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Bapel
1905.
— VI —
bringen. Daburd^ fönnte ber cigcntlidie ^wed bes Untet^
neiim^nSf moglid^ji vxeh Dcrbiente Itlitbürger ber Pergcffenl^eit
$u entreißen, mol^l nod? beffer erreid^t n?erben, als es bist^er
gefct)ei|en ift.
Im Hamen der clerausge&er:
Safel^ im ZTooember 1905.
Inhalt
Seite
■JRitter SBernl^arb ©tc^clin, t)on g^ij ©tä^elin. . 1
^ürgermciftcr 3>o^- 9tuboIf 5äf^ ber ^»fingere,
gemefcncr Dberft in fgl. franjöftfd^en ÄriegSbicnften
(1680—1762), t)on Slug. «urrf^arbt 55
^arbtnal Sfofcp^ %&\^, oon S^ob ©d^uciber . . 71
J^ol^ann SRuboIf ©d^nell, oon Sluguft ^uber . . . 129
Bitter Bcm^arir Stcjjcttn.
„^Jern^rb ©tetfelin, oon Qugenb ouf in ben Sßiffen-
fd^aften unteriviefen, ^t ba§ Sager bet Stufen mit ben Seltm
be§ ßiiegSgotteS »ertauf<^t unb enoatb fic^ in tierfc^iebenen
^Ibjögen ber Jranjofen, an benen bie ©ibgenoffen bem SBec*
ttag gemä§ teilnahmen, ben Siu^m bec SEopfetfeit; fc^lie§tid^
ift er Don Sönig ^einric^ II. oon gtantteic^ na^ bet ©c^lac^t
bei Stentg mit bem 91itterf^lage beehrt niorben. tiefem Könige
^t er auc^ fernerhin in ber ^ß^rung eines ©diroeijerregimentS
feine ®ienf(e geleiftet. 3Il§ aber na(^ bem Sobe ^eintii^S II.
bie SReligionSEtiege im Innern gtenffeic^ö öbet^nb nahmen,
geVtc^te et '^^n ©eboten feinet frommen Dbtigteit unb gog
eS cor, ju §aufe im grteben ju leben, roo er auc^ im 3tat|re
1570, an feinem 9lamen§toge, bem 20. Sluguft, geftorben ift."
aflit biefen SHJorten fa&t ber «aSter ®ef(^ic^tSf(^teiber
ffi^riftion SHJurftifen in feiner Epitome historiae Basiliensis
ben Lebenslauf eines SWitbütgetä jufammen, bet fteben ^a'^rc
ea«In nf«9iQpfi(n III. 1
— 2 —
Dor bem @rfd^einen be§ @uc!^e§^au§ bem Sebeit ge[d^teben
TOar. ®8 f oö im fotgcnben icrf u^t werben, äße SJlad^ric^ten^
bie un§ ber aufaß $6er biefen SWann erl^alten ^t, jufammen^
jufteöen unb ju Irefpred^en. SJiel^r afe ein „g^agment
einer SBiograpl^ie", wie fc^on ©treuber feine ©üjje im 93a§Ier
^^afc^enbud^ auf bie ^fa^^re 1854 unb 1855 betitelt ^t, !ann
aud^ biefer SBerfuc^ nic^t ju bieten wagen. :3ntmer]^in l^offe
id^, ban! ber l^eutjutagc größeren 3ugängttc^feit ber Slrd^ioe,
an nid^t wenigen ©teilen biSl^er unbefannteS aJlaterial l^eran*
gejogen ju ^aben.
Seml^arb ©tel^elin entstammte nid^t einer alteingefeffenen
93a§ler gamilie, fonbern mar, menn nid^t aUeS trügt/) ber
©ol^n eines 9leubürger§, be§ .^einrid^ ©tel)eUn oon
©d^lettftabt, „93aber in ber üeinen ©tabt", ber fpäteften§ feit
1515 in 93afel anfäfftg mar, am 11. Dttober 1524 ba§ SBa§ler
93ürgerred^t erl^iett, im gleid^en ^al^r ate Slmtmann über Sll^ein
unb SÄeifter ber 93aber=93ruberfc^aft ermäl^nt mirb^) unb im
^erbft 1535 jum ©d^affner auf 93urg ernannt mürbe.*) 93ern=
]^arb§ ©eburt mu§ um 1520 fallen, benn im ^a\)xt 1533
finben mir il^n unter ben ad^t ungefähr breije]^njäl)rigen Q'öQ'
lingen, mit benen ba§ neuerrid^tete 2Itumneum ober ©apienj*
]^au§ im el^ematigen ^rebigerflofter eröffnet morben ift. ^) @§
waren nid^t ©ö^ne au§ ben bamal§ oornel^men Familien,
fonbern offenbar arme, aber begabte 93ürgerfö]^ne, bie in biefen
Äonoift aufgenommen würben, um l^ier unentgettlid^ auf bie
Unioerfttät oorbereitet ju werben unb namentlid) einen grünb=
liefen Unterri(^t im Sateinifd^reben ju empfangen.
@§ entjie^t fid^ unferer Kenntnis, wie lange 93em^rb
©tel^etin im ©apienjl^aufe oerbtieben ift unb ob er fpäter bie
Unioerfttät aud^ wirftid^ befud^t l^at. Qci^^ttfaÖS erl^ielt er
fd^on 1541, alfo in einem Sitter oon nur wenig über 20 Sia^^ren,
— 3 —
bic amtliche ©tcße cineSUntcrfd^reibctiS am Spital; jtDei ^ai)xt
fpätcr, 1543, rüdftc ^r an bö^ älmt cincS ©pitatOberfd^rciberil
Dör.'^) ©pätcften§ batnafö mu§ et ftd^ aud^ ocrl^ciratct l^abciv;
feine grau l^ie§ ©orotl^ea ®r)§ler nnb war eine ^od^tet
t)e§ 2Ret;ger§ Safob ©q^ter, ber ftd^ am 4. aWärj 1545 in
^weiter @]^e mit Katharina ^otbein, ber älteren ber beiben
aöd&ter be§ berül^mten aWaterS, tjerel^etid^le. ') Slm 9. aKärj
1544 lie§ ©eml^arb ©tel^elin in ber ^farrtir^e ju ©t. 2ltban
«ine 2:oc^ter Slnna taufen: e§ ift ba§ einjige Äinb ©te^elinS,
Don bem mir Äunbe l^aben.^)
Qm ©ommer 1547 l^at ftc^ ©tel^elin in bie 3wnft ju
iBeinleuten aufnel^men laffen. 3)a§ .^anbbud^ ber 3wnft ent*
§ält barüber folgenben ©tntrag: „9lnno 47 uff fonntag nod^
:3o^anne§ öaptifta [26. ^mx 1547] ^at ©ern^art ©te^elin
bie junft !ouft umb feci^§ gulben, mit fottid^em gebing, ba§ er
fürrer ber junft biener unb fd^riber ftn foK, unb alle jar ein
gulben abbienen, fotang bi§ er ber junft ganj bejatt. er l^at
J3ud^ bie 8 ß ben mciftren bar bejatt." äBir fönnen au§ ber
^'lotis fd^tiejsen, baj3 Sernl^arb ©tc^elin fid^ bamate in nid^t
eben glängenben SBermögenSumftänben befunbcn ^at; bod^ !am
il^m, mie für feine bürgertid^e Stellung, fo aud^ bei ber 2luf=
nal^me in bie 3unft, bie im ©apienj^au§ erworbene 93ilbung
ju ftatten, inbcm er fid^ al§ ©d^reiber fonnte t)crmenben laffen.
^iefe oerl^ältni^mä^ig l^ol^e 93ilbung, t)creintgt mit einer guten
'©oftg praftifd^en SBerftanbeS, mirb aud) ber ©runb gemefen
fein, me§^lb i^n fein ©d^micgcrt)ater ^atob ©q^ler bei ber
^rbteilung nad^ bem Sobe ber O^rau @l§bet^, .^olbein§ äBitme
(1549), jum 93et)ollmäd^tigten in ber 2eilung§angclcgen^eit er*
nannte, obmol^l ©te^clin ate ©emal^l einer Sod^ter @q§ler§
au§ erfter @^e perfönlii^ gar ni(^t an ber ©ad^e intereffiert
iDar. ^)
— 4 ^
^tt ®ommtt beS ^afycti 1550 btad^te htm @pitatfd^tei6et
bie aßßal^t jum ©ed^fer in feiner S^^% in bcr er feit ben
SBa^Un be8 oorl^ergei^cnbcn a[al^rc§ foft attjä^rlic^ ate ftiefer
auftrat. SBeniger @tüd l^atte er mit »erfd^iebenen SBeroer:^
Bungen um begcl^rengmertere Smter im ©taatsbienft. ©d^on
im ^tttiuar 1545 ^atte er ftd^ um bie ©teile eine« SRid^tl^auS:^
^ned^teS beworben; im äJlärj 1548 melbete er ftc^ an bie
©d^affnei ju ©t. SKban, im g^ül^Iing 1550 ebenfo an ba§^
©teincntlofter ; im 3)e jember bcSf elben ^al^reS begehrte er ha^
2lmt eine§ ©pitalmeifterS : in aßen biefen ^üUtn mar er nid)t
ber au§cr!orene. ^^) 9iadö foti^en ©rfal^rungen mochte i^m
ber ©taatsbienft über^upt entleibet fein; er gab 1551 bie
©teile eines ©pital-Dberfd^reiberS auf unb fi^eint bamal§ bie*^
jenige 93efd^äftigung ergriffen ju l^aben, bie mir il^n in ben
folgenben ^al^ren ausüben fe^en: bie 2:ätig!eit eines ©aft^^
mirteS. 3m äBirtSl^auS „ium golbnen S?opf" an ber ©d^iff:^
länbe (eS ift baS t)or furjem abgebrod^ene ,^oteI 93eIIenuc)
mietete er fid^ ein; offenbar mar er bamals nod^ nid^t imftanbe^
baS ^auS ju faufen; baSfelbe oerblieb cinftmeilen im 93eft^e
ber @rben bcS früheren SSirtcS <3afob ©rünnagel.^^)
2llS ber ^opfmirt ©tel^elin, ma^rfd^einlid^ im .^erbft 1551;.
in baS ©Ifag reifte, um feinen ÄeHer mit bem eblen ©aft ber
bortigen SReben auSjuftatten, befam er bie Unfid^er^cit ber
3eitläuftc unangenehm ju oerf puren. 2lm 7. 9)lärs 1552 fd^ricb
ber 93aSler SRat an bie öfterreid^ifi^e ^Regierung in ©nfiS^eim
maS folgt :^^) „^iebi aber, günftig lieb Ferren unb frünbt,.
lönnenbt mir ixä) nit bergen, baS ben unfern, fo irer notturft
unb gefc^eften nod^ in euer ocrroaltung reifent, oon ümern oil
unb mand^erlei l^od^mutS unb gmalt? begegnet, alfo ba^ ^in:^
geflo^ner jit 93ern^art ©täd^elin, unfer burger, fo min im
@lfa§ !ouft, unferr oon ©olmar in frigen oelbt angerent univ
— 5 —
mit angefe^ten ffitBttd^fen an ben Hb trui^(id^en geted^tfetttget
itnb juletfi nod^ oil l^od^mutö, fo ft mit bem unfern gettiben,
^efagt: n)tr bte tütet oon @nfen l^aben bieS t^on; baS fag
binen ]^etten'\ 2)ie ^nftSl^eimet ^Regierung blieb abet bie
'äntroott nid^t fd^ulbig; fie befd^werte fid^,**) ba§ fünf SBaStet^
batuntet aud^ bet SOSitt jum golbencn Äopf, bie auf bie l^in*
laufenben ftnec^te road^el^attenben Untettanen auf Sieid^Sboben
bei bem SBegl^auS in bet ^atb ,,ttu^Iid^ )u pfetb angetennbt,
bie büd^fen u§ ben fuetetn gebogen unb gefagt: mie fd^medtt
«cud^ bis ftaut, unb matumb ft mad^en, mit anbern unfteunb*
lid^cn motten".
@8 mat mol^I ba§ etfte 9)ial, ba§ ©etn^atb ©te^etinS
D^ame in einem intetnationalen amtlichen ©tiefmed^fel genannt
luutbe. 93alb foHtc bem unerfd^todfenen 9)ianne ©clegenl^eit
wetben, feine Kräfte in ben 2)ienft einer ebleren 2lufgabe gu
fteHen, ate e8 bie SRempcIcien mit ben öfterrcid^ifd^en SReitern
itnb SBääc^tern gemefen waren. 2)ie franjöftfd^e SBerbetrontmel
mürbe im grü^ling 1552, mie in ben übrigen mit granfreid^
Derbünbeten Orten, fo aud^ in 93afel gerührt, ^n ben 9legi*
meutern be§ 9li!tau§ ^rmi unb be§ ©ebaftian ©(^erttin jogen
"bie 93a§Ier ©ölbner ben beeren be§ Äönig§ ^einridi IL t)on
tJranfreid^ ju, ber bamafe ben Kampf gegen bie erftartte ^ab§=*
burgifd^e Uninerfalmonarc^ie fraftig mieber aufnahm unb, bie
bebrdngte Sage be§ alten Kaifct§ Karl V. au§nü^enb, ftd) an=
fd^idEte, bem bcutfc^en SReic^e bie 93i§tümct 9Jle^, Soul unb
Ißerbun ju entreißen. ?iun roirb feit ^Urlauben gemeinhin
angegeben, ^*) 93crn^arb ©te^elin fei bem Dberften SüflauiS
:3rmi bei ber 93ilbung feine§ 9legiment§ bel^ilflid^ gemefen unb
^abe i^u afe «Hauptmann in ben Krieg nad^ Sot^ringen unb
in bie ^icarbie begleitet. @§ ift mir ni(^t gelungen, einen
S3eleg für biefe 2lnna^me aufjufinbcn. ^n feinem 93rief beS
— 6 —
Dberftcn 3>rmi, aud^ in feiner SÄiffttje bc§ Sanier SiateS an
benf elBen wirb ©ernl^arb ©tel^elin meines SSiff en§ genannt ;
at§ 95q§Ier SDlit^auptmann ^xmx^ begegnet bamate nur Partie-
l^artmann. SBefonberS niu§ bcr Umftanb in§ ®tmdjt fallen^
ba§ in bcm 93ricf 3rmi§ t)om 15. 9lot)ember 1552/^) wo fämt*
lid^e ßauptleute mitunterjeic^nen, ber 9iame ©tel^elinS f el^tt Sin-
beterfeit§ fd^eint ©te^clin im ©ommer 1552 bod^ nic^t im
55afel gemefen ju fein, roenigftenS übte er in biefem Qfal^re
feine gcmol^nte Sätigfeit als Äiefer bei ben B^nftmal^ten nid^t
au8. 2lud^ bie 2lngabe feines 2lbeI§biptomS t)om ^f^nuar 1555^
TOonad^ ©tel^etin bem franjöftfd^en Könige „parcidevant et
des longtemps" gebient ^ätte, fc^eint el^er für als gegen
feine 2:cilna]^me am ÄriegSjug beS ^al^reS 1552 gu fpred^en^
S)ie 9)iöglic^feit ift alfo nid^t r>on ber ^anb ju weifen, baj3: '
^Urlauben, ber aUerbingS nid^t im SRufe großer ^unerläffigfeit
fielet, in franjöftfd^en Duellen einen ©eroeiS für feine SBel^aup^
tung gefunben unb nur infofern Unred^t ^t, als er öernl^arb»
©tel^elin fc^on im ^al^re 1552 als Hauptmann unb nid^t niel*^
mel^r in untergcorbneter Stellung in QrmiS ^Regiment bienen läßt.
Äiintten mir nad^ aUebem auf bie O^rage, ob 93ern]^arb
©tel^elin bei ber Eroberung ber brei lotl^ringifd^en 93iStümer
burd^ .^einric^ 11. unb ben ftd^ anfc^lie^enben Kämpfen in ber
Pcarbie mitgeroirft ^t, feine ganj ftc^cre 3lntn)ort geben, fo
fielet eS bagegen feft, ba§ er feit 1553 mehrere ^al^re ^inburc^
l^auptmann in franjöftfd^en 2)ienften gemefen ift.
3m 3iuni 1553 l^atten bie elf eibgenöfftfd^en Orte (b. i).
alle au^er Qüxxi) unb 93ern) bem fraujöfifd^en König neuer*
bingS ein aiuf gebot non 10000 3Äann in 33 gä^nlein bemittigt.
®iefe Gruppen mürben in jmei ^Regimenter eingeteilt ; baS ber
©täbte ftanb unter bcm Dberften ^etermann t)on Slerq auS-
greiburg, baS ber „Sdnbcr" unter bem ©c^mqjer Dberft 3)ietrid^
— 7 -
an ber l^albctti^^) 93afd fteHtc jum ^Regiment bcr ©täbte
imtx ^äl^nlein; aU ^auptleute !ontmanbierten unfet Seml^arb
©te^elin, ^atob ^ötfc^in (,,iung ^ütfc^in") unb ßan§ SBil^elm
ßcbbenring. ®cr SWann, unter bcm in früheren Qß^^cn bic
SBaSler als bem gegebenen Slnfül^rer gelämpft ^tten, 9H!lau^
3h:mi, war nad^ feiner SRüdffel^r au§ bem legten ^elbäuge im
aWärj 1553 geftorbcn; fo mar für neue S&länner 9laum ge»
morben. ") ®er 2;ag bcS 3lufbruc^i§ ber beiben 93a8ler gä^n«
lein f ^eint ber 3. Quii gemef en ju fein ; unter bief em ® atum
richteten 93ürgermeifter unb 5Rat an bie unter ben genannten
brei ^auptleuten oerfammelten ,,roegfertigen Änec^te" einen
@rla^, in bem fie i^nen anbefahlen, i^ren ^auptleuten gel^or«
fam ju fein, ft^ ehrbarer Sluffül^rung ju befleißen unb nament-
li^ ber ®otte§lafterung unb anberer Üppigfeiten fid^ ju ent*
galten.'«)
2ll§ bie beiben ©d^meijer ^Regimenter in granfreic^ an*
langten, fanben fte nid^t mel^r t)iel ju tun t)or. ®ie ^aupt»
fc^Iäge waren fd^on gefallen, unb jroar nid^t gugunften beS
franjöftfc^en Äönig§. (Seit @nbe 3lpril l^atte eine !aifertid^e
SCrmee nor ber Seftung S^l^erouanne gelegen, bem e5ponier=
teften 2lu§enpoften ber g^anjofen in 2lrtoi§. ®a |ieinrid^ II.
bem ^a^ nur gang ungenügenbe Unterftä^ung gufommen lie^,
mu^te bie ©efa^ung am 20. ^nm fapitulieren ; bie ©tabt
mürbe für immer jerftört. ®ann rüdfte ba§ faifertid^e ^eer
weiter nad^ ©üben Dor; bie näd^fte franjöftfd^c ©tation mar
ba§ fepe ©d^lo§ ^e^bin, ba§ bie ^tanjofen erft im ©ejember
beg Dorl^ergel^enben Qfal^reS unter öeil^ilfe eibgenöfftfc^er ^aupt=»
leute mie be§ 9li!tau8 3>rmi erobert l^atten. @ine ganje Sin*
jal^I SBertreter be§ l^ol^en franjöfifc^en 9lbete mürben je^t l^ier
oon ben ^aiferlid^en eingefd^Ioffen, unb burc^ eine unerl^ört
l^eftige Sefd^ie^ung unb ba§ 3lntegen Don 9Rincn gelang eS
— 8 —
ben SBcIägerem ft^on am 18. ^\Ax, ^eäbin emjunel^men; UtttUt
bett bei bet SScrtelbigung ©efaüenen befanb ft^ jum großen
Sd^merse beS ftönig^ aud^ ber junge ^erjog oon @)(tftrd,
^oratio garnefe, ber ftd^ etft öor futjem mit be§ ÄönigS tia*
tfttlid^er 2;oc^ter ®iana Dermä^It l^atte.
®egen @nbc QfuU mar ba§ franjöftfd^e ^eer öerfammelt.
%xii bie beiben eibgenöffifd^en Stegimenter fanben fid^ enbltd^
ein; in fc^merfdDligem 31^9^^*) begaben fte ftd^ Don i^rem
©ammelpla^ ®^äIon§ sur ©aöne über 3)ij[on nad^ bem nörbtid^en
granfreid^. SBetd^en ©inbrudf auf fte bie Äunbe t)on ben
©reigmffen in 2Irtoi§ gemad)t ^at, erfahren mir au§ folgendem
©^reiben ber brei Sanier •g)auptteute com 2. Sluguft 1553 1^^^)
„@blen ftrengen frommen fürftd^tigen erfamen mifen gnebig
unb günftig lieb Ferren, eümer ft[rcng] e[rfam] m[i§]^cit]
figenbt unfere unbertl^enigc unb burgerlid^e bienft aljeit juüor
bereibt, gnebig l^erren, nod|bem unb mir ne^ermote, nämlichen
uf ben 27 ten juUi ned^ftoerfcf)inen, bi D^malbt aJletjer unferm
mitburger c. m. ein fi^riben getljan, unb aber bojumol nümer
jeitüng l^alb un§ noc^ nüt fonber§ ju miffen geroefen, bann
allein non ber bclägerung ber oefte ^ebin [^e§bin], ift un§
l^iejmifd^en gtoubmürbigflic^ fürfomen, mic "t^a^ gebuchte t)efte
burd^ unbergraben be§ fcinbt§ ingenommen unb nit minber
etma§ x\x6) ergangen, bejjent^alb man un§ nötigtUi^ tljut für*
manen, bamit man bem feinbt begegne, mir fönnen unb mögen
mol oerfton oon ben g^rantjofen, ba§ e§ not tl^ut. ®§ fotten
jmei fenbli lanbtjfnecf)t, fo in be§ 9tödEenrüt§ [SRecferobe
(9lccfenrobt), beutfd^er ©ölbnerfül^rer in franjöfifd^en 2)ienften]
hammen angenommen morben, biefelbigen irem öberften nodf)
in ba§ ^emont ju fcf)idEen, erl)eifd^enbe notturf nodt) in ba§
^icarbg oerferft fein, fampt brien Slqffenbergif^en fenblinen,
meldt)e bi^^ar nit miter noc^ me^r jufamen gebracf)t foU
— 9 —
^abtn, no(| bem atijeig^n, fo un§ etlid^e fonbt^fned^tifd^e be«
t>e{l)d^8leflt ju 3!)igii«m [3)iiött] g^tl^on l^anbt. tote cS abetbett
fßrften, fo in gcmeftem ^cbin gelegen, ergangen (roetd^e in
nnferm neppen f<i^riben eäd^ unfern gncbigcn l^em DermeCbt),
Io§t man noi^ nit uSfomen. fo e§ un§ mit ber jeit ju wiffen
mfirbt, meöen mir femttd^§ unb anberS eurer ft. e. m. nit ner*
Ratten, l^iemit un§ almegen in tüxottn oättertid^en fd^u§ unb
jdjirm unbertl^cnigfUci^ beoetd^enbe, datum ben anbern augufti
anno 53.
eümer ft. e. m. unbertl^enige unb gel^orfame burger
93ern]^art ©tc^elin
3acob ^eütfc^ii
^an^ äöill^elm ^epbenring."
2lm 7. 3luguft ift biefer 93rief im State oerlefcn, am
10. Stuguft beantwortet morben.^^)
@§ gelang ^einrid^ IL, mit ben enblid^ oerfammelten
Struppcn bie gortfd^ritte be§ Äaifcr§ aufjul^alten unb fogar
-einjelne ©rfolge ju erringen* 2luc^ fd^ien ftd^ am 1. (September
bei 33alencienne§ eine größere ©d^Iad^t entfpinnen ju wollen.
^In Slugenjeuge oerftd^ert ^od^ unb l^eilig, man fönne unmög*^
lic^ ein .^eer oon befferem SGßiUen unb größerem ^flid^teifer
erfüttt fe^en, al§ e§ bamafö bie in ©c^lac^torbnung aufgefteHte
3lrmee gemefen fei, Staujofen mie ^rembe, befonber^ bie
©d^roeijer, bie bereite i^re. Zeremonien oerrid^tet Ratten, ent=
fc^loffen ju lämpfen unb lieber bi§ auf ben legten Sfflann ju
ftetben. al§ ftc^ irgenbmie ju oerfe^Ien. ^^) 2lber ber ^aifer
trat ben SiüdEjug an, fo ba§ e§ überl^aupt nid[)t jum ©dalagen
fam. ®a]^er fa^te ber ^önig ^einrid^ II. am 21. (September
1553 ben @tttfdt)lu§, bie franjofifd^en Gruppen in ©arnifon
8U legen, bie fd^roeijerifi^en ©ölbner aber ju oerabfc^ieben.
— 10 —
• 3luc^ ©eml^arb ©tc^elin mu§ mit tDol^lgeffttttcm (Selb*
beutet TOteber nad^ 93afel jurüdfgelel^rt fein. ®urc^ ben fran*^
jöftfd^en ©oft ftnb feine aSermögenäoerl^ältniffe tDefcnttid^ ge^
beffert roorben. ©o fal^ er ft^ enblid^ in ben ©tanb gefe^t^
ben „goftnen Äopf", in bem er biSl^er nur at§ 9Kieter bie
äBirtfd^aft gefül^rt l^atte, burd^ Äauf ate fein eigen ju erwerben.
Unterm 27. gebruar finbct ftd^ im 5ertigung§bud^ fotgenbe
Stuf jeid^nung : „SBäilanb Jacoben ©rflnagcte fei. erben öer-
taufen an Sern^rten ©täd^elin unb feine frau ©orotl^ea
©q^Ierin ba§ ]^u§, l^erberg, l^offtatt unb gefä§, mit famt bem
gang ^inbenuS, bi ber 5Rqnbrug!en, jmüfc^en ber l^erberg ja
ber fronen unb bem l^uS ju ber barten gtegen, unb jum
gutbin fopf genannt, ift jin§frei, fobann bie fc^üren bibem
Difd^merft, jmüfd^en bem foc^§^u§ jum fi^manen unb ^einrid^en
t)on l^ertten be§ fd^toffer§ fei. erben, unb gegen bem ]^u§ jüm
fd^iff über gtegen, unb jum folben genannt ift, jinfet jä^rt.
ber lüttil^en f. SÄartin 472 n, fonft frei, um 1838 fl. SDie
fäufere ptiben noc^ fd^ulbig 838 fl., mie bie bejalt foUen werben^
finbt man im ücrgid^tbuc^." Saut bem ,,aSergid^tbuc^" mürbe
oereinbart, ba§ ©te^elin bie ©d^utb in jä^rlid^en, am 5Weuja^r
fälligen 5Raten t)on 80 ©utben abjagten fottte.
3)a§ friegerif(^e Seben ^at ©te^etin nid^t fo batb fatt
befommen. 2lud^ am näc^ften Selbjug ber granjofen gegen
ben Äaifer nal^m er teil, unb jmar bieSmat mit ganj befonberem
9tu^me. ßeinric^ II. bot alle§ auf, um bie ©d^arte 00m ^al^re
1553 mieber auSjuroe^en; fd^on ju Slnfang be§ ^al^reS 1554
l^atte er bal^er ©efel^t ju umfaffenben JRüftungen erteilt. 2lu^
ber ©d^meij ftie^en mieber 25 gä^nlein") ju feinem ^eere;
fte ftanben abermals, in jmei ^Regimenter nad^ ©täbten unb
Säubern gefonbert, unter ben Dberften ®lerq unb Slnberl^alben.
9lm 28. 2lpril 1554 jogen bie Sanier gäl^nlein, mol^l mieber
— 11 —
jwei an bcv Qafil, au§ bet ©tabt l^inau^ in ben Äticg; il^te
l^auptlcutc waren ©tel^elin unb ^ütfc^in; bcr britte, ^ebben*^
ring, war ni^t mel^r babei. ^*) 2lm %aQZ beS SluSjugS tie§
ber SRat eine äl^nli^e SSermal^nung an bie S^ruppen ergeben
wie im ©omnier juöor. ")
2K8 ©ammelpla^ ber eibgenöffif d^en ©ölbner fc^eint roieber*
um ß^älonS sur ©aöne beftimmt morben gu fein"); Don ba
jogen ftc nad) 2aon, wo ftd^ bie größte ber brei frangöftfd^en
2lrmeen unter bem Dberbefel^I be§ ©onnetable 2lnne be SWont*
morencg Dereinigte. 3lu^er ben 25 gd^nlein ©d^meijem be*
fanben fid^ in biefem ^eere nod^ 25 gäl^nlein franjöftf^er 3»«^
fanterie, 2 SRegimenter beutf^er SanbSfned^te unter bem SR^ein-
grafen 3»ö^ann ^l^ilipp t)on ©alm unb bem ©ftlbnerfü^rer
9ir)ffenberg, fomie leidste franjöftfd)e SReitcrei unb einige Kom-
pagnien engüfd^er unb fd^ottifd^er JReiter.^^) 2lm 15. Quni, bem
2;ag nac^ il^rem Eintreffen im %tl\>e oor Saon, mürben bie
beiben fd^meijerif^en ^Regimenter t)om König perföntid^ gcmuftert
darüber fd^rieben bie 93a§ter .^auptleute fotgcnben 93rief nad^
ßaufe:")
„©trengen eblen oeften fürftc^tigen erfamen mifen, infonberS
gflnftig gnebig unfer lieb l^errcn, eürocr ftreng erfam roiSl^eit
fge unfer unbertl^enig bienft in aller unbertl^enigfeit bargebotten.
nac^ bem eumer e. m. Don un§ iüngft non ©c^alun [S^^älon^
sur ©aone] berid^t, e. e. xo,, wo l^in mir, unb namlic^ in baS
pcarbt jiec^en Derftenbiget, fiegen l^iemit e. e. w. ju roiffen, ba§
mir füngHid^e mag* uff ben nierged^enben tag junü ju 2llangen
[Saon] fambt bem 3)elp]^inen [2)aup]^in, nad^matö Sranj IL]
unb ©ontitable [©onnetable SÄontmorcncq], auc^ fmem ganjen
l^of angetroffen, unb bo ftn maq* bebe regiment in jmeien
fd^lad^tpffen beftd^tiget unb nac^gengbem tag gemuftret unb galt,
l^at fm tüngflid^e mai)* ab un§ ein befonber molgeoaQen tragen
— 12 —
ttnb fcISiS gemeinen l^ouptlfitten bie l^anbt gebotten, mit anv
jeigung ftneS geneigten miQenS. aber, e. e. m., uff big mol
n)o l^in ffingtlid^e maq^ un§ ju brud^en ftnnei^, ift unS gan) nit
mfigtlid^ iu oerftenbigen, angefed^n bag an {fingtlid^ ma^^ l^of
fmer leerten feiner, u§genomen bcr ©ontitable, wiffeS tragen
möge, mo l^in ftn maq* ju jiel^en n)iQen§. aber ftn maq^ ganj
in groffer rüftung mit munition unb ge[ci^ü^, aud^ einem fd^mären
jig, bag in langer git fum- erfel^en. fo mir aber foQid^^ ba§
ertunbigen mögen, motten mir e. e. m. bi ned^ftem botten Der*
ftenbigen. @ott ber attmed^tig oerlil^e un§ glüdlic^en ftg unb
motfart. ber felbig motte e. e. m. in tangmürigcv regierung
unb gfunbl^eit erl^alten. datum ben 18 junü a^ 54.
eum. ft. e. m. ganj unbertl^enig burger
©ernl^art ©tec^eli
^an§ Sacob ^üttfd^i,"
2lm , 23, :3uni brai^ SJlontmorenq mit feiner Strmee in
nörblidier SRid^tung auf, fo ba§ bie Äaiferlicf)en einen Singriff
auf bie g^ftung 2Ioc§ne§ im .^ennegau erwarten mußten. ®er
mirflid^e ^riegSptan be§ ©onnetable l^attc e^ aber inSgcl^eim
auf ben nur fd^mac^ gcfd[)ü§ten Dftcn be§ ^cnncgau abgefel^en.
3)iefe ©egenb mar t)on bcr S^ftung 9Karienburg be^errfd)t, in
ber bie ^aifertidfien nur eine tteine ©aruifon gelaffcn Ratten,
ba fie feinen 2lngriff auf biefer (Seite glaubten befürd^ten ju
muffen. 2)er ©onnctable betac^ierte juerft nur bie ©d^meijer
nebft einigen Slompagnien franjöfifd^cr gu^folbaten unb bem
größeren Xül ber Slrtitterie gegen SJlarienburg.
©ofort mürbe ber Sßlai^ eingefcl)Iüffen unb mu^te, nad^bem
injmifdfien audf) ba§ ®ro§ ber 2lrmee unter 3Jlontmorencg t)or
feinen 5!Äauern angelangt mar, \6)on am 28. Quni fapitulieren.
aSon ^ier au§ trat bie 9lrmee einen fürc^terlid^en 9laubjug quer
nad^ SBeften burd^ bie ©renjianbe be§ Saifer§ an, in beffen
— 13 —
^Setlaitf iutxfi bie ©xaffci^ft iRamur, härm \>ai ntittteie ^entie«
gftu entfeiilici^ l^rgenommen würben. @täbte, 9)5tfer utib
@^Uffet mürben in großer ^ttl^I verbrannt fo ba| ber junge
^r)ag @manttel ^l^iKbert non &m>o^m, ber ben (Sonnetable
mit ber faiferlid^en älrmee verfolgen unb einl^olen foQte^
immer mieber ausgeraubte Orte unb oermäfteteS Sanb t)or^
fanb. 9läc^ji ^ennegau fam bie ®raffd^aft ärtoiS an bie
Slei^ ; l^ier fonb ber franjöjtf ^e gelbl^err f räftigen SBiberfianb
an ber faiferlid^n SBefle SRentq^ bie, in ber großen ©d^lad^ten--
ebene unmeit äljincourt unb ©uinegate gelegen, fd^on längft
eine beftdnbige 5Bebro^ung ber franjöfifc^en ©raffd^aft SSoulogne
gebilbet ^atte. S)er Pat> mürbe nun mit aller SJlad^t belagert,
unb ^einrid^ IL felber fteUte fic^ an bie ©pi^e feiner nor SRcnt^
nereinigten .^eere.
3)em Saifer mar fel^r mü an ber 9lettung biefer ^ofttion
gelegen; bal^er oerfügte er ftc^ bcnn tro^ feiner Äränflicf)feit
in eigener ^erfon jur 2lrmee, bie unter bem Dberbefcl^l be§
^erjogS t)on ©anogen ben @ntfa^ ber Seftung l^erbeijufü^ren
ftd^ bemül^te. Unter ben Slugen ber beibcn 9)ionarcf)en cnt^
midEclte ftc^ nun jmifc^en ben beeren ein größeres ©efed^t, ba§,
nid^t jule^t bau! bem tapferen Eingreifen ber eibgenöfftfd^cn
©ölbner, für bie granjofen einen fiegreid^en 2lu§gang nal)m
(13. unb 14. Sttuguft 1554).
äöir laff en über bie ©injel^citen biefeS Äampfe§ unb bie @r*
eigniff e, bie i^m oorangcgangen waren, am beften mleber 93crnl^arb
©tel^elin felber reben. 2lm 18. Sluguft fd^rieb er eigen^dnbig
folgenben 93rief an 93ürgcrmeifter unb SRat ber ©tabt 93afel:^^)
„Sblen ftreng erenocft fromm fürfid^tig erfam mi§, infon»^
ber§ günftig getrüm lieb Ferren unb oätter, eumcr erfam m. fge
min aUjit ganj unbertl^enige miliige ge^orfame juoor in aller
bienftbarfeit bargercid^t. nad|bcm e. e. m. jüngft id^ in minem
— 14 —
unbcrtl^entgcn fd)riben, wie ftd^ mit.etlici^en ftcdcn unb ücftenen^
bie l^ierin ju erncmmett nit nottürftig, ergangen, in aßet btenft^^
barfeit gefd^riben, l^ieruff, e. e, xo,, fieg id^ ate e. e. ro. unber^
t{)eniger rotter ju üernemmen, ba§ mir (ate unferm getrüroen
©Ott biHid^ l^ierin banf fagen foHen) mit gmein!tic^en gcfunben
fnec^ten: für 93inn§ [93inci^e im .^cnncgau] gejogen, roöttid^er
benanber ftedfen feifertid^er m* fambt ftner fd^roefter fünigin
üKaria [non Ungarn, ©eneralftatt^Iterin ber 9liebertanbe unter
^art V.] ein roitberiembte§ luft^u§ unb t)efte groefen, aber mit
göttlid^er unb unfer l^ilf obgemelte nefte erobret, bie felbige
fambt bem ganj mit fürgenampten paHaft, 3Jlariamunbt [9)larie»
mont] genant, oerbrennt. bannat^in ift füng. m* t)on üilgemelten
flecfen unfern gegentl^eil aU mit branbtfc^ebigung für 9lanttin
[SRentg], fo uff fier mil t)on .^eibgn [.^e§bin] gelegen (ein ganj
med^tige Defte unb nit ju erobern) gejogen, l^att tüng. m* be*
nanbte nefte an oier orten mit grufamem unb unerprtem
fd^ieffen angriffen, aber alle§ rocnig erfd^offen (f(^afft ba§ roaffer
unb mo§), ift obernanbter oefte fciferl. m* ate oil ime müg!lic^
ju enfd)ütten uff un§ gejogen, alfo ba^ mir uff ben 12 tag
augufti bi§ in bie nad^t in ber fd^Iad^torbnung geftanben unb
mit ime gefdfiarmü^t. nad^genbcntag aU ben 13 benanbt§
monat§ l^at fi^ leifer. m* mit be§ groffen non ?iaffouu)§ [^o^
Ifam IV. oon 9laffau, jüngerer 93ruber 9ßil^elm§ oon Dranien]
regiment fambt etUdfier anjal ©pangier u§ finem oortl^eit ge=
lüffen, unb fürnemtid^ mit un§ ju fd^lac^en ftnne§. aber mir
mit unoerjagten l^erjen in ber fd^lad^torbnung gftanben unb
finc§ begftreng erwartet, l^ieruff fincr m* ju groffem noi^teil
erfd^offen, angefecf)en, baj3 gemeüt§ groffen oon Siaffouro fo
ban ba§ aUerfterfft groefen, fambt reiftgen unb ©pangicrn ganj
erlegt, oon unfern reifigen l^ofenfd^ü^en uff bie ein unb äroenjig
fennli erobret unb grounncn, namlid^ jec^en fennli fu^oolt, aud^
- 15 —
vm reiftg panner unb 7 fpangifd^c fcnnli. ift bi obericgtcm
«
jd^aben ber mÄrt^eil unfcre anftö^er unb nad^buren gjtn, beten
mir uff ^fitigen tag bi ung in gfangenfd^aft l^aben.
3ft aud^ uff genanntem tag fang, m* in aigner perfon not
unfer fd^Iac^tarbnung gel^alten, unb un§ lieb in ®ott eibtgnoffen
jo l^od^ unb mit ernft erbetten, afö ban unfere norbren gtl^on
<ba^ mir afö biHid^ unb non l^erjen gemilfort), erlid^ galten
xmb ftncr m* l^ilflic^ ftn mötlen, möHe fm m* fein füng. fron
üb unbt gut bi un§ nerliben loffen.**^) ift nod^ erlegten fd^aben
leifer. m* wiber in fmen Dortl^eil unb fd^anj gejogen. unb bi
.obgemelttem fd^armu^ bin id^ in aigner perfon
gmefen, alfo ba^ füng. m* mic^ miner bienft unb
TOol^altenS bebod^t, unb nac^ bem fm füng. m* unfern
obriften uelbt^erren, ben Ferren 3Wabo§ [3>acque§ be SJlenbojje
<3Äanboffe)], aud^ bebe obriften uon ftetten unb lenberen
p ritter gefd^Iagen, mid^ aud^ mit fftllic^er l^od^en eren
begobt, unb in frqem uelbt in bifin be§ ©onti«'
table, aud^ beS l^erren non ®qffa [^erjog granj uon
@uifc] fambt finer ritterfd^aft, mit finer fung.
m* felb§ Rauben mirfi ju ritter gefd^lagen. nad^
foHid^em ift füng. m* ben 15 tag gemeltt§ monat§ mit gemeinen
l^uffen uff 3ÄÄntrÄlI [SJlontreuil] uerrudft unb sogen. miterS,
günftig gnebig lieb l^erren unb oätter, e§ l^aben gmein l^oubt=
lütt lüttenampt unb fennrid^ e. e. ro. oätterlid^e fd^riben, fo
e. e. m. ab bem tag ju 93aben gtl^on, entpl^angen, e. e. m. ge=
neigten willen befunben, berl^alben e. e. ro. gmein l^oubtlütt be§
Dätterlirfien molmeineS p l^öc^ften bebanfen, mit angel^enfter
bitt, e. e. m, roftUe un§ mie unjl^ar in oätterlirfien trüroen unb
fd^u^ erhalten, unb aHjit gnebenflic^en bebenfen. l^iemit mit
]^öd^ftem ernft @ott ben ^imelfd^en oatter bittenbe, möHe
e. e. m. in langmiriger unb glüdtlid^er regierung aurfi gfunbl^it
mit «ft Wttgtn tog bi uns in 9f«„9,„(d|.f, j„b,„
unf t ,d,laj„rt„„„j g,(,.„,„^ „„j, ^^^ ,.^^ ,__ ^^^^ ^
f W u„b m,t .r„f, ,rf„l.„, „B ,.„ „„,„, .„i„„\,'„„"
(bae ,n,c als b.lli,« „„„ „„„ ,,„,,„ ^^.,j »
«r„r :v*""^ ^'" "'""' "^"^ f» ""'™ '^-a »^
»63 ".Itlem |d,atmu6 bin iä, i„ „ig„„ ,„,„„
an.« en alfo b.6 tü„s. m. „i<l, ,„i„„ ;,(,„„ ,,„;,
«.alllalt,,,? beb.,«,, „„b „ad, bem fn eil„9. ,„■ „„w„
(Sllanbaff,)], aud, b,b. „btift™ „.„ „„,„, „„j i,„J'
b«sabt, «nb ,n fr,em »tibi i„ bifin b,s Eanti.
«.. |«mb, f,„,r r,.,e,fd,„f,, „,i, finer fang.
««ff.n „ff OTä„w» [9«a„tte„ir] „.„„rft „„b j.s,„ %„i„"ä
Utt r„„e„am„, „„b („„^^ ,. , ^ nä..,rfid,.'f*rib,„, f,
'■'■ .». ab b,m t«9 i„ 8ab„, 8t«„„. .„tpljangen, ,. e „ . •
..«äte» ™il.„ bef„„b.„, bevDalb™ ,. e. „. g„,i„ j„„b,„„ ^^
»»ttnLd,«, ,„„.n,ri„« ,„ b84fte„ b.bant,,,, mi, „„rt^„
1,. '' ""äliai: in Dältetlit^en träwea an*
' öieiieiiffit^en bebfitfen. iiemit mit
ttjKjii «»,1 inütt bei, \)mmm taltn biatnt*. »**•
— 16 --
erl^Uen. datum ben 18 auBufH im oelbt oor äRontvAK
a^ domini 1554.
e. g. unb f. e. n». unbertl^entger unb gel^orfamei: bürget
SBem^att ©te^elm."
3um aSergletc^e fteOen wir ben ©rief l^in, bcn bie brei
£tt}emer ^auptleute unterm 17. 9[uguft an ©d^uUl^ei^ unb 9tat
non fiujern gerid^tet l^aben:^^)
„Unfer ganj früntlic^er grud mit unbert^&niger erbietung
aller eren liebS unb gut§ juoor, infonber§ gflnfKg ftreng ebel«^
neft fümem unb m§ gnebig lieb l^erren unb nStter, mü^ent
un§ nod^ bisl^ar in gan} guten molfianbt unb gfunb^eit fampt
alle unfre fnec^t, gott bem aQme^ttgen ftge allmege lob unb
fin liebe mutter äJlaria. gtid^er gftatt Don üc^ ald oon unferen
gnebigen lieben l^errn unb oätteren }e oememen, frombe uni^
gan) inefli^en unb fonberlic^en mol. bemna^, günftig gnebig
lieb l^erren unb oätter, fo roflgent nüroer jitung l^alb fo l^at
fn. m' uf ben 9 tag augufti bem feifer ein ftart üeft fc^lo§ be^
tegcret, ligt fünf mil oon 2lrri§ [2lrra§]. bo ift ber feifer mit
einem großen l^er gegen un§ fummen ben 11. tag gemeltt^
monat§ unb l^at ba^ fd^loß motten mit ganjer gemalt entfc^ütten*
l^att fm leger ein melfc^e mil oon un§ gfc^lagen unb uf unfer
froroen l^imelfart abent [14. Sluguft] ift er gegen unfer fc^ladjt*
omung aogen. l^anb ouc^ bie gran^ogen mit beS feifer nolf
groaltig gefd^armü^. ban ein malb uf ber regten fiten ift
gelegen, bo l^anb in be§ feifer^ nolf unb rüter ben roalbt ben
grant^ojsen ein fart an grounen unb fi triben nod^ ju unfer
omung. bo ift be§ feifer^ oolf bie oorbut, fmb jec^en fenbli
lant^fnec^t gfm unb einlif fenbli melfd^ fug Dolf gfm unb oil
tütfc^er rüter, l^anb ac^t ftucf büc^fen g^an, fmb nebent bem
malb babar jogen unb unfere nor^ut bie gran^offen angriffen
unb ein fart bini>c^f^c^ triben. bo b^t fid) ba^ glflcf umbfert^
— 17 —
ban bic gran^o§cn fo bapfcr inl^er gefegt l^anbt bo§ mit gfttt-
lid^er ^ilf bic gran^o§en fi gcfc^Iageu unb in bc§ feijer§ or*
nung ft toiberumb triben, oud^ bie fenbli aQe fampt, oud^ bie
ad^t fturf büd^jen eroberet unb gmunen, ouc^ ganj du inen
umbbrac^t unb gfangen, gott bem aHmed^tigen fig aßwegen lob
gfeit unb ftner lieben mutter. bo ift ber feifer in ber nad^t
mit fmem l^fen l^inberfid^ jogen, bo fmb mier oud^ mit unferem
ganjen ^ör am morgen ufbroc^en, ban baS gemelt fd^lo§ fo
ftarf ift, baS nit ju befd^ie^en ift (^ei§t SRanbi [Slentq]), unb
ligent ie^ allerned^ft bi 9JlunteröC [9Jlontreuil], müffent nit ma^
fünigflid^e m* roiter fürnemen§ ift, bann er beilt bie melfd^en in
bie plä^, unb al§ mier ad^tinbt fo ber feifer fm oolf la^t jer=
laufen, fo merbent mier oud^ urloub l^an. bätten üd^ aCroegen
al§ unfer günftig gnebig lieb l^erren unb oätter, ier un§ att=
megen in oätterlid^em beoeld^ galten motten. I^iemit fmb gott in
fm fd^irm beoold^en. actum oor 3JlunterölI ben 17. tag
augusti anno 1554 jar.
üroer gauj unbert^änig pflic^tig unb oerbunben biener
Subigari ®olber
©ebl^art ^anman
S:]^omma ^ug."
2Iuc^ ber franjöftfd^e ©efaubte in ©olot^um, ©ebaftien
be r2lubefpine, seigneur be Saffefontaine, erftattete ben eib*
genöffifrfien Drten einlä^Iid^en 93erid^t über bie @rf|Iac^t bei
3{tntv). 3«^^i gleic^Iautenbe Sjemplare ber „9lümen jitung
u§ ^iccarbi be§ 16*«" augufti 15 54", bie er il^nen mit
33egleitfd^reiben oom 24. Sttuguft übermittelte, l^aben ftd^ in ben
©taatSard^ioen oon 93afel unb Sujern erl^alten.^^) SBir geben
fie l^ier nac^ bem Sujerner ®femplar mieber, inbem mir ab=
roeid^enbe 2e§arten be§ a3a§Ier @jemplar§ in gugnoten mit B
anmerfen.
Saeier Sioflrap^ten III. ^
— 18 —
„@ib ben crften tag bis monabeS, als ber aUcrcriftcnlid^ft
!ünig u8 be8 feiferS lanbcn uf fmer fronticr jogen, fm jüg
muftcrn [19. Qfuli jwifd^en ©ambraq unb ©reoccoeur *'^)], unb
ben ein fletn rflroen unb erfrifd^en je laffen, oon wegen ber
großen niui unb arbeit fo ft erlitten, uerjog nad^ bt ber ftatt
©ombraq [ju ©rececoeur "*)] 3 ober 4 tag, unb al§ er bajelb ft
berid^t warb, bj ber feifer ftd^ mit fmer mad^t uf ber linfen
ftten fid) gened^eret ^at, jog gefagter l^err fflnig ime entgegen
[2Iufbruc^ ben 2. Sluguft*^)], tnne bantit anjegrifen unb je
fd^ladtien. jeboc^ t^et ber feifer widmen gegen fmen lanben, wa afö
er baruf fam unb ju fmem uort^eil, Iie§ er firfi niber l^inber einem
fleinen roaffer an einem moSed^tigen ort, feiner l^offnung nod^
willen^ je fd^Iad^en fonber fmer oqenben ben pa^ ju oerl^inberen.
2118 nun fm füng. m* fölic^ gefec^en, jog für gegen bie
plä^ ^eSbin onb 2:i^eroroanen [2:i^erouanne], in Hoffnung, ber
feifet würbe burd^ bifen mittel jwungen werben, u§ fmer oefte
jücl)en, bie fmen jü fd^ü^en, unb ftd^ ju felb erjeigen.
Unb bamit er ime beftbe^er anlaS gebe, belagert fmer
ocfteu ptal^ einer genant 9tautq, jwüfc^en gebeerte pla^ ^e§bin
unb J^^erowanen gelegen, bie oormaln in§ graudfrqc^ jugel^orbt.
3118 nun ber feifer fölid^8 war worben, wolt nit fftli^er
plaft, ben er medjtig werbt ad^tet, alfo oerlieren laffen, jog
ben 12**** bis monabe« u8, fd^lug fm leger bofelbften oaft nod^,
ieboc^ al^*"! er ein flein waffer, fo mon nit burc^ watten
moc^t, uor ime Ijat, Uefj er »il brucfen breit ^) unb wit angent^
ufvidjtcn, bamit wen ine gut bebuuten würbe, in einet fd^tad^t^
ovbnuug übevjttdjcu möchte,
Ä^iovnbvigv^ aU^ ev bevic!)t worben bj no^ bi gefagte«^)
vcfie iWantij ^fo bev fflnig bclSgcvt ^at) ein ooji floif ^olj war^
— 19 —
Dud^ bi man nit Ud^tlid^ barju fönten mod^t, unb naft fontltd^
fid^ in fic^crl^eit je laffen unb babenncn bic, fo belagert waren,
je begünfttgcn, fd^idt bafclbften rool bufenb alb 1200 lid^te
pferbcn unb fonil büd^fcnfd^ü^en, bamit ft bj ^olj behielten,
bi§ bj fm ganjen*) jüg bafelbft anfomen roere.
©0 nun ber fünig unb ber l^err ©oneftable beS berid^t
worben, fd^irften oud^ ju irem fiten nolt bar, bj J^olj ju bl^alten,
warb baruf berma§en non beben tl^eilen geftrittcn, bj ber fünig
ju letft ben uort^eil erobert unb fme oqnb ^inberfic^ getriben,
bie mer ban 400 mannen ba^inben liefen, unb ein gute anjal
t)cr gefangnen.
9tütt befterminber ber feifer fert fid^ nü^ baran, fonberS
loolt ^err über bj l^olj fm, unb jum roiberfpil er fc^Ied^t für-
nam mit fmem jüg bafelbften überna^t ju fm, unb mer lütten
unb fterfe bau ben oorbrigen tag barjefd^irfen.
@ölid^§ nun ber ^err ©oneftable mol erad^ten fönt, jd^irft
(u§ fünig§ beoelc^) biefelbige nad^t bar bie l^errn oon ®uqfe,
ber oon 9lemour§ [;3afob o. ©aooi)en*9temour§, f 1585] unb
ber oon 9teroer§ [^ranj o. ©leoe, ^erjog oon 9tioernoi§, f 1562],
mit 8000 ober 90po fu^fned^ten unb ein gute anjal rüteren,
jebod^ ben 1 4'«" gejagte monabe§ ber feifer lie§ ben ®ompfer=*
uanben [gerbinanb ©ongaga, ©ubernator oon SWailanb] fampt
ben graffen oon Stanfaro [Qo^ann oon 9taffau], ben l^errn oon
93ügnicourtt unb anbern ^ifpanifc^en l^errn mit finem gangen
Dorl^ut geftradfg gegen gefagtem ort uSjüd^en, unb er ber feifer
^og mit fmem übrigen ^ufen nad^.
2lfö nun ber l^err be ®uqfe unb bie übrigen fölid^S ge=
fed^en, oud^ mol berid^t bj be§ fünig§ laufen nod^ bi inen
loaren, in ber fd^lad^torbnung fi ju fd^ü^en, griffenb an (noc^
^) B Big fin ganjcr
— 20 —
■
bi bj l^olj) bcn gatijcn oorijut be§ fcifer§, fo bi 12000 fricgg*^
lütten, al§ lan^tned^teii, ©pangnicrn unb ein gute anjal rütem
war, wo ft fo grimig!tirf| gute jitlang einanbern gefd^lagen l^aben.
borfi bie nqnb waren juletft berma§en getrengt bj ft bie flucht
namen geftrad§ gegem feifer, ber iren ntt warten noc^ inen jit
l^ilf !omen torft, u§ fordet fo er ab be§ Iünig§ laufen ^at.
alfo in il flod^ über bj roaffer in ftner uefte, gefacf} oor im bie
heften unb fürnemften fine§ laufen umbringen unb erlegen.
^n biefer fd)Iaci^t ber ^err Don ®uqfe*) l^at (on uerlierung
mer ban 300 ober 400 mannen) erlegt 3000 ober 4000 ftner
tjqenben unb ber mertl^eil ©pangniern, unb rool 2000 pferben^.
unb finb bi 1000 ober 1200 mannen gfangen bliben, unber
melidien ber mertl^eil ber fürnemften u§ be§ feifer§ ^of ftnb^.
bie bem ^errn ©oneftabte grüntlicf} gefagt bj ber 3)ompfernanben
gubernator ju 9Jiet)I(anb fige in bifem ftrit erlegt roorben, fampt
ber graff oon Slanfam, ber l^er Sugnicourtt^^) unb anber Der-
nampt perfonen, beren mir in furjem iren namen fc^riftlid^
l^aben werben.
