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Full text of "Auslautendes D im alten Latein: Ein Beitrag zur lateinschen Grammatik..."

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BEITRÄGE 



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LATEINISCHEN GRAMMATIK 



TOM 



THEODOR BERGK. 



ERSTES HEFT. 



HALLE, 

VERLAG VON RICIIARD MÜHLMANN. 



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1870. 



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AUSLAUTENDES D 



IM ALTEN LATEIN 



EIN BEITRAG 



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ZUE LATEINISCHEM GRAMMATIK 



TOM 



THEODOR BERGK. 



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HALLE, 



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VERLAG TON RICHARD MÜHLMANN. 



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Isocrates ad?. Sophistas 10. 



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Vorrede, 



Ich habe in meinen academischen Gelegenheitsschriften 
wiederholt die genauere Erörterung einzelner schwieriger 
Abschnitte aus dem Gebiete der lateinischen Grammatik in 
Aussicht gestellt; aber erst jetzt, wo ich von dem undank-. 
baren und lästigen Geschäft der officiellen Schriftstellern 
entbunden bin, kann ich an die Ausfuhrung jenes Ver- 
sprechens ernstlich denken. 

Bereits im Jahre 1847 in der Abhandlung über die 
Salischen Lieder verwies ich auf eine eingehende Unter- 
suchung über den Ursprung des lateinischen Ablativs ; wenn 
ich nun zunächst nur einen Beitrag zur Lösung dieser Auf- 
gabe biete, so ward diese Beschränkung durch Fr. Ritschls 
neue Plautinische Excurse (1. Heft, auslautendes D im alten 
Latein, Leipzig 1869) veranlasst, indem ich genöthigt war 
Bitschis Abhandlung Schritt für Schritt zu folgen: denn 
von alle dem, was Ritschi aufstellt, kann ich nur Weniges 
billigen; und da es # nicht an solchen fehlen wird, die jenen 
scharfsinnigen Gelehrten auch auf seiner neuen Bahn treulich 
begleiten werden, schien es gerathen, rechtzeitig ein warnen- 
des Wort auszusprechen. Bei aller Uebereinstimmung im 
Einzelnen, trennt uns ein principieller Gegensatz: Ritschi 
hat für Alles eine Methode, die er fertig mitbringt, wenn 
er eine Untersuchung beginnt; ich bin stets der Ansicht 
gewesen, dass jede wissenschaftliche Aufgabe ihre besondere 
Art und Weise der Behandlung erfordert , die man erst ken- 
nen lernt, indem man sich gründlich in den Gegenstand 
vertieft. So hat mir Ritschi wiederholt vorgeworfen, dass 

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in meinen Plautiiiischen Studien ganz andere Grundsätze 
olge, als in der Kritik der griechischen Dichter, und hat 
s als eine tadelnswerthe Inconsequenz bezeichnet Ich 
. eben in der griechischen Grammatik Aristarcheer, in der 
einischen Anhänger des Crates ; aber ich führe weder dort 
b Princip der Analogie, noch hier die Consequenzen der 
lomalie in abstracter Weise durch, sondern im einzelnen 
die wird jedes in seiner Berechtigung anerkannt. _ Wenn 
i die nachfolgenden Blätter sich eng an Bitschlß Ab- 
indlnng anschliessen, so war bei dem Gegensatz der Rieh- 
lagen und Grundsätze ein kritisches Verhalten nicht zu 
enneiden: aber meine Polemik ist selbst einem Gelehrten 
egenüber, der in einem wissenschaftlichen Streite nur zu 

Seht in die Schärfe persönlicher Gereiztheit zu verfallen 
, egt, streng sachlich und durchaus ehrlich, 
< Schliesslich bemerke ich, dass durch meine Uebersie- 
felung nach Bonn der Druck dieser Abhandlung, welche ich 
h Juli und August in Halle niederschrieb , sich etwas ver- 
$gert hat 






Bonn, den 15. November 1869. 






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Inhaltsverzeichnisa 



I. Die Anhebten dei alten Grammatiker ..'..'...' 8 

II. Die neueren Gelehrt« . . . '. 12 

TU. Der alte Ablati» 14 

TT. Der Inetrniucntalis nnd sein Verhältnis« rum AWam . . 22 

T. Der AblatiT in den ältesten Denkmälern ...... 27 

V|. losch riftlicbe Zeugnisse . : 90 

VII. Beispiele ans den Anfingen der Litteratnr ..... 34 

ITtl. Ablati» der persönlichen Pronomina bei Plantau .... 37 

IX. Die übrigen Pronomina .' 68 

X. Nomina ' •■ , .68 

XI. Pormworte . ' . .'...-. . TZ" 

XIJ. Anslantendes D im IroperaÖT '.".*..".."..... 93' 

MM Die nenst* Kritik im Plantu 96 

£TV. ffiatna. 102 

XV, Znr Geschichte der Ueberliefernng des Plantbiwlicn Tertes 12) 

Excnrse. 

I. Die temporale Bedeutung des Genitiv 113 

II, Deber das grammatische Geschlecht der Worte lux nnd ervx 146 - 

1IL Nvdiut. Nvpcr . . . . . . . . . ISO 

TV. Hlatos in den Beden dea Cato i . . . . . . - . . . 163 

V. PermitUs nnd jtrmtitt .".-.. . . . . . . . *. . 154 

VL Plaotinische Verse bei Varro ' j .157 



Nachträgliches ..'•..*. . •- • -. 
Verbesserte oder erklärte Stellen . 
Wort- nnd Sachregister 



161 



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Auslautendes D im alten Latein. 



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Kitschis Abhandlung über das auslautende D im 
alten Latein 1 ist wie Alles, was dieser scharfsinnige Gelehrte 
schreibt, durch eine gewisse Kunst der Ueberredung und diabetische 
Gewandtheit ausgezeichnet, aber der Leser muss eben deshalb 
stets auf seiner Hut sein, um nicht durch einen Trugschluss, eine 
erschlichene Beweisführung in die Enge getrieben zu werden. 
R. bezeichnet S. 120 als Ziel und Aufgabe seiner Untersuchung 
die Ermittelung einer sprachgeschichtlichen Thatsache; wie denn 
überhaupt diese neuen Excurse ' sich als sprachgeschichtliche 
Untersuchungen ankündigen; allein über das auslautende D 
erfahren wir nicht mehr, als wir schon längst wussten: 2 dass 
R. dieses D an ungezählten Stellen bei Plautus wieder einfuhren 
will, ist keine Iristorische Thatsache, sondern eine blosse Hypo- 
these, die nicht einmal das Verdienst hat, neu zu sein. Jene 
Blätter sind eigentlich nichts anderes als kritische Studien zum 
Plautus, aber „sprachgeschichtliche Untersuchungen " hat allerdings 



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1) Ware R/s Schrift; anonym erschienen , so könnte man glauben 
dieselbe sei von einem seiner literarischen Gegner verfasst, und man v 5 
würde sich nicht wundern, wenn irgend ein anonymer Kritiker durch , \. , 
den äussern Schein getauscht erklärte, die Abhandlung verrathe durch- - .- 

ans Mangel an rechter Schule, -der Verfasser habe sich nach schlechten *,._". *'. v » v 

Mustern , wie Bothe und Weise , gebildet. So sehr steht die gegen- , - t X 

wärtige Schrift in den meisten Punkten mit den Grundsätzen, welche : ';•■■'.: 

R. früher geltend gemacht hatte, im Widerspruch: nur die Kunst, mit - 

welcher R. verschweigt, dass die jetzt von ihm selbst bekämpften -.-*:■— 7 ~ 

Ansichten früher seine eigenen waren , würde dem Kundigen auch so 

den wahren Verfasser verrathen. . " ,;-'•.', 

2) Der ungenannte Comparative, dem R. S. 13 so unfreundlich* ""**"._- 
die Thür weist und ihm die Berechtigung abspricht, sich Philolog 

zu nennen, wird sicherlich für die Geschichte der lateinischen Sprache 
aus dieser Abhandlung wenig oder nichts lernen! . 



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einen bessern Klang: und es sieht so harmlos aus, wenn der 

vielbelobte Herausgeber des Plautus uns erzählt, sein Streifzug 

in die Wälder der Sprachgeschichte sei belohnt worden durch 

zwei 2s ebengewinne , „ deren Tragweite ebenso einleuchtend ist, 

wie ibr Werth nicht zu unterschätzen sein wird. 44 - 

^Der erste besteht in der Erkcnntniss, dass die auf 
gewissen Seiten gehegte, und in neuster Zeit mit gesteigertem 
Fanatismus verfochtene Torstellung von einer fast masslosen 
Hiatnslicenz bereits in so enge* Grenzen zurückgedrängt ist, 
dass au cli" der noch nicht beseitigte Rest jede Glaubwürdigkeit 

Terliert." 

„Die zweite, für die gesammte Wortkritik des Plautus mass- 
gebende Einsicht, die gewonnen worden, ist diese, dass so 
wenig ja auch für die handschriftliche Textüberlieferung theils 
: gelegentlicher Ausfall einzelner Worte, theils zufällige Um- 
stellung zweier oder mehrerer Worte in Abrede zu stellen ist> 
doch beide Verderbnissarten in sehr viel geringerem Masse Platz 
""" gegriffen haben, als es die Hermann'sohe Kritik annahm, 
namentlich auf ihrem Höhepunkte , wie sie ihn in der Recension 
[ der Baechides erreichte." 

Wenn wir die künstliche Gruppirung auflösen, die Folge 
der Sätze umkehren, dann werden sich die Thatsachen in ihrer 
wahren Gestalt zeigen. 

Ich habe immer bei aller Anerkennung der verdienstlichen 

Leistungen R. behauptet, dass die zahlreichen Umstellungen der 

"Worte, die kleinen Flickworte nam, jam, nunc, tu, hercle, pol u.s.w. 

mit denen Rltschl, Fleckeisen und Andere den Text des 

Plautus bereichert haben, nichts anderes sind als Interpolationen, 

und Andere haben sich in gleichem Sinne ausgesprochen. Als 

ich in d^m Proömium zum Sommersemester 1866, S. III, schrieb: 

„Quod si Itber aliquis manuscriptus Plautinas fahdas exhiberet, 

qwrmadmodum a nostris critieis emendatae feruntur , contimto omnes 

Zibrum erassa Minerva interpolatum nullaque fide dignum esse dicti- 

\tarent: nunc criticorum divina ingenia admirantur ac summis 

landibuz ferunt, et quamvis fortatse concedant etiamnunc superesse 

quatdam dubia aut impedita, tarnen pleraque omnia felicissimo suc- 

cessu in integrum restituta et egregiis iuventü perpolita esse affir- 

nwnl" hat dies den ganzen Ingrimm des Kritikers erregt 



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AUSLAUTENDES D 



IM ALTEN LATEIN 



EIN BEITRAG 



ZUR LATEINISCHEN GRAMMATIK 



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VERLAG VON RICHARD MÜHLMANN. 



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dass B., wenn auch spät, zu derselben Einsicht gelangt, wenn 
er eingesteht, dass es unzulässig sei, noch ferner auf diese 
Weise die Kritik im Plautus zu handhaben. Aber mit welch 
liebenswürdiger Bescheidenheit, oder soll ich lieber sagen . 
meisterhafter Feinheit, verschweigt er, dass eben in seinen und 
der Seinen Arbeiten diese falsche Methode ihren Höhepunkt 
erreicht hat, indem er für diese Ausschweifungen der Kritik 
G. Hermann verantwortlich macht 

Diese Erkenntniss des Irrthums ist übrigens ohne rechten 
Werth, denn R. lenkt sofort in einen neuen Irrweg ein. Dass 
der Hiatus im Plautus nicht zu dulden sei , war schon früher 
oberster Grundsatz der Ritschlschcn Kritik; diese unerwiesene 
Voraussetzung hält er auch jetzt fest. Während er früher den 
Hiatus durch jene oft ziemlich groben Interpolationen zu besei- 
tigen suchte, geht er jetzt, wo er zu gleichem Zw T ecke zahlreiche 
Archaismen einführt, mit grösserer Schonung zu Werke, und je 
leichter und einfacher dieses Mittel scheint, desto unduldsamer 
wird er gegen den Hiatus , den er nun bis auf den letzten Best 
auszutilgen unternimmt Die Beseitigung des Hiatus ist der 
eigentliche Kernpunkt, 1 und ledig im Interesse jener Hypothese 
ist die Untersuchung über das auslautende D angestellt. Es ist 
also eigentlich eine ziemlich grobe Täuschung, wenn R. behauptet, 



halte ich jetzt, nach dem Erscheinen seiner neuesten Schrift, eine aus- 
führliche Erwiederung für. noch weniger geboten. Denn obwohl er auch 
hier nicht selten das, was entweder mit seinen früheren Ansichten in 
Widerspruch trat, oder 'seine jetzigen Principien vorbereitet, mit Still- 
schweigen übergeht, so kann er doch nicht umhin, in sehr wesent- 
lichen Punkten sich mit mir einverstanden zu erklären. Man- muss 
Herrn R. nur Zeit lassen, und so gebe ich mich sogar der Hoffnung 
hin, dass wir selbst über diese Abhandlung, so wenig auch ihre Resul- 
tate Im ersten Augenblicke Herrn B. genehm sein dürften , später uns 
einmal verständigen werden. 

1) Daher sagt denn auch der Geschäftsverwandte des Verlegers 
in der Ankündigung: der Verfasser behandele hier eine Spracherschei- 
nung, welche von allen analogen die grösstc Tragweite habe. „Ihre 
Erörterung wirft zugleich. den Nebengewinn ab, für die schwierigste 
aller Plautinischen Fragen , die Hiatusfrage , festere Anhaltepunkte zu 
geben und eine trostlichere Entscheidung zu begründen, als man sich 
bisher rühmen konnte. 4 * ? - ..-•■•■ 









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Vorrede. 



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Ich habe in meinen academischen Gelegenheitsschriften 
wiederholt die genauere Erörterung einzelner schmeriger 
Abschnitte aus dem Gebiete der lateinischen Grammatik in 
Aussicht gestellt; aber erst jetzt, wo ich von dem undarik-, 
baren und lästigen Geschäft der officiellen Schriftstellern 
entbunden bin, kann ich an die Ausfuhrung jenes Ver- 
sprechens ernstlich denken." * * . ";'•:' ""; ""- : " r '-T. 

Bereits im Jahre 1847 in der Abhandlung über die 
Salischen Lieder verwies ich auf eine eingehende Unter- 
suchung über den Ursprung des lateinischen Ablativs ; wenn - 
ich nun zunächst nur einen Beitrag zur Lösung dieser Auf- 
gabe biete, so ward diese Beschränkung durch Fr- Ritschis 
neue Flautinische Excurse (1. Heft, auslautendes D im alten 
Latein, Leipzig 1869) veranlasst, indem ich genöthigt war; 
Bitschis Abhandlung Schritt für Schritt zu folgen: denn 
von alle dem , was Bitschl aufstellt , kann ich nur Weniges 
billigen; und da es nicht an solchen fehlen wird, die jenen 
scharfsinnigen Gelehrten auch auf seiner neuen Bahn treulich 
begleiten werden, schien es gerathen, rechtzeitig ein warnen-* i 
des Wort auszusprechen/ Bei aller Uebereinstimmung im 
Einzelnen, trennt uns ein principieller Gegensatz: Bitschl 
hat für Alles eine Methode, die er fertig mitbringt, wenn 
er eine Untersuchung beginnt; ich bin stets der Ansicht i 
gewesen , dass jede wissenschaftliche Aufgabe ihre besondere , 
Art und Weise der Behandlung erfordert , die man erst kehr - ; 
nen lernt , indem man sich gründlich in den Gegenstand 
vertieft So hat mir Bitschl wiederholt vorgeworfen f dass 



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in meinen Plautinisclien Studien ganz andere Grundsätze 
Ige, als in der Kritik der griechischen Dichter, und bat 
> als eine tadelnsvrerthe Inconsequenz bezeichnet Ich 
eben in der griechischen Grammatik Aristarcheer , in der 
einischen Anhänger des Crates ; aber ich führe weder dort 
5 Princip der Analogie , noch hier die Consequenzen der 
lomalie in atistracter Weise durch, sondern im einzelnen 
die wird jedes in seiner Berechtigung anerkannt _ Wenn 
die nachfolgenden Blätter sich eng an Ritschls Ab- 
mdlung anschliessen , so war bei dem Gegensatz der Rich- 
ingen und Grandsätze ein kritisches Verhalten nicht zu . 
snneiden: aber meine Polemik ist selbst einem Gelehrten 
egenüber, der in einem wissenschaftlichen Streite nur zu ■ 
acht in die Schärfe persönlicher Gereiztheit zu verfallen 
flegt, streng sachlich und durchaus ehrlich. 

Schliesslich bemerke ich, dass durch meine Uebersie- 
elung nach Bonn der Druck dieser Abhandlung, welche ich . 
ö J^li nnd August in Halle niederschrieb , sich etwas ver- 
Jgert hat. 

Bonn, den 15. November 1869. 



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Inhaltsverzeichnis». 



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I. Die Ansichten der alten Grammatiker 



Seit« 
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U. Die neueren Gelehrte» . . . '. ..... . : . . 12 



I1L Der alte Ablativ . '• . . . . • ... ... . . " . 

IV. Der Instrumentalis und sein Verhältniss zum- Ahlativ . 

V. Der Ahlativ in den ältesten Denkmälern . . . *. . 

VI. Inschriffcliche Zeugnisse .; ... ^ ^ ...... . 



14 
22 
27. 

30 



VII. Beispiele aus den Anfangen der Litteratur ' . . . . / 34 

VJH. Ahlativ der persönlichen Pronomina hei Flautus .... . 37 

IX. Die übrigen Pronomina ...... ... ..."••' 53 

X. Nomina ....'...' •.*■••■• •- ..- . -. . . . • . • 63 

__ ^_ *• * ■ * 

XI. Fornrworte . '. • . . •• •■■•"-. •-*■•■ ••'#■..•'•"■•.. ' .. 72* 

XIT. Auslautendes D im Imperativ""."-."*". ."*..". '..' . .02. 

XIII. i)ie neuste Kritik im Plautus . . .'.„-. . ; '. / 96 .. 

XXV. Hiatus. . • ... • • . • '. • . - . . v . ."'... 102 

XV. Zur Geschichte der TJeherlieferung des Plautinischen Textes 12]. 

Excurse. ■ • . 

- ; - * . '. - % ' * " ■ ■ -.''•■ 

I. Die temporale Bedeutung des Genitiv v . "..... . 143 

II. Ueher das grammatische Geschlecht der Worte lux und crux 146 - 

III. Nudius. Nuper .* . ~ . . . . . ; . . 15fr 

IV. Hiatus in den Beden des Cato ; . . ' . .. . . *". . . 152 

V. Permüies und pemäie$ ^ . . -_. . 

VI. Plautinische Verse hei Vano ' i . 

■ ■ • _ « — 

Nachtragliches , . \ *. . .- . - : . 
Verbesserte oder erklärte Stellen '• 
Wort- und Sachregister ,, . - • .. 



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157 

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165 

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550) bemerkt wird: adiwxt et teptumtrri catum, "so ist dies ohne 
alle Bedeutung, da dieses junge Machwerk dem bekannten 
Grammatiker völlig fremd ist * - 



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Die teueren. ' 

Die Ansichten der Neueren waren begreiflicherweise lange 
Zeit ausschliesslich durch die dürftige Ueberlieferung bei Quintilian 
und den Grammatikern bestimmt, so bildete sich die Vor- 
stellung von dem D paragogicum aus, dem man schon froh- 
zeitig die Kraft zuschrieb , jeden beliebigen Hiatus in den classi- 
schen Dichtern, namentlich aber in den Plautinischen Komödien 
" zu tilgen. R. hebt mit Recht das Verdienst von G. F. Grote- 
fend hervor, der in seiner lateinischen Grammatik zuerst 
erkannte, dass hier eine alte „Ablativ- oder Adverbialflexion" vor? . 
liege; aber ungerecht ist R. wie von jeher, so auch jetzt gegen ' 
Bothe, indem er nur das Verfehlte hervorhebt und beliebig einige 
abenteuerliche Formen, 1 wie sie B o t h e in den Text des Plautus und 
Terenz einführte, als Probe der Botheschen Maaslosigkeit citirt, 

• 

während er verschweigt, dass Bothe an unzähligen Stellen ganz 
dasselbe Mittel anwendet, was R. jetzt als neueste wissenschafb- 
v liehe Entdeckung empfiehlt; wie denn überhaupt schon früher 
Camerarius, Pareus, Gujetus, später Bothe und Weise 
das Meiste vorweggenommen haben. Jene Männer, indem sie in ' 
der traditionellen unklaren Vorstellung von dem D parag. befangen 
waren, mussten nothwendig oft irre gehen; wenn R. solche Missr 
griffe vermeidet, ist dieses nicht sein Verdienst, ihm kommt eben 
die reifere Einsicht unserer Zeit zu gute; aber ich werde zeigen, 
wie R., indem er kecken Muthes an Alles was wie ein Ablativ 
aussieht, ein D anhängt, nicht minder häufig fehlt, ganz abgesehen 



1) R. führt' unter anderen auch an, dass Bothe bibered schrieb, 
dieses hatte am wenigsten R. rügen sollen , denn der Infinitiv ist jeden- 
falls eine substantivische Bildung, freilich ob Ablativ oder Dativ oder 
Instrumentalis ist zweifelhaft * • -- ■ . 



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Auslautendes D im alten Latein. 



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aus der Verschmelzung des alten Ablativs mit dem siebenten 
Casns oder Instrumentalis hervorgegangen ist; denn nachdem 
beide Casus ihre Bildungen DE % (D) und BI (M) vollständig ein-- 
gebüsst hatten, waren sie formell nicht mehr zu unterscheiden; 
ausserdem aber gingen zum Theil auch die Functionen des Dativs 
(Locativs) auf diesen Casus über. Aber es ist beachtens- 
werth, wie schon der alte, echte Ablativ, der auf D auslautet,, 
eine ähnliche Mannichfaltigkeit der Verwendung zeigt; er 
bezeichnet nicht nur das Woher, Hinnad cepit, de praidad, ds 
senatuos sententiad, sondern auch das Wo in coventionid, end- 
lich auch das Mittel, die Art und Weise, u. s. w., so auf 
der columna rostrata: puenandod cepei; denn wenn schon diese 
Urkunde im Allgemeinen nur mit Vorsicht zu benutzen ist, so 
tritt sie doch gerade im 'Gebrauch des alten Ablativs nirgends 
aus dem Kreise der wohl beglaubigten Analogie heraus; auch die 
Osker sagten dolud nuxlud. Man könnte versucht sein anzu- < 
nehmen, nur missbräuchlich seien in einer Zeit, wo man kein. 
volles Bcwusstsein von der Bedeutung der Form hatte, weil eben, 
die Casusendungen mehr und * mehr geschwächt und abgestreift 
wurden, auf den echten Ablativ fremdartige Functionen über«? 
tragen worden, wie ja beim Personalpronomen ganz deutlich eine\ 
solche Verwirrung vorliegt, indem man med, ted, sed auch als Acca- 
sativ verwandte. Allein ich glaube, dass diese Erscheinung weit 
über die Zeit, aus welcher uns sprachliche Denkmäler vorliegen, • 
zurückreicht; schon der alte Ablativ ist aus der Verschmelzung 



Consequenz, die darauf ausgeht, auch im Inlaut das /wieder einxu- •' 
fähren , wo die metrischen Jndicien uns vollständig verlassen. v * 80 will . 
z. B. L. Meyer überall dißoe* Jtfa u. s. w. schreiben; freilich hat 
die griechische Sprache einmal diese Formen besessen , aber wie will 
man beweisen , dass der Homerische Dialect hier noch das / kannte; * 
sagt doch seihst der Dörfer Alcinan nur Jiog, nicht Jtfoe. Am längsten 
hat das / sich im Dativ Jifi behauptet, das wir noch auf der argivi-v^ 
sehen Inschrift (C. L Gr. 1.29) antreffen, weil hier die unmittelbare Folge • 
des I nicht gerade angenehm empfanden ward, daher auch Pindar sich 
constant der contrahirten Form dt bedient; gleichwohl wäre es ver- - 
wegen , selbst dieses 4if£ bei Homer einzufahren , da gerade der; 
ionische Dialect an der unmittelbaren Folge der Vocale im Inlaut nicht - 
den mindesten Anstoss nimmt. ~ . ' 



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von zwei ursprünglich gesonderten Casus hcivorgcgangen. Die 
Griechische Sprache bezeichnet das Woher durch das Suffixum 
&€ (#«•)* das Wo durch 9i , ich glaube* dass auch die alt» 
italischen Mundarten beide Bildungen kannten 1 ; aber im Latei« 
nischen musste DE und DI frühzeitig zusammenfallen, da aus- 
lautendes I gewöhnlich in E geschwächt wurde, und nachdem 
gar der vocalische Auslaut abgestreift war, war eine Äussere 
Unterscheidung nicht mehr vorhanden.* Dass nun dieser Casus, 
der von vornherein ein zwiespältiges Wesen hatte, dann auch 
weiter zur Bezeichnung des Mittels, der Art und Weise ver- 
wendet wurde und sich so mit dem siebenten Casus berührt, hat 
nichts befremdendes. „ • 

Unversehrt hat sich das Suffixum DE allezeit in einigen 
Adverbien erhalten, inde y * unde, aliunde, alicunde, tdrinde, wo es 
an das Suffixum BI herantritt, 4 denn inde ist aus ibi-de, und* aus 
ubi-de u. s. w. entstanden, etwa wie bei uns davon, wovon, 
daher, woher. Ausserdem gehört noch hierher die später zu 
besprechende Form Irotade. Dagegen quamde ist aus quamdem 
' verkürzt, es ist ganz so gebildet- wie tandem, und hemdem, was 



1) Das Suffixum di (#*) hat sich vielleicht im Messapischen er- 
halten, wo inthi (tvfa) die Stelle der Copula zu vertreten scheint (auf 
der Inschrift von Vagte findet sich das Wort viermal). Dieses inthi 
entspricht etymologisch dem lateinischen enim, nur dass dieses auf den 
Instrumentalis zurückzuführen ist, hat aber, wie ich glaube, die Function 
der Copula: dann stimmt also der Messapische Dialcct mit den übrigen 
Italischen Mundarten im Gegensatz zum Latein überein : die Osker sagen 
inim, int, in, die Päligner, deren Dialect ich zuerst in einigen Inschriften 
nachgewiesen habe, inom, die Umbrer enom, eno, enem, ene, doch ge- 
brauchen diese daneben auch et. 

2) Auch im Griechischen werden &i und fri vertauscht, daher bei 
Homer y T).i6&i kqo, um anderes zweifelhafte zu Übergehen. . 

3) deiiide, exinde ist ein Pleonasmus, eigentlich genügte 
dein , extn. 

4) Auch im Griechischen tritt Vtv an andere Suffixa heran, so 
ganz unzweifelhaft im Dorischen ttjv*3ö€v, wahrscheinlich aber auch in 
andern Fällen, wie uvev&er, ctntivtv&ev, naQoi&ey, nQonttQoi&tv u. s.w. 
zeigen. In ähnlicher Weise wird im Griechischen JE gewöhnlich 
an den Accusativ angefügt, während die ältere Sprache das Suffixum. 
unmittelbar mit dem Wortstamme verband, wie <pvy6a und övoSa 
zeigen. v 7 - : ' * 



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drenui st. drenue bei Plantus Pscud. 1175 hat es eine andere" 
Bewandniss,- wie sich später zeigen wird. /fettet, wie die Pall. 
Meuaech. 779 schreiben, lässt eine doppelte Auffassung, zu. 
Ferner sagten die Umbrcr neeimei (d. i. proxime), während auch 
hier das einfache E üblicher ist, *wie prüfe (probe), rehie (rede) 
beweisen. Dann aber hat die Sprache auch hier, gerade so wie 
bei inde, unde u. s. w. an dieses Sufßxum des Dativs noch, das 
Suffixum des Ablativs angehängt, wie eben in facilumed und im 
Oskischen ampruüd (improle), wo das I noch ganz deutlich auf 
den Dativ hinweist ■ *" ' ; 

Bei vielen Adjectiven wird die Sprache sich mit einer Adver- 
bialform , mit der dativischen Bildung begnügt haben , aber ander-" 
wärts werden Doppelformen im Gebrauch gewesen sein; wie im 
Griechischen tyyvg und iyyv&ev jedes seine besondere Berech- 
tigung hat, ebenso wohl auch im Lateinischen proxume und 
proxumed. Aber nachdem das auslautende D abgestreift war, 
fielen beide Bildungen unterschiedslos zusammen. Man sieht 
daraus wie verwegen es sein würde jedem beliebigen Adverbium 
auf £ ein D hinzuzufügen, da wir durchaus 'nicht mit Bestimmt- 
heit sagen können, wo die Sprache jene Verbindung zweier 
Suffixa anwandte. 1 . - 

Nicht mindere Vorsicht ist bei den Adverbiis auf o anzu- 
rathen. Meritod ist allerdings inschriftlich überliefert, eigentlich 
Ablativ eines Substantivs, daher gar nicht selten mit einem 
Genitiv verbunden; sagt doch Plautus sogar im Superlativ Asin. 
III, 3. 147: meritissumo ejus, guae volet, f aeterno*. Ablative sind 



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schreiben, wo man lineis zu ergänzen hat.* Vgl. Donat zu Ter. Eun, 
IV, 2. 12: An sie dixit extremd linea, quemadmodum dicitur longi* - * 
lineis quid fieiri, id est de longin quo. ^-.. 

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1) Ein wnged ptxxoodtv (fiqxo&fv) wäre an sich ganz gerecht- ^ 

feYtigt, namentlich in Verbindungen wie longe abesse, longe videre, ' v 

aber niemand wird dein Lucrez einen solchen Archaismus zutrauen und 

I, 711 die überlieferten Schriftzüge auflösen: Magno opere a vero •- " 

longid errasse videntur. Wenn man bei Xucrez m, 676 st. longius 

errat aus einem Citat bei Charisius und Nonius Jongiter hergestellt .... _ 

hat, so ist vielleicht longitus zu schreiben, und ebenso I, 921 

elaritus audi st. clarius. Die Form claritus bezeugt Celsuß bei 

Charisius n. 214. . • ... *'*.•."/•., - . - : ;. '-'■'- .■?■'.." 

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subito (de subito), oceulto (in oceultod), inopinato (ex itiopinate) 

u. s. w., allein andern Adverbiis auf mag der Dativ zu Grunde 

liegen, denn warum soll sich nicht in gewissen Fällen dai 

ursprüngliche behauptet haben, wahrend es anderwärts in E 

überging. Dann liegt zuweilen ein Nominativ zu Grunde, z.B. 

ganz unzweifelhaft in intestato moritur; andere Bildungen lassen 

sich mit Wahrscheinlichkeit auf den Accusativ des Neutrums 

zurückführen, wie eontinuo, perpctuo, assiduo. 

Dagegen wird wohl auch wieder anderwärts mancher Ablativ 

sich verbergen, den man bisher nicht erkannt hat. Das alte 

Ablativsuffixum hat sich noch erhalten, wie ich glaube, in der 

-Form simitur (Orelli inscr. 2863: simitur cum Mida sita est, und 

Inscr. R. Neap. 423. SBi . . . VR.) indem das auslautende D 

in R überging, wie in 'ar und apor: simitur (simitud, siniitu) 

ist Ablativ der 2. Declination, gerade so wie fortuitu, fatuitu. 

— Facih hält man f^jir den Accusativ des Neutrums, aber es kann 

recht gut aus dem Ablativ facilid abgeschwächt sein, wie man 

ja auch noch später ex facili sagte. Noch in der Scipionengrab-. 

schrift: 

fatüe f actis superases gloriam majorum 

wird man facih als Ablativ mit langer Endsilbe fassen müssen, 
Proclive ist Accusativ (in proclive, per proclive) , aber proelivi ist 
ächter Ablatiy 1 und bedeutet soviel als de proelivi, wie repenie 
neben de repente gebräuchlich ist, so z. B. Cicero de Fin. v. 28. 
proelivi currit oratio, während er de Rep. I, 28 proelivi cursu ei. 
facile delalitur schreibt. Natürlich konnte auch dieses proelivi 
in proclive geschwächt werden, und so .Ablativ und Accusativ 
zusammenfallen, wie auch in sublime der Accusativ und Dativ 
sublimi (oder Nominativ sublimis) verschmolzen sind. In proelivi 
esse gebrauchen Plautus und Terenz von Dingen, die bei der 
Hand sind, dagegen in dem Verse des Naevius bei Macrob. in, 
18. 6: Alterte nuees in proelivi profundere ist "es wörtlich zu 
fassen in loco proelivi, wenn anders der Lesart zu trauen ist: 
denn auffallend ist, dass auf einen troch. Septenar drei Senare 
folgen, was sich nur so rechtfertigen Hesse , dass der Dichter die 



1) Madvig zu Cicero de Fin. p. 766 und Lachmann zuLncrex 
S. 98 urtheilen nicht richtig. _ 



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Orakel des ariolus durch diesen Wechsel des Metrums besonder! 
markiren wollte. Will man vollständig Septenarc herstellen, so 
kann man. schreiben: ".*.*• 

Quis heri apud te? Praenestini et Lanumvini hospite*.. 

(Hospites) suopte utrosque deeuit aeeeptos eibo. 

(Quo modo?) atteris inanem vukam madidam (sale)dari 9 

Atteris nuces Man es) proelivi profundier. 1 .'■ m 

\Per*picace was Nonius513 aus Afranius anfuhrt: Quam perspicace, 
qkam benigne, quam cito, quam blande ist unzweifelhaft ein Ablativ, 
and auch bei Ennius Annal. v. 386 ist vielleicht zu schreiben: 
quae me fortuna feroce (wlcr-feroci) contudit indignum ae 
beUo confecit acerbo. — Das Adverbium memore bei Pomponius, 
was die alten Grammatiker verwerfen, weil es gegen die 
Regel gebildet scheint, ist offenbar nichts anders als der 
Ablativ: vielleicht ist dasselbe auch bei Plautus herzustellen 

"im PseudoL 940: - 

Totin ut taceasf memorem immemorem faeit qui monet quod _ 

memore memtnu, 

ein anapästischer Octonar, wo die Länge der Endsilbe ganz 
deutlich den eigentlichen Ursprung beweisen würde. 

Ich weiss wohl, dass die vergleichende Grammatik diese 
archaische Ablativform im Lateinischen anders erklärt, und dass 
die Schreibweise T, in welcher dieses Suffixum gerade in den 
ältesten Sprachdenkmälern, in den Salischen Liedern und den 
zwölf Tafeln erscheint, wie ich nachher zeigen werde, zu Gunsten 
jener Erklärung sich geltend machen lässt: allein diese Ueber- 
einstimmung hat bei der Verwirrung der Orthographie im alten 
Rom' für mich nur sehr geringe Beweiskraft. Ich kann mich 
nicht entschliessen das D des Ablativs von dem vollen Suffixum 
der Adverbia DE zu sondern : denn welcher Unterschied ist 
zwischen aliunde und Htnnad. Beneventod? Ist aber D und DE : 
identisch, dann können wir auch mit Zuversicht dieses Suffixum, .- 
welches auch das Oskische zu gleichem Zwecke verwendet, und ^ 



1) V. 1 wird man vielleicht quis heri apud te fuit vorziehen, wo .' 
dann auch der Hiatus getilgt wird. Lanumvini st Lanuvini verlangt ;, 
der Vers, vergl. Juno Lanumvina bei Orelli Inscr. 1292, 1293 und V 
anderwärts Lanumvium. .'•/•".. "•- ""-"--.■.' 






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ursprünglich wohl allen Mundarten des alten Italiens gemeinsam 
war, mit dem griechischen $e für identisch erklären: formell 
entspricht dem griechischen 02? genau das altitalischc DE, da 
diese Mundarten die Aspiration nicht kennen, und nicht minder 
stimmt die Bedeutung und die Anwendung in beiden Sprachen 
vollständig; wenn es auf dem Weibgeschenke des Marccllus 
'Htnnad eepit heisst, so entspricht dies genau der Argi vischen 
Inschrift zu Olympia (C.I. Gr. I, 29): xciqyiioi dvi&ep %<[> JtH 
nov KoQiv&od-er. 



IV. 
Der Instrumentalis und sein TerliSltnlss zum Ablatir. 

Weit früher als der echte Ablativ hat der Instrumentalis 
oder siebente Casus sein Suffixum eingebüsst; denn schon die 

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ältesten Inschriften gewähren keine Ausbeute, wohl aber haben 
sich zahlreiche Spuren auch noch in der späteren Gestalt der 
Sprache erhalten. Das Suffixum dieses Casus war BI, ent- 
sprechend dem griechischen <Z>/, ward dann abgeschwächt in M, 
zuletzt ganz abgestreift. Das älteste Beispiel dieses Casus bieten 
die Auguralbüchcr dar bei Varro d. L 1. VII, 8: 

UUäber arbose, quirquir est, quam me sentio defixisse, templum 
tescumque M{eum) JE\initum) esto in sinistrum. 

OUamer arbose, quirquir est, quam me sentio defixisse, tem- 
plum tescumque M. F. esto in dextrum. — wie ich die Stelle im 
PhilologusXTV, 389 verbessert habe. Ullaber oder ollamer arbose 1 ist 
nichts anderes als otta arbore. Auffallend ist nur das R, denn 



1) Die Aenderung ölla veter arbos ist entschieden abzuweisen. 
Ebensowenig darf man VI , 2 a veter vetus schreiben , denn Varro wnsste 
recht gut , dass auch hier R jünger als S ist ; die arg verdorbene Stelle 
lautet in den Handschriften: sie inquam consuetudo nostra multa decli- 
navit, ut a vetere ab solu solum ab libero liberam, ab Laribus Lares, 
guae obruta vetustate ut potero entere conabor. Die Beispiele sind 
offenbar alle einer Art, sie erläutern den Uebergang des S in R, ich 
lese daher: ,,'ut a vetese (oder vetuse) vetei-em ( ab Auscio 
Aurelios, ab Loebeso Liberum et Liberam, ab Lasibus 
Lares.** ■■.'.*.-•- . - 






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BIS oder BVS ist eigentlich das entsprechende Suffixum für 
den Plural: entweder ist missbräuchlich hier das S des Plurals 
eingedrungen, oder es gab ursprünglich eine Doppelform des 
Suffixes BI und BIS, die erst später zur Unterscheidung , des 
Numerus benutzt wurde. Im Griechischen bezeichnet rpt (ipiv) 
gleichmässig Singular und Plural, doch hat sich auch hier 012' 
noch in dem Homerischen Adverbium XixQiylg 1 erhalten. Hierher 
\ gehört auch, wie ich glaube, das Adverbium vix, welches formell 
£cndu dem griechischen uft entspricht, während es liinsichtlich .' 4 
der Bedeutung mit [ioy§g stimmt Vix ist aus vibis zusammen- 
gezogen,, und x gerade so gerechtfertigt; wie in proximus oder *■ 
medioxumus oder nix, wo es überall die Stelle des stärken Zisch- 
lautes (= ss) vertritt. Wenn es in derselben Formel heisst, 
quoad ego laste linguam nuneupavero, so ist auch hier. wohl kein. 
Schreibfehler anzunehmen, sondern in linguam hat sich das 
geschwächte Suffixum des Instrumentalis erhalten, # wie Festus ' 
p. 222 parcito linguam in sacrißeiis dicitur anführt, während 
man sonst parcere Unguis sagt Ferner in einer .anderen Stelle. : 
aus den Auguralbüchern bei Yarro VI, 64: Si mihi auetor es 
verbettam manum asserere, wie ich die Worte im Philologus XIYj 
186 verbessert habe, isLwanum (in meiner Abh. über Varro im 
Proömium 1863 ist irrig manu gedruckt) der alte Instrumentalis, 
der sich auch im Oskischen in derselben Formel erhalten hat, 
manim aserum.-*' * .... , \ :. : , .... ~ .-.* .: ..; /.," 

Merkwürdig ist, dass auch in der Formel ex jure manum eon-\ ' 
sertum'vocare sich die Variante manu findet, doch ist hier die Entr *.:'- 
Scheidung schwieriger. Ferner in sirempse oder stremps istM keines- v . > 
wegs ein phonetischer Zusatz, wie R. vermuthet, sondern rem ist 
als Instrumentalis zu fassen; ebenso hat sich in ex amussim dieser : 



, •■ .„ ^ - -•■.-,. . - i .. . * ■ 



1) So betonte Arista$ch das Wort in TJebereinstimmuiig mit 
.der TJcberliefcrung , andere Grammatiker müssen anderer Ansicht 
gewesen sein. '-:*'"-' '.* - ■'*.'■' v" 

2) Auch bei Plautus im Poenul. ist die handschriftliche Ueber- 
lieferung V. 6, 11 Miratus fui neminem (vielleicht ist noenum zu 
schreiben) venire, qui istas adsereret manum gegen die Conjectur manu : . : 
zu schützen, und auch wohl in. der andern Bearbeitung wird zu 
schreiben sein: et exspeetabam si gut eas adsereret manum, obwohl B. • 
hier manu liest * :'; • " . u " . 

- ■• • . . ■" • " . . • % - - ■ ,•- * "-.'»•" ''» •: . ' ■■ «*' '„ 

. s *. ' ". .. »■»• . ■ . i" .. r . . * « , - , • ■ • .. ••' •. *_'. *•■•- ••'.*.-.•• '»*•'.'. \ 

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Casus unversehrt erhalten, um zahlreiche adverbiale Bildungen, , 
die hierher gehören, zu übergehen. 1 

Da nun der Ablativ und der Instrumentalis sich nahe 
berühren und später ganz zusammenfallen, so wäre es sehr 
wünschenswerth zu ermitteln, wie in der alten Sprache das 
Gebiet beider Casus abgegrenzt war. Leider gewähren uns die 
inschriftlichen Denkmäler hierüber keinen Aufschluss: denn die 
kürzeren Inschriften, wo vereinzelt ein D auftritt, gestatten 
keine Einsicht in das Yerhältniss des sechsten zum siebenten 
Casus. So kommen nur das SC de Bacch. und die columna 
rostrata in Betracht;' hier nun findet sich regelmässig das 
auslautende D bei ablativischen Bildungen, aber es wird reiner 
Zufall sein, dass nicht daneben auch der seiner Endung beraubte 
siebente Casus erscheint 

Wenn im SC am Schluss die jüngere Form in agro leurano 
erscheint, so sind die Worte sichtlich von dem Graveur' im 
Bruttierlande hinzugefügt, und dies ist der beste Beweis, dass 
derselbe im Uebrigen die Urkunde genau copirt, die Formen 
des römischen Canzleistils sorgfältig beibehalten hat Nur ein 
einziges mal wird das D im Actenstücke selbst vermisst, Z. 12 
PRO. MAGISTRATVO. Man hat magistratud corrigiren wollen, 
eine leichte Aenderung, da auch anderwärts der Graveur D und 
verwechselt hat, allein ich wage jene überlieferte Form 
magistratuo nicht anzutasten. * ist Bindevocal, der sich 'alle- 
zeit in den einsilbigen Stämmen grue und tue erhalten hat, 
während er in den Ablativen * der 4. Declination mit V ver- 
schmilzt und so den langen Yocal erzeugt. Aus magütratiuod 



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1) Auch dem Umbrischen und Oskischen ist dieser Casus nicht 
fremd; im Umbrischen lautet er auf me oder mem aus, nicht selten 
mag das Suffiium ganz abgeworfen sein, wie in mani; dann gehören 
hierher Adverbia, wie kutef gleich dem lateinischen cautim; im Oski-* 
sehen haben sich nur wenige aber sichere Reste erhalten , so manim 
und adverbiale Bildungen wie statif, welches genau dem lateinischen 
statim entspricht 

2) Damit darf man nicht etwa tonitruo vergleichen, denn diese 
Form, die überhaupt nicht eben gesichert scheint, ist auf den Nom. 
tonitrimm zurückzuführen , vergl. Neue Formen!. 1 , 300, . , _ \ 



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ward, zunächst imgidratuo, dann magidratu. 1 In nicht unähn- 
licher Weise ward der Genitiv smatuos geschwächt zunächst in 
tenatuo (so in der Faliscischen Inschrift der Berl. Ac. 1860, 
S. 452 [de] zenatuo senten . . dedei cuandc . . euncaptum) , dann in 
senatu, so in der alten Inschrift C. L 1166 de senatu sententia.* 
Wenn auf der columna rostrata Z. 5 enque eodem sich 
findet, so erklärt sich diese Schreihart einfach daraus, dass hier^ 

riaupt die Cons6nanten nicht verdoppelt werden. Entscheidend % 
Z. 11 (^i)que nave{i* cepe)t, wie Mommsen ergänzt, 
denn hier würde ich den echten Instrumentalis erkennen (vergL 
das Homerische ßlrffi), dem das D fremd ist, allein die Züge 
der Urkunde fuhren vielmehr auf Atque, wie R. schreibt Sehr 
unsicher ist die Ergänzung Z. 17, wo R. liest: (aurod argent) 
oque tuwahd praedad poplom (primos donavet), wo ich gleich- 
falls den Instrumentalis, nicht den Ablativ erwarten würde. 
Die früheren Herausgeber hatten (trtomp)oque n.p.p. (Bomanom . 
donaret), oder (is qu)oque n.p.p. (ßomanom deitavet) geschrie- 
ben , M o mm s e n ergänzt (primos qu)oqtte n. p. p. {doruwefy > 
Ritschi verwirft mit Recht dieses Supplement, indem er die . 
Stellung des quoque als unlogisch und unlateinisch erklärt v # 
hierin hat er Recht; ausserdem ist wohl überhaupt die Par- 
tikel dem monumentalen Stil fremd: 2 aber R. Ergänzung (aurod 
argent)oque n. p. p. (primos donavet), die er recht bescheiden: 
als problematisch bezeichnet, ist entschieden falsch. Was sich 
die Früheren bei ihren Ergänzungen gedacht haben, weiss ich 
nicht: und eben diess schon ist ein Verstoss gegen die Gesetze 
des epigraphischen Stils, dass der Ausdruck ganz unbestimmt ; 
und unklar ist. R. aber denkt offenbar an Triumphalgelder,' • 



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1) Auch im Oskischen findet sich der Bindevokal V.in den con* - ""'•; * 
sonantischen Stamm'en der äritten Declination im Ablativ, wie ligud..l : ; ^-\ü 

2) Bei einer Sprache, die so eigen im Wortgebrauch ist, wie die 
Lateinische , kann man bei der Ergänzung nicht vorsichtig genug sein : 
im Monum. Ancyr. m , 81 schreibt man : veterari]o8 emeriteis sitpencUs *; 
in sua municip[ia remi8]i, prdem[ia aere n]umerato persolvi. Allein man ~ '. 
sagt wohl peeunia rtumerata, argentum numerare, nummos numerare, /-' -, •* ** -^. : - 
aber nicht aes numerare, was sich aus der Entwicklung des römischen *,-'.*'■? '-/--" \ "" 
Münzwesens genügend erklären lässt, vergl. Fest. p. 72 und 208. Es/V 
ist zu ergänzen praem[iaque n]umeratp persöM. '■■■* ■•; 



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an dio Vertheilung von Gold- und Silbermünzen untet das 
Volk. Nun. ist aber bis zum J. 565 das Triumphalgcschenk 
ausnahmslos in Kupfer verüicilt worden , L. Scipio war der erste, 
der dasselbe in Silber auszahlen Hess, vcrgl. Mommsen, röm. 
Münzwes. S. 382. Ferner ist die Erwähnung des populue R. in 
solchem Zusammenhange unstatthaft, denn nicht die römische 
Bürgerschaft, sondern die Soldaten der siegreichen Feldherrn, 
bei einem triümphu$ navalü, wie hier, auch die Matrosen erhiel- 
ten ein Geldgeschenk. 1 Dieser Tadel trifft freilich gleichmässig 
auch die anderen Versuche; da an A ecken ertheilung aus vielen 
Gründen hier gar nicht gedacht werden darf, könnte man nur 
etwa die Erwähnung einer öffentlichen Speisung des Volkes oder 
Spiele vermuthen; diess musste dann aber mit klaren Worten 
gesagt werden; wollte nun jemand vielleicht die lückenhafte 
Stelle ergänzen (ludis epuI)oque . . . poplom (ßoruwef) , so wäre 
diess ein ganz ungewöhnlicher Ausdruck st. ludos epulumque popuh 
dedit\ ausserdem aber veranstaltet dergleichen öffentliche Lust- 
barkeiten so- viel ich weiss der Triumphirende selbst* aus eigenen 
Mitteln, nicht de praeda. Mit Sicherheit lässt sich die Stelle 
nicht ergänzen, nur so viel ist gewiss, dass man einen neuen 
Weg einschlagen muss: ich lese (fori* dom)oque navaled praedad 
poplom (decoravit) und verstehe dies von den Weihgeschenken, 
die Duilius in Sicilien wie in Rom zum Gedächtniss seiner Siege 
und zur Ehre des römischen Volkes stiftete. Von diesen Denk- 
mälern ist uns wenigstens eines bekannt, der Tempel des Janas 
auf dem Forum olitorium, s. Tacit. Ann. II, 49. Den Ausdruck 
decorare gebraucht Cicero in nicht unähnlicher Weise (in Pison. 12), 
domo st des üblichen dornt findet sich auch bei Cicero de Rep. 
I, 40 (die 2 Hand domui), sowie bei Plautus Pseudolus 371 im 
A,* es ist Dativ, wo Niemand das D vermissen wird. 



1) Ich furchte nicht, dass R., um seine Unkunde zu rechtfertigen, 
dieselbe dem Verfertiger des Elogiums zuschieben wirfl. 

2) Domo d. i. dornt liest A auch im Stichus 023: Deos salutabo 

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Der AWaür, In den ältesten Denkmälern* 

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Die wichtigsten Quellen für die Erforschung dos Alterthums 
der lateinischen Sprache waren die Salischen Lieder, die 
Auguralbüchor und" die zwölf Tafeln. 1 I> ic römischen ^ 
Mehrten haben die Bedeutung dieser Denkmäler richtig erkannt, 
obwohl ihre sorgfaltigen und eifrigen Bemühungen in erster Linie - 
auf die Erforschung des sachlichen Gehaltes, der noch ein un- 
mittelbar praktisches Interesse hatte , dann erst auf das Studium 
der alterthümlichen Sprache gerichtet waren. Uns sind von die-. 
sen ehrwürdigen Denkmälern, sowie von den Commentaren jener 
Altorthumsforschcr nur dürftige Reste erhalten, und auch diese - 
hat man nicht immer- nach Gebühr gewürdigt, sind doch die; 
Libri Augurale* und was sonst sich daran anschliesst fast voll- 
ständig vernachlässigt worden. ' . . • - ". 

Die Trümmer dieser Denkmäler, an welche weder die An-r r 
lange der römischen Litteratur, noch die ältesten uns erhaltenen . 
inschriftliehen Urkunden heranreichen , bieten glücklicherweise / 
noch jetzt einige hinreichend gesicherte Beispiele der alten Ab- 
lativformcn dar. Der Vers der Carmina saliaria: Cume tontu 
Leueesie, prae tet tremonti,* der älteste Beleg für diese CasuB- 



1) S}Tiimachiis Episi DI, 44: Si tibi vetustatis tantus est amor 1 
pari ptudio in verba prisca redeamus, quibus Salii canunt et augures / ^ 
avem consulunt et decemviri tabulas condiderunL / ' f -. 

2) Die Glosse des Festos pretet tremonti praetemunt pe hat' 
0. Müller unzweifelhaft richtig prae tet tremonti: praetremunt te'ver- 1 
bessert, und ich habe dann mit Hülfe derselben den Vers der Salischen 
Gesänge, der bei Velins Longus in sehr, verderbter Form uns erhalten ist: 

cume ponas Leucesiae praetexere numU 
hergestellt R. bezeichnet dies als zweifelhaft, wohl nur deshalb, weil 
Ändere das Richtige gefunden haben. Mit gesundem Sprachgefühl 
erkennen übrigens hier die alten Erklarer eine Tmesis, wie sie dem 
alten Latein ganz geläufig war, während jetzt Mancher geneigt sein 
dürfte prae als Präposition zu fassen. Andere werden vielleicht die 
Verbindung des Abi. mit dem intrans. Vefbum tremere nicht unpassend 
finden , ich würde dies für zulässig halten , wenn es einfach tet tremonti 
oder praetremonti tet hiesse. •.. , • . 



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form überhaupt, zeigt, wie frühzeitig die Verwechselung des 
Accusativs U und des Ablativs ted um sich gegriffen haben muss. 
Daran schliesst sich unmittelbar an, was uns Festus aus einer 
alten Formel der Auguralbücher erhalten: Suad ted idem 
(Messala augur) ait esse sie te , . wo ted wohl ebenfalls als Accu- 
sativ zu fassen ist, 1 und uns zugleich ein von dem alten Demon- 
strativpronomen suus (sus) gebildetes Adverbium suad erhalten 
i^t, womit sich im Oskischen die Bedingungspartikel svai (tuo*), 
im Umbrischcn sve vergleichen lässt, nur dass hier Dativformen 
vorliegen; aber auch die lateinischen Partikeln «und sie können 
Dativbildungen sein. 1 

Ein viertes Beispiel und zwar den Ablativ eines Substan- 
tivums glaube ich in dem Bruchstücke der XII Tafeln bei festus 
364 : Tignum junetum aedibus vineave et concapit ne sotiüo nach- 
weisen zu können. Huschke hat sehr scharfsinnig sei concapit 
vermuthet, aber ich glaube 0. Müller kommt dem Wahren am 
nächsten, wenn er e concape schreibt, nachdem schon früher 
Bosius in demselben Sinne e eompage vorgeschlagen hatte. Frei- 
lich alles, was Müller und kürzlich R. Scholl zur Recht- 
fertigung eines Nomen concapes beibringen, ist völlig fremdartig. 
Wie eompages zu compingo, atnbages zu ambigo, saepes zu scupio, 
caedes zu eaedo u. s. w. sich verhalten, ebenso concöpes zu coneipio. 
Concipere zusammenfassen berührt sich ganz nahe mit com- 
pingere zusammenfügen; will man übrigens dieses sonst nicht 
nachweisbare Substantivum concapes nicht gelten lassen, dann 
mag man mit Bosius eompages schreiben: mir kommt es hier 
nur auf die Flexionsform an, in den Zügen der Uebcrlieferung 
erkenne ich aber ganz deutlich den alten Ablativ: 

. r - JSc concapit ne sohiio. 



1) Vielleicht lautete die Formel vollständig suad ted solino, da 
Festus unmittelbar vorher aus Mcssala die Glosse solino idem ait esse 
consulo hat 

2) Vielleicht ist die alte Ablativform auch in der dunklen Glosse des 
Festus S.165: Negritu inauguriü significat aegritudo herzustellen; dass 
dieses nichts anderes ist als nee ritu, wie ja auch bei Plautus öfter die 
Schreibart negrecte sich findet, erkannte Müller, aber dazu passt in 
keiner Weise die Erklärung des Festus; vermuthlich ist zu schreiben: 
negritud "(oder negrituod) in auguriis significat ne e ritu. : ' 



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Man könnte glauben, comapit st. concapid sei nur Irrthum 
der Abschreiber "des Festus, wie wenn bei Plaut us die Hancf- 
schriften mehrmals auf met und tet fuhren: allein da auch im 
Salischen Liede dieselbe Schreibweise tet überliefert ist, wage 
ich nicht zu ändern; es hängt dies wohl zusammen mit der in 
früher Zeit eingerissenen Verwirrung der Aussprache , wo man 
namentlich im Auslaute Media und Tenuis gar nicht mehr zu 
nterscheiden fähig war. Daher kommt es, dass gerade die 
'ältesten Denkmäler, wie die Salischen Lieder und die Xu Tafeln 
diese Verwirrung bestätigen. Denn ich möchte das t in tet und 
concapit nicht benutzen, um die von der vergleichenden Gram- 
matik empfohlene Erklärung des Ablativ -Suffixums zu recht- 
fertigen. V ■ ..-■*- .-- ■. ■ * . ■ . - - ■;■•■■. 

