher  Zeit  ein  solches  Bild 
Strabo  5,  244.  Das  Machwerk  des  Ps.-Aurelius  auf  dem  Seewege  nach  Rom  gekommen  sein"? 
Victor  de  orig.  gent.    B.  12   verlegt   die   Szene 

mit   Odysseus    in    die   Nähe    von     Lavinium,     als  *)  Das  Zeugnis    des  Hellanikos   bei  Dionys  v.  H.  1,  72 

Aeneas    am    Ufer    das     Mutterschwein     opfert.  bleil)t  zweifelhaft,  weil  jetzt  statt  ^'Oövooiu,;,  der  Les- 

Aber    auch    Festus    pag.   322     Sp.    2     Z.   33    bis  art  des  cod  CMsianus  und  der  andern  Hd8ehrf&  die  JBe/*: 

n~.    n         ,     n      . .    i        j.-i-     ii-»           t          t  Itng  vertritt,  von  Jacob i  iist    Oovonsa,  die  Lesart  des  cod. 

pag.  325  Sp.  1  Z.  5  bestätigt  die  Angabe,  die  UrbinaS)  in  den  Text  genommen  ist.  vgl.  Bd.  3   Sp.  636 

somit    auf    VerriUS    FlciCCUS    zurückgeht :    Nam  z    35  ff.     Trotz  ane(iem  drängt   sich   die   Vermutung   auf, 

Balici  auetore  Aenea  Velant  capita,  quod  is,  Cum  Lykophron  gehe  auf  Tirnaios,  dieser  auf  Rellanikos  zurück.i 


3443      Palladion  (in  Konstantinopel)  Palladion  (Ursprungssage)         3444 

n    r»„„  x»„n„/i:^m  s..  v^ct^^a«^^  356.  79;   auf  dieser  Anschauung   beruhte  auch 

y.  Das  Palladion  in  Konstantmopel.  •,-         f      ■.    •  v  ■■        ,  &T7       ., 

r  die  wahrscheinlich   schon  von  Lesches  in    der 

Zur  Zeit  des  Prokopios  (um  550  n.  Chr.)  kleinen  Utas  erzählte  Sage,  das  P.  sei  dem 
wufsten  die  f Römer1  nicht  mehr,  wo  sich  das  Ilos,  als  er  die  Stadt  gründete,  vom  Himmel 
Palladion  befinde;  sie  zeigten  nur  eine  Nach-  herab  vor  die  Füfse  gefallen,  vgl.  v.  Holzinger 
bildung,  als  Marmorrelief  ausgeführt,  im  Tempel  zu  Lykophr.  v.  364  (S.  226  Z.  15  v.  o.)  und 
der  Fortuna  vor  dem  ehernen  Standbild  der  Bd.  3  Sp.  1310  Z.  58—63,  Sp.  1316  C.  Ovid. 
Minerva  unter  freiem  Himmel  aufgestellt.  Dieses  Fast.  6,419 — 22.*)  Arktinos  hatte  in  der  Iliu 
Relief  stellte  die  Göttin  dar,  wie  sie  den  Speer  Persis  nur  erzählt,  Dardanos  habe  von  Zeus 
zum  Angriff  fällt,  mit  bis  zu  den  Füfsen  her-  10  das  P.  als  Geschenk  empfangen.  Dies  braucht 
abreichendem  Gewand,  das  Antlitz  von  ägyp-  nicht  gleichbedeutend  zu  sein  mit  dem  Herab- 
tischem,  nicht  von  hellenischem  Typus.  Die  fallen  vom  Himmel,  vgl.  Bd.  3  Sp.  13ol  Z.  35 — 56. 
Einwohner  von  Byzanz  dagegen  behaupteten,  2.  An  Dardanos,  den  Arktinos  in  den 
Kaiser  Konstantin  habe  das  P.  auf  dem  nach  Vordergrund  stellte,  schlofs  sich  eine  bestimmte 
ihm  benannten  Markt  in  Konstantinopel  unter  Klasse  von  Entstehungssagen  an,  die  nach  Ar- 
der Erde  vergraben:  Procop.  de  hello  Goth.  1,  kadien  weisen.  Die  Bd.  3  Sp.  1315  f.  unter  A 
15  ed.  Bonn.  2,  78.  Dies  bestätigt  3Ialalas,  und  B  gegebenen  Sagen  setzen  Arkadien  als 
B.  13  pag.  320,  der  noch  genauer  angibt,  Kon-  Heimat  des  Dardanos  und  der  Chryse,  der 
stantin  (dcpsXon^vog  ccnb  'Pw^rjg  xQvcpcc  xb  Xzyö-  Tochter  des  Titanen  Pallas,  voraus  (vgl.  auch 
[isvov  TLaXXdSiov)  habe  das  P.  auf  dem  nach  20  Bd.  3  Sp.  1337  unter  1  Z.  36  ff.  u.  Z.  58  ff.). 
ihm  benannten  Forum  unter  der  Konstantins-  Die  Mutter  des  D.,  Elektra,  war  auf  der  arkad. 
säule  vergraben  lassen;  vgl.  Chronic,  pasch.  Kyllene  geboren:  Apollod.  3,  110.  138,  vgl. 
p.  528,  Zonaras,  Epitome  13,  3,  28.  So  blieb  Bd.  1  Sp.  1234  unter  2;  aufserdem  Servius  ple- 
der  Glaube  an  die  stadtschützende,  geheimnis-  nior  zu  Aen.  2,  325:  quem  (=  Dardanum)  qui- 
volle  Kraft  des  P.  bis  ans  Ende  des  Heiden-  dam  ab  Arcadia  profectum  venisse  ad  Phry- 
tums  lebendig.  giam     volunt.      Die    Überlieferung     geht    auf 

Mnaseas  und  auf  Kallistratos  und  Satyros  zu- 

10.  Die  Sagen  vom  Ursprung  des  PaUadions.  rück>  ist  also  aus  dem  2.  Jahrh.  vor   Chr.  be- 

1.  Das  P.  galt  als  'vom  Himmel  gefallen'.  zeugt;  sie  schweigt  aber  darüber,  aus  welchem 

Bei  Homer  ist   dimi-x^g  stehendes    Beiwort  in  30  Ort  Arkadiens  Dardanos  das  P.  mitgenommen 

dem   Versausgang  dunsxiog    noxa\iolo.   II.  16,  habe.    In  den  angeführten  Sagen  kommt  Pallan- 

174.  17,  263.  21,  268.  326.   Od.  4,  477.  581.  7,  tion  vor  (Bd.  3  Sp.  1338  unter  2)  und  Pheneos 

284;    ebenso    bei    Hesiod    FEG    S.    173.     230  (Bd.  1  Sp.  962  Z    13  ff.). 

Kinkel.  Die  Erklärung  der  Schoben  schwankt;  3.  Manche  Schriftsteller  stempelten  grund- 
die  richtige  Erkl.  gibt  Scholion  A  (Dind.  1865  sätzlich  die  Troer  zu  Hellenen,  z.  B.  Dionys  v. 
2,  101,  16)  zu  II.  16,  174:  rytoi  dnb  zlibg  nsn-  H.  1,  61.  62.  68.  Daher  läfst  er  den  Dardanos 
xcoxöxog  diu  xb  vnb  xcov  o^ßgicov  vddxcov  nXr\~  mit  dem  Palladion  aus  Arkadien  nach  Sa- 
QOva&ca  xovg  %siud$Qovg;  vgl.  Schol.  A  (Dind.  mothrake,  von  dort  nach  der  Troas  wandern. 
2,  138,  8)  zu  II.  17,  263:  ol  ydg  b^ißgoi-  ccnb  Ähnlich  hatte,  wohl  nicht  ohne  politische  Ten- 
Aiog  und  Schol.  E  zu  Od.  7,  284  (Dind.  1,  40  denz,  der  attische  Logograph  Phanodemos  (Ende 
348,  10):  xov  dnb  Aibg  i\xoi  ectQog  dgSsvoiiivov.  des  5.  Jahrh.  v.  Chr.)  den  Teukros,  den  Schwie- 
Bei  den  Dichtern  des  epischen  Kyklos  hatte  gervater  des  Dardanos  im  troischen  Lande,  zum 
UaXXdÖiov  dieses  Beiwort;  zwar  hat  sich  kein  Fürsten  des  Demos  Xypete  bei  Athen  gemacht, 
also  lautendes  Fragment  erhalten,  aber  sicher  der  vor  alters  von  dort  nach  der  Troas  aus- 
läfst  sich  dies  schliefsen  aus  den  Mythographen,  gewandert  war  (vgl.  ob.  Sp.  3422  B).**)  Andere 
z.  B.  aus  Konon  c.  34,  Apollodor  3,  143  S.  147  stellten  ohne  weiteres  Samothrake  als  Wohn- 
Wagner-.xb  dunstig  U.,  Apollod.  Epitom.  Wagn.  sitz  der  Elektra  hin,  die  dort  den  Dardanos 
5,  10  (S.  206).  Neben  dtinexTJs  (=  Sifmsrrig)  gebar,  z.  B.  Hellanikos  FHG.  1,  63  fragm.  129 
erscheint  später  diontxrjg,  vgl.  v.  Dobschütz,  =  Schol.  z.  Apollon  Rh.  1 ,  916  und  Ephoros 
(Jhristusbilder  S.  1  Anm.  2.  3;  über  ölmtxr\g  =  so  im  Schol.  z.  Eurip.  Phoen.  7.  Denn  nach 
Si£intxj]g  Brugmann,  Gr.  Gr.  (Handbuch  der  Ephoros  wird  Harmonia,  die  auf  Samothrake 
klass.  Altertumsw.  22)  115.  Ursprünglich  be-  geborene  Tochter  der  Elektra,  von  dort  durch 
zeichnet  demnach  Sunsxsg  IT.  das  vom  Himmel  Kadmos  entführt.  Demagoras  erzählte  sogar, 
gefallene;  dafür  sprechen  die  überlieferten  Sa-  Elektra  sei  aus  Libyen  nach  Samothrake  ge- 
gen, dafür  die  Übersetzung  Signum  de  caelo  kommen,  habe  dort  gewohnt  und  dort  dem 
lapsum  (Cic.  Phil.  11,  24),  dafür  die  Gleich-  Zeus  Eetion  Dardanos  und  Harmonia  geboren. 
Stellung  mit  oigäviog  {Suidas  unter  8ioTttxr\g).  Wichtiger  noch  ist  das  Scholion  zu  Eurip. 
Das  P.  war  also  ein  vom  Himmel  gefallenes,  Phoen.  1129:  r)g  (=  'HliKXQag)  tivcu  dvä&r\iid 
nicht  von  Menschenhänden  angefertigtes  Götter-  cpccöt  xb  iv  Tgoia  UcclXddiov  xb  vlunlv  vnb 
bild.  Auf  dieser  Anschauung  beruhte  die  von  <;o  'OSvaatcog  %<xi  dto^Sovg.  Dabei  fragt  es  sich: 
Pherekydes (um. iö()  v.Chr.) gegebene  Etymologie:  in  welchen  Tempel  weihte  Elektra  das  Palla- 
nallddia  ixdXovv.  ag  Xtysi  <&£Qwvör\g,  tu  ßaXXö-  dion?  in  einen  Tempel  der  Athena  im  Pelo- 
\i£va  slg  yi]v  £k  xov  ovqccvov  dydX^iaxa  '  ndXXuv 

ydQ  xb  ßdXXuv,  FHG.  1,  95  fragm.  101;  ferner,  *)  Statt  des  Ilos  »ennen  deu  Tros  Schol.  B  zu  Uta» 

was  Phylarchos  (Ende   des  3.  Jahrh.   vor  Chr.)  6>  3U'  Sujda*  unteAr  na'jüöwr  TzeUe«  *.  Lyhaphron  86Si 

„„      D   ,|     ,.         r       •    v  x  j.  i  j-  "i.         j     1  Quintus    Smyrn.    10,    .'15'Jf.    nennt    den   Empfänger    nicht: 

von  Palladien  berichtet  hatte,  die  wahrend  des  m,        {J n)  Jt!t,  &]t>  om  K      w  x&^aXev 

Gigantenkampfes  vom  Himmel  herabgeschleu-  i;  nim'n,0l0  rt0xvx^aoio  n6Xna. 

dert  worden  seien,  Vgl.  ob.  Sp.  3423,  F.  H  G.  1,  **)  [Vürtheim,  De  Aiac.  origine  etc.  54.     E.] 


3445         Palladion  (Ursprungssage)  Palladion  (Ursprungssage)         3446 

ponnes  (vgl.  das  Fragment  des  Mnnseas  bei  Xveg  und  Avaisg,  von  einem  jährlich  dort  ge- 
Stephanos  v.  B.  unter  JaQdavog)*),  oder  in  den  feierten  Feste  der  Athena,  der  im  Lande  ge- 
Tempel der  grofsen  Götter  in  Samothrake?  borenen  Göttin  {rj  avxiysvrjg  dsög).  das  von  den 
Jedenfalls  stand  später  das  Weihgeschenk  der  Jungfrauen  mit  seltsamen  Kämpfen  begangen 
Mutter  des  Dardanos  im  Tempel  der  Athena  wurde,  eine  Nachbildung  des  Kampfes  zwischen 
zu  Ilion.**)  Athena  und   Pallas;   ferner  dafs   Athena   dort 

4.  Die  Kyprien  haben  vermutlich  das  P.  für  eine  Tochter  des  Poseidon -und  der  Nymphe 
von  Paris  samt  der  Helena  aus  Sparta  ent-  des  Tritonsees  galt.  Denn  Athene  habe  sich, 
führen  lassen;  vgl.  Bd.  3  Sp.  1303  f  unter  C  da  sie  ihrem  Vater  etwas  vorzuwerfen  hatte, 
und  Sp.  1322  Z.  59  ff.  Vielleicht  geht  auf  die  10  dem  Zeus  übergeben,  der  sie  zu  seiner  Tochter 
Kyprien  auch  die  Angabe  des  Scholion  Townl.  gemacht  hätte.  Also  eine  Sage  der  Eingebo- 
zu  II.  6,  88  (vgl.  Maafs,  Tom.  5,  208)  zurück :  renen,  durch  Vermittlung  griechischer  Ansied- 
tpaalv  "Hqxuarov  ix  x&v  öaxäv  HiXoitog  Ttsnon]-  1er  oder  Kaufleute  an  Herodot  oder  dessen  Ge- 
%ivai  xb  IlaXXäSiov.  Dann  hätte  der  Dichter  währsmann  gelangt.  Nach  Herodot  4, 189  haben 
der  Kyprien  den  'himmlischen'  Ursprung  des  die  Hellenen  sogar  die  Gewandung  und  die 
P.  auf  andere  Weise  erzählt,  als  der  Dichter  Aigis  der  Götterbilder  der  Athena  {xfjv  .  .  . 
der  Kleinen  Utas.  ia&i]xcc    xcci    tag    aiyldag    xcöv    a.yaX\iäxoiv   rfjg 

5.  Andere  Berichte  weisen  auf  Libyen  und  kftr\vccLi]g)  von  den  dortigen  Frauen.  Denn  wie 
auf  die  Westküste  des  nördl.  Afrika  als  Ur-  diese  gegerbte,  franzenbesetzte,  mit  Krapp  rot 
sprungsland  des  P.  hin.  Vgl.  Röscher,  Die  20  gefärbte  Ziegenfelle  um  (oder  über)  ihre  Ge- 
Gorgonen  S.  30  mit  Anm.  56,  S.  31  mit  Anm.  59.  wandung  warfen,  so  gaben  die  Hellenen  den 
60  und  Bd.  1  Sp.  676  Z.  16  ff.  Nach  Apollod.  Athenabildern  die  schlangenbesetzte  Aegis. 
3,  144.  145  Wagn.  (=  3,  12,  3,  4 — 7)  und  Aly£r\  wird  also  gleich  mit  aiylg  gesetzt  und 
Tzetzes  z.  Lykophr.  355  {Müller  vol.  2,  559  f.)  damit  Herodots  Behauptung  begründet  ix  Äi- 
wurde  Athena  nach  ihrer  Geburt  bei  Triton  ßvvg  yxei  1)  6xoXr]  xwv  TlccXXccSiav.  Auf  die- 
(dem  Gotte  des  im  fernen  Westen  fliefsenden  selbe  Quelle  geht  wohl  auch  die  Angabe  Hero- 
Tritonflusses  oder  Tritonsees)  aufgezogen  zu-  dots  4, 191  zurück,  die  westlich  vom  Tritonflusse 
gleich  mit  Tritons  Tochter  üccXXdg.  Die  Jung-  wohnenden  Maxyer  hielten  sich  für  Nachkommen 
frauen  übten  sich  in  kriegerischen  Kampf-  der  Troer  {q>aai  öh  ovxoi  slvcxi  x&v  ix  Tgoing 
spielen.    Als  Pallas  einst  im  Begriff  war,  Athene  30  avSQ&v). 

zu  verwunden,   wurde   diese    von    Zeus    durch  6.  Wie  im  Schol.  Townl.  zu    II.  6,  88  wird 

das    Vorhalten    der    Agis    geschützt.      Pallas  auch  in  anderen  Varianten  der  Sage  das  P.  aus 

schaute   nach   der   Agis,    ohne   auf   den    Stofs  den   Knochen   des   Pelops  hergestellt,  aber 

{nXnyrj)  der  Athene  zu  achten.     So  fiel  sie,  von  von  Menschenhänden.  Dies  hängt  zusammen  mit 

dieser    schwer    verwundet.      Darüber    betrübt  der  Weissagung  des  Helenos,  Troja  könne  nicht 

stellte    Athene    ein    gleiches    Bild    der    Pallas  erobert  werden,  wenn  nicht  unter  anderem  die 

(£,6avov  ixsLvr\g  ö{ioiov)  her,  legte  ihm  um  die  Gebeine  des  Pelops  herbeigeholt  würden.    Vgl. 