@ölici^§ erftattet, ber fünig roolt bem feifer nad| .trudten^
mie ban ber frieg§ brud^ unb orbnung ift,. nütbefterminber er
ftd) mol (mit fmem bobengran) an einem miten ftarfen ort, ben
man nit ürf|ttirf| nec^eren mag, gemacht unb fliec^en fönnen.
fölic^g fin m' gefedjen, oernügt fid| ber eren unb eroberung,.
marb Dor]^aben§ ben pla^ fo er belagert ^t ju befd^ieffen, unb
nam roiber ju im bie l^errn oon @ut)fe, ber oon 9iemour§ unb
ber oon ?Jeoer§, bie er mit großer ^) trqumpff unb froibe
empfieng, roelid^er ^err oon Ouqfe, al§ er anfomen, ftalt er
ftner«) füng. m* für ber D^enben üenbli fo bi 27 waren, al^
Don fu^oolf unb rüteren, fampt 8 ftudt büd^fen be§ gebarfjten
') B l^er ®u9fe — ^) B großem — =) B ftalt ftner
— 21 —
IciferS, baburrfi ein jcber Ud^tlid^ urtl^eilen mag gefagtö !cifcr^
j^aben unb uerlurft. baS ift in ber warl^cit wie bie fad^en
im pccarbq jügangen fmb bi§ uf ben 16'«»*) bt§ monabeS,
fluter l^offnung mir in turjem bj übrig bifer eroberung l^alb
berid)t werben, be§ id^ üd^ unberid^t nit laffen voiL"
Sbenfo finbet fid^ gleid^lautenb in 93afel unb in Sujern
^in 93rief be§ ©efanbten Slubefpine vom 26. 2Iuguft 1554, ber
«inen für un§ befonber§ intereffanten 9iad^trag ju oorftel^enber
„3itung" entölt. SBir ueröffentlid^en i^n l^ier nac^ benfelben
^runbfä^en mie ben ^auptberid^t : ^^)
„®ro§med^tig gefträng from fürfid^tig m§, infonber§
flünftig lieb ^errn, ir werben burd^ bie briefen, fo id^ üd^ oon
iimern ^ouptlüten jufd^idEen t^un, aller fachen berieft, bj urfa^
ftn roirt id) üd^ nü^it anber§ baroon fd^riben^) m\l, ban bj
"ber S)ompffernanb entrunen unb oerle^t ift, wiber bj fo man
mir bj erft mal jugefd^riben, ber fünig l^at fm leger, fo noc^
Si ber oefte SRanti ^) groefen, ufbroc^en, non roegen bj fid) ber
ieifer bafelbften ueft^alten Ü)tt^) unb fid^ ^aru§ nit laffen molt;
l^at begl^alb ftn füng. m* ein anber weg an bie l^anb gnomen,
Derl^offenbe burd^ bem mittel ben feifer ju reijen, u§ fmer oefte
iu fallen unb ine jür frfjlad^t bringen, an roelid^e fd^lad^t er
fd) wenig erjeigen mirt, ftbtenmal er fo reblid^ gefd^lagen
irorben, oud^ er fd^roed^er ift ban ^od^gefagter ^err fünig. bie
jroeien l^errn oberften, ®iettrqd^ [Slnberl^alben] unb ©terq, fmb
t)urd^ bie ^anb be§ !ünig§, be§ tag§ fo fi bie fd^lad^t getrau ®)/
ju ritter gefd^lagen roorben, mit bem l^errn non SJlanboffe, ber
üd) bejügen mirt, wie ft fid^ fo bapferlidE) unb erlid^ geilten
^aben. be^gtid^en warb ber ^ouptman ©ted^eli oon
^afel ou^Ojöm ritter gefd^lagen, ban er im oor =
•) B uf 16t<n _ b) B äfferen — '^) B noc^ bi ffianti — ^) B t§ui
') B fo bie fc^lac^t befd^cc^cn — ß "J^^^ ürocr §ouptmon @täcl^cU ouc^
— 22 —
l^ut fid^ fo reblid^ unb manlid^*) oor bem ^ern be
®uqfc crseigt, bj ine bcr fflnig tned^tig geert unb
gejd^c^t ^at fm m* Don inen aCcn fo ein großen ^) oemügcn
ate man eS ^aben lönt, beS ic^ med^tig erfröibt, ntid^ ^) ^ientit
ümer Itcbb unb biefelb bem fd^irm gotteS beoeld^enbe. datum
Solot^um ben 26*« augusti^) 1554.
ümer biener unb ganj guter frünb
(sig.) De TAubespine."
®er ©ieg beg franjäfifd^en JEönig§ l^atte, mie man fie^t^
feinen weiteren Srfolg, als ba§ ber SÄngriff beS ÄaiferS mit
®lüd abgefd^Iagen mar. 3)agegen mu^te ber ©ebante an
eine Eroberung ber aSefte Slentg infolge beS immer ftärfer ftcfy
geltenb mac^enben ^rot)iantmangeIS unb flberl^anbnel^menber
©eu^en aufgegeben werben. 2lm 15. SÄuguft brad^ ^einrid^ IL
fein ßager ab unb jog meftmärtS in bie ®egenb tjon SWontreuil;.
in ber Slbfid^t, feinem ^eere eine längere ©r^oIungSpaufe ju
gewähren, ^m (Srunbe l^atte fomit ber Äaifer feinen Qro^dr
ben @ntfa^ üon Slentq, noUauf erreicht; aber bie ©c^roeiäer im
franjöfifd^en ^eere l^atten bafür geforgt, ba§ er feinen ©rfolg.
nur mit fel^r fd^roecen aSerluften erlaufen fonnte.
91od^ erwartete man, ba^ Äarl V. in ber ©raffd^aft 93oU'
logne bie eine ober anbere franjöfifd^e ©tabt angreifen mürbe.
9lber ber SOBinter na^te, ber 2Ingriff be§ ÄaiferS lie§ immer
länger auf ftc^ märten, unb bie aSerproniantierung be§ fran-
jöfifc^en ^eereS mürbe uon S^ag ju 2:ag fd^mieriger. ©o ent-
fd^to§ ftc^ ^einrid^ IL, ben größeren S^eil feiner S^ruppen in
SBinterquartiere ju legen, bie ©d^meijer aber ju entlaffen-
2lubefpine lie§ am 14. ©eptember ben eibgenöffifd^en Orten bie
•) B ftc^ bermajcn bopfcr unb manltc^ — *>) B fo großen —
•) B erfröTOt bin, mid^ — *) B augftcn
— 23 —
IWelbung jugcl^en*®), ber Äftnig rooHe „üroern fned^ten utioub
geben, oon benen fm m* fer gro§ benügen^ unb tDolgefaßenS
empfangen, bj fi fid^ in btfe ejpebition burd^uS fo bapfer unb
reblid^ gel^alten unb in allen biHid^en rec^tmeffigen bingen fo
man inen betjold^en ftc^ aHmege bermaffen cmpfigflid^ unb
miHigflid^ erjöigt, bj fi baroon ein fer gro§ lob bringenb, unb
ber eren üroern altoorbem molmürbig". ®er Äönig l^abe fte
böiger „jalen unb jefriben fteHen laffen".*^)
SRul^mgetrfint feierte 93em^arb ©tel^elin nac^ ber ^eimat
jurüdf. ©eine 93eftatigung erl^ielt ber SRttterfd^Iag, ben er auf
bem ©d^Iad^tfelb uon SRentq oon ber ^anb ^einrid^S II.
empfangen mte, burd^ ein färmlid^eS Slbcföbiplom *^), baS für
il^tt im ^anuor 1555 auSgefteßt mürbe, ^n ber SWitte biefer
Urtunbe ift ba§ SOBappen gemalt, ba§ ber neue Slitter unb feine
91ad^fommen fortan foHten führen bürfen. ®er ©c^ilb ift in
Dm gelber eingeteilt; im gelb linf§ unten finben fic^ brei rote
9tofen auf ©ilbergrunb, red^t§ oben brei golbne ©terne auf
blauem ®runb: biefe Elemente fmb ©te^elinS bisherigem
gamilienmappen entnommen, ba§ in blauem gelb einen grünen
®reiberg, barüber brei rote SRofen unb ju oberft brei golbene
©terne jeigt.*0 Stcd^tS unten, linfö oben unb als ^elmjier
entl^ält ba§ neue 9lbel§mappen einen fd^marjen gefrönten S5men
in ®olb ; enblid^ ift nod^ in einem ^erjfd^ilb bie golbene fran=
jÄfifd^e Silie auf blauem ®runb ju feigen.
3lud^ im folgenben ©ommer ^at ber SBirt jum Kopf
mieber ju ben SOBaffen gegriffen. ®ie8mal mar e§ nid)t bie
^icarbie, mo er ate Hauptmann bem franjöfifd^en Könige feine
bewährten ®ienfte leiftete, fonbem ber jmeite ÄriegSfd^oupla^,
auf bem ftd^ ^abSburg unb grantreid^ befämpften, ba§ ^ie=
mont. S)er 3)larf(^all 93riffac afö ©eneralfommanbant unb
Statthalter führte ^ier 'einen oon abroed^felnbem ©rfolg be=
— 24 —
gleiteten Äleinfrteg gegen ben ^erjog 9llba unb nötigte baburd^
ben Saifer roenigften^, feine ©treitfräfte ju jerfplittern. ©ett
1551 ftanb im ®ienfte 93riffac§ ein frf|njeijerifd^e§ ^Regiment
unter bem Dberften SBil^elm grö^lid^ au§ ©olot^urn. 9hin
würbe neben biefent „alten ^Regiment" int Qal^re 1555 ein
„neue§" gebilbet, beffen Dberft juerft ber Sujerner ©d^ultl^eijs
^ug, bann nac^ beffen am 12. September 1555 ju Sturin er=
folgten 2:obe ber Urner ^eter a ^ro roar.^^) S)ie 95a§ler
gä^nlein würben oon ben ^auptleuten 93ern]^arb ©te^elin unb
^an§ SBill^elm ^ebbenring, bie fd^on jroei ^aijxt früher al§
gleid^geftellte Äameraben in granfreic^ gebient l^atten, über bie
Sllpen geführt unb bem „neuen ^Regiment" angegliebert. ®er
erfte er^ltene 93rief^^) auS 3>taK^n ift oon ^ebbenring allein
gef einrieben ; er trägt ba§ S)atum „in il oor Ulpian [SSolpiano
nörblid) oon S^urin] ben 10. Q^pt 1555" unb melbet, ba§
biefer überaus fefte ^la^ jroar %aQ unb 9tarf|t oon ben gran-
äofen befc^offen merbe, ba§ aber tro^bem ju befürd^ten fei, bie
93elagerung merbe ju feinem @nbe filieren. 93riffac fei franf
unb fönne bem §eere nic^t folgen, — tatfäd^lid^ ^tte ber
aJlarfd^aH wegen fd^roerer @rfran!ung in S:urin bleiben unb ben
Dberbefel^l prooiforifd^ an ben «^erjog ©taube oon 2lumale,
einen ber jüngeren 93rüber be§ *^erjog§ S^ranj oon ®uife, ab=
treten muffen. „@§ ftat", fd^reibt ^ebbenring, „gott ^ab lob,
umb un§ nad^ gar mol, unb l^ab nad^ lein man oerloren, aber
etlid^ fmbt mir gfdt)offen morben, bocfi nit uff ben tobt"
2lm 20. September mu§te SBolpiano ftc^ gleidEjrool^l nac^
l^eftiger 93eftürmung ergeben. 9Son ben ©dEjroeiäern na^m nur
ein 2:eil be§ „alten 9iegiment§" am ©türme teil; ba§ „neue"
mu§te unterbeffen in ©c^lad^torbnung aufgeftellt bleiben.^*)
Über bie ©reigniffe, bie fid^ an bie Eroberung oon SBolpiano
anfc^loffen, laffen mir mieber ben beiben 93a§ler ^auptleuten
— 25 —
felbcr ba§ SBort. S)cr näd^fte unter ben un§ erl^altcnen 93ricfcn,
t)atiert uom 4. Dftobcr 1555, \)at folgenben aOBortlaut:^^)
„@blen ftrcngcn frommen fürfid^tigcn erfamen mifen gnebig
günftig lieb l^erren, eüroer f. e. m. f gen unfere unbertl^enige
t)ienft aljit bereit, gnebigj^erren, ba§ letfte unb nec^fte fd^riben
an e. m., oon un§ befd^el^en, gebenfen mir oon eüd^ empfangen
unb mol oerftanben fm. nun ma§ fttl^ar gel^anblet morben,
foH eümer e. m. miffen, mie ba§ ganje leger non SBuIpian (al§
€§ non ben unfern befe^t morben) ben ned^ften ba§ lanb ab
bem roaffer ju, bie ^o genant, nad^jogen ift. bo l^at man
nnbermegen ein raubfd)Io^, fo etma§ oeft gmefen unb begl^alb
DÜen überlegen unb fd^eblirfi, nibergfc^offen unb gfeHet, unb
t)ie fo borin gfm an bie böum gl&enfet. e§ ift auc^ in fom*
liefen jie^en oon einem roelfd^en mutmitligen ^afenfc^ü^en ba§
für in ein puloertonen gfellt morben, unb fampt bifer nad^ 26
tonen angangen, l^at grufamlid^ um fid^ lüt unb oid) erfd^Iagen,
ein erbärmlid^ fpectafel gfm. nad^ bem al§ mir uff ©afal
[Safale] ju lomen fmbt, fo ienfit bem maffer ligt, ^at man
t)en ganjen jüg mit fd^iffbruden hinüber gfflrt [28. (Sept. 1555*^)].
bife ftat ift furjUd^ [ajlärj 1555] fran^öfifc^ morben, ate e. m.
njol JU miffen, ift jimlid^ gro§ unb ein i^üpfd^e luftige ftat,
fifljst ba§ roaffer bran anl^in. bo fmb mir jmen tag ftiH glegen,
bie mil l^at atlerlei^anbt notburftiger bingen l^inin gebracht,
unbt ba§ bj fürnemft gfm fo ^at man ba§ gelt l^inin beleitet
fo man ben süfe^ern (beren nit roenig fmbt) fdt)ulbig gfm ift,
namli^ uff 4 monat bejalung, in ber jit l^atten fi nüt empfangen,
nun ob ©afal ba§ roaffer uff, uff l^/2 tütfc^e mil ligt ^ont
a ©tür [^^onte ©tura], ba§ je^ erft oon feiferfdEjen buroen
roorben, ift oorl^in nie nflt oefte§ gftn, bo ift bi§l^ar ber ftarf
l^uff be§ feiferg glegen, l^at fid^ aber etlid^e tag jeoor eb mir
bo l^in tomen l^interg gma^et uff aSalen^ [SSalenja] unb
— 26 —
3Kcjanbrie [3lleffanbria] jü. I^at aber ein mcrflid^e anjal guter
triegSlütcn ju ^ont a ©tflr in ber bfa^ung glaffen, namlic^
uff bie 3000.*') alfo ftnbt wir uff ben legten feptembr. bar^
für gerurft unb gelagert, \)at ieberman nermeint man »würbe
e§ belageren unb befd^ieffen, roeld^er meinung aud^ ber fienbt
felbS gemejen. ]^iejn)ifd)en aber afe wir 17« tag bo gelegen^
^at man ein oefte SUlontcal [9JloncaIoo fübroeftlid^ oon ©afale]
genant (ligt uff einem berg unb ctwa§ boran gelegen) beriten
laffen. fo fmbt au^ bie l^alben jufe^er norl^in gon ^ont a
©tflr jogen, unb niemanbt oermeint ba^ man 9JJontcaI ht^
lageren folte ober melte. bo Ugen mir ie^ mit bem ganjen
l^uffen, unb meHen glauben in 6 tagen werbe e§ be§ fünig§^
werben, ^ont a ©tür nad^ jur jit je geroinnen, fd^e^en mir
nit rool mflglid^, angfel^en ba§ ber rointer oorl^anben, unb bie
menge beS friegSooIfö fo borin ift. item fo l^aben fi e§ in
bifer furjen jit med^tig buroen, fo ligt eS am roaffer, unb l^at
ienfit roafferS ein anbrer ftat an ber l^anbt, S^rin [2:rino] ge-
nant, ber fterfftcn unb oeften eine fo im ^^emont ligt. Über
ba§ roaffer ^ant fi ein fd^iffbruden jefamen, inen nit rool ju
nemen ban mit gferlic^em fc^aben, bo mögen fi ein anbcrn
täglid[)e l^anbtreid^ung bieten unb frieg^lüt oerroed^Slen. be§^alb
muften bebe oeftenen ju beben fiten be§ roafferS jumal belagert
roerbcn, roeld^c§ ban mer lütten, ban ie^mal ber fönig bi ein*^
anbern l^at, erforberen rourbe. gebenfen al§ burd^ mutma|ung^
ber fünig roerbe balb nun bifem jug ein enbt geben, bicroil er
uff bi§ mal ftn !önig!lid^e e^r gnugfamlic^ beroaret, namlid^
ba§ er bj gefpift SBulpian groonncn, bemnad^ bem fienbt nad^
unbcr bie äugen jogen. baJ5 aber ber fienbt un§ geroid^en,.
geben mir mer bfd^ulb bem fterbcnbt fo unber inen ift, bem:^
nad^ bem unroiBen ber tütfd^en fned^ten, bieroil groffer mangc!
an gelt ift, ban irer jag^eit, ban roir fi ganj unb gar nit oer^
— 27 —
ad^ten, fonbcr loiffen wol bj gut friegSooIdt bi cinanbren
ift. fotnlid^S ift un§ uff bi§ mal ju wiffen, gnebig leerten,
l^abcn iDtr biHici^ eüroer tu. nit bergen iDeCen. ^ietnit un§
eüroer gnab unb erfatn n)t§]^eit unbert^cnigüd^ beoel^enbe-
datum oor 3)lontcaI im SWontferrar [aWontferrat] uff ben
4 octobr. 1555.
eümer ftrcng erfam migl^cit unbcrtl^enige burger
SBernl^art ©tcl^cli unb
^an§ aSßil^cIm ^eptcnring."
3)ie ©rmartungcu bcr ©d^reiber ftnb genau in ©rfüCung
gegangen. 2ln eine Eroberung beS ftarten ^onte ©tura mar
int @mft nid^t ju benfen, bagegen fiel fd^on am 8. Dftober,
alfo noc^ jmei 2:age frül^er afö bie 93a§Ier ^auptleute gebadet
l^atten, SWoncabo ben granjofen in bie ^anbe — näd^ft ber
@inna]^me oon SSotpiano ba§ mid^tigfte aQer berlenigen @reig^
niffe beS piemontifd^en Krieges, an benen bie ©c^meijer bc^
teiligt moren. gür ba§ franjöftfd^e ^eer bebeutete bie üaifu
tulation non Snoncaloo einen unoerl^offten unb aud^ beinal^e
uuDerbienten ©lürf^faD, benn me^r als je festen ©eud^en ben
S^ruppen be§ ^önig§ ju, unb baju l^atte ftd^ nod^, ba bie fiö^-
nungen ausblieben, bie größte SüS^^^^^Ps^^it gefeilt. ®er 3Jlar*
fd^aC 93riffac, ber mit Oelbmitteln t)om ^ofe nur anwerft fnapp
gehalten mürbe, befd^Io^ unter fold^en Umftänben, bie 2lrmee
in ben gefegneten ©efitben be8 SWontferrat ftd^ einige Q^it
au§rul^en unb fd^ablo§ l^alten ju laffen; mehrere fletnere
©d^Iöffer, bie t)on ben Äaiferlid^en befe^t maren, mürben unter-
beffen nod^ eingenommen.*®) ®ic SÄngelegen^eiten im pemont
maren, mie ein jcitgenöffifc^er 3)lemoirenf c^reiber *•) fid^ au8*
brfldft/ swifd^en Hoffnung unb 91ot in ber ©darnebe. 9luS
biefer ©ituation l^erauS ift t)on ben 93a§ler ^auptleuten ber
folgenbe 93rief nad^ ^aufe gefanbt morben, ber un« unter an^
— 28 —
berm ani) in bic bamaligc Slrt bcr Sricfbcförbcrung intcr*
€ffantc ©inblirfe tun lä§t:''^«)
„Sblcn ftrengen frommen fürfid)tigcn crfamcn roifcn gnebig
günftig lieb leerten, eümer ftreng erfam roi^l^eit figen unfere
nnbert^änige bienft jeDor bereit, gnebig l^erren, wir l^aben
e. xo. jum Dierbten mal gcfrf)riben unb bife§ gegenroirtigcn
^emontifd)en frieg^ l^alben atter l^anbt§ berieft geben, mögen
aber nit miffen ob fomlic^e fd^riben alle Don eüd^ unferen l^erren
be^enbiget roorben. ba§ crft fd^riben ift gfc^el^en oon SBillana
unb Uoli ©rafen Don ©oloturn uffgeben morben, ba§ anber
einem taglöner u§ eüroer unferer g. 1^. ftat fo man nennet be§
bauml^ouroerS tod^terman. ba§ brit bem poftmeifter Don Sucern,
meld^er bojmal Don be§ abgftorbnen l^erren fc^ult^e^ §ugen
feligen [f 12. Sept.] wegen ^inu§ gfc^idt warb. ba§ oierbt
unb ba§ letft l^aben wir uffgeben bem fd^niber ^inber bem
falj]^u§. nun fennen mir rool merfen unb Derfton ba§ gemelte
fd^riben oilid^t jum tl^eif ober gar nit eürf) unfern g. 1^. nit ge=
antroort roorben, ift un§ be§l|alb nit lieb, unb roöllenbt un§
an bifem ort für entfd^ulbiget Ijaben. bife fd^ribcn nun aUe
miberumb ju erl^olen unb ju äferen, bebunft un§ unöonnöten,
angfel^en ba§ jeiger Sienl^art SefiQtx eümer unferer g. 1^. ftat*
Buffer alle§ ^anbete l|alb eümer e. m. jimlid^en berieft münbt^
ü6) geben mirbt. ju bifer jit aber foH efimer e. m. miffen mie
SJlontcal bag oefte l^u§ im 3)lontferrer oor 10 [foHte l^ei^en 20]
tagen groonnen ift morben, unb wirbt alfo ie§ roiberumb ge«^
bumcn, unb bie jerfd^offnen bruftroerenen roiberumb gebeffert.
^iejroifd()en fo fd^roebet unb fart ber ganje ^uff im aJlontferrer
l^in unb roiber, gebenten rool üon feiner anbern urfad^ roegeu,
bau ba§ fpi§ unb tränt, bemnad^ bie futerung, uffgee^et roerbe,
roel^e§ fonft bem fienbt ju 3lft [Slfti] unb 3Balfanniere [SBat
feiiera bei 2lfti] alle§ ju t^eil rourbe, bann ba§ lanbt an aUet
— 29 —
l^anbt früd^tcn faft gut unb frud^tbar ift. bcmnad^ fo i^at bcr
l^crr Don 2lumalle unfcr oelbt^cr cigcntlid^en berieft wie ba§
bcr ficnbt ein nürocn l^uffcn befamlet, bo toei^t man noc^ nit
n)o er mit u§ roxU, ift aud^ ein urfac^ ba§ roir narf) jü oelbt
ligen. e§ ift aber ju mutmaßen, er werbe bifen nilroen l^uffen
in Stomanq [SRomagna] füren, bieroil etroa^ Derrätert) ju ©iena
[feit bem 21. 2lpril lieber faif erlief] fürgangen fin foll. ober
ift müglid^ er werbe in für ©atenaire [©attinara an ber ©efia]
legeren, bieroil er e§ anl^ept je buroen unb je feften [um ben
20. Ott ^^)]. wie lang aber mir von bem nümeu regiment
nad^ bienft l^aben mögen, ift un§ unmiffenbt, mierool bj gfd^rei
ein mit n)a§, mir mürben Urlaub ]^aben, urfarf) bj bie fürften
fo u§ ^randrid^ fomen finbt fampt irem abel jum tl^eil n)iber=
umb ^eim fert l^anbt, aber bi§ gfd^rei ift gar uff bi^mal roiber
erlöfd^en, unb mitl man oon lengerem bienft fagen oon wegen
obgemelter urfad^en, unb ba§ ber ^err oon Serme^ [^aul be
Sabartl^e, seigneur be 2:i^erme§, f 1562] oom l^of miber jum
l^uffen fommen ift. roiter§, gnebig unfer l^erren, fennen mir
jü bifer jit euroer e. ro. nit fd^riben, bi§ etroa§ nüroerung be=
fd^ul^e. ^iejroifd^en roettenbt un§ alroegen gnebigflid^ unb oätter*
lid^ für empfolen l^aben. datum oor ©oungq^^) im SJlont:^
ferrer uff ben 28 octob. 1555.
eüroer ftreng erfam roi^^eit unbert^nige burger
Sernl^art ©täl^eli unb
^an§ äBil^. ^eptenring."
SQBann ba§ ^Regiment a ^ro entlaffen roorben ift, oer*
mögen mir nic^t anjugeben. S^^cnfaB§ finben mir Sernl^arb
©tel^elin im ©ommer 1556 in 93afel: ^ier nimmt er, feit 1551
jum erften SWale roieber, afö „Äiefer oon ben ©e^fen" teil an
ben aßal^Ien in ber 3w"f^ i« SGBeinleuten. ^m ^unf t^^anbbuc^
wirb ©tel^eling 9tame bei biefer ®etegenl)eit jum erftenmal.
— 30 —
Toie oon ict(t an burc^ge^enb», mit bcm ^äbifat „§crr" oer^
fc^en — aud^ ein ©rabmcffcr für ba§ ^ö^erc Slnfcl^cn, wcIci^eS
bcr einfüge ®iener unb ©d^reiber ber 3w«ft ^I^ oerbienter
Ärieggl^auptntann unb SRitter j|et(t geno§! 3m SBerlaufe be^
jgal^reS 1556 mu§ ©tel^elin bie Verberge jum „Äopf" mieber
Derfauft ober jum minbeften pa^tmeife abgetreten l^aben:
roäl^renb er ndmlid^ laut ben SRanbbemerfungen im „SBergid^t^
buc^" am S^eujal^r 1556 noc^ f eiber bie fällige State t)on
80 ©ulben an bie el^emaligen ©igentümer entrid)tet l^at, tritt
an feiner ©teile ein ^dt)t fpäter ein ^^ilipp @q§Ier, „ie^iger
rourt jum fopf", al§ Sejal^ler biefer Summe auf. 3)er neue
^efi^er bfirfte ein ©ruber oon ©tc^elinS erfter grau 3)orot^ea
(St)§lerin gemefen fein.
©0 l^at Sernl^arb ©tel^elin ba§ ^anbmerf eines ©aftmirteS
aufgegeben, ©einer erl^öl^ten SQBürbe unb feinem großem 9teid^=
tum entfprad^ e§ beffer, ba§ er fid^ je^t bem Seben cine§ @rog=
grunbbefi^er§ unb ©d^log^errn äumanbte. :3m Qaf)X^ 1557,
furj oor bem 21. ^uni, ^at er ba§ ©c^lo§ unb SBei^er^au§
p ^ratteln, famt jugepriger trotte, oon bem bisherigen
(Eigentümer 9tiflau§ Sfgfpad^ fäuflid^ erworben. 3n einer nod^
f r^altenen ^ergamenturfunbe ^' ») — il|r ift ba§ fd^öne ©iegel
angehängt, ba§ mir am Äopf biefeS 3luffa^e§ abgebilbet ^aben —
ift ©te^elin am 21. ^uni 1557 biejenigen Sßerpflic^tungen ein^
gegangen, bie ber 95a§ler 5Rat an ben 93efi^ be§ ©c^IoffeS ju
fnüpfen pflegte. @r oerfpri^t, ba§ er ba§ ©c^Iog iebergeit
,,ju aOen iren gef^eften, als ber ftatt 93afel offen l^uS, offen
I)altcn" motte, unb ba§ er eS feinem anberen „ban einem
burger ber ftatt öafel, fo einem erfamen rat gel^örig unb an=
müetig fge", oertaufen motte, ferner oerfprid^t er, in biefem
t5atte bie ad^t ^afenbü^fen, bie fid^ im ©d^log befinben, ber
©tabt „geftragtS onc atteS miberreben roiberumb aüjeftetten unb
— 31 -
:jufomTncn jlagen". @r gelobt ber Dbrigfeit Sreue unb
Ocl^orfam, boc^ fo, t)a§ er oon ben Untertanen ju ^ratteln
,,mit iren borf§ gepotten unb Derpotten, rao ba§ nit ligenbe
güeter jum fd^Iog unb roigerl^u^ gehörig antreffe, onangef ödsten
unb unbeffimbert pitben" folle. ©nblic^ t)erfprirf)t er: „ba§ id^
bie trotten mit aUer jugl^örbe ieber jit in guten buroen unb
eieren behalten, bie ju l^erpfteSjite, bamit man bie min baruff
trotten möge, nottürftigflid^en beforgen, unb obgefc^ribnen minen
gnebigen Ferren gemeiner ftatt 93afel unb aßen iren naci^=
fommen ire je^enben unb anbere gemac^fne min, ju örattelen
iärlid)§ one einirf)e belonung uff ber trotten trotten laffen";
jebod^ foHte bie Dbrigteit nac^ altem 93rauci^ jemeilen „ben
trottfnec^ten ab irem brett ober ie jun jiten bem oogt ju
9Äünd)enftein ein pfunbt ftebler u§rirf)ten unb geben"; ebenfo
foHten bie ©inmol^ner ber ©emeinbe ^ratteln mie bi^l^er für
bie 93enü^ung ber S:rotte — unb eine anbere burften fie nid)t
benü^en — „mir pittic^e unb gemonlid^e belonung ab jetragen
fc^ulbig unb gepunben fm".
Sie ©rmerbung be§ neuen fianbfi^e§ l^at unfern Siitter
ui^t gel^inbert, nod^ im .^erbft 1557 fid^ abermals auf einen
Selbjug JU begeben; bieSmal ift mieber bie ^icarbie ber Ärieg§=
fd^aupla^. @§ ift ber le^te Qix^, für ben fid^ ©tel^elinS 93e'
teiligung nac^roeifen lä^t, unb boc^ ift e§ fo gut mie fid)er,
ba§ er aud) noc^ an fpöteren Kämpfen teilgenommen l^at, oon
benen mir feine au§fü^rlid^e Kunbe befi^en. 3)ie fiüdfenl^aftig*
feit be§ Duetlenmaterial§ empfinben mir bei biefem 2lnlaffe
befonber§ fdimerjüd^.
Qm (September 1557 finben mir ben Hauptmann ©tel^elin
„megfertig". S)a§ er bieSmal nid^t mit obrigfeitlid^er &x^
mac^tigung, fonbern auf eigene ^ouft für granfrei^ gemorben
unb ßanbgelber ausgegeben ^at, jeigt unS folgenber 93rief, ber
— 32 —
ein grcllc§ ©treifHrf)t auf ba§ SRci^läufcrtocfen jener Q^xt übcr^
l^aupt wirft :^^)
„Unferm lieben getrfirocn 93ern^arten ©tel^elin, j|e^ in ber
fö. m*- ju 'Sxanäfixxii) bicnft roegfertigcn l^auptman.
SQBir Sernl^art 3Jleiger burgermeifter unb rat ber ftatt
öafel empieten unferm lieben getrüroen Sernl^arten ©tel^elin,
j|e^ in ber tö. m*- ju ^^anrf^rid^ bienft roegfertigen l^auptman^
unfern gru§. unb al§ un§ 2lnna ®f^ubin, roilent grtblin
93oni§ unfern unbertl^onen t)on 2lriftorf feligen oerlaffncn
roitroen, l^ütigen morgen^ mit befümbertem l^erjen ju erfennen
geben l^at, wie bu iren fon, l^auptman 93oni, ber ir l^elfer unb
troft ire§ altera bi§l|är groefen unb fürrer piKic^ fm folt, burc^
bid^ felb§ ober bine beDelc^l^aber ie^unber l^abeft uffgeroidlet
unb aunemmen laffen unb l^injefüeren roiffen§ fqeft (ba§ aber
iren, roo e§ gefd^ed^en folte, ju gensHd)er armut gereid^en
würbe), mit pitt ba§ abjefc^afen, ba fo möffeft, ift unfer ernft^^
Iid()§ oermaneu unb gepieten, fottid^en ^an§ ©oni lebig geben
unb ba§ fo bu ime geben, mie fid) gejimpt, miber oon ime
empfad^en unb in alfo bi ]^u§ unb finer betagten muter bero
bie l^anbt je pieten, anl^eimp oerpliben laffen. be§ roölten mir
un§ ju bir oerfed^en. datum mentag§ ben 20^^ feptembri^
Anno 1557."
SSJeld^em SRegimente fid^ ber Hauptmann ©tel^elin auf
biefem g^lbjuge angefd^loffen ^at, lägt fid^ nid^t fagen.^^)
3ebenfaQ§ tann er nid^t ber 2lnfü!^rer eine§ oon öafel offijiell
für ben Slufbrud^ beroitligten 3^äl|nlein§ geroefen fein, benn noc^
am 2. Dftober fd^reibt ber 93a§ler SRat an ©olotl^urn, man
molle ftd^ einem allgemeinen 2lufbrud^ ber elf mit ^ranfreic^
oerbünbeten Drte nid^t ent^iel^en, „bod^ nit mer bann mit einem
^auptman unb einem oenblin ber unfern". ^^) a)ag ©tel^elin^
SBerbungen non ben 93a§ler Se^örben me^r nur gebulbet al§
— 33 —
gebilligt tDorben iDaren, lägt fid^ aud^ einem (Stiag beS SRateS
„in at(e @mpter" entnehmen, worin gefagt wirb, e8 feien tro§
bem obrigfeitUd^en ^JSerbot einige ^a§(er Untertanen in ben
^rieg gelaufen; barum l^abe ber 9tat befd^Ioffen, aQe fianboögte
auf^uforbem, „ba§ bu bid^ furberli^ unb one perjug aDet
beren, fo u§ unfer ^errfd^aft, biner l^abenben oerwaltung^ alfo
unb nämlichen unber l^ouptntan 93ern]^arten (Sted^elin unb
^auptman <^ann3 «Hartman, unfern bürgern^ ober unber anbem
unfer eibtgnofc^aft l^ouptluroten, beS ned^ften mal§ in ba§
5ßiccarbqg ^ingejogen fmbt, eigentlid^en erfunben" foDeft unb
ftc beftrafen (28. ajldrj 1558).^«)
®en franjöfifd^en SBaffen war am 10. 2luguft 1557 bei
©t. Duentin burc^ bie Dereinigten ©panier unb ©ngidnber eine
furd()tbare 9lieberlage beigebrad^t morben. S)er SJlann, ber
nun bie @^re granfreid)^ retten foKte, mar einer ber erprob«
teften g^Ibl^erren be§ fianbe§, ber ^erjog ^^anj oon ®uife.
2luf meieren ^unft er feine SÄbfid^ten gelenft l^atte, jeigt un§
foIgenbe§ ©d^reiben ©te^elinS, ber alfo tro§ allem in SRapport
mit ben 93a8ler 93e]^örben blieb; e§ ift ba§ le^te oon allen
©riefen ©tel^elinS nad^ 93afet, ba§ un§ erhalten ift:")
„@blen ftrengen frommen fürfid^tigen erfamen mifen, in«
fonber§ günftig gnebig lieb l^erren unb oätter, eumer gnab unb
miSl^eit fqe mein unbert^enig miQig ge^orfam bienft qber jit
bargebotten. nac^bem eumer gnob unb ro. furj oerrudfter jit
etlid)er nüroer jitung berid)tet, fieg icfi euroer g. unb m. roitcr§
günftenflel^en ju oernemen : als mir non S^otra 2)ama be pnte
u§ erforberung be§ l^errn oon ©uqffen gon Dpon ©antamanfier
[$ont ©ainte SWafence ? (Dife)] gejogen, in Hoffnung gemeltten
l^erm ju befinben, aud^ unfere bejalung ju entpl^al^en, aber mir
föHt^S nit erlangen mögen, fmbt miterS unj gon Slbenmqler
[Slbbeoille] befd)ciben morben, ^anbt mir rool etliches gelt ent*
»aSler »iograp^ien III. ^
— 34 —
pl^angen, aud^ ben ^errn t)on fiabrofd^en [bc la SBroffe, f 1562]^
ipolgenanten l^ern oon ©uqffcn lüttenampt befunben, fmbt roir
u§ Diloeliger bitt unb anffid^en burc^ gcmcittcn l^ertn t)on
©uqffcn biitlid^ befflc^t roorbcn, rottcr^ uff eaüt§ [©alaiS] ju
tud(en. rotUx6)t^ mx un§ tdoI jum t^eil getoibret, aber bie
ernftlic^ bitt toir imc nit oerfagcn fönncn nod^ mögen, alfo
fmbt wir mit ^ilf ©otteS uffbrodlien, unb ben ned^ften uff
®alli§ ju, möllic^e oefte ber l^err oon ©uqffen an brgcn orten
ju maffer betegret, aud) Don gemcitten orten mec^tig l^inin
fc^q§t, ®ott geb un§ gnab. miter§ uff bi§ mol§ e. g. unb ro.
nüroer jitung ju berid^ten mir nit mügHid^, aBein euroer gnab
unb ro. in ben fcf)irm ®otte§ befelc^enbe, datum ju 2lbenroqter
ben 4. jonuar a^ 58.
e. g. unb erfam roisl^eit unbertl^eniger
öern^rt ©te^elin SRitter."
SSSenige S:age nad^ ber 2lbfaffung biefe§ 93riefe§, am
7. Qanuar 1558, alfo rool^l no^ oor bem ©intreffen ber 93a§Ier,
\)at fid) ®alai§ bem ^erjog oon ®uife ergeben muffen. %ilix
g^rantreirf) mar baS ein linbernber 93alfam auf bie SSSunbe,
bie e§ im oorl^ergel^enben ©ommer empfangen l^atte: geroann
e§ boc^ bamit eine ©tabt für immer jurüdf, bie e§ fd^on oor
jroei ^»ö'^t^wnberten l^atte an bie ©nglänber oertoren geben
muffen. 2ln bem mächtigen 3i"fclfiöate aber l^at ftc^ in bem
SBerlufte biefe§ letzten feftlänbifd^en SSoHroerfö l^anb greif lidl) bie
unnatürtid^e SBerfettung mit Spanien geräd^t, bie feit ber SBer-
^eiratung ber „blutigen" 9Jlaria mit ^^ilipp IL ben ®ang ber
englifrfien ^olitif befd^roert l^atte.
3nt ©ommer 1558 finben mir 93ernl^arb ©tel^etin roieber
in 93afel; er ift, roie im oorl^ergel^enben ^al^re, „tiefer oon
ben ©ed^fen" unb roirb al§ ©ed^fer ju SBeinleuten beftätigt.
3)od) lä^t fic^ mit ©id^erl^eit bel^aupten, ba§ ber Äampf um
— 35 -
€^alai§ nid^t ber Ic^te getoefen ift, ben ©tc^clin in franjöfifd^cn
'©ienftcn mitgemacht l^at. 3>^9^«i> einmal mu§ er, na^ bem
ilbereinftimmenben 3^ustti§ feiner ©rabinfd^rift unb ber Epitome
IBurftifenS, ein eigenes ^Regiment Don je^n gäl^nlein oISDberft om
gefül^rt l^aben; bod^ ift e§ mir fo menig wie ©treuber gelungen,
t)en 3citpunft auSfinbig ju mad^en, in bem biefer galt eingetreten
ift. fiaut aSSurftifen ift ©tel^elin narf) bem 3;obe ßeinri^S II.
(f 10. 3[uli 1559), al§ bie SReligionSfriege in gtanfreic^ überl^anb
nahmen, auf 93efel^I ber Dbrigfeit nac^ 93afel jurürfgefel^rt. S)a§
ift mo^I glaublich, benn feit bem Slu§brud) ber franjöfifc^en
tReligionSfriege liegen bie eoangelifd^en Kantone feine ©ötbner
me^r nad^ ^^anfreid) jiel^en. S)a§'3)atum ber enbgiltigen SRüdf-
fel^r ©te^eUnS nä^er ju beftimmen, ift un§ nid^t mögli^.
aOBenn Don 1559 bi§ 1567 im ^anbbud) ber 3u^ft 8«
9BeinIeutcn jcbe (Srmä^nung unfereS SRitter§ fel^lt, menn er
jogar bie ©teile eine§ ©e^ferS, bie er au^ roäl^renb ber Krieg§=
jiige nirf)t aufgegeben l^at, feit 1561 mel^rere ^^^^e nic^t mel^r
befleibet, fo fann fid^ bieS au§ ber SBerlegung feinet SBo^n^
fi^eS oon 93afel nad^ ^rütteln erflären. 3m SBertauf biefer
^a^re, fpäteftenS im ©ommer 1565, ging ©tcl^elin eine jroeite
@^e ein mit Slnna ©rebel, einer 2lnge^örigen be§ 93abener
3n)eige§ ber befannten altjürc^erifd^en ^atrijierfamilie. ©ie
mar bie Sod^ter be§ ;3unfer§ .^anS ©rebel (f fpäteftenS 1543),
ber einft 9Jlitgtieb be§ großen 9iate§ ju 93aben unb fürft=
bifc^öflid) fonftanjifrfier SSogt ju Älingnau gemefen mar; i^re
SJlutter Urfula entflammte bem ®efd)le^t ber Kelter „oom
©tcinbodf". SSeoor fte ©tel^elin bie §anb reid^te, mar 2lnna
©rebel fd^on jroeimal nerl^eiratet geroefen, juerft mit bem 93a§ler
a3eat greq, bann mit aJiartin gigler. ^''») 2)urd^ biefe gamilien*
oerbinbung fal^ ftd^ ©tel^elin als ebenbürtiges ©lieb beS fd^roei«
jerifc^en 5ßatri}iate§ in aller gorm anerfannt.
— 36 —
9la^ a^tjä^rigem 93efi^ ^at Sem^arb Ste^elin im Sommer
1565 ba§ @^Io^ ^ratteln miebet perfauft, au§ meinem @runbe,
ift un§ unbetannt. @^on im ^rü^Ung be§ genannten 3a^^e§
^atte ft^ ein ftaufluftiget gefunben in ber $erfon be§ ;3[un!er^
^atob S^rud^feg oon 9{]^einfe(ben^ ber ba§ Stmt eine§ ^of^^
meiperS beim ©rafen ©eorg pon äRfimpelgart beüeibete.^^)
Sm 26. äRäri ^atte er fic^ pon ältümpelgart (tu§ an ben dtat
gemanbt mit ber SBitte^ i^m ba§ 9a§Ier Sfirgerrec^t )u oer-
leiten. „3)ieroeil xi) ban in erfarung fommen/' ft^reibt er^
„ba^ eümerem burger Ferren 99em^art @te^elin fein be^aufung
iu Srattelen^ fampt barju gehörigen gutem unb gerec^tigfeiten,
peil fein folt, . . . . ^ab id^ mid^ fut) perrudfter tagen ju i^me
rittern get^an, be§ !auf § pergttd^en unb reblid^en jugef erlagen :
miewol mir nun in bemeltem fauf nid^t perl^alten morben^ aud^
für ftd^ felbft billid^, ba§ ein jeber inljaber foId^e§ l^aufeS ober
fd^IöpnS eüwer burger jü SBafel fein foDe unb muffe" 2C. S)cr
Äauf rourbe perfett, nac^bem ba§ ®efu^ beS 3iun!er§ Srud^fcfe
um 2Cufna^me inS 93ürgerred^t mar bewilligt morben. 3)er
Kaufbrief,**) im ©taat^ard^io ju fiieftal erl^alten, ift eine gro^e
^crgameutur!unbe, batiert oom 10. (September 1565. Um ben
^rei§ oon 6500 ®ulben in 9Jlünj, für jeben ©utben ein ^funb
unb fünf ©d^iUing guter lanbläufiger 93a§ter SBäl^rung ge»
jäl^It, perdu^ern l^ier SRittcr 93ernl^arb ©tel^elin unb feine ©e«
ma^tin Slnna „®rebtin" ,,fc^lo§ unb migerl^ug ju SBrattetn,
mit fampt ben maffergrabcn, ber fd)üren, ber trotten unb fd^min«
ftat baran, aud) bem nümgeburoenen rit* unb farrer ftal, mie
bann fotd^e mit einer nurocn muren unb tl^or umbfangen unb
begriffen fmb, unb ba§ alle§ mit wägen, ftägen, gered^tigfeiten
unb gutem, mie mir bie bij^or inge^ept, genügt unb genoffen
l^aben, unb l^ienad^ eigentlidier beftimpt finb, aud) aUeS unfer
gel^umt pced^, füg, fälber, beSglid)cn ro^, wagen, farren, fd^iff
— 37 —
unb gefc^irr^ wie wir ba§ ju bcm adfcrbuto unb ber fenncrqen
Qcptudit \)dbtn." @8 folgt bann, mit bem 93urggartcn unb bem
ftir^gatten anl^ebenb, eine lange 9(ufiS^Iung ber einzelnen jum
©d^Io^gut gel^örigen ©runbfiürfe an SWatten, 2ldfer* unb
Siebentanb.
©eine legten Seben§j|a^re l^at ©tel^elin in 93afel oerbrad)t;
vom ©ontmer 1567 an bi§ ju feinem 2!obe mar er neuerbingS
©ed^fer ju SBcinleutcn unb ^at auc^ ate Äiefer bei ben aU*
jä^rlid^en SBal^Ien feiner 3u^ft nie mel^r gefel^It. SBeld^cS feine
Sefc^aftigung in biefer Qtxt gemefen ift, barüber bringen unS
einige ©d^riftftücfe ber ^arifer S^ationatbibliotl^ef 2Cuffd^tu§.
@§ fmb 93riefe, bie öon i^m an ben bamaligen franjöfifd^en
©efonbten in ©olotl^urn, SBeUienre, gerichtet morben fmb. Slud^
biefe ©(^reiben fmb, wie aUeS mo8 fid) von feiner ,^anb bi§
<xuf unferc 3^it gerettet l^at, nur tin jufaDig erl^altencr SReft
au§ einer urfprünglid^ offenbar md größeren ©anrailung äl^n^
li^er ©^riftftfide. 93em^rb ©tel^elin entpuppt fic^ in biefer
Äorrefponbcnj augenfc^einlid^ afö ein im ©olbe fJtanfreid^S
fte^enber bipIomatifrf)er Slgent, ber bur^ auögebe^nten 93rief*
wec^fel unb burd^ 2lu§l^orc^en oon 93a§Ier 2lmt§perfonen aUertei
©taat§gel^eimniffen nad^fpfirt unb fie bann auf bem ffirjeften
Söege bur^ Sßermittlung be§ franjöfifc^en ©efanbten in ©oto=
tl^urn bem fraujofifc^en ^ofe jur Äenntniä bringt. @§ mag
auf Sn\a\l berul^en, ba§ e§ ft^ in ben oortiegenben ^Briefen
nid)t etroa um 93a§ter ober @ibgenöffifd)e SKngelegenl^eiten
^anbelt, mie man ermarten follte, fonbern um SBorgänge au8
ber großen ^olitif, au§ bcm beutfc^en SRei^e, immerhin lauter
2)tnge, bereu ÄenntniS für granfreirf) mistig fein fonnte.
2)iefe 93riefe gemäliren un§ jugleic^ intereffante 2luffd^lüffe
über bie 93efrf)affen]^eit be§ bamaligen 5Rac^rid^tenn)efen§.
©ic lauten:
— 40 —
scavoir sy le personnaige qui me Tavoit dict estoit homme
d'authorite, sur quoy vous diray qu'estant ces jours passes
arive en ceste ville les banquiers de Nürenberg qui ont
acoustume d'apporter tous les ans a messieurs de ceste
ville leurs interests, je les allay trouve pour recevoir
aussi les miens. et apres avoir communicque de plusieurs
choses avec eulx, ils me dirent: votre roy*) est bien
ayse d^avoir obtenu ceste victoyre^), mais il n'a pas
encore tout faict; qu'il advise bien a ses affaires, pour
ce que Ton a dresse une mervilieuse et dangereuse
praticque contre luy et sont apres pour y faire entrer
l'empereur soubz coulleur de remettre la ville de Metz
soubz Tempyre, auxqueles paroles je n^adjouxtay autrement
foy. touteffoys des jours passes ung mien parent qui est
homme de jugement et des premiers de ceste ville, lequel
vous est serviteur et amy, me tient le mesme langaige
que dessus, davantaige qu'on avoit grande esperance
que Tempereur et autres villes de TAllemaigne y consen-
tiroient. desqueles choses je n'ay voulu failir de vous en
advertir encores une foys. ce qu'entendray davantaige
ne fauldray de vous en adviser. cependant, monseigneur,
je prye dieu vous avoir en sa sainte garde.
de Basle ce 4® jour de decembre 1569.
votre humble serviteur
SBernarbt @täd|ea. » ^^)
2luf bcn legten bcr brei ©tiefe fällt ein geroiffe§ fiic^t
au§ einem ©ntrourf^^^agment, ba§ i^m beigefügt ift:
•) Äarl IX. — »>) ©d^rad^t bei SWoncontour, 3. Ottobet 1569, fd^roerc
Slieberlagc bcr §ugenotten.
— 41 —
«Ces jours passes ung homme d'authorite *) me dict
qu^ils sont apres de faire entrer l'empereur en leurs
praticques, soubz coulleur de remettre la ville de Metz
soubz l'empire et puis apres se jecter avec leur armee
dedans le royaulme de France, et que Fempereur y avoit
en partie consenty par condiction que les villes de Stras-
bourg Nürenberg Ulme et Auguste^) en respondroient
et fourniroient l'argent pour dresser ladite armee. cequi
ne se fera pas sy toust ä mon jugement*^). [messieurs
de ceste ville ont quelques grandes affaires, pour ce que
contre la coustume les XIII conseillers secrets ont este
toute ceste septmaine en conseil estroit et aon mis en
ariere tous autres affaires, incontinent que j'entendray
les occasions je vous en adviseray. fait a Basle le mardy
apres la saint Andre d) 1569.]»^^)
S)urrf) biefc öriefc toirb un§ juglci^ beftätigt, wag xoxx
längft annel^men mußten, ba§ 93ern^arb ©tc^clin burd^ bic
©nabc bc§ franjöftfrf)cn §ofc§ ein rool^tfituierter 3Kann gc^
toorbcn war; feine Kapitalien ^atte er jum %zxl bei 5Jtürnberger
Söanfier§ angelegt @ine ^mterlaufba^n in 93afel ift i^m nid)t
juteit geworben; nielleic^t l^at er fie gar nid)t gefuc^t; e§
mod^te i^m geniigen, offen ober insgeheim „feinem" Könige
weitet ju bienen.
2tm 20. SKuguft 1570 ift »ern^arb ©te^elin in einem SKter
uon ungefähr 50 3>ö^ten geftorben; ,,t gnab bir gott" l^at
ber 3unftf (^reibet ju SBeinleuten feinem S^amen in ber Sifte
ber ©cd^fer bicfe§ ^a\)xt^ beigefügt. S)a§ ©rabbenfmal, unter
welchem ©te^eltn ju ©t. aWartin ®*) beigefe^t würbe, jiert ^eute
•) geftric^en; bafür: honneur — »>) 2lug^6urg — «=) 2)a^ golgenbe
burd^geftrid^en — '^) 6. ^cjem6er
__ 42 —
ben ^of be§ 93a§Ier ^iftorifd^cn SWufcumS. ©öl^nc fd^eint
93crn]^arb ©tel^elin md)t bcfcffcn ju l)aben; ob feine Sod^ter
2lnna (getauft 9. SKätj 1544) i^n überlebt l^at, ob auger i^r
noc^ anbere Jöd)ter, etroa Äinber au§ feiner jroeiten @^e, oor^^
l^anben waren, ba§ aÜeS roiffen wir nid^t. ©ic^er ift einjig^
ba§ 93ern]^arb§ SGBitroe 2lnna ©rebel im Qal^re 1572 nod^
am Seben mar.®*) ®ie gamilie mürbe bur^ 93ern]^arb§ jifin^
geren 93ruber 2lpoIlinari§ ©tel^elin fortgepflanjt, ber afö ^ird^en*
Dermalter mit einer ganjen Steige Don Pfarrern in naiven SSe^
jie^ungen ftanb. ©inige ^totijen über bie g^amilie beS SlpoHi»
nari§ mögen l)ier noc^ angefügt roerben. ©eine erfte ©emal^lin
(fpätefteng feit 1548) mar Stbigail ®aft bie 2od|ter be§ be*
fannten 2:agebud)fc^reiber§ Pfarrer Qol^anneS ®aft. ©ie mar
geboren ben 12. ^fuli 1531 unb ftarb in ber großen ^eft oon
1564. ®®) Qn jmeiter @^e mar er »erheiratet mit ©ertrub
Qrmi (geftorben ben 21. 9tooember 1606), Softer be§ $an§
aSeltin Qrmi unb ber Urfula groben, ^n ber 3wnft ju S33ein=
teuten befleibete 2lpoKinari§ bie SSSürbe eine§ ©ec^fer§ feit
1558, bie eines ©edfelmeifter§ feit 1580, eine§ SiatS^errn feit
1588, le^tere bi§ }u feinem S:obe, ber am 28. Sluguft 1591
erfolgte. SSon feinen neun Äinbern feien ermal^nt bie ©öl^ne
•^an§ ^einri^ geb. 1552 (beffen ^ate ber SÄntifteS D^matb
9Jlgconiu§ mar), ^an§ 93ern^arb geb. 1554 (^atenfinb be§
2lntifte§ ©imon ©utjer, fpäter gleid^ feinem D^eim Hauptmann
in franjöfifc^en ®ienften®^), ßan§ ^atoh geb. 1557 unb
©manuci geb. 1574. Über bie jroeite ©eneration nad^ 2lpolli*
nari§ l^inauS lägt ftrf) biefe gamitie, bie ju SSSeinteuten jünftig
mar, nid)t oerfolgen. ®^) 3)ie l^eutigen 93a§ler ©tel^etin unb
©td^elin ftammen meber oon Sernl^arb norf) oon 2lpoIIinari§
ab, fonbern fmb fämtüd) ^ta^fommen oon beren älterem QtiU
genoffen, bem 1520 in SSafet eingebürgerten ©eilermcifter
— 43 —
^anS ©td^elin au§ SReutlingen, bem 2:]^oma8 glatter in feiner
(Selbftbiograp^ie ein nidjt eben fd^meic^ell^afte^ S)enfmal ge^
fe^t ^at.
©oQen wir fc^Iie^Iid^ ein pfammenfaffenbe^ Urteil über
ben SRitter ©ernl^arb ©te^elin abjngeben wagen, fo muffen
wir auf eine eingel^enbe ©l^arafteriftif Don Dornl^erein oerjid^ten;
ju einer fold^en reichen nnfere Duellen au^ nid)t im entfernteften
au§. ©0 oiel aber mirb man fagen bürfen, ba§ 93em^rb
©tel^elin ein SJlann von flugem unb energifd)em 303efen, oon
^o^er perfönlidier Sapferfeit unb oon unternel^mungStuftigem,
auf rafd)e SCbroe^Slung bringenbem ©eifte mar, bem eS ge*
lungen ift, ftd^ au§ fe^r befd^eibenen aSerl^ältniffen ju einer
angefel^enen fojialen ©teöung emporjufd^roingen unb au^er*
gemö^nlid^en Sful^m ju ernten.
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— 45 —
&exid)t^ax(^ir), @cl^ult]^ei|engertcl^t ber mel^rern 6tabt:
UrtetCSbüd^er.
Sertic(ungd6ücl^er.
S^ergid^tbüd^er.
Xaufbuc^er.
Urfunben.
=5taatSarcl^ii) Sicftat:
Urfunben.
3taatdarc^it) Supern:
2«tcn granfrcidj, Kriege unb gricbcngfdjiüflc XX (1538—1558).
ßibliotheque nationale in ^ariS:
Fonds fran<jai8 15901 unb 16021. (gSgl. ®b. diott, Inventaire
sommaire des documents relatifs ä l'histoire de Subse
conserves dans les archives et bibliotheques de Paris.
«cm 1882 ff., 1 125 unb II 591).
3u ^an! oerpflid^tet bin ic^ für freunblid^e Beratung unb Unterftü^ung
ben Ferren ©taatdard^ioaren Br. SRubolf 9ßac{ernage( in «afel unb Dr.
X^eobor t). Siebenau in Sujern, foroie namentlich $errn Dr. $aul @peifer:s
^^urnepfen, ei^emaUgem ^ttad^e Bei ber fc^n)ei3erifcl^en ©efanbtfd^aft in
$arid, ber ftd^ auf meine «itte in liebendmurbigfter SBeife bereit flnben
Ue^, bie «riefe ber 9{ationalbibIiotl^ef ju !opieren.
yinmevtnuQen.