Schliesslich bemerke ich, dass "wenn 0. Müller in der 
Glosse des Festus S. 258, wo berichtet wird, dass in den, : 
XII Tafeln quando mit auslautendem C sich finde, dafür quandod- 
schreiben will, diese Aenderung ganz unzulässig ist. Die Bemer- 
kung des Festus, welche auch frühere" Kritiker angezweifelt^ - 
haben, ist vollkommen richtig; quandoc ist aus quandoque gerade . 
so abgekürzt,' wie ae aus atque, nee aus neque. Ob quandoc ' 
Adverbium oder Conjunction war, oder beide Functionen hatte, 
so gut wie quandoque , ist aus Festus nicht zu ersehen. Vollständig' 
geschrieben findet sich quandoque in einem Bruckstück der XII s 
Tafeln bei Festus S. 348, dessen Herstellung und Erklärung un- 
sicher ist. Bemerkenswerth ist," dass wenn Cicero (pro Caec 19).- 
die juristische Formel quando te in jure eonspieto anführt, die.. 
Hdschr. quandoque bieten; Probus de notis bestätigt jedoch - 
quando, 1 wie auch bei Cicero selbst pro.Mur. 12 geschrieben : - 
ist. Mit der seltsamen Form in einer Inschrift bei Orelli IHJ 
S. 473: quandone ego esse desiero weiss ich nichts anzufangen. /: 






1) Doch findet sich bei Probus auch anne, worüber ein andermal 
zu handeln sich Gelegenheit darbieten wird, nur mit der Nota A. 
bezeichnet :-.,,.--.*. / • 



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InsoliriftUcho Zeugnisse. 

Das Suffixum des lateinischen Ablativs D ist uns noch in 
einer Anzahl alter Inschriften erhalten; 1 darunter befinden sich 
aber nur zwei Denkmäler von grösserem Umfange, die eine reichere 
Auswahl von Belegen darbieten und so eine klarere Einsicht 
gestatten; bekanntlich die Inschrift der Columna Rostrata 
und das SC de Ba<ychanalibus.* Allein die erste Urkunde 
kann nach dem was früher S. 9 über ihren Ursprung erinnert 
worden ist, pa sprachgeschichtliche Untersuchungen nur mit Vor- 
sicht benutzt werden. Betrachten wir das SC, wo gerade sowie 
auf der Ehrensäule des Duilius das auslautende D regelmässig 
erscheint, so könnte man leicht auf die Yermuthung geführt 
werden, das Latein habe noch im J. 568 die alte Casusform 
treulich bewahrt Allein die übrigen Denkmäler unterstützen 
eine solche Yermuthung nur in sehr bedingter Weise: Von den 
Grabschriften der Sdpionen zeigt nur Nr. 30 die des Scipio Barbatus 
(Censor im J. 464) einen Rest des alten Ablativs: 8 G naiv od 



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1) Ich weiss keine neuen Belege hinzuzufügen , ausser dass , wenn 
mich die Erinnerung nicht trügt, auf einer Münze, die ich aber augen- 
blicklich nicht nachweisen kann, PONDOD sich findet. 

2) Die Bronzetafel gehört zwar dem Gebiet der Bruttier an, allein 
der Graveur hat offenbar das Schreiben des römischen Senats mit 
musterhafter Treue copirt, s. oben S. 24. . * • , 

3) Wenn es in derselben Inschrift heisst: Taurasia Cisauna Samnio 
cepit, so will Mommsen Samnio als Ablativ fassen , indem er es aber 
nach dem Vorgange Anderer durch in Samnio erklärt, durfte er sich 
nicht zur Unterstützung auf Hinnad ctjAt berufen, denn dort ist es 
echter Ablativ und bezeichnet den Ursprung des Beutegeschenkes, jvas 
hier in keiner Weise passt; eine andere Erklärung Samnio sei Dativ 
und cepit so viel als eriptiit weist Mommsen selbst mit Recht zurück. 
R verwirft Mommsens Deutung als sprachwidrig, indem er wie 
früher Samnio als Accusativ Samnium fasst: aber Mommsen hat ja 
gezeigt, wie aus sachlichen Gründen diese Erklärung unzulässig ist, 
und R. hat diese Gründe nicht widerlegt, sondern übergeht sie in* 
gewohnter Weise mit Stillschweigen. Auch ist Samnio nicht sprach- 
widrig; Plautus schreibt Capt. II, 2. 80: Füius mens Uli apud vos servil 



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— 31 — 

paire progmtus. Die nächstfolgenden bieten überhaupt keinen 
.Ablativ dar , ansser 32 (zu Ehren des Censors vom J. 496) das 
Adverbium mereto, wo man ohne Grund meretod ergänzt hat Nr. 33 
gewöhnlich auf den Sohn des Africanus major bezogen, dessen- 
Lebenszeit etwa zwischen 550 — 590 fallen würde, zeigt dass das 
D bereits völlig antiquirt war, da wir hier, abgesehen von faeik, 
worüber oben S. 20 gesprochen , die vulgären Formen in longa vüa 
und prognatuM /Wfolcscn; denn mit qua re hat es eine andere - « 
U^uandtnis-s da diess wohl vielmehr als Instrumentalis zu fassen ist» 
Nun ist freilich das Alter gerade der Inschrift 30 streitig, nacS 
R. wäre sie jünger als die des Sohnes Nr. 32, wohin auch • 
Mommsen jetzt neigt, der früher widersprach. Ich will diese " 
Frage hier unentschieden lassen, auch wenn wir die Inschrift ,- 
bis zum Anfange des ö. Jahrhunderts herabrücken, bezeugt sie-' 
für diese Zeit das Verschwinden des D. Sehr bezeichnend ist , - 
ferner, dass auf der Basis eines Weihgeschenkes des Marcellos 
vom J. 543 Kmnad cepit (n. 530) erscheint, dagegen auf den 
Weihgeschcnken des Fulvius von 565 Actolia cepit (n. 534) als 1 /" 
Ablativ richtig von Mommsen gefasst, und in einer andern' 






captu* Alide, wahrend Plautus sonst in Alide (inÄliis) sagt, was man 
auch hier hat herstellen wollen. Ferner Merc. 943 : Zacintho ficos fieri 
non mala*, während Tcrcnz in Audro, in Lemno sagt; denn Zacintho 
als Ablativ der Herkunft oder des Ursprungs zu fassen, wäre hier sehr 
gezwungen. Gleichwohl wäre auf der Inschrift der Gebrauch des Abla- 
tivs Taurasia Cisauna Samnio cepit ungewöhnlich, da man sonst den 
Städfrnamcn den Namen der Landschaft im Genitiv zur nähern Erklä- 
rung hinzufügt. Ich kann. daher auch hier keinem von beiden beistim- 
men, sondern fasse Samnio als Genitiv Pluralis. Es ist dies «ine 
kürzere Form st Samnitium, genau entsprechend der Oskischen Auf- 
schrift auf den Münzen der Italiker Safinim, s. Mommsen unteritaL' 
Dial. 293. Ganz gleiche Doppelformen sind Ramnes, Ramnium und 
Ramnete*, letztere von Becker R. A. II, 1. 29 mit Unrecht verdächtigt. 
Die Genitivform Samnio st. Samniom (Samnium) entspricht genau der 
Münzaufschrift Aiser nio, wofür sich auch Aiser ni m findet, was voll- 
kommen dem Oskischen Safinim gleicht. Auch dieses Gentile (waa : 
Mommsen CLL. p. 9 nicht richtig beurtheilt , indem er einen Nomi- ". 
nativ Aisernius annimmt , während es der 3. Declination zuzuweisen 
ist. nach deT Analogie von Ramnes, Samnes) ward später durch ein 
abgeleitetes Aiser ninus verdrängt, was gleichfalls auf Münzlcgenden 
erscheint. .■..•-■;,■»•■-..* ...■•■ 



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Inschrift (R. S. 128) Ambracia cepit l gelesen wird. Die erstere 
Inschrift Erklärt R. für Original, Momms'en für eine getreue« 
Restauration; ähnlich schwankt das Urtheil über die zweite, wo 
Fokins steht, während auf der ersten Fulvius sich findet Dass 
dies aber damals die übliche Weise war, wird durch die Inschrift 
des Aeinilius Paulus aus demselben Jahre bestätigt, wo keine 
Spur des D , sondern nur die vulgären Formen in turri Lascutana 
und ea tempestaie vorkommen. - » . ~ r ' . 

Dass gerade in dieser Verbindung Ambracia cepit, Aetolia 
cepit das D getilgt erscheint, ist mir ein sicherer Beweis, dass 
es überhaupt schon aus der Sprache des Lebens so gut wie 
völlig verschwunden war. Bei Verbindungen mit Präpositionen, 
wie de, ex, ab, in konnte man das Suffixum am leichtesten ent- 
behren, die Beziehung war auch so klar, während es hier sehr 
wesentlich zur Verdeutlichung des Gedankens beiträgt, daher 
man auch später in" diesem Falle sich nicht mehr mit dem 
blossen Ablativ begnügt, sondern eine Präposition hinzufügt Es. > 
ist ferner eine gesicherte Thatsache , dass gerade Eigennamen ' 
die alten Formen mit besonderer Zähigkeit wahren: wenn also 
hier bereits Nomina propria des Suffkuins entkleidet sind, dürfen 
wir bei Appellativen noch viel weniger den Fortbestand des D 
annehmen. Wenn nun aber Fulvius auf den Inschriften seiner 



1) Der Ablativ bezeichnet eben die Herkunft, gerade so wie auch 
im Griechischen sich zahlreiche von Ortsnamen abgeleitete Adverbia mi4 
der. Endung S-tv erhalten haben. Wenn auf Münzen Benventod oder 
Ladinod sich findet, so vertritt dies einfach die Stelle eines Gentil- 
namens; es ist das ganz dasselbe, wie wenn griechische Münzen von 
Neapel oder Bhegium die Inschrift NeanoXfrris und 'PrjyTroe führen« 
Aber auch nachdem der Ablativ sein Suffixum eingebüsst hatte , erhält • 
sich diese Bedeutung noch immer, wenn man auch viel häufiger eine 

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Präposition hinzufügt Varro IX , 67 alt generis enim vinum quod Chio, 

aliud quod Lesbo. Cäsar B. C. I. 24: _V. Magius Cremona, dann 'ganz 

regelmässig , wo die Tribus genannt wird. So wechselt bei Plautus der - 

Ablativ Merc. 940: Video ibi hospitem Zacinto mit dem Adjectivum. 

V. 945: Calchas iste quidem Zacynthiust, wo wohl Calca'st igte 

quidem Zacintius zu schreiben, da Plautus sonst diesen Namen nach 

der ersten Declination flectirt, wie Priscian und Charisius bezeugen, 

obwohl Priscian allerdings nur den Nominativ Calchas zu kennen - 

wheint, ,. v ; . ; \ ■ ... ; . , .."/- 

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Weihgeschenke nach dem Aetolischcn Kriege die alte Ablatpr- 
fonn nicht 'mehr kennt, so wird wohl auch Ennius, der Freund 
und Begleiter des Fokins in diesem Feldzuge , jenen Archaismus 
nicht mehr geduldet haben. 1 Wir können also annehmen, dass 
bereits im J. 565 diese Form antiquirt war; wenn also noch 
drei Jahre später im SC das D sich in seinem alten Rechte 
behauptet, so erkennt man, wie eben nur noch die römische 
Tan/lci die alte Weise festhielt "' •■ • ■ ■ * ■ ." ■".'■'-■■':: 

Die wenigen Inschriften, auf welchen sonst noch Reste des 
I) sirh erhalten haben, fallen sicherlich in eine frühere Zeit, „ 
und kennen, da sie zum Thcil gar nicht JRom selbst angehören, 
auch nicht einmal recht für den serttw urhanus Zcugniss ablegen. 
* Beachtcnswerth ist die Thatsache , dass die erste und zweite 
Declination das auslautende D besser wahrtfn, als die dritte und 
vierte ; daher finden ' wir auf der ersten Scipionengrabschrift , 
Onairod patre, zweimal auf Tusculanischen Inschriften miliiare de 
praidad, auf- einer picenischen Inschrift aire mottaticod, im SC •; •; ■'.'?'' : /':- •'•'*.; 
pro HuHjhtratuo. Also die auf A und auslautenden StänfmcT^ .'"... •T 
halten das Suffixum noch fest, während es bei den consonpnti* > .- -^';\ 
sehen 6owie auf I und V 'auslautenden Stämmen bereits im . *' * : '"■-..-". " 
Verschwinden begriffen ist. Die Endung der 3. Declination war ': - - 
ID, auch bei den consonantisch auslautenden Stämmen, so im c ^ •. 
SC in corentionid, C..I. 61 airid, 193 (iid)minid\ aber indem 
hier I zu E geschwächt wurde,* konnte sich das D so wenig ■■'] -. v / 

halten, wie nach dem kurzen Bindevocal der 4. Declination. . -- * 

* ■ . . • - 

Nur auf der columna rostrata findet sich ED wechselnd mit* : 

II), neben zweimaligem tnarid ein praesente(d) dietatored und: -'■•: ,;'V 

naraled praidad.* ".•■•_.- - . . 



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1) Ennius erhielt Von Fulvius nichts als eine chlamys zunT, 
Geschenk, wie Symmachus Ep. I, 21 berichtet: nisi Quinta Ennio ex 
Aetohcis manubiis captiva chlamys tantum muneri data Fulviiim 
d'colorat. Ennius hat dieses Ehrengeschenk wohl selbst erwähnt mit 
den Worten: ".'■'■ ^ . ■ 

. . . Ter gm (mt) igitur sagt? pinguis opertat Caerulus. 
(Konius p. 223, Charis. p. 185) wo igitur andeutet, dass er seitdem 
diese grobe, dunkle CMamys bestandig trage. . y '. ~ 

2) Es dient dies den schwächlichen Formen aetated, adolescented, 
lenoned, lepored, urbed , uxored, die R. im Plautus einführen wjfl, 
nicht gerade zur Empfehlung. " ; ".' * . - 

Bergk, Beiträge. Ir . * ' ' . 3 

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— 34 — . 

~ • Wie aus der 5. Declination kein Beispiel des alten Ablativs 
nachweisbar ist, ebensowenig aus der vierten: denn viac(ülratud) 
der CoL R. ist erst ergänzt, {c)adud 813 ist adverbiale Bildung 
und soviel als casto oder caste, bei 193 olatud (der erste Buch- 
stabe ist zweifelhaft, die Ergänzung oblatud schwerlich richtig) 
ist eine sichere Deutung nicht möglich. Wenn man endlich 
einen Ablativ senatud zu finden geglaubt hat auf der Inschrift 
von Venusia C. I. L. 186: 

QVAISTORES 
"" . . SENATV D . . 

* ; . COXSVLVEEE 

so ist dies aus mehreren Gründen unzulässig; denn nach dem 
Berichterstatter findet sich zwischen Y und D ein grösserer 
Raum : „ tres fere pottices nudi lapidh intersunt" dann wäre ein 
Ablativ senatud st. des Accusativs senatum unerhört; es wird zu 
schreiben sein SENATV E. D. R. consuluere, und so ist wohl 
auch in der folgenden Inschrift eenatu consoltu de (ea re) zu 
ergänzen. — Im Oskischen findet sich allerdings ein völlig 
gesichertes Beispiel dieser Form , tab. Bant 24 prumedicatud (von 
Mommsen unrichtig der 2. Decl. zugewiesen) und auch andere 
Belege Hessen sich vielleicht noch beibringen. Und so kann 
auch das Lateinische solche Bildungen wie magistratud neben 
magistratuod gekannt haben, immer aber ist es gewagt, wenn 
R. ohne Weiteres tribud, portud, exercitud, arhitratud schreibt, 
oder Ablative der 5. Declination, die völlig unbezeugt sind, wie 
red, düd, famed, acied einführt, obschon es sicherlich nur Zufall 

* ist, dass gerade für diese Declination uns Belege gänzlich 

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fehlen.. 1 •..■-... 



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Beispiele aus den Anfängen der LItteratur. 

In der römischen Staatscanzlei hat sich, das D bis zum 

Jahre 568 behauptet; wenn nun auf den andern inschriftlichen 

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1) Es verdient eine ganz entschiedene Rüge, wenn unsere Gram- 
matiker Formen , die gänzlich unbezeugt sind, verwenden, wie z.B. Leo. 
Hey er (Gr. u. lat. Decl. S. 33 ff.) died, vid, ignid, senatud und ähn- 
liche selbst gebildete Formen gebraucht. 



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Denkmälern des 6. Jahrhunderts das alte Casuszeichen nur ver- 
einzelt vorkommt und zuletzt ganz verschwindet, so wird man 
der gleichzeitigen Litteratur kaum einen sehr ausgedehnten Ge- . 
hrauch zutrauen dürfen. Gerade die früher unbekannte littera- : 
rischc Thätigkeit, die mit dem Auftreten des Livius Andronicus 
im J. 514 beginnt, war zunächst berufen eine Sprache, die 
bis dahin gleichsam wild aufgewachsen war, in Zucht zu nehmen, 
dio Fülle der grammatischen Formen auf eine feste Regel zurück- 
ufuhivn, der Verwirrung der Rechtschreibung zu steuern. Jenes ... 
Casuszeichen , welches schon längst im Verschwinden begriffen 
war, wurde offenbar sofort beseitigt, und erhielt sich in 
den älteren Litt erat urdenkmälern nur noch in ganz vereinzelten 
Fällen. Kur so erklärt sich das Stillschweigen der lateinischen. 
Grammatiker, welches räthselhaft wäre, wenn in den Gedichten 
des Livius, Kaevius, Ennius noch erhebliche Spuren des alten 
Ablativs sich erhalten hätten, da sie doch andere Archaismen 
sorgfältig verzeichnen; > -,j/ . " ^ - 

Nur sparsame Reste des echten Ablativs haben sich in den " : * 
älteren Denkmälern der Litteratur erhalten. Bei Livius Andro- 
nicus findet sich kein einziges Beispiel; ted hat man zwar in der 
Odyssee herstellen wollen, was an sich ganz unbedenklich wäre, 
aber das Metrum selbst widerlegt diese Vermuthung; denn man 
muss offenbar die beiden Bruchstücke (bei Priscian VI, 41 und 
VII, 18) zu zwei Saturniern verbinden:- - ' . . «. 

Mea puer, tnea ptter quid verhi ex im ore supera \' r . " V. ."-% 

Fugit? tieque enim U oblittu tum Laertie nosUr. -T" : \"i 

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wie die Vergleichung der homerischen Stelle Od. I, 64 beweist: - 



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Tey.vov bfiov, Ttoiov üb E7tog qwyev fyxog odovnav; V ■-*■■-'"? * 
ITwg uv titEix y 03vafjog iycj &etoio hx9oljJupr$ , .■". / : ' :~ 
Dagegen lesen wir bei Naevius (Serv. Aen. DI, 1Ö):_- \ - 

Nodu TYoiad exibant capttibus opertis. "''"•- " / v ..-" 1 "-' 

TVoiaä, ivie Hermann (wenn ich nicht irre nach Vossius YoN . "^ 
gange) schreibt, entspricht ganz dem Hinnad cepit der Inschrift r -\- 
vdm J. 543. Aber vielleicht ist das handschriftliche Troiade bei- - 
zubehalten; schon die Analogie des griechischen TQoirj&e konnte ;*\ 
den Dichter veranlassen das vollständige Suffixum zu wahren. ' : 
Feiner in den Annalen des Ennius v. 239:--':' *".':- ~ " • - ! 



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— 36 — i 

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Haece locutu? rocat, quodcum bette saepe libctitcr 
Mensam scrmomsque suos rerumque marum 
Comiter impertii^' 

wo ich auf das handschriftlich überlieferte quodcum (obwohl 
es ein paar Verse weiter heist: quocum multa rolutaf) zuerst auf- 
merksam gemacht habe in Jahn's Jahrb. 1861, S. 501. Useners 
Polemik im Rh. Mus. 24, 113 trifft also eigentlich mich, . 
nicht Bücheier, den er citirt Allerdings wird auch im Lateini- 
schen cum wohl ursprünglich mit dem Dativ construirt worden 
sein , aber dass man die Präposition frühzeitig auch mit dem 
Ablativ verband, dafür scheint mir mecum, tecum, secum zu 
sprechen, wie wir schon in den XII Tafeln secum ducito lesen. 2 

# 

Dagegen kann ich kein Adverbium alted mit Müller in dem Verse 
des Ennius 366 finden; mit Sicherheit sind die verdorbenen 
Worte alte delata ceten'sque ingentibus teeta nicht zu emendiren, 
nur so viel geht mit Bestimmtheit aus Festus hervor, fass petrae 
hier Felsen am Gestade des Meeres bezeichneten, also kann von 
einer Grotte u. s. w. nicht die Rede gewesen sein. Ich vermuthe: 

Alte p(ila) elata petrisque ingentibus acta. 

Der beschreibende Ablativ ist ähnlich gebraucht bei Plautus 
Bacch» 1101: Cano capite atque alba barba miservm me äuro esse 
emunetum. Merc. 305 Tun capite cano amas? — Endlich wird 
im Epicharmus des Ennius Fr. 1 med durch die handschr. Ueber- 
lieferung gesichert: 

Nam videbar somniare med ego esse mortuum. 

* 

Gerade das Epos liebt vorzugsweise alterthümliche Sprach- 
formen; dass auch die Gründer des römischen Epos dieselben 
nicht verschmähten, beweisen zur Genüge die noch erhaltenen 
Reste der Odyssee , des Bellum punicum , sowie der Annalen des 



1) Crederc verbindet Plautus wiederholt mit dem Genitiv, so in 
Trucul. n, 2, 51: - ' - - - - ■ 

Aiin tu mala toteres veteres ruere? nunqiiam edepol mihi' ■*' 
• Quisquam homo mortalis posthac suarum rerum creduit, 
wo die Hdschr. duxtrum lesen. :' •. • "' y- -"•'..""' 

2) Entscheidend aber ist das Oskische, wo auf der Tabula Bantiria 
Z.23 com a(l)trud ligud acum sich findet. . /. 



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— 37 ■— " ■ * 

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Ennius. Der Text dfeser epischen Gedichte aber war nicht so 
beweglich wie die Ueberliefening dramatischer Gedichte, und 
konnte um so mehr im Ganzen und Grossen unversehrt ach 
erhalten, da alsbald Litteraturfreunde sich der Werke jener 
Dichter annahmen, wie Octavius Lampadio für Naevius,' Vargun-" - 
trjus für Ennius sorgte. Wenn nun jene epischen Dichter 
ib> a\\c Ablativzeiclien bereits so gut wie aufgegeben hatten, .- 

4 

vi ist es wenig wahrscheinlich, dass ein Lustspieldichter' wie 
^Kautus deu Versuch gemacht habe jenes D im ausgedehntesten. .. 
riufange Hi<*<b*r in die Litteratur einzuführen. Die Erinnerung 
an die Mundart seiner Heimath konnte ihn auch nicht dazu ;. 
lMstiiiiinni, denn gerade der Umbrische Dialect hat schon in sehr' 
früher Zeit das D consequent abgestreift. 1 ' . "- ''■•-•*.' ' 



VIII. 
Der Alilnltv der persönlichen Pronomina hei Plautus. 

lt., indem er mit Recht für seine Untersuchung eine feste 
Grundlage zu gewinnen sucht,* bespricht zunächst die Stellen des 
Plautus, wo die Formen der Pronomina med und ted entweder 
ganz unversehrt sich erhalten oder doch nur eine leichtere Ver-' 
derlmiss erlitten haben. Dieser Abschnitt, wo R. die hand- 
schriftlich mehr oder minder gesicherten Beispiele der Formen - 
med und ted im Plautus zusammenstellt und dabei das nöthige 
kritische Material, was ja zum Theil noch gar nicht genügend . 
lK'kaimt ist, mitthcilt, ist unzweifelhaft der werthvollste Theil 
der Abhandlung; mit den Folgerungen jedoch, welche R. zieht, 



1) Ennius, der das Oskische genau kannte, sowie Naevius, /de*» 
ans Campanicn stammt, hätten weit eher von der so nahe liegenden 
Verglcichung des Oskischen ausgehend im Lateinischen das D conserviren 
können , aber sie haben es nicht gethan. '.''"* 

2) Eigentlich verdanken wir dies nur den wissenschaftlichen Wider- 
sachern Ritschis, denn wie er S. 18 versichert, lässt er sich herab, dem ab-* 
sonderlichen- Standpunkt der Hiatusfanatiker dadurch Rechnung zu tragen, " 
dass er die positiven Thatsachen der historischen Textesübcrlieferung 
xur Grundlage macht, d.h. für die Anhänger strengerer Disdplin wäre 
eine solche Beweisführung ganz überflüssig gewesen. " . " .. - 



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— 38 — 



kann ich auch in diesem Abschnitte mich nicht überall einver- 
standen erklären. Es sind 35 Stellen, von denen jedoch R. 
selbst die beiden letzten als unsicher bezeichnet, und zwar weit 
mehr Beispiele für den Accusativus als für den Ablativus, was 
auf den ersten Anblick auffallend erschein!, aber von R. auf 
überzeugende Weise erklärt wird. Ausserdem weiss R. nur 
noch aus Ennius einen handschriftlichen Beleg für med beizu- 
bringen (s. oben S. 36); denn wo sonst in den Bruchstücken 
der scenischen Dichter diese Formen sich vorfinden, beruhen 
dieselben lediglich auf Conjectur. • - - . 

Uebrigens sind keineswegs alle Beispiele, welche R. als 
zweifellos aufführt, hinlänglich gesichert; so werden z. B. von den 
6 Beispielen des Ablativs zwei wohl wieder in Wegfall kommen 
müssen. Wie die Abschreiber auch ohne Grund diese archaischen 
Formen einführten, 1 zeigt ganz deutlich Casina I, 55, wo die 
Scene mit den Worten schliesst: 

Eie quidem pol eerto nil ages sine me arbitro, - 

aber in Erinnerung des Einganges v. 2: 

Loqui atque cogitare sine ted arbitro. . : 

ward auch hier gegen das Metrum med im B geschrieben, was 
R. seiner Zwecke gemäss billigt, und deshalb das hier not- 
wendige Futurum ages in agis verwandelt: also dies Beispiel ist 
unzweifelhaft auszuscheiden. . * 

Unsicher ist ted in den Menaech. v. 1022, wo CD äbsqüe 
ted esset, B äbsque te esset bieten. R. erklärt es freilich an einer 
anderen Stelle S. 60 für unmethodisch, lieber der Autorität CD 
als B in Fällen, wo sie dissentiren, zu folgen; indess wird «r 
selbst diesem Grundsatze sehr häufig untreu; und mit Recht, 
denn nicht selten haben CD das Richtige erhalten, wie gleich 
im vorliegenden Verse ad solem oceasum, wo in B sich* die- 
Interpolation ad solis oceasum findet. R. erklärt es hier fttr 
reine Verkehrtheit ein überliefertes ted nicht für alte Tradition 



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1) Persa 307: subnixis alis me inferam ist im B nach me ein 
Buchstabe ausradirt, also wohl med; ebendas. 119: Et te me brate 
et mihi non esse quod darem hat B meoorare, also medorare, denn die 
Beispiele der Gemination der Vocale in den Handschriften des Plautus 
sind sehr unsicher. ♦ ■.■ - 



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sondern für Correctur zu nehmen, aber da diese Formen den '. ,- 
Abschreibern nicht fremd waren, so können sie recht gut auch 
einmal ohne Grund dieselben substituirt haben, wie R. selbst -'-■ 
nachträglich S. 31 an einem Vers des Curculio nachweist Liest 
man aber hier ted, dann m'uss man mit R. die überlieferte Wort- • ' . V "1 
Stellung hodie nunquam abändern, was an sich zulässig ist, 1 allein 
ich mochto hier U deshalb wahren, weil in dieser formelhaften . '•■-.* 
Wcudung nur die gewöhnlichen Formen te und nie 6ich finden. -_. v 
^S Dagegen scheinen mir die zwei Beispiele xles accusathlscfa . /■'■:-.-"•-• 
gfbrauchten ted, welche R. als unsicher bezeichnet, durchaus . - * 

zweifellos. Im Pseudolus 523 hat R. früher aus zwei Versen- . - 
einen gemacht, ein Verfahren, was R. auch sonst häufig an- 
wendet , mir aber im Allgemeinen unzulässig erscheint Es findet 
sich vielmehr, wie jetzt auch R. einräumt, derselbe Vera in • 
doppelter Fassung: wo die alten Kritiker zweifelhaft waren, setzten 
sie beide Verse in den Text, und fügten ihre kritischen Zeichen 
hinzu. R. schwankt übrigens auch jetzt noch, welcher Vefcs ftr - 
Plautinisch zu halten ist; aber unzweifelhaft ist der Vera: ' " "/;• - 

Studio hercle audire, nam ted ausculto lubens. 
{ted B, te CD) für echt zu erklären, dafür ward später substituirt: 

Agedum, nam satü Jtbenter te ausculto loqui^ -'■/"."■ 
lediglich um das veraltete ted zu entfernen; denn ich werde - 
nachher zeigen , wie sichtlich man bemüht war bei späteren Auf- , 
führungen der Plautinischen Stücke Archaismen zu beseitigen. * .- 
Mit der anderen Stelle Mercator 982 verhält es sich bei{." 
aller Aehnlichkeit etwas anders. Auch hier findet sich ein Vere- 
in doppelter Fassung; auch hier wendet R. sein unmethodisches • 
Verfahren an, indem er aus den Bestandteilen beider Veree.. 
willkürlich einen dritten bildet Aber man muss sich für einen 



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1) Nunquam hodie erklären die Grammatiker für eine alterthfbn- -. , ; 
liehe Redeweise, indem ihnen hier nunquam die Stelle der einfachen \^. 
Negation zu vertreten schien. Die gewöhnliche Folge nunquam hodie \'\^. 
findet sich Persa HO, Epid. V, 2, 58, iNaevius bei Macrob. VI, 1, 88,; ^:* •>. "^ 
Virgil Ecl. 3, 49 und Aen. II, 670, "sowie bei Titinins in einem von dem 
Schol. des Virgil angeführten Verse; die umgekehrte Ordnung hodie ;. V .. ^ 
nunquam Plaut. Asin. III, 3, 40, Amph. 1, 1, 108 Negue hodie unquam ^' \. :A •-"' 
und im Colax (s. Schol. Virg.). : - . . ./..-,_ ; '- . .;' ; 



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oder den andern entscheiden, wenn man nicht, was unter Um- 
ständen auch zulässig ist, beide zugleich verwirft. Hier nun hat 
sich gerade in dem Verse, den ich für unplautinisch halte, das 
archaische Ud erhalten: 

Vactium esse istac Ud aetaUhU deeebat noxiü, 
während die andere Fassung die gewöhnliche Form bietet: 

Temperare istac aeUte istü decei U arttbu». , 
Freilich kann man auch hier Ud herstellen, doch lässt sich der 
Hiatus auch auf andere Weise entfernen, indem man deeebat 
schreibt - * * 

Wohl möglich , dass noch an mancher Stelle* ein med oder 

• * * 

Ud sich in den Varianten verbirgt In den Menacchm. 216: 

Ego hercle vero U et servabo et U eequar. 
ist nothwendig entweder das erste et oder das zweite U zu ent- . 
fernen, man könnte daher vermuthen tete servabo et [te] eequar \ 
obwohl bei Plautus diese Form nur einmal vorkommt, oder ted 
servabo et U eequar, so dass hier Ud' sich ausnahmsweise einmal 
vor einem Consonanten erhalten hätte, vgl. R. S. 32. * Aber 
der Fehler scheint tiefer zu liegen, denn CDa lesen tisequar, 
Db üsequar, woraus dann von dritter Hand assequar gemacht ist: 
der zweite Corrector wollte, wohl tut herstellen, was auf ur- 
sprüngliches tu fuhren würde. 

Med stellt Bugge im Miles her 553: M med deepexe 
ad U, da A MEO liest, wie auch anderwärts öfter und 
D vertauscht werden; dann haben wir ein neues Beispiel, dass 
Plautus diese Formen auch vor Consonanten gebraucht. Ebenso 
will Bugge im PseudoL 15: '•"'.' 

Licetne td scire, quid sit? nam tu nie antidhae. 

wo A M. OANTIDHAC liest, tu tilgen und med schreiben, was 
mir jedoch nicht wahrscheinlich dünkt 

Dagegen beruht es auf einem offenbaren Schreibfehler, wenn 
Servius zu Virg. Ecl. X, 69 den Vers Persa 4 cum Antaeo 
deluctari mavelim so anführt antaeo med eluetart (oder anthaeo meo 9 
antheomede). Doch ist der ganze Eingang des Stückes noch nicht 
in Ordnung, es ist wohl zu schreiben: _ -^ , <- , . > . 



1) Auch im Miles v. 1158: id itos ad te, si quid velles, venimue,- ' 
hat C attet (D a te, B ad te). 



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aber mir scheint die Frage für den Ton der Stelle wenig an- 
gemessen, auch beruht an me nur auf Conjcetur, da die Hdschr. 
ante bieten; ich lese nam me eensuU ete. -■ . ■" .-, 

Zu dieser Vertauschung des Accusativs und Ablativs, die \ 
wir bei den persönlichen Pronomina antreffen, haben sicherlieh 
gar verschiedene Ursachen bestimmend eingewirkt. In einzelnen 
Fällen, wo med, ted, sed die Stelle des Accusativs zu vertreten-, 
scheinen, war der Ablativ eigentlich ganz angemessen, und von . 
einer Yerirrung des Sprachgefühls sollte man kaum reden; so . 
z. B. oro ted, orant med ut ealtem (ich wähle absichtlich hier nur 
Beispiele, wo die Lesart handschriftlich gesichert ist) bedeuten 
eigentlich nichts anderes, als oro a te 9 orant a me, wie Plautus 
selbst im Amphitr. Prol. 64 schreibt: nunc hoc me orare a vobis 
jussii Juppäer, aber .in der alten Sprache genügte der einfache, 
Ablativ, die Präposition war ebenso entbehrlich, wie in Etnnad •_".. 
oder Ambracia (Aetolia) cepit, während schon Terenz in solchem 
Falle es für nöthig erachtet, eine Präposition hinzuzufügen. Ganz 
ähnlich verhält es sich mit Imo oro ut f actus Chrysale et ted ' 
ohecro : ist auch die ursprünglich dem verbum obsecro zu Grunde 
liegende Anschauung nicht ganz deutlich, so konnte doch, eben 
weil dieses Yerbum im Sprachgebrauch fast gleichbedeutend ist 
mit oro (daher so oft orare und obsecrare miteinander verbunden ~ 
werden), nun auch der gleiche Wechsel der Structur stattfinden; # 
und so findet sich neben der gewöhnlichen Construction des Accur 
sativs auch hier der Ablativ mit der Präposition, Bacchid. 1025: 
Nunc ei me fas est obsecrare ab* te pater, wo R. sehr willkürlich 
orare etiam abs te ändert Aehnlich verhält es sich mij iia ted 

obtesior. ' > . '■■'-' ■'>■■•■'" . : : - *-* 

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Wenn es in einem Verse, der zwar nicht dem Plautus selbst, - 

aber doch der nächstfolgenden Zeit angehört, heisst: Vaeuum 

• •• .".■*■ 

esse istac ted aetate his decebat noxiis t so ist hier decebat ted so vieL * 
als dignum erat te, und daher der Gebrauch des Ablativs voll- 
kommen gerechtfertigt, sagt doch Plautus selbst Asinar. UT, 2, Slj! 
Ut meqvr teque maxume atque ingenio nostro decutt, wie er ja - 
auch decorum in ähnlicher Weise construirt Aulul. II, 2, 43: .•"-'. 
haud decorum facinus tuis /actis facis und Mil. 618; faetnor*- 
puerHia neque te decora neque tuis m'rtutibus. Ebenso erscheint. ~ 

bei ted ausculto lubens, wenn auch vielleicht nicht in diesem. : 

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specielleji Falle, doch unter Umständen die Verbindung mit dem 
Ablativ ebenso gerechtfertigt, wie audire ex ah'quo oder äy.ovav 
wog. Mit ted amo lässt sich., abgesehen von amaiu, wo die 
Construction des Genitivs ganz üblich war, das griechische 
£qov TivoQ, mit med tei/gerit } das Griechische 9r/ycivEiv nvog 
zusammenhalten. - ."-,'. 

Von Präpositionen findet sich bei Plautus nur med erga y 
aber gerade bei diesem Fonnworte , was gleich e regione ist, 
Hesse sich der Gebrauch des Ablativs = Genitiv wohl erklären. 
Dazu kann man aus Inschriften hinzufügen inter sed coniourase, 
inter sed dedise, ajmd sed iurarint.. Es ist wohl denkbar, dass 
im alten Latein die Structur der Präpositionen eine freiere war, 1 
wie die Präpositionen ja auch mit Adverbien die verschieden- 
artigsten Verbindungen eingehen, und gerade dadurch mag jene 
VeriiTung gefördert sein. Am meisten aber trug dazu bei das 
Schwinden des D: so fielen beim Personalpronomen Accusativ 
und Ablativ unterschicdlös zusammen, und wenn man die 
archaischen Formen noch anwandte, hatte man kein rechtes. 
Bewusstsein mehr. Den Dichtern aber kamen die alten Formen 
insofern zu statten, als sie dazu dienten das Zusammentreffen 
der Vocale zu entfernen, und eben deshalb haben sich diese 
Formen noch längere Zeit in der Poesie erhalten. 

R. benutzt nun auch sofort dies, um aus Conjectur an zahl- 
reichen andern Stellen durch fonftihrung der archaischen Formen ' 
med und ted den Hiatus zu beseitigen. Dass in der Arsis me 
und te einem folgenden Vokal gegenüber nicht als Länge sich 
behaupten können, haben schon früher wohl die meisten Kritiker 
angenommen , und so hat man in diesem Falle auch schon viel- 
fach selbst im Widerspruch mit der handschriftl. Ueberlieferung 



1) Freilich was der unwissende Grammatiker Pompeius (Gr. L. V, 
278) anführt: non dubitat Paamus dicere ante templo, non dubiiat 
^icere propier ho min e, beruht sicherlich auf Miss verständniss, wie 
schon das damit verbundene Beispiel aus Sallust. Cat. 36: ante quam 
sine fraude liceret ab armis discedere praeter verum capitalium con- 
demnatis beweist, wo doch praeter augenscheinlich Adverbium ist.- 
Wohl aber mag in dem Gebrauch der späteren Vulgärsprache sich hier 
und da ein Rest der alten Freiheit behauptet haben, z. B. voscum, . 
noscum, cum universos. ' - . ■ ■ ■* - »".".' 



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' jene Formen rcstituirt Dagegen in der Thesis, wo die Natur-* 
länge jener Sylben eine Verkürzung erleiden kann , haben Manche 
den Hiatus in Schutz genommen, namentlich A. Spen gel S. 215. 
JÜleiu wenn man die handscliriftlich überlieferten Beispiele bei 
11. übersieht, so erkennt man, dass jene archaischen Formen 
ganz glcichmässig in der Thesis wie in der Arsis gebraucht wer 
den, von 33 Fällen kommen 16 auf die Thesis. 1 Daher ist es 
im Allgemeinen gewiss gerechtfertigt, auch in der Thesis med 
und ied wieder einzuführen, . * ■ ■ .; ♦ : 

Noch ein anderer Fall kommt in Betracht, wo me und U. 
in der aufgelösten Arsis gerade so wie jedes andere einsylbige 
auf einen Vocal auslautende Wort verkürzt werden. -Dies hat 

» ■ • 

kein Bedenken , wenn' me und ie die erste Sylbe der aufgelösten 
Arsis bilden (vergl. C. Schneider lat Gr. I, 1, 141 ff.), so bei 
Plautus im Miles 1257, Mosteil. 562, Persa 341, Rud. 11*4, 
25, m, 4, 13. Trucul. IV, 4, 6. Trinumm. 693, 

Quia m£ amaty propterea Venus feeit eam ut dwinaret.) .*." 
Quo t& agis. Neequoquam abeo: ne ego eum miser. ~ 

Utrum pro ancüla mV habe» an pro /Uta. • - • '■' 

Dabitur tibi aqua ne nequidquam m& ames: eedo mi urnam. Cape. 

. lh ego appeUo. .*"':'•■ ' • ' '"■■ -' 

Video eceum, qui amans tutorem m$ adoptavü suis bonis. * 

7V honestet, me conlutulentet, si sine dote duxeris. : •.*■•" A ;~ 
• • • 

Ebenso bei Terenz Ad. I, 2, 31, Heaut. I, 1, 63, Eun. V 

2, 113. ■ :. ■'.'■■ --■ ■■ ■''"■■■, ■ • V -; 1 - : ""•'' ;>V 

Pro Jupiter, tu homo adigis mS ad insaniam. " "•* -'; 
Putavit m$ et aetate et benevolentia. ' . '*' '"'* '"* '"■. 

Noctes diesque m£ ames, me desideres. " ' 

Und hier scheint R., so viel sich aus seinem Schweigen schiiesseir 
lässt, auch jetzt den Hiatus zuzulassen. Fraglich ist es, ob die-. 
selbe Freiheit auch auf die zweite Stelle der aufgelösten Arsis 
auszudehnen sei. Bentley (sched. de metr. Ter. p. XVII.), dem 
die neueren Kritiker folgen, erklärt dies für unzulässig, jedoejj 



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1) It. hat diesen Gesichtspunkt gar nicht beachtet, er hätte 
eigentlich die Beispiele hier wie auch später nach diesen Categorien ." 
ordnen sollen. *'"■•" '■'.'■' 



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:.•..;■ — 46 — " * - . 

ohne cinen^Grund anzugeben; ich glaube ßentley hat nicht 
nur richtig die Thatsache beobachtet, sondern dieselbe lässt sich 
afcch rationell begründen. Wenn zwei Kürzen den starken Tact- 
theil bilden, stehen sie eben deshalb in der engsten Verbindung; 
die Stimme muss ohne Verzug von der ersten Sylbe zur zweiten 
übergehen , und indem sie vorwärts eilt, kann der lange Vocal 
der ersten Sylbe dem folgenden Vocal gegenüber nicht mehr sein 
volles Gewicht behaupten und wird verkürzt 1 Es gilt das- 
selbe übrigens auch von dem schwachen Tacttheile, wenn er 
durch zwei Kürzen gebildet ist: auch hier wird regelmässig 
an der ersten Stelle die von . Natur lange Sylbe verkürzt 
Dagegen zweisilbige Worte erleiden Verkürzung der langen 
Endsylbe, auch wenn dieselbe # die zweite SteUe einer zwei- 
silbigen Arsis oder Thesis einnimmt, also auch bei dem 
Zusammentreffen der beiden Tacttheile, wo eine wenn auch 

* 

noch so kurze Pause eintritt 2 Demnach ist allerdings ein 

Vers wie Stichus 159: -.-..--..' 

- Nam üla mg in oho mensis gedornt deeem. 

bedenklich; R. hatte früher mit Unrecht die überlieferte Wort- 
stellung geändert, jetzt schreibt er med, obwohl auch namque 
hier passend wäre, und diese Partikel, die regelmässig schon 
in den alten Hdschr. abgekürzt wird (Q.), ist sehr häufig aus- 
gefallen. Im Mercator 995: 

Eutyche, tS oro, sodalis ejus es, serva ei subvem. 

ist diese Messung jedenfalls abzuweisen, sondern entweder %t 
Verlängerung der kurzen Endsylbe dQS Vocatives Eutyche anzu- 
nehmen (ob dieses zulässig sei, kann ich hier nicht in der 
Kürze erörtern), oder ted oro zu lesen, wie R. jetzt mit Guy et 
schreibt, während er früher oro te umstellte, ganz ähnlich 



1) Schon Aristides de raus. p. 46 bemerkt ganz richtig: rj ^utrlpä 
anovtiri tov ttjv öturtoav tniXaßetv d*iä Tr\v rfjs (jxüvtjs auv£x* ltt *i 
noly ivrelij n(>o€vfyxa<T&iu t^v ngorigtiv , rrjg tov xa&tiyovfiivov 
rovov fiaxpoTijTos anortfiverai. ".""■*/ v 

2) Ich spreche hier nur von den lateinischen Komikern , obwohl 
im Wesentlichen das eben Bemerkte auch von den übrigen Lateinischen 
Dichtern gilt, bei den Griechen herrscht hinsichtlich der Verkürzung 
einsylbiger Worte grössere Freiheit ■„ ' \ . . r ; v \- _ 






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— 47 — •- • ...-.-- 

•••■-• • . ■ " *• 

wie Captiv. II, 2, 87 sed ted oro Hegio und Baccbid. 909 ted 
obsecro. 1 - ' ■ - ■ ■ -. . 

Unter den handschriftlich gesicherten Beispielen finden sich . 
'zwei, wo ted in der Caesur des troehaeischen Septenars den 
Hiatus entfernt, Asin. 163', Men. 942: ■ •:-.', h- .' 

&o/u6 solitudine ego Ud atque ab egestate abstuK. ■""«"_ 

JEfc ofc Mm rm in earcerem ted esse compadum sew, ' ' 

Diese Beispiele sind, wie R. S. 44 bemerkt, von überraschendster f. 
Tragweite; für ihn ist es eine „unab weisliche Forderung," dass - . 
zunächst jeder Hiatus bei me und te in der Caesur trochaeischer ; 
Septenare zu beseitigen sei; dann erklärt R. es für „den äussersten 
Grad von Verkehrtheit,' 4 wenn man nicht auf dieselbe Weise 
auch die iambischen Scnare vom Hiatus in der Gaesur befreien ' 
wollte. Schliesslich meint er, dass es nur noch ein kleiner Schritt. 
sei, den bereits in so weitem Umfange erkannten Gebrauch des . 
med und ted auf zwei neutrale Gebiete zu übertragen (d. lu - 
solche Fälle , wo bisher selbst R. den Hiatus für zulässig erklärt 
hatte), die Diaerese des iambischen Septenars und diejenigen 
Stellen, wo Personenwechsel eintritt Diese Art der Beweis- . 
führung wird zwar Viele überzeugen ; ich muss gestehen, dass 
die starken Redensarten auf mich die entgegengesetzte Wirkung 
machen. Jene beiden Verse beweisen für mich nur so viel, dass 1 
Plautus in dem Falle, wo dife beiden Vershälften dem Gedanken 
nach eng verbunden sind, mit Hülfe der Formen med und ted r 
den Hiatus vermieden hat: ob der Dichter auch da, wo eine V 
Sinnpause mit dem Verseinschnitte zusammenfällt, wie Men. 43L, ; . 
Pseudol. 983., oder beim Personenwechsel 2 diese Formen* v 
gebraucht, oder wie anderwärts in diesem Falle den Hiatus sich .r- 
gestattet habe, das muss eine besonnene Kritik nach der gegen-' ^ 
wärtigen Sachlage vor der Hand unentschieden lassen. 



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1) Plauthrißch wäre auch tecum oro. wie Titinius bei Nonius nunc *'■* ;- r v7«, 
tecum obsecro sagt Im Poenulus V, 7, 35 habe ich vermuthet: '*:.." >*.- 

Mi pater, ne quid tibi cum istoc rei stet, tecum obsecro, '■- - '< r^ •"; [-\\. 
doch scheint eine tiefere Corruptel in den Zügen der Hdschr. sich zu ■•■'•■■. r\T -* 
verbergen. " ..-."•' . r ' ' *.., .- ■ ;V^v- : v;' v ».V. 

2) Hier hat B. die Stelle Asin. HI, 3, 14S: "\ " ' " . / V .- ; ^ 
Argenfum at te. TJt tempore opportuneque attulistis. '*"■ > : . " -:- . "- ..: 

Übergangen, vielleicht beseitigen die Hdschr. den Hiatus auf andere Weite, ~ "^ / "■ ■- 

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— 48 — ... * 

. Die Beispiele, bei denen "R. sein Univcrsalmittel anwendet, 
unterliegen übrigens zum Theil erbeblichen Bedenken; Trncul. 
II, 2, 21 (wo jedoch die Lesart nicht ganz fest steht) 'finde 
ich gar keinen Hiatus, da gegen die Betonung egdn (vergL 
Trinumm. 515) nichts einzuwenden ist. Menächm. 545 ist der 
Hiatus erst durch die Kritiker, welche ego einfügten, herein- 
gebracht, ich habe früher: 

_ • 

Da eodes abste. Potte reddidero tibi.* 

verbessert, und da der folgende Vers offenbar absichtlich diesem 
genau entsprach, wird man hier das handschr. überlieferte ego . 
zu streichen und ebenfalls: 

Immo cedo als te. Potte tibi reddam duplex. 
zo schreiben haben, obwohl sonst gegen die Betonung post tibi 
reddam nichts zu erinnern wäre. — Da R. weder Cäsur noch 
Interpunction oder Personenwechsel als Entschuldigung für den 
Hiatus gelten lässt, so ist es seltsam, dass Verse wie Merc. 611: 

E. Mulier alienatast ab* te. Ch. Eutyche , hoc capital fori*. . 
verschont geblieben sind. 

Indem B. lediglich darauf ausgeht, auf die kürzeste Weise 
jeden Hiatus zu beseitigen und demgemäss an 300 bis 400 
Stellen ein D einfügt, kann es nicht fehlen, dass er oft in > 
ganz äusserlicher und mechanischer Weise verfährt. So schreibt . 
er im Mercator 198: ' ~ • 

Verum video med ad saxa ferri saevis fluctibus, 

wie schon früher Guyet.gethan hatte. Dadurch wird zwar der 
Hiatus entfernt, aber nicht dem Gedanken genügt. R. selbst 
bat früher richtiger geurtheilt, indem er erkannte, dass der 
Hiatus eine Lücke im Texte anzeige, und me Herum ad saxa 
schrieb; nur* bat diese Ergänzung sehr geringe Wahrscheinlich- 
keit, denn das Wort, welches der Gedanke* erfordert, ist nicht 
gefunden, während Herum ziemlich entbehrlich ist Ich habe 
daher schon früher in der Zeitschrift f. A. folgende Verbesserung 
vorgeschlagen: ., '. . ; - ; .,..' ', . 

Verum video me eadem ad. saxa saevis ferri ßuctibue. 

(die Umstellung der Worte wird durch die Allitteratiori empfoh- 
len) und den sprüchwörtlichen Ausdruck durch Parallelstellen 
genügend erläutert. Die Aenderung ist so leicht und einfach, 

— . • . • * - . 



« ♦ 






— 49 — 






dass man meinen sollte, selbst ein fanatischer Anhänger des D 
würde sie gut heissen. 

Aehnlich verfährt RimRudensIY, 4, 108, wo er mit Beiz 
Jus honum oras. Edepol liau ted erat: nam tu iniurnt*. 

schreibt. Aber durch diese oberflächliche Aenderung, die nur 
den Hiatus beseitigt, wird der Fehler verdunkelt, nicht gehoben.. 
Ovare heisst ja hier gar nicht bitten, um was sollte denn auch 
der Herr seinen Sclaven bitten, sondern soviel als dicere, agere, 
wie im Trinumm. 1161 : jus hie orat, oder bei Ter. Hec. IV, 4, 67 
egiatque oravi tecutn; vergl. Festus adarare p. 19 l und arare p. 198. - 
Caesar de b. civ. I, 22. Man muss also nothwendig schreiben: 
Edepol haud tecum arat, d.h. er spricht nicht mit dir, 
verhandelt gar nicht mit dir. 2 Die Construction arare 
cum aliquo ist wie bekannt bei Plautus ganz üblich, allerdings 
meist so gebraucht, dass es so viel bedeutet als bitten, aber 
eigentlich ist es mit einem verhandeln, so kann man 
auch Cas. III , 4, 5 fassen : Quid tibi mandavi, quid tecum oravi? 
und es ist kein Pleonasmus, wenn Ennius Ann. 20: quod tecum 
preeibus pater arat sagt, ähnlich der Auetor de bello Afr. c 9L 

Im Trucul. I, 2, 69: 
Tu a nobis sapiens nihil hohes, nas nequam als te hahemus's 
verlangt R. ted, allein da die Hdsch. habeamus oder aheamus 
lesen, so ist unzweifelhaft eine Partikel ausgefallen, nämlich 
quom nos nequam abs te habeamus. Aber der Conjunctiv , obwohl 
an sich tadellos, wird von den Abschreibern herrühren« es war. 
wohl ursprünglich mit glatterem Rhythmus geschrieben: quom nas 



1) Diese Glosse bezieht sich auf die Stelle der XH Tafeln, welch« ■-. 
Festus p. 162 anführt: 5» adorat furto, quod nee manifestum erä, 
wo adorare wohl in dem Sinne von appellare gebraucht ist, und der 
Ablativ furto so viel bedeutet als de fwrto, sonst könnte freilich furto 
auch alter Accusativ sein; in dem Gesetz über den Wegebau qua voiet 
jumenta agito ist der Plural unzulässig, man kann entweder jumentum .• 
schreiben (Cicero pro Caecina 19) oder in demselben Sinne die Lesart • 
jufnento fassen. '.',. r 

2) Ganz gleiche Verderbniss findet sich im Merc. 530, wo der ' 
Palat. ille ine oravit, der Ambr. mecum schreibt Auch Persa 32l*hat 

A allein das Richtige quod mecum dudum orasti erhalten , die Palatini 
quod me dudum rogasti. y - ... - ."*■■.,■ --•*.•.' ..,- . -.-.:. 

Bergk, Beiträge. L ' • ,\ . 4 •'..'-.. 



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— 50 — ... 

nequam abs te habemus, woraus zunächst habeamus wurde, bis 
daun quom wegfiel, wie ja die Verderbniss oft mehrere Stadien 
zurücklegt. Möglich übrigens, dass es auch hier eine von den 
Pfälzcr Hdschr. abweichende Uebcrlieferung gab , wo beide Sätze 
unverbunden neben einander standen, und die Wortfolge sich 
ganz genau entsprach : nos abs te nequam Kabemu». Wenn andere - 
Kritiker, um den Hiatus zu vermeiden, rem abs te habemus (Brix) 
oder abs te tua habemus (Eiessling) schreiben, so haben sie 
übersehen, wie durch solchen Zusatz die Feinheit des Plautinischen 
Dialogs wesentlich beeinträchtigt wird. 

Deberhaupt ist die ganze Stelle nicht in Ordnung, denn, 
dieser Vers schliesst sich nicht recht an die vorhergehenden an: 

AS. Maleaue in nos Ulis ea omnia tibi dieis , Diniarche,. 

Et nostram et ülorum vicem. D. Qui istuef AS. Rationem 

dicamj • 
Quia quia alterum incusat probri sumpsit seniteri oportet. 