Brust  die  Agis,  vor  der  sich  Pallas  gefürchtet  über  die  sogen.  Fata  Troiana   Sp.  1317  unter 

hatte,   und  stellte  ihr   zu   Ehren   das   Bild  bei  E.     Die   Kleine  Ilias  kannte   diesen  Teil  der 

Zeus    auf.     Als    später    Elektra    infolge    ihrer  40  Weissagung  noch  nicht  (vgl.  Sp.  1324  Z.  57  ff.) ; 

Schwächung  {xccxcc  xrjv  (pfrogäv)  zu  diesem  Bilde  folglich  ist  er  erst  später  hinzugekommen,  aber 

ihre   Zuflucht  nahm,   warf  Zeus   mit  ihr  {(isr  an  dieses  Fatum  schliefsen  sich  folgende  Vari- 

avxfjg)  auch  das  P.  in  das  ilische  Land  hinab.  anten  an: 

Ilos  gründete  dem  P.  zu  Ehren  einen  Tempel.***)  A.  Griech.   Autoren  vom   2.   vorchr.   Jahrh. 

Für  das  Alter  dieser  Sagenform  spricht  Hero-  an  haben  die  Herstellung  der  Palladien  durch 

dot  4,    179.    180    (vgl.  Kiepert,    Lehrb.   d.  alt.  Menschenhand  behauptet,  z.  B.  redete  Apellas 

Geogr.   (1878)   213  f.   §    194).     Dieser  berichtet  (um  200  v.  Chr.)  in  den  Delphika  von  2  solchen 

vom  Triton-Flufs  und  -See  im  Gebiet  der  Ma%-  P.  (vgl.  Sp.  1318  Z.  17—21).     Der  Kyklograph 

Dionysios  (um  100  v.  Chr.)  hatte   gesagt,   das 

*)  Die  Vermutung,  die  B.  Dobschütz  a.  a.  o.  Belege  79  50  berühmte  von  Odysseus  und  Diomedes  geraubte 

unter  110  a  aufstellt    trifft  vielleicht    das  Richtige.     Dann  d    ^     Demopüon     niedergelegte    P.     sei     aus 

wurde  Dardanos  aus  Sikyon  (ix  _<xlk»vo.;)  aus  dem  Tempel  ,          T,         ,             -i         n  t             t               l   tu. 

der  Athena  das  P.  mitgenommen  haben!     Sikyon  mit  dem  <*en    Knochen    des    PelopS    hergestellt    gewesen. 

Beinamen  Tilx»i<*  war  eine  Stätte  der  bildenden  Kunst,  Diese  Aussage  benutzt  Clemens  Alex,  zu  seinem 

„schon  in  ältester  Zeit,  namentlich  aber  unter  den  Ortha-  Angriff  auf  die  heidnische  Idolatrie.      Über  die 

goriden".    Vgl.  piin.  nh  36,  9.  iü,  der  geradezu  über  die  in  Pisa  aufbewahrten  Gebeine  des  Pelops  vgl. 

von  Dipoinoa  und  Skyllis  in  Sikyon  geschaffenen  Götter-  Pausan.    5,    13,    4  ff.    (oben   Sp.  1874    Z.  60   und 

bilder    sagt:  fuere  autem   simulacra   ea    Apollinis,    Dianae,  g       1875)   und    LvkoplW.   V.  54,   WO    aber  als  Ort 

Herculis    Minervae >    quod  ,  caelo  postea  factum  e»t.     Ferner  ^     Aufbewahrung     Letrina     in     Elis     genannt 

Pausan.  2,  12,    1  und  Imhoof-Blumer  und  Percy  Gardner  in  ..         ~  7     ,                °        _    ,       ,                         /i, .    ,    Ti 

Journ.  0/  Hell.  St.  6  (1885)  S.  80  nr.  13.  wlrd-      SchoL   Vet    ZU    Lykophr.    V     54    {Kinkel), 

**)  Vgl.    Servius    plenior    z.    Aen.    2,    166    (vol.     1,    218  60   TzetZeS   ZU   V.    54.    911   (Ausg.  VOn  Müller   VOl.   1, 

Z.  31  f.  Thilo):  alii  (Palladium  dieunt)  a  Dardano  de  Samo-  355.    VOl.  2,    870).*) 
thracia  Troiam  translatum;    ebenso    Servius   plenivr  z.  Aen. 

2,  325.  *)  Mit  der  Verehrung  der  Gebeine   des  Pelops   ist  zu 

***)  Die  Schwächung  der  Elektra  (durch  Zeus)  und  ihre  vergleichen  die  der  Gebeine  des  Anchises  (Sp.  3440  Z.  53  ff. 

Flucht   zum   P.    vgl.    mit   der   Entehrung   Kassandras  am  u.  Bd.   1  Sp.  170  f.  Sp.  339) ;    ferner    die  Übertragung  der 

Bilde   der   Pallas   in   Ilion.     Damagoras   (von    Samos)   ob.  Gebeine    des    Orestes   aus   Tegea    nach  Sparta,  Herodot  1, 

Sp.  3444.  3  hatte  erzählt,  Elektra  sei  aus  Libyen  nach  Sa-  67f.  Paus.  3,  3,  6.  7;  geschichtlich  bezeugt  die  Einholung 

mothrake    gekommen;   über   das   Palladion   in    Troja    als  der  Gebeine   des  Theseus    von  Skyros   nach  Athen   durch 

Weihgeschenk  der  Elektra  vgl.  ob.  Sp.  3144  Z.  58  ff.  Kimon.  Plut.  Thes.  36. 


3447      Palladion  (Etymologie;  Äußeres)  Palladion  (Deutung)  3448 

B.  Als  Verfertiger  des  Idols   wird  genannt  pinnarum  talaria   affigunt  (das   3.  Buch   geht 

bei    Firmicus    Maternus  (Mitte   des   4.   Jahrh.  auf  Kleitomachos  im  2.  Jahrh.  vor  Chr.  zurück), 

nach  Chr.)  c.  15,    1  Halm   {CSEL   2,    97)   der  ferner  durch  Apollodor  1,  37  (Wagn.)  k&nvä  .  . 

Scythe  Abaris,  der  das  aus  den  Pelopsknocken  HdXXavxog  dh  xr\v  Soqav  i%x£\LovGct.  xavxy  v.axa 

hergestellte  Bildwerk  den  Troern  verkauft  habe  xr\v  itd%r}v  xb  i'diov  inioxtTts  cü^cc,  ferner  durch 

(vgl.  über  Abaris  Herodot  4,  36,  v.  Dobschütz,  Tzetzes   zu   Lykophr.   355    (ed.    Müller   vol.    2,. 

Christusbilder  Behage  S.  67  unter  91);  bei  Malalas  553  f.:  HdXXccvxa    xbv    Idiov    narsQu    nxtocoxbv 

(um  540  nach  Chr.)   Chronogr.  ed.  Bonn.    1831  vTräg^ovxa    ■Kai    ßtägovxa    xavxvv    ä>g    ftiXovxa 

I.  5,  108  ff.  und  bei  den  anderen  ob.  Sp.  1321  f.  avxy  ovyysvia&ai,  (k.&r)vä)  r\  xrjv  Ttag&sviav 
unter  ß  genannten  Byzantinern  ein  Zauberer  10  xi[Lüoa  .  .  dvslXs  %al  xb  Öigua  avxov  d>g  alyidcc 
und  Astrolog  Asios,  der  dem  König  Tros  bei  TttgtsßäXXtxo  -Aal  xcc  nxega  xovxov  xolg  noal 
der  Gründung  der  Stadt  das  Bild  schenkte.  xavxwg(l)  Ttgoai']g[io6sv.  Vgl.  Firmicus  Maternus 
Die  Herstellung  aus  den  Knochen  des  Pelops  c.  17  (Halm)  und  Bd.  3  Sp.  1336  unter  4, 
wird  hier  nicht  erwähnt.  Die  christl.  Schrift-  Sp.  1338.  Über  die  Darstellung  des  P.  in  der 
steller  leugneten  zwar  die  himmlische  Herkunft  Kunst  s.  ob.  Sp.  1325 — 1333.  Vgl.  jetzt  auch 
des  P.,  aber  sie  liefsen  ihm  die  geheimnisvolle,  Petersen,  Hie  Burgtempel  der  Athenaia  Berl. 
auf  einem  Zauber  beruhende  Kraft.  Asios  wird  1907  und  Frickenhaus,  Has  Aihenabild  des  alt. 
bald  (piXo6o(pog  %al  xsXeaxrjg  {Malalas),  bald  Tempels  in  Athen.  Mitt.  d.  Ath.  Inst.  32  (1908) 
cprtooocpog  [taQ"t]u.axiY.6g    {loannes    Antiochenos  S.  17  ff. 

bei  Tzetzes  z.   Lykophr.    355),   bald  cptloaocpög  20 

xig  nal  aggjxwv  7onxH<öv  xsUcxrig  (Kedrenos)  ..      12-  Z,,r  Erklärung  der  hage. 

genannt.  Über  das  Wesen  des  P.  und  über  die  Ent- 

wicklung des  Typus  s.  Sieveking  ob.  Sp.  1325  bis 

II.  Etymologie.  Das  Aufsere  der  Palladien.  30.     Merkwürdig  ist,   dafs  das   Scholion   (des 
nallddiov  als  Deminutiv  zu  naXXdg,  -ddog  Sopatros?)  zu  Aristides  Fanathen.  187,  20  (Bd.  1 

(vgl.  ob.  Sp.  1335  ff.  und  O.  Gruppe,  Gr.  M.  u.  306.  3,  320  Hindorf)  aufser   dem   troischen  P. 

R.  1142  Anm.  1)   bezeichnet   eine  kleine  Pal-  noch  drei  andere  Palladiontypen  anführt:  a)  die 

las,  d.  i.  ein  kleines  Pallasbild.    Dies  wird  durch  während    des    Gigantenkampfes    vom    Himmel 

die  literarische  Überlieferung  und    durch    die  herabgeschleuderten,  b)  das  P.  von  Alalkomenai 

Bildwerke  bestätigt.     Das  Scholion  B  zu  Ilias  30  in  Böotien,  c)  den  Typus  der  Athena  Gephyritis. 

6,    311   sagt   dem  entsprechend:   TT.  r\v  gcodtov  Daraus  folgt:    1.  Die  Alten  bewahrten  die  Er- 

LuxQbv  'gvlivov,  b  %l&yov  dvcci  xtxsltantvov,  yv-  innerung    an  Palladien,   die   als  vom   Himmel 

Idxxov  xr\v  ßaailblav  xr\g  TooLctg;   vgl.  Suidas  gefallene    Steine    verehrt    worden   waren;  vgl. 

unter  nalldSiov.     Die   häufig  wiederkehrende  Schreiber  Bd.  1  Sp.  746  unter  Baitylos;  M.  M ayer 

Bezeichnung  des  P.  als  I-okvov  bestätigt,  dafs  Bd.  2  Sp.  1522—26;  O.  Gruppe,  Gr.  M.  u.  B. 

es  gewöhnlich  aus  Holz  gefertigt  war;  daneben  772  ff.;  He  Visser,  Hie  nicht  menschengestaltigen 

aber   auch   aus   Knochen;    vgl.    Sp.    3445.  4;  Götter  der  Griechen,  Leiden  1903.     Auf  Spuren 

3446.    6.      Aber   das  Wort  konnte    wie   jedes  eines  solchen  Kultus  in  Attika,  auf  der  Halb- 

Deminutivum  auch  Kosewort  sein,  wie  z.  B.  in  insel  Pallene,  in  Karien  ist  hingewiesen  Sp.  3434 

der  Stelle  des  Lucrez  4,  1153 f.:  nigra  melichrus  40  unter  7.     Zu  solchen  heiligen  Steinen  gehörten 

est,  immunda  et  foetida  acosmos,  caesia  Palla-  die  Donner-  und  Blitzsteine,  die  auch  für 

dium.     Cicero   de  natur.   deor.  1,    83   isto  ...  die  deutsche  Mythologie  von  Bedeutung   sind, 

modo  dicere  licebit  ...  caesios  oculos  Minervae,  vgl.  Grimm.  H.  M.i  1.  Bd.  149,  2.  Bd.  1021  f., 

caeruleos  esse  JSeptuni.  3.  Bd.  67.  363.     Nach   Plin.  NH.  37,   134  ge- 

Das  Kultbild  in  Neu-Ilion  war  nach  Apol-  hört  zu   den   Edelsteinen  die  (gemma)   cerau- 

lod.  3,  12,  3    (=  3,  143    II  agn.)   drei   (griech.)  nia,  fulgorem  siderum  rapiens,  ipsa  crystallina, 

Ellen  hoch,  hatte  die  Füfse  geschlossen,  in  der  spendoris  caerulei,  in  Carmania   (a.  L.    Ger- 

Rechten   die   erhobene  Lanze,    in    der  Linken  mania)   nascens.   135:  Sotacus  et   alia   duo  ge- 

Rocken    und     Spindel.      Furtwüngler    Bd.     1,  nera  fecit  cerauniae,nigrasrubentisque;  similes 

Sp.  690  f.  hält  diese  Gestaltung  für  eine  Misch-  50  eas  esse  securibus.  ex  his,  quae  nigrae  sint  ac 

form;   es  ist  nicht  zu    entscheiden,    ob    diese  rotundae,  sacras  esse;   urbes  per  illas  ex- 

Mischform    erst  mit  Neu-Ilion   entstanden    ist.  pugnari  et    classes,    baetulos    vocari;    quae 

Die  Münztypen,  die  Postolaccas  bei  Schliemann,  vero  longae  sint,  ceraunias.     Faciunt  et  aliam 

llios  S.  713  ff.  aufzählt,   stimmen  in    der  Dar-  rar  am  admodum   Magorum  studiis  expe- 

stellung  des  P.  weder  untereinander,  noch  mit  titam,  quoniam  non  aliubi  inveniatur  quam  in 

der    Beschreibung    Apollodors    genau    überein.  loco  fulmine  icto.  37,  150  heifst  es  über  die 

Auch    Eustathios    zu   II.  6,  91    weicht  in    der  {gemma)  brontea  (Donnerstein):  brontea  capiti 

Beschreibung  des  Idols  von  Apollodor  ab:  gpaci  testudinum   [similis?]  e   tonitribus  cadit,  ut 

dh  xb  iv  Tgoia  IJallddiov  SiOTTsxlg  plv  tlvcci  .  .  .,  putant,  restinguitque  fulmine  icta,  si  cre- 

ävÖQbg  dh  dogäv  Tjugpiia-ika  ax^ucc  xs  t%tiv  xccl  60  dimus:  vgl.  Isicl.  16,  15,  24.     Ich  vermute,  dafs 

TjXcoidxriv,  iv  dh  xfj  xzcpaXy  -nlXov   v.a\    66qv  iv  ursprünglich  solche  Steine  als  Mittel  gegen  die 

xfj  dB'£,u<;  ebenso  das  Scholion  Totcnl.  zu  Ilias  Blitzgefahr    verehrt    wurden.     Als    man    dazu 

6',  92  (Maafs).    Für  -niXog  hat  v.  Wilamowitz-M.  überging,  die  Gottheit  menschlich  darzustellen, 

mit  Recht  nöXog  (Strahlenkranz)  vermutet,  für  fügte    man    wohl    diese    heiligen    Steine    dem 

ävSgog  aber  dgvög.     Indessen  wird  dvögog  ge-  kunstlosen  Idole  ein;  die  Gestalt  der  sogenann- 

schützt  durch  Cicero  de  nat.  deor.  3,  59  quinta  ten  Belemniten  (vgl.  Brockhaus,  C.-L.  214,  661) 