Epitome Historiae Basiliensis auth. Vrstisio. Basilese 1577. ©. 210 f.:
< Eiusdem conditionis [nämtid^ raie Stiflauä S^^mi] Bernhardus
Stehelius fuit, cui in opposito pariete magnifieum fiyrjfxoavyoy
factum. Hie bonis a iuuentute literis imbutus, ex Musarum
castris in Martia tentoria descendens, cum uariis Gallorum
militiis, quibus Heluetii ex foedere affuerunt, fortitudinis
famam sibl conciliasset, anno 1555 [foUte l^ei^en 1554], a Hen-
rico secundo Francorum rege, post Rentinianum conflictum,
equestri baltheo donatus fuit, cui porrg etiam in legione
Heluetica ducendä suam nauauit operam. Bellis autem ciuilibus
a morte Henrici, religionis causa per Galliam ingrauescentibus :
— 46 -
pii magistratus edictis obsequens, pacem domesticam colere
maluit, qua etiam 12 Kai. Septemb. diui sui nominis festo die,
anno 1570 in fata concefsit>.
«) ©cgenüber ©trcuBcr, ber (©. 100 f.) 93crn]|arb ©tc^clin bcr älteften, feit
1406 eingebürgerten gamilie bicfe^ 9flamenS jured^net, möd^te ic^
junät^ft auf bag ^appenbud^ ber S^^^ i^ äBeinleuten (im ^aSler
ipiftorifd^en SKufeum) l^inroeifen, laut roeldöem Sernl^arb ©tel^elin
(©ec^fer 1550) bagfelbe SBappen fül^rte tx)ie SlpoIlinariS ©tel^elin
(©ec^fer 1558), nämlid^ brei rote 3lofen auf grünem S)reiberg,
barüber brei golbene ©terne, hiam^ gelb, — ein SBappen, baö
oon ben t)erfc^iebenen Wappen ber ölteren Radier ©tel^eün burd^«
au^ abmeldet, ^a^ ^poQinarid ber trüber ^ernl^arbS roar,
ge^t l^erüor auS ber Urfunbe 3lt. 935 im Sieftaler ©taatSard^io
(rgl. 5lnm. 59), in ber Sernl^arbS jroeite grau „ben erfamen
2lppoIlinaren ©tel^elin, minen .frunbtlid^en lieben fd^rooger" bittet,
fein ©iegel anjul^ängen. SlpoUinariS aber roar nac§ fefter, bei
^olai^atb (©uppl. ju Seu^ß ©c^njeijerifd^em Se^ifon V 598) unb
Su^ (Sürgerbud^ ©. 319) oorliegenber ^rabition ber ©o^n beS
S3aber8 §einrid^ ©te^elin au« ©d^lettftabt. ®ine fröftige ©tü^e
crl^ält meine 3lnnal^me enblid^ in folgenbeni Umftanbe, beffen
Äenntnig id^ einer freunblic^en SWitteilung be§ §crrn Dr. 2(uguft
S3urcl§arbt oerbanfe. 3m ©ernlerif d^en ©tammbuc^ von
1695 (SBaterlänb. Sibliot^ef Q 73, pag. 23) finbct fid^ bie Eingabe,
ba^ ^an^ ©ernler (geb. 1519, geft. 1595) im Saläre 1554 unter
Hauptmann „ Seminar b SBaber" nad) granfreid^ gejogen fei.
®inen SBaöler Hauptmann biefe^ 3^amenS gibt eg nic^t; gemeint
ift notürlic^ öernl^arb ©tel^elin, nur ift l^ier, loie im fünfjc^nten
unb fed^ael^nten Sa^rl^unbcrt nid^t feiten, ber öerufSname be$
SSaterS, eben beS S3oberS §einric^ ©tcl^elin, an ©teße beö
gamitiennamenS getreten. (Über bie ©itte, ben SBerufSnamen,
aud^ ben bed Saterd, an ©teUe beg gamiliennamend ju braud^en,
ogl. 2ß. SBifd^er in Söagr. ©I^ron. I 588). — SSon fonftigen ^nbern
beS ^aberd ipeinric^ ©tel^elin finb befannt: 9{i!(aud ber ^aber,
ber im ^af)ve 1533 bie §immelaunft erneuerte (bei biefer Oelegen?
i^eit wirb er, wie mir §err Dr. Sluguft öurcfl^arbt mitteilt, auS^
brücflic^ al§ §einrid^ ©tel^elinö beg 33aberg ©ol^n über 3ll^ein
beaeid^net), am 14. guni 1537 ju ©t. 2^1^eobor eine ^od^ter ^nna
taufen Ue^ unb im Dftober 1547 baS gürfpred^enamt erhielt
(Öffnungäbud^ VIII 121; nad^ 2u^ öürgerbud^ ©. 322 roöre er
1530 Bürger geworben); ferner: § einrieb, getauft 21. Suni
— 47 —
1530^ unb TtaxQavttf)a, getauft 21. September 1531, beibe
3u @t. ^l^eobor. dagegen ]|at 9R i d^ e I @tel^elin ber ^aber, ber
am 9. Sönuar 1542 |u St. ^I^eobor gIei(§faßS eine ^oc^ter Slnna
taufen ließ, ftt^er feine Derroanbtfd^aftCid^en Besiel^ungen ju ^ein-
rid^, benn er ift ol^ne groeifel ibentifc^' mit SKic^el @ t a 1^ e ( bcm
93aber oon ®rauen^ufcn in SBürttcmberg, ber am 6. 9'Joöember
1540 ©ürgcr rourbe (Öffnung«6u(§ VIII 74).
«) Saut Ärieggrobel oom 24. guni 1515 (Sanier etaat«ard^ix), ^olitifc^e«,
16. 3a]|r§unbert, gtalienifd^e Kriege) l^at „©eini ©te^elin ber
baber" al3 Solbner (b. 1^. bejal^lter SteKoertreter) beg Slatg*
f)errn Sernl^arb ©ranb (über roeld^en rgl. ipoljad^, oben Sb. II,
S. 83) am Selbjug ron 1515, alfo mof)l auc^ an ber Sc^lad^t
üon 3Karignano teilgenommen. — öürgerred^t : Öffnungöbuc^ VII
(1490—1530), @. 198. — 2lmtmann über SRl^cin ic. : Urteirsbud^
1524 (laut aRitteilung oon Dr. 2lug. ©urdl^arbt).
-*) Cffmmggbud^ VIII (1530-1565), © 40 \ 2luf i^n wirb bal^cr bie
i«oti8 bei ÖJaft ©.52 (21. aÄärj 1546) ^u bestellen fein: „SDer
3)omfd^affner iperr ©tä^elin er^i^tc fid^ beim 3lennfpie(e (in ludo
publico cum discurrerat) l^inter feiner SKaöfe fo fel^r, ha^ er
auf einer ©ette oöUig geläl^mt sufammenftürate."
*) %f). s8urc!l^arbt*93iebermann, @efc§ic§te be$ ÖJ^mnafiumS ju 93afel (SBafel
1889), ©. 17 (ogl. ©. 20).
*) ©0 nad^ l^anbfc^riftfid^en Smterbüc^ern (mehrere im ^aSler ©taatSarc^io,
aroei im öefi^ beS §errn Dr. 2luguft Surdfl^arbt). Sgl. aud^
^otj^alb, Supplement ju Seu'S ©d^raeiserifd^em Sejifon, 93b. V
(3ürid^ 1791), ©. 591. ®in SSerfel^en ift eS natürlid^, rocnn
Su^, 93a«lerifc§e8 SBürgerbud^ (SBafel 1819), ©. 318 ba« Sal^r
1543 ^VLxn ^ b e 8 jal^r beö ©pital^Dberf d^reiberS ©ern^arb ©tel^elin
mad^t.
^) 3)en Flamen ber grau erfal^ren wir auS ber SSerfaufSurfunbe über ben
^golbnen Äopf " (gertigunggbud^, 27. gebruar 1554). S)ag „Urteilt-
bud^" enthält jum Saläre 1549 folgenben Eintrag; „3Kittrood^8,
ben 21. ougftenS. ba gipt groalt Soccb Ogßler ber me^ger b.
j. 93. SBernl^arten ©tel^el^ fincm boc^terman, in ber fac§ betreffenb
bie tl^eilung ©ISpctti^a, Raufen ^olbeinS feiigen roitroe, finer
fdjroiger feiigen, gloßnen gut« 2C. ^ue l^anblen unb be^i^alben
foHid^en erbfal imc 3oceben ©ggler unb finer eefroroen ju irem
t^eil gepürenb, injepringen" :c. 95gl. @b. §i$, S)ie 93a3ler 2lrc^ioe
über §an§ §olbein b. 3 / feine gamilie unb einige ju i§m in
SBcaiel^ung ftel^enbe Q^itgenoffeu (©onberabbrud au^ 3al^n§ „3a§r«
— 48 -
5üc^crrt für Äunftwiffenfc^aft", III. Sal^rgang) SBafcl 1870, @. 34 f.
3afo5 &^%Ux voav diai^f)tvx 3U Ü}2e^gern unb ftarb ben 23. ^^nuar
1556; einen feiner (Söl^ne au^ jroeiter ®^e f^ai er am 1. Tlai
1552 feinem 2:oc§termann ju ©l^ren 93ernl^arb tauten laffen (nad^
freunblic^en aWittetlungen oon Br. 2luguft öurcfl^arbt).
») ^aufbudj 8« ©t. Sllban 1544: „®in finb bauft öern^arbt ©täl^eltn,
9l(ame) Slnna. bic goatter §an8 SRubolf Färber, 3lebecca 33om-
l^arbin, ©Ufabett Sofelerin, getouft 9 tag martii."
») »gl. ^nm. 7.
*<») Dffnunggbuc^ VIII, ©. 105. 123 b. 133 b. 136.
**) Xa^ a3ern]^arb ©te^elin fd^on vox bem SÄnfaufe beg „Äopfeg" (27. ge^
bruar 1554) 3ßtrt bafelbft voat, miif)in bie Sßirtfd^aft gemietet
l^aben mu^, bafür liefert und ben ur!unb(id^en ^emeiS ber ^rief
^i^omad ^latterS an feinen <Bof)n gelig oom 5. September 1553,
worin oon „Bernhardo SteheliD hogpite jum fopf" bie SRebe
ift iß. 28 ber Sluggabe oon SldJiaeS Söuref^arbt). 3m 3uli 1543
mar baS ^an^ jum „Äopf eingeftürjt (gelis glatter, ©. 134
33oog); 1544 fanb ein Umbau ftatt, wie bie gal^reSja^l an bem
bis jum Slbbrud^ im ©ommer 1904 ftd^tbar geroefenen Strebe-
pfeiler (infg leiert.
»2) TOffioen, 33b. 37; ogl. 91. ^^ommen, Sanier ga^rbud^ 1897, ©. 254 f.
**; di. 3:i^ommen, a. a. D., ©. 256.
") 3urlauben, @. 251 : „Le capitaine Steheli avoit cootribue en 1552 ä
la levee du r^gimeot d'Irmi" ; Dc^g, ÖJefd^i(§te ber ©tabt unb
Sanbfc§aft SBafel VI (1821), ©. 210 f.; xJeu, ©d^roeiaerifd^eS Segifon
XVII (3ürid^ 1762), ©. 481; Su^ »aSIerifd^eg Sürgerbuc^,
©. 318; ©treuber, ©. 103; 3oi^. 9lub. Surtfl^arbt, öagler STafc^cns
bud^ 1858, ©. 79; di. bc ©lerg, ©. 68; ©olaad^ oben I 45.
") @ibgen. Slbfc^iebe, IV 1% ©. 741; ogl. ^olaac^ oben I 47.
*«) ©egeffer, ©. 19 f. Über ben ©d^ro^jer Dberft ogl. Äarl ©t^ger, Flitter
S)ietrid^ in ber igatten, Sanbammann oon ©d^ro^j (1512—1584),
unb beffen ©ol^n Dberft S)ietrid^ in ber galten. SWittl^eil. b.
^iftor. SScreinS beg Äantonö ©(§«93, 1. $eft (1882).
'■') ^ll^omag glatter fd^reibt an feinen ©ol^n gelig d. d. 5. ©eptember 1553 :
„Profecti sunt in bellum ex Dostra urbe vexlUa duo, dueibus
Bernhardo Stehelin hospite jum fopf,, jung ipütfc^in, unb
Wilhelmo Hebdenring, Irmi enim obiit domi ex bello reductus
post superiorem expedltionem. ubi noster exereitus sit aut
quid agatur nescimus." (©. 28, 93urdt§arbt.) SBgl. gelij ^tatterS
©e(5ftbiograp§ie, ©. 213 (93oog): „3dJ btlam ein brief oon
— 49 —
Safel . . . bad aut^ ymü fenltn oon 9afel in ^rancfrit^ )ogen
feien, beren ^uptleut 33em^art ©tet^elin, voitt jum fopf bomolen,
^rnoc^ )'rutter gf (plagen, ber ^utfc^e unb fBiC^elm ^benring.''
— 92o(^ am 25. ^onuar 1553 fyxttt Srmi ^in^n Srief aud ^recp
bei Slbbcoiae na(^ »afel gefanbt (»3eihingen 1550-1562", ©. 147).
'«) 2Riffioen, «b. 40 (1553—1555), @. 59. 3m ga^rc 1554 ifl na(^n>eid(i(^
bad ^atum ber enifprec^enben SRifftoe (28. ^riO mit bem ^ag
bed Slufbruc^ ibentifc^.
'^) 9tabutin, <B. 207: jpesans et massifs^
=") 3eitungen 1550—1562, S. 124. Slotfc^reiberoermer!: 7. «ugufü 1553
praesentata et audita. Siegel mit bem Sßappen ^epbenring.
*») aRiffwen 40, 71.
'^) ä'labutin, <B. 231 : ^mesmement les Suisses, lesquels avoient ja fait lears
c^remonies en Intention de combattre et mourir jusques ä an
seul, avant que d' y faire une faulse poincte."
") ©0 md9 mabnün, ©. 242. ©egeffer gibt 22 on (©. 21).
'*) X^omad an gelij glatter d. d. 3. aRai 1554: „28. aprilid sugen unfre
fenblin §in n>eg in bellum, duces sunt ber ©tä^elin unb ^Atfd^in''
(©. 49, »urd^arbt). »gl. gelij ^latterö ©elbftbiogr.,^ ©. 224
(83oog): „ . . . bo fdjreib mir mein oatter . . . item baS ben
28 oprilid 2 fenlin oon öafel in granefridj jogen f^en, beren
l^auptleut ^ml^art ©ted^elin unb ber ^ufd^en."
") TOfftoen 40, 157.
*•) SBgl. ©egeffer, ©. 22. Qintn (nid^t mel^r oorl^anbenen) Srief aui ©d^alun
Sitiert ©tel^elin am 18. 3uni 1554.
") 9la6utin, ©. 241 f.
") 3eitungen 1550—1562, ©. 160. 9latfc^reiberoermerf : „26. junii a«54
praesentata et audita". 5lein ©iegel.
=*«) @5enba, ©. 158. SlatfdJreiberDermerf : „19. [fottte mol^I l^ei^en 29.]
augustl praesentata et audita 54.'* ©tegel Serni^arb ©tel^elind
(au ernennen ftnb bie Initialen B S unb Dom SBoppen linfd oben
ein ©tem).
'°) aRan oergleidje waS Jlabutin (©. 289) fc^reibt: „ausquels (nämlidj ben
©djraeijern) le roy mesme feit response que c'estoit luy qui
en ce jour vouloit vivre et mourir avec eux, et qu'il s'asseuroit
tant de leur prouesse et bonne volonte, qu'il deliberoit ne
les point abandonner, lesquels estimoit comme ses parrins et
fideles amis de luy et de son royaume ; dont füren t tellement
eschauffez leurs cueurs, qu'lls n'avoient autre intention que
de virilement combattre pour son service."
9aB(er Stograplien III. 4
— 50 -
•>) «ftcn JranfrcidJ, Ärtcgc unb gricbengfc^lüffe, XX (1538—1558), im
@taat8ar($it) Sujem.
") »oÄUr (gjemplar: ^Scitungen 1550—1562'', ©. 167. — Sujcrner ®sem*
9)(ar: ^lien e^ranfreid^ a. a. D.
»») »aButin, ©. 278.
»*) »abutin, @. 280.
") (gbenba.
'*) 3)icfelbcn 9?amen im 93ricf ber Äatl^arina oon SRebici vom 17. 2luguft
1554 (Lettres de Catherine de M^dicis, publiees par EL de la
Ferri^re. Tome I, ^ori« 1880, @. 93). 2)a8 ©crüdjt t)om a:obc
bed ^on e^emanbo ©onjaga unb bed Sol^ann t)on ^affou xoav
übrigen« falfdj. SBgl. über ben „SRentiner Sug" auc^ Slnton
©affnerö „©j^ronica" (©olotl^um, gebrudt bei g. X. 3epfel, 1849),
©. 110 f.
"j Sanier ©scmplar: „Seitungen", a. a. D., 6. 168. — Sujerner ©Eempkr:
2lftcn granfrcid^, a. a. D.
") „Seitungen", a. a. D., @. 166
'•) SBgl. S^lobutin, @. 297: „et donna conge aux Suisses, bien contentez
et satisfaits de leur solde.^
*®) ®a8 fran|öfif(§e Original auf Pergament ift gegenwärtig im aSefi^e
be« iperrn @mil ©tel^eUn « o. g^eEenberg. S)en ^e£t finbet man
»eröffentlid^t bei ©treuber ©. 107 ff. unb bei ». be di^xr)
@. 73. ©treuber ©. 110 gibt aud^ eine gute (SrKftrung ber
falfd^en S)atierung bed 3)ipIomd auf S^tiuar 1554 ftatt 3<tnuar
1555. @ine gleid^jeitig mit bem Original t)on ber !gl. fransöfifd^en
^anjlet auSgefteUte beutfd^e Überfe^ung auf Pergament, gleid^faEd
mit ber Unterfc^rift bed !gl. ©eneralprofuratorS Sourbin unb
mit genau übereinftimmenbem SSifum oerfel^en, ol^ne ©iegel, aber
mit rid^tiger 3)atierung, ift im ^eft^e be« ^errn ^arl ©täl^elin^
t). ©n^berg.
^') 3)a« alte f^amilienmappen von ^em§arb unb ^oEinari« ©te^elin finbet
ftd^ 1) aroeimal im 9Bappenbu(§ ber 3""!^ 8w SBeinleuten, in ber
Sernl^arb 1550, SlpoUinari« 1558 ©ed^fer gemorben ift, 2) auf
bem ©iegel bed ^oUinari« ©tel^elin, ba« ber in ^nmerfung 59
jitierten Urhtnbe angel^ängt ift. Slud^ ba« ©iegel auf ^eml^arb«
Srief vom 18. 3luguft 1554 jeigt ©puren biefe« cinfad^en SBappen«
(f. 0. ^nm. 29). Xie ©öl^ne be« ^poUinari« l^aben biefe« alte
^wpptn im ©d^ilbe beibehalten unb nur al« ^elmjier bie golbne
Silie i^injugefügt, aroifd^en einem offenen gluge, beffen linfer
giügel mit brei SRofen, unb beffen redjter glügel mit brei ©ternen
~ 51 —
Derfel^en ift. So $and ^einrid^ (ge5. 1552), t)on bem zim fd^öne
^appenfd^eibe aud bem ^a^tt X585 im 9%at§aufe au Sieftal l^ängt.
@o aud^ @manuel (geb. 1574), von bem eine äS^opf^enaeid^nung m^
bem 3a§re 1595 im Stammbud^ bed ^l^ilipp $ofmann erhalten
toar, bereit Hopie fid^ unter ben alp^abetifd^ georbneten Materialien
au ^. äRe^er^Hraud' 8aglerifd^em äBoppenbud^e im Radier Staate-
ord^iD befinbet. ®inaig $and ^em§arb (geb. 1554), gleid^ feinem
Ol^eim Hauptmann in franaöftfd^en ^ienften, fd^eint bad ^beld-
xoa3i>Tpm bed S^itterd tale quäle übernommen au l^aben, fofem mir
menigftend ber Qti^nun^ im alten ^a^ipenbud^e bed @erm $rof.
Dr. @mir 93ur<f]^arbt*3)e a3ar9, fol. 603 b Glauben fd^enfen bürfen,
beren Segenbe ,,93ernl^arbt ©täd^el^ l^auptman in granfrid^
1587" fic^ ja nur ouf ben Steffen beaieijen fann.
-•«) ©egeffer, @. 23 f.
"*•) „Seitungen", a, o. D., @. 184.
^*) ©egeffer, @. 26.
^*) „Stitnn^zn'* , a. o. D., @. 185. Sflatfd^reiberoermer!: „^üxo aituttg. Pres,
et lecta famb. 19. octob. a®. 1555." Siegel §ebbenringS. aSon
ber $anb ipebbenringd.
^•) «iaarS, ©. 542.
^^) ®benfo aSillarg, @. 542.
'*®) SßiUarS, ©. 545 : „que cependant Parmee s'iroit rafraischissant par ce
bon pais de Mont-ferrat, et s'amuseroit ä nettoyer plusieurs
petita chasteaux que les ennemis y tenoient encores."
"•*) Sßißarg, @. 552 f. : „les affaires de Piedmont balan^oient entre es-
perance et necessit^."
*°) ^Seitungen 1550—1562", @. 181. Slatfd^reiberoermer!: „13 novembris
anno 55 prsesentata et audita.'^ Siegel $ebbenringg. SSon ber
$anb ^ebbenringS.
5>) SUllar^, S. 554.
**) 200)^1 eine« ber !leinen Sc^löffer, t)on benen aSittar« fdjreibt (»gl. Slnm. 48).
•»•) Staatgardjio Sieftal, 2llte Signatur R m, H, 9ir. 917 (1557 Suni 21).
Über bad S(^lo^ ^ratteln ogl. M. SBadernagel, SSa^ler ^al^rbud^
1899, S. 126 f. Saut einer Urlunbe im »aSler St.*2l. ift baS
Sd^loJ am 15. gebruar 1535 t)on ipan« 3flubolf grep an Sunfcr
§emman Dffenburg t)er!auft worben. 95on il^m ging eg an
Sliflaug aflpfpad^ über, von biefem balb barauf (Sommer 1557)
an SBernl^arb Ste^elin. ©ine „Specificatio beg Schlöffe« ^ratteln
unb baau ge^rigen ©ütern, 3fled^ten unb ®erec^tigfeiten" au^
- 52 —
bem 17. ga^rl^unbcrt firtbct fid^ in ber SSaterlänbifd^en 93ibUotl^cf
8U »afel, 31^ ^x.lS.
") ÜÄiffioen, 93b. 41 (1556-1558), ©. 254.
") ©tcl^elin fanrt ni(§t im Slcgiment 3littcr (beffen Dberft übrigeng am
12. 3)c3cmbcr 1557 Urlaub na^m unb na(§ Supern ging) gemefcn
fein, benn biefeg 3legimcnt tft t)on ©ompiegne bireft nad^ ©alai*
aufgebrod^cn unb fd^on am 2. ganuar 1558 oor ber ©tabt ein«
getroffen (©egeffcr, @. 35), roäl^renb ©tel^elin nod^ am 4. ganuar
in Slbbeoitte mar. 2lber aud^ im „nüwen l^uffen" unter bem
(Slamer Oberften Soft 2:fd^ubi, b. 1^. ben Kontingenten ber Drte^
bie am 23. September 1557 ben ^ufbrud^ nod^ ntc^t bemiUigt
Ratten, !ann er fid^ lool^C nid^t befunben l^aben. ^enn bie ^aupt^
leute beg „niXxo^n l^uffeng" ftnb aße Mannt (»gl. ©egeffer, @. 34
2lnm. 1); ©tel^etin ift nid^t barunter.
") aJliffiocn 41, 257. SBgl. aud^ dibg. SÄbfdJ. IV 2, ©. 51 f. (25. @ep*
tember 1557).
") aRifftoen 41, 397 f. 9SgI. 2l6fd^., a. a. D., ©. 67 (25. 9Äai 1558).
^^) „S^iinn^en*" , a. a. D., ©. 257. SHatfd^reiberoermcrf : „22, januarii anno
58 prsesentata et audita." ©iegel nidjt erl^alten.
" •) aSgL ©. Äeacr^®fd^er, 3)ie gamilie Orebel (3üri(§ 1884), ^afel I, m. 19.
Saut UrteilSbuc^ war 2lnna „Oreblin" nod^ 1551 mit 33at gre^
»erheiratet. 3d^ oerbanfe aud^ biefe ^inroeife ber (Sütc beg $erm
Dr. Sluguft SBurcf^arbt.
^^) Srül^er war er ^ifdjgänger bei ^li^omaö ?ß(atter in ©afel geroefen: ogl.
geÜE glatter« ©elbftbiograp^ie, ©. 295 (SBooö).
=>«) ©taatgarc^io Sieftal, 2l(te ©ignatur C T 6, 3fir. 935 (1565 ©ept. 10).
%n ber Urf unbe l^ängen (f ämtlic^ 6ef d^äbigt) f olgenbe brei ©iegel :
93a§Ier ©efretfiegel, ©iegef be§ Sernl^arb ©te^elin, ©iegel be^
aipottinarig ©tel^elin. Sßid^tig ift folgenbe ©teße ber Urfunbe:
„unb au nod^ merer fic^eri^eit l^ab id^ 2Cnna ©rcblin (mit min
Sernl^arten ©te^eling ireS el^emanä unb oogtS »erwißigen) mit
oli^ ernftlid^ gepetten unb erpetten ben erfamen 2lppoßinaren
©te^elin, mincn frunbtlid^en lieben fd^rooger, ba§ er fin eigen
infigel, mid^, bie gefagtc 2lnnan ©reblin, unb mtnc erben bamit
3u befagenbe, gei^enft l^at an bifen brief, rocId^eS id^, ber bebadjt
2lppoßinari8 ©tel^elin, uff pitt oorftobt, bod^ mir unb mincn erben
ol^ne fd^aben, getl^on l^aben befenn."
«0) Bibl. nat., Fonds fran(jais 15901, p. 18. 2luf ber Slüeffeitc : „double
d'une lettre que m'a escripte le cap"® Steel." Überf(§rift »on
frember §anb : du er de Steel au s^* de Bellieure. Qnv ©adjc »gl.
— 53 —
g. ^oka^ im SBaSrcr 3ltmf)vmatt 1902, ©. 10 f. (größere
9(udga6e).
*») @5enba 16021, p. 117. 2luf bcr 3flüc!feitc; „Double de la lettre que
ma escrlte le capp"« Steel.''
*•) @6cnba 16021, p. 233. Originalbrief.
«•') ®6enba 16021, annexe p. 235.
«*) SBurftifcn (f. 2lnm. 1); 3ol^. ^onjola, Basilea sepulta (»afel 1661),
6. 222 ; ©trcuber, ©. 113. 2)er ©rabftein würbe 1851 bei bcr
9lenot)ierung ber 3Rarttnd7ircl^e auf bad ^lara^^oUtoer! Derbrad^t,
bort 1853 t)on $errn @buarb ©tej^eltn^^^llof entbedt unb vor
bem Untergang gerettet unb 1870 von bemfelben in bie äJlittel^
alterlid^e Sammlung geftiftet.
**) 3*" 3<*^t^c 1572 nimmt eine Slnjal^l ©olotl^umer, barunter bie SBitwe beS
Oberften äßill^elm ^^xö^lid), bed jiriegdfameraben Sem§arb @tel|e$
lind im piemonteftfc^en e^elbjuge, ein ^(nleil^en in Safel auf, u. a.
bei „frau S(nna @reblin voilanh bed ftrengen unb notoeften l^errn
^ernl^arten @ted^elid ritterd feUgen nad^gela^ner roihoen" 320
©ulben gegen einen jäl^rlid^en Qxn^ von 16 ®u(ben Radier
SBäl^rung. Radier @taatiSarcl^it), 9Zotariatdard^iD 1, ^rotofoU oon
@manuel ^l^l^iner 1, Szitt 2 b.
*«) ®aft« Stagebud^, @. 20 (12. guli 1531) ; ogl. @. 73 (25. 3uli 1548).
«^) aSgl. 33a«rer ßl^ronüen, 1 184.
^^) ^er (e^te nad^meidbare Sprößling ber ^J^amilie ift S^ani ^einrid^, ber
Bof)n oon ^oUinarid' älteftem @o^n $and ipeinrid^. ®r n)urbe
geboren 1578 unb ftarb am 6. Oltober 1646 (ogl. ^onjola, Basilea
sepulta, @. 244). 2lu« feinem 3fiad^laffe bürfte bag aibelSbiplom
famt ber gleid^seitigen beutfd^en Überfe^ung in bgt Sefi^ feinet
9lamengt)etterd, bed ^reijei^nerl^erm 3o^anned ©tel^elin (geb. 1600,
geft. 1660) übergegangen fein. 8o würbe ber Umftanb erflärt
werben !önnen, ba^ ftd^ l^eute baS Diplom im ^efi^ eined ^a^*
fommen oon 3o^anneS' ©ol|n ÜÄartin (geb. 1631), bie Überfe|ung
im Sefi| eineS 9lad^Iommen oon SRartind jüngerem trüber 8aU
tl^afar (geb. 1640) befinbet (ogl. 3lnm. 40),
gBnjB|BnBr J^bßr)i in kgl. |ran|D|t}r^Bn KrißjabienpEn
(1680—1762).
¥¥i^
iS tft aUbefannt tote bie gl&njenben @iege ber &xh'
getwffcn über bie mäd^ttgen ^eere ^crjog Äarl§ be§ Äül^nen
oon 93urgunb i^nen nid^t nur ben SRuf, bie beften gu^folbaten
ju fein, erworben l^aben, fonbern wie aud^ feit jener 3^it ^i^
großen triegffi^renben Staaten @uropa§ jeroeilen barnad^
trad^teten, fd^roeijerifd^e ©ölbnertruppen in il^re ®ienfte ju be«
fommen. 2lQen ooran granfreid^, bann aber aud^ ber Äaifer,
einjelne italienifdtie Staaten, wie namentüd^ SRailanb, SSenebig,
ber ^apft; baneben aber etwa audt) bie SRieberlanbe, ©nglanb
unb Spanien, unb in fpäteren Reiten l^auptfäc^Iid^ Sleapel.
Unb nton fann voof^l fagen, ba§ feit ben SRailänber 3^8^^^
JU öeginn be8 XVI. Qß^t^unbertg bi§ ^inab ju ben Kämpfen
um bie ©inl^eit 3>tolien§ in ben 50 er unb 60 er ;3a^ren be8
XIX. ^lO^rl^unbert^ faft in aßen europäifd^en Kriegen ©d^meijer
mitgetämpft l^aben. Slatürlidtierroeife ftnb e§ ^auptfäd^lid^ bie
ariftotratifd^ regierten Kantone, bie einen jal^lreid^en SKbel be*
fa^en, gemefen, bie fc^on frü^jeitig nid^t nur einjelne Dffijiere
in frembem — fpejiell franjöftfd^em — Krieg§bienfte ^atten^
~ 56 —
fonbetn bie aud^ faft auSfd^Ue^Ud^ ganje 9legtmenter in ben
3)ienft bcr franjöfifd^en fttonc fteHtcn: alfo öem, f^cibutg,
@olot]^urn, Sujern, fotoie nod^ t)on ben 3ugen)anbten Orten
namentlich @raubünben unb 98aQi8.
®ic erfte ftcl^enbe ©d^weijertruppe in franäftfif^m ©olbc
nun war bie r»on Äönig Äarl VIII. im Qal^re 1497 in§ Scben
gerufene Seibgarbelompagnie ber l^unbert ©d^meijcr, bie aber
— ä^nlid^ ber heutigen päpftlid^en ©d^meijergarbe — faft au§*
fd^Iie^Ud^ nur jum ^alaftbienft oerroenbet mürbe, ©ie beftanb
aud^ fpäter nod^ auSnaI)m§lo§ au§ lat^olifd^en SJlannfd^aften
unb Dffijieren, maö ja befanntlid^ bei ben übrigen SRegi*
meutern burd^au§ nid^t ^ebingung mar, obgleid^ auc^ bei
i^nen natürlid^ermeife bie Äat^olifen ftetS beoorjugt maren.
Ql^re Dffiäiere maren jum größeren Steile ^^anjofen, fo nament«
lic^ ber al§ Oberft rangierenbe Hauptmann, ebenfo bcr Unter*
leutnant unb ber fjä^nbrid^ ; aöein ber Seutnant mar ©d^meijer.
®ie Kompagnie ^atte oor ben übrigen ©d^meijer Slegimentern
oerfdfyiebene SSorred^te. ®ie mid^tigften berfelben maren, ba§
bie Sruppe nid^t beut ©eneralobcrften ber ©d^meijer — häufig
ein ^rinj be§ Äöniglid^en ^aufe§ — unterftettt mar, fonbern nur
il^rem Äommanbanten, ber feinerfeit§ mieber feine SBefe^le unb
;3nftruftionen bireft oom Könige empfing; unb ferner baj5 bie
Sied^tfpred^ung fomol^I in ^i^il- afe auc^ in Äriminalfällen
nur nad^ eibgenöffifd^em SRed^te gel^anbl^abt merben burfte.
2lte oberfter SRid^ter fungierte babei ber einjige ©c^meijerifd^e
Dffijier ber 2:ruppe, alfo ber Seutnant; unb aud^ ber Som*
manbant l^atte meiter nid)t§ babei ju fagen al§ bag er e§
mar, ber jiemeilen bie Erlaubnis jur SSerfammlung be§ ÄriegS-
gerid^teS ju erteilen l^atte.
hieben biefer Seibgarbelompagnie ber l^unbert ©d^meijer,
unb mit berfelben nid^t ju oermec^feln, beftanb feit 1616 ferner
— 57 -
nod^ ein SRcgiment ©c^Tocijergarbe, baS anfängltd^ ouS fünf,
feit 1690 au§ jraölf Sompögnien, j|ebe ju 200 9Rann, gebilbct
rourbc. aSon Offizieren befa^ baS ^Regiment ad^tje^n 2;itular»
unb ebenfot)iele Äommanbant-ßauptleute, jroölf erfte, jroölf
jweite unb jwölf Unterleutnants, enblid^ Dierunbjwanjig fjä^wb*
rid^e; bie gro^e Jttnjal^I rüljrt ba^er, ba§ fämtlid^e Dffijier*
ftellen, wie übrigen^ aud^ bei ben übrigen ©d^roeijer SRegi»
nientem, boppelt befe^t nmren, ba bie ^älfte ber Dffijiere
jeroeilen für ein l^albeS ^a\)x auf Urlaub ju ^aufe weilte.
S)a§ 9iegiment war in SriegSjeiten in brei, in griebenSjeiten
in nier 35atailIone eingeteilt, bie für geroöl^nttd^ il)re ©tanb^
quartiere in ben SSorftäbten unb ber näd^ften Umgebung Don
^ari§ l^atten; in Ärieg§jeiten blieb ein SBataitton am ^of,
bie jroei übrigen jogen mit in§ %elh. SDie SSorred^te bicfeS
®arberegiment§ ben übrigen ©d^weijer Slegimentern gegenüber
beftanben l^auptfäd^Iid^ in 9iangunterfd)ieben, inbem j. 35. bie
^auptleute Dberften^Slang, bie Unterleutnants unb fjä^n^^i^^
benjenigcn oon ^^auptleuten l^atten. Sffiieberum befonbere aSor^^
redete innerhalb be§ ^Regiments, auf bie mir aber l^ier nid^t
näl^er eingeben fönnen, befa§ bie erfte Kompagnie, bie foge-
nannte ©eneralfompagnie, beren i^auptmann ber ©eneral*
oberft über fämtlid^e ©d^meijer 2:ruppen (mit 2(u§nal|mc alfo
ber Seibgarbefompagnic ber l^unbert ©c^roeijer) mar; mirfüd^er
Äommanbant ber Sonipagnie jebod^ mar ein eibgenöffifd^er
Äapitänieutnant, ber ben 9iang eine§ Dberft(eutnant§ l^atte.
©el^r feiten nur finben mir unter ben Dffijieren biefe§ uor-
nelimften ^Regiments einen aSaSler; jmei einzige fmb mir
befannt: Qö^ann Qafob SSurdEl^arbt, auf ben id^ in anberem
^ufammenl^ang noc^ jurüdffommen merbe, fomie ©manuel
5äf^, ber SBater be§ «ürgermeifterS Qo^. 9iub. ^äfd^, uon
bem ebenfattS nod^ bie 9icbe fein roirb. SSSeitauS bie meiften
— 58 —
Dffijtere beSfelbcn waren fatl^oüfc^ Äonfeffion; von tcför*^
mierten Sc^tDeisern treffen toit aber bod^ mel^rfad^ 99titglieber
ber Serner f^amUie t>on (Srlad^.
äJerfd^iebentl^ maren enblid^ auc^ fonft ju ftrieg§ieiten^
fd^on im XV. unb XVI. 3>ft'^'^ttnbert »on einjelnen 6c^n)ei}ern
mit Erlaubnis ber betreffenben %anton§regierungen 9legimenter
in fransöftf^en ®ienft angeworben roorben, bie aber jemeilen
mieber nad^ Seenbigung be§ t^elbjugeS nac^ ^aufe entlaffen
mürben. Unter biefen fc^roeijerifc^en ©ölbnerfü^rern be8
XVI. 3>ö]^t]^unbert8 treffen mir juerft einjelne Sanier an, rote
Oberft SRiflauS ^•'^m^, ben ©c^roiegerfo^n oon SBürgermeifter
Qafob SWeqer jum ^afen, ber 1552 für fifinig ßeinric^ IL ein
^Regiment roarb; bann SRitter öernl^arb ©te^elin, ber menige
Qal^re fpftter ebenfalls an ber ©pi^e eine§ 3tegiment§ ©c^roeijer
©ölbner nac^ ^^antreid^ jog ; enblid^ 3>ö^ann griebrid^ Slg^iner^
®oftor ber SKebijin unb be§ 9lat8 ju 93afel, ben längeren ©o^n
beg bekannten ©tabtfd^reibcr« ßeinrid^ SRg^iner, ber im Qal^re
1587 für ^einric^ oon SRoDarra, ben fpäteren König ^einrid^ IV.
oon grantreid^, ein SHegimcnt anwarb, baS aber fc^on im
folgenben 3a^re, ol^ne je jum ©dalagen gelommen ju fein,
roieberum nac^ ^aufe entlaffen würbe.
©eit ber jweiten ^älfte be§ XVII. ijja^rl^unbert^ nun
würben einige biefer ©d^weijer ^Regimenter bauemb angeftettt
unb i^re Qaiil mit ber Qtxt bi§ auf jwölf Dermel^rt; fie trugen
bie Flamen be§ fie fommanbierenben Dberften. Äeine§ biefer
^Regimenter l^at aber je ben SRamen eine§ 93a§ler§ gefül^rt,
obgleid^ fie oerfc^iebentlid^ oon fold^en fommanbiert worben
fwb, aber eben immer nur al8 ©telloertreter, j. 95. wal^renb
ber SRinberjä^rigfeit be§ eigentlid^en ^nifaUxS; benn in ber
Siegel waren bie Dffiiierftetten biefer 9icgimenter, fowol^l bie
ber l^öl^eren al8 aud^ ber niebrigeren ®rabe bi§ jum ßaupt*
— 59 —
mann ^inob, etblid^ unb infolge baoon aud^ iSuflid^. äluS biefenr
@tunbe Ibegegnen roit in ben l^öl^eren lEontmonboS fafl fhti^
mt^tt benfelf»en Spornen, namentlich betet von (Stlac^, tmn.
IBefenmaQ, b'älfft^, nan S>ie§bati^, be Soccatb, be €:ontten nnb
von (Salig, in beten ©efc^Ied^etn ftd^ bann abet auc^ mit ber
3eit, eben infolge bet butd^ ganje ©enetationen l^inbntc^ ge^
äbten fttiegSbienfte, ein gan^ bebeutenb^ nttlitfttifc^e§ Xalent
— obet, menn man Ke&et will, eine gewiffe militätifc^e Slou-
ttnc — au§bilbcte unb non SBatet auf ©ol^n oetetbtc, bic bann
fd^Iiepd^ untet Umftänben aud^ noc^ ganj junge, !aum bem
^nabenaltet entoad^fene Seute bap bef&l^igte, felbft gtdlere-
^eeteSabteilungen mit äfuSseid^nung }U fügten, mie e§ }. 3. mit
Submig äluguftin b'Slfftq b^t gatt roat, bet im ^<ä)xe 1 725, no^
nic^t einmal jel^njläl^tig, als Äabett in ba§ ^Regiment feinet
95atet§ %tani b*2lfftq eingetteten roat unb in bemfelben 1729'
gäl^nbtic^, 1733 Kapitänleutnant unb 1734, nad^bem fein SBatet
an bet @pi^e beS 9iegtment8 in bet @d)Iad^t Don ©uaftaQa
.gefallen mat, etft neunje^njäl^tig, fd^on Dbetft unb Äomman*
baut be§felben mutbe; et fttl^tte baSfelbe bann auc^ in bet
golgejett mit folc^et JttuSjeic^nung, ba§ et 10 ^a^x^ fpdter
jum SBtigabiet, 1 748, alfo 32 jiä^tig, jum Marechal de Camp
unb enblid^ 1758 jum ©enetalleutnant aoanciette. — ^n nod^
jugenblic^etem Slltet, etft bteijel^njld^tig, fommanbiette bet
SBaabtlänbet f5^an(?oi§ 5loa^ be ©toufag — fteilic^ nid^t in
ftanjöfifc^en, fonbetn in l^oHänbifd^en S)ienften — 1709 nacfy
bet blutigen @d^lac^t non üKalplaquet auf au^gejeid^nete SBeife
ba§ ^Regiment be SRettal, alletbingS nic^t etma meil i^m ba§^
Äommanbo butc^ ©tbfc^aft jugefaöen mäte, wie bie§ bei b'Slfft^
bet %dfL gewefen wat, bei beffen ©tnennung jum Dbetften fo*
TOo^l dltete, ate aud^ im ©tabe l^ö^et ftel^enbe Dffijiete einfad^
fibetgangen motben maten, fonbetn mcil mä^tenb bet ©d^Iad^t
— 60 —
unb teiltüeife fd^on in ben Dorl^ergel^enben kämpfen aUe filteren
Dffijiere cntroeber gefallen ober bod^ fd^roer tjerrounbet rodrben
n^aren. @r xoat bamal^ erft f^citjnbrid^ unb auancterte nad^
Äomplettierung be§ Dffijier!abre8 junäd^ft aud^ nur pm Seut^^
nant; immerhin l^atte er mit noUem SRed^t ben ©d^lad^ffcerid^t
an feinen ®eneral mit ben ftoljen SKJorten unterfd^rieben : „be
©roujas, gä^nbrid^ unb Äommanbant be§ 9?egiment§be SJletrat."
9lud^ bie ^auptmannSftellen oererbten fid^, mie fd^on gefagt,
nid^t feiten oom SRater auf ben ©ol^n; bafür nur jmei 93ei=
fpiele: Qm Qa^re 1763 übergab ber bamalige Dberft im SRe*
giment be Soccarb, 3[o^nn Qatob ^felin au§ 83af el — beiläufig
gefugt ber Dl^eim be§ ©tifter§ ber gemeinnfl^tgen OefeUfd^aft,
be§ 9iat§fd^reiber§ Dr. 3faal Sfelin — feine ehemalige Äom^
pagnie mit öberge^ung älterer Dffijiere/ feinem bamafö 2li&\)^
rigen ©o^ne 3«ö^nn :3aIob, ber erft 1756, unb jroar fofort
al§ fjä^nbrid^, in ba§ ^Regiment eingetreten, 1758 in bemfelben
Unterleutnant unb 1760 Seutnant geworben mar. @r mar
auc^ eben beSroegen bei feinen^ameraben nid^t gerabe befonberg
beliebt unb al§ ba^er fc^on jmei ^d{)xe fpäter fein mittlerroeile
jum 93rigabier emporgcftiegener SSater feinen 3lbfd^ieb nal^m, unb
bamit naturgemäß beffen ^rotettion aufhörte, fo nal^m e§ mit
feinem meiteren äloancement ein fd^neHeS (Snbe; nod^ 1792,
atebag ^Regiment aufgelöft mürbe, alfo faft breigig Qa^refpäter,
mar er in bemfelben nur Hauptmann. — ®a§ anbere, noc^
bejeic^nenbere Seifpiel ift biefe§: 3lfö im Qfctl^te 1715 ber fd^on
genannte 3>ö^ann Qafob Surdf^arbt, feit 1710 Hauptmann
im ^Regiment Sa ®our»au ^l^antre, in ba§ er f einer jeit auS
bem ©arberegiment eine§ fd^neHeren Sloancement^ l^alber über*
getreten mar, ben fraujöfifc^en Ärieg§bienft oerlieg, mirtte er
fic^ beim Oeneraloberften ber ©d^meijer, bamal§ bem «^erjog
üon 9Raine, üor feinem SOSeggange nad^ a3afel nod^ bie aSer*
— 61 —
gfinftigung auS, bag feine bisherige Äompagnie beteinft auf
feinen eoentuellen ©o^n — er war nämlic^ bamalS noc^ un»
Der^eiratet! — flbergel^e. ®er erfe^nte ©pröpng, ber fi^
bann 1717 aud^ glflrflid^ eingeftellt ^atte unb 1735 in ba^
^Regiment eingetreten mar, rourbe roirflic^ nod^ im felben Qa^re
mit öberfpringung aller niebrigeren ©rabe jum Hauptmann
unb Äommanbanten ber Äompagnie ernannt; bi§ bal^in, alfo
mäl^renb ooller imanjig 3[a^re, war bie Äompagnie burd^ einen
fiapitänleutnant lommanbiert roorben. @8 ift nur ju begreiflid^,
bag e§ unter fold^en Umftänben an ©iferfüd^teleien jmifd^en ben
einjelnen Dffijieren nie ju fehlen pflegte.
3)rei ^Regimenter l^auptfäd^lic^ waren e§, in raeld^e bieSaiSler
üon jel^er mit SBorliebe eintraten, nämlid^ ba§ jmeite, 1672 von
$eter ©tuppa errid^tet, ba§ fünfte, ba§ 1673 üon SGBoIfgang
©reber unb enblid^ ba§ fed^fte, ba§ 1677 oon ^fo^^wn Saptift
©tuppa aufgefteHt morben mar; unfere Sanb^Ieute au§ bem
93i§tum 93afel traten meifl in ba§ jmölfte, erft im ^a})xz 1758
üon 3i0^ann 93aptift griebrid^ greil^errn oon ©ptingen errid^tete
^Regiment ein. 3>m jmeiten, tjon ^eter ©tuppa errid^teten SRe-
giment, ba§ in ber Solgejcit entfpred^cnb feinen jemeiligen Qu-
^abern noc^ bie Stamen Srcnble, S^S^K Don ©eeborf, ©occarb
unb enblid^ üon ©ali§=©amaben filierte, l^atten — au^er bem fd^on
genannten Srigabegeneral ^o'^^nn ^cdoh ^[felitt unb bem un§
nod^ JU befd^äftigenben fpäteren Sürgermeifter ^o^. JRubolf gaftfi
— üpn bcfannten Saliern nod^ gebient: big jum ^[a^re 1787
©manuel ©urdE^arbt, ber fpatere !gl. neapolitanifd^e ©cneralif*
fimu§ unb ©ouoemeur üon ©ijilien, fomie granj gäfd^, ber
5ßater beS Äarbinalg Qofep^ gäfd^.
SBäl^renbbem mir, wie fd^on bemerft, unter ben regieren*
ben gamilien ber ariftofratifd^en Äantone eine lange SRei^e üon
— namentlid^ franjöfifd^n — Dberflen, ©eneralen unb felbft
— 62 —
IJcIbmarfcl^äncu finben, fo ift bie Qa^ bcrfelben au§ Safcl
perl^ftltmSma^ig nur fe^r b^^wö- 3^ ^^I- ^[al^r^unbert ftnb
f§ namentlid^ bie ^[rmg geroefen, im XVII. unb XVIII. 9>o^t:»
i^uttbert Dor aQem bie f^dfd^ unb ^ceq, bie burd^ ©enerationen
in fremben ftrieg^bienften l^öl^ere Sl^argen befleibeten. 3i$ }ur
HBürbe Des generali ^aben eis in benfelben aber oon 93a§Iem
nur folgenbe gebrad^t: ©manuel 5äftf|, ber SBater be§ Sflrger*
tneifterS 3fo^. SRubolf ^&^6i, auf ben wir bal^er nod^ jurürf*
fommen werben; ©corg Stubolf fjafd^, ber 1789 aU furfäd^^
fifc^et ©eneralmajor unb ®^ef beS ^[ngenieurtorpg ftarb, femer
t)er fd^on mel^rfad^ genannte Sodann 3[atob 3»felin, foroie ^[o]^.
tRubolf greq, ber wie jener ebenfalls franjöftfd^er SBrigabier
war unb 1753 ftarb; bann ^ierongmuS Sinber, ber 1763 al§
Oeneralmajor in ^ollänbifd^en unb ^6t). Siubolf Sfflerian, ber
1784 als folc^er in tgl. preugifc^en ©ienfien ftarb. @§ folgen
Tiod^ ber fd^on angeführte Smanuel SurdE^arbt, ber 1820 in
Ißalermo ftarb, unb enblid^ ber erft nor etroa brei^ig Qa^ren
t)erftorbene, ebenfaüS in neapolitanifd^en ®ienften geflanbene
Generalmajor Sutag oon SWed^el.
aOSenben mir un§ nun nad^ biefer etmaS lang gemorbenen
Einleitung ju Qo)^. giubolf gäf^ ober oielme^r junäd^ft ju beffen
Ißater ©manuel, beffen ebenfattg fe^r intereffanter SebenSlauf
i^ier furj folgen möge. @r mar am 21. D!tober 1646 geboren
toorben unb jmar ate ba§ jmeite oon ben breijel^n Äinbern be§
©eri^tSl^errn ^o}). ^atoh gäfd^, ber feinerfeit§ mieber ber jmeite
Don elf ©ö^nen be§ 83ürgermeiper§ ^o}). 9iuboIf gäfd^ be8
mlteren gemefen mar. ^m Qal^re 1667 trat er afe Äabett in ba3
f^meiserifdie ©arberegiment in fransöfif^en Sienften ein, mit
bem er bie Belagerungen oon 3)ouai, fiiße, ©ambraq unb Söalen«
denneS mitmadjte unb ft^ babei fo auSjei^nete, ba^ er baS
^al^r barauf, alfo 1668, in bemfelben jum gä^nbrid) aoancierte.
- 63 —
^oäj fc^on 1670 Declie^ er baSfelbe tDteber unb trat als ^aupt«
mann in ba§ ebenfaQ§ in franjöfifd^em @oIbe ftel^ienbe, beutfd^e,
Dom gflrftcn S^riftion 11. non Sirfenfclb neu errid^tete SRegi»
ntent ein, in n)elcl^em er aber aud^ nur furje 3^it blieb ; 1671
nämlid^ trat er, ebenfaQg al§ Hauptmann, in baS oon ^oi).
J3afob oon Srlad^ angeworbene erfte ©c^roeijer Slegiment über.
J3n ber ©d^Iatf|t oon Senepp, 1674, rourbe er fd^roer oerwunbet;
1677, in ber ©d^Iad^t üon SWontfaffel, fommanbierte er ate
IDlajor baS SRegiment, bod^ ba er feine 2lu8ftd^t ^atte, n)irt==
lid^er Dberft beSfelben ju werben, fo oerlie§ er 1683, al§ er
Dom Äurfürfien oon Äöln ein oerlodEenbereiS anerbieten erhielt,
t)en franjöftfd^en 3)ienft unb fibernal^m baS Äommanbo über
t)a§ in faiferlic^em ®ienft fte^enbe ^ilbegl^eimifd^e 3ittfÄnterie=
xegiment, weld^eS er jur Sliebenoerfung beS bort auSgebrod^enen
^ufftanbe§ nad^ Ungarn fül^rte; nad^bem er fid^ ^ier 1685 bei
t)er ^Belagerung ber ^eftung 9ieu^aufel auSgejeid^net ^atte, rourbe
«r nod^ im felbenQ^al^re jum turf ölnif d^en 93rigabegeneral ernannt.
"Slaä) beenbigtem gelbjuge fe^rte er bann nad^ 53afel jurüdE unb
lourbe 1686 ©ed^fer ju ©d^mieben. ©eine ^o^en militärijd^en
^erbienfte maren aber aud^ in grantreid^ nid^t unbead^tet ge«
blieben unb e8 mürbe il^m nun im Qal^re 1689 bie ©teKe eine§
franjöfifd^en SSrigabierS offeriert, bie anjunel^men er aud^ gro§e
Dleigung l^atte. Um i^n nun an bie ^eimat ju feffeln, oer-
fprad^ i^m ber SRat bie erfte freiroerbenbe JRatgfteHe — eine
t)oppelte Sßerfaffunggoerle^ung: benn erftenS ftanb bie SGBal^I
jum 9iat§^erm ber ^w^ft ju unb e§ mar unerhört, ba§ ber
©ed^fer einer 3wnft oon einer anbern, ber er bisl^er nid^t ein=
mal angel^ört l^atte, jum SRatS^erren erroä^It morben märe;
ijmeitenS burften laut Sßerfaffung nid^t jroei 93rüber ju gleicher
3eit im 5Rat fi^en, b. 1^. nid^t im amtiercnben, fogenannten
neuen JRat. 9lun mar aber fein ©ruber ^oi^, ^atoh, bamate
- 64 —
nid^t nur Statfd^rcibcr, fonbcrn fett 1669 — alfo ebenfalls in ben.
ungeraben Qal^ten — aud^ ©ed^fer jum ©d^Iüffel. Zxo^ biefer mit
DoIlemSied^t geltenb gemachten 93ebettfen würbe ©mannet gäfc^ im
^al^re 1689 ber ^auSgcnoffenjunft jum 5Rat§^errn förmlid^ auf:^
gejroungen. Qm Qa^re 1691 rourbe er bann nod^ ®reier^err
Aber ber ©tabt ©d^a^ unb ©inlommen unb jugleid^ aud^ 2)reis
jel^ner^err (SWitglieb be§ gel^eimen JRatcS) unb enblid^ aud^ nod^
cibgenöffifd^er ^riegSfommiffär. ©d^on 1689 mar er ferner
^öc^flfommanbierenber über bie 1500 SJlann cibgenöffifc^e
S^ruppen gemefen, bie bie öftcrreid^ifd^en SDBalbftäbte unb bamit
eben aud^ bie fd^meijerifd^e 5Worbgrenje gegen einen befürd^teten
franjöfifd^en 2lngriff ju bcdfen Ratten. @r erl^ielt, nad^bem bie
©efa^r glüdflid^ norübergegangen mar, in 2lnerfennung feiner
oorforglid^en 9lnftalten von Äaifer Seopolb eine golbene Äette
jum ©efd^enf. — SGBäl^renb ber bürgerlichen SWi^^elligfeiten
oon 1691, bem fogenannten 91er SBefen, ^atte er bie be=
roaffneten Sürger, meiere fid^ allerorts gefammelt l^atten unb
nun bie ^utgaffe l^inunter bem Slat^aufe jujogen, auf 93efc]^t
üon 93ürgermeifter ©mannet ©ocin burc^ 9lbfeuem einer beim
9{at^au§ poflierten Kanone erfd^redft unb teilmeife nad^ ^aufe
gejagt. 3)ie bamaligc Unjufriebenl^eit in ber 93ürgerfc^aft oer»
banfte i^re Sntftel^ung aber ju gutem Seile gerabe fold^en
Übergriffen oon feiten ber faft oügard^ifd^ gefd^loffenen SRe*
gierung, mie berjenigc, burd^ ben gäfd^ nod^ feine jmei ^aijx^
Dorl^er feine StatSfteHe erhalten l^atte.
©el^eimrat unb Dberft ©mannet §äfd^ ftarb am IS.^fanuar
1693, erft 46 jährig, ©r mar jmeimat ncrl^eiratet gemefen, in
erfter, finbcriofer @^e mit ^etronetta Siefemann t)on Utred^t^
unb in jmeiter, 1679 gefd^loffener ©l^e mit 9lnna SÄaria 93edt,.
bie il^m fec^§ ©ö^ne unb eine 3;od^ter fd^cnfte. Unfer ^föl^ann
Stubötf, ber fpäterc Sürgermeifier, mar ba§ ättefle biefer Äinber.