Hier ist zunächst wohl zu schreiben; Mala quaejn nos ja eis. . 
Der Gedanke des dritten Verses ist klar: wer Andere an- 
klagt, muss selbst frei von Tadel sein: aber eine 
sichere Herstellung ist schwierig; ich habe ipsum nitere oportet 
vermuthet; eumpse (oder sumpse nach der Analogie von sapsd) 
enitere würde den Zügen näher kommen, aber das Compositum enüere ; 
ist minder passend. Spengel schreibt eumpse saper e oportet, scharf- 
sinnig aber nicht überzeugend : und wenn scheinbar damit das J 
sapiens des folgenden Verses vorbereitet wird, so ist dadurch der 
mangelhafte Gedankenzusammenhang nur verdeckt, nicht beseitigt: 
denn Astaphium statt nachzuweisen, dass auch Diniarchus eines. 
probrum sich schuldig gemacht habe, macht ihm nur seine Un- 
klugheit zum Vorwurf. Es sind offenbar hier mehrere Verse 
ausgefallen, und in diese Lücke fällt der von Priscian HI, 25 ' 
angeführte Vers, den Göller nach v. 37, Spengel nach v. 61 
einschieben wollte. Der Vers ist übrigens nicht unverdorben 
überliefert: bona perdidt\ mala repperi 9 /actus sum extimus a vobis. 
Spengel durfte nicht extremus vobis schreiben, da ja Priscian den " 
Vers eben anführt, um die seltene Superlativform zu belegen; 
ich lese: (postquam) - c .. : . 

bona perdidi, mala repperi 9 /actus sum exitimus vobis.' 



/.•-*. 



•v •-•, 



— 51 — 

exitimus st exiimus ist ganz so gebildet wie opitumus, (woraus 
die vulgäre Form optumus entstand. Doch darf man dafür die 
Variante existimus bei Priscian nicht geltend machen, denn dies 
ist/nichts anderes als exstimu*. 

Ich füge nur noch ein paar kurze Bemerkungen über die in 
diesem Abschnitte von R. behandelten Stellen hinzu. Im Trinum. 
311 schwankt R.,- ob er ted ita oder, was er für mehr Pfautinisch 
erachtet, ita ^schreiben soll; aber ich halte v. 311, 312 über-' 
haupt für nicht Plautinisch. 

In den beiden yersen AuluL II , 1, 1, Bacch. 618: 

.• ■ ■ ._ * 

Velim te arbitrari me haee eerba, /rater. : . 
Inimicos quam amicos aequomst me hoher*. 

lässt sich freilich der Baccheische Rhythmus, indem man ted und 
med schreibt, leicht herstellet, allein da auch sonst nicht selten- 
ein iambisches Penthcmimeres mit Baccheen wechselt, so liegt 
keine Nöthigung vor, die Ueberlieferung zu ändern* * 

Menaechm. v. 207 schreibt jetzt R. : Sein quid voto ted. ' 
aecusare, allein da völo nur im A sich findet, die Palatini aber 
volo ego lesen, so ist te hinlänglich . geschützt — Ebendaselbst 
v. 1071 schreibt R. jetzt med, während er früher die Worte 
umstellte, aber ich halte auch jetzt an meiner sehr gelinden 
Aenderung fest: / - V - ••."■'- . . - * v 

Ego quidem hujus servus. sunt, sed me esse hujusee eredidi. ' 

Men. 744 und 958 scheint .zwar R. med vorzuziehen, räumt, 
jedoch ein , dass in diesen Yersen die Aenderung hörnernem und 
homones nicht minder leicht sei 

Wenn im Pocnulus I, 2, 167 die Pf&lzer Hdschr. sine' te 
exorarier, A dagegen sine hoc exorarier liest, so führt dies aller- 
dings auf sine te hoc exorarier, aber dies ist nicht, wie R. p. 39 
meint, die echte Lesart, sondern nur Correctur, entweder nm. 
den Hiatus zu beseitigen, oder um das archaische tine ted 
exorarier zu entfernen, denn so war gewiss ursprünglich über- 
liefert ■ ■ r ■■ ■■■-■••-■-. ^ • . -■:•■"■:;.■ 

Trinum. 1080 schreibe ich: .' ' . ■ '■ ' < 

' ' ' ■ . " - " .'■' '"■/'■■' • 

Jam . . Quid jamf non sunt nostrae aedis 'stae. Quid ego\l \ 

ex ted audio? '■'". 

da B sie bietet ■■ " '• • • - \-\ ^ v :^ " - 



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' ' s — 52 — 

■■*:.■.■* • p ■ "... , ' „ 

Ted ist ferner herzustellen Most 813: <" '• - 
Noli facere mentionem ted emme. InteUego^ " ■ # 
Et heile monitum duco, atque esse exütumo human* ingenL 

denn so ist zu interpungiren und zu lesen; die Herausgeber 
Laben den Sinn der Stelle ebensowenig getroffen, als der Cor- 
rector des B , wie denn überhaupt die tibergeschriebenen Varianten 
in der Mostellaria nichts weiter sind als meist unglückliche Con~ 
jecturen; 1 ' * 

Endlich ist es leicht möglich, dass es noch andere Formen 
des Personalpronomens gab, die gleichfalls passend gebraucht 
werden konnten, wo es galt den Hiatus zu vermeiden. Wenn 
QuintiL I, 5, 21 sagt: Inde durat ad nos usque vehementer et 
eomprehendere et mihi: nam mehe quoque pro me apud 
aniiquos tragoediarum praecipue scriptores in reteribus librü inoenir 
mus, so deutet er damit wohl an, dass in den jüngeren Hdschr. 
diese Form getilgt war, deren sich nicht blos die Tragiker 
bedient hatten ; wir könnten sie also auch bei Plautus vorausetzen, 
zumal er so oft seiner Darstellung tragische Färbung giebt. 
Allein wenn Menaechm. 1044: 

Id~ si attulerit, dicaniut a me dbeat liber quo volet. 

BC hdbeat lesen, so möchte ich doch nicht sofort auf ein a mehe 

schliessen. Uebrigens ist nicht einmal klar, wie die Quantität 

dieses zweisylbigen offenbar durch Zerdehnung des langen Yocals 

entstandenen mehe zu bestimmen ist • _ 

Dann aber mache ich auf die Form ten 'aufmerksam. Im 

Pseudol. 370: 4 

C. Ecquü te pudetf . ~ v ..' 

B. 7e amatorem esse inventum inanem quasi cassam nucem, 

liest A ten 9 was R. früher mit ted vertauschte, während er jetzt 
ten herstellen will mit der Bemerkung : „obgleich die Erklärung 
des Fragsatzes im dortigen Zusammenhange nicht ganz einfach 
ist" Ich wünschte, R. hätte diese Erklärung gegeben; denn mir 



1) Man vergL nur v. 141, 288 (wo auch Bugge das Richtige 



ma 



erkannt liat) 312. 318. 414 (im Archetypon war offenbar sine molo 
geschrieben), nur v. 692 hat der Corrector mit prandium st. peranium 
das Rechte getroffen. - 



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— 53 — \ . 

erscheint das fragende ne dort ganz unstatthaft. Und ganz ähn- 
lich ist der Vers des Ennius bei Cicero de Div. I, 81:. 

Hoc dobt, 
Me obesse, iflos prodesse, me obdare, iflot obteqtd, 

wözwei Hdschr. mm bieten. ' Ich glaube nicht, dass wir hier . 
blosse Schreibfehler oder gedankenlose Versuche der Abschreiber * 
den Hiatus zu tilgen vor uns haben: entweder ist N hier jener - 
phonetische Zusatz, der wie im Griechischen dazu dient den 
Hiatus zu tilgen, wovon später im XTV. Abschnitt, oder in men ■ 
und ten hat sich das Casussuffix des Accusativs M erhalten, nur. 
abgeschwächt in N. 

Dass Plautus die archaischen Formen des Personalpronomen* 
med und ted noch häufig anwendet, darf man durchaus nicht als 

■ • ■* 

Beweis für den sonstigen Gebrauch des alten Ablativs benutzen; 
denn auch auf der Lex der Bantinischen Erztafel aus dem dritten . 
oder vierten Decennium des siebenten Jahrhunderts findet sich 
noch Z. 21 apud sed jurarint, sonst aber keine Spur. 



- r 1 



--..«: . 



Die übrigen Pronomina. 

e ■ • . 

i 

Ich wende mich jetzt zunächst zu der Betrachtung der . 
übrigen Pronomina, denn diese Untersuchung schliesst sich natur- 
gemäss unmittelbar an die Formen der persönlichen Pronomina, 
an; dann aber darf man gerade hier am ersten erwarten Spuren 
der alten Ablativbildung anzutreffen, da die Pronomina über- 
haupt das Alterthum der Sprache mit einer gewissen Treue 
wahren; freilich sind die Ueberreste weder zahlreich, noch auch 
hinlänglich gesichert Wenn R. damit gleich die Untersuchung , 
über das auslautende D bei Nominibus verbindet, so hat er dies ^ " 
offenbar in der Absicht gethan, um dadurch die Schwächen seiner -^ 
Beweisführung zu verdecken. • " : 

Einen Ablativ quodeum habe ich schön früher bei Ennius 
nachgewiesen (S. 36) und ebenso in der Partikel quidem den 
gleichen Casus erkannt (8. 17). '.-.•"*/ \ 






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V 






— 54 — 

Den .Ablativ quid glaubt R. zunächst im Pscud. 370 zu finden: 
Numquid alium tne etiam voltis dieeref 
indem er dazu bemerkt: „Wie soll das grammatisch richtig sein, 
ausser wenn man das erste Wort als numqui fasst, da es doch 
sonst unbedingt entweder numquem alium, oder numquid aliud 
beissen müsstc?" Nun alium st. aliud findet sich nicht nur in 
allerdings jungen Inschriften (und zwar sogar alium nomen)^ son- 
dern auch einigemal in den Varianten bei Plautus, doch will 
ich darauf kein Gewicht legen. 1 Hier aber ist ja alium ms 
nichts weiter als eine Correctur von G ruter, die Hdschr. beider 
Recensionen A B C D lesen einstimmig alium (nunquid A , nuno- 
quid B C, nüque D). Ballio fragt: ob man ihm nicht noch 
andere Schimpfreden sagen wolle: da wäre doch numqui(d) alium 
tne etiam dieere voltis eine gar zu seltsame Ausdrucksweise. 
Es sind wie häufig einige Buchstaben von den Abschreibern 
übersehen, ich ergänze ALIV(d)M($) 9 also: 

num quid aliud mi etiam voltis dieere f 

Ebensowenig kann ich R. zustimmen in Betreff des Verses 
im Epidicus II , 2, 94: nisi quid tua seeus sententia est, denn 
dies ist ebensowenig Ablativ wie im Griechischen el'n /urj y z. B. 
bei Sophocles Electra 31: ei juiJ %i kcuqov Tvyxavw, oder Oed. 
R. 969 : ei Ti jui) TG^iKp 7i6&({) xccriq&iTo, oder in dem Verse 
des Ennius: O Tite, ei quid ego adiuero curamve levasso. Endlich 
im Pönulus V, 2, 96 will R. aus A. herstellen: 

Quid aisf quid pdtuit ßeri, ut Carthaginx 
Gnatus eis? 

st qui. Aber quid ist hier nur gedankenlos wiederholt, die 
Rccension des Ambr. pflegt ja überhaupt nicht mit besonderer 

Vorliebe das Alterthümliche zu conserviren. 

► *-.■•• 

Zum Ersatz dafür kann ich nur Weniges bieten; und da 
die Abschreiber quid und qui so häufig mit einander vertauschen, 



1) Z. B. Trucul. IV, 4 , 17 haben BCD aliü (alium) perfugium, 
aber es wird zu schreiben sein: 

Cogitato , mus pusülus quam, sit sapiens bestia, 

Aetatem gut wni cubili nunquam committit suam, '•-" " v ' - 

Quin si unum ostium dbsideaiivr, alid eefugium quaerittt, 

oder wenn man alid bei Plautus bedenklich findet, alt o.:^ -• /.- -■: -V 



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— 65 — ..■■'- 

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Hegt immer die Gefahr des Irrens nahe. 1 Zunächst dürfte hier 

m 

zu beachten sein der Vers Bacchid.1157: * -' ... 

Nihili sum. Istuc jam pridem seio : sed quid nihili . 

* • 

, sts memora t \ 

wo R . mit Guyetus qui schreibt Dann im Mercator 902: . -•/ 

Scd quid ego istue credam? vidisti an dt audito nuntiat f ±. •- 

wo man scd quid ego 9 stuc sprechen muss. Die Herausgeber 

haben natürlich qui corrigirt. Ebenso hat ein ablativisches 

quid wie es scheint sich im Persa erhalten v. 192: _.■"•" 

Atque ob istanc rem ego aliquid U peculiabo, 

wo jedoch A aliqui schreibt', wie schon Dousa vermuthet hatte. 

Anderes ist mehr oder minder zweifelhaft; so wenn . im * 

Stichus 597 A liest: Quid malum tibi hsso lubei Forts coenare , 

st. qui. Im Trinumm. 464 lesen die Palatini herele quid dicam 

tarnen, während A quin schreibt, wie schon Pius verbesserte; 

Fleckeisen hat in ähnlichen Stellen das hdschr. überlieferte* 

qui, was die Herausgeber gewöhnlich in quin verwandelt haben, • 

in Schutz genommen, und so schreibt auch hier jetzt Brix. 4 - 

Quid ist jedenfalls nur Schreibfehler, denn qui ist nicht sowohl 

Ablativ, wie Brix annimmt, sondern entweder Dativ oder Instru- 

mentalis der 3. Declination, und so liesse sich selbst die Form 

quin st. quim rechtfertigen, wenn man nicht in dem N einen 

bloss phonetischen Zusatz finden will: natürlich ist dieses qum 

von dem negativen quin wohl zu sondern. — Im Mercator 502:/ 

Quin tibi quidem quod rideas magis est % quam ut lamentere.- .'" 

* - * • - 

hat nur A quin, während B quid, G D ^'schreiben, aber diese:; 
Varianten der Palatini sind wohl nur als Irrungen der Abschreiber/ 
zu betrachten. — Schliesslich erwähne ich noch den Vers des ~ 
Attius Andromeda fr. 3: • .* : r - 

Nisi quod tua facultas nobis tulat operam, ~ _ " . ' ^ ": . 
wo Bothe quid schreibt, hier wäre freilich qui (irgendwie) ange-\ 
messen, was z.B. bei LucrezI, 755 herzustellen ist, wo ut qui , 
ganz dem griechischen ügni^ entspricht Bei Attius ist vielleicht 

zu schreiben: -/.*'• \. ■ -/ . -V. - * 

Nisi quidem tua facultas nobis tulat opem. "■'.' ..-'". 



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1) Auf ein möglicherweise als Ablativ aufzufassendes quid bei • -"'" 
opus est komme ich nachher zu sprechen S. 57, Anm. 2. ;• ■-.-■ . -.v r ."'. : ; 




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— 66 ^ - 

Ferner glaubt R. den alten Streit ob nequiqtiam, oder 
nequidquam, oder endlich niquicquam zu schreiben sei, einfach 
zu lösen, indem er nequidquam als die ursprüngliche Form an- 
sieht und als Ablativ fasst Diese Auffassung ist zulässig, 
aber eben, so gut kann man, wie ich kürzlich im Philologus 
gezeigt habe, nequidquam als Accusativ ansehen, woraus durch 
Assimilation nequicquam und nach alter Schreibweise nequiquam 
hervorging. 1 

Mit weit grösserer Sicherheit lässt sich quod st quo nach- 
weisen, obwohl man auch hier vorsichtig sein muss, um sich 
nicht durch die Abschreiber täuschen zu lassen, wie es hier R. 
ergangen ist, indem er ein Adverbium quod st quo d.h. wohin 
bei Plautus gefunden zu haben glaubt; doch wird von diesem 
Falle besser nachher die Rede sein. 

In den Philol. Thesen (Philol. XTV, 185) hob ich hervor, wie 
dieser alte Ablativ in quod ei, quod utinam u. s. w. sich allezeit 
in der Sprache erhalten habe, R. fügt quod circa hinzu, wie im 
Repetundengesetz Z. 13 statt quocirca sich findet; allein daraus ' 
folgt noch nicht mit Sicherheit, dass hier eine alte Ablativform 
vorliegt, denn in quocirca kann recht gut. der Accusativ quod 
den Auslaut eingebüsst haben: in ideirco sowie in quod contra 
liegen deutlich Accusative vor. Structuren wie prae quod tu* 
velü gestatten keine sichere Entscheidung. 

Bei meiner These im Philologus hatte ich" vorzugsweise 
Stellen im Auge, wie Trinum. 35:' " 

Nimioque hie plurü pauciorum gratiam 

FaciutU pars hominum, quam id quod prosint pluribui, 

€ 

so die Hdschr. sämmtlich , während die Neueren entweder quod 
prosit oder quo prosint verlangen; ferner v. 807: 



1) Statt nequiquam findet sich , wie ich im Philol. erinnert habe, 
auch zuweilen nequequam geschrieben, so z. B. scheinbar auch im 
Persa des Plautus v. 515 im A, allein darin liegt die richtige Lesart 
verborgen , die sich mit ganz leichter Nachhülfe herstellen laset: 
Tace stultüoque; nescis, quid te instat boni, 
Neque quam tibi Fortuna facvXam luciifica adlueere voU. 
-obwohl sich auch der Conjunctiv instet vertheidigen lässt In der 
Vulgata war schon der jambische Octonar anstössig. R. bemerkt in 
seiner Ausgabe kurz: Iambicum convertere in trochaicum nesaLr % 



* , 



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\ - ■ — 57 _ - . ^ 

• ■• - » 

At enim nimia longo sermone utimur: 
Diem conßcimut, quod jam proper atod opus; - 

auch hier findet sich keine Variante in den Hdschr., 1 Flcckeisen 

und Brix schreiben quam. Beide Stellen, die ich' auch in 

meillw*^ Vorlesungen immer hervorgehoben habe, nimmt jetzt 

auch R. (S. 58) in Schutz. Ferner ziehe ich hieher CistI, 2, .7: 

Taeere nequeo mitera, quod taeüo usus eä> 

wo die Herausgeber quo verlangen; Cas. HI, 3, 24: . ; * 

Ego intus ^ quod faetod opus t 

Polo aecurare, mi vir. 

Ich betrachte dies als Ablative, namentlich mit Beziehung auf 

Men. 955: ; : 

TJl parentur quibus paratis opu$ od. 

Freilich kann man hier und an andern ähnlichen Steilen auch 

quod als Nominativ des Subjccts fassen; 1 für diese Auffassung 

spricht namentlich Merc 565: ;• . \ m 

Quid faciamf Quod opud facto f actio ut cogitei., x - ' 
Quid cogitem? equidem herele opus hoc facto % exaestume^ '*'*" 
Ut iüo introeam,' * ■ ' ' "-. 

wo vor allem die Kürze in quSd zu beachten ist: ferner istue 
primum exquisitod opus Amph.n, 1, 79. II, 2, 159, dann selbst 
persönlich Pers. 483: opus ed haee tibi empta, so B C D, wo 
freilich die Herausgeber hae verbessern, was allerdings hier das 
gewöhnlichere ist, wie Cure. II, 3, 23: Komme conventod opus.' 



^ 



1) Merkwürdiger Weise lesen im folgenden Verse: NihÜ ed de~ 
8igno, quod vereare B C D quo. Uebrigens ist die ganze Stelle v. 808 
— 814 als späterer Zusatz auszuscheiden. . . *" '. 

2) Analog ist die Formel im SC bei Cic. ad Famil. VIII, 8, «:' 
„Si quid de ea re ad populum plebemve lato opus esset" wo freilich 
der gleiche Zweifel sich einstellt. Diese Formel wird übrigens auch 
in der Schrift; des Probus de notis in argverderbter Gestalt angeführt» 
S. Q. M.'D. £. R. mit der Erklärung si quid meo (meae oder me) de ed ' 
re. Hier will Mommsen melius lesen, Huschke (Jurisprud. Ante- 
just p. 68) si quid magistratus . . . lati opus ed t was mir ganz 
unverständlich ist; aber auch Mommsen 1 s Vermuthung steht nicht 
nur mit der Fassung bei Cicero im Widerspruch, sondern ist auch an 
sich unzulässig. Es wird nichts übrigbleiben, als entweder die störende 
Nota M nebst der Erklärung ganz zu streichen , oder M. M. zu" schreiben, 
d. h. more majorum. ■" ' -"■ .;/ ; "' ■"" " : 



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Ich wage liier nicht eine Grenzlinie mit Sicherheit zu ziehen. 
— Beachtcnswerth ist, dass im Poentdus V, 7, 33.: 

Quantum audivi ingenium et mores ejus quo pacto sunt, 
B C quod pacto (pecto) lesen. Und auch sonst mag sich noch 
liier und da ein quod st. quo erhalten haben, so z. B. vielleicht 
in der schwierigen Stelle Persa 265. Dagegen wäre es ganz 
unsicher, wenn Jemand quod magis Merc. 247 vermuthen wollte, 
wo A quo magis, B G quod agis lesen, auch wenn sich hier ein 
ablativisches quod rechtfertigen Hesse. — Vereinzelt finden sich 
auch anderwärts Spuren dieser Form, z. B. in dem Fragmente 
des Attius bei Nonius p, 267: ... • - 

Nam ea (sola) ollectat spes atrumnosüm hospüem, . 
Dum id quod miser est clam esse censet alteros. . 
betrachte ich quod nicht als Nominativ, sondern Ablativ. Bei 
Cato de r. r. 156: Eo indito salis micam quasi ervum, et cumini 
fricti tantum quod oleat , ist quod deutlich als Ablativ zu fassen, 
denn es bedeutet so viel als ut inde oleat. Dagegen bei Varro 
YII, 26; In multis verbis, in quod antiqui dicebant S, postea 
dictum E, hat freilich in quod bessere handschr. Gewähr als in 
quo, aber selbst einem Varro darf man kaum einen solchen 
Archaismus zutrauen. In dem Plcbiscitum Silianuin bei Festus 
p. 246 dolumve adduit, quod ea fiant hat quod keine Gewähr, 
die Hdschr. hat que, was Müllers Verbesserung quo bestätigt 

Ganz anderer Art ist die Stelle im Poenulus DI, 1, 31: 
Uli bibas, edas de alieno quantum velis usque affaUm, 
Quod tu invitus nunquam reddas domino, de quo ederis, 
hier liest B de quio ederis, während CD die gewöhnliche Lesart 
schützen. R. ist aufrichtig genug zu gestehen, dass hier kein 

sicherer Beweis für ein ursprüngliches de quid ederis vorliege, 

. ■■ • - © ■ ' ■ 

sondern meint jene Lesart sei aus der Correctur de gui ent- 
standen, schreibt aber nachher aus Conjectur de quod ederis, um 
den allerdings missfälligen Hiatus zu entfernen; aber die Lesart 
des B führt unzweifelhaft auf das Richtige: r 

domino, de qu(o)io ederi*. x y 

1) Ich sehe jetzt, dass auch schon Bugge in 'der Tidsskrift for 
Philologi 1866 S. 20 den Vers ebenso verbessert hat. Die scharfsinnigen 
Vernrathungen dieses Kritikers scheinen selbst bei denen , welchen sie 
nicht unbekannt sein dürften , keine Beachtung zu finden. ."•■:.• 



E. 



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— 59 — * 

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- » - 

Man sagt nicht edo de te y x sondern de tuo, Näcvius Agitat fr. 1: 
Age *te tibi mc(d) advorsari dicas, hunc unum diem De meo eguos 
sinam ego Mos esse (oder sinam cquos), so ist diese Stelle zu ver- 
bessern, die Ribbeck . gänzlich missverstanden hat; Plaut 
TmeuTS^jBl noder esto, sedde vostro vivito. * Aehnlich Mcnaech« 
291 piari^de mea pecuhia\ Trinum. 328 benefaeere de tuo und 
de meo\ Bacch. 98 facere sumptum de tuo; Ter. Ad. 1, 2, 374 
obtonat, potat , ölet unguenta de meo. Dem edere de meo entspricht 
ganz genau in einem Relativsätze de quoio edere , was auch durch das 
edas de alieno im vorhergehenden Verse vollkommen bestätigt wird.* 
Denn dass das possessive Pronomen cujus (guojus) nicht bloss in. 
Fragen steht, sondern auch alsRelativum gebraucht wird, bemerkt 
schon Priscian XII, 29 und XVII, 143 durch Verweisung auf 
Cicero-, ebenso sagt Cato de r. r. 139: et deus, ei dea es, quotum 
Mud sacrum est, ferner Plautus selbst Cistell. HI, 2, Bacch. IV; 
9, 29, Rud. m, 4, 40. Ebenso in der Lex de Termessibus 
(G. I. 204) II, 3 magistratus prove magistratu, quoia de ea're 
jurisdictio erit . . •. ita de ea re jous deieunto. Lex Repctund.- ~ 
(C. I. 198) 10: guoiave in fide is erit, wechselnd mit dem 



* - 



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■ * 



1) Ich will de attquo edere nicht geradezu verwerfen, aber ich 
kenne kein Beispiel dieser Brachylogie ; denn Ter. Ad. V. 8,~ 17 de te^ 
largitor, und das öfter vorkommende a se dare sind doch ver- 
schieden. 



* - 1 



«• - 



2). Die dunkle Stelle im Trucul. 1,2, 12 habe ich übergangen: 
Per ioculum et ludum de nostro saepe (B C sepe) edunt (aedunt BG D), -' . 
quod fartores (B fectorum) faciunt. Ich habe hier früher schreiben -;. 
wollen : ' - '*" • ":".'." 

Per joculum et ludum d6 nostro praesipe edunt,' • 

Id quod fartores faciunt, 

indem ich annahm , dass diese Verse ans einer andern Comoedie des * _-." 
Plautus entlehnt seien, wie diese bekanntlich auch anderwärts geschehen. ; 
ist. — Plautus verbindet vivere mit der Präposition de, z. B. Mües 995 
qui de vespert vivat suo, und Achnliches, in den Xu Tafeln genügt 
der blosse Ablativ: si volet, suo vivito: ni suo vivit, und ebenso ganz ,- 
regelmässig bei den Späteren; doch sagt auch Plautus Trinum. 561/ 
nam qui vivamus tuhü est. . . .. •..-. ,; " 

3) Wenn E. den Zusammenhang gehörig beachtet hätte, würde er 
wahrscheinlich selbst die allein richtige Verbesserung der Stelle gefon- •*... 
denJhabeiL. 



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— 60 — 

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Genitiv ebenda*. 5 : aut quojus nomen praevaricationis caussa delatum 
erit, atä quoium nomen ex k. L ex reit exemptum erit, Aehnlich 
variirt der Ausdruck in der Lex Agraria (C. L 200) 8 und 10 

quoium 9 dagegen 9 quoius. 

• 

Auf gleiche Weise ist wohl auch eine Stelle des Trucul. n, 
3, 16 zu verbessern: quasi coHurii triduo Prius praedivinant, 
quo die esuri sient. Hier ist quo die, da triduo vorausgegangen 
ist, völlig überflüssig, während etwas für den Gedanken not- 
wendiges vermisst wird: der Geier weiss nach dem Volksglauben 
zwei oder drei Tage im Voraus, wo er ein Aas finden wird (wie 
Plinius JX, 19 aus Umbricius berichtet: volare ubi cadavera futura 
sunt). Plautus nun statt ubi quid esuri sient zu schreiben, wird 
in echt komischer Weise die hergebrachte Formel angewandt 
haben: de quoio esuri sient. 1 . • _ ' 

Dieses Pronomen ist bei Plautus auch im Trin. 534 wieder- 
herzustellen: 



1) Der Fehler ist dadurch entstanden, dass im Archetypon der 

r DE 

Palatini de vergessen und Über der Zeile nachgetragen war QVOIO, 

daraus wurde in der Abschrift , aus welcher B CD stammen, QVODIE. 
Aehnlichen Ursprung haben andere Fehler, so Trucul. II, 4, 39 

VM . 

war im Archetypon offenbar ANNO geschrieben , der Abschreiber copirte 

gedankenlos ANNOVM, und dies wiederholen BCD getreulich, nur 
der Corrector des C machte auf eigene Hand anno uno. Es ist übri- 
gens nicht mit Camerarius annum zu schreiben, sondern me habebat 
anno dum hie fuit. Vergl. Cic. de orat. II, § 76. m, 138. Proleg. 
zur AnthoL Lyr. p. XC. — Auch anderwärts sind öfter auf ähnliche 
Weise übergeschriebene Erklärungen mit der richtigen Wortform ver- 
schmolzen. Julianus (Gramm. Lafc V, 324 ed. Keil) führt aus Varro 
die Wortee an: ponam bisulcam et crebrinodosam arundinem. Aber 
ein solches Compositum ist unzulässig, das Metrum selbst zeigt, dass 
Varro schrieb: 

Ponam bisulcam et crebrinodam arundinem. 

Zur Erklärung war mdosam beigeschrieben. Crebrinodus ist gerade so 
gebildet wie crebrisurum Valium bei Ennius, worauf sich auch die ver- 
derbte Glosse in dem Glossar bei Mai auet class. VJJLl bezieht: crebri- 
furus , locus furibus creber. Der Vers des Varro gehört vielleicht zum 
Epilog der Imagines. . ^- - '.. 









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— 61 — 



Neque unquam quisquamst t l quojus Hie ager fuit, 
Quin pe$8ume ei res rorterit: quoium fuit, 
Mix exulatum abierunt, alii emortuiy . • 

- 4Ü%se suspendere. • ~ 

Quoium liest B, und damit stimmen auch die übrigen Hdschr., 
A cuium, C cuium oder civum, nur D hat cuiüs, was also auf 
eine doppelte Lesart cuium and cuius hinweist, letztere aas einem 
leicht erklärlichen Irrthome (vgl. v. 533. 536) entstanden. JMe 
Herausgeber schreiben quorum, diese Verbesserung scheint mir 
nicht nothwendig: auf den ersten Blick ist freilich das Neutrum 
quoium anstössig, da es auf ager zu beziehen ist; aber nicht 
selten findet sich dieser Wechsel des grammatischen Geschlechts, 
wo man ein anderes synonymes Wort in Gedanken hat. So öfter' 
bei Lucrez, wie I, 351 creseunt arbusta et fetus in tempore fun~ 
dunt, quod dbus in totas . . . diffundÜur d. h. arbores; VI, 214 
cum jraresunt quoque nubila coeli: nam cum ventus eat leviter 
deducit euntis d. h. nubes, und ganz ähnlich ist die Stelle YI, 
185, nur dass hier nubes vorausgeht, dann das Neutrum. folgt; 
Lachmann, indem er diesen Sprachgebranch verkannte, hat 
die Stelle durch Versetzung der Verse in Verwirrung gebracht, 
wie er denn auch mit Unrecht Anstoss nahm VI, 756: Quadri- 
pedes . . graviter vis cogat coneidere ipsa, Manibus ut si sint divis 
in a et ata repente, wo man armenta oder animalia substituiren muss. 
Dagegen I, 449: Nam quaeeunque cluent, aut- hie contuneta dua- 
bus rebus ea invenies aut hör um eventa videbis ist horum wohl nur 
Schreibfehler st. harum. Auch I, 188 omnia quando Paulatim 
creseunt ut par est semine certo 9 Crescentesque genus servant ist 
schwerlich richtig x da man hier aus jdem unbestimmten Begriff 
omnia wiederum ein unbestimmtes res ergänzen müsste ; ich halte 



1) Quisquamst (so die Pfalzer Hdschr., nur dass' quisquam Ü . 
geschrieben ist) scheint mir bedenklich: es ist eben so unlogisch, wie 
wenn man sagen würde: Wer dieses Grundstuck besitzt, ist * 
entweder gestorben oder hat Bankerott, gemacht, statt 
besessen hat. . Da nun im A das Verbum fehlt, möchte ich inter- : 

pungiren: . VJv^".,.;^ 

Neque unquam quisquam, quojus üle ager, fuü. . . 
Die Ellipse des Verbums ist bier wohl entschuldigt. Doch kann auch 
der Dichter selbst den Fehler des Ausdrucks verschuldet haben«. , 



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die Verbesserung der Italischen Hdschr. cresmtdvque grnus für 
richtig: auch ist certo, was für den Gedanken ganz unentbehrlich 
ist", nicht mit L o t z e * (PhiloL Tu, C98) in creta zu verwandeln: 
ein solches Participium wie creta oder creata konnte hinzugefügt 
werden, und man könnte semitu certo creta, suumque genus 
servant vermuthen, aber es ist entbehrlich. 

Bei Plautus befremdet am wenigsten das Neutrum jenes 
Pronomens: wie meutn est, tuum est das Eigenthum bezeichnet, 
ebenso quoium: ganz so in der Lcx.'Agr. 8: (deque eo agro loco 
atd)ißcio eum, quoium (is ager locus aedificium erit, eadem profi- 
teri jubeto) d. h. dessen Eigenthum dieser Acker u. 8. w. 
. . . ist und ebenso 10: quo quis eorum, quoium cum agrum 
loeum aedificium possessionem . . . esse oportet, wo quoium Neutrum ist, - 
nicht als Masc. gefasst werden darf. Wollte man ändern, dann 
könnte man aus der Lesart der Hdschr. eben so leicht den Genitiv 
_£tttww**herstellen. Servius zu Aen. I, 95 bemerkt nur quibuj sei 
gebräuchlich, licet antiqui omnibus usi sint Cottbus-, Cato in ori- 
ginibus ait: si ques sint populi, et declinavit ques f quium, ut 
pupp es, pupp tum. Wenn bei Charisius p. 162 zweimal cuium 
geschrieben ist, so ist dies natürlich nur Schreibfehler st 
quium. 1 Das seltsame Missverständniss Büchelers, der quoium 
oder cuium als Genitiv plur. des Relat. pron. qui betrachtet, wird 
wohl Niemanden irre fuhren. 1 • • ..•*'- 

Dasselbe Pronomen ist auch im Trucul. Prol. 9 herzustellen:. 
. Sed hoc agamus, qua huc ventumst gratia. 
um den Hiatus zu entfernen, hat man huc qua umgestellt, da 
aberD quia huc liest, ist ganz einfach quoia gratia zu verbessern, 3 



1) Wie ich aus Neue Lat. Form. H, 170 sehe, hat schon Scyffert in 
seiner lat. Grammatik, die mir nicht zur Hand ist, quium hergestellt. 

. 2) Bücheier, lat. Decl. 46 leitet den Genitiv Pluralis vom 
"Genit. Sing, ab , dann mfisste man also auch wegen illius nicht ülorum, 
sondern ülium sagen. Ebenso ist ihm entgangen, dass das possessive 
qiuoius eben so gut auf einen Plural als auf einen Singular sich beziehen 
kann ; in der Lex. Agr. 8 geht es auf einen Singular , dagegen 10 auf 
einen PluraL . ■ - ■ 

3) Dieser Fehler findet sich rn den Hdschr. des Plautus öfter; 
Trinum. 45 cuia, A quia; Merc. 720 alle Hdschr. quia, während sie 
im folgenden richtig cuia; vergl. auch Rud. I, 4* 10> ****■■* ~. . : r "• ' \ 



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— 63 — 

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ganz so wie in Bacch. 947: Is Helenam alduxit, quoia caussa 
nunc fach olmdium lifo, natürlich war auch qua causa hier an* 
gemessen , ^vcrgl. Rud. prol. 31. Und so ist es wohl nicht zu 
kühn, wenn ich auch in der Asinaria III, 1, 33: 

Kon voto Ud amare y qui dant> qua atnentur grati*. 
wo R. um den störenden Hiatus zu entfernen sein beliebtes Universal-" 
mittel qu/id anwendet, vielmehr quoia schreibe; aber auch hier 
hatte das einfache Rclativum genügt, vcrgl. Cure. HI, 84. Menaech. 
490. Quoia opera bei Lucilius erklärt Nonius S. 81 durch cujus. 



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9 » ■ 

Nomina. 

Gleich mit den ersten litterarischen Versuchen beginnt eine 
Umgestaltung der Sprache, die namentlich ältere Formen, welche * 
bereits im Untergehen begriffen waren, allmählig ganz abstreift. 
Mochte auch die Staatscanzlei , wie es sich in dem römischen 
Gemeindewesen gar nicht anders erwarten lässt, der Sitte der 
Väter noch längere Zeit treu bleiben und die herkömmliche 
Ablativendung consequent festhalten, so dürfen wir doch nicht 
das Gleiche bei der zeitgenössischen Littcratur voraussetzen, von: 
der allezeit die Neuerungen auf diesem Gebiete ausgehen, welche 
erst lange nachher officicll gut geheissen werden. Wohl mögen* 
Plautus und andere Dichter auch noch unter Umständen diese 
archaische Form angewandt haben, aber sie sind frühzeitig, 
gänzlich getilgt worden, und wir sind nicht berechtigt auf ganz . 
unsichere Spuren hin das auslautende D bei Nominibus wieder. 
einzuführen. Der Hiatus ist durchaus kein zuverlässiges Criteriam, 
da die älteren römischen Dichter solche Härte nicht scheuen: 

m 

ausserdem bieten sich häufig gleich leichte Mittel dar, um das . 
Zusammentreffen der Vocale zu verhindern. ' -_ . 

Wenn Plautus im Pronomen die alte Ablativform noch mehr 
oder minder häufig anwendet, so darf man daraus, wie schon ^ 
früher S. 53 bemerkt wurde, keineswegs schliessen, däss er nun 
auch in der Flexion der Substantiva, Adjectiva und Participia das . 
auslautende D festgehalten habe. I)a nun der Ablativ der Nomina 
viel häufiger vorkommt, als der Ablativ der Pronomina, 



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• . — 64 — 

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. wächst auch hier selbstverständlich die Zahl der Beispiele des 
Hiatus. Für Kits chl 9 der darauf ausgeht jede Hfirte, welche 
•durch das Zusammentreffen von Vocalen entsteht, zu beseitigen, 
ist es daher von der allergrössten Wichtigkeit, den Beweis zu 
liefern, dass auch bei Rominibus sich Spuren des D in der hand- 
schriftlichen Ueberlieferung des Plautus mit Sicherheit nach- 
weisen lassen; denn dann hat er, wie er hofft, in ungezählten 
Fällen ein Mittel gefunden, ohne gewaltsame Aenderung des 
Textes einen reinen und glatten Yers herzustellen. Aber dieser 
Beweis ist vollständig mislungen. 

R. selbst muss zugeben S. 62, dass die Zeugnisse der Hand- 
schriften wenig zahlreich seien, aber „um so grösser sei deren 
Tragweite, wenn wir jetzt auf Grund dieser Beweisstücke, und 
nach ihrer Anleitung den in der Ueberlieferung verloren gegan- 
genen Laut in den Plautustext zurückzuführen unternehmen." 
Damit wird die Grösse des Wagnisses eingestanden, aber eben 
deshalb kommt es vor allem darauf an, ob die Zeugnisse trotz 
ihrer geringen Zahl desto beweiskräftiger sind, so dass selbst 
der vorsichtigste Kritiker einräumen muss, hier liegen in der 
That unzweifelhafte alte Ablativformen vor. Nun bleiben aber, 
nachdem wir wie sich gebührt die Belege für den Ablativ der 
Pronomina ausgeschieden und bereits eingehend besprochen haben, 
nur zwei Beispiele übrig, der Ablativ eines Substantivs aetated 

*und eines Participiums dictod, dies ist sehr wenig im Yerhält- 
niss zu der Tragweite , welche R. denselben beilegt 

Um so gewissenhafter muss man die Glaubwürdigkeit dieser 
Belege untersuchen; bewähren sie. sich, dann ist R. Hypothese 
noch keineswegs erwiesen, sondern man erkennt nur, wie Plautus 
auch beim Nomen unter Umständen noch die archaische Form 
festhielt; 1 wenn sie die Prüfung dagegen nicht bestehen, dann 
ist der ganzen Hypothese R. der Grund und Boden entzogen , und 
sie bricht in sich selbst zusammen. R. meint zunächst ein aetated 

1) So gut wie Plautus einmal den Genitiv molas (wovon nach- 
her) zulässt, so gut kann er auch den archaischen Ablativ noch ver- 
einzelt angewendet haben, nur sollte man erwarten, dass dies haupt- 
sächlich in formelhaften Verbindungen geschehen sei, während das 
schwächliche aetated und ein einmaliges diciod est opus neben dem 
Üblichen dicto est opus schon an sich wenig Wahrscheinlichkeit haben« 



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— 65 — .-•'"■ 

• • 

4 

gefunden zuyhaben S. 59, und baut darauf S. 74 in gewohnter 
Weise weitere Schlüsse, freilich mit der sehr bedingten Wen- 
dung: „wofern oben der Mercator v. 982 richtig ist constituirt 
worden." Dies ist aber mit aller Entschiedenheit zu verneinen. 
In jener Stelle des Mercator ist die handschriftliche Ueber- 
lieferung: . , 

lemperare ütac aetate ietü deeet te artibui •*; *-■-■•" 

DE. Fateor deliqui profecto. ET. et jam loquere laru4T ■ 
Vacuum esse tstac aetate diu decebat nexiü. :-■■ 

so lautet der letzte Vers im B, dagegen CD ütac ted aetate hü. 
Dass hier derselbe Vers in verschiedener Fassung wiederholt ist 
und der eine von beiden gestrichen werden muss, liegt auf der 
Hand; wenn nun aber R. 'die ursprüngliche Form des Verses 
wiedergewonnen zn haben vermeint, indem er aus beiden Versen 
einen macht und schreibt: -~ 

lemperare ütac aetated ü decebat noxtiä, v : 

so ist" dies Verfahren, obwohl R. auch sonst in gleicher Weise 
den Text des Plautus behandelt, unmethodisch: denn durch solche 
Interpolation wird das Richtige nur noch mehr verdunkelt Hier 
nun werden wir den ersten Vers als Plautinisch anerkennen 
müssen, während der andere Vers jüngeren Ursprungs ist, da- 
nach R. richtiger Bemerkung Plautus nur die Form voekoe 
(voeivos) nicht aber vaeuus gebraucht Wäre nun also auch in 
diesem letzten Verse die Form aetated gesichert, so würde dies' 
immer noch nichts für den Sprachgebrauch des Plautus beweisen:, 
und da wäre es sehr auffallend, dass die Diaskeuasten, die sonst 
überall bemüht sind die Archaismen zu tilgen, hier eine so 
ungewöhnliche Form eingeführt haben sollten; aber aetated beruht - 
lediglich auf Täuschung; während CD ted aetate hü lesen,, fand 
sich im Archetypon des B die Umstellung aetate ted tu, daraus 
entstand im B aetate diu, indem der Abschreiber die Sylbe U 
ausliess, wie solche Nachlässigkeiten auch sonst im B, und zwar 
gerade im Mercator vorkommen, z. B. v. 114 B plenmime, CD 
plmüfrimetü, v. 115 B detrudetur tarn, CD detrude dehurloy - 
v. 194~ B suhf atuü temptatibus, CD subterfugi saevü tempestatifar, ;.-: 
v.818 B defessum, CD de/essus sum. Die Lesart' im CD giebt " 
einen richtigen Septenar, mit Hiatus in der Diaerese, während 
durch die Umstellung im B das Metrum gestört wird. Nun .: 

Bergk, Beiträge. £. 5. , -. 



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behauptet freilich R.: ' „sodann und hauptsächlich weil metho- 
dische Consequenz fordert der Autorität von B den Vor- 
zug vor CD zu geben." Aber diese Norm hat R. nur zu Gunsten ^ 
des vorliegencfcu Falles erfunden , richtiger urtheilt er selbst über 
das Verhältniss dieser Handschriften auf S. 22 ; wie wenig der B 
gerade in dem vorliegenden Stücke den Vorzug vor CD verdient, 
zeigen v. 981 und 989; ferner, um nur einige Beispiele anzu- 
führen, v. 87 und 571, wozu noch die oben angefahrten Stellen 
kommen. ... * 

Nun ich kann vielleicht als Ersatz ein besseres Beispiel 
darbieten, zwar nicht aus Plautus, aber aus dem Atellanen- 
dichter Pomponius, der auch sonst archaische Formen liebt, bei 
Nonius v. oecupare: 

Quae tuleram mecum müia decem victoriata, 
In Graeca mereede üico curavi ut oecuparem. 
hier ist mereede widersinnig, man muss in Graeca mereed {mercii)- 
schreiben; der Victoriatus hatte bis zur lex Clodia (die Monfmsen ' 
röm. Münzwesen 399. um 650 ansetzt, die aber recht gut auch 
erst um 660 erlassen sein kann) in Rom keinen festen Curs, 
sondern wurde, wie Plinius bemerkt, nur als Waare (mercis loco) 
genommen : daher der Sprechende diese Münze sofort zum Ankauf 
griechischer Waaren verwendet Freilich können wir uns auch 
hier täuschen, ein Abschreiber konnte recht gut auch ohne 
Weiteres merce und mereede verwechseln, indem der Dichter 

schrieb: .*•• ^ _ 

. In Graeca merce id üico curavi ut oecuparem. • 

Man vergleiche den ganz gleichen Gebrauch des Pronomens id 
bei Plautus Bacch. 1026: da mihi ducentos nummos Philippos 
obsecro, — Ego jusjurahdum verbis coneeptis dedi , Daturum id me 
hodie mulieri ante vesperum. Etwas verschieden davon sind Stellen ^ 
wie Asin. I, 1, 75: Viginti jam usust filio argenti minie, Face 
id ut paratum jam sä, und Epid. I, 2, 11: argenti dare qua- 
draginta minas 9 quod danistae detur, unde ego illud sumsi fenore, 
denn hier weist das Pronomen ganz deutlich auf das hinzugefügte 
argenti zurück. Ebenso Trucul. IV, 2, 26: Dedi equidem hodie 
et quinque arjenbi jussi deferri minas, Praeter ea unam in obsonatum : , 
Idem istoc (so richtig die Hdschr. , nicht isiue) delatum seio: de 
CO nunc bene sunt tua virtute, - - '•>-■ i^^;- -*■"•'• 



— -67 — 

Bestechend ist auf den ersten Anblick das andere Beispiel 
ih'ctod, was R. nach dem Vorgange von Parcus im Amphitruo . 
I, 1, 15 herstellt, wo man bisher las; ..*',.- 

Quo facto auf dicto adtst Optu , quidut m *it. 
Indem R. mit Recht den Ausdruck oput adrri alfgva re für oput 
tri als unerhört bezeichnet, fügt er hinzu: „Keine Frage für 
mich, dass das ad nnr ans einem unverstandenen d hervorging,*' ' 
Gleichwohl ist es schwierig aber die Verbesserung eines Verses 
zu urtheflen, der ans dem Zusammenhange herausgerissen ist, 
zumal dann, wenn nicht einmal die metrische Messung sicher ist. 
R, selbst lässt eigentlich ganz anentschieden, wie der Vers zn . 
messen sei, und doch lag es ihm ob, sich darüber anszu- ■ 
sprechen; denn wie kann man bei einem Dichter die Lesart 
kritisch feststellen, wenn man nicht einmal weiss, welches Metrum * 
vorliegt; er begnügt sich zu" sagen: „wie man ihn auch nach 
dem bacchcischen Anfange rhythmisch weiter auffasse, da dafür 
zwei Wege offen stehen." Nun steht aber die baccheische 
Messung keineswegs fest, wenigstens die Art und Weise, wie . 
Fleckeisen hier dieses Metrum hergestellt hat, kann nicht' 
gebilligt werden. Ucberhanpt gehört die metrische Constituirung 
des Einganges dieser Bcene zu den schwierigeren Problemen, • 
zumal da noch kein gesicherter kritischer Apparat vorliegt. Nun 
hat aber Hermann an dieser Stelle Sotadeische Verse zu finden 
geglaubt, und diese Annahme ist trotz der Bedenken, welche 
sich sofort gegen eine solche Yermuthung geltend machen lassen, 1 - 
doch so ansprechend, dass man unwillkürlich immer wieder dar- 
auf zurückkommt; denn ohne irgend eine Aenderung derUeber-" 
lieferung und im vollständigen Einklang mit der natürlichen 

1) Zumal, wenn mau sich erinnert, welcher Missbrauch in neuerer 
Zeit mit diesem Metrum getrieben worden ist; bei den grossen Frei- 
heiten, welche dieses Yersmass zulässt, kann man eben nicht nur jedes 
andere Metrum in Sotadeen verwandeln, sondern auch die nüchternste 
Prosa in lonici umsetzen. Hat man doch sogar den abenteuerlichen' 
Gedanken gehabt, in dem sogenannten Carmen dt irwribus des Cato 
dieses Metrum finden zu wollen , . indem man gänzlich verkannte , dass 
jedes Veranlass sein bestimmtes ij&ot hat, und es für denkbar hielt, 
dass der alte ehrenfeste Cato seine ethischen Grundsätze in die Form 
des frivolen griechischen Gassenliedes gekleidet habe. .■ .."•_-'■ 



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— G8~ — 

Gliederung der Sätze hat Hermann diese Verse abgctheilt 
Aach bilden die Sotadcen einen nicht unpassenden Gegensatz zu 
den syncopirten iambischen Versen , die eigentlich der Tragödie l 
angehören, wie: 

liaque peregre ackeniens 

Pulh'citus [hospftioj accipiar. ■*' " 

Qui hoc noctis a portu 

Ingratis excihwit* 

Aber es sind auch andere Auffassungen möglich, so könnte 
z. B. ein Sotadeus mit einem iambischen Verse, der aus einem 
Dimeter und Penthemimeres zusammengesetzt ist, wechseln: 

Noctesque diesque adsiduo satis superque est, 
Quo facto aut diclo ade 6 st opus, quütus ne sis y 

und die gleiche Messung gestattet v. 20. Ich habe adeost 9 
geschrieben, mit freierer Wortstellung, denn man erwartet 
eigentlich opus est adeo, qutetus ne sis. Die Verbindung adeo ne 
findet sich in ähnlicher Weise Casina III , 3 , G : Quem hercle 
ego litem adeo perdidisse gaudeo, Ne me nequidquam sibi hodie 
advoeaverit. ■ + ■ • 

Ich habe also die beiden vermeintlichen Belege des 
archaischen Ablativs beim Nomen, mit deren Hilfe R. den Text, 
des Plautus vollständig umzugestalten unternimmt , beseitigt , und 
ich bin nicht in der Lage durch andere Beweise jene Hypothese 
zu unterstützen. Andere sind vielleicht glücklicher, mir hat sich 
nichts Verlässiges dargeboten, obwohl ich schon vor vielen Jahren 
lange vor Ritschi versuchsweise denselben Pfad betreten habe, 
natürlich ohne irgend eine Vermuthung dieser Art öffentlich .mitr. 
zutheilen, da ich nur zu bald erkannte, dass sich Nichts Sicheres 



1) Wie bei Soph. Elect. 504: c5 ItiXonoQ & kqoo&sv IIoXvnoYoe 
inntlu, wo sie mit Cretikern abwechseln 507, 511 und am Schlussr 
ov tt 7i (o "EXurev ix rotcT oTxovg TToXvttovovs utxta, denn so ist ZU 
schreiben. 

2) Hier tritt ein nicht syncopirter Vers ein, was die Richtigkeit 
der Auffassung bestätigt. Hospitio habe ich gestrichen, es ist ein 
Glossem aus alter Zeit, was schon durch die unsichere Stellung sich 
als Zusatz verräth. : ••■*.- 

3) Auch im Trucul. IV, 2, 52 wird wohl nee mi adeost statt nee 
mihi ddest zu schreiben sein. •- * * 



4- 






erreichen lasse. 1 Auch jetzt erwähne ich dies nur deshalb, um 

darzufhun, dass wohl Niemand mit grösserer Unbefangenheit 

Ritschis Hypothese zu prüfen vermag. So habe ich z. B. eine 

solche Form im Trinumm. 1125 zu finden geglaubt: , ' 

Ne'aue fut't negue erit negtte tue quemgvtna hdniinem in terrai -." . : ~ t 



1) Nur das Resultat, was mir hinreichend gesichert schien, habt 
ich später in den philologischen Thesen kurz znsammengefasrt. '• 

2) Auffallend ist, dass A, der sonst das Zusammentreffen <Lg 
Vocale meidet, hier des Hiatus durch einen andern beseitigt; .auch .. 
das Pronomen hoc ist, abgesehen von der Stellung in diesem Znsammen- - 
hange befremdend, da Stasimus gleich nachher ffle von demselben .- 
Grundstücke braucht. Allein aueh die Lesart der Paktini scheint mir: 
ebensowenig richtig; ich glaube beide Recensionen sind hier gleich- 
massig interpolirt, agro ist nichts weiter als ein erklärender Zusatz, .. 
der aber zum Verständnis» der Stelle durchaus nicht notwendig ist . 
Plautus wird geschrieben haben: ■ . "V- 

Lepide hercle hocedie ego hunc senetn delerrvi, . * .": 
oder, wenn man den Hiatus vorzieht, - ■ : '- ;-.* '-- : ..- ■"'.."■~ ■ 
Lepiäe hercle ego hoäie hunc senetn detemti, ".-.-*■ 



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■ drbüror, 
wo die Hdschr. interdum lesen, woraus Camerarius in terra dum 
machte, was R. früher mit Recht bedenklich fand, aber gleich- 
wohl in den Text aufnahm. Ebendaselbst v. 560, wo die beiden 
Recensioneu schwanken, die Palatini lepide herein dt agro ego 
haue lenem detemti, während A Lepide hercle agro ego hoc hunc 
*. d. giebt,* wollte ich lesen: ■ . 

Lepide hercle agrod ego haue eenem detemti. - '- : r 
Im Psoudolus 616: v .""■..- .»■'. 

Eme tu an non et ab ülo milite Slacedcnieo,' 
wo B militite Macedonio liest, könnte man ein müitid (militif) 
vermuthen, aber entweder hat der Abschreiber nur gedankenlos 
eine Sylbc wiederholt, oder im Archetypen war geschrieben' 
miläi, und so genügt es mtliti herzustellen. ' 

Man wird nicht erwarten, dass ich das Verzcichniss "der 
Verse, wo R. sein D herstellen will, im Einzelnen durchgehe; 
ich bemerke nur, dass wenn R. sich an. die ältere Recension 
eng anschliesscn wollte, er dann noch an manchen Stollen sein 
D wieder einführen könnte, z. B. Trucul. V, 64: '"'■„.''■ ;*S 

Pecua ad hatte ego in crumina obligata defero. • -' -'_" '_-' .' 






— 70 — . 

*••■•-'• 

ist in. der Jüngern Recension bei Priscian sehr speciös ver- 
bessert: eollo tn cruMtna ego, aber wenn es einer Acuderung 
bedarf, würde ich einfach deligata 4efero schreiben. — 
Ferner Mosteil. 793 lesen BCD: 

Quid nunc? vise, speeta tuo arbitrato* 
mit Hiatus, wenn man nicht auch hier ein jambisches Pcnthcmi- 
mercs oder eine Syucope anerkennen will, dagegen A: 

Quid nun vis? visas, (speeta) tuo usque arbitrato, 
wo auch die Form nun Beachtung verdient , obwohl vielleicht nur 
ein Versehen des Schreibers. 

Auch hier wie anderwärts handhabt R. die Kritik in einer 
ganz äusserlichen mechanischen Weise , indem er lediglich daran 
denkt, wie sich der Hiatus mit Hülfe seines Universalmittels ' 
abschaffen lasse. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn R. 
das D an alles, was wie ein Ablativ äusserlich aussieht, anhängt,, 
ohne zu bedenken, dass im alten Latein sowohl der Dativ als auch 
der Instrumentalis theilweisc die Functionen vertraten, welche 
später auf den Ablativ übertragen wurden. Da wir nun gar' 
nicht mehr im Stande sind, das Gebiet der einzelnen Casus mit 
Sicherheit abzugrenzen, würde die Herstellung des D, auch 
wenn sie an sich gerechtfertigt wäre, im einzelnen Falle grossen 
Bedenken unterliegen; woher weiss z. B. R., dass Persa 223 
jxiri pari respondes dieto ein echter Ablativ ist und daher ein 
dictod zulässig sei? 