{Minerva)  Pallantis,  quae  patrcm  dicitur  inter-  gleicht  einer   Lanzenspitze.     Vielleicht  bil- 

emisse  virginitatem  suam  riolare  conantem,  cui  deten  solche   Steine  auch  die  Augen  der  Idole; 


3449              Palladion  (Literatur)  Phoinix  (Vogel,  b.  Herod.  u.  Ovid)      3450 

in   ihnen  lag  der  geheimnisvolle    Zauber.     So  Kap.  1:   Die  himmelentstammten    Götterbilder 

waren  diese  Idole  die  ältesten  'Blitzabwehrer',  der  Griechen   S.  1 — 25   mit  Belegen   S.  1*  bis 

um  nicht  zu  sagen  ^Blitzableiter'.     Damit  wird  S.  96*  [aus  Texte  u.  Untersuchungen  zur  Gesch. 

ihr   Zusammenhang   mit   Athena,   der   Verkör-  der  altchr.    L.,  hrsgeg.   von    Oscar   Gebhard  u. 

perung  des  Blitzes,  deutlich.     Das  blitzabweh-  Ad.  Harnack,  N.  F.  Bd.  3.  Lpz.  1899]  die  Sage 

rende  Idol  verdankt  seine  Entstehung  der  Furcht  vom  P.  behandelt  im  Vergleich  mit  den  „nicht 

der  Menschen    des   Altertums   vor    der  furcht-  von    Menschenhänden    gemachten    Christusbil- 


n 


baren  Gewalt  des  Blitzes  und  der  Blitzgröttin.*)       dem".     Wichtig:    ist    der    Artikel  Athena  von 


"S 


2.  Aus  den  Darstellungen  des  Palladions,  Dümmler  in  Pauly-Wissowa.  —  0.  Gruppe,  Gr. 
die  der  mykenischen  Periode  angehören,  ist  10  Myth.  u.  Beligionsgesch. ,  vollendet  1906,  ist 
ersichtlich,  dafs  schon  damals  das  Idol  aus  ausgezeichnet  durch  die  Fülle  des  bearbeiteten 
drei  verschiedenen  Bestandteilen  zusammen-  Stoffes.  Den  Hypothesen  Gruppes  kann  ich 
gesetzt  war:  1.  aus  dem  mit  Kopf  versehenen  nicht  folgen.  HerangezogensindauchJf.IP.de 
Holzpfahl  mit  Armansätzen,  2.  aus  dem  sog.  Visser,  Die  nicht  menschengestaltigen  Götter  der 
mykenischen  Schild,  3.  aus  der  (gezückten)  Griechen,  Leiden  1903,  und  M.  P.  Nilsson,  Gr. 
Waffe.  Interessant  ist,  dafs  Sp.  1327  Abb.  2  Feste  von  relig.  Bdtg.  mit  Ausschluß  der  atti- 
der  Schild  fehlt.  Sp.  1326  Abb.  1  der  Schild  sehen,  Leipz.  1906.  Einzelschriften  sind  an  den 
den  Holzpfahl  unterhalb   des   Kopfes    fast  be-  betr.  Stellen  angeführt.     [Wörner.] 

deckt,  denn  nur  der  unterste  Teil  des  Pfahles  Phoinix  (ß>oivi£,),  4)  ein  Wundervogel,  der 
sieht  hervor.  Die  spitze  Waffe  führt  das  Idol  20  einzige  seiner  Art,  der,  wenn  er  nach  langem 
in  der  Linken,  die  erhobene  Rechte  hält  nichts.  Leben  sein  Ende  findet  oder  vom  Feuer  ver- 
Umgekekrt  hält  die  entsprechende  Figur  des  zehrt  wird,  aus  den  Überresten  in  verjüngter 
bemalten  Sarkophags  aus  Kreta  (Sp.  1327  Gestalt  zu  neuem  Leben  hervorgeht.  Die  bei 
Z.  11  ff.)  in  der  Linken  den  mykenischen  griechischen  und  römischen  Schriftstellern  vor- 
Schild, die  erhobene  Rechte  hat  keine  Waffe.  handenen  Berichte  sprechen  teils  einfach  von 
Dafs  in  jener  Periode  auch  der  Schild  allein  seinem  Ableben  teils  von  seiner  Verbrennung, 
die  Bedeutung  eines  (blitzabwehrenden)  Amu-  Die  erstgenannte  Auffassung  findet  sich  bei 
lettes  hatte,  beweisen  die  Sp.  1327.  1328  an-  Herodot,  Clemens  Bomanus,  Philostratus,  Aelian, 
geführten  Beispiele.  Wie  die  griechischen  Achilles  Tatius,  Ovid,  Tacitus  und  Pomponius 
Künstler  aus  diesen  Bestandteilen  allmählich  30  Mela,  ferner  bei  Plinius,  Solinus  und  Ambro- 
den  Typus  des  Palladions  geschaffen  haben,  sius.  Herod.  2,  73  berichtet  (im  Anschluß  an 
ist  oben  dargelegt  worden.  Hekataios) :   In  Ägypten  giebt  es  einen  heiligen 

3.  Eine  Abart  des  Palladiontypus  ist  die  Vogel  mit  Namen  cpotvi'%,  der  alle  fünfhundert 
A.  rscpvQlus ,  die  Schutzgottheit  wichtiger  Jahre  einmal  erscheint,  ag  HXiov  TtoXif^xai  Xs- 
Brücken.  yovci,  also  inHeliopolis  =  Onin Nordägypten. 

4.  Die  Sage  vom  troischen  P.  findet  sich  Er  kommt  immer  dann,  wenn  der  Vater  ge- 
weder in  Ilias  noch  Odyssee.  Daraus  folgt  storben  ist.  Nach  Bildern  zu  schliefsen  be- 
aber  nicht,  dafs  die  Sage  zur  Zeit  der  Ent-  sitzt  er  die  Gestalt  und  Gröfse  eines  Adlers; 
stehung  der  homerischen  Gedichte  noch  nicht  sein  Gefieder  ist  teils  goldfarben  teils  rot.  Des 
existiert  hat,  sondern  nur,  dafs  die  homer.  40  näheren  erzählt  man  von  ihm  folgendes  (was 
Dichter  sie  nicht  berücksichtigt  haben.  Denn  Herodot  nicht  glaublich  scheint):  Er  kommt 
für  diese  war  Athena  eine  den  Troern  feind-  aus  Arabien,  bringt  seinen  Vater,  den  er  in 
liehe  Gottheit,  und  diese  Gesinnung  wird  ihr  ein  Stück  eines  Myrrhenstammes  gelegt  hat, 
auch  in  der  Ilias  an  der  Stelle  beigelegt,  an  in  den  Tempel  des  Helios  (Ria,  Re)  und  be- 
der  allein  ihr  Tempel  auf  der  Burg  von  Ilion  stattet  ihn  dort.  Dem  Myrrhenholz  giebt  er 
erwähnt  wird,  vgl.  Bd.  3  Sp.  1301.  zuerst   die  Gestalt  eines  Eies,   so  grofs    als  er 

es    tragen    kann.     Wenn    er    sich    im    Tragen 

13.  Literatur.  genug    geübt   hat,   höhlt  er  das  Ei   aus,   legt 

Veraltet  sind  die  Artikel  über  das  P.  von  seinen  Vater  hinein,  schliefst  die  Öffnung  mit 
Pfau  in  PaulysBealencyclopä die  und  \onSchnei-  50  einem  anderen  Stück  desselben  Holzes,  sodafs 

dewin  bei  Ersch  und  Gruber.     Meine  vorsteh-  das  Ei  wieder  das  ursprüngliche  Gewicht  hat, 

ende  Arbeit  beruht  auf  einer  Nachprüfung  der  und  trägt  es  an  den  genannten  Ort. 

Ergebnisse  der  Arbeit  von  Fernand  Charannes,  Ovid  Metam.  15,  392 — 407:     Una  est,   quae 

De   Palladii  raptu.   Berl.    1891,   Doktordisser-  reparet  seque  ipsa  reseminet,  ales:  Assyrii  phoe- 

tation   Karl   Robert    gewidmet.     Rezensionen :  nica  vocant.     Er  lebt  nicht  von  Früchten  und 

Bevue  crit.  1891  S.  443;    Deutsche  Litteraturz.  Kräutern,  sondern  von  Weihrauchtropfen  (turis 

1892    Sp.    252;    Berl.    Piniol.     Wchschr.    1892  lacrimis)  und  Amomumsaft.     Wenn   sein  fünf- 

S.   504  f.;    Bursians  Jahresber.    Bd.    81    (1894)  hundertjähriges  Leben  zu  Ende  geht,   baut  er 

S.  94.  Bd.  85  (1895)  S.  156.  207.  Nach  Cha-  sich  in  den  Zweigen  einer  Palme  ein  Nest. 
vannes  hat  Ernst  von  Dobschütz,  Christusbilder.  60  In  diesem  bereitet   er  sich  ein  Lager  aus  ver- 

Untersuchungen   zur    christlichen    Legende,   im  schiedenen  würzigen  Pflanzen   (casia,   nardus, 

cinnamum,  murra)  und  stirbt  von  Düften  um- 

*)  Von  hier  aus  hat  sich  erst  die  Bedeutung  der  geben  (finitque  in  odoribus  aevum).  Aus  seinem 

nohag  entwickelt.    Der  Kult  hat  schon  bestanden,  als  es  Leibe   entsteht   ein  junger  Phoinix,    dem    die 

noch  keine  Städte    aber  Burgen  in  Hellas  gab,  von  denen  gliche   Lebenszeit    beschieden    ist.      Sobald    er 

die  Herreneeschlechter  das  ofiene  .Land  beherrschten.     Die  °.       ,                         .    .       ,    ..     ,              ,         -.T                .,      , 

■d      T.S.T.                         1.       ,     m..      ,  1  stark  genug:  ist,   tragft   er  das  JNest  mit   dem 

Burghohen  waren  vor    allem    der   Bhtzgefahr   ausgesetzt.  :     .   ,     8^""»           1    ^^„v    -^     "    g                  ~*      ^.^jjj. 

Etwas  anders  fafst  misson,  Gr.  Feste  u.  s.  w.  s.  86  die  Leichnam  des  Vaters  zur  Stadt  des  Sonnen- 
Sache  auf.  gottes,    sucht  dessen  Tempel  auf  und  legt  es 


3451      Phoinix  (b.  Tac,  Mela,  Clem.  R.)  Phoinix  (b.  Ach.  Tat.,  Ael.,  Philostr.)      3452 

an  der  Thür  des  Tempels  nieder  (fertque  pius  ysvv&zai,  og  Ik  zijg  iKfidSog  zov  zszfXfvzr]KÖzog 

cunasque    suas  patriumque    sepulcrum ,   perque  \wov  [vgl.   tobe  bei  Pomponius   Mela]  avazQt- 

leves  auras  Hyperionis  aede  potitus  ante  fores  cpö{i£vog  7tztQoqjvü).     Wenn    er   ausgewachsen 

sacras  Hyperionis  aede  reponit).    Die  Stadt  des  ist  (ysvvalog  yivo^isvog),  trägt  er  das  Nest  mit 

Sonnengottes  ist  ohne  Zweifel  Heliopolis  in  den   Gebeinen    seines__  Vorfahren    aus    Arabien 

Ägypten  wie  bei  Herodot.  nach    Heliopolis    in  Ägypten.     Bei  Tage,    vor 

Tacitus  Ann.   6,   28 :    Im  Jahre   34  n.  Chr.  aller  Augen,  kommt  er  geflogen,  legt  seine  Last 

(Paulo  Fabio  L.  Vitellio  conmlibus)  kam  nach  auf   den    Altar    des    Sonnengottes    und    kehrt 

einer    langen    Reihe    von    Jahrhunderten    der  dann  heim.     Die  Priester  sehen  die  Auf/.eich- 

Vogel    Phoinix    nach   Ägypten    und    gab    den  10  nungen  aus  vergangenen  Zeiten  nach  und  finden, 

einheimischen  und  griechischen  Gelehrten  Stoff  dafs   wieder  fünfhundert  Jahre  um  sind.     (Ol 

zu   vielen   Erörterungen.     Er   ist  dem  Sonnen-  ovv    itQtig    intay.inzovzui,    zag    ccvaygacpag  zwv 

gotte   heilig   und   am   Kopf  und    Gefieder   von  %o6va>v   -aal    svQloKovaiv   avzbv   itavzaxooioazov 

allen  anderen  Vögeln  verschieden.  Das  Lebens-  frovg  nsitlriguiusvov  iXnXv&evai). 

alter    wird    verschieden    angegeben,    meistens  Achilles  Tatius   3,  25 :    Den  Phoinix  haben 

sind  es  fünfhundert  Jahre.    Nach  einigen  aber  die  Äthiopen  im  Leben,  die  Ägypter  nach 

vergehen   zwischen  zwei  Phoinixerscheinungen  dem  Tode  (fifQigovzcu  avrov  Ai&loTisg  (ihv  zi]v 

immer   1461  Jahre      Früher  kam    der  Phoinix  £<ariv,  AlyvnzioL  8h  zr\v  ziXtvzrjv).     Denn  wenn 

unter    Sesosis,    unter  Amasis    und   unter    dem  er    nach    einem    langen   Leben   gestorben    ist, 

dritten  Ptolemäer  nach  Heliopolis,  von  einer  20  sorgt    der  junge    Vogel    für  seine  Bestattung 

großen  Schar  anderer  Vögel  begleitet,  die  das  und  bringt  ihn  an  den  Nil.   Er  höhlt  nämlich 

unbekannte  Wesen   anstaunten.     Da   zwischen  einen  Klotz  des  wohlriechenden  Myrrhenbaumes 

dem  genannten  Ptolemäus  und  Tiberius  nicht  aus  und  legt  den  Leichnam  hinein,  worauf  er 

ganz  250  Jahre  vergangen  sind,  halten  manche  die  Öffnung  mit  Erde  schliefst  (yiqivcp  ^w^ari). 

den    letzten    Phoinix   nicht   für   den   richtigen  Diesen    Sarg    nimmt    er  und    fliegt  damit    an 

aus  Arabien  und  glauben  nicht,  dafs  er  gethan  den  Nil.     Eine  Schar   anderer  Vögel  begleitet 

hat,  was  man  sonst  vom  Phoinix  weifs.  Näm-  ihn  wie   einen  König  seine  Leibwache  (trctzai 

lieh,  wenn  seine  Jahre  vollendet  sind  und  der  8h  avzä  %OQÖg  aXXwv  öpvLftwv  monsp  dogvcpopcov 

Tod  naht,   baut  er  in  seiner  Heimat  ein  Nest  Kai    ioiKSv    6    ögvig  ainoSriiiovvzi   ßaadti).     Er 

und  beträufelt  es  mit  seinem  Samen  ( suisinterris  30  verfehlt  den  Weg  nach  Heliopolis  nicht.    Dort 

struere   nidum   eique  vim  genitalem  aff'undere),  erwartet  er  in  der  Luft  schwebend  die  Priester 

aus    dem    ein    Nachkomme    entsteht.      Sobald  des   Gottes.     Da  kommt  einer  von  ihnen    mit 

dieser   herangewachsen  ist,    läfst    er    die    Be-  einem  Buche  aus  dem  Heiligtum  und  vergleicht 

stattung    des   Vaters    seine    erste    Sorge    sein.  prüfend  den  Vogel  mit  seinem  Bilde  (8oKi[iä£si 

Er  übt  sich  darin,   ein   Stück  Myrrhenholz  zu  zbv   öpviv   ix  zf}g  ygayfig).     Der  neue  Phoinix 

tragen,   und  wenn  er  der  Last  für  eine  lange  aber    weist    an    seinem    Leibe    die    geheimen 

Strecke   gewachsen   ist,   nimmt  er   den  Leich-  Zeichen  nach,  zeigt  den  Leichnam  und  widmet 

nam  seines  Vaters,  bringt  ihn  zum  Altare  des  dem  Toten  einen  Nachruf  (ö  8h  oiöev  amezov- 

Sonnengottes  und  verbrennt  ihn  da.    Mag  hier-  [Lsvog  Kai  to:  änoQQnza  cpaivst  zov  aä^iazog  xca 

bei  manches  sagenhaft  sein,  jedenfalls  ist  der  40  zbv    v&xqov    iniSti%vvzca    Kai    tcziv   i-nizatpiog 