— 65 -
@r war geboren am 2. gebruar 1680 unb erl^ielt feine erfte @r=
Stellung DoQftänbig p ^aufe, ganj entgegen ber bamalg aQge«
mein üblid^en Sitte, nad^ ber bie Änaben oft fd^on im jel^nten,
fpäteften§ aber im jwölffen ober breijel^nten Seben§j|a^re ge=
mö^nlid^ für jmei Qal^re natfi ber melf d^en ©d^meij getan mürben.
S)a fein SBater mä^renb ber größeren ^älfte be§ 3ct^te§ üon
93afel abmefenb mar, lag. bie ©orge für feine ©rjiel^ung ganj
in ben ^änben feiner oortrefflid^en 3)lutter, bie erft im Qal^re
1724 ftarb, il^ren ©atten mithin um me^r ate 30 ^fa^re Aber*
lebte. 3)a er üon ^uflcnb auf für bie SDKIitärfarriere beftimmt
mar, fo maren e§ ^auptfäd^lid^ folgenbe Säd^er, in benen er
burd^ befonbere ^au§(e]^rer Unterrid^t erl^ielt: granjöftfd^, ©e«
fc^id^te unb ©eograp^ie, ©eometrie unb Q^xäin^n, unb bann
femer nod^ ged^ten, SReiten unb 3;anjcn. 1695, alfo fünfsel^n*
jährig, trat er als Äabett in bie bamate Dom Äurfürften
griebrid^ III uon 93ranbenburg, bem fpätern Äönig griebrid^ I.
oon $reu§en, eben neu nad^ franjöftfd^em SÄuftcr errichtete £eib*
mad^e ber 100 ©d^meijer ein unb begleitete mit einem Setac^e-
ment biefer Seibmad^e aud^ im ^a^u 1698 ben Äurfürften auf
beff en ^ulbigunggjuge nac^ ^ommern unb ^reu^en. 3)oc^ fd^on
1699 uerlieg er ben branbenburgifd^en 3)ienft unb trat nod^
im felben ^df)xe al§ gä^nbric^ in ba§ franjöftfd^e ©d^meijer
^Regiment uon ©tuppa ein; 1702 mürbe er fobann Seutnant
im SRegiment be ©ourten (9lr. 8), 1 704 Hauptmann mieberum
im frül^eren SRegiment, ba§ feit 1701 ben SRamen Srenble
führte, 1710 enblid^ im ^Regiment ©reber (9lr. 5).
Öü^.SRub. gafi mad^te bie kämpfe be§ fpanif^en ©rbfolge:^
friege§ in ben 9lieberlanben unter bjßm Oberfommanbo bc§ SRar*
f d^aa§ be SßittarS mit. 3n bem ©efed^te uon ©dfern (am 30. Quni
1703) geriet er babei in faiferli^e ©efangenfd^aft, auS ber er
aber balb mieber auggemed^felt mürbe, ^n ber ©d^Iad^t oon
— 66 —
SWalpIaquct fobann, oom 11. (September 1709, ber blutigftcn
be§ ganjen, auf üier toeit auSeinanber liegenbe ^riegSfd^aupIä^e
ücrteilten ÄrtegeS, in ber bie oerbünbeten Ofterreid^er unb ®ng^
länber unter beut ^rinjen @ugen unb bem ^erjog üon SÄart
boroug]^ über bie granjofen unter Sßenbonte einen glanjenben
©ieg baoontrugen, fommanbierte er ein SataiHon be§ SRegiment§
iörenble. @r rool^nte bann im weiteren Sßerlauf be§ gelbjugc§
an ber nieberlänbifd^en ©rcnje nod^ üerfd^iebenen Heineren ®e=
fed^ten unb Belagerungen bei, bie aber feit bem @ntfc^eibung§==
fampfe bei SWalpIaquet größerer SBic^tigfeit entbel^rtcn; genannt
werben un§ ba§ ©efed^t bei ®cnain üom 24. ;3uli 1712, roo e§
aSiüarS gelang, eine größere Slbteilung englifd^er, unter bem
Äommanbo be§ ©rafen 9llbemarle flel^enber S^ruppen ju fc^lagen,
fomie au§ bemfelben ^d{)xt bie Belagerungen t)on ©t. 3tmanb,
9Jla]^ienne, Boud^ain unb 3)ouaq. ®cr im folgenben Qa^re abge=
fc^loffcne fjrieben t)on Utred^t mad^te bann be!anntUd^ biefem
aWonftrefriege ein @nbe. 3)ie nun folgenbe gricbengjcit, bie
e§ gäfd^ ermöglid^te, üon nun an jäl^rlid^ etwa fed^§ SJlonate
im Urlaub — ober mie ber bamalige 2lu§brudf lautete: „in
©emefter" — fid^ in Bafel auf jul^alten, brad^te il^m fein erfte§
bürgerliche^ @^rcnamt, inbcm er 1713 ©ed^fer ju ^au§gcnoffen
mürbe, meldte ©teile fd^on feit ber legten @rlebigung im Qfö^re
1710 nid^t me^r neu befc^t, fonbern allen 58erfaffung§beftim=
mungen entgegen feitbem für i^n aufbel^alten morbcn mar.
1728 enblid) na^m er feinen 9lbfd^ieb au§ bem franjöftfd^en
^rieg§bienft, in bem er roäl^renb üoUer 30 ^a^re geftanbcn l^atte,
nad^bem er üorl^er, im Qa^re 1723, nodt} bie Äommiffton, b. 1^.
alfo nid^t bie Befolbung, fonbern nur ben Slang unb bie Be=
fugniffc eine§ franjöftfc^en Qnfantcrie»Dberften erl^alten l^atte.
3lafd^ erftieg er nun, ol^ne ba^ er ftd^ eigentlid^ politifd^
befonberS ^eroorgetan l^ättc, bie ocrfd^iebenen ©tufen in ber
— 67 —
bamaligen baSlcrifd^en Smtcrl^icrard^ie : 1728 würbe er SlatS^
l^err ju ^au^gcnoffcn, 1730 Srcijcl^ncrl^crr ober be§ Oc^cimcn
matö, 1735 Dberftjunftmcifter unb enblid^ 1760, afö 80 jähriger
@rei§ uotfi iöfirgcrmciftcr. ©d^on 1730 mar er ferner @e*
fanbter an ba§ fogenannte „Snnetbirgifd^e ©inbicat" geroefen,
b. 1^. nad^ bcn von ben jwölf regierenben Drtcn gemeinfc^aft*
lid^ befeffenen unb be^errfd^ten tefftnifd^en Sßogteien Sugano,
Jßocamo, aWenbrifio unb Sßal SWaggia, jur Sntgegennal^me ber
äTppellationen unb jur 9lad^prfifung überhaupt ber ganzen
burc^ ben Sanbt)ogt gefftl^rten Sßerroaltung, über bie er bann
bei feiner StüdEfe^r ber 2^agfa^ung ju relatieren l^atte. 9leun-
ntal war er ferner SBafetö 2lbgefanbter an bie eibgenöffifd^e
Sagfa^ung in grauenfelb gewefen, ba§ erfte SWal 1731, ba§
le^te anal 1748.
2lber aud^ feine ^eroorragenben militärifd^cn Äenntniffe
unb Erfahrungen würben in ber^cimat ooH geroürbtgt: 1731
rourbe gäfd^ al§ 9tad^folger feine§ 93ruber§ SucaS Dberft unb
Äommanbant be§ erften SRegimentö ba§lcr Sanbrnilij. Unb al§
im Qal^re 1743, anläglid^ be§ öfterretd^ifd^en @rbfolge!rtege§,
Don ber eibgenöffifd^en 2^agfa§ung auf 2lnraten be§ ^rieg§rate§
eine ©renjbefe^ung Iäng§ be§ 9i^ein§ bei 53afel angeorbnct
Tourbe, fo war e§ roieberum Säfd^, ber oon berfelben mit bem
Oberbefehl über bie baju aufgehobenen, etroa 2000 SÄann ftarf cn
«ibgenäffifd^en ä^JÖfl^^ betraut murbc. @§ mar bieg eine äl^n*
lid^e Stellung, mie fie f einer jeit fd^on fein Sßater im ;3a^re 1689
innegel^abt l^atte. S)a gäfc^ eine Orenjoerle^ung ^auptfäd^lid^
üon feiten ber Öfterreid^er bcfürd^tete, fo lieg er oor altem bie
Stellungen bei 2lugft unb bei ber ^ülftenfd^anj ftart befeftigen
unb befe^en, um fo gegen einen plö^lid^en Überfall oom gridftat
l^er gefd^ü^t ju fein. 3)ie ©renjbefe^ung bauerte im gangen fed^S
aWonate; bod^ ging bie ©efa^r bann glürflid^ oorüber unb
- 68 ~
ol^ne ba^ bie 2iruppen in ben %aU gefommen toären, il^re
©d^Iagfertigfeit burd^ bie 2;at beroeifen ju muffen.
2lm 24. aWai 1721 ^atte fic^ gfdfc^ mit ber im Qa^re 1693
geborenen ^elcna Dd^§ oetl^eiratet, ber 3;üd^ter üon ^eter Dd^S
unb ber (Sft^er 3Ri^, ou§ weld^er @^e nur jwei %'6i)Ux tnU
fproffen, oon benen bie jüngere nod^ im frül^eften Äinbe^olter
1724 ftarb, bie ältere, 2lnno SWaria (geboren am 27. ^fanuor
1722), am 4.3nai 1739 ftc^ mit ®ietrii gorcart, ©tabtfd^reiber
ber minberen ©tabt, oerl^eiratete, bem ©o^ne oon Dberftjunft*
meifter ®ietrid^ gorcart. @r mar burd^ feine ^eirat ber
©d^mager oon '^üvjc Sattier geworben, ber 1760 — jugleid^
alfo mit gäfd^ — ebenfalls SBflrgermeifter oon 93afel mürbe.
@in ®ro§[o^n oon 5öf^ war bann SRatfd^reiber Dr. 3>fctaf
Sfelin unb ic^ lann e§ mir nid^t oerfagen, bei biefer ®elegen*
l^eit ben @rgu§ mitjuteilen, ben ber aSerfaffer eines baSler
Smterbud^eS, aBill^elm Sinber, fpäter Sanboogt auf ^omburg,
ein 3citgenoffe QfelinS, ftc^ anlä^fid^ be§ Se^teren SBal^I iura
SRatfdtirciber leiftete; er lautet mörtlid^: „21 o 1756 rourbe Siat=
fd^reiber 3ffaal 3[elin, Juris utriusque Dr. unb ©ed^fer jum
SBären; biefer ^err mar ein red^teS ©lürfSfinb inbeme er in
fel^r furjer 3^it i^^ ©l^egerid^tSl^errn unb ©erid^tS^errn ber
mel^reren ©tabt, SRed^enrat unb bann ju biefer SBflrbe ernannt
mürbe; aud^ balb barauf Ferren ^ii^ftmcifter Säfd^en ©ro^-
tod^ter, 3«wttgfrau gorcart l^eqratete, meiere einige ^ai)u oorl^er
oon Sil^urnegfen ju feinem großen ©d^aben oerfd^mäl^et morben."
gfäfc^ ftarb am 3. 2lpril 1762, feine ©^efrau ^oc^beja^rt
erft am 8. aWai 1781.
3d^ fd^ßege meine SWitteilungen Aber 93firgermeifter gäfd^
mit ber ®l^arafteriftif, bie baS gäfd^ifd^e gamilienbud^ über ben*
felben gibt; fte lautet in etmaS f d^merf äHigem unb f onfuf em ® eutf d^
mörtlid^ alfo: „Qol^. SRuboIf gäfd^ mar nid^t nur ein erfal^renet
— 69 —
^rteg§mann, fonbern aud^ ein fluger (Staatsmann unb ein eifriger
JBcfd^ü^er ber SWufen; baburd^ begflnftigte er bie SBiffenfd^aften
unb Äünfte fo oiel eS ftd^ t^un lie^; nur ben fteifen, trodEenen
©elel^rten fal^ er ungern, weil er fid^ nid^t überjcugen tonnte, ba§
bie l^olben SWufen fie (sie!) für il^re magren Siebl^aber anfeilen
fännen, unb ba§ oft ber größte ©d^a^ con ©elel^rtl^eit baburd^
gel^inbert werbe gemeinnü^ig ju werben. Säte ben 15. 9lpril
1760 bie l^iefige l^ol^e ©d^ule i^r britteS ^fu^^^W feierte, war
«r ber einjige oon ben bamaligen ©tanbe§]^äuptem, ber biefer
^eierüd^f eit beiwol^nte (!) ; an ber ©pi^e biefe§ folennen 3^8^^
Dom oberen ®oIIegio an fül^rte er ben bamaligen Rectorem
magnificum ^o\). JRuboIf S^l^urneqfen, Juris utriusque Doc-
torem unb Professorem Juris, in bie SWünfterfird^e, bem er
bie redete ©eite gab, ol^ne an ba§ eitele Punctilium feineg fonft
jufommenben SRange§ ju benfen, weldfier etwan bie anberen
abgefd^rerft l^aben mag (!). 3)cr ^rofeffor ^fo^ann ^atoh ©preng,
ber biefe§ J^unbertjäl^rige geft in einem eigenen Sobgebid^t befang,
betitelte il^n barinnen ben Qiubelfürften. — ®a§ angenel^me fianb*
gut 3Äaienfete, bei ^rattcln auf einer Slnl^öl^e gelegen, ^at il^m
fein S)afein ju oerbanfen, wo er öftere oon ©efd^äften au§*
rul^enb fid^ mit bem fianbbau abgab ober einen 93aum jwcigte
unb baburd^ mand^e beffere Dbftgattung in l^ieftger ®egenb
betannt mad^te."
- 70
(Duellen:
A. $anbfc^rtft(tc^e:
1. f^äfc^tfc^eS {^aminenBud^ (im 93e{t$e von $errn SB. {^äfd^^gml^off).
2. $uberS Statutarium basiliense (auf ber oaterlänbifc^en Siblioti^e!).
3. @taatdard^iD: 9(!ten f^ranfreid^ F, 1.
4. SBoSIer tmtcrbud^ (im »cft^e be« SJcrfaffcrS).
5. ^agebud^ oon 93rigabier 3ol^. 3a!oB Sf^Iin (im SSeft^e oon beffen
9{ad^!ommen in £onbon.)
B. ©ebrucftc:
1. 2Intiftc8 3. 91. aWeriang Seid^cnrcbc auf ©ürgermcifter 3o§. Slu-
bolf gäf(§.
2. iSeu'd i^eloetifc^ed £e£i!on.
3. S^^^^^Q"^^*^'^ histoire militaire des Suisses.
4. Les Privileges des Suisses (?)t)crbon, 1770).
5. iporner : ^ürgermeifter @manuel @ocin (93ad(er 93iograpl^ten, $b. I).
6. g. ^oliaä) : 2)a« ©cfd^led^t bcr Srm^ (©aSler S3ioörap§ien, SBb. I).
laröinat Jofep^ M^tlf.
^^ntec ben roenigen *ptälaten, roeli^e Olapoleon I. ju
^etDortagenbei: 2:äti9Eett in feine 3Iä^e gejogen ^at, nimmt
o^ne ^weifet Sacbinat ßofep^ ^äfc^ bie etfte ©teße ein: als
iDnEe( unb Qugenbfreunb be§ ffoifetS, al§ @rog=9llmofenier
Bon JJrantreic^ unb ^rinio§ non GSoOien.
®§ ^at t^m benn out^ oom SSeginne be§ nerfloffenen
3ii!^r^unbettä bis auf unfete a;age an Siograp^en ni^t ge«
fe^It. ftleriter unb Saien, iKännec aßet politifcften unb xdu
giöfen Obfernanjen ^aben e§ «ntetnommen, gäft^S mannig=
faltige SetenSfc^idfale ju befc^reiben unb fein oerf^tebenartigeS,
ou§gejeic^nete§ SBitEen in ©orte ju foffen. anertroücbigerroeife
liaben aber faft äße biefe 3Iutoren fit^ nur ben fiarbinal, ben
3Rann auf ber §öV f^'ne^ Slnfe^enä jum Sßotnmrf genommen;
bie 3iigenb Saftig ^ben fie DoQComnien übeigaugen ober mit
ein paar falbung^DoUen $l)rafen abgetan.
- 72 —
3)ie 3Jlütioc ju bicfcm ctgentümlid^en SSerfal^rcn ftnb nid^t
im mangelnbcn ©toffc, fonbern einjig itnb oHein barin ju fud^en,
ba^ in ber forftfd^en itnb reoolution&ren SSergangenl^eit be§
Äarbinal§ fid^ einige fünfte fanben, roetd^e ba§ tcnbenjiö§
fonjipiette unb burd^gefül^ttc 83ilb ju trüben oermod^t l^ätten.
Äarbinal Qofepl^ %&\6) entftammte ber feit bem ^Beginne
beS 15. ^al^rl^unbertS in 93afel eingebürgerten gamilie Säfd^.^)
©ein aSater, ber am 2. 2lugufl 1711 ju fionbon geborene
granj 5ä[^/ ^Citt^, jum Kaufmann au^gebilbet, in feinen jungem
^[al^ren anfangt in ©nglanb unb bann in ben ©eneralftaaten
burd^ ^oloniall^anbel emporjufommen uerfud^t. 3(I§ il^m bie§
tro^ aßen Slnftrengungen aber nid^t ^atte gelingen moHen, mar
er nad^ ber ©c^meijerfitte jener Sage „bem ©omptoir für ba§
Sager untreu geworben" unb al§ fieutnant erft in franjöfifd^c
unb bann in genueftfc^e ®ienfte getreten, ©o fam er im Qal^re
1757 nad^ mandfierlei Äriegöerlebniffen nad^ Äorftfa in bie
Oarnifon Sljaccio.^)
^ier gemann ber 46jiä]^rige Dffijier bie Sefanntfd^aft einer
burc^ ®eifl unb 2lnmut auSgegeid^neten ^a\x, ber ®onna 2lngela
aWaria SRamolino. ©ie gehörte oon ^au§ au§ bem altberül^mten
torjifd^en Oefc^led^te ^ietra»©anta an unb mar oermäl^lt ge*
mefen mit ©iooauni ©eronimo 5RamoIino. 2lu§ biefer @^e
^atte fte eine einjige 2^od^ter, fietijia, bie fpätere ©emal^Iin
©arlo 93onaparte§, bie SÄutter 9lapoIeon§ I.'*) 3)ie SReije ber
in ben erften ©reisigem fte^enben, aber nod^ „in ooHer 3>wgenb=
fd)ön^eit erftral^Ienben" S)onna Slngela aWaria fd^einen granj
gäfc^ fofort ooHfommen übermältigt ju l^aben/) 3)enn ol^ne
ftd^ banad^ er!unbigt ju l^aben, „ob bie grau nur ©d^ulben
ober auc^ Vermögen befi^e", fo fd)rei6t gclfd^ felbft an feinen
— 73 -
Äamcraben 2^ercier in ©aftia/) toarb er furj befonncn um il^tc
^anb itnb erhielt bicfc ol^nc Sögem auc^ jugefagt — unter
t)er Sebingung atterbingS, bog er jur römifd^en Äird^e übertrete.
3iemUd) leichten ^erjen^ tat %&\äj biefen ©prung; il^n leitete
babei, nad^ feinem eigenen @ejiänbni§, neben ber Seibenfd^aft
für bie fd^öne Äorfin Dor aKem noc^ ber Gberbrug am rul^e«
lofen ©ölbnerbienft. SRod^ im ^al^re 1757 mürbe in 2lj|accio
bie ^od^jeit gefeiert.
S)ie @^e mar, fo niel mir au§ gelegentlid^en Säuberungen
be§ ÄarbinalS nernel^men, eine red^t glürflid^e.*) Qxo^x Äinber
entfproffen il^r: am 3. ^f^tiuar 1763 ein ®6i)n, 3»ofcp^^ unb
jmei 3al^re fpätcr, im ;3uni 1765, eine 3;od^ter, ^aula ©rigiba.'')
über bie frühere ^[ugenb Qofepl^ 5ä[c^§ ift menig 3«*
DcrläffigeS betannt gemorben. ©c^meid^Ier unb 2lpoIogeten ^aben
fie allerbing§ fd^on ju feinen Sebjeiten — aber auc^ fpäter —
mit aüen möglid^en SGBunberanelboten ausgemalt, ben Knaben
jum @nfant terrible geftcmpelt unb i^m, al§ er faum ben
Söinbeln entmad^fen mar, bie erftaunüc^ften 2lu§fprfld^e in ben
SKunb gelegt. ®enau mie fte e§ — natürlid^ mutatis mu-
iandis — mit 5tapoIeon 93onaparte auc^ gemadbt ^aben. ©o
fod, um nur ein 93eifpiel anjufü^rcn, ber Heine gäfd^ im 3Kter,
ba anbere ^inber noc^ faum ber Sprache mächtig finb, ben
l^eigen SlBunfd^ geäußert ^aben, einft ein ©efalbter be§ ^erm
ju merben, „bamit er il^m unb ber ^eiligen :3ungfrau rec^t
innig bafür banlen lönne, bag fie feinen Sßater nad^ Äorfifa
unb bamit in ben ©d^og ber ^eiligen Äird^e geleitet Ratten".®)
3)iefe pfqd^ologifc^ unb meift aud^ d^ronologifd^ unmöglid^en
©efd^id^td^en gel^ören famt unb fonberS in§ SReic^ ber gabel.
— 74 —
©ic^cr unb ücrbürgt ift nur, ba§ gäfd^ feinen aSater
jiemlic^ frfl^e oerlor/) bo§ feine SJlutter baraufl^in in ba§ ^au§
i^ret an Karlo Sonaparte üermdl^Iten S^od^ter jog, l^ier fcf(nett
alterte unb gebred^Iid^ rourbe.^^) 5äfd^§ ©rjiel^ung übernahmen
üon ba an feine ©tieffd^roefter.Setijia unb ber 2lrd^ibiafonu§
Sucian Sonaparte, ein alter, freigeiftiger ^riefler, bie nie cer*
fagenbc gamilientjorfel^ung ber SSonaparte unb jugleid^ baS
allgemein anerfannte ©tabtorafel non Sljaccio.
®a ber junge gäfd^ flein unb fd^mäd^üd^ war unb be§^
megcn meber jur politifd^en noc^ jur militärif^cn fiaufba^n
tauglich erachtet mürbe, befd^Iog ber S^milienrat il^n jum
^riefter auSbilben ju laffen. @8 fc^eint bieg oor allem fietijiaS
SGBunfd^ gemefen ju fein. 3)er alte 2lrc^ibiafonu§ oerfpradl), fic^
beim 93ifdl)of bafür cermenben ju wollen, ba|5 ^äfd^ einft fein
5tadl)folger an ber Äat^ebrale merbe. 3)amit mar nid^t nur
gäfc^§ 3wfutift fidler gefteHt, fonbern bei bem ganj l^eroor^
ragenben @influ§, ben ber ÄleruS auf Äorftfa bamate befa^,
aud^ ffir fietijia§ fjamilie bi§ ju einem gemiffen ©rabe geforgt.
Db ber Qunge aud^ 2:alent, fiuft unb 9ieigung ju ber
i^m üorgefd^riebenen Saufba^n ^abe ober nid^t, ba§ tam nid^t
in Setrad^t; banad^ fragte niemanb. ©einem geiftlid^en SSer*
trauten @merg l^at gäfd^ fpäter mel^rmalS erjäl^lt, in 3Äarfeille
unb Safel l^abe il^n oft eine 2lrt mijsgünftiger ©c^nfud^t be^
fd^lid^en, wenn er bie gefüllten Äaufl^au^gemölbe, bie langen
Saftfu^rmerfe ober bie fd^mer belabencn Äauffa^rteifd^iffe er*
blidt ^abe.^»)
:3m 3[efuitcnfollegium ju Sttjaccio, meld^e§ furj oor^cr au8
granfreid^ oertriebene Sßäter eröffnet l^atten, bereitete fid^ gäfc^
auf fein t]^eologifd|e§ ©tubium oor. @r mar, mie alle 93cric^te
übereinftimmenb oerfid^ern, für feine fie^rer ein intelligenter
— 75 -
unb aufrid^tigcr ©d^ülcr, für feine Äameraben ein angenel^mer
©efeUfd^after unb ein auftid^tiger greunb. 3lnbrea ^ojjo bi
©orgo, ber fpäterc 3)ipIomat SttlejanberS I., fa§ l^ier in ber*
fetten Älaffe wie er unb l^at bamafö mit il^m bauembe S^eunb^^
fd^aft gefd^Ioffen. 31I§ er langft in rufftfd^en ®ienften war unb'
91apoIeon unb gäfd^ feit Qa^ren in ber SSerbannung lebten^,
l^at $ojjo einem, granjofen, ber il^n über feine frül^eren ©e«^
äiel^ungen ju ben ©onaparte befragte, folgenbe ©d^ilberung-
feines el^emaligen 3Kitfc^üIer§ entworfen: „(Au coUege des
Jesuites) je trouvai Joseph Fsesch, qui, bien que plus jeune
que moi de deux ans, etait aussi avance dans ses classes.
Son caractere bon et ouvert, ses formes douces et agreables,^
sa droiture d'esprit et de coeur, tout me plut chez lui . . .
n occupait un rang distingue dans sa classe; lorsqu'il n*etait
pas le premier dans les compositions, il descendait rare-
ment au-dessous de la place de second. Une assez heu-
reuse memoire, une brillante imagination; un jugement
sain et precoee servaient ä merveille son goüt pour Fetude.
Je n'oublierai jamais la confiance illimitee que lui accor-
daient les superieurs; ils faisaient cas de sa piete et de
ses talents."^^)
»i§ äum ©pätja^r 1778 meilte gäfd) in ber Qefuiten-
fd^ule. 3)ann manbte er ftd) nad^ granfreii^, um bort „feine-
Sl^eologie ju beginnen". S)anf ber gürfprad^e be§ ben ©ona*
parte mol^Igefmnten @ouoerneur§ SJlarbeuf l^atten il^m bic !or*
ftfd^en ©tänbe einen il)rer grciplä^e im ©eminar oon 2lis=*
en-^rooence jugeraiefen.
3lm 15. 2)eäember 1778 oerIie§ %ä\d) Sljaccio jufammen
mit feinen beiben älteften Steffen, Qfofepl) unb 5JlapoIeon S3ona^
parte, bie i^r SSater in§ ©ollege nac^ ?lutun begleitete.^')
- 76 —
3)ie Steife ffi^rte toa^rf^einUd^ bire!t nac^ f^ranfretti^ unb
Titelt, tote matt getoöl^ttli^ attttttittitt, erft ttad^ &a @pesjia uttb
^ti bett toS!attifc^ett ^of ttac^ ^lorettj.
3[ti bett le^tett Sagett be8 3[a^re§ 1778 traf gäfd^ in Slij
eitt uttb tnac^te fxii fofort tttit etferitctn gleite att bie 2lrbett.
@o ttttettftt) toie er bettu^te tttemattb bie reic^^altigeti ^fid^er-
f^ä^e beS @emittar8 uttb ber erjbifc^öfUc^ett ^ibliotl^e!. @eitt
uttftittbarer ©iffettSburft foH fogar bett 93ibIiot^e!ar be§ einen
biefer ^ttftitute — eitteti ^ere ober 2lbbe ^icrre — ooD^
tottttnett aus bettt ®Ieid^gett)ic^t gebracht l^aben. 3)iefem be«
quetnen ^errn tüar nätnlid^ nid^tS fo fel^r juwiber, al§ itjcttn
er loäl^reitb fcitter 3lntt8ftunbett, b. 1^. nac^ bettt ®ej|eutier, iit
feittett 93etrad)tutigett geftört ober gar gejtouttgen tourbc^ fid^
jur Q3üci^erau§gabe oon feittetn @i^e ju erl^eben. SlQe SBelt
refpeftierte biefe ®etnüt§t)crfaffutig. ©injig Säfd^, befangeti
Don ber naioett 3lnfic^t, ber 93ibIiotl^efpräfe!t fei ber ©tubcitten
tt)egen ba utib ni(^t utngefe^rt, ntad^te oon biefer SRegel eine
2lu8nal^me unb eilte tfiglii^ in ben SJKttagSpaufen fpornftreid^§
in bie 93üd^erräume. fiangere 3^it empfing SJlonfteur $icrre
t)iefe 93efuci^e mit oerbiffenem 3>«grimme, enblid^ aber ri^ il^m
bie ®ebulb, er befc^roerte ftd^ l^eftig beim ©uperior be§ ©einis
ttarS unb beim Äanjier be§ @rjbif^of§. 21I§ aber feine klagen
ttirgenbS S8erürffid)tigung fanben, ftilrjte er eine§ 2;age§, ba
%&\äj il^n roieber au§ feinen SJlebitationen aufgefi^euci^t l^atte,
mit brol^enben ©eberben auf i^n lo§ unb fi^Ieuberte il^m mit
®onnerftimme bie furchtbare ^ropl^ejeil^ung inS ©eftd^t: „Singer
aWann, junger 3Kann, laffen ©ic boc^ ba§ roal^nftnnige fiefen!
'Söenn ©ie je^t, in Ql^rer Qugenb, fi^on alle Slutoren t3er=
f Illingen, tt)irb Ql^nen für Qf)x Sllter ni^tS tnel^r übrig bleiben
unb bann mirb töblid^e Sangemeile ben SReft il^reS fieben§ t3er=
giften." >*)
— 77 —
3)ogmatif, Äird^engcfi^ici^te unb bic ficftüre bcr SSäter
Sögen gäf ^ am mciften an ; weniger locften il^n ^omiletif unb
Äatec^ctü; ^ßl^ilofopl^ie fagte il^m gar nid^t ju, einjig SRouf*
feau§ aOSerfe fd^eint er afe guter Sorfc fd^on bamafö gelefea
3U l^aben.
3)er Sol^n feines @ifer§ blieb gäfd^ nic^t Dorentl^alten-
9^ad^ furjer 3^^ f^^n l^atte er feine Älaffengenoffen alle an
SDBiffen unb können ujeit überl^olt: feine Seigrer „beoorjugten
i^n unb jei(^neten il^n auf j|ebe SBeife au§", ebenfo ber ®rj=
bif^of Slagmonb be 93oi§gelin; feine Kommilitonen aber fa^en
i^n neibifd^ oon ber ©eite an unb nannten il^n einen el^rfüd^*
tigen ©treber. „Ce petit Corse," äujserten einige t)on il^nen^
„pouvait bien rester dans son ile, . . . nous n'avions paa
besoin de lui."^^)
®ur(^au8 unrid^tig ift aber bie 93e]^auptung, göf^ f^i i^
feinen ©tubien ooHfommen aufgegangen. @r l^abe gleid^ wie
5Rapoleon in ©rienne, eingefi^loffen in feiner Slaufe, oer*=
graben in einem 93üd^erberg, einzig feinen ^^f^^ft^i^^^Jl^^
gelebt. Siein ; f oroeit e§ bie ftrenge ©eminarorbnung unb feine
red^t targen 9Kittel erlaubten, beteiligte er fid^ mit g^euben
aud^ am feinern gefeQfd^aftlid^en Seben ber ©tabt unb roirfte
bei Sonjerten unb bramatifi^en Sluffül^rungen mit. 9iad^ einer
©d^ilberung fiucien ©onaparteS, ben gäfd^ iwt ^a\)xt 1781 oon
Sljaccio in§ ©ollege nad) 2lutun geleitete, erfi^eint er un§ in
feiner freien 3^it gerabeju al§ ein red^t fröl^lic^er, melt^ unb^
meinfrol^er ©tubent. „Mon oncle," fc^reibt fiucien in feineu
SWemoiren, „[est] toujours frais, sinon comme une rose,
tout au moins comme une rave de belle et bonne qualite,
d'excellent appetit, vrai fils de Suisse comme monsieur
son pere, buvant frais et sec, sans que sa tete s'en res-
sente le moins du monde." ^®)
- 78 —
©0 üiel lüir erfcl^en !önncn, ocriicf Säfd)§ ©eminatäcit
tul^ig für il^n; nur jwei ©reigniffe unterbra^cn auf für je 3SetIe
feine ©tubien: bie eben erwähnte SReife nad^ Sorftfa unb ber
2;ob feine§ ©c^n)ager§ Sarlo ©onaparte, ber im ^a})x^ 1785
in feinen 2lrmen in SKontpeQier nerfd^ieb.^'O
Siac^bem gäf^ int ^df)tt 1787 feine tl^eologifi^e ©ilbung
ooQenbet unb — no(^ nid^t 25 3ö^t:e alt — oom SSifd^of non
^iaccio, ©enebetto 3lnbrea 3)oria, bie Drbination empfangen
j^atte, feierte er, ol^ne eine längft geplante Sieife na^ ^ari§
au§gefül)rt ju l^aben, fofort nai^ Sorftta jurüd!. ^ierju gmang
i^n Dor allem ber „leibige SKangel an gemünjtem SJletaH." *®)
^n Sljlaccio l^offte er flberbie§ burd^ ben ®inf(u§ be§ 2lrd)is
biatonS halb eine ^frünbe ju erl^alten. 3)od) 9Bo(^en unb
ajlonate Derfloffen, ol^ne ba§ ft(^ i!^m eine 2:üre öffnete, ©c^on
beabfid^tigte er be§ nu^Iofen 3QBarten§ mübe in gt^anfreid^ ober
Italien fein ®Iüd ju oerfudien, ate i^m enblid) eine ©teile al§
^ilf§geifttidE)er angemiefen rourbe. ®§ mar nur ein unbebeu-
tenbe§, mit ganj geringen ©innal^men au§geftattete§ Samt; aber
e§ bot ben großen SBorteil, i^n mit feinen gunftionen nid)t
aHjufelir in 2lnfpru^ ju nel^men unb i^m jur £e!türe reic^lic^
.3eit äu gemä^ren. ,,SDa§ galt mir/' ^at gäf^ im ;3a^re 1801
bem befannten ©ulpicianer Smerq erjä^lt, „bamafö me^r al§
200 SioreS ©infommen; benn meine literarifd)en ^ntereffen
waren mit bem SBerlaffen be§ ©eminar^ feineSroegS erlof^en." ^^)
:3m ©egenteil. 3)ie ungewohnte greil^eit l^atte fie nur noc^
mel^r entfacht, aber au(^ oermanbelt. SBdl&renb ber ©eminarift
fic^ nur für bie 5ßatre§ unb ©criptore§ ©cclefiae intereffiert
l^atte, oertiefte fid^ nun ber junge 2lbbe in bie jeitgenöffifc^en
— 79 —
^l^ilofopl^en unb ^oütifer. — 21I§ wol^loricnticrtcr SWentor
ftanb il^m habet gut Seite fein 9leffc, ber föniglid^ franjöfifd^e
^rtiQerielcutnant 5Jlapoleon ©onaparte.^®)
ajlit Jlopoleott Derbanb gäfd^ nod^ mel^r afe mit Surfen
feit früher ^fi^scnb enge g^eunbfd^aft. ©leii^artige ©l^arafter^
eigcnfd^aften unb glcid^artigeS SBoHen mod^ten bie SJlotioc ber=
felben fein. 93eibe, gäfc^ forool)! wie Stapoleon, waren energifd^
unb el^rgciäig, beibe auc^ oom Streben erfüllt, fofte e§, n)a§
«§ raoHe, eine l^erDorragenbe Siotte ju fpielen. ©aju tarn, ba§
bciben bei biefem Streben berfelbe "^attox l^inbernb entgegen-
trat: „ber unglüdEfelige SJlangel an gemünjtem SKetaHe," Seiber
tft un§ Don il^rer Äorrefponbenj au§ biefer S^xt (9lapolcon
^arnifonierte in Slujonnc) fo Diel wie nid^tS erl^alten geblieben;
nur au§ fpäteren Su^erungen Säfi^S erl^eltt, ba§ ftc bamal§
in regem ®ebanfenau§taufc^ geftanben l)aben, ba§ beibe mit
ber ©egenmart fic^ ganj unb gar überroorfen l^atten unb l^od^«
fliegenbc p^antaftifd)e 3ufunft§pläne fd^micbeten.^^)
9lapoleon empfal^l feinem Dnfel bringenb, fid^ mit ben
SBerfen Siagnal^ unb Solnegg oertraut ju mad)cn ; Dor allem
aber legte er i^m ein grünblid^e§ ©tubtum 9iouffeau§ an§ ^erj.
fftouffeau, fo foQ er bem mel^r al§ fed^§ ^a\)xe älteren 2l6be
Dorbojicrt l^aben, fei ber Säpoftel einer neuen %ca, ben Sel)ren
feine§ ©ontrat forfat müjsten bie S3ürger eine§ jeben ©taatc§
imbebingt folgen, wenn fie in it)rem ©emeinroefen glüdlic^ fein
unb i^ren SKenfc^enberuf erfüllen wollten; ganj 6efonber§ gelte
"ba^ für feine £anb§leute, bie Torfen. 22)
®§ mar bie 3rft/ ba 9lapoleon im ehemaligen freien unb
tepublifanif(^en Äorfita fein oerroirflid^teS ©taat^ibeal erblicfte,
bie 3rft/ ba in feinem ©eifte ju bem alten ^lan, ber ©ef(^ic^t§*
fd^reiber feine§ 33aterlanbe§ ju werben, nod) ber ©ebanfe l^inju*
trat, Äorfrfa 00m 3oc^e ber g^anjofen ju befreien unb fid^ ober
Sa TiL rare sr*^as. *•"■"" aeüe* >FÄ5 Scarinorsett
■=::; ==: =3: rar ^e feaptr« ijr.j^:x ä « aar blje SBrilc
a '-irr ^— p"^ 3 SLnnaeliHr jtr^rsS--'
I >i:"ä 3E C^^^ -^*^ '™' ibfotogii^ Sitbung
: rtJ — uä T — ;- :sT ^liit all — Dom Sift^of Don
l,.T.~j gvTfT>r=T liTtsr ij^ni, t« CiDiBOtion empfangen
i - r-n» . fsTTE iE. idK CK '.ir:^ ^erlame 9ieife nac^ ^ariS
iS;=^ar^iT= 5L acjio:. •z'tti tri flatnfa snrüd. ^terju gmang
-ni 3inr tlnt iwr ,j^-^ j^is^rf an gemänjtem SDJetatt." '^)
.?:i Srcrra iij-=3 c: i:*ifr:^as tani ben ßinflufi be§ Ät(^t=
^iiirii jitJj iCK v^rb::;« a rrfialien. 3^01^ SBoi^en unb
■?ljTj=i ierl:-n. jiur i^r? nii üjm eine iöte öffnete, ©t^on
J:-*id:r.r:f ir ;«s izTB'-'in ■SaxienS mübe in gtarfreii^ obet
C^i-^:^ '^3 «S-ii p rurr^im, ol^ i^m enblit^ eine ©teile olS
C-"Jc;r^_Li« irzÄrirra Bfnibt 6§ mar nur ein unbebeu=
^^^-J^- = ?^=? Cfrir^ea einnahmen au§geftottcte§ 9tmt; ober
*« i--: i.« crr^a $jnril. tbn mit feineu gunitionen nid)t
ilsriir ix ^.^-'rrai «1 ntbmen unb i^m jur Settttte ret(^ti(%
.^-^ et ziK^zm. .Jos gaU mit/ Iiat ^äfi^ im Sa^ce 1801
^^lr t-rfi:=r« 2cU?icianet ßraerq etjä^It, „bamals me^r ol§
::*.•' i-,rTe» eisfommen; benn meine titerarifd)en ^ntereffen
=crf= =:: ^faI ■Swlanra beä Seminatä teineSroegä erlofc^en." '*)
^^3 *>fS«ueiL 3rit ungeiBo^ntc gtei^eit ^atte fie nur noct)
rr^T ^-rzt:. z^rrt du* Dcrroanbrft. aöat)cenb bec Semiiiariri
"'■' - '■ ■ ~ ' 'I.--::iC£- uuQ £cviptote§ Scclefiae inteceiftert
t,-::;. :::;.,r;; -.o! nun bev junge ^bbe in bie jeitgenöfftft^
«•
'^» - 1«
f lüofop^en onb $o(ttiter. — MJ mktnrrmr Skur ^on
flonb i^m babei jur Seite fein 3W% kr ^ncri ^3nr% ^^^
artitterieleirtnQnt 9lqwfara »öM^mt- :^en
SBHt 9IapoIeon Detboab 5äf 4 w* «r s^ r: -tau ^"^
feit früher ^n^mi enge 5reunbf(4afL «iricr:^ Ckate ^^^
eigcnf^üften unb gleichartiges SoOci wwkn )« JLtar kr .^"^
f elben fein. Seibe, ^dfc^ fomo^I nie !R(oo(en: aca «r:- ^ ^^^^^'
unb c^rgeijig, beibe auc^ oom Strebet etni f.-« d. m
e§ n)oIIe, eine (emonagenbe Mode )b nnelex !a !ar. yi
kiben bei biefem Streben berfelbe Äiftjr 5
trat: „ber unglutfelige 9lange( an geosqss
)enen
neuen
ÜlbCtt
t)t uns Don tijrer htcmämi m jirer «r Ij^!«! ^*f ^'
gamijoracrte in Saroone fo otri sv kc::^ -3,^^ ^^^ .^ ^^^^^^^
nur aus fpdteren SsBenrnges Tmidis .tael\ -• -, "1/ '.^ «IJ
in regem (SäoiEaunstinrd) Moaöa --^ 1. . .
bcr (Segeraoort nt^ gaij aö aar iberaör-!: —- - • a
fiiegenbe p^oitaftrfcbe ;]afanfr3:js: •
9lapolöm eBjfobl »enRj 3 .--.
Serien ätemots m Solnejg jpr:::::
aber legte er ^ ein jraiaüie« V.>
Sonjieau, fo f oll ei bia T»tt u . ,
Dorboiiert ^, fei te tr-.. -,, _ t"^'"^
feines Eontrat fodal nür^-^ > _
imbebtngt folgen, man '- :
unb i^ren lten4eab«r:r - -
bo§ fftr feine isadä^j^ .
e§ Witte \^ i .^ ^
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— 80 -
^aSquale ^aoli an bic ©pi^e be§ erneuten unabhängigen %x^u
ftaateS ju fteQen.
gäfd^ folgte bem 9iate feincS Steffen unb Ia§ Slouffeau^
©ontrat unb 9Honte8quieu§ ®§prit be§ lois, big er fie „faft
auSwenbig raupte". 2^) Jiro^bem er il^re Sel^rfä^c mit ben
®ogmen feiner Äird)e nid^t ooQf ommen in ©inttang ju bringen
Dermod^te, !onnte er fxc^ il^rem eigentümlid^en SReije bod^ nic^t
ganj entjiel^en; \a für SRouffeauS Qbealrepublif erfaßte i^n,
foUen wir feinem greunbe ©iooio glauben, eigentliche Segeifte*
rung. SBeniger einüerftanben mar er mit 9iapoleon§ Kommen*
taren unb ©d^lüffen. SBol^l billigte aud^ er gleid^ mie biefer
!eine§n)eg§, ba§ nur bie SBol^ll^abenben ju @influ§ unb Sttnfel^n
gelangen follten, unb baj3 nur begüterte ©ifd^öfe unb ©rjbifd^öfe
merben fönnten, fal^ er für abfolut unbillig an; aber er l^ielt
e§ für ein oenud^teS SSerlangen, für ein „proposito nefando" ^*)
— maS Siapoleon forberte — nämlid^ einem SKdd^tigen, menn
er feine SJlad^t feinem ©olbe ober einjig feiner ®eburt Der*
banfe, biefe mit ®emalt entreijsen ju bürfen.
©0 !am ba§ Qa^r 1789; ein (Sntfd^eibunggjal^r nid^t nur
für g^anfreid^, fonbcrn auc^ für gäf^ ^^"^ fö^ 9lapoleon.
3)ie ^arifer unb SSerfaiHer ©reigniffe unb bie 93efd^lüffe
ber Jlationaloerfammlung fanben auf Äorfrfa geteilte Sttufnal^me
unb führten mand^erort^ (namentlich aud) in Sljaccio) ju l^i^igen
S)i§fufftonen. %ä\6), ber injmifc^cn jum KanonifuS ernannt
TOorben mar unb in naiver Qtxt an bie ©teile Sudan 93ona*
partes ju treten ^offte, l^ielt e§ für opportun, oorber^anb ber
^olitif fern ju bleiben; immerl)in oerfolgte er bie auf ber
Qnfel aufgebrochene Slgitation mit gefpannter Slufmerffamfeit.
^ierju äioang il^n fc^on ein an 9lapoleon gegebenes SSerfprec^en.
— 81 —
SlUcS, wag in feiner ^eimat oorging, foHte er il^m fo f^neß
nnb fo genau al§ möglid^ nad^ Slujronne melben.
3n)ei ^Parteien ftanben fic^ auf ^orfifa fd^roff gegenüber:
eine renolution^feinblii^e franjöftfd^ geftnnte unb eine renoIutionS=
freunblid^e nationale. SQSa^renb jene am beftel^enben SSerl^ältniS
äu granfreic^ nid^t rütteln wollte, erftrebte biefe mit ober ol^ne
^ilfe ber SReooIution begrenjte ober unbegrenzte Slutonomie.
S)en ganjen ©ommer 1789 l^inburd^ folgten fxc^ fjel^ben unb
Slufftänbe ol^ne Unterlaß; eS !am ju 3Korb unb Jiotfd^Iag, ju
offenem Kampf unb S3IutoergieJ3en, foba§ ber frangöftfc^e Ober*
tommanbant 93arrin feiner ^Regierung berid^ten fonnte: „L'ex-
plosion est ä peu pres generale, et aussi forte qu'on peut
rimaginer, ä la revolte pres contre le Roi . . ."*^)
3)a erfd^ien oon allem genau unterrichtet @nbe September
9tapoIeon auf ber 3>nfel. %a\(i) unb 3»of^P^ erwarteten i^n bei
feiner 2lnfunft.«0
SBie au§ einer ajlitteilung gäf^^ ^n ©iooio l^eroorgel^t,
beabfic^tlgte 5JlapoIeon nichts weniger al§ fic^ fofort an bie
©pi^e ber 3lationaIen ju fteHen unb einen ^anbftreic^ gegen bie
franjöfifd^en ©amifonen ju unternel^men.") %a\d) unb :3ofep^
waren entfe^t über ben toHtü^nen ^an unb fud^ten il)m bie
2lu§fic^t§IofTgteit be^felben oor 3lugen ju fül^ren. Sänge oer«
geblic^. @rft al§ fie il^n barauf l^inwiefen, ba§ feit 1768 foju*
fagen feine braud^baren ©d^ie^waffen mel^r im Seft^e ber SSe«»
Dötterung Sorft!a§ fic^ befänben, unb fte alfo nirgenb§ gegen
bie oerftärften franjbftfd^en SBefa^ungen ©rl^eblid^eS ausrichten
fönnten, Iie§ er fxd^ für ben SJloment wenigftenS oon feinem
^rojefte abwenbig mad^en. DI)ne ©äumen begann er nun
aber eine energifd^e Jiätigfeit al§ politifd^er Slgitator, um bie
Äorfen auf fein Unabl^ängigfeitSprojeft oor jubereiten ; er trat
einem eben gebilbeten rabifatnationalen Älub bei, würbe balb
8adUr »iograp^icn III. 6
— 82 —
beffcn etfrigftcg SJKtglicb unb erging ftd^ in ben ^eftigftcn ^nS^
fftHen gegen bie „franjöftfd^e S^qrannei", welche bem SSoffe t)on
Äorfifa bie fjreil^eit entriffen l^abe unb e8 burd^ bie SKati^t ber
SBajonette unterjod^t l^alte. Seiber ift, fo oiel bi§ j[e^t Befannt,
Don biefen Sieben 9lapoIeonS im ej:a!ten SBortlaut nid^t§ auf
un8 gefommen. Seiber; benn roeld^ einen unDergleid^Iid^en SRcij
mü^te e8 gerabe l^eute bieten, au8 bem 9Kunbe be§ größten
aWilitärbefpoten ber 9leuseit eine SKpoIogie ber fjreil^eit unb
eine SSerbammung beS 9JliIitariSmu§ ju Dernel^men!
2lud^ 5afd) mu^te Siapoleon jur altioen S^eilna^me an ber
^olitif auf Seite ber 9lationalpartei ju gewinnen. @r l^ielt
il^m oor, bie ©eiftlid^en mi^ad^teten feit langer 3^it i^i^ i'^tt^«
oon ©Ott auferlegten ^flic^ten, barum näl^me ber SRefpeft t)or
il^nen immer mel^r ab. grüner l^ätten fxe mit ben aSöffern
geftritten unb gelitten, nun aber muffen bie SSötter für fie
ftreiten unb leiben. Sttufgabe be8 magren ^riefter§ fei e§, an
ber ©pi^e ber il^m anuertrauten ^erbe, bie il^n ernäl^re, für
beren ^eil unb 3QBo^lerge]^cn ju fampfen.^^) ©o fprad) ber
3Kann, ber breijel^n ^a\)xt fpftter bie ^riefter feinet immenfcn
9teid^e8 ju geifttid^en ©enbarmen l^erabmurbigte.
aSdl^renb biefer politifd^en ©ewegungen war ^äf^ ^^
©tcHe Sudan SBonaparteS jum 2lrd^ibiafon Dorgerüd^t. 3^^
erften 9Kale erfdieint er al8 folc^er d^arafterifiert unter ben
Unteräeic^nem ber non Slapoleon oerfa^ten Slbreffe an bie
9tationalt)erfammlung (31. Df tober 1789).2») ©eine neue ©tel*
lung al§ SSorftel^er be§ 2)omfapitel8 mar eine red^t l^etfle, ja
fi^mierige, 6efonber8 feitbem bie berül^mten 2)efrete ber Slffem*
blee nationale bie politifd^en unb religiöfen Seibenfd^aften in
unerl^örte SBaHung gebrad^t l^atten; bod^ foHte fie nid^t oon
langer 2)auer fein, ©d^on im ^af)x barauf na^m fte ein ®nbe.
— 83 —
^m ©ommer 1790 würbe ndmlid^ burd^ bie Constitution
<5ivile du clerge bie Sglife be gtance von ®runb au8 um«
geftaltet unb tourben mit uielen anbeten aud^ ,,alle geiftli^en
^itel unb SQBürben mit SluSnal^me berjenigen ber Sifd^öfe unb
^arrer" abgefc^afft, alfo au^ bie ber 3)om^erren. Slu^erbem
verlangte ba§ neue ®efe^ üon aQen ^rieftern einen @ib auf
bie aSerfaffung. 3)iefe Sleuorbnung ber Krd^Ii^en Sßerl^ältniffe,
vox allem bie le^tere SBeftimmung, fül^rte in Derfd^iebenen
^egenben f^anfrei^S ju heftigem SQSiberfprud^ unb f^Iie^lid^
iura ^ürgerfrieg. Slud^ auf ^orft!a fam e§ barob )u neuen
geloben, bo^ oerliefen biefe banf ber leibenfd^aftSlofen, milbcn
Haltung be§ ^leruS rafd^er unb unblutiger als man fürd^tete.
Sm 3)iftrift t)on SKjaccio leiftete bie SWel^rjal^I ber ^riefter
ben geforberten @ib ol^ne SwöWfl iinb 3ögern, barunter aud^ bie
S)om^erren, an il^rer ©pitje il^r Slrc^ibiafon Qofep]^ 5äfd^-^®)
®iefe uon ben meiften fatl^olifd^en ©iograpl^en %&^6)8 bi§
l^eute l^artndd^ig beftrittene ©ibeSleiftung beS fpateren $rima§
Don ©attien fielet au^cr allem Qroex^tV^) @ine nod^ erl^altenc
„Relazione del giuramento prestato dagli ecclesiastici della
cittä di Ajaccio" gibt unS forgfältigen 93erid^t über alle 2)etail§
ber „patriotica e santa funzione".
S)ie 3c^^nionie fanb ftatt am 27. gebruar 1791 im S)ome
von Stjaccio. 3)ie fonftituierten 93e]^örben unb eine jal^lrcic^e
ißolfömenge mol^nten il^r bei.
®in oorbereitenber 3fft mar il^r bereits am 26. ®esember
1790 uorangegangen. 3ln biefem J^age gegen ®nbe ber 9lone
«rfd^ienen nftmlic^ im (Sijot ber Äat^ebrale vox oerfammeltem
2)omfapitel bie ©tabtnerorbnetcn von Sljaccio, unter il^nen
aud^ ber Slrd^ibiafon fjäfd^. 2)er ^rofurator ber ©emeinbe,
Carlo Siecco, ergriff baS SBort unb erflärte, in biefem 3Komcnte
merbe in ben ©trafen ber ©tabt bie ^rof lamation be§ Äönig§
— 84 —
ju ben neuen Äird^enbef reten oerlef en ; bie Srtunijipalität fei ge^^
fommen, um im Flamen ber Station oon ben 3)om]^erren i^re
2)emiffton unb eine fof ortige „dichiarazione dei sentimenti
religiosi e politici," bie fte liegten, ju uerlangen. SRecco fd^Io^
mit ben SBorten: „Signori la patria vi dimanda oggi per
Torgano nostro Tadesione ai decreti che aboliscono oggi la
vostra societä, e che v'interdiscono le funzioni religiöse
nella vostra quaUtä di canonici. La religione altronde non
chiede da voi, che Vobbediema alle potestä secolari, e di non
adoperare ü vostro zelo che aUa scdvezza dd popdo ..." @&
l^ätte biefer fc^arfen SWal^nung nid^t beburft; bie ©om^erren
waten fd^on längft für bie fird^Iid^en Steuerungen ber Slational*
Derfammlung gemonnen.^^
Äaum l^atte ber ^rofurator gefd^Ioffen, fo erl^oB fid^ 5äfc^#
al§ (S^l^ef be§ ftapitelS, ju einer 9lebe, bie ®Iauben§be{enntniS
unb Programm }ugleic^ mar.
3)iefe 2lnfprad^e, bie nid^t nur in ganj Äorfifa, fonbem
aud^ in mandien 3c"ti^c" ©übfranfreic^§, lebl^afteS Sluf feigen
^eroorrief, mu§ in ber Urfprad^e mibergegeben merben; aud^
burd^ bie liebeDollfte öberfe^ung mürbe fte ben i^r eigenen
2)uft einbüjsen.^^) ©ie lautet: „C'interdite, o signori, a nome
dell' Augusta Assemblea, questo sacro altare,. sul quäle
giurammo di alimentäre quel divin fuoco della preghiera
pubblica, che inebria i fedeli di dolcezza, ed alimenta lo
spirito di religione. I nostri canonicali esercizj erano Tima-
gine della perseveranza dei santi ministri della primitiva
chiesa nell' orazione e nella pietä. Ma se la realta dovesse
rimpiazzar la figura, se quella primitiva disciplina dovesse
ristabilirsi? . . . Non si conosceva allora altra dignitä che
Tepiscopale ; ed altro clero, che quei ministri, che vivendo
con lui in comunione esercitavano i doveri di pastori dell^
— 85 —
anime, e di beati intercessori della salvezza del popolo.