Wenn R. jetzt in den Menacchm. 903: 
Quem ego (hercle) hominem, si quidem vivo, vitad evolvam sua 
lesen will, so wird er wohl wenige finden, die ihm beistimmen 
werden; ich habe schon längst Philol. XVII, 56 den Vers auf- 
ganz einfache Weise verbessert: i , : 

. Quem ego homonem, si quidem vivo,^ vi vita evolvanr sua. 
Kein Fehler ist auch in den Plautinischcn Hdschr. so häufig, als 
die Auslassung gleicher Sylben; vi aber ist kein müssiger Zu- 
satz, und der Vorliebe des Plautus für Alliteration ganz an- 
gemessen; man vergl. den bekannten Vers des Ennius: Priamo 
vi vitam evitari. Doch ich darf mich nicht beklagen, dass 
Bitschi meine Emendationen ignorirt, da derselbe mit seinen 
eigenen nicht anders verfährt, so z. B. schreibt er jetzt im 
Stichus 216* : : .-■■.- ... -•-■..... 



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— 71 — 



Comentu: patne tum famvd cinortuus, 
wahrend seine frühere Conjcctur fame dcmortuu* unzweifel- 
haft das Rechte traf. 1 

Wenn jetzt Mosteil. 259 geschrieben wird: 

Uno operad ehir atramento candefacere pottule*, 

so fragt man billig, ob R. auch zuvor ermittelt hat, dass hier wirk- 
lieh der Ablativ und nicht vielmehr der Instrumentalis vorliegt* 
Freilich ist es eben so wenig zu billigen, wenn Spengel und 
Lorenz mit Elision des Endvocals una opera ebur messen , denn 
solche Formeln wie una opera , magnopere , hoeedie n. a. w. lassen im 
Verse nur eine zwiefache Betonung zu, una operd oder una Opera. n 
Will man an der Uebcrlieferung nichts Andern, dantfmuss man 
den Hiatus in der Arsis zulassen: fraglich aber ist ob dann die. 
lange Sylbe verkürzt wird, oder ihre ursprüngliche Quantität 
wahrt Der ersten Ansicht scheint Lachmann (Lucr. p. 387). 
zu sein, obwohl er sich nicht recht klar ausspricht; indes» . 
die freilich sehr verschiedenartigen und z. Th. nicht richtigen 
Beispiele fordern theilweiso die Verkürzung. Dies hat jedoch . 
manche Bedenken, worüber ich hier in der. Kürze nicht handeln 
kann; es ist daher gerathen die Länge auch da festzuhalten,* 
wo metrisch eine Verkürzung möglich wäre ; und an anderen 
Stellen ist die Länge ganz nothwendig, wie in dem Verse des 
Eiinius bei Cicero Sclpiö invicte, womit das Plautinische Menaech. 
433 iho Messmiö, accede huc zu vergleichen ist Natürlich bleibt 



1) Dieses Vcrbura stand vielleicht ursprünglich auch in der Bec. 
des A im Trinumm. 535: .,-'.." 

Alii exülatum abier e, alii de mortui. 
obwohl ich dieser Lesart hier nicht den Vorzug geben würde. 

2) Aufschlags über den Ursprung dieser Form gewahrt vielleicht 
die Lex Julia Municipalis. Diese Urkunde hat, wie ich schon var : 
vielen Jahren erinnert habe, ein Graveur angefertigt, der des Lateins 
nicht recht kundig war; in Heraclea mag eben damals noch das - 
Oskische oder ein mit Oskischcn Elementen vielfach versetztes Latein - 
gesprochen worden seinr daher finden sich hier manche Eigentümlich- ' *' 
keiten, die dem sermo urbanus völlig fremd sind, z. Th. auch Miaf- / 
Verständnisse; so schreibt er gleich im Eingange EAFDEMOMNIA, 
später richtig eadem: er fasste eben dieses Pronomen als Adverbium 
eädem (eadem opera) auf, und subsütuirte nun die in seiner Heimath 
übliche Form eafdem* .- * ... . ; 



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— 72 — 

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immer dio Möglichkeit, dass in einem Verse wie in der Most, 
der Hiatus nur durch Nachlässigkeit der Abschreiber herbei- 
geführt ist, hier würde z. B. Fleckeiscns una Optra tu ganz 
passend sein, so wenig ich sonst dem Missbrauchc solcher Supple- 
mente das Wort reden mag. • 

Im Pseudol. 160 schreibt R.: 

Ifum qui minus ea gratia tarnen omnium o per ad uUr % 
ebenso im Rudens II, 6, 49:) 

TJlinam fortuna nunc anett nad uterer : 
aber woher wissen wir, dass uti mit dem alten Ablativ in Ver- 
bindung trat, während vielmehr der Instrumentalis hier ganz an- 
gemessen erscheint. Wenigstens aus Stellen wie bei Tcrenz Ad. 
V, 9, 23 huic aliquid paullum prae manu Dederis unde utaiur, ' 
während Plaut, schreibt Trin. 355: Deum virtute halemus et qui 
nosmet utamur pater, Malus qui comitati simus benecolentibus, darf 
man keinen sicheren Schluss ziehen. In jenen beiden Versen ist 
vielmehr der Accusativ herzustellen: operam utor wird durch die_ 
Lesart des C ex corr. operan uro unterstützt, im Rudens bietet 
Konius p. 406 den Accus, fortunam anutinam dar, so dass jedea 
Hiatus beseitigt ist 



» Formworte. 

Indem Ritschi das auslautende D der Adverbien und Prä- 
positionen bespricht, verzichtet er, wie er selbst sagt, auf eine * 
rationelle Einteilung der adverbialen Bildungen: dies erweckt 
von vornherein kein günstiges VorurtheiL Wenn R. gleich im 
Eingange seiner Abhandlung S. 11 bemerkt: „Nur dass selbst- 
verständlich von der dreifachen Scheidung eines Locativus, In- 
strumentalis und eigentlichen Ablativus, welche uns die ver- 
gleichende Sprachforschung als das ursprünglichste gelehrt hat, 
hier keine Rede sein kann, vielmehr diese Casus schon früh- 
zeitig sich dergestalt vermischt hatten , und in eins zusammenge- 
flossen waren, dass auch bei localer oder instrumentaler Bedeu- 
tung ein ablativisches D gar keine Verwunderung erregen dar£ u - 
so ist dies eben nur ein Versuch, sein Verfahren zu beschönigen^ 



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— 73 — 

aber keine wissenschaftliche Hecht fort igung. R. verfährt hiermit 
<]rr ;iuss<*i>trn Willkür, indem er ganz in der Weise Botheg 
überall ein D anfügt, lediglich um den Hiatus zu entfernen.' 
liothes Irrthümcr waren verzeihlich, R. darf auf Nachsicht 
kaum Anspruch machen, da unsere Zeit in der Erkenntniss der 
lateinischen Sprache inzwischen einige Fortschritte gemacht hat, 
und wenn auch unser Wissen noch in vielen Punkten unvoll- 
ständig und unzulänglich sein mag , so ist gerade deshalb geboten, 
die grüsste Vorsicht zu Oben und sich in vielen Fällen mit der 
ars msciendi zu begnügen. 

So stellt R. ohne alles Bedenken quod st. quo (wohin). 
her, obwohl er weiss, dass man hier längst eine Daüvform er- 
kannt hat: er sucht dies aber damit zu rechtfertigen, dass ja 
eine ähnliche Vermischung verschiedenartiger Casus auch bei med 
und ted eingetreten sei. Mit dem urkundlichen Beweis für diese 
Form sieht es aber sehr schwach aus. In dem Cretischen Verse 

! der Mostellaria 833: 

I ■""■.-■•. 

| Quo ego eam, an sei*. Seio, in mentem venu modo. - 

\ lesen B C D, wio R. jetzt angiebt, von erster Hd. quod } in der 

> Ausgabe sind als Varianten verzeichnet Bb quod, Bc guod, De. 

\ qfi. Nun ist aber der Hiatus hier nicht nur vollkommen gerecht- 
fertigt, denn dass ein einsylbiges auf einen langen Vocal aus- 
lautendes Wort vor einem anlautenden Vocal lieber verkürzt als, 
clidirt wird, ist bisher allgemein anerkannt worden, 1 sondern 



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I 

\ — ^^ ■ • 

i ' - ■ • ' 

1) Qtto eam mit Hiatus und Verkürzung findet sich auch sonst 
hei Plautus, so in einem trochaeischen Verse Men. 788: 

Quid itte faciat, ne id obserres, quo eat % quid rerum gerat, 

■ in einem anapaestischen Octonar Aul. IV, 9, 2: 

[ Nescio, nil video, caecus eo, atque equidem quo eam aut ubi sim aut 

'< qui sim. 

• •■.,-■. 

dann in einem anapaestischen Septenar Rud. I, 4, 6: 

i Ncque eam usquam invenio, fieque quo eam, neque qua quaeram 
r ■ , consultumst. 

. man hat freilich diesen Vers wie die ganze Partie trochaeisch messen 
wollen, was übrigens auf die Prosodie ohne Einfluss. Ferner in 
:J einem jambischen Verse Truc I, 2, 29: ." - • *.. 

H * Die, quo üer ineeptas? quis est? / 



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. - u .-: 

auch metrisch ist die aufgelöste Form des Creticus """ — weit 

angemessener als — ^ ^ Gesetzt die Römer hätten wirklich 

quod 6t quo gesagt, so wäre bei Plautus diese Fonn doch nur 
da zulässig, wo sie das Metrum verlangt, was aber in dem Verse 
der Mostellaria anerkannter Maassen nicht der Fall ist . Wenn 
also hier die Hdscjir. von erster Hand quod bieten, 60 ist dies 
lediglich ein Schreibfehler, wie er auch sonst sehr häufig vorkommt. 

Zur Unterstützung seiner Hypothese hätte' R. eine . ganze 
Anzahl Stellen anfahren können, wo wirklich in den Hand- 
schriften quod statt quo überliefert ist' So erscheint auf den 
ersten Anblick die Erkläiung von Pareus Mil. 749: 

JVtorr quod oeeepi, obsonatum pergam* 
wo er quod für quo nimmt (der cod. A scheint ebenfalls quo zu 
haben) sehr probabel. Stellen, wie die des Terenz Hec. I, 2, 119: 
Tergam quo coepi hoc iter oder Ad. Ü , 1 , 36 : Illuc quaeso redi y 
quo coepitti scheint diese Auffassung zu unterstützen; allein in 
der Plautinischen Stelle ist ja das Ziel durch obsonatum aus- 
reichend bezeichnet, und quod oeeepi ist wie Lorenz richtig 
bemerkt, so viel als das gebräuchlichere ut oeeepi z. B. Trinum. 
162: Sed ut occfpi*tt\ perge porro proloqui. Wenn sonst in den 
Handschriften des Plautus sich mehrmals quod st. quo findet, so 
beruht dies überall auf Irrthum: Mostell. 8^7 lesen BCD: 

Scto quod properas : gestü aliquo, 
wo man längst quo verbessert hat. Trinum. 628: 

Potin ut me ire quo profectus sunt sinas. — CD, quod. 
Im Mercator v. 148* 

Ego bonum, malum quo accedit, mild dari haud desidero. 
schreibt B quod gegen das Metrum. Im Trucul. I, 1, 74: 
Kam ego Lemno advenio Athenas nudius tertius, 
Legatue hinc quo cum publico imperio fui. 
lesen BCD quod , man hat um den metrischen Fehler zu heben 
quo hinc umgestellt, dann wäre quod ohne Weiteres beseitigt, 
Spengcl streicht dagegen cum, was mir den Vorzug zu. ver- 
dienen scheint; allerdings kann man dann zweifeln, wie der 

öder bei Terenz Ad. V, 2, 5: .■'■. .; 

Nosün? jam scibo. quid agis, quo abis? mitte me. 

Ebenso- im Hexameter bei Lucilius XXX: - .-..">.. 

' Quid servas, quo eam, quid agam, quid id attinet-ad te. 



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— 75 —"--■ 

' . ■* - 

iblativ zu fassen sei, dcim da mau nicht bloss cmn imperio esst' 
' sagt, sondern auch zuweilen die Pracposition weglässt (Cic.de 
dir. I, 32 praetor io imperio classi praeesse), so könnte damit die* 
dein Diniarchus übertragene Gewalt gemeint sein, 1 allein in diesem 
Falle scheint mir der Zusatz publicum ganz müssig, die Worte '■'. 
drücken vielmehr aus nach Ordre des Volkes, populi jussu, ' 
und so erweist sich cum als unächter Zusatz. Wenn nun also. 
auch quod dann nicht gegen das Metrum verstösst, ist es doch^ 
unzweifelhaft nur ein Fehler der Abschreiber. — Im Rudens . 
I, 2, 89: Si ad säxum quo capessü, ea deorsum cadet wird die . 
Variante quod Niemanden täuschen, ebensowenig wenn in dem ** 
. Verse des Titinius bei Non. 94 : Desuevi, ne quo ad cenam exiret . 

• 

Jxtra comüium tneutn sich die Varianten nequod ad oder nt 
quid ad und dann iret statt exiret finden. In dem Verse .-'"'■ 

, des Pacuvius bei'Nonius 467: • .■*.."'"■ 

Quid tandem, ubi eatt, quod reeeptatf . •*• 
ist quod sicherlich nur Schreibfehler; reeeptat möchte ich jetzt' .. 
nicht mehr ändern, es ist in reflexivem Sinne zu' fassen, sonst -7- 
könnte man auch quo iter (ire) coeptat vermuthen. — In der Stelle : ^ 
des Varro do r. r. II, 2, 18 wollte Lachmann zum Lucrez 331 
quod ad in dem Sinne von quoad fassen, aber die Worte-lauten: ". 

\ quod ad postume» . attinet haec fere sunt , quod ad feturam^ ' 
quae dicam. V...- 

R. baut jedoch auf diesem trügerischen Fundamente weiter:- : 
„Wird aber jemand an eine blosse Verschreibung in dem N 

; Mostellariaverse glauben, wenn wir ihm ein Dutzend Beispiele . 
von quo und völlig gleichartigen Formen vorführen, die durch : 
Aufnahme desselben D ihren unstatthaften Hiatus verlieren?" _;. 
Und so stellt er denn aus blosser Conjectur an vielen Stellen r 
nicht nur quod st. quo, sondern auch quoquod und Aehnliches . 
her, ohne alle Berechtigung. Ja er vermischt sogar ganz Fremd- • 
artiges, so z. B. wenn er Mcnaechm. v. 11 anfuhrt;. _•>•■■.■-.' 

Omnis res gestas esse Athenis autumant, • - 4 r -."■■ '-"■ 
Quo iljud vobis Graecum videatur magis, --' .•■■■'» v. ,"■ 

| wo er übrigens quod abweist, was doch hier als ächter Ablativ ■•-. 
zulässig sein würde. Da hier D Hluc liest, im B eine Rasur 



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1) Er war wohl als XnnaQ^og nach Lemnos gesandt 






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— 76 — 

nach illud sich findet, könnte man daran denken quo illuce zu 
schreiben, 1 doch ist es gewiss am einfachsten die Worte umzu- 
stellen: quo robis illud. . 

Für quoquo schreibt R. an drei Stellen (Merc. 858 , Aul. III, 
3, 1, Casinal, 4) wo allerdings überall der Hiatus störend ist 
(in der Cas. ist er auch im A durch eine ziemlich freie Aendo- 
rung beseitigt) quoquod, zum Theil nach Bothes Vorgänge: 
ich denke es ist hier überall QUOQUOMQ. (guoeunque) herzu- 
stellen, wie noch in der Lex Rubria 16 (sogar mit der Variante 
quodqtwmque) und der Lex Julia Municipalis 44 gescliriebcn ist. 
178t quomque findet sich Pseudol. 580 im A. 

Dagegen aliquod für aliquo erklärt R. selbst für unsicher; 
ich bemerke bei diesem Anlasse , dass in dem Verse des Lucilius 
bei Varrp VII, 94, wo aliquot für aliquo zu stehen scheint, dies 
auf einem handgreiflichen Irrthume beruht, es ist zu schreiben: 

Atque aliquo se ibus ab rebus clepsere foroque. 
se clepere sich wegstehlen ist gerade so gesagt wie se corripere, 
auch die Griechen sagten ähnlich xA&rzWvfau oder kavrbv 
tOAtiteiv* Noch weniger ist quose zu vertheidigen , wie bei 
Plaut. PseudoL v. 214 ABCD lesen, nur darf man es nicht in 
guorsum oder quosum abändern, sondern es ist einfach zu schrei- 
ben: tenes, quo se haec tendant quae loquor. Sonst steht freilich 
tendtre absolut, allein auch Lucrez sagt freilich in etwas ver- 
schiedenem Sinne V. 481 se tendit. ■ ' ■ . " 

Introd wird an verschiedenen Orten eingeführt, namentlich 
benutzt um den Hiatus intro ire, intro ibis, intro ierit zu besei- 
tigen, der doch durch introitus bei Lucrez II, 407, VI, 494 
hinlänglich geschützt erscheint. R. hätte übrigens sein Heilmittel 



1) In dem Neutrum hoce, hocine, üluce, illucine, istucine und 
ebenso in den Ablativen hoce und hace liesse sich die Gemination aus 
der Assimilation des D erklären, allein die Inschriften bestätigen dies 
nicht , indem sie überall nur einfaches C zeigen, auch da, wo die Gemi- 
nation bereits allgemein war. Im Oskischen ist ebensowenig eine Spur 
der Verdoppelung in diesem Falle vorhanden. Das D kann eben dem 
C (K) gegenüber sich nicht behaupten , sondern wird sofort unterdrückt 
Nichtsdestoweniger wird die Sylbe als lang betrachtet, Terenz Eun. 
IV, 1, 12: illuc est saper e, Hecyr. IV, 2, 2: istue est sapere, unter 
Umständen jedoch auch "verkürzt. " . . 

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noch an mancher andern Stelle , wo intro Schwierigkeiten macht, 
anwenden können, wie Merc. v. 800: '~ " 

Jubeas , si sapias , haec intro auferrier 9 
oder Trucul. I, 2, 3: 

Neu qui manus attulerit steriles intro ad not. *" ■ ' 

R. folgert S. 82 : „Hat hiernach seihst hei den so zu sagen ' 
uiiächten Ablativen die Sprache ihres alten D sich nicht .ent- * 
schlagen (man beachte die Feinheit mit welcher hier jenen' 
Dativformen das D als eigentlich zuständig vindicirt wird), so 
wird man noch weniger bei irgend einer Art Von ächten Ablativ- 
Bildungen darauf verzichtet haben." Nun dass das alte Latein' 
in Adverbien, denen der ächte Ablativ zu Grunde liegt, ursprüng- 
lich das Suffixum wahrte, wird Niemand bestreiten: findet sich 
doch noch im SC arvorsum ead quam, aber dass Plautus noch 
dieser und ähnlicher Formen sich bediente, dafür fehlt es an 
jedem Beweise. Scheinbar findet sich postead im Stichus 623 imv 
A, wo tue übrigen lesen postea ad te continuo transeo, aber 
dies wird niemand benutzen, um das Pronomen te zu streichen 
und postead continuo transeo zu schreiben, sondern A las ein-' 
fach potte ad te. ■» . ■ - 

Interead will R. im Rudens 1, 4, 7 in einem anapästi- 
schen Septenar herstellen: ■■*.". 
Neque quem rogitem responsorem quemquam interea invenio, 
aber mir scheint hier interea überhaupt unpassend ,• es ist wohl 
in terra zu lesen, dafür könnte man; um den Hiatus zu entfernen; 
in terrad nach R. Weise schreiben : allein da der Codex A nach 
Gepperts Bericht hinter interea nochmals QVEMQ wiederholt,: 
also die Wortfolge unsicher war, ist einfach umzustellen : 

Neque quem rogitem responsorem in terra quemquam invenio. . ""- 
denn in der Cäsur ist der Hiatus ganz üblich. — Ein praetereaj 
hätte R. auch noch im Trucul. II, 4, 90 herstellen können, wo 
ein Anderer vielleicht schreiben würde: 

Jubebo ad istam quinque perferri minas, • ... *"_ , '-[ 
Praetereaque obsonari dumtaxat mina, - ."■v.-: 
da Q vor leiefit ausfallen konnte; allein praeterea durch eine 
Copula anzuknüpfen, ist gegen den Lateinischen Sprachgebrauch, 
(daher ist mir auch das. ei praeterea in der lückenhaften Stelle 
des Cato bei Festus v. siremps bedenklich). Will man den 



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Hiatus entfernen, so kann man una (vergl. IV, 2, 26) ein- 
fügen, was auch Spengel vorschlug, der aber sonst die Stelle 
nicht richtig behandelt hat 

Bei ergo, dessen ablativische Bildung keineswegs erwiesen 
ist, wird ergod nur bedingt im Poenulus V, 2, 91 vorgeschlagen. 
Diese Form hätte R. auch Persa v. 1 91 anbringen können : 

Faciam. Quo ergo i* nunc? 
wo er nunc i* umgestellt hat '_ • > 

R. geht dann zu den Adverbien über, welche aus Casus- 
formen der Substantiva oder Adjectiva entstanden sind. Wenn 
R. es für ganz unbedenklich hält, Asin. V, 2, 23 noctu in nodud 
zu verwandeln, um den Hiatus zu tilgen, so kann ich nicht bei- 
stimmen. Man erblickt darin eine Nebenform von nox nach der 
4. Declination , die eben nur im Ablat. Sing, üblich sei In der 
sogen, classischen Zeit wird es nur als Adverbium gebraucht, 
QuintiL I, 4, 29 zählt es zu den Nomina, die Adverbia gewor- 
den sind , und bringt eben damit den Lautwandel in Verbindung, 
aber im altern Latein wird es auch als Substantivum verwendet 
Allein ich halte noctu für gar keinen Ablativ, wie allerdings die 
Alten selbst, und zwar nicht bloss die Grammatiker meinten, 
sondern erkenne darin die alte Genitivform noctu* st. noctis, dem 
griechischen wxtoq hinsichtlich der Form wie der Bedeutung 
genau entsprechend : denn auch im alten Latein wird der Genitiv 
zur Bezeichnung der Zeit verwendet * Das Adverbium nox, 
welches wir in den XH Tafeln, bei Ennius und vielleicht auch 
bei Plautus antreffen, 2 ist nichts anderes als der syncopirte 
Genitiv noctis ; aber daneben erbielt sich auch die vollere Form 
noctu* , nur geschwächt in noctu,* daher erscheint noctu noch bei 

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1) Ich verweise hierüber auf Exeu» L- 

2) Mediä nox bei Lucilius (Serv. z. Aen. X, 241) ist aus medias 
noctis entstanden. - 

3) Gerade so waren neben einander im Gebrauch frux , d. i. der 
Genitiv frugis (Ennius Ann. 318) und frugi, welches gleichfalls das 
8 eingebüsst hat Bei einer Sprache, welche wie die lateinische aus 
der Verschmelzung von zwei Mundarten erwachsen 'Ist, kann das Vor- 
kommen solcher Doppelformen am wenigsten befremden. Später 
gebrauchte man wohl auch den Ablativ , bei Plautus Merc. 521 schreiben 
die Palatini: bonam hercle te et frugi arbitrör, im A ist dies in bona 
hercle te frage geändert; der Kritiker muss sich für eine dieser beiden 



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— 79 — 



Nautus Merc. M2 mit dem Genitiv diu* verbunden: ncque quie*- 
y//w utquam noctu ncque diu*, während für gewöhnlich beide 
gleichuiüssig abgestumpft erscheinen noctu diuque. Ehen weil. 
vH-tn sehr früh das auslautende * vollständig eingebflsst bat, . 
lann aber weil der temporale Genitiv immer mehr durch den ■ 
Dativ (Ablativ) verdrängt wurde, kam es, dass die Römer selbst . 
lieses noctu ^ von dessen Ursprung sie keine rechte Erinnerung 
iiehr hatten, geradezu als Nebenform von nocti (nocte) ansahen: 
jo sagt Plantus hac noctu oder noctu hac (Mil. 381, wo jedoch A 
nocte hat), Ennius Ann. 153: Hac noctu filo pendehit Etruria 
Iota und 169: Qua Galli furtim noctu summa arcis adorti Moenia 
wneubia. 1 ferner noctu multa Claudius Quadrigar. bei Macrobius 
[, 4, 18, * Afranius bei Nonius (207) intempesta noctu. Ihrig 
ist c*-4jagegen, wenn man bei noctu sogar einen Wechsel des 
Geschlechts hat nachweisen wollen aus Cato d. r. r. 156 : Podea ' 
ponito pocülum in sereno noctu. Schon die Präposition in (wenn 
sie anders richtig ist, denn leider befindet sich das älteste Denk- ■ 
mal der römischen Prosalitteratur noch in einem völlig verwahr- " 
losten Zustande) hätte davon abhalten sollen beide Begriffe zu 
verbinden, die vielmehr gerade so neben einander stehen wie 
in poullico luuci in der lateinischen Lex der tabula 'Bantina.* . 
Serenum gebraucht Virgil Georg. I, 393 als Substäntivum aperta 
terena, und so wiederholt die jüngeren Dichter, aber dass. 



Lesarten entscheiden , darf aber nicht wie R. daraus eine dritte Combi- ' * 
niren. Wenn es in einer Grabschrift (C. I. 1072) heisst: uxsor firuge 
bona pudica, so darf man bona nicht mit frage verbinden/ sondern *-, 
die Frau erhält ein dreifaches Prädicat, gerade so wie in einer andern- . r . 
ebendas. 1256 bona pröba frugei salve. Der Wechsel der Structur, " . 
obwohl an sich gerechtfertigt, ward offenbar durch die Abschwächung' ' 
der Form gefordert; ähnlich heisst es in dem lateinischen Gesetz. • . 
der Tabula Bantina: multam inrogare (dum minoris) partus' famiUds 
taxsat, liceto, dagegen in der Lex Silia (Festus 296) multare, dum \ 
minore parti familias taxat liceto. 

1) Hier findet selbst Macrobius die Verbindung qua noctu ebneubta 
bedenklich; vielleicht ist qua als locales Adverbiura zu fassen: 

2) Die Worte des Claudius lauten : Semtus autem de nocte cot*- , 
venire , noctu multa domum dimitti t wo einige Hdschr. auch de noctu 
bieten , was die Grammatiker verwerfen ; s. Sergius in Donatum Gr. - _ 
Lat. IV, 448. 

3) Ich verweise hierüber auf Excura TL - .".-."■ 



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dieser Ausdruck der Sprache des gewöhnlichen Lebens nicht 
fremd "war zeigt Sueton Aug. 95: liquido ac puro sereno, und so 
wird sereno im Gegensatz zu nubilo ganz gewöhnlich gebraucht, 
um klares Wetter, heitern Himmel zu , bezeichnen. 
Auch Neue I, 709 hat die Worte Cato's richtig verstanden. 

Wenn nun auch der Genitiv noctu(») missverständlich für 
den Dativ (Ablativ) nocti (nocte) verwendet ward, so folgt daraus 

noch nicht, dass man noch weiter zu noctud abgeirrt Bei in einer 

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Zeit, wo das alte Ablativzeichen schon mehr oder weniger anti- 
quirt war. 

R. fahrt fort: „Steht aber noctu fest, welcher Grund wäre 
gegen ein ganz gleichartiges diud geltend zu machen." Nun 
noctu gilt allgemein für Ablativ der 4. Declination; diu wenn es 
bei Tage heisst, könnte Ablativ von diu» {dies) der Tag sein, 
würde dann aber trotz des V doch der 2. Declination angehören, 
da ich dann hier nur denselben Lautwechsel finden würde, wie. 
in dem verwandten sub dio (divo) und. sub diu. 1 Allein diu ist 
gar kein Ablativ, die vollständige Form diu* hat sich nicht nur 
bei Plaut Merc. 862: neque quiescam usquam noctu neque diu» 
(diu» Da, der Corrector hat dann u in e verwandelt, C dui», 
B ui») und Titinius bei Charis. p. 207 noctu diusque erhalten, 
sondern sie liegt auch in dem Compositum tnterdiu» vor, was 
Plautus regelmässig gebraucht, während die andern Komiker nur 
die gewöhnliche Form tnterdiu zu kennen scheinen. Dieses diu» 
aber ist nichts anders als der Genitiv, wie ja auch im Griechin 
sehen fj/uegag bei Tage bedeutet. Gerade hier hat sich das 
Suffixum des Genitivs erhalten, welches das Oskische (eis) und 
Umbrische, (e», er) besser wahren, während es im Lateinischen 
fast spurlos verschwunden ist. An der Verbindung des Genitiv 
diu» mit inter ist kein Anstoss zu nehmen; er ist als Zeit- 
bestimmung zu fassen, so gut wie das einfache dius: und damit 
verbindet sich inter gerade so gut, wie es anderwärts mit abla- 
tivischen Adverbien verschmilzt; so findet sich beiLucrez wieder- 
holt inter utra»que; was ich gegen Lachmanns Aenderungen in 

Schutz genommen habe (s. index leett. Hai. 1858/59). Ganz 
,t, ' ■ • • ■ * 

1) Wo wirklicher oder nur scheinbarer Uebergang von der 2ten- 
zur 4. Declination stattfindet, ist nicht immer leicht zu .entscheiden; 
ich denke diese Untersuchung später wieder aufzunehmen. .: •. / • 



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— 81 - 



!j analog aber ist der bei den Komikern übliche Ausdruck 
jj inter vi/u, von dem Donatus zu Ter. Eun. IV, 2, 1 bemerkt 
' figurate et nove dictum. Dies heisst nicht auf der Strasse, 
' oder in den Strassen, denn dafür ist per via» der übliche 
j Ausdruck, den ich auch Pseudol. 760 hergestellt habe, 1 sondern 
"J während des Weges. Man erwartet also den Singular: allein " 
i inter viam beruht lediglich auf einer Conjectur von Manutius -. 
! bei Cic. ad Att. IV, 3, 5 in einer, wie die Lesarten der Hdschr. 

zeigen, arg verderbten Stelle. Sonst Hesse sich inter viam durch - 
\ inter dietn bei Gellius schätzen, Andere mögen per viam vorge-, 
1 zogen haben; Augustus bei Charisius 209 „scribU enim perviam, 
J avxi tov obiter" wo Augustus wohl nicht den Ausdruck Oberhaupt 
: rügte, sondern nur die übertragene Bedeutung gleich dem grie- 
* einsehen h. Tiaoodov nicht gelten liess. Aber in inUr via» ist . 
: via* nichts anderes als der alte Genitiv Singularis, den auch . 
? Ennius dux ipse via* noch kennt Der Genitiv ist hier gerade 
; so gebraucht wie im Griechischen 6dov 9 7.ü*iSov y Tttdioto, 
; oder wie wir sagen: er kommt des Weges, er geht. 

seiner Strassen. 2 Dagegen in den Versen des Ennius: 
\ ' Quo vobi» mentes, reetae qua» »tare »olebant •' ;'.-;- 

Antehac, demente» eese flexere viai. * ' ' > : 

■ ist viai wohl von quo abhängig, da bei Ennius in den Annale« ' 

unter der Einwirkung des ungewohnten Versmaasses die Wort- .' 

folge oft eine sehr freie tat ".,.-.■ • ► . : 



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1) Sonst freilich werden inter und per zuweilen ganz ähnlich ver- 
wandt, z. B. inter joeum und per jocum, inter lacrimas und per lacri- 
mas, daher auch Gellius variirt IX, 4, 6: „qui in pueritia cancscant- 
et plus cernant oculis per noctem quam inter diem." 

2) Auch Bücheier Lat Decl. S. 32 hat die richtige* Erklärung 
gefunden , durfte sie aber nicht auf inter pugnas ausdehnen. Man hat 
öfter ohne rechten Grund an dem Gebrauche eines Plurals Anstoss 
genommen, so war Lorenz geneigt Most. 490 nach dem Vorgange' 
Anderer in somniis st in somnis zu schreiben, erinnerte sich aber - 
noch zu rechter Zeit des Plautinischen : di somnia in somnis danunt. 
Gerade bei Traumerscheinungen ist der Plural ganz constant, visu» e»t . 
in somnis, was dem Griechischen IJofcv iv vnvtp entspricht (bei . 
Theocrit. XXI, 40 hat der Plural seinen besondere Grund), wie über- 
haupt der Plural dieses Wortes ungemein häufig vorkommt; vergL'* 
Neue, Formenl. I, 437. Im Griechischen wechselt ähnlich jregi 
n Qtaiovg vnvovs mit ntql n^taroT vnvov, ..-„..- 

B«rgk, B«itrftga. % I« 6 



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• ' Doch ich kehre zu diu zurück. Ganz irrig ist es, weim R. 
dieses diu (dius), welchem noctu(s) entspricht, mit jamdiu ver- 
wechselt und nun imPocnulusV, 4, 29 nach ganz unsicheren Spuren 
der Hdschr. jamdiud lesen will: denn diu lange ist alsAecusativ 
zu betrachten, wie nicht nur die Vergleichung des griechischen- 
?#}i' (dar, doav), sondern auch dudum zeigt, worin ich eine 
reduplicirte Bildung erkenne. - 

Frustra bleibt "mit Recht unbehelligt, in dem Verse des 
Curculio II, 3, 58 zieht R. vor mit Weise med zu schreiben. , 
Frustra ist auf ein ungebräuchliches Adjcctivum (abgeleitet von 
fraus) zurückzuführen, und ist wie ich glaube gar kein Ablativ} 
sondern Accusativ; man sagte eigentlich frustram (viam), daher 
frustra ire irre gehen. Frühzeitig ward aber hier M ganz, 
abgeworfen, und in der Formel ne frustra sis hat Plautus das A 
constant verkürzt, in allen übrigen Stellen sowohl bei Plautus 
als bei den alten Dichtern ist frustra so gebraucht, dass die 
Quantität der Endsylbe unbestimmt ist, es findet sich kein Beleg 

für die Länge; erst die folgenden Dichter haben, der Analogie 

* - . . . . • . 

folgend, frustra als Spondeus gebraucht, und zwar so viel ich 
weiss~ zuerst Cicero Arat 32, »wie auch hier contra mit langer 
Endsylbe sich findet v. 413. R. hat dies früher vollständig ver- 
kannt, und alle jene Plautinischen Verse willkürlich geändert; 
ich habe in meinen Vorlesungen längst auf die richtige Messung 
aufmerksam gemacht, und jetzt haben Brix zum Trinum. S. 18 
und A. Spongel S. 62 dasselbe bemerkt 1 * 

Hinsichtlich der Prosodie verhält es sich übrigens mit contra 
ähnlich. Contra findet sich verkürzt bei Ennius contra tuen 
und wahrscheinlich auch in einem andern Verse, ferner bei 

Naevius contra redkostit, und Lucilius. * Für Plautus bezeugen 

■■ — ■ " •. ■-.■'. ■ - »' . 

1) Bncheler lat. Decl. 23 hat auch hier eine seltsame Erklä- 
rung aufgestellt , frustra sei Acc. Plur. des JKeutruins , in frustra esse 
sei dies Verbum als transitiv zu fassen; demnach mtisste man also 
wohl für frustra einen andern Ursprung annehmen. • - ■ 

2) Sonst ist bei den altern Dichtern die Quantität von contra 
überall unbestimmt, auch in dem Verse desAttius bei Mß«rob. VI, 1,65 
darf man nicht messen Quem neque tueri contra nZque äffari queas, 
denn dieser Anapaest wäre in der Cäsur entschieden fehlerhaft : Attius 
hat die erste Sylbe von affari verkürzt: Quem neque tueri contra \ 
neque afari queas. 



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die Kürze Tmc. I, 2, 25; fer contra manum et pariter gr ädere, t 

Pseudol. 155: adtistite otnnee contra me: quae loquar advertite ] 
aniMUM (obwohl wahrscheinlich nicht von Plautus), auch für den 

kretischen Vers Rud. I, 4, 22 empfiehlt sich die Messung contra 4 ' ■* 

fit. In allen übrigen Stellen ist die Quantität unbestimmt; um ^ < 

so auffallender ist die Länge in zwei Versen des Amphitruo: . * r 

allein I, 1, 77 beruht die Länge nur auf einer auch aus andern r 

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Gründen verwerflichen Conjectur; die Ueberlieferung ist tubae 
utrimque canunt contra, vielleicht ist zu schreiben: . 

Postquam id actumst, tubae contra utrimque occanunt t '-'.-_ \ 
edex indem man utrimque streicht, occanunt contra mit Hiatus in — -■'"•"' : . "• 
der Cäsur und catalectischem Ausgange. In dem andern Verse 
(66 derselben Scene) * .- _ . . . - . . v ."»';.• 

Contra Teleboae ex oppido ■"«.'" \ .. . " ? 

Zegionee edueunt $ua$ , - '<■..." '" -~ : '-V\' .1 

empfiehlt sich auch sonst die Umstellung: Teleboae contra ex oppido. 1 -'.*..*■' ./. :■ 

Seit Cicero, wie schon erinnert, wird es lang gebraucht - Dasfe - [ 

aber cofitra eine ablativische Bildung ist, dafür spricht die Ana^ _;_ l.^V . i 

logic des Oskischen contrud, vom Neutmm abgeleitet,* gerade • '- . j 

wie im Lateinischen circa und dreo nebeneinander sich' finden." ..." ■ '■' * l 

Doch darf man wegen controvereia nicht etwa eine Nebenform * . . i 

»■'-■"•'-"■ jf 

eowtfro auch für das Lateinische annehmen oder gar darin Ein* ! 

fluss des Oskischen finden wollen. 8 • : • ' / t 

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1) Auch Usener in einer Abhandlung über Pseudolus ((Jreifs- 
wäld 1866) hat sich für Verkürzung von contra ausgesprochen. Ob 
er die Verse des Amphitruo gekannt, und wie er sie behandelt hat, 
weiss ich nicht, da mir die Abhandlung augenblicklich nicht zugäng- 
lich ist. 

2) Früher glaubte ich contrud entspreche' dem lat. contra auch .*• V* -\" ^ t 
hinsichtlich des Geschlechts, indem ich annahm, auch die Oskar . 
hätten das A verkürzt und dann nach ihrer Weise in V (0) verwandelt; . 
allein dann würde auf der Tab. Bantina die Präposition wohl nicht , 
contrud, sondern controd geschrieben sein. ; 

3) In coidroversia ist der Lautwandel der assimilirenden Kraft, 
des folgenden Vocals zuzuschreiben, gerade so wie in dextrovorswn,* 
sinistrovorsiis , die um so mehr wirken konnte, wenn wir auch hier ^ 
ein kurzes A annehmen. Dagegen sollö bei Lucilius (Festus 298) iit- .'./ \\- £ 
wie es scheint auch der Endung nach als rein Oskische Wortform zu 
betrachten, der im Lateinischen *olla entsprechen würde, . v ■ . V. 

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Auch die alten Grammatiker haben die schwankende Messung 
dieser Endsylbe wohl gekannt. Hierauf bezieht sich die Bemerkung" 
des Servius zu Virg. Aen. II, 651: No* contra] „Praepoeitwne* 
vel -adv erlitt in A exeuntia modo producunt ultimam litUram excepto 
puta [et ita: quia"] apud Ennium et Pacuviwn brevia sunt;" 
nur ist dieses Scholion interpqlirt Servius hatte offenbar geschrie- 
ben: modo producunt ultimam litteram, modo eorripiunt % velut 
contra et frustra, quae apud Ennium et Pacuvium brevia 
sunt. Die Bemerkung über puta und ita rührt von späterer 
Hand her, puta ist den älteren Schriftstellern ganz fremd, ita 
natürlich stets kurz; und zwar stammt diese Bemerkung aus 
Priscian XV, 8. 

Bei postremo lässt R. die Sache unentschieden S. 87: es 
Hesse sich in der That mit Schein ein postremod im TrucuL I, 
1, 56 in den Varianten finden: postremo id magno populo t» 
(so B, in populo CD) muliis hominibus, aber dies ist trügerisch, 
der Vers muss so verbessert werden: 

Postremo in magno populo innumerii hominibus. 

Dass es nicht gerechtfertigt ist, bei den zahlreichen Adverbien, 
auf £ überall eine ablativische Bildung anzunehmen, habe ich 
bereits oben S. 17 erinnert. 1 R. führt auch hier ohne alles 
Bedenken, wo es gilt den Hiatus abzuschaffen, ED ein. Dabei 
hätte übrigens R. zur Unterstützung seiner Hypothese manche 
übersehene Variante aus den plautinischen Handschriften benutzen 
können. Im Trinum. 373 könnte man in der Lesart des A 
APRDIEOPROBO ein adprimed probo zu finden glauben, aber 
dies ist sehr trügerisch, da A gerade im Trinummus nicht frei 
ist von Kachlässigkeiten des Abschreibers. Möglicherweise ist 
die Schreibart aus der Variante adprimo entstanden, denn das 
Adv. adprime ist von dem AdjtBCtivum adprimus abgeleitet ;* dagegen 



1) In der alten Formel aus den Auguralbüchern beiFestus S. 322. 
Charisius 220: mnt sarctequc audire ri(dereque duis) findet sich keine 
Spur des auslautenden D, ebensowenig benesponsis henegue volueris 
(ebend. 351) oder pwrime tetinero (S. 253). , 

2) Charisius 116 betrachtet es als Zusammensetzung von ad und 
prime. Dem Adverbium apprime ist zu vergleichen Naevius bei Charis. 
211 falndast prime probo, -. ' 



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— 85 — 

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cumprime, was Gcllius XVII, 2, 14 aus Claudius Quadrigarins 
anführt, ist wie Gcllius ganz richtig bemerkt aus cwnprimis' 
abgeschwächt, traduetum ex eo est, quod cum primis dicebasU 
pro fuod est in primts. — Ebenso trügerisch ist Mil. glor. 
941, wo CD comissumet bieten, während D st lepidissume et 

auch noch lepide sumet et schreibt Es ist, wie auch H. Keil' 
erkannt hat, nach Anleitung des Plautinischen Glossars: r 

Lepidissume ei compsissume eonfido confuturum. ' '• " 

zu schreiben, d. i. xofixf/OTccra. An dieses griechische Wort 
wird Plautus am wenigsten das alte D angefügt haben. 

R. scheut sich sogar nicht ein peregred einzufuhren, indem 
er mit wunderbarer Naivetät bemerkt: „dass dies eigentlich alter. 
Locativ, nicht wirklicher Ablativ ist, bleibt natürlich ganz 
gleichgültig." \ 

Auf festerem Boden bewegt sich die Erörterung über hodie. 
Ich habe im Jahre 1855 nachgewiesen, dass eine erhebliche 
Anzahl Verse des Plautus und der anderen älteren Komiker sich 
finden, wo hodie metrische Schwierigkeiten macht, die man, weil 
man den eigentlichen Sitz des Fehlers nicht erkannt hatte, bald 
. auf diese bald auf jene Weise zu entfernen versucht hat; diese 
Verse lassen sich aber sehr einfach herstellen, wenn man die . 
von Marius Victor, bezeugte Form hocedie wieder einfährt R. 
stimmt mir jetzt auch hierin bei. 1 Mit Recht weist R. den- 



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1) Natürlich thut er dies nicht, ohne sein Verdienst in das rechte "•'. 
Licht zu stellen: „Wenn Bergks Erörterung weder vollständig war, . 
noch Verschiedenartiges sorgfaltig genug schied, auch sonst an mehr»/ ;: 
fachen TJngenauigkeiten litt , so mögen jetzt die 'folgenden Beispiele .-.- 
ein Plautinisches hocedie ausser Zweifel stellen." Auf Vollständigkeit* < 
war es nicht abgesehen, da ich mich stets grundsätzlich nur auf die . 
Stücke beschränkt habe, zu welchen in R. Ausgabe ein kritischer.. 
Apparat vorlag; im vorliegenden Falle habe ich aber auch aus diesen ['-. 
Stücken nur solche Stellen ausgehoben, wo mir die Herstellung. der ^ ....,..,.*• 
archaischen Form ganz unbedenklich , erschien; ich könnte jetzt eine - ;';; . £ 

Anzahl neuer Beispiele hinzufügen. So PseudoL v. 183, wo R. hodie 
mit Bothe streicht, ich glaube mit Unrecht, denn es ist absichtliche- 
Komik, dass derLeno, wenn er von seinem Geburtstage redet, immer 
das Wort hodie (hocedie) im Munde führt: aber an einer anderen stelle .. 
v. 200 muss es nothwendig getilgt werden: . .;..- 



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__ 86 — : . 

verunglückten Versuch Buckel ers ab iu Widerspruch mit der 
festehenden Prosodie hödic hei Plautus die Messung hodie einzu- 
führen. 1 Die Vermuthung übrigens, dass unter Umstünden hödie 
zu messen sei, hat zuerst, so viel ich weiss, Lorenz zur 
Mosteil. v. 166, wenn gleich nur schüchtern, aufgestellt Bei 
Buch el er, da er niemals schic Quellen nennt, muss man sehr 
. vorsichtig sein, zumal da er selbst nur weniges Neue zu geben 
versichert Natürlich wendet R. auch hier sein Universalmittel 
an und verlangt an einigen Stellen hodied oder hocedied; aber 
auch hier genügt theils hocedie, theils ist hodie gar nicht zu. 
ändern und ein Hiatus anzuerkennen. Ucberhaupt halte ich 
das D hier für ganz unzulässig, denn hocedie, hodie ist gar , 
nicht als Ablativ, sondern als Dativ hoicediei zu fassen, was 
freilich R. nicht abgehalten hat sogar die lonod Aphrodisiis Poenul. 
II, 49 zu schreiben. . •. 

Uebrigens haben sich selbst Spuren der Form hocedie noch 
in den Hdschr. erhalten. Pseudol. 530 liest B Effectum hodie hoc 
reddam vtrumque ad vesperum, C hoc hodie, D hoe hodie, R. hat 
wohl ganz Recht , wenn er annimmt hoc sei schon im Archetypon 
übergeschrieben gewesen und daher an verschiedenen Stellen in 
den Text gekommen: es sei aber ganz zu streichen, d&utrutnque 
vollkommen genüge. Aber hoc war, wie ich glaube, kein erklä- 



... cras te, quasi Dircam olim'ut memorant, duo gnati Joris 
Devinxere ad taürum, Hein [Iwdie] stringam ad carnarium: hoc tibi 
JProfccto iaaras fiet, ' ' 

wo man übersehen hat, dass cras und hodie ganz unvereinbar sind. 

Ich soll Verschiedenartiges nicht sorgfältig genug geschieden haben; 

dies geht wohl darauf, dass ich nicht die Form hodied oder hocedied 
• erkannt habe. Was endlich die mehrfachen Ungenauigkeiten betrifft, * 

so weiss ich nur eine namhaft zu machen: im Stichus 459 hätte ich ' 

ego weglassen sollen, da es in den Hdschr. fehlt 

1) Wenn R. , um das Irrige dieser Ansicht darzulegen, sagt, es 
sei dies gerade 60, wie wenn Jemand statt der Messung nüdius auch 
nüdius zulässig finden wollte, so ist dieses Beispiel nicht passend 
gewählt K. hätte 6agen können, es sei dies gerade so, als wenn 
jemand in den Versen der Komiker , wo pridie zweisilbig zu sprechen 
ist, aus Abneigung gegen die Synizese die feststehende Prosodie pridie 
preisgeben und pridie messen wollte. Uebcr nüdius und nuper siehe 
Exeu» HL 



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- *7 - . 

nudcr Zusatz zu utrumque. sondern chic Corrcctur von hodie, 

Aura 

nämlich hodie. Auch im Mcivator f>15, wo ich verbessert habe: - • 

.Vfi/i tibi i*tuc umtji* dividi<ie*t , quam miJti hoc e die fuit, 
M'ln'iiit in ili-in Citat des Varro eine Spur des alteu" ltocedie sich 
" nhalten zu haben, s. darüber Excurs VI. Ich will übrigens nicht 
tciM'hwrigcii, dass mir das hodie in diesem Verse immer sehr 
Überflüssig erschienen ist, ich wollte daher früher schreiben: 
AvfT tibi ittuc magi* dividiaett , quam mihi odio fuit. Meto. 
Allein da hodie auch durch Varro geschützt wird, und Plautus 
wie andere dramatiM'hc Dichter um den Vers zu füllen öfters 
etwas für den Gedanken entbehrliches hinzufügt , Hess ich diese - 
Vermuthung fallen. 1 In dem Verse des Afranius bei Xonius v. 
herb am: fit opu* luculentum hoc diri herbam Sei liegt wohl nichts 
anders als: 

Fit opu* luculentum : höcedie herbdm d*t> 
wo Hermann hoc die schreiben wollte; R. erklärt sich mit 
Recht (S. 02) gegen hoc die, denn Fscud. II, 1, 11 haben zwar . ' 
die I hl sehr, hoc die , aber der Vers verlangt hodie, und 80 ist 
derselbe Vers ÜK4 richtig geschrieben, daher auch R. ihn an 
der zweiten Stelle ganz tilgen will. Tnicul. III, 1, 16 steht im 
1! hoc die efferatn , C B hodie effrram , was S p e n g e 1 wohl richtig 
\ erbessert hat nunc hoc deferam argentum. 

Als zweifelhaft bezeichnet R. "Asin. I, 1, 85: " . , 

■ - » 

Promitto tibi 
Non offuturum , si id hodie effecerii. 

1) R. hat es Bohr übel vermerkt, dass ich neine frühere Conjectur, 
die er jetzt selbst fallen läset, indem er meine Verbesserung adoptirt, 
als zu frei bezeichnet hatte. Nun es ist in der That ein seltsames ' 

Verfahren, wenn man die Negation im Anfange des Verses, welche ' .." r 

beide Quellen der Uebcrliefcning schützen (Varro non , die Tatet nee) 
in ein affirmatives ne verwandelt, und dann die unentbehrliche Negation 
wieder an ganz ungehöriger Stelle diridine non est einschiebt: aber [ 

dividiuest durfte nicht getrennt werden , non musste dann wenigstens * ~ ^ i 

vor magis treten, was freilich der Vers nicht gestattet. Dass mihi in 
»ii verändert wird, hat natürlich nichts zu sagen; die Abschreiber des ".' - - . j 

Plautus haben die Form mi fast durchgehends verdrangt; ja sie gehen 
so weit, dass sie sogar irrthümlich den Vocativ mi mit dem Dativ 
mflii vertauschen, z. B. Mercat 947 salve mihi, sodalis Eutyche muss. 
es noth wendig heissen: salve, mi sodaUt* -, 



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— 88 — .• 



aber er hat die Stelle nicht richtig verstanden, wenn er meint, 
man könne auch schreiben: non offuturum mi, siidh.eff., denn 
offidurutn ist not h wendig unpersönlich *zu fassen, dass es dir 
nichts schaden werde. Dass im B id fehlt, hat keine Be- 
deutung, da es durch das Zeugniss des Festus v. Optio gesichert- 
ist, hier fehlt aber hodie ganz, man könnte daher vermuthen: 

Promitto tibi, - 

Non offuturum, si id effeeeris, tibi.' 
Der gleiche Yersausgang kommt auch anderwärts vor, wie fuit 
im Trinum. 533. 534, abgesehen r von solchen Stellen, wo dies 
absichtlich gescliieht, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, 
wie ebendas. 583 ff., doch ist hodie oder hocedie für den Ge- 
danken ganz angemessen. — "Andere Stellen, wie Merc. 448: 

Quam hodie, guom in eoncionem mediani nie immersi miser, 
wird man hoffentlich unangefochten lassen, obwohl hier die Ver- 
niuthung conventionem ebenso nahe liegt als hocedie. 

Dass R. sein Universalmittel auch bei Präpositionen in An- 
wendung bringt, versteht sich von selbst: So versucht er prod 
herzustellen, obwohl schon in den ältesten Denkmälern sowie im 
Oskischen sich nur pro findet-, will man im PoenuL, V, 4, 65 den 
Hiatus tilgen, so ist einfach zu schreiben: 

Dato mihi pro offa savium, proque osse linguam ohiieito. 
Sed hat sich bekanntlich weit länger erhalten, ihdess vermag 
ich diese Form mit Sicherheit weder bei Plautus noch den 
andern Komikern nachzuweisen, wohl aber bei Lucrez I, 184: 

Nee porro augendis rebus spatio foret usus . 

seminV sed eoitu, si e nilo erescere possent, 
wo jetzt sinnlos seminis ad eoitum gelesen wird. Die Präposition 
sine macht mehrmals Schwierigkeiten, R. (Proleg. 148) will wie 
es scheint sne sprechen, indem er den Gedanken' an ein se bei 
Plautus weit wegwirft. Ich habe aber schon (ind. lect. 1866) 
erinnert, dass hier überall wohl ursprünglich se stand, welches 
nur durch sine verdrängt wurde , ebenso auch bei Terenz Andr. 
II, 3, 17 se omni, und I, 1, 39: ■-.-■.-• 

Se invidia laudem invenias et.amicos pares, .. 
wo sine invidia schon den alten Grammatikern Anstoss gab, 
daher Priscian I, 21 meint, in invidia werde das V gerade so 
wie das griechische / verflüchtigt- * - : 



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— 89 — . , ■ . t 



Wenn R. S. 08 bemerkt, dass im Agrar- und Repetunden- 



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"gesetz sich neben mehrmaligem sed fraud* (Jrudt) sua in dem .' • . [ 

• *■.■"• 

erstem auch einmal se. dulo. malo finde, so folgt er Mommsens ' ' [■ 

Lesung, die icb nicht für richtig halte: die Erztafel hat deutlich. 

SEDVLO. MN, also das Adverbium sedulo, was hier auch in 

den Zusammenhang weit besser passt, als se dolo rnalo, auch ist \ 

in--dic"sor Fonncl wohl nie in V verwandelt; mit den Buch- " s -- j 

staben MN weiss ich freilich nichts anzufangen. Auch in der > < . ' \ 

Lex Silia bei Festus darf man eoaequator seduium nicht in se ■ J. : ' ! 

dulo m{alo) auflösen, sondern seduium ist gleichfalls als Adverbium * '• . : ;'-;.- ; 

zn fassen; auch hier ist nicht sowohl von Betrug, sondern von ■ *-';"- '"; *■ 

sorgfaltiger Ausführung die Rede; ausserdem wäre eine theü- 

weise Abbreviatur sehr auffallend.. 1 ; . * • • ... 