Vogel  in  Ägypten  zu  Zeiten  zu  sehen  iceterum  aocptazijg),      Die    Tempeldiener     nehmen     den 

aspici  aliquundo  in  Aegypto  eam  volucrem  non  Leichnam  und  bestatten  ihn.     Also  ist  er  bei 

ambigitur).  Lebzeiten  ein  Äthiopier,  nach  dem_  Tode  aber 

Pomponius  Mela  3,  8, 10:  Unter  den  Vögeln  wird  er  durch  die  Bestattung  ein  Ägypter. 
am  persischen  Meerbusen  ist  der  Phoinix  Aelian  nat.  anim.  6,  58  hebt  hervor,  dafs 
besonders  merkwürdig,  immer  der  einzige  der  Phoinix,  ohne  es  berechnen  zu  können, 
seiner  Art.  Nachdem  er  fünfhundert  Jahre  doch  genau  weifs,  wenn  fünfhundert  Jahre  ab- 
gelebt hat,  schichtet  er  sich  aus  allerlei  Ge-  gelaufen  sind;  er  weifs  ferner,  wo  Ägypten 
würzpflanzen  ein  Lager,  legt  sich  darauf  und  liegt  und  wo  Heliopolis,  das  er  nach  dem 
stirbt.  Aus  einem  Teil  des  verwesenden  Leibes  50  Willen  des  Schicksals  aufsuchen  soll,  er  weifs, 
geht  ein  neuer  Vogel  hervor  (putrescentium  wo  er  seinen  Vater  beizusetzen  hat  und  in  was 
membrorum    tobe    concrescens    ipsa   se   coneipit  für  einem  Sarge. 

atque  ex  se  rursus  renascitur),  der  die  Gebeine  Philostr.   vit.   Apollon.   3,   49:    Der  Phoinix 

des  alten  in  Myrrhenholz  bettet,  nach  Ägypten  kommt  alle  fünf  hundert  Jahre  nach  Ägypten; 

trägt  und  dort  in  der  Stadt  des  Sonnengottes  abgesehen  davon  hält  er  sich  in  Indien  auf. 

bestattet    (in    urbem,     quam     Solls    appellant,  Er  ist  einer  der  (von   der  Sonne)  ausgehenden 

flagrantibus  archiobustis  (?)  inferens  memorando  Strahlen  (tlvat  8h  eva  l-A8i86[iivov  züv  txKzivcov), 

funere  consecrat).  goldig  glänzend,  von  Gröfse  und  Gestalt  eines 

Clemens    Romanus    ep.    ad    Corinth.  1,    25:  Adlers.     Er  baut   sich   an   den   Nilquellen  ein 

Der  Phoinix  lebt  in  Arabien  (iv  zolg  ävazo-  60  Nest    aus   Gewürzholz    und    setzt  sich    hinein 

liKOig  zönoig,  xovziöziv  zolg  jtsgl  zi]v  Agaßlav)  (ig  Kaliav  l^ccvfiv  zr\v  §k  zov  aQea(.Lazog  itoiov- 

fünf hundert    Jahre.     Wenn    sein    Ende     naht,  iievtjv    avzco    ngbg    zalg    zov    NtiXov    itT\yalg). 

macht  er  sich  ein  Nest  (gt\k6v)  aus  Weihrauch  Wie    die  Ägypter    sagen,    dafs    er    sich    nach 

und   Myrrhen   und    anderen   Gewürzsträuchern  Ägypten  begebe,  so  nehmen  es  auch  die  Inder 

und  stirbt  darin.  Aus  dem  verwesenden  Fleische  an  und  fügen  hinzu,  dafs  er  sich,  wenn  er  im 

entsteht  ein    Wurm,   der  sich  von  dem  Blute  Neste  dahinwelkt,  einen  Grabgesang  singt,  wie 

des   gestorbenen  Tieres   nährt  und  Flügel  be-  die  Schwäne, 

kommt   (ar]Tto(iivrig  zfjg  aagKog  OKooXrilj,   zig  iy-  Tzetz.    Cliil.    5,    387 — 398:    Der  Phoinix   ist 


3453      Phoinix  (b.  Tzetz.,  Plin,,  Solin.)  Phoinix  (b.  Ambr.,  Artemid.  etc.)      3454 

ein    einziger  Vogel    in  seinem   ganzen   Leben,  ein  und  stirbt.    Aus  seinem  Safte  entsteht  ein 

schöner  als  der  Pfau,   ungleich  gröi'ser,  strah-  Wurm,    aus    dem    sich    ein   neuer   Vogel   ent- 

lender  in  goldigem  Glänze  (xQvaoTtQincodeGxeyog),  wickelt.     Dieser  bringt    das   Gehäuse   mit  den 

ein  sonst  nie  gesehenes  Wunder  (&av(ia  xuivbv  Resten  des  alten  aus  Äthiopien  nach  Lyka- 

xai   £evov).     Er    baut   sich  sein  Nest  aus   Ge-  onien.     An   dem   neuerstandenen    Phoinix   er- 

würzbäumen.    Wenn  er  stirbt,  wird  aus  seinem  kennen   die   Leute,   durch   deren  Gegenden    er 

Leichnam  ein  Wurm,   der,   von  der  Sonne  ge-  kommt,     dafs     fünfhundert    Jahre     vergangen 

wärmt,  wieder  ein  Phoinix  wird.     Er  wandert  sind.     Vgl.   Ambras.   Uexaemer.   5,   23   und  de 

nach  Ägypten  aus  und  stirbt  in  Äthiopien.  excessu  fratris  sui  Satyri  2,  59. 

Dagegen  erzählt  der  ägyptische  Tempelschreiber  10  Zu  der  Reihe  dieser  Nachrichten  gehört 
Chairemon  (ieQoyQa^^iccxsvg  XaiQrj^wv)  in  seinem  noch  die  kurze  Angabe  bei  Aeneas  Gazaens, 
Werke  über  die  heiligen   Schriften  (öidccy^iaxa       Theophrastus  p.  03  Boissonade:  xal  xb  oqvsov 

xüv    Uq&v    yga^närcov) ,    dafs    der    Phoinix    in  6     (polvi'S,     tig    ■Ktvxav.ÖGia    lxr\    ßioircci    Xiysxcci. 

einem  Alter  von  7006  Jahren  stirbt,   nachdem  xsXtvxt]aag   8h   xal    oXcog   §ia%v%£\g   av&Lg  ave- 

er  auf  ägyptischem  Boden  angelangt  ist.  ßicoas.     Nach   Horapollo  2,   57   stürzt  sich  der 

Alle  bisher  angeführten  Stellen  enthalten  Phoinix,  wenn  sein  Ende  nahe  ist,  zu  Boden 
die  Angabe,  dafs  der  Phoinix  aus  seiner  Hei-  und  reifst  sich  dabei  eine  Wunde.  Aus  dem 
mat  nach  Ägypten  fliegt.  Es  gibt  aber  auch  hervorquellenden  Blute  (ix  xov  l%ä)Qog)  ent- 
Darstellungen, die  davon  absehen:  bei  Plinius,  steht  der  neue  Phoinix,  der  sich  zusammen 
(Solinus)  und  Ambrosius.  20  mit   seinem  Vater  nach  Heliopolis  begiebt, 

Plin.  10,  2:   Arabien   ist  die  Heimat  des  wo  dieser  bei  Sonnenaufgang  stirbt, 

berühmten  Vogels  Phoinix      Seine   Gröfse  soll  Die  Verbrennung  des   Phoinix  ist  Voraus- 

die  eines  Adlers  sein.    Am  Halse  ist  er  goldig  Setzung  für  die  Entstehung  seines  Nachkommen 

getärbt,   sonst  purpurn,   der  Schwanz  bläulich  bei  Epiphanius,  Artemidorus,  Lactantius,  Clau- 

mit  einigen  rosenfarbenen  Federn  dazwischen;  dianus  u.  a. 

den  Hals  ziert  ein  Kamm,  den  Kopf  eine  Epiphanius  Artcor. 84:  Wenn  der  arabische 
Federkrone.  Er  ist  in  Arabien  der  Sonne  heilig,  Vogel  Phoinix  fünfhundert  Jahre  alt  geworden 
lebt  540  Jahre,  macht  sich,  wenn  er  alt  wird,  ist  und  sein  Ende  nahe  weifs,  stellt  er  aus 
aus  Zimt-  und  Weihrauchreisern  ein  Nest,  Gewürzreisern  ein  Nest  her  und  trägt  es  nach 
das  er  mit  Wohlgerüchen  erfüllt,  und  stirbt  30  Heliopolis  in  Ägypten,  auch  On  genannt.  Nun 
darin.  Aus  Gebein  und  Mark  entsteht  zuerst  schlägt  er  sich  mit  den  Klauen  vielmals  an 
eine  Art  Wurm,  daraus  ein  junger  Vogel,  und  die  Brust,  sodafs  Feuer  aus  seinem  Leibe  her- 
dieser  besorgt  die  Bestattung  des  alten,  indem  vorspringt,  entzündet  das  Reisig  und  verbrennt 
er  das  ganze  Nest  nach  der  Stadt  des  Sonnen-  sich  selbst  vollständig  mit.  Nach  Gottes  Vor- 
gottes beiPanchaia  trägt  und  es  dort  auf  den  sehung  erscheint  eine  Wolke,  und  der  Regen, 
Altar  legt.  Mit  dem  Leben  des  Vogels  ist  der  sich  aus  ihr  ergiefst,  löscht  die  Flamme, 
nach  Manilius  der  Ablauf  des  grofsen  Jahres  die  den  Leib  des  Vogels  ergriffen  hat.  Dieser 
verbunden  (cum  huius  alitis  vita  magni  con-  ist  tot  und  tüchtig  durchgekocht;  doch  sind 
versionem  anni  fieri  prodit  Manilius  iterumque  noch  rohe  Teile  des  Fleisches  übrig  (vbxqov 
signißcationes  tempestatum  et  sinerum  easdem  40  nlv  ijdr]  övxog  xov  oQviov  xal  onxri&ivxog  ccxqo- 
reverti,  hoc  autem  circa  meridiem  incipere  quo  xaxa,  oßsa&iiorig  ds  xf\g  cpXoybg  Xsiipava  xf]g 
die  signum  arietis  sol  intraverit).  Erschienen  aagxbg  avxov  ixi  m^iä  TttQiXiinbxca).  Nach  einem 
soll  der  Phoinix  sein:  in  Ägypten  tinter  dem  Tage  verschwinden  sie  und  bringen  einen 
Konsulate  des  Q.  Plautius  und  Sextus  Papinius,  Wurm  hervor,  der  bei  weiterer  Entwickelung 
aufserdem  angeblich  in  Rom  im  Jahre  800  der  Flügel  bekommt.  Am  dritten  Tage  ist  er  er- 
Stadt. Diesen  vermeintlichen  Phoinix  liefs  der  wachsen,  zeigt  sich  den  Dienern  des  (heiligen) 
Kaiser  Claudius,  dem  er  gebracht  worden  war,  Ortes  und  kehrt  in  seine  Heimat  zurück.  (Tft 
öffentlich  ausstellen  und  die  Thatsache  be-  xQixrj  thieqoc  ccSqvvbx(xl,  kccI  aögwöslg  xolg  xä 
kannt  machen;  aber  niemand  hielt  ihn  für  den  xotico  i^vnriQ£xov^.evoig  kavxbv  iya^avl^Bi  xal 
wirklichen  Phoinix.  50  avxig  avaxQt%si  elg  xr\v  IöLkv  TraxgiSa  xal  ccva- 

Solinus  33  entnimmt  seine  Angaben  über  nuvsxcci). 
den  Phoinix  im  ganzen  dem  Plinius;  nicht  Glykas  Ann.  1  p.  46  erzählt  dieselbe  Ge- 
genau folgt  er  ihm,  wenn  er  sagt:  rogos  suos  schichte,  indem  er  auch  den  Epiplianius  an- 
struit  cinnamis,  quos  prope  Panchaiam  concin-  führt;  eigentümlich  ist  bei  ihm  nur  der  Aus- 
nat,  in  Solis  urbem,  strue  altaribus  superposita.  druck  dcvxixqv  xov  r]Xiov  i6xccrca  für  den  Auf- 
Danach    würde    der   alte    Phoinix    selbst   sein  enthalt  in  Heliopolis. 

Totenlager  nach  der  Sonnenstadt  schaffen;  die  Artemidorus   Onirocr.  4,   47:    Wenn   es  mit 

Entstehung  des  jungen  ist  übergangen.    Neben  dem  Phoinix  zu  Ende   geht,   begiebt   er    sich 

der  Zahl  540  nennt  Solinus  für  das  grofse  Jahr  nach  Ägypten;  woher  er  kommt,  weifs  kein 

und  damit  auch  für  die  Lebenszeit  des  Phoinix  60  Mensch.     Er     errichtet     sich     aus    Zimt    und 

die  Summe  von  12  954  Jahren,   und  zwar  auf-  Myrrhen    (ix    xa6iag    xs    xal    6{ivQvrig)    einen 

fallender  Weise  als  vorwiegend  überliefert.  Scheiterhaufen  und   stirbt.     Wenn    das    Feuer 

Ambrosius    de   fide   resurrectionis   99:     Der  erloschen   ist,   entsteht  nach   einiger  Zeit    ein 

Phoinix  lebt  in  Arabien  und  wird  fünfhundert  Wurm  aus  der  Asche,   der  im  Wachsen  seine 

Jahre  alt.    Wenn  er,  wozu  er  befähigt  ist.  sein  Gestalt  ändert  und    wieder  ein  Phoinix  wird. 

Ende  voraussieht,   macht    er   sich    aus   Weih-  Der    fliegt    dann    an    den    Ort,    von    dem    der 

rauch,  Myrrhen  und    anderen  Gewürzpflanzen  vorige  kam. 

eine  Ruhestätte  (theca)   zurecht,    schlüpft  hin-  Schol.  Aristid.  2,  107,   5  (ed.  Dindorf  3  p. 


3455      Phoinix  (im  Physiol.,  b.  Lact.)  Phoinix  (b.  Lactant.,  Claud.)       3456 

429,  31  ss.):  Es  beifst,  der  Phoinix  kommt  alle  schliefst   die  Winde  in  ihren  Höblen  ein,    da- 

Jahre  (aus  Indien)  nach  Ägypten,  steigt  auf  mit  sie  die  klare  Luft  nicht  trüben  und  nicht 

den  Scheiterhaufen  und  wird  verbrannt.  Dann  etwa  eine  Wolke   die  Sonnenstrahlen    hemme, 

geht  aus  der  Asche  ein  Wurm  hervor,  der  all-  Auf  dem   Baume   baut    der   Phoinix   sich    ein 

mählich    heranwächst   und    ein    neuer  Phoinix  Nest,  das  zugleich  sein  Grab  ist.    Er  sammelt 

wird.     (Ivdixbv   oqviv  tbv   cpolvLv.a   Ityei   .    .    .  wohlriechende  Gewächse,    cinnamon,  amomum, 

qxxel   dh   avzbv   iv   Alyimzco   v.az    iviavzbv   slg  balsamum,  casia,  acanthus,  tus,  nardus,  myrra, 

ttVQccv   -naxLOvxa    xaiea&ai.    sixa  iv.  xfjg  av&pa-  panacea.    Mit  den  Wohlgerüchen  besprengt  er 

yaüg    avxov    GY,wlr\xu    ava(pv6[isvo%>    Kai   v.aza  seine    Glieder    und    sein   Lager    und    erwartet 
uiv.Qov    av^avöusvov    cpoLvt-Ktt    Ttäliv  ylvscd-ai.)  10  den  Tod.     Die   Sonnenstrahlen   entzünden  ihn, 

Physiologus  cap.  7  (bei  Laudiert,  Geschichte  sodafs  er  zu  Asche  verbrennt.  Aus  der  Asche, 
des  Physiologus  S.  237;  vgl.  Hommel,  Die  üthio-  die  wie  ein  Brei  zusammenhält,  entsteht  ein 
pische  Übersetzung  des  Physiologus  S.  52  und  Wurm  von  weifser  Farbe,  der  bei  zunehmen- 
Deutsche  Sprachdenkmale  des  12.  Jahrh.  hsg.  dem  Wachstum  sich  in  ein  Ei  verwandelt. 
i\  Karajan  S.  106):  In  Indien  lebt  der  Vogel  Aus  diesem  kriecht  nun  der  junge  Phoinix  aus. 
Phoinix.  Wenn  er  500  Jahre  alt  ist,  holt  er  aus  den  In  unserer  Welt  findet  er  keine  Nahrung,  noch 
Wäldern  des  Libanos  würzige  Zweige  (^Qx^caslg  bemüht  sich  jemand  den  federlosen  zu  speisen. 
xa  l-vla  xov  Aißdvov  v.al  ysyil&i  zag  nxeQvyag  Er  geniefst  den  Tau,  der  vom  Himmel  fällt, 
avxov  uqcoilÜzcov).  Dann  ruft  er  den  Priester  in  bis  er  erwachsen  ist.  Dann  entfliegt  er,  um 
Heliopolis  im  neuen  Monat (Nisan  oder  Adar),  20  in  seine  Heimat  zurückzukehren.  Vorher  aber 
genannt  Phamenothi  oder  Pharmuthi.  Der  sammelt  er  die  von  der  Verbrennung  übrig 
Priester  kommt  und  legt  Weinreben  auf  den  gebliebenen  Teile,  auch  das  Ei,  aus  dem  er 
Altar.  Der  Vogel  steigt  hinauf,  zündet  das  gekrochen  ist,  würzt  sie  mit  Balsamsalbe,  mit 
Feuer  an  und  verbrennt  sich.  Arn  nächsten  Myrrhe  und  Weihrauch  und  ballt  sie  zusammen. 
Tage  findet  der  Priester  einen  Wurm  in  der  Dann  trägt  er  sie  nach  der  Stadt  des  Sonnen- 
Asche.  Diesem  wachsen  am  zweiten  Tage  gottes  und  legt  sie  in  dessen  Tempel  nieder. 
Flügel  und  am  dritten  ist  er  wie  der  alte  Der  junge  Vogel  ist  von  bewunderungs- 
Vogel,  begrüfst  den  Priester  und  fliegt  in  seine  würdiger  Schönheit.  Rot  wie  ein  Granatapfel 
Heimat.  ist  Schulter,  Brust,  Kopf,  Nacken  und  Rücken. 