II sacerdote, ed i preti ne erano i veri padri senza ambi-
zione, si contentavano del necessario, e si vergognavano,
ed aborrivano quelle esazzioni che la chiesa nel lasso dei
tempi fu astretta di permettere per rimediare alla sem-
plici necessitä del numeroso clero che trovossi ridotto alle
miserie per la divisione della gran massa che alimentava
ad una istessa tavola, e nello stesso dormitorio, il vescovo
ed i suoi ministri. Se lo spirito di questa disciplina, e
quello che ci propone TAugusta Assemblea, se la sempli-
€itä del culto e oggi ristabilito, se i bei giorni della chiesa
vanno a risplendere, se la cura di questa cittä, che fino
ad oggi langui . . . Non so per quaü segreti giudizj deve
rilevarsi; aderiamo volontieri ai Decreti Nazionali, che il
capitolo sia soppresso, che una o due parocchie siano or-
ganizzate in questa comunitä; che il popolo sia istruito
dei veri principj evangehci, ed abbracciamo con tutto il
cuore le leggi che devono faxe la felicita di un grande
Impero. Non ascolteremo gli esempj di vani frenetici, che
tanto dicono della riforma attuale ordinata da un' Assem-
blea puramente civile ; noi professiamo per essa non minor
venerazione che il clero di Francia ebbe sempre per quelle
che dettarono li capitolari di Carlo Magno » . . La nostra
coscienza non ci rimorderebbe, che nel momento che la
religione, che i dogmi della fede fossero attaccati. Allora
saressimo imperturbabili egualmente alla presenza delle
podestä secolari, allora daressimo l'esempio al popolo di
mantenere la fede de' suoi padri, che confirmaressimo
col nostro sangue . . . Che il Ciel non voglia mai cosi fu-
nesti presagj. L' Assemblea NazionaJe e una sorgente di
lumi, sente la necessitä d'una rehgione, e non vorrebbe
— 86 —
oscurax quella de suoi popoli, la dicui divinitä e corro-
borata dal testimonio di tanti secoli, per introdurne una
delle sue mani. Questa e la nostra professione di fede, o
signori, le nostre operazioni vi sono note; ricordatevi dei
nostri sentimenti, quattordeci mesi fa in quella non pa-
triottica Assemblea. Ricordatevi con quäl disprezzo riget-
tammo la famosa protesta inviataci a sottoscrivere dal
Peretti, la di cui lettera, inviata al nostro Saliceti fa oggi
Toggetto della di lui confusione. Oontinueremo sempre, o
signori, a servir la patria. Frattanto ecco le nostre almuzie !
Le destiniamo per memoria del nostro zelo. Le parocchie,
che si formeranno in questa cittä, saranno sempre da noi
assestite senza U degno canonicale, ci presaremo ovunque
il bisogno ci chiamerä, e cosi meriteremo dalla patria e
dalla religione."
©inigc SGßod^en fpäter, am Sonntag Dfuli 1791, erfolgte^
wie bereits bemerft, ber feierliche ©iuramento in ber Äat^ebrale.
3)ie Q^x^taom^ ging in einfadber, roürbeooßer SBeife Dor ftd^.
SBieberum fiel gäfd^ bie Hauptrolle ju. 3)ie SBorte, roeld^e er
bei biefem Sttniaffe fprad^ — einen „enfatico e veramente
cristiano discorso" nennt fte ber offijielle Serid^terftatter — ,
fanben il^r @d^o weit über ^orfifa l^inauS; in ^ariS, in ber
3lffemblee nationale fprad^ man baoon unb rfil^mte man %a\i^
ate mal^rl^aft d^riftlidien ©eelenl^irten unb Patrioten.
21I§ gäfc^ geenbet l^atte, legten alle anroefenben ^riefter^
%ä^6) ooran, in bie ^änbe be§ ajlaire§ t)on 2Ij|accio, ®iro=^
lamo Seoie, ben oorgefc^riebenen ®ib ab.
Sauter Qubel erfc^oH, ate bie el^emaligen ©oml^erren^
umgeben oon ber SJlunijipalität, unter bem ©l^rengeleite ber
Siationalgarben bie Äat^ebrale oerlie^en. «Siamo tutti fra-
telli; siamo tutti amici; la costituzione e stabilita; Tumanitä
— 87 —
e sollevata; la libertä e certa, e la religione di Cristo e,
dopo tanti secoli di abusi, tomata finalmente alla sua
primitiva puritä."®^)
9iad^ bcr Jleuorganifation bcr franjöfxf^cn Äirc^e foHte
Äorftfa fortan nur eine einjige 3)iöjefe bilben. 93ifd^of Sfgnajio
^ranceSco ®ua8co erl^ielt bie Seitung berfelben;^^) gafc^ würbe
ju feinem fünften Sitar ernannt.^'') 3ugleic^ erwählten i^n
bie 93ürger t)on 3lj|accio auf§ neue jum uffiziale muni-
cipale.
93eibe (Stellungen brachten i^m ein nic^t unbeträd)tlid^e§
©infommen, unb n)a§ nod^ mel^r bebeutete, naml^aften @influ§.
3)aju war feine Popularität feit jener Sieben am 26. 3)ejember
1790 unb am ©c^mörtage gans gewaltig erftarft. Siele, bie
frül^er il^re ©treitigfeiten ol^ne meitereg oor ben Siic^ter ge*
tragen l^atten, famen je^t juerft p bem „savio vicario",
il^m i^re Sttngelegcnl^eiten ju unterbreiten unb il^n um 93er:=
mittlung anjugel^en. 9lod^ in ben jmanäiger Sfö^^e^ ^^^ ^^^'
gangenen Qal^rl^unbertg mu^te man in ber ®egenb oon Sljaccio
oon gerabeju falomonifc^en ©ntfc^eibungen beS SSifarg ju be=
ri^ten.^^)
gäfd^ tonnte je^t bcr 3ufunft rul^ig unb unbefümmert ent^»
gegenfel^en. „SEBenn fein 2)onnerftra]^l bajmif^en fu^r/' fo
waren er unb bie g^tnilie Setijia§ fortan ber größten mate*
rielten ©orgen entl^oben. 3lm 15. Df tober 1791 ftarb au^er«
bem ber alte Sudan Sonaparte unb l^interlie^ jur greube
feiner @rben ein red^t anfel^nli^eg SSermögen. gäfc^ unb Slapo^»
leon !onntcn ftc^ au§ i^rem Slnteil in 3lj|accio ein ^au§ unb
oor ber ©tabt gmei Äompleje ßanb erwerben.*^) 2)eg aSer*«
ftorbenen SßertrauenSfteltung bei fietijia übernal^m gäfc^/ «nb
er ]^at fte bis ju il^remSiobe aud^ beibel^alten; nie ^atSetijia
bei ©elb:» unb Sied^tSgefd^äften oerfäumt, perft unb oor allem
— 88 -
feinen SRat einjul^olen, oftntate jum großen ®rger il^tet immer
gclbbebütftigen ©öl^ne unb Xid^Ux. Sluc^ noci^ eine weitere
9lQc^fotge be§ älrd^ibia!on§ \)at f^äfc^ angetreten. ®t mar in
beffen legten ^►ö'^^^ä fein JBermögenSoerroalter gemefen unb
l^atte al§ fold^er in Srfal^rung gebrad^t, ba§ fiucian ben größten
2:eil feines Söeft^eS burc^ Meine fjinanjgefd^äfte erworben l^atte,
inbem er an ^anbmerfer unb Keine ^anbelSleute gegen be*
ftimmte Sin\m niebrige (Summen abgab, bie erl^altenen ^nter*
effen bann jufammenlegte unb mieber auSliel^.*^) gäfd^ fül^rte
nun — mol^I mit Semittigung feiner Sßorgefe^ten — biefen
„commercio di danari" weiter; ja er gebadete fogar il^n nod^
auSjubel^nen unb mit genuefifd^en ^aufleuten in SBerbinbung
ju treten. Senor e§ aber fo weit fam, fc^lug ber gefürd^tete
©onnerftral^l bajwifd^en.*^)
9lad^ bem ©iuramento ^errfd^te auf ßorfifa oerl^ältniS*
mä^ig SRul^e. ®ie :3nfel war oon b6r 91ationatoerfammIung
jum gleid^bered^tigten Departement erl^oben worben, unb barauf*
l^in l^atten bie Delegierten ber !orfifd^en SBa\)Ux ^aSquate ^aoli
einftimmig jum ^räfibenten be§ DepartementaUDireftoriumS
erforen. ®§ ^atte ben 2lnfd^ein, al§ ob für ßorfifa wieber
einmal eine 3^it frieblid^er Sntwidlung anbrechen werbe. 2lUein
ber alte.^aoli oerftanb e§ nid^t, ben ^arteifrieben ju ermatten.
®ie intranfigenten Patrioten au§ ben grei^eitSfämpfen beoor*
jugte er auf jebe juläfftge, aber aud^ auf jebe uujuldffige SBeife,
wäl^renb er feinen 2lnla§ oerfäumte, biejenigen, weld^e mit
fjranfrei^ il^ren ^rieben gef^loffen l^atten, feinen ^a§ fül^Ien
ju taffen. ®§ waren bie 93onaparte, weld^e biefen ^a§ juerft
unb wol^t am fd[)werften ju fpüren befamen. 2lm 27. 2Wai 1793
würben fie burd^ eine oon ^aoli einberufene 91ationaIfonfuIta
in bie 2ld^t ertlärt. Q^r ^au8 ging in gtammen auf. @ie
felbft, Setista mit i^ren Kinbern unb gäf^, fa^en fi^ ge*
- 89 —
nötigt, Äorftfa ju oerlaffen. gäfc^ lourbc überbic§ feiner
^mter für oerluftig etflärt unb fein Sßermögcn mit Sefd^Iag
ielegt.
über gdfd^S SebenSfd^irffale in ben bciben folgenben
Sötten, bi^ }u feinem Slufbrud^ nad^ SSafel, ftnb mir siem=
1x6) bfirftig unterrid^tet. Unfer SBiffen befc^rän!t fic^ auf fot
genbe§. yiaä) mand^en erfolglofen 93emfl^ungen erl^ielt ^äfci^ auf
^mpfe^Iung jatobinifc^er Stotabiütäten unb burd^ SSermittlung
Napoleons eine ©teile al§ gourage * SWagajin = SSermatter in
^Ibenga an ber JRiniera. ^ier fc^eint er bi§ jum 9. S:]^ermi5
i)or geblieben ju fein, unb ^ier foU er auc^ in biefer 3^it ben
@runb ju feiner ©fmälbefammlung gelegt l^aben. Site aber
nad^ bem ©turje 9tobe§pierre§ bie 3a!obiner nnb il^re Slffi^^
lierten il^rer Smter üerluftig gingen, fam aud^ gdfd^ um ba§
feine. ^0 @r begab fid^ nad^ SJlarfeiHe ju feiner ©d^mefter.
3Bie unb mo er aber l^ier feinen SebenSunterl^alt gefunben, ift
nid^t genau befannt. ©o niel fte^t jebod^ fidler, ba§ Setijia
il)m JU nid[)t§ nerl^elfen fonnte, benn fie ^atte — 9lapoleon
fa§ gefangen im gort Sarre unb mar non ber Sifte ber Dffi*
jiere ber Stepubli! geftrid^en roorben — für fid^ unb t^re S^öd^ter
„oft fetbft meber ®elb nod^ anbern 93ebarf" unb lebte in be*
ftänbiger 2lngft, ber J^ermiborreaftion jum Dpfer ju fallen/^)
gäfc^§ geinbe ^aben fpäter auSgeftreut, er fei mit ^ilfe
eines in Sltbenga auf bamate nid^t ungemöl^nlid^em SBöege er*
TOorbenen Äapitate in SWarfeiHe Söefi^er einer ©d^enfe gemorben,
l^abe ftd^ ba nerl^eiratet unb eine 3^itiö^8 ^^^ SJlatrofennater
gefpielt. Unoerfe^en§ l^abe er aber grau unb ©efd^äft im ©tid^
gelaffen, fei oon SJlarfeiHe öerfd^munben unb erft in 93afel
mieber aufgetaud^t.**) ®iefe8 ©erebe berul^t jmeifelloS ju neun
— 90 —
3c^ntcln auf Dcrläumbcrifc^cr ©rfinbung; immcrl^ltt ift nic^t
auSgcfd^Ioffcn, baj5 ^ä\6), ein untcrnel^ntungSluftiger @cift wie
wir fd^on frül^ct gefeiten l^aben, auf ben ©cbanfcn \)at fommcn
fönncn, in ber ©ccftabt aWarfcittc einen SBein^anbel ju he^
treiben.
3ebenfaK§ l^at er aber biefem ©efd^dft nic^t lange obge^
legen, benn fd^on im fji^ü^fontnter 1795 finben roir i^n auf bem
SBege nad^ ber ©c^roeij.
SBarum nun plö^Iid^ biefe weite Steife?
gäfc^ felbft ^at fid^ unfere§ SBiffenS über bie SWotioe,
n)eld)e i^n baju peranta^t l^aben, nie au^gefprod^en unb bamit
feinen 3eitgenoffen unb nod^ nte^r feinen SSiograp^en ©elegen*
^eit geboten, fid^ in aßen ntöglid^en SBerntutungen ju ergel^en.
®ie einen ^aben behauptet, gäfd^ fei oon 93a§ter ^^atrioten
gerufen roorben, einen politifd^en Älub ju leiten; anbere finb
ber SWeinung geroefen, gdfd^ \)dbt in ber ^eimat feines 5Bater§
fat^olifd^er Pfarrer werben rooKen; roieber anbere l^aben ge*
äußert, gdfd^ fei nad^ 93afel gereift, um bie il^m jufommenbc
^interlaffenf^aft feine§ ©rogoaterS einjutreiben. 2lud^ bie
aWebifance ^at fid^ eingefteUt unb !edE fid^ ba^in auSgefprod^en,
gäfd^ fei o^ne 3tt>eifel wegen bubiöfer ©elbgefd^äfte ber SWar*
feitter ©oben ju l^ei^ geworben.
93iel gtaubwürbiger alS aü bie§ ©erebe flingt bie SBaSler
Sirabition. ©ie lautet: „Qn (feiner) üerjweiflungSootten Sage
erinnerte ftc^ 5äfd^/ oon feinem t)erftorbenen SBater gel^ört ju
l^aben, ba§ er oon 93afel abftamme, bort wol^Il^abenbe 93er*
wanbte ^abe unb ba| in jener ©tabt für feine gamilie ein
gonb geftiftet fei, um 3lrme unb Äranfe feines ©ef^te^te§
ju unterftü^en unb er glaubte, ba er in ooKem ©rnfte arm
war, ebenfaK§ Slnfprüc^e barauf mad^en ju bürfen ober boc^
— 91 —
loemgfteng bei ben ^leid^en feines ©efd^Ied^tS bie STlittel jit
finbcn, um fic^ oor junger ftc^er [teilen ju fönnen."*'^)
@nbe fSflai (nad^ feiner fpStern Erinnerung am S^age nad^
bem gcfte ©orpuS S)omini) 1795 brad^ gäfd^ oon aRarfeiae
nad^ 93afel auf. ©ein SBermftgen, jirfa 230 Siore8, l^atte er-
gegen einen Ärebitbrief auf ein öaSler S8anf^au§ einem ©elb::
wed^fter übergeben; fein übriges SBefitjtum, beftel^enb au8 einigen
SBüd^em unb melireren geiftlid^en @en)änbem, transportierte-
il)m ein SÄeffager nac^ ®enf.**) ©ei ftd^ fül^rte er im SSer*
borgenen eine Sln^al^I ©olbftüde unb oftentatio einige SBünbel.
ber nunmel^r faft mertlofen Slfftgnaten ; bie notmenbigften Älei^^
bungSftüde trug er in einem ©ad über ber 2lc^fel. @r ging,,
meift JU gu§; mit ber ^oft ober mit einem ^rit)atful^rn)erfe
iu fal^ren mar bamalS, ba baS ganje iRl^onetal oon einer Der:'
tommenen ©olbateSfa überfd^memmt mar, nic^t ratfam, aud^
l^ättcn gäfc^S aWittel ju einer folc^en ^a^rt bei meitem nic^t
auSgereid^t.
9^ad^ einem entbel^rungSooKen SWarfd^c traf er anfangs
3uli in @enf ein; feine SBarfd^aft mar auf einige l^unbert
SioreS in SÄffignaten jufammengefc^rumpft. Um fid^ bie SBeiter*
reife ju ermöglichen, fa^ er fid^ gejmungen, einem SBirte^
feine SBüd^er unb ftleibcr um brei SouiSb'or ju oerpfänben.
Söeoor er fid^ miebcr aufmad^te, fd^rieb i^m ein gefälliger
^anbelSmann auS Qün6) ben fürjeften Sßeg nad^ ©afel, bie
©iftanjen unb bie biHigften UnterfunftSgelegen^eiten auf. ®ie
meiften Ortsnamen, felbft Siel unb ©olotl^urn, maren %&\^
neu; auc^ fonnte er nur mit STlül^e begreifen, bajs bie l^ol^en
Sllpenbergc iJftlic^ unb füböftlid^ oon feiner SRoute fid^ befänbcn
unb er, um oon @enf nac^ 93afel ju gelangen feine ©d^nee*-
gipfel ju fiberfd^reiten l^abe! 2lu§erbem oernal^m l^icr ber
fünftige Äoabjutor beS $rimaS oon ®eutfd^lanb jum erften.
— 92 — !
ÜÄale, baj5 bag ©cbict beS ^eiligen tömifd^en SRcic^c§ crft jcn^
feitS beS SR^eincg, nörblid^ t)on öafct, feinen Slnfang ncl^me,
unb ba| bie Sanbc bc§ SWarfgrafcn oon SSabcn unb nid^t
blcjenigcn bcS ^crjogS t)on SBfirttcmberg bem @Ifa§ benac^=
bart feien.*'')
3n ber 9lä]^c oon ?)oerbon traf ^äfd^ auf einen emigrierten
franjöftfc^en ^riefter namenS fj^iore ober Sefecre, ber ftc^
teilne^menb nac^ feinem SReifejiel erfunbigte, i^n mit ®etb
unterftü^te unb il^m ein 9le!ommanbation§fd^reiben an ben in
Sanberon mol^nl^aften 2lbbe 2;eDier mitjugcben oerfprad^.
Unglüdlic^erroeife üerriet ftd^ aber gäfd^ im Saufe be§ ©e-
fpräd^eg ate el^emaligen fonftitutioneUen ^riefter. ©tatt einer
©mpfel^Iung mürbe nun bem „^futeur", ber „SanaiHe" oon bem
®iener ber magren Äird^e eine roo^lgemeffene 2;raci^t ^rügel
juteil unb beinahe märe ber Unglüdlid^e nod^ al§ t)erbäc^tiger
Sanbftreid^er oon ben 93erner ^atfd^ierem eingeftedt morben/®)
©nblid^ nad^ nal^eju jmeimonatlid^er SBanberung erblirfte
%&^6) an einem fd^mülen ^»ulitage — e§ fott an SWaria SWag«
balene gemefen fein — bie Siürme ber ©tabt ©afel. ©ein
SSarcermögen betrug nod^ etma§ me^r atö fünf Siore§; feine
übrigen ^abfeligfeiten fa|te ein rot unb grünet Siafd^entud^.
„aSoH freubiger Hoffnung/' ^at er fpäter in ^ari§ einem
fd^meijerifd^en öefud^er erjä^It, „betrat id^ bie ©tabt meinet
aSaterg, gemi^ nun enblid^ mieber einmal rul^en unb bei mo^t*
meinenben SBermanbten leben ju fönnen." 93ittere ©nttäufd^ung
follte biefe befd^eibene Hoffnung balb oerbrängen.*^)
3)urd^ 3wfött erfuhr er, ba§ feinet SßaterS 93ruber, SBerner
ber ^^aftetenbedf, nod) lebe, ba| er oermöglid^ unb !inberlo§
fei unb ben 9leffen iebenfattö mit offenen 3lrmen empfangen
merbe. ©^nurftradS eilte er barum na^ beffen SSSo^nung
in ber ©treitgaffe, um fi^ oorjufteHen. 3)oc^ fam er ba f^ön
— 93 —
an. ®er alte mi^trauifd^c SWann rooHte mit bcm abgcriffcnen
SBälf^cn, bcm hergelaufenen ©ol^n bc§ Sttpoftaten niijtö ju.
tun l^aben unb mte§ i^n l^artlieriig au^ bem ^aufe. 3Bäte
nic^t ein junger 91amcn8oetter, Oo^anneS %Si^ä), gcmefen, bcr
ftd^ feiner erbarmt l&ättc, gäfd^ l^ätte bei feiner UnfenntniS-
ber ©prad^e unb feiner SWitteltofigfeit — baS SöaSler SSanf^
]^au8 wollte ndmlic^ feinen SWarfeiHcr Ärebitbrief nic^t an*
er!ennen — nid^t gemußt, mo fein ^aupt ' l^inlegen. ®icf er
9lamen§oetter, ein Äupferfd^mieb, nal^m il^n ju ftc^, teilte
Siifd^ unb ©ett mit i^m unb oerfal^ i^n mit bcn nötigften
ÄleibungSftüdfen.
3la6) unb nad^ beffimmerten ft^, bur^ biefcn Sbelmut be*
fc^ämt, auc^ „anbere feine§ ®efc^tcd^t§" um ben melf^cn SSelter,.
. ,,erlaubten il^m möc^entlid^ ein« ober jmeimal bei il^nen ju fpeifen^
l^ielten il^n auf ©pajiergängen frei unb liefen il^m mo^l aud^
©efc^enfe jufommen, roofür il^nen ber Slbbe bann fleine @e^
genbienfte mit Slbfc^reiben unb felbft in ber ^auSl^altung ju.
leiften fud^te." ©o ^alf er öfters bem S^raiteur ©eqmüHer
©ep'gel rupfen, SBilbbret l^errid^ten unb ^aftetc^en füllen.
Sänge fonnte aber ein energifd^er, felbUbemu^ter junger
aWann, mie gäf^ einer mar, ein fol^eS 93ettlerleben nid^t.
ertragen. „9lid^t§ al§ SReoerenjen, nid^tS älS gran merce!
®arau§ befielet l^ier mein ganje§ 3)afein; fommf§ nic^t balb
anber§, fo mu§ ic^ oerjmeifeln/' f^rieb er in biefen Siagen
an @iooio. ^aum l^atte er ftc^ barum oon ben Steifeftrapajen
etwas erl^olt, fo fu^te er irgenbmo regelmäßige 9lrbeit ju erhalten.
Umfonft. SlHe feine 93erfu^e fc^eitertcn in S^lgc feiner (Sf)x^
lid^feit. Überall fanb man an i^m unb in feiner Vergangenheit
nur ©igenfd^aften, bie x\)n für bie gemünfc^te Sätigfeit unbraud^«
bar erf feinen ließen, nirgenbg aud^ nur eine Qualität, bie ju
feinen ©unften ju fpre^en oermod^te. SSom Äommanbantcn oon.
— 94 —
-^üningcn, ben er um eine ©teile afe Sluffel^er ober ©d^reiber
anging, würbe er al§ Sttfobiner mit ©d^impf unb ©d^anbe
fortgejagt; oom emigrierten ©rafen b'^auteoiHe, ber einen
ißrägeptor ffir feine ©öl^ne fud^te, mürbe er atö Sw^^^r ooKer
Ulbfc^eu meggeroiefen; oon ben SBel^örben ber ©tabt, benen er
feine Sienfte atS fjranjöfifd^lel^rer am ©gmnaftum anbot, mürbe
er ate Äatl^olif unb ©ol^n cineS Slpoftaten abgelel^nt. Q\x alt
biefen aRij^erfolgen gefeilte ftc^ nod^ l^erber SBerbrug mit bem
^aftetenbedf. ®er l^atte il^m „auf oieleS 3^^^^^^^ fdmtli^er
.^ermanbten" im jmeiten ©todE feine§ ^aufe§ ein abgelegenes
^interftfiblein al§ SBol^nung fibertaffen, mol^I in ber Hoffnung,
§äfd^ merbe balb irgenb eine 3lnfteIIung finben unb i^n bann
für biefe SBo^Itat entfd^abigen. Site bie§ nun nid^t ber gaU
mar, reute il^n feine 3uoorfommen^eit, er gebot i^m anberSmo
«ine Verberge ju fud^en, unb, al§ gäfd^ biefer 2lufforberung nic^t
fogtcic^ nac^fam, Iie| er i^m burd^ einen öffentlid^en 9lotar
befel^Ien, fein ^auS unoerjüglic^ ju oerlaffen. 3)aS mar felbft
für einen ftarfen ©l^arafter, mie ^äfd^, ju oiel.
aSon allen, auf bie er jäl^len ju fönnen gel^offt l^atte, im
©tid^ gelaffen, oerfiel gäfd^ in eine SWutlofigfeit, bie fid^ faft bis
jum Gberbruj5 am Sehen fteigerte. „2llle meine SanbeS* unb
SSIutSoermanbten," fd^retbt er in bem oben angeführten ©riefe
«an ©iooio, „feigen mid^ als ein unnü^eS, ja mibrigeS SDBefen
an; marum baS? 9BaS l^abe id^ oerbrod^en? Qfd^ moHte ja
nur e^rlid^ unb reblid^ meines SebenS fro^ merben, in SRu^e
.«nblic^ mieber einmal mein ®afein friften. ©oUte baS benn
nid^t möglid^ fein? ®ibfS für mid^ benn feinen pa^ mie für
anbere?" SWit bem 2luSruf: „9tur ber ©olbatenftanb bleibt
mir nod^ offen," fd^lie^t baS oerjmeiflungSooHe ©(^reiben, baS
in 2;on unb ©prac^e lebl^aft an 9lapoleonS befannte Slpl^oriS^
4nen über ben ©elbftmorb erinnert.
— 95 —
^eoor |eboc^ f^äfd^ ben entfc^eibenben ®ang xni ^üninger
iRetrutierungSbureau untemal^m, fam il|m unoetl^offte ^ilfe.
2luf bcm gifd^marft, gegenüber bem ©tord^en, befanb ft^
t)aTnate ber ^Kcffd^e Sabcn — Sefefhibe unb öud^l^anblung
pgleic^ — in bem bie neueften poHtif^en unb l&iftorifc^en
^blif ationen jut 93etfügung ber :3ntereff enten aui^getcgt waren.
Säglic^ fteHten ftd^ l^ier jal^lreid^e granjofen, Dffijiere au8
^flningen unb (Emigranten ein, um ba§ fiepte auS ber ^olitit
ttnb @e[c^ici^te il^re^ SSaterlanbeS ju Dernel^men. Slud^ %&\6) tarn
flfter§ l^in, befonberS feit fein Sleffe 9lapoIeon (im Sßenbemiaire
1795) mieberum eine aftioe SRotte ju fpieUn begonnen l^atte.
@ine§ 2;age§ nun, ate er eben in bie Seftüre einer franjöft*
f^en 3^itwtt8 t)ertieft mar, fprad^ il^n ein elegant gefteibeter
jüngerer ^err mit f^roar jer Äof arbe an ; gaf c^ erf d^raf, benn
ex glaubte in bem grcmben einen el^emaligen ©d^ü^Iing ^aotiS
p erfennen. @r berul^igte fid^ aber fofort, al§ er ben Flamen
S3uol, „ancien officier au regiment de Salis," pemal^m. @8
mar ein alter S3e!annter au§ Sljaccio, ber na^ ber 2luflöfung
beS fapitulierten (5^roeijerbienfte§ in ber öftcrreic^ifc^en 3lrmee
©eroice genommen l^atte. 3m Saufe be§ @efpräd^§ fd^ilberte
tJäfd^ feinem einfügen 9lac^barn bie mi^Iid^e Sage, in ber er
ftd^ befanb. SSuoI oerfprad^ mit ^reuben, für il^n tun ju moUen,
toa§ in feinen Äräften ftel^e unb l^ielt aud^ fogleic^ SBort, in*
bem er gäfd^ jur SRealifierung fcinc§ Ärebitbriefe§ üer^alf.
3lfö man auf bem 93anf^aufe erful^r, ber fleine unfd^einbare
gelbe SÄann in ber abgetragenen grünlich fd^immernben fd^marjen
Äleibung fei ber Dnfel be§ aSenbemiairegeneralS, ba öffneten
fid^ bie Äaffen üon felbft. gäfc^ beglid^ nun junäc^ft bie
<@^ulben, bie er bei gutl^erjigen Q3e!annten ju mad^en genötigt
flemefen mar, unb Iiej5 bann feine in @enf oerpfänbetc ^abc
— 96 —
fommcn. ®amit war bem äugcrften SWangel für bie tiäd^fte
3eit abflel^ölfctt, bcfonberS ha nun @raf b'^outcoittc auf 95uoI&
tnftänbigeS 93itten ft^ bereit ertlärtc ben „^reunb feinet greun*
be§, ja nid^t aber ben armen gottocrbammten Sureur" afö
©cfretär ju befd^äftigen.
gäf^ l^atte glürftic^erroeife nid^t nötig bie ©nabe beS en*
ragierten 9{et)otution$feinbe§ in älnfprud^ ju nel^men^ benn ebm
erl^iett er t)on einem feiner Steffen 53eri^t, 9lapoleon fei jum
Dbergeneral ber italienifd^en Slrmee ernannt n>orben. ^ur|
barauf (2Infang m&ti 1796) beftfttigte i^m 9laj)oIeon felbft
feine ©rnennung, teilte i^m mit, ba§ er i^n feinem ©tabe
aggregiert unb jum ^riegSfommiffär ernannt l^abe; jugleid^
bcfal^I er i^m fid^ fofort jum Ärieggminifter nac^ ?ßariS ju
begeben jur ©ntgegenna^me feiner Qnftruftionen.
3Ber mar glficHic^er ate ^äfc^? ^tatfirlic^ mar er fofort
bereit ber ungaftlid^en SSaterftabt SBalet ju fügen unb ber Drbre
feines Steffen ^olge ju leiften. SDBieberum trat aber bie leibige
ginanjfrage ^inbcmb entgegen. 3)ie l^unbertunbffinfunbbrei^ift
grauten, meiere i^m na^ 9lbjug feiner ©c^ulben oom ©elbe be§
^rebitbriefeS nod^ geblieben maren, maren na^eju ausgegeben,,
unb SBuoI mar meit meg in SWann^eim. gäfc^ blieb nichts übrig,
als — fo fd^mer e§ i^n aud^ anfam — fic^ nod^mate bettelnb
an feine 93ermanbten ju menben. Stunmel^r mürbe er nirgenbS
abgemiefen; fogar ber alte ^aftetcnbedf, ber ben ©ol^n beS W)^
trünnigen mit offizieller ©emalt jum ^aufe l^inauS ftatte merfeu
laffen, oerftieg fid^ ju einem St\)XQtVtt oon brei SouiSb'or.
3fn ber jmeiten ^älfte be« ajlärj traf gäfc^ in $arig ein^
ftettte fic^ bem ®ireftorium nor unb reifte bann fofort in ber
©uite SlapoteonS nad^ Oft^Iien ab.
Über bie 2;ätig!eit göf^S h^i ber italienif^en Slrmee geben
unfere Duetten nur bürftigen ©efd^cib.
— 97 —
©ooiel mir roiffcn, befanb er fid^ junäd^ft in ber unmittet
baren Umgebung be§ Dbergenerafö unb würbe oon biefem wegen
feiner genauen Äenntnig beS ^anjöftf^en, :3talienifd^en unb
Sateinifc^en ju nerfc^iebenen biplomatifd^en SJliffionen nerroenbet.
9lamentltd^ in ©enua fd^cint er nad^ bem ©turje ber ariftofra*
tifd^en ^Regierung (aJiai 1797) at§ Vertreter be§ ©efanbten gaq^
poult eine geroiffe SRoUe gefpielt ju l^aben.^0 S^itw'^iKs ^^^'^^
er non Slapoleon au^ jur Begleitung feiner 5^au unb feiner
©d^roeftern, bie bamal§ in Dberitalien ^erumreiften, betad^iert.*^^)
Sia^bem er im ^erbft 1797 nod^ ben griebenSner^anblungen
von ^afferiano beigerool^nt l^atte, fe^rte er mit bem @ro§en
Hauptquartier nad^ ber Sombarbei jurüdf.
3n SWaitanb, mo 91apoIeon nod^matö, nor feiner SReife
nad^ Staftatt, glänjenben ^of l^ielt, mar e§ gäfc^ nergönnt, ber
alten ©ibgenoffenf^aft einen l^eroorragenben ®ienft ju leiften.
9tapoIeon mottte ber non i^m in§ Seben gerufenen ci§=*
alpinifd^en SRepublif eine möglid^ft einl^eitfid^e ftarfe 9lorbs
grenje fd^affen unb beabfid^tigte baju ben ffiblid^en Qxoidtl
ber ennetbirgifd^en Söogteien berfelben einjufügen. ®er Sßorort
tat, mag in feiner SJiad^t lag, biefe Slnnejion absuroenben unb
fanbte 93oten auf 93oten inS franjöfifd^e Hauptquartier. ®od^
fc^ien alles nergeblid^. 9lapoleon ful^r bie 2lbgefanbten an,
nannte bie ©d^meij ein 2lriftofratenneft unb einen Emigranten*
fd^lupfminfel unb erftärte feinen @ntfd^lu| al§ unabänberlid^.
2K§ aber ein 93a§Ier, SBernl^arb ©araftn, al§ eibgenöfftfd^er
Slepräfentant in SWailanb erfc^icn, mürbe 91apoleon plö^tid^
anbern @inne§ unb gab nac^. @§ mar bie§ Dorne^mlid^ bem
mo^lmollenben 3ureben gäfc^§ ju banfen, ber ©arafm feit
feinem Slufcntl^alt in 93afel in gutem Slnbenfen ^atte; benn
biefer „quoique riche et aristocrate" mar einer ber menigen
gemefen, bie e§ nid^t unter il^rer SBürbe gehalten l^atten, mit
Oaftler Biographien III. 7
— 98 -
bcm leergelaufenen SBclfc^cn freuubfc^aftlid^ ju nertcl^ren. Q\)m
unb ^äfd^ iuliebe Dersic^tete ^lapoleon bamalS auf ha^ 9Ren«
brifer ©ebiet. Db er mit biefem Slac^gebcn oielleid^t nod^
weitere 3n)ede Derfolgte, ate nur einen greunb feine§ Dnfete ju
eieren unb biefem einen Gefallen ju tun, mag l^ier unerörtert
bleiben. ^«)
SBäl^renb Slapotcon an ben ^eben§fongre§ nac^ SRaHatt
ful^r, begab fid^ %ä^d) mit feiner @rlaubni§ nad^ ßorfifa. @§
galt bie im Qa^re 1793 fonfiSjierten ©fiter mieber ju ge»
minnen.
(Statt ber erwarteten freunblid^en ©efid^ter traf er in
Sljaccio junäd^ft aber nur SWi^trauen unb fd^eue 3urüdf^altung.
®rft ate bie Seute fa^en, ba§ „il^m feine ©uittotine folgte",
traten fie il^m naiver unb empfingen ben „Signor Archidiacono"
mit freunblid^er ©^rerbietung.*^*) gäf^ feinerfeit§ nerfäumte
nid^tS, bie ^erjen feiner SanbSleute roieberjugeminnen ; er fott
JU biefem @nbe fogar geiftlid^e ^leibung angetan unb in ben
Oratorien SJleffe gelefen ^aben.*^^) 3lfö er bie l^errlid^e 93ai
üon Sljaccio roieber erblidte, regte ftd^ in i^m auc^ ber alte
©pefutationggeift auf§ neue; er trat mit ^aufteuten jum Qxozde
be§ ®5porte§ forfijd^er fianbeSprobuftc in Unter^anblung. 93e=
oor e§ aber ju einem Slbfd^Iul fam, traf eine ftrifte Drbre
au§ ^ari§ ein, er ^abe'fid^ in feiner ©igenfd^afx al§ ÄriegS«
fomiffär ungefäumt nad^ Sqon ju oerffigen. ^ier fanb gäfd^
:3nftruftionen be§ Ärieg8minifter§, bie i^m befahlen, an ber
Drganifation be§ SBerpflegung§= unb fiajarettmefeng fflr eine
neue 2lrmee fic^ ju beteiligen. Qn fünf SWonaten mar biefe Sluf*
gäbe ooQfül^rt; — e§ mar bie le^te militärifd^e Slrbeit ^Jäfd^S-
2lte 9tapoIeon im f^rül^jal^r 1798 il^n fragte, ob er il^n
mieber auf einem Selbjug begleiten motte, fd^Iug %Sl\6) runbmeg
— 99 —
ab mit ber ©ntfc^ulbigung, nal^cju fünf Qfa^re l^abe er rul^e« unb
]^cimatlo§ uml^crgetticben, nun fc^nc et ftc^ roieber nad^ einem
fe^l^aften Seben. 2lm 19. Tlai ftad^ 9tapoIeon in ©ee, aber
nid^t nad^ 9leapel unb nic^t nad^ ©abiy, roie gäfd^ mahnte,
fonbern na^ SWatta unb bcm Orient.
(Seit feinem Slufentl^alt in 93afel mar gäfc^ ein anberer
gemorben. „®er burd^ bie SReootution ju profanem 2^un
niebergebogene ©eift/' oerfünbet un§ ©iooio in feiner 2luto»
biograpl^ie, „begann fid^ mieber jum Sid^te ju erl)eben, pr
SReligion unb jur magren ^l^ilofopl^ie." ©o mar e§ in ber
2:at. ©d^on t)or feiner 2lbreife nad^ ^ari§, im SWärj 1795,
f d^rieb gäf d^ : „3d^ f e^e je^t bie SBettmeif en mit ganj anberen
Slugen an al§ früher; fie fuc^en alle ein 3»^eal, ol^ne e§ je
ju erreid^en. ^6) ^abe ein folc^e§ befeffen, e§ aber burd^
Äletnmut oerloren; mit ^ilfe be§ Mmäd^tigen werbe id^ e8
aber boc^ rool^I roieber erhalten fönnen." ^^) 2lu§ bem lauten,
gefeKigen, frei^eitS* unb reoolution^begeifterten Qüngling mar ein
befd^eibener, ftitter, fic^ nad^ frieblid^em Seben§genu§ fel^nenber
3Äann geworben. 9lud^ äugerlid^ mar er nic^t me^r ber gleid^e
mie frül^er. Site „frais et rose" befc^reibt i^n un§ Sucien 93ona*
parte im ^ai^xe 1781, „frifd^ mie eine 9tofe" nennt il^n
©iooio noc^ im 3[a^re 1793. 5Jtun ift fein Slntlit) eingefallen,
t)on gurd^en unb SRunjeln burd^jogen, unb feine aOSangen fmb
t)ergilbt. 9tur ba§ fd^arfe, ^eHe, braune 9luge, ein ©rbteil
feiner SWutter, ift unoerclnbert geblieben.")
9lad^ bem Slufbrud^ ber Drientarmee oertieg gäfd^ fiqon
unb nal^m bauernben Slufentl^alt in ^ari§. 3itnä^ft bei Qofepl^,
bann bei Sucien unb fc^Iie^Iic^ nad^ beffen Slüdf el^r bei 91apoIeon.
®anf ber aÄunifljenj italienifd^er gürften unb ber ©unft ber
— 100 —
aScrl^ältniffe war er im Saufe bc§ legten gclbjugc§ ju einer
anfel^nlid^en ©entälbegalerie gelangt; aud^ bctrad^tlid^e 9leid^=
tünter l^atte er in bcn beiben ©ergangenen ^»ö'^^^n fid^ ju
erwerben gewußt. ®iefe beiben ©ammlnngen ju orbnen unb
möglid^ft fidler ju plajieren bilbete in näc^fter 3^it Säfd^§
^auptbefd^äftigung. 95ei ben (Empfängen 3[ofep!^inen§ unb ^la-
poIeon§ unb in ben @alon§ Sucien§ unb 3ojep^§ jeigte er
fid^ fetten, ^öc^ften^ wenn Äünftler ober ^ernorragenbe Schrift-
ftetter anroefenb waren.
5Rad^ beut 18. 93rumaire jog er ftd^ ganj jurüd unb roanbte
fid^ me^r unb mel^r p^ilofop^ifd^en unb tl^eologifd^en ©tubien
roieber ju.
®oc^ jeigte fid^ aud^ ba ein Unterfd^ieb gegen frül^er.
SBä^renb i^n in feiner Qugenb bie Seiten ber alten Äird^e am
meiften intereffiert Ratten, nahmen il^n nun bie gattitanifd^en
93eftrebungen, ber 3anfeni§mu§ unb bie fird^lid^en Sage^fragen
ganj in Slnfpruc^. Unter ber gü^rung be§ ehemaligen ©enerat
fuperiorg be§ (Seminar^ oon ©aint*©ulpice, @merg, ftubierte
er bie neuefte ®efd^id[)te ber fat^olifd^en Äirc^e. 9Wit i^m bi§:^
futierte er ba§ %üx unb SOSiber ber 9tationaIfird^en überhaupt
unb einer franjöfifd^en Stationalfird^e im befonbern. ©mert)
n)ie§ i^n mit rädfi^t§Iofer Offenheit auf bie Südfen in feinem
tl^eologifd^en SQSiffen ^in unb orientierte i^n über bie 3Q3ege,
biefe auöjugteid^en.^®)
S)ie tiefe SOSanblung in gäf^§ SOSefen entging ben ©einen
nid^t. Qofcp^ unb Sucien fotten ftd^ barüber moquiert ^aben.
Setijia hingegen freute ftc^ aufrid^tig; benn fie l^otte im Qa^re
1791 i^re§ 33ruber§ ©iuramento nur ungern gefe^en. 2lud^
Stapoleon mißfiel bie älnberung, bie mit feinem Dnfel oorge*
gangen mar, nic^t; i^n ärgerte nur, ba§ er nid^t il^n jum
aSertrauten feiner innern Äämpfe gemacht l^atte.
— 101 —
sin einem ©omnterabenb be§ ^af)xe§ 1800 fu^t er ballet
gäfc^ in feiner brfiSfen 2lrt an, man l^abe i^m gefagt, er ftel^e
im aSerfel^r mit refraftären ^ricftern nnb ^öre bei il^nen SWeffe.
Db er nid^t miffe, ba| ba§ immer nod^ bei fc^merer ©träfe
verboten fei. gäfd^ bejal^te atte§ mit ber 93emerfung, e§ fei feine
muffige Saune, bie i^n ju biefer Umfe^r neranla^t \)ab^, fonbem
bie Stimme be§ ©emiffenS.^®) Stapoleon fpielte ben ©ntrüftetcn,
tobte unb wetterte, mar aber, mie fd^on bemerft, im ©runbe über
ba§ „gefe^mibrige" Söenel^men feinet Dnfefö gar nid^t ungehalten,
benn fd^on badete er an bie SBieberaufna^me ber regelmäßigen
©ejie^ungen jum l^eiligen ©tul^l unb an ben 2lbfd^lu§ eineS
2Wobu§ nioenbi mit Slom. 803ie öorteit^aft mußte e§ ba für i^n
fein, unter feinen oertrauien aSermanbten einen ^riefter ju ^aben!
3lm 15. iguli 1801 !am mirfli^ ein ^onforbat jmif^en
bem erften ÄonfuI unb ^apft ^iu§ VII. juftanbe. SDie Äir^en-
tonftitution nom Qa\)xt 1790 mürbe für abgefc^afft erüärt unb
ber ^^apft mieberum al§ ®^ef ber Äird^e anerfannt. — Qm
Qa^re barauf mürbe ber SBertrag jur 2lu§fü^rung gebrad^t.
Unter ben neu ernannten ^rdlaten befanb ftd^ auc^ Qofepl^
%&\6). ®urc^ 93efd^Iu§ t)om 10. St^ermibor be§ :3a^re§ X
(29. :3uli 1802) mürbe er jum ©rjbifc^of non Sgon ernannt.
@§ l^atte i^n fd^mere Kämpfe gefoftet, bi§ er ftc^ jum
Qamorte l^atte entfd^Iießen fönnen.
®eroiffen§biffe unb bie bunKe 9l^nung, baß bie Slnnal^me
t)on 9lmt unb SBürben au§ 9lapoIeon§ ^anb ben SBerji^t auf
baS intime gi^eunbfd^aftgoer^ItniS ju i^m bebeute, Ratten i^n
veranlaßt, mod^en= unb monatelang alle 2lnerbietungen be8
erften Konfute oon ber ^anb ju meifen. @rft al§ ber an
Sroeiter ©teile in 2lu§ftc^t genommene el^emalige ©rjbifd^of oon
— 102 —
^ariS — Sediere bc ^[uigne — ftc^ entfd^icbcn roeigette, in
bcn nopolconifd^cn 93eamtcnftaat cinjutrctcn, unb eine anbete
geeignete ^erfönüd^feit nid^t jn finben war, tie§ fid^ gafd^ burd^
feine ©tieffc^roefter unb ben Slbbe ©rnerg Überreben. „Domine,
in verbo tuo laxabo rete. Comme Pierre, je repondrai ä
votre appel, et je jetterai mon filet ä la mer! Puisse-je.
comme lui, faire une peche abondante! Tel est le voeu le
plus ardent de mon coeur." ^^) ©d^on am 15. 2luguft 1802,
bcm erften 3»o^re§tage be§ Äon!orbat§ab[d^tuffe§, würbe %&\äi
üont Äarbinallegaten ©aprara in ber ^atifer 9totre=3)ame
fonfefricrt.^0 S)ie näd^ften SGBod^en oerbrad^te er prüdfge*
jogen in ber 9tä^e oon ^^3ari§, um jic^ — jum 3lrger ^lapo-
leon§, ber bie ©ulpicianer ^a^te — unter Seitung @merg§ auf
fein neues, nerantroortung^DoHeS 2lmt norjubereiten. Sarlo
93orromeo na^m er fid^ jum SBorbilb. ©leid^ mie biefer plante
er au8 feinem nermilberten Sprenget ein „neue§ Qerufalem",
au§ ben immer noc^ jafobinifc^ angelandeten fiqonern glaubige
Äat^olifen ju f (Raffen. „S)iefe :3ntentionen be§ ^errn ©rj^
bifd^ofS bittige irf) ganj unb gar/' fott Stapoleon feiner SWutter
geantwortet ^aben, ate fte il^m barüber berichtete; „bod^ muß
er nor allem au§ feinen ^rieftern treu ergebene 3)iener be§
Staates mad^en. S)a§ ift für mirf) unb baS Sanb ba§ SBSid^*
tigfte imb unbebingt ©rforbertid^e.''^^) n^ ^{^ Vorbereitungen
jur Gberfiebelung nac^ Sgon beffer überwachen ju fönnen, fe^rte
gäfd^ ajlitte September nac^ ^ari§ jurüdE. (©eine geinbe
^aben fpäter auSgeftreut, e§ fei bieS gefd^el^en, um für fi^ unb
Setijia ©eiber in inbuftrielte Unternehmungen ju ptajieren.)
9lapoleon fal^ biefe „^arifer ^romenabe" ^öd^ft ungern, unb
nid^t ol^ne ©runb; benn il^m lag fel^r baran, bie tatl^olifc^e
Äird^e grantreid^S balb unb rec^t ftraff organifiert ju fe^en.
3ubem nerlangten ^riefter unb ©laubige ber fiqoner ®iöjefe
— 103 —
bringcnb naä) il^rcm Dfecrl^irtcn. 2It§ SDBod^e um SDBod^c r)er=
rann, o^nc ba§ ber ©rjbifc^of emftljaft 3Äiene machte, ^ariS
ju ocriaffen, lic^ il)m 9iapoIeon junäd^ft burd^ g^milicnangc*
l^ötige nahelegen, e§ wäre nunmel^r an ber Qtxt, feine 9lefi=
benj aufjufud^en; al§ biefe 3Äa^nungen nid^tS frud^teten,
fd^rieb er i^m am 2. 9looember oon SRouen au§: . . . „H
est temps que vous partiez sans tarder davantage pour
votre diocese"®^) unb am 11. ^looember oon ®ieppe au§:
„. . . M. Tarcheveque de Lyon, je continue ä penser que
votre presence dans votre diocese est necessaire. . ."^*)
®araufl^in brad^ %a\6) auf; ju 2lnfang ©ejember traf er
in feiner ®iöjefe ein. D^ne Särm unb o^ne 3^T^ßi^o^i^tt l^i^ft
er in ber 9lad^t oom 14. auf ben 15. grimaire (5./6. ®ejem=
ber 1802) feinen Sinjug in Sgon.^^)
@r fam al§ 2lpoftet be§ ^^ebenS unb ber Siebe, ©ein
erfter, am 2. Qanuar 1803 ertaffener, .^irtenbrief gipfelt in
ben SEBorten: „. . . C'est au nom de l'Eglise, c'est au nom
du Gouvernement, et du chef de Tun et de l'autre que
nous vous apportons cette paix de la religion . . . que le
grand Apötre met au-dessus de tous les biens du monde.
. . . Vous ne repousserez pas, N. T. 0. F., un si grand bien-
fait, vous ne voudrez pas attrister le ciel et la terre par
un retour amer sur le passe. N'etes-vous pas, helas! selon
la nature, les citoyens de la meme patrie, les membres
d'une meme famille . . .; et par la gräce, les enfants d'un
meme Dieu . . .? Que de motifs . . . pour vous rendre doux
et aimable l'accomplissement d'un grand precepte de TEvan-
gile, pour vous inspirer Vamour de Dieu par-dessus tou.
et »du prochain comme votts-meme. . . Etes-vous les juges de
vos freies, et l'Eglise ne vous commande-t-elle pas Vouhli
de leurs torts passes et la pratique de toutes les vertus?"^^)
- 104 —
ajlit Feuereifer ging ber neue (Srgbifd^of fofort ttad^ feiner
3nftaQation an bie Drganifation feiner 2)i53efe. 93or aQent
lag i^m bie Sriiel^ung feiner ®eiftlid^!eit am ^erjen. @t^on
unterm 5. SBrumaire be§ ^al^re^ XI (27. Dftober 1802) ^atte
er ben ^räfeften beS SRl^onebepartementS erfud^t, il^m l^ierbci
feine .^itfe ju leiten: „. . . On ne peut rieii esperer des pretres
ignorants; le dereglement et le fanatisme en sont trop sou-
vent le partage. Cooperez avec moi ä leur donner l'edu-
cation qui inspire la douceur, Tamour du prochain, le vrai
patriotisme, et Tobeissance aux lois." ^'^) %&\d) rooflte im
^rimatialfprengel granfreid^S einen ÄIeru§, ber an ®en)iffen=
^aftigfeit, aber aud^ an SÖBiffen Don feinem anbern überboten
werben foKte. Qnx ©rreid^ung biefe§ QkU^ fd^ien i^m fein
Dpfer JU gro^, feine SWül^e ju ^art. %xo^ aUertei SDBiberfprud^
unb 3(nfeinbung grünbete er Äleriferfd)ulen auf Äleriferfd^ulen
unb ein ©eminar nac^ bem anberen. 2:reffenb wirb biefe
bitbung§freunbtic^e Sätigfeit %ä\6)§ cbarafterifiert burd^ ein
Jlapoteon in ben SWunb gelegte^ SKort. „Mon oncle," foH ber
erfte Äonful in einem 2lnfall guter Saune gefagt ^aben, „qu'on
le mette a l'alambic; il en sortira des seminaires; c'est un
element de sa Constitution."^'')
©c^on im ^^rül^jal^r 1803 ri§ jeboc^ ein 2)efret beg Steffen
ben ©rjbifd^of au§ biefem i^m lieben 3Birfen l^erauS. 2lm
4. Slpril ernannte 9lapoleon feinen „Onfel, ben Äarbinalet^=
bifc^of oon S^on" (i?äfc^ l^atte am 17. ^[anuar 1803 ben ^r=
pur erl^atten) jum Sotfd^after ber franjöfifd^en SRepubJif beim
^apfte. 9lapoIeon glaubte mit biefer SÖBa^l einen oorjüglid^en
©ntfc^eib getroffen ju l^aben. Qn ber %at, wer fonnte leidster
unb mirfungSooHer bie ^»nt^i^ßff^n 5^anfreid^§ beim l^eitigcn
©tu^t oertreten al§ ber ©rjbifd^of oon figon: einer ber oberften
SEBürbenträger ber römifc^en Äird^e unb jugleic^ ber Dnfel be§
— 105 —
aWanneS, bcr an bcr ©pi^e bc§ franjöfifd^cn ©taate§ waltete?
^Kemanb. S)ie Srage xoar nur, ob fid^ biefer 3Äann geiftlid^en
@tanbe§ bem aBiflen feine§ 9Äanbanten unbebtngt unb bi§ an§
@nbe untenoetfen werbe ober nid^t.
3lm 2. 3[uli 1803 traf ber neue franjöfifd^e ©efanbte in
Siom ein.
®arait l^atte %a\6) nad^ einem feiner jeitgenöffifd^en 33io*
grapsen „bie erfte Station feine§ Seiben§roege§" erreid^t.^^)
3unäc^ft aUerbingS ging alle§ gut. ^iuS VII. unb bie ^arbi»
näle empfingen ben Dn!el 93onaparte§ mit au^gefud^tcr gteunb^
tid^feit. 93alb aber — fd^on nad^ wenigen 3Bod^cn — l^atte
5äfc^ allerlei Unannel^mlid^feiten ju erfal^ren unb jwar oon
feiten eineS feiner eigenen Untergegebenen. 211S SegationS*
fefretär war i'^m nämüd^ oon SaUeqranb beigegeben worben,
ber SBicomte be ©l^ateaubrianb.'*^) ®iefer l^atte bamal§ eben
bie ©d^weHe feines litterarifd^en 9iu]^me§ überfd^ritten. @r
l^atte oor furgem fein Oenie bu ©l^riftianiSme publijiert unb
mit biefer feurigen 2Ipotogie be§ ®^riftentum§ aud^ in ^ftölien
glänjenbe ©rfolge errungen. ®anj SRom war erfüllt oon ber
l^inrei^enben ©^ön^eit ber ©id^tung, bie ni^t ol^ne Slbfid^t
gerabe in ben Sagen ber Öffentlid^teit übergeben worben war,
ba Äird^e unb ©taut in grantreid^ fid^ offijieH wieber oer*
föl^nten. ®!^atcaubrianb traf fein Suc^ in ber ^anb eine§ jeben
gebilbeten Prälaten; er fanb e§ fogar auf bem Sifd^e ©einer
^eiligteit.'M 2)ie römifd^e (Sefellfd^aft nal^m ben neuen „ora-
teur du christianisme" mit fd^wärmerifd^em ©ntl^uftaSmuS
auf. S)iefer ©mpfang fd^eint ben oon .^aufe au§ eitlen ©c^rift=
ftelter=2)iplomaten einigermaßen um feine 93efonnen!^cit gebrad^t
JU l^aben. @r begann, junäd^ft l^inter bem Siüden feinet 6^ef§,
bann aber aud^ offen o^ne Siüdfid^t auf beffen 3Äa^nungen,
auf eigene ^ctuft 2)ipIomatie }u treiben. @r mar e§ übcrbrüffig.
— 106 —
nur pfiffe untcrjeic^nen ju bürfen, er rooHtc — nad^ %&\^^
SDBorten — bie Stoße bc§ bcDoKmäd^tigten 9Winifter§ fpiclen.'^*)
S)er Äarbinal bcfd^roerte fid^ fofort nad^brüdtid^ beim erftcn
ÄonfuI unb beim SDWniftcr be§ SluSmärtigcn. SlHein erft ju
Slnfang bc§ folgenben ^[al^reS 1804 gewährte man i^m @att§-
faftion. ©^ateaubrianb fam al§ Oefanbter in§ 83Batti§.
^[njmifd^en ^atte %Si\ij ungead^tet biefeS unerquidflic^en
3n)iWcnfatte§ feine Hauptaufgabe, um berentmiHen er nad^
Siom entfanbt morben mar, nid^t au§ ben Slugen gelaffen. 2^ro^
mand^erlei ©d^miertgfeiten gelang e§ i^m, biefelbe ganj nad^
bem äBunfd^e 9tapoteon§ ju erlebigen. ^iu§ VII. roiüigte etn,
nad^ ^ari§ ju fommen unb an ber Äaiferfrönung teiljunel^men.