Für post id, post id locorum verlangt R. überall beiPlautus . "•/■•-'.:" **" l 
postid; gegen diese Schreibung wäre nichts einzuwenden, aber .*:'..*.. I 
seine Erklärung, dass dieses postid die Stelle des einfachen /w6 
(poste) vertrete, halte ich für unzulässig: man muss. vielmehr die. 
gewöhnliche Auffassung post id festhalten. Denn wenn auch der "-. -. /■■* v* - i 
Genitiv locorum, ohne dass ein demonstratives" Pronomen oder"' ., - . r . [ 
Adverbium hinzutritt, sich vieUcicht rechtfertigen Hesse,* so _ -'■ . * 

wird R. Auffassung schon dadurch widerlegt, dass auch Sallust" ' ; 

Jug. 72, 2 post id locorum- gebraucht, dem doch Niemand einen \ - ,. . T 
solchen Archaismus zutrauen wird: 8 entscheidend aber sind die 
ganz analogen Formeln ad id loci vom Orte gebraucht Sallust 



• '-■•.-.. » 



"Z >r ' 









1) Natürlich ist sedulo nicht von sedülus abzuleiten, sondern von " •*.- -\v r 
dem zum Adverbium gewordenen sedulo (d.i. se dolo, wie üico aus ... ^. ', "- $ 
tn Zoco) ward ein Adjectivum gebildet, gerade so wie aus dem Ad- • "yV -.-. U 
verbium superne das Adjectivum supernus hervorgegangen ist. :•-■""■■ -V "*:"- * - " Ü 

2) Loci erscheint ebenfalls sonst stets in Verbindung mit Prono^ - * v .j. -. . \ ■ 
minibus oder Adverbiis, die von Pronominibus gebildet sind, wie ."...■',: , r 
postidea, interea, inde, ibidem, tibi. Eine Ausnahme macht nur der . * - ~ :> 
Vers des Ennius Schol. Ter. Heaut. II , 3, 16: Flamma loci jxw*-_ ~ ■.-;*"* * - 
quam coneussa preturbine saevo, wohl kein Hexameter, sondern ein': ♦'-".-- 

Septenar: - ' ~'"-V ^ .- •' 

Flamma loci postquam coneussa p'ropere saevo turbine, '■ '- - • "/" \^_-\ 
doch gestattet ein so abgerissenes Bruchstück kein sicheres UrtheiL 

3) Auch im Africanischen Latein behauptet sich post id, wie bei ■': *•**■* * 
tfbs Valerius res Alex. I, 34 zu Ende, I, 58 zweimal f .'■ . •- \ 



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».■■■'* ■ * " " 

Jug. 75, 7, Cat. 45, 3, und ad id locorum von der Zeit Jug. 
63, 6, was auch bei Livius häufig in gleichem Sinne vorkommt,* 
und ähnlich bei Plautus adhuc locorum. — Ohne Noth wird Captiv..- 
III, 5, 30 praedoptaviue verlangt, obwohl sich dafür die Glosse 
aus den Salischen Liedern bei Festus p. 205 praedopiont, prae- 
optatd (so hat Müller richtig st. praedotiont emendirt) anführen 
lässt . ..*■■"■'•' 

reber das D bei Compositis ist die Untersuchung überhaupt - 
noch nicht als abgeschlossen zu betrachten, die alten Gramma- 
tiker erkennen hier überall nur einen phonetischen Zusatz, um 
das Zusammenstossen der Vocale zu vermeiden. 1 • m . 

Auf Anerkennung hofft R. endlich , wenn er im Rudens V, . 
4, 9 medhercle schreibt; ich muss mich entschieden dagegen 
erklären, denn in solche Schwurformeln ist tned so viel wir 
wissen nicht eingedrungen , sondern es hat sich überall der echte 
Accusativ me behauptet. Entweder muss man also hier ein drei- 
sylbigcs mVhercle als einen singulären Fall unangetastet lassen, 
oder me ist Concctur aus alter Zeit; vielleicht ist zu schreiben: . 

Bene quid cm hercle factum, et quam istaec res tibi ex sentenUa 

Pulcre ecenit, gaudeo. 
Doch lässt sich auch Anderes vermuthen , wenn es nicht gefathen 
wäre, so lange kein genügender kritischer Apparat vorliegt, 
damit zurückzuhalten. Ueberhaupt muss ich bemerken, dass bei 
Plautus mehercle sich nur selten findet, während her eh unzählige-" 
mal vorkommt ; s im Stichus 250 Ego illuc .mehercle vero *o quan- 



1) Prißcian I, 45: Haec eadem tarnen frequenter interponüur 
compositis liiatus causa prohibendi, ut redigo, redarguo, pro.desU 
Macrob. Sat. I, 9, 8: Pronuntiavit Nigidim Apollinem Janum esse 
Dianamque Janam, adposita D littera, quae saepe I litterde causa, 
decoris adponitur, reditur, redhibetur, redintegratur et 
similia und VI, 9, 6: In (NigidiiJ commentariis ad ins pontificium 
pertinentibus legi bidennes primo dietas, D littera ex superfluo, ut 
saepe adsolet, interveeta. Sic pro reire redire dicitur, et pro 
rcamare redamare, et redarguere non rearguere: <ad 
Jiiatum enim duarum vocalium procurandum inUrponi solet D littera* 
vergl. auch Gell. XVI, 6, 18. ••:.-- v 

2) Die Lesart der Hd sehr, im Trucul. Prol. 7 eum hercle wird. 
Niemand benutzen um ea mehercle herzustellen. — Auch hercle beruht • 
zuweilen auf Irrthum, z. B. Trucul. n, 1, 1, wo dieser Schwur im . 






- .* -. - .■ ■» - ... - •.. ■ - -.-■•■ * •-. -- • • -• 



I 



" x ■ . . • „■'..■»■- 

- 91 V . L 

tum polest ist es sicher, dagegen zweifelhaft im Pseudolus t 

v. 1175: , • : [ 

Stretwi me hercle {hercule C D) i*ti: quanwis perniz hie est home.^ I 

wo R. um dem Metrum aufzuhelfen Euge, etrenue mehercle ieti . x f 

schreibt, was nicht die geringste Wahrscheinlichkeit hat: hier ^ ; 

ist wenigstens so viel sicher, dass die handschriftliche ücber-. ;. ; 

liefeymg wie der Gedanke selbst auf: „ '.."*:,• - [ 

Strenu$(s$i)me hercle ieU • -. .-; -_ | 

führt: 1 den Comparativ etrenuior führt Priscian m, 7 aus dorn \ 
Epidicus des Plautus und in, 8 aus Lucilius an, der Superlativ - *\; -. V 

findet sich bei Cato de r. r. praef. und Tacit. Hist. IV, 69; das »; 

Adv. strenuhsime ist allerdings nur bei Yegetius" nachweisbar» r . ~ ^ 

Aus Cato bringt Priscian ganz ähnliche Formen bei, wie . .* ' -^ ' 

ardnüsimo aditu und perpetuüstmo curriculo, die Hdschr. z. Tk - ' V ' f 

oerjtetuussimo , schwerlich richtig; 2 die älteste Form war offenbar . K '-;•■*.'■- , ; ! 

oerpetuo88Ufiw , womit medioxumus zu vergleichen. / / '-.- ;V l 

Je höher ein Kind sein Kartenhaus aufführt, desto näher V .-*' : S>- ' v \ 
rückt die Gefahr des Einsturzes: denn ein leiser Äthemzug kann k ^ 
das ganze Gebäude über den Haufen werfen. So sctzTauch IL, '.'".-.' 
der mit Verachtung auf die am festen Boden haftende Menge . ; .-.'-.. 

icrab8icht, seinen ikarischen Flug in die höheren Regionen fort: \-, "../^ *' . t 
^T hat hier gar keinen Grund mehr unter sich, sondern zimmert . . : ": .• 



m. 



■ - • 

: Munde einer Frau befremdend ist; im A fehlt hercle ganz, aber auch 1 \ \ ".. 
ihicr bietet derselbe eine abweichende Gestaltung des Textes, nämlich - ; ~ *~~- 
iambische Verse, während die Palatini gleich mit einem Bacebeus • * - ^ 
[beginnen, es ist zu schreiben: . V" ■ .. * /•-••. ■,« -; .-.'.? 

^ hdhahe nunc requievi, quia intro abiit odium. -.",._" *~ '_ - 

j! 1) Der Rhythmus des Verses ist freilich nicht sonderlich, naan 

I konnte strenuissime mehercle isti schreiben, denn hercule (obwohl auch,. V ~r\ \ 

* sonst in den Plautinischen Handschriften nachweisbar, s. Trucnl. II,. 4, 6 • ' '. -' " n 

jund Spengel, Kr. des PL S.220 Anm.) scheint mir zu wenig Gewähr /\ 

vzu haben; möglich wäre es, dass Plautus auch die Form hercle* - . ': ...**-"- *■'[ f 
.'gebrauchte. ■ ■ ' •■ ' - ' "* *. ' • ■■ . ' - "v -' *: ' ■> 

i 2) Innoxiior bei Cato, industriior bei Cato und Gracchus, -- v . . ' t , 

egregiissima bei Pacuvius halte ich gleichfalls für irrig, denn püssimus ^ '-...*'. I ■• 

ist verschieden; es ist und zwar mit Hülfe der handschriftL Ueber- r : ..'"„*-" ■ 
j.lieferung innoxior, industrior, egregissima zu schreiben.' ,: - 

^Charisius p. 202. führt aus Cato das Adverbium indust riosüsime an, :'..*- / .' 
■ sollte dies vielleicht aus iiidustriossime verderbt sein? * .• 



I 



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-3 . -.- '" 



I. 



— 92 — '■ - ■ ■ ' 

■-.».. * - * 

vollständig auf dem Regenbogen. Aber" in einer Zeit, wo das 
äna&ia }iiv &Q<ioog y loyiafiog de oy.vov yeQei als ein längst 
überwundener Standpunkt gilt, wirkt ein solches Beispiel, zumal 
wenn es von einem gefürchteten Schulhaupte ausgeht, nicht 
sowohl abschreckend, sondern reizt zur Nachfolge; wir können 
daher in der nächsten Zukunft noch manche abenteuerliche 
Experimente der Kritik erwarten. l . • ' . ' ' 



■* • ' XII. . 

Auslautendes D Im Imperativ. 

• . * • , * • 

Das auslautende D des Imperativs, welches schon in dem' 
Liede der Arvalbrüder {Ems Marmor juvato) abgestreift ist, 
hat sich nur einmal in einem Gesetze des Romains bei Festus 
S. 230 estod erhalten, während die übrigen Reste der alten 
Satzungen aus der Periode der königlichen Herrschaft überall 
nur die vulgären Formen darbieten. In den Xu Tafeln habe 
ich früher in dem Gesetze über den Wegbau muniuntod her- 
stellen wollen, von der Abschrift Ursinis, die damals allein 
bekannt war, muniunto dionüam ausgehend, und jetzt gewährt 
die Abschrift des Politianus muniunto omsamdi eine Bestätigung; 
es war offenbar muniuntod: ni sam geschrieben, während aller- 
dings Vat und Leid, muniunt onüandi lesen. ' Auch in der 
bekannten Stelle des Gesetzbuches bei Cicero de Leg. n, 23 
und 25 : Muliere* genas ne radunto neve lessum funeris ergo Tiabento 
ist wohl habentod zu schreiben, da die Lesarten in A habentox, 
B Kabenteo, H hahent eo unzweideutig auf eine archaische Form 



1) Aeusserst verwegen ist es, wenn Bücheier L. Decl. S. 48 
Zahlworte wie triginta für Ablative des Singulars (?) erklärt, um 
dadurch einerseits die Länge des A, andererseits den Hiatus (z. B. 
Plantns Bacch. 462, Men. 446) zu rechtfertigen. Ich mochte wohl 
wissen, wie dieser Grammatiker die griechischen Formen TQiaxovrä 
(juqre tQirjxotTojr liiwv fjtaXa noXl* ctnoleCniov, (x <f£ TQiTptovTtov fiotoav 
dfffTlf fi(ar), TicaaoKxovrtt u. ähnl. auffassen will» 






.4 ■ > 



-. . ' . • ; ■ . - ■ • . .,. ■ . • - •- . , ■ ' 



• +■ 



\ 



• 1 



— • 93 — 

. * 

hinweisen, Dagegen darf man in einem anderen Bruchstück . 
(Collat. Leg. Mos. II, 5) nicht etwa in dem handschriftl. poenam ■ l 

»ubitor ein altes mbitod zu linden glauben , denn hier liegt gar 1 ~ • fr 

kein wünliches Citat vor, wie schon der Ausdruck ndrire poenam ? 

zeigt, der für das Gesetz ganz unpassend ist % 

Dazu kommt ein inschriftliches Zeugniss , die kleine Bronze- [ 

tafel im Museum zu Bologna C. I. 813; ob sie nach Rom gehöre ' - ' , [ 

ist ungewiss; auch die Deutung und Ergänzung der fragmentari- . \ [ 

sehen Worte ist streitig: während Mommsen hier einen Impe- 
rativ facitud erkennt, verwirft dies R. Wie R. überall seinen 
Freund und Mitarbeiter Th. Mommsen mit ziemlich kleinlicher 
Polemik behelligt, so sind auch hier seine Bemerkungen ganz * * 
tiberflüssig, und doch ist Mommsens Restitution (Iunon) e Lern* . - 
cinai (die nef)a»tud facitud durchaus unstatthaft. Mommsen 
sagt: „nefaeti die» inteUiguntur proprie sie dicti non religio** (N\ 
»ed feriati (NP)^ quibus »acra fieri »olita esse consentaneum est, 
quamquam inde minime »equitur non licuüse die eoMÜiaU vel mim ' ■ 
fado »actum Junoni Lucinae facere." Aber wenn der Sinn dieser 
] Worte sein soll, man könne der Juno Lucina an jedem dm 
ne/asius ein Opfer darbringen, musste es nothwendig heissen 
facere licetud; denn facitud würde für jeden die» nefasius ein ; 
Opfer vorschreiben, was ganz widersinnig ist; dann wäre über- 
I haupt die Erwähnung des die» nefastu» auffallend, wenn "wie Ja 
f Mommsen selbst annimmt, man der Göttin auch an anderen 
1 beliebigen Tagen opfern darf. Endlich ist der Ausdruck die nefasU 
\ auffallend, denn der Gegensatz zwischen dies f actus und nefastu» : i 

hat mit dein religiösen Leben streng genommen nichts zu thun: 
; es hängt jene Ergänzung mit der irrigen Ansicht zusammen, die -.* 
'Mommsen in seiner römischen Chronologie aufgestellt hat, 

■ "welche bereits von 0. Hartmann röm. Gerichtsvert. S. 48 Anm. ..-* 
' gebührend zurückgewiesen ist. Freilich mit R. Erklärung kann " 

ich ebensowenig einverstanden sein , er ergänzt (Iunonje Zouctnm 

■ (sacrom c)astud facitud und betrachtet das Ganze als Aufschrift ' , 
eines Weihgeschenkes , indem er die letzten Worte castufacU,'/^. .". }■'*'. \ 
erklärt. Dies ist aber unzulässig , Iunone Loucinai sacrotn wäre für , •- .. ; ^ 
diesen Zweck angemessen, aber eine Bestimmung wie castufacU * . ./•." . fc 

: konnte nur hinzugefügt werden, wenn der Weihende sich nannte," V 

s - 

V aber auch dann wäre ein solcher Zusatz sehr befremdend ; man . -• ' ' 



: — 94 •— • .; 

sagt wohl acte moltaticod^ de praedad, sua pecunia u. fllml., ober 
niemals wird gesagt, dass einer der den Göttern etwas weiht, 
gefastet habe; 1 endlich ist aucli der Ausdruck castum facere 
schwerlich lateinisch. Ich ergänze die Inschrift ebenso wie R., 
wenn man nicht vielleicht *acra zu schreiben vorzieht, erkläre 
dieselbe aber einfach: Iunoni Lucihae sacrum caste f actio, eine 
Mahnung, die an den Opfernden gerichtet war, der zum Altar 
hinzutrat; ähnliche Inschriften vergleicht schon Mommsen in 
den Zusätzen. * In gleichem Sinne heisst es bei Cicero de Leg. 
II, 8 ad dtvos adeunto caste, und gerade beim Cultus der Iuno 
Lucina mochte es passend erscheinen diese Vorschrift einzu- 
schärfen. Castud kann man als Ablativ des Subst. castus fassen, 
was keineswegs bloss vom griechischen Cultus gebraucht wurde,- 
sondern auch vom römischen Gottesdienste, daher man ja eben 
zum "Unterschiede Graeco eastu sagte, vergl. Gellius X 5 15, 1, 
doch ist es einfacher castud als Adverbium = casto oder caste zu 



1) Ei&enthümlich ist die Bemerkung auf einem Weihgeschenk 
von Falerii (Mommsen Monatsb. der B. Ac. 1860 S. 452): . 

netnes.outan'ez 

udnaoc'teded 
mutpaenue 
da die Inschrift auf der linken Seite nicht vollständig erhalten ist, 
' darf man hinter cuando wohl den Ausfall eines Wortes annehmen, nur 
ist nicht est mit Garucci zu ergänzen, sondern vielmehr cuando (fas) 
euncaptum, d.h. nachdem das Fas verkündigt war,- wurde 
die Weihung vorgenommen. Der Weihende war wohl Praetor* von 
Falerii, und so wird manPR, nicht (de) zenatuo senten(tia), wie oben 
S. 25 vorgeschlagen, ergänzen müssen. 

2) Ich füge hinzu Varro VII, 84: „in aliquot sacris ac saceUis 

scriptum habemus: ■ * 

Ne quid scorttum adhibeatur, . 

ideo ne morticinum quid adsit, denn die letzten Worte sind von Varro 

selbst hinzugefügt, der damit den Grund jener Vorschrift erklärt. Ferner 

in der Regia, am Heiligthum der Ops consiva, war die Bestimmung 

geschrieben: is cum eat (lies intro eat) suffibulum haut habeat, die 

Varro VI, 21 wenn auch nicht wörtlich, doch dem Sinne nach mit- 

thcilt. Auch kann man vergleichen VI, 16: in sacris Tusculanis est 

scriptum: Vinum novum ne vehatur in urbem ante quam 

• Vinalia calentur, doch ist hier in sacris schwerlich richtig, die 

üdschr. haben liortis, vielleicht ist portis zu schreiben. ....... 



•. » 









. ■■•) 



'— 95 — . ' ■- •' 

f 

fassen, wie sich ja derselbe Lautwcchsel auch noch später in ' 
fortuituvrhüMvM hat * ■ * ■ 

p\v lateinische Sprache hat offenbar auch boi den Impera- * - - 
tivoii das D frühzeitig abgestreift, während es sich im Oskischen ■ 
unvei-sehrt erhalten hat. Ob in der Plaut mischen Zeit sich - r 
dieses D in der lebendigen Sprache noch behauptete, darüber 
sind wir vollständig im Ungewissen: dies hält aber R. nicht ab 
mit gewohnter Kühnheit diese archaische Form auch bei Piautas . * . . .) 

an vielen Stellen * ohne jede Unterstützung von Seiten der Hand- ; ; 

schriften wieder einzuführen, lediglich im Interesse der von ihm 

mit fanatischein Eifer verflochtenen Theorie, dass der Hiatus " f 

* * ■ ■ . 

auch in der Cäsur nicht zu dulden sei. Und auch hier ist er • 

so für sein Univei-salmittcl eingenommen , dass er jedes andere 

Mittel, den Hiatus zu beseitigen, verschmäht, z. B. im TrucuL •./■ -* 

m, 2, 20: ' ■ ■•.*■■' : ; ; 

Tene hoc tibi: . .".:'." " * 

Rahonem habeto, ut mecum hatte noetem *üs, " '„ i 

kann man das hoc y was nothwendig mit Bothe zu streichen ist,.'. .v~ -■..■■" — ■ I 

Im folgenden Verse nicht unpassend anbringen: rabonem habeto ■" _ . . * 
hoc und so den Hiatus beseitigen, aber man muss Camerarias . . - ■;.■ \ 

folgen, der mit richtigem Gefühl tnecion ut umstellt, denn diese. j 

Wortfolge empfiehlt sich sogar, wenn hier gar kein Hiatus vor- \ " \ ° ~ ; 

•■""■** * 

banden wäre, oder wenn man denselben auf die eben ange- r * - ■" \ 

-■ "*••• .* ■ j 

deutete Weise entfernt " . '"..■'.'-.."?, 



i 

* 



1) Der Fundort dieses Bronzetäfelchens ist unbekannt, es gehört. . ..-. ;;. 
wahrscheinlich einer Municipalstadt an. Nach Cbarisius p. 19$ ... ; i '* 
war es Eigentkümlickeit der Maruciner (und Tcatincr) die Adverbia ■""■V*- •'.-. " V 
auf ö statt auf 5 zu bilden : non quia negem ultra Safinum (gewiss '_ ;-■ * - * 
nicht Sarsinum oder Samnum) interque Vestinos (cod. inter question. " ' 
oft) Teatims et (cod. ut) Marucinis esse moris e literam relegare , ö ". " *' * 
videlicct 2 )ro eaäem littera claudentibus dictioiiem. Die Sabiner und. , ._"*"■■" -- l 
Vcstiner scheinen also diese Bildung nicht gekannt zu haben. ".■'■■'■ 

2) Ich bemerke übrigens, dass ich selbst früher an die Möglich*' . 

keit gedacht habe, dass auch Plautus noch solche Imperativformen . ;"-■:.>■"■■ 

gebraucht habe, z. B. Milcs 1175 discitod (B C D discitos) und v. 1177 ; 

facitod ut. Aber ich habe natürlich diese und ähnliche Vermuthungen - 2 . ' -./ m \'"[ ■"■■'. 

zurückgehalten, und erwähne dies jetzt nur um zu zeigen , dass wohl ■ ■. '•" i 

kein Andorer mit grösserer Unbefangenheit Ritschis neue Methode - " . ^ .•■■/- • l 

der plaurinischen Kritik zu bcurtheilen im Stande ist .'.".-. .! '. .■■'-* * ■'. \ • 

< -.'.■■". 

" - " . ' ■ T 

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■-...■•■» 



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— 96 — 



■» i 



% Wie es in der Mcdicin kein Universalmittel giebt, welches 
nur Marktschreier der leichtgläubigen Menge empfehlen, ebenso- 
wenig besitzt die Kritik ein Mittel, um alle möglichen Schäden 
zu heilen. Aber bei besonnener Handhabung der Kritik wird 
die Zahl der Hiatus auch im Plaut us. immer mehr verringert 
werden. Je vertrauter man mit dem. Dichter und seiner Art 
wird, und je weniger man darauf ausgeht den Hiatus zu ent- 
fernen, desto mehr Beispiele des Hiatus werden durch glückliche 
Emendationen , wie sie der Sinn und Sprachgebrauch fordert, 
beseitigt werden, wie ja hoffentlich auch diese Blätter einiges 
dazu beigetragen haben. Den Hiatus ganz zu tilgen, wird kein 
besonnener Kritiker unternehmen , man könnte mit dem gleichen 
Rechte auch die fehlerhaften Spondeen und gehäuften Auflösungen . 
aus den Versen der römischen scenischen Dichter entfernen, um 
sie mit den Gesetzen der griechischen Technik vollkommen in 
Einklang zu bringen, und dann behaupten, Horaz, wenn er sich 
beklagt, dass ger reine Iambus nur selten in den Versen dieser 
Dichter erscheine, sei eben nur durch die Fehlerhaftigkeit seiner . 
Handschriften getäuscht worden. - - " '* . ' 



■* ■« * 



,:,-. XIIL 

Die neueste Kritik Im Piautas. .; 

In den Prolegomenen sprach sich R. im Allgemeinen ver- 
ständig und maassvoll über Orthographie und Gestalt der 
Sprache aus , indem er nicht verfehlte mit schonungslosem Spotte 
archaistische Liebhabereien der moderneu Kritik zu geissein. 1 
Freilich was er damals S. 91 schrieb: »Sed his missis Saliorum 
cruditatibu* horridttlaque senatus consultorum solemnitate columna- 

■v 

rumve r obigine, id potius agamus, vi qualem aliquando polttior 



1) Wenn R. im J. 1847 im Rh. Mus. V, S. 139, indem er 
Gepperts Ausgabe des Rudens besprach, über die „Einführung der 
geschwänzten Pronomina {d.h.vicd, ted) die in keiner Handschrift 
stehen" spottet, so wird Geppert, dessen Verfahren im Badens ich 
übrigens keineswegs überall gut heisse, jetzt über R. Bekehrung auf- 
richtige Freude empfinden. .' 



" .... .. . . _ .. .;.'.■■ k 



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\ _ 97 <-'"". ' 

p 

. atttt* Planta ni legi**? ridratur, qtioad eins fieri possit, rccuprremtu" 
stellt mX seinen heutigen Ansichten nicht wehr im Einklänge, 
noch ivonigor was er S. 143 gegen die Einführung archaischer 
Können im Piautas erinnert. Es ist immer eine missliche Sache 
im Voraus bestimmen zu wollen, was im einzelnen Falle zulässig* 
ist oder nicht , und R. stand damals noch In den Anfingen seiner 
Arbeit, er war noch gar nicht im Stande das kritische Material, 
was er selbst gesammelt hatte, zu übersehen, er hatte erst von 
ein paar Stücken die Revision vorläufig zum Abschluss gebracht;, 
ich habe mich daher durch die Machtsprüchc R. nicht abschrecken 
lassen, und Formen, die er für unplautinisch erklärt, wiederher- 
zustellen versucht, auch da wo die handschriftliche Ueberlieferung 
keinen Anhalt darbot, sondern nur das zerrüttete Metrum auf 
die Verdrängung einer archaischen Form hinzudeuten schien, 
wie z. ß. homo hotnöm*, oder hocedie st. hodie, in beiden Punkten 
stimmt mir jetzt R. vollständig bei. Ebenso habe ich indu, wo 
wie so oft bei Plautus die Rede der Sprache der Tragödie 

• nahe kommt (Rudens I, 4, 19) oder in juristischen Formeln 
(Tru>-ul. IV, 2, 49), quamde, u. A. empfohlen. Anderwärts -;:V .? 

habe, ich auf altertümliche Formen aufmerksam gemacht, die ' * 

-* aus den Varianten der Haudschriftcn sich ergeben, wie vohm^ 

. dicom, faciom, imperabom u. s. w.; ich weiss sehr wohl, dam . 

; gerade auch die Plautinischen Codices nicht selten im Auslaut . - . ■ 

\ ein M ohne allen Grund hinzufügen, allein hier hat M seine. ' . 
Berechtigung, und die Zahl der Beispiele, die sich erheblich' - 

\ vermehren lässt, ist bedeutend, so dass man kaum an einen ' - 

blossen Irrthum der Abschreiber denken mag; wenn man aber ' - * 

i ■,-••.■ 

. auch dies für problematisch hält, so wird doch wohl Niemand : ; 

' Widerspruch erheben, wenn ich Pseudol. 946 und Mostell. 914 ...*.-" '. 

acetpiem st. aeeipiam oder sinem st. iinam Trucul. V, 71, faeüm . - ' 

! Pseudol. 213 st. Jaciam herstelle, da ja diese Formen für Cato ' -^ 

i 
genügend bezeugt sind. Dass auslautendes M und D sowie T ■ • -. ■ 

sehr' oft bei Plautus abgestreift werden, habe ich wiederholt 

1 erinnert, namentlich auch in den philol. Thesen (1859 im Phil. • 

\ XTV, 186). R. hatte dies früher in den Proleg. S. 141 enschieden . . /. ; [ 

c * * 

abgelehnt: Quod tarnen non posse in ßnalium natura comonantmm \ 

posttum esse, cum dtmmih'tudo M et TUtterarum docet, tum atiorum .' f 

; quorundam exemphrum comparatio persuadet. Freilich ist M von . , ; 

Borgk, Beiträge. I. - . 7 * 



I 



•••..... — 98 .— .-,_■.•.;. 

m * 

T oder D .verschieden, und mit diesem Paralogismus, der auf 
den sogenannten gesunden Menschenverstand nicht leicht seine 
"Wirkung verfehlt, meinte R. die Sache abgethan zu haben; aber 
in Folge seiner epigraphischen Studien gelangte R. allmählich 
selbst zu anderen Ansichten , man vergl. die epigraphischen Briefe 
(1859, Rh. Mus. XIV, 397 sq.). 

Natürlich bedarf es dabei grosser Vorsicht, um nicht durch . 
einen trügerischen Schein getäuscht zu werden. So darf man 
durch vereinzelte Varianten sich nicht verfuhren lassen Archais- 
men herzustellen; z. B. wenn Trin. 725 B quome (C D quo me) 
lesen, darf man nicht glauben einen Beleg der alten Form 
quome st quam, die noch in den Salischen Liedern vorkommt, 
zu finden, oder Mil. glor. v. 684 in dem sua der Palatini eine ' 
dem suad der Auguralbücher entsprechende Form der Bedingungs- 
partikel zu entdecken, sondern es ist zu lesen: 

Nam lona uxor, si ea deduetust usquam cuiquam gentium. 
mit derselben Structur wie Terenz Heaut II , 3, 116: haee res 
ne utiquam neglectust mihi. Auch Mil. glor. 1263 ist die Lesart 
in C D sia per te liceat gleichfalls ohne Bedeutung, wohl aber 
sind mit B die Worte umzustellen si te per liceat. Oft bieten 
sich verschiedene Möglichkeiten dar, z.B. Mil. 452::. 

Neque moror, 'neque vos gut homines sitis novi neque seio. 
kann man homones schreiben, doch dürfte ques ho min es den 
Vorzug verdienen. r Im Trinum. 1018: . 

Memoriae esse oblitum? an vero, quia cum frugi hotninibus 
Ibi bibisti — 
liegt es zwar sehr nahefrugis zu schreiben, denn da Mar. Victor. 
I, 4, 8 ausdrücklich lonoe frugis neben honoe frugi anführt, und 
auch Gellius VI, 11, 2, der ein gründlicher Kenner des alten 
Sprachgebrauches ist, sich dieser Form bedient, muss es Belegs 
für diese Form gegeben haben; allein da sonst bei Plautus 
überall nur die verkürzte Form frugi erscheint , hat jene Aende- 
rung wenig Wahrscheinlichkeit, und man wird, wenn man nicht 
hpmonibus zu schreiben sich entschliesst , den Hiatus dulden. 

Jetzt nun, wo R. die Grundsätze der Plautinischen Kritik, 
welche er früher theoretisch aufgestellt und in der Praxis con- 
sequent angewandt hatte, zum grossen Theile fallen lässt, ist er 
bemüht überall archaische Formen herzustellen. Diese Weise 



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— 99 — • 

der Emondation, wo mit gelinden Mitteln der Hiatus entfernt' 
wird \ ist sehr einfach und hat etwas Bestechendes, aher am so * ' 
naher liegt die Gefahr des Irrthums und des Missbrauches. Das 
auslautende D leistet auch jetzt, wie früher bei Bot he, die 
besten Dienste, aber es reicht doch nicht aus, und so sieht sich "'.- / 
R. nach ähnlichen Heilmitteln um. 

Den archaischen Genitiv molas im Pseudolus y. 1100: ' 

Fasere ut det nomen ad molas colonüm. '. * 

— • 

hatte R. früher in den Proleg. 143 unbedingt verworfen, aber 

schon ebendas. 319 und in der Ausgabe sprach er sich zweifelnd • . ■ " 

... i • 

aus, während er jetzt seinem veränderten Standpunkte gemäss - - 
die Form ganz unbedenklich gut heisst Ich muss jedoch gestehen, 
dass diese Form, die sich, wie R. bemerkt, nur hier allein im " ; 
Plautinischen Text gerettet hat, etwas auffallendes hat, zumal 
da keinerlei metrische Nöthigung vorlag; auch Ist der Ausdruck 
molas colonia für den Plural molae oder ptsMnum auffallend. 
Auch ich schütze den Archaismus, schreibe aber ad Molas . :'- 
colmiam, 1 die Stampfmühle nannte der Dichter passend eine -" :-* 
Colonie der Göttin Mola. Eine Schutzgöttin der Mühle dürfen wir 
nach zahlreichen anderen Analogieen für das alte Italien mit. 
Sicherheit voraussetzen, wenn sie auch nicht ausdrücklich bezeugt ._ "" 
ist; auch in Griechenland fand sich regelmässig in der Mühle 
das Bild der Schutzgöttin Evvogtoq (imfiifaog #«*)* und die / 
Molae (Moles) Martis sind wahrscheinlich damit identisch, was" - 
ich hier in Kürze nicht weiter ausführen kann. 8 Eben weil Mola 



> 



» * « 



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• V 



1) Auch anderwärts ist in ähnlicher Weise dem richtigen Ver- . ; 
, ständniss nachzuhelfen, z. B. im Stichus 703: utrum fontine an Libero -.'■■, 
. Imperium te inhibere mavis ist Fonti zu schreiben, der QueUgott . 

Föns ist zur Genüge bekannt - 1 ' . .. 

2) Vergl. Lobeck Aglaoph. TI, 972, 0. Jahn in den Annale* ,; i: \' C. t 
i d. Arch. Inst.,X, 244. , ■ " .- ._ \ 
i S) Die Molae hat Gell ins sicherlich aus den libri sacerdotum, 

nicht aus den Proomien der Reden des Cato oder Gracchus, obwohl auch ^. -."'•' v - j 
hier vielleicht unter Umständen zahlreiche Götternamen aufgeführt -^ "-' ^. ! 
1 wurden, vergl. Symmach. Ep m, 44: „An si nobis scribenda sü :' ^'V':> f 
1 forensis oratio, Iovem deosgue eocteros (lies ceteros) Catonis lege (oder -J _'/. £. ■;' ".;•;, | 
c more) praefabimur, ne nobis vilio detur vel negligentia antiquüaiis r [ ' "^-7- : ' * \" 
1 vel imeitia. Atqui praestat Tullium sequi, qui ignorata major^us '. ....;.. , * ; 
t umrpat exordia. ... ... ■-•.. 4 . • . '•/ •-" : . .* .* v .- ?'■ 



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— 100 — - . 

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hier Eigenname ist, gebraucht der Dichter, um des richtigen 
Verständnisses willen, die archaische Form des Genitivs, die ihm 
sonst frtmd ist ; denn es ist Thatsache , dass gerade Eigennamen 
die alterthümliche Flexionsweise am längsten festhalten, wie 
Majas (was Charisius anführt und wohl bei Livius Andronicus 
sich fand), Honet**, Latonas, lerras. Und da das. Argumentum 
des Amphitruo den Genitiv Älcumenas gebraucht, dürfen wir- 
diese Form wohl auch bei Plautus selbst voraussetzen trotz R. 
Bedenken Proleg. 31 9. Jetzt geht freilich R. viel weiter und 
wagt sogar Bacch. 820 zu schreiben: * 

Terra'is odium inambulaL 

eine Form die freilich als die Grundform vorauszusetzen ist, 
aber bisher noch in keiner Dichterstelle nachgewiesen worden 
ist; 1 diese Conjectur wird aber hinlänglich durch den folgenden 
Vers: Tun terrae me odium esse autumas widerlegt. Jener Yers 
ist offenbar durch eine Lücke entstellt, wie ebenso der Gedanke 
als der Hiatus anzeigt, ich schreibe: 

Terrae odium stolidus amhdal: tarn nil sapit, ~ 
nil sentit: tantist, quantist fungus putidus. 

— Asper wollte bei Sallnst Hist. III, 42 castella custodias thensau- 
rorum in deditionem aeeiperentur, custodias als Genitiv fassen, also 
wohl in dem Sinne: zum Schutz, um der Bewachung 
willen, ungefähr wie Plautus Poenul. m, 3, 57: trecentos 
nummos Philippos portat praesidi, Mosteil. 687: dum mihi senatum 
consili in cor eonvoco, Caesar B. G. V. 8: guas sui auisgue com- 
tnodi fecerat. In einer formelhaften Wendung könnte man viel- 
leicht einen solchen Archaismus bei Sallust zulassen, aber mir 
scheint diese Formel überhaupt nicht in den Gedankenzusammen- 
hang zu passen ; auch fassten andere Erklärer custodias als Accu- 
sativ, die Stelle ist also sicher nicht richtig überliefert, es ist 
vielleicht mit Eritz aeeiperent zu schreiben. " 

In dem Verse des Pomponius : • ' : 

Quot laetitias imperatas modo mi irrepsere in sinum. 



1) Die Inschrift Prosepnais kann für die Diärese nicht als Zeug- 
nis* benutzt werden, vergl. QuintiL I r 5, 17, ^ 



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— 101 — 



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Iiabo ich unter Vcrgloichung des Oskischcn die alte Form des 
Nominativs erkannt; man hat dies verworfen, oder man bat 
ilurcli künstliche Erklärungen den vermeintlichen Accusativ, den' 
Nonius hier zu finden glaubte, zu schützen gesucht, wie noch 
kürzlich Bücheier lat. Decl. p. 17: aber dieses Beispiel steht 
nicht isolirt da; auch im Pronomen dem., was wie gewöhnlich 
alte Formen am treusten gewalirt hat, findet sich die gleiche 
Flexiousweise bei demselben Atellanendichter bei Nonius v. - 
comedim: - '."*..* 

(Dum) ego qua er o, quod editn, hat quaerunt, quo cacent, contrario, * 
denn so ist wohl der Vers zu schreiben; ferner bei Cato de re* 
rust. c. 134: priusquam hasce f rüget condantur ganz analog dem.;. 
Masculinum hisce. Endlich scheint auch in der seltsamen Inschrift 
von Furfo.C. I. 603. z. 4 scalas Nominativ zu sein. Jetzt hat :■ 
auch R. seine früheren Bedenken fallen lassen, er schreibt S. 117: 
„jedenfalls wird man sich zu entscheiden und entweder mit dem - 
Zcugniss des Nonius völlig zu brechen haben, oder wenn man 
dies nicht thut, auch die Conscquenzen auf sich nehmen müs- 
sen." Und dafür entscheidet er sich, indem er nun auch an ; 
mehreren Stellen bei Plautus diese Formen einführt, um den.' - 
Hiatus zu tilgen. Ich kann auch hier nicht ohne Weiteres folgen, • 
so z. B. wird im Amphitr. I, 1, 119 statt neque vergiliae oeeidunt -. 
wie Varro zweimal den Vers in Uebcreinstimmung mit unseren v : 
Plantushandschriften liest, vergilias verbessert; was R. mit dem . 
Verse des Horaz Epod. 5, 100: 

Neque Esquuinae aliUi, ' 
beginnen wird, möchte ich wohl wissen. * . .'•'•+ ■ . 

In der 2. Declination haben sich einzelne Reste dieser Pitt- * 
ralbildung auch bei Plautus erhalten, und es wird wohl gelingen • 
dieselbe auch noch an andern Stellen wieder einzuffthren, doch . 

bedarf es auch hier der Vorsicht. R. trägt kein Bedenfien Men.. 

< - ■ 

778 st velitati estü, wie auch Festus und Nonius lesen, velitati*^ 
zu verlangen. In den Menaechmen v. 1158: 

Vaenibunt aervi, supellex, fundi, aede*: omnia \ . *V" 

Vaentbunty qutqui licebunt, praesenti peeunia. 

_ • 

änderte R. früher mit Linge die Wortfolge in aedes, fundi; omnia, . 
um den Hiatus in die Diärese zu verlegen; aber diese Anordnung 
widerstreitet der üblichen Folge, vergl. TrucuL I, 2, 72: 






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» •► , ,' • 

Kon licrcle (totus) occidi: sunt mi etiam funäi et aedes 
(denn so ist dieser Vers zu ergänzen) 75. 84. II, 1, 4. Büc hei- 
ler will fandet oder fandis schreiben, indess der Hiatus lässt 
sich bei einer solchen Aufzählung rechtfertigen; will, man ihn 
aber durchaus entfernen, so bieten sich zwei andere Möglich- 
keiten dar: man schreibt entweder fundus, wie Plautus auch 
im Trucul. einmal des Metrums halber den Singular substituirt, 
oder f und t et aedes; da beide Begriffe eng zusammenhängen, 
Grundstücke und Gebäude zusammen veräussert wurden, ist die 
Einfügung der Copula passend ; auch lassen sich dafür die Ya- 
rianten des letzten Yerses im Trucul. anfuhren, wo fandi et 
aedes A, dagegen BC fandit aedis. Da fandis hedis lesen, was # 
man nicht etwa für jene archaische Nominativform verwerthen darf. . 



■-■''- 'XIV,-'" ''•■.■•■■•: 

Der Hiatus, ; - 

R. pflegt überall die Methode als den' Inbegriff aller philo- 
logischen Kunst- und Wissenschaft zu erklären, und so wird denn 
Alles, was seiner Art und Weise widerstrebt, kurzweg als un- 
methodisch und unwissenschaftlich zurückgewiesen : ja R. Anhänger 
gehen noch weiter, und behaupten, es sei besser und ehren- 
voller, mit Methode zu irren, als ohne Methode das Wahre zu 
finden; das ist ungefähr so, wie wenn ein Kranker in Folge der 
ungeschickten ärztlichen Behandlung gestorben ist und man die 
Freunde und Angehörigen damit trösten wollte, er sei nach allen 
Kegeln der Kunst vom Leben zum Tode befördert. Diese viel- 
gerühmte Methode R. hat aber in der Regel ihre schwache Seite: 
er geht nämlich meist. von irgend einer unerwiesenen Behaup- 
tung aus, er stellt irgend eine Norm oder Regel willkürlich 
auf und zieht daraus weitere Consequenzen. So ist es auch in 
der Plautinischen Kritik für R. oberster Grundsatz, dass der 
Hiatus nicht zu dulden sei-, an dieser Voraussetzung hält 
er nach wie vor fest, nur die Mittel, deren er sich früher be- 
diente, um jedes Zusammentreffen derVocale zu beseitigen, hat 
er jetzt selbst fallen lassen , und wendet nun zu gleichem Zwecke 



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— 103 — 

oin andcfes kritisches Verfahren an. Aber R. hat weder früher 

noch jetzt den Versuch gemacht, die Unzulässigkeit des Hiattis 

zu beweisen, und doch ist dies die erste und notwendigste Be-/ 

dingung einer wahrhaft wissenschaftlichen Methode. 

Höchst maassvoll und besonnen spricht 6. Hermann über "■.'*• . j 

den Hiatus und dessen Zulässigkeit, 1 indem er namentlich auf. - | 

das natürliche Gefühl hinweist, welches die alten Dichter leitete " ■*. \ 

und sie nicht selten veranlasste, von der Strenge der Regel. '..', f 

abzuweichen: „atque ei ulla ex re intefligi poUd, quod aegre 4re- ».*. ■ - *'■' \ 

dunt philologi, poetae, ut nunc quoque fit, non tarn dieciplinam qua/*' / \ ;.';'■ % V 

dam, cujus lege* migrare non liceret 9 quam eeneum euum atque \ 

aurtum approbationem eequutoe esse, profecto id ex hiatu ceriimme ' .; \ ' \ 

coUigitur" Aber freilich das Gefühl ist etwas subjectives l z . B. " /-.-*-* ' 

R. sucht in seiner Ausgabe des Plautus' den Hiatus auf. möglichst '.'."* :. x .' 

enge Grenzen zu beschränken, aber Lehrs ist selbst durch diese " . • ■ 

Strenge nicht befriedigt, er hat ein noch feineres Ohr, er duldet). .- '". : ; . ■ ■ 

wie es scheint, nirgends das Zusammenstehen der Vocale, und ,- ... V 

wird also wohl jetzt R. radicalen Eifer in def Vertilgung des^' ■."■ " • ■" .! 

Hiatus gut heissen; ob er auch mit den angewandten Mitteln .. t* : ; 

_ -* * ■ - • t 

einverstanden ist, steht dahin. : ' V-V 

Lehrreich ist es vor allem die Urtheile der alten Rhetoren - 
über diesen Punkt zu vernehmen. Demetrius, ein sehr ver- 
ständiger und gebildeter Mann, empfiehlt in seiner Schrift Tteqi ■ 
eQfit/velag einen mittleren Weg zwischen der Strenge der Iso- * ■ -"•/•/'. \ 
krat eischen Schule und der laxen Observanz der Anderen: er meint * -„•» " "*"* 
(§ 68) die ovv&soig, welche nach den Vorschriften des Isokratesi *' "'. 
jeden Hiatus meide, gewinne zwar an Glätte,* aber sei <fyiw- ; --.-. 
oozlqa %al y.ioq"fj äreyywg , TroXhqv €vq*it>viav äyaiQe&eloa Tip 
yivofiivrpt £x rfjg ovyxQOvaewg. Hier wird also, wais R. ata-.'.-. 
ctw T as ganz unerhörtes bezeichnet und gewissen Kritikern im- , v j: 

Plautus freilich ganz ohne Grund unterlegt, der Hiatus unter, .-; v /\ J. 
Umständen als eine besondere Schönheit der Rede anerkannt V *\ * • \ 






1) Elem. D. M. S. 48, die ganze SteUe verdient nachgelesen und r -r :">' .^ V \ 
von Jedem, der mit der Kritik der Dichter sich beschäftigt, beherzigt *. • . ? 
zu werden. ."■-'-' \ ' • ' ■ ' ■' / " v .'■"*. f 

2) Man vergl. damit auch die Bemerkungen fiber die Aaorijc § 299 ff. 
wo er bemerkt: to rjxtofog rfjg avyxQovatfog ?ffr«# &itvoT€Qov xtd y&Q 
rb ätfQovriOTov ainrb xu\ to wontQ avroyvls 9Hv6nj^a 7iuqaOTii<fu ?ivu\ 



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I. 
IV 
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— 104 — . . . - . 

Demetrius findet in dem Zusammentreffen der Vocale etwas Mu- 
sikalisches, er zeigt, wie die Sprache selbst im Inlaut dies 
keineswegs vermieden habe ; Worte wie Axair\ und Eviog seien 
nicht dvgywroTeQct twv a)£w y a)X Xaug xal (.wv<jl7UüT£()cc. 
Namentlich findet er es wohllautend, wenn dieselben langen Vo- 
calo oder Diphthonge zusammen stossen. 1 Aehnlich wie Deme- 
trius urtheilt auch Gellius VI, 20; er findet den Hiatus nicht 
nur am Ende der Verse schön, wenn gleiche Vocale sich un- 
mittelbar berühren, (nam vocalis in priore rersu extrema eademque^ 
in stquenti prima canoro simul atque jueundo Jiiatu tractim sonaf), 
sondern auch mitten im Verse , und meint , Catull habe mit vol- 
lem Bcwusstsein (amans hiatus iflius Homerici suavitatem) 27, 4: 

JEbria acina ebriosioris 
geschrieben. 2 Hermogenes verlangt, wo er von der 'Ka&ctQovijg 
handelt, man solle alle kleinliche Pedanterie in Betreff des Hiatus 
fern halten p. 279 ed. Spengel, nur hinsichtlich des yoQybg loyog- 
gestattet er den Hiatus gar nicht oder doch sparsam p. 349: 
ov yaq dq %exip>ivai, Sei. zqv wg a)jjdtjg yoqyby täyoy, itXrp 
el Tqaxiveo^ai dion 

Aus Cicero wissen wir, wie empfindlich seine Zeitgenossen 
gegen das Zusammentreffen der Vocale waren, aber wenn" er* 
den Character des tenue genus dicendi schildert or. 23, schreibt 
er ausdrücklich vor, dass man nicht allzu ängstlich den Hiatus 
meiden solle: habet enim tlle tanquam hiatus eoneursu vocalium 
molle quid dam et quod indieet non ingratam negligeh- 
tiatn de re hominis magis quam de verbis laborantis. 
Auch hier wird der Hiatus nicht als Härte empfunden, sondern 



1) Wenn die alten Techniker in dem Zusammentreffen der Vocale 
ein Mittel erblicken, tun den musikalischen Wohllaut der Sprache zu 
steigern, so haben sie dabei stillschweigend immer die epische und 
lyrische Poesie im Auge: denn dass der Vers des Dialogs im griechi- 
schen Drama , sowie in verwandten Gattungen den Hiatus nicht gestat- 
tet, wussten sie recht wohl. Bei Epicharmus findet sich allerdings der 
Hiatus öfter, allein hier wurde derselbe in den meisten Fällen wohl 
durch das /gehoben. 

2) Auch hier hat man versucht den Hiatus zu beseitigen, Gellius 
bemerkt: „Qui ebriosa autem Catuüum scripstsse putant aut ebrios, 
nam id quoque temere scriptum invenitur, in libros scilicet de 
corruptU exemplaribus factos ineiderunt." - 



I 



I - 105 - '. 

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• ■ 

der inusiknli^rlio Wohllaut {molk quiddam) hervorgehoben; dass 
dieses bei den Griechen die herrschende Ansicht war, deutet er 
c. 15 an, wo er bemerkt, er habe in seiner Uebersctzung des 
Aratus auch einmal sich einen Hiatus erlaubt: „Hoc idem nostri 
saepius non tulissent, quod Graeci etiam laudart soltni." Quin- 
tilian zeigt auch hier eine liberale Gesinnung und warnt vor all- "*""-. 

zu grosser Mikrologic, IX, 4, 33 ff.; er meint, zuweilen sei auch, ^ 
der Hiatus zulässig und verleih«» der Rede eine gewisse Würde, 
z. B. pulchra oration* acta. Im entschiedenen Widerspruch mit 
den griechischen Theoretikern behauptet er. dass das Zusammen- 
treffen der gleichen langen Vocalc oder Diphthonge am unan- 
genehmsten empfunden wurde : „ Pessime longa*, quae eatdem inUr ■ 
I tr littm* com »litt mit, ton abunt" man sieht hieraus recht deutlich, 
' wie viel Conveiitioncllcs und Subjectives in diesen Dingen ist. ' '• 
Ferner bemerkt er, dass die Härte des Hiatus am meisten bei 
den Voealen AOY hervortrete, bei E und I sei sie weniger stö- 
rend; ihm erregt es weniger 'Anstoss, wenn auf eine Länge? eine* 
Kürze folgt , als wenn die kurze Sylbe der langen vorangeht ; ." ■ - ' 7 
endlich minima ritt in dmtbus breribus offentio. Dies ist offenbar 
seine und seiner Zeitgenossen Ansicht, denn damit steht eigent- 
lich Im Widerspruch, was er am Schlüsse hinzufügt: „Tum longae ' -;- 
per se et relut opimae tyllabae aliquid etiam medii temporü inter 
tocale* % quasi intersistatur. assumunt u dies ist eben die Theorie 
der griechischen Techniker: indem die Stimme auf dem langen ^ 
Yocale länger verweilt , bedarf sie dann einer kurzen Pause, und . ; * , 

so wird das Zusammcnstossen der Yocale weniger empfunden; 
zur Begründung dafür beruft sich Quintilian ehen auf die Be- 
merkung Ciceros im Orator c. 23. 

Die Späteren wiederholen nur Quintilians Yorschriften. Dio- ."" 

medes p. 467 scheint sich gegen das Zusammentreffen langer Sylben 
zu erklären, bemerkt aber: sed habent quendam canorem pronun- 
tiatümis, quasi neclegenUm decorem. Ebenso scheint ihm die Ver- 
bindung der Länge mit der Kürze am meisten zulässig, während er ~ - . • ■ 
abweichend von Quintilian die Verbindung zweier Kürzen weniger \ 

angemessen findet. Fortunatianus in, 11 verlaugt: n* hiulca *ü ,.. ; 

oratio vocalium et maxime longarum crebra coiumrsione ; ebenso Julius 
Yictor c. 20, der sich jedoch auch auf Ciceros Lehre beruft; ■" -\ ■ f 

Martianus Capella p. 425 behauptet ebenfalls, dass die Wieder- 



1 



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• - — 106 — • •' . - • ' .'. • 

. • -. • . 

- holung desselben langen Vocales am störendsten sei , wie seeundo 
omine, auetoritate publica artnare, fügt aber hinzu, Cicero habe 
dergleichen absichtlich nicht vermieden: quod quidem artem dit- 

* 

* simuhtns plerumque appettt roluntate. 

R. als Vertreter der strengen Disciplin, als Metriker von 
der strictesten Observanz geht darauf aus den Hiatus wo möglich 
überall zu beseitigen , indem er S. 44 es für eine unabweisliche 
Forderung erklärt, dass da wo die Sprache selbst dem Dichter 
das bereiteste Mittel zur Vermeidung des Hiatus an die Hand 
gab, er dessen Zulassung auch wo sie an sich gestattet war 
mit nichten vorzog. - 

Allein ein allgemein gültiges Gesetz lässt sich nicht auf- 
stellen , es kommt nicht nur auf die eigenthümüche Gestalt der ' 
Sprache an, sondern auch Conventionelles macht sich hier 
überall geltend. Der ionische Dialect geht frühzeitig in der 
Tilgung der Consonanten sehr weit; in Folge davon stossen nicht 
nur im Inlaut ungemein häufig tocale unmittelbar auf Voc&le, 
sondern auch im Auslaut wurde man gleichgültiger gegen den 
Hiatus. Wir finden daher bei dem ionischen Dichter Homer den 
Hiatus in sehr weitem Umfange zugelassen, nicht nur in der. 
Thesis, wo der Hiatus vom Dichter zur Kürzung langer Sylben 
benutzt wird: ' , 

Ov €i fiOL ah It] iool' d-eoi vi fwi aixioi elolv, : * * - 
sondern auch in der Arsis : • : . . . 

Mijviv Seide &eä IlrjXrjiddeü) Id^rjog. '•'.'■'"■. 

Denn auch wenn man durch Wiedereinführung des f oder 
anderer Consonanten einen Theil dieser Beispiele entfernen wollte, 
bleiben noch zahlreiche Belege des Hiatus zurück, den offenbar 
der Dichter selbst in vielen Fällen unbedenklich zuliess. Mit 
grösserer Strenge verfährt der dorische und aeolische Dialect , er 
vermeidet im Inlaut nicht selten durch Contraction den Hiatus, 
der Ioniern und Attikern ganz unanstössig war, wie z. B. die 
Dörfer tjq st. tag, xgrjg st. xQiag sprachen; ebenso aber auch- 
im Auslaut, wo von der Elision und Crasis frühzeitig ausgedehn- 
ter Gebrauch gemacht wurde. So lesen wir in dem alten Frie- 
denstraetat zwischen Elis und dem arkadischen Hcraea awpia%ia 
. xea, awiav r?ala?.oig } ra ra?., tdlovrov 7taQyvQ<a 9 evre- 
' maQOiY.evexoiTozoivTavT€yQafi£voi. Ebenso in dem Vertrage 

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— 107 — 






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zwischen Oiantbcia und Gialcion <Wx* äfiagav, ihoi tavto, aix 
(ivdixcitiovrt , W7tdywv 7 7i&T&Laider~ civdgag, lw£ avÖQag, auf . 
6 faoCTog. *) Daher die raeliscbe Dichtkunst, welche vorzugs- 
weise unter dem Einflüsse des dorischen und aeolischen Dialectes .. 
steht, den Hiatus zwar niemals ganz beseitigt, aber seine Zu- : 
lassung erheblich beschränkt Archilochus, der Gesetzgeber der. ' \ f 

iambischen Poesie , obwohl Ionier von Geburt und der heimischen 
Mundart sich bedienend, welche gegen das Zusammentreffen der 
Yocale fast unempfindlich war, verbannt zum ersten Male den 
Hiatus vollständig aus seinen 'iambischen Dichtungen, * und dem 
Archilochus sind die attischen Dramatiker in den Versen des 
Dialoges gefolgt Die attischen Prosaiker dagegen . verhielten * 
sich lange Zeit ebenso gleichgültig wie die Ionier; allmählich ..'. 
verfuhr man jedoch mit grösserer Strenge, bis Isokrates mit fast 
peinlicher Sorgfalt jeden Hiatus verbannte.* . j 

Die lateinische Sprache, wohl schon deshalb, weil von 
Anfang an das consonantische Element stärker entwickelt war,, r 
dann aber, weil sie dasselbe mit grösserer Zähigkeit wahrt, hat : 
namentlich im Inlaute das Zusammentreffen der Yocale weit weni-~ 
ger zu fürchten, als die griechische; Wortformen, wie rjekloui 
sind dem Latein unbekannt 4 . Dagegen im 'Auslaute wurde durch 



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1) Doch sind diese Mittel den Hiatus zu meiden auch dem ioni- 
schen Dialect nicht fremd, wie die bekannte Inschrift von Tcos 
Tvbyüvog, lv TTJnaQrj , rJ7iaQrj, in* töuorr), x«t* rjnetQOV beweist, und 
auch Herodot hat bekanntlich sowohl von der Crasis als der Elision -""• *^7±- 
Gebrauch gemacht .-."■_. v . . ---- .*'. ',( 

2) Es hängt dieses unzweifelhaft damit zusammen, dass diese Poe- ■ \ '..'■' ''7-; 
sien nicht vollständig melisch vorgetragen wurden, sondern Archilochus - ^ .-> ~ 
zum ersten Male die Parakataloge hier in Anwendung brachte. - . 