Lactantius,  Gedicht  über  den  Phoinix:  Im  30  Der  Schweif  glänzt  von  Gold  mit  Purpurflecken, 
äufsersten  Osten  liegt  ein  glückliches  Land,  Die  Flügel  schillern  in  Regenbogenfarben.  Der 
nahe  dem  Punkte,  wo  die  Sonne  im  Frühling  Schnabel  ist  weifs  mit  smaragdgrüner  Färbung 
aufgeht,  völlig  eben,  ohne  jede  Erhebung  und  gemischt;  obgleich  von  Hörn  glänzt  er  wie 
Vertiefung  und  doch  zwölf  Ellen  höher  als  die  Edelstein.  Die  grofsen  Augen  leuchten  wie 
höchsten  Berge.  Dort  gehört  dem  Sonnengotte  Amethyste.  Das  Haupt  trägt  einen  Strahlen- 
ein dichter  immergrüner  Hain.  Die  Gegend  kränz  wie  das  des  Phoibos.  An  den  Beinen 
blieb  unberührt  von  dem  Himmelsbrande,  den  glänzen  goldene  Schuppen,  die  Krallen  sind 
Phaethon  entfachte,  und  versank  nicht  in  der  rosenrot.  Halb  Pfau,  halb  Fasan  erscheint  das 
Flut  zur  Zeit  des  Deukalion.  Alles  Gebrech-  Ganze  (effigies  inter  pavonis  mixta  figuram  cer- 
liche,  Häfsliche,  Traurige  bleibt  diesem  Lande  40  nitur  et  pictam  Phasidis  inter  avem).  Die 
fern;  auch  böses  Wetter  ist  dort  unbekannt.  Gröfse  des  Phoinix  übertrifft  alle  Tiere  Ara- 
Es  regnet  nicht;  das  Land  wird  durch  einen  Mens,  und  doch  ist  er  leicht  und  behend  in 
Quell  bewässert,  der  allmonatlich  einmal  her-  seinen  Bewegungen.  Ganz  Ägypten  kommt 
vorbricht.  Sehr  hohe  Bäume  tragen  milde  herbei,  um  die  seltene  Erscheinung  zu  be- 
Früchte, welche  nicht  abfallen.  Hier  wohnt  wundern  und  verehrend  zu  begrüfsen.  Seine 
allein  der  Phoinix,  der  Begleiter  des  Phoibos.  Gestalt  wird  in  Marmor  gebildet  und  durch 
Sobald  die  Morgenröte  hervorkommt,  taucht  eine  Inschrift  das  Ereignis  verewigt.  Die  Schar 
er  drei-,  viermal  in  den  Quell  und  trinkt  von  der  Vögel  versammelt  sich,  um  den  Phoinix 
seinem  Wasser.  Dann  setzt  er  sich  auf  den  auf  seinem  Fluge  zu  begleiten.  Sie  fliegen  bis 
Wipfel  eines  Baumes,  der  den  ganzen  Wald  50  dorthin  mit,  wo  der  reine  Äther  beginnt;  dann 
überragt,  und  erwartet,  dem  Aufgang  zuge-  kehren  sie  zurück,  und  jener  fliegt  allein  an 
wendet,  die  Strahlen  der  Sonne,  die  er  mit  seinen  Ort.  Der  glückliche  Vogel,  der  aus 
wunderbar  schönem  Gesänge  begrüfst,  schöner  sich  selbst  entsteht,  ohne  Zeugung  mit  Hilfe 
als  der  Ton  der  Nachtigall  und  des  Schwanes,  der  Venus.  Der  Tod  ist  ihm  zeugende  Venus. 
die  Flöten  der  Musen  und  die  Lyra  des  Her-  Er  ist  sein  eigener  Nachkomme,  sein  Vater 
mes.  Wenn  Phoibos  hoch  am  Himmel  steht,  und  sein  Erbe,  sein  Ernährer  und  sein  Pfleg- 
schlägt er  dreimal  mit  den  Flügeln  und  betet  ling.  Er  ist  derselbe  und  nicht  derselbe,  der 
schweigend  an.  Den  Gang  der  Stunden  be-  durch  den  Tod  ewiges  Leben  erlangt, 
gleitet  er  mit  seinem  Gesänge,  als  Priester  des  Claudianus,  Gedicht  über  den  Phoinix  (carm. 
Haines  und  allein  der  Geheimnisse  des  Phoibos  60  min.  27):  Jenseits  des  Indus  und  des  Eurus 
kundig.  grünt    ein    Hain,    von    tiefem   Meer    umgeben, 

Wenn  tausend  Jahre  seines  Lebens  ver-  der  aufgehenden  Sonne  benachbart.  Das  ist 
gangen  sind,  dann  verläfst  er  seine  Heimat  das  Reich  des  Sonnenvogels  (Titanius  ales), 
und  sucht  die  Welt  auf,  wo  der  Tod  herrscht.  welches  er  allein  bewohnt,  weder  von  wilden 
Er  begiebt  sich  nach  Syrien  in  einen  abge-  Tieren  noch  von  Menschen  gestört.  Den  Göttern 
legenen  Wald.  Dort  setzt  er  sich  auf  eine  gleich  lebt  er  so  lange  wie  die  Sterne,  da  sich 
hohe  Palme,  auf  der  er  vor  wilden  Tieren,  sein  Leib  immer  wieder  erneut.  Nicht  ge- 
Schlangen und    Raubvögeln  sicher  ist.     Äolus  gewöhnliche  Speise  sättigt  ihn,  noch  stillt  eine 


o457             Phoinix  (b.  Claudian.)  Phoinix  (b.  Schol.  Lucan.,  Nonn.)      3458 

Quelle   seinen  Durst;   sondern   die  reine   Glut  Schol.  Lucan.  6,  680:    a)    Phoenix   est   avis 
der  Sonne   nährt  ihn  und    aus  der  Meeresflut  una  sola,  quae  instruit  sibi  rogum  collectis  mul- 
nimmt  er  seinen  Trank.     Ein   geheimnisvoller  tis  pigmentis  ...    b)   Phoenix  est   avis   vicina 
Glanz   geht   von   seinen  Augen   aus.     Feuriger  ortui  solis  sine  pare;  quae  post  D  annos  cum 
Schein  spielt  um  seinen  Mund.    Auf  dem  röt-  senserit  se  gravari  senio,    collectis  pretiosissimis 
liehen  Scheitel  erhebt  sich  ein  Kamm,  der  einen  aromatibus  exstruit  sibi  rogum  voluntarium  et 
strahlenden  Stern  träot.  (Bittilo  cognatum  ver-  combusta  de  cineribus  suis  post  XL  dies  resur- 
tice    sidus    attollit    cristatus    apex    tenebrasque  git.  —  c)  Haec  avis  solis  ortui  vicina  est;  nam 
serena    luce   secat).      Die    Beine    sind    purpur-  sole   Oriente   dulcissimos   cantus  promit.     Haec 
färben.    Sein  Flug  überholt  den  Zephyr.    Die  10  cum  se  post  D  annos  senserit  senectute  gravari, 
Flügel  schimmern  bläulich  und  wie  von  darüber-  ex  virgulis  aromaium  rogo  construeto  plausuque 
gestreutem  Golde.    Der  Phoinix  entsteht  nicht  alarum  voluntarium  sibi  gignit  incendium ;  sed 
durch   Zeugung  oder   Samen,   sondern  ist  zu-  rursus  de  cineribus  suis  resurgit. 
gleich    sein  Vater   und    Sohn   und    erneut    die  Nonn.  Dionys.  40,  394 — 398:  xai  £<6Xa  xnw- 
abgelebten  Glieder  durch  fruchtbares  Sterben.  svva.   (ptgcov  yautyöwvxi   ragaä   %ilistrig   ooybg 
So   oft  tausend  Jahre  vergangen  sind,   unter-  ögvig  in    £vod^,cp  ßio  ßmueo  (des  Sonnengottes) 
liegt  er  der  Last   des  Alters.     Das  Auge  wird  (pol-vil-,   regucc   ßioio  ysgcov  avroanogov    <xg%rjv, 
klein    und    matt;    die    Flügel,    die    sonst    die  tixTsrat  Iöovvtioio   %gövov  ncdiväygsrog   slxwv, 
Wolken  durchdrangen,  können  sich  kaum  vom  Ivaccg  d'  iv  itvgl  yfjgccg  äutißszca  ix  nvgbg  rjßr\v. 
Boden  erheben.  Da  sammelt  er  trockene  Kräuter  20        Aus    diesen    eben    angeführten    Zeugnissen 
von  sonnigen  Hügeln  und  häuft  sich  aus  kost-  ergiebt   sich,  was  Griech!en  und  Römer  im 
baren  arabischen  Reisern  ein  Lager,  das  sein  Altertum  über  den  Phoinix  dachten.     Er  war 
Grab    und    seine    Geburtsstätte    werden    soll.  eine  seltsame  Erscheinung  des  Auslandes,  des 
(Arentes  tepidis  de  collibus  eligit  herbas  et  tu-  fernen  Ostens,  und  ist  es  geblieben,  bis  christ- 
mulum  texens  pretiosa  fronde  Sabaeum  compo-  liehe    Schriftsteller    ihn    immer    wieder    zum 
nit,  bustumque  sibi  partumque  futurum).     Hier  Gleichnis   benutzten   und    der  Vorstellung  von 
setzt  er  sich  nieder  und  ruft  den  Sonnengott  dem  sich  verbrennenden  und  aus  der  Asche  neu 
mit    schmeichelndem   Gesänge    an    und    bittet  entstehenden  Phoinix  zu  ihrer  jetzigen  volks- 
um    das  Feuer,    welches  ihn   zu  neuer  Jugend  tümlichen    Geltung    verhalfen.      Sie    knüpften 
erwecken   soll.     Sobald   ihn   Phoibos   erblickt,  30  an  die  Auffassung  an,  welche  bei  den  Römern 
schüttelt  er  ein  Haar   aus   seinem  Haupte  auf  die   herrschende    geworden    war,  wie  sich  aus 
ihn.     Das  aufgehäufte  rflanzenlager  wird  vom  manchen  gelegentlichen  Erwähnungen  ergiebt. 
Feuer   ergriffen,   und  mit   ihm    verbrennt    der  Stat.    Silv.    2,4,36s.:    senio  nee   fessus    inerti 
greise    Vogel.      Während    der    Scheiterhaufen  scandit  odoratos  Phoenix  felicior  ignes.  Martial. 
neues  Leben  vorbereitet,  läfst  die  Mondgöttin  ep.  5,  7:  Qualiter  Assyrios  renovant  incendia 
ihr    Gespann    halten   und    der    Himmel    stellt  nidos,   una   decem   quoties   saecula    vixit    avis, 
seine    Drehung   ein.      Die    Natur    ist    bemüht,  taliter  exuta  est  veterem  nova   Borna  seneetam 
jede    Störung   zu   verhüten,    damit    der    ewige  u.  s.  w.    Ursprünglich  aber  sind,  wie  schon  be- 
Vogel,  die  unsterbliche  Zierde    der  Welt,  un-  tont,    zwei   verschiedene  Überlieferungen    vor- 
versehrt  aus  der  Flamme  hervorgehe.    Alsbald  40  handen.     Entweder  stirbt  der  Phoinix  auf  ge- 
entsteht   in    den    aufgelösten    Gliedern    neues  wohnliche  Weise  oder  er  verbrennt  sich.    Was 
Leben,  neues  Blut  durchströmt  die  Adern,  und  älter    ist,    läfst    sich    aus    der    früheren    oder 
verjüngt  erhebt  sich  der  Phoinix  aus  der  Asche.  späteren  Überlieferung  nicht  entscheiden.    Ge- 
(Continuo    dispersa   vigor  per    membra   volutus  meinsam  ist  den  mannigfaltigen  Erzählungen, 
aestuat    et    venas    reeidirus    sanguis    inundat.  dafs   es  immer  nur  einen  solchen  Vogel  giebt 
Victuri  cineres  nullo   cogente  moveri  ineipiunt  und   dafs   nach   seinem  Tode  ein  gleichartiger 
plumaque  rudern  vestire  favülam.     Qui  fuerat  Nachkomme  ohne  geschlechtliche  Zeugung  ent- 
genitor,    natiis   nunc  prosilit    idem    succeditque  steht.     Aufserdem    benützt    er    für    sein    Nest 
novus:   geminae   confinia   vitae   exiguo    medius  gewisse  Gewürzbäume  und    -sträucher,    die   in 
(liscrimine  separat  ignis.)     Er  begiebt  sich  an  50  seiner  Heimat  wachsen.     Sonst  herrscht  in  den 
den  Nil,  um  dort  das  Andenken  seines  Vaters  Einzelheiten     keine     Übereinstimmung.       Bei 
zu  verehren  und   seine   Überreste   aufzuheben.  Herodot  bringt  der  junge  Phoinix  den  Leich- 
Unterwegs  begleitet  ihn  eine  unzählige  Vögel-  nam  des  alten  in  einem  eiförmigen,  ausgehöhlten 
schar,   wie  einen  König   sein  Gefolge.     In  der  Myrrhenklotz    nach    Heliopolis    und    bestattet 
berühmten  ägyptischen  Stadt,  die  den  Son-  ihn    im    Tempel    des    Sonnengottes.      Ähnlich 
nengott  verehrt,  legt  er  die  Reste  des  Vorfahren  erzählt  in  breiterer  Ausführung  Achilles  Tatius 
auf  den  Altar  des  Gottes  nieder  und  verbrennt  und   mehr  andeutungsweise  Aelian.     Bei  Ovid 
sie.     Vom  Altare  steigt   duftender  Rauch  em-  macht  sich   der  Phoinix   auf  einer  Palme  ein 
por  und  von  dem  indischen  Wohlgeruche  wird  Nest  und  Sterbelager  zurecht,  und  aus  seinem 
weithin    die    Nilgegend    erfüllt.     0   du  Glück-  eo  toten    Leibe    entsteht    ein    neuer   Vogel    (inde 
licher,    der   du    dein    eigener  Erbe    bist!     Der  ferunt  corpore  de patrio parvum phoenica  renasci, 
Tod   giebt   dir  Leben;    an    dir   stirbt   nur  das  Metam.  15,  401.  402),  der  das  Nest  samt  seinem 
Alter.    Alle  Jahrhunderte,  erlebst  du.    Du  hast  Inhalt    nach    Heliopolis    trägt.     Nach    Tacitus 
die  grofse  Flut  und  den  Phaethontischen  Brand  teilt   der    Phoinix    dem    Neste    Zeugungskraft 
gesehen.   Dich  rafft  kein  Unglück  dahin;  selbst  mit.     So    entsteht   der  junge  Vogel,    der   den 
wenn    die    Erde    versinkt,    wirst    du    erhalten  Leichnam    auf    den    Altar    des    Sonnengottes 
bleiben.     Dir  spinnen  die  Schicksalsschwestern  trägt.     Vorher    übt    er    sich    an    einem   Stück 
keinen  Faden,  über  dich  haben  sie  keine  Macht.  Myrrhenholz  —  so  wird  in   anderer  Form  die 

Boscher,  Lexikon  der  gr.  u.  röm.  Mythol.    III.  109 


3459                  Phoinix  (Wesen)  Phoinix  (Lebensdauer  etc.)         34iiO 

oben    erwähnte    Überlieferung    berücksichtigt.  Wurm,  daraus  ein  Ei,  und  aus  diesem  kriecht 

Der  Leichnam  wird  schliefslich  verbrannt.  Wenn  der  junge  Vogel  aus,  der,  sobald  er  erwachsen 

bei    Lucan.  Fharsal.  6,  680    von    Phoinixasche  ist,   alle   Überreste  nach   Heliopolis   trägt  und 

die  Rede  ist  (cinis  eoa  positi  phoenicis  in  ora),  im  Tempel  des  Sonnengottes   niederlegt.     Bei 

so   ist   es  möglicherweise   ebenso  gemeint  und  Claudian  bereitet  sich  der  Phoinix  sein  Toten- 

nicht  an  die  Selbstverbrennung  und  Verjüngung  lager  in   seiner  Heimat   im    äufsersten   Osten, 

gedacht;    ähnlich    bei    Plin.    hist.    nat.    29,  9:  Nach    seinem    Bittgesänge     an    den    Sonnen- 

inter  prima  proditis  etiam   ex  cinere  phoenicis  gott    schüttelt    dieser    ein    Haar    aus    seinem 

nidoque  medicinis.    Bei  Pomponius  Mela  stirbt  Haupte,    das    den    Brand    entfacht.     Aus    der 

der   Phoinix    auf  dem    dazu   bereiteten  Lager  10  Asche    erhebt    sich    der    neue    Phoinix.      Hier 

(strues),   und   aus   der  tabes   entsteht  das  neue  wird    also    auf  eine    Zwischenstufe    verzichtet. 