^n ber grü^e be§ 3, SJtonember 1804 trat er in gäfd^§
Begleitung ben 9Beg nad^ ^ranfreid^ an. 2lm 25. Slonember
erreid^te er g^ntainebleau, mo il^n ber Äaifer erwartete, ©ieben
2:age barauf, am 2. 2)ejember, frönte bann in ber ^arifer
9iotre=®ame, nac^bem ber ^apft bie .^errfc^erinfignien gefegnet
^atte, 9iapoIeon ftc^ unb feine (Sema^tin. 9lm Slbenb norl^er
^atte %&\6) in ben Suilerien ber 1796 gefd^Ioffenen 3ioiI^'^^
be§ Äaifer§ mit ^lOf^P'^i«^ bie fird^Iid)c ©anftion erteilt. —
9lapoteon mar mit feinem Dnfel jufrieben. @r ernannte
i^n (am 1. gebruar 1805) jum Senator unb jum OroPreuj
ber S^renlegion, unb am 9. Sluguft nerliel^ er i^m eines ber
golbenen Sßliejse, bie Son Äart IV. non (Spanien il^m jur Sßer*
fügung geftettt ^atte. 31^ gäfd) im grü^ommer 1805 na^
SRom prüdEfel^rte, erwarteten i^n bort ebenfatt§ glftnjenbe SluS^
jeic^nungen. @r mürbe ^räfeft ber Congregatio consistorialis,
berjenigen de propaganda fide unb ber Congregatio cardina-
lium concilii Tridentini interpretum. 2^ro^bem geftaltete fid^
nunmel^r feine ©teüung weit fd^roieriger at§ nor ber Ärönung8s=
fa^rt nac^ granfrei^. ^iuS VII. mar tief oerftimmt. Äeinc
— 107 —
einjigc feiner Hoffnungen l^atte ftd^ erfüßt; fein einjigeS Qn^
geftänbnig l^atte er Don 9tapoIeon erl^alten: roeber bie QvlxM^
nal^me ber Derl^a^ten organifd^en Slrtifet nod^ bie SRäumung
ber fiegationen.'^) ^m ©egentcil. 9lapoleon§ 2luftreten gegen*
über bem l^eüigen Stülpt würbe immer rüdfid^tSlofer. ^m
Df tober 1805 befe^te auf feinen ©efel^l Oeneral ©ouoion
@aint=®gr ba§ päpfttid^e Slncona, unb in ber Umgebung be8
^apfteS tauchte balb ba§ Oerebe auf, 9lapoIeon plane nad^
9tom ju fommen, um ftd^ jum Imperator beS SlbenbtanbeS
frönen ju taffen; bann werbe bem ^apfte ber te^te 9teft feiner
roettlid^en 3Äad^t nod^ oerloren gelten, unb er merbe in 3irfunft
einjig auf feine geiftlid^e ©eroalt befd^ränft fein. ®iefeS ®e*
rüd^t fd^ien feine ©eftätigung ju erl^alten burd^ ein ©d^reiben
9lapoIeon§ an gäfd^ com 13. gebruar 1806. 2)a l&ieg e§:
„. . . Dites bien . . . que je suis Charlemagne, l'epee de l'Eg-
lise, leur empereur; que je dois etre traite de meme . . .
Je fais connaitre au Pape mes intentions en peu de mots.
S'il n'y acquiesce pas, je le reduirai ä la meme condition
qu'il etait avant Oharlemagne."^^)
2:ro^ aßen 2lnma§ungen 9lapoIeon§ gegenüber bem Dber*
l^aupt ber Äirc^e mar bis je^t bei gäfd^ i>6^ ^ricfier oor bem
Dnfet jurücfgctreten. 21I§ ber Äaifer nun aber baoon fprac^,
gegenüber bem ^apfte Oeroalt anjuroenben unb e§ für felbftoer*
ftänblid^ l^ielt, ba§ gäfd^ "^^^^^ mitroirfe, ba „erinnerte ftc^ biefer
roieberum feine§ ©tanbeS"/^) unb bie fd^ranfentofe ©rgeben*
l^eit, bie er bi§ bal^in für ben 9leffen gel^egt ^atte, begann ju
fd^roinben. 2lm 3. SWärj fd^rieb er an 9lapoIeon: „. . . Je ne
dois ni juger ni prejuger les vues ou les Operations de mon
souverain; mais 11 n'est Jamals permls ä un pretre, ä un
cardlnal, ä un archeveque, de sortir de la ligne tracee par
sa vocation, qul est d'etre mlnistre de concUiatlon et de
— 108 —
paix, et qui finit oü Ton doit employer la force."'®) S)iefc§
SBctenntnig, baS ja aHerbing^ nid^tS xocmgcr war al§ eine par=
ttefle ©e^orfamSoerroeigerung, tarn, auSgefproc^en einem 9lapo=
leon gegenüber, einem 2)emi[ftonSgefud^e gleid^.
Jlac^bem ber Äaifer im ^roteftanten Sllquier für gäfd^
einen 9lad^folger gefunben "^atte, rief er biefen im 3Äonat 9Kai
Don feinem fd^meren unb unbantbarcn Soften ab.
3Ba§ gäfd^ im Qa^re 1802 geal^nt l^atte, mar nun er*
folgt. S)a§ 93anb ^erjlid^er Sln^änglic^feit, baS i^n feit ben
Qugenbjal^ren mit feinem Steffen nereinte, mar jerriffen. 9lapo=
leon l^atte e§ fo gemoüt. 2)er Qfwip^i^ötor fonnte eben feine
mannl^aften ^reunbe, fonbern nur nod^ feroile Syaftoren feinet
3BitIen§ gebrauchen.
93eoor ber Äarbinal in ber jmciten ^dtfte be§ 9Wai bie
l^eiligc ©tabt ncrlieg, überbrad^te il^m ein faiferlid^er Kurier
bie Äunbe, 9lapoteon l^abe mit bem Äurerjfanjicr ®alberg ein
2lb!ommen gefd)loffen, ba§ i^n jum Äoabjutor beSfelben er-
nenne.") 93ei gäfc^ ermedte biefe 5leuigfeit feine befonbere
greube. S)ie Sßermaltung feiner 2)iöjefe unb feine übrigen %vinh
tionen al§ Grand Aumönier, aU ^rimiceriu^ Don ©aint=
2)eni§ u. f. ro. gaben i^m mcl^r al§ genug ju tun, unb fpeiicHeS
Qntereffe an ben i^m gänjlic^ unbefannten beutfd^en ©taat§=
angelegenl^eiten ^atte er feines. ®aju fam, ba§ er je^t gegen
3un)enbungen feinet 9leffen etma§ argmö^nifd^ geworben mar.
@r lehnte barum junäc^ft o^ne Diele Umftänbe SJtapoteon gegen=
über ab; erft nac^ beffen energifd^em 3"^^^^^« bequemte er fic^
fd^Iieglid^ jur Slnna^me.''^)
®ie erfte 3wfömmenfunft 9lapoIeon§ mit feinem Dnfel
nad^ beffen SRüdHel^r non Siom Derlief red^t ftürmifd^. @8 fam
— 109 —
ju heftigen SluScinanbcrfe^ungcn. ®er Äaifer warf göf ^ roiebcr=
um aHjU groge 9lac^gicbtgfeit unb SWangel an ©ncrgie gegen*
über bem ^eiligen ©tul^te oor. S)er Äarbinat oerteibigtc ftd^
gercijt: „Si Ton ne change pas de politique," entgegnete er,
„je desespere. Pensez-y bien; ils se sont tout brises ceux
qui ont ose toucher ä Tarche sainte!" — „Ils sont tous
incorrigibles, ces pretres, mon oncle comme les autres.'*
®a8 war alle§, n)a§ 9iapoteon, betroffen oon ber ungewohnten
©prad^e, im SWoment ju erroibem rou^te.^*)
3n ^äfc^ l^atte fid^ eben mieberum eine Slnberung doII=
jogen. ©ein Slufent^alt in 9tom, 9lapoleon§ ^otitit gegenüber
bem ^apfte, bie Stoße, meldte er babei ju fpielen gehabt, l^attcn
fie ^eroorgerufen. ,,®r mar nun ganj jur Drt^obojie jurüd^
gefeiert;" feine reoolutionäre SBergangen^eit trad^tete er ju oer=
geffen. 3Ba§ gaUifanifd^e ober fonftitutionette ©efinnung trug,
war i^m ein ©reuel. SDlit Sifer nal^m er fid^ fogar ber unbot=
mäßigen, wegen il^reS „mauvais esprit" gcma^rcgetten ^rieftcr
unb namenttid^ ber oon Jlapoleon grenjenlo§ ge^a^ten 9Jlif=
fionare an. ^a er wagte e§ fogar, in einem offenbar im Qn-
ftanbe heftiger Srregung ocrfa^tcn 93riefe (oom 21. Quni 1808)
be§ Raifer§ unb feine§ Äultu§minifter§ Äird^enpolitif anju-
greifen unb Slatfd^Iäge ju erteilen. 9lapoIeon§ Slntwort auf
biefc§ fül^ne Unterfangen tie§ nid^t lange auf fid^ warten, ©d^on
am 26. ^uni rid^tcte er oon Saqonne au§ an feinen oer=
meffenen Dnfel, ber fid^ ^erau§na^m, i^m am 3eug ju flidten,
ein ©d^reiben, in bem unter anberm ju lefen ftanb: „. . . Je
vous prie, lorsque vous m'ecrirez, de prendre garde ä ce
que vous me dites, ou de vous dispenser de m'ecrire, et
de rester bien convaincu que tous les mauvais sujets, je
les ferai poursuivre s'ils sont pretres, avec plus de rigueur
que les autres citoyens, parce qu'ils sont plus instruits et
— 110 —
que leur caractere est plus saint. Quant au reste de votre
lettre, je n'y ai vu que Teffet d'une Imagination en delire,
et je conseiUe ä vous . . , de prendre les bains froids,^ ^^)
3)icfer tnel^r oXi brutale %m fd)cint auf ben Äarbinat bie
Don 9lapoIeon geioünfd^te äBirlung nid^t ausgeübt ju ^abeti.
aöBenigfteng fielet feft, bag %ä\i) tto^ allen Srol^ungen bie in
feiner ®iöjefe roirfenben „missionaires" unb bie il^ren 2^cn'=
benjen nad^ ben ^efuiten oerroanbten „Peres de la Foi" in
ben non il^nen befehlen ©tettungen beließ unb fogar, nad^bem
ber Äaifer bie 3^^ft^^üiJ^ß unb SluSroeifung biefer „ennemis
jures du gouvernement" oerfügt l^atte (26. September 1809),
weiter bel^erbergte, protegierte unb wie ein Sßater für ftc
forgte.®^)
9lapoleon geigte fid^ über biefe unbotmäßige Haltung feine§
Dnfete fel^r nerbroffen, aber er ^ielt e§ bod^ nic^t für angejcigt,
bcSroegcn gegen il^n mit berfelben ©d^ärfe norjugel^en mic gegen
anbere Prälaten. 93efonber§ nid^t, al§ g^ftfd^, ber urfprünglid^
gegen eine 9luflöfung ber @^e mit :3fofep^ine l^eftig opponiert
l^atte, ftd^ nad> bem ©prud^e be§ ^^Sarifcr Dfftaiatate§ bereit
erftärte, bie fird^lid^e Srauung bc8 ÄaifcrS mit SWaria Suifc
ju ooUjiel^en.'^^)
:3;n ber SBatanj be§ ^arifer 93ifd^of§ftu^Ie§, bie fd^on im
grü^fommer 1808 burd) ben Sob be§ ÄarbinalS be SBettog
eingetreten mar, glaubte übrigen^ Slapoleon nac^ reiflid^er Über^
legung ein SDIittel ju l^aben, um pfd^ für fein ©qftem ber
Äird^enpolitif geroinnen ober feine Dppofition wenigftenS wir»
fung§lo§ mad^en ju fönnen. 2lm 29. Qfanuar 1809 offerierte er
i^m ben oermaiften ©i^. ^n ben leud^tenbften garben malte
er feinem Dnfel ben ©lang ber neuen SBürbe Dor. 9lad^
einigem $^i^ttn ließ fid^ biefer in ber %ai aud^ bereben unb
na^m an. ©inige ^txi fpäter burd^fd^aute er jebod^ 9iapoleon3
— 111 —
Sftftd^ten unb optierte, Dor bie SHtemattoe: Sgon ober ^ariS
flefteHt, für erftereS.
9lapoteon war auf§ äu^erfte irritiert über biefen 9tefu8;
bod^ wagte er ani) je^t nid^t, ben Äarbinal bie SBud^t feine§
3omeg fül^Ien ju laffen; benn mel^r afe je juoor benötigte er
nunmel^r ben ^rima§ oon OaQien für feine ürd^enpotitifd^en
Päne.
®eS ÄaiferS öejie^ungen jum ^eiligen ©tu^Ie l^atten fid^
nämttc^ feit 5äfrf)§ 9lbreife oon 9tom mel^r unb ntel^r Dtx^
fd^Ied^tert, big eS bann im Qfö^te 1809 „ju ber längft gerooHtcn
unb gefürd^teten Äatapropl^e" tarn. 2lm 19. 3Jlai l^ob 9iapoIeon
t)on 3Bien au§ ben Äird^enftaat auf unb am 6. ^vli, am Sage
oon SÖBagram, lieg er ben ^apft gefangen na^ granfreid^
fül^ren. ®urd^ ftrenge ^aft in ©aoona glaubte er, il^n jur
Untcrorbnung unter feinen SDBiHen jmingen ju !6nnen. S)od^
umfonft. ^artnädig weigerte fid^ pu§ VII., ben oon 9iapoIeon
ernannten 93ifd^öfen bie fanonifd^en Sßollmad^ten ju erteilen.
S)arauf^in oerfud^te 9lapoleon „de faire ses affaires sans le
pape". 93alb fam er aber jur ©infid^t, bag ba§ auf bie ®aucr
nic^t mol^I möglid^ fei unb eS ba^er burd)au§ in feinem 93or=»
teile liege, ju einem SUlobuS oioenbi mit bem l^eiligen ©tul^le
ju gelangen. Sin franjöfifd^4talienifc^e§ 9tationattonjil follte
il^m benfelben finben.^'*)
3[n ber grül^c be§ 17. ^[uni 1811 traten ju biefem @nbe
fünfunbneunjig @rjbifd^öfe unb ©ifc^öfe be§ SReic^eS im ^arifer
2lrc^eoec^e jufammen. 3>n feiner @igenfd)aft al§ ^rimaS oon
©allien präfibierte Äarbinal gäfd^ bie erlaud^te SBerfammlung.
9lapoleon liegte bie fefte Hoffnung, in berfelben über eine be*
träd^tlid^e SDlel^rl&eit i^m burd^au^ ergebener Prälaten ju oer*
fügen, ©c^on bie erfte ©i^ung entriß i^m jeboc^ biefe ^[ttufion.
©inmütig — gäfd^ afe ber erfte — legten bie anmefenben
— 112 —
aSäter (einige allerbingg mit etroaS tonlofer ©timme unb an*
fd^einenb jögernb) ben Don ^iu§ IV. Dotgefd^riebenen Dbcbienj*
eib ab: „. . . Romano Pontifici beati Petri Apostolorum Prin-
cipis successori, ac Jesu Christi Vicario veram obedientiam
spondeo, ac juro/ Jlapoleon xoax au^er fid^ oor SÖBut. ®a§
oon x})m gegenben^ßapft juf ammenbetuf ene Äonjil begann
feine Sätigfeit bamit, ba§ e§ biefcm ^apfte Sreue unb
©e^orfam gelobte! @r empfing %&\i), ber il^m über bie
aSerl^anblungen berid^ten foflte, in ^eftigfter ©rregung, gebot
il^m ju fd^meigen unb überfd^üttete i^n mit 3[nj|urien aUergröbfter
2Irt.^*) ©egen bie ^tälaten ftie§ er bie grimmigftcn SJro^ungen
unb ^fwip^rftttionen au§. SBergeblid^. ©elbft nad^ Slnroenbung
ber ©emalt l^ielten fic am ^apfte, at§ an i^rem Raupte, feft.
S)arauf^in mürben fte am 2. Dftober ungnäbig nad^ ^^aufe
entlaffcn. Äarbinat ??äfd^ l^ingegen, ber abermafö fid^ erbreiftete,
Jlapoleon megen feinet SJerl^alteng gegenüber ^apft unb Äird^e
aSorfteHungen ju mad^en, mürbe nad^ feiner ©iöjefe Dermiefen ;
„dans trois jours je veux vous savoir en route/ l^errfd^te
i^n ber 9leffe an.
93i§ jum 3lu§gange ber Äaiferl^errfd^aft 5RapoIeon§ trat
5äfd^ nun nic^t mel^r l^eroor; meift meilte er in feiner 2)iöjefe,
befd^äftigt mit beren SBermaltung unb mit SBerfen d^rifttid^er
Siebe§tätig!eit, rool^I aud^ beftrebt, feine berühmte ©atterie ju
orbnen unb ju äuffnen.
Site Slnfang gebruar 1814 bie Sllliierten Sgon bebrol^ten,
jog er ftc^ nad^ bem Älofter ^rabineS jurürf ; fpäter fud^te er in
Segleitung feiner ©c^mefter 3«fl^^t ^^i^t ^apfte.^^) SOBäbrenb
ber l^unbert Sage eilte er aber, ber erlittenen Unbill oergeffenb,
JU 9tapoleon unb würbe Don i^m jum ©efanbten beim l^eiligen
— 113 —
©tul^I unb jum ^air ernannt. 93coor er aber feine SWiffion
bei ^iu§ Vn. antreten tonnte, war SÖBatertoo gefd^tagen unb
Jlapoleon abermals B^P^^ät- ^luf ^oud^eS ©efel^I ntugte ber
Äarbinal 5^an!reid^ fd^leunigft jum jroeiten 3ÄaIe Derlaffen.
äBieberum n^anbte er ftd^ nad^ diom unb bejog ba iufammen
mit SWabame fietijia ben ^^Jalajjo galconieri. ^ier lebte er
nun, geiftUd^en Übungen unb feinen Siebl^abereien ftd^ roibmenb,
in Dorne^mer 3urüdEgejogen!^eit bi§ ju feinem (Snbe.
?lur einmal nod^, im Qal^re 1829, trat er, mol^I roiber
feinen SÖBiQen, au§ feiner Slbgefd^iebenl^eit l^ernor. @§ mar nad^
bem 2:obe fieo§ XII., unmittelbar nor ber SÖBal^I be§ neuen
^apfteS. S)a brad^te in feiner Plummer nom 23. g^ebruar 1829
ber Oourrier fraiKjais auS SRom bie SHotij, ju ben fd^on be*
fannten ^apft-Äanbibaten (©iuftiniani unb SWacd^i) fomme
noc^ ein britter l^inju, „qui, certes, n'obtiendra pas Tappul
de la France, mais qui pourrait peut-etre compter sur
quelque assistance de la part de TAutriche. L'un des plus
anciens princes de Feglise, le possesseur d'une grande for-
tune, le cardinal Fesch, reunit en sa faveur les deux con-
ditions principales pour etre elu pape/' „La meme lettre
ajoute", fdl^rt bann ber Oourrier fort, „qu'au besoin rin-
fluence de la compagnie de Jesus ne lui serait pas contraire."
S)iefe SJtad^rid^t rief in ber ^^Sreffe erregte ®i§fuffionen
l^eroor. Unbarml^erjig würbe be§ ÄarbinalS Sßergangen^eit
jerjauft; alle bie ©d^mä^ungen, mit meieren in ben legten Seiten
be§ ^aiferreid^§ unb in ben erften S^^ren ber 9teftauration er
unb bie ©einen überfd^üttet morben maren, taud^ten mit einem
aJlale miebcrum auf. — @rft bie SBa^l be§ (Srafen ©aftiglione
jum ^apft (^iu§ VIII.) mad^te ber Kampagne ein ©nbe.
93alb nac^^er, in ben erften Sagen bc§ Qa^re§ 1830,
begann gafd^ ju fränfeln; feit bem Sobe SJlabame SetijiaS
Laster SStograp^ien III. 8
— 114 -
(2. gebruar 1836) oermel^rtcn fic^ feine Seiben rapib. Qu
93eginn beS 3^^^^^ ^^^^ würbe er bauemb bettlägerig; wenige
SSBod^en barauf, am 13. 3Rai, nerfd^ieb er, wie bie ^^its^^ff^^
nerfid^em, an einem SRagenfrebS.^®)
ajlit i^m nerfd^wanb eine ber l^ernorragenbfien ©eftalten
be§ napoleomfd^en 3^itatter§; nac^ bem Raifer ber mcrf*
TOÜrbigfte ajlann ber gömilie Sonaparte.
— 115
15eilaqen.
1.
Risposta che esprime il piacere dell' Amininistrazione
per Tadesione dell' antico Capitolo di Ajaccio ai de-
creti delP Assemblea Nazionale.
Ajaccio 5 gennaio 1791.
Signori,
Ci facciamo un piacere di indirizzarvi ilprocesso ver-
bale dell' ultima sessione nella quäle si e sciolto il capi-
tolo di questa Cattedrale in presenza del Corpo municipale.
Sarebbe a desiderare che tutti gli Ecclesiastici del
nostro Dipartimento fossero animati dalli stessi sentimenti,
de' quali questo capitolo avea giä dati piü volte saggi,
nominatamente rispondendo alla famosa protesta de' Cap-
pucini inviata dair abbate Peretti.
Siamo con rispetto, signori
umilissimi e devotissimi ser'^
Gli Amministratori del Direttorio del Distritto d' Ajaccio.
[Joseph] Buonaparte Presidente, Tavera, Borgomano,
Pozzo di Borge segretario.
— 116 —
2.
(Processo verbale)
Estratto dal suo originale, che si conserva nelP
archivio della Municipalitä d'Ajaccio.
Ajaccio venti sei X**'® mille sette cento
novanta, anno secondo della libertä.
Noi Giovan Girolamo Levie maire, Vincente Guitera,
GiorBattista Frasseto, Domenico Robaglia, Filippo Salini,
Sebastiane Colonna, Francesco Levie, P*«- Domenico Ucciani;
il Sig^- Giuseppe Fesch ufficiale municipale essendo nel suo
stalle archidiacono, Carlo Recco Procuratore del Oomune,
assistiti dal nostro segretario cancelliere.
Ci saressimo trasportati nel cuoro della chiesa catte-
drale alla fine di nona, dove avressimo trovato il capitolo
assemblato. II procuratore del comune avrebbe detto, che
in questo momento si pubblicana nella cittä la proclama-
zione del Re su i decreti, che organizzano lo stato civile
del clero, che a nome della nazione avrebbe intimato detto
capitolo di non piü assemblarsi, e di dare nell' instante
una dichiarazione dei sentimenti religiosi e politici, che
nutriscano. Per seguito avressimo detto: Signori la patria
vi dimanda oggi per Torgano nostro l'adesione ai decreti,
che aboliscono oggi la vostra societä, e che v'interdiscono-
le funzioni religiosi nella vostra qualitä di canonici. La
religione altronde non chiede da voi, che Tobbedienza alle
potestä secolari, e di non adoperare il vostro zelo che alla
salvezza del popolo che avete edificato, officiando in questo
tempio coUa dignitä onde siete capaci; istruitelo delle veritä
evangeliche, ed i vostri travagli saranno piü accetti all'
- 117 —
altissimo. Ai quai sentimenti il sig'- Archidiacono Fesch
avrebbe risposto: ....*)
Dopo di che avessimo ricevuto l'adesione degh altri
signori canonici ad sentimenti del sig'- Archidiacono, U quali
avrebbero sottoscritto con noi il presente processo verbale,
anno, mese, giorno, e luogo come sopra.
Fesch ex archidiacono, Simone Recco, Pietro Levie
assente permalattia, Angelo Pasquale de Susini, Ignazio
Matteo Costa, Giacomo Filippo della Costa, Antonio Peraldi,
Tomaso Susini, Filippo Spoturno, Gio:Batta Forcioli, Agus-
tino Santamaria, Simon Fran*^^- Gaudeani, Feiice Pughese,
Ignazio Peraldi, Gierolamo Costa, Bonaventura Susini, Gio:
Battista Cuneo Ornano, Giuseppe Maria Ponte, tutti ex
canonici.
Domenico Ucciani, Francesco Levie, Sebastiane Colonna,
Filippo Salini, Domenico Robagha, Gio: Battista Frasseto,
Vincente Guitera, GioiGirolamo Levie maire, Carlo Recco
procuratore del comune, e me Bertora segretario cancelliere.
Estratto, etc., Confrontato, etc., Salvo, etc.
Bertora Sec^^^- Can'®-
3.
Relazione del giuramento prestato dagli ecclesiastici
della cittä di Ajaccio.
Domenica 27 Febbraio il giä arciprete della soppressa
cattedrale di Ajaccio, tutti gli Ecclesiastici funzionarj pub-
bUci, e molti altri che non lo sono, prestarono colla mas-
*) 3)er 2öortIaut ber Siebe finbet fid^ im Xejt @. 84 ff. abgebrutf t.
— 118 —
sima sollennitä, in presenza del consiglio generale della
communitä e di un numeroso popolo, puramente sempü-
cemente il giuramente prescritto dalla Legge de' 26 Di-
cembre 1790.
Questa pattriotica e santa funzione fu preceduta da
un enfantico e veramente cristiano Discorso del sig. Abate
Fesch Ufiziale municipale ed ex-canonico del soppresso
Capitolo di Ajaccio.
Tutti gli Ecclesiastici che concorsero a questa edifi-
ante cerimonia, comparvero penetrati della sublimita delle
loro funzioni, e dalla forza de' vincoli che gli uniscono per
sempre alla Patria. Sfavillavano su' volti di questi savj
Ministri deir altare la caritä, la dolcezza, e il sentimento
dell' eguaghanza. II popolo incantato di ritrovare ne' suoi
sacerdoti i difensori della sua libertä, e i modelli delle
virtü cristiane, esultava di straordinario giubbilo gridando:
Siamo tutti fratdli, siamo tutti amici; la costituzione e sta-
hüita; Vumanitä e sollevata; la libertä e certa, e la religione
di Cristo h dopo tanti secoli di abusi tornata finalmente alla
sua primitiva puritä.
4.
Ajaccio, li 2 marzo 1791.
Signori,
Domenica 27 del trascorso mese il curato e gli altri
ecclesiastici fonzionarj publici hanno prestato il giuramento
prescritto dell' assemblea nazionale nella parrocchia di
questa cittä alla presenza del consiglio generale del comune
e di un popolo numeroso.
— 119 —
Questa funzione ha avuta tutta la soUennitä che pote-
vasi desiderare; li spiriti erano stati preparati da un pattrio-
tico discorso di un Ufficiale municipale quivi innanzi arci-
diacono di questo capitolo signor abbate Fesch.
n popolo non sembra aver dimostrato meno piacere
degli ecclesiastici fonzionarj public! stessi, quando questi
hanno giurato d'essere fedeli ad una costituzione che ri-
pristina (?) rumanitä nell esercizio de' suoi imprescrittibili
diritti, e la chiesa nella purita della sua primitiva disciplina.
Siamo con rispetto signori
Umi j)mi servitori
Gli amministratori componenti il direttorio del Distritto
d'Ajaccio.
[Joseph] Buonaparte Presidente, Pompeani, Aigni, Tavera,
Pozzo di Borge segretario.
120 —
ltnge5vu(!te (Quellen.
1. %aQtbn(fy, oufgef daneben jur genauem jlenntnid ber 3Ränner unb ©reig-
niffe meined SzxtaiUv^. (^et älutot fd^eint bem jt(erud bed ^t}-
bidtumd 9Rain) angehört ju §aben.) @ein „^agebuc^" entl^alt
breierlei: a) „Za^thud^noii^tn beS SSerfafferg." 3Kir war nur bag
gal^r 1806, ba^ bie äluf^etd^nungen übet ^äfd^ enthält, augönglic^.
3itiert: ^agebud^ jum Sa^re 1806. b) „Wlatmaikn jur ©e^
fd^id^te bed @d^tömag innerhalb ber franjöfifd^en ^ird^e/' ^er
SSerfaffer war ein italienifd^cr (?) 5ßrtcfter 31. 33orgl^ini. S)iefe
Sammlung würbe umg 3al^r 1830 bem „ilagebud^" eingereiht.
Sie enthält u. a. (größtenteils in Überfe^ung) bie j^orrefponben^
gäfd^g mit bem i§m befreunbeten ^riefter Oiooio. 3Kir war nur
biefe jugänglid^. 3^^^^^^*» 93org§ini. c) ©rinnerungcn an Aar*
binal unb Äoabjutor Säfd^. 3^^^^^^*^ Erinnerungen an Aar*
binal gäfd^. — Kenntnis unb 3Äitteilung biefeg SJagebud^eS, fo*
weit fid^ feine eingaben auf bie SebenSgefd^id^te göfd^d bejie^en,
erhielt id^ burd^ Sorb 5lcton.
2. Slufaeid^nungen beg gigfalS 3. di. Surrfl^arbt. (3n ocrfd^iebcnen S3a§Icr
Sammlungen jerftreut.)
3. 5lrd^ioa(ien ber Archives departementales de la Corse. (Sielte Sin«
merfung 31, ©. 123.)
')
^Inmerfuttgen.
3. 91. öurcfl^arbt, 3)er Äarbinal 3ofep§ gäfd^, ©. 206 ff.: Über ba«
IJäfd^ifd^e (SJefd^led^t ju $afe( (^eitröge jur oaterlänbifd^en ®e^
fd^id^te, herausgegeben t)on ber §iftorifd^en ©efeUfd^aft ju $afe(,
Sanb 3, 1846).
*} Db gronj 5öf d^, wie bel^ouptet wirb, im Slegiment 33occarb geftanben
f)ai, ^abe ic§ nid^t eruieren fönnen, ba bie betreffenben 3o5i^9änge
bcS Etat militaire de France mir nid^t erreid^bor waren.
*) SSergl. über biefe SSer^ältniffe baS ooraüglid^e 2öer! oon Seonce be 93ro»
tonne, Les Bonaparte et leurs alliauces. 2" ed. Paris 1901.
— 2)onno Slngeta 3Jiaria war geboren 1725 (33rotonne, a. a. D.,
©. 62).
— 121 —
*) ®5enbo.
*) @5enba.
^) S3rotonne, a. a. ü., S. 62. (Selcftin S3o8c §at bcn 2:auffd^ein ber ^aola
SBrigiba gäfd^ aufgefunben unb publijiert ^tn feinem Inventaire
sommaire des archives communales de la ville d'Ajaccio),
3)raguignan 1896, @. 248): „A 13 detto (= 13 juin 1765) io
MartiDo Muselli arciprete ho battezato Paola Brigida del sig.
Francesco Fesch di natione svizzera e della signora Angela
Maria moglie nata oggi. PP. : 11 signor Giuseppe Pietra-Santa,
e la sigra Maria Isabella Bonaparte." 2)amit föllt bie t)on
aUen ^iograp^en e^öfd^S Dertretene Se^auptung, ber jlarbinal fei
baS einzige ^inb fetner ®(tern geroefen, ba^in; infolgebeffen wirb
man in 3wf«nft aud^ auf bie beliebten SSergleid^e mit @(!ana,
$anna unb @amuel unb bie baju ge^örenben erbaulid^en ^e^
trad^tungen Derjid^ten muffen.
*) ©rinnerungen on Äarbinal gclfd^/ 6. 3.
^) ^a^ ^rotonne, a. a. D., S. 62, ftarb er um 1775.
*®) Surd^arbt lä^t gcifd^ feine aWutter in ganj jungen Salären verlieren unb
i§n aI3 „frembeg, oerlaffeneä Söaifenlinb" in Seti^iaS S^au^ lom*
rmn (a. a. D., @. 215. 212); oud^ S3rotonne, ©. 62, irrt, wenn
er fagt, 2lnge(o 3Karia fei um 1795 geftorben. gn einem t)on
«Wailanb 4 fructidor an V republicain (21. SCuguft 1797) batierten,
an Monsieur Flick, pere, libraire k Basle en Suisse gerid^teten
33riefe fagt gäfd^ auäbrürflid^, „ma mere vit encore et se porte
bien, malgre son grand äge . . ." (5lbgebrucft im Sanier
2:afd^cnbud^ auf ba« 3a§r 1856, ©. 162—164.) @ie erfreute
fid^ l^o^er S3erc§rung im Äreife i§rer gamilie. @o unterließ eg
namentlid^ SRapoleon in feinen 93riefen nad^ §aufe feiten, auc§
ber ;,3Kinana granceSca" ober „3Äinana gefd^" einen ®ru^ ju
fenben. (SSergl. 3Jioffons33iagi, Napoleon inconnu I, @. 83. 121;
S3org§ini, a. a. D. paffim.)
") 2;agebud^ jum Saläre 1806. 3n ^afcl ejifticrt nod^ je^t eine münblid^e
Xrabition, roonad^ gäfd^ im glidfd^en ^uc^laben mit SSorliebe
über fommerjiette gragen bi^futiert unb ocrfd^iebenen Sanier
Äaufleuten bead^ten^werte Slatfd^Iäge für ben ©anbei mit Äolonial«
n^aren gegeben ^aht.
'*) Spönnet, Le cardinal Fesch. 2r)on unb ^ariS 1841. I, @. 15 ff.
") SWaffon^SBiagi, a. o. D. I, ©. 47 ff.
- 122 —
"j öorg^ini, a. a. D.; 3:agcbuci^ jum 3a§rc 1806. SBeibc Slutorcn bcrid^ten nadj
SweifeHod Derfd^iebenen unb t)on einanber nic^t beeinflußten Quellen
ibentifd^ über ben Stt^^ft^^^^f^tt mit ^iene. 3)arum ^abt ic^ bie
©r^ä^lung aufgenommen unb nid^t einfad^ a(^ SBanberanelbote
bel^anbelt unb ignoriert.
»*) Spönnet, a. a. D. I, ©. 23.
'*) ^^- 3wn9/ Luden Bonaparte et ses memoires. ^arig 1882. I, ©. 11 f.
") »org^ini, a. a. D.; pe^e aud^ Spönnet, o. a. D. I, @. 33—34; SWaffons
öiagi, a. a. D. I, ©. 119, «Rote 1.
") gäfd^ an Oiooio (23. SRooember 1787?), h^i »org^ini.
") 2:agebud^ jum Sa^re 1806.
*») ©benba.
2') ebenba.
**) ©benba. über S'Japolconä leibenfd^aftlid^e SSorliebe für SRouffeau in jener
3eit fie§e ^Raffon-SSiagi, a. a. D. I, @. 165 ff.; gournier, SRopo*
leon I. 2. 2lufl. 1904. I, ©. 15 ff.
") fub ") zitierter »rief gäfd^ä an (Siooio.
**) ®benba.
") 93ei ei^uquet, La jeunesse de Napoleon, «ßarig 1892. U, @. 67.
*•) Erinnerungen an Äarbinal gäfd^ u. f. xo., @. 9.
^) Sei ©orgl^ini; ber 93rief trägt, rote bie meiften oon S. fopierten ©d^reiben,
hin 3)atum.
*«) ®benba.
*•) 3)iefe Slbrcffe finbet fid^ abgebrudft bei 3Äaffon*»iagi, a. a. D., II, @. 92
big 96.
»•) ©ie§e hierüber g.D.SRenucci, Storia di Corsica. S8aftiol833. 1,@.325ff.;
Pieces et documents pour servir ä l'histoire de la Coree pcn-
dant les annees 1790 — 1791 (in Bulletin de la Soci6t6 des
sciences historiques . . . de la Corse, 1894); Osservazione sto-
riche de l'abbate Ambrogio Rossi (ibid. 1897).
•*) 3)er neucfte ^iftoriler beS Äarbinal«, 3Kgr. 3licarb, brürft fid^ in feinem
33ud^e Le cardinal Fesch, ^arig 1893, folgenbermaßen au8
(@. 27): „. . . En sa qualite de chanoine, l'abbe Fesch fut donc
dispense de preter le serment constitutionnel." Unb roeiter in
SWote 1 auf berfelben Seite: „C'est du moins ce qu'afl&rme
M. Lyonnet. Nous ne dissimulerons pas que, dans sa critique
de röeuvre du premier biographe de notre Cardinal, M. Pabb^
Cattet, s'appuyant sur une lettre de Pabbe Emery adressee ä
M. Jauffret, conteste Tassertlon de l'historlen de Mgr. Fesch.
Nos propres recherches dans les archives de l'eveche d'Ajaccio
— 123 -
et Celles qua divers amis de la verit6 historique ont bien voulu
faire dans les Depots de documents sur cette triste periode
de notre histoire religieuse ne nous ont rien fait decouvrir
qui pennette de trancher d^finitivement la question soulevee
par le critique souvent amer de la premiere Vie du Cardinal
Fesch. Jusqu'ä preuve du contraire, nous aimons mieux nous
en tenir ä Passertion de cette derniere, comme plus conforme k
Pensemble de la conduite du jeune Archidiacre a cette ei)oque."
©d^on bie %at^a^t, ba^ g=öfd^ jum ^ifar be^ fonftitutioneUen
Sifd^ofd oon jlorfüa gewählt rourbe, l^ötte 9licarb ü5er feine
«Stellung ju ben S)e!retcn ber Sfiationabcrfammlung orientieren
fönnen. Unb.9licarb !onnte biefe ^atfad^e nic§t unbefannt fein;
benn fc^on ber non il^m jitierte 5l5be ©attet fü^rt biefelbe auf
@. 80 feiner Defense de la verite sur le cardinal Fesch (2i)on,
$arid 1842) gegen Spönnet ind gelb. Genügte i^m ba^ nic^t,
fo l^ätte di. in ben — nic§t weit oom ©oed^e — auf ber ^ßrä«
feüur untergebrad^ten Archives departementales eine 2lnja§l
3)o!untente finben fönnen, bie il^nt jeben Sroeifel an ber fonfti?
tutioniSfreunblid^en Haltung beS ^rd^ibia!on^ §äfd^ nehmen mußten.
3)ie l^auptfäd^Ud^ften biefer 3^ugniffe pnb pereinigt unter ber
Signatur: Serie L.— F. 1-C. 21. L. 184. Sie tragen bie «Äuf^
fc^riften:
a) Risposta che esprime 11 piacere dell' Amministrazione
per l'adesione dell' antico Capitolo di Ajaccio ai decreti delP
Assemblea Nazionale. (D. d. Ajaccio 5 gennaio 1791.) 3n
einer Seilage mit bem 3Jitel: Estratto dal suo originale che si
conserva nelP archivio della municipalitä d' Ajaccio. (D. d.
Ajaccio 26 X^re 1790) finbet \x^ ber offijiette »erid^t über bie
SSorgänge in ber Äat^ebrale am 26. S^ejember 1790 famt ber
9lebe pfc^d.
b) Relazione del giuramento prestato dagli ecclesiastici
della cittä di Ajaccio. 4. s. 1. et a. (©inblattbrudf.) unb
c) §anbfd^riftad^er öerid^t be« 3)iftriftg:=3)ireftorium8 oon
Sliaccio über bie (gibeSlciftung 00m 27. gebruar. (D. d. Stjaccio,
2. aWärj 1791.)
(35en aBortlaut biefer 3)o!umente fie§e in ben Seilagen; bie
SRebe fjäfd^g 00m 26. 3)esember 1790 finbet ftc§ in e^tenfo im
2:eEt.) 2)ie 2lngabe SlanquiS (bei 3ung, Bonaparte et son
temps, ^arig 1883, I, ©. 273, «Rote 1), «Rapoleon unb gäfc§
Ratten im ©ommer 1790 tim Lettre sur le serment constitu-
— 124 —
tionnel des pretres t)crfa^t, fd^cint auf einem Srrtum ju be*
rul^en. (@o fd^rieb mir fd^on unterm 4. DftoBer 1900 §err HÄars
caggi, @tabtbiBliot§e!ar oon S(jaccto.) 9lud^ ^(anqui ift eg übri^
gend, fo wenig a(iS mir, gelungen, ein @cemplar beS Briefes
aufjutreiben.
**) Risposta etc.
33) 2)ie SRebe ift in ber Seilage jur Risposta wiebergegeben.
'*) Relaziooe del giuramento.
**) ®benba.
»•) Ouaöco würbe am 8. 9Kai 1791 ium Sifd^of erwö^It. 2)a8 aBal^lprotofoIl
ift dbgcbrurft in Pieces et documents pour servir ä l'histoire
de la Corae 1790—1791 (fie^e Hnmerfung 30).
"; Slenucci, a. a. D. I, ©. 328.
38) SHotiaen beg gi^falö 3. 31. SBurd^arbt.
38) 3Äaffon^'93iagi, a. a. D. 11, ©. 336, SHote 2.
*°) 33org^ini, a. a. D.
**) ®benba.
*2) ©benba.
*3) ©benba.
**) 3öa8 Sfleib unb gemeine SKebifance jur Qeit beg Äaiferreid^g gäfd^ allcg
aufgebürbet ^abtn, l^at Sewig ®oIbfmit§ in feiner berüd^tigten
Secret history of the court and cabinet of St. Cloud forgfältig
regiftriert 2)ie betreffenben eingaben finben fid^ im erften S3anbe
©. 129 ff. ber 1806 in ©t. «Petersburg (= ßeip^ig) unter bem
Xitel „®c§eime ©efd^id^te beö mum franjöfifd^en §ofeä'' erfd^iene*
mn beutf d^en 2lu§gabe be8 ^amp^Ieteg. — 9lud^ in Safet jirfu«
lierten nod^ in ber erften .^älfte beg »erfloffenen gal^rl^unbertg
bie rounberlic^ftcn hieben über fjäfd^g %un in ben Salären 1793
unb 1794. @o fott in ben jwanjiger 3a^ren ein franjöfifd^er
Dffijier im ©aftl^auS jum ©tord^en einft erjäl^It l^aben, er wiffe
ganj genau, ba^ gäfc^ an ben franjöfifc^en Mften 5ßiraterei ge?
trieben unb arme Sünglinge auf fein ©d^iff gelotft ^abe, um fie
in Sllgier al« ©flaoen ju »erlaufen. — ©obann l^ot mir mein
Dn!er, ber um^ So^r 1840 mit jwei greunben 3)iorfeitte befud^te,
Öfterg berid^tet, wie fte gleid^ nac§ i^rer 2ln!unft in ben öffent«
lid^en ©ammlungen ber ©tabt eifrig aber oergeblid^ nad^ einer
Trommel mit einem gell auS 3Kenfd^enl^aut, bie im ^af^xe 1794
ben 3)Zarfeiaer ©anSculotten t)on gäfd^ unb SRapoleon oere^rt
roorben fei, gefud^t l^ätten.
") 93ei »urtf^arbt, a. a. D., ©. 224/225.
— 125 —
*•) a:age6uc^ jum 3a§re 1806.
^^) @bcnba.
*^) 93rief an Oiooio (oom ©cptembcr 1795?; bei Sorgl^ini, a. a. D.
*«) Erinnerungen an Äarbinal gäfd^, @. 10/11. ä^nlic^ äußert fid^ gäfd^
im eben zitierten Srief an ©ioDto.
^°) $ür bie ^arfteUung be^ Radier 3lufent]^alted §aben mir auger ber bereite
erwähnten ^urcf^arbtfd^en Siograpl^ie bed ^arbinal^ bedfelben
3. 9%. Surcf^arbt ^anbfd^riftlic^e 92otijen, bie auf ber Uni::
oerfitcttöbibliot^e! in vielen Sudlern ^erftreut anzutreffen finb,
atö Duellen gebient; fobann !am mir aber auc^ ber Rub *^) an^
gefül^rte ©rief an Oiooio fe§r juftatte^.
**) ^a'gm. Ou^ot, Le Directoire et la republique de Genes (in La Re-
volution frangaise, 1903, 93anb 45, @. 41).
*») ibem (xn La Revol. fran?., 1903, SBanb 44, @. 524/525, SRote 3).
^^) Erinnerungen an Äarbinal gäfd^, @. 10; SBurcf^arbt, a. a. D., @. 235/236.
äSergl. aud^ ^ottinger, Untergang ber fd^roeiserifd^en Eibge^^
noffenfd^oft. 3ürid^ 1844. ©. 255, 9lnmer!ung.
^*) ©orgl^ini, a. a. D.
") ^agebuc^ iura gal^re 1806. — gür bie fommeraieaen «ßläne gäfd^g §at
33urd§arbt in feinen (leiber unorbentUd^en Sflotijen) mand^eg hzU
gebrad^t.
*«) Xagebud^ a««« S^^te 1806.
") (grinnerungen an Äarbinat göfd^, ©. 21. 17.
*«) 2:agebud^ jum "ia^xt 1806; hattet, a. a. D., ©.82; 3»eric, Histoire
de M. fimery. 5« ed. ^arig 1895. II, ©. 118. Über ba« SSerl^ält*
nig gäfd^g gu ®mer9 in biefer Seit erfäl^rt man leiber auS SWeric
nid^t Diel. 3lud^ roeig er merfroürbigenoeife Don g=äfc^ ju be^
rid^ten, „qu'il s'eleva contre le deeret de la Constitution civile
du clerge u. f. xo.** (II, @. 117V S)er intereffante, pon (Sattet
(a. a. D., ©. 82) erwähnte 33rief Emerg« an ben 2lbbe gauffret
mit ber SÄal^nung, man muffe „se häter d'absoudre M. Tabb^ F.
prdtre d'Ajacclo, des censures encourues par suite du ser-
ment^ fd^eint SReric nid^t i^orgelegen ju l^aben.
") i:agebud^ jum gal^re 1806.
") Sgonnet, a. a. D. I, 6. 100.
•*) ©attet, a. a. D., ©. 81/82 behauptet, bie Äonfefretion gäfdjö fei wegen
feiner (gibleiftung toäl^renb „mel^r alö fed^g SKonaten" tjerfd^oben
roorben. 3)ag ift nid^t rid^tig. SSergl. SSoulag be la 3Äeurt§e,
Documenta sur la, negociation du Concordat. ^ari^ 1897.
V, @. 464, 3f2ote 1.
— 126 —
•*) XoQebu^ jum 3a§re 1806.
•'; S)u ßaffc, Correspondance de Napoleon et du cardinal Fesch in
Uistoire des n^gociation»« diplomatiques de Mortfontaloe etc.
^ari« 1855. I, B. 18.
•*; @6enba 6. 20.
") gönnet, a. a. D. I, S. 126.
") ®5enba 6. 158 ff.
") Slbgebrudt u. a. bei Spönnet, a. a. D. I, @. 124. Sielte auc^ 3)ubon,
Fesch et les s^minaires lyonnais (in Etudes de la Compagnie
de J^sus, 1903, »b. 96, @. 499—526), 8.499, 9lote 1; ©. 511.
««) a)ubon, a. a. D., 6. 517.
•«) Äarbinol gofcpl^ gäfc^, Äoabjutor, ®räbifci^of unb Dnfel bc« Äaifer« «Ropo*
leon. (D^nc Ort.) 1809. @. 12.
'») 2lrtaub, Histoire du pape Pie VII. 2« 6d. ^ari« 1837. I, S. 432 ff.
passim.; Spönnet, a. a. D. 1, @. 280 ff. 3)ic »etid^te gäfc^S über
feine Differenzen mit ^l^ateaubrianb f^at S)u 6)affe obgebntcft,
a. a. D„ @. 28-30; 32—34.
'*) Spönnet, a. a. D. I, @. 281, «Rote 1.
'*) 3« feinem »riefe an SRopoIeon oom 4. gebruar 1804; bei 3)u ©affc,
a. 0. D. I, @. 32.
") Über 5la|)oIeong aSer^ältni« ium ^ßapfte fie^e b'^auffonoilU, L'Eglise
romaine et le premier Empire. 2» ed. ^ariS 1869. 5 Sänbe.
^*) Correspondauce de Napoleon Ic. Sanb 12, ©. 49/50.
") ^agebudj jum Saläre 1806.
'•j »ei 2)u ©offe, a. a. D. I, @. 84/85.
'') S)ag Sd^reiben würbe ebiert t)on a)u ©äffe, a. a. D., ©. 127. »ergl.
SeauUeusgjiarconnap, Äarl t)on 2)alber8. SBeimar 1879.
II, 8.32 ff.
'*) 3)ag betreffenbe ©einreiben an 2)alberg, bei 93eauUeu*3Korconna9, a. a. D. II,
@. 66/67.
") Spönnet, a. o. D. II, ©. 13.
»•) »ei ®u eaffe, a. a. D. I, ©. 155/156.
"*) Spönnet, a. a. D. II, 6. 165/166.
") Über gäfd^g Stettung jur ©^efd^eibung 9ilq>ole&n^ ^n ^ofepl^ine orien«
tiert g leiner, S)ie ®^efd^eibung S^apoleon«. Scipjig 1893.
*') 3)ag faiferlid^e (Sinberufung^befret bei SRicarb, Le concile national de
1811. ^ari« (ol^ne SaJ^reSja^O. 3- 96.
**) Spönnet (a. a. D. II, 336/337) fd^ilbert bie ©jene augfüJ^rlic^.
") SBie fämtlid^e SRitglieber ber laiferlid^en gamilie, fo war aud^ gäfc^
bamatö ben Söfterreben ber ropaliftifd^en unb republüanifd^en
— 127 —
^amp§(etäre auSgefe^t. @o fd^rieB, um nur ein S3eifpiel anjus
führen, 2t $lat bu XerwßU in feiner $n)ei5änbigen @atire: Les
voilä (Londrea [= Bruxelles], Paris 1815) I, ©. 72/73 unter
anberm:
„Tu marches en geant vers le pontificat,
„Cardinal-archevöque, autrefois renegat,
„Qui desertant l'autel, et t'affichant pour traitre,
„Au noble nom ne Fesch joignis celui d^ex-prtoe.
„Ah, dans ce triste temps, n'ayant ni feu ui lien,
„Plus miserable encor que le roi son neveu,
„Tu ne prevoyais pas, en prechant Pathöisme,
„Qu'il te faudrait un jour du pur catholicisme
„A tes sottes brebis annoncer la rigueur:
„Mais pour un chapeau rouge on renonce ä Perreur . . .
„Ne te souvient-il paa de la pompe mondaine
„Qu'etalait ta vertu plus que republicaine ?
„Trop heureux, si tes moeurs achevant le tableau
„N'eussent aux mceurs du jour ete trop de niveau!
„Mais, oncle d'un h^ros, apostat, sacrilege,
„Nul n^a droit plus que toi d'aspirer au saint-siöge.**
**) Slugfül^raci^e, aber nid^t immer objeftit) gehaltene, 9lefroIo8e auf gäfd^
brad^ten faft atte großen politifd^en XageSblätter; nomentlic^ bie
5ingemeine Stxtnn^ in i^ren SBeilagen jum 26. aWai unb
3. 3uni 1839.
Johann !föutrülf Sd|neIL
5atS imQa'^re 1898 ba§ ©c^roetjetDoff but(^ äbftimmung
ftc^ für bie Slet^tSein^eit entft^ieb, luaren geiabe ^unbert ^a^re
tierfloffen feit bec eiflen Slnregung, biefelbe in betn bamatigen
ffiin^eitSftaate but(^jufüt|ten. Unb roenn aui^ biefer erfte SBet«
fut^ on beu «nübetroinblii^en ©c^mierigteiten, bie f"^ oon
au|en roie oon innen ben heften unb cbelften 3lbfic^ten ber
Sflännet bet ^ebetif^en SRepublif entgegenfteHten, fi^eiterte, fo
ift e§ niditSiieftoroemget eine ^flic^t banfbatev ^ietöt biefer
SSoitärapfet einet guten ©ac^e ju gebenten. Unter itinen ift
ein Snann ju nennen, ber, im @egenfa^ ju mant^em feiner
greunbe, politifi^ gar nit^t ^eroorgetteten ift, ber ober in ber
oeiantmortung§DoUen ©teQung eines ^rcifibenten beS oberften
Balltr Biogmiiticn III. 9
— 130 —
^cfoettfc^en ®erid^t§!^ofe§ burd^ feine cine§ maleren 9lic^ter§
roflrbige Unab^ängigteit, burc^ feinen unbeugfamcn 9led^t§fmn,
burd^ feine ©^arafterftärfe unb fein ^o^e§ ^ftic^tgefü^I nid^t
nur fid^ fetbft, fonbern aud) ber 93c!^örbc, ber er oorftanb, in
jenen ftürmifci^en 3^^*^"/ allgemeine 2lc^tung erworben l^atte:
id) meine 3»ö^nn 9tuboIf ©c^nett.
Sin einer ber belebteften unb älteften ©trafen 93afet§,
bem ©patenberg, erl^ebt ftd^ fein odterli^eS ^au§, ber ©paten=
l^of, beffen moberner banaler SSorberbau nic^t me^r al^nen lä^t,
ba^ ]^ier einft ber ©i^ attba§Ierifc^er ©efc^Ied^ter mar. ©cit
bem ®rbbeben, ba§ aud^ biefem ^au§ ben Untergang bereitet
^atte, lösten fid^ na^ feiner SBieberl^erfteKung im SBeft^e ab,
bie ©efc^ted^ter oon ^aHe/) üon ©fringen^) unb ^ug t)on©utj.'*)
aSon biefer te^tgenannten ^amitie ermarb ben ©palenl^of S3ür=
germeifter Äa§par Ärug^) 1564 unb mad^te il&n jum ©tamm==
l^auS feiner g^amilie. @rft im 18. Qa^rl^unbert, 1732 ging
baSfelbe erbmeife über in ben S3efi^ be§ ©mannet ©c^neü,
be§ 9lotgerber§ au§ bem Äleinbafel, unb beffen grau ^olgbia
Ärug. S)iefer ©manuel ©c^nett entftammte einer alten Sanier
SBürgerfamitie. ©ein gleid^namiger ©o^n^) l^atte eine forg*
fältige 2lu§bilbung erl^alten, mar längere Q^xt in ^oHanb bei
einem 93ruber in ©efd^äften tätig gemefen unb l^atte ftc^ nac^
feiner ^eimte^r nac^ 93afel mit ©ara ßoui§, ber 2:od^ter bc§
2lpellation§rate§ Sllbred^t fioui§ unb ber 2lnna 9Jlargareta
Äönig, nerl^eiratet. S)iefer ®^e entfprog am 7. Dftober 1767
al§ jmeiter ©o!^n Qo^ann 9tubolf, ber fpätere ^räfibent bc§
l^eloetifd^en Obergerid^teS. ©eine Qugenb fiel in eine Q^xt,
ba bie ©Ovulen S3afel§, jumal ba§ ©qmnafium, niel ju münfd^en
fibrig lie^en^), unb obmo^l ©c^neU in feinem fpäteren Seben
nerfd^iebener feiner Seigrer mit S)an!bar!eit gebadete/) fo fonnte
boc^ ber bamalige ©d^ulunterrid^t feinem lebhaften ©eifte nid^t
— 131 -
DoKauf genügen. Sn feinem ©tücfe fanb er bei feinen Sttern
t)erftänbni§ooKeg ©ntgegenfommcn für feine Steigungen. 3)ie
tWutter befa§ einen l^o^en aSerftanb oerbunben mit einem leb»
l^aften energifd^en ©eifte, ber i^rer Umgebung bie Slbftammung
Don metfc^em tBtute nid^t oergeffen tie§. 3)cm SSater rourbe
ein befonber§ fein entmidfetteS Slec^tögefül^t nad^gerül^mt, unb
wenn mir aud^ fonft nid^t oiel oon il^m miffen, fo ift e§ boc^
bejeid^nenb für feine @eifte§ri^tung, ba§ er, ber ©ifenl^änbler,
umgeben oon ben Folianten ber franjöfifd^en @ncg!Iopäbie fid^
l^at porträtieren laffen. 9luf ben @o^n maren bie geiftigen
^igenf^aften ber ®ttern in l^armonifd^er SBeife übergegangen.