3) Dass Isokrates nicht nur innerhalb der Periode, sondern über- 
haupt den Hiatus verwarf, bezeugt ausdrucklich Hermog. p. 338 ed. Sp r _ 
olii lori xai r« xov *TooxQarovs 9 ov yf ov fiovov rä xtaXa owtysxai/ _.■•■ ;": A v j 
roTg ou/LHfcovoig, aXXa xai nag 6 Xoyog' roaovrov avTip ri\g fvqwvtaf . •. .^ , • } 
xal tov xnXXovg /ityc&qx*. ■ " . / ■ • : \\.-. «. ,7 - } 

. 4) Dass die lateinische Sprache hier gar nicht so empfindlich war -^ - ■-." ,~ _ ! 
gegen das unmittelbare Zusammentreffen der Vocale, beweisen nament- " '-/.,- V '.. I 
üch zahlreiche Composita,.wie z. B. coegi , proavus , prohibeo u. s. w 
wo doch der Hiatus sich sehr leicht auf eine oder die andere Weise . .-* \ 
vermeiden liess; z. B. ein contrahirtes probeo erscheint nur ganz ver- 
einzelt, während praebeo und debco allgemein üblich waren. Attius : ,:-*' *-' 7 ~^' 
sagt fortassean, obwohl fortassisan so nahe lag. . . # v> 

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ük»;. ■■-.•■*;' .",' :'. ;• -- >'•' ;''•'' ■•• -• '' : '-~ ■.".•■.."'''"/ **'-* 

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.'.'.-■?. '■*'•■■'•.. ' _ . » • * * ' - . 

die weitgreifende Schwächung der Endungen, besonders das Ab- 
streifen der Consouauten, der Hiatus entschieden gefördert. Wenn 
auf der Inschrift von Cora (C. I. 1175) die beiden ersten Satuf- 
nier lauten: 

Quod re sua difeidens asper e afleieta - 
Parens timens heic vovit voto hoc soluto, . * ■ '• 
so würde, wäre diese Inschrift 100 Jahre älter, der Anstoss, 
welchen der Hiatus empfindlichen Ohren bereitet, ganz von selbst 
verschwinden : und wäre jene Aufschrift handschriftlich überliefert, 
die wohlgeschulten Anhänger strenger Disciplin würden sicherlich 
aspereD afleieta und votoD hoc soJutoD herstellen; während man 
jetzt dem Steine gegenüber die kritischen Gelüste zügeln muss. 

Bei Liviüs Andronikus, namentlich in den Saturniorn seiner 
Odyssee, sowie bei Nävius findet sich der Hiatus ziemlich häufig, 1 
und wollte man hier auf die Unsicherheit der Lesart, die bei. 
allem fragmentarisch Ueberlieferten zuzunehmen pflegt, sich be- 
rufen , so muss ich bemerken , dass in den Fragmenten des 
Ennius sichere Beispiele des Hiatus weit seltner sind, was doch - 
wohl nur daraus zu erklären ist, dass dieser Dichter grössere 
Sorgfalt auf den Bau der Verse verwandte. Für diese Frei- 
heit der älteren römischen Dichter haben wir bekanntlich das 
ausdrückliche Zeugniss des Cicero Orat. 45, wo er bemerkt, dass 
das römische Publicum noch weit empfindlicher gegen den Hiatus 
sei als die Griechen: „Sed Graset viderint: nobis ne ei cupiamus 
quidem distrahere voces conceditur. Indicatd orationes ittae ipsae 
horridulae Catonis, indicatd omnes poetae praeter cos, qui ut' 
vereum facerent eaepe hiabant," und als Vertreter, dieser 
Licenz werden dann eben Nävius und Ennius 2 namentlich be- 



1) Ich bin natürlich weit entfernt ohne Unterschied jeden Hiatus 
bei diesen Dichtern in Schutz zu nehmen. Die Verse des Nävius bei 
Gellius VH, 8, 5 lauteten wohl: ---'._' / ,, 

* Etiam qui res magnas mann sua gessü gloriose, 

Cujus facta viva nunc vigent, qui apud gentis sölus praestat, 
Eum suus pater cum pallio uno saepe ab amica abduxit. 

saepe war ausgefallen und ward an falscher Stelle nachgetragen und 

dadurch sua verdrängt. 

2) Dass es widersinnig ist, wenn nach der gewöhnlichen Lesart 
Ennius einmal (scmeT) den Hiatus zugelassen habe, liegt auf der 
Hand; ich habe die Stelle in Jahns Jahrb. 1861 S. 636 verbessert. \ 



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— 109 -r- 



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1) Wenn Cicero darauf hindeutet, dass schon Cato in seinen 
Beden den Hiatus gemieden habe, so siehe darüber Excurs IVr ...-. 



-*. 



zeichnet. Plautus, der Zeitgenosse des ^ävius und Ennius, wird 
von Cicero nicht ausdrücklich genannt, aber seine Comödien 
selbst beweisen, dass er den Hiatus keineswegs ängstlich mied: 
denn wenn die Plautinischen Handschriften an vielen hundert. 
Stellen durch ihr übereinstimmendes Zeugniss den Hiatus schützen, 
so wird 'kein besonnener Kritiker die Bedeutung dieser That» 
sache verkennen, und weil nicht selten lediglich die Nachlässig- 
keit der Abschreiber den Hiatus verschuldet hat, nur um der 
Consequenz willen den Hiatus überall gleichmässig tilgen. Was 
Cicero von der Empfindlichkeit des römischen Publicums bemerkt) 
gilt von seinen Zeitgenossen, nicht vom 6. Jahrhundert, 1 wo 
man weder im Theater noch in der Volksversammlung sonder- 1 
liehen Anstoss nahm an dem Zusammentreffen der Vocale zwi- ; 
sehen zwei Worten. Allein je sorgfältiger die römischen Dichter ' 
' arbeiten, je mehr sie die griechischen Muster in jeder Hinsicht 
", zu erreichen trachten, namentlich so wie man anfängt nach den * 
i Gesetzen griechischer Technik Trimeter und Tetrameter statt der. // 
j früher üblichen Senare, Septenare und Octonare zu bilden, desto ■--- 
gewissenhafter suchen sie auch den Hiatus zu vermeiden: aber ; 
an Plautus , dessen Thätigkeit den Anfängen der römischen Poesie . . : . 
angehört , darf man nicht den strengen Maasstab anlegen, wie f 
an die Dichter der Augusteischen Zeit 

R. liebt zwar nicht gerade die Erinnerung an seine Veiv ■•"'• 
gangenheit, aber es ist zur Orientirung des Publicums, was nicht . 
so genau unterrichtet sein dürfte , nothwendig darauf hinzuweisen, 

i 

dass R. selbst in Betreff der Zulässigkeit des Hiatus bei Plautus 
seine Ansichten im Laufe der Zeit mehrfach gewechselt hat Man *-. . 
kann bei R. ganz deutlich vier verschiedene Stadien unterschei- 
den, und zwar zeigt sich nicht etwa eine consequente Fortent-, : * 
Wickelung, sondern ein gar merkwürdiges Schwanken. Anfangs' 
nahm es R. ziemlich lässlich mit dem Hiatus, dies beweist sein - 
erster kritischer Versuch im Plautus, die Ausgabe der Bacchides ";* 
(1835). Er liess sich damals, wie er selbst sagt, auf dem 
historischen Standpunkte nieder, d. h. auf dem Boden der Uebefr 
lfeferung, und schützte den Hiatus unter gewissen Einschrän- 



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kungen. Dagegen seit dem Jahre 1837, wo er nach der Ver- 
gleichung des Mailänder Palimpsest aus Italien zurückkehrte, 
tritt an die Stelle jener laxeren Praxis ein ziemlich schroffer 
Rigorismus; es ist dies erklärlich: denn die Recension des Am- 
brosianus, wie sie überhaupt darauf ausgeht, für glatten und 
leichten Fluss der Verse zu sorgen , sucht auch den Hiatus zwar 
nicht ganz zu verbannen, aber doch möglichst zu beschränken. 
In den Prolegomcnen (1848) sprach sich R. über seine Grund- 
sätze im Zusammenhange aus. Aber im weitern Verlauf der 
Arbeit, namentlich als er zu den Menächmen kam (1851), ward 
er selbst an dieser Strenge irre und machte erhebliche Conces- 
sionen. l Dagegen jetzt, wo er die ganze bisher befolgte Me- 
thode der Emendation aufgiebt, und alles Heil von der Herstel- 
lung archaischer Formen erwartet, tritt der frühere Rigorismus 
wieder in gesteigertem Maasse auf, denn er hat ja jetzt fast 
überall ein bequemes Mittel bereit um den Hiatus zu beseitigen. 

Mit den Handschriften , vor denen R. niemals sonderlichen - 
Respect gezeigt hat, wird er wohl fertig werden; aber höchst, 
unbequem ist ihm die Aeusserung Ciceros über die Dichter gut 
ut rersum facerent saepe hiabant, mit der er noch in den Prole- 
gomenen S. 198 ff. so gut es gehen wollte , sich abzufinden suchte. 
Jetzt, wo er grössere Zuversicht gewonnen hat, weiss er auch 
Ciceros Zeugniss mit Leichtigkeit als unglaubwürdig zu entkräf- 
ten. Da es Thatsache ist, dass Cicero die alten Dichter nicht, 
in Exemplaren ex recemions RiUchelii lesen konnte, hatte er 
natürlich Abschriften vor sich, die durch den Hiatus in wider- 
wärtigster Weise entstellt waren, durch die der leichtgläubige 
Mann sich täuschen Hess; und da Cicero nur ein paar Proben 
aus Kävius und Ennius anführt, kann R. diese sehr leicht besei- 
tigen, indem er bei Kävius die Archaismen ques st qui 2 und 
__— — _ — ——^— • 

1) Den Hiatus in der Caesur des troch. Septenars gestattet R. 
hier in ausgedehntem Maasse, und meint dies damit rechtfertigen zu 
können, dass die Menächmen eines der ältesten Stücke des Plautns 
seien. Jetzt sucht er unter derselben Voraussetzung den Hiatus in 
dieser Comödie durch Herstellung zahlreicher Archaismen zu entfernen. 

2) In dem Verse des Naevius: 

Vo8 qui accolitis Histrum fluvium atque algidum 
ist allerdings höchst auffallend, dass qui vor einem andern Vocale 
seine Uknge behauptet: man konnte vielleicht eine Verderbniss anneh- 



— in — ■/ ■ . :,; ■■ 

Gratis st. Gran herstellt, in dem Vers des Ennius aber den Hiatus 
für einen erlaubten erklärt, weil er ihn nicht. durch Conjectur . 
entfernen kann, indem er die Worte Seipio invicte, die doch 
unzweifelhaft dem in trochüischen Versen abgefassten Gedichte 
zu Ehren des Scipio angehörten, daetylisch messen wilL % : - 

R. behauptet (S. 120), gerade in neuester Zeit sei die Vor* ■. 
Stellung einer fast maasslosen Hiatuslicenz im Plautus mit gestei- <-, 
gertem Fanatismus verfochten worden: nun ich und die, welche 
gleiche Ansichten über diesen Punkt hegen, sind ruhige Bürger '; 
der Gelehrtenrcpublik, und haben am wenigsten Ursache hier, 
wo wir als ponservativgesinnte Männer die wohlvcrbürgte Deber- 

* -NM 

lieferung vertreten , in Aufregung und Leidenschaft zu gerathen : 
dagegen R., je mehr er sich genöthigt sieht seinen früheren - 
Standpunkt aufzugeben, sucht wenigstens seine Vorstellung von 
der Unzulässigkeit des Hiatus mit allen Mitteln fest zu halten 
und schreibt nun , in wunderlicher Selbsttäuschung befangen , die 
Gemüflisstimmung, in der er sich selbst befindet, seinen Gegnern 
zu. 1 Wer den Hiatus bei Plautus vertheidigt, der greift aueju 
direct oder indirect R. Verfahren an ,* und wie er überhaupt nicht •; 
leicht Widerspruch gegen seine. Ansichten gleichmüthig hinnimmt, ' 
so steigert sich seine Abneigung gegen den Hiatus bis zum ■ 
fanatischen Eifer. . . 

R. behauptet femer (S. 18), wir hätten den Hiatus nicht 
nur für eine unter Umständen erlaubte Freiheit, sondern sogar 
für eine besondere Schönheit der Plautinischen 
Verskunst erklärt Es wäre wohl passend gewesen, wenn R. 
für diese unerwiesene Behauptung ein bestimmtes Zeugniss bei* * 
gebracht hätte; einstweilen dürfen wir diese rhetorische Phrase. - 
nur mit gerechtem Misstrauen betrachten, da R. es auch sonst 
in seiner Polemik mit der Wahrheit nicht genau zu nehmen 









* .\f- 



>■*• 



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men, die aber erst durch die Abschreiber bei Cicero hereingebracht . 
wäre, indem man änderte: * * ' ." 

Vosque qui accolitis Histrvmf > . ? - >./:■' 

wie leicht Q vor QVI ausfallen konnte, sieht jeder. Allein auch diene; > '? 

Aenderung ist ans einem Gründe, der schon früher S.45ff. besprochen ■ 
ist, nicht gerathen. _ -.' ' : \ ■ . . -i->, •' .[ ~* 

1) Gerade so verfähr^cr in seinen gesammelten Schriften, wo das mit .*;■ • ■ *. 7 
dem besten Humor geschriebene Prooemium vom J. 18C6 die Galle R. erregt ' , * . " .* ■ 
hat, und. so schiebt er seine krankhafte , gereizte Stimmung mir unter. :' - 



-* * 



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~ , . - »»■ .■»-». . . -» . 









- . — 112 — 

pflogt Denn gerade das Gcgentheil hat einer der entschieden- 
sten Vertiieidiger des Hiatus A. Spengel S. 204 ausgesprochen : 
„den Grundsatz, dass der Hiatus nie eine absichtlich gesuchte 
Schönheit, sondern nur eine Licenz ist, den R. selbst richtig 
ausgesprochen hat, hätte man hierin nicht verlassen und nicht, 
eine Menge unnöthiger, theihveise selbst unrichtiger Neuerungen 
in den Text bringen sollen." Dass R. gerade diese Stelle, wo 
er mit seinen eignen Waffen bekämpft wird, geflissentlich igno- 
rirt, ist begreiflich. Ich selbst habe zwar wiederholt erklärt, dass 
die landläufigen Flickworte, durch welche bisher Ritschi und 
Fleckeisen den Hiatus möglichst zu beseitigen versucht haben, m 
der Eleganz des Plautinischen Stils nicht gerade zu besonderer 
Zierde gereichen, aber wer daraus schliessen wollte, ich hätte' 
. den Hiatus als eine besondere Eleganz bezeichnet , der würde sich 
einer bewussten Entstellung der Wahrheit schuldig machen. 

R. prophezeiht (S. 124), dass wir in consequenter Verfolgung 
dieses Weges zu einer vollkommenen Barbarei gelangen würden 
Nun wie weit wir gehen wollen , werden wir wohl selbst bestim- 
men dürfen. R. liebt es sonst, wenn er einen Gegner chika- 
niren will, aus dessen Ansicht-, indem er sie steigert, die 
maasslosesten Consequcnzen zu ziehen und durch ein solches 
Phantasiebild das löbliche Publicum einzuschüchtern: ich möchte 
ihm freundschaftlich rathen, diese Manier, die einem wissen- 
schaftlichen Manne nicht wohl ansteht , hier nicht anzuwenden. 

Es ist hier nicht der Ort, das Capitel über den Hiatus bei. 
Plautus und den alten scenischeji Dichtern Roms vollständig ab- 
zuhandeln , ich will nur einige Punkte kurz herausheben. • ^ 

Schon das älteste Lehrbuch der Rhetorik (die sog. aristote- 
lische Rhetorik ad Alexandrum) lehrt , nachdem der Verf. c. 23 
drei Arten der oiv&eoig unterschieden hat, je nachdem voca- 
lischer Auslaut mit vocalischem Anlaut, oder Consonant mit Con- 
sonant, oder Vocal mit Consonant zusammentreffen, c. 25: rä 
di (fWTfvza. fxfj Ti&ei TtaqaXhrpM , av fit} tzotc aM-wg advva- 
top $ drfjjjocti , tj Qvdifw&g * y zig y a?J,rj diaiQeoig. Der 

1) Ich schreibe ära\}>v$is st. des fehlerhaften «nanrv^g. In 
gleicher Weise ist auch eine Platonische Stelle zu verbessern in den 
Gesetzen iy, 713, E: ovx tart xaxxSv avroTs dv&h novtav Avajpvfis 

gt. atwpvftf. '*".-•• "\ ' . * •• • 



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Rhctor stellt zwar unter dem Einflüsse des Isocrates, aber er 
ist liberaler, indem er verlangt, dass man den Hiatus da gestatte,. 

j wo die natürliche Ausdrucksweise selbst ihn herbeiführt, dann •... 
wo eine Pause oder ein Gedankenabschnitt eintritt Wenden wir 

I dies auf die Poesie an, so ist es eben die Cüsur (Diärese), wo-/ 1 
eine, wenn auch noch so kurze Pause, meist verbunden mit 
einem Ruhepunkte des Gedankens, eintritt; 1 daher hat man mit 

• * • 

Recht gerade hier namentlich auch in den Plautinischen Versen „ - 
den Hiatus für zulässig erklärt 

Auch R. hat in den Prolegomericn dies , wenn schon mit 
manchen Beschränkungen, zugestanden; hier ist nun von grösstem ?— 1 
Einflüsse auf die Handhabung der Kritik die Unterscheidung ;*>**' 
zwischen Caesur und Diärese: denn er erklärt S. 194 ff. dass 
zwar in der Diärese iambischer und trochäischer Septenare der *■.-■■ 
Hiatus zulässig sei, während er in der Cäsur des iambischen 
Senars im Allgemeinen nicht geduldet werden' dürfe. Allein R. 
\ hat nirgends bewiesen, dass das Maass der Pause in der Diärese, -' ' 
1 bedeutender sei, als in der Caesur; diese Unterscheidung ist 
[ willkürlich ersonnen;. ich habe R. Theorie stets verworfen, ebenso 
Andere. "*■■'" • " 

Mit grossem Pathos ereifert sich jetzt R. gegen diesen 
Widerspruch, auf den seine Theorie gestossen ist; er meint S.47, 
ihm sei es nicht unbekannt ,'„dasä in unsern Tagen, denen nichts 
unerhörtes unerhört sei," diese Unterscheidung der Diärese und 
Cäsur Widerspruch gefunden habe, er habe kein Verständniss 
dafür, so lange anerkannt werde, dass der trochäische Tetra=-' 
meter aus zwei Dimetern gebildet sei.' Dabei vergisst R. voll- 
ständig, dass gerade er es w r ar, der nach dem Vorgange älterer 
.Metriker „zwar auf recht äusserlichc Weise, aber doch 
nicht unpraktisch" den trochäischen Tetrameter aus der 
Verbindung desCreticus mit dem iambischen Trimeter ableitete; 
s. Rh. Mus. I, 256. Proleg. 240. Doch es ist gar nicht nöthig, diese 
unfruchtbare Polemik fortzusetzen, da R. jetzt, wo er ein alle- 
zeit bereites Mittel besitzt, um den Hiatus zu beseitigen, das 



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1) Daher Hermogenes de id. p. 40$) ed. Spengel: Worarai yaq xtä .,. ~ . 
" Toi; otxetou noXXäxtg rb pttQOV (*v&f*ou xutu rag noiag rdv orfattof *-• , 
■ Touug xu\ itvanavaug Ivroiwv xarä ra xwX«. ... * : - 

Bergk, Beiträgt, h „ , ' .9 



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— 114 — 

Zusammentreffen der Vocale in der Diärese ebensowenig wie in 
der Cäsur duldet: indem er also jene ersounene Unterscheidung 
tatsächlich selbst fallen lässt, wäre es unnütze Zeitvcrechwen- 
dung bei den dialectischen Spitzfindigkeiten R. länger zu ver- 
weilen. 

Nur einen Punkt, den R. S. 123. behandelt, will ich schliess- 
lich berühren. In den alten akrostichischen Hypothesen findet 
sich der Hiatus sehr häufig sowohl in der Cäsur des Scnars, als 
auch anderwärts. Trin. 1. 6. Mil. 3. 5. Pseudol. 4. C. Men. 2. 8. 
Most. 9. Merc. 1. 6. 8. Truc 3. 

Theruaurum abstrusüm abiens peregre Ckarmide*. 

Minus quo cum invidiä ei det dotem CaliicU». 

' Legato peregr$, ipsus captust in tnaru • . ' 

Suutn arcesnt servus er Um Athenis, et forat. 

Venientem caculäm 1 intervortä symbolo. ■ 

Opemque heriPl ita lulit: nam Simmias. 
. Ei surreptö altero mors obtigü. . . . _ 
__" MenaechmÜm ornnes civem credunt adrenam. .....-_ 

Et inde primÜm emigratum: intervenit. 

Minsu8 mercatüm ab suo adolescen* patre. 

Tradit vicinß; cum putat uxor tibi. ■ - •• 

Retrahit sodah's, postquam amicäm iwcenit. 

Clam sibi supposuit clandedinX ediUtm. .* • . 

Mag auch einer und der andere dieser Verse durch Schuld der 
Abschreiber entstellt sein, aber wie kommt es, dass die jünge- 
ren 15 zeiligen Hypothesen die Licenz des Hiatus nicht kennen? 
da sie von denselben Abschreibern copirt sind, kann diese 



1) Der Verfasser dieser Argumente verkürzt die erste Sylbe von 
cacula gerade so wie Plautus selbst: der Verfasser des viel jüngenr 
zweiten Arguments konnte aus Unkenntniss dieselbe Sylbe lang gebrau- 
chen, allein dies scheint mir nicht erwiesen, die Verse 13. 14 lauten 

im A: 

dat suditicio caculae cum symbolo. 

Lenonem fallü secophantacie cacula. 

Hier ist wohl zu schreiben: Lenö%em fallit cacula secophantice y 
und auch im andern Verse ist wohl umzustellen: dat caculae subditicio, 
cum ftymbolo. Auch den Schlussvers hat IL nicht richtig verbessert» 
es muss heissen: • ■ . . , . .. . - * . . . ..*.-. 

Scorto Calidorus potitur, auro Pseudulu*. '['■ 



— 115 — 



• . : i »r. ■ 




Differenz nur auf die Verfasser selbst zurückgeführt werden. 
Der Verfasser der Akrostichen, wie er den Styl der Plautini-' 
sehen Komödie nachahmt, wie er captust und ähnliche Archais- 
men sich gestattet, die dem Andern fremd sind, hat auch die 
Freiheit des Hiatus seinem Vorbilde entlehnt; dies wird selbst 
derjenige einräumen, der dem Plautus diese Licenz abspricht; 
der Hiatus fand sich eben massenweise schon in den Handschrif- 
ten des Plautus aus der klassischen Zeit Was R., der den. - 
Unterschied zwischen den beiden Gassen der Hypothesen gar '; 
nicht bemerkt hat, behauptet, eine so mechanische Nachahmung 
sei undenkbar, da sie mit der „eigenen Gewöhnung und / 
Uebung" (dies soll wohl heissen: mit der Gewöhnung' der . 
Zeit) in einen unversöhnlichen Widerspruch treten würde, ist« 
Alles unzutreffend. Wenn R. sich S. 124 darauf beruft, dass . 
Pomponius Bassulus, der Bearbeiter Menandrischer Comödien, 
sich wohl gehütet habe , In seiner Grabschrift in Senaren irgend 
einen Hiatus zuzulassen, so ist es wohl erlaubt an die Grab-" 
schrift des exoäiarius Urm* (Orelli 2591) aus der 2. Hälfte des 
2. Jahrh. n. Chr. zu erinnern, 1 die doch wohl die Weise des ^ 
damaligen Dramas veranschaulicht: - * 

Ego sUm • ovantes convenite pilicrepi. ' 

Folioque multö atque unguento mareido. "•--..-. 

Nigrum FalernÜm aut Setinum aut Caecubum. " m 

Vivo ae volenti dS apotheca dominica. ' - , : 

Denn so steht auf dem Steine , den die Kritik nicht weiter wird 
anzweifeln wollen. Auf den Africaner -Julius Valerius de gest» . 
Alex. I, 34 will ich mich zumal bei der sehr nachlässigen Ueber-, ■ 
lieferung des Textes nicht berufen. . • :V 

Ganz unanstössig sind die zahlreichen Fälle, wo in de* ; 
altrömischen Poesie M mit seinem vorangehenden Vocale nichts 
elidirt wird; hier findet gar kein Hiatus statt, denn das auslan- 



-»*- 



1) Auf andere Inschriften, wie z. B. die Mainzer (Philol. XX. S. 586 
aus den rheinischen Jahrb. Heft 32 wiederholt): ..'•■.-,• 

Brevi reverti unde ndbis täiia *"',**.." 
Nativom esset et parenttbus lud» ']-' ^ ."'"'*'.■' 
Semissem anni vixit et dies octo _ ,\ \ 
will ich mich absichtlich nicht beziehen. . , .' 

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— 116 — 



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tende M behauptet sich, wenn es auch vielleicht etwas anders 
ausgesprochen wurde, z. B. im Rudens prol. 10: 
Is nos per gentes alium alia disparat; 

wenn Flekeisen hier aliad alium lesen will, so wird nicht 
nur die übliche "Wortstellung (vergl. alÄov SAAg), ohne 6rund 
geändert, sondern auch ein fehlerhaftes D eingeführt, denn alia 
ist- wie alJj£ eine dativische Bildung. Ebensowenig ist Mil. 
GL I, 1,4: . : r ■ ,. 

&*ae4tringat oculorum aciem in ade hostibus. 

zu ändern, R. verzichtet hier selbst auf sein Universalheilmittel 
aciem in acied, weil, wie er richtig bemerkt, es der Plautini- 
schen Rhythmik nicht gemäss ist, denselben Begriff in ein und 
demselben Satze mit gleichem Accent zu wiederholen, und hält 
seine frühere Conjectuf aciem acri in acte fest, ohne zu beden- 
ken, dass bei solcher Figur (annominatio) die Hinzufügung eines 
Epithetons unangemessen ist. Aciem wird nicht elidirt, und selbst 
ein Hiatus wäre hier nicht störend, da hier die Cäsur (egp^/ur* 
fUQrjQ) eintritt Natürlich sind nicht alle Fälle gleich, in quem 
ad modum und quam ob ran tritt ganz constant die Elision ein, 
es ist daher nicht zu billigen, wenn Spengel nach dem Vor- 
gange Anderer ein einmaliges quam ob rem Amphit H, 1, 2 in 
Schutz nahm. Eben so wenig lässt sich Most 423: 

FaduritM, ui ne etiam aspicere- aedis audeat. ,, 

rechtfertigen; die Deutlichkeit der Rede erfordert hier nothwendig, 
wie schon Pylades sah:. • , ;.' ~ 

Facturus* me \ut ne etiam aspicere j| aedü audeat. . -V 

Zuweilen wird zwar M abgeworfen, aber der Vocal nicht elidirt, 
sondern wenn er lang ist, verkürzt: so in dem Hexameter des 
Ennius: . ~ .'■-*". ' 

Insignita fere tum milia militum octo.\ .• . 

Denn wenn Lachmann zum Lucrez S. 130 f. behauptet, der 
Vocal vor M sei in allen Fällen lang, so ist dies ebenso irrig,- 
wie wenn Priscian VU, 94 lehrt: numquam ante M terminalem 



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1) Wollte man den Hiatus hier durchaus entfernen, so konnte 
man milituum nach der Analogie von alituum schreiben, *• 



— 117* — 



longa inrrnitur rocali». • Die Gemtiven<lnng im ist natürlich 
lang (w), die Accusativcndung t7>7i kurz (or), die Partikeln quum, 
www sind kurz, wie übt beweist, ebenso die Präposition cum, 
anderwärts ist die Messung zweifelhaft; denn da später die Elision 
zur Regel ward, so sind wir gar nicht mehr im Stande Überall 
mit Sicherheit die Quantität der Endsylbe zn bestimmen. * 

Im letzton Fusse des Verses ist dagegen ein solcher schein-: 
barer Hiatus nicht zu dulden; wenn Spengel S. 136 Casina Prol. 23: 

Eiicite ex animo curam atque alienum aes. 
durch die Vergleichung von circUmie schützen wollte, was auch 
am Ausgange des Senars (Rud. I, 1, 52) wie im 4. Fasse eines 
jambischen Septenars (Asin. III, 3, 152) sich findet, so ist dies 
doch etwas wesentlich anderes. In der Casina- ist zu schreiben: 
i Eiicite ex animo curam atque alienum aes cito. 

Ganz unerträglich ist es, wenn Corssen lat Formenlehre 
S. 274, wo er recht unverständig über das alte tarn d. h. tarnen 
handelt, den Vers des Nacvius bei Fcstus p. 360 als einen 
trochaeischen Tetrameter messen will: - . ; T . ■'.-.. 

Qui eüi taceat, dum videat, tarn etidm sciat, quid scriptum Sit* 
Die Worte des Naevius lauten in der Hdschr. des Festus; Quid 
si taceat, dum videat, tarn etiam sciat, quid scriptum fit. Hier 
ist zunächst etiam hinter tarn nach der Abschrift des Politianus 
zu tilgen, da es nur irrthümlich aus den vorangehenden Worten 
des Grammatikers wiederholt ist : antiqui tarn etiam pro tarnen usi 
sunt. Der Vers selbst ist wohl so zu verbessern: . * 

Quod 4t si tacedt, dum vid4t, tarn seidt, quid scriptum sä. 
Es sind Bacchcen, entweder ein Pentameter, oder wenn man*. 
solche Verse nicht gelten lassen will, Theil einer längeren Periode, 7 , 
wie sie auch sonst im römischen Drama vorkommt ' Uebrigens 
ist wohl auch hier wie so oft der Name des Naevius irrthümlich 
für Livius geschrieben; die Worte passen nämlich vortrefflich in 
den Tereus des Andronicus: es ist die Rede von dem künstlich ' 



^ • 



1) Bücheier lat. Decl. 24 vermischt das allerverschieden- 
artigste: wenn er behauptet, die Zeitdauer des Consonanten M sei, 
wo er vor anlautendem Vocal unterdrückt wird , dem Vocale zugelegt ' 
worden , so verstehe ich dieses nicht. 

2) Im Mon. Ancyr. VI, 3f> ist Tiberltn mit langem I geschrieben, 
nicht aber IV, 43, doch ist überhaupt diese Schreibart oft trügerisch. . 



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gewebten Teppich, durch den Fhilomela der Schwester die ihr 
zugefügte Schmach offenbart 1 - i 

Zweifelhaft kann man sein, ob das M vollkräftig ausge- 
sprochen wurde , wie in eomedere , comitium u. s. w. , oder in den 
schwächeren Laut N überging , wie in quoniam, conauditum (Festus 
p. 65), caninquere (Festus p. 64), wofür sich auch die Schreibart 
AD1TVNERIT in der Lex Agrar. z. 24, ferner in der Inschrift 
bei Orelli 2489 qua die pritnun Imperium orbis terrarum auspi- 
c<xtus est, sowie in den Salischen Liedern: Dun lanes vevet* 
anfuhren lässt, daher ja auch Verrius Flaccus, wo M vor Vocalen 
sich fand, nur ein halbes M schreiben wollte. Und eben wohl 
deshalb, weil das auslautende M so schwach wie N tönte y ward 
es später regelmässig vor Vocalen ganz unterdrückt. Ganz den- 
selben Lautwandel, treffen wir ja auch vor Consonanten, wo M 
zunächst in N. übergeht, dann vollständig weicht, so quansei, 
quasei, conjkio, cojicio, consol, cosol, cotwentio, coventpo ,* 'und 80 
findet sich im Ambrosianus sehr häufig, zuweilen aber auch in 
B bei Plautus atrunst und Aehnliches geschrieben ,. und dann. 



1) Anch die anderen Dichterstellen in jener Glosse des Festus sind 
nicht unversehrt überliefert; ob die Worte des Ennius den Annalen 
oder einer Tragödie angehören, darüber kann man zweifelhaft sein; 
vielleicht bildeten sie den Schluss einer anapästischen Periode: 

Uli meae tarn . 
(Nunquäm) potis pacis potiri. 

denn die Aenderung von Ribbeck, der Ennius Achille : meae etc. 
schreibt , ist schon ans dem Grunde unwahrscheinlich , weil in dieser 
Glosse nirgends ein Titel angegeben wird. In dem Septenar des 
Titinius weiss ich keinen andern Rath als statt subimus: » 

Bene cum facimus, tarn male abimus , ut quiäam perhibeni viri 
zu schreiben, obwohl ich abire persönlich gebraucht in diesem Sinne 
nicht nachweisen kann. Der andere Verß ist wahrscheinlich ein ana- 
pästischer Septenar: , .. 

Quamquam estis nihüi, tarn iecasior simul vöbis C e 9°) consuhd, 
obwohl man auch trochäischen Rhythmus durch Umstellung vobis con- 
sului simul gewinnen könnte. 

2) Auch sonst wechseln M und N im Auslaut , wie exin und exim, 
forsan, forsitan und forsam, forsitam beweisen. 

3) Später contio; so ist auch cortina aus convortina, covortina 
entstanden; das Wort bezeichnete eigentlich die setta des Augur,- 



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wieder dignurt st. dignutust. 1 Dann Hessen sich auch die Formen 

Sttumrn und Ajweeiden vor Vocalen rechtfertigen, obwohl Plautas ... 

Accusative auf N nach griechischer Weise nicht kennt* - * • 

In anderen Fallen ist der Hiatus wohl dadurch gerecht- \ 

fertigt, dass das folgende Wort ursprünglich mit einem Conso- •■ } 

nanten anlautete. So findet sich der Hiatus nicht selten vor ''-''>■'..■• 
ubi zugelassen, wie Bacch. 134. 431. 756. 757. 765 (?) , Menaech/ 
" 147. 280. 299, Most. 380, Pseud. 490. 751, Persa 676 (?),.. ■..:'; \ ] 

■ Triuum. 503, Rud. IV, 7, 10, Cure. II, 3, 29, zuweilen auch vor* 

• vier, wie Stich. 703. 8 Dies hat seinen guten Grund, da diese : . .";"-. 

■ Worte ursprünglich mit C anlauteten, was sich noch in Zusammen» j. . ■ \ 
Betzungen wie sieubi, neeubi, nuneubi, necuter erhalten hat 'Nun . . - - 

\ wage ich zwar nicht ohne Weiteres bei Plautus ein eubi oder " ." 

c -,-..-■-■ 

* cuter wieder einzuführen, 4 aber es könnte doch immer noch eine • • - 

i ■ ■ *-.-■,•.' 

< Nachwirkung des unterdrückten Kehllautes stattfinden, gerade so ~ - r ~ * 

: wie bei den Attikern, die nach dem Vorgänge des Archilochns ■' 

den Hiatus sorgsam meiden, im Pronomen ni das anlautende / , 

: noch immer empfunden ward.' - ~ >; * "-" '- 

f Endlich bemerke ich , dass die lateinische Sprache in gewissen 

I Fällen das N als phonetischen Zusatz zur Vermeidung des Hiatus . ~ 

i im Inlaut wie im Auslaut verwendet. Im Inlaut gehören hieher ' 

1 die archaischen Verbalformen danunt, redinunt, obinunt, prodinunt,* 



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1) Ueber den Wechsel dieser Consonanten im Inlaute in permitie* 
1 und pernities siehe Excura V. .-: 

2) So konnte man auch Trinum. 874 Cdtticlen aibat vocari schützen. ." 
J Pagegen Sosicleh am Ende des Verses Menaechm 1123 in BD mag au * 

dem Compendium Sosicli des Archetypon der Palatini entstanden sein. * 

3) Bei unde ist mir« kein Beispiel des Hiatus gegenwärtig, wohl 
- aber bei undique Most. 685 , ferner bei unquam Men. 1117, usquam 

; Merc. 862, endlich bei dem doch wohl nicht in diese Categorie gehörenden. . 
usque Amph.Prol. 143, Poen. Prol. 105, Ol, 3, 88. ' 

4) Ich möchte nicht einmal im Mil. 1379: 

Ego nam conveniam ittum: ubi ubi est gentium* 
ubieubi empfehlen, obwohl diese Form sich noch inschriftlich erhalten 
hat. Bemerkenswerth ist übrigens, dass im Trinum. 934 B cubi st. 
' ubi hat. 

jj 5) In dem Verse des Ennius: 

i ' ' Prodmunt famuli, tum Candida lumina lucent. * - 

| - {st zn interpungiren prodinunt, famuli tum etc. die Herren treten 
i' heraus, und dann leuchten die Diener. . - ' 



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vequimint u. s. w., ferner bei Cato und anderwärts frunisci, Minonis 
bei Sallust. (Prise. VI, 70), Athones bei Lucilius, Mhonem und 
Athone bei Cicero de rep. (bei Priscian , wo st. efficere zu schrei- 
ben e ff in ff er e) und de Fin. II, 34; möglich, dass die Griechen 
gleiche Bildungen gebrauchten, wenigstens findet sich Analoges, 
wie schon Priscian aus Sophron ttcxq facoveaai anfuhrt, was ihn 
aber noch nicht berechtigte einen Nominativ r^iov anzunehmen. 
Wenn im Epidic. III, 4, 2 und 12 Periphanes Plothenius richtig 
gebessert ist, so hat Plautus diese Form aus dem Griechischen 
ID.cjfretevg selbst gebildet, um den Hiatus zu vermeiden. Und 
wie N im Inlaut eingefügt wird, um das Zusammentreffen der 
Vocale zu beseitigen, ebenso zuweilen M, wie in den Eigen- 
namen CaUimarelms und Teuximarehe: jedoch stammt hier das M 
wolil aus der volksmässigen Aussprache in Grossgriechenland und 
Sicilien; denn in dem fehlerhaft gebildeten Diniarchus (offenbar 
hat Plautus selbst diesen Eigennamen componirt, indem erJeivlag 
mit JelvaQxoQ verschmolz) erscheint das den Hiatus aufhebende 
M nfcht. Aehnlich ist in Pleusidippus (Plexidippus?) und Mü- 
phidippa das D griechischem Einflüsse zuzuschreiben , wie ja auch 
die Attiker Ooidumog sagten. Im Auslaut hat das N sich in 
tarnen st tarne (verkürzt tarn, tametst) ganz befestigt, anderwärts 
finden sich Doppelformen , wie atqui, atquin, alioqui, alioquin, 
ceteroqui, ceieroquin , * vielleicht auch sin zuweilen st si ; 
möglicherweise ist diese Form im Merc. 890 herzustellen: Quid, 
sin animus fluetuat, wo B C D sint lesen, denn sin autem ist 
eine zu grobe Interpolation, eher könnte man si mi animus fl. 
vermuthen, .. 



1) Allerdings lassen sich diese Doppelformen auch auf andere 
Weise erklären; denn wenn wir gut als Instrumentalis betrachten, war 
die alte Form quim , die dann in quin überging und endlich zu gut 
abgeschwächt wurde. Allein in tarnen ist der rein phonetische Zusatz 
des N, der im Griechischen so häufig vorkommt, aber auch im 
Deutschen der alemannischen Mundart namentlich im Elsass nicht 
fremd is$, unverkennbar. 



• • • 









— 121 — 



XV. 

Zur Gcsclii clite der tYbcrllcferuiig des Plautinischen 

Textes. 

Nach R. Ansicht haben schon die ältesten Dichter, insbe- 
sondere aber Plautus, den Hiatus auf das sorgfältigste gemieden, 
ihre Verse entsprachen in dieser Beziehung ganz der Strenge 
der griechischen Technik; wenn trotzdem in dem Plautinischen 
Texte, wie ihn die handschriftliche Ueberlicferung bietet, sich" 
der Hiatus massenhaft vorfindet, so sei dies aus der Verdrängung . 
archaischer Formen zu erklären ; sowie man diese wieder ein* - 
führe, werde auch der Plautinische Vers seine frühere Glätte^ 
roh neuem gewinnen. Dies setzt aber nothwendig voraus, dass ' 
auch das römische Publikum zur Zeit jener Dichter ein sehr fei»- 
gebildetes Ohr besass, <la ja gerade in dieser Hinsicht eine 
beständige Wechselwirkung statt zu finden pflegt. Wie kam es * 
nun, dass dasselbe Publikum , als man nach dem Tode des Dich- ~ 
ters (570) die Plautinischen . Comoedien immer wieder von r - 
Neuem aufführte, an der Härte des Hiatus, der nach R. eben ". 
erst durch die modernisirende Wirkung wiederholter Aufführungen v > 
auf der Bühne (S. lll) um sich griff, nicht den mindesten An- 
stoss nahm? Darauf bleibt uns R. die Antwort schuldig; man 
sollte glauben, dass wenn das Publikum des alten Roms gegen 
den Hiatus so äusserst empfindlich war, die Theaterdircctoren • 
sich nicht begnügt hätten die alterthümlichen Wortformen auf' so ; 
rein mechanische Weise zu beseitigen , sondern sie mussten dann - 
einen Schritt weiter gehen, und den Hiatus ebenso sorgfältig' ' - 
tilgen, wie Plautus selbst ihn nach R. Ansicht gemieden bat; - \ 
natürlich musstc man dann den Text noch weiter abändern, aber . . 
besöndern Respect vor der Ueberlicferung traut ja auch R. diesen -"•'. 
Herren nicht zu. .- ~ 

Kein verständiger Mann wird die massenhaften Beispiele. ^ 
des Hiatus in den Plautinischen Lustspielen ohne Unterschied . 
auf Rechnung des Dichters setzen; schon frühzeitig schlich sich/. 
in Folge der Beseitigung archaischer Wortfonnen mancher Hiatus- 
ein; später, wo man aus Unkenntniss der alten volksmässigen - 
Aussprache gar nicht mein* recht im Stande war, die Verse des. 






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. , ._■. . ._•. 122 - .,. \ /.-..:.: 

Plautus und Terenz richtig zu lesen, wo man sich ernsthaft mit 
der Controversc beschäftigte, ob die alten Komiker in Versen 
oder in Prosa geschrieben hätten, wurde man vollkommen gleich- 
gültig gegen das Zusammenstossen der Vocale; dass die Ab- 
schreiber des Mittelalters endlich, die den Text, welchen sie 
copirten, oft gar nicht mehr verstanden", auch in dieser Beziehung 
viel verschuldet haben, bezweifelt niemand. 

Allein der Hiatus würde niemals in den Versen des Plautus 
eine solche Ausdehnung gewonnen haben, wenn derselbe nicht 
von Anfang an seine Berechtigung gehabt hätte. Dass die 
ältesten römischen Dichter sich den Hiatus in ausgedehntem Um- 
fange gestatteten, steht durch unverdächtige Zeugnisse fest, die 
kein Besonnener anzweifeln wird: wenn auch Plautus nicht aus- 
drücklich genannt wird , so ist doch nicht der geringste Grund 
vorhanden, ihm eine Ausnahmestellung zuzuweisen. ' Die Geschichte 
der römischen Poesie zeigt einen ganz naturgemässen Fortschritt 
von unvollkommenen Anfängen und nWngelhaftcn Versuchen zu 
immer grösserer Reife und Vollendung; «s ist unbestrittene 
Thatsache, dass erst gegen Ende der Republik die jüngere Dichter- 
schule mit vollem Bewusstsein und mit glücklichem Erfolg die 
Formvollendung der griechischen Muster anstrebte, während die 
Früheren ohne Ausnahme in der formalen Technik eine mehr 
oder minder lässliche Praxis befolgt hätten. Und wenn nun mit 
diesen Ergebnissen die handschriftliche Ueberlieferung im Plautus 
stimmt, so hat sie schon deshalb auf eine gewisse Glaubwürdig- 
keit Anspruch. . \- •"."■;. >- 

Nun liegt uns aber durch einen glücklichen Zufall, wie er 
in der classischen Littcratur nicht eben häufig vorkommt, der „ 
Text der Plautinischen Lustspiele wenigstens theilwcise in zwie- • 
facher Ueberlieferung vor, und zwar repräsentiren die verhältniss- 
mässig jungen Pfälzer Handschriften die ältere Recension, wäh- 
rend der weit höher hinaufreichende Mailänder Palimpsest eine 
spätere Revision bietet. Der Ambrosianus ist natürlich frei von 
den zahllosen Verderbnissen, welche den Text der Palatini ent- 
stellen; er bietet nicht selten ganz allein Hülfe dar, es' ist 
daher begreiflich , wie die neuere Kritik vorzugsweise seiner 
Führung folgt, und auch ich erkenne an, dass da, wo er uns 
verlässt, wo wir lediglich auf die Palatini angewiesen sind, uns 



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— 123 — 



in sehr wesentliches Mittel zur Emendation des Dichters abgeht; 
iber nichts desto weniger inuss ich bekennen, dass jo länger 
eh mich mit der Kritik des Plautus beschäftige, und je mehr 
msere Keuutniss des Ambrosiauus , die »och immer unzulänglich 
st, sich erweitert, desto höher mein Respect vor den Pffelzer . 
Iandschriften steigt; denn man sieht deutlich, wie sie im Ganzen • 
jetreu die Ueberlicferuug wahren, 1 während uns im Ambrosianns 
iberall die bewusste Thätigkeit eines Kritikers entgegentritt, der 
licht selten sehr frei und willkürlich verfährt, mag er nun nach 
Mgener Vermuthung die Worte des Dichters abändern oder . 
llteren Quellen folgen, die seinen kritischen Principien mehr 
zusagten , wenn sie auch minder verlässlich waren. Gerade auch - 
n Betreif des Hiatus tritt die Differenz beider Recensionen sehr. 
klar und deutlich hervor; während die Recension der Palatini 
im Ganzen ziemlich lässlich verßihrt, huldigt der Kritiker der 
Recension des Ambrosianus strengeren Grundsätzen und trifft also 
hier mit den Principien der neuesten Kritik zusammen; daher 
es nicht zu verwundern ist, wenn man eben diese Handschrift ' 
als maassgebend für die Handhabung der Kritik im Plftatos 
bezeichnet hat. 

Eigentümlich ist die Vorstellung R., als wenn es lange' 
Zeit gänzlich an einer kritischen Ausgabe des Plautus gefehlt 
habe; in den Proleg. S. 92 meint er, erst 200 Jahre nach dem 
Tode des Dichters könne von einer solchen Thätigkeit die Rede 
sein; worauf diese Vermuthung, dass erst ungefähr in der Zeit - 
des Tiberius die Thätigkeit der Kritiker sich dieser Aufgabe . 



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1) Ich bin natürlich weit entfernt zu glauben , dass die Recension, 
welche uns jetzt in den Pfalzer Handschriften oft in sehr arg ent-. 
stellter Fonn vorliegt, ehemals in ihrer reinen Gestalt die Hand des • 
Dichters selbst repräsentirt habe ; die Schicksale der Plautinischen 
Comoedien sind sehr complicirt, daher stimmen ja auch beide Rezen- 
sionen im Ganzen und Grossen in der Gestaltung des Textes tiberein, . 
so weit er auch von der ursprünglichen Form sich enfernt haben mag r . 
wie beispielsweise im Stichus. Ich behaupte nur, dass die Recension , 
der Palatini von der echten Form des Originals sich weniger entfernt, 
als der Ambrosianus. Diese Recension nach R. Vorgange mit B rix 
(Einl. zum Trinum. S. 1 1) dem Calliopius beizulegen , habe ich niemals' 
für zulässig gehalten , jetzt ist der Calliopius für Plautus vollständig 
beseitigt durch Studcmund (Fcstgruss der philol. Ges. z. Wtirzb. S. 40). * 



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zugewandt habe, sich gründet, ist mir unbekannt. Auch jetzt 
wieder begegnen wir derselben Vorstellung von dem Mangel 
einer normirenden Textesrecension. Dass namentlich seit der 
Mitte des 7. Jahrhunders gerade die Plautinischen Studien beson- 
ders eifrig betrieben wurden, ist eine unleugbare Thatsache; 
aber R. hält auch jetzt (S. 111) fest, dass die Thätigkeit der 
römischen Gelehrten sich lediglich auf litterarhistorische Kritik 
und glossograpkische Arbeiten beschränkt habe, an Kritik des 
Textes sei nicht zu denken. Nun ist es aber an* sich schon 
höchst unwahrscheinlich, dass während man in dieser Zeit eifrig 
für kritische Revision der älteren Dichter sorgte, der Nachlass 
des beliebtesten und nationalsten Lustspieldichters vollständig 
vernachlässigt worden sei. Auch geräth R. mit sich selbst in 
einen auffallenden Widerspruch: denn aus dem Commentare des 
Sisenna sind uns eine Anzahl metrischer 1 .und grammatischer 
Bemerkungen erhalten, die mit Notwendigkeit eine Textes- 
recension, entweder des Sisenna selbst, oder eines früheren 
Kritikers voraussetzen. Freilich muss ich selbst die Bedeutung 
dieser Thatsache beschränken; R. und Andere legen diesen 
Plautinischen Commentar dem bekannten Redner und Historiker 
Sisenna bei: dies ist aber unstatthaft; der Grammatiker Sisenna 
gehört der Kaiserzeit an, wie ich schon in den Philol. Thesen 
bemerkt habe. Sisenna wird wohl der Zeit nach von Terentius 
Scaurus nicht so weit entfernt sein , mit dem er auch in den 
Auszügen des Rufinus verbunden wird. Aber schon in der zweiten 
Hälfte des 7. Jahrhunderts hatte offenbar Servius Clodius, Schüler 
und Schwiegersohn des Aelius Stilo, 2 eine Textesrecension des 
Plautus veranstaltet und wohl auch einen erklärenden Commentar 



1) Wenn es in der Bemerkung zur Anlularia (IV, 9) heisst: Haec 
scena anapaestico metro est, sed concisa sunt, ut non intelligas, so* 
muss man vonfusa schreiben, d. h. was die griechischen Metriker 
ovyxi/ufjtvtt nennen. 

2) Wenn der Clodius, dessen grammatische Commentare Servius 
zum Virgil benutzt hat, mit diesem identisch war, dann führte er das 
Cognomen Scriba, denn auch zur Aen. I; 176 ist Clodius Scriba 
commentariorum IV st. scribit herzustellen ; mit den Bemerkungen des 
Clodius über f Omenta ist Übrigens die Glosse des Festus, der den 
Aurelius Opillus citirt, zu vergleicheil.-'. .'* ' f • . - : " ' 



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— 125 — * 



hinzugefügt, doch könnte er auch diese Stadien in einem beson- 
dem Werke veröffentlicht haben; seinen kritischen Scharfsinn in 
der Ausscheidung unechter Verse rühmt Cicero, -von seinen 
Worterkk'lriingeii sind uns namentlich bei Yarro Proben erhalten. 
Schier Rcccnsion mögen insbesondere Yarro und Cicero sich bedient 
haben , erhielt doch Cicero im J. G94 nach dem Tode des Gram- 
matikers seine Bibliothek von Papirius Paetus geschenkt 1 Da- 
neben aber mag es noch andere gleichzeitige kritische Ausgaben : 
gegeben haben. Welche Hülfsmittel diesen Kritikern zu Gebote 
standen, wissen wir nicht; wohl mochten es meist jüngere, 
bereits interpolirte Tldschr. sein, wie man daraus ersieht, dass . 
die Athetesen des Servius sich lediglich auf sein subjeetives 
Urtheil gründeten. Die Verderbtheit der Plautinischen Hdschr., 
welche Yarro und Cicero benutzten, sucht R. durch ein paar 
Beispiele zu erhärten, die nichts beweisen. Yarro de 1. L IX, 106 
nimmt in den Versen Truc. II,. 3, 1 an lavari Anstoss, da ihm , : 
die Analogie lavar'e zu erfordern schien, wagt aber doch als vor- 
sichtiger Mann nichts zu Andern, sondern bemerkt nur: „qucd*~ 
Plauti aut Hbrarii mendum si est, non ideo analogia, ted qui scripsit, - 
est reprehetidendus." Später hat man wirklich geändert 'entweder ~ 
auf Grund neu aufgefundener Urkunden oder aus Conjectur, denn 
im C steht larare, in B D iavere. Aber ich halte lavari für" 
richtig: der Dichter hat absichtlich den Ausdruck variirt 1 



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1) Auf diesen Grammatiker darf man nicht die Bemerkung de* 
Quintilian IX, 4, 38: „qttae fuit causa et Servio, ut dixi, subtrahendae 
S litterae, qiiotiens ultima esset aliaque consonante suseiperetur; quod 
reprehendit Luramus, Messala defetulit" beziehen: Quintilian meint 
offenbar einen Redner, der jenen Archaismus festhielt und deshalb' von 
Luramus (vielleicht verschrieben statt Veranius, cf. Sueton Aug. 86) 
getadelt, von Messala (in der Schrift über den Buchstaben S) in Schutz 
genommen wurde. Es war dies wohl kein anderer als der bekannte 
Zeitgenosse _des Messala, Servius Sulpicius; natürlich hat Quintilian 
ihn nicht bloss mit dem Vornamen genannt, sondern Serrio Sulpieio 
geschrieben. Man könnte vielleicht glauben , der vermisste Name berge 
sich in dem VTDIXI, aber Quintilian hatte wohl dieselbe Bemerkung 
über S schon im I. Buche gemacht, wo sie jetzt durch Schuld der Ab-" 
schreiber ausgefallen ist, oder er glaubte wenigstens' schon an jener 
Stelle diese Thatsache erwähnt zu haben: *• v~v 

2) Ueber die Citate aus Plautus bei Varro s. Eicurs VL ' * * 



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Cicero, wenn er do Orat n, 10 den Vers des Trinummus 705 
tum tmm possum, quin exclamem, gerade so anführt, wie er in 
unseren Hdscbr. lautet, soll nach R. schon durch eine Corruptel 
getäuscht sein, die R. zu beseitigen sucht, indem er noenum 
possum schreibt; aber enim ist ganz angemessen, oder will R. 
jedes yaQ, num, enim, was ihm in den dramatischen Dichtern 
anstössig erscheint, durch Correctur beseitigen? 1 Horaz konnte, 
wie R. S. 121 behauptet, noch weniger als Cicero und Varro 
einen unverderbten Text des Plautus benutzen; aber gerade 
durch kritische Arbeiten, wie die des Servius Clodius, war der 
weitern Yerderbniss und dem Unwesen der Interpolation eine 
Schranke gesetzt. Möglich ist es allerdings, dass gerade in der 
Zeit des Horaz , wo der Gegensatz der alten und neuen Dichter- 
schule seinen Höhepunkt erreichte , auch die Plautinischen Comö- 
dien von jener radicalen Kritik heimgesucht wurden, die fern 
von der Gewissenhaftigkeit und maassvollen Resignation, welche 
im Allgemeinen die namhaften Kritiker* der Folgezeit bewähren, 
den überlieferten Text in sehr freier Weise abänderte; denn da 
es galt die alten Dichter gegen die Anfechtungen der neuen 
Schule in Schutz zu nehmen, ging man darauf aus Alles was 
fehlerhaft erschien zu verbessern, gleichviel ob es vom Dichter 
selbst oder von den Abschreibern verschuldet war. In dieser 
Weise beschäftigte sich Valerius Cato mit einer Recension der 
Satiren des Lucilius, wo er besonders die schlechten Verse, die 
mit Recht von Seiten der Kritik getadelt worden waren , zu cör- 
rigiren suchte. 2 Mochte Cato auch vorsichtiger und geschickter 
zu Werke gehen als der grammaticorum equüum doctissimus, der 
in ähnlicher Weise sei es ebenfalls am Lucilius, sei es an andern 
altern Dichtern sich versuchte,* so war dies doch immer eine 

1) In demselben Stück v. 25 tadeln schon Cicero de invent und 
der Auetor ad Herennium den mit nam eingeführten begründen- 
den Satz. 