Leben.     Der  junge  Vogel  bringt  die   Gebeine  Der  verjüngte  Vogel  begiebt  sich  nach  Ägyp- 

des   alten   in   Myrrhen    eingelegt  (ossa  pristini  ten,   um   die   Überreste   seines  Vaters   dort   zu 

corporis   inclusa  myrrha)   nach  Heliopolis,    wo  bergen. 

sie  verbrannt  werden.  Einigemal  findet  sich  Der  Phoinix  wird  als  heiliger  Vogel  des 
die  Angabe,  dafs  als  Vorstufe  des  Vogels  erst  Sonnengottes  bezeichnet  bei  Plinius,  Tacitus, 
ein  Wurm  entsteht,  ähnlich  wie  sich  aus  der  Lactantius  und  Claudianus.  Eine  grofse  Schar 
Raupe  der  Schmetterling  entwickelt.  So  bei  anderer  Vögel  sammelt  sich  um  ihn  und  be- 
Clemens  Bomanus:  Nachdem  der  Phoinix  in  gleitet  ihn  ehrfurchtsvoll  bei  Tacitus,  Achilles 
seinem  Neste  (onxog)  gestorben  ist,  wird  aus  der  20  Tatius,  Lactantius  und  Claudianus.  Dafs  die 
Gvnouivn  6ÜqI  ein  Wurm  (exmlrfö,  der  sich  Priester  die  Echtheit  des  neuen  Phoinix  fest- 
von  dem  Safte  des  Toten  nährt  (ix  xfjg  Ix^iccdog  stellen,  erzählt  Clemens  Bomanus  und  Achilles 
xov  xexelevxrjxoxog  £d>ov  ävaxQEcpoiiivog)  und  Tatius.  Es  kommt  vor,  sagt  jdian,  dafs  die 
zum  Vogel  entwickelt  (nxsQocpvtt).  Hernach  Priester  nicht  ganz  einig  darüber  sind,  ob  die 
trägt  er  das  Nest  mit  den  Gebeinen  nach  Zeit  des  Phoinix  gekommen  ist:  da  erscheint 
Heliopolis  und  legt  es  auf  den  Altar  des  Gottes.  er  plötzlich,  denn  er  weil's  es  besser  als  sie 
Auch  bei  Plinius  entsteht  aus  Gebein  und  (6  de  allcog  ixtivcov  tQi&vxcov  üitoorjiiaivjxai. 
Mark  ein  Wurm  und  dann  ein  junger  Vogel  Saiuovicog  xbv  xaigbv  xal  Ttäpsaxtv).  Unter 
(ex  ossibus  et  medullis  eins  nasci  primo  ceu  den  Zuthaten,  mit  denen  Achilles  Tatius  seinen 
vermiculum,  inde  fieri  pullum);  dieser  trägt  30  Bericht  ausschmückt,  fallen  die  Worte  auf: 
das  Nest  samt  Inhalt  nach  der  Stadt  des  xbv  vsxgbv  iTtidslxvvtcu  xal  Igxiv  irtixäcpiog 
Sonnengottes  in  Panchaia  und  legt  es  auf  den  Goqpierrfc,  also  der  Phoinix  hält  seinem  Vor- 
Altar. Bei  Solinus  wird,  wenn  die  Worte  nicht  ganger  eine  Leichenrede.  Von  dem  Gesänge 
entstellt  sind,  nur  von  dem  Scheiterhaufen  des  Phoinix  erzählen  Philostratus,  Lactantius, 
erzählt,  den  sich  der  Phoinix  auf  dem  Altar  Claudianus  und  die  Scholien  zu  Lucanus. 
des  Sonnengottes  herrichtet.  Ambrosius  erzählt  Sonderbar  ist  die  Erwähnung  des  Libanos- 
ebenso  wie  Clemens  Bomanus  und  Plinius  von  berges  im  Physiologus.  Wenn  man  bei  Clemens 
einem  Wurme;  er  entsteht  aus  dem  Safte  Bomanus  liest:  6r\xbv  tavxcö  Ttoisl  ix  h-ßävov 
(humor)  des  in  seinem  Neste  (theca)  gestorbenen  xal  öiivQvng  xal  x&v  loinbv  agco^dxcov,  so 
Phoinix.  Aus  dem  Wurm  wird  dann  der  neue  40  kommt  man  auf  die  Vermutung,  dafs  ein  ur- 
Vogel,  der  jenes  Nest  aus  Äthiopien  nach  sprüngliches  lißavog  =  „Weihrauch"  fälsch- 
Lykaonien  bringt.  Nach  Philostratos  erwartet  lieh  als  Eigenname  aufgefafst  ist.  Auch 
der  Phoinix  sein  Ende  an  den  Nilquellen  und  das  bei  Ambrosius  vorkommende  Lykaonien 
stimmt  in  seinem  Neste  einen  Totengesang  an  wird  wohl  auf  irgend  ein  Mifsverständnis  zu- 
(xbv   (poivixa   xbv   iv   xi\  xaXtct  rr}xöutrov  ngo-  rück  gehen. 

Tta^nxvgiovg  vpvovg  avxä  ädttv).  Da  wo  die  Als  Lebenszeit  des  Phoinix  giebt  Herodot 
Verbrennung  der  Verjüngung  vorangeht,  wird  500  Jahre  an.  Diese  Angabe  wiederholen  Ovid, 
die  Beziehung  in  verschiedener  Weise  her-  Pomponius  Mela,  Tacitus,  Clemens  Bomanus, 
gestellt.  Bei  Epiphanius  verzehrt  das  Feuer,  Ailian,  Philostratus,  der  Physiologus,  Ambrosius, 
das  aus  dem  Leibe  des  Phoinix  selbst  hervor-  50  Epiphanius,  Äneas  von  Gaza,  Schol.  Lucan. 
gelockt  worden  ist,  diesen  nicht  vollständig,  und  aufserdem  Seneca  ep.  42,  1,  Aurelius  Victor 
es  tötet  ihn  nur  und  erhitzt  ihn  stark;  aber  de  Caesar.  4,  14  u.  epit.  4,  10,  Horapollo  1,  35 
es  bleiben  Teile  übrig,  auf  die  die  Flamme  und  Apostolius  Prov.  Cent,  17,  91  (aus  Allan). 
nicht  gewirkt  hat  (Xtitpava  xfjg  ßaxgbg  Ixi  oi\ia  540  Jahre  sind  es  bei  Plinius  und  Solinus; 
TtEQiliintxai).  Diese  verschwinden  und  bringen  654  bei  Dexippus  fr.  5  (F.  H.  G.  3,  672)  und 
binnen  einem  Tage  einen  Wurm  hervor,  der  Suidas  s.  v.  <polvi&,;  1000  bei  Plinius  29,  1,  9, 
sich  dann  zu  einem  Vogel  entwickelt.  Am  Martial.  ep.  5,  7,  Lactant.  Phoen.  59,  Claudian, 
dritten  Tage  ist  dieser  erwachsen.  Ähnlich  ist  Phoen.  27,  Auson.  epist.  20,  9,  Norm.  Dion, 
der  Hergang  im  Physiologus,  nur  dafs  nicht  40,  394 f.  Auch  1461  Jahre  werden  als  Zeit 
von  unverbrannten  Teilen  die  Rede  ist.  Bei  60  des  Phoinix  genannt  (Tac.  Ann.  6,  28).  Das 
Artemidorus  entsteht,  wenn  der  Phoinix  ver-  wäre  die  Zeit,  nach  welcher  das  gewöhnliche 
brannt  ist,  nach  einiger  Zeit  ein  Wurm  aus  Jahr  von  365  Tagen  sich  um  ein  ganzes  Jahr 
der  Asche ,  der  wieder  zum  Phoinix  wird.  verschoben  hätte,  also  wieder  die  ursprüngliche 
Ebenso  Schol.  Arist.  (ix  xfjg  &v&Qaxtäg).  Bei  Lage  einnähme.  Die  Zahl  7006  findet  sich  bei 
Lactantius  geht  die  Verbrennung  in  Syrien  Tzetzes  a.  a.  O.  nach  Chairemon  (fr.  5).  Gar 
vor  sich.  Die  Sonnenstrahlen  entzündenden  12954  Jahre  nennt  Solinus  nebenher  (=  magnus 
Phoinix  nebst  seinem  Neste  auf  dem  Palm-  annus  bei  Tac.  Dial.  16),  und  972  Menschen- 
baume.    Aus    der   Asche    entsteht   ein   weifser  alter  giebt  Hesiod.   fr.  50   (vgl.   Plin.  7,    153; 


3461            Phoinix  (Lebensdauer)  Phoinix  (Heimat)                3462 

Phtf.de  def.  or.  11)  dem  PhSinix*).  Ausonius  de  worden.  Die  Vorstellung  von  der  Langlebig- 
aetatibus  animantiv/m  (ed.  Peiper  S.  93)  giebt  keit  des  Phoinix,  die  schon  bei  Hesiod  einen 
dieselbe  Berechnung  lateinisch  wieder,  eine  starken  Ausdruck  gefunden  hat  (s.  jedoch 
andere  im  Gripluis  ternarii  numeri  S.  201**).  Sp. 3461  Amn.*)  und  sprichwörtlich  geworden  ist. 
Gegenüber  den  gesucht,  ja  übertrieben  grofsen  z.  B.  Lucian.  Hermot.  53  <&oivixog  hri  ßiovv, 
Zahlen  findet  sich  einmal  (Aristides  2,  107,  konnte  sich  auch  entwickeln,  wenn  das  Ab- 
or.  45)  auch  die  Angabe,  dafs  der  Phoinix  alle  sterben  und  die  Verjüngung  sich  in  kleinen 
Jahre  neu  entsteht:  6  'IvSixbg  ÖQvtg  iv  Alyvnrioig  Zeiträumen  wiederholte;  denn  der  Begriff  der 
i]Xiov  nzQiödoig  cpvstdL;  vgl.  Schol.:  qpatf;  avrbv  Ewigkeit  ergiebt  sich  schon  aus  der  Verjüngung 
iv  AiyvTtvm „kcct  svmxvtov  dg  vtvQav  ytaTiovra  10  an  sich.  Was  von  der  Dauer  des  Phoinix  im 
%ais6&ca.  Über  die  Versuche,  die  Phoinixzeit  ganzen  galt,  wurde  dann  wohl  auf  die  Zeit 
durch  astronomische  Berechnung  zu  erklären,  einer  einzelnen  auf-  und  absteigenden  Entwick- 
vgl.  F.  K.  Ginzel,  Handbuch  der  mathem.  und  lung  in  unklarer  Weise  übertragen. 
techn.  Chronologie  Bd.  1,  Leipzig  1906,  S.  177  Als  Heimat  des  Phoinix  wird  bei  Herodot, 
bis  180.  Die  einzige  Zahl,  die  für  die  Zeit-  bei  Tacitus  und  sonst  vielfach  Arabien  be- 
rechnung  wirklich  eine  Bedeutung  hat,  1461,  zeichnet.  Assyrien  nennen  Ovid  und  Martial, 
bezeichnet  die  Sothisperiode  und  ist  sicherlich  Äthiopien  Heliodor  Aethiop.  6,  3  (xbv  (polvma. 
nicht  mit  Rücksicht  auf  den  Phoinix  aufge-  xbv  ££  Ai&ioTtoiv  ri'Ivdäv  mg  rjuäg  cccpiKvoviievov 
stellt  worden.  Die  anderen  Zahlen  sind  ent-  oqviv)  und  Achilles  Tatius,  Indien  Aristides, 
weder  rund  und  daher  offenbar  keiner  Berech-  20  Philostratus,  Heliodor  (neben  Äthiopien),  Auso- 
nung  entsprungen  oder  gehen  ebenfalls  den  nius  (Gangeticus  ales,  epist.  20,  9).  Auch  der 
Phoinix  ursprünglich  nichts  an.  Nach  Manilius  Physiologiis  läfst  den  Phoinix  aus  Indien  kom- 
bei  Plin.  10,  2  (vgl.  Solin.  33,  Horap.  2,  57)  men.  Bei  Plinius  und  Solinus  dagegen  be- 
begann nach  Ablauf  einer  Phoinixperiode  ein  giebt  sich  der  Phoinix,  der  im  übrigen  in 
neuer  Kreislauf  der  Sterne  und  Zeiten.  Aber  Arabien  heimisch  ist,  mit  dem  Neste  und  den 
von  wirklicher  Anwendung  einer  solchen  Rech-  Überresten  seines  Vaters  nach  Panchaia. 
nung  ist  nichts  bekannt.  Gerade  an  der  an-  Also  mufs  auch  dieses  als  Heimat  des  Phoinix 
gegebenen  Stelle  bei  Plinius  wird  ein  be-  angesehen  worden  sein.  Sonst  ist  unbestimmter 
stimmtes  Jahr  als  Phoinixjahr  bezeichnet,  näm-  von  einer  weit  im  Osten  gelegenen  Gegend 
lieh  das  215.  Jahr  vor  dem  Konsulate  des  P.  30  die  Rede  (Lactantius,  Claudianus,  Schol.  Lucan.) 
Licinius  und  des  Cn.  Cornelius,  also  vor  dem  oder  es  bleibt  ganz  dahingestellt,  woher  er 
Jahre  97  v.  Chr.,  mithin  das  Jahr  312  v.  Chr.  kommt  (ö&ev  ovx  i'occ6iv  av&Qa-jioi  Artemidor. 
Dies  ist  der  Beginn  der  Seleukidenzeit  und  4,  47).  Allen  den  auf  den  Osten  weisenden 
gleichzeitig  ein  Glücksjahr  für  Ptolemaios  durch  Angaben  steht  endlich  Heliopolis  in  Ägyp- 
den  Sieg  bei  Gaza.  Weil  es  ein  geschichtlich  ten  gegenüber,  das  in  den  meisten  Berichten 
denkwürdiges  Jahr  war,  wollte  man  es  gern  als  ein  neben  der  eigentlichen  Heimat  für 
auch  zu  einem  Knotenpunkte  der  Zeitrechnung  den  Phoinix  wichtiger  Ort  genannt  wird, 
machen  und  setzte  eine  Phoinixerscheinung  in  Aus  den  fünf  Namen  Panchaia,  Äthiopien, 
das  Jahr.  Offenbar  handelt  es  sich  dabei  nur  Arabien,  Assyrien  und  Indien  läfst  sich  viel- 
urn  eine  fabelhafte  Ausschmückung  gegebener  40  leicht  eine  einheitliche  Anschauung  gewinnen. 
Verhältnisse.  Vgl.  Krall  in  den  Süzungsber.  Die  Äthiopen  sind,  wie  gewöhnlich  in  älterer 
d.  Wiener  Akad.,  philos.-hist.  Kl.,  Bd.  98  (1881),  Zeit,  am  Südrande  Irans  und  zwar  am  persi- 
S.  909.  Irgend  eine  regelmäfsig  nach  einer  sehen  Meerbusen  zu  suchen.  Zu  dieser  Gegend 
bestimmten  Zeit  wiederkehrende  Erscheinung  stimmt  „Arabien"  als  dessen  südliche  Begren- 
mul's  der  Phoinix  bedeutet  haben,  aber  es  kann  zung  und  vermutlich  Panchaia  als  in  dem  Meer- 
kaum  von  Anfang  an  ein  Zeitraum  von  vielen  busen  gelegen.  Die  Äthiopenküste  und  ihre 
Jahren  gewesen  sein.  Aus  den  überlieferten  östlichen  Nachbargebiete  führen  später  den 
Zahlen  ist  nichts  Bestimmtes  zu  folgern,  nur  Namen  „Indien"  (Tnder  und  Äthiopen  sind 
darf  nicht  übersehen  werden,  dafs  neben  den  Nachbarn  bei  Aesch.  Suppl.  284),  und  unter 
für  menschliche  Begriffe  unermei'slichen  Zeit- 50  Assyrien  ist  nach  üblichem  griechischem  Sprach- 
räumen auch  die  bescheidene  Spanne  von  gebrauche  Babylonien  zu  verstehen,  die  west- 
einem  Jahre  erscheint,  also  immerhin  ein  An-  liehe  Begrenzung  des  Golfes.  [Zu  dem  Namen 
halt  dafür  gegeben  ist,  die  ursprüngliche  Vor-  Ai^ionsg  bemerkt  Häsing:  Der  Bewohner  von 
Stellung  in  engen  Grenzen  zu  suchen.  Die  Elam-Susiana  heifst  iranisch  Hwajija.  Für  die 
später  aufgebrachten  übertriebenen  Zahlen  elamische  Form  ist  c  statt  j  anzusetzen,  also 
mögen  ihre  Quelle  in  irgend  welchen  Berech-  mit  elamischem  Pluralsuffix  -p  etwa  Htcacijap, 
nungen  haben:  diese  Berechnungen  aber  sind  in  griechischer  Wiedergabe  (c  =  &,  z.B.  Skuca 
nicht  von  vornherein  für  den  Phoinix  aufge-  =  Hxv&ai,  vgl.  Zeitschr.  d.  deutschen  morgenl. 
stellt,  sondern  erst  als  seine  Bedeutung  nicht  Gesellschaft  54,  128)  AQ-ionsg,  woraus  durch 
mehr    verstanden    wurde,    auf  ihn    übertragen  60  Etymologie  Al&ionsg  entstand.]    Hanubani,  der 