9lad^ aSoKenbung ber ©d^utjeit liefen il^n bie @ltern, ba
er gute 2lnlagen jeigte^), in bie pl^ilofopl^ifd^e gctfultät eintreten,
t)ie ungefähr bem l^eutigen Dberggmnafmm entfprad^. 9lac^
^roeijäl^rtgem ©tubium erl^ielt er 1783 ben @rab eine§ Sau-
teaten unb roieberum jroei ^a^xt barauf ben eineS 9Jlagifter§
t)cr ^^itofopl^ie. 93et ber ^ßromotion ju ber te^tgenannten
SBürbe l^atte er über ba§ 2:!^ema ju fpred^en: „3)a§ bie Siatur«
fenntni§ ein gro§e§ Sic^t über bie moralifd^en SlBiffenfc^aften,
bie ©ittentel^re unb bie ©taat§funft oerbreite." Qn feiner turjen
5Rebe fu(^t ber junge SWagifter nac^jumeifen, ba§ bie ©taat§=
loiffenfd^aft bei ber ©efe^gebung SRüdEft^t nel^men mu§ auf
t)ie mannigfaltigen ©inftüffe be§ Ktima§ unb be§ Sanbe§ auf
t)ie ©emüter unb ©l^aratteren ber oerfc^iebenen Stationen.
S)iefe 3cit be§ ©tubiumg mar oon Sntfd^eibung für ©d^neU§
ganje§ fpätere^ &^btn burd^ ben @influ§ be§ al§ ^l^itologe
unb Surift ebenfo tüd^tigen wie aU 9Jlenfd^ originellen Suca§
Scgranb,*) ^ßrofeffor ber Sogit unb 9Wetap!^qfi! an ber 93a§ter
Unioerfität. SBie ba§ ©qmnafium, fo bot bie Unioerfität in
jenen Ziagen ein wenig erfreuliche^ 93ilb bar. 3)a8 blinbe
2o§, meld^e^ bei ber SBefe^ung ber ^rofeffuren entfd^ieb, fd^lo^
— 132 —
meiftenS xooifx^i SSerbienft au§ unb begünftigte ganj unbebeu«
tenbe ^etoerber. @ine ^^olge bapon roar aud^, ba^ bie gleid^en
©elel^rten ftd^ für bie perfc^iebenften Sel^rftül^te beiDarben^
roeil fte bod^ feine Studftc^t l^atten, in il^rem eigenttid^en t^ad^e
nac^ Sßerbienft berüdEfid^tigt ju werben.*®) ©o l^atte fic^ Segranb
nid^t weniger afö ad^tmaP') um oerfd^iebene ^ßrofeffuren bt^
worben, bi§ er enbtic^ ben Sel^rfhtl^I für Sogif unb SJletopl^qftt
crl^ielt. S)iefe bitteren ©rfal^rungen f^einen einen fd^Iimmen
@inf(u$ auf [eine förperlid^e wie geiftige ©efunbl^eit gel^abt ju
l^aben. 3)aju fam nod^, ba^ er mit feiner näc^ften ^^amitie
jerfaQen mar. (Sr l^atte ftd^ bal^er in ein l^intereS 9leben]^au^
beg ©palenl^ofS, am 3ntbergä§c^en, ju einer Sßermanbten, einer
gräulein Soui§, jurfidEgejogcn, bei ber er mit einer alten 9Äagb
l^aufte. 2lm XaQ^ ging er nie mel&r au§, unb l^iett feine aSor^^
lefungen in feiner SlBol^nung. SWe^r, als burd^ feine offijieHen
Kollegien, mir!te er burd^ feinen ^ßrioatunterrid^t, ber ftd^ auf
bie 3»uri§prubenj unb bie ^^ilologie erftredfte.*^) S)a pflegte er
nun eine fleine ©c^ar begabter, i!^m fgmpatl^ifd^er junger Seute
um ftc^ }u tjcrfammeln, unter benen mir SWänner begegnen mie
ben fpäteren 93ttrgermeifter ^einrid^ SBielanb unb ben l^cloe-
tifd^en 3Winifter ©d^mib. 93efonber§ nal^e aber ftanb il^m unfer
©c^neK, mit bem er f(^on burc^ gamilienbanbe oerfnüpft mar,
ba bie gamilien Segranb unb Soui§ feit altcrS^er xjermanbtfd^aft*
lic^e SBcjiel^ungcn ^®) jueinanber pflegten. Unter feiner oorjüglic^en
Seitung mürbe ©^ncK in baS ©tubium ber antifen 2lutoren unb
ber Siiti^pi^ui^^nj in einer SBeifc eingefül^rt, mie er e§ in ben
offijieUcn SSorlefungen ber Unioerfität nie l^ätte finben fönnen.
Unb als nad^ beftanbcnem SWagifterejamen ber ®ntfd^eib
über feinen jutünftigcn SebenSgang an ben jungen Oelel^rten
l^erantrat, ba folgte er miebcrum bem 9lat feines t)dterlid^en
S^reunbeS unb mal^lte bie Slec^tSmiffenfd^aft ju feinem eigent^»
— 133 —
Kd^en 95cruf§ftubium.^*) Stber [o bcgeiftcrnb mu§ ber Unter*
tid^t Segranbg in bcr antiten Sitcratur gewcfcn fein, ba§ fwi^
©d^ncH in bcn folgenben Q^l^i^en faft au^fc^Iie^Iid^ mit berfclben
befc^äfttgte. ®8 war bieg nm fo bcgrciflid^er, aö bie mi^Iid^en
SBcrl^ältniffe bet juriftifd^en gafultät il^n j^angcn, oon ben
TOtd^tigften 2^eUcn bcr Slcd^t§n)iffenfd^aft, rate j. 95. ba§ römif^c
Siedet, burd^ ^rioatftubium fid^ anjueignen.^^) Sluc^ in feinen
juriftifd^en ©tubien fanb er an Segranb ben gleichen treuen
Seigrer unb 95erater, wie bei ben p^Uologifd^en 2lrbeiten. @o
lag bie n)iffenfd^aftlid^e SluSbilbung ©d^neHS faft gan^ au^er«
^alb ber Unioerfität, unb er fonnte mit SRed^t fagen, er oer*
bante biefetbe au§fd^fte^lid^ feinem oere^rten Däterlid^en Seigrer
Segranb.*^) SluffaHenb ift, ba§ ©d^neQ nie eine auSmärtige
UniDerfttät belogen l^at, aud^ in feinen eigenl^änbigen bio«
grapl^ifd^en 9lotiien ftd^ nid^ti^ barüber finbet, ob ^ier aud^
SegranbS ©influ^ mitgemirft l^at?
Um ftd^ aber aud^ praftifd^ ju betätigen, unb ftd^ mit
bem @ang ber ßffentüd)en ©efd^äfte oertraut ju mad)en, trat
er, mie e§ bamalS für einen angel^enben Quriften ©itte mar,
in bie l^iefige ©taatsfanjlei ein. 3)ie Qtxt mar für eine foId)e
Seigre infofern günftig, afö infolge ber franjöfifd^en SReooIution
unb ber mit il^r oerbunbenen poIitifd)en SQSirren bie ^Arbeiten
auf ber Äanjlei ftd) au^erorbentlid) gel^äuft unb ftd^ mannigfaltig
geftattet l^atten, unb gerabe 95afel al§ neutrale ©renjftabt ber
friegfül^renben SWäd^te oongranfreid^ unb öfterreid^ ber©i§ jal^t*
reid^er potttifd)er SBerl^anblungen mar. 95efonber§ uiel 2lrbeit
oerurfad^te bie ©renjoerle^ung burd) öfterreid^ifd)e S^ruppen,
meldte 1791 über 95a§ter 2:erritorium gejogen maren, um bie
im 93i§tum begonnenen Unrul^en ju unterbrüdten. 58ei biefem
2lnla§ erl^ielt ©d^neU für feine au^erorbentlid^en 93emü]^ungen
eine ©ratifitation oon brei ®ufaten.^^)
— 134 —
Slber nod) war er weit entfernt, im praftif^en ©taat^bienft
feinen eigentlid^en SebenSjroecf ju fe^en, bie ]^iftorifd):^p]^iIo:'
logifdien ©tubien be^errfd)ten il^n aud^ bantatö nod^ ju fel^r^
a(§ ba§ il^n bie atabemif^e Saufbal^n nid)t angezogen l^ätte.
©0 feigen wir il^n nid)t weniger al§ fünfmal, fid) um erlebigte
^rofeffuren ber pl^ilofopl^ifd^en gatultät bewerben. S^txft
l^anbelte e§ ftd) um bie ^rofeffur be§ Sateinifd)en/®) bann im
^al^re 1790 um ben Se^rftul^t für ®efd)id)te, ber aber feinem
greunb ©manuel Sinber, aud) einem ©d^üler SegranbS, sufiel.^^)
;3m gleid^en ;3a^r prdfentierte er fiti^ für bie ^rofeffur ber
3Jlat]^ematit aber mel^r in ber 5lbjtc§t feine ^erfon in ©r-
innerung ju rufen, ^o) 2)a§ ^ai^t barauf fe^en mir il^n jmei^
mal um bie ^rofeffur ber SR^etorif tonfurrieren.^^) 3)a biefe
aSerfudie aQe oergebliti^ blieben, fo l^atte er reid)lid^ ©elegenl^eit
gefunben, ä^nlid^e ©rfal^rungen, mie fein Seigrer Segranb, ju
•
fammeln. S^folge biefer Umftänbe jogen ftd) feine juriftifd^en
©tubien l^inauS, erft 1795 fanben fie il^ren äCbfd^tu^ burd^ bie
Erwerbung be§ @rabe§ eines Sijentiaten beiber SRed^te. Slber
aud^ bann nod^ blieb er feiner Steigung jur a!abemifd^'literarifd)en
Saufbal^n treu unb bewarb ftd^ um bie eben erlebigte ^^rofeffut
beS ^ebräifd^en. 2lu§er i^m melbete fxä) nod^ ber oben er^
mäl^nte ©manuel Sinber, biSl^eriger ^rofeffor ber ©efd^id^te^
bem al§ S^^eotogen unb ^l^ilologen ba§ ^ebräifd)e ml näl^er
al§ bie @ef^id)te lag. ®a§ blinbe So§ tat aber feinen ©nt-
fd^eib unb ©d^neU ging al§ ©ieger au§ ber Urne l^ecoor am
I.September 1795.^2) gßir l^aben frül^er gefeiten, wie bei bem
unftnnigen SWobuS, bie ^rofeffuren burd)§ So8 ju befe^en^
©elel^rte gesmungen mürben, ftd^ für einen oft wenig jufagenben
Sel^rftul^I JU bewerben; e§ war bann immer nod^ möglid^, bei
gutem SBitlen ber 3Jlitprofefforen, einen 2:aufd^ einjugel^en unb
fo bie aSorlefungen feinet fpejieHen gad^e§ ju erl^atten.^®)
— 135 —
3)tefett SluSiocg betrat nun aud^ Sinbcr; faum war nämtid)
bic ©ntfd^eibung be§ SofeS in ber Siegenjft^ung befannt ge^
geben worben, fo fd)Iug er ben 2:aufci^ feiner ^rofeffur mit
ber ©d^nellg oor.^^) 2)ie SRegenj roünfd^tc aber, beoor fie
einen (Sntf^eib fätte, aud^ bie Slnfi^t be§ eben geroä^Iten
^rofefforS ju ^oren; e§ erfd^ien il^r wünfc^en^roert, ba§ aud^
Donfeiten beSfelben ein ä^nlid^e^ ©efu^ um 2:aufd^ au§ge^en
möd^te. 3w einem folgen ©d)ritte fonnte ftc^ aber ©d^neU
nic^t entfc^Iie^en, rool^I mu^te er firf) fagen, ba§ fein g^reunb
weit geeigneter fei, ben ^fli(^ten einer ^ebräifd^en ^rofeffur
nad^jufommen, al§ er, ber nad^ feinem eigenen ®eftänbni§ ba§
^ebräifc^e bamate faum angefangen ^atte, etn)a§ fennen p
lernen, aber fein feines 2:attgefü^t oerfagte e§ i^m, glei^ aftio
mitjuroirfen bei einem folc^en S^aufd^^anbet.^^) @r erftärte
Da^er, fid^ in biefer ©ac^e ganj paffto oerl^alten unb fid^ bem
©ntfd^eib ber SRegenj fügen ju motten, fatt§ fie ben 2:aufrf)
für bie Unioerfitdt nü^Iirf) era^te. 93ei biefer feiner 3iu§erung
blieb ©c^neQ, obgteid) bie SRegenj eine roirffamere ^Beteiligung
feinerfeit§ forberte, inbem er feine Gattung bamit motioierte,
er ^abe ben S^auf^ nid^t gefuc^t, ba^er begehre er i!^n nic^t,
bod^ motte er ftd^ bem SBunfc^ ber 9?egenj fügen. 2**) ®iefe
befd^Io^ nun, ben 2:aufd) ber ^rofeffuren „afö fel^r nü^tic^
unb anflänbig für unfere ^o!^e ©^ule" bem 9iate jur SBe^*
ftätigung ju empfe^Ien.^^) 2)a ber 9iat bie ©ntfd^eibung ber
9?egens überlief, fo mar fie e§, bie ben Umtaufe^ „mit aSer=
gnügen" in ^raft erflärte, „afe etma§ ju nu^en unb @^re
unferer Unioerfität gereid^enbe§."
3)amit fd^ien ©d^nett, fic^ entf^ieben gteic^ feinem Se^rer
Segranb ben p!^i(ofop^ifc^=]^iftorifd)en ©tubien jugemanbt ju
^aben, aber gerabe bie ^rofeffur ber ©efc^ic^te unb fpejiett
ber oaterlänbifc^en @efc{)id)te fottte für i^n nur bie oorberei^*
— 136 —
tenbe übergangSfiufe bilbcn ju feinem wal^ren Seben§berufe,
bem 9lid)teramte. 9lod^ roar fein ^at)x oerfloffen feit bem
antritt feiner ?ßrofeffur^ afö er ftd^ ber Stage gegenüber ge^
fteUt fal^, bie fiel^rtätigfeit aufzugeben unb ju bem praftifd^en
©taatSbienft ber 3>ubitatur, moju il^n feine gäl^igteiten riefen,
überzugeben. @8 l^anbelte ftd^ nämlid^ um bie 93efe^ung beS
©d^ultl^ei^enamte^ ber mel^reren ©tabt ba§ btSl^er fein greunb
^einrid) SQSielanb befleibet l^atte, ba§ berfelbe aber nieberiegen
mugte, al§ im fBlai 1796 bie SJBal^l jum ©tabtfd^reiber in
Sieftal auf il^n fiel.^®) Unter ben mannigfad)en ®ifafterien
beS alten 95afefö bilbete eine§ ber mid)tigften ba§ @tabt=
gerid^t, ba§ Don bem auf fiebenSjeit gemäl^Iten @ci^u(t^ei§en
präfibiert mürbe. ®§ beftanb au§ bem SBorft^enbcn unb jmölf
Slid)tem, Don benen fed^S bem tieinen Slat, fed^§ bem großen
Slat ober ber ©emeinbe angel^ören mußten. SQ3ie bei ber
^Regierung, fo roe^felten aurf) bie ben SRäten angel^örenben
SHd^ter jläl^rHd) an 3>ol^onniS 58aptiftae in ber Söeife, ba§ bie
„alten" SRid^ter im State „neu" waren unb umgefe^rt. ®a§
Urteil fprad)en bie Siid^tcr, bei ©timmengleid^l^eit l^atte ber
©c^ultl^ei^ ben ©tid)entfd^eib. ®iefeS S^ribunal entfprad^ in man^*
d)er ^infid^t bem l^eutigen ^ioitgerid^t : e§ urteilte über @rb
unb ©igen, in ©d^ulbfad^en, fobatb e8 ftd^ um mel^r al8 jel^n
^funb l^anbelte, unb bei ^[njlurienftagen. SWinber mid^tige
^dUe mürben vom ©d^ultl^ei^en in feinem SBerl^öre bireft er^
lebigt. SJaneben präftbierte er ba§ fogenannte ©tu^Igerid^t,
ba§, eine ^Bereinigung beS 9?ate8 unb be§ ©tabtgerid^te§, über
tobe^mürbige SBerbredien ju fpred)en l^atte.^^) SWit bem 2lmte
eine§ ©d^ult^ei^en mar aud^ ein ©i§ im großen 9iat oerbunbcn,
fomie bie 8Q3a]^lfä^ig!eit jum ©tabtfgnbitat.®^) SGBie mir feigen,
maren bie gunttionen biefe§ 3Jlagiflrate8 au^erorbentlid) oiet»
feitige unb oerlangten au^er genauen juriflifdien ^enntniffen
— 137 —
bie ^el^errfd^ung bet franjöftfci^en unb tateinifd^en ©pra^e.
Unb obn)o^{ nur itoeimal in bet SBod^e offtiieQe @erid^t§fi^ung
ftattfanb, fo nal^mcn bie täglid^en SBcrl^öre unb bie oielfad^en
iRe^tiSanUegen, mit benen bie Sürgerfd^aft in faft aQen il^ren
Slngelegenl^eiten an ben ©d^ultl^ei^en gelangten^ DoHauf bie
Äraft eine§ 3»anneS in 9lnfpru^.*^) ^n SRttdEftc^t batauf
l^atte man im ^al^re 1785 bie ©inna^men beS ©d^ultl^ei^en,
ber, abgefel^en oon ber freien Slmtöiwrl^nung im Söurgl^of am
©c^Iüffelberg, jä^rtid^ ungefähr 600 i^ belogen ^atte, um 200 ^
erl^ö^t. ®erabe biefe SBielfeitigfeit beS SlmteS mu^te auf einen
J^uriften bcfonberS anjiel^enb mirfen. ©o entfd^Io^ ftd^ ©d^neU,
um biefe ©teQe einjutotnmen unb l^atte bad ®iüd, unter ben
fed)§ ©emerbem burd)§ So§, baS bieSmat jur Slbmediflung
nid^t blinb mar, ertoä^It ju werben.") SBie fel^r man i^n
fflr bie geeignete ^ßerfönlid^teit anfa!^, jeigt ber 95rief eine§
greunbeS, ber i^m bamafe f d^rieb : ,,?Bie freute e§ mid^ nid)t,
baß bu nun an einer fo e^renDoQen ©teile bift, bie ganj beinen
833ünfd^en unb beinem praftifd^en ©inne angemeffen ift. SQ3ic
t)iel l^aft bu nid^t Slnlaß, gute§ ju roirten unb wie birett tannft
bu nid^t auf baS SBol^l beiner SWitbürger ©influß ^ben."^^)
@§ fam ©d^neU außerorbentüd) ju ftatten, baß fein ^teunb
Sßielanb bie @rtaubni§ t)om State erhielt, nod^ einige SRonate
in ©afel Derweilen p bürfen, um feine Derfc^iebenen Sieben*
ämter, wie bie Siec^nuugSffi^rung ber Slrmentrantentommiffton
unb ber SBrot* unb ©tridtanftalt in georbneter SQSeife nieber»
legen ju fönnen, benn niemanb mar ja geeigneter al§ ber frül^ere
©c^ultl^eiß feinen SUad^foIger in8 9lmt einjuffil^ren.®*) ®a mar
e8 benn im SBergleid) bamit ein geringes Opfer, baß ©d^neU
erft im folgenben grü^jal^r feine SlmtSmol^nung bejiel^en tonnte.^^)
3)em neuen ©d^ultl^eiß, ber mit großer greube an feine
tid^terlidie 2;ätigteit heranging, gelang e§ rafd^, bie allgemeine
— 138 —
Sichtung unb Siebe feiner 3Jlitbütger ju erroerben.^^) ®8 war
ballet nur natürtid^, ba^ i^m toeitere @^renätnter übertragen
würben: fo rodelte i^n ber gro^e SRat in bie mit ber Ste«^
organifation beS @d)uln)efen§ unb fpejicQ be^ @qmnafium§ be^
tränte ©c^ultommiffion.") SBenn er aber gel^offt l^atte, in
bem rid)terlid)en Stmte eine§ ©d^ultl^ei^en, ba§ fo gang feinen
gäl^igfeiten entfprad) unb ba^er ju feinem maleren ScbenSberuf
geworben mar, eine tangjäl^rige frud^tbare SQSirffamfeit entmidteln.
ju tonnen/^) fo foHte er ftd^ barin grünbtid^ getäufc^t fe^en^
benn faum maren anbertl^alb ^af^xt feit feiner Berufung ocr*
ftric^en, atS mit bem im Q^nuar 1798 erfolgten ^wfammen^^
brud^ ber alten ©taat§orbnung aurf) bie feit S^'^^^w^^^i^ic^
beftanbenen ©itafterien ba^ingingen: afö te^ter ©^ult^ei^
ber ©tabt 95afet l^at ©d^neU, menn aud) nur furjc 3^^*/ f^-
bod^ el^renooQ feine§ 2lmte§ gewartet unb in mürbiger 9Beife
bie lange SRei^e feiner SSorganger gefd^Ioffen.
Slid^t lange mu^te er feinen oertorenen SCBirfungSfrei^-
bebauern, benn balb eröffnete ftd^ il^m ein ungeal^nteS 2lrbeit§'
felb, mie e§ i^m feine SBaterflabt mit il^ren engen ©rengen nie
^ätte bieten fönnen. Unb gerabe bie potitifd^e Ummäljung,.
bie il^n eben nod^ feine§ 2lmte§ beraubt l^atte, foHte i^m bea
SQ3eg ebnen, ber i^n auf ben ^ftl^epunft feine§ Seben§ führte.
2lm 12. Slprit 1798 mar in 9larau feierlid) bie S8egrün=
bung be§ ^ctoctif^en ®in^eit§ftaate§ oerfünbet morben. ®in*
l^eitlid^ mußten nun aud^ bie einzelnen Seile feines «^auSl^alte^
georbnet merben; befonberS bringenb forberte baS Suftijmefen
eine raf^e 9ln!^anbna]^me ber 9leueinrid)tung. SBenn aud^ nur
in flüd^tiger ffisjen^after gorm, fo gab borf) bie SBerfaffung
bie nötigen 2ln]^alt§puntte, nad^ benen man bei ber Drganifierung
porge^en !onnte. Sin ©teile ber mannigfaltigen, oielfad^ mit
ben SRegierunggorganen oerquidften ©ifafterien ber einjelnen
— 139 —
©täube fcfete fie m cinl^citlid^ gcorbnetcS ®erid)tSwefcn: für
bie nieberfte ©cric^töbarfeit bicnten bie SBcjirfSgerid^te/^) fte*
Ratten in QmU unb ^oUjcifad^cn ju fpte^en; über il^nen ftanben
bie ÄantonSgerid^te/®) bie in erfter Qnftanj in ^auptfriminat
fttd^en unb in testet ^[nftanj in allen anbeten Äriminatprojeffen,
femer in QmU unb ^olijeifad^en entfd^ieben. 9KS ^öd^fte rid)*
terüdie ©el^örbe fungierte ber oberfte ©erid^tSl^of/O ^^ f^Dte
ol^ne SlppeQation in ftriminalfad^en urteilen, n^eld^e bie %ohtS^
fhafe, bie ©infperrung ober bie 3)eportation auf jel^n ^a\)Tt
ober mel^r nad^ ftd^ jogen. aiud^ befa^ er ba§ ÄaffationSred^t
in 3i^ilfad^en bei ©prüd^eu ber untern ©erid^te, weldie au§
SRangct an Äompetenj, wegen SBerle^ung ber gorm ober ber
©taatSoerfaffung nid)tig wären; ferner ftanben unter feiner
3[uri§biction bie SWitgUeber ber gefe^gebenben Se^örben**)
unb beS aSoHjiel^unggbirettoriumS.*^) über bie SBefteQung be8
oberften @erid)t§]^ofe§ beflimmte bie SBerfaffung, ba^ jeber
ftanton einen 9iid^ter unb einen ©uppleanten xoa^tn foQte^
oon benen jä^rlid) ein oierter 2:eil au§jufrf)eiben ^tte.**)
^öd^ft bebenfUd^ für bie Unab^ängigfeit bc§ @erid)t§^ofe§ war
ba§ bem aSoHsicftungSbirettorium jugeftanbene 9ted)t, ben ^x&^
fibenten, ben öffentlichen Slntläger unb ben Dbergeri^t§f^reiber
ju ernennen*^) unb gegebenenfalls ju entfe^en/®) Site einfl*
»eiliger ©i^ war bem S^ribunal ber gteid^e Drt angeroiefen,.
in roeld^em bie gefe^gebenben SRäte unb ba§ aSolljie^ung§=
bireftorium refibierten, bod^ blieb ber SegiStatioe unbenommen
auf Slntrag be§ 3)ireftorium§ ben ©i^unggort ju dnbem/^)
S)ie ganje Drganifation be§ @efc^äft§gange§ mar naturgemäß
ber ©efe^gebung überlaffen, ni^t ju fpred^en oon ben 93e*
ftimmungen eine§ allgemeinen Simh unb ©trafred^tcS, bie ja
ein ftraffcr Sinl^eitSftaat, wie ber l^etoetifd^e, notmenbig forberm
mußte.
— 140 —
9lod^ el^e in 2lorau bic SBerfaffung Don ber SUationafocr«
'fammlung angenommen morb, ^atte in 93afel fc^on am 2. Slprtl
1)ie SBa^Ioerfammlung ben SSertreter beS ^antoniS im jutünftigen
ioberften @m6)tSt)o^ gemäl^lt; eiS mar unfer i^ol^ann iSuboIf
^d^neU/®) SQ3ir bürfen il^m glauben, menn, wie er felbft er*
jä^lt, bie Berufung ^u biefem mid^tigen Slmte „ganj unerwartet
tinb ebenfo ungefuc^t" an il^n l^erantrat.*^) (St, ber entfc^ieben
t)ie neue ^eranbredjenbe Slera begrüßte, al^mte bennoc^ feine
^reunbe mie SucaS Segranb unb Sicentiat ©d^mib ober feinen
IBetter SBernl^arb ^uber nid^t nad^, bie ooQ 95egeifterung ftd^
in ben Strubel ber politifd^en ^Bewegungen, bie um bie Qal^reg*
wenbe oon 1797 auf 1798 unfere ©tabt erfüllten, ftürjten,
t)a8u war fein SlatureH unb ©efmnung ju gelten unb ju
'gemäßigt. ^) Stud^ mugte i^m fc^on ba§ feine ©efü^l für baS,
ToaS il^m afö Siid^ter gejiemte, ein öffentIid)eS Sluftreten in
wiener poUtifd^ fo erregten Qtxt oerbieten. @§ fprid^t bal^er
Diel für ben SBerftanb unb bie politifc^e 93itbung feiner SQSä^ter,
1)a§ fie tro^ feiner 3urüdt^altung il^m i^re ©timme gaben,
•«benfofel^r war e§ aber eine Slnerfennung ber oorjügUc^en
@igenfd)aften feinet ®^arafter§ wie feiner gä^ig!eiten, ba§ il^n,
1)en nod^ nid^t breiunbbrei^igjäl^rigen, baS SBertrauen feiner
aJlitbürger in bie ^öd^fte gerid^tUd^e ©c^örbe be§ SanbeS erl^ob.
3Slxt biefer SQSal^l begann für ©d^neU bie fd^wierigfte, aber aud^
t)ie fd^önfte Qext feineS Scben§.
2lnfang8 3Jlai erhielt er oom SBollsiel^ungSbireftorium bie
^uffoberung, ftc^ jur Äonftituierung beS oberften ®erid)t§l^ofcS
uad^ Slarau ju oerfügen/*) 2:ro^ ber fd)on fleißig abeitenben
l^etoetifd^en ©efe^eSmafd^ine war bi§ bal^in für bie Quftij«
organifation nod^ mä)tö gefdjel^en au^er bem @rla^ eines einzigen
®efretS, ba§ fe^r bejeid)nenberweife bie SBetleibung ber Ferren
Dberrid^ter beftimmte. ®arnad^ erl^ietten fte ate SlmtSuniform
- 141 —
„einen fd^roatjen SRocf mit einer Steige eng aneinanberfte^enber
knöpfe, fiber bie 93ruft ^erab jugetnöpfet, ben fragen \)oi^
unb fliegenb unb oon gleid^er garbe, aber Don ©ammet mit
einer leidsten einfad^en ©robure üon @otb geftidtet." SJie-
knöpfe an ber Äfeibung waren gelb, SBeften unb ^ofen von
gleid^er garbc mie ber diod, eine über bie redete ©d^ulter jur
linfen ^üfte l^in getragene breifarbige ©d^ärpe, ein runber ^ut.
mit roter ©trau^feber DerooHftänbigte baS Äoftüm.^^) 2lm
23. 3Rai erfolgte bie feierlid^e ®rÖffnung§ft^ung beS oberften.
©erid^t^l^ofeS.'^*) SRur eine Meine 3^1^^ ^on 3Jldnnern mar tS^
bie ba juf ammentraten , benn oon ben in ber Äonftitution
oorgefel^enen 22 Kantone l^atten nur neun il^re Dberrid^ter mit
il^ren ©uppleanten gefanbt nämlid^ bie Äantone Slargau, 93afeC.
Söem, greiburg, Sujern, Oberlanb, 2:]^urgau unb 3ö^i^^ ^uS-
bem Äanton Seman mar menigfteng ber ©uppleant erfd^ienen.
3um ^räfibenten ^atte ba§ 2)ire!torium auffaQenbermeife
nid)t einen ;3uriften, fonbern ben aSertreter a3ern§, ben Slrjt
SHbrcd^t Slengger au§ Srugg bejeid^net, beffen 9lame bana
aUerbingS in ber ©efd^id^te ber ^etoetif einen guten Ätang.
erl^alten foHte. @in tüd^tiger ^\in^ mar bagegcn fein ©uppleant,.
©amuet Submig ©c^neU au§ SBurgborf. 2lu§ Söafel crfd^ien
neben ©d)nell afe ©uppleant ber au§ alter ^furiftenfamitie^
ftammenbe Dagobert ©qfenbörfer. S8efonber§ na^e traten im
Saufe ber Qtxt unferem ©rf)nell fein gleid^namiger SSerner*^
loUege, ferner ber 2largauer SRingier^^) unb ber SQSaabtIänber
be Sroufaj. ©d^on in ber erften ©i^ung begann ber ©erid^t^*
l^of fid^ mit feiner Drganifation ju befd^äftigen. @ine oom
^räftbenten ernannte Äommiffion erl^ielt ben 2luftrag, bie gragen
ju beftimmen, meiere ba§ S^ribunal in betreff feine§ organifc^en
®efe^c8 bem ®ireftorium oorgulegen l^abe. ©tcid^ in biefer
erften Äommiffton fal^ ftd^ ©d^neU oereinigt mit feinen fpdtera
— 142 —
greunben ffiroufaj unb SRingicr.") 3)cm 3)irc!torium jcigte
ber @erid^töl^of bie QSröffnung feiner ©i^ungen, fon)ie bie ge-
faßten ©efd^Iüffe an, jugleic^ würbe ba§ ®efud) gefteQt, ba
ber ^of bis jum @rfd)einen eine§ neuen unb ,, einförmigen"
kriminal* unb 3i^itö^f^^l>w^^^ ^^^ ^^" bi^^er in bem ganjen
Umfang ber 9?epublit gültigen ©efe^en urteilen foHte, bie nötigen
^efel^Ie ergel^en ju laffen „jur ^erbeifd^affung unb (Sammlung
aller bur^ ganj ^eloetien bi§ je^t in Äraft beftanbenen ©efe^^
büc^er, Statuten unb ^artitularred^te.''^^) SJBenn aber ber ©e^
rid^t^^of erwartet l^atte, baß bie anbern ©el^örben fid^ ebenfo be=
eilen würben, wie er eS getan, fo foHte er fid^ barin bitter tdufd^en.
©rft am 31.33lai jeigte baS SBoQjiel^ung^bireftorium bem großen
9tat an, baß ba§ Dbergeric^t gefe^Iic^e ©eftimmungen über
^eine innere Drganifation oertange.^^) ^n ber am S^age barauf
gehaltenen ©i^ung be§ ©erid^tä betlagte ftd) SRengger bitter
über biefe SUad^löffigfeit, unb mad^te, um jebe weitere berartige
SBerjögerung ju oermeiben ben Sßorfc^lag, ob nid^t ber ©erid)t§=
l^of narf) „einer prooiforifd^ felbft ju beftimmenben Drganifation
feine SSerrit^tung antreten fönnte." ®amit erftdrte fid^ ba§
Dbergerid^t eint)erftanben, allein nod^ e^e bie SBer^ anbiungen
weiter gebieten waren, trat burc^ bie 93erufung 9iengger§ an§
UWinifterium be§ Innern ein plö^tid^er SBed^fet im ^räftbium
ein. Äraft ber SBerfaffung ernannte ba§ SJireftorium jum
Ulac^fotger 3iengger§ ben 33a§ler Dberric{)ter ^^ol^ann SRubotf
©(^neH.^^) aSergeben§ ^atte er ftd^ me^rfad^ geweigert, biefe§
ebenfo wichtige wie el^renoolle 3lmt ju übernel^men ; ben SBeifaH
aber, ben er bei ber SWitteilung feiner eigenen ©rl^ebung bei
feinen ÄoHegen erntete, bewie§ i^m, wie fe^r er e§ in ber
!urjen Q^xt i^reS 3wfttJ«ntenfein§ oerftanben l^atte, i^re 2ld^tung
unb Swtt^igw^g JU erwerben.^®) S5a§ SJireftorium foHte feine
iSia})l nid^t bereuen, benn, nad^bem nun einmal ©d^neQ bie
— 143 —
x\jm übertragene SBfirbe angenommen l^atte, tannte er nur ein
^iet, auf bag er feine ganje Energie unb alle feine gä^ig!etten
t^ermanbte, nämlic^ bie Erfüllung ber ^flid^tcn feine§ 2lmte§.
2118 ndd^fte 2lufgabe (ag il^m ob, ben Don feinem SBor*
•ganger fd)on angeregten SBorfd^Iag einer möglid^ft rafd^en Drgani*
f ation be§ 2:ribunafö miebcr aufjunel^men. @r tat bie§, inbem
«r bie aRotion fteHte, „ob nid^t bie Stnl^äufung ber ©efd^äfte
itnb mel^r nod^ bie Siechte ber 3Jlenfd)]^eit erforbern eine pro^
t)iforifd^e SSerfügung über ben @aug ber Äriminalprojeburen
^u erlaffen?" SJie-Slbfaffung einer foId)en SBerorbnung über*
trug ber @erid)t§]^of einer Dom ^räfibenten ernannten Äom«
tniffton.^^) SBal^renb nun biefelbe unter ber Seitung @ci^neQ§
an bie Slrbeit ging, erneuerte ba§ Tribunal feine bringli^en
tBorftcKungen beim 2)ireftorium wegen ber no^ immer mangeln*
ben aSerorbnung betreffenb bie Drganifation feine§ 93ureau.
3)ie 9iäte möd^ten eingelaben werben, fi(^ augjufpreci^en über
^ie @rteilung einer aSoHmac^t an ba§ Dbergerid^t, feine pro*
t)iforifci^e Drganifation felbft treffen ju bürfen.^^) Sluf biefe
«rneuten SÄa^nungen l^in trat ba§ ©ireftorium am 17. Quni
Dor ben großen 9iat unb oerlangte oon biefem bie 3ln!^anbna^me
ber Drganifation beS Dbergeri^te§ unb feines 93ureau. Sluf
ben SÄntrag ©f^erS au8 Qünii f)xn wirb biefelbe bcm genannten
Tribunal jur prooiforif^en ©rlebigung überlaffen.^^) SRid^t fo
glatt, mie im großen 9lat, verliefen bie SSerlianblungeu über
ben gleichen ©egenftanb im ©enate am 19. :3uni. ^ier mar
e§ ^^Seter Dc^i^, ber mit großer (Sc{)ärfe ben SSorfd^lag angriff.
@r fanb barin, mal^rlic^ ni(^t mit Unred^t, „einen neuen Söemci^,
Toie fd^led)t mir in ben erften 3Jlonaten unfrer ©i^ung fegen
gefül^rt morben, ba man erft je^t baran ju beuten fc^eint, ba^
ber Oerid^tS^of einer Drganifation bebarf." 9lad^ biefem gegen
baS ©ireftorium gerid^teten SÄuSfall, roanbte er ftc^ gegen ba§
— 144 —
Dbcrgcrid^t fclbft, er warnt ben SBorfd^Iag anjuncl^mcn, bcnu
fd^on fd^toebtcn gdUe oor bcm @crtd^t§^of. (Sollte biefer jet^t
bie 93o(Imad)t erhalten, fo gebe man il^m bie ©elegenl^eit, ftd^
TOtUfürlid^ unb burd^ Seibenfd^aften geleitet ju organifteren.
überl^aupt üertünbe bie Sonftitution flar unb beutlid^, ba^
biefe Drganifation eine ©ad^e bcr ©efe^gebung fei. 3)anf
biefer l^eftigen Siebe Denoarf ber ©enat bie SBortage.®') SJamit
l^atte Diji bem ©erid^tS^of in feiner bebrängten Sage einen
fd^Ied^ten ®ienft erroiefen, ba jebenfaUg bie Dberrid^ter el^er
imftanbe waren, eine Dortdufige Drganifation rafd) }u entwerfen^
at§ bie gefe^gebenben 9täte mit il^ren orbnungi^lofen unb ner«
mirrten SBer^anblungen. ©Ittdttid^ermeife mad)te fi^ biefe 6r*
fenntniS boc^ geltenb, foba^ ber SBermittlungSantrag Äul^nS,.
burd^ ben aud^ bie Siebte ber Segiätatioc gemalert blieben, in
beiben Släten burd)ging, nämlid^ bem Dbergerid^t bie Slbfaffung
eine§ @ntn)urfe§ über feine eigene Drganifation ju überlaffen,
ber bann aber ben ©efe^gebern oorgetegt werben foKte.^*)
@inige SGBod^en fpäter am 20. 2luguft überfanbte ber oberfte
@erid^t§]^of feinen ©ntmurf ben gefe^gebenben Körpern. ^^) SBo^l
beantragten ©fc^er oon Qüxx6i unb ^uber oon 83afet im großen
Slat fc^Ieunige ©riebigung ber SBorlage/^) aber neue ^inberniffe
traten in ben SQ3eg infolge ber übcrfiebtung ber l^eloetifd^cn
93e^örben nad^ Sujern. ©o bauerte e§ bi§ 3Jlitte gebruar be^
folgenben 3a^re§, bi§ alle 2:eite ber prooiforifd)en Drganifation
@ef e^e§fraf t erl^ietten. 3)a§ Dbergerid^t gab bur^ ba§ Drgan f eine§^
^röfibenten bei ber Übergabe be§ ©ntmurfeS eine S^arafteriftit
be§felben. 3Jlan l^abe ftd^ bei ber 2lrbeit auf bie 2)efinierung,
fotdier aSerl^ättniffe befd^ränft, mel^e bie Äonftitution unbeftimmt
laffen mu^te, unb über bie i^rer SHeu^eit wegen bie bigl^erigen
©efepüd^er ni^tS feftfe^en fonnten. „@S ift bal^er einleud^tenb/'
fo fäl^rt ber ^fäftbent fort, „ba§ biefer ©ntwurf el^er wie ein.
- 145 —
aSerbinbeglteb ber alten ®cfc§c mit bcr neuen Äonflitution,
rocId^eS bie Slnroenbbarfeit berfelben unter anbem SSerl^ältniffen
mÖgUd^ machen foH, benn al§ ein SBorfd^Iag ^n eigentlld) neuen
©efefeen, ju beurteilen ift. SJa^er legen wir ben in biefem
@ntn)urf entl^altenen 9tormcn lieber ben ?iamen oon prot)ifo=
rifd^en SBerorbnungen aU ben oon permanenten ©efe^en bei.
2)enn fobatb ba§ allgemeine !^e(oetifd^e ©efe^bud^, ba§ wir mit
Ungebutb oon i^rer SBei^^eit erwarten, promulgiert fein mirb,
muffen bie beiliegenben SBerorbnungen oon felbften bal^infaQen."^^)
S3eoor bie ®efe^e§oor(age oon ben 9?äten angenommen mürbe,
^tte ©d^neU ate ^räfibent noc^ außerorbentlid^ oiet 2lrbeit
burd^ näd^telange ^Beratungen mit ber parlamentarifd)en Som*
miffton, ber bie Prüfung be§ @ntmurfe§ übertragen morben
mar. 9tac§ einigen allgemeinen SBorfc^riften über bie ®efc^äft§*
orbnung, über bie SJlitgtieber unb bie 93eamten be§ oberften
®eric^t§^ofe§ befc^äftigte fid^ biefe SBorlage juerft mit bem
^roje^gang bei ÄriminalfäUcn. 3)ie mid)tigfte Söeftimmung
betraf babei bie 2:obe§ftrafe, bie nur mit jmei 2)rittel SÄe^r
auSgefprod^en merben fonnte. 2(uf bie ^rojebur ber Äriminal^^
fälle folgte bie ber 3iüilfälte, bie jur Saffation oor ba§ gorum
be§ Dbergerid)te§ gehörten. 93efonber§ umftänblid^ mar ber
S^eit be^anbett, in bem e§ fid^ um bie ^rojeffe gegen ®lieber ber
gefc^gebenben Siäte unb be§ 9Solljiel)ung§bireftorium§ Rubelte,
JU beren SBerurteilung jum 2:obe eine ©timme über ba§ Qxotx
drittel 3Jle^r erforbertid^ roar.^^)
2lu§ biefen eben angeführten SBerl^anblungen lä^t ftd^
beutlid^ erfenuen, mit melden ©^mierigteiten ber ®eri^t§^of
allein fd^on bei feiner Drganifation ju tämpfen !^atte. @§ fanb
bieg meniger feinen ®runb in ber ®teid^güttigfeit, ate oielmel^r
in ber parlamentarifc^en Unerfal^ren^cit ber ®efe^geber, bie mit
gleid^em S^it^wf^^^^^ flö^i unbebeutenbeg mie ]^od^mid)tige§
SaSIer 9iograp^ten III. ' 10
— . 146 —
bel^anbcltcn. ©inen befonber§ inftruttben gaU bicfer 2lrt pro=
oojierte im QuK 1798 ber ©crid^tS^of roibcr feinen SBitten.
^erfelbe l^atte fid) nämlid^ an ba§ SSoQiiel^ungSbireftorium
geroanbt um über ben @i^ ber 93eprben ©emt^^eit ju erhalten.
%ik baS 2:ribunal fei e§ oon SOSid^tigfeit, folange fein attge-
meincS QimU unb Äriminalgefe^ eyiftiere, in ber Släl^e ber
übrigen fonftituierten ©ewalten ju bleiben. (Sollte etwa be*
abftd^tigt werben, ben ©i^ be§ ©erid^tSl^ofeS ju üerlegen, fo
münfd^te biefer felbft einen SBorfd^lag ju mad^en.®*) ®tefe ganj
unDerfängli^e Stnfrage, bie burc^ bte SQ3o^nung§umftänbe be§
@'erid^t§]^ofe8 bebingt mar, erregte im großen 9?at, oor ben
ba§ ^ireftorium bie @ad)e braute, eine mal^rl^aft ungel^euerlic^e
3)iStuffion, au§ ber ©fc^er feinen anbern StuSroeg fanb, al§
Eintrag auf 2:age§orbnung ju ftellen mit ber 93egrünbung/ eine
Snberung beS ©i§e§ beS Obergerid^tS f önne na^ ber SBerfaffung
nur auf Sßorfd^lag beS S5ireftorium§ erfolgen. Unter anberem
fprad^ einer ber 9iate namens @^apani bie ^efürd^tung au§^
man rooHe bie l^eloetifd^en 33e]^örbcn in einen ber frühem Diu
gar^enfi^e bringen. 3)ie gurc^t oor biefen böfen Oligurien l^atte
il^n fo erfaßt, ba^ er ben Stntrag fteQte, fein SMitglieb ber
frül^ern ^Regierungen bürfe jel^n ^af)u lang ju ©teilen in ber
neuen SRepublif wählbar fein. 2lm meiteften ging ^aaS au§
Söafel, ber oon ^erfuleg am ©d^eibemege fprad^ unb warnte,
man folle fic^ nic^t oerfül^ren laffen; man muffe in ber ^läl^e
granfrei^g bleiben. „Slu^erbem/' fo fd^lo^ er feine Siebe,
„foHen mir ni^t oergeffen, baß mir in genauefter SBerbinbung
mit ber großen SRepublit fielen unb un§ alfo ja nic^t ju fel^r
i^rem nad^barlid^en ©influß burd^ ju ftarfe Entfernung oon
il^ren ©renjen entjiel^en." @in mol^loerbienteg ©emurre mar
bie Slntmort auf biefe fonberbare ©ypeftoration.''^) SBie fleinlid^
oft bie Singriffe maren, bie ftd^ in ben SRäten gegen ba§ Dber*
— 147 —
gerid)t erl^oben, beniieS ber obengenannte @iapani, ber eine be«
fonbere älbneigung gegen ben ©eri^tSl^of gehegt l^aben ntug,
ote er im gebruat 1799 mit großer ©ntrüftung Wagte, ba§
Obergerid^t bebiene ftd^ immer nod) ber alten oligard^ifd^en
5^rmel „SQ3ir ^räfibent 2C. tun ju miffen ac./' unb trete über*
l^aupt anma^tic^ gegen ba§ ©ireftorium auf. 3[n bie Älage
€apani§ ftimmte nod^ ein anberer ©ro^rat, ^BiHeter, ein, ber
fid) barüber ärgert, ba^ auc^ anbere niebere ©erid^te „jene
ölten ftintenben gormetn" brau^ten.^^ Qux ©enugtuung biefer
Ferren befd^Io^ ber große 9iat wenige 2;age barauf, folgenbe
Titulatur: „®er oberfte ©erid^t^l^of ber einen unb unteilbaren
^eluetifc^en 9le|)ubtit'' amtlid^ feftjufe^en.
3)em 2:ribunal l^Stte man ffiglid) biefe fleinlid^en ^Jeinb^^
f«Iigf eiten erfparen bttrfcn, benn e§ mußte ol^nebieg mit unenblid^
oieten ©^mierigfeiten fämpfen. ©d^on ber Umftanb, baß feine
SWitglieber nie ooIIjä^Ug erf^iencn, mirfte ^öd^ft nad^teilig auf
ben ©ang ber ©efd^äfte. Unoerantroortlid^ mar e§, mie gemiffe
Kantone ftd^ nid^t einmat bie ÜJlül^e nal^men i^re 9ii^ter unb
©uppteanten ju mäl^Ien, fo 8- 93. ©olot^urn, baS mä^renb ber
gangen ^eloetif nie einen SSertreter in§ Dbergerid)t aborbnete.")
@ine DueQe meiterer @d^mierigteiten mar, baß, ganj abgefel^en
Don ben politifd^en unb friegerifc^en SQSirren, bie jeitmeife ben
®in^eit§ftaat an ben SRanb be§ SBerbcrbenS filierten unb bal^er
naturgemäß bie Slrbeit be§ ©erid^t§]^of§ lähmen unb befd^ränten
mußten, bie meiften untern ©erid^t^bel^örben ^^) unter einer er*
fdiredtenben Unerfal^renl^cit litten, roa^ nid^t anberS al8 außer^
orbentlic^ erfd^merenb auf ben ©erid^t§gang roirfen tonnte,
^efonberg mad^te ftc§ bie§ baburd^ gettenb, baß ber oberfte
©eric^tSl^of burd^ bie unenblid^ oielen bei einiger ©efd^äftS-
fenntniS ber untern ^^nftanjen leidet ju oermeibenben SÄpcHas
tionen mit Slrbeit überlaftet mürbe. 3)er öffentlid^e Stnftäger
— 148 —
ÄoHer erlag beinal^e unter ber SWaffe ber ©efd^äfte, foba^
er fid^ genötigt ^af) um bic SlnfteHung eineS ©uppleantcn ein*
jufontmcn.''*) ®ie Urfac^e biefer 3Ri§ftdnbe lag Dielfac^ an
ber 9leuorganifterung bc8 ®cric^t8n)cfen8 felbft, benn man burfte
nid^t erwarten, ba§ fid^ bie an fo mannigfachen formen ber
Slec^tSpflege gemöl^nten ©ebiete ber Sd^meij fic^ nun plö^Iid^
an bie ftraff einl^eitlid^ ol^ne Siüdftd^t auf altl^ergebrac^te ört^
lic^e ®en)o^n!^eiten eingefül^rten neuen rid^terlic^en Qnfütutionen.
leidet anbequemen mürben. 3^^^^"^ f^nb man für bie bisherigen
Snl^aber ber rid^terlid^en Smter nur mül^fam genügenben @rfa^.
aSielfad^ gelangten ganj ungeeignete ^erfönlic^feiten ju biefen
©teilen, bie i^rem neuen 2lmte nichts weniger afö jur @!^re
gereichten. 2Im empfinblic^ften machte fic^ aber ber SRanget
eines einheitlichen Qmh unb Äriminatgefe^buc^eS gettenb, immer
unb immer mieber erneuern ftc^ bie 3Jlal^nungen beS Dbergeri^tS
an bie gefe^gebenben93el^örben, biefe ebenfo mid^tige miebringenbe
2lrbeit ju unternel^men. @8 mar Der^ängniSDoll, ba§ gerabe
bem @in!^eit§ftaate, beffen ®eric^t§roefen ju einer roirflic^ frucht-
baren 2:ätigfeit bie 9led^tgein^eit unumgdngtid^ nötig l^atte, nic^t
imftanbe mar, biefe§ SBerf jum Slbfc^lug ju bringen. SBo^t
arbeitete man an einem ßi^ils^f^^buc^, aber e8 blieb unoollenbet
liegen. Unb wenn aud^ unter bem beftänbigen ©rängen ber
©erid^te im grül^jal^r 1799 ein ^önalgefe^buc^ juftanbe fam, fo
fiel feine 2lbfaffung unglüdflid^ermeife in eine politifd^ fo traurige
3eit, ba§ ber ;3n^ölt notmenbig barunter leiben mu§te. ©tatt
einem originellen, ben fc^meijerifd^en SBerl^ältniffen angepaßten
Rumänen ©efe^e fam eine blutige 9lad^a!^mung be§ franjöftfc^en
Äriminalgefe^eS ^erauS.''^) SSBie bitter urteilt boc^ gerabe ber
aWann, ber am lebl^afteften ftc^ nad^ ber aSermirflic^ung eineS
einheitlichen ©efe^e§ fel^nen mußte, ber ^räftbent be§ oberften
©erid^t§^ofe§, über ben angenommenen Äobey? SHoc^ in feiner
— 149 —
3lbfd^ieb8rebe bei ber Sluflöfung beS ®ertd^te8 fptid^t er batjoit
als Don einet „^rud^t ber ©equemlid^feit unb gebanfenlofer
9lad^a!^mung§fud^t." 2:ro^ biefen oft fo fd^roierigen SBer^dlt*
niffen gel^örten bie erften ^a^^xt feiner l^eloetifc^en 2:ätigfeit ju
ben fd^önften Q^xtm feinet SebenS. ^n ber 53Iüte feiner
Qal^re, Don Dielen wegen feiner ftrengen SRed^tlic^feit unb ber
i^nt eigenen fieutfeligfeit gead^tet unb geliebt, umgeben r>on
einem augermä^lten Ärei§ tüchtiger 3Ranner, mit benen er
Dielfad^ in enger g^eunbfd^aft oerbunben mar, fannte er fein
größeres ®Iflrf al§ fein ^ol^eS 2lmt mit SBftrbe ju befleiben
unb ben i^m barauS ermac^fenen ^flid^ten ju genfigenJ^) 9lod^
tonnte er bamalS l^offen, ba^ ber @in^eit§ftaat unb bie bamit
eng perbunbenen geric^tlid^en ^fnftitutionen, benen er feine befte
Jlraft fd^enfte, ftegreid^ au§ aßen ®efa!^ren unb ©ebrängniffen
l^eroorgel^en merbe. 9lun trat aber ein @reigni§ ein, baS i^n
plö^Iid^ aus feiner SlmtStätigfeit ^erauSri^ unb unter Um^
ftdnben für immer tjon feinem i^m tiebgemorbenen Soften ent*
fernt galten fonnte. Slber gerabe bei biefem Slntaffe foHte eS
fic^ offenbaren, wie fel^r er fid^ burd^ feine ©eifteS* unb (Sf)a^
rattereigenfd^aften allgemeines 3wtrauen unb aller Sichtung er^
toorben l^atte.
9Bie mir früher bemerft Ratten, gab eS eine ©eftimmung,
roonad^ alle ^alfn ein SBiertet ber SRid^ter auSjufd^eiben Vtte,
unb jmar entfc^ieb baS SoS bei ber SluSfd^eibung in ber
8D3eife, ba§ bie, meldte mei^e Äugeln jogen, i^r 2lmt nieber»
tegen mußten J') ^m September 1799 oerfammette fid^ ber
©erid^tSl^of jum erftenmal, um biefe SluSlöfung ber 3Ritglieber
unb ©rfa^mdnner oorjunel^men. ®a beim 9lamenSaufruf fd^on
brei Stimmen fehlten, nämlic^ 93ern, beffen Vertreter SRengger
ins ajlinifterium berufen mar, ferner ©olotl^urn unb 93ellinjona, ^
bie fic^ ftetS ferngel^alten Ratten, fo mar nur ein SWitglieb
- 150 —
nod^ au^jufd^eiben. @benfo fehlten brei SBcrtreter bei ben ©upple^
anten, nätnlid^ bie Don Sujern, ^^eiburg unb ©olotl^um, fo-
bag auc^ ba nur noc^ eine ^crfon in 93ettac^t fam. 93eint
Stellen beS Sofc^ erl^ielten roeige Äugeln unter ben SRic^tem
^[ol^ann SRubolf ©d^nett Don 93a[el, unter ben ©uppleanten
SBa^mer r>on Saben.'®) 2lm folgenben %aQ, ben 17. September^
fprad^ ber oberfte ©erid^tSl^of feinem f^eibenben 5ßrftfibenten
fein 93ebauern über ben ©ntfd^eib be8 Sofe§, jugleid^ aber aud^
bie Hoffnung balbigen 2Bieberfe1^en8 au§. „SBir fönnen nic^t
unt^in/' fo lautet e§ in bem ©d^reiben, „3«^nen, 93firger ^räfi-
bent, nod^ einmal unfern ©c^merj über bie geftrige ©ntfc^eibung
be§ Soofe§, meldte @ie ju bem Slugtritt au§ bem oberften ®e^
rid^tö^of beftimmte, mit berjenigen Siül^rung ju bejeugen, bie
burc^ baS ®efü^I oeranlagt roirb, ba§ mir in 3«^ter ^erfon
nid^t nur einen unfrer fäl^igften unb tätigften SRitarbeiter
unb einen eifrigen 93eförberer be§ gemeinen öeften oerlieren^
fonbern aud^ einen aufrid^tigen unb eblen greunb au§ unfrer
2Ritte fd^eiben feigen foHen. 3)a mir aber alljuma!^! in ber
Oberjeugung ftel^en, ba§ ^\)n allgemeine anerfannte SRec^t=
fc^affen^eit, ;3^re au^gejeic^neten gä'^igfeiten unb ^\)xt roarme
SBaterlanbSliebe, meldte bie SBal^Imänner be§ ÄantonS 53afel beg
il^rer Dorjjdl^rigen ^wf^wtmenfunft bewogen ^aben, ^f)X[m bie
©teile eineö Dberrid^ter§ anjuDertrauen, aud^ bei ber nunmehr
abjul^altenben aßa^foerfammtung oon nid^t minberm ©emid^t fein
werben, fo leben mir in ber froren Hoffnung, ©ie balb roiebet
— burd^ bie mieberl^olte Su^erung be§ ß^^t^^i^cw^ ^^§ SSotte*
beel^rt — in unfrer SDlitte ju beft^en."^®) SBenige S^age barauf
na^m ©c^neU in ber ©i^ung oom 21. ©eptember in fd^Iid^ten
SSBorten Slbfd^ieb oon feinen Kollegen unb ben übrigen ^Beamten
be§ ®erid^t8!^ofe§, inbem er il^nen allen für il^re treue ^ilfe in
feinem roä^renb fed^je^n SIRonaten befleibeten Slmte ban!te.®°)
— 151 —
5ür ©d^ncH foHte bic Srennunfl nid^t aHjuIange baucrn, benn
fd^on am 2. Df tober ernannte bie 93a8ler SBa^tmännerDer*
fammlung mit 40 Don 50 (Stimmen i^n Don neuem jum SKit*
glieb be§ oberften ®eric^t§^ofe§.«0 2lm 9, Df tober trat er al§
fold^er roieber in§ 2lmt ein/^) unb fd^on am 10. Dftobet berief
i!^n ba§ aSoKjiel^ung^bireftorium in ber rid^tigen SSBürbigung
feiner bi§^erigen Seiftungen roieber auf ben eben oertaffenen
^räftbentenftu^I.®^) ©eineiig fd^önfte Qtit lag fd^on l^inter il^m.