2) Hör. Sat. I, 10, 1: Lucüi quam sis mendosus teste Catone 
Defensore tuo pervincam, qui male factos Emendare parat versus. 
Ob* diese kritische Arbeit wirklich vollendet und veröffentlicht wurde, 
wissen wir nicht 

3) Wahrscheinlich ist der jüngere Orbilius gemeint, der der 
Richtung seines Vaters folgend anf diese Weise die älteren Dichter gegen 
die Angriffe der Jüngern Schule in Schutz zu nehmen suchte. 



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willkürliche Ueberarbeitung des 'älteren Werkes. Allein wenn. 
Horaz bei seiner Kritik der Plautinischen Verse eine solche 
'Recension eines Zeitgenossen vor Augen gehabt nnd derselben 
Glauben geschenkt hätte, was ich jedoch für andenkbar halte; 
dann würde er sicherlich glimpflicher über die Plautinische Vers- -. 
kunst geartheilt haben. 

R. ist überzeugt (S. 110), dass sich die Umschreibung des.- 
ursprünglichen Textes in dem der jedesmaligen Folgezeit gemässen - 
Sprachtypus ganz allmählich und unmerkbar, ohne besondere 
Absicht nnd bewnsste Recensionsthätigkeit durch 
eine Art von Naturnotwendigkeit selbst vollzogen habe, 1 und' 
ebenso behauptet er zuversichtlich,' dass es zur Zeit des Cicero 
und Varro nur jüngere dem 7. Jahrh. angehörende Abschriften 
der Plautinischen Stücke gegeben habe, welche von dem alter- 
thümlichen Rost des Originals so gut wie Alles eingebüsst hätten. 

Ich bestreite nicht jene leise Einwirkung der Zeit auf die . . 

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Umgestaltung der sprachlichen Form der Plautinischen Comödien, - 
es gilt dies jedoch hauptsächlich von untergeordneten Dingen, '-"" 
wie z. B. der Orthographie. Diese ist im Allgemeinen: mit der 
später üblichen ganz conform: nur vereinzelt haben sich Reste 
der älteren Schreibweise erhalten. Ich denke kein besonnener , 
Kritiker wird den Versuch machen mit unseren durchaus unzu- 
länglichen Kenntuissen die alte Orthographie consequent wieder . 
herzustellen. R. freilich schreibt überall tuos, stwm, nnd meint - 
(S. 107), dass Niemand Anstand nehme die Schreibart auch 
gegen die Uebcrlieferung mit der sprachgeschichtlichcn Erkennt- > 
niss in Einklang zu setzen. Nun ich würde, es auch hier vor- 
ziehen der handschriftlichen Autorität sich unterzuordnen. Die 
Gemination derConsonantcn, eine entschiedene Verbesserung der. 
Orthographie, ist auch im Plautus eingeführt, und selbst R. wagt « 
nicht dieselbe zu beseitigen, obwohl er bemerkt, dass Plautus 
höchstens in seinen letzten Lebensjahren dieselbe habe adoptiren 



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1) Es ist dies natürlich auch anderwärts geschehen, namentlich 
bei den ältesten Denkmälern der römischen Sprache, die noch über die 
Anfänge der eigentlichen Litteratnr hinaufreichen. Sehr verständig 
bemerkt hierüber der sog. Mar. Victor. 1 , 4 , 22 : „ut apparet ex librie 
antiquis foederum et ex legum, qui eUifrequenti transscriptione ali$ 
muturunt, tarnen retinent antiqnitatem." 



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können. In einzelnen Fällen hat sich übrigens doch die alte 
Schreibweise erhalten, 1 namentlich wo sie durch das Metrum 
geschützt ist, und hier muss sie unter ähnlichen Verhältnissen* 
selbst gegen die Hdschr. wieder eingeführt werden. Aber im 
Allgemeinen wird man gewiss nicht den Fortschritt verkennen- 
der durch die Verdoppelung der Consonanten in der Schrift her- 
beigeführt worden ist. Ebenso behält R. die Aspiration bei, die 
doch, wie er erinnert, dem Plautus und seiner Zeit absolut 
fremd war; hier ist R. sogar so conservativ, dass er die Hand- 
schriften ganz ausser Acht lässt, wenn sie die Aspiration ver- 
nachlässigen, oder dies für mittelalterliche Incorrectheit erklärt; 
dies scheint mir aber sehr zweifelhaft. Jedenfalls ist es ziem- 
lich inconsequent, wenn man z. B. in Tranio den Handschriften . 
folgt, und denselben in Stratopanes und vielen anderen Fällen 
untreu wird. ••■-•-• •■• - 

Allein wenn schon gleichsam von selbst ganz allmählich die 
alterthümliche Gestalt der Plautinischen Lustspiele modernisirt 
wurde, so ist es doch eben so sicher, dass der Text auch in 
sehr bewusster Absicht zum Bedarf wiederholter Aufführungen 
oft in sehr freier Weise abgeändert, dann aber auch von Gram-, 
matikern durchcorrigirt worden ist. Nirgends kann man so deut- 
lieh diese Thätigkeit der Diaskeuasten und Kritiker erkennen als 
im Truculentus. Nun bin ich zwar weit entfernt zu behaupten, 
dass der Text dieser Komödie , wie ihn die Pfölzer Händschriften 
repräsentiren, unmittelbar auf den Originaltext des Dichters selbst * 
zurückzuführen sei: wenn aber die jüngere Recension, welche 
uns im Ambrosianus erhalten ist, aller Wahrscheinlichkeit nach 
auf eine Umarbeitung zurückzufuhren ist, die älter sein muss als 
die Anfänge der römischen Philologie (650), und daneben sich 



. 1) Anch hier ist Vorsicht zu empfehlen. Merc. 501 schreibt 
ocidos corampis talis, wodurch wir einen reinen Iambus gewinnen; 
und so schreibt noch Lucilius im Ausgange eines Hexameters ore 
corupto (Consentius de barb. p. 30) , allein in solchen Dingen hat die Les- 
art einer einzigen Hdschr. zu wenig Gewähr, findet sich doch anderwärts 
dieselbe Schreibweise coruptus n. s. w. auch in ^geringen Hdschr. wie 
E, sowie in der ed. prineeps. Fachmann zum Lucrez S. 416 nrtheilt 
nicht richtig darüber, indem er meint, Lucilius habe nur irridendi 
causa sich diese Freiheit gestattet. - '*•'"'* 



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— 129 — . 

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fortwährend jene filtere Aasgabe des Stückes erhielt, so ist denke ' 
ich. damit auch der Beweis geliefert, dass es Handschriften dos 
Dichters gab, die aber das 7. Jahrb. hinausreichten, oder doch 
der Grenzscheidc des G. und 7. Jahrhunderts angehörten. Natür- 
lich muss man sich hüten, nun gleich eine allgemeingültige 
Norm für sämmtliche Dramen aufzustellen; jedes Stück hat* seine 
besonderen Schicksale gehabt, hat gewissermassen eine eigene' 
Geschichte ; es kann recht gut ein Stück sich nur in einer jüngeren 
Bearbeitung, ein anderes in mehr ursprünglicher Gestalt erhalten 
' haben, und in diesem Falle wird auch die Differenz der beiden 
Recensionen, welche die Palatini einerseits, andererseits der' 
Mailänder Palimpsest darstellen, geringer sein. 

Der Truculentus ist schwerlich so, wie er aus der Hand' 
des Dichters hervorging, uns erhalten; wir besitzen ihn offenbar 
in einer abgekürzten Gestalt, wie auch andere Stücke des 
Plautus, und daraus erklären sich wenigstens zum Theil die 
auffallenden Mängel dieses Lustspieles. Indem man eine ganze 
Anzahl Scenen ausschied, wird man auch sonst Aenderungen, 
theils noth wendige, theils beliebige vorgenommen haben; hierher 
gehört, dass der Sclavcnname Cyamu* mit Geta vertauscht wurde* 
wie A. Spengel sehr glücklich erkannt hat; aber nur an eitfer 
Stelle ward er in den Text eingeführt, H, 7, 23, wo wohj' 
ursprünglich noster Ouamud stand, was nun in noxter (ed) Geta 

'verwandelt wurde; an anderen Stellen Hess man ruhig den 

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früheren Namen Cyamiu stehen: so flüchtig verfuhr dieser Dia-' 
skeuast; wir können daher annehmen, dass er auch'im Uebrigen 
nicht sehr viel an dem Texte, wie er ihm vorlag, geändert 
haben wird. Der Name Geta aber, der diesem Diaskeuasten 
verdankt wird, scheint mir anzudeuten, dass diese Umarbeitung 
in das lezte Decennium des sechsten oder den Anfang des siebenten 
Jahrhunderts fällt, wo gerade dieser Name durch Terenz und 
die getreuen Bearbeitungen des Menander besonders populär 
wurde. 1 Durch diese abgekürzte Bearbeitung des Truculentus 



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1) Die Zeit, welcher diese abgekürzte Bearbeitung angehört, ,\ 
Hesse sich genauer ermitteln, wenn es möglich wäre in den Zusätzen .-; 
des Bearbeiters bestimmte Beziehungen anf Zeitverhältnisse nachzu- 
weisen. Dem Bearbeiter gehört unzweifelhaft der überaus nüchterne 
Prolog, allem dieser gewährt keinen Aufschlüge; Der Bearbeiter hat 

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gerieth der echte vollständige Text des Lustspiels offenbar ganz 
in Vergessenheit ; und eben jene Recension, die sich auf der 
Bühne behauptete, ward später durch eine neue Bearbeitung 
ersetzt, die in sehr durchgreifender Weise Sprache und Vers 
dem spätem Geschmacke gemäss umgestaltet 

Mit dem Tode des Plaut us 570 scheinen seine Stücke von 
der Bühne fast ganz verschwunden zu sein ; an neuen Lustspielen 
war kein Mangel , auch mochte dem mehr geläuterten Geschmacke 
des Publikums dör derbe Humor der plautinischen Komödien 
minder zusagen; als aber mit dem Tode des Terenz 595 die 
römische Bühne eine Zeit lang verwaist war, holte man die 
plautinischen Stücke wieder aus ihrer Vergessenheit hervor, wie 
dies am besten der Prolog der Casina beweist , der vor der 2er-' 
Störung Carthagos (608) gedichtet sein muss; * den Bejahrteren 



wohl auch den frostigen Witz I, 1, 49. 50 hinzugefügt, der in unge- 
ziemender Weise den Zusammenhang zerstört und jedenfalls nicht von 
Plautus herrührt: . ~ . . 

Ea nimiast ratio, quippe qui certo scio ♦. 
, Foro plus 8cortorum esse tarn quam ponderum ; '■- 
hier liegt unzweifelhaft eine Anspielung auf römische Zustände vor; 
man denkt zunächst an die lex Silia , welche Maass und Gewicht 
regelte, aber die Zeit dieses Gesetzes lässt sich nicht genauer 
bestimmen.. 

1) Die abweichende Deutung von Mommsen Rh. Mus. X, 12$ 
ist unzulässig, denn der Verfasser des Prologs sucht ja den Dichter 
nicht vor einem gelehrten Areopag, sondern vor dem romischen Publi- 
kum zu vertheidigen : er hat also nothwendig die unmittelbare Gegen- 
wart im Auge, Was Mommsen hier (vergl. auch rom. Münzw. 388) 
über die nummi novi bemerkt, ist zwar richtig, aber nichts berechtigt 
den Prolog in die Zeit zwischen 660 — 670 herabzudrücken. Rom befand 
sich offenbar zur Zeit des Prologs in einer finanziellen und geschäft-. 
liehen Krisis, wie sie periodisch einzutreten pflegt, und da hat die 
Klage über schlechtes Geld nichts anstössiges. Will man eine Ver- 
muthung wagen, so liegt nichts näher, als den Prolog der Casina in;- 
den Anfang des dritten panischen Krieges zu. versetzen; der Ausbruch 
dieses Krieges musste fast mit Notwendigkeit eine Geldkrisis in der 
romischen Geschäftswelt hervorrufen, und 'wenn auch der römische 
Staatsschatz reich versehen sein mochte (wenigstens im J. 595 fanden 
sich, wie wir aus Plinius ersehen, daselbst ansehnliche Summen), 
so musste doch der Aufwand für den Krieg sehr bedeutend sein, und 
man mochte auch jetzt, wie schon früher im zweiten panischen Kriege, 

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— 181 — . . 

unter den Zuschauern ist das Stück noch aus der Erinnerung . . 
ihrer Jugendzeit bekannt, sie haben das Lustspiel, welches zu 
den letzten Arbeiten des Plautus gehört, mit Beifall aufgenommen; 
dein jüngeren Geschlecht ist es unbekannt: nam iunwntm g*$ 
tunt, non mrunt, *cio. Eben in diese Zeit, wo die Plautinischen 
Lustspiele sich wieder besonderer Gunst erfreuten (Casina proL 11: ; 
nam postquam populi minore itUtffeximus Studio** expeUre vos 
Plautina* fabulat) , fällt auch die erste Umarbeitung des Trucu- 

lentus.. 

- • ■. * . 

Gerade diese Zeit aber ward verhängnissvoll für die Plau- 
tinischen Comödien , indem man dieselben mit grösster Willkür 



abkürzte und umarbeitete; der Schaden aber war unersetzlich, 
indem die älteren Abschriften, welche den echten Text. der' 
Comödien enthielten, bei der Sorglosigkeit jener Zeit spurlos 
untergingen , während die neuen Bearbeitungen sich auf der* 
Bühne behaupteten; daher denn auch die Kritiker, welche später 
ihre Thätigkeit dem Plautus zuwandten, sich damit begnügen, 
mussten; diesfe Arbeiten der Diaskeuasten aus dem Ende des 6. 
und Anfange des 7. Jahrhunderts bilden die Grundlage des Textes. ' . 

Schwieriger ist es die Zeit zu bestimmen , in welcher später 
die Plautinischen Lustspiele nochmals überarbeitet wurden; diese 
Revision beschränkt sich, wie am deutlichsten der Truculentus " 
im A zeigt, mehr auf das Formelle; die Ökonomie des Stückes 

« 

blieb unangetastet, so wie man sie vorfand, dagegen ward 
Sprache und Vers mehr oder minder modernisirt Ich denke 
dieser Willkür, die nicht minder verderblich war als das Ver- 
fahren der älteren Diaskeuasten, machten Aelius Stilo und seine ',_ 
Schüler ein Ende; denn hier beginnt die wissenschaftliche Be- 
schäftigung mit den Denkmälern der römischen Litteratur, die 
namentlich auch dem Plautus zu Gute kam. Wir können also 
wohl auch diese Textesrevisionen, die für die Bühne gemacht-, 
wurden, über 650 hinaufrücken. Allerdings sehen wir, wie man - 
noch in der Zeit des Horaz in sehr freier Weise und ohne 
Respect vor der Ueberlieferung die Werke der alten Dichter 



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plattirte Münzen ausgeben; ja es ist sehr wahrscheinlich, dass jene 
Geschäftskrisiß und der herrschende Mangel an baarem Gelde haupt-' . 
sächlich eine derartige Maassregel veranlasste. .. 

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. — 132 — 

corrigirte, allein durch solche verhältnissmässig junge Arbeiten 
hätten sich die späteren Kritiker nicht täuschen lassen; da sie. 
aber , wie wir sehen , jenen jüngeren Revisionen so bedeutenden 
Einfluss auf dig Constituirung des Textes gestatten, so spricht 
eben dies für das höhere Alter derselben. - . 

Noch jetzt erkennt man deutlich an vielen SteUen des Tru- 
culentus, wie in bewusster Absicht die Sprache des Dichters 
inodernisirt ist, nicht etwa von Grammatikern oder unwissenden 
Abschreibern, sondern von den Schauspieldirectoren, die zum 
Behuf einer neuen Aufführung das Stück eigenhändig revidirten 
oder auch einen Andern mit diesem Geschäfte beauftragten. Hier 
bewälirt sich nun die Recension der Pfälzer Hdschr. im Allge- 
meinen sehr vorteilhaft, indem sie die alterthümliche Form mit 
weit grösserer Treue wahrt, während die Recension des Ambro- 
sianus sich zwar durch eine gewisse Glätte empfiehlt, aber auch 
den ehrwürdigen Rost des Alterthums mehr oder minder ein- 
gebüsst hat. •••■•'; 

Im Truculentus n, 1, 33 lesen B C D: "" * '"*' 
Semper amatores novo* oportet guaerere, ' * 

Qui dt thensauris integris demus danunt. 
während A statt der beiden letzten Worte demum oggerunt bie- 
tet, was Spengel aufgenommen hat Man sieht wie nicht 
bloss die Form demus, welche Festus aus Livius Andronicus an- 
führt, 1 Anstoss erregte, sondern auch das dem Plautus ganz %&• 
läufige danunt. Wir aber werden unbedenklich demus danunt, 
was auch durch die Alliteration sich empfiehlt, als echt Plauti- 
nisch wieder herstellen. 2 Ganz das gleiche Verfahren kehrt in 
einer anderen Stelle wieder I, 2, 79, wo B C D lesen: 

Amantis si quid non danunt non didiei fabulare. ' ' 
dagegen A:' 

Amanti sieuinguod dabo non est non didiei fabulari. 



1) So könnte man auch Trinum. 781 f. 

Tum tu igitur demum adulescenti aufum dabis, 
wenn es nöthig wäre den Hiatus zu beseitigen, demus, schreiben. .- 

2) Die früheren Herausgeber, welche eben nur diese Lesart kann- 
ten , haben aus Missverstandniss dieselbe in demunt danunt abgeändert 
Jhittus ist hier so viel als etiam, noch, bisher, unberührt ' 



.■ • •. 



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- 133 — 



Die Heilung dieser Stelle ist problematisch, 1 aber man sieht» 
wie auch hier im A das archaische dänunt durch eine andere * ' 
Fassung der Rede verdrängt ist 

II, 1, 35 bieten B C D einen Senar: 

Velut hie agredü est aduleseen* qu$ hü hdbd, 
denn habet liegt offenbar in der Lesart des B habit, C D abü. ■ . 
Daraus ist nicht eben geschickt im A ein trochäischer Septenar.;. '- 
gemacht: 

Velut hie e%t aduleseens qui habitat hie agretiü rudiems, - 
offenbar um habet, obgleich es auch in diesem Stücke sich in. • . 
der gleichen Bedeutung findet und selbst noch bei Livius so 
gebraucht wird, zu entfernen. Auch im Folgenden sind ähnliche • ' 
Aenderungen im A vorgenommen, so 37: *. .' 

Etiam hae nocte Mac per hortum tramiluit (BCD transHwü) . . 

ad nos: eum voU. 
ist im A tramit geändert, um die zwar nicht ungebräuchliche, * 
aber hier harte Aussprache pW hortum zu vermeiden. Gleich . 
darauf schreibt A: * . " . -. - :?■*■ 

Qui ubi quamaue nostrarum videt prope aedü adgrediri, 
während BCD aedü hoc »t adgredias oder agredias haben, worin 
wohl nichts anderes liegt, als aedü hasce adgredier,* aber 
eben diese archaische Form ist im A beseitigt - - 



■ . V 



1) Wahrscheinlich ist ein Vers hier ausgefallen , d. h. y. 79 ist 
aus 2 Versen verschmolzen , indem der Abschreiber in der Mitte des 
Verses in den folgenden gerieth , so dass die zweite Hälfte des ersten - 
nnd die erste Hälfte des zweiten Verses ausfielen: Anlass gab dazu 
wie gewöhnlich ein gleichmässig wiederkehrendes Wort, hier offenbar 
non. Im A hat sich übrigens noch der Anfang der zweiten Hälfte des . 
ersten Verses erhalten. Auch anderwärts haben beide Recensionen 
gleichmässig durch Nachlässigkeit der Abschreiber Einbusse erlitten, 
wie im Miles 727 ; da aber dort beide Recensionen übereinstimmen, 
und die Abschreiber beider verschiedenes überspringen, hat Spengel 
die Verwirrung des Textes auf das glücklichste beseitigt 

2) Aggredias ist, wie ich ein andermal erweisen werde, die ur-> 
sprüngliche Form des Infinitivs, aus der dann — ier wurde ; jedoch einen .. 
solchen Archaismus darf man dem Plautus schwerlich zutrauen; aber 
merkwürdig ist , dass nicht nur IV, 2, 53 statt intromütier im B D 
intromittiar (C intromittar) sich findet, sondern auch II, 5, 7 in einer 
sehr verderbten Stelle BCD wiederum adgrediar darbieten , woraus . 
erst Camerarius adgredier gemacht hat. . . . . -'•-'.' : 



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• -,-. . . - 134 — - * •; ■ -•■• - 

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Wenn n, 4, 23 A liest: . 

Pitts poüicere quam abs te potco out posttUo, 
so scheint diese Lesart allerdings den Vorzug vor der metrisch 
fehlerhaften Ueberlieferuug der Pfälzer Hdschr. zu verdienen: 

Flu* pollicere, quam ego a te postulo;. 
gleichwohl wird auch hier die ursprüngliche Fassung sich erhal- 
•ten haben, die" sich leicht wiederherstellen lässt, sobald man 
quam de ego a te postulo schreibt, und eben, das archaische. 
quamde war der Grund den überlieferten Text zu ändern. 1 

Manchmal stimmen beide Recensionen in der Verdunkelung 
des echten überein, so I, 2, 21, wo zu schreiben ist: 

Tobte qui multa duona esse volt. Dato 

Si esse vis. Faxo erunt. 
st des handsch. bona, was Spengel und Studcmund in dona 
verändern. 

Andere Abweichungen betreffen mehr die Sache als die 
Form, z. B. n, 4, 30 giebt die Recension der Palatini, die sich 
mit geringen Aenderungen herstellen lässt, einen passenden Sinn: 

Verum tempeetae, meministin, quondam fuit, 
Quom inter noe sorderemus (alter) altert. 

Dagegen in der Fassung des cod. A: 

Verum tempeetae quondam, dum vivixi, fuit, ■ 
Quom inter noe eordebamus alter de alter o. 

wird offenbar der Moment, der dort nur unbestimmt angedeutet 
war, näher bestimmt: aber die Worte sind durchaus unverständ- 
lich: dum vixi darf man nicht schreiben, dies würde ja heissen, 
während meines ganzen bisherigen Lebens: eher könnte 
man an dum luxi denken, doch befriedigt auch dies nicht. De 
scheint hier so zu erklären, wie Epid. HI, 4, 10: nam strenuiori 
deterior si praedicat Suas pugnas, de ittius ore fiunt sordidae. 



1) Auch im Pseudolus v. 140 war wohl die ursprüngliche Lesart 
quamde hos dornt custodes, wo im A durch veränderte Wortstellung 
geholfen wird. Auch im Truc. II, 7, 66 ist vermuthlich zu schreiben: 
captiost, istanc machaeram longiorem hohes, quamde haec est*- 
Dagegen im Miles 1259 darf quamde nicht eingeführt werden, ßehon 
die früheren Kritiker haben dort mit Hecht durch Umstellung von plus 
Abhülfe gebracht. ..... 



" * *" 



* - * - • 



— 135 — 

• "... 

Wenn I, 2, 2fl A statt der Worte Archinam ohUtricem viel- 
mehr Arehih'n? »irret ricem giebt, so halte ich dies für Conjectur 
eines Kritikers, der an der Bezeichnung ohMrix mit Recht Anstoss ^ 
nahm; aber diese Conjectur trifft wohl nicht das Rechte, ich lese 
Archilinam tonstritem, es ist dieselbe Dienerin, die II, 7, 26 
Archih'% heisst, es ist die totutrix, welche Calliclcs verhört, 
IV, 2, f>9 IV, 4, 3, die IV, 3 auftritt, wo die Stelle v. 22 ff. von 
S pen gel nicht richtig aufgefasst ist Diese totutrix wohnt 
offenbar nicht im Hause der Buhlerin, soudern treibt das Ge- 
werbe auf eigene Hand, daher IL, 4, 51 tonstricem Syrern Now- ^ 
*tin nnttram? D. Quaen erga aedem f sese habet? novi. PH Haec 
riropera ciratit per familias u. 8. w. Gemeint ist wohl eine 
OertHehkeit in Rom , beispielsweise könnte man erga aedem Spes 
(d. i. Spei) vermuthen: rivopera, die alte Form rar ripera, liegt 
ganz deutlich in den sinnlosen Worten ut opera; tipera als , 
Schimpfwort findet sich auch bei Afranius. m . . 

Dabei Ist sehr bezeichnend, dass gerade die Recension der 
Palatiui , welche die archaische Färbung der Rede mit grösserer 
Tnne consen ii t bat , den Hiatus' durchaus nicht ängstlich mei- 
ilet , wahrend derselbe im Abrosianus an vielen Stellen und zwar 
* zum Thcil durch ziemlich freie Aenderungen beseitigt wird. So . 
im Tnicul. I, 2, 16: 

PAL. Nam ipsi vident cum eorum dggerimus, 
AM. Nam ipsi vident eorum cum dggerimus. ' ^ 

II, 1, 17: 

PAL. Quenique hominem attigerit, profectÖ aut malum aut dam- 

num dort. 
AM. Quemque hominem attigerit, profecto ei aut malum aut 
i damnum dort. 

hier kann freilich ei in den Pal. nur ausgefallen sein, jedenfalls * 
ist die Verbesserung im A. nothwendig. * 
H, 2, 15: . 

PAL.' Advenidi sistentatÜm exornatis ossibus. . 
AM. Advenisti huc U ostentatum cum exornatü ossibus. 



1) Wenn es eben daselbst in beiden Recensionen heisst:., 
Si eget, necessest nos pati: amavit, aequom ei factumst, 
so halte ich nos für eine ungeschickte Correctur, um den Hiatus zu 
entfernen, es ist necessus est pati zu verbessern. m 



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— 136 



II, 2, lT.-v. :;-■■■'-'■..■./: ■ - -^' • -. / 

*PÄ.L. An eo bella^s, quia accepisti drm(illas). . 
AM. An eo beilas y quia c? epis tibi armilla*. 
n, 2, 32: 

PAL. Jam ego istos fictos eompositos. - 
AM. Jam Jiercle ego istos fictos eompositos. 
II, 4, 6: • : 

PAL. Yah vapulo herclS ego nunc atque adeo male. 
AM. Yah vapulo hercule ego nunc atque adeo male. 
Auch II, 4, 24 gehört wohl hierher: 

PAL. TJtinam a principio rei item parsisses meae. 
AM. TJtinam item a principio rei pepercisses meae. 

4 

Dagegen I, 2, 34: 

• PAL. Firnis otiosUm arbitror hominem esse. Quin am arbiträre. 
AM. Nimis otiosum te arbitror hominem esse. Qui arbiträre. 
ist der Hiatus in Pal. nur durch die Abschreiber verschuldet, 
welche das für den Gedanken unentbehrliche te ausliessen; aber 
auch hier wie überall im A zeigt sich das Streben, die Verse 
glatter und fliessdhder zu machen. > 

Ich füge noch eine Stelle hinzu, die mir besonders das 
Verfahren der Diaskeuasten zu characterisiren scheint. Die v 
1. Scene des IL Actes wird mit 13 iamb. Sepienaren eröffnet, 
dann folgt sowohl im A als im B ein Senar (v. 14), daran 
schlicsst sich im A: •'"'"?." 

Adridere ut quisque veniat blandeque adloqui: male cor de consultare, 
Bene lingua loqui: meretricem sentis similem esse addecet. 
d. h. eine trochäische Periode, bestehend aus 4 Dimetern, die 
einen Monoineter einschliessen ; darauf folgen trochäische Septe- 
nare.* Im B ist geschrieben:- x ' 

Adridere quisquis veniat blande quo alloqui Male corde 

consultari bene loqui lingua. 
Meretricem esse similem sentis condecet. 
In dieser Kecension waren also ganz deutlich, wie der grosse 
Anfangsbuchstabe von Male beweist diese Worte in 3 Senare 
abgetheilt, und diese Anordnung wird durch die natürliche Glie-. 
derung der Sätze vollkommen bestätigt, während, wenn man die 
Worte trochäisch raisst wie im A, das zusammengehörige wider- 
natürlich getrennt wird. Wir erhalten also jetzt 4 Senare, 






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— 137 — . 

welche /wischen den jambischen und Jrochäischen Scptenaren 
eingefügt sind: • • " 

Bonin esse oportet denttbu*. lenam probam: 
AtlnWre quisguis reniat blandeque adloqw; 
Male cordt contultare , bene lingva hquL 
JIFcretricem esse simtlem sentit condeett. . 

Adridfre wird durch Diomedos p. 383 gesichert, der aus Brutus 
de patientia die "Worte inridunt horum lacrimas anfahrt; in dem 
Verse des Caccilius bei Festus 229 : prodigereed, cum nil habeas, 
te inridier , ist es ungewiss ob man inriderier oder mit Neue ied 
schreiben soll. So nahe es liegt, Wer rt'dere zu schreiben,.«)' 
muss man doch diese Aenderung entschieden abweisen. Eben 
weil der Bearbeiter die richtige Messung verkannte, constitnirt 
er die ganze Stelle als trochäische Verse, und beseitigt dabei 
zugleich den Hiatus im letzten Verse. Dieser Hiatus bei aus- 
lautendem M ist vollkommen gerechtfertigt, doch würde sich im' 
übrigen die Wortfolge des A empfehlen: 

jlferetricem sentis simtlVm esse condeed, 
da die erste Arsis nach der Cäsur gern aufgelöst wird, und die 
Wortfolge auch gleich vorher im B gestört erscheint Ich lasse 
es übrigens unentschieden, ob diese Anordnung der Verse wirk— 
lieh von jenem Diaskcuastcn herrührt, der den Truculentus für 
eine neue Aufführung bearbeitete, oder vielmehr von dem Gram- - 
matiker, der den Text der Ambrosianischcn Rccension revidirte. 1 

Damit man aber nicht glaube, es wären dies nur einzelne 
beliebig herausgehobene Beispiele, setze ich noch in möglichster 
Kürze die Abweichungen beider Recensionen in einer längeren 
Stelle, aus dem Anfange der 4. Scene des II. Actes des Trucu- 
lentus (bis v. 36, denn nur so weit ist der A erhalten) her, 
indem ich jedoch offenbare Schreibfehler der Palatini , wie vohm- 
tas sL'voluptas u. dergl. übergehe, 



.■■ *.-. 



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1) Die Anordnung der Cantica im A genau kennen zu lernen,. ist - 
sehr wünschenswerte, aber man darf sich nicht der Hoffnung hingeben, x ... 
dass damit die Sache abgethan sei. Denn wenn auch der Abtheilung* - . ^ 

der Verse eine alte Ueberlieferung zu Grunde' liegt, so hat der Gram- , '. 
matiker dieselbe nicht, selten eigenmächtig geändert: so z.B. ,im •" .-"• ^. j 
Pseudolus 138 ft .... '. . • '" i 



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_ 138 -^ 

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II, 4, 4 P qui tan\ inficetus, A quid tarn facetus (also wohl 

infacetus). — SVhrrch, khercule. — 7ist die Differenz nurschein- 

s 
bar, im Archetypon der P war SBI geschrieben und diese Cor- 

rectur dann falsch benutzt. — 8 P hieve (wohl nur für hicine 

verschrieben) hodie cenas, A hietne cenas hodie. — v. 9 ist cenas 

im A st. cenabi* offenbar nur Schreibfehler, aber merkwürdig ist, 

dass A promisit, P cenabist hat; dies deutet auf eine Correctur 

hin, die beiden gemeinsam war, nämlich VBICENABIS, indem 
ein Grammatiker, um den Hiatus zu entfernen, tu einfügte, also 
wohl übt tu cenabis. — v. 12 P velim st fieri possit, A vettern si 
fieri posset, dann P eredo (d. i. cedo) solcas mihi, A cedo soleas 
puer (was besser ist). — v. 17 P ecastor (vielleicht nur Schreib- 
fehler), A mecastor. P sed dicat, A sed die. Hier ist aber sed 
dicat wohl nur irrtbümlich aus einer Variante zu den vorher- 

gehenden Worten QV1SOLES entstanden, oder auch aus dem" 
folgenden Verse at te bene irrthümlich wiederholt -r- v. 18 P ~ 
benene ambüiasti, A benene ambulatumst. .— v. 19 P quia tui vi- 
dendist copia (wohl nur Irrthum), A quia tui videndi copiast. — 
v. 20 P ad hoc est wahrscheinlich aus vi hoc est verdorben, so- 
dass libens wie libes oder libs auszusprechen war : im Archetypon 
des A war VT wie es scheint getilgt, daher der leere Raum. — 
dann P melli, A mefle. . — v. 21 P dant d. i. dan\ A da. Mit 
ut vor em istoc im P w r eiss ich nichts anzufangen. — v. 23 und 
24 sind bereits oben besprochen. — v. 25 P repards, A reper- 
eis. — v. 27 P jam pol mihi quidem, A lauta mihi quidem. '— 
v. 29. 30 habe ich schon früher besprochen. — v. 31 P wrf quid, 
A sed quod. — v. 32 P tu hie absente me, A tu me hie absente, . 
beide Lesarten zerstören den Vers, sind also wohl nur als zu- 
fällige Irrthümer der Abschreiber zu betrachten. — v. 33 P 
gaudeo, A gratulor. — v. 34 P summa[s] semper, A semper summa. 
— v. 36 P verum adsimulavi me'esse praegnantem: haud (n)egp, 
A . verum adsimulasse me esse praegnantem haud nego. , 

Mir ist weder in der griechischen noch in der lateinischen 

Litteratur eine ähnliche Discrepanz der handschriftlichen Ueber- 

" lieferung bekannt, wie sie hier vorliegt: allerdings tritt auch 

nur im Truculentus (soweit ein Urtheil möglich ist, da A noch 



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— 139 — . • • 

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nicht vollständig bekannt ist) der Gegensatz beider Recensionen ■.".. 

so offen und unzweideutig zu Tage, indess bieten doch auch die :- * . ;.* 
anderen Stücke mehr oder minder Belege dar. So lehrreich es * • -•" 

einerseits ist, diese Verschiedenheiten zu vergleichen, so ist 
es doch für den Kritiker, der darauf ausgeht so viel als mög- 
lich die ursprüngliche Gestalt eines Werkes herzustellen, nicht' . 
gerade tröstlich, wenn er sieht, welche Schicksale der Text des 
Plautus bereits im Alterthume erfahren hat^ 

Der Truculentus gehört aber nicht etwa zu den älteren. _."•'. 
Arbeiten des Plautus, wo man eben deshalb eine mehr alter- *■-•_ .- . 
thüralichc Färbung der Rede am ersten voraussetzen kann, wm- 
dern fällt in die letzten Lebensjahre des Dichters 560 — 570.. 
Ich glaube sogar, die Zeit der Aufführung dieses Dramas ' 
lässt sich noch bestimmter ermitteln; es kann nicht vor 664;; .-.^ 
geschrieben sein, wie ich aus n, 6, 3 schliesse: ..*•... \ -. 

Scio ego multot tnemoravüse milites mendaeüm, - .- ..'-.....%■*- ,- "1 
Ait Homer ida, et post itta mitte memorari poti*, 1 -. .. ■<■•. .:*"■'.;■*..*:. J^ 
Qui et convicti et condemnati fahis de pugnü rietU.- — 
Es ist hier nicht bloss von der Prahlerei der Soldaten die Rede, : 
sondern speciell von dem strafbaren Vergehen, dass ein An- 
führer über seine Kriegsthaten falschen Bericht erstattet, worauf 
sich Fronto bezieht p. 84: faha(e) pugna(s) deferre m#üar$S 
ftagäium. • Der jüngere Cato beantragte ein Gesetz, welches sol- ] 



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*■ . . ■ •. '• -■-.*.•-.-.■-■ 

1) Ait Homerida habe ich geschrieben st et homeronidä der' . 

Hdschr. Plautus citirt den Yers eines Kyklikers, der wahrscheinlich mit \ 

Bezug auf den Waffenstreit sich in diesem Sinne ausgesprochen hatte:- .. 

gerade so wird imCurculio ein alter Tragiker, also doch wohl ein grit-v. r 

chischer, citirt V, 1, 1: Antiqüom audivipoetam scripsisse in tragoedia, ~ - 

Midieres duas peiores esse, quam unam. Res Hast. Aehnlich Afraniüs- . 

bei Nonius 111: Haut faeul, ut ait Pacuvius, femina una invenietut ■'■„'.' 

bona. Ferner im TrucuL V, 39: 

Venitne in mentem tibi, quod verbum in cavea dixit histrioy -V 

. Omnes homines ad suum quaestum callent nee fastidiunt, 

wahrscheinlich aus einer römischen Tragödie entlehnt, wenn auch 

vielleicht nur dem Sinne nach, nicht wörtlich citirt; der Vers muss 

übrigens besonders populär gewesen sein, da Plautus auch in der 

Asinar. I, 3, 34 darauf anspielt: ... \. v. .... V 

Vera dico: ad suum quemque homiiiem quaestum esse jzequumst 

.••-"•. . callidum; -"•!■ 

daraus ist Trucul. 11,4,62 interpolirt, wie Spengel richtig erkannt bat 



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— 140 — - ; - • -.. 

chen Missbräuchen steuern sollte (Tai. Max. II, 8. 1.) , wahrschein- 
lich nur Wiederholung einer älteren lex. Allzuoft mag der Fall 
nicht vorgekommen sein, wie es nach der übertriebenen Aus- 
sage des Komikers scheinen könnte: jedenfalls aber bezieht 
sich Plautus, wie die folgenden Verse deutlich beweisen, auf 
einen gleichzeitigen Vorfall, der allgemeines Aufsehen erregte, 
und daher dem Dichter zu dieser Parekbase Anlass gab. Als 
Q. Minucius Thermus von seinem Feldzuge in Ligurien heim- 
kehrte , machte er auf die Ehre des Triumphes Anspruch , diese 
Auszeichnung wurde ihm aber, da Cato widersprach und die 
Rede fie fahü pugnis hielt, von der noch jetzt ein erhebliches 
Bruchstück erhalten ist, verweigert im J. 564, wie Livius 37, 46 
bezeugt, bald* nachher im J. 566 fiel er in einem Kampfe in 
Thracien: seinen Tod stellen die Münzen der Familie dar 
(Mommsen röm. Münzwesen 568, wo unrichtig 565 als Todes- 
jahr bezeichnet wird). Uebrigens sieht es fast so aus , als wenn 
Plautus für den Thermus gegen Cato Partei ergreife; namentlich 
Vers 12: ■*•* - —■—•.•■ ■■-.- - - - — ,-— c«™ ..>-■.-.— a-*. «......: —.•—.•. r - - . 

Strenui nimio jtlus prosunt populo quam arguti et cati. 
zielt so deutlich als nur möglich auf Catos rednerische Thätig- 
keit ; und wenn Livius 38, 41 u. 49 den Minucius als vir fortü 
ac strenuus bezeichnet, so stimmt dies ganz mit dem Urtheile 
des Plautus überein. 

~ Da nun der Truculentus, wie es I, 1, 56 heisst: re placida 
atque otiosa tictis hostibus, zur Aufführung kam*, kann dieselbe 
erst nach der Besiegung des Antiochus und Beendigung des 
Aetolischen Krieges stattgefunden haben, also im J. 566, wel- 
ches der Dichter wohl als ein friedliches bezeichnen konnte, und 
zwar könnte man vermuthen, dass das Stück im Frühjahr an 
den Megalesien zur Aufführung gekommen sei , wenn meine Con- 
jeetur IV, 2, 48: ' "*"".-. 

Jam hercle apud novo 8 magistratus faxo erä nomen tuum, x K 

• * • 

das Rechte trifft -' '. .'■-.• -•••■•-'" 



1) Der folgende Vers: Tost id ego te manum initiam guadrupus 
(quadrupäs) beneficia ist wohl so zu schreiben: 

Tost indu ego manum iäciam, si calveris, veneficay 
mit genauem Anschluss an die Bestimmung der XII Tafeln: Si calvi- 
tur pedemve struü, manum endo jacito. Vielleicht war gualveris 



- * -**•• 



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— - 141 _ • 

. ■ » 

J Wenn, wie Cicero berichtet, Plautus gerade am Truculen* 

l tus besonderes Wohlgefallen fand, so erklärt sich dies wohl 
hauptsächlich daraus, dass das Stück eine fast ganz selbststän- 
dige Arbeit des Dichters sein wird, offenbar • noch in höherem 
( Grade als der. Pseudolus. Benutzt ist natürlich auch hier ein ' 
J griechisches Lustspiel, und zwar wohl geradeso wie im Pseudo- 
lus ein Drama der mittleren Komödie, was schon eben deshalb 
, nur eine sehr freie Bearbeitung gestattete. Diesem griechischen 
Stücke wird Plautus insbesondere die Namen der Personen ver- 
danken. Wenn Diniarchus (im griechischen Original wohl 
.Jtivaqxog genannt) im öffentlichen Auftrage in Lemnos sich . 

- aufgehalten hatte, so war er wohl als Xurcaq^og dorthin gesandt, 

- vergl. Demosth. Phil. I, 27. Hyperid. pro Lycophr. f 4, und wenn sein 
Diener Kvapog heisst, so ist dies sicher Erfindung des griechi- - 
sehen Dichters, wozu ihm die Erinnerung an Lemnos den An- 

. lass geben mochte, da 'die Bohnen dieser Insel wegen ihrer 
7 besonderen Güte berühmt waren, s. Arist. bei Athen. VIII, 366 f." 
r Der Soldat heisst passend 2tQ(xTo<pavr]s, denselben Namen führt ' 
ein Soldat im ^ixvwnog des Menander frag. 2. Eigenthüm-. 
lieh ist, 'dass der Sclave des dritten Liebhabers -TQaßa£ den 
Namen -TQatvX\a% führt: es erinnert dies an den Söldner-' 
hauptmann Strabax , der auf Empfehlung des Iphicrates das 
Bürgerrechf erhielt, Arist. Rhet. n, 23. Demost Leptin. 84, 
Sollte der griechische Dichter vielleicht einen gleichnamigen Sohn 
' jenes Söldnerhauptmanns im Sinne gehabt haben? jedenfalls 
würde der Sclavenname -TQarvXXa!; für eine solche Familie . 
nicht unpassend sein. 

Der Truculentus liegt uns in einer sehr alten Ueberliefe- 
rung vor, die sicherlich noch in das 6. Jahrhundert hinaufreicht: \ 
aber in dem ganzen Stück findet sich weder med, noch Ud, 
noch viel weniger sed, und R. gesteht, dass der Truculentus zu 
den Stücken gehöre, wo »er am seltensten Gelegenheit gehabt, 
sein Universalmittel anzuwenden: d. h. der Hiatus findet sich 



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geschrieben, wie ja die alte Orthographie in diesem Falle beständig V •- r - 
schwankt Dann kann auch die Glosse in dem Glossar bei Mai Auct ■.""".". 

Class. VI, 513 calveris, frustratw fueris auf eben diesen Plantinischen -c: t ; : -n. > *. " ' 
Vers sich beziehen. -,' - "^ ^ 






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-■-- ". -* " • --.-.. " •.-.■•. • .. .*■ - - - \- - ; %.. 



— 142 — 

* ■ " ■ . • . -. • '■-.■'''"".■ ' ■ * 

liier seltener als anderwärts ; theils ist derselbe entschuldigt, 
theils muss er durch Conjectur beseitigt werden , wie ich es vor- 
her au mehreren Stellen versucht habe; denn R. ist hier beson- 
ders unglücklich ,' so wenn er V. 71 certed schreibt, statt Geppert 
zu folgen: "• •' , . 

Meum quidtm te leclum certo ego occupare non sinam (sinem). 
So gewährt also auch dieses Stück der Hypothese Ritschis 
^keinerlei Unterstützung. ■ '.■-'. 



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■ Excurs I. (zu S. 78.) 

• » 

Die temporale Bedeutung des Genltlrcu; 

Der Genitiv als Ausdruck einer Zeitbestimmung ist der 
lateinischen Sprache, wie man gewöhnlich annimmt, völlig fremd; 
allein die Adverbia pottridie, meridie, quotidie (d.h. eigentlich:- 
an welchem Tage du willst) sind unzweifelhaft echte 
Genitivbildungen, namentlich meridie ist ganz deutlich aus tnedti 
die, nicht aber medio die entstanden. 1 Wenn Charisius 193. 196. - 
aus Caepio die Form cotidio anfahrt, so gab zu dieser Form 
wohl die falsche Analogie von eotidiano den Anlass. Hierher 
gehört' vor Allem die in alter Zeit übliche Redeweise, über 
welche Gellius ausführlich und verständig handelt (X, 24, s daraus - 
hat Macrobius I, 3, 24 geschöpft, vergl. Charisius S. 81 und 215), ' 
die proximi, crastini, prütini, noni u. s. w. , wofür man später 
die proxitno, crastino, prütino, nono sagte. Bit noni* und filp> 
liehe Ausdrücke werden als Adverbia gebraucht, beide Worte' * 
sind aufs engste verbunden, 4 daher wird Ä2f verkürzt, wie Gellius :_' 



1) Erst aus dem Adverbium meridie ist das Nomen meridies 
hervorgegangen, gerade so wie aus dem Adverbium sedulo (se dolo) 
ein Adjectivum sedulus gebildet ward. * . , 

2) Üeber den Genitiv die vergl. Gell. IX, 14 , 25. 

3) Gellius fuhrt die solenne Formel an, mit welcher der Praetor 
die Compitalien ansagte: Die noni populo Borna no Quiritibus Compi- 
talia erunt: quando coneepta fuerit nefas- Man corrigirt fuerint, aber 
das Verbum ist ganz zu streichen; man vergl. die ähnliche Formel 
quando stercus delatum* 

4) Gellius sagt ausdrücklich: pro adverbio copulate dictum est. 
Bei Plautus Persa 260: mercatum dixii esse die septimei hätte B. daher 
nicht die esse umstellen sollen. k 



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ausdrücklieb bemerkt, während man in <fr£ quarto die Quantität 
beobachtete, eben weil man der Bedeutung der Form sich hier 
vollkommen bewusst war. Ebenso ging das 1 der Endung häufig . 
in E über, was bei dem Schwanken der alten Sprache (auch im* 
^omiuativ Plur. sagte man vire, phirume) insbesondere? bei einem 
solchen Formworte erklärlich ist. Unsere Grammatiker erkennen 
liier überall Dativbildungen : allein ganz abgesehen von der Form 
ist zu beachten, dass wie Gellius ganz richtig bemerkt, die 
quarti, die quinti u. s. w. im alten Latein nur gebraucht wurde, . 
wenn von der Zukunft die Rede war, der Ausdruck so viel 
bedeutete als das griechische efg reraQzyp, war von der Ver- 
gangenheit die Rede, so sagte man die quarto, wie Matius in 
seinen Mimiamben oder Plautus im Pseud. 1174: quotumo die ex 
Sicyone pervenieti hie? altero ad meridiem. 1 Um die Identität 
von die noni und die nono zu beweisen, darf man sich nicht auf 
Plautus Men. 1157 berufen, wo auf die Frage quo die die Ant- 
wort die septimi erfolgt: dies ist eine ungeschickte Correctur der 
Herausgeber, denn wenn einer fragt: ob gleich jetzt (nunc tarn) 
die Auction statt finden solle, kann er nicht sofort liinzufügen 
quo die. Es ist zu schreiben: . ..v.,~ 

MESS. Ergo nunc um ^ 

Vis conclamari auetionem fore? ME. Equidem die septimi. 

MESS. Audio fiet Menaeclimi mane sane septimi. - ; > 

Hier ist mane sane soviel als bene mane, wahrscheinlich herkömni- • 
liehe Formel des Ausrufers, daher der Gleichklang. Es ist 
also ganz undenkbar, dass die quarii und' die quarto identische 
und mir lautlich verschiedene Formen sind ; jene constante Unter- . 
Scheidung beweist, dass hier verschiedene Casus vorliegen; war 
von .der Zukunft die Rede, so gebrauchte das ältere Latein den 
unbestimmteren Genitiv, von der Vergangenheit den Dativ. Erst" 
die spätere Sprache,, welche die temporale Function des GenitivB 
ganz aufgegeben hat, gebraucht in beiden Fällen gleichmässig 



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1) Wenn im Verzeichnisse der Plautinischen Adverbia quotumo . . 
aufgeführt wird, so darf man darans nicht folgern, jener Gram- 
matiker habe statt die irgend ein anderes Wort gelesen; ganz ähnlich . 
fuhrt er quatriduo ans Persa 37 an: puos continuo tibi reponam hoc ' 
triduo aut quatriduo. 

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Jon Dativ (Ablativ). 1 Unklar ist übrigens die Bemerkung des 
Gellius : „ Sacerdotes quoque populi Romani , cum condicunt in diem 
tertium, diem perendini dicunt" Ich weiss nicht, wie sich 
der Ausdruck, einer solle in diem perendini erscheinen, gramma- 
tisch rechtfertigen lässt. Ausserdem bezeichnet im alten Sprach- 
gebrauch, den wir hier voraussetzen dürfen, perendie gar nicht 
den dies tertius, sondern ist ein relativer, unbestimmter Begriff 
(s. philol. Thes. im Rh. Mus. 19, S. 606). Die Formel des Sa- 
cralrechtes lautete offenbar vollständig in diem tertium eive 
perendini, wo wiederum die temporale Bedeutung des Genitiv 
klar vorliegt, ganz entsprechend der Formel der Legis actio 1 -' 
nes: in diem tertium sive perendinum. 1 Dies sind nicht etwa: 
synonyme Ausdrücke, wie die Römer später selbst annahmen, 
und dabei über das Formelwesen ihrer Jurisprudenz spotteten 
(Cic. pro Mur. 12), sondern mit perendini wird hier der vierte 
Tag, möglicherweise sogar noch ein späterer Termin bezeichnet 
Während im Strafprocess der Gerichtstag fest bestimmt wird, die 
diei didio einseitig erfolgt, war hier wenigstens ursprünglich' 
Einverständniss der Parteien über den Termin erforderlich, der 
Kläger stellt es dem Beklagten frei, ob er am dritten oder 
einem folgenden Tage vor dem Judex erscheinen wolle, und. 
eben auch darauf mit geht der Ausdruck condictio, so wie com- 
perendinatio u. s. w. 8 Indess mochte der Beklagte in der Regel 



1) Natürlich hat die ältere Sprache auch den Dativ (Abi.) von der 
Zukunft -öfter gebraucht, so Plaut. Pers. 265 die uno absolvam, wo 
der Genitiv gar nicht angemessen gewesen wäre; namentlich wenn man 
aus dem Kreis der Sprache des täglichen Lebens heraustrat, wieEnnius: 
Si te seeundo lumine hie oflendero, Moriere. Ebenso scheint man von) 
Tage der Bestattung eines Todten stets suppremo die gesagt zu haben, 
vergl. Jahns Jahrb. 1861, S. 635. Dieser Ausdruck findet sich auch 
bei Plinius XVI, 239: Amyci tumulus a supremo die lauro tegitur, 
quam insanam vocant, von 0. Jahn und Sillig nicht verstanden. 
Ebenso sagte man , wenn man mit voller Bestimmtheit sprach, in diem, 
daher Cato «bei Priscian. IX. 47: postridie iussisti adesse in diem ex die* 

2) Ob Gellius die alte Formel nicht richtig gefasst hat, oder ob 
die Abschreiber die Schuld tragen (man könnte leicht schreiben: sacer- 
dotes quoQue populi Romani, cum eondicunt, in diem tertium sive 
[st. diem] perendini dicunt) lasse ich unentschieden* 

3) Festus 282: Res comperendinata significat iwKcium in ter- 
tium diem institutum. Am auffallendsten ist der Ausdruck com» 

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mit dem dies tertius einverstanden sein, daher jener Zusatz sive ' 
peretidinum später alle Bedeutung verlor, und dem jüngeren Sprach- 
gebrauch gemäss gefasst als eine ganz überflüssige Bestimmung 
erscheinen musste. 

Die Bemerkung einiger Grammatiker bei CharisiuSj dass 
wenn von der Zukunft die Rede sei, dies die zweite Stelle ein- 
nehme, bewährt sich in keiner Weise , sie gründet sich lediglich 
auf perendie, und wird schon durch pridie widerlegt. "Vielmehr 
geht in der Regel dies voran, so du crastini Plaut. Most 881: 

Hoc die crastini quom erus resewerit, ■ . 
auch darum bemerkenswerth, weil in diesem cretischen Verse 
du selbständig erscheint und die Länge der Endsylbe wahrt. Eben 
so gebrauchen nach alterthümlicher Weise Gellius II , 7 und ' 
Macrob. Sat I, 3, 16 diese Formel, dagegen scheint man crasiino 
die gesagt zu haben, was Gell. X, 24, 9 zur Erklärung von die 
crastini gebraucht (er selbst schreibt II, 29, 9 crastino seges mm 
metetur). Im Stichus 638 hat R. in diem prospiciet crastinum 
gegen die Hdschr. geschrieben, ACD lesen in crastinum pro- 
spiciet diem, B in er. inspiciet d., ich habe längst verbessert: 

Nunquam edepol me vivom quisquam in crastinum speciei 

{spiciet) diem. *.- • • 
und dasselbe hat jetzt. Bugge vorgeschlagen. 