Hauptgott   von  Elam,    und  Hanuman    bei    den 

*)  Vgl.  jedoch  auch  Roschcr,  Ennead.  Studien  s.  25f.  Indern   sind   Gestalten,    die    mit    dem  Phoinix 

nehst  Anm  37  und  s.  4i  f.    Nach  Orph.  {fr.  216  Abel)  b.  verglichen  werden  müssen,    doch  sind  die  Zu- 

piut.  Symp.  s,  4, 2  ist  übrigens  unter  yont-  b.  Hesiod  a.  a.  o.  sammenhänge,  um  die  es  sich  hier  handelt,  noch 

nicht  der  Vogel iv    soadem  der  Baum  y.  (Dattelpalme)  nicht  in  genügendem  Umfange  aus  den  Quellen 

zu  verstehen.     Vgl.  unt.  Sp.  3464,  8  ff.  .   ,    9 '         °.      ■,                        °  .     ,                ^* 

**)  vgl.  jedoch  auch  Röscher  im  Philologie*  1908  s.  158  ff.  entwickelt       Andeutungen     sind    gegeben    m 

und  Ennead.  stud.  s.  41  A.  65,  wonach  b.  Auson.  zu  lesen  Memnon  (Zeitschr.  f.  die  Kunst-  u.  Kulturgesch. 

ist:  Ter  senos  (nicht:  ter  Mnos).  des  alten  Orients')  Bd.  1,  S.  6/7  und  73/74.    Vgl. 

109* 


3463     Phoinix  (=  Hanubani  =  bennu?)  Phoinix  (Gestalt)                 3404 

auch  Hüsing  in  der  Orientalistischen  Litteratur-  durch  den  ägyptischen  Namen,  sodai's  die  Ver- 

zeitung  7,  91  f.  und  zu  dem  bin  im  alten  Testa-  wendung    desselben    griechischen    Wortes    für 

ment  Hommel,  Geogr.  u.  Gesch.  d.  alten  Orients  den  Vogel  und  die  Palme  sich  daraus  erklärte 

(=  Hdb.   d.   Mass.   Altwss.  3,  1)    S.  86,   S.  138,  (Ansicht    Spiegelbergs),    ähnlich    wie    die    ent- 

5.  207  Anm.  1).  Dafs  auch  Hanubani  nicht  nur  sprechenden  ägyptischen  Worte  fast  denselben 
geflügelt,  sondern  auch  in  Vogelgestalt  zu  denken  Klang  haben,  braucht  nicht  angenommen  zu 
sein  wird,  ergiebt  sich  u.  a.  aus  Keilinschr.  Bibl.  av erden.     Die  Bezeichnung  Phoinix  rührt  viel- 

6,  S.  293,  wo  die  Krieger  des  Königs  Anbanini  leicht  von  der  Farbe  des  Vogels  her.  Der 
Vogelgestalt  haben.  Hier  ist  der  geschichtliche  gleichklingende  Name  für  die  Palme,  der  auf 
Lullu-König  (H)anu-bani-ni  zur  Vorlage  für  die  10  irgend  einem  Zufall  beruht,  hat  gelegentlich 
vermenschlichende  Ausgestaltung  und  örtliche  Veranlassung  gegeben,  den  Baum  mit  dem 
Festsetzung  des  Mythos  vom  Gotte  Hanubani  Vogel  in  Beziehung  zu  bringen,  am  sonderbarsten 
geworden.  Hanubanini  ist  reduplizierte  Kurz-  bei  Plin.  13,  4,  wo  von  einem  Palmbaum  be- 
form aller  mit  dem  Gottesnamen  Hanubani  ge-  hauptet  wird,  dafs  er  mit  dem  Phoinix  zugleich 
bildeten  Personennamen.  Eine  verschliffene  sterbe  und  neu  erstehe.  [Vgl.  ob.  Sp.  3461  A.*J 
Namensform  für  Hanubani  ist  Amman  (Bassam-  Wenn  bei  Ovid,  Lactantius  und  später  auf 
Oylinder,  Kol.  6,  Z.  34  in  Keilinschr.  Bibl.  Bildwerken  der  Phoinix  auf  einer  Palme  sitzt, 
Bd.  2).  Vgl.  griechisch "Auiiwv,  der  im  Zusammen-  so  ist  dies  wohl  auf  den  Gleichklang  der  grie- 
hange  mit  Panchaia  IHod.  5,  44  und  in  der  chisehen  Worte  zurückzuführen. 
Perseussage  bei  den  Äthiopen  erwähnt  wird;  20  Wo  das  Aussehen  des  Phoinix  geschildert 
Apollod.  2,  4,  3.  Die  Vogelkrieger  kehren  als  wird,  weicht  es  von  dem  des  ägyptischen  bennu, 
Memnoniden  wieder  in  der  Sage  von  Memnon,  einer  Reiherart,  ebenfalls  ab.  Verglichen  wird 
dem  Könige  der  Aithiopen  von  Susa,  der  gleich-  er  mit  einem  Adler  (Herod.,  Plin.,  Solin.),  einem 
falls  eine  geschichtliche  Spiegelung  des  Gottes  Pfau  (Achilles  Tatius  3,  25)  und  einem  Fasan 
Hanubaniist,  anschliefsend  an  den  um  1200  v.  Chr.  [Lactantius:  Efpgies  inter  pavonis  mixta  fignram 
regierenden  König  Humbanumeua  I.  von  Elam  vernitur  et  pictam  Phasidis  inter  avem).  Die 
(Ummanmenon,  Menanu).  Was  die  Griechen  von  Beschreibung  bei  Achilles  Tatius  lautet:  <poivi£ 
dem  sich  verbrennenden  und  sich  verjüngenden  .  .  .  {ityf&og  v.axä  xccäv  tfj  %q6u  xccwg  iv  ndXXsi 
Vogel  Phoinix  wufsten,  wird  im  alten  Äthiopen-  dtvxtQog-  xf/.£Qcc6xcu  \lsv  xa  nxzQu  %qvg<o  %<xi 
lande  wurzeln  und  hat  seinen  selbständigen  Wert  30  noocpvQK,  ccv%h  Ss  tbv"HXiov  btaitöxriv  xccl  f) 
neben  dem,  was  den  Ägyptern  ihr  Vogel  bennu  xfqporP.rj  iuxqxvqü,  ißxsyärcoaz  yag  uvxijv  xvxkog 
war.  Der  bennu,  vielleicht  zu  lesen  baninu,  sicpEyy^g '  ijXiov  de  taxiv  6  xov  xvkXov  axtcpavog 
ist  im  Grunde  wahrscheinlich  dasselbe  wie  d%mv.  Kvdvsog  iarrv,  Q&Soig  i^qng^g,  evsidrjg 
Hanubani  —  Hanuman;  aber  die  Griechen  wurden  xitv  &eav,  cckxigi  -ao^ü,  v.a.1  tiaiv  avxai  nregäv 
wohl  durch  oberflächlichere  Überlegungen  dazu  ccvaxoXcä.  Aus  dem  Drama  'Ei-uymyrj  (Auszug 
geführt,  in  dem  bennu  den  äthiopischen  cpoiviE,  der  Juden),  verfafst  von  Ezechiel,  ist  bei 
wiederzuerkennen.  Die  Vogelgestalt,  der  ahn-  Eusebius,  praepar.  evang.  9,  29  p.  446  eine 
lieh  klingende  Name,  die  Stadt  Heliopolis,  die  Stelle  erhalten,  in  der  eine  Beschreibung  des 
es  in  Ägypten  ebenso   gab   wie   auf  Panchaia,  Phoinix  gegeben  wird: 

die  Aithiopes,  die  in  der  Nachbarschaft  eben-  40       «.      „     A)  _„x„  „„-    ,v>   -»»„„M,  >.,-,«„  tc\„,,. 

„    ,.                1     r    1                                         i         •.    -i                 ^         n     i  tXSQOV    Ob    TtQOQ    XOIQ  O      EIOOIIZ7'    Q(OOV    £EVOV 

falls  vorhanden  waren    und  mit  ihnen  der  Gott  #"6rbv  ol()V  o{,8{n(0  S>QU%£  tie- 

Amnion,  alles  das  konnte  dahin  wirken.    Daher  ^J^     &     *p  %b     f        &ETQ-        $, 

erzahlt  Herodot  von  einem  ägyptischen  Vogel,  fffi  i0«Ooifft»  W  %QcoaaOi. 

ßteo   dem  bennu,  was   sonst  von  dem  Phoinix  *         y  M.                 iv  i(pcdvero- 

bekannt  war.   Das,  was  sich  in  der  ägyptischen  ßL     £  luXx6%Qa>xa  «*l  *ax'  ai%iva 

Überlieferung  über   den    bennu  fandet,   ist  von  '    ;,  '      „„11  „:-,-,„,  c,\^nc^!f-^n 

,        &      ,                         ..         T-.,       .     .                            .  ■XQOy.COXtl'OlG    UakkOlßW    £VXQEltlg£XO, 

ganz    anderer  Art    als    die   Phoinixsage.      Am  \       Äi     i~-    s;.J^n.„  J.„^c..mc«t'^ 

0    .   .         .  .          ,  ,    .       m  i      1       1                -i         t  naget  oi  Koxxois  fjatooig  TtaosucpeQtg 

meisten  ist  wohl  im  Totenbuche  von  ihm  die  ^       %,         y  t~  %6       „QoaißXs„B 

Rede   (für  einen  Nichtkenner  des  Ägyptischen  y,^j  j  ,  ^  ^        *&    i      ipev0m 

zugänglich  z.  Bin  der  Übersetzung  von  Budge.  50             ^  öh\tdvxcov  slXsv  iv.xo^axaxnr. 

Books  on  Egypt   and  Ghaldaea  by  Budge   and  ßaJ^s  fö  ndvr(0V  6qv^v  i^ivtxo, 

Kmg,   vol.  6-8).     Hier  heilst   der   bennu    die  K      ,p             fc  xApw    ä     %k          ,  6  ^ 

Seele  des  Ria,  auch  des  Osiris,  der  Tote  setzt  ^J^    K^  ShU&vx>  i%iG6VT0, 

sich  dem  bennu  gleich,  der  Tote  fahrt  in  einem  ^     ^  „6a9fv    zcc^os  $>s  y^gov^vos, 

Kahn     m   dem    sich   auch  Ria  und   der  bennu  ,.  ^             vhv  ^       ßa6t^on>  no86g. 

befanden,  u.  s.  w.     in   der  ganzen   Autiassung  r 

dieses  seelenhaften  und  göttlichen  Wesens  ist  Solche  Beschreibungen  haben  offenbar  den 
nichts,  was  an  den  Phoinix  erinnerte.  Eine  Zweck,  die  bunte  Pracht  des  Vogels  zu  rühmen, 
vielleicht  anzunehmende  gemeinsame  Grund-  der  sich  vor  anderen  auszeichnen  sollte.  Zum 
Vorstellung  mufs  sich  in  ganz  verschiedener  60  Muster  konnten  dabei,  aufser  den  schon  ge- 
Weise  entwickelt  haben.  Jedenfalls  ist  eine  nannten,  wohl  auch  noch  andere  bunte  asiatische 
Ableitung  des  Phoinix  aus  dem  bennu  unmög-  Vögel  dienen,  wie  etwa  der  Papagei.  Hervor- 
lich. Auch  sprachlich  ist  nicht  an  einen  Zu-  gehoben  sei,  dafs  mehrfach  ein  besonderer 
sammenhang  zu  denken.  Vgl.  Spiegelberg,  Der  Kopfschmuck  erwähnt  wird,  bei  Plinius  ein 
Name  des  Phoenix  (Straßburger  Festschrift  z.  plumeus  apex,  bei  Claudianus  eine  ähnliche 
46.  Vers,  deutscher  Philologen  u.  Schulm.  Hsg.  Krone  oder  Haube,  noch  mit  einem  Stern  ge- 
ü.  d.  philos.  Fac.  d.  Kais.-Wilhelmsuniv.,  Strafsb.  ziert (sidus  aMollit  cristatus  apex),  bei  Lactantius 
1901,   S.  163—165).     Auch  eine  Beeinflussung  ein  Strahlenkranz  (aequatur  toto  capiti  radiata 


3465 


Phoinix  (Gestalt) 


Phoinix  (in  der  Kunst) 


3466 


Corona,  Phoebei  referens  verticis  alta  decns), 
ebenso  bei  Achilles  Tatius  {ißxscpävcoas  avri]v, 
nämlich  trjv  y,£q)ccki]v,  xvtiXos  svcpzyyijg'  i]Xiov 
86  icnv  6  xov  xvvXov  ßxhcpavog  ilncov).  Auf 
Abbildungen  bat  der  Phoinix  gewöhnlich  einen 
runden  Schein  oder  einen  Strahlenkranz  um 
den  Kopf.  Sicbtlich  bestand  die  Neigung,  den 
Phoinix  in  enge  Beziehung  zur  Sonne  zu  bringen, 
ihn  als  einen  Sonnenvogel  anzusehen.  Doch 
war  wohl  ursprünglich  der  Mond  gemeint;  an  10 


\%£ 


20 


30 


1)  Der  Bennu  auf  einem  Baum.    Aus  einem  Grabe  zu  Hau 
(nach  Erman,  Ägypten  S.  368). 


ihm  ist  Absterben  und  Wiederaufleben  deut- 
licher zu  beobachten,  und  es  vergehen  einige 
Tage,  ehe  die  neue  Erscheinung  ihre  gehörige 
Gröfse  erreicht  hat. 

Über  einige  andere  Wundervögel,  mit  denen 
der  Phoinix  verglichen  werden  kann,  wie  den 
persischen  Simurg,  den  türkischen  Kerkas  (Ka-  40 
rakus)  und  den  indischen  Semendar,  auch  den 
Vogel  Rukh  in  Tausend  und  eine  Nacht,  siehe 
Grässe,  Beitr.  zur  Literatur  u.  Sage  d.  Mittel- 
alters S.  77 
—79.  Vom 
Phoinix 
handelt 
auch  A.  de 
Guberna- 
tis,  Die  50 
Thiere  in 
d.  indoger- 
man.  My- 
thologie 
S.  494  ff. 
Von  älte- 
ren Dar- 
stellungen sind  erwähnenswert  P.  Texel,  Phoenix 
visus  et  auditus,  Boterod.  1703  und  B.  F.  F.  Hen- 
richsen,  de  Phoenicis  fabula  apud  Graecos,  60 
Bomanos  et  populos  orientales,  I.  II.  Hofniae 
1825 — 1827.  Neuere  Untersuchungen  und  Zu- 
sammenstellungen :  Sey  ff arth,Die  Phoenixperiode, 
in  Zeitschr.  d.  deutschen  morgenl.  Ges.  3,  S.  63 
—89;  Wiedemann,  Die  Phönixsage  im  alten 
Ägypten,  Ztschr.f.  ägypt.  Sprache  u.  Altertumskde. 
16  (1878),  S.  89  —  106;  ders.,  Herodots  zweites 
Buch  S.  312  ff.;  Fritz  Schall,  Vom  Vogel  Phönix, 


Äkadem.  Bede,  Heidelberg  1890.  Die  Kunst- 
darstellungen sind  eingehend  behandelt  bei 
Piper,  Mythologie  der  christl.  Kunst  1,   S.  446 

—471. 