;3nfolge ber emigen a8erfaffung§!ämpfe geftattete fic^ bie Sage
be§ ^eloetifd^en @taate§ immer bebenttid^er. ^e^t fonnte er
feine Energie unb Unab^ngigfeit, bie er nod^ cor turjem im
^roje§ be§ SReprdfentanten ^artmann gegenüber ben gefe^«
gebenben SRäten beroiefen l^atte, mol^l gebraud^en.
2)er oberfte ©erid^t^^of fa^ fic^ nämlid^ im Qa^r 1799
gejmungen, gegen ^artmann, ber al§ SRegierung§Eommiffdr ftd^
in SDIuri, roo er mit ber ^noentarifierung ber Kloftergüter be=
auftragt mar, grobe SHad^Iäffigfeiten ju ©c^ulben ^atte fommen
taffen, gerid^tlic^ porjuge^en. 5Run wollte aber ber 93eHagte bie
^ompetenj beS oberften ®erid^t§]^ofe§ nic^t anerf ennen unb machte
in biefem ©inne eine Eingabe beim großen SRat. Slud^ be«
ftagte er ftd^ bitter über bie SSerjögerung feine§ ^rojeffeg,
an ber er im ©runbe burc^ feine ^rotefte felbft fd^ulb mar.
@§ gelang i^m, bie gefe^gebenben 93el^örben bafür ju gewinnen,
baj3 fie im ^uni 1799 ben 53efd^lu§ faxten: „®a§ aSoIljie^ung§='
bireltorium ift eingelaben ben oberften ®eric^t§{)of auf juforbern,
ben ^roje§ be§ 93ürger Siepräfentant ^artmann mit mögtic^fter
93efd^Ieunigung unb fooiet bie Äonftitution unb ba§ Sieglement
be§ oberften @erid^t§^ofe§ erlauben ju beenben."^^) SJlit aller
©nergie oerroal^rte ftd^ ber ^räfibent im Jlamen beS 2:ribunat§
gegen biefe unbefugte ®inmifd^ung in fein rid)terlid^e§ SImt.
@r fönne nid^t uml^in, fein gered^te^ 33efremben barüber au§=
— 152 —
brüden, „inbem bic gefe^gebenben SRätc bie lonftitutioiteße
unb genaue @c^etbung ber brei ^öd^ften @en)aUen jebet^eit ju
forgfältig gel^anb^abet l^aben, aU ba^ ber oberfte ©eric^tö^of
einen Slugenblid jnjeifeln fottte, bag fie biefe roid^tige SIbfön*
bevung bie ©runbtage unferer ganjen SBerfaffung mit a5or=
bebac^t au§er ad^t (äffen fönnten. ®enn roenn bie Äonftitution
einer jeben ber brei l^öd^ften ©eroalten i^ren eigenen SSirfungS-
freiS genau beftimmt, fo folgt Don felbften, ba§ feine ju einigem
@influ§ auf bie anbere bered^tigt feq o^ne gegen bie erften
©runbfä^e ju oerfto^en. ®er oberfte ©eric^tS^of befannt mit
ben ©renjen ber ©emalt ber oberften Slutoritäten glaubt e§
ber feinigen, bie i^m t)om aSott anvertraut mar, fc^ulbig ju
fein, ©ie 93ürger ®ireftoren, ju erfud^en, biefe ©emerfungen ben
gefe^gebenben SRäten in Siüdfid^t obgebad^ten 93efc^Iuffe§ mit*
zuteilen, meiere in i^rer SBei^l^eit 3RitteI finben werben, biefen
93efd^Iu§ auf bie ©runbfä^e ber Äonftitution jurüdjubringen."^^)
Um ben ©efd^äft^gang ju befd^Ieunigen, nal^m man noc^
im Sluguft 1802 eine Sieorganifation be§ oberften ©eric^tgl^ofeS
oor, unb jmar in ber Söeife, baj3 ftd^ berfelbe in jmei Kammern
teilte, nämlid^ in eine Äaffation^abteilung oon fteben SRitglieber,
ber bie oorbereitenben 2lrbeiten übertragen mürben, unb in eine
9ieDifion§abteiIung oon elf SDlitgtiebern, bie in le^ter Qnftauj ba§
Urteil ju fpred^en l^atte.^^) 2lm 1, September 1802 fonftituierte
ftd^ ba§ fo neuorganifierte 2:ribunal. ©d^neU rourbe fomol^I
jum ^räfibenten beg ©efamtgerid^t^^ofeS mie ber SReoifion§*
abteilung gemäl^tt.") Äaum aber l^atte ba§ ©erid^t in biefer
neuen gorm ju funftionieren begonnen, al§ e§ oon bem aSerl^ängni^
ereilt mürbe, ba§ nun über bie ^eloetifd^e ^Regierung herein«
brad^. ©eitbem im 2lugu|i 1802 bie franjöftfd^en 2:ruppen
ba§ Sanb oerlaffen Ratten, erl^ob ftd^ überall ftegreid^ bie ©egen*
reoolution miber bie ebenfo oer^agte mie oerad^tete 3^"*^^^*
— 153 —
gcroatt. 2lm 18. ©cptentbet mugte biefetbe 93ern, haS feit
fjrül^ial^r 1799 ©i^ bcr l^efoetifc^en Dberbel^örbcn roar, t)er»
laffen unb fic^ nad^ Saufanne flüchten, Don roo fie crft mit
^ilfe einc§ fel^nlid^ft erroartctcn franjöftfc^en ^eerc§ im Dftober
prüdfel^rett burfte, um bann im SDlärj be§ folgenben Qf^^iceä
il^r etcnbe^ ©afein ju befd^lie^cn. SÖßä^renb biefer ganjen
traurigen 3cit l^ielt ©c^nett tro^ mancher 2lnfeinbung auf feinem
Soften au§; fein abfolute§ ?ßfIid^tgefü^C wie er e§ felbft nannte,
t)erbot i^m, bie nun einmal übernommene Slufgabe fal^ren ju
laffen; fo lange er noc^ etmag nfi^en fonnte, burfte er nid^t
meid^en, benn bie SSürbe, bie er roäl^renb fünf ;3ö^ten in e^ren=
ooKfter SEBeife befleibet l^atte, foHte nid^t in unreine ^änbe fallen.
Dl^ne Hoffnung für bie ©egenroart, ooU SSerad^tung gegen bie
etenbe ^Regierung, an bereu ©pi^e ein d^arafterlofer SJlenfd^
mie ®otber ftanb, mit beforgtem 53lirf in bie ^^tw^ft ^^^ ^^^
menig @ute§ oerfprad^, ging er ben von ber ^flid^t gemiefenen
SBeg. ^n biefem ©inne fd^rieb er @nbe be§ ^a\)xt§ 1802
an feinen Sruber in 93afet: „®ein 93rief Don oorgeftern, mein
S3efter, giebt mir einen abermaligen fd^ä^baren SBemeiS ©einer
brüberlic^en Siebe unb ©einer fo freunbfd^aftSoollen ©orgfalt
für meinen SRuf. @§ ift aUerbingS fd^mer, in einem fotc^en
fritifd^en ^c^punft, wie mir gegenwärtig leben, unb in bem
S8er^ltni§, inbem ic^ mid^ befinbe, fo ju l^anbeln, ba§ man
jebermann rec^t tue, wenn man fid^ aud^ feiner fc^lec^ten ober
a^nbungömürbiger i^anblung teill^aftig mad^t. ^n einem 2Iugen*
blidE, roo fo roenige parteijlofe ajlenfd^en mel^r ba ftnb, roo fid^
bie Seibenfd^aft fo oieler bemeiftert unb bie beftel^enbe Siegierung
fo roenig innere Äraft unb fid^ aud^ feine fc^eint oerfc^affen
ju miffen, me^megen fte alfo in ber Siüdfftc^t fd^on feine 2ld^tung
geminnen f ann , glaubte id^ bie 93eftimmung§grünbe meiner ^anb=
lungSmeife meber in ber richtigen ober unrichtigen ^Beurteilung
— 154 —
bc8 ^ublici, noc^ fctbft in ben geredeten ober ungerechten S^Igen^
bie mein @nt[c^lu| für mic^ ^aben bürfte, fuc^en ju muffen^
jonbem emjig in meinem, wenn id^ fo fagen fann, abfolutea
?ßflid^tgefül^l unb bem, maS ic^ meinen näheren greunben int
Tribunal fc^ulbig ju fein erachte. Unb id^ glaubte, biefe ®e*
fü^le um fo e^er ju meiner Siid^tfc^nur mdl^Ien ju fönnen, afe
ic^ mir aud^ nic^t ben entfernteften SBormurf ju mad^cn Ijabe^
meine ©teile je gefud^t ju ^aben. ®ie 93etrad^tung alfo, ba^
ein SIrbeiter feiner ^flid^t oergigt, menn er o^ne bringenbfte
5Rot biefelbe oor i^rer 93eenbigung oerlägt, ber ®eban!e an bie
aSermirrung in ben ©efd^äften, meiere ic^ burd^ meinen SluS-
tritt aUerbingg ju oeranlaffen beforgen mü§te, ba i^ juoerlägig.
xod% ba§ mel^rere meiner ^teunbe fogleic^ ben nämlid^en Schritt
tun mürben unb nur au§ bem gteid^en ©runbe mit mir jur
einftmeiligen 93eibe^altung ftd^ entfd^loffen, bie me^r ate be^
grünbete 93eforgni§, burc^ meldte SRänner oielleid^t biefe be^
träc^tlid^e SüdEe in unferm ^.ribunal, ba§ bod^ feinen unbe*
beutenben @influ^ auf ba§ SJÖol^I ober aSBe^e fo mand^er gamilie
im Sanbe ^at, ergänzt werben bürfte, befonber§ im gegen^
roärtigen SKugeublidf — atte§ biefeS mirfte ju ftarl auf mic^, afe
ba§ id^ meine innigften ©mpfinbungen bem ungemiffen unb
fc^roanfenben Urteil ber 3Jlenge aufopfern fonnte. 2)enn roenn.
id^ gteid^ bie ©eftnnung ber 3Jlel^rja^l im Sanbe in Siüdf^
fi^t ber beftel^enben 9tcgierung teile unb oieHeid^t wenige
oon i^rer ©d^mäd^e unb Unfdl^igfeit fo überjeugt mie ic^^
biefelbe oerad^ten, fo fann id^ bod^ um be^miHen noc^ lange
nic^t in ber allgemeinen SDleinung bie umbeftod^ene Siic^terin
unferer ^anblungen anerfennen, ba eben biefelbe beq un§ no^
oor weniger 3^it einem SDlann ba§ umbegrenjtefte Betrauen,
fd^enfte, ber, roa§ jebermann meiS, burd^ bie niebrigfte Rabale
unb d^aralterlofe ^anblungen ftd^ ehemals an bie erften ©teilen
— 155 —
beS Staats emporgefd^iDungen unb auf gleid^e SQ3eife lo&l^renb^
feiner älmtSfül^rung ftd^ auSgejetc^net ^at unb auc^ bamal»-
TDon jebem ted^tfd^affenen 9Rann fo geachtet würbe, ^ag alfo-
meine ^anblung$n)eife ausgebeutet werben, wie fte wiQ, fo
werbe id^ in bem SBewugtfcin meiner reinen Slbfid^ten wenigpeng^
meine innere 93eru^igung finben unb fo lange bei biefem @nt:>
fc^Iuffe uerbleiben, als mein ©ewiffen nic^t ein anbereS ge*
bietet.^' »^)
(SS waren jebcnfaHS oon ben bunfelften ©tunben feine«-
ScbenS, atö er baS 8D3ert baS er fo l^offnungSfreubig begonnen
^atte, traurig jugrunbe ge^en fa^, als er fa!^ wie aQ feine
unb feiner ^eunbe SDlül^e unb 2lrbeit an SBerl^ältniffen fd^eiterten^
bie au^cr^alb i^rer SRad^t lagen. 3)ie ©d^Iu^rebe bei ber
»uflöfung beS obcrficn ©cri^tS^ofeS am 9. ajlärj 1803 lautete
bal^er begrciflic^erweife red^t pefftmiftifc^ in bejug auf bie
Sied^tSoermtniffe ber ^cloetif im allgemeinen unb auf bie
SSirffamfeit bcS oberpen Tribunals inSbefonbere. @r fc^itbcrt
fie in folgenben SBorten: „SSBie burd^ ein ^^wbcrfd^lag, ber
ftc^ frcilid^ ^ie unb ba unfanft fügten tie^, würben wir auS
allen @nben ber ©c^weij in einen ©efc^dftSfreiS sufammengc*
bracht. ®ie 93al^n, bie wir ju betreten Ratten, war wcber
leicht noc^ angenehm. SBä^renb wir ^ier bie ©erec^tigfeitSpflege
burd^ einen ©c^wall fünftlic^er formen beinahe erbrüdt fallen,
fanben wir bicfelbe bort burc^ eine faft jügellofc Ungebunben*
l^cit ber SD8illfär, bem 3wfall unb oielleid^t nod^ fc^äblic^eren
©inflüffcn fiberlaffen. 9lur feiten ftnb bie ©puren bcS golbncn
9)littelwcgS, unb bloS ber noc^ nid^t fo weit gebiel^encn SBer«^
borben^eit unfereS SHationald^aratterS fei eS gebantt, wenn eS
in biefen beiben Abweichungen nid^t bis jum äu^erften gefommen
ift. Sine bunfle aber tiefe ©mpfinbung oon Siecht unb SBillig»
feit ift eS mel^r, bie unS fc^ü^t, als gereinigte ^Begriffe oon.
— 156 —
tRed^t uttb Unred^t unb ein auf ba^ allgemeine befte roo^I-
tered^neter ©efd^äftögang im ©ebiete ber Sied^tSpflefle."
„Unfern beften SDBiUen aber befd^ränften leiber nur ju
oft bie engen ®renjen unferer SEBirfung^fraft unb einer Dt-
-ganifation, bie in feinem SSer^äftni^ mit bem 3uftanbe unferer
paterlänbifc^en fo oerfc^iebenartigen unb an fc^r t)ielen Drten bei-
nal^e regellofen ©ered^tigfeitSpflege ftunb. SBie fparfam unb
-fpäte gcbiel^en einige ^eilfame g^üd^te reblic^en 9lac^benfen§
8ur SReife, roä^renb mir lange mit einer folc^en Sinrid^tung
be§ SRec^t^gangeS ju fämpfcn l^atten, meiere einer ©cfc^gebung
iinmürbig mar, ba8 Slnfel^en ber ^öc^ften Quftijbel^örbe abfic^t-
lic^ läl^mte unb bie Sid^er^eit j|ebe§ @igentumg blinber SBilttür
unb ro^er Unmiffen^cit preisgab, ^d) fd^meige non unferm
peinlid^en ©efe^bud^, einer fjruc^t ber Sequemlid^feit unb ge«
banfenlofer 9lad^a]^mung§fuc^t. ®ie öffentliche SDleinung l^at
iängft fc^on barüber entfd^iebcn. Qf'^rcr SBei^^eit, 3«^ren
reblid^en Semül^ungen unb Slbfid^ten, i^rer 5ßarteiloftgfeit Dor*
jüglic^, teure G^oQegen, unb ber fo na^brfldflid^en al§ fingen
aWitmirfung unfer§ fd^ä^baren öffentlichen 2lnfläger§ ift eS
jujufd^reiben, wenn e§ unS gelungen ift, in biefer ungünftigen
Sage ber ®inge unb ungeachtet mel^rerer l^eftiger ©türme, bie
balb aUeg erfd^ütterten, bei jebem Unbefangenen Sichtung nnb
Swtrauen ju erwerben."®*)
ajlit einer feurigen ©anfeSrebe an ben fc^cibenben ^räfi=*
beuten antwortete fein ©teHocrtreter, Sijepräfibent SRingier
im Flamen beg ©cric^t^^ofeg : „©enemigen @ie annod^, 93ürger
^räfibcnt, unfern märmften ®anf für all ba§ ©d^öne unb
'©Ute, fo ©ie roft^renb bero rü^mlid^ft geführten 5ßräfibio jur
@l^re bc8 oberften ©erid^t§]^of gaben, rooburd^ ©ie fein Slnfel^en
befeftigt unb jur Erwerbung unb SBe^altung feines SRu^mS fo
fräftig mitgemirft. ©enel^migen ©ie aber felbigen auc^ für
— 157 —
bero freunbfd^aftlid^e§ unb flefättigeg 93cnc^mcn, beffen ftd^
jlebcr t)Ott un§ ju rü^^men l^at. ®a8 2:ribunal roirb jioar nun
aufgelöft, aber bie Sanbe ber Sichtung, ber Siebe unb greunb*
fd^aft, bie un§ feft an (Sie gcfnüpft, werben unaufl^örlid^.
bleiben."»^)
3)iefe gi^eunbfc^aftöbanbc, wetd^e bamate bei gemeinfamer
Slrbeit gefd^toffen würben, blieben ©d^nett aud^ roirflid^ bi§ ju.
feinem 2:obe al8 ein f^öneg, aber jugleic^ roel^mütigeS 2lnbenfen
an eine Qtxt, in ber er feine befte Äraft jur ©rreid^ung eine8-
^ol^en QkU§ leiber erfolglos l^ingegeben l^atte.
aSBo^t füllte er bei feiner ^eimfe^r nad^ Safel, bag er
ben ^ö^epunft feine§ SebenS überfd^ritten l^atte, benn bie ioijU
reichen Smter unb SBilrben, bie x^m im Saufe ber Q^xt über*
tragen mürben, gemährten bod^ nur eine burd^ bie engen ©renken
ber aSaterftabt befc^ränfte 2;ätigfeit unb fonnten i^n nic^t ^in*
roegtäufc^en über ben SBerluft ber perlodtenben Slufgabe, in mag*
gebenber ©teile für ba§ ©efamtoaterlanb mirfen ju fönnen.
3unäd^ft galt e§ für il^n, mit ^anb anzulegen bei ber SHeu-
einrid^tung be§ ©taat§mefen§, ba§ burc^ ben 3^!^^"^^"^^!^^
ber ^eloetif einer SReorganifation bringenb beburfte. 2lm
27. 3Jlai 1803 befc^log ber groge SRat/^) an ©tette be§ big-
l^erigen 3)iftrift§gerid^te§ bie beiben ©tabt* ober 3i^5il9ßrid[)te
roieber ^erjuftellen ; ber ®eric^t§]^of ber größeren ©tabt foUte
aug einem ^räftbenten unb 24 Seift^ern, üon benen jemeilen
bie eine |)älfte ein Qal^r lang ju amtieren ^atte, befleißen, mä^-
renb für ba§ ©eric^t be§ minberen 93afete ein ^rdftbent unb
jroeimal neun 93eifi^er in 2lu§ftd^t genommen mürben, ^n ber
ObergangSjeit, bi§ biefe ©ifafterien organiftert waren unb il^re
gunftionen aufnel^men fonnten, foUte ba§ bi§!^erige ®iftri!t§*
gerid^t bie ©efd^dfte beforgen. 9lun Ratten aber bie meiften
3JJitglieber be^felben i^re 3)emiffton eingereid^t unb erlldrt, fie^
— 158 —
Toürben mit bcm 11. 3funi il^r ÜWanbat ate erlofc^cn anfeilen,®*)
^oba^ nur noc^ ein 9lid^ter unb brei @uppleanten im Slmte
Derblieben. Um nun ben ©erid^tSl^of lebensfähig ju erl^alten,
mußten notn^enbig ^rgänjungSmal^len getroffen n^erben, unb
ijraar gefd^o^ bieg in ber SBeife, bag ber Heine 9iat ba§ fSox^
id^lag§red)t für bie erlebigten SRid^terfteHen biefen nieren über*
lieg, für ftc^ aber ba§ ffirnennungSrec^t norbe^ielt.®^) 2In ber
*©pi^e ber Dorgefd^Iagenen ftanb ber le^te ©c^ult^eig be§ alten
©tabtgerid^tS, Qö^ann Siubolf ©c^neH, auf i^n oereinigten ftc^
juerft bie Stimmen bei ber SRi^termal^I, i^n rodl^Ite au^ ber
ileine 9iat jum ^rdfibenten.®*) ®amit mar aud^ feine ©teU
lung im neuen ©tabtgerid^t gegeben, benn ba§ er an bie ©pi^e
t)e§felben treten werbe, galt für felbftoerftanbtid^. SBJie fel^r
man feine ©ienfte roäl^renb biefer fc^mierigen ßbergang§jeit ju
fc^ä^en TOugte, jeigte ftd^ bei ben aSer^anblungen jroifd^en bem
-ÄantonSrat unb bem ©tabtrat über bie ©efolbung beS ®e*
rid^tSprftfTbenten. ®ie ftäbtifd^e ©e^örbe mar uämtidE) au-
sgegangen roorben, einen jäl^rlidjen 3wf^^6 öu biefe ©efolbung
:8u teiften unb ^atte biefem ®efuc^ bereitmittigft jugeftimmt, inbem
^ie erflärte: „3>n 93etrad^tung nun, ba§ ber bie§matige ^err
ißräftbent bc8 ©tabtgeric^t§ ber mehreren ©tabt burd^ feine
Kenntnis ber ^ie§igen Sied^täpftege fid^ ben ©eifatt unb bie
'Sld^tung feiner SÄitbürgcr erworben unb ba^er jlebermann
loünfd^t, baj3 er biefem mid^tigen Jiribunal femer oorfte^en
möd^tc, motten mir unfererfeitS gerne an einer ®ntfc^äbigung
für feine oielcn unb mid^tigen 33emü]^ungen, bie einen SDlann
üon feinen ausgezeichneten 2^alenten erforbern, beitragen unb
:l^ieju eine ©umme oon jä^rtidE) 500 ^taufen beftimmen, jebod^
nur als ^erfonale, folange ^err ©c^nett biefe S^renftette be«
bleibet unb ol^ne Äonfequenj für bie 3ulunft." ®iefer S8efd^lu§
.war boppett e^renoott für ©c^nett, meit ber ©tabtrat fonft nichts
— 159 —
toenigcr al§ geneigt voax, ben SBünfd^cn be§ ÄantonSrat entgegen
ivi fommen, ba er fic^ beleibigt fül^Ite burd^ bie am 1. ^uni 1803
be[d)Iüffene SRangorbnung, roonad^ er afö eine untere unb lof de
^el^örbe hinter bie Untergerid^te Derroiefen roorben war. Slug*
t)rü(Kid^ motiviert er bamit bie 93en)illigung ber ^w^^S^ ^^^ ^^"^^
;)erfonetten, bie auffallen würbe, „wenn eine fold^e untere ©e^
l^örbe bem ^räftbenten einer i^r Dorgel^enben eine biefer ©teile
für immer attad^ierte ©efolbung abrid^ten wollte. "^^)
SKm 14. gcbruar 1804 fonnte ©^nett ate ?ßräftbent bie
Äonftituierung be§ neugemdl^Iten @tabtgerid^t§ be§ mehreren
^afete bem Keinen 9iat anjcigen.®^) hieben ber oielfeitigen
2:dtigfeit/^) bie ba§ ^ßräfibium biefeS 3ipilgeric^t§ mit ftc^
brachte, fa"^ ftd^ ©c^neU auc^ noc^ mit ben ®e[c^äften be§ neu^
errid^teten Äriminalgerid^teS belaftet. 5Rac^ bem Organifation^:»
ge[e^ biefer ©e^örbe üom ^\xü 1803 fottte biefelbe jur SBeur^
tcilung größerer ^otijeioergel^en, fomie pon Äriminal= unb Äa*
;)italf fiCen für ©tabt unb Sanb in erfter Qnftanj unb mit SBorbe^alt
be§ 9lefurfe§ an ba§ 2Ippelation§gerid^t bienen.®^) ^n ber gleid^en
©i^ung, in mcld^er ber groge SRat bie gunftionen be§ neuen
@erid)t§l^ofe§ feftfe^te, mahlte er aud^ jum ^ßräftbenten be§*
felben ben eben erft ernannten aSorftel^er be§ 3iö^t8^^i^t^^-^0
SÖßäl^renb anbertl^alb ijja^rje^nten oereinigte- ©c^neU bie
^räfibien biefer beiben ©el^örben in feiner 5ßerfon unb t)er=
waltete biefelben in mufter^after SSBeife. SBeld^e ©d^mierig*
feiten babei jumal in ber ^rimina(gerid)t§pflege beim SRangel
jeber näheren SBerorbnung ju überminben waren, fc^ilbert fein
©o^n, ^oi^annt^ ©d^neff, in einem bem SBater gewibmeten 9lad)»
rufe in folgenber SÖßeife: ,,@§ lag in ber Slufgabe biefe^ neuen
2:ribunate, burc^ ein würbigeS, iwedtmä§ige§ 93ene^men ba§
nötige Slnfel^en ftd^ felbft ju ücrfd^affen unb feinen notwenbigen
Ärcbit fid^ ju grünben. Unb wer anberg ^ätte ^ier ben fd^wie-
— 160 —
rigcrcn S^etl biefer SÄufgabe löfen !önnen afe ber ?ßräfibent^
ber, Dcrlaffen Don gcfe^Iid^en SBeftimntungen, tjerlaffen fogar
Don einer 5ßro}e|orbnung, ftd^ in bie fritifc^e ^lotroenbigfeit
Derfc^t [a^, bie nötigen ©runbfä^e ber ©trafanroenbung unb
bie berfelben bienenben unb fte fc^ü^enben S^tmen unb Siegeln
be§ aSerfa^renS ju grünben, ju fc^affen unb ju befeftigen."*®*^)
®iefem empfinblid^en SRangel cine§ Äriminalgefe^bud^e^
abju^elfen, war ntan feit bent ^a\)xt 1803 *<^*) befd^äftigt; e^
verging aber längere Qtxt, bi§ bie baju beftetlte Äomntiffion
burc^ il^ren ^ßrdftbenten, ^eter D6)^, int 2Ipril 1807 einen.
Don ben ^rofefforen galfner unb göfc^ aufgearbeiteten @nt^
rourf bcm 3«uftij== unb ^olijeifoHegiunt vorlegen fonnte.^®^ 3)er*
felbe würbe aber oom großen 9tat an ben Keinen Slat jurüd*
geroiefen;*^^) jugleic^ erhielt ba§ Quftijtotlegium ben ^[uftrag^
bie SluSarbeitung eine§ neuen ©ntwurfeö an bie ^anb ju
nel^men. ®ie§mal war e§ ni^t eine Äommiffion, bie fid^ ber
gefteUten 2lufgabe annal^m, fonbern ein eingelne^ 9Witglieb be§.
ÄoIlegium§, nämlid^ ^eter Dci^§, ber, roie roir eben gefeiten
^aben, ftc^ mit ber S^rage fc^on nd^er befd^äftigt ^atte, mad^te
fid^ an bie Slbfaffung be§ ®efe^e§. ^m iga^re 1812 war ber
neue Entwurf aufgearbeitet unb t)on ^ofrat ©auter, ^rofeffor
ber SRed^te ju greiburg im 93rei§gau, nad^ einge^enber Prüfung
günftig beurteilt roorben, foba§ ba§ :3^ftijfollegium i^n bem
tleinen 9iat jur öe^anbtung Überreifen fonnte.*®*) @^e man
aber in ber Beratung ju einem QkU gelangt mar, brad)en bie
politifd^ fo bewegten 3^^^" ^^^ ®urc^marfd^e8 ber SlHiierten
unb ber bamit ocrbunbenen SSerfaffung^anberung über 33afel
l^erein, foba§ man erft im ^al^re 1817 bie SIrbeit an bem
Äriminattobej mieber aufjunel^men imftanbe mar. 3)iefelbe über-
trug man einer Äommiffion, beftel^enb au§ bem SIppeHationS^^
rat SRg^iner unb bem ^ßräfibenten ©d^neH/^^) benen man auf
— 161 —
i^r ®efud) Sürgermeiftcr aOBielanb unb al§ @e!retär ben ©taatS^
fd^reiber öraun beigab.*^®) ^m Dftobcr 1819 war bic 2lrbett
fo weit gcbiel^cn, baj3 bcr frifd^e ©ntrourf bcm großen 9iat
flbergeben werben fonnte, ber i^n nad^ eingel^enber ^rfifung
am 3. aipril 1821 annahm. ^«^)
Slud^ an ber 3lu§fertigung be§ ®efe^e§ über 93egnabignng
unb Siel^abilitation im ^aifxt 1823 na^m ©d^nett al§ Äom*
miffionSmitglieb regen Slnteil, foroie 1827 nid^t lange oor feinem
2:obe an ber ftc^ nötig erroiefenen Steoifton *®®) be§ einft unter
feiner SDIitroirfung entftanbenen Äriminalfobey. ©eine SWitarbeit
on biefen ®efe^en bi§ in§ einjelne ju nerfotgen ift taum mög^
lic^; man barf aber roo^I annel^men, ba§ feine langjährige
rid^terlic^e ^ßrajiS, gepaart von au^gebel^nten jjuripifc^cn Äennt^*
niffen unb einem Raren SSerftanb, i^n baju befähigte, mertDoUc
®ienfte bei einem fold^en 8D3erfe ju leiften.
infolge ber SReorganifation ber Unioerfität im ^al^re 1818
trat eine neue älufgabe an ©d^ned ^eran, nämlic^ bie Qberna^me
einer juriftifd^en ^rofcffur. ®ie juriftifd^e gafultät befanb ftc^
bamafö in ben traurigften SBerl^ältniff en ; alle il^re Se^rftü^Ie
waren oermaift unb jum 2;eil feit 3»a^ren nid^t mel^r befe^t
roorben, foba§ eine SKbl^ilfe biefer unmöglid^en 3uftänbe bringenb
not tat. ®a^er manbte ftc^ am 8. ^wxi 1819 ber Äanjier
ber Unioerfität, 93ürgermeifter ^einri^ SBielanb, im Flamen
ber Äuratel au ben @rjie]^ung§rat unb fd^Iug i^m vox, burd^
unmittelbaren 5Ruf ben ^räftbenten ©d^neK, Sijentiaten beiber
Siechte, jum ?ßrofeffor ber Siedete ju ernennen. ^^^) 3)erfelbe
beft^e atte erforberlid^en ©igenfd^aften um eine fold^e ©teile
augjufftHen, bie einen mit ben ba§lerifd)en ©inrid^tungen unb
®efe^en vertrauten ©ele^rten er^eifd^e. „®enn fo mefentlic^
e§ in ber ^otge fein wirb, über mehrere 2;eile ber SRec^tg-
roiffenfd^aft Unterricht ju erteilen, fo ift bod^ bermaten Sßor*
Radier Biographien III. 11
- 162 -
lefungcn über ba§ attgcmeine bürgerliche SRec^t unb über bie
S3afelifci^e ®efe^e oerbunben mit einer SKnleitmig ju praf*
tif^en SIrbeiten bod^ ba§ bringeubfte 93ebürfni§ unferer Unioer-
fttät" 3>w ttbereinftimmung mit biefem SBorf daläge [teilte ber
Srjiel^ungSrat an ben fleinen diät ba§ Oefud^, Schnell jum
5ßrofeffor ju ernennen unb i^m nac^ 93ebarf bie angemeffenen
Sel^rfdd^er ju übertragen.**^) @§ mar ein gemid^tiger @ntfd^lu§,
ben ber fd^on jroeiunbfünfjigjäl^rige, ftet§ in praftifd^er S^ätig«
feit geftanbene ©erid^t^präftbent fagte, ate er bie i^m angebo*
tene ?ßrofeffur annahm unb bamit ba§ ©ebiet be§ ®o}ieren§
betrat, bem er ausgenommen bie lurje Qzxt feiner pl^ilologifc^en
5ßrofeffur im Q^i'^^e 1795 bi§l^er ferne geftanben ^atte. @§
mu§te aber ein 5Weij für il^n in bem Umftanbe liegen, ba§
fid^ nun (Gelegenheit bot, bem t^eoretifd^en ©tubium ber 9tec^t§*
roiffenfd^oft nac^ längerer Q^xt oöUigen Qtr:\aüz^ in SBafel neue
93a^n ju bred^en.***) ®er neuen Stellung fa^ er fic^ gejmungen
einen 2:eil f »ineS bischerigen SD8ir!ung§f reif e§ ju opfern ; er trat
bal^er oom ^rdfibium be§ ^ioilfl^^i^^^ jurüdE, nac^bem er ba§==
felbe mä^renb 16 Qf^^ten oerroaltet ^atte. ^m 2luguft be§
Qa]^re§ 1819 erfolgte feine feierlid^e ©infül^rung in bie Siegenj
burc^ ben Äanjler ber Unioerfitcit.**-) 9ioc^ aber fehlte il^m
ber dl§ ^rofeffor unenibe^rlid^e af abemifd)e ©rab eine§ S)oftor§
beiber 9led)te. 2)a er ber einjige Vertreter ber juriftifc^en
gatultät mar, fo fonnte er fid^ bod^ nic^t felbft ju biefer SSBürbe
promooieren, er manbte ftd^ bal^er an bie SRegenj, roie er fid^
in biefem g^lle ju oer^alten ^abe, ba bie 2lnna{)me „beS gradus
doctoris in utroque jure ein actus pure academicus" fei.**^)
SWan ^alf fic^ au§ ber ©d^mierigfeit bamit, ba§ ber Äanjler
in Vertretung be§ fel^lenben 2)etau§ ber juriftifc^eu iJötultät
bie Äreierung übernal^m, bie in ber SRegenjft^ung oom 9. ®e*
jembcr 1819 erfolgtet**)
— 168 —
©c^ncK§ ßcl^rtätigfeit fonjentricrte ftc^ l^auptfäc^Iic^ auf
ba§ i^m nal^cUegenbc oatcrlänbifc^c 9led)t unb auf bic ©cfc^i^te
be§ tömifcfien SRec^te§, baneben la§ et au^ einigemale über
93a§Ierif^c§ ©rbre^t unb übet 9latutte^t.^^*) Übet feine aSot*
lefungen erfaßten roit uut fo oiel, ba^ i^m bei all feinem
teid)en SBiffen unb feinet gto^en ©tfa^tung ba§ roa^te Se^t*
*talent gemangelt l^abe, xoaS ftc^ au§ feinem ganjen bi§^etigen
Seben§gang leicht ctfläten lä^t, ba et niemals eine ftembe
Unioetfität befud^t, feine eigenen Äenntniffe ootjügli^ au^et^alb
bet Unioctfttät etrootben unb ficf) bi^^et ganj bet ptaftifc^en
Xätigfeit geroibmet ^atte.^*^) 9ti^t§befton)cniget leiftete et bet
Unioetfttät ootjüglic^e ®ienfte, inbem et ftc^ mit unetmüblic^em
@ifet be§ a5etmaltung§jmeige§ bet ^o^fc^ule annal^m.^^^) 2luc^
mat et befttebt butc^ ©eminnung täc!)tiget Sel^tftäfte ben SSBett
bet jutiftifdjen gafultät ju ^eben.^^®) dagegen gelang e§ il^m
nid^t, bie 3>uti§biftion bet SRegenj, bie i^t butd^ bie SSetfügung
öom 17. Quni 1818 al§ etftinftanjlic^en Sticktet in allen ©c^ulb*
unb SRec^tgfac^en bet Unioetfität^bütget juetfannt roat, bei
bet JReotganifation bet ^i^ils^i^i^t^batfeit im ^a\)xz 1821 ju
tettenJ^»)
©in 3^iiS"i^ fü^ feö^ ^o^e Slnfel^en, ba§ ©d^neU bei feinen
SJlitbütgetn geno^, roaten bie oetfc^iebenen Smtet unb SBütben,
bie i^m neben feinem 93etuf al§ ®etid^t§ptäfibent unb al§ ^to*
feffot übetttagen mutben. ^m ^ai)x^ 1805 wählte i^n bie
.^au§genoffenjunft ju i^tem SJleiftet,^^®) feit 1814 fa§ et im
gto^en SRat, mo et getteu feinet Übetjeugung ju benen gel^ötte,
melcfie bie in bet 3^it ^^^ SReaftion gegen bie fc^roeijetifclie
^teffe unb gegen ba§ Slfglte^t geticf)teten 2lngtiffe nic^t ju
befämpfen fc^euten.^*^ ^m ^di)x 1816 mutbe et jum SJlit«
glieb be§ 9Baifengeticl)t§, ein ^af)x fpätet jum 93eifi^et be§
;3uftijfollegium§^") unb nacl) bet übetna^me bet jutiftif^en
— 164 —
^rofeffur jum ©rjic^ungSrat ernannt, dagegen lel^nte er eine
SBa^l in§ ®eputatenfoDegium ^*') wegen feiner anbermcitigen
93crpflic^tungen ab. kleben feiner öffentlichen SBBirffamfeit ging
aber banf bem SSertrauen feiner SWitbürger eine rcii^^altige
prioatc 2:ätigfeit ^er, ba er fojufagen täglich oon fieuten an*
gegangen würbe, bie feinen weifen JRat ober feine f ^ieb§ric^terli^e
ÜWeinung in Familienangelegenheiten nad)fud)ten.*^*)
Unb nun nod) ein 9Bort öon feiner eigenen Familie, ^m
^oijx 1807 oerl^eiratete er fi^ mit SWarie ©alome 3>felin, bie
aber fc^on nac^ einigen SWonaten ftarb, jroci ^df)xt fpäter oer*
banb er fi^ mit Ratl^arina ^reiöroerf, bie i^m oier Äinber
fc^enfte, oon benen nur ein (Boiin, ^o\)annt^, ben 9Sater über*
lebte unb fpäter^in al§ ®eric^t§präftbent, al§ ^rofeffor wie afö
SRe^tggelel^rter roürbig in bie (^u^tapfen be§ SBater^ trat. ® ief em
©ol^ne rourbe ber 9Sater jugleic^ Se^rer unb ^ü^rcr auf ber
miffenfc^aftli^en $8a]^n. *2^)
9liemal8 oerlor ©^nell unter ber fiaft ber täglid)en 2lrbeit
bie Siebe jum flaffifc^en 3lltertum, im ©egenteil mit bem ju=
nel^menben 3llter rourbe biefe Steigung feiner Sws^ni> ^^ fo
lebl^after. @o na^m er auf einfame ©pajiergänge mit feinem
©o^ne aU werte 33egleiter ben ^lautu§, ben 2^erenj ober feinen
Siebling§fc^riftfteller ^oraj mit. Unb no^ wenige SEBod^en oor
feinem S^obe ^atte er ben SioiuS roieber gelefen unb fid) oorgenom*
men, mit neuer F^eube ben ^omer ju mieberl^olen, oon bem
er größere Partien feinem ®ebäc^tni§ eingeprägt ^atte.
©eineiig förperlic^e Äonftitution mar gut unb l^ätte auf
ein l^o^eg 9Ilter f^lie^en laffen, aber fc^on 1812 mujste er fic^
infolge einer ©efc^mulft einer gefä^rlid^en Operation unter*
jie^en. ^m üJlärj 1829 ergriff i^n eine ®eftc^t§rofe, bie balb
eine fo gefä^rlid^e Söenbung na^m, ba^ fc^on na^ einigen Ziagen
fein ^infd)ieb erfolgte.*^®)
— 165 —
©^neH gehörte ju jenen c^arafterooHen Scannern, welche
in TOtdjtiger (Stellung tro^ aßet ©türme i^re @^re unb i^ren
IRamen mafelloS bewahrt l^aben. ^eft l^ielt er au^ im 3llter
110^ an ben Qfi^eaten feiner Qfugenb feft unb oeräroeifelte unb
©erbitterte ni^t, afö feine fc^önften t^offnungen ju nid^te mürben,
jonbern oerftanb in l^el^em ^fli^tgefü^l au^ unter oeränberten
Umftänben, bie non feinen SWitbürgern an il^n geftellteu 2luf*
flaben ju erfüUen unb il^r SSBo^I ju fi^affen.
— 166 —
:Hnmevfungen.
«) $iftorifc§cg ®runbbu(5, ©palcnl^of. Urtunbc d. d. 1362 Suli 28.
2) (gbenba. Urfunbe d. d. 1421 SluQuft 11.
•^) ®benba. Urfunbe d. d. 1479 Dftober 26. — 1489 Sloocmber 3. —
1526. — 1528 Suli 1. — 1534 aRärj 28.
*) ®bcnba. Urfunbc d. d. 1564 3anuar 31.
*) 3o]^. 9lub. ©urdE^arbt: Scidjenprcbigt d. d. 1794 SRärj 5.
*) aScrgl. %f). Surd ^arbtsS3icbermann : Öefc^ic^tc be8 ©^mnafiumö au Sofel,.
©. 138 ff.
') (Sigcnl^änbigc l^anbfc^riftlid^c ^crfonalicn.
®) ©bcnba.
») Söill^elm aSifc^cr: Sula« Scgranb.
»") ®bcnba @. 10.
'^) (gbcnba @. lOff.
»2) ©bcnba @. 21.
*^) S)ie Urgroßmutter bed Su!ad Segranb toar in erfter (El^e mit S)aniel
Souig oerl^eiratct, bem SSorfal^r ber 3Wuttcr Sc^neÜS, bcffcn ©roß*
mutter §inn)ieberum SJ^argaretl^a Souid geborene 5{önig mit Mva-
f)am Scgranb in erfter @§e ©erheiratet roar.
**) ©igenl^änbigc §anbfc^rift(id^e ^erfonalien.
'^) (gbenba.
»«) @6enba.
") giatgprotofoa d. d. 1791 Suli 13.
*') Curriculum vitse eingereicht bei ©riangung ber juriftifc^en ^rofeffur im.
3a^r 1819.
") Unioerfitätgard^io B 1. Slegenaprotofott 1784—1819, gol. 199.
20) ©benba gol. 226.
2») @benba gol. 281. 313.
22) ®benba, d. d. 1795 September 1. — Slat^protoloK d. d. 1795 ©ep^
tcmbcr 2.
23) «Bergl. £u^: ©cfd^ic^te ber Unioerfität Söafel, @. 270.
2*) Slegenaprotofoa 1784—1819, d. d. 1795 September 1.
2«^) (gbenba d. d. 1795 September 23.
^) ®benba d. d. 1795 September 23.
— 167 —
-'^) ©Bcnba d. d. 1795 DftoBcr 9. — Slatöprotoloa d. d. 1795 Dftobcr 17.
28} 9latgproto!oa d. d. 1796 3Rai 28.
^) ©über: Statutarium. — Dr. 2. greioogc^ ©tabt unb Sanbft^aft »afct
in ber jiDeiten $ä(fte bed 18. Sal^rl^unbertd. Radier g^l^rbud^
1899, ©. 202. 225—226.
^°) ©taatöard^io : S^fti^öltcn R 2. S3ert(5t ber aSerorbncten bc8 ®cmeincn
®ut d. d. 1785 3uli 4.
^•) @benba.
3^) 9latöproto!oa d. d. 1796 3luguft 6. ©c^nettä aWitbcroerber waren:
1. J.U. D. 2(nbrea8 SWerian. 2. 2)a9obcrt ÖJ^fenbörfer. 3. diati^
rebner Sml^of. 4. ©§riftop§ be ®§r. Surcf^arbt. 5. ®eric^tö§err
äBernl^arb $u6er.
'3) SBaelerifc^e aWitteilungen 1829 2lpri( 13, 5Rr. 8, ©. 173.
3*) 9lat«protofoa d. d. 1796 2»ai 28.
^*) ®benba 1796 3um 18.
^•) SBaöIerifc^e aKitteitungcn 1829 STpril 13, 5Rr. 8, ©. 173.
•") ©rofirat^protofoa 1797 Sunt 5. — ^rotofott ber ©c^ulfornmiffion 1796
big 1799, gol. 126; 1797 3uni 22. Über bie ©c^uHommiffton
fie^e %f). SBurcf l^arbt^Siebermann : ©efc^ic^te bed %mnaftumd )u
93afel, paasim.
^*) ©eineiig mit eigener §anb gefc^riebeneS curriculum vitae bei eintritt
feiner ^rofeffur 1819.
^») @rfte ^ebetifd^e SBerfaffung, ^itel 10, § 102.
^°) ®benba, %iiel 10, § 97.
*') @benba, ^itel 7, § 88—89.
*2) ©benba, Xitet 5, § 61—63.
«) ©benba, ^itel 6, § 85.
*♦) (gbenba, Xitel 7, § 86—87.
«) @benba, Xitel 7, § 85.
«) @6enba, Xitel 6, § 82.
*"") ®benbo, Xitel 7, § 90.
*®) Urlunbe beö ^räfibentcn unb ©elretär« ber Söa^Ioerfammlung d. d. 1798
Slpril 2.
*') Sigenl^änbiger ©ntrourf ju feinen ^erfonalien.
^ Steuer 9lefrolog ber 3)eutfc^en 1829, I.
*') ©einreiben beg S'legierunggftatt^alterg beS Äanton^ S3afel an ©c^nett d. d.
1798 mal 11.
*^) Xagblott ber ®efe^e ^eft I, @. 41 unb 53: ®efe^ oom 3. a»ai unb
10. 3)lai 1798. — ©c^roeiaerifc^er Slepublilaner I, ©. 86.
— 168 —
") «unbeSort^it), ^rotofott bc8 obecftcn ®eric^t8l^of, 3lv. 3398.
**) aRarfu« 2u^: 3Robcme öiograpl^icn, ©. 276.
») »unbedorc^to, ^rototoU bed oberften ©eric^tdl^of, 92r. 3398.
") St^roctjcr Slepublüancr I, ©. 126.
") ®benba ©. 146.
**> Smennungöurfunbe d. d. 1798 ^uni 3.
"} »unbe8ar(5io, ^rotofott beö oberften ®cric^t8l^of, SRr. 3398, d. d. 179S
Sunt 9.
•®) Sd^roeiser Slcpublifaner I, 192.
•') etritfler, 3l!tenfommlun9 II, @. 302, 3lv. 58.
**) St^roeiser SlepubUfaner I, @. 211.
•') ®benba ©. 218.
") ©trirfler, 2l!tenfommIun9 II, ©. 302, «r. 58. — ©c^roeijer Äepublifaner I,.
@. 220. 229.
") ©(^roeiser Äcpublüaner I, ©. 523.
««) (gbenbo.
«'') ©trirfler. SHtenfammlunQ III, ©. 1117.
") %aq,blaü ber ©cfe^e II, ©. 121. 192. 223. 245.
*») Untoerfttät^bibliotl^e! »afel. Dberfter ©erid^tö^of an bad SoEsie^ungd»
bireüorium. SCarau 1798 3"^^ i>- — ©tridler, Slftenfammlung II,
©. 567, 3lv. 122.
'<>) ©c^roeijerifc^er Slepublüaner I, ©. 316. 328 ff.
'») (Sbenbo II, © 786.
^^ (gbenba III, ©. 25.
'*) (Gefällige 3Kittei(ung t)on §crrn otrirfler.
'*) ©trirfler, Slftcnfammlung III, ©. 793, 9k. 156.
") $ift9, 4)cfoctif, ©. 291. ©trirfter, Slftenfammlung IV, ©. 393 ff,,
9?r. 122.
'•) 9ieuer 9«efr«log ber 2)eutftl^en 1829, I.
") ^agblatt ber ©efe^c III, ©, 211.
^») ©trirfler, Slftenfatnmiung IV, ©. 1469, 9lr. 469.
^•) 2)er obcrfte ©eric^t^l^of an ben ^räfibenten ©c^neU d. d. 1799 ©ep:^
tember 17. — 9?eued ©eloetift^eS 3:agblatt I, ©. 480.
*^ Äonaept ber «bfc^iebgrebe ©(^neflg d. d. 1799 ©eptember 21.
'0 ^rotofoSaud^ug ber SBa^Ioerfammlung in 9afe( d. d. 1799 D!tober 2.
•-^ ?roto!oa bed oberften ©eric^tg^of, 9lr. 3400, d. d. 1799 Dftober 9.
*^ ebenba Dftober 15.
•*) ©trirfler, «ftenfammlung IV, ©. 800, 9hr. 261.
^^) Unioerfttäti^bibaot^e! 9afe(. Dberfter ©eric^td^of an bad SoOaiel^ungd^
bireftorium d. d. 1799 3uni 25.
— 169 —
«*) Uniocrfltätgbibltotl^cf Söofel. ^u^aug au8 bem bcutfd^cn ^rotofott bcg
oBcrftcn ©crid^täl^of d. d. 1802 Sluguft 31.
") ©unbcgarc^b. 3)cutf(5eg ^rotofott bcr 9lct)ifionga5teirung, 92r. 3422,
d. d. 1802 September 1. — 3)eutfcl^c8 ^ßrotolott (®efamtc8 ^ri==
bmai), 3tx. 3420, d. d. 1802 September 1.
*») Äonacpt beä ©einreiben« d. d, 1802 Slooembet 3.
»») Äonjept ber Siebe d. d. 1803 SRöra 9.
»*>) 2)eutfc^e8 ^rotofoU (©efamteg Tribunal), ^v. 3421, d. d. 1803 3Rärj 9.
«*) ^rotofoa beg ©rogen 9tat8 d. d. 1803 a»oi 27.
»2) ©taatgarc^io Safer, giiftijaften T 3. Schreiben beg 2)iftri!t8geri(5t an
ben «einen diät d. d. 1803 3uni 8.
»•'»} etaotgard^ii) 93afer, guftiaaften T 3. SDic breibenben aRitglieber be^
JDiftriftggeric^t »afel an @. @. fleinen 9lat be« Äanton« öafel
d. d. 1803 3uni 10.
^*) ^rotololt beö «einen diat^ d. d. 1803 3uni 11.
«^ ©taat^ard^it) SBafel, Suftiaaften V 1. 2Remoriale beg @tabtrat8 an ben
Äanton^rat in betreff zim^ S3efc§Iuffeö für §errn ^räfibent ©c^ncll
d. d. 1804 gebruar 1.
»«) ©taatgart^io ©afeC, 3uftiaaften V 1. 3)er «ßräfibent be§ ©tabtgeric^te»
an ben fleinen SRat d. d. 1804 gebruar 14.
»') ©taatSart^io SBafel, ^rotofotte E 1. «ßrotofoa be8 Suftia* unb ^oCiaet*
foUegiumg d. d. 1819 3uni 26. — 9lac^ feinem Slücftritt oom
^räfibium bed ©tabtgerid^tS teilte ©c^nell felbft bie üerfd^iebenen
gunftionen eineS ^räfibcnten bem 3"f*i8- "«^ ^ßoliaeifoHegium
mit. @§ waren beren folgenbe:
„1. 2)ag eigentlid^e ?ßräfibium.
2. S)a8 ^ßräfibentenoerl^ör.
3. ^bne^men bed ^ppeUationdeibed.
4. SGßeifungen an fonftituierenbe ^erfonen, welche bei ber
anaul^ebenben äf^ed^t^oerfolgung über bie ^rt, bie^ ^u tun,
aweifell^aft finb. 2)amit fönnen al§ SRefultat oft in SSer?
binbung ftel^en bie 2lrrefte.
5. Verfügungen auf eingelangte gitationen, na& befonber^
hti benen niid^tig ift, n)e[ci^e aud ^ranfreic^ anlangen.
6. ^nftedung oon Sltteftaten über ©efe^e, Übungen unb über
notorifd^e ^iatfad^en.
7. ©röffnung ber ^eftamente.
8. 3^wgenoer]^ör.
— 170 —
9. 9l6na§me unb £egaIifation etbUd^er Reparationen.
10. JtoUocationen.
11. ä^er^aupt 9(uffi(^t auf bie ©eric^töfci^reiberei.''
®*) ©ammtung ber ©efcjc unb Sefd^tüffc, rote anö) ber ^olijeiocrorbnungen
bed 5lantond SBafel I, @. 93.
»») ®ro^ratdproto!oa d. d. 1803 Suli 12.
»^) Steuer 9«efrolog ber SDeutfd^en 1829 I, @. 275.
**»») ®roSrat8protoloa d. d. 1803 SDejember 20.
»*') ^roto!oa beg Suftia^ unb ^oUjeifoaegium« d. d. 1807 Slprir 7.
"') ®ro6rat8proto!oa d. d. 1807 3)eaember 18.
"»*) etoatgarc^in SafeC. ©utac^tcn be« SuftiafoUegiumg d. d. 1812 geb:=
ruar 6. — Äleinrat8proto!oll d. d. 1812 gebruar 12.
»»'^) ÄCeinratgprotofoa d. d. 1817 3um 25.
»''•) ®6enba 1817 September 27.
»<>') ®ro6rat8protofoa d. d. 1821 STpril 3.
»°») ©benba d. d. 1827 3)eacm6er 5.
*°®) ©taat^arc^to SBafel, @rsie]^ung8a!ten Z 7. 3)ie Äuratel an ben ©r-
äie^ungärat 1819 3uni 8.
**°) ©taatSarc^to Safel, ©rjie^ungSaften Z 7. 3Kemoriar beS ©rjiel^ungSs
rateg an ®. ®. unb 333. 20. dtat 1819 3uni 10.
"^) «Reuer 5Re!roIog ber 3)eutfc§en 1829 I, @. 276.
»'^ Unioerfitätgarc^ii). B 1 1819—1833, fjol. 2. 1819 Sluguft. — 3lu^er
Sd^neU rourben nod) oier anbere ^rofeff oren eingeführt, nörnltc^ :
S^riftopl^ SernouHi a(g ^rofeffor ber 92aturgef(5id^te, ®. g. @ars
toriud a(d Seigrer ber beutfc^en Literatur, Ranie( $u5er a(d neu^
berufener Seigrer ber 3Kat]^emati!, ba8 er frül^er fdjon roar, V.D.M.
@manuel Sinber alS ^rofeffor beS gried^ifc^en Literatur.
»") UnioerfitätSarc^io. B 1 1819—1833, gol. 16. 1819 ^Roocmber 26. —
2lnbrea8 geuSIer: ©efc^ic^te ber öffentlid^en ©ibliotl^el ber Uni«
oerfität 93afel, Programm ber 9le!toratdfeier ber Unioerfität 93afel
1896, ©.59, Slnmerfung 1.
•") Unioerfitätgarc^io. B 1 1819—1833, gol. 19. 1819 S^ejcmber 9. —
©rjiel^unggaüen Z 7. 2)ie Slegena an ben Äanaler d. d. 1819
5iot)ember 29.
"*) ©taatgard^io «afel, ©rsie^ung^aften X 34. 1821—1832.
**«) 5Reuer 9le!rolog ber 2)eutfc§en 1829 I, @. 276.
^»^) ®6enba.
"*) ©taatgarc^io SBafel, (Sraie^unggaften Z 6. — ©o empfal^l er aC8 3)e!an
ber gafultät im 3a§re 1828 Dr. ®mir grcp für bag juriftifc^c
Seftorat.
171 —
^>») @laat8arc§io 33afcl St 124 A 3lv. 66. 1821 3(uguft 7.
^20j 3flegimcntg6üd^tcin 1806.
^^') ?Rcuer S«e!rolog ber JDeutfc^en 1829 I, @. 276.
^^'^) ®ro6rat8proto!oa d. d. 1817 Suni 25.
*23) Älcinrat^protoloa d. d. 1816 Slpril 27.
^^*) 9?cuer ?Rc!colog ber 3)eutfc^en 1829 I, ©. 276.
^25) ®bcnbo ©. 277.
-»2«; ©bcnba ©. 277. @r ftarb am 21. SÄärj 1829.
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