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Uel>er das grammatische Geschlecht der Worte 

lux und ertix. '- 

Im Lateinischen ist das grammatische Geschlecht vieler 
Worte wandelbar, und es ist erklärlich, dass auch in dieser 
Beziehung die ältere Sprache von der jüngeren öfter abweicht. 



perendinus dies von diesem Termine, Gaius Inst .IV, 15: posteaquam 
iudex datus esset, comperendinum diem f ut ad iudicem venirent, 
denuntiabant. Wahrscheinlich lautete die gesetzliche Bestimmung (lex 
Tinaria?) : comque diem tertium sive perendinum denuntianto, und 
daraus entstand ' jene seltsame Bezeichnung comperendinum dies; dies 
ist eben nichts anderes als der perendinus dies, über den sich diePar- ' % 
teien geeinigt haben. \ •*.-.■■ 

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1) Cum primo luci hodie ut exornata sit Atque auspiceUs: erat 
est communis dies. An diesen Worten , die Ribbeck mehrfach intern 
polirt hat, ist nichts zu ändern, nicht einmal hocedie, was ich früher 
vorschlug, ist geboten. Es ist von einer Hochzeit die Redet die Hand- 
lung des Stücks geht zur Nachtzeit vor sich, daher der Titel Lncu- 
b ratio: gleich mit dem frühen Morgen soll die Braut sich der Sitte 
gemäss ankleiden und sofort die Auspicien beobachtet werden; denn 
der heutige Tag ist ein glücklicher, der morgende ein dies ater, hier 
offenbar mit einem gewissen Euphemismus communis genannt Diese 
Stelle des Atta ist so viel ich weiss der einzige Beleg für diesen Sprach- 
gebrauch, den ausser Macrob. 1, 16, 21 : „Dies postriduanos ad lOmnia 
majores nosiri cavendos putarunt , quos eiiam atros velut infausta qp- '" 
pellatione damnarunt y eosdem tarnen nonnulli communes velut ad * 
emendatwnem nominis vocitaverunt" auch Isidor. de rer. nat. 1 er- 
wähnt Aus Macrobius darf man nicht folgern, dass nur öle dies 
postriduani mit dem Ausdrucke communes bezeichnet worden «eien? * 
dies wird durch Atta widerlegt; denn der für die hochzeitlichen Anspielen 
i bestimmte Tag kann weder CaUndae noch Nonae noch Idus sein, 
| denn alle diese Tage waren für die Feier der Hochzeit ungeeignet, 
| s. Rossbach, r. Ehe S. 272. Dies ater und dies communis sind syno^ 
nyme Ausdrücke, die im weiteren Sinne so viel als dies religtosus 
bezeichnen. ■'..-"•"•■ 

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So wäre es an sich nicht befremdend, wenn lux im alten Latein, 
auch als Masculinum aber immer nur in bestimmten Formeln 
vorkommt, allein höchst auffallend ist, dass gerade liier hin- 
sichtlich der Flexionsendung eine merkwürdige Verschiedenheit . . *• \\ 
hervortritt Cum primo luci findet sich bei Plautus Cist II, '•> . ;j 
1,49, Atta bei Nonius p. 468, l Terenz Ad. V. 3,66, Wer "... • • *J 

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liest aber Donatus (veteres autetn dicebant lucum pro luee, pro eole . 1 

ponentes) und der Bembinus lucu, die andern Hdschr. theils ' l 

primo tuet, theils prima luee; dann in einer Urkunde bei Varro , ' - J '. j? 

VI, 92 (während Varro selbst prima luee schreibt VI, 6). Bei ■/;"■*'";. \ 

Cicero de offic. III, 31 cum prima luee (eine Berner Hdschr. 

hat merkwürdiger Weise cum primo lucu) las Nonius cum primo ' 

luci. Endlich der alterthümelndc Gellius ü , 29 , 14 schreibt 

primo luci (ohne die Praeposition cum). 

Ich glaube die Annahme eines Masculinums lux ist irrig, . 

vielmehr haben wir hier, wie die Verschiedenheit der Endung. ; 

beweist, einen verkürzten Genitiv vor uns, lucu(s), luci(s), Iuris, -, 

und die Formel bedeutet mit dem ersten Strahl der Sonne 



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oder vielmehr mit dem ersten Graun des Tages. Auch 
hat sich noch hei den alten Grammatikern eine Spur des rech- 
ten Verständnisses erhalten; der sonst nicht gerade gelehrte 
Scholiast des Tereuz im cod. Bemhinus schöpfte offenbar aus • 
einer altern Quelle, wenn er bemerkt (s. Studemund in Jahns 
Jahrb. 1868, S. 569): „primo lud: alterum dativi cas(us est), 
dlUrum genitivi: nam luci (ita de)clinavü, ut Vergüius s{aepe) 
AchiUi et TJlixi." Indem der Scholiast primo als Dativ bezeich- 
net, sieht es so aus, als wenn sein Gewährsmann den Ablativ 
gar nicht anerkannte oder doch nur da gelten Hess, wo er sich 
formell vom Dativ unterschied. 

Statt cum primo luci oder cum prima luce sagte man auch 
cum luci simul, entsprechend dem Griechischen Sfi f)f*i()<f oder 
u/a rjol, so Plautus im Merc. 255 abii mane cum luci (die . 
Hdschr. luce) semul. Dass darunter das erste Grauen des Ta- 
ges vor Aufgang der Sonne zu verstehen ist, zeigt deutlich 
Stich. 364 : postquam me misisti ad partum cum luci simul, com- 
modum radiosus esse sol superabat ex mari. Esse lesen B C D, 
der Ambr. nicht ecce, wie R. angiebt", sondern nach Stude- 
mund SE . SE , was allerdings die Conjectur von Lipsius sese 
zu bestätigen scheint, (man könnte auch sepse vermuthen, vergl. 
Cicero de Rep. III, 8, Seneca epist 108, 32 und vielleicht ist 
auch bei Plautus im Pseudol. 833 zu lesen: eae sepse patinae 
fervefaciunt illico), allein mir scheint überhaupt diese Structur nicht 
gerechtfertigt Keine von beiden Recensionen hat das richtige 
erhalten, wahrscheinlich* war SE überliefert; um dem Gesetze 
des Verses zu genügen, ward dies in sese oder gedankenlos 
in esse verändert: ich schreibe: - ■■..*' 

commodum radiosus ipse sol superabat ex mari; 
ipse steht hier ganz passend mit Bezug auf* die Morgenröthe, 
welche die Ankunft der Sonne gleichsam verkündet. '■ * ■ 

Luci claro, ganz wie wir sagen am. hellen Tage, führt 
Nonius aus Plautus Aulul. IV, 10, 22 an, wo jedoch die Hdschr. 
luce chra lesen; Varro gebraucht diese Formel in den Satiren wie- 
derholt, legem Lucaniam (sehr. Lucini am (Aar Liciniam) luci 
claro latam (Nonius 210), in foro medio luci claro (ebendas.), und 
ne ßlii patribus luci claro sugtllent oculos , endlich der Vers eines 
unbekannten Dichters bei Non. 210: et cum prior ire luce {lud 



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F 1 e c k e 1^ r 11) claro non queo. Aber auch dies ist sicherlich nichts 
anderes als lücis claro. Aehnlich scheint hoc luci bei Plautus 
Amplritr.I, 1,14. was Cliarisius p. 203 bestätigt, wahrend bei Plautus 
die Hdsrhr. /. Th. lucis lesen. Schon die alten Grammatiker müs- 
sen hier gethciltcr Ansicht gewesen sein: Cliarisius verband offen- 
bar hoc hei. aber Siscnna fasste luci als AdvcrbiuuL Der Gegen- 
satz hoc noctis scheint für die Verbindung hoc lud zu sprechen, 
allein so pausend das bestimmte hoc noctis, in dieser Stunde 
der Nacht, ist. so wenig angemessen wäre hoc lud i h. zn 
dieser (derselben) Stunde des Tages: man muss also 
hoc als loeales Adverbium aufTassen, und so verschwindet dieser 
scheinbare Belog für das Masculinum vollständig. Ebensowenig 
darf man in dem Gesetz der Tabula Bantina t* poplico luud 
verbinden, sondern beide Begriffe stehen nebeneinander wie 
ebendaselbst palam luci. x 

In primo luci(*) und claro hici(s) erkenne ich also den par-. 
titiven Gebrauch des Genitivs, der gerade dem älteren Latein 
durchaus nicht fremd war: er muss in der volksmässigen Bede- 
weise sehr verbreitet gewesen sein, namentlich bei Pronomini- 
bus, so hoc noctis (bei Plautus Curcul. 1 hat B fehlerhaft hoc 
noctis) in dieser Stunde d c r » Na ch t , quid noctis videtur 
(Kimiiis Iphig. entsprechend dem Griechischen mpthi ioti vrjg 
rvvj6g)\ hoc aetatis, id hei, hoc negoti, hoc signi, ecquid 
praemi u. s. w., aber auch bei Adjoctivis, z. B. coneubium noctis 
mit nox coneubia wechselnd, multum did, Plaut. PseucL 1158 
iam die multum esse, ebenso bei Sallust und Livius. 

Manches dieser Art ist nur verdunkelt; in dem Verse des 
Plautus Trinumm. 1090: * 

Propter cosdem, quorum causa fui hac aetaie exereäus, 
las Nonius p. 192 hoc aetate und führt diese Stelle als Beleg 
an , dass aetas auch Masculinum sei. Man sieht darin nur einen 
neuen Beweis der Ignoranz jenes Grammatikers; R. verwirft die' 
Lesart als nichtig, ich halte sie für ganz angemessen; hoc aetaU 
ist nichts anderes als hoc aetatis, was dann durch Correctur in 

1) Welcher Casus in dem adverbialisch gebrauchten lud (so schon 
in den Xu Tafeln, s. Cicero pro Tullio, wo abwechselnd lud und -. 
luce geschrieben ist) vorliegt, kann zweifelhaft erscheinen: vielleicht 
ist -hier der Dativ (Ablativ) mit dem Genitiv verschmolzen- 



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hoc antäte abgeändert ist. Wenn man an der Elision Anstoss 
nehmen sollte, so denke ich genügt die Verweisung auf möge, \ 
wie Menäch. # 386 mage amet, Trucul. DI, 1, 17 mage amo. Die 
Lesart hoc abtäte verdient aber deshalb den Vorzug, weil nun 
fui nicht völlig verdunkelt wird, man muss betonen: 

fui hoc aetate exercitus; . -•. 

denn hoc ist als Kürze zu betrachten, ebenso im Miles 657: at 
quidem Witte aetatis gut sä und wohl auch bei Terenz. HeautI, 1, 58 
egS ''stttc aetatis. Denn id temporis, iflud, id, quid aetatis sind 
unzweifelhaft Accusative, ob aber nicht unter Umständen auch 
ein alter Ablativ sich verbirgt, z. B. in quidvis anni, steht dahin. 

Nicht besser scheint mir das männliche Geschlecht von crux 
begründet: nirgends findet sich malus crux, malum crucem, oder 
ähnliche Verbindungen, welche unzweideutig die Behauptung der 
alten Grammatiker erweisen würden. Wenn Ennius Ann. 361: 

Molo cruce fatur uti des / ♦ r 

Juppüer. _...„. v * 

sagt, so müsste man cruce als Dativ für cruci fassen, wofür es' 
bei Ennius an jedem Beispiel fehlt Vielmehr nannte man die 
Strafe der Kreuzigung malum crucis oder in volkstümlicher Rede 
malum cruce, was Ennius in diesem Falle beibehielt, während 
ich ihm sonst Genitive wie robore, mare nicht zutrauen möchte, 
s. Jahns Jahrb. 1861. S. 503 ff. Und ebenso verstehe ich die 
Worte des Gracchus bei Festus p. 150: dignus .fuit quimalo cruce 
periret. Auch wäre cruce perire in der prosaischen Rede eine ~ 
auffallende Redeweise, während malo crucis perire ebenso zulässig 
ißt, wie vitio perire. "..■."•'••■'.■■-.•:-■•.•■.; 



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Excurs III (zu S. 86). 

Nüdius. Nuper. 

R. bemerkt S. 91 , wo er den Versuch an einigen Stellen 
hödie st hSdie zu messen abweist, diese Vermuthung habe „ge- 
rade 60 wenig Wahrscheinlichkeit, wie wenn man z. B. für nüdius 
wegen seiner Entstehung aus nunc dius gelegentlich auch ein 
nüdius zulässig finden wollte." Dies sieht so aus, als wenn die 
Messung nüdius ebenso bezeugt wäre als hödie, und als wenn 



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einer aus absonderlicher Vorliebe für die Synizcso an einigen 
Stellen nüdius Labe verlangern wollen. Nun bat man aber frü- 
her ganz allgemein das V in diesem Worte als Länge angese- ' 
hen, erst Lachmann zum Lucrez S. 227 (der ganz kurz das' 
Wort als tribreve bezeichnet) und R. wollen überall nüdius messen. 
Die Entscheidung ist schwierig, da das Wort als ein der Um-' 

gangssprachc angehörendes nur in Prosa und bei den ~Komikeni . 

• 
vorkommt. Da das Wort zwar nicht aus nunc diu*, wie die alten -,. 

Grammatiker, denen R. folgt, annehmen, sondern aus Htm dsus 
entstanden ist, so setzt dies eine ursprüngliche Länge voraus, ' 
und in dem Verse der Komiker ist dann nüdius zweisylbig zu 
sprechen, entweder so, dass I stumm war, wofür abgesehen von 
dudum sich diu anführen lässt, was bei den Komikern nicht set' { 
ten einsylbig ist, oder indem V unterdrückt wurde, wie dieses 
in Eigennamen in der volksmässigen Sprache nicht selten ge- 
schah , z. B. Maccis st* Maccius. * Möglich wäre jedoch auch 
eine Verkürzung nüdius, wofür sich Analogien anführen lassen, / 
doch dies zu beweisen ist R. Sache. 

» 

Wenn Ritschi über nuper bemerkt, es sei aus noviper 
zusammengezogen, so gründet sich dies lediglich auf die falsche ' 
Lesart bei Paulus Diacon. p. 172: „nuper quasi noviper tanquam ; 
dieimus novieeime," die längst berichtigt ist (novüer). f Die Ui> > 
Sprunge des lateinischen sind dunkel und undurchsichtig,* so kann 
man auch hier in Betreff des Etymon zweifelhaft sein: nuper ist * -x~. 
entweder aus novum (novom) per entstanden oder aus nunper, 
so dass es ganz genau dem griechischen vir drj (wvdrj) ent- ^ 

spricht. Man könnte vielleicht zu Gunsten der ersten Ableitung 
geltend machen, dass nicht selten nuper und nunc einander ent- _ 
gegengesetzt werden, wie nuper »oUicitum quae mihi taedium, oder : 

vixi pueUis nuper idoneus nunc arma hie partes habehü; - . 

aber mit dem Gebrauch der griechischen Partikel verhält es •' -- 
sich ganz ähnlich, der Komiker Magnes Fr. 6 sagt: elni fiotf . 



1) Wenn Trucul. U, 6, 28 im B nudiis sich findet, so ist dies 
nur ein Schreibfehler, und darf weder zur Empfehlung der einen oder' 
der anderen Aussprache benutzt werden. 

2) Ueber novüer bemerkt Charisius S. 116: sie veteres dixerümt; 
Es findet sich dies Adverbium auch auf einer Inschrift bei Becker B. . 
Alterth. I, 341. . . • 






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irr dt} fAev ci/nvvg ftfj yiyovivai, vvv de gpjg, desgleichen 
Eurip. Hippol. 233: vvv d/y fiev oqoq ßa(f eni ^qag tzo&ov 
iarillov, vvv tfav tf'cr//a#o/£ err ä/xfidwoig nwlwv iQaoai. 
Ebensowenig ist entscheidend die Verbindung nunc nuper bei 
Plautus Truc. II, 4, 43 , Ter. Eun. Prol. 9 , wo Donatus bemerkt; 
„nuper ex Ulis verbis est, quae veteres propter ambiguitatem cum 
adjeetione proferebant, nam nüi adderet nunc, hoc nuper olim, 
pridern , et jam significasset. u Denn so gut wie man nemo homo,' 
hunc hodie diem und ähnliches im täglichen Leben sagte, konnte 
man auch ohne alles Bedenken ein tautologisches nunc nuper 
zulassen. 



Excurs IV (zu S. 109.) < ^ 

Hiatus in den Reden des Cato. 

9 

Die Bemerkung Ciceros über den Hiatus in Catos Reden 
(orat. 45: nobts, ne si cuptamus quidem, dtstrahere voces concedt- 
tur: indteant orationes illae ipsae horridulae Catonü.) ist sehr 
befremdend; denn sie scheint anzudeuten, dass Cato den Hiatus 
sorgfältig gemieden habe, während in den * Ueberresten dieser 
Reden sich der Hiatus ungemein häufig findet, und wenn man 
auch annehmen will, dass beim Vortrage selbst öfter die Syna- 
löphe angewandt wurde , so konnte doch Cicero aus den geschrie- 
benen Worten dies nicht mit voller Sicherheit schliessen. Offen- 
bar fanden sich auch in der Schrift Zusammenziehungen, wie 
antmadrerti, tnagnopere , mercules * u. dergl. ; daraus folgert Cicero, 
dass selbst Cato, wenn er auch das Zusammentreffen der Vocale 
keineswegs ängstlich vermied (eben auch mit Rücksicht auf den 
Hiatus nennt er wohl die Reden horridulae), doch keineswegs 
gegen den Wohllaut gleichgültig war. Auch wenn Cato nach 
Festus Zeugnisse frunücor und frunitus* sagte, konnte man 

1) Cato bei Festus 344: in coloniam mercules scribere nolitn: 
denn so liest die Hdschr. , nicht me Hercules. Diese Schreibweise findet 
sich auch anderwärts, namentlich in Ciceros Briefen, s. Lach mann 
zu Lucrex 152. 

2) Ueber frunisci bändelt Gellius XVII, 2, 5 ausführlicher, ohne 
jedoch des Cato sich zu erinnern, wohl aber bemerkt er, dubitatum 
est ab imperitis antiquitatis, an Latinum foreU- , 






4 



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— 153 — 

9 ■ 

daraas schlössen, dass er selbst im Inlaute das Zusammentreffen 
der Yocale vormieden habe. In auffallendem Widerspruch steht 
damit freilich diee hone st. diem harte y was Quintilian IX, 4, 39 
anführt: „Info heiligerare, pomeridiem, et üla Censorn 
Catonii diee harte, aeque M littera in E mollita; quae in veteri- 
bus libris -reperta mutare imperÜi »dient, et dum, librartprum 
inseetari volunt ineeientiam, suam confitentur." Denn durch Ab-" 
worfung des M wäre ja hier ein Hiatus gleichsam absichtlich -* 
herbeigeführt, während Quintilian behauptet, aus Rücksicht auf , 
den Wohllaut habe Cato so geschrieben. Die Worte sind offenbar . 
verderbt; dies beweist auch der Plural itta Catonis,^to wie der 
weitere Zusatz quae in vet. libris etc., denn diese Worte beziehen 
sich ausschliesslich auf den Text des Cato, da es wohl keinem 
Kritiker einfallen konnte belligerare oder pomeridtem anzutasten. ".. 
Quintilian muss nothwendig mindestens zwei Belege aus Cato 4 
angeführt haben; ich schreibe: „et üla Censorii Catonii diese, 
faciee, aeque M littera in E mollita." Diese ganze Bemerkung 
ist nichts weiter, als eine Wiederholung dessen, was Quintilian 
schon früher I, 7, 23 mit Berufung auf Messalas Schrift über .* 
den Buchstaben S erinnert hatte: „Quid? non Cato Censorius 
dicam et faeiam dieem et faeiem scripsit, eundemque in ceterü, ' 
quae simüiter cadunt, mödum tenuit, quod ex veteribue ejus libris /." 
manifestum est et a Messala in librq de S littera posüum" Natür- 
lich muss man auch' hier diese et faeiee herstellen, und 
dies bestätigen, theilweise die Hdschr. (A M S diee et face, ' B ,- 
dicae et faciae.) Auch Verrius Flaccus berief sich bei diesen 
Formen des Futurums auf Cato, daher Festus ostende, reeipie, x 
attinge aus Cato anführt, diee als archaisch bezeichnet 1 Die * 
Schreibung mit doppeltem E bezeugt Quintilian an der zweiten. 
Stelle auf das unzweideutigste; dass Accius die Gemination .> 
der Vocale zuerst einführte, ist nicht erwiesen: recht gut kön- 
nen schon Cato und Andere diese Schreibweise angewandt - 
haben; jedenfalls fand sie sich in den alten Handschriften des .. 
Cato, und die vorwitzigen Kritiker, welche änderten, schrieben 

1) In dem Fragment des Cato bei Plin. Hist. N. 29, U findet;' 
sich freilich dicam und vincam, indem entweder Plinius selbst oder. : 
seine Abschreiber modemisirten. Ja Festus selbst 59 führt aus Cato 
vulgäre Form coepiam an. . ' > . . ■' . 



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wohl dafür dicem, facicm. Quintilians Acusserung, wonach es 
aussiebt als habe Cato £ gleichsam zum Ersatz für das abge- 
streifte M verdoppelt, ist freilich unrichtig; wenn er aber die 
Tilgung des M aus dem Streben ableitet, die Häufung der Con- 
sonanten zu meiden, mag er recht haben, denn Cato hat viel- 
leicht diese geschwächten Formen nur vor Consonanten gebraucht; 
dann war auch dies ein Beweis, wie er um den Wohllaut nicht 
unbekümmert war. 



Excurs V (zu S. 119), 
Permitic8 und pernities. , 

Ich habe früher (Z. f. A. 1855, S. 299) vorder Schreibung 
permicie8 oder permities gewarnt, indem ich annahm, es sei dies 
nur verlesen für pernucies, der altern Form statt pernicies. K 
Ritter im Rh. Mus. XVI, S. 468 modificirt dies dahin, dass 
er vielmehr pernuties (aus pernocities verkürzt) als die Ursprung- . 
liehe Form betrachtet , aus welcher dann permities und pernicies 
irrthümlich entstanden wären. Corssen lat Formcnl. S. 266 
führt zunächst die Stellen aus Plautus und Tacitus an, wo per- 
mäüs (permicies) in den Handschriften sich findet, und fügt 
hinzu: „von keiner Bedeutung sind dagegen einzelne andere 
Stellen, wo diese Schreibweise erscheint, unrichtig sind die An- 
gaben von Schweizer über das Vorkommen derselben (Z. f. v. 
Spr. IH, 389)." Nun führt aber Schweizer ffl, 363 und 398 
keinen fernerern Beleg an, auch sehe ich nicht ein, warum weitere 
Belegstellen für eine dunkele Wortform ohne Bedeutung seil* 
sollen; so schreiben die Leidener Hdschr., sowie die Münchener 
im Lucrcz I, 451 permitiali, was im Quadratus und in der 
Münchener Hdschr. dann in pernitiali abgeändert ist; ferner der 
Palimpsest des Plinius XV, 74 PERMITTIALI ■ ODIO, während 
sonst in den Hdschr. des Plinius sich nichts ähnliches findet 1 



1) Dass hier in der Uncialschriffc PERMITTIALI sich findet, hatte 
man gegen meine Erklärung, es liege eine Vertauschung der Sylben 
nu und wu* vor, geltend machen können, allein, auch bei Varro VH, 26 
ist in der Flor. Hdschr. DVO MIS statt duqnus geschrieben./ 






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— 155 — .- ' \ 

Corssen unterscheidet nun zwei Worte ganz verschiedenen/ 
Ursprungs, pernicies, was von nex (NEC) abzuleiten sei, und per± 
tnities, verwandt mit minor. Einen Unterschied der Bedeutung 
scheint er trotz des wesentlich verschiedenen Ursprungs nicht 
anzuerkennen, und so werden wir uns nicht wundern, wenn die 
Abschreiber diese Worte mit einander fortwährend vertauschen. 
Zwei Worte können lautlich ganz die gleiche Gestalt haben, . 
trotzdem dass sie verschiedenen Ursprunges sind; .die Verschieden- 
heit der Bedeutung ist eben dann maassgebend; man schreibt • 
cum, gleichviel ob es Präposition oder Gonjunetion ist, die Be- ' 
deutung ergiebt sich jedesmal mit Leichtigkeit aus dem Zusammen- ' 
hange. Aber dass zwei Wortformen, die überall ganz den glei- \ 
eben Begriff ausdrücken und auch lautlich einander ganz nahe 
stehen , einen wesentlich verschiedenen Ursprung haben sollen, :•' 
ist mir neu; es ist dios gerade so, wie wenn man je nachdem . , 
man una cum oder oina quem, cum venio oder quom venio schreibt, ' 
sowohl für die Präi>osition als für die Conjunction ein doppeltes: 
Etymon aufsuchen wollte. Dass es sich hier nur um eine ortho- 
graphische Variante handelt, ist wenigstens für mich allezeit * 
unzweifelhaft gewesen. Ich habe mit Berufung auf Donatus per- 
nucies als die ursprüngliche Wortform empfohlen; allein nachdem 
durch Keil (Gramm. L. IV, 392) die Hdschr. dieses Gramma- ■•■; 
tikers untersucht sind, stellt sich die Sache anders; die Stelle 
lautet jetzt: „per immutationem litter ae, sicut olli pro Uli; 
sylhlae ut permities pro pernicies." Die Hdschr. bieten SP 
ut permities , s ut pernities, M ut permicies t während die älteren .' 
Ausgaben pernucies (pernuces) lesen. Hier bedarf es freilich 
noch einer Berichtigung, denn dann wären ja zwei Sylben mit . 
einander vertauscht, 1 mi mit ni, ti mit ci, es muss heissen ut 
permities pro pernities. Donatus erkennt nur den Wechsel zwischen 
M und N in diesem Worte an , pernicies ist überhaupt eine fehler- 
hafte Schreibart, wie auch in dem Exe. eines anderen Gramm. 
ebendas. IV, 563 anerkannt wird: pernicies scribunt imperiii et 
faciunt c (am Rande ist geminum hinzugefügt) quomodo pati tt # T 



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1) Ganz correct ist es freilich auch nicht , wenn der Grammatiker ■ 
in olli eine immutatio litterae erkennt, denn nach der Üblichen Methode 
rausste er die Sylben ol-li abtheilen. . • . . 



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156 — * 



Tntitr , wo Keil wohl richtig species festes schreibt Die Bei- 
spiele des Barbarismus schreibt in der Regel ein Grammatiker 
von dem andern ab , dieser anonyme Grammatiker verstand per- - 
twtftWr, was er vorfand, nicht mehr, und substituirt also pernieies, 
die in seiner Zeit übliche fehlerhafte Schreibart st pernitüs, 
Pen Donatus schreibt einfach ab Julianus (K-cil Vi 324): eylldhae 
trf pennitiee pro pernicies. Dagegqn trägt der ungenannte Ver- 
fasser eines Gommentars zum Donatus (ebpndas. 327) seine eigene 
Gelehrsamkeit vor : „per immutationem syllahae, ut penjiities pro 
perniem: non ut plerique putant, ni mutatur in mi, eed pothu U 
in locum ct\" Er kennt nämlich nur die doppelte Schreibweise 
pertiitie* und pernteies, und indem er die Frage aufwirft, warum 
Ikmatus von einer Sylbe rede, da es sich doch nur um die Ver- 
änderung eines Buchstabens handele, bemerkt er, I habe nach 
C pinguem sonum , nach T gracilem, und entscheidet sich schliess-' 
lieh für die falsche, aber damals herrschende Schreibart: „per- . 
nities autem semper C habere debet" 's 

Es liegt also hier in der That ein Wechsel zwischen Miind 
K vor, der dem Anlaut und Inlaut, wie ich schon früher be- 
merkt habe, sonst gänzlich fremd ist Erklärlich, ist dieser 
'Wechsel nur, wenn wir das Wort als ein Compositum betrach- 
ten und in perm-ities oder pem-ities zerlegen. Wie exiiium 
von exire, interitus von interire abgeleitet sind, so offenbar per- 
inäies (per nities) von perire. Ich war Anfangs der Ansicht, die 
Präposition perum 9 die im Oskischcn perum dolom maUotn sich 
findet, liege hier vor: allein wie aus domum itio sich ,do- 
tnuitio bildet (die Schreibart domutio bei Nonius ist fehlerhaft, 
das Wort lautete wie domitio, wie man aus der Rhetorik an 
Herennius ersieht), so sollte man auch hier den gleichen Process \ 
erwarten. Auch im alten Latein lautete die Präposition per wohl ' 
ursprünglich peri, 1 zur Vermeidung des Hiatus ward dann M (N) 
eingeschoben, perimities / perinities, und dann durch Syncope der" 
Tocal beseitigt, daher erklärt sich der Lautwechsel zwischen 
HndN. ' - • V 



1) Auf eine andere Form scheint per se faeul zu führen, was 
Festus mit perfacul zusammenstellt ; hier liegt wohl persum zu Grunde, 
was in der Zusammensetzung in perse geschwächt wurde, wie denique . 
(donigue) aus donicum entstanden ist . '. " 



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1) Ein blosser Gedächtnissfehler ist es, wenn Varro ans Terenx ' .' '• * 
Ad. I, 2, 37 scortatur, potat, ölet unguentum demeo, statt bbsonat 
anfahrt, denn scortatur, was Varro dort erklärt, pa&st nicht in. den ^ ■ '~" /" 
Gedankenzusammenhang , wie das Folgende zeigt; die Verrauthung -\ 
aber, dass Varro diese ganze Stelle in einer wesentlich abweichenden ■*;_.:;."./'. "» j] 
Fassung gelesen habe, hat hier nicht die mindeste Wahrscheinlichkeit, . -• . _ :, "• 
sondern Varro verwechselt irrthümlich diese Worte mit v. 21 derselben '. : " ' \\ 

Scene: non est flagitium, mihi crede, adulescentulum scortari, nequc ■ ■'- \-. * ä 
potare. "-'•.''•;■:' 

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Eine fehlerhafte Vertauschmig der Sylben im und un erkenne 
ich dagegen in einem andern Falle an. Für pumex findet sich 

nicht selten in den Hdschr. die Variante punex, so bei Plaut • i 

Pseud. 75, Catull. 1,2, Propert. III, 3,28, Plinius 28,233. 30, 108, ' „ l 

An Vertaaschung des M und X. im Inlaut ist schwer zu glauben, -' i |! 

vennuthlich liegt hier die Form p imex vor, die sich auch wirk» ;! j! 

lieh einmal bei Plautus Persa 41 im B erhalten hat ! I 



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Excurs tl (zu S. 125.). " ' . ♦ 

Plautlnische Verse bei Varro. 

Die Citate aus Plautus hei Varro bieten manche beachten»- V ■ ■ ! -.$ 

werthe Lesart dar; im Trinum. v. 886: Concubium sä noctis _!'.•■•" '{ \ 



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priusquam ad postremum perveneris fehlt ad bei Varro VII, 78 ; 

in der Mostellaria v. 244: video te nihili pendere liest Varro 

IX, 54 video enim. Menaechm. 127: euax hercle tandem uxorem 

jurgio abegi ab janua fehlt hercle bei Varro VII , 93 : euax jurgio 

uxorem tandetn a. a. j. Trucul. I, 1, 1: non omnü aetas ad 

perdücendum tat est, bei Varro VI, 11 perdiscendumst satisl In 

diesen und ähnlichen Fällen kann übrigens Varro selbst, indem .-•'-' \ | 

er* aus dem Gedächtniss citirt, eins und «'das andere geändert ' .[ i 

haben. 1 — Im Trinumm. 456 bestätigt Varro (} T U, 57) die Lesart \ " [] - -"- :i \ 

des Ambros. ferentarius, während die Pal. ferentaneum schreiben. '+ . " • ;l i 

Die Stelle des Varro ist übrigens lückenhaft, man muss schreiben: ' . ■"' . 1 

ferentarium aferendo auxilio, wenn es dann weiter heisst: id est 

inane ac sine fruetu, wo nothwendig inanem zu schreiben ist, so 

• 

kann man kaum zweifeln, dass Varro selbst oder die altern ".■*■■{■'". j 

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— 158 — 



Glossographen den Sinn des Plautinischen Verses, indem sie zu 
wenig auf den Zusammenhang achteten, arg missverstanden 
haben. Man erwartet übrigens hier auch eine Erwähnung der 
refoti, s. Festus p. 14; denn die Plautinischen Glossographen 
scheinen hier und anderwärts die Worte nach sachlichen Kate- 
gorion verbunden zu haben; vielleicht hatte Plautus anderwärts 
in anderm Zusammenhange den' Ausdruck relatus amicus gebraucht, - 
um einen Freund zu bezeichnen, der, weil er unbewaffnet ist, 
uns nichts nützt, so dass also eine weitere Lücke anzunehmen 
wäre: ferentarium a f er endo (auxilio, ut velatum in : . . .) 
id est inanem ac sine fruetu, und eben dies veranlasste die falsche 
Erklärung im Trinummus. Vielleicht lautete der Vers im 
Pseudol. 371 ursprünglich: 

le amatorem velatum esse inventum, quasi cassam nucem, 
wo jetzt te amatorem esse inventum inanem, q. c. n. gelesen 
wird. 

Frei von Fehlern werden auch die Handschriften des Varro . 
nicht gewesen sein, aber wenn derselbe VI, 60 in dem Verse 
des Mercator 615 das hodie unserer Plautushandschriften zu 
schützen scheint, so kann ja gleichmässig von den Abschreibern 
des Varro und des Plautus die alte Form hocedie mit hodie ver- 
tauscht sein. Vielleicht aber hat sich bei Varro noch eine Spur 
des Richtigen erhalten, denn es folgen auf den Vers des Plautus 
die Worte in mercatore hoc eadem in coroUaria Naevius, hier ist 
in mercatore gedankenlos wiederholt, eadem in coroUaria Naevius- r 
ist ein Zusatz, nicht des Varro selbst, wie Müller annahm, son- 
dern eines gelehrten Lesers; Naevius mag ganz denselben -Vers 
gebraucht haben: hoc d. I hoc(edie) aber ist wohl eine am Rande 
nachgetragene Verbesserung des Plautinischen Verses. * 

Eine wesentlich abweichende Lesart bietet Varro VII,. 81 
im Pseudol. 965: 

Dt transversum (-us), non proversus cedit, quasi Cancer soJei, •• 
die sicher den Vorzug verdient vor der Lesart der Palatini non 
prorsus, verum ex transverso, aber dass es noch andere Varianten 
gab, beweist das Glossar. Plaut, welches aus dieser Stelle extra- 
versus anführt Welche Fassung die Recension des Ambrosianus > 
bat, lässt sich aus den erhaltenen Zügen Non prorsus v nicht 
mit Sicherheit bestimmen. — Welche Lesart Varro in den Men. 



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— 159 — 

1047 vorfand, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, auf keinen 
Fall las er minus, wie bei Gellius XVIII, 9 steht. Die Erklä- 
rung Varros ist übrigens gar seltsam. -'•'./ 

Anderwürts stimmt Varro vollständig mit der Rccension der * • 

Palatini, so VII, 12: „Sed tarnen hoc ipsum ab eadem est pro- 
fectum oriaine, quod cum volumus domum curare, dicimus: Tu dorne \ j 

videbie, ut Hautue cum aä: »' ^ i 

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Intus para, cura, vide quod opus fiat." . ; • j, " *! 

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Dieser Vers gehört nicht einer verlornen Comödie an, sondern - . , 

findet sich in den Menächmen 351, wo im B geschrieben ist: 

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Intus para curavi de quod opust fiat, 

während C D intus para cura vide quod opuet fiat lesen. Varro 
verband also ofenbar gerade so wie die- Hdschr. jene Worte zu 
einem einzigen Satze'und also wohl auch wie B zu einem Verse: 
dann hätten wir einen Senar mit Verkürzung von fiat, was 
zwar im Spätlatein vorkommt, aber bei Plautus höchst auffallend 
wäre ; die Aenderungen stet oder fuat , welche die Herausgeber 
des Varro empfohlen haben, sind unstatthaft. Die HinzufQgung 
der Partikel ut (Camerarius wollte ut fiat schreiben, was auch' 
Müller nach dem Vorgang anderer bei Varro empfiehlt) ist 
nicht nur unnöthig, sondern würde auch jede metrische Messung 
unmöglich machen. Ich glaube schon in der Ausgabe, welche 
Varro gebrauchte, war die richtige Abtheilung der Verse wie 
der Sätze verdunkelt; ich lese: 

Sine foree sie, abi:'nolo operwi. 

Intus para, cura, vide. ' 
Quod opust, fiat: sternite leetos, 
(Laetos) incendite odores. . \; 

v. 1. 3. 4 sind anapästische Dimeter, v. 2 ein iambischer 
Dimeter. Am Schlüsse des Canticums wird die handschriftliche 

Lesart:;' .'. :.' - ' v,- .-. ..-■'; \ 

Ubi hübet, ire licet accubÜum. • '-'± '- '_/» . 

ebenfalls durch Varro geschützt in der rag>^ MevlriTtoy bei * \ '• - «■ V • • f 
Nonius p. 106, doch erkenne ich hier nicht sowohl ein CStat . •-*"."{ 
oder eine Reminiscenz aus Plautus, sondern es war dies eine 
stehende Formel, die man nicht mit Ritschi und Fl eck eisen! 
antasten aart .'-• ' ' --' ' V -./V 






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Ebenso ist wohl Verrius Flaccus (Festus p. 1C9) durch ; t 

falsche oder mangelhafte Personenabtheilung getäuscht, wenn er i " 

aus der Nervolaria den Ters anfuhrt: 

• ■ . » 

Equis hw ffferi nansiternam cum aqua sine tuffragio. ) 

Dieser Vers findet sich wörtlich im Sticbus 352, aber in der j 

Nervolaria mag ganz derselbe Witz wiederholt worden sein. \ 

Es wäre wünschenswerth, wenn die Citate aus Plautus bei 
den lateinischen Schriftstellern und Grammatikern sorgfältig mit 
unserem Texte verglichen würden, namentlich um das Verhältniss 
zu den verschiedenen Recensionen zu ermitteln. Oefter stimmen j 

die Citate mit keiner von beiden Recensionen überein; hierher 
gehört wohl auch eine Stelle im Rudens. Die 4. Scene des | 

m. Actes endet mit v. 73, man hat nichts vermisst, obwohl' . {fi 
es auffallen musste , dass das Abtreten des Trachalio am Schluss i •! 

der Scene nicht bestimmt genug ausgesprochen wird. Schon 
A. Mai fand im A einen grossentheils unleserlichen Vers, die 
Angaben von R. und Geppert differiren erheblich, so dass 
sich, bis nicht eine neue €ollation des A vorliegt, die Ursprung- . 
liehe Lesart des A nicht feststellen lässt. Ich glaube aber, dass 
der Vers uns noch in einer anderen Fassung erhalten ist bei 
Charisius p. 197, wo allerdings nur Plautus ohne Angabe des 
Stückes genannt wird, aber die Worte passen sehr gut in diesen 
Zusammenhang: • .•■■•'""'."' 

D. Abi modo, ego — TR. intmicus esto, donicum ego revenero. ' 
Doch wäre es möglich , dass eben dieser Vers im Archetyponf / 
der Palatini nur durch Nachlässigkeit der Abschreiber ausge- : 
fallen ist .♦ . '• * « 



..» 



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Nachträgliches. 



Die Curat stcundae, welche Ritsch 1 im Rh. Mus. XXIV, . 
482 — 492 mittheilt, habe ich nicht berücksichtigen können, da , , 
sie mir erst jetzt zugänglich geworden sind. 

Wenn ich auf S. 11 Aspcr als Vertreter der Ansicht vom 
casus septimus bezeichne mit Berufung auf Anecd. Vindob. S. 79, ■'. 
so bemerke ich, dass diese grammatischen Bruchstücke allerdings - : 
grösstenteils mit Cliarisius übereinstimmen, daher Keil die- 
selben ohne Weiteres als Exccrpte aus Charisius im Anhange 
mittheilt, jedoch wie ich glaube nicht mit Recht; und gerade der 
Abschnitt über den casus septimus findet sich nicht bei Charisius, 
sondern bei Diomedes S. 317 ff., allein hier wird statt des Asper 
Scaurus genannt Diomedes kann jedoch nicht als Gewährs- 
mann gelten, sondern er hat die Fassung, wie sie in den An. \ 
Vindob. vorliegt, abgeschrieben, indem er in zwei Fällen eine 
willkürliche Aendcrung vornahm. Das Beispiel studente Sacerdote . 
differentia inventa est wird in den An. Vind. richtig übersetzt 
örcovdiCovtog —cc/.6QdiüTOQ : Diomedes, weil ihm der Name des. 
römischen Grammatikers Saccrdos unbekannt war, glaubte dies 
in isQeiog verbessern zu müssen. Ferner wenn der Verfasser' - 
dieses Abschnittes, der gerade so wie Charisius und Diomedes • 
der grammatischen Schule von Constantinopel angehört, Aspru* ^ 
statt Asper nach griechischer Weise schreibt, so subsütuirt. /- 
Diomedes, dem jener Name gleichfalls fremd war, aus Conjectur 
den ihm bekannten Namen des Scaurus. Der ganze Abschnitt, - 
über die differentia ablativi et septimi casus ist auf Sacerdos 
zurückzuführen, wie eben jenes Beispiel* zeigt, womit der Ver- 



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Bergk, Beiträge. L 



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fasser ganz deutlich jene Unterscheidung freilich sehr mit Unrecht 

als dem Sacerdos eigentümlich bezeichnet. Auch findet sich j 

wirklich in der Ars des Sacerdos I, 82 eine ähnliche Erörterung , 

über den casus scptimus mit demselben Beispiel docente Sacerdote, ; 

aber offenbar abgekürzt und an unpassender Stelle eingeschoben. ! 

Wenn ich S. 17 in quidem eine Ablativform erkenne, so ] 

bemerke ich noch, dass die Kürze des I aus der enclitisehen j 

^atur dieser Partikel herzuleiten ist '.'_..-.- 

S. 23 führe ich parcito linguam aus Festus an ; vielleicht ] 

ist auch bei Plautus Persa 682 parce voce nicht in voci % zu\ - ; 
ändern, sondern als verstümmelter Instrumentalis zu fassen oder ! 1 

rocem zu schreiben, wie Senilis Aen. X, 532 im Miles laß 
v. 1219, wo die Hdschr. ne parce voci bieten. Operam suam 
parcere bei Plautus Most 104 (aber 124 sibique et materiae ne x • j 
pareunt, Mil. 1380 iperae non parco meae), peeuniam parcere* 
bei Plaut. Cure. III, 11 (nisi eam mature parsif) fasst man als 
Accusativ, es kann aber recht gut der alte Instrumentalis sein: . ■ - ! 
"doch ist auch die Verbindung mit dem" Accusativ nicht anzu- ~ : 

zweifeln, z. B. Pseudol. 79: id quidem Tiercle ne (scr. nüne). 

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parns. 

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S. 31. Dass man in Samnie eine doppelte Flexion kannte, 
geht auch daraus henor, dass Caesar de analogta die Flexion * 
Sanum, Samnitis empfahl, Priscian VI, 64. Ursprünglich war 
der Xom. Singul. auch in zwiefacher Form vorhanden, die jedes- 
mal dem Genitiv genau entsprach, Samnis und Samnäis (Cato 
ager Samnitü, bei Naevius Rammte als Neutrum), woraus später . 
Samnu entstand. ' * 

S. 32. Die Inschrift des Aemilius Paullus findet sich jetzt - 
im CLL. II. in den Addend. n. 5041. 

S. 36. Die Verbindung der Präposition cum mit dem '.-": 
Instrumentalis erkenne ich bei Cato (Gell. X, 13, 2): ' Ibi ' ''■ 
pro scorto fuit, in cubiculum subreptitavit e convivio, cum partim 
eorum iam saepe ad eundem modum erat (lies fuerdt)S % '. ' 

S. 38 Anmerk. Bei Plautus im Persa 119 ist in der Les- 

__ - * * - 

art des B vielleicht mecum orare verborgen; man fand den .* 
Wechsel der Structur narravi tibi tecumque oravi und te me \ 

wäre anstossig, und änderte unbekümmert um das Metrum« •". -V » j 

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S. 43. Auch Tacuvius bei Xoiüus 1*4 sagt oro ab* te. 

S. 14 Aumcrk. Ein ähnlicher Irrthum findet sieb bei - 
Donatus (oder vielmehr einem . andern Srholiasten , denn Donatus • 
verwirft mit Recht die liier vorgetragene Erklärung) zu Terenz . 
Ilec. III, 3, 33: poet duobus pro poet duoe ut JPIautue: poet 
ftrincipio denique. Dies geht auf die Stelle im Persa v. 451c 
Atque edepol firme ut quisque retn aceurat suavi Sic ei procedat, 
poet prhtcipio denique. Hier schreibt Ritschi zum Theil nach 
Scaligers Vorgange: Atque edepol ferme ut quieque quidque : 
oeeeperit, Sie ei proeedunt post prineipia denique; ' 
allein diese Aenderung ist zu gewaltsam, es genügt zu schreiben: * 
Atque edepol prime ut quieque rem aceurat suam, Sic ei procedat - 
postprineipio denique. . * ' 

S. 55. Es sind, um dies nachträglich hervorzuheben/nur 
die Formen quid und quod> welche von Pronominibus sich 
nachweisen lassen. Für quid lässt sich noch Plaut Persa 661 
anführen: quid datur, tanti indica, d. i. uoom*, wo die Heraus^' • 
gebor qui corrigirt haben. 

S. 76. Wo ich aliquot und quoee als img bezeichne, » 
bemerke ich noch, dass auch in den Wollen der Xu Tafeln . 
bei Cicero de Leg. II, 29: Ilomini mortuo ne ossa legito, quo 
poH funun faciat zwei Ildschr. quo* bieten; hier wäre übrigens 
quod nicht unpassend. • 

S. 98. Ueber frugi und frugi* vcrgl. auch Charis. S. 105: 
lionae frugi sine S veteres dixerunt, *ed nunc quidein bonae frugi* 
cum S pronuntiant, cum antiqui ad frugalitatem, non ad frugem « 
Juinc diäionem referre ,*int soliti. Der Grammatiker meint wohl . 
eben archaisirendc Schriftsteller wie Gellius. Priscian kennt - 
nur frugi und erklärt diese Form für einen Dativ. % 

S. 107. Andere Beispiele der Elision und Crasis bietet die 
eben jetzt von G. N. Ockonomides publicirte grosse Lokrisohe . 
Inschrift (hcoiYACt Aov.qCtv '/Qa/nftara Athen 1869) dar. 

S. 125. In der StcDe des Quintilian sehreibt jetzt Halm . , 
mit Lachmann (Lucrez 29) ut dixit; aber es ist sprachlich . 
ganz unmöglich, diese Worte auf Messala zu bezichen, der ;. 
noch gar nicht genannt war; schreibt man ut dixit, so könnte - 
dieser Zusatz nur auf Servius gehen, was aber ebensowenig - 
angemessen ist ' . '"'"-."•.• 



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S. 153. In der Stelle des Quintilian lesen statt diee banc 
aeqtw A C dieae hac cqtie y S die et liac aque, M dicte hecque. 
Für aeque könnte man vielleicht ein drittes Beispiel, wie agee, 
vermutben. allein Quintilian führt offenbar liier ganz dieselben 
Worte an, wie früher I, 7,23: an dieser letzteren- Stelle bat 
jetzt auch Halm in den Nachtrügen (Bd. II.) erkannt, dass die 
Formen" ohne . M der Weise des Cato genau entsprechen und 
noch in den Hdscbr. des Quintilian sich erhalten haben. 



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Verbesserte oder erklärte Stellen. 



Afraniui 18. 87. 

Aristoteles 118. 

Atta 147. 

Attius 55. 58 

Auguralbücher 22. 23. 28. 84. 

Caccilius 187. 

Cato 91. 152. 153. 162. 164. 

Charisius 62. 95. 

Cicero 120. 

Columna Rostrata 25. 26. 

Corpus iiiscr. Lat. 34. 93. 

Diomcdcs Nachtr. 161. 

Douatus 155. 

Enuius 21. 33. 36. 60. 89. 116. 118. 

119. 15a 

EpichannuB 104. 

Faliskcriuschrift 25. .94. 

Gellius 143. 145. . • 

Gracchus 150. 

Lex agraria 89. 

Lex Pinaria 146. 

Lex Silia 89. 

Livius Andronicus 35. 117. 

Lucretius ia 19. 61. 88. 

Monumentum Ancyr. 25. 

Naevius 21. 35. 59. 108. 110. (117). 

Pacuvins 75. 91. 

Plato 112. 

Planta: 

Amphitruo 67. 83. 100. 149. 
Asinaria 63. 87. 
Bacchides 43. 55. 100. 
Casina 38. 117. 
Epidicus 120. 

Meuaechmi 38. 40. 48. 51. 70. 
101. 144. 159. 



Mercator 32. 39. 46. 48. 55. 65. 

87. 15a 
Miles 41. 42. 85. 95. 98. 116. 119. 

Nachtr. 162. 
Mostellaria 51. 73. 116. , 
Persa 41. 55. 56. 143. Nachtr. 162. 
Poenulus 23. 51. 54! 5a 88. . 
Pscudolus 21. 39. 47. 54. 69. 72. 

85. 86. 99. 134. 158. 
Rudens 49. 72. 77. 90. 116. 160, 
Stichas 46. 77. 91. 99. 146. 148. 
Trinummus 51. 56. 57. 60. 69. 71. 

98. 119. 132. 149. . 
Truculentus 36. 42. 49. 54. 59. 60. 

62. 6a 69. 74. 77. 84. 91.' 

95. 125. 132. 133. 134. 135. 

136. 138. 139. 140. 142. - 
Hypothesen der Plaut. Com. 114. 

Plinius 145. ■ : . J -. 

Pomponius 66. 101. . - 

Priscianus 10. IL • ;\ 
Probus 57. 

Quintiliänus 8. 125. 153. 163. 164. 

Sallustius 11. 100. : 
Scipionengrabschriften 80. 
Senatuscons. de Bacch. 24. ' . 

Servius 83. 124. ■ 
Sisenna 124. \ • ' /- • J; 
Sophocles 6a '* ' 
Symmachus 99. ' "'• 

Tabulae Xu 28. 49. 92. Nachtr. 1£3. 
Terentius 8a 
Titinius lia 

Ursus exodiarius 115. V . '■ ;■..- ,, 

Varro 22. 60. 75. 94. 14a 157>. > 



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Wort- lind Sachregister. 



Ablativ, Joeale Bedeutung 30, der 
Herkunft 32, beschreibend 36. 

Adeo ne 68. 

Adprime, cum prinie, prime 84. 

Adrido st adrideo 137. 

Adverbia auf £ 17 ff. 

Adverbia auf 19 ff. / 

Aisernio Ul. 

Aliquo 76. 

Alium, alid 5C 

Idrntyufis 112. 

Anno und annum 60. 

Asper der Grammatiker 11. Nach- 
trag 161. 

Cacula Prosodie 114. 

Calliopius 123. 

Castud 94. 

Cato von Plautus angegriffen 140. 

Clodius Scriba 124. 

Columna Rostrata* welcher Zeit 
die Inschrift angehört 9 ff. 

Communis dies 147. 

Comperendinus dies 145. 

Compsissume 85. 

Concapes 28. 

Condictio 145. 

Coniunctiv und Futurum vertauscht 
41.97. 

"Contra 82 ff. 

Crebrinodosus unlateinisch 60. 

Crux ob Masculinum 150. 



Cuius, quoius Pron. poss. 59 ff.. 
Cum mit dem Instrumentalis ver- 
bunden Nachtr. 162. 
D eingefügt 120. . : 

D und T abgestreift 97. 
Decerc, decorum mit dem Ablativ 

verbunden 43. "- . -' 

Dennis st. demum 132..- -V ■-.-. -;.'■ 
Dies fastus/nefastus 93. 
Jifi 15. < 
Digamma bei Homer 14. bei Epi- 

charm 104. 
Diniarchus 120, '\ ' . - ; * 
Diu, dudum 82. ^ ■ * J. .,_-■. 

Dius 79. 80. ' . .. : - 

Domo st domi 26. : ► 
Eafdem 71. - 

Edere de meo u. 8. w. 59. ■'"■»■ 
EgregissimuB 91. .". 
Exitimns 50.- - * - m 

Falsas pugnas deferre militärische« 

Vergehen 139. 
Finanzkrisis in Born 130. 
Fruge 78. Frugi, frugis 78. 98/ 

Nachtr. 163.. . . 
Frustra 82:,- : V ■-:/ 
Frux 78. 
Gemination des C. 76. Der Vocale 

bei Cato 153.V- " ; 

Genitiv, temporale Bedeutung 78. 

143 ff. partitiver Gebrauch 149. 






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(ionittr anf AS 100. 

CiMinitutiiii'lics Uonrhlwht , Ab- 
woii-hnnxi'B, wo man ein hv- 
nunymcE Wort «rginien muss 
Gl ff. 

Hocedie 85 ff. 

H.vpi .Diesen der Plaut in incben (V 
miWUen 114. 

[ftnfendw jyncopirtc Ten« 68. 

Iil auf einen Fluni] belogen GH 

llluc, istne, Prosodie der End- 
Kjlbc 76. 

Imle, unde n. b. w. alt« Ablativ- 
bjldnngcn 16. 

Indn 97. 

IiiduKtrior 91. 

Innoiior 91. 

Inst niiiiriitnlin 22 ff. und Naebtr. 162. 

Inwliriftcn in Tempeln 94. 

Intor verbanden mit einem Geni- 
tiv 80.- 

Inter viaa 81. 

Intus 16. 

Intm inj Hiatus 70. 

LannuiYimu 21. 



Lot 






I.oiif;e, longis 18. 

Litt jjriumiitt. Gemhlecbt 14G ff. 

M riiigafilgt 126. 

M plionetiselier Zusati 17 SS. 55. 

M niulit elMirt 115 ff 

M .>■■ ■- assercre 23. 

Mehe fi2. 

Mcbcrcle 90. 

V- n. ton 52. 

Mercules 158, 

Mi -.■■.-.- T hemme 140 

Mola GGttin 99. 

N eingefugt 120. 

Negritu 28. „ 

Niii'iidijiam 56. 

Noctu grammatisches Geschlecht 

78. 79. 
Novit« 151. 
Nut Adver hiom 78. 



Xoditu 150 ff. 

Nune nnper 152. .- - 

Kunquaiu hodie und hodie nun- 

quam 39. 
Kaper Etymologie 151. '" 
Opas est Oonstruction 57. 
Orare mit Acensativ oder der Pri- 

posirioii A verbunden 43, Nachtr. 

162, mit der Pripc-g. com 49. 
Orbiliua der jüngere 126. 
Pcrcndie Bedeutung 145. . " - 

Pcnnities, pernities 154 ff. 
Per gcfacnl IM. . : 

Per viam und per räs 81. 
Pleusidippus 120- 
Pnmex, pimex 167. 
Portid 89. 

PraepuBitionen , freiere Structnr 94. 
Praetorea ohne Coptüa 77. - 

Prodi« aa • 

Quamde 16. IM. ■■'-■■ 

Quandoc 29- 

Quid adverbialischer Gebrauch 54. 

Quidcm aller Ablativ 17. Nachtr.162. 

Quo verkürzt 73. 

Quod oeeepi 74- ' 

Quoquomqne 76. 

Romnea Ramnete« 80. . . * ' * ■ 

Samnio 30. Nachtr. 162. • : ' 

Sp. sed, siue 88C 

Scdnlo, sedolus 89. 

>.-■ mini als Snbstant 79. 

Slrahur 20. ■ '.■ * 

Sb 120. 

Sireropae 23. 

Hisimnfl 124. L . ■ ' 

Snllo (Wasch 83. 

Simdihu PloraJ 81. 

Sotadcische Vene 67. 

Srrabai 141. 

Superne, sapernos 89 _-\ 

Snppremo die 145. 

Synjwse des I 151. 

Tendexe m 76. 



168 ". — 



Tringinta, Quantität der End- 
sylbe, 92. 

Troiadc 35. 

Truculcntus des Plautus, Zeit der 
ersten Aufführung 139 ff., wie- 
derholt überarbeitet 129 ff. 

Ubi, utcr, undique, unquam, us- 
quam , usque , Elision des vor- 
hergehenden Yocals vernach- 
lässigt 119. 



Una opera, Betonung im Verse 71. 

Valerins Oato 126. 

Verkürzung langer Sylben beim 

Hiatus 45. 7L 
Viare 41. 
Vias Genitiv '81. 
Victoriati nurami 06. ' 
Vivere, (Instruction 59. 
Vivopera st. vipera 133. 
Vir, Etymologie 23. 




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