Kunstdarstellungen. 

Als  Probe  für  die  Vorstellung  des  bennu 
in  Ägypten  diene  Abbildung  1  aus  einem  Grabe 
zu  Hau  nach  Er- 
man, Ägypten  S. 
368:  Der  Bennu  auf 
den  Zweigen  eines 
Baumes,  mit  der 
Beischrift:  „Seele 
des  Osiris". 

Von  dem  Phoi- 
nix findet  sich  eine 
Einzeld  arstellung 
(antik  ?)  im  Vati- 
kan. TV.  Amelung, 
Die  Sculpturen  des   4)  Münze  zum  Andenken  an  die 

Vaticanischen  Mu-  ältere  Faustina  (nach  Stevenson, 
SeumS   Bd.    1  ,    Mu-     Dictionary   of  Roman  coins  S.  22). 

seo        Chiaramonti 

466:  Statuette  (h. 0,535  m),  abgeb.Taf.65.  Auf 
brennendem  Nest  von  ungefähr  quadratischer 
Form  steht  ein  adlerartiger  Vogel  mit  ausge- 
breiteten Schwingen.  Vereinzelt  ist  der  Phoinix 
auf    Grabmälern    anzutreffen,    z.  B.    auf   einer 

marmornen  

rSöoooüooB 


Urne  mit  der 
Aufschrift  D(is) 
M(anibus),  er- 
wähnt bei  Piper 
S.  450,  abgebil- 
det bei  Fabretti, 
i«scf.p.378n.31. 
ZubeidenSeiten 
der  Inschrift  ein 
Vogel  auf  einem 
Scheiterhaufen 
stehend. 

Am    häufig- 


5)  Münze  Konstantins  I. 
(nach  Cohen  6,  Taf.  3,  104). 


sten  begegnet 
uns  der  Phoinix 
im  Altertum  auf 

Münzen,  wo  er  je  nachdem  ein  Sinnbild  der 
Ewigkeit  oder  der  Verjüngung  und  damit  auch 
der  Verbesserung,  ia  geradezu  eines  neu  anbre- 
chenden  goldenen  Zeitalters  sein  soll.  Beispiele : 
Goldmünze  Divo  Traiano  Parth.  Aug.  Patri 


2)  Münze  zu  Ehren 
Trajans  (nach  Cohen, 

JJescr.  d.  mann.  fr. 

s.  l'emp.  rom.  Bd.  2 
Taf.' 2  nr.  294). 


3)  Münze  des 
Antoninus  Pius  aus 
Alexandria  (nach 
Poole,  Coins  of  Ale- 
xandria Taf.  26,  1004). 


6)  Bleisiegel   (nach    Ficoroni, 
Piombi  antichi  Taf.  9,  9). 


7)  Bleisiegel 
(nach  Ficoroni  Taf.  5,  13). 


nach  seinem  Tode  geprägt,  die  Rucks,  zeigt 
den  Ph.  auf  einem  Lorbeerzweige.  Cohen,  De- 
scription  hist.  des  monnaies  frappees  sous  l'em- 
pire  romain  2,  S.  47  nr.  294;  Abbild,  auf  Taf.  2, 
danach  unsere  Abb.  2. 


3467 


Phoinix  (in  der  Kunst) 


Phoinix  (in  der  Kunst) 


3468 


47 


Goldmünze  Hadrians:  Cohen  2,  S.  157,  nr.471, 
1.    Rs.  SAEC.  AVR.     Mann  (Trajan  mit  den 


in 


8)  Sarkophagrelief  (nach  Bottari,  Sculture  e  pitture  sagre  Bd.  1,  tav.  22) 
Christus  auf  einem  Berge  zwischen  zwei  Palmbäumen; 
auf  dem  einen  der  Phoinix. 


VICTOR  VOTVm    SVLV1T       "E  PRO  VOTV    SVLV1T 


9)  Wandgemälde  einer  Kapelle  bei  den  Titusthermen 
(nach  Memorie  enciclopediche  per  1816,  Nov.,  tav.  21,  p.  157) 


Abzeichen  der  Aeternitas)  in  einer  ovalen  Au- 
reole, einen  Ph.  auf  einer  Kugel  haltend. 

Münze  des  Antoninus  Pius  aus  Alexandria: 
Poole,    Catalogue  of  the   coins   of  Alexandria 


(gehört   zu   dem  Catalogue  of  the   Greek  coins 
the  Brit.  Mus.)   1004,   abgeb.  Taf.  26,   da- 
nach unsere  Abb.  3.     Rs.  AISIN,  Phönix 
(numidischer  Kranich)  mit  Strahlenkranz 
um  das  Haupt. 

Silbermünze  mit  dem  Bilde  der  Fau- 
stina (Mutter),  DIVA  FAVSTINA,  Cohen 
2,  S.  423,  nr.  7.  Rs.  AETERNITAS  (oder 
Faustina?),  mit  der  einen  Hand  einen 
Ph.  mit  Nimbus,  mit  der  anderen  das 
Gewand  haltend. 

Münze  mit  dem  Bilde  derselben  DIVA 
AVGVSTA  FAVSTINA,  Cohen  2,  S.  435, 
nr.  122.  Rs.  AETERNITAS  steht  an  eine 
Säule  angelehnt  und  hält  eine  Kugel 
mit  einem  Ph.  darauf. 

Bronzemünze    141   und    142  vom  Se- 
nate zum  Andenken  an  die  ältere  Fau- 
stina geprägt.    Aeternitas  (=  Faustina?) 
sitzt,  in  der  einen  Hand  ein  Scepter,  in 
der   anderen   eine   Erdkugel,   auf 
der    ein    Ph.    mit    Strahlenkranz 
steht.    Abgeb.  bei  Stevenson,  Dic- 
tionary  of  Roman  coins  S.  22,  da- 
nach unsere  Abb.  4. 

Bronzemünze  der  Marcia  Ota- 
cilia  Severa,  Gemahlin  des  Philip- 
pus  Arabs  (244—249),  Cohen  4, 
S.  211,  nr.  35.  Rs.  TEMPORVM 
FELICITAS.  Otacilia  sitzt  zwischen 
Aeternitas  und  Felicitas,  welche 
neben  ihr  stehen.  Die  Aeternitas 
hat  in  der  einen  Hand  den  Ph.,  in 
der  anderen  ein  Scepter. 

Münzen  des  Trebonianus  Gallus 
(251—253),  Cohen  4,  S.  269,  nr.  8 
(Gold),  9.  10  (Silber),  S.  279,  nr.  84 
(Bronze).  Rs.  AETERNITAS  AVGG. 
Die  Aet.  mit  Diadem,  stebend,  hält 
eine  Kugel  mit  dem  Phoinix. 

Dasselbe  Bild  kehrt  wieder  auf 
Münzen  des  Volusianus  (251 — 254), 
Cohen  4,  S.  289,  nr.  7.  8  (Gold),  des 
Aemilianus  (253—254)  S.  306,  nr. 
32.  33  (Bronze),  Tetricus,  Vater  und 
Sohn  (267—273)  Cohen  5,  S.  179 
nr.  1.  2  (Gold)  und  Carinus  (282— 
285)  S.  352,  nr.  48—53  (Bronze). 
Aufserdem : 

Bronzemünze  des  Aemilianus, 
Cohen  4,  S.  308  nr.  45.  Rs.  ROMAE 
AETERN.  S.  C.  Roma  im  Helm, 
stehend,  hält  eine  Kugel  mit  dem 
Phoinix  und  eine  Lanze. 

Bronzemünze  des  Constantinus  I. 
Magnus  (323—337),  Cohen  6,  S.  119, 
nr.  164,  Abbild,  auf  Taf.  3,  danach 
unsere  Abbild.  5.  Nr.  165  dasselbe. 
Rs.  GLORIA  SAECULI  VIRTUS 
CAESS.  Konstantin  d.Gr.  sitzt  auf 
einem  Harnisch.  Vor  ihm  steht 
einer  seiner  Söhne,  ein  Tropaion 
haltend,  einen  Panther  neben  sich. 
Er  empfängt  aus  der  Hand  des 
Kaisers  eine  Kugel,  auf  der  ein  Phoinix  (mit 
Strahlenkranz)  steht,  das  Zeichen  der  Herr- 
schaft über  den  Erdkreis  in  einem  neuen  gol- 
denen Zeitalter.     Vgl.  Bancluri,  Numism.  imp. 


3469 


Phoinix  (in  der  Kunst) 


Born.  Bd.  2,  p.  256.  257.  297.  Abgeb.  p.  217 
und  242.  Akerman,  Catal.  of  rare  and  u)ie<l. 
Boman  coins  Bd.  2,  p.  238  m.  Abb.  Ebenso 
aucb  Silbermiinzen,  Banduri  2,  p.  253  u.  not.  1. 

Münzen  des  Constans  L,  Cohen  6,  S.  263, 
nr.  112,  Abb.  Taf.  7  (Bronze).  113,  114  dass. 
Rs.  FEL.  TEMP.  REPARATIO.  Constans 
stebt  im  Kriegsgewande  auf  einem  nach 
1.  gehenden  Schiffe  auf  der  linken  Seite. 
Er  bält  eine  Kugel,  auf  der  ein  Phoinix 
steht,  dessen  Kopf  von  Strablen  umgeben 
ist,  und  das  labarum,  auf  dem  sich  das 
Monogramm  Cbristi  befindet;  rechts  auf 
dem  Schiffe  sitzt  Victoria  am  Ruder.  Vgl. 
Banduri  2,  p.  357.  377.  386.  Abgeb.  p.  231. 
368.  Tanini,  Suppl.  ad  Bandur.  p.  292. 
293.  294.  299.  301.  Eckhel,  Doctr.  numm. 
t.  8,  p.  111. 

Andere  Münzen  desselben  Constans  I. 
zeigen  auf  der  Rückseite  neben  der  Auf- 
schrift FEL.  TEMP.  REPARATIO  den 
Phoinix  (mit  Strahlen)  auf  einer  Kugel 
(Cohen  6,  S.  265  nr.  122  oder  einem  Schei- 
terhaufen (nr.  123)  oder  einem  Felsen  ste- 
hend (Banduri  2,  p.  357.  360.  386,  abgeb. 
p.  231.  229. 

Münzen  des  Constantius  II.  haben  ähn- 
liche Bilder,  Cohen  6,  S.  302  nr.  159  =  S.  263, 
nr.  112;  S.  314,  nr.  233  =  S.  265,  nr.  122; 
S.  315,  nr.  234  =  S.  265,  nr.  123. 

Der  Kaiser  in  dem  Schiff,  so  wie  bei 
Constans  I,  erscheint  noch  auf  einer  Münze 
des  Arcadius  mit  der  Umschrift  VIRTUS 
AUGG.  (Tanini,  Suppl.  ad.  Bandur.  p.  349; 


Phoinix  (in  der  Kunst)  3470 

de  la  France,  t.  3,  pl.  64,  fig.  4.  Vgl.  Piper 
S.  459.  Nach  Bottaril,  tav.  22  unsere  Abb.  8. 
Ein  Wandgemälde  in  einer  Kapelle  bei 
den  Titusthermen  stellt  die  h.  Felicitas  mit 
ihren  sieben  Söhnen  dar.  Zu  beiden  Seiten  ein 
Palmbaum,  auf  dem  zur  Rechten  ein  Vogel  mit 


10)  Taufe  im  Jordan  auf  einem  Glasbecher 
(nach  Buonarroti,    Vasi  ant.  di  vetro  Taf.  6,  1). 


einem  Nimbus  um  den  Kopf  und  Strahlen. 
Abgeb.  bei  Marulli,  Lettera  sopra  un'  ant.  Cap- 
pella crist.  neue  Terme  di  Tito,  Napoli  1813 
und  in  den  Memorie  enciclopediche  sulle  anti- 
chitä  e  belle  arti  di  Borna  per  1816, 


Von  einer  Darstellung  der  Taufe 
im  Jordan,  mit  der  ein  Glasbecher 
geschmückt    war,    ist    ein    Teil    er- 


Eckhel,  Doctr.  numm.  8,  p.  169 

Als  Sinnbild  der  Ewigkeit  hat  der  Phoinix 
auf  einer  Kugel  stehend  eine  Münze  Valen- 
tinians  II.  mit  der  Umschrift  PERPETUETAS 
(Eckhel  8,  p.  162). 

Acht  Münzen  und  2  Gemmen,  die  den  Ph.  40  Nov.  tav.  21  p.  157.    Danach  unsere 
mit   Strahlenkranz   oder   Nimbus   zeigen,    sind       Abb.  9. 
aufgezählt  bei  L.  Stephani,  Nimbus  und  Strahlen- 
kranz (Memoires   de   Vacad.  imp.  des  sciences 
de    St.   Pe'tersbourg.     6.    serie,    sciences    polit., 
histoire  et  philol.  t.  9,  1859, 
S.  359  ff.)  S.  444  (84)  f. 

Ein  christliches  Blei- 
siegel  mit  dem  Namens- 
zuge des  Siricius  und  der 
Umschrift  (IN)DIGNI  DIA- 
CONI  zeigt  auf  der  ande- 
ren Seite  den  Phoinix  mit 
dem  Nimbus  um  den  Kopf, 
links  davon  ein  Kreuz  und 
die  Buchstaben  FE(NIX). 
Ficoroni,  Piombi  antichi  9, 
9;  danach  unsere  Abb.  6. 
Ebenda  5,  13  ein  Siegel 
mit  demselben  Namenszug, 
auf  der  anderen  Seite  eben- 
falls der  Phoinix,  hier  ohne  Beischrift,  auf 
einem  Zweige  stehend,  den  Kopf  von  Strahlen 
umgeben.     Vgl.  unsere  Abb.  7. 

Der  Phoinix  auf  dem  Palmbaum  als  doppeltes 
Sinnbild  des  ewigen  Lebens  findet  sich  auf 
christlichen  Sarkophagen.  Bottari,  Sculture  e 
pitture  sagre  estratte  da  i  cimiterj  di  Borna  1, 
tav.  22;  tav.  28.     Miliin,   Voyage  dans  le  midi 


11)  Der  Phoinix  trägt  Reiser  und  verbrennt  in  seinem  Nest. 
Althochd.  Handschrift  des  Physiologus,  hsg.  v.  Karajan,  Deutsche  Sprachdenkm. 

des  12.  Jahrh.  Bild  32. 


halten;  hinter  dem  Täufer  an  dem  einen  Rande 
des  Stückes  sieht  man  den  Palmbaum  mit 
dem  Phoinix.  Buonarroti,  Vasi  antichi  di 
vetro,  tav.  6,  Fig.  1.     Danach  Abb   10. 

Grofse  Mosaikgemälde  in  den  Basiliken 
Roms,  welche  Christus  umgeben  von  allerlei 
heiligen  Personen  darstellten,  liebte  man  mit 
Palmbäumen  einzufassen,  von  denen  einer  den 


3471 


Phoinix  (in  der  Kunst) 


Bildliche  Nachtr.  zu  Orpheus     3472 


Phoinix  trug.  Genaueres  bei  Piper  S.  460,  461. 
Über  sonstige  sinnbildliche  Verwendung  in 
christlichen  Kirchen,  auch  zur  Andeutung  der 
Auferstehung  vgl.  Piper  S.  461 — 468. 

Auch  Handschriften  des  Physiologus  ent- 
halten Abbildungen  des  Phoinix,  z.  B.  die  von 
Karajan  herausgegebene  althochdeutsche  Über- 


setzung (Deutsche  Sprachdenkmale  d.  12.  Jahrh. 
S.  71  ff.)     Nach  Bild  32  unsere  Abb.  11. 

Von  der  üppigen  Pracht,  welche  manche 
Beschreibungen  des  Phoinix  enthalten,  zeigen 
die  nachgewiesenen  Abbildungen  freilich  nichts, 
sondern  begnügen  sich  mit  einer  bescheidenen 
Andeutung  der  Sache.     [Türk.] 


Bildliche  Nachträge  zu  Orpheus. 


Zu  Orpheus  Sp.  1180  Z.  51  ff. :     Amphora  in  Neapel 
(nach  Mon.  d.  Inst.  8,  43). 


Zu  Orpheus  Sp.  1188  Z.  44:  Orpheus  in 

der  Unterwelt    Amphora  Altamura- 

Neapel  (nach  Mon.  d.  Inst.  8,  9). 


WELLESLEY  COLLEGE  LIBRARY 


3  5002  03130  0614 


BL 


715  . R7  18S4  3:2 


Röscher,  Wilhelm  Heinrich,   I 
1845-1923, 

Auef  uhrliches  Lexikon  der 
griechischen  und  r  cmiechen 